Kann man Zertifikate auch vor Laufzeitende verkaufen - 500 Beiträge pro Seite

[TribunM]

Guten Tag,

ich lege schon etwas länger Geld in Aktien an. Das lief bis Anfang des Jahres ganz gut und die Rendite war ansprechend. In diesem Jahr sieht es aber echt düster aus.

Jetzt hat mein Bankberater mir empfohlen verstärkt in Zertifikate zu investieren, um das Risiko besser zu streuen und von Seitwärtsühasen zu profitieren. Den genauen Wortlaut kann ich nicht wiedergeben. Da ich null Ahnung von der Materie habe, wurde das dann auch so umgesetzt.

Jetzt wurden neue Zertifikate abgeschlossen und da ein Bonus Zertifikat dick im Minus ist und ausläuft (DE000TR13A86), habe ich nun doch Zweifel, ob die mir das richtige anbieten oder eher das, wo die am meisten Provision kassieren.

Konkret habe ich Fragen zu folgenden Produkten:

Express Zertifikat Relax Euro Stoxx
ISIN: DE000DK0LC35

Deep Express Zertifikat Daimler
ISIN: DE000LB1G5E3

Was sind das für Zertifikate und taugen sie etwas. Am meisten interessiert mich aber, muss ich allgemein wirklich die Laufzeiten abwarten, bevor ich die verkaufe oder kann ich sie auch eher abstoßen - wäre das sinnvoll wegen ggf. Verlust und Gebühren.

Ein guter Bekannter hat mir empfohlen eher zu einer Privatbank zu wechseln und das Depot glatt zustellen, da ich dort wohl besser aufgehoben bin.

Das sei mal dahingestellt, aber ich möchte erstmal wissen, ob ich an die Laufzeit der obigen Zertifikate gebunden bin oder ich jederzeit alles verkaufen kann, um mich dann neu zu orientieren. Natürlich kann ich meinen Bankberater fragen, aber der bietet mir dann nur wieder etwas neues an...

Ich würde mich daher sehr freuen, wenn die Community mich mit Ihrem Fachwissen bereichern könnte und ich so vielleicht das Ganze mal besser verstehe.

Vielen Dank

[Heckenrose]

@TribunM
Der Emi stellt laufend Geld/Brief-Kurse. Jetzt ca 725/734 . Zum Geldkurs kannst du dein Zerti jederzeit – falls Börse geöffnet – verkaufen. Du musst nicht warten bis Laufzeitende.

Rein aus Neugier habe ich mir mal LB1G5E angesehen. Ziemlich unübersichtlich. Falls Daimler an den Bewertungstagen über 65,30 oder 61,86 oder 58,42 steht, bekommst du € 1108,- oder 1162,- oder 1216,- . Am 17.6.22 bekommst du Daimler-Kurs mal 14,547. Soweit noch klar.

Was bewirkt die Barriere? Fallen die Bewertungstage weg? Wird sofort abgerechnet? Noch ist die Barriere von 41,xxx nicht gerissen.

[TribunM]

Hallo Heckenrose,

besten Dank für deine Antwort. Ich bin leider genauso schlau wie du. Ich habe keine Ahnung leider und habe anscheinend zu blind auf die Bank vertraut.

Der oben genannte Bekannte meinte aber, dass diese Zertifikate nicht für mich geeignet sind und eben eher der Bank nützen als mir.

Aber schonmal gut, wenn ich alles so verkaufen kann. Dass ich dann einigen Verlust habe, ist mir aber klar.

[PublicCapital]

Antwort auf Beitrag Nr.: 59.490.918 von Heckenrose am 21.12.18 16:02:37

Zitat von Heckenrose: ...

Was bewirkt die Barriere? Fallen die Bewertungstage weg? Wird sofort abgerechnet? Noch ist die Barriere von 41,xxx nicht gerissen.

Guten Abend,

das wird in diesem Video eigentlich recht gut erklärt:



Beste Grüße

[TribunM]

Tolles Video. Da versteht man wirklich etwas mehr. Dennoch sprechen die auch nicht explizit davon, dass man das Zertifikat vorzeitig verkaufen kann, obwohl das wohl funktioniert laut dem zweiten Post.

Aber würde das Sinn machen? Ich bin da irgendwie unschlüssig und hoffe noch auf ein paar Meinungen. Bisher aber schonmal besten Dank.

