Die \"Pfennigfuchser\" und die Folgen der Geizmentalität - 500 Beiträge pro Seite

[Dorfrichter]

Die Billig-Lüge der Discounter


Über 40 Prozent der Deutschen kaufen beim Discounter. (Foto: Archiv)
Nicht erst seit dem Schlachtruf "Geiz ist geil!" sind die Deutschen ein Volk von Schnäppchen-Jägern und Angebots-Sammlern. Alles muss billig sein - sonst landet es nicht im Einkaufskorb. Wer einen DVD-Player beim Discounter kauft, freut sich diebisch, wenn er ihn für zehn Euro teurer bei der Konkurrenz sieht. Tatsächlich sind manche Preise bei Aldi, Lidl, Penny, Schlecker & Co. so niedrig, dass sich mancher Kunde fragt, wo der Haken ist. Genau dieser Frage geht Franz Kotteder in seinem Buch "Die Billiglüge" (Droemer Verlag) auf den Grund. Dabei nimmt er die Verkaufsmethoden der Discounter unter die Lupe und deckt auf, warum uns vieles teuer zu stehen kommt, was wir zum Spottpreis kaufen.


Massenware drückt die Qualität
Die Billig-Angebote kommen den Verbraucher oft teuer zu stehen: Brot ohne Nährwert, falsch deklarierte Bio-Eier, Gammelfleisch, gepanschter Wein, gespritztes Gemüse, Kakao, der in Drittländern von Minderjährigen hergestellt wird. Dass dennoch viele Produkte bei Stiftung Warentest und Ökotest gute bis sehr gute Noten erhalten, spricht Kotteder zufolge nicht für die Qualität der Waren generell: "Es mag traumhaft schmeckenden, topgesunden Jogurt geben, der um ein Vielfaches besser ist als der, den wir im Supermarkt bekommen. Den aber stellt niemand als Massenware her, und deshalb kann man ihn auch schlecht als Maßstab nehmen für einen Qualitätsvergleich." Der Autor erinnert daran, dass es vor einigen Jahren noch hunderte verschiedener Tomatensorten auf dem Markt gab, die alle anders schmeckten. Heute dagegen seien es nur noch zehn Sorten, die meist aus dem Treibhaus stammten. Unter ihnen der Spitzenreiter zu sein, sei nicht schwer.

Aktionsware: Zwei Drittel ist Schrott
Die so genannte Aktionsware, die fast alle großen Discounter kurzfristig ins Sortiment nehmen, schneidet besonders schlecht ab. "Fast die Hälfte der so genannten Schnäppchen ist Mittelmaß, ein Viertel kann nur als Fehlkauf eingestuft werden." Kotteder bezieht sich dabei auf das Magazin Test. Hier wurden 56 Schnelltests vorgestellt, die von der Stiftung Warentest an den Sonderposten durchgeführt hatte. Als Negativ-Beispiel führt Kotteder ein Luftbett von Lidl für 25,99 an, das nach dem Auspacken einen üblen Chemiecocktail ausdünstet. Oder ein Kinderhochstuhl von Plus für knapp 40 Euro, "der nach hinten umkippen kann und deshalb die Note mangelhaft erhielt." Ganz zu schweigen vom Aldi-Bohrhammer für 35 Euro, der im Dauertest schnell seinen Geist aufgibt.

Wein-Tester waren schockiert
In Deutschland wird jede zweite Flasche Wein oder Sekt bei Aldi, Lidl und Norma gekauft. Der Durchschnittspreis für eine 0,75-Flasche liegt hier bei nur 2,09 Euro. Im Vertrauen auf die guten Noten, die der Aldi-Champagner "Veuve Durand" bei Tests immer wieder bekommen hat, sind viele Kunden davon überzeugt ein Schnäppchen zu machen. Wein-Experten sehen das jedoch anders. Für das namhafte Fachblatt "Wein-Gourmet" testete eine neunköpfige Fachjury 104 Weine von Aldi, Lidl, Plus und Penny. 13 Rotweine und 17 Weißweine erhielten dabei die Note mangelhaft und ungenügend. Damit war in 97 Prozent der Fälle der Wein nicht einmal seinen niedrigen Preis wert. Für die Experten kein Wunder: Denn bei den meisten Weinen handelt es sich nicht um Erzeuger-Abfüllungen sondern Verschnitte aus Fasswein, die in Massenproduktion hergestellt werden.

