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    Wunderbar, wir werden weniger ! Die vielen Vorteile: - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.03.06 18:48:43 von
    neuester Beitrag 17.03.06 08:19:11 von
    Beiträge: 31
    ID: 1.047.326
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      schrieb am 14.03.06 18:48:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Artikel in Cicero :
      " Die Bevölkerung schrumpft? Wunderbar!
      von Karl Otto Hondrich

      Deutschland jammert über den Geburtenrückgang und die Alterung der Bevölkerung. Bestürzt registriert die nationale Erschreckensgemeinschaft alle Szenarien der kollektiven Vergreisung. Dazu gibt es keinen Grund: Die demografische Transformation ist das Ergebnis einer sozialen Erfolgsgeschichte und ermöglicht die Lösung zahlreicher Probleme. Denn Geburtenrückgang verschafft der Gesellschaft mehr Luft und Leistungsraum.

      Die Lage ist hoffnungslos. In Deutschland ist im 20. Jahrhundert die Geburtenzahl pro Frau von 5 Kindern auf durchschnittlich 1,4 Kinder abgesunken. Seit 30 Jahren werden kontinuierlich weniger Menschen geboren im Verhältnis zu denen, die sterben. Und dieses Defizit wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wachsen, da die vor 30 Jahren nicht Geborenen heute als potenzielle Eltern fehlen.

      So die Stimme der Experten. Verstärkt durch publizistische Stimmungsmacher. Sie geißeln die Generation der Gebärschwachen, die auch die folgenden Generationen herabziehen wird in die biologische und finanzielle Verdammnis; und sie geißeln die Politiker, die es hätten wissen und verhindern müssen und nichts getan haben. Nun lassen sich Vergreisung und Schrumpfung nicht mehr aufhalten. Sie lähmen die Wirtschaft, erdrücken die Systeme sozialer Sicherung, schwächen die Familien und die westlichen Lebensformen allgemein angesichts des Ansturms der kinderreichen Kulturen. So interpretiert, bildet die Geburtenziffer um sich herum eine Erschreckensgemeinschaft.

      Die Dramatik und Tiefe des geweissagten Unheils stehen in seltsamem Widerspruch zu der Banalität der Maßnahmen, die ihnen wehren sollen. Gestritten wird über Kindergeld und Kinderkrippen, Ehegattensplitting und Erziehungsurlaub… Da werden die alten ideologischen Schlachten geschlagen gegen Rabenmütter und Übermütter. Hinter den Fronten aber herrscht Hilflosigkeit. So wenig man mit erhöhten Tabaksteuern aus Rauchern Nichtraucher macht, so wenig mit Geburtenförderungsprogrammen aus Nichteltern Eltern.

      Geburtenpolitik wirkt, wenn überhaupt, vorübergehend – und zu spät, um gesellschaftliche Alterung aufzuhalten. Das zeigt sich gerade dort, wo fortschrittliche Geburtenpolitiker einen Silberstreif am Horizont zu erkennen glauben, in den skandinavischen Ländern. Sie machen es modernen Frauen leicht, im (Teilzeit-)Beruf zu bleiben, während ihr Kleinkind im Hort ist. Der Fall der Geburtenrate scheint dadurch aufhaltbar – aber doch erst bei etwa 1,7 Kindern pro Frau, also weit unterhalb des erwünschten Gleichgewichtspunktes von 2,1. Für die demografische Gefahrenbeschwörungsgemeinschaft ist dies eine magische Zahl. Eine Geburtenrate, die tief darunter liegt, wird zum Inbegriff des Untergangs.

      Bei genauer Betrachtung ist der Geburtenrückgang jedoch weniger ein Problem, sondern im Gegenteil eine Lösung für viele Probleme. Er ist ein tragender Pfeiler für die Entwicklung moderner Gesellschaften. Vieles, was wir als Fortschritt nicht missen möchten, hängt an ihm und hält ihn. So ist der Geburtenrückgang untrennbar verbunden mit der grandiosen Verlängerung der Lebenserwartung. In Deutschland hat sie sich innerhalb des vergangenen Jahrhunderts fast verdoppelt; bei den Männern von 41 Jahren auf 75 Jahre und bei den Frauen von 44 Jahren auf 81 Jahre. Länger leben, das ist ein uralter Menschheitstraum. Seine Realisierung bedeutet zwar nicht das reine Zuckerschlecken, aber doch eine teilweise Lösung der ewigen Probleme von Armut, Unwissenheit, Unsicherheit, Krankheit. Das war nur möglich, weil die Zahl der Geborenen in etwa dem gleichen Maße zurückging wie die Lebenserwartung anstieg. Der Fall der Geburtenrate erhöhte zwar den Altenanteil an der Bevölkerung – „Vergreisung“, rufen die Kassandras –, verhinderte aber, dass sich heute in Deutschland zwischen 100 und 200 Millionen Menschen drängeln. Man kann nicht alles zugleich haben: ein längeres Leben, eine jugendliche Gesellschaft und eine stabile Bevölkerung.

      Nun grassiert die Angst, dass die Bevölkerung schrumpfe. Wären damit die Impulse für die Wirtschaft – Nachfrage, Arbeitskräfte, Aufbruchsstimmung – dahin? Bevölkerungswachstum und Wirtschaftswachstum scheinen historisch zusammenzugehören. Allerdings bezieht die deutsche Wirtschaft einen Großteil ihrer Nachfrage von außen, von einer wachsenden Weltbevölkerung. Und was den prognostizierten Mangel an Arbeitskräften angeht, haben die Unternehmen sich noch bei jeder Knappheit zu helfen gewusst. Inbesondere das Reservoir der Frauen und der Fremden ist noch lange nicht erschöpft. Entscheidend ist aber, dass das Wirtschaften selbst – mit geringerem Aufwand ein günstigeres Ergebnis erzielen – ein sozialer Prozess ist, der sich von demografischen Schwankungen unabhängig macht. Je besser die Wirtschaft funktioniert, desto weniger Menschen braucht sie. Einfache Arbeit wird durch qualifizierte ersetzt, Arbeit durch Kapital, Kapital durch Einfallsreichtum. Produktivitätssteigerung der Arbeit nennt man das. Nicht zufällig weisen die greisen Gesellschaften in Deutschland und Japan das weltweit höchste Produktivitätsniveau auf. Die hochproduktive Volkswirtschaft hat Menschen satt. Sie stößt sie aus, als Arbeitslose und Frührentner. So gesehen bei dem Produktivitätsschub, den die deutsche Einheit der ehemaligen DDR-Wirtschaft auferlegte. Ein dramatischer Einbruch der Geburtenrate war die Folge. Kein Problem für die Wirtschaft, sehr wohl eine Problem für die Systeme der sozialen Sicherung.

      Diese werden zusammenbrechen, wenn nicht mehr Junge geboren werden, um die Last der Alten und Arbeitslosen zu tragen, prophezeit das demografische Panikorchester. Das klingt plausibel – und ist doch schon im Ansatz irreführend. Es sind nicht die Jungen, die die Altenlast tragen, sondern die Hochleister der mittleren Jahre, Männer wie Frauen. Sie sind durch Alte und Junge belastet. Keine Kinder zu bekommen, bedeutet für sie nicht nur Verzicht, sondern auch Entlastung; ein seelisches Problem zwar, aber eine materielle Problemlösung. Würden die Geburtenraten tatsächlich so hoch steigen, wie es als wünschenswert deklariert wird, dann hätten die mittleren Jahre für Alte und Junge zusammen, von den Arbeitslosen ganz zu schweigen, noch mehr zu schultern als bisher. Geburtenrückgang ist sozialpolitisch kein Problem, sondern eine Problemlösung. Er verschafft der Hochleistungsgesellschaft mehr Luft und Leistungsraum.

