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    Wieso sind Menschen religiös? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.08.00 16:29:59 von
    neuester Beitrag 11.04.03 13:41:04 von
    Beiträge: 19
    ID: 229.709
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      schrieb am 31.08.00 16:29:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      In einem Beitrag im Thread „Menschliches Bewußtsein“ hatte ich versprochen etwas zum Ursprung der Religion beim Menschen zu schreiben. Ich hänge nachfolgend einen Text an, den ich später noch erweitern möchte. Ich beziehe mich dabei auf Steven Mithen: Prehistory of the Mind.
      Avatar
      schrieb am 31.08.00 16:31:19
      Beitrag Nr. 2 ()
      Der Ursprung der Religiosität beim Menschen

      Ausgrabungen datieren das Entstehen von Kunst und Religion in die gleiche Zeit: vor etwa 60.000 bis 30.000 Jahren. Dokumentiert durch neolithische Figuren und Höhlenmalereien. Warum entstand in dieser Zeit die Religion?

      Tatsache ist, daß Menschen Religiosität nicht zum Überleben brauchen, im Gegensatz zu handwerklichem Geschick, um Faustkeile herzustellen oder der Fähigkeit zu Lügen, um eine möglichst hohe soziale Position im Stamm einzunehmen. Es muß sich dabei um eine Eigenschaft des Menschen handeln, die sich in Gesellschaft mit einer evolutionär vorteilhaften Qualität entwickelt hat.

      Zunächst einmal: was ist Religion? Merkmale der Religion sind der Glaube an eine Belebtheit der Natur, der Glaube an die Möglichkeit, diese in der Natur wirkenden Kräfte zu beeinflussen und die Entwicklung von Riten und von Ethik, über die diese Beeinflussung erreicht werden kann. In der Regel kommt der Glaube an ein Leben nach dem Tod und Mutmaßungen über die Entstehung der Welt hinzu. Daß sich z.B. das Christentum weit von diesen Anfängen entwickelt hat, braucht nicht zu stören. Auch hier gibt es Gebete, um Ereignisse zu wenden.

      A priori gibt es keinen Grund, an die Belebtheit der Natur zu glauben. Wenn man versucht, mit Steinen, Blitzen, Regen oder Überschwemmungen zu reden, ist das selten von Erfolg gekrönt. Es muß also eine Neigung im Menschen geben, besondere Dinge, Pflanzen, Tiere oder Ereignisse zu vermenschlichen, d.h. menschliche Antriebe dahinter zu vermuten.
      Avatar
      schrieb am 31.08.00 16:33:33
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Entwicklung des menschlichen gehirns

      Aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen wissen wir, daß unser Gehirn für die verschiedenen Aufgaben, die sich dem Menschen stellen, spezialisierte Bereiche entwickelt hat. Ein Bereich ist für soziale Wechselwirkungen zuständig, und ermöglicht uns, uns in andere Menschen hineinzuversetzen und Wirkungen unserer Handlungen auf andere Menschen abzuschätzen. Es ist klar, daß dies Einfluß auf den Status eines Menschen in der Gruppe hat und somit auch seinen Fortpflanzungserfolg bestimmt, also durch die Evolution gefördert wird. Diese Fähigkeit haben wir mit den Menschenaffen gemein, kann sich also schon vor 10 Millionen Jahren entwickelt haben. Andere geistige Spezialisierungen des Menschen sind sein Geschick in der Bearbeitung von Steinen, das sich vor etwa 1,8 Millionen Jahren zu entwickeln begann. Das Geschick, das Verhalten von Tieren einzuschätzen und Spuren zu lesen (naturwissenschaftliches Modul), könnte schon bei den Australopithecus-Arten entwickelt worden sein oder sogar vorher. Die Sprache hat sich entwickelt, als die Gruppengröße der Menschen so weit anstieg, daß man durch „Lausen“ nicht mehr effizient alle Sozialkontakte pflegen konnte. Manche Anatomen sehen den Übergang zum sprechenden Menschen vor weniger als 1 Million Jahren.

