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    Morddrohung wg. Kritik an Euro - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.07.10 13:33:52 von
    neuester Beitrag 18.07.10 13:45:01 von
    Beiträge: 5
    ID: 1.158.863
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      schrieb am 17.07.10 13:33:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      Devisenspezialist im Interview
      "Die D-Mark würde den Dollar alt aussehen lassen"
      16.07.2010
      John Taylor, Chef des weltgrößten Devisen-Hedge-Fonds, geißelt die EZB-Strategie, gibt Griechenland verloren und möchte die D-Mark zurück. Andere Länder würden sich einem Austritt Deutschlands aus der Währungsgemeinschaft sofort anschließen, glaubt er. "Der Euro-Exitus kommt."
      ...

      War es ein Fehler, Griechenland 2001 in die Euro-Zone aufzunehmen?
      Taylor: Ja, natürlich war es das. Selbst ein Volkswirtschaftsstudent im ersten Semester hätte nachrechnen können und wäre zu dem Schluss gekommen: Das kann nie und nimmer funktionieren. Ich selbst habe über viele Jahre an der Università della Svizzera italiana in Lugano ein Seminar zum Thema "Europäische Integration" geleitet.

      Schon 1998 habe ich dort die These vertreten, dass der Euro ein Fehlkonstrukt ist. Die Studenten dort waren natürlich entsetzt und haben mich als rechtslastigen Volltrottel aus Amerika beschimpft. Für alle war die Einführung damals eine unumstößliche, heilige Angelegenheit.

      Als Rache holen Sie heute rhetorisch die Kanonen raus, um den Euro unter Druck zu setzen.
      Taylor: Unsinn! Es ist ja eher ungewöhnlich, dass sich jemand aus meiner Branche so öffentlich artikuliert.

      Die meisten meiner Kollegen operieren lieber im Verborgenen.


      Was mir das einbringt?

      Nun, aus Deutschland habe ich sogar eine Morddrohung bekommen – und das nicht von irgendeinem Verrückten, sondern einer ernst zu nehmenden Person.



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      http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:devisensp…
      Avatar
      schrieb am 17.07.10 18:32:30
      Beitrag Nr. 2 ()
      toll, jemand der produktiv nichts bringt, vom geld arbeitender leute schmarotzt, hat die große klappe, als ob wir solche parasiten nicht schon zur genüge haben
      Avatar
      schrieb am 17.07.10 22:07:40
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.837.055 von DScully am 17.07.10 18:32:30Gegenfrage: Wie anders als mit Spekulationen sollen die dem Fond zugrunde liegenden monatlichen Pensionsansprüche der Einzahler befriedigt werden? Mit Investitionen in Handarbeit oder Öko-Projekte? Wenn ich für`s Alter vorgesorgt habe, dann ist es mir egal, wie meine Rente jeden Monat erwirtschaftet wird- Hauptsache, sie wird erwirtschaftet. Sozialromantik kann man sich ab einem bestimmten Alter nicht mehr erlauben.
      Avatar
      schrieb am 18.07.10 12:30:51
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.836.525 von knuspelhuber am 17.07.10 13:33:52alles:
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      Devisenspezialist im Interview
      "Die D-Mark würde den Dollar alt aussehen lassen"
      John Taylor, Chef des weltgrößten Devisen-Hedge-Fonds, geißelt die EZB-Strategie, gibt Griechenland verloren und möchte die D-Mark zurück. Andere Länder würden sich einem Austritt Deutschlands aus der Währungsgemeinschaft sofort anschließen, glaubt er. "Der Euro-Exitus kommt."
      Mr Taylor, hat Oliver Stone schon angerufen und Ihnen die Hauptrolle in seinem nächsten Film angeboten?
      John Taylor: Davon ist mir nichts bekannt. Wieso sollte er?
