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    Chronik der deutschen Jobmisere 2005 / Deflation - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.11.05 13:25:31 von
    neuester Beitrag 04.12.05 18:06:58 von
    Beiträge: 18
    ID: 1.019.662
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      schrieb am 13.11.05 13:25:31
      Beitrag Nr. 1 ()
      WamS: Chronik der deutschen Jobmisere 2005

      Der Jobabbau in größeren Unternehmen hält unvermindert an. Die "Welt am Sonntag" dokumentiert, welche Firmen wie viele Mitarbeiter entlassen haben.

      Januar 2005

      Halbleiterkonzern Infineon beschließt, drei Werke seiner Glasfasersparte aufzugeben, darunter den Hauptsitz in Berlin. Dort sind 280 Mitarbeiter beschäftigt.

      Beim Bleikristallhersteller Nachtmann in Ostbayern sollen bis 2006 etwa 500 Stellen abgebaut werden. Das kündigt der österreichische Weinglashersteller Riedel an, der die Firma Nachtmann 2004 übernahm.

      Porzellanhersteller Goebel aus Rödental in Oberfranken streicht 150 Stellen. Die Firma leidet unter Umsatzeinbußen.

      Autositzhersteller Faurecia plant in Stadthagen bei Hannover den Abbau von 149 Stellen. Betroffen sind Arbeitsplätze in Fertigung und Verwaltung. Grund für die Maßnahme ist der andauernde Umsatzrückgang.

      Februar bis Dezember 2005 [...siehe Link...]

      http://www.wams.de/data/2005/11/13/802797.html


      ---
      Tabelle: Arbeitsplatzvernichtung in Deutschland
      Insolvenzen, angekündigter und absehbarer Stellenabbau seit 02.10.2002

      http://www.egon-w-kreutzer.de/Meinung/12700cFrame-SetAlmanac…


      ---

      Meine Meinung: Deutschland steuert unaufhaltsam in eine tiefe Deflation.

      Deflation
      http://de.wikipedia.org/wiki/Deflation

      Meine Buchempfehlung:
      http://www.geldcrash.com/buch-deflation.htm

      ---


      Eure Meinung?
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 13:42:47
      Beitrag Nr. 2 ()
      Der volkswirtschaftliche Datenkranz deutet darauf hin, das sehe ich auch so.
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 14:00:53
      Beitrag Nr. 3 ()
      [posting]18.770.272 von volkmar30 am 13.11.05 13:25:31[/posting]Vom gleichen Autor4, G.Hannich, diese Analyse:

      "Wenn ein zusammenstürzendes Schuldensystem nur durch einen Krieg wieder stabilisiert werden kann, dann bedeutet dies im Umkehrschluß, daß wir parallel zu den wachsenden Schulden- und Zinslasten auch kriegerischeren Zeiten entgegengehen. Überhaupt führen die durch den Schuldendienst immer drückender werdenden Kapitalkosten oftmals dazu, daß die Bevölkerung zur Gewalt greift. Dies war beispielsweise in der französischen Revolution so, als Frankreich 70 Prozent seiner Steuereinnahmen nur für den Schuldendienst verwenden mußte, wie auch im Ersten Weltkrieg, als allein Deutschland nur für die Eisenbahnanleihen mehr Schuldendienst leisten mußte, als das ganze hochgerüstete Heer beanspruchte.

      Dabei sollte nicht vergessen werden, daß für einen überschuldeten Angreifer der militärische Konflikt oftmals den einzigen Weg darstellt, seine Schulden, durch Ausschaltung des Gläubigers zu "tilgen". Ein Land, welches immer größere Anteile seines Etats nur für den Schuldendienst aufwenden muß, die Schulden schon mehrmals abbezahlt hat und dessen Schuldenberg trotzdem immer weiter wächst, erkennt schnell, daß es keine Chance hat. Wie wir schon bei der Schuldenentwicklung der Dritten Welt gesehen haben, sind heute eine ganze Reihe von Ländern bereits in dieser hoffnungslosen Lage gefangen. Doch kommt jeder Staat, dessen Geldsystem auf Zins basiert, zwangsläufig früher oder später in die gleiche Lage, allein weil sich das Wirtschaftswachstum nicht in dem Maße steigern läßt, als die Schulden durch Zinseszins explodieren. Ein Abbau der Schulden, also eine Tilgung ist ohnehin nicht möglich, weil Schulden zwar hin und hergeschoben, jedoch niemals aufgelöst werden können, ohne daß die dahinterstehenden Geldvermögen ebenfalls entwertet werden. Die Gefahr, daß die alten Rezepte zur gewaltsamen "Schuldentilgung" wieder angewandt werden, ist heute sehr groß. Vergessen wird dabei häufig, daß nicht nur die relativ machtlosen Entwicklungsländer, sondern auch hochgerüstete Atommächte sich in einer Schuldenkrise befinden.



      Zusammenfassung und Ausblick

      Wie immer deutlicher wird, läuft unser auf Schulden aufgebautes System auf einen Endpunkt zu. Während in der öffentlichen Diskussion fast nur von der Staatsverschuldung die Rede ist, wird die Kreditaufnahme der Privathaushalte nur am Rande und die Unternehmensschulden gar nicht behandelt - obwohl diese bei weitem am größten sind.

      Schon der Umgang mit unseren Steuermitteln zeigt deutlich, daß der Begriff des "Sparens" von den Entscheidungsträgern sehr einseitig gesehen wird. Während die Bevölkerung dazu angehalten wird, "den Gürtel enger zu schnallen", genehmigen sich privilegierte Kreise große Summen öffentlicher Gelder, um davon persönlich zu profitieren. Als Beispiel braucht hier nur die heutige sogenannte "Forschungsförderung" genannt werden, durch die große Milliardensummen in meist unsinnigen Projekten verschleudert werden. Seltsamerweise wird gerade von den Personenkreisen am meisten zum "Sparen" aufgerufen, welche selber zu den größten Verschwendern gehören.

      Doch ist der Komplex des Schuldenproblems weitaus vielschichtiger, als daß man ihn auf reine Verschwendung reduzieren könnte. Im Gegenteil: Je mehr sich die Medien auf die Verschwendung konzentrieren, umso weniger wird erkannt, daß unser System einen Verschuldungszwang verursacht. Während kein Unternehmen oder eine Einzelperson dazu gezwungen wird, Kredite aufzunehmen, muß die Verschuldung in der ganzen Volkswirtschaft ständig ansteigen - anderenfalls bricht das System zusammen.
      Der Motor dieser fatalen Entwicklung liegt im heutigen Zinsmechanismus: Weil die angelegten Geldvermögen jährlich um den Zinssatz wachsen, muß dieser Zinsanteil wieder verliehen werden. Geschähe dies nicht, so hätte dies sofort deflationäre Tendenzen und eine schwere Wirtschaftskrise zur Folge. Die Kredite müssen also jedes Jahr um den dazugekommenen Zinsanteil ausgeweitet werden. Das trügerische an diesem System ist, daß es anfangs nur langsam, kaum merklich abläuft und am Ende geradezu explodiert.

      Mit höheren Schulden gehen immer höhere Kapitalkosten einher. Diese erwürgen die Unternehmen, was diese dazu zwingt, Personal zu entlassen und alle unproduktiven Ausgaben, wie beispielsweise für den Umweltschutz, zu streichen. Die Volkswirtschaft als ganzes kommt dabei immer mehr in die Zwickmühle. Die gesamten Schulden wachsen heute mehr als 2 1/2 mal so schnell, wie das Bruttosozialprodukt. Hier ist es kein Wunder, daß an allen Ecken und Enden das Geld fehlt und alles nur noch darum geht, den Schuldendienst zu leisten.

      In anderen Ländern sieht es kaum besser aus: Die Entwicklungsländer beispielsweise haben ihre aufgenommenen Kredite schon mehrfach abbezahlt und sind heute, trotz Schuldenstreichung, höher verschuldet als je zuvor. Auch die immer wieder vorgeschobenen "Musterländer", sind alles andere als Vorbilder. Im Gegenteil: In den USA beispielsweise wurde nur die Staatsverschuldung auf die Privathaushalte und die Unternehmen verschoben. Die Gesamtverschuldung steigt dort annähernd viermal schneller, als das Bruttosozialprodukt.

