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    Die charttechn. Analyse: Von Bear-Markt zu Bear-Markt - Nikkei 1990/Nasdaq 2000 - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.12.00 20:33:17 von
    neuester Beitrag 08.05.07 07:18:42 von
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      schrieb am 13.12.00 20:33:17
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die charttechnische Analyse: Von Bear-Markt zu Bear-Markt - Nikkei 1990/Nasdaq 2000




      Von Dr.Hans-Dieter Schulz


      Seit seiner Einführung am fünften Februar 1971 hat der amerikanische Freiverkehrsmarkt Nasdaq eine beeindruckende Wertentwicklung hinter sich. Aus anfänglichen 100 Indexpunkten waren bis zum Allzeithoch im März 2000 über 5000 Punkte geworden. Seitdem sind jedoch 178 Börsentage vergangen und der Index hat per Saldo fast die Hälfte seiner Zähler wieder abgegeben. Spätestens seit dem Bruch des zwei-jährigen steilen Aufwärtstrend, der Anfang Oktober erfolgt war, ist es angebracht, von einem Bear-Markt zu sprechen. Um sich eine Vorstellung davon zu machen, wie es mit dem Nasdaq Index weitergeht, bietet sich ein Blick in die Historie seiner Kurskorrekturen an.
      Zum einen gab es zwei scharfe und schnelle Abwärtsbewegungen: den Crash 1987 sowie den Crash 1998. In beiden Fällen folgte sehr bald eine deutliche Aufwärtsbewegung.
      Die andere Art von Szenario stellen Abwärtsbewegungen dar, die länger als ein Jahr dauern. Derartige Bear-Märkte gab es vier. In der Tabelle ist neben dem Zeitraum der prozentuale Abstieg wiedergegeben sowie die Zeitdauer vom letzten Hochpunkt des vorausgegangenen Bull-Marktes bis zum finalen und marktbereinigenden Tief des Bear-Markts, angegeben in Börsentagen. Ein Börsenjahr hat im Schnitt 253 Tage.

      1973 -59,90% 437 Tage
      1981 -28,63% 305 Tage
      1983 -31,50% 275 Tage
      1989 -33,0% 259 Tage


      Der aktuelle Kursverfall des Nasdaq könnte also, wenn man 1973/74 als Vergleich heranzieht noch weitere knapp 260 Tage andaueren, mithin noch ein Jahr. Im optimistischsten Falle wäre er bereits Mitte März 2001 beendet. Die Tabelle soll lediglich helfen, eine Vorstellung für die zeitliche Ausdehnung von Bear-Märkten zu gewinnen. Fundamental ist die aktuelle wirtschaftliche Lage selbstverständlich in keiner Weise etwa mit der Ölkrise 1973/74 vergleichbar.

      Bisher konnte sich der Nasdaq immer wieder von seinen - auf lange Sicht gesehen nur temporären - Schwächen in Form neuer Allzeithochs erholen. Das dies nicht sein muß und dass es auch entgegen den menschlichen Wachstumshoffnungen in trauriger Weise ganz anders kommen kann, zeigt vorliegender Chart, in dem die Kurswerte des Nikkei 225 Index um einen konstanten Faktor gekürzt und die Allzeithochpunkte beider Indizes aufeinander gelegt wurden. Der japanische Nikkei 225 hatte in den letzten Dezembertagen 1989 ein Allzeithoch ausgebildet, das knapp unter 40000 Punkten lag. Die dann einsetzende Korrektur ähnelt dem aktuellen Niedergang des Nasdaq mit verblüffender Exaktheit.
      In einem Ausverkauf hatte er die Marke von 20000 Indexpunkten kurz touchiert, um dann in einer V-Formation wieder abrupt nach oben zu drehen. Sollte der Nasdaq der Bewegung des Nikkei folgen, dann wäre bei 2600 Punkten ein vorzeitiges Ende der aktuellen Abwärtsbewegung erreicht. Eine technisch bedingte Winterrally wäre dann wahrscheinlich.

      Auch auf Jahressicht kann der historische Nikkei-Chart Hinweise für die Entwicklung des Nasdaq geben. Vom Ausverkauf an gerechnet hatte er ein volles Jahr benötigt, um den Abwärtstrend zu brechen. Also noch ein weiteres Jahr Bear-Markt im Nasdaq?




      Die Charttheorie versagte 1991/92

      Wie der Langfrist-Chart des Nikkei zeigt, hat die Charttheorie damals nicht so richtig funktioniert. Im ersten Bild sieht alles nach einem klassischen Trend-Bruch mit anschließendem Pull-Back von oben auf die Trendlinie aus. Man würde einen neuen Aufwärtstrend erwarten können, zumindest aber eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung, die vielleicht in Form einer fächerartigen Verbreiterung irgendwann zu neuen Hochpunkten führen könnte.

      Doch weit gefehlt. Der hoffnungsvolle Ausbruch war eine Bullenfalle, weiter nichts. Der Nikkei durchbrach nach wenigen Wochen die Abwärtstrendlinie wieder nach unten und korrigierte binnen eines Jahres um weitere 50% . Seit zehn Jahren pendelt er in einer Seitwärts- bis Abwärtsbewegung hin und her. Der japanische Markt hatte seither keine Kraft mehr zu neuen Höhenflügen.




      Dieser Ausflug in die Geschichte soll vor allem eines: Er soll zur Vorsicht mahnen. Immer dann, wenn eine sehr scharfe Spekulationsblase die Aktienkurse unverhältnismäßig aufbläht, steigt die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Korrektur. Daß diese auch sehr lange dauern kann, zeigt Japan. Der amerikanische Technologie-Index Nasdaq könnte heute vor dem gleichen Schicksal stehen wie der japanische Nikkei-Index vor zehn Jahren.

      Dr. H.-D.Schulz/Felix Pieplow



      24.11.2000 11:20
      ©boerse.de


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=19799
      Avatar
      schrieb am 13.12.00 20:47:14
      Beitrag Nr. 2 ()
      Godfather Greenspan spielt Nikolaus



      Von Roland Leuschel

      Der oberste Währungshüter der Welt, FED-Chef Alan Greenspan, der im Oktober 1987 mit einer Liquiditätsspritze die Finanzmärkte der Welt rettete, und der sowohl 1997 als auch besonders 1998, als er innerhalb von 6 Wochen dreimal die Zinsen in Amerika senkte, ein Debakel an den Weltfinanzmärkten verhinderte, scheint, wie die FAZ in einer Kolumne schrieb, "den Aktionären auch das Weihnachtsfest zu retten". Die Financial Times drückte es etwas drastischer aus "gefeierter Retter in höchster Not" und schrieb in ihrem Titel "Alan Greenspan hat mit seiner Zinsentwarnung das Signal für steigende Aktienkurse gegeben". Die umsatzstärkste Börse der Welt, Nasdaq, explodierte am 5.12 geradezu (+273 Indexpunkte: +10,5%). Nikolaus Greenspan kann also mit seiner Bilanz zufrieden sein.

      Aber auch mit normalerweise kühlem Verstand versehene Volkswirte sind euphorisch. Der renommierte Professor des MIT in Boston, Rüdiger Dombusch, erklärte im Euro am Sonntag vom 10.12.: "Die US-Wirtschaft strotzt vor Kraft, streichen Sie deshalb das Wort Rezession einfach aus ihrem Sprachschatz." Ich kann mich darüber nur wundern. Die amerikanische Volkswirtschaft hat nicht nur eine negative Sparquote (-0,8% im Oktober), sondern auch ein immer grösser werdenden Defizit ihrer Leistungsbilanz (4% des BSP), einen inzwischen fallenden Produktivitätszuwachs (+3,3% im 3. Quartal ....... nach +7,5% im 4. Quartal 1999), und da behauptet Rüdiger Dornbusch, "die US-Wirtschaft strotzt vor Kraft". Da bricht ihre umsatzstärkste Börse, der Freiverkehrsmarkt Nasdaq (10.000 Milliarden Dollar Umsatz 1999), um über 40% ab, was einem Wertverlust von 2.700 Milliarden Dollar entspricht, und ein paar zweideutige Worte Alan Greenspans genügen, um die Bullen auf dieser Welt wieder auf Trab zu bringen. "So einfach und so schön kann Geldpolitik sein", meint Dr. Hans D. Barbier, verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft der FAZ.

      Seien Sie für diesen Optimismus dankbar, und benutzen Sie das Strohfeuer an den Börsen, um einige "Schieflagen" noch kursgünstig loszuwerden. Die Salami-Crash-Karawane zieht weiter, und sie hat allein in diesem Jahr 4.300 Milliarden Dollar Kapital vernichtet. Verstärken Sie weiterhin Ihre Positionen in Blue Chips Ihrer Wahl, wenn diese ebenfalls unter Druck kommen sollten. In der von der Welt am Sonntag veröffentlichten Weltliga der 10 Blue Chips befinden sich einige, die ich seit Beginn dieser Kolumne immer wieder empfohlen habe: Phillip Morris (+72,8% seit Jahresbeginn), Nestlé (+24,20%), Novartis (+22,17%), sowie Pfizer und Aventis. Behalten Sie weiterhin 60% des Portefeuilles in Triple A Anleihen (Bund bzw. amerikanische Treasuries) und 10% in Cash. Es könnte sein, dass der Euro wieder stärker wird und zwar nicht so sehr, weil in Europa das Wirtschaftsabschwächung in Amerika fällt. Ich würde eine Gewichtung 50/50 anstreben und den japanischen Yen in meinem Portefeuille derzeit nicht berücksichtigen. Stellen Sie sich darauf ein, dass wir in den nächsten Jahren kleinere Brötchen backen werden, und ein Return bon 4 bis 6% p.a. attraktiv ist.

      Natürlich weiss ich auch , dass Aktien langfristig gesehen die beste Anlage sind, wobei langfristig zwischen 55 und 100 Jahren sein kann. Finanzinstitute und Versicherungen erklären Ihnen, dass Aktien etwas fürs Alter sind. Ich kenne einen jungen Anleger, der voll Euphorie in Media und Entertainment-Aktien investiert hat. Seine Kursverluste liegen im Schnitt zwischen 50 und 80%. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie alt er bereits heute aussieht.

      Roland Leuschel



      11.12.2000 09:35
      ©boerse.de


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=20844
      Avatar
      schrieb am 13.12.00 23:00:43
      Beitrag Nr. 3 ()
      Aus Technical Investor Juni/Juli 2000:

      Ein weiterer Fall in der psychologischen Crash-Prophetie 1987 stellte Herr Roland Leuschel in Person dar. Alle seine nicht eigetroffenen Crashprognosen sind Legende und wieviele Shorties es Haus und Hof gekostet hat, ist nur zu vermuten. Am 6. November 1987 erklärte Leuschel in typischer Crashlaune: "Gold wird bald 600 Dollar kosten." Machen wir es einfach: Gold ist bis heute nie mehr auf 600 Dollar gewesen. Herr Leuschel hat damals in dieser absoluten Crah-Prophetie dazu beigetragen, daß die Psychologie der Einzelanleger gebündelt wurde. Wie gesagt, man glaubte ihm. Heute verzehrt er sich möglicherweise darin, weil man ihm nicht mehr glaubt.
      Avatar
      schrieb am 14.12.00 14:09:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      Die charttechnische Analyse: Uncle Sams Zeitbombe

      Der international zu beobachtende Verfall der High-Tech Indizes lässt bei Börsenprofis die Angst vor einer harten Landung der US-Konjunktur aufkommen. Zahlreiche Indizien mahnen zur Vorsicht.

      Liquidität - der Treibstoff für die Börse - wird knapper

      "Amerika, du hast es besser", könnte der Leitspruch europäischer Bankiers sein: Schätzungen gehen davon aus, dass 40-50 Prozent aller Amerikaner auch Aktionäre sind. Hinzu kommen die Pensionsfonds, die in ihrem Portfolio deutlich mehr auf Aktien setzen, als beispielsweise hiesige Lebensversicherer.
      Seit 1995 zogen die Kurse an der New York Stock Exchange dramatisch an. Bis Anfang des Jahres legte der Dow um 320 Prozent zu, der Nasdaq Composite um knapp 700 Prozent und der marktbreite Standard&Poors 500 um 340 Prozent. Eine robuste Konjunktur, die sich in einer weltweit bewunderten Vollbeschäftigung niederschlug, gepaart mit den hohen Börsengewinnen, die bei der wohlhabenden Hälfte der Amerikaner zu erheblichen Buchgewinnen geführt hatten, äusserte sich in zwei Effekten:

      1. Die ohnehin konsumfreudigen US-Bürger liessen es sich gut gehen; die zuvor nur noch marginale Sparquote ging in den negativen Bereich zurück. Das heisst, nicht nur der amerikanische Staat an sich schiebt ein astronomisches Leistungsbilanzdefizit vor sich her, sondern auch seine Bürger leben in Erwartung weiter steigender Einkommen über ihre Verhältnisse.
      2. Jeder freie Dollar wurde wieder in die so lukrativen Aktien gesteckt. Und was im Kaufhaus recht ist, kann an der Börse nur billig sein: Waren nach dem Konsumrausch im Warenmarkt keine Dollars mehr übrig, half die depotführende Bank gern mit einem Wertpapierkredit aus.

      Der nachfolgende Chart zeigt eindrucksvoll, in welchem Umfang die Börsenkredite zunahmen:



      Schätzungen gehen davon aus, dass der durchschnittliche amerikanische Aktionär bei seinem Broker mit 5-10 Prozent seines Depotwertes in der Kreide steht. Bei Lichte betrachtet, dürfte sich dieser Mittelwert jedoch aus einem grossen Prozentsatz unverschuldeter Anleger zusammensetzen, die einem kleinen Prozentsatz deutlich höher auf Kredit agierender Anleger gegenüberstehen. Eine zynische Volksweisheit besagt, dass Banken bei der zweiten Gruppe oft wie "Regenschirmverleiher" agieren: Sobald es zu regnen beginnt, wollen sie ihren Schirm zurückhaben! Nach nunmehr 8 Monaten sinkender Kurse bei den gerade von den "Zockern" so beliebten High-Tech-Aktien, dürfte so manche Bank schon gewaltsam die ersten Kredite ausgeglichen haben. Notverkäufe in einen schwachen Markt hinein drücken die Kurse jedoch weiter.

      Der Chart zeigt auch die frappierende Korrelation zwischen dem Standard&Poors und den US-Börsenkrediten. Rein optisch entsteht der Eindruck, dass der Index in sich zusammenstürzen müsste, sollten alle Aktienkredite auf einen Schlag zurückgezahlt werden müssen. Dieser Umkehrschluss ist natürlich nicht zulässig, doch ein wichtiger Sachverhalt lässt sich dennoch aus dem Bild ableiten: Der Crash im Oktober 1987 war noch AUSLÖSER für eine Reduktion der Börsenkredite. In der Asienkrise 1998 erfolgte der Indexrückgang und die Kreditrückzahlung gleichzeitig. Doch dem Indexrückgang in diesem Jahr ging die Rückführung der Kredite voraus. Der Schluss liegt nahe, dass neuerdings also der Indexstand von der Höhe der Aktienkredite beeinflusst wird.

      Effektenkredite sind aber nur ein kleiner Teil der am Kapitalmarkt wirksamen Liquidität:

      Nachdem Greenspan zur Abwendung des asiatischen Finanzkollapses (und dem Zusammenbruch des LTCM Hedge-Fonds vor der eigenen Haustür) den Geldhahn weit aufgedreht hatte, wirkte sich die neu geschaffene Liquidität sofort als Sprungfeder für die weltweiten Aktienmärkte aus. Das Warnsignal, welches die asiatische Blase an die Aktienmärkte aussandte, wurde von so manchem Kapitalanleger mit einem Achselzucken abgetan. Inzwischen sind in japanischen und koreanischen Bankbilanzen die nächsten Milliardenlöcher entdeckt worden.

      Die flüssigen Mittel der Aktionäre stehen zudem auch einem stark anschwellenden Kapitalbedarf immer neuer Aktiengesellschaften gegenüber, die die gesamte freiwerdende Liquidität aufsaugen. Wo sollen also per saldo steigende Kurse für die schon bestehenden Unternehmen herkommen? Als Möglichkeit bleiben nur Umschichtungen aus den Anleihe- in die Aktienmärkte oder frisches Geld aus dem Ausland.

      Zinsen - Mr. Greenspan in der Zwickmühle

      Die Anleihemärkte gewinnen jedoch in durchwachsenen Börsenzeiten, wie Sie nunmehr seit März zu beobachten sind, eine regelrechte Renaissance. Dabei befindet sich die USA weltweit noch in einer Sonderrolle, weil die Überschüsse der Staatskasse zu einer Schuldenrückzahlung der Staatsanleihen genutzt werden. Folgerichtig steigt die Nachfrage nach den verbleibenden Papieren: Die Anleihepreise der 10- und 30-jährigen Treasury Bonds klettern seit Ende Januar, so dass die Zinsen sinken. Inzwischen liegt die von der FED festgelegte Diskontrate über den langlaufenden Staatsanleihen! Damit allein ergibt sich bereits der Druck, auch die Leitzinsen zu lockern. Dieser wird von den Erwartungen der Marktteilnehmer verstärkt, die bei jedem noch so kleinen Schwächezeichen der Konjunktur sofort Zinssenkungen fordern. Schliesslich kommt ihrer Ansicht nach eine schwächere Konjunktur durch gelockerte Zügel in der Geldpolitik wieder auf Trab.

      Mit niedrigen Zinsen wird der Aktienmarkt beflügelt. Das kann einem vorausschauenden Notenbankchef, der bereits am 5. Dezember 1996 (!) von einem "irrationalen Überschwang" der Aktienmärkte sprach, nur ein Dorn im Auge sein. Hinzu kommt die Gefahr, dass bei weiteren Zinssenkungen in den USA das dortige Zinsniveau im Vergleich mit dem Europäischen als zunehmend unattraktiv empfunden wird. Internationale Anleger, die auf den Dollar gesetzt haben, könnten die in den USA geparkten Gelder abziehen und beispielsweise in den Euro umtauschen. Eine solche Kapitalverschiebung würde den Euro beflügeln.




      Das Schaubild zeigt, dass sich die Zinsen für Anleihen mit langer Restlaufzeit in Deutschland und den USA angleichen.

      Gegenwind von der Währungsseite

      Stiege nun der Euro gegen den Dollar über einen längeren Zeitraum an, so müsste aus europäischer Sicht bei allen Kapitalanlagen in den Staaten, d.h. Aktien und Anleihen, ein Währungsabschlag einkalkuliert werden. In Konsequenz ist ein bevorstehender Kapitalabfluss aus den USA realistisch, zumindest wird kein frisches Geld aus Europa in die USA fliessen, es sei denn, die Trendwende des Euro misslingt einmal mehr.
      Die Charttechnik deutet aber zur Zeit auf einen bevorstehenden Anstieg des Euro hin. Damit sinkt der Spielraum für Zinssenkungen in Amerika. Schliesslich könnte die USA durch einen Zinsschritt nach unten die Kapitalflucht insoweit anheizen, dass durch Steigerungen der Importpreise genau die Inflation zur Hintertür hereinmarschiert, die aufgrund der abflauenden Konjunktur im eigenen Land für unwahrscheinlich gehalten wurde.

      Gewinnentwicklung - Bäume, die partout nicht in den Himmel wachsen wollen

      Experten schätzen, dass seit März dieses Jahres weltweit 4,5 Billionen Dollar (Buchgewinne) vernichtet wurden. Dennoch ist die High-Tech-Blase noch nicht geplatzt. Die US-Zeitschrift BARRON`S beispielsweise geht für den Nasdaq noch immer von einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 100 aus. Sollte die Konjunktur auch nur leicht abflauen, weil die amerikanischen Verbraucher angesichts schrumpfender Börsengewinne eventuell doch ihren Konsum einschränken, so werden weitere Unternehmen ihre Gewinnprognose herabsetzen müssen. Das führt dann jedoch wieder zu steigendem Druck auf die Aktienmärkte. Bis jetzt jedoch haben wichtige Branchen wie die Venture-Capital-Gesellschaften die Warnzeichen offenbar noch gar nicht erkannt: Sie investieren munter weiter in aufstrebende "Dot-com"-Unternehmen, die eine erhebliche Cash-Burn-Rate aufweisen.

      Doch gerade die Internetfirmen haben das Problem, dass in ihrem Segment jede gute Idee leicht nachzuahmen ist. Das bedeutet, dass gerade die besonders lukrativ erscheinenden Bereiche die Konkurrenz auf den Plan ruft, was zwangsläufig sinkende Margen nach sich zieht.

      Fazit

      Die Bewertungsaufschläge für stark expandierende Unternehmen der High-Tech-Branche werden aller Voraussicht nach weiter schrumpfen. Kehren die Anleger den hoch bewerteten Technologie-Aktien den Rücken, besteht die Gefahr, dass die Konjunktur in den USA eine Delle davonträgt: Der hohe Aktionärsanteil der Bevölkerung, der auf Technologietitel gesetzt hat, könnte nämlich seine Ausgaben nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch in der Realwirtschaft drosseln. Damit ist die nicht nur von Greenspan befürchtete "harte Landung" der US-Konjunktur jedoch gar nicht so mehr fern. Flammt in diesem Szenario dann beispielsweise noch eine neue Asienkrise auf, so wird das Stabilisieren der ins Taumeln geratenden Weltfinanzmärkte wohl ungleich teurer als 1998.

      Dr. Hans-Dieter Schulz / Lutz Mathes



      14.12.2000 09:32
      ©boerse.de



      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=21093
      Avatar
      schrieb am 14.12.00 14:14:06
      Beitrag Nr. 5 ()
      Am Ende einer Korrektur muß es immer eine Pleite oder einen Skandal geben




      Von Hans A. Bernecker


      Am Ende einer Korrektur muß es immer eine Pleite oder einen Skandal geben. Diese haben wir jetzt gleich zweifach, und das ist in der Regel wirklich das Ende einer Baisse oder Korrektur: Einmal DAIMLERCHRYSLER am etablierten Markt und zum anderen EM.TV am Neuen Markt. Diese Vermutung hatte ich kürzlich schon geäußert. Wie es weiter geht, hängt zweifelsohne von der Vernunft ab. Daimler ist ein Blue-chip, und keine Blase, EM-TV ein typischer Fall von Selbstüberschätzung wie sie am NM leider häufig zu beobachten ist.

      Ob es an der Wall Street ebenso verläuft, ist noch offen, aber durchaus wahrscheinlich. Denn Fälle wie XEROX hinterlassen deutliche Spuren im Markt, während kritische Entwicklungen wie bei AMAZON noch für Unruhe sorgen. Das Weihnachtsgeschäft wird es an den Tag bringen. Aber es muß natürlich nicht unbedingt gleich ein Chapter 11 sein. Das ändert nun alles nichts daran, daß die Märkte nach oben wollen, und Greenspan gab dazu bereits grünes Licht.

      Das Soft-Landing der amerikanischen Konjunktur liegt absolut im Plan. Was hier die FED geleistet hat, ist bislang einmalig. Daraus wiederum abzuleiten, daß die Gefahr eines Absturzes bestünde, ist schlicht absurd, aber bezeichnend für die gegenwärtige Stimmungslage. Als größte Bremse erwies sich die Vermögensvernichtung im Umfang von immerhin 3,6 Bill $ an der US-Börse, davon 2,5 Bill an der Nasdaq.

      Der Zahlenkranz ist eindeutig und wegweisend zugleich. Die Jahresrate für das BIP-Plus sinkt unter 3 %, und 2,5 % sind die bekannte kritische Grenze. Unwichtig sind die reinen Quartalszahlen, wie sie jetzt gerade mit 2,4 % veröffentlicht wurden. Die Zuwachsraten in den Investitionen haben sich auf 7,5 % Jahresrate reduziert, der Konsum schwankt um + 4 %. Beide Daten signalisieren eine robuste Wirtschaft. Da die Inflationsrate, an der sich die FED orientiert, bei 2,1 % liegt, ist ein Zinsschritt noch nicht notwendig.

      Die spannende Frage: Ab wann wird die FED handeln? Die langen Zinsen bröckeln bereits, die kurzen Zinsen stagnieren. Ganz offensichtlich wartet der Markt also auf ein Signal. Schon die Ankündigung wird reichen, und ich rechne mit einem solchen Signal ab Januar, nachdem Greenspan am Dienstag vergangenener Woche bereits orakelte. Dann verfügt die FED auch über die Zahlen für das IV. Quartal. Frage ist, wann der Aktienmarkt dies vorwegzunehmen beginnt, nachdem alle negativen Berichte über die Gewinntrends komplett vorliegen. Der erste Ansatz lief jedoch schon am Dienstag.

      Der Euro wird zweifelsohne erst einmal davon profitieren. Daraus entwickelt sich zugleich eine interessante Konstellation innerhalb der wichtigsten Währungen: Der Yen verliert zwar z.Zt. gegen den Dollar, aber noch mehr gegen den Euro, wenn dieser gegen den Dollar gewinnt. Dafür halte ich unverändert und für viele möglicherweise überraschend einen Kurs von 1:1 für denkbar. Der Grund: Ich rechne damit, daß in den nächsten Monaten der Kapitalzufluß nach Amerika abnimmt oder sich sogar in ein Gegenteil verkehrt.

      Das Fazit für Sie: Die wirklich kritischen Wochen liegen hinter uns. Nachwehen mag es noch geben, doch wie fast immer im Herbst: An den Chancen einer kräftigen Winter-Rally halte ich fest, da alle Märkte massiv überverkauft sind und eine Trendwende in solchen Fällen mit sehr heftigen Bewegungen verbunden ist. Bleiben Sie dabei: Qualität geht vor. Dies gilt beiderseits des Atlantiks. An den Neuen Märkten (Nasdaq und Nemax) steigen die Kurse, auch wenn wenig dahinter steht. Das reicht nur für ein Trading."



      Hans A. Bernecker



      14.12.2000 10:23
      ©boerse.de


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=21096

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      Avatar
      schrieb am 14.12.00 14:21:40
      Beitrag Nr. 6 ()


      interresanter Vergleich: Nikkei/Nasdaq

      d.h. die Nasdaq geht doch auf 3400;)

      GRUß

      MAESTR:D
      Avatar
      schrieb am 16.12.00 15:53:50
      Beitrag Nr. 7 ()
      @HSM:


      genau solche Threads machen dieses Board lesenswert!

      danke.
      Avatar
      schrieb am 16.12.00 16:08:28
      Beitrag Nr. 8 ()
      Einspruch !!! :)

      Der Nikkei stand 1990 alleine da, die Nasdaq hat den großen Bruder DOW.
      Und dieser hat erst diese Woche angefangen zu korregieren.

      Ob sie die Nasdaq tatsächlich gegen den DOW durchsetzt und jetzt steigt? :eek:
      Avatar
      schrieb am 16.12.00 16:33:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      Der Dow reißt den Nasdaq runter auf 1500!
      Avatar
      schrieb am 16.12.00 16:35:09
      Beitrag Nr. 10 ()
      2300 bis Ende des Jahres und 1800 bis Ende Februar. :)

      doch obacht falls doch noch eine Rallye kommen sollte, Einstieg nicht verpassen !!! :D
      Avatar
      schrieb am 16.12.00 16:37:48
      Beitrag Nr. 11 ()
      Danke für das Hereinstellen dieser Analysen.
      Avatar
      schrieb am 16.12.00 17:00:22
      Beitrag Nr. 12 ()
      @germanasti

      gar seltsam ist des propheten lied!
      seltsamer noch ist was geschieht.
      j.w. goethe

      also was jetzt? 2300 oder rally? nachher behauptest du wieder ich hab`s ja gesagt!;)

      gruss woernie
      Avatar
      schrieb am 16.12.00 23:52:29
      Beitrag Nr. 13 ()
      Woernie:

      Magst Du mich nicht verstehen wollen? :cry:

      Fundamental sind die 2300 das nächste Ziel.
      Sollte es jedoch psychologisch zu einer 2. Weihnachtsrallye kommen, muss man sofort einsteigen. No Problem :)
      Avatar
      schrieb am 19.12.00 23:59:41
      Beitrag Nr. 14 ()






      »Es wird ein Crash kommen – und er könnte schrecklich sein«, warnte der umstrittene Ökonom Roger Babson vor der jährlichen nationalen Wirtschaftskonferenz am 5. September 1929. Die Warnung erfolgte damit nur zwei Tage nach Erreichen des Börsenhochs einer bis dahin beispiellosen Rekordhausse, die den Investoren seit dem August 1921 Zuwächse von annähernd 500 % beschert hatte.

      Dagegen waren die Mehrzahl der Bankiers und die große Schar ihrer hoffnungsfrohen Klientel fest davon überzeugt, dass die amerikanische Wirtschaft sich auf dem rechten Weg befände, und dass Wall Street nur das klare Spiegelbild des ungeheuren Fortschritts und des wachsenden Wohlstandes sei. Wenige Tage vor der großen Börsenkatastrophe, am 15. Oktober 1929, sprach der hoch angesehene Börsenoptimist Irving Fischer, Professor an der Yale-Universität, die unsterbliche Feststellung aus: »Die Aktienkurse haben offenbar ein dauerhaft hohes neues Niveau erreicht.« Und: »Ich erwarte, dass die Kurse in wenigen Monaten ein gutes Stück höher als heute stehen werden.«

      Nach der markanten Aufwärtsbewegung des amerikanischen Aktienmarktes in den vergangenen zehn Jahren schallen dem Börsenpublikum heute ähnlich kontroverse Stimmen entgegen. Die eine Seite sieht die historisch hohen Kurse auf Grund der »digitalen Revolution« ökonomisch gut fundiert und erwartet für die nächsten Jahre erneut eine Fortsetzung des langjährigen Kursaufschwungs. Auf der anderen Seite wird vor einer spekulativen Kursblase gewarnt [1], die insbesondere die Aktien aus den Bereichen Telekommunikation, Medien, Internet und Biotechnologie erfasst hätte. Sind diese Warnungen berechtigt? Kann sich das Börsendesaster von 1929 wiederholen?


      Die Vision einer neuen Ära

      Jede lang währende Hausse scheint als Fundament ein populäres Leitthema zu benötigen, das die Fantasie der breiten Masse der Kapitalanleger für eine lange Zeit anzuregen vermag. Der Auslöser des Börsenrauschs der goldenen 20er Jahre waren die fantastischen technischen Errungenschaften wie Radio, Elektrizität und Auto sowie die organisatorischen Neuerungen, die durch Frederick Taylor inspiriert wurden. Die Fließbandproduktion in der Automobilindustrie und der spektakuläre Transatlantikflug von Charles Lindberg im Jahre 1927 ließen die alte Eisenbahnindustrie verblassen und rückten den Traum grenzenloser individueller Mobilität für viele Bürger in greifbare Nähe.

      Dieser ungeheure Fortschritt faszinierte damals Unternehmer, Verbraucher, Politiker und Anleger gleichermaßen. Mit ihm verbunden waren erhebliche Produktivitätssteigerungen, eine ganz entscheidende Triebfeder der amerikanischen Prosperity. Die Arbeitsproduktivität erhöhte sich in nur zehn Jahren um erstaunliche 43%. Damit einher gingen hohe Wachstumsraten bei Preisstabilität und niedrige Arbeitslosenquoten. Von 1922 bis 1929 betrug das durchschnittliche reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts 4,2%.

      Goldene Zeiten brachen aber vor allem für die Unternehmer an. Unter dem republikanischen Präsident Calvin Coolidge (1923 bis 1929) wurde eine wirtschaftsliberale Politik betrieben und der Grenzsteuersatz von 73% auf 25% ermäßigt. Die Unternehmensgewinne erhöhten sich von 1923 bis 1929 um über 60%, weil insbesondere die Löhne nur ein Viertel so stark stiegen wie die Produktivität. Die tradierten volkswirtschaftlichen Zusammenhänge schienen den damaligen Zeitgenossen überholt. Amerika war nicht nur nach Ansicht von John Moody, dem Gründer der gleichnamigen Rating-Agentur, in eine »neue Ära« eingetreten.

      Siebzig Jahre später scheint sich die Geschichte in neuem Gewande zu wiederholen. Diesmal ist es das rasante Wachstum des Internets, das die Fantasie der Anleger blühen lässt. Die Vernetzung der privaten Haushalte und der Unternehmen hat die Informations- und Datenflüsse weltweit revolutioniert. Die Verbreitung des Internets könnte sich als die Basisinnovation erweisen, die eine neue, lange Wachstumsphase eingeläutet hat.

      Wie in den 20er Jahren Radio und Film erschließt das Internet für Produzenten und Verbraucher neue Welten. Informationen können mit dem neuen Medium in Sekundenschnelle weltweit recherchiert, verarbeitet und elektronisch versendet werden. Der Vertrieb homogener Produkte der Finanzbranche (z. B. Kredite, Aktien, Versicherungen) oder der Konsumbranche (Reisen, Bücher, Musik) kann heute zunehmend über das Netz abgewickelt werden. Die größten Produktivitätsgewinne verspricht das Internet aber in der Kommunikation zwischen den einzelnen Unternehmen (Business to Business). So kann beispielsweise der Einkauf großer Unternehmen über elektronische Marktplätze erfolgen, so dass die Transaktionskosten wesentlich gesenkt werden.

      Die deutlichen Produktivitätssteigerungen ließen das Bruttosozialprodukt in Amerika von 1991 bis 1999 real um durchschnittlich 3,6% pro Jahr wachsen. Über eine noch dynamischere Entwicklung durften sich Unternehmer und deren Kapitalgeber freuen. Die Unternehmensgewinne legten von 1991 bis 1999 mit durchschnittlich 9,4% deutlich schneller zu als die durchschnittlichen Löhne (3,2%). Die Tatsache, dass diese beachtlichen Zuwächse ohne nennenswerte Inflation erzielt werden konnten, haben wie in den 20er Jahren der These Vorschub geleistet, die USA seien nunmehr in eine »neue Ära« eingetreten, in der hohes Wirtschaftswachstum mit niedrigen Zinsen und niedriger Inflation spannungsfrei einhergehe.

      Mit dem tiefen Glauben an eine derartige Goldilock Economy werden Einwände und die historischen Erfahrungen leicht beiseite geschoben oder verdrängt.

      Dabei könnten sich viele Internet-Fantasien der Börsianer als Luftschlösser erweisen. In dem Bereich der physischen Freizeitgestaltung (Sport, Wellness) sind dem weltweiten Netz ebenso Grenzen gesetzt wie beim Vertrieb von beratungsintensiven oder inhomogenen Produkten. Noch schwerwiegender dürften sich allerdings die Kräfte des Wettbewerbs erweisen. In den E-Commerce-Bereich neu eintretende Firmen werden von den euphorischen Börsianern bisher noch mit reichlich Eigenkapital versorgt, womit die Grundlage für mehr Wettbewerb in der Zukunft geschaffen wird. Hinzu kommen noch die etablierten Handelskonzerne, die dank ihrer Größe massive Investitionen in diesen Bereichen tätigen können und über einen hohen Bekanntheitsgrad verfügen.

      Ob die Internet-Pioniere in einem zunehmend wettbewerbsgeprägten Umfeld die hochgeschraubten Gewinnerwartungen, die in den fantastischen Börsenbewertungen reflektiert werden, jemals werden erfüllen können, scheint zumindest für die Mehrzahl der Anbieter fraglich. Der verlustreichen Investitionsphase könnte statt der erhofften Monopolgewinne eine Phase des ruinösen Wettbewerbs folgen.

      Kursrekorde auf dünnem ökonomischen Fundament

      Mitte der 20er Jahre mochte noch niemand etwas von der anschließenden Kursexplosion geahnt haben. Von 1921 bis 1924 hatten die Börsianer mit einer Rendite von durchschnittlich 12 % durchaus keine schlechten, aber eben auch keine außergewöhnlichen Jahre hinter sich.

      Die Übertreibungsphase begann im Jahr 1926. Immer steiler ging es nun aufwärts, Verschnaufpausen fielen immer spärlicher aus. Allein in den letzten zwölf Monaten der damaligen Hausse zogen die Kurse um knapp 60% an. Am Ende hatte die Gesamtbewegung von August 1921 bis September 1929 eine Rendite von rund 500% oder annähernd 25% pro Jahr erbracht. Auch der enorme wirtschaftliche Fortschritt in den goldenen 20ern konnte derartige Kursgewinne nicht rechtfertigen.

      In den 90er Jahren zeigte der amerikanische Aktienmarkt ein vergleichbares Bild. Von 1991 bis 1994 wuchs der S&P100 stetig und nahezu linear an, bis dahin durchaus im Einklang mit den makroökonomischen Einkommensgrößen. Die Hausse gewann ab 1995 richtig an Fahrt.

      Die Spekulation wurde insbesondere an der technologielastigen Börse NASDAQ kräftig angeheizt. Der die 100 größten Technologieaktien umfassende Aktienindex Nasdaq100 konnte von Oktober 1998 bis Ende März 2000 noch einmal um 230% zulegen.




      Gegenüber dem in (1) abgebildeten S&P100, der von Januar 1991 bis März 2000 Kursgewinne von über 400% zu verzeichnen hatte, stieg der Nasdaq-Index in derselben Zeit sogar um unglaubliche 1.960%. Damit stellt die gegenwärtige Bewegung die spekulativen Exzesse der 20er Jahre deutlich in den Schatten.

      Die realwirtschaftlichen Größen können mit diesem stürmischen Wachstum längst nicht mehr mithalten. Geht man beispielsweise davon aus, dass der amerikanische Aktienmarkt in den nächsten fünf Jahren auf dem aktuellen Kurslevel stagniert, so müssten die Unternehmensgewinne mit durchschnittlich 13,75% per annum wachsen, um die bereits entstandene Lücke zu schließen. Dies wäre eine deutlich höhere Rate als in den vergangenen fünf Boom-Jahren (Gewinnwachstum 10,93%). Setzte sich allerdings das Tempo der Kurssteigerungen der letzten fünf Jahre mit einer jährlichen Performancerate von 26% in den nächsten fünf Jahren fort, so wäre schon ein Gewinnwachstum von 43% erforderlich, um die dann erreichten Kursstände auch fundamental zu untermauern.

      Dabei wird schon von vielen Kritikern vermutet, dass die erheblichen Gewinnanstiege der letzten fünf Jahre teilweise virtueller Natur sein könnten. Beispielhaft lässt sich das Phänomen der Stock Options anführen, mit denen jahrelang die Gewinne hoch- und die Personalkosten kleingerechnet wurden. Da die echten Kosten dieser Optionen nach amerikanischem Bilanzrecht nicht ausgewiesen werden müssen, konnte ein scheinbar stetig steigender Unternehmensgewinn bei tendenziell sinkenden Personalkosten dargestellt werden.

      Die Kritiker vergleichen derartige Bilanzmanöver sogar mit den luftigen Buchhaltungspraktiken verschiedener japanischer Firmen in der Bubble-Phase der achtziger Jahre.

      Sollte die Wachstumsrate der Gewinne börsennotierter US-Aktiengesellschaften letztlich wieder auf ihren langjährigen Durchschnittswert (1973 bis 1999) von 8,65% zurückfallen, dann müsste der amerikanische Aktienmarkt in den nächsten fünf Jahren um insgesamt 20,5% bzw. 4,5% pro Jahr fallen, um die Schere zwischen fundamentalen Größen und Aktienkursentwicklung wieder zu schließen.


      Traditionelle Bewertungsmaßstäbe bedeutungslos

      Eine der auffälligsten Parallelen zwischen den 20er und den 90er Jahren ist der Umstand, dass traditionelle Maßstäbe zur Bewertung von Aktien vor allem im Bereich der neuen Technologien zunehmend obsolet wurden. So standen in den 20er Jahren entsprechend dem tiefen Fortschrittsglauben vor allem die neuen Wachstumsindustrien Telefon, Elektronik, Luftfahrt, Chemie und der Versorgungsbranche im Mittelpunkt der Börsenhausse.

      Diese Branchen kennzeichneten eine kurze Firmenhistorie und hohe, jedoch kaum kalkulierbare Ertragsperspektiven bei zugleich geringen oder fehlenden Dividendenausschüttungen. Ließen sich die Bewertungen nicht mehr nach traditionellen Maßstäben eingrenzen, so konnte mit neuen Kennziffern und fantasievollen Schätzungen jeder Kurs fundamental begründet werden. Diffuse Gewinnpotenziale scheinen somit ein gutes Fundament für den Bau spekulativer Luftschlösser zu bieten.

      Prominentes Beispiel war damals die als »General Motors of the Air« bezeichnete Radio Corporation of America (RCA), die vor allem durch Akquisitionen ein rasantes Umsatzwachstum von über 50% pro Jahr erzielte, jedoch noch keine Dividenden zahlte. Ihr Kurs stieg seit Jahresbeginn 1928 von 85 USD bis zum September 1929 auf 505 USD. Die Aktien der in den 20er Jahren sehr innovativen Versorgungsbranche konnten in den zwölf Monaten vor dem Crash durchschnittlich über 120% zulegen, während die im Dow Jones-Index enthaltenen Industrietitel nur 60% und die als alte In-dustrie betrachteten Eisenbahnaktien lediglich rund 30% gewinnen konnten. Insoweit war der damalige Markt extrem gespalten.

      Die herausragenden Aussichten und Übernahmefantasien, die den Wachstumsaktien zugesprochen wurden, spiegelten sich auch in weit überdurchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnissen wider. Das KGV der Versorgerbranche von durchschnittlich 26 wurde nur noch durch ein KGV von über 35 der innovativen Radioaktien übertroffen. Die im Dow Jones-Index enthaltenen Unternehmen wurden im September 1929 insgesamt mit dem einundzwanzigfachen ihrer erwarteten Gewinne bezahlt und damit doppelt so hoch wie der langjährige KGV-Durchschnitt von zehn bis zwölf. In der letzten Phase der damaligen Kursblase hatte sich die Marktkapitalisierung der Wall Street bis zu 89,7 Mrd. USD aufgebläht und überstieg mit dem Faktor 1,1 bereits das gesamte amerikanische Volkseinkommen in Höhe von 81 Mrd. USD.

      Die aktuelle Bewertung der US-Aktien stellt heute die damaligen Rekorde längst in den Schatten. Die Marktkapitalisierung des amerikanischen Aktienmarktes in Höhe von 16,8 Billionen USD (NASDAQ: 6,6 und Big Board: 10,2 Billionen USD) übertraf Ende März 2000 mit dem Faktor 1,7 das nominale BSP von 9,5 Billionen USD. Während die neuen Lieblinge der Börsianer, die Internet-Aktien, bis zu den Kursturbulenzen im März und April von einem Allzeit-Hoch zum nächsten kletterten, befindet sich der überwiegende Teil der Aktien der »alten« Industrie in einer tiefen Baisse.

      Von den Kursverlusten in den herkömmlichen Branchen, stellvertretend seien die Auto- und die Konsumbranche genannt, lenken die Aufsehen erregenden Höhenflüge der Technologieaktien ab. Von Anfang November 1998 bis Anfang März 2000 hat sich der technologielastige Aktienindex Nasdaq100 noch einmal mehr als verdreifacht, während die Investoren am Gesamtmarkt mit einer Performance von knapp 30% zufrieden sein mussten. Für viele Internettitel musste im März ein Kurs-Gewinn-Verhältnis jenseits der 200 in Kauf genommen werden.

      Aktien gegenüber Anleihen relativ teuer

      Die Vorliebe für das riskantere Aktiengeschäft wurde bereits in den 20er Jahren durch zeitgenössische Bücher angestachelt. E. L. Smith zeigte seinen Lesern, dass Aktien in den ersten beiden Dekaden des zwanzigsten Jahrhunderts deutlich höhere Erträge als Anleihen erzielt hätten.

      So verselbstständigte sich schon damals die Idee, dass Aktien unabhängig von ihrer aktuellen Bewertung Rentenpapieren vorzuziehen seien. Die Dividendenrendite verlor deshalb in der Endphase der Spekulation ihre Funktion als Vergleichsmaßstab für die Rentabilität von Aktien im Vergleich zu Renten. Während die Dividendenzahlungen bis 1927 mit dem Anstieg der Aktienkurse noch einigermaßen mithalten konnten, war wohl der Gewinnsprung bei vielen Unternehmen wie z. B. General Motors 1928 der Auslöser für eine drastische Überschätzung künftiger Gewinnausschüttungen.

      Die Hoffnungen auf eine Überrendite der Anlagegattung Aktien zerstoben in der großen Depression, die dem Kurssturz im Oktober 1929 folgte. Erst 25 Jahre später, am 23. November 1954, sollte der Dow Jones Industrials wieder den Höchststand des 2. September 1929 von 381,17 Punkten erreichen. Eine alternative Geldanlage in festverzinslichen Wertpapieren hätte dagegen das Kapital in dieser Zeit um rund 150% anwachsen lassen.

      Die langjährige Hausse der Gegenwart hat unter den amerikanischen Investoren heute erneut den Glauben erweckt, dass Aktien festverzinslichen Papieren zu jedem Zeitpunkt überlegen seien. Die laufenden Dividendenrenditen von durchschnittlich rund 1,2% können dabei jedoch kaum als Kaufargumente herangezogen werden. In den letzten Jahren wurden diese Gewinnausschüttungen komplett von den Inflationsraten aufgezehrt. Zudem hat die Relation zwischen Unternehmensgewinnen und Kursniveau mit einer aktuellen realen Rendite von knapp unter einem Prozent ein historisches Tief erreicht hat. Gleichzeitig bekommen Investoren, die nicht allein auf die Zukunft setzen wollen, am kurzen wie am lange Ende des Rentenmarkts deutlich höhere Realzinsen geboten. Die Spannungen zwischen den Aktien- und Rentenrenditen, die sich beispielsweise auch im Sommer 1987 in ähnlicher Größenordnung aufgebaut hatten, entluden sich schließlich am 19. und 20. Oktober 1987, als der Dow Jones Industrials in zwei aufeinander folgenden Handelstagen variabel mehr als 40% seines Werts einbüßte. Die seit Anfang 1999 anziehenden Realzinsen haben die Schere zwischen Eigenkapital- und Fremdkapitalverzinsung erneut weit geöffnet.

      Eine expansive Geldpolitik finanziert die Börsenparty

      Das Schmiermittel jedes Aktienbooms ist reichlich vorhandene Liquidität der Marktteilnehmer. Im Laufe einer wachsenden Kursblase muss allerdings ein immer größerer Teil der gesamtwirtschaftlichen Geldmenge für die Finanzierung der laufenden Börsenumsätze abgezweigt werden und steht somit für den Güterkonsum nicht mehr zur Verfügung. Dies erklärt auch die jeweils als »neu« gefeierte Kombination aus nahezu unveränderten Konsumgüterpreisen und explodierenden Preisen für Vermögenswerte (Asset Inflation), wie sie für die großen Spekulationsbewegungen der 20er und 90er Jahre kennzeichnend waren.

      Die Geldumsätze an den Wertpapierbörsen Amerikas hatten während der goldenen 20er Jahre unglaubliche Höhen erreicht. Im Crashjahr 1929 wurde ein Dollar- Volumen in Höhe des 1,3fachen BSP umgesetzt. Von 1931 bis 1990 war es dann um die US-Börsen verhältnismäßig still geworden. Die Relation der Wertpapierumsätze pro Jahr zum BSP machte nicht einmal mehr 50%, in der Zeit von 1934 bis 1982 sogar weniger als 25% des BSP aus.

      Ganz anders das Bild in den boomenden 90ern. Eine verbesserte technische Infrastruktur und elektronische Brokerhäuser erlauben auch dem privaten Anleger den zeitnahen An- und Verkauf von Wertpapieren innerhalb eines Tages (Intraday Trading). Die jährlichen Dollar-Umsätze haben 1999 rund 250% des BSP erreicht und in den ersten Monaten des Jahres 2000 wurde dieser fantastische Wert noch bei weitem übertroffen.

      Inwieweit die amerikanische Notenbank den finanziellen Nährboden für diese spekulativen Exzesse bereitet hat, entzweit Ökonomen damals wie heute. Unstrittig ist, dass die Anfangsphase beider Boombewegungen von einer Politik des lockeren Geldes begleitet war. Seit 1921, dem letzten Jahr der zur Bekämpfung der Nachkriegsinflation eingeleiteten restriktiven Geldpolitik, betrieb die amerikanische Notenbank eine akomodierende Geldpolitik, in der der Diskontsatz von 6% im Jahre 1921 bis Mitte 1927 auf 3,5% gesenkt wurde. Die eigentliche Inflation und Kreditschöpfung spielte sich im Wertpapierbereich ab, aber die Überwachung der Kapitalmarktpreise gehörte nicht zu den expliziten Zielvariablen der amerikanischen Notenbank. Als es einigen Mitgliedern des amerikanischen Geldwesens dämmerte, dass die Verbindung von Wertpapierkrediten und Börsenboom Sprengkraft birgt, war es bereits zu spät, um das Spekulationskarussell zu stoppen.

      Die Börsen nahmen gerade dann markant Fahrt auf, als sich die Notenbank entschlossen hatte, mit drei Diskontsatzerhöhungen um insgesamt 1,5% bis auf das Niveau von 5% im Sommer 1928 die spekulative Bewegung abzubremsen. Als der Aktienmarkt auch die Warnung des Notenbankpräsidenten Roy Young, dass Zentralbankgeld nicht für kreditfinanzierte Spekulation missbraucht werden darf, sondern nur für produktive Zwecke zur Verfügung stehe, über ein halbes Jahr ignorierte, wurde der Diskontsatz schließlich am 9. August 1929 noch einmal von 5% auf 6% angehoben. Der entscheidende Schlag, wie sich jedoch erst zwei Monate später herausstellen sollte.

      Siebzig Jahre später scheint sich die Federal Reserve (Fed) in einem ähnlichen Dilemma zu befinden. Dabei hat die Politik des Notenbankpräsidenten Alan Greenspan bei vielen Beobachtern große Anerkennung gefunden. Alan Greenspan hatte die Wirtschaft seit 1995 reichlich mit Liquidität versorgt, als sich die realen Wachstumspotenziale des Internetsektors abzuzeichnen begannen.

      Das in den vergangenen beiden Jahren in Relation zum realen BSP überproportionale Geldmengenwachstum hat sich trotz der hohen Konsumneigung der amerikanischen Haushalte noch nicht in steigenden Güterpreisen niedergeschlagen. Dafür werden in der New Economy auch gute Gründe angeführt. Das Internet sorgt für eine deutlich höhere Markttransparenz und verringert die Preisspielräume für viele Anbieter. Der Personalbedarf im Zuge des stürmischen Wirtschaftswachstums konnte ohne bedeutende Lohnzugeständnisse aus dem amerikanischen Arbeitskräftereservoir und durch Immigration gedeckt werden. Die Arbeitslosenquote ist auf ein Rekordtief von 4,1% gesunken. Wie in den 20er Jahren hat damit die Notenbank den Auftrag der Wahrung von Preisniveaustabilität bei gleichzeitiger Förderung des Wirtschaftswachstums vordergründig mit Bravour erfüllt.

      Die expansive Geldpolitik der letzten Jahre hat aber nicht nur die produktiven, sondern eben auch die spekulativen Kräfte der amerikanischen Volkswirtschaft geweckt. Die Notenbankpolitik der verbalen Interventionen (Moral Suasion) erwies sich, nicht zuletzt auf Grund ihres häufigen Gebrauchs durch Alan Greenspan, vorerst als wirkungslos.

      Darüber hinaus klafften die Äußerungen und die Handlungen der amerikanischen Notenbank im Herbst 1998 weit auseinander. Angesichts der deflatorischen Wirkungen der Krisen in den Emerging Markets und des starken Kursrückgangs am amerikanischen Aktienmarkt im Herbst 1998 auf Grund des LTCM-Debakels rang sich die Fed zu drei Leitzinssenkungen durch. Vom 28. September bis zum 17. November 1998 wurde die Federal Funds Target Rate jeweils um ein Viertel Prozent von 5,5 auf 4,75% zurückgenommen.

      Das war das Signal, auf das die Investoren gewartet hatten. Weil diese Bail Out-Aktion die Balance zwischen Risiko- und Ertragserwartungen der Anleger veränderte, ließen sich die Entfesselung der Spekulationskräfte und die furiose Entwicklung der Internetaktien auch durch den zwischenzeitlichen Übergang zu einer restriktiveren geldpolitischen Linie in den USA nicht mehr aufhalten. Die Erhöhung der Federal Funds Target Rate auf 6% bis zum 22. März 2000 zeigte an den Aktienmärkten keine Wirkung.

      Alan Greenspan hat sich mit seinem undogmatischen Krisenmanagement im Herbst 1998 in den Augen einiger Kritiker den fragwürdigen Ruf des Retters erworben, der auch in Zukunft nicht zulassen würde, dass die Kapitalmärkte drastisch unter ihr gegenwärtiges Niveau fallen würden. Damit könnten die Investoren eine implizite Bail Out-Garantie verbinden.

      Die Rettungsaktionen und die Übertreibungen der jüngsten Vergangenheit haben erneut die Frage aufgeworfen, ob die Notenbanken auf die Entwicklung der Aktienpreise reagieren sollten. Unstrittig ist, dass Notenbanken Inflationsgefahren, die aus der Höherbewertung des Aktienvermögens und einem entsprechenden Mehrkonsum der privaten Haushalte resultieren, kontrollieren sollten.

      Empirischen Schätzungen zufolge hat der Anstieg des S&P500 seit Anfang des Jahres 1995 die Konsumgüternachfrage der privaten Haushalte in den USA mehr als 4% nach oben getrieben. Die Fed hat mit dem jüngsten Übergang zu einer restriktiveren Politik den Märkten signalisiert, dass sie diese indirekte Bedrohung der Preisniveaustabilität nicht hinzunehmen bereit ist.

      Die langfristigen Folgen einer geplatzten Spekulationsblase

      Sollte die Fed darüber hinaus versuchen, die Schwankungen und Übertreibungen der Aktienmärkte in Richtung geeigneter Fundamentalfaktoren zu glätten? Die Beantwortung dieser Frage hängt wesentlich davon ab, welche langwierigen Folgen für eine Volkswirtschaft nach dem Platzen einer Bubble zu erwarten sind.

      Das wichtigste Argument für ein rechtzeitiges Handeln der Notenbank sind die langfristigen Folgen einer geplatzten Spekulationsblase für die Realwirtschaft. Als sich im Oktober 1929 die luftigen Börsengewinne wieder in Luft auflösten, sollte eigentlich nur eine Fiktion verloren gegangen sein. Doch wie alle Fiktionen konnten auch die damaligen Börsenfiktionen tief in das reale Wirtschaftsleben eingreifen.

      Verbraucher, die bislang nicht die geringsten Bedenken hatten, ihre Haushaltsbudgets auf Monate hinaus in der Erwartung vorzubelasten, dass sie die fälligen Ratenzahlungen aus Börsengewinnen begleichen könnten, hatten nach dem Crash erhebliche Mühe ihren Verpflichtungen nachzukommen. Rund 60 % aller Automobile und 80 % aller Radios wurden damals auf Kredit gekauft und standen nun auf Abzahlung in den Garagen und Wohnungen der Kunden. Unter diesen Umständen war an neue Anschaffungen nicht zu denken.

      Und Unternehmer, die auf der Grundlage ihres Effektenbesitzes Kredite zur weiteren Expansion ihrer Unternehmen aufgenommen hatten, verwandelten sich durch den Crash über Nacht in zweifelhafte Schuldner, denen die Bank die Kredite kündigt. Einmal in Gang gekommen, drehte sich der Teufelskreislauf zwischen Konsumzurückhaltung, Investitionsstopp, Produktionseinschränkung, Lohnverlusten, Stimmungsverschlechterung und erneuter Konsumeinschränkung immer schneller. Ehe man sich versah, war man in einer Depression epidemischen Ausmaßes.

      Das Bruttosozialprodukt schrumpfte in drei Jahren um ein Drittel. Die Arbeitslosenquote sollte von 3,2% im Jahre 1929 auf annähernd 25% im Jahre 1933 anwachsen, 85.000 Unternehmen mit Außenständen von 4,5 Mrd. USD gingen in den Konkurs.

      Der Finanzkrise ging in den 20er Jahren eine wahrhafte Kreditorgie voraus. So arbeiteten beispielsweise die geschlossenen Investmenttrusts mit hohen Fremdkapitalanteilen. Ihre einzige Aufgabe war es, die gepoolten Anlegergelder des Privatpublikums breit gestreut in Börsenwerten »à la hausse« anzulegen. Oftmals schuf man dabei ein undurchsichtiges Geflecht an mehrstufigen Beteiligungsholdings, also gehebelten Fonds, die Anteile an anderen – ebenfalls gehebelten – Fonds hielten. Aber nicht nur innerhalb der Investmenttrusts wurde mit den vermeintlichen Segnungen des Kredits gearbeitet.

      Kapitalschwachen Anlegern wurden von ihren Wertpapiermaklern auch direkt Wertpapierkredite (Margin Loans) gegen Verpfändung der mit diesen Krediten gekauften Aktien zur Verfügung gestellt. Rund 1 Mill. Anleger spekulierten am Aktienmarkt mittels Margin Loans. Unter dem Andrang der Spekulation stieg ihr Volumen von 2 Mrd. zu Anfang der 20er Jahre bis kurz vor dem Crash auf Schwindel erregende 8,5 Mrd. USD, was knapp 10% der ausstehenden Marktkapitalisierung und des Volkseinkommens entsprach.

      Auch heute zeigen sich Phänomene einer Kreditinflation. Die permanenten Kursgewinne am amerikanischen Aktienmarkt vermitteln den privaten Haushalten ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Ihr zu Marktkursen bewertetes Vermögen hat sich von 1990 bis 1999 von 24,3 Billionen auf 48,9 Billionen USD mehr als verdoppelt. Während der Vermögenszuwachs bei den realen Gütern (Grundstücke, Immobilien) mit durchschnittlich 4% p. a. vergleichsweise moderat ausfiel und ihr Anteil am Gesamtvermögen in den 90er Jahren von 30 auf 23% zurückging, schnellte das Portfoliogewicht des direkten Aktienbesitzes der privaten Haushalte von rund 7% auf über 16% nach oben. Der Anteil des in Pensions- und Investmentfonds gehaltenen indirekten Aktienbesitzes konnte von rund 16 auf 27,5% zulegen.

      Immer mehr Amerikaner wollen auch an dem schnellen Reichtum teilhaben, den der Aktienmarkt verspricht. Der Anteil der Haushalte, die über direkten oder indirekten Aktienbesitz verfügen, ist bis zum Jahre 1998 von etwas mehr als 40% auf knapp 49% gestiegen. Damit liegt dieser Wert weit über der Partizipationsrate von schätzungsweise 5 bis 10% der Haushalte, die in den 20er Jahren am Aktienmarkt spekulierten.

      Welche Auswirkungen hat nun die permanente Höherbewertung des Wertpapiervermögens? Es war das Verdienst Milton Friedmans, die Grenzlinien zwischen Konsum, Einkommen und Vermögen neu zu ziehen. Demnach verfügen die privaten Haushalte über ein höheres permanentes Einkommen und können sich entsprechend mehr Konsum leisten, wenn Vermögenszuwächse als dauerhaft interpretiert werden. Die kräftige Ausdehnung der Konsumentenkredite von 863 Mrd. USD im ersten Quartal 1994 auf 1.428 Mrd. USD im vierten Quartal 1999 deutet darauf hin, dass die privaten Haushalte auch in Zukunft Erträge am Aktienmarkt erwarten, die die Zinsbelastung der aufgenommenen Kredite decken.

      Angesichts der Aufwärtsdynamik des amerikanischen Aktienmarkts haben die Anleger auch die Scheu vor kreditfinanzierter Spekulation wieder verloren. Die von Banken für Wertpapierkäufe vergebenen Kredite, ausgedrückt in der Belastung von Margin-Konten bei den Mitgliedsfirmen der New York Stock Exchange, haben insbesondere in den letzten Monaten stark zugenommen, nachdem der befürchtete Computercrash zum Jahrtausendwechsel ausgeblieben war. Allein von Februar 1999 bis Februar 2000 haben die Wertpapierkredite um 75% von 151 Mrd. USD auf 265 Mrd. USD zugelegt. Gemessen an der Marktkapitalisierung der Wall Street von mehr als 16,8 Billionen USD sind die Wertpapierkredite mit einem Anteil von 1,6% aber noch verhältnismäßig bedeutungslos.

      Allerdings übertrifft die gesamte Verschuldungssituation der privaten Haushalte heute längst die Größenordnungen der 20er Jahre. Im Jahre 1929 erreichte die Verschuldung der privaten Haushalte rund 53% ihres verfügbaren Einkommens. In den 90er Jahren stieg zwar auch das Nettovermögen der privaten Haushalte dank der permanenten Höherbewertung von Aktien deutlich an, die Nettoschulden (Bruttoverschuldung abzüglich finanzieller Forderungen) machen nach 47% im Jahre 1990 aber heute über 67% des verfügbaren Einkommens aus. Insbesondere die Höchststände der Konsumentenkredite in Relation zum BSP zeigen, dass die privaten Anleger den Märkten eine hinreichend offene Flanke für eine schmerzhafte Korrektur bieten (2).


      Moral Hazard-Probleme lösen

      Dass die augenfälligen Parallelen zwischen der Spekulationsblase in den 20er Jahren und den Kursentwicklungen in der jüngsten Vergangenheit nur eingeschränkt zur Analyse der zukünftigen Entwicklung taugen, hält die Börse auch weiterhin spannend. Den vielen Parallelen stehen ebenso viele Unterschiede gegenüber. Stellvertretend sei hier nur angeführt, dass die wirtschaftlichen Blöcke Amerika, Europa und Asien heute nicht über einen festen Wechselkurs verbunden sind, wie dies damals über den Goldstandard der Fall war. Dabei spielte das damalige Festkurssystem eine zentrale Rolle bei der Übertragung der deflatorischen Impulse auf die gesamte Weltwirtschaft. Gemangelt hat es damals auch an einer effektiven internationalen Kooperation der Zentralbanken. Zudem war das damalige Bankensystem infolge fehlender Einlagensicherungssysteme verwundbarer gegenüber Bankenruns. Und schließlich hat im Gegensatz zu den 20er Jahren das Gewicht des relativ konjunkturunempfindlichen Dienstleistungssektors am Bruttosozialprodukt heute erheblich zugenommen.

      Angesichts dieser Unterschiede zwischen heute und damals dürfte sich einmal mehr die Erkenntnis durchsetzen, dass der Aktienmarkt auch künftig seinen eigenen Gesetzen folgen wird. Solange jeder Marktteilnehmer und die Institutionen entsprechende Vorkehrungen des Risikomanagements treffen, dürfte der Schatten des Jahres 1929 die Zukunft somit nicht erreichen.

      Zu den drängendsten Vorkehrungen der Institutionen zählen Maßnahmen zur Verringerung von so genannten Moral Hazard-Problemen,[2] die aus Ungleichgewichten bei der Gewinn- und Verlustzuweisung zwischen Kapitalanbietern und -nachfragern entstehen können. Vielfach wird im Krisenfalle mit gut gemeinten Notenbankinterventionen, IWF-Hilfspaketen und Staatsgarantien das wesentliche Ordnungsprinzip der Marktwirtschaft verletzt, nämlich das der Haftung. Solange die Anleger keine Bail Out-Erwartungen hegen, dürfte sich auch die Bereitschaft, in eine Preisblase am Aktienmarkt zu investieren, in Grenzen halten.

      Institutionellen wie privaten Anlegern muss bewusst werden, dass »No-Risk-Profit-Only-Investments« in Wirklichkeit nicht existieren und sie in voller Eigenverantwortung handeln.





      [1] Friedman, Milton: Die größte Gefahr ist ein überhitzter Aktienmarkt, in: Risikomanagement an internationalen Finanzmärkten, Christian Conrad/Markus Stahl (Hrsg.), Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2000, S. 373–377.

      [2] Tietmeyer, Hans: Globalisierung der Finanzmärkte und ihre Konsequenzen, in: Risikomanagement an internationalen Finanzmärkten, Christian Conrad/Markus Stahl (Hrsg.), Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2000, S. 361–372. Autoren: Dr. Markus Stahl und Markus Mezger, Fonds-Vermögensverwaltung, Baden-Württembergische Bank AG, Stuttgart. Die hier vertretenen Auffassungen spiegeln ausschließlich die persönlichen Auffassungen der Autoren wider.



      Autor:
      Dr. Markus Stahl und Markus Mezger, Fonds-Vermögensverwaltung, Baden-Württembergische Bank AG, Stuttgart. Die hier vertretenen Auffassungen spiegeln ausschließlich die persönlichen Auffassungen der Autoren wider.

      © 2000 Die Bank


      Quelle: http://www.die-bank.de/html/detail_print.asp?id=154&Issue=05…
      Avatar
      schrieb am 03.01.01 00:46:04
      !
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      Avatar
      schrieb am 03.01.01 00:53:58
      Beitrag Nr. 16 ()


      Erläuterungen:

      Der Nasdaq Composite Index konnte in der vergangenen Woche con spekulativen Tradern über unser Stop-Buy 2560 Indexpunkte in den Bestand genommen werden. Da der Index bislang noch kein klares Kaufsignal geliefert hat, sollte man dieses Engagement weiterhin als spekulativ ansehen. Nach dem Schließen des zuletzt hinterlassenen Gaps erlahmten die Aufwärtstendenzen bereits wieder und ein neuer Test der Tiefs aus 2000 sollte anstehen. Weiterhin gilt für einen Anleger, dass man sich zurück halten sollte, da ein Kaufsignal erst mit einem nachhaltigen Überschreiten der September-Abwärtstrendlinie generiert wird. Für diese Anlegergruppe bleibt das alte Stop-Buy (3060 Indexpunkte) erhalten. Das auslösende Moment für eine Kursrallye an den Technologiemärkten fehlt derzeit ganz, jedoch sollte das Schlimmste bei vielen Werten nun bereits vorbei sein, was aber nach Kursrückgängen von teilweise über 80 Prozent nicht sehr schwer zu prognostizieren ist. Wir gehen von einer langsamen, allmählichen Verbesserung im Index aus, die in Form eines rounding bottoms ablaufen könnte, so dass man noch genug Zeit zum Kaufen haben sollte.



      Erläuterungen

      Bestärkt wird unser nicht gerade als Bestens anzusehender Ausblick für die kommenden Wochen/Monate durch die Entwicklung im MACD. Dieser scheiterte zuletzt erneut an der Abwärtstrendlinie und droht nun wieder zurück auf die Unterstützungslinie zu fallen.



      Erläuterungen

      Über den Average-Directional-Movement-Index erkennt man, ob sich der Index/die Aktie in einem Trend- oder Tradingmarkt befindet. Die Entwicklung, die wir in der vergangenen Berichtswoche andeuteten, sind eingetreten (steigende Kurse, fallender ADX), was sich aus dem Berechnungsschema des ADX ergibt. Derzeit ist der Nasdaq in einem Tradingmarkt.



      Erläuterungen

      Auch über den Stochastic erkennt man, ob ein Markt überkauft, oder überverkauft ist. Hier erkannte man eine leichte Überverkauftsituation, die sich nun abbaut, da Werte unter 30 Vorlagen. Jedoch sieht man, dass sich diese Bewegungen zuletzt in engen Grenzen (nach Oben) hielten und somit nicht über den Status einer technischen Korrektur im Abwärtstrend hinaus kamen.


      Quelle: http://www.boersenagent.de/w3/wochenanalyse.asp?segment=15
      Avatar
      schrieb am 09.01.01 14:32:24
      Beitrag Nr. 17 ()
      Die charttechnische Analyse: Die Vorzeigeaktie AIXTRON ist am Kippen / Nemax: Unterstützung bei 1639 Punkten



      von Dr. Hans-Dieter Schulz




      Seit dem zweiten Hoch von Ende Oktober 2000 hat sich der Kurs des Nemax-50 Titels Aixtron bereits halbiert. Sollte die Unterstützung bei 80 Euro, auf der der Kurs gerade angelangt ist, nicht halten, so wäre der Weg frei für mindestens eine weitere Halbierung bis auf 40 Euro, wenn nicht sogar noch eine Halbierung bis auf unter 20 Euro erfolgt.
      Warum es sehr wahrscheinlich ist, dass auch bei diesem Wert weitere Halbierungen erfolgen werden, zeigt ein Blick auf die Statistik:
      Alle Titel des Nemax-50 Index notieren ausnahmslos unter ihren 100-tägigen und -soweit vorhanden- 200-tätigen gleitenden Durchschnitten. Der Markt befindet sich in seiner vollen Breite und in voller Fahrt nach unten. Mehrfache Halbierungen vom Höchstkurs aus gerechnet in nur kurzer Zeit sind im heute Neuen Markt die Norm.
      In einer solchen Umgebung haben es einzelne noch hoch bewertete Aktien schwer, ihre hohen Kurse zu halten. Beängstigt durch das Beispiel der zahllosen Vorreiter auf dem Weg nach unten verkaufen Anleger ihre Aixtron-Aktien, solange noch vergleichbar hohe Preise dafür bezahlt werden. Aus dem gleichen Grund - dem intra-market Vergleich - werden potenzielle Käufer abgeschreckt. Leerverkäufe katalysieren den Fall der Kurse, indem Schreiber von Put-Optionen aufgrund steigender Deltas vermehrt Aixtron-Aktien verkaufen müssen.
      Ein großes Problem ist das Momentum des Marktes. Wer will jetzt noch kaufen, wenn er dabei riskiert, schon tags darauf 5% bis 20% seines eingesetzten Kapitals zu verlieren? Durch die letzte Unterstützung bei 2700 Punkten, die ein Boden hätte werden können, ist der Markt kürzlich durchgerauscht.
      Ein Ende der Abwärtsbewegung ist insbesondere aus folgendem Grund nicht in Sicht: Betrachtet man aufmerksam die einzelnen Aktienkurse des Neuen Marktes -Chart für Chart-, so erkennt man bei den wenigsten Aktien den Ansatz einer Bodenbildung und wenn, dann ist dieser Boden in Form einer Unterstützung bereits wieder unterschritten, also kaputt. Bei der Mehrzahl der Aktien ist aber noch nicht einmal der Versuch einer Bodenbildung zu erkennen.
      Bleibt nur zu hoffen, dass die Gesamtheit auf das Partikulare zurückwirkt, also der Nemax-Index auf seine einzelnen Aktien. Dazu mehr im nun folgenden Abschnitt.





      Nemax: Unterstützung bei 1639 Punkten

      Bei 1639 Punkten hatte der Nemax All Share Index am 8.10.98 aufgesetzt. Diese Marke ist eine Chance für ein Stoppen der Abwärtsbewegung. Sollte der Fall hier immer noch nicht anhalten, so könnte sich bei 1100 Punkten ein Boden bilden. Immerhin war der Index am 10.3.1997 bei einem Indexstand von knapp unter 500 Punkten gestartet. Ein Boden bei 1100 Punkten wäre doch eine stolze Verdoppelung in nur vier Jahren, einer bei 1639 Punkten käme einer Verdreifachung gleich. Damit kann man als Langfrist-Anleger zufrieden sein.
      Da aber leider die Masse der Neuer-Markt-Aktionäre zu deutlich höheren Kursen gekauft hat, kann man fast dafür garantieren, dass die Hochkurse aus 1999 und 2000 im ersten Jahrzehnt des vor einigen Tagen eingeläuteten Jahrhunderts nicht wieder erreicht werden, wie dies der japanische Nikkei-Index vorlebt, der sich seit seinem Hoch von 1989 in einer zehn-jährigen Seitwärtsbewegung befindet ([http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=19799).
      Dafür verantwortlich ist die Psychologie, die den Anleger dazu veranlasst, zu verkaufen im Moment, in dem er seinen Einstandskurs -womöglich nach Jahren- wiedersieht. Zur Plausibilisierung dieses Arguments frage man in seinem Bekanntenkreis (vorsichtig) herum. Man wird die hier vorgestellte Haltung am häufigsten antreffen.
      Ein positives Argument muß dennoch langfristig für den Neuen Markt ins Feld geführt werden. Die Netto-Mittelzuflüsse in Neue-Markt-Fonds sind positiv und die Kassen der Fonds gefüllter denn je. Irgendwann einmal werden diese Mittel in den Markt hineinfließen, um mit anderen Helfern -Zeit und Inflation- dazu beizutragen, vom Boden aus wieder stolze Wertzuwächse zu liefern. Wenn dies schon nicht mit dem ganzen Markt passieren kann -aus den dargelegten Gründen-, so doch in jedem Fall mit einzelnen Aktien. Dazu könnte einst auch eine Aixtron zählen, deren kurslicher Niedergang zwar gerade erst begonnen hat, die aber insbesondere wegen ihrer relativen Stärke, die sie bis jetzt in einem fürchterlichen Bear-Market bewiesen hat, höchstwahrscheinlich wiederentdeckt werden wird.

      Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow



      09.01.2001 11:35
      ©boerse.de


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=22285
      Avatar
      schrieb am 09.01.01 17:12:18
      Beitrag Nr. 18 ()
      Pawlows Anleger im Salami-Crash


      von Roland Leuschel


      Das Jahr 2000 wird wohl als eines der schlechtesten Börsenjahre in die Geschichte eingehen. Über 4.300 Milliarden Dollar Kapital wurden an den Weltbörsen vernichtet. Godfather Greenspan versuchte sich zwar als Nikolaus und senkte zum ersten Mal seit dem November 1998 die Zinsen und zwar von 6,5 % auf 6 %. An der Nasdaq stiegen die Aktien innerhalb von zwei Stunden um über 14 %, aber auch die anderen Märkte erholen sich. In meinem letzten Bericht riet ich, "benutzen Sie das Strohfeuer an den Börsen, um einige Schieflagen loszuwerden". Inzwischen scheint auch im neuen Jahr die Salami-Crash-Karawane weiterzuziehen.

      Nur eine Börse lag im letzten Jahr in einem starken Aufwind: China Shanghai B (+152,11 %). Wenn Sie das neue Werk von Konrad Seitz "Eine Weltmacht kehrt zurück" lesen, dann verstehen Sie warum. Seitz, Ex-Botschafter der Bundesrepublik in China, prophezeit, China werde binnen 20 Jahren zur zweiten Technologiemacht hinter den USA in der Welt. Nach Kaufkraft berechnet könne Gross-China das Sozialprodukt der USA im Jahr 2020 überholen, und China sei dann der grösste Markt der Welt, der grösste Produzent, der grösste Exporteur und Importeur. Wer an diese Thesen glaubt, der sollte in seinem Portefeuille China-Aktien übergewichten; denn China bestreitet, nach Aussage von Konrad Seitz, diesen Weg mit marktwirtschaftlichen und kapitalistischen Strukturen. Noch jemand ist zumindest für das nächste Jahr sehr optimistisch: Bundeskanzler Schröder hat in seiner Neujahrsansprache den Deutschen gesagt: "2001 wird politisch und wirtschaftlich gesehen ein sehr gutes Jahr werden."

      Wer die Prognosen der Banken für das neue Jahr liest, hat den Eindruck, es herrsche ein Wettbewerb um den grössten Optimisten. Das war übrigens Ende 1999 genauso. In der Spitzengruppe der Optimisten ist die Deutsche Bank (8.200 bis 8.700 für den DAX), während Salomon Smith Barney den DAX sogar bei 9.000 sieht. Der Wall Street sehen die Börsengurus einen Anstieg um 22 % des Dow Jones und des S&P 500 voraus. Ed Kerschner, der Stratege der Firma Paine Webber-UBS Warburg behauptet, die Wall Street sei sogar unterbewertet und werde über 30 % steigen (1.750 Punkte für den S&P 500). Das Jahr 2001 bedeute eine der besten Kaufgelegenheiten der letzten 20 Jahre. Ed Kerschner wurde immerhin zum besten Strategen von Wall Street vom Wirtschaftsmagazin Institutional Investor gewählt und löste damit Abby Cohen ab. An zweiter Stelle folgt dieses Mal Thomas Galvin von Credit Suisse First Boston. Er sieht den Dow Jones bei 13.000 und erwartet einen Anstieg der Nasdaq um 50 %! Alle diese Banken und Broker haben eins gemeinsam: Sie wollen und sie müssen Papiere verkaufen, und die Analysten müssen daher an dem Wettbewerb der kühnsten Optimisten teilnehmen. Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt der russische Physiologe Iwan Petrowitch Pawlow den Nobelpreis für seine Arbeit, die zur modernen Verhaltensforschung führte. In Tierversuchen entwickelte er die Reflexologie und lies beim Füttern der Hunde eine Klingel läuten. Sobald die Klingel ertönte, stürzten sich die Hunde auf den Futternapf, auch wenn kein Futter mehr darin war. Und so muss man verstehen, dass sich im Jahre 2000 bei jeder Aktienbaisse die Anleger auf Kaufgelegenheiten stürzten, obwohl der Futternapf (Geld) leer war. Auch nach dem Crash im Frühjahr an der Nasdaq. Schliesslich hatten die Anleger in den vergangenen 5 Jahren gelernt, jede Kurskorrektur an der Börse auszunutzen. Bloomberg hat für das Jahr 2000 nachgerechnet: Es wurden an der Wall Street 33.169 Empfehlungen ausgegeben, ganze 125 (= 0,38 %) davon waren Verkaufsempfehlungen. Vergessen Sie nicht, dass die bei Neuemissionen am Neuen Markt führende Bank, die DG Bank, im letzten Jahr noch im Herbst geradezu unglaubliche Prognosen abgab, und die FAZ in einem Kommentar schrieb: "Diese Bank macht sich lächerlich". Die Financial Times kommentierte das etwas eleganter: "Vielleicht ist diese Prognose auch nur ein Werbegag, schliesslich möchte diese Bank weiterhin Geld mit Börsengängen verdienen". Ich behaupte ganz einfach, die Banken befinden sich in einem riesigen Strukturwandel, und versuchen es den Medienkonzernen nachzumachen. Der Chef des grössten Fernsehkonzerns in Europa, der RTL-Gruppe, erklärte neulich: "Wir sind eine wundervolle Werbemaschine", und vielleicht könne eines Tages der Chef der grössten deutschen Bankengruppe dasselbe voller Stolz behaupten.

      Wenn Sie Ihr Vermögen, bzw. Ihr Erspartes, verwalten, halten Sie Abstand zu diesen Werbeversprechungen. Gerade das letzte Jahr hat bewiesen, dass viele Kursblasen geplatzt sind, und die Firmen einfach Pleite gehen können. Ich wiederhole daher gerne die von dem Amerikaner Robert J. Shiller in seinem Buch "Irrational Exuberance" aufgestellte Prognose, dass die Märkte sich in einer in der Geschichte einmaligen Überbewertung befinden, und es Jahre dauern wird, bevor wieder eine normale Bewertung Einzug hält. Er nannte damals drei Faktoren, die zu dieser Überbewertung führten, 1. Strukturelle Faktoren (Aufkommen des Internets, Niedergang des Kommunismus, geburtenstarke Jahrgänge, sowie Verbreitung der privaten Pensionspläne), 2. Kulturelle Faktoren (Informationsmedien, die mit ihrer ausgeweiteten Berichterstattung wie ein Blasebalg die Kursblasen förderten, und 3. psychologische Faktoren (Behavioral Finance, die Anleger nicht als rational handelnde Menschen betrachtet, sondern eher als Opfer vielfältiger psychologischer Fallen).

      Als ich schon 1997 und 1998 vom Salami-Crash sprach, hatte ich allerdings keine Ahnung, dass die Salami BSE verseucht sein könnte. Es wird also noch einige Jahre dauern, bevor die Salami eine normale und gesunde Grösse erreicht, und ich empfehle Ihnen nach wie vor Qualitätsanleihen (Triple A) mit 60 % des Portefeuilles überzugewichten und um 30 % in Blue Chips zu halten. Nur wenn solche Blue Chips aus irgendwelchen Gründen plötzlich zu "Blutchips" (letztes Jahr Procter & Gamble, Pfizer, Unilever, Philip Morris etc.) werden, sollten Sie nachkaufen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg.

      Roland Leuschel



      09.01.2001 16:11
      ©boerse.de


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=22304
      Avatar
      schrieb am 11.01.01 15:26:32
      Beitrag Nr. 19 ()
      Einen Crash kann man nicht vorhersagen, jedenfalls nicht zeitlich genau.

      Man kann aber - und die Elliott-Wellen-Analyse ist dabei ein ausgezeichnetes (wahrscheinlich das einzige) Hilfsmittel - frühzeitig erkennen, wenn es richtig gefährlich wird. Und man kann das mögliche, sogar wahrscheinliche Ausmaß eines Crashs, oder besser: einer Baisse, abschätzen. Denn im Gegensatz zu anderen Methoden, vor allem der "fundamental" argumentierenden, beschäftigt man sich bei den Elliott-Wellen zwangsläufig mit der Geschichte und mit sehr langfristigen Zyklen.

      Die Gläubigen einer "New Era" verdrehen bei jeder Warnung und jedem Verweis auf 1929 die Augen, doch die meisten haben keine Kenntnisse darüber, was in den 20er Jahren wirklich geschah. Auch 1929 gab es (wenige) Warner, einer von Ihnen Roger Babson, der im September 1929 schrieb:
      "Schönes Wetter kann nicht ewig andauern. Die Wirtschaftszyklus gelten auch heute noch, wie früher. Das Federal Reserve System hat die Banken gestärkt, aber es hat nicht die Natur der Menschen verändert. Die Leute machen Schulden und spekulieren wie nie zuvor in unserer Geschichte. Früher oder später wird der Crash kommen und er kann schrecklich werden. Weise sind die Investoren, die jetzt ihre Schulden loswerden und ihre Segel einholen. Das heißt nicht, alles zu verkaufen, aber es heißt, die Schulden zurückzuzahlen und nicht mehr auf Kredit zu spekulieren."

      Die Ökonomen sehen in der Regel nur die Gegenwart und die nahe zurückliegende Vergangenheit. Aus den aktuellen Daten leiten sie ihre Analysen für die Zukunft ab. Das erklärt auch, warum alle auf die "nächsten Zahlen" warten, denn die könnten ja wieder mehr Aufschluss über die Zukunft bringen. Ist das Bruttosozialprodukt des letzten Quartals beispielsweise stärker gestiegen als im Quartal davor, ist für die meisten Analysten die Welt in bester Ordnung und sie sehen sich bestätigt, diesen "Trend" in alle Ewigkeit fortzuschreiben.

      Mit Aktien- oder anderen Prognosen ist es genauso. Sind die Aktien lange genug gestiegen, "werden sie auch weiter steigen". Mit steigenden Aktien schrauben die "Gurus" wie Ralph Alcampora oder Abby Cohen ihre Erwartungen nach oben, nachdem ihre letzte Prognose viel zu früh überschritten wurde. Niemand äußert gern pessimistische Aussichten, denn das will in der derzeitigen Phase keiner hören. Andererseits hat KEINER Ende der 70-er Jahre steigende Aktien prognostiziert. Da wäre es aber angebracht gewesen. Ich korrigiere mich: Einer hat doch, nämlich Robert Prechter, Elliott-Spezialist, hat für die kommende 5. Welle einen Dow Jones von etwa 3.700 in den nächsten Jahren prognostiziert. Diese Prognose fiel in eine regelrecht depressive Aktienstimmung, nachdem der Dow Jones bei damals etwa 800 Punkten über 16 Jahre lang nicht einmal sein Hoch von 1962 wieder erreicht hatte. Seine Prognose wurde selbstverständlich als Utopie abgetan - sie war es auch, denn es sind ja sogar 11.750 Punkte geworden.

      Ein Kollaps an der Wall Street und eine folgende Wirtschaftsdepression sind für die nahe Zukunft sehr wahrscheinlich. Die Geschichte lehrt jedoch, dass Warnungen in einer Euphorie weitgehend auf taube Ohren stoßen. So war es immer und so wird es auch diesmal sein. Und die Geschichte wird sich daher wiederholen, weil die Masse aus der Vergangenheit nicht gelernt hat und es nie tun wird.

      Vielleicht können aber einige doch etwas lernen, auch wenn sie den Lauf der Dinge nicht verändern können.

      Alle Aktienmarkt-Crashs waren von der Mehrheit nicht erwartet, besonders nicht von Ökonomen. Das ist die erste Lektion aus der Geschichte.

      "In ein paar Monaten erwarte ich die Aktien sehr viel höher als heute", sagte Amerikas angesehener und berühmter Wirtschaftsprofessor Irving Fisher 14 Tage vor dem ebenfalls berühmten 29. Oktober 1929.

      "Eine schwere Depression wie 1920-21 ist jenseits aller Möglichkeiten". Das war das Ergebnis einer Studie der Harvard Economic Society wenige Tage nach dem initialen Crash. Nach fortwährenden optimistischen Prognosen in der Folgezeit hat der frühere brain trust 1932 seine Tätigkeit eingestellt.

      Somit haben die beiden damals führenden Institutionen keinen Crash kommen sehen und auch die Depression, während sie sich immer weiter entwickelte, ignoriert und verneint. Und sie waren davon offenbar auch überzeugt: Irving Fisher hat durch die Baisse etwa 150 Mio Dollar (nach heutigem Wert) verloren.

      Ein Finanzkollaps geschieht nie, wenn die Zeiten schlecht sind. Dies ist eine weitere Lektion der Geschichte.

      Vor einem Kollaps sagen Ökonomen und Analysten, es sei die beste aller Welten für Wirtschaft und Gesellschaft. Die makroökonomischen Daten sehen ja auch vor einem Crash gut aus - vordergründig betrachtet. Die USA befindet sich bereits seit 9 Jahren im Aufschwung, die Produktivität steigt, die Unternehmensgewinne auch, die Zinsen (noch) sind niedrig, die Inflation auch, die Arbeitslosenquote sinkt und vor allem - die Aktien steigen. Sie sind auch der Hauptgrund für das historisch hohe "consumer confidence", das Verbrauchervertrauen. Dies wiederum lässt die zuversichtlichen, sorglosen Verbraucher nicht ans Sparen denken, sondern sie geben mehr aus als sie einnehmen. Sie machen sogar Schulden in der sicheren Annahme, alles wird nur noch besser und das Zurückzahlen ist kein Problem. Für alles werden immer mehr Kredite aufgenommen, für Autos, Häuser, usw.; die Hauskredite haben auch noch nie so eine hohe Quote im Vergleich zum Kaufpreis gehabt. Es werden sogar - und das ist die Krönung des Ganzen - Kredite aufgenommen, um damit Aktien zu kaufen, und zwar mehr als je zuvor. Die Zuflüsse in Aktienfonds steigen seit Jahren an. Das einzige mit Aktien verbundene Risiko wird noch darin gesehen, keine oder nicht genug zu haben. Die allgemeine Zuversicht ist ansteckend. Jeder wird immer zuversichtlicher, jeder macht Kredite, auch der Staat (wenn auch die USA angeblich in vielen Jahren schuldenfrei sein will).

      Und wehe, einer warnt in dieser euphorischen Stimmung vor den gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Fehlentwicklungen oder gar den Übertreibungen an der Aktienbörse!

      "Das kann man nicht mit früher vergleichen!", "Heute ist alles anders!", "Das Internet ist die Zukunft!", usw.

      Die Argumente sind zwar vordergründig stichhaltig, aber: GENAUSO WAR ES 1929. Auch damals sprach man von einer "new era" und davon, dass die alten Aktienbewertungsmaßstäbe nicht mehr gelten. Die guten Zeiten werden unendlich in die Zukunft extrapoliert und jeder, der das nicht so sieht, wird als Crashprophet (=Dummkopf) bezeichnet.

      Das sind die Rahmenbedingungen, in denen eine Baisse beginnt, wenn es nicht mehr besser sein kann. Das ist dann die Phase, in denen einzelne Aktien oder Bereiche von Aktien plötzlich kometenhaft steigen, weil in ihnen "die Zukunft" steckt, eine Zukunft, die noch viel rosiger ist als die schon rosige Gegenwart. (1929 waren die Radio- und Autowerte, die die "Neue Ära" darstellten, in den 50-er und 60-er Jahren waren es mal die Biotechnologiewerte, mal die "tronics" mit allem was ein "silicon" oder "tronics" im Namen hatte. Und heute sind die .com`s.) Solche völligen Übertreibungen gedeihen auf einem Boden, der sowieso schon von Zuversicht geprägt ist. Und nur in solchen Zeiten kann ein Präsident, der sich des Meineids schuldig gemacht hat, mit einer Verwarnung davon kommen.

      Das sind die Gründe, warum eine Baisse von der Masse nicht für möglich gehalten wird und, wenn sie dann kommt, auch von den Ökonomen als völlig überraschend und "unvorhersehbar" angesehen wird und die meisten "auf dem falschen Fuß erwischt", möglichst mit hohen (kreditfinanzierten) Aktienbeständen oder in einer Situation, in der die vermeintlichen Aktiengewinne bereits ausgegeben sind, bevor sie realisiert wurden.

      Die schleichenden Fehlentwicklungen, die sich über Jahre hinziehen, werden nicht mehr wahrgenommen und als "normal" angesehen (wie z. B. die strukturelle Arbeitslosigkeit in Europa, die nicht mehr mit konventionellen Mitteln zu lösenden Rentenprobleme, die Verschuldung in allen Bereichen, die Ausweitung der Geldmenge, die ungleichmäßige Einkommensverteilung, ...).

      Der Beginn jeder Baisse geht einher mit einem hoch verschuldeten privaten Sektor, zeigt die Geschichte. Schulden sind ein Zeichen von Zuversicht und Vertrauen (das die Japaner nach 9 Jahren Depression nicht mehr haben, die Sparquote dort beträgt nie zuvor gesehene 20 % - in den zuversichtlichen USA waren es kürzlich ebenfalls nie gesehene minus 0,2 % - bevor die Statistiken "korrigiert" wurden). Zuversicht und Vertrauen, die Schulden zurückzahlen zu können - und bei den Gläubigern das Vertrauen, ihr Geld zurückzubekommen. Niedrige Zinsen (der Preis für Geld) sind ebenfalls ein Zeichen für Vertrauen. Übermäßige Verschuldung ist daher ein Zeichen von übermäßigem Vertrauen und im späten Stadium von Euphorie. Es ist im Nachhinein so einfach, diese Übertreibungen als irrational zu analysieren, aber wenn alle drin stecken, ist es unmöglich. Bereits im November 1996 wurde der Fall erwähnt (Wall Street Journal), dass eine Bank einem Hauskäufer den Kaufpreis zu 100 % finanziert hat, einem Käufer, der kein geregeltes Einkommen hatte, gerade geschieden war und dessen voriges Haus zwangsversteigert worden war. Man hat es als in dieser Phase als "etwas zu großes Vertrauen der Bank" bezeichnet, aber in späteren Phasen wird es rückblickend sicher anders genannt. Vielleicht "irrational exuberance".

      Die Erfahrung zeigt, dass die Euphorie kurz vor einem Crash "rasend" wird. Ein KGV von 1.900 wie kürzlich bei Yahoo! ist so ein Beispiel von vielen. 1989 argumentierten die Analysten, in Japan seien "die Bilanzierungssysteme anders", und das rechtfertige durchaus einen Nikkei von 39.000 Punkten und KGVs von 50 und mehr. Psychologen nennen diese allgemeine Verdrängung von Warnzeichen sowie die Rationalisierung von riskanten Engagements "kognitive Dissonanz". Wir wollen es nicht sehen, wir wollen es nicht wissen, wir rechtfertigen das eigentlich Unrechtfertigbare.

      Euphorie führt zu Sorglosigkeit. In USA beträgt die Dividendenrendite der S&P500-Aktien unter 1,5 % - nur halb so viel wie 1929 vor dem Crash. Und außerdem nur ein Viertel dessen, was man heute für die viel weniger riskanten US-Treasuries kassieren kann. Aktienkäufer kaufen heute Aktien, weil sie sicher sind, sie später an jemand anderen teurer wieder zu verkaufen ("greater fool theory").

      Und wieder lehrt die Geschichte, dass dies die Endphase der Hausse ist.

      Die meisten werden verlieren. Über 90 % des Geldes, das zur Zeit in Aktienfonds steckt, ist innerhalb der letzten 5 Jahre in diese Fonds geflossen, frisches Geld also, das noch keine Baisse, keinen Crash, nur Mini-Korrekturen erlebt hat. Jeder Rückgang freut doch heute die Anleger, weil sie noch einmal die Gelegenheit bekommen "billig nachzukaufen". Was aber, wenn es diesmal gar keine Korrektur ist, sondern eine lange Baisse? Und nach eine Hausse kommt eine Baisse, das wird niemand bestreiten. War das eine Hausse seit 1982? Und ob!

      Die steigende Verschuldung, die bereits deutlich höher ist als 1929 (gemessen am BSP), schafft eine anfällige und fragile Wirtschaft. Ein Kartenhaus, bei dem nur ein kleiner Baustein zusammenbrechen muss. LTCM in 1998 wäre ein ausreichender Anlass gewesen, aber die Konsequenzen wurden gerade noch durch die spektakuläre Rettungsmaßnahme erstickt. Selbst die Deutsche Bank, die an LTCM gar nicht beteiligt war, hat einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung gestellt. Warum wohl?

      Durch die Rettung von LTCM sind die Probleme aber nicht beseitigt, sondern nur verschoben. Die Party geht nämlich ungehemmt weiter, nach dem Motto: "Wir werden ja aufgefangen." - bis es nicht mehr geht.

      Noch ein paar Fakten für die, die immer wieder sagen "Heute ist es anders": 1920 hatten die USA einen Budgetüberschuss und einen Leistungsbilanzüberschuss. Heute (abgesehen von den letzten Monaten) ein Budgetdefizit und ein Rekord-Handelsbilanzdefizit. In den 20er Jahren waren die USA der Welt größter Gläubiger, heute sind sie der Welt größter Schuldner. Wenn die ewigen Optimisten das mit "heute ist alles anders" meinen, haben sie in der Tat recht.

      Wenn die Euphorie in Pessimismus umschlägt, wird die Verschuldung, die bis dahin mit Optimismus und Zuversicht gerechtfertigt wurde, als gefährlich angesehen. Gläubiger versuchen dann, ihre Gelder einzutreiben, denn die Zuversicht einer späteren Rückzahlung ist plötzlich weg. Zinsen für nicht einwandfreie Schuldner schießen in die Höhe (Beispiel Asienkrise, Russlandkrise).

      So war es, und so wird es sein.

      Mit dem Ende der Euphorie beginnt die Rückforderung (und Liquidation!) von Schulden, die Geldmenge sinkt, Deflation beginnt. Bankrotte verstärken diese Entwicklung. Aus allgemeiner Sorge wird mehr gespart und weniger konsumiert. Die Preise fallen und schon deswegen wird Konsum aufgeschoben. Eine Spirale nach unten beginnt und beschleunigt sich. Am Ende dieses Prozesses liegt die Wirtschaft regelrecht am Boden. Von Schulden will niemand etwas wissen, und es gibt auch fast keine mehr. Entweder sind sie zurückgezahlt worden oder wurden uneinbringbar.

      Erst dann kann ein Aufschwung beginnen - ohne die Last der Schulden.

      In Japan betragen die Gesamtschulden heute noch ein Mehrfaches des BSP, weil der Staat durch zahlreiche (erfolglose) Konjunkturprogramme und Banken-Rettungsversuche die notwendige Bereinigung verhindert bzw. hinausgezögert hat. Am Ende wird es nicht anders gehen. Japan ist daher noch lange nicht "über dem Berg", besonders weil andere Länder (z. B. China und Südamerika) erst am Anfang der bisher verdeckten Probleme stehen.

      Übrigens: Behaupten nicht die Optimisten, die Zentralbanken wüssten heute, Depressionen zu vermeiden? Die japanische Notenbank hat die Zinsen auf nahezu Null gesenkt, es gibt also praktisch kostenlosen Kredit. Trotzdem sinkt das BSP immer noch. Die Leute wollen keinen Kredit, denn Kredit ist etwas gefährliches. Sie sparen lieber - besagte 20 % ihres Einkommens. Die Amerikaner sind noch in der Phase davor, in der Kredite ein Zeichen von Zuversicht sind.

      Hat Keynes uns nicht gelehrt, dass eine expansive Fiskalpolitik der Schlüssel zur Vermeidung von Krisen und der Weg aus Depressionen ist?

      Wall Street ist in ihrem finalen Stadium des Super-Bull-Market. Der kommende Kollaps wird ein weltweiter, denn die alle Aktienmärkte sind eng mit dem Schicksal der Wall Street verbunden. Selbst Märkte in einem ganz anderen Zyklus werden, wenn auch gemildert, getroffen.

      Aber viele Aktienmärkte sind in der gleichen Phase wie die Wall Street: Westeuropa, Kanada, Australien und andere.

      Die kommende Baisse wird nicht nur eine Korrektur, sondern "ganz nebenbei" eine schwere Wirtschaftsdepression.



      Quelle: http://www.juekue.de/history.htm
      Avatar
      schrieb am 16.01.01 11:07:10
      Beitrag Nr. 20 ()
      Timelag


      von Hans A. Bernecker


      FED-Chef Greenspan hat in der Sache und im Timing richtig entschieden. Die Folgen dieses Zinsschrittes sind jedoch nicht in 3 Tagen, sondern erst mit einer Zeitverzögerung von erfahrungsgemäß 9 Monaten zu spüren. Die EZB wird dem über kurz oder lang mit der üblichen Schamfrist folgen und ebenfalls die Zinsen senken. Dem geht eine weitere Erholung des Euro gegen Dollar und eine Abschwächung des Yen gegen beiden voraus. Und wie so oft haben die Bondmärkte diese Entwicklungen schon längst vorweggenommen. Die Notenbanken ziehen eigentlich nur noch die Konsequenz aus dem was die Märkte bereits avisiert hatten.

      "Timelag" wird somit das Schlüsselwort für Börse und Konjunktur 2001. In der Zeitverzögerung zwischen monetärem Schritt und ökonomischer Wirkung findet die Börse hier den neuen Ansatz. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Erfahrungen, die sich wie ein Netzwerk darstellen, aber sicher zu kalkulieren sind. Zunächst: Der erste Zinsschritt der FED "nach oben" begann Anfang 1999. Dem folgten weitere, bis zur Spitze von 6,50 % am 17.05.2000. Die Börse reagierte darauf zunächst überhaupt nicht und legte sogar noch um 10 % zu. Der Dow Jones um 9 %, der Nasdaq sogar um 43 %. Erst dann begann die Korrektur. Im Dow um rd. 14 %, im Nasdaq aber um über 50 %. Die Konjunkturbremse setzte jedoch erst im III. Quartal 2000 ein. Also mit einer durchschnittlichen Zeitverzögerung von rd. 9 Monaten. Die Börse reagierte aber schneller als die Konjunktur, nämlich schon nach 4 - 5 Monaten. Die Lage jetzt:

      Der Zinsschritt vom 03. Jan. ist erst der Anfang. In kleinen Schritten geht es in Richtung 3 - 3,25 % für FED Funds. Die Wirtschaft wird darauf in 6 - 9 Monaten reagieren, nicht früher. Die Börse benötigt dafür nur 3 - 4 Monate, weil der Rückgang der Renditen schon knapp 200 Basis-Punkte beträgt und ein Jahr "alt" ist. Die FED läuft also dem Bondmarkt hinterher. Das ist positiv für die Konsolidierung auf aktueller Basis. Bis März/April befindet sich die US-Börse mithin in dieser Übergangsphase. Dazu kommt jetzt noch eine Besonderheit:

      Die einzelnen Indikatoren für die US-Wirtschaft zeigen stark differenzierte Verläufe. In den Arbeitsmarktzahlen steckt ein Nachlauf-Effekt. Die Arbeitslosenquote wird nämlich bis auf 4,4 - 4,5 % steigen. Der Einkäufer-Index erreicht sein Tief dagegen schon im Februar. Auftragseingänge und Industrieproduktion sind im I. Quartal (witterungsabhängig) wenig aussagefähig. Die Gewinnprognosen der Unternehmen enthalten andererseits deutliche Vorgriffe. Hier wird nach unten übertrieben. Nehmen Sie also die Zahlen der kommenden Wochen mit größter Vorsicht auf. Insgesamt liegt dies auch an der Art der statistischen Erhebungen. Wer die amerikanischen Verhältnisse kennt, weiß das.

      Das Fazit für Sie: Die FED hat ihre Zinspolitik geändert! Damit stimmt der Kurs für das Börsenjahr 2001. Ein Vergleich mit 1994/96 ist aufschlußreich und für Sie die neue Leitlinie. Die damalige Zinsverteuerung brachte dem Dow und dem S&P 500 eine Stagnation. Wirklich abgestürzt waren damals ebenso wie heute nur die High-Techs, wenn auch in deutlich kleinerem Umfang. Im letzten Jahr war es eine regelrechte Spekulationsblase, die platzen mußte. Sie ist geplatzt! Jetzt wird die Basis für den neuen Trend gebaut.

      Hans A. Bernecker


      16.01.2001 09:23
      ©boerse.de

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige668550.php3?id=22783
      Avatar
      schrieb am 16.01.01 11:25:24
      Beitrag Nr. 21 ()
      Opi Bernecker bekommt auch schon Angst,
      die Börsenbriefverkäufer
      können ja auch nicht schreiben
      bleib aus dem Markt draussen
      und bestell den Brief für 6 Monate ab :D



      mfg a.head
      Avatar
      schrieb am 29.01.01 13:41:36
      Beitrag Nr. 22 ()
      Die charttechnische Analyse: Trendwende im Technologiesektor?



      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Seit der Leitzinssenkung in den USA am 03.01. legte der Nasdaq Composite Index 25 Prozent zu. In seinem Fahrwasser stieg auch der Nemax All-Share um 15 Prozent. Für den Anleger erhebt sich nun die Frage, ob die Kursgewinne schon eine echte Trendwende eingeläutet haben, oder ob dem Markt nach dem Zwischenspurt nicht die Puste ausgeht.

      Vergleicht man die Entwicklung von Nasdaq und Nemax, so bietet sich noch kein einheitliches Bild.



      Der Verfall der amerikanischen Technologiebörse seit dem Hochpunkt vor 10 Monaten nimmt sich mit 45 Prozent gegen den Einbruch des Nemax All-Share noch bescheiden aus. Die deutschen Tech-Aktien verloren in der Spitze 75 Prozent. Aktuell hat der Nasdaq seinen Abwärtstrend verlassen, so dass sich auf Sicht der nächsten 2-4 Wochen ein durchaus positives Bild ergibt. Der Nemax hingegen konnte trotz der jüngsten Kursgewinne die im September begonnene Abwärtstrendlinie noch nicht überwinden. Hält das freundliche Börsenklima an, ist im Windschatten der USA auch bei uns mit weiter anziehenden Kursen zu rechnen.

      Langfristig bleiben die Aussichten aber durchwachsen. Die Anleger sind in den einstigen Modeaktien überinvestiert. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen.


      Gebranntes Kind scheut das Feuer

      Die Anleger, die bei einzelnen Aktien auf teilweise hohen Verlusten sitzen, warten nur auf eine günstige Gelegenheit, diese Papiere zu verkaufen. Charttechnisch wird sich dieser Sachverhalt in Widerstandslinien niederschlagen, die sich der Aufwärtsbewegung entgegenstellen und die Entwicklung von einstigen Stars wie Aixtron, Brokat, STEAG Hamatech und ähnlich bekannten Aktien immer wieder hemmen werden.
      Ferner steht zu befürchten, dass viele Anleger einen weiten Bogen um ganze Branchen machen werden. Schlecht sieht es beispielsweise im Mediensektor aus, wo das Kursdebakel der Anlegerlieblinge EM.TV und Intertainment voraussichtlich noch eine ganze Weile auch auf vernünftig bewertete Titel wie Kinowelt ausstrahlen dürfte.

      Ohnehin werden sich die Anleger dieses Jahr mehr nach den Branchenindizes richten müssen. Wie schon beim DAX 30 zu beobachten war, werden auch Nemax und SDax als breit ausgelegte Marktsegmentindizes ihre Bedeutung verlieren. Während bei den 30 grössten Werten jedoch gemeinhin nur nach New- und Old-Economy unterschieden wird, rechnen Experten im Sektor der Wachstumswerte mit einer grösseren Spezifizierung. Noch ergibt sich zwar zumindest in der Tagestendenz bei den einzelnen Nemax-Branchenindizes ein Gleichlauf. Die prozentualen Gewinne und Verluste differieren über die Zeit jedoch immer stärker.


      NEMAX Technology Index

      Als Favorit für die nächsten Wochen kristallisiert sich neben der Medizintechnik die Technologiebranche heraus: Aus technischer Sicht ist hier die Bodenbildung voll im Gange und die im September begonnenen Abwärtstrends konnten schon deutlich nach oben durchbrochen werden.



      Insbesondere der CDAX Technology macht Hoffnung auf bevorstehende Kursgewinne. Noch kämpft der Chart mit einer Rechteckformation, die sich aus einer Unterstützungslinie bei 600 Punkten und einer Widerstandslinie bei 700 Punkten herleitet. Technisch handelt es sich dabei um eine typische Bodenbildungsformation, solange die Unterstützung bei 600 nicht nach unten durchbrochen wird. Sobald die Marke von 700 geknackt werden kann, ergibt sich ein Einstiegssignal.

      Der Nemax Technology Index hingegen mahnt zur Zeit noch zur Vorsicht. Trotz erheblicher Kursgewinne seit Anfang Januar konnte der im September begonnene Abwärtstrend noch nicht nach oben durchbrochen werden. Ferner lässt der Chart eine Bodenbildung vermissen, so dass auch noch nicht von einer unteren Trendwende ausgegangen werden kann. Wünschenswert wäre ein erneuter Rückgang der Kurse bis auf das Niveau zwischen 104 und 106 Punkte, wo im November und Dezember eine Unterstützungszone ausgebildet wurde. Auch ein Rückgang bis in den Bereich des Tiefststandes bei 88 Punkten wäre nicht schädlich, da so die Weichen für eine Doppel-Bottom-Formation gestellt würden.


      Fazit

      Anleger sollten die "gefallenen Engel" des Technologiesektors im Auge behalten. Sobald sich eine untere Umkehr in diesem Bereich ergibt, dürften die Kurse schnell an Höhe gewinnen. Der Focus sollte dabei auf Unternehmen liegen, die von Wachstumsmärkten wie Internet oder Mobilfunk profitieren (z.B. Breitbandspezialisten und UMTS-Ausrüster). Zukunftsträchtig erscheinen auch die Laserspezialisten.
      Vor einem Neueinstieg in das zyklische Geschäft der Speicherchips hingegen sollten Anleger ein Abflauen der aktuellen Preiskämpfe abwarten.

      Dr. Hans-Dieter Schulz / Lutz Mathes

      29.01.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=23602
      Avatar
      schrieb am 07.02.01 14:18:01
      Beitrag Nr. 23 ()
      Hans A. Bernecker


      Keine übertriebenen Zinserwartungen bitte!


      Der Übergang von der Baisse (bzw. Korrektur) in die nächste Hausse setzt sich aus einer ganzen Reihe von Mosaiksteinen zusammen. Das erste Steinchen ist das Verhalten der Indizes während einer Zinsverteuerungsphase, Steinchen Nr. 2 ist die Zeitverzögerung zwischen Zinssignal und wirtschaftlicher Wirkung und Nr. 3 ist die Zinsstruktur als Haltesignal für die Börse und anschließend Haussesignal bei Entspannung. Genauer kann man es kaum nachvollziehen.

      Rückblickend: Die Baisse 2000 begann, als die Zinsstruktur invers wurde und sie endet nun, wenn diese beseitigt ist. Das gilt aktuell und für die nächsten Wochen, wenn Greenspan den nächsten Zinsschritt entscheidet was so sicher ist wie das Amen in der Kirche. Wie sich die Märkte in diesem Umfeld an den unteren Wendepunkt geradezu herantasten, zeigt Ihnen schon die Martkttechnik am DAX und absolut deckungsgleich im Nemax sowie Nasdaq und Dow Jones, was es in dieser Form selten gab. Alle Indices versuchen die vorsichtige Bodenbildung, wobei zu bemerken ist, das der Dow Jones diesen in einer Seitwärtsbewegung gefunden hat.

      Die Vorsicht der Analysten entspricht jedoch noch nicht der Weitsicht der Märkte. Es ist bemerkenswert, die noch immer skeptischen Analysten-Einschätzungen der großen Investmentadressen etwas genauer zu studieren, die in den letzten 10 Tagen herauskamen. Die optimistischste Prognose, die ich für den Dow Jones las, lag bei etwa 12.000 und die für den DAX bei 7.000. Das wären im Schnitt plus 8 - 9 % gegenüber dem heutigem Stand. Im Vergleich zu den eher waghalsigen Prognosen des letzten Jahres sind diese Aussagen Beweis für eine gewisse Orientierungslosigkeit.

      Ungeachtet dessen: Der Nasdaq-Index gewann gegenüber dem Tiefststand um die Jahreswende bereits 15 %, der Nemax 3,6 %, aber die 30 wichtigsten Trendaktien legten seitdem zwischen 25 und sogar 100 % zu. Das werte ich als Vorgeschmack für den weiteren Verlauf dieses Jahres. Was auch bedeutet, daß Sie Ihre Anfangspositionen bereits jetzt aufbauen müssen, und nicht wenn der Zug schon voll in Fahrt ist. Denn wenn die Auswirkung der Zinssenkung einmal greift, ist es schon fast zu spät. Und die Zinsentscheidung der amerikanischen FED liegt gewissermaßen im "Plan". Sie ist die logische Fortsetzung dessen, was Greenspan ankündigte und nun umsetzt. Aber:

      Der FED-Chef definiert die amerikanische Zinspolitik völlig neu. Erneut denkt Greenspan weiter als nur über 25 oder 50 Basispunkte für die FED-Fund-Sätze. Deshalb komme ich heute noch einmal auf dieses Thema zurück, weil es extrem wichtig wird: Denn über Art und Weise der "Konjunkturlandung" braucht nicht mehr viel spekuliert zu werden. Die Landung ist mit +1,9 % nach 2,2 % im Vergleichsquartal des Vorjahres schon fast gelungen. Deshalb sieht die FED auch keine Konjunkturhilfe in ihrer Zustimmung zu Steuersenkungen, sondern folgt einem anderen Denkansatz. Die EZB und die Euro-Finanzminister werden daran zu knabbern haben. Denn:

      Greenspan sucht den reibungslosen Übergang in eine schuldenfreie Zukunft. Im Gegensatz zu bisherigen Berechnungen werden die USA nämlich schon Ende dieses Jahrzehnts bei null Dollar Staatsschulden stehen. Bisher galt 2013 als Endzeitpunkt. Die Steuerermäßigungen über 1,6 Bill $ in 10 Jahren sind damit problemlos zu finanzieren, weil die jährlichen Überschüsse bei ca. 330 - 360 Mrd $ liegen. So entsteht jedoch ein Überschuß, wenn die Amerikaner die Restschulden nicht vorzeitig aus dem Markt nehmen. Das aber berührt den Bondmarkt und die Renditen, also die Zinsen! Hinzu kommt:

      Ein großer Teil der Treasury Bonds liegt bei ausländischen Notenbanken. Sie repräsentieren deren Dollarreserven. Steuersenkungen wiederum tragen dazu bei, die Schuldentilgung zu verlangsamen, haben aber auch die Wirkung, daß die Wirtschaftskraft hoch bleibt und die Steuerquellen noch ergiebiger sind. Dies richtig zu steuern, wird das neue Hauptproblem der FED. Es erscheint für alle anderen wie eine Traumkonstellation, hat aber m.E. wohl zur Folge, daß die Zinssenkungen geringer ausfallen werden, weil die FED unbedingt den "Daumen draufhalten muß", der sich aus einer robusten Wirtschaft einerseits und der genannten Schuldenkonstellation andererseits ergibt.

      Das Fazit für Sie: Die Zinsspekulationen sind nur noch ein Teilaspekt, aber kein Trendindikator. In diesem beinahe idealen Umfeld rückt demnächst die Ertragstendenz wieder eindeutig in den Vordergrund. Das ist schon erkennbar in den anziehenden Kursen der Technikaktien.

      Hans A. Bernecker

      06.02.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=24159
      Avatar
      schrieb am 07.02.01 14:53:10
      Beitrag Nr. 24 ()
      Spitzenthread! Danke HSM! :)
      Avatar
      schrieb am 07.02.01 17:31:25
      Beitrag Nr. 25 ()
      Hektische Betriebsamkeit (Panik) hat Alan Greenspan erwischt


      von Roland Leuschel

      Erst spielte der Godfather von Wall Street den Nikolaus (5.12.2000), als er seine Zinsentwarnung in die Medien streute. Die umsatzstärkste Börse der Welt, die Nasdaq, die mit einem Wertverlust von 3.500 Milliarden Dollar im letzten Jahr einen klassischen Crash erlebte, jubelte in klassischer Manier: +10,5% Anstieg am 5.12.2000. Dann kam der dritte Januar dieses Jahres, und Alan Greenspan schlüpfte in die Rolle der Heiligen Drei Könige, indem er ohne Offenmarktausschuss der Notenbank die Leitzinsen um 50 Basispunkte senkte. Die Anhänger der Nasdaq jubelten erneut: +14,2% Indexanstieg an einem Tag, das war der höchste Tagesgewinn seit Bestehen der Nasdaq. Die Pawlow Schüler wollten so allen Börsianer der Welt zeigen, dass sie die Reflexe gut beherrschen ("kognitive Dissonanz" wird so etwas in der Behavioral Finance genannt). Jetzt am 31. Januar 2001 auf der turnusgemässen Fed wurden die Leitzinsen nochmals um 50 Basispunkte auf 5,5% gesenkt, also in 3 Wochen um 100 Basispunkte. So etwas nennt man schlicht und einfach Panik. Das ungewöhnlich lange Kommuniqué, in dem die Fed ihre Entscheidungen begründet, zeigt in aller Deutlichkeit, wie groß die Panik innerhalb der Notenbank ist.

      Noch vor 4 Wochen sahen die Experten und Ökonomen keine Rezessionsgefahr in Amerika. Ein illustres Beispiel lieferte der Professor für Volkswirtschaft am renommierten Massuchetts Institute of Technology (MIT), Rüdiger Irving Dornbusch: "Die Angst vor einer Rezession ist typisch europäisch, aber unbegründet. Streichen Sie deshalb das Wort Rezession aus Ihrem Sprachsatz. Es wird sie in den USA nicht mehr geben. Die US-Wirtschaft trotzt vor Kraft." (Interview Euro am Sonntag vom 10.12.2000) Jetzt erklären alle diese Experten, wir werden eine V-Form der Konjunktur bekommen, das heisst nach einem rasanten kurzen Absturz geht es ebenso rasant wieder nach oben. Immerhin erkennen diese Experten die Fakten an, die da sind: Die Wachstumsrate des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes fiel im 4. Quartal 2000 auf magere +1,4%, gegenüber +5,2% im 2. Quartal und +2,2 im 3. Quartal. Ferner wurde in dieser Woche bekannt, dass der Index der Einkaufsmanager in Chicago sich im freien Fall befindet (von 45,2 auf 40,2). Das vom Conference Board berechnete Consumer Vertrauen fiel ebenso rasant auf 114,4 und damit unter das Niveau vom Sommer 1998, als wir die Rubel- und Hedge Fonds-Krise hatten. Am dramatischsten war allerdings der Absturz der Philly-Index, einer von der Federal Reserve Bank in Philadelphia ermittelten Umfrage des Geschäfsklimas, er fiel so stark wie seit Dezember 1990, also während der letzten grossen Rezession, nicht mehr. Diese Umstände haben "eine schnelle und wirkungsvolle Antwort der Geldpolitik" so die Begründung der Kommuniqué der Fed, erfordert. Schnell ja, ob wirkungsvoll wird sich zeigen. Ich habe da meine Zweifel, auch was eine schnelle Börsenerholung anbetrifft. Ich habe einen Vergleich des Nasdaq Composite Index von Januar 1998 bis heute mit dem Dow Jones von 1927 bis 1932 gemacht. Der Anstieg der Nasdaq vom Dezember 1999 bis März 2000 lässt den Anstieg des Dow Jones von 1927 bis Oktober 1929 zwergenhaft erscheinen, und wir alle wissen, nach dem Oktober 1929 folgten drei schmerzvolle Jahre, in denen es neben Abstürzen auch kräftige Erholungen gab. Der bekannte Börsenhistoriker, Professor Schwartz aus London, schrieb vor einiger Zeit: "History teaches that stock market prices eventually return to their long term trend line, that trend line would put the Nasdaq at 1.600." (Nasdaq zur Zeit 2.783). Was dies auch für den Nemax Allshare Index bedeutet, dürfte dem deutschen Anleger besonders klar sein. Mit 2.700 liegt er bereits unter dem Jahresbeginn von 2.743, und viele Anleger erinnern sich an den 10. März letzten Jahres, als er mit 8.410 einen neuen Rekord aufstellte.

      Ich empfehle den Chart genauestens zu verfolgen und zu beobachten, ob die Linie von 2600 hält. Wenn von diesem Kursniveau ein erneuter Anstieg einsetzt, hätten wir es mit einer klassischen Kopf Schulter-Formation zu tun und sollte der Widerstabd bei 3.600 gebrochen werden, wäre die Fahrt zu weiteren Kursgewinnen offen. Ich befürchte der Markt findet bei 2000 einen Boden. Die Anleger haben genügend Zeit, um sich auf die nächste Kursrallye vorzubereiten.

      Die Wahrscheinlichkeit, dass die lockere Geldpolitik eines Alan Greenspan wieder greift und die Börsen sich in naher Zukunft auf neue Höchstkurse emporheben, ist sehr gering. In der Zwischenzeit empfehle ich die konservative Anlagestrategie des letzten Jahres beizubehalten (sie brachte übrigens einen Return von rund 10%). Ich würde also Aktien weiter untergewichten (30 bis 40% des Portefeuilles), wobei ich an Standardwerte denke mit hoher Dividendenrendite und mit niedrigem KGV, etwa zum Beispiel Philip Morris. Wer es bequemer mag, der kaufe die Holding von Warren Buffett, Berkshire Hathaway, die im letzten Jahr auf knapp unter 41.000 Dollar fiel und inzwischen bei 67.000 liegt.

      Warren Buffett wurde im letzten Jahr von verschiedenen Medien madig gemacht, aber er hat den Leuten bewiesen, dass seine Investmentphilosophie des "Value Investment" nach wie vor Bestand hat. Er ist und bleibt einer der klügsten Investoren aller Zeiten, und als im letzten Jahr die Börsenwelt ihr Kapital in die New Economy steckte, sagte Warren Buffet trocken: "These times will not be remembered as a period of wealth creation, but as one of wealth transfer." Wenn ich mir den Bloomberg Internet Index anschaue, der von einem Höhepunkt von 300 auf unter 100 fiel, dann ist eben der Transfer bereits gelungen, und erst wenn nach der Schlacht der Pulverdampf verzogen ist, wird man die Opfer zählen können. Die anderen 30 bis 40% eines Portefeuilles empfehle ich weiterhin in Qualitätsanleihen, wobei es durchaus möglich ist, dass die langfristigen Zinsen nicht mehr fallen werden, obwohl die kurzfristigen Zinsen weiter einbrechen können. Den Rest des Portefeuilles würde ich in Liquidität halten, um bei den zu erwartenden scharfen Kurskorrekturen zugreifen zu können. Von der Währung her betrachtet, halte ich eine Übergewichtung des Euro für empfehlenswert, da der Dollar regelrecht einbrechen kann. Seien Sie darauf vorbereitet.

      Roland Leuschel

      07.02.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=24335
      Avatar
      schrieb am 09.02.01 01:48:55
      Beitrag Nr. 26 ()



      Nasdaq - 30 Jahre Hoffen und Bangen

      US-Technologiebörse feiert Jubiläum - Im Jahresdurchschnitt zweistellige Zuwachsraten - Aktueller Bärenmarkt kein Beinbruch


      US-High-Techs blicken zurück auf eine bewegte Geschichte



      Berlin - Für viele Menschen ist der 30. Geburtstag kein wirklicher Grund zum Feiern. Mit gemischten Gefühlen beging Am Donnerstag auch die Nasdaq ihr 30-jähriges Jubiläum. Angesichts des letztjährigen Crash war keinem Anleger so richtig zum Feiern zumute, schließlich haben sich die Kurse von ihrem Hoch im vergangenen Frühling im Schnitt halbiert. Insgesamt wurden an der Nasdaq 3000 Mrd. Dollar an Anlegergeldern vernichtet, dies ist in etwa das letztjährige Bruttoinlandsprodukt von Deutschland und Frankreich zusammmen.
      Doch für "alte Hasen" ist der Einbruch bei den Technologietiteln längst kein Beinbruch. "Ich habe in der 30-jährigen Geschichte der Computerbörse Nasdaq schon viele Auf und Ab erlebt", sagt Klaus Aulbach von der BHF-Bank. Bei jedem Einbruch dachten die Anleger an einen Untergang der Technologiewelt. "Langfristig ging es immer wieder nach oben und es wird auch dieses Jahr wieder aufwärts gehen."

      Tatsächlich ging die Welt an der Nasdaq mehrmals unter. Kurz nach dem Beginn legte die Computerbörse einen Fehlstart hin. 1973 tauchten die Kurse um über 60 ab. Doch die langfristige Performance ist bestechend. Seit dem Start vor 30 Jahren legte die Nasdaq jährlich durchschnittlich 11,5 Prozent zu und hängte damit die Standardwerte des S & P 500, die nur einstellig zulegen konnten, meilenweit ab.

      Der Startschuss fiel am 8. Februar bei einem Indexstand von 100 Punkten. An diesem Tag wurden an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq - die Abkürzung steht für National Association of Securities Dealers Automated Quotation System - zum ersten Mal Aktien gehandelt. Die Nasdaq revolutionierte damals die Finanzmärkte. Fand bisher der Handel ausschließlich auf dem Parkett statt, trat an die Stelle von wild fuchtelnden Maklern nun der Computer. Über die Monitore der angeschlossenen Systeme tickerten von nunan fortlaufend die aktuellen Kurse und Transaktionen. Ohne die Zwischenschaltung eines Kursmaklers konnten die anfangs 2500 Aktien ver- oder gekauft werden. Noch heute sucht der Besucher am Times Square, dem New Yorker Sitz der Nasdaq, vergeblich nach dem Börsensaal. Stattdessen gibt es nur einen relativ kleinen Raum mit spiegelglatten Fußboden, der eher einem modernen Tanzstudio gleicht. An eine Börse erinnern nur leuchtende, an der Wand hängende Tafeln mit Aufschriften und Firmenlogos von Microsoft, Cisco & Co.

      Doch ihren Ruf musste sich die Nasdaq erst hart erarbeiten. In den Anfangsjahren war sie als Zockerbörse oder Spielcasino gebranntmarkt. Auch führende Unternehmen High-Tech-Unternehmen waren Mangelware. An der Nasdaq tummelten sich kleinere Finanztitel oder Krankenhausbetreiber, die auch heute noch den Großteil der Werte ausmachen. Erst eine Verschärfung der Regularien durch die Börsenaufsicht SEC und der Börsengang von Microsoft brachten 1986 den Durchbruch. "Seither wird die Nasdaq richtig ernst genommen, besitzt die boomende High-Tech-Branche ihre eigene Branche", sagt Aulbach. Die Nasdaq ist hinter der altehrwürdigen New York Stock Exchange (Nyse) inzwischen die zweitgrößte Börse der Welt, bei den Umsätzen hat sie sogar schon die Spitzenstellung errungen. Weit über 5500 Unternehmen mit einem Wert von 3058 Mrd. Dollar werden hier notiert, täglich wechseln Aktien im Wert von zwei Mrd. Dollar die Besitzer.

      Doch die Nasdaq dürfte damit noch lange nicht am Ende sein. Experten rechnen damit, dass die Technologiebörse auch in den kommenden Jahren die Standardwerte klar abhängen werden. "Die Nasdaq ist strukturell am besten aufgestellt", sagt André Jäkel von der BHF-Bank. Ständig neue Unternehmen kämen an den Markt. "Die Börse runderneuert sich alle zehn Jahre", so Jäkel. Am einfachsten könnten Anleger mit einem Indexzertifikat auf den Nasdaq-100, den Index der 100 größten Technologiewerte auf diese Entwicklung setzen.

      Doch auch Technologiefonds streuen die Risiken, die bei Investments in einzelne Unternehmen entstehen. Marc Schädler, Fondsmanager des Nordinvest Worldgrowth gibt sich optimistisch: "Die Zinssenkzungen werden den High-Techs Auftrieb geben. 3000 Punkte zum Jahresende sind wieder drin."hz.


      Quelle: http://www.welt.de/daten/2001/02/09/0209fi221451.htx
      Avatar
      schrieb am 09.02.01 02:04:53
      Beitrag Nr. 27 ()
      gute Infos, danke HSM :)
      Avatar
      schrieb am 12.02.01 20:48:07
      Beitrag Nr. 28 ()
      Hornblower-Special: US Biotechnologie - Aktien überbewertet ?

      In der jüngsten Vergangenheit haben Experten den Gedanken diskutiert, dass Aktien von Biotechnologieunternehmen ähnlich wie seinerzeit Internet-Aktien stark überbewertet seien und ihnen deshalb eine entsprechend heftige Kurskorrektur bevorstehe. Die Vermutung einer spekulativen Überbewertung wurde dabei in der Regel allein durch den Vergleich der Entwicklung der Biotech-Indizes mit den anderen Aktien-Indizes begründet. So konnte der amerikanische Amex-Biotech-Index (BTK) im Jahr 2000 um 61,36 % zulegen, der Technologie-Index Nasdaq verlor jedoch 38,8 %. Medienwirksam war dabei insbesondere der Hinweis, die Aktien von Biotechnologieunternehmen könnte das desaströse Schicksal von Internet-Aktien ereilen, die im Jahre 2000 vielfach bis zu 90 % ihres Wertes verloren hatten.

      Obwohl es diesen Überlegungen an einer substanziellen Analyse und Begründung mangelte, war sie publizitätswirksam und läutete wohl alleine deshalb eine nicht unbeachtliche Korrektur der Biotechnologie-Indizes ein, die aber alsbald durch erneute Kursanstiege annähernd kompensiert wurde. Ist die Skepsis gegenüber der Bewertung von Biotechnologieaktien berechtigt?

      Überprüfen wir zunächst, ob der als Begründung für eine Überbewertung des Biotechnologiesektors herangezogene Index-Vergleich zu plausiblen Erkenntnissen führen kann. Da nicht alle Branchen zur gleichen Zeit von ähnlichen Faktoren wirtschaftlichen Nutzen ziehen oder aber in ihrer Entfaltungsdynamik gebremst werden, ist ein kurzfristiger Vergleich der Indizes wenig sinnvoll. Deswegen haben wir im folgenden den Technologie-Index Nasdaq und den Amex-Biotech-Index (BTK) in ihrer Entwicklung seit 1993 verglichen.



      Der Nasdaq-Technologie-Index startete bei einem Indexstand von 676,95 Punkten am 31.12.1992 und erreichte im März 2000 ein Hoch von 5.132,52 Punkten. Bis zu diesem Zeitpunkt legte der Index demnach um 4.455,57 Punkte, gesamt um 658,18 % zu. Arithmetisch stieg der Index pro Jahr um ca. 92 %. Der Amex-Biotech-Index (BTK) startete bei einem Indexstand von 170,64 Punkten am 31.12.1992 und erreichte im März ein Hoch von 806,37 Punkten (der Indexhöchststand wurde im September 2000 mit 811.61 Punkten erreicht). Bis zu diesem Zeitpunkt legte der Index demnach um 635,73 Punkte, gesamt um 372,56 % zu. Arithmetisch stieg der Index pro Jahr um ca. 52 %. Am 30.01.2001 stand der Nasdaq-Technologie-Index bei 2.838,35 Punkten, mithin bei einem Zugewinn von 2.161,40 Punkten seit dem 31.12.1992. Die jährliche arithmetische Steigerung beläuft sich auf ca. 40 %. Am 30.01.2001 stand der Amex-Biotech-Index bei 640,88 Punkten, mithin bei einem Zugewinn von 470,24 Punkten seit dem 31.12.1992. Die jährliche arithmetische Steigerung beläuft sich auf ca. 34 %.

      Schlußfolgerung:

      Die Aktien von Biotechnologie-Unternehmen haben im Jahre 1999 und 2000 erstmals den hohen Rückstand gegenüber dem Technologie-Index Nasdaq aufgrund der gewaltigen fundamentalen Fortschritte der Branche verkürzt. Über den Beobachtungs-zeitraum 1993 - 2000 schnitt der Technologie-Index Nasdaq jedoch besser ab. Aus dem Vergleich der Indizes lässt sich also eine Überbewertung des Biotechnologiesektors nicht ableiten.

      Kann der Vergleich mit der Internetbranche bei der Bewertung von Biotechnologie-Unternehmen hilfreich sein? Der Vergleich mit dem Schicksal der Internet-Branche setzt zwei Prämissen voraus: Dass die Geschäftsmodelle vergleich-bar sind. Dass der desaströse Kurssturz der Internet-Aktien im Jahre 2000 aus fundamentaler Sicht berechtigt war oder der Kursanstieg der Biotech-Indizes eine nicht fundierte Übertreibung war. Der Internet-Branche ist zu eigen, dass sie Industrie- und Dienstleistungsunternehmen ein neues Kommunikationsinstrument zur Verfügung stellt, das die Produktivität der Unternehmen erhöhen kann. Ähnlich wie die Einführung des Fließbandes oder elektrischen Stroms die Effizienz der Herstellung von Waren und Dienstleistungen durch Beschleunigung der Arbeitsprozesse erhöht, beschleunigt die Internet-Struktur den Austausch von Infor-mationen und den darauf aufbauenden Diensleistungs- und Produktionsprozess. Eigene Produkte über die Lieferung der Infra-struktur und der dazu gehörenden Software hinaus liefert die Internet-Industrie nicht.

      Die Biotechnologieindustrie als "Pharma-Industrie im Werden" wendet naturwissenschaftliche Erkenntnisse an, um bessere Wirkstoffe gegen Krankheiten zu entwickeln, die mit geringeren Nebenwirkungen eine bessere Wirkung erzielen. Im Vordergrund steht also die Entwicklung von Produkten und weniger von Instrumenten zur Beschleunigung von Arbeitsprozes-sen.

      Dass über neue biotechnologische bzw. naturwissenschaftliche Erkenntnisse auch neue Instrumente die Produktivität dieser Branche erhöhen, ist nicht ungewöhnlich, läßt aber allenfalls den Schluss zu, dass Biotechnologiefirmen ohne Wirkstofffokus möglicherweise mit Internet-Firmen zu vergleichen sind, wenn sie ausschließlich Instrumente zur Produktivitätssteigerung der Medikamentenforschung liefern. Da neue Wirkstoffe einen langen, patentgeschützten Lebenszyklus durchlaufen und damit hohe Markteintrittsbarrieren aufbauen, zudem ihre Entwicklung im Schnitt etwa 10 Jahre benötigt, ist der Vergleich mit Internet-Firmen ohne Sinn, da ein Vergleich von Branchen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen zu keinen vernünftigen Ergebnissen führen kann. Da dies der Fall ist, muss auch nicht weiter untersucht werden, ob die Wertverluste von Internet-Aktien im Jahre 2000 berechtigt waren oder der Kursanstieg der US- Biotechaktien unberechtigt. Wie oben ausgeführt, verkürzten diese Indices ledig-lich zu einem guten Teil den Wertzuwachsvorsprung des Nasdaq-Technologieindex.

