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    Stephen King revolutioniert das Lesen im Internet - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.07.00 13:24:26 von
    neuester Beitrag 30.07.00 13:29:30 von
    Beiträge: 4
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      schrieb am 22.07.00 13:24:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      Bitte Lesen! Meinungen über die Folgen für alle Medienaktien?

      Weltberühmter Autor zwingt Fangemeinde zum Schutz des Urheberrechts, Geld für den neuen Roiman zu zahlen - Verlagsbranche empört


      Das Internet entwickelt seine eigenen Gesetze ständig fort. Aus dem anarchisch strukturierten Raum ist in weiten Teilen ein wirtschaftlich dominiertes Handels- und Tauschsystem geworden. Aber die Umgangsformen und Netiquette basieren weiter auf der Möglichkeit, direkt - wenn auch nicht sichtbar - in Kontakt treten zu können. Jeder Teilnehmer ist zugleich Sender und Empfänger, Autor und Leser.
      Der Bestseller-Autor Stephen King ist dabei, mit einem kleinen Trick den alten Begriff der Ehrlichkeit im Internet zu etablieren. Genau in dem Augenblick, wo das Copyright verfällt und Software-Diebstahl zur Alltäglichkeit geworden ist. Ab Montag ist der erste Abschnitt seines neuen Romans "The Plant" auf Kings Homepage verfügbar. Jeder kann sich den Text in seinen Computer laden. Der Preis dafür liegt bei einem Dollar. In vier Wochen wird die nächste Lieferung erfolgen. Wenn 75 Prozent der Leser bezahlen, wird King weiterschreiben. Sonst ist Schluss. Das ist die Abstimmung mit dem Cursor und dem Portemonnaie. Und eine hübsche Drohung von King.

      "Freunde, wir haben die Chance, zum Albtraum der Verlagsbranche zu werden", schreibt King auf seiner Seite. Der Verlag Simon & Schuster, der zuletzt noch die E-Book-Novelle "Riding the bullet" mitbetreute, hat mit "The Plant" nichts zu tun. Der Autor korrespondiert direkt mit den Lesern. Er ist sein eigener Werbemann, Hersteller, Vertriebsleiter. Und er muss allein kontrollieren, wer mit seinem Werk Schindluder treibt, was bisher auch Simon & Schuster übernahm und Mahnungen schrieb, wenn das Kingsche Werk auf anderen Servern erschien. "Ich setze auf zwei Dinge: Das erste ist simple, alte Ehrlichkeit. ,Nimm, was du brauchst und zahle dafür`, sagt das Sprichwort. Das zweite ist: Wem die Geschichte gefällt, will mehr lesen. Wer mehr will, muss zahlen. Man klaut nicht bei blinden Zeitungsjungen!"

      Stephen King ist alles andere als blind und wahrscheinlich der einzige Schriftsteller, der im Netz genug Fans hat, um Derartiges ausprobieren zu können. Seine Häme über die Verlagsbranche dient der Solidarisierung mit der Netz-Gemeinde, und indem er das Problem des Raubkopierens auf ihn als Person zurückführt, macht er - wirksamer als übergeordnete Werbekampagnen - klar, wie die Konsequenzen sind. King fordert: "Verkauft die Kopien nicht weiter. Es ist ungesetzlich, und es ist schlechtes Benehmen. Respektiert mein Copyright. Es ist alles, was ein Schriftsteller hat." Der Autor steht als sein letzter Verteidiger allein auf der Straße wie im Western - mit nichts in der Hand außer seiner Tastatur.