      Weil derzeit im Zusammenhang mit Hedge- Fonds wie Ihrem von Komplott, ja sogar Konspiration die Rede ist. Spekulanten wie George Soros, John Paulson und Sie sollen sich heimlich darauf verständigt haben, den Euro in die Knie zu zwingen – der perfekte Hollywood-Stoff.
      Taylor: Angesichts von 1200 Mrd. $, die täglich an Euro-Transaktionen gehandelt werden, ist es unwahrscheinlich, dass eine Gruppe Hedge-Fonds-Manager versuchen könnte, die zweitgrößte Währung der Welt zu manipulieren.
      Wenn "Hedgies" wie Sie nicht die nötigen Finanzhebel haben, den Euro in den Abgrund zu reißen, könnten Sie es ja noch rhetorisch versuchen. Ihr Vergleich mit einem "Huhn, das mit abgeschlagenem Kopf noch eine Weile über den Hof rennt, ehe es verendet", empfanden viele in Deutschland als skandalös.
      Taylor: (lacht) Ich bin auf dem Land in Long Island aufgewachsen, da gehörte so etwas zum Alltag. Aber im Ernst: Wir Hedge-Fonds-Manager versuchen, die Welt so zu sehen, wie sie ist, und nicht, wie wir sie gern hätten. Das ist die Grundlage unseres Geschäfts. Und wenn wir uns zuweilen drastischer Metaphern bedienen, um auf Missstände aufmerksam zu machen, hat das am Ende vielleicht ja auch sein Gutes.
      Sie verdienen Hunderte von Mio. – und haften sich zugleich das Prädikat "pädagogisch besonders wertvoll" an. Ist das nicht ein wenig geschmacklos?Taylor: Sollten wir dazu beitragen, dass die hoch verschuldeten Länder der Euro-Zone endlich beherzt ihre Probleme angehen, wäre das ausgesprochen positiv. Irland macht gerade auf herausragende Weise vor, wie es geht. Die Iren haben die Sozialleistungen drastisch gekürzt und die Löhne gesenkt. Oder nehmen Sie Estland: Nach dem brutalen Absturz ist das einstige Boomland nun dabei, sich mit einem schmerzhaften Sparprogramm zu sanieren, und schafft es damit, 2011 Mitglied im Euro-Klub zu werden. Tallinn nimmt neue Schulden in Höhe von nur 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf, die Gesamtverschuldung betrug am Jahresanfang gerade einmal 7,2 Prozent.
      In Griechenland sind es rund 115 Prozent?...
      Taylor: ...?und genau deshalb ist es eine Illusion zu glauben, dass sich Hellas aus dem Abwärtssog befreien könnte. Die Griechen haben die Sparmaßnahmen nur verkündet, weil sie sonst die dringend benötigten Kredite von den Ländern der Euro-Zone und dem IWF nicht bekommen hätten. Wie die Bevölkerung darauf reagiert, war ja zu beobachten.
      Ist eisernes Sparen dort unmöglich?
      Taylor: Wer es versucht, wird abgewählt. Die griechische Regierung wird es erleben, wenn die Sparmaßnahmen erst einmal für die breite Bevölkerung spürbar werden. Das entspricht einfach nicht ihrer Mentalität.
      Immerhin scheinen sie dabei ja IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn auf ihrer Seite zu haben. Der warnt vor einer zu rapiden Senkung der Defizite. Wenn alle zeitgleich sparen, werde man das Wachstum im Euro-Raum abwürgen.
      Taylor: Das optimistische Szenario ist, dass sich die Wirtschaft in Europa schnell wieder erholt und es der EZB gelingt, das überschüssige Geld wie versprochen wieder abzuschöpfen, indem sie die eingesammelten Staatsanleihen verkauft. Ich bin da nicht sehr hoffnungsfroh.
      War es ein Fehler, Griechenland 2001 in die Euro-Zone aufzunehmen?