      Mit den steigenden Zinslasten für die Bevölkerung sind entsprechende Zinserträge für eine kleine Schicht von Superreichen verbunden. Aus diesem Grund geht die Schere zwischen arm und reich überall auf der Welt immer weiter auseinander. Spannungen, Unruhen und letztlich Kriege sind die logischen Folgen davon.
      Eine weltweite, gewaltige Schuldenkrise muß die Folge dieses explodierenden Systems sein. Ein Beispiel dafür war die Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre und der folgende Zweite Weltkrieg. Da heute die Überschuldung ungleich größer ist, muß auch der Einbruch und die Folgen daraus alles dagewesene übertreffen.

      Unbedingt muß der Leser aus dieser Erkenntnis praktische Schlüsse ziehen und Schulden auf jeden Fall meiden. In der Geldanlage geht die schnelle Verfügbarkeit des Vermögens auf jeden Fall vor der Rendite.

      Das Schuldenproblem wäre nur dadurch zu lösen, indem der Störfaktor Zins aus der Wirtschaft eliminiert wird. Hierzu gibt es interessante Beispiele aus der Weltwirtschaftskrise, durch welche tatsächlich eine funktionierende, stabile Ordnung geschaffen werden konnte.

      Weil das Schuldensystem schon beinahe wieder an seinem Endpunkt angekommen ist und die Verantwortlichen keinerlei Anzeichen dafür geben, irgendwas entscheidendes ändern zu wollen, wird die kommende Schuldenkrise wohl unvermeidbar sein.
      Hinterher, so ist zu hoffen, können sich neue, unverbrauchte Erkenntnisse gegen falsche Lehrmeinunen endlich durchsetzen."


      Schreibe ich hier schon seit gut zwei Jahren....:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 14:17:16
      Beitrag Nr. 4 ()

      Unemployed men vying for jobs at the American Legion Employment Bureau in Los Angeles during the Great Depression.
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 14:36:43
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ist ja alles interessant hier aber auch leider auch falsch.
      Kriege zur Schuldentilgung wird es nicht geben, da es keine Gläubigerstaaten gibt. Oder kennt ihr ein Land, dass nicht verschuldet ist. Wir Deutschen werden ohne Krieg all unseren Wohlstand verlieren und uns der Welt anpassen.

      Laut Statistik geht Gefahr bzw. Krieg immer von kinderreichen Völkern aus. Das sind in diesen Jahrhundert die Moslemstaaten.

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      Avatar
      schrieb am 13.11.05 14:48:43
      Beitrag Nr. 6 ()
      #5:

      An einen Krieg glaube ich auch nicht. Der zweite Weltkrieg liegt noch nicht weit genug zurück.

      Erst kommt in Deutschland die Deflation. Die führt zu einem Bereinigungsprozeß von aufgestauten Fehlentwicklungen und zu einem (fast) chinesischen Einkommensniveau.

      Danach wird sich eine massive Inflation entwickeln, die die aufgelaufenen und übriggebliebenen Altschulden kaufkraftmässig entwertet.

      Erst dann geht es wieder aufwärts. Dafür braucht man keine Kriege. Die Sache entwickelt sich ganz von allein.
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 14:50:18
      Beitrag Nr. 7 ()
      [posting]18.770.892 von long rider am 13.11.05 14:36:43[/posting]Nö, ist nicht a l l e s f a l s c h , leider.

      Natürlich gebe ich dir recht, daß sich die Weltkriegsursachen nicht 1:1 auf heute übertragen lassen (Sprach man damals nicht von "mehr völkischem Raum?").

      Die Welt ändert sich - und der Rohstoffhunger explodiert !
      Selbst die früher als autark bezeichneten USA führen heute (Angriffs-)kriege um den Rohstoff Öl.

      Wir Europäer sind traditionell rohstoffarm....

      Was geschieht deiner Ansicht nach, wenn wegen unbezahlbar gewordener Energierechnungen hier die Lichter/Arbeit/sozialer Frieden etc. ausgehen?

      Das Argument " alle haben Schulden" greift da nicht.
      Und Kriege führt man nicht aus Ohnmacht, sondern weil man glaubt, sie wegen Waffenüberlegenheit zu gewinnen.
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 15:17:37
      Beitrag Nr. 8 ()
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 15:26:16
      Beitrag Nr. 9 ()
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 15:37:31
      Beitrag Nr. 10 ()
      Eigentlich müsste Deutschland in einem hyperinflationären Crash enden. Eigentlich..aber wir haben nicht 1923 und sind auch nicht Argentinien.

      Über Inflation vs Deflation wurde ja schon viel diskutiert..ohne Ergebnis wie ich meine.

      Der klassiche Deflationszyklus wie in den 30er Jahren in den USA passt irgendwie nicht auf die heutigen Verhältnisse. Die USA, Europa, Asien,..alle sind heute bis über die Ohren verschuldet. Die USA sind heute der größte Schuldner der Welt, früher waren sie der größte Gläubiger. Dazu kommt die Globalisierung. Sie sorgt für sinkende Preise, dagegen steigt durch die Globalisierung der Rohstoffhunger und der Konsum weltweit. Kriege wie der War on Terrorism 2000 - 2020 wirken auch inflationär auf die Wärhungen (Verschuldung).

      Fallende Assetpreise (Immobilien, Aktien, Bonds) bei gleichzeitigem Run auf die letzten Commodities dieses Planeten..eher ein Stagflationsszenario oder eines Szenarios, welches erst neue definiert werden muss.
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 15:38:48
      Beitrag Nr. 11 ()
      M A I - Die Weltwirtschaft wird verteilt


      Seit April 1997 kursiert ein Pamphlet, bestehend aus deutschen und englischen Artikeln (und Stellungnahmen), unter Deutschlands Linken und Grünen, in der alternative Parteienszene sowie unter Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU), welches für viele wie ein Schock wirkt; es geht dabei um die angeblich höchst geheimen Verhandlungen der 29 OECD-Staaten mit dem 1990 gegründeten MAI - Multi Lateral Agreement on Investment.
      Nun sehen hierin die Gewerkschaften, internationale sozialistische Verbände und Parteien, Linke und Ultralinke, Vertreter der International Labour Organisation (ILO) und die Grünen eine globale Konspiration, mittels derer die Weltkonzerne die endgültige Macht an sich reißen wollen - ohne Rücksicht auf Arbeitsplätze und -zeiten, alle für die “Werktätigen” erkämpften gewerkschaftlichen Rechte und jenseits aller nationaler Arbeitsmarktpolitik.

      Was ist an diesem MAI-Projekt wirklich dran? Worum geht es konkret?
      Wir wollen im folgenden einmal hinter die Kulissen blicken und beginnen dabei mit ein paar Schritten in die Vergangenheit.

      Weltweit leben derzeit ca. 6,1 Mrd. Menschen in annähernd 200 Staaten, in denen rd. 700 Sprachen und ca. 50.000 Dialekte gesprochen werden.

      Text zur Anzeige gekürzt. Gesamtes Posting anzeigen...

      Seit ca. 12.000 Jahren, der Gründung der ersten Großstädte (Ur, Jericho, Theben, Memphis, etc.), hat sich die Menschheit verzweitausendfacht und im Zuge einer zunehmenden “Bewußtseinserweiterung” (durch den Schluß der Hirnbrücke) systematisch damit begonnen, sich nach biblischem Gebot “die Erde untertan” zu machen. Das vordringliche Bestreben des “bewußten” Menschen lag seither vor allem darin, seinen Horizont - räumlich und intellektuell - zu erweitern, seine Lebensqualität - zunehmend über seine Bedürfnisse hinaus - zu erhöhen und das Überleben der eigenen Sozialgemeinschaft (Familie, Clan, Gemeinde, Nation) zu sichern.
      In gleicher Weise ging es ihm aber auch darum, sich bzgl. seiner individuellen Interessen mit Gleich­gesinnten zusammenzuschließen, da die Möglichkeiten des Einzelnen immer personell wie auch ökono­misch beschränkt sind und Gruppen außerdem eine Schutzfunktion haben, auf die zu verzichten töricht, mitunter sogar gefährlich sein könnte.
      Seit jeher herrschte aber auch ein Verdrängungswettbewerb, der sich auf allen Ebenen und tagtäglich verdeutlicht - Interessenskonflikte wirtschaftlicher und religiöser, technischer und ökologischer Art; es geht um Bodenschätze und Nahrungsmittel, Gebiete und die Wahrung individueller Rechte; um Macht und Einfluß; die eigene Stellung innerhalb der unterschiedlichen Hierarchien - in Familien und Firmen; auf den unterschiedlichen Ebenen kommunaler und staatlicher Macht sowie im Handels- und Wirt­schaftsleben - regional, national und international.
      Nicht zuletzt deshalb ist die Geschichte der Menschheit ein Sammelsurium von weltlichen und geist­lichen Kriegen, Macht- und Erbstreitigkeiten, Forschergeist und Erfindungen, Unterwerfungen und Eroberungen, Ideologien und Philosophien der unterschiedlichsten Art.

