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    Briefe an die Menschheit - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.08.00 21:14:42 von
    neuester Beitrag 29.08.00 06:41:32 von
    Beiträge: 8
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      schrieb am 27.08.00 21:14:42
      Beitrag Nr. 1 ()
      Oder: Als ich aufhörte, zu lachen

      Liebe Menscheit,

      Ich habe nun sehr viel gelacht und das, man wird es mir kaum glauben wollen, meistens allein. Allein lacht es sich ohnehin am besten, auch wenn das viele Leute gar nicht wissen können. Aber ich habe nun aufgehört zu lachen, denn Ernst soll in mein Leben einziehen. Es gibt sehr viele Leute, die sich mit ernsthaften dingen beschäftigen – man muss nur mal den Fernseher einschalten. Ich habe so etwas nicht gemacht – das war mir alles zu ernst. Fragt mich jemand, was ich denn eigentlich gemacht habe, muss ich immer lügen und solche dinge sagen wie: ich mache dies oder ich mache jenes. Niemals dürfte ich die wahrheit sagen, die da ist: ich beschäftige mich mit nichts anderem sonst, als andere menschen auszulachen.
      ‚Das ist natürlich ein starkes Stück‘ wird jetzt der ein oder andere Leser denken und er hat recht damit. Aber das soll jetzt anders werden, denn ich weiss jetzt, was es bedeutet zu lachen.
      Sehen wir es doch einmal von einem globalen standpunkt aus: in fernsehsendungen und in den Journalen, die die welt bedeuten, wird uns weis gemacht, es stünde schlecht um die welt: tiere sterben aus, hungersnöte, wohin man blickt, katastrophen von Flugzeugen und U-Booten, kriege, konzerne müssen für die eigenen beschäftigten profit machen, krankheit und und und – ein derartiges Blabla nimmt kein Ende. Fazit: wer an all das denkt, wird nur schwer lachen können. Deshalb habe ich mir solche dinge nicht angeguckt und denke auch nicht daran – deshalb konnte ich lachen. Wenn man mal ganz ehrlich zu sich selbst ist, was natürlich nur sehr selten vorkommt, müsste man sich dazu eingestehen, dass solche dinge ohnehin völlig uninteressant sind, da sie nur dazu dienen, sich an ihnen als mensch zu profilieren.
      Ich habe mich also meinen mitmenschen gewidmet und geradezu erstaunliche dinge an ihnen entdeckt. Man kann das vermutlich nicht so einfach glauben, aber es ist so. erstaunlich ist das vor allem deswegen, weil mitmenschen normalerweise eher langweilige personen sind. Zumindest ist das eine weit verbreitete meinung, die natürlich durchaus ihre berechtigung hat. Für leute allerdings, die das glück haben, einen hamlet oder einen rambo in ihrem freundeskreis treffen zu können, kann ich hier nicht reden, sondern möchte diesen feinen menschen mitteilen, dass ich aufgehört habe, über sie zu lachen. Dazu muss ich mich erläutern: ich habe noch nie (in worten: NIE) meinen mitmenschen glauben geschenkt. Was ich immer gemacht habe, war: ich habe mir angehört, was sie gesagt haben und dann dabei zugesehen, was sie gemacht haben. Das ergebnis ist in allen fällen dasselbe: zum Lachen!
      Manch einer denkt jetzt bestimmt: ‚also IMMER ist das bestimmt nicht zum lachen!‘. gerade diese leute aber geben die allerbesten witze ab. Überhaupt ist jeder Mensch von vorneherein komisch, wenn er eine angelegenheit Ernst nimmt – das ist ja gerade das Komische.
      JETZT werden einigen leute denken, ich spönne. Dem ist aber nicht so, wie ich dem verehrten Publikum gleich bestätigen werde. Man muss hier nämlich nur in geeigneter Art differenzieren. Ich bin mir durchaus bewusst, dass manche menschen diese tiefe art der Komik gar nicht begreifen wollen. Und zwar deswegen, weil es in ihren Leben andere Menschen gibt, die dem eigenen Leben einen Sinn und somit eine daseinsberechtigung geben. Man denke hier an den Chef in der Firma oder an den Pfarrer bei einer beerdigung. Und über die verbietet es die Existenzangst zu lachen. Ja, die existenzangst gibt es und sie ist es auch, die uns das Lachen verbieten will. Bei mir ging das jedoch nicht, weil ich keine existenzangst hatte und falls ich doch mal welche gehabt haben sollte, musste ich gleich anfangen zu lachen – da ging sie ganz schnell wieder kaputt. Allerdings bedauere ich das jetzt, da ich mich vom weltgeschehen ausgeschlossen fühle. Ich kann nämlich immer noch nicht dieses ganze gezeter ernstnehmen. Das dumme ist nur: zum Lachen ist es auch nicht mehr. Ich habe also in meiner freien Zeit darüber nachgedacht und bin zu folgenden ergebnissen gekommen:
