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    Gewaltexzesse am 2.4. in Hamburg: Ein Vorgeschmack auf die Fußball WM? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.04.06 00:05:56 von
    neuester Beitrag 03.04.06 22:03:29 von
    Beiträge: 8
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      schrieb am 03.04.06 00:05:56
      Beitrag Nr. 1 ()
      Gewaltausbruch bei Fußballspiel

      Rechte provozieren Gastgeber: Beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem Chemnitzer FC

      kommt es am Millerntor zu Ausschreitungen. FC St. Pauli kritisiert Verhalten der Polizei

      Weißer Kreis auf rotem Grund: Die Botschaft der Fahnen im Fanblock des Chemnitzer FC war eindeutig. Das schwarze Hakenkreuz musste gar nicht in den weißen Kreis gezeichnet sein. Der Rauch einer Brandbombe verstärkte die Assoziationskette bei den St. Pauli-Fans im Millerntorstadion. Auch der Schlachtruf aus dem Gästeblock war deutlich: "Hoo-Na-Ra" - "Hooligans, Nazis, Rassisten". Unter diesem Kürzel agieren bundesweit neonazistische Hooligans. Am vergangenen Samstag hatten sich welche von ihnen zum Fußball-Regionalligaspiel FC St. Pauli gegen den Chemnitzer FC (CFC) verabredet.

      Auch aus Rostock und Cottbus waren sie angereist, um das "rote" Hamburg aufzumischen. Und, wie es schon vorher in der Szene hieß, um den "Kiez von Punks, Zecken und Türken zu säubern". Schon vor dem Spiel machten "Hoo-Na-Ras" Krawall: In Harburg holte die Polizei mehr als 100 vermeintliche Fans des gegen den Abstieg kämpfenden Chemnitzer FC aus den Zügen, die dort randaliert hatten. Auch nahe des Hauptbahnhofs lieferten sich laut Polizei Chemnitzer Fans Schlägereien. Auf dem Steindamm griffen sie Passanten an und beschädigten türkische Geschäfte. 18 Personen kamen in Gewahrsam.

      Am Millerntor versuchten Ordner die aufgeladene Stimmung zu dämpfen. Die Übergriffe waren bei den St. Pauli-Fans schnell bekannt geworden. Um weitere Provokationen während des Spiels zu unterbinden, wiesen die Ordner Fans im rechten Outfit ab. Träger von der bei Neonazis beliebten Marke "Thor Steinar" durften nicht ins Stadion.

      Etwa 40 abgewiesene Hooligans zogen während des Spiels über den Kiez. "Die machten Jagd auf Linke", berichtete eine Augenzeugin von Angriffen auf Jugendliche. Immer wieder hätten die Randalierer gegrölt: "Juda verrecke" und "Türken raus".

      Im Stadion tönte es aus dem Block der Chemnitz-Fans: "Eine U-Bahn bauen wir. Von St. Pauli bis nach Auschwitz." Kurz vor der Halbzeit wurden eine Rauchbombe und Knallkörper aus dem Gästeblock geworfen. Der FC St. Pauli wollte ihn daraufhin räumen lassen. Vizepräsident Marcus Schulz und der Sicherheitsbeauftragte Sven Brux erklärten der Polizei, dass diese so "deeskalieren und ein Zusammenstoß nach dem Spiel verhindern könne". Doch die Beamten weigerten sich, den Block zu räumen. Auch die neonazistischen Fahnen wollten sie nicht entfernen.

      Nach dem Spiel hielt die Polizei bis zu 400 Chemnitzer Fans zunächst im Stadion fest, um sie später in vier Bussen zum Hauptbahnhof zu bringen. Etwa 300 St. Pauli-Fans versammelten sich auf der Budapester Straße, anfangs friedlich. St. Pauli-Präsident Corny Littmann stellte sich vor einen Wasserwerfer und versuchte, die Situation zu entschärfen. Er geißelte das Verhalten der Chemnitzer Fans und mahnte Gewaltverzicht an. Als die Polizei die St. Pauli-Fans aufforderte, Richtung Reeperbahn abzuziehen und Wasserwerfer einsetzte, flogen Flaschen und Steine auf die Busse mit den Chemnitzern. Scheiben gingen zu Bruch, einige Insassen wurden verletzt.