      Seit dem Entschluß des Menschen, sich künftig aufrechtgehenderweise durch die Welt zu bewegen, ging es also stets um Weiterentwicklung und Zugewinn - was ja einerseits einem Naturgesetz (trial and error) entspricht, andererseits auch solange sinnvoll und positiv ist, wie sich der Mensch dabei nicht an der übrigen Natur nachhaltig und schädlich vergreift, sich über Gebühr (und das eigentlich notwendige Maß hinaus) bereichert und damit als Schädling wirkt. Genau dies tat er aber, und das in immer schnelleren Periodizitäten.
      Der Grund, warum dies den Menschen immer erst rückwirkend (und damit zu spät) klar wird, liegt in zwei gravierenden Umständen:

      Die gesamte Entwicklung der Menschheit (und das Ausmaß der zunehmenden Schädigung der Natur und seiner Umwelt) geschieht in unablässigen, aber nur ganz kleinen Schritten, verläuft also beinahe unbemerkt von den Menschen, die gerade ihre Lebenszeit von - kosmisch gesehen, lächerlichen - 75 Jahren (durchschnittlich) verleben und über ihren räumlich-zeitlichen Horizont nur selten hinausdenken.

      2. Das Gros der Menschen durchwandert seinen Lebenszyklus bedenkenlos als Mitläufer. Es vergeu­det die ihm gegebenen geistigen und seelischen Potentiale sinnlos und recht bequem - solange die eigenen Bedürfnisse nicht nachhaltig gestört oder in Frage gestellt werden.
      Das wiederum spielt jedoch denjenigen in die Hand, die sich um so eifriger darum bemühen, ihre Lebenszeit auf diesem Planeten aktiv zu nutzen. Sie melden Führungs- und Herrschaftsansprüche an und versuchen, diese auszuleben.

      Vor diesem Hintergrund geschieht höchst Gedeihliches und dem Menschen Dienliches (was unser Leben ungleich bequemer, interessanter und inhaltsreicher sein läßt als das der Jäger und Sammler vor Hunderttausenden von Jahren), andererseits stehen wir damit auch vor Schwierigkeiten, wie sie der homo australopithecus und neandertalensis nicht im entferntesten gewärtigen mußten.
      Die Bipolarität menschlichen Denkens und Handelns ist also ein Grundphänomen, dessen wir uns gewahr sein, mit dem zu leben wir naturgegebenermaßen lernen müssen. Feuer und Metallverarbeitung, Sprache und (erst viel später) Grammatik, Webstuhl und Buchdruckerkunst, technische Errungenschaf­ten in Physik, Chemie und Medizin, die Industrialisierung, Schiffahrt und Automobil, Aeronautik und Astronautik, Computer, Elektronik und Mikrochip - weit haben wir es fürwahr technisch und intellek­tuell gebracht, und unsere Welt hat sich in 12.000 Jahren moderner Menschheitsgeschichte enorm entwickelt.

      Nun zur Gegenwart:
      Weltweit gibt es derzeit rund eine Million Vereine und Verbände, Interessengemeinschaften und Koope­rativen, die zur Förderung der Interessen ihrer Mitglieder und zu deren Schutz weltweit tätig sind. Ihr Interesse gilt körperlichen, geistigen (intellektuellen) oder seelisch/emotionalen Belangen, z.B.:
      a) Sportvereine, Banken, Versicherungen, Armeen, Gilden, Handelsorganisationen, Gewerkschaften u.ä.
      b) Universitäten, Forschungsteams, (Aus-) Bildungsstätten
      c) Religionen, Sekten und Kultgemeinschaften

      Daneben gibt es Mischformen aller Art. Gemeinsam ist allen Vereinigungen aber eines: Ihr Wert und die Zeitspanne ihrer Existenz bemißt sich immer an der Rechnungsgröße der finanziellen Umsetzungsmög­lichkeit und dem dadurch verwirklichbaren wirtschaftlichen Ergebnis. Man mag dies vehement vernei­nen, bedauern oder resignierend zur Kenntnis nehmen, Tatsache ist jedoch, daß der Mensch die wirt­schaftliche Grundrechnungsgröße Geld zum dominanten Maßstab dafür nutzt, zwischen richtig und falsch, erfolgreich oder mißlungen zu unterscheiden.

      Nun nähern wir uns dem MAI:
      Während noch vor 500 Jahren der Welthandel zu 99 % auf sehr regionaler Basis ablief - der internatio­nale Land- und Seehandel war beschwerlich, zeitaufwendig, gefährlich und deshalb nur einigen wenigen reichen Familien vorbehalten -, werden heute in Sekundenbruchteilen Geschäfte in Milliardensummen kreuz und quer über den Globus getätigt. Allein im Geldhandel hat das internationale Handelsvolumen inzwischen den Wert von 3 Bill. Dollar pro Tag erreicht.
      Auf diese technischen Möglichkeiten und Veränderungen haben sich aber weder das Gros der Menschen noch die sie regierenden “Kasten” (Abgeordnete, Parlamente und Regierungschefs) eingestellt, vielmehr waren es die großen Unternehmen, die als “Global Players” (TNCs) das internationale “Spiel” des Welthandels in eine nie gekannte Dimension extrapoliert haben.
      So finden wir unter den einhundert größten international operierenden Gemeinschaften inzwischen nur noch 49 Staaten (die zusammen fast 90 % des Weltbruttosozialprodukts auf sich vereinigen) aber 51 internationale Konzerne. Die zehn größten unter ihnen repräsentieren einen Jahresumsatz, der jeweils bis zum zehnfachen des Bruttosozialprodukts von 85 % aller Länder dieser Erde ausmacht. (Lesen Sie diesen Satz ruhig zweimal).
      Verständlicherweise “stören” diese internationalen Großkonzerne, die zwar von (sich als unglaublich wichtig empfindenden und mit Millionengehältern ausgehaltenen) Vorständen geführt werden, deren tatsächliche Besitzer und Drahtzieher aber nur etwa drei Dutzend Familien sind, die über ein Gesamt­vermögen in Billiardenhöhe verfügen, durch ihre Machtfülle. Sie machen vielen Menschen Angst, und diese Ängste werden von bestimmten Personen und Gruppen ganz gezielt geschürt. Diese “Top 35” bestimmen nämlich die (für sie) wichtigen Mechanismen auf diesem Globus, und im Vergleich zu ihnen erscheinen selbst Zeitgenossen wie Bill Gates, der auf ein Nettovermögen von etwa 10 Mrd. US-$ geschätzt wird, und sogar der Sultan von Brunei (geschätzter “Gegenwert”: ca. 60 Mrd. US-$) gerade mal als “Kleinkrämer”.
      Das einzige, was diese Großfamilien in ihrem Tatendrang, bei ihrem globalen “Monopoly”, ihrem Spiel mit Milliardenkonzernen um die Macht im internationalen Welthandel stört, sind nationale Gesetze und Verordnungen, gewerkschaftlich ausgehandelte Arbeitsschutzbestimmungen und -beschränkungen, Zölle und Sozialgesetze, egoistische Kleinstaaten-Schutzverordnungen und aufmüpfige politische Organisa­tionen und deren Vertreter.
      Von lokalen kriegerischen Ereignissen und nationalen politischen Verwerfungen werden diese Konzerne (und die dahinterstehenden Familien) in ihrem Tun und Treiben kaum gestört, bisweilen werden diese sogar von ihnen geschürt und initiiert, um entweder ihren Konkurrenten eins auszuwischen und zusätz­liche Terrains zu erobern oder ganze Staaten “zur Ordnung” zu rufen.
      Bei Währungsreformen und in der Kriminalität, im Drogenhandel und beim internationalen Schmuggel, bei lokalen oder Bürgerkriegen, ja selbst bei den beiden Weltkriegen, in Korea, Vietnam, Afghanistan und im Nahost-Krieg haben diese “Supermultis” kräftig mitgemischt und glänzend verdient. Wer weiß schon, daß die Giftgasproduktion der IG-Farben während des Zweiten Weltkriegs ohne die Beteiligung US-amerikanischer Familien am Kapital der IG-Farben schlechterdings gar nicht möglich gewesen wäre? Und auch an der Kuwait-Krise und im anschließenden Krieg gegen Saddam Hussein haben diese Familien, die natürlich auch im internationalen Waffenhandel dominant vertreten sind, bestens verdient.

