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    Niemand zwingt euch, die Beatles zu hören - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.09.06 20:49:26 von
    neuester Beitrag 09.09.06 09:43:53 von
    Beiträge: 8
    ID: 1.081.435
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      schrieb am 08.09.06 20:49:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wie kann man das Phänomen der vorauseilenden Kapitulation vor den Islamisten erklären?

      Im Herbst 2005 kam die Zeitschrift "HEEB - The New Jew Review" mit einer "Sex Issue" auf den Markt. HEEB erscheint vierteljährlich in New York, im Impressum des Magazins stehen Namen wie Maxwell, Honikman, Baruchowitz, Feinstein, Schwartzman, Liebman und Deutsch. Lauter Juden (und Jüdinnen) der jüngeren Generation, die nicht religiös, dafür aber sehr bewusst "jüdisch" in der säkularen Bedeutung des Wortes sind. HEEB artikuliert diese Haltung, indem es das Jüdische betont, zugleich aber ständig ironisiert. Ein Artikel ("Bigmouth Strikes Again") geht der Frage nach, ob jüdische Frauen deswegen von Natur aus großmäulig sind, damit sie "blow jobs" besser applizieren können. Die Autorin des Beitrags bringt auch ihre eigenen Erfahrungen ein: "The first time I tasted semen it reminded me slightly of my grandmother's chicken soup - opaque, salty and slightly chunky." Die Hühnersuppe ist fester Bestandteil der jüdischen Folklore; unabhängig davon, um welches Thema es geht, kommt man beziehungsweise frau immer auf das "jüdische Penicillin" zu sprechen. Der Beitrag wird mit einem Comic illustriert: "The Hebrew Hummer: An Oral History". Im ersten Bild sieht man Adam und Eva unter einem Baum stehen. Adam zeigt auf sein Feigenblatt und sagt zu Eva: "You like serpents so much, why don't you give mine a kiss?" Dann geht es über Maimonides, Sabbatai Zwi und Rosa Luxemburg in die Gegenwart: Im Zuge der Revitalisierung alter Rituale wird auch der "blow job" zur "geheiligten Kunst jüdischer Weiblichkeit" erhoben.

      Kernpunkt der "Sex Issue" ist ein zwölfseitiger Cartoon: "Dirty Pictures From The Holy Scriptures". Zu sehen sind unter anderem David und Jonathan als schwules Liebespaar, König Salomon und Königin Saba in einer eindeutigen Situation, Abraham und Sara bei der primären Begegnung und Moses, der mit den Gesetzestafeln im Arm vom Berg Sinai kommt, während die Israeliten eine wilde Orgie feiern. Und jetzt stellen wir ein kleines Gedankenexperiment an. Wir stellen uns vor, ein paar jüdische Fundamentalisten, die in direktem Kontakt mit Gott stehen, hätten als Reaktion auf diese Provokation die Redaktion von HEEB gestürmt und verwüstet und allen, die es wagen sollten, die "Dirty Pictures From The Holy Scriptures" nachzudrucken, Konsequenzen angedroht, egal ob es Juden, Christen, Moslems, Arier oder Vegetarier wären. Wie hätten in einem solchen Falle die Platzwarte des Feuilletons reagiert? Was hätte Ernst A. Grandits in der "Kulturzeit" auf 3sat gesagt? Oder Günter Grass am Rande einer PEN-Tagung über "Schreiben in einer friedlosen Welt"? Sie und alle anderen wären außer sich gewesen. Grandits und Grass würden sagen: Fromme Juden hätten das Recht, sich zu empören und zu protestieren, aber sie hätten kein Recht, ihre Vorstellungen anderen mit Gewalt aufzuzwingen. Ebenso inakzeptabel wäre es, wenn sie versuchen würden, ihre Nachbarn am Schabbat vom Autofahren, Fußballspielen oder Fernsehen abzuhalten.

      Derselbe Sturm der Entrüstung wäre auch ausgebrochen, wenn ein katholischer Moraltheologe die katholische Landjugend dazu aufgerufen hätte, eine Vorstellung von Sasha Waltz in der Schaubühne zu stürmen, weil sie ihre Tänzer unbekleidet auftreten lässt. Hätte in einem solchen Fall Günter Grass voller Verständnis von einer "fundamentalistischen Antwort auf eine fundamentalistische Tat" gesprochen und die Reaktion der katholischen Jugend auf die nackte Provokation verteidigt? Hätte der SPD-"Vorwärts" geschrieben, Sasha Waltz habe zwar die künstlerische Freiheit, ihre Tänzer mit oder ohne Kleider auftreten zu lassen, sie würde allerdings diese Freiheit "missbrauchen, nicht im rechtlichen, aber im politisch-moralischen Sinne"?