[PublicCapital]

Antwort auf Beitrag Nr.: 59.493.180 von TribunM am 21.12.18 20:54:23

Zitat von TribunM: Tolles Video. Da versteht man wirklich etwas mehr. Dennoch sprechen die auch nicht explizit davon, dass man das Zertifikat vorzeitig verkaufen kann, obwohl das wohl funktioniert laut dem zweiten Post.

Aber würde das Sinn machen? Ich bin da irgendwie unschlüssig und hoffe noch auf ein paar Meinungen. Bisher aber schonmal besten Dank.

Dachte das wäre geklärt nach dem zweiten Post, aber ja, du kannst die Zertifikate jederzeit bzw. zu den Handelszeiten verkaufen.

Ich hab mir jetzt auch mal beide Basiswerte angeschaut, mir ein paar Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Gedankengänge deines Beraters bei der Wahl der Zertifikate nicht nachvollziehen kann. Klar, könnte alles klappen, aber die Wahrscheinlichkeit das Maximum an Rendite aus den Zertifikaten zu holen geht gegen 0 und selbst das Maximum an Rendite rentiert sich nicht, wenn man es um die Inflation bereinigt.

Aus fundamentaler Sicht sehe ich aber nichtsdestotrotz Möglichkeiten für eine vorzeitige Ausführung und damit zwar einen kleinen Gewinn, von dem einem nichts bleibt, aber immerhin einen Gewinn.

Hoffe konnte damit helfen und falls du etwas renditeträchtigeres suchst, kann ich nur auf mein wikifolio verweisen.

Beste Grüße und frohes Weihnachtsfest

[Heckenrose]

„Wird das Produkt nicht vorzeitig zurückgezahlt, hängen die Art und Höhe der Rückzahlung des Produkts am Rückzahlungstermin vom Referenzpreis ab:
1. Liegt der Referenzpreis auf oder über der Barriere, erhalten Sie den Höchstbetrag.
Liegt der Referenzpreis unter der Barriere, erhalten Sie Aktien. Die Anzahl der Aktien entspricht dem Bezugsverhältnis, wobei Sie nur ganze Aktien erhalten. Die Bruchteile der Aktie werden durch eine Zahlung auf Grundlage des Referenzpreises ausgeglichen.“

Das habe ich von der homepage der LBBW kopiert. Der Höchstbetrag am 17.6.22 beträgt € 1270. Die Barriere von 41,24 wirkt nur am 17.6.22. Daimler-Div während der Laufzeit von LB1G5E erhält man nicht.

Mit einer vorzeitigen Rückzahlung von LB1G5E rechne ich nicht. Aber wer weiß? Am 17.6.22 sollte der Daimler-Kurs (hoffentlich) über 41,24 liegen. Dann erhalte ich € 1270. Jetzt kaufen kann ich das Zerti für ca € 734. In 3,5 Jahren ein Gewinn von 536,- . Immerhin. Ein kolossaler Anstieg des Daimler-Kurses bei Aktienkauf ist natürlich besser.

Jetzt mal ein Daimler-Kurs am 17.6.22 knapp unter der Barriere. Dann erhalte ich für LB1G5E 14 Daimler-Aktien plus Barausgleich im Wert von ca € 600. In 3,5 Jahren ein Verlust von 134,- . Kaufe ich heute 15 Daimler-Aktien lege ich ca € 700 hin. Ich erhalte 4 mal eine Div (insgesamt 180,- ??) und hätte am 17.6.22 Daimler-Aktien im Wert von ca 600,- .

Wer in den nächsten 3,5 Jahren mit einer Seitwärtsbewegung des Daimler-Kurses ohne Spitzen nach oben rechnet, ist mit dem Zerti ganz gut bedient. Ein Daimler-Kurs am 17.6.22 unter 41,24 ist sowieso ungünstig. Wer damit rechnet, sollte sich nach einem Short-Zerti umsehen.

[TribunM]

Mich freut es, dass hier die Profis sich an der Diskussion beteiligen. Wenn ich eure Aussagen mal zusammenfasse, habe ich eher einen schlechten Deal gemacht. Das ärgert mich.