      In den Seitenstraßen kam es auch nach dem Spiel zu Schlägereien zwischen hunderten Anhängern beider Clubs. Offenbar ohne Überlick über die Lage ging die Polizei gegen alle vor, die nach "Störern" aussahen, sagten Augenzeugen. Der Einsatz, so ein Beamter zur taz, sei auch polizeiintern umstritten gewesen.

      Insgesamt zählte die Polizei 44 Gewahrsamnahmen und neun vorläufige Festnahmen. Die Beamten hätten es versäumt, in der Halbzeit den Gästeblock zu räumen, rügte gestern ein St. Pauli-Sprecher und kündigte Gespräche zur Aufarbeitung mit der Polizei an. Der CFC will heute Stellung nehmen.

      taz Nord Nr. 7938 vom 3.4.2006, Seite 24, 123 TAZ-Bericht Andreas Speit / Oke Göttlich

      http://www.taz.de/pt/2006/04/03/a0238.1/text
      Avatar
      schrieb am 03.04.06 00:07:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ein Geschmäckle auf die Fußball WM: leichter Bürgerkrieg am 2.4. in Hamburg

      03.04.2006
      FUSSBALL-KRAWALLE IN HAMBURG

      Wie soll das erst zur WM werden?
      S. BALASKO/F. REBIEN/B. ROSENFELD

      Die Budapester Straße auf St. Pauli - ein einziges Schlachtfeld. Überall liegen Steine und Glasscherben. Nach dem Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem Chemnitzer FC kam es am Sonnabend zu den schwersten Auseinandersetzungen von Fußballfans in Hamburg seit vielen Jahren. Und die Polizei hat gut zwei Monate vor der WM kein gutes Bild dabei abgegeben.

      Schon vor dem Spiel kam es rund um den Hauptbahnhof zu ersten Ausschreitungen. Mit "Sieg Heil!"-Rufen stürmten Chemnitzer Anhänger türkische Läden. In einem Frisörsalon wurde der rechtsradikale Exzess gestoppt. Drei junge Türken drängten den braunen Mob direkt in die Arme der Polizei.

      Auch im Gästeblock am Millerntor ließen rund 200 Chemnitzer keinen Zweifel an ihrer Gesinnung. Nazi-Fahnen (auf den rot-weißen Bannern fehlte nur das Hakenkreuz) wurden gehisst, dumpfe, ausländerfeindliche Gesänge angestimmt. Eine Rauchbombe und Knallkörper sorgten in der 33. Spielminute für eine fünfminütige Spielunterbrechung. Die St. Pauli-Anhänger reagierten mit "Nazis raus!"-Rufen. Erst als einige Ostdeutsche versuchten, den Zaun zur Haupttribüne zu überwinden, griff die Polizei ein, sorgte für Ruhe.

      Die rechtsradikalen Fahnen wurden jedoch nicht entfernt, dafür musste in der Halbzeit St. Paulis Vizepräsident Marcus Schulz höchstpersönlich sorgen. "Ich hatte Schiss, wir wurden als Juden-Säue bepöbelt." Geschockt und empört reagierten die St. Pauli-Spieler nach dem Abpfiff. Stürmer Felix Luz: "Das ist unglaublich, hat mit Fußballfans nichts zu tun. Gerade im Hinblick auf die WM ist es unfassbar, dass so etwas überhaupt passieren kann."

      St. Paulis Sicherheitschef Sven Brux erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei, sagt, dass die Ausschreitungen nach dem Spiel hätten vermieden werden können. "Wir hatten die Polizei in der Halbzeit darum gebeten, den Gästeblock sofort zu räumen. Wir hatten klare Hinweise, dass die Situation hinterher eskalieren wird."

      Nach dem Spiel versammelten sich rund 750 Pauli-Anhänger an der Budapester Straße und warteten auf die Chemnitzer. Die wurden allerdings von der Polizei im Stadion festgehalten, um ein Aufeinandertreffen der Gruppen zu vermeiden. Inzwischen waren mehr als 540 Beamte mit vier Wasserwerfern im Einsatz. Offenbar fühlten sich die Paulianer davon provoziert und warfen Steine und Flaschen auf die Beamten, schossen Leuchtspurmunition ab. Die Polizisten zerrten die Rädelsführer aus den Gruppen, setzten die Wasserwerfer ein.