      Nein, so etwas wäre mit hundertprozentiger Sicherheit nicht passiert. Warum aber ist es passiert, nachdem Moslems in der ganzen Welt, von Jakarta bis London, von Islamabad bis Lagos, gegen den Abdruck der zwölf Mohammed-Karikaturen in "Jyllands-Posten" Sturm gelaufen sind?

      Wieso ist keiner aufgestanden und hat den marodierenden Söhnen Allahs zugerufen: "Jungs, was ihr bei euch zu Hause macht oder nicht macht, ist eure Sache. Ihr müsst kein Schweinefleisch essen und keinen Alkohol trinken, wir sagen euch nicht, wie ihr eure Haustiere behandeln sollt, und was ihr mit euren Frauen und Töchtern anstellt, wollen wir so genau lieber nicht wissen.

      Aber sagt uns nicht, was wir machen oder nicht machen dürfen, wen wir zeichnen und was wir lesen dürfen. Niemand zwingt euch, Erica Jong zu lesen und die Beatles zu hören. Macht, was ihr wollt. Ihr wollt euch über Jesus und Moses lustig machen? Bitte sehr! Wir lachen mit! Und im Übrigen: Wie könnt Ihr es euch leisten, wochenlang zu toben und zu rasen? Habt ihr sonst nichts zu tun? Müsst ihr nicht zwischendurch mal arbeiten? Oder euren Kindern zu Hause bei den Schulaufgaben helfen?"
      Aber niemand stand auf und sagte ein paar klare, unmissverständliche Worte an die Adresse der Randalierer.

      Frankreichs Präsident, Jacques Chirac, vergaß einen Moment, dass er die "Grande Nation" vertritt, die unter anderem auch Voltaire hervorgebracht hat, und dekretierte, dass "alles, was den Glauben anderer, zumal den religiösen Glauben beleidigen könnte, vermieden werden muss".

      Genau 265 Jahre, nachdem Voltaires "Mahomet" in Lille uraufgeführt, und 111 Jahre, nachdem Oskar Panizza für seine Vatikan-Satire "Das Liebeskonzil" von einem königlich-bayerischen Gericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde, wird der "religiöse Glaube" wieder zu einem Gut erklärt, das von staatlichen Instanzen geschützt werden muss. Und die von Natur aus und berufshalber notorisch kritischen Intellektuellen, die sich maßlos darüber aufregen, dass der amerikanische Präsident den Tag mit einem Gebet anfängt, und die "Zensur" schreien, wenn Peter Handke einen Preis nicht bekommen soll, finden es völlig in Ordnung, dass sich Christen, Juden, Hindus, Buddhisten, Konfuzianer, Zarathustraner, Baha'i, Agnostiker und Atheisten an ein "Verbot" halten sollen, das sogar unter Moslems umstritten ist.

      Wie ist so etwas möglich? Wie kann man das Phänomen der vorauseilenden Kapitulation erklären? Erst einmal mit dem Argument der Zahl. Gäbe es 1,5 Milliarden Dänen auf der Welt und nur 5,5 Millionen Moslems, wäre es zu keinem Karikaturenstreit gekommen. Jeder Mopedfahrer weicht zur Seite aus, wenn ihm auf seiner Spur ein Schwerlaster entgegenkommt. Das kränkende Gefühl, nachgegeben zu haben, kann er auf zweierlei Art überwinden. Entweder er sagt sich: Der Schwächere gibt nach, oder er idealisiert sein Verhalten: Das sei er dem Fahrer des Lasters schuldig gewesen, der einen viel längeren Bremsweg habe, für seinen Job schlecht bezahlt werde und auf einem Parkplatz übernachten müsse. Da könne man es ihm nicht zumuten, zu viel Rücksicht auf andere zu nehmen... Der Mopedfahrer erhebt sich über den Trucker, indem er sich in seine viel schlechtere Lage versetzt. Genau das tun die europäischen Gutmenschen mit den Objekten ihres Mitgefühls. Sie haben für alles Verständnis, was die Underdogs der Geschichte, die Opfer der Globalisierung und die Invaliden des Fortschritts anstellen.