      Eine kurzsichtige Lösung, auf längere Sicht werde sie das Problem verschärfen, erklären die Wortführer der demografischen Angstgemeinschaft. Und sie haben Zahlen parat: 1950 gab es noch 16 beitragszahlende Arbeitnehmer je Rentner, heute sind es nur noch 3,3, im Jahr 2031 müssen die Beiträge von 2,2 Arbeitnehmern ausreichen, um eine Rente zu bezahlen. Die Zahlen beziehen sich auf die USA. Für Deutschland lauten sie ganz ähnlich: 2030 müssen 2 Erwerbstätige für einen Rentner aufkommen. Diese Zahlen sollen das Fürchten lehren. Aber sie lehren etwas anderes. Zum einen, dass der so genannte Altersquotient – die Zahl der Rentner im Verhältnis zur Zahl der Menschen im Erwerbsalter – sich auch dann „verschlechtert“, wenn eine Gesellschaft reichlich Geburten hat, wie das demografische Musterland USA, das, dank Zuwanderung, mit der paradiesischen Geburtenziffer von 2,1 ganz Europa in den Schatten stellt. Zum zweiten, dass – hier noch mehr als dort! – mit der „Verschlechterung“ des Altersquotienten eine ungeahnte Wohlstands- und Rentensteigerung einhergegangen ist. Produktivitätssteigerung macht’s möglich. Wenn die hochproduktive, unablässig rationalisierende Wirtschaft nur noch kleine, jüngere „Olympiamannschaften“ in den Unternehmen belässt, kreiert sie Arbeitslose und Alte und schiebt sie im gleichen Atemzug auf die Systeme der sozialen Sicherung ab.

      Aber ist deren Problem ein demografisches Problem? Es ist in erster Linie durch die Wirtschaft gemacht, und zwar nicht durch ihr Erlahmen, sondern durch ihre Effizienz. Es ist zweitens ein Problem der offenen Gesellschaft, das die Politik auf die Sozialsysteme übergewälzt hat. Sie hat, in den vergangenen 15 Jahren, die Bundesrepublik geöffnet wie nie zuvor: für 17 Millionen DDR-Bürger, dazu Spätaussiedler und Übersiedler aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion, dazu eine zunächst unerwartete Zahl von Asylsuchenden aus aller Welt. Summa summarum eine politische Erfolgsgeschichte, in der sich die Probleme des Kalten Krieges endlich lösen – auf Kosten, unseligerweise, der Systeme sozialer Sicherung.

      Diese gibt es seit Bismarcks Zeiten. Sie binden die Leistungsträger der Gesellschaft – Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Steuerzahler – zu einer Dreifaltigkeit zusammen: eine geniale Konstruktion organisierter Solidarität zugunsten der Alten, Schwachen und Jungen. Die Brüder und Schwestern im Osten und die Menschheit schlechthin waren allerdings nicht mit eingeplant. Die Zerreißprobe, auf die das Sozialsystem jetzt gestellt wird, hat wenig mit Geburten- und Sterbeziffern zu tun, aber viel mit politisch überdehnter und überforderter Solidarität.

      Erstaunlicherweise hat das System bisher gehalten. Das Verfahren war denkbar einfach: Beiträge und Steuern wurden erhöht. Das geht nicht mehr. Der Grund ist wiederum die gesellschaftliche Öffnung: Wir alle erleben Wohl und Wehe der internationalen Konkurrenz über billigere Waren und niedrigere Löhne. Höhere Löhne, Nebenkosten und Steuern können wir den eigenen Unternehmen nicht abverlangen – es sei denn, wir wollten sie vertreiben und die Arbeitslosigkeit steigern.

      Das Sozialsystem hilft sich anders: Statt Beiträge zu erhöhen, werden nun Leistungen gesenkt, Lasten von Leistungsträgern auf Leistungsempfänger verschoben: „Bei der jährlichen Rentenanpassung wird jetzt berücksichtigt, wie viele Rentner auf wie viele Beitragszahler kommen, mehr Rentner bedeuten geringeren Rentenzuwachs, mehr Beitragszahler machen höhere Renten möglich“ (Originalton Bundesregierung). Im Klartext: Solange die Zahl der Beschäftigten nicht steigt, wohl aber die der Alten und Arbeitslosen, haben diese die Kosten des Generationenausgleichs zu tragen. Und die Beschäftigten, die sich zusätzlich privat versichern sollen.

      Gleichwohl, durch diese Verschiebung der Lasten wird das System organisierter Solidarität nicht ausgehebelt, sondern stabilisiert – gegen internationale Märkte und gegen die „Bedrohung“ durch eine steigende Lebenserwartung. Dass eventuell alle Generationen kürzer treten müssen, ist weniger demografischen Faktoren geschuldet als Veränderungen im Leistungsgefüge der Weltwirtschaft. Die westlichen Industrienationen haben keinen göttlich verbrieften Anspruch, ihren ökonomischen Vorsprung gegenüber den armen und aufstrebenden Gesellschaften auf alle Zeit zu halten.

      Wirtschaft und soziale Sicherung steuern also mithilfe eigener Anpassungsmechanismen durch die demografischen Probleme hindurch. Die Familien jedoch scheinen von ihnen buchstäblich aufgefressen zu werden. „40 Prozent aller Akademikerinnen bleiben kinderlos!“, tönt der Chor der demografischen Tragödie. Und noch bevor wir von besonnenen Statistikern erfahren, dass diese Zahl völlig ungesichert ist, haben sich ihre vermeintlichen Folgen schon in unsern Köpfen festgesetzt: Nicht nur die Frauen selbst werden allein sterben, sondern mit ihnen auch ihre Familien. Und wo Frauen nur ein Kind haben, schrumpft die Familie.

      Der demografischen Schreckenslogik zum Trotz wird die moderne Familie nicht kleiner, sondern größer. Wer zur Familie gehört, definieren nämlich nicht Demografen, sondern die Familien selbst. Im Abstand von 50 Jahren wiederholte das Allensbacher Institut für Demoskopie die Frage: „Wen rechnen Sie zu Ihrer Familie?“ Während Ehegatten der Familie verloren gehen (die Nennungen fallen von 70 auf 58 Prozent), werden Eltern, (Ur-)Großeltern, Onkel und Tanten und andere Verwandte häufiger zur Familie gezählt als vor einem halben Jahrhundert. Geburtenrückgang und Langlebigkeit führen dazu, dass Familien sich weniger in die Breite, sondern, als „Bohnenstangenfamilien“, in die Länge dehnen. Auch Menschen ohne Kinder können, sich an Verwandte und Freunde anschließend, ihre Familie „machen“.

      Entgegen den Vorurteilen von der zerfallenden und verstreuten Familie sind Familienbande heute eher wichtiger und dichter als vor einem halben Jahrhundert. 90 Prozent der älteren Menschen wohnen heute nicht mehr als zwei Stunden von ihren Kindern entfernt, 70 Prozent stehen mit ihnen mehrmals pro Woche in Kontakt. Man unterstützt sich finanziell, bei Hausbau und Hausarbeit, bei der Versorgung von Kindern und Alten, bei Berufs- und Reiseplänen, im Krankheitsfall. Man berät sich im Alltag. Man feiert zusammen. Man zankt sich, man liebt sich. Wenn denn die jüngeren Generationen kleiner und die Familien weniger werden und wenn dies ein demografisches Problem ist, so zerreißt es die Familien nicht, sondern bindet sie, ob über Gefühle oder Geld, enger zusammen.

      Eine andere Angst aber ist damit nicht gebannt. Wo immer weniger Kinder geboren werden, wo Leben also biologisch versiegt, da wird auch die Zahl derjenigen immer kleiner, die die kulturellen Lebensformen tragen, die uns zur Gewohnheit und zum Wert schlechthin geworden sind. Demografisch scheint das Schicksal der westlichen Kulturen, Amerika eingeschlossen, bereits besiegelt: Nur von einer Minderheit der Weltbevölkerung werden sie getragen, und diese schrumpft weiter.

      Allerdings befinden sich auch die Geburtenraten der nichtwestlichen Kulturen im freien Fall. Sie nähern sich denen des Westens an. Schuld daran sind Geburtenkontrolle, Wissenschaft und Technik, Bildung, Wirtschaftswachstum und steigendes Selbstbewusstsein der Frauen, kurz: die Werte des Westens. Während der Westen demografisch schrumpft, expandiert er kulturell. Während er Werte und Waren exportiert, importiert er Menschen. So füllt er sein demografisches Defizit.