      Natürlich weiß Stephen King um die Leistungen der Verlage. Sein Image und sein Erfolg hat mehrere Väter. Und es ist abzusehen, dass "The Plant" irgendwann auch als normales Buch erscheint: Wer stellt sich schon gerne eine Diskette ins Bücherregal, dort, wo schon 70 Zentimeter King stehen? Wie viele Kapitel "The Plant" haben wird, ist offen. Gut möglich, dass King bei entsprechender Nachfrage das Buch dehnt, wie es der französische Kolportage-Autor Eugène Sue im 19. Jahrhundert mit den "Geheimnissen von Paris" tat, dem ersten großen Zeitungsroman. Weil die Leser immer weiter Geheimnisse forderten, schrieb Sue viel mehr, als er zunächst vorgehabt hatte. Kings dramaturgisches Gespür wird mit der Form einhergehen; Cliffhanger am Ende jeder Folge sollten eigentlich die Dollar-Abgabe erleichtern.
      Indem der Autor den Fortgang seiner Arbeit direkt mit der Bezahlung verknüpft, zeigt er ein Modell auf, das zwar bei Thrillern und Horror-Geschichten prächtig funktioniert, aber als radikal gewinnorientiertes System bei anderen Autoren nicht zieht. Die Verlage müssen weiterhin Talente entdecken, Images kreieren, in Werbung investieren - wie die Labels in der Musikbranche, die vom gleichen Problem bedroht sind.

      "The Plant" spielt übrigens um 1980, als es weder E-Mail noch Downloads gab. Es soll von einem Verleger handeln, der seinen Autor ins Gefängnis bringt, weil er ihn verdächtigt, ein Mörder zu sein. Aber der Autor rächt sich. Wenn das kein Gleichnis ist!
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      schrieb am 22.07.00 13:26:07
      Beitrag Nr. 2 ()
      Noch ein Hintergrundbericht hierzu:


      Die Macht der Matrix

      Wem die Kunst gehört: Ob in Film, Musik oder Literatur - das Internet revolutioniert das Urheberrecht



      Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin will Urhebern von Kunstwerken endlich eine "angemessene Vergütung" garantieren.
      Von Michael Pilz