      Taylor: Ja, natürlich war es das. Selbst ein Volkswirtschaftsstudent im ersten Semester hätte nachrechnen können und wäre zu dem Schluss gekommen: Das kann nie und nimmer funktionieren. Ich selbst habe über viele Jahre an der Università della Svizzera italiana in Lugano ein Seminar zum Thema "Europäische Integration" geleitet. Schon 1998 habe ich dort die These vertreten, dass der Euro ein Fehlkonstrukt ist. Die Studenten dort waren natürlich entsetzt und haben mich als rechtslastigen Volltrottel aus Amerika beschimpft. Für alle war die Einführung damals eine unumstößliche, heilige Angelegenheit.
      Als Rache holen Sie heute rhetorisch die Kanonen raus, um den Euro unter Druck zu setzen.
      Taylor: Unsinn! Es ist ja eher ungewöhnlich, dass sich jemand aus meiner Branche so öffentlich artikuliert. Die meisten meiner Kollegen operieren lieber im Verborgenen. Was mir das einbringt? Nun, aus Deutschland habe ich sogar eine Morddrohung bekommen – und das nicht von irgendeinem Verrückten, sondern einer ernst zu nehmenden Person.
      Ein konzertierter Angriffskrieg gegen die Euro-Zone?
      Warum gehen Sie dann an die Öffentlichkeit?
      Taylor: Weil man die Leute aufklären muss. Ich verwalte Anlagegelder für rund ein Viertel aller deutschen Pensionäre. Was glauben Sie, was die von mir erwarten? Dass ich idiotische Entscheidungen treffe? Als ich während der Asienkrise Geld für Rentenfonds von San Diego verwaltet habe ...
      ... und nach der erzwungenen Wechselkursfreigabe des thailändischen Baht in einer Kettenreaktion die Währungen und Kurse fielen ...
      Taylor: ... war ich zu einer Podiumsdiskussion im Fernsehen eingeladen. Ein paar Leute im Publikum haben mich damals heftig beschimpft, ob ich keine Skrupel hätte, was ich diesen Ländern antun würde.
      Was haben Sie geantwortet?
      Taylor: Dass man nicht vergessen darf, dass ich für die pünktliche Rentenzahlung vieler kleiner Leute in San Diego mitverantwortlich bin! Über Jahre war ich in Thailand investiert, weil ich auf den Erfolg des Landes gesetzt hatte. Es konnte doch niemand ernsthaft von mir erwarten, dort offenen Auges in die Katastrophe zu rennen, als dunkle Wolken aufzogen.
      Solch vorausschauende Portfolioumschichtungen hat Kanzlerin Angela Merkel sicherlich nicht gemeint, als sie die Hedge-Fonds-Branche kritisiert hat.
      Taylor: Sondern?
      Dass im Moment von Spekulanten ein gezielter, konzertierter Angriffskrieg gegen die Euro-Zone geführt wird. Und dass Sie und Ihre Kollegen alles daransetzen, den Abwärtstrend zu beschleunigen.
      Taylor: Glauben Sie das allen Ernstes? Es geht für jeden von uns doch darum, besser und schneller zu sein als die anderen – welchen Sinn würde da eine Absprache ergeben? Genau dieser Vorwurf zeigt doch, dass Politiker von Wirtschaft keine Ahnung haben und von ihren eigenen Fehlern ablenken wollen. Natürlich ist ein "Short" auf Griechenland momentan für viele eine lohnende Investition. Aber deshalb, weil die Entwicklung des Landes unhaltbar ist. Dafür ist nicht die Spekulation verantwortlich!
      In ihrer Regierungserklärung nannte Merkel die Währungskrise eine "existenzielle Bedrohung". Und die Öffentlichkeit stimmt ihr zu. Wer sonst als die Politik soll es schaffen, die scheinbar außer Rand und Band geratenen Märkte wieder einzufangen?
      Taylor: Die Märkte funktionieren doch. Es ist das Konstrukt des Euro, das nicht funktioniert. Schaltet man die Spekulanten aus, würde sich der Todeskampf der Gemeinschaftswährung noch etwas länger hinziehen – aber der Exitus kommt. Er ist unumgänglich. Und dabei werden mehr Menschen zu Schaden kommen, als dies bei einem Bankrott Griechenlands der Fall wäre – eine Staatspleite dreimal so groß wie Argentinien, aber immer noch vergleichsweise klein.