      Aber Freude kommt nicht auf, nur neue Angst. Denn die Einwanderer bringen ihre Herkunftskultur mit. Und sie erschaffen eine Kultur zwischen den Kulturen: Ethnizität, bisweilen Ghettos, in denen die westliche Kultur entmachtet und zur Minderheit, manchmal zum Feind wird. Dies umso mehr, je mehr Zuwanderer aus nur einer Ethnie kommen, je stärker ihre Herkunftsbindung durch ständige Hin- und Rückwanderung aufgefrischt wird, je weniger sie in den hiesigen Arbeitsmarkt passen. Das alles ist Realität und doch nur eine Randerscheinung. Wanderungen zwischen Kulturen folgen vielen Kräften und bleiben doch, wie das Beispiel der klassischen Einwanderungsländer zeigt, politisch steuerbar.

      Trotzdem wird der Kampf der Kulturen nicht in erster Linie politisch und militärisch, auch nicht demografisch ausgetragen, sondern moralisch. Die wichtigsten Waffen sind Werte: Anziehungen und Abstoßungen. Dass der Westen die Menschen anderer Kulturen anzieht, ist seine größte Stärke. Dass er sich ihnen öffnet, seine zweite. Dass er ihnen die Chance zum Erfolg gibt, die dritte. Dass er Erfolg nur denen gewährt, die sich ihm anverwandeln – wenn auch nicht allen von ihnen –, die vierte.

      Kultur kennt keine Gnade. Sie ist weder wohltätig noch selbstlos. Sie grenzt aus und schließt ein. So erhält und steuert sie sich selbst. So zwingt sie ihre Lebensformen und -werte in die Zuwandernden hinein: mit sanfter Gewalt. Sie macht auch diejenigen zu ihren Trägern, die sie nicht selbst geboren hat, und bleibt doch sie selbst. Wie Bayern München, das Bayern München bleibt, auch wenn kaum ein Spieler noch aus München oder Bayern stammt.

      Dass Kultur sich vom Geburtenschwund unabhängig macht und ihre Träger aus anderen Kulturen bezieht, hat seine Kehrseite: Kultur, die nicht mehr mit der Muttermilch aufgenommen wird, muss Einwanderer aufnehmen, erziehen, „kultivieren“. Das geht nicht ohne Kosten, Konflikte, Krisen, Fehlschläge. Aber beide Seiten gewinnen auch dabei. Die aufnehmende Kultur, weil Einwanderer in der Regel tatkräftiger, tüchtiger, unternehmender sind als Zurückbleibende. Und weil sie anders sind. So erklärt sich der große Erfolg der Immigranten aus konfuzianischen Kulturen im christlichen Amerika. Die Herkunftskulturen profitieren von dem, was die Auswanderer zurückschicken und zurückbringen.

      Was heute an den demografischen Klagemauern bejammert wird – Geburtenrückgang, Vergreisung, Migration –, sind nicht Irrläufer oder Ausläufer der Evolution. Eher kündigt sich darin eine neue Entwicklungsstufe mit neuen Problemlösungen an. Gesellschaften stellen ihre Nachwuchssicherung um: von vielen, riskanten und kurzen auf wenige, sicherere und längere Lebensläufe; von Quantitäten auf Qualitäten; von biologischer auf soziokulturelle Reproduktion; von Autarkie auf Arbeitsteilung. Diese neue Arbeitsteilung zwischen produktiven und reproduktiven, kinderarmen und kinderreichen Gesellschaften gilt womöglich nur für eine Übergangsphase von 50 oder 100 Jahren. Nach und nach werden alle Kulturen sich umstellen: von einer breiten Reproduktionsbasis mit hoher Sterblichkeit auf eine schmale Basis lang lebender Individuen.

      Dies zu begreifen und zu akzeptieren, fällt uns schwer. Es entspricht nicht unserer biologisch geprägten Vorstellung, dass der evolutionäre Erfolg einer Spezies, aber auch einer Kultur sich misst an der Zahl ihrer überlebenden Nachkommen. Der Gedanke, dass fortschreitende Arbeitsteilung sich weltweit nicht nur auf Güter und Dienste, sondern auch aufs Kinderkriegen erstrecken könnte, widerstrebt dem tief verwurzelten Vorrang, den wir eigenen Kindern geben. Dass Outsourcing nicht nur eine Option für die Produktion von Weizen, Oberhemden, Computerchips und elektronischen Telefonbüchern ist, sondern auch für die Reproduktion der eigenen Lebensformen und ihrer lebendigen Träger, erscheint mehr als befremdlich. Reflex-artig reagieren wir deshalb mit einer Gegenbewegung, die in der einen Frage mündet: Was können wir tun, um den demografischen Niedergang aufzuhalten und umzukehren?

      Die Stellgrößen sind begrenzt. Dass die Politik die verlängerte Lebenserwartung – „Alterung“ – aufhalten könnte und dürfte: undenkbar. Dass sie Migration steuern kann: Das ist möglich und erwünscht. Dass sie die Geburtenrate der magischen „2,1“ annähern könnte, ist nur ein Wunschtraum. Die Systeme der Wirtschaft, der sozialen Sicherung, der Familie und der Kultur haben sich auf andere Größen eingestellt. Ihr Eigen-Sinn und ihre Fähigkeit zur Selbststeuerung sind ausgeprägt – über nationale Grenzen hinweg. Notfalls holen sie sich von außen, was sie im Innern nicht bekommen. Im Wettbewerb konkurrierender Lebensformen mag die Politik die „Rahmenbedingungen“ für kinderreiche und gegen kinderlose Familien setzen: durch Gesetze, Subventionen, Vereinbarkeitsregelungsempfehlungen in Bezug auf Familie und Beruf. Und sie mag symbolische Zeichen setzen, etwa durch die ständig geforderte „Wertediskussion“. Beides dient der politischen Selbstbestätigung. Ob es darüber hinaus Wirkungen hat, bleibt abzuwarten. Oder genauer zu untersuchen. Zu Wirkungen gehören auch immer die ungewünschten. Sie bleiben gern unbedacht: Was Kindern dienen soll – Mutterschutz, Erziehungsurlaub, Teilzeit-Beschäftigung für Mütter und Väter – kann die Eltern schon im Vorhinein den Job kosten. Was auf die schwierige Lage der jungen Familien hinweisen soll – die öffentlich vorgerechneten Kosten für jedes Kind –, schreckt erst recht vom Kinderkriegen ab. Was Politiker, Professoren und Kirchenfürsten als Werte der Familie betonen, entwertet sich durch die Betonung selbst. Was „dem Kind“ als Subvention zugedacht ist und seiner „Bezugsperson“ ausgezahlt wird, trennt oft das Kind vom Vater (manchmal auch von der Mutter) und schafft durch materielle und seelische Kosten des Getrenntlebens erst die Armut und Benachteiligung der Kinder, die es beheben soll.

      Um es zuzuspitzen: In der Weltgesellschaft braucht deren modernster Teil nicht mehr Nachwuchs, als er aus sich selbst und aus dem Rest der Welt ohnehin bekommt. Zumindest braucht er keine Kindersubventionspolitik. Seine unterschiedlichen Lebenssphären – Wirtschaft, soziale Sicherheit, Wissenschaft, Politik, Religion, Familie, Kultur – verfügen über eine erstaunliche Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren. Sich selbst überlassen, entwickeln sie womöglich einen Erfindungsreichtum und gegenseitige Inspirationen, die der Moderne würdig sind.

      Was für systemische Einheiten gilt, das gilt erst recht für die Menschen als Individuen. Schließlich sind, allen Systemzwängen zum Trotz, immer noch wir es, die Kinder zeugen, bekommen und großziehen. Wir sind dazu nicht mehr gezwungen, sondern frei geworden – und zwar erst in allerletzter Zeit. Die Freiheit, keine Kinder zu haben, wird noch größer werden. Die Freiheit zu eigenen Wunschkindern aber auch. Sie schränkt unsere individuellen Entfaltungschancen ein, aber sie erweitert und verlängert sie auch, über die Spanne unseres individuellen Lebens hinaus. Eigene Kinder zu haben: Das ist eine ungeheure, eine nicht zu überbietende Steigerung und Aufhebung der Individualität. Die Einsicht darin muss man im individualistischen Zeitalter den Individuen selbst überlassen. Sie kann unerwartete Folgen haben. Unter anderen, dass die kühle Prophezeiung, die moderne Gesellschaft brauche und erzeuge immer weniger Kinder, sich selbst Lügen straft."

      http://www.cicero.de/97.php?ress_id=6&item=743
      Avatar
      schrieb am 14.03.06 20:05:05
      Beitrag Nr. 2 ()
      [posting]20.681.764 von webmaxx am 14.03.06 18:48:43[/posting]Noch´n Vorteil::D

      "Weniger Sex, mehr Senioren

      So viel steht fest: Erotische Bilder in der Werbung sind auf dem Rückzug, Senioren auf dem Vormarsch. Problematisch nur, wenn sich Erotik und Alter auf unangenehme Weise vermischen. Heute präsentierte der Deutsche Werberat seine Mängelliste bei Werbekampagnen von 2005."


