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    Im Check: Crashprognosen  35487  12 Kommentare Streitthema: Brauchen wir Crashprognosen von Crashpropheten wie Müller, Otte, Krall, Friedrich und Weik?

    Inwieweit ist es sinnvoll, auf die Prognosen von Analysten und Fondsmanagern zu hören, die als so genannte „Crashpropheten“ bekannt sind? Wir haben relevante Diskussionsbeiträge gefunden und Experten-Meinungen gesammelt.

    Zugegeben, die wallstreet:online Zentralredaktion hat in der Vergangenheit gerne und regelmäßig über Börsencrashes und Crashprognosen sowie deren Urheber geschrieben. Solche Themen und Kapitalmarktakteure garantieren oft mediale Aufmerksamkeit. Und die Berichterstattung über Crashprognosen sowie tatsächliche Crashs gehört zum Börsenjournalismus dazu wie André Kostolanys Börsen-Bonmots und Warren Buffetts Investment-Moves. Aber...!

    Erst einmal ein kurzer Rückblick, passend zum Jahresende: Bestes Beispiel für gutklickende Crashpropheten ist der Artikel „Dirk Müller tanzt auf dem Crash-Vulkan: ‚Wer gerne in eine laufende Kettensäge fasst, kann jetzt in Aktien oder ETFs investieren…‘“ - Meistgeklickter in den letzten zwölf Monaten aus unserer redaktionellen Schmiede!

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    Aber beim Thema Crashpropheten einmal mehr stutzig gemacht hat uns jetzt der engagierte, viel geklickte Video-Beitrag des wallstreet:online Gastautoren Hamed Esnaashari: „Bitte Mr. Dax Dirk Müller & Markus Krall aus dem Crash-Paradies abholen - Aktien-Rallye startet bald.“

    Zudem wirft der Artikel „Crash-Propheten: 13 Kritikpunkte, wie Crash-Prognosen deiner Geldanlage schaden“ von Jannes "Aktienrebell" Lorenzen, mehrere Fragen der Glaubwürdigkeit im Zusammenhang mit Vorhersagen von Crashs und deren „Propheten“ auf.

    Der Reihe nach: Hamed Esnaashari behauptet in seinem Video, dass Markus Krall und Dirk Müller dem Kleinanleger Angst machen würden. Esnaashari startet dann eine Beweisführung, nach der Krall angeblich „falsche Zahlen“ nennen würde. Und Dirk Müller würde von „gefühlten Fakten“ sprechen. Esnaahari spricht von „faktischer Falschheit" und „Blödsinn“. Starker Tobak oder nur weiterer Krawall gegen Krall und Co.? Wenigstens genug Anlass, um über die Sinnhaftigkeit von Crashprognosen zu diskutieren.

    Jannes „Aktienrebell“ Lorenzen reitet in seinem zum letzten Mal am 07.10.2020 aktualisierten Artikel darauf herum, dass die Kapitalmarktprodukte der Crashpropheten wie zum Beispiel Fonds renditeseitig eher mäßig erfolgreich seien. Im Klartext von Lorenzen im Kapitel „#3: Track Record: Schlecht im Crash“ heißt es: „(…)Friedrich & Weik haben im Crash 20 % verloren, Max Otte 25 % (hier habe ich übrigens schon mal beschrieben, wie Max Otte seine Fondsperformance besser aussehen lässt). Dirk Müller ist unbeschadet durch den Crash gekommen, hat danach allerdings ca. 10 % verloren, als die globalen Börsen schon wieder gestiegen sind. Absicherung verhindert eben nicht nur Risiko, sondern auch Rendite (…).“



    Angeblich „falsche und gefühlte Fakten“ und Erfolglosigkeit auf dem Kapitalmarkt als Kritikpunkte an den bekannteren Crashpropheten befeuern die Diskussion um die Qualität einiger Aussagen der Crashpropheten. Wir haben eine Reihe von anerkannten Kapitalmarktexperten gefragt, die nicht in erster Linie für Crashprognosen bekannt sind. Unsere konkrete Frage an die Analysten: „Inwiefern tragen Crash-Prognosen zu Ihren professionellen Informationen bei, die Sie für Ihre Anlageentscheidungen nutzen und was empfehlen Sie dem Selbstentscheider-Anleger da draußen, wie er mit Crash-Prognosen umgehen sollte?“

    Ajder Veliev, Systemarchitekt und Risk Manager bei FinMent, unserer Partnerredaktion, hat im Prinzip nichts gegen „Crashsprognosen“, wenn man deren Hintergründe kennt: „Crashprognosen sind insofern hilfreich, dass man bestimmte Marktszenarien nicht aus dem Blick verliert. Dadurch können die Anleger für die jeweiligen Szenarien ihr Depot prüfen, ob sie auch gegen diese Risiken abgesichert sind und einen klaren Plan machen, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden“, meint Veliev.