      Je nach Tätigkeit wird der frühe Mensch (vor mehr als 100.000 Jahren) zwischen den einzelnen Denkmodulen geschaltet haben. Das Bearbeiten eines Steines wird für ihn etwas völlig anderes gewesen sein, als die Bearbeitung eines Knochens (Teil eines Tieres). Erst im Lauf der Entwicklung des Homo sapiens, und vermutlich vor weniger als 100.000 Jahren, wurden die Schranken zwischen den Denkmodulen durchlässig. Plötzlich wurde den Menschen klar, daß man Knochen genauso bearbeiten konnte, wie Steine, obwohl Knochen aus der belebten Natur stammten. Plötzlich wurde bei der Herstellung von Jagdinstrumenten das Gerät auf die jeweilige Beute zugeschnitten, also handwerkliches Können mit Wissen über die Natur zusammengebracht. Und plötzlich wurden Zusammenhänge zwischen sozialen und handwerklichen Themen gebildet. Werkzeug wurde zu statusbildendem Besitz. Und es wurde geschmückt. Kunsthandwerk entstand erst nach 60.000 Jahren vor unserer Zeit.

      Auch zwischen dem naturwissenschaftlichen Modul und dem sozialen Modul entwickelte sich eine Überlappung. Der Mensch war plötzlich in der Lage, Tiere als Teil sozialer Bezüge zu sehen. Er konnte Tiere vermenschlichen, ihnen menschliche Züge, wie Wut, Angst, Humor usw. zuschreiben. Er konnte auch die Tiernatur in Menschen sehen. Totemismus (Annahmen über die Abstammung von Menschen von bestimmten Tieren) entstand. Natürliche Einwirkungen, wie Unwetter oder gutes Wetter, wurden nicht mehr als bloße Ereignisse hingenommen, sondern in bezug auf die eigene Person genommen. Man vermutete Absicht hinter Naturerscheinungen und versuchte, dies zu beeinflussen – über Opfer und über Beschwörungen. Damit entstanden die Grundlagen der Religion.

      Die Religiösität des Menschen ist demnach natürliche Folge der Überlappung spezialisierter Denkmodule im menschlichen Gehirn. Jeder Mensch sollte von Natur aus religiös sein, das heißt gelegentlich Ereignisse in seiner Umwelt als absichtsvoll und auf seine Person bezogen wahrnehmen.
      Avatar
      schrieb am 01.09.00 12:23:28
      Beitrag Nr. 4 ()
      Interessant, aber wo genau ist der Unterschied zur `Empathie` der Soziologen?
      Wenn ich mich noch richtig an meine Soziologie-Vorlesungen erinnere, war Empathie die Fähigkeit des Menschen und der Primaten (nicht nur?), in der natürlichen Umgebung Personifikationen vorzunehmen (`Mond, du gehst so stille...`), Sinnzusammenhänge zu vermuten und als kausalen Zusammenhang mit sinnvollem Handeln wahrzunehmen oder als gegeben anzunehmen. In diesem Sinn war Empathie Grundvoraussetzung für das Erlernen von sozialem Handeln und Leben in einer Gemeinschaft.
      Ob nun aber beispielsweise alle Primaten eine Religion haben, möchte ich bezweifeln...
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 01.09.00 13:10:23
      Beitrag Nr. 5 ()
      Nach dem oben gesagten und Deiner Definition von Empathie wäre nur der moderne Mensch zur Empathie in der Lage.

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      Avatar
      schrieb am 01.09.00 13:31:31
      Beitrag Nr. 6 ()
      Naja, aber was ist dann mit einem Schimpansen, dem eine Kokosnuß auf den Kopf fällt und der dann ganz gezielt mit einem Ast auf diese Kokosnuß einschlägt? Müßte er nicht glauben, die Kokosnuß hätte ihm bewußt wehtun wollen? Wo ist bei diesem Schimpansen der Unterschied zur Wahrnehmung eines menschlichen Kindes?
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 01.09.00 13:37:08
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hi for4zim!