      Derjenige, der alleine lacht, lacht nur über die Zerstörung einer gemeinschaft. Generell scheint gar zu gelten: die Lust des Einzelnen IST die Zerstörung der Gemeinschaft. Gemeinschaften sind natürlich gut, damit alles klappt auf der erde und damit was auf die beine gestellt wird. denn so viel dürfte wohl mal klar sein: ein einzelner mensch hätte es sicherlich sehr schwer gehabt, auf den Mond zu fliegen – für so was braucht man schon ein paar leute, die zusammenarbeiten: eine gemeinschaft eben. Anders geht das nicht.
      Ich dagegen habe mir irgendwann in meinem Leben gesagt, dass ich über das, was ich in meinem Leben ernst nehme, einfach selbst entscheiden möchte. Ich möchte beispielsweise keinen Chef haben, der mir sagt, was ernst und wichtig ist und was nicht. Aber so einfach ist das alles nicht, warum dann mein Denken auch bei den Philosophen landete. Heute weiss ich, dass ich keine wahl habe, die dinge so zu nehmen, wie sie sind und wie sie sich ernst machen wollen – viele Dinge nehmen sich einfach selbst ernst, je nach dem, wie man die Zeit dazu hat (einen freien willen gibt es übrigens nicht).
      Man kann sich natürlich immer darüber streiten, was denn nun eigentlich ernst ist, und was nicht. Anfangs fand ich das lustig, weil ich dachte, dass niemand von den streitenden bemerkt, dass es zu allererst darauf ankommt, ob denn der streit an sich ernst gemeint ist. heute weiss ich, dass ein streit den ernst einer lage auszuloten versucht und demzufolge ist mir die lust am streiten vergangen. Warum das so ist? Ganz einfach: ich kann mich mit jemandem so lange streiten, bis er vor sich selbst erschrickt – wozu soll ich mich da noch streiten? Streits kann ich also generell nicht mehr ernst nehmen. Und wenn doch einer kommt, der sich mit mir ernsthaft streiten will, haue ich ihm die eigenen argumente so lange um die Ohren, bis er sich dreimal überlegt, was er zu mir sagt. Vielleicht fehlen mir dazu einfach die Interessen irgendeiner Gemeinschaft, über die ich schon gelacht habe. Ich bin eben ein individuum geworden, wie es im Buche steht.
      Also etwas, das in unseren Breitengraden die meisten Menschen sein wollen, aber irgendwie nicht sein können. Vielen von ihnen merkt man dieses nicht-sein-können sehr stark an. So etwas zu sehen, ist natürlich immer schlimm. Vor allem dann, wenn man nicht darüber lachen kann. Über solche leute sollte man aber lachen, da sie es die letzten sind, die es verdient haben, dass man sie ein Individuum nennt.
      Womit ich auch schon zur beschreibung einer bestimmten Personengruppe gelangt bin, die sich in jedem Kreise von mitmenschen finden lässt. Mitmenschen hat natürlich jeder: irgendwelche bekannte, selbst enge Freunde, Nachbarn und Verwandte zählen hierzu. In diesem Metier kenne ich mich aus, da ich mich intensiv in ihm zum alleinigen Zwecke der Belustigungsfindung bewegt habe. In diesen Kreisen also finden sich überall bestimmte Personen, die im Prinzip jeder kennt: es sind die Heinis.
      Das Bestechende an einem Heini ist: ein Heini bleibt immer ein Heini – egal was er auch macht, tut, denkt oder sagt. Manche Kreise verehrter Mitmenschen quellen geradezu über vor Heinis. Heinis sind natürlich gewissermassen notwendig, jedoch nicht unbedingt erquicklich, da man bei ihnen schon immer vorweg sagen kann, was sie sagen werden, wenn sie nur beginnen, die Lippen zu öffnen, UM etwas zu sagen. Heiniexperimente mit der eigenen Person sind dagegen sehr kurzweilig, denn man sollte nicht vergessen, dass jeder Heini meint, die Menschen um ihn herum seien auch alle Heinis.
      Ein Heiniexperiment ist beispielsweise folgendes: man wirft etwas in die Heini-Runde, von dem man weiss, dass es diesen gegen den Strich geht. Eine darauffolgende Diskussion, die auf einem Austausch von Argumenten basiert, kann souverän geführt werden, da das thema der diskussion für die eigenen Belange ja keine Rolle spielt. Was man daran allerdings feststellen kann, ist, wie sehr die anderen Heinis (in deren Augen gibt es ja nur solche und wir selbst sind auch einer) wollen, dass man der Heini bleibt, für den man gehalten wird. Hat man in seinem erlauchten Kreise von Mitmenschen die Heinis ausgemacht, kann ich zu solcherart Experimenten nur raten! Man wird erstaunt sein, wie sehr man selbst ein Heini ist!
      Meiner Erfahrung nach gibt es zu viele Heinis auf der Welt und lustig sind sie auch nicht mehr. Ich habe aber aufgehört zu lachen, weil ich ihre Gemeinschaft zerstöre – vermutlich kann die Welt nur aus Heinis bestehen: wenn ich weiterlachen würde, würde ich wohl die Welt zerstören. Das will ich aber nicht. Anderes erscheint mir momentan nicht denkbar.