      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,406004,00.html
      Avatar
      schrieb am 14.03.06 20:16:15
      Beitrag Nr. 3 ()
      " Weniger Sex, mehr Senioren"

      Hoffentlich auch nach 24.00. Wer Spätschicht hat, muss sich leider das nervtötende 0190 Gestammel anhören. Dann doch lieber mehr Senioren und Corega Tabs Werbung.

      Ansonsten ist der Artikel in 1 ziemlich gut, da er mal einen Querschuss zum Mainstreamgebrabbel bildet (was meistens daneben liegt)
      Avatar
      schrieb am 14.03.06 20:39:54
      Beitrag Nr. 4 ()
      [posting]20.683.553 von derbewunderer am 14.03.06 20:16:15[/posting]Ich denke, es kommt darauf an, was man draus macht...

      Z.B. den größten Zoo der Welt, mit vielen Wildreservaten:D
      Mit vielen älteren Wildhüter/innen und sanftem Tourismus

      Riesige Ökofarmen etc.

      Am Ende siegt der Morgenthau-Plan doch noch...

      http://de.wikipedia.org/wiki/Morgenthau-Plan
      Avatar
      schrieb am 14.03.06 20:58:44
      Beitrag Nr. 5 ()
      Du meinst den Kemal Atatürk Naturpark.

      Klingt gut,aber den hätte sich auch Morgenthau nicht gewünscht. Vielmehr wären doch die Pläne des iranischen Präsidenten durchaus einer Überlegung wert. Rügen, ein neues Haifa, das hätte doch was. Millionen gut qualifizierter Arbeitskräfte und High Tech. Eine importierte Armee ,die die Bundeswehr in die Tache steckt nebst Atomwaffen. Hübsche Mädchen. Ich finde man sollte konstruktive Pläne nicht immer gleich ablehnen, wenn der Iran denn dafür zahlt. :):)

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      Avatar
      schrieb am 14.03.06 22:05:04
      Beitrag Nr. 6 ()
      sehr guter Text !!!

      :eek::eek::eek:
      Avatar
      schrieb am 14.03.06 23:02:02
      Beitrag Nr. 7 ()
      [posting]20.683.917 von webmaxx am 14.03.06 20:39:54[/posting]Nero-Befehl und Morgenthau-Plan werden umgesetzt.
      Thread: Nero-Befehl und Morgenthau-Plan werden umgesetzt. von november 2004
      Avatar
      schrieb am 14.03.06 23:24:38
      Beitrag Nr. 8 ()
      (Antwort auf Beitrag Nr. 20.681.764 - erstellt von webmaxx am 14.03.06 18:48:43)

      Hallo webmaxx,

      der Autor ist total realitätsfern und weiß nicht einmal ansatzweise wovon er schreibt.

      Keine Kinder zu bekommen, bedeutet für sie nicht nur Verzicht, sondern auch Entlastung; ein seelisches Problem zwar, aber eine materielle Problemlösung. Würden die Geburtenraten tatsächlich so hoch steigen, wie es als wünschenswert deklariert wird, dann hätten die mittleren Jahre für Alte und Junge zusammen, von den Arbeitslosen ganz zu schweigen, noch mehr zu schultern als bisher. Geburtenrückgang ist sozialpolitisch kein Problem, sondern eine Problemlösung. Er verschafft der Hochleistungsgesellschaft mehr Luft und Leistungsraum.

      Schon das ist wie so oft eine Halbwahrheit, richtig ist daran, dass Kinder Kosten verursachen wie jede andere Investition auch, falsch ist daran seine Schlussfolgerung, dass man durch weniger Kinder seine Probleme in den Griff bekommen kann. Es wird immer Verlierer geben, man überlege sich einfach was ein Mann und eine Frau alleine auf einer Insel als Alterssicherung täten. Dann wirst du feststellen, was funktioniert und was nicht. Keine Kinder zu bekommen beschert ihnen kurzfristig in der Tat eine Entlastung, langfristig löst das das Problem allerdings nicht.
      Die Entlastung wird immer nur kurzfristig sein, erkauft mit noch größeren Problemen kurze Zeit später. Das System nennt man dann Teufelskreis. Richtig ist hier wieder, wenn er feststellt, dass das Durchbrechen des Teufelskreises mit hohen Kosten verbunden ist, weil eine Generation doppelt belastet ist. Das sind eben die Kosten, die D die letzten Jahre einen überdurchschnittlich und unnatürlich hohen Lebensstandard beschert haben (dadurch, dass man sie sich sparte natürlich).

      Produktivitätssteigerung macht’s möglich. Wenn die hochproduktive, unablässig rationalisierende Wirtschaft nur noch kleine, jüngere „Olympiamannschaften“ in den Unternehmen belässt, kreiert sie Arbeitslose und Alte und schiebt sie im gleichen Atemzug auf die Systeme der sozialen Sicherung ab.

      Produktivität und Einwanderung (erwähnt er weiter vorne) sind keine Lösungen. Hier geht er implizit von einer "Versklavung" des Kapitals und der wenigen verbliebenen Jungen aus. Warum sollte sich das Kapital, das logischer Weise mobil ist, und warum sollten sich die Jungen versklaven lassen und den Lebensabend derer finanzieren, die keine Kinder haben und nicht vorgesorgt haben. Erstens ist das schon wieder ungerecht, wie das ganze System an sich und zweitens wird das auch nicht geschehen, denn das ist zum Beispiel der Grund wieso ich dieses Jahr am US-Greencardprogramm teilnehme und ausschließlich an ausländische Unternehmen Bewerbungen schreiben werde. So ähnlich denken viele, je besser man ausgebildet ist, desto mehr kann einem das Ausland bieten. Je schlimmer es hier wird, desto größer wird der Druck das Land zu verlassen. Es werden dann die wenigen verbliebenen Jungen und gut ausgebildeten Arbeitskräfte sein, die dem Land den Rücken kehren, die die er ja implizit "versklaven" will.

      Hier greift dann wunderbar das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Junge, gut ausgebildete Menschen werden immer knapper und dementsprechend begehrter von allen Ländern. Wo gehen sie wohl hin, dorthin wo man sie anständig behandelt oder dorthin wo man sie arbeiten lässt bis zum umfallen und gleichzeitig schlecht bezahlt und hoch besteuert, um von den Steuereinnahmen Menschen zu versorgen zu denen sie keine Beziehung haben.
      Ach ja, hätte ich fast vergessen, wenn man gut ausgebildet ist spricht man meistens gut Englisch, was die einzige wirkliche Hürde ist, gerade die gibt es aber nicht für diejenigen, die man unbedingt halten müsste.

      Das Problem ist, er hat keinen blassen Schimmer von Anreizbeziehungen und begeht bei seinen Annahmen die gleichen Fehler, die bereits den Kommunismus haben scheitern lassen und die gerade die soziale Marktwirtschaft scheitern lassen. Linke Ideologie ist sowas von lästig, da sie auf lauter Halbwahrheiten basiert die nicht für die Realität taugen.

      Mal davon abgesehen ist es wissenschaftlich belegt, dass Menschen bis zum Alter von 35 am produktivsten sind und je weniger Junge Menschen es gibt, desto geringer wird die Dynamik und Innovationskraft der Wirtschaft sein.

      Er kann zwar behaupten dass das alles kein Problem ist.

      Es ist allerdings ein Naturgesetz, dass aus Kinderarmut Altersarmut resultiert.

