Die verschiedenen Arten der Kursmanipulation! - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 18.08.00 20:14:18 von
neuester Beitrag 16.12.01 19:07:46 von
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ich werde hier mal in der folgezeit einige formen der kursmanipulation veröffentlichen, vielleicht interessierts ja jemanden:
1. Beispiel:
ein aktionär hält ein größeres Aktienpaket, welches er loswerden möchte. dies scheitert jedoch daran, daß der markt für diese aktie zu eng ist, sprich es findet kaum oder gar kein handel statt.
in diesem falle wird zu der bestehenden long position eine shortposition hinzugenommen. durch teilweises eindecken der shorts treibt man den kurs nach oben, durch abbau der long position treibt man den kurs nach unten.
hier kann eine art eigenhandel generiert werden. so werden die kurse nach oben getrieben und die umsätze steigen gleichzeitig an. dies ruft viele zocker oder gar anleger auf den plan. eben jene leute werden mit der long position generiert. während diese leute einsteigen wird die long und auch die shortposition reduziert. auf dem höhepunkt des hypes ist der manipulator meistens raus.
der clou bei der sache ist, daß man hier durch die short position bzw. durch das variieren jener, noch ein nettes zubrot verdient. die longposition wird marktfreundlich verkauf, vielleicht sogar mit gewinn.
verlierer sind die zocker, die nicht schnell genug rauskommen oder die anleger die an die aktie glauben.
diese art der manipulation ist äußerst beliebt am otc bb.
Mfg MH
1. Beispiel:
ein aktionär hält ein größeres Aktienpaket, welches er loswerden möchte. dies scheitert jedoch daran, daß der markt für diese aktie zu eng ist, sprich es findet kaum oder gar kein handel statt.
in diesem falle wird zu der bestehenden long position eine shortposition hinzugenommen. durch teilweises eindecken der shorts treibt man den kurs nach oben, durch abbau der long position treibt man den kurs nach unten.
hier kann eine art eigenhandel generiert werden. so werden die kurse nach oben getrieben und die umsätze steigen gleichzeitig an. dies ruft viele zocker oder gar anleger auf den plan. eben jene leute werden mit der long position generiert. während diese leute einsteigen wird die long und auch die shortposition reduziert. auf dem höhepunkt des hypes ist der manipulator meistens raus.
der clou bei der sache ist, daß man hier durch die short position bzw. durch das variieren jener, noch ein nettes zubrot verdient. die longposition wird marktfreundlich verkauf, vielleicht sogar mit gewinn.
verlierer sind die zocker, die nicht schnell genug rauskommen oder die anleger die an die aktie glauben.
diese art der manipulation ist äußerst beliebt am otc bb.
Mfg MH
@MH
ich finde diesen Thread eine wirklich gute Idee von Dir
verate ruhig mehr solcher Sachen ..speziell der MM
Grüße
Richfield
ich finde diesen Thread eine wirklich gute Idee von Dir
verate ruhig mehr solcher Sachen ..speziell der MM
Grüße
Richfield
2. Beispiel:
Aus aktuellem Anlaß vielleicht einmal das Frontrunning. Es dürfte eigentlich jedem bekannt sein. Man kaufe eine Aktie vor und empfehle diese dann. Dies wird beispielsweise immer Herrn Förtsch aus Kulmbach vorgeworfen.
Doch es gibt noch andere Methoden:
- gezielte Streuung von falschen oder auch richtigen Informationen über diverse Medien, wie beispielsweise dem Internet, Fernsehshows, Mund zu Mundpropaganda usw...
- empfehlen jener Aktie über sämliche Medien.
- Musterdepotaufnahme
- Interviews
- usw...
- obige angesprochene Punkte kombiniert mit Eigenhandel, siehe 1. Beispiel, können gewalte Kurssprünge auslösen.
Mfg MH
Aus aktuellem Anlaß vielleicht einmal das Frontrunning. Es dürfte eigentlich jedem bekannt sein. Man kaufe eine Aktie vor und empfehle diese dann. Dies wird beispielsweise immer Herrn Förtsch aus Kulmbach vorgeworfen.
Doch es gibt noch andere Methoden:
- gezielte Streuung von falschen oder auch richtigen Informationen über diverse Medien, wie beispielsweise dem Internet, Fernsehshows, Mund zu Mundpropaganda usw...
- empfehlen jener Aktie über sämliche Medien.
- Musterdepotaufnahme
- Interviews
- usw...
- obige angesprochene Punkte kombiniert mit Eigenhandel, siehe 1. Beispiel, können gewalte Kurssprünge auslösen.
Mfg MH
Dein Beitrag ist sehr interessant!
Ich glaube jedoch nicht, daß dies funktioniert. Selbst bei sehr marktengen Werten, bei denen kleine Volumina ausreichen einen Kurs zu bewegen, könnte das Eingehen einer Shortposition ins Auge gehen. Wenn der Kurs tief genug ist und der Shorty sich eindecken will um den Kurs wieder nach oben zu bewegen, können andere Aktionäre die Aufwärtsbewegung selbst zum Verkauf nutzen!!
Also so ganz einsichtig ist die Sache nicht.
Ich glaube jedoch nicht, daß dies funktioniert. Selbst bei sehr marktengen Werten, bei denen kleine Volumina ausreichen einen Kurs zu bewegen, könnte das Eingehen einer Shortposition ins Auge gehen. Wenn der Kurs tief genug ist und der Shorty sich eindecken will um den Kurs wieder nach oben zu bewegen, können andere Aktionäre die Aufwärtsbewegung selbst zum Verkauf nutzen!!
Also so ganz einsichtig ist die Sache nicht.
@MH120480 prima idee mach bitte weiter so
aber was bedeutet : diese art der manipulation ist äußerst beliebt am otc bb.
speziell : otc bb
fällt mir nix zu ein.
Gruß egon
aber was bedeutet : diese art der manipulation ist äußerst beliebt am otc bb.
speziell : otc bb
fällt mir nix zu ein.
Gruß egon
@ omoos: Diese Methode wird bereits seit über 100 Jahren angenwendet. Es geht hierbei darum größere Positionen auf den Markt zu werfen, sprich 10 - x%. Zusammen mit der Shortposition hat man eine Marktbeherrschende Stellung, natürlich kann man sowas nur kurzfristig durchziehen, aber das reicht ja auch schon. Gewinnen tut man hierbei durch die Gier und Gutgläubigkeit der Anleger.
@Egon_Olsen: Ist dein Name auf die Olsen-Bande zurückzuführen!?
otc bb = Over The Counter Bulletin Board
Das ist der Freiverkehr der Nasdaq, Telefonhandel. 98% Schrott und 2% echte Perlen. Viel Spaß beim suchen...
Mfg MH
@Egon_Olsen: Ist dein Name auf die Olsen-Bande zurückzuführen!?
otc bb = Over The Counter Bulletin Board
Das ist der Freiverkehr der Nasdaq, Telefonhandel. 98% Schrott und 2% echte Perlen. Viel Spaß beim suchen...
Mfg MH
MH, gerne mehr davon...
Gruß
tobsicret
Gruß
tobsicret
wenn einer sich ganz genau mal anschauen würde, was momentan bei broadvision passiert - und das tun ein paar hier - dann würde man feststellen, dass diese spielchen nicht nur bei otc-werten stattfinden, sondern auch dort - vorausgesetzt, es ist genug cash vorhanden. übrigens kein problem für manche - soferns nicht kleinanleger sind - wie du und ich.
antigone
antigone
Hi,
ich glaube schon, dass das Szenario Nr.1 (ein Teilnehmer handelt mit sich selbst) klappen wuerde.
Im Moment gibt es im MDAX(!) einen Wert, der sich in einer hübschen
Chartverfassung (sagt mir mein Anfängerauge) befindet, wo es heute
einen Umsatz von nur 30.000,- gab: Krones.
Kann natuerlich aber auch ganz andere Gruende haben,
MfG mvi
ich glaube schon, dass das Szenario Nr.1 (ein Teilnehmer handelt mit sich selbst) klappen wuerde.
Im Moment gibt es im MDAX(!) einen Wert, der sich in einer hübschen
Chartverfassung (sagt mir mein Anfängerauge) befindet, wo es heute
einen Umsatz von nur 30.000,- gab: Krones.
Kann natuerlich aber auch ganz andere Gruende haben,
MfG mvi
@MH120480
jetzt bin ich entdeckt, Vermutung stimmt, mächtig, gewaltig egon
danke für den hinweis otc bb
dieses board finde ich besser als boards wo oft nur pusher und drücker mailen
hier kann man sogar was lernen
Gruss vom egon olsen
jetzt bin ich entdeckt, Vermutung stimmt, mächtig, gewaltig egon
danke für den hinweis otc bb
dieses board finde ich besser als boards wo oft nur pusher und drücker mailen
hier kann man sogar was lernen
Gruss vom egon olsen
Am Neuen Markt
Ein Aktionär und seine dubiosen Tipps
Verdacht auf Kursmanipulation beim Mobilfunkdienstleister Wapme
Von Simone Boehringer
Die Gerüchteküche am Neuen Markt brodelt wie selten zuvor. Weil der
Marktwert vieler Unternehmen gering ist und häufig nur wenige Aktien breit
gestreut sind, reagieren die Kurse teilweise sehr stark auf dubiose
Meldungen aller Art - ein geradezu ideales Feld für Marktmanipulationen.
Unter Börsianern ist das ein offenes Geheimnis, gegen das aber in der Regel
niemand etwas unternimmt, weil sie kaum nachzuweisen sind. Doch der Fall des
Düsseldorfer Mobilfunkdienstleisters Wapme Systems ging offensichtlich
einigen Marktteilnehmern zu weit.
Zwischen dem 24. August und dem 18. September schnellte der Kurs der am
Neuen Markt notierten Aktie vom Tiefstkurs bei drei Euro auf 20 Euro hoch.
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) in Frankfurt, das
auffällige Kursbewegungen untersucht, ist alarmiert, findet aber "keine
Anhaltspunkte die ausreichen für exakte Ermittlungen", so eine Sprecherin
(Kasten). "Irgendwelche Übernahmegerüchte, das Übliche", wird die
Kursexplosion in den Handelsräumen der Banken zunächst kommentiert.
Vorstand distanziert sich
Als die Notierung am 22. Oktober ins Bodenlose auf 4,50 Euro fällt, wird es
dem Unternehmen selbst dann zu bunt: "Nach Einschätzung des Vorstands beruht
die Kursentwicklung nicht auf Umständen, die ihre Ursache im Unternehmen und
seiner Entwicklung haben", heißt es in einer Pressemeldung. "Der Vorstand
erläutert weiter, dass er zu im Markt kursierenden Gerüchten um eine
bevorstehende Übernahme des Unternehmens nicht Stellung nehmen könne. Ihm
sei ein öffentliches Übernahmeangebot nicht übermittelt worden."
Wer steckt dann dahinter? Die beiden Vorstandsmitglieder und
Unternehmensgründer André Borutta und Wilhelm Kapell, die beide je 17,5
Prozent an Wapme halten, betonen, keine einzige Aktie abgegeben zu haben.
Sie hätten sich auch sonst in keiner Weise am Handel mit Wapme-Titeln
beteiligt. Neben der Geschäftsführung gibt es zu diesem Zeitpunkt aber noch
einen weiteren Großaktionär: Thierry Boutin, ein in der Bankenszene
bekannter Finanzinvestor aus Frankreich, der im September 2000 eine
35-Prozent- Beteiligung (1,935 Millionen Aktien) an Wapme von der Infomatec
AG übernommen hat.
Auf Anfrage der SZ sagen mehrere Marktteilnehmer, dass ihnen im Vorfeld der
Kursrally so gezielt Übernahme-Gerüchte zugetragen worden seien, dass es
sehr nahe läge, dass Boutin seine Finger im Spiel habe. Doch keiner kennt
den Mann genau. Die Recherche bei angeblichen Arbeitgebern, darunter etwa
die Münchner Wagniskapitalgesellschaft U.C.A sowie die piekfeine
Investmentbank Rothschild, erweist sich als Fehlanzeige. "Er hat für uns mal
eine Roadshow in Paris organisiert", heißt es bei U.C.A, in dem Haus
angestellt sei er nicht. Bei Rothschild ärgert man sich darüber, dass "Herr
Boutin, der uns höchstens zwei, drei schlechte Anlagetipps gegeben hat,
immer wieder unseren Namen benutzt, um Geschäfte zu machen", sagt ein
leitender Fondsmanager des Hauses in Paris. Er habe Boutin deshalb auch
schon einen Beschwerdebrief geschrieben. Tatsächlich begrüßte Wapme den
neuen Investor Boutin im Oktober 2000 per ad hoc offiziell als
"Mitgesellschafter der Investmentbank Rothschild". "So hat er sich bei uns
vorgestellt", sagt Wapme- Vorstand Borutta der SZ. Im Internetforum
Wallstreet Online regt sich unterdessen ein Anleger darüber auf, "dass
dieser Franzose, der zirka zwei Millionen Aktien besitzt, der Dreh- und
Angelpunkt bei dieser Geschichte war. . ." Er habe "ziemlich viele Leute
aufs Kreuz gelegt, auch persönliche Geschäftsfreunde. . .".
Wie weitere Recherchen ergeben, hat es offensichtlich mehrere Gespräche
zwischen Boutin und einigen wichtigen Meinungsmachern und Investoren am
Neuen Markt gegeben. "Boutin hat uns zwischen Ende August und Mitte Oktober
mehrmals angerufen und gesagt, dass ein Deal kurz vor dem Abschluss stünde",
sagt ein Informant aus dem Investmentbanking. "Zuerst sollte das Geschäft
angeblich für 14 Euro über die Bühne gehen, später kam ein weiterer Anruf,
Wapme sei nun für mehr als 20 Euro je Aktie so gut wie verkauft."
Ähnliche Antworten bekommt die SZ auch in Kreisen Frankfurter
Großinvestoren. "Erst sollte die Übernahme Anfang Oktober über die Bühne
gehen", heißt es aus einer anderen Quelle, "dann soll der Vertragsabschluss
verschoben worden sein auf Mitte Oktober, weil angeblich bis zu vier
Investoren sich gegenseitig überböten. Mehr als 30 Euro je Aktie sollte das
Geschäft plötzlich wert sein." Ein betroffener Anleger ruft in der Redaktion
an und erzählt, Herr Boutin habe im September auch einschlägige
Investorentreffen in Frankfurt genutzt, um gezielt "Privatleute mit Geld"
auf die vermeintliche Anlagechance Wapme aufmerksam zu machen, "unter
anderem vier Freunde von mir, alles Unternehmensgründer". "Die Übernahme des
Unternehmens sei schon sicher, die Verträge würden bis zum 12. Oktober
unterschrieben", so der Informant, nach eigenen Angaben selbst Investor in
der New Economy und nach Boutins Empfehlung auch Wapme-Aktionär. "Laut einem
weiteren Anruf verzögerte sich der Abschlusstermin auf Freitag, den 19.