      Am späten Nachmittag ließ die Polizei drei HVV-Busse vorfahren, in denen die Chemnitzer abtransportiert wurden. Und wieder das rechtsradikale Gegröhle ("Hier regiert der nationale Widerstand"). Als die Busse auf dem Weg zum Hauptbahnhof die Pauli-Fans passierten, prasselten erneut Flaschen und Steine nieder. Mehrere Scheiben gingen zu Bruch. Die Bilanz: 44 Ingewahrsamnahmen (fast ausschließlich Chemnitzer), neun Festnahmen sowie je zwei leicht verletzte Polizisten und Fans.

      Mehmet S. (30, v. l.), Mustafa B. (25) und Sekin S. (24) drängten Neonazis aus dem Frisörladen am Steindamm

      Ein Polizist führt einen rechtsradikalen Chemnitzer ab

      Ein Randalierer wird bei den Ausschreitungen zu Boden gedrückt

      Chemnitzer Fußballanhänger provozieren die Polizei mit Hitlergruß und rechtsradikalen Schlachtgesängen. 43 von ihnen wurden in Gewahrsam genommen

      Als die Chemnitzer in Bussen abtransportiert werden, schlagen Steine ein

      Die Polizei setzt Wasserwerfer gegen Pauli-Fans ein, die mit Ausschreitungen auf die Provokationen der Neonazis antworteten

      URL: http://archiv.mopo.de/archiv/2006/20060403/hamburg/panorama/…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://archiv.mopo.de/archiv/2006/20060403/hamburg/panorama/…
      Avatar
      schrieb am 03.04.06 00:09:45
      Beitrag Nr. 3 ()
      Krawall-Fußball: Chaoten auf dem Kiez
      Rechtsradikale aus Chemnitz zetteln Ausschreitungen an - FC St. Pauli kritisiert Polizei
      Chaoten haben am Sonnabend erneut den Fußball als Bühne für Gewalt mißbraucht. Schon vor dem Heimspiel des FC St. Pauli gegen den Chemnitzer FC kam es zu Krawallen. Die Polizei mußte mehr als 500 Beamte und Wasserwerfer einsetzen, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Zwei Polizisten wurden verletzt. Die Einsatzkräfte nahmen neun Randalierer fest, 44 Personen kamen in Gewahrsam.

      Gleich nach ihrer Ankunft in der Stadt begannen rechtsradikale Anhänger der Chemnitzer FC, in St. Georg zu randalieren. Es kam zu Schlägereien, nachdem sie mit "Sieg-Heil-Rufen" in türkische Friseursalons gestürmt waren. Nach Anpfiff der Partie gingen die Ausschreitungen im Millerntor-Stadion weiter: Die Chemnitzer brüllten Nazi-Parolen und entzündeten im Gästeblock eine Rauchbombe, die meterhohe Flammen schlug. Das Spiel mußte für fünf Minuten unterbrochen werden. Überlegungen seitens St. Pauli, den Chemnitzer Fan-Block komplett räumen zu lassen und die gesamte Anhängerschaft des Stadions zu verweisen, wurden von der Polizei abgelehnt. Die Entscheidung der Beamten traf beim FC St. Pauli auf Unverständnis: "Deshalb gab es die Probleme nach dem Spiel", sagte ein Vereinssprecher am Sonntag. St. Paulis Sicherheitsbeauftragter Sven Brux kündigte an, "nach diesem Spiel einiges aufzubereiten".

      Vizepräsident Marcus Schulz griff schon während des Spiels mutig ein. Gemeinsam mit dem Fan-Beauftragten Heiko Schlesselmann ging er ohne Personenschutz in den Gästeblock und entfernte eine am Zaun angebrachte Nazi-Fahne. "Wir wurden dort wüstbeschimpft. Mein Blutdruck war auf 300", sagte Schulz. Daß sich die Spieler nach der Partie dennoch bei den Fans bedankten und abklatschten, schürte auch beim Chemnitzer Trainer Joachim Müller den Unmut. "Die Spieler hätten dort nicht hingehen sollen. Ich schäme mich für die Aktionen der Fans. Das sind Chaoten, die sich produzieren wollen."