      Deine Ausfuehrung zur Enstehung der Religion finde ich sehr interessant, muss aber anmerken, dass sie sich viel zu sehr auf Prozesse im Gehirn beschraenkt.

      Meiner Meinung nach ist Religion bzw. der Glaube an eine hoehere Macht viel einfacher zu erklaeren:

      Ich versuche es mal auf einer voellig banalen, nicht-wissenschaftlichen Ebene:

      Der Mensch hatte schon immer den Drang, alles zu erfahren, zu ergruenden und zu begreifen. Schnell stiess er da an die Grenzen seines endlichen Gehirns. Die unendlichen, nicht greifbaren Dinge erklaerte er dann mit einer hoeheren Macht. Somit hatte er die Befriedigung, dass er weiss, wie diese Dinge zustande kommen und hatte gleichzeitig die Unendlichkeit und Greifbarkeit der Dinge ueberlistet.

      Als Beispiel moechte ich hier die (roemische/griechische) Antike anfuehren: Fuer jedes Naturereignis gab es einen Gott. Wenn es blitzte, mussten sich die Menschen damals nicht den Kopf darueber zerbrechen, wie es zustande kam: Das Bild eines erzuernten (antropomorphen) Gottes half ihnen, die Realitaet (auf ihre Weise) zu verstehen.

      Nachdem bestimmte Dinge wissenschaftlich geklaert wurden, nahm auch der Glaube in diesem Bereich keine Stellung mehr ein.


      Fazit: Der Glaube faengt da an, wo das Wissen aufhoert - somit hat man die Endlichkeit des Gehirns ueberwunden und kann mit sich zufrieden sein, wie siehst du das?
      Avatar
      schrieb am 01.09.00 13:39:26
      Beitrag Nr. 8 ()
      Jetzt habe ich gerade etwas geantwortet, aber es taucht auf meinem Bildschirm einfach nicht auf. Hmm, naja, dann bis morgen...
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 01.09.00 14:47:33
      Beitrag Nr. 9 ()
      @auryn

      So etwas kenne ich nicht nur von Schimpansen, sondern von vielen Tieren. Agression wird gegen das Objekt gerichtet, das die Agression auslöste. Der Mechanismus ist hier aber ein anderer, als der, den ich für Menschen geschildert habe. Es geht sogar noch weiter, daß z.B. Tiere andere Tiere (oder Menschen) adoptieren oder im Rudel aufnehmen können. Säugetiere geben ihre Milch an artfremde Tiere u.ä. Das folgt aber nicht aus einer Überlappung verschiedener Denkmodule, sondern es werden bestehende Verhaltensweisen einfach ausgeübt. Es findet keine Adaption der Verhaltensweise für das neue Objekt statt.
      Avatar
      schrieb am 01.09.00 14:55:33
      Beitrag Nr. 10 ()
      @fief

      Die Frage setzt doch früher an: wieso muß ein Mensch solche Abläufe erklären? Warum muß er gerichtetes Handeln dahinter vermuten? Du bist sogewohnt, daß Menschen schon religiös sind, daß Du nicht auf die Idee kommst, die Frage schon früher anzusetzen. In dem Augenblick, da Du den Drang hast, gerichtetes Handeln hinter allem zu vermuten, folgt die Entwicklung von Erklärungsmustern automatisch.