Enttäuschende Supermarkt-Schnäppchen Günstige Weißweine im Test

Anregung zum Nachdenken
Trotz aller Kritik und Nennung von teilweise haarsträubenden Details muss Kotteder eingestehen, dass die Qualität einzelner Discounter-Produkte gar nicht so schlecht ist. Und wenn der Kunde unzufrieden ist, bekommt er in der Regel anstandslos sein Geld zurück. Bei fehlerhafte Ware startet Aldi sogar teure und aufwendige Rückrufaktionen, um den Kunden nicht zu vergraulen. Die Lektüre von Kotteders Buch regt daher zum Nachdenken an, wird jedoch bei den meisten Lesern keine grundlegende Verhaltensänderung bewirken. Aber wer will es dem Verbraucher auch übelnehmen, wenn er angesichts steigender Preise und Steuerbelastungen versucht, bei der Schnäppchenjagd zu gehen und den einen oder anderen Euro zu sparen?

[RealJoker]

Noch interessanter wäre zu erfahren, welcher Schrott den Kunden bei seriösen Fachgeschäften zu horrenden Preisen untergejubelt wird...

[Dorfrichter]

Die Fachgeschäfte haben ganz andere Bezugsquellen (vor allem bei Lebensmittel oder Wein).

Beispiel Schokolade, Pralinen, Käse, Wurst, oder Nudeln.
Wein, Sekt, Schnaps, Tee, sogar Kaffee kommt von kleinen Röstereien.

Ich behaupte hier: Ich möchte wetten, daß viele Leser hier nichtmal richtige handgefertigte Pralinen kennen, geschweige denn je gekauft haben. Nur wer solche Produkte auch kennt, ist bereit etwas mehr zu bezahlen.

[RealJoker]

Antwort auf Beitrag Nr.: 21.641.506 von Dorfrichter am 18.05.06 16:18:32

Reden wir von erlesenen Lebensmitteln oder von Waren des täglichen Bedarfs ?!?
Sicher wird und muss man für exquisite Dinge mehr Geld hinlegen !
Dass die Lebensmittel beim Discounter schlechter wären als die des sonstigen Einzelhandels ist ein Ammenmärchen. Im Gegenteil: die Qualität ist oft sogar besser oder zumindest gleichwertig.
Was die Non-Food-Angebote der Discounter betrifft: manches ist sicher unsinnig und manches sein Geld nicht wert...wie in Fachgeschäften auch

[Effektentiger]

Antwort auf Beitrag Nr.: 21.641.730 von RealJoker am 18.05.06 16:25:54

Genau diese naive Einstellung macht es den Discountern so leicht, so schläfert man Kunden ein..."ist ja eh überall das gleiche drin" vergleichen und Qualität probieren muss ja dann nicht mehr sein.

[Dorfrichter]

Soso...Äpfel aus Südtirol sind also besser als beispielsweise aus der Gegend. Wein von einer Kellerei ist also genauso gut als vom Produzenten dem Weingut. Pralinen von Ferr(a)r(i) sind also besser als von einer kleinen Confiserie....?

Die Äpfel aus Südtirol haben mittlerweile nichtmal mehr 35% ihres ursprünglichen Nährwertes.

Es geht aber weiter!

Werkzeuge, Schuhe, Kleidung(bedingt), Fahrräder usw.. vor allem beim Werkzeug fällt ein ganz krasses Qualitätsgefälle auf.

Aber sowas möchte kein "Billigheimer" hören, denn er braucht ja schließlich eine Rechtfertigung für seinen Billigfimmel. Wer gesteht sich denn schon gerne ein, daß er nichts bezahlen möchte für seine ausgewählten Produkte.

So hockt er halt mit seinem Billigfusel von Lidl vor dem Fernseher und redet sich ein, daß schließlich "Gran Riserva" auf dem Etikett steht.