      Allerdings eine Katastrophe für deutsche und französische Banken. Sie haben Darlehen in fast dreistelliger Mrd.höhe an Griechenland vergeben.
      Taylor: Wissen Sie, was die Europäische Zentralbank derzeit macht – und das auf eine stille und diskrete Weise, die bei uns in Amerika undenkbar wäre? Sie kauft massiv griechische Staatsanleihen auf, selbst nach Verabschiedung des gigantischen Rettungspakets. Und vor allem französische Banken nutzen munter die Gelegenheit, ihre Griechenland-Anleihen abzustoßen und so ihre Bilanzen von den Schrottpapieren zu säubern. Die EZB sollte dies endlich stoppen! Nur das würde ein deutliches Signal in Richtung Spanien, Portugal und der anderen Schuldenländer setzen: Reißt euch gefälligst am Riemen, denn ihr könnt nicht ewig darauf zählen, dass wir euch eure Ramschanleihen abnehmen!
      Stützung und Rettungsfonds sind derzeit das einzige Mittel, ein politisches Auseinanderbrechen der Gemeinschaft zu verhindern.
      Taylor: Das Gegenteil stimmt. Der Ton zwischen den Staaten ist wegen der verschobenen Mrd.summen rauer geworden. Die Griechen gehen gegen Brüssel auf die Straße, in Deutschland wächst die Wut auf die schlampige Haushaltsführung der Mittelmeerländer, Sarkozy spielt Merkel aus und so weiter. Ich kann mich an die späten 50er-Jahre erinnern, als Europa noch ein sehr anderer Kontinent war als heute. Als ich zum ersten Mal Paris besuchte, schwelte gerade der Algerien-Konflikt, und überall waren Panzer und Soldaten mit Maschinengewehren auf den Straßen.
      Fürchten Sie wieder ähnliche Zustände, wenn der Euro kollabiert?
      Taylor: Wenn wir warten, bis der Euro ungeordnet zusammenbricht, könnte es durchaus darauf hinauslaufen.
      "Die Aufnahme Griechenlands in die Euro-Zone war wirklich ein Schritt zu viel"
      Aus Ihrer Sicht stellt sich derjenige am besten, der sich als Schnellster aus dem Euro verabschiedet. Und Sie haben Deutschland empfohlen, dieser Schnellste zu sein. Dabei profitiert die exportlastige deutsche Wirtschaft wie kaum eine andere vom Euro.
      Taylor: Gegenfrage: Waren Mercedes-Benz und BMW nicht auch schon vor der Einführung des Euro bestens aufgestellte, hochprofitable Unternehmen? Oder schauen Sie sich Schweden und die Schweiz an: Die kommen ohne Gemeinschaftswährung ebenfalls prima klar.
      Aber eine politische Integration ist in Europa ohne den Euro nur schwer denkbar.
      Taylor: Natürlich ist sie das. Verstehen Sie mich nicht falsch: Schon als Student hatte ich einen dieser blauen Euro-Aufkleber auf die Stoßstange meines Wagens gepappt. Ich liebe Europa. Aber die Aufnahme Griechenlands in die Euro-Zone war wirklich ein Schritt zu viel.
      Griechenland ist immerhin die Wiege der Demokratie. Die kann man nicht einfach aus Europa heraushalten.
      Taylor: Nicht aus Europa, aber aus einer künstlichen Gemeinschaftswährung. Und in zu rosigen Farben sollte man das Land nun wirklich nicht malen, denken Sie nur an die Militärdiktatur in den 70ern, als viele Menschen wegen ihrer politischen Ideologie eingesperrt und gefoltert wurden. Die haben dort einfach nicht die Rahmenbedingungen und die Mentalität, um währungspolitisch mit den nord- und mitteleuropäischen Staaten verkuppelt zu sein.