      Um nun diese störenden Faktoren im internationalen Welthandels-“Monopoly” in den Griff zu bekommen und allmählich auszuschalten, existieren bereits seit den 30er Jahren, zunehmend jedoch seit Mitte des zweiten Weltkriegs Vereinbarungen zwischen den Mitgliedern besagter Familien und der durch sie vertretenen Großkonzerne. Zu diesem Zweck wurden Bündnisse und Vereinigungen aller Art und auf allen Ebenen gegründet.
      Hierzu gehören - Kartellgesetze hin oder her - Konzernabsprachen und Stillhalteabkommen, internatio­nale Liefer- und Abnahmeabkommen, von denen praktisch der gesamte Welthandel spinnwebenartig durchwoben ist. Ganze Märkte sind im Laufe der Zeit - teils friedlich, teils in recht skrupellos-kriege­rischer Art - verteilt, abgegeben und zurückerobert worden. Man trifft sich zu internationalen Konferen­zen (Bilderberger Konferenz, Trilaterale) - höchst konspirativ und in kleinem Kreise. Man kauft sich Vertreter in politischen Organisationen (die vorher genau zu diesem Zwecke überhaupt erst gegründet wurden). So entstanden die NAFTA, WTO, viele weitere Spezialorganisationen (FTA, WEO, WB, etc.) und sogar weltweit agierende Politorganisationen wie der IWF/IMF und internationale Vereini­gungen wie die SEATO und - halten Sie sich fest, liebe Leser - die EWWU (jetzt wissen Sie, wem wir den EURO in Wirklichkeit verdanken) und die OECD (in deren 29 Staaten 480 der 500 weltweit größten Konzerne ihren Sitz haben). Alle diese Organisationen sind Tentakel eines weltweit agierenden Syndikats. Sie bestimmen in Wahrheit die internationale und nationale (mitunter sogar die regionale) Politik. Sie machen sich die Chefs von Parteien und nationalen Organisationen in jeweils opportuner Weise gefügig. Der Clan dieser “World Players” unterhält aber auch beste Beziehungen zu kirchlichen Vereinigungen und Orden. Er pflegt über wirtschaftliche Beteiligungen beste Beziehungen zum Vati­kan und dessen Statthaltern in mehr als 180 Ländern. Sie unterstützen mafiöse Strukturen und Strate­gien auf allen Kontinenten - sofern diese ihren Interessen entsprechen. Sie unterhalten weltweite Kom­munikationsnetze (über die sendenden wie auch die schreibenden Medien), unterstützen Forschungs­einrichtungen und Universitäten, unterhalten ein hochqualifiziertes und gut-entlohntes Heer von Infor­manten in Wissenschaft und Forschung. Sie profitieren vom Drogenhandel und der Prostitution, dem internationalen Waffenhandel und der Kinderarbeit. Vor allem wachen sie mit Argusaugen darüber, daß bahnbrechende Erfindungen entweder unmittelbar unter ihren Einfluß kommen oder deren Marktreifung blockiert und verhindert wird, wenn z.B. dem Erfinder einfällt, seine geistige Errungenschaft selbst zu vermarkten. Ihre Interessen laufen im “ US Council for International Business (CIB)” zusammen, und es war der CIB, der bereits 1989 das MAI gegründet hat - quasi die letzte Stufe der Internationalisie­rung des gesamten Welthandels.

      All diese internationalen Verquickungen und die Vorgehensweisen der wirklichen “Herrscher” dieser Welt sind jedem geläufig und bekannt, der seinen Verstand einsetzt und sich nicht nur oberflächlich desinformieren läßt, sondern Zeit und Mühe darauf verwendet, intensiver zu recherchieren.
      Es erscheint deshalb schlechterdings nicht vorstellbar, daß die TUAC (ein internationaler Dachverband von Gewerkschaften und Arbeitnehmervereinigungen mit Sitz und Mitsprache bei der OECD) erst im April 1997 von der Existenz des MAI erfahren haben will. So wird in o.g. Pamphlet mehrfach - und leider in schlechter Sprache und geradezu fürchterlicher Grammatik, stillos und sehr oberflächlich-polemisch - mehrfach erklärt, dieses “Geheimdossier” sei erst im April 1997 Tony Clarke vom CCBA in Ottawa “zugespielt” worden. In diesem Papier wird auch darauf hingewiesen, daß bereits für Mai 1997 die Abschlußberatungen geplant waren. Hingegen lautete die Auskunft des Staatssekretärs aus dem Bundeswirtschaftsministerium Dr. Zimmer, die USA seien “bereits seit 1990 für das Projekt MAI initiativ” und, so Zimmer weiter: “Das haben wir (BMWi) von Anfang an unterstützt.”

      Wer der vier Grundrechenarten halbwegs mächtig ist, weiß recht genau, was sich hinter der selbst für Experten und langjährige Beobachter der internationalen Märkte so überraschenden “Asien-Krise” tatsächlich verbirgt; die für Mai 1997 geplanten Abschlußberatungen scheiterten vor allem an dem Widerstand einiger (vornehmlich asiatischer) Staaten, die - wohl völlig zurecht - argwöhnten, daß durch die endgültigen Vereinbarungen im Rahmen des MAI-Projektes ihre Volkswirtschaften in vollständige Abhängigkeit der o.g. Großkonzerne (und der dahinterstehenden Familien) geraten würden. So prote­stierten u.a. Indien und Malaysia, Thailand (aufgrund seiner enormen Abhängigkeit von den USA nur sehr leise), Indonesien und Südkorea vehement gegen die Vorbereitungen zum MAI, da sie befürch­teten, daß mit einem derartigen “Investitionsschutz”-Abkommen der OECD-Länder, das vor allem verbindliche Regularien zur Schlichtung von Streitfragen vorsieht, ihre ohnehin schwachen Staatswesen nunmehr völlig entmachtet und überrollt würden. So weit zu blicken war augenscheinlich nicht einmal der ILO gegeben, die bereits 1996 öffentlich verlauten ließ, daß durch das MAI-Abkommen eine “globale Harmonisierung der Produktionsbedingungen und der Lohnstandards nach oben” erfolgen würde und dann “die bisherigen Drittwelt- und Ostblockländer nicht mehr für Lohndumping zur Verfügung stehen.” Natürlich ist genau das Gegenteil wahr. Nach dem MAI-Abkommen sollen Unter­nehmen (gemeint sind hierbei die internationalen Großkonzerne) u.a. das Recht erhalten, nationale Regulierungen zu umgehen, wenn sie nachweisen können, daß Konkurrenten an anderen Standorten ohne derartige kostenproduzierende Hindernisse “unlautere Wettbewerbsvorteile” hätten.

      Bereits 1992 hat der DBSFS in einer Studie klar nachgewiesen, in welcher Weise (damals bereits) 100 Mrd. US-$. pro Jahr - “getarnt” als “Entwicklungshilfe” - verschleudert und (höchst bewußt) ziel­gerichtet eingesetzt werden, um in Wahrheit nur die Taschen der Mächtigen zu füllen, statt dort zu landen, wo es wirklich dringend nötig und hilfreich wäre. Diese Studie wies ebenfalls nach, daß (und warum) diesem ignoranten Wahnsinn jährlich ca. 6 Mio. Säuglinge zum Opfer fallen (mehr als 16.000 pro Tag!) und warum wir eine durchschnittliche Analphabetenrate von fast 26 % weltweit haben - rd. 1,6 Mrd. Menschen ohne Wissen und ohne Chance.
      Kein deutscher Verlag und weder das Entwicklungshilfeministerium noch irgend ein anderes Ministe­rium der BRD zeigten ein Interesse daran, diese Studie publik zu machen. Es war dem World Futures-Verlag vorbehalten, diese Arbeit unter dem Titel “The Path Toward Global Survival - A Social and Economic Study” zu verlegen und an Universitäten zu verteilen. In Deutschland wurde die Studie bis­lang im Eigenverlag ca. 400 mal verkauft - eben an diejenigen, die sich über ihren alltäglichen Fami­lien- und Berufshorizont hinaus mit den wirklich wichtigen Belangen dieser Welt und unserer Zeit beschäftigen.