Oktober, weil der angebliche Käufer, NTT Docomo, gerade eine Due Diligence
(Prüfung der Bücher) bei Wapme durchführe." Bei früheren Anrufen nannte
Boutin den Angaben zufolge als Kaufinteressenten auch die Unternehmen
Materna und T-Online. An dem Wochenende sei dann der entscheidende Anruf
erfolgt: "Der Deal sei leider geplatzt und er nächste Woche in Kanada. Man
solle doch die Aktien am besten gleich am Montag verkaufen, bevor es andere
tun."
Börsianer packen aus
Boutin selbst, den die SZ telefonisch in Paris erreicht, streitet die
Vorwürfe zunächst ab. "Ich habe keine Übernahme-Gerüchte in den Markt
gesetzt", sagt er. Allerdings dementiert er nicht, im Oktober eigene Aktien
verkauft zu haben. Die Sperrfrist für Altaktionäre sei schließlich im Juli
bereits abgelaufen. Im zweiten Atemzug möchte Boutin dann allerdings "keinen
Kommentar" mehr über seine Geschäfte abgeben. Im Übrigen habe er nicht breit
im Markt herumtelefoniert, sondern "höchstens zwei, drei Freunde angerufen
und ihnen gesagt, es könnte da etwas bevorstehen".
Inzwischen steigt auch bei Wapme das Unbehagen über den Mann, als dessen
Freund sich keiner der Informanten verstehen will. Am 8. November meldet
sich Wapme erneut via Pressemeldung zu Wort: "Der Vorstand sieht sich
aufgrund anhaltender Marktgerüchte erneut zu der Klarstellung veranlasst,
dass die Gesellschaft nach ihrer Kenntnis weder vor einer öffentlichen
Übernahme stehe noch gestanden habe. Es sei nicht auszuschließen, dass die
Gerüchte gezielt gestreut wurden und weiter platziert werden, um den Kurs
der Gesellschaft zu manipulieren", heißt es. Weder der Vorstand noch die
Gesellschaft sei an Gesprächen über eine etwaige öffentliche Übernahme des
Unternehmens beteiligt gewesen. "Ein öffentliches Übernahmeangebot ohne
vorherige Gespräche mit dem Vorstand der Gesellschaft, der mehr als 35
Prozent der Aktien hält, wäre nach unserer Einschätzung zumindest sehr
ungewöhnlich", ergänzen Borutta und Kapell.
Boutin hatte im Gespräch mit der SZ zuvor eingeräumt, dass es "viele
Gespräche mit strategischen Investoren" gegeben habe, an denen auch die
Vorstände Borutta und Kapell teilgenommen hätten. Das von ihm in den
Gesprächen mit Anlegern offensichtlich erwähnte Unternehmen Materna sagte
der SZ allerdings, man habe sich nicht mit Wapme beschäftigt. "Das sind
Spekulationen, an denen wir uns nicht beteiligen", meint ein Sprecher der
ebenfalls ins Spiel gebrachten T-Online. Von NTT-Docomo in Tokio war bis zum
Wochenende keine direkte Stellungnahme erhältlich. Branchenkenner halten es
jedoch für sehr unwahrscheinlich, dass die Japaner bei einem solch kleinen
Unternehmen Übernahmegespräche am Vorsstand vorbei führen würden. "Bei uns
auf den Fluren ist kein NTT-Docomo-Vertreter gesichtet worden", erklärt
Wapme-Vorstand Borutta.
Zweifel an Glaubwürdigkeit
Aber auch aus anderen Quellen mehren sich Zweifel an der Glaubwürdigkeit des
Großinvestors. Wie einer der Informanten betont, habe Boutin ihn bei allen
Telefonaten stets explizit gebeten, nicht mit dem Vorstand der Gesellschaft
über die bevorstehende Übernahme zu sprechen. Obwohl die Sache angeblich
sicher war, habe er ihm abgeraten, auf Kredit weitere Aktien zu kaufen.
Paul Sibianu, für die Wapme-Aktie verantwortlicher Analyst bei der WGZ- Bank
(einem der Kreditinstitute, die Wapme an die Börse begleiteten) meint, er
habe "von Anfang an an dem Wahrheitsgehalt dieses Übernahmegerüchts
gezweifelt". In Anspielung auf den angeblich gebotenen Preis von 14, 20 oder
gar 30 Euro ergänzt er: "Wer sollte in dieser konjunkturellen Situation
Interesse daran haben, Wapme zu einem so ambitionierten Preis zu kaufen?"
Sibianu hatte den Titel einen Tag nach dem Kursverfall am 22. Oktober von
"Undeperformer" auf "Marktperformer" hochgestuft und aufgrund des "hohen
Chance-Risiko-Profils" wegen der "immer wieder lancierten Gerüchte" einen
fairen Wert von zehn Euro für die Aktie angesetzt.
Wenn Boutin auch nur einen Teil seiner 1,935 Millionen Wapme-Aktien im Zuge
der kurzen Kursrally verkauft hat, dürfte er sehr gut verdient haben. Denn
als er das Aktienpaket im Sommer vergangenen Jahres erwarb, lag der
Börsenkurs im Schnitt zwischen zehn und zwölf Euro. Und nachdem die
verkaufende Infomatec AG, die jetzt insolvent ist, schon damals dringend
Geld brauchte, ist es wahrscheinlich, dass er das Aktienpaket mit einen
hohen Abschlag bekam. In Finanzkreisen wird ein Paketpreis von neun
Millionen Euro kolportiert, was pro Aktie 4,65 Euro entspricht. Im Vorfeld
des Kurssturzes am 22. Oktober konnte man bei geschickter Orderplatzierung
Kurse zwischen 15 und 20 Euro je Wapme-Aktie erzielen - ein
Millionengeschäft, wenn man es richtig anstellt.
Quelle: SZ
Mfg MH
Ein Aktionär und seine dubiosen Tipps
Verdacht auf Kursmanipulation beim Mobilfunkdienstleister Wapme
Von Simone Boehringer
Die Gerüchteküche am Neuen Markt brodelt wie selten zuvor. Weil der
Marktwert vieler Unternehmen gering ist und häufig nur wenige Aktien breit
gestreut sind, reagieren die Kurse teilweise sehr stark auf dubiose
Meldungen aller Art - ein geradezu ideales Feld für Marktmanipulationen.
Unter Börsianern ist das ein offenes Geheimnis, gegen das aber in der Regel
niemand etwas unternimmt, weil sie kaum nachzuweisen sind. Doch der Fall des
Düsseldorfer Mobilfunkdienstleisters Wapme Systems ging offensichtlich
einigen Marktteilnehmern zu weit.
Zwischen dem 24. August und dem 18. September schnellte der Kurs der am
Neuen Markt notierten Aktie vom Tiefstkurs bei drei Euro auf 20 Euro hoch.
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) in Frankfurt, das
auffällige Kursbewegungen untersucht, ist alarmiert, findet aber "keine
Anhaltspunkte die ausreichen für exakte Ermittlungen", so eine Sprecherin
(Kasten). "Irgendwelche Übernahmegerüchte, das Übliche", wird die
Kursexplosion in den Handelsräumen der Banken zunächst kommentiert.
Vorstand distanziert sich
Als die Notierung am 22. Oktober ins Bodenlose auf 4,50 Euro fällt, wird es
dem Unternehmen selbst dann zu bunt: "Nach Einschätzung des Vorstands beruht
die Kursentwicklung nicht auf Umständen, die ihre Ursache im Unternehmen und
seiner Entwicklung haben", heißt es in einer Pressemeldung. "Der Vorstand
erläutert weiter, dass er zu im Markt kursierenden Gerüchten um eine
bevorstehende Übernahme des Unternehmens nicht Stellung nehmen könne. Ihm
sei ein öffentliches Übernahmeangebot nicht übermittelt worden."
Wer steckt dann dahinter? Die beiden Vorstandsmitglieder und
Unternehmensgründer André Borutta und Wilhelm Kapell, die beide je 17,5
Prozent an Wapme halten, betonen, keine einzige Aktie abgegeben zu haben.
Sie hätten sich auch sonst in keiner Weise am Handel mit Wapme-Titeln
beteiligt. Neben der Geschäftsführung gibt es zu diesem Zeitpunkt aber noch
einen weiteren Großaktionär: Thierry Boutin, ein in der Bankenszene
bekannter Finanzinvestor aus Frankreich, der im September 2000 eine
35-Prozent- Beteiligung (1,935 Millionen Aktien) an Wapme von der Infomatec
AG übernommen hat.
Auf Anfrage der SZ sagen mehrere Marktteilnehmer, dass ihnen im Vorfeld der
Kursrally so gezielt Übernahme-Gerüchte zugetragen worden seien, dass es
sehr nahe läge, dass Boutin seine Finger im Spiel habe. Doch keiner kennt
den Mann genau. Die Recherche bei angeblichen Arbeitgebern, darunter etwa
die Münchner Wagniskapitalgesellschaft U.C.A sowie die piekfeine
Investmentbank Rothschild, erweist sich als Fehlanzeige. "Er hat für uns mal
eine Roadshow in Paris organisiert", heißt es bei U.C.A, in dem Haus
angestellt sei er nicht. Bei Rothschild ärgert man sich darüber, dass "Herr
Boutin, der uns höchstens zwei, drei schlechte Anlagetipps gegeben hat,
immer wieder unseren Namen benutzt, um Geschäfte zu machen", sagt ein
leitender Fondsmanager des Hauses in Paris. Er habe Boutin deshalb auch
schon einen Beschwerdebrief geschrieben. Tatsächlich begrüßte Wapme den
neuen Investor Boutin im Oktober 2000 per ad hoc offiziell als
"Mitgesellschafter der Investmentbank Rothschild". "So hat er sich bei uns
vorgestellt", sagt Wapme- Vorstand Borutta der SZ. Im Internetforum
Wallstreet Online regt sich unterdessen ein Anleger darüber auf, "dass
dieser Franzose, der zirka zwei Millionen Aktien besitzt, der Dreh- und
Angelpunkt bei dieser Geschichte war. . ." Er habe "ziemlich viele Leute
aufs Kreuz gelegt, auch persönliche Geschäftsfreunde. . .".
Wie weitere Recherchen ergeben, hat es offensichtlich mehrere Gespräche
zwischen Boutin und einigen wichtigen Meinungsmachern und Investoren am
Neuen Markt gegeben. "Boutin hat uns zwischen Ende August und Mitte Oktober
mehrmals angerufen und gesagt, dass ein Deal kurz vor dem Abschluss stünde",
sagt ein Informant aus dem Investmentbanking. "Zuerst sollte das Geschäft
angeblich für 14 Euro über die Bühne gehen, später kam ein weiterer Anruf,
Wapme sei nun für mehr als 20 Euro je Aktie so gut wie verkauft."
Ähnliche Antworten bekommt die SZ auch in Kreisen Frankfurter
Großinvestoren. "Erst sollte die Übernahme Anfang Oktober über die Bühne
gehen", heißt es aus einer anderen Quelle, "dann soll der Vertragsabschluss
verschoben worden sein auf Mitte Oktober, weil angeblich bis zu vier
Investoren sich gegenseitig überböten. Mehr als 30 Euro je Aktie sollte das
Geschäft plötzlich wert sein." Ein betroffener Anleger ruft in der Redaktion
an und erzählt, Herr Boutin habe im September auch einschlägige
Investorentreffen in Frankfurt genutzt, um gezielt "Privatleute mit Geld"
auf die vermeintliche Anlagechance Wapme aufmerksam zu machen, "unter
anderem vier Freunde von mir, alles Unternehmensgründer". "Die Übernahme des
Unternehmens sei schon sicher, die Verträge würden bis zum 12. Oktober
unterschrieben", so der Informant, nach eigenen Angaben selbst Investor in
der New Economy und nach Boutins Empfehlung auch Wapme-Aktionär. "Laut einem
weiteren Anruf verzögerte sich der Abschlusstermin auf Freitag, den 19.
Oktober, weil der angebliche Käufer, NTT Docomo, gerade eine Due Diligence
(Prüfung der Bücher) bei Wapme durchführe." Bei früheren Anrufen nannte
Boutin den Angaben zufolge als Kaufinteressenten auch die Unternehmen
Materna und T-Online. An dem Wochenende sei dann der entscheidende Anruf
erfolgt: "Der Deal sei leider geplatzt und er nächste Woche in Kanada. Man
solle doch die Aktien am besten gleich am Montag verkaufen, bevor es andere
tun."
Börsianer packen aus
Boutin selbst, den die SZ telefonisch in Paris erreicht, streitet die
Vorwürfe zunächst ab. "Ich habe keine Übernahme-Gerüchte in den Markt
gesetzt", sagt er. Allerdings dementiert er nicht, im Oktober eigene Aktien
verkauft zu haben. Die Sperrfrist für Altaktionäre sei schließlich im Juli
bereits abgelaufen. Im zweiten Atemzug möchte Boutin dann allerdings "keinen
Kommentar" mehr über seine Geschäfte abgeben. Im Übrigen habe er nicht breit
im Markt herumtelefoniert, sondern "höchstens zwei, drei Freunde angerufen
und ihnen gesagt, es könnte da etwas bevorstehen".
Inzwischen steigt auch bei Wapme das Unbehagen über den Mann, als dessen
Freund sich keiner der Informanten verstehen will. Am 8. November meldet
sich Wapme erneut via Pressemeldung zu Wort: "Der Vorstand sieht sich
aufgrund anhaltender Marktgerüchte erneut zu der Klarstellung veranlasst,
dass die Gesellschaft nach ihrer Kenntnis weder vor einer öffentlichen
Übernahme stehe noch gestanden habe. Es sei nicht auszuschließen, dass die
Gerüchte gezielt gestreut wurden und weiter platziert werden, um den Kurs
der Gesellschaft zu manipulieren", heißt es. Weder der Vorstand noch die
Gesellschaft sei an Gesprächen über eine etwaige öffentliche Übernahme des
Unternehmens beteiligt gewesen. "Ein öffentliches Übernahmeangebot ohne
vorherige Gespräche mit dem Vorstand der Gesellschaft, der mehr als 35
Prozent der Aktien hält, wäre nach unserer Einschätzung zumindest sehr
ungewöhnlich", ergänzen Borutta und Kapell.