      Andächtig schweigend
      soe
      Avatar
      schrieb am 27.08.00 21:37:51
      Beitrag Nr. 2 ()
      Oh Scheisse!Langeweile?
      Avatar
      schrieb am 28.08.00 00:29:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      @ dimu
      Hast Du irgendwas falsches gegessen? Alpträume wg. vollem Magen?
      Oder ist das bei Dir nur grenzenloser Weltschmerz?
      Du willst die Welt (und die Heinis) verbessern, aber die Welt will sich nicht verbessern lassen
      (die Heinis noch weniger.)

      Ein wirklich gut gemeinter Rat:
      Versuche nicht, die Welt zu ändern, versuche Deine Ansicht der Welt zu ändern.
      Kein Heini lässt sich von einem anderen Heini was sagen.

      Falls ich mich jetzt Deiner Meinung nach als Heini geoutet haben sollte (immerhin habe ich ja
      auf Dein "Heiniexperiment" reagiert wie eine Laborratte, die den Futterknopf drückt), so nehme
      ich Dein Lachen darüber gerne in Kauf.

      Meine Weltansicht unterscheidet sich von Deiner dahingehend, dass ich erkannt habe, dass die
      Welt nicht verbessert (ja nicht einmal geändert) werden will. Jeder glaubt, dass nur das was
      er glaubt, denkt, fühlt, macht, usw., richtig ist, was alle anderen denken, glauben, fühlen,
      machen, usw., ist falsch.

      Übrigens: Ich darf das sagen, ich nämlich schon seeehr alt.
      mig48 (dimu, hör` nie auf zu Lachen!) :D
      Avatar
      schrieb am 28.08.00 00:56:32
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ mig 48

      Wenn ich die Ansicht meiner Welt ändere, ändere ich meine Welt. Abgesehen davon kann man seine Ansichten gar nicht ändern - die ändern sich von selbst, wenn sie das wollen.

      ist dir schon einmal aufgefallen, dass jemand, der deiner `Weltansicht` zustimmt, genau diese zusammenbrechen lässt?
      Jetzt kannst du nur einen einzigen Gedanken haben: Stimmt!

      ihr seid natürlich keine Heinis...;)
      Avatar
      schrieb am 28.08.00 01:11:22
      Beitrag Nr. 5 ()
      Wenn ich die Ansicht meiner Welt ändere, ändere ich meine Welt
      So ist es!!!

      Ich will nicht, dass irgendjemand meiner Weltansicht zustimmt, die gehört nämlich
      mir, nur mir, sonst niemandem!
      Wenn es anders wäre, wäre es ja nicht meine Ansicht der Welt.

      Man, oder besser gesagt: ich, kann sehr wohl meine Ansichten der Welt ändern, und zwar einfach
      dadurch, dass ich mir bewusst werde, dass meine Ansicht der Welt nur eine von vielen ist.

      mig48 (warum benutzt Du den plural majestatis?) :)

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      Avatar
      schrieb am 29.08.00 01:08:13
      Beitrag Nr. 6 ()
      Lieber, seeeeehr alter mig 48!

      Hast du dich eigentlich eher von der Überschrift meines Beitrages oder von Heini-Thematik ansprechen lassen?

      Ansonsten sage ich nur: Weltschmerz. Bringen dich Schmerzen dazu, mit dem Lachen aufzuhören? - Da fangen die bei mir erst an!!
      Avatar
      schrieb am 29.08.00 01:40:20
      Beitrag Nr. 7 ()
      @ dimu

      1. Thema
      2. Nickname
      3. Heiniexperiment

      @Weltschmerz: Hatte schon lange keinen mehr, weiss gar nicht mehr, was das ist.
      Die Welt schmerzt mich schon lange nicht mehr, höchstens mein Rheuma, Gicht, Leber,
      Zähne (soweit vorhanden), usw.
      Ansonsten: Mit dem Lachen aufhören kann ich z.B. nicht, ich weiss gar nicht,
      wie das gehen sollte. Es gibt nicht mehr viel, was ich ernst nehme, die Heinis mit ihrer
      Wichtigtuerei z.B. nicht.
      Willst Du wissen, seit wann das so ist? Ich sag`s Dir:
      Seit ich angefangen habe mich selbst nicht mehr so wichtig zu nehmen.

      mig48 (geht jetzt schlafen) :)
      Avatar
      schrieb am 29.08.00 06:41:32
      Beitrag Nr. 8 ()
      @ dimu
      einsamkeit, na ja und grössenwahn ist auch dabei, bei allem weltschmerz oder was dich immer treibt..... lach ruhig weiter: die welt geht davon nicht zugrunde.

      antigone


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