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    Aufbau Ost: Brandenburg und Sachsen im Vergleich - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.09.04 01:14:12 von
    neuester Beitrag 15.09.04 20:28:56 von
    Beiträge: 5
    ID: 903.454
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      schrieb am 14.09.04 01:14:12
      Beitrag Nr. 1 ()
      "Die sächsischen Auto- und Chiphersteller ziehen mehr Zulieferer an"

      AUFBAU-OST
      Sachsens Wirtschaft boomt, in Brandenburg lässt der
      Aufschwung weiter auf sich warten. Warum manche Regionen blühen und in anderen nur Palmen wachsen, wo einst Luftschiffe aufsteigen sollten.

      Herr Brenke, wenn die Wähler am kommenden Sonntag allein über die Wirtschaftspolitik in Sachsen oder in Brandenburg abstimmen würden, welches Land bekäme dann den Vorzug?

      Ich glaube Sachsen. Dort hat sich die Wirtschaft in den zurückliegenden Jahren besser entwickelt als in Brandenburg.

      Woran liegt das?

      In Sachsen werden viel mehr technische Güter hergestellt als in Brandenburg, wo eher die Grundstoffindustrie - Mineralölverarbeitung, Stahl- oder Papierproduktion - dominiert. Die sächsischen Auto- und Chiphersteller oder Maschinenbauer ziehen mehr Zulieferer an, als die Grundstoffindustrie. Zudem sind sie exportintensiver.

      Sachsen hat klangvolle Investoren angelockt: Autofirmen wie VW, BMW, Porsche oder Chiphersteller wie Infineon und AMD. Warum hat das Brandenburg nicht geschafft?

      Das liegt vor allem an der industriellen Tradition in Sachsen. Zwar war die DDR-Industrie veraltet, aber es gab viele qualifizierte Arbeitskräfte, vor allem im Automobilbau, in der Mikroelektronik und im Maschinenbau. Dazu kommt eine Hochschulstruktur, die traditionell auf solche Industrien ausgerichtet ist. Das zusammen lockt eben Investoren an.

      Haben die Sachsen nicht auch eine klügere Wirtschaftspolitik betrieben?

      Sachsen hat im Gegensatz zu Brandenburg relativ früh auf die Entwicklung industrieller Wachstumskerne gesetzt. Brandenburg ist dem Pfad der dezentralen Konzentration gefolgt, hatte aber mit einigen Großprojekten wie dem Lausitzring oder der Chipfabrik wenig Glück. In der ersten Hälfte der 90er-Jahre hatte Brandenburg zudem viele Steuermittel für soziale Leistungen ausgegeben. Dadurch ist das Land viel stärker verschuldet als Sachsen, das mehr finanzielle Spielräume hat.

      Welches der neuen Länder könnte am ehesten den Anschluss an den Westen herstellen?

      Ich würde das nicht auf Länder beziehen, sondern auf Regionen. Und da sind der Dresdner oder Chemnitzer Raum, aber auch die Luft- und Raumfahrt in Süd-Brandenburg schon sehr weit.

      Warum ist die Arbeitslosigkeit dort dennoch so hoch?

      Weil es auch in diesen Regionen noch strukturelle Mängel gibt. Es fehlen die Unternehmenszentralen, die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, die vor allem Arbeitsplätze schaffen.

      Das Interview führte Peter Kirnich.
      ------------------------------
      Foto: Karl Brenke, Ost-Experte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
      Berliner Zeitung
      Montag, 13. September 2004

      http://www.BerlinOnline.de/berliner-zeitung/tagesthema/37635…
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      schrieb am 14.09.04 01:16:33
      Beitrag Nr. 2 ()





      LandArbeitslosigkeitSchulden/KopfWachstumExportquote Einwohner
       in %Euroin % der Industrie 2003in Mio.
      Sachsen17,72.446+ 1,2%28,8%4,98
      Brandenburg18,56.364- 0,9%19,8%2,67


      Berliner Zeitung vom 13.9.04 Seite 2
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 01:18:54
      Beitrag Nr. 3 ()
      Sachsen:

      Gute Investitionen, schlechte Investitionen
      AUFBAU-OST - Sachsens Wirtschaft boomt, in Brandenburg lässt der Aufschwung weiter auf sich warten. Warum manche Regionen blühen und in anderen nur Palmen wachsen, wo einst Luftschiffe aufsteigen sollten.
      Peter Kirnich