      Noch schlimmer, Naturvölker wollten oft noch nicht einmal das Unerklärte erklären. Sie wollten nur wissen, wie sie das Wirken der Natur besänftigen oder zumindest vorhersagen konnten. Früheste Naturreligionen handeln davon, Tierverhalten zu beeinflussen und Wetter- oder astronomische Erscheinungen vorherzusagen. Schamanen lernten z.B. recht früh, Mondfinsternisse vorherzusagen und bezogen von daher den Glauben der Stammesmitglieder, daß sie in Kontakt mit Geistern der toten Menschen und Tiere (was weitgehend dasselbe war) standen und auch sonst bei Heilungen und wichtigen Stammesentscheidungen helfen konnten.
      Avatar
      schrieb am 01.09.00 15:41:19
      Beitrag Nr. 11 ()
      for2zim,
      Dein letzter Satz leitet auf einen Mechanismus, der vielleicht nicht die Ursache für die Entstehung der Religionen ist, aber diese fördert: Machtinstinkt zur Erlangung von sozialem Prestige. Ein Schamane, der eine Sonnenfinsternis voraussagen kann, ist ein wichtiger Mann. Er wird auch bei vielen anderen Entscheidungen gefragt werden, ohne ihn geht nichts. Und er wird an die anderen Mitglieder der Gruppe Forderungen stellen können.

      Der Gedanke ist folgender: einige Personen sind etwas cleverer als der Durchschnitt. Sie nutzen die diffusen Ängste der masse vor dem "Unerklärlichen" aus und erfinden eine Gottheit. Damit besitzen sie einen Schlüssel. In der nächsten Steigerung sind sie von diesem Gott exclusiv auserwählt, seinen Willen zu verkünden, nur über sie kann mit dem Gott kommuniziert werden, etc. Beispiele?

      Im jüdischen Glauben die Bundeslade, die nur von dem höchsten Priester geöffnet werden darf. Was ist das anderes als Herrschaftswissen?
      Der Katholizismus im Mittelalter, heute immer noch das Unfehlbarkeitsdogma.
      Die Ayatollahs im heutigen Iran.
      Schamanen und Zauberer bei Naturvölkern.
      Aber auch viele moderne Sekten: von Scientology bis Mun.

      Sie alle streben danach, andere menschen zu "bekehren", dass heißt im Klartext, ihnen ihren Willen aufzuzwingen. Der Priester ist dann der Herrscher.

      Es ist klar, dass diese Methode ohne eine Sehnsucht des Menschen nach Spiritismus, nach Schutz von den Naturgewalten, vielleicht auch nach einer Form von Gerechtigkeit, die auf Erden nicht zu finden ist, nicht funktionieren könnte. Dies scheint ein Grundbedürfnis zu sein, wenn man sieht, dass nach 200 jahren Aufklärung und Naturwissenschaft die Menschen wieder einer New-Age-Bewegung nachlaufen. Aber genau dieses Bedürfnis kann von den intelligenteren und skrupellosen Typen prima ausgenutzt werden (komisch: ganz plötzlich fallen mir da auch die sog. Börsengurus ein, woran das wohl liegt?).

      Überspitzt könnte man sagen: Gott ist eine Erfindung des Teufels...

      Ciao, walrus
      Avatar
      schrieb am 03.09.00 15:58:55
      Beitrag Nr. 12 ()
      Naja, daß der Mensch als soziales Wesen alles, letztendlich auch Religion, nicht nur zum eigentlichen Zweck, sondern auch für die eigene Statuserhöhung einzusetzen sucht, erscheint mir trivial. Aber es stimmt natürlich.
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 10:19:00
      Beitrag Nr. 13 ()
      Wenn man die Einflüsse auf die internationale Politik sieht, muß man die Untersuchung religiöser Gefühle als sehr wichtig ansehen. Wenn es eine freie Entscheidung der Menschen wäre, religiös zu sein, könnte man nicht verstehen, warum auch in einer säkularen Welt noch so viele nach religiösen Kategorien urteilen. Was man bei einem Dorfbewohner am Euphrat noch nachvollziehen kann, wird bei Führungspersonen der USA zum Mysterium.
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 12:47:38
      Beitrag Nr. 14 ()
      Die "säkulare Welt", wie du sie nennst, gibt es eben nicht, FFZ, jede/r hat zumindest einen kleinen Schrein in sich, den er anbetet, zu wem auch immer.
      Rationale Entscheidungen, nur der Vernunft im zB Kant´schen Sinne unterworfen wären auch ein Martyrium, wie es auch nicht der grausamste Science Fiction Autor sich erdenken könnte, oder auch du, gell?
      Bist du eigentlich religiös?
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:00:21
      Beitrag Nr. 15 ()
      Nein, ich bin nicht religiös.