      Aber vielleicht hat er ja eine Möglichkeit gefunden Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Und Lösungen zu sehen, die heerscharen von Volkswirten nicht sehen, die für solche Probleme ausgebildet wurden und sich mit nichts anderem beschäftigen. Volkswirte sind zwar nüchtern aber dabei im allgemeinen absolut sachlich, wundert mich, dass er als Soziologe (der auch etwas Ahnung von Volkswirtschaftslehre haben müsste solche tragenden Konzepte nicht begriffen hat)

      Wäre ja schön wenn er Recht behielte, wer dran glaubt der kann ja mal in die ostdeutsche Provinz fahren, dort ist die Entwicklung schon einige Jahre weiter. Dort kann man sehen was in Zukunft auch Westdeutschland blüht. Das schaut für mich nicht nach seiner heilen Welt aus.

      Gruß grigri
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 02:40:21
      Beitrag Nr. 9 ()
      alles gut und recht, aber, wieso holt sich die so geschickte abgespeckte Wirtschaft ausländische Mitarbeiter ins Land, wenn zuhause mehr als 5 Millionen keine Arbeit haben? :confused::confused::confused:

      ich muss sagen, das gefällt mir ganz und gar nicht :mad:
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 03:38:41
      Beitrag Nr. 10 ()
      [posting]20.686.525 von grigri4 am 14.03.06 23:24:38[/posting]Hallo grigri4,

      danke für deinen engagierten Beitrag, durch den das Thema sicher wieder zu seiner Ernsthaftigkeit zurückfindet.;)

      Wir kennen uns ja schon von der Zinsdiskussion her - und genau von da sehe ich auch die Lösung, die die These in #1 tragfähig macht.

      ___________________________________________

      Vorweg: Eine solche Realitätsferne wie du erkenne ich beim Autor nicht, es bedeutet mehr einen Denkanstoß zu abgeklärter Betrachtungsweise.

      Wie oftmals hier im Board beißt sich die Argumentationskette in den Schwanz - du nennst es "Teufelskreis" . Ich frage, wer war zuerst da, Henne oder Ei?

      Soll heißen: So wie Investitionen (hier in "Aufzucht von Humankapital ":D )immer Kosten verursachen, bedeuten sie als positve Kehrseite der Medaille eben auch mehr BIP.

      Oder, vergleichbar: Die Schulden des Staates sind auch die Zinseinnahmen und Guthaben der Bürger.

      Ich denke, du kannst hier zustimmen. Es ist eine Frage der Betrachtung - die aber eben nicht einseitig sein darf !

      Deine berechtigte Kritik bzw. der Einwand der Abwanderung ist imho nur eine Frage der Verteilungsgerechtigkeit, und hier führen eingebaute Systemfehler gerade in Zeiten knapper Kassen und hoher Verschuldung überdeutlich in die Krise. Bei Behebung nur dieser Fehler wäre die von dir erwähnten Punkte "Anreizbeziehungen" und "Abgebot und Nachfrage" sofort vom Tisch bzw. wieder in korrekter Relation.

      Würde es uns gelingen, den Globalisierungsdruck , der durch Kapitalbeschaffungskosten (=Zinsen) entsteht, abzubauen, wäre eine "schrumpfende Gesellschaft" gar kein Problem, da nur Substituierung stattfände.

      Und bundesweiter Rückbau von nicht mehr benötigter Infrastruktur zu blühenden Landschaften ( z. B. mit meinetwegen artgerechter Freilandviehzucht winterharter Fleischrindrassen) auch keine unlösbare Aufgabe.

      Wir müssen doch nicht zwingend Weltmarktführer im Gesamtspektrum Technologie sein.


      ____________________________________________________________
      Der Hauptfehler unseres System ist der Zins, der uns immer tiefer in die Verschuldung führt - es wird immer deutlicher!
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 03:50:14
      Beitrag Nr. 11 ()
      [posting]20.686.353 von Erstausgabe am 14.03.06 23:02:02[/posting]Das ist ein lesenwerter Thread (http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/thread.ph… ),

      der natürlich sofort den Widerspruch des unseres"Fordenkers des Nurdenkbaren" erfahren hat;
      wird hier wohl auch nicht lange auf sich warten lassen.;)

      Zur Klarstellung: Mitnichten will ich hier unterstellen, die Amerikaner wollten uns a la Morgenthau als unliebsame Weltmarktkonkurrenz kaltstellen und in bäuerliche Gefild rückführen...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 03:54:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      Was in diesem Land geschehen unbedingt muß, ist die Herstellung einer echten Solidargemeinschaft.

      Das soll heißen, das niemand sich wie bisher "privilegiert" aus KV und RV raushalten darf. Einzahlung mit Grundversorgung muß für jedermann Pflicht werden.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 07:54:27
      Beitrag Nr. 13 ()
      "Es ist allerdings ein Naturgesetz, dass aus Kinderarmut Altersarmut resultiert"

      Richtig ! Denn das größte Problem ist das alte Denken.
      Unsere Gesellschaft braucht junge Menschen wie die Luft zum Atmen.
      Junge optimistische, risikobereite, begeisterungsfähige, anpassungsfähige, leistungsbereite Menschen.
      Dem gegenüber muß in einem ausgewogenen Verhältnis der ältere, erfahrene, sicherheitsorientierte Mensch stehen.

      Beide Gruppen ergänzen sich und profitieren voneinander im Idealfall.
      Ich behaupte, das unsere Gesellschaft heute mit einer gesunden Bevölkerungsstruktur völlig anders aussehen würde. Das Wahlverhalten wäre anders gewesen. Kohl nicht so lange im Amt. Die Technikfeindlichkeit nicht so extrem. Der Transrapid gebaut.
      Es wäre unruhiger. Aber eine gesunde Unruhe. Eine Unruhe, die die Gesellschaft zu mehr Flexibilität zwingt.
      Es macht wenig Sinn, alles nur mit Geld zu verbinden.
      Nein - man muß es laut sagen: Jeder Bürger , der freiwillig auf Kinder verzichtet, weil u.U. sein Mallorca-Urlaub bedroht sein könnte, ist ein verhaltensgestörter Versager !
      " In diese Welt kann man keine Kinder setzen ".
      Eins der dümmsten Argumente überhaupt ! Wer soll denn die Welt vorranbringen, den Umweltschutz verstärken ? Die Afrikaner ?
      Nein - eine Gesellschaft, die auf Kinder verzichtet, wird untergehen.
      Da nützt auch der Dackel als Kinderersatz im Alter nichts.

      So - von jemand, der 3 Kinder und 5 Enkel hat. Auf die er mächtig stolz ist. Arme Teufel kennen diesen Stolz nicht.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 08:23:16
      Beitrag Nr. 14 ()
      [posting]20.687.600 von Ballyclare am 15.03.06 07:54:27[/posting]@ Ballyclare

      ich halte das Kinder bekommen allerdings für ein reines Privatvergnügen.
      Warum bekommen Eltern Kindergeld ? Produzieren sie doch bei 2 und mehr Kindern die Arbeitslosen von morgen.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 08:37:44
      Beitrag Nr. 15 ()
      #14 Doc21

      Junge Menschen bauen - erfinden - forschen - haben Mut zum Risiko - machen sich selbstständig - stellen das bisherige in Frage.
      Das bringt Arbeitsplätze.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 08:51:58
      Beitrag Nr. 16 ()
      Vor 150 Jahren, zu Beginn der Industriealisierung, gab es 35 Millionen Menschen im Deutschen Reich, das weitaus größer war als das heutige Deutschland. Zu dieser Zeit explodierte die Bevölkerung geradezu bis auf 80 Millionen heute.