Boutin hatte im Gespräch mit der SZ zuvor eingeräumt, dass es "viele
Gespräche mit strategischen Investoren" gegeben habe, an denen auch die
Vorstände Borutta und Kapell teilgenommen hätten. Das von ihm in den
Gesprächen mit Anlegern offensichtlich erwähnte Unternehmen Materna sagte
der SZ allerdings, man habe sich nicht mit Wapme beschäftigt. "Das sind
Spekulationen, an denen wir uns nicht beteiligen", meint ein Sprecher der
ebenfalls ins Spiel gebrachten T-Online. Von NTT-Docomo in Tokio war bis zum
Wochenende keine direkte Stellungnahme erhältlich. Branchenkenner halten es
jedoch für sehr unwahrscheinlich, dass die Japaner bei einem solch kleinen
Unternehmen Übernahmegespräche am Vorsstand vorbei führen würden. "Bei uns
auf den Fluren ist kein NTT-Docomo-Vertreter gesichtet worden", erklärt
Wapme-Vorstand Borutta.
Zweifel an Glaubwürdigkeit
Aber auch aus anderen Quellen mehren sich Zweifel an der Glaubwürdigkeit des
Großinvestors. Wie einer der Informanten betont, habe Boutin ihn bei allen
Telefonaten stets explizit gebeten, nicht mit dem Vorstand der Gesellschaft
über die bevorstehende Übernahme zu sprechen. Obwohl die Sache angeblich
sicher war, habe er ihm abgeraten, auf Kredit weitere Aktien zu kaufen.
Paul Sibianu, für die Wapme-Aktie verantwortlicher Analyst bei der WGZ- Bank
(einem der Kreditinstitute, die Wapme an die Börse begleiteten) meint, er
habe "von Anfang an an dem Wahrheitsgehalt dieses Übernahmegerüchts
gezweifelt". In Anspielung auf den angeblich gebotenen Preis von 14, 20 oder
gar 30 Euro ergänzt er: "Wer sollte in dieser konjunkturellen Situation
Interesse daran haben, Wapme zu einem so ambitionierten Preis zu kaufen?"
Sibianu hatte den Titel einen Tag nach dem Kursverfall am 22. Oktober von
"Undeperformer" auf "Marktperformer" hochgestuft und aufgrund des "hohen
Chance-Risiko-Profils" wegen der "immer wieder lancierten Gerüchte" einen
fairen Wert von zehn Euro für die Aktie angesetzt.
Wenn Boutin auch nur einen Teil seiner 1,935 Millionen Wapme-Aktien im Zuge
der kurzen Kursrally verkauft hat, dürfte er sehr gut verdient haben. Denn
als er das Aktienpaket im Sommer vergangenen Jahres erwarb, lag der
Börsenkurs im Schnitt zwischen zehn und zwölf Euro. Und nachdem die
verkaufende Infomatec AG, die jetzt insolvent ist, schon damals dringend
Geld brauchte, ist es wahrscheinlich, dass er das Aktienpaket mit einen
hohen Abschlag bekam. In Finanzkreisen wird ein Paketpreis von neun
Millionen Euro kolportiert, was pro Aktie 4,65 Euro entspricht. Im Vorfeld
des Kurssturzes am 22. Oktober konnte man bei geschickter Orderplatzierung
Kurse zwischen 15 und 20 Euro je Wapme-Aktie erzielen - ein
Millionengeschäft, wenn man es richtig anstellt.
Quelle: SZ
Mfg MH
beispiel 1 ist schon mal quatsch
wenn der markt eng ist und ich habe 1 million aktien und will ne shortposition eingehen, dann werde ich den kurs durch den engen markt ziemlich nach unten treiben.
da kann ich auch gleich meine aktien verkaufen. wenn ich von den 1 million aktien 100000 shorte habe ich nur noch 900.000. ich kann nur ne aktie shorten, wenn ich ne aktien nicht habe.
shorten ist nämlich etwas zu verkaufen, was ich noch nicht habe.
also bullshit
wenn der markt eng ist und ich habe 1 million aktien und will ne shortposition eingehen, dann werde ich den kurs durch den engen markt ziemlich nach unten treiben.
da kann ich auch gleich meine aktien verkaufen. wenn ich von den 1 million aktien 100000 shorte habe ich nur noch 900.000. ich kann nur ne aktie shorten, wenn ich ne aktien nicht habe.
shorten ist nämlich etwas zu verkaufen, was ich noch nicht habe.
also bullshit
natürlich kann ich shorten, selbst wenn ich bereits aktien des entsprechenden unternehmens besitze, vorallem wenn ich über mehrere depots verfüge, was im übrigen unter professionals durchaus üblich ist. ;o)
weiterhin kann man durch gleichzeitigen kauf, den effekt, welcher durch den aufbau der shortposition entsteht, abmildern gar ausgleichen. rentabel wird das geschäft, wenn andere marktteilnehmer auf den zug aufspringen. sprich wenn die eingangsphase beendet ist, also short wie longpositionen stehen, lässt sich ein kurs so regeln, dass die eigenen interessen durchgesetzt werden können.
zu dem thema gibt es auch genügend niederschriften. "das spiel der spiele" ist hierbei wohl eines der besseren bücher.
mfg mh
weiterhin kann man durch gleichzeitigen kauf, den effekt, welcher durch den aufbau der shortposition entsteht, abmildern gar ausgleichen. rentabel wird das geschäft, wenn andere marktteilnehmer auf den zug aufspringen. sprich wenn die eingangsphase beendet ist, also short wie longpositionen stehen, lässt sich ein kurs so regeln, dass die eigenen interessen durchgesetzt werden können.
zu dem thema gibt es auch genügend niederschriften. "das spiel der spiele" ist hierbei wohl eines der besseren bücher.
mfg mh
FREITAG16.11.200119:43
Albtraum Neuer Markt
Die fünfzehn Lügen
Die Erfahrungen aus meiner Selbstständigkeit, die ich in diesem Buch
niedergeschrieben habe, möchte ich nachfolgend in fünfzehn Irrtümern
zusammenfassen, die geradezu die Erotik von Lügen haben müssen, sonst wären
ihre Hartnäckigkeit und ihr immer wiederkehrender Charakter nicht zu
erklären.
1. Die Umsatzlüge
Nahezu alle Unternehmen am Neuen Markt haben hohe Umsatzwachstumsraten
versprochen. Eine der Zulassungsvoraussetzungen des Neuen Marktes ist ja
gerade, dass sich das Unternehmen in einem stark wachsenden Marktumfeld
bewegt. Der Preis dieses Wachstums ist allerdings hoch. Nicht von ungefähr
hat der Ausdruck cash-burn-rate, der besagt, wie hoch der Kapitaleinsatz im
Verhältnis zum Umsatz ist, die Situation am Neuen Markt beschrieben. Bis auf
wenige Ausnahmen sind viele Neuer Markt-Unternehmen bis heute den Beweis
schuldig geblieben, dass hohes Umsatzwachstum bei mindestens ausgeglichenem
Ergebnis beherrschbar ist. Insbesondere für die Dienstleistungsunternehmen
scheint dies eine unüberwindbare Hürde zu sein.
2. Die Beraterlüge
Für nahezu alle Anforderungen eines Unternehmens stehen Berater zur
Verfügung. Egal, ob es sich um M&A-Berater, Steuerberater, Juristen,
Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer handelt, sie alle haben drei
Dinge gemeinsam: Sie sind erstens unverzichtbar, daher zweitens auch sehr
teuer und drittens sehr betreuungsintensiv. Einen Effekt habe ich bislang
nicht erlebt, und er ist sowohl bei Verhandlungen mit potenziellen
Fusionspartnern als auch in der Phase der Vorbereitung zum Börsengang
besonders schmerzhaft. Meistens wirkt sich das Einschalten von Beratern
kontraproduktiv aus und führt zur Vernachlässigung der eigenen
Kernkompetenzen.
3. Die Fusionslüge
Wenn es eines mit Sicherheit auf dieser Welt nicht gibt, dann ist es eine
Fusion unter Gleichen, ein Merger of Equals. Wir haben uns zunächst auch
eingebildet, mit den Franzosen in gleicher Augenhöhe zu verhandeln. Am Ende
war es aber doch so, dass die Währung des Stärkeren galt, und dass der
Stärkere auch Anspruch auf den Sitz des Vorstandsvorsitzenden erhob. Man
kann es lediglich als geschicktes Taktieren betrachten, wenn der
tonangebende Fusionspartner den anderen zunächst in der Illusion wiegt,
gleichberechtigt mitreden zu können. Im Grunde wissen es beide von Anfang
an, wer die Rolle des Übernehmenden spielt und wer die Rolle des
Übernommenen.
4. Die Integrationslüge
Im Vorfeld einer Akquisition wird ihr zu erwartender - oder besser: ihr
erhoffter - Erfolg dadurch begründet, dass der zu übernehmende Kandidat gut
zum eigenen Unternehmen passt und damit die künftigen Integrationsschmerzen
vernachlässigbar sind. Diese Aussage würde ich heute nicht mehr
unterschreiben. Integrationsschmerzen gibt es immer, wenn die Menschen
zweier Unternehmen und ihre Arbeitsprozesse aufeinander abgestimmt werden
müssen. Und je mehr Menschen in den Unternehmen arbeiten, desto schwieriger
ist das Unterfangen. Es gibt Statistiken, die besagen, dass rund 75 Prozent
aller Akquisitionen und Fusionen als nicht erfolgreich zu werten sind, weil
sie nicht zum versprochenen Ergebnis geführt haben. Dies ist häufig die
Folge von gescheiterten Integrationsmaßnahmen.
5. Die Synergielüge
Mit dem Zauberwort der Synergie-Effekte werden angestrebte Firmenübernahmen
am häufigsten begründet. Immer wieder werden fantastische Einspareffekte auf
Grund von ausgemachten Synergien beim Zusammengehen zweier Firmen gemäß der
Formel 1+1=3 vorgerechnet. Synergien entstehen durch das Zusammenlegen von
Technologien oder Vertriebskanälen und Einsparungen im Verwaltungsbereich.
Dabei übersieht man häufig, dass der Einstandspreis zum Ausnutzen dieser
Synergien in Form der Akquisition und der Integrationsmaßnahmen hoch ist.
Mögen die Nominal-Synergien einen beeindruckenden Wert haben, die
Effektiv-Synergien unter Beachtung aller Investitionen sind oftmals nur sehr
mager und lassen im Erfolgsfall höchstens die Gleichung 1+1=2,1 zu.
6. Die Wahrnehmungslüge
Eines der lähmendsten Ereignisse für ein Unternehmen sind Unstimmigkeiten im
Vorstand, die oftmals dazu führen, dass sich der Vorstand und damit das
Unternehmen mit sich selbst beschäftigt, anstatt am Kunden zu wirken. Nicht
umsonst achten Investoren sehr genau auf das Zusammenspiel der Vorstände
während einer Roadshow, um ein Gefühl für die zwischenmenschliche Harmonie
im Management zu bekommen.
Schon allein aus diesem Grund ist es ratsam, die Roadshows immer mit
mehreren Vorständen wahrzunehmen. Es ist ein Trugschluss, anzunehmen, die
Mitarbeiter des Unternehmens würden Konflikte auf Vor-standsebene nicht
wahrnehmen, auch wenn sie noch so "unbemerkt" hinter verschlossenen Türen
ausgetragen werden. Der Vorstand ist ein zentrales Energiefeld im
Unternehmen, welches unter sehr genauer Beobachtung der Mitarbeiter steht.
Jede noch so kleine Störung in diesem Feld wirkt sich bremsend und
verunsichernd auf die Mitarbeiter aus.
7. Die Anlagelüge
Das Versprechen vieler Anleger, privater wie institutioneller Investoren
gleichermaßen, langfristig in die Aktie zu investieren und mit uns durch
"dick und dünn" gehen zu wollen, habe ich von Anfang an nie richtig
geglaubt. Während der Roadshow haben uns Investoren teilweise ungefragt ihre
langfristige Anlagestrategie erläutert. Natürlich war es damals genau die
Story, die wir hören wollten. Und das wussten sie. Die meisten hatten sich
längst aus der Aktie verabschiedet - und das zu einem Zeitpunkt, als es von
der WWL noch keine schlechten Nachrichten gab. Die Flucht aus den Aktien des
Neuen Marktes hat längst vor seiner ersten Insolvenz mit Gigabell
eingesetzt, infolge völlig überbewerteter Unternehmen.
8. Die Börsenlüge
Spätestens seit Herbst 2000 gilt die alte Börsenregel nicht mehr, nach der
man sich im Spätsommer mit Aktien eindecken soll, um bis ins nächste
Frühjahr durch steigende Kurse zu profitieren. Auch die zweite Regel hat
nicht stattgefunden, nach der spätestens kurz nach der zweiten Zinssenkung
durch die amerikanische Notenbank der Aktienmarkt wieder beflügelt wird. Wie
oft haben gerade in den letzten Wochen die einschlägigen Fachmedien den
Anlegern einen Bärendienst erwiesen und immer wieder die Trendwende am
Aktienmarkt oder zumindest die Bodenbildung prophezeit? Und nichts
dergleichen ist geschehen!
9. Die Erfolgslüge
Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchen Argumenten Misserfolg begründet
wird. Typische Beispiele dafür sind Messen und andere
Publikumsveranstaltungen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, mit welchen
Gründen das Ausbleiben großen Besucherandrangs auf Messen gerade am ersten
oder letzten Tag schöngeredet wird? Egal ob es der Charakter des ersten
Tages ist, der falsche Platz in der falschen Halle, das Wetter oder eine
Parallelveranstaltung, die die Aufmerksamkeit der Besucher ablenkt, es
werden immer Gründe herbeizitiert, die an höhere Gewalt erinnern, der man
sich machtlos ergeben muss. Bei schwach besetzten Vortragsveranstaltungen
wird plötzlich ausfindig gemacht, dass es sich schließlich um den
Freitagnachmittag handelt und die Leute sicher schon ins Wochenende
aufgebrochen sind. Das Besorgnis erregende an all diesen Gründen ist das
Ablenken von dem eigenen Beitrag zum Misserfolg.