      In Wirklichkeit aber haben sie nur Angst vor deren Kraft, die von keinerlei Hemmungen gezügelt wird. Hinzu kommt, dass 1,5 Milliarden Moslems einen Markt darstellen, den man nicht ignorieren kann, auch wenn die Kaufkraft des einzelnen eher bescheiden ist. Die Masse macht's. Glaubt irgend jemand, der bis drei zählen kann, die Firmen Nestlé und Ferrero hätten auch dann Anzeigen in großen arabischen Zeitungen platziert, um sich von den dänischen Karikaturen zu distanzieren und darauf hinzuweisen, dass sie für ihre Produkte keine Zutaten aus Dänemark verarbeiten, wenn der arabische Markt so groß wie das Königreich Tuvalu in der Südsee wäre, bewohnt von knapp 12 000 Menschen?

      Zum schlichten und doch so gewichtigen Argument der Zahl kommt noch eine Überlegung hinzu: Was war vorher da? Die Henne oder das Ei? Im Falle der Mohammed-Karikaturen würde das heißen: Haben die Karikaturisten auf die mörderischen Aktionen der Islamisten reagiert oder reagieren die Moslems auf die beleidigenden Karikaturen, setzen sich nur zur Wehr, wobei einige ein wenig über das Ziel hinausschießen? Die europäische Appeasement-Fraktion neigt zu der zweiten Lesart: Wir provozieren, sie reagieren. Und fragt sich: Was machen wir nur falsch, dass sie uns so hassen?

      Es bleibt ihr auch nichts anderes übrig, denn nur so können sich die Appeaseniks aus der passiven Rolle der Adressaten befreien. Liegt es an uns, dann müssen nur wir unser Verhalten ändern, damit sie aufhören, uns anzugreifen. Läge es an ihnen, könnten wir nichts machen, außer uns wie bei einem Hurrikan verbarrikadieren und beten, dass der Sturm bald vorbeigeht und kein neuer aufkommt.

      Mit der scheinlogischen Konstruktion: "Wir sind die Ursache, sie sind die Folge", bauen wir uns, nicht ihnen, eine Brücke. Was wie eine noble Geste der Selbstbezichtigung aussieht, ist nur ein Akt der Verzweiflung, ein letzter Versuch, der Falle der Passivität zu entkommen.

      http://www.welt.de/data/2006/08/26/1009559.html
      Avatar
      schrieb am 08.09.06 23:54:16
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Beatles sind in der Tat der Schlüssel.
      Wir Europäer plus Auswanderer ( USA )sind in Wirklichkeit der Kulturdünger für den Planeten. Wir sind die Künstler, wir machen Musik, bauen Flugzeuge; Schiffe, Space shuttles, Computer .....und Atomsprengköpfe.

      Vergesst nicht, es ist wissenschaftlich eindeutig bewiesen, dass wir nur deshalb den Neandertaler ausgelöscht haben, weil wir die besseren Künstler waren, z. B. erfanden unsere Vorfahren Nadel und Faden und nähten sich warme Kleidung. Es gibt also noch Hoffnung für das Deutsche Volk.

      Die Völker mit den besseren Künstlern sind vorne und das sind wir. Die Moslems wissen das ganz genau, deswegen Hass. Der Hass kam mit der Technisierung ,globaliesierte Medien u.s.w. in den Orient. Zuvor haben die nicht mal gewußt, dass es uns gibt.

      Schnelle Lösung ? Gibt es nicht. Der Hass bleibt und wird verstärkt durch den Islam. Es liegt nun an uns, unsere künstlerischen Fähigkeiten voll auszuschöpfen, um hier in Europa die Oberhand zu behalten.

      Ist so ähnlich wie Poker ( Texas Hold em ohne Limit ).
      Gegner kennenlernen, überlegen, abwarten, auf Fehler knallhart reagieren. Ihr größter Fehler ist der Terror.

      Es wird aber verdammt schwer, denn die haben auch gute Pokerspieler. Unglaublich, wie der aus dem Libanon nach Australien ausgewanderte Joe Hachem 2005 beim Hauptturnier der World Series of Poker 7,5 Millionen Dollar gewann.
      Avatar
      schrieb am 09.09.06 00:09:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      wieso sehen deine artikel immer aus, wie eine rinderherde im schlachthaus?
      Avatar
      schrieb am 09.09.06 00:20:08
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.837.712 von Heizkessel am 09.09.06 00:09:17Heizkessel, sach mal, liest Du das alles, was '1 ständig kopiert? ;)
      Avatar
      schrieb am 09.09.06 00:24:54
      Beitrag Nr. 5 ()
      nö, nicht alles, so viel zeit habe ich dann doch nicht.