      Das Ringen zwischen den Schöpfern von Kulturgütern und jenen, die damit Geschäfte machen, hat eine neue Dimension erreicht. Seit dieser Woche werden Kinofilme im Internet getauscht, versendet und kopiert. Kostenlos und illegal. Das Gleiche gilt schon seit einiger Zeit für Popmusik. Mit einer Neufassung des Urheberrechts will Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin Urhebern von Kunstwerken endlich eine "angemessene Vergütung" garantieren. Und der amerikanische Bestseller-Autor Stephen King hat angekündigt, er werde sein neuestes Werk im Internet vertreiben - unter Umgehung eines Verlages.
      Der Mensch gegen die Macht der Maschine, die Schöpfung beherrscht ihren Schöpfer, das Digitale diktiert. "Matrix", der Kinofilm, handelt davon. Ein gewaltiger Film über menschliche Ängste. Der Film von Andy und Larry Wachowski ist mehr als fünf Gigabyte groß.
      In dieser Woche ist "Matrix" in Hollywood noch einmal vorgeführt worden. "Hollywood, dein Albtraum ist da!", schrieb das "Wall Street Journal". Denn "Matrix" kam aus dem Computer. Ein Rechner war das, wie ihn jeder besitzt: zum Spielen und Surfen, mit einem Schlitz für CDs. Der Film war geschrumpft, er war nur noch 650 Megabyte groß und passte auf eine CD. Die Apokalypse sah immer noch blendend aus. Der Mann, der sie zeigte, Jerome Rota, genannt Gej, ist Cineast, Programmierer und Internet-Freak. Ein Franzose als Schrecken von Hollywood.
      Geschehen war dies: "Matrix" kam digital und legal in den Handel, im Format DVD, auf Digital Video Disc, die einen Kopierschutz besaß. Doch weil jedes Schloss auch zum Knacken verführt, fand sich im Internet Software wie DeCSS, die das kann. Nun musste der Film, befand Gej, noch für alle ins Netz. Das heißt auch, er war viel zu groß. Gej tat sich mit einem Hacker aus Deutschland zusammen, statt MP3 hielten sie sich an MPEG-4. Mit MPEG-4 wollte Microsoft einen Standard setzen, um Film und Musik in Zukunft im Netz gegen Geld zu versenden. Jetzt arbeitet Gej damit, nennt sein Programm DivX. Nun wird damit online getauscht und nach Kräften kopiert. Es war eine Frage der Zeit, und die Technik ist schneller als Kunst und Kultur. Durchs Internet irren seit Jahren die Texte und Bilder. 1998 begann die Musik im Format MP3 im weltweiten Netz zu verschwinden. Das Tempo, der Vorsprung durch Technik, hat die Musikindustrie so verstört. Was nun auch dem Kinogeschäft widerfährt. Es reibt sich die Linsen, erstarrt und ruft: Das ist doch nicht recht! Also haltet den Dieb, er hat uns die "Matrix" geklaut!
      Kein Kunstwerk ist groß genug, als dass es sich nicht zum handlichen Datenpaket komprimieren ließe.
      Es geht um die Macht, die der Mensch durch Maschinen und Medien erlangt. Wer Musik und die Filme besaß, der hat auch die Standards bestimmt. Und wenn es am Markt nicht mehr lief, dann wurde ein neuer gesetzt. LP, MC, VHS, CD, DVD Digital schien die Welt erst vollkommen zu sein. Was in Nullen und Einsen zerlegt und gespeichert vorlag, war unendlich reproduzierbar, für den, der die Macht der Maschinen besaß. Und die Selbstsicherheit: Nicht alte Ataris und Schreibtisch-PCs, im Internet träfen sich die, die keiner dabeihaben wolle. Was, das WWW, das sei wie gemacht für Musik? Wie, die ganze Welt sei in Zukunft vernetzt? Dann sind wir auch gerne dabei, so wahr wir Sony und Warner, Universal und Bertelsmann heißen, wir halten die Rechte an dem, was ihr braucht.
      Nur dass sich darum niemand schert, es geht nun um die Rechte auf die Inhalte des Internets. "In der Fähigkeit zur Autorschaft erkennt der Mensch sich selbst", sagt Wolfgang Rihm, Komponist. "In diesem Jahrhundert wird das Urheberrecht wieder hinfällg sein", sagt Nicholas Negroponte, Netzprophet.
      Es wird auch erbittert gekämpft. Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin möchte das Copyright stärken. Eine EU-Kommisson schlägt vor, auch den Internet-Handel besteuern zu lassen. Die Gema, Verwertungsgesellschaft für deutsche Musik, will Abgaben für Brenner, Computer und leere CDs. Warner und Bertelsmann haben MP3.com erfolgreich verklagt, die Firma, die persönliche CD-Archive im Netz anlegen ließ. Sie haben sich außergerichtlich einigen können; nun führt MP3.com Tantiemen ab.
