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    André Kostolany´s 100.Geburtstag - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.02.06 13:32:48 von
    neuester Beitrag 20.02.06 01:18:06 von
    Beiträge: 2
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      schrieb am 09.02.06 13:32:48
      Beitrag Nr. 1 ()

      Donnerstag, 9. Februar 2006
      100. Geburtstag
      André Kostolany

      "Den derzeitigen Aufschwung an den internationalen Börsen hätte André Kostolany wohl mit gemischten Gefühlen gesehen. Weder von Euphorie noch von Einbrüchen wollte sich der Aktien-Altmeister mitreißen lassen, stets warnte er vor den "Zittrigen", die unter Kaufzwang spät in den Markt kommen und für Kursschwankungen sorgen. "Er hat meist das Gegenteil von dem gemacht, was die Masse macht. Er war ein Prediger der praktischen Vernunft", sagt sein langjähriger Freund Gottfried Heller, mit dem Kostolany vor rund 35 Jahren in München die Fiduka Depotverwaltung gründete. Heute wäre der gebürtige Ungar, der sein Publikum wie kein Zweiter mit Charme und Wortwitz in die Geheimnisse der Finanzwelt einweihte, 100 Jahre alt geworden.

      Schon zu seinen Lebzeiten war Kostolany eine Legende. Geboren 1906 als Sohn eines wohlhabenden ungarischen Schnapsfabrikanten jüdischer Herkunft in Budapest, wurde er vom Schöngeist zu einem "Wanderprediger der Börse", wie er sich selbst gerne nannte. Nach seinem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte strebte Kostolany eigentlich eine Karriere als Kunstkritiker an, doch nach der Flucht der Familie nach Wien kam er auf Anraten eines Freundes seines Vaters unter die Fittiche des erfolgreichen Börsenmaklers Adrien Perquel in Paris, bei dem er Mitte der 20er Jahre eine Lehre begann.

      "Was ich weiß, habe ich in der Praxis des Börsendschungels gelernt, und das Lehrgeld war ein Vielfaches dessen, was die besten Universitäten in Amerika gekostet hätten", sagte Kostolany einmal. Den Grundstein für Karriere und Vermögen legte er 1930, als er kurz vor der Weltwirtschaftskrise auf Baisse, also auf Verluste spekulierte, und sehr hohe Gewinne erzielte. Ein Beispiel dafür, dass er in jungen Jahren nicht immer der kühle Kopf gewesen sei, der Aktien kaufte und sich dann erst einmal schlafen legte, wie er Anlegern gerne empfahl, sagt der Börsenexperte Prof. Wolfgang Gerke: "Er ist in seiner Jugend ein Seiltänzer gewesen und hat russisches Roulette gespielt." Doch Heller erkennt darin die typische Chuzpe Kostolanys wieder, der es eben verstanden habe, wohlüberlegt und erfolgreich gegen den Strom zu schwimmen.

      Um ein flottes Zitat war "Kosto", wie ihn seine Fangemeinde noch heute nennt, nie verlegen. Seine 13 Bücher, die in acht Sprachen übersetzt wurden, sowie eine Kolumne im Wirtschaftsmagazin "Capital" gelten als Fundus an Geistreichem und Amüsantem über Börse und Finanzen. Auch den Niedergang des Neuen Marktes sah Kostolany voraus. Für ihn war das Börsensegment eine "Spielhölle mit gezinkten Karten". "Er hat immer gesagt: Ich empfehle nicht meinen Lesern und Freunden, nicht am Neuen Markt teilzunehmen -ich verbiete es ihnen", erinnert sich Heller. Den 100. Geburtstag seines 1999 in Paris verstorbenen Freundes will er auf jeden Fall begehen: "Wir werden eine Flasche Champagner aufmachen und auf ihn anstoßen."

      Auch heute noch sollten sich Aktionäre viele der Weisheiten des Altmeisters zu Herzen nehmen, meint Experte Gerke: Die Anlagen breit streuen beispielsweise und nicht kurzfristig in den Markt hinein- und wieder herausspringen gehöre zu den wichtigsten Ratschlägen. "Die Aktie ist zwar riskant, wenn man sie falsch einsetzt", sagt Gerke, Abhilfe biete aber eine langfristig durchdachte Strategie. Ohnehin fehlten angesichts niedriger Zinsen rentable Alternativen für die Geldanlage - bei einem wachsendem Zwang, fürs Alter vorzusorgen. "Kostolany ist also aktueller denn je", sagt Gerke."