      Was würde passieren, wenn die Deutschen sich aus der Euro-Zone verabschieden?
      Taylor: Wenn Deutschland heute sagen würde, "wir wollen aus dem Euro aussteigen", würden sich die Niederländer sofort anschließen. Und die Dänen wohl auch. Und man könnte Strukturen entwerfen, wie sich das Ganze finanzpolitisch vernünftig abwickeln ließe.
      Ein Land, das zwei Weltkriege angezettelt und so unendliches Leid über den Kontinent gebracht hat, kann sich doch nicht einfach davonmachen, nach dem Motto: Vielen Dank, wir haben genug von dem Experiment.
      Taylor: Natürlich ist das politisch eine harte Nuss. Aber es gibt keine Alternative. Und ein Krieg findet bereits wieder statt – nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in der Wirtschaft. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich Deutschland momentan im Krieg mit den Parlamenten der südlichen Euro-Länder befindet. Als die Bundesregierung vor einiger Zeit beschloss, dass die Schulden ab 2016 pro Jahr nur 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder knapp zehn Mrd. Euro betragen dürfen, haben sie die südlichen Länder damit praktisch zur Armut verdammt. Merkel hätte, um Griechenland wirklich zu helfen, sagen müssen: Wir wollen eine höhere statt eine niedrigere Staatsverschuldung!
      Bei einer Rückkehr der D-Mark wären Sie "bullish"?
      Taylor: Selbstverständlich wäre ich das. Die D-Mark würde den Dollar alt aussehen lassen!
      Die USA sind derart verschuldet, dass die meisten europäischen Länder dagegen wie Chorknaben aussehen. Warum schießen Sie sich nicht auf den $ ein?
      Taylor: Weil Amerika die Möglichkeit hat, die Notenpresse anzuwerfen. Griechenland kann das nicht.
      Auch hoch verschuldete Bundesstaaten wie Kalifornien haben keine Möglichkeit, ihre Währung abzuwerten.
      Taylor: Kalifornien ist nicht mit Griechenland vergleichbar. Die USA sind in über 200 Jahren zu einem Staat zusammengewachsen. Die EU dagegen ist kein Staat. Auch die Währungsunion bleibt Vertragssache zwischen souveränen Staaten. Der EU fehlt vor allem eine zentrale Regierung, deshalb fällt der Vergleich von Kalifornien und Griechenland trotz ähnlicher Schuldenprobleme zu Ungunsten Griechenlands aus. Viel Geld, das in Kalifornien ausgegeben wird, kommt von Washington. Eine entsprechende Absicherung Griechenlands durch die EU gibt es nicht. Auch im Falle einer Insolvenz fließt das Geld aus Washington weiter nach Kalifornien. Ich habe hier in New York gelebt, als die Stadt praktisch pleite war. Keine schöne Situation, das können Sie mir glauben. Aber das System ist nicht zerbrochen. In Europa wird es brechen.
      Eines muss man Ihnen lassen: Sie reden Klartext. Aus Sicht des Devisenhändlers sind die Turbulenzen des Euro doch ein Traum, oder?
      Taylor: Wir beklagen uns nicht. (lacht) Aber es gibt ja schließlich noch einiges gutzumachen: Die Einführung des Euro hat unserer Branche ziemlich zugesetzt – es gab schlicht weniger verfügbare Währungspaare. Wir haben uns deshalb zwischenzeitlich in den neuen Ländern Osteuropas umgesehen. Und in Asien. Aber der Traum für Devisenhändler kann schnell zum Albtraum werden. Ich vermute, dass sich die europäischen Regierungen schon bald auf ein Verbot aller Leerverkäufe von Euro-Staatsanleihen einigen werden. Und das wäre eine Katastrophe!
      Doch wohl nur für die Spekulanten?