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      schrieb am 09.09.06 01:47:16
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.837.712 von Heizkessel am 09.09.06 00:09:17Ich würde den Text schon lesen wenn nicht immer leseflusstörende fette rote Sätze dabei wären, deren Hervorhebung mir als Digital Publisher nicht klar sind...
      Avatar
      schrieb am 09.09.06 09:06:38
      Beitrag Nr. 7 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 23.832.586 von CaptainFutures am 08.09.06 20:49:26Captain,

      dass war mal ein wertvoller Beitrag.;)
      Avatar
      schrieb am 09.09.06 09:43:53
      Beitrag Nr. 8 ()


      Von der Lust am Einknicken:
      Hurra, wir kapitulieren!


      Vor fast dreißig Jahren machte der dänische Populist Mogens Glistrup den absurden Vorschlag, Dänemark solle seine Armee abschaffen und unter der Nummer des Verteidigungsministeriums einen Anruf-beantworter mit der Durchsage einrichten: »Liebe Russen, wir werden kapitulieren!«


      Glistrup ist längst vergessen, aber seine Idee hat sich durchgesetzt. Denn nicht nur Dänemark, sondern ganz Europa scheint kapituliert zu haben - allerdings nicht vor den Russen. Spätestens seit dem Streit um die Mohammed-Karikaturen, die in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten veröffentlicht wurden, ist nämlich deutlich geworden: Europa sucht sein Heil im Appeasement, in der vorauseilenden Selbstaufgabe.

      Die Schweizer Firma Nestlé schaltet Anzeigen in arabischen Zeitungen, in denen sie versichert, sie werde keine Produkte aus Dänemark verwenden oder vermarkten, in Italien wird Oriana Fallaci der Prozess gemacht, in Deutschland möchte der für Sport und Spiele zuständige Minister ein »guter Gastgeber« für den iranischen Präsidenten sein, wenn der zur Fußball-WM nach Deutschland kommt. Dass der die Endlösung der Judenfrage im Nahen Osten vollenden will, soll der Gastfreundschaft keinen Abbruch tun.

      Der engagierte Publizist Henryk M. Broder, der mit seinen polemischen Wortmeldungen immer wieder heftige Kontroversen ausgelöst hat, widmet sich in seiner neuen Streitschrift der europäischen Reaktion auf die Herausforderungen des Islamismus und gelangt dabei zu einer alarmierenden Einsicht: Wie die Appeasement-Politik gegenüber Hitler die aggressive Haltung der Nazis nur befördert hat, so laufen die Europäer mit ihrer Politik der Beschwichtigung heute Gefahr, die Transformation Europas zu einem islamischen Kontinent zu beschleunigen.

      Leon de Winter kommentiert: »Henryk M. Broder ist einer der scharfsinnigsten Köpfe Deutschlands, ein höchst unterhaltsamer Autor, ein Journalist mit erstaunlichem Horizont - und der ultimative Albtraum für alle Verfechter der Political Correctness: Selber ein halber Anarchist, entlarvt Broder die Selbsttäuschungen und Illusionen all derer, die Amerika und Israel kritisieren, statt sie in ihrem Kampf gegen islamischen Faschismus und arabische Tyrannei zu unterstützen.
      In diesem tragikomischen Essay analysiert Broder die gegenwärtige Appeasement-Politik Europas. Sein aufrüttelndes Buch ist eindringlich, ironisch, traurig - und es offenbart Broders grenzenlose Liebe zu Europa, jenem geschundenen Teil der Welt, in dem sich nach Jahrhunderten des Blutvergießens freie Gesellschaften entwickelt haben, die es unter allen Umständen zu verteidigen gilt.«


      Und was sagt Broder selbst, der heuer seinen 60. feiert?

      "Um ein Haar wäre auch ich ein Terrorist geworden. Alle Voraussetzungen waren gegeben. Meine Eltern hatten beide unter abenteuerlichen Umständen den Krieg überlebt, fielen sich nach der Befreiung in die Arme und setzten mich in die Welt. Sie waren in höchstem Maße traumatisiert und ich diente ihnen als Beweis, dass es ein Leben nach dem Überleben geben konnte. Entsprechend waren ihre Erwartungen, die ich nicht erfüllen konnte. Wollte ich keinen Spinat essen, bekam ich zu hören: »Was hätten wir dafür gegeben, wenn es im Lager Gemüse gegeben hätte!« Weigerte ich mich, mir die Haare schneiden zu lassen, erzählten sie, wie wichtig die Hygiene im Lager war und dass eine einzige Kopflaus den Tod bedeuten konnte. Kam ich nach Mitternacht nach Hause, war eine Geschichte über die Sperrstunde im Ghetto fällig. Ging ich mit den falschen Bräuten aus – richtige gab es nicht, weil alle deutschen Väter in der SS gedient hatten –, schrien sie mich an: »Und dafür haben wir überlebt?«