      Adresse:
      http://www.n-tv.de/632168.html




      Grüssels
      Tippgeber1;)
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      schrieb am 20.02.06 01:18:06
      Beitrag Nr. 2 ()

      100 Jahre André Kostolany

      von Dr. Bernd Niquet

      Vor einer guten Woche waere er hundert Jahre alte geworden, der "Altmeister" der Boerse, André Kostolany. Auch ich ge- hoere natuerlich zu seinen Schuelern – und auch mir ist es so gegangen wie vielen, dass ich schon in den fruehen achtziger Jahren mit dem Buch in der Hand sehnsuechtig gestanden und auf ein Autogramm gewartet habe. Und natuerlich, um viel- leicht doch irgendwie eine ganz persoenliche Einschaetzung zu erhalten. Kosto, der erste und vielleicht einzige echte Pop- star, den die Boerse in den letzten Jahrzehnten herausge- bracht hat.

      Ich habe damals im Zeitschriftenarchiv alle alten "Capital"- Nummern herausgesucht, die Kosto-Kolumnen kopiert und zu einem dicken Buch binden lassen. Und natuerlich die Buecher gelesen. Viele Dinge sind bis heute unuebertroffen – und wer- den es wohl auch auf ewig sein. Alleine die Geschichte des Vergleiches von Wirtschaft und Boerse mit dem Spaziergang von Herrchen und Hund. Beide kommen auf jeden Fall zur gleichen Zeit zu Hause an. Doch was zwischenzeitlich passiert ist weder kalkulierbar noch wichtig. Denn man braucht sowieso die vier grossen "G", um an der Boerse Erfolg haben zu koennen:
      Gedanken, Geduld, Geld und Glueck. Fehlt nur eines davon, dann sieht es schlecht aus.

      Kostolany hat das sogar auf eine Formel gebracht. Auch hier wieder unuebertroffen. "An der Boerse ist zwei Mal zwei stets fuenf minus eins: 2*2=5-1." Ohne Beruecksichtigung des Zeit- faktors ist also alles paradox. Die Gleichung geht erst dann auf, wenn genug Zeit verstreicht, um die Gedanken zur Geltung kommen zu lassen. Am meisten geschaetzt habe ich stets Kostos Geisteshaltung. Den Kapitalismus zu verteidigen und ihn trotzdem kritisch zu sehen. Den Leuten etwas beibringen zu wollen, sich selbst aber nicht zu wichtig zu nehmen. Natuer- lich war er fuer die Tagesspekulanten nur ein alter Geschich- tenerzaehler. Doch wer bei Kostos Tod im Jahr 1999 ein Trader war, ist heute pleite. Und wieder hat der Altmeister Recht bekommen.

      Ja, Kostolany war ein begnadeter Geschichtenerzaehler. Und genau darin lag seine Groesse! Schliesslich steht eine expli- zite Theorie dahinter. Sie lautet: "Der Finanzmarkt ist eigentlich ein Theater, an dem immer wieder das selbe Stueck gespielt wird, allerdings jedes Mal unter einem anderen Namen." Besser kann man das nicht sagen. Doch genau an dieser Stelle beginnt die Schwierigkeit beim Verstehen von Kostolanys Weisheiten. Und nicht nur dieser; es ist vielmehr ein allgemeines Problem:

      Es gibt grundsaetzlich zwei Arten des Verstehens – ein inne- res und ein aeusseres Verstehen. Unsere Wissenschaft redu- ziert sich auf das aeussere Erkennen der Dinge. Hier werden Gesetzmaessigkeiten aufgestellt, welche zwischen den Dingen gesetzmaessige Beziehungen herstellen. Hierueber Bescheid zu wissen, ist wichtig. Es ist jedoch erst der erste Schritt.
      Der zweite Schritt ist es, dieses Wissen innerlich erlebbar zu machen. Und das geht nur durch eigene Erfahrungen. Das
      heisst: Kostolany kann man eigentlich erst dann wirklich ver- stehen, wenn man selbst erlebt hat, worueber er schreibt. Das ist natuerlich paradox, weil seine Texte eigentlich schon beim ersten Lesen durchaus nicht einfach zu verstehen sind.

      Doch wie sollte eine Lektuere ueber etwas Paradoxes wie die Boerse diese angemessen beschreiben und selbst nicht paradox sein. Das ist voellig unmoeglich. Genau an dieser Stelle un- terscheiden sich denn auch die Kenner von den Anfaengern: Das Schwere leicht nehmen, das kann jeder Dummkopf. Doch um das Leichte schwer zu nehmen, dafuer braucht man mindestens zwan- zig Jahre Boersenerfahrung.

      ++++++


      Grüssels
      Tippgeber1;)


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