      Die Zeiten industriellen Wachstums sind vorbei, eine Schrumpung der Bevölkerung somit kein Unheil sondern eher ein Segen aus volkswirtschaftlicher Sicht.
      Die falsch konstruierten sozialen Sicherungssysteme dürfen keine Grund sein für den Ruf nach mehr Kindern, denn diese funktionieren nur wenn genug Arbeit da ist, und orientiert sich nicht an der bloßen Anzahl von Menschen in einem Land.
      Ohne unsinnige Armutszuwanderung sähe die Lage heute sogar noch besser aus. Zum einen durch eine Entlastung der sozialen Sicherungssysteme und durch einen abnehmenden Druck auf dem Arbeitsmarkt.
      Das die Industire darüber anders denkt ist klar. Schließlich bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis der Arbeit. Die Kosten von Arbeitslosigkeit können im Zweifel ja leicht sozialisiert werden.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 09:07:34
      Beitrag Nr. 17 ()
      Nun - das kann man auch anders sehen.
      Auf wieviel geniale Forscher - Künstler - Erfinder - Staatsmänner verzichten wir, indem wir nur noch uns darauf konzentrieren, das alte zu bewahren.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 09:37:14
      Beitrag Nr. 18 ()
      [posting]20.688.340 von Ballyclare am 15.03.06 09:07:34[/posting]Ja, das ist schon interessant und bedenkenswert - aber ist es auch wirklich unumstößlich richtig?

      Mir scheint, daß deine Argumentation von höherer Warte der Erdbevölkerung aus wiederum falsch sein könnte....

      Ich finde, Tetris in #16 hat schon recht - es ist ein Verteilungsproblem durch ein ungerechtes System. Und d a s muß behoben werden.

      Ansonsten gibt es ja (siehe Schröder) noch die Möglichkeit, ausländische Kinder zu kaufen und zu adoptieren; vielleicht ist das nur ein Marketingproblem - wenn es Bohlen macht und Becker, Merkel und Westerwelle (:laugh:), wollen plötzlich alle...

      - Und: Wie hätte ein Hitler hier wohl gehandelt?
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 09:45:04
      Beitrag Nr. 19 ()
      (Antwort auf Beitrag Nr. 20.688.117 - erstellt von Tetris am 15.03.06 08:51:58)

      Dass es nicht genug Arbeitsplätze gibt ist nicht naturgegeben sondern die Folge jahrzehntelanger falscher Politik, die Folge aus überkommenen Gewerkschaften und sicherlich auch eigennützig agierenden Arbeitgebern. Gerade letztere, die Unternehmer lehnen Wettbewerb in D oftmals ebenso ab, da es viel angenehmer ist in einem Klüngelsystem zu leben.

      Es wird keinem unqualifizierten etwas helfen, wenn es nicht mehr genug qualifizierte Arbeitskräfte geben wird im D der Zukunft.
      Die meisten Menschen in D, die heute arbeitslos sind werden auch in Zukunft bei Eintreten des an vielen Orten zu erwartenden Arbeitskräftemangels weiterhin arbeitslos sein. Denn bevor ein Unternehmen einen Unqualifizierten oder Geringqualifizierten statt eines Ingenieurs oder Chemikers einstellt wandert es lieber ins Ausland ab.
      Dass die Demographie die Probleme am Arbeitsmarkt lösen kann ist eine der am weitesten verbreiteten Halbwahrheiten. Arbeitskräfte sind nicht beliebig durcheinander substituierbar und in D wird es in Zukunft auch weiterhin Arbeitslosigkeit und dann zusätzlich auch noch Arbeitskräftemangel geben.

      Außerdem geht es hier auch nicht um soziale Sicherungsysteme, wäre nur das das Problem könnte man sich tatsächlich darüber freuen, denn gerade die sind ja zum Gutteil dafür verantwortlich. Ein Zusammenbruch der selbigen wäre somit erstrebenswert.

      Einfach alles, ob es die Vermögenswerte, die Wirtschaftsdynamik, die Arbeitsplätze, der Wohlstand, die Bedeutung, der Einfluss, die Kultur sind, einfach alles hängt von der Demographie ab. Wenn die Demographie katastrophal ist, ist einfach alles andere auch katastrophal.

      Gruß grigri

      @ webmaxx,

      ich erinnere mich, ich bin allerdings immer noch der Ansicht, dass man Probleme bei realen Größen nicht mit ausschließlich auf nicht-realen Größen basierenden Lösungen bekämpfen kann.
      Einzig bei der Verschuldung sind wir einer Meinung, allerdings aus unterschiedlichen Gründen.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 10:15:37
      Beitrag Nr. 20 ()
      [posting]20.689.023 von grigri4 am 15.03.06 09:45:04[/posting]Ts,ts...

      "Dass es nicht genug Arbeitsplätze gibt ist nicht naturgegeben sondern die Folge jahrzehntelanger falscher Politik,"- Das stimmt, aber deine dann folgenden Begründungen sind nur zum geringsten Teil verantwortlich dafür .

      Weiter unten beklagst du ja selbst die mangelnde Nachfrage durch "katastrophale Demographie"

      Nun, für mich ist die Tatsache, daß Kapital dorthingeht, wo die Rendite am höchsten ist , einesehr reale Größe !

      Und wenn man diese durch völlige Steuerfreiheit auf Investitionen im eigenen Land erreichen kann, wird auch wieder hier produziert.

      Und ein Zinsverbot mit Quellensteuer auf nichtinvestiertes Kapital sorgt für die faire Verteilung des Überschusses.

      Nochmal: So können auch schrumpfende Volkswirtschaften gut existieren.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 10:38:15
      Beitrag Nr. 21 ()
      Ich finde das Eingangsposting als einen wohltuenden Gegenpol zu den permanent publizierten Weltuntergangsszenarien aufgrund der "demographischen Katastrophe".

      Das deckt sich sehr genau mit meiner Ansicht, dass diese keinesfalls die Ursache unserer zukuenftigen Probleme sein wird. Der Artikel beschreibt sehr gut, warum eine prosperierende Volkswirtschaft in der Lage waere, Bevoelkerungsschwund und die vielzitierte Vergreisung erfolgreich zu managen.

      Das Problem liegt IMHO ausschliesslich in der Globalisierung der Wirtschaft. Wie schon von einem der Vorredner gesagt gibt es keinen Grund, warum wir in Zukunft einen Vorsprung vor frueheren oder jetzigen Schwellenlaendern beanspruchen koennen.

      Wir alle - die wir ueber Jahre ueber unsere Verhaeltnisse gelebt haben - werden in Zukunft den Guertel enger schnallen muessen. Mir ist klar, dass das den heute schon benachteiligten Schichten erheblich schwerer fallen wird als denen, die dann halt anstelle des neuen BMW`s einen gebrauchten Golf fahren muessen. Mir ist klar, dass es eine wie auch immer geartete Umverteilung geben muss, sonst bekommen wir brasilianische Verhaeltnisse. Aber mit dem Geburtenrueckgang hat das alles nichts zu tun.

      Muss mich an dieser Stelle auch mal energisch gegen Sprueche a la "Mal davon abgesehen ist es wissenschaftlich belegt, dass Menschen bis zum Alter von 35 am produktivsten sind" - hab noch nie einen solchen Bloedsinn gehoert.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 10:46:52
      Beitrag Nr. 22 ()
      " Die Bevölkerung schrumpft? Wunderbar!
      von Karl Otto Hondrich



      einer mit dem Vornamen Karl Otto, wie alt mag der schon sein? 70? 80?

      Jeder hier hält sich für einen Börsenexperten. Wir alle wissen, dass ein Unternehmen, das Ersatzinvestitionen unterläßt, kurzfristig den Gewinn steigern kann - auf Kosten der Substanz. Nur wenn es um unser Land geht, dann sollen elementarste Gesetze nicht mehr gelten.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 10:52:42
      Beitrag Nr. 23 ()
      [posting]20.690.171 von MurphysR am 15.03.06 10:38:15[/posting]Sehe ich ähnlich.

      Vor allem dein letzter Absatz:D

      grigri4 jubelt einem öfter mal solche Schoten unter, da muß man aufpassen:laugh:
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 10:56:51
      Beitrag Nr. 24 ()
      [posting]20.690.402 von smirnow am 15.03.06 10:46:52[/posting]Schön gesagt - aber dann ist das schöne Wort "Humankapital" nicht mehr weit... und was hatte Hitler nochmal für Idiome, um den "völkischen Raum" zu füllen?