      Ich wundere mich immer, daß die rationale Gesellschaft als Horrorvision gemalt wird. Vielleicht Ausdruck eine verborgenen Minderwertigkeitskomplexes gegenüber rationalen Mitmenschen, die die Welt oft genug klarer sehen?

      Rational bedeutet ja nicht "rücksichtlos", "gefühlslos" usw., denn Solidarität läßt sich ja rational begründen und Gefühle sind das, was unser Gehirn befähigt, Entscheidungen zu treffen.
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:14:02
      Beitrag Nr. 16 ()
      Es wäre ganz einfach langweilig.
      Rational wäre langweilig und würde wieder abgeschafft, denn der Mensch an sich ist nicht langweilig.
      Es gibt Ausnahmen.
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:24:45
      Beitrag Nr. 17 ()
      Wieso ist eine rationale Gesellschaft langweilig? Wären rationale Menschen etwa vorhersehbar? Ich glaube nicht - dazu gibt es immer noch zu viele Möglichkeiten, eine so komplexe Welt wie unsere verschieden und trotzdem korrekt zu deuten. Rationale Menschen wären auch nicht fehlerlos.
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:34:29
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ich sprach auch nicht von Fehlern, sondern von Langeweile.
      Die Fehler begeht der Mensch ja schon auf Grund seiner gehörigen Portion Irrationalität, die erGott sei Dank hat.
      Aber wir kämen in einer rationalen Gesellschaft Laborbedingungen sehr Nahe und wer will schon in einem Labor leben.
      Avatar
      schrieb am 11.04.03 13:41:04
      Beitrag Nr. 19 ()
      Religion geht davon aus, daß der Mensch böse, d. h. sündhaft ist und der Androhung von Strafe durch eine auf jeden Fall mächtigere Instanz bedarf, um diese Bosheit zu unterdrücken.
      Eine rationale Welt könnte keine Begründung produzieren, warum ein Mensch bestimmte Dinge unterlassen soll außer aus Furcht vor Strafen. Das ist doch dasselbe! Der Unterschied liegt lediglich darin, daß die Religion Verehrung einer Person namens Gott verlangt, während - außer in der Antike!! - Gesetzgeber bzw. Herrscher nicht Gott gleichzusetzen sind. (Manche Beamte sind freilich anderer Ansicht. :D )
      Die mystische Erfahrung, die der Religion innewohnt, kommt überdies dem menschlichen Bedürfnis entgegen, sich über seine erkennbare Welt zu erheben bzw. "Geheimnisse" zu ergründen, die anderen verschlossen sind und die auch der Ratio unzugänglich bleiben. Viele Fragen, die der Mensch stellt, sind rational nicht zu beantworten und finden Erklärungen lediglich in mystischen Praktiken oder eben in der Religion.
      Und schließlich: Die Ratio, die für alle Phänomene nur wissenschaftliche Erklärungen zuließe, würde in sich rückschrittlich sein, da der eingeengte Blickwinkel wissenschaftlicher Argumentation Experimente außerhalb dieser nicht zuläßt. Was sich von empirischen Erkenntnissen löst, begibt sich in vielen Fallen - zumindest zunächst - in den Bereich der Metaphysik. Der Mensch verlangt zu sehen und möchte dann eine Erklärung finden. In der Forschung kommt in der Regel erst die Idee, dann der Versuch des Nachweises. Und nicht immer ist die Idee ein Produkt logischen Weiterdenkens bereits vorhandener Erkenntnisse. Manchmal ist es innovativ.
      Aber ich schweife ab und vermenge Wissenschaft und Ratio.
      Aber wo sind die Grenzen?


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