      Wie unterschiedlich die Branchen sind, zeigt folgende Gegenüberstellung:

      Kriterium Internet Biotechnologie

      1. Marktzugangsschwelle niedrig hoch (komplexe Infrastruktur, lange Entwicklungs zyklen etc.)
      2. Konkurrenz hoch niedrig (neue, wirksamere Medikamente mit hoher Marktnachfrage)
      3. Patentschutz gering hoch
      4. Umsätze durch Lizenzen, Nutzungs- Lizenzen, Produktumsätze, Technologietransfer gebühren etc.
      5. Innovationen Instrument zur Produktivitäts- Neues Präparat als Resultat effizienter steigerung Forschungs- und Herstellungsprozesse


      Fazit der Überlegung:

      Die bisherigen Vermutungen, der Biotechnologieindex sei überbewertet, sind nicht nachvollziehbar. Weitergehende Überlegungen zur angemessenen Bewertung der Branche führen zu anderen und differenzierenden Ergebnissen. Solche Analysen hinterfragen die Produktivität der Branche, stellen also fest, mit welchem Input von Ressourcen welche Produkte mit welchem Absatzmark geschaffen worden sind. Im Vergleich zur Pharmaindustrie fällt dabei auf, dass die Biotechnologiebranche wesent-lich produktiver ist, also mehr Wirkstoffe bei geringerem Kapitaleinsatz entwickelt. Bei Bewertungen von Biotechnologieunter-nehmen im Vergleich zu Pharmafirmen stellt sich die Frage: Was ist das knappere Gut, die weltweite Vertriebskapazität der Pharma-firmen oder die sich rasch aufbauende Wirkstoffanzahl der Biotechnologieunternehmen. Diese Frage hat der Markt in den letzten Monaten beantwortet: Allianzen zwischen Pharma- und Biotechnologieunternehmen haben sich wirtschaftlich für die Biotechnologieunternehmen wesentlich verbessert. Waren Pharmaunternehmen früher lediglich bereit, Lizenzgebühren und schmale Umsatzbeteiligungen zu zahlen, begeben sie sich heute in Entwicklungs- und Vermarktungspartnerschaften, die den Biotechnologie-unternehmen bis zur Hälfte der anfallenden Gewinne aus Medikamentenumsätzen sichert. Die damit sich verbessernde Ertragsla-ge wird zu einer höheren Neubewertung der Biotechaktien führen.

      Autor: Dr. H.-J. König

      (Quelle: Hornblower)


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_marktbericht.php3?id=24…
      Avatar
      schrieb am 12.02.01 22:01:04
      Beitrag Nr. 29 ()




      Avatar
      schrieb am 13.02.01 03:00:20
      Beitrag Nr. 30 ()
      Wall Street: Stehen die Ampeln auf Rot-Gelb?

      Rezessionsboten auf dem Vormarsch

      Zum ersten Mal seit fast zehn Jahren ist der US-Einkaufsmanager-Index ("National Association of Purchase Managers" Index), einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Einschätzung der US-Konjunktur, im Januar unter die magische Marke von 42,4 Punkten gefallen. Historisch betrachtet, korreliert ein NAPM-Index unter 42,4 mit einer Rezession. Mit 41,2 Punkten und somit mehr als 2 Punkten unter den Konsensschätzungen der Analysten liegt dieser Sentimentindikator jetzt in unmittelbarer Nähe zum Niveau der Rezession von 1990/1991 (39,2). Diese 41,2 Punkte kündigen aller Erfahrung nach einen Rückgang des Bruttoinlandproduktes (BIP) und den Beginn einer Rezession an.

      Der NAPM-Index legte mit rund drei Punkten einen weiteren Rückgang gegenüber dem Dezember ein. Das war der elfte Rückgang in Folge sowie der sechste Monat hintereinander, in dem der NAPM-Index unter 50 lag. Diese Konstellation, indiziert eine Kontraktion der Industriefertigung für ein halbes Jahr, technisch betrachtet eine Rezession.

      Der in der Vergangenheit beobachtete Zusammenhang zwischen NAPM-Index und konjunktureller Entwicklung deutet auf einen Rückgang des BIP um annualisiert 0,6 Prozent. Das BIP stieg im vierten Quartal mit nur noch 1,4 Prozent, der langsamsten Rate seit dem zweiten Quartal 1995 und nähert sich weiterhin der Nullinie.

      Die stärksten Einbrüche bei den NAPM-Teilindizes verzeichneten Produktion und Auftragseingang. Außerdem nahmen die Lagerbestände zu, ein schlechtes Zeichen, das zudem einen Schatten auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt wirft und andeutet, daß sich der Beschäftigungsabbau im verarbeitenden Gewerbe mit höherem Tempo fortsetzen wird als in den letzten Wochen und Tagen. Ein weiterer Indikator, der Verbrauchervertrauens-Index (Consumers` Confidence Index) ist im Januar so stark abgesackt ist wie seit Jahren nicht. Dazu muß angemerkt werden, daß in den USA zirka zwei Drittel des BIP von Konsumausgaben getragen werden und somit die größte Konjunkturstütze darstellen. Der CCI fiel von 128,6 auf 114,4 und liegt damit weit unter den Konsensschätzungen der Analysten von 125,0. Dieser Rückgang ist der vierte in Folge und der größte seit Oktober 1990. Der Index selbst befindet sich nun auf dem tiefsten Stand seit Dezember 1996.



      Fed greift ein

      Nach der letzten Senkung des als Leitzins geltenden Zielsatzes für Tagesgeld um 50 Basispunkte auf 5,50% und des Diskontsatzes um ebenfalls 50 Basispunkte auf 5% hat die US-Notenbank Federal Reserve zur Ankurbelung der Konjunktur weitere Schritte angekündigt.

      Ein interessanter Punkt des "Fed`s Policy Statement" war die Bezugnahme auf die "potentiellen Übertreibungen bei den Lagerbestandshaltungen und den Investitionskosten für Maschinen". Diese Aussage paßt sehr gut in das Bild einer sogenannten Doppel-Blase (Double-Bouble), denn zum einen hatten wir es insbesondere in der jüngsten Vergangenheit mit einer Spekulationsblase an den Finanzmärkten zu tun und zum anderen schärfen sich die Konturen einer Investitionsblase. Sollte diese Investitionsblase konkretere Formen annehmen, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß die wirtschaftliche Erholung nicht V-förmig, wie so oft angenommen, sondern U-förmig verlaufen wird. Dieses Szenario einer relativ langsamen Erholung beruht darauf, daß es viele Monate dauern dürfte, bis Investitionen in Anlagen, Ausstattung und Informationstechnologie getätigt werden, die das Niveau vor dem Platzen dieser Investitions-Blase im letzten Jahr erreichen.

      Die kürzlich veröffentlichten BIP-Daten unterstützen die These der geplatzten Investment-Blase, die langsam aber sicher ihre Wunden offenlegt. Die Daten zeigten, daß die Höhe der Kapitalausgaben zum ersten Mal seit 1992 fielen, nachdem sie in der vergangenen Jahren zweistellige Zunahmen aufwiesen.

      Eines sollte hiermit klar sein: Die US-Wirtschaft befindet sich ganz klar auf Rezessionskurs.



      Zwiespalt der Börse

      Die US-Börse befindet sich in einem tiefen Zwiespalt: Auf der einen Seite spricht die sich verschlechternde US-Konjunktur gegen einen breitangelegten Kursaufschwung, auf der anderen Seite war es bisher fast immer eine sichere Sache in einem rezessiven Konjunkturumfeld nach der zweiten Zinssenkung zu kaufen. Eine Untersuchung dieses Phänomens durch das Investmenthaus Morgan Stanley Dean Witter ergab, daß die Kurse in den USA im Schnitt der letzten 80 Jahre nach einem Doppelschritt der Notenbank in den nächsten Monaten um durchschnittlich 26% zulegten.

      An der Börse wird bekanntlich die Zukunft in der Regel mit einem sechs- bis neunmonatigem Vorsprung gehandelt. Die Meinung vieler Akteure beruht nun auf der Annahme, daß die US-Konjunktur nach diesem Zeitraum bereits das Konjunkturtief durchschritten haben sollte und sich auf Erholungskurs befindet. Diese optimistische Einschätzung wird auch von den Sentimentindikatoren wiedergegeben: Der für seinen "Sentiment Index" in den USA bekannte Newsletter "Investor`s Intelligence" berichtete am 2. Februar einen 61 prozentigen Anteil an bullish gestimmten Akteuren. Man sollte sich vergegenwärtigen, daß dieser Kontraindikator damit - mit Ausnahme der Monate Februar und Mai 1999 - die höchsten Daten seit 1987 darstellt. Dieser Wert zeigt einmal mehr, daß das Vertrauen in die Fed ungebrochen ist. Aber erst wenn dieses Vertrauen in die Fed erschöpft ist, besteht die Möglichkeit einer nachhaltigen und dauerhaften Aufwärtsbewegung.

      Untermauert wird diese Einschätzung auch von der vorangegangenen restriktiven Zinspolitik der Fed, die noch bis Ende des Jahres ihre Wirkung zeigen wird. Die eben erst eingeläutete Zinswende dürfte sich unter der Annahme des üblichen Timelags erst frühestens Anfang 2002 positiv auf die US-Konjunktur auswirken. Vor diesem Hintergrund erscheint das Modell der Double-Bouble mit seinem U-förmigen Recovery nur logisch. Somit ist davon auszugehen, daß zumindest in den nächsten Monaten weiterhin negative Schreckensnachrichten von der Wirtschaftsfront das Börsenbild bestimmen werden.



      Weitere Zinssenkungen? - Chancen und Risken

      Doch wie stehen die Aussichten auf weitere Zinssenkungen? Die neulich veröffentlichten Payroll-Daten für den Januar, die einen erheblichen Prognosefehler enthalten und von saisonalen Adjustierungsproblem behaftet sind, dämpfen ohne Zweifel die Erwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung im Februar. Zusammen mit anderen Entwicklungen erscheint aus jetziger Sicht das frühestmögliche Datum für eine weitere Zinssenkung der 9. März zu sein, wenn die Payroll-Daten für den Februar veröffentlicht werden. Dieser potentielle Zinssenkungspielraum könnte mit 25 Basispunkten nur halb so groß ausfallen, wie sie der Markt zur Zeit erwartet. Sie sehen also, daß die Zinserhöhungen der Jahre 1999/2000 sehr wahrscheinlich nicht so schnell zurückgenommen werden.

      Weiterhin Risiken für erneute Rückschläge an den Börsen bergen Unternehmens-meldungen, zum Beispiel Quartalsergebnisse. Zusätzliche Malaise: Die Firmen können gar nicht abschätzen, wie sich ihr Geschäft entwickelt. Aber unisono hört man, daß es im 2 Halbjahr wieder bessere Zahlen geben soll. Ob das wirklich stimmt, wissen wir definitiv frühestens im April und Mai, wenn die Conference Calls über das erste Quartal stattfinden. Jedweder Optimismus bezüglich einer zügigen Erholung der US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr beruht zur Zeit lediglich auf Hoffnungen und ist in keinster Form von Fakten getragen.

      Hinzu kommt, daß Aktien vieler Unternehmen, insbesondere an der Technologiebörse NASDAQ historisch betrachtet immer noch zu hohe Bewertungsziffern ausweisen. Auch wenn ein Großteil der Exzesse schon ausgetrieben wurde, müßten die Bewertungen durchschnittlich um mehr als ein Drittel nach unten adjustiert werden, um historisch günstige Einstiegskurse zu generieren.

      Ein weiterer Punkt, der mit Blick auf die nächsten Monate beachtet werden muß, ist die Problematik des Greenspanschen Patentrezeptes, der unbegrenzten Liquidität, womit auch die Geldmenge M1 angesprochen sei. Die Zinssenkungen erfolgten nämlich in einem Umfeld, in dem noch immer potenzielle Inflationsgefahren bestehen. Ein Wieder-Aufflackern der Inflation wird nämlich durch die monetären Maßnahmen der Fed geradezu provoziert. Zusätzlich könnte ein gegenüber dem Euro mittelfristig schwächerer Dollar steigende Importpreise bedeuten. Dies würde zusätzliche Inflationsgefahren in sich bergen.

      Falls die Konjunkturstatistiken weitere Negativmeldungen produzieren, wovon auszugehen ist und wir gleichzeitig ein Wieder-Aufflackern der Inflation erleben sollten, können wir gespannt sein, ob Greenspan dem politischen Druck, der auf ihn ausgeübt würde, standhalten wird.

      Von einem derzeitigen neuen Bullenmarkt an der Technologiebörse Nasdaq kann gar keine Rede sein. Indes befinden wir uns in einem zyklischen Bärenmarkt.



      Value-Aktien vs. Wachstumsaktien

      Die geplatzte Spekulationsblase wird sich erfahrungsgemäß nicht so schnell wieder zusammenflicken lassen, dies gilt im Besonderen für die viele NASDAQ-Titel. Andererseits profitieren Sektoren, die relative Stärke besitzen. Hierzu zähle ich im Besonderen die sogenannten Value-Aktien. Darunter versteht man Unternehmensanteile, die aufgrund ihrer Bewertung und Gewinndynamik über einen hohen inneren Wert verfügen Dem langfristig orientierten Investor bieten sich unter den gegebenen Umständen im allgemeinen noch keine mehrheitlich erfolgversprechenden Anlagemöglichkeiten gemäß der Long Term Buy and Hold-Strategie in Wachstumswerte der NASDAQ.. Eventuelle Restbestände können durchaus in möglichen Zwischen-Rallies veräußert werden. Grundsätzlich empfiehlt sich eine Wartehaltung. Im allgemeinen sind NASDAQ-Aktien derzeit reine Trading-Vehikel. Für kurzfristig orientierte Akteure eröffnen sich unter den gegebenen Umständen immer wieder Opportunitäten. Bei der Auswahl dieser Möglichkeiten spielt die Integration der Technischen Analyse eine hervorragende Rolle.



      ©BörseGo 2001


      Quelle: http://195.94.69.233/kommentar/kommentar01.htm
      Avatar
      schrieb am 13.02.01 21:01:40
      Beitrag Nr. 31 ()
      ftd.de, Di, 13.2.2001, 16:29, aktualisiert: Di, 13.2.2001, 19:47




      Greenspan-Rede schürt Erwartungen für erneute Zinssenkung



      Die Konjunktur in den USA wird sich nach den Worten von US-Notenbankpräsident Alan Greenspan 2001 deutlich abschwächen, voraussichtlich aber nicht in eine Rezession abgleiten.


      Das Wachstum sei zu Jahresbeginn nahezu stagniert und das Land stehe einer Reihe von "Abwärtsrisiken" gegenüber, sagte Greenspan am Dienstag bei der Vorlage seines Halbjahresberichts vor dem Bankenausschuss des US-Senats.

      Er sagte am Dienstag auf die Frage, ob sich die USA bereits in einer Rezession befänden: "Im Moment ist das nicht der Fall." Analysten interpretierten die Aussagen Greenspans als Signal für weitere Leitzinssenkungen. Denn der Fed Chef wies zugleich auf die konjunkturellen Risiken hin. Das Vertrauen der Verbraucher und der Unternehmen habe deutlich nachgelassen, seien aber noch nicht eingebrochen. Der langfristig positive Ausblick für die US-Wirtschaft sei intakt. Steuersenkungen bezeichnete der Fed-Chef als geeignetes Instrument, um die Wirtschaft anzukurbeln. Der Dollar und die US-Aktienmärkte verzeichneten in Reaktion auf Greenspans Aussagen Kursgewinne.

      Bereits im Januar hatte die Federal Reserve Bank den Zinssatz in zwei Schritten von 6,5 auf 5,5 Prozent gesenkt. Angesichts der dramatischen Verlangsamung der konjunkturellen Aktivitäten im vergangenen Jahr habe die Notenbank die Notwendigkeit gesehen "aggressiver als bisher" zu handeln, begründete Greenspan den Schritt.



      Langfristig sehr gute Perspektive


      Die Notenbank geht nun davon aus, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr um 2,0 bis 2,75 Prozent wachsen wird. Diese Prognose liegt deutlich unter der Vorhersage, die Greenspan dem Kongress im vergangenen Juli geliefert hatte. Damals war er von einem Wachstum zwischen 3,25 und 3,75 Prozent ausgegangen.

      Trotz der gegenwärtigen Schwächephase der US-Konjunktur sei die langfristige wirtschaftliche Perspektive weiter sehr gut. "Der langfristige Ausblick ist, wie bereits mehrere Male gesagt, ungeschmälert im Hinblick darauf, ...dass wir die Phase technologischen Fortschritts erst zum Teil durchschritten haben", sagte Greenspan. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann die Wirtschaft ihre derzeit schlechte Lage wieder überwinden werde, wenn alle Annahmen über den weiteren technischen Fortschritt korrekt seien, sagte Greenspan.



      Euro fällt

      Im Rahmen der Anhörung äußerte sich Greenspan auch erneut zu den Steuersenkungsplänen von US-Präsident George Bush. Der Fed-Chef sagte, eine Senkung von Grenzsteuersätzen sei ein geeignetes Instrument, um die Wirtschaftsaktivitäten anzukurbeln. Auch könnten niedrigere Steuern eine Versicherung gegen eine - allerdings wenig wahrscheinliche - Rezession sein. Gleichzeitig warnte Greenspan aber davor, dass die USA wieder mit Haushaltsdefiziten konfrontiert werden könnten, wenn die Staatsausgaben nicht unter Kontrolle blieben.

      Finanzminister Paul O`Neill hatte am Dienstag den US-Kongress aufgefordert, die Steuersenkungsgesetze möglichst schnell zu verabschieden. "Die Anzeichen einer Wachstumsverlangsamung in den USA machen Steuersenkungen noch zwingender nötig", sagte der Finanzminister. Bush plant in den kommenden zehn Jahren steuerliche Entlastungen im Volumen von 1,6 Billionen $

      Greenspans Rede habe den Dollar gestützt und den Euro geschwächt, sagten Händler. Am frühen Abend notierte der Euro mit 0,9180$.



      © 2001 Financial Times Deutschland

      Quelle: http://www.ftd.de/pw/am/FTDF3I0O5JC.html?nv=hptn
      Avatar
      schrieb am 16.02.01 13:22:15
      Beitrag Nr. 32 ()


      Neuer-Markt-Tagesanalyse für Freitag, den 16. Februar

      von Daniel Köster [16.02.01, 09:11]

      Mit einem Kursplus von knapp 14 Prozent bedankten sich die Aktionäre gestern bei T-Online für die geplante Abschaffung der Flatrate. Das Index-Schwergewicht war damit das Zugpferd des Neuen Marktes: Der NEMAX-Internet-Index legte etwa zehn Prozent zu, während der NEMAX 50 gut fünf Prozent Zuwachs verzeichnete. Zum Wochenende bleibt aus charttechnischer Sicht eine leicht verbesserte, aber noch immer negative Ausgangslage.
      Hatte sich der NEMAX 50 bis zur Mittagszeit noch nicht getraut, stieg er im Verlauf des Nachmittags kontinuierlich an und schloss nahe dem Tageshoch (2474 Punkte). Die Aufwärtsbewegung ist etwas dynamischer als erwartet, liegt jedoch noch knapp im Bereich der gestern definierten Widerstandszone um 2500 Punkte. Der sehr kurzfristige, steile Abwärtstrend seit dem Hoch bei 2920 Punkten – gestern 2450 Zähler – wurde damit jedoch leicht durchbrochen.

      Dennoch ist die Erholung derzeit noch mit Vorsicht zu genießen. Bevor die 2500er-Marke auf Schlusskursbasis nicht überschritten wird, ist das Kursziel von 2200 Punkten konsequent aufrechtzuerhalten. Als neue, kurzfristige Unterstützung vor 2200 hat sich das jüngste Schlusstief bei 2353 Zählern (Tief vom 14. Februar) herausgebildet.

      Im Idealfall leitet der gestrige Kursanstieg den ersten Schritt einer kurzfristigen Stabilisierung ein. Sollte sich diese in den kommenden Handelstagen durch Kurse über 2500 Zäher bestätigen, würde sich die Lage leicht entspannen. Momentan ist jedoch noch von keinem positiven Szenario auszugehen. Die Entscheidung über das Doppeltief ist noch nicht gefallen.

      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Der wichtigste, kurzfristige Widerstand bleibt die 2500er-Marke auf Schlusskursbasis. Zum Wochenschluss ist ein Überschreiten eher unwahrscheinlich. Die grundsätzlich negative Einschätzung bleibt daher bestehen.

      Wichtige Chartdaten

      Letzte Chartformation: Keine bestätigte
      Weitere Unterstützungen: 2200, 2116, 1850, 1500
      Weitere Widerstände: 2500, 2650, 2730, 2800
      GD 50: 2775
      GD 100: 3564
      GD 200: 4856
      MACD (12/26/9): Negativ seit 8. Februar


      “Profi Technik“

      Mittelfristige Analyse (vom 17. Januar): Da der bisherige Abwärtstrend seit dem Hoch bei 6443 Punkten - am 4. September 2000 - Anfang des Jahres durchbrochen wurde, ist eine neue Fibonacci-Analyse auf Basis des jüngsten Tiefs bei 2116 Punkten ansetzbar. Die mittelfristigen Erholungsziele lauten wie folgt: 3137 (erstes Ziel), 3768 (zweites Ziel) und 4280 (letztes Ziel). Das erste, mittelfristige Kursziel der aktuellen Erholung ist somit 3137 Punkte. Dieses konnte bisher nicht erreicht werden, was deutlich negativ zu interpretieren ist. Solange 2116 Punkte jedoch nicht unterschritten werden, bleibt diese Marke als mittelfristiger Orientierungspunkt erhalten.

      Kurzfristige Analyse (Update vom 15. Februar): Die Erholungsziele der Abwärtsbewegung von 2920 bis 2353 (jüngstes Schlusstief) lauten auf 2486 (23,6 Prozent Retracement), 2569 (38,2 Prozent Retracement) und 2636 (50 Prozent Retracement). Diese Marken haben als Erholungsziele vorerst jedoch nur Orientierungscharakter.

      Handelsempfehlung:


      Für die am Freitag den 2. Februar bei Kursen um 2700 Punkten empfohlene Putposition sollte das Stop Loss weiter bei 2500 Punkten (Schlusskursbasis) belassen. Momentane Veränderung der Position seit Empfehlung (bei Einstieg um 2700 Zähler) : + 230 Indexpunkte.






      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 20.02.01 02:33:26
      Beitrag Nr. 33 ()
      Drastische Korrektur der Gewinnerwartungen deutet auf Rezession in USA



      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Der Mensch ist von Natur aus optimistisch. Er weigert sich zunächst, an das Schlechte zu glauben. Der nunmehr 18 Jahre währende Bullenmarkt hat die Menschen dazu verleitet, sehr optimistisch zu denken, was Aktien betrifft. Diese Denkweise wurde noch einmal tüchtig angeheizt durch den scharfen Anstieg der Aktienkurse seit 1995. Wie im Chart zu erkennen ist, hat sich der Index der 500 größten amerikanischen Unternehmen seit 1995 mehr als verdreifacht. Die Aktieneuphorie erlebte eine -wahrscheinlich finale- Überspitzung um den sogenannten Jahrtausendwechsel herum: Hier verdoppelte sich der Techno-Index Nasdaq innerhalb eines halben Jahres. Nun ist die Blase geplatzt und die letzte Verdoppelung im Nasdaq immerhin bereits rückgängig gemacht. Die Frage tut sich auf, ob es an der Zeit ist, daß auch die Verdreifachung, die seit 1995 im S&P 500 stattgefunden hat, korrigiert wird. Hierfür spricht der Bruch des fünf-jährigen steilen Aufwärtstrends. Wie im Chart ersichtlich, ist jetzt Raum für eine Korrektur um 40% bis auf derzeit 800 Punkte.





      Die unterste Kurve zeigt, in welcherm Maße die Analysten ihre eigenen 12-Monats-Gewinnerwartungen für die S&P 500-Unternehmen revidieren. Sie zeigt also, inwieweit die Realität den Erwartungen davongelaufen ist. Im Verlaufe des Jahres 1994 beispielsweise übertrafen die Ergebnisse der Unternehmen stets die Erwartungen der Analysten. Die Börse honorierte dies jedoch erst, als Anfang 1995 der langfristige Aufwärtstrend getestet wurde. Man erkennt hier schön das Zusammenspiel von Psychologie -vertreten durch das Verhalten* der Analysten-, Charttechnik -wegen des Tests des Trends- und fundamentaler Realität. Letztere wird durch die mittlere Kurve verkörpert. Man sieht hier das Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukt auf Quartalsbasis. Von 1991 bis Ende 1994 war das BIP annualisiert um durchschnittlich 4% gewachsen. Diese florierende Wirtschaft wurde schließlich ab 1995 in steigenden Aktienkursen wiedergespiegelt (Pfeile 1 bis 3).
      Doch was passiert, wenn die Wirtschaft nicht läuft, wie aktuell?

      Die letzte Rezession fand in den USA 1990/91 statt, als am persischen Golf die Bomben fielen. Hier stellte sich die Kausalität der Ereignisse wie folgt dar: Zuerst lief die Wirtschaft nicht mehr so gut. Gleichzeitig mußten die Gewinnerwartungen nach unten revidiert werden. Dies geschah auf einem Niveau von 1% bis1,5%. Zu Beginn der unmittelbar folgenden Rezession kollabierten die Aktienkurse und erst danach mußten sich die Analysten sehr stark -also zwischen 1,5& und 3,25%- zurücknehmen (Pfeile A bis C). Zeitgleich mit dem Ende der Rezession erreichten die Gewinnkorrekturen ihr Maximum und die Börse schoß in die Höhe.

      Aktuell sind die Gewinnrevisionen innerhalb von nur sechs Monaten auf 2,8% angeschwollen. Die aktuellen Daten des US-Wirtschaftswachstums werden erst in einigen Monaten zur Verfügung stehen, deshalb muß man hier mutmaßen. Das abgeschwächte BIP zeigt mit weniger als 0,5% das schwächste Quartalswachstum seit 1995. Wegen der Datenverzögeung können wir nicht wissen, ob nicht vielleicht bereits jetzt das R-Wort seine Wirkung entfaltet.

      Wegen der einleitend angesprochenen menschlichen Affektion zum Optimismus und weil die Mehrzahl der Börsianer nichts anderes kennt als steigende Gewinne und steigende Kurse, ist zu befürchten, daß sich die Gewinnrevisionen noch fortsetzen werden. Nur wenige der mehr als 12000 überwachten Analysten sind länger als 18 Jahre berufstätig. Da sich die Selbsttäuschung auf historisch hohem Niveau befindet -wie eingangs dargelegt- und da der Mesch Ent-täuschungen nur ungerne akzeptieren mag, ist davon auszugehen, daß die Gewinnrevisionen noch etliche Quartale gen Süden weisen.

      Wenn man sich die Zeit um 1990 im Chart noch einmal anschaut, so erkennt man, daß sich die Gewinnrevisionen im Verlaufe der Rezession prozentual verdoppelten. Auf heute gemünzt bedeutet dies, daß wir schon bald durchschnittliche Revisionen von 5% sehen könnten. Wie sensibel die amerikanischen Börsen auf solche Nachrichten reagieren zeigt die gegenwärtige Korrektur im Nasdaq-Index. Es ist anzunehmen, daß der breite S&P 500 aus dem gleichem Grunde nachzieht, also ebenfalls korrigiert. 1990/91 war der S&P 500 förmlich in die Rezession hineingefallen. Ob die amerikanischen Börsen auf einen Krach zusteuern ist nicht abzusehen. Der Boden dafür ist insbesondere jetzt, am wahrscheinlichen Beginn einer Rezession, da, wie der Vergleich mit 1990/91 zeigt. Jedenfalls sprechen sowohl der Trendbruch im S&P 500 als auch die hohe Korrektur bei den Gewinnerwartungen für weiter schwache bis sehr schwache US-Börsen(s. Pfeile A bis C, ?).

      Da der Mensch zu Übertreibungen neigt, werden auch die Analysten ihre Gewinnrevisionen nach unten hin übertreiben. In der Rezession 1990/91 war das Maximum der Übertreibung ein Kaufsignal (s. vertikaler Balken im Chart). Leider sind solche Maxima erst ex post erkennbar.

      *Korrektur der durchschnittlich erwarteten Gewinnprognosen für sämtliche Unternehmen im S&P 500-Index. Mehr als 12000 überwachte Analysten. Quelle: First Call

      Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow

      19.02.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=25097
      Avatar
      schrieb am 21.02.01 23:44:11
      Beitrag Nr. 34 ()
      Aus der FTD vom 22.2.2001




      Kolumne: Grüner Greenspan

      Von Stephan-Götz Richter, Washington

      Eine ökologische Energiepolitik würde auch Amerikas Zentralbankchef helfen, doch George Bush fördert lieber Öl.

      Bewohner der amerikanischen Hauptstadt erlebten dieser Tage einen wahren Schock, als sie ihre Erdgasrechnungen erhielten. Statt wie üblich rund 130 $ im Monat mussten viele Washingtoner 500 $ und mehr berappen. Manche US-Bürger mögen sich angesichts gestiegener Energiekosten an die Zeit des Ölembargos durch die Opec erinnert fühlen, als Jimmy Carter, der damalige US-Präsident, sich im Wollpullover aus dem ungeheizten Weißen Haus an die Nation wandte.

      Da wundert es nicht, dass in Washingtons Heimwerkermärkten die Isolierwolle knapp wird. Immer mehr Hausbesitzer wollen so die explodierenden Heizkosten für ihre oftmals nur mangelhaft isolierten Wohnstätten senken. Das Preissignal des Marktes, resultierend aus hoher Nachfrage und knappen Vorräten, wird von den Verbrauchern erkannt und umgesetzt.


      Die hohen Energiepreise bereiten nicht nur den Bürgern Kopfzerbrechen. Auch Notenbankchef Alan Greenspan muss sich darum sorgen, dass ihm Handlungsspielraum verloren gehen könnte angesichts der inflationären Wirkung hoher Energiekosten.


      Gerade jetzt braucht der Fed-Chef diesen Spielraum, um die harte Landung der US-Wirtschaft so weit wie möglich abzufangen. Als er im Januar den Leitzins in zwei Schritten um 100 Basispunkte senkte, entschied sich die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) zur gleichen Zeit, die tägliche Fördermenge um 1,5 bis 2,0 Millionen Barrel Rohöl zu senken. Dies könnte vor allem zur Hauptreisezeit im Sommer wieder zu stark steigenden Benzinpreisen führen - und damit auch zu neuen Inflationsgefahren für die USA.



      Zentralbank in der Klemme


      Wenn eine Rezession und eine Energiekrise zur gleichen Zeit auftreten, sieht sich die Wirtschaftspolitik mit einem bekannten Dilemma konfrontiert: Die Zentralbank könnte zwar mit einer Leitzinssenkung die Wirtschaft wieder ankurbeln, müsste dabei aber eine steigende Inflationsrate in Kauf nehmen. Diese droht durch die steigenden Energiepreise jedoch ohnehin.


      Keine angenehme Aufgabe also, dem Land den Inflationsteufel während einer Rezession auszutreiben. Mr. Greenspan muss anerkennen, dass die Fed nur beschränkte Möglichkeiten hat. Die überraschende Ankündigung der Opec hatte den Plan, Steuern zu senken, für manche Republikaner umso attraktiver erscheinen lassen. Schließlich brauchen die Amerikaner für das teuer gewordene Benzin und Erdgas mehr Geld auf ihren Konten.


      Ölpreis-Gespenst bleibt gegenwärtig

      Gern wird übersehen, dass selbst nach einer Steuersenkung das Ölpreis-Gespenst nicht verschwunden sein wird. Im Gegenteil, es wird sich während der Amtszeit von George W. Bush vielleicht noch öfter zeigen. Bereits die jüngsten Angriffe der USA auf Irak vergrößern die Gefahr einer Krise im Persischen Golf. Daraus könnten dann wiederum dramatisch ansteigende Ölpreise resultieren.


      Die amerikanische Politik sollte daher die aktuelle Minikrise zum Anlass nehmen, endlich den Einstieg in eine langfristige und nachhaltige Energiepolitik zu finden. Das Energiethema ist vor allem auch durch die kalifornische Stromknappheit in das Bewusstsein der Wähler gelangt. Auch das Bush-Team hat die Dringlichkeit des Problems erkannt, behandelt es jedoch fast ausschließlich als Rechtfertigung für neue Öl- und Gasbohrungen etwa in Alaskas Naturschutzgebieten. Energiesparen dagegen steht nicht auf der Prioritätenliste des Weißen Hauses.


      Das liegt schon im beruflichen Werdegang der Hauptakteure begründet. Bush und sein Vizepräsident Dick Cheney sind beide ehemalige Manager aus der Ölindustrie. Und Stabschef Andrew Card, der die Dinge hinter der Bühne entscheidend beeinflusst, wechselte aus seinem Posten als Top-Lobbyist der US-Autoindustrie in die Regierung. Daher ist es unrealistisch zu erwarten, dass von dieser Kernmannschaft starke Impulse zur Energiekonservierung ausgehen werden.


      Die Hinwendung zu einer "schmutzigen" Energiepolitik, die Umweltschutzaspekte zu Gunsten kurzfristiger ökonomischer Effekte vernachlässigt, scheint programmiert. George W. Bush hat bereits angekündigt, dass er in Zukunft verstärkt auf die Ausbeutung eigener Ressourcen setzen und ökologische Restriktionen für die Energiewirtschaft abbauen wird.



      Importabhängigkeit verringern


      Aber bei der bekannten Schwierigkeit, inflationshemmende Maßnahmen in Zeiten von steigenden Energiepreisen umzusetzen, mag es auch Republikanern durchaus vernünftig erscheinen, "grün" zu denken. Die Vorteile könnte Notenbankchef Greenspan seinen republikanischen Parteifreunden überzeugend darlegen: Hohe Energiepreise lassen geldpolitische Lockerungsmaßnahmen schnell zu Makulatur werden. Daher ist es sinnvoll, für die Industrie sowie für private Verbraucher Anreize zu schaffen, energiebewusster zu werden, um so langfristig die Abhängigkeit von Opec und Co. zu verringern.


      Tatsache ist, dass die Ausbeutung eigener Energiequellen auch nicht annähernd den gleichen Effekt haben kann. Vor allem Alan Greenspan, der sich auf eine neue Preisrunde der Opec einstellen muss, wird diese Lösung attraktiv erscheinen. Gemeinsam mit dem Präsidenten eine "grüne Energiepolitik" umzusetzen, wäre für beide die bessere Strategie, und noch dazu im Interesse der nationalen Sicherheit.


      Die Gegner einer solchen Politik würden allenfalls dem kurzfristigen wirtschaftlichen Gewinn das Wort reden - trotz der Aussicht auf einen langfristigen Zugewinn an Freiheit und Sicherheit. Es ist an der Zeit für die Vereinigten Staaten, eine Strategie zu entwickeln, um ihr Energieproblem langfristig zu lösen - was nicht nur Mr. Greenspan in Zukunft ruhiger schlafen lassen würde.



      © 2001 Financial Times Deutschland


      Quelle: http://www.ftd.de/pw/in/FTDEL2LZGJC.html?nv=lnen
      Avatar
      schrieb am 22.02.01 00:15:07
      Beitrag Nr. 35 ()
      Avatar
      schrieb am 22.02.01 00:20:09
      Beitrag Nr. 36 ()






      Avatar
      schrieb am 22.02.01 00:48:55
      Beitrag Nr. 37 ()
      Zwischendurch mal ein Danke für einen der informativsten Threads
      hier im NM-Board.
      Avatar
      schrieb am 27.02.01 19:09:53
      Beitrag Nr. 38 ()
      @ Skydiver

      Vielen Dank für die interessante Grafik. :)


      27.02.2001
      Nemax 50 schlechter als DOW 1929
      Hauck & Aufhäuser



      Der Nemax 50 habe einen schnelleren Kursverlust erlebt, als der Dow Jones im Jahr 1929.

      Am Freitag dem 10.03.2000 habe der Nemax 50 seinen bisherigen Höchststand bei 9603 Punkten erreicht. An den darauffolgenden Tagen habe er mehr als 10% verloren-der Beginn eines Crashs. Inzwischen notiere der Index mit ca. 20% seines Maximums. Werde der Höchstpunkt vom Nemax 50 auf den des Dow Jones von 1929 gelegt, dann werde deutlich, dass die Kurseinbrüche an die Ereigniss3e von 1929 heranreichen würden, nur deutlich schneller.

      Zwar habe damals kein Technologieindex existiert, aber High-Tech. Produktion und Beschäftigung erhöhten sich damals ständig. Neue Erfindungen, das Automobilzeitalter und effizientere Produktionsmöglichkeiten hätten den Eindruck vermittelt, der Konjunkturzyklus wäre überwunden. Dies seien deutliche Parallelen zum heutigen Zeitalter: auch das Internet habe die Phantasien der Anleger beflügelt und eine große Spekulationsblase vorangetrieben.

      Chartechnisch betrachtet tauche der Nemax in eine Unterstüzungszone ein, wo die größten Abschläge bereits verdaut sein sollten.

      Quelle: http://www.aktiencheck.de/analysen/default_an.asp?sub=6&page…
      Avatar
      schrieb am 28.02.01 12:08:46
      Beitrag Nr. 39 ()


      Neuer-Markt-Tagesanalyse für Mittwoch, den 28. Februar

      von Daniel Köster [28.02.01, 09:00]

      Einen Versuch war es wert: Der NEMAX 50 stieg im frühen Handel bis auf 2096 Punkte an, um dann wieder den gewohnten Rückwärtsgang einzulegen. Damit ist bereits der zweite Ausbruchversuch über die 2100er-Marke in zwei Tagen gescheitert. Ein Hoffnungsschimmer ist somit aus technischer Sicht weiter nicht erkennbar.
      Vom jüngsten Schlusstief bei 1968 Punkten startete der NEMAX 50 einen Erholungsversuch, der mit dem heutigen Tag als kläglich gescheitert eingestuft werden kann. Der Index konnte mit dem Schlusskurs von 2077 Punkten am Montag das ehemalige Unterstützungsniveau bei 2116 Punkten nicht mehr erreichen – ein deutlich negatives Zeichen. Generell gilt: Je geringer eine Erholung im Vergleich zur vorhergehenden Abwärtsbewegung ausfällt, umso negativer für die weitere Entwicklung.

      Das erste Erholungsziel nach der Fibonacci-Methodik lautete auf 2192 Punkte (entspricht 23,6 Prozent der Abwärtsbewegung von 2920 bis 1968 Zählern) und ist ebenfalls nicht erreicht oder überschritten worden. Beides unterstreicht, dass das Kursziel von 1850 Punkten bestehen bleibt. Momentan relevante Widerstände verlaufen weiter bei 2116 und 2200 Punkten.


      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Da sich die Gegenbewegung nicht in Richtung des ersten Erholungsziels bei 2192 Punkten fortsetzen konnte, sollte der NEMAX 50 das Kursziel von 1850 Punkten bereits früher als erwartet ansteuern. Eine Stabilisierung oder ein Ansatz einer Umkehrformation ist aus kurz- und mittelfristiger Sicht weiter nicht erkennbar.


      Wichtige Chartdaten

      Letzte Chartformation: Keine bestätigte
      Weitere Unterstützungen: 1850, 1500
      Weitere Widerstände: 2116, 2250, 2500, 2650,
      GD 50: 2571
      GD 100: 3290
      GD 200: 4637
      MACD (12/26/9): Negativ seit 8. Februar


      “Profi Technik“

      Mittelfristige Analyse : Keine Neubewertung sinnvoll.

      Kurzfristige Analyse (Update vom 26. Februar): Die Fibonacci-Analyse lässt auf Basis der Abwärtsbewegung von 2920 bis 1968 Punkten folgende Erholungsziele erwarten : 2192 (23,6 Prozent Retracement), 2331 (38,2 Prozent Retracement) und 2444 (50 Prozent Retracement). Das erste Ziel lautet somit auf 2192 Punkte auf Schlusskursbasis.


      Handelsempfehlung:

      Der Restbestand der am 2. Februar gekauften Put-Position sollte mit einem Stop Loss von 2300 Punkten auf Schlusskursbasis gehalten werden. Momentane Veränderung der Position seit Empfehlung (bei Einstieg um 2700 Zähler) : + 679 Indexpunkte.




      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 01.03.01 00:46:25
      Beitrag Nr. 40 ()



      Greenspan: US-Wirtschaft steht so gut wie still

      US-Notenbankchef Alan Greenspan hat Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen bestätigt. Das Wachstum liege `effektiv bei Null`, sagte der Währungshüter am Mittwoch in Washington.

      Die Phase, in der Unternehmen ihre Überkapazitäten abbauten, sei noch nicht vorbei, sagte Greenspan vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses. Indes sei es zu früh, um zu beurteilen, ob die USA eine Rezession durchmachten. Die gegenwärtige Schwäche des US-Aktienmarktes allein lasse noch nicht den Schluss einer Rezession in den USA zu. Seine Aussagen zur Wirtschaftslage wurden als klares Signal gewertet, dass die Zentralbank - die 2001 schon zwei Mal die Zinsen senkte - bereit ist, mehr zu tun, um die schwächelnde US-Wirtschaft vor einem Abgleiten in eine Rezession zu bewahren.

      Der Notenbank-Chef sagte, dass die Fed zinspolitische Entscheidungen bevorzugt bei regulären Treffen des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) trifft. "Wir haben offensichtlich implizit gezeigt, dass wir es vorziehen im Rahmen unserer regulären Treffen zu handeln", sagte Greenspan. Als es erforderlich war, habe die Fed jedoch nie gezögert, auch zwischen zwei FOMC-Sitzungen zu handeln, sagte er weiter.



      Wachstum weiter abgeschwächt

      Der geldpolitische Ausschuss der Fed kommt am 20. März zu seinem nächsten Zinstreffen zusammen. Die Fed hatte im Januar in zwei Schritten den Zielsatz für Tagesgeld um insgesamt 100 Basispunkte gesenkt, um damit der Abkühlung der US-Wirtschaft entgegen zu wirken. Dabei hatte sie Anfang Januar zum ersten Mal seit Herbst 1998 zwischen zwei FOMC-Treffen die Leitzinsen gesenkt.

      Im vierten Quartal vergangenen Jahres lag die US-Konjunktur nach neuesten Daten des US-Handelsministeriums nur bei 1,1 Prozent. Es war das niedrigste Quartalswachstum seit dem zweiten Viertel 1995. Die jüngsten Vorausschätzungen waren noch von 1,4 Prozent ausgegangen. Eine Rezession ist als Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in zwei aufeinander folgenden Quartalen definiert.



      Analysten rätseln über nächsten Zinsschritt

      Commerzbank-Fed-Experte Patrick Franke sagte zu den Äußerungen Greenspans, es habe auch schon vorher gar kein Zweifel bestanden, dass der Zentralbank-Präsident weitere Zinssenkungen andeuten werde. Die eigentliche Frage sei, wie schnell die Notenbank diesen Weg gehe. Die nächste Sitzung ist am 20. März. Es sei aber möglich, dass die Fed schon vorher per Telefonkonferenz - wie bereits Anfang Januar einmal geschehen - eine Lockerung der Zinspolitik beschließe.


      Der US-Analyst Mark Zandi von der Beraterfirma Economy.com sagte, Greenspans Aussagen ließen darauf schließen, dass er besorgter sei, als bei seiner letzten Rede vor zwei Wochen. Der Notenbank-Chef habe offenbar den Eindruck, dass die wirtschaftlichen Probleme länger andauern könnten, als er zunächst angenommen habe und dass daher eine weitere Zinssenkung nötig sei. Unklar sei, wann diese Entscheidung komme.



      © 2001 Financial Times Deutschland


      Quelle: http://www.ftd.de/pw/in/FTDVID06RJC.html?nv=hptn
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      schrieb am 01.03.01 01:17:18
      Beitrag Nr. 41 ()



      G R E E N S P A N - R E D E

      Enttäuschung an der Börse

      Trotz stark rückläufiger Konjunktur-Indikatoren will US-Notenbankpräsident Alan Greenspan die Leitzinsen vorerst nicht verändern. Die Börse reagiert enttäuscht: Dax und Nemax 50 rasseln gemeinsam mit Dow Jones und Nasdaq in den Keller.






      Washington - Am Neuen Markt erreichte der Blue-Chip-Index Nemax 50 sein Jahrestief, nachdem in den USA die Nasdaq ebenfalls auf einen Jahrestiefststand gefallen war. "Nachdem wir schon seit Wochen einen Crash auf Raten erlebt haben, werden jetzt Stimmen laut, die von einem richtigen Crash ausgehen", sagte ein Händler.
      Nach der Rede von Alan Greenspan vor dem Finanzausschuss des US-Parlaments wohl sei wohl doch erst mit einer Zinssenkung in den USA Ende März zu rechnen, lautet inzwischen der Tenor. Am 20. März ist die nächste turnusmäßige Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed.

      Im Vorfeld der heutigen des Greenspan-Auftritts war noch spekuliert worden, dass die Notenbank auf Grund der schwachen Konjunktur eine weitere außerplanmäßige Zinssenkung bekannt geben könnte. Selbst nach zwei Zinssenkungen im Januar entwickle sich die US-Wirtschaft weiterhin labil, erklärte Greenspan. Er wies darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2000 den schwächsten Wert seit fünf Jahren erreicht habe.

      "Wir ziehen es vor, auf unseren festgesetzten Treffen zu handeln", sagte Greenspan mit Blick auf die geplante Sitzung. Dennoch wollte er eine außerplanmäßige Zinssenkung nicht grundsätzlich ausschließen. In seiner überarbeiteten Einschätzung der Wirtschaftslage in den USA hatte Greenspan mehrere Anzeichen für baldige Zinssenkungen gegeben. Er deutete "schnellere Schritte" der US-Notenbank an.

      Wirklich ungewöhnlich an Greenspans Auftritt, der wie gewöhnlich viel Spielraum für Interpretationen ließ, ist nur eines: Für die Anhörung vor dem Finanzausschuss änderte der Fed-Chef seine Rede. Normalerweise bereitet er nur ein Manuskript für den Banken- und für den Finanzausschuss vor. Diesmal revidierte er den Text im Vergleich zu dem, den er vor etwa zwei Wochen für die Bankexperten verwendete.

      Kenner deuten dies als eine im Endeffekt pessimistischere Sicht Greenspans auf die US-Wirtschaftsentwicklung. Noch vor zwei Wochen hatte Greenspan einen vorsichtig optimistischen Ausblick auf die kurzfristigen Wirtschaftsperspektiven gegeben. Aber er sagte dem Kongress im letzten Monat, das Wachstum in den ersten drei Monaten 2001 könne möglicherweise nahe Null liegen.

      © SPIEGEL ONLINE 2001

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,120171,00…
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      schrieb am 01.03.01 13:24:40
      Beitrag Nr. 42 ()
      01.03. 13:18 Uhr

      Die GoingPublic-Kolumne: Das Greenspan Dilemma

      WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic) - Retter in der Not. Das ist die Rolle, die Alan Greenspan zugesprochen wird. Helfen soll er, wenn es an der Börse brennt. Daß diese Zwangsbesetzung auch Gefahren birgt, wird jedoch gern übersehen.

      Es ist zweifellos eine schöne Vorstellung, keine Frage. Gleichzeitig aber so paradox wie ein Spielcasino mit Null-Risiko. Ganze Volkswirtschaften spekulieren nach Herzenslust drauflos, spekulieren gegen Währungen, investieren in hochriskante Hedgefonds, um noch das letzte Tröpfchen Rendite aus ihrem Vermögen herauszupressen. Und wenn der "Spieltisch" Weltfinanzmarkt einmal in Schieflage gerät, dann wird eben Greenspan gerufen, um alles wieder ins Lot zubringen. So zumindest - etwas überspitzt dargestellt - die gängige Meinung.

      Bisher hat es auf diese Weise auch immer funktioniert. Wenn es richtig brenzlig wurde, hat es Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank, noch jedesmal geschafft, den Finanzmärkten das verlorene Vertrauen zurückzugeben. Ein Übervater sozusagen, auf den Verlaß ist. Doch die Sache hat einen entscheidenden Haken.

      Eine Notenbank ist nicht primär zuständig für die Stabilisierung der Finanzmärkte, sondern zur Sicherung der Geldwertstabilität und damit zur Steuerung der Wirtschaft. Das Problem an der Sache ist nur, daß sich die Wechselwirkung von Börse und Wirtschaft in den letzten Jahren verstärkt, um nicht zu sagen, umgekehrt hat. Früher beeinflußte der Unternehmensgewinn den Aktienkurs. Heute ist es der Börsenkurs, der mittelbar über die Unternehmensentwicklung entscheidet. Ein treffliches Beispiel dafür ist die Informations- und Kommunikationsindustrie.

      Die von Vertretern dieser jungen Branche angebotene Technologie stieß auf eine riesige Nachfrage, konnten auf diese Weise doch immense Produktivitätszuwächse realisiert werden. Die "New Economy" boomte, und so auch ihre Aktien. Die wiederum bescherten ihren Aktionären sagenhafte Gewinne, die Kaufkraft stieg und damit wiederum die Gewinne der Unternehmen. So schaukelte eins das andere auf, bis - ja, bis sich der Prozeß auf die gleiche Weise ins Gegenteil verkehrte.

      Die Börsen sind nachhaltig und auf breiter Front eingebrochen. Die Kurse sind abgesackt, und der vermeintliche Reichtum der Anleger hat sich förmlich in Luft aufgelöst - mit folgenschweren Konsequenzen für die Wirtschaft. Nicht nur, daß die Zeit für Investitionen nun vorbei ist, auch die Kaufkraft der Haushalte ist kaum mehr vorhanden, denn die Anleger sitzen momentan auf einem Berg fast wertloser Firmenanteile. Es hat sich auskonsumiert - womit insbesondere der amerikanischen Wirtschaft einer ihrer größten Triebfedern fehlt.

      So kommt es also, daß Greenspan nicht die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft über die Geldmenge reguliert, sondern durch Zinsänderungen Einfluß auf die Entwicklung der Börse und damit auf die Kaufkraft der Konsumenten nimmt. Das aber funktioniert nur solange, wie die Mehrheit der Marktteilnehmer an diesen Mechanismus glaubt. Sollte das Vertrauen in die Allmacht Greenspans einmal zu bröckeln beginnen, könnte das zu einem bösen Erwachen führen.

      (Die GoingPublic-Kolumne ist ein Service des GoingPublic Magazins, Deutschlands führendem Börsenmagazin zu Neuemissionen und Neuer Markt. Bezogen werden kann das Magazin unter www.goingpublic-online.de. GoingPublic ist allein für die Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.)


      Quelle: http://www.gatrixx.de/newswatch/artikel/index.jsp?127637
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      schrieb am 01.03.01 16:31:37
      Beitrag Nr. 43 ()
      Börse und Aberglaube



      von Horst Weissenfeld


      Menschen handeln bei ihren Entscheidungen angesichts künftiger ungewisser Entwicklungen unzulänglich und oft irrational. Aus zwei Gründen: Die Selbstbeherrschung des Menschen wird von Emotionen überlagert und Menschen sind unfähig, die Dinge, mit denen sie es zu tun haben, vollständig zu verstehen. Es ist beispielsweise schwierig zu erkennen, wann uns die Menge an Informationen genügt, und wann sie einfach zu groß wird. Mögliche, aber eher unwahrscheinliche, Entwicklungen, die dramatisiert werden, wenden wir zu viel Aufmerksamkeit zu. Ereignisse, die undramatisch geschildert werden, nehmen wir nicht wahr. Eine rationale Entscheidung wird auf Situationen übertragen, die vielleicht nur ein Glückstreffer sein können.

      Die US-Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky von den Universitäten Princeton und Stanford befassen sich mit der Forschung über Risiko und Ungewißheit der Anleger und der Anlagen. Daniel Kahnemann war Fluglehrer in der israelische Armee, dabei stellte er fest, daß Flugschüler, die er lobte, beim nächsten Mal schlechter flogen, die wegen schlechter Leistung Kritisierten verbesserten sich dagegen. Kahnemann zog daraus den Schluss, dass sich Leistungen nicht ständig steigern oder verschlechtern. Der Mensch pendelt, bei allem, was er tut, ständig um eine Durchschnittsleistung herum und bewegt sich immer wieder auf seinen Durchschnittswert zu (Gesetz der Regression zum mittleren Wert).

      Daniel Kahnemann und Amos Tversky stellten Testpersonen vor die Wahl zwischen der 100%-Chance auf den Gewinn von 3.000 Dollar, der 80%-Chance auf einen Gewinn von 4.000 Dollar und der 20%-Chance auf einen Gewinn von Null. Die Testpersonen wählten die sichere Option mit 3.000 Dollar. Sie waren risikofeindlich.

      In einem zweiten Versuch bestand die Wahlmöglichkeit zwischen dem Risiko einer 80%-Chance, 4.000 Dollar zu verlieren, einer 20%-Chance auf einen Abschluss ohne Verlust und der Chance auf einen 100%-Verlust von 3.000 Dollar. Zweiundneunzig Prozent der Testpersonen wählten die risikoreichere Version.

      Kahnemann und Tversky kommen zu dem Ergebnis, daß erwartete Verluste doppelt so schwer gewichtet werden wie erwartete Gewinne. Das erklärt hohe Preise für Geschäfte der Risikoabsicherung, wie Optionen. Verluste werden aber leichter ertragen, wenn man sich in guter Gesellschaft weiß, das gilt besonders für Marktteilnehmer mit hoher Fachkompetenz. Kahneman und Tversky testeten Anleger mit der Frage: Sie bekommen Geld geschenkt: Sie müssen sich entscheiden, ob Sie mit Sicherheit 85.000 $ geschenkt bekommen oder ob es mit 85%iger Wahrscheinlichkeit 100.000 Dollar sind. Die Mehrzahl der Testpersonen entschied sich für die 85.000 $. In einem zweiten Test wurde das Spiel umgedreht, es sollte geprüft werden, ob sich die Anlegers immer risikoscheu verhalten: Es kommt ein Verlust auf Sie zu, dieser Verlust kostet Sie mit Sicherheit 85.000 $ oder mit 85%iger Wahrscheinlichkeit sogar 100.000 Dollar. Die Testkandidaten entschieden sich für die kleine Chance von 15%, die ihnen blieb. Im ersten Test verhielten sich die Investoren risikoscheu, im zweiten risikofreudig, obwohl es in beiden Fällen um den gleichen Betrag ging. Geht es um Gewinne, fährt man gerne die volle Ernte ein. Börsenregel: "An Gewinnmitnahmen ist noch keiner gestorben."

      In unsicheren Börsenzeiten kann man immer wieder feststellen, daß die meisten Profis auch bei rückläufigen Kursen voll enga-giert bleiben oder höchstens geringe Liquidität besitzen. Sie empfehlen weiterhin, Akti-en zu kaufen, und handeln auch danach. Was jeder normale Mensch tut, wenn ihm ein Schnellzug entgegenkommt, näm-lich ausweichen, gibt es auch an der Börse. Wenn die Kurse zu fallen beginnen, gilt es zu verkaufen, und erst wenn sie tief sind, gilt es wieder zu kaufen."

      In Tests an den Universitäten Kiel und Aachen stellten die Forscher fest daß die Testpersonen Aktien im Aufwärtstrend zu früh verkaufen und Aktien im Abwärt-strend zu lange halten. Wissenschaftler der Universität Mannheim untersuchten 10.000 zufällig ausgewählte Depots und stellten fest, daß Aktien mit bescheidener Wertentwicklung viel zu lange in den Depots der Anleger bleiben. Aktien im Gewinnbereich werden zu früh verkauft, Aktien im Verlustbereich dagegen zu spät. Von Gewinneraktien trennen sich die Anleger leichter, sie wollen ihre Gewinne nicht wieder verlieren. Die Verlustaktien bekommen immer noch eine Chance, den historischen Einstandskurs wieder zu erreichen. Ein innerer Widerwille verhindert den Verkauf. "Das Investieren in Aktien ist eine Kunst und keine Wissenschaft", schreibt Peter Lynch, der erfolgreichste Fondsmanager.

      Zufällige Preisschwankungen erzeugen ein abergläubisches Verhalten, schaffen eine ei-gene Wirklichkeit: "Oft ist unser Glaube an ein eigentlich unbestimm-tes Ereignis das einzige, was das Ereignis tatsächlich eintreten läßt." Manchmal macht der Anleger mit einer bestimmten Anlagestrategie Gewinne, ein anderes mal macht er Verluste, dadurch werden bestimmte Erwartungen unsystematisch verstärkt, vergleichbar dem Verhalten von Tauben (Anbieten von Zufallsaktienkursen).

      "Der Aktienmarkt ist ein hervorragender Platz für Aberglauben." Bei Spielern läßt sich dieses abergläubische Verhalten beobachten, die eisern an einer Strategie festhalten, die sich früher als erfolgreich erwiesen hat, auch wenn sie längst widerlegt ist. Kostolany sagte dazu: "Wer am Anfang gewinnt, hat für immer verloren." Präsidentengattin Nancy Reagan ließ sich von einer Wahrsagerin beraten und auf der Gehaltsliste des Pentagon standen drei Kartenleger.

      Diese Phänomene sind ausführlich beschrieben in meinem Buch Im Rausch der Spekulation Die Geschichte von Spiel und Spekulation aus vier Jahrhundertern (Horst und Stefan Weissenfeld, Börsenverlag 1999).

      Horst Weissenfeld


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=25888
      Avatar
      schrieb am 01.03.01 18:43:58
      Beitrag Nr. 44 ()
      01.03. 14:20

      Nasdaq - unmittelbar vor Gegenbewegung ?


      Eine Chartdarstellung des gesamten bisherigen Kursverlaufs des Nasdaq seit 1978. Markiert sind die 20 Jahres Aufwärtstrendlinie, welche aktuell bei etwa 1300 Punkten verläuft und 2 10 Jahres Aufwärtstrendlinien, wobei die obere der beiden bereits nach unten durchbrochen wurde.




      Anbei eine Chartdarstellung seit 1998. Die obere der beiden 10 Jahres Aufwärtstrendlinien wurde für uns völlig unerwartet rasch nach unten durchbrochen. Gestern ist der Kurs direkt auf der unteren der beiden Aufwärtstrendlinien zum Stehen gekommen. Außerdem verläuft in unmittelbarer Nähe die Unterkante des mittelfristigen bullishen Keils. Auch wenn der gestrige Intradayverlauf nichts gutes erwarten läßt, sollte man sich auf eine sehr bald eintretende Gegenbewegung einstellen ! Die nächste und damit letzte charttechnische Unterstützung liegt bei 2014 Punkten. Bei einem Unterschreiten der 2000 Punktemarke dürfte sich die Bodenbildung doch im Bereich von 1400-1700 Punkten abspielen.





      © BörseGo

      Quelle: http://195.94.69.233/news/?show=14631
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 18:19:34
      Beitrag Nr. 45 ()
      Nasdaq vor der mittelfristigen Wende

      02.03.2001 - 15:15

      NAS/NMS COMPSITE Michael Riesner , DG Bank AG




      Der Nasdaq Composite <.IXIC> hat gestern im frühen Handelsverlauf nochmals ein neues 52 Wochentief markiert. Charttechnisch sitzt der Index in einer wichtigen Unterstützungszone von 2.100 bis 2.000 Punkte, die gestern getestet und auch überzeugend verteidigt wurde. Trotz der negativen Indikation über die Futurevorgaben sehen wir sehr gute Chancen, dass der Nasdaq gestern entweder bereits seit Tief gesehen hat, oder unmittelbar vor der Vollendung dieses Tiefs steht. Vor allem die strategischen Markt Indikatoren sind es, die sich in den letzten Tagen und Wochen entscheidend verbessert haben und uns damit zum ersten mal seit mehr als 6 Monaten begründete Hoffnung auf eine markante Bearmarketrallye machen, die auch zeitlich über mindestens 8 bis 10 Wochen andauern sollte.


      Nasdaq Stimmungsindikator



      Der Markt ist grundsätzlich derart extrem überverkauft wie er das seit über 26 Jahren nicht mehr war. Der Primärlangfristchart zeigt den völlig verfallenen Markt über die 52 Wochen Rate Of Change. Unter diesem Aspekt wird auch klar, welche Chancen für den Anleger bestehen, wenn der Markt die aktuelle Baissephase überstanden hat und zu einem Rebound starten wird. Die Stimmung hat sich mit der letzten Abwärtsbewegung der Hightechs endlich angepasst. In der letzten Woche hat eine markante Stimmungsverschlechterung in den USA eingesetzt. Der mittelfristig orientierte „Bullish Consensus“, der den Anteil der Optimisten am Markt misst, ist von 60% Optimisten auf nur noch 30% eingebrochen, womit dieser Stimmungsindikator den von uns immer wieder geforderten Kaufbereich erreicht hat.


      Nasdaq New Highs/New Lows



      Die Marktbreite zeigt ebenfalls den typischen Verlauf der Endphase einer Baisse. Der NewHighs/New Lows Indikator, der die neuen 52 Wochen Tiefst und Höchstkurse der Nasdaq Werte misst, neigt zu starken positiven Divergenzen. Typisch für die Endphase einer Baisse. Es sind im Endeffekt nur noch die Schwergewichte (White Angles), die aus den meisten Depots und Fonds erst zum Schluß liquidiert werden und den Markt aufgrund ihrer Indexgewichtung noch überproportional unter Druck bringen. Das ist indirekt die Bestätigung der mittlerweile sehr schlechten Stimmung am Markt. Stirbt die Hoffnung auf besserer Kurse, werden die Large Caps zum Schluß geschüttet. Diese Entwicklung ist auch über die Umsatzentwicklung zu beobachten. Die Umsätze sind mit der aktuell laufenden Abwärtsbewegung erneut kräftig angestiegen, so dass man ohne Zweifel sagen kann, dass der finale Sell Out läuft. Der breite Markt zeigt dagegen bereits erste Stabilisierungstendenzen oder sogar zaghafte Aufwärtsbewegungen.


      Nasdaq weekly



      Wir haben seit Wochen darauf hingewiesen, dass der Nasdaq gegen Ende Februar nochmals markant schwach werden und ein neues zyklisches Tief markieren wird. Zyklisch steht der Markt jetzt unmittelbar vor der positiven Wende seines mittelfristigen 9 Monats Bär-Zyklus. Wir sehen sogar gute Chancen, das der Nasdaq dieses bereits gestern gesehen hat. Unser Zyklusindikator zeigt die typischen Divergenzen, die ein mögliches Zyklustief markieren.


      Nasdaq Volumen



      Mit dem nächsten markant besseren Tag wir dieser Indikator auf Kauf drehen, so dass wir bereits für die kommende Woche von nachhaltig steigenden Kursen ausgehen. Selbst wenn unsere Einschätzung des gestern markierten Lows sich nicht bestätigen sollte, kann es sich unserer Meinung nach nur noch um ein bis zwei Handelstage handeln, in denen der Nasdaq die nachhaltigen Wende schaffen wird. Damit sollte die Tradingstrategie entsprechend angesetzt werden. Antizyklische Engagements können heute in den anfangs schwach erwarteten Markt gesetzt werden. Die Position sollte im Bereich von 2.120 Punkten (Composite) aufgebaut werden und mit einem kurzen Stop bei 2070 Punkten abgesichert werden. Ein erstes prozyklisches Kaufsignal bekommt der Nasdaq mit dem Überschreiten der Marke von 2.250 Punkten. Für diesen Fall gehen wir davon aus, dass der Index seine Wende gesehen hat und bis auf weiteres keine neuen Tiefstände mehr erreichen wird. Unser Kursziel für Ende April liegt bei 3.300 Punkten.


      Quelle: http://www.technical-investor.de/content.asp?P=cnt/anl/2001/…
      Avatar
      schrieb am 04.03.01 19:01:30
      Beitrag Nr. 46 ()


      G R E E N S P A N

      "Ich hoffe, ich war zweideutig genug"

      Fed-Chef Alan Greenspan blieb sich treu. Auch bei der Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses vermied er tunlichst jeden Hinweis auf den Termin für den nächsten Zinsschritt der US-Notenbank.




      Washington - "Ich hoffe, ich war zweideutig genug, den Zeitpunkt nicht angedeutet zu haben, wann wir uns bewegen werden", sagte Greenspan den Abgeordneten. Er hoffe, er habe die üblich unklare "Fed-Sprache" angemessen verwendet, witzelte der für seine verquasten Andeutungen berüchtigte US-Notenbankchef.

      Offenbar mit Erfolg: Während einige Beobachter den Aufschwung der Börsen auf seine Rede zurückführten, sagten andere, Greenspan habe die Märkte nicht bewegt. Immerhin bemerkte der oberste US-Währungshüter: "Die Inflation ist sehr gut eingedämmt." Beobachter halten dies für einen erneuten Hinweis auf baldige Zinssenkungen.

      Allerdings untermauerte Greenspan seine Einschätzung, dass die kurzfristigen Wirtschaftsdaten Grund zur Sorge bereiteten. "Die Vorhersagen sind schrecklich. Wir müssen sie verbessern", sagte er.

      Erneut stärkte der Fed-Chef US-Präsident George W. Bush den Rücken für Steuersenkungen. "Wenn der Maßstab ein stabiler Haushalt ist, ist es meiner Ansicht nach viel besser, dass die Überschüsse durch Steuersenkungen gesenkt werden als durch eine Steigerung der (staatlichen) Ausgaben." Sollte der Staat zu viele Überschüsse anhäufen, würden die Ausgaben durch politischen Druck "verzerrt". Es sei wirtschaftlich gesünder, wenn private Investoren über das Geld verfügten.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,120682,00…
      Avatar
      schrieb am 04.03.01 19:14:19
      Beitrag Nr. 47 ()


      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Die Aussichten im Nasdaq bleiben zunächst negativ. Der Index sollte sich weiter in Richtung 2000 Punkte bewegen. Hier ist eine Stabilisierung wahrscheinlich. Erst wenn sich daraus eine Umkehrformation ergibt, könnte sich die Einschätzung verbessern.

      Wichtige Chartdaten

      Aktuelle Chartformation: Keine relevante
      GD 50: 2547
      GD 100: 2824
      GD 200: 3332
      Unterstützungen: 2000, 1800
      Widerstände: 2291, 2400


      Handelsempfehlung:

      Kein Handlungsbedarf
      Avatar
      schrieb am 04.03.01 20:18:48
      Beitrag Nr. 48 ()
      FINANZEN 03.03.2001



      Greenspan lässt Märkte über mögliche Zinssenkung im Unklaren

      US-Notenbankchef Alan Greenspan hat den Finanzmärkten erneut kein Signal über den Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung gegeben und zugleich die bisherigen Fed-Politik als angemessen bezeichnet. Die Frage, ob die Leitzinssenkungen im Januar nicht zu spät gewesen seien, verneinte Greenspan am Freitag bei seiner Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des US-Repräsentantenhaus in Washington. Die Inflationsentwicklung in den USA sei derzeit begrenzt und erscheine wenig alarmierend. Das Produktivitätswachstum werde sich wie erwartet abschwächen, langfristig aber höher sein als in der Vergangenheit. Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Aussagen Greenspans.

      Zum Zeitpunkt einer möglichen weiteren Zinssenkung sagte Greenspan, er hoffe, bereits bei seiner Rede am Mittwoch vor dem Repräsentantenhaus vieldeutig genug gewesen zu sein. Schon am Mittwoch hatte Greenspan die Hoffnungen vieler Investoren auf Hinweise über eine bevorstehende Zinssenkung enttäuscht.

      Die Inflationsentwicklung in den USA beurteilte der Fed-Chef gelassen. Die Teuerung sei sehr gut eingedämmt. Der Anstieg der Erzeuger- und Verbraucherpreise im Januar erscheine auf keinem Radarschirm der Fed. Die US- Verbraucherpreise waren im Januar zum Vormonat unerwartet deutlich um 0,6 Prozent nach plus 0,2 Prozent im Dezember gestiegen. Die Erzeugerpreise waren im Januar zum Vormonat mit 1,1 Prozent so stark gestiegen wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr.

      Zur US-Konjunktur sagte Greenspan, ein langsameres Produktivitätswachstums sei zwar zu erwarten, werde aber kaum dauerhaft sein. »Die Produktion pro Arbeitsstunde wird erwartungsgemäß deutlich zurückgehen. Doch dies widerspricht nicht der allgemeinen Einschätzung, dass die Produktivität langfristig über früheren Werten liegen wird«, sagte Greenspan. Die US-Produktivität war im vierten Quartal 2000 nach einer ersten Schätzung mit einer Jahresrate von 2,4 Prozent nach 3,0 Prozent im Vorquartal gestiegen.

      Greenspan sprach sich erneut für Steuersenkungen aus, forderte aber zugleich Haushaltsdisziplin. Es sei besser, Haushaltsüberschusse für Steuersenkungen zu verwenden als für neue staatliche Ausgabenprogramme. US- Präsident George W. Bush plant in den nächsten zehn Jahren ein Steuersenkungsprogramm im Volumen von 1,6 Billionen Dollar.

      Bei ihren zinspolitischen Entscheidungen konzentriere sich die US-Notenbank ausschließlich auf die Wirtschaftslage, sagte Greenspan. Die Fiskalpolitik sei nur einer von vielen Faktoren, der hierauf einen Einfluss habe.

      Der geldpolitische Ausschuss der US-Notenbank Fed (FOMC) kommt am 20. März zu seiner nächsten Zinssitzung zusammen. Die Fed hatte im Januar den entscheidenden Zielsatz für Tagesgeld in zwei Schritten um insgesamt 100 Basispunkte gesenkt.


      Quelle: http://www.net-business.de/internet-aktien/fullstory.html?ss…
      Avatar
      schrieb am 05.03.01 16:55:07
      Beitrag Nr. 49 ()
      Zurück auf den Boden der Realität



      von Roland Leuschel


      Erinnern Sie sich an meine Kolumne von Anfang Januar dieses Jahres « Pawlows Anhänger im Salami-Crash » ? Jetzt hat der britische « Economist » am 24. Februar das Thema aufgegriffen und folgerte : «Pawlow hätte eigentlich mit Wall Street Bullen arbeiten sollen » ; Inzwischen sind aber diese Bullen stark abgemagert von dem ständigen Rennen nach Schnäppchen nach Kurseinbrüchen der Nasdaq oder des Neuen Marktes und dem Nichtvorhandensein von Futter im Trog (Kurserholungen). Auch von den Marketing Angestellten der grossen Banken und Broker, die noch immer den Titel Finanzanalysten tragen, kommt keine psychologische Unterstützung. Anfang Dezember letzten Jahres schätzten die Analysten die Gewinne im ersten Quartal 2001 des Standard & Poors 500 noch um 10,5% höher als im ersten Quartal 2000 (Quelle : First Call). Nun sehen dieselben Analysten die Gewinne 5% tiefer. Im Technologiesektor fällt der Sinneswandel noch drastischer aus : Zuerst +15,2% Gewinnwachstum und jetzt -18,5% Gewinnrückgang. Wie so ein paar volkswirtschaftliche Daten aus Analysten Finanzwendehälse machen können. Ich bin einmal gespannt, wie Rüdiger Irving Dornbusch demnächst den Einbruch in der amerikanischen Wirtschaft erklären wird. Noch Mitte Dezember letzten Jahres beschimpfte er die Europäer : « Die Angst vor einer Rezession ist typisch europäisch - aber unbegründet. Streichen Sie deshalb das Wort Rezession einfach aus Ihrem Sprachschatz. Es wird sie in den USA nicht mehr geben. Die US-Wirtschaft strotzt vor Kraft. » (Interview vom 10.12. in Euro). Inzwischen hat auch bei der Dresdner Bank ein Sinneswandel stattgefunden. Ihr Chef-Stratege Albert Edwards stellt in einer neuen Studie der Dresdner Kleinwort Wasserstein lakonisch fest : « Der Kurseinbruch des amerikanischen Nasdaq-100-Index war nur der Apéritif. Es gibt erste Anzeichen dafür, dass das neue Paradigma an den Aktienmärkten aus den Kursen beseitigt wird. » Jetzt nachdem die grösste Börse der Welt, der Nasdaq Composite und der Nemax 60% bzw. 80% an Wert verloren haben, kommt eine internationale Grossbank, die im letzten Jahr noch durch eine massive Werbung zur Abschaffung des Sparkontos auf sich aufmerksam machte, plötzlich zu der Einsicht, « dass der lange Konjunkturaufschwung in den USA eine Luftblase hat entstehen lassen, die dem amerikanischen Aktienmarkt eine Bewertung gebe, als wäre er ein reiner Wachstumsmarkt, wo er doch in Wirklichkeit ein zyklischer Markt sei. Die Realität beginne erst zu dämmern. Die zweite Phase der Kurseinbusse habe erst begonnen. »

      Ich glaube, die Kurskorrektur an der Nasdaq und den Neuen Märkten nähert sich dem Ende. Gleichzeitig wird es noch erhebliche Kurskorrekturen an den traditionellen Märkten (NYSE, Eurostoxx) geben, und ich halte es nicht für ausgeschlossen, den Dow Jones bei 8.000 und den Dax bei 5.000 zu sehen, bevor ein neuer Bullmarkt entsteht. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, es wird nur eine langsame Erholung geben, die einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Dafür gibt es drei fundamentale Gründe :

      1. Die Gefahr einer Stagflation, auf die ich bereits im November letzten Jahres in einem Artikel hingewiesen habe (« Das Schreckgespenst der Stagflation geht um », Börse Online vom 2.11.2000), ist real und kann 8 bis 10 Jahre dauern. Ich habe eine derartige Situation im meinem Beruf miterleben müssen (1966 bis 1981), und ich erinnere mich, dass am Ende dieser Periode in der Vermögensberatung der Banken und Broker eher Seelsorger und Psychologen gebraucht wurden als Analysten oder Fondsmanager. Inzwischen haben auch grosse Zeitungen dieses Thema aufgegriffen, und die FAZ schrieb Ende Februar « Das Gespenst der Stagflation geht wieder um » : « Offenbar ist es um den Zustand der amerikanischen Wirtschaft schlechter bestellt, als selbst Pessimisten angenommen haben. Von der Vorstellung, einige Zinssenkungen reichten aus, um die Konjunktur rasch wieder auf Kurs zu bringen, wird man sich verabschieden müssen. » Auch die Financial Times Deutschland äussert sich ähnlich besorgt : « Stagflation - also stagnierende Wirtschaft und gleichzeitige Beschleunigung der Inflation - ist nun einmal die schlimmste Konstellation ; denn sie erschwert die Konjunkturankurbelung. »

      2. Die Überbewertung der Aktien allgemein. Ich habe öfters auf das Buch Robert J. Shillers « Irrational Exuberance » hingewiesen, der fast mathematisch nachweisen konnte, dass die heutige Bewertung der Aktien weit über den historischem Durchschnitt liegt, und die inzwischen eingetretenen Wertverluste von über 4.500 Milliarden Dollar die Bewertung noch nicht auf ein normales Mass zurückgeführt haben. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal erwähnen, dass der Dow Jones Index in seinen 103 Jahren (1896 – 1999) Existenz im Durchschnitt um 5,6% pro Jahr zulegte. In den letzten 50 Jahren waren es 8,4%, in den letzten 20 Jahren 14% und sogar 20% p.a. für die letzten 5 Jahre 1994 bis 1999. Um auf den Durchschnittswert der letzten 50 Jahre (+8,4% p.a.) zurückzugelangen, müsste der Dow Jones in den nächsten 15 Jahren per saldo unverändert bleiben.

      3. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass der Börsenboom der 90er Jahre lediglich die ökonomische Konsequenz der geburtenstarken Jahrgänge (Babyboom der 50er und 60er Jahre) war, die in den 80er und 90er Jahren erwerbstätig wurden und jetzt im besten Einkommensalter sind, um für ihre Altersvorsorge zu sparen, nach dem Motto : Je mehr junge Menschen arbeiten und Geld verdienen, desto höher ist die Nachfrage nach Finanzanlagen zur Alterssicherung. Und da man statistisch nachweisen kann, dass auf lange Sicht (100 Jahre) Aktien die beste Anlage sind, stieg die Nachfrage nach Aktien. In den nächsten Jahren aber wird der Anteil der 55- bis 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung steigen und die Betroffenen werden weniger sparen, bzw. Aktien kaufen. Wir werden uns sogar in Zukunft mehr damit beschäftigen müssen, an wen die in Rente gehenden Baby-Boomer ihre Aktien verkaufen können, um ihren Lebensstandard zu finanzieren.
      Meine bisher sehr konservative Anlagepolitik (20 bis 30% Aktien, 50 bis 60% Anleihen, 20% Cash) ändere ich insofern, als ich beginne den Anleiheanteil langsam zurückzufahren und den Cash in Opportunitäten bei Aktien anzulegen. Schauen Sie dabei besonders auf die Qualität der Gesellschaften und auf die Dividendenrendite. Paradebeispiel Phillip Morris, die ich im vergangenen Jahr oft empfohlen habe, als sie noch eine Dividendenrendite von 8%(!) und eine P/E von unter 10 hatte. Die meisten Anleger entdecken den Sinn einer Aktienrendite und einer KGV wieder neu. Es wiederholt sich vieles im Leben – auch an der Börse.

      (Quelle: Roland Leuschel)

      05.03.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=26123
      Avatar
      schrieb am 06.03.01 05:15:23
      Beitrag Nr. 50 ()
      Nasdaq-Tagesanalyse für Montag, den 5. März

      von Daniel Köster [05.03.01, 15:45]

      Der Handelsverlauf des Nasdaq am vergangenen Freitag zeigte wie so oft eine hohe Schwankungsbreite. Nach einem Tagestief bei 2091 Zählern stieg der Index der amerikanischen Technologiewerte bis auf 2197 Punkten, um zu Handelsschluss mit drei Prozent im Minus zu schließen. Aus charttechnischer Sicht besteht zwar eine Stabilisierungschance, die an der grundlegend schlechten Verfassung des Index jedoch nichts ändert.
      Aus Sicht der japanischen Kerzencharts brachte der volatile Handelstag im Schlusskursvergleich eine so genannte „Doji-Formation“ hervor (siehe zweiten Chart). Bei diesem charttechnischen Muster liegen Eröffnungskurs (2111) und Schlusskurs (2117) bei einer hohen Handelsspanne ( 2097 bis 2197) eng beieinander. In der Standardinterpretation signalisiert diese Formation zunächst einen Stabilisierungsversuch, der schließlich zu einer kurzfristigen Trendwende führen kann. Der dafür entscheidende Widerstand liegt bei 2200 Punkten auf Schlusskursbasis. Wird diese Marke überschritten, wäre eine Stabilisierung aus Sicht der japanischen Kerzencharts bestätigt.

      Bis dahin ist die Nasdaq auch aus Sicht der Fibonacci-Methodik unverändert kritisch zu beurteilen. Das erste Erholungsniveau bei 2292 Punkten liegt noch in weiter Ferne. Ein Überschreiten dieser Marke wäre ein erstes Anzeichen einer Stabilisierung. Hier verläuft im übrigen auch das Tief vom 9. Januar (2291), nach dessen Unterschreiten das mittelfristige Verkaufssignal entstand (siehe ersten Chart).

      Die relevanteste Unterstützung bleibt derzeit die 2000er- Marke. Bisher ist noch in keinem Zeitfenster (kurz oder mittelfristig) eine Umkehrformation bestätigt, so dass es aus technischer Sicht weiter keinen Grund gibt, sich im Gesamtmarkt zu positionieren.

      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Die Doji-Formation gibt dem Nasdaq eine Stabilisierungschance. Wird sie durch Schlusskurse über 2200 Punkte bestätigt, hellt sich das Bild langsam auf. Bis dahin bleibt das Kursziel von 2000 Punkten unverändert intakt.

      Wichtige Chartdaten

      Aktuelle Chartformation: Keine relevante
      GD 50: 2527
      GD 100: 2799
      GD 200: 3318
      Unterstützungen: 2000, 1800
      Widerstände: 2200, 2291, 2400



      Handelsempfehlung:

      Kein Handlungsbedarf

      Seit Donnerstag erhalten Sie die Tagesanalyse zum S&P 500 und die Tagesanalyse zum Nasdaq-Index im täglichen Wechsel.






      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 06.03.01 13:54:41
      Beitrag Nr. 51 ()
      Neuer-Markt-Tagesanalyse für Dienstag, den 6. März

      von Daniel Köster [06.03.01, 09:39]

      Bereits zum dritten mal testete der NEMAX 50 gestern den Intraday-Widerstand bei 1910 Punkten. Eine Überwindung erscheint heute zwar möglich, doch ob die laufende Erholung letztendlich aber ausreicht, die ersehnte, nachhaltige Trendwende einzuleiten, ist weiter fraglich.
      Das charttechnische Tagesergebnis aus Sicht der japanischen Kerzencharts (Candlesticks) ist beim NEMAX 50 ein so genanntes Doji (siehe zweiter Chart). Bei dieser charttechnischen Formation liegen Eröffnungskurs (1886) und Schlusskurs (1883) bei einer relativ hohen Handelsspanne (1835 bis 1911) eng beieinander. In der Standardinterpretation signalisiert dieses Kursmuster einen Stabilisierungsversuch, der schließlich zu einer kurzfristigen Trendwende führen kann. Der dafür entscheidende Widerstand liegt bei 1911 Punkten auf Schlusskursbasis. Wird diese Marke überschritten, wäre eine Stabilisierung aus Sicht der japanischen Kerzencharts bestätigt.

      In den vergangenen sechs Monaten bildete der NEMAX 50 diese Formation fünfmal aus. In den überwiegenden Fällen kam es dabei nur zu einer kurzfristigen Erholung mit anschließender Wiederaufnahme der Abwärtsbewegung. Auch bei dem aktuellen Chartmuster ist dies wahrscheinlich.

      Für eine weitergehende kurzfristige Stabilisierung spricht die hohe Wahrscheinlichkeit der Schließung des bereits öfter erwähnten Gaps - also einer Kurslücke zwischen Schlusskurs und Eröffnungskurs - bei 1940/60 Punkten.
      Auch wenn die Kursregion um die Unterstützung bei 1850 Punkten zunächst also zu halten scheint, kann aus trendtechnischer Sicht noch keine Entwarnung gegeben werden: Der NEMAX 50 bleibt in seinem kurz- und mittelfristig intakten Abwärtstrend. Erste positive Tendenzen ergäben sich erst bei Kursen über 2091 Zählern. Das mittelfristige Kursziel von 1500 Punkten bleibt bestehen.

      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Die seit dem vergangenen Freitag beobachteten Stabilisierungstendenzen werden durch das neu ausgebildete „Doji“ bestätigt. Das erste Kursziel ist das Gap-Niveau bei 1940/60 Punkten. Bis die Erholung 2091 Punkten nicht überschreitet, muss mit einer anschließenden Wiederaufnahme der Abwärtsbewegung in Richtung 1500 Punkten gerechnet werden. Im Neuen Markt besteht somit weiter kein Handlungsbedarf.

      Wichtige Chartdaten

      Letzte Chartformation: Keine bestätigte
      Weitere Unterstützungen: 1500 (Orientierungsmarke)
      Weitere Widerstände: 2116, 2250, 2500, 2650,
      GD 50: 2571
      GD 100: 3290
      GD 200: 4637
      MACD (12/26/9): Negativ seit 8. Februar


      “Profi Technik“

      Mittelfristige Analyse : Keine Neubewertung sinnvoll.

      Kurzfristige Analyse : Keine Neubewertung sinnvoll.

      Handelsempfehlung:


      Der Restbestand der am 2. Februar gekauften Put-Position sollte mit einem Stop Loss von 2090 Punkten auf Schlusskursbasis gehalten werden. Momentane Veränderung der Position seit Empfehlung (bei Einstieg um 2700 Zähler) : + 813 Indexpunkte.







      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 09.03.01 00:24:26
      Beitrag Nr. 52 ()
      Avatar
      schrieb am 12.03.01 21:41:47
      Beitrag Nr. 53 ()
      N A S D A Q



      Absturz unter 2000-Marke

      Die schlechten Aussichten bei Intel und Cisco lassen die US-Technologiebörse Nasdaq unter die 2000-Punkte-Marke rutschen. So niedrig waren die Kurse zuletzt im Dezember 1998.


      New York - Der Nasdaq-Composite-Index fiel zuletzt um 4,6 Prozent auf 1957 Punkte. Der Plan des Netzwerkherstellers Cisco, rund elf Prozent der festen Stellen zu streichen, deute auf weitere Gewinnwarnungen bei Technologiefirmen hin, sagte ein Händler. Man fürchte nun, dass nach der Umsatzwarnung des Halbleiterherstellers Intel auch Cisco seine Prognosen nach unten korrigieren werde.
      Zu der weiteren Entwicklung an den Märkten sagte ein Händler, die jüngsten Phantasien über eine Bodenbildung seien dahin. "Ich sehe nicht den Boden, ich sehe auch keine Nachrichten, die den Markt positiv stimmen dürften." Der Markt steuere auf eine Zinssenkung am 20. März in den USA hin, schaffe es aber trotzdem nicht zu korrigieren. "Und jetzt gibt es nochmal richtig Verkaufsdruck. Ich würde keinem empfehlen, sich in dem Markt langfristig zu engagieren, bis es etwas Positives von den Unternehmen zu hören gibt."

      Die Gewinnwarnung von Ericsson für das erste Quartal habe die Anleger nun vollkommen frustriert. Darüber hinaus habe die unerwartete hohe Zahl der Beschäftigten die Hoffnungen auf weitere deutliche Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed zunichte gemacht. Die Instabilität des Aktienmarktes veranlasse zudem viele Anleger am Montag zur Flucht in die Sicherheit des Anleihemarktes.

      Cisco Systems waren zum ersten Mal seit Dezember 1998 billiger als 20 US-Dollar: Die Anteilsscheine rutschten um 9,4 Prozent ab auf 18,69 Dollar. Die Aktien des weltweit größten Computerchipherstellers Intel büßten 3,50 Prozent auf 28,41 Dollar ein. Ebay und Microsoft standen ebenfalls auf der Verkaufsliste, obwohl das Internet-Auktionshaus und der weltgrößte Software-Hersteller eine strategische Allianz im Internet-Geschäft vereinbart haben. Ebay verlor 4,4 Prozent auf 32,50 Dollar, Microsoft gab 6,7 Prozent auf 52,88 Dollar ab.



      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/finanzen/0,1518,122199,00.h…
      Avatar
      schrieb am 15.03.01 00:20:32
      Beitrag Nr. 54 ()
      Aus der FTD vom 15.3.2001

      Das Kapital: Ist das die Kapitulation an der Börse ?

      Der Boden in einer Baisse ist spätestens dann erreicht, wenn vier Voraussetzungen erfüllt sind. Eine davon ist Kapitulation, und danach hat es am Mittwoch zeitweilig ausgesehen.


      Die anderen Zutaten sind niedrige Bewertungen, sinkende Zinsen und sich stabilisierende Wachstumserwartungen.

      Von Kapitulation spricht man, wenn auch noch der letzte Optimist einknickt und verkauft, denn dann kann es ja keinen weiteren Verkaufsdruck mehr geben. Aber der Optimismus ist noch nicht ganz gebrochen. Es gibt eine ausgeprägte Mentalität dahingehend, "in Marktschwächen zu kaufen". Lehman Brothers haben errechnet, dass global nach wie vor Mittel in Aktienfonds fließen, obwohl diese vier Quartale lang negative Renditen eingebracht haben. Ein Zeichen für Pessimismus hingegen wäre, wenn - zumindest vorübergehend - per saldo eher Gelder abgezogen werden würden. Die Bank schließt daraus, dass der in den 90er Jahren entstandene übermäßige Optimismus immer noch nicht ganz gewichen ist.


      Die Bewertung der Aktien hat sich im Zuge der Korrektur natürlich verbessert. Nach den vorliegenden Gewinnschätzungen und verglichen mit den Rentenmärkten sind Aktien jetzt sogar unterbewertet. Aber nicht nur, dass die Gewinnprognosen im Moment fallen: Die Margen sind nachhaltig unter Druck. Der Anteil der Gewinne am US-BIP liegt weit über dem langjährigen Durchschnitt. Die Gewinne werden von vielen Unternehmen zu hoch ausgewiesen. Und verglichen mit dem langfristigen Durchschnitt von etwa 15 ist das aktuelle KGV von rund 20 absolut gesehen immer noch üppig.


      Positiv ist die Zinssenkungsrunde, die weltweit eingeläutet ist. Die EZB wird früher oder später in das Konzert mit den Notenbanken der USA, Englands, Japans, Kanadas etc. einstimmen, obwohl die Inflationszahlen es ihr nicht ganz einfach machen. Aber die Preisentwicklung ist nicht übermäßig besorgniserregend; die EZB sollte daher besser früher als später nachgeben, um eine unnötige Konjunkturschwäche zu verhindern.


      Mit der geldpolitischen Stimulierung werden auch die Konjunkturaussichten besser - typischerweise aber erst nach Monaten. In den USA haben der Einkaufsmanager-Index NAPM und der Frühindikator des Conference Board zuletzt schon eine wirtschaftliche Stabilisierung angedeutet. Aber einzelne Monatswerte sind schwer zu interpretieren, und von einer nachhaltigen Wende kann noch nicht gesprochen werden.


      Wer ruhig schlafen will, sollte mit Käufen zumindest solange warten, bis die Wirtschaftsindikatoren erkennbar drehen und die Renditedifferenz am Rentenmarkt deutlich steigt. Wenn das passiert und dazu noch die Zinsen gesenkt werden, dürfte am Markt genug Mut zusammenkommen, um für ein kleines Feuerwerk zu sorgen. Zwar wird das auch wieder verpuffen, aber für eine Weile wird man es richtig genießen können.



      Europäische Banken


      Die Aussichten für die Banken sind bei fallenden Märkten nicht rosig, das ist nicht neu. Aber das Ausmaß, um das Goldman die Schätzungen für den Sektor getrimmt hat, hat den Anlegern einen Schrecken eingejagt.


      Unter einer schwachen Börse leidet das Beratungs- und Emissionsgeschäft. Übernahmen sind den Aktionären schwer zu vermitteln, und die Anleger haben nur wenig Appetit auf neue Börsengänge. Da Goldman selbst zu den führenden Häusern bei Übernahmeberatung und Neuemissionen gehört, wiegen die Bedenken für das zukünftige Geschäft besonders schwer.


      Aber Goldman rüttelt auch an der Überzeugung, die Vermögensverwaltung sei ein krisensicheres Standbein. Gewiss, die staatlichen Rentensysteme in Europa schwächeln, das macht private Altersvorsorge notwendig. Und die dürfte überwiegend in Fonds und fondsgebundene Lebensversicherungen fließen. Das ist gut für die Finanzdienstleister. Aber die üppigen Margen dürften nicht zu halten sein, und bei einem sehr schwachen Markt sind auch kurzfristige Nettoabflüsse aus den Fonds möglich. Nach Berechnungen der Deutschen Bank ist bisher bei den europäischen Finanzdienstleistern davon wenig zu spüren, es kann also noch kommen. Weniger Kopfschmerzen als früher bereiten die Kreditrisiken. Die größte Gefahr droht hier aus den USA, und da ist der Geschäftsanteil der Europäer nur gering.


      Der europäische Finanzsektor notiert nach Morgan Stanley Dean Witter mittlerweile mit dem 2,8fachen Buchwert, weit über dem langjährigen Durchschnitt von rund 1,8. Wenn die Wirtschaft ins Trudeln gerät, waren früher Bewertungen nahe dem einfachen Buchwert zu beobachten.


      Bei den Versicherungen sieht es zurzeit etwas besser aus als bei den Banken. Sie sind seit Jahresbeginn stärker gefallen als letztere und haben kein wackeliges Investmentbanking. Aber auch sie könnten unter einer kurzfristigen Eintrübung bei den Fonds und niedrigeren Investmenterträgen leiden, wenn der Markt weiter schwach bleibt.



      © 2001 Financial Times Deutschland


      Quelle: http://www.ftd.de/bm/bo/FTD7U5JJBKC.html?nv=hpm



      .
      Avatar
      schrieb am 15.03.01 00:30:08
      Beitrag Nr. 55 ()
      WATTTTT:D
      WER BIST DU DENN???:D:D
      Avatar
      schrieb am 16.03.01 21:22:29
      Beitrag Nr. 56 ()
      An dieser Stelle möchte ich meine persönlichen Kursziele
      für den US-Markt ausgeben.


      Kursziele

      Dow Jones 7.500 Punkte ( aktuell: 9.862 )
      S&P 500 800 Punkte ( aktuell 1.154 )
      Nasdaq 1.500 Punkte. ( aktuell 1.892 )


      Mich würde interessieren, wie Ihr die US-Börse in den
      nächsten Monaten einschätzt.
      :)


      .
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 10:25:29
      Beitrag Nr. 57 ()
      16.03. 09:11

      Abby Cohen - sieht steigende Kurse!


      Die viel beachtete Goldman Sachs Analystin Abby Cohen wiederholte ihre bullishe Einstellung über den weiteren Verlauf der Börsenindices. So soll der S&P 500 unterbewertet sein und bis Jahresende einen Stand von 1.650, verglichen mit 1.174 zum aktuellen Zeitpunkt, erreichen. Der Dow Jones soll von derzeit 10.031 bis Jahresende auf 13.000 Punkte ansteigen. Für den Nasdaq gab sie keine Vorhersage ab.

      Sie rät jedoch Investoren Technologie - und Telekommunikationsaktien in den Portfolios überzugewichten, da sich die Bewertungen nun angepasst hätten und zukünftige Probleme bereits eingepreist seien. Sie sieht die Wirtschaft in einer zyklischen Schwächephase, die jedoch keinen Anlass zu ausgeprägter Sorge rechtfertige. So sei sie besorgter über die EWntwicklung der japanischen und der Weltwirtschaft, da dort grosse strukturelle Schwächen vorhanden seien. In der zweiten Jahreshälfte dürften die Wachstumsraten ihrer Meinung nach wieder anziehen, im S&P 500 sollen sie bei 7-8% liegen, das BSP soll sich bei 2,5-3% einpendeln.

      Aktuell beträgt die Portfoliogewichtung von Cohen im Tech-Sektor 27% und im Telekom-Sektor 5%. Am 7 März hatte sie ihre Aktienquote im Portfolio auf von 65% auf 70% erhöht und die Cash-Quote auf 0% gesenkt.


      © BörseGo


      Quelle: http://195.94.69.233/news/?show=15962



      Abby Cohen vs. HSM :laugh::laugh::laugh:


      Wie ist Eure Einschätzung zur US-Börse bzw. deutschen Börse in den nächsten Monaten ?


      .
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 11:37:20
      Beitrag Nr. 58 ()
      @HSM
      Feiner Thread.Danke für die Mühe.:)

      Was Deine KZ betrifft,welchen Zeitraum hast Du dafür kalkuliert??
      Kurz,-mittel oder langfristig????

      antarra
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 11:52:29
      Beitrag Nr. 59 ()
      @ antarra

      Ich gehe von einem Bärenmarkt aus, der noch bis zu
      3 Jahren andauern kann.

      Ein Vergleich mit Japan nach dem Jahr 1990 ist mehr
      als berechtigt.

      Die fetten Jahre in den USA sind vorbei, jetzt kommen
      die mageren Jahre.

      Daher sind die Kursziele auf mittelfristige Sicht.


      @ all

      Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn ihr auch
      Eure Einschätzungen bzw. Szenarien für die nächsten Monate
      hier posten würdet. :)

      Also legt mal los. :D


      .
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 12:39:18
      Beitrag Nr. 60 ()
      Hallo HSM

      1929 nach dem ersten Crash haben die Analysten auch immer wunderschöne höhere Kursziele ausgegeben. Die Wirtschaft sei gesund, es gäbe nur eine vorübergehende Wachstumsschwäche, etc.. Trotz stetigen Kursverfalls blieben die Profis bei ihrer optimistischen Einstellung.

      Wenn Abby Cohen solche idiotischen Ziele vorgibt, entspricht dies dem Verhalten der Analysten während des großen Crashs. Es gibt doch derzeit absolut keinen Grund warum die Kurse in diese Regionen steigen sollten.

      Der jetzige Abwärtstrend in den USA wird durch Zwangsverkäufe am Leben erhalten und füttert sich selber.
      Ab einem bestimmten Punkt bricht die Panik aus. Danach kann mann wieder ans kaufen denken.

      Deinen Kurszielen kann ich mich nur anschließen. Sollte es eine Panik geben, rutschen wir allerdings sicher noch tiefer.
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 14:52:22
      Beitrag Nr. 61 ()
      @ Stahlbaer

      Du machst Deinem Nick alle Ehre. ;)

      Ein Vergleich zu 1929 hinsichtlich dem Verhaltensmuster
      der Investoren ist durchaus nachvollziehen.

      Damals ging der Bärenmarkt bzw. Kursverfall nach
      dem "schwarzen Freitag" noch 3 Jahre weiter.

      Warum sollte sich das diesmal anders entwickeln ?

      Führen wir uns doch Japan vor Augen, was ist denn dort
      nach dem grossen Boom passiert ?

      Wenn ich mir das Wirtschaftsumfeld in den USA ansehe,
      halte ich dieses Szenario für durchaus wahrscheinlich.


      .
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 15:06:14
      Beitrag Nr. 62 ()
      Deutsche Aktienanleger entdecken wieder die Gesetze der Schwerkraft


      von Roland Leuschel


      Es gab eine Zeit, da schienen den Aktionären, besonders der jungen Generation, die massiv in Aktien der New Economy investierten, die Erfahrungen der Schwerkraft älterer Börsianer besonders aus der Old Economy, nicht mehr zu gelten. Besonders als dann noch Viagra entdeckt wurde, wurden Leute mit Ideen wie « what comes up has to come down » belächelt.

      Ich will hier gar nicht von meiner Person reden, die spätestens seit 1997 ständig wiederholte und dies seit über einem Jahr in dieser Kolumne, dass wir uns weltweit, aber besonders an den Wachstumsmärkten, in einem Salami-Crash befinden. Ich wusste übrigens damals natürlich nicht, dass die Salami auch noch von BSE befallen sein würde und daher besondere Probleme schafft. Ich denke vor allen Dingen, dass ein Mann, der zu den brilliantesten und erfolgreichsten Anlegern unserer Generation gehört, Warren Buffet, dessen Ideen von gesundem Menschenverstand bestimmt sind und darin bestanden, sogenannte « value investments », die aber vom Markt unterbewertet sind, zu kaufen.

      Als die Aktien seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway im Jahr 1999 unter die Räder kamen, wurde er zum Teil von der spezialisierten Presse, aber auch von sogenannten immer und ewig optimistischen Börsengurus mit Häme überschüttet. Diese sprachgewandten Börsengurus sollen sich einmal vor Augen halten, wie es um die Performance ihrer eigenen Fonds steht und sie mit dem Kurs der Berkshire Hathaway vergleichen, die in einer Zeit, wo der Nasdaq rund 60% fiel, um 75% zulegen konnte.

      Der mittlerweile 70 Jahre alte Warren Buffet (Sie sehen auch im Alter ist man noch in der Lage gute Investmententscheidungen zu treffen) weigert sich auch weiterhin, Beteiligungen an Technologie-Unternehmen zu kaufen. « Wir haben das 21. Jahrhundert mit Beteiligungen an so fortschrittlichen Industriezweigen wie der Fertigung von Steinen, Teppichen, Isolationsstoffen und Farbe begonnen. »

      Es ist dennoch überraschend, mit welcher Dynamik auch die Standardwerte unter Druck geraten. Überall schreiben Experten, die Gefahr einer Stagflation ist Hirngespinst, keine Rezession ist in Sicht, und die Inflation ist überhaupt kein Thema. Ich kann mich nur über diesen intellektuellen Unsinn wundern. Noch in dieser Woche sagte Bundeskanzler Schröder : « Deutschland befindet sich auf einem robusten Wachstumspfad.

      Ich sehe keinen Anlass, unsere Wachstumsprognose zurückzunehmen. » Wenn dem so ist, dann müssen die Verfasser einer Studie des früheren Marktforschungsinstituts für die Automobilindustrie (Marketing Systems) ihren Verstand verloren haben, denn sie warnten, dass die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland in diesem Jahr um 100.000 Einheiten niedriger ausfalle als im Vorjahr, und damals brach die Zulassungszahl um 11% ein. Sie gaben dafür folgende Gründe an : revidierte Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum, äusserst angespannte wirtschaftliche Lage in den Vereinigten Staaten und Japan, Verschärfung der Krise in der Landwirtschaft etc.

      In Deutschland käme noch besonders hinzu, dass die neuen Fahrzeugmodelle nicht den erwarteten Zuspruch finden, und ein Stau auf dem durch junge Fahrzeuge geprägten Gebrauchtswagenmarkt. Ausserdem kämen noch erhöhte Versicherungsbeiträge und Kraftfahrzeugsteuern hinzu und ... Benzinkosten.

      Was wir jetzt erleben, ist der x-te Börsencrash in der Geschichte. Den Crash von 1987 hatte ich hautnah miterlebt, und es war so, dass er relativ schnell zu Ende ging. Damals war nicht der Crash als solcher anormal, sondern wie heute die enormen Übertreibungen in den 9 Monaten davor. Dem Crash von 1987 folgte keine Rezession, sondern das Wachstum stieg 1988 an. 1994 hatten wir den grössten Bond-Crash in der Geschichte, nachdem während einer langen Periode die Federal Reserve die Zinsen bei 3% gehalten hatte, und es für die Spekulanten und Spieler ein Leichtes war, sich am kurzen Ende zu verschulden und in langfristige Bonds zu investieren.

      Aber auch 1994 folgte keine Rezession oder gar Inflation. Was den heutigen Crash so schlimm erscheinen lässt, ist nicht die Höhe des Einbruchs (über 60% Nasdaq, über 80% Neuer Markt), sondern seine Stetigkeit. Er wirkt wie eine chinesische Wasserfolter, bei der die Opfer die Wassertropfen am Anfang überhaupt nicht spüren, aber am Ende in den Wahnsinn getrieben werden. Was heute die Korrektur so schmerzlich werden lässt, ist die vorausgegangene Übertreibung in der New Economy.

      Man muss es sich erneut vor Augen halten, und ich habe dies öfters wiederholt : Im März letzten Jahres betrug die Börsenkapitalisierung von Wachstumswerten wie Boeing, General Motors, Phillip Morris, soviel wie die Marktbewertung eines einzigen Unternehmens der New Economy, Yahoo, (rund 100 Milliarden Dollar). Heute ist die Marktbewertung von Yahoo unter 10 Milliarden Dollar gefallen, während die der Standardwerte weit über 100 Milliarden liegt. Aber dieser kollektive Wahnsinn erfasst auch eine Börse wie die japanische, die seit 1990 in einer Baisse ist. Vor einem Jahr war die Börsenkapitalisierung von grossen Unternehmen wie Nissan Motor, Komatsu, Mitsubishi Heavy, soviel wert wie das « Luftblasen-Unternehmen » der New Economy, Hikari Tsushin.

      Heute repräsentiert letzteres gerade mal 10% der drei etablierten Werte. Und die Aktionäre haben mitgemacht, sie haben sich von den Marketing Abteilungen der Banken und Broker (früher hiessen sie noch Analysten) verführen lassen. Ich wiederhole, im letzten Jahr wurden für an Wall Street gehandelte Papiere 33.169 Empfehlungen ausgegeben, davon 125 (0,38%) Verkaufsempfehlungen, denen 36,5% « strong buy » und 37,5% « buy » entgegenstanden. Die Kunst der Analysten bestand lediglich darin, Unterschiede zwischen « buy », « strong buy », « urgent buy », « brutal buy », « must own », « strong outperform » etc. herauszukristallisieren.

      Ich bleibe bei meiner Meinung von Anfang März, als ich in Artikeln für z.B. Börse Online ankündigte, dass der Salami-Crash bald zu Ende sein wird und es an der Zeit ist, Aktien zu sammeln. In meinem Interview vom 9. Februar in der Financial Times Deutschland (« Anleihen und Cash für unsichere Zeiten ») sagte ich allerdings, ich würde mir Aktien des Dax erst unter 6.000 und des Dow Jones unter 8.000 anschauen, nicht vorher.

      Beim Dax sind wir jetzt soweit und beim Dow Jones müssen wir noch etwas Geduld haben. Insofern Sie also meinen Ratschlägen von einer Übergewichtung von Anleihen und Cash gefolgt waren, empfehle ich jetzt den Cash und die Bondsquote langsam herunterzufahren und den Anteil der Aktien im Portefeuille zu erhöhen. Es hat überhaupt nur einen Sinn, auf einen Crash zu warten, wenn beim Eintritt desselben auch der Mut besteht, die Aktien, die man gerne hat, zum Spottpreis zu erwerben.

      Die grossen Gewinner in einem Börsencrash sind die Leerverkäufer von Aktien. Sie wurden übrigens früher die Fixer genannt, und als ich 1962 bei einer Frankfurter Bank meine Lehrjahre begann, hatten wir die Kuba-Krise, und ein Börsianer gab mir folgenden Spruch mit auf meine Laufbahn : « Der Fixer ist bei Gott beliebt, weil er nichts hat und dennoch gibt ! »

      Roland Leuschel

      16.03.2001



      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=27158
      Avatar
      schrieb am 18.03.01 04:37:25
      Beitrag Nr. 63 ()
      S P I E G E L - G E S P R Ä C H

      "Kein Grund zur Hektik"

      Finanzminister Hans Eichel über Börsencrash, Haushaltssorgen und seine Erkenntnis, dass Sparsamkeit mehr Freiheit schafft




      SPIEGEL: Herr Eichel, Bankendesaster in Japan, Börsengewitter weltweit, und im Wochentakt werden die Konjunkturprognosen nach unten korrigiert. Was kommt da auf uns zu: eine kleine Delle im Wachstumszyklus, oder stehen wir am Beginn einer globalen Krise?

      Eichel: An den Börsen hat es viele Übertreibungen gegeben, die nicht immer mit der Realität der Unternehmen übereinstimmten. Minifirmen mit 100 Mitarbeitern waren plötzlich so viel wert wie Autofirmen mit 100 000 Beschäftigten und tollen Produkten. Jetzt ist Realismus eingekehrt, das muss nicht negativ sein, auch wenn die Märkte im Moment dabei sind, in die andere Richtung, ins Skeptische und Negative, abzugleiten. Aber daraus ergibt sich noch keine Dramatik - zumindest nicht für den deutschen Finanzminister. Im Übrigen gilt meine Warnung vom Börsengang der Telekom: Aktien darf man nicht auf Pump kaufen.

      SPIEGEL: Der Börsenabschwung spiegelt auch ganz reale Prozesse wider: Die US-Konjunktur lahmt, die Produktion von Handys, Computern, Autos und Software läuft nicht mehr so hochtourig wie im Vorjahr.

      Eichel: Ich registriere das, aber auch diese Entwicklung in Amerika beunruhigt mich nicht allzu sehr, das kann sich auch ganz schnell wieder ändern. Was mir Sorgen bereitet, ist die Situation in Japan. Das Land ist seit einiger Zeit praktisch in der toten Zone. Die Wirtschaft stagniert seit Jahren, die Regierung bekommt die Dinge nicht in den Griff. Da ist ein nennenswerter Beitrag zur Aufwärtsentwicklung der Weltwirtschaft nicht zu erkennen. Es geht den Japanern nicht erst seit gestern schlecht. Und weil das schon eine ganze Weile andauert, erwarte ich dadurch keine zusätzliche Gefährdung der Weltkonjunktur. Selbst die hypernervösen Börsen scheinen sich an die Situation in Japan zu gewöhnen.

      SPIEGEL: Für Deutschland sehen die Volkswirte eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums voraus, nur noch zwei Prozent sollen es sein. Sie dagegen legen Ihrem Jahreswirtschaftsbericht eine Wachstumsrate von 2,75 Prozent und damit kräftig sprudelnde Steuereinnahmen zu Grunde. Müssten Sie nicht Ihre Erwartungen der neuen Realität anpassen?

      Eichel: Einer muss doch Ruhe in die Debatte bringen, sonst geht das jeden Tag rauf und runter wie an den Aktienmärkten. Ich glaube, dass es nicht sinnvoll ist, sich in der Finanzpolitik so aufzuregen. Volkswirtschaften fahren nicht Achterbahn.





      SPIEGEL: Aber der Trend zeigt doch eindeutig nach unten.

      Eichel: Das sehe ich nicht so krass und nicht so deutlich. Vor zwei Wochen hat der DIHT seine Prognose veröffentlicht: Er geht von 2,8 Prozent Wachstum aus. Bundesbank und Europäische Zentralbank haben ihre Voraussagen ebenfalls nicht nach unten korrigiert. Und außerdem: Selbst wenn wir am Ende des Jahres ein Wachstum von nur zwei Prozent erreichen, ist das immer noch mehr, als wir im Durchschnitt der neunziger Jahre hatten. Also lassen wir die Kirche doch im Dorf und warten die Entwicklung ab. Es ist erst März.

      SPIEGEL: Die scheinbar geringfügige Abkühlung der Konjunktur, das wissen Sie als Fachmann genau, hat gravierende Folgen: Nicht nur die Steuereinnahmen gehen zurück, zugleich steigen auch die Kosten des Staats, beispielsweise für die Arbeitslosigkeit.

      Eichel: Diese Betrachtung ist mir zu statisch. Es kommt doch immer auch darauf an, wie das Produktionspotenzial ausgelastet wird. Wenn die Wirtschaft an der Kapazitätsgrenze arbeitet, wie zuletzt, dann können auch bei niedrigeren Wachstumsraten Arbeitsplätze entstehen. Insofern gehen alle, auch die, die jetzt ihre Prognosen nach unten korrigieren, davon aus, dass wir einen ordentlichen Zuwachs bei der Beschäftigung haben werden und damit einen Abbau der Arbeitslosigkeit. Außerdem steigen die Aufträge aus dem Ausland wieder deutlich an. Ich bleibe also dabei: Es besteht kein Grund zur Hektik.

      SPIEGEL: Heißt das: Es wird keine Haushaltssperre geben, kein Einfrieren der Ausgaben?

      Eichel: Eine solche Entscheidung steht jetzt nicht zur Debatte. Ich will mir erst ansehen, wie sich Einnahmen und Ausgaben entwickeln. Im Übrigen gilt eine alte Regel, die wieder einmal gelernt werden müsste: Der Haushalt mit seinen Ansätzen ermächtigt uns, Geld auszugeben, er verpflichtet uns nicht dazu.

      SPIEGEL: Und wenn es ganz dicke kommt: Würden Sie dann auch ein neues Sparprogramm auflegen, um Haushaltslöcher zu stopfen?

      Eichel: Um Gottes willen. Ich werde nichts tun, was die Lage destabilisieren könnte. Ein einschneidendes zusätzliches Sparpaket würde prozyklisch, im Falle einer Rezession also krisenverschärfend wirken.

      SPIEGEL: Die Amerikaner steuern antizyklisch dagegen, die Wirtschaftskraft erlahmt, eine Steuerreform, die Milliarden ausschüttet, soll für einen Adrenalinschub sorgen. Das wäre doch auch eine Alternative zum Nichtstun, oder?

      Eichel: Aber genau das haben wir doch gerade getan. Anfang des Jahres ist die größte Steuerreform in der Geschichte der Republik in Kraft getreten ...

      SPIEGEL: ... die aber erst 2005 ihren vollen Umfang erreicht. Sie könnten die nächsten Stufen vorziehen.

      Eichel: Und wer soll das bezahlen? Wir entlasten die Steuerzahler in diesem Jahr um 45 Milliarden Mark. Ohne diese Maßnahme würde das Wachstum einen halben Prozentpunkt niedriger ausfallen. Am Ende der beschlossenen Steuersenkungen im Jahr 2005 haben wir Bürger und Unternehmen um 95 Milliarden Mark entlastet. Das ist bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt weit mehr, als Präsident Bush jetzt ankündigt. Mehr geht nun wirklich nicht, nicht jetzt, nicht auf absehbare Zeit. Das könnten die öffentlichen Kassen nicht verkraften. Im Übrigen: Sie können weder über den Staatshaushalt noch über die Steuerpolitik eine kurzfristige Steuerung der Konjunktur hinbekommen, weil die heute beschlossenen Maßnahmen viel zu spät wirken.

      SPIEGEL: Sie wollen also in Ruhe abwarten, bis die nächste Steuerschätzung schwarz auf weiß vorliegt?

      Eichel: Genau das. Bis Mai müssen Sie und ich und alle anderen sich gedulden. Der Finanzminister handelt erst, wenn ihm verlässliche Daten vorliegen. Mir ist die Nachrichtenlage derzeit einfach zu verwirrend: An einem Tag brummt unser Export, am anderen bricht unsere Automobilkonjunktur ein. Diese Hysterie mache ich nicht mit.

      SPIEGEL: Vielleicht war es ja doch ein Fehler des Kanzlers, die Grundsatzabteilung vom Wirtschafts- ins Finanzministerium zu verlegen. Jetzt sind Sie selbst Herr der Prognosen, es fehlt womöglich ein Korrektiv, das Ihnen die Gelassenheit austreibt.

      Eichel: Ich kann nicht erkennen, dass durch diese Organisationsentscheidung die Qualität der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik in den letzten beiden Jahren Schaden genommen hätte, im Gegenteil. Die Aufteilung entspricht dem Standard in den großen Industrienationen.

      SPIEGEL: Ihre ärgsten Gegner sitzen derzeit in der SPD-Bundestagsfraktion: Die nächste Bundestagswahl naht. Da würden etliche Genossen gern bei den Ausgaben wieder in die Vollen gehen.

      Eichel: Das ist aus Sicht der Fachpolitiker ja verständlich und menschlich. Aber wer jetzt glaubt, die Spendierhosen kämen wieder in Mode, der irrt sich. Diese altmodischen Teile mit den großen Taschen bleiben im Schrank. Unser wichtigstes Ziel ist es, im Jahr 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Das wird auch im Wahlkampf eine zentrale Rolle spielen. Und danach, wenn wir Überschüsse erwirtschaften, können wir darangehen, den Schuldenberg des Bunds von 1,4 Billionen Mark abzutragen. Sparsamkeit und Verlässlichkeit, das sind die Trends der nächsten Saison.

      SPIEGEL: Sparen ist langweilig und politisch wenig attraktiv, finden seit jeher viele in Ihrer Partei. Deshalb suchen die Genossen permanent nach neuen Einnahmequellen. Was halten Sie von dem Vorschlag eines SPD-Oberbürgermeisters, eine zusätzliche Bürgersteuer einzuführen, die, so der Vorschlag, "erhoben wird wie der Gewerkschafts- oder Parteibeitrag"?

      Eichel: Absurd, diese Idee. Das passt nun überhaupt nicht in die Landschaft, neue Steuern sind schlechte Steuern, deshalb wird es sie mit mir nicht geben.

      SPIEGEL: Die Idee mit der Bürgersteuer stammt vom ehemaligen Kasseler Oberbürgermeister Hans Eichel, öffentlich unterbreitet 1982.

      Eichel: Auch Politiker können dazulernen, auch wenn viele Journalisten das bezweifeln. Und aus dem Zusammenhang gerissene Zitate sind niemals gute Belege für grundsätzliche Aussagen. Eines dürfen Sie nicht vergessen: Die Staatsquote, also jener Anteil am erwirtschafteten Reichtum, den der Staat von Bürgern und Unternehmen einfordert, ist immer noch fast doppelt so hoch wie in den USA. In einer solchen Situation sind neue und höhere Steuern Gift. Das Gebot der nächsten Jahre heißt Sparsamkeit.

      SPIEGEL: Ihr Kabinettskollege, Verteidigungsminister Rudolf Scharping, der 2,6 Milliarden Mark mehr für die Bundeswehr forderte, sieht das offenbar auch heute noch entspannter.

      Eichel: Wenn Sie mit dem Sparen anfangen, läuft alles wunderbar, dann finden das alle in Ordnung. Wenn die Sparsamkeit aber zum Alltagsgeschäft wird, findet das bald keiner mehr so berauschend. Aber wer länger als fünf Minuten nachdenkt, kommt doch zu der Erkenntnis: Nur das Sparen schafft neue Spielräume für Ausgaben. Wenn wir nach 2006 mit den Haushaltsüberschüssen Schulden abtragen, dann können wir das Geld, das heute noch für Zins und Tilgung draufgeht, endlich für Sinnvolles ausgeben, etwa für Bildung und Infrastruktur.

      SPIEGEL: Und dieser rigide Kurs wird jetzt über Jahre wirklich durchgehalten: von der Partei, vom Kanzler, vom Kabinett?

      Eichel: Ich denke schon, sonst hätten wir mit den UMTS-Erlösen nicht so verfahren können, wie wir es getan haben. Den Erlös von fast 100 Milliarden Mark haben wir zum Schuldenabbau eingesetzt, die Zinsersparnisse investieren wir in Verkehrsprojekte und in die Forschungsförderung. Sie sehen, die Haushaltssanierung ist kein Selbstzweck. Sie ist meine Antwort auf die Frage, was der Staat künftig für Aufgaben erfüllen soll. Zinsen zu zahlen gehört nicht dazu.

      SPIEGEL: In Ihrer Grundsatzrede an der Humboldt-Universität und nun wieder in Ihrem Vortrag vor Managern der Bankenszene haben Sie die Haushaltssanierung mit dem Freiheitsthema verknüpft ...

      Eichel: ... und mit dem Gerechtigkeitsthema, beides gehört für mich zusammen. Indem sich der Staat zurücknimmt und Abgaben senkt, gibt er den Bürgern mehr Freiheit zurück. Gleichzeitig bekommen künftige Generationen mehr Handlungsfreiheit, weil wir sie von der Schuldenlast befreien. Deshalb ist für mich Finanzpolitik mehr als das Aufaddieren von Zahlenkolonnen, in Wirklichkeit ist das, was meine Mitarbeiter und ich leisten, in erster Linie Gesellschaftspolitik.

      SPIEGEL: Bisher haben wir den Finanzminister immer in der Rolle des Dienenden gesehen, zuständig für das Umsetzen all jener Vorgaben, die in Kabinett und Parlament formuliert wurden. In Ihrer Rede vor den Bankern sagen Sie nun: "Die Finanzpolitik muss Verantwortung und Führung übernehmen." Hans Eichel, der neue Neben- oder gar Überkanzler?

      Eichel: Die Richtlinien der Politik bestimmt der Bundeskanzler.

      SPIEGEL: Herr Minister, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


      © DER SPIEGEL 12/2001


      Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,123150,00.html


      .
      Avatar
      schrieb am 18.03.01 05:13:32
      !
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      Avatar
      schrieb am 20.03.01 01:42:14
      Beitrag Nr. 65 ()
      U S - N O T E N B A N K

      Zinssenkung gilt als sicher

      Am morgigen Dienstag wird die US-Notenbank abermals die Leitzinsen senken. Die Frage ist nur, wie stark.






      Washington - US-Notenbankchef Alan Greenspan hat allerdings bisher nicht zu erkennen gegeben, wie der Beschluss der US-Notenbank ausfallen wird. Doch schon vor der morgigen Sitzung scheint festzustehen, dass die Leitzinsen um mindestens 0,5 Prozentpunkte gesenkt werden sollen. Einige Experten wie etwa die angesehenen Finanzhäuser Merrill Lynch, HSBC Securities und Credit Suisse First Boston sagen sogar eine Senkung um 0,75 Prozentpunkte voraus.
      An die Senkung der Leitzinsen knüpfen die Experten hohe Erwartungen, denn sie soll zu einer schnellen Erholung der US-Konjunktur führen. Vielfach wird allerdings bezweifelt, dass sich dieser Effekt so schnell einstellen wird.

      Im Januar bereits waren die Wirkungen zweier Leitzinssenkungen um jeweils einen halben Prozentpunkt nahezu verpufft. Abgesehen von einem kurzen Zwischenhoch Ende Januar gab es für die Börsenkurse nur eine Richtung - nach unten. Allein in der vergangenen Woche fiel der Dow Jones um 7,7 Prozent.

      Die Anleger erlebten den viertgrößten Wochenverlust seit dem Börsencrash von 1987. Der Nasdaq sackte um 7,9 Prozent ab und verzeichnete damit die siebte Woche in Folge einen Verlust. Der Grund für das Desaster: neuerliche Gewinnwarnungen im Technologiesektor und die Angst, dass die Zinssenkung der Fed nicht so hoch ausfällt wie erwartet.

      Auch die Industrieproduktion in den USA sinkt seit sechs Monaten. Im Februar betrug das Minus ebenso wie im Januar rund 0,6 Prozent. Die Auslastung der Fabriken sank ebenfalls deutlich stärker als erwartet und hat inzwischen das Rezessionsniveau von 1991 erreicht.

      Noch schlimmer als um die Konjunktur selbst ist es aber um die Stimmung der Amerikaner bestellt. Im vergangenen Jahr trieben die US-Anleger die Konjunktur und die Börsenkurse mit ihrer Euphorie voran. Der Technologiesektor schien praktisch keine Wachstumsgrenzen mehr zu kennen. Inzwischen ist die Stimmung ins Gegenteil umgeschlagen. "Gute wie schlechte Nachrichten wirken negativ auf den Markt", analysiert Andrew Spencer, Leiter Aktien beim angelsächsischen Fondshaus JP Morgan Fleming.

      Der sich verbreitendende Pessimismus könnte sich über kurz oder lang auch auf die Weltkonjunktur auswirken - dann nämlich, wenn die Konsumenten anfangen zu sparen, weil ihr in Aktien angelegten Vermögen zu sehr zusammengeschmolzen ist. Speziell für die USA sieht Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank, eine solche Gefahr heraufziehen. Rund drei Viertel der Haushalte jenseits des Atlantiks hätten ihr Vermögen jedenfalls teilweise in Aktien angelegt. Allein im vierten Quartal wurden durch den Kurssturz an den Börsen private Buchvermögen in Höhe von 1000 Milliarden Dollar vernichtet - rund 40 Prozent des verfügbaren Einkommens aller privaten US-Haushalte.

      Auch für Greenspan bedeutet das Konsumentenverhalten eine empfindliche Größe. Simulationsrechnungen der Fed kommen zu dem Ergebnis, dass der private Konsum sowie der Wohnungsbau rund zwei Drittel zur Wachstumsbeschleunigung infolge einer Zinssenkung beitragen würde.

      © SPIEGEL ONLINE 2001


      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,123387,00…
      Avatar
      schrieb am 20.03.01 03:03:11
      Beitrag Nr. 66 ()
      Die charttechnische Analyse: Bollinger Bands: Hilfreich bei Seitwärtstrends



      von Dr. Hans-Dieter Schulz


      Die Vorgaben aus New York bestimmen an den internationalen Aktienmärkten über Wohl und Wehe der Notierungen. Besonders abhängig zeigte sich in der jüngsten Vergangenheit der deutsche Markt. Grund genug also, den Dow Jones Industrials Index näher unter die Chartlupe zu nehmen.

      Der Aktienboom begann in den Staaten Anfang der 80er Jahre. Zuvor war der Dow 15 Jahre lang in einer relativ engen Spanne zwischen 700 und 1000 Punkten auf und ab gependelt. Ende 1994 beschleunigte sich die Aufwärtsbewegung, und er begann einem steilen Aufwärtstrend zu folgen, der erst im Sommer letzten Jahres nach unten durchbrochen wurde. Doch per saldo tendiert der Index der 30 grössten US-Unternehmen schon seit seinem letzten Kursschub seitwärts. Im Frühjahr 1999 war die Asienkrise verdaut, die im Herbst 1998 die Finanzmärkte erschüttert hatte.




      Im Schaubild ist die stagnierende Entwicklung sehr gut zu erkennen. Das Allzeithoch im Januar 2000 fügt sich in eine Diamant-Formation ein, die inzwischen nach unten verlassen wurde. Von wenigen "Ausrutschern" abgesehen, bewegte sich der Index jedoch in den letzten 24 Monaten zwischen 10.000 und 11.200 Punkten. Eine solche charttechnische Konstellation ist geradezu prädestiniert für den Einsatz der Bollinger Bands, welche die zu erwartende Schwankungsbreite des Dow aufzeigen. Der von John Bollinger entwickelte technische Indikator basiert auf einem 20-tägigen gleitenden Durchschnitt, der im Chart blau eingezeichnet ist. Ober- und unterhalb dieses Durchschnitts verlaufen die Bollinger-Bänder, die man durch das Verschieben der blauen Durchschnittslinie um die Standardabweichung nach oben und unten erhält. So erhält man eine Einhüllende, in welcher sich der Dow mit 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit (doppelte Standardabweichung) bewegt. Die Berücksichtigung der statistischen Abweichung hat den entscheidenden Vorteil, dass die implizite Volatilität des Dow für die erwartete Kursbewegung einkalkuliert werden kann. Nimmt die Volatilität beispielsweise im Laufe der erfassten 20 Tage ab, so nähern sich die Bollinger-Bands einander an. Dieser Effekt lässt sich im Chart jeweils Ende Juli 1998 und 1999 erkennen.

      Neben dem trivialen Rückschluss, ob die Kurse derzeit (und auf relativer Basis) hoch oder niedrig innerhalb der erwarteten Bandbreite notieren, konnte Bollinger folgende Beobachtungen empirisch nachweisen:

      - Nach Verengung des Abstandes der Bänder aufgrund einer gesunkenen Volatilität steht eine heftige Bewegung bevor,
      - Gipfel und Tiefpunkte, die sich ausserhalb der Bänder ausbilden und durch erneute relative Hochs oder Tiefs innerhalb der Bänder bestätigt werden, lassen auf eine unmittelbar bevorstehende Trendwende schliessen (im Chart grün markiert),
      - Ein Ausbruch aus der gegebenen Bandbreite verdient besondere Beachtung und läutet oft einen neuen Trend ein.

      Doch gerade mit dem letztgenannte Axiom setzt sich der Anleger oft in die Nesseln. Das liegt daran, dass die Märkte in den letzten Jahren zunehmend an Schwankungsintensität gewonnen haben. Dadurch brechen die Kurse auch oft aus dem durch die Bollinger-Bands gegebenen Korridor aus, ohne dass sich am Markt trendweisende Veränderungen ergeben hätten.

      Daher empfehlen Experten, die Signale, die sich durch den Ausbruch aus den Bändern ergeben, grundsätzlich mit anderen technischen Indikatoren zu überprüfen. Ferner können Anleger bei Seitwärtsbewegungen darauf vertrauen, dass die Notierung zwischen den Bändern pendelt. Das heisst, dass Bewegungen, die an einem Ende der Bollinger-Bänder beginnen, sich bis zum anderen Ende des Korridors fortsetzen. Im Schaubild ist diese Tatsache in der Stagnationsphase seit Frühjahr 1999 sehr gut zu erkennen.

      Ganz anders liegen die Dinge, sobald sich ein starker Auf- oder Abwärtstrend etabliert. In einer solchen Trendphase nutzen die Kurse den zur Verfügung stehenden Korridor nicht aus, sondern folgen präzise dem oberen bzw. unteren Band. Im Chart lässt sich eine solche Phase im Zeitraum zwischen November 1998 und Frühjahr 1999 ausmachen.


      Ausblick

      Durch die zurückgegangene Volatilität haben sich die Bänder einander bis vor kurzem wieder stark angenähert. Die in der Theorie geforderte heftige Bewegung erfolgte in den letzten Tagen mit einem starken Ausbruch nach unten. Noch besteht die gute Chance, dass die im Chart grau unterlegte Unterstützung stand hält. In diesem Fall (positives Szenario), bleibt der Seitwärstrend bei den amerikanischen Standardwerten erhalten. Das Kursziel liegt dann im Bereich des oberen Bandes bei etwa 11.000 Punkten. Dazu muss der Index jedoch relativ schnell die blaue Durchschnittslinie überwinden.
      Gelingt dies nicht, steht der Dow am Beginn eines Abwärtsschubs. Darauf deutet auch die nach unten verlassene Diamant-Formation hin. Auf die aus fundamentaler Sicht induzierten Gefahren für den amerikanischen Aktienmarkt wurde im Rahmen dieser Kolumne immer wieder hingewiesen. An den trüben konjunkturellen Aussichten hat sich zwischenzeitlich nichts geändert. Sicherheitshalber sollten Anleger daher die Notbremse ziehen, sobald der Dow die grau eingezeichnete Unterstützungszone mit Kursen unter 9800 Punkten durchbricht.

      Dr. Hans-Dieter Schulz / Lutz Mathes

      16.03.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=27079


      .
      Avatar
      schrieb am 20.03.01 03:21:44
      Beitrag Nr. 67 ()
      Nasdaq-Tagesanalyse für Montag, den 19. März

      von Daniel Köster [19.03.01, 15:32]

      An den Technologiebörsen bleibt es unruhig. Die Leitbörse Nasdaq verlor am vergangenen Freitag erneut und stellte ein neues Zweijahrestief auf. Zuletzt notierte der Index am 11. November 1998 tiefer. Die charttechnische Lage ist weiter als schlecht zu beurteilen. Eine Stabilisierung ist erst ab 1800 Punkten wahrscheinlich.
      Seit dem Hoch bei 2859 Punkten (am 24. Januar) lässt sich nach wie vor ein eindeutiger, kurzfristiger Abwärtstrend einzeichnen, der unverändert intakt ist (siehe Chart). Die seit dem 12. März begonnene trendinterne Stabilisierung zwischen 1922 und 2015 Punkten, welche vor allem aus Sicht der japanischen Kerzencharts deutlich wurde (siehe zweiter Chart), ist mit dem Kursrückgang vom Freitag beendet.

      Die Stabilisierung ist damit als (abwärts)trendbestätigende Konsolidierung bestätigt. Das Kursziel liegt somit unverändert bei der Unterstützung um die Marke von 1800 Punkten. Widerstände verlaufen bei 2034 (obere Trendlinie des kurzfristigen Abwärtstrends) und 2116 (Schlusstief vom 2. März) Punkten. Solange diese nicht überschritten werden, ist kein Trendwechsel bei der Nasdaq auszumachen. Es gibt aus charttechnischer Sicht also weiter keinen Grund, kurz- oder mittelfristige Neupositionierungen vorzunehmen.

      Die technischen Indikatoren geben nach wie vor keine Anzeichen auf einen Trendwechsel, sondern bleiben bei ihren Verkaufssignalen.

      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Charttechnische Lage der Nasdaq bleibt schlecht. Die Abwärtsbewegung sollte sich in Richtung der 1800er-Marke fortsetzen. Eine Stabilisierung ist aus heutiger Sicht noch nicht erkennbar.





      Wichtige Chartdaten

      Aktuelle Chartformation: Keine relevante
      GD 50: 2466
      GD 100: 2707
      GD 200: 3263
      Unterstützungen: 1800, 1750
      Widerstände: 2034, 2116, 2143, 2223, 2291





      Handelsempfehlung

      Das Chance-Risiko-Verhältnis für eine Neupositionierung ist weiter ungünstig, so dass weiter Abwarten die beste Strategie darstellt.

      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 20.03.01 03:26:28
      Beitrag Nr. 68 ()
      Neuer-Markt-Tagesanalyse für Montag, den 19. März


      von Daniel Köster [19.03.01, 09:39]

      Das Trauerspiel am Neuen Markt setzt sich fort. Der NEMAX 50 verlor im Wochenvergleich erneut zwölf Prozent. Aus charttechnischer Sicht ist zwar eine kurzfristige Gegenbewegung wahrscheinlich, die jedoch aus heutiger Sicht nichts an den generell schlechten Aussichten ändert. Selbst wenn sich das Marktbarometer um etwa 20 Prozent (also auf 1922 Punkte) erholt, wäre noch kein Trendwechsel bestätigt.
      Die am Freitag beschriebene „Doji-Formation“ konnte den Markt nicht stabilisieren. Der entscheidende Formationswiderstand bei 1759 Punkten wurde intraday nicht überschritten. Nachdem die für das Stabilisierungsszenario entscheidende Unterstützung bei 1696 Punkten unterschritten wurde, war keine positive Entwicklung mehr zu erwarten. Die bekannte, generell negative Tendenz des Marktes setzte sich durch, so dass der NEMAX 50 erneut sechs Prozent verlor und den Handel auf dem Tagestiefststand beendete.

      Die Abwärtsdynamik ist damit unvermindert hoch. Der Index nähert sich der entscheidenden Unterstützung nach Fibonacci bei 1500 Punkten. Der kurzfristige Abwärtstrend seit dem Hoch bei 2920 am 24. Januar ist nach wie vor intakt. Die obere Trendlinie verläuft erst bei 1828 Punkten und stellt neben 1700 Zählern den kurzfristig wichtigsten Widerstand dar.