      Nach dem Spiel beteiligten sich auch rund 500 Anhänger von St. Pauli an den Krawallen und versuchten, die Chemnitz-Anhänger anzugreifen. Dabei bewarfen sie die Polizei mit Flaschen und Steinen. "Es ist uns gelungen, ein Zusammentreffen der Fan-Gruppen zu verhindern", sagt ein Beamter. Nicht verhindert wurde, daß drei Gelenkbusse beschädigt wurden.

      Die Krawalle offenbaren, welche Probleme bei der Fußball-WM auf die Polizei zukommen. Kleingruppen etwa sind schwer unter Kontrolle zu halten. Selbst Chemnitzer Fans, die wegen Ausschreitungen während der Anfahrt schon im Zug von der Polizei begleitet wurden, konnten am Hauptbahnhof die Ordnungshüter abhängen und randalieren. "Zur Weltmeisterschaft werden wir anders aufgestellt sein", sagt der Leitende Polizeidirektor Thomas Mülder. Dann stehen mehr als zehn Hundertschaften zur Verfügung. Man werde dennoch die Ausschreitungen vom Sonnabend genau nachbereiten. zv/jwo




      Artikel erschienen am Mo, 3. April 2006
      http://www.welt.de/data/2006/04/03/869156.html
      Avatar
      schrieb am 03.04.06 00:14:12
      Beitrag Nr. 4 ()
      im Laufe er ersten Hälfte zündeten sie eine Rauchbombe, die Partie musste unterbrochen werden. Zudem...

      Avatar
      schrieb am 03.04.06 00:15:30
      Beitrag Nr. 5 ()
      SPIEGEL ONLINE - 02. April 2006, 10:17
      URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,409048,00.html

      Rassismus

      Ein ganz normaler Samstag

      Von Mike Glindmeier und Jens Todt

      Sie singen "eine U-Bahn von St.Pauli nach Auschwitz". Sie imitieren Affengeräusche, pöbeln gegen Türken: In Amateur-Stadien pflegen Fans offen Antisemitismus und Rassismus. Ein SPIEGEL-ONLINE-Report von einem ganz normalen Fußball-Samstag.

      Der Hass ist unüberhörbar: "Drecksjude, gib Gas", hallt es durch das Berliner Sport Forum, der Heimspielstätte des BFC. Mit "Drecksjude" ist ein Spieler der Gästemannschaft Tebe Berlin gemeint, der im Oberliga-Derby beim BFC Dynamo kurz vor dem Abpfiff nach einem Foul auf dem Boden liegen bleibt. "Die Juden muss man alle in eine Tüte stecken und in ihre Heimat schicken", wettert ein BFC-Anhänger in Tarnjacke. Widerworte sind keine zu hören. Tebes Pressesprecher Hagen Liebing kennt derlei Provokationen: "Diese Judennummer gehört beim BFC doch schon zur Folklore", sagt Liebing genervt.

      Hintergrund der antisemitischen Äußerungen von den Rängen ist eine uralte Rivalität der beiden Stadtnachbarn. Zur Blütezeit der "Lila-Weißen", wie die Charlottenburger aufgrund ihrer Trikotfarben genannt werden, waren rund 15 Prozent der Mitglieder jüdischen Glaubens. Das war in den 1920er Jahren. Noch heute wird der Verein von gegnerischen Fans als "Judenclub" bezeichnet.

      AUSSCHREITUNGEN IM AMATEURFUSSBALL: WASSERWERFER UND WICHTIGTUER
      SPIEGEL ONLINE Getty Images DPA

      Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (6 Bilder).