      Taylor: Nein, weil es alles verschlimmert. Das Problem sind nicht die Finanzmärkte, sondern die Volkswirtschaften. Wenn Deutschland massenhaft Waren nach Griechenland exportiert und Griechenland im Gegenzug nicht nach Deutschland liefert, können beide Länder unmöglich aneinandergebunden werden. Das ist schlicht die Realität. Die Griechen müssen aufhören, deutsche Autos, Kühlschränke und Rüstung zu kaufen. Nur ein paar hübsche Inseln zu haben reicht auf Dauer nicht. Wie viele Deutsche werden in diesem Jahr nach Griechenland reisen? Nicht sehr viele. Irgendjemand muss aber die Hotelzimmer belegen, damit die Griechen Geld für all die tollen deutschen Produkte verdienen können. An dieser Logik ändert sich nichts, wenn sie Spekulanten verbannen. Ein Verbot von Leerverkäufen ist nicht die Rettung, solange die Grundkonstellation ökonomisch unhaltbar ist.
      "Wir schlittern in einen Downturn hinein"
      Ein Vorwurf lautet, dass Hedge-Fonds und Banker die Wirtschaft als Spielplatz für immer feinere Zockermethoden sehen. Sie waren ein Pionier des Computerhandels. Entscheiden in Zeiten des Technokapitalismus Rechner, ob Griechenland weitermachen darf wie bisher?
      Taylor: Nein, letztlich sitzen immer noch Menschen an den Schalthebeln.
      Das sah am 6. Mai dieses Jahres anders aus, als der Dow Jones innerhalb von Minuten um 1000 Punkte abstürzte.
      Taylor: In der Tat ein Unding – zu verantworten noch von der Bush-Regierung, die übertrieben dereguliert hat. Da geht es inzwischen um Nanosekunden, die jemand schneller ist als ein anderer Marktteilnehmer. Wenn wir dieses Spiel mitspielen wollten, müssten wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite etwa von JP Morgan ein Büro anmieten und unsere Computer dort aufstellen – nur damit unsere Kabelverbindung ein paar Meter kürzer ist als die unserer Konkurrenz ein paar Straßenblocks weiter. Das ist verrückt, und deshalb machen wir das nicht.
      Handeln Sie bei FX Concepts mit ungedeckten Kreditausfallpolicen für Euro-Staaten, den berüchtigten Credit Default Swaps?
      Taylor: Nein, obwohl wir uns das lange angeschaut haben. Der Grund wird Sie vielleicht überraschen: Es ist juristisch fast unmöglich zu definieren, wann genau ein Versicherungsfall eintritt. (lacht) Da müsste ich wohl tausend Anwälte beschäftigen. Einige namhafte amerikanische Universitäten haben sich jüngst mit dem Thema beschäftigt und herausgefunden, dass Griechenland wohl keine Probleme hätte, aus dem Euro rauszukommen, ohne dass auch nur eine einzige dieser Kreditausfallversicherungen zum Tragen käme.
      Für Griechenland und die Euro-Zone sehen Sie schwarz. Wo steuert in Ihrem Szenario denn die Konjunktur hin?
      Taylor: Ich denke, dass wir nach der Rezession 2008 im kommenden Jahr in einen noch viel tieferen und länger andauernden Downturn hineinschlittern werden. Dabei wird der eine oder andere Staat direkt in die Pleite steuern.
      Und wo steht der Euro zum Jahresende, wenn es ihn dann überhaupt noch gibt?
      Taylor: Den sehen wir gegen Ende des Jahres auf Gleichstand zum $.
      Da können wir ja froh sein, dass China wieder kräftig wächst und die Weltwirtschaft stützt?
      Taylor: Den Renminbi auf Dauer künstlich niedrig zu halten ist ein Skandal. Selbst hochrangige Manager chinesischer Unternehmen sprechen sich inzwischen für eine Aufwertung ihrer heimischen Währung aus. Chinas Regierung hat meiner Ansicht nach vielleicht noch zehn Jahre, bis ihr der Laden um die Ohren fliegt. Das passt im Übrigen auch zu einem von uns beobachteten Zusammenhang mit der Austragung Olympischer Spiele.