      Im kurzfristigen Zeitfenster lassen sich nach der Fibonacci-Analyse auf Basis der Abwärtsbewegung von 2920 bis 1614 Punkte wieder neue Erholungsziele definieren. Die ersten Widerstände liegen bei 1922 und 2112 Punkten. Solange das erste Kursziel nicht überschritten wird, bleiben alle Erholungen (abwärts-) trendbestätigend. Erst ein Überschreiten von 1922 Punkten würde den Markt stabilisieren. Dann könnte eine lokale Umkehrformation den Beginn einer kurzfristigen Trendwende einleiten.

      Die technischen Indikatoren sind am Anfang dieser Handelswoche unverändert negativ zu beurteilen. Trendfolger (wie der MACD) und Oszillatoren (RSI) lassen momentan kein positives Szenario zu.

      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Die Stabilisierung, die sich am Donnerstag andeutete, setzte sich nicht durch. Damit sollte sich der NEMAX 50 nach einer kurzen Gegenbewegung weiter in Richtung des Kursziels von 1500 Punkten bewegen. Für den Anleger besteht somit weiterhin kurz- und mittelfristig kein Bedarf, Neupositionierungen vorzunehmen.




      Wichtige Chartdaten

      Letzte Chartformation: Keine bestätigte
      Weitere Unterstützungen: 1500 (Orientierungsmarke)
      Weitere Widerstände: 1828, 1922, 2116, 2250
      GD 50: 2340
      GD 100: 2951
      GD 200: 4360
      MACD (12/26/9): Negativ seit 15. März


      Profi-Technik

      Noch keine neue Analyse sinnvoll.


      Handelsempfehlung

      Nachdem die entscheidende Formationsunterstützung bei 1690 unterschritten wurde, war auch das Stop Loss für die spekulative Longposition bereits einige Stunden nach Handelsbeginn (und somit nach Positionsaufbau) aufgelöst. Der Verlust sollte sich angesichts der vorsichtigen Anfangsposition in Grenzen halten. Neupositionierungen sind weiter zurückzustellen.

      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 20.03.01 21:59:25
      Beitrag Nr. 69 ()
      20.03. 21:30

      ANALYSE: Nach US-Zinssenkung erwartet LBBW keine baldig Trendwende an Börsen

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Leitzinssenkung um 50 Basispunkte durch die US-Notenbank (Fed) ist laut Karl Strohmeier von der Landesbank Baden-Württemberg, keine nachhaltige Erholung der US-Aktienmärkten zu erwarten. Dies sagte Strohmeier, tätig im Aktienresearch bei der Landesbank Baden-Württemberg am Dienstag im Gespräch mit dpa-AFX. Bei den bisherigen beiden Zinssenkungen im laufenden Jahr sei die Wirkung an den Aktienmärkten schnell verpufft. Auch dieses Mal sei keine baldige Trendwende zu erwarten, da nach der Zinssenkung weiterhin mit Gewinnwarnungen von US-Unternehmen zu rechnen sei.

      Mit einer schnellen konjunkturellen Erholung sei aufgrund der hohen Verschuldung der privaten Haushalte und der Unternehmen in den USA nicht zu rechnen. Die privaten Haushalte seien so hoch verschuldet, dass eine Zinssenkung um 50 Basispunkte sich kaum bemerkbar mache. Die amerikanischen Haushalte hätten in der Vergangenheit private Vorsorge vernachlässigt und zudem Aktien über Kredit gekauft. Sie sähen sich nun gezwungen, ihre Schulden abzubauen. Das gleiche gelte für die Unternehmen, auch hier sei der Konsolidierungsbedarf hoch. Viele Unternehmen hätten bereits begonnen, Firmenbeteiligungen zu verkaufen, um ihre Schuldenstände abzubauen. Insgesamt werde die Wirkung der Zinspolitik in der aktuellen Situation überschätzt. Zudem wirke eine Zinssenkung in der Regel erst in einigen Monaten.

      Er rechne daher nicht damit, dass die konjunkturelle Abschwächung nur kurzfristig anhalten werde. "Eine Trendwende kann nur durch eine Kombination von Geld- und Fiskalpolitik erreicht werden", sagte Strohmeier. Eine Steuersenkung sei zwar von der Regierung Bush vorgesehen, aber noch nicht vom Parlament beschlossen. Erneute Inflationsgefahren durch die zurückgenommenen Zinsen sieht der Experte jedoch nicht, diese seien durch die gesunkenen Ölpreise unwahrscheinlicher geworden./js/sk

      Quelle: http://www.gatrixx.de/newswatch/artikel/index.jsp?130793


      Willkommen im neuen Zyklus und einem Bärenmarkt, der noch 3 Jahre andauern wird.
      Avatar
      schrieb am 20.03.01 22:14:03
      Beitrag Nr. 70 ()
      Dow Jones 9.720,82 - 238,29 ( - 2,39 % )
      S&P 1.142,62 - 28,19 ( - 2,41 % )
      Nasdaq Comp. 1.857,43 - 93,75 ( - 4,8 %)

      ...und die Salami-Crash-Karawane zieht weiter.
      Avatar
      schrieb am 21.03.01 17:56:48
      Beitrag Nr. 71 ()
      Aus der FTD vom 21.3.2001




      Kolumne: Die Baisse wird lang und grausam

      Von Lucas Zeise, Frankfurt

      Noch hat der Aktienmarkt die Grippe der Weltwirtschaft nicht erkannt – allenfalls einen Schnupfen.

      Dieser Bär ist bösartiger, als es sich alle vorgestellt haben. Das Symbol für fallende Kurse am Aktienmarkt ist lang genug als lächerlicher Teddy gezeichnet worden, der niemanden mehr schrecken kann. Nun rächt sich das Tier. Statt sich einmal aufzubauen und die Bullenherde in einer großen Crash-Geste zu verjagen, quält es sie langsam in die Niederlage, bis sie winselt.

      Nach den bereits massiven Kursverlusten an der Nasdaq, am Neuen Markt sowie bei den Telekommunikations- und Technologie-Aktien wirkt es übermäßig pessimistisch zu behaupten, der Rückgang des Aktienkurse sei noch nicht beendet. Eben darauf aber sollte man sich einstellen und es auch an guten Börsentagen nicht vergessen.

      Nicht umsonst sprechen die Börsenhändler von der bisher ausgebliebenen "Kapitulation". Was meinen sie damit? Kapitulationen sind Anfälle von Panik, die eine grundlegend veränderte Haltung der Anleger auslösen - wie im Oktober 1987 und zuletzt im Frühherbst 1998. Ein solcher Panikanfall ist so, als tue sich ein riesiges schwarzes Loch auf. Die Gewissheiten darüber, wie die Börse funktioniert, sind plötzlich fort. Der Totalverlust winkt als reale Möglichkeit. Zwangsverkäufe jagen den Markt nach unten. Da geht es nicht mehr um Bewertungen und Zukunftsaussichten der Unternehmen, die einigermaßen nüchtern kalkuliert werden. Da gilt es nur noch die Flucht zu ergreifen.

      In der jetzt einjährigen Börsen-Baisse hat der Markt zwar einige Fieberanfälle erlebt, die einer Kapitulation nahe kamen. Aber die eigentliche Kapitulation ist ausgeblieben. Kurz, es ist noch zu viel Optimismus im Markt.

      Meine Vermutung ist, dass genau das noch eine Weile so bleibt. Der Rückzug der Kurse und der Anleger findet langsam statt. Und weil die spekulativste Blase bereits geplatzt ist, wird das Tempo der Kontraktion eher noch geringer werden. Wahrscheinlich wird es auch Erholungsphasen geben, die ähnlich wie im letzten Sommer in Enttäuschung enden.


      Zaghafte Korrekturen

      Die Baisse bleibt grausam. Sie wird nach den Aktien der Old Economy greifen, also nach jenen Titeln, die an den spekulativen Exzessen zwischen Oktober 1999 und März 2000 nicht teilgenommen haben.

      Das Zerplatzen der Technologie- und Telekomblase schien diese Titel bis vor kurzem nicht zu tangieren. Erst vor zwei Wochen begann auch dieses breite Segment des amerikanischen und europäischen Marktes ins Rutschen zu kommen. Was kann man daraus schließen? Die Akteure haben bislang zu besonnen reagiert. Der Aktienmarkt als Ganzes hat zwar an Wert verloren. Aber wenn die Gewinnwarnung eines Unternehmens die Aktien der entsprechenden Branche unter Druck setzt, heißt das noch lange nicht, dass die Anlegerschaft sich von allem, was Aktie heißt, mit Grausen abwendet. Barton Biggs, Chefstratege bei Morgan Stanley Dean Witter, zieht daraus den Schluss, das die Aktien der Old Economy in ihren Preisen noch nicht reflektieren, "wie krank die Weltwirtschaft ist und wie schlecht die Gewinne sich entwickeln werden".

      So ist es wohl. Noch hat der Aktienmarkt die Grippe der Weltökonomie nicht diagnostiziert - allenfalls einen Schnupfen. Vor allem hält sich der Glaube, dass der Patient nach einem Tag im Bett wieder so springlebendig sein wird wie zuvor. Der Markt setzt seine Hoffnung auf Alan Greenspans Zinssenkungen, einschließlich der vom Dienstag. In den USA winkt außerdem das Steuersenkungsprogramm des neuen Präsidenten. Die Abschwächung der US-Wirtschaft soll Episode bleiben. Die Überinvestitionen der vergangenen Jahre sollen rasch abgebaut werden. Das Vertrauen der Konsumenten soll rasch zurückkehren. Das alles ist möglich. Und dennoch wird der Aktienmarkt noch lernen müssen, dass eine schnelle Erholung der US-Wirtschaft keine Rückkehr zur besten aller möglichen Welten bedeutet: Denn die späten 90er Jahre sind endgültig vorbei.

      Nimmt man mit einem Schuss Optimismus an, dass die US-Wirtschaft durch ein kurzes V-förmiges Tal der Desillusion läuft, so winkt auf der anderen Seite des Tals nur die zweitbeste aller möglichen Welten. In dieser zweitbesten Welt wird es ein befriedigendes, aber kein überschäumendes Wachstum geben; die Gewinne der börsennotierten Unternehmen werden nicht mehr mit zweistelligen Zuwachsraten jährlich prunken können.


      Wachstumsraten sinken

      Doch davon geht der Markt trotz der brutalen Kursreduzierung immer noch aus, stellen die Informationsanbieter First Call und IBES fest: Analysten schätzen das Wachstum der Gewinne für jene 500 US-Unternehmen, die im Standard & Poor’s-Aktienindex versammelten sind, auf längere Sicht immer noch auf zwölf Prozent jährlich. Nur wenn die Unternehmen diese hohen langfristigen Erwartungen wirklich erfüllen könnten, ist der S&P-Index beim Stand von 1170 Punkten fair bewertet.

      Das aber ist die Crux: Über die wichtigen Einzelunternehmen werden Gewinnschätzungen eingesammelt, die von durchaus ehrenwerten und kenntnisreichen Analysten stammen. Auf diese Weise erhält man Wachstumsraten der Gewinne über mehrere Branchen hinweg, die in ihrer Gesamtheit auf Dauer - gelinde gesagt - unwahrscheinlich sind.

      Vielleicht wird das reale Wachstum der USA auf einen Pfad von drei Prozent jährlich zurückkehren; selbst dann ist unwahrscheinlich, dass die Unternehmensgewinne immer weiter mit einer höheren Rate wachsen als das Nominalwachstum des Sozialprodukts. Die Margen werden schließlich enger. Der Ausleseprozess hat erst begonnen. Gewinne werden zu Verlusten. All das will erst verdaut sein. Ein fester Aktienmarkt kehrt erst dann wieder, wenn das Tal der Tränen durchschritten ist.


      © 2001 Financial Times Deutschland


      Quelle: http://www.ftd.de/bm/bo/FTDY2MQAIKC.html?nv=hptn

      .
      Avatar
      schrieb am 22.03.01 00:07:44
      Beitrag Nr. 72 ()
      Dow Jones 9.487 - 233,76 ( - 2,4 % )
      S&P 1.122,14,14 - 20,48 ( - 1,79 % )
      Nasdaq Comp 1.830,23 - 27,21 ( - 1,46 % )


      ...und die Salami-Crash-Karawane zieht weiter.
      Avatar
      schrieb am 22.03.01 02:24:27
      Beitrag Nr. 73 ()
      Nasdaq-Tagesanalyse für Mittwoch, den 21. März






      Ausblick auf die kommenden Handelstage

      Selbst wenn die Nasdaq eine Gegenbewegung startet, bleibt das Kursziel der Unterstützungsbereich zwischen 1750 und 1800 Punkten. Hier besteht die seit langem beste Chance eine Stabilisierung zu starten, die dann zu einer Trendwende führen kann. Bisher gibt es kurz- und mittelfristig keinen Grund zur Entwarnung. Alle Abwärtstrends sind intakt.




      Wichtige Chartdaten

      Aktuelle Chartformation: Keine relevante
      GD 50: 2466
      GD 100: 2707
      GD 200: 3263
      Unterstützungen: 1800, 1750
      Widerstände: 2034, 2116, 2143, 2223, 2291



      Handelsempfehlung

      Für eine Shortpositionierung ist das Chance-Risiko-Verhältnis ungünstig. Abwarten ist weiter die beste Strategie.

      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 03:15:52
      Beitrag Nr. 74 ()
      Im Thread: Nemax Prognose: 1.000 Punkte bis Jahresultimo !!! hat sich der User "Candle68"
      die Mühe gemacht und interessante Aspekte zussamengefasst,
      die auf einen weiteren Abschwung hindeuten.


      Candle68 gibt folgende Prognosen ab:

      "Meine Prognose bis Jahresultimo 2001:

      Nemax 50 Performance Index: unter 900 Punkte
      Nemax all Share Index: unter 1000 Punkte
      Nasdaq: unter 800 Punkte
      Dow Jones: unter 3000 Punkten"


      Diese Prognosen sind natürlich sehr pessimistisch und
      aktuell etwas unrealistisch, da etwas fern von der
      Realität.

      Da müssen wir wohl etwas abwarten. ;)
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 04:19:11
      Beitrag Nr. 75 ()
      26.03.2001:

      USA - Börsengurus sehen NASDAQ vor klarem Turnaround

      Die NASDAQ steht unmittelbar vor der Trendwende. Das ist das Fazit einer großen FinanzNachrichten.de-Studie, die ein Stimmungsbild der größten Börsen-, Technologie- und Wirtschaftsexperten der USA zeichnet.


      „Die Angst nährt die Angst“ titelte der „Spiegel“ letzte Woche einen Artikel, der paradoxerweise Eingang in die Ausgabe mit der Überschrift „Hightechwelt 2001“ fand. „Technologiebörsen im freien Fall“ wird der Bericht fett untertitelt. NEMAX und NASDAQ feiern ein tragisches Comeback auf den Titelseiten der deutschen Tagespresse. Dort, wo noch vor einem Jahr von unendlichen Gewinnen zu lesen war, wird nun der Untergang aller Technologieaktien prophezeit. Dass dies ein Kontraindikator sein soll, hat sich mittlerweile auch unter Privatanlegern herumgesprochen. Doch es finden sich deutlich handfestere Anzeichen für die Anbahnung eines Turnarounds an den Technologiebörsen dieser Welt. Denn während die große Masse der Analysten die Märkte zusehends negativer bewertet, finden sich im US-Konjunkturausblick, in der Charttechnik und in der Fundamentalanalyse zunehmend Anzeichen für eine baldige Wende.


      Stimmungsindikatoren: So pessimistisch sind die Profis

      Zu einem vollkommenen Zusammenbruch der Zuversicht kam es in der laufenden Woche bei den Profis. Nach dem Stimmungsbarometer der „Telebörse“, das sich der Daten der Deutschen Bank AG und der Dr. Erhardt Kapital AG bedient, sind per 21.03.2001 nur noch 7 % der deutschen Börsenbriefe optimistisch für den Aktienmarkt. Bei der Durchführung der Umfrage sieben Tage vorher waren noch doppelt so viele Redaktionen optimistisch gewesen. Explizit pessimistisch sind nun bereits 28 % aller deutschen Börsenbriefe. Hochinteressant ist vor allem auch das dort ebenfalls skizzierte Bild in den USA. Nur noch 30 % der Privatanleger erwarten dort steigenden Kurse für die Börsen. Satte 37 % sind der Meinung, dass die Börsen weiterhin an Boden abgeben werden müssen. Noch skeptischer sind die US-Anlageberater mit einer Optimistenquote von nur 23 %. Allerdings ist noch jeder zweite Börsenbrief in den USA grundsätzlich optimistisch, was die Aussichten für Aktien betrifft. Jeder dritte Brief hingegen sieht für die US-Börsen schwarz. Damit hat sich in den letzten drei Wochen erstmals seit dem Kurseinbruch im März 2000 die Befürchtung durchgesetzt, dass Aktien künftig fallen könnten. Das Gesamt-Stimmungsbild ist nun deutlich negativ. Die Erfahrung zeigt, dass diese Marktstimmungen Bodenbildungen deutlich begünstigen können. Persönliches Highlight des Pessimismus sind für mich Aussagen, wie die des Aktieninformationsdienstes „Stockoperator“. Dieser schrieb am Samstag in einer Analyse, dass „mittelfristige Aktienkäufe derzeit absolut unangebracht“ seien.


      Konjunktur: Ist das Tal durchschritten?

      Hochinteressant ist, dass sich die weltweit bekanntesten US-Wirtschaftsexperten gegen diesen Pessimismus stellen. Dies ließ sich so zum Beispiel bei S. L. Hayes, dem Professor für Investment Banking an der weltberühmten Harvard Universität in Boston, am 14. März in einem Interview gegenüber „TheStreet.com“ herauslesen. Hayes betonte hier, dass sich der Markt selbst überkorrigiert hätte und sprach von einem unvernünftigen Verhalten der Investoren. Hayes verwies auf die weiterhin blendenden Rahmendaten der US-Wirtschaft und strich vor allem die geringe Arbeitslosen- und Inflationsrate, sowie die Hoffnung auf Steuer- und Zinssenkungen heraus. Hayes sieht die neue Republikanische Regierung zudem als positiven Faktor für die Wallstreet.

      Ein etwa 30 Gehminuten entfernter Nachbar und Kollege, Prof. Rüdiger Dornbusch vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), dem Mekka des globalen Hightechs, schien sich gar in der Freude über die Gesundheit der US-Konjunktur regelrecht überschlagen zu wollen. In einem Kurzinterview für die „Financial Times Deutschland“ am vergangenen Wochenende sagte er: "Wir erleben zurzeit ein wundervolles soft landing nach fünf Boomjahren, das wir uns schöner nicht hätten wünschen können. Schon im Sommer wird das reinigende Gewitter vorüber sein." Dornbusch soll der FED nur eine Zinssenkung um 25 Basispunkte und eine anschließende Stabilisierung empfohlen haben und geht von einer annualisierten Wachstumsrate von 3 bis 4 % ab dem zweiten Halbjahr 2001 für die USA aus.


      Experten sprechen von US-Konjunkturlüge

      Diesen Statements schließen sich im übrigen die meisten Mitglieder des Federal Reserve Boards an. Die Demokraten sehen in dem Pessimismus, der die US-Bürger bezüglich der wirtschaftlichen Aussichten ihres Landes ergriffen hat im übrigen das Ergebnis eines politischen Druckmittels, das Bush und die Republikaner einsetzen würden. In der vorherrschenden innenpolitischen Kontroverse werfen die Demokraten Bush das Herbeireden einer Rezession herbei, damit er sein Steuersenkungsprogramm besser durchsetzen könne.


      Aktienkurse bereits billig?

      Unabhängig von der Konjunktur können allerdings nur billige Fundamentals und natürlich Geldströme in die Aktien die Wiederauferstehung der NASDAQ ermöglichen. Nach einer aktuellen Analyse von Joseph Kalinowski von First Call/Thomson Financial wird die durchschnittliche NASDAQ-Aktie mit einem KGV 2000 von 48,6 bewertet. Die faire Bewertung liegt nach Kalinowski allerdings bei etwa 30, woraus er ein NASDAQ-Kursziel von 1.200 Punkten errechnet. Aber Kalinowski mag letzte Woche einige Aufmerksamkeit mit dieser Veröffentlichung auf sich gezogen haben, doch findet er damit unter den Experten wenig Zuspruch. Robert Froehlich von Scudder Investments sieht zwar kurzfristig für die NASDAQ, aufgrund des seiner Ansicht nach zu kleinen Zinsschrittes der FED, weiterhin schwarz, doch prognostiziert er eine Fortsetzung des Börsenbooms für weitere 10 Jahre. Drei tragende Gründe hierfür nannte er am Dienstag: Man gehe zum einen davon aus, dass das Budgetplus der USA in den nächsten 10 Jahren explodieren werde, so dass die Privatwirtschaft durch abnehmende Kapitalkonkurrenz durch den Staat, mit mehr Geldern versorgt wird. Weiters nennt Froehlich zwei alt bekannte Triebfedern des Börsenaufschwungs: Nämlich die Altersvorsorge und die immer noch voranschreitende Globalisierung. Froehlich warnt vor einer Unterschätzung der Kraft dieser drei Faktoren. Unterstützung bekommt Froehlich von Abby Cohen, die die Technologieaktien an der NASDAQ jüngst als billig bezeichnete.


      Abby Cohen: „Der Dow Jones steigt bis Jahresende auf 13.000 Punkte“

      Abby J. Cohen, Chefstrategin der weltgrößten Investmentbank Goldman Sachs, sieht den Zeitpunkt für die Trendwende gekommen. Vor wenigen Tagen kündigte sie an, dass der Dow Jones bis Jahresende 13.000 Punkte sehen werde. Der S&P 500 werde sogar um gut 50 % auf 1.650 Punkte regelrecht explodieren. Die Staranalystin, die den Markteinbruch im März 2000 fast punktgenau vorhersagte, schraubte am 7. März in ihrem Musterportfolio den Cashanteil auf 0 % und erhöhte den der Aktien um 5 % auf nun 70 %. Dabei will die wohl einflussreichste Analystin der Welt in den nächsten Monaten vor allem auf den Technologiesektor und auf Telekoms setzen. Zukünftige Probleme sieht sie hier längst eingepreist und wie die Kollegen von der FED und aus Boston sieht sie die US-Wirtschaft als kerngesund an.


      Historische Betrachtung der NASDAQ

      Die charttechnische Betrachtung der NASDAQ bleibt hochinteressant. Dies wollen wir Ihnen anhand eines schönen Charts von Hoppenstedt verdeutlichen.




      Die NASDAQ befindet sich immer noch in einem bullishen Basistrend, hat aber eine wichtige, seit 1990 intakte Intermediär-Trendlinie gebrochen. Der primäre Aufwärtstrend der NASDAQ, der seit 1974 gültig ist, verläuft allerdings bei gerade einmal 1.000 Punkten und damit immer noch mehr als 40 % unter den aktuellen Ständen. Ein vorerst näheres Korrekturziel stellt daher die Marke von 1.500 Punkten dar. Hier verläuft eine Trendlinie, die von FinanzNachrichten.de nachträglich in rot eingezeichnet wurde. Auf ihr liegt unter anderem auch der Tiefpunkt des legendären 1987er Oktober-Crashs Diese Trendlinie wurde lediglich 1990 im Zuge der Golfkrise gebrochen, aber noch im selben Jahr wieder zurückgewonnen und wurde wesentlich öfter getestet, als die jetzt bei etwa 1000 Punkten verlaufende Trendlinie.

      Die Berechnung einer Stochastik auf Basis der Kursdaten der jeweils vergangenen 100 Wochen zeigt die NASDAQ aktuell den am stärksten überverkauften Zustand seit 1984. Ein Kaufsignal entsteht allerdings erst wenn es zu einem Crossover der beiden Durchschnitte kommt, oder der überverkaufte Bereich verlassen wird. Dennoch ist die aktuelle Situation in der Stochastik als günstiger Boden für die Anbahnung einer Trendwende zu werten. Die rote Trendlinie, die von unserer Redaktion eingefügt wurde, stellt auch ein interessantes Korrekturziel dar, da im Bereich von 1.500 Punkten auch der Boden der 1998er Korrektur lag.


      Geteilte Ansichten in der Redaktion

      Dieser insgesamt verhalten positive Ausblick auf die künftige NASDAQ-Entwicklung wird in unserer Redaktion nur teilweise geteilt:

      David Khalil (Biotech, Neue Märkte):

      Meiner Ansicht nach werden wir innerhalb der nächsten zwei Monate eine Trendwende an der NASDAQ sehen. Ich erwarte bis dahin ein eventuelles Kurstief bei den in der Chartanalyse angesprochenen 1.500 Punkten. Die Auswirkungen der aggressiven Zinssenkungen durch die FED wird die US-Wirtschaft bereits ab Juli oder August spüren können und damit werden die Marktteilnehmer auch realisieren, dass Technologieaktien auf dem aktuellen Niveau unterbewertet sind. Darunter wird der Dow Jones zunächst deutlich leiden, denn die Bewertungen, die Standardaktien aufweisen, sind bei der Masse von Technologieaktien, die mit KGVs von unter 20 notieren, nicht attraktiv. Da allerdings viele Fonds auf ungeheuren Liquiditätsreserven sitzen und eine breite Anlagestrategie fahren werden, so sie zwischen Old und New Economy wählen dürfen, ist das Abwärtspotential des Dows aus meiner Sicht begrenzt. Im schlimmsten Fall stelle ich mir einen Rückgang des Dow auf rund 7000 Punkte vor, halte aber ein Schwanken um die 9000 Punkte für wesentlich realistischer. Gegen Ende des Jahres sollte auch der Dow wieder steigen können und wird 2002 nach meiner Überzeugung sogar sein Alltimehigh überwinden. So weit wird es bei der NASDAQ natürlich nicht kommen. Allerdings werden einige Branchen ganz herausragend von einer Markterholung profitieren können. Ich bleibe bei der Einschätzung, dass die Sektoren B2B und Telematik sehr stark laufen werden (siehe Hintergrundberichte zu deisen Themen). Speziell in den USA würde ich auch auf Halbleiterunternehmen und ihre Zulieferer setzen. Hier in Deutschland weisen vollkommen unbekannte Mittelstandsunternehmen teilweise absolut lächerliche Bewertungen auf. Unterdurchschnittlich werden meiner Ansicht nach künftig Biotechaktien laufen. Ich halte den Sektor grundsätzlich für überbewertet, obgleich es Riesenchancen bei größeren Einzelwerten geben wird. Anleger werden diese Aktien dennoch meiden, da das Chance-Risiko-Verhältnis von Biotechaktien, nach dem enormen Einbruch bei Software und Internetunternehmen, zunächst vollkommen unattraktiv geworden ist.

      Ich gehe fest davon aus das die FED entweder noch im April oder aber am 15. Mai ein letztes Mal in diesem Zinszyklus die Zinsen senken wird. Danach wird sich an dieser Front aber nichts mehr tun. Weiters schließe ich einen massiven Selloff-Tag an den Märkten aus. In den letzten Wochen wurde von Analystenseite zu oft das Argument gebracht, dass diese Korrektur nicht zu Ende sei, bevor die NASDAQ nicht an einem Tag gute 10 % verloren hätte. Dies ist aus historischer Sicht eine vollkommen korrekte Betrachtung, die sich allerdings für diese Korrektur als falsch erweisen wird: Denn wenn der Markt einen Crash als Kaufargument sieht, werden computergesteuerte Intradaykäufe in den USA den Markt jedes Mal vor diesem Selloff bewahren, da sie ihn ja als Kaufargument erkennen. In diesen Wochen nicht von einem Selloff an den Märkten zu sprechen wäre zudem nicht nachvollziehbar. Was die NASDAQ in den letzten Monaten verloren hat, fällt unter die Kategorie Supercrash. Und genau als solcher werden diese nun schon bald 60 Wochen seit Anfang März 2000 in die Finanzgeschichte eingehen. Meiner festen Überzeugung nach sollten sie die Marken von 1.000 Punkten und 1.500 Punkten fest im Auge behalten. An einer dieser beiden Punkte wird der Markt drehen, wobei ich den zweiteren für das wahrscheinlichere Korrekturziel halte.


      Torsten Asmus (Chartanalyst):

      Auf Basis einer Monatsdarstellung der NASDAQ gelang es dem Index fast eine Punktlandung auf seinem Aufwärtstrend von 1994 zu absolvieren. Da die Marktsituation seit Wochen und sogar Monaten extrem überverkauft ist, sind die Chancen einer Index-Erholung sehr hoch. Ich könnte mir eine Bewegung bis 2.500-2.800 Punkten vorstellen. Anschließend wird es noch einmal ungemütlich werden und ein Rückgang in Richtung der 1994er Trendlinie bzw. ein Unterschreiten der letzten Tiefpunkt ist nicht auszuschließen. Insgesamt erwarte ich für den Nasdaq-Index eine längere Seitwärtsbewegung von ca. 1-3 Jahren. Dies wird aber maßgeblich von der weitern Wirtschaftsentwicklung in den USA abhängen. Die ersten Zinssenkungen wurden von Seiten der FED durchgeführt. Nun bleibt es abzuwarten, ob diese Maßnahmen die Konjunktur-Lokomotive wieder in Fahrt bringen. Für die zweite Jahreshälfte sehe ich aber keine deutliche Belebung, eher für das Jahr 2002.

      Die einzelnen Branchen werden sich aber unterschiedlich in der Erholungsphase entwickeln. Bei den Biotechnologiewerten sehe ich weiterhin eher Gefahr, aufgrund der zu hohen Bewertung. Interessant sind unter anderem die Finanztitel, der Bereich drahtlose Kommunikation und Werte aus dem stark gebeutelten Telekommunikations- und Infrastrukturbereich (Glasfaser, Netzwerke und Internet). Jedoch sollte für den Anlagehorizont etwas mehr als nur 6-9 Monate eingeplant werden. Der Dow Jones bleibt weiterhin ein Kandidat mit Abwärtspotential und nur ein deutlicher Stimmungsumschwung könnte die technisch extrem angeschlagene Situation retten.


      Petra Sieck (Nanotechnologien):

      Die getrübten konjunkturellen Aussichten in den USA und jetzt auch in Euroland könnten sich als Chance für die Aktienmärkte erweisen, da in Zeiten der Rezession die direkten Investitionen in die Wirtschaft geringer sind als in Zeiten der Hochkonjunktur und dadurch zunehmend mehr Kapital zur Verfügung steht, was wiederum in die Aktienmärkte fließen kann. Kommt dann noch ein anhaltend niedriges Zinsniveau hinzu, dürfte dies eigentlich der Nährboden für eine Erholung der Aktienmärkte sein. Ich erwarte deshalb in der zweiten Jahreshälfte starke positive Reaktionen, vor allem an der NASDAQ, wobei ich die Bereiche Halbleiter, Optoelektronik und Lasersysteme favorisieren würde.

      Temporär erwarte ich an der NASDAQ, wie eigentlich gewohnt, eine anhaltende Volatilität, die nichts weiter ist als eine Art „Falschreaktion“ der Anleger auf Tagesereignisse und -meldungen („Falschreaktion“ deshalb, weil nur ein kurzzeitiger psychologischer Effekt erfolgt).

      Weniger optimistisch für die kommenden Monate bin ich hinsichtlich der Biotechnologie-Unternehmen. Auch hier wird wohl demnächst die Euphorie dem Realismus weiterhin weichen und der Prozess der „natürlichen Auslese“ im Bezug auf die Erfüllung der recht hohen Erwartungen setzt bereits jetzt ein.

      Vorsicht angesagt ist auch im gesamten Telekommunikationssektor, insbesondere bei den Netzwerkausrüstern, da hier auch weiterhin von „enttäuschenden“ Zahlen bzw. einer rückläufigen Gewinndynamik auszugehen ist. Langfristig betrachtet würde ich aber ein paar antizyklische Käufe wagen.

      Mal abgesehen von dem US-Markt würde ich derzeit auf mittel- bis langfristige Sicht ein paar Käufe im Bereich der erneuerbaren/regenerativen Energien machen, weil hierbei in den nächsten Jahren ein kontinuierliches Wachstum von jährlich ca. 30 % erwartet wird und zusätzlich dieser Wirtschaftzweig zunehmend zum Mittelpunkt der öffentlichen Förderpolitik wird. Aktuelle belegende Beispiele für das „Aufblühen“ dieser Branche sind z.B. die letzte Woche veröffentlichten Zahlen der am Neuen Markt notierten Cuxhavener Plambeck AG oder die Unternehmensmeldungen der Umweltkontor Renewable Energy AG in den letzten Wochen.


      Christian Klement (IT Deutschland):

      Ich persönlich gehe davon aus, dass die NASDAQ nach der momentanen Gegenbewegung noch auf ein weiteres Tief fällt. Der Dow wird meiner Einschätzung nach auch eine weitere Korrektur vornehmen. Generell sollten Titel mit hohen KGVs gemieden werden. Man kann aber durchaus auch auf kleinere Werte, welche ein niedriges KGV und eine schöne Gewinnentwicklung vorweisen können, setzen.


      Markus Meister (Old Economy):

      Ich schätze, dass wir an der NASDAQ nach der jüngsten Korrektur von 2.800 auf 1.800 Punkte gemäss Dow-Theorie wieder Platz auf 2.300 Punkte nach oben haben. Danach könnte ein neues Tief folgen.

      Für den Dow, der die letzten beiden Jahre rund um 10.000 Punkte geschlafen hatte, bin ich zuversichtlicher. Er sollte sich wieder oben einpendeln. Kaufenswert sind derzeit nur Qualitätstitel, die durch einen hohen Substanzwert abgesichert sind. Zu meiden sind die noch nicht geplatzten Biotech-Blasen sowie die völlig überbewerteten Logistik- und Umweltfirmen, die Teils mit dem 50-100fachen 2001er Gewinn an der Börse gehandelt werden.




      Von David Khalil, FinanzNachrichten.de-Redaktion


      Quelle: http://www.finanznachrichten.de/berichte/news.asp?s=berichte…



      Anderes Thema: Analystenschwindel. :laugh::laugh::laugh:
      Practice what you preach. :D

      .
      Avatar
      schrieb am 28.03.01 05:06:05
      Beitrag Nr. 76 ()
      Die "Hartgesottenen" in der Echternacher Springprozession



      von Roland Leuschel


      Der "ewige" Optimist, der nur eine Richtung der Aktienkurse zu kennen scheint und langfristig (50 bis 100 Jahre) immer richtig liegt, schrieb in seiner lesenswerten FAZ Montagskolumne vom 26. 3.: "Wall Street erlebt die größte Verluststrähne seiner Geschichte. Die Börsenkapitalisierung ist um fast 4.5 Billionen Dollar geschrumpft." Stimmt, lieber Heiko Thieme, und weltweit ist die Kapitalvernichtung noch größer, über 5.000 Milliarden Dollar. Auch stimmt es, dass langfristig Aktien die beste Anlagealternative sind, obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin, denn Immobilien in guter Lage haben ihre Wertbeständigkeit über Jahrhunderte bewiesen. Bei Aktien muß der Anleger manchmal etwas Geduld haben, und wie die Geschichte zeigt, kann diese Periode 15 bis 25 Jahre dauern. Ein Anleger, der die Finanzierung seines Ruhestandes ausschließlich durch Aktien plant, und zum Beispiel mit 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geht, mußte 1930 oder 1966 nur warten, bis er 80 bis 90 Jahre alt wurde, um den Rest seines Ruhestandes in Saus und Braus leben zu können.

      Natürlich wird immer wieder empfohlen, besonders von Bankverkäufern, sein Aktienvermögen zu streuen und zwar in Investmentfonds. Stimmt, nur auch da sollte der Anleger Vorsicht walten lassen. Wer zum Beispiel den Sirenen der New Economy verfallen war und ausschließlich amerikanische Technologiefonds kaufte, erlebte in diesem Jahr ein böses Erwachen. Amerikanische Technologiefonds erreichten Ende 1999 einen Vermögensstand von 160 Milliarden Dollar. Inzwischen ist er auf 81 Milliarden geschrumpft, was immer noch eine stattliche Zahl ist. Interessant für den Anleger ist, diese Technologiefonds kassieren eine Managementgebühr (etwa 1%) ein, und der Anleger muß zusätzlich eine Ausgabeprovision abführen (zwischen 3 und 4%). Nun etwas besonders Gutes hat natürlich seinen Preis. Seit seinem Höchststand am 10. März 2000 ist der Nasdaq Composite Index um rund 64% eingebrochen. Im gleichen Zeitraum haben die von Bloomberg untersuchten amerikanischen Technologiefonds durchschnittlich 68% ihres Wertes verloren, wobei die Internet- und Telekommunikationsfonds mit einem Kursverlust von 72% Spitzenreiter waren. Ich hoffe Sie haben weder den Amerindo Technology Fund (-84%), noch den Jacob Internet Fund (-88,5%), noch den Potomac Internet Plus Fund (-89%) in Ihrem Portefeuille.

      In meiner Kolumne von Anfang Februar ("Hektische Betriebsamkeit hat Alan Greenspan erwischt") hatte ich einen Vergleich des Nasdaq Indexes vom 1.1.98 bis heute mit dem Dow Jones von 1927 bis 1932 gemacht. Dem Oktober 1929 folgten drei schmerzvolle Jahre, in denen es neben Kursstürzen auch kräftige Erholungen gab. Anfang Februar dieses Jahres lag der Nasdaq bei 2.800 (heute 1.800) und ich zitierte den englischen Börsenhistoriker Professor Schwartz aus London, der den Nasdaq auf seine langfristige Trendlinie fallen sah, und das war 1.600. Es muss nicht ganz so schlimm kommen, aber was wir bisher erlebt haben, reicht ja auch schon. Ich wiederhole daher meine Empfehlung vom letzten Mal: Langsam und behutsam den Cashanteil des Protefeuilles von 20% reduzieren und ausgewählte Qualitätsaktien im Technologiebereich zu sammeln. André Kostolany würde die heutige Zeit als "Einstiegsgelegenheit für Hartgesottene" bezeichnen. Recht hat er, nur wie ich ihm persönlich bei unserem letzten gemeinsamen Fernsehauftritt sagen konnte, vorausgesetzt diese Hartgesottenen sind am Leben und besitzen Liquidität, denn Aktienkauf auf Pump ist immer gefährlich und sollte man durchtrainierten Spielern überlassen. Also seien Sie mutig und kaufen Sie Ihre Börsenlieblinge oder lassen sich dabei von einem guten Bankberater helfen. Meine persönliche Aktienauswahl im Technologiebereich bleibt bei Oracle, Cisco, STM Microelectronics, DoubleClick, Qiagen und bei den Standardwerten IBM und Siemens. Es wird auf jeden Fall eine Kursrallye geben, und wenn Sie zu stark ausfällt, dann können Sie ja Ihren Gewinn mitnehmen und später wieder einsteigen. So etwas nennt man Trading. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg.

      Roland Leuschel

      27.03.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=28035


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      Avatar
      schrieb am 29.03.01 20:17:16
      Beitrag Nr. 77 ()
      Nur die Markttechnik zählt!




      von Hans A. Bernecker

      Jedem Höhen- folgt ein Tiefflug, wenn der Treibstoff zu Ende geht. Für die Märkte ist es die Geldmenge, für die Aktien die realen Gewinnzahlen und für die Bonds der Zins. Dem folgt die Landung entweder auf der ordentlichen Landebahn oder im Acker. Exemplarisch schon der Chart von INTEL (INTC.NAS) als weltgrößten Chiphersteller und Ikone der High-Technologie. Jedenfalls befinden wir uns in der Schlußphase, die allerdings auch stets die schwierigste ist. Allein die Liquidität des Marktes entscheidet über Bruchlandung oder nicht. Folge:

      Jetzt regiert ausschließlich die reine Markttechnik! Das hat es in dieser ausgeprägten Form selten gegeben. Damit richtig umzugehen, ist allerdings schwer. In einer Ausverkaufsphase, die noch nicht ganz überwunden ist, nachdem der Rubikon überschritten worden war, lege ich Ihnen dringend nahe, sich diesem Thema zu widmen.





      Ein Chart ist das "Lebensbild" einer Aktie. Am Beispiel von INTEL ist dies gut nachzuvollziehen. Die Übertreibung, die ich so oft bei allen Titeln dieser Art beschrieben hatte, ist in Zahlen greifbar: Börsenwert 1998 rd. 160 Mrd $, doch innerhalb von 1 1/2 Jahren waren es 485 Mrd $, obwohl sich der Umsatz nur verdoppelt hatte und der Gewinn auf 1,06 Mrd $ stieg. Das war zu viel und deshalb fiel der Börsenwert wieder auf 181 Mrd $ zurück und ist damit einigermaßen stimmig. Bei 15 - 20 $ liegt der faire Wert.

      Charttechnik ist keine Weisheit mit Linien, Dreiecken und anderen Späßen. Dies wird Ihnen gelegentlich anderweitig verkauft. Solches sind bestenfalls Hilfsmittel, aber enthalten keine Logik. In der Hausse gab es nur einen Trend. In der Baisse gibt es statt des Trends den künftigen Boden. Wieder am Beispiel von INTEL: Im Januar sah es so aus, daß er bei knapp 30 $ liegt. Dann setzten die Gewinnwarnungen ein, die für alle gelten, wie inzwischen bekannt ist. Mit dabei ist NOKIA (870 737), ERICSSON (850 001), aber auch CISCO(CSCO.NAS), EMC (EMC.NYS), NORTEL (NT.NYS), EPCOS (512 800) und demnächst SAP (716 463)?

      Je liquider der Markt (eines Papieres), um so sicherer ist die Markttechnik zu analysieren. Chartsignale in engen Märkten sind meistens Fehlsignale. Bei den großen Titeln ist deshalb allein die Markttechnik jetzt die einzige Möglichkeit, um die weiche oder harte Landung der Kurse auszuloten. Hierbei zeichnet sich ab, daß dem Beispiel von INTEL sehr viele folgen werden. Sie landen nämlich weitgehend auf dem Boden der Kurse von 1998 oder 1999. Das läßt sich auch für eine ganze Reihe der deutschen Technik-Aktien ebenso nachvollziehen, wie für die Europäer. Die fundamentalen Zahlen greifen erst viel später. Wahrscheinlich erst ab dem 03. Quartal, wenn in den Halbjahreszahlen alle reduzierten Gewinnschätzungen enthalten sind.

      Das Fazit für Sie: Der Ausverkauf an den Börsen ist nur an der Markttechnik im Umfang und Dauer ablesbar. An der Schnittstelle liegt das fundamentale Gleichgewicht. Der Baisse im Sektor Technologie steht die Stabilität in den klassischen Branchen gegenüber. Sogar die Nahrungsmittel gehören dazu. Achten Sie also nicht nur auf die Technik-Aktien, sondern auf das, was zusammen dahinter steht. Das hat die amerikanische FED mit ihrer Zinspolitik auch im Sinn. Worauf es hier ankommt, siehe "Zinspolitik der FED".

      An der deutschen Börse hätte der technische Unfall mit dem Verfalltermin am letzten Freitag nicht passieren dürfen. Tatsächlich hatte ich damit auch nicht gerechnet. Es wurde auch charttechnisch betrachtet ein regelrechter Schlag in die Magengrube. So etwas hat Folgen:

      1. Entweder ... sofortige Bereinigung, oder das Ganze war ein Trendbruch. Zumindest für die mittlere Sicht, also über 2 - 3 Monate. Nehmen Sie dies bitte ernst. Es wirkt auch wie eine ansteckende Krankheit, die von einem anderen Markt kommt. Bezeichnenderweise wurden die schwersten Titel davon betroffen.

      2. Erholung ist möglich, aber eine Trendaussage ist jetzt unmöglich. Das wäre bei einem DAX (846 900)-Stand um 6200 leichter gewesen. Selbst eine kurze und sogar heftige technische Reaktion nach oben ändert daran noch nichts. Das gilt - ebenfalls überraschend - sowohl für DAX wie MDAX (846 741), der bekanntlich in den letzten Monaten sich deutlich besser gehalten hatte.

      Meine Einschätzung: Zinssignale à la Greenspan bringen in dieser Situation noch nicht viel. Ich hatte vor einigen Wochen dafür das Wort "Rubikon" verwendet. Mindestens ist er kurzfristig überschritten worden. Das gilt übrigens noch nicht für den Dow Jones trotz seiner Dienstag-Schwäche als einzigen Index der Welt, der sein Gleichgewicht noch hält, wenn auch mühsam. Dazu bitte unbedingt unter "Wall Street" beachten.

      Hans A. Bernecker

      29.03.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=28260
      Avatar
      schrieb am 30.03.01 22:27:11
      Beitrag Nr. 78 ()
      Nasdaq-Tagesanalyse für Freitag, den 30. März

      von Andreas Büchler [30.03.01, 16:24]

      Das Marktbarometer für amerikanische Technologiewerte schloss am Donnerstag wieder um 1,8 Prozent tiefer auf 1820 Zählern. Händlern zufolge war die Ursache dafür die Gewinnwarnungen einiger kleiner Technologieunternehmen auf Grund der sich verlangsamenden US-Ökonomie.


      Kurzfristige Analyse

      Für den weiteren Kursverlauf lassen sich zwei Szenarien erstellen: Zur Zeit notiert der Index wieder an seiner zwei Tage zuvor nach oben durchbrochenen Abwärtstrendlinie bei 1821 Punkten. Noch ist nicht klar, ob er wieder in seine alte Bewegungsrichtung verfällt, oder ob ihm ein kurzfristiger Trendwechsel gelingt.

      Für ein positives Szenario spricht, dass der Index im Tagesverlauf keinen neuen Tiefpunkt generierte. Das Tief von Donnerstag lag mit 1802 Punkten über dem Intraday-Low eine Woche zuvor bei 1794 Punkten. Denkbar ist, dass der Index in einer gewöhnlichen technischen Reaktion die zuvor durchbrochene Widerstandslinie, die jetzt als Unterstützung fungiert, nach dem Durchbruch nochmal antestet. Negativ ist zu werten, dass der Kurs auf Schlusskursbasis zehn Punkte unter dem im kurzfristigen Beobachtungshorizont tiefsten Indexstand vom 21.März notierte.

      Ebenso uneinheitlich präsentiert sich die Indikatorenlage: Der RSI bildet in seinem überverkauften Bereich eine positive Divergenz, das heißt, er folgt dem aktuellen Abwärtstrend der Nasdaq seit Mitte Februar nicht mehr. Dies ist zwar ein zuverlässiges Zeichen für eine Trendumkehr, jedoch kann über den konkreten Zeitpunkt durch die Divergenz alleine noch keine Aussage getroffen werden. Der MACD generierte am 23. März ein Kaufsignal. Der die Trendstärke messende ADX zeigt aber kein Nachlassen der übergeordneten Abwärtsbewegung an. Daher sind gegen diese Trendrichtung gerichtete Signale mit Vorsicht zu genießen.

      Eher negativ als neutral stimmt auch, dass der Kurs es im Rahmen seiner letzten Erholungsbewegung nicht schaffte, auch nur das erste Fibonacci-Erholungsziel bei 2073 Punkten zu erreichen, bevor er wieder nach unten drehte.




      Kurzfristige Handelsempfehlung


      Die am Montag eingegangene Call-Position wurde mit Unterschreiten der Marke von 1915 Punkten ausgestoppt. Jetzt sollte abgewartet werden, ob der Index in seinen alten Abwärtstrend zurück verfällt, oder ob ihm eine Bodenbildung gelingt.


      Mittelfristige Analyse

      Der mittelfristige Abwärtstrend ist intakt. Die obere Trendlinie verläuft bei 3260 Punkten. Vorerst ist aber keine Umkehrformation – auch nicht ansatzweise – erkennbar.





      Wichtige Chartdaten

      Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände

      Widerstand 2: 1855 (erstes Fibonacci-Erholungsziel)
      Widerstand 1: 1821 (obere Abwärtstrendlinie)


      Nasdaq-Index: 1820 Punkte (aktuelles Kursniveau)


      Unterstützung 1: 1742 (unteres Bollinger-Band)
      Unterstützung 2: 1722 (Mittelfristige untere Abwärtstrendlinie)


      Indikatoren
      MACD (12/26/9): Positiv seit 23. März
      RSI (14 Tage): Im neutralen Bereich; Positive Divergenz seit 22. Februar


      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 03.04.01 19:54:10
      Beitrag Nr. 79 ()
      Nasdaq-Tagesanalyse für Dienstag, den 3. April

      von Andreas Büchler [03.04.01, 16:53]

      Die nicht enden wollenden Gewinnwarnungen der Technologiefirmen sorgen für weitere Kursverluste der Nasdaq. Die Hightech-Börse stürzte allein gestern wieder um drei Prozent ab und schloss bei 1782 Punkten.
      Kurzfristige Analyse

      Der Nasdaq-Index schlängelt sich jetzt schon seit einer Woche an der kurzfristigen Abwärtstrendlinie entlang, die zur Zeit bei 1774 Punkten verläuft. Es ist ein schlechtes Zeichen, dass es ihm nicht gelingt, diese mit einer markanten Bewegung zu überwinden. Gelingt ihm der Ausbruch aus dem Trend, so ist eine Seitwärtsbewegung wahrscheinlicher als die Ausbildung eines neuen Aufwärtstrends.

      Der Kurs der amerikanischen Technologiebörse nähert sich der unteren Begrenzungslinie des mittelfristigen Abwärtstrendkanals bei 1709 Punkten. Diese verläuft weitaus flacher als der momentane Trend. Dadurch kann die Geschwindigkeit, mit der sich der Kurs nach unten bewegt, abnehmen. Nach einem Abprallen von dieser Trendlinie besteht ein kurzfristiges Erholungspotenzial. Dabei sollte maximal die Hälfte der aktuellen Abwärtsbewegung, die von 2860 Punkten bis zum heutigen Niveau führte, korrigiert werden. Dies kann den Index mittelfristig bis auf 2300 Punkte führen. Das auslösende Signal dafür fehlt allerdings bisher. Das Markieren eines neuen 29-Monats-Tiefs bestätigt momentan noch den intakten Abwärtstrend im kurzfristigen Zeitfenster.





      Kurzfristige Handelsempfehlung

      Eine Bewegung an die mittelfristige Abwärtstrendlinie oder eine eventuell vorher auftretende positive Kursformation sollte abgewartet werden.

      Mittelfristige Analyse

      Mittelfristig präsentiert sich der Nasdaq-Index unverändert in einem Abwärtstrend, der sich vor einem Jahr auszubilden begann. Er verläuft zwischen den Marken von 1709 und 3245 Punkten. Vorläufig deutet nichts auf eine Trendumkehr hin.





      Wichtige Chartdaten

      Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände


      Widerstand 2: 1972 (letztes Hoch)
      Widerstand 1: 1797 (obere Begrenzungslinie des mittelfristigen Abwärtstrendkanals)


      Nasdaq-Index: 1782 Punkte (Schlusskurs vom Vortag)


      Unterstützung 1: 1709 (untere Begrenzungslinie des mittelfristigen Abwärtstrendkanals)
      Unterstützung 2: 1549 (untere Begrenzungslinie des kurzfristigen Abwärtstrendkanals)


      Indikatoren

      MACD (12/26/9): Positiv seit 23. März
      RSI (14 Tage): Im neutralen Bereich; positive Divergenz seit 22. Februar


      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 06.04.01 05:13:45
      Beitrag Nr. 80 ()


      E I N J A H R B Ä R E N M A R K T

      Der langsame Tod der Aktienkultur


      Von Carsten Volkery

      Vor einem Jahr platzte die Internet-Blase an der US-Technologiebörse Nasdaq. In einer neuen Serie fragt SPIEGEL ONLINE: Was bleibt von der New Economy? Teil eins: Das Ende der Illusion vom Volk der Aktionäre.




      "Scary!", titelte das Boulevardblatt "New York Post" vor genau einem Jahr. "Schaurig" war das Schaupiel, das die Nasdaq bot: Am vierten April 2000 stürzte die US-Technologiebörse zeitweise bis zu 13,6 Prozent in den Keller. Ein schwarzer Dienstag. Bereits am Tag zuvor hatte der Index über sieben Prozent verloren, und in den vorangegangenen drei Wochen jeweils zwischen sechs und acht Prozent. Die Amerikaner standen unter Schock. Der Bullenmarkt hatte ihnen die fettesten Jahre seit den Sechzigern beschert. Würde sich der "Wohlstandseffekt" plötzlich umkehren? Konnte man sich nicht mehr auf das Aktiendepot als Sicherheit verlassen, für die Schulden, das Haus, die Rente?

      Inzwischen sieht es ganz so aus. Von seinem Hoch bei 5048 Punkten am zehnten März 2000 ist der Nasdaq-Index auf unter 2000 Punkte gefallen. Rund 4000 Milliarden Dollar an Vermögen wurden innerhalb eines Jahres vernichtet, tausende von Internet-Millionären verloren ihren papierenen Reichtum. Längst hat sich die Hightech-Krise zum Flächenbrand entwickelt, hat zunächst den "Old Economy"-Index Dow Jones und dann die gesamte US-Wirtschaft mit in die Tiefe gerissen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im ersten Quartal um ein mageres Prozent, derzeit ist die Wachstumsrate laut US-Notenbankchef Greenspan bereits "nahe null". Amerikanische Zeitungen warnen vor der Rezession, das "Time Magazine" hat bereits Verhaltensregeln für den Ernstfall publiziert - unter dem Titel: "Wie man den Absturz überlebt".

      Die Nation spekuliert darüber, ob die Wachstumskurve wie ein V, ein U, oder ein L verlaufen wird. Geht es bald wieder aufwärts oder erst später, oder womöglich gar nicht? Die US-Regierung gibt sich optimistisch. Die geplanten Steuersenkungen und die wiederholten Zinssenkungen der Federal Reserve würden die Wirtschaft im zweiten Halbjahr wieder auf Touren bringen. Doch ob diese Aktionen den handfesten Abwärtstrend umkehren können, ist unter Ökonomen umstritten. Eine neue Studie der University of California in Los Angeles (UCLA) schätzt das Risiko einer Rezession auf 90 Prozent.


      Aktie als Allheilmittel?

      Der Absturz offenbart die Tücken der Aktienkultur, die sich in den neunziger Jahren zum Allheilmittel entwickelt hatte. Der Aktionär, das war der Bürger der Zukunft. Die ganze Welt blickte ins Erfolgsland USA, wo über die Hälfte der Menschen Aktien oder Fondsanteile besaßen. Statt auf unsichere staatliche Rentensysteme zu vertrauen, konnte der Aktionär für seine Alterssicherung selbst sorgen. Bezahlt wurden Mitarbeiter mit Aktien oder Optionen, die selbst Serkretärinnen innerhalb weniger Monate Millionenreichtum verschafften. Statt sich machtlüsternen Gewerkschaftsbossen unterzuordnen, hatte er auf einmal selbst ein Mitspracherecht in seiner Firma. Ohne die Börsen hätte die Internet-Revolution nicht stattgefunden, wären Biotech-Firmen steckengeblieben, hätten selbst Old Economy-Konzerne ihre Übernahmefeldzüge nicht finanzieren können. An der Börse holten sich Start-ups wie Konzerne ihr Kapital, hier verschafften sie sich die Mittel für schnelle Expansion.

      Nun werden die schillernden Konzepte allerorten überdacht. Es zeigt sich, wie fatal die Abhängigkeit von der Wall Street sein kann. Solange die Kurse stiegen, hatten die Amerikaner das Gefühl, reich zu sein. Mit vollen Händen gaben sie das Geld aus - auch das, was sie nicht hatten. Daraus resultierte das sagenhafte Wirtschaftswachstum des vergangenen Jahrzehnts. Die neuen Technologien nährten zusätzlich die Hoffnung, dass dieser Aufschwung ewig dauern könnte. In der "New Economy" sollte es keinen Konjunkturzyklus mehr geben. Die Investitionen der Unternehmen in Informationstechnologie stiegen während der vergangenen Jahre jeweils um 25 Prozent. Bücher wie "Der lange Boom" und "Dow 36.000" wurden zu Bestsellern.


      Das Gefühl, arm zu sein

      Doch sobald die Kurse fielen, schlug die Stimmung um. Alle Überzeugungen wurden schlagartig über Bord geworfen. Mit dem gleichen Herdeninstinkt, der sie vorher in den Markt getrieben hatte, flohen die Amerikaner plötzlich vor dem Abenteuer Aktie. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres flossen Rekordsummen in sichere Geldmarktfonds, berichtet das Magazin "Business Week". Die Unternehmen stoppten fast schlagartig ihre IT-Ausgaben und gingen in Krisenmodus über. Einstige Starfirmen wie Cisco, Sun oder Ariba warnten vor Gewinneinbruch und Absatzschwund von bis zu 50 Prozent.

      Zwar ist der Index des Verbrauchervertrauens im März wieder gestiegen, die Konsumfreude ist also noch nicht ganz gebrochen. Doch es gehört nicht viel Fantasie dazu zu vermuten, dass den Amerikanern die Lust am Geldausgeben erst einmal vergangen ist, Millionen gar um ihre Altersvorsorge bangen müssen.

      Dazu kommt, dass der Aufschwung auf Pump finanziert wurde: Die Sparquote ist seit Jahren negativ. Und die US-Wirtschaft lebt größtenteils von Importen. Das Leistungsbilanzdefizit betrug letztes Jahr 435,4 Milliarden Dollar - ein neuer Rekord. Damit ist die Wirtschaft hochgradig anfällig für Wechselkursschwankungen. Einen schwachen Dollar kann sich das Land nicht leisten.


      Die Börsenkrise gefährdet die Weltkonjunktur

      Ökonomen zeichnen denn auch bereits ein neues Horrorszenario: Die Haushalte beginnen zu sparen, das drückt auf die Konjunktur, es gibt weitere Gewinnwarnungen, die Börsen stürzen erneut ab, die internationalen Anleger verlieren ihr Vertrauen in US-Werte und ziehen ihre Milliarden zurück - eine Todesspirale in die Rezession. "Der Absturz fällt immer heftiger aus als der Aufschwung", sagt dazu Stephen Roach, Chef-Volkswirt von Morgan Stanley Dean Witter.

      Von einer US-Rezession wäre die ganze Welt betroffen, inklusive Deutschland. Zwar gehen laut Bundesfinanzminister Hans Eichel nur zehn Prozent aller deutschen Exporte in die USA, doch da auch andere Abnehmerländer unter der US-Krise litten, gäbe es indirekt zusätzlichen Druck. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für Europa bereits auf 2,5 Prozent gesenkt. Berichten zufolge plant er, die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum sogar von 2,9 auf 1,9 Prozent zu senken.

      Ganz schlimm wird es für Europa, wenn der Dollar nachgeben sollte und die Exporte dadurch teurer werden. Eigentlich hätte der Dollar auf Grund des stärkeren Wirtschaftswachstums in der Euro-Zone längst gegenüber dem Euro verlieren müssen. Noch glauben die Profis, dass die US-Währung ein "sicherer Hafen" ist. Vielleicht behalten sie recht. Doch angesichts des drohenden Desasters werden die Stimmen der Selbstkritik lauter. Halb ungläubig, halb anklagend fragt Roach: "Wie konnten wir es nur soweit kommen lassen?"


      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/maerkte/0,1518,126347,00.ht…
      Avatar
      schrieb am 09.04.01 13:06:42
      Beitrag Nr. 81 ()
      Aus der FTD vom 9.4.2001

      Das Kapital: Wieso die US-Unternehmen weiter enttäuschen könnten

      Aus dem V an den US-Aktienmärkten dürfte nichts werden. Es droht eher ein WWW. Die letzten zwei Handelstage der vergangenen Woche waren symptomatisch.


      Dell bestätigt seine Prognose: 4,4 Prozent rauf beim S&P 500. Erneute Rezesionsängste am Freitag nach den Arbeitsmarktzahlen: zwei Prozent wieder runter. Jede durch Zinssenkungen diesseits und jenseits des Atlantiks beflügelter Optimismus an den Aktienmärkten dürfte schnell durch Negativmeldungen aus der Realwirtschaft ernüchtert werden. Die Analysten glauben immer noch an das V in der US-Wirtschaft. Nach Gewinnrückgängen im ersten und zweiten Quartal sollen die Gewinne der Firmen im S&P 500 im dritten Quartal im Vorjahresvergleich um 2,3 Prozent, im vierten sogar um knapp 18 Prozent steigen.

      Dabei ist die Messlatte vor allem für das Sommerquartal hoch gelegt, da die Gewinne vom dritten Quartal 1999 im vergangenen Jahr um stolze 22 Prozent übertroffen wurden. Ohnehin liegen die Unternehmensgewinne auf historisch außergewöhnlich hohem Niveau. Aus mindestens drei Gründen ist mit Enttäuschungen im dritten Quartal zu rechnen:


      Erstens, die US-Abkühlung zieht Europa und Japan nach unten - siehe die jüngste Revision der Forschungsinstitute auf 2,1 Prozent für Deutschland. In Fernost kommen hausgemachte Probleme hinzu. Dementsprechend verringern sich die Gewinne, die US-Unternehmen im Ausland erzielen. Zweitens, das Konsumentenvertrauen ist nach wie vor höher als es jemals in den Boom-Jahren 1992 bis 1996 war. Wie das Datenbündel vom Freitag zeigt, beginnt sich aber nun die schwache Konjunktur in die Arbeitsmarktstatistik zu fressen. Steigende Arbeitslosigkeit könnte künftig die Amerikaner dazu verleiten, nicht mehr auszugeben als zu verdienen. Drittens, die Stundenlöhne steigen immer noch auf das Jahr hochgerechnet um zuletzt fast fünf Prozent. Inflation droht nach wie vor. Das beschränkt Alan Greenspans Spielraum. Hoffnungen auf Fed-Zinsen von 3,75 Prozent zum Jahresende und weniger könnten platzen.


      Das alles würde weniger zählen, wenn der S&P 500 unterbewertet wäre. Davon kann beim 20fachen der laufenden Gewinne aber nicht die Rede sein.


      Quelle: http://www.ftd.de/bm/bo/FTDBFWCB5LC.html?nv=hpm
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 13:28:44
      Beitrag Nr. 82 ()
      Neuer-Markt-Tagesanalyse für Mittwoch, den 11. April

      von Andreas Büchler [11.04.01, 10:25]

      Nach dem kräftigen Kurssprung am Dienstag besteht jetzt die
      Möglichkeit, dass der lange Leidensweg der Anleger im
      NEMAX 50 vorerst beendet ist. Der Index legte um 100 Punkte
      auf einen Schlussstand von 1466 Zählern zu. Dies entspricht
      einem Plus von 7,4 Prozent.


      Kurzfristige Analyse

      Mit der gestrigen Kursbewegung gelang es dem Index, den
      seit Ende Januar andauernden Abwärtstrend zu brechen, der
      bisher den Kursverlauf dominierte. Dabei erfüllte er zwei wichtige
      Voraussetzungen: Die Trendlinie wurde mit einer
      starken Aufwärtsbewegung deutlich überschritten und die
      Kursbewegung wurde von ansteigenden Umsätzen begleitet.

      In den Candlestick-Charts kam es unmittelbar nach
      Ausbildung des letzten positiv zu bewertenden "Morning-Stars"
      zum erneuten Auftreten einer solchen Chartformation.
      Darunter ist eine Kombination aus drei Kerzen zu verstehen,
      wobei einer langen schwarzen Kerze eine kurze Kerze folgt,
      die deutlich unter dem Schlusskurs der schwarzen Kerze liegt.
      Dann kommt eine dritte lange weiße Kerze, die etwa
      auf gleicher Höhe oder oberhalb des Schlusskurses der
      zweiten Kerze eröffnet und deutlich höher schließt.
      Allgemein liegt bei weißen Kerzen der letzte Kurs des Tages
      immer über dem ersten, bei schwarzen Kerzen ist es umgekehrt. Verstärkt wird das Kaufsignal dadurch, dass
      beim zweiten "Morning-Star" die mittlere Kerze gleichzeitig ein Doji ist.
      Das bedeutet, dass der Eröffnungskurs und der
      Schlusskurs dieses Tages bei einer hohen Handelsspanne eng zusammen liegen.

      Auch die Indikatoren weisen schon länger darauf hin, dass
      ein Ende des Abwärtstrends überfällig ist. Jetzt stellt
      sich die Frage, wie weit eine Erholungsbewegung führen
      kann. Als erstes Kursziel nach der Fibonacci-Analyse, ist die Marke von 1680 bis 1700 Punkten anzupeilen.




      Kurzfristige Handelsempfehlung


      Wer an einer möglichen Erholungsbewegung partizipieren
      möchte, kann Calls mit einer Laufzeit von sechs bis neun Monaten und einem Basispreis von 1400 bis 1500 Punkten
      kaufen. Der Stoppkurs für diese Investition sollte bei 1355 Punkten angesetzt werden.



      Mittelfristige Analyse

      Auch mittelfristig ist zumindest der erste Schritt für ein positives Szenario getan. Ab einem Kursniveau von 1689
      Punkten kann erstmals über einen Trendwechsel nachgedacht
      werden. Erst Kurse über 2110 Punkten würden diese Vermutung
      jedoch bestätigen. Vorerst sollte sich der Kurs bis auf
      1800 Punkte bewegen, darauf folgt die Widerstandszone bei 1875 bis 1900 Punkten, die noch aus dem Jahr 1998 stammt.





      Wichtige Chartdaten

      Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände


      Widerstand 2: 1875 (horizontaler Bereich)
      Widerstand 1: 1690 (erstes Fibonacci-Erholungsniveau)


      NEMAX 50: 1466 Punkte (Schlusskurs vom Vortag)


      Unterstützung 1: 1354 (durchbrochene Abwärtstrendlinie)
      Unterstützung 2: 1309 (Tief vom 3. April)


      Indikatoren

      MACD (6/13/5): Kaufsignal seit 5. April; positive Divergenz seit 10. Januar
      RSI (14 Tage): Kaufsignal seit 26. Februar; positive Divergenz seit 14. Februar


      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 14:10:48
      Beitrag Nr. 83 ()
      Charlotte purzelt



      Von Bernd Niquet


      Ein ganz merkwürdiger Vergleich drängt sich seit einiger Zeit auf: Zum zweiten Mal binnen zehn Jahren machen wir in Deutschland eine Situation durch, in der einem die Wendehälse schlichtweg die Sprache nehmen. Man braucht nur einmal den Fernseher anzustellen oder eine Zeitschrift zur Hand zu nehmen und schon springt es einem förmlich ins Auge:

      Gerissene Wendehälse und friedliche Schafe

      Gerade diejenigen, die mit der größten Überzeugung das Paradigma einer Neuen Zeit vertreten haben, sind jetzt auch diejenigen, die mit inbrünstiger Überzeugung die Gründe auflisten, warum dass, was sie vorher gesagt haben, nicht nur nicht eingetreten ist, nein, sondern warum sogar genau das Gegenteil davon eingetreten ist.

      Oder, um es noch direkter zu sagen: Beobachtet man derzeit das Geschehen an den Neuen Märkten der Börsen, dann hat man den Eindruck, hier habe man tatsächlich Erich Mielke zum Abwickler der Stasi gemacht. Mir bleibt es jedenfalls unverständlich, wie beispielsweise in den Call-In-Sendungen im Fernsehen die Anrufer es immer wieder schaffen, die Contenance zu wahren.

      Denn einmal im Ernst: Wie ist es möglich, dass immer wieder Menschen anscheinend völlig freiwillig ihre Schlächter anrufen und dabei stets freundlich und höflich bleiben, ganz so, als sei nichts geschehen? Trotz Kursverlusten von über 80 Prozent kann das eigentlich nur heißen: Die Korrektur ist noch längst nicht vorbei, denn anscheinend ist die Hoffnung auf Kursgewinne in der Zukunft immer noch so groß, um die Desillusionierung der Gegenwart erfolgreich übertünchen zu können. Der Markt ist also wohl erst dann frei, wenn auch diese Hoffnung gestorben, die Verluste tatsächlich - mental und durch Verkäufe - realisiert und der öffentliche Umgangston erheblich ruppiger wird.


      Der Krise zweiter Teil

      Ich sehe jedoch noch eine weitere Bedingung, die erfüllt sein muss, bevor die Kurse wieder steigen können: Auch die Gurus der Old Economy, die die gesamte Hausse an den Neuen Märkten der letzten Jahre vollkommen verpasst haben und sich jetzt als die Könige fühlen, werden wohl ebenfalls erst noch entthront werden müssen. Denn wenig hat mich in der letzten Zeit mehr geärgert als die selbstzufriedene Art der - wahrscheinlich sogar selbst geglaubten - Überlegenheit, mit der zum Jahreswechsel das Jahr 2001 zum hervorragenden Aktienjahr gekürt worden ist.

      Wo doch eigentlich völlig klar sein musste, dass es zumindest sehr problematisch werden würde, mit Standardwerten nahe ihrer Alltime-Highs in eine rezessive Tendenz hineinzugehen. Und jetzt bekommen Sie es derart dick auf die Nase, doch mit ihnen leider auch die Anleger, die dieser Weisheit der Schwerelosigkeit allzu leicht und erfreut geglaubt haben. Doch reicht ein Dax von 5.700 und ein Dow von 9.800 schon aus?


      Mit den Nerven am Ende?

      Ich bezweifele es. Denn nach meiner Erfahrung geht keine Baisse zu Ende, ohne dass nicht Furcht und Schrecken vor dem Totalzusammenbruch herrschen. Und bisher hat diese Angst sich nur auf ein Teilsegment der Märkte bezogen. Doch eine Teilangst ist noch keine richtige Angst. Meine persönliche Erwartung ist: Demnächst wird die japanische Karte gespielt. Nicht nur angedeutet, wie bisher, sondern direkt als Trumpf (der Bären) ausgespielt. Konkret: Man wird überall behaupten, Japan bringe das Weltfinanzsystem zur Implosion. Und erst in einer derartigen Panik wäre der Markt dann frei. Jedenfalls ist es in der Vergangenheit aus meiner Sicht selten anders gewesen.

      Aus diesem Grunde möchte ich heute auch den armen Markus Frick schonen, sondern lieber - gleichsam zur Stützung meiner These - die Einleitungspassage aus Hans Berneckers aktueller "Actien-Börse" zitieren. Denn die Gurus der Old Economy sind angezählt, und sie wissen es. Auf jeden Fall jedoch zeigen sie Wirkung: "Halt. Vorsicht! Diese Baisse geht zu weit. Das Massengrab ist voll und die Totengräber ziehen schon die weißen Glacé-Handschuhe aus. Die "analytische" Begleitmusik ist zwar noch etwas unstimmig, klingt aber aus. Die Hohen Priester des Investment-Banking murmeln noch ihre letzten Unschuldbeteuerungen, um den Ansatz für ihre nächste Rolle zu üben, während der gedämpfte Trommelwirbel der Medien langsam verhallt."

      Der Optimismus und der Pessimismus liegen also dicht beieinander. Der Verstand wehrt sich mit letzter Kraft gegen das Gefühl, was gerade deswegen auch wieder optimistisch macht, weil alles so aussieht, als ob er kurz davor ist, sein letztes Gefecht erfolgreich zu verlieren.


      Quelle: http://www.gatrixx-finanztreff.de/gatrixx/news.htm?id=100519…
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 19:57:35
      Beitrag Nr. 84 ()
      09.04.2001: Zukunftstrends (Teil 1/5):

      Der Dow Jones explodiert auf 40.000 Punkte!

      Zukunftsforscher sehen die Welt vor dem bisher größten wirtschaftlichen Wohlstand der Geschichte. Wo die kommenden Trends sind? Wer überdurchschnittlich profitiert? FinanzNachrichten.de stellt Ihnen in einer neuen Artikelserie einige interessante Gedanken vor.


      Zukunftsforschung: Spinnerei oder Wissenschaft?

      1982 veröffentlichte einer der Urväter der Zukunftsforschung, John Naisbitt, in den USA ein Buch, das mehr als 8 Millionen mal über den Ladentisch ging. „Megatrends“ heißt der Bestseller, in dem Naisbitt mit seiner Kollegin Aburdene zehn Vorhersagen für die Zukunft traf. Bereits in der ersten Prognose kündigte das Team die Wandlung von der Industrie- zur Informationsgesellschaft an. 1990 folgte eine Fortsetzung des Buches mit dem Titel „Megatrends 2000“. Zu den zehn Vorhersagen des zweiten Teils gehörten die These, dass die Weltwirtschaft in den 90er Jahren eine Blütezeit erleben werde, und die Ankündigung eines biologischen Zeitalters. Diese Beispiele untermauern, wie ich finde, recht eindrucksvoll das Potenzial und die Wissenschaftlichkeit dieser Disziplin.


      Neue Vorhersagen: Der „Outlook 2001“-Report der WFS

      Im März 2001 gab die World Future Society (WFS) in ihrem Magazin „The Futurist“ eine Auswahl der zehn Zukunftsprognosen bekannt, deren Eintritt sie für am plausibelsten hält. Prognose Nummer 1 ist in diesem Bericht die Vorhersage von David Elias, der im vergangenen Jahr ankündigte, der Dow Jones werde bis 2016 auf 40.000 Punkte ansteigen. Dies käme einer jährlichen Rendite von 10 % gleich, was diese Einschätzung auch recht realistisch werden lässt.

      Die Begründung hierfür liegt nach Elias vor allem darin, dass die treibenden Faktoren der Hausse im Dow seit 1982 weiterhin voll intakt sind, weshalb dieser Trend sich fortsetzen werde. Das wirtschaftliche Umfeld bleibe gekennzeichnet durch niedrige Steuern in den USA und einen Haushaltsüberschuss. Hinzu kommen der explosionsartige technologische Fortschritt in allen Branchen, die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge durch Aktien und Fondsanteile, die weiter erfolgende Globalisierung, die nun auch China in die Weltwirtschaft einbinden werde und die Ausbreitung des Kapitalismus. Der Investmentexperte und in den USA hochangesehene Mann argumentiert, dass ein Bullenmarkt nicht an seinem Alter, sondern nur an politischen Fehlern sterben könne. Elias empfiehlt langfristig vor allem auf die Aktien von AT&T, Citigroup und Merck zu setzen.

      Mag die Prognose eines Kursziels von 40.000 Punkten für den Dow angesichts der altbekannten Argumentation auch nicht sonderlich spektakulär sein, so sind es aber die weiteren Prognosen des WFS-Berichtes, die aufhorchen lassen und von hohem Interesse sein könnten.


      Die Prognosen zwei bis zehn

      Im Widerspruch steht dazu die Prognose des Ökonomen Dr. A. Gary Shilling, der im März 2000 von einer kurzfristigen wirtschaftlichen Rezession sprach, die durch fallende Preise und Lagerüberbestände gekennzeichnet sein würde. Wie recht er doch behalten sollte!

      Mehr und mehr Leute werden nach Ansicht der WFS anstatt zu heiraten ein Singleleben führen. Hiervon würden spezielle Unternehmenskonzepte überdurchschnittlich profitieren. Die Forscher sehen eine stark erhöhte Nachfrage nach Haushaltsdienstleistungen, Restaurants und Ausgehmöglichkeiten, Unterhaltungsdienstleistungen, Reisen und speziellen Finanzdienstleistungen.

      Der Biotechnologiespezialist Roger Gosden prophezeit weiters Fortschritte in der Medizin, die dem Ablauf der biologischen Uhr für gewisse Zeit Einhalt gebieten würden. Seiner Ansicht nach werden Frauen dadurch den Eintritt der Menopause bis etwa zum 70sten Lebensjahr hinauszögern können, was zum verstärkten Eintritt der Frauen in das Wirtschaftsleben führen sollte.

      2030 wird die Hälfte der Bevölkerung in den USA über 50 Jahre alt sein. Nach Ansicht des Demographen Peter G. Peterson wird dies zu einer stark explodierenden Nachfrage nach Medizintechnik, Pharmazie, Pflegedienstleistungen, Finanzdienstleistungen führen.

      Die weltweite Unterernährung von Kindern wird nach neuester Ansicht der WFS bis mindestens 2020 weit verbreitet bleiben. Dies stellt besondere Anforderungen an die wissenschaftlichen Fortschritte in der grünen Biotechnologie und an die Wasser- und Versorgungsindustrie.

      Futurologen sagen einen weltweiten Boom der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie voraus. 2015 wird nach Ansicht eines führenden US-Forschers bereits die Hälfte des US-amerikanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) auf diesen Industriezweig entfallen. Produktivitätsverbesserungen und der anhaltende Trend zur Freizeit- und Erlebnisgesellschaft werden vor allem dazu beitragen. Nach Ansicht der Forscher werden deshalb Medienkonglomerate, wie Disney oder AOL Time Warner, Hotelgroßketten, wie Hilton oder die französische Club Med, Tourismuskonzerne wie die deutsche Preussag, oder Erlebnisparkbetreiber wie Euro Disney zu den langfristigen Profiteuren dieses Trends gehören.

      Die sogenannte „Echo-Boom-Generation“, die Geburtsjahrgänge von 1977 bis 1997, wird die wohlhabendste aller bisherigen Gesellschaften in den Industriestaaten werden. Von der sogenannten Baby-Boomer-Generation gezeugt, wird sie noch früher an das Investieren und rational wirtschaftliche Denken herangeführt als noch die Eltern.

      Nach Ansicht mehrerer Forscher mit dem Spezialgebiet Biotechnologie werden dank der Gentherapie und dem Einsatz des Gens „NR2B“ bald Menschen mit verbesserter Lernfähigkeit geboren werden. Außerdem würde man den Einfluss des Alterns auf das Gehirn ausschalten oder zumindest reduzieren können. Durch die verbesserte Lernfähigkeit und des explodierenden Bedarfs für ständige Fort- und Weiterbildung werden vor allem Anbieter solcher Dienstleistungen neben der Biotechnologie von diesem Trend profitieren.

      Arbeiter werden sozial und emotional stärker abhängig von Ihrem Arbeitgeber werden. Innerhalb der Konzerne werden nämlich tiefergehende und mehr soziale Kontakte geknüpft werden, als dies noch heute der Fall ist, meinen die Forscher der WFS.


      Wie der langfristige Investor auf diese Prognosen setzt

      Biotechnologie, Pharmazie, Medizintechnik, Tourismus, Entertainment und Finanzdienstleistungen sind nach dieser Auskunft der WFS die interessantesten und langfristigsten wirtschaftlichen Profiteure zukünftiger Entwicklungen. Kernerkenntnis ist allerdings auch, dass die Aktie langfristig weiterhin die attraktivste aller Anlageformen bleiben wird. Ich bin mir an dieser Stelle sicher, dass viele Leser diesen Prognosen wenig Glauben schenken, obgleich sie von renommierten Forschern stammen. Diese Einstellung liegt in der Natur des Menschen. An dieser Stelle möchte ich zum einen Bill Gates zitieren, der 1980 verkündete, dass ein Festplattenplatz von 680 kB jedem PC reichen werde und reichen müsse. Ein weiteres Beispiel stellt der geniale Investor John Pierpont Morgan dar, dessen Bank zu einem der größten Unternehmen der USA aufstieg. Als ein junger Mann namens Alexander Graham Bell mit der Erfindung des Telefons bei ihm um einen Kredit ansuchte, lehnte Morgan ab, da er für das Telefon keine Chance zur Kommerzialisierung erkannte. Führende Raumfahrtexperten schlossen noch Anfang der 60er Jahre die Möglichkeit, dass ein Mensch auf dem Mond landen werde, für die nächsten 100 Jahre aus.

      Der technologische Fortschritt überschreitet die Vorstellungskraft des Menschen! Ich halte es hier mit Oscar Wilde, der einst schrieb: „Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien“


      Zwei potentielle Sieger - Traditionsunternehmen mit dynamischer Ausrichtung


      Pharmagigant Pfizer auf dem Weg zum Weltkonzern


      Das 1849 von zwei Einwanderern in New York gegründete Unternehmen ist innerhalb der letzten 15 Jahre zu einem der größten Pharmakonzerne der Erde aufgestiegen. Der Aktienkurs stieg seit dem Crash von 1987 um fast 4.000 %. Fundament dieser Entwicklung war zum einen der Blockbuster Viagra, zum anderen die Fusion mit dem Konzern Warner Lambert im vergangenen Jahr und zum dritten die enorme Zukunftsphantasie dieser Firma.

      Im Jahr 2000 setzte der potenzielle Dow Jones-Aufsteiger fast 30 Mrd. USD um. Wegfallen könnte bald der durch Viagra erzielte Umsatz. Nach Ansicht vieler Experten dürfte das Präparat IC-351, das aktuell von ICOS in einer Kooperation mit Eli Lilly vorbereitet wird, das seit 1998 auf dem Markt befindliche Superpräparat verdrängen. Doch diesen Ausfall wird die Pipeline von Pfizer leicht ersetzen können. Das Unternehmen hat nämlich eine sehr aggressive Ausrichtung auf den Biotechsektor eingeschlagen. In den letzten 7 Jahren wurden die Forschungsausgaben im Unternehmen auf über 5 Mrd. USD per anno verfünffacht. Die Pipeline des Unternehmens umfasst mehr als 100 neue Forschungsansätze und gilt unumstritten als die damit mächtigste weltweit. Star dieser Pipeline ist das Anti-Cholesterin-Präparat Lipitor, das in der vergangenen Woche mit sehr guten Ergebnissen aus einer mehr als 3000 Patienten umfassenden Behandlungs-Studie aufwartet. Ebenfalls Milliardenpotenzial sollte nach Einschätzung von Experten das Alzheimerpräparat Aricept haben, das bereits seit längerem auf dem Markt befindlich ist, aber nun durch neue wissenschaftliche Studien in seiner Verbreitung noch einmal Auftrieb erhalten sollte.

      Das Unternehmen dürfte zu den weltweit am besten ausgerichteten Pharmakonzernen überhaupt gehören. So steigerte der Konzern in 51 aufeinander folgenden Jahren seinen Umsatz!

      Für 2001 wird laut Bigcharts.com eine Steigerung des Gewinns von 1,01 USD auf 1,29 USD erwartet. 2002 sollen dann 1,59 USD verdient werden. Das macht bei einem Kurs von aktuell 40 USD ein KGV von 25, was für den Pharmasektor derzeit durchschnittlich ist. Für 2001 sollte die Dividende zwischen 0,45 USD und 0,50 USD liegen. 21 von 27 Analysten sehen in den USA das Papier als Kauf an. Ich würde mit dem Einstieg in das Papier von Pfizer allerdings warten, bis die Aktie auf ihre Hauptunterstützungen zwischen 30 und 35 USD zurückfällt. Denn bei einer erwarteten anhaltenden Konsolidierung sind diese einladenden Einstiegspreise sehr wahrscheinlich und stellen Ihre Investition mit einem KGV von dann nur noch 19 bis 22 auf eine sichere Basis.



      AOL - Medienkonglomerat vor einem spektakulären Comeback!

      Eine der wohl großartigsten Managementleistungen war es, Anfang des Jahres 2000 New-Economy-Unternehmen zu verkaufen oder die Marktkapitalisierung dieser Konzerne für den Einkauf von Old Economy-Giganten zu nutzen. Sehr gut gelungen ist dieser Schachzug damals wohl Klaus Esser, dem im Übernahmekampf an Vodafone gescheiterten Vorstandsvorsitzenden der Mannesmann AG und natürlich dem AOL-Chairman Stephen Chase.

      AOL verlor seit März 2000 damit gegenüber der NASDAQ unterdurchschnittlich an Wert. AOL selber hat heute mehr als 28 Mio. Kunden. Durchschnittlich alle 4 Sekunden wird dabei ein neuer User gewonnen, wobei die Mitglieder von AOL täglich mehr als eine Stunde online sind. Das Kommunikationsnetzwerk ICQ nahm im letzten Jahr die Marke von 100 Mio. Mitgliedern und wächst weiterhin mit atemberaubender Geschwindigkeit, da es über eine völlig konkurrenzlose Marktposition verfügt. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz des Konzerns um 11 % auf über 36 Mrd. USD. Die Macht des Konzerns liegt dabei in seiner großen Anzahl an Kunden: AOL-Mitglieder gaben im vergangenen Jahr mehr als 20 Mrd. USD im Online-Shopping aus und sind damit eine ungeheuer attraktive Zielgruppe für Werbetreibende. 2001 soll AOL laut Bigcharts.com pro Anteilsschein schon stolze 1,15 USD nach Analystenkonsens verdienen. 2002 werden es vermutlich 1,58 USD sein. Das Papier schloss am Freitag abend knapp unter der Marke von 40 USD. Das bewertet die Aktie mit einem 2002er KGV von etwas über 25. Meiner Ansicht nach wird auch AOL noch etwas zurück kommen, bis der attraktivste Einstiegspreis erreicht wurde. Den sehe ich bei rund 30 USD. Hier liegt eine wichtige charttechnische Unterstützung, die zuletzt vor 4 Monaten erfolgreich getestet wurde. AOL wird in den USA aktuell übrigens von 32 der 36 covernden Analysten zum Kauf empfohlen. 20 mal lautet das Urteil „Strong Buy“. AOL ist das einzige Medienkonglomerat im Sinne der WFS-Prognose. Zwar dürfte, und hierauf deuten die Buffett-Verkäufe von Disney-Aktien sehr stark hin, die Walt Disney Company bald Yahoo doch kaufen, allerdings wird hieraus keine ernsthafte Konkurrenz für AOL Time Warner entstehen, da der Markt für zwei Konzerne mehr als genug Platz bietet.




      Ausblick

      Nachdem wir jetzt einen ersten Schritt in die Trend- und Zukunftsforschung getan haben, möchte ich Sie in der nächsten Woche mit einer bahnbrechenden Studie aus den USA konfrontieren, die in der Verfolgung eines völlig neuen Forschungsansatzes den Fragen nachgeht, welche Zukunftstechnologien tatsächlich kommen werden und welche Utopien bleiben werden. Nutzen Sie die Möglichkeit des kostenlosen e-Mail-Abos von FinanzNachrichten.de, um mehr und rechtzeitig von diesem Thema zu erfahren.


      Von David Khalil, FinanzNachrichten.de-Redaktion


      Quelle: http://www.finanznachrichten.de/berichte/news.asp?s=berichte…



      Spinner. :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 20:46:57
      Beitrag Nr. 85 ()
      EZB lässt Leitzinsen überraschend unverändert




      Weiter unter: http://www.reuters.de/news_article.jhtml?type=wirtschaft&Rep…
      Avatar
      schrieb am 14.04.01 00:50:23
      Beitrag Nr. 86 ()
      ftd.de, Fr, 13.4.2001, 15:30

      Japan droht Rezession

      Die japanische Notenbank (BOJ) hat die Fortsetzung ihrer De-facto-Nullzinspolitik beschlossen. Zugleich revidierte die Regierung ihre Konjunktureinschätzung erneut nach unten.


      Die Notenbank bekräftigte am Freitag in Tokio, den Finanzmärkten falls nötig zusätzliche Liquidität bereitzustellen. Das Gutachten der Regierung bestätigt nach Einschätzung von Analysten, dass der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt eine Rezession droht. Erstmals seit rund sechs Jahren sprach die Regierung von einer sich "abschwächenden Wirtschaft". Japans problematische Wirtschaftslage spiegelt sich auch in gestiegenen Firmenpleiten wieder: Die durch Konkurse entstandenen Schulden erreichten im vergangenen Jahr das höchste Niveau der Nachkriegszeit. Der Yen gab wegen der Konjunktursorgen nach.

      Die Bank von Japan teilte im Anschluss an ihre zweitägigen Beratungen mit, sie werde ihren im März eingeschlagenen Kurs einer De-facto-Nullzinspolitik nicht ändern. "Wenn an den Finanzmärkten Turbulenzen drohen, beispielsweise durch einen schnellen Anstieg der Geldnachfrage, werden wir ohne Rücksicht auf unser Zielvolumen zusätzlich große Mengen an Liquidität bereitstellen", hieß es in der Erklärung der BoJ. Anstatt wie zuvor den Zielsatz für Tagesgeld vorzugeben, hatte die BoJ im März zur Stimulierung der Wirtschaft und Bekämpfung der Deflation die Guthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank und damit das Kreditvergabevolumen erhöht. Sie betonte am Freitag erneut, sie wolle ihre Strategie solange beibehalten, bis die Preise nicht mehr sinken - im vergangenen Jahr betrug die Inflationsrate in Japan minus 0,7 Prozent. Erst im August 2000 hatte die BoJ gegen den Willen der Regierung ihre Nullzinspolitik beendet.



      US-Konjunktur belastet

      Eine pessimistische Darstellung der Konjunkturlage lieferte die japanische Regierung, die in ihrem monatlichen Konjunkturbericht zum dritten Mal in Folge ihre Einschätzung nach unten revidierte. Erstmals seit 1995 sprach die Regierung von einer "sich abschwächenden Wirtschaft" und bestätigte damit nach Aussagen von Analysten die Einschätzung der Märkte, dass der zweitgrößten Wirtschaft der Welt eine Rezession droht. Wirtschaftsminister Taro Aso sprach von einem möglichen Nachtragshaushalt im Falle einer Rezession: "Wenn sich die Wirtschaftslage wegen der Abkühlung der US-Konjunktur schnell verschlechtert, und es Zeichen einer Kontraktion gibt, sollten wir mit einem Nachtragshaushalt nicht zögern."


      Die Haushaltspolitik wird nach Einschätzung von Analysten gegenüber der Geldpolitik mittelfristig als Konjunkturstütze der wichtigere Faktor sein, da die Notenbank mit ihrer Nullzinspolitik die Möglichkeiten zur Stimulierung bereits weitgehend ausgereizt habe. Trotzdem könne eine weitere Lockerung der Geldpolitik nötig sein, falls die Preise weiter sinken. "Zunächst muss die BoJ die Wirtschaftsdaten sowie die Haushalts-Vorschläge der LDP-Präsidentschaftskandidaten in Rechnung stellen. Trotzdem glauben wir, dass der Deflationsdruck die BoJ zu einer weiteren quantitativen Lockerung zwingen wird", sagte Tomoko Fuji von Nikko Salomon Smith Barney. Die BoJ könnte beispielsweise die Guthaben der Banken erneut erhöhen oder durch massive Rückkäufe langfristiger Staatsanleihen dem Bankensektor zusätzliche Liquidität zuführen.



      Schuldenberg wächst

      Durch die schlechte Wirtschaftslage in Japan war der durch Firmenpleiten entstandene Schuldenberg im vergangenen Jahr doppelt so groß wie im Vorjahr und stieg damit auf den höchsten Stand in der Nachkriegszeit. Die Konkursschulden beliefen sich nach Angaben des privaten Forschungsinstituts Teikoku Databank im Fiskaljahr bis Ende März auf rund 26 Billionen Yen (rund 236 Mrd. Euro), die Zahl der Pleiten sei zum Vorjahr um zwölf Prozent auf knapp 19.000 gestiegen. "Weil die Banken problematischen Schuldnern nicht mehr länger Kredite gewähren können, können wir wohl eine weitere Pleitewelle nicht vermeiden", teilte das Institut am Freitag mit. Drei Viertel der Pleiten sei auf Japans schwache Konjunktur zurückzuführen.



      © 2001 Reuters Limited


      Quelle: http://www.ftd.de/pw/in/FTDRL2IEGLC.html?nv=hpm

      .
      Avatar
      schrieb am 15.04.01 22:32:06
      Beitrag Nr. 87 ()
      S C H W A C H E U S - K O N J U N K T U R

      Großverlage setzen Mitarbeiter auf die Straße

      Die schlechten Konjunkturaussichten in den USA erweisen sich auch bei den größten Wirtschaftsverlagen Dow Jones & Company und New York Times Company als Jobkiller. Beide Unternehmen kündigten Stellenstreichungen an.



      New York - Der US-Wirtschaftsverlag Dow Jones & Company streicht 202 von mehr als 8000 Stellen. Das Unternehmen bietet unter anderem die Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal", die Börsenwochenzeitung "Barron`s" und andere Publikationen sowie Online-Produkte an.
      Die New York Times Company will eine ungenannte Zahl von Stellen streichen. Das Unternehmen hat nach Angaben von Firmensprecher Toby Usnik 14 000 Beschäftigte. Der Stellenabbau soll alle Geschäftsbereiche treffen. Die Gesellschaft publiziert die großen amerikanischen Tageszeitungen "New York Times" und "Boston Globe", 15 andere Zeitungen, Fernseh- und Rundfunkstationen sowie Internet- Objekte.


      Schlechte Konjunkturaussichten

      Der Stellenabbau wurde von der New York Times Company am Donnerstag mit dem schwächeren Werbemarkt und mit den bewölkten Konjunkturaussichten für den Rest des Jahres begründet. Deshalb sei es angebracht, die laufenden Kostenkontrollbemühungen zu beschleunigen, einschließlich einem Personalabbau, erklärte Firmenchef Russel T. Lewis.

      Die Stellenstreichungen sollen soweit wie möglich durch freiwillige Abstandsprogramme über die Bühne gehen. Es soll aber auch Entlassungen geben. Das Unternehmen rechnet damit, dass der Vollzug der Abstandsprogramme etwa zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen wird. Deshalb könne das Unternehmen nicht im Voraus schätzen, wie viele Mitarbeiter von dem Stellenabbau-Programm letztlich betroffen sind.

      Die Gesellschaft hatte in ihrer Internetsparte New York Times Digital im Januar 69 Mitarbeiter oder 17 Prozent der Belegschaft nach Hause geschickt. Sie hat jetzt dort nach Angaben des Firmensprechers noch 325 Beschäftigte.

      Bei Dow Jones ist der Personalabbau Teil eines Kostensenkungsprogramms von 60 Millionen Dollar (132 Mio DM) für das Jahr 2001. Dow Jones hat auf Grund stark gefallener Werbeeinnahmen im ersten Quartal 2001 nur noch 6,2 (Vorjahresvergleichszeit: 88,7) Millionen Dollar oder sieben (98) Cents je Aktie verdient.

      Unter Ausklammerung von Sonderfaktoren verdiente die Gesellschaft 14,7 Millionen Dollar oder 17 Cents je Aktie. Der Quartalsumsatz schrumpfte um 17 Prozent auf 459,9 Millionen Dollar. Dow Jones erwartet für das zweite Quartal vor Sonderbelastungen 50 Cents bis 60 Cents Gewinn je Aktie.

      © SPIEGEL ONLINE 2001

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,128342,0…
      Avatar
      schrieb am 15.04.01 22:37:44
      Beitrag Nr. 88 ()
      danke HSM :)
      Avatar
      schrieb am 15.04.01 23:05:53
      Beitrag Nr. 89 ()
      Sonntag, 15. April 2001

      Japanische Monatsberichte
      Bankrott-Rekord, Nullzinspolitik, Eingeständnisse


      Die Bank von Japan (BOJ) hat am Freitag wie erwartet beschlossen, ihre Geldpolitik bis auf weiteres nicht zu lockern. Damit würde der im März eingeschlagene Weg einer De-Facto-Nullzinspolitik fortgesetzt werden. Das Institut wolle den Finanzmärkten jedoch zusätzliche Liquidität bereitstellen, falls diese Notwendigkeit eintreten sollte, teilte die BOJ weiter mit. Die derzeitige Geldpolitik solle so lange fortgeführt werden, bis sich der Verbraucherpreisindex wieder nahe Null stabilisiere. Im vergangenen Jahr betrug die Inflationsrate in Japan minus sieben Prozent.


      März-Konjunkturbericht der Regierung

      Die japanische Regierung mußte unterdessen zum dritten Mal in Folge ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Gesamtlage nach untern revidieren. erstmals seit 1995 sprach die japanische Führung dabei von einer "sich abschwächenden Wirtschaft". Wirtschaftsminister Taro Aso hält einen Nachtragshaushalt im Falle einer Rezession für möglich . Die Haushaltspolitik wird nach Einschätzung von Analysten gegenüber der Geldpolitik mittelfristig der wichtigere Faktor sein, da die BOJ mit ihrer Nullzinspolitik die Möglichkeiten zur Stimulierung bereits weitestgehend ausgereizt habe.


      Rekord bei Konkurs-Schulden

      Ein Indikator für die kritische Situation ist die Zahl der Firmenbankrotte in Japan. Im vergangenen Fiskal-Jahr 2000/01 (zum 31.März) wurden 12,1 Prozent mehr Konkursanträge gestellt als im Jahr zuvor. Damit mußten 18.926 Unternehmen schließen. Nach Untersuchungen eines privaten Forschungsinstitutes erreichte die Höhe der Schulden aus den Konkursen mit 210.2 Billionen Dollar ( 25,98 Trillionen Yen) den höchsten Stand der Nachkriegszeit.

      Etwa 75 Prozent der Bankrotterklärungen seien der anhaltenden Schwäche der japanischen Wirtschaft geschuldet, während die Höhe der Schulden vornehmlich auf eine Folge bedeutender wirtschaftlicher Fehlentscheidungen zurückzuführen sei, berichtet das Institut weiter.


      Quelle: http://www.n-tv.de/cgi-bin/show_doc.cgi?doc_id=2269230&tpl_i…
      Avatar
      schrieb am 15.04.01 23:14:54
      Beitrag Nr. 90 ()
      Ob die japanische Börse dies heute nacht als sehr schlecht interpretieren wird? Oder sind die Daten der Startschuss für eine Rallye nach dem Motto "Tiefer gehts nimmer"? :eek:
      Avatar
      schrieb am 16.04.01 15:26:52
      Beitrag Nr. 91 ()
      Die Bären herrschen noch lange



      Von Thomas Schmitt, stellv. Ressortleiter, Handelsblatt, Finanzzeitung


      Ein wenig Hoffnung. Der Ausverkauf bei Wachstumsaktien ist bis Anfang April ungebremst weitergegangen. Erst in den letzten Handelstagen erholte sich die Nasdaq deutlich von ihren Tiefständen. Ob dies mehr als eine der üblichen Korrekturbewegungen bleibt, muss sich erst noch erweisen.



      Wieviel Leben hat der High-Tech-Crash? Bisher drei. Die erste Welle schwappte von März bis Mai 2000 über die Investoren. Als sich die Kurse dann ein paar Monate lang leicht erholten, keimte schnell wieder Hoffnung auf. Vergebens: Die zweite Welle dauerte immerhin vier Monate und entnervte viele Akteure. Einen Monat gönnten sich die Bären diesmal eine kleine Pause und überließen den Bullen vorübergehend das Feld. Wieder keimte Hoffnung auf. Erneut vergebens: Wieder schlugen die Bären erbarmungslos zu: Im Februar und im März 2001 fielen die letzten Bastionen der Optimisten. Der vor vielen Jahren begründete, langfristige Aufwärtstrend wurde in wenigen Tagen und ohne viel Widerstand geknackt. Die Marke von 2000 Punkten war für den Nasdaq-Index keine Stütze mehr, sondern nur eine Durchlaufstation. Erst bei knapp über 1600 Punkten stoppte Welle Nr. 3. Gegenüber den Höchstständen vom März 2000 entspricht dies einem Absturz von rund 70 Prozent.

      War es das nun endgültig? Erneut keimt Hoffnung auf. Diesmal, weil der Nasdaq-Index innerhalb von wenigen Tagen wieder über 1900 Punkten gelandet ist. 14 Prozent plus in vier Tagen – das ist doch ein Wort, meinen alle jene, die dabei waren. Doch auch diesmal sollte die Wende nicht zu früh ausgerufen werden. Vier schöne Tage bedeuten nichts: Zu rasant war die Abwärtsbewegung. Da dürfen schnelle Korrekturbewegungen nicht verwundern und vor allem nicht überbewertet werden. Noch immer hat die Nasdaq ihren Boden nicht ausgebildet. Dies sollte eigentlich mehrere Monate in Anspruch nehmen. Innerhalb dieser Findungsphase haben mittel- und langfristig orientierte Anleger genügend Zeit, sich die künftigen Perlen heraus zu picken.

      Wer jetzt schon kräftig mitmischt, weil er sein Geld einsetzen will, sollte sich der Risiken bewusst sein. Mittel- und langfristig sind die Abwärtstrends in jedem Fall noch intakt. Ob der kurzfristige Abwärtstrend (Februar/März) gebrochen ist, wird sich in den nächsten Tagen herausstellen. Viele hundert Quartalsergebnisse stehen an. Da wird sich zeigen, ob die Erwartungen schon so tief gefallen sind, dass dem Markt nur noch der Weg nach oben bleibt. Anlass zum Jubeln böte dies aber nur bedingt. Nicht nur zwei mächtige Burgmauern der Bären liegen auf dem Weg zu langfristigen Kursgewinnen, sondern auch viele kleine Hürden. Ein Blick in das Jahr 1998 lohnt bei der Analyse des Nasdaq-Index in jedem Fall.

      Hinzu kommen die täglichen Piekser von den Unternehmen und der Konjunkturfront: Gewinnprognosen sinken, Geschäftsmodelle wanken, Geldquellen versiegen. Pleiten und Übernahmen sind vorprogrammiert. Der Ausleseprozess ist im Gange und wird weiter gehen. Wer ihn überlebt, ist schwer zu beurteilen. Tatsache bleibt, dass selbst die Marktführer der Internetwirtschaft zu kämpfen haben. Wann sie ihre Höchstkurse wieder erreichen, steht in den Sternen. Investoren sollten auf keinen Fall eine schnelle Erholung erwarten.

      Kann es immer noch schlimmer kommen? Unverändert gilt die Einschätzung, die auch vor einem Monat gegeben wurde: „Nicht auszuschließen. Die größten Pessimisten sehen ein Ende des High-Tech-Crashs an der Nasdaq erst bei 1000 Punkten. Ob solche Prognosen wahr werden, dürfte entscheidend von der Entwicklung der US-Wirtschaft abhängen. Fällt sie in eine Rezession oder gelingt doch eine relativ sanfte Landung? Das ist die Frage, auf die im Moment niemand eine seriöse Antwort geben kann.“

      Und unverändert ist auch diese Einschätzung: „Gut möglich, dass noch ein Jahr vergeht, bis sich an den Märkten für Wachstumsaktien wieder neues Vertrauen einstellt – von Euphorie gar nicht zu reden. Eine Spielwiese für das schnelle und große Geld dürften sie auf absehbare Zeit nicht mehr sein. Das gilt auch für den Neuen Markt in Frankfurt.“

      Aber auch wenn die Bären noch lange herrschen sollten, wird der Markt viele neue Chancen eröffnen. Sie sind nur nicht unbedingt dort zu erwarten, wo gerade gelogen, betrogen und enttäuscht worden ist. Im Moment sind die Möglichkeiten eher dort zu suchen, wo Gewinne solide wachsen. Das können auch Wachstumsaktien sein, wenn ihre Bewertung nach traditionellen Maßstäben attraktiv sein sollte. Substanz ist entscheidend und bringt dauerhaft Erfolg an der Börse.


      HANDELSBLATT, Montag, 16. April 2001


      Quelle: http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…
      Avatar
      schrieb am 17.04.01 02:43:54
      Beitrag Nr. 92 ()
      Die Diamantformation droht sich bei dem industrielastigen US-Index zu erfüllen


      Charttechniker sehen auf den Dow weiteres Ungemach zukommen


      ULF SOMMER


      Für die meisten Charttechniker ist es die Königsformation: der Diamant. Die zeitlich ausgedehnte, seltene und nur nach langen Trendphasen auftretene Formation kündigt Ungemach an. In der langen Dow-Geschichte lassen sich sechs Diamanten ausmachen. Fünfmal ging es anschließend abwärts. Und auch diesmal scheint die Zukunft programmiert: Glaubt man den Analysten, dann werden die Aktienkurse weiter fallen.




      DÜSSELDORF.

      Nach einem ausgeprägten Bullenmarkt in den 80er und 90er Jahren stagnierte der Index in den vergangenen zwei Jahren. Die Kurse tendierten zwischen knapp 10 000 und 11 500 Punkten seitwärts. Charttechnisch bildeten sich zwei Dreiecke aus. Im ersten Dreieck verbreitern sich die Schenkel, indem die Hoch- und Tiefpunkte im Dow-Jones-Index auseinander gehen. Anfang 2000 schwankte der Dow innerhalb weniger Tage um 2 000 Punkte. Im zweiten Dreieck laufen die Kurse dann wieder zusammen.

      Besser als jede andere Formation symbolisiert der Diamant den Kampf zwischen Bullen und Bären: Verkäufer wirken den Ausbrüchen nach oben ebenso heftig entgegen wie Käufer den Ausschlägen nach unten. Am Ende der Formation stehen sich Pessimisten und Optimisten beinahe auf demselben Kursniveau gegenüber. Bezeichnend für die Stärke des Diamanten: Die Flucht in defensive Werte, womit der Dow reichlich bestückt ist, kratzte nicht an der Außenschale des Edelsteins – also an den Begrenzungslinien der Dreiecke.

      Für Charttechniker verlief dann der Ausbruch nach unten wie am Schnürchen Ein paar negative Unternehmensnachrichten reichten, damit der Dow unter hohen Umsätzen rasant einbrach. In wenigen Tagen wurden wichtige Unterstützungslinien im Bereich zwischen 10 300 und 9 500 Punkten gebrochen. Erst in den vergangenen Tagen kam es zu einer Gegenbewegung nach oben.


      Erholung könnte Bullenfalle sein

      „Jetzt entscheidet sich, wohin wir gehen. Bei 10 200 Punkten läuft die untere Begrenzungslinie des Diamanten. Überwinden wir diese, dann können wir bis zum nächsten Widerstand bei 10 600 Punkten oder sogar bis auf 11 070 Punkte, also bis zur oberen Begrenzung, laufen“, meint Michael Riesner von der DG Bank. Der Charttechniker bleibt aber skeptisch. „Für ein Ende des Baisse-Marktes ist nicht genügend negative Stimmung im Markt. Eventuell erweist sich die jetzige Erholung als eine Bullenfalle, und wir fallen auf die Tiefstände bei 9 100 Punkten zurück. Hält auch diese Marke nicht, entsteht eine sehr bearishe Konstellation.“ Wie viele seiner Kollegen erwartet Riesner bei einem Unterschreiten des alten Tiefpunktes das Zurückfallen auf das Niveau vom Herbst 1998. Während der Russlandkrise war der Dow auf 7 500 Punkte gefallen. „Wer jetzt in Aktien investiert, sollte sehr vorsichtig sein und diese mit Stopp-Marken absichern“, empfiehlt Riesner.

      „Egal wie die Formation heißt, beim Dow riecht es nach einer Top-Bildung“, meint Charttechniker Wieland Staud. Er misst dem Diamanten keine große Bedeutung zu: „In jedem Fall riecht es beim Dow sehr stark nach einer Topbildung“. Nach einer „anständigen Erholung bis auf 10 800 Punkte drohen neue Tiefststände. Diese können uns auf 8 000 Zähler führen“, bleibt auch der Staud-Research-Analyst auf Sicht eines Jahres skeptisch.


      HANDELSBLATT, Sonntag, 15. April 2001


      Quelle: http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…
      Avatar
      schrieb am 17.04.01 13:02:52
      Beitrag Nr. 93 ()


      (Die) Hard-Times. :D

      MCCLAIN.
      Avatar
      schrieb am 17.04.01 19:47:28
      Beitrag Nr. 94 ()
      D O W 1 9 2 9 - 1 9 3 3



      N I K K E I 1 9 8 7 - 1 9 9 9



      N A S D A Q 1 9 9 7 - 2 0 0 1



      Die Ähnlichkeit zu derzeitigen Indizes und Situationen ist
      rein zufällig und frei erfunden.
      :D

      MCCLAIN.
      Avatar
      schrieb am 17.04.01 20:05:30
      Beitrag Nr. 95 ()
      Nikkei 1989 vs. Nasdaq 2000




      Nasdaq KGV




      Handelsrekorde vom 03.01.2001

      Avatar
      schrieb am 18.04.01 16:55:55
      Beitrag Nr. 96 ()


      18.04.2001: Nikkei 225 Versuch einer Bodenbildung
      Unternehmen: Nikkei 225 WKN: - Signal: Neutral
      Kurs/Umsatz 01e: - KGV: - Div.-Rend.: -



      Beim Nikkei-Index wird eine Seitwärtstendenz im Bereich 12.000-14.500 Punkte erwartet. Das Verkaufsignal der Stochastik wurde durch eine seitwärts laufende Bewegung oberhalb der 38-Tage-Linie abgearbeitet, sodass das anschließende Kaufsignal ein Auslöser für eine weitere Erholung bis an den oberen Begrenzungsbereich bei 14.500 Punkten sein kann. Die Indikatoren auf Wochenbasis unterstützen dieses Szenario.

      Wie bereits erwähnt notiert der Index über seiner 38-Tage-Linie, die sich bereits abflacht. Jetzt von einem Ende der Korrektur zu sprechen ist sicherlich noch etwas verfrüht. Es wird eher ein ähnlicher Verlauf wie im Jahr 1998 zu erwarten sein. Das Vertrauen von Seiten der Investoren ist noch nicht spürbar signifikant, was sicherlich auf die unveränderte Unsicherheit von Seiten der Regierung und ihren Plänen zur Stimulierung der Wirtschaft herrührt. Markttechnisch betrachtet ist auf Basis des verwendeten Langfristmodells mit einer Trendumkehr frühestens in 4-6 Monaten zu rechnen. Aus dieser Betrachtung heraus wird nach der Erholung ein weiterer Rückgang erwartet, der im Rahmen einer Bodenbildung zu sehen ist. Vorausgesetzt es kommt zu keinen neuen Indextiefständen.


      Fazit

      Der Japanische Markt versucht sich in seiner breiten Range zu stabilisieren und einen Boden zu bilden. Käufe aus Sicht einer mittel- bis langfristigen Perspektive sind vorerst auf Eis zu legen. Bestätigt sich die Bodenbildung, wird in den zukünftigen Analysen darauf hingewiesen und ein eventueller Einstieg in den Markt erörtert werden.

      Signal 6-9 Monate: Neutral

      Aktuelle Nachrichten zum Thema Nikkei

      Von Torsten Asmus, FinanzNachrichten.de-Redaktion

      Q: FN

      gruß
      Avatar
      schrieb am 18.04.01 17:08:24
      Beitrag Nr. 97 ()
      Der neu in Deutschland gehandelte Fonds von Lupus Alpha, KNr.:589856
      ist ein klassischer Selbstläufer. Eine Riesenchance.

      1. Der Smax ist eh`das einzige Börsensegment, wo man in Deutschland
      noch viele unterbewertet Aktien findet.

      2. Ein Top-Management, geführt von dem sicher bekannten und ausgezeichneten
      Fondsmanager Herrn Fickel.

      3.Der Fonds ist NOCH relativ klein, jeder Mittelzulauf hat aber Auswirkungen, da in
      verhältnismäßig marktenge Aktien investiert wird. Folge: Mittelzuflüsse sorgen für steigende
      Kurse.
      Das läuft so wie der Neue Markt 1998, vielleicht nicht ganz so drastisch, da keine Wachstumstitelkonzentration (dafür aber solider!).



      Und das birngt den Effekt-je erfolgreicher der Fonds, desto höher die Zuflüsse, desto stärker steigen
      die Kurse. Und die sind, weil die Geschichte neu ist, noch am Anfang!

      Besser als Japan und Dow
      Avatar
      schrieb am 18.04.01 18:50:54
      Beitrag Nr. 98 ()
      Die charttechnische Analyse: Der Spread zwischen Aktien- und Devisenmärkten weitet sich




      von Dr. Hans-Dieter Schulz


      Spread-Charts haben den Vorzug, dass sie Zusammenhänge aufzeigen, die man sonst nicht entdecken würde. Ein lehrreiches Beispiel liefert hierfür der Quotient aus Dow und Dax, der im oberen Chart dargestellt ist. Wenn die Kurve fällt, so bedeutet dies, dass der Dow Jones, stellvertretend für den amerikanischen Aktienmarkt, in Relation zum Dax schwächer tendiert. Deutlich schwächer entwickelten sich amerikanische Aktien als die amerikanische Wirtschaft in eine Rezession driftete, wie 1990, oder nur schwach wuchs, wie 1994.
      Auch in Crashs und Krisen fiel die amerikanische Börse regelmäßig tiefer als die deutsche, wie der Krach von 1987 zeigt sowie die Russland-Krise vom August 1998.
      Der Anstieg der Technologiebörsen von Oktober 1999 bis März 2000 ließ den Dow Jones alt aussehen. Die großen Technologietitel im Dax ließen die amerikanische Old Economy weit hinter sich, bis im März 2000 im Crash der Technologie-Aktien der Dow Jones wieder zulegen konnte. Augenblicklich befindet sich das Verhältnis der amerikanischen zur deutschen Börse in der Mitte der historischen Schwankungsbreite.





      Der zweite Chart zeigt den Devisenkurs des Euro zum Dollar, von 1998 an rückwärts ist USD/DM umgerechnet worden. Man erkennt beim Vergleich beider Kurven eine gewisse wechselseitige Abhängigkeit. So war zum Beispiel der im Januar 1997 einsetzende starke Verfall der DM ein Frühindikator für einen relativ zum Dow stärker werdenden Dax, also für ein überproportional starkes Wachstum deutscher im Vergleich zu amerikanischen Aktien.
      Eine umgekehrte Abhängigkeit scheint es nach der Russland-Krise gegeben zu haben. Hier wurden die relativ billigeren amerikanischen Aktien verstärkt nachgefragt. Auf das Ansteigen des Dow im Vergleich zum Dax hin stieg die DM damals deutlich an. Man kann dies wie folgt interpretieren: Die im Vergleich zu Amerika billiger gewordenen deutschen Aktien wurden verstärkt von Ausländern nachgefragt. Da deutsche Aktien in DM zu bezahlen sind, stärkte dies die heimische Währung. Der hier gezeigte Zusammenhang unterstreicht auch die These der "Abwertungsbörsen", die besagt, dass eine starke Börse eine schwache Währung mit sich bringt und umgekehrt.

      Seit Anfang 2000 laufen beide Kurven auseinander, was temporär immer wieder vorkam, bis zum Einsetzen einer Korrekturbewegung. Somit ist auch in der näheren Zukunft eine drastische Gegenbewegung zu erwarten. Für diese Gegenbewegung gibt es nun zwei Möglichkeiten, eine deutliche Abnahme der relativen Stärke des Dow zum Dax oder eine deutliche Aufwertung des Euro.

      Alternative 1: Der Dax wird in Relation zum Dow wieder stärker.

      Hierfür spricht der bereits erwähnte Effekt, dass im Falle amerikanischer Rezessionen der Dax relativ zulegen konnte. Dies hieße noch nicht, dass der Dax nun zwangsläufig steigen muß, er würde zumindest weniger stark fallen als der Dow Jones. Neben der momentanen rezessiven Tendenz der amerikanischen Volkswirtschaft spricht hierfür die aktuelle Wochenstatistik der Mittelzuflüsse zu amerikanischen Investmentfonds. Stolze 60% der Cash-Zuflüsse der vergangenen Woche wurden in Fonds gesteckt, die außerhalb der USA investieren. Dies ist als eine kleine Wende zu werten nachdem schon seit Ende 2000 gerade aus diesen im Ausland investierenden Fonds Gelder abgezogen wurden.

      Der Dow Jones könnte aus folgender Überlegung, die ebenfalls einen Spread betrachtet, bald schwächer tendieren: Seit 1995 war der Dow parallel zum S&P 500 gestiegen und hatte sich bis zur Spitze Anfang 2000 mit dem exakt gleichen Faktor vervielfacht wie der S&P 500. Auch die Index-Kurs/Gewinn-Verhältnisse waren Anfang 2000 gleich hoch. Seit dem drastischen Kursverfall ab September 2000 hat der S&P 500 deutlich mehr verloren als der Dow Jones.

      Nimmt man den wie sonst üblichen Gleichlauf beider Indizes als Grundlage, so entsprechen 1200 Punkten im S&P 9150 Punkten im Dow und 1100 Punkten im S&P 8350 Punkte im Dow Jones. Eine Punkt-zu-Punkt Identität hat es freilich nie gegeben, dennoch ist eine Angleichung zu erwarten. Eine Erklärung für die momentane relative Stärke des Dow Jones ist die, dass die in ihm enthaltenen Unternehmen aufgrund ihrer Größe und Diversifiziertheit etwas resistenter gegen Konjunkturschwankungen sind. Die negativen Gewinnrevisionen als Motor des Bärenmarkts scheinen den Dow Jones noch langsam zu ereilen.

      Alternative 2: Der Euro zum Dollar steigt deutlich an

      Hierfür spricht die Charttechnik: Wie leicht zu erkennen bildet sich gerade eine rund einjährige umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation heraus. Der Abwärtstrend liegt bei lediglich 0,92 Dollar, die Nackenlinie knapp darüber bei 0,93. Ein Durchbrechen dieser beiden Marken könnte den Euro leicht bis über die Parität befördern. Bis 0,86 Dollar kann der Euro noch fallen sowie bis in den frühen Mai hinein, wobei die Voraussetzungen für eine intakte Kopf-Schulter-Formation erhalten blieben. Für einen bald steigenden Euro spricht auch das aktuell negative Sentiment. Wenn bald auch der letzte Euro-Bulle den Markt verlassen hat, kann nach dem Contrarian-Investment-Ansatz der Euro steigen.

      Unterstützend für den Kurs des Euro wäre eine Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank. Die Zinsdifferenz zu Europa wäre dann das erste Mal seit mehreren Jahren negativ, was kurzfristige Gelder in den Euroraum fließen lassen würde. Positiv ist auch, dass sich der Euro im Vergleich zu dreizehn anderen Hartwährungen sehr gut gegenüber dem Dollar gehalten hat. Beim kürzlichen zweiten Top im US-Dollar-Index notierte der Euro weit stärker als zum Zeitpunkt des ersten Tops im November 2000.

      Der mit dem Euro positiv korrelierende Goldpreis notiert aktuell in der Nähe seiner Unterstützung bei 253 Dollar. Sentiment-Umfragen sowie Statistiken, die die Positionen großer Marktteilnehmer führen, lassen den Goldpreis auf dem aktuellen Niveau gut abgesichert erscheinen.

      Und der nach wie vor inverse Markt in London vermittelt den Eindruck einer anhaltend starken kurzfristigen Nachfrage nach Gold (vgl. http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=26251 ). Also scheint der Euro von dieser Seite her allen Gold-Leerverkäufen zum Trotz Deckung zu erhalten.

      Das zum Dollar korrelierende Rohöl erfährt momentan einen deutlichen Preisschub. Dies spricht eher für einen starken Dollar. Dennoch befindet sich der Ölpreis in einem Abwärtstrend, der, sofern er hält, den Dollar mittelfristig leichter werden ließe.

      Dies alles spricht für einen Anstieg des Euro bis über die Parität zum Dollar. Ob allerdings der sechs-jährige Abwärtstrend bei ca. 1,07 Dollar geknackt werden kann ist eine andere Frage.

      Fazit: Der hier vorgestellte Spread zwischen den relativen deutschen und amerikanischen Aktienpreisen und dem Euro/Dollar-Devisenkurs sollte sich bald wieder verengen. Neben den beiden hier erörterten Alternativen ist natürlich auch eine Mischreaktion denkbar.

      Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow

      18.04.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=29881
      Avatar
      schrieb am 19.04.01 22:00:54
      Beitrag Nr. 99 ()
      Sollte man an Euro Calls denken?????????
      Avatar
      schrieb am 22.04.01 17:50:54
      Beitrag Nr. 100 ()
      Ohne Worte. :D

      Avatar
      schrieb am 23.04.01 04:32:24
      Beitrag Nr. 101 ()
      Keine Kaufpanik bitte!



      von Hans A. Bernecker


      Die amerikanische Zinsentscheidung ist die wichtigste
      dieses Jahres. Warum? Die inverse Zinskurve ist beseitigt,
      und ich hatte Ihnen vor einigen Wochen schon
      geschrieben: "Noch nie begann eine Hausse ohne eine normale
      Zinsstruktur, sprich niedrigere Kurse als hohe langfristige
      Zinsen.
      Das ist nun erreicht, und ich erwarte eine weitere
      Zinssenkung um nochmals 50 Basispunkte im Verlauf des Mai
      oder Juni. Erst dann wird die Zinsdifferenz zwischen kurz
      und lang um 150 Punkte oder etwas mehr liegen und dann
      beginnt auch der Dynamisierungseffekt für die Konjunktur in
      den USA, die nun von der Börse vorweggenommen wird.
      Alle Rahmendaten standen in der "AB". Insbesondere erinnern
      Sie sich an den Verlauf der Konjunkturerholung 1990/91, den
      ich als eine Art Vorbild bezeichnet hatte. Zur Sache:
      Es herrschte Jubel, Trubel, Heiterkeit und die größten 15
      Kursgewinner brachten es an einem Tag auf ein Plus zwischen
      22 und 37 % am Big Board und zwischen 32 und 49 %
      Tagesgewinn im Nasdaq. Das war eindeutig.

      Aber: Bitte behalten Sie ruhig Blut:

      Die Begründung der FED ist nicht ganz von der Hand zu
      weisen. 1. Es ging darum, die Finanzmärkte zu stabilisieren
      und 2. eine weitere Konjukturstützung zu veranlassen.
      Das erscheint mir wie ein Wink mit dem Zaunpfahl.

      Demgegenüber sehe ich mich darin bestätigt: Die Art und
      Weise, wie die amerikanischen Quartalsgewinne bzw.
      Verluste zu interpretieren sind, belegt die These.
      Hier wurde nach unten und vorsichtshalber übertrieben, und
      mithin ist eine erkennbare Stabilisierung der Ergebnisse
      der großen Unternehmen im Jahresverlauf ziemlich sicher
      vorauszusagen. Das beginnt mit Intel über Cisco bis zu den
      Blue Chips wie Eastman Kodak und andere.

      Für Sie heißt das:

      Wer ausreichend verloren hat ist jetzt ein Kaufkandidat.
      Beispiel: Motorola, mit ich mich in den nächsten Wochen
      noch näher beschäftigen werde. Kursverlust bis auf 11
      Dollar war natürlich übertrieben, aber exakt der Boden, auf
      dem diese Aktie wieder gerechnet werden konnte. Inzwischen
      15 Dollar, und dies sind schon mal 36 % innerhalb von 2
      Tagen.
      Diese Aktie ist bei 15 vielleicht ein wenig teuer, aber
      wenn Sie mit Glück 13 bis 15 Dollar erwischen, müßte es
      noch reichen, denn das Potential geht nun in die Richtung
      von 22/24 Dollar, und das sind wiederum 100 % gegenüber dem
      Tiefstkurs. General-These für Sie: Meine mehrfach
      zitierten Auffang-Limits rufe ich in Erinnerung. Die
      Tiefstkurse werden nicht mehr erreicht.

      Der Tennisball-Effekt ist jetzt wirksam, wie Sie aus den
      obengenannten Zahlen entnehmen. Deutlichen Kursgewinnen
      laufen Sie aber nicht hinterher, denn solchen Reaktionen
      folgen wiederum Korrekturen. Legen Sie sich auf die Lauer
      und limitieren Sie für sämtliche Empfehlungen der letzten
      Wochen die Kaufkurse etwa 10 bis 15 % unter aktuellem
      Niveau. Das ist natürlich eine Daumengröße, läßt sich aber
      nicht anders darstellen. Leitlinien sind die letzten 3 bis
      4 Ausgaben der "Actien-Börse", worin die Begründungen
      stehen.

      Bitte nicht vergessen: Die Blue Chip-Einschätzung ist
      deutlich positiver und langfristig sicherer als die
      zunächst als Erholungseffekte zu sehenden Möglichkeiten in
      den Technik-Aktien.

      Das bedeutet: Eine Aktie wie DuPont oder Eastman Kodak bzw.
      Dow Chemical und Procter & Gamble sowie Philip Morris
      werden in diesem Trend keine 100 % gewinnen, dafür aber
      sichere 30 bis 35 %. Technik-Aktien haben aber ein
      Erholungspotential bis zu 100 % und mehr, werden dies aber
      längerfristig keineswegs durchhalten. Auf diese
      Unterscheidung lege ich größten Wert.

      Deutschland: Es folgt dem amerikanischen Muster. Alles, was
      Technik ist, ist favorisiert. Aber: kurzfristige Erholung
      gilt für diesen Bereich, langfristige Trendpositionen
      bringen aber in anderen Titeln weitaus mehr.

      Warum? Eine Aktie wie Daimler oder Deutsche Telekom
      erscheint Ihnen langweilig, wird aber in den kommenden
      Monaten deutlich mehr als 50 oder gar 100 % zulegen.
      Das erscheint auf den ersten Blick phantastisch, obwohl es
      überhaupt kein Wunder ist, wie ich begründet habe.
      Können Epcos, Infineon, SAP oder Siemens ebenfalls 100 %
      zulegen? Wohl kaum. Daraus folgt: Für kurzfristiges
      Trading sind die Technik-Aktien jetzt hervorragend
      geeignet.
      Das können Sie aber mit Day-Tradings am besten ausprobieren
      und auch wirksam umsetzen. Langfristige Investments
      orientieren sich an anderen Kriterien, wie bereits gesagt.

      Tip für heute: Laufen Sie nicht jeder Kurs-Rally nach.
      Ruhig Blut bzw. eine ruhige Hand bei der Entscheidung
      empfehle ich nach wie vor, wenn auch die aufgeregten
      Kommentare von gestern abend und heute morgen natürlich
      die Stimmung beeinflussen. Keine Änderung in meinen
      Einschätzungen der letzten Briefe.

      In den MDAX-Werten bzw. SDAX-Favoriten sehe ich nach wie
      vor das gleiche Verlaufsmuster wie schon beschrieben.
      Kurzfristig gehören sie natürlich nicht zu den
      Tagesgewinnern. Längerfristig bleibt es aber bei den
      erheblichen Potentialen, die allerdings nur Schritt für
      Schritt realisiert werden.

      Neuer Markt, was nun? Den Tennisball-Effekt hatte ich Ihnen
      in der letzten Woche schon beschrieben. Er gilt natürlich
      sowohl für die amerikanischen Technikwerkte als auch für
      die Nemax-Papiere. Spitzengewinne bis zu 50 % gestern
      waren vor allem Ursache von Eindeckungen bzw. von zu engen
      Märkten, wo schon wenige Orders ausreichten, die
      Notierungen explodieren zu lassen.
      Bleiben Sie dabei: Was zu teuer ist, wird mit den
      Erholungskursen ein Verkauf und kein Kauf.
      Was umgekehrt negativ übertrieben worden ist, wird ein
      erster Kauf, und ich hatte in den letzten Wochen schon eine
      Reihe von solchen Papieren empfohlen, auf die ich erneut
      verweise.

      Hans A. Bernecker

      19.04.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=29948

      .
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 04:42:16
      Beitrag Nr. 102 ()
      Viel Vergnügen auf der Achterbahn


      von Roland Leuschel



      Sie kennen sicherlich die bekannte Börsenphilosophie der
      Rothschilds "Kaufen wenn die Kanonen donnern, verkaufen
      wenn die Violinen spielen!"
      Das habe ich versucht, als ich Ihnen im März zum
      Wiedereinstieg bei Aktien, besonders bei den stark
      gebeutelten Technologieakten, riet. Seitdem stieg allein
      der Nasdaq um mehr als 25% und auch die anderen Märkte
      hatten beträchtliche Zuwachsraten.

      Aber Vorsicht, es handelt sich wahrscheinlich nur um eine
      temporäre Kurserholung, und Dr. Jens Ehrhardt, den ich sehr
      schätze, hat kürzlich in der Financial Times Deutschland
      gewarnt: "Wer jetzt einsteigt, muss höllisch aufpassen."
      Und in der Tat könnte die Zwischenerholung von einer
      Fortsetzung der Baisse in der zweiten Jahreshälfte abgelöst
      werden, und zwar ganz einfach, weil wir auf eine Rezession
      zusteuern.
      Also sobald der Dax um die 7.000 kreist, der Dow Jones auf
      10.500 bis 11.000 zusteuert, der Standard & Poors 500
      wieder zwischen 1.250 bis 1.300 pendelt, und der Nasdaq gar
      auf 2.500 bis 3.000 emporschnellt sollen wieder die
      Alarmglocken klingeln, und machen Sie es so wie ich es
      handhabe: Wenn 15 bis 20% Nettogewinn auf meinen
      Aktienengagements steht, dann nehme ich den Gewinn eben
      mit.

      Wenn man Cash besitzt, ist es so angenehm, die Börsenteile
      der Zeitungen und die Analysen der Broker zu studieren, und
      Sie werden entdecken, es gibt nicht nur viele "Opportunitäten",
      sondern auch Zeit, um Ihre Auswahl zu treffen.
      Im Gegensatz zum Crash vom Oktober 1987 wird es dieses Mal
      mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem starken
      Wirtschaftsabschwung kommen.
      Damals war es anders, in Amerika fand der Crash in ein paar
      Tagen statt, in Europa dauerte es etwas länger (4 bis 6
      Monate), aber dem Oktober-Crash folgte keine Rezession.


      Übrigens eine persönliche Anmerkung: Es wurde allgemein
      bekannt, dass ich den Crash vom Oktober 1987 sechs Monate
      vorher vorausgesagt hatte, dabei spielte das Glück mit dem
      Timing eine erhebliche Rolle: Aber worüber man in der
      Presse weniger schrieb, war die wichtige Prognose im
      November und Dezember 1987, dass es zu keinem
      Wirtschaftsabschwung kommen wird. Im Schweizer Verlag
      Fortuna veröffentlichte ich damals eine Broschüre "Die
      vorhersehbaren Überraschungen für 1985", in der dieses
      Szenario ausführlich beschrieben wurde. Heute ist die Lage
      völlig anders.

      Wir haben es mit einem Salami-Crah zu tun, der spätestens
      im Jahr 1997 begann, und von wenigen Anlegern eigentlich
      richtig bemerkt wurde. Der mächtigste Mann für die
      Finanzmärkte auf dieser Welt, den persönlich meistens
      scharf kritisiere, weil er keinen Mut hat,
      Ungleichgewichten in der Volkswirtschaft entgegenzutreten,
      Alan Greenspan, hat dafür gesorgt, dass es zu keinem
      plötzlichen Aktiensturz auf den Märkten kam.
      In Kauf nehmen musste er dafür und er tat es bewusst und
      bereitwillig, irrsinnige, in der Geschichte einmalige
      Ungleichgewichte in der Volkswirtschaft der USA.
      So fiel die Sparquote von über 9% im Jahr 1992 sogar unter
      0% und wurde in diesem Jahr mit 1,3% negativ.
      Das Leistungsbilanzdefizit der USA übersprang mittlerweile
      die 4% der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung.
      Letzten Endes erreichte die Verschuldung der amerikanischen
      Haushalte nie gekannte Größen (35% des verfügbaren
      Einkommens), und sollte der amerikanische Verbraucher mit
      etwas Vernunft anlegen, dass heißt den Abbau der
      Verschuldung in Angriff nehmen und wieder sparen, dann
      droht nicht nur der amerikanischen Wirtschaft eine
      Rezession, sonder dann werden in Tokio die Lichter
      ausgehen, und auch in Europa dürfte die Illusion einer
      starken wachstumsorientierten Volkswirtschaft verfliegen.
      (Lesen Sie bitte die Titelgeschichte im letzten Fortune
      Magazine "Uh, Oh! There goes consumer convidence".)

      Wie ernst es um die Wirtschaft steht, beweist die Panik,
      die bei Alan Greenspan ausgebrochen ist. Und dabei sollte
      er besser wissen als jeder andere, die schlechtesten
      Ratgeber sind Euphorie und Panik. Jetzt hat die Fed den
      Zielzinssatz für Tagesgeld aus Sorge um die wirtschaftliche
      Entwicklung erneut um 50 Basispunkte zurückgenommen, und
      das vor der geplanten Sitzung der Federal Reserve. Damit
      hat die Fed die Leitzinsen seit Jahresbeginn schon 4 mal um
      insgesamt 200 Basispunkte gesenkt.
      "Was weiß die Fed, was wir nicht wissen?", fragt ein
      bekannter Journalist. Ich kann versuchen, darauf Antwort
      zu geben.