[RealJoker]

Antwort auf Beitrag Nr.: 21.642.108 von Dorfrichter am 18.05.06 16:40:16

Kannst Du lesen ? Niemand hat gesagt, dass man ein Produkt für ein Bruchteil des Preises zu derselben Qualität haben kann ! Es geht hier auch nicht um den Vergleich von handgefertigten Pralinen mit solchen aus Industrieproduktion etc.
Die meisten Lebensmittel beim Discounter jedoch sind nicht schlechter als diejenigen von Markenherstellern, egal ob Joghurt, Brot, Nudeln, etc. Dass sie zum Teil unter dem fremden Namen produziert werden , ist ja hinlänglich bekannt. Der Unterschied besteht einfach darin, dass die Gewinnmarge bei den Markenartikeln wesentlich höher ist. Dass das nicht alle Kunden bezahlen wollen, verwundert nicht !

Natürlich kannst Du auch Lebensmittel vom Bauernhof oder Erzeuger kaufen, womit gedüngt wurde, weisst Du auch nicht und musst schon Vertrauen haben, dass der höhere Preis gerechtfertigt ist. Aber die meisten haben das Geld gar nicht übrig !

So, viel Spaß noch mit Deinem Geschäft

[Dorfrichter]

Beispiel "Brot": Das allerwichtigste Lebensmittel überhaupt! ich käme NIEMALS (das schwöre ich Dir) auf die Schnapsidee Brot(ob nun abgepackt oder "frisch") bei ALDI(wenns das dort überhaupt gibt)oder ähnlichen Discountern zu kaufen.

Ich kenne das aber noch aus meiner Singlezeit, als ich zu faul war zum Kochen. Ich meine diese Vollkornscheiben, wo man schon Sodbrennen drauf kriegt, wenn man´s anschaut....dieses "geschwefelte Brot", das so wunderbar 14 Tage hält...Du weißt schon.

[Dorfrichter]

Apropos "Gewinnmarge ":Woher wohl werden die MILLIARDEN der beiden ALDI-Brüder stammen? Ich hab erst was darüber gelesen. Man schätzt, die Beiden sind 70 MILLIARDEN schwer.

Oder denkst sie haben irgendwann zaubern gelernt? Tatsache ist, unsere Neidhammelgesellschaft kauft lieber beim anonymen Discounter als beim stadtbekannten Händler! So schaut´s aus! Den Händler kennt man und man gönnt ihm nichts.

[Effektentiger]

Antwort auf Beitrag Nr.: 21.643.108 von Dorfrichter am 18.05.06 17:05:53

Wie der Name vom RealJoker schon sagt - er schafft vermutlich beim Real und muss deswegen so einen Unsinn verbreiten.
Klar Wurst ist Wurst, Brot ist Brot und Mensch ist Mensch, alles und jeder ist gleich weil die Bezeichnung gleich lautet...solange das die große Meute glaubt ist es gut für Real & Co.

[Germanez]

Ich habe mir ein kleines Haus in Bulgarien in einem Dorf mit 50 Rentnern gekauft und fahre da mindestens 8mal im Jahr hin. Weil die Leute nur ca. 50 EURO Rente kriegen, produzieren sie außer Brot alles selbst (Obst, Gemüse, Fleisch, Joghurt, Käse, Wein und Schnaps). Bei jeden Besuch wird aufgetischt, Gastfreundschaft pur.

WIR ESSEN UND TRINKEN HIER NUR DRECK!!!!!!!!!!!

Vom Wein bzw. Schnaps kriege ich keine Kopfschmerzen, die Tomaten haben eine Aroma was ich hier selbst bei den Tomaten vom Markt nicht kenne und das Obst schmeckt unglaublich gut. Für den Winter legen die Omis Gemüse ein und machen Saft, selbst die 6 EURO-Gläser aus unserem Feinkost kommen da nicht ran und wer erst mal ein im Brotofen gebackenes Lamm gegessen hat, weiß wie zart und lecker sowas sein kann.


Leider gehen die jungen Leute auch nur in den Supermarkt und kaufen bei Nestle und Danone. Ich will deshalb versuchen, mit den alten Leutchen eine kleine Eigenproduktion für mich und meine Familie aufzubauen.

[Dorfrichter]

@Germanez das ist Leben.
@Effektenkrieger wir werden das wohl kaum ändern.

[Effektentiger]

Antwort auf Beitrag Nr.: 21.659.709 von Dorfrichter am 19.05.06 09:24:10

Aber wir arbeiten weiter daran.