      Nein, alle diese Informationen lagen und liegen für denjenigen, der Hirn und Verstand, Augen und Ohren sinnvoll einzusetzen weiß, längst vor, und hinter der nunmehrigen Verbreitung des o.g. Pamphlets steckt m.E. der billige, scheinheilige und wenig intelligente Versuch, die Bevölkerung der BRD ange­sichts der kommenden Bundestagswahl dahingehend zu verunsichern und zu täuschen, daß die seit 16 Jahren regierende Bundesregierung dem konspirativen Kreis der MAI-Drahtzieher verräterisch zugear­beitet hat. Das stimmt zwar insofern, als natürlich weder Herr Kohl noch seine Minister und Staats­sekretäre (und derer verschliß er ja reichlich) noch sein Millionenheer von Beamten und öffentlich Bediensteten inkl. der Spitzenvertreter der jeweiligen Verbände aus Wirtschaft und Industrie dieses Land tatsächlich regieren; sie alle sind nur überbezahlte Handlanger einer dahinterstehenden, gänzlich andere Interessen berücksichtigenden Clique - wofür sie allerdings königlich belohnt werden. In diesem Kreis der “Handlanger” finden wir jedoch auch jede Menge von Gewerkschaftsvertretern, Spitzenfunktionären der SPD und ihnen nahestehender Verbände, Stiftungen und Körperschaften. So rechneten es sich sehr wohl auch Spitzen der SPD, der CDU/CSU und der FDP als hohe Ehre an, bei Tagungen der Bilder­berger und Trilaterale Vorträge zu halten und als “Gäste” ihre Honneurs zu entbieten.

      Schlußbetrachtung:
      Diese Ausarbeitung und die darin enthaltenen Fakten, Hintergründe und Schlußfolgerungen wollen und sollen nicht erschrecken, allenfalls diejenigen wachrütteln, die immer noch meinen, sich leisten zu können, ihr Leben als solitäre One-Man-Show - also losgelöst von der sie umgebenden Szene - leben zu können.
      Zu sehr ist uns der Blick für das Wesentliche verstellt; Gesetze, Verbote und Gebote weltlicher und geistlicher Art legen den juristischen und moralischen Rahmen fest, in den wir hineingeboren werden, innerhalb dessen wir zu leben und zu funktionieren haben. Beugen wir uns diesem Diktat, so wird uns hierfür das entsprechend normierte Leben zuerkannt, und in gewissen Grenzen dürfen wir uns sogar “selbst verwirklichen”.
      Die Sozialgemeinschaft und unsere Alltäglichkeit werden vornehmlich exogen gesteuert, und solange wir uns nicht gegen das System stellen, sondern uns als “kooperativ” - im Sinne von lenk- und leitbar - zeigen, winken uns (ebenfalls exogen beurteilt und verteilt) Titel, Orden, wirtschaftlicher Erfolg, Ehrun­gen und Auszeichnungen.
      Die meisten Menschen hinterfragen diese Systematik, innerhalb derer sie nur systemisch und ohne eigene Mitsprache gesteuert werden, überhaupt nicht - es wäre ja auch unbequem und vielleicht sogar mit einem inneren Aufruf zur Gegenwehr verbunden. Wer möchte sich diese Mißbill, dieses Unbehagen schon antun, mit der man sich außerdem in seinem Umfeld schnell und reichlich unbeliebt macht, Vorwürfe einheimst und auf Ablehnung stößt.

      Zwar stört jeden die mit dieser Normiertheit eigenen Gelebtwerdens verbundene Abhängigkeit, und schlechterdings kein Mensch fühlt sich nicht tagtäglich belogen und hintergangen - von Politikern und Parteien, den Kirchen und der Gewerkschaft, der Werbung und den Medien. Uns allen sind so viele Dinge gänzlich unverständlich. Aber wenn es darum geht, sich den persönlichen Tort anzutun, die eigene Bequemlichkeit abzustreifen und hinter die Kulissen zu blicken, verweisen wir - die unsinnigste, aber beliebteste Ausrede - darauf, daß wir “keine Zeit” haben.
      Genau daraus resultiert jedoch die Macht derer, unter denen wir leiden, in deren Abhängigkeit wir ein permanentes Gefühl des Ingrimms (bisweilen auch der Wut) verspüren.
      Dabei müssen die wirklichen Drahtzieher dessen, was auf unserem Globus passiert, gar nicht persönlich in Erscheinung treten. Diese “Familien” halten sich ihre überbezahlten Clowns als vollständig korrum­pierte, aber zumeist seriös und honorig auftretende Statthalter ihrer Interessen - in Kirche und Staat, lokalen und internationalen Organisationen, als Vorstände und Funktionäre, Parteiführer und Gewerk­schaftsbosse, Staatspräsidenten und Diktatoren, Päpste und Kardinäle, in Geheimdiensten und Sekten, als Wissenschaftler und Juristen. Ihre Macht reicht bis in Verfassungen und Gerichte.
      Ihre einzigen Probleme liegen darin, die Mitglieder ihrer “Familien” auf Linie zu halten, zu verhindern, daß Externe - etwa durch Einheirat - stören oder Insider unter dem Bruch der familieninternen Omerta von der Fahne laufen.
      Das zweite Problem für diese “Familien” besteht darin, sorgsam darauf zu achten, daß sie mit rivalisie­renden Gegenspielern stets in einer (sehr fragilen) “Harmonie” leben. Das erinnert an die Zeiten der US-amerikanischen Prohibition, im Zuge derer sich Gangsterbanden die jeweiligen Terrains und Arbeitsfelder innerhalb einer Stadt oder eines übergreifenden Gebietes teilten - sich dabei argwöhnisch und neidisch belauernd, um beim geringsten Fehler oder dem Anschein einer Schwäche des Rivalen loszuschlagen.
      Die Menschen werden - auch dies ist ein für die meisten nicht erkennbarer “Schachzug” im großen Spiel der Macht - mit Ideologien und Feindbildern befrachtet (und gleichzeitig kollektiviert und gleich­geschaltet). So war den “Familien” sehr wohl daran gelegen, das “Ost-West-Verhältnis” unter dem Slogan “Kalter Krieg” als beidseitiges Feindbild über 50 Jahre lang aufrechtzuerhalten und sogar zu finanzieren, gleichzeitig aber daran auch kräftig zu verdienen. Wen wundert deshalb, daß es inzwischen - nur zehn Jahre nach dem Fall des “eisernen Vorhangs” - in Rußland etwa zwei Dutzend Dollar-Milliardäre und (geschätzt) einhunderttausend Millionäre gibt, die gesamte Wirtschaft der ehemals sozialistischen Staaten genau aufgeteilt ist und sämtliche russischen Privatbanken im Besitz khasarischer Juden (die ethnisch in Wirklichkeit gar keine Semiten sind, den Begriff Antisemitismus aber geprägt haben) stehen?
      Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß der unheilvolle Antisemitismus in Rußland inzwischen ebenso groß ist wie die Arroganz der Khasaren (oder Chassidi), die sich tatsächlich für das “auser­wählte Volk” halten.

      Wer nun weiter denkt, dem erhellen sich auch die Hintergründe der deutschsprachigen Rechtsschreib-“Reform” (die beileibe nicht zum Zwecke der vorgeblichen Ziele eingeführt wurde). Klar wird dann auch, warum bis heute weder ein Friedensvertrag (i.S. der völkerrechtlich vorgeschriebenen Art) und ebensowenig bislang eine (eigentlich in der Präambel des Grundgesetzes für den Fall der Wiedervereini­gung vorgeschriebene) deutsche Verfassung erarbeitet wurden. Letztlich stößt der mitdenkende Leser spätestens jetzt auf den wahren Grund der Einführung des EURO - wider jede Vernunft und um jeden Preis. Der von Hoffnung und Bequemlichkeit, Angst und Widerwillen gebeutelte Bürger wird von seinen “demokratisch gewählten” Vorturnern permanent, vorsätzlich und systematisch belogen, entmündigt und für dumm verkauft.