Ich habe gerade einmal mit Hilfe das durchgerechnet für das Daimler Zertifikat.
Ich würde im nächsten Jahr am Bewertungstag 1108 Euro erhalten, wenn der Daimler Kurs bei 65,30 liegt. Nehmen wir den positiven Fall an, dass die Aktie brachial steigt, dann wäre das eine Rendite von 23% zu meinem Kaufkurs von 890 Euro (als recht teurer Einstieg). Ansich nicht ganz schlecht, aber der Kurs der Aktie müsste um gut 40% steigen, um dieses Level zu erreichen. Wäre also trotzdem ein schlechter Deal für mich.

Das Zertifikat lohnt eher zum Ende der Laufzeit also 2022, dann wäre die Schwelle niedriger und die Ratio zum Basiswert deutlich besser. Das Zertifikat ist aber eher an einer Seitwärtsbewegungen orientiert und bei der derzeitigen Börsensituation komplett das falsche Produkt.

Naja wenn ich nun eines weiß, dann dass die Bankberater wenig bis keine Ahnung haben, von dem was die da anbieten und anscheinend das Wohl des Kunden nicht ganz im Fokus steht.

[PublicCapital]

Antwort auf Beitrag Nr.: 59.496.069 von TribunM am 22.12.18 12:17:28

Zitat von TribunM: Mich freut es, dass hier die Profis sich an der Diskussion beteiligen. Wenn ich eure Aussagen mal zusammenfasse, habe ich eher einen schlechten Deal gemacht. Das ärgert mich.

...

Naja wenn ich nun eines weiß, dann dass die Bankberater wenig bis keine Ahnung haben, von dem was die da anbieten und anscheinend das Wohl des Kunden nicht ganz im Fokus steht.

Der Deal ist nicht zwingend schlecht. Er entspricht lediglich nur begrenzt meinen Markterwartungen und die Rendite erscheint relativ mau bezüglich der geplanten Anlagedauer. Daher sehe ich das Kapital als nicht optimal genutzt. Ich rechne aber auch immer mit mehreren Prozent pro Woche, weil ich das recht gut hinkriege (s. wikifolio, aber nur der erste Monat. Seitdem hab ich nix mehr gemacht, da Investorensuche). Wenn dich die Rendite bei den Zertis nicht stört, dann probier es aus. Wie gesagt, sehe ich da immerhin Möglichkeiten für einen kleinen Gewinn.

Bankberater sind zum einen durch Gesetzte/Regelungen und Vorschriften gezwungen dir die langweiligen Produkte zu empfehlen und zum anderen wahrscheinlich nicht Bankberater wären, wenn die nen gutes Händchen für sowas hätten.

Und naja das jeder nur an sich denkt sollte in dieser Branche auch nicht verwundern. Ich mach ja auch nichts anderes.

Beste Grüße

[Chris_M]

Antwort auf Beitrag Nr.: 59.496.069 von TribunM am 22.12.18 12:17:28

du hast ja oben geschrieben "Ich habe keine Ahnung leider und habe anscheinend zu blind auf die Bank vertraut. "

Wenn man von einem Produkt keine Ahnung hat, sollte man erstmal die Finger so lange davon weg lassen bis man verstanden hat wie es funktioniert.

Wann und wie lange eine Seitwärtsbewegung im Markt ist, weiß keiner .. genauso wenig, wann eine Korrektur beginnt oder endet bzw. Hausse ..

An den Zertifikaten verdienen immer die Emittenten und Broker an Provisionen, ganz unabhängnig ob Discount, Turbo oder Optionsscheinen.

Sicher hat dein Berater vollkommen recht, das Discounter gut für Seitwärtsmärkte geeignet sind. Hätte er dir statt den hier aufgezeigten Daimler Alternativ einen Adidas gegeben würde hier sicher auch jemand was auszusetzen haben.

Es kommt auf deine Marktmeinung an und wie viel Risiko du bereit bist einzugehen.

Bei Zertifikaten solltest du auch immer gewappnet sein vom allerschlimmsten. Ich habe schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.

Weniger Rendite bedeutet aber auch weniger Risiko ... sozusagen lieber den Spatzen in der Hand als die Taube auf dem Dach.

Der Berater sofern von den Spaßkassen bekommt im übrigen keine Provision, sondern Tarif Lohn des öffentlichen Dienst.. Aber sicher haben die auch Auflagen vom Vertrieb gewissen Produkte zu promoten bzw. vorwiegend Hausprodukte. Aber das ist legitim und wir auch bei Privatbanken so praktiziert.