10. Die Hierarchielüge
Als sich unser Vorstand fast ausschließlich um die Vorbereitungen zum
Börsengang gekümmert hat, sind die bis dahin als flache Hierarchie zu
bezeichnenden Strukturen des Unternehmens zum ersten Mal getestet worden und
gefährlich ins Schwanken geraten. Obwohl ich vielen Mitarbeitern ein hohes
Maß an Selbstständigkeit bescheinigen würde, fordern sie trotzdem eine
straffe, aber faire Führung ein. Ein führungsloses Unternehmen, in dem
Mitarbeiter nahezu alle Freiheitsgrade haben, endet in einem chaotischen
Zustand, mit hoher Unzufriedenheit und Fluktuation. Mitarbeiter fordern
geordnete Verhältnisse, und dazu gehört ein Organigramm, welches jedem
einzelnen Mitarbeiter seine genaue Position und seine Aufgabe im Unternehmen
zuweist. Ab einer gewissen Größenordnung werden Hierarchien unumgänglich. In
ihnen liegt der Garant für einen ansprechbaren Vorgesetzten, der eine
überschaubare Gruppe leiten muss. Allzu flache Hierarchien mit dem
Hintergedanken, alle Mitarbeiter gleich zu behandeln, funktionieren nicht.
11. Die Solidaritätslüge
Die Solidarität unter Mitarbeitern stößt in manchen Punkten sehr schnell an
ihre Grenzen, auch wenn es so aussieht, als seien sie sich in allen
grundlegenden Dingen einig. Diese Einigkeit ist aber nicht kollektiver oder
abgesprochener Natur, sondern eher eine zufällige Übereinstimmung ihrer
Interessen, beispielsweise bei Gehaltsverhandlungen, Ausstattung der
Arbeitsräume oder gemeinsamen Veranstaltungen mit Freizeitwert. Die
gegenseitige Rücksichtnahme verschwindet und kehrt sich gar ins Gegenteil
um, wenn ein Teammitglied fachlich erkennbar schwächer ist und es trotz
aller Anstrengungen seiner Kollegen auch bleibt. Dann findet sich niemand
mehr, der noch Rücksicht üben oder Sachzusammenhänge erklären will. Ist die
Geduld der starken Teammitglieder erst einmal vorbei, lässt sie sich durch
keine Motivationskunst wieder aufbauen. Versuche, den angeschlagenen
Mitarbeiter dadurch zu retten, dass man ihn in ein anderes Team integriert
oder ihm andere Aufgaben zuweist, schlagen meist fehl. In letzter Konsequenz
muss man sich voneinander trennen.
12. Die Beförderungslüge
Immer wieder fallen Mitarbeiter schon nach wenigen Monaten durch
herausragende Leistungen in ihrem Bereich auf. Nachdem sie ein oder zwei
Jahre sehr erfolgreich gearbeitet haben, unterliegt man meist der
Versuchung, sie zu zusätzlichen Aufgaben motivieren zu wollen, wenn sie nach
einer Gehaltserhöhung fragen. Als ließe sich mehr Geld nur durch mehr
Verantwortung aber nicht durch gute Arbeit rechtfertigen. So avanciert
jemand in eine Position, in der er auf einmal mehr Personal- und
Projektverantwortung bekommt. Auch wenn er sich dort ganz wacker schlägt und
durchaus bewährt, so ist damit eine Entwicklung angestoßen worden, die ihn
mit jeder Beförderung weiter von seinen Kernkompetenzen abbringt, durch die
er anfangs so positiv aufgefallen ist. Im Laufe der Zeit nehmen ihn die
neuen Aufgaben zeitlich immer mehr in Beschlag zu Lasten seines wahren
Könnens. Die neue Situation schlägt manchmal gar um in eine persönliche
Unzufriedenheit des Mitarbeiters, wenn er an alte Erfolge nicht mehr
anknüpfen kann. Für das Unternehmen bedeutet dies auch den Verlust einer
qualitativ sehr guten Besetzung des ursprünglichen Postens. Es ist
höchstbedauerlich, wenn dieser zunächst gut gemeinte Schritt einer
Beförderung in der Kündigung des Mitarbeiters endet. Sollte die Forderung
nach einer Gehaltserhöhung die einzige Motivation für die Beförderung sein,
so wäre es geschickter, sich zu überlegen, ob man diese auch anders
darstellen kann - ohne das Aufgabenfeld zu erweitern.
In einer Wachstumsphase unterliegt der Unternehmer oftmals der Versuchung,
über den Weg der Beförderung verdiente Mitarbeiter auf Schlüssel- oder
Entscheidungspositionen zu setzen, deren verrechenbare Leistung abnimmt.
Damit baut er sich unmerklich einen großen Over-head auf und läuft Gefahr,
das Projektgeschäft auszudünnen. Ein Verwaltungsapparat entsteht, der
spätestens bei der nächsten "Verschlankungstherapie" teuer zu stehen kommt.
Allerdings bietet jede Beförderung auch eine Chance für das Unternehmen:
Nicht selten wachsen Mitarbeiter erfolgreich in und mit ihren neuen
Aufgaben.
13. Die Lüge der kritischen Masse
Hinter der Problematik der kritischen Masse verbirgt sich die Frage, wie
viele Mitarbeiter an einem Standort beschäftigt sein müssen, damit sich
dieser selber tragen kann. Gemeint ist der notwendige Mix aus
administrativen und operativen Mitarbeitern, um den Standort autark am Leben
zu halten. Oftmals muss gerade die nicht erreichte kritische Masse als
Begründung für Anfangsverluste herhalten. Eine Reihe von
Unternehmensgründungen, auch die der WWL, hat aber bereits den Beweis
erbracht, schon mit den ersten Mitarbeitern an Bord profitabel sein zu
können.
Entscheidend dafür ist die Bereitschaft der Mitarbeiter der ersten Stunde,
in ihrer Person alle Anforderungen abzudecken. Leistet man sich dagegen von
Anfang an den Luxus, die unterschiedlichen Aufgaben jeweils mit
verschiedenen Arbeitskräften abzudecken, beispielsweise durch eine
Sekretärin und eine Telefonistin, muss man zur Rechtfertigung der
Anfangsverluste tatsächlich das Gesetz der kritischen Masse bemühen.
14. Die Lüge unter "Freunden"
Während des Aufbaus und der Erweiterung des Unternehmens müssen sich die
Gesellschafter des Öfteren die Frage nach geeigneten Kandidaten für
signifikante Schlüsselpositionen stellen, sei es bei der Besetzung des
Vorstands oder des Aufsichtsrats. Dabei wird meist im Geiste der
Bekanntenkreis nach einer qualifizierten Person durchsucht. Ist sie gefunden
und entspricht sie den Erwartungen aller Entscheider, so ist das
Zusammenkommen so manches Mal der Anfang vom Ende für die Freundschaft und
der Beginn eines Desasters für das Unternehmen. Denn irgendwann tritt die
Situation ein, bei der die Freundschaft auf die Probe gestellt werden
müsste. Es fällt meist schwer, die subjektive Wahrnehmung für den Freund von
vornherein zugunsten objektiver Kritik abzulegen.
Gerade weil die Äußerung von Kritik Freundschaften auf die Probe stellt,
wird zu lang gewartet, ehe diese Hürde das erste Mal genommen wird.
Letztlich bricht Schweigen die Freundschaft. Für das Unternehmen sind
freundschaftliche Verflechtungen, insbesondere solche, die sich schonen, in
jedem Fall sehr nachteilig. Viel zu langsam und oft zu spät werden dringend
erforderliche Maßnahmen eingeleitet, umso mehr, als sich die
freundschaftliche Verstrickung durch Aufsichtsrat und Vorstand zieht.
15. Die Lüge in die eigene Tasche
Die schlimmste Lüge ist die, die man an sich selber verübt. Viel zu spät
gesteht man sich oftmals seine eigenen Fehler ein. Dabei wäre ein
frühzeitiges Eingestehen für eine schmerzlose und preiswerte Korrektur
immens wichtig. Stattdessen hält man sich viel zu sehr damit auf, den
eingeschlagenen Weg doch noch erfolgreich beenden zu wollen, was meistens
misslingt. Selten täuschen die ersten Anzeichen. Schlimmer wird die
Situation, wenn man zudem noch die Fehlentscheidung über eine Ad-hoc-Meldung
kommunizieren müsste und damit möglicherweise einen Kurseinbruch verursachen
könnte. Die Anstrengungen, diese Meldung, so drohend sie sich auch
abzeichnet, noch irgendwie zu verhindern, sind enorm und verpuffen letztlich
doch.
© Finanzbuch-Verlag und TOMORROW Business
Mfg MH
Albtraum Neuer Markt
Die fünfzehn Lügen
Die Erfahrungen aus meiner Selbstständigkeit, die ich in diesem Buch
niedergeschrieben habe, möchte ich nachfolgend in fünfzehn Irrtümern
zusammenfassen, die geradezu die Erotik von Lügen haben müssen, sonst wären
ihre Hartnäckigkeit und ihr immer wiederkehrender Charakter nicht zu
erklären.
1. Die Umsatzlüge
Nahezu alle Unternehmen am Neuen Markt haben hohe Umsatzwachstumsraten
versprochen. Eine der Zulassungsvoraussetzungen des Neuen Marktes ist ja
gerade, dass sich das Unternehmen in einem stark wachsenden Marktumfeld
bewegt. Der Preis dieses Wachstums ist allerdings hoch. Nicht von ungefähr
hat der Ausdruck cash-burn-rate, der besagt, wie hoch der Kapitaleinsatz im
Verhältnis zum Umsatz ist, die Situation am Neuen Markt beschrieben. Bis auf
wenige Ausnahmen sind viele Neuer Markt-Unternehmen bis heute den Beweis
schuldig geblieben, dass hohes Umsatzwachstum bei mindestens ausgeglichenem
Ergebnis beherrschbar ist. Insbesondere für die Dienstleistungsunternehmen
scheint dies eine unüberwindbare Hürde zu sein.
2. Die Beraterlüge
Für nahezu alle Anforderungen eines Unternehmens stehen Berater zur
Verfügung. Egal, ob es sich um M&A-Berater, Steuerberater, Juristen,
Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer handelt, sie alle haben drei
Dinge gemeinsam: Sie sind erstens unverzichtbar, daher zweitens auch sehr
teuer und drittens sehr betreuungsintensiv. Einen Effekt habe ich bislang
nicht erlebt, und er ist sowohl bei Verhandlungen mit potenziellen
Fusionspartnern als auch in der Phase der Vorbereitung zum Börsengang
besonders schmerzhaft. Meistens wirkt sich das Einschalten von Beratern
kontraproduktiv aus und führt zur Vernachlässigung der eigenen
Kernkompetenzen.
3. Die Fusionslüge
Wenn es eines mit Sicherheit auf dieser Welt nicht gibt, dann ist es eine
Fusion unter Gleichen, ein Merger of Equals. Wir haben uns zunächst auch
eingebildet, mit den Franzosen in gleicher Augenhöhe zu verhandeln. Am Ende
war es aber doch so, dass die Währung des Stärkeren galt, und dass der
Stärkere auch Anspruch auf den Sitz des Vorstandsvorsitzenden erhob. Man
kann es lediglich als geschicktes Taktieren betrachten, wenn der
tonangebende Fusionspartner den anderen zunächst in der Illusion wiegt,
gleichberechtigt mitreden zu können. Im Grunde wissen es beide von Anfang
an, wer die Rolle des Übernehmenden spielt und wer die Rolle des
Übernommenen.
4. Die Integrationslüge
Im Vorfeld einer Akquisition wird ihr zu erwartender - oder besser: ihr
erhoffter - Erfolg dadurch begründet, dass der zu übernehmende Kandidat gut
zum eigenen Unternehmen passt und damit die künftigen Integrationsschmerzen
vernachlässigbar sind. Diese Aussage würde ich heute nicht mehr
unterschreiben. Integrationsschmerzen gibt es immer, wenn die Menschen
zweier Unternehmen und ihre Arbeitsprozesse aufeinander abgestimmt werden
müssen. Und je mehr Menschen in den Unternehmen arbeiten, desto schwieriger
ist das Unterfangen. Es gibt Statistiken, die besagen, dass rund 75 Prozent
aller Akquisitionen und Fusionen als nicht erfolgreich zu werten sind, weil
sie nicht zum versprochenen Ergebnis geführt haben. Dies ist häufig die
Folge von gescheiterten Integrationsmaßnahmen.
5. Die Synergielüge
Mit dem Zauberwort der Synergie-Effekte werden angestrebte Firmenübernahmen
am häufigsten begründet. Immer wieder werden fantastische Einspareffekte auf
Grund von ausgemachten Synergien beim Zusammengehen zweier Firmen gemäß der
Formel 1+1=3 vorgerechnet. Synergien entstehen durch das Zusammenlegen von
Technologien oder Vertriebskanälen und Einsparungen im Verwaltungsbereich.
Dabei übersieht man häufig, dass der Einstandspreis zum Ausnutzen dieser
Synergien in Form der Akquisition und der Integrationsmaßnahmen hoch ist.
Mögen die Nominal-Synergien einen beeindruckenden Wert haben, die
Effektiv-Synergien unter Beachtung aller Investitionen sind oftmals nur sehr
mager und lassen im Erfolgsfall höchstens die Gleichung 1+1=2,1 zu.
6. Die Wahrnehmungslüge
Eines der lähmendsten Ereignisse für ein Unternehmen sind Unstimmigkeiten im
Vorstand, die oftmals dazu führen, dass sich der Vorstand und damit das
Unternehmen mit sich selbst beschäftigt, anstatt am Kunden zu wirken. Nicht
umsonst achten Investoren sehr genau auf das Zusammenspiel der Vorstände
während einer Roadshow, um ein Gefühl für die zwischenmenschliche Harmonie
im Management zu bekommen.
Schon allein aus diesem Grund ist es ratsam, die Roadshows immer mit
mehreren Vorständen wahrzunehmen. Es ist ein Trugschluss, anzunehmen, die
Mitarbeiter des Unternehmens würden Konflikte auf Vor-standsebene nicht
wahrnehmen, auch wenn sie noch so "unbemerkt" hinter verschlossenen Türen
ausgetragen werden. Der Vorstand ist ein zentrales Energiefeld im
Unternehmen, welches unter sehr genauer Beobachtung der Mitarbeiter steht.
Jede noch so kleine Störung in diesem Feld wirkt sich bremsend und
verunsichernd auf die Mitarbeiter aus.
7. Die Anlagelüge
Das Versprechen vieler Anleger, privater wie institutioneller Investoren
gleichermaßen, langfristig in die Aktie zu investieren und mit uns durch
"dick und dünn" gehen zu wollen, habe ich von Anfang an nie richtig
geglaubt. Während der Roadshow haben uns Investoren teilweise ungefragt ihre
langfristige Anlagestrategie erläutert. Natürlich war es damals genau die
Story, die wir hören wollten. Und das wussten sie. Die meisten hatten sich
längst aus der Aktie verabschiedet - und das zu einem Zeitpunkt, als es von
der WWL noch keine schlechten Nachrichten gab. Die Flucht aus den Aktien des
Neuen Marktes hat längst vor seiner ersten Insolvenz mit Gigabell
eingesetzt, infolge völlig überbewerteter Unternehmen.