      Ich habe in den Berichten der Federal Reserve "Flow of
      Funds" die Entwicklungen des "net wealth" der privaten
      Haushalte in Amerika angeschaut. Seit rund 25 Jahren hat
      jedes Mal nach einem temporären Verfall (ausgelöst durch
      fallende Immobilienpreise oder fallende Aktienkurse) in der
      unmittelbaren Folge eine Rezession gegeben. Das war 1970,
      1971, 1980 und 1990 so. Noch nie hat es einen derartig
      scharfen Rückgang des "net wealth" gegeben wie im ersten
      Quartal dieses Jahres: Das Nettovermögen der privaten
      Haushalte fiel gegenüber dem ersten Quartal des Jahres 2000
      um 10,75%, also noch schlimmer als nach dem 1974er
      Ölschock.


      Um es noch einmal klar zu formulieren: Auf Grund dieses
      scharfen Rückgangs des Nettovermögens konnte Greenspan
      einfach nichts anderes mehr tun, als die Zinsen rapide zu
      senken. Weniger Zinsen für Sparen bedeutet im Grunde
      genommen, noch weniger sparen ... und letzten Endes
      stärkere Inflation. Und darauf stellen Sie sich bitte ein.
      Ich habe in meinen vergangenen Beiträgen darauf
      hingewiesen, dass für die Beseitigung der Ungleichgewichte
      rund 10 Jahre gebraucht werden, und wir in diesen 10
      Jahren unser Vermögen praktisch täglich verwalten müssen.
      Bevor wieder ein fundamentaler Haussetrend einsetzt, werden
      mit Sicherheit noch einige Monate vergehen.
      Vergessen Sie nie, den Speck in der Falle bekommt in der
      Regel erst die zweite Maus.

      Aus meiner Aktienauswahl in meinem letzten Bericht stieg
      besonders die Aktie Qiagen. Der Grund dürfte einfach sein,
      die Analysten von Robeco haben aus dem ganzen
      biotechnologischen Bereich 4 Aktien ausgewählt, darunter
      Qiagen.
      Übrigens, um bei den Rothschilds zu bleiben, James Mayer de
      Rothschild tröstete einmal einen Freund, der sein Geld bei
      Aktien verloren hatte: "Ihr Geld ist nicht weg, es hat nur
      ein anderer." Versuchen Sie der andere zu sein!



      Roland Leuschel

      20.04.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=30034
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 12:05:18
      Beitrag Nr. 103 ()
      Neuer-Markt-Tagesanalyse für Montag, den 23. April

      von Andreas Büchler [23.04.01, 10:29]

      In der vergangenen Handelswoche verbuchte der NEMAX 50 ein
      respektables Plus von 6, 5 Prozent. Was bringt nun die neue
      Handelswoche? Nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage
      legte der NEMAX 50 am Freitag eine kleine Verschnaufpause
      ein. Diese war nach den vorangegangenen Kursgewinnen zu
      erwarten. Der Index musste 24 Punkte oder 0,9 Prozent
      abgeben und beendete den Handelstag bei 1685 Punkten.
      Die Erholungsbewegung sollte nach einigen möglicherweise
      bevorstehenden schwächeren Tagen wieder aufgenommen werden.


      Kurzfristige Analyse

      Der am Donnerstag im Candlestick-Chart
      aufgetretene "Hanging-Man" scheint eine kleinere
      Konsolidierung einzuleiten. Jedoch ist die
      Kerzenchartformation noch nicht bestätigt.
      Erst bei einem Schlusskurs unter dem Handelstief
      des "Hanging-Man" (dieses lag bei 1635 Punkten) wäre dies
      der Fall. Es fällt auf, dass der Kursverlust vom Freitag
      im Vergleich zu der vorangegangenen Aufwärtsbewegung nur
      minimal ausfiel. Dies ist als ein positives Signal zu
      werten. Jetzt stellt sich die Frage, wie weit der Index im
      Zug einer Konsolidierung noch fallen kann, ohne das
      positive Szenario im kurzfristigen Zeitfenster zu
      gefährden. Eine gesunde Korrektur kann den Index durchaus
      zurück bis in den Bereich um 1510 Punkte führen.

      Der Stochastik-Indikator, der sich gut zur Identifikation
      von sehr kurzfristigen Überkauft-Zuständen eignet, zeigt
      eine derartige Situation im Neuer-Markt-Index an. Diese
      muss aber nicht zwangsläufig durch fallende Kurse abgebaut
      werden. Erst wenn der Indikator den oberen Extrembereich,
      in dem er sich momentan befindet, wieder nach unten
      verlässt, würde dies auf einsetzende Gewinnmitnahmen
      hindeuten. Die aktuelle Aufwärtsbewegung – ein
      Aufwärtstrend hat sich noch nicht etabliert – kann auch
      ohne größere Korrektur fortgesetzt werden. Die nächste
      Widerstandsmarke liegt dann bei 1924 Zählern (nach Fibonacci).




      Kurzfristige Handelsempfehlung

      Die Call-Position vom 11. April sollte bei unverändertem
      Stoppkurs von 1490 Punkten weiter gehalten werden.
      Veränderung der Position seit Empfehlung: +175 Punkte.


      Mittelfristige Analyse

      Der NEMAX 50 hat jetzt die Chance, auch seine
      mittelfristige Situation nachhaltig zu verbessern.
      Dies ist jedoch nicht von heute auf morgen möglich.
      Die Ausbildung einer mittelfristigen Umkehrformation kann
      mehrere Wochen in Anspruch nehmen und ist zur Zeit noch
      nicht erkennbar. Für weitere Anhaltspunkte kann die
      Fibonacci-Analyse zu Rate gezogen werden. Danach bleibt
      weiterhin ein Überwinden der Marke von 2115 Punkten
      abzuwarten.




      Wichtige Chartdaten

      Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände

      Widerstand 2: 1924 (nächstes Kursziel nach Fibonacci)
      Widerstand 1: 1720 (horizontale Widerstandszone)


      NEMAX 50: 1685 Punkte (Schlusskurs vom Vortag)


      Unterstützung 1: 1550 (horizontaler Bereich)
      Unterstützung 2: 1494 (Tief vom 17. April)


      Indikatoren

      MACD (6/13/5): Kaufsignal seit 5. April; positive Divergenz seit 10. Januar
      RSI (14 Tage): Kaufsignal seit 26. Februar; positive Divergenz seit 14. Februar


      Quelle: http://www.boerse-online.bch.de/cgi-bin/gx.cgi/AppLogic+FTCo…
      Avatar
      schrieb am 25.04.01 14:08:39
      Beitrag Nr. 104 ()
      Geldpolitik allein kann Konjunktur nicht beleben
      - 25.04.2001 13:38


      HAMBURG (dpa-AFX) - Eine
      Senkung der Notenbankzinsen ist nach
      den Worten des Präsidenten der
      Deutschen Bundesbank Ernst Welteke
      nicht geeignet, die Konjunktur
      anzukurbeln. Es sei ein "Irrglaube,
      dass das Wachstum in Europa höher wäre,
      wenn die Zinsen früher gesenkt worden
      wären", sagte Welteke in einem
      Interview mit der in Hamburg
      erscheinende Wochenzeitung "Die Zeit"
      (Donnerstagausgabe). Mit Geldpolitik
      allein sei die Konjunktur nicht in Gang
      zu bringen.

      Es gebe auch "keinen einzigen Hinweis
      darauf, dass irgendwo in Europa eine
      Investition unterblieben ist, weil das
      Geld zu teuer wäre", sagte Welteke, der
      auch Mitglied im Zentralbankrat der
      Europäischen Zentralbank (EZB) ist.
      Vorrangiges Ziel der EZB sei die
      Preisstabilität. Stabiles Geld sei "der
      beste Beitrag, den eine Notenbank zu
      Wachstum und Beschäftigung leisten
      kann", sagte Welteke.

      Um das Wachstum zu fördern, seien
      strukturelle Reformen notwendig. In
      Deutschland müssten neben der
      Rentenreform auch Veränderungen im
      Bildungsbereich , für die Hochschulen,
      im Gesundheitswesen und für den
      Arbeitsmarkt voran gebracht werden.
      Dadurch würden Produktionspotenziale
      freigesetzt, die bisher ungenutzt
      seien, sagte Notenbankchef
      Welteke./rw/jl/av




      Quelle: Teledata Börsen-Informations-GmbH
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 23:49:41
      Beitrag Nr. 105 ()




      Quelle: http://www.bullchart.de/


      Nasdaq Composite aktuell 2.173,57 Punkte.
      Das kurzfristige Kursziel beträgt ca. 1.950 Punkte.
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 22:42:40
      Beitrag Nr. 106 ()
      Die Stagflation lässt grüssen !



      von Roland Leuschel


      « Es hat überhaupt nur einen Sinn, auf einen Crash zu
      warten, wenn beim Eintreten desselben auch der Mut und
      die Liquidität besteht, die Aktien, die man gerne hat, zum
      Spottpreis zu erwerben. » Das habe ich Mitte März an
      dieser Stelle geschrieben, und ich möchte die Erwartungen
      auf steigende Aktienkursen in den kommenden Jahren etwas
      relativieren. Zwar glaube ich, dass der grösste Crash in
      der Geschichte der Menschheit (Kapitalvernichtung von mehr
      als 5.000 Milliarden Dollar weltweit) stattgefunden hat,
      auf der anderen Seite wird der Wiederanstieg der
      Aktienmärkte steinig.

      Grundsätzlich steigen Aktien langfristig nur, wenn auch
      gleichzeitig die Gewinne der Unternehmen steigen. Um ein
      Beispiel zu geben : Zwischen 1989 und 2000 stiegen die
      Gewinne der Unternehmen des Standard & Poors 500 um 6,8%
      p.a. Sie stiegen damit stärker als das Wirtschaftswachstum
      insgesamt ; denn dort betrug die Steigerungsrate 5,6% p.a.
      Was für die Aktienkurse wichtig war : Der Anteil der
      Gewinne am Bruttoinlandsprodukt stieg von 7,2% auf 10% in
      den Jahren 1996/97. Dies rechtfertigte auch ein Ansteigen
      der P/E von 14,5 auf mittlerweile 23. In den kommenden
      Jahren darf mit einem ähnlichen Anstieg nicht gerechnet
      werden, und die Umverteilung in der Volkswirtschaft wird
      mit grosser Wahrscheinlichkeit zu Lasten der Gewinnquote
      gehen. Damit dürften auch die Gewinnmargen rückläufig
      sein, und eine P/E von 23 wäre ebenfalls nicht mehr
      gerechtfertigt. Es gibt aber immer noch Experten, die
      behaupten und damit die Anleger in die Irre führen : « 15%
      per annum Rendite sind in den nächsten Jahren
      realistisch. » Ich kann Sie davor nur warnen. Wir werden
      kleiner Brötchen an den Aktienmärkten backen, aber
      kleinere Brötchen können auch knuspriger sein. Wenn Sie
      mir nicht glauben, dann tun Sie es doch bei einem Mann wie
      Warren Buffet, der in den kommenden 10 bis 15 Jahren einen
      Return von 4 bis 6% pro Jahr als wahrscheinlich ansieht,
      oder David Salisbury, CEO von der Investmentbank
      Schroders, der in einem Interview mit der FAZ wörtlich
      formulierte : « Die Leute müssen ihre Erwartungen
      herunterschrauben : Es wird nicht wieder 20% Rendite
      im Jahr auf Aktienkäufe geben. »

      Misstrauen Sie vor allem den Bankanalysen. Ich wiederhole
      mich, wenn ich sage, die Deutsche Bank prognostizierte vor
      einem Jahr, der Dax werde im Juni 2001 bei 8.700 stehen,
      oder als im November letzten Jahres die Experten der
      DG-Bank in einer grossangelegten Studie den Nemax Allshare
      Index auf über 8.000 Punkte klettern sahen. Der Dax kämpft
      heute mit der 6.000er Marke und der Neue Markt mit 1.900.

      Die Aufgabe der amerikanischen Notenbank wird immer
      schwieriger. Alan Greenspan selbst hat immer behauptet,
      dass in der New Economy die Inflation auf Grund steigender
      Produktivität keine Gefahr darstelle. Inzwischen hat sich
      aber das Umfeld geändert. Ein bekannter Marktanalyst von
      Fleet Global Markets hat darauf hingewiesen, dass « die
      Kombination von fallender Produktivität, niedrigeren
      Leitzinsen, stark wachsender Geldmenge, Steuersenkungen und
      höheren Energiepreisen ein unangenehmer Hexentrunk » sind.
      Seiner Meinung nach wird die Fed ihre Geldpolitik
      weiterhin lockern und « in den nächsten 12 Jahren ein
      klassisches Stagflationsszenario entwickeln ». Inzwischen
      haben wir rückläufige Produktivitätsveränderungen im
      ersten Quartal (0,1%) bei steigenden Lohnkosten (Jahresrate
      5,2%) zur Kenntnis genommen. Da die Notenbanken weiterhin
      ihre kurzfristigen Zinsen senken, und am langen Ende der
      Zinskurve eine immer höhere Inflationsprämie eingepreist
      wird, kommt so die « Geldmaschine » richtig in Schwung.
      Mit anderen Worten, schneller als der Markt und die
      Anleger glauben, wird die Federal Reserve gezwungen
      sein gegenzusteuern.

      Leider gilt das auch für die EZB, die am letzten Donnerstag
      (10.5.) überraschend die Leitzinsen um 0,25%-Punkte auf
      4,5% senkte und damit begründete : « Alle derzeit
      verfügbaren Daten und Prognosen deuten daraufhin, dass die
      Inflationsrate im nächsten Jahr wie angestrebt unter die
      Marke von 2% fallen wird. » Wer glaubt, wird selig, muss
      aber aufpassen, am Ende nicht selbst daran glauben zu
      müssen. Im Mai wird die Inflationsrate in Deutschland
      wahrscheinlich auf die 3,1 bis 3,3% zugehen, und in der EU
      dürfte die Jahresrate auf 2,9 bis 3% hochschnellen. Da
      fällt es schwer, an die Prognose der EZB bzw. der
      Bundesbank zu glauben.

      Fazit für den Anleger : Rechnen Sie damit, dass in Amerika
      die Leitzinsen bis auf etwa 3% fallen werden (das war das
      Zinsniveau bei der letzten Rezession Anfang der 90er
      Jahre) und die EZB dem Lauf dieser Politik folgen wird.
      Sie hat übrigens ihre Glaubwürdigkeit verloren, und der
      Kurs des Euro gegenüber dem Dollar spiegelt diesen
      Glaubwürdigkeitsverlust wieder. Für Europa werden weitere
      Wirtschafts- Wachstumsrevisionen kommen, und mit
      steigenden Inflationsraten werden nicht nur die Zinsen
      am langen Ende ansteigen, sondern auch die Notenbanken
      gezwungen, Erhöhungen der Leitzinsen vorzunehmen, das
      klassische Szenario der Stagflation. Wir haben eine solche
      Periode in den Jahren 1966 bis 1981 erlebt. Am Ende dieser
      Zeit suchten Investmentbanken weder Analysten noch
      Portfolio-Manager sonders Psychologen und Seelsorger.

      Wenn Sie meinem Rat Anfang März gefolgt sind und besonders
      in Technologie-Aktien eingestiegen sind, zögern Sie nicht,
      Ihre Gewinne glattzustellen, denn die jetzige Erholung
      kann sich als temporär erweisen und nicht als
      grundsätzliche Trendwende. Meiden Sie im Moment
      langfristige Anlagen und erhöhen Sie Ihre Cashposition.
      Es könnte sein, dass wir im Laufe der nächsten Monate bei
      vielen Aktien neue Tiefstpunkte bekommen, und da ist es
      gut, Liquidität zu haben, um Aktien-Lieblinge
      einzusammeln. Ich wünsche Ihnen dabei viel Glück.

      Roland Leuschel

      15.05.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=32108
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 10:12:42
      Beitrag Nr. 107 ()
      Hier ein weiterer Faktor, der Greenspan und FED in Bedrängnis bringen könnte.



      Der Handlungsspielraum der FED wird durch den steigenden Ölpreis eingeschränkt.

      .
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 00:20:27
      Beitrag Nr. 108 ()
      Dow Jones: Dialektik der Indikatoren


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Der bekannteste Aktienindex der Welt war als Sammelbecken für die größten Old Economy Werte vom Niedergang der überspekulierten Technologiemärkte nicht betroffen. Der Dow Jones Index hatte dadurch für Schlagzeilen gesorgt, dass eine zweijährige Diamantformation erkennbar war, die von Chartisten weltweit als obere Umkehrformation gedeutet wurde. Im März 2001 hatte sich die Diamantformation bestätigt, indem der Dow auf knapp 9400 Punkte fiel. Es bildete sich ein enges Doppel-Bottom heraus, das in Verbindung mit der zweiten außerplanmäßigen Zinssenkung der Fed die Kurse bis an den Abwärtstrend bei knapp 11000 Punkten stiegen ließ. In Folge der aktuellen Zinssenkung vom 15. Mai brach der Dow Jones aus seinem Abwärtstrend aus. Sind jetzt neue Höchststände zu erwarten?

      Chart 1 zeigt den Dow Jones mit zwei technischen Indikatoren. Der als Trendfolgeindikator geltende MACD hat bereits seine Signallinie geschnitten und befindet sich bei ca. 200, was ein neuer absoluter Rekord für den Dow ist, aber nur eine notwendige Folge des nominal hohen Indexstands ist. In der jüngeren Vergangenheit bietet sich die Situation vom April 2000 als Vergleich. Auch damals war der MACD von extrem negativ nach extrem positiv geschwungen und hatte wie heute ein Verkaufsignal generiert. Die Marke bei 10300 hatte damals die folgende Abwärtsbewegung aufgefangen. Sämtliche im Chart eingezeichneten Senkrechten zeigen Verkaufsignale des MACD. Um mindestens 500 Punkte ist der Dow daraufhin immer gefallen, in zwei Fällen innerhalb eines Monats. Im Dezember 1999 allerdings ging es erst noch in die Höhe zum Allzeithoch bei knapp 10800 Punkten im Januar 2000. Dafür stand der Index dann drei Monate später 1500 Punkte tiefer.




      Diese obere Extension war vor allem mit der zusätzlichen Liquidität begründet, die die Fed zur Lösung des Y2K-Problems bereitstellte. Der Wirkung des vorletzten Zinsschrittes ist es zuzuschreiben, dass Anfang April ein ansonsten gut funktionierender Indikator versagte. Die Rede ist vom Put/Call-Ratio, dessen 10-tägiger gleitender Druchschnitt in Chart 2 dargestellt ist. Wie man leicht erkennt, waren Hochpunkte bei dieser Kennzahl stets mit lokalen Hochpunkten im Dow Jones verbunden. Die Zinssenkung setzte diesen Mechanismus außer Kraft. Mittlerweile hat das Put/Call-Ratio wieder neue Rekordhöhen erreicht und könnte erwartungsgemäß an der aufwärts gerichteten Verbindungslinie ein weiteres Top ausbilden, was normalerweise im Dow ebenfalls zu einem Top führen sollte.




      Daß das Put/Call-Ratio eigentlich andersherum funktionieren sollte, soll hier nicht weiter stören. Als man die Wirkungsweiseweise dieses Indikators ursprünglich interpretierte, waren die Aktiven Teilnehmer am Terminmarkt die Käufer von Optionen. Heute ist es jedoch fast genauso verbreitet, Optionen im Sinne einer aktiven Strategie zu schreiben und das Hedging mit Optionen hat zugenommen. So werden etwa short puts in Optionen auf einzelne Aktien mit long puts auf den Index abgesichert, wenn z.B. ein Investor vom Steigen einer einzelnen Aktie überzeugt ist, sich aber gegen das allgemeine Marktrisiko über den Index absichert. Wie man auch immer den Indikator zu interpretieren versucht, jedenfalls hat er mit einer Ausnahme gut funktioniert.

      Ein weiterer Indikator, dessen Erwähnung der Bedeutung der Terminmärkte gerecht wird, ist die implizite Volatilität. Sie misst die Abweichungen der Optionspreise von den harten Fakten der Black/Scholes-Formel. Diese Abweichungen sind vor allem psychologisch zu interpretieren. Eine zunehmende Volatilität und damit steigende Optionspreise signalisiert die wachsende Befürchtung der Marktteilnehmer, die Kurse könnten heftiger ausschlagen als bisher. Da Abwärtsbewegungen als mit heftigeren Ausschlägen verbunden wahrgenommen werden, steigt hier die implizite Volatilität stärker an als bei Aufwärtsbewegungen. Im Chart ist erkennbar, dass die implizite Vola vor großen Abwärtsbewegungen im Index jeweils Tiefstände aufwies. Aktuell ist die Vola des Dow Jones bei einem mehrmonatigen Aufwärtstrend angelangt, während sie gleichzeitig noch im kürzeren Abwärtstrend läuft. Es wird nicht mehr lange dauern bis in dieser Dreiecksformation eine Entscheidung fällt.

      Im Volatilitätschart für den S&P 100 Index, der ganz ähnlich aussieht, beginnt sich ein Ausbruch nach unten anzudeuten. Dies auf den Dow übertragen würde freilich für noch weiter steigende Kurse sprechen. Eine Entwicklung wie im Dezember 1999 ist denkbar. Erinnern wir uns: das Verkaufsignal des MACD brauchte knapp drei Monate bis zu seiner Bestätigung, während der Dow Jones zwischenzeitlich ein neue Allzeithoch markierte. Ein erneutes Allzeithoch ist im Rahmen des Möglichen, wenn auch zunächst noch der Widerstand bei 11325 Punkten genommen werden müßte. Aber selbst wenn es so käme, zeigen die Indikatoren, daß die Kurse nicht dauerhaft steigen sollten und eine umso schärfere Korrektur folgen müßte, ähnlich wie die Anfang 2000.

      Aktuell sind viele Bären ins bullische Lager zurückgewechselt. Es ist bei den Sentiment-Befragungen durchaus Luft für noch größeren Optimismus und somit steigende Kurse, wenn auch der Anteil der Bullen bei einzelnen Befragungen deutlich über 50% liegt. So zu beobachten bei den amerikanischen Kleinanlegern, die ja auch nach Anteilsrückgaben im Februar und März seit April wieder in gewohnter Weise Fondsanteile erwerben. Dieser Umstand sorgt für Liquidität an den Märkten, in gleicher Weise wie der hohe Investitionsgrad in Geldmarktfonds, in der Vergangenheit gute Indikatoren für steigende Aktienkurse. Wer schließlich für die deutlichsten monetären Impulse sorgt, ist die amerikanische Zentralbank, die seit Jahresanfang in Rekordgeschwindigkeit die Zinsen senkt.

      Dennoch gab es in der ereignisreichen Finanzgeschichte des vergangenen zwei Jahrhunderte Situationen, in denen monetäre Impulse der gleichen Art wie sie heute von der amerikanischen Fed erzeugt werden, nicht die gewünschte Wirkung zeitigten. Solche Situationen hatten überbewertete Aktienmärkte gemein sowie in Jahren billigen Kredits geschaffene Überkapazitäten in weiten Teilen der Wirtschaft. Heute ist die Lage in den USA ähnlich. Langfristig steigende Aktienkurse sind vor einer deutlichen Bereinigung solcher realwirtschaftlicher Mißstände nicht zu erwarten.

      Fazit: Alle hier untersuchten technischen Indikatoren lassen den Aktienmärkten noch etwas Luft nach oben. Dennoch, so heftig wie Bear-Market-Rallies sind, so abrupt enden sie. Bleibt abzuwarten, durch welchen Auslöser diesmal der Taumel beendet wird. Realwirtschaftlich sind langfristig steigende Aktienkurse nicht mehr untermauert.

      Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow

      18.05.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=32526
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 00:23:14
      Beitrag Nr. 109 ()
      Aus der FTD vom 23.5.2001
      Keynes lebt

      Von T. Fricke, C. Schütte und H. Wetzel, Berlin, Y. Esterhazy, Washi

      Nach den drastischen Zinssenkungen der Notenbank geben nun die US-Finanzpolitiker das Geld mit vollen Händen aus. Eine massive Steuerentlastung soll den Konsum ankurbeln und eine Rezession abwenden.

      Das Biest hält die Welt noch in Atem, doch die US-Regierung verkündet bereits seit am Dienstag den Sieg über die Rezession: "Am Ende dieser Woche", erklärte Finanzminister Paul O’Neill am Dienstag im Börsenfernsehen, "werden wir die Bedingungen geschaffen haben, um in sehr naher Zukunft zu einem sehr hohen Wachstum zurückzukehren."

      "The slowdown has ended", meldete die Agentur Bloomberg umgehend Klartext. Operation erledigt - Konjunkturkrise überwunden? Anzeichen einer Wende sind in den realwirtschaftlichen Daten der US-Wirtschaft bisher nicht zu erkennen. Und doch tut sich etwas: Amerikas Wirtschaftspolitiker greifen inzwischen so entschlossen und massiv in die Volkswirtschaft ein wie seit Jahren nicht mehr.


      Ob Notenbank, Weißes Haus oder Kongress - nach dem längsten Aufschwung der US-Geschichte wird derzeit alles nur Mögliche getan, um das Abrutschen in eine Rezession zu verhindern. Reagierte bislang vor allem die Notenbank Federal Reserve mit fünf drastischen, schnell aufeinander folgenden Zinssenkungen, geben jetzt die Finanzpolitiker Vollgas - getreu der Lehre von John Meynard Keynes: Wenn die Nachfrage im privaten Sektor schwächelt, muss der Staat nachhelfen.



      Große Konjunkturspritze

      Während die US-Konzerne massenweise Stellen streichen, schafft der Staat unverdrossen neue Arbeitsplätze. Und die ganz große Konjunkturspritze steht erst noch bevor: Finanzminister O’Neill geht davon aus, dass bis Freitag ein Gesetz beschlossen wird, das die Steuerzahler in den nächsten elf Jahren um 1350 Mrd. $ entlastet. 100 Mrd. $ könnten noch in den nächsten beiden Jahren an die Bürger weitergereicht werden.


      "Die Zutaten sind da, um dem amerikanischen Volk in kurzer Zeit beträchtliche Mittel zufließen zu lassen", schwärmt Finanzminister O’Neill. Die Bürger werden es zu schätzen wissen, denn die Wirtschaft steht inzwischen für alle sichtbar auf der Kippe. Kaum jemand wagt sich vorzustellen, wie das Bild aussähe, wenn Notenbank-Chef Alan Greenspan nicht seit Januar die Leitzinsen um 250 Basispunkte nach unten getrieben hätte. Die Liquiditätshähne sind voll aufgedreht, die Geldmenge wuchs im ersten Quartal mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 15 Prozent - so schnell wie seit den 70er Jahren nicht mehr.


      Dass Greenspan nicht lange fackeln will, hat er offiziell wissen lassen. Die Flexibilität und die erhöhten Anpassungsgeschwindigkeiten in der New Economy zwängen auch die Notenbank, "aggressiver zu handeln, als es in den vergangenen Jahrzehnten üblich war", erklärte er Anfang des Jahres im Kongress.


      Das Ziel ist nicht nur die Stabilisierung der Wirtschaft knapp oberhalb des Nullwachstums. Die Banker wollen möglichst rasch zurück zu den hohen Wachstumsraten der zweiten Hälfte der 90er. Ohne eine weitere Lockerung, so begründete die Fed ihre letzten Zinsschritte, sei nicht damit zu rechnen, dass sich das Wachstum auf ein "akzeptables Tempo" beschleunige.


      Inflationsbedenken werden erst mal beiseite geschoben. Obwohl die Stückkosten der Unternehmen kräftig steigen und die Inflationsrate fast 3,5 Prozent erreicht, verweisen die Notenbanker vorerst auf die Stabilitätsvorteile der Krise: "Angesichts des nachlassenden Drucks an Arbeits- und Gütermärkten wird die Inflation voraussichtlich im Rahmen bleiben." Obwohl die Zinsen bereits stark gefallen sind, erwarten die meisten Ökonomen zumindest noch einen weiteren kleinen Schritt. Die Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter etwa rechnet in diesem Zinssenkungszyklus mit einem Tiefpunkt von 3,75 Prozent.


      Nach dem ökonometrischen Modell, das die Notenbank verwendet, erhöht eine Zinssenkung um jeweils 100 Basispunkte das Wachstum um 0,6 Prozent im ersten und um 1,6 Prozent im zweiten Jahr. Gilt diese Regel auch in Zukunft, hat die Fed bereits jetzt ein gewaltiges Konjunkturprogramm aufgelegt.


      Die Politiker wollen jetzt noch einen drauflegen. 13 Blocks östlich der Fed, am anderen Ende des Washingtoner Regierungsbezirks, kämpft inzwischen auch der Kongress gegen die Konjunkturflaute. Noch in dieser Woche will das Parlament das größte Steuersenkungspaket seit 20 Jahren beschließen. Kein Wunder, dass O’Neill triumphiert: Bereits am nächsten Montag könnte das Gesetz Präsident George W. Bush zur Unterschrift vorliegen.


      Fest steht bisher allerdings nur die Gesamtsumme: Über die Aufteilung der 1350 Mrd. $ streiten Republikaner und Demokraten weiterhin. Nach der Vorlage, die am Dienstag im Senat debattiert wurde, sollen 100 Mrd. $ bereits in den Fiskaljahren 2001 und 2002 an die Bürger zurückfließen - ein Kick, den konservative Demokraten in das Steuerpaket gedrückt haben.



      Chancen

      Ob und wie dieses Programm Gesetz wird, muss sich in den Schlichtungsverhandlungen mit dem republikanisch dominierten Repräsentantenhaus zeigen. Bushs Parteifreunde würden die 100 Mrd. $ lieber verwenden, um den Spitzensteuersatz noch deutlicher zu senken.


      Die Chancen für eine massive Steuerentlastung noch in diesem Jahr stehen aber nicht schlecht. Die Anhänger der raschen Entlastung sitzen am längeren Hebel; ohne die Demokraten gibt es im Senat keine Mehrheit für das Gesamtpaket.


      Die Aussicht auf eine rasche Kaufkraft-Infusion lässt Ökonomen bereits euphorisch zum Taschenrechner greifen. Als es vor zwei Wochen so aussah, als würden die 100 Mrd. $ - immerhin rund ein Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts - schon ab Herbst in Form von Schecks an die Bürger verteilt, errechnete Bernhard Gräf, US-Experte bei Deutsche Bank Research, eine ganz erhebliche Schubwirkung: "Selbst wenn nur knapp die Hälfte des Geldes ausgegeben würde, könnte dies im dritten Quartal 2001 ein zusätzliches Wachstum von drei und im vierten Quartal von 2,5 Prozentpunkten bringen."


      Der Senat favorisierte zuletzt allerdings einen anderen Weg, der die Mittel langsamer fließen lässt: Gut 80 Prozent der 100 Mrd. $ sollen die Bürger erhalten, indem rückwirkend zum 1. Januar der Eingangssteuersatz von 15 auf 10 Prozent sinkt und der Kinderfreibetrag steigt. Die Bürger würden davon durch niedrigere Abzüge profitieren. Hinzu kämen im Frühjahr 2002 Rückzahlungen über den Lohnsteuerjahresausgleich. Der Gesamteffekt könnte sich nach Berechnungen aus dem US-Kongress im laufenden Jahr auf immerhin fast 50 Mrd. $ belaufen, für das gesamte Jahr 2002 werden noch einmal 75 Mrd. $ erwartet.


      Ob die Bürger das Geld tatsächlich voll in den Konsum stecken werden, ist unter Ökonomen umstritten. Erfahrungen mit früheren Ankurbelungsprogrammen lassen eher erwarten, dass mancher Dollar einfach auf die hohe Kante gelegt wird. Zudem könnte ein Großteil der Entlastung durch die explodierenden Energiepreise geschluckt werden.


      Nach dem ökonometrischen Modell der Fed würde das Steuerpaket allerdings immerhin einer weiteren Zinssenkung um 75 Basispunkte entsprechen, rechnen die Volkswirte von Morgan Stanley vor. "Die Kombination aus Geld, das sofort fließt, und der Aussicht auf künftige Entlastungen wird einen neuen Wachstumsschub der US-Wirtschaft unterstützen", wirbt O’Neill.


      Solange das Steuerpaket noch auf sich warten lässt, scheint sich die Regierung zumindest bei ihren eigenen Ausgaben nicht mehr ganz so streng zu geben. Beispiel Bildungsetat: Die monatlichen Ausgaben lagen hier zuletzt um rund ein Drittel höher als im Sommer 2000. Gestiegen sind auch die Militärausgaben, deren Ausweitung - um 84 Mrd. $ bis 2005 - Clinton schon 1999 gefordert hatte. Im Februar und März schossen die Aufträge für militärische Güter sogar um 26 und 62 Prozent in die Höhe.


      Auffällig ist auch, dass die Zahl der Beschäftigten beim Staat seit einigen Monaten stetig steigt, während Jobs in der Privatwirtschaft abgebaut werden. Seit Februar steht einem kumulierten Minus von 645.000 Beschäftigten im Privatsektor ein Plus von 128.000 neuen Staatsjobs gegenüber.



      Dank an Vorgänger Clinton

      Auch wenn Bush aktive Konjunkturprogramme ablehnt und als Sparkommissar angetreten ist - angesichts der Krise kommt es ihm zupass, dass so manche expansive Maßnahme aus der Endzeit seines Vorgängers Bill Clinton jetzt die Konjunktur stützt.


      Die Washingtoner Ankurbelungsversuche scheinen inzwischen zumindest die Börsianer überzeugt zu haben. Steigende Aktienkurse, vor allem bei zyklischen Titeln, und eine Ausweitung des Abstands zwischen kurz- und langfristigen Zinsen gelten als klares Signal für die Wende.


      Dagegen stehen freilich hohe Überkapazitäten und die eskalierende Jobkrise. So hält Stephen Roach, Chefvolkswirt bei Morgan Stanley und einer der führenden Skeptiker an der Wall Street, unbeirrt an Rezessionsszenarien fest. "Die Frage ist, ob diese traditionellen Instrumente greifen."



      © 2001 Financial Times Deutschland


      Quelle: http://www.ftd.de/pw/in/FTD29EI41NC.html?nv=hpm
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 00:23:32
      Beitrag Nr. 110 ()
      Mensch HSM, Du treibst Dich auch den ganzen Tag bei w:o rum, oder?! ;)
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 10:29:18
      Beitrag Nr. 111 ()
      @ Tisc

      Du doch auch ? :eek::eek::eek:
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 11:28:48
      Beitrag Nr. 112 ()
      NEMAX-All-Share-Tagesanalyse [23.05.01, 09:16]

      Von Andreas Büchler

      Der Dienstag war einer der wenigen Tage, an denen der
      NEMAX ein Eigenleben entwickelte. Obwohl die Leitbörse
      Nasdaq nur leicht im Plus lag, gelang es dem Index sich
      abzukoppeln und zu Handelsschluss einen Kursgewinn von
      2,8 Prozent oder 52 Zählern aufzuweisen.





      Kurzfristige Analyse

      Die positive Dynamik deutet darauf hin, dass die obere
      Begrenzung des aktuellen Seitwärtstrends in den nächsten
      Tagen getestet wird. Diese verläuft bei der psychologisch
      wichtigen Marke von 2000 Zählern.

      Die Indikatoren deuten bisher nicht darauf hin, dass es zu
      einem Durchbruch kommt. Der AROON, ein Indikator für
      Trendphasen, zeigt eine Seitwärtsbewegung an. Der DSS
      (Double Smoothed Stochastik), ein Oszillator, der als
      Signalgeber in solchen Phasen eingesetzt wird, gab am 15.
      Mai ein Verkaufssignal. Um die 2000er-Marke zu erreichen,
      ist jedoch noch ein Kursanstieg von 2,5 Prozent
      erforderlich. Dadurch kann sich die Lage der Indikatoren
      durchaus zum Besseren wenden.

      Kommt es zu einem Durchbruch, liegt der nächste leichtere
      Widerstand bei der Fibonacci-Marke von 2033 Zählern
      (bezogen auf die Abwärtsbewegung vom 24. Januar bis 3.
      April). Die nächste stärkere Barriere bildet der Bereich
      um 2200 Zähler. Dort befindet sich sowohl die nächste
      Fibonacci-Marke als auch der horizontale Widerstand,
      der sich aus dem Januartief bei 2233 Zählern ableitet.

      Prallt der Index von der 2000er-Marke ab, dürfte der
      Kurssturz spätestens bei der unteren Begrenzung der
      Seitwärtsrange bei 1800 Zählern stoppen. Eine erste
      leichtere Unterstützung liegt bereits zwischen 1823
      und 1849 Zählern, der Notierungslücke vom 17. Mai.


      Kurzfristige Handelsempfehlung

      Vorerst keine Neupositionierung sinnvoll.

      Mittelfristige Analyse

      Ein erstes positives Signal lieferte der Bruch der
      langfristigen Abwärtstrendlinie, die seit dem Allzeithoch
      vom 10. März bei 8559 Zählern bestand. Das allein kann
      jedoch noch nicht als mittelfristiges Kaufsignal
      herangezogen werden. Sämtliche Indikatoren befinden sich
      auf Wochenbasis berechnet noch im Verkaufsmodus, wobei
      sich ein beginnender mittelfristiger Seitwärtstrend
      abzeichnet.


      Wichtige Chartdaten

      Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände


      Widerstand 2: 2200 (horizontaler Widerstand)
      Widerstand 1: 2000 (horizontaler Widerstand)


      NEMAX-Allshare-Index: 1947 Punkte (letzter Schlusskurs)


      Unterstützung 1: 1849 – 1823 (Notierungslücke vom 17. Mai)
      Unterstützung 2: 1800 (horizontaler Bereich)

      Quelle:http://www.bch.de/servlet/ContentServer?pagename=bch/StoryRe…
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 11:37:06
      Beitrag Nr. 113 ()




      Avatar
      schrieb am 23.05.01 12:11:26
      !
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      Avatar
      schrieb am 25.05.01 23:31:10
      Beitrag Nr. 115 ()


      Die Entscheidung steht bevor.... :D

      MCCLAIN.
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 14:54:38
      Beitrag Nr. 116 ()
      Droht ein neues Börsengewitter?



      von Roland Leuschel


      In meiner Kolumne von Ende März dieses Jahres
      (« Die Hartgesottenen in der Echternacher
      Springprozession ») habe ich empfohlen, den
      Cash-Anteil Ihres Portefeuilles zu reduzieren und
      « ausgewählte Qualitätsaktien im Technologiebereich zu
      sammeln ».
      Obwohl der von mir angepeilte Indexstand von 1.600 beim
      Nasdaq nicht ganz erreicht wurde (die Nasdaq-Baisse hielt
      Anfang April bei 1.638,80 an) empfahl ich damals Aktien
      wie Oracle ($ 13,50), Cisco ($ 15), STM Microelectronics
      ($ 42), Double Click ($ 10), Qiagen (Euro 20), sowie die
      Standardwerte IBM ($ 90) und Siemens (Euro 70). In meinem
      letzten Beitrag « Die Stagflation lässt grüssen » empfahl
      ich Ihnen, nicht zu zögern und Ihre Gewinne
      glattzustellen, denn die jetzige Erholung kann sich als
      temporär erweisen. Die Gewinne auf diese Werte liegen
      zwischen 25 und 50%. Schon allein aus diesem Grund
      rechtfertigt sich eine Gewinnmitnahme. Inzwischen hat sich
      die allgemeine Lage an den Börsen so verschlechtert, dass
      ich heute nochmals verstärkt auf das Mitnehmen von
      Gewinnen pochen muss. All diese Aktienkurse laufen Ihnen
      nicht weg, im Gegenteil in Perioden der Stagflation kann
      nur der Investor Erfolg haben, der den Mut hat, seine
      Aktien mit Portefeuille zu traden.
      Es stimmt zwar, Kostolany riet « Aktien zu kaufen und
      Schlaftabletten zu nehmen », aber er hat dabei vergessen
      zu sagen, dass so mancher nach den Schlaftabletten zwar
      einen tiefen Schlaf hatte, jedoch nach dem Aufwachen
      feststellen musste, dass er Pleite war.

      Was veranlasst mich zu glauben, dass wir in den nächsten
      Jahren das Szenario einer Stagflation erleben? Einmal
      lehnen dieses Szenario die meisten Experten vehement ab.
      Zum anderen muss ich feststellen, dass das Szenario einer
      Stagflation mehr und mehr in den Medien behandelt wird.
      Vor allen Dingen in Amerika sprechen immer mehr Analysten
      von der nahenden Phase der Stagflation, also stagnierender
      Konjunktur mit relativ hohen Inflationsraten (4 bis 6%),
      eine Periode, die wir Ende der 60er und in den 70er Jahren
      hatten, und der sich dann eine kurze Periode der
      Hyperinflation anschloss. Anfang der 80er Jahre begann
      die amerikanische Notenbank mit einer massiv restriktiven
      Geldpolitik gegenzusteuern (Tagesgeld kostete bis zu 20%),
      und die neue Regierung unter Reagan begann mit einer
      spektakulären, angebotsorientierten Wirtschaftspolitik.

      Schauen Sie sich die Bundesrepublik an, es gibt praktisch
      keine Bundesbankpolitik mehr (der jetzige Bundesbankpräsident
      ist eher ein schwaches Abziehbild früherer
      Persönlichkeiten), und die EZB hat sich zwar das Ziel
      gesetzt, die Inflationsrate nicht über 2% im Euroland
      steigen zu lassen, aber im April dieses Jahres stieg die
      Inflationsrate in der Bundesrepublik auf stolze 3,5%.
      Der Euro hat seit Jahresbeginn rund 10% gegenüber dem
      Dollar verloren, und Politiker weisen darauf hin, dass
      ein schwacher Euro gut für unsere Exportwirtschaft sei.
      Ist es nicht verwunderlich festzustellen, wie leicht und
      problemlos die Arbeitnehmer sich heutzutage über den Tisch
      ziehen lassen? Da stimmen die Gewerkschaften des privaten
      Bankgewerbes einem Vertrag zu, der den Angestellten vom
      1. Mai an eine Gehaltserhöhung von lächerlichen 2,8%
      zugesteht. Ein Vertrag der übrigens 13 Monate laufen soll,
      das heisst also, die nominale Erhöhung für ein Jahr ist
      2,6%. Praktisch am selben Tag wird veröffentlicht, dass
      die Inflationsrate inzwischen 3,5% beträgt, und somit ist
      die reale Gehaltsabnahme mindestens -1%, und die
      Arbeitgeber scheuen sich nicht, zu behaupten, sie wären
      mit dieser Gehaltsverringerung « an die Grenzen des
      Vertretbaren » gegangen. Ich kann mich darüber nur wundern
      und befürchten, dass in nicht allzulanger Zeit die
      Reaktion heftig sein wird.

      Greenspan und viele seiner Jünger haben immer wieder
      behauptet, dass der jetzige Konjunktureinbruch eine V-Form
      hat, das heisst, dass auch der Wiederanstieg auch sehr
      rasch und steil stattfinden wird. Ich halte dies für
      Wunschdenken. Natürlich wird Greenspan und in seinem
      Fahrwasser die EZB die kurzfristigen Zinsen weiterhin
      kräftig senken, aber sie werden alle erfahren, dass,
      wie übrigens am Beispiel von Japan abzulesen ist, in
      gewissen Phasen Zinssenkungen kein Allheilmittel sind.
      In einem bemerkenswerten Artikel in der FAZ vom Montag den
      28. Mai « Der Bulle tanzt blind auf den Klippen der
      Goldilock-Ökonomie » schreibt der Verfasser Hanno Beck :
      « Aus der Goldilock-Ökonomie wird eine Wirtschaft, in der
      dann möglicherweise auch Zinssenkungen ihre gewohnte
      Wirkung verlieren. Weder Konsum noch Investitionen lassen
      sich nun durch Zinssenkungen in Gang bringen:
      Im schlimmsten Fall droht Stagflation ». Bereiten Sie sich
      seelisch darauf vor. Übrigens auch Greenspan (der
      Hohepriester des Geldes) scheint lernfähig zu sein.
      Er stellte in der vergangenen Woche in einer Rede in
      New York die rhetorische Frage : « Do we have the
      capability to eliminate booms and busts? The answer,
      in my judgment is no, because there is no tool to change
      human nature or to predict human behaviour with great
      confidence. » Wie wohltuend wirkt diese Aussage, wenn man
      daran denkt, dass vor ein paar Monaten der MIT Professor
      Rüdiger Irving Dornbusch sagte : « Die Angst vor einer
      Rezession ist typisch europäisch, aber unbegründet.
      Streichen Sie deshalb das Wort Rezession aus Ihrem
      Sprachschatz, es wird sie in den USA nicht mehr geben.
      Die US-Wirtschaft strotzt vor Kraft. »

      Roland Leuschel

      31.05.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=33470
      Avatar
      schrieb am 17.06.01 14:17:05
      Beitrag Nr. 117 ()
      :D Börsengewitter? Ich glaube nicht.
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 19:58:48
      Beitrag Nr. 118 ()
      Neue Welle von Gewinnrevisionen rollt an

      Nach Infineon müssen Analysten zum Rechner greifen. Die hartnäckige Konjunkturflaute dürfte viele Prognosen über den Haufen werfen


      Von Henning Kruse und Holger Zschäpitz


      Berlin - Nun auch Infineon. Eine saftige Gewinnwarnung des Chipherstellers versetzte die Märkte am Mittwoch in Angst und Schrecken. Der Dax büßte zeitweise knapp zwei Prozent ein. Für zusätzlichen Stunk sorgten Äußerungen von Wirtschaftsminister Werner Müller. Er hatte von einem möglichen Nullwachstum im zweiten Quartal gesprochen und das von der Bundesregierung anvisierte diesjährige Wachstumsziel von zwei Prozent in Frage gestellt. Der Chef der Landeszentralbank Hessen-Thüringen, Hans Reckers, wollte sogar eine Rezession nicht ausschließen.
      Trübe Aussichten für die Börse. Denn die hartnäckige Konjunkturflaute dürfte viele Prognosen über den Haufen werfen - und damit auch die Analysten auf dem falschen Fuß erwischen. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate senkten die Experten zwar ihre durchschnittlichen Gewinnerwartungen 2001 für die 30 Dax-Unternehmen um ein Viertel. Doch in vielen Prognosen ist immer noch ein gutes Stück Hoffnung drin. "Eine längere konjunkturelle Durststrecke hat noch kaum einer auf der Rechnung", sagt Oliver Günter von der Bankgesellschaft Berlin.

      Infineon könnte nun der Auftakt für eine neue Runde von Gewinnrückstufungen sein. Nach einer WELT-Umfrage besteht der größte Korrekturbedarf bei den zyklischen Unternehmen der alten und neuen Wirtschaft. Gefährdet sind vor allem die Branchen Technologie, Auto, Chemie und Maschinenbau. "Eine schwache Konjunktur führt zu stagnierender Nachfrage, rückläufigen Margen und erhöht den Kostendruck", sagt Günter.

      Gerade Infineon zeigt die prekäre Lage vieler Unternehmen. Sie haben ihre Kostenstruktur auf Wachstum ausgelegt. Nun bleiben die Aufträge aus, die Ergebnisse stürzen ab. So könnte der einstige Börsenliebling Infineon in diesem Jahr in die Verlustzone rutschen - obwohl vor Monaten noch Milliardengewinne versprochen wurden. Theo Kitz von Merck Finck will weiteren Revisionsbedarf bei der Siemens-Familie nicht ausschließen. Sollte insbesondere die neue Handy-Generation schlecht laufen, sehe es für Siemens samt Töchter düster aus.

      Auch den Zyklikern der Old Economy droht Ungemach. Sorgenkind im Autosektor ist Volkswagen. "Die konjunkturellen Risiken sind nicht im Kurs eingepreist", meint Georg Stürzer von der Hypo-Vereinsbank. Als Massenfabrikant seien die Wolfsburger besonders von einem wirtschaftlichen Einbruch betroffen. "Luxushersteller wie BMW und Daimler-Chrysler halten sich dagegen stabil."

      Kritisch sehen Analysten die Chemietitel. Hier könnte vor allem BASF unter Druck geraten. Aber auch Degussa und Henkel werden vermutlich nicht ungeschoren davon kommen. Besser sieht es für Bayer aus, die einen Großteil des Ergebnisses aus dem stabilen Pharmageschäft erzielen. "Medikamente werden immer gebraucht", sagt Meng Si von der Bankgesellschaft Berlin auch mit Blick auf Fresenius und Schering.

      Entwarnung geben Analysten für die beiden Volksaktien Deutsche Post und Deutsche Telekom. "75 Prozent der Post-Gewinne stammen aus dem Briefgeschäft", sagt Thomas Köbel von SEB. Das Logistik- und Frachtgeschäft spiele - im Gegensatz zur Lufthansa - eine untergeordnete Rolle. Auch T-Aktionäre könnten zumindest von Konjunkturproblemen verschont bleiben. "Telekommunikation ist nicht den Wirtschaftslaunen unterworfen", sagt Joeri Sels von Julius Bär. Die Telekom stehe damit fast auf einer Stufe mit den ertragsstabilen Versorgern. Schutz vor einem wirtschaftlichen Abschwung versprechen sich Experten auch von der Versicherungsbranche. Ein Infineon-Schock ist hier so gut wie ausgeschlossen.


      Quelle: http://www.welt.de/daten/2001/06/21/0621fi262185.htx
      Avatar
      schrieb am 22.06.01 20:43:48
      Beitrag Nr. 119 ()
      Sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt - die Stagflation!


      von Roland Leuschel



      Ende Mai, als so mancher Börsenstratege, sowie viele
      Marketing-Strategen von Investmentbanken angesichts
      schrumpfender Börsenumsätze den Sommerbeginn herbeisehnten
      und Anleger mit oft reisserischen Parolen anreizten, Fonds
      und Aktien zu kaufen, um an der kommenden Sommer-Rallye
      teilzuhaben, warnte ich in meiner Kolumne vor einem neuen
      Börsengewitter : « Inzwischen hat sich die allgemeine Lage
      an den Börsen so verschlechtert, dass ich heute nochmals
      verstärkt auf das Mitnehmen von Gewinnen pochen muss ... »
      Es fiel mir nicht leicht, diese Warnung auszusprechen.
      Einmal hatte ich gerade Ende März mich zum Wiedereinstieg
      bei Aktien entschlossen, nachdem ich so lange (seit 1996)
      vom Crash gesprochen hatte, zum zweiten lag mir eine
      Studie der SSSB (Schroder Salomon Smith Barney) vor mit
      der Prognose : Dax in 12 Monaten bei 8.000 (Ende Mai
      6.220) und Eurostoxx bei 5.800 (Ende Mai 4.513), das wären
      immerhin 30% Kurszuwachs.

      Ausserdem wusste ich wie jeder, der sich mit Aktienbörsen
      beschäftigt, dass seit Monaten enorme Mittelzuflüsse,
      besonders bei institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds
      und Versicherern, in die Geldmarktfonds strömen.
      Das Vermögen der institutionellen Geldmarktfonds stieg
      seit Jahresbeginn um 200 Milliarden Dollar, verglichen mit
      den kümmerlichen 17 Milliarden Dollar im Jahre 2000.
      Damit liegen in Geldmarktfonds über 2.000 Milliarden
      Dollar, was fast 15% des Marktwerts aller Aktien an der
      NYSE bedeutet. Das lässt viele Börsianer träumen, und die
      Verkaufsstrategen bei den Investmentbanken ebenso. Aber
      vielleicht träumen einige Aktionäre inzwischen vom
      Immobilienvermögen.

      Hätte SSSB recht und würden sich diese Geldmarktfonds in
      die Aktienfonds ergiessen, dann dürfte der « Hohepriester
      der Blasen » Alan Greenspan Freude an der Bubble II haben.
      Der prognostizierte Kursanstieg von 30% beim Dax zum
      Beispiel würde bei gleichzeitigen unveränderten Gewinnen
      der Unternehmen in diesem Jahr die KGV, die gerade von
      Analysten als Anlagekriterium wiederentdeckt wurde, auf
      die schwindelnde Höhe von 30 bringen. Zur Erinnerung :
      1995 lag die KGV des Dax bei 12 bis 13 und stieg auf 30
      im Jahre 2000. Ähnliches kann natürlich auch von der KGV
      des Standard & Poors 500 gesagt werden, die 1995 zwischen
      15 und 16 lag und im Zuge der « irrational exuberance »
      bei 35 landete. Wenn Greenspan weiterhin die Geldschleusen
      öffnet, und die EZB trotz hoher Inflationsraten die Zinsen
      ebenfalls senkt, dann kommt nicht nur die Bubble II zur
      vollen Blüte, sondern dieses Mal hat der Anleger gelernt
      und wird verstärkt Immobilien kaufen und vielleicht dort
      für eine Blase sorgen. In einem Land wie Portugal, in dem
      die Inflationsrate inzwischen bei 5% ist, haben wir seit
      über einem Jahr an der Algarve einen Immobilienboom, der
      seinesgleichen sucht.

      Das Schönste an den Börsen aber ist die Tatsache, dass man
      mit Aktien 100, 200 ja 1.000 und mehr Prozent verdienen,
      aber nie mehr als 100% verlieren kann, die « risk reward
      ratio » ist also traumhaft. Im Moment gehen die Börsen auf
      und ab, je nachdem welche Meldung von Unternehmen gerade
      in den Vordergrund gestellt wird. Am vergangenen Freitag
      wurden die Börsen durch die Verlustankündigung von über
      19 Milliarden Dollar des führenden kanadischen
      Telekommunikationsausrüsters Nortel (einer der grössten
      Quartalsverluste eines Unternehmens in der Geschichte der
      Wall Street) erschüttert. Der Aktienkurs der Nortel, der
      noch im vergangenen Jahr stolze 89 Dollar errreichte, fiel
      unter 8 Dollar. Mehr als 250 Milliarden Dollar Kapital
      wurden vernichtet. Am vergangenen Montag konnten sich die
      Börsianer dagegen wieder richtig freuen, nachdem Oracle
      die geschätzten Quartalsergebnisse auch erreichen konnte.
      Dabei spielte keine Rolle, dass der Reingewinn und der
      Umsatz eingebrochen sind. Gestern kündigte Infineon seinen
      Aktionären an, dass ein Verlust für das laufende dritte
      Quartal von 600 Millionen Euro droht und der Umsatz um 30%
      gegenüber dem Vorquartal sinken wird. Prompt bekam die
      Börse wieder einen Knacks. Der Kurs von rund 28.50 Euro
      ist ungefähr ein Viertel weniger als der Kurs, bei dem
      sich Anleger glücklich schätzten, einige Stücke bei der
      Emission zu erhaschen.

      Während die Inflationsrate im Euroraum im Mai auf 3,4% bzw
      in Deutschland auf 3,5% gestiegen ist, werden die
      Wachstumsraten der Wirtschaft ständig revidiert. Der
      Anleger braucht also seine Margeriten im Garten nicht
      zu pflücken um abzuzählen, ob die Stagflation kommt
      oder nicht : Sie ist schon da. Wie verworren unsere
      Notenbankpolitiker bereits sind, beweisen zwei Dinge :
      Einmal erklärte der britische Notenbankchef Eddie George
      bei der monatlichen BIZ Sitzung am 7. Mai in Basel, dass
      « im zweiten Semester 2001 der Aufschwung in Amerika
      einsetzen wird ». Derselbe Mann, der übrigens der Sprecher
      der Zentralbanken ist, sagte am 31. Mai in Wien auf einem
      Währungskolloquium : « Der amerikanische Aufschwung wird
      nicht vor 2002 stattfinden ». Wir werden sehen, was uns
      Herr George das nächste Mal zu sagen hat. Oder was soll
      man vom Euro halten, der von einer Zentralbank gemanagt
      wird, die noch vor einem Jahr behauptete und immer
      wiederholte, dass die Preisstabilität von 2,0% Inflation
      im Euroland nicht überschritten wird. Und nun toleriert
      sie 3,4% !

      Fazit für den Anleger : Halten Sie Ihr Pulver trocken, die
      Tiefststände von Ende März dieses Jahres werden noch
      einmal getestet, und erst dann sollten Sie sich
      entscheiden, ob Sie wieder einen Teil Ihres Cash in Aktien
      anlegen. In der Zwischenzeit müssen Sie sich in Geduld und
      Geldmarktfonds üben. Wenn dabei die Kurse der
      Lieblingsaktien fallen, kann das auch sehr reizvoll sein.

      Roland Leuschel

      22.06.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=35102
      Avatar
      schrieb am 07.07.01 11:11:41
      Beitrag Nr. 120 ()
      Indexentwicklungen seit Thread-Eröffnung (16.12.00)







      .
      Avatar
      schrieb am 10.07.01 20:59:15
      Beitrag Nr. 121 ()
      10.07. 10:12

      Nemax 50 unter 1000 Punkte ?

      --------------------------------------------------------------------------------
      (©BörseGo - http://www.boerse-go.de)



      Auch hier haben wir erneut einen Detailcheck mit Fokus auf
      mittelfristige Sicht vorgenommen, um das bisher von uns
      gezeichnete bearishe Bild zu überprüfen. Charttechnisch
      bestätigt sich unser deutlich bearishes Bias
      voraussichtlich schneller als erwartet.

      Nemax 50:

      Langfristiger Wochenchart:

      Charttechnisch zeigt sich auch der Nemax 50 stark
      angeschlagen. Die Korrektur steht vor einer Fortsetzung.
      Von einer Bodenbildung kann keine Rede sein. Ein neues
      Allzeittief wurde erreicht. Die ehemalige sekundäre
      Abwärtstrendlinie wurde wieder nach unten gebrochen. Der
      MACD dreht im überverkauften Bereich wieder nach unten ab,
      ebenso der OBV, der auf dem stark ermäßigten Kursniveau
      weiteren Kapitalentzug aus dem Index anzeigt. Größere
      kapitalstarke Marktteilnehmer scheinen nicht, wie sonst
      in starken Korrekturphasen üblich, langsam Positionen
      einzusammeln, sondern trennen sich ganz im Gegenteil von
      ihnen. Der Kursverfall könnte in den nächsten Wochen durch
      eine langfristige innere Trendlinie, welche im
      beiliegenden Wochenchart grün markiert ist, etwas
      aufgehalten werden. Unser mittelfristiges Kursziel für
      den Nemax 50 liegt im Bereich der 1000 Punktemarke.




      Mittelfristiger Tageschart:

      Hier der mittelfristige Abwärtstrendkanal in voller Länge.
      Sie erkennen auch hier den sich nach unten "aufweitenden
      Charakter". Es handelt sich um ein "Broadening Wedge". Wir
      haben den Bereich rosa markiert zwecks besserer
      Darstellung. Der Support bei 1254 Punkten ist nach unten
      durchbrochen, der Index nun im freien Fall. Außer der
      langfristigen inneren Trendlinie existieren keine
      charttechnischen Unterstützungen mehr!




      Quelle: http://195.94.69.233/news/?show=27497
      Avatar
      schrieb am 10.07.01 21:05:09
      Beitrag Nr. 122 ()
      10.07. 10:12

      Nemax-All-Share - Detailcheck
      --------------------------------------------------------------------------------
      (©BörseGo - http://www.boerse-go.de)



      Nemax-All-Share:

      Langfristiger Wochenchart:

      Der Allzeithöchstkurs vom Nemax-All-Share wurde am
      10.03.2000 erreicht und lag bei 8583 Punkten. Aktuell
      notiert der Index im Bereich von 1300 Punkten mit weiter
      fallender Tendenz. In einer der vergangenen Wochenanalysen
      hatten wir ein mittel- bis langfristiges Kursziel von
      zunächst 1030 Punkten, anschließend von 820 Punkten
      genannt. Im beiliegenden Wochenchart sind die wichtigen
      charttechnischen Marken, die alle im Sog des seit Monaten
      laufenden Kursverfalls unterschritten wurden markiert. Im
      Falle einer nachhaltigen Kurserholung in den nächsten
      Jahren werden diese charttechnischen Key Level, welche bei
      1638, 2000, 2734 und 4000 Punkten liegen, als
      Widerstandszonen wirken. Die gesamte bisher abgelaufene
      Korrektur im Nemax spielte sich in Form eines übergeordneten
      langgezogenen steil nach unten abfallenden Abwärtstrendkanals
      mit divergierender Ober- und Unterkante ab. Ein sogenannter
      "Broadening Wedge" Auffällig auch die relativ schmale
      Trading Range. Damit weist der Abwärtstrendkanal fast alle
      nur denkbaren bearishen Attribute auf. Auch auf dem
      aktuellen stark ermäßigten Kursniveau möchten wir bewußt
      vor einen Einstieg warnen !

      Der Index ist charttechnisch extrem angeschlagen. Die
      mancherorts als positives Argument ausgegebene Losung, daß
      zu dem Zeitpunkt, wenn in der Öffentlichkeit der
      Pessimismus am weitesten verbreitet ist, sich ein guter
      Kauftermin ergebe, dürfte im Falle des Nemax-All-Share
      nicht greifen. Die vergangenen mittlerweile 18 Monate
      haben gezeigt, daß es immer und immer wieder eine Stufe
      tiefer ging. Der MACD baut aktuell im Wochenchart ein
      Verkaufssignal, welches massive weiter nachgebende Kurse
      nach sich ziehen wird. Das Kursziel von 1030 Punkten wird
      voraussichtlich schneller als erwartet erreicht. Der Nemax-
      All-Share underperformt seinen US Leitindex Nasdaq während
      der Korrekturphase deutlich. Abwärtsbewegungen werden
      stärker "mitgeschwungen" als die kurzfristigen Upmoves.




      Mittelfristiger Tageschart:

      Hier ist der sekundäre Abwärtstrendkanal in voller Länge
      dargestellt. Im Zuge der Kurserholung der zurückliegenden
      3-4 Monate konnte die sekundäre Abwärtstrendlinie leicht
      überwunden werden. Allerdings nicht signifikant. Das
      Resultat des Ausbruchs ist jenes, daß die Abwärtstrendlinie
      leicht nach oben geklappt wurde und damit nun etwas
      weniger steil nach unten abfällt. Das Resultat hat aber
      auch eine vordergründig von den meisten Marktteilnehmern
      nicht wahrgenommene deutlich bearish zu wertende
      Komponente. Der eingangs erwähnte sich nach unten aufweitende
      Abwärtstrendkanal ("Broadening Wedge") hat sich damit noch
      weiter aufgeweitet, was negativ zu werten ist. Der Index
      notiert auf einem neuen Tief innerhalb des Abwärtstrends.
      Dies alleine für sich ist laut technischer Analyse bereits
      als Verkaufssignal zu werten.




      Quelle: http://195.94.69.233/news/?show=27498
      Avatar
      schrieb am 16.07.01 20:26:40
      Beitrag Nr. 123 ()
      Die Nachbeben des grossen Börsencrashs vorbei?



      von Roland Leuschel


      Ende März wies ich darauf hin, dass der grosse Salami-Crash
      1997/2000 sich seinem Ende zuneigte und es wieder Zeit
      wurde, Value-Aktien und stark gebeutelte Technologiewerte
      einzusammeln, das heisst, den Aktienanteil eines Portefeuilles
      über die Minimumgrenze von 30% zu erhöhen. Bei der Nasdaq
      und dem Neuen Markt gingen die Aktienoptimisten allerdings
      so gierig ans Werk, dass ich Ende Mai (« Droht ein neues
      Börsengewitter? ») warnen und auf das « Mitnehmen von
      Gewinnen » pochen musste. « All diese Aktienkurse laufen
      Ihnen nicht weg », war mein Urteil. Heute gibt es Anzeichen
      dafür, dass nach dem Sommergewitter nun dennoch eine
      Sommerrallye an den Märkten folgt. Aber bleiben Sie vorsichtig.
      Der Aufwärtsweg wird holprig, und Sie müssen weiterhin auf
      der Hut sein. « Die meisten Bullenmärkte beginnen mitten
      in einer Rezession », sagte Ende Mai der Chefökonom der
      zweitgrössten Bank der Welt, Stephen King von HSBC. « Erst
      aus mittlerer Sicht werden Aktien ein lohnendes Engagement. »
      Und wir sind noch nicht in der Rezession.

      Ich bleibe bei meiner Meinung : Nach dem grössten Börsencrash
      aller Zeiten (Kapitalvernichtung rund 5.000 Milliarden US-
      Dollar) riskieren wir eine Weltrezession sowie eine globale
      Finanzkrise in Form einer Dollarkrise. So ist nun einmal
      der Ablauf der Dinge, und die Konjunkturschwäche in den
      USA stellt die grösste Gefahr für die Stabilität des
      internationalen Finanzsystems dar. Sollte sich die Gewinnsituation
      der Unternehmen weiterhin verschlechtern, und vieles
      deutet darauf hin, dann könnte es noch im Herbst zu Kurseinbrüchen
      am Aktienmarkt kommen. Die Analysten von J.P. Morgan
      rechnen für das kommende Jahr mit einem erheblich
      schwächeren Gewinnwachstum der US-Gesellschaften als die
      Konsensschätzungen annehmen: Nach einem Rückgang der
      Gewinne von rund 10% im Jahre 2001 könnte nach Schätzungen
      der Bank der Gewinnanstieg im Jahre 2002 mit nur 6% recht
      dürftig ausfallen. Die Konsensschätzungen gehen von +19%
      aus. Ein wesentlicher Grund für die moderate Einschätzung
      der J.P. Morgan Analysten besteht in der Beurteilung der
      Unternehmen des Technologie- und Finanzsektors; denn in
      « beiden Industrien ist angesichts der Investititionszurückhaltung
      der Unternehmen und der schwachen Verfassung der
      Kapitalmärkte nicht mit einer deutlichen Erholung
      der Gewinne zu rechnen ».

      Stephen King formuliert es sehr deutlich: « Once upon a
      time, the number one fear was a US recession. Now the
      biggest danger is a global recession. » Die starke Abnahme
      des Welthandels in diesem Jahr könnte eine globale
      Finanzkrise auslösen. Zwar hat der Godfather von Wall
      Street, Alan Greenspan, bereits 6 mal die Leitzinsen
      gesenkt, aber der Geldpolitik sind in diesem Szenario
      Grenzen gesetzt. Ganz davon abgesehen, dass in der
      zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt, Japan, die Zinsen
      bereits seit über einem Jahr bei 0% angekommen sind.
      Andere Chefökonomen von Morgan Stanley oder Merrill Lynch
      sind sogar davon überzeugt, dass sich letztlich stark
      « deflationäre Kräfte » entwickeln. Diese These ist ernst
      zu nehmen, und das von mir im November letzten Jahres
      vorausgesagte Stagflations-Szenario hätte dann nur eine
      kurze Lebensdauer, nämlich gerade mal ein Jahr (2001).
      Wer diese Überlegungen für pessimistisch hält, dem empfehle
      ich, den gerade veröffentlichten Jahresbericht des
      Internationalen Währungsfonds zu lesen. « International
      financial markets are threatened by the risk of further
      falls in US stocks and a potentially disruptive drop in
      the value of the dollar. » In seinem Jahresbericht schreibt
      das IWF wörtlich : « Price-earnings ratios in the US and
      other markets were somewhat on the high standards of
      historical averages. A sharp repricing in US stocks was
      a key risk for the world economy. »

      Ich kann Ihnen nur empfehlen, täglich die amerikanischen
      Börsenmärkte und den Dax zu beobachten. Sollten die im
      März/April dieses Jahres erreichten Tiefstpunkte noch
      einmal getestet werden, dann besteht das Risiko, neuer
      Tiefstpunkte, bevor der neue Bullenmarkt wieder beginnt.
      Zwischenzeitlich würde ich meinen Cashbestand (20 bis 30%
      des Portefeuilles) hochhalten, wobei die Postion in Dollar
      auf weniger als 50% zurückgefahren werden sollte. Bei
      Anleihen würde ich nach wie vor nur allererste Qualität
      suchen, AAA, und auf die höheren Renditen bei Unternehmensanleihen
      bzw. Schwellenmärkten verzichten. Man kann nicht alles
      haben im Leben.

      Übrigens sollten tatsächlich die Experten der deflationistischen
      These Recht behalten, dann kann es auch zu Preiseinbrüchen
      in Teilsegmenten (z.B. London oder München, Südspanien
      oder Portugal) des Immobiliensektors kommen, wo überhitzte
      Gemüter glaubten, die Mentalität vom Neuen Markt auf
      Immobilienpreise übertragen zu können. Wie so etwas
      ausgeht, wissen wir inzwischen: Seit Anfang Juli 2000, also
      seit einem Jahr, mussten 70% der Gesellschaften am Neuen
      Markt Kursverluste von über 90% einstecken. So sieht die
      Realität aus. Konservatives auf Rendite basiertes
      Anlageverhalten ist weiterhin gefragt. Die Zeit für
      Spekulanten kommt viel später wieder.

      Roland Leuschel

      16.07.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=36859
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 11:33:09
      Beitrag Nr. 124 ()
      :D:D:laugh::laugh:

      .
      Avatar
      schrieb am 26.07.01 11:56:16
      Beitrag Nr. 125 ()
      25.07.2001
      Nasdaq Konjunkturdaten als Joker

      Lang & Schwarz

      Es ist leider nur bei den positiven Anfangsimpulsen der
      Berichtssaison in der 28. Kalenderwoche geblieben, so die
      Börsenexperten von "Lang & Schwarz".

      Die anschließenden Unternehmensdaten und verhaltenen
      Ausblicke hätten in ihrer Breite kein klares Bild gegeben.
      Die wenigen schlechter als erwarteten Zahlen bekannter
      Unternehmen allerdings, hätten zur Durchsetzung des
      übergeordneten Abwärtstrends gesorgt. Somit sei die
      erhoffte nachhaltige Katalysatorfunktion ausgeblieben.

      Im Wochenchart verlaufe der kurzfristige Abwärtstrend
      aktuell bei 1.760,00 Punkten. Der langfristige Aufwärtsbasistrend
      seit 1996 bei circa 1.675,00 Punkten sei in den letzten
      Tagen deutlicher unterschritten worden. Ein Wochenschluss
      unterhalb des Trends erhöhe die Wahrscheinlichkeit des
      Tests der tiefen Kurse aus April. Die Unterstützung bei
      1.600,00 Punkten sei akut gefährdet und werde momentan
      umspielt. Die Rückkehr in die ehemalige Trading Range
      (1.780,00/2.000,00) sei zur Zeit nicht zu erkennen. In
      der Line-on-close Betrachtung bleibe die Chance auf die
      W – Formation bis in den tiefen Bereich bei circa 1.450,00
      Punkten bestehen.

      Der Tageschart zeige, dass der kurzfristige Abwärtstrendkanal
      seit Ende Mai bisher nicht nachhaltig verlassen worden
      sei. Das große Gap von Mittwoch auf Donnerstag vergangener
      Woche habe nicht wie erwartet als Unterstützung dienen
      können und sei zu Wochenanfang direkt geschlossen worden.
      Die tiefen Kurse um 1.600,00 Punkte in Verbindung mit den
      tiefen Kursen aus Anfang April, seien ein anhaltender
      Versuch einen Aufwärtstrend zu etablieren. Die 1.600,00
      Punkte seien auch hier eine leichte Unterstützung, deren
      Unterschreiten die 1.500,00 Punkte als Zielmarke aufrufe.

      Im Line-on-close Tageschart entferne sich der Markt
      zunehmend vom langfristigen Aufwärtstrend bei 1.800,00
      Punkten. Die obere Trendlinie des kurzfristigen
      Abwärtstrendkanals verlaufe bei 1.725,00 Punkten. Die
      untere Trendlinie als Unterstützung liege aktuell bei
      1.480,00 Punkten. Die Indikatoren im Wochenchart seien
      neutral. Der MACD liege über der Signallinie und steige
      noch, wobei sich die Differenz zur Signallinie nur
      marginal verringere. Der ADX sinke kaum noch und der RSI
      liege mit 38,56 im unteren neutralen Bereich.

      Zur Zeit knicke ein "Strohhalm" nach dem Anderen. Zu allem
      Überfluss werde von Vielen auch noch auf die nicht
      ausreichend negativen Sentimentzahlen verschiedener
      Erhebungen hingewiesen. Doch hier befinde sich neben der
      vorhandenen Liquidität ein weiterer "Strohhalm": denn
      Marktdaten wie Durchschnitte von Put/Call Ratios und die
      Volumina fallender Aktien im Vergleich zu steigenden
      Aktien würden eher auf "what you hear is not what you get"
      deuten. Das heiße, die letztlich aus tatsächlichen
      Aktionen am Markt resultierenden überprüfbaren Marktdaten,
      würden nicht die Aussage unterstützen, dass zuviel
      Optimismus im Markt sei.

      Es bedarf somit weiterhin nur eines Auslösers für eine
      zumindest technische Marktreaktion. Die Konjunkturdaten
      würden in diesem Zusammenhang der Joker bleiben.

      Quelle: http://www.aktiencheck.de/analysen/default_an.asp?sub=6&page…
      Avatar
      schrieb am 30.07.01 13:08:55
      Beitrag Nr. 126 ()
      Leerverkäufe an der Nasdaq auf Rekordniveau

      Die Nasdaq hat bekannt gegeben, dass im Juli 4,01 Mrd.
      Aktien leerverkauft wurden. Dies stellt einen neuen
      Rekord dar und liegt weit über den Niveaus vom bisherigen
      Rekordmonat April.
      Die Leerverkäufe, bei denen Investoren sich Aktien
      ausleihen, sie am Markt verkaufen und später wieder
      zurückkaufen müssen, um sie dem ursprünglichen Inhaber
      zurückzugeben, haben in den vergangenen Monaten mit
      der zunehmend schwierigen Wirtschaftslage zugenommen.

      Während die Masse an Leerverkäufen auf den Aktienkursen
      drückt, kann sich dieses Bild sehr schnell umkehren, wenn
      der Markt innerhalb kurzer Zeit überdurchschnittlich stark
      steigt und sich Leerverkäufer wieder eindecken müssen.
      Dies hat damit zu tun, dass sie dem ursprünglichen Inhaber
      ihrer Aktien Geld hinterlegen müssen, das als Sicherheit
      dient. Steigende Kurse bedeuten hohe Verluste für den
      Leerverkäufer, der dann ständig Liquidität nachschießen
      muss oder die Aktien einfach zum aktuell höheren
      Aktienkurs nachkaufen muss. Solche Einzelnachkäufe
      summieren sich oftmals und führen zu stärkeren
      Kursbewegungen.

      Die Liste der leerverkauften Aktien führte Exodus mit 61,25 Mio.
      leerverkauften Aktien im Juli nach 29,14 Mio. im Juni.

      Nummer 2 war Level 3 mit 56,6 Mio. leerverkauften Aktien
      nach 42,39 im Juni. Beide Aktien haben von Mitte Juni bis
      Mitte Juli stark an Wert verloren.

      Dell, die Nummer 3 dieser Liste, musste auch 10 Mio. mehr
      leerverkaufte Aktien auf 52,83 Mio. Aktien hinnehmen. Der
      Aktienkurs von Dell konnte allerdings im Vergleichszeitraum
      um mehr als 15 Prozent anziehen.

      Eine Erklärung für das Rekordniveau ist sicherlich die hohe
      Zahl an Aktientitel mit einem Wert von unter 10 Dollar.
      Dies gab es in Zusammenhang mit dem hohen Handelsvolumen
      an der Nasdaq in den vergangenen Jahren nicht.

      Quelle: http://www.finance-online.de/news/news_detail.asp?NewsNr=502…
      Avatar
      schrieb am 30.07.01 13:18:00
      Beitrag Nr. 127 ()
      Die Nachbeben dauern an, und die allgemeine Aktieneuphorie steigt!


      von Roland Leuschel

      Das mag einem objektiven Realisten seltsam vorkommen.
      Während der Index der Weltbörsen (FTSE World Index)
      wieder auf sein Niveau von 270 Ende März/Anfang April
      fällt, nachdem er rasant um 15% auf 310 bis Anfang Juni
      stieg, während also der vorherige Tiefstpunkt des Jahres
      2001 derzeit wieder getestet wird, tragen die Analysten
      und Aktienstrategen einen ungebrochenen Optimismus zur
      Schau. Während es also von Gewinnwarnungen seitens der
      Unternehmen nur so wimmelt, und die vor einem Jahr
      gemachten Gewinnprognosen der Analysten von der Realität
      mittlerweile lächerlich gemacht worden sind, soll es nach
      den neuesten Analysten-Schätzungen für 2002 mit den Gewinnen
      allgemein rasant nach oben gehen.

      Wer glaubt, wird selig !, sagte schon meine Urgrossmutter.
      Laut Analysten-Schätzungen sollen die Gewinne der im S&P
      500 vorhandenen Unternehmen um 26% und die der Anbieter
      von Informationstechnologie im nächsten Jahr um 146%
      steigen und damit wieder das Niveau vom Jahr 2000
      erreichen. « Der Optimismus an der Wall Street ist
      ungebrochen », schreibt die Financial Times am 23.7.,
      und die FAZ vom 26.7. setzt noch einen drauf und titelt
      ihren Artikel « Erste Vorboten einer Kurswende in New
      York - Analysten deuten die starken Kursschwankungen als
      Auftakt eines Bullenmarktes ». Auf der einen Seite wagt
      kaum noch ein Unternehmen über die Gewinne der nächsten
      Zukunft eine Prognose zu veröffentlichen, aber nicht nur
      die Analysten sind bullisch sondern auch die Aktienstrategen.

      Der Chefstratege der Investmentbank Credit Suisse First
      Boston, Tom Galvin, offensichtlich von den 2,1 Billionen
      Dollar (2.100 Milliarden Dollar), die in Geldmarktfonds
      schlummern, umnebelt (Kasse macht sinnlich sagte ein
      Bundestagsabgeordneter in den 50er Jahren) sagt es ganz
      deutlich : « Sobald die Gewinne auf einen Wandel deuten,
      wird jeder wieder in den Markt zurückkehren. » Nun diese
      2,1 Billionen Dollar repräsentieren fast 20% der Marktkapitalisierung
      des umfassenden Aktienindex Wilshire 5000, und in der
      Geschichte der Börsen hat es noch nie so viel Geld im
      Vergleich zur gesamten Börsenkapitalisierung gegeben, das
      auf Lauerstellung liegt. Der Realist allerdings stellt
      sich zwei Fragen : Die KGV auf Basis der geschätzten
      Gewinne für Ende 2001 beim Standard & Poors 500 liegt
      jetzt bei 24 (beim Dax 27). Das ist teuer, zumal das
      Anleihen-KGV unter 20 ist. Greenspan hat es mal wieder
      geschafft, für eine neue Blase am Aktienmarkt zu sorgen.

      Er verdient somit zu Recht seinen Titel « Hohepriester der
      Blasen ». Unterstützung findet Greenspan bei Leuten wie
      Professor Dr. Rüdiger Irving Dornbusch, der wie wir alle
      wissen bereits Ende Dezember vergangenen Jahres erklärt
      hat : « Es wird nie wieder Rezession in Amerika geben,
      die amerikanische Wirtschaft strotzt vor Kraft. » Jetzt
      erklärte Paul O`Neill, US-Finanzminister, dass bereits am
      Ende dieses Jahres die amerikanische Wirtschaft auf ihren
      normalen Wachstumspfad zurückgekehrt sein wird (road to a
      golden age of prosperitiy), und auch der deutsche
      Bundeskanzler weigert sich, seine Prognosen zum
      Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik zu adjustieren.

      Übrigens der Vorgänger von O`Neill, Robert Rubin, erklärte
      in dieser Woche, dass das riesige Leistungsbilanzdefizit
      der USA (450 Milliarden Dollar oder 4,5% des BSP) nach wie
      vor eine Riesengefahr für den Dollar darstellt, besonders
      nach der kürzlich erfolgten Steuerkürzung von 1,35
      Billionen Dollar.

      Ich befürchte nach wie vor, dass die Nachbeben vom grossen
      Crash anhalten werden, zumal die angekündigte Drosselung
      der Ölproduktion der Opec dafür sorgen könnte, dass die
      Benzinpreise wieder ansteigen, und der bisherige Motor für
      die Kursverbesserung an den Aktienmärkten im Zeitraum
      April bis Juni, die Zinssenkungen, nicht mehr wirksam
      sind. Also bleiben Sie vorerst in Cash und kurzfristigen
      Anleihen und nehmen das Risiko in Kauf, die erste Phase
      am neuen Bullenmarkt zu verpassen.

      Ein Berufsoptimist in Sachen Aktien, vielleicht sogar der
      grösste Optimist aller Zeiten, verkündete noch vor zwei
      Jahren über alle Medien, dass zwar der nächste Crash
      komme, aber nach seinen Berechnungen erst im Jahre 2046,
      und somit Roland Leuschel aller Wahrscheinlichkeit ihn
      nicht erleben muss. Dieser Mann schreibt jetzt am 23.7.
      in der FAZ unter dem Titel « Prognosen erfordern Mut » :
      « Nach einem nunmehr über 15-monatigen Börseneinbruch,
      der nur mit dem Börsencrash von 1929 vergleichbar ist …
      Im nachhinein sei es daher verständlich, dass nach der
      Euphorie auf den Märkten ein Kurseinbruch ensprechend
      dramatisch ausfallen musste », und er fügte hinzu : «
      Hinterher sind offensichtlich alle klüger. » Da würde
      ich sagen, da hat der Optimist wirklich übertrieben.
      Nicht alle sind klüger, denn er wagt eine Prognose für
      den Dow Jones bis Ende dieses Jahres von 12.000, Nasdaq
      3.000 und Dax 7.000.

      Roland Leuschel

      27.07.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=37968
      Avatar
      schrieb am 30.07.01 15:44:05
      Beitrag Nr. 128 ()
      Avatar
      schrieb am 03.08.01 17:15:43
      Beitrag Nr. 129 ()
      Chefstratege sagt Crash an Wall Street voraus



      Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein erwartet
      nächste Woche Kurssturz von über 20 Prozent an den US-Börsen



      Von Holger Zschäpitz

      Frankfurt/Main - Crash-Gurus gibt es viele, aber es gibt
      nur wenige, die einen Börseneinbruch auf eine Woche genau
      vorhersagen. Und es ist nicht irgendeiner: Albert Edwards,
      globaler Chefstratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein,
      sagt für die kommende Woche einen Börsenkrach an der Wall
      Street - also einen Einbruch über 20 Prozent - voraus, der
      weltweit die Märkte zum Beben bringen wird. "Wir haben
      bisher noch keinen Crash ausgerufen, weil es dafür keinen
      vorhersehbaren Grund gab", sagt Dresdner-Stratege Albert
      Edwards. Nun aber sollten sich Anleger den 7. August dick
      im Kalender anstreichen.

      Als Auslöser für den Einbruch sieht der Experte neue
      US-Konjunkturdaten. So werden am kommenden Dienstag die
      Produktivitätszahlen für das zweite Quartal veröffentlicht.
      Denn eine neue Berechnungsmethode werde zum erschreckenden
      Resultat führen, dass es doch nicht so weit her ist mit
      dem amerikanischen Produktivitätswunder. Das Potenzialwachstum,
      in dem die Wirtschaft zulegen kann ohne Inflation zu
      produzieren, werde nicht wie bisher angenommen bei 3,5
      Prozent liegen, so Edwards. "Es dürfte nur 2,5 Prozent
      ausmachen."

      Das hätte gravierende Folgen: Denn ein nach unten revidiertes
      Potenzialwachstum mache es nötig, die gesamte Wirtschaftspolitik
      einschließlich der geldpolitischen Ausrichtung der
      Notenbank Federal Reserve zu überdenken. Hat Edwards
      Recht, dann hat die Fed viel zu spät im vergangenen Jahr
      die Zinsen angehoben und so entscheidend zur Blase an den
      Aktienmärkten beigetragen. Das amerikanische Wirtschaftswunder
      wäre dann nur noch eine von der Notenbank finanzierte
      Fiktion. Unternehmen hätten auf Grund der falschen
      Wachstumsannahmen zu viel investiert; und Verbraucher
      hätten entsprechend zu viel konsumiert: "Die New Economy
      wird dann endgültig begraben", meint Edwards. "Das ist
      Dynamit für die Märkte, die Börsianer werden zu Tode
      erschreckt werden."

      Doch viele Strategen zeigen sich gegenüber Edwards skeptisch.
      "Er ist der einzige Experte, der dieses Szenario sieht.
      Entweder der Dresdner-Stratege ist genial oder größenwahnsinnig",
      so ein Marktbeobachter. Edwards sieht das gelassen: Zwar
      sei er der einzige Crash-Prophet von 20 weltweit führenden
      Strategen. Doch das mache einen scharfen Einbruch noch
      wahrscheinlicher, der aus heiterem Himmel käme.

      Tatsächlich lehnt sich Edwards auch mit Blick auf die
      jüngste Erholung an den Märkten sehr weit aus dem Fenster
      und setzt damit nicht nur seine eigene Karriere sondern
      auch den Ruf von Dresdner Kleinwort Wasserstein aufs
      Spiel. Schließlich ist er ist nach Ed Yardeni das erste
      Crash-Orakel. Der Deutsch-Banker hatte Ende 1999 eine
      Rezession und einen Einbruch an den Börsen vorhergesagt
      hatte und lag damit völlig daneben.

      Andere ehemalige Crash-Propheten sind deshalb skeptisch.
      "Einen Börsenkrach kann man nicht auf die Woche genau
      vorhersagen", sagt Roland Leuschel, der sowohl den Absturz
      1987 als auch den jüngsten Abschwung bei den Technologietiteln
      prognostiziert hatte. Dann würden sich sämtliche
      Marktteilnehmer inklusive der Notenbanken dagegen stemmen.
      Leuschel hält deshalb einen Crash derzeit für eher
      unwahrscheinlich. Dennoch will er auf längere Frist auch
      angesichts der mittlerweile hohen Bewertungen bei den
      Standardwerten einen Einbruch nicht ausschließen. "Der
      Kurssturz hat sich nur die Technologiewerte in die Tiefe
      gerissen und ist am breiten Markt weitgehend vorbei
      gegangen."

      Das sehen offenbar selbst die Bullen an der Wall Street
      ähnlich. So haben in dieser Woche eine ganze Reihe
      prominenter US-Strategen ihre Prognosen zurechtgestutzt.
      Doch mit einem publizitätsträchtig vorgetragenen Crash-
      Szenario traut sich niemand an die Öffentlichkeit.

      Doch Edwards wehrt sich vehement gegen öffentlichkeitswirksame
      Panikmache. "Unser Job ist auch sonst spannend genug, als
      dass wir eine solche Sensation grundlos veröffentlichen
      müssten." In diesem Jahr lag der Stratege jeweils
      goldrichtig. Sollte er auch jetzt recht behalten, werden
      Börsianer Edwards eigene Worte im munde führen, der
      sagt: "Gute Nacht."

      Quelle: http://www.welt.de/daten/2001/08/03/0803fi272168.htx
      Avatar
      schrieb am 03.08.01 20:38:40
      Beitrag Nr. 130 ()
      Avatar
      schrieb am 21.08.01 14:51:59
      Beitrag Nr. 131 ()
      Abby Cohen bullish für den Aktienmarkt

      Dienstag, 21. August 2001 Die Chefstrategin des
      Investmenthauses Goldman Sachs Abby Joseph Cohen, hat
      heute ihr offizielles Kursziel für den breiten Standard &
      Poor´s 500 Index nach unten revidiert.

      Sie basierte ihre neue Prognose auf Basis der erwarteten
      operativen Gewinne je Aktie für 2001 und 2002, die sie
      heute ebenfalls nach unten korrigiert hat. So erwartet
      Cohen, dass die 500 Unternehmen insgesamt $51 je Aktie
      2001 an Gewinn verbuchen könnten. 2002 erwartet Cohen
      $56 je Aktie. Somit sah sich die Strategin gezwungen ihr
      Kursziel für den Index auf 1,500 Punkte im 2001 und 1,550
      Punkte im 2002. Trotzdem bedeutet diese Reduzierung eine
      Rally von dem derzeitigen Niveau bei 1,171 von 28% bzw.
      32%. Der Dow Jones sollte nach Meinung von Cohen 12,500,
      also 21% von dem gestrigen Schlusskurs von 10,320, bis
      zum Jahresende steigen.


      Quelle: http://www.us-market.de/news/newsarchive/gs010821.html


      Abby Cohen ignoriert einfach den Bärenmarkt !:laugh::laugh::laugh:

      .
      Avatar
      schrieb am 21.08.01 21:44:56
      Beitrag Nr. 132 ()
      Highway to hell



      Avatar
      schrieb am 27.08.01 12:37:31
      Beitrag Nr. 133 ()
      27.08.2001

      Greenspan schockte

      iWatch

      Alan Greenspan, Kopf der US-Notenbank Fed hat am vergangenen
      Dienstag wie erwartet den Leitzins um 0,25% gesenkt,
      berichten die Analysten von "iWatch".

      Es sei bereits das siebte mal in diesem Jahr, dass der Alte
      zu diesem Mittel greife, um Kredite günstiger zu machen
      und damit das Investitionsklima anzuregen. Ein
      investitionsfreundliches Klima solle Unternehmen dazu
      stimulieren, mehr Geld auszugeben, die Nachfrageseite
      solle also gestärkt werden. Dadurch sei schon mancher
      konjunktureller Abschwung beendet worden.

      Doch die Begründung für diesen Schritt, die Greenspan
      diesmal geliefert habe, habe die Finanzwelt geschockt:
      Er habe nicht erwartet, dass sich die Konjunktur so langsam
      erhole. Greenspan, seit Mitte der achtziger im Amt, habe
      niemals einen Hehl daraus gemacht, dass er die Märkte mit
      Geld überschwemmen werde, wenn es notwendig sei um einen
      wirtschaftlichen Abschwung zu beenden. Inzwischen sei der
      US Leitzins bei 3,5% angelangt und nach der Aussage von
      Greenspan müsse dies noch nicht der letzte Zinsschritt
      nach unten gewesen sein.

      Vergangene Woche habe er seine Aussage wiederholt, dass er
      überrascht sei über die nach wie vor schlechte Verfassung
      der US-Wirtschaft. Und das, nachdem die gesamte Finanzwelt
      von Quartal zu Quartal auf Zeichen der Besserung warte.
      Nun, nachdem es bereits eine Vielzahl von Warnungen für
      das laufende dritte Quartal gegeben habe, würden alle auf
      das vierte Quartal hoffen. Nach Greenspans Aussage werde
      es damit wohl auch nichts.

      Diese pessimistische Einschätzung gehe konform mit den
      verhaltenen Prognosen der Unternehmensbosse. Entweder
      würden keine Aussagen über die nahe Zukunft gemacht, oder
      man spreche bestenfalls von einer Ertragsstabilisierung
      bei weiter fallenden Umsätzen. Man wisse, dass die Börsen
      einen bevorstehenden konjunkturellen Aufschwung als erstes
      erkennen würden. Man wisse auch, das Arbeitslosigkeit ein
      Spätindikator für einen wirtschaftlichen Abschwung sei.

      Quelle: http://www.aktiencheck.de/analysen/default_an.asp?sub=6&page…
      Avatar
      schrieb am 30.08.01 19:04:53
      Beitrag Nr. 134 ()
      Sind in Wirklichkeit die aktuellen Nachbeben nur die Vorbeben für den Mega-Crash? Nicht auszuschliessen...


      von Roland Leuschel

      Meine letzte Kolumne vom 27.7. schloss mit der Empfehlung: "Also bleiben Sie vorerst in Cash und kurzfristigen Triple A Anleihen und nehmen Sie das Risiko in Kauf, die erste Phase am neuen Bullenmarkt zu verpassen." Heute, Mitte August, muss ich gestehen, vielleicht sollten Sie noch lange in Cash (vor allem in Euro) und Triple A Anleihen investiert bleiben. Widerstehen Sie den "Versuchungen" die Ihnen die Märkte in zunehmendem Masse bieten (Deutsche Telekom, Bayer, und viele viele andere). Ich habe das Gefühl, es braut sich ein MEGA-Gewitter zusammen, und das Platzen der Börsenblase am Nasdaq und dem Neuen Markt war nur der erste Teil, dem eine deftige Korrektur der traditionellen Börsenmärkte folgt, und die nächste Etappe könnte das Platzen der amerikanischen "Konsumblase" und der "Dollerblase" sein. Meine Aussagen in dem Interview vom 9. Februar dieses Jahres in der Financial Times Deutschland "Anleihen und Cash für unsichere Zeiten. Kaufen Sie Dax unterhalb von 6.000 Punkten und Dow unterhalb von 8.000", könnten noch zu optimistisch gewesen sein. Mein ungutes Gefühl basiert auf folgenden Beobachtungen:

      Anfang August haben fast einstimmig alle grossen Investmentbanken in Amerika eine U-Form der Konjunktur vorausgesehen und entsprechend optimistische Börsenprognosen bekanntgegeben. Ich wiederhole alle Investmentbanken haben dies getan, und trotzdem haben die Märkte negativ reagiert, das heisst im Klartext, die Gurus konnten die Anleger nicht überzeugen. Hier einige Beispiele aus dieser Liste:

      Gesellschaft Guru Prognose Ende 2001
      Dow Jones S&P500

      A.G.Edwards Mark Keller 12.500 1.450
      Bank America Thomas McManus 11.500 1.350
      CSFB Thomas Calvin 12.000 1.450
      Deutsche Bank Ed Yardeni 11.300 1.320
      Goldmann Sachs Abby J. Cohen 12.500 1.550
      Lehman J. Applegate 12.250 1.450
      Merrill Lynch Christine Callies 12.500 1.550
      Morgan Stanley Peter Canelo 12.000 1.425
      Salomon SB Comite 11.400 1.400
      UBS Warburg Ed Kerschner 1.835

      Durchschnitt 11.895 1.442


      Also dürften Anleger im Durchschnitt Kursanstiege von über 20% bis Ende des Jahres erwarten. Bemerkenswert in der Tabelle ist die Tatsache, dass mehrere Häuser. Darunter Goldman Sachs, Deutsche Bank, Lehman, Morgan Stanley und Salomon SB einen Cashanteil von 0% empfehlen und einen Aktienanteil von 70% und 95%. Mir scheint, als suchen diese Häuser nur nach einem Ziel: maximale Börsenumsätze. Die Belange des Anlegers sind zweitrangig.

      Die offiziellen Konjunkturprognosen sind ohne Ausnahme mehr oder weniger optimistisch. Die OECD hat vor einer Woche Optimismus angesagt, nachdem im Juni der Frühindikator zum ersten Mal seit 13 Monaten wieder leicht gestiegen ist. Heute veröffentlicht das HWWA (Hamburgische Weltwirtschaftsarchiv), dass Deutschland im nächsten Jahr wieder mit einem beschleunigten Wachstum von 2,3% rechnen dürfte und sieht für ganz Europa 2,5% vor. Eine Rezessionsgefahr schliesst das Institut aus und begründet seine positive Sicht der Dinge mit dem Rückgang des Rohölpreises und der baldigen Überwindung der Konjunkturdelle in Amerika. Auch die Bundesrepublik Deutschland sieht sich nicht veranlasst, irgendetwas zu unternehmen (siehe meinen Artikel in Börse Online vom 26.7.: "Lassen Sie einmal nicken, Herr Bundeskanzler").

      Aufmupfende Analysten, die aus welchen Gründen auch immer ihre kritische Meinung zu den Börsenkursen äussern, werden sofort von ihren Häusern zurückgepfiffen, die dann anschliessend behaupten, das Gegenteil sei die Wahrheit. Beispiel: Der Investmentstratege der Dresdner Kleinwort Wasserstein, Albert Edwards, befürchtete Anfang August einen Börseneinbruch von 20% wenn die Öffentlichkeit die richtigen Produktionszahlen der Vergangenheit erfahren würde. Unglücklicherweise hat er Datum für seinen Crash angesagt, denn einen angesagten Crash gibt es nicht. Aber bisher hat noch niemand seine Argumente für eine Korrektur an den Börsen widerlegen können.

      Barten Biggs, der in die Jahre gekommene Investmentstratege von Morgan Stanley Dean Witter, schrieb Anfang des Monats in der Financial Times Deutschland: "Haben wir die vielbeschworene Talsohle wirklich erreicht? Erholt sich die Wirtschaft bald wieder? Ich bin noch skeptisch. Das eine so gigantische Spekulationsblase ohne grössere Auswirkungen in sich zusammen fällt, und alle nach einer gewissen Zeit wieder auf die Erfolgsspur einbiegen, erscheint kaum glaubhaft. Die Welt befindet sich offenkundig in einer Rezession. ... Der vielgerühmte amerikanische Verbraucher, auf den so viele Hoffnungen gesetzt werden, lebt auf Kredit, hat keine Ersparnisse und nur ein geringes Einkommen. ... Falls er sich im Herbst doch noch den Realitäten stellt, könnte die Welt in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit schlittern."

      Infolge des grössten Börsenbooms des Jahrhunderts, der 1995 begann, stieg das Gesamtvermögen der Reichen in Amerika auf etwa 28.000 Milliarden Dollar. Es kam dazu, dass die Kuh zwischen Arm und Reichtum immer grösser wurde, und so gibt es Experten, die darauf hinweisen, dass bei solchen extremen sozialen Ungleichheiten nicht nur im Nord-Süd-Gefälle sondern auch innerhalb der reichen Industrieländer kriegerische Auseinandersetzungen, bzw. erhebliche soziale Spannungen zu befürchten sind.

      Fazit: Bleiben Sie in Cash, wobei der Grossteil (75%) in Euro gehalten sein sollte, da ich nicht mit einem starken Euro, aber mit einem Kollaps des amerikanischen Dollars rechne. Bei Anleihen empfehle ich nach wie vor nur Triple A Qualität, und versuchen Sie Geduld zu haben. Ich habe ein paar Bayer und Deutsche Telekom Aktien in dieser Woche gekauft und fürchte, es war zu früh! Diese Aktien kann ich in aller Ruhe noch billiger einsammeln.

      Vorsicht ist auch bei Immobilien angesagt. In den letzten 12 Monaten brach der Nettoreichtum (net wealth) der Amerikaner um 10,45% ein, das heisst der grösste Einbruch nach dem letzten Weltkrieg. In dieser Rechnung ist noch ein Wertzuwachs der Immobilien von 10% eingerechnet. Wir wissen aber heute, dass in der Weltwirtschaftsrezession der 30er Jahre, der Wert amerikanischer Immobilien z.B. um 90% zurückging. Also sein Sie auch bei Immobilien weiterhin geduldig, und warten Sie auf günstige Gelegenheiten.

      Roland Leuschel

      17.08.2001


      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=39560
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 12:39:24
      Beitrag Nr. 135 ()
      S&P 500 – warum es noch tiefer geht

      Langfristchart und KGV zeigen weitere Risiken auf

      Der S&P500-Index hat Ende 2000 einen seit Anfang 1995
      bestehenden Aufwärtstrend gebrochen. Dabei verlor er von
      seinen Höchstkursen in 2000 bei ca. 1.553 Punkten knapp
      30 Prozent. In 2001 stabilisierte sich der Index im
      Frühjahr bei rund 1.100 Punkten und konnte sich innerhalb
      einer Erholung auch bis auf 1.300 hochschrauben. Der
      gestrige Schlusskurs bei 1.129,03 Punkten dagegen legt
      die Vermutung nahe, dass nochmals die Unterstützung bei
      1.100 Punkten getestet werden dürfte.



      Der Langfristchart zeigt jedoch noch weitere Risiken auf.
      Das Ende des Abwärtstrends ist eventuell noch gar nicht in
      Sicht. So verläuft der Index seit mehreren Jahren in einem
      Aufwärtstrendkanal, dessen obere Rückkehrlinie durch das
      Hoch in 1987 markiert wurde. Die Rückkehrlinie wurde in
      der Börseneuphorie nach oben verlassen – sehr negativ ist
      allerdings der Rebreak in den Aufwärtstrendkanal zu
      interpretieren. Denn damit geht in der Regel auch ein
      weiterer Rückgang bis an den zugrundeliegenden
      Aufwärtstrend einher, der aktuell bei ca. 860 Punkten
      verläuft. Ein Test dieses Trends bedeutet letztendlich
      auch die Gefahr eines Breaks, mit Rückgängen bis ca.
      600 Punkte. Vom gegenwärtigen Stand entspräche dies einem
      Rückgang von ca. 50 Prozent. Dieser potentielle Rückgang
      lässt sich auch fundamental begründen. Yale-Prof. Robert
      J. Shiller hat zum Vergleich die Kurs-Gewinn-Verhältnisse
      der amerikanischen Aktien berechnet und inflationsbereinigt
      dargestellt. Nach dieser Berechnung liegt auch weiterhin
      das Kurs-Gewinn-Verhältnis der meisten amerikanischen
      Aktien auf einem historisch hohen Niveau. Nach dem
      Platzen der Euphorie-Blase sollte eine Bewegung bis
      auf das „Normalmaß“ stattfinden. Damit hat der S&P
      Index durchaus auch fundamental noch Platz nach unten.



      Autor: Stefan Salomon, 12:06 31.08.01

      Quelle: http://www.wallstreet-online.de/ws/news/news/main.php?frame=…
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 13:57:03
      Beitrag Nr. 136 ()
      Nasdaq Composite: Kursziel 1400

      Im Langfristchart offenbart sich weiteres Kursrisiko


      Der Nasdaq Composite Index verlief etwa zehn Jahre in einem
      stabilen Aufwärtstrendkanal. Seit Ausbruch aus dem Trend
      ergibt sich ein Kursziel von rund 1.400 bis 1.500 Punkten.




      Ein Trendkanal stellt die angenommene „normale“
      Schwankungsbreite einer Aufwärtsbewegung dar. Ein
      Kaufsignal ergibt sich, sofern der Markt die Kraft hat,
      an Schwankungsbreite zuzunehmen – also einen Ausbruch
      aus der oberen Rückkehrlinie des Trendkanals zu
      bewerkstelligen. Ein Verkaufssignal entsteht jedoch
      bei einem Rebreak. Dies so geschehen an der Nasdaq Ende
      2000. Da in der Regel dann auch der Aufwärtstrend getestet
      wird, konnte damals ein Kursziel bei rund 2.300 bis 2.500
      Punkten angenommen werden. Der Test des langfristigen
      Aufwärtstrend verlief leider nicht erfolgreich, der Break
      aus dem Trendkanal brachte ein erneutes Verkaufssignal.

      Unter charttechnischen Gesichtspunkten wird ein
      potenzielles Kursziel aus der vorherigen Schwankungsbreite
      des Trendkanals bestimmt. So konnte einerseits bei
      Ausbruch nach oben ein Kursziel bestimmt werden, welches
      auch erreicht wurde, ebenso kann ein Kursziel von rund
      1.400 bis 1.500 Punkten nach dem Ausbruch nach unten
      bestimmt werden. Insofern sollten die Jahrestiefstkurse
      noch nicht erreicht sein.

      Etwas Hoffnung gibt der Disparitätsindex. Dieser Indikator
      zeigt sowohl langfristige Über- und Untertreibungen dar.
      Daher sollte mit einem Erreichen des Bereiches von 1.400
      bis 1.500 Punkten auch ein vorläufiger Schlusspunkt unter
      die aktuelle Baisse möglich sein. Am wahrscheinlichsten
      ist eine sich daran anschließende langfristige Seitwärtsbewegung.

      Autor: Stefan Salomon, 13:48 31.08.01

      Quelle: http://www.wallstreet-online.de/ws/news/news/main.php?frame=…
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 19:13:21
      Beitrag Nr. 137 ()


      Avatar
      schrieb am 05.09.01 19:29:53
      Beitrag Nr. 138 ()
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 19:38:43
      Beitrag Nr. 139 ()
      Beben an den Börsen: Warren Buffet rechnet mit acht mageren Jahren


      Gespalten zeigen sich die Experten über den weiteren Verlauf der Börsen. Warren Buffet rechnet mit mageren Jahren, andere zeigen sich angesichts negativer Signale doppelt optimistisch.


      --------------------------------------------------------------------------------

      WIEN (mk). Sieben magere Jahre, das kennt man aus der Bibel. Acht magere Jahre könnten vielleicht Realität werden, zumindest wenn man den Worten von Warren Buffet traut. Der Börsenguru und Großinvestor - er wird auch das Orakel von Omaha genannt - warnte laut Business Week davor, daß nun eine lange Durststrecke bevorstehe. Er geht davon aus, daß sich eine Erholung der Wirtschaft weder in diesem Quartal, noch im kommenden Jahr abzeichnen werde. Vielmehr dürfte die Konjunktur die kommenden acht Jahre stagnieren. "Der Markt hat einen Kater und leidet unter den Exzessen der 90er Jahre", so Buffet. Andere zeigen sich trotz (oder wegen) der schlechten Nachrichten über die Konjunktur optimistisch. Sie gewinnen dabei den traurigsten Umständen positive Seiten ab. So wurde vergangene Woche an den europäischen und den US-Börsen der bisher geringste Umsatz des Jahres gemeldet. Manche Analysten werten diesen "lustlosen Handel" als Indiz dafür, daß die Talfahrt nun enden könnte. Denn der Druck nach unten habe nun nachgelassen. Die Commerzbank Securities wertet zudem die abnehmenden Kursschwankungen als höchst positiv. Darin werden Signale dafür gesehen, daß die Aktienmärkte nach der langen Talfahrt nun "austrocknen" und einen Boden bilden. Ein Einstieg drängt sich aber nach Ansicht der Commerzbank-Experten noch nicht auf. Dafür fehlten die Kaufsignale.
      Die Raiffeisen Kapitalanlage Gesellschaft (KAG) zieht Frühindikatoren wie den OECD Leading Indicator der G-7- Länder heran, um Grund zum Optimismus zu haben. Dieser Indikator zeige bereits eine Erholung an, daher kommt laut Klaus Glaser, dem Leiter des Raiffeisen KAG-Fondsmanagement, ein erfreulicher Herbst auf die Anleger zu. Die europäischen und US-Aktien sollten sich nach der jüngsten Talfahrt wieder erholen. Empfohlen werden zyklische Aktien wie Hasbro, Philips, Sony, BMW und Heineken. Große Kurssprünge (nach oben) werden US-Aktien zugetraut. "Die Erholung der Aktienmärkte sollte von den USA ausgehen", sagt Glaser. Längerfristig spräche aber vor allem der niedrige Euro für europäische Aktien.
      Andere wie Stephen Macklow-Smith, Fondsmanager bei JP Morgan Fleming Asset Management, glauben, daß die Aktien nun schon so tief seien, daß selbst die kleinste positive Meldung eine allgemeine Trendwende herbeiführen könnte. "Zum einen sind viele Aktien auf dem momentanen Niveau günstig bewertet. Zum anderen ist viel Liquidität vorhanden, die darauf wartet, investiert zu werden", sagt Macklow-Smith. Derzeit suchen die Anleger, wenn sie nicht ganz die Finger von den Aktien lassen, vor allem nach Substanz. Auch an den Wachstumsmärkten wie dem Neuen Markt in Frankfurt halten sie unter diesem Gesichtspunkt Ausschau nach unterbewerteten Aktien.

      Neuer Markt noch zu teuer?

      Auf Basis einer substanzorientierten Analyse ist der Neue Markt aber noch immer alles andere als billig. Der "faire" Wert beim Neuen Markt liege bei 708 Index-Punkten - und damit ein Drittel unter dem derzeitigen Niveau. Zumindest laut Kurs-Buchwert-Analyse: Liegt das Verhältnis des Kurses zum Buchwert bei eins (ist der Aktienwert also nicht höher als die Vermögenswerte eines Unternehmens abzüglich dessen Schulden), ist eine Aktie billig. "Auch wenn die Substanzbetrachtung für Wachstumswerte viele Schwächen hat, zeigt sie doch, wie weit es im schlimmsten Fall mit dem Neuen Markt noch abwärts gehen kann", erklärt Ernst Scheerer von Dresdner Kleinwort Wasserstein. In letzter Zeit hat diese Investmentbank mit ungewöhnlichen Pessimismus auf sich aufmerksam gemacht. Der Chefstratege der Bank, Albert Edwards, prophezeite unlängst einen Crash an der Wall Street - der dann allerdings ausgeblieben war.
      Und als kleiner Trost für alle, die sich vor acht mageren Jahren fürchten: Auch Warren Buffet liegt nicht immer richtig. Der milliardenschwere US-Investor steigerte zwar den Buchwert je Aktie seiner Investmentholding Berkshire Hathaway seit 1965 von 19 Dollar auf über 40.000 Dollar, zuletzt hatte er aber ein paarmal auf das falsche Pferd gesetzt - etwa mit USG, dem größten Sperrholzhersteller in den USA, der Gläubigerschutz beantragen mußte.

      Quelle: http://www.diepresse.at/presse.taf?channel=wirtschaft&id=767…
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 19:57:30
      Beitrag Nr. 140 ()
      #56 von HSM 16.03.01 21:22:29

      An dieser Stelle möchte ich meine persönlichen Kursziele
      für den US-Markt ausgeben.


      Kursziele

      Dow Jones 7.500 Punkte ( aktuell: 9.862 )
      S&P 500 800 Punkte ( aktuell 1.154 )
      Nasdaq 1.500 Punkte. ( aktuell 1.892 )


      Mich würde interessieren, wie Ihr die US-Börse in den
      nächsten Monaten einschätzt.



      #59 von HSM 17.03.01 11:52:29

      @ antarra

      Ich gehe von einem Bärenmarkt aus, der noch bis zu
      3 Jahren andauern kann.


      Ein Vergleich mit Japan nach dem Jahr 1990 ist mehr
      als berechtigt.

      Die fetten Jahre in den USA sind vorbei, jetzt kommen
      die mageren Jahre.

      Daher sind die Kursziele auf mittelfristige Sicht.


      @ all

      Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn ihr auch
      Eure Einschätzungen bzw. Szenarien für die nächsten Monate
      hier posten würdet. :)

      Also legt mal los. :D


      #61 von HSM 17.03.01 14:52:22

      @ Stahlbaer

      Du machst Deinem Nick alle Ehre. ;)

      Ein Vergleich zu 1929 hinsichtlich dem Verhaltensmuster
      der Investoren ist durchaus nachvollziehen.

      Damals ging der Bärenmarkt bzw. Kursverfall nach
      dem "schwarzen Freitag" noch 3 Jahre weiter.

      Warum sollte sich das diesmal anders entwickeln ?

      Führen wir uns doch Japan vor Augen, was ist denn dort
      nach dem grossen Boom passiert ?

      Wenn ich mir das Wirtschaftsumfeld in den USA ansehe,
      halte ich dieses Szenario für durchaus wahrscheinlich.


      #73 von HSM 27.03.01 03:15:52

      Im Thread: Nemax Prognose: 1.000 Punkte bis Jahresultimo !!! hat sich der User "Candle68"
      die Mühe gemacht und interessante Aspekte zussamengefasst,
      die auf einen weiteren Abschwung hindeuten.


      Candle68 gibt folgende Prognosen ab:

      "Meine Prognose bis Jahresultimo 2001:

      Nemax 50 Performance Index: unter 900 Punkte
      Nemax all Share Index: unter 1000 Punkte

      Nasdaq: unter 800 Punkte
      Dow Jones: unter 3000 Punkten"


      Diese Prognosen sind natürlich sehr pessimistisch und
      aktuell etwas unrealistisch, da etwas fern von der
      Realität.

      Da müssen wir wohl etwas abwarten. ;)


      ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

      Die Rezession in den USA nimmt ganz konkrete Formen an.
      Die Zinssenkungen von FED zeigen keine wirtschaftlich
      sichtbare Wirkung.

      Gute Nacht USA - Der letzte Macht das Licht aus ! :D


      .
      Avatar
      schrieb am 13.09.01 20:51:57
      Beitrag Nr. 141 ()
      Das Ende der Spaßgesellschaft


      von Roland Leuschel

      Der 11. September 2001 wird in die Annalen der Geschichte
      eingehen, und er wird das Ende unserer Spaßgesellschaft
      bedeuten. Wir haben den Konsum vor alles gestellt (immerhin
      wird zwei Drittel des Bruttosozialproduktes Amerikas in
      Konsumgütern aller Art erstellt), und wir haben das
      Kapital oder schlicht einfach das Geld zum allmächtigen
      und alleinigen Gott erhoben, dem zu opfern wir alles bereit
      waren. Am 11. September erfolgte ein Angriff auf unsere
      zivilisierte Gesellschaft. Er war so gewaltig, dass Pietät
      eigentlich gebietet zu schweigen. Als Kolumnist gebe ich
      trotzdem einige persönliche Eindrücke weiter, ich bin es
      auch meiner Familie und meinen Freunden schuldig.

      Der italienische Minister für Außenhandel, Adolfo Urso,
      hat es so formuliert: „Der Anschlag war eindeutig gegen
      die Globalisierung gerichtet, die ohnehin seit dem
      G8-Gipfel in Genua für viele Menschen negativ belastet
      ist.“ Meiner Ansicht nach ist dieser Angriff vor allem
      auf die „globale Amerikanisierung“ der Welt gerichtet. Es
      kann und es wird nie eine kulturelle Globalisierung geben.
      Es ist daher völliger Unfug mit Hilfe des kapitalistischen
      Systems die Welt gleichschalten zu wollen, zum Beispiel
      nach amerikanischen Muster. Die Terroristen von New York
      und Washington haben uns allen gezeigt, wie verwundbar
      unsere Welt ist. Schließlich haben wir den Terroristen
      auch das notwendige Kapital zur Verfügung gestellt, mit
      dem eine solche Terroraktion finanziert wurde. Die
      Verdreifachung des Ölpreises seit über einem Jahr kam
      nicht etwa der Dritten Welt oder den Minderbemittelten
      unserer Konsumgesellschaft zugute, sondern den reichen
      Ländern und einigen Mächtigen im Nahen Osten. Die
      Terroristen haben uns gezeigt, wie dumm und unsinnig
      es ist, mit hohem Aufwand ein Raketensystem im Weltraum
      aufbauen zu wollen, das letzten Endes nur einigen großen
      Gesellschaften Grossaufträge vermittelt. Sie haben gezeigt,
      es genügt ein paar Verkehrsflugzeuge zu kapern, um das
      Zentrum des Weltkapitals in Schutt und Asche zu legen.
      „Es geht geradezu eine biblische Symbolik von dieser
      entsetzlichen Schicksalswende aus.“ erklärte der
      Historiker und Nahost-Experte Peter Scholl-Latour.

      Ich empfehle Ihnen, Ihre Anlagestrategie auf Grund dieser
      neuen Situation zu überdenken und folgende Punkte zu beachten:

      Es erscheint mir notwendiger denn je, einen hohen Anteil
      von Liquidität zu halten. Außerdem sollten Triple A-Anleihen
      das Rückgrad ihres Portfeuilles bilden. Ich habe seit
      mehreren Jahren diese Anlagestrategie immer wieder
      empfohlen und dafür viel Kritik einstecken müssen.
      Anfang August empfahlen folgende Top-Investmentbanken eine
      Reduktion der Cash-Position eines Portfeuilles auf null:
      Deutsche Bank (Ed Yardeni), Goldman Sachs (Abby Joseph
      Cohen), Lehman (Jeffrey Applegate), Morgan Stanley (Peter
      Canelo), Salomon Smith Barney (Comité). Jeder der über
      eine gewisse Lebenserfahrung verfügt, sollte immer einen
      Teil seiner Anlagen in Liquidität halten, um flexibel zu
      bleiben und nicht Banken oder anderen Institutionen das
      Handeln zu überlassen. Das bedeutet natürlich, dass ein
      Teil des verfügbaren Einkommens nicht konsumiert oder in
      Aktien investiert wird. Die Spaßgesellschaft dagegen ist
      nur am kurzfristigen Genuss und an der Gewinnmaximierung
      ausgerichtet; sie kam vor allen Dingen seit 1996 in Schwung,
      als die Börsen der Welt mit jährlichen Zuwachsraten von
      über 15 Prozent den Anlegern vorführten, dass trotz
      schwachen Wirtschaftswachstum die Aktienkurse in den
      Himmel wachsen können. Der Hohepriester dieser
      Spaßgesellschaft, Alan Greenspan, hatte 1997 und 1998
      alle Ängste der Anleger vertreiben können, und auch heute
      wird berichtet, dass es weltweit eine gigantische
      Liquiditätsversorgung von 80 Milliarden Dollar organisiert,
      um den Schaden des Angriffes zu kompensieren. Anhänger der
      Spaßgesellschaft vertrauen ihm, dass auch dieses Mal das
      Problem mit einer Geldspritze gelöst werden kann und
      fangen bereits an, Aktien zu kaufen.

      Aber dieses Mal ist es wirklich anders, und es werden Jahre
      vergehen, bevor die Wunden vernarbt sind und eine neue
      Gesellschaftsform mit anderen Sicherheitsstandards
      entsteht. Wir wissen aus der Geschichte, dass aus großen
      Ereignissen eine neue Kraft entstehen kann, von der wir
      heute noch keine Ahnung haben. Die Konsequenz aus der
      letzten Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren war die
      Wirtschaftspolitik eines Präsidenten Roosevelts mit dem
      New Deal. Es wird zu einem New Deal kommen, und bis dahin
      sollten die Anleger konservativ bleiben. Es ist mehr als
      wahrscheinlich, dass der US-Verbraucher in seinem
      Zukunftsvertrauen in die Wirtschaft erschüttert ist: Mit
      anderen Worten, er könnte wieder sparen, denn in Amerika
      ist die Sparquote zum ersten Mal in diesem Jahr wieder
      negativ geworden, und der Konsument sah auch die
      Sinnlosigkeit des Sparens ein, da sein Nettoreichtum
      (wealth effect) ihn immer reicher werden ließ. Wer also
      sparte, verhielt sich dumm, denn er konnte en Spaß nicht
      maximieren. Vergessen wir nicht, dass auch in Deutschland
      ein mächtiger Vertreter der Spaßgesellschaft, die Dresdner
      Bank, in kostspieligen Fernsehwerbespots den Leuten
      klarzumachen versuchte, wie dumm sparen eigentlich ist.
      Wir dürfen keine Illusionen haben, wenn der US-Verbraucher
      wieder anfängt zu Sparen, dann bricht die US-Wirtschaft,
      die ohnehin schon in einer Stagnation ist, ein. Wir werden
      eine Rezession in Amerika bekommen und mit der Globalisierung
      wird es eine Weltwirtschaftskrise geben. Ich würde noch
      keine Neuengagements in Amerika machen, da die Aktienbörse
      noch zu teuer ist, und der Dollar einbrechen kann, da
      besonders das Vertrauen der Ausländer in die Stärke und
      Unverwundbarkeit Amerikas gelitten hat, uns es waren diese
      Ausländer, die das Rekordleistungsbilanzdefizit von 4,5 %
      des BSP finanzierten.

      Ich wiederhole meine frühere Empfehlung, US-Aktien erst
      wieder zu kaufen, wenn der Dow Jones unter 8.000 ist. Aber
      vielleicht hat auch der von mir sehr geschätzte Marc Faber
      recht, der in einem Interview in der Zeitung Die Welt vom
      5. September den Dow bei 6.000 sieht. (In demselben
      Interview wiederholte ich meine Prognose von 8.000 für
      den Dow und 4.000 für den Dax.) In einem muss ich mich
      allerdings korrigieren. Der jüngste Börsencrash hatte zwar
      eine Vernichtung des Kapitals von 5.000 Milliarden Dollar
      verursacht, aber wenn man es genau berechnet, und die
      heutigen Kurse mit den jeweiligen Höchstkursen ins
      Verhältnis stellt, war die Kapitalvernichtung noch vier
      Mal größer.

      Halten Sie Ihr Pulver weiterhin trocken und halten Sie sich
      an die Empfehlung aus meiner letzten Kolumne vom 4.
      September : Es wird weltweit von Kaufgelegenheiten bei
      Aktien nur so wimmeln, und dann – nur dann – sollten Sie
      Ihren Cash abbauen und den Anteil der Aktien hochfahren!

      Roland Leuschel

      13.09.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=41489
      Avatar
      schrieb am 19.09.01 17:24:57
      Beitrag Nr. 142 ()
      Kursziel erreicht:

      NASDAQ COMPOSITE NOTIERTE HEUTE UNTER 1.500 PUNKTE !!!

      .
      Avatar
      schrieb am 19.09.01 20:29:08
      Beitrag Nr. 143 ()
      Cohen (GS) senkt S&P-500-Ziel 2002 auf 1.250 bis 1.400 Pkte

      New York (vwd) - Goldman-Sachs-Cefstrategin Abby Joseph
      Cohen hat ihre Prognosen für den S&P-500 Index
      zurückgenommen. Zum Jahresende erwartet sie nach den
      Ereignissen der Vorwoche nicht mehr 1.500 Punkte, wie
      zuvor. Genauere Angaben machte sie im Fernsehsender CNBC
      nicht. Zum Ende des kommenden Jahres sieht sie den S&P-500-
      Index bei 1.250 bis 1.400 Punkten. Zur Begründung für ihren
      pessimistischern Ausblick verwies Cohen auf das Verbraucher-
      vertrauen sowie die Abneigung vieler Investoren in den
      Markt einzusteigen.

      Gleichwohl könnte dieses Umfeld nur von kurzer Dauer sein,
      denn die Investoren hätten Zeit gehabt, die Situation nach
      den Terroranschlägen in Ruhe zu überdenken. Zudem
      funktioniere das US-Bankensystem weiter reibungslos
      und auch Aktienrückkäufe durch die Unternehmen seien
      wahrscheinlich.


      vwd/DJ/17.9.2001/gos

      17. September 2001, 16:32

      Quelle: http://www.vwd.de/frameset/news/research/286108.html


      Zum Vergleich:

      16.03. 09:11

      Abby Cohen - sieht steigende Kurse!


      Die viel beachtete Goldman Sachs Analystin Abby Cohen
      wiederholte ihre bullishe Einstellung über den weiteren
      Verlauf der Börsenindices. So soll der S&P 500 unterbewertet
      sein und bis Jahresende einen Stand von 1.650, verglichen
      mit 1.174 zum aktuellen Zeitpunkt, erreichen. Der Dow
      Jones soll von derzeit 10.031 bis Jahresende auf 13.000
      Punkte ansteigen. Für den Nasdaq gab sie keine Vorhersage ab.

      Sie rät jedoch Investoren Technologie - und Telekommunikations-
      aktien in den Portfolios überzugewichten, da sich die
      Bewertungen nun angepasst hätten und zukünftige Probleme
      bereits eingepreist seien. Sie sieht die Wirtschaft in
      einer zyklischen Schwächephase, die jedoch keinen Anlass
      zu ausgeprägter Sorge rechtfertige. So sei sie besorgter
      über die EWntwicklung der japanischen und der
      Weltwirtschaft, da dort grosse strukturelle Schwächen
      vorhanden seien. In der zweiten Jahreshälfte dürften die
      Wachstumsraten ihrer Meinung nach wieder anziehen, im S&P
      500 sollen sie bei 7-8% liegen, das BSP soll sich bei
      2,5-3% einpendeln.

      Aktuell beträgt die Portfoliogewichtung von Cohen im Tech-
      Sektor 27% und im Telekom-Sektor 5%. Am 7 März hatte sie
      ihre Aktienquote im Portfolio auf von 65% auf 70% erhöht
      und die Cash-Quote auf 0% gesenkt.


      © BörseGo


      Quelle: http://195.94.69.233/news/?show=15962



      Abby Cohen sollte ihr Wirkungsfeld lieber in die Küche verlagern. :laugh::laugh::laugh:


      .
      Avatar
      schrieb am 23.09.01 17:12:30
      Beitrag Nr. 144 ()
      Nach dem Terror die Rezession

      Die patriotischen Schönredner ändern nichts an der Realität.
      Die Terroristen haben die US-Wirtschaft endgültig in die
      Rezession befördert.



      DPA


      New York – Amerikanische Politiker und Manager wollen es
      sich nicht eingestehen. Amerika ist stark, betonen sie.
      Inklusive der Wirtschaft. Eine Rezession kann man sich
      jetzt nicht leisten. Nicht jetzt, da man es den Terroristen
      zeigen muss.
      Doch so hart es manches patriotische Herz treffen mag: Die
      Rezession ist da. "Vorher waren wir bereits nahe dran. Die
      Attacke hat uns über die Kante geschubst", sagt David Wyss,
      Chef-Volkswirt von Standard and Poors. Zu derselben Einschätzung
      kommen von der Firma Blue Chip Economic Indicators befragte
      Ökonomen: Die US-Wirtschaft wird mindestens das nächste
      halbe Jahr schrumpfen.

      Die Ökonomen von Economy.com beziffern den volkswirtschaft-
      lichen Schaden der Attacke allein im September auf 25
      Milliarden Dollar. Demnach haben die Terroristen das
      Wirtschaftswachstum im dritten Quartal um einen ganzen
      Prozentpunkt gebremst: Statt 0,2 Prozent Wachstum erwarten
      die Forscher jetzt eine Schrumpfung um 0,8 Prozent.

      Die Optimisten wenden ein, Krieg habe bisher immer für
      einen Wirtschaftsboom gesorgt. Sie bauen auf das
      gigantische, keynesianische Ausgabenprogramm der Bush-
      Regierung. Je 20 Milliarden Dollar an Soforthilfe für
      New York und das Pentagon, 15 Milliarden für die
      Fluggesellschaften, und vielleicht weitere 50 Milliarden
      für verschiedene Programme. Dazu kommt die kampfbereite
      US-Notenbank, willens, die Leitzinsen auf zwei Prozent zu
      senken. Unterstützend weisen sie darauf hin, dass sich die
      Wirtschaft nach katastrophalen Erdbeben oder Hurrikanen
      auch jedes Mal schnell wieder erholt hat.

      Doch diese Katastrophe ist anders. Dieser Krieg wird keine
      Rüstungswirtschaft wie in der Vergangenheit hervorbringen.
      Nicht umsonst redet Bush von einem "neuartigen Krieg". Um
      einen Terroristen zu töten, reicht ein simples Gewehr, man
      braucht keinen zusätzlichen Flugzeugträgerverband. Auch
      der Erdbeben-Vergleich hinkt. Naturkatastrophen haben
      einen Einmal-Effekt. Sie sind schnell wieder vorbei. Der
      Kampf gegen den Terrror hingegen wird Jahre dauern. Und
      die Terroristen werden zurückschlagen. Das ist zumindest
      zu befürchten.

      Diese Furcht ist es, die die US-Wirtschaft am meisten
      trifft. Schon vor der Attacke war die Unsicherheit der
      Verbraucher groß. Massenentlassungen und Aktienverluste
      drückten auf die Stimmung. Jetzt glauben bereits 47
      Prozent der Amerikaner an die Rezession, berichtet das
      Conference Board.

      "Die Terroristen haben den Schlüsselfaktor des Wachstums
      getroffen: das Verbrauchervertrauen", sagt Oxford-Professor
      Niall Ferguson im Salon.com-Interview. "In einer gefährlicheren
      Welt werden nicht nur die Fluggesellschaften leiden."

      Die Politiker sind alarmiert. Angefangen bei Präsident Bush
      appellieren sie an die Amerikaner, weiterhin einkaufen zu
      gehen - der Konjunktur zuliebe. Doch so wie aus der
      Patriotenrallye an den Aktienmärkten diese Woche nichts
      wurde, so werden auch die Einkaufs-Appelle wahrscheinlich
      nicht fruchten. Der Verbraucher entscheidet nach dem
      Gefühl in seinem Bauch, und das sagt ihm: Zurzeit läuft
      es nicht so gut.

      Das Gefühl wird sich noch verstärken. Allein die Entlassungen
      in der Flugzeugindustrie würden die Arbeitslosenquote bis
      Mitte nächsten Jahres um 1,5 Prozent auf 6,5 Prozent
      anheben, sagt Wyss.

      Eine weitere Bombe liegt im Staatshaushalt versteckt. Die
      Zeit der Defizite, unter Clinton erst 1997 beendet, könnte
      schon nächstes Jahr zurückkehren. Die momentane
      Spendierfreudigkeit der Bush-Regierung könnte den
      erwarteten Haushaltsüberschuss von 176 Milliarden Dollar
      vollständig ausradieren. Eine weitere Steuersenkung ist
      bereits im Gespräch. Die Rentenkasse, die bisher tabu war,
      steht zur Disposition. Nicht gerade beruhigend.

      Auch von den Aktienmärkten ist kein Trost zu erwarten – im
      Gegenteil. Alle drei großen US-Indizes fielen diese Woche
      auf den Stand vom September 1998. Damit ist der New-Economy-Boom
      vollständig rückgängig gemacht. Der Dow Jones verlor diese
      Woche 14,3 Prozent – der schlimmste Wochenverlust seit der
      Großen Depression 1933. Der amerikanische Verbraucher wird
      noch lange nicht ruhig schlafen können.


      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,158972,00.html



      Die US-Wirtschaft wäre auch ohne diesen Terroranschlag in
      die Rezession reingerutscht.

      .
      Avatar
      schrieb am 25.09.01 23:38:02
      Beitrag Nr. 145 ()
      ftd.de, Di, 25.9.2001, 16:22

      US-Verbrauchervertrauen bricht ein

      Der Index für das US-Verbrauchervertrauen ist in Folge der Terroranschläge eingebrochen. Das könnte ein weiteres Zeichen für eine starke wirtschaftliche Verschlechterung sein; die Märkte reagierten dennoch mit Gewinnen.



      Wie das US-Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board am Dienstag mitteilte, sank der Index im September auf 97,6 Punkte nach 114,0 Punkten im August. Es ist der niedrigste Index-Stand seit fünfeinhalb Jahren. Die Daten wurden zum Teil vor und zum Teil nach den Terroranschlägen von New York und Washington am 11. September gesammelt. Sie verstärkten die Sorgen über wachsende Arbeitslosigkeit und hohe Kursverluste.

      Volkswirte werten die neuen Konjunkturdaten als weiteren Hinweis darauf, dass die USA in eine Rezession rutschen. "Bislang haben die Konsumenten die USA über Jahre aus einer Rezession herausgehalten, das wird wahrscheinlich bald nicht mehr der Fall sein", sagte Lynn Franco vom Conference Board. Das Konsumentenvertrauen wird eng verknüpft mit Konsumausgaben, die wiederum zwei Drittel zur Wirtschaft beitragen.

      Die Märkte reagierten auf die Daten überraschend positiv. Die US-Börsen lagen kurz nach der Veröffentlichung im Plus: Der Dow Jones Index mit 0,87 Prozent, der Nasdaq-Index mit 1,46 Prozent. Auch die Frankfurter Börsen legten zu, obwohl der Index schlechter ausfiel als erwartet. Die Werte ergeben sich nach Angaben des Instituts aus einer schriftlichen Umfrage unter etwa 3500 Haushalten.


      © 2001 Financial Times Deutschland

      Quelle: http://www.ftd.de/pw/in/FTDZHJG81SC.html?nv=hptn
      Avatar
      schrieb am 26.09.01 15:18:36
      Beitrag Nr. 146 ()
      Hallo HSM!

      Wenn man mir die Charts der vergangenen Baisse-Verläufe ansieht, könnte man zu einer Theorie kommen: Die Korrektur einer Übertreibungsphase dauert so lange, bis die Kurse ein Niveau gefunden haben, welches ungefähr dem entspricht, was diese mindestens 10 Jahre vor dem Höhepunkt gezeigt hatten.

      Damit könnte man Japan, USA 1929, USA 1973 (Rückgang nach Durchbruch von DJ 1000 P. bis Niveau von 1963 im Jahre 1975) und vielleicht auch die Nasdaq/Dow 2000 unter einen Hut bekommen. Für letzere würde das freilich noch einen weiteren, schmerzlichen Anpassungsprozess implizieren.