      BERLIN, 12. September. Wenn in Ostdeutschland neue Fabriken eröffnet oder Großinvestitionen gefeiert werden - dann reisen die Spitzenpolitiker der Bundesregierung in der Regel gen Süden. Nach Sachsen vor allem. Dort hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnis90/Grüne) erst Mitte vergangener Woche in Espenhain das weltgrößte Solarkraftwerk eröffnet. Im Mai feierte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im modernen Volkswagenwerk bei Zwickau 100 Jahre Automobilbau in der sächsischen Region. Neben VW bauen auch BMW und Porsche neue Autofabriken in Sachsen. Und schon bald wird der US-Chiphersteller AMD sein zweites Werk in Dresden eröffnen und tausend neue Arbeitsplätze schaffen. Damit hat Sachsens Metropole den Aufstieg zu Europas Chip-Hauptstadt geschafft.

      "Wir brauchen den Vergleich mit dem Westen nicht mehr zu scheuen", sagt Sachsens Wirtschaftsminister Martin Gillo (CDU) der Berliner Zeitung. Allein in der Mikroelektronik beschäftige Sachsen heute 20 000 Menschen in 500 Unternehmen. In der Automobilbranche zählt der Freistaat gar 60 000 Beschäftigte in rund 450 Firmen. Mit dem Maschinenbau - vor allem in Chemnitz zu Hause - baut das Land derzeit ein drittes großes Wirtschaftsstandbein auf. "Der Maschinenbau in Chemnitz läuft und brummt", sagt Gillo. Rund 30 000 Mitarbeiter zählt diese Branche bereits.

      In Sachsen wurden diese Traditionsbranchen nach der Wiedervereinigung gezielt gefördert. "Wir haben nicht wahllos auf der grünen Wiese etwas völlig Neues aufgebaut, sondern an frühere Stärken angeknüpft", erklärt Wirtschaftsminister Gillo. Und das mit großem Erfolg. Im Vorjahr war Sachsen mit einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent das dynamischste Bundesland in Deutschland überhaupt. In den vergangenen drei Jahren brachte es der Freistaat auf ein Wachstum von durchschnittlich 1,5 Prozent - auch das ist bundesweit Spitze. Sachsens Regierungschef Georg Milbradt (CDU) landete deshalb beim Bundesländer-Ranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ganz vorn und darf sich nun sogar "Ministerpräsident des Jahres 2004" nennen.

      Mittelstandsfonds gekürzt

      Aus Sicht der sächsischen Opposition indes schmückt sich die CDU-Regierung mit falschen Federn. "Das hoch gelobte Wachstum ist doch vor allem durch eine sonst so verpönte, klassische keynesianische Konjunkturbelebung hervorgerufen worden", sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Karl Nolle. So habe Sachsen 2003 Flutgelder in Höhe von 2,3 Milliarden Euro ausgegeben, und damit eine Sonderkonjunktur mit einem Wachstum von 1,9 Milliarden stimuliert. "Dies als Eigenlob zu verkaufen, ist billig und stinkt gewaltig", sagt Nolle.

      Der SPD-Politiker kritisiert zudem, dass die Förderung von Großansiedlungen zu Lasten des Mittelstandes betrieben werde: "Erst vor kurzem ist ein Mittelstandsfonds von 30 Millionen Euro auf 20 Millionen gekürzt worden, nachdem der Bau der zweiten AMD-Chipfabrik bekannt wurde."

      Wirtschaftsminister Gillo (CDU) will von Wachstum auf Pump nichts wissen. Dagegen spreche der anhaltende Boom. "Wir merken erhebliche Zuwächse in der Industrie und rechnen für das erste Halbjahr mit einem zweistelligen Exportzuwachs", sagt Gillo. Für das Gesamtjahr erwarte er ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent und 2005 von bis zu 2,5 Prozent. "Es gibt viele Firmen", so Gillo, "die in den nächsten zwei Jahren hunderte von neuen Arbeitsplätzen schaffen werden."