      Neben Antisemitismus wird auch Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf der altehrwürdigen Sportanlage, die im Stadtteil Hohenschönhausen zwischen Plattenbauten und stillgelegten Industrieanlagen liegt, offen ausgelebt. "Hast Du das mit dem Neger aus Leipzig mitbekommen, der den Hitlergruß gemacht hat?", will ein kurzrasierter Mitdreißiger mit BFC-Kappe und weit aufgerissenen Augen von seinem Nachbarn wissen. "Klar, das ist einer von uns", johlt sein offensichtlich alkoholisierter Gegenüber und lacht, während die beiden ihre Plastikbecher gegeneinander stoßen. Bier schwappt auf ihre Schuhe, ehe sie Arm in Arm ein lautes "Lilaweiße Westberliner Scheiße" gen Gästeblock schmettern.

      Viele Besucher tragen ihre Gesinnung offen zur Schau: "Dauerkarte statt Döner", prangt in altdeutscher Schrift auf dem T-Shirt eines muskelbepackten Anhängers. Die bei Rechtsradikalen beliebte Modemarke "Thor Steinar" gehört offenbar ebenso zur Etikette wie Shirts mit der Aufschrift "Hooligan" oder "Kategorie C". Diese Begriff stammt aus dem Polizeijargon und bezeichnet "gewaltsuchende Fans". Nach Schätzungen der Sicherheitsbehörden gibt es rund 3000 Kategorie-C-Fans, über die Hälfte davon kommt aus den neuen Bundesländern. In Berlin sind derzeit etwa 300 Personen dieser Kategorie zugeordnet, knapp 1000 Anhänger gelten als "gewaltbereit" (Kategorie B). Als Verein mit den meisten gewaltbereiten Fußballfans gilt der BFC Dynamo.

      Der Großteil des Stadions gleicht einer national befreiten Zone, ausländische Besucher verirren sich kaum nach Hohenschönhausen. "Schwuchtel" gehört noch zu den harmloseren Dingen, die das Schiedsrichtergespann bei umstrittenen Entscheidungen ertragen muss. In diesem Zusammenhang wirkt Punkt vier der Stadionordnung, die auf einer lieblos gestalteten Plastiktafel an der seitlichen Fassade der Tribüne hängt, wie ein Ruf ins Leere. "Diskriminierende Äußerungen und Beleidigungen sind grobe Unsportlichkeiten und sind zu unterlassen", steht da geschrieben. Bei Zuwiderhandlungen behält sich der Verein Stadionverbote gegen die Übeltäter vor. Hätte der Gastgeber an diesem Samstag seine Stadionordnung konsequent umgesetzt, wäre rund ein Drittel der 1007 Besucher schon zur Halbzeit nicht mehr anwesend gewesen.

      "Eine U-Bahn von St. Pauli bis nach Auschwitz"

      Hässliche Szenen auch in Hamburg. Dort gibt es regelmäßig Auseinandersetzungen, wenn der FC St. Pauli Gegner aus dem Osten empfängt. So auch am Samstag im Spiel gegen das Regionalliga-Schlusslicht aus Chemnitz. Schon in der ersten Halbzeit kommt es zur Eskalation: Rund 200 Anhänger provozieren die als politisch links bekannten Fans des FC St. Pauli mit Liedern wie "Eine U-Bahn bauen wir, von St. Pauli bis nach Auschwitz" oder "Galatasaray, wir hassen die Türkei".

      Dass es bei dieser brisanten Begegnung zu Problemen kommen könnte, war laut St. Paulis Sicherheitsbeauftragten Sven Brux absehbar: "Es ist jedes Mal das Gleiche. Im Vorfeld werden unsere Bedenken von Seiten des Gastvereins mit den Worten 'da passiert schon nichts' abgetan", sagt Brux. Seine Stimme überschlägt sich dabei fast vor Wut. "Nach dem Spiel heißt es dann: 'Wir wissen auch nicht, wo die herkommen'", so Brux weiter. Ein weiterer Grund für seinen Zorn: St. Pauli hatte die Polizei bereits während des Spiels nach einer heftigen Rauchbombenattacke des Chemnitzer Anhangs und diverser weiterer Provokationen dazu aufgefordert, den Block zu räumen, um ein Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fangruppen nach dem Spiel zu vermeiden - vergebens.