      Was natürlich bei allen langfristigen Analysen außer acht gelassen wird: Die inflationsbereinigten Chartbilder. Leider findet man diese selten, obwohl sie einen sehr guten Einblick in die tatsächliche Überwertung eines Leitindex geben könnten. So wird gerne übersehen, dass sich die japanische Wirtschaft seit langer Zeit deflationär verhält. Der Vergleich Nikkei mit Nasdaq ist dennoch passend, da beide zum jeweiligen Zeitpunkt recht technologielastig waren.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 27.09.01 10:30:37
      Beitrag Nr. 147 ()
      ANALYSE/MS: Ende der Baisse in Europa zeichnet sich ab

      Die Analysten von Morgan Stanley (MS) sehen bereits Licht am Ende des
      Baisse-Tunnels an den europäischen Börsen. Die große Korrektur sei vorüber,
      nun dürften die Märkte in den kommenden Monaten seitwärts tendieren, wie man
      dies bereits nach den Baisse-Zeiten 1974, 1987 und 1990 beobachten konnte.
      Die Analysten senken ihre EPS-Schätzungen für Europa 2001 um zehn Prozent
      und für 2002 um sechs Prozent. Nachdem sie seit Mitte Mai die europäischen
      Märkte mit untergewichten eingestuft hatten, werde das Votum jetzt auf
      neutral hochgestuft.

      vwd/03/27.9.2001/sst/reh


      :laugh::laugh::laugh:

      .
      Avatar
      schrieb am 02.10.01 10:22:19
      Beitrag Nr. 148 ()
      ANALYSE / Abby Cohen: S&P wird 2002 um bis zu 38 Prozent steigen

      Abby Joseph Cohen, Chief Strategist von Goldman Sachs, rät ihren Kunden
      zum "Kauf" von Aktien. Sie glaubt, dass der S&P-500-Index im kommenden Jahr
      bis zu 38 Prozent steigen wird. Während der operative Gewinn der im S&P-500
      gelisteten Unternehmen im dritten Quartal 2001 um 17,5 Prozent und im
      vierten Quartal um 5,7 Prozent sinken werde, sollten die Gewinne in den
      ersten beiden Quartalen 2002 um 5,7 Prozent bzw 18,7 Prozent zulegen. Dies
      ergab eine Umfrage von First Call.

      vwd/03/2.10.2001/sst/reh



      Abby Cohen kämpft immer noch mit ihrem Zweckoptimismus gegen die Windmühlen der Wirtschaft. :D


      .
      Avatar
      schrieb am 02.10.01 20:34:53
      Beitrag Nr. 149 ()
      ftd.de, Di, 2.10.2001, 20:04

      US-Notenbank senkt Leitzinsen

      Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am Dienstag die Leitzinsen in den USA gesenkt, um die Konjunktur zu stützen. Sie verminderte den maßgeblichen Zinssatz von 3,0 auf 2,5 Prozent.

      Die Fed beschloss eine weitere Zinssenkung um 50 Basispunkte. Der Schlüsselzins ist mit mit 2,50 Prozent so niedrig wie schon seit fast 40 Jahren nicht mehr. Mit dem neunten Zinsschritt dieses Jahres will die Fed nach Einschätzung von Experten verhindern, dass die schwache US-Wirtschaft wegen des Schocks nach den Anschlägen vom 11. September in eine Rezession stürzt. Viele Volkswirte halten ein Minuswachstum im zweiten Halbjahr 2001 aber für unausweichlich.

      Von 25 am Freitag von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Händlern von US-Staatsanleihen gingen 21 von einer Fed-Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte aus, nur vier prognostizierten eine Senkung von 0,25 Prozentpunkten.


      Die Fed hatte zuletzt am 17. September - dem ersten Handelstag der US-Börsen nach den Attacken in New York und Washington - die Zinsen um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Auch andere führende Notenbanken wie die Europäische Zentralbank und die Bank of England waren diesem Schritt gefolgt, um das Vertrauen von Wirtschaft und Finanzmärkten zu stärken. US-Notenbankpräsident Alan Greenspan hatte gesagt, die Anschläge hätten kurzfristig deutliche Auswirkungen auf die US-Wirtschaft. Verbraucherausgaben und Produktion seien danach gesunken, die Wirtschaft sei zum Erliegen gekommen.



      Bushs Wirtschaftsberater: Rezession wahrscheinlich

      Eine Rezession in den USA wird immer wahrscheinlicher. Das räumte der Chefwirtschaftsberater von US-Präsident George W. Bush, Glenn Hubbard, am Dienstag in Washington ein. Während die meisten Ökonomen bereits ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts im 3. und 4. Quartal voraussagen, war Hubbard der erste Regierungsvertreter, der offen von einer Rezession sprach.

      Die Schocks der Terroranschläge "haben die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft sich in der Rezession befindet, bedeutend erhöht", sagte Hubbard in einer Senatsanhörung. Präsident Bush wich auf eine entsprechende Reporterfrage hin am Dienstag aus: "Das sollen die Erbsenzähler sagen. Wir brauchen keine Zahlen, um festzustellen, das die Menschen leiden."


      © 2001 Financial Times Deutschland

      Quelle: http://www.ftd.de/pw/in/FTDZXP26BSC.html?nv=hpm



      Minuswachstum hört sich bedeutend positiver an als das Wort Rezession. :D
      Natürlich kann man jetzt die Rezession auf die Terroranschläge zurückführen.
      Jetzt sind die bösen Terroristen an der US-Rezession schuld ? :confused:

      ------------------------------------------------------------
      #138 von HSM 07.09.01 19:57:30

      Die Rezession in den USA nimmt ganz konkrete Formen an.
      Die Zinssenkungen von FED zeigen keine wirtschaftlich
      sichtbare Wirkung.

      Gute Nacht USA - Der Letzte macht das Licht aus ! :D

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      Wie einfach die Welt doch sein kann. ;)

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      Avatar
      schrieb am 03.10.01 10:35:20
      Beitrag Nr. 150 ()


      :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 09.10.01 00:23:42
      Beitrag Nr. 151 ()
      Weiter Weg bis zum Ausverkauf


      von Dr. Hans-Dieter Schulz


      Nachdem nun auch die letzte Bastion der Weltbörsen, der Dow Jones Industrial Average, stark einbricht, spricht es sich mehr und mehr herum, dass der Bullenmarkt ein Ende genommen haben könnte. Die am häufigsten gestellten Fragen lauten: „Wie tief fällt es noch?“ und „Soll ich meine Aktien oder Fondsanteile halten oder verkaufen?“

      Die Antwort hierauf geben die Anleger selbst. Denn, neben allen fundamentalen Einflußgrößen, sind sie selbst es, die entscheiden, ob sie kaufen oder verkaufen. Diese Entscheidung wird in hohem Maße von Emotionen mitbeeinflusst. Den stärksten Effekt auf die emotionale Verfassung des Anlegers hat die Frage, ob er mit seinen Aktieninvestments im Gewinn oder im Verlust liegt.

      Fallende Kurse lösen beim Anleger mentale Schmerzen aus, da er seine Buchgewinne schrumpfen oder seine Verluste zunehmen sieht. Er verkauft aber nicht, noch zögert er. Die Kurse fallen so lange weiter, bis er völlig zermürbt aufgibt und endlich verkauft. Durch die Verkäufe wird das Angebot erhöht, was wiederum auf die Kurse drückt. Die erneut fallenden Kurse erhöhen den Druck auf andere Anleger, die auch nach und nach verkaufen. Der beschriebene selbstverstärkende Prozess erreicht seinen finalen Höhepunkt, wenn die Kurse so tief fallen, dass sich sogar solche Anleger von ihren Papieren trennen, die bisher „ganz ruhig geblieben sind.“

      Der Chart zeigt den amerikanischen Standard & Poors 500 Aktienindex von Januar 1973 bis Dezember 1977. Darunter sind die Daten einer regelmäßig durchgeführten Börsenbriefauswertung geplottet. Es wird der Anteil der negativ eingestellten Briefe an all den Briefen dargestellt, die eine klare Meinung –sei es eine bullische oder bärische- beziehen. Die dick eingezeichnete Waagrechte bei 50% verweist auf eine Gleichverteilung beider Gruppen. Im langfristigen Mittel überwiegen allerdings die Bullen. Dies wird unter Börsenpsychologen mit der dem Menschen eigenen Haltung begründet, Risiken eingehen zu wollen und dabei sogar eine gewisse Freude zu empfinden. In Bezug auf das Verhältnis von Verkaufsdruck und Kaufinteresse ist die 50%-Waagrechte demnach bereits stärker in Richtung „Verkaufsdruck“ und fallende Kurse zu interpretieren.



      Seit Anfang 1973 fallen die Kurse stetig. Die Bullen überwiegen die Bären während der Abwärtsstrecken. Sobald die Bären in der Mehrzahl sind (Punkte oberhalb der 50%-Waagerechten), stabilisieren sich die Kurse. Es wird sogar aggressiv gekauft, was die Kurse nach oben treibt. Gleichzeitig überlegen es sich viele Bären anders und konvertieren ins bullische Lager (Punkte 1 und 2). Erst im April 1974, als die Marke von 90 Indexpunkten unterschritten wird, nimmt die Sentiment-Verteilung Relationen an, die man seit Bestehen der Erhebung noch nicht gesehen hat. Während des 5 ½ Monate währenden scharfen Bärenmarkts, der bis auf ca. 60 Indexpunkte führte, kam im Durchschnitt ein Bulle auf zwei Bären.

      „Vier lange Monate 60% und mehr Bären.“

      Erst diese extreme Polarisierung der Emotionen führte zu einer wirklichen Marktbereinigung, die den zweieinhalb-jährigen Bärenmarkt beendete. Entscheidend für die Anwendung der Vokabel „Aufgabestimmung“ war zum einen die im Vergleich zu den Vorjahren, ja Vorjahrzehnten extrem negative Stimmung UND die lange Dauer, während der diese Stimmung vorherrschte. Im Oktober und Dezember 1974 bildete sich ein mustergültiges Doppel-Bottom heraus, welches einen neuen, zwei-jährigen Bullenmarkt einläutete mit im Jahre 1976 äußerst selbstzufriedenen Investoren, von denen nur 20% bärisch waren.

      Die große Frage lautet, wie es denn heute um das Sentiment bestellt ist und ob es schon Kaufsignale gibt.



      Im Chart von 1996 bis 2001 wurde eine etwas andere Darstellung gewählt: Bullen dividiert durch Bären. Hohe Werte dieses Quotienten zeigen großen Optimismus und parallel dazu Markttops an, wie beispielsweise im Sommer 1998 oder Anfang 2000. Hier wurde außerdem ein 10-wöchiger gleitender Durchschnitt gewählt, um die hektischen Oszillationen herauszufiltern und nur die großen Schwingungen zu sehen. Extrempunkte im Indikator werden aufgrund der Glättung mit einigen Wochen Verspätung angezeigt.

      Aktuell gibt es bereits in der dritten Woche in Folge mehr Bären als Bullen, was zuletzt im Herbst 1998 der Fall war. Die exemplarisch eingezeichneten roten Vertikalen zeigen zwei große Kaufsignale aus den Jahren 1997 und 1998. Also jetzt wieder ein Kaufsignal? Der S&P 500 jedenfalls hat nach dem extremen Abverkauf nach den Anschlägen in New York und D.C. V-förmig nach oben korrigiert. Wer das Bild von 1996 bis 2001 alleine betrachtet und die hohe Güte des Indikators sieht, wird jetzt Aktien kaufen und halten und erwarten, daß die Kurse noch weiter steigen, während sich der Pessimismus schrittweise abbaut. Doch halt! Ist dies bereits das Ende des Bärenmarktes?

      Nein! Ein Blick zurück ins Jahr 1973 zeigt, wie deutlich eine echte Aufgabestimmung im Indikator aussehen kann: Auf einen Bullen kommen zwei Bären und das während 3 Monaten. Rechnet man dies in die Darstellung des im zweiten Chart gewählten Sentiment-Indikaors um, so müßte dieser noch bis auf 0,50 fallen und zwar in der gewählten Darstellungsweise des 10-wöchigen gleitenden Durchschnitts. Wenn dann noch zusätzlich die Titelseiten mehrerer (!) Zeitschriften das Ende der Aktienanlage verkünden, ist es an der Zeit, Aktien auf Sicht einiger Jahre zu kaufen.

      Seit Beginn des Bärenmarktes Anfang 2000 ist die positive Grundhaltung nicht gewichen. Erst seit drei Wochen gibt es mehr Bären als Bullen und das seit 18 Monaten Bärenmarkt. Die Anleger beginnen offenbar gerade eben zu merken, daß etwas nicht mehr stimmt mit der heilen Welt stetig steigender Aktienkurse. Mit anderen Worten: Die bisherige Dynamik des Sentiment sagt uns, daß der Bärenmarkt noch in seinen Anfängen steckt. Dies läßt für den weiteren Kursverlauf nichts Gutes ahnen.

      Das Argument, es könne doch so kommen wie ab Oktober 1998, als zusätzliche Greenspan’sche Liquidität die Kurse neu anfachte, steht auf tönernen Füßen. Die letzten beiden Zinssenkungen der US Fed zeitigten nicht die erhoffte Wirkung. Stattdessen plant man in den USA die Auflage mehrerer Konjunkturprogramme im drei-stelligen Milliarden Bereich. Ein Vergleich mit der deflationären Lähmung Japans drängt sich mehr und mehr auf. Weltweit synchron zurückgehende Kapazitätsauslastungen auf ohnehin nur mäßigem Niveau lassen für Unternehmensgewinne Rückgänge erwarten. 1998 sah die Verfassung der Weltwirtschaft noch anders aus, von Rezession war keine Spur zu sehen, im Gegenteil: die New Economy zog frei werdende Kapazitäten in ihren Sog. Dieser Motor fällt heute weg, im Gegenteil, er wird zur Bremse, betrachtet man die Massenentlassungen in der High-Tech-Branche.

      Wegen der genannten realwirtschaftlichen Gründe, der trotz Ankündigung ausbleibenden Wirkung der Zinspolitik und dem Beginn einer staatlich gesteuerten Konjunkturpolitik und der sich abzeichnenden New Recession (ehemals New Economy) sind für die Unternehmensgewinne und das Wirtschaftsklima vornehmlich nach unten gerichtete Impulse zu erwarten. Das aktuelle Kaufsignal aus dem Sentiment könnte nur kurzfristig, auf Sicht weniger Wochen, wirken. Was dann kommen könnte, faßte Herr Köhler, der derzeitige Chef des Internationalen Währungsfonds trefflich zusammen, es bestehe die Gefahr einer dynamischen Abwärtsspirale.

      Wer vor dem Hintergrund der skizzierten Lage noch Aktien hält, geht das Risiko erheblicher Vermögenseinbußen ein. Das gleiche gilt für Aktienfondsanteile mit der Ausnahme von Garantiefonds, speziellen Seitwärtsfonds sowie ausgewählter Branchenfonds wie Rohstoffe und Minen.

      Felix Pieplow/Büro Dr.Schulz

      06.10.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=43048
      Avatar
      schrieb am 14.10.01 19:08:59
      Beitrag Nr. 152 ()
      Konzentrieren Sie sich nur auf das Erholungspotential


      von Hans A. Bernecker

      Am 11. September 2001 war Stunde Null für die Gefühle der Menschen. Am 21.09.01 war die Stunde Null für die Börsianer, nämlich der Kollaps. Das hat die Situation zweifellos in erheblichem Maße verändert. Alle, die weniger als 15 Jahre Börsenerfahrung haben, müssen völlig neu lernen. Alle diejenigen, die eine längere Börsenerfahrung mitbringen, müssen in ihrem Erfahrungsschatz kramen. Denn:

      60 % DAX-Rückgang von Spitze zu Spitze (8300 und 3600) sind seit dem letzten Kriege noch nicht dagewesen. Das ist der größte Verlust im DAX seit sogar über 70 Jahren, alle Kriege inbegriffen. Es liegt auf der Hand, daß die bisherige Beurteilung so mancher Aktien seitens vieler Analysten obsolet ist. Jetzt zählen keine Storys und fantasievollen Potentiale, die in Produkten, Firmen und mithin Kursen enthalten sind. Jetzt geht es um Fakten.

      1. Jedem Börsenkollaps folgt stets eine gravierende Erholung. Diese hat mit dem langfristigen Trend noch nichts zu tun. Sie ist zunächst eine normale Reaktion auf einen Kollaps, wie mit den eingangs erwähnten Daten beschrieben. Das Erholungspotential errechnet sich für den DAX auf ca. 25 - 30 % oder einfacher gesagt: Es reicht bis zu den Kursen, die Ende August/Anfang September gültig waren.

      2. Eine fundamentale Neueinschätzung ist noch nicht möglich. Dies bestimmen die Unternehmenszahlen, die in den nächsten 2 Monaten darauf abgestellt sind, ob und in welchem Umfange die Konjunktur-Abschwächung auf die Gewinne durchschlägt oder aber auch das New Yorker Attentat im gewissen Umfange Einfluß darauf hat. Ab November/Dezember läßt sich dies besser darstellen.

      3. Das Konjunkturbild ist weniger schlecht, als in den Medien kommentiert. Das europäische Bild folgt allerdings dem amerikanischen Vorbild. Eine Abschwächung der Europa-Konjunktur war schon ziemlich schlüssig im Sommer erkennbar. Ist das Ganze eingepreist?

      4. Die Gewinne der großen Unternehmen sind in Deutschland zu 80 % konjunkturabhängig und nur zu 20 % von spezifischen Eigenleistungen des Managementes. In den USA taxiert man diese Relation auf etwa 60:40 %. Unverkennbar ist also die Dominanz der Rahmenbedingungen beiderseits des Atlantiks. Das hat zur Folge:

      5. Die amerikanischen Gewinnwarnungen haben einen stark hyperzyklischen Charakter, speziell in den Technologie-Sektoren. Das liegt an einer Besonderheit. Im Boom der letzten 5 Jahre wurden Lagerbestände aufgebaut, die bei einer Marktschwäche ohne Rücksicht auf Preisverluste radikal geräumt werden. Darauf beruht ein großer Teil der massiven Gewinneinbrüche. Ein weiterer Bereich entfällt auf die spezielle Art und Weise der sog. Goodwill-Abschreibungen. Demgegenüber ist das eigentliche operative Ergebnis keineswegs so zusammengedrückt worden, wie aus den Statements verlautet. Da die amerikanischen Unternehmen darauf sofort mit Entlassungen reagieren, die kurzfristig realisiert werden können, ist die Erlangung einer auskömmlichen Gewinntendenz viel schneller möglich als in Europa. Resultat daraus:

      6. Die amerikanischen Firmengewinne werden sich im nächsten Jahr schon sehr zügig verbessern. Sie werden nicht explodieren, aber die Positiv-Korrekturen werden deutlich überwiegen. In den Europa-Sektoren schlägt sich dies erst langsamer nieder. Erst mit dieser Einschätzung ist im Jahresverlauf 2002 mithin auch eine längerfristige Börsentendenz zu definieren.

      7. Zunächst geht es also um das Erholungspotential. Ergänzend zu oben: In den amerikanischen Blue Chips ist es kleiner, weil sie weniger stark abgestürzt sind. In den dortigen Technologie-Aktien ist es deutlich größer, weil nach 80 % Kursverlust ein 100 %-Trading-Gewinn auf der Basis der Tiefstkurse fast normal ist. Darin liegt für die kommenden 2 - 4 Monate die interessanteste Chance für alle Privatanleger.

      8. Jede alte Einschätzung vom Sommer sowohl fundamental als auch technisch ist durch die Ereignisse vom 11. bzw. 21.09.01 überflüssig geworden. In diesen Einschätzungen liege ich im übrigen ebenfalls nicht richtig. Festzustellen bleibt allerdings: Die grundsätzliche Beurteilung hat sich nicht geändert, doch es macht eine Baisse zur Baisse, wenn 90 % aller Aktien in der gleichen Weise deutlich nach unten einbrechen.

      Das Fazit für den Anleger im September: Konzentrieren Sie sich nur auf das Erholungspotential. Das ist zu 80 % ein markttechnisches Thema und ohne Charts und die Neben-Indikatoren nicht lösbar. Dazu kommt die eine oder andere Analysten-Meinung, die jedoch von nicht ausschlaggebender Bedeutung ist. Im November/Dezember sehen wir uns wieder.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=43350
      Avatar
      schrieb am 22.10.01 01:05:14
      Beitrag Nr. 153 ()
      Dresdner Bank erwartet Eiszeit an den Börsen

      Horrorszenario prognostiziert langanhaltende Bärenmärkte. Der Dax steht vor einer schwerer Woche. Die EZB ist im Zugzwang


      Von Holger Zschäpitz

      Berlin - Wieder einmal macht die Dresdner Bank mit einer spektakulären Studie auf sich aufmerksam. Während der Großteil der Strategen mit einer kräftigen Erholung der Börsen spätestens zum Ende des Jahres rechnet, stehen die Börsen nach Ansicht der Dresdner-Investmentbanker vor einer längerfristigen Eiszeit. "Die Erwartungen über zukünftige Renditen basieren noch auf den positiven Erfahrungen aus dem Bullenmarkt Ende der 90er-Jahre", schreibt James Montier. Doch die Zeiten hätten sich radikal geändert. "Anleger müssen wählen: Entweder fallen die Aktienkurse jetzt, oder aber es gibt auf Jahre hinaus nur mickrige Renditen an der Börse."
      Montier räumt schonungslos mit dem jüngsten Bullenmarkt auf. Von 1995 bis Anfang 2000 seien 80 Prozent der Kursgewinne auf eine Ausweitung der Bewertungen zurückzuführen gewesen. Dividenden hätten so gut wie keine Rolle mehr gespielt. Dieser Prozess werde sich jetzt umkehren. "Historisch gesehen stammen 52 Prozent der Aktiengewinne aus gezahlten Dividenden, ein weiterer großer Teil aus Dividendenerhöhungen und nur ein Bruchteil aus Bewertungsausweitungen", so Montier. Würden diese Maßstäbe auf die heutigen Börsen übertragen, hätte dies gravierende Auswirkungen.

      Montiers Berechnungen bergen Sprengkraft. Da nach dem Bullenmarkt der 90er-Jahre nicht mehr mit Bewertungsausweitungen zu rechnen sei, müssten sich die Investoren in den kommenden Jahren nur noch mit den gegenwärtig Mini-Dividenden oder Ausschüttungserhöhungen von rund fünf Prozent bescheiden. Um aber wieder das langfristige Renditeniveau von acht bis zehn Prozent zu erzielen, müssten die Kurse entweder um über ein Drittel einbrechen oder aber es gebe auf Jahre hinaus schlechte Zeiten für Aktienanleger.

      Börsianer müssen sich warm anziehen, denn die Prognosen der Dresdner-Bank-Tochter Dresdner Kleinwort Wasserstein sind durchaus ernst zu nehmen. Bereits seit dem letzten Jahr liegen die Strategen um ihren Chef Albert Edwards auf der richtigen Seite. Zwar trat der von Edwards für den 7. August diesen Jahres prognostizierte Crash nicht auf den Tag genau ein. Doch die Kurse rutschten seither weiter kräftig ab. Dax, Neuer Markt und die US-Technologiebörse Nasdaq stehen heute 20 Prozent niedriger, der Dow Jones Index hat seit den Kassandra-Rufen des Dresdner-Chefstrategen knapp 15 Prozent seines Wertes eingebüßt.

      Und so könnte die neue Horrorstudie von Dresdner Kleinwort Wasserstein bereits am Montag auch in Frankfurt für Furore sorgen. Denn insgesamt blicken die Marktteilnehmern mit Skepsis in die Börsenwoche. Zwar mache die zunehmende Diskrepanz zwischen verbesserter Marktstimmung und unverändert eher schlechten Fundamentaldaten eine Prognose für die nächsten Tage schwierig, konstatiert die DZ Bank. So sei es einerseits durchaus üblich, dass die Börse mögliche positive Entwicklungstendenzen frühzeitig vorwegnehme, was zumindest tendenziell eine positive Kursprognose rechtfertigen würde. Wahrscheinlicher sei allerdings, dass derzeit ein Enttäuschungspotenzial aufgebaut werde, das sich schon bald in einer neuen deutlichen Kurskorrektur entladen könnte.

      Auf die starke Verunsicherung der Anleger verweist die Commerzbank. Die Orientierungslosigkeit vieler Marktteilnehmer halte weiter an. Jede Bekanntgabe von Unternehmenszahlen führe zu überproportionalen Ausschlägen nach oben oder unten. Auch die weltpolitische Situation trage zu einer latenten Verunsicherung der Märkte bei.

      Doch zu einem stärkeren Kurseinbruch dürfte es beim Dax nur kommen, wenn die Europäische Zentralbank am Donnerstag nicht wie von den meisten Experten erwartet, die Leitzinsen senken sollte. "Generell ist der Markt durch die nach wie vor hohe Liquidität nach unten einigermaßen abgesichert. Absturzgefahr auf 4250 Punkte droht nur, wenn die EZB bei den Zinsen untätig bleibt", sagt Oliver Maurer, Händler bei M.M. Warburg. Andererseits habe der Dax aber auch nach oben nur begrenztes Potenzial. "Nur wenn Terroranführer Bin Laden in Afghanistan gefasst wird, kann der Dax 300 Punkte nach oben schießen."

      Die Marktbeobachter rechnen in dieser Woche mit Dax-Ständen zwischen 4400 und 4600 Punkten. Einiges dürfte auch von neuen Unternehmensnachrichten abhängen. So legen Daimler-Chrysler und die Hypo-Vereinsbank Quartalszahlen vor. In den USA ist Compaq, der Telekommunikationsausrüster Lucent Technologies, der Internet-Buchhändler Amazon und der Kopiergerätehersteller Xerox an der Reihe.

      Dazu kommen wichtige Konjunkturindikatoren wie das Beige Book der Fed am Mittwoch und das Verbrauchervertrauen am Freitag. Sollten beide Indikatoren schlecht ausfallen, könnte Dresdner-Stratege Montier schon in dieser Woche mit seiner Prophezeiung recht bekommen. "Willkommen in der Eiszeit."

      Quelle: http://www.welt.de/daten/2001/10/22/1022fi290477.htx
      Avatar
      schrieb am 22.10.01 02:33:03
      Beitrag Nr. 154 ()
      @HSM: Brutal guter Thread, dankeschön:)
      Insbesondere die Irrtümer des Herrn Bernecker waren zum Schmunzeln.

      Aber nach den gesammelten Infos müßte der Nasdaq Comp ja `unten` gewesen sein, während Dow und S&P noch weiter korregieren müßten. Nach der Ross-Methode hätte der Dow sogar Luft bis 3.000, aber da wollen wir mal nicht so bearish denken. Den ersten negativen Punkt in der Erholung hat der Dow aber gesetzt, da er nicht in seine alte Range zwischen 9.500 und 11.500 rein geschlupft ist, sondern bei ca. 9.430 abgeprallt ist. Sollte es dabei bleiben, sollte dies die Neubewertung der Blue Chips der USA anzeigen. Den nächsten richtigen Rutsch sehe ich aber erst, wenn der Dollar wieder abschmeren sollte und das erwarte ich erst in 2002, wenn insbesondere die Devisenbanken bei ihren Devisenreserven als Dollarverkäufer agieren werden (92% ist aktuell der Dollaranteil an den Reserven und damit nur noch theoretisch ausbaubar). Wenn dann noch klar wird, daß die USA-Wirtschaft die nächsten Jahre eher dahin siechen wird anstatt wieder munter zu prosperieren, dann könnten die Portfolioumschichtungen gegen Dollar (und die dortigen Aktienmärkte) laufen.

      Bis dahin schauen wir mal, wie lange und wohin die gegenbewegung geht und ob sie schon endete.

      Gruß
      Hirse
      Avatar
      schrieb am 25.10.01 15:06:13
      Beitrag Nr. 155 ()
      Anlagestrategie in einer Zeit der Extreme


      von Roland Leuschel

      Kaum haben wir den grössten Aktiencrash aller Zeiten (Kapitalvernichtung rund 7.000 Milliarden US-Dollar) hinter uns gebracht, scheinen viele Anleger die Ereignisse vergessen zu haben und spekulieren munter auf einen neuen Bullenmarkt. Der Dax fiel immerhin um rund 60% und der Neue Markt um 90%. In den letzten drei Wochen haben Europas Aktienmärkte nach den Panikverkäufen vom 21. September das grösste Kursfeuerwerk seit 20 Jahren angefacht. Die Anleger glauben an eine rasche V-förmige Erholung der Weltkonjunktur und der Gewinne der Gesellschaften. Ich möchte diesem euphorischen Wein ein paar Tropfen Wasser beigeben :

      Wenn der Dax um 60% von 8.300 auf 3.600 eingebrochen ist, dann muss er um 150% steigen, um seine alte Höchstmarke wieder zu erreichen. Beim Neuen Markt müssten die Kurse sogar um 900% steigen, um wieder auf das alte Niveau zu kommen. So sind nun mal die gefühllosen Gesetze der Mathematik. Aus dieser Perspektive relativieren sich die 30 bis 35%igen Kursgewinne.

      In der Tat haben die Anschläge vom 11. September vieles verändert, aber der Bärenmarkt wird noch einmal die September Tiefstpunkte testen, und dann werden wir eine echte Bodenbildung bekommen. Auf zwei Füssen steht der neue Bullenmarkt besser und gesünder als auf nur einem. Der Investmentstratege von Morgan Stanley, Joe McAlinden, nannte den Anschlag auf das World Trade Center einen « Wendepunkt zum Guten » und rief seinen Anlegern weltweit zu : « Dieses Ereignis wird das Ende des Bärenmarktes markieren ». Heute wissen wir, dass durch das enorme fiskalische Paket, das die amerikanische Regierung geschnürt hat (120 Milliarden Dollar = 1,2% des BIP der USA), sowie die massiven Zinssenkungen (9 an der Zahl) werden bewirken, dass aus der erwarteten L-förmigen Konjunkturerholung eine V-förmige entstehen wird, die aber einem Strohfeuer ähnelt ; denn das riesige Leistungsbilanzdefizit (3,5% des BIP in den USA), der aussergewöhnliche Kapazitätsüberhang, die negative Sparquote, die exzessive Verschuldung der amerikanischen Privathaushalte, sowie die Verschlechterung der Gewinnmargen der Unternehmen seit 1997 deuten darauf hin, dass nach einem kurzen V-förmigen Aufschwung eine langandauernde Periode langsamen Wachstumsanstiegs folgen wird. Ich gehe davon aus, dass wir mindestens fünf Jahre brauchen werden, bis die alten Gewinnmargen von vor 1997/98 wieder erreicht werden. Der Wall Street Veteran, Barton Biggs von Morgan Stanley, formulierte seine Strategie zu Beginn Oktober wie folgt : « I still believe that there will be a retest of the September lows in one form or another. »

      Auch fundamental ist Wall Street nach wie vor zu hoch bewertet und die riesigen in den Bankenkreislauf gepumpten Geldmengen scheinen die Anleger zu verführen, eine neue Blase zu kreieren. Die KGV auf Basis der 2001 Gewinne ist mit 27 bis 28 fast auf dem doppelten Niveau des langfristigen Durchschnitts. Auch das Kurs/Buchwert-Verhältnis liegt weit über 4, und der Markt wäre echt preiswert im Bereich des einfachen Buchwerts. Natürlich schätzen die Analysten enorme Gewinnanstiege für das Jahr 2002 und errechnen damit günstige KGVs, bzw. sie gehen zum Beispiel von einem Gewinnanstieg von 32% in den USA und 16% in Europa aus. Das scheint mir Disneys Wunderland zu sein.

      Sie müssen nach wie vor mit Schocks aus der Welt des Terrors rechnen, die das Börsenklima empfindlich stören können. Wenn ich Colin Powells Aussage höre, diesen Krieg noch vor Winterbeginn zu gewinnen, denke ich an die Versprechungen des Generals Westmoreland und Präsident Johnsons während des Vietnam-Krieges. Auch die Erklärungen der Sovietarmee nach dem Einmarsch der Russen im Dezember 1979 in Afghanistan klangen ähnlich optimistisch. Charttechnisch liege ich ganz auf der Linie der gestern veröffentlichten Analyse von Axel Retz, und habe seiner Warnung « die chart- und markttechnischen Warnhinweise im Zuge der jetzigen Rallye zu ignorieren, könnte für den Anleger eine ziemlich kostspielige Angelegenheit werden » nichts hinzuzufügen.

      Also bleiben Sie weiterhin vorsichtig und legen Sie Ihren Cash langsam und geduldig in Aktien an. In Zeiten der Unsicherheit wächst die Zahl der Opportunitäten, und warten Sie geduldig auf den Test der am 21.9. erreichten Tiefstpunkte. Auch im Tierreich gilt das Gesetz, die zweite Maus kann genüsslich und in Ruhe den Speck in der Falle geniessen.

      Roland Leuschel

      24.10.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=44553


      @ Hirse

      Ich gehe mit Deiner Meinung konform, dass der Dow Jones und
      S&P 500 überbewertet sind und noch Korrekturpotenzial haben.
      Wir haben eine schöne "Patrioten-Rally" in den USA gesehen,
      getrieben von z.B. Shorteindeckung, Liquidität usw.
      Aber die wirtschaftlichen Daten sprechen eher dafür, dass man
      die kurzfristigen Gewinne sichern sollte, anstatt Neuinvestments
      zu tätigen.

      .
      Avatar
      schrieb am 25.10.01 17:06:29
      Beitrag Nr. 156 ()
      Die Börse übertreibt schon wieder

      Berufsoptimisten bestimmen die Kurse - mit schlechten Argumenten


      Von Robert v. Heusinger



      Die Optimisten sind wieder da. Kaum haben die Börsen in Europa den höchsten je gemessenen Kursanstieg binnen dreier Wochen hinter sich gebracht, sind diese Zeitgenossen an den Aktienmärkten wieder obenauf. Sie prahlen mit den in wenigen Tagen eingestrichenen Gewinnen, erklären die 18 Monate dauernde Baisse für beendet. Schützenhilfe erhalten sie vom Gros der Strategen in den Investmentbanken. "Aktien sind unterbewertet und weitere Kurssteigerungen möglich", lautet deren frohe Botschaft. Stimmt das? Hat die ängstliche Mehrheit der Anleger den Einstieg schon verpasst? Mitnichten. Es gibt keinen vernünftigen Grund, ausgerechnet jetzt Aktien zu kaufen - außer dem festen Glauben an die Irrationalität der Börse.

      Um den Kursanstieg im Nachhinein zu rechtfertigen und Hoffnung auf mehr zu machen, zücken die Strategen der Banken gern ihr Handbuch der Börsenweisheiten. Die Lieblingszitate daraus: "Der Aktienmarkt erholt sich, sechs Monate bevor die Konjunktur ihre Talsohle erreicht hat." Und: "Kauft, die Kurse haben alle noch folgenden schlechten Nachrichten bereits vorweggenommen." Man sollte in diesem Zusammenhang an die Hauptaufgabe der Analysten und Strategen erinnern: Sie müssen Argumente liefern, die den Handelsabteilungen der Banken Umsatz bescheren. Daher sind ihre optimistischen Einschätzungen mit Vorsicht zu genießen. Die spannende Frage lautet also, ob die Zeit schon reif ist, solch kecke Sprüche auszugeben.

      Die Banken begründen ihre Prognosen mit den Reaktionen der Notenbanken und Regierungen auf die Terroranschläge des 11. September. Vor allem die expansive Geld- und Fiskalpolitik der Vereinigten Staaten - kräftige Zinssenkungen in Kombination mit Steuersenkungen und öffentlichen Aufträgen - nährt die Hoffnung auf ein rasches Ende der Rezession. In den Köpfen der Investoren dominiert wieder das Bild eines V-förmigen Konjunkturverlaufes, also eines kräftigen Rückgangs des Bruttosozialproduktes, dem ein ebenso starker Aufschwung folgt. Spätestens im zweiten Quartal kommenden Jahres werde die Wirtschaft in den USA anspringen, mit all ihren positiven Folgen für die Unternehmensgewinne, sagen die Optimisten. Wächst die Wirtschaft wieder, steigen die Gewinne der Unternehmen, was höhere Aktienkurse rechtfertigen kann.

      Dabei wird übersehen, dass die größte Volkswirtschaft der Welt schon vor den Anschlägen in die Rezession geschlittert war. Nun ist die Unsicherheit eher noch größer geworden, die Konsumenten fangen an zu sparen, die Unternehmen stellen Investitionen zurück. Gepaart mit der seltenen Konstellation, dass sich alle Weltregionen im Konjunkturabschwung befinden, setzt das ein dickes Fragezeichen hinter die These vom V-förmigen Konjunkturverlauf. Aufseiten der Pessimisten macht schon das Wort vom "Jahrhundertabschwung" die Runde, vergleichbar mit der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Träfe dieses Schreckensszenario zu, hätten die Aktien noch viel Potenzial - und zwar nach unten.

      Auch wenn es nicht so drastisch kommen muss, eine Garantie auf das rosarote V gibt es nicht. Die Prognosen, die von einer Rezession bis Ende 2002 ausgehen, sind ähnlich plausibel, wie die Annahme, dass sich die US-Wirtschaft Mitte 2002 wieder fängt, dann allerdings nur langsam wächst. Sollten sich diese realistischeren Prognosen als richtig herausstellen, müssen die Analysten ihre Schätzungen für die Unternehmensgewinne der kommenden Jahre deutlich reduzieren. Dann sind die heute gezahlten Kurse der Aktien mit Sicherheit zu hoch.

      Ganz gleich, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird: Im historischen Vergleich sind Aktien immer noch extrem überbewertet. Darauf hat der stets stramm gegen die herrschende Meinung argumentierende US-Fondsmanager Clifford Asness aufmerksam gemacht. In seiner jüngsten Veröffentlichung The bubble has not popped ("Die Blase ist nicht geplatzt" ) rechnet er mit der unkritischen Zunft der weltweit tonangebenden US-Strategen ab, die sich um die fundamentale Bewertung der Aktien nicht scheren. Nach seinen Berechnungen, die auf den historischen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) der Aktiengesellschaften beruhen, sind Aktien in Amerika heute noch so teuer wie kurz vor dem großen Crash 1929. Das KGV gibt an, wie oft der Anleger den erzielten Gewinn des Unternehmens beim Kauf eines Papiers zahlt. Das gemittelte KGV für die größten 500 US-Aktiengesellschaften liegt gegenwärtig über 25. Nur in drei Phasen wurden US-Titel höher bewertet: 1901, 1929 und in der verrückten Hausse 1999/2000.

      Nun wird die Frage nach der fairen Bewertung des Aktienmarktes spätestens seit dem Börsenboom der neunziger Jahre heiß diskutiert. Und nicht wenige Apologeten unendlicher Kursgewinne haben eine Reihe von Theorien aufgestellt, warum die alten Bewertungsmaßstäbe nichts mehr taugen. Da ist zum einen das Argument, die Welt sei seit Ende des Kalten Krieges sicherer geworden. Das verringere die Risikoprämie der Aktien und erlaube höhere Kurse - eine nach dem 11. September gewagte Theorie.

      Noch beliebter ist die These vom Produktivitätswachstum. Eine dauerhaft höhere Produktivität der Wirtschaft dank des Einsatzes moderner Technologie rechtfertige auf Dauer höhere Kurse, weil auch mit wachsenden Gewinnen zu rechnen sei. Doch diese These wird von wissenschaftlichen Untersuchungen kaum gestützt: Produktivitätszuwächse kommen eher Verbrauchern und Arbeitnehmern zugute. Wer dennoch an der These festhält, muss zumindest einräumen, dass der 11. September die Produktivität der Wirtschaft beeinträchtigt. Es werden mehr Ausgaben für Sicherheit notwendig, die wirken wie Sand im Getriebe der Marktwirtschaft.

      Trotz aller Argumente gegen rasante Kurssteigerungen klettern die Aktienkurse seit fünf Wochen weltweit. Vielleicht war der Deutsche Aktienindex Dax am 21. September, als er vorübergehend unter 3700 Punkte fiel, wirklich eine Investition wert. Bei 4700 Zählern ist er es angesichts der allgegenwärtigen Unsicherheit nicht.

      An der Börse regiert die Psychologie. Die Anleger haben während der vergangenen Monate Geld gehortet und sich nichts sehnlicher gewünscht, als die im März 2000 abrupt beendete Party weiterfeiern zu können. Das tun sie jetzt, getrieben von der Hoffnung, der Crash auf Raten sei nur ein böser Spuk gewesen. Hinzu kommt die absurde Vorstellung, Aktien seien derzeit billig. Das stimmt, wenn man sie in Relation zu den Rekordniveaus vom März 2000 betrachtet. Nur: Damals war der Markt jenseits von Gut und Böse bewertet. Die neuerliche Euphorie dürfte bald schon zu Ende sein. Geduld ist jetzt ein guter Ratgeber.

      Quelle: http://www.zeit.de/2001/44/Wirtschaft/200144_argument.html
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      schrieb am 29.10.01 21:45:14
      Beitrag Nr. 157 ()
      Angst vor Rezession in Japan wächst

      Industrieproduktion rückläufig. Aktienkurse sinken. Zentralbank pessimistisch


      Tokio - In der größten Volkswirtschaft Asiens mehren sich die Anzeichen für eine drohende Rezession: Zum dritten Mal in Folge ist in Japan die Industrieproduktion eines Quartals gesunken. Wie das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (Meti) am Montag in Tokio bekannt gab, sank der Ausstoß der Industrie zwischen Juli bis September um 4,3 Prozent. Im September gab die industrielle Produktion gegenüber dem Vormonat um 2,9 Prozent nach - das war ein stärkerer Fall, als Börsenanalysten erwartet hatten. Im Vergleich zum September des Vorjahres sank die Industrieproduktion sogar um 12,7 Prozent.

      Obwohl die negativen Auswirkungen der Terroranschläge in Amerika auf die Nachfrage noch nicht abzuschätzen seien, erwarte die Regierung in den kommenden Monaten wieder eine anziehende Industrieproduktion, erklärten Beamte des Meti. Doch die jüngsten Daten deuten eine Rezession in Japan an. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um real 0,8 Prozent gefallen; Anfang Dezember sollen die BIP-Daten des dritten Quartals veröffentlicht werden. Sollte das Wachstum von Juli bis September abermals negativ ausfallen, wäre dies der Beleg für die vierte Rezession in zehn Jahren.

      Auch wegen enttäuschender Halbjahres-Ergebnisse in der Vorwoche - unter anderem von den Konzernen Sony, Fujitsu, Toshiba und NEC - startete die Tokioter Börse mit Verlusten in die Handelswoche: Der Nikkei-Index schloss am Montag 1,7 Prozent im Minus.

      Die Bank von Japan nahm am Montag offiziell Abstand von ihrem Zweckoptimismus: Für das laufende Fiskaljahr, das am 31. März 2002 endet, wird nun eine zwischen 0,9 und 1,2 Prozent sinkende Wirtschaftsleistung erwartet. Dies geht aus dem aktuellen Halbjahresbericht hervor. Trotz der nach unten revidierten Prognosen, setzte das Direktorium der Notenbank am Montag keine neuen geldpolitischen Signale. Der Spielraum ist ohnehin eng, Tagesgeld tendiert derzeit nahe null Prozent.

      Während seit Monaten nahezu alle japanischen Finanzhäuser für das laufende Jahr eine Rezession voraussagen, beharrte die Bank von Japan lange auf ihrer Prognose, das BIP könnte im Fiskaljahr zwischen 0,3 und 0,8 Prozent zulegen. Der Halbjahresbericht ist das erste offizielle Eingeständnis der Yen-Hüter, dass ein konjunktureller Abschwung nicht mehr zu vermeiden ist.

      Schon vor zehn Tagen hatte Finanzminister Masajuro Shiokawa das Schönfärben aufgegeben: "Es sieht so aus, als dass die japanische Wirtschaft schrumpfen wird." Die Wachstumsprognose der Regierung lautet jedoch auf plus 1,7 Prozent. Wirtschaftsminister Heizo Takenaka deutet allerdings seit Tagen an, die Regierung werde ihre Ziele demnächst den Realitäten anpassen.

      Die Anzeichen einer Deflation in Japan sind klar erkennbar: Im September gaben die Verbraucherpreise um 2,9 Prozent nach - die Preise sinken schon seit 24 Monaten. Dies verstärkt den Druck auf die Bank von Japan, mit einer Erhöhung des Bargeldumlaufs der Deflation entgegenzutreten. Die Regierung entwirft einen Nachtragshaushalt im Volumen von 3 Bio. Yen (28 Mrd. Euro), zur Förderung des Arbeitsmarktes und kleinerer Betriebe. bew

      Quelle: http://www.welt.de/daten/2001/10/30/1030wi292246.htx
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      schrieb am 04.11.01 08:58:22
      Beitrag Nr. 158 ()
      03.11.2001 11:14

      Welteke warnt vor negativen Folgen weiterer Zinssenkungen

      Frankfurt (Reuters) - Bundesbank-Präsident Ernst Welteke hat vor möglichen negativen Folgen weiterer Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) gewarnt. "Wir müssen vermeiden, dass sich langfristige Inflationserwartungen aufbauen, weil durch weitere Zinssenkungen möglicherweise die Liquiditätsversorgung zu groß wird", sagte Welteke, der auch EZB-Ratsmitglied ist, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagausgabe).

      Die Langfristzinsen und die Realzinsen seien bereits sehr niedrig, sagte Welteke weiter. Die EZB habe die Zinsen im Laufe des Jahres bereits um 100 Basispunkte gesenkt. "Diese Zinssenkungen müssen erst einmal wirken", fügte Welteke hinzu. Außerdem entferne sich das Wachstum der für die Geldpolitik wichtigen Geldmenge M3 immer weiter vom Referenzwert der Zentralbank.

      Seiner Ansicht nach ist Vorsicht geboten, damit es an den Kapitalmärkten als Folge eines Überschusses an Liquidität nicht zu neuen Spekulationsblasen kommt. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht die nächste Spekulationsblase vorbereiten", sagte er.

      Die große Mehrheit der Volkswirte ging angesichts der zuletzt schwach ausgefallenen Konjunkturdaten bislang davon aus, dass der EZB-Rat auf seinem nächsten Treffen am kommenden Donnerstag die Leitzinsen senken wird.

      Die US-Notenbank Fed hatte seit den Anschlägen am 11. September den maßgeblichen Zielsatz für Tagesgeld um insgesamt einen ganzen Prozentpunkt auf 2,5 Prozent gesenkt. Diese Schritte seien "vor dem amerikanischen Hintergrund zu sehen", sagte Welteke weiter. Die Fed habe ein anderes Mandat als die EZB. Angesichts der erneut schwachen US-Konjunkturdaten in dieser Woche geht die Mehrheit von Reuters befragter Primärhändler von einer weiteren Zinssenkung der Fed um 50 Basispunkte am kommenden Dienstag aus.

      Zu den Auswirkungen der Anschläge sagte Welteke: "Der aktuelle Wirtschaftsabschwung ist nach den Terroranschlägen auf Amerika maßgeblich psychologisch bedingt. Weder Finanz- noch Geldpolitik können den Umschwung herbeiführen und das Vertrauen der Konsumenten und Unternehmen stärken".

      .
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      schrieb am 07.11.01 21:16:26
      Beitrag Nr. 159 ()
      Greenspans Aufputschmittel wirkt nur kurzfristig

      Steffen Christ


      Die Euphorie hielt nicht lange. Alan Greenspan, Präsident der US-Notenbank Fed, hat den amerikanischen Aktienmärkten gestern zu einer Schlussrally verholfen. Doch die unerfreulichen Qualcomm-Quartalszahlen sorgten am Mittwoch für einen schwachen Handelsbeginn. Die schlechten Nachrichten haben den Optimismus der Anleger aber nicht vollständig vertreiben können: Im frühen Handel drehten die Aktienmärkte leicht ins Plus. Trotzdem bleibt ungewiss,ob sich die Wall Street dauerhaft gegen den Bärenmarkt stemmen kann.

      Alan Greenspan füttert die Märkte weiter mit Liquidität. Das stützt die Aktienkurse, keine Frage. Doch schon erheben sich warnende Stimmen. Nährt Greenspan die nächste Blase an den US-Märkten? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der amerikanischen Aktien liegt nach Berechnungen von Merrill Lynch schon wieder beängstigend hoch. Auf Basis der Gewinnschätzungen für das kommende Jahr notiert es im Schnitt bei 26. Das liegt freilich auch daran, dass die Gewinnprognosen, wie in Tiefphasen üblich, deutlich gesenkt wurden. Zieht die Konjunktur bald wieder an, dann werden sich auch die Gewinnaussichten wieder besser, der relative Preis der Aktien damit wider niedriger.


      Produktivität der US-Wirtschaft steigt überraschend

      Vorsicht ist angesagt, denn wenn der Aufschwung nicht bald kommt, dann kann die Stimmung schnell ins Negative umschlagen. Noch akzeptieren die Börsianer schlechte Konjunkturzahlen, sie stecken sie sogar in Massen überraschend locker weg. Aber spätestens im Dezember sollte sich bei den Frühindikatoren eine Trendwende zeigen, sonst droht der Geduldsfaden zu reißen. Eine positive Nachricht gab es heute vor Börsenstart: Das langfristige Wachstumspotenzial der US-Wirtschaft scheint weiter in Takt. Im dritten Quartal stieg die Produktivität wieder mit einer Jahresrate von 2,7 Prozent, Volkswirte hatten lediglich mit einem Wachstum von 1,8 Prozent gerechnet.

      Aus der Welt der Unternehmen halten sich Gutes und Schlechtes die Waage. Das Telekommunikationsunternehmen Qualcomm sorgte gestern nach Börsenschluss für einen Dämpfer. Gewinnerwartungen verfehlt, Prognosen gesenkt – genau das, was Anleger nicht hören wollen. Erfreuliches dagegen aus der Biotechnologie-Ecke. Myriad bewegt sich deutlich schneller Richtung schwarze Zahlen als bisher erwartet. Das weckt Fantasien und brachten den Aktien Kursgewinne von rund sieben Prozent.


      Fazit: An den US-Börsen hat der Bulle zwar wieder das Ruder übernommen. Eine nachhaltige Erholung der Aktienkurs ist aber wenig wahrscheinlich. Immerhin, die Produktivitätsdaten signalisieren ein gesundes Wachstumspotenzial. An der schlechten konjunkturellen Lage hat sich aber nichts geändert, und das Kursniveau ist angesichts der Gewinnerwartungen für das kommende Jahr schon wieder erstaunlich hoch.


      © 2001 sharper.de
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      schrieb am 04.12.01 23:46:35
      Beitrag Nr. 160 ()
      Steht uns ein weiterer Abschwung bevor?


      Hans A. Bernecker

      Verehrter Leser,

      Tendenzen an den Börsen segmentieren sich nicht in Jahresabschnitten. Vielmehr ziehen sie sich wie ein roter Faden über die Jahre dahin und sorgen dafür, dass es einen nahtlosen Übergang von einem Jahr zum anderen gibt. Deshalb fängt man am 1. Januar jeden Jahres auch nicht mit einem leeren Blatt an, sondern baut auf dem auf, was zuvor lief. Nie in den letzten 10 Jahren war diese Erkenntnis so wichtig wie heute. Denn Sie werden in 2002 nachhaltig kein Geld verdienen können, wenn Sie das, was in den letzten 1 1/2 Jahren passiert ist, nicht verstehen. Vor allem das Jahr 2001 hat zu einer völligen Adjustierung der Sichtweise von Anlegern an der Börse geführt. Dabei wurde eindrucksvoll demonstriert, wie sehr Erwartung und Realität auseinander klafften und welche Wissenslücken sowohl bei Profis als auch bei Privatanlegern zu erheblichen Fehlentscheidungen führten. Es gilt also nochmals, die Mechanik der Börsen zu untersuchen, um in Zukunft dieselben Fehler nicht zu wiederholen.

      Über die grösste Kapitalvernichtung der modernen Wirtschaftsgeschichte kann man nicht (Gott sei Dank) alle Jahre schreiben. Wenn sie denn dann stattfindet, muss man sie untersuchen, nicht nur um die Geschehnisse zu verstehen, sondern auch, um die künftigen Tendenzen richtig einzuschätzen. Denn die Baisse an den internationalen Märkten wird die kommenden Jahre nachhaltig prägen, so wie auch der Crash von 1929 oder der von 1987 ebenfalls zu entscheidenden Veränderungen geführt haben. Damit ist nicht gesagt, dass sich nun die Baisse fortsetzen wird oder dass es zu den Schreckensszenarien in der Wirtschaft kommt, die in der Presse dargestellt werden. Im Gegenteil: Bei allen Kursverlusten muss man folgendes hervorheben:

      Sämtliche Marktteilnehmer haben aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt, seien es die Notenbanken in ihrer Reaktion auf Krisen oder die Privatanleger in ihrer Betrachtung der Aktienmärkte. Es ist beeindruckend, wie „gesittet“ die grösste Kapitalvernichtung vollzogen wurde und wie wenig spektakulär trotz des Terroranschlags vom 11. September die Tendenz an den Märkten verlief. Darin spiegelt sich erstens die deutlich verbesserte Struktur aller Märkte wider und zweitens auch die Erkenntnis, dass die Kapitalmärkte heute nicht mehr ein Spielplatz der Reichen und Spekulanten sind, sondern ein voll integrierter Bestandteil jeder modernen Volkswirtschaft.

      Ein mehrjähriger Bärenmarkt wäre in der derzeitigen Konstellation nichts Ungewöhnliches. Wie Sie wissen, wechseln Bullen- und Bärenmärkte stetig einander ab. Die Einbrüche von 1987 und 1997 werden lediglich als technische Reaktionen in einem intakten Aufwärtstrend gewertet. Insofern wäre der Start eines Bärenmarktes allein aus technischen Erwägungen in diesen Jahren zu erwarten gewesen. Die Geschichte zeigt, dass von 1982 bis 1999 die Tiefststände des Dow Jones in jedem Jahr über denen des Vorjahres lagen. Auch im kurzfristigen Trading-Bereich ein sicheres Indiz für einen intakten Aufwärtstrend. Wenn wir das markttechnische Signal niedrigerer Tiefststände in den Jahren 2000 und 2001 auf die längerfristige Sicht übertragen, könnte sich hier eine Trendwende andeuten. Steht uns also ein weiterer Abschwung, hervorgerufen durch einen Kapitalabzug der Retailkunden, bevor?

      Die Bewertung ist derzeit jedenfalls noch keinesfalls attraktiv. In den vorangegangenen Krisen an den Aktienmärkten fielen die Notierungen auf weit tiefere Bewertungsiveaus, als wir sie aktuell sehen. Im Gegenteil hat sich die Bewertung in Form des Kurs-/Gewinn-Verhältnisses bei den allermeisten Unternehmen kaum ermässigt. Zwar stürzten die Notierungen in die Tiefe, die Gewinne eilten allerdings flugs hinterher. Mathematisch leicht nachvollziehbar: Wenn Zähler und Nenner eines Wertes gleichzeitig abnehmen, bleibt der Wert insgesamt gleich. Die Crux liegt in der Definition von "billig" und "teuer". In der Vergangenheit war die Halbierung des Markt-KGVs auf Werte unter 20 meist noch kein Grund, in den Markt einzusteigen. Umgekehrt war den allermeisten Börsianern Ende der 90er Jahre klar, dass der IT- und Internet-Boom mit Kursgewinnverhältnissen in der Regel im dreistelligen Bereich und Umsatzbewertungen im zweistelligen Bereich eine Übertreibung darstellt, die über kurz oder lang zum Einbruch führen muss. Letztendlich kommt es aber nicht auf das Erkennen einer Übertreibungsphase an, sondern auf die Definition des Zeitpunktes, wann die Übertreibung kippt. Seit 1996 warnte ein Grossteil der Marktbeobachter vor der "irrealen Überspekulation" und riet zum Ausstieg. Wer dieser im Grundsatz richtigen Analyse folgte, verpasste die grössten Gewinne seit 20 Jahren. Das gleiche gilt im umgekehrten Fall der Übertreibung nach unten, wie sie im Sommer 2001 zu beobachten war. Auch hier rieten viele Kommentatoren Woche für Woche wegen der "sehr billigen" Notierungen zum sofortigen Einstieg, was bei den Anlegern herbe Verluste nach sich zog. Das gleiche Missverhältnis war auch schon Ende der 80er Jahre in Japan zu beobachten, als ebenfalls seit 1987 zum stetigen Ausstieg geblasen wurde, während sich die Spitze erst zur Jahreswende 1989/90 ausbildete. In diesem Sinne zeigt sich, dass es für die Investmententscheidung zweitrangig ist (nicht unwichtig, sondern eben nur an zweiter Stelle rangierend), ob Aktien oder ein ganzer Markt teuer oder billig ist. Wichtig ist zu wissen, wann ein Markt auf Grund der hier behandelten massenpsychologischen Phänomene tatsächlich kippt und nicht, wann er (wegen Überbewertung oder sonstigem) kippen müsste. Kapitalmärkte folgen leider selten rationalen Erwägungen. Insofern ist die Charttechnik mit den oft verspotteten Trendlinien und -kanälen das einzig wirklich tragfähige Instrument, um Trendwenden zu erkennen und rechtzeitig, wenn auch nicht an der Spitze, die richtigen Dispositionen treffen zu können. Das Wissen um die Übertreibung allein reicht nicht, um das Vermögen zu optimieren. Das zeigt auch ein Blick zurück zum Ende der 20er Jahre:

      Die Stimulierungsmassnahmen der amerikanischen Regierung, um die Volkswirtschaft aus der Depression zu führen, haben bisher wenig gefruchtet. Im Gespräch sind aktuell Konjunkturprogramme im Umfang von 200 Mrd. Dollar. Für das amerikanische Brutto-Inlands-Produkt, das nur zu 7 % von der öffentlichen Hand bestimmt wird (zum Vergleich: In Deutschland sind es noch immer 52 %), Peanuts. Wie das Wall Street Journal in diesem Jahr publizierte, sind aber gleichermassen die Kosten für kriegerische Auseinandersetzungen auf seiten der USA nicht zu vernachlässigen. Der 2. Weltkrieg kostete die amerikanische Bevölkerung - neben unsäglichem Leid der vielen Toten und Verwundeten - 4,71 Bio. Dollar, der 1. Weltkrieg 577 Mrd. Dollar, der Vietnamkrieg 572 Mrd. Dollar, der Koreakrieg 400 Mrd. Dollar und der Golfkrieg 80 Mrd. Dollar, wovon allerdings 90 % von den Alliierten bezahlt wurden. Weit wichtiger sind die psychologischen Komponenten, wie der Nachfragerückgang verängstigter Konsumenten und die strukturellen Änderungen der Industrieproduktion z.B. hin zu Rüstungsgütern.

      Fazit:

      Im mittelfristigen Bereich muss schon auf Grund der Liquiditätszufuhr mit einer Erholung gerechnet werden. Diese Erholungsphasen, die 30 bis 50 % Steigerung in den Indizes bedeuten können, gilt es zu nutzen, ohne die Gefahr eines möglicherweise einige Jahre währenden Bärenmarktes aus dem Hinterkopf zu verlieren. So zumindest die Lehre aus einem Vergleich ähnlicher Muster in der Vergangenheit der Börsen.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker

      26.11.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/persbild.php3?id=17
      Avatar
      schrieb am 04.12.01 23:48:52
      Beitrag Nr. 161 ()
      Die Blase ist tot! Es lebe die Blase!


      von Roland Leuschel


      In Anlehnung an den Spruch "Le roi est mort, vive le roi!" ist der Beobachter geneigt zu sagen: Die Finanzblase an den Börsen ist geplatzt, es lebe die neue Blase! Der "Hohepriester der Finanzblasen", Alan Greenspan kann also wieder mit Genugtuung auf sein neues Werk schauen. Kaum platzte die unter seiner genialen Regie entstandene grösste Börsenblase der Geschichte (rund 7000 Milliarden Dollar Kapitalvernichtung ... 70% des BSP der USA vor 2000) macht er sich ans Werk eine neue Blase zu kreieren um die Folgen einer Kapitalvernichtung, nämlich eine Wirtschaftsrezession, zu vermeiden. Und prompt hat er wieder viel Erfolg. Auf der einen Seite jubeln die Investmentbanken und deren Gurus, an der Spitze hat sich dieses Mal Ralph Acampora vom Prudential Securities hervorgetan, und das Anlegermagazin Euro am Sonntag titelte in seiner Ausgabe vom 11.11. in fetten Buchstaben "GELD GIBT`S JETZT UMSONST": Über Amerika wird ein Füllhorn ausgeschüttet. Und der Mann am Füllhorn heisst Alan Greenspan. Geld kostet de facto nichts mehr! In einem weiteren Artikel erhält Alan noch einen neuen Titel "Herr der milden Gaben". Assistiert wird Ralph Acampora unter anderem von der "Staranalystin" (FAZ) von Goldman Sachs, Abby Cohen. Sie sieht einen fairen Wert" der Standard & Poors 500 bei 1.300/1.425 (1.150) und Dow Jones von 11.300 bis 12.400 (9.980), das wären rund 25% mehr als derzeit. Aber auch in Europa ist der Optimismus wieder in Mode, und am 20.11. titelte Die Welt, deren Börsenteil bemerkenswert mit Grafiken illustriert und für den Aktionär bereichernd geworden ist: "DAX NIMMT KURS AUF 6.000 PUNKTE" Untertitel "Seit dem Terrorcrash sind die Aktien um mehr als 35% gestiegen".

      Bleiben Sie weiterhin geduldig und gelassen, und legen Sie Ihren Cash, wie in meiner letzten Kolumne vom 24.10. "Anlagestrategie zu einer Zeit der Extreme" empfohlen, langsam und geduldig in Aktien an, und warten Sie auf den Test der am 21.9. erreichten Tiefstpunkte. Sie müssen also wie einst Odysseus Ihre Ohren mit Watte verstopfen, um das Sirenengebrüll der Investmentbanken und einiger Gurus nicht zu hören. Letzten Endes, und ich wiederhole diesen Satz, so oft ich nur kann, entscheiden die Gewinne der Unternehmen den Börsenkurs, und nur wenn die Aktien preisgünstig sind sollte der Anleger zugreifen, und das sind sie nicht. Die Gewinne hängen letztenendes auch von der Konjunktur ab, und da hat die Vergangenheit bewiesen, dass einem starken Börsencrash wie 1929 eine Rezession folgt. Und der jetzige Börsencrash war gigantischer in seinem Ausmass als 1929.

      In dieser Woche veröffentlichte ein Gremium von 6 Ökonomen, das angesehene National Bureau of Economic Research (NBER), das die Statistiken Amerikas auswertet: "Amerika befindet sich seit März in einer Rezession. Die Industrieproduktion sei bereits im Herbst 2000 eingebrochen." Wie ein verspäteter Aprilscherz erscheint die Erklärung der renommierten MIT Professors, Rüdiger "Irving" Dornbusch, der noch im Dezember erklärte: "Die Angst vor einer Rezession ist typisch europäisch, aber unbegründet. Streichen Sie deshalb des Wort Rezession einfach aus Ihrem Sprachschatz. Es wird sie in den USA nicht geben." Aber auch in Europa gibt es kleinere Dornbuschs, wie zum Beispiel der Volkswirt der Dresdner Bank, Klaus Friedrich, der noch Mitte September erklärte: "Es droht keine Rezession." In seiner Begründung konnte man dann lesen: "Wir beobachten im Moment überall in den USA eine Welle spontaner Vertrauenskundgebungen in den "American Way of Life". Verkäufer von US Fahnen haben Hochkonjunktur ... Die Geldpolitik wird so viel Liquidität wie nötig zur Verfügung stellen." Inzwischen befindet sich auch Deutschland in einer Rezession und eine Rückkehr zu den hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre zeichnet sich vorerst nicht ab. Eine Konjunkturerholung könnte erst im Jahre 2003 realistisch werden. Seltsam, dass in Deutschland Ökonomen wie auch Politiker das R-Wort, das heisst Rezession, vermeiden. Ihnen sei zugerufen: Eine Rezession ist eine Rezession, und wer nicht den Mut hat das auszusprechen, hat keinen Realitätssinn, das fängt übrigens auch mit R an.

      Es gibt einen Super-Optimisten, der nicht zuletzt durch seine Kolumnen in der FAZ jeden Montag die Möglichkeit hat, den Realisten eins auszuwischen und seinen Optimismus zu predigen, Heiko Thieme. Ich vermute, dass Anleger die in Thieme Fonds International angelegt haben, und der laut Statistik derselben FAZ unter 356 internationalen Aktienfonds mit -56,42% in den letzten 62 Wochen an Platz 351 rangiert, jetzt den Sinn des Bibelwortes aus Matthäus 7-16 und 20 " An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" verstehen.

      Die Federal Reserve wird die Zinsen weiter senken, und die EZB wird ihr folgen auch wenn das Geldmengenwachstum mit rund 7% erheblich über der Zielzone von 4,5 liegt. Es dürfte aber eine Falschmeldung sein, wonach Alan Greenspan einen Grossteil der amerikanischen Hubschrauber für den Ernstfall reserviert haben soll, um Dollarnoten über die amerikanischen Städte abwerfen zu können. Der Plan soll daran gescheitert sein, dass diese Hubschrauber in Afghanistan und später im Irak gebraucht werden. Fazit: Bleiben Sie ruhig und warten Sie auf Opportunitäten. Denken Sie daran, dass selbst ein Mann wie John Tempelton kürzlich erklärte, er würde sein Geld in US Staatsanleihen anlegen (15%),"das ist mehr als man in den kommenden Jahren von einem durchschnittlichen Aktienportfolio erwarten kann", und er fügte hinzu, "wer allerdings einen langen Atem hat dem empfehle ich ein gemischtes Depot, die Hälfte Aktien die andere Renten".

      Roland Leuschel

      29.11.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=48284
      Avatar
      schrieb am 04.12.01 23:52:40
      Beitrag Nr. 162 ()
      Auch 2002 per Saldo seitwärts?


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Die harten Zeiten für Börsianer begannen im März 2000. Im Abwärtssog der Technologie- und Telekomaktien kamen nach und nach auch die Branchen der Old-Economy ins Trudeln. Knapp ein Jahr später – die Kurse am Neuen Markt waren bis zu 80 Prozent und der Dax um 30 Prozent eingebrochen – zeichnete sich zunächst in den USA immer deutlicher eine Rezession ab. Inzwischen ist das von vielen Experten noch teilweise bis zum Zeitpunkt der Terroranschläge für unwahrscheinlich gehaltene Szenario der "harten Landung" Realität:



      In den USA schrumpfte die Wirtschaft bereits im abgelaufenen 3. Quartal. Trotz vehementer Anstrengungen durch Politik und Notenbank wird das laufende Quartal noch schlechter werden. Damit ist die Voraussetzung für die angloamerikanische "recession", nämlich zwei aufeinanderfolgende Quartale mit niedrigerem Bruttosozialprodukt, erfüllt. Dass es bei diesen zwei Quartalen bleibt, glaubt inzwischen keiner mehr.

      Und Europa stolpert hinterher. Anleger sollten der zuletzt auf 1,25 Prozent zurückgenommenen Wachstumsschätzung der deutschen Bundesregierung für das kommende Jahr eine gesunde Portion Skepsis entgegenbringen. Die Prognose geht vom optimistischen Fall aus, dass sich die US-Konjunktur schon im Sommer nächsten Jahres fängt, und damit bereits wieder wichtige Impulse geben kann, bevor der europäische Konjunkturmotor abgewürgt ist.

      Dagegen sprechen allerdings harte Fakten. Schätzungen gehen davon aus, dass im laufenden Jahr schon 1,5 Millionen Amerikaner auf die Strasse gesetzt wurden. Die Arbeitslosenrate startete in den USA im Januar bei 4,1 Prozent, lag im November schon bei 5,2 und wird nach ernsthaften Schätzungen noch auf 6 bis 7 Prozent steigen. Dieser Verlust der Kaufkraft muss erst einmal verdaut werden.

      In Deutschland dürfte die Arbeitslosenquote von derzeit 9,4 relativ schnell über die 10 Prozent-Marke klettern. Ob es zu einer Rezession kommt, ist noch offen (die offizielle deutsche Definition stellt dabei auf ein Bruttosozialprodukt ab, was am Ende des Jahres unter Vorjahresniveau liegt). Für den Aktienmarkt ist das jedoch nicht die entscheidende Frage. Hier interessieren die künftigen Unternehmensgewinne mehr als die Umsätze. Um die Marge zu verbessern, wollen sich allein die Großunternehmen in absehbarer Zeit von bis zu 80.000 Mitarbeitern trennen. Insbesondere die Banken specken angesichts wegbrechender Gewinne mächtig ab. Hier bieten die Auswirkungen der Terroranschläge eine willkommene Argumentationsgrundlage für einschneidende Maßnahmen. So erwünscht die daraus resultierenden Kosteneinsparungen im Einzelfall auch sein mögen: Aus solchen Tönen lässt sich keine anhaltende Hausse komponieren.

      Zu einem Absturz der Aktienmärkte wird es trotz der ernsten Lage vorerst dennoch nicht kommen: Auf Sicht der nächsten Monate spricht vor allem die hohe Liquidität der Anleger dagegen. Schätzungen von Oktober gehen davon aus, dass über 2 Billionen Dollar in amerikanischen Geldmarktfonds parken. Auch in Europa floss das Geld der verunsicherten Marktteilnehmer verstärkt in den Geldmarkt oder auf Tagesgeldkonten und wartet dort auf günstige Einstiegsgelegenheiten, die genau deshalb vorerst nicht kommen werden.



      Auf die Erträge dieser Gelder wirken sich die von den Notenbanken weltweit heruntergeschraubten Leitzinsen unmittelbar aus. Und zumindest in Europa wird die Zentralbank voraussichtlich auch 2002 noch mehrere Zinssenkungen vornehmen. Dem Anleger vergällt sie damit systematisch den Geld- und indirekt den Anleihemarkt als Anlagealternative, so dass die seit Ende September verzeichneten Gewinne bei den Aktien ihre magnetisierende Wirkung gar nicht verfehlen können.

      Doch dieses rein liquiditätsgetriebene Strohfeuer lodert nicht lange. Wenn nicht externe Auslöser wie beispielsweise neue Terroranschläge oder eine Ausweitung des Krieges mit dramatisch steigenden Ölpreisen schon vorher querschießen, dürfte im Frühjahr die größere Hälfte des Geldberges im Aktienmarkt stecken. Allein deshalb wird es dann langsam spannend.
      Marktbeobachter begründen die momentan stark anziehenden Aktienkurse mitunter damit, dass die Börse die kommende Konjunkturerholung vorwegnimmt. Endet die wirtschaftliche Talfahrt aber später als gedacht, hätten Anleger einen zweiten Grund, ihre Positionen zu überdenken.

      Angesichts der Erfahrungen, die sie seit März 2000 gesammelt haben, werden alle Börsianer künftig noch wachsamer als zuvor auf dunkle Wolken am Horizont achten. Damit wird im Jahr 2002 die Volatilität, die die Schwankungsbreite des Marktes misst, sowohl bei den marktbreiten Standardaktien als auch an den Neuen Märkten voraussichtlich weiter ansteigen. Die Börse ist wieder ein Stück hektischer geworden.



      Wer es etwas beschaulicher mag, kann auf den wiederentdeckten Trend zum staatlichen Deficit Spending setzen. Als Profiteure gelten hier die großen Bauunternehmen und eventuell noch US-Rüstungsbetriebe wie Lockheed Martin, Raytheon oder Northrop, die größtenteils schon deutlich zulegten. Europäische und insbesondere deutsche Konzerne spielen in diesem Bereich allenfalls in der 2. Liga. Eine langfristig interessante Depotbeimischung könnte sich bei den Ölaktien finden. Sie bieten vor allem einen gewissen Schutz gegen unvorhersehbare Erschütterungen in der leider zusehends instabiler werdenden Nahostregion.

      Insgesamt erscheint eine unter starken Schwankungen seitwärts laufende Entwicklung ein plausibles Szenario für das kommende Börsenjahr.

      Dr. H.-D. Schulz / Lutz Mathes

      03.12.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=48537
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 23:13:55
      Beitrag Nr. 163 ()
      Bin durch einen Link (aus dem Ex-SAC-Forum, glaube ich) auf folgenden Text eines Elliott-Waves-Verfechters (Name im Text nicht erwähnt) gestoßen:
      -------------------------
      Leider erst heute lese ich einen Artikel der FAZ vom 14. Juli 1999:

      Spekulative Blasen analysiert

      FRANKFURT, 13. Juli. Spekulative Blasen an den Finanzmärkten platzen irgendwann. Nur der Zeitpunkt eines solchen Ereignisses ist offen. In den meisten Fällen kann sich eine Blase so lange aufblähen, dass eine Gewöhnung an den Zustand eintritt und nur noch wenige mit einem Platzen rechnen. HSBC Securities, London, hat sich in einer Studie mit dem Phänomen befasst und anhand von vier Ereignissen in den achtziger und neunziger Jahren an den Börsen in Japan, Mexiko, Großbritannien und Spanien versucht, einige typische Kriterien für das Entstehen einer Blase aufzuzeigen.
      Nach den Erkenntnissen der Investmentbank sind dies

      - ein starkes Wachstum der Geldmenge,
      - ein rapide zunehmender Anteil des Werts von Finanzanlagen am Bruttoinlandsprodukt, (s. unten)
      - eine Erhöhung des Leistungsbilanzdefizits und
      - eine starke Zunahme der Verschuldung der privaten Haushalte.

      Auf den amerikanischen Aktienmarkt abzielend, erklärt HSBC, die dort entstandene Blase werde wahrscheinlich unter dem Druck steigender Zinsen platzen. Der Prozess könne in den nächsten Monaten beginnen, den Aktienmarkt um etwa 30 Prozent sinken und im Jahr 2001 eine Rezession entstehen lassen. Wenn solche Blasen platzen, sei eine "weiche Landung" der Wirtschaft so gut wie auszuschließen.

      Eine Studie dieser Bank kommt also zum gleichen Schluss wie meine bescheidenen Recherchen.

      Noch ein paar Zahlen: Normale historische Marktkapitalisierungen liegen bei etwa 50 % des Bruttoinlandsproduktes. 1929 lag sie bei 87 %. Heute beträgt sie etwa 150 %! In den letzten zwei Jahren hat die Marktkapitalisierung um 60 % des US-Bruttoinlandsprodukts zugenommen (BIP = ca. 8,8 Billionen Dollar). Seit Ende 1996 hat der S&P500 etwa 80 % zugelegt, die Gewinne der S&P500- Unternehmen aber nur um 2 %.
      ----------------

      Da kann man doch schon von prophethischen Fähigkeiten sprechen, oder?
      Quelle http://www.juekue.de/HSBC.htm
      Avatar
      schrieb am 16.12.01 22:35:27
      Beitrag Nr. 164 ()
      Warnungen vor Weihnachten

      Von Carsten Volkery, New York

      Je näher das Jahresende rückt, desto stärker der Drang der US-Firmen, doch noch eine Gewinnwarnung auszusprechen. Die Börse kann die Dosis Realismus gut gebrauchen.

      New York - Lucent ist immer für eine Gewinnwarnung gut. Der Telekom-Dauerpatient erschreckte die Anleger vergangene Woche zum x-ten Mal mit einem düsteren Blick in die Zukunft. Im derzeitigen Börsenklima sind solche Deja Vus dringend benötigte heilsame Schocks. Denn die fast drei Monate alte Rallye beruht größtenteils auf dem Prinzip Hoffnung.
      Pünktlich zum Jahresende geben die amerikanischen Unternehmen einen Ausblick auf die Quartalszahlen, die sie im Januar veröffentlichen werden. Während ein Teil die Erwartungen bestätigen oder sogar nach oben korrigieren wird, werden die Anleger genau auf die Gewinnwarnungen der kommenden Tage achten. Denn die könnten mitten in der Aufbruchstimmung neue Zweifel am Wirtschaftsaufschwung säen.

      Die Gewinne der US-Unternehmen werden im vierten Quartal noch einmal gut 20 Prozent schlechter ausfallen als im gleichen Vorjahreszeitraum, schätzen die Analysten laut Thomson Financial/First Call. Das wäre der gleiche Einbruch wie im dritten Quartal, aber nicht schlimmer. Optimisten sehen deshalb bereits das Licht am Ende des Tunnels: Der Negativtrend der letzten vier Quartale scheint endlich gestoppt.

      Doch schaut man genauer hin, sieht es weitaus düsterer aus. Denn die Vergleichsquartale des Vorjahres unterscheiden sich deutlich: Im dritten Quartal 2000 waren die Gewinne noch um 18,5 Prozent gewachsen, im vierten Quartal begann die Malaise: Das Gewinn-Wachstum flachte auf 3,5 Prozent ab. Daher ist der tatsächliche Gewinneinbruch im laufenden Quartal weitaus dramatischer als der im dritten Quartal - die Gewinne sind weiterhin im freien Fall.

      Weil dieses Jahr so schwach war, werden sich die Gewinne 2002 zumindest auf dem Papier erholen. Für das erste Quartal erwarten die Analysten nur noch einen einstelligen Gewinnrückgang, für das zweite Quartal ein Wachstum von rund zehn Prozent. "Das ist allerdings mit Sicherheit noch nicht das letzte Wort", gibt Thomas Okeefe von Thomson Financial/First Call zu bedenken. Wahrscheinlich müssten die Analysten nach Bekanntgabe der Quartalszahlen ihre Schätzungen noch mal nach unten revidieren.

      Und die Vergleichswerte sagen nicht viel über die tatsächlichen Gewinne aus: "Wenn Lucent nicht mehr von Quartal zu Quartal Milliarden verliert, heißt das noch lange nicht, dass die Lage wirklich besser ist", sagt Peter Canelo von J.P. Morgan. Der Aufschwung, wenn er denn kommt, wird längst nicht so triumphal wie die Wall-Street-Rallye, sondern zäh und unspektakulär. David Wyss, Chef-Volkswirt der Rating-Agentur Standard and Poors, prophezeit bereits ein "langweiliges neues Jahr".

      An der Wall Street werde es diese Woche jedoch noch hoch hergehen, sagt Todd Clarke von der Investmentbank W.R. Hambrecht. "Jede Menge Volatilität, mit einem Trend nach oben", lautet seine Prognose. Letzte Woche sei zuviel verkauft worden, das werde diese Woche wieder korrigiert. Ein Zeichen für den Aufschwung wird wahrscheinlich der Index der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren geben, der am Mittwoch veröffentlicht wird. Aber Gewissheit werden erst die Gewinne der Unternehmen bringen.

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,173121,00.html
      Avatar
      schrieb am 16.12.01 22:47:34
      Beitrag Nr. 165 ()
      Schleusenwärter Alan geht Puste aus

      Von Ronald Tietjen

      Alan Greenspan, der mächtigste Geldpolitiker der Welt, öffnete erneut die Geldschleuse: Der Leitzins wurde um weitere 25 Basispunkte gesenkt. Fast schon japanische Verhältnisse in den USA. Doch Kapital ist auch auf dem Parkett nicht alles, es fehlt den Aktien die Hoffnung auf einen nachhaltigen Aufschwung. Die Konjunktur wackelt weiter, erklärten rund um den Globus die Analysten. Frustrierte Börsianer drückten den Verkaufsknopf.

      Eigentlich könnte die Börsenwelt nicht schöner sein: Die Zinsen in den USA sind auf den tiefsten Stand seit 40 Jahren gefallen. Und das mit atemberaubenden Tempo. Allein in diesem Jahr senkte die Fed den Zins für Tagesgeld um 475 Basispunkte. Doch die positiven Effekte halten sich in Grenzen, weil die Realwirtschaft nicht mitspielt.

      Die ist nämlich weit davon entfernt wieder anzuspringen. Unternehmen investieren nur, wenn es sich rechnet. Und da in der Vergangenheit Überkapazitäten aufgebaut wurden, sind auf kurze Sicht kaum Aktivitäten zu erwarten. Hinzu kommt, dass viele Aktien wieder auf einem Kursniveau angelangt sind, dass sich fundamental nicht mehr rechtfertigen läßt.


      Ständig kommen neue Gewinnwarnungen

      Außerdem: Gewinnwarnungen erschrecken wieder. Das hat diese Woche schmerzhaft gelehrt. Es wird von Anlegern nicht mehr leichtfertig darüber hinweggesehen, wenn vermeinlich solide US-Konzerne wie American Express und Merck oder spekulativere Titel wie Lucent Technologies, Ciena oder Oracle von rückläufigen Gewinnen berichten müssen. Glasfaserriese Ciena allein brach um über 15 Prozent ein, nachdem der Konzern erstmals rote Zahlen vermeldete. Oracle verschob den Wirtschaftsaufschwung auf das zweite Halbjahr 2002. Dax-Titel wie Epcos, Siemens und Infineon litten kräftig mit und gaben viel von den Gewinnen ab, die sie sich in den Monaten nach dem 11. September zurück erobert hatten.

      Dabei schien Nokia den Börsianern noch am Dienstag ein verfrühtes Weihnachts-Geschenk präsentieren zu wollen. Der Handy-Riese Nokia übermittelte aus dem frostigen Helsinki Aussagen, die warm ums Herz machten. Das Unternehmen wird die Gewinnziele im vierten Quartal erreichen, hieß es. Auch soll der Umsatz um mindestens 20 Prozent wachsen. Kursstützende Nachrichten aus dem gebeutelten Mobilfunk-Segment, die jedoch nur eine kurze Haltbarkeitsdauer aufwiesen.

      Als Rohrkrepierer erwiesen sich letzlich auch Übernahmegerüchte: In den USA will der weltgrößte Biotech-Konzern Amgen angeblich Konkurrent Immunex für 18 Milliarden Dollar übernehmen, in Deutschland spekulieren Spekulanten über einen Thyssen-Krupp-Verkauf an die Beteiligungsgesellschaft WCM. Beide Meldungen erwiesen sich nicht als Kurstreiber. Im Gegenteil: Amgen musste am Freitag kräftig bluten. Branchenkenner halten die 18 Milliarden für maßlos überteuert. Und WCM? Da wird sich der Kurs wohl erst richtig in Bewegung setzen, wenn aus Gerüchten Fakten werden. Es kam daher wie befürchtet: Die wichtigsten Börsennindizes weltweit mußten abgeben. Der Dax verlor im Laufe der Woche fast fünf Prozent und landete weit unterhalb der 5000er Marke. Der Nemax 50 reduzierte sich auf 1.156 Punkteund schnitt damit prozentual wieder einmal schlechter ab als die große US-Schwester Nasdaq. Und der Dow? Er hielt sich noch ganz tapfer, lief zum Wochenende sogar wieder ins Plus. Der Grund war nicht auf dem Parkett zu finden: Angeblich soll die Höhle von Osama Bin Laden gefunden sein. Ob das aber die Stimmung an den Börsen wirklich aufhellen kann, muss stark bezweifelt werden.

      Stand:15.12.2001
      © 2001 sharper.de
      Avatar
      schrieb am 17.12.01 21:14:27
      Beitrag Nr. 166 ()
      An Falschspieler:

      Wer schreibt, normalerweise liege die Börsenkapitalsierung
      bei 50 % des BSP hat keine Ahnun von Wirtschaft.

      Die wichtige Frage lautet:

      Wie viel Prozent des Sozialproduktes werden von Börsen-
      notierten Unternehmen erwirtschaftet und wie viel
      Prozent des Volkseinkommens.

      Erst dann kann man eventuell ein Urteil abgeben. Aber
      nicht vorher.

      1929 gab es in den USA nicht diese vielen, sehr vielen
      großen Ketten, die aus fast allen Bereichen des Lebens
      fast alles abdecken. Ich will nicht übertreiben, aber
      heutzutage sind doch sogar die Kühe in den USA börsen-
      notiert, während es 1929 noch zig Millionen Einzelfarmer
      gab.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 04:58:07
      Beitrag Nr. 167 ()
      Deutschlands gute Karten in der Rezession - Risiken am Aktienmarkt


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Am 26. November hat das National Bureau of Economic Research offiziell verkündet, dass sich die Wirtschaft der USA seit März 2001 in einer Rezession befinde, also das Bruttosozialprodukt seit mindestens zwei Quartalen schrumpfe. Von diesem Forschungsinstitut wie auch von anderen Sachverständigen wurde darauf hingewiesen, dass in den USA Rezessionen nach dem Kriege im Mittel 11 Monate dauerten. Seitdem hat sich die Hoffnung verbreitet, im Februar 2002 könne ein neuer Aufschwung beginnen.

      Ein verlässlicher Indikator für die Schwungkraft der Wirtschaft ist die Kapazitätsauslastung. Zeigt sie hohe Werte an, so bedeutet dies Wachstum des BSP und Ausdehnung der Arbeitsnachfrage seitens der Unternehmen. Sinkende Kapazitätsauslastungen hingegen indizieren einen Rückgang der Nachfrage, der sich bis ins produzierende Gewerbe fortträgt und dort zu Anpassungen zwingt. In der Vergangenheit ließ sich beobachten, dass Entlassungen, Pleiten und Rezession in den USA dann auftraten, wenn die Kapazitätsauslastung unter 77 Prozent lag. Der vergleichbare Referenzwert liegt in Deutschland höher, was auch an Unterschieden in den jeweils verwendeten statistischen Methoden liegt.



      Im Chart ist deutlich zu erkennen, wie die Kapazitätsauslastungen in den drei Weltwirtschaftsnationen Deutschland, USA und Japan einigermaßen synchron schwingen. Die USA führen bisher jeden Zyklus an, Deutschland und Japan folgen mit einer gewissen Zeitverzögerung, was nur nahe liegt angesichts des jeweils hohen Exportgrades in Richtung USA.

      Die Rezession von 1981/1982 verlief als einzige zeitgleich in allen drei Nationen. Beim Wachstumsrückgang von 1974/1975 war Deutschland den USA mit Verzögerung gefolgt. Noch deutlicher geschah dies in der Rezession 1990/1991. Auch jetzt hat die deutsche Wirtschaft gerade erst begonnen, an Schwung zu verlieren, während die USA bereits ihr viertes rezessives Quartal in Folge betritt. Die Hoffnung, Deutschland könne relativ glimpflich davon kommen, ist demnach nicht unbegründet.

      Um die eingangs aufgeworfene Frage nach der voraussichtlichen Dauer des Abschwungs zu beantworten, genügt ein Griff in die Statistik-Kiste. Nachkriegsrezessionen hatten zwei jeweils typische Zeitrahmen. Entweder sie dauerten 8 bis 11 Monate oder aber 16 Monate, wie ab 1974 und 1981. Im Augenblick rangiert die US-Kapazitätsauslastung unterhalb der 75 Prozent-Marke, was als Indiz auf den 16-Monats Zeitrahmen gewertet werden kann. Nach dieser Logik könnte der neue Aufschwung im August 2002 beginnen. Dennoch gilt es zu bedenken, dass in den hundert Jahren vor dem zweiten Weltkrieg eine US-Rezession im Durchschnitt ca. 19,5 Monate dauerte.

      Bedenklich stimmt bei der US-Kapazitätsauslastung der seit den frühen Siebziger Jahren intakte Abwärtstrend, der insbesondere in den 1990er Jahren nicht mehr gebrochen werden konnte. Offensichtlich wachsen die Kapazitäten stets etwas stärker als die Produktion. Die OECD-Statistik bestätigt dies, weist sie doch für Investitionsgüter in den letzten sechs Jahren ein im Schnitt vier mal höheres jährliches Wachstum als für Konsumgüter aus. Dahinter verbergen sich die Investments in die neuen Technologien, die für die US-Wirtschaft in den vergangenen Jahren wegweisend war. Angefacht von der Kraft des billigen Geldes und niedriger Zinsen kam es in einigen Bereichen zu teilweise unsinnigen Überinvestitionen. So etwa bei den Glasfasernetzen, die zum Großteil bis heute ungenutzt bleiben. Die Kapazitätsauslastung liegt hier bei lediglich 2,5 Prozent. Die Möglichkeit besteht, daß sich jetzt eine Phase der Desinvestitionen anschließt.

      Leider geht eine solche Zeit nach F.A. von Hayek mit der unangenehmen Begleiterscheinung einer zunehmenden Zahl von Unternehmenspleiten einher, da es gilt, Überkapazitäten abzubauen, also Produktionsanlagen oder Dienstleistungsangebote wieder einzustampfen. In diesem Zusammenhang könnten sich die bisher gesehenen Pleiten am Neuen Markt eventuell nur als Vorläufer einer ernst zu nehmenden Entwicklung entpuppen.
      Interessant in diesem Zusammenhang: Als in der deutschen Gründerzeit um 1870 die Mehrzahl der heutigen Großunternehmen entstanden, folgte fünf Jahre später eine Gründerkrise, eine große Pleitewelle, ehe die neuen Branchen in den Folgejahrzehnten ein stabiles Wachstum erreichen konnten.

      Die letzte starke Überinvestitionsphase hat sich Ende der Achtziger Jahre in Japan abgespielt, als auf dem Höhepunkt der Nachfragewelle die Kapazitäten für Automobile, dem nationalen Exportschlager und Motor des Wirtschaftswachstums, signifikant ausgeweitet wurden. Die Spekulationsblase, die sich am Aktienmarkt und bei Immobilien gebildet hatte -ein Grundstück in Tokio kostete soviel wie halb Kalifornien- kam zum Zerplatzen und die übertrieben hohen Preise fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Übrig blieben Schulden, faule Kredite und vor allem Überkapazitäten mit der Folge von vier Rezessionen seit 1990. Angesichts eines solchen Szenarios wäre eine Dauer der Rezession in den USA von nur 16 Monaten noch vergleichsweise milde.

      In den Jahren 1974/1975 hatten Aktien ihr Tief rund fünf Monate vor Ende der Rezession. Eine stark vereinfachte Anwendung erfährt diese Statistik dieser Tage desöfteren. Es wird argumentiert, die Börse sei seit dem Tief von September sehr stark gestiegen, woraus ein Ende der Rezession im Februar 2002, also rund fünf Monate nach dem Tief, zu terminieren sei. Dieser Zeitpunkt konizidiert mit dem Beginn des Wiederaufschwungs nach einer 11-monatigen Rezession, entsprechend der Länge einer durchschnittlichen Nachkriegsrezession. Es verwundert, daß sich selbst renommierte Adressen dieser Argumentation anschließen, ist sie doch logisch falsch, da sie so tut, als hänge die Frage des wirtschaftlichen Wachstums alleine von der Börse ab.
      Richtig ist, daß die mittlerweile unter 75 Prozent gefallene Kapazitätsauslastung aufgrund der historischen Betrachtung einen Zeitraum von zumindest16 Monaten für die US-Rezession erwarten lässt. Wegen der Folgen des Investitionsbooms könnte eine wirtschaftliche Erholung sogar noch später einsetzen als im August 2002, wie der geschichtliche Vergleich mit Phasen der Überinvestition in Japan 1990 und Deutschland 1870 zeigt.

      Besorgniserregend sind nach wie vor die hohen Bewertungen amerikanischer Aktien, die sich durch das Bewertungsmodell der Fed alleine deswegen rechtfertigen lassen, weil die Zinsen so niedrig sind. Das KGV des S&P 500 Index liegt derzeit bei ca. 37, also mehr als doppelt so hoch wie der historische Mittelwert von 15 und beinahe so hoch wie am Rekordhoch Anfang 2000.

      Angesichts der geschichtlichen Parallelen, der differenzierteren Betrachtung der statistischen Verteilung der Zeitdauer von Rezessionen und vor allem angesichts der hohen KGV-Bewertung könnten die aktuellen Kurse - Dow bei 10000, S&P 500 bei 1150 - noch verhältnismäßig gute Chancen darstellen, sich von amerikanischen Aktien zu hohen Kursen zu trennen.

      Auch ein Dax von 5000 Punkten bietet trotz niedrigerer Bewertung deutscher Aktien noch keine längerfristige Kaufgelegenheit. Es gibt keinerlei technische Hinweise, dass der Bärenmarkt zu Ende ist. Allerdings besteht aufgrund der Phasenverschiebung zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Wirtschaftszyklus die Chance, dass die deutsche Rezession schwächer ausfällt als ihr US-Pendant.

      Die schon im nächsten Monat wieder stärker in den Fokus rückenden Meldungen über die Unternehmensergebnisse könnten die Kursgewinne, die seit September eingetreten sind, bald wieder dahin schmelzen lassen. Noch im vergangenen Quartal hatte etwa First Call, eine der renommiertesten Adressen an der Wall Street, die Unternehmensgewinne rund doppelt so hoch geschätzt, als sie dann tatsächlich eintrafen. Wie stark die Selbsttäuschung der Anleger wieder geworden ist, zeigen einmal mehr die Stimmungsbilder (etwa bei den amerikanischen Kleinanlegern sowie den US-Börsenbriefen) mit 2 bis 4 mal mehr Bullen als Bären im Aktienbereich während der letzten Wochen.

      Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow

      19.12.2001

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=49864
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 05:15:18
      Beitrag Nr. 168 ()
      Rohöl

      Opec will höheren Ölpreis durchsetzen



      26. Dez. 2001 Die Erdölminister der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) beratschlagen an diesem Freitag in Kairo auf einer Sonderkonferenz erneut über die Drosselung der Fördermenge. Angesichts des dauerhaften Preisverfalls wollen die Fachminister Strategien beschließen, mit denen höhere Ölpreise durchgesetzt werden können. Denkbar sei sowohl die angekündigte Drosselung der Produktion als auch ein Öffnen aller Förderhähne, hieß es aus dem Opec-Hauptsitz in Wien.

      Die elf Opec-Länder hatten sich unter der Führungsmacht des weltgrößten Ölexporteurs Saudi-Arabien im Prinzip darauf verständigt, von Januar an ihre aktuelle Produktion von täglich 23,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) um 1,5 Millionen zu verringern. Bedingung für diese Kürzung soll jedoch sein, dass die Ölländer außerhalb des Kartells ihre Förderung ebenfalls um 500.000 Barrel am Tag zurückfahren.

      Bisher hatten Russland, Mexiko, Norwegen und der Oman solche Kürzungen um insgesamt 440.000 Barrel zugesagt. Auf der anderen Seite will der Jemen seine Produktion um 100.000 Barrel auf dann 550.000 Barrel steigern. Besonders die Ölkonzerne aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion drängen mit immer größeren Mengen Rohöl an die internationalen Märkte.


      Opec will Ölpreis über 20 Dollar drücken

      Die Opec-Minister müssen in Kairo entscheiden, ob die in Aussicht gestellten Kürzungen außerhalb ihrer Organisation ausreichen, um die eigenen Produktionsdrosselungen auch wirklich in Kraft treten zu lassen. „Heute zählt jedes einzelne Barrel, das vom Markt verschwindet“, hatte Opec-Generalsekretär Ali Rodriguez Araque in Wien erklärt. Durch die Verknappung des Rohöls soll der Barrelpreis wieder deutlich über 20 Dollar gedrückt werden. Zuletzt war ein Barrel für klar unter 18 Dollar zu haben.

      Mehrere Opec-Staaten haben bereits riesige Löcher in ihren Staatshaushalten auf Grund der niedrigen Ölpreise beklagt. Die meisten Länder haben bei der Kalkulation ihrer Budgets einen Preis von rund 20 Dollar einkalkuliert. „Wir wollen nicht noch einmal den Weg wie 1998/1999 gehen“, als der Barrelpreis unter zehn Dollar gefallen war, sagte Araque.


      Preiskrieg ist möglich

      Angesichts riesiger Ölreserven könnten sich die Opec-Minister auch auf einen Preiskrieg mit Norwegen und Russland einlassen, indem die Ölhähne voll aufgedreht werden. Vor dem Sondertreffen in Kairo hat die OPEC noch einmal an alle Ölproduzenten weltweit appelliert, durch weitere Kürzungen zur Preiserholung beizutragen.

      Doch die konjunkturellen Auswirkungen der fallenden Ölnachfrage sind von den OPEC-Mitgliedern nicht zu beeinflussen. Die Krise der Volkswirtschaften in Südostasien, die stotternde Wirtschaft in den westlichen Industrieländern und die Flaute im Luftverkehr nach den Terroranschlägen in den USA lassen bei prall gefüllten Lagern den Ölbedarf deutlich zurückgehen.

      Zu den Opec-Mitgliedern gehören Algerien, Indonesien, Iran, Irak, Kuwait, Libyen, Nigeria, Katar, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela. Die Opec-Länder besitzen mehr als Dreiviertel der weltweiten Ölreserven.

      Quelle: http://www.faz.net/

      Steigender Rohölpreis erhöht die Inflationsgefahr.
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 22:22:37
      Beitrag Nr. 169 ()
      Aus der FTD vom 28.12.2001

      Marktplatz: Sekt oder Selters?

      Von Carsten Klude

      Das Jahr 2001 hat sowohl aus konjunktureller Sicht als auch aus dem Blickwinkel der Finanzmärkte enttäuscht. Doch in den vergangenen Wochen ist der Optimismus zurückgekehrt. Gibt es 2002 Sekt statt Selters?

      Für die Aktienmärkte scheint eine schnelle konjunkturelle Trendwende bereits beschlossene Sache zu sein. Klassische Bewertungskennziffern und -modelle lassen die Märkte schon wieder recht teuer aussehen, das gilt insbesondere für den Dax und für europäische Technologiewerte.

      Auch die Rentenmärkte gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Talfahrt so gut wie beendet ist. Weitere Zinssenkungen werden für die USA nicht mehr erwartet, und in Europa wird bestenfalls mit einem kleinen Zinsschritt im ersten Quartal 2002 gerechnet. Die Renditen in den letzten Wochen sind kräftig gestiegen, weil man insbesondere in den USA befürchtet, dass die US-Notenbank Fed schon im ersten Halbjahr 2002 die Zinsen wieder erhöhen wird. Dabei belegen die letzten Konjunkturdaten nur, dass der Abschwung an Tempo verloren hat. Insofern gehen wir davon aus, dass der Markt das vorhandene Zinssenkungspotenzial unterschätzt.


      Gefahr von Rückschlägen

      Für die Aktienmärkte wird entscheidend sein, ob und wann sich das Erholungsszenario bestätigt. Zu Jahresbeginn könnte sich die in erster Linie liquiditätsgetriebene Kursrally fortsetzen. Sollten aber die Konjunkturerwartungen enttäuscht werden, ist die Gefahr von Rückschlägen an den Börsen groß. Insbesondere Technologiewerte sind gefährdet. Die Bewertungskennziffern für diesen Sektor liegen fast schon wieder auf dem Niveau des Frühjahrs 2000. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten spekulativen Blase ist hoch.

      Da wir jedoch für den mittelfristigen Konjunkturausblick immer noch eher pessimistisch gestimmt sind, halten wir eine stärkere Gewinnerholung, als sie der Konsens ohnehin für 2002 unterstellt, für unwahrscheinlich. Diese wäre aber notwendig, um das Bewertungsniveau wieder in Richtung eines fairen Wertes zu bringen. Von daher gehen wir davon aus, dass die Kurserholung speziell im Technologiesektor zu weit gegangen ist. Vor Enttäuschungen wird man somit auch 2002 nicht gefeit sein.


      Carsten Klude ist Chefvolkswirt bei M.M.Warburg & CO in Hamburg.

      © 2001 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 08.01.02 10:56:58
      Beitrag Nr. 170 ()
      Der Herr der Blasen


      von Roland Leuschel

      Anfang dieses Jahres wurde dem Regisseur des Filmes "Der Herr der Ringe" der Titel des besten Regisseurs im Jahr 2001 verliehen. Wenn eine weitere Kursblase an den Aktienmärkten noch in diesem Jahr platzen wird, kann die gesamte Anlegerwelt mit ruhigem Gewissen Alan Greenspan den Titel "Der Herr der Blasen" verleihen; denn er hat sich nicht nur um das Entstehen (1996 - 2000) sondern auch um das Platzen (2000 - 2001) der grössten Finanzblase der Geschichte verdient gemacht, trotz seines Alters hat er sich im Herbst letzten Jahres wieder ans Werk gemacht, eine neue Finanzblase zu kreieren.


      DAS JAHR 2001

      Es war ein ganz besonders turbulenter Börsenjahrgang. Mit grossem Optimismus kündigten fast alle Investmentbanken neue Rekordstände an und die Börsengurus waren mit Ralph Acampora einig, als er schrieb: "Thank you, we love you Alan". Und als der Hohepriester der Blasen gleich zu Beginn des Jahres (4.1.) die Zinsen um 50 Basispunkte (von 6,5 auf 6%) senkte, gab es grossen Beifall, und ein bekanntes Wirtschaftsmagazin schrieb auf der ersten Seite: "Do it again Alan", in Anspielung an den berühmten Film Casablanca. Er tat es nochmal und zwar insgesamt 11 mal im Jahr 2001 und eroberte damit einen Ehrenplatz im Guinness Buch der Rekorde.

      Auch unser Bundeskanzler Schröder verkündete und stiess dabei die Rauchringe seiner Havanna selbstzufrieden in die Luft: "Dieser Aufschwung ist mein Aufschwung". Bei seiner Neujahrsansprache verkündete er allen Deutschen: "Auch 2001 werde politisch und wirtschaftlich gesehen ein SEHR GUTES Jahr werden". Jetzt bei der Neujahrsansprache für das Jahr 2002 klingt es etwas anders: "Wir werden den Aufschwung 2002 schaffen", und er meinte damit wohl, die Amerikaner werden ihn schaffen, und damit unsere Exportwirtschaft wieder auf Trab bringen. Wird er am Ende dieses Jahres wiederholen und behaupten, "Das ist mein Aufschwung"?

      Im wirklichen Leben fand an den Börsen im Jahre 2001 die grösste Kapitalvernichtung aller Zeiten statt. Mitte September, im Vergleich zum Höchstpunkt März 1999, wurden insgesamt über 7.000 Milliarden Dollar (rund 70% des amerikanischen BSP) Kapital vernichtet, und der Anleger konnte wie im Jahr 2000 feststellen, dass das von vielen Banken miesgemachte Sparbuch (+1,8%) Aktien in Deutschland (Dax -20%) schlug. Aber auch mit Sparbriefen (+5,0%) oder Bundesanleihen (+5,1%) konnte ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Die beste Anlage waren amerikanische Anleihen, die immerhin 10,5% Return brachten, unter Berücksichtigung des Dollarwertes.


      DAS JAHR 2002

      Die Zinsmärkte signalisieren einen starken Konjunkturanstieg und in den Futures der Fed-Funds ist ein Anstieg von 175 Basispunkten bereits eingepreist. Natürlich spiegeln diese Fakten die Meinungen aller Investmenthäuser und Finanzgurus wieder, die fast ausnahmslos einen steilen Konjunkturanstieg für das zweite Halbjahr 2002 vorhersagen. Erinnern wir uns, dass im Dezember 2000 MIT Professor Rüdiger Dornbusch erklärte: "Streichen Sie das Wort Rezession aus Ihrem Sprachschatz, es wird sie in den USA nicht mehr geben, und Abby Joseph Cohen, Chefstrategin bei Goldmann Sachs noch im Februar letzten Jahres ihre Anleger beruhigte: "Die US-Wirtschaft ist wie ein Supertanker - kaum vom Kurs abzubringen." Noch im selben Monat Februar tönte Peter Canelo, Stratege von Morgan Stanley: "Wenn Sie jetzt keine US-Aktien kaufen, werden Sie es niemals tun. Wir sind in der absolut "bullishen" Phase des Kreditzyklus." Wie letztes Jahr befürchte ich, die Wirklichkeit wird wieder einmal anders aussehen:

      Nach wie vor werden die Unternehmensgewinne die Entwicklung der Aktienbörse bestimmen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass diese Tatsache mittel- und langfristig gilt, leider aber nicht kurzfristig, wie die Jahre 1997 bis 2000 uns schmerzlich lehrten. Es kann eine grenzenlose Euphorie entstehen,und die Anleger alle traditionellen Bewertungsmassstäbe bei Aktien vergessen lassen, nur weil die Fed die grösste Geldmengenorgie aller Zeiten bewusst orchestrierte, und die Investmentbanken und Finanzgurus dies brutal zu ihren Gunsten ausnutzten. Vergessen wir nicht, dass Nobelpreisträger Milton Friedmann einmal gesagt hat, man solle alle Notenbanken der Welt abschaffen und einen Mechanismus einsetzen, der jedes Jahr die Geldmenge um 4% wachsen lässt. Wie recht hatte er.


      WIRTSCHAFTSSZENARIO 2002

      Die Risiken einer neuen Konjunkturdelle nach einem vorrübergehenden Mini-Aufschwung sind gross, zumal weitere Terrorattacken und die Ölpreisentwicklung zusätzliche latente Gefahren darstellen. Spätestens dann müsste Alan Greenspan feststellen, dass er alle Pfeile aus seinem Köcher abgeschossen hat.

      Aber selbst bei einer Zwischenerholung der Wirtschaft dürften die Unternehmensgewinne wegen der Globalisierung der Wirtschaft und der deflationistischen Entwicklung in Asien (China!) keine kräftige Erholung aufweisen. Den Unternehmen fehlt einfach die Pricing Power. Damit dürften die Aktienkurse um mindestens 20 bis 25% überhöht sein. Nach Schätzungen der Analysten dürfte der Gewinn des Standard & Poors 500 in diesem Jahr um 16% auf knapp 53 Dollar je Aktie steigen. Auf dieser Basis wäre die P/E bei rund 24 bzw. die Gewinnrendite des Aktienmarktes (Kehrwert des Kurs/Gewinnverhältnisses) bei 4,2%. Da gleichzeitig die Renditen für "risikolose" 10-jährige amerikanische Staatsanleihen 15,2 sind, entspricht dies einer Überbewertung von 23%. Sollten aber die Gewinnschätzungen von +16% nach unten korrigiert werden müssen, dann droht die nächste Blase zu platzen.

      Drei Prognosen möchte ich nicht unerwähnt lassen:

      1. Warren Buffett ist von der Überbewertung der US-Aktien ebenfalls überzeugt. In den Jahren 1920 bis 1998 schwankte der Gesamtwert aller US-Aktien zwischen 40 und 90% des Bruttosozialproduktes. Im März 2000 stieg dieser Anteil auf 190 und ist mittlerweile im Zuge des Börsencrashs auf rund 130% abgefallen. Warren Buffet hält aber eine Bewertung von 70 bis 80% für angemessen.

      2. Die längerfristigen Aussichten der Aktien werden mittlerweile von Anlegern nüchterner betrachtet. Noch vor einem Jahr posaunten Anlagestrategen in die Welt, 15% Jahresrendite wären bei Aktienfonds durchaus realistisch für die nächsten 10 Jahre. Jetzt hat eine Studie der ABN Amro sowie die Autoren Dimson, Marsh und Stanton von der London Business School gezeigt, dass in den vergangenen 101 Jahren die Wirklichkeit in insgesamt 16 Ländern etwas anders aussieht. Was deutsche Aktien anbetrifft, kommen sie zu dem Schluss, dass seit 1900 deutsche Aktien gerade mal 3,6% pro Jahr gebracht haben. Sie zeigen auch, wenn man zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt in Aktien eingestiegen ist, etwa 1973, dann muss der Anleger oft ziemlich lange warten, bevor die Anfangsverluste wieder wettgemacht werden.

      3. In einer Studie des Professors Andrew Oswald von der Universität Warwick wird nachgewiesen, dass der beste Indikator für die mittel- und langfristige Aktienkursentwicklung der Preis des Rohöls ist. Oswald behauptet, die jetzige Rezession findet ihren Ursprung in der Verdreifachung des Ölpreises der letzten 2 bis 3 Jahre. Auch war die starke Rezession in den 70er Jahren die Folge einer Vervielfachung des Ölpreises. Haben sich also die Aktienkurse seit dem letzten Herbst verbessert, weil der Ölpreis eingebrochen war? Wenn ja, dann dürfte der jetzige Anstieg auf über 22 Dollar das Fass der Marke Brentöl darauf hindeuten, dass demnächst das schwache Konjunkturpflänzchen wieder eintrocknet.

      Ich empfehle in diesem Jahr wiederum konservativ anzulegen und täglich das Wirtschaftsgeschehen und die Börse zu beobachten. Sollten sich meine Befürchtungen einer Korrektur bewahrheiten, dann kann ich nur empfehlen, bei den ersten Anzeichen schnell zu reagieren und die Trading-Gewinne aus der Rallye seit Oktober letzten Jahres glattzustellen. Triple A Anleihen und Geldmarktfonds sind in diesen turbulenten Zeiten eine gute Alternative und erlauben dem Anleger bei brutalen Kursabstürzen von Standardwerten zu profitieren und den Anteil der Aktien wieder zu erhöhen. Ich wünsche Ihnen bei dieser Tätigkeit viel Glück und Erfolg.

      Roland Leuschel

      08.01.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=50643
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:24:55
      Beitrag Nr. 171 ()
      Auch wenn ich die optimistische Variante bevorzuge,

      ich mag diesen Thread, er ist einer der Besten.

      Weiter so HSM!


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 14:29:16
      Beitrag Nr. 172 ()
      US-Aktienmärkte: Die Anzahl der Gewinnwarnungen nimmt ab


      Nach einer freundlichen Börsentendenz zu Beginn des neuen Jahres fielen die Aktienkurse an der Wall Street während der letzten Woche wieder leicht zurück. Der als "Januar-Effekt" bezeichnete Aufschwung zu Beginn eines neuen Jahres geht im Wesentlichen auf Liquiditätszuflüsse zurück, weil institutionelle Adressen in dieser Zeit einen verstärkten Anlagebedarf haben und auch private Anleger zum Jahresanfang neu disponieren. Zu diesen Schlußfolgerungen kommrn die Analysten der DZ Bank in ihrem Wochenausblick. Ab nächster Woche wird aber die Berichtssaison für das vierte Quartal 2001 in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Den Auftakt dafür hat in dieser Woche schon der Aluminiumproduzent Alcoa gegeben, der die revidierten Konsensusprognosen leicht übertraf.

      Die Gewinne der S&P500-Unternehmen dürften im vierten Quartal 2001 um rund 22% gefallen sein. Damit läge der Ertragseinbruch zwar in der gleichen Größenordnung wie im Quartal zuvor (minus 21,6%), weil im vierten Quartal die Vergleichsbasis aus dem Vorjahr aber niedriger lag, wäre dies jedoch noch immer eine spürbare Verschlechterung. Ursächlich hierfür waren vor allem die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September gewesen, ohne die der Gewinnabschwung im vierten Quartal um zehn bis 15 Prozentpunkte niedriger ausgefallen wäre. Das Schlimmste scheint jetzt aber überstanden zu sein, die Zahl der Gewinnwarnungen im Vorfeld der anstehenden Berichtssaison hat weiter abgenommen. Positiv ist auch zu werten, dass der Aktienmarkt in der letzten Woche die Gewinnwarnung von AOL Time Warner ohne größere Abschläge wegsteckte.


      Intel, AMD, Apple und Compaq: In der kommenden Woche hagelt es Ergebnisse

      Der Hauptgrund für die Widerstandsfähigkeit der Wall Street ist die Tatsache, dass sich inzwischen auch in den jüngsten Wirtschaftsindikatoren eine baldige Erholung der US-Konjunktur andeutet, so dass auch die Ertragswende im Unternehmenssektor näher rücken dürfte. Genaueren Aufschluss darüber wird aber erst die anstehende Berichtssaison geben, die in der nächsten Woche in ihre heiße Phase treten wird. Die wichtigsten Unternehmen, die während der kommenden Woche ihre Ergebnisse vorlegen werden, sind am Dienstag Intel (INTC.O), Tyco (TYC.N) und Wells Fargo (WFC.N); am Mittwoch Abbott Labs. (ABT.N), Advanced Micro Devices (AMD.N), Apple Computer (AAPL.O), Compaq (CPQ.N), General Motors (GM.N), JP Morgan (JPM.N) und Yahoo (YHOO.O). Diesen folgen am Donnerstag Citigroup (C.N), Ford Motor (F.N), IBM (IBM.N), Microsoft (MSFT.O) und Sears Roebuck (S.N), zum Wochenschluss wird noch das Ergebnis von Sun Microsystems erwartet.

      Nach dem Abklingen des "Januar-Effektes" sollte der US-Aktienmarkt erst einmal konsolidieren, zumal sich die Bewertungsrelationen durch die jüngsten Kursanstiege verschlechtert haben. Ein Großteil der verbesserten Aussichten ist demnach bereits eskomptiert. Unsere Zielmarke für den S&P500 bis zur Jahresmitte bleibt bei 1.275 Punkten, weitere Kursavancen erwarten wir erst ab Mitte März, wenn steuerlich bedingte Belastungen für den US-Aktienmarkt abklingen werden. Für die nächsten Wochen empfehlen die Analysten flexiblen Anlegern, bei positiven Unternehmensnachrichten im Lauf der Berichtssaison in Einzeltiteln Gewinne sicherzustellen. (as)

      [ Freitag, 11.01.2002, 14:04

      Quelle: http://de.internet.com/index.html?id=2011345

      @ thefarmer
      Thx :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 16:01:25
      Beitrag Nr. 173 ()
      Währungsturbulenzen werden wahrscheinlicher


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Was aus dem Euro wird, ist noch offen. Ob die gut gemeinte Idee eines geeinten Europas unbedingt zuerst mit einer einheitlichen Währung angegangen werden musste, wird von einigen ernstzunehmenden Stimmen bezweifelt: Die unterschiedlich schnell wachsenden Einzelstaaten können entstehende Ungleichgewichte nämlich nicht mehr über Zinsen und Wechselkurse auspendeln. Die europäische Zentralbank steht regelmäßig vor der undankbaren Aufgabe, Boomregionen und Rezessionskandidaten unter einen Hut zu bringen, um für sie einen einheitlichen Leitzins zu finden. Eine solch enge Verzahnung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen verdammt die Eurostaaten zum Gleichschritt.

      Was passiert aber, wenn die Euro-Gruppe doch zu sehr auseinanderdriften sollte? Dann gibt es nur eine einzige Medizin: Zu Gunsten der lahmenden Mitglieder werden die anderen zur Ader gelassen. Das Resultat ist ein europäischer Länderfinanzausgleich, über dessen Subventionstöpfe trefflichst gestritten werden kann. In Konsequenz zerbricht sich dann ein Heer von gut bezahlten Bürokraten, Politikern und Sachverständigen den Kopf über Probleme, die sich zuvor nicht stellten.

      Sieht man die unweigerlich aufeinanderprallenden nationalen Interessen vor dem Hintergrund, dass wichtige Entscheidungen im Europarat einstimmig gefasst werden müssen, dann erscheint ein wenig vorteilhaftes Szenario für Europa wahrscheinlich. Sachlich sinnvolle Entscheidungen laufen Gefahr, durch politische Kompromisse bis zur Unkenntlichkeit verwässert zu werden. Bleibt es bei der gegenwärtigen Konstruktion, dürften wir in wenigen Jahren vor schnell wachsenden Problemen stehen. Dann entpuppt sich das enge Korsett einer einheitlichen Währung, deren problemlose Einführung Politik und Wirtschaft derzeit mit Stolz erfüllt, als ausgesprochen hinderlich.

      Doch bis die vorgezeichneten Grabenkämpfe ums Geld nur noch Verlierer übriglassen könnten, dürfte der europäische Integrationsprozess dem Euro zunächst einen Zwischenspurt bescheren. Als Initialzündung wirkt hier zunächst die Schwäche anderer.

      Technisches Signal beim Yen

      Die desaströse konjunkturelle Situation in Japan beispielsweise wurde an dieser Stelle schon im Frühjahr letzten Jahres als gordischer Knoten beschrieben. Seitdem hat sich nichts getan: Weiterhin schwarze Löcher in den Bankbilanzen, "Konsumboykott" (mit Ausnahme weniger Betuchter, die vorzugsweise angesichts französischen Designs tief in die Tasche greifen), verkrustete Strukturen, eine überalterte Bevölkerung und ein Zinsniveau, das mit Sicherheit kein internationales Kapital anzulocken vermag.

      Doch die japanische Lethargie wird aus technischer Sicht gerade von einer leichten Brise erfasst. Der Yen beginnt zu bröckeln!



      Der Chart zeigt, dass der Euro zuletzt deutlich gegen den Yen zulegen konnte. Mit dem Ausbruch über die Widerstandszone zwischen 111 und 114 Yen ergab sich dabei ein wichtiges charttechnisches Signal. Angesichts des möglichen Abwertungspotenzials der japanischen Währung scheint es für entsprechende Dispositionen noch nicht zu spät.
      Die nächsten signifikanten Widerstände finden sich erst bei 130 und 145 Yen pro Euro.

      Dunkle Wolken über dem Dollar

      Ausgerechnet in einer weltweiten Rezessionsphase geraten die USA, die Konjunkturlokomotive schlechthin, in immer größere Schwierigkeiten. Mehrere Faktoren kommen zusammen: Eine gewaltige Schieflage in der Handelsbilanz, ein unter Kaufkraft-Gesichtspunkten überbewerteter Dollar und immer mehr Arbeitslose mit den entsprechenden Auswirkungen auf Verbrauchervertrauen, private Ausgaben und Unternehmensinvestitionen. Garniert werden die Probleme mit gigantischen Schuldenbergen sowohl bei den Verbrauchern, als auch bei den Unternehmen.

      Nun setzt sich zu allem Übel auch noch auf breiter Front die Erkenntnis durch, dass der amtlicherseits ausgewiesene Wachstumskurs bei Produktivität und Bruttosozialprodukt, durch den hedonischen Preisindex verzerrt ist.

      Mit der in den Achtziger Jahren eingeführten hedonischen Preisermittlung sollten Leistungsverbesserungen insbesondere bei Computern berücksichtigt werden. Somit fand die Taktratenexplosion der Rechner sowohl Eingang in die Produktivitätsrate als auch in die Berechnung des volkswirtschaftlichen Wachstums. Dr. Richebächer, ehemaliger Chef-Volkswirt der Dresdner Bank, rechnet vor, dass aus 34 Milliarden Dollar (die tatsächlich rein netto von 1997 bis 2000 für Hardware ausgegeben wurden) in der statistischen Realrechnung 214 Milliarden wurden. Diese machten dann 20 Prozent des Sozialproduktwachstums in diesem Zeitraum aus.

      1998 wurde auch eine Änderung in der Bewertung von Software-Ausgaben umgesetzt: Sie galten fortan nicht mehr als Kosten, sondern als Investitionen. Methodisch betrachtet ist an diesem kleinen Unterschied nicht einmal etwas auszusetzen, doch die Operation erhöhte das Sozialprodukt um weitere 70 Milliarden Dollar.

      Festzuhalten bleibt, dass die weltweit beneideten Sprünge in der Produktivität und im Sozialprodukt teilweise darauf beruhen, dass statistisch neue Methoden zum Einsatz kamen, die sonst nirgends Eingang in amtliche Berechnungen fanden. Letztendlich treten die USA im internationalen Wettbewerb um die Gunst der Anleger mit "geschönten Zahlen" an. Der von den Statistikern ausgewiesene Erfolgskurs wirkte als Kapitalmagnet und ließ die beschriebenen volkswirtschaftlichen Schieflagen in den Hintergrund treten. Das in die Vereinigten Staaten hereinströmende Geld beflügelte die Aktienkurse, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Dollar. Davon hatten wiederum alle etwas, denn die freigiebigen amerikanischen Verbraucher besserten weltweit die Bilanzen auf. Doch was passiert, wenn die Käufe internationaler Fonds, die von manchen Beobachtern als "Hauptstütze des Wohlstands in den Vereinigten Staaten" gesehen werden, abebben?



      Die Summe aus Handels- und Dienstleistungsimporten (net import of goods and services) erreichte ihr Hoch im 4. Quartal 2000 mit 390 Milliarden Dollar. Die blaue Kurve bewegte sich überwiegend in vergleichbaren Größenordnungen. Sie beschreibt den Nettokapitalzufluss aus dem Ausland (foreign assets in the US, net capital inflow) und erreichte ihren Hochpunkt im ersten Quartal 2001. Vorausgesetzt, dass hier die letzte verfügbare Zahl für das 3. Quartal 2001 (Wert: 52,1 Mrd. Dollar) tatsächlich stimmt, kann man den jähen Absturz als massiven Vertrauensverlust interpretieren. Wird das Ungleichgewicht nicht anderweitig kompensiert, gerät der Dollar unter Druck.

      Aus technischer Sicht kann beim Greenback jedoch zunächst nur von einer Konsolidierung gesprochen werden.



      Im Chart lassen zwar die Tiefpunkte bei 0,83 und 0,84 Dollar pro Euro auf eine Bodenbildung schließen, doch für eine Trendwende wäre ein schneller Anstieg über das Zwischenhoch bei 0,95 Dollar ausschlaggebend gewesen. Nun läuft der Umtauschkurs seitwärts und lässt damit technisch verwertbare Impulse vermissen.


      Fazit:
      Gegen den Euro sprechen zweifellos stichhaltige Argumente, die sich auf die zu schnelle Einführung in wirtschaftlich zu inhomogenen Teilnehmerstaaten stützen. Trotz der daraus resultierenden internationalen Skepsis könnte sich die Gemeinschaftswährung zumindest in der nächsten Zeit als "Einäugiger unter Blinden" behaupten. Dem exportorientierten japanischen Außenhandel bläst ein sinkender Yen Wind in die Segel. Und sobald sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die Vereinigten Staaten wirtschaftlich lange nicht so einen "sicheren Hafen" darstellen, wie gemeinhin angenommen, besteht für Anleger die Chance, Strömungsänderungen im internationalen Kapitalverkehr für sich zu nutzen.

      Dr. Hans-Dieter Schulz / Lutz Mathes
      11.01.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=25aee8ca
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 18:26:21
      Beitrag Nr. 174 ()
      Chartanalyse Weekly 14.01.2002, 17:24

      ]Traue keinem Lügner! - Jahresausblick 2002 für den Dax, Teil 2

      Wie es aussieht, haben uns die US-Märkte eiskalt angelogen. :laugh: So sah die Welt am Freitag, den 4. Januar, noch wunderbar aus, weswegen wir am letzten Montag eine kurzfristig bullishe Strategie ankündigten, fälschlicherweise.


      Auf dem falschen Fuß erwischt

      S+P 500 und Dow Jones hatten am 4. bzw. 7. Januar eindeutige Kaufsignale gegeben. Der S+P 500 durchbrach seinen langfristigen Abwärtstrend nach oben (sh. S+P 500-Chart in der CW vom letzten Montag), und der Dow konnte einen wichtigen waagrechten Widerstand überwinden. Das Strohfeuer dauerte genau einen bzw. zwei Tage (dummerweise genau zum Erscheinungstermin der CW), und dann war es vorbei. Die Indices fielen im Anschluß an diese Ausbrüche wieder zurück und zwar nicht unerheblich. Aber auch nicht dramatisch, weswegen wir heute nicht vor einem Scherbenhaufen stehen. Dennoch müssen die Ereignisse der letzten Woche genau hinterfragt werden. Im Grunde genommen handelte es sich dabei um eine „charttechnische Lüge“. Es wurde ein offensichtliches Kaufsignal erzeugt und anschließend fielen die Kurse mit der Folge, daß viele technisch orientierten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Hätte man diese Lüge nicht erkennen können? Vielleicht, denn Dax und Nemax hatten vergangenen Montag noch keine Kaufsignale gegeben, sondern ich hatte die Signale aus USA auf unseren Markt projiziert, was im nachhinein ein Fehler war. Ich hatte nicht mit einer so „unverschämten“ Lüge der amerikanischen Indices gerechnet.



      Und jetzt?

      Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, weil den Chartbildern ja sowieso nicht zu trauen ist, wäre nicht die richtige Reaktion. Wie an dieser Stelle schon des öfteren besprochen wurde, sind die falschen Signale meist sogar die besten Signale (im Sinne von verläßlich); aber eben in der umgekehrten Richtung. Da wir die mittelfristigen Aussichten (bis Jahresende) ohnehin negativ einschätzen und nur kurzfristig ein positives Szenario in Erwägung gezogen wurde, kann die jetzige Einschätzung nur folgendermaßen lauten: Die am letzten Montag angekündigte positive Kurzfrist-Prognose für Dax und Nemax wird zurückgenommen. Damit ergibt sich nun nicht automatisch eine Negativ-Prognose, wohl aber eine ernstgemeinte Mahnung zur Vorsicht. Oder um es plastischer auszudrücken: Die Ampel wechselt von grün auf dunkelgelb! Im nebenstehenden Dax-Chart (Wochen-Candlestick) wird die Situation veranschaulicht.

      Das Marktbarometer hat, anders als S+P und Dow, den oberen Widerstand und die fallende 200-Tage-Linie nicht überwinden können. Rein technisch gesehen, gibt es aber auch noch kein Verkaufssignal. Ein erstes schwächeres Verkaufssignal ergibt sich, wenn der Dax unter die eingezeichnete kurzfristige aufwärtsgerichtete Trendlinie fällt (bei ca. 5.000 Punkten). Das richtig massive Negativ-Signal wäre der nachhaltige Bruch der eingezeichneten Unterstützung bei ca. 4.850 Punkten, denn dann wäre eine Doppel-Top-Formation komplett abgeschlossen. Solange letzteres nicht passiert ist, kann eine eindeutige Prognose aber nicht gegeben werden. Zwar sprechen die negative Candlestick-Formation und die falschen Ausbrüche in den USA für weiter fallende Kurse. Aber wer kann schon ausschließen, daß uns die Märkte nicht noch einmal anlügen. Langfristanleger sollten ohnehin nicht im Markt sein und wenn doch, dann zumindest teilweise via Puts abgesichert. Die Laufzeit sollte dann aber mindestens bis September 2002 betragen.

      Vorsicht auch am Neuen Markt

      Insgesamt gesehen machen die Nemax-Aktien einen besseren Eindruck als dies bei den Dax-Aktien der Fall ist, dennoch sollten wir auch hier vorsichtig sein. Die zu 8,30 Euro empfohlene Dialog Semiconductor hatte ebenfalls den Ausbruch aus einer unteren Wendeformation vorgetäuscht, um anschließend zusammenzufallen. Da bei einem weiteren Rückgang der bislang intakte Aufwärtstrend gebrochen wird, ist ein Stop Loss bei 6,70 Euro (akt.: 7,35 Euro) angebracht. Bei Matchnet sollte ein weiter Stop Loss, z.B. bei 1,40 Euro, gesetzt werden. Zwar werden die Rohstoffe erst in einer der kommenden CWs behandelt werden, der Aufbau von Einstiegspositionen bei Gold- und Silber-Minenaktien, der schon vor einigen Monaten empfohlen wurde, wird heute nochmals bekräftigt. Es geht dabei nicht um kurzfristiges Trading, sondern um langfristige Engagements. Meine diesbezüglichen Empfehlungen sind Durban Roodeport Deep (WKN 865 260; akt.: 1,70 Euro) und Silver Standard Resources (WKN 858 840, akt.: 3,05 Euro). Letztere weist in Deutschland einen sehr dünnen Handel auf, weswegen größere Orders in den USA aufgegeben werden sollten (Kürzel: SSRI).

      ========================================================

      Jahreausblick 2002 für den Dax, Teil 2

      Der erste Teil des Dax-Ausblicks zeichnete vom Tenor her ein eher düsteres Bild für das gesamte Jahr 2002. Unter kurzfristigen Gesichtspunkten, also auf Sicht von ein bis zwei Monaten, wurde aber eine positive Indikation gegeben. Wie oben bereits ausgeführt, ist eine Fortsetzung der Rallye bis in den März hinein zwar noch nicht ganz vom Tisch, so richtig dran glauben mag ich aber auch nicht mehr. Es war ja an dieser Stelle immer wieder zu lesen, daß der Dezember bzw. um die Jahreswende herum aus zyklischer Sicht ein idealer Zeitpunkt für ein Hoch an den Märkten ist. Nun, nachdem wir genau dieses beobachten konnten (Nemax am 6. Dez. und Dax am 4. Januar), bin ich „umgefallen“. Dieses Phänomen, daß sich lange Zeit gemachte Prognosen nach einigem Hin und Her tatsächlich doch noch erfüllen und im „selben Augenblick“ der Prognostiker auf die andere Seite umschwenkt, läßt sich übrigens öfters beobachten. Sollte mein Handeln tatsächlich einen guten Contra-Indikator abgeben, so könnte sich also die ursprüngliche Prognose (Ende der Rallye im Dez. bzw. im Jan.) als richtig erweisen. Dies klingt in den Ohren einiger Leser vielleicht ver-rückt. Genau das ist es auch! Denn, wenn man das Sentiment analysiert, hat man gute Chancen, zu einem gewissen Grad schizophren bzw. ver-rückt zu wirken, da man alles, und damit auch sich selbst, hinterfragen muß. Soweit zum Sentiment und weiter mit dem Dax-Ausblick.


      Zyklik:

      Bereits im Nemax-Ausblick vor zwei Wochen wurde auf eine zyklische Besonderheit hingewiesen, die bisher jedesmal nach dem Platzen von großen Aktienblasen zu beobachten war. Und zwar ereigneten sich an den „geplatzten“ Märkten ziemlich exakt 2,5 Jahre nach dem Top (oder nach dem Jahrzehntwechsel, was in früheren Fällen immer identisch war) markante Tiefpunkte. Da die Blase der New Economy 70 Tage nach dem Jahrzehntwechsel ihr Hoch ausbildete, ergibt sich nach dieser Zyklik ein Zeitfenster für das Tief von Juli bis Oktober 2002. Da beim Dax nicht wirklich von einer Blase gesprochen werden kann, wenn man mal von Dt. Telekom, Infineon oder SAP absieht, gilt diese Zyklus-Überlegung natürlich nicht zwangsläufig für ihn, sondern nur für den Nemax. Aufgrund des hohen Gewichts von High Tech-Titeln (zumindest im Frühjahr 2000) sollte man die Möglichkeit, daß diese Zyklik auch für den Dax gilt, und aufgrund von Korrelations-Überlegungen (Dax mit Nemax) jedoch in Betracht ziehen.

      Sollte es am deutschen Aktienmarkt tatsächlich zu einer solchen Entwicklung kommen, so ergibt sich daraus gleich eine schlechte und eine gute Nachricht. Hier die schlechte: Im ungünstigsten Fall hätten die Märkte nur noch sechs Monate Zeit um ein neues Tief auszubilden (im „günstigsten“ Fall 10 Monate), das heißt im Klartext: Es dürfte im kommenden halben bis dreiviertel Jahr bei den Aktien ziemlich „ruppig“ zugehen, gemeint sind dramatische Kursverluste. Und jetzt die gute Nachricht: Sollte diese Zyklik zutreffen, so hätten wir, zeitlich gesehen, bereits 65 % bis 80 % der Baisse hinter uns (je nachdem, ob das Tief im Juli oder Okt. stattfindet). Und weiterhin würde es bedeuten, daß das letzte Quartal 2002 eher positiv verlaufen sollte.



      Charttechnik:

      Wenn also alle bisherigen beim Dax angewandten Analyse-Ansätze negative Indikationen für dieses Jahr geben und in der vergangenen Woche dennoch die Möglichkeit einer kurzfristig positiven Entwicklung aufgezeigt wurde, dann mußte dies zwangsläufig aufgrund der letzten verbleibenden Methode, der Charttechnik passiert sein. Da sich diese in den letzten Tagen auch noch deutlich verschlechtert hat, könnten wir an dieser Stelle aufhören, weiter zu analysieren und einfach den Schluß ziehen: 2002 wird ein miserables Jahr! Dennoch soll die kurzfristig positive Variante, der wir inzwischen nicht mehr viel Wahrscheinlichkeit geben können, noch mal aufgezeigt werden.

      Angenommen der Dax überwindet seine beiden Doppelspitzen sowie die 200-Tage-Linie, was bei über 5.400 Punkten der Fall wäre, dann ergäbe sich ein vollendetes ansteigendes Dreieck (sh. obigen Chart), womit ein schneller Schuß nach oben zu erwarten ist. Genau darauf zielte ja die positive Variante ab. Wir behalten dieses Szenario also im Hinterkopf, falls es also doch noch zu diesem Break kommen sollte. Daß eine solche Rallye dann vehement ablaufen und schnell ihr Ende finden müßte, ergibt sich schon allein aus der knapp bemessenen Zeit, die uns obige Zyklus-Theorie läßt (soweit sie denn richtig ist).