8. Die Börsenlüge
Spätestens seit Herbst 2000 gilt die alte Börsenregel nicht mehr, nach der
man sich im Spätsommer mit Aktien eindecken soll, um bis ins nächste
Frühjahr durch steigende Kurse zu profitieren. Auch die zweite Regel hat
nicht stattgefunden, nach der spätestens kurz nach der zweiten Zinssenkung
durch die amerikanische Notenbank der Aktienmarkt wieder beflügelt wird. Wie
oft haben gerade in den letzten Wochen die einschlägigen Fachmedien den
Anlegern einen Bärendienst erwiesen und immer wieder die Trendwende am
Aktienmarkt oder zumindest die Bodenbildung prophezeit? Und nichts
dergleichen ist geschehen!
9. Die Erfolgslüge
Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchen Argumenten Misserfolg begründet
wird. Typische Beispiele dafür sind Messen und andere
Publikumsveranstaltungen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, mit welchen
Gründen das Ausbleiben großen Besucherandrangs auf Messen gerade am ersten
oder letzten Tag schöngeredet wird? Egal ob es der Charakter des ersten
Tages ist, der falsche Platz in der falschen Halle, das Wetter oder eine
Parallelveranstaltung, die die Aufmerksamkeit der Besucher ablenkt, es
werden immer Gründe herbeizitiert, die an höhere Gewalt erinnern, der man
sich machtlos ergeben muss. Bei schwach besetzten Vortragsveranstaltungen
wird plötzlich ausfindig gemacht, dass es sich schließlich um den
Freitagnachmittag handelt und die Leute sicher schon ins Wochenende
aufgebrochen sind. Das Besorgnis erregende an all diesen Gründen ist das
Ablenken von dem eigenen Beitrag zum Misserfolg.
10. Die Hierarchielüge
Als sich unser Vorstand fast ausschließlich um die Vorbereitungen zum
Börsengang gekümmert hat, sind die bis dahin als flache Hierarchie zu
bezeichnenden Strukturen des Unternehmens zum ersten Mal getestet worden und
gefährlich ins Schwanken geraten. Obwohl ich vielen Mitarbeitern ein hohes
Maß an Selbstständigkeit bescheinigen würde, fordern sie trotzdem eine
straffe, aber faire Führung ein. Ein führungsloses Unternehmen, in dem
Mitarbeiter nahezu alle Freiheitsgrade haben, endet in einem chaotischen
Zustand, mit hoher Unzufriedenheit und Fluktuation. Mitarbeiter fordern
geordnete Verhältnisse, und dazu gehört ein Organigramm, welches jedem
einzelnen Mitarbeiter seine genaue Position und seine Aufgabe im Unternehmen
zuweist. Ab einer gewissen Größenordnung werden Hierarchien unumgänglich. In
ihnen liegt der Garant für einen ansprechbaren Vorgesetzten, der eine
überschaubare Gruppe leiten muss. Allzu flache Hierarchien mit dem
Hintergedanken, alle Mitarbeiter gleich zu behandeln, funktionieren nicht.
11. Die Solidaritätslüge
Die Solidarität unter Mitarbeitern stößt in manchen Punkten sehr schnell an
ihre Grenzen, auch wenn es so aussieht, als seien sie sich in allen
grundlegenden Dingen einig. Diese Einigkeit ist aber nicht kollektiver oder
abgesprochener Natur, sondern eher eine zufällige Übereinstimmung ihrer
Interessen, beispielsweise bei Gehaltsverhandlungen, Ausstattung der
Arbeitsräume oder gemeinsamen Veranstaltungen mit Freizeitwert. Die
gegenseitige Rücksichtnahme verschwindet und kehrt sich gar ins Gegenteil
um, wenn ein Teammitglied fachlich erkennbar schwächer ist und es trotz
aller Anstrengungen seiner Kollegen auch bleibt. Dann findet sich niemand
mehr, der noch Rücksicht üben oder Sachzusammenhänge erklären will. Ist die
Geduld der starken Teammitglieder erst einmal vorbei, lässt sie sich durch
keine Motivationskunst wieder aufbauen. Versuche, den angeschlagenen
Mitarbeiter dadurch zu retten, dass man ihn in ein anderes Team integriert
oder ihm andere Aufgaben zuweist, schlagen meist fehl. In letzter Konsequenz
muss man sich voneinander trennen.
12. Die Beförderungslüge
Immer wieder fallen Mitarbeiter schon nach wenigen Monaten durch
herausragende Leistungen in ihrem Bereich auf. Nachdem sie ein oder zwei
Jahre sehr erfolgreich gearbeitet haben, unterliegt man meist der
Versuchung, sie zu zusätzlichen Aufgaben motivieren zu wollen, wenn sie nach
einer Gehaltserhöhung fragen. Als ließe sich mehr Geld nur durch mehr
Verantwortung aber nicht durch gute Arbeit rechtfertigen. So avanciert
jemand in eine Position, in der er auf einmal mehr Personal- und
Projektverantwortung bekommt. Auch wenn er sich dort ganz wacker schlägt und
durchaus bewährt, so ist damit eine Entwicklung angestoßen worden, die ihn
mit jeder Beförderung weiter von seinen Kernkompetenzen abbringt, durch die
er anfangs so positiv aufgefallen ist. Im Laufe der Zeit nehmen ihn die
neuen Aufgaben zeitlich immer mehr in Beschlag zu Lasten seines wahren
Könnens. Die neue Situation schlägt manchmal gar um in eine persönliche
Unzufriedenheit des Mitarbeiters, wenn er an alte Erfolge nicht mehr
anknüpfen kann. Für das Unternehmen bedeutet dies auch den Verlust einer
qualitativ sehr guten Besetzung des ursprünglichen Postens. Es ist
höchstbedauerlich, wenn dieser zunächst gut gemeinte Schritt einer
Beförderung in der Kündigung des Mitarbeiters endet. Sollte die Forderung
nach einer Gehaltserhöhung die einzige Motivation für die Beförderung sein,
so wäre es geschickter, sich zu überlegen, ob man diese auch anders
darstellen kann - ohne das Aufgabenfeld zu erweitern.
In einer Wachstumsphase unterliegt der Unternehmer oftmals der Versuchung,
über den Weg der Beförderung verdiente Mitarbeiter auf Schlüssel- oder
Entscheidungspositionen zu setzen, deren verrechenbare Leistung abnimmt.
Damit baut er sich unmerklich einen großen Over-head auf und läuft Gefahr,
das Projektgeschäft auszudünnen. Ein Verwaltungsapparat entsteht, der
spätestens bei der nächsten "Verschlankungstherapie" teuer zu stehen kommt.
Allerdings bietet jede Beförderung auch eine Chance für das Unternehmen:
Nicht selten wachsen Mitarbeiter erfolgreich in und mit ihren neuen
Aufgaben.
13. Die Lüge der kritischen Masse
Hinter der Problematik der kritischen Masse verbirgt sich die Frage, wie
viele Mitarbeiter an einem Standort beschäftigt sein müssen, damit sich
dieser selber tragen kann. Gemeint ist der notwendige Mix aus
administrativen und operativen Mitarbeitern, um den Standort autark am Leben
zu halten. Oftmals muss gerade die nicht erreichte kritische Masse als
Begründung für Anfangsverluste herhalten. Eine Reihe von
Unternehmensgründungen, auch die der WWL, hat aber bereits den Beweis
erbracht, schon mit den ersten Mitarbeitern an Bord profitabel sein zu
können.
Entscheidend dafür ist die Bereitschaft der Mitarbeiter der ersten Stunde,
in ihrer Person alle Anforderungen abzudecken. Leistet man sich dagegen von
Anfang an den Luxus, die unterschiedlichen Aufgaben jeweils mit
verschiedenen Arbeitskräften abzudecken, beispielsweise durch eine
Sekretärin und eine Telefonistin, muss man zur Rechtfertigung der
Anfangsverluste tatsächlich das Gesetz der kritischen Masse bemühen.
14. Die Lüge unter "Freunden"
Während des Aufbaus und der Erweiterung des Unternehmens müssen sich die
Gesellschafter des Öfteren die Frage nach geeigneten Kandidaten für
signifikante Schlüsselpositionen stellen, sei es bei der Besetzung des
Vorstands oder des Aufsichtsrats. Dabei wird meist im Geiste der
Bekanntenkreis nach einer qualifizierten Person durchsucht. Ist sie gefunden
und entspricht sie den Erwartungen aller Entscheider, so ist das
Zusammenkommen so manches Mal der Anfang vom Ende für die Freundschaft und
der Beginn eines Desasters für das Unternehmen. Denn irgendwann tritt die
Situation ein, bei der die Freundschaft auf die Probe gestellt werden
müsste. Es fällt meist schwer, die subjektive Wahrnehmung für den Freund von
vornherein zugunsten objektiver Kritik abzulegen.
Gerade weil die Äußerung von Kritik Freundschaften auf die Probe stellt,
wird zu lang gewartet, ehe diese Hürde das erste Mal genommen wird.
Letztlich bricht Schweigen die Freundschaft. Für das Unternehmen sind
freundschaftliche Verflechtungen, insbesondere solche, die sich schonen, in
jedem Fall sehr nachteilig. Viel zu langsam und oft zu spät werden dringend
erforderliche Maßnahmen eingeleitet, umso mehr, als sich die
freundschaftliche Verstrickung durch Aufsichtsrat und Vorstand zieht.
15. Die Lüge in die eigene Tasche
Die schlimmste Lüge ist die, die man an sich selber verübt. Viel zu spät
gesteht man sich oftmals seine eigenen Fehler ein. Dabei wäre ein
frühzeitiges Eingestehen für eine schmerzlose und preiswerte Korrektur
immens wichtig. Stattdessen hält man sich viel zu sehr damit auf, den
eingeschlagenen Weg doch noch erfolgreich beenden zu wollen, was meistens
misslingt. Selten täuschen die ersten Anzeichen. Schlimmer wird die
Situation, wenn man zudem noch die Fehlentscheidung über eine Ad-hoc-Meldung
kommunizieren müsste und damit möglicherweise einen Kurseinbruch verursachen
könnte. Die Anstrengungen, diese Meldung, so drohend sie sich auch
abzeichnet, noch irgendwie zu verhindern, sind enorm und verpuffen letztlich
doch.
© Finanzbuch-Verlag und TOMORROW Business
Mfg MH
N E U E R M A R K T
Abzocken mit Aktien
Das so genannte "Wachstums-Segment" der Deutschen Börse hat vor allem diejenigen reich gemacht, die das laxe Regelwerk beliebig zu ihren Gunsten auslegten. Viele Vorstände versprachen den Anlegern das Blaue vom Himmel - um anschließend ungeniert Kasse zu machen.
Sie griffen zu, lange bevor der Neue Markt in die Krise geriet: Glücksrittern wie Thomas Haffa und Peter Kabel brachte der Verkauf ihrer Anteile mehrstellige Millionenbeträge.
Der ehemalige EMTV-Chef Haffa versilberte Anfang 2000 Aktien für rund 40 Millionen Mark, obwohl er sich verpflichtet hatte, die Papiere längerfristig zu halten. Kabel, Gründer der heute insolventen Multimedia-Agentur Kabel New Media, soll mit dem Verkauf von Aktien seines Unternehmens sogar 100 Millionen Mark verdient haben.
Haffa und Kabel sind keine Einzelfälle. Während die Aktionäre am Neuen Markt in den vergangenen eineinhalb Jahren Verluste von über 90 Prozent einfuhren und ein Börsenkapital von über 400 Milliarden Mark vernichtet wurde, geht es einigen Ex-Superstars der New Economy blendend.
manager-magazin.de beleuchtet die Hintergründe für die Krise am Neuen Markt und listet Pleiten und Skandale auf.
Harald Grimm / Ulric Papendick
gescheitert:
P A U L U S N E E F , P I X E L P A R K
Mann der ersten Stunde
Diese Seite
Schon 1991 gründete Paulus Neef die Internet-Agentur Pixelpark. Sein First-Mover-Advantage zahlte sich aus. Späteinsteiger verbuchten dagegen herbe Verluste.
Verschwiegen: Pixelpark-Gründer Neef
1996 verkaufte der Gründer des Internet-Dienstleisters 75 Prozent seines Unternehmens an den Bertelsmann-Konzern. Wie viel er dafür bekommen hat, bleibt bis heute sein Geheimnis. Als die "Pixels" 1999 an den Neuen Markt gingen, machten die Altgesellschafter Kasse. Eine Dreiviertelmillion Aktien gaben sie aus ihrem Bestand ab. Erlös: etwa 22 Millionen Mark.
Die Party zum Börseneinstand gilt als legendär. Weniger glanzvoll gestaltete sich der weitere Geschäftsverlauf. Von der Internet-Krise voll erfasst, macht das Unternehmen heute hohe Verluste. Der Aktienkurs stürzte von 180 Euro auf zeitweise nur noch drei Euro ab.
S T E F A N R Ö V E R , B R O K A T
Die Null-Euro-Premiere
Der Börsengang war der Anfang vom Ende. Mit dem Emissionserlös ging Mitgründer Stefan Röver auf Einkaufstour, hat den E-Commerce-Spezialisten in die Schuldenfalle gelotst. Jetzt wird Brokat filetiert.
Saturierter Aussteiger: Brokat-Mitgründer Röver
Mit vier Partnern hob Stefan Röver das Softwareunternehmen 1994 aus der Taufe. Vier Jahre später ging Brokat an die Börse, und die Altaktionäre machten Kasse: Rund 840.000 Anteilsscheine aus ihrem Bestand spülten etwa 54 Millionen Mark in die Kasse.
Nach einem kurzen Höhenflug auf 150 Euro sackte der Aktienkurs jedoch steil ab. Im Juni dieses Jahres überraschte das Bankhaus Metzler dann mit einer ungewöhnlichen Analyse: Die Experten setzten das Kursziel auf null Euro und begründeten die Entscheidung mit "Liquiditätsschwierigkeiten". Die hohen Verbindlichkeiten ließen eine Erholung oder Übernahme des Unternehmens unwahrscheinlich erscheinen.
Mittlerweile kommt die Aktie dem angekündigten Kursziel bedenklich nahe. Röver muss sich darum allerdings nicht mehr kümmern. Er verließ das Unternehmen im August. Der neue Vorstand übt sich im Gesundschrumpfen und verkauft die wichtigsten Beteiligungen Stück für Stück.