      Egal - er hat sich mit Krieg aus dem Wirtschafts-Problem gemogelt...
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 12:00:06
      Beitrag Nr. 25 ()
      (Antwort auf Beitrag Nr. 20.690.171 - erstellt von MurphysR am 15.03.06 10:38:15)

      Muss mich an dieser Stelle auch mal energisch gegen Sprueche a la " Mal davon abgesehen ist es wissenschaftlich belegt, dass Menschen bis zum Alter von 35 am produktivsten sind" - hab noch nie einen solchen Bloedsinn gehoert.

      Kann ich etwas dafür, dass das die Realität ist. Erkundige dich mal, in welchem Alter bei Männern die meisten Unternehmen gegründet werden oder in welchem Alter die wissenschaftlichen Durchbrüche stattfinden. Bedeutende Weiterentwicklungen in der Mathematik zum Beispiel finden entweder bis zum 29. Lebensjahr statt (wenn ich mich richtig erinnere, kann auch das 27. gewesen sein), oder gar nicht. Die größten Leistungen von Albert Einstein brachte dieser in seiner Jugend zustande und nicht im Alter. Ab dem Alter von 35 lässt die Motivation und Innovationskraft bei Männern entscheidend nach, wer bis dahin noch kein Unternehmen gegründet hat wird das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch niemals mehr tun, denn dann breitet sich die Dienst nach Vorschrift Denkweise aus.
      Blödsinn ist höchstens deine oben gemachte Feststellung.

      Du hast dahingehend Recht, wenn du feststellst, dass die Demographie gegenwärtig noch kein Problem ist. In weiten Teilen Deutschlands wirkt tatsächlich noch der demographische Bonus. Nur in einzelnen Regionen Ost-/ und Mitteldeutschlands, vor allem auf dem Land sehen die Menschen schon was in Zukunft auf das ganze Land zukommen wird.

      Ein Naturgesetz besagt Kinderarmut verursacht Altersarmut

      Aber es ist scheinbar wirklich sinnlos mit gewissen Leuten zu reden, denn die glauben es erst wenn sie es mit eigenen Augen sehen können. An diesem Tag werde ich hoffentlich nicht mehr in diesem Land leben.
      Die Globalisierung ist zu allererst eine Chance, gleichwohl bestraft sie Konkurrenzunfähigkeit rigeros. Leider bringt es die deutsche Politik auch hier wieder fertig wie immer in der deutschen Geschichte zu versagen.

      Es geht hier nicht um Panikmache sondern um die Realität, die ist nunmal so. Die Vogel-Strauß Taktik ist leider weit verbreitet. Stecken wir den Kopf in den Sand, denn was wir nicht sehen können/wollen kann es schließlich nicht geben.
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 16:02:52
      Beitrag Nr. 26 ()
      [posting]20.694.439 von grigri4 am 15.03.06 12:00:06[/posting]Bedeutende Weiterentwicklungen in der Mathematik zum Beispiel finden entweder bis zum 29. Lebensjahr statt (wenn ich mich richtig erinnere, kann auch das 27. gewesen sein), oder gar nicht. Die größten Leistungen von Albert Einstein brachte dieser in seiner Jugend zustande und nicht im Alter. Ab dem Alter von 35 lässt die Motivation und Innovationskraft bei Männern entscheidend nach, wer bis dahin noch kein Unternehmen gegründet hat wird das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch niemals mehr tun, denn dann breitet sich die Dienst nach Vorschrift Denkweise aus.
      Blödsinn ist höchstens deine oben gemachte Feststellung.


      Jetzt weiß ich warum es Deutschland so schlecht geht. Bis 29 studieren, bis 35 ein wenig arbeiten und dann Manager werden. :D
      Avatar
      schrieb am 15.03.06 22:45:50
      Beitrag Nr. 27 ()
      [posting]20.694.439 von grigri4 am 15.03.06 12:00:06[/posting]Ab dem Alter von 35 lässt die Motivation und Innovationskraft bei Männern entscheidend nach, wer bis dahin noch kein Unternehmen gegründet hat wird das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch niemals mehr tun, denn dann breitet sich die Dienst nach Vorschrift Denkweise aus.
      Wenn das der Fall wäre, dann wäre das Team, für das ich verantwortlich bin, längst nach Indien outgesourced. Und das liegt unter anderem daran, daß insbesondere die Kollegen meiner Altersklasse mit höchster Motivation und Engagement ans Werk gehen. Das ist bei den jüngeren i.d.R. auch gegeben...zumindest hab ich bei der Auswahl diesbezüglich immer Glück gehabt, aber denen fehlt halt die Erfahrung.

      Ich bleibe dabei: Solche Allgemeinplätze sind Blödsinn.
      Avatar
      schrieb am 16.03.06 08:36:19
      Beitrag Nr. 28 ()
      Entgegen den Vorurteilen von der zerfallenden und verstreuten Familie sind Familienbande heute eher wichtiger und dichter als vor einem halben Jahrhundert. 90 Prozent der älteren Menschen wohnen heute nicht mehr als zwei Stunden von ihren Kindern entfernt, 70 Prozent stehen mit ihnen mehrmals pro Woche in Kontakt. Man unterstützt sich finanziell, bei Hausbau und Hausarbeit, bei der Versorgung von Kindern und Alten, bei Berufs- und Reiseplänen, im Krankheitsfall. Man berät sich im Alltag. Man feiert zusammen. Man zankt sich, man liebt sich. Wenn denn die jüngeren Generationen kleiner und die Familien weniger werden und wenn dies ein demografisches Problem ist, so zerreißt es die Familien nicht, sondern bindet sie, ob über Gefühle oder Geld, enger zusammen.

      Wo lebt der Gute? In Afghanistan? :rolleyes: Völlig weltfremd.

      Und wieder macht die unsägliche Arbeit-ist-ein-Kuchen-These die Runde. Das Schöne und Außergewöhnliche ist aber, dass diejenigen, die das Seditativum #1 nur zu gern zu sich nehmen, mit aller Brutalität finanziell und vermutlich auch physisch getroffen werden, und das ist gut so, denn es trifft die Richtigen. :)
      Avatar
      schrieb am 16.03.06 09:24:12
      Beitrag Nr. 29 ()
      (Antwort auf Beitrag Nr. 20.716.043 - erstellt von MurphysR am 15.03.06 22:45:50)

      Selbstverständlich haben ältere Arbeitnehmer große Erfahrung die dringend benötigt wird. Ich bin auch der Ansicht, dass man eine gesunde Altersstruktur im Unternehmen haben sollte, was heute ja in vielen Unternehmen nicht mehr der Fall ist.

      Es ist trotzdem so, dass ältere Bevölkerungen sehr an Dynamik verlieren, dass die meisten Unternehmen in der Jugend (bis 35) gegründet werden. Je älter man wird, desto ablehnender steht man Veränderungen gegenüber und wirkliche Neuerungen bzw. Weiterentwicklungen sind auf den meisten Gebieten immer mit Veränderungen des allseits bekannten verbunden.

      Simultan mit dem Vergreisen von Deutschland wird D automatisch auch seine Innovationskraft und seine Position als eine der fortschrittlichsten Gesellschaften verlieren.

      Das ist nicht böse gemeint, sondern die nackte Realität und abwerten wollte ich wirklich niemanden damit.

      Ich weiß auch, dass ich das alles nicht aufhalten kann, ich denke nur jeder hat ein Recht zu erfahren was ihn erwartet.

      Gruß grigri

      P.S. Ausnahmen von der Regel gibt es sicherlich auch
      Avatar
      schrieb am 17.03.06 03:49:51
      Beitrag Nr. 30 ()
      [posting]20.725.708 von grigri4 am 16.03.06 09:24:12[/posting]Hier mal neues Futter für die Vergreisungsmythologen....


      "
      Über kaum eine Berufsgruppe werden traditionell so viele Witze gemacht wie über Statistiker. Winston Churchill hat sich ebenso über sie erheitert wie der große Spötter George Bernard Shaw. Ist es da verwunderlich, dass Statistiker immer dann, wenn sie mal richtig ernst genommen werden, förmlich aufblühen und die Gunst der Stunde genießen?

