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    Wie sich Manager auf Kosten der Aktionäre bereichern - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.08.06 18:59:52 von
    neuester Beitrag 09.10.07 12:03:36 von
    Beiträge: 6
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      schrieb am 01.08.06 18:59:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      In der heutigen FTD ist nachfolgender lesenswerte Artikel von Lucas Zeise erschienen:


      Kolumne

      Lucas Zeise: Vorteil Manager

      Unter dem Banner des Shareholder-Value haben Firmenlenker ihren Einfluss und ihr Einkommen gestärkt.


      Von Zeit zu Zeit macht die amerikanische Börsen- und Wertpapieraufsicht SEC den Versuch, Teile des großen Sumpfs trockenzulegen. Die jüngste Trockenlegungsaktion betrifft die Bezüge der Manager börsennotierter Unternehmen. Ab 2007 soll mehr Transparenz herrschen. Die Unternehmen werden verpflichtet, nicht nur die regulären Gehälter offen zu legen, sondern auch alle Nebenabreden wie Boni, Abfindungsvereinbarungen, Optionsprogramme, Pensionsverpflichtungen, bezahlte Mitgliedschaften in Golfklubs, Nutzungsrechte von Räumen, Dienstvillen, Fahrzeuge, Sekretärinnen in verständlicher Sprache und klaren Zahlen darzustellen.

      Dieser SEC-Beschluss geht in die richtige Richtung. Er erhöht die Transparenz und schafft damit die Voraussetzung dafür, die außergewöhnlichen Privilegien des Spitzenpersonals in US-Unternehmen in Frage zu stellen. Zu mehr als dem Infragestellen wird es aber nicht kommen. Dazu haben die Manager den Aktionären schon zu viele Rechte abgeknöpft.

      Dennoch wehrt sich die Unternehmerlobby gegen die Transparenzregeln. Ihr Argument, die detaillierte Darstellung der Managerbezüge binde Kapazitäten in der Verwaltung und sei deshalb zu teuer, ist angesichts des Gegenstands geradezu lächerlich. Denjenigen Unternehmen, die ihrem Spitzenpersonal keine ausgefuchsten Sondervorteile gewähren, wird die bloße Auflistung schlichter Gehälter keine Mühe bereiten.

      Vorstandsvergütungsoffenlegungsgesetz

      Erwähnenswert ist, dass in Deutschland mit dem im Mark Twain'schen Sinne superdeutsch benannten "Vorstandsvergütungsoffenlegungsgesetz (VorstOG)" die nun in den USA geforderte Transparenz schon seit Anfang des Jahres gilt. Veröffentlicht werden die Bezüge jedes Vorstandsmitglieds, gegliedert nach fixen und variablen Bestandteilen, allerdings erst im nächsten Jahr in den Geschäftsberichten 2006.

      Die SEC-Spitze hat ihren Beschluss einstimmig gefasst, was nicht gerade häufig ist. Befördert wurde die Entscheidung dadurch, dass der Skandal um Aktienoptionen, die Spitzenmanagern gewährt wurden, sich immer mehr ausweitet. Staatsanwälte und SEC ermitteln mittlerweile gegen mehr als 60 Unternehmen. Einer Studie zufolge sollen bis zu 30 Prozent der börsennotierten Unternehmen ihre Optionsprogramme manipuliert haben. Es geht in den meisten Fällen um die Umdatierung des Ausgabepreises der Optionen. Die meisten Optionen sind so konstruiert, dass sie den Bezugspreis der Aktie auf den Kurs festsetzen, der am Ausgabetag der Option galt. Wird also ein Ausgabetag eingesetzt, an dem die Aktie deutlich billiger war, ist der Gewinn für den Optionsinhaber bei der Ausübung umso höher. An sich ist die freie Wahl von Ausgabetag und Ausgabepreis einer Option nicht verboten. Allerdings haben viele Unternehmen anscheinend so bilanziert und Steuern gezahlt, als hätte die Umdatierung nicht stattgefunden.