S T E P H A N S C H A M B A C H , I N T E R S H O P
Abenteuer Ost
Stephan Schambachs Softwarefirma gehörte lange zu den Lieblingen der Anleger. Aber als die Internet-Blase platzte, löste sich auch der Aktienkurs in Luft auf. Zurück blieb ein kleines Vermögen in der Tasche des Firmengründers.
Schäfchen im Trocknen: Intershop-Gründer Schambach
Er war so etwas wie der Vorzeige-Ossi der New Economy. 1970 in Erfurt geboren, siedelte Schambach 1996 ins kalifornische Silicon Valley über. Ein Jahr später gelang ihm auf der Cebit in Hannover der Durchbruch mit seiner Softwarefirma Intershop. Im Juli 1998 brachte er die nach den ehemaligen Devisen-Kaufhäusern der DDR benannte Firma an den Neuen Markt.
Mitte März 2000 kostete die Intershop-Aktie mehr als 140 Euro. Ein knappes Jahr später waren es nur noch rund vier Euro. Vor allem ein plötzlicher Einbruch des US-Geschäfts brachte das Unternehmen in arge Schwierigkeiten. Mittlerweile streitet sich Intershop vor Gericht mit enttäuschten Anlegern, die Schadenersatz wegen mangelhafter Informationspolitik des Unternehmens verlangen.
Schambach, der die Führung des operativen Geschäfts abgegeben hat, muss das nicht allzu sehr belasten. Er verkaufte 1999 und 2000 insgesamt etwa fünf Prozent seiner Anteile. Erlös: knapp 60 Millionen Mark.
P E T E R K A B E L , K A B E L N E W M E D I A
Gewinne mitgenommen
"Nur realisierte Gewinne sind echte Gewinne", mag sich Peter Kabel gedacht haben. Der Firmengründer verkaufte seine Aktien zum richtigen Zeitpunkt und heimste ein Vermögen ein. Wer dem Unternehmen treu blieb, verlor seinen Einsatz.
Gutes Timing: Aussteiger Kabel
Der smarte Chef des heute insolventen Multimedia-Dienstleisters hatte offenbar den richtigen Riecher. Auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie soll er vergangenes Jahr 700.000 Kabel-Aktien im Wert von rund 100 Millionen Mark verkauft haben.
Geld genug, um von einem Bauerngehöft in Mecklenburg aus einen Neuanfang zu planen. Über die nötige Zeit verfügt Kabel auch: Im September trat er als Vorstandschef von Kabel New Media zurück. Jetzt wird das Unternehmen abgewickelt, und die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Börsengesetz, gegen das Wertpapierhandelsgesetz sowie Herbeiführung des Bankrotts nach Paragraf 283 des Strafgesetzbuches.
Das Nachsehen haben die Aktionäre des Unternehmens. Die Aktien, die im März 2000 noch 80 Euro kosteten, sind heute nahezu wertlos.
T H O M A S H A F F A , E M T V
Sunnyboy der Börse
Keiner hat den schnellen Reichtum der New Economy so glänzend zur Schau getragen wie Thomas Haffa. Solange der Aktienkurs stieg, waren die Investoren zufrieden. Jetzt mehren sich die Zweifel, ob bei EM.TV alles mit rechten Dingen zuging.
Vitamine fürs Privatkonto: Kirch-Zögling Thomas Haffa
40 Millionen Mark kassierte der einstige Superstar der deutschen New Economy im Februar vergangenen Jahres für 200.000 EM.TV-Aktien . "Strategische Investoren" hätten ihn gedrängt, entschuldigte sich Haffa, als der Verkauf bekannt wurde. Dabei hatte er sich nach einer Kapitalerhöhung gegenüber dem Konsortialführer WestLB verpflichtet, keine Anteile abzustoßen.
Ein halbes Jahr später war die Erfolgsgeschichte von EMTV abrupt beendet. Das Unternehmen musste Bilanzen korrigieren und schrieb Riesenverluste. Jetzt strengen Anwälte in Deutschland und den USA einen Prozess gegen den Kirch-Zögling an. Er und sein Bruder Florian, der frühere EM.TV-Finanzchef, sollen die finanzielle Schieflage des Konzerns verschleiert haben.
Nach dem Einstieg von Medienzar Leo Kirch bei EMTV dankte Haffa im Juli 2001 als Vorstandschef ab. In seinem Depot sollen aber immer noch über 57 Millionen Aktien lagern.
gewonen:
R Ü D I G E R B A E R E S , I N T E R T A I N M E N T
Und alle gucken zu
Mit vielen Vorschusslorbeeren ist der Filmrechte-Vermarkter 1999 an der Börse gestartet. Frühzeichner freuten sich über einen Emissionsgewinn von annähernd 290 Prozent. Und Hauptaktionär Rüdiger Baeres wurde ein reicher Mann.
Umstrittene Verkäufe: Intertainment-Chef Baeres
Die Aktienverkäufe von Rüdiger Baeres nehmen eine Ausnahmestellung ein. Zum ersten Mal konnten Privatanleger täglich mitverfolgen, wie im Namen des Unternehmenschefs große Aktienpakete auf den Markt geworfen wurden - und der Kurs sich innerhalb kürzester Zeit halbierte. Vom 1. März bis Mitte April veröffentlichte die Deutsche Börse auf ihrer neugeschaffenen Internet-Seite der "meldepflichtigen Wertpapiergeschäfte" mehrmals große Verkaufsorders im Namen von Baeres. Insgesamt wurden über 600.000 Stück im Gesamtwert von mehr als drei Millionen Euro auf den Markt geworfen.
Später erklärte Baeres, die Verkäufe seien ohne seine Zustimmung von JP Morgan getätigt worden. Die Investmentbank habe die Anteile veräußert, mit denen er für einen privaten Kredit gebürgt habe.
Vor dem 1. März wäre der Verkauf nicht ans Licht der Öffentlichkeit geraten, da Vorstände und Aufsichtsräte von Neuen-Markt-Unternehmen nicht verpflichtet waren, ihre Wertpapiergeschäfte offen zu legen.
D E T L E F F I S C H E R , S Y S T E M A T I C S
Vom Gründer zum Aufseher
Aktionärsschützer haben Detlef Fischer den Systematics-Verkauf an EDS übel genommen. Aber die Übernahme hat dem Firmengründer nicht nur viel Geld in die Tasche gespült. Mit dem amerikanischen Mutterhaus steht die IT-Firma auf sicherem Fundament.
"Friss oder Stirb": Systematics-Verkäufer Fischer
Knapp 200 Millionen Mark erhielt der Ingenieur aus Cuxhaven für sein Aktienpaket, als er den Internet-Dienstleister im März 2001 an den US-Konzern EDS (Electronic Data Systems) verkaufte. Fischer, der Systematics 1999 an den Neuen Markt gebracht hatte, musste das Unternehmen nach kreditfinanzierten Firmenübernahmen an einen kapitalkräftigen Partner anlehnen. Den freien Aktionären zahlte EDS 34 Euro je Anteilschein. Ein Jahr zuvor wurden die Papiere an der Börse noch zu Kursen von über 90 Euro gehandelt.
Dafür musste Fischer viel Kritik einstecken. "Friss oder stirb", betitelten Aktionärsschützer seinerzeit das Angebot. Dafür scheint das Überleben der Firma gesichert. EDS gilt als wichtigster IT-Dienstleister der US-Regierung und hält derzeit rund 98 Prozent der Anteile von Systematics.
Aus dem operativen Geschäft hat sich Fischer weitgehend zurückgezogen. Derzeit hält er den Posten als europäischer Senior Vice President bei EDS und ist Aufsichtsrat bei Systematics.
A L E X A N D E R F A L K , I S I O N
Der Milliardenmann
Unter den Glücksrittern des Neuen Marktes ist Alexander Falk der König. Er ist nicht nur zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen, sondern hat sich auch frühzeitig verabschiedet. Heute gehört er zu den 100 reichsten Deutschen.
Superreich: Ision-Aussteiger Falk
Der Erbe der Falk-Pläne hat wohl am meisten am Neuen Markt verdient. Mehr als 1,6 Milliarden Mark brachte ihm der Verkauf seines börsennotierten Internet-Dienstleisters Ision ein. Der Erwerber, die britische Telekom-Firma Energis, zahlte Falk Anfang dieses Jahres 411 Millionen Mark in bar und 1,2 Milliarden – nach damaligem Wert – in Aktien.
Einen Teil des Erlöses will Falk, der den Stadtplan-Verlag seines Vaters bereits 1995 an Bertelsmann verkauft hatte, nun wieder investieren – diesmal in unterbewertete Firmen aus MDax und SDax.
N E U E R M A R K T
Die Liste der Pleiten und Skandale
Fachleute sind sich einig: Die Krise des Neuen Marktes ist vor allem eine Folge der zahlreichen Skandale, die das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschüttert haben.
Frankfurt - Stellvertretend für viele andere brachte der Münchner Vermögensverwalter Gottfried Heller in einem Interview mit manager-magazin.de die Dinge auf den Punkt. Sein Fazit: "Die Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter."
Eine kleine Übersicht der Pleiten und Skandale in alphabetischer Reihenfolge:
Amatech: "Umsatzauffälligkeiten" vor einer Ad-hoc-Meldung
Biodata: Insider-Verdacht
Biodata: Strafanzeige und Schadensersatzklage
Brain International: Insider am Werk?
CAA: Ermittlungen gegen einen Börsenvorstand
CAA: Wertpapieraufsicht prüft
CE Consumer: Ärger wegen versteckter Gewinnwarnung
D.Logistic: Bundesaufsichtsamt wird aktiv
EM.TV: Die geplatzte Milliarden-Blase
EM.TV: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die Haffas
Heyde: Förmliche Insider-Untersuchung
Infomatec: Die Ex-Vorstände müssen 100.000 Mark Schadensersatz zahlen
Intershop: Wertpapieraufsicht prüft
Ixos: Verdacht auf Insiderhandel
Kabel New Media: Das Insolvenzverfahren ist eröffnet
Kabel New Media: Ausschluss vom Neuen Markt
Kinowelt: Kreditgeber und Betreuerbank verabschieden sich
Kinowelt: Probleme ohne Ende
Kinowelt: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Letsbuyit: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Management Data: Insolvenz-Antrag
Management Data: Ausschluß vom Neuen Markt
MB Software: Insolvenz-Antrag
Metabox: Die Chronik eines angekündigten Todes
Popnet: Antrag auf Insolvenz-Eröffnung
Refugium: Insolvenzverfahren
Sunburst: Abschied vom Neuen Markt
Team: Eine Skandalgeschichte endet
United Visions: "Umsatzauffälligkeiten" vor der Fusion
Web.de: Kurspflege mit fragwürdigen Mitteln
WWL Internet: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Quelle: manager-magazin.de
Mfg MH
Abzocken mit Aktien
Das so genannte "Wachstums-Segment" der Deutschen Börse hat vor allem diejenigen reich gemacht, die das laxe Regelwerk beliebig zu ihren Gunsten auslegten. Viele Vorstände versprachen den Anlegern das Blaue vom Himmel - um anschließend ungeniert Kasse zu machen.
Sie griffen zu, lange bevor der Neue Markt in die Krise geriet: Glücksrittern wie Thomas Haffa und Peter Kabel brachte der Verkauf ihrer Anteile mehrstellige Millionenbeträge.
Der ehemalige EMTV-Chef Haffa versilberte Anfang 2000 Aktien für rund 40 Millionen Mark, obwohl er sich verpflichtet hatte, die Papiere längerfristig zu halten. Kabel, Gründer der heute insolventen Multimedia-Agentur Kabel New Media, soll mit dem Verkauf von Aktien seines Unternehmens sogar 100 Millionen Mark verdient haben.
Haffa und Kabel sind keine Einzelfälle. Während die Aktionäre am Neuen Markt in den vergangenen eineinhalb Jahren Verluste von über 90 Prozent einfuhren und ein Börsenkapital von über 400 Milliarden Mark vernichtet wurde, geht es einigen Ex-Superstars der New Economy blendend.
manager-magazin.de beleuchtet die Hintergründe für die Krise am Neuen Markt und listet Pleiten und Skandale auf.
Harald Grimm / Ulric Papendick
gescheitert:
P A U L U S N E E F , P I X E L P A R K
Mann der ersten Stunde
Diese Seite
Schon 1991 gründete Paulus Neef die Internet-Agentur Pixelpark. Sein First-Mover-Advantage zahlte sich aus. Späteinsteiger verbuchten dagegen herbe Verluste.
Verschwiegen: Pixelpark-Gründer Neef
1996 verkaufte der Gründer des Internet-Dienstleisters 75 Prozent seines Unternehmens an den Bertelsmann-Konzern. Wie viel er dafür bekommen hat, bleibt bis heute sein Geheimnis. Als die "Pixels" 1999 an den Neuen Markt gingen, machten die Altgesellschafter Kasse. Eine Dreiviertelmillion Aktien gaben sie aus ihrem Bestand ab. Erlös: etwa 22 Millionen Mark.
Die Party zum Börseneinstand gilt als legendär. Weniger glanzvoll gestaltete sich der weitere Geschäftsverlauf. Von der Internet-Krise voll erfasst, macht das Unternehmen heute hohe Verluste. Der Aktienkurs stürzte von 180 Euro auf zeitweise nur noch drei Euro ab.
S T E F A N R Ö V E R , B R O K A T
Die Null-Euro-Premiere
Der Börsengang war der Anfang vom Ende. Mit dem Emissionserlös ging Mitgründer Stefan Röver auf Einkaufstour, hat den E-Commerce-Spezialisten in die Schuldenfalle gelotst. Jetzt wird Brokat filetiert.
Saturierter Aussteiger: Brokat-Mitgründer Röver
Mit vier Partnern hob Stefan Röver das Softwareunternehmen 1994 aus der Taufe. Vier Jahre später ging Brokat an die Börse, und die Altaktionäre machten Kasse: Rund 840.000 Anteilsscheine aus ihrem Bestand spülten etwa 54 Millionen Mark in die Kasse.
Nach einem kurzen Höhenflug auf 150 Euro sackte der Aktienkurs jedoch steil ab. Im Juni dieses Jahres überraschte das Bankhaus Metzler dann mit einer ungewöhnlichen Analyse: Die Experten setzten das Kursziel auf null Euro und begründeten die Entscheidung mit "Liquiditätsschwierigkeiten". Die hohen Verbindlichkeiten ließen eine Erholung oder Übernahme des Unternehmens unwahrscheinlich erscheinen.
Mittlerweile kommt die Aktie dem angekündigten Kursziel bedenklich nahe. Röver muss sich darum allerdings nicht mehr kümmern. Er verließ das Unternehmen im August. Der neue Vorstand übt sich im Gesundschrumpfen und verkauft die wichtigsten Beteiligungen Stück für Stück.