      Apex = Hoch ?

      Nun noch ein weiterer Gedanke, der bereits im GoingPublic Magazin 1/02 ausführlich behandelt wurde. Wie aus dem unten eingeblendeten Langfrist-Chart des Dax hervorgeht, läßt sich, sieht man einmal von dem „WTC-Crash“ im September ab, die Entwicklung der letzten vier Jahre durch die beiden eingezeichneten Trendlinien beschreiben. Der Schnittpunkt dieser beiden Linien fällt zeitlich ziemlich genau mit der Jahreswende zusammen. Die meisten Märkte bildeten ihre letzten Hochs am 4. bzw. am 7 Januar aus. Die Apex-Theorie (Apex = Schnittpunkt zweier Trendlinien) besagt, daß zum Zeitpunkt eines Apex oftmals markante Wendepunkte zu beobachten sind. Sollte dieser Apex tatsächlich seine ihm von der Elliott-Wellen-Theorie zugedachte Wirkung entfalten, so müßten wir davon ausgehen, daß die Markthochs der letzten Woche für eine längere Zeit nicht mehr überboten werden, oder anders gesagt: daß es ab jetzt Richtung Süden geht, was ja wiederum mit unserer Gesamtaussage gut vereinbar wäre.


      Fazit:
      Auch wenn der Gedanke nicht erbaulich ist, alle hier aufgeführten Punkte geben im Prinzip die gleiche Indikation: Nach den Jahren 2000 und 2001 dürfte auch das laufende Jahr 2002 ein Minus-Jahr werden, selbst dann, wenn es doch noch zu einer kurzfristigen Fortsetzung der Rallye kommen sollte. Unter zyklischen Gesichtspunkten sollte sich im 3. Quartal bzw. Anfang des 4. Quartals eine Wende vollziehen. Obwohl das 4. Quartal demnach wieder etwas freundlicher werden dürfte, sollte die Gesamtjahres-Performance deutlich negativ sein.

      Noch ein Gedanke zum Schluß: Vor einem Jahr hatte ich an dieser Stelle im Jahresausblick ein negatives (1. Quartal positiv und dann negativ) und ein sehr negatives Szenario prognostiziert, wobei ich dem ersteren die höhere Wahrscheinlichkeit gegeben habe. In der Tendenz lag ich also richtig, nicht aber beim Verlauf, denn tatsächlich waren die ersten drei Quartale negativ und das letzte positiv verlaufen. Entscheiden Sie selbst, wie der diesjährigen Marktausblick vor dem Hintergrund der damaligen Fehleinschätzung zu beurteilen ist. Und haben Sie bitte keine Scheu, mich als Contra-Indikator heranzuziehen.

      Ein trotz allem erfolgreiches Börsenjahr wünscht Ihnen

      Ralf Flierl
      Head of Research
      GoingPublic Media AG

      Quelle: http://www.goingpublic-online.de/news/chartanalyse/index.hbs…
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 16:58:57
      Beitrag Nr. 175 ()
      Beginnt Greenspans Stern am Börsenhimmel zu verblassen?


      von Roland Leuschel

      Die Leser meiner Kolumnen wissen, dass ich seit über 6 Jahren ein vehementer, unerbittlicher Kritiker der Greenspanschen Geldpolitik bin, der immer nur ein Mittel gegen Wirtschafts- oder Finanzkrisen zu kennen scheint: niedrigere Zinsen und Liquidität; so als könnten die Eltern alle Schwierigkeiten bei der Erziehung ihrer Kinder mit viel Geld und Schokolade lösen. Jetzt nach der weltweiten Kapitalvernichtung von über 7.000 Mrd. Dollar, befinden sich die USA, Japan und Euroland gleichzeitig in einer Rezession, und Greenspan versucht mit denselben Mitteln der Zinssenkung (11 mal im Jahre 2001) und Liquiditätserhöhung die Probleme zu lösen. Es scheint, als hätte die Fed tatsächlich kein Konzept für ihre Geldpolitik und nur eine Zielgrösse: das Vertrauen des Konsumenten. Die EZB dagegen hat ein klar definiertes geldpolitisches Konzept und wird eine Inflationsrate von höchstens 2% zulassen. Mit anderen Worten, alle Marktteilnehmer in Europa wissen, woran sie sind, während sich bei den aktuellen zweistelligen amerikanischen Wachstumsraten der Geldmengen ein beträchtliches Inflationspotential aufbaut.

      Die geldpolitische Zielgrösse der Fed ist also das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher, und kurzfristig scheint Greenspan den Spagat zu schaffen; denn das von der Universität Michigan errechnete US-Verbrauchervertrauen stieg im Januar dieses Jahres auf die neue Rekordhöhe 94,2, nachdem es Ende September auf 82 gefallen war. Nachdem sich auch die amerikanischen und die Weltbörsen erholt haben, scheint der Börsenhimmel blau und die Krise vom letzten Jahr endlich gemeistert. Ich glaube die Anleger unterliegen einem schlimmen Irrtum, der sie noch teuer zu stehen kommen wird. Es stimmt, dass der Konsum zwei Drittel des amerikanischen Bruttosozialproduktes darstellt, und wenn die Amerikaner weiterhin ihre Konsumausgaben steigern, dann sollte auch die Wirtschaft eine kurzfristige Erholung erfahren. Aber dann könnte es schwierig werden. Einmal werden langfristig die Börsenkurse durch die Gewinnentwicklung der Unternehmen bestimmt und nichts anderes. Und da sind erhebliche Zweifel angebracht, dass im Zuge weltweiter, deflationistischer Tendenzen (die Deflation droht) die sogenannte Pricing Power der Unternehmen noch besteht. Steigende Personalkosten können nicht durch Preiserhöhungen überwälzt werden,die Gewinne der Unternehmen dürften damit keine kräftige Erholung erfahren. Nur durch Entlassungen können erhöhte Personalkosten aufgefangen werden, das scheinen die Gewerkschaften übrigens noch nicht kapiert zu haben.

      Die Arbeitslosenzahlen würden also steigen, und damit sind Zweifel angebracht, dass der Konsum nachhaltig steigen wird. Bisher entwickelte sich der Haussektor in Amerika enorm günstig und hatte Steigerungsraten von bis zu 30% aufzuweisen. Auch gab es keineswegs eine Korrektur bei den Immobilienpreisen. Das könnte demnächst anders sein; denn erfahrungsgemäss setzte nach einem Crash der Aktienkurse die Korrektur im Immobiliensektor erst eins bis zwei Jahre danach ein (in einer umfangreichen Studie warnt die britische Bank HSBC vor dem Platzen der Real Estate Bubble in den USA). Sollte dies der Fall sein (ich erinnere daran, dass diese Bank im August 1999 vor dem Platzen der Börsenblasen an Nasdaq etc. warnte), dann wäre der Konsument in einer gefährlichen Schuldenfalle, und die zuletzt gezeigten Wachstumsraten bei den Konsumentenkrediten (15% Jahresbasis), auf die Paul C. Martin in seiner letzten Kolumne "Die mystische Gestalt des US-Verbrauchers" in aller Deutlichkeit hinwies, kämen zum Stillstand. Dies würde auch bedeuten, dass es sich bei der nächsten Konjunkturerholung nur um ein Strohfeuer handelt, und die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise ernst zu nehmen ist. Greenspan hätte dann sein Pulver verschossen, und seine Geldpolitik würde dann ins Leere laufen. Der Stratege von Morgan Stanley, Barton Biggs, hat in einer Kolumne für die Financial Times Deutschland nicht mit deutlichen Worten gespart.

      Nachdem er Greenspan, wie es sich für einen amerikanischen Investmentbanker geziehmt, für seine geleistete Arbeit lobt (schliesslich haben die Investmentbanken die höchsten Gewinne aller Zeiten einfahren können), schreibt er: "Greenspan hat intellektuell, wie monetär den hochbrisanten Treibstoff geliefert, der einen gesunden Bullmarkt und einen normalen Aufschwung in die grösste Seifenblase aller Zeiten verwandelte; hatte Greenspan noch 1996 eine kalte Dusche verpasst und vor den Risiken irrationalen Überschwangs gewarnt, änderte er seinen Kurs danach gänzlich. In den nächsten 4 Jahren schien er es darauf anzulegen, die zunehmende Extase an der Börse mit extravaganten Theorien über eine neue Ära der Technologie rechtfertigen zu wollen ... Der Hohepriester der Finanzwelt hatte damit der Blase die Absolution erteilt." Am Schluss seines Artikels fasst Barton Biggs zusammen: "Ich glaube nicht, dass Greenspan von der Geschichte für diese Rezession verantwortlich gemacht werden wird. Aber er wird für seine Rolle bei der Bildung der Blase kritisiert werden." Dem ist nichts hinzuzufügen.

      Ich halte meine Bedenken für die augenblickliche Überteuerung der Aktienmärkte aufrecht und empfehle eine äusserst konservative Anlagepolitik: Maximal 30% des Geldvermögens in Value Aktien, der Rest in Triple A Kurzlaufrenten und Cash. Warten Sie geduldig auf Gelegenheiten. Übrigens Gelegenheiten werden Sie auch auf dem Immobilienmarkt in Hülle und Fülle bekommen. Wie heisst ein alter Slogan eines bodenständigen pfälzischen Bauers: "Geduld muss mer habbe",übersetzt ins Hochdeutsch "Zum Börsenerfolg braucht der Anleger Geduld, nicht durch Aufschlagen sondern durch Ausbrüten kann aus einem Ei ein Küken werden".

      Roland Leuschel

      21.01.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=2f05f28d
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 17:00:54
      Beitrag Nr. 176 ()
      Mithin werden die nächsten 6 Wochen schwierig


      von Hans A. Bernecker

      Die Märkte haben sich technisch völlig festgelaufen. Das sieht im Nasdaq genauso aus wie im S&P 500 oder eben auch im DAX. Damit drohen die Märkte nun abzukippen. Nach der fulminanten Erholung gegenüber dem Herbst ist eine Korrektur eigentlich normal. Am schönsten wäre es, wenn sie kurz und heftig ausfiele. Danach sieht es nicht aus. Mithin werden die nächsten 6 Wochen schwierig. Hinzu kommt:

      Die Bewertungen sind nicht niedrig. Schon gar nicht im Nasdaq, wo in einzelnen Fällen sogar Extreme erreicht werden, und auch nicht im DAX. Kein Unternehmen fällt im Index durch eine gravierende Unterbewertung auf, so daß sich auf eine markante Erholung spekulieren ließe. Gleichzeitig: Die Gewinndynamik der Unternehmen läuft den Börsen hinterher. Auch wenn die Unternehmensgewinne nach den einmaligen Belastungen des letzten Jahres im laufenden Jahr wieder steigen, tun sie sich schwer, wesentlich höhere Kurse zu rechtfertigen. Im Einzelfall ist das sicher machbar, aber die Regel wird es nicht sein. Deswegen werden die Indizes insgesamt Mühe haben, während einzelne Titel überproportional zulegen. Mühsam wird es u. a., wenn nun noch die Zinsen steigen. Wir hatten dies im aktionärsbrief avisiert und am langen Zinsende ziehen die Zinsen bereits an. Im Frühjahr werden die Notenbanken darauf reagieren. Das ist absolut gesehen nicht problematisch, hat sogar eine positive Indikation für die Konjunktur, ist aber nicht gerade der Stoff, aus dem Börsenträume gemacht werden.

      Was bedeutet das für Sie? Bauen Sie Liquidität auf und bleiben Sie sehr flexibel. Augen zu und abwarten ist in diesem Markt keine sinnvolle Strategie. Wenn Sie kleine Gewinne haben, realisieren Sie sie, um später wieder nachzukaufen. Die steuerliche Überlegung muß hintenanstehen. In dem Markt der nächsten Monate müssen Sie mehr handeln.

      Hans A. Bernecker

      24.01.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=2f5e3f6f
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 22:01:18
      Beitrag Nr. 177 ()
      S&P 500 - Anzeichen einer oberen Wende


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Seit dem Tief während der September-Panik sind die Kurse bis Anfang Januar um rund 23 Prozent gestiegen. Jetzt drückt ein Kreuzwiderstand von oben auf die Kurse. Er lässt sich aus dem rund 16-monatigen Abwärtstrend herleiten sowie der waagrechten Widerstandszone um 1170 Punkte. Dieser Kreuzwiderstand dürfte nur schwerlich überwunden werden. Zu stark drückt die „Last des Einstandskurses“ all derjenigen, die zu höheren Kursen gekauft hatten, auf den Kurs. Sobald eine gefallene Aktie zum persönlichen Einstandskurs eines Aktionärs ansteigt, ist durch die zwischenzeitlich erlittenen Kursverluste dessen Bereitschaft sehr groß, erleichtert zu verkaufen. Zwischen 1170 und 1250 Punkten liegen die Einstandskurse vieler Aktionäre, wie der Chart zeigt.



      Das Momentum hat bereits Ende November stark nachgelassen. Die Kurse steigen bei weitem nicht mehr so dynamisch wie im Oktober. Im Gegenteil: Aus technischer Sicht droht eine obere Umkehrformation. Es bildet sich zudem ein abwärts gerichteter Fächer aus, also eine Kaskade immer flacherer Aufwärtstrends. Die nachlassende Dynamik wird so offensichtlich. Der S&P 500 Index hat Anfang Dezember und Anfang Januar zwei Spitzen ausgebildet, die beide bei ca. 1170 Punkten liegen. Nun stellt sich die Frage, ob es bei dieser Doppel-Spitze bleibt.

      Make-or-Break bei 1120 Punkten

      Die entscheidende technische Marke, bei deren Unterschreiten ein abermaliger zyklischer Rückgang wahrscheinlich wird, liegt bei 1120 Punkten. Dieser als Unterstützung zu verstehende Bereich hat in der vierten Januarwoche gehalten.
      Nun könnte sich ein drittes Top ausbilden, so wie es in Chart 2 schon mit Fragezeichen markiert wurde. Dass dazu aus kurzfristiger Sicht noch Potenzial vorhanden ist, zeigt der Volatilitätsindikator, der seinen Weg nach unten noch ein gutes Stück fortsetzen kann. Auch andere technische Indikatoren zeigen, dass für einige Tage bis Wochen Luft nach oben besteht.
      Bis wohin die nächste Abwärtsbewegung laufen könnte, zeigen die in Chart 2 eingezeichneten Unterstützungen bei 1100 und 1050 Punkten und darunter das Tief bei 945. Mittelfristig sind auch Tiefkurse nicht ausgeschlossen der Logik eines Bärenmarkts entsprechend.

      Das Put/Call-Ratio, also das Verhältnis von pessimistischen zu optimistischen Wetten auf den US-Aktienmarkt, liegt beinahe am 2-jährigen Abwärtstrend. Es bleibt somit Luft für eine deutliche Verschlechterung der Stimmung. Eine solche Entwicklung ging bisher regelmäßig mit fallenden Kursen einher, wie aus Chart 1 hervorgeht. Die bestehende Wechselwirkung von Termin- und Kassamärkten ist für die kurzen Phasen der Panik exemplarisch hervorgehoben. Sie gilt aber auch für die Phasen dazwischen. Dieser Sentiment-Indikator bietetreichlich Potenzial für tiefere Kurse.



      Auch die Volumendynamik ist seit Jahresanfang 2002 sehr schwach und lässt nachhaltig steigende Kurse derzeit kaum zu. Für eine nachhaltigen Anstieg sollten steigende Kurse auch durch steigende Umsätze getragen werden. Schwäche zeigen zudem die Veränderungen bei den Geldmengen, die weiterhin auf lediglich verhaltene wirtschaftliche Aktivität in den USA schließen lassen.

      Hoffnung auf eine Wiederbelebung der US-Wirtschaft war aufgekeimt, als der Index der Frühindikatoren seit dem Tief im September mehrmals in Folge zulegte. Zu Bedenken gibt hier jedoch die Tatsache, dass die monetäre Komponente in diesen viel beachteten Indikator zu zwei Drittel eingeht. Maßnahmen der amerikanischen Notenbank werden somit unter Umständen doppelt gezählt - einmal der Abschlag der stark gesenkten kurzfristigen Zinsen auf die langfristigen und ferner die folglich steigende Geldmenge. Diejenigen Komponenten, die sich aus dem Gebiet der realwirtschaftlichen Aktivität speisen, so etwa die Aktivität im Verarbeitenden Gewerbe, zeigen noch keine Besserung in Richtung eines Aufschwungs.

      Fazit: Falls nicht ein schneller und nachhaltiger Anstieg über die psychologisch wichtige Widerstandszone zwischen 1170 und 1250 Punkten gelingt, deutet die Kursentwicklung des S&P 500 Index aus technischer Sicht auf eine Top-Bildung hin. Abgeschlossen wäre dieses mit einem signifikanten Unterschreiten der Unterstützung bei 1120 Punkten. Ähnliches gilt für den Dow Jones sowie für den Dax, dessen relevante „Make-or-Break„-Linie bei ca. 4870 Punkten liegt. Eine Fortsetzung des Abwärtstrends ist bei Unterschreiten dieser Marken wahrscheinlich. Der Nasdaq hat eine solche Linie bereits durchbrochen, wenn auch noch nicht signifikant. Hier ist erhöhte Vorsicht angesagt.

      Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow
      26.01.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=2fbfa7c3
      Avatar
      schrieb am 17.02.02 16:19:48
      Beitrag Nr. 178 ()


      Avatar
      schrieb am 17.02.02 17:45:29
      Beitrag Nr. 179 ()
      Nasdaq:





      sYr:D
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 20:31:10
      Beitrag Nr. 180 ()
      Gretchenfrage des Anlegers: Droht eine Weltwirtschaftskrise II oder stehen die Aktienbörsen vor einem neuen Aufschwung wie 1995?


      von Roland Leuschel

      Je nachdem wie die Antwort auf diese Frage lautet, muss die Anlagepolitik entsprechend gestaltet werden. Mit absoluter Sicherheit kann niemand diese Frage beantworten, sondern nur mit Wahrscheinlichkeitsgraden.

      Seit Mitte September letzten Jahres haben sich die Weltbörsen zum Teil kräftig erholt, und es schien, dass sie nach einer kleinen Pause, am Freitag letzter Woche den Anstieg fortsetzten. Der Anleger konnte also kräftig durchatmen. EZB-Präsident Wim Duisenberg erklärte nach dem G-7 Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs in Ottawa: "Die Gefahr einer globalen Rezession ist nun gebannt." Und die Finanzminister äusserten sich zugleich zuversichtlich, dass Amerika und Europa ihre Konjunkturschwäche bald überwinden werden. Für den Anleger beruhigend waren ebenfalls die Aussagen der Chefökonomin Gail Fosler vom Conference Board: "Die Rezession ist vorbei. Der Aufschwung steht vor der Tür." Sie begründete ihren Optimismus mit der Tatsache, dass es in USA keinen Einbruch der Konsumausgaben gegeben hat. Im Gegenteil sie stiegen im 4. Quartal 2001 um 5,4%. Der Einbruch der Industrieproduktion dagegen hat die Talsohle erreicht, und der Leading Economic Index des Conference Board verzeichnet den grössten Anstieg in Folge seit 1992. Ausserdem fügte sie hinzu, dass das Wachstum der Produktivität sich weiterhin erhöht und so die Vorrausetzung geschaffen hat, dass es zu einer Erholung der Unternehmergewinne kommt.

      Ich könnte die Liste der Optimisten beliebig verlängern, ihre Erklärungen jedoch klingen in meinen Ohren wie Gesundbeterei. Als jemand der seit 1995 immer wieder auf die geradezu verantwortlungslos laxe Geldpolitik Alan Greenspans und der Fed hingewiesen hat, sehe ich den Salami-Crash an den Weltbörsen und die jetzt eingetretene globale Rezession als logische Folge dieser Politik und befürchte, der Leidensweg des Anlegers ist noch nicht zu Ende. Ich gebe einfach der Möglichkeit einer grossen Weltwirtschaftskrise eine hohe Wahrscheinlichkeit, ja eine allgemeine Vertrauenskrise in unser kapitalistisches System könnte entstehen. Als 1989 die Mauer in Berlin fiel, und das Ende des Kommunismus in der westlichen Welt beklatscht und gefeiert wurde, haben wir in unserem Jubel vergessen, dass unser System das nächste "Opfer" sein könnte. Schnallen Sie Ihre Sicherheitsgurte an, es kann sehr, sehr turbulent werden.

      Meine Argumente für die Wahrscheinlichkeit einer sogenannten Double-Dip-Entwicklung in Amerika und damit in der gesamten Welt kann ich folgendendermassen begründen:

      1. Der sprunghafte Anstieg der Konsumausgaben um 5,4% in Amerika erfolgte, weil selbst in einer Rezession die Verbraucher auf "Schnäppchenjagd" waren und ihre Autokäufe der Zukunft bei einem Nullzins-Kredit vorwegnahmen. Nur so kann man erklären, dass der in den letzten sechs Rezessionen mehr oder weniger unverändert gebliebene private Verbrauch in Amerika so stark anstieg. Die Folge wird sein, dass die Verbraucherausgaben schon aus diesem Grunde in den nächsten Quartalen stagnieren werden.

      2. Die bisherige Rezession hat es in keiner Weise geschafft, die USA von den Exzessen der 90er Jahre zu befreien: Der amerikanische Verbraucher ist nach wie vor hoch verschuldet, und die Sparquote ist zum Teil negativ geworden.

      3. Die US-Unternehmen zeigen nach wie vor rückläufige Gewinne und haben keine "Pricing Power", das heisst sie haben nicht die Möglichkeit steigende Kosten auf die Preise überzuwälzen.

      4. Das Leistungsbilanzdefizit verharrt weiterhin auf Rekordhöhe (4% des BIP), und die Gefahr dass die Sparer der Welt aus irgendeinem Grunde nicht mehr bereit sind, dieses Defizit zu finanzieren ist gross (weil sie zum Beispiel das Vertrauen in das System verlieren). Ein Absacken des Dollars wäre die unmittelbare Folge.

      Wie könnte diese Vertrauen in den Dollar erschüttert werden? Der Terroranschlag vom 11. September hat dies nicht bewirkt, das wissen wir heute. Aber der im Dezember ausgebrochene Enron-Skandal war wahrscheinlich ein wirtschaftlicher Terroranschlag, der längerfristige Folgen haben wird. Professor Paul Krugman jedenfalls schrieb in der New York Times: "Enron ist der eigentliche 11. September, der den Amerikanern (und der restlichen Welt) einen Spiegel vorgehalten hat, und in diesem Spiegel sehen die Amerikaner eine Blenderkultur, in der Pro-Forma-Gewinne und Finanzticks an die Stelle von simplen Nettogewinnen getreten sind." Der Chef-Ökonom von Standard & Poors, David Wyss, bemerkt dazu: "Es sieht so aus, als hätte der Enron- Zusammenbruch die dritte Blase zum Platzen gebracht - die der Unternehmensgewinne." (Die anderen beiden Blasen waren die Aktienkurse, sowie der Glaube, dass der Technologie-Rausch ohne Ende sein werde.)

      Bisher haben alle Ökonomen den Vergleich der japanischen Entwicklung seit 1990 mit den jetzigen Geschehnissen strikt abgelehnt. Beispiel US-Starökonom Rüdiger Dornbusch, der besonders bekannt wurde durch seine Aussage am 10.12.2000 in einem deutschen Wirtschaftmagazin: "Die Angst vor einer Rezession ist typisch europäisch, aber unbegründet, streichen Sie deshalb das Wort Rezession einfach aus Ihrem Sprachschatz. Es wird sie in den USA nicht mehr geben." In seiner letzten Ausgabe veröffentlicht Boerse Online ein Interview mit diesem optimistischen Professor und stellt die Frage, ob nicht die amerikanische Geldpolitiik wie in Japan wirkungslos verpuffen könnte? Darauf die Antwort Dornbuschs: "Amerika ist nicht Japan, wir haben saubere Banken und kein Immobilienproblem."

      Vielleicht täuscht er sich ja wieder. Ich glaube nach den grossen Pleiten von Enron, Kmart und Global Crossing werden andere folgen. Es war bisher nur die Spitze des Eisbergs. Es kann zu einem allgemeinen Vertrauensschwund kommen, denn selbst der Supertanker General Electric steht unter Verdacht, Bilanzen nicht korrekt veröffentlicht zu haben. Die Aktie hat übrigens rund 10% verloren. Es könnte also den ganzen Bankensektor treffen, und wie in Japan werden die Banken auf einem Buckel fauler Kredite sitzen. Ausserdem besteht die Wahrscheinlichkeit dass in Amerika die bisher resistenten Immobilienpreise ebenfalls eine Korrektur von 20 bis 25% erleiden. Ich empfehle weiterhin eine stark konservative Anlagepolitik mit Schwergewicht auf kurzlaufenden Triple-A- Anleihen, sowie Geldmarktfonds und nur 30% in sogenannten Value-Aktien (Typ Phillip Morris).

      Ein österreichischer Freund und Fondsmanager, Hans Georg von Fraydenegg, hat mir 1987 einen Achtzeiler zugeschickt, an den ich mit heute erinnere:

      Die Finanzen sind zerrüttet
      An der Börse hat es gekracht.
      Da habe ich aus meinen Aktien
      den Kindern einen Drachen gemacht.
      Mit ihm zieh ich zu Felde,
      wo leise Lüfte wehn.
      Dort kann ich meine Aktien
      noch einmal steigen sehn!

      Roland Leuschel

      14.02.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=3175ca8e
      Avatar
      schrieb am 24.02.02 13:00:11
      Beitrag Nr. 181 ()
      Heard in New York am Freitag

      23.02.2002 09:35:00


      Viele Investoren haben in den letzten Wochen Abstand zum Markt genommen. Wir sollten dies jedoch dazu nutzen, etwas Abstand von den täglichen Nachrichten zu nehmen und uns mehr dem makroökonomischen Umfeld zu widmen. Die Bilanzierungsprobleme einzelner Firmen überschatten gegenwärtig die Marktlage und das Argument, dass ein Systemrisiko besteht, weil die großen Wirtschaftsprüfungsfirmen schließlich bei allen Firmen mit Bilanzproblemen keine Probleme sahen. Wir sollten uns nun aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrachten.
      So könnte uns das Wirtschaftswachstum der kommenden 12-18 Monate positiv überraschen. Die Einkommenssteuer (welche an den Staat USA abgeführt werden muss, es gibt auch noch lokale Einkommenssteuern) sinkt in 2002, wie auch in den kommenden Jahren, weiter. Die Energiepreise sind weiter niedrig und stärken die Kaufkraft der amerikanischen Konsumenten. Diese sollte auch weiter durch die niedrigen Zinsen gestärkt werden, welche nicht durch eine Inflationsgefahr gefährdet scheinen.

      Gleichzeitig neigt sich der radikale Abbau an Lagerbeständen seinem Ende zu und es muss nun sogar eher mit einem langsamen Vorratsausbau gerechnet werden. Die Fed Funds Futures preisen bereits eine erste Zinserhöhung für diesen Sommer ein und helfen somit eventuelle Inflationstendenzen einzudämmen. So erledigen die Geldhändler die Aufgabe der FED, ohne dass diese wirklich die Zinsen erhöhen muss. Das gibt der FED zusätzlich mehr Zeit, bis sie dies wirklich tun muss. Darüber sollten sich vor allem die Banken freuen.

      Der US-Dollar ist gegenwärtig fast zu stark. Das Wirtschaftswachstumspotential der USA wird dadurch behindert, weil Exporte in $ zu teuer für Europa und Asien sind. So schwillt das Außenhandelsdefizit der USA immer weiter an. Höhere US-Zinsen würden diesen Trend noch verstärken. Dies kann kaum im Interesse der Federal Reserve sein.

      In 2001 gingen in den USA 257 Aktiengesellschaften mit einer Gesamtbilanzsumme von über $258 Mrd. in Konkurs. Ein einsamer Rekord. Darunter befanden sich 3 der größten Konkurse der US-Wirtschaftsgeschichte (unter anderem Enron). Nun werden die Bilanzen wieder mit verständlichen Ratios überprüft. Wer erinnert sich daran, dass in der Hochphase der Internethysterie „Augenpaare” gezählt wurden! Mit solchen aberwitzigen Begründungen werden auch die „Spezialisten“ von Merrill Lynch und ihren Konkurrenten nicht so schnell wieder in der Lage sein, noch den letzten Investoren in den Aktienmarkt zu jagen. So sollten wir uns weiter auf Firmen mit niedrigen (besser keinen) Schulden, einer positiven operativen Marge und einem positiven Cashflow konzentrieren. Ja, die Zinsen sind niedrig. Die Profitmargen sind es aber auch. Nicht nur die operativen Kosten, auch die Zinsen müssen erwirtschaftet werden. In einem Umfeld in welchem die Preise schneller fallen als die Zinsen, steigt der Realzins. So ist es wichtiger denn je, dass Geschäftsmodel der Firma in die man investiert schlüssig erklärt zu bekommen.

      Aber auch andere Zeichen weisen den weg der wirtschaftlichen Gesundung. Die Book-to-Bill Ratio (wenn über 1,00 wächst der Markt) für Halbleiter steig im Januar auf 0,81. Im Dezember hatte sie noch bei 0,78 gelegen. Seit erreichen ihres Tiefs im April 2001, bei 0,44 ist sie stetig angestiegen. Der Januaranstieg ist jedoch noch nicht hoch genug um den Chipherstellern eine Margenerhöhung zu ermöglichen. Der Aktienmarkt sollte in den nächsten 12-18 Monaten von der gegenwärtigen volkswirtschaftlichen Selbstreinigung profitieren und die Aktienindices (vor allem der S/P500 und der Russel1000) höhere Stände verbuchen.

      Zum Wochenausklang konnte der US-Aktienmarkt sich etwas von dem Sell-Off vom Donnerstag erholen. Am Freitag handelten die Aktienindices zurecht lustlos. S&P500 und NASDAQ suchten im Minus immer wieder nach Unterstützungen, während der Dow Jones sich immer wieder ins Plus bewegen konnte. 90 Minuten vor Handelsende wendete sich dann das Blatt und der Dow Jones zog stark an und überstieg auch kurz die psychologisch wichtige 10.000er Marke. „Smart Money“ (Fondsgelder) kamen in den Markt. Die Kursgewinne des Dow Jones vermochten auch den NASDAQ und den S&P500 aus dem Minus ins Plus zu ziehen. Technisch positiv ist zu werten, das der Dow Jones oberhalb des Ausbruchsniveaus (9.950) vom Donnerstag schließen konnte.

      Gruß aus New York, das US-Aktien Team der DG European Securities, Claudia, Andrew und Jerry


      Quelle: http://www.euroamsonntag.de/news/news_detail.asp?NewsNr=6997…
      Avatar
      schrieb am 24.02.02 13:20:33
      Beitrag Nr. 182 ()

      Avatar
      schrieb am 27.02.02 13:44:08
      Beitrag Nr. 183 ()
      Japan will mit neuem Programm Deflation bekämpfen

      Tokio, 27. Feb (Reuters) - Japan will mit einem neuen
      Programm einer drohenden Verschärfung der Bankenkrise und der
      Deflation im Land entgegenwirken. Die Regierung stellte am
      Mittwoch ein Programm vor, in dem die Bank von Japan (BoJ) zu
      einer "mutigen Geldpolitik" aufgefordert wird.
      Die Regierung selbst werde die Stabilität der Finanzmärkte
      durch alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel sichern, kündigte
      die Tokioter Regierung in dem Programm an. Dies beinhalte auch
      Stärkung des Kapitals von Banken im Fall einer sich anbahnenden
      Krise. Zudem werde die für faule Kredite zuständige Behörde
      künftig aktiver die nicht bedienten Kredite der Banken zu
      Marktpreisen aufkaufen. Darüber hinaus werde die
      Finanzmarktaufsicht die Prüfung der Banken beschleunigen.


      "Wir wollen eine rasche Lösung des Problems fauler Kredite, indem wir
      verschiedene Maßnahmen ergreifen, um eine Finanzkrise zu
      verhindern", heißt es in dem Dokument. Ende September hatte sich
      das Gesamtvolumen der Kreditausfälle nach amtlichen Angaben auf
      36,8 Billionen Yen (rund 236,4 Milliarden Euro) belaufen.
      Das Programm ist die Antwort der Tokioter Regierung auf die
      seit drei Jahren andauernde Deflation. Diese bedeutet im
      Gegensatz zur Inflation sinkende Preise. Die Deflation hatte zu
      nachlassendem Konsum geführt, die Gewinne der Unternehmen
      einbrechen lassen und das Problem der Kreditausfälle der Banken
      verschärft.
      Ein zweites Maßnahmenpaket hat die Tokioter Regierung etwa
      für Juni dieses Jahres avisiert. Dieses solle eine Steuerreform
      und andere Schritte zur Belebung der Wirtschaft umfassen.
      fgc/rkr
      Avatar
      schrieb am 27.02.02 20:41:14
      Beitrag Nr. 184 ()
      Greenspan sieht moderate US-Konjunkturerholung

      Washington, 27. Feb (Reuters) - Die US-Wirtschaft steht nach
      Einschätzung von US-Notenbank-Chef Alan Greenspan vor dem Ende
      der seit fast einem Jahr dauernden Rezession. Die Erholung werde
      aber voraussichtlich moderat ausfallen, sagte Greenspan am
      Mittwoch in Washington. Die Börsen reagierten positiv, da
      Zinserhöhungen damit laut Analysten vorläufig nicht zu erwarten
      sind.
      Trotz der Unterbrechungen durch die Anschläge vom 11.
      September nähmen die Wirtschaftsaktivitäten zu, sagte der
      Fed-Chef in einer an den Finanzmärkten mit großer Spannung
      erwarteten Anhörung vor dem Finanzausschuss des
      US-Repräsentantenhauses. Eine Reihe von Sonderfaktoren könnte
      aber das Tempo der erwarteten Erholung bremsen.
      Greenspan bekräftigte nach Angaben von Analysten Erwartungen
      auf eine Phase unveränderter Zinsen. Die US-Notenbank (Fed)
      hatte die Zinsen in der größten Volkswirtschaft der Welt im
      vergangenen Jahr in insgesamt elf Schritten auf 1,75 Prozent
      gesenkt, dem niedrigsten Niveau seit 40 Jahren. Bei seiner
      letzten Sitzung im Januar hatte der Offenmarktausschuss (FOMC)
      der Fed die Zinsen unverändert gelassen. Die nächste
      FOMC-Sitzung steht am 19. März an.

      GREENPAN - OHNE ANSCHLÄGE WÄRE WIRTSCHAFTSLAGE BESSER

      Als Schlüsselindiz für eine "bevorstehende Wende"
      bezeichnete Greenspan die niedrigen Lagerbestände. Die
      Unternehmen seien daher in den kommenden Monaten gezwungen, ihre
      Produktion hochzufahren. Als Bremse für den Aufschwung könne
      sich dagegen erweisen, dass die Verbraucher während der
      Wirtschaftsflaute überraschend viel Geld ausgegeben hätten.
      "Daher ist das Potenzial für eine deutliche Beschleunigung der
      Aktivitäten in diesem Sektor wahrscheinlich begrenzter als in
      vergangenen Wirtschaftszyklen", sagte Greenspan.
      Ohne die Anschläge in den USA hätte sich nach Auffassung
      Greenspans die heimische Wirtschaft besser entwickelt. "Ganz
      klar - ohne die Geschehnisse des 11. September hätte es
      wahrscheinlich im dritten Quartal keine Veränderung gegeben,
      vielleicht ein kleines Plus oder ein ganz kleines Minus", sagte
      Greenspan mit Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die
      Wahrscheinlichkeit einer Erholung der US-Wirtschaft nehme weiter
      zu.

      Nach Einschätzung Greenspans deuten die Wirtschaftsdaten zum
      laufenden ersten Quartal auf ein BIP-Wachstum hin.
      Die Fragen der Abgeordneten drehten sich vorwiegend um den
      Konkurs des Energiehändlers Enron, der nach Ansicht
      des Fed-Chefs bislang ohne nennenswerte Auswirkungen auf die
      heimische Wirtschaft blieb. Wenn Enron einen kurzfristigen
      Einfluss auf die Wirtschaft gehabt hätte, hätte sich dies
      bereits abgezeichnet. Eine breite Mehrheit der
      US-Unternehmensbilanzen sei besser als die von Unternehmen in
      anderen Ländern, fügte Greenspan hinzu. Verbesserungen seien
      aber teilweise noch notwendig.

      ANALYSTEN - KEINE BALDIGE ZINSÄNDERUNG

      Analysten sagten, Greenspans Rede sei zwar optimistischer
      ausgefallen als seine Äußerungen zu Jahresanfang. Doch
      charakterisierten sie seine Aussagen zugleich auch als
      vorsichtig und zurückhaltend. Greenspan habe vor allem deutlich
      gemacht, dass sich die US-Wirtschaft nur langsam erholen werde.
      Dies sei ein klares Indiz dafür, dass die US-Notenbank die
      Zinsen für eine längere Zeit auf ihrem derzeitigen Niveau halten
      wolle.
      "Die Fed wird die Zinsen wahrscheinlich so lange wie möglich
      auf einem niedrigen Niveau halten", sagte Gary Thayer von A.G.
      Edwards & Sons in St. Louis. Solange die Arbeitslosigkeit
      steige, werde die Fed weiterhin das Risiko einer weiteren
      Konjunkturabschwächung höher einschätzen als das Risiko
      steigender Inflation.
      "Es ist ganz klar: keine Zinserhöhungen in der absehbaren
      Zukunft. Das bedeutet allerdings auch nicht, dass wir weitere
      Senkungen bekommen", sagte ein anderer Analyst, der mit
      unveränderten Zinsen bis zum Ende des dritten Quartals rechnet.

      GREENSPAN STÄRKT OPTIMISMUS AM AKTIENMARKT

      Am Aktienmarkt stärkte Greenspan mit seinen Aussagen
      Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Rezession, die im März 2001
      begann. Der Dow-Jones-Index (.DJI) stieg zeitweise um deutlich
      mehr als ein Prozent, bröckelte im Verlauf aber wieder etwas ab.
      "Zu hören, dass wir vor einer Trendwende stehen, aber die
      Inflation unter Kontrolle sein sollte - das sind die Dinge, die
      positiv für den Aktienmarkt sind", sagte ein Fondsmanager.
      Staatsanleihen in USA und Europa legten ebenfalls zu. "Am
      Rentenmarkt bewertet man die Rede offenbar pessimistischer als
      am Aktienmarkt", spielte ein Frankfurter Händler auf die Rolle
      der Anleihen als sicherer Anlagehafen an. Der Dollar reagierte
      zunächst mit leichten Verlusten, erholte sich dann aber rasch
      wieder.
      ale/mer
      Avatar
      schrieb am 28.02.02 16:57:00
      Beitrag Nr. 185 ()
      US-Wirtschaft wächst 2001 offenbar stärker als gedacht

      Washington, 28. Feb (Reuters) - Einen Tag nach der
      vorsichtig optimistischen Einschätzung des US-Notenbank-Chefs
      Alan Greenspan zur Lage der US-Wirtschaft haben unerwartet gute
      Konjunkturdaten laut Analysten auf ein Ende der US-Rezession
      hingedeutet. Das Handelsministerium revidierte das Wachstum im
      Schlussquartal 2001 unerwartet deutlich nach oben. In Chicago
      veröffentlichte die Vereinigung der Einkaufsmanager einen
      deutlich über den Prognosen liegenden Anstieg ihres viel
      beachteten Konjunkturbarometers.

      Nach der zweiten Schätzung des US-Handelsministeriums wuchs
      die US-Wirtschaft im vierten Quartal 2001 auf das Jahr
      hochgerechnet um 1,4 Prozent. Damit fiel des Wachstum des
      Bruttoinlandsproduktes (BIP) im vierten Quartal offenbar sieben
      Mal so hoch wie zunächst vom Ministerium im Januar mit 0,2
      Prozent geschätzt aus. Von Reuters befragte Analysten hatten mit
      einer Revision auf plus 0,8 Prozent gerechnet. Im dritten
      Quartal 2001 war die US-Wirtschaft um 1,3 Prozent geschrumpft.
      Die deutliche Revision führte das Ministerium auf einen
      gestiegenen Konsum in Folge der Null-Zins-Politik beim Auto-Kauf
      und erhöhte Staatsausgaben zurück. Die Belebung der Nachfrage
      verhalf den Unternehmen zur Reduzierung ihrer
      Lagerbestände um ein Volumen von 120 Milliarden Dollar (rund 137
      Milliarden Euro). Die Konsumausgaben legten im Schlussquartal
      voraussichtlich um 6,0 Prozent zu, die Staatsausgaben um 10,1
      Prozent. Zudem sei die Zahl der Importe nach unten revidiert
      worden.

      Das an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturbarometer
      der US-Einkaufsmanager für den Großraum Chicago stieg nach
      Angaben der Vereinigung der Einkaufsmanager im Februar
      saisonbereinigt auf 53,1 (Vormonat 45,1) Punkte. Volkswirte
      hatten einen Anstieg auf 47,7 Punkte vorausgesagt.
      Analysten zeigten sich positiv überrascht von dem starken
      BIP-Wachstum. Zu dem Plus von 1,4 Prozent sagte Larry Wachtel
      von Prudential Securities: "Dies zeigt, dass die Wirtschaft aus
      der Rezession heraus ist. Es ist eine gute Zahl und ich denke,
      dass das BIP im ersten Quartal um zwei bis drei Prozent wachsen
      wird." Auch die weitgehende Räumung der Lager verstärke die
      Einschätzung, dass der Wirtschaftsaufschwung unmittelbar
      bevorstehe, sagten Analysten. Unternehmen müssten nun wieder
      produzieren, um für Nachschub in den geleerten Regalen zu
      sorgen, was das Wirtschaftswachstum ankurbele.

      Allerdings beinhaltete der Bericht des Ministeriums auch
      Hinweise auf eine derzeit noch eher schwache Verfassung der
      Unternehmen. Die Investitonen der Firmen für neue Fabriken und
      Infrastruktur gingen den Angaben zufolge im vierten Quartal um
      13,1 Prozent zurück und damit stärker als zunächst mit minus
      12,8 Prozent geschätzt.
      Obwohl sich die US-Wirtschaft offiziellen Angaben zufolge
      seit März 2001 in einer Rezession befindet, schrumpfte das BIP
      im vergangenen Jahr offenbar lediglich im dritten Quartal.
      Insgesamt hat das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr damit
      voraussichtlich 1,2 Prozent betragen - mehr als zuvor mit 1,1
      Prozent angenommen. Damit wies die US-Wirtschaft den vorläufigen
      Berechnungen zufolge die schwächste Entwicklung seit 1991 auf,
      als sie um nur 0,5 Prozent gewachsen war.
      kes/ale
      Avatar
      schrieb am 05.03.02 20:58:52
      Beitrag Nr. 186 ()
      Chancen bei japanischen Aktien


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Die Wirtschaftskrise hat sich in Japan zugespitzt. Mit 1600 Unternehmenspleiten alleine im Januar wurde ein neuer Nachkriegsrekord gesetzt. Dadurch erhöht sich das Volumen der Problemkredite weiter. Notleidende und fast notleidende Kredite machen nach Bloomberg zusammen rund 30 Prozent des gesamten Kreditvolumens aus und summieren sich auf ca. 150 Billionen Yen (1,3 Billionen Euro).

      Aktien sind ein zweites Problem in den Bilanzen japanischer Banken. Insgesamt werden hier 20 Prozent aller japanischen Aktien gehalten. Zum Ende März auslaufenden Geschäftsjahr müssen diese erstmalig zum Marktwert verbucht werden. Durch die 11-jährige Baisse haben sich zum Teil erhebliche Wertdifferenzen gebildet, die als potentielle Verluste auf die ohnehin niedrig kapitalisierten Bilanzen drücken. Wenn bis Ende März die Aktienkurse nicht deutlich zulegen, drohen etliche Banken in Konkurs zu gehen.

      Ein solches Szenario zuzulassen verbietet sich der japanischen Staatsräson. Mehr noch, eine japanische Finanzkrise würde zu Verkäufen von US-Treasuries führen. Die acht großen japanischen Geschäftsbanken alleine besitzen amerikanische Staatspapiere im Wert von 100 Mrd. USD. Insgesamt halten Japaner rund ein Drittel aller marktfähigen US-amerikanischen Staatsanleihen. Ein aus Japan kommender Verkaufsdruck für Papiere dieser Gattung würde Anleihenkurse in den Keller schicken und die Renditen erhöhen. Dies würde die Finanzierungskosten für US-Verbraucher in die Höhe schnellen lassen und die Konsumnachfrage dämpfen. Die Wirtschaft der historisch hoch verschuldeten USA hängt aber am Trog der mit einem Jahreseinkommen relativ gering verschuldeten Konsumenten. Die US-Verbraucher müssen bei Laune gehalten werden, lautet heute US-amerikanische Staatsräson. Der Besuch Präsidents Bush bei Koizumi zu einem Moment, als der Nikkei Tiefstand hatte, paßt ins Bild.

      Daß sich eine Lösung der japanischen Krise à l’américaine andeutet, zeigt sich auch an den Ermutigungen des US-Finanzministers O’Neill, die japanische Notenbank möge ihre Käufe japanischer Staatsanleihen ausdehnen. Vor wenigen Tagen hat Notenbankpräsident Hayami eingelenkt und das Ankaufvolumen um 25 Prozent auf 1 Billion Yen pro Monat ausgeweitet. Der Weg für eine noch rapider steigende Staatsverchuldung ist frei. Die sich ohnehin so stark wie zuletzt 1974 ausdehnende Geldmenge könnte langfristig zu Inflation und einer Abwertung des Yen führen.
      Das Anti-Deflationsprogramm der Regierung sieht unter anderem vor, notleidende Kredite über die staatliche Resolution & Collection Corp. (RCC) anzukaufen, zunächst ein Fünftel im Wert von 32,8 Bill. Yen (320 Mrd. Euro). Um die Aktienkurse zu stützen soll die ebenfalls staatliche Bank Shareholding Acquisition Corp. Aktienkäufe durchführen. Flankiert wird dies durch Käufe der japanischen Pensionskasse, des mit einem Volumen von 2 Bill. USD größten Vermögensverwalters der Welt. Zusätzlich wurden bereits die Vorschriften für Leerverkäufe verschärft. Die Baissiers werden also zu Zurückhaltung genötigt, vielmehr noch: eine Short-Squeeze könnte zu raschen Anstiegen führen.

      Mit diesen reichhaltigen Maßnahmen und der sich mehr und mehr dem amerikanischen Druck beugenden Notenbank könnte das unter Insidern gehandelte Kursziel von 13000 Punkten für den Nikkei bis Ende März erreicht werden.





      Charttechnisch ist ein Doppel-Bottom bei 9500 Punkten zu erkennen. Diese Formation kündigt eine untere Umkehr an. Überdies wurde per Montag sowohl der seit zwei Jahren intakte Abwärtstrend gebrochenals auch der gleitende Durchschnitt der letzten 200 Börsentage überwunden. Innerhalb der kommenden Monate könnte der Nikkei bis an den Langfrist-Widerstand bei 14800 Punkten steigen. Dazu müssten freilich die bei 11800, 12200 sowie 13200 liegenden Widerstandszonen überwunden werden.

      Der Langfristchart zeigt, daß sich das Doppel-Bottom just auf dem Kursniveau von 1984 gebildet hat. Von dort aus startete die große Finanzblase der späten Achtziger Jahre, die den Nikkei bis Ende 1989 auf knapp 40000 Punkte beförderte. Die Betrachtung des 100-Tage-Momentums zeigt, daß der Nikkei Ende 2001 so stark überverkauft war wie zuletzt Ende 1990. Damals hatte sich ebenfalls eine untere Wende gebildet. Der Markt war allerdings am starken Widerstand bei 30000 Zählern gescheitert. Ein ähnlich starker Widerstand liegt heute bei knapp 15000 Punkten, schlechtestenfalls bei 13000.

      Bei vielen Einzelwerten sind im Chart deutliche untere Umkehrzeichen zu sehen, bestätigt durch eine starke Ausweitung der Umsätze. Von Tag zu Tag brechen mehr und mehr Aktien ihre zwei-jährigen oder zumindest mehr-monatigen Abwärtstrends. Vorweggenommen hatten diese Entwicklung Aktien der Sparte Handel wie Marubeni. Verkehr/Logistik sticht ebenfalls heraus. Während JAL schon vorgeprescht ist, bestehen etwa bei Kawasaki Kisen noch Chancen bei klaren Anzeichen einer unteren Wende. Auch Mitsubishi Electric und NEC haben einen Ausverkauf gerade hinter sich, es besteht Potential nach oben. Chemiewerte gefallen vom Chart her gut. Zu nennen sind Ashai Kasei und Konica.

      Auch bei Banken zeigen sich in den Charts Eingriffe der starken Hände. Hier bestehen allerdings auch die größten Risiken, etwa bei der innerhalb eines Jahres um zwei Drittel gefallenen Sumitomo Mitsui Banking. Zu Bedenken gibt die Begrenzung der Einlagensicherung auf 10 Mio. Yen (85.000 Euro) ab 1.4.2002. Einige wenige Banken könnten bis September 2004 Pleite gehen. Bis dann müssen Überkreuzbeteiligungen aus den Bankenbilanzen spätestens verschwunden sein. Über den 1.4. hinausgehende Investments sollte man daher sorgfältig prüfen. Das gilt nicht nur Banken.

      Abschließend noch ein Wort zum Sentiment. Die Herabstufung der Bonität der der größten japanischen Banken durch Moody’s, sowie die durch die Ratingagentur Fitch für April bis Mai in Aussicht gestellte Abwertung der japanischen Staatsschuld zeugen von hohem Pessimismus. Erstmals seit der Krise von 1998 wird für japanische Anleihen wieder eine „Japanprämie„ bezahlt und die Japaner selbst kaufen Gold. Die Stimmung ist also sowohl im Wort als auch im Handel denkbar schlecht. Selbst mit Argentinien wird das reichste Land der Welt verglichen. Zwar kann man nicht mit Gewißheit sagen, daß der Pssimisums nicht noch größer wird. Dennoch, für den antizyklisch Handelnden ergeben sich gerade in solchen Situationen wie der aktuellen die besten Kaufgelegenheiten.

      Die Möglichkeit besteht, daß aufgrund der globalen Vernetzung in den Finanzmärkten auch die großen Leitindizes beiderseits des Atlantiks -durch die japanische Marktmanipulation angestachelt- in einer breiten Bärmarktrallye nun ihre knapp zwei-jährigen Abwärtstrends durchbrechen.

      Dr.H.-D.Schulz/Felix Pieplow

      05.03.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=337e49b9
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      schrieb am 21.03.02 23:10:20
      Beitrag Nr. 187 ()
      Alan Greenspans Walpurgisnacht

      Die irrationale Überschwenglichkeit - Zweiter Teil


      von Roland Leuschel

      So wie Goethe seinem Faust I einen Faust II folgen liess, hat sich der Hohepriester der Finanzblasen, Alan Greenspan, vorgenommen, der Welt noch vor seinem Rücktritt den Teil II der grössten Börsenblase aller Zeiten zu bescheren; dabei war Teil I nicht von schlechten Eltern: In der Zeit von den Iden des März 2000 bis zum Oktober 2001 wurden an den Weltbörsenmärkten rund 12.000 Milliarden Dollar Kapital vernichtet. Seit Oktober 2001 haben sich die Börsen zwischen 20 und 30% "erholt", und seit einer Woche schleicht sich bereits wieder Euphorie unter die Anleger. Ich warne Sie erneut, und stelle Ihnen eine lange, turbulente Walpurgisnacht in Aussicht, Sie wissen doch, in der Walpurgisnacht eilen die Hexen auf den Blocksberg auf dem Brocken, um dort ihr Fest zu feiern. Das geschieht in der Regel in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai. Aber die Börsenhexen stellen sich auf eine lange Nacht auf dem Börsenparkett der Welt ein.

      Während Anleger und die Medien den "Aufschwung in Amerika" feiern (Beispiel FAZ vom 14.1., Schlagzeile "Amerikas Aktienmarkt steht auf festeren Beinen - die ewige Liebe zu Technologieaktien"), gibt es nur einen namhaften Volkswirt, der warnt, Martin Hüfner von der HypoVereinsbank in seiner Kolumne in Boerse Online: "Kein nachhaltiger Aufschwung, sondern lediglich ein Strohfeuer". Selbst Alan Greenspan, der Meister im Vertuschen seiner Gedanken bei Vorträgen, hat bei seiner Rede vom 7. März vor dem US-Senat klare optimistische Formulierungen über den Zustand der amerikanischen Wirtschaft verwendet. Er hat damit zusätzlich Feuer unter die Börsenrakete gelegt, und so den ohnehin schon exzessiven Börsenbewertungen eine neue Dimension der irrationalen Überschwenglichkeit gegeben. Der Anleger mag selbst nüchtern urteilen. Nach den sehr optimistischen Schätzungen der Analysten für die Gewinne des Jahres 2002 (+36%) wird der Gewinn der Unternehmen des S&P500 auf 53 Dollar Ende 2002 geschätzt. Die KGV beträgt damit 22 (!), bzw. die Aktienrendite liegt bei 4,5%. Gleichzeitig rentieren 10-jährige Treasuries 5,3%. Das heisst allein auf dieser rechnerischen Basis hat die Börse eine Überbewertung von 18%. Ähnlich ist die Überbewertung bei europäischen Aktien. Die Marketing Abteilungen der Grossbanken bleiben nicht untätig und versuchen, den Anlegern diese Überbewertung fundamental schmackhaft zu machen. Der letzte Schrei kommt von der UBS Warburg in Zürich. Während der phänomenale Anstieg der amerikanischen Wirtschaft und Börse in den 80er und 90er Jahren im sogenannten Babyboom der 50er Jahre seine Hauptursache hatte, lockt jetzt die Züricher Grossbank mit der These: "Die Bevölkerungsentwicklung in Europa wird das Wirtschaftswachstum und damit auch die Kapitalmärkte in den nächsten 20 Jahren beflügeln." Zum Teufel mit den Analysten oder Ökonomen, die behaupten: "Die Alterung der Gesellschaft stelle eine langfristige Belastung für die Aktienentwicklung dar, auch unter der Annahme, dass aktuelle Einwanderungsniveau in Europa bleibt mehr oder weniger gleich, müsste man in den nächsten 50 Jahren einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Europa erwarten; denn der Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes der vergangenen 30 Jahre sei weitgehend einer höheren Erwerbsquote zu verdanken, die aus der vermehrten Berufstätigkeit der Frauen resultierte. Hinzu käme noch das Wachstum der Produktivität, das zwischen 1982 und 1999 durchschnittlich bei 1,5% lag." Aber auch in Amerika gibt es Investmentstrategen, wie Harry Dent, die ebenfalls eine rosige Zukunft vorhersagen. Dieser Analyst hat festgestellt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Entwicklung des Standard & Poors 500 und der amerikanischen Geburtenrate mit einer zeitlichen Verzögerung von 47 Jahren. Daher seine Prognose: Dow Jones bei 35.000 im Jahre 2008 (heute 10.500) und die Nasdaq (heute 1.800) dürfte sogar auf über 20.000 klettern. Ich erinnere mich, vor ein paar Jahren gab es einen Bestseller "Dow Jones 100.000"!

      Lassen Sie sich nicht von solchen Scharlatanen beirren, sie wollen nur Ihr Geld verwalten, und wenn nach einem Kurssturz des Neuen Marktes von 8.000 auf unter 1.000 der Anleger beklagt, sein Geld wäre kaputt, bekommt er die klassische Antwort eines Rothschild "Herr Anleger, Ihr Geld ist nicht kaputt, es hat nur ein anderer." Nutzen Sie die augenblickliche Euphorie nach den starken Kurserholungen seit Herbst 2001 und machen Kasse. Mit dem Cash können Sie in aller Ruhe hervorragende Gelegenheiten abwarten. Trösten Sie sich damit, dass Sie nicht alleine sind. Der erfolgreichste Investor der letzten Jahre, Warren Buffett, hat kürzlich in einem Brief an seine Aktionäre von seinen "lauwarmen Gefühlen für Aktien" geschrieben. Wörtlich fügte er an, nachdem er erklärt hatte, dass ein Krieg gegen den Terrorismus nicht zu gewinnen sei: "Die Angst mag mit der Zeit verschwinden, die Gefahr bleibt".

      Die Liquidität empfehle ich in der Mehrheit in Euro zu halten. Ich halte einen Kollaps des amerikanischen Dollars für nicht ausgeschlossen. Sie erinnern sich, in den 80er Jahren senkte der damalige republikanische US-Präsident Ronald Reagan die Steuern und fuhr gleichzeitig die Verteidigungsausgaben hoch, es entstand das sogenannte "riesige Zwillingsdefizit" des Staatshaushaltes und der Leistungsbilanz, und der Dollar erlebte einen Höhenflug. Unterschied zur heutigen Situation: Damals war die Leistungsbilanz der USA ausgeglichen und im letzten Jahr betrug das Defizit immerhin 4,5% des Bruttoinlandsproduktes. Bei dem Strohfeuer der amerikanischen Wirtschaft dürften die Importe überproportional ansteigen und das Defizit sogar auf -6,5 bis -7% bringen. Daher bezeichnet Greenspan in gestrigen Rede das wachsende Leistungsbilanzdefizit der USA als eine Gefahr für den Aufschwung. Wörtlich erklärte er: "Länder, die hohe Passivsalden in der Leistungsbilanz anhäufen, geraten unweigerlich in Schwierigkeiten."

      So wie Greenspan 1996 vor der "irrationalen Überschwenglichkeit der Aktien" warnte und anschliessend alles, aber auch alles tat, um die Überbewertung der Aktien zu fördern, so warnt er jetzt vor dem Leistungsbilanzdefizit der USA und mahnt die Amerikaner, nur über eine Erhöhung der nationalen Sparneigung sei das Defizit zu reduzieren. Hoppla, höhere Sparneigung bedeutet doch niedrigere Konsumneigung. Die Zinsen hat Greenspan 11 mal gesenkt, um den Amerikanern gründlich das Sparen zu vermiesen und erreichte auch tatsächlich, dass im letzten Jahr die Sparquote negativ wurde. Jetzt soll der Konsument plötzlich wieder mehr sparen, aber gleichzeitig mit erhöhtem Konsum die Wirtschaft wieder auf Trab bringen. Auf jeden Fall, wenn der Dollar einbricht, ähnlich wie die Nasdaq, bei der über 4.000 Milliarden Dollar Kapital vernichtet wurden, kann Greenspan wie einst Pontius Pilatus seine Hände in Unschuld waschen, schliesslich hat er die Marktteilnehmer rechtzeitig gewarnt.

      Aktien untergewichten mit 30% des Portefeuilles, 50% in kurzlaufende Triple A Anleihen und den Rest in Euro Cash, ganz Vorsichtige können auch 2 bis 3% in Gold anlegen.

      Roland Leuschel

      15.03.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=34b356d0
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      schrieb am 21.03.02 23:13:19
      Beitrag Nr. 188 ()
      Konjunkturwende oder „Double-Dip“?


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Erfreuliche Konjunkturmeldungen aus den USA verschafften auch den europäischen Börsen einen spürbaren „Frühlingsschub“. Barometer wie der IFO-Geschäftsklimaindex gelten als erste Schwalben, die den Sommer ankündigen.

      Folgerichtig schichteten Anleger um: Raus aus Anleihen und vor allem dem Geldmarkt, rein in Aktien.



      Inzwischen hat der Dax seine mittelfristige Abwärtstrendlinie geknackt und sich damit aus technischer Sicht weiteres Aufwärtspotenzial erschlossen. Da die Widerstandslinie um 5400 Punkte schon kurzzeitig „angekitzelt“ wurde, bleibt Raum bis 5600, wo der längerfristige Abwärtstrend verläuft. Optimisten sehen den nächsten massiven Widerstand erst bei 6300 Punkten. An dieser Marke mussten sich die Kurse im Mai letzten Jahres dem Abwärtstrend unterordnen. Wertet man den Anstieg ab Oktober als Korrektur des Ausverkaufs nach den Terroranschlägen, so wäre die aktuell zu beobachtende Rally als erste „echte“ Aufwärtstendenz aufgrund der sich bessernden Fundamentaldaten zu interpretieren.

      Das Problem dabei ist aber die absolute Bewertung der Aktienmärkte. Experten schätzen das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis im Dax auf 26-30 und im S&P 500 auf 40-60. Das ist in etwa der Stand, mit dem Aktionäre auch im Frühjahr 2000, kurz vor dem Niedergang der Märkte, konfrontiert wurden.
      Insgesamt nimmt der Anstieg seit dem September-Tiefpunkt in Höhe von 44 Prozent im Dax (und 30 Prozent beim Dow Jones) Unternehmensgewinne vorweg, die wohl in absehbarer Zeit nicht erwirtschaftet werden. Steigende Gewinne können nur durch höheren Konsum oder steigende Investitionen erzielt werden, wobei alle Welt gebannt auf die Entwicklung in den USA schaut. Das teilweise deflationäre Umfeld macht es den Unternehmen dort schwer, Preiserhöhungen durchzusetzen. Ob die immer vorsichtiger werdenden Banken den hoch verschuldeten Verbrauchern weitere Kreditlinien einräumen, wird immer fraglicher. Selbst wenn die Konjunktur anspringt, bleiben insbesondere in den USA viele der in den letzten 18 Monaten massenhaft freigesetzten Arbeitnehmer weiter arbeitslos oder in niedriger dotierten Jobs. Im Unternehmenssektor lassen die zahlreichen Pleiten eine breite Investitionswelle ebenso unplausibel erscheinen. Schließlich werden sowohl Abschlussprüfer als auch Analysten künftige Bilanzen kritischer auf Schwachpunkte abklopfen. Die Unternehmenslenker wissen schon jetzt, dass Gewinn (notfalls durch Sparmaßnahmen) derzeit mehr zählt als Wachstum.

      Fredmund Malik, Professor an der Universität St. Gallen, rechnet zudem vor, dass der für das letzte Quartal 2001 ausgewiesene Anstieg des Bruttosozialproduktes in den USA faktisch nur den hohen Rüstungsausgaben des Staates zu verdanken sei. Ohne Staatsintervention (und den hedonischen Preisindex) wäre das US-Sozialprodukt nochmals gesunken.

      Insgesamt bleibt die Lage also wackelig. Die unerwartet deutlich angesprungenen Zinsen haben weiteres Aufwärtspotenzial und werden bei verschuldeten Unternehmen zu spürbar steigenden Finanzierungskosten führen. Kein Wunder also, dass viele nun schnell noch neue Anleihen begeben: Bayer will in den nächsten Wochen 3,5 bis 5 Milliarden Euro einsammeln, und sowohl die französische als auch die deutsche Telekom knobeln ebenfalls an den Konditionen für neue Schuldverschreibungen im Milliarden-Bereich. Kaum zeigen sich die ersten Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaft auf niedrigem Niveau, schon verschärfen sich die Spielregeln für die Unternehmen. Wohlweislich schüttete Greenspan kein weiteres Öl ins Feuer und beließ die Leitzinsen unverändert bei historisch niedrigen 1,75 Prozent. Dabei gab er sich zuvor nach außen siegesgewiss, dass die „kürzeste Rezession der amerikanischen Geschichte“ endgültig überwunden sei, und er nun mit einem kräftigen Wachstum rechne. Allerdings sei ein weiterer Anstieg des Konsums keinesfalls sicher. Der aber macht 70 Prozent des amerikanischen Bruttosozialproduktes aus.

      Die kräftig kletternden Rohstoffpreise werden ihre Wirkung in der Teuerungsrate jedoch nicht verfehlen, so dass schon bald die Inflationsgefahren wieder zum Thema werden dürften.



      Ölpreis und der CRB-Future (landwirtschaftliche Erzeugnisse, Metalle, Öl und Gas) deuten klar nach oben. Kurzfristig ist dieser Umstand zu begrüßen, spricht er doch ebenfalls für eine Belebung der Konjunktur. Steigende Treibstoff- und Erzeugerpreise wirken einem schnellen Boom jedoch entgegen, so dass sich Anleger bei den Gewinnerwartungen der Unternehmen nicht den warmen Regen erhoffen sollten, den sie mit dem inzwischen erreichten Bewertungsniveau am Aktienmarkt schon vorweg genommen haben.

      Die durch konzertierte Aktionen der US-Notenbank (Leitzinssenkungen), der Regierung (Deficit-Spending im Rüstungssektor) und der Verbraucher (vorgezogener Konsum beispielsweise dank Null-Zins-Finanzierung bei Autos) herbeigeführte Trendwende im Bruttosozialprodukt läuft Gefahr, im nächsten Quartal nicht fortgesetzt werden zu können. Im Gegenteil: Der FED bleibt angesichts steigender Preise und dem immer deutlicheren Spread zwischen kurz- und langfristigen Zinsen nur der Spielraum, Leitzinserhöhungen noch ein wenig hinauszuschieben. Steigerungspotenzial haben allenfalls die Staatsausgaben. Im Weissen Haus scheint man nicht abgeneigt, mit noch höheren Rüstungsausgaben auf Pump in die Bresche zu springen. Die für jede Volkswirtschaft so wichtigen Investitionen im Unternehmenssektor zeichnen sich gegenwärtig weder in den USA noch in Europa oder Japan ab.

      Damit gewinnt nach der Bruttosozialprodukt-Delle im dritten Quartal des vergangenen Jahres ein erneuter Rücksetzer („Double-Dip“) der US-Konjunktur an Wahrscheinlichkeit. Die Gefahr ist erst vom Tisch, wenn die Auftragseingänge als „handfester“ Indikator für zukünftige Umsätze und Kapazitätsauslastungen tatsächlich wie erwartet steigen. Die jüngste veröffentlichte Zahl aus den USA weist für den Januar zwar einen Anstieg von 1,6 Prozent gegen den Vormonat aus, doch im Vorjahresvergleich schrumpfte der Auftragseingang um 4,5 Prozent. Auch in Deutschland ist noch keine Trendwende auszumachen. Kein Wunder also, dass die Anleger zwar einerseits Festgeldpositionen in den endlich wieder steigenden Aktienmarkt umschichten, andererseits aber vorsichtig bleiben. Der Goldpreis beispielsweise hält sich weiter über der Unterstützung im Bereich von 290 Dollar pro Unze. Damit fiel der Rückgang nach dem Peak Anfang Februar aus technischer Sicht bisher unerwartet mild aus.

      Fazit

      Steigende Preise und Zinsen drücken in der Tendenz auf die Gewinne der Unternehmen, deren Situation sich insbesondere im Technologiesektor lange nicht so positiv darstellt, wie es die Aktienkurse vermuten lassen. Abgesehen von Rüstungskonzernen, die von Sondereinflüssen profitieren, wächst an den Aktienmärkten das Rückschlagpotenzial, wenn sich im nachhinein herausstellen sollte, dass die konjunkturelle Wende doch nicht so einfach herbeigeführt werden konnte, wie derzeit vermutet.
      Kurzfristig überwiegt jedoch sowohl beim Dow als auch STOXX und Dax der psychologische Effekt, den Aufschwung nicht verpassen zu wollen. Wenn die Kurse endlich wieder steigen, steht keiner gern auf der Verkäuferseite.

      Dr. Hans-Dieter Schulz / Lutz Mathes

      21.03.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=356488a1
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      schrieb am 21.04.02 17:12:59
      Beitrag Nr. 189 ()
      Hosianna im April an die Wall Street?


      von Roland Leuschel

      Für Spiegel Online ist das keine Frage mehr. „Bereits am Ostermontag wurde an der Wall Street die nächste Auferstehung gefeiert: die der US-Konjunktur. Anleger können sich freuen, April ist der beste Monat für Aktien.“

      Nun es stimmt, dass der April in den letzten 50 Jahren der beste Monat für den Dow Jones war. Es ist auch richtig, dass die US-Konjunktur stark anzieht und der ISM-Einkaufsmanager-Index (eine Expansion von 2 Monaten in Folge bedeutet bereits einen Trend, und es ist bereits der dritte Monat in Folge) kletterte auf 55,6 nach 54,7 Punkten im Febraur. Optimistische Volkswirte schätzen das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres auf 6 %, die Konsensmeinung liegt bei 4 %.

      Lassen sie sich von diesen euphorischen Meldungen, die auf Grund eines Lageraufbaus bzw. kräftiger Staatsausgaben zustande kommen, nicht beirren und bleiben mit Ihrer Cash-Position in Wartestellung. Einmal ist Japans Bankenkrise noch nicht gelöst, und auch die japanische Konjunktur befindet sich noch nicht auf dem Wege der Besserung. Außerdem werde die US-Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten noch ansteigen, und bei steigenden Zinsen ist auch mit einer Abkühlung des Immobiliensektors zu rechnen. Ein Rückgang der Konsumeignung wäre die logische Folge. Vergessen wir auch nicht den Rückgang der Unternehmensgewinne im vierten Quartal 2001, er war der stärkste Rückgang seit 1998.

      Kurzfristig könnte auch ein kräftiger Anstieg der Rohölpreise für Verunsicherung sorgen. Fast unbemerkt bleiben die Erklärungen des Chefvolkswirts der EZB Ottmar Issing, der Mitte März bei einer Anhörung im Europäischen Parlament in Brüssel einen eventuellen Anstieg der Rohölpreise mit folgendem Satz kommentierte: „Die Auswirkungen sind in einem gewissen Masse besorgniserregend.“ Für einen Notenbanker eine erstaunlich klare Sprache.

      Warten Sie geduldig auf günstige Kaufgelegenheiten und parken Sie nach wie vor einen Großteil Ihrer Anlagemittel in Cash bzw. Kurzläufer von Qualitätsanleihen. Vergessen Sie nicht, der US-Dollar könnte stark unter Druck geraten, und gewichten Sie den Euro über, auch wenn die jüngste Vergangenheit dagegen spricht.

      Roland Leuschel

      03.04.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=364bc711
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 14:13:15
      Beitrag Nr. 190 ()
      Washington droht die Zahlungsunfähigkeit
      Von Yvonne Esterhazy, Washington

      In diesen Wochen droht den USA die Zahlungsunfähigkeit, wenn… :eek:
      Die Regierung von Präsident George W. Bush appelliert daher an das Parlament, die erlaubte Schuldenmarke zu erhöhen. :D
      Andernfalls droht die Gefahr, dass die öffentliche Hand ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Besitzern staatlicher Anleihen nicht mehr nachkommen kann. "Ende Juni ist wirklich das Ende der Party erreicht. Danach gibt es nichts mehr", warnte der Staatssekretär im Finanzministerium, Peter Fisher, kürzlich in einem Interview.

      Das Problem wurde bisher von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Die steigende Schuldenlast ist das Ergebnis mehrerer Faktoren: Auf der Einnahmenseite sind die steuerlichen Erträge hinter den Erwartungen zurückgeblieben, gleichzeitig stiegen jedoch die öffentlichen Ausgaben infolge des neuen Konjunkturpakets sowie des aufgestockten Militäretats und der zusätzlichen Mittel für die innere Sicherheit kräftig an. Der Rückgang des Steueraufkommens ist wiederum das Resultat der im letzten Juni verabschiedeten Einkommenssteuerreform und eine Folge der Rezession.


      das wäre die erste geplante Neuverschuldung in einem zweiten Quartal seit 1995. :eek:
      " target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">Bisher hatte sich die Regierung mit einer Reihe von kreativen Tricks über die Runden gerettet, um nicht an das offizielle Schuldenlimit zu stoßen. Sie setzte dabei auf eine Verbesserung der Kassenlage nach dem Steuerstichtag am 15. April, der üblicherweise zu einem kräftigen saisonalen Zuwachs der Einkommenssteuererträge führt. Das Finanzministerium hatte für das zweite Quartal des Jahres sogar einen Schuldenabbau von rund 89 Mrd. $ geplant. Die Erträge blieben jedoch um etwa 50 Mrd. $ hinter den Erwartungen zurück. Nun wird für das zweite Quartal bereits mit einer Netto-Neuverschuldung von 1 Mrd. $ gerechnet - :eek:das wäre die erste geplante Neuverschuldung in einem zweiten Quartal seit 1995. :eek:



      Die Zeit drängt
      "Gemäß diesen Projektionen dürfte die Schuldenobergrenze von 5950 Mrd. $ bereits Mitte Mai erreicht werden und danach über dem derzeitigen Limit liegen", erklärte nun das Ministerium. Bereits im Dezember hatte die Regierung das Parlament zum ersten Mal um eine Erhöhung des Limits gebeten - bisher jedoch ohne Erfolg. "Es ist dringend erforderlich, dass vor Ende Juni etwas passiert", warnte Staatssekretär Fisher letzte Woche unter Hinweis darauf, dass am 28. Juni mehr als 60 Mrd. $ an Zinsen für öffentliche Anleihen fällig werden.

      Fünf Monate vor den Kongresswahlen dürften die Demokraten jedoch kaum bereit sein, der Regierung stillschweigend aus ihrer klammen Finanzlage zu retten und damit einen wichtigen innenpolitischen Trumpf aus der Hand zu geben.


      "Mr. Bush genießt auf Grund des Krieges immer noch die hohen Popularitätsraten; die Öffentlichkeit weiß immer noch nicht, wie schlecht die Haushaltslage wirklich ist", so der Princeton-Ökonom Paul Krugman. Zwar ist schon länger klar, dass der US-Haushalt, der in den letzten vier Jahren Überschüsse auswies, im laufenden Fiskaljahr wieder ins Minus rutschen würde. Bisher gingen offizielle Schätzungen jedoch von einem Defizit in Höhe von 80 Mrd. $ aus. Mittlerweile erwarten viele Experten allerdings, dass es 100 Mrd. $ oder mehr betragen könnte. Noch im Jahr 2000 war ein sattes Plus von 236 Mrd. $ erwirtschaftet worden. [/url]


      Krugman spricht bereits von einer "Steuerkatastrophe". "Sogar eine dramatische wirtschaftliche Erholung wäre nicht genug, um uns wieder in den schwarzen Bereich zurückzubringen", warnte der Harvard-Ökonom unter Hinweis auf die in den nächsten Jahren geplanten weiteren Steuersenkungen und die massive Aufstockung des Verteidigungsetats.




      --------------------------------------------------------------------------------



      Veto der Demokraten


      Obergrenze In den USA gilt für die Staatsverschuldung ein gesetzliches Limit von 5950 Mrd. $. Einer Erhöhung muss der Kongress zustimmen.


      Ausfall Überschreitet der Staat das Schuldenlimit, müssten Zins- und Rückzahlungen an die Besitzer von Staatsanleihen ausgesetzt werden.


      Ablehnung Bereits im Dezember forderte die US-Regierung den Kongress vergeblich auf, die Schuldenobergrenze um 750 Mrd. $ zu erhöhen. Vor allem die Demokraten im Kongress wollen US-Präsident George W. Bush keinen neuen Spielraum geben.



      © 2002 Financial Times Deutschland


      _________


      FETT :D

      Deep
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 20:42:36
      Beitrag Nr. 191 ()
      « Fairer » Wert der Deutschen Telekom unter 7 Euro ?


      von Roland Leuschel

      In meiner letzten Kolumne habe ich dargelegt, was nunmehr protokollarisch belegt ist : Alan Greenspan erkannte im Jahre 1996 « dass es an der Wall Street ein Aktienblasen-Problem » gab (FOMC Sitzungsprotokoll vom 24.9.1996). In derselben Sitzung warnte der Gouverneur Lawrence Lindsey vor deren Folgen, während die Mehrheit der Investmentbanker gerade mit dem Jubeln zu Greenspans Geldpolitik begonnen hatte. Höhepunkt war dann später (2000) der Ausspruch des Gurus Ralph Acampora von Prudential Securities, und er sprach damit vielen anderen Gurus aus dem Herzen : « Alan we love you ». Heute wissen wir warum ; denn sein Arbeitgeber zahlte an seine Analysten laut Wall Street Journal die höchsten Prämien (bis zu 8,5% des Umsatzes bei Finanztransaktionen), insofern eine Analyse zu Aktiendeals etc. führte. Nicht nur bei Prudential sondern auch bei CSFB etc. wurden derartige Vereinbarungen vertraglich festgelegt. Meine oft hier in dieser Kolumne geäusserte Vermutung, die Analysenabteilungen vieler Investmentbanken wurden seit 1996 aus « organisatorischen » Gründen den jeweiligen Marketingabteilungen der Banken eingegliedert, wird jetzt durch die Veröffentlichung von Auszügen aus den Arbeitsverträgen im Wall Street Journal bestätigt. Es entsteht allgemein der Eindruck, als wäre die gesamte Investmentbranche seit einigen Jahren mehr oder weniger korrupt und der Aktionär das Opfer dieses Systems. Man braucht nur an den Fall Enron zu denken und an die korrupten Wirtschaftsprüfer. Ich wiederhole, dies ist ein Gemisch, welches das ganze kapitalistische System in Frage stellt ; denn letzten Endes wird sich jeder Anleger fragen, wem oder welcher Zahl er überhaupt noch vertrauen kann.

      Nach all den Superlativen (grösste globale Kapitalvernichtung aller Zeiten, grösste Firmenpleite in den USA mit Enron, grösster Quartalsverlust einer Gesellschaft in USA mit 54,2 Mrd Dollar bei AOL) ist jetzt die grösste Kapitalvernichtung bei einem einzelnen Unternehmen entstanden: Vor 3 Jahren war die Marktkapitalisierung von Worldcom 180 Mrd. Dollar und ist jetzt unter 7 Mrd. gefallen, das heisst Kapitalvernichtung von 173 Mrd. Dollar. Auch nach diesem Kurssturz kann ich noch keineswegs raten diese Aktie zu kaufen, man brauche nur an Enron zu denken und zu sehen, dass die Anleihen der Worldcom bei 43% des Nominalwertes stehen. Auch die vor einem Jahr erfolgte Emission von rund 12 Mrd. Dollar hat bisher den Anleiheinhabern über 6 Mrd. Dollar Verlust gebracht. Ich rate allen Anlegern auch zu äusserter Vorsicht bei den Emissionen der hochverschuldeten europäischen Telefongesellschaften, obwohl die staatlichen Grossaktionäre im Falle einer Liquiditätskrise rettend eingreifen können, wie im Falle der niederländischen KPN.

      Extreme Vorsicht ist auch bei der Aktie Deutsche Telekom geboten. Sie hat einen Kurssturz von rund 90% gegenüber ihrem Höchstkurs Anfang 2000 hinter sich und ist unter den Emissionspreis für Frühzeichner (14,32 Euro) vom November 1996 gefallen. Ein kühl rechnender Analyst muss aber zu dem Schluss kommen, die Aktie ist mit Euro 14 nach wie vor überbewertet. Rechnet man den sogenannten « fairen » Wert nach dem unter Analysten allgemein anerkannten DCF-Modell, kommt man auf 6,30 bis 7 Euro. Sie wissen, DCF steht für Discounted-Cash-Flow-Methode. Also warten Sie noch, bevor Sie bei dieser Aktie einsteigen, auch wenn Sie meinen Ratschlägen gefolgt sind und inzwischen eine grosse Cash-Position angesammelt haben und von Ungeduld geplagt werden.

      Aber keine Angst, die Optimisten sind weiterhin unter uns. Super-Optimist Heiko Thieme, der nach wie vor zum Kaufen bläst, erwähnt in seiner letzten Kolumne eine Umfrage des Finanzmagazins Barron’s : « Von 178 in Amerika befragten Fondsmanagern sehen fast 50% den Dow Jones am Ende des Jahres bei 11.000 », das ist doch was ! Übrigens das Manager-Magazin hat in seiner jüngsten Ausgabe Heiko Thieme in die sogenannte « Hall of Shame » (Halle der Schande) aufgenommen, in der die grössten Geldvernichter der Fondsindustrie ihren Ehrenplatz gefunden haben (Kurt Ochner, Bernie Cornfeld, Bernd Förtsch etc.). « In Branchenkreisen gilt der ehemalige Deutsch-Banker als der schlechteste Aktionfondsmanager der USA. « Psycho-Heiko » wie ihn die Kollegen an der Wall Street nennen, liebt hochriskante Wetten auf obskure Biotech- und Technologie-Papiere. », so Originalton Manager-Magazin.

      Sie erinnern sich, noch im Jahre 1999 tönte er in allen Medien : « Roland Leuschel hat recht mit seiner Crash-Vorhersage, aber leider wird er ihn persönlich nicht erleben, da der nächste Börsencrash im Jahre 2045 stattfinden wird. » Der Crash hat stattgefunden in Form eines Salami-Crashs (und Roland Leuschel lebt noch), ist aber noch nicht zu Ende, erst werden, wie bereits mehrfach betont, die Tiefstkurse vom Herbst letzten Jahres getestet, und erst dann wird es möglich sein, eine konkrete Prognose zu stellen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass auf Grund ernstzunehmender Berechnungen der Freiverkehrsmarkt Nasdasq noch auf 1.100 Punkte fallen kann.

      Mein Rat bleibt schon seit einigen Monaten unverändert : Höchstens 30% Aktien (Value-Aktien vom Typ Phillip Morris, Nestle, Unilever, Procter & Gamble etc.). Aber Sie können jetzt schon limitierte Kauforders für Blue Chips wie IBM abgeben. Die Aktie wurde mehrmals seit dem Jahr 2000 bei 80 Dollar getestet, jetzt fiel sie darunter,und ich würde sagen, zwischen 60 und 75 Dollar sollte man seine Käufe staffeln. Ausserdem nur Triple A-Anleihen (Kurzläufer) und viel Cash besonders in Euro, da ich einen Kollaps des US-Dollar, wie bereits erwähnt, nicht ausschliessen kann. Vergessen Sie bitte nicht, dass viele Anleger inzwischen die sogenannten Geldmarktfonds entdeckt haben. Allein in Deutschland gibt es 86 dieser Fonds mit einem Fondsvermögen von 54 Mrd Euro. Auch mit Geldmarktfonds kann man Rendite erwirtschaften, Beispiel der grösste Fonds der DWS-Geldmarkt Plus hat einen Wertzuwachs von 4% seit einem Jahr.

      Roland Leuschel

      08.05.2002



      Die Zweiteilung der Märkte ist das Problem dieses Jahres


      von Hans A. Bernecker

      "Die Zweiteilung der Märkte ist das Problem dieses Jahres. Der endgültige Zusammenbruch der Technologiemärkte (aller Art) geht noch weiter, als ich es befürchtet hatte. Der konjunkturorientierte Sektor der Qualitätstitel bewegt sich dagegen in Tempo und Umfang akkurat im Vorfeld der Konjunkturerholung. Das bedeutet: Die zusammengebrochenen Technologiekurse können sich erholen, aber nur technisch, nicht fundamental (Beispiel CISCO (CSCO.NAS)). Diese Erkenntnis dämmert jetzt so manchem Analysten, der von den Stories dieser Unternehmen lebte. Die alten Topkurse werden nie wieder erreicht. Nur die Erholung bringt Hoffnung. Auf der anderen Seite stehen die - derzeit wenig beachteten - Qualitätstitel. Diese Qualitätsaktien steigen weiter, und zwar kontinuierlich. Fast ohne Ausnahme und mit bestem Hintergrund. Diese Zweiteilung bleibt also vorerst charakteristisch. Erst 2003/2004 könnte sich dies ändern. Ferner:

      Der Dollar korrigiert auf dem richtigen Weg. Die Hälfte hat er bereits absolviert. Von 84 bis 92 Cents sind es plus 9,5 %, bis 95 Cents werden es 13 % sein und bei 1:1 kommen 19 % heraus. Das wäre wiederum rd. die Hälfte seines Gewinnes gegen Euro seit dessen Einführung. Soeben legt eine WTO-Analyse die weiteren Hintergründe offen:

      Eine Dollarabwertung verbessert die Wettbewerbsposition der Amerikaner und kurbelt deren Konjunktur an. Auch das wurde schon mehrfach praktiziert. Die Tabelle zeigt Ihnen, wo der Hebel angesetzt wird: Im Austausch der Güter sind die USA schlecht gestellt. Deren Marktöffnung gegenüber Asien ist die Achillesferse. Denn gut 80 % des amerikanischen Handelsbilanzdefizites gehen auf China, Japan und die restlichen "Tigerländer" zurück. Die Bilanz gegenüber Europa schwankt um null in der Bandbreite von 15 Mrd $ nach oben und unten. Sie ist unerheblich. Aber:

      Bei Dienstleistungen sind die Amerikaner am stärksten. Deutschland und Japan besonders schwach (s. oben). 80 % entfallen darauf auf neue Technologien (Software, Telekommunikation, Internet). Eine Dollarabwertung im genannten Umfang wirkt hier wie ein Hebel für die US-Konjunktur nach dem schärfsten Einbruch der letzten 15 Jahre. Gleichzeitig bremst ein derart verteuerter Dollar auch die Güterimporte aus Asien. Die meist qualitativ höherwertigen Importe aus Europa sind davon weniger tangiert.

      Was allerdings wenige wissen: 30 % der amerikanischen Industriekapazitäten liegen in anderen Ländern. Vergleich: Deutschland 7 %, Japan 4 %. Deren Wertschöpfungen sind nur schwer zu greifen. Die tatsächliche amerikanische Stellung ist also besser als auf den ersten Blick ersichtlich.

      Das Fazit für Sie: Wie sich Dollarabwertung zum einen in den Aktienkursen und Gewinn-Effekt zum anderen ebenfalls in den Aktienkursen rechnet, ist das Thema an der Wall Street für die nächsten Wochen. Im schwachen Dollar steckt also kürzerfristig ein Devisenrisiko, längerfristig der größere Gewinnhebel. An der Gewichtung der Investments in Ihrem Portfolio ändert sich deshalb nicht sehr viel. Allerdings: Die Zweiteilung des Marktes geht weiter. Was zu teuer ist, muß runter, was preiswert ist, steigt weiter."

      Hans A. Bernecker

      14.05.2002
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 20:45:35
      Beitrag Nr. 192 ()
      Hi,Germa,WO-Gott und Faktotum.

      Du bist mir im Wort mit Deinem,kommenden,täglichen Thread(so wie früher)

      Grüße
      Taft
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 19:36:32
      Beitrag Nr. 193 ()
      Im Zaubertal des Goldes

      von Dr. Bernd Niquet [06.06.2002]

      Es sind schon merkwürdige Dinge, die da gegenwärtig in unserem Land passieren: Wer sagt, was er denkt, ist ein Populist. Und wer dabei auch noch Recht hat, ist ein Rechtspopulist. Selbst wenn er sich ansonsten als ein völlig untadeliger liberaler Geist auszeichnet. Und dann ist da auch noch ein Schriftsteller, der einen Roman schreibt, welchen man ihm jedoch als Realität auslegt. Wahrscheinlich deshalb, weil im Medienzeitalter die Realität selbst mittlerweile zum Roman geworden ist.

      Und während dieser Schriftsteller seinerseits nun überlegt, dieses ehrenwerte Land zu verlassen und zu den Nachbarn zu übersiedeln, besinnt sich das Börsenfernsehen, wie ich den zornigen Kommentaren aller Internetboards entnehme, eine altbekannte Sau zu reimportieren und erneut durchs globale nationale Börsendorf zu treiben. Wer jetzt nicht begreift, dass es aufwärts geht, wo es doch abwärts geht, der hat die Börse einfach nicht begriffen, sagt der und macht dabei jedoch so exorbitante Verluste, dass einem Hören und Sehen vergeht. Das klingt dann sogar fast schon wie die Kaminzimmerwerbung dieses anderen Unsäglichen der gegenwärtigen Schieflagenbörse.

      Ich bleibe dabei, was ich bereits im Jahr 2000 gesagt habe: Die Baisse ist erst zu Ende, wenn die Gurus gehasst werden – und zwar richtig! :D
      Wir haben in dieser Hinsicht zwar deutliche Teile des Weges zurückgelegt, doch das Entscheidende fehlt noch. Was uns natürlich sofort zu diesem Schriftsteller und seinem Buch zurückbringt. Doch warum sich in die Nesseln setzen? Es ist doch viel bequemer, mit der Masse zu gehen und die Augen zu verschließen als einmal direkt zu sagen, was Sache ist.

      Wie leicht kann man heute den Strick drehen: Die Hauptperson meines letzten Buches "Der Zauberberg des Geldes" heißt beispielsweise Abraham Grünspan. Dieser Abraham Grünspan ist der Herrscher über das größte Vermögen der Welt und kommt durch einen tragischen Unfall ums Leben, was schließlich zu gewaltigen Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten führt. In der heutigen Zeit sollte ich wohl glücklich sein, damit nicht in den Bestsellerlisten zu stehen.

      Was also tun in der gegenwärtigen Zeit, außer nur auf die anderen böse zu sein? Ich persönlich bin der Meinung, dass es durchaus weiter angesagt ist, etwas zu kaufen, bei dem der Einfluss der, wie der Österreicher sagt, „Trotteln“ aus Analysten- und Unternehmenslenkerkreisen am geringsten ist. Will sagen: Ich denke nicht, dass die Wette aufs Gold bereits ihr Ende gefunden hat. Obwohl die ganze Goldrallye gegenwärtig natürlich unter dem Damoklesschwert steht, dass ihr die ökonomische Logik fehlt.

      Denn nahezu alle euphorischen Goldpreisprognosen laufen einzig über den Mechanismus steigender Inflation aufgrund steigender Geldmengenzahlen. Da hier jedoch viel herumgeplappert wird, sich jedoch kaum jemand der Plappernden einmal mit der Irrlehre des Monetarismus beschäftigt hat, die einzig (!) einen derartigen Zusammenhang behauptet, ist hier natürlich viel Platz für Überraschungen vorhanden.

      Wer einmal einen treffenden Einblick in die gegenwärtige Bandbreite von Inflation und Deflation werfen möchte, sollte anstelle der Geldmengenzahlen sich lieber einmal in seiner Stadt umsehen. Nehmen wir als Beispiel die Hauptstadt Berlin: Auf dem Immobilienmarkt sind die einzigen Preise, die existieren, „gestrichen Taxe Brief“. Also umsatzlos mit Angebotsüberhang. Und auf dem Mietmarkt: Staffelmieten nicht mehr durchsetzbar und die Zugeständnisse der Vermieter werden täglich größer. Wohnungseinrichtungen gibt es generell zu Rabatten von 50%, Ladenlokale stehen (außerhalb von 1a-Lagen) en masse leer.

      Die Löhne sinken aufgrund von unbezahlten Überstunden dramatisch, Autos bekommt man bereits hinterhergeworfen und die Restaurants sind nach dem Schluck aus der Teuro-Pulle bereits wieder zur Strategie der halben Preise übergegangen. Und wenn dann einmal neue Jobs geschaffen werden, dann sind es Teilzeit-Jobs – eine treffliche Einkommensbasis, um 30jährige Hypothekenkredite aufzunehmen und Kinder in die Welt zu setzen. Wir werden also alles bekommen in den nächsten Jahren – nur keine Inflation.

      Bernd Niquet, im Juni 2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=3cf36b64
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 19:44:13
      Beitrag Nr. 194 ()


      Avatar
      schrieb am 12.06.02 18:52:31
      Beitrag Nr. 195 ()
      das letzte triangle ist aber ein äußerst unsauberes triangle ;)

      nicht dass ich irgendwelche kursziele nach unten in frage stellen würde... :laugh:
      Avatar
      schrieb am 23.06.02 23:06:23
      Beitrag Nr. 196 ()
      Die Weltbörsen warten auf den zweiten Crash[/u][/u]


      von Hans A. Bernecker

      Die Weltbörsen warten auf den zweiten Crash. Der erste war die Folge des New Yorker Attentats, der zweite derjenige, der die Marktbereinigung im Vorfeld weiterer Terror-Ängste bedeuten dürfte. Das ist ein markttechnisches Problem erster Ordnung. Was steht im Hintergrund?

      1. Die amerikanische Konjunkturtendenz zeigt einen vorsichtigen Aufschwung, aber keinen Boom. Entscheidend dafür sind die geglätteten Jahreszahlen und nicht die Monatsergebnisse. Sie ergeben eine Erwartungsgröße von etwa 3 % BIP-Wachstum in diesem Jahr.

      2. Europa wird diesem Konjunkturtrend folgen, aber mit einem Abstand von gut 30 %, daß bedeutet eine Wachstumsgröße um 1,5 – 2 %.

      3. Die Erholung der Firmengewinne beiderseits des Atlantiks wird erst im II. Halbjahr deutlicher zu beschreiben sein. Darauf deuten sämtliche Ertragsprognosen der Unternehmen hin. Sicher ist nur, daß der Einbruch in 2001 und im I. und II. Quartal des laufenden Jahres zur Jahresmitte abgefangen werden dürfte.

      4. Zinspolitisch besteht wenig Spielraum. Weder die FED noch die EZB können signifikante Veränderungen der Zinsen vornehmen. Dies ist auch nicht notwendig, wenn nicht die Notwendigkeit bestehen sollte, eine markante Marktschwäche mit geldpolitischen Mitteln abzufangen.

      5. Die signifikante Marktschwäche der letzten 4 Wochen ist das Spiegelbild der fundamentalen Unsicherheit über die Entwicklung der Firmengewinne vor dem Hintergrund einer immer noch hohen Bewertung vieler Technologie-Aktien. Das führt zu einer Zweiteilung der Märkte in folgender Form:

      6. Die zyklischen Qualitätsaktien, die den Konjunkturtrend abbilden, zeigen eine kontinuierliche, aber nicht euphorische Kurstendenz. Das gilt speziell für die entsprechenden Aktien in den USA.

      7. Die Technologie-Titel kann man nach wie vor nicht als preiswert ansehen. Nur etwa 30 % befinden sich auf einem Niveau, wo Geschäftsumfang, Börsenwert und Gewinnbewertung einigermaßen im Gleichgewicht stehen. Gut 40 % müssen noch immer als teuer bezeichnet werden. Da sie aber ein hohes Marktgewicht darstellen wirken sie überproportional in den Indizes, die damit unter Druck geraten. Typisch dafür ist der Nasdaq.

      8. Ein Marktgleichgewicht dürfte im amerikanischen Dow Jones bei etwa 9500 gegeben sein. Im Nasdaq ist dies schwieriger zu beurteilen, aber Meßlatte ist das September-Tief des letzten Jahres. Es bestehen gute Aussichten dafür, daß dieses September-Tief auch gültig bleibt. Nur eine signifikante Unterschreitung dieses Tiefs würde zu einer neuen Einschätzung führen müssen.

      Die europäischen Märkte zeigen eine unterschiedliche Konstellation. Der deutsche DAX sieht unter allen Führungs-Indizes am schlechtesten aus. Das ist insofern bemerkenswert, als die darin geführten Aktien keineswegs als besonders teuer einzuschätzen sind. Das Konstrukt der Gewichtung und das Sonderproblem der deutschen Telekom-Aktie verzerren mithin das Bild für den DAX als Spiegelbild für die Gesamtverfassung des Marktes. Das ist ein schwerwiegender Nachteil für den DAX als Performance-Index.

      Der deutsche M-DAX zeigt ein ausgewogenes Bild. Er ist weniger volatil, hat keine Schwachstelle wie der DAX und ist deshalb ein zuverlässigeres Bild der deutschen Konjunkturlandschaft. Hier gibt es eine ganze Reihe äußerst interessanter Investments mit sehr spezifischen Hintergründen.

      Japan befindet sich im Ansatz einer Konjunkturerholung mit + 1,4 % BIP-Wachstum im I. Quartal, was mit den folgenden Quartalszahlen noch zu belegen sein wird. Darin zeigt sich erstmals die Wirkung der rd. 22 %igen Yen-Abwertung (gegen Dollar) in den letzten 18 Monaten. Träger des BIP-Wachstums ist nämlich vor allem der anziehende Export und der wachsende Außenhandels-Überschuß. Damit wäre erstmals seit langer Zeit ein Gleichklang für die Konjunkturerholung in den 3 wichtigsten Segmenten des Welthandels gegeben, nämlich USA, Europa und Japan.

      Gesamturteil: Das zweite Halbjahr bringt eine vorsichtig optimistische Grundstimmung an den Börsen, aber keine signifikante Hausse, abgesehen von kräftigen Rallys nach jeweiligen technischen Schwächen, wie sich dies im Moment (Mitte Juni) abzeichnet.

      Hans A. Bernecker

      18.06.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=3dc90afd
      Avatar
      schrieb am 23.06.02 23:41:31
      Beitrag Nr. 197 ()
      nun, herr bernecker, das klingt ja schon ein wenig moderater ;) :

      Gesamturteil: Das zweite Halbjahr bringt eine vorsichtig optimistische Grundstimmung an den Börsen, aber keine signifikante Hausse, abgesehen von kräftigen Rallys nach jeweiligen technischen Schwächen, wie sich dies im Moment (Mitte Juni) abzeichnet.

      letzte woche sah er nicht nur die sonnenwende kommen, ach nee, die stand ja eh schon im kalender, nein, die wende an den märkten schlechthin sollte die letzten `ich sitz-auf-90%-verlust-langfristanleger` zum kreditantrag in die sparkassen treiben. man müsse alle cents aus den schubladen zusammenkratzen und überdies kredite aufnehmen, um in den aktienmarkt zu investieren ;-) - ich hab`s noch im ohr. aber kräftig samma, immer kräftig! ;) - und die erholungen sind`s auch und werden euch mutige belohnen :mad:

      die `vorsichtig optimistische grundstimmung an den börsen` finde ich irgendwie bemerkenswert...die `jeweiligen technischen schwächen` übrigens auch - aber man soll sich ja nicht mit peanuts wie technischen schwächen abgeben, es lebe der bullmarkt, damit bernecker und konsorten noch lange leben und saugen können.


      gruss
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 25.06.02 08:32:53
      Beitrag Nr. 198 ()
      Nasdaq fällt unter "Terror-Tief"

      Der technologielastige Nasdaq-Index ist am Montag zeitweise unter die Tiefstände nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gefallen. Während sich die Panik an der Wall Street in Grenzen hält, kommt es in Frankfurt erneut zu einem Kursdebakel. Erst am späten Abend erholen sich die US-Börsen.

      New York - "Wir nähern uns dem Boden... Ich erwarte, dass die Tiefs vom September halten", schreibt Morgan Stanleys Aktienstratege Barton Biggs in seiner jüngsten Analyse. Weit gefehlt: Negative Stellungnahmen zum Wachstum des Technologiesektors und Herabstufungen durch einflussreiche Investmentbanken haben den Nasdaq-Index am Montag tiefer gedrückt, als es die Terroranschläge auf das World Trade Center vermochten.
      Der Nasdaq Composite verlor bis 18.30 Uhr um 1,4 Prozent auf 1.420 Punkte. Am 21. September hatte der Index bei 1.423,19 Punkten geschlossen. "Trotz positiver Konjunktursignale belasten zurückhaltend bis schlechte Unternehmensnachrichten weiter die Kurse", sagte ein Händler in New York.

      Jahrestiefs bei US-Bluechips, Gemetzel in Frankfurt

      Auch die Standardwerte bezogen Prügel: Der Dow Jones Industrials gab 1,4 Prozent auf 9123 Punkte nach. Der marktbreite Standard & Poor`s 500 lag 1,5 Prozent bei 974 Zählern im Minus. "Bei den Unternehmensgewinnen gibt es keine Lebenszeichen. Das Thema Bilanzen liegt immer noch schwer auf den Märkten," sagte Matthew Johnson, Geschäftsführender Direktor der Handelsabteilung bei Lehman Brothers. Die Schwäche des Dollar sowie Sicherheitsbedenken würden das Vertrauen der Investoren ebenfalls untergraben.

      In Frankfurt gab es am Abend kein Halten mehr; der Dax näherte sich zügig der Marke von 4000 Punkten. Der allgemeine Ausverkauf an den europäischen Börsenplätzen hatte am Montag auch alle 30 Standardwerte im Dax in die Verlustzone getrieben. Am Neuen Markt fiel der Nemax 50 zeitweise um 5,1 Prozent auf 589 Punkte, den niedrigsten Stand seit Eröffnung des so genannten Wachstumssegments.

      © SPIEGEL ONLINE 2002
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 20:24:43
      Beitrag Nr. 199 ()
      Sentimentale Anleger dürfen weiterhin träumen!


      von Roland Leuschel

      Eigentlich müssten selbst träumerisch veranlagte Anleger sich ständig wundern. Auf der einen Seite bekommen sie täglich gute, zum Teil brilliante Neuigkeiten aus der Wirtschaft geliefert und zwar vor allen Dingen aus den USA: Dort stieg das Bruttosozialprodukt im ersten Quartal 2002 um 5,6% Jahresrate, und die Produktivität erreicht selten erzielte Werte: +8,4% im ersten Quartal 2002. Auch die Arbeitslosenrate fiel im Mai auf 5,8%, gegenüber 6,1% im April, und letzten Endes deuten auch in Europa fast alle Indikatoren auf Aufschwung (FTD Indikator: Warum die Euro-Zone vor dem Aufschwung steht - 7.6.2002). Auch die Japaner wollen sich dabei nicht lumpen lassen. Das Wachstum des BIP erreichte im ersten Quartal (Januar bis März) +1,4%, und Ökonomen errechnen ein annualisiertes Wachstum von 5,7%. Die Japaner würden damit sogar die Amerikaner übertrumpfen. Kurzum es regnet nur so gute Neuigkeiten, und alles wäre optimal, wenn auch die Aktienbörse in dieselbe Richtung laufen würde.

      Also warum herrscht schlechte Stimmung an der Börse, und selbst Profi-Fondsmanager Wassili Papas von der Union Investment erklärte am vergangenen Freitag (7.6.) « Ein Hauch von schwarzem Freitag lag in der Luft ».

      Warum können selbst professionnelle Dauer-Optimisten nicht mehr die Anleger, sondern nur noch sich selbst überzeugen? Heiko Thieme schrieb Anfang Mai in seiner Kolumne in der FAZ, dass an Wall Street ein technisches Kaufsignal existiert, das seit 15 Jahren noch nie eine Fehlanzeige gegeben hat, und es so klar zum Kauf einlädt, wie selbst während des Crashs vom Oktober 1987 nicht. (Sein Fonds « Thieme Fonds International » hat sich vom letzten Platz (419) auf Platz 416 (-51% seit 52 Wochen) hocharbeiten können.) Wir leben in der Tat in einer seltsamen Zeit, so gesteht Dr. Bernd Niquet in seiner letzten Kolumne für Boerse.de, er sei froh, dass sein letztes Buch « Der Zauberberg des Geldes » nicht in den Bestseller-Listen stehe, schliesslich komme darin ein gewisser Abraham Grünspan vor, ein Herrscher über das grösste Vermögen der Welt, der infolge eines tragischen Unfalls ums Leben kommt, was schliesslich zu gewaltigen Verwerfungen an den Finanzmärkten führt…

      Anfang des Jahres stellte ich in meiner Kolumne die « Gretchenfrage des Anlegers: Droht eine Weltwirtschaftskrise II - oder kommt ein Börsenaufschwung wie 1995 ? » Während ich auch heute noch die erste Frage nicht beantworten kann, schliesse ich die zweite Option nach wie vor aus. Ich glaube, dass nach dem Platzen der grössten Aktienblase in der Geschichte der Menschheit (2000/2001) jetzt weitere Blasen am Platzen sind: Die Blase der Unternehmensgewinne, die Immobilienblase und was das grösste Ereignis werden kann, das Platzen der Dollarblase. Ich zitiere zum x.-ten Male einen der grössten Schlarlatane in der Ökonomie unserer Zeit, der bereits im Dezember 2000 empfahl, das Wort Rezession einfach aus unserem Sprachschatz zu streichen. Dieser Rüdiger Dornbusch vom MIT in Boston erklärte im Februar dieses Jahres in dem grössten deutschen Wirtschaftsmagazin Boerse Online: « Amerika ist nicht Japan, wir haben saubere Banken und kein Immobilienproblem ». Nehmen Sie nur einmal das Beispiel der Unternehmergewinne der im Standard & Poors 500 befindlichen Gesellschaften für das Jahr 2001. Die Analysten von Wall Street schätzen die Gewinne auf 45 Dollar pro Aktie (nach der EBBS-Methode, das heisst « earnings before bad stuff »). Auf Basis der amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften (GAAP) kommen allerdings nur 28 Dollar heraus. Der Anleger hat also die Wahl zwischen einer P/E von 20 und 40. Der Anleger muss so das Vertrauen in das gesamte System verlieren, sowohl in die Vermittler des Kapitals (Investmentbanken) als auch in die Nehmer des Kapitals. Erinnern Sie sich, nach dem Börsencrash von 1929 wurde Wall Street Feind Nummer 1, und es entstand unter anderem das Gesetz Glass-Steagall (Trennung von Investement und Kreditgeschäft bei Banken). Dieses Gesetz brachte unter anderem das Vertrauen in die Märkte wieder zurück. Seltsamerweise wurde dieses Gesetz 1999 wieder abgeschafft, und bereits im Mârz 2001 widmete das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel seine Titelgeschichte den Banken: « Die Milliarden-Falle – Untertitel - Wie Banken die Anleger abzocken ». Vielleicht erinnern sich auch einige Anleger an die Prognose eines David Alger, der den Dow Jones Ende 2001 bei 12.500 bis 13.000 sah, die Nasdaq bei 4.000 und für das Jahr 2004 einen Dow Jones von 20.000 voraussagte, wohlgemerkt im Januar 2001. Er war da mit seiner Prognose noch moderat, denn Charles Kadlec brachte im März das Buch heraus « Dow 100.000 – Fact or Fiction ». Er erläuterte damals « We stand on the precipice of a great prosperity ».

      Wir befinden uns in einem grossen Selbstreinigungsprozess, der, und da spricht wieder der ewige Optimist Leuschel, dazu führen wird, unser kapitalistisches System von Scharlatanen zu befreien und auf einer neueren, gesünderen Basis einen Aufschwung hervorzubringen . Dazu bedarf es allerdings einiger Jahre. Auch wenn es langweilig klingt, ich empfehle nach wir vor nur 30% des Geldvermögens in Value-Aktien Typ Phillip Morris, Kraft, Nestlé, Procter & Gamble etc., 40 – 60% in Triple A Kurzläufer (3 bis 4 Jahre) und den Rest in Cash, wobei ich 75% des Cash in Euro halte. Es kann zu einem fürchterlichen Dollar-Kollaps kommen, aber nicht etwa weil der Euro oder der Yen so stark sind, sondern weil das Kapital nicht mehr in dem Masse nach Amerika fliesst wie bisher, da auch dieses Land eine tiefe Vertrauenskrise durchläuft. Ein bekannter Techniker aus Österreich hat Analogien zwischen dem Nikkei 225 und dem Nasdaq gezogen, danach würde der Nasdaq noch im kommenden Oktober auf 460 bis 500 fallen. Dann gute Nacht ! Vergessen Sie dabei nicht, sich mit ein Paar Goldmünzen in Ihren Weinkeller zurückzuziehen, und Ihren Schäferhund und Ihr Jagdgewehr mitzunehmen, Sie erhalten vielleicht mehr Besucher, als Ihnen lieb ist !

      Roland Leuschel

      12.06.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=3d5def2a
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 20:28:17
      Beitrag Nr. 200 ()


      1. Kursziel: 8.200 Punkte.
      Avatar
      schrieb am 02.07.02 14:41:41
      Beitrag Nr. 201 ()
      Ralph Acampora - Sommer Rallye? :laugh:

      02.07. / 13:43

      Ralph Acampora ist Generaldirektor und leitender charttechnischer Analyst bei Prudential Financial.

      Der Markt sei zur Zeit überverkauft. 45 Prozent der Aktien sind über ihrer 200-Tage-Durchschnittslinie, vor einigen Wochen waren es noch 75 Prozent der Aktien. Der Prozentsatz der bearish eingestellten Investoren liegt bei 36.4 Prozent, von 35.7 in der Vorwoche.

      Acampora spricht von einer potentiellen "Sommer Rallye." Per Definition findet vor einer Sommer Rallye der Markt einen Tiefstpunkt im Mai oder Juni und steigt dann im Juli, August oder September auf einen Hochpunkt an. Wenn der Hochpunkt im September liegt, so sei dies positiv für das restliche Jahr zu werten.

      Viele Aktien würden zur Zeit auf Unterstützungslinien auflaufen.

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 13:09:29
      Beitrag Nr. 202 ()
      Zinssenkung der Fed ante portas ?


      von Roland Leuschel

      Erinnern Sie sich, als sich vor 5 Jahren die Mächtigsten dieser Welt zum G8-Gipfel in Denver trafen und Präsident Clinton triumphierend erklären konnte: « Amerikas Wirtschaft ist die gesündeste in einer Generation und die stärkste in der Welt » (America’s economy is the healthiest in a generation and the strongest in the world).

      Hochmut kommt bekanntlich vor den Fall, heisst es schon in der Bibel, und als Realist (= Optimist mit Erfahrung) muss ich wie alle Anleger folgende Fakten berücksichtigen :

      - Zum ersten Mal seit den späten 20er Jahren sind die Aktienbörsen gefallen, obwohl sich die Wirtschaft erholte (6,1% Wachstum im ersten Quartal 2002 in Amerika).

      - Der « übermächtige » Dollar ist ebenfalls in die Knie gegangen (rund –10% gegenüber dem Euro), bei gleichzeitig stärkerem Wachstum der amerikanischen Wirtschaft gegenüber Europa und Japan.

      Hinter dieser Entwicklung stehen eine Reihe von ÄNGSTEN :

      - Die amerikanische Konjunktur könnte wie in diesen Kolumnen öfters erwähnt einen erneuten Rückschlag erleben (sg. « Double Dip », nicht zu verwechseln mit dem harmlosen « Double Mac »). Die wirtschaftliche Erholung Europas bzw. Japans würde damit in weite Ferne rücken.

      - Der Verlust des Vertrauens der Anleger in « American Corporate ». Über 1.000 Gesellschaften mussten ihre Gewinne seit 1997 « berichtigen ». Damit weiss auch niemand wie teuer amerikanische Aktien sind. « Wenn man den Gewinnzahlen nicht trauen kann, ist kein Kurs-Gewinn-Verhältnis zu niedrig », sagte Mitch Zacks, Chef von Zacks Investment Research in New York.

      - Der leichte Einbruch des amerikanischen Dollars könnte zu einem Kollaps des Dollars führen, angesichts der Tatsache, dass das Leistungsbilanzdefizit steigt (4% des BIP), und die Rekordhöhe von 6,5% erreichten könnte.

      - Das amerikanische Haushaltsdefizit könnte wieder kräftig (auf 1,5% des BIP) steigen. Nicht zuletzt wird es daher immer wahrscheinlicher, dass Alan Greenspan nochmals die Zinsen senken wird, obwohl wir bereits auf dem niedrigsten Niveau seit 40 Jahren sind.

      Höhere Haushaltsdefizite weltweit, laxe Geldpolitik, bzw. steigende Geldmengen weltweit, explodierende Militärausgaben wegen der Terrorbekämpfung etc. sind ein Gemisch aus dem in der Vergangenheit die sogenannte Stagflation entstand, das heisst relativ geringes Wachstum (1 bis 2%) und höhere Inflationsraten (4 bis 6%). Das fürchten die Märkte, obwohl natürlich dieses Szenario einem Börsenkrach und einem brutalen Einbruch der Finanzmärkte vorzuziehen wäre.

      Fazit : Im letzten Jahrhundert kannten wir drei grosse Baisse-Perioden : von September 1906 bis Dezember 1921, von September 1929 bis Juni 1949 und von Dezember 1968 bis Juli 1982. In diesen Perioden gingen die Aktienkurse (gemessen am inflationsbereinigten S&P Index) im Durchschnitt um 66% zurück, und sie dauerten 16 Jahre. Wir stehen also nach 2 Jahren Aktienbaisse und rund 30% Kursrückgang erst am Anfang eines solchen Zyklus. Stellen Sie sich darauf ein !

      Im Herbst 1999 zitierte ich bei einem Vortrag im Forum in Frankfurt Warren Buffett, der für die nächsten 17 Jahre einen Return p.a. von 4 bis 6% prophezeite, wobei er glaubte, die Zahl würde näher an 4% stehen. Ich selbst habe eine Periode der Stagflation von 1968 bis 1982 in meiner Karriere als Stratege einer Brüsseler Grossbank direkt miterlebt. Wenn Sie nicht clever genug waren, um sogenannte « Rallyes » auszunützen stand es schlecht um Ihre Performance. Es könnte sein, dass wir jetzt eine solche Rallye von 10 bis 15% erleben, da der Markt schon seit einiger Zeit mit schlechten Nachrichten überfüttert wurde, und es in der Sommerpause ruhiger werden könnte. Daher empfehle ich zwar grundsätzlich eine grosse Anleihen- bzw. Cash-Position zu behalten, aber auch sogenannte Value-Aktien zu kaufen. In meiner Kolumne Anfang Mai (« Fairer Wert der Deutschen Telekom unter 8 Euro ») empfahl ich limitierte Kauforders für Blue Chips wie IBM abzugeben, und zwar zwischen 60 und 75 Dollar. Nun der Kurs fiel auf 66, und inzwischen hat IBM eine P/E von unter 17. Erst wenn diese Aktie unter 45 fallen sollte (einen Kurs, den sie im Crashjahr 1987 erreichte), sollte sich der Anleger echte Sorgen machen.

      Roland Leuschel

      02.07.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=3ee6560c
      Avatar
      schrieb am 13.07.02 12:31:33
      Beitrag Nr. 203 ()
      Avatar
      schrieb am 13.07.02 12:42:50
      Beitrag Nr. 204 ()
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 20:18:22
      Beitrag Nr. 205 ()
      BÖRSEN OHNE BODEN

      Dow im freien Fall, Dax unter 4000 Punkten

      An den europäischen und amerikanischen Aktienmärkten macht sich erneut Panik breit. Der Dow fiel zwischenzeitlich um mehr als 300 Punkte, der Londoner Footsie stürzte auf ein Fünfjahrestief.


      Frankfurt am Main/New York - Der Dow Jones Industrials gab um mehr als 300 Punkte auf 8380 Zähler nach, das entspricht einem Minus von 3,5 Prozent. Auch der marktbreite S&P 500 verlor mehr als drei Prozent auf 893 Punkte. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Dow an fünf aufeinander folgenden Verlusttagen 7,5 Prozent eingebüßt. Es war der größte Verlust in einer Woche seit dem 21. September vergangenen Jahres. Auch die Technologiebörse Nasdaq gab am Montag nach. Sie fiel um 23,32 Punkte oder 1,7 Prozent auf 1.355,34 Punkte. "Der Katalysator für die heutigen Verkäufe ist der Fall des Dollar", sagte Brian Pears, Chef des Aktienhandels bei Victory Capital Management. "Niedrige Kurse führen zu einem niedrigeren Dollar, was in der Folge zum Abzug weiteren Kapitals [aus den USA] führt und so fort. Das ist ein Teufelskreis."
      Die US-Börse markieren damit neue Tiefstände: Der S&P 500 war seit dem 28. Oktober 1997 nicht mehr unter die Marke von 900 Punkten gefallen. Im Verlauf des Jahres hat der wichtigste New Yorker Aktienindex bereits 22 Prozent verloren - falls sich das Börsenbarometer der 500 wichtigsten US-Werte nicht noch erholt, wäre dies der größte Jahresverlust seit 1974. "Die Leute haben Angst", so Michael Obuchowski von Ashland Management Inc. "Die Investoren haben ein Problem damit, an ökonomisches Wachstum und eine Besserung bei den Unternehmen zu glauben", so der Finanzmanager.

      Frankfurt und London unter 4000 Punkten

      Vor allem der Kurssturz der T-Aktie hat am Montag den Dax schwer unter Druck gesetzt. Die anhaltenden Spekulationen um einen möglichen Nachfolger von Telekom-Chef Ron Sommer ließen den Kurs der Telekom um 14 Prozent fallen. In einem allgemein schwachen Börsenumfeld gab der Deutsche Aktienindex darauf hin um 4,5 Prozent auf 3945 Punkte nach. Der Nemax 50 verlor bis zum Beginn des Abendhandels 3,8 Prozent auf 515 Zähler. Der MDax der 70 mittelgroßen Werte fiel um 1,9 Prozent auf 3677 Punkte.

      Die Londoner Börse ist am Montag auf den niedrigsten Stand seit über fünf Jahren gefallen. Der FTSE 100 ("Footsie") sackte bis Handelsschluss unter die psychologisch wichtige Marke von 4000 Punkten - das Standardwertebarometer verlor 5,4 Prozent auf 3994 Zähler. Die schlechte Stimmung aus den USA habe auch in Europa durchgeschlagen, so Börsianer. Vor der Veröffentlichung einer ganzen Reihe von US-Quartalszahlen in dieser Woche und der Rede des US-Notenbankchefs Alan Greenspan zur Geldpolitik am Dienstag, hielten sich die Anleger zudem mit Käufen zurück, sagten Händler.

      © SPIEGEL ONLINE 2002
      Avatar
      schrieb am 16.07.02 13:43:34
      Beitrag Nr. 206 ()
      Kommt jetzt die grosse Sause? - Nasdaq Composite bei 500?


      von Roland Leuschel


      Es weht ein Parfüm von 1929 durch die Börsensäle der Welt. :D Seit Monaten warne ich in dieser Kolumne vor der Möglichkeit eines erneuten Rückschlags der amerikanischen Konjunktur (Double Dip). Es gab noch eine solche Stimme in Amerika, Stephen Roach von Morgan Stanley, er machte sich bei seinem Arbeitgeber und seinen Kollegen beim Vertreten derselben These seit Monaten unbeliebt. Er hat es schwerer, ich habe weder Vorgesetzte noch Kollegen, und ich schreibe heute klar und deutlich : Jetzt wird es doch wahrscheinlich, dass der Double Dip kommt, nachdem in Amerika am letzten Freitag das Konsumentenvertrauen vom Monat Juni regelrecht eingebrochen ist. Damit dürfte die vor einigen Wochen angekündigte Erholung an den Aktienmärkten kürzer ausfallen und wahrscheinlich schon zu Ende sein. Ja es droht die grosse Sause, von der ich bereits Mitte Juni gesprochen habe. Ich wiederhole gerne die Berechnungen eines der besten Chart-Technikers, Saiger aus Salzburg, der in seiner Studie « AKTIEN – Höllenfahrt bis Oktober » eine verblüffende Ähnlichkeit der Extrembaisse des Nikkei 225 vom Januar 1990 bis August 1992 mit dem Nasdaq Composite vom März 2000 bis heute feststellte. Nach seinen Berechnungen würde sich der Nasdaq bis Oktober dieses Jahres zwischen 955 und 460 einpendeln. Ein gewaltiges, weltweites Beben an den Aktienmärkte würde damit stattfinden, und die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario wäre sehr gross, sollte der Nasdaq Composite sein Tief vom September 2001 von 1.387 unterschreiten, und dies ist ja schon geschehen. (Fragen Sie den Midas Investment Report IV/V 20022 unter der e-mail Adresse « midas-invest@gmx.net »nach.)

      Aber ja nicht die Hoffnung verlieren. Der ehemalige Chefökonom der US-Investmentbank Merrill Lynch, Donald Straszheim, hat in der vergangenen Woche eine Studie veröffentlicht, in der er die heutige Lage mit 1929 und dem japanischen Kollaps in den 90er Jahren vergleicht. Die frohe Botschaft : Die Investoren an der Nasdaq gingen davon aus, ihre Verluste in wenigen Jahren wieder auszugleichen. Dies könne aber durchaus auch 25 Jahre dauern. Na denn Prost !

      Auch die angesehen FAZ wagt ständig Beruhigungsversuche ihrer Leserschaft. Unter dem Titel « Keine Wiederholung von 1929 » wurden drei Experten ausgewählt, die aus verschiedenen Gründen darlegen, « warum es diesmal anders ist ». (Übrigens dieser Satz ist der teuerste im Investmentgeschäft.) Markus Stahl hat die simpelste aller Erklärungen : « Der grosse Unterschied zwischen 1929 und heute besteht darin, dass man um die Erfahrungen von 1929 weiss. » Ich empfehle diesen Experten die Protokolle der amerikanischen Notenbanksitzung vom 24. September 1996 einmal genau nachzulesen. André Wetzel vom Deutschen Aktieninstitut hat da ein feines ökonomisches Gespür : Während der Crash von 1929 der Vorbote zur folgenden grossen Depression gewesen sei, liege heute immer noch ein moderates wirtschaftliches Wachstum vor. Der Autor möge sich noch etwas gedulden, und das Platzen der Dollarblase, sowie der Immobilienblase in einigen Regionen Amerikas und Grossbritannien abwarten. Strahlender Optimismus bei der Expertin, Gertrud Traud von der Bankgesellschaft in Berlin : « Die Situation ist heute wesentlich günstiger als 1929 oder auch im Falle Japans. Der geschicktere Einsatz der Geldpolitik … » Auch dieser Expertin rate ich einmal die Protokolle des US-Untersuchungsausschusses aus dem Jahre 1932 in Ruhe nachzulesen, in dem die Ursachen des Börsencrashs ausfindig gemacht wurden : Bilanzfälschungen, Insiderhandel in grossem Umfang, Marktabsprachen und vor allem eine « allgemeine Selbstbedienungsmentalität » in den Chefetagen der Konzerne.

      Bleiben Sie in Bonds und Cash

      Ich wiederhole gerne, auch wenn es viele Anlagestrategen der Investmentbanken erzürnt, wer seit Anfang der 70er Jahre in Deutschland sein Geld in Anleihen angelegt hat, hat mehr verdient als mit Aktien. Sie können es mit einem einfachen Vergleich des Rex zum Dax nachrechnen. Wer zu Beginn der allgemeinen Aktienhausse, als Reagan an die Regierung kam und den unglücklichen Carter ablöste, wer also 1981 sein Geld in 30-jährige amerikanische Staatsanleihen investierte, der hat rund 15% per annum eingesteckt und kann es noch weitere 10 Jahre tun. Er hat dabei keinerlei Kosten gehabt. Natürlich leben die Investmentbanken und Fondsgesellschaften von den verschiedenen Kommissionen, und wenn sie in diesen 20 jahren so ein Portefeuille 10 oder 15 mal umgeschichtet haben, dann war das für die Banken ein lukratives Geschäft. Aber die Rechnung des Anlegers sieht nun mal anders aus.

      Ich halte eine weitere Zinsenkung für durchaus möglich (siehe Kolumne vom 2.7.). Der Plan Alan Greenspans, die Hubschrauber der US-Armee einzusetzen, um in den Grosstädten Milliarden von Dollarscheinen abzuwerfen, ist jedoch nur ein schlechtes Gerücht. Wegen eines eventell geplanten Irak-Angriffs hat Präsident Bush alle verfügbaren Hubschrauber blockiert.

      Roland Leuschel, 14.7.2002

      P.S. Am kommenden Donnerstag erscheint in dem Anlegermagazin Boerse Online ein Artikel « Das Geld ist nicht kaputt, es befindet sich nur in anderen Händen ». Ich wiederhole dort meine x-te Attacke seit 6 Jahren gegen den Hohenpriester der Blasen Alan Greenspan und frage, ob Präsident Bush diesen Namen auf seiner Liste von Leuten stehen hat, deren Fehlverhalten die Regierung zu « bestrafen » gedenkt.

      16.07.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=3ff7280a
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 17:05:49
      Beitrag Nr. 207 ()
      Das Kursziel aus Posting #197 wurde erreicht, der Dow Jones notiert unter 8200 Punkten.
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 21:13:34
      Beitrag Nr. 208 ()
      Dow Jones-Analyse vom 21.07.2002

      3-Jahres- und 6-Monats-Chart




      Die zuletzt an dieser Stelle ausgesprochenen Warnungen bestätigten sich mit dem Kursverfall am Freitag: Auf Wochenbasis büßten die amerikanischen Standardwerte 7,66 Prozent oder 665,33 Punkte ein. Knapp 400 Punkte davon gingen auf das Konto von Panikverkäufen zum Wochenschluss.



      Fraglich ist nun, ob der Markt mit diesem Absturz kurzfristig bereinigt ist, oder ob die Verluste nur den Auftakt zu einem noch größeren Ausverkauf darstellen. Um die Antwort gleich vorwg zu nehmen: Put- Besitzer bleiben aus technischer Sicht im Vorteil. Mit dem Absturz unter das September-Tief präsentiert sich der Index in technischer Schwäche. Über das Wochenende hatten die US-Anleger Zeit, ihre Positionen unter diesem Blickwinkel kritisch zu hinterfragen. Wenn die europäischen Indizes zum Wochenauftakt folgen und damit gleichsam um so negativere Vorgaben für den Handelsauftakt in New York liefern, bleibt für eine technische Gegenreaktion wenig Spielraum.

      MACD und Stochastik zeigen in seltener Eintracht abwärts. Zocker, die auf eine kurzfristige Erholung setzen wollen, sollten unbedingt den Intra-Day-Umsätzen ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Solange diese in der Abwärtsbewegung steigen, ist der Ausverkauf intakt. Ob sich schon zu Wochenbeginn eine Einstiegsgelegenheit bietet, erscheint angesichts des weiter steigenden Abwärtsmomentums mehr als fraglich.



      Autor: Lutz Mathes / Büro Dr. Schulz


      Nasdaq Composite-Analyse vom 20.07.2002

      Chart seit 1995, Wochenchart seit 1999 und Chart seit September 2001




      Erneut musste der compx Verluste hinnehmen, im Wochenvergleich 55 Punkte bzw. 4,0 Prozent. Die kleine Erholung bis zur Wochenmitte führte nur bis in den Bereich der unteren Abwärtstrendkanalbegrenzung sowie mittleres Bollinger Band. In der zweiten Wochenhälfte setzten dann deutliche Kursrückgänge ein, bei denen abermals ein neues Tief (seit 1997) markiert wurde.

      Der Widerstand bei gut 1400 Punkten blieb auf Schlußkursbasis nicht zu knacken. Wie die langfristige Darstellung zeigt, ist der Technologiewerteindex mittlerweile signifikant unter diese Marke gefallen. Nun muss, als nächste Unterstützung, das Tief des Jahres 1999 bei 1200 Punkten ins Auge gefasst werden. Der seit Jahresbeginn gültige mittelfristige Abwärtstrend wurde seit Mai sogar von einer noch stärker geneigten Trendlinie abgelöst.



      Auch bei kurzfristiger Betrachtung kann kein erfreuliches Bild gezeichnet werden. Neben dem Scheitern an 1400 Punkten sowie am mittleren Bollinger Band, womit eine etwas kräftigere Erholung ad acta gelegt werden musste, hat der Stochastik Oszillator vor kurzen ein Verkaufsignal generiert. Dies ist als Signal in Richtung des vorherrschenden Trends ernst zu nehmen. Die im bisherigen Jahresverlauf erzeugten Verkaufsignale des Stochastik führten jeweils ausnahmslos und unmittelbar zu deutlichen Kursverlusten. Das nach der kurzen Zwischenerholung nun schon wieder fallende untere Bollinger Band und der kurz vor einem Verkaufsignal stehende MACD erwecken auch wenig Hoffnung auf steigende Kurse.

      Eine Wende zum Positiven ist erst gegeben, wenn der Widerstand bei gut 1400 Punkten auf Schlusskursbasis geknackt werden kann. In etwa dort, aktuell bei 1415 Punkten, verläuft auch das mittlere Bollinger Band, der eGD20. Kurzfristig bestünde dann Potenzial bis 1475 Punkte, erfreulicher wäre in diesem Zusammenhang aber die Rettung über die seit 1997 bestehende und bis vor kurzem gültige Unterstützung. Aus charttechnischer Sicht ist eine solche Aufwärtsbewegung derzeit allerdings nicht zu erwarten.

      Wahrscheinlicher sind für die kommende Woche weiter fallende Notierungen, 1200 Punkte ein durchaus realistisches Kursziel.



      Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz



      DAX-Analyse vom 20.07.2002
      .
      Chart seit 1977, Chart seit Juli 1998 und Chart ab September2001




      Der Traum von einem Behaupten des seit 1982 bestehenden Aufwärtstrends war bereits am Montag ausgeträumt - der DAX schloss deutlich unter 4100 Punkten. Die bis zum Donnerstag andauernde Erholung liess zwar wieder etwas Hoffnung aufkeimen, war letztlich aber nichts weiter als ein Pullback an die zuvor nach unten durchbrochene Aufwärtstrendlinie. Zum Ende der Woche weiteten sich die Verluste aus, per Saldo ein Minus von 239 Punkten bzw. 5,8 Prozent auf Wochenschlusskursbasis.

      In dem seit März 2000 andauernden Abwärtstrend wurde damit ein weiterer Schritt in Richtung mittel- bis langfristig weiter fallender Notierungen vollzogen. Neben den erheblichen und charttechnisch gravierenden Kursrückgängen an den amerikanischen Leitbörsen, Dow Jones und Nasdaq, hat nun auch der DAX ein weiteres klares Verkaufsignal geliefert und den Abwärtstrend bestätigt. Wie die langfristige Darstellung zeigt, sind auf Grund des kräftigen Anstiegs ab Mitte der Neunziger kaum nennenswerte Unterstützungen vorhanden. Auf Sicht muss daher ein Rückgang bis auf knapp 2000 Punkte befürchtet werden, dort liegen das Hoch von 1990 sowie die Korrekturtiefs von 1994/1995.



      Auf Wochenbasis befindet sich zunächst noch eine Unterstützung bei 3823 Punkten, dem Verlaufstief vom Oktober 1998, als die Asienkrise die Börsen erschütterte. Im Wochenverlauf war der DAX bereits bis auf gut 2 Pünktchen an diese Marke gefallen. Fällt auch diese Unterstützung, dürften sich die Verluste bis hin zum Septembertief bei 3539 Punkten fortsetzen. Das stark fallende untere Bollinger Band bei aktuell nur noch 3737 Punkten bietet wenig Halt.

      Auch im kurzfristigen Zeitfenster ist kein bevorstehender Anstieg auszumachen. Die zur Mitte der Vorwoche noch bestehende geringe Hoffnung wurde mit der gescheiterten Rückkehr in den langfristigen Aufwärtstrend zunichte gemacht. Im Laufe der Erholung wurde schon das mittlere Bollinger Band verfehlt. Der Stochastik Oszillator befindet sich im neutralen Bereich und hat damit das vorherige überverkaufte Potenzial abgebaut, obwohl der DAX am Freitag den tiefsten Schlußkurs seit September letzten Jahres markierte.

      Dementsprechend sind weiter fallende Notierungen zu erwarten. Ein Rutsch unter ~3825 Punkte liesse das Septembertief in Reichweite geraten. Kleinere Erholungen sind zwar nicht ausgeschlossen, ändern jedoch die kritische Lage keineswegs, solange nicht der Sprung über mehr als 4100 Punkte gelingt.



      Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz

      Quelle: http://www.buero-dr-schulz.de/
      Avatar
      schrieb am 23.07.02 20:52:20
      Beitrag Nr. 209 ()
      #55 von HSM 16.03.01 21:22:29 Beitrag Nr.: 3.119.123 3119123

      An dieser Stelle möchte ich meine persönlichen Kursziele
      für den US-Markt ausgeben.


      Kursziele

      Dow Jones 7.500 Punkte ( aktuell: 9.862 )
      S&P 500 800 Punkte ( aktuell 1.154 )
      Nasdaq 1.500 Punkte. ( aktuell 1.892 )


      Mich würde interessieren, wie Ihr die US-Börse in den
      nächsten Monaten einschätzt.




      Tagestief Dow Jones 7683,36.
      Tagestief S&P 500 796,73.
      Tagestief Nasdaq Composite 1241,82.

      .
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 13:29:11
      Beitrag Nr. 210 ()
      Das brutale Ende der Kursrallye des DOWN JONES an der FALL STREET


      von Roland Leuschel


      In dieser Woche lieferten die amerikanischen Behörden neue Zahlen zur Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft, die auf einen Double Dip hindeuten, und alle Anleger zur allgemeinen Skepsis gegenüber allen veröffentlichten Zahlen einladen. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Wirtschaft in Amerika in 3 (drei) Quartalen und nicht wie bisher angegeben « nur im ersten Quartal ». Warten wir also geduldig, bis auch die phantastischen Produktivitätszahlen korrigiert werden. Wie bereits erwähnt, sentimentale Anleger dürfen ruhig weiter träumen.