    Allerdings sollten laut dem FinMernt-Manager Selbstentscheider-Anleger Interessenkonflikte beachten: „Crashpropheten sollte man immer detailliert analysieren, welche Handelsempfehlung sie haben und welches Eigeninteresse sie verfolgen. Oft besteht ein Interessenkonflikt. Zum Beispiel Mr. Dax Dirk Müller versucht, durch die Angst und die Crashprognosen mehr Leute in seinen Fonds zu bekommen, während Markus Krall, als Geschäftsführer von Degussa Goldhandel davon profitiert, wenn die Anleger aus Angst Gold kaufen.“

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    Veliev ergänzt: Das heißt nicht, das die Szenarien falsch sind, nur die Handelsempfehlung geschieht meist nicht im Sinne der Anleger. Da gibt es viel bessere Optionen, sich vor einem Crash abzusichern, indem die Anleger sich etwas mehr mit ihren Finanzen auseinandersetzen und sich weiterbilden, anstatt blind Handelsempfehlungen zu folgen“, rät der Kapitalmarkt-Profi.

    „Das Gute an Crash-Propheten ist, dass sie so selten recht haben“, meint Peter-Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital. Und weiter: „Das Schlechte, dass sie so viel Gehör finden. Börsencrashs laufen ausnahmslos in kurzer Zeit ab. Wer nicht zufällig vor Beginn des Crashs verkauft hat, wird es während des Abschwungs nicht mehr tun. Ursächlich hierfür ist die von Kahneman entdeckte sogenannte Verlustaversion, die gerade an den Börsen in unzähligen wissenschaftlichen Studien belegt wurde“, so der erfahrene Anayst Hasler in einem Statement für die wallstreet:online Zentralredaktion.

    Ingmar Königshofen, wallstreet:online-Gastautor und Chef der FSG Financial Services Group (Boerse-Daily.de), braucht wohl keine Crashpropheten für seine Geldanlage: „Ich halte nicht viel von Crashprognosen und diese haben auch keinen Einfluss auf mein persönliches Anlageverhalten. An der Börse haben viele Anleger stets mit ‚Angst‘ und ‚Gier‘ zu kämpfen, was Crashpropheten typischerweise für sich instrumentalisieren. Denn dies führt wiederum zu guten Klick- und Verkaufszahlen, da hier mit der Angst der Anleger und deren Investments gespielt wird. Durch den diesjährigen Corona-Crash rückten viele der Crashpropheten wieder auf die Bildfläche. Dass der Markt jedoch jahrelang stark gestiegen ist und viel Performance auf der Strecke blieb, spielt dann keine Rolle mehr“, führt Königshofen aus.

    Es ist tatsächlich schwer, Befürworter der einschlägig bekannten Crashpropheten zu finden. So bezieht wie seine Vorredner Martin Spieler, TV-Börsenmoderator und unabhängiger Finanzexperte, klar Stellung: „Von Crashprophezeihungen halte ich nichts. Wenn jemand lange genug immer wieder vor dem Crash warnt, bekommt er irgendwann schon recht. In der Zwischenzeit hat man als Anleger aber gewaltige Renditechancen verpasst. Korrekturen - auch heftige - sind Teil der Börse. Wer das nicht aushält, sollte sich von den Märkten fernhalten“, rät Spieler.

    Der aktuellen Marktsituation widmet sich Klaus Brune vom Platow-Verlag und schiebt die Crashpropheten schnell beiseite: „Crashpropheten wollen vor allem eines: auffallen. Deswegen müssen die Botschaften reißerisch sein, die Gewinne oder Verluste dramatisch, das Börsengeschehen an einem Endzeitpunkt angekommen sein. Die Welt ist aber (zum Glück) nur in wenigen, kurzen Situationen auf dem Gipfel oder am Boden des Abgrunds. Von daher macht es keinen Sinn, auf die Crash-Propheten zu hören“, so die Meinung des Aktienexperten.