      Die Rockband Metallica hat gegen Napster, die populärste Tauschbörse für MP3-Musik, geklagt. Metallica hat dem Gericht 335 435 Online-Namen präsentiert, der Rapper Dr. Dre 239 612. Weil viel über Studenten-Rechner lief, hingen auch Klagen gegen Hochschulen an und gegen Servicedienste wie den Riesen AOL, der selber Warner übernehmen wird. Der Schüler Shawn Fanning hat Napster maßgeblich entwickelt. Er wird im Netz als Robin Hood verehrt, auch wenn er sich mit David Boies den Anwalt leisten kann, der Microsoft zerschlagen hilft.
      Die Meinung der Musiker selbst ist geteilt. Wer Musik für die Massen verkauft, ist häufiger gegen die Napster im Netz: Puff Daddy, Metallica, Elton John, Paul McCartney, Garth Brooks und Alanis Morissette. Wem nicht jede Platte Millionen beschert, ist für gewöhnlich dafür: Chuck D. oder Roger McGuinn, die Smashing Pumpkins und Courtney Love: "Plattenfirmen besitzen die Rechte an den Werken für immer. Das ist wirklich Piraterie", sagt Love. Die Gewinner der Firmen sind groß, die der Musiker klein. Doch wer wählt sie dann künftig noch aus? Wer baut diese Images auf, von denen Musiker wie die Beastie Boys oder David Bowie längst zehren, die sich nun auf die Seite des Internets schlagen?
      Das Ganze scheint etwas komplexer zu sein. Weil die Gesetze nicht gefasst sind auf das Internet. Weil Politik das Netz entweder nicht (Europa) oder gut (Amerika) begreift. Lars Ulrich von Metallica trat letzte Woche im Justizausschuss in Washington vor den Senat. Er klagte die Freibeuter an. Man dürfe, riet der Senat, die neue Technik nicht behindern, das Eigentum, auch geistiges, sei trotzdem schützenswert. Herta Däubler-Gmelin sagt: "Illegales Kopieren ist weder ein Kavaliersdelikt, noch gehört es zum Zeitgeist." Es ist kein Kavaliersdelikt, und Zeitgeist ist es doch. Da liegt auch das Problem, viel tiefer als im Nutzungs- und Urheberrecht, das den Begriff der Schöpfungshöhe kennt. Ein wunderschönes Wort, das erst entstanden ist, seit sich der Mensch als Maß versteht. Seit der Moderne hat der Mensch Verluste zu beklagen: Genie und Original sind schon entsorgt, vielleicht ist bald der Autor dran. Die Popkultur ist schuld, sie hat sich in der Schallplatte ihr eigenes Produkt als Reproukt erfunden.
      Pop ist heute alles: "Matrix" und Metallica, Salzburg und die Love Parade. Die Schöpfungshöhe hat den Horizont im Durchscnitt erreicht. Und mit der Ehrfurcht vor der Kunst ist auch der Wille klein, für Kunst an sich viel Geld zu zahlen. Was Pop vorangetrieben hat, das war Technologie, die immer schneller war als Kunst. Das gilt im Internet noch mehr: Pointera nennt sich ein Programm, das keinen Server zum Musiktausch braucht. Oder Gnutella, das sich ständig neue Netze sucht. Das schnellere Internet II steht schon bereit, während die Kunst verklagt, beklagt und appelliert.
      Es dauerte, bis Musiker begriffen, was ein Rechner wirklich kann: Sampeln kann er gut, das heißt, aus alten Klängen neues schaffen, und schöne Bass- und Beat-Sequenzen bringt er auch. Wer das beherrscht, der weiß wie Film, Musik und alles andere heute läuft: Sieh zu, dass du dich selber schaffst und deine Kunst aus allem, was du finden kannst.
      Als wäre das Copyright nur eine Episode gewesen, während es Medien gab, die auf die eine oder andere Art kontrollierbar waren. Die Auswege muten so vorzeitlich an: Ein Diskjockey lebt nicht vom Plattenverkauf, er wird für den Abend bezahlt. Sowie von der Firma, die Energy Drinks produziert, deren Mütze er trägt. Eine Firma namens Digital Payloads hat zuletzt ein Programm vorgestellt, das die Zeit, die vergeht, bis ein Stück aus dem Netz auf der Festplatte ruht, mit Werbung vertreibt. Die neuen Mäzene bezahlen die Kunst, der Künstler tritt auf, leibhaftig oder als Datensatz. Die Machine nimmt, und die Maschine gibt.
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      schrieb am 30.07.00 13:26:23
      !
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      Avatar
      schrieb am 30.07.00 13:29:30
      Beitrag Nr. 4 ()
      ich persönlich glaube nicht, dass es funktionieren wird.
      Jeder wird versuchen, die Freerider Rolle zu bekommen, d.h. lesen ohne zahlen. Deswegen wird es nicht klappen, meine ich.

      Aber vielleicht ist die Ehrlichkeit der Fans doch größer?!?

      Am 31.7. wird S.K. eine erste Zwischenbilanz ziehen und auf seiner website veröffentlichen (http://www.stephenking.com/)

      Moneymax.

      p.s. local hero, eine interessante Diskussion! Letztendlich ist es eine Diskussion um die Existenzbereichtigung von Intermediation auf tendenziell immer effizienteren Märkten... :) sehr anspruchsvoll!


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