      Erst eine Stunde nach dem Schlusspfiff besteigen die Chemnitzer unter "Hier marschiert der nationale Widerstand"-Gesängen die von der Polizei angeforderten Sonderbusse. Aus ihren Mienen spricht eine klare Botschaft: Wir haben zwar das Spiel 2:3 verloren, aber uns gehört die Straße. Rund um das Millerntor gehen die Beamten derweil mit Wasserwerfern gegen Hamburger Fans vor, die Barrikaden errichtet hatten. Die abfahrenden Busse werden mit Steinen und Flaschen beworfen. Erst nach einer weiteren Stunde kehrt Ruhe ein.

      "Im Grunde sind die nicht rassistisch"

      Etwas weniger zu tun haben die Ordnungskräfte in Dresden. Am Dresdner Jägerpark parken gut zwei Dutzend Polizeifahrzeuge in der schmalen Straße zwischen dem Stadion und dem angrenzenden Wohngebiet. Rund 100 sächsische Bereitsschaftspolizisten wurden abgestellt, um am heutigen Nachmittag die Sicherheit zu garantieren. "Eigentlich wären wir noch mehr gewesen, aber wegen der Elbflut wurden uns Kräfte abgezogen", sagt ein Polizist. Die Beamten müssen nicht etwa eine Großdemo begleiten, Grund für ihre Anwesenheit ist ein Fußballspiel der vierten Liga.

      Der FV Dresden Nord erwartet den Oberliga-Spitzenreiter FC Magdeburg, dessen Anhänger stets in großer Zahl die Auswärtsspiele der Mannschaft begleiten. "In dieser Liga haben wir jede Woche ein Heimspiel", sagt ein angereister Zuschauer. Gut zweihundert Fans passieren den schmalen Stadioneingang, argwöhnisch beobachtet von den Polizisten. Die Beamten tragen Schutzwesten und Schulterprotektoren, den Helm halten sie in der Hand. Viele Magdeburger Anhänger wanken betrunken voran, einige können sich kaum noch auf den Beinen halten. Stämmige Männer mit kahlem Schädel sind darunter, Frauen sind kaum zu sehen. Kinder überhaupt nicht.

      "Eigentlich haben wir mit den Magdeburgern keine allzu großen Probleme", sagt eine junge Beamtin. Als sei es Normalität, dass eine Polizei-Hundertschaft ein viertklassiges Spiel absichert. Es gebe natürlich gelegentlich Ärger, auch rassistische Pöbeleien, aber eigentlich halte sich meist alles im Rahmen. "Im Grunde sind die nicht rassistisch", so die Polizistin, "aber wenn sie betrunken sind und Frust haben, sind die gegen alles. Gegen den gegnerischen Verein, gegen Ausländer, gegen die Polizei, gegen alle." Ein Magdeburger Fan sagt, er finde es "schlimm, dass alle immer auf den Osten einprügeln, wenn etwas passiert." Ein Polizist beklagt, dass "die Schläger" immer häufiger bei den Spielen der unteren Ligen auftauchen, weil es dort normalerweise einfacher sei, sich zu prügeln.

      Als zu Beginn der zweiten Halbzeit der Magdeburger Stürmer René N'Dombasi, ein Schwarzer, eingewechselt wird, sagt ein Jugendlicher auf der Haupttribüne des Stadions zu sich selbst: "Komm, Affe, renn!" Als N'Dombasi den Dresdner Torwart foult, imitiert eine Handvoll Dresdner Fans für einen kurzen Moment Affengeräusche. "Hey, ihr habt diese Geräusche gemacht", sagt einer aus der Gruppe, "das finde ich gar nicht gut." Alle lachen. Fußball wurde auch gespielt am Jägerpark. Der abstiegsgefährdete Gastgeber besiegte Magdeburg mit 4:1. Hinterher sagt ein Polizist, dass es keine besonderen Probleme gegeben habe. "Alles normal."

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      Avatar
      schrieb am 03.04.06 07:34:01
      Beitrag Nr. 6 ()
      Wahnsinn !

      Ekelhaft !
      Avatar
      schrieb am 03.04.06 11:17:11
      Beitrag Nr. 7 ()
      :eek:

      "... kein schöner land!"!

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 03.04.06 22:03:29
      Beitrag Nr. 8 ()
      Wie ist denn das Spiel ausgegangen?:confused:


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