    Brune richtet das Scheinwerferlicht auf seiner Meinung nach effektivere Markt-Analysen: „Sinn macht es dagegen, sich ein möglichst klares Bild von der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu machen und zu schauen, wie viel Optimismus oder Pessimismus in die aktuelle Entwicklung eingepreist ist. Im Februar des vergangenen Jahres war zu viel Optimismus, Ende März zu viel Pessimismus in den Kursen.

    Na gut, ok, und wo befinden wir uns zurzeit? „Derzeit ist eine kleine Portion zu viel Optimismus, aber noch kein Überschwang zu erkennen. Wer zu dieser Einschätzung kommt, sollte danach in die Einzelanalyse gehen und sich die Titel mit Blick auf ihre individuelle fundamentale Bewertung und ihre charttechnische Verfassung anschauen. Werte, die den Test bestehen, können derzeit ohne Probleme gekauft werden. Bei allen anderen heißt es: Abwarten. Nicht auf einen Crash, wohl aber auf eine angemessenere Bewertung“, schätzt Brune die Situation an den Börsen ein.

    Aber was ist, wenn es doch crasht und die Propheten scheinbar wieder recht haben? „Crashartige Szenarien wird es auch zukünftig immer wieder geben, dafür braucht man kein Hellseher zu sein. Jedoch warne ich davor, sich zu sehr davon beeinflussen oder leiten zu lassen. Die Performance einiger Fonds der sogenannten Crash-Propheten sprechen eine klare Sprache und das ist das, was am Ende zählt“, resümiert Ingmar Königshofen.

    PS: In diesen Artikel fehlen die Statements der namentlich erwähnten sogenannten Crashpropheten. Wir werden diese kontaktieren und sie um Antworten auf die Kritik, die in diesem Artikel deutlich geworden ist, bitten, um darüber einen Folgeartikel verfassen zu können. Wir werden den Artikel an dieser Stelle verlinken.

    Autor: Christoph Morisse, wallstreet:online Zentralredaktion





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    Kommentare

    Avatar
    18.12.20 19:50:45
    Persönlich glaube ich , dass es mit 2000 USD noch dauern wird. Ich wundere mich, dass der Goldpreis trotz schwachem USD/EUR nicht steigt. In der Regel war das zumeist so.
    Umgekehrt glaube ich, dass der USD eher wieder etwas stärker wird, dann sollte der Goldpreis unter 1850 USD fallen ==> Richtung könnten dann 1650 USD sein!
    Avatar
    18.12.20 03:58:16
    Bin mal gespannt wann Gold endlich wieder die 2000$ Marke knacken wird. Gold ist und wird auch in Zukunft eine der besten Anlagen für mich und sicher viele andere hier sein. Habe jetzt wieder in Perseus Mining investiert, bei dem Goldpreis und der neuen 3. in produktion gehende Mine werden bei dem Goldpreistrend sicher bald die Korken knallen 💰💸
    Avatar
    11.12.20 20:16:12
    Oja, Dirk Müller ist mit seinem #Schneckenfonds der Dauer-Crash-Guru.
    Dieses Jahr - 6,79 % (Quelle: Fondsweb) und selbst 5 Jahre immer noch im Minus!!! Warum in Gottes Namen haben Anleger in seinem Fonds soviel Geld drin stecken??? Ich verstehe das nicht.
    Auf meinem Instagram Profil halte ich meine Follower immer wieder auf dem Laufenden. Stichwort: Schneckenfonds.
    Avatar
    10.12.20 12:37:14
    Staatlich vorgegebene Diffamierungsbegriffe wie : Verschwörungstheoretiker ...


    würde ich in diesem Zusammenhang allerdings nicht benutzen.



    Journalisten, Whistleblower oder Messenger sitzen momentan im Gefängnis oder Exil, ergo
    immer schön selbst denken,
    warum gibt der Staat via Medien derartige Diffamierungsbegriffe vor?



    Historisch erinnert das an ganz düstere Zeiten.
    Avatar
    10.12.20 12:30:33
    Kritiken und pluralistische Berichterstattung sind grundsätzlich immer gut.


    Hellhörig sollte man werden wenn Crash Propheten
    irgendwelche Schneeballsysteme als Anlage Alternativen empfehlen.

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