S T E P H A N S C H A M B A C H , I N T E R S H O P
Abenteuer Ost
Stephan Schambachs Softwarefirma gehörte lange zu den Lieblingen der Anleger. Aber als die Internet-Blase platzte, löste sich auch der Aktienkurs in Luft auf. Zurück blieb ein kleines Vermögen in der Tasche des Firmengründers.
Schäfchen im Trocknen: Intershop-Gründer Schambach
Er war so etwas wie der Vorzeige-Ossi der New Economy. 1970 in Erfurt geboren, siedelte Schambach 1996 ins kalifornische Silicon Valley über. Ein Jahr später gelang ihm auf der Cebit in Hannover der Durchbruch mit seiner Softwarefirma Intershop. Im Juli 1998 brachte er die nach den ehemaligen Devisen-Kaufhäusern der DDR benannte Firma an den Neuen Markt.
Mitte März 2000 kostete die Intershop-Aktie mehr als 140 Euro. Ein knappes Jahr später waren es nur noch rund vier Euro. Vor allem ein plötzlicher Einbruch des US-Geschäfts brachte das Unternehmen in arge Schwierigkeiten. Mittlerweile streitet sich Intershop vor Gericht mit enttäuschten Anlegern, die Schadenersatz wegen mangelhafter Informationspolitik des Unternehmens verlangen.
Schambach, der die Führung des operativen Geschäfts abgegeben hat, muss das nicht allzu sehr belasten. Er verkaufte 1999 und 2000 insgesamt etwa fünf Prozent seiner Anteile. Erlös: knapp 60 Millionen Mark.
P E T E R K A B E L , K A B E L N E W M E D I A
Gewinne mitgenommen
"Nur realisierte Gewinne sind echte Gewinne", mag sich Peter Kabel gedacht haben. Der Firmengründer verkaufte seine Aktien zum richtigen Zeitpunkt und heimste ein Vermögen ein. Wer dem Unternehmen treu blieb, verlor seinen Einsatz.
Gutes Timing: Aussteiger Kabel
Der smarte Chef des heute insolventen Multimedia-Dienstleisters hatte offenbar den richtigen Riecher. Auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie soll er vergangenes Jahr 700.000 Kabel-Aktien im Wert von rund 100 Millionen Mark verkauft haben.
Geld genug, um von einem Bauerngehöft in Mecklenburg aus einen Neuanfang zu planen. Über die nötige Zeit verfügt Kabel auch: Im September trat er als Vorstandschef von Kabel New Media zurück. Jetzt wird das Unternehmen abgewickelt, und die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Börsengesetz, gegen das Wertpapierhandelsgesetz sowie Herbeiführung des Bankrotts nach Paragraf 283 des Strafgesetzbuches.
Das Nachsehen haben die Aktionäre des Unternehmens. Die Aktien, die im März 2000 noch 80 Euro kosteten, sind heute nahezu wertlos.
T H O M A S H A F F A , E M T V
Sunnyboy der Börse
Keiner hat den schnellen Reichtum der New Economy so glänzend zur Schau getragen wie Thomas Haffa. Solange der Aktienkurs stieg, waren die Investoren zufrieden. Jetzt mehren sich die Zweifel, ob bei EM.TV alles mit rechten Dingen zuging.
Vitamine fürs Privatkonto: Kirch-Zögling Thomas Haffa
40 Millionen Mark kassierte der einstige Superstar der deutschen New Economy im Februar vergangenen Jahres für 200.000 EM.TV-Aktien . "Strategische Investoren" hätten ihn gedrängt, entschuldigte sich Haffa, als der Verkauf bekannt wurde. Dabei hatte er sich nach einer Kapitalerhöhung gegenüber dem Konsortialführer WestLB verpflichtet, keine Anteile abzustoßen.
Ein halbes Jahr später war die Erfolgsgeschichte von EMTV abrupt beendet. Das Unternehmen musste Bilanzen korrigieren und schrieb Riesenverluste. Jetzt strengen Anwälte in Deutschland und den USA einen Prozess gegen den Kirch-Zögling an. Er und sein Bruder Florian, der frühere EM.TV-Finanzchef, sollen die finanzielle Schieflage des Konzerns verschleiert haben.
Nach dem Einstieg von Medienzar Leo Kirch bei EMTV dankte Haffa im Juli 2001 als Vorstandschef ab. In seinem Depot sollen aber immer noch über 57 Millionen Aktien lagern.
gewonen:
R Ü D I G E R B A E R E S , I N T E R T A I N M E N T
Und alle gucken zu
Mit vielen Vorschusslorbeeren ist der Filmrechte-Vermarkter 1999 an der Börse gestartet. Frühzeichner freuten sich über einen Emissionsgewinn von annähernd 290 Prozent. Und Hauptaktionär Rüdiger Baeres wurde ein reicher Mann.
Umstrittene Verkäufe: Intertainment-Chef Baeres
Die Aktienverkäufe von Rüdiger Baeres nehmen eine Ausnahmestellung ein. Zum ersten Mal konnten Privatanleger täglich mitverfolgen, wie im Namen des Unternehmenschefs große Aktienpakete auf den Markt geworfen wurden - und der Kurs sich innerhalb kürzester Zeit halbierte. Vom 1. März bis Mitte April veröffentlichte die Deutsche Börse auf ihrer neugeschaffenen Internet-Seite der "meldepflichtigen Wertpapiergeschäfte" mehrmals große Verkaufsorders im Namen von Baeres. Insgesamt wurden über 600.000 Stück im Gesamtwert von mehr als drei Millionen Euro auf den Markt geworfen.
Später erklärte Baeres, die Verkäufe seien ohne seine Zustimmung von JP Morgan getätigt worden. Die Investmentbank habe die Anteile veräußert, mit denen er für einen privaten Kredit gebürgt habe.
Vor dem 1. März wäre der Verkauf nicht ans Licht der Öffentlichkeit geraten, da Vorstände und Aufsichtsräte von Neuen-Markt-Unternehmen nicht verpflichtet waren, ihre Wertpapiergeschäfte offen zu legen.
D E T L E F F I S C H E R , S Y S T E M A T I C S
Vom Gründer zum Aufseher
Aktionärsschützer haben Detlef Fischer den Systematics-Verkauf an EDS übel genommen. Aber die Übernahme hat dem Firmengründer nicht nur viel Geld in die Tasche gespült. Mit dem amerikanischen Mutterhaus steht die IT-Firma auf sicherem Fundament.
"Friss oder Stirb": Systematics-Verkäufer Fischer
Knapp 200 Millionen Mark erhielt der Ingenieur aus Cuxhaven für sein Aktienpaket, als er den Internet-Dienstleister im März 2001 an den US-Konzern EDS (Electronic Data Systems) verkaufte. Fischer, der Systematics 1999 an den Neuen Markt gebracht hatte, musste das Unternehmen nach kreditfinanzierten Firmenübernahmen an einen kapitalkräftigen Partner anlehnen. Den freien Aktionären zahlte EDS 34 Euro je Anteilschein. Ein Jahr zuvor wurden die Papiere an der Börse noch zu Kursen von über 90 Euro gehandelt.
Dafür musste Fischer viel Kritik einstecken. "Friss oder stirb", betitelten Aktionärsschützer seinerzeit das Angebot. Dafür scheint das Überleben der Firma gesichert. EDS gilt als wichtigster IT-Dienstleister der US-Regierung und hält derzeit rund 98 Prozent der Anteile von Systematics.
Aus dem operativen Geschäft hat sich Fischer weitgehend zurückgezogen. Derzeit hält er den Posten als europäischer Senior Vice President bei EDS und ist Aufsichtsrat bei Systematics.
A L E X A N D E R F A L K , I S I O N
Der Milliardenmann
Unter den Glücksrittern des Neuen Marktes ist Alexander Falk der König. Er ist nicht nur zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen, sondern hat sich auch frühzeitig verabschiedet. Heute gehört er zu den 100 reichsten Deutschen.
Superreich: Ision-Aussteiger Falk
Der Erbe der Falk-Pläne hat wohl am meisten am Neuen Markt verdient. Mehr als 1,6 Milliarden Mark brachte ihm der Verkauf seines börsennotierten Internet-Dienstleisters Ision ein. Der Erwerber, die britische Telekom-Firma Energis, zahlte Falk Anfang dieses Jahres 411 Millionen Mark in bar und 1,2 Milliarden – nach damaligem Wert – in Aktien.
Einen Teil des Erlöses will Falk, der den Stadtplan-Verlag seines Vaters bereits 1995 an Bertelsmann verkauft hatte, nun wieder investieren – diesmal in unterbewertete Firmen aus MDax und SDax.
N E U E R M A R K T
Die Liste der Pleiten und Skandale
Fachleute sind sich einig: Die Krise des Neuen Marktes ist vor allem eine Folge der zahlreichen Skandale, die das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschüttert haben.
Frankfurt - Stellvertretend für viele andere brachte der Münchner Vermögensverwalter Gottfried Heller in einem Interview mit manager-magazin.de die Dinge auf den Punkt. Sein Fazit: "Die Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter."
Eine kleine Übersicht der Pleiten und Skandale in alphabetischer Reihenfolge:
Amatech: "Umsatzauffälligkeiten" vor einer Ad-hoc-Meldung
Biodata: Insider-Verdacht
Biodata: Strafanzeige und Schadensersatzklage
Brain International: Insider am Werk?
CAA: Ermittlungen gegen einen Börsenvorstand
CAA: Wertpapieraufsicht prüft
CE Consumer: Ärger wegen versteckter Gewinnwarnung
D.Logistic: Bundesaufsichtsamt wird aktiv
EM.TV: Die geplatzte Milliarden-Blase
EM.TV: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die Haffas
Heyde: Förmliche Insider-Untersuchung
Infomatec: Die Ex-Vorstände müssen 100.000 Mark Schadensersatz zahlen
Intershop: Wertpapieraufsicht prüft
Ixos: Verdacht auf Insiderhandel
Kabel New Media: Das Insolvenzverfahren ist eröffnet
Kabel New Media: Ausschluss vom Neuen Markt
Kinowelt: Kreditgeber und Betreuerbank verabschieden sich
Kinowelt: Probleme ohne Ende
Kinowelt: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Letsbuyit: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Management Data: Insolvenz-Antrag
Management Data: Ausschluß vom Neuen Markt
MB Software: Insolvenz-Antrag
Metabox: Die Chronik eines angekündigten Todes
Popnet: Antrag auf Insolvenz-Eröffnung
Refugium: Insolvenzverfahren
Sunburst: Abschied vom Neuen Markt
Team: Eine Skandalgeschichte endet
United Visions: "Umsatzauffälligkeiten" vor der Fusion
Web.de: Kurspflege mit fragwürdigen Mitteln
WWL Internet: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Quelle: manager-magazin.de
Mfg MH
newsletter@wallstreet-online.de schrieb:
Heute hat der Siemens-Konzern die Pläne seines Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer entgültig in die Tat umgesetzt und den noch verbliebenen 50,4-prozentigen Anteil an dem Halbleiterkonzern Infineon durch Aktienverkäufe unter die magische 50-Prozent-Grenze gedrückt. „Wir haben ein solches Aktienvolumen an den Kapitalmärkten platziert, dessen Verkauf uns zum einen unter die 50-Prozent-Marke gebracht und zum anderen den Kurs der Aktie geschont hat“, betont ein Siemens-Sprecher.
Bereits zur Halbjahres-Bilanzpressekonferenz im April dieses Jahres hat Siemens-Vorstandschef Heinrich v.Pierer seinen unbedingten Willen zum Verkauf weiterer Anteile an der bisherigen Tochtergesellschaft nachdrücklich dargestellt. „Wir kommentieren unser Zahlenwerk ohne Einbeziehung von Infineon Technologies. Infineon ist eine eigenständige Aktiengesellschaft, die selbstst! ändig ihre aktuellen Zahlen veröffentlicht und kommentiert. Dies ist am vergangenen Dienstag für das zweite Quartal geschehen“, unterstrich von Pierer damals. Einen ersten Schritt unternahm Siemens zu jener Zeit mit der Einbringung von 15 Prozent seiner Anteile in den Siemens Pensionsfonds.
Die Dekonsolidierung von Infineon erfolgt mit sofortiger Wirkung. Künftig wird Siemens seine Infineon-Beteiligung nach der Equity-Methode, die das IAS-Bilanzierungs-Regelwerk vorsieht, in ihre Bilanz aufnehmen. Hier wird Infineon unter dem Punkt „Finanzanlagen“ geführt und dessen Nachsteuergewinn dem Siemens-Anteil entsprechend in der Zeile „Beteiligungsergebnis“ innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung gezeigt werden.
Zudem gelingt Siemens noch ein weiterer geschickter Schachzug. Mit der unwiderruflichen Übertragung von 200 Millionen Infineon-Aktien – das entspricht einem Anteil von 29 Prozent am Infineon-Grundkapital – an einen Trust erhöht sich der Anteil der frei handelbaren Infineon-Aktien – sprich der Free Float – nach Gründung des „Non-Voting-Trusts“ auf mehr als 50 Prozent. Vor dem Hintergrund der Umstellung zahlreicher Börsenindizes auf die Höhe des Streubesitzes ist dies ein deutliches Plus für die Infineon-Aktie.
Grund für die Free Float-Steigerung ist die Regelung für die an den Trust übertragenen Aktien. Der Treuhänder dieses Trusts unterliegt bestimmten Auflagen. So darf er die Stimmrechte der übertragenen Aktien nicht ausüben, so dass die freien Infineon-Aktionäre über die Stimmrechtsmehrheit an dem Unternehmen verfügen. Erlöse a! us den Aktien sowie Bardividenden von Infineon wird der Trust an Siemens abführen, da der Münchener Konzern das wirtschaftliche Eigentum an den 200 Millionen Aktien behält.
Infineon-Chef Ulrich Schumacher zeigt sich erfreut über das Vorgehen von Siemens. "Ich begrüße die seit langem geplante Entscheidung und freue mich, dass Siemens einen Weg gefunden hat, mit Blick auf die Infineon-Aktionäre die Dekonsolidierung auf Markt schonende Weise zu vollziehen."
Die Kurse der Wertpapiere beider Unternehmen erfahren durch die Bekanntgabe aus dem Hause Siemens noch einmal einen deutlichen Schub und avancieren zu den Top-Gewinnern des Dax. Grund für die Gewinne bei Siemens ist, dass das Unternehmen die Infineon-Konsolidierung nicht mehr vornehmen muss und deshalb von besseren Bilanzzahlen ausgegangen werden kann. Die Kursexplosion der Infineon-Aktie ist darauf zurückzuführen, dass die Angst, Siemens könnte durch eine Platzierung eines großen Aktien! paketes den Infineon-Kurs in die Knie zwingen, abgewendet ist. Auch der Faktor Free Float spielt eine Rolle.