      Seit 1995 kritisiere ich ununterbrochen in den Medien, die bereit sind so etwas zu veröffentlichen (Boerse Online, De Financiele Tijd und gelegentlich andere Zeitschriften, sowie natürlich in meinen Kommentaren in Boerse.de) den amerikanischen Zentralbankchef Alan Greenspan. Sie wissen, ich halte den Hohenpriester der Blasen für den Hauptverantwortlichen nicht nur der Aktienblase, sondern der inzwischen immer grösser werdenden Dollar- bzw. Immobilienblase in Amerika. In einem Punkt kann ich bereits beweisen, dass Alan Greenspan wissentlich die Welt getäuscht hat, und seit September 1996 die Blase am Aktienmarkt eindeutig erkannt und nichts unternommen hat, sie anzustechen, sondern alles, aber auch alles getan hat, um sie zur gigantischsten Blase aller Zeiten werden zu lassen (vergleiche die Sitzungsprotokolle der FOMC-Fed-Sitzungen vom 24.9.1996). Jetzt hat ein anderer Querdenker in Deutschland, Claus Vogt von der Berliner Effektenbank (gehört zur Consors-Gruppe – cvogt@effektenbank.de), der ebenfalls seit Jahren mit spitzer Feder die Politik Greenspans kritisiert, in der neuen Ausgabe seiner Broschüre « Performance » vom August 2002 Alan Greespan scharf attackiert. Sein Artikel titelt « Der Vater der Wirtschaftskandale heisst Greenspan ». Diese Broschüre ist absolut lesenswert, und Sie werden verstehen, dass die Medien darüber kaum berichten.

      In meiner Kolumne Anfang Juni « Zinssenkung der Fed ante portas ? » habe ich nicht nur meine Warnung vor dem « Double Dip » zum x-ten Male wiederholt, sondern auch eine Rallye von 10 bis 15% an den markanten Aktienbörsen angekündigt. Es gab zwei Gründe für diese Rallye : Erstens war vor allem der amerikanische Markt « überverkauft », und zweitens hatte ich das Gefühl (das durch vertrauliche Informationen gestärkt wurde), dass die Federal Reserve direkt und indirekt in das Marktgeschehen einschreitet. Greenspan hat natürlich, wie für alles, was er tut, irgendwo eine rechtliche Grundlage, und wie Sie wissen, wurde von Ronald Reagan nach dem Oktober-Crash von 1987 eine « Working Group on Financial Markets » gegründet (auch PPT genannt – Plunge Protection Team) mit dem Ziel die « Integrität, Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit und Fairness der US-Märkte herbeizuführen, um das Vertrauen der Investoren zu bewahren ». Diese « Executive Order No 12631 » könnte dem Hohenpriester aller Blasen die gesetzliche Grundlage liefern, um demnächst von Präsident Bush zum Hohenpriester der Manipulationen befördert zu werden. Sie haben an den Aktienmärkten der letzten Wochen erlebt, was diese Aktivität der Notenbanken bewirkt hat, und es kam zu wilden Kursausschlägen : Am Mittwoch den 24. Juli Dow Jones +6,4%, am Montag 29. 7. +5,4% und Nasdaq 5,8%, der Dax konnte um 7,9% steigen, das war die höchste Zuwachsrate in seiner Geschichte, etc. etc. etc. Natürlich haben die Fondsmanager mitgespielt, schliesslich haben sie seit 1995 die Pawlovschen Reflexe ausgiebig geübt, um sofort die letzten Cashreserven ihrer Fonds in den Markt zu werfen. Schliesslich belebt dies das Geschäft, und die Investmentbanken haben es dringend nötig.

      Am Jahresanfang machte ich hinter der Prognose « Weltwirtschaftskrise II in Sicht ? » noch ein Fragezeichen, das können Sie jetzt streichen. Die Chance für ein Double Dip erhöhten sich mittlerweile laut Stephen Roach von Morgan Stanley auf 65% (CNBC Sendung vom 1.8.) und damit dürfte auch die Erholung der europäischen und japanischen Wirtschaft vorerst reines Wunschdenken sein. Stellen Sie sich darauf ein, es droht die Weltwirtschaftskrise II, und misstrauen Sie Worten eines deutschen Wirtschaftsministers mit dem Namen Müller, der noch Mitte Juli deutlich den Wirtschaftsaufschwung sah und für 2003 ein Wachstum von 3% vorhersagte. (Sie kennen das Volkslied « Das Träumen ist des Müllers Lust ».) Der IFO-Präsident Sinn formulierte es allerdings etwas vorsichtiger (oder war es reiner Zynismus ?) nachdem der IFO-Geschäftsindikator im Juli zum zweiten Male in Folge fiel : « Die Situation japanischer Verhältnisse sei aber noch nicht gegeben ». Sollte er bei der Präsentation das Wörtchen « noch » betont haben, dann war es reiner Zynismus, denn so etwas kann man aus dem geschriebenen Text nicht heraushören. (Mir klingen noch die Worte seines Vorgängers vor 9 Monaten in den Ohren, der von der V-Form der Konjunkturerholung sprach.)

      Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum Alan Greenspan und die Heerschar der Ökonomen in der Welt von einer starken Wirtschaftserholung in Amerika ausgingen, getragen von der Solidität und der Ausgabeneuphorie des US-Konsumenten, der mittlerweile total verschuldet ist und alle historischen Grenzen sprengt. In Amerika hat der durchschnittliche Haushalt 11 Kreditkarten, und 60% der Karteninhaber können ihre monatlichen Rechnungen nicht völlig begleichen. (Der Schuldenstand stieg von knapp 3.000 Dollar 1990 auf jetzt über 8.500 Dollar.) Dabei sind die Kreditkarten nur die Spitze des Schulden-Eisbergs. Im Zweiten Quartal 2002 stieg die Verschuldung der US-Haushalte laut Moody’s auf 8 Billionen Dollar, und damit über die Höhe des verfügbaren Einkommens (7,8 Billionen Dollar). Übrigens im Jahre 1982, als der Bullenmarkt begann, lag die Verschuldung unter 80% des Einkommens. Vielleicht ist der amerikanische Konsument weniger unseriös, als wir Europäer glauben. Schliesslich lebt er auch nur einmal und wenn der ganze Kreditapparat und das ganze Wirtschaftssystem ihm erlaubt, über seine Verhältnisse zu leben, und darüberhinaus die gesamte westliche Welt ein Grossteil ihres Sparaufkommens nach Amerika zur Finanzierung des Defizites der Leistungsbilanz schickt, läuft der amerikanische Konsument kein allzu grosses Risiko, denn es gibt für ihn Chapter 7 des US Bankruptcy Codes, nachdem der Konsument sich durch Zahlungsunfähigkeit dem Zugriff der Banken entziehen kann (vergleichbar mit dem Chapter 11 für Unternehemen). Ausserdem hat George W. Bush bereits die wenigen Monate seiner Amtszeit dazu benutzt , um über Steuersenkungen und drastische Militärausgabenerhöhungen den amerikanischen Haushalt ins Defizit zu führen. Bush schafft also das Triplet : Haushaltsdefizit, Leistungsbilanzdefizit und Riesendefizit im privaten Sektor. Oh weh, wenn da die Immobilienblase platzt, und oder die Kapitalmarktzinsen steigen. Das neue Jahrtausend wird sein erstes grosses Spektakel erleben.

      Folgerung für den Anleger : Halten Sie den Aktienanteil Ihres Portefeuilles weiter tief (30%) und setzen auf Cash, bzw. Triple A Anleihen. Ob derzeit die Aktien wieder « günstig » bewertet sind, kann ich, und ich behaupte niemand, beurteilen, dazu sind die veröffentlichten Zahlen noch nicht vertrauenwürdig genug. Aber der geschickte Anleger kann mit Sicherheit Qualitätsaktien in den kommenden Monaten günstig einkaufen. Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs sieht den Standard & Poors 500 in einer Zwölfmonatsfrist bei 1.300 und Tom Calvin von Crédit Suisse First Boston bei 1.378. Es lachen Ihnen also über 55% Gewinn ! Meine Grossmutter pflegte zu sagen, wer glaubt wird selig !

      Roland Leuschel

      02.08.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=41cfbdc7
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 13:50:19
      Beitrag Nr. 211 ()
      Die bisheringen Jahrestiefs:

      Dow Jones 7.532 Punkte
      S&P 500 775 Punkte
      Nasdaq Comp. 1.192 Punkte

      DAX 3.265 Punkte
      Nemax 50 493 Punkte
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 14:08:14
      Beitrag Nr. 212 ()
      Goldman Sachs erwartet weitere Zinssenkungen in den USA

      New York (vwd) - Die Ökonomen von Goldman Sachs gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr wegen der sich schlechter als erwartet entwickelnden Konjunkturkennziffern weiter senken wird. Bis zum Jahresende sei eine Senkung der Zinssätze um bis zu 75 Basispunkte möglich, äußerten die Ökonomen am Freitag. Die Mitglieder der US-Notenbank seien von der Schwäche der jüngsten Konjunkturdaten sicher überrascht gewesen, vor allem vor dem Hintergrund der recht zuversichtlich gestimmten Aussagen von Fed-Chairman Alan Greenspan im vergangenen Monat.

      Zwar dürften die Fed-Vertreter ähnlich wie Goldman Sachs die "Double dip"-Debatte derzeit nicht als zentralen Punkt sehen. Doch wollen sie durch ihr Vorgehen eine stärkere Absicherung gegen eine solche Rezession geben, wie die Analysten schreiben. Wenn die Notenbank Zinsenkwungen vornehme, so werde dies wahrscheinlich im vierten Quartal der Fall sein, hieß es von Goldman Sachs. Zwar war in jüngster Zeit vor dem Hintergrund der hohen Verluste an den Börsen von einigen Banken über Zinssenkungen spekuliert worden. Goldman Sachs sei nun das erste Finanzinstitut, dass von einer hohen Wahrscheinlichkeit spreche, hieß es in der Branche.


      vwd/DJ/2.8.2002/mi
      2. August 2002, 20:59


      Die US-Wirtschaft hat grössere Probleme als bisher von vielen angenommen wurde. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 00:59:59
      Beitrag Nr. 213 ()
      Dunkle Wolken über Amerika

      Nach weiteren schwachen US-Konjunkturdaten hat die Wall Street die zunächst geringen Verluste ausgebaut. Der Einkaufsmanagerindex ISM für den Dienstleistungssektor war im Juli stärker als von den Volkswirten erwartet gefallen. Der Dow Jones baute seine Verluste auf 2,1 Prozent bei 8141 Punkten aus. Nach einem Abschlag um weitere 2,9 Prozent wurde der Nasdaq-100-Index mit 866 Zählern berechnet.

      Experten wie Stephen Roach, Chefökonom der Investmentbank Morgan Stanley, halten einen so genannten double dip - ein erneutes Abrutschen der US-Wirtschaft in die Rezession - für wahrscheinlicher als noch vor einigen Wochen. Roach sagte dem "Handelsblatt", die USA stünden "am Abgrund eines neuen Abschwungs".

      Börse zweifelt an US-Statistiken

      Nach den jüngsten Bilanzmanipulationen bei US-Konzernen werden auch die Konjunkturzahlen der weltgrößten Volkswirtschaft von Experten zunehmend in Zweifel gezogen. Anlass für die Spekulationen um die Glaubwürdigkeit der US-Statistik sind die jüngsten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt, die am vergangenen Mittwoch deutlich für das vergangene Jahr und das erste Quartal 2002 nach unten revidiert wurden. Auch bei den am Freitag zu Veröffentlichung anstehenden Zahlen zur Produktivität im zweiten Quartal sind nach Einschätzungen von Volkswirten wieder Revisionen zu erwarten.

      So korrigierte die US-Statistikbehörde das Wirtschaftswachstum für das Jahr 2001 von 1,2 Prozent auf 0,3 Prozent nach unten. Auch das Wachstum für das erste Quartal 2002 wurde von 6,1 Prozent auf fünf Prozent nach unten revidiert. Zudem war nicht nur das reale Wirtschaftswachstum im Jahr 2001, sondern auch das nominale Wachstum betroffen. Es wurde also nicht nur der so genannte BIP-Deflator nach unten revidiert, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Leistung der USA war geringer als bisher angenommen.


      Zahlen mit Geschmäckle

      "Ich halte die US-Konjunkturzahlen nicht für vertrauenswürdig", sagte Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank. Es sei auffällig, dass die wesentlichen US-Wirtschaftsindikatoren im Nachhinein massiven Revisionen unterliegen, die ein sehr viel nüchterneres Bild der US-Wirtschaft zeichnen als die aktuell veröffentlichten Daten.

      Diese Entwicklung sei seit 24 Monaten sehr ausgeprägt. Bereits bei der "Benchmark Revision" des vergangenen Jahres seien die Wachstumsdaten für die Jahre 1997 bis 2000 deutlich revidiert worden. Insgesamt erinnere die Revision der makroökonomische Daten sehr stark an das Problem der Unternehmensdaten in den USA. Ein fader Beigeschmack sei bei dieser Informationspolitik gegeben, sagte Hellmeyer. Sie könne nicht gerade als vertrauensfördernd bezeichnet werden.

      © SPIEGEL ONLINE 2002
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      schrieb am 06.08.02 07:43:39
      Beitrag Nr. 214 ()
      Hans A. Bernecker

      Wie billig können Märkte werden?

      Wie billig können Märkte werden? Bedauerlicherweise setzen sich mit dieser Frage die wenigsten auseinander, die heute im Umfeld fallender Börsen immer neue Schreckensszenarien in den Raum stellen. Natürlich ist es leicht, heute Kursprognosen von 2000 für den DAX oder 6000 für den Dow Jones (vom Nasdaq ganz zu schweigen) zu formulieren. Diese aber fundamental zu begründen, ist nicht nur erheblich schwerer, sondern eigentlich unmöglich. Es werden dann meist die negativen Aspekte der letzten Wochen noch einmal hervorgehoben, um daraus eine Begründung zu basteln. Sehr schlüssig ist das, was ich der Richtung bis heute gelesen habe, nicht.

      Märkte bemühen sich immer um ein ausgewogenes Gleichgewicht, in dem sie angemessene Bewertungen für Kapital feststellen. Dieses Gleichgewicht kann immer wieder zu der einen wie auch der anderen Seite umgestoßen werden, orientiert sich aber letztendlich an den zugrundeliegenden Zahlen. Seit April diesen Jahres bewegen sich die Aktienmärkte in den USA aber auch Europa in ähnlichem Umfange von dem inneren Gleichgewicht des Marktes weg, wie Sie das schon einmal im Herbst 1999 bzw. Frühjahr 2000 taten. Was damals in einer erstaunlichen Überbewertung mündete, tendiert heute zu einer atemberaubenden Unterbewertung.

      Es geht nicht darum, Zweckoptimismus zu schüren. Um aber die heutigen Kurse als gerechtfertigt oder fair anzusehen, müßten zwei Faktoren eintreten, die das Gleichgewicht des Marktes auf dem jetzigen Niveau herstellen können. Entweder müßten die Zinsen im Dollar bzw. im Euro von ihrem jetzigen Niveau aus massiv steigen, oder aber die Unternehmensgewinne gemessen an den Gewinnschätzungen für 2002 und 2003 dramatisch nach unten korrigiert werden. Beides zeichnet sich im Moment nicht ab. Zugegeben, das Zinsniveau für die Euro-Zone gemessen an der Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe liegt mit 4,6 % auf einem unnatürlich niedrigem Niveau. Das gilt auch für die 4,27 %, mit der derzeit die 10-jährigen US-Treasuries rentieren. In beiden Zinssätzen spiegelt sich zu einem gewissen Teil die Fluchtgeldbewegung der letzten Wochen wieder, bei denen Kapital aus Aktienmärkten in diese Papiere auf der Suche nach dem sicheren Hafen umgeschichtet wurde. Gleichwohl liegt das akzeptable Zinsniveau beider Währungen doch deutlich unter 5 %. Das impliziert ein theoretisches KGV für Anleihen von irgendwo zwischen 20 und 23. Gemäß der laufenden Gewinnschätzung im DAX und im Dow Jones liegt das dortige KGV für 2003 aber bei 12,6 bzw. 14,6. Demnach ist der Markt nach dieser Rechnung um die 25 – 30 % zu niedrig bewertet. Dies ist übrigens das Modell, mit dem auch die amerikanische FED arbeitet.

      Kritiker frage zu Recht, ob die Gewinnschätzung für das laufende kommende Jahr nicht viel zu hoch ist? Sie bestreiten gar nicht, daß das Zinsniveau niedrig ist, unterstellen aber vor dem Hintergrund der Bilanzskandale in den USA, daß die Prognosen für die Gewinne im laufenden und kommenden Jahr künstlich nach oben gedrückt würden. Diese Meinung teile ich nicht. Im Gegenteil: In Anbetracht der wachsenden Skepsis gegenüber Vorständen und deren Prognosen und der implizierten Haftung der Vorstände für diese ist davon auszugehen, daß die laufende und künftige Bilanzierung sehr konservativ ausfallen wird. Dabei mag die ein oder andere Gewinnschätzung auch gesenkt werden. Das das im Durchschnitt aber 25 – 30 % betragen wird, halte ich für unwahrscheinlich.

      Es geht also nicht um die Frage der Tendenz an sich, sondern um das Ausmaß ihrer Bewegung. Die Notwendigkeit, die Überkapitalisierungen der Märkte abzubauen, war unumstritten. Nirgends war dies eindeutiger zu sehen, als in den Bewertungen der Aktien im Nasdaq. Insofern heute noch Überbewertungen existieren, liegen diese meistens bei Nasdaq-Titeln. Darin besteht eine gewisse Belastung für den Markt. Viele Nasdaq-Titel unterliegen der Problematik, das sie in den Boom-Jahren viele Akquisitionen über Aktien finanziert haben und sich dafür permanent neues Kapital genehmigen ließen. Das galt auch für das Prinzip der Aktien-Optionen. Die Konsequenz ist, daß die absolute Zahl an Aktien die heute ausstehen bei einzelnen Unternehmen atemberaubend ist. Cisco Systems z.B. hat z.B. über 7 Mrd. Aktien ausstehen. Das gilt auch für Intel oder AOL TimeWarner. Das bedeutet, mit jedem Dollar, den der Kurs pro Tag steigt oder fällt, verändert sich der Börsenwert des Unternehmens gleich um 7 Mrd. $. Mithin kommt man von den Überbewertungen nur sehr schwer runter. Microsoft oder IBM haben dagegen nur knapp 4,5 Mrd. Aktien ausstehen. Das ist natürlich immer noch viel, aber schon bedeutend weniger. Im Vergleich zu traditionellen Konzernen wirken diese Zahlen dennoch enorm. General Motors z.B. hat gerade mal 500 Mio. Aktien ausstehen und Procter & Gamble 1,6 Mrd. Aktien. Es handelt sich hier also um ein rein mathematisches Problem. Bei 7 oder 8 Mrd. ausstehenden Aktien ist das betroffene Unternehmen kaum in der Lage, einen angemessenen Gewinn je Aktie auszuweisen, geschweige denn, je eine Dividende auf diese Papiere zu zahlen. In diese Relation muß der Aktien-Kurs aber zurück. Die Lösung wird dahin gehen, daß Unternehmen in den kommenden Monaten oder Jahren anfangen werden, im sog. Reverse Splitt ihre Aktien im Verhältnis von 4:1 oder höher zusammenzulegen. Broadvision hat das gerade getan. An der Bewertung ändert das im ersten Moment nichts, mittelfristig aber schon. Denn je geringer die Zahl der ausstehenden Aktien, desto realistischer werden die Börsenbewertungen, die sich daraus ergeben.

      Insgesamt geht es in der jetzigen Baisse nicht um die Vorwegnahme einer Entwicklung, wie in den USA der dreißiger oder im Japan der 90er Jahre. Beide Vergleiche sind unangebracht und falsch, wie jeder, der sich mit diesen Themen beschäftigt, schnell erkennen wird. Es geht aber sehr wohl um die Wiederherstellung angemessener Relationen zwischen fundamentalen Fakten und künftigen Erwartungen. Märkte suchen letztendlich ihre Gleichgewicht und werden es auch in diesem Fall wieder finden. Der innere Trend spricht dabei vom jetzigen Niveau aus für deutlich höhere Bewertungen.

      Daniel Bernecker/Hans A. Bernecker

      05.08.2002

      aus boerse.de
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      schrieb am 15.08.02 09:09:32
      Beitrag Nr. 215 ()
      „Der Dow Jones kann bis auf 1.000 Punkte fallen“

      8. Aug. 2002 Optimismus ist an sich nicht schlecht. Aber wenn er in Gier umschlägt, wird es gefährlich. Zumindest an der Börse. Denn Gier und Angst sind wesentliche psychologische Bestandteile spekulativer Blasen, erklärt Professor Fredmund Malik von der Universität St. Gallen im FAZ.NET-Interview.

      Als Hochschullehrer, Unternehmensberater, Autor vieler Publikationen und Verwaltungsratspräsident des Management Zentrums in St. Gallen ist er bekannt für seine kritische Haltung zu Modewellen und Zeitgeistströmungen. Im Gegensatz zu vielen anderen hat er schon früh vor Kursverlusten gewarnt. Nun prognostiziert er eine längere deflationäre Phase.

      Die Börsen sind in den 90er Jahren schnell und stark gestiegen. Seit dem Frühjahr 2000 scheinen sie jetzt noch schneller zu fallen. Wie ordnen Sie das ein?

      Das war eine der größten massenpsychologischen Manien der Geschichte. Viele Leute, die sich zuvor wenig mit der Börse beschäftigt hatten, glaubten, es handle sich um etwas Einzigartiges und deswegen konnte auch das Märchen von der „New Economy“ entstehen. Schaut man sich dagegen Futures-Märkte an, so kann man solche Phänomene in kürzeren Abständen immer wieder beobachten.

      Womit hängt das zusammen?

      Mit der Logik der Spekulation, weniger mit fundamentalen Geschehnissen. Das ist einmal die Gier, ohne zu arbeiten und möglichst rasch reich zu werden. Aber auch die Angst, in einer Aufwärtsphase an der Börse nicht dabei zu sein und etwas zu versäumen. Sobald es umschlägt, bleibt nur noch die Angst. Die, alles zu verlieren oder nicht mehr aus dem Markt heraus zu kommen.

      Dazu kommen die Schulden. Eine Hausse ist praktisch nicht möglich, wenn die Leute alles voll bezahlen müssen. Genau diese führen dann auch zu teilweise brutalen Abwärtsbewegungen. Denn die Anleger werden gezwungen, ihre Portfolios zu liquidieren, wenn sie ihre Nachschussverpflichtungen nicht mehr erfüllen können.

      Wo stehen wir konkret? Gehen die Märkte noch weiter nach unten?

      Bärenmärkte laufen immer dahin zurück, von wo sie gestartet sind. Und der Bullmarket ist gestartet im Jahr 1982 bei einem Dow Jones von etwa 1.000 Punkten. Man muss damit rechnen, dass er dahin zurückkehren wird. Das kann drei oder vier Jahre dauern. Kurzfristig und vorübergehend gibt es aber immer wieder Erholungen. Bear-Market Rallies sind besonders berüchtigt für ihren Strohfeuercharakter.

      Das wäre noch ein ganz schönes Stück, ist das denn möglich?

      Werfen sie einmal einen Blick nach Japan. Ende 1989 stand der Nikkei bei 40.000 Zählern und man war der Meinung, wenn diese Marke überschritten werden sollte, dann sei der Weg frei auf 60-, 80- oder gar 100.000 Punkte. Aber das ist nicht passiert. Es gab zwar keinen Crash, aber seit dieser Zeit sinken die Kurse im Trend. Ich denke der Nikkei wird auf 4.000 Zähler fallen, bevor man an eine Besserung denken kann. Japan ist nun seit rund zehn Jahren in einer deflationären Stagnation - und genau das wird den USA bevorstehen. Abgeschwächt auch Europa.

      Und das wird genau so lange dauern?

      Es wird nicht ganz so lange dauern, aber rasch im üblichen Sinne des Wortes dürfte es nicht gehen. Wir stehen im Dow Jones im ersten Fünftel der Baisse, der Nasdaq ist weiter fortgeschritten - wird sich aber noch einmal mindestens halbieren.

      Das bedeutet, die so genannten Blue Chips sind genauso überbewertet wie die New Economy-Werte?

      Die Börsenblase basierte auf einer kollektiven, massenpsychologischen Manie. Die dadurch entstandene massive Überbewertung, die in keiner Weise - schon gar nicht durch die Leistungen der Unternehmen - zu rechtfertigen war, beruht auf einer Fiktion. Gerade Amerika hat sich in einer Weise „schön gerechnet“, wie es keine andere Nation jemals gemacht hat. Und die Welt , besonders Europa, hat daran geglaubt.

      Können sie das belegen?

      Nehmen sie nur das so genannte „Hedonic Priceindexing“. Computer sind immer billiger und dabei immer schneller und leistungsfähiger geworden. Statistiker waren nun der Ansicht, wenn der Rechner nur mit dem Preis in das Sozialprodukt einginge, drücke das die Leistungsfähigkeit nicht genügend aus. So werden sie nun mit einem „Anpassungsfaktor“ multipliziert. Würde man das Prinzip auf die Automobilindustrie übertragen, müsste man den Verkaufspreis der Autos mit der Anzahl der PS multiplizieren. So sind die Computerinvestitionen in den USA bis zum 20fachen zu hoch ausgewiesen worden.

      Das heißt, das ausgewiesene Sozialprodukt war viel zu hoch?

      Ja, alle Welt war der Meinung, in Amerika gibt es ein Wirtschaftswunder, weil man die Zahlen ungeprüft übernommen hat. Dabei war es nur ein Scheinwunder. Auch die Umsätze und Gewinne der Unternehmen waren entsprechend geschönt. Das wurde damals als das Non-Plus-Ultra moderner Unternehmensführung angesehen, heute bezeichnet man es als Bilanzfälschung.

      Man hat den Leuten zu geringe Löhne bezahlt, sie dafür mit Stock-Options abgefunden. Diese hat man allerdings nicht in die Bilanzen übernommen. Man hat Softwareaufwand statt abgeschrieben aktiviert. Viele Gewinne sind nicht aus dem operativen Geschäft gekommen, sondern aus Finanzgeschäften. Aktienrückkäufe dienten vor allem dazu, das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu verbessern, ohne dass die Gewinne absolut gestiegen sind.

      Viele Wirtschaftsjournalisten haben diese Zahlen naiv übernommen und sie beispielsweise bei CNBC oder n-tv als Entertainment „verkauft“. Auf den „Bullmarket“ ausgerichtet wurde alles irgendwie positiv interpretiert.

      Was bedeutet das für die Pensionssysteme, die immer mehr auf Aktien setzen?

      In den USA sind die Ersparnisse von zwei Generationen an der Börse investiert, in hoch riskanten Papieren. Das Pensionssystem steht dort wahrscheinlich vor der Pleite, die Leute können nicht in Pension gehen.

      Gibt es Lösungsmöglichkeiten?

      Einen „chirurgischen Schnitt“, die rasche Entschuldung, wird man nicht umsetzen wollen. Folglich wird es zu einer längeren deflationären Phase mit sinkenden Wachstumsraten kommen. Unternehmen werden nicht wachsen, sondern werden schrumpfen. Und darauf sollten sie sich einstellen, um liquide bleiben zu können.

      Wie muss sich ein Anleger positionieren?

      Wer Geld auf dem Konto liegen hat, der soll es liegen lassen. Es wird immer mehr wert. Wer noch Aktien hat, der soll sich zumindest darauf einstellen, dass er aussteigen muss - aus allem. So sollte er eine kommende Bärmarktrally, die im Dow Jones durchaus noch einmal auf 9.000 Punkte führen kann, dazu nutzen, zu verkaufen.

      Wie sieht es in diesem Umfeld aus mit dem Euro? Wird er Bestand haben und wie wird er sich entwickeln?

      Der Euro wird überleben und er wird gegenüber dem Dollar sehr stark sein. Solange wir eine deflationäre Wirtschaftslage haben, brauchen wir uns um den Euro keine Sorgen zu machen. Als letzte bittere Medizin für eine Deflation wäre eine selbst produzierte Inflation denkbar. Aber dafür braucht es noch seine Zeit.

      In der Außenbetrachtung bahnt sich das nächste große Problem Amerikas im Dollar an. Die Kapitalimporte sind so massiv, dass sie nicht aufrecht erhalten werden können. Deswegen wird der Dollar - abgesehen von möglichen Zwischenerholungen - fallen. Auf Sicht von drei Jahren möglicherweise auf zwei Dollar pro Euro.


      Das Gespräch führte Christof Leisinger.

      Quelle: http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=inv…
      Avatar
      schrieb am 17.08.02 16:57:05
      Beitrag Nr. 216 ()
      Wirtschaftslage in den USA

      Dr. Kurt Richebächer, früher Chefökonom der Dresdner Bank, hielt die folgende Rede auf einem Seminar der EIR-Nachrichtenagentur am 5. November 2001 in Berlin. Wir haben den Text hier etwas gekürzt. Die ganze Rede wird in einem EIRNA-Bericht zusammen mit den anderen Beiträgen veröffentlicht werden.


      Wahn und Wirklichkeit

      Die tatsächliche Lage der amerikanischen Wirtschaft


      Meine sehr verehrten Damen und Herren,

      -- à propos Generationen. Ich bin groß geworden in einer Zeit, als die Volkswirte die Aufgabe hatten, nachzudenken. Sie müssen bedenken: Die alte Generation hatte wenig Statistik zur Verfügung, und schon das zwang zum Denken. Aber besonders unter amerikanischem Einfluß hat die Statistik so sehr um sich gegriffen, ist so überwältigend geworden, daß das Denken vollkommen aufgehört hat. Das intellektuelle Niveau in der ökonomischen Diskussion ist heute für mich das niedrigste seit 200 Jahren (vor etwas über 200 Jahren erschien Adam Smith mit seinem Wealth of Nations). Die Amerikaner haben schon in den 20er Jahren die Theorie aufgegeben. Es gibt nicht einen großen amerikanischen Nationalökonomen; es gibt jede Menge Nationalökonomen aus England, aus Schweden, aus Österreich -- aber nicht einen aus Amerika. Nun zur Sache.

      Nach herrschender Meinung hat die amerikanische Wirtschaft in den vergangenen Jahren eine große Renaissance erlebt, die Wunder der Produktivität und der Gewinne vollbracht hat. Ich habe die Sache immer im Auge behalten, und ich habe festgestellt, daß die Wunder im Grunde nur in der Statistik, aber überhaupt nicht in der Wirtschaft stattgefunden haben.

      Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Gewinnentwicklung der letzten Jahre ist die mieseste der gesamten Nachkriegszeit. Jetzt werden Sie fragen: "Wie ist denn das möglich?" Das kann ich Ihnen sehr einfach sagen: Es gibt in dieser Sache zwei Zahlenreihen -- "Reihe" ist schon übertrieben: es gibt eine Reihe, und das andere ist Stückwerk. Also: Das worauf jeder schaut, was Schlagzeilen macht, das sind die Berichte der Unternehmen. Und diese Berichte sind in einem Maße frisiert, daß sie keinerlei Beziehung zur Realität haben. Die Amerikaner sind heute an dem Punkte, wo die Unternehmen sogenannte Pro-forma-Gewinne mitteilen. Pro-forma-Gewinne sind errechnete Gewinne, bei denen jede beliebige Kostenart weggelassen wird, vor allen Dingen Zinskosten und Abschreibungen, die ausgegliedert werden nach dem Motto, diese Kosten spiegelten nicht die organische Entwicklung wider. Vodafone machte neulich Schlagzeilen: "Gewinnanstieg 40%." Das war aber nur der "EBITDA-Gewinn", das heißt Einnahmen ohne Zinsen, ohne Steuern, ohne Abschreibungen, ohne Amortisation. Außerdem müssen Sie eines bedenken: Warum führen die amerikanischen Unternehmen alle diese Akquisitionen und Mergers durch? Das Ziel besteht darin, Gewinne zu kaufen. Die wollen keine Synergien. Die wollen Gewinne kaufen, und diese werden dann dem eigenen Gewinn zugeschlagen. Das macht man zehn Mal im Jahr. Dann wird das extrapoliert, und Sie erhalten die wunderschönsten Gewinnkurven und bewundern die ungeheure Rentabilität der amerikanischen Wirtschaft. Mich stört, daß nicht ein Mensch aufsteht und sagt: "Das ist doch alles Quatsch."

      Denn es gibt eine andere Zahlenreihe. Und das ist die Zahlenreihe, an die ich mich als Volkswirt halte. Das ist die Zahlenreihe der amtlichen Statistik, der amtlichen Sozialprodukt- und Einkommensstatistik. Die kommt jeden Monat heraus und ist sehr ausführlich. Da können Sie, aufgeteilt nach 20 Branchen, in Details die Zahlen haben -- und dies sind die Zahlen, nach denen ich mich richte. Tatsache ist folgende: Die amerikanischen Gewinne sind scharf angestiegen von 1990, der Rezession, bis 1994. Mehr als 50% dieses Gewinnanstiegs von insgesamt 66% kam von Zinssenkungen. Der Rest kam von fallenden Abschreibungen, die ihren Grund darin hatten, daß die amerikanische Wirtschaft Ende der 80er Jahre aufgehört hatte zu investieren. Und das übersetzte sich jetzt in sinkende Abschreibungen, sinkende Zinsen und explodierende Gewinne. Aber der Gewinnanstieg hörte bereits im Jahre 1994 auf. In den nächsten fünf Jahren bis 2000 stiegen die Gewinne nur noch um 22%. Wie gesagt, das sind die amtlichen Gewinnzahlen. Und danach hatten die Amerikaner in den vergangenen fünf, sechs Jahren für eine "Hochkonjunktur" die mieseste Gewinnentwicklung aller Zeiten. In den Jahren 1998/99 gab es eine leichte Besserung. Aber seit dem 3. Quartal vergangenen Jahres erleben wir den steilsten Gewinnsturz aller Zeiten -- im übrigen auch bei den Gewinnen, welche die Unternehmen berichten. Denn diese Unternehmen haben in der Vergangenheit, aus ihren Akquisitionen, gewaltige Aktivposten in Form von "Goodwill" gebildet. Sie haben ja alle anderen Fabriken aufgekauft zu Überpreisen. Die mußten sie irgendwie in der Bilanz unterbringen, und das geschah, indem man sie auf die Aktivseite als einen immer größeren Posten "Goodwill" einsetzte. Und da nun die Gewinne einfach verschwinden, muß man den "Goodwill" abschreiben. Sie wissen, Nortel hat 49 Mrd. "Goodwill" abgeschrieben und andere Unternehmen 10 Mrd. Es sind unglaubliche Zahlen, sofern sie sich um die Wahrheit bemühen. Aber es gibt kaum jemanden, der sich um die Wahrheit bemüht.

      Was ist mit dem Produktivitätswunder? Produktivitätswunder und Gewinnwunder sind ja in unseren Vorstellungen eng miteinander verkoppelt. Das eine Wunder fand so wenig statt wie das andere. Mir fiel als erstes auf: Es waren ja immer die Zahlen über den gewaltigen Investitionsboom. In den letzten Jahren lag die Investitionsquote der Amerikaner bei 35% der Wachstumsrate. Auf der anderen Seite gab es Null Ersparnisbildung, zusammenbrechende Ersparnisbildung. Für mich ist es logisch ein Unding, daß man zugleich einen Investitionsboom und zusammenbrechende Ersparnisse haben kann. Das ist nicht möglich, denn ich kann nur investieren, wenn ein anderer spart und mir dadurch die Ressourcen freigibt für meine Investition. Das war also von vorneherein ein totaler Unfug. Aber niemand nahm Anstoß daran, denn, wie gesagt, theoretisches Denken ist völlig abhanden gekommen. Als nächstes fielen mir die Computerinvestitionen auf. Es wird dauernd gesagt, gewaltige Computerinvestitionen bringen Produktivität. Ja, das tun sie auch. Aber wie? Ich verglich nominale Ausgaben für Computer und reale Ausgaben in den beiden Sozialproduktrechnungen. In der nominalen Statistik haben die Investitionsausgaben der amerikanischen Unternehmen für Computer in der Zeit von 1997 bis 2000 34 Mrd. Dollar betragen. Das ist gar nichts für eine Volkswirtschaft von 10000 Milliarden Dollar BIP. Aber in der Realrechnung des Sozialprodukts stehen keine 34, sondern 214 Mrd. Dollar. D.h. in der Realrechnung wurden aus einem für Computer ausgegebenem Dollar fast sieben Dollar. Wie ist das möglich?

      Hedonischer Preisindex und andere Operationen

      Die Amerikaner haben in den 80er Jahren beschlossen, bei der Berechnung der Investitionsrate mehr und mehr Qualitätsverbesserungen zu berücksichtigen, und das nennen sie den hedonischen Preisindex. Beim Computer war das nun schon seit Jahren im Gang, aber ab 1995 begann eine förmliche Explosion in den Computerleistungen. Ich bin da ein totaler Laie, aber es geht wohl um Memory (Speicherkapazität) und um Geschwindigkeit und alle diese Dinge. Das explodierte. Und mit der Computerleistung explodierte die Berechnung der Investitions- und Produktionszahlen für Computer: Sie versiebenfachte sich. Aus 34 Mrd. wurden in der Statistik 214 Mrd. Diese 214 Mrd. machten 20% des realen Sozialproduktwachstums aus. Das war also schon ein dicker Posten. Der zweite Schlag kam dann vor zwei, drei Jahren. Da beschlossen die amerikanischen Statistiker, daß Software-Ausgaben eigentlich nicht als Kosten, sondern als Investitionsausgaben zu betrachten seien. Das gab noch einmal 70 Mrd. in die Sozialproduktrechnung hinein. Sie müssen bedenken: Kosten gehen nicht ins Sozialprodukt. Ins Sozialprodukt gehen nur Endausgaben. Aber als Investitionsausgaben gehen sie nun ins Sozialprodukt, und insgesamt ergab sich dann aus hedonischem Preisindex plus Kapitalisierung der Software -- auf dem Papier -- ein Investitionsboom von 25% des Wachstums oder 1% des Sozialprodukts. Dann gab es eine dritte Operation. Im Jahre 1995 empfahl die Boskin-Kommission Verbesserungen der Berechnung der Inflationsraten unter stärkerer Berücksichtigung etwaiger Qualitätsverbesserungen. Da ging es sehr kompliziert zu. Insbesondere die Mieten wurden plötzlich ganz niedrig. Auf diese Weise kamen weitere 0,8% Sozialprodukt zustande.

      Wenn Sie jetzt diese drei Dinge zusammenrechnen, dann kommen Sie zu dem Ergebnis, daß im Grunde der ganze Investitionsboom überhaupt nicht stattgefunden hat, außer in diesen statistischen Veränderungen.

      Ich persönlich habe vor allen Dingen auch den hedonischen Preisindex abgelehnt. -- Die Idee scheint ja plausibel zu sein: Mehr Leistung muß berücksichtigt werden. Allerdings sind diese hedonischen Dollars, die immerhin eine gute Portion des Wachstums ausmachten, Dollars, die kein Mensch ausgibt, kein Mensch einnimmt und keiner sieht. Es sind Dollars ohne jede Spur von wirtschaftlicher Wirkung. Und deswegen habe ich diese Behandlung immer als groben Unfug betrachtet. Aber es führte zu diesen phantastischen Zahlen, nicht nur beim Sozialprodukt, sondern auch bei der Produktivität. Denn jede statistische Berechnung, die das Sozialprodukt erhöht, geht mit gleicher Menge von Dollars in die Produktivität hinein. Und so hatten sie plötzlich nicht nur ein Wachstumswunder, sondern auch das berühmte Produktivitätswunder.

      Noch ein anderer Punkt: Die Amerikaner bauen keine Fabriken mehr. Der Investitionsboom fand nur auf dem beschriebenen Wege in Computern statt. Das hat nun aber zu einer gewaltigen Veränderung in der ganzen Investitionsstruktur geführt. Es wird immer weniger kurzfristig investiert, und langfristig überhaupt nicht mehr. Das erhöht zwar am Anfang das Sozialprodukt über Bruttoinvestitionen, aber dann kommen die Abschreibungen, und die schießen immer schneller in die Höhe, je länger dieser Prozeß dauert. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo die Abschreibungen in Amerika die Investitionen überholt haben. Amerika hat heute negative Nettoinvestitionen, und das gesamte Sozialprodukt, ohne Abschreibungen, ist längst im Minus. Das amerikanische Sozialprodukt ist in den letzten drei Jahren um 14% gestiegen, aber die Abschreibungen sind um 34% gestiegen. Das heißt, Amerika ist hauptsächlich damit beschäftigt, seine Abschreibungen zu verdienen. Das bringt in der Statistik auch noch Wachstum, obwohl es eigentlich nur darauf hinausläuft, alte Maschinen zu ersetzen.

      Produktivitätswunder hat nie stattgefunden

      Was nun die Gewinne betrifft, so muß man bedenken, daß natürlich der hedonische Preisindex keinen einzigen Dollar in die Kasse bringt. Da kommt kein Gewinn zustande. Die Kapitalisierung der Software dagegen ging voll und ganz in die Gewinne. Denn plötzlich werden Kosten weggenommen und als Investitionsausgaben aktiviert. Das hat die Gewinne erhöht. Bemerkenswert ist, daß die Gewinnentwicklung trotz dieser Verschönerung einfach katastrophal ist. Insofern stellt sich die Frage: Wieso verlaufen die Gewinne so schlecht? Eine einfache Antwort ist: Das Produktivitätswunder hat nie stattgefunden. Es hat eben nur in der Statistik stattgefunden, aber nicht in der Wirtschaft. Es gab statistischen Zuwachs, aber keinen echten Produktivitätszuwachs für die Unternehmen. Prosperität kommt nicht von Produktivitätswundern, sondern sie kommt vom Sparen und vom Investieren. Die industrielle Prosperität hatte ihren Grund darin, daß man riesige Fabriken bauen mußte, um diese Maschinen herzustellen. Bedenken Sie, was man investieren mußte, um die Elektrizität herzustellen. D.h. die Prosperität kommt vom Investieren, und nicht ohne weiteres von der Produktivität. Wenn ich zusätzlich Produktivität erhalte, dann ist das prima. Aber die Prosperität kommt von der Kapitalbildung, die stattfindet: vom Bau der Fabriken und dem Bau der Maschinen. Es ist die Tätigkeit, die Einkommen entstehen läßt. Die Prosperität kommt von der Einkommensbildung und nicht automatisch von der Produktivität. Die Kapitalausgaben sind somit der Kernpunkt bei all diesen Dingen. Und die sind eben in Amerika minimal, wenn sie diesen statistischen Hokuspokus wegnehmen. Der andere Punkt ist der, daß in meinen Augen diese berühmte Shareholder-Value-Kultur die schlimmste Mißkultur darstellt, die es je im wirtschaftlichen Denken gegeben hat. Akquisitionen und Mergers sind schließlich kein Ersatz für Kapitalbildung und Investitionen. Diese Unternehmen haben en masse diese Akquisitionen betrieben, um nicht zu investieren. Ich sage immer: "Restrukturing" und "Downsizing" und all diese schönen Worte sind bloß Synonyme für "Nichtinvestieren". Und aus diesem Grunde fehlt es in den USA an Kapitalbildung. In einem Lande, wo nicht gespart wird, kann es ja auch gar keine Kapitalbildung geben, höchstens auf dem Papier.

      Und daher bin ich der Meinung, daß diese Technik, die so gerühmt wird für ihre Produktivität, gar keine Profite generiert. Wenn Sie heute die Nasdaq-Unternehmen nehmen und all die Abschreibungen berücksichtigen, dann haben diese Unternehmen seit 1995 keinen Pfennig verdient. Sie sind alle in den roten Zahlen. Das waren Scheingewinne in der Vergangenheit, die sie großenteils aus dem Aktienmarkt geholt haben. Sie haben ihre Gewinne im Aktienmarkt gemacht, haben dann andere Unternehmen gekauft, und die Gewinne wurden aufeinandergetürmt. Das waren alles Papiergewinne, Scheingewinne, keine Gewinne aus Produktion und Produktivität. Es war alles Betrug. Und insofern sehe ich das Problem in der Technik. Die Amerikaner haben geglaubt, das muß doch eine wunderbare Technik sein, für die man so wenig tun muß. Da kann man 50% mehr produzieren, von heute auf morgen, und dann sind wir alle reiche Leute. Wir haben geglaubt, daß diese Technologie besonders gut sein muß, weil sie so wenig kostet. Aber das ist der Grund, warum sie auch keinen Gewinn bringt. Gewinne können nur über Ausgaben entstehen. Ich sage immer: Die Hauptgewinnquelle sind kapitalisierte Ausgaben. Und wenn ich keine kapitalisierten Ausgaben habe, kann ich keine Gewinne machen. Und diese Quelle fließt nicht bei dieser neuen Technik. Sie fließt auch nicht von dieser neuen Shareholder-Value-Kultur, die ja andere Transaktionen vorzieht. Ich lese immer wieder, was die amerikanische Notenbank alles unternimmt: neun Zinssenkungen, demnächst die zehnte Zinssenkung. Und dann sage ich: Aber liebe Leute, allmählich ist es doch Zeit, einmal darüber nachzudenken, warum diese Zinssenkungen überhaupt keine Wirkung haben -- abgesehen davon, daß sie im Moment den Aktienmarkt hochtreiben. Nebenbei gesagt, die Aktien werden immer teurer, da die Gewinne nämlich noch viel schneller als die Aktienkurse gefallen sind. Im Transportsektor zahlen sie das 800fache für die Gewinne, vielfach sind ja gar keine Gewinne mehr da, und bei Utilities (Versorgungsunternehmen für Wasser, Strom etc.) bezahlen sie das 60fache. Bei Dow-Jones-Firmen zahlen sie das 35fache, und das bezieht sich wohlgemerkt auf die frisierten Gewinne. Die Gewinne sagen mir, wohin die Wirtschaft geht, nicht der dämliche Index von der Michigan University über die Stimmung der Konsumenten. Nicht der Konsument, wie die Amerikaner glauben, sondern die Gewinne und die Investitionen der Unternehmen sind entscheidend. Der Konsum kommt dann von selber.

      Die andere erstaunliche Sache: Alle Rezessionen der Vergangenheit hatten ein und dieselbe Ursache. Steigende Inflationsraten zwangen die Notenbank, die Bremse zu ziehen, und es kam zu drastischen Kreditrestriktionen. Scharf rückläufige Kredite führten zum Abschwung. Das ist die Ursache einer jeden wirtschaftlichen Rezession der Nachkriegszeit in Amerika und in Europa gewesen. In Amerika hat aber überhaupt keine Verlangsamung der Kreditexpansion stattgefunden. In den Boom-Jahren lag die Kreditexpansion des privaten Sektors in Amerika, also der Unternehmen und der Konsumenten, bei über einer Billion Dollar pro Jahr. Bis 1997 waren die Kredite um etwa 700 Mrd. Dollar gewachsen. Seit 1998 wachsen sie pro Jahr um über 1000 Mrd. Dollar. Aber diese tausend Mrd. Dollar bringen gar nichts mehr. Das Komische ist: Sie haben ein scharf rückläufiges Wirtschaftswachstum, sie haben zusammenbrechende Gewinne, sie haben zusammenbrechende Investitionen, aber sie haben eine Geld- und Kreditexpansion, die alle Rekorde schlägt. Die breite Geldmenge wächst um 13,5% -- Kreditwachstum von 1000 Mrd. Dollar im privaten Sektor -- im finanziellen Sektor ist auch noch eine gewaltige Kreditausweitung im Gange. Wir haben die tollste Kreditausweitung aller Zeiten, und dennoch bricht die Wirtschaft einfach zusammen. Es wäre nun an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, wie es denn überhaupt zu dieser scharfen Konjunkturabschwächung kommen konnte, während die Kredite und die Geldmengen in unvermindertem Tempo weitergeflossen sind. Wie ist das möglich? Ich will Ihnen sagen, warum: durch den Zusammenbruch der Gewinne. Das ist die einzige plausible Erklärung. In Amerika fehlt kein bißchen Geldmenge, kein bißchen Kredit. Früher, also in den normalen Zeiten, kam auf einen Dollar Wachstum des Sozialprodukts 1,6 Dollar Kreditausweitung. Wir waren schon in den Jahren 1998/99 bei vier, fünf Dollar Kreditausweitung pro Dollar zusätzlichem Sozialprodukt. Heute sind wir bei Milliarden Dollar für nichts. Für mich lautet die ganze Frage daher nicht: "Wie können wir die Kredite ankurbeln?" Ja, wohin wollen sie denn noch mit den Krediten? Wir sind heute bei tausend Milliarden. Wollen sie morgen auf 1500 Milliarden gehen? Der Punkt ist: Die Kredite gehen nicht in die Wirtschaft. Und sie gehen nicht vom Unternehmen in die Wirtschaft, weil die Unternehmen nichts mehr verdienen. Deswegen sehe ich keine Besserung in dieser Beziehung. Der einzige, der bis jetzt noch immer mehr gepumpt hat und die Konjunktur noch einigermaßen hochgehalten hat, war der Konsument. Und die Amerikaner sind ganz stolz darauf, daß der Konsument sein Haus immer mehr bis zum Schornstein verschuldet. In Amerika ruft man seine Bank an und sagt: Der Wert meines Hauses ist wieder um 10% gestiegen, ich möchte meine Hypothek um 10% erhöhen. Drei Tage später haben Sie 30000 Dollar auf dem Konto. So einfach geht das. Abertausende von Amerikanern haben das in den letzten Wochen und Monaten gemacht. Und darauf sind die Amerikaner auch noch stolz.

      Wo ist die Prosperität, wenn sie darin besteht, daß die Konsumenten ihre Ausgaben nur steigern können, indem sie ihre Haus beleihen? Das ist doch Schwachsinn. Ökonomisch ist das unglaublich. Wenn Sie sich die Statistik ansehen, dann stellen Sie fest, daß der amerikanische Konsument seit 20 bis 30 Jahren eine rapide steigende Verschuldung auf sein Haus besitzt. Ich habe noch die Generation der Amerikaner gekannt, die stolz darauf waren, wenn die Hypothek abbezahlt war. Heute sind sie stolz darauf, wenn sie sie erhöhen können. Und das steigt und steigt und steigt. Für mich ist das nun beim besten Willen kein Zeichen von Wohlstand. Es ist das Gegenteil. Greenspan ist im Kongreß gefragt worden: "Sagen Sie mal, ist das nicht problematisch, steigende Häuserpreise, steigende Hypotheken?" Und da sagt Greenspan: "Och, solange die Häuserpreise weitersteigen, steigt ja auch die Equity, das Eigenkapital." Der fand gar nichts dabei. Man muß sich das vorstellen: Die Häuserpreise erlauben steigenden Konsumkredit, und das wiederum soll die Konjunktur retten.

      Heute morgen war von Lösungen die Rede. Ich gehöre zu denjenigen, die sagen: "Die Leute, die uns das eingebrockt haben, sind nicht in der Lage, uns da wieder herauszubringen." Und nebenbei gesagt: Es ist viel schwieriger, als wir glauben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Sehen Sie sich Japan an. Da wird immer gesagt, die Japaner weigerten sich, zu restrukturieren. Das Problem Japans besteht darin: Die haben sich in den Bubble-Jahren ihre Investitionsdynamik zerstört. Endgültig zerstört. Aber auf der anderen Seite: Die Konsumenten sparen. Bei Nullzins muß ich ja noch mehr sparen als vorher, um meinen Lebensabend zu sichern. Im Grunde krankt Japan daran, daß es seine Investitionsdynamik nicht mehr in den Griff bekommt. Aber es hat Konsumenten, die noch sparen. Und wir haben sie in gemilderter Form ebenfalls. Wir haben immer noch Sparer, aber immer weniger Investitionen. Die Amerikaner und die Angelsachsen im allgemeinen sind in dieser Beziehung der krasse Gegensatz. Die sparen überhaupt nicht, investieren auch nicht, aber sie haben Kreditsysteme, die bis zum Exzeß darauf eingerichtet sind, Konsumkredit zu finanzieren. Die amerikanischen Banken schicken jedes Jahr in Milliardensummen Kreditkarten aus. Jeder Amerikaner bekommt jedes Jahr mindestens 50 Kreditkarten. Und jede Kreditkarte hat eine Kreditlinie. Die Besonderheit Amerikas besteht also darin, daß es ein Kreditsystem hat, das voll und ganz auf Konsumkredit ausgerichtet ist. Und die Scheinprosperität der Amerikaner besteht darin, daß sie immer weniger sparen, immer weniger investieren, immer mehr konsumieren. Die alten Ökonomen nannten diesen Prozeß Kapitalkonsum. Und das führt zwangsläufig zum wirtschaftlichen Niedergang. Aber die Amerikaner haben soviel dämliche Europäer und Japaner und andere Asiaten, die ihnen das Geld immer jeden Tag von neuem schicken. Insofern geht das weiter. Wenn Sie genau hinsehen, stellen Sie fest: Der Anstieg des Lebensstandards in den USA hat seinen alleinigen Grund in den Auslandskrediten. Das ist die einzige Möglichkeit, den Lebensstandard zu erhöhen. Denn der Durchschnittslohn des Amerikaners geht seit 1973 beständig zurück, und der Reallohn des Amerikaners liegt heute mindestens 25% unter dem Standard von 1973.

      Quelle: Neue Solidarität Jg.28 Nr.46 21.11.2001
      aus Thread: Lesenswertes
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 02:18:57
      Beitrag Nr. 217 ()
      Dow Jones-Analyse vom 17.08.2002
      .
      Chart seit 1982, 3-Jahres- und 6-Monats-Chart


      Trotz des Kursschubs am Mittwoch musste sich der Dow seiner Widerstandszone um 8800 Punkte geschlagen geben. Auf Basis der Freitags-Schlusskurse brachte die Börsenwoche dem Index einen leichten Zugewinn von 89 Punkten (+1 Prozent) auf 8779,06 Zähler.
      Damit bestätigte sich die an dieser Stelle getroffene Annahme eines erneuten Rücksetzers an der Widerstandsmarke. Der eher lustlose Verlauf zum Wochenschluss stimmt nun allerdings etwas skeptisch, was die Vollendung der Trendwendeformation in Form eines aufsteigenden Dreiecks betrifft. Um die noch optimistische Einschätzung aufrecht zu erhalten, wäre nun ein klarer Anstieg über 8800 Punkte wünschenswert. Laufen die US-Standardwerte hingegen weiter seitwärts, droht die hier in der letzten Woche empfohlene Long-Strategie zu einem Nullsummenspiel zu werden.



      Gelingt der Durchbruch über 8800, liegen die nächsten (jeweils aber schwachen) Widerstände bei 9000 und 9300 Punkten. Nach unten begrenzt der im Juli begonnene Aufwärtstrend bei aktuell 8550 Punkten das Rückschlagspotenzial. Die Indikatoren zeigen eine insgesamt neutrale Position. Erstmals seit dem Beginn des Down-Moves im Mai nähert sich der MACD wieder seiner Nulllinie. Der Abstand zu seiner Signallinie deutet auf weiteres Aufwärtspotenzial.

      Der Stochastik-Oszillator hält sich weiterhin im überkauften Bereich. Solange sich der Index in einem Aufwärtstrend bewegt, kommt diesem Umstand nur geringe Bedeutung zu - setzt sich hingegen eine Seitwärtsbewegung durch, müssen die sehr kurzfristigen Signale des Stochastik jedoch deutlich stärker ins Kalkül gezogen werden.


      Autor: Lutz Mathes / Büro Dr. Schulz

      Quelle: http://www.buero-dr-schulz.de/indexanalysen/indexdow.html


      Nasdaq Composite-Analyse vom 17.08.2002
      .
      Chart seit 1995, Wochenchart seit 1999 und Chart seit September 2001



      Nach unentschlossenem Verlauf zu Wochenbeginn nahm der compx am Dienstag nochmals etwas tiefer Anlauf, um dann am Mittwoch mit viel Schwung die seit Mai bestehende abwärtsgerichtete Trendlinie zu knacken. Im Zuge der zum Ende der Woche weiter festen Notierungen konnte dann auch das Juli-Hoch bei 1354 Punkten überwunden werden. Im Wochenvergleich ein Plus von 55 Punkten bzw. 4,2 Prozent.

      Die Situation hat sich damit insbesondere in der kurzen Zeitebene entspannt. Zum ersten Mal hat sich in der seit Jahresanfang laufenden untergeordneten Abwärtsbewegung eine untere Umkehrformation gebildet. Wie bereits in der Vorwoche angedeutet, bilden das Julitief sowie das charttechnisch mustergültig knapp darüber angesiedelte Tief vom August einen klassischen Doppelboden. Mit dem Klettern über das Verbindungshoch bei 1354 Punkten am Freitag ist diese Formation nun abgeschlossen, auch wenn auf Grund des nur sehr geringen Überschreitens dieser Marke sicherheitshalber noch eine Bestätigung in Form weiterer Kursgewinne zu Wochenbeginn abzuwarten ist.

      Positiv ist ferner der Anstieg über das mittlere Bollinger Band, den eGD20, zu werten. Auch konnte sich der compx wieder in den Abwärtstrendkanal zurückretten, aus dem er erst vor einigen Wochen nach unten ausgebrochen war. Allerdings ist auch diese Rückkehr noch nicht signifikant, weshalb bei einem Rücksetzer unter 1354 Punkte in der kommenden Woche erneut Vorsicht geboten wäre.



      Das rechnerische Kursziel des Doppelbottom, das man durch projizieren des Abstands zwischen dem Tiefpunkt und dem Verbindungshoch an die Ausbruchstelle erhält, liegt bei über 1500 Punkten. Etwa auf dieser Höhe verläuft derzeit auch die seit Januar gültige Abwärtstrendlinie, und das mittlere Bollinger Band auf Wochenbasis befindet sich zur Zeit bei 1496 Punkten.

      Jedoch existiert bei rund 1420 Punkten noch ein nicht unerheblicher Widerstand, der aus dem längerfristigen Schaubild ersichtlich ist. Gut denkbar, dass spätestens auf dieser Höhe eine Verschnaufpause einsetzt. Ohnehin mahnen der weit überkaufte Stochastik sowie das schon bei 1400 Punkten verlaufende obere Bollinger Band auf Tagesbasis vor einer möglichen Überhitzung.

      Dies sollte zunächst jedoch nicht beunruhigen. Notieren die Technologiewerte zu Wochenbeginn fester, darf zumindest ein Anstieg bis 1420 Punkte, im Verlauf auch darüber, ins Auge gefasst wird. Oberhalb von 1420 Punkten auf Schlusskursbasis sind dann sogar gut 1500 Punkte anzuvisieren. Gefahr droht erst wieder mit einem Rücksetzer unter ~1350 Punkte.

      Hinweis in eigener Sache: Das Donnerstags-Update erscheint vermutlich erst gegen Donnerstag Mittag.



      Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz

      Quelle: http://www.buero-dr-schulz.de/indexanalysen/indexcompx.html
      Avatar
      schrieb am 19.08.02 02:22:45
      Beitrag Nr. 218 ()
      DAX-Analyse vom 17.08.2002
      .
      Chart seit 1977, Chart seit Juli 1998 und Chart ab September2001



      Als einziger der an dieser Stelle behandelten Indizes musste der DAX in der Vorwoche Kursverluste hinnehmen, wenn diese auch mit einem Minus von 76 Punkten bzw. 2,0 Prozent recht moderat ausfielen. Im Vergleich zu den Wochen zuvor bewegten sich die Standardwerte innerhalb einer recht engen Spanne.

      Zwar sind das mittel- und gerade auch das langfristige Bild weiter düster, im kurzfristigen Zeitfenster hat sich die Lage aber trotz des leichten Kursrückgangs aufgehellt. Wie das untere Schaubild zeigt, konnte in der zweiten Wochenhälfte der seit Juli bestehende Aufwärtstrend nach oben durchbrochen werden. Als signifikant kann dieser Trendbruch noch nicht bezeichnet werden, auch setzte damit einhergehend kein deutlicher Aufwärtsschub ein, allerdings scheint hier das mittlere Bollinger Band zunächst die Bullen im Zaum gehalten zu haben. Gelingt es dem DAX, sich über das Band bei aktuell 3710 Punkten hinwegzusetzen, dürfte ein Anstieg bis zum allerdings noch immer fallenden oberen Bollinger Band bei derzeit 3958 Punkten folgen. Ungefähr auf dieser Höhe verläuft auch eine horizontale Widerstandslinie, die zuletzt Ende Juli bestätigt wurde.



      Erfreulich stimmt zudem das Indikatorenbild. Neben dem weiter bestehenden Kaufsignal des MACD konnte sich der Stochastik Oszillator deutlich aus der überkauften Zone entfernen und befindet sich im neutralen Bereich. Nachdem in den Monaten zuvor die Verkaufsignale des Stochastik recht treffsicher waren, wie dies bei Signalen dieses Oszillators in Trendrichtung oder innerhalb von Seitwärtsbewegungen meist ist, führte das jüngste Signal nicht zu wesentlichen Kursrückgängen. Dies deutet nun auch auf ein vorläufiges Ende des Abwärtstrends hin.

      Im Idealfall wird die sehr kurzfristige Aufwärtstrendlinie, die an den Verlaufstiefs von Anfang und Mitte August anliegt, nun nicht mehr unterschritten. Mit einem Sprung über 3710 besteht dann zunächst Potenzial bis auf 3820 Punkte, dort befindet sich eine horizontale Widerstandslinie, die im mittelfristigen Chart eingezeichnet ist. Darüber ist dann der Weg bis auf 3945 Punkte frei.

      Zwischenzeitliche Kursrückgänge sind zwar möglich und sogar wünschenswert, um den Anstieg auf einen solideren Boden zu stellen als die vorherigen sehr kurzen und heftigen Bearmarketrallies. Ernsthafte Gefahr droht jedoch erst mit einem Fall unter die wichtige Unterstützung bei 3540 Punkten.

      Demnach winken beim DAX zumindest kurzfristige Gewinne, steigende Notierungen gleich zu Wochenbeginn wären als Bestätigung dieser These zu werten. Im Vergleich zu den anderen Indizes könnte der DAX sogar gewisses Nachholpotenzial besitzen.



      Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz

      Quelle: http://www.buero-dr-schulz.de/indexanalysen/indexdax.html
      Avatar
      schrieb am 24.08.02 14:55:14
      Beitrag Nr. 219 ()
      Wachstum

      Baisse bremst die Konjunktur

      Von Michael Gneuss


      23. Aug. 2002 In Zeiten des New-Economy-Booms schienen die Aktienkurse ins Unendliche zu steigen. Je höher die Notierungen schossen, desto mehr Geld stand Anlegern und Unternehmen für Konsum und Investitionen zur Verfügung.

      Heute - so scheint es - fallen die Bewertungen ins Bodenlose. Banken und Assekuranzen fehlen aufgrund der schwachen Kurse eingeplante Kapitalmarkterträge, Unternehmen können nicht mehr über Kapitalerhöhungen Investitionen finanzieren und Konsumenten und Anleger werden von der Baisse schwer verunsichert. „Instabil“ nennen Nationalökonomen solche Szenarien. Es wirken Kräfte, die das Gleichgewicht der Märkte stören. Sie führen zu Übertreibungen nach oben oder unten.

      Börse als Indikator für die Preisentwicklung

      Ist das ein Grund für Wirtschaftswissenschaftler das Spiel der Börse genauer unter die Lupe zu nehmen? Ja, ist die eindeutige Antwort von Fachleuten. „Der Einfluss der Aktienkurse auf die Konjunktur ist eindeutig“, sagt Silke Tober, Geldmarktexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Die Zahl der ökonomischen Analysen in diesem Bereich steige deutlich an, ergänzt Tober.

      Bundesbank und Europäische Zentralbank (EZB) verfolgen die Kursentwicklung an den Börsen schon lange als Indikator für die Preisentwicklung. Das Augenmerk der Notenbanker hat sich in den vergangenen Monaten aber noch stärker auf die Aktiennotierungen gerichtet. Zwar haben die Kapitalmärkte noch lange nicht den Einfluss auf die Konjunktur wie in den USA. „Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass sie in den letzten Jahren auch im Euroraum an Bedeutung gewonnen haben“, heißt es im Februar-Monatsbericht der EZB dazu.

      Kursverluste schlagen auf Einzelhandel durch

      Studien haben diesen Einfluss sogar schon quantifiziert. Nach einer Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim schwächen sich im Durchschnitt die realen Einzelhandelsumsätze um 0,5 Prozent ab, wenn sich das Aktienvermögen um zehn Prozent vermindert (Aktienbaisse hemmt Konsum). Dieser Effekt erstreckt sich allerdings über einen Zeitraum von zwei Jahren, erklärt ZEW-Forscher Michael Schröder. Gemessen am Rückgang des Dax um 55 Prozent seit Anfang 2000 könnten sich die Einzelhandelsumsätze also um 2,8 Prozent verringern. Ein Teil davon dürfte bereits realisiert sein, schätzt Schröder.

      In den USA sind die Auswirkungen der Baisse auf die Konjunktur noch viel stärker. Ein Rückgang des Aktienvermögens von zehn Prozent führt dort zu einer Verringerung des Konsums um 0,7 Prozent. Der US-Konsum wäre daher von aktuellen Börsenschwäche mit einem Minus von 3,4 Prozent betroffen.

      Immobilienbewertungen tangieren Konsum stärker

      Auch der Internationale Währungsfonds hat sich mit dem Vermögenseffekt der Aktienkurse auseinandergesetzt und sieht für die USA einen Konsumanstieg von vier Cent, wenn das Aktienvermögen um einen Dollar ansteigt. Für Deutschland wird ein Anstieg von einem Cent angenommen. Noch signifikanter ist der Vermögenseffekt nach Aussage der Internationalen Währungsfonds allerdings bei Immobilien. Hier folgt der Konsum einem Zuwachs des Immobilienwertes um einen Dollar sogar mit sieben Cent

      Die Einflussmechanismen der Kursentwicklung auf die Konjunktur sind vielschichtig. Die EZB nennt neben dem oben beschriebenen Vermögenseffekt drei weitere Faktoren: Kapitalkosten, Vertrauen und Bilanzen. Geringe Kapitalkosten ergeben sich für Unternehmen, wenn sie aufgrund der hohen Aktienkurse günstig neue Firmenanteile ausgeben und so Investitionen finanzieren können. Außerdem können Kurse das Vertrauen in die künftige wirtschaftliche Entwicklung fördern oder dämpfen und damit auf Investitions- und Konsumvorhaben Einfluss nehmen. Schließlich hinterlassen Kursrückgänge auch Spuren in den Bilanzen. So könnten Kursverluste die von Banken nachgefragten Sicherheiten bei einer Kreditaufnahme beeinträchtigen.

      Für die Ökonomen beginnt die Arbeit jetzt

      Fazit der EZB: Die Aktienkurse müssen von den Zentralbanken beobachtet werden. In der Diskussion ist auch, ob die Zentralbanker in die Kapitalmärkte eingreifen sollten, um den Konjunkturverlauf zu stabilisieren. Doch für eine Intervention tritt nur eine Minderheit ein. „Die Aktienkursentwicklung ist kein geldpolitisches Ziel, sondern nur einer von vielen Indikatoren“, heißt es dazu bei der EZB.

      Strittig ist indes, ob Kapitalmärkte destabilisierende Quellen sind oder eben doch nur künftige Entwicklungen vorwegnehmen. Diese Frage wird künftig stärker diskutiert werden. Denn: Ein Zukunftsthema ist das Verhältnis zwischen Börse und Konjunktur allemal, heißt es im Umfeld der fünf Wirtschaftsweisen. Der Sachverständigenrat wird gut beobachten, wie sich Konjunktur- und Börsenzyklen künftig verhalten. Die Kursausschläge der letzten Jahre haben das Problembewusstsein geschärft. „Für uns Ökonomen beginnt die Arbeit jetzt“, sagt ein Mitarbeiter des Sachverständigenrats.

      © F.A.Z.
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 11:25:15
      Beitrag Nr. 220 ()
      K O N J U N K T U R

      Börse als Bremsklotz

      Von Kai Lange

      Die Weltwirtschaft klettert mühsam aus dem Tal, doch die Börse geht ihre eigenen Wege. Die Indizes haben sich vom Konjunkturverlauf gelöst und drücken nun auf das Vertrauen der Verbraucher. Wie groß ist die Gefahr, dass die Wall Street nun auch die "Real Street" mit sich reißt?

      Damals, in den alten Zeiten, gab es noch Anhaltspunkte. Da reagierte die Börse noch auf Veränderungen der globalen Konjunktur. Wie ein Seismograf schlug sie auf wichtige Frühindikatoren an und eilte der Entwicklung der Wirtschaft um sechs bis acht Monate voraus. Auch damals ließen sich keine Kurse vorhersagen, doch auf lange Sicht verliefen die Indizes zeitversetzt, aber im Einklang mit der Konjunkturkurve. In den alten Zeiten.

      Inzwischen ist die Welt komplizierter geworden. Nach Ansicht der Volkswirte hat die Konjunktur in den USA bereits vor sieben Monaten ihre Talsohle durchschritten, doch die Indizes markieren fast jede Woche neue Tiefs. Die Wirtschaft scheint sich langsam zu berappeln, aber die Finanzmärkte marschieren konsequent in die andere Richtung. Von Erholung keine Spur: Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg waren die Börsen in einem vergleichbar robusten Konjunkturumfeld so schwach wie heute, bemerken die Volkswirte von Goldman Sachs. Bilanzskandale und die tiefe Verunsicherung der Aktionäre sorgen dafür, dass Auftragseingänge und Wirtschaftswachstum beinahe ungehört verhallen.

      Der Double Dip droht

      Das Kursbarometer an der Wall Street hat sich nicht nur von der "Real Street" gelöst – nun droht das Pendel auch auf die reale Wirtschaftsentwicklung zurückzuschlagen.

      Der Aktiencrash könnte die zaghafte Konjunkturerholung wieder ersticken: Nach Ansicht von Stephen Roach, Chefvolkswirt bei Morgan Stanley, droht durch die extrem schwachen Märkte ein "double dip", ein Rückschlag in die Rezession.

      Selbst der bedächtige Bundesbank-Präsident Ernst Welteke sorgt sich darüber, dass sich "die Unsicherheiten an den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft auswirken". Die Baisse hat enormes Kapital vernichtet, Löcher in Konzernportfolios und Privatschatullen gerissen und für Unsicherheit bei Firmenchefs wie bei Verbrauchern gesorgt. Einiges spricht dafür, dass die Börsenkurve nun auch die Konjunkturkurve erneut nach unten drückt.

      Konsum gerät ins Wanken

      Mit Bangen blicken Börsianer auf den Verbraucher in den USA. Bislang hat dieser kräftig weiter eingekauft, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Verluste in den Depots wieder ausgeglichen sind. Die niedrigen Zinsen haben die Konsumlust auch nach den Attentaten im September stimuliert: Viele US-Bürger schuldeten ihr Darlehen für das Haus auf einen niedrigeren Zinssatz um und gingen mit dem gesparten Geld erneut auf Einkaufstour. Die günstigen Finanzierungs- und teilweise Nullzins-Angebote der Auto- und Konsumartikelhersteller waren ja auch verlockend. Zusätzlich floss viel ausländisches Kapital ins Land, was das Leben auf Pump erleichterte.

      Doch mit den US-Bilanzskandalen ebbt dieser Geldstrom ab, und das Vertrauen der Amerikaner, das beste Finanzsystem der Welt werde alles richten, ist angeknackst. Hinzu kommt die Sorge, auf Grund des Streichkonzerts der Konzerne bald selbst ohne Job zu sein, und die tiefe Enttäuschung beim Blick auf das eigene Depot. Das Vermögen der privaten Haushalte in den USA ist seit März 2000 um rund 4000 Milliarden Dollar geschrumpft – nach Schätzungen der US-Notenbank könnte dies eine Konsumeinschränkung von 180 Milliarden Dollar bedeuten, wenn die Verbraucher aus der Geldvernichtung Konsequenzen ziehen und das Sparen entdecken.

      Zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts der USA entfallen auf den privaten Verbrauch und der US-Einzelhandel verbuchte zuletzt bereits leicht rückläufige Umsätze, und das Vertrauen der US-Verbraucher ist im Juli auf den tiefsten Stand seit September gefallen. Hält dieser Trend an, dürften die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in den USA hinfällig sein.

      Quelle:http://www.manager-magazin.de/juliusbaer/0,2828,206806,00.ht…
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 01:47:09
      Beitrag Nr. 221 ()
      KBE: King of Bubble Excess oder Sir Print a lot of Money


      von Roland Leuschel

      Wer sich zum Beispiel am 28.8. in das Finanzportal boerse.de einklickte, fand unter den drei angebotenen aktuellen Kolumnen meinen Beitrag „Das brutale Ende der Kursrallye des Down Jones an der Fall Street“. Am selben Tage konnte er in der renommierten Tageszeitung FAZ Artikel finden wie „Steigender Konjunkturoptimismus belastet Renten“ oder „Konjunkturzuversicht beflügelt Aktien“. Während in meiner Kolumne stand „Die Chance für ein Double Dip erhöhte sich mittlerweile, und damit dürfte auch die Erholung der europäischen und japanischen Wirtschaft vorerst reines Wunschdenken sein“, stand in der FAZ: „Ein abermaliger Wirtschaftsabschwung (Double Dip) scheint immer unwahrscheinlicher“. Lassen Sie sich von den Tagesmeldungen nicht beeinflussen, und gehen Sie davon aus, dass das Fragezeichen, das ich noch hoffnungsfroh am Beginn dieses Jahres hinter meine Kolumne „Weltwirtschaftskrise II in Sicht?“ machte, nicht mehr angebracht ist. Es gibt seriöse, renommierte Experten, die sind noch viel pessimistischer als ich. Der österreichische Ökonom Fredmund Malik, der seit 1984 das Management Zentrum St. Gallen leitet, hat in einem Spiegel Interview folgende Prognose gewagt:

      „Alle Bedingungen sind erfüllt, dass sich die Entwicklung der 30er Jahre in ähnlicher Form wiederholt. Es wird vermutlich schlimmer ... In Amerika stehen die Ersparnisse von zwei Generationen im Risiko, in den vergangenen zwei Jahren ist mit 5 Billionen Dollar (weltweit sind es über 12 Billionen) so viel wie das halbe US-Sozialprodukt vernichtet worden. Noch hoffen die Rentner darauf, dass sich ihre Portefeuilles wieder füllen. Was aber, wenn sie merken, dass die Reserven weg sind? Es wird überall Verzicht geben. Nach der letzten grossen Wirtschaftskrise sind den Amerikanern soziale Konflikte erspart geblieben. Ich fürchte, diesmal wird es nicht so glimpflich ausgehen.“

      Ich hatte die Warnung des brutalen Endes der von mir Anfang Juni angekündigten Kursrallye (MSCI World 620) ausgesprochen, nachdem sich die dunklen Wolken am Konjunkturhimmel gefährlich häuften, und die Kursrallye von 15% (MSCI World 700) kräftig genug war, um Kursgewinne glattzustellen; denn darüber dürfte es keinen Zweifel geben, es handelte sich um eine Rallye, in einem längerfristigen Bärenmarkt, der noch 8 bis 10 Jahre anhalten kann. Nur der Anleger, der solche Kursrallyes ausnützt, kann auf die angepeilte Rendite von 6 bis 8% p.a. gelangen. Er muss auch wissen, dass mit einer derartigen Portfolio-Strategie viel Arbeit verbunden ist. Ich spreche aus Erfahrung; denn von 1968 bis 1982, also 14 lange Jahre, hatte ich als Stratege bei einer Grossbank verbracht, und glauben Sie mir, am Ende einer solchen Periode werden von Banken und Vermögensberatern eher Psychologen und Seelsorger für die Privatkundschaft gebraucht und weniger Analysten. Die Zeiten (1995 bis 1999) in denen lediglich Pavlowsche Reflexe bei Portfolio-Managern benötigt wurden, und in denen jeder kleine Kursrückgang zum Kauf genutzt werden musste (buy on dips) sind vorerst vorbei. Verschließen Sie nicht die Augen vor dieser Realität: Mehr und mehr Analysen werden von Banken und Zeitungen dem Phänomen und der Gefahr Deflation gewidmet. Ich habe eine lange Liste solcher Artikel gesammelt ...

      Das bei den Engländern etwas angeschlagene Königshaus versucht offensichtlich seinen Ruf und seine Beliebtheit bei seinen Untertanen durch verstärkten Einsatz des allseits geschätzten „britischen Humors“ wieder aufzupolieren. Ihre Majestät die britische Königin Elisabeth II hat vor kurzem den Ritterschlag für den Präsidenten der amerikanischen Notenbank Alan Greenspan angekündigt. In der Begründung steht „wegen seines außergewöhnlichen Beitrags zu weltweiter wirtschaftlicher Stabilität“. Außergewöhnlich war dieser Beitrag mit Sicherheit, er führte zur größten Aktienblase in der Geschichte der Menschheit, deren Platzen bereits über 12.000 Milliarden Dollar weltweit vernichtet hat. Das soll ihm erst einmal jemand nachmachen. Ein Hedge Fonds Manager (die verdienen bei volatilen Märkten am meisten) hat bereits einen Namen für Alan Greenspan gefunden „Sir Print a Lot“. Ich vermute, dass KBE (steht für „Knight Commander of the British Empire“ und kann auf Briefköpfen und Visitenkarten erscheinen) steht im Falle Alan Greenspan für KING OF BUBBLE EXCESS. Der von mir sehr geschätzte und äußerst scharfsinnige Claus Vogt, von der zur BNP gehörenden Effektenbank, hat es folgendermassen kommentiert: „Der Bock als König der Gärtner? Hat die Zeitschrift Titanic einen ihrer üblen Scherze platziert, und wir sind eher einer Satire aufgesessen? Was kommt als nächstes? Die Heiligsprechung kreditfinanzierter Spekulationsblasen? Handelt es sich womöglich um eine Verwechslung?“ Nein, lieber Claus Vogt, es handelt sich nicht um eine Verwechslung sondern lediglich um eine exquisites Beispiel tiefsinnigen, britischen, königlichen Humors moderner Version, den wir sterbliche auf dem alten europäischen Kontinent nicht richtig verstehen.

      Haben Sie also nach wie vor einen hohen Anteil an Cash und Triple A Bonds (70%) und warten Sie auf die nächste Kursrallye, sie kommt mit Sicherheit, und versuchen Sie mit Aktien bei stark limitierten Kurszielen wie Allianz unter 100, IBM bei 65, Daimler und Siemens unter 40, Deutsche Telekom bei 8, zuzuschnappen, wenn andere keinen Cash mehr haben und verkaufen müssen.

      Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg

      Roland Leuschel

      06.09.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=454ca4c9
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 16:56:59
      Beitrag Nr. 222 ()


      :D
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 19:29:30
      Beitrag Nr. 223 ()
      Neue Jahrestiefs:

      DAX 3.020 Punkte
      Nemax 50 395 Punkte

      USA Indices haben noch ein ernormes Rückschlagspotenzial
      und bisher hat noch keine Marktbereinigung (Crash) an den
      US-Börsen stattgefunden.

      Aktuelle Indexstände:

      Dow Jones 8.070
      S&P500 856
      COMPX 1.232
      Avatar
      schrieb am 21.09.02 01:26:47
      Beitrag Nr. 224 ()
      Die Baisse geht weiter als im Sommer abzusehen war.


      von Hans A. Bernecker

      Die Baisse geht weiter als im Sommer abzusehen war. Vertrauenskrise in den USA und Kriegskrise in Nahost sowie möglicher Wahlausgang in Deutschland bei schwacher Konjunkturtendenz im Hintergrund aller Industrie-Staaten lassen das gegenwärtige Kursniveau nicht stabil erscheinen.

      Die Zurücknahme aller Indizes um weitere 10 – 15 % mit einem voraussichtlichen Zeitablauf für September/Oktober ist damit programmiert. Allerdings mit dem Einwand und der Einschränkung: Der wesentliche Teil hängt von der Entwicklung in Nahost ab und dies ist eine 100 % ige politische Entscheidung. Nur eine endgültige und keine Zwischenlösung würde dieses Thema vorerst erledigen.

      Die extreme Schwäche der Technologie-Aktien entspricht den bisherigen Einschätzungen und Beobachtungen. Sie bleiben weiterhin die Achillesferse, allerdings mit der ergänzenden Nebenwirkung, andere Branchen zu berühren. Das hat mehr markttechnische als fundamentale Gründe, beeinträchtigt oder beeinflußt aber die Portfolio-Dispositionen der großen Anleger. Diese erwiesen sich seit Juli als eine besondere Belastung, wie sie in diesem Umfange bislang noch nie eingetreten war und auch insofern eine unbekannte Größe war. Es geht um die Portfolios der Versicherungen, speziell Lebensversicherungen in Europa. Die Aktienquote in den Kapitalanlagen der fraglichen Versicherer wurden in den letzten 10 Jahren von ursprünglich 5 % auf insgesamt 31 % ausgebaut. Der Mittelwert dürfte bei etwa 26 % liegen, wenn man gewichtet rechnet. Die Aktienquote der amerikanischen Konkurrenz liegt demgegenüber bei nur 3 – 4 %. Erschwerend kam hinzu:

      Dieser Aufbau erfolgte zu steigenden Kursen und mit der kürzlichen extremen Schwäche entstanden erhebliche Verluste in diesen Kapitalanlagen, die die Notwendigkeit erzwangen, die Aktienquote zu reduzieren. Das ist ein Teufelskreis. Um die Kernkapitalquoten der Versicherer zu rechnen, mußte um so mehr verkauft werden, je stärker die Kurse sanken. Das ist ungefähr das schlimmste, was einer Börse passieren kann. Aber es ist passiert. Das Auslaufen dieser Konstellation wird uns in den nächsten 4 – 6 Wochen noch arge Probleme bereiten, ist aber am Ende abzusehen.

      Sämtliche Dispositionen sollten sich darauf konzentrieren und darauf Rücksicht nehmen. Es geht also zur Zeit nicht um die Einschätzung von Gewinnen und anderen Potentialen, sondern um diesen besonderen Sachverhalt.

      Hans A. Bernecker

      20.09.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=4645e76e
      Avatar
      schrieb am 21.09.02 01:36:27
      Beitrag Nr. 225 ()
      Avatar
      schrieb am 21.09.02 03:47:30
      Beitrag Nr. 226 ()
      Oh weh ... nicht Germa`s komische manipuliert Nasdog/DOW 1929 chart. :rolleyes:

      Erste zeichen ein neue Bull kommt :D
      Avatar
      schrieb am 21.09.02 04:09:48
      Beitrag Nr. 227 ()
      Das ist nicht germas Chart! :mad:

      ...siehe http://www.zealllc.com/

      Ich habe diesen Chart als erster bei W-O benutzt.
      Avatar
      schrieb am 21.09.02 04:21:23
      Beitrag Nr. 228 ()
      :laugh:

      OK ... meist benutz und Germa`s liebling weltuntergang chart :P

      Hamilton hat viel zu antworten fur diese chart :laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.09.02 17:35:16
      Beitrag Nr. 229 ()
      Langzeit-Charts:

      Die Langzeit-Trends der wichtigsten Indizes geben ein umfassendes
      Bild über den Zustand der WeltÖkonomie. Die meisten Indizes
      haben ihren Langzeittrend entschieden nach unten gebrochen.
      Wir befinden uns in einem noch andauernden Bärenmarkt.






      Avatar
      schrieb am 23.09.02 12:18:29
      Beitrag Nr. 230 ()



      Seit Freitag, den 13. September 2002 verstärken wir unsere Prognose von CRASH ALERT auf CRASH WARNING . Wir sind der Meinung, daß ein Crash ähnlich 1929 oder 1987 innerhalb der nächsten 30 Tage eintritt. Seit Ende August sind wir im "CRASH ALARM" Modus und halten Ausschau nach einem Erdbeben der Magnitude 8.2 auf der Richterskala an Wall Street. In Elliott Wave Terms hat der Markt eine Serie von 1-2s gesetzt, mit der Folge einer Dreier Welle, das Herz eines Crashs.

      Es kann sein, daß ein externer Katalysator die auslösende Wirkung hat. Eine zerstörerische Terroristen Attacke würde als erstes infrage kommen. Eine "Kernschmelze" bei den Derivaten könnte ebenfalls wirken, oder es braucht nur einen unscheinbaren Schlag eines "finanziellen Schmetterling-Flügels". In jedem Falle, wir meinen, "Der Große Bärenmarkt" meldet sich mit Pauken und Trompeten zurück, bereit für die nächste Fütterung.



      Avatar
      schrieb am 25.09.02 00:05:38
      Beitrag Nr. 231 ()
      Fed warnt vor geopolitischen Risiken für US-Wirtschaft


      Washington, 24. Sep (Reuters) - Die US-Notenbank (Fed) hat
      am Dienstag vor erhöhten geopolitischen Risiken für die
      weltgrößte Volkswirtschaft gewarnt, die Leitzinsen aber
      erwartungsgemäß unverändert gelassen. Offensichtlich mit Blick
      auf einen drohenden Irak-Krieg wiesen die Währungshüter auf neue
      Unsicherheitsfaktoren für die US-Konjunktur hin.
      Der entscheidende Zielsatz für Tagesgeld liegt seit dem 11.
      Dezember 2001 bei 1,75 Prozent und damit auf dem niedrigsten
      Niveau seit rund 40 Jahren. Zwei der zwölf stimmberechtigten
      Mitglieder des für die Zinspolitik zuständigen
      Offenmarktausschusses (FOMC) stimmten am Dienstag nach
      Fed-Angaben allerdings für eine Leitzinssenkung. Einige
      Analysten werteten dies als Zeichen dafür, dass in dem Gremium
      über eine geldpolitische Lockerung zur weiteren
      Konjunkturbelebung debattiert wurde.
      Die US-Aktienmärkte bauten im Geschäftsverlauf ihre
      Kursverluste aus. Händler sagten, einige Anleger hätten offenbar
      insgeheim mit einer Zinssenkung gerechnet und seien daher
      enttäuscht. Dollar und Staatsanleihen reagierten dagegen kaum
      auf den Zinsentscheid.

      FED SIEHT GEOPOLITISCHE RISIKEN

      Wie bereits nach ihrer letzten Sitzung im August erklärte
      die Fed, es bestehe weiter die Gefahr einer wirtschaftlichen
      Abschwächung. Analysten erkannten in dieser Warnung, dass sich
      die Notenbank die Tür für eine Zinssenkung offen hält. "Es gibt
      beträchtliche Unsicherheit über den Ausmaß und den Zeitpunkt der
      erwarteten Belebung bei Produktion und Beschäftigung", hieß es
      von der Fed weiter. Erhöhte geopolitische Risiken trügen zu der
      Ungewissheit bei. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wachse
      indes in einem moderaten Tempo. Die derzeit niedrigen Zinsen und
      das starke Wachstum der Produktivität dürfte "mit der Zeit" ein
      besseres Geschäftsklima hervorbringen, teilte die Fed mit und
      wählte damit die gleichen Worte wie nach der vergangenen
      FOMC-Sitzung.
      Im Falle eines Militärschlags der USA gegen Irak befürchten
      Experten, dass steigende Rohölpreise die ohnehin nur schleppend
      verlaufende Konjunkturerholung bremsen könnte. US-Präsident
      George W. Bush äußerte sich am Dienstag nach einem Treffen mit
      Kabinettsmitgliedern allerdings zuversichtlich über die weitere
      Konjunkturentwicklung in den USA. Die Wirtschaft erhole sich
      weiter von den Folgen der Rezession des vergangenen Jahres,
      sagte Bush.

      UNEINHEITLICHES VOTUM ÜBERRASCHT ANALYSTEN

      Analysten zeigten sich nach dem Fed-Entscheid lediglich von
      der Tatsache überrascht, dass die Fed ihren Beschluss entgegen
      der üblichen Praxis nicht einstimmig fasste. "Die Erklärung
      unterscheidet sich nicht sehr von der ihres letzten Treffens.
      Interessant sind die zwei abweichenden Stimmen. Aus meinem
      Verständnis votieren sie üblicherweise einstimmig. Das zeigt,
      dass im FOMC eine Debatte darüber stattfindet, ob die Zinsen
      etwas weiter gesenkt werden sollten", sagte Bill Quan von Mizuho
      Securities USA. Eine uneinheitliche Entscheidung hatte es bei
      der Fed zuletzt im Dezember 2001 gegeben, als ein Notenbanker
      gegen den damaligen Zinssenkungs-Beschluss gestimmt hatte.
      Das abweichende Votum der beiden FOMC-Mitglieder Robert
      McTeer und Edward Gramlich zeige, dass der Fed die Hoffnungen
      der Märkte auf eine Zinssenkung nicht entgangen sei, sagte
      Analystin Lisa Finstrom von Salomon Smith Barney. McTeer hatte
      sich in der Vergangenheit mehrfach für eine weitere Lockerung
      der Geldpolitik ausgesprochen. Dabei hatte er besonders auf die
      nach seiner Ansicht weiter angespannte Lage am Arbeitsmarkt
      verwiesen.
      Die meisten Experten rechnen derzeit bis zum Jahresende mit
      unveränderten US-Leitzinsen. Nach einer Reuters-Umfrage der
      vergangenen Woche prognostizierten sechs der 22 befragten
      Primärhändler eine Zinssenkung in diesem Zeitraum. Von einer
      Zinserhöhung - wie noch zu Beginn des Jahres von einigen
      Analysten erwartet - spricht indes niemand mehr. Die nächste
      Fed-Zinsentscheidung wird am 6. November erwartet. Im
      vergangenen Jahr hatte die Fed den Schlüsselzins in elf
      Schritten um insgesamt 475 Basispunkte gesenkt, um der
      drastischen Konjunkturabkühlung entgegenzusteuern.
      rkr/phi
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 00:10:41
      Beitrag Nr. 232 ()
      Dow Jones-Analyse vom 21.09.2002
      .
      Chart seit 1982, 3-Jahres- und 6-Monats-Chart





      Die vergangene Börsenwoche brachte den US-Standardwerten einen Verlust von knapp 327 Punkten oder 3,9 Prozent. Eindeutig negative Signalfunktion kommt dabei dem Fall unter den Support bei 8000 Punkten zu.

      Als schwacher Trost bleibt nur die Tatsache zu werten, dass sich die Marktteilnehmer nicht unmittelbar am Freitag weitere Aktien auf den Markt warfen, doch der leichte Anstieg zu Wochenschluss bestätigt bisher nur die alte Unterstützung als neue Widerstandslinie. Damit kann den Dow nur ein spürbar positiver Wochenauftakt von einem Test seines Juli-Tiefs bei 7700 Punkten bewahren.

      Für einen nachhaltigen Sprung zurück über 8000 spricht allerdings nicht viel. Eine (an dieser Stelle ursprünglich erwartete) technische Aufwärtsreaktion wäre sehr viel leichter von einer der Unterstützungen bei 8300 und 8000 Punkten möglich gewesen. Beide Marken wurden innerhalb von nur einer Woche nach unten durchbrochen, so dass sich die Marktteilnehmer bestenfalls abwartend verhalten dürften. Aus technischer Sicht kündigt sich zumindest keine Trendwende an.



      Autor: Lutz Mathes / Büro Dr. Schulz



      Nasdaq Composite-Analyse vom 21.09.2002

      Chart seit 1995, Wochenchart seit 1999 und Chart seit Januar 2002



      Tatsächlich gab der compx in der Vorwoche weiter nach, das Wochenminus fiel mit 70 Punkten oder 5,4 Prozent nicht gerade gering aus. Nach dem Verkaufsignal am Dienstag konnte der Index am Mittwoch nur kurz verschnaufen, bevor sich die Verluste zum Ende der Woche ausweiteten.

      Damit notiert der Technologiewerteindex nun recht nahe an der unteren Begrenzung der Handelsspanne zwischen 1200 und 1420 Punkten. Ein Test der Unterstützung bei 1200 Punkten ist weiterhin denkbar, ein weiteres mittelfristiges Verkaufsignal entstünde dann mit einem Ausbruch nach unten.

      Eine Wende zum Positiven ist auch weiterhin erst zu konstatieren, wenn der Sprung über 1420 Punkte gelingt, was derzeit in weiter Ferne liegt. Kurzfristig würde sich die Lage jedoch schon aufhellen, wenn der compx über das mittlere Bollinger Band, den eGD20, bei aktuell 1285 Punkten ansteigen könnte. Dies bedeutet dann zudem eine Rückkehr in den schwachen Aufwärtstrend, der sich ab Ende Juli gebildet hatte.



      Der MACD steht nach wie vor auf Verkaufen. Der Stochastik Oszillator ist zwar tief in den überverkauften Bereich eingetaucht, erzeugte aber noch kein Kaufsignal. Ein solches würde innerhalb des übergeordneten Abwärtstrends ohnehin allenfalls Erholungspotenzial andeuten, nicht jedoch eine wirkliche Trendwende. Insofern lässt sich aus dem aktuellen Indikatorenbild nur wenig Hoffnung auf deutlich steigende Notierungen ableiten.

      Insgesamt ist für die kommende Woche vorerst eine Bewegung innerhalb der Spanne von knapp 1200 Punkten und rund 1290 Punkten zu erwarten. Sollte die Unterstützung bei 1200 signifikant und auf Schlußkursbasis durchbrochen werden, ist eine deutliche Verkaufswelle zu befürchten. Ein moderater Anstieg wäre zunächst lediglich eine Gegenreaktion auf die kräftigen Verluste der letzten 4 Wochen, mit einem Sprung über 1290 Punkte würde sich weiteres Potenzial bis auf 1354 Punkte ergeben.



      Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 00:13:09
      Beitrag Nr. 233 ()
      DAX-Analyse vom 21.09.2002
      .
      Chart seit 1977, Chart seit Juli 1998 und Chart ab März 2002



      Erwartungsgemäß fanden die Kursverluste beim DAX in der Vorwoche ihre Fortsetzung. Der am Mittwoch erfolgte Rutsch unter die Unterstützung bei 3235 Punkte stellte allerdings nicht den erhofften Sell-Off dar. Stattdessen fiel der Index im Wochenverlauf weiter und notierte am Freitag zeitweise sogar unter 3000 Punkten, bevor zum Ende hin eine leichte Erholung gelang. Im Wochenvergleich ein Minus von 295 Punkten bzw. 8,8 Prozent.

      Mit dem Fall unter 3235 haben sich insbesondere die kurz- und mittelfristigen Aussichten weiter verschlechtert, nachdem die langfristigen Perspektiven bereits zuvor mit dem Bruch des seit 1982 bestandenen Aufwärtstrends entscheidend eingetrübt wurden.

      Im mittleren Schaubild ist zu erkennen, dass die jüngste Abwärtsbewegung nicht einmal zu einem Test des unteren Bollinger Bandes auf Wochenbasis führte, welches aktuell bei 2855 Punkten verläuft. Daher ist also durchaus noch weitere Luft nach unten. Allerdings ist der prozentuale Abstand zur 200-Tage-Linie, der im oberen Chart ersichtlich ist, nahezu auf dem Extremniveau angelangt, das im September letzten Jahres erstmals in der Geschichte des DAX erreicht wurde. Dies unterstreicht die stark überverkaufte Situation des DAX und lässt, zumindest in absehbarer Zeit, wieder eine etwas ausgedehntere Gegenreaktion erwarten.



      Auf Tagesbasis erreichte der DAX am Donnerstag das untere Bollinger Band und prallte nach einem erneuten Test am Freitag nach oben ab. Dies könnte, auch im Zusammenhang mit dem im überverkauften Bereich nach oben gedrehten Stochastik den Beginn einer kurzen Erholung bedeuten. Kursziel einer solchen technischen Gegenreaktion wäre dann die nun als Widerstand wirkende Marke von 3235 Punkten. Als nächstes wäre dann das stark fallende mittlere Bollinger Band bei aktuell 3398 Punkten anzuvisieren.

      Entpuppt sich jedoch der kleine Anstieg vom Freitag als kurzes Strohfeuer oder scheitert der DAX bereits an 3235 Punkten, besteht auch weiter die Gefahr andauernder Kursverluste. Spätestens mit Unterschreiten des jüngsten Tiefs bei 2957 Punkten müsste dann mit einem Rückgang bis auf etwa 2600 Punkte gerechnet werden. Dort liegt eine mögliche Unterstützung, die sich aus den Widerständen des Jahres 1996 ableiten lässt.

      Insgesamt ist der Abwärtstrend der deutschen Standardwerte noch immer voll intakt. Nach den zuletzt deutlichen Kursverlusten sowie der auf nahezu sämtlichen Zeitebenen stark überverkauften Lage wird zwar eine Gegenreaktion immer wahrscheinlicher - deren unmittelbares Bevorstehen zu prognostizieren wäre nach dem wenig panikartigen Rückgang der Vorwoche aber sehr gewagt. Daher bleibt der Blick in der kommenden Woche auf die Marken 2957 und 3235 zu richten, mit deren Durchbruch die weitere kurzfristige Richtung vorgegeben werden sollte.



      Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 01:08:58
      Beitrag Nr. 234 ()
      Die Aktien-Blase ist noch nicht zu Ende


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Am Anfang eines Trends an Kapitalmärkten stehen jeweils sehr professionelle Investoren. Kurz vor dem Ende eines Trends werden mehr und mehr Anleger auf ihn aufmerksam – wenn es beinahe zu spät ist, von ihm zu profitieren. Privatanleger springen dann in Massen in den Markt. Kurze Zeit später läuft der Trend aus. Viele Anleger bleiben auf Verlusten sitzen, da sie ihre Entscheidung nicht schnell genug revidieren.

      Daher besteht eine erfolgreiche Strategie darin, immer wenn extreme Massenbewegungen auftauchen, die Gegenposition zu beziehen. Die Mittelzuflüsse zu Investmentfonds geben Aufschluß über genau jene Gruppe der Privatanleger, die erst dann in Trends investieren, wenn sie bereits etabliert sind. Sie werden somit regelmäßig zum falschen Zeitpunkt am Markt in die eine oder andere Richtung aktiv. Der Chart zeigt deutlich, wie die lokalen Hochpunkte der Mittelzuflüsse jeweils ein Hoch bei den Aktienkursen markieren. Besonders beachtenswert ist die Rekordnachfrage nach Aktienfonds und der zeitgleich auftretende Hochpunkt der Aktieneuphorie im März 2000..



      Auffällig ist im Kursverlauf der dynamische Anstieg ab 1995: Wie in einer Preisblase stieg das Kursniveau des S&P 500 Index innerhalb von nur fünf Jahren um 200% von 500 auf über 1500 Punkte. Inzwischen sind die Kurse auf ihren langfristigen Aufwärtstrend zurückgekommen. Im Juli 2002 wurde dieser sogar unterschritten. Der mittelfristige Abwärtstrend, der mit der Eintrübung der Konjunkturaussichten in 2000 begann, bleibt weiterhin intakt. Da eine substanzielle Belebung der Konjunktur noch nicht absehbar ist, könnte nun eine Fortsetzung der Kurskorrektur bis auf das Niveau, von dem die Blase startete – also auf 500 Punkte – anstehen.

      Auf beunruhigend niedrigem Niveau befindet sich derzeit der Anteil der liquiden Mittel amerikanischer Investmentfonds. Er liegt mit 4,6% nur knapp oberhalb des historischen Tiefs von 4,0% von Anfang März 2000. Damit ist er nur zweieinhalb mal größer als der Netto-Mittelabfluss aus Aktienfonds vom Juli in Höhe von 50 Mrd.$. Das heißt, falls sich amerikanische Privat-Investoren in den kommenden Wochen dazu entschließen sollten, per Saldo mehr als 100 Mrd.$ an Fondsanteilen zurückzugeben, wären Fondsmanager gezwungen, Aktienbestände weiter abzubauen. Damit würde der ohnehin starke Kursdruck noch erhöht werden.

      Was es für den Markt heißt, wenn Investoren zu Aktienverkäufen gezwungen sind, sehen wir gegenwärtig in Deutschland. Als der Dax vergangene Woche die 3300 Punkte unterschritt, schickte das Bundesaufsichtsamt für das Finanzwesen an etliche Versicherungen blaue Briefe mit der Anweisung, innerhalb kurzer Frist ihre Aktienbestände zu reduzieren, wie von gut unterrichteten Quellen zu hören war. Das Resultat dieser Notverkäufe war ein weiteres Absinken des Aktienmarktes um 10% innerhalb weniger Tage.

      Doch zurück zu den US-Fondsmanagern. Sie könnten die hier skizzierte Gefahr erkennen und bereits jetzt vorbeugende taktische Verkäufe tätigen, getreu der Regel: „If panic, panic first!“ Die Zuflüsse zu US-Fonds sind nach 14 Jahren positiver Zuflüsse per Saldo bei Null angekommen. Diese signifikante Veränderung im Verhaltensmuster von Privat-Anlegern wird spätestens im Herbst Änderungen bei der strategischen Ausrichtung vieler Fonds anstoßen. Da Anlagerisiken immer mehr in den Fokus geraten sind, werden damit strategische Verkäufe bevorstehen.

      Ein weiteres Übel kommt auf die amerikanische Wirtschaft und damit auch auf die Aktienkurse von fundamentaler Seite zu. Die Nachfragekrise, die auf den Investitionsboom der späten Neunziger Jahre folgte, hat im nicht-finanziellen Sektor zu einem Einbruch der Gewinne um über 60% seit ihrem Hoch im Jahr 2000 geführt. Dieser stärkste Gewinnrückgang seit 1931 ist in der Presse bisher noch so gut wie gar nicht angesprochen worden. Erstaunlich ist das nicht, hat doch die amerikanische Berichterstattungskultur seit Jahren einen Schleier über die wahren Zahlen geworfen. Im Fokus der Öffentlichkeit stehen die Veränderungen der Gewinnschätzungen von heute im Vergleich zu den Gewinnschätzungen von vor drei Monaten. Dieses Vergleichen von Erwartungen hat jedoch nichts mit der Realität der Wirtschaft zu tun.

      Die großen Pleiten von K-Mart, Enron und Worldcom haben die Presse und die politischen Eliten stärker auf das Thema Gewinnverschleierung aufmerksam gemacht. Diese Fälle dürften jedoch erst die Spitze des Eisbergs darstellen. Die Wahrheit kommt immer ans Licht, in diesem Falle in unkontrollierten Schüben, deren Timing von Europa aus nur schwer vorherzusehen ist. Dies drückt gleichsam schubartig auf die Kurse.
      Ein heftigeres Szenario ist auch denkbar. Die neue Gesetzgebung lässt es für Finanzmanager und Unternehmenslenker nicht mehr lohnenswert erscheinen, ihre Bilanzen zu frisieren. Möglicherweise kommt noch in diesem Jahr die volle Wahrheit über die desolate Gewinnlage der gesamten US-Wirtschaft auf den Tisch. Dann bestünde das Risiko enormen Verkaufsdrucks bis hin zu einem Krach.

      Solange nicht die US-Zentralbank selbst Aktien kauft, wie die Bank of Japan dies gerade ganz offiziell tut, werden die Systemkräfte von alleine dafür sorgen, dass die Aktienbewertungen auf ein vernünftiges Niveau zurück kommen. Aus besagten Gründen ist es immer noch eine rentable Strategie über Hedge-Fonds oder direkte Leerverkäufe das Platzen der amerikanischen Aktienblase zu begleiten – das richtige Timing vorausgesetzt.

      Unsere Frühindikatoren zur Konjunkturentwicklung zeigen negative Signale. Unternehmenskredite und Auftragseingänge gehen immer noch mit zweistelligen Prozentraten zurück. Und die Kapazitätsauslastung, die schon das erste „Dip“ der aktuellen Rezession zeitgenau anzeigte, ist erstmals seit mehreren Monaten wieder zurück gegangen und weist den Weg ins zweite „Dip“. Daß dieses ausgeprägter als das erste ausfallen dürfte und sogar das Risiko eines Rezessionsjahrzehnts besteht, darüber wird derzeit in amerikanischen Zentralbankkreisen diskutiert. Man hat auch schon ein Gegenmittel gefunden: künstliche Wirtschaftsankurbelung durch geldmengenfinanzierte Staatsausgabenprogramme.

      Betroffen von der amerikanischen Wirtschaftsschwäche sind alle exportorientierten Wirtschaftsräume, also Japan und Europa, die derzeit im Gleichschritt ins Konjunkturtal marschieren. Sie wären gut beraten, sich langfristig in Richtung solcher Handelspartner zu orientieren, die noch erhebliches Nachfragepotenzial haben. Dazu zählen Südasien, China und die Länder des ehemaligen Ostblocks.

      Daraus folgt für den Anleger, sich aus US-Aktien weiterhin langfristig zurück zuziehen. Ausnahmen bilden Branchen, die von Regierungsprogrammen profitieren wie etwa Rüstungsunternehmen. Bei europäischen Aktien sind die hoch bewerteten zu meiden. Dazu zählen insbesondere auch Schweizer Aktien, die sich irgendwann trotz der geschätzten Schweizer Qualität dem Abwärtssog nicht mehr entziehen können. Auch die noch gut dastehende Chemiebranche könnte in Mitleidenschaft gezogen werden. Versicherungen und Banken bleiben durch die Pleitewelle und die Börsenbaisse weiterhin belastet. Erfolgsversprechend sind Aktien von Unternehmen, die mit den genannten Wirtschaftsräumen Südasien, China und dem Ex-Ostblock zu tun haben. Unsere Empfehlung für Rohstoff- und insbesondere Goldaktien, die wir schon im März 2001 ausgesprochen haben, bleibt bestehen. Man kann hier von Kursschwankungen unbeeindruckt auf wahrscheinlich mehrere Jahre investiert bleiben.

      Kurzfristig werden die Weltbörsen durch die Frage einer Invasion der USA im Irak in Spannung gehalten. Sollte der Krieg ausbrechen, könnte dies auf die Börsen befreiend wirken. Ein mehr-wöchiger bis mehr-monatiger Anstieg könnte beginnen, sobald die ersten Bomben fallen. Der Oktober bietet sich als Zeitfenster hierfür an. Er liegt zwischen den brasilianischen und den amerikanischen Wahlen. Bis es soweit ist, finden US-Treasuries bei den Anlegern mehr und mehr Zulauf. Deren Rendite liegt derzeit bei unter 4 Prozent, so tief wie seit 1963 nicht mehr. Wenn die US-Wirtschaft – wie von uns angenommen – weiterhin mit konjunkturellen und anderen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, sind Anleihen die richtige Alternative zum Aktienmarkt für die nächsten ein bis zwei Jahre. Staatsanleihen von Staaten erster Bonität und von gering verschuldeten Unternehmen mit AAA-Rating sind erste Wahl.

      Dr. Hans Dieter Schulz/Felix Pieplow
      24.09.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=46750620
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 19:00:51
      Beitrag Nr. 235 ()
      Dow Jones 7.701,45
      S&P 500 827,37
      COMPX 1.199,16
      NDX 860,35

      DAX 2.918,90
      Nemax All-Share 404,74
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 19:35:59
      Beitrag Nr. 236 ()
      Japan Nikkei 225 (1980 - 2002)


      MSCI World Index (1980 - 2002)


      Dow Jones 1920 - 1940


      Dow Jones 1980 - 2002


      S&P 500 1980 - 2002


      S&P 500 P/E Ratio 1980 - 2002


      Nasdaq Composite 1992 - 2002
      Avatar
      schrieb am 04.10.02 14:03:53
      Beitrag Nr. 237 ()
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 14:47:38
      Beitrag Nr. 238 ()
      « Der ewige Optimist »


      von R. Leuschel

      Jetzt werden anscheinend in der internationalen Presse und bei vielen Experten langsam « die Messer gewetzt », um den Mythos Greenspan entsprechend schlachten zu können. Als Beispiel zitiere ich den Leitartikel von Martin Wolf in der Financial Times London « Greenspan goes on trial for complacency about bubbles ». Es gilt den Schuldigen zu finden, nicht für das Platzen der grössten Aktienblase der Geschichte, sondern dafür was danach kommt. Und alle die sich in den letzten Jahren ein wenig gesunden Menschenverstand bewahrt haben, sind davon überzeugt, dass die grösste Kapitalvernichtung aller Zeiten (seit Mârz 2000 wurden weltweit rund 12.000 Milliarden Dollar, d.h. etwas mehr als das Bruttosozialprodukt Amerikas von 2001 vernichtet) realwirtschaftliche Folgen haben wird. Zwar gibt es immer noch Optimisten, die kein Abgleiten der Weltwirtschaft in eine zweite Rezession (Double Dip) vorhersagen. An der Spitze steht Alan Greenspan, der wörtlich erklärte : « Trotz der Auswirkungen des Wertverlusts von acht Billionen (= 8.000 Milliarden) Dollar am Aktienmarkt, des scharfen Rückgangs der Investitionen und natürlich der tragischen Ereignisse vom 11. September 2001 hat sich unsere Wirtschaft stabil gehalten. » Auch die Chefvolkswirtin, Gail Fosler, des Conference Board glaubt an eine starke Wiederbelebung und erwartet eine Zinsanhebung als nächsten Schritt der Fed. Sie sagt ein Wirtschaftswachstum von 4% im Jahre 2003 für die USA voraus.

      Präsident Bush wirds schon richten, und er hat ja hinter sich eine überstarke Rüstungs- bzw. Öllobby, mit anderen Worten ein Krieg gegen den Irak scheint in dieser Logik immer wahrscheinlicher, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Der Berater des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan, Lawrence Kudlow, hat es auf den Punkt gebracht : « Den Markt mit Gewalt zurückerobern ! » Er geht davon aus, der Krieg könnte den Dow Jones « um ein paar Tausend Punkte » nach oben bringen. Andere US-Ökonomen stimmen mit Kudlow überein, und nicht umsonst werden in den Medien die Ergebnisse einer US-Studie zitiert, wonach die Gesamtkosten einer Militäroperation rund 200 Milliarden Dollar betragen würden, das heisst rund 2% des Bruttosozialprodukts. Der Präsident der Federal Reserve von Richmond, Alfred Broaddus, erklärte : « Die Folgen eines kurzen Krieges könnten sehr milde, wenn nicht sogar positiv sein. Nach dem ersten Golfkrieg Anfang der 90er Jahre hätten die Märkte von der militärischen Auseinandersetzung profitiert, weil die Unsicherheiten verschwunden seien. » Und was geschieht, wenn der Krieg längere Zeit andauern sollte, und die arabische Welt ihre Ölproduktion reduziert ?, fragen sich zu Recht realistische Anleger.

      In der letzten Ausgabe der Welt am Sonntag wurde ein Interview mit Heiko Thieme und mir veröffentlicht. Heiko Thieme sieht den Dow bei 12.000 und den Dax bei 5.000 bereits im Jahre 2004. Ich habe dagegen die Befürchtung geäussert, der Dow könnte binnen Jahresfrist auf einen « fairen » Kurs von 4.500 bis 5.000 Punkte fallen und den Dax in einer Übertreibung auf 2.000 bis 2.200 runterziehen, und die Ihnen längst bekannte Meinung wiederholt : Wir müssen mit einer 10- bis 12-jährigen Seitwärtsbewegung der Börse rechnen und unser Verhalten darauf einstellen, das heisst Kurserholungen, die durchaus kräftig ausfallen können (15 bis 20%), nützen, um mit Qualitätsaktien eine halbwegs einträgliche Performance zu erreichen (6 bis 8% pro Jahr). Ein Beispiel gab ich in meiner Kolumne « Zinssenkung der Fed ante portas ? » am 2.7.02, in der ich eine Rallye von 10 bis 15% und im August das Ende derselben mit der Kolumne « Das brutale Ende der Kursrallye des Dow Jones an der Fall Street » ankündigte : In den Perioden des Tradings muss der Anleger die Börse wie eine kalte Dusche nach der Sauna ansehen, schnell rein, schnell wieder raus.

      Meine in der WamS gemachten Prognosen mögen pessimistisch erscheinen, aber am letzten Wochenende veröffentlichte der Präsident der Elliott Wave International, für die Charttechniker ein alter Bekannter, der Dow werde erheblich die 5.000er Grenze unterschreiten, und er malte sogar das Schreckgespenst eines Dow Jones unter 1.000 an die Wand. « By the time the washout is over, the Dow will be under 1.000. » Sie sehen mit meinen 4.500 bis 5.000 bin ich nach wie vor der « ewige Optimist », wie mich einmal in den 80er Jahren eine Zeitung betitelte. Das mögen Sie auch daran erkennen, dass ich zum Kauf einer Allianz unter 100, einer IBM unter 65, einer Daimler oder Siemens unter 40 geraten habe, während uns die Realität noch erheblich tiefere Kurse bescherte. Aus diesem Grunde empfehle ich nach wie vor mit mutigen Kauf- und Verkaufslimits zu arbeiten ; denn die Volatilität des Marktes ist inzwischen so gross wie seit 10 Jahren nicht mehr, und beim Dax wurde sogar die Spitze von 1998 erreicht. Vergessen Sie nicht, während in den 90er Jahren bis zum Jahr 1996 der Dax eine Volatilität von 10 hatte, ist sie inzwischen 6 mal höher. Wenn Ihnen die Prognosen von Bob Prechter wirklich zu pessimistisch erscheinen, vergessen Sie bitte nicht, der Neue Markt gemessen am Nemax Allshare in Deutschland hat inzwischen mehr als 95% seines Wertes gegenüber dem Höchstpunkt vor zwei Jahren verloren, und die umsatzstärkste Börse der Welt, die Nasdaq, büsste rund 80% ein ! Auch die vorrübergehend wertmässig grösste Börse der Welt in Tokio hat mittlerweile über 80% an Wert verloren. Ich hätte es auch für kaum möglich gehalten, dass ein grundsolider Traditionswert der Verischerungsbranche, die Allianz Aktie, mehr als 80% ihres Kurswertes innerhalb von 2 Jahren verlieren kann. In der Periode nach dem Börsenkrach von 1929 waren Wertverluste von 80 bis 90% die Regel.

      Wer ein Realist ist, sollte sich den Leitartikel von John Plender in der Financial Times vom 4.10. anschauen « Bubble , bubble, default trouble ». Darin erklärt der Autor, dass auch in Amerika und Grossbritannien eine « japanese style deflation » spürbar ist, und weist auf die Gefahren in unserem Pensionssystem hin. Wenn also die Pensionsverbindlichkeiten vergleichbar sind mit den Schulden des Unternehmens, dann hat sich mittlerweile durch die Kursverluste ein Riesenschuldenproblem aufgetan, das sich in einem Teufelskreis befindet, und selbst grosse, bekannte Gesellschaften in einen « highly leveraged hedge fund » verwandeln. Übrigens auch die renommierte Bank HSBC hat in ihrer letzten Studie auf eine mögliche Deflation in Deutschland hingewiesen : « The country may eventually face deflationary problems à la Japan. » Und HSBC hat sich in letzter Zeit mit äusserst prägnanten und akkuraten Prognosen hervorgetan.

      Bleiben Sie ruhig, und verändern Sie die Struktur Ihres Portefeuilles nicht. Seit Jahren empfehle ich 70% in Triple A Anleihen und Cash und 30% in Qualitätsaktien. Versuchen Sie weiterhin die Markterholungen mit den Ihnen bekannten Werten auszunutzen. Ich glaube, in diesem Oktober 2002 wird wieder eine Kursrallye starten, die eine Aktie wie Allianz auf 120 katapultieren könnte, nur vergessen Sie dabei nicht, Ihren Gewinn glattzustellen (von jetzt 80 auf 120 wären 50% !), auch wenn Ihnen Analysten glaubwürdig vorrechnen, dass der « faire Wert » dieser Aktie zwischen 150 und 180 Euro liegt. Trösten Sie sich mit dem Spruch « An einem mitgenommenen Gewinn ist noch keiner gestorben ! », und holen Sie sich die Allianz-Aktie bei 80 wieder zurück.

      Roland Leuschel

      09.10.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=4777c995
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 23:23:56
      Beitrag Nr. 239 ()
      DAX: Ende des Schreckens?



      Die Börse steckt in der tiefsten Krise seit 1929. Trotz der Kursanstiege zum Wochenende herrscht Angst vor Deflation und einer Weltwirtschaftskrise. Alles ist möglich. Insbesondere die Erholung.
      Dirk Müller hatte am Mittwoch die Faxen dick: "Ich kann die fallenden Kurse nicht mehr sehen." Der 33-jährige Kursmakler hatte bis vor kurzem seinen Arbeitsplatz unmittelbar vor der großen DAX-Anzeigetafel im Frankfurter Börsensaal, inzwischen ist er umgezogen. Zum Leidwesen der Pressefotografen. Müller war ihr Lieblingsmotiv. Als Börsenprofi in Jubelpose schaffte er es im März 2000 auf die Titelseiten der Tageszeitungen. Gelassenheit, Skepsis und zuletzt Verzweiflung waren danach in Müllers Gesicht abzulesen. Seit fast 32 Monaten fällt der DAX. Zum Allzeithoch am 7. März 2002 bei 8136 Punkten fehlten im Jahrestief am vergangenen Mittwoch rund 69 Prozent. Rund 760 Milliarden Euro Marktkapitalisierung sind verschwunden, fast ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2001. Fakten, die auch der fulminante Kursanstieg von knapp 15 Prozent in zwei Tagen nicht vergessen machen kann.

      Der DAX bei 1000 Punkten - warum nicht? Nach unten scheint alles möglich, auch ein Sturz unter die 1000-Punkte-Marke, die am 20. Juni 1985 erstmals erreicht worden war. Die Monster-Baisse übertrifft alles, was auch ein alter Fuchs wie der Händler Hans-Werner Dort erlebt hat. Der 66-Jährige, ehemals Chef des Aktienhandels bei der Frankfurter Commerzbank und seit Mai 1957 auf dem Parkett, kann sich nicht an eine ähnliche Baisse erinnern: "Ich habe die Kuba-Krise, das Kennedy-Attentat und die Ölkrise miterlebt, aber das was wir jetzt an der Börse sehen, das kannte mein Vater aus den Zeiten der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929." In der Tat: Nur 1929 gab es nach dem Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems und der anschließenden Weltwirtschaftskrise einen Kursverfall, der den heutigen in Länge und Härte übertrifft. Damals fiel der US-Leitindex Standard&Poors 500 in 35 Monaten um rund 86 Prozent. Gewarnt hat auch dieses Mal kaum jemand. Einer der wenigen Börsenpropheten mit Weitblick war der US-Ökonom Robert Shiller. Der Professor aus Yale entlarvte Anfang 2000 die immens hohen Kurse als gewaltige Börsen-Blase. Shillers Messinstrument: das historische Kurs/Gewinn-Verhältnis der S&P-500-Unternehmen (siehe Grafik). Im Januar 2000 wurde für jede Aktie im US-Index im Schnitt fast das 44fache des Gewinns pro Aktie bezahlt. In den 40 Jahren vor dem großen Boom, der im Jahr 1996 begann, betrug dieser Wert im Schnitt etwa 15, vor dem Börsenkrach des Jahres 1929 rund 33. Shillers These: Die Blase wird platzen. Und danach folgen lange Jahre mit sinkenden Kursen. Der Ökonom behielt Recht. "Vor allem die Euphorie um das Internet und die Mobilfunkbranche hat die Indizes aufgebläht", sagt Berndt Fernow, Aktienstratege der Landesbank Baden-Württemberg. Die Deutsche Telekom war im März 2000 rund 305 Milliarden Euro schwer. Heute liegen alle DAX-Werte zusammen bei 350 Milliarden. Die stürmische Entwicklung der Mobilfunk-Branche in den Jahren 1998 und 1999 ließ die Phantasien der Anleger aufblühen. Die Zuwachsraten wurden auch von Analysten einfach auf Jahre hochgerechnet, für die Aktien wurden entsprechend hohe Preise bezahlt. Die Rechnungen waren falsch: Heute wächst die Branche kaum noch.

      Immer noch ist der Markt damit beschäftigt, die Trümmer der Luftschlösser beiseite zu räumen. Viele Unternehmen etwa verschuldeten sich in der Hausse-Phase hoch. Beispiel Telekoms: Die enormen Summen für die UMTS-Lizenzen wurden auch deshalb gezahlt, weil man glaubte, sich problemlos an der Börse Geld beschaffen zu können. Jetzt frisst der Schuldendienst die Gewinne auf, für Investitionen bleibt kaum etwas übrig. "Der Wachstumstreiber der Boomjahre, war die Telekom-Branche, ist jetzt weitgehend ausgefallen", stellt Fernow fest. Ein neuer Wachstumstreiber ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Aus der Krise der Boom-Industrien, zu denen auch die Computer- und Software-Branche gehören, wird jetzt eine Krise der Banken und Versicherer. Firmenpleiten lassen Kredite platzen und schmälern die Ertragsbasis der Finanzinstitute. Die fallenden Aktienkurse schmelzen die Wertpapierbestände und damit die Substanz der Institute ab. Die Finanzwirtschaft zieht die Notbremse und wirft Papiere für Milliarden Euro auf den Markt, die Kurse fallen weiter.

      Deflation heißt die Horrorvorstellung der Börsianer. Das hieße: Europa und die USA trudeln in eine Abwärtsspirale, wie sie Japan seit nunmehr fast 13 Jahren nach unten zieht. Wiederholt sich der Fall Japan in Deutschland, würden sich Anleger die Augen reiben angesichts solcher Kursstände: Der DAX nahe bei 1000, Siemens bei vielleicht neun, die Telekom bei vier Euro. Unmöglich ist das nicht: "Der DAX läuft seit März 2000 ähnlich wie der Nikkei nach dem Platzen der Immobilienblase", sagt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der HypoVereinsbank. Aktuell drückt die Angst vor einem Konflikt im Irak zusätzlich auf die Kurse. Die Befürchtung: Ein steigender Ölpreis erhöht die Ausgaben der Haushalte und Unternehmen für die unverzichtbare Energiequelle, für Konsum und Investitionen bliebe noch weniger übrig. Die schwache Konjunktur, so die Angst, würde endgültig abgewürgt (Szenario 2). Inzwischen bewerten Börsianer die DAX-Unternehmen niedriger als die Summe ihrer Buchwerte, was einem DAX-Stand von 3000 Punkten entspräche. "Die Börse geht davon aus, dass entweder die Buchwerte nicht stimmen, oder dass die Unternehmen vor einer langjährigen Rezession stehen, die weitere Substanz kostet", erklärt Aktienstratege Fernow. "Der Markt preist derzeit eine Rezession ein, auch einen Krieg und steigende Ölpreise", ist die private Meinung von Kursmakler Müller. Treffen optimistischere Szenarien ein (siehe rechts), dann darf man die gegenwärtigen Kurse als Trading-Gelegenheit sehen. Immerhin wurden gegen Ende der Woche positive Nachrichten wie die Zahlen von Yahoo und Lufthansa nicht überhört, sondern in dicke Index-Gewinne verwandelt. Auch miese US-Konjunkturdaten verhinderten die Rally nicht. "Die Stimmung wird besser", glaubt Branchenbeobachter Fernow. Dirk Müller, der Mann mit dem ausdrucksstarken Minenspiel, ist nachdenklich: "Ich bin sicher, in zwei Jahren blicken wir auf den Oktober 2002 zurück und denken: Mann, waren wir blöd, DAX 2500, diese Chance konnte man doch nicht übersehen."

      Szenario 1: Japan-Syndrom Es klingt wie das Drehbuch zu einem Horrorschocker für Anleger: Der DAX stürzt auf 1000 Punkte, die Aktien der größten deutschen Industrie-Unternehmen wie Siemens, DaimlerChrysler oder BASF werden zu einstelligen Kursen verhökert. Schlimmer noch: Wer glaubt, er könne sein Erspartes in Cash-Konten oder festverzinslichen Anleihen Marke "Bund" in Sicherheit bringen, muss ohnmächtig mit ansehen, wie die Zinsen Richtung Null fallen. Aus dem Albtraum gibt es kein Erwachen. Selbst ganz Vorsichtige, die in das eigene Häuschen investierten, stellen fest, dass es Woche um Woche ein bisschen weniger wert ist. Absurd? Unwahrscheinlich? Pessimisten verweisen auf die Parallelen der gegenwärtigen Lage zur japanischen Krise seit 1990.

      Auch in Japan stand am Anfang ein geplatzter Traum. Der Glaube der Anleger in die Überlegenheit der eigenen Auto- und Elektronikmacht trieb den Nikkei-Index Ende der 80er-Jahre auf über 40000 Punkte, die Aktien von Firmen wie Sony oder Toyota wurden zu dreistelligen Phantasie-KGVs gehandelt. Mit Neid und Staunen verfolgte der Westen, wie Nippons Modell des konsensorientierten Staatskapitalismus scheinbar immer größeren Reichtum produzierte und Japan sich zur Wirtschaftsnation Nummer 1 aufschwang - bis die Blase platzte. Im Frühjahr 1990 erhöhte die japanische Notenbank überraschend die Zinsen. Preise und Kurse traten den umgekehrten Weg in eine offenbar endlose Abwärtsspirale an. Japans Konsumenten, die sich an der Börse oder mit Krediten auf ihre überteuerten Immobilien verzockt hatten, versuchten, durch Sparen ihre Vermögensverluste wieder wettzumachen. Doch der Ausgabenstreik der Bürger trieb die Wirtschaft noch tiefer in die Krise - ein Teufelskreis aus Preisverfall und Konsumverzicht. Heute steht der Nikkei bei unter 9000 Punkten. Japans Banken sitzen auf faulen Milliardenkrediten, für die faktisch zahlungsunfähige Unternehmen nie mehr aufkommen werden. Bereits 1991 entdeckte das Land seine ersten Enrons und Worldcoms. "Tobashi", fliegen lassen, nannten Japans Rechnungsprüfer die Methode, mit der Unternehmen ihre Verluste aus Aktiengeschäften in ausgegliederte Scheinfirmen versteckten.

      Der fatale Abwärtsstrudel, von Ökonomen als Deflation bezeichnet, ist so etwas wie der Super-GAU der Wirtschaftspolitik. Natürlich versuchte die Notenbank, mit kräftigen Zinssenkungen gegenzusteuern. Doch die Geldverbilligung verpuffte ohne Wirkung. Geld parken die verunsicherten Japaner, auf bessere Zeiten hoffend, in Cash-Konten oder legen es im Ausland zu höheren Renditen an. Von Investitionen in die eigenen Unternehmen keine Spur. Auch die unzähligen Konjunkturprogramme der japanischen Regierung halfen bislang nichts. In ihrer Verzweiflung gaben Politiker sogar Einkaufsgutscheine an die Bevölkerung ab - ohne Erfolg. Steht Deutschland ein ähnliches Schicksal bevor? Wohl nur, wenn die gleichen Fehler wiederholt werden. Ökonomen sind sich einig, dass der Dauerpatient Japan an Reformschwäche leidet. Bis heute wurde es versäumt, im maroden Bankensystem aufzuräumen. Der Arbeitsmarkt ist überreguliert, teure Renten- und Sozialsysteme belasten die Unternehmen. Für die neue deutsche Bundesregierung kann es daher nur heißen: Ran an die alten Zöpfe, Japan vermeiden! Nur dann wird es hier zu Lande ein Happy End geben. Wahrscheinlichkeit 5%

      Szenario 2: Der Rückfall Es war Anfang Januar, als Stephen Roach, Chefvolkswirt der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley, erstmals vor dem so genannten Double Dip warnte - und bei seinen Kollegen reichlich Spott erntete. Ein Rückfall in die Rezession, die doch erst Anfang dieses Jahres überwunden schien? Niemals, tönten seine Kollegen. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet, es scheint, als könnte Roach Recht behalten. Immer mehr Volkswirtschaftler sehen gute Gründe, dass die US-Konjunktur abermals über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten schrumpft und damit eine zweite Rezession nach 2001, den Double Dip eben, erlebt. Der Rückschlag für die US-Konjunktur würde auch Europa und vor allem die Exportnation Deutschland treffen. "Die europäische Konjuktur ist abhängig von den Vereinigten Staaten und der Weltwirtschaft", konstatierte erst vor wenigen Tagen Stephen Roach. Soll heißen: Aus eigener Kraft schaffen die Euroländer den Aufschwung nicht, sie sind auf fremde Hilfe angewiesen. Für das Rezessions-Szenario sprechen unterschiedliche Aspekte. Zum einen statistische, denn Double Dips sind alles andere als ein seltenes Phänomen. Im Gegenteil: In fünf der vergangenen sechs Rezessionen gab es einen doppelten Abschwung, bevor sich die Wirtschaft nachhaltig erholte. Zum anderen gibt es handfeste Aspekte. Kopfzerbrechen bereitet die starke Abhängigkeit der US-Konjunktur von den hohen Konsumausgaben der amerikanischen Verbraucher. Schränken diese ihre Einkäufe ein, schlägt das viel stärker als in Europa auf die Konjunktur durch.

      Es gibt einige Gründe zum Sparen. 2001 stagnierten die verfügbaren Einkommen erstmals seit 1990. Die Arbeitslosenrate ist auf 5,6 Prozent gestiegen, vor zwei Jahren waren es nur 4,0 Prozent. Die als Altersvorsorge angelegten Aktiendepots sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Dass die Amerikaner trotzdem nicht zum Sparen übergegangen sind, hat einen einfachen Grund. Dank der stark gestiegenen Immobilienpreise "fühlen" sie sich reich. Platzt diese so genannte Immobilienblase, weil die Nachfrage nachlässt, gibt es nur noch eins: Die US-Bürger müssen ihre Cents zusammenhalten - und treiben so die Wirtschaft in die Rezession. Das sind nicht die einzigen Unsicherheiten. Ein längerer Golfkrieg würde den Ölpreis und die Energiekosten nach oben treiben. Weitere Risikofaktoren sind die Angst vor neuen Terroranschlägen, die noch vorhandenen Überkapazitäten in vielen Industriebereichen und die hohe Verschuldung vieler Unternehmen, was wiederum auf die Investitionsfreudigkeit drückt. Das Positive: An den Aktienmärkten dürfte alles eingepreist sein. Sollte es zu einem Double Dip kommen, sieht die Investmentbank CSFB den US-Aktienindex S&P 500 bei 730 Punkten. Aktuell steht der S&P bei 834 Punkten. Was bedeutet der US-Double-Dip für den DAX? Nicht viel, denn "ein nochmaliger kurzzeitiger Konjunkturrückgang ist in den Kursen bereits enthalten", so Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. Wahrscheinlichkeit 45%

      Szenario 3: Die Erholung Sie sind selten geworden, aber es gibt sie noch vereinzelt - die Optimisten. "Der Kurseinbruch am deutschen Markt ist übertrieben, eine Gegenreaktion nur noch eine Frage der Zeit", ist sich Wolfgang Schuhmann von Gebser & Partner sicher. Die Lage der Unternehmen sei bei weitem nicht so schlecht, wie es die aktuelle Stimmung an der Börse widerspiegele. "Dieses Jahr wird noch einmal bitter für die Konzerne", räumt der renommierte Vermögensverwalter ein. Doch der rückläufige Trend bei den Gewinnen werde 2003 drehen. "Die Konzerne treten derzeit brutal auf die Kostenbremse", so Schuhmann, einst Chef-Analyst bei der Deutschen Bank. Dies erfolge vor allem über Stellenabbau, allein die Telekom will mittelfristig rund 50000 Mitarbeiter einsparen. Zwar bleibe der Konsum schwach, das Wirtschaftswachstum mit Zuwachsraten zwischen 1,0 und 1,5 Prozent mäßig. "Doch selbst bei stagnierenden Umsätzen werden die Gewinne dank der Kosteneinsparungen deutlich anspringen", erwartet Schuhmann. Zudem kämen die Erträge von einem extrem niedrigen Niveau. Das Drehmoment in diesen Fällen sei oft gewaltig. "Gewinnsprünge von 25 bis 30 Prozent sind drin", so Schuhmann. Zarte Hoffnungsschimmer sind auch die Produktionszahlen und die Auftragseingänge in der Industrie, die im August überraschend anzogen. Was ist mit dem Vergleich mit Japan? Die deutschen Banken seien in puncto Eigenkapitalquote wesentlich besser gepolstert als die maroden Finanzinstitute in Japan, meint Schuhmann. Schlimmstenfalls stünden zudem die Notenbanken Gewehr bei Fuß. So versorgte 1982 die US-Notenbank die durch Immobiliengeschäfte in Schieflage gekommenen Sparkassen mit zinsgünstigen Krediten. Bei einer weiteren Verschärfung der Krise im deutschen Bankensektor seien zudem Fusionen oder Übernahmen wahrscheinlich, die zu einer Stabilisierung des Marktes beitragen würden.