      Da sind wir aber auf die Details gespannt.
      Taylor: Im Jahre 1980 fanden die Spiele in Moskau statt, knapp zehn Jahre später fiel der Eiserne Vorhang. 2004 traf sich die "Jugend der Welt" in Athen – heute steckt das Land mitten im Finanzschlamassel. Vor zwei Jahren die Spiele in Peking – ergo stürzt China Ende des Jahrzehnts in eine gewaltige Krise.
      Spuckt Ihr Computer solche Szenarien aus?
      Taylor: Ja, es scheint einen Zusammenhang zu geben zwischen Investitionen in gewaltige Infrastrukturen, die später niemand mehr braucht, und dem späteren Eintreffen einer Krise.
      Keine guten Aussichten für Südafrika.
      Taylor: (lacht) Wir hatten tatsächlich in den vergangenen Monaten eine Position in südafrikanischen Rand aufgebaut. Mit dem Beginn der Weltmeisterschaft haben wir die wieder verkauft.
      Teil 5: "Egal, was passiert, Goldman Sachs profitiert immer"
      Oliver Stone zeichnet in seinem jüngsten Film "Wall Street: Money Never Sleeps" ein wenig sympathisches Bild von Wall Street und Hedge-Fonds-Managern?...
      Taylor: ...?mein Bruder kennt ihn gut. (lacht wieder) Wenn ich Oliver das nächste Mal sehe, werde ich ihn mir vorknöpfen.
      Aber Sie kennen doch sicher solche Typen, wie Stone sie porträtiert?
      Taylor: Ja, durchaus. Wie kann sich etwa ein Lloyd Blankfein von Goldman Sachs vor die Öffentlichkeit stellen und behaupten, er und seinesgleichen handeln im Auftrag Gottes?
      Abgesehen von dieser Hybris macht Blankfein aber einen guten Job, finden Sie nicht?
      Taylor: Keineswegs. Für meinen Geschmack ist Goldman Sachs zu oft auf beiden Seiten von Deals zu finden. Volle 80 Prozent der Einnahmen stammen bei denen inzwischen aus dem Eigenhandel der Bank. Egal, was passiert, Goldman Sachs profitiert immer. Das sind schon höchst zweifelhafte Geschäfte.
      Viele Leute halten es moralisch auch für höchst zweifelhaft, dass Menschen wie Sie ausgerechnet dann viel Geld verdienen, wenn die Krise besonders hart zuschlägt und so mancher kurz davor ist, aufs Fenstersims zu steigen.
      Taylor: Sie dürfen nicht vergessen: In den meisten Fällen verdiene ich auch Geld für jene, die da gerade im Begriff sind zu springen.

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      Der Superspekulant: John Taylor

      Der 66-jährige Taylor leitet mit Jonathan Clark FX Concepts, den größten Devisen-Hedge-Fonds der Welt. Er verwaltet rund acht Mrd. $, insbesondere für Pensionskassen.
      Bereits Anfang Februar bekannte Taylor: "Wir setzen auf den Kursrückgang des Euro." Seine Händler wetteten mit drei Mrd. $ gegen die Gemeinschaftswährung.
      Der auf Long Island bei New York geborene Taylor besuchte die Amerikanische Schule in Montagnola am Luganer See. 1961 kehrte er nach Amerika zurück, studierte an der Princeton University und promovierte im Fach Politikwissenschaft an der University of North Carolina.
      Seine Karriere startete er bei der Chemical Bank. Bei der Citibank war er für das Devisengeschäft zuständig und gründete 1981 seine eigene Firma. 2008 soll Taylor 250 Mio. $ verdient haben – eine Zahl, die er vehement bestreitet.
      Avatar
      schrieb am 18.07.10 13:45:01
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 39.837.055 von DScully am 17.07.10 18:32:30Abgesehen davon spricht mir de Artikel aus dem Herzen.


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