      Daß pecunia unseren Globus regiert, mag wohl niemand bezweifeln. Daß ein Denken in nationalen Grenzen in Wirtschaft und Technik, Medizin und Forschung, Lehre und Entwicklung, Arbeits- und Berufsleben, Handel, Industrie und (auch) Kriminalität völlig überholt ist, dürfte wohl nur noch dem naiven Fußvolk unserer Parteien und der Gewerkschaften verborgen geblieben sein. Politiker und Parteien werden künftig allenfalls regionale und lokale Aufgaben zu erledigen haben. In der ungehemmt international agierenden Wirtschaft haben sie weder fachlich noch faktisch künftig mitzureden. (sh. hierzu unsere Berichte in den zeitreporten Nr. 105-110 zu den Hintergründen und der Entwicklung des EUROs).

      Daß Investoren ihre Gelder dort plazieren, wo sie sich mittel- und langfristig am meisten davon versprechen - und das muß nicht immer die höchste Rendite sein, vielmehr kann es sich auch um langfristige Marktstrategien handeln - und am wenigsten von Standortnachteilen, Bürokratie oder einem Wust von Gesetzen und Verordnungen eingeschränkt sehen, ist wohl für jeden vernünftigen Menschen nachvollziehbar.
      Billige Polemik und falsch ist auch, diese Investoren grundsätzlich als unsozial zu verteufeln; so bedenklich und gefährlich man die Aktivitäten vieler Großkonzerne und sogar mafiöser Strukturen und der Drogenkartelle (oftmals zurecht) ansehen mag - in Lateinamerika, Asien, (Süd)Italien und ehemals sozialistischen Staaten verdanken Hunderte von Millionen Menschen gerade diesen “Strukturen” Brot und Arbeit, Schulen und Krankenhäuser, soziale Einrichtungen und sogar Universitäten, die ihnen von ihren “demokratisch” gewählten Volksvertretern nicht geboten werden.
      Statt also alle Besitzenden und die Großkonzerne in Bausch und Bogen als Schurken und Verbrecher an den Pranger zu stellen, um damit opportunistisch Stimmenfang unter denjenigen zu betreiben, die - zuvorderst wegen des Versagens ihrer Volksvertreter - nun vehement um ihren Mittelklasse-Status oder ihre Existenz fürchten, ist mindestens so skrupellos und verbrecherisch. Man baut hierbei vor allem auf das fehlende Hintergrundwissen und latente Ängste, den Sozialneid und die zunehmende Hilflosigkeit in der Bevölkerung.
      Notwendig, sauberer und vor allem hilfreicher wäre es hingegen, den wirklichen Hintergründen der Sozialkrise (in nahezu allen Industrienationen), den Ursachen der Probleme in den unterentwickelten Ländern und den künftigen Erfordernissen in einer sich völlig wandelnden Welt auf die Spur zu kommen und den Bedürfnissen der Menschen adäquat zu begegnen. Hierzu bedürfte es eines völligen Umdenkens in philosophischer und psychologischer, sozial-, bildungs- und wirtschaftspolitischer Hinsicht. Wo Politiker und Machtinhaber hingegen auf Biegen und Brechen darauf versessen sind, ihre Privilegien und Pfründe zu wahren, alte Strukturen - wider besseres Wissen - ins nächste Jahrtausend hinüberzuretten und möglichst lange zu verteidigen suchen, statt sich sozial-verantwortlich für Aufklärung und Bildung, das Abschneiden “alter Zöpfe” und die Schaffung sinn- und zeitgerechter Sozial- und Wirtschaftsstrukturen einzusetzen, kämpfen die Protagonisten antiquierter Ungleichheitssysteme gegeneinander, und in diesem Strudel gehen diejenigen als erste unter, die in Wahrheit unserer Hilfe am nötigsten bedürften.

      Absolut sicher (und durch noch so marktschreierische Polemik nicht zu verhindern) werden es die inter­nationalen Wirtschaftskonzerne sein, die unser Leben in Zukunft nach gänzlich anderen Kriterien und Maßstäben ablaufen lassen und organisieren werden. Entscheidend für den persönlichen Erfolg jedes Einzelnen, das Wohlergehen des Individuums, seiner Familie und aller darüber stehenden Formen der “societas humanis” wird aber vor allem das Maß an Wissen und Bildung sein, das sich der Einzelne künftig bereit ist, anzueignen und - lebenslang - zu vertiefen.

      Das MAI wird - wie der EURO - allem Protestgeschrei zum Trotze Realität werden und der unverfro­renen Selbstherrlichkeit hoheitlicher Regional- und Landesfürsten ein Ende setzen.
      Künftig werden Staaten nur noch als Wirtschaftszonen anzusehen sein - quasi als Regionalgemein­schaften -, während die Transglobal Players mittels (von ihnen) vereinbarter Kapitaltransfer-Abkom­men (mit dem Charakter einer internationalen Steuer) nach eigenen Gesetzen arbeiten.
      Die zunehmenden Großfusionen der vergangenen zwei Jahre deuten bereits an, daß die mittleren und größeren Unternehmen entweder in den Großkonzernen aufgehen oder von diesen als kleine und mittel­ständische Unternehmen weiter unterhalten, gelenkt und zielsicher eingesetzt werden. Die KMU haben überhaupt nur eine Chance zu überleben, wenn sie sich hocheffizient und höchst flexibel mit einer einsatzbereiten und erstklassigen Mannschaft dem Wettbewerb stellen und eine hochspezialisierte Unternehmenspolitik in Nischen betreiben, die für die “Multis” uninteressant sind.
      Wer hingegen immer noch nach Arbeitsschutzgesetzen, dem Staat als Garant für lebenslange Arbeits­plätze und eine ausreichende Versorgung im Krankheits-, Arbeitslosen- und Rentenstand ruft, Arbeits­zeitverkürzungen als Mittel zur Schaffung neuer Arbeitsplätze ansieht und das heute gültige Steuer­system als Möglichkeit der “Sozialisierung” der Guthaben der Wohlhabenden erachtet, hat wahrlich nicht begriffen, in welche Richtung der Zug längst rollt.

      Wer des Lesens und Schreibens mächtig, noch nicht jenseits der 75 (und damit im gesicherten Renten­alter) und/oder wirtschaftlich noch nicht völlig unabhängig ist, täte gut daran, schleunigst umzudenken und zu verstehen, welchen kardinalen Veränderungen wir bereits innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre ins Auge sehen müssen. Wer all dies als mündiger Bürger verhindern will, muß jetzt handeln!
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      schrieb am 13.11.05 15:40:22
      Beitrag Nr. 12 ()
      [posting]18.771.289 von Allokation am 13.11.05 15:26:16[/posting]sehr gute Einschätzung unter diesem Link.

      Ich zitiere kurz:

      "Besonderes Augenmerk sollte in nächster Zeit auf Zins-Indikationen und weitere deflationäre/inflationäre Anzeichen gerichtet werden.
      "Ich habe zweimal in meinem Leben erlebt, daß der Zins unter 2 Prozent ging und jedesmal hat es Krieg gegeben!"
      (Zitat von George Bernard Shaw)

      Deutschland wird es vermutlich besonders hart treffen. Das weitere Ausmaß der fortschreitenden Krise ist kaum abschätzbar. Wer die letzten 5 Jahre aufmerksam verfolgt hat kann sich jedoch ungefähre Vorstellungen darüber machen was noch kommt und weiß inzwischen sicher, daß all die Schönredner aus Politik, Wirtschaft und auch hier im Forum per Verschleierung nur eigene Interessen vertreten. Alle wollen nur Geschäfte machen, verkaufen und Kunden gewinnen und reden selbst die schlimmste Krise schön.
      "Zufriedene Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit"
      "Steigerungsformen von Luxus: eigenes Auto, eigenes Haus, eigene Meinung"

      Junge Menschen/Konsumnisten sehen sich jetzt bereits mit nie gekannten gegenwärtigen und zukünftigen Problemen konfrontiert, denen sie unter unverhältnismäßig schlechteren Vorraussetzungen gegenüberstehen als ihre Vorfahren. Ab einem ungewissen Punkt wird es zu einer Kettenreaktion kommen.