      Auch die Markttechnik spricht für die Kurserholung. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt, die Anzahl der Leerverkäufe auf einem Rekordhoch, der Markt extrem überverkauft. Der DAX notiert 40 Prozent unter seinem 200-Tage-Durchschnittskurs, ein ungewöhnlich hoher Abstand. "Solche Übertreibungen wurden bisher immer korrigiert. Dies ist nur eine Frage der Zeit", so der Aktienexperte. Solange die Irak-Krise nicht eskaliert, sieht Schuhmann mittelfristig Erholungspotenzial im DAX bis 3500, im besten Fall sogar bis 4000 Punkte. Der langfristige Abwärtstrend sei dann allerdings immer noch intakt. Deshalb eigne sich der Markt derzeit nur für trading-orientierte Anleger. Wahrscheinlichkeit 50%

      Quelle: Finanzen.net 12.10.2002 22:47:00
      Avatar
      schrieb am 13.10.02 01:21:18
      Beitrag Nr. 240 ()
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 21:38:48
      Beitrag Nr. 241 ()
      Technologieblase? Bankenblase!

      Von Engelbert Hörmannsdorfer, Chefredakteur und Herausgeber des Börsenbriefs BetaFaktor.info*

      FED-Chef Alan Greenspan zeigte sich kürzlich lernfähig: "Es hat sich einmal mehr gezeigt: eine Blase erkennt man erst, wenn sie zerplatzt ist." Wohl wahr. Und allgemein wird in den Medien das Platzen der Technologieblase rezitiert.

      Sicherlich richtig. Aber wenn Sie sich die Entwicklungen der letzten Monate und Wochen genau anschauen, dann müsste Ihnen eigentlich klar werden: Der Rutsch eines einzigen Industriesegments, das in allen Volkswirtschaften weniger als 10 Prozent zum BIP beiträgt, kann nicht solche Verwerfungen hervorrufen. Dass sich beispielsweise der heimische Dax von über 8.000 Punkten aktuell mehr als drittelte, muss andere Ursachen haben.

      Ich glaube, die tieferen Ursachen liegen in der Finanzbranche: Banken und Versicherer lebten zu lange über ihre Verhältnisse. Erinnern Sie sich: Zinsen und Aktienkurse stiegen über einen längeren Zeitraum nahezu gleichzeitig - und seit knapp zwei Jahren fallen sie auch im Gleichschritt. Dieser Zustand ist erstens höchst selten, und zweitens in der ökonomischen Theorie eigentlich nicht vorgesehen.

      Also lief in der Vergangenheit irgend etwas schief - und das müssen wir jetzt alle ausbaden. Schief lief ein Immobilienboom in den achtziger Jahren. An dem knabbert Japan noch heute. Er lief auch bei uns schief. Bloß mit dem Unterschied, dass er durch die Wiedervereinigung wesentlich länger dauerte - und durch einen Börsenboom abgelöst wurde. Mit den üppigen Geldern aus diesem Boom konnte die Schieflage aus den Immobilien zumindest vorübergehend egalisiert werden.

      Aber nun platzte der Börsenboom - und es kam kein anderer, neuer Boom. Fatale Folge: Die Beteiligungen wurden immer weniger wert, und immer weniger wert.... Schließlich wurden die Banken und Versicherungen selbst weniger wert, was besonders kritisch ist, da die Geldhäuser nahezu alle untereinander verflochten sind und große Beteiligungen oft wechselseitig halten.

      Es ist momentan eine Teufelsspirale nach unten. Um die Mindestverzinsung aufrecht zu erhalten, muss die Assekuranz teilweise schon an ihre stillen Reserven heran - Werte, die sie in manchmal hundertjähriger Geschichte angesammelt haben. Bei einem Dax-Stand von 3.200 hatte Allianz-Vorstandschef Gerhard Rupprecht eingeräumt, dass die stillen Reserven aufgezehrt seien. In dieser Woche haben wir die 2.600er Marke unterschritten, liegen also über 18 Prozent drunter!

      Freilich leiden alle Institute gemeinsam unter der schwachen Konjunktur, der Krise an den Finanzmärkten und den hohen Risiken im Firmenkreditgeschäft. Aber die Geister, die die Großbanken riefen, hat nun die Geldbranche selbst getroffen. Es war die Kultur der Geldhäuser, im Börsenkurs den entscheidenden Maßstab für die Substanz eines Unternehmens zu sehen. Darüber hinaus war Globalisierung um jeden Preis angesagt.

      Ich glaube nicht, dass die Teufelsspirale so schnell durchbrochen werden kann. Dazu wären sehr schnell sehr deutlich höhere Dax-Stände nötig. Doch woher sollen diese Mittel kommen? Also werden die Börsenkurse weiter sinken, die Reserven weiter abschmelzen, die Verluste weiter steigen, die Eigenkapitalquoten weiter sinken. Die Folge werden noch restriktivere Kreditvergabe an die Wirtschaft sein, was weitere Pleiten bedeutet. Dadurch nehmen die faulen Kredite der Banken noch mal zu - was weitere Geldhäuser in eine noch größere Bredouille bringt.

      Sie sehen, die Abwärtsspirale ist wirklich nicht leicht zu durchbrechen. Ich möchte zwar nicht gerade das Japan-Syndrom beschwören, aber die Indizien, dass es hier zu Lande genauso kommt, häufen sich. Sicher ist meiner Meinung nach eines: Vor unserer deutschen Volkswirtschaft liegt ein Tal der Tränen. Ich hoffe nur, dass es zum Durchschreiten "nur" ein paar Jahre dauert - und nicht über ein Jahrzehnt wie in Japan.
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 21:41:13
      Beitrag Nr. 242 ()
      Datum: 17.10. 11:10

      Analysten - Bärenmarkt noch nicht beendet

      "Wir hatten eine starke viertägige Rallye aber ich bin nicht davon überzeugt, dass ein Boden gefunden ist. Ich finde keine Anhaltspunkte um argumentieren zu können, dass der Anstieg irgend etwas anderes war, als eine Bärenfalle," sagt Clark Yingst, Chefmarktstratege bei Joseph Gunnar. Yingst weist darauf hin, dass der bisherige Bärenmarkt immer wieder von kurzlebigen, wenn auch starken, Bärenmarktrallyes geprägt war.

      John Roque, geschäftsführender Vizepräsident von Arnhold & S. Bleichroeder, betont, dass wir seiner Meinung nach weiterhin in einem Bärenmarkt sind und dass die Anstiege aus der letzten Woche nicht dafür sprechen würden, dass "es vorbei ist." Das Verhältnis Gewinner zu Verlierer (Breadth) sei positiv, aber nicht ausreichend, gewesen, um ihn zu überzeugen.

      "Es gibt immer noch tonnenweise schreckliche Charts, die repariert werden müssen (...) Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass sich der S&P 500 seinen Weg bis zur 50-Tages-Durchschnittslinie (aktuell bei 876 Punkten) bahnen kann, aber gehen nicht davon aus, dass er bis auf 910 Punkte ohne zuvorige Konsolidierung steigen wird," sagt der Stratege und fügt hinzu, dass jede Rallye seit Oktober 2000 den S&P auf, oder leicht über, die 50-Tages-Durchschnittslinie ansteigen lies.

      Die "beste Sache" wäre nun, dass sich der Aktienmarkt nun seitwärts bewegen wird, da jegliche Aufwärtsbewegung zu einer "Jagd nach Aktien" führen werde, was Rogue negativ bewertet.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 20:25:45
      Beitrag Nr. 243 ()
      Die Börsenkrise - Globaler Über- und Ausblick

      Globaler Überblick

      Der nun schon 2 ½ Jahre andauernde Kurseinbruch an den internationalen Aktienmärkten entwickelt sich langsam aber sicher zu einer großen Gefahr für die Weltkonjunktur. Die längste Baisse seit dem zweiten Weltkrieg beginnt sich auf die Investitions- und Kaufneigung von Unternehmen und Konsumenten auszuwirken.

      Die derzeit intakte Abwärtsspirale aus fallenden Aktienkursen und schlechten Konjunkturdaten verschlechtert die Chancen für die unmittelbare Entwicklung gleich auf drei Ebenen:

      · die fallenden Aktienkurse sind für die Haushalte eine echte Vermögensvernichtung. Allein in den USA beläuft sich der Verlust auf ca. USD 5.000 Mrd.
      · in diesem Umfeld verschlechtern sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen (z.B. Aktienemission), was Investitionen hintanstellen lässt.
      · Negative Nachrichten von der Wirtschaft lassen Konsumenten ihre Einkäufe in Zukunft überdenken.

      Dagegenhalten können hier derzeit noch einigermaßen der Immobilienmarkt, welcher den Amerikanern einen Vermögenszuwachs von ca. USD 2.000 Mrd. gebracht hat und die rekordniedrigen Zinsen, welche viele Hausbesitzer zum Umschulden ihrer Hypothekendarlehen nutzen und damit die monatlichen Belastungen reduzieren.

      Pessimist Steve Roach

      Wie konfus die derzeitige Situation wirklich ist, zeigt eine Präsentation der US-Investmentbank Morgan Stanley, an der ich teilnehmen durfte. Der Chef-Volkswirt von Morgan Stanley in New York, Steve Roach, und der Chefstratege für die USA, Byron Wien, lieferten sich einen argumentativen Schlagabtausch, warum denn die Kurse weiter fallen (Roach) bzw. steigen (Wien) werden.

      Roach senkt seine Wachstumsschätzungen für das Welt-Sozialprodukt in 2003 von 4 % auf 3,4 %. Wesentlich dafür verantwortlich ist die Befürchtung einer deflationären Spirale in den USA und Europa. Amerika allein war in den letzten Jahren zu 40 % für das Wachstum des Welt-Produktes verantwortlich, macht aber nur 21 % der globalen Wirtschaftsleistung aus. Wenn also der Wachstumsmotor in den USA ins Stottern gerät, hat das nachhaltige globale Auswirkungen.

      Themen wie Leistungsbilanzdefizit der USA, Rekordverschuldung der Bevölkerung und die niedrige Sparrate von ca. 1 % unterstreichen seiner Ansicht nach, dass die amerikanische Bevölkerung über ihre Verhältnisse lebt. Damit ist es nur eine Frage der Zeit, dass der Markt eine weitere Rezession erleben wird. Vor einem Jahr prägte Roach den Begriff der „double-dip-recession“ (also das nochmalige Abgleiten der Wirtschaft in die Rezession). Mittlerweile geht Roach so weit, von einer „multiple-dip-recession“ zu reden. Seiner Ansicht nach werden wir also in den nächsten Jahren, jeweils nach kurzen Erholungen, immer wieder Rezessionsphasen erleben.

      Deflationsgefahr

      Zu guter Letzt vergleicht er die Entwicklung in Amerika und Europa auch mit jener von Japan. Das Land befindet sich mittlerweile das zwölfte Jahr im Abwärtstrend. Die Finanzmärkte haben daher derzeit eine, aus seiner Sicht wahrscheinliche, „multiple-dip-recession“ und ein Ausweiten der Deflation (fallen der Warenpreise) nicht ausreichend eskomptiert.

      Restriktive EZB

      Mit ein Grund für seine Sicht der Dinge ist die seiner Meinung nach zu restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Tut die US-Notenbank (Fed) alles in ihrer Macht stehende um eine Rezession und damit auch eine Deflation zu vermeiden (massive Zinssenkungen in den letzten Monaten), beharrt die EZB strikt auf ihrem Modell der Inflationsbekämpfung. Der Meinung von Roach nach bekämpft die EZB damit etwas, was es derzeit gar nicht gibt. Die Gefahr für die Weltwirtschaft ist derzeit auf keinen Fall die Inflation, sondern im Gegenteil die Deflation.

      Wenn dann einmal die Deflation die Volkswirtschaften dieser Welt heimsucht, wird es sehr schwer sein, hier gegenzusteuern. Kann Inflation mit geldpolitischen Beschlüssen durch die Notenbanken bekämpft werden, ist dies bei der Deflation wesentlich schwieriger. Daher kann man gar nicht bald genug beginnen, eine herannahende Deflation zu bekämpfen. Signale aus der EZB macht er dazu aber nicht aus.

      Optimist Byron Wien

      Geradezu wohltuend hebt sich gegenüber dieser negativen Sicht der Dinge die Meinung des alten Wall Street-Hasen Byron Wien ab. Er gilt als Koryphäe für den amerikanischen
      Aktienmarkt und ist seit über 40 Jahren im Geschäft. Auf den Punkt gebracht stellt er fest, dass das durchschnittliche Ertragswachstum der Unternehmen im Verhältnis zur laufenden Rendite bei 10jahres-Anleihen in den USA (Dividend-Discount-Model) auf den tiefsten Stand seit über 20 Jahren gefallen ist. Nach diesem Modell ist der Standard & Poors 500-Index (S+P) mittlerweile über 40 % unterbewertet. Es ist damit nur eine Frage der Zeit bis der Markt zu einer kräftigen Rallye ansetzen wird. Er sieht dabei eine Schwankungsbreite für den S+P 500 von 750 bis 1.150 Punkten (akt. 835).

      Terror, Krieg eingepreist

      Wien sieht in seiner Analyse herrschende Problemkreise wie Kriegsangst im Irak oder weitere Terroranschläge als weitestgehend in den Kursen enthalten. Bemerkenswert war jedenfalls die Reaktion der Märkte auf den katastrophalen Terroranschlag auf der Urlauberinsel Bali. Die relativ ruhige

      © financial.de
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 11:53:51
      Beitrag Nr. 244 ()
      Wenn man die aktuellen Wirtschafts- und Unternehmensmeldung analysiert, muss man davon ausgehen, dass die US-Börsen/Weltbörsen noch ein Bärenmarktjahr vor sich haben und ein Rückschlagspotenzial von mehr als 30 % existiert.

      Die neuen Kursziele bis Ende 2003 lauten:

      Dow Jones: 5500 Punkte
      S&P500: 500 Punkte
      Nasdaq Comp.: 850 Punkte

      DAX: 2000 Punkte

      Aktuelle Indexstände:

      Dow Jones: 8.322,40
      S&P 500: 884,39
      Nasdaq Comp.: 1.287,86

      DAX: 3163,38

      Man darf sich nicht von diesen kurzfristigen Bärenmarktrallies täuschen lassen.
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 14:06:38
      Beitrag Nr. 245 ()
      Eindeutige Warnsignale:

      Avatar
      schrieb am 23.10.02 21:41:26
      Beitrag Nr. 246 ()
      US-Konjunktur entwickelt sich nur schleppend

      Washington, 23. Okt (Reuters) - Die Konjunktur in den USA
      hat sich nach Einschätzung der US-Notenbank (Fed) bis Anfang
      Oktober weiter nur schleppend entwickelt.
      In ihrem am Mittwoch in Washington vorgelegten
      Konjunkturbericht "Beige Book" beschreibt die Fed zudem die Lage
      am Arbeitsmarkt als trüb. Darüber hinaus seien die
      US-Einzelhandelsumsätze weiter schwach. Fed-Chef Alan Greenspan
      äußerte sich bei einer Konferenz aber zuversichtlich über eine
      Fortsetzung des starken Produktivitätswachstums in den USA.
      Weder der Fed-Konjunkturbericht noch die Aussagen Greenspans
      wirkten sich indes spürbar an den Finanzmärkten aus.
      Das Beige Book hat dieses Mal die Federal Reserve Bank von
      Minneapolis auf Basis von Daten bis zum 15. Oktober erstellt.
      Der Bericht gilt als wichtige Grundlage für die
      Zinsentscheidungen der US-Notenbank. Die nächste Sitzung des für
      die Geldpolitik zuständigen Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) ist
      für den 6. November anberaumt. Angesichts der schleppend
      verlaufenden Konjunkturerholung rechnen immer mehr Analysten mit
      einer Leitzinssenkung der Fed noch in diesem Jahr, während zu
      Jahresbeginn noch von Zinserhöhungen die Rede gewesen war. Die
      Fed hatte den Schlüsselzins 2001 in elf Schritten auf 1,75
      Prozent gesenkt.
      In den meisten Fed-Distrikten sei die wirtschaftliche
      Aktivität schleppend geblieben, wobei im Verarbeitenden Gewerbe
      in den meisten Regionen gar eine Schrumpfung oder ein
      verlangsamtes Wachstum festgestellt worden sei, hieß es in dem
      Bericht weiter. "Hart, stagnierend, schleppend: Damit lassen
      sich die Bedingungen im Verarbeitenden Gewerbe in den meisten
      Distrikten am Besten beschreiben."
      Die Lohn- und Preissteigerungen bezeichnete die Notenbank
      als moderat. Ausnahmen stellten unter anderem das
      Gesundheitswesen und Versicherungen dar, wo die Preise teilweise
      deutlich erhöht worden seien. Ian Shepherdson, Chefvolkswirt von
      High Frequency Economics, erkannte in dem Bericht keine
      Neuigkeiten. Die Fed beschreibe lediglich, was die
      Konjunkturdaten der jüngsten Vergangenheit bereits gezeigt
      hätten.

      GREENSPAN ZUVERSICHTLICH ÜBER US-PRODUKTIVITÄTSWACHSTUM

      Vor Bekanntgabe des Beige Book hatte sich Greenspan in
      Washington zur Produktivitätsentwicklung in den USA geäußert. Er
      sei optimistisch, dass die seit Mitte der 90er Jahre
      verzeichneten Produktivitätssteigerungen der meisten Branchen
      auch in den nächsten Jahren anhielten. Zugleich warnte er aber,
      die Unternehmenschefs dürften nicht erwarten, die Produktivität
      durch Kostensenkungen und Verschieben von Investitionen
      unendlich steigern zu können.
      Die Produktivität, die sich an der Produktionsmenge pro
      Arbeitskraft bemisst, gilt als wichtige Kennziffer für die
      Zinsentscheidungen der Fed. Sie ist für eine Volkswirtschaft von
      großer Bedeutung, weil der Anstieg der gesamtwirtschaftlichen
      Arbeitsproduktivität im Wesentlichen den Spielraum bestimmt, der
      für Lohn- und Gehaltserhöhungen zur Verfügung steht. Mit
      wachsender Produktivität können somit prinzipiell die Reallöhne
      und damit auch der Lebensstandard steigen.
      fgc/phi
      Avatar
      schrieb am 25.10.02 19:38:47
      Beitrag Nr. 247 ()
      Neues von Alan Greenspan - Überblick

      Der längste Bärenmarkt seit 1939-1941 und bislang scheint kein Ende abzusehen. Seit März 2000 ist der Wert von US-Aktien um $8.9 Billionen zurückgegangen.

      Alan Greenspan, der Chairman der US-Zentralbank, hat während dem jüngsten Treffen erstmals seit 1998 wieder Gegenstimmen. 2 Mitglieder seines 11 köpfigen Komitees des Offenmarktausschusses - Edward Gramlich und Robert McTeer - forderten Greenspan auf, den Leitzins vom aktuellen 40-Jahrestief bei 1 3/4 Prozentpunkten zu senken.

      Ein neues Mitglied der Fed, Ben Bernanke, hatte der Zentralbank inzwischen vorgeschlagen, eine Inflationszielzone zur Bestimmung der Währungspolitik einzuführen, ein Vorschlag, der von Greenspan abgelehnt wurde. Bernanke teilte daraufhin mit, dass sich die Zentralbank auf den Rücktritt von Greenspan am Ende seiner Amtszeit im Juni 2004 vorbereiten müsse, zu diesem Zeitpunkt erreiche Greenspan das ehrenwerte Alter von 78 Jahren.

      So könnten nach Bernanke die nächsten 20 Monate das Erbe von Alan Greenspan bestimmen. Im Jahr 1987 von Präsident Ronald Reagan berufen, steuerte Greenspan die US-Wirtschaft durch eine Rekordexpansion in Friedenszeiten. Vom März 1990 bis März 2000 stieg der S&P 500 Index um 359%.

      Nun sieht sich Greenspan mit dem größten Bärenmarkt in sechs Dekaden konfrontiert. Kritiker werfen ihm vor, er habe nicht ausreichend vorgesorgt, um die Entstehung der Spekulationsblase an den Märkten entgegenzuwirken.

      Milton Friedman, Gewinner des Nobelpreises für Ökonomie, sieht das Erbe von Greenspan allerdings als gesichert an. So sei die Inflation während der Amtszeit konstant bei 2.4%, und damit auf den niedrigsten Niveau seitdem William McChesney Martin Chef der Zentralbank von 1951-1970 war. Die Arbeitslosenquote war durchschnittlich bei 5.5%, ebenfalls mit der Amtszeit von Martin zu vergleichen, so Friedman.

      Paul McCulley, Fondsmanager des $90 Milliarden schweren Pacific Investment Management, wirft Greenspan vor, er habe gar dabei geholfen, die Spekulationsblase in den späten 90ern entstehen zu lassen. Während der Fed-Chef den Leitzins so adjustierte, um die Inflation gering zu halten, sodass das Wachstum florieren konnte, lehnte er die Verwendung anderer Werkzeuge - wie Voraussetzungen für Gewinnmargen - ab, die geholfen hätten, die Investoren zu besänftigen, so McCulley. Nun könnte die US-Wirtschaft in eine Deflationsspirale fallen, sollte Greenspan die Inflation nicht leicht ansteigen lassen und den Kongress auffordern, Investitionsprogramme durchzuführen, so McCulley weiter.

      "Die Geschichte wird Greenspan unfreundlich als den Kellner vom Dienst für die Ökonomie des Neuen Zeitalters, die die Bubble des Neuen Zeitalters auslöste, abtun" so die Kritik McCulley´s.

      Greenspan - Produktivit weiterhin stark

      Greenspan betont allerdings, dass die Zentralbank nicht in der Lage sei, auf die Aktienmärkte einzuwirken. Er wies vielmehr darauf hin, dass die Löhne und Gehälter und die Gewinne der Unternehmen wieder steigen. Die Produktivität sei ebenfalls weiter in einem Aufwärtstrend.

      Greenspan sagte, dass es schwer sei, wie groß der Anteil der jüngsten Anstiege von dem "Fettabbau" und der "Reorganisierung der Unternehmen" komme, sagte aber, dass bei dem Versuch, durch bloße Kostensenkungen Produktivitätszuwächse erreichen zu können, Beschränkungen gebe.

      "Unternehmer können nicht endlos Kosten senken, ohne einmal die Produktion zu kürzen oder neue Technologien durch Investitionen anzuerkennen und sie aufrecht zu erhalten," sagt Greenspan und spricht damit die starken Kostensenkungsmaßnahmen an, die Unternehmer aufgrund der schwachen Marktlage durchführen mussten.

      Alles in Allem wies Greenspan darauf hin, dass das Produktivitätswachstum in einer besseren Verfassung sei, als es viele erwartet hätten. Die jüngsten Erwartungen hinsichtlich des Produktivitätswachstums seien "nicht angebracht," allerdings sei das Wachstum der letzten Jahre auch weiter zu erwarten.

      Laut Robert Solow, dem Gewinner des Nobelpreises für Ökonomie im Jahr 1987, habe Greenspan es geschafft, als eine einzige "oberste Perönlichkeit" die US-Zentralbank anzuführen. Das Vertrauen in die Fed werde nach seinem Abtritt schwinden, so die Vermutung von Solow.

      Anfang November nächstes FOMC-Treffen

      Am 6.11. wird die Fed das nächste Mal zusammentreffen, die Mehrzahl der Analysten rechnet nicht mit einer Zinsänderung.

      "Obwohl einzelne Wirtschaftszweige tief in den roten Zahlen stecken und auch die Investitionen dort stark zurückgegangen sind, haben parallel dazu andere Sektoren weiteres Wachstum sowohl bei den Gewinnen als auch den Investitionen aufweisen können. Insgesamt wird die Lage derzeit überdramatisiert," sagt der stellvertretende Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Fed, Roger Ferguson, vor der Öffentlichkeit in London am Donnerstag.

      "Die Gesamtwirtschaft erholt sich sehr langsam aus der Rezession des letzten Jahres," sagt St. Louis Federal Reserve Bank President William Poole am Mittwoch. "Die Bedingungen schwanken sehr stark zwischen verschiedenen Sektoren und Regionen."

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 25.10.02 22:33:02
      Beitrag Nr. 248 ()
      Das dicke Ende kommt noch


      von Dr. Hans-Dieter Schulz

      Nachdem die meisten Anleger den Deckel über ihren Depotauszügen für 2002 innerlich schon zugeklappt hatten, brachte der Oktober, wie schon so oft in der Vergangenheit, eine Trendwende. Ausschlaggebend sind dafür allerdings nicht die noch immer zu optimistischen Prognosen vieler Wirtschaftsforscher und –verbände für 2003, sondern allein markttechnische Faktoren.

      Der Kurssturz seit Frühjahr sorgte beispielsweise beim DAX dafür, dass dieser in der Spitze deutlich mehr als 40 Prozent unter seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt absackte – ein Extremwert, der in der Geschichte der deutschen Börse bisher nie zuvor erreicht wurde. Trotz eventuell bis Ende des Jahres steigender Kurse deutet vieles darauf hin, dass sich Anleger nach der größten Hausse aller Zeiten auch auf die schwerste Baisse aller Zeiten einrichten sollten. Damit gelten Vergleichsmaßstäbe, wie sie in der Markttechnik normalerweise angewendet werden, nur noch bedingt. Beispiele finden sich neben der Abweichung von gleitenden Durchschnitten auch bei der Volatilität (Schwankungsbreite des Marktes) oder dem Put-Call-Ratio (Verhältnis von Puts zu Calls an der Terminbörse), die auf Basis der bisher üblichen Maßstäbe zuletzt keine verwertbaren Timingsignale mehr lieferten.

      Der Sparer setzt daher berechtigterweise auf Cash. Zusammen mit Spareinlagen, Festgeldkonten und Geldmarktfonds parken allein in Deutschland 1,26 Billionen Euro (gut ein Drittel des gesamten privaten Geldvermögens) zu Konditionen, die man vor kurzem noch als „mitleidserregend“ verspottet hätte. Die Jagd nach Rendite wich einem neuen Sicherheitsbestreben, das für den Aktienmarkt auf Jahre hinaus nichts Gutes verheisst.

      Auf der Suche nach Anlagealternativen boomt das Geschäft mit Immobilienfonds und am zuvor verschmähten Rentenmarkt.

      Immobilien und Anleihen als Heilsbringer?

      Während die Sparer ihren Anlageberatern hier noch die offenen Türen einrennen, heben sich jedoch auch für diese Sektoren die ersten mahnenden Finger. In den USA lässt das rein schuldenfinanzierte Deficit Spending in den Vereinigten Staaten für die Zukunft eine Flut von neuen Bonds erwarten. Aber auch in Europa zwingen Steuerausfälle zu höheren Staatsschulden. Gerade in Deutschland wird wohl in absehbarer Zeit kein Mangel an Neuemissionen von Staatsanleihen herrschen, was sich als mächtiger Dämpfer auf die Anleihepreise auswirkt (beziehungsweise die Rendite stützt). Wer also jetzt in Renten investiert, riskiert, dass seine Zinserträge von Kursverlusten seiner Anleihe aufgefressen werden.



      Technisch mustergültig drehte der Bund-Future, eine von der Deutschen Terminbörse geschaffene fiktive Anleihe mit einem 6-Prozent-Kupon und langer Restlaufzeit, an ihrem Widerstand bei 113 Punkten nach unten ab. Der Bund-Future kann als Stellvertreter für den gesamten Anleihemarkt angesehen werden. Als ausschlaggebend für den starken Kursverfall ist der Anstieg des Aktienmarktes anzusehen. Für den Dax ergibt sich nun weiterer Spielraum nach oben. Das nächste Kursziel liegt im Bereich der Abwärtstrendlinie bei 3500 Punkten. Insgesamt lässt die Lage am Aktienmarkt einen freundlichen Jahresabschluss erwarten. Bei den Anleihen ist demgegenüber weiterer Abwärtsspielraum auszumachen, so dass Anleger erst eine erneute untere Trendwende abwarten sollten, bevor sie zuschlagen.

      Ganz anders verhält sich die Problematik bei den Immobilienfonds, dem zweiten Verkaufsschlager der jüngeren Vergangenheit. Wie der Bundesverband der Deutschen Investmentgesellschaften (BVI) mitteilt, konnten die offenen Immobilienfonds nicht annähernd so schnell investieren, wie die Flutwelle des Anlegergeldes über sie hereinbrach:

      Allein in den 12 Monaten bis zum Juni 2002 flossen den vom BVI beobachteten 20 Fonds 14,2 Millarden Euro zu, von denen diese nur 3,3 Milliarden in Deutschland investierten. Weitere 6 Milliarden Euro gingen in ausländische Objekte ein. Die Tatsache, dass gut ein Drittel der frischen Mittel noch auf eine Verwendung warten, spricht für die Sorgfalt, mit der die Fondsmanager geeignete Objekte auswählen. Doch andererseits bremst brach liegendes Kapital die Performance, die bei den Fonds in der Vergangenheit um 6 Prozent schwankte und sich damit zukünftig nur schwer halten lassen dürfte.

      Nicht nur die die Deutschen setzen auf ein Immobilieninvestment. Weltweit boomt das Geschäft mit Haus und Grund, das sich „in besonderem Maße als stabilisierendes Element für jedes ausgewogene Depot eignet“ (Eigenwerbung). Die Fondsmanager sind gezwungen, sich mit ihren sprunghaft steigenden Anlagesummen im Rücken gegenseitig auch bei zweit- und drittklassigen Objekten zu überbieten. Während sich die Vertriebsmannschaften noch freuen, sind Insider längst am grübeln: wie lässt man aus der Immobilienblase, die in den Vereinigten Staaten und Großbritannien schon deutlich weiter vorangeschritten ist, Luft heraus, ohne sie zum Platzen zu bringen?



      Der Chart zeigt nur die Entwicklung der 20 vom BVI beobachteten offenen Immobilenfonds

      Das Jahr 2003 könnte hier bereits die Entscheidung bringen. Das strukturelle Problem liegt in der Tatsache, dass sich Immobilienfonds zum weit überwiegenden Teil auf gewerbliche Objekte fokussieren. Im Unternehmenssektor zeichnet sich aber weder eine Trendwende bei den Insolvenzen, noch bei den Auftragseingängen ab. Selbst dann, wenn sich ein erneutes Abtauchen der Konjunktur vermeiden ließe, dürften die Leerstandsquoten bei den teuren Gewerbeimmobilien beträchtlich bleiben und viele Mietkalkulationen über den Haufen werfen.

      Anleger sollten sich diese Zusammenhänge vor Augen halten. Im Gegensatz zu börsengehandelten Aktien und Anleihen besteht bei jeder Immobilie nämlich grundsätzlich ein erheblicher Bewertungsspielraum. Der Moment der Wahrheit kommt im Zweifel dann, wenn das Objekt veräußert wird. Derzeit investieren die Fonds Geld, das im Rahmen eines „Hypes“ eingesammelt wurde. Das wird sich in der künftigen Rendite niederschlagen. Zwar halten Trends bei Modeströmungen meist länger als man denkt, doch für einen Einstieg scheint es dennoch zu spät.

      Fazit: Auch Wellengang in den sicheren Häfen

      Der Niedergang des Aktienmarktes seit März 2000 wird in den Köpfen der Anleger noch lange nachwirken. Doch auch diejenigen, die einen weiten Bogen um die „Risikopapiere“ machen, sind vor Kursverlusten nicht gefeit. Wer momentan auf sichere Staatsanleihen setzt, dürfte auf mittlere Sicht Abstriche beim Anleihewert machen müssen. Die immer gefragteren Immobilienfonds haben angesichts des konjunkturellen Bebens ihre Bewährungsprobe noch vor sich.

      Die Zeiten der einfachen und sicheren Kapitalanlage sind vorbei und kommen wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren nicht wieder. Für Anleger bieten die Kapitalmärkte zwar hervorragende Mittel, um schnell auf aktuelle Strömungen zu setzen. Doch „kaufen und liegen lassen“ ist kein probates Mittel. Das gilt leider auch für die Anlagen, die in der Vergangenheit Sicherheit versprachen.

      Dr. Hans-Dieter Schulz / Lutz Mathes

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=48d04709
      Avatar
      schrieb am 26.10.02 00:59:42
      Beitrag Nr. 249 ()
      Avatar
      schrieb am 26.10.02 01:05:56
      Beitrag Nr. 250 ()




      Von einer Bodenbildung kann keine Rede sein. Den Bullen steht noch eine große Enttäuschung bevor. Beachten Sie den parabolischen Kursverlauf beim Nasdaq und S&P 500. Hinweis für einen erneuten Downtrend. Insgesamt war die Woche eher seitwärts gerichtet. Die Indikatoren stehen noch im hohen Bereich, was bedeutet, daß noch Konsolidierung notwendig wird. Ein Dow Kurs unter 8200 sollte als gefährliche Unterstützung gewertet werden.



      Avatar
      schrieb am 26.10.02 03:00:49
      Beitrag Nr. 251 ()
      Avatar
      schrieb am 26.10.02 03:13:13
      Beitrag Nr. 252 ()


      Avatar
      schrieb am 27.10.02 12:14:13
      Beitrag Nr. 253 ()
      DAX - Mittelfristige Analyse

      Der Index konnte trotz der vor zwei Wochen gestarteten Erholungsrallye die 18-jährige Aufwärtstrendlinie, durch die er im Vormonat gebrochen war, nicht wieder zurückerobern. Sie verläuft derzeit bei etwa 3350 Punkten und bildet nun eine Barriere.

      Dieser Bereich wird durch eine seit Mai gültige Abwärtstrendlinie verstärkt, die derzeit bei 3325 Zählern notiert (siehe Chart). Klettert der Index über diese Zone, wäre der Weg bis zur ehemaligen Unterstützung bei rund 3900 Zählern frei, die zuletzt im August als hemmender Faktor in Erscheinung trat.

      Auf der Unterseite dient der Bereich zwischen 2400 und 2580 Zählern unverändert als nächstes Orientierungsziel. In dieser Seitwärtsspanne notierte der DAX zwischen Januar und September 1996 und dort kam auch der jüngste Kursverfall des Marktbarometers Anfang Oktober zum Erliegen.



      Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände

      Widerstand 3: 3350 (langfristige Trendlinie)
      Widerstand 2: 3325 (mittelfristige Abwärtstrendlinie)
      Widerstand 1: 3140 (Intradaymarke)

      DAX: 3090 Punkte (letzter Schlusskurs)

      Unterstützung 1: 3000-2980 (ehemaliger Widerstand)
      Unterstützung 2: 2900 (Fibonacci-Marke)
      Unterstützung 3: 2800 (ehemaliger Widerstand)
      Avatar
      schrieb am 02.11.02 12:02:06
      Beitrag Nr. 254 ()
      US-Indizes:








      Avatar
      schrieb am 02.11.02 20:10:55
      Beitrag Nr. 255 ()


      THE DECLINE OF THE MAJOR INDEXES

      Index
      Index High Date Current Price Date Change
      Dow Industrials 11,722.98 01/14/00 7,701.45 09/27/02 -34.30%
      S & P 500 Index 1,527.46 03/24/00 827.37 09/27/02 -45.83%
      Nasdaq Composite Index 5,048.62 03/10/00 1,199.16 09/27/02 -76.25%

      Avatar
      schrieb am 12.11.02 22:13:17
      Beitrag Nr. 256 ()
      Internethausse und Megabaisse (1996-2002) -

      Teil 1: Von der T-Aktie zur UMTS-Versteigerung 1996-2000


      In der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre sorgten unglaubliche Kurssteigerungen vor allem in Europa und Amerika für eine "Jahrhundert-Hausse". Doch so schnell sich die Blase ausdehnte, so schnell zerplatze sie auch wieder. Die Folge war die laufende Baisse, die zu den schlimmsten seit der Weltwirtschaftskrise in den Dreißigern zählt. Aufgrund der vielen Informationen und Ereignisse wird dieser Artikel in mehreren Teilen behandelt. Teil 1 befasst sich mit dem Aufstieg der Börse von der Emission der T-Aktie bis zur UMTS-Versteigerung im Sommer 2000. Teil 2 führt die Geschichte von der ersten Insolvenz am Neuen Markt weiter bis zu dem Vertrauensbruch der Anleger gegenüber Analystenurteile im Sommer 2001. Teil 3 ist den schrecklichen Ereignissen des 11.Septembers 2001 und den Folgen für die Börsen gewidmet und im vierten Teil wird die Geschichte über die Bilanzskandale und Megainsolvenzen fortgesetzt bis zum September 2002. Die Krise soll dabei vor allem aus deutscher Sicht betrachtet werden, in anderen Ländern Europas oder der USA war die Entwicklung aber ähnlich.

      Im Laufe von 1982/83 waren die Kurse an den Börsen in eine Hausse übergegangen. Unterbrochen durch mehrere Seit- und Abwärtsphasen (z.B. Oktober 1987, Gorbatschow-Putsch oder Kuwait-Krieg) schaffte es der DAX (bzw. der Index der Börsen-Zeitung als Vorläufer) zwischen 1982/83 (Index bei rund 500) bis 1995 (bei rund 2000) sich um rund 300 Prozent zu vervierfachen. Dennoch war das Interesse in der breiten Bevölkerung an Aktien und Börse zu diesem Zeitpunkt noch relativ gering. Dies änderte sich erst durch den Börsengang der Deutschen Telekom im November 1996. Mit massiver Öffentlichkeitsarbeit schaffte es die Telekom viele bisherige Nicht-Aktionäre für die Börse zu interessieren. Viele Anleger werden sich noch gut an Manfred Krug erinnern, der damals in vielen Zeitschriften und unzähligen Fernsehpots die Vorzüge als Aktionär der T-Aktie anpries. Aufgrund der hohen Nachfrage musste Anfang November 1996 sogar das Platzierungsvolumen um 100 Millionen auf 600 Millionen T-Aktien aufgestockt werden. Nie zuvor hatten so viele Investoren in Deutschland gleichzeitig einer Erstnotiz entgegen gefiebert, wodurch die T-Aktie zurecht in den Medien als "Volksaktie" bezeichnet wurde. Mit einem Zeichnungsgewinn von über 16 Prozent erfüllte die T-Aktie, die zuvor in sie gesetzten Erwartungen zur vollsten Zufriedenheit der Anleger. Bereits im Vorfeld der Emission hatte das zunehmende Interesse einen Aufschwung im DAX verursacht. Am Erstnotiztag der T-Aktie (18.11.96) notierte der DAX bereits bei 2763,84 Punkten. Durch den Erfolg mit der T-Aktie ermutigt, versuchten viele Anleger ihr Glück nun auch mit anderen Aktien, was dazu führte, dass der DAX wenige Wochen später, am 17. Januar 1997 erstmals die 3000 Punkte überschritt.

      Zu dieser Zeit wurde die letzten Planungen für ein neues Börsensegment vollzogen. Nach dem Vorbild der amerikanischen Wachtsums- und Technologiebörse NASDAQ wollte auch die Deutsche Börse ein Segment aufbauen, in dem junge erfolgversprechende Unternehmen zusammengefasst werden sollten. Die gestiegende Aufmerksamkeit in der Bevölkerung ebnete nun den Weg zur Vollendung dieser Pläne und am 10. März 1997 startete die Deutsche Börse mit den Unternehmen Bertrandt und MobilCom den Neuen Markt. Das damals noch junge Telekom-Unternehmen MobilCom, das dem Ex-Monopolisten Deutsche Telekom Marktanteile abluchsen wollte, schaffte an jenem Tag bei seinem IPO einen Zeichnungsgewinn von fast 50 Prozent. Durch diesen erneuten Erfolg an der Börse weiter ermutigt, investierten immer mehr Anleger, die nie zuvor Wertpapiere gekauft hatten in Aktien und freuten sich über steigende Gewinne. Zudem entschlossen sich weitere Jungunternehmen durch den Erfolg der MobilCom-Emission ebenfalls an die Börse zu gehen. Doch vorerst ging es vor allem um die Standardwerte des DAX. Nur vier Monate später überschritt der DAX am 8. Juli 1997 erstmals die 4000er Marke und erreichte am 30. Juli 1997 einen Höchststand bei 4458,66.

      In der zweiten Jahreshälfte setzte der Deutsche Leitindex dann durch die Asienkrise kräftig zurück, beendete das Jahr aber mit 4224 Punkten relativ unbeschadet. Und auch der Neue Markt konnte sich durch die erzielten Erfolge über regen Zulauf bei Unternehmen und Anlegern freuen. Zum Jahresende 1997 waren neben Bertrand und MobilCom bereits 15 weitere Gesellschaften im Wachstumssegment Neuer Markt gelistet. Dabei hatten alle Neuemissionen eine Zeichnungsgewinn verbuchen können, der bei einigen Unternehmen wie BETA Systems, SCM Microsystems oder SER Systeme sogar mehr als 100 Prozent betrug. Andere Firmen wie BB Biotech, EM.TV oder Qiagen glänzten weniger durch Zeichnungsgewinne als vielmehr durch rasante Kurszuwächse in den Monaten nach der Emission.

      1998 ging es zunächst weiter nach oben. Immer öfter präsentierten Vorstandsvorsitzende wie Thomas Haffa (EM.TV), Gerhard Schmid (MobilCom) oder Peter Kabel (Kabel New Media) öffentlichkeitswirksam in Interviews und Fernsehauftritten rosige Zukunftsaussichten und sorgten so für ständig weiter steigende Kurse. Gleichzeitig erschienen auch immer mehr "Börsen-Gurus" auf der Bildfläche, die mit ihren optimistischen Aussichten ebenfalls zum weiteren Anstieg beitrugen. Persönlichkeiten wie Bernd Förtsch, Kurt Ochner oder Egbert Prior sorgten mit ihren Fernsehauftritten für Rekordeinschaltquoten in Sendungen wie der 3Sat-Börse. Regelmäßig schossen nach den Auftritten die Umsätze bei den empfohlenen Aktien in die Höhe. Fundamentale Geschäftszahlen und reale Erfolgsaussichten waren für die Zuseher dabei relativ unwichtig. Insbesondere Börsenneulinge hingen an den Lippen der Vorstände und Gurus und kauften "blind" alles was ihnen empfohlen wurde - Hauptsache die Unternehmensstory stimmte.

      Die Asienkrise hatte den Anstieg nur kurzfristig unterbrechen können, allerdings verlangsamte sich das Wachstum ab Oktober 1998. Dennoch strömten immer mehr Unternehmen an die Börse. Insbesondere der Neue Markt erlebte einen wahren IPO-Boom. 1998 waren 46 und 1999 sogar 140 Börsengänge zu verzeichnen. Damit konnte die Deutsche Börse ein Blue-Chip-Segment am Neuen Markt einführen, das die 50 größten Unternehmen zusammenfassen sollte. Gleichzeitig wurde der Neue Markt zum 01. Juli 1999 in Nemax All-Share und das Blue-Chip-Segment in Nemax 50 umgetauft. Kurz zuvor hatte die Deutsche Börse im April 1999 noch das Small-Cap-Segment SMAX aus der Taufe gehoben, das kleinere und mittlerer Traditionsunternehmen zusammenfasste.

      Noch war kein Ende der Hausse in Sicht. Im Gegenteil - ab Ende Oktober 1999 begann der letzte und unglaublichsten Kursanstiege der deutschen Börsengeschichte. Die Kurse kannten kein Halten mehr und gingen förmlich durch die Decke. Sowohl DAX als auch Nemax "wetteiferten", wer schneller die nächste 1000er-Grenze erreichen würde. Die wichtigsten Daten sowie das Erreichen der nächsten Tausendermarken können aus den nachfolgenden Tabellen entnommen werden.

      Tabelle 1: Die Entwicklung der DAX-Performance seit 30.12.1998:

      Datum DAX Performance seit 30.12.98
      30.12.1998 5006,57
      27.10.1999 5363,86 +7,14%
      03.12.1999 6119,17 +22,22%
      30.12.1999 6958,14 +38,98%
      14.01.2000 7173,22 +43,27%
      07.03.2000 8064,97 +61,09%

      Tabelle 2: Die Entwicklung der Nemax-Performance seit 30.12.1998:

      Datum Nemax-All-Share Performance seit 30.12.98
      30.12.1998 2744,45
      06.01.1999 3197,82 +16,52%
      27.10.1999 2878,59 +4,89%
      13.12.1999 4150,08 +51,22%
      30.12.1999 4572,18 +66,60%
      19.01.2000 5030,33 +83,29%
      04.02.2000 6212,75 +126,38%
      18.02.2000 7224,74 +163,25%
      02.03.2000 8056,01 +193,54%
      10.03.2000 8559,32 +211,88%


      Anfang März 2000 waren damit sowohl der DAX als auch der Nemax über die 8000 Punkte geklettert. Neben weiteren Großemissionen wie der zweiten Tranche der T-Aktie oder dem Siemens-Ableger Infineon, gab es 2000 alleine am Neuen Markt noch 134 Börsengänge. Doch das Marktumfeld hatte sich zusehens verschlechtert. Waren im Februar noch alle IPOs mit Zeichnungsgewinnen gestartet, die den Investoren teilweise Rekord-Zeichungsgewinne weit im dreistelligen Bereich bescherten (z.B. Biodata 433%, Popnet 340%, Softline 322%, Pironet 232%, Varetis 213% oder OnVista 195%), zeigten sich ab März erste Ermüdungserscheinungen. So gab es am 22. März bei der Mega-Emission der Lycos Europe AG keinen Zeichungsgewinn und bei ProDV, die am gleichen Tag an die Börse ging sogar einen Zeichungsverlust von 4,35 Prozent zu vermelden. Jobs&Adverts, die sich wenig später am 6. April an die Börse wagten, mussten gar einen Verlust von über 17 Prozent hinnehmen. Andere Unternehmen zogen ihre Börsenpläne sogar ganz zurück, um eine Bruchlandung zu vermeiden.

      Ein Grund dafür waren neben überzogenen Schätzungen und Erwartungen der Konsortialbanken die immer dünner werdenden Unternehmenstories. Auch die wohl kurioseste Ankündigung des Jahres scheiterte im April 2000. Damals hatte das Unternehmen Mallorca Lifestyle den Börsengang in den Freiverkehr angekündigt. Das seit August 1999 bestehende Unternehmen erwartete 2000 einen Umsatz von 1,2 Mio. Euro und einen Gewinn von 418.000 Euro, obwohl es im Vorjahr keine Umsätze und einen Verlust von 10.000 Euro erwirtschaftet hatte. Geschäftsgegenstand des Unternehmens war die Übernahme von Holding- und Managementaufgaben einschließlich der Verwaltung eigenen Vermögens und der An- und Verkauf von Immobilien und der Betrieb von Erlebnisgastronomiestätten auf Mallorca. Oder anders ausgedrückt: Das Unternehmen wollte eine Disco auf Mallorca kaufen und betreiben. Als der Verkaufsprospekt erschien, hatte das Unternehmen noch keinerlei Investitionen getätigt. Diese sollten erst erfolgen, wenn durch den IPO flüssige Mittel in die Kassen gelangt wären. Aktionäre die in das Unternehmen investieren wollten, dürfen sich heute wohl glücklich schätzen, dass dieses "Unternehmen" nie den Sprung an die Börse geschafft hat.

      Doch auch die bereits börsennotierten Unternehmen gerieten ab März 2000 zunehmend in Bedrängnis. Mitte des Monats hatte die renommierte amerikanischen Finanzzeitschrift Barron`s eine Studie unter dem Titel "Burning Up" veröffentlicht, in der 207 Unternehmen der Internet-Branche untersucht und in eine "Todes"-Rangliste eingestuft wurden. Die Studie kam zum Ergebnis, dass bei den meisten untersuchten Internet-Firmen eine erschreckende Lücke zwischen dem Börsenwert und der betriebswirtschaftlichen Bewertung des Unternehmens klaffte. Da die laufenden Kosten dieser Unternehmen höher als die eingehenden Mittel waren, schätze Barrons, dass 51 der untersuchten Unternehmen spätestens ein Jahr später zahlungsunfähig sein sollten. Sogar dem Internet-Buchhändler Amazon wurde für Januar 2001 die Pleite vorhergesagt, sollte die Burn-Rate (Geldverbrennungs-Geschwindigkeit) unverändert beibehalten werden. Einen Tag später brachte Deutschlands größte Tageszeitung die Ergebnisse dieser Studie als "Die Todesliste der Internet-Firmen" an die breite deutsche Öffentlichkeit. Doch damit nicht genug - in den folgenden Tagen überschwemmten Artikel über Burn-Rates, Todeslisten und negative Cash-Flows die Finanzpresse. Viele Experten rieten daraufhin erstmals zumindest zum teilweisen Verkauf von Internetaktien.

      Insbesondere der internetlastige Neue Markt war durch die anschließenden Panikverkäufe betroffen. Erste Firmenpleiten in Amerika und Großbritannien bewiesen, dass an den "Todeslisten" etwas dran sein musste und drückten auf die Stimmung. Zu den ersten Unternehmen, die dort ihre Geschäftstätigkeit einstellen mussten, gehörten heute fast vergessene Namen wie der britische Mode- und Sporthändler Boo.com, der Internet-Möbelhändler Homeportfolio oder der Medien-Händler Pseudo.com. Außerdem reduzierten Unternehmen wie Deja.com, iCast oder das Internet-Portal Altavista große Teile der Belegschaft, um Kosten einzusparen. Obwohl Deutschland bislang im großen und ganzen noch verschont worden war, verlor das Wachstumssegment bis Anfang April über 30 Prozent und notierte am 5. April bei nur noch 5731.

      Dagegen konnte sich der DAX mit einem Rückgang auf 7330 Punkten (-9%) im gleichen Zeitraum relativ gut halten. Die unzähligen Todeslisten, die ab April mit erstaunlicher Regelmäßigkeit erschienen, drückten aber auch hier auf die Stimmung der Anleger und verursachten bei eigentlich nicht betroffenen High-Tech Werten wie Infineon, Siemens oder der Deutsche Telekom Kursrückgänge. Doch während in Amerika in der Tat die ersten Internet-Unternehmen zahlungsunfähig wurden, lies die erste Internetpleite an der deutschen Börse noch auf sich warten. Dafür zogen ein anderes Ereigniss die Aufmerksamkeit auf sich - die UMTS-Versteigerung.

      Betroffen war dabei vor allem der Telekommunikationssektor. Anfang August versteigerte die Bundesrepublik Deutschland sechs UMTS-Linzenzen. Nach 173 Bieterrunden ersteigerten alle sechs noch vorhandenen Teilnehmer je eine UMTS-Lizenz bzw. zwei Frequenzblöcke für über 16 Mrd. Mark. Die Hoffnung den einen oder anderen Bieter aus dem Rennen zu werfen zerschlug sich damit und lediglich Finanzminister Hans Eichel freute sich über den unerhoffteten Geldsegen von über 98 Mrd. Mark. Da neben den Lizenzkosten der Ersteigerung auch noch immense Investitionen für den Aufbau der nötigen Infrastruktur einbezogen werden mussten, gerieten insbesondere die kleineren Unternehmen MobilCom und Viag Interkom in Schwierigkeiten. Experten warnten zudem davor, dass für viele internationale Konzerne in anderen Ländern noch einmal hohe Kosten für die Ersteigerung der dortigen UMTS-Lizenzen entstehen würden. Der gesamte Telekommunikationssektor war damit plötzlich in einer Schieflage und die Kurse brachen ein, wie die Tabelle der betroffenen Unternehmen mit deutscher Lizenz zeigt:

      Bieter in Deutschland Aktie Kurs
      11. August 2000 Kurs
      18. Oktober 2000 Performance
      E-Plus Hutchison Hutchison 16,25 EUR 13,30 EUR -18,15%
      Group 3G Telefonica 24,06 EUR 19,66 EUR -18,29%
      Sonera 33,45 EUR 17,70 EUR -47,09%
      Mannesmann Mobilfunk Vodafone 252,00 EUR 126,00 EUR -50,00%
      MobilCom Multimedia MobilCom 132,50 EUR 52,60 EUR -60,30%
      France Telecom 135,60 EUR 98,00 EUR -27,73%
      T-Mobil Dt. Telekom 48,30 EUR 37,22 EUR -22,94%
      Viag Interkom British Telecom 12,54 EUR 10,32 EUR -17,70%


      Die Deutsche Telekom geriet Anfang August auch noch wegen einer anderen Meldung in Bedrängnis. Kurz nachdem das Unternehmen die Übernahme des amerikanischen Mobilfunkunternehmens VoiceStream bekanntgegeben hatte, gab es Stimmen, die die geplante Kaufsumme von 50,7 Milliarden US-Dollar auf Basis des damaligen Kurses der T-Aktie als viel zu hoch ansahen und einen Verkauf der Aktie empfohlen. Den VoiceStream-Aktionären wurden 3,2 Telekom-Aktien plus 30 US-Dollar pro VoiceStream-Aktie geboten.

      Die Stimmung an der Börse wurde zunehmend schlechter, insbesondere als mit Gigabell das erste Nemax-Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Wie es dazu kam und welche Skandale noch die Anleger erschütterten, ist Gegenstand des zweiten Teils.

      20.10.2002 08:08
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      schrieb am 12.11.02 23:07:48
      Beitrag Nr. 257 ()
      Internethausse und Megabaisse (1996-2002) -

      Teil 2: Nemax-Skandale und Guru-Schelte 2000-2001


      Während die Anleger im Telekommunikationssektor die Folgen der UMTS-Versteigerung verdauten, beschäftigten die Investoren am Neuen Markt ganz andere Probleme. Insbesondere die Fragen, welches Unternehmen zum ersten Pennystock am Neuen Markt werden würde und welches Unternehmen als erstes den Burn-out bzw. die Insolvenz erreichen würde, waren Mittelpunkt vieler Diskussionen. Die zunehmende Unsicherheit belastete die Nerven der Anleger und bescherte dem Index damit weitere Kursverluste. Bis zum 14. September 2000 war der Nemax All Share auf 5490,89 Punkte gefallen - ein Minus von über 35 Prozent gegenüber dem All-Time-High im März 2000.

      Dann kam der 15. September 2000 und mit Gigabell die erste Firmenpleite am Neuen Markt. Da Gigabell fast in allen deutschen "Todeslisten" auf Rang 1 geführt worden war, hatten zwar viele Anleger mit einer Pleite gerechnet, vom Zeitpunkt wurden sie allerdings überrascht. In einer Pflichtmitteilung hieß es damals "Der Vorstand der Gigabell AG hat beim zuständigen Amtsgericht Frankfurt die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beantragt. Die Antragstellung wurde aus Gründen der Sorgfaltspflicht notwendig, nach dem die angelsächsische Investorengruppe mit der Erfüllung des am 25.August 2000 unterzeichneten Vertrages in Verzug geraten ist." In Wirklichkeit hatten Unkenntnis und Mißmanagement das Unternehmen in den Ruin getrieben. Schon der Börsengang am Tag der Sonnenfinsternis (11. August 1999) stand unter einem schlechten Stern, da die Aktie trotz der damals noch herrschenden Hausse bei der Erstnotiz mit 33 Euro unter dem Ausgabekurs von 38 Euro notierte. Das von dem ehemaligen Schlagersänger Daniel David gegründete Unternehmen nahm dennoch rund 43 Millionen Euro durch den Börsengang ein. Mit großen Shows und Inszenierungen hoffte David weitere Investoren zu finden. Geschäftsgegenstand war übrigens die Erbringung von Telekommunikationsdienstleistungen, Internet Services sowie der Handel mit Kommunikationshard- und -software. Bereits drei Monate nach dem Börsengang mussten die Ertragsprognosen von -6.7 Mio. DM auf -18 Mio. DM korrigiert werden, da die Verluste die Umsätze deutlich übertrafen. Trotzdem stieg der Aktienkurs in der allgemeinen Euphorie noch bis auf weit über 100 Euro - Gigabell hatte damit eine Marktkapitalisierung von rund 600 Millionen Euro! Doch die "Todeslisten" sorgten kurz darauf für einen Einbruch des Kurses auf unter 3 Euro am Tag des Insolvenzantrags. Am 01. November 2000 wurde dann das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gigabell AG eröffnet.

      Verunsichert durch die erste Insolvenz stießen Anleger vermehrt Aktien am Neuen Markt ab und drückten den Wachstumsindex bis Mitte Oktober auf fast 4.000 Punkte. Damit hatte sich der Nemax seit März bereits mehr als halbiert! Dagegen zeigte der DAX, der zum gleichen Zeitpunkt bei rund 6500 Zählern stand, immer noch relative Stärke, notierte aber ebenfalls schon fast 20 Prozent unter dem All-Time-High. Gerade wegen dieser massiven Verluste erwarteten viele Anleger ein baldiges Ende der Abwärtsbewegung aus und versprachen sich wieder steigende Kurse. Bereits Mitte Juli hieß es beispielsweise von einem Analysten der WestLB im Hinblick auf die Todeslisten: "Seit langem ist bekannt, dass einige Unternehmen große Probleme haben. Jetzt sind alle negativen Nachrichten im Markt. Die Börse wird bald wieder nach oben drehen." Doch die Talfahrt an den Börsen hielt an, da die Zahl der schlechten Meldungen nicht abriß. Zur Sorge über weitere Unternehmenspleiten im Internetsektor mischten sich erste Artikel, die auf die immer noch stark überbewerteten Aktien hinwiesen oder die vor einer möglichen Rezession in Amerika warnten. Die Unsicherheit konnte so nicht besiegt werden und die Kurse fielen weiter. Am 3. November musste mit Teamwork Information Management dann das zweite Unternehmen aus dem Neuen Markt die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragen.

      Kurz zuvor hatte eine andere Meldung die Märkte geschockt. Am 31. Oktober 2000 titelte die Bildzeitung "Riesen-Börsen-Betrug". Die Staatsanwaltschaft hatte die Geschäftsräume des "Börsen-Gurus" Bernd Förtsch, Herausgeber der Zeitschrift "Der Aktionär" und Berater mehrerer Aktienfonds, durchsuchen lassen. Zudem wurden der stellvertretende Chefredakteur der Anlegerzeitschrift, Sascha Opel, sowie ein Stuttgarter Finanzdienstleister mit Verdacht auf Insiderhandel und Verstoß gegen das Kreditwesengesetzes festgenommen. Beide legten kurz darauf ein Geständnis ab. Gegen Bernd Förtsch wurden ebenfalls Ermittlungen aufgenommen, die sich aber nicht bestätigten. Die beiden verhafteten Finanzexperten hatten eine Maschinerie aufgebaut, die auf der Bekanntheit des Aktiengurus Förtsch aufsetzte. Sowohl Opel als auch sein Partner warben Anleger mit dem Versprechen von sicheren, sehr hohen Gewinnen. Sobald diese Investoren in die entsprechenden Wertpapiere eingestiegen waren, empfahl Opel die Aktien gezielt in den Printmedien und Hotlines des Verlags. Durch Fernsehauftritte in der "3-Sat-Börse" und der "Telebörse" und Aufnahme in die Fonds wurden die Kurse weiter in die Höhe getrieben. Der erwirtschaftete Gewinn wurde dann zur Hälfte an den Anleger und zur Hälfte an das Gespann Opel/Finanzdienstleister aufgeteilt. Insbesondere die vorher von Förtsch gepuschten Aktien gerieten daraufhin unter Druck und sorgten erneut für einen Kursrücksetzter.

      Auch andere Gurus wie Kurt Ochner oder Egbert Prior gerieten im Fahrwasser dieses Skandals ins Kreuzfeuer der Kritik. So musste sich Egbert Prior im Januar 2001 sogar vor dem Amtsgericht Mainz zu Vorwürfen äußern, er habe als Teilnehmer des 3Sat Börsenspiel am 24. Juli 1998 gezielt die Kurse der EM.TV-Aktie manipuliert. Zum ersten Mal stand damit ein Journalist in Deutschland wegen Insider-Verdachts vor Gericht. Das Verfahren wurde schließlich gegen Zahlung einer Geldstrafe von 9000 Mark eingestellt, nachdem Prior der Börsenbetrug nicht nachgewiesen werden konnte. "Mr. Neuer-Markt", wie der Fondsmanager Kurt Ochner genannt wurde, geriet zur gleichen Zeit mit seiner IPO-Maschinerie in die Kritik. Durch enge Kontakte zu bekannten Publikationen wie "Capital", "Focus-Money" oder "Wirtschaftswoche" sowie Fernsehauftritte (z.B. n-tv oder 3Sat-Börse) puschte Ochner die Aktien seiner Fonds. Insbesondere IPO-Kandidaten sicherten Ochner bereits im Vorfeld große Aktienpakete zu, wenn er die Aktien öffentlichkeitswirksam besprechen würde. Kleinanleger kauften die Aktien und trieben die Kurse nach oben. Insbesondere die von den Gurus hochgelobten Aktien (u.a. ComROAD, Biodata oder caatoosee) kamen nach den Veröffentlichungen zunehmend unter Druck und zogen die Kurse des Wachstumsindex damit weiter in den Keller.

      Doch noch war kein Ende der Abwärtsspirale in Sicht. Weitere Horrormeldungen folgten Anfang Dezember 2000, als das einstige Nemax-Flaggschiff EM.TV die Anleger mit einer drastischen Gewinnwarnung schockte. Statt dem prognostizierten EBIT von 525 Mio. DM sollten im Jahr 2000 nur noch 50 Mio. DM erreicht werden. Nach den "Todeskandidaten" gerieten damit immer mehr die ehemaligen Starunternehmen wie EM.TV, MobilCom, Intershop, ComROAD, Met@box, Phenomedia oder Prodacta unter Druck. Gleichzeitig wurde außerdem das Rennen um den ersten Penny-Stock am Neuen Markt entschieden, da LetsBuyIt.com Anfang Dezember als erste Nemax-Aktie in den Pennystock-Bereich gefallen war. Der Nemax All-Share, der sich seit Mitte Oktober im Bereich von 4000 - 4400 Punkten gefangen hatte, verlor aufgrund der Negativschlagzeilen bis zum Jahresende noch mal fast 2000 Punkte und beendet das Jahr bei 2743. Dagegen hielt sich der DAX mit einem Jahresschlusstand von 6433 auf dem Niveau von Mitte September 2000.

      Ende Dezember 2000 hakten die Anleger das rabenschwarze Börsenjahr 2000 ab und hofften auf eine gute Performance 2001. Die Aussichten schienen damals auch durchaus günstig. Zwar drohten nach den beiden Insolvenzen von Gigabell und Teamwork durchaus noch weitere Insolvenzen, doch Anleger waren davon ausgegangen, dass dies bereits in den Kursen enthalten sei. Die Aktien-Gurus hatten viel vom einstigen Ansehen eingebüsst, so dass weitere Enthüllungen keine großen Kursbewegungen mehr verursachten sollten. Lediglich die Sorgen um die US-Konjunktur und die anhaltenden Gewinnwarnungen waren weiter zu fürchten, steigende Kurse hätten hier jedochebenfalls für Abhilfe sorgen können. Auch wenn viele IPO-Kandidaten den Börsengang abgesagt hatten, waren allein am Neuen Markt noch 133 Neuemissionen in 2000 zu verzeichnen gewesen. Da deren Zahlenwerk genauer unter die Lupe genommen worden war als in der Euphorie 1999, sollte zukünftig eine bessere "Qualität" am Wachstumsegement vorhanden sein. Zudem hatte US-Notenbankchef Alan Greenspan die Möglichkeit von Zinssenkungen in Aussicht gestellt, was die Konjunktur wieder ankurbeln sollte, und letztendlich hatte sich auch der DAX im letzten Quartals relativ gut halten können. Alles hoffte also auf steigende Kurse als am 2. Januar das neue Börsenjahr eröffnet wurde. Doch es kam anders.

      Am Morgen des 2. Januar 2001 reduzierte mit dem Softwareanbieter Intershop ein weiteres Star-Unternehmen des Wachtsumssegmentes seine Umsatz- und Ertragserwartungen für das vierte Quartal 2000. Als Grund für den gegenüber den Erwartungen geringeren Umsatz nannte Intershop eine Verlangsamung von IT-Investitionen und eine Verlängerung der Vertriebszyklen. Insbesondere das Geschäft in den USA und in Asien lief schlecht und war für den Großteil der Verluste verantwortlich. Zudem belastete die unsichere Situation beim angeschlagenen Internet-Händler LetsBuyIt.com den Markt, der angeblich kurz vor der Insolvenz stehen sollte. So setzt der Nemax seine Talfahrt ungebremst fort und crashte bereits am ersten Handelstag des Jahres 2001 um 8,2 Prozent nach unten. Auch an den beiden folgenden Tagen gab es noch weitere massive Kursrücksetzter, so dass der Nemax All-Share allein in den ersten drei Tagen um fast 500 Punkte oder 20 Prozent eingebrochen war.

      Der Markt zeigte sich sehr volatil - jede schlechte Nachricht wurde mit massiven Kurseinbrüchen bestraft. Die Hoffnungen der Anleger auf ein besseres Börsenjahr 2001 waren damit im Keim erstickt worden. Viele Unternehmen versuchten bereits zu diesem Zeitpunkt durch massive Kostenreduktionsmaßnahmen das weitere Überleben zu sichern. Die Palette reichte dabei von der Reduzierung der Aktivitäten aufs Kerngeschäft über den Verkauf von verlustbringenden Geschäftsbereichen oder kostspieligen Auslandsniederlassungen bis hin zum Abbau von Arbeitsplätzen. Auch die Deutsche Börse betrachtete die Entwicklung mit Sorge, denn die nicht abreißenden Skandale am Neuen Markt führten zu einem massiven Vertrauensverlust in der breiten Anlegerschaft sowie zu einer massiven Zunahme der Zockerei mit den Penny-Stocks. Gleichzeitig wurden durchaus solide Unternehmen im Sog der fallenden Kurse in den Keller gezogen. Während einige dieser Gesellschaften bereits offen einen Ausstieg aus dem Nemax diskutierten, überlegte die Börse wie der Zockerei und den Skandalen im Wachstumssegment Einhalt geboten werden konnte.

      Kurz darauf sorgte Alan Greenspan dann allerdings endlich für das lang erhoffte Kursfeuerwerk. Innerhalb weniger Tage senkte die US-Notenbank den Diskontsatz in zwei Schritten auf 5,5 Prozent. Das war das Signal auf das die Börsen gewartet hatten. Sowohl DAX als auch Nemax konnten für ein paar Tage wieder deutlich zulegen. Allerdings entpuppte sich das Feuerwerk als Strohfeuer. Bereits Ende Januar 2001 drückten erneut Konjunkturängste sowie die nicht enden wollenden Gewinnwarnungen - insbesondere im Technologiesektor - auf die Stimmung der Börsianer und so kehrte die Baisse erneut zurück. Die folgenden Monate waren durch Lustlosigkeit, Warten auf neue Schreckensmeldungen und Hoffen auf steigende Kurse gekennzeichnet. Im April 2001 wurde die Nachricht vom Rauswurf des ehemaligen Börsengurus Kurt Ochner durch die Investmentbank Julius Bär veröffentlicht. Grund war offiziell "unterschiedliche strategische Auffassung bezüglich der Geschäftstätigkeit", inoffiziell gab es vor allem zwei Gründe für den Rauswurf. Zum einen der zu intensive Kontakt des Fonds-Königs zu den Vorständen der Unternehmen, an denen er mit den Fonds beteiligt war und zum anderen die zu aggressive Investition in Titel des Neuen Marktes, der den Fondsbesitzern in der Baisse einen herben Verlust eingebracht hatte.

      Nachdem sich die Zahl der Insolvenzen bis Juni 2001 auf neun erhöht hatte und auch die Pennystocks immer zahlreicher vertreten waren, stellte die Börse im Juli 2001 ein neues Konzept zur Rettung des angeschlagenen Neuen Markes vor. Demnach sollten Marktkapitalisierung und Börsenkurs als quantitative Kriterien oder die Insolvenz eines Unternehmens als qualitatives Kriterium für einen Ausschluss herangezogen werden. Das qualitative Kriterium Insolvenz griff, wenn ein Insolvenzverfahren über das Vermögen eines Unternehmens eröffnet oder mangels Masse abgewiesen wurde. Die Grenze für die quantitativen Kriterien lag bei einem Tagesdurchschnittskurs von einem Euro und einer Marktkapitalisierung von 20 Millionen Euro. Unterschritt ein Unternehmen an 30 aufeinanderfolgenden Börsentagen beide Grenzwerte und übertraf diese in den nächsten 90 Börsentagen nicht an mindestens 15 aufeinanderfolgenden Börsentagen, so wollte die Deutsche Börse das Unternehmen aus dem Neuen Markt ausschließen. Das neue Regelwerk trat zum 1. Oktober 2001 in Kraft. Zudem wurden bei Regelverstößen nun vermehrt Geldstrafen gegen die betreffenden Unternehmen verhängt - in begründeten Fällen konnte die Deutsche Börse sogar ein Unternehmen vom Neuen Markt ausschließen.

      Doch auch, wenn die Regeln von vielen Anlegern grundsätzlich begrüßt wurden, da so zumindest auf Zeit eine Säuberung des Neuen Marktes möglich schien, so führte die einseitige Regeländerung durch die Deutschen Börse bei den betroffenen Unternehmen zu einem Proteststurm und einer Flut von Klagen gegen die drohenden Ausschlüsse. Unternehmen wie Foris, Teamwork oder Prout erwirkten per Gericht eine Aussetzung der Regeln. Durch diesen Erfolg ermutigt, erwirkten immer weitere Pennystocks ähnliche Vereinbarungen. Ein mehrmonatiger Rechtsstreit zwischen den Parteien entbrannte, den die Deutsche Börse letztendlich verlor. Somit verzögerte sich der Ausschluss von neuem und die meisten Pennystocks und damit auch die Skandale blieben dadurch weiter am Neuen Markt. Kuriose Fälle am Rande der Illegalität häuften sich. So musste beispielsweise Kabel New Media, die noch im Februar von Zuwachsraten im Bereich von 40 bis 70 Prozent gesprochen hatte im Juli den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Das Merchandising Unternehmen Sunburst hatte diesen Schritt zu diesem Zeitpunkt bereits hinter sich, obwohl im Februar 2001 die Prognosen noch angehoben worden waren. Am 1. Juni 2001 notiert der DAX bei 6125 und der Nemax All Share bei nur noch 1779,5 Zählern. Kein Mensch wusste genau wieviele Milliarden die Baisse bis zu diesem Zeitpunkt bereits gekosten hatte.

      Auch der IPO-Bereich kam im Juli 2001 schließlich ganz zum Erliegen. Nur zwölf Neuemissionen wagten in der angespannten Börsensituation noch den Sprung an das Wachstumssegment. Der letzte Börsengang an den Neuen Markt fand mit dem Softwarespezialisten Init am 24. Juli 2001 statt. Im Juni forderte die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre erstmals die Selbstauflösung eines Unternehmens, des Online-Buchhändlers Mediantis (ex buecher.de), um so wenigstens die noch verbliebenen Millionen zu sichern und später an die Aktionäre aufzuteilen. Auf der Hauptversammlung im Herbst 2001 sollte dieser Vorschlag dann wirklich durchgesetzt werden.

      Das Sommerloch 2001 suchte sich schließlich auch noch einen neuen Schuldigen der Horrorbaisse und fand ihn in den Analysten. Artikel wie "Die Finanzprofis schießen oft am Ziel vorbei" oder "Verheerendes Urteil über US-Analysten" schürten die Wut der Privatanleger auf Banken und Researchhäusern. Es deutete sich an, dass in einigen Fällen die Empfehlungen der Analysten eher nach den Wünschen des Arbeitsgebers ausfielen als eine objektive Meinung wiedergaben. Aus Angst bestehende oder potentielle Kunden im Investment-Geschäft zu verlieren, wurden Studien zu selten mit "Verkaufen" bewertet und statt dessen lieber am bisherigen Kauf-Rating festgehalten. So waren noch im Oktober 2000 zwei Drittel aller Neuer Markt-Aktien "ein klarer Kauf", während lediglich sechs Prozent skeptisch beurteilt wurden. Doch auch im Sommer 2001 gab es noch für 54 Prozent aller Wachstumswerte eine positive Einschätzung. Zwar versuchten Banken und Analysten die Vorwürfe schnellsten zu bereinigen und schufen öffentlichkeitswirksam Interessenskonflikt-Klauseln in ihren Einschätzungen, doch auch hier konnte ein massiver Vertrauensbruch vieler Anleger nicht verhindert werden. Aber auch wenn dies die Börse weiter belastete, so stand das Schlimmste noch bevor - der 11. September 2001 sollte die Welt verändern.


      27.10.2002 10:23
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      schrieb am 12.11.02 23:09:59
      Beitrag Nr. 258 ()
      Internethausse und Megabaisse (1996-2002) -

      Teil 3: Der 11. September 2001


      Bereits im Vorfeld des 11. Septembers war es zu massiven Kursverlusten bei den großen Indizes gekommen. So verlor der DAX zwischen 27. August (5406) und dem 10. September 2001 (4670) fast 14 Prozent. Marktexperten begründeten den massiven Einbruch mit den anhaltenden Konjunktursorgen in den USA. Im Verlauf des 10. Septembers stürzte der DAX zeitweise sogar auf ein neues Jahrestief bei 4554 Punkten, beendete den Tag aber deutlich erholt bei 4670. Am 11. September konnte der deutsche Leitindex mit 4680 behauptet eröffnen und im folgenden Handelsverlauf weiter zulegen. Um 14:46 (MEZ, New York 8:46 Uhr) schockte dann die unfassbare Nachricht eines Flugzeugabsturzes in den Nordturm des World Trade Centers (WTC) die Anleger. Der Großteil der Menschen ging zu diesem Zeitpunkt allerdings noch von einem tragischen Unfall aus, weswegen sich der DAX zunächst noch relativ unbeeindruckt zeigte und nur geringe Kursrückgänge zu verzeichnen hatte. Dies änderte sich allerdings schlagartig als um 15:03 (9:03 New York) eine zweite Maschine in den Südturm des WTC gelenkt wurde. Plötzlich waren die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden - ein terroristisches Attentat unvorstellbaren Ausmaßes hatte New York getroffen - mit unvorhersehbaren Folgen für die westliche Welt.

      Während die Welt in Fassungslosigkeit verharrte, herrschte auf dem Börsenparkett blanke Panik. Innerhalb weniger Minuten rutsche der DAX um über 400 Punkte auf 4247 Zähler. Auch der Dollar brach ein, während Öl und Gold massive Kursgewinne verbuchten. Die Wall-Street, die um 9:30 öffnen sollte, blieb geschlossen, da der gesamte Financial District in New York evakuiert wurde. Nur wenige Minuten nach den Anschlägen in New York stürzte um 15:38 Uhr (9:38 New York) ein weiteres Flugzeug in das Pentagon in Washington. Aus Angst vor weiteren Anschlägen räumte die USA daraufhin alle wichtigen strategischen Einrichtungen wie das Weiße Haus, das Capitol und den nichtbetroffenen Teil des Pentagons. Wichtige Minister und der US-Präsident George W. Bush, der sich zu diesem Zeitpunkt in Sarasota (Bundesstaat Florida) aufhielt, wurden in Sicherheit gebracht.

      Unter den Augen vieler Millionen Beobachter, die das Geschehen in den Live-Übertragungen von CNN, n-tv oder anderer Sender verfolgten, stürzte um 15:50 (9:50 NY) der Südturm des WTC in sich zusammen. Vierzig Minuten später erlitt der erstgetroffene Nordturm das gleiche Schicksal, worauf New York in einer großen Staubwolke versank. Unaufhaltsam kamen neue Horrormeldungen zu Tage und die Gewissheit, dass es sich um lange vorbereitete und genau geplante Anschläge handeln musste, wuchs von Minute zu Minute. Wie sich später herausstellte, hätte der Absturz der Flugzeuge alleine wohl nicht ausgereicht, die New Yorker Zwillingstürme zum Einsturz zu bringen. Erst das aufgrund der vollgetanken Maschinen verheerende Feuer führte zu einer Instabilität in den Stahlträgern und damit letztendlich zum Einsturz. Um 16.29 (10:29 NY) stürzte dann noch ein weiteres Flugzeug bei Pittsburgh ab. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, woher die Flugzeuge kamen, erst um 17:17 (11:17 NY) bestätigte die amerikanische Fluggesellschaft United Airlines, dass es sich bei der in Pittsburgh abgestürzten Maschine um Flug 93 von Newark nach San Francisco gehandelt hatte. Kurz danach wurde auch der "Verlust" einer Boeing 767 auf dem Flug von Boston nach Los Angeles bekannt gegeben. Zugleich meldete American Airlines, dass es sich bei den beiden ins WTC gestürzten Flugzeugen um eine Boeing 767 mit 81 Passagieren und 11 Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von Boston nach Los Angeles sowie eine Boeing 757 mit 58 Passagieren und 6 Crew-Mitgliedern auf dem Flug von Washington nach Los Angeles gehandelt hatte. Dabei war noch nicht bekannt wieviele Opfer die Anschläge gefordert haben, zumal allein das WTC täglich von rund 80.000 Menschen bevölkert wurde.

      Viele Börsen registrierten in Folge der Anschläge den größten Punkteverlust ihrer Geschichte. Kein Analyst wagte an jenem Tag eine Prognose über die Zukunft der Märkte. Als am Abend eine Bombendrohung für die Frankfurter Börse einging, wurde der Handel um 19:15 vorzeitig beendet. Der DAX, der zu diesem Zeitpunkt bei 4273 Punkten stand, hatte in den vorangegangen Stunden über 8,5 Prozent bzw. 56 Milliarden Euro Marktkapitalisierung verloren. Auch der Nemax All Share hatte mit einem Verlust von fast 7 Prozent (10.9. - 939; 11.9. - 875) massive Rückschläge hinnehmen müssen.

      In den folgenden Tagen war die Welt gelähmt und die Börsen orientierungslos. Da die Wall Street auf unbestimmte Zeit geschlossen worden war, fehlten die Vorgaben aus den USA. DAX und Nemax zeigten sich deswegen labil und verbuchten weitere leichte Verluste. Während die internationale Politik ihre Solidarität mit den USA bekräftigte und die Anschläge aufs heftigste verurteilte, wurde fieberhaft nach den Drahtziehern der Anschläge gesucht. Dabei fanden sich immer mehr Beweise, die den Terroristenführer Osama Bin Laden und sein Terrornetzwerk El Kaida als Hauptverdächtige identifizieren. Die USA bekräftigte gleichzeitig ihren Willen mit allen Mitteln gegen die Verantwortlichen vorzugehen und sprach von einer Kriegserklärung gegen die USA und die westliche Welt.

      Am Montag, den 17. September 2001, nahm dann die Wall Street, zunächst mit Sonderregeln, den Handel wieder auf. Im Vorfeld war alles versucht worden, um einen zu großen Kursrutsch zu verhindern. So senke die US-Notenbank vor Börseneröffnung den Leitzins um 50 Basispunkte auf nun 3 Prozent, Analysten hatten sich dazu entschlossen, keine negativen Ratings an diesem Tag zu veröffentlichen und selbst die Unternehmen hielten sich mit negativen Meldungen zurück. Die Rentenkassen des Bundesstaates New York kündigte sogar an, eine Milliarde Dollar in Aktien zu investieren. Dennoch gab es kurz nach der Eröffnung zunächst den erwarteten Kurssturz. Nach Handelsende hatte der Dow zwar den größten Punkteverlust seit der großen Depression in den 30er Jahren erlitten, dennoch waren die Verluste dank der unzähligen Stützungsmaßnahmen weit hinter den Befürchtungen zurückgeblieben. Während der wichtigste Leitindex der Welt am 10. September noch bei 9605 notierte, so ging der Dow am 17. September mit einem Minus von rund 7 Prozent auf 8920 Punkte aus dem Handel. Insbesondere Aktien von Airlines, Hotels und aus der Finanzbranche mussten massive Kursrückgänge verbuchen. Zu den wenigen Branchen, die zulegen konnte gehörten dagegen Sicherheitsunternehmen.

      Auch die nachfolgenden Tage brachten noch keine Ruhe an der Börse. Am 21. September erreichen die Börsen im Gefolge des Dow schließlich neue Rekordtiefstände. Innerhalb einer Woche hatten die an der Wall Street gelisteten Unternehmen über 1,38 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Der Dow stand zu diesem Zeitpunkt bei 8235, der DAX bei 3787 und der Nemax All Share bei 724 Punkten. Die USA waren durch den Terroranschlag endgültig in eine Rezession gestürzt. Gleichzeitig wurde aufgrund der massiven Kursverluste im Vorfeld und nach dem Anschlag der Verdacht laut, dass sich die Terrororganisation mittels Baisse-Transaktionen an den Future-Märkten an dem Crash berreichert haben könnte. Umgehend eingeleitete Untersuchungen brachten aber bislang keinen großen Erfolg, lediglich einige Konten wurden eingefroren.

      In den Wochen nach den Anschlägen gab es vor allem zwei weltbestimmende Themen - den Krieg gegen den Terror und die Milzbrandattacken, die die USA wochenlang in Atem hielten. Alles andere rückte in den Hintergrund - auch die Börse. Noch am 11. September versprach US-Präsident Bush die Schuldigen der Anschläge zu jagen und zu bestrafen ohne Unterschied ob es sich um echte Terroristen handelt oder um diejenigen, die ihnen Unterschlupf gewähren. Viele Länder, darunter auch Deutschland, sicherten den USA "uneingeschränkte Solidarität" zu. In den folgenden Tagen appellierte die USA an alle Staaten der Erde sich an der Allianz gegen den Terrorismus zu beteiligen und benannte den Chef der Terror-Organisation El Kaida, Osama bin Laden, als Hauptdrahtzieher der Anschläge. Gleichzeitig wurde die afghanische Taliban-Miliz beschuldigt, der El Kaida Unterschlupf zu gewährten.

      Am 18. September meldeten die Schlagzeilen die Entdeckung von mit Milzbrandsporen versuchten Briefen in Trenton im US-Staat New Jersey. Die Kuverts mit dem Anthrax-Virus waren an die Zeitung "New York Post" und den NBC-Moderator Tom Brokaw aufgegeben worden. Plötzlich bedrohte damit eine andere Gefahr die westlich Welt - biologische Kampfstoffe. Als am 22. September eine Mitarbeiterin der "New York Post" und wenig später eine Mitarbeiterin Brokaws an Hautmilzbrand erkranken und der Fotoredakteur Bob Stevens am 5. Oktober an Lungen-Milzbrand starb, glaubten immer mehr Menschen an eine zweite "leise" Terrorwelle mit biologischen Waffen und die Angst in der Bevölkerung stieg.

      Kurz zuvor, am 02. Oktober 2001, hatte die Nato erstmals in ihrer Geschichte den Bündnisfall ausgerufen und die Mitglieder aufgefordert die USA im Kampf gegen den Terror zu unterstützen. Am 07. Oktober begannen dann die amerikanisch-britischen Luftangriffe auf Afghanistan, den sich wenig später weitere Staaten wie Frankreich und Kanada anschlossen.

      Die Börsen zeigten sich unterdessen unbeeindruckt von den vielen schlechten Meldungen und konnten seit dem 21. September deutliche Kursgewinne verbuchen. Bereits kurz nach den Anschlägen gab es erste Artikel, die bei den niedrigen Kursen und der schlechten Stimmung zum Einstieg rieten. Auch die Investment-Legende Warren Buffet kündigte an, die Kursstürze für Investments zu nutzen. Als sich die Börsen am 22. September schließlich endlich aus der Abwärtsspirale lösen konnten und kräftige Anstiege verzeichneten, war dies das Signal für viele Anleger ebenfalls wieder in die ausgebombten Werte zu investieren. Damit legte die Börse deutlich zu, während die USA in Afghanistan die herrschenden Taliban mit militärischer Gewalt vertrieb und die Milzbrandmeldungen die Bevölkerungen schreckten.

      Im November, etwa zu dem Zeitpunkt als die zunächst fast täglich zu hörenden Anthrax-Attacken immer seltener wurden, verlangsamte sich der steile Anstieg und kam Mitte Dezember, als das Taliban-Regime in Afghanistan endlich gestürzt wurde, vollkommen zum Erliegen. Bis Ende Dezember konnten sich die Börsen aber noch auf dem im November erreichten Niveau halten und beendeten das Jahr bei 5160 (DAX) bzw. 1095 Punkten (Nemax-All-Share). Gegenüber den Septembertiefs war dies ein Gewinn von fast 46 Prozent bei den Blue-Chips und fast 60 Prozent bei den Wachtsumswerten. Auch der Dow Jones hatte sich seit dem Crash am 21. September deutlich erholt und lag mit gut 24 Prozent im Plus bei 10.021,50. Für wenige Monate waren die weiter andauernden Gewinnwarnungen ignoriert und die Sorge um die US-Konjunktur damit vergessen worden. Dennoch gab es auch in dieser Zeit spektakuläre Skandale an der Börse, wie der Fall Enron beweist. Auf den Fall Enron und die Folgen soll im vierten und letzten Teil dieser Reihe eingegangen werden.

      03.11.2002 10:23
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      schrieb am 12.11.02 23:11:25
      Beitrag Nr. 259 ()
      Internethausse und Megabaisse (1996-2002)

      Teil 4: Enronitis und Megainsolvenzen (2001-2002)


      Während die Welt unter den Folgen des 11. Septembers litt, konnte die Börse kräftige Zuwächse verzeichnen. Doch der Aufschwung hielt nicht lange. Bereits Ab Ende Oktober sorgten die beunruhigenden Nachrichten über den Energiekonzern Enron zu einer erneuten Rückkehr der Unsicherheit an den Börsen.

      Der 1985 durch die Fusion von Natural GAS und Internorth entstandene amerikanische Energiekonzern zählte zu den größten Erdgas-Händlern der Welt. Im August 2000 hatten die Aktien mit 90,52 Dollar ihren Höchststand erreicht und mussten danach deutliche Kursrückgänge hinnehmen, die viele Anleger zunächst aber noch mit der herrschenden Baisse begründeten. Am 11. Oktober 2001 war die Aktie noch 36,79 Dollar wert. Doch während nach außen weiter "heile Welt" verkündet wurde, brodelte es im Herbst 2001 hinter den Kulissen bereits gewaltig. Unbemerkt von der Öffentlichkeit hatte der Chef-Rechnungsprüfer im Oktober 2001 unzählige brisante Daten vernichten lassen, um so Fehlbuchungen zu vertuschen. Doch wenig später bekam die US-Börsenaufsicht Wind von der Aktion und begann am 22. Oktober 2001 Ermittlungen gegen Enron aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt war der Kurs gegenüber dem 11. Oktober bereits um über 40 Prozent auf 20,65 Dollar eingebrochen. Während nun auch Finanzdirektor Andrew S. Fastow eilends mit der Aktenvernichtung startete, verunsicherten die weiter häppchenweise an die Öffentlichkeit gelangenden Gerüchte die Anleger. Doch niemand konnte das ganze Ausmaß vorhersehen. Am 8. November 2001 gab Enron schließlich offiziell zu, seit 1997 die Gewinne um rund 600 Millionen Dollar künstlich aufgeblasen zu haben. Der Kurs hatte sich mit 8,41 Dollar noch einmal mehr als halbiert.

      Da die schlechten Nachrichten damit zunächst auf dem Tisch waren, konnte sich der Kurs sogar wieder leicht erholen. Grund dafür war auch ein Übernahme-Angebot des deutlich kleineren Wettbewerbers Dynergy Inc., der die marode Gesellschaft für 9,3 Milliarden US-Dollar in Aktien kaufen wollte. Das fusionierte Unternehmen sollte als Dynergy mit Firmensitz in Houston firmieren. Die Schlüsselpositionen im Management sollten ausschließlich von Dynergy besetzt werden. Obwohl Enron das Übernahmeangebot annahm und damit ein leichte Kurserholung auf 10,00 Dollar bis zum 14. November auslöste, kam die Fusion nicht zustande. Schon bald nach der Ankündigung wurde klar, dass Enron nur durch diese Fusion überleben konnte. Dies belastete den Kurs der Enron-Aktie erneut und bis zum 27. November halbierte sich die Aktie auf einen Schlusskurs von 4,11 Dollar. Am nächsten Tag schockte dann der Übernahmepartner die Anleger, da Dynergy die geplante Fusion mit der Begründung absagte, Enron habe Vertragsbruch begangen, indem hohe Schulden nicht bilanziert wurden. Die Enron-Anleger gerieten in Panik und warfen ihre Papiere auf den Markt. Der Kurs der Aktie brach innerhalb weniger Stunden um über 85 Prozent ein und ging mit 0,61 US-Dollar aus dem Handel. Nach einem Kursverlust von mehr als 90 Prozent seit dem Höchstkurs war Enron damit zum Pennystock degradiert worden. Daran änderte auch der Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Konkursrechts am 2. Dezember 2001 nichts mehr. Am 23. Januar 2002 wurde die Enron-Aktie schließlich vom Handel ausgeschlossen.

      Doch auch wenn die "Enronitis" die Gemüter der Anleger erhitzte, so verharrten die beiden deutschen Indizes in einem Seitwärstrend im Bereich von 4900-5200 (DAX) bzw. 1000-1250 (Nemax All Share). Zum Jahreswechsel 2001/2002 notierte der DAX bei 5160, der Nemax All Share bei 1095 und der Dow bei 10021. Seit den Tiefstständen vom 21. September entsprach dies immerhin einem Zuwachs um 36 Prozent im DAX, um 51 Prozent im Neuen Markt und um 22 Prozent im Dow Jones. Zwar hatten die deutschen Indizes damit erneut eine negative Jahresperformance aufgewiesen und nur vier DAX-Titel schlossen das Jahr mit einem Kursgewinn ab (Adidas, SAP, BMW, Daimler), dennoch blickte die breite Anlegerschar und die Analysten aufgrund der hinter ihnen liegenden Jahresendrallye relativ positiv in das Jahr 2002.

      Die meisten Analysten schätzten Ende 2001 den DAX binnen Jahresfrist unverändert oder mit leichten Gewinnen. Die Schätzungen reichten dabei von 7000 (Berenberg Bank) im optimistischten und 4100 (J.P.Morgan) im pessimistischten Fall. Während die große Zahl an Optimisten auf ein baldiges Anspringen der US-Konjunktur setzten, nannten die wenigen Pessimisten die hohe Verschuldung der Haushalte und Unternehmen als Grund für einen Rückschlag. In der Tat konnte die Börse im Januar nicht an die Jahresend-Rallye anknüpfen und verfiel erneut in Lethargie mit regelmäßig neuen negativen Nachrichten und immer wieder fallenden Notierungen.

      Gründe für die Rückkehr der Baisse gab es viele. So belastete die Gefahr weiterer Bilanzfälschungen wie im Fall Enron die Gemüter der Anleger, die US-Konjunktur kam nicht wie erhofft wieder in Schwung und auch die breite Masse der Unternehmensmeldungen blieb zurückhaltend bis negativ. Schließlich wuchs nach dem Ende des Afghanistan-Konflikts auch noch die Sorge über einen möglichen Irak-Krieg. Ende Januar hatte US-Präsident Bush in einer Rede zur Nation Iran, Irak und Nordkorea als "Achse des Bösen" bezeichnet und diesen Ländern die Produktion von Massenvernichtungsmitteln vorgeworfen.

      Im Februar 2002 hatte dann auch die Börse in Deutschland ihren ersten "Enron-Fall", als die ComROAD-Blase endgültig platzte. Schon mehrmals zuvor war das Unternehmen aufgrund seiner Bilanzierung in Verruf geraten, doch das wirkliche Ausmaß lies selbst die kühnsten Pessimisten erblassen. Bereit Ende Januar hatte es erneut Gerüchte über eine unsaubere Bilanzierung gegeben, was den Kurs der Aktie zunächst von 9,30 Euro (29. Januar) auf 7,20 Euro (31. Januar) drückte. Mitte Februar gab es dann erste Anzeichen, dass ein Großteil des Umsatzes des Unternehmens durch illegale Tricks aufgeblasen worden sein könnte. Die Aktie ging daraufhin in den freien Fall über und rauschte innerhalb weniger Tage um über 70 Prozent in den Keller auf 1,95 (22. Februar). Kurz zuvor hatte bereits der Wirtschaftsprüfer KPMG sein Mandat als Abschlussprüfer niedergelegt, da eine Überprüfung einer von ComROAD angeführten Herstellerfirma in Hongkong seitens KPMG vor Ort ergeben hatte, dass die genannte Firma weder unter der angegebenen Adresse bekannt war, noch der Telefonanschluss existierte. Auch ein Registernachweis konnte nicht geführt werden. Die Vorwürfen gegenüber ComROAD "Scheingeschäfte" zu tätigen, verdichteten sich immer weiter. Als immer mehr Details über das Ausmaß des Skandals bekannt wurden, warf der Aufsichtsrat der ComRoad AG am Abend des 07. März 2002 den Vorstandsvorsitzenden Bodo Schnabel fristlos aus dem Unternehmen. Anfang April gab ComROAD dann bekannt, dass 99 (!) Prozent der für 2001 ausgewiesenen Umsätze fingiert waren. Von den 93,5 Millionen Umsatz konnten anläßlich einer Sonderprüfung lediglich 1,3 Millionen nachgewiesen werden. Zu dieser Zeit saß Schnabel längst in Untersuchungshaft und der Kurs der Aktie, die am 19. April schließlich von der Deutschen Börse aus dem Neuen Markt ausgeschlossen worden war, gehörte zur Riege der Penny-Stocks.

      Im Frühjahr 2002 schwappte die Welle der Skandale immer mehr auf die bisher als relativ sicher geltenden Segmente DAX, MDAX und SMAX über. Bereits im Januar 2002 geriet der DAX-Wert MLP in den Strudel der Skandale, als in Gerüchten auch hier von Unstimmigkeiten in der Bilanzierung die Rede war, die das Unternehmen allerdings in einer Meldung vom 1. Februar 2002 heftig dementierte. Anfang März musste der Bau-Konzern Philipp Holzmann eine massive Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr 2001 aussprechen. Kurz darauf kursierten Gerüchte über einen möglichen Finanzengpaß beim Unternehmen, der sich schließlich auch bestätigte. Rettungsversuche scheiterten, so dass Holzmann am 21. März 2002 einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit stellen musste. Erstmals war damit ein traditionsreiches Unternehmen von der Insolvenz betroffen, doch es sollte nicht das letzte bleiben.

      Seit Mitte des Monats war die Mediengruppe Kirch in das Blickfeld der Finanzpresse geraten. Am 11. März hatte der Axel-Springer Verlag gedroht, einen Insolvenzantrag für die Kirch-Gruppe zu stellen, falls Kirch bis Ende April nicht 767 Millionen Euro für Springers Anteil an der ProSiebenSat.1 Media AG überweisen würde. Eine Überprüfung der Finanzlage des Mediengiganten brachten hohe Schulden ans Tageslicht, die am 8. April schließlich dazu führten, dass die Kirch-Media einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in München einreichte und damit die größte Firmenpleite der deutschen Nachkriegsgeschichte verursachte. Dass der ebenfalls tradtitionsreiche Schreibwarenhersteller Herlitz wenige Tage zuvor, nachdem die Banken die Kreditlinien gekündigt hatten, ebenfalls Insolvenz beantragen musste, ging in den Medien dagegen fast unter. Nicht aber die drohenden Pleite einer anderen "Luftnummer", des Luftschiffbauers CargoLifter. Bis dahin hatten die ehrgeizigen Ziele der Gesellschaft, irgendwann einmal schwere Lasten per Luftschiff von einem Ort zum anderen zu befördern, bereits Milliarden von Euros verschlungen. Doch der Versuch erneut Kapital von Aktionären und Banken zu bekommen scheiterte. CargoLifter flog damit Ende Mai geradewegs in die Insolvenz.

      Auch MLP stand zu diesem Zeitpunkt wieder in den Schlagzeilen. Das DAX-Unternehmen lieferte sich mit dem Anlegermagazin "Börse Online" eine Nerven zerreibende Schlacht, ob die ausgewiesenen Bilanzzahlen nun gefälscht sein sollten oder nicht. Bis heute ist von keiner Seite der endgültige Beweis erbracht worden. Nur das Ansehen des DAX-Wertes hat massiv Schaden erlitten. Der Aktienkurs sackte allein zwischen April und August 2002 um fast 90 Prozent von 74 Euro auf nur noch 8 Euro.

      Im Juni 2002 belastete dann erneut ein amerikanischer Bilanzskandal die Aktienmärkte. Nach dem Zusammenbruch des Energiekonzerns Enron hatte nun auch die amerikanische Telefongesellschaft WorldCom Falschbuchungen in Höhe von zunächst 3,85 Milliarden Dollar später sogar 6 Milliarden Dollar in den Büchern eingeräumt. Nachdem weitere Unternehmen (u.a. Xerox) folgten, sah sich die amerikanische Börsenbehörde SEC genötigt, schärfere Regeln für die größten US-notierten Gesellschaften einzuführen. Somit muss jeder Vorstandsvorsitzender und jeder Finanz-Vorstand eines in Amerika gehandelten Unternehmens persönlich die Richtigkeit der vorgelegten Zahlen mit seiner Unterschrift beeiden. Bei nachgewiesenen Bilanzfälschungen haften die Vorstände dann – schuldig oder nicht - aufgrund ihrer Unterschrift.

      Nachdem im Juli 2002 mit Babcock Brosig und Fairchild Dornier zwei weitere Traditionsunternehmen Insolvenzantrag stellen mussten und die Welle der Gewinnwarnungen sowie die Sorge um die US-Konjunktur nicht abgenommen hatten, wurden die Börsen weiter massiv belastet. Der DAX sackte mit einem Intraday-Kurs von 3265 am 24. Juli sogar deutlich unter die im September 2001 notierten Tiefstände. Der Nemax All Share war mit einem Kurs von 525 dagegen bereits in die Bedeutungslosigkeit versunken.

      Doch nicht nur die Börse drohte zu versinken – im August wurden aufgrund einer verheerenden Jahrhundertflut weite Landstriche überflutet. Am 12. August brachten sintflutartige Regenfälle u.a. in Bayern, Sachsen und Österreich die Flüsse zum Überlaufen. Eine der am meisten betroffenen Städte war dabei Dresden - sogar der Hauptbahnhof stand hier unter Wasser. Die Flut riß entlang der Flüsse Häuser und Brücken mit sich und verursachte Schäden im zweistelligen Milliardenbereich. Nach Schätzungen von Experten wird es wohl mehrere Jahre dauern, bis alle Schäden beseitigt sind. Während vor allem Versicherungskonzerne unter der drohenden Kostenwelle unter Druck gerieten, konnten Aktien von Bauunternehmen kräftige Kursgewinne verbuchen.

      Der September 2002 war geprägt von der Angst neuer Terroranschläge zum Jahrestag des 11. September, Diskussionen über einen Angriff der USA auf den Irak sowie der Bundestagswahl. Auch die Konjunktur in den USA machte vielen Anlegern weiter Sorgen. Zuviel Unsicherheiten für die eh schon angeschlagene Börse, die im September 2002 trotz der bereits seit über 30 Monaten andauernden Baisse im DAX den größten Monatsverlust ihrer Geschichte hinnehmen musste. Selbst im Horrormonat Oktober 1987 verlor der deutsche Leitindex nicht so viel wie im September 2002, wie die nachfolgende Tabelle beweist.

      31.08.2002 30.09.2002 Performance
      DAX 3712,94 2769,03 -25,42%
      Nemax-All-Share 532,84 389,03 -26,99%
      zum Vergleich:
      DAX Okt. 1987 1500,16 1177,37 -21,52%


      Wann das Ende der Baisse erreicht wird, ist im Augenblick noch nicht abzusehen. Nachdem Anfang Oktober die bisherigen Tiefstkurse notiert wurden, konnte sich die Börse seitdem kräftig erholen. Auch die Deutsche Börse versucht in einem zweiten Anlauf das verlorene Vertrauen der Anleger wieder zurückzugewinnen. Ende September 2002 kündigte die Institution eine gravierende Restrukturierung der deutschen Indizes an. Der Nemax wird dabei genauso wie der Nebenwertindex SMAX abgeschafft und durch zwei neue Hauptsegmente ersetzt. Ob diese Umstrukturierung der Stein der Weisen ist, kann erst die Zukunft zeigen.

      Mit diesem Artikel endet die Artikel-Reihe über die größten Börsen- und Wirtschaftskrisen der Geschichte. Im Augenblick befinden wir uns noch in der größten Baisse seit der Weltwirtschaftskrise der Dreißiger Jahre. Immerhin eins ist sicher: Auch in Zukunft wird es an den Börsen Phasen der Übertreibung geben, die in der Regel mit deutlichen Kursverlusten beendet werden - bisher hat sich die Börse über kurz oder lang aber noch jedesmal wieder erholt und neue Höchstkurse anvisiert. Es stellt sich also nicht die Frage ob der DAX je die 10.000 erreichen wird, sondern vielmehr wann!

      10.11.2002 08:21
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      schrieb am 24.11.02 14:07:40
      Beitrag Nr. 260 ()
      Ist das Ende der zweiten Kursrallye im aktuellen Bärenmarkt (2000 – 2012) eingeläutet ?


      von Roland Leuschel

      « Versuchen Sie weiterhin die Markterholungen mit den ihn bekannten Werten auszunutzen. Ich glaube in diesem Oktober 2002 wird wieder eine Kursrallye starten, die eine Aktie wie Allianz auf 120 katapultieren könnte, nur vergessen Sie dabei nicht, Ihren Gewinn glattzustellen (von jetzt 80 auf 120 wären es 50%). », so endete meine letzte Kolumne vom 9. Oktober.

      Nun ich hoffe, Sie haben Ihre Gewinne « glattgestellt » ; denn die Allianz fiel sogar unter 80 und stieg auf 125. Auch andere Empfehlungen (wie IBM von 55 auf 80) konnten rund 50% zulegen. Auch das Ende der ersten Rallye kündigte ich Ende August in meiner Kolumne « Das brutale Ende der Kursrallye des Down Jones an der Fall Street » rechtzeitig an und meine Erfahrungen aus den 70er Jahren : In den Perioden des Tradings muss der Anleger die Börse wie eine kalte Dusche nach der Sauna ansehen : Schnell rein und schnell wieder raus !

      Es gibt mehrere Gründe, die für ein Ende der derzeitigen Kursrallye plädieren, und gute Argumente, warum mittelfristig (3 bis 6 Monate) neue Tiefststände an den Börsen erreicht werden können. Vielleicht steht uns sogar eine « finale Ausverkaufsorgie » bevor. Dann können Sie wieder in aller Ruhe Ihre Value Stocks für die nächste Rallye, und die kommt bestimmt, einkaufen, denn der Bärenmarkt dauert noch ungefähr 10 Jahre. Es braucht halt seine Zeit, bis die fundamentalen Ungleichgewichte abgebaut sind und die Normalität an die Börsen zurückkehrt (unter Anlegerforum.at können Sie meinen ausführlichen Vortrag beim Salzburger Anlegerforum vom 9.11.2002 abrufen).

      Warum also kurzfristig Kasse machen, obwohl Berufsoptimisten, die zu erwartende Korrektur als grosse Chance ansehen : « Die Zeit zum Aktienkauf ist aus historischer Sicht gekommen. Auch die niedrigen Zinsen und das politische Umfeld sprechen dafür. », Artikel von Heiko Thieme in der FAZ vom 11.11. unter dem Titel « Grünes Licht für Aktien ». Was das politische Umfeld anbetrifft, dürfte dieses Argument eher ein Karnevalsscherz zum 11.11. sein. Schon ein paar Tage später schrieb dieselbe FAZ auf der ersten Seite in einer Kolumne : « Wäre Deutschland ein Unternehmen und die Regierung der Vorstand, dann hätte die Staatsanwaltschaft gute Gründe, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung einzuleiten. » Dem wäre nichts hinzuzufügen. Doch der ehemalige Finanzminister und Vorgänger von Hans Eichel, Oskar Lafontaine, schrieb am 17.11. in der Bild Zeitung : « Es ist als wäre Heinrich Brüning wieder auferstanden, jener Reichskanzler, der mit seiner Sparpolitik Massenarbeitslosigkeit verursachte und Hitler den Weg bereitete. » In der Tat ist das die einzige Befürchtung, die ich auch hege ; denn mit Wirtschaftsrezessionen wird man immer fertig, sie gehören zur Natur der Wirschaftsentwicklung, und wir haben zum Beispiel in Belgien im Jahre 2001 die 34. Rezession seit der Schlacht von Waterloo gehabt, und das Land existiert immer noch. Wovor wir uns allerdings fürchten müssen, wäre eine Weltwirtschaftskrise II, Massenarbeitslosigkeit und konsequenterweise politischen Veränderungen. Vergessen wir nicht, dass im letzten Jahrhundert in zwei Ländern für mehrere Jahre der Aktienbesitz sogar verboten war – Sovietunion und Deutschland. Es gibt auch Aktienexperten mit ausgezeichnetem Ruf, die auf Grund fundamentaler und charttechnischer Analyse noch erheblich tiefere Kurse in diesem Bärenmarkt sehen. So zeichnete der bekannte schweizerische Experte Felix Zulauf auf dem bereits erwähnten, gut besuchten 4. Salzburger Forum eine Situation, wonach der Standard & Poor`s 500 charttechnisch in die Gegend von 220 (heutiger Stand rund 900) fallen könnte, glaubt aber, dass bei 300 die Baisse ausgestanden sei.

      Wir riskieren eine Weltwirtschaftskrise II, und es braucht nur die Immobilienblase in den USA oder Grossbritannien zu platzen, dann kann die letzte Stütze der Weltkonjunktur, der Konsum in USA, einbrechen, und der Staat hat bereits sein Pulver verschossen. Die Notenbank ist sowieso nur noch Zuschauer, wie uns die japanische Entwicklung seit Jahren lehrt. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger, Joseph E. Stiglitz, schreibt messerscharf dazu : « Wie mit einem Zauberstab hat es die amerikanische Regierung fertiggebracht, den in 10 Jahren kumulierten Haushaltsüberschuss von 3.000 Milliarden Dollar in ein titanisches Defizit von 2.000 Milliarden in einigen Monaten zu transformieren… Indem sie sich in ein riesiges Steuererleichterungsprogramm lanciert hat, hat die Regierung ähnliche betrügerische Buchhaltungsmethoden angewandt wie Enron… Europa wird Amerika in die Rezession folgen und so den amerikanischen Abschwung verstärken und eine Weltkrise auslösen. » - Trends Tendances 17. Oktober 2002.

      Fazit : Erhöhen Sie wieder Ihre Cash-Position und berücksichtigen Sie dabei die Aufteilung 75% in Euro und 25% in Dollar. Aktien-Engagements sollten auf die Untergrenze von 30% limitiert bleiben. Vergessen Sie auch nicht ein paar Goldbarren in Ihr Portefeuille zu legen. Irgendwann können die Notenbanken kein Gold mehr verkaufen, da sie keine Bestände mehr haben (ein schlimmes Beispiel in der langen Geschichte der Verschleuderung von « Volksvermögen »). Dann könnte die zweitgrösste Wirtschaftsmacht der Welt, China, ein Anlageproblem für ihre Reserven haben : Japanische Yen mögen sie nicht, der amerikanische Dollar könnte einbrechen, und der Euro ist nur eine Art Lückenbüsser, Gold dagegen können die Chinesen physisch in ihr Reich repatriieren. Dann, und ich hoffe es wird nie der Fall sein, werden in ein paar Jahren zwei Dinge bei 4.500 stehen : der Dow Jones und die Feinunze Gold.

      Roland Leuschel
      21.11.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=4c2d1b4d
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 14:33:35
      Beitrag Nr. 261 ()
      Samstag, 9.11.2002
      15:00 Uhr Europasaal

      Vortrag:

      „Von der irrationalen Überschwänglichkeit zur Normalität“

      Referent:


      Roland Leuschel


      Liebe Euromillionäre, oder die es einmal waren und wieder werden möchten, liebe problemgeplagte Anleger, oder kurz gesagt, liebe Freunde in Salzburg!
      Vielleicht werden demnächst in den Schalterhallen der Banken Schilder angebracht werden müssen mit der Inschrift:

      VORSICHT BEI AKTIEN! ZU RISIKEN UND NEBENWIRKUNGEN FRAGEN SIE IHREN PSYCHOLOGEN ODER PRIESTER.

      Vor einem Jahr begann ich meinen Vortrag mit folgender Geschichte: „Im Frühjahr 2000, als die umsatzstärkste Börse der Welt, die NASDAQ von 5.048 auf 3.200 Punkte, also um ein Drittel, einknickte, sprach eine tiefe, beruhigende, trostspendende Stimme zu mir: Lächle, es hätte schlimmer kommen können! Ich lächelte ... und es kam schlimmer!“

      Als ich im letzten November vor Ihnen stand, war der Index auf rund 1.400 gesunken (rund 70 % Wertverlust). In der Nacht vor meinen Vortrag sprach diese sonore Stimme wieder zu mir: Lächle, und erzähle den Salzburgern, es hätte noch schlimmer kommen können! Und ich sprach zu Ihnen: „Passen Sie auf, es wird noch viel, viel schlimmer kommen! Nur wenn Sie sich darauf einstellen, dann haben Sie allen Grund zu lächeln.

      Heute ist dieser Index wieder bei 1.400, und nachdem er am 9. Oktober bei 1.114 (minus 78 % gegenüber dem Höchstpunkt) gelandet war, besteht das Risiko, diesen Index in den nächs-ten Monaten in der Gegend von 500 zu sehen. Wenn Sie nun glauben, in Ihrer spontanen Reaktion, dass wäre nicht möglich, dann bedenken Sie folgende Tatsachen: Die einstmals kapitalmässig größte Börse der Welt 1989, die japanische, hat inzwischen 80 % ihres Wertes verloren. Im Dezember 1989 war die Börsenkapitalisierung der japanischen Börse 1,5 mal grö-ßer als alle amerikanischen Aktien. Der Neue Markt in Deutschland, gemessen am Nemax Allshare Index, ist um mehr als 95 % seines Wertes gegenüber dem Höchstpunkt vor zwei Jahren gefallen. Und wenn Sie die Kurse einzelner, großer, grundsolider Aktien ansehen, die man in unserem Jargon gerne Witwen- und Waisenpapiere nennt, wie z.B. der deutsche Versicherungskonzern Allianz, dann müssen Sie feststellen, dass auch dieser Wert 80 % verloren hat. Diese Zahlen sind Fakten, und der Anleger ist das Opfer dieser Börsenlage, die, und das möchte ich ohne Umschweife in aller Klarheit sagen, vergleichbar ist mit dem bisher größten Börsencrash der Geschichte, dem von 1929 bis 1932, bei dem Kursverluste von 80 bis 90 % die Regel waren. In absoluten Größen ist der heutige Börsencrash der absolut Größte: Über 12.000 Milliarden US-Dollar Kapitalvernichtung weltweit (entspricht in etwa dem BSP der USA von 2002).

      Die große Frage, mit der ich mich heute auseinandersetzen möchte, ist: Riskieren wir, bevor die Börsen zur Normalität zurückfinden, eine Weltwirtschaftskrise mit entsprechenden politi-schen Folgen wie nach 1932? Vergessen wir nicht, dass die Anleger in Aktien damals über 30 Jahre warten mussten, bevor Sie Ihre Einstiegskurse von 1929 wiedersahen, insofern sie noch leben. Das ist die große Frage, die jeden von uns betrifft, auch denjenigen, der keine Aktien besitzt und auf die eine sichere Antwort nicht möglich ist. Sie wissen alle, Prognosen sind schwierig, sie werden der Kunst und nicht der Wissenschaft zugeschrieben, und Prognosen, die die Zukunft betreffen, sind ganz besonders schwierig. Ich werde Ihnen mein Szenario für die nächsten Jahre vorstellen, die richtige Antwort wird uns allein die Zukunft geben.

      Ottmar Issings Warnung

      Die „offiziellen“ Stellen werden wie die Stimme in der Regel beruhigend und optimistisch sein. Insofern muss jeder von der mutigen und ehrlichen Aussage des Chefvolkswirtes der europäi-schen Zentralbank, Ottmar Issing, vom Oktober dieses Jahres (9.10.2002) überrascht sein: „Von einer Bankenkrise zu sprechen, wäre sicherlich zu weit gegangen. Die Situation ist aber durchaus als dramatisch zu bezeichnen.“ Wenn also Aktien von deutschen Großbanken, wie der Commerzbank oder der Hypo Vereinsbank nur mit einem Drittel ihres bilanziellen Netto-vermögens an der Börse bewertet werden, dann muss der Anleger dieses klare Misstrauens-votum der Märkte ernst nehmen.

      Intervention der Notenbanken und Kriegsgeheul zur Rettung der Aktienmärkte

      Inzwischen hat sogar die japanische Notenbank, die Bank of Japan, angefangen, seit Oktober dieses Jahres (10.10.2002) den japanischen Geschäftsbanken Aktien im Werte von 2.000 Milliarden Yen (= rund 16,3 Mrd. Euro) abzukaufen. Dieser Betrag ist zwar nicht gewaltig (1 % der japanischen Marktkapitalisierung), aber er ist der erste und auch der publik gemachte Schritt in Richtung einer Stützungsaktion der Aktienmärkte seitens der Notenbanken („Buyer of Last Resort“). Die Japaner sind uns in dieser Hinsicht einen Schritt voraus und geben dies auch offen zu. Das bedeutet aber nicht, dass wir in Europa nicht dasselbe tun. Auch die europäischen Notenbanken dürfen zur Refinanzierung der Kreditinstitute neben festverzinslichen Wertpapieren auch Aktien ankaufen, um den Geschäftsbanken Liquidität zur Verfügung zu stellen.

      Vor einiger Zeit hat auch die deutsche Bundesbank bekanntgegeben, dass sie ihr physisches Gold zu verkaufen gedenkt und in Aktien anlegen möchte. In den USA schreitet die Notenbank ebenfalls am Marktgeschehen ein und hat es bereits mehrmals getan. Die rechtliche Grundlage dafür stammt aus dem Jahre 1987, als im Zuge des Oktober Crashs von Ronald Reagan eine „Working Group on Financial Markets“ (im Börsenjargon wird sie PPT genannt: Plunge Protection Team) gegründet wurde, mit dem Ziel, die „Integrität, Effi-zienz, Wettbewerbsfähigkeit und Fairness der US-Märkte herbeizuführen, kurzum, um das Ver-trauen der Investoren zu bewahren. Diese „Executive Order No. 12631” hat bereits auch in dem jetzigen Börsencrash zu “überraschenden“ Interventionen der Notenbanken geführt und erfolgten immer just in einem Augenblick, als besonders schlechte Wirtschaftsnachrichten bekannt gegeben wurden.

      Börsensprünge von 5 bis 8 % waren dann die Regel. Diese Interventionen werden natürlich nicht veröffentlicht. Während wir in Europa keine gesetzliche Pflicht haben, diese Intervention zu veröffentlichen, werden in Amerika immerhin die Protokolle der Notenbanksitzungen nach 5 Jahren dem Publikum zugänglich. So wissen wir heute aufgrund dieser Protokolle, dass meine des öfteren geäußerte Vermutung, Alan Greenspan führe seine Welt an der Nase herum und in die Irre, stimmte:
      denn die inzwischen veröffentlichten Sitzungsprotokolle vom 24. September 1996 sagen in aller Klarheit aus, Greenspan wurde von seinen Kollegen vor der Aktienblase und deren Kon-sequenzen ausdrücklich gewarnt und er selbst gab die Existenz desselben zu. Den Rest der Geschichte kennen wir.

      Natürlich können Greenspan, Welteke & Co plausible Argumente anführen, die eine Intervention am Aktienmarkt rechtfertigen. So tickt in den amerikanischen, britischen und deutschen Pensionssystemen eine Zeitbombe und es gilt eine drohende Deflation zu bekämpfen.

      Das Schreckgespenst der Deflation

      „Finanzmärkte bewegen sich oft VOR und nicht NACHDEM eine messbare Deflation festgestellt wurde. Es ist sicherlich möglich, dass die Finanzmärkte bereits heute auf diese Gefahren reagieren.“ (International Bank Credit Analyst, Oktober 2002)

      Seit 1996/97 habe ich auf das Risiko einer deflationären Entwicklung hingewiesen, besonders auf die Gefahr einer Gewinndeflation. Heute wird das Problem der Deflation im allgemeinen (Deflation verstanden als andauernder Verfall des allgemeinen Preisniveaus) verstärkt disku-tiert, und in den Köpfen vieler Experten spukt es mehr und mehr. „An den Finanzmärkten ist sie das Thema Nummer 1 – die Deflation.“, schreibt der renommierte Ökonom Joachim Fels von Morgan Stanley in der FAZ vom 28.10. dieses Jahres.

      Kunststück! In Teilbereichen der Wirtschaft in Europa und auch den USA kennen wir seit zweieinhalb Jahren fallende Preise: Auf den Aktienmärkten und auf den Zinsmärkten. Die Rendi-ten fallen, und die amerikanische Notenbank hat die Leitzinsen zwölf mal auf das niedrigste Niveau seit 40 Jahren gesenkt. Also der Anleger spürt die Deflation bereits recht deutlich und nur der Anleger in Immobilien, besonders in den USA und Großbritannien, erfreuen sich noch steigender Preise.

      Auch sind die Verbraucherpreise in Euroland und in den USA noch mit rund 2 % im Steigen begriffen. Da auch das Kreditvolumen und die Geldmengen im Jahresvergleich steigen, glauben viele Experten die Gefahr einer Deflation sei nicht gegeben; denn die großen Deflationen der Vergangenheit kamen zustande, weil letzten Endes die Notenbanken die Geldmengen drosselten und einen Rückgang des Kreditvolumens des Bankensystems nicht ver-hindern konnten.

      Aber die industriellen Erzeugerpreise im europäischen Raum fallen bereits, und der Graben zu einem Rückgang der Preise allgemein für Waren und Dienstleistungen wird immer enger, und es bedarf nur eines kleinen Schrittes, um ihn zu überschreiten. „Die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre und Japans Misere seit Mitte der 90er Jahre lassen grüßen.“, warnt Joachim Fels. Er ist nicht der Einzige. „The risk of falling prices is greater than at any time since the 1930s.” schreibt der englische Economist in seiner Ausgabe vom 12. Oktober. Ich habe seit 1996 ein Dossier “Deflation” angelegt. Es ist inzwischen umfangreich geworden, und seit ungefähr 4 Wochen gibt es geradezu eine „Inflation der Deflationsartikel“.

      Als Anleger sollen und müssen Sie die Gefahr einer Deflation ernstnehmen und in Ihr Kalkül miteinbeziehen, auch wenn die meisten Studien das Szenario einer Deflation (noch) vehement ausschließen. Aber schließlich haben die Anleger die Lage der 90er Jahre von Japan (Chart) als Erfahrungswert vor Augen, und in diesem September 2002 fiel in Japan zum 37. mal in Folge der Index der Konsumentenpreise.

      Die japanischen Aktienkurse fallen bereits seit 1989, und sagen Sie nicht, so etwas könnte uns nicht passieren. Es sind rund 10 Jahre her, da musste jeder europäische oder amerikanische Manager nach Japan reisen, um das japanische Modell zu studieren und die Lehren daraus zu ziehen. Die japanische Produktivität war das Vorbild für alle. Und sagen Sie auch nicht: „Diesmal ist es anders!“ (This time it is different). Dieser Satz dürfte der mit Abstand teuerste Spruch im Börsengeschehen sein.


      Wenn Sie als Anleger glauben, und es muss viele solcher Investoren geben, die Gefahr einer Deflation an die Wand zu malen wäre Pessimismus, so bitte ich Sie, die zahlreichen Studien, die in letzter Zeit diesem Thema gewidmet wurden, einmal durchzulesen, zum Beispiel die 39seitige Studie der US-Notenbank mit dem Titel „Preventing Deflation: Lessons from Japan´s experience in the 90s“, oder die Arbeit der Volkswirte der Deutschen Bank, die die Parallelen zwischen der Entwicklung in Japan in den 90er Jahren und der Situation in Euroland heute feststellen und zum Teil als „erschreckend“ bezeichnen.

      Sie empfehlen sogar der Finanzpolitik in Europa, eine höhere Neuverschuldung in Kauf zu nehmen und den „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ kurzfristig auszusetzen. Ich könnte Ihnen noch eine Reihe anderer Studien empfehlen, falls Sie aber nicht gerne Realist sein wollen, sondern glauben, mit Optimismus lässt sich alles regeln, dann lesen Sie zum Beispiel das Interview, das der Vizepräsident der EZB der FAZ gegeben hat. „Die Risiken für eine Deflationsspira-le im Euro-Raum sind vernachlässigbar“ (24.9.), oder „Eine Deflation steht nicht vor der Tür“, ein Artikel von Professor Manfred Neumann von der Universität Bonn (FAZ 24.10.).

      Die FAZ gibt sich bei der Vertreibung der Deflationsängste viel Mühe, und Sie können ja auch den Leitartikel „Keine Angst vor Deflation“ von Patrick Welter (FAZ 19.8.2002) als Beruhigungspille zu sich nehmen. Der Autor weist darauf hin, dass sowohl in Amerika als auch in Euro-Raum die wichtigste Zutat zum einem Deflationsszenario fehlt: „der kräftige Tritt auf die geldpolitische Bremse“. Seine Empfehlung: „die Notenbanken sollten auf Verdacht lieber früher und kräftiger die Zinsen senken als später machtlos dazustehen“. Sehr geehrter Herr Welter! Die Japaner zum Beispiel haben sich dies schon vor einigen Jahren zu Herzen genommen. Dort sind mittlerweile seit 2 Jahren die Leitzinsen der Notenbank bei 0,0 % angelangt.

      Auch wir sind mit den realen Zinsen in Europa und Amerika nicht mehr weit davon entfernt. Auch Sie, Herr Welter, unterliegen, wie viele ihrer Kollegen, dem fatalen Irrtum, die Notenbanken könnten mit ihrer Geldpolitik die Sache schon richten. Ein für alle Mal sollten alle begreifen, auch die Wirkungen der Geldpolitik der Notenbanken sind begrenzt und können nicht die Fehler einer falschen Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik ausbügeln. Die Anleger wissen das schon längst, denn elf Zinssenkungen in Amerika haben weder den Verfall der Börsenkurse noch den Rückgang der Wirtschaft verhindern können. Auch die zwölfte Senkung auf 1,25 % wird daran wenig ändern.


      Ich glaube nach wie vor, dass letztendlich die Unternehmensgewinne die Börsenkurse bestimmen und stelle fest, dass seit 1996 in Amerika und Europa, ja sogar weltweit, die Unternehmenspreise bzw. Gewinnmargen fallen (Chart). Damit ist für mich als Anleger der Tatbe-stand der Deflation erfüllt, und die Aussichten für die nächsten Jahre sind nicht rosig. Viele Unternehmen und Verbraucher haben seit einigen Jahren einen riesigen Schuldenturm auf-gebaut und, gestützt auf optimistische Konjunkturprognosen, gehofft, ein starkes Wirtschafts-wachstum werde die Rückzahlung der Schulden erlauben.

      Viele dieser Firmen und Verbraucher sind jetzt in großen Schwierigkeiten, und indem sie versuchen, ihre Kosten durch Entlassungen des Personals bzw. durch Kürzungen der Ausgaben zu senken, tragen sie einen gehörigen Beitrag zur Entwicklung in Richtung Deflation selbst bei. Der amerikanische Ökonom Irving Fisher hat in seiner Studie von 1933 dieses Szenario auf das genaueste beschrieben: „The Debt-Deflation Theory of Great Depressions“. Das gilt übrigens auch für die einzelnen Regierungen. Nehmen wir als Beispiel den mächtigsten Staat und die größte Volkswirtschaft der Welt, die USA, mit ihrem übermächtigen Dollar. Defacto sind die USA pleite; denn wenn Sie die Schulden der öffentlichen Hand, der Unternehmen und der Privathaushalte addieren, kommen Sie auf eine Zahl von über 30.000 Milliarden Dollar, das wären ungefähr dreimal so viel wie das Bruttosozialprodukt der USA vom Jahre 2001. Die Zins-last dieses Schuldenberges beträgt rund 2.000 Mrd. Dollar. Die Summe aller in der US-Wirtschaft aufgenommenen Kredite pro Jahr ist ungefähr genauso hoch.

      Wissen Sie, was Sie als Unternehmer sind, wenn Ihr Umsatz gerade mal das Niveau Ihrer jährli-chen Zinslast erreicht? Pleite! Übrigens das amerikanische Leistungsbilanzdefizit erreicht 5 % des Bruttoinlandsproduktes, das heisst, insgesamt leben die Amerikaner seit über 10 Jahren (Chart) über ihre Verhältnisse. Die äußerst „laxe“ Geldpolitik eines Alan Greenspan hat zu einer Sparquote von 0 % geführt, und die amerikanischen Bürger glauben, alles was sie ver-dienen auch konsumieren zu können, bzw. dass sie sich noch lange verschulden müssen, um einen Teil ihrer Zukunft zu konsumieren. Insgesamt werden jedes Jahr rund 500 Mrd. Dollar Sparkapital anderer Nationen nach den USA transferiert, um das Leistungsbilanzdefizit zu fi-nanzieren. „Dafür trägt Greenspan die wesentliche Verantwortung. Durch seine Niedrigzins-politik hat er jahrelang Geld in den Markt gepumpt. Damit hat er die Unternehmen dazu verleitet, Engpässe per Kredit zu überbrücken und die notwendigen Strukturanpassungen zu vermeiden.

      Die Einstellung war verbreitet: Der Greenspan haut uns raus und bringt die Wirtschaft wieder auf Touren.“ Dies sind klare Worte eines renommierten und erfolgreichen Anlageexperten, Jens Ehrhardt aus München. Sollten die Amerikaner einige „echte und wahren“ Tugenden der Wirtschaft wieder entdecken, und dazu gehört das Sparen als Teil des Einkommens, das nicht

      konsumiert wird, sondern als Kapitalbildung der Zukunftssicherung dienen soll, dann, ja dann könnte es zu einer ernsten Wirtschaftskrise in den USA kommen, da der Konsum, der zwei Drittel der Wirtschaftsleistung

      darstellt, zurückgehen wird. Um die Wirtschaft dennoch wieder in Schwung zu bringen, bedarf es allerdings einer radikalen Lösung. „Um es klar zu sagen: Helfen kann nur eine riesige Pleitewelle. Damit würden zwar die Gläubiger etwas verlieren, aber die Schuldner könnten wieder anfangen zu wirtschaften. Anders kommen wir von diesem Schuldenberg nicht heruntern.“ (Jens Ehrhardt). Übrigens sollten die Amerikaner tatsächlich ihren Konsum einschränken und damit weniger importieren, dann bedeutet dies schlicht und einfach für uns in Europa, wir werden weniger exportieren.

      Gute und schlechte Deflation

      Also nehmen Sie das Risiko einer deflationären Entwicklung ernst und lassen Sie sich nicht von den oberflächlichen, auf eigenen Interessen oder Dummheit beruhenden Erklärungen vieler selbsternannter Experten beeinflussen. Der angesehene und unabhängige internationale Bank Credit Analyst warnt in seiner Oktober Ausgabe seine Leser in fettgedruckten Lettern: „Die Gefahr der Deflation ist real. Wenn die Deflation die Preiserwartungen und Immobilien-preise erreicht, könnte die schlimmste Art der Deflation entstehen – die Schuldendeflation“. In Perioden relativ starken Wirtschaftswachstums kann es zu fallenden Preisen kommen (wegen Überkapazitäten, Globalisierung der Märkte etc.). So ein Szenario kann man als „gute Deflati-on“ bezeichnen, und die Aktienbörsen entwickeln sich eher positiv (Chart). Fallen aber die Preise bei gleichzeitig fallenden allgemeinen Wirtschaftswachstum, kommt es zur sogenann-ten „schlechten Deflation“. Da sieht die Lage für den Anleger anders aus, und besonders Aktien können stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

      Und wo stehen wir heute?

      Ich würde sagen: Noch sind wir im Bereich der sogenannten „guten“ Deflation, und noch wächst die Wirtschaft, sowohl in Amerika als auch in Euroland moderat. Aber uns interessiert die Zukunft. Wie geht es weiter? Nur öffentliche Erklärungen von Politikern und einigen Exper-ten sprechen von einer Verstärkung des Wirtschaftsaufschwungs im kommenden Jahr. So hat noch vor den Wahlen im Sommer dieses Jahres der deutsche Wirtschaftsminister Müller allen Ernstes 3 % reales Wirtschaftswachstum für 2003 in Deutschland vorhergesagt (Das Träumen ist des Müllers Lust ...). Aber auch die Chefvolkswirtin Gail Fosler eines privaten Forschungsinsti-tuts,

      des Conference Board, kündigte Anfang September dieses Jahres ein Wirtschaftswachstum von 4 % im Jahre 2003 für die USA an und erwartete eine Zinsanhebung als nächsten Schritt der amerikanischen Notenbank! Am 7. November 2002 senkte die FED die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 1,25 %. Ich glaube, die Realität wird anders aussehen und erlaube mir, meine

      Prognose vom November 2001 hier zu wiederholen: „2002 wird zwar schlechter als 2001, aber besser als 2003!“ Viele Indikatoren deuten auf einen sogenannten „Double Dip“ der Konjunk-tur hin, und die reale Gewinnsituation der Unternehmen dürfte sich nicht verbessern. Aber bevor ich zu den kurz- und mittelfristigen Börsenaussichten komme, möchte ich noch ein paar Worte zur prekären Lage der Pensionsfonds sagen.

      „No more Enrons“ – Zeitbombe Pensionsfonds

      Die Skandale um die gefälschten Firmenbilanzen (Enron, Arthur Andersen, WorldCom, Global Crossing etc.) haben unser kapitalistisches System erschütterst, mehr erschüttert als die Attacke vom 11. September 2001. Wenn dies übertrieben erscheinen sollte, so bitte ich zu berück-sichtigen, dass nach einer Studie der amerikanischen Verbraucherverbände und Gewerkschaften die Skandale um gefälschte Firmenbilanzen dem amerikanischen Anleger mehr als 200 Milliarden Dollar gekostet haben. Allein bei den von Firmen unterstützten Pensions-Investmentfonds sei ei Schaden von 175 Milliarden Dollar entstanden. Auch die öffentlichen Pensionsfonds haben mit 6,4 Milliarden Dollar ihren Beitrag dazu geleistet.

      In der „New Economy“ der 90er Jahre konnten in der allgemeinen Euphorie die Probleme der Pensionsfonds ignoriert werden. Jetzt nach dem Börsencrash und nach genauesten Studien entdecken mehr und mehr Experten die Zeitbombe Pensionsfonds. „2003 wird das Jahr der Pensions-Fonds-Bilanzierung“, so der Chef der Aktienanalyse bei Standard & Poors. Fallende Aktienkurse und sinkende Zinsen (Greenspan sei gedankt!) verursachen riesige Löcher in den betrieblichen Pensionskassen in Amerika. Sie haben inzwischen Dimensionen erreicht, die für manche Unternehmen existenzbedrohend sind (Airlines).

      Lassen Sie mich das Beispiel eines weltbekannten Unternehmens geben, das in naher Zukunft Milliardenbeträge in seine Pensionskassen einschießen muss, General Motors. Die Deckungslücke bei General Motors dürfte in diesem Jahr auf 29 Milliarden Dollar