Autor: Oliver Mies (© wallstreet:online AG) 16:11 05.12.2001
Heute hat der Siemens-Konzern die Pläne seines Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer entgültig in die Tat umgesetzt und den noch verbliebenen 50,4-prozentigen Anteil an dem Halbleiterkonzern Infineon durch Aktienverkäufe unter die magische 50-Prozent-Grenze gedrückt. „Wir haben ein solches Aktienvolumen an den Kapitalmärkten platziert, dessen Verkauf uns zum einen unter die 50-Prozent-Marke gebracht und zum anderen den Kurs der Aktie geschont hat“, betont ein Siemens-Sprecher.
Bereits zur Halbjahres-Bilanzpressekonferenz im April dieses Jahres hat Siemens-Vorstandschef Heinrich v.Pierer seinen unbedingten Willen zum Verkauf weiterer Anteile an der bisherigen Tochtergesellschaft nachdrücklich dargestellt. „Wir kommentieren unser Zahlenwerk ohne Einbeziehung von Infineon Technologies. Infineon ist eine eigenständige Aktiengesellschaft, die selbstst! ändig ihre aktuellen Zahlen veröffentlicht und kommentiert. Dies ist am vergangenen Dienstag für das zweite Quartal geschehen“, unterstrich von Pierer damals. Einen ersten Schritt unternahm Siemens zu jener Zeit mit der Einbringung von 15 Prozent seiner Anteile in den Siemens Pensionsfonds.
Die Dekonsolidierung von Infineon erfolgt mit sofortiger Wirkung. Künftig wird Siemens seine Infineon-Beteiligung nach der Equity-Methode, die das IAS-Bilanzierungs-Regelwerk vorsieht, in ihre Bilanz aufnehmen. Hier wird Infineon unter dem Punkt „Finanzanlagen“ geführt und dessen Nachsteuergewinn dem Siemens-Anteil entsprechend in der Zeile „Beteiligungsergebnis“ innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung gezeigt werden.
Zudem gelingt Siemens noch ein weiterer geschickter Schachzug. Mit der unwiderruflichen Übertragung von 200 Millionen Infineon-Aktien – das entspricht einem Anteil von 29 Prozent am Infineon-Grundkapital – an einen Trust erhöht sich der Anteil der frei handelbaren Infineon-Aktien – sprich der Free Float – nach Gründung des „Non-Voting-Trusts“ auf mehr als 50 Prozent. Vor dem Hintergrund der Umstellung zahlreicher Börsenindizes auf die Höhe des Streubesitzes ist dies ein deutliches Plus für die Infineon-Aktie.
Grund für die Free Float-Steigerung ist die Regelung für die an den Trust übertragenen Aktien. Der Treuhänder dieses Trusts unterliegt bestimmten Auflagen. So darf er die Stimmrechte der übertragenen Aktien nicht ausüben, so dass die freien Infineon-Aktionäre über die Stimmrechtsmehrheit an dem Unternehmen verfügen. Erlöse a! us den Aktien sowie Bardividenden von Infineon wird der Trust an Siemens abführen, da der Münchener Konzern das wirtschaftliche Eigentum an den 200 Millionen Aktien behält.
Infineon-Chef Ulrich Schumacher zeigt sich erfreut über das Vorgehen von Siemens. "Ich begrüße die seit langem geplante Entscheidung und freue mich, dass Siemens einen Weg gefunden hat, mit Blick auf die Infineon-Aktionäre die Dekonsolidierung auf Markt schonende Weise zu vollziehen."
Die Kurse der Wertpapiere beider Unternehmen erfahren durch die Bekanntgabe aus dem Hause Siemens noch einmal einen deutlichen Schub und avancieren zu den Top-Gewinnern des Dax. Grund für die Gewinne bei Siemens ist, dass das Unternehmen die Infineon-Konsolidierung nicht mehr vornehmen muss und deshalb von besseren Bilanzzahlen ausgegangen werden kann. Die Kursexplosion der Infineon-Aktie ist darauf zurückzuführen, dass die Angst, Siemens könnte durch eine Platzierung eines großen Aktien! paketes den Infineon-Kurs in die Knie zwingen, abgewendet ist. Auch der Faktor Free Float spielt eine Rolle.
Autor: Oliver Mies (© wallstreet:online AG) 16:11 05.12.2001
besonders der zweite teil des artikels ist zu beachten:
Aus der FTD vom 14.12.2001
Deutschland setzt sich bei IAS durch
Von Nicola de Paoli, Hamburg, und Doris Grass, Frankfurt
Die EU-Finanzminister haben sich vorläufig auf die verbindliche Einführung
internationaler Buchführungsstandards erst ab 2007 geeinigt. Dabei hat sich
vor allem die Lobby der deutschen Großunternehmen durchgesetzt.
Bundesfinanzminister Hans Eichel hatte sich in Brüssel für die Forderungen
des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) stark gemacht. Der BDI
fürchtete, dass mit der ursprünglich geplanten Einführung von IAS bereits ab
2005 hohe Kosten auf Konzerne zukämen, deren Aktien an den US-Börsen notiert
werden. Sie hätten bis zu drei Buchführungsregeln zu beachten: Generally
Accepted Accounting Principles (GAAP)in den USA, IAS für Europa sowie die
des Handelsgesetzbuches (HGB). "Dies würde erhebliche Kostensteigerungen
verursachen und einen Nachteil gegenüber den US-Konkurrenten bedeuten",
erklärte der BDI.
Die Haltung des Europäischen Parlamentes (EP) zu dem Gesetzentwurf ist noch
unklar. Der Rechtsausschuss des EP will in der kommenden Woche noch einmal
intern über die Verordnung debattieren. Eine Entscheidung werde es dann aber
noch nicht geben, sagte der zuständige Berichterstatter im Rechtsausschuss,
der britische Abgeordnete Lord Inglewood. Mit einer ersten Lesung rechne er
erst Anfang des kommenden Jahres, sagte Inglewood.
Damit ist klar, dass der Verordnungsvorschlag der Kommission nicht, wie
ursprünglich geplant, noch in diesem Jahr in Kraft treten kann. Beobachter
in Brüssel rechnen damit, dass er vermutlich erst Mitte 2002 verabschiedet
wird.
Der deutsche EP-Abgeordnete Klaus-Heiner Lehne (CDU) hatte vergangene Woche
mehrere Änderungsanträge eingebracht und vorgeschlagen, die
Übergangsvorschrift für alle europäischen Unternehmen, wie usprünglich von
Eichel gefordert, auf 2010 zu verlängern. Zudem kritisiert Lehne, dass die
Gesetzgebungsgewalt für das Bilanzrecht nach den Brüsseler Plänen auf eine
private internationale Organisation, das International Accounting Standard
Board (IASB) übertragen würde. Das EP will zumindest die Möglichkeit haben,
inakzeptable Standards innerhalb einer zumutbaren Frist abzulehnen.
Einigung bei Marktmissbrauch und Insiderhandel
Einigung erzielten die Finanzminister am Donnerstag auch über die von
Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein vorgelegte Richtlinie gegen
Marktmissbrauch und Insiderhandel. Bisher gibt es auf EU-Ebene keine
gemeinsamen Vorschriften.
Börsennotierte Firmen oder Personen, die falsche oder irreführende
Informationen verbreiten, die sich auf den Börsenkurs von Aktien oder
anderen Wertpapieren auswirken, können künftig mit Geldbußen bestraft unter
öffentlich an den Pranger gestellt werden. Die strafrechtliche Verfolgung in
den jeweiligen EU-Ländern bleibt davon unberührt. Die Minister machen aber
die Einschränkung, dass diese Informationen absichtlich verbreitet wurden
oder die betreffende Person sich über den falschen beziehungsweise
irreführenden Inhalt im Klaren sein musste.
Außerdem nahmen die Minister Journalisten von den neuen Vorschriften aus,
sofern sie irreführende Informationen unabsichtlich veröffentlicht haben.
Sie reagierten damit auf die Sorgen von Verlegern, die die Pressefreiheit in
Gefahr sahen.
Zugleich sieht die Richtlinie vor, dass in allen EU-Staaten nur noch eine
Aufsichtsbehörde für die Verfolgung von Insiderhandel und Marktmanipulation
zuständig sein soll. In Deutschland wäre dies nach den Plänen der Regierung
das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel. Die Aufsichtsbehörden
sollen einheitliche und weitgehende Machtbefugnisse erhalten. Dazu gehört
die Beschlagnahme von Geldern oder die Aussetzung des Handels in den
betroffenen Wertpapieren.
Auch bei dieser Richtlinie will das EU-Parlament zahlreiche Änderungen
durchsetzen. Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des EP will den
Gesetzesentwurf der EU-Kommission am kommenden Mittwoch erörtern.
© 2001 Financial Times Deutschland
Aus der FTD vom 14.12.2001
Deutschland setzt sich bei IAS durch
Von Nicola de Paoli, Hamburg, und Doris Grass, Frankfurt
Die EU-Finanzminister haben sich vorläufig auf die verbindliche Einführung
internationaler Buchführungsstandards erst ab 2007 geeinigt. Dabei hat sich
vor allem die Lobby der deutschen Großunternehmen durchgesetzt.
Bundesfinanzminister Hans Eichel hatte sich in Brüssel für die Forderungen
des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) stark gemacht. Der BDI
fürchtete, dass mit der ursprünglich geplanten Einführung von IAS bereits ab
2005 hohe Kosten auf Konzerne zukämen, deren Aktien an den US-Börsen notiert
werden. Sie hätten bis zu drei Buchführungsregeln zu beachten: Generally
Accepted Accounting Principles (GAAP)in den USA, IAS für Europa sowie die
des Handelsgesetzbuches (HGB). "Dies würde erhebliche Kostensteigerungen
verursachen und einen Nachteil gegenüber den US-Konkurrenten bedeuten",
erklärte der BDI.
Die Haltung des Europäischen Parlamentes (EP) zu dem Gesetzentwurf ist noch
unklar. Der Rechtsausschuss des EP will in der kommenden Woche noch einmal
intern über die Verordnung debattieren. Eine Entscheidung werde es dann aber
noch nicht geben, sagte der zuständige Berichterstatter im Rechtsausschuss,
der britische Abgeordnete Lord Inglewood. Mit einer ersten Lesung rechne er
erst Anfang des kommenden Jahres, sagte Inglewood.
Damit ist klar, dass der Verordnungsvorschlag der Kommission nicht, wie
ursprünglich geplant, noch in diesem Jahr in Kraft treten kann. Beobachter
in Brüssel rechnen damit, dass er vermutlich erst Mitte 2002 verabschiedet
wird.
Der deutsche EP-Abgeordnete Klaus-Heiner Lehne (CDU) hatte vergangene Woche
mehrere Änderungsanträge eingebracht und vorgeschlagen, die
Übergangsvorschrift für alle europäischen Unternehmen, wie usprünglich von
Eichel gefordert, auf 2010 zu verlängern. Zudem kritisiert Lehne, dass die
Gesetzgebungsgewalt für das Bilanzrecht nach den Brüsseler Plänen auf eine
private internationale Organisation, das International Accounting Standard
Board (IASB) übertragen würde. Das EP will zumindest die Möglichkeit haben,
inakzeptable Standards innerhalb einer zumutbaren Frist abzulehnen.
Einigung bei Marktmissbrauch und Insiderhandel
Einigung erzielten die Finanzminister am Donnerstag auch über die von
Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein vorgelegte Richtlinie gegen
Marktmissbrauch und Insiderhandel. Bisher gibt es auf EU-Ebene keine
gemeinsamen Vorschriften.
Börsennotierte Firmen oder Personen, die falsche oder irreführende
Informationen verbreiten, die sich auf den Börsenkurs von Aktien oder
anderen Wertpapieren auswirken, können künftig mit Geldbußen bestraft unter
öffentlich an den Pranger gestellt werden. Die strafrechtliche Verfolgung in
den jeweiligen EU-Ländern bleibt davon unberührt. Die Minister machen aber
die Einschränkung, dass diese Informationen absichtlich verbreitet wurden
oder die betreffende Person sich über den falschen beziehungsweise
irreführenden Inhalt im Klaren sein musste.
Außerdem nahmen die Minister Journalisten von den neuen Vorschriften aus,
sofern sie irreführende Informationen unabsichtlich veröffentlicht haben.
Sie reagierten damit auf die Sorgen von Verlegern, die die Pressefreiheit in
Gefahr sahen.
Zugleich sieht die Richtlinie vor, dass in allen EU-Staaten nur noch eine
Aufsichtsbehörde für die Verfolgung von Insiderhandel und Marktmanipulation
zuständig sein soll. In Deutschland wäre dies nach den Plänen der Regierung
das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel. Die Aufsichtsbehörden
sollen einheitliche und weitgehende Machtbefugnisse erhalten. Dazu gehört
die Beschlagnahme von Geldern oder die Aussetzung des Handels in den
betroffenen Wertpapieren.
Auch bei dieser Richtlinie will das EU-Parlament zahlreiche Änderungen
durchsetzen. Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des EP will den
Gesetzesentwurf der EU-Kommission am kommenden Mittwoch erörtern.
© 2001 Financial Times Deutschland
ICH wüsste alleine mehr als 10 weitere Arten der "Kursmanipulation" aber ich werde mich hüten, aus dem Nähkästchen zu plaudern!
hahaha
KK
welch unangenehm pushender besuch in diesem thread...
kinski wir alle kennen wohl noch mehr arten *g* doch keiner hat solch praktische kenntnisse wie du ;o) im sinne von "brot und spiele fürs volk..." wirst du uns sicher ein wenig erzählen...oder sollte deine aussage dann doch nur darauf beruhen, dass du gerne dem proletentum fröhnst?
by the way, über die boardpusherei zu philosophieren wäre sinnlos, die von dir bisher, in diesem board, gegebenen beispiele dürften ausreichen... ;o)
mfg mh
kinski wir alle kennen wohl noch mehr arten *g* doch keiner hat solch praktische kenntnisse wie du ;o) im sinne von "brot und spiele fürs volk..." wirst du uns sicher ein wenig erzählen...oder sollte deine aussage dann doch nur darauf beruhen, dass du gerne dem proletentum fröhnst?
by the way, über die boardpusherei zu philosophieren wäre sinnlos, die von dir bisher, in diesem board, gegebenen beispiele dürften ausreichen... ;o)
mfg mh
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