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      Die ökonomischen Fakten // Die Konzentration auf traditionelle Wachstumskerne zahlt sich in Sachsen aus. Sowohl bei den Exporten als auch bei der Schaffung neuer Jobs liegt der Freistaat klar vor Brandenburg.
      Beim Wirtschaftswachstum war Sachsen in den letzten drei Jahren mit durchschnittlich 1,5 Prozent sogar bundesweit Spitze. Brandenburg gehört dagegen zu den Schlusslichtern.

      Foto: Sachsens Wirtschaft floriert und exportiert - zum Beispiel den in Leipzig gefertigten Porsche Cayenne.

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      http://www.BerlinOnline.de/berliner-zeitung/tagesthema/37634…
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 01:20:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      Brandenburg:

      Dezentrale Konfusion
      AUFBAU-OST - Sachsens Wirtschaft boomt, in Brandenburg lässt der Aufschwung weiter auf sich warten. Warum manche Regionen blühen und in anderen nur Palmen wachsen, wo einst Luftschiffe aufsteigen sollten.
      Martin Klesmann

      BERLIN, 12. September. In der riesigen Luftschiffhalle, die einst für das längst gescheiterte Cargolifter-Projekt im brandenburgischen Brand gebaut worden war, wird am Freitag nochmal Richtfest gefeiert. Der malaysische Unternehmer Colin Au lässt in den leeren Hallen ein Tropenparadies entstehen.

      Blühende Landschaften in Brandenburg? Das hatte sich die frühere Landesregierung unter Manfred Stolpe (SPD) eigentlich ganz anders vorgestellt: Nach der Wende hatte das Land sich mit der staatlichen Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) zunächst selbst als Unternehmer engagiert. Später wurden vollmundig Großprojekte wie der Lausitzring oder die Chipfabrik in Frankfurt angeschoben. Staatsgläubig erarbeitete das Land ein Konzept für die Wirtschaftsförderung nach dem Gießkannen-Prinzip: Das trug den schönen Namen dezentrale Konzentration. Auch entlegene Kleinstädte wurden zu Entwicklungszentren erklärt und massiv gefördert. So entstanden viele Gewerbegebiete mit wenigen Firmen.

      Nicht überall sind die staatlichen Gelder umsonst geflossen. In Schwedt etwa konnte die Petrochemie erfolgreich modernisiert und privatisiert werden, auch eine vielfältige Uni-Landschaft entstand. Doch allein die Pleiteprojekte LEG und Chipfabrik kosteten den Steuerzahler mehr als 300 Millionen Euro. Und so nahm der neue Premier Matthias Platzeck (SPD) schließlich schmerzlichen Abschied von der Politik der Großprojekte. Deutlich wurde dieser Kurswechsel, als Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) 2003 vor den protestierenden Arbeitern des Premnitzer Viskosewerks in ungeahnt deutlichen Worten erklärte: Weitere Fördermillionen seien nicht drin, es gebe keinen Markt für die Produkte des Betriebs.
      Mangelnde Leistungsbereitschaft ist indes nicht der Grund für die vielerorts darbende Wirtschaft. Schließlich ist die Arbeitsproduktivität in Brandenburg die höchste in den ostdeutschen Ländern. Auch mit einer Selbstständigenquote von 10,6 Prozent belegt Brandenburg bundesweit einen vorderen Platz.

      Dennoch schrumpft die Wirtschaft seit 2001. Dabei wird die Kluft zwischen den Regionen immer größer. Während die Lausitz massive Probleme hat, ist der Kreis Teltow-Fläming südlich von Berlin laut einer Studie der prosperierendste ostdeutsche Landkreis überhaupt. Dort wuchs das Bruttoinlandsprodukt seit 1997 um mehr als 50 Prozent. Rolls Royce und MTU produzieren und warten Triebwerke für Flugzeuge, aber auch die Holz verarbeitende Industrie floriert.

      Spät ändert das Land nun seine Strategie und will sich auf wenige Wachstumskerne konzentrieren, dazu zählen neben der Luftfahrt- auch die Chemieindustrie in der Lausitz oder die Biotechnologie.