      Aber auch nachdem meine Eltern mich einigermaßen in Ruhe ließen, hörten die Demütigungen und Erniedrigungen nicht auf. Beim Völkerball blieb immer ich übrig; die Mannschaft, die mich abbekam, konnte gleich einpacken. Bei den »Bundesjugendspielen« bekam ich nicht einmal einen Trostpreis fürs Mitmachen, und die ersten Erfahrungen mit den Mädels waren so verheerend, dass sie sogar den Liegesitzen in meinem Opel Kadett peinlich waren.

      Ich lief durch die Gegend, und das Gefühl, das mich antrieb, war Wut: auf meine hysterischen Eltern, die blöden Pauker und auf meine Freunde, die sich meine Armstrong-Platten ausliehen und dann die Mädchen nach Hause brachten, mit denen ich zur Party gekommen war. Ich ärgerte mich dermaßen, das ich eine Gastritis bekam, die mich erst verließ, als sich ersatzweise Asthma einstellte. Während andere noch den Umgang mit Kondomen lernten, wusste ich schon über psychosomatische Krankheiten Bescheid. Warum ich trotz alledem nicht auf die Idee gekommen bin, Terrorist zu werden, kann ich mir rückblickend schwer erklären. Ich las »Die Verdammten dieser Erde« von Frantz Fanon und »Die Massenpsychologie des Faschismus« von Wilhelm Reich, die Schriften von Horst Eberhard Richter und Margarete Mitscherlich kannte ich zum Glück nicht.

      Ich wäre der idealtypische Amokläufer gewesen: Kind einer dysfunktionalen Familie, einsam, verzweifelt, frustriert und geladen wie ein Fass mit Dynamit auf der Bounty. Jeder Sozialarbeiter hätte seine Freude an mir gehabt, jeder Therapeut wäre glücklich gewesen, mich behandeln zu dürfen. Das »M« in meinem Namen stand nicht für »Modest«, sondern für »mildernde Umstände«. Was mir freilich fehlte, war der Drang, mich an der Welt zu rächen. Es gab noch kein Internet und keine Videokameras, und ich wäre nicht in der Lage gewesen, jemandem den Kopf abzuschlagen, weil mir schon im Biologieunterricht beim Sezieren eines Regenwurms schlecht wurde.

      Da ich nicht Terrorist werden konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als Journalist zu werden. Das ist kein sehr angesehener Beruf, er rangiert sogar noch unter dem des Terroristen. Ein Terrorist kann mit Verständnis der Gesellschaft rechnen, damit, dass ihm bei einer Festnahme nicht nur seine Rechte vorgelesen, sondern auch umgehend Mutmaßungen über seine Motive angestellt werden: Warum er gar nicht anders handeln konnte und warum nicht er, sondern die Gesellschaft für seine Taten verantwortlich ist.

      Ich gebe zu, ich bin ein wenig neidisch auf die Terroristen. Nicht nur wegen der Aufmerksamkeit, die sie erfahren, sondern wegen der idealistischen Motive, die ihnen unterstellt beziehungsweise zugesprochen werden. Wer ein Auto klaut und damit einen Menschen an einer Kreuzung totfährt, der ist ein Verbrecher. Wer sich mit einer Bombe im Rucksack in einem Bus in die Luft sprengt und andere Passagiere mitnimmt, der ist ein Märtyrer, ein gedemütigter, erniedrigter, verzweifelter Mensch, der sich nicht anders zu helfen wusste. Worum ich die Terroristen am meisten beneide, ist der Respekt, der ihnen gezollt wird. Haben sie einmal bewiesen, wozu sie imstande sind, betreten Experten den Tatort und erklären, man dürfe sie nicht noch mehr provozieren, man müsse mit ihnen reden, verhandeln, sich auf Kompromisse einlassen und ihnen helfen, das Gesicht zu wahren. Nur so könne man sie zur Vernunft bringen und Schlimmeres verhüten.

      Dieses Verhalten nennt man Appeasement. Davon handelt dieses Buch"
      .

      http://www.hagalil.com/archiv/2006/08/islamismus.htm


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