      Wer sich ein Bild über zukünftige wirtschaftliche und weiterreichende daraus resultierende Entwicklungen machen möchte, empfehle ich beispielsweise Literatur von Kurt Riechebächer, Eberhard Hamer und Günter Hannich. Diese Personen sind seriös und haben in den vergangenen 20 Jahren die präzisesten Zukunfts-Prognosen getroffen.
      "


      Absolut treffend, (aber sehr lang), das Folgeposting :

      "Der Welt-Geldbetrug
      von Prof. Dr. Eberhard Hamer, Mittelstandsinstitut Hannover"

      Wer das gelesen - und verstanden! - hat, wird ne Weile nicht mehr ruhig schlafen können...
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 15:44:46
      Beitrag Nr. 13 ()
      Warte mal ab, was hier passiert, wenn die Stimmung in der Bevölkerung umkippt. D.h. wenn alle den Untergang kommen sehen und nicht mehr an ein Stagflationsszenario glauben, so wie jetzt noch. Dann beginnt die Geldhortung, keiner wird mehr als das Nötigste ausgeben, um in der erwarteten Krise mit den Ersparnissen abgesichert zu sein. Das löst dann die Deflationspirale aus, die von Jahr zu Jahr dramatischer wird.
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 15:46:11
      Beitrag Nr. 14 ()
      #13 bezog sich auf #10.
      Avatar
      schrieb am 13.11.05 16:18:35
      Beitrag Nr. 15 ()
      [posting]18.771.372 von volkmar30 am 13.11.05 15:46:11[/posting]Das MAI wird - wie der EURO - allem Protestgeschrei zum Trotze Realität werden und der unverfrorenen Selbstherrlichkeit hoheitlicher Regional- und Landesfürsten ein Ende setzen.

      Künftig werden Staaten nur noch als Wirtschaftszonen anzusehen sein - quasi als Regionalgemein­schaften -, während die Transglobal Players mittels (von ihnen) vereinbarter Kapitaltransfer-Abkom­men (mit dem Charakter einer internationalen Steuer) nach eigenen Gesetzen arbeiten.

      http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/MAI-Die_Weltwirtsc…

      Ich hatte an anderer Stelle auch schon versucht dieses Thema zu forcieren..allerdings etwas ungeschickt :D

      Meine These war in etwa:

      Was ist besser, eine Weltregierung oder die regionale Macht der Landesfürsten?

      Deflation ist ein Mittel zur Erreichung der New World Order. Diese ist ja auch in den USA spürbar, wenn auch nicht so weit fortgeschritten wie bei uns. Das vorrangiege Ziel scheint aber nicht die Geldpolitk zu sein, sondern das Sichern der Rohstoffvorkommen. Wer das Öl, die Rohstoffe besitzt der hat die eigentliche Macht. Devisen scheine da eher ein Nebenkriegsschauplatz.

      Auch der militärische Faktor ist wichtig. Die New World Order wird nur erreicht, wenn man Feinde wie den Islam oder China kaltstellt..
      Avatar
      schrieb am 14.11.05 10:14:39
      Beitrag Nr. 16 ()
      @volkmar:
      Deutschland kann nicht auf Deflation machen, wenn der Rest der Welt leichte inflationäre Tendenzen hat.
      Eigentlich wird ja bei den Verbrauchern jetzt schon kräftig gespart, und trotzdem haben wir durch den Ölpreis spürbare Inflation. Weniger als Spanien, aber wir haben welche.

      Deflation kann nur funktionieren, wenn die Anleger den Glauben an festverzinsliche Anleihen und deren Rückzahlung haben und wenn andere Anlageformen im Vergleich zum Bond eine schlechtere Perspektive haben. Diese Vertrauen wird durch die Zentralbank gewährleistet. Deren Zusammensetzung und Befügnisse sind aber eine politische Entscheidung.

      In 20 Jahren werden die immer weniger werdenden Arbeiternehmer und Unternehmer gewiß nicht nur für die Schulden arbeiten , die bisher angehäuft wurden.
      Wenn die Deflation zu stark ist, dann finden die nicht mal eine Arbeit.
      Avatar
      schrieb am 14.11.05 10:53:34
      Beitrag Nr. 17 ()
      Hier ein interessanter Link zum Thema Große Koalition, Inflation und Deflation!
      http://www.egon-w-kreutzer.de/index.html
      Kaputtsparen war mal, jetzt ist Totsparen angesagt.


      Kommentar zur verschärften
      Bemühung der Großkoalitionäre
      um Haushaltssanierung

      Egon W. Kreutzer
      8. November 2005



      Operation gelungen - Patient tot.

      So wird die Nachwelt einst die Sparoperationen der Großkoalitionäre und die dadurch vollends ruinierte Binnenwirtschaft auf den Punkt bringen - falls es tatsächlich zu den geplanten Sparmaßnahmen kommt.

      Noch besteht allerdings Hoffnung, dass auch diese Suppe, die da von der hilflos-verzweifelten Politkaste angerührt wird, nicht so heiß gegessen werden muss, wie sie in diesen Tagen gekocht wird.

      Aber beginnen wir mit der Untersuchung der Sinnhaftigkeit des Versuchs, die Maastricht-Kriterien zu erfüllen und für dieses Ziel das Haushaltsgefüge des Bundes vollends zu zerstören.

      Das vermeintliche Problem
      und seine Ursachen

      Als Deutschland sich - wie es heißt, als Vorbedingung für die Wiedervereinigung - dazu hat bewegen lassen, dem europäischen Währungsverbund beizutreten und damit die Herrschaft über das eigene Geld aus der Hand gegeben hat, wollte der damalige Finanzminister Waigel alles tun, was möglich war, um den Euro ähnlich stabil zu gestalten, wie es bis dahin die D-Mark war. Er hat darauf gepocht, die Stabilitätskriterien eng zu fassen und drakonische Strafen für Inflationstreiber in die Verträge zu schreiben.

      Was Waigel allerdings versäumt hat, und das ist der Pferdefuß an den Maastrichter Verträgen, war, neben den harten Regeln wider die Inflationslust auch vernünftige Regeln wider drohende Deflationsgefahren in die Verträge zu schreiben. Daran hat vermutlich niemand gedacht, und wenn doch, dann hatte niemand eine Idee, mit welchen "Zwangsmaßnahmen" Deflation zu verhindern sei.

      Da gibt es wohl auch keine Lösung.
      Deflation kann nicht mit Zwangsmaßnahmen und Repressalien bekämpft werden.

      Um Deflation zu überwinden braucht es Geld, und damit Geld in die Wirtschaft kommt, müssen Stabilitätskriterien gelockert, vielleicht sogar völlig aufgehoben werden und wenn es niemand sonst tut, dann muss der Staat mit Geld da zu Stelle sein, wo es fehlt und wo es hilft, die Realwirtschaft wieder in Gang zu bringen.

      Wer also heute stur dem Buchstaben der Maastrichter Verträge folgt, weitere Verletzungen der Stabilitätskriterien und daraus folgende Strafen fürchtet, der reagiert auf eine inzwischen ziemlich heftige Deflation mit genau den Mitteln, die geeignet sind, die Deflation zu verstärken, weil es nämlich Anti-Inflations-Mittel sind.

      Das kann nur im Fiasko enden.

      Eine leere Staatskasse zeugt doch nicht von Inflation.
      Leere Kassen bei allen Organisationen der sozialen Sicherungswerke zeugen doch wohl ebenfalls nicht von Inflation.
      Sinkende Reallöhne bei den Beschäftigten, massive Kaufkraftverluste bei den stetig wachsenden Zahlen der Arbeitslosen und kein Ende bei den Insolvenzen sind erst recht kein Zeichen von Inflation.
      Dass Energieversorgungsunternehmen und Mineralölkonzerne, Pharmariesen und andere Monopolisten und Oligopolisten trotz rückläufiger Kaufkraft die Preise in immer neue Höhen treiben, wird zwar gelegentlich als Inflation missdeutet, ist aber doch genau das Gegenteil. Die Preise steigen nicht, weil zu viel Geld umläuft, sie steigen obwohl die Deflation schon begonnen hat. Es handelt sich um eine klassische Teuerung, in deren Folge die allgemeine Geldknappheit nur noch weiter wächst.
      Warum also, Frau Merkel, warum, Herr Steinbrück, kommen Sie auf die einigermaßen verrückte Idee, Sie müssten in Deutschland mit massiven Einsparungen im Staatshaushalt die Inflation bekämpfen?

      Nur weil es der Währungskommissar so will?

      Wollen Sie, Frau Merkel, Bundeskanzlerin werden, wollen Sie, Herr Steinbrück, Finanzminister werden, um dem deutschen Volk zu dienen - oder ist es Ihr Ziel, die Beschlüsse der EU-Kommissare gegen deutsche Interessen durchzusetzen?