      Umbuchungstricks nicht übel nehmen

      Man kann den US-Unternehmen die Umbuchungstricks kaum übel nehmen. Denn dass gewährte Optionen überhaupt als Kosten verbucht werden müssen, gilt erst seit kurzem und ist in der Business-Elite des Landes keineswegs selbstverständlich. Auch wurde die Bezahlung des Spitzenpersonals durch Optionen in den 90er Jahren als die entscheidende Finanzinnovation gepriesen. Sie galt als wesentlicher Beitrag zum Erfolg des amerikanischen Technologiesektors und zur Beschleunigung von Produktivität und Wachstum.

      Optionen bieten drei wunderbare Vorteile: Ihre Ausgabe kostet das Unternehmen nichts; die Beschenkten streichen bei steigendem Aktienkurs hohe Gewinne ein; die Empfänger sind über ihr Angestelltenverhältnis hinaus positiv interessiert am Schicksal des Unternehmens, vor allem aber an seinem Aktienkurs.

      Tatsächlich aber erweisen sich genau diese scheinbaren Vorteile längerfristig als Nachteil. Die scheinbare Kostenfreiheit ermuntert die Unternehmen dazu, bei der Gewährung von Optionen maßlos zu werden. Die Kosten entstehen an anderer Stelle - im Verwässerungseffekt für die Altaktionäre oder beim Rückkauf der Aktien. Die satten Gewinne der Beschenkten stellen sich nur bei steigenden Aktienkursen ein, ähneln für Normalmanager also eher einem Lotteriegewinn als einem Leistungsentgelt. Die entscheidenden Spitzenmanager aber, die sich den Löwenanteil der Optionen selbst gewähren, werden motiviert, den Aktienkurs zu manipulieren, statt den stetigen Ausbau des Geschäfts und den Erhalt der Arbeitsplätze zu betreiben.

      Auf Kosten der Aktionäre

      Was also ist, um ein Wort von Brecht zu adaptieren, die Manipulation von Aktienoptionen gegen die Ausgabe von Aktienoptionen? Ersteres mag einigen einige Sondervorteile bringen, Letzteres hat sich als eines der wichtigsten Instrumente erwiesen, um Macht, Einfluss und Geld der Managerklasse zu mehren.

      Es erscheint besonders paradox, dass der Machtzuwachs der Managerkaste unter dem Banner des Shareholder-Value stattfand. Das den Managern eingeräumte Recht, Optionen auszugeben, geht schließlich auf Kosten der Aktionäre. Dennoch wurden seit Mitte der 80er Jahre in allen Teilen der Welt die Spielregeln des Kapitalismus zu Gunsten der Manager verändert. Das Argument dabei war meist, der Manager solle mit viel Sondervergünstigungen einen Anreiz erhalten, im Interesse seiner Aktionäre zu handeln.

      Teile des Gewinns abgetreten

      Im Ergebnis haben die Aktionäre Teile des ihnen zustehenden Gewinns an die Manager abgetreten. In US-Unternehmen erhalten die fünf bestbezahlten Manager im Schnitt zehn Prozent vom Gewinn. Das macht sich auch in der Einkommensstatistik bemerkbar. So ist in den USA (ebenso wie in Europa) die Einkommensverteilung beträchtlich ungleicher geworden.

      Interessant ist auch, dass bei aller Einkommensspreizung die Geldströme aus Kapitalgewinnen im Vergleich zu den Bezügen aus einem Angestelltenverhältnis eine geringer werdende Rolle spielen. Oder anders ausgedrückt: Die wirklich Reichen erhalten Zuwachs aus den Reihen der wirklich gut Verdienenden.