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      http://www.BerlinOnline.de/berliner-zeitung/tagesthema/37635…
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 20:28:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      15.09.2004
      Experten: Brandenburg fördert falsch
      Das Land steht wirtschaftlich viel schlechter da als Sachsen – wegen hoher Schulden und der Verschwendung öffentlicher Mittel

      Von Flora Wisdorff

      Berlin - Wirtschaftsforscher haben die Brandenburger Landesregierung zum Sparen aufgefordert. „Einer der Hauptgründe, warum es Sachsen wirtschaftlich besser geht als Brandenburg, ist der Erfolg beim Schuldenabbau“, sagte Helmut Seitz von der Technischen Universität Dresden dem Tagesspiegel. Seitz gehörte zu den 13 Experten, die unter Leitung des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi im Auftrag der Bundesregierung neue Ideen für den Aufbau Ost entwickelten.

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      In Sachsen und in Brandenburg finden am Sonntag Landtagswahlen statt. Brandenburg steht, wenn es um Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum oder auch Investitionsdichte geht, schlechter da als das Nachbarland. Einerseits liegt das an historisch unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen zur Zeit der Wende: Sachsen hat drei große Städte und war schon zu DDR-Zeiten Sitz der Automobil- und Halbleiterindustrie. Jetzt haben sich in Dresden, Leipzig und Chemnitz Firmen wie Volkswagen oder AMD angesiedelt. Das kann jedoch nicht alles erklären, meinen die Experten.

      „Wenn Brandenburg 2003 die Verschuldung von Sachsen gehabt hätte, hätte das Land 450 Millionen Euro an Zinsbedienung gespart“, hat Seitz ausgerechnet. „Das ist der finanzielle Spielraum, den die Politik für Investitionen benötigt.“ Der Experte forderte: „Es müssen unbedingt Ersparnisse realisiert werden.“ Joachim Ragnitz vom Institut für Wirschaftsforschung Halle ist der Meinung, dass ein Großteil der Ausgaben für das staatliche Personal entsteht: „Brandenburg muss jetzt anfangen, sein Personal im öffentlichen Dienst zu reduzieren.“ In Sachsen sei diese Wende bereits erfolgreich eingeleitet werden. Vor allem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels im Osten sei dies von höchster Priorität, sagte Seitz. „Wenn es weniger Schüler gibt, muss auch die Anzahl der Lehrer reduziert werden.“

      Die Experten bemängeln aber auch die falsche Verwendung von Fördergeldern in Brandenburg. Die Pleite der Chipfabrik in Frankfurt (Oder) ist nur ein Beispiel. Nach 23 Monaten Bauzeit musste das Projekt wegen unklarer Finanzierung aufgegeben werden. Allein dem Land Brandenburg entstand ein Schaden von 100 Millionen Euro. Auch andere bekannte Beispiele kommen aus Brandenburg: Der Lausitzring (123 Millionen Euro Förderung) musste Insolvenz anmelden, der Luftschiffbauer CargoLifter (48,5 Millionen Euro Förderung) ging ebenfalls Pleite.

      Natürlich gebe es auch in Sachsen Missbrauch von Fördergeldern des Bundes und der Europäischen Union – aber das Management sei professioneller als in Brandenburg, sagte Seitz. Er forderte in allen Bundesländern eine scharfe, unabhängige Kontrolle der Fördergelder. „Bei der Evaluation sind wir auf dem Stand von Entwicklungsländern“ und „in hohem Maß intransparent“, stellt Seitz fest. Nicht zu verachten sei das erfolgreiche Standortmarketing der sächsischen Landesregierung, sagte Ragnitz. Obwohl etwa in Leipzig die Arbeitslosigkeit mit mehr als 18 Prozent sehr hoch sei, habe die Stadt ein dynamisches Image. Sachsen habe es geschafft, sich als Spitzenreiter der Ostdeutschen zu verkaufen, obwohl der Freistaat auch Probleme hat.

      Die Wirtschaftsexperten sind der Meinung, dass sich beide Länder nun darauf konzentrieren müssen, Prioritäten bei den Investitionen zu setzen – denn die Fördergelder würden schon ab 2006 mit dem Auslaufen der Osttransfers sinken, sagte Seitz. Brandenburg müsse sich überlegen, ob der Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg International sich wirklich lohne – und ob der Bau eines Transrapids bis zum Flughafen Leipzig nicht sinnvoller wäre. Zudem mahnen Seitz und Ragnitz an, dass Berlin und Brandenburg unbedingt die Gespräche über eine Fusion wieder in Gang bringen müssten. „Brandenburg muss die Kooperation mit Berlin stärken“, empfiehlt Ostdeutschland-Experte Ragnitz.
      http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/15.09.2004/1359821.asp


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