      Dass Deutschland hoffnungslos überschuldet sei, ist eine sehr gewagte Aussage. Ja, es gibt Staatsschulden. Ja, die Zinslast in den Haushalten ist nicht mehr nur marginal, sondern vielerorts bereits erdrückend, aber gemessen an der wirtschaftlichen Leistungskraft und dem (trotz aller Privatisierung) immer noch vorhandenen Vermögen des Staates ist die Verschuldung ein Klacks. Keine Bank in diesem Land würde auch nur einen Augenblick zögern, einem Bürger mit solchen Einkommens- und Vermögensverhältnissen ein in Relation dazu Vielfaches an Kredit einzuräumen, als das was von selbsternannten Kassandras in Bezug auf den Staat unaufhörlich als katastrophale Überschuldung angeprangert wird.

      Deutschland hat Schulden, aber es ist längst nicht überschuldet.

      Was also soll das Theater?

      Vom wahren Nutzen staatlichen Sparens:

      Wenn der Staat im nächsten Jahr 35 Milliarden Euro spart, also nicht ausgibt, fehlen diese 35 Milliarden unmittelbar da, wo sie vorher hin geflossen sind.

      Sie fehlen in den Kassen der Unternehmen, denen Bundesaufträge gestrichen werden, sie fehlen auf den Gehaltskonten der Beamten, Angestellten und Arbeiter, die mit Lohnkürzungen und der Streichung steuerlicher Sondertatbestände betroffen werden (von der Eigenheimzulage über die Pendlerpauschale bis zu den steuerfreie Zuschlägen für Nacht- und Feiertagsarbeit), sie fehlen da, wo durch höhere Mehrwertsteuer die Kaufkraft gemindert wird, sie fehlen überall da, wo staatliche Zuschüsse vermindert oder gestrichen werden - und weil der Staat das Geld verwenden will, um die Neuverschuldung zu reduzieren, bekommt es auch niemand anderes.

      Es ist weg.

      Die ganz direkte Folge:

      Es werden weitere 600.000 Arbeitsplätze verloren gehen, weil die von diesen Menschen bisher hergestellten Erzeugnisse nicht mehr bezahlt werden können. Das Geld ist aus dem Markt genommen. Niemand kann davon etwas kaufen.

      Damit ist die Überlegung über den Nutzen des staatlichen Sparens aber noch nicht abgeschlossen.

      Wenn man die geplanten Einsparung auf die derzeitige Verteilung des Bruttosozialprodukts projiziert, was durchaus zulässig ist, werden dadurch folgende Veränderungen ausgelöst:



      Verteilung der Einsparsumme
      Betrag
      Beitragseinnahmen der Sozialkassen minus 6,3 Milliarden

      Lohnsteueraufkommen minus 3,0 Milliarden

      Mehrwert- und andere indirekte Steuern minus 3,7 Milliarden

      Refinanzierung von Investitionen minus 6,6 Milliarden

      Kaufkraft der Bevölkerung netto minus 6,5 Milliarden

      Unternehmens- und Zinsgewinne minus 8,9 Milliarden

      Summe Einsparung 35,0 Milliarden



      Der so ausgelöste Kaufkraftschwund im Konsum- und Investitionsgüterbereich führt schon in der unmittelbaren Zukunft zu weiteren, unabwendbaren Arbeitsplatzverlusten, während die fehlenden Steuer- und Beitragseinnahmen mit gleichzeitig steigendem Leistungsbedarf einhergehen. Außerdem haben die Unternehmer und vor allem die Geldgeber das Problem, die entgangenen Gewinne und Refinanzierungsmittel durch zusätzliche eigene Sparmaßnahmen wieder hereinzuholen.

      Das, Frau Merkel, Herr Steinbrück, können Sie doch nicht wirklich wollen.



      Die verbleibende Hoffnung
      und ihre Ursachen

      Die begründete Hoffnung für die Einkehr der Vernunft in die große Koalition liegt darin, dass Union und SPD ganz genau wissen, dass das Ergebnis der vorgezogenen Bundestagswahl eine ganz klare Aussage beinhaltet: Die Bürger wollen den Reformkurs nicht, weder den Schröder`schen, noch den Merkel`schen. Die Argumente, die scheinbar dafür sprechen, sind vom Souverän durchschaut und abgelehnt.

      Mit Blick auf die nächste Wahl ist allen klar, dass mit stramm-neoliberaler Gesinnung kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Siegen wird, wer zeigt, dass er ernsthaft Schluss machen will, mit der Umverteilung von unten nach oben. Regieren wird, wer sein Parteiprogramm und sein politisches Handlungsprofil so ausrichtet, dass er ohne große Verrenkungen in eine Koalition mit der Linkspartei eintreten kann.

      Das wissen die Verantwortlichen in beiden Lagern. Die jetzt laufende "Verschwörung" zu einem Koalitionsvertrag steckt nur den Rahmen ab, innerhalb dessen die beiden großen Parteien nach und nach versuchen werden, ihre neue Bürgerfreundlichkeit leuchten zu lassen. Da ist es gut, mit dem Anspruch großer Grausamkeiten anzutreten und die dem politischen Gegner und Koalitionspartner nach und nach publikumswirksam wieder abzuringen.

      Müntefering, der sich von Schröder am Ende einer braven Parteikarriere zum Handlanger neoliberaler Ideen machen ließ und Stoiber, dessen Sparwut selbst die duldsamen Bayern aufgebracht hat, haben schon Federn lassen müssen - wohl auch deshalb, weil sie ihre Wirbelknochen nicht verbiegen können, wie die Zitterrochen und beim schnellen Schwenk zur Vernunft, der jetzt gefordert ist, schon gleich zu Beginn aus der Kurve geflogen sind.

      Da lobe ich mir jene Politiker, die - wenn es gar nicht mehr anders geht - auch nicht davor zurückscheuen, gegen alle vorher geäußerten Überzeugungen, zur Abwechslung auch einmal etwas Vernünftiges zu tun.

      Sehr vernünftig wäre es, ganz ernsthaft in der EU aufzutreten und den Stabilitätspakt - so wie er heute gestaltet ist - zu kündigen.

      Es wird daraufhin kein EU-Staat mit seiner Armee in Berlin einrücken, um 10 Milliarden Euro Strafe aus dem Safe des Finanzministers zu holen. Der ist nämlich schon leer.

      Sehr vernünftig wäre es dann, langfristige Gespräche über eine neue, bessere Form der bedarfsgesteuerten Geldversorgung der Wirtschaft zu beginnen - und, weil die so schnell nicht zu einem Ergebnis führen können, vorher zu versuchen, zusätzliche Einnahmen für den Staat da zu generieren, wo reichliche Gewinnquellen sprudeln (siehe oben) und den Rest ruhig weiter auf Pump zu finanzieren.

      Unser Geld ist Kreditgeld. Es gibt keinen einzigen Euro, den sich nicht irgendwann jemand geliehen hätte, bevor er in Umlauf kam. Wer in einer auf Kredit aufgebauten Geldverfassung die Verschuldung zurückfahren will, veranstaltet Deflation. Das geht gar nicht anders. Deflation führt zu Massenarbeitslosigkeit, Massenarmut und Staatsbankrott.

      Andererseits:

      35 Milliarden neue Schulden kosten jährlich rund 1,75 Milliarden Euro Zinsen.

      Das klingt viel, es sind aber nur ganze 21,35 Euro pro Bundesbürger.
      Weniger als 2.00 Euro pro Nase und Monat.

      Die hätten wir doch übrig, oder?

      Es ist doch besser, monatlich 2 Euro aufzuwenden, und den Job zu behalten, als keinen Job mehr zu haben und als Hartz IV Empfänger von 340 Euro im Monat leben zu müssen. Zumal die ja auch wieder irgendjemand aufbringen muss - oder?

      Ob sich das nicht eines Tages doch bis ins Bundeskanzleramt herumspricht?
      Avatar
      schrieb am 04.12.05 18:06:58
      Beitrag Nr. 18 ()
      SPIEGEL ONLINE - 04. Dezember 2005

      ZAHLUNGSMORAL

      4,5 Milliarden Euro Außenstände

      Rechnungen zahlt niemand gern, aber immer mehr Deutsche tun das gar nicht mehr - oder nur mit großer Verspätung. Die Summe der ausstehenden Summen, sagt die Schufa, habe sich "explosionsartig erhöht".

      [...]

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,388458,00.html


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      Chronik der deutschen Jobmisere 2005 / Deflation