      Lucas Zeise ist Finanzkolumnist der FTD. Er schreibt jeden Dienstag an dieser Stelle.
      Aus der FTD vom 01.08.2006
      © 2006 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 01.08.06 19:32:52
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wenn man sich in Deutschland umschaut gibt es da auch "nette" Geschichten:

      Man schaue sich zB. mal die Bezüge des Aufsichtsrates von VSM (WKN: 763700) an, dort kassieren die 6 AR-Mitglieder mehr als 650.000 €, übrigens weder einmalig noch erfolgsabhängig! Bei einer MK knapp über 80 Mio. € eine echte Frechheit. Aber was soll man machen, im Aufsichtsrat sitzen die Großaktionäre und die "versorgen" sich so "elegant" auf Kosten der Firma und Kleinaktionäre und natürlich auch der Belegschaft, die diese Mondbezüge erarbeiten muss!
      Avatar
      schrieb am 01.08.06 22:38:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.272.677 von Scheiss_Egal am 01.08.06 19:32:52Maul und Klausäuche durchsäucht die Firmen.
      Avatar
      schrieb am 05.08.06 22:43:16
      Beitrag Nr. 4 ()
      Aus der Welt am Sonntag vom 6.8.2006:


      Betrugsverdacht gegen US-Manager schockt die Anleger
      US-Finanzaufsicht ermittelt gegen mehr als 80 Technologie-Firmen - "Potenzial zum nächsten Skandal mit Enron-Ausmaßen" - Apple-Aktie unter Druck

      von Anette und Martin Dowideit in New York

      Es war einer der ruhmreichsten Tage im Leben von Steve Jobs. Bei der Apple-Messe "Macworld" im Januar 2000 verkündete der Firmengründer, er werde künftig wieder ins Vorstandsbüro des Computerbauers einziehen. Als Willkommensgeschenk erhielt er 20 Millionen Aktienoptionen. Eines der größten Pakete aller Zeiten.

      Etwas war allerdings merkwürdig. Jobs hatte erklärt, er werde den Chefposten ab dem 5. Januar wieder übernehmen. Somit würde der Preis, den er später für die Apple-Aktien bezahlen müsste, beim Aktienkurs dieses Tages liegen. 26 Dollar waren das. Doch die Optionen waren auf den 12. Januar datiert, als der Kurs bei nur 21,80 Dollar lag. Ein klarer Vorteil für Jobs: Denn je niedriger der Aktienpreis am Tag der Ausgabe, desto höher später der Gewinn, wenn die Optionen in Aktien eingetauscht werden. Die Silicon-Valley-Tageszeitung "San Jose Mercury News" schrieb schon wenige Wochen nach dem Vorfall einen kritischen Artikel. Damals interessierte das keinen Menschen.

      Seit dieser Woche ist die Aufregung über Aktienoptionen bei Apple jedoch groß. Ende Juni hatte die Firma eine interne Untersuchung zur Vergabe von Aktienoptionen eingeleitet. Donnerstag kam das erschütternde Ergebnis: Alle Bilanzberichte seit September 2002 seien "nicht mehr verlässlich", schrieb der Konzern in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC. Die Optionen für Steve Jobs würden allerdings nicht untersucht, da sie nachträglich storniert wurden. "Der Vorstandschef hat keine finanziellen Vorteile gehabt", hatte das Unternehmen bereits Ende Juni erklärt. Doch andere Manager erhielten von 1997 bis 2001 Optionspakete, die Apple weiter untersucht.

      Dies wird auch die Konzernbilanzen seit 2002 wesentlich verändern, denn darin sind noch ausstehende Optionen aus den Vorjahren aufgeführt - also Geld, das der Konzern noch von den Managern zu erwarten hatte. Den Termin für den nächsten Quartalsbericht verschob Apple. Am Freitag bekam die Firma die Quittung von den Anlegern. Die Aktie stürzte am Vormittag um 5,2 Prozent auf 65,93 Dollar ab.

      Nicht nur bei Apple ist derzeit der Notstand wegen falsch datierter Aktienoptionen ausgebrochen. Das Thema weitet sich in den USA gerade zum landesweiten Skandal aus. "Die Aktienoptionen haben das Potenzial, der nächste Wirtschaftsskandal mit Ausmaßen von Enron zu werden", sagt der ehemalige SEC-Chef Harvey Pitt. Wie beim Zusammenbruch des größten Energiehändlers des Landes Ende 2001 geht es auch nun darum, dass sich Manager auf illegale Weise bereicherten - zulasten der Anleger. Das Vor- oder Rückdatieren von Aktien war zur Jahrtausendwende eine rechtliche Grauzone, die viele Manager für sich ausgenutzt haben.

      Die SEC hat Ermittlungen gegen 80 Unternehmen eingeleitet. Darunter sind so prominente Namen wie die Baumarktkette Home Depot oder die Internet-Jobbörse monster.com. In Kalifornien gibt es seit kurzem sogar eine Task Force, die nur noch zu diesem Thema ermittelt. Gegen 30 Technologiefirmen im Silicon Valley haben die Gesetzeshüter Anklage erhoben.

      Jüngster Fall war die Datenspeicherfirma Brocade. Zwei ehemaligen Managern der Firma drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis und Geldstrafen bis zu fünf Millionen Dollar. Darüber hinaus haben Hunderte US-Unternehmen interne Untersuchungen eingeleitet - so wie Apple. Sie durchforsten nun nochmals die Bilanzen der vergangenen Jahre, um sicherzugehen, dass die SEC ihnen nichts anhaben kann.

      Dass sich das Thema Rückdatierung gerade jetzt zum landesweiten Skandal ausweitet, liegt an einer Studie, die im Juni veröffentlicht wurde. Die beiden Wirtschaftswissenschaftler Randall Heron und Erik Lie hatten zwischen 1995 und 2005 die Vergabepraxis in 8000 US-Unternehmen untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass 18,9 Prozent aller an Vorstandsmitglieder ausgegebenen Optionen nicht das Datum der tatsächlichen Ausgabe trugen.

      Zudem hat sich in den vergangenen Jahren etwas verändert: Das Vertrauen der Anleger in die Unternehmenschefs ist weg. Erst brach 2001 mit Enron das damals nach Börsenwert siebtgrößte Unternehmen der USA unter einem Betrugsskandal zusammen. Dann schlitterte Mitte 2002 der Telekommunikationskonzern Worldcom in die Pleite. Habgierige und betrügerische Manager schienen plötzlich überall. "Mittlerweile ist das Nervenkostüm der US-Anleger papierdünn", sagt Kurt Schacht, Geschäftsführer des Center for Financial Market Integrity in Charlottesville (Virginia). "Die Zündschnur bei solchen Angelegenheiten ist wesentlich kürzer als noch vor wenigen Jahren."

      Die SEC hat reagiert und die Ausweisungspflicht für Managergehälter ausgeweitet. In die neuen Regeln, die in der vergangenen Woche verabschiedet wurden, haben die Finanzwächter spontan einen Paragrafen über die Datierung von Aktienoptionen eingefügt.

      Uneins sind die Experten, ob der Skandal sich noch ausweitet. "Die meisten großen Fälle sind bereits bekannt", sagt etwa Douglas Skinner, Professor für Bilanzierung an der Universität von Chicago. Jeder Unternehmenschef, der bis jetzt noch nicht alle Unregelmäßigkeiten aufgedeckt und der SEC gemeldet habe, würde seine Glaubwürdigkeit völlig verspielen. Erik Lie, der mit seiner Studie den Stein ins Rollen gebracht hat, sieht auf die SEC dagegen noch mehr als die derzeit untersuchten 80 Fälle zurollen. Bis Jahresende könnten 2000 Unternehmen Probleme bekommen.

      Artikel erschienen am 6. August 2006
      Avatar
      schrieb am 09.10.07 11:30:31
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      schrieb am 09.10.07 12:03:36
      Beitrag Nr. 6 ()
      Man kann´s auch so machen, wie der Vorstandsvorsitzende der Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia (ein Lieblingstitel des Nebenwerte-Journals), der Umbaumaßnahmen seiner neuen Villa von Firmenmitarbeitern durchführen lässt.


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