      Der Präsident des Statistischen Bundesamtes Johann Hahlen pustet so jedes Jahr seine Lungen freudig durch, wenn er "sein" statistisches Jahrbuch vorstellt, dessen Zahlen er leider immer genauso interpretiert wie es der momentane politische Mainstream gerne hört. Wir altern "dramatisch", die Bevölkerung schrumpft unaufhörlich, mehr als eine Millionen Pflegebedürftige werden uns im Jahre 2050 zur Last fallen. Kein Wunder, dass die sozialen Sicherungssysteme bedroht sind und die rastlos um unser Wohl bemühten Politiker vor lauter Kummer nicht mehr in den Schlaf kommen.

      Dass ausgerechnet der Präsident des Statistischen Bundesamtes immer wieder von neuem glatten Blödsinn erzählen könnte, diese Annahme wäre angesichts soviel inkarnierter Kompetenz wohl blanke Häresie. Und doch ist es so:

      Hahlen vergißt mitzuteilen, daß von den bisherigen 10 "koordinierten Bevölkerungsprognosen" - so heißen diese Dinger - noch keine gestimmt hat. Die Bevölkerung ist immer gewachsen und nie geschrumpft.

      Ebenso vergißt er mitzuteilen, dass die angeblich so fürchterliche Schrumpfung der deutschen Bevölkerung im Jahre 2050 (!) auf 75 Mio. Einwohner (mittlere Variante) vom Resultat her gerade einmal 2,7 Mio. Einwohner weniger ausmacht als 1985 (60,9 Mio. Einwohner alte Bundesrepublik, 16,9 Mio "DDR") in Deutschland lebten und dass die Bevölkerungsdichte auf den Quadratkilometer dann immer noch eine der höchsten der Welt wäre.

      Weiter fehlt der banale Hinweis, dass die "dramatische" Alterung das logische Resultat der geburtenstarken Jahrgänge der sechziger Jahre ist, denn wer geboren ist, wird nun auch mal alt und muß schließlich sterben. Sobald die geburtenschwachen Jahrgänge die Alterspopulation bestimmen, wird dies völlig anders sein und die Zahl der alten Menschen wird drastisch sinken.

      All dies wäre noch verzeihlich, wenn nicht auch Hahlen einen Denkfehler machen würde, der zunächst nur auf einem semantischen Mißverständnis zu beruhen scheint, sich aber in der gesamten Diskussion um unsere (angeblich nicht mehr finanzierbaren) sozialen Sicherungssysteme fatal auswirkt: Die Verwechslung von "erwerbsfähig" mit "erwerbstätig". Erwerbsfähig im demographischen Sinne ist jeder Mensch zwischen 18 und 65, erwerbstätig oder gar sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist er damit noch lange nicht. So haben wir zur Zeit (und auch in Zukunft!) überhaupt keinen Mangel an erwerbsfähigen Menschen, aber einen beträchtlichen Mangel an (Steuer und Abgaben leistenden) Erwerbstätigen.

      Wäre die rein biologische Betrachtungsweise richtig, müßten alle Entwicklungs- und Schwellenländer mit ihren phantastischen Geburtenzahlen und prächtigen Alterspyramiden glänzend finanzierte soziale Sicherungssysteme haben.
      Da dies offensichtlich nicht der Fall ist, entlarvt die ganze Lächerlichkeit der Demographielüge, der sich inzwischen alle Politiker virtuos bedienen und für die ein hoch bezahlter Beamter sachwidrig und kontrafaktisch einmal pro Jahr neue Munition liefert.

      Jürgen Voß"

      http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&…

      Der Verdacht liegt nahe, daß man uns auf diese Weise weiteren Verzicht predigen und den Zuzug der Türkei in die EU samt Einbürgerung weiterer Ausländer nach Deutschland schmackhaft machen will....:rolleyes:

      Und natürlich gilt es, von den gemachten Fehlern bei der Überbelastung der sozialen Sicherungssysteme mehr oder weniger elegant abzulenken!
      Avatar
      schrieb am 17.03.06 08:19:11
      Beitrag Nr. 31 ()
      (Antwort auf Beitrag Nr. 20.751.410 - erstellt von webmaxx am 17.03.06 03:49:51)

      Was soll ich dazu sagen?

      Wäre die rein biologische Betrachtungsweise richtig, müßten alle Entwicklungs- und Schwellenländer mit ihren phantastischen Geburtenzahlen und prächtigen Alterspyramiden glänzend finanzierte soziale Sicherungssysteme haben.

      Das zeigt schon wieder, dass der Mann nicht ausreichend Qualifikation besitzt um über dieses Thema zu schreiben, nur eine seiner falschen Behauptungen.

      Der Wohlstand einer Volkswirtschaft hängt sicherlich nicht nur von der Anzahl der arbeitsfähigen Bevölkerung, sondern auch von der Qualifikation und der Fähigkeit ab sie zu motivieren. Letztere dürfte durch ein kapitalistisches, die Leistung förderndes System gegeben sein, ersteres ist durch eine kontinuierlich ausreichende Zahl von Nachwuchs garantiert und die Bildung, dazu brauche ich wohl nichts sagen.

      Hat ein Land sehr viel Nachwuchs, aber eine schlechte Bildung und/oder keine Möglichkeit den Nachwuchs zur Leistung zu motivieren (Unter Umständen auch durch Rechtsunsicherheit verursacht) wird es trotzdem arm bleiben-Die Situation in Afrika

      Hat ein Land zwar ausreichend Nachwuchs, und ein gutes Bildungssystem, kann den Nachwuchs aber nicht optimal motivieren wird es zu Armut kommen-Die Situation in vielen sozialistischen Ländern

      Hat ein Land zwar ein gutes Bildungssystem, jedoch weder genug Nachwuchs noch die Fähigkeit diesen zur Höchstleistung zu motivieren, so wird es zu Armut kommen-Dreimal darfst du raten wo das der Fall ist.

      Den USA wird es in Zukunft im übrigen hervorragend gehen bei allen Pleite-Beschwörungen hier im Board, denn sie haben alle drei Faktoren.

      Bei bisherigen Bevölkerungsprognosen hat man sich tatsächlich oft geirrt, ich bin auch kein Fachmann auf dem Gebiet, nun ist es allerdings was anderes. Es ist sicherlich ein Unterschied ob man Prognosen darüber macht wie stark die Bevölkerung tatsächlich wächst oder wie stark sie schrumpft. Denn über die Geburten der Vergangenheit (letzte 30 Jahre) braucht man wohl nicht streiten. Dass eine Überalterung der Bevölkerung letztendlich zu Armut führt ist sowas von fundamental logisch, ich verstehe nicht wie man das in Frage stellen kann. Ich habe da zum Beispiel die Zahl von 80% im Kopf. Ich weiß jetzt nicht ob sie genau stimmt, aber um die 80% der medizinischen Dienstleistungen braucht ein Mensch erst nach dem 65. Lebensjahr.
      Natürlich kann man alldem entgegenwirken indem man Schritt für Schritt das Renteneintrittsalter erhöht, damit die Betroffenen effektiv nicht mehr in Rente gehen können.
      Stell dir wieder hypothetisch vor was ein Mann und eine Frau auf einer Insel machen würden. Das ist ein guter Referenzpunkt, was dort funktioniert oder nicht würde auch in unserer Situation funktionieren, oder eben nicht. Haben sie keine Kinder bekommen müssen sie halt bis ins hohe Alter selbst arbeiten für ihren Lebensunterhalt. Man kann das Problem somit auch dadurch lösen, dass man die betroffenen nicht in Rente gehen lässt.

      Letztlich kann man sich trefflich darüber streiten, ich bezweifle jedoch, dass die Politik die notwendigen Maßnahmen trifft.
      Ist mir schon klar, dass man Kinderlosen nicht im Nachhinein komplett die Rente streichen kann, die sind schließlich selbst Opfer des Systems (was man bei genug Verstand eigentlich hätte durchschauen können). Ein gewisser Bestandsschutz ist denke ich schon gegeben. Trotzdem sollte man hier herangehen, denn man hätte das niemals zulassen dürfen und eine Ungerechtigkeit ist es zweifellos.

      Ich vertraue eben nicht mehr darauf dass die Politiker die notwendigen Schlüsse ziehen, die ohnehin viel zu spät wirksam werden würden, deshalb gebe ich ja auch zu, dass mir die Perspektive in D zu düster ist.

      Gruß grigri


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