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    norwegischer Ölfonds - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.08.06 13:16:26 von
    neuester Beitrag 11.08.06 13:48:10 von
    Beiträge: 3
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      schrieb am 11.08.06 13:16:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      Frau des Tages: Gro Nystuen
      von Michael Vaupel, Trader's Daily 11.08.2006

      Norweger müsste man sein…

      …letztens im Biergarten habe ich mich mit meinem norwegischen Bekannten Geir (spricht sich in etwa „Gehr“ aus, im Freundeskreis wird er „Geier“ genannt) über die norwegische Wirtschaft unterhalten.

      Ich sprach ihn auf den norwegischen Ölfonds an. Und ja, da kannte er sich gut aus. Wir konnten beide ein wenig fachsimpeln, und die Fakten unseres Gesprächs gebe ich hier wieder (die Exkurse über die üblichen Themen wie Bier und Frauen lasse ich natürlich weg.) Also, um was geht es bei diesem Ölfonds (die Fakten habe ich selbstverständlich noch mal überprüft):

      Norwegen ist neben Großbritannien das einzige westeuropäische Land mit bedeutenden Erdöl-Vorkommen, diese finden sich in der Nordsee. Das ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, was Norwegen mit den Einnahmen aus dem Erdöl-Verkauf macht:

      Die wandern nämlich keineswegs in den normalen Staatshaushalt und werden ausgegeben. Nein, Norwegen hat einen Ölfonds, in den die Einnahmen aus den Erdöl-Exporten fließen. Denn die Norweger sind sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass Erdöl eine endliche Ressource ist. Und gerade in der Nordsee ist „Peak Oil“ – also der Förderhöhepunkt – bereits überschritten. Es wird immer weniger Erdöl aus der Nordsee geholt.

      Insofern ist es nur konsequent, die Einnahmen aus Erdöl-Exporten nicht für die laufenden Ausgaben zu verwenden, sondern eine Rücklage für die Zukunft zu bilden. Das hat dazu geführt, dass dieser Ölfonds nun ein Volumen zwischen umgerechnet 160 und 200 Mrd. Euro hat. Das sind über 30.000 Euro pro Norweger!

      Was tut der norwegische Ölfonds mit diesem gewaltigen Batzen Geld (und bitte nicht vergessen, dass Norwegen auch nur rund 4,7 Mio. Einwohner hat)?

      Die Norwegen haben da – parteienübergreifend – folgende Lösung gefunden: Der Ölfonds soll dieses Geld im Ausland investieren. Damit soll verhindert werden, dass die norwegische Wirtschaft bzw. der norwegische Aktienmarkt heiß läuft (denn wenn für 150 Mrd. Euro norwegische Aktien gekauft würden…könnten Sie sich denken, was passieren würde). Und eine Blase, die später platzen könnte, wollen die Norweger nicht.

      Also im Ausland anlegen. Breit gestreut. Und - und das gefällt mir ganz besonders gut: Ethisch korrekt. Denn Norwegen hat einen „Ethik-Rat“ eingesetzt, der darüber wachen soll, dass dieser Betrag ethnisch einwandfrei angelegt wird. Gro Nystuen, die Vorsitzende dieses Ethik-Rats, betont, dass noch keine norwegische Regierung die Arbeit seines Rates einschränken wollte, egal ob links oder rechts. Da besteht offensichtlich ein breiter nationaler Konsens, dass die im Fonds enthaltenen Beträge ethisch angelegt werden sollen. Geir bestätigte mir das. Auch die Öffentlichkeit wacht über die Arbeit des Ethik-Rates, da die norwegischen Medien dieses Thema aufgreifen.

      Und Gro Nystuen und ihre Mitarbeiter fällen Entscheidungen: Gerade haben sie bestimmt, dass der Ölfonds Aktien an 7 Unternehmen verkaufen muss, da diese an der Herstellung von Atomwaffen-Teilen beteiligt sind. Das führte zu einer 400 Mio. Euro schweren Transaktion. Und im Juni beschloss der Ethik-Rat, Wal-Mart zu boykottieren, da der US-Einzelhandelsriese von Lieferanten beziehe, die Kinderarbeit tolerieren. Auch ein Rohstoff-Unternehmen, welches bei der Kupferförderung in Indonesien das Grundwasser verpestet, wird boykottiert (d.h. dessen Aktien werden vom Ölfonds nicht gekauft).

      Was ich ebenfalls gut finde: Diese Entscheidungen werden den jeweils betreffenden Unternehmen mitgeteilt, inklusive Begründung. Gut, einen Riesen wie Wal-Mart dürfte das nicht kümmern…aber immerhin: Der norwegische Ölfonds ist mindestens 150 Mrd. Euro schwer und mithin ein institutionelles Schwergewicht. Wenn so ein institutioneller Investor ethische Grundsätze verkündet und sich danach richtet, dann hat das erheblich mehr Gewicht als bloße Appelle in Sonntagsreden.

      Und halten wir fest: Letztlich ist die Entscheidung zur Einführung des Ölfonds und zur Einsetzung des Ethik-Rates eine moralische Entscheidung auf politischer Ebene.

      Ja, das gibt es!

      Ach, Norwegen, Du hast es besser (auch wenn das nach "Jammern auf hohem Niveau" klingt).
      Avatar
      schrieb am 11.08.06 13:22:00
      Beitrag Nr. 2 ()
      ;) *Lesezeichen*
      Avatar
      schrieb am 11.08.06 13:48:10
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.398.611 von Kanzler-neu am 11.08.06 13:16:26Hallo

      Hut ab, sowas sollte es öfter geben

      Finde ich persönlich super, weiter so

      Schade das wir solche Politiker nicht haben

      bzw. diese Möglichkeiten.

      Unsere Systeme in Deutschland sind anders aufgebaut,
      da füllen sich auf kosten der Umwelt und breiten Masse
      ein paar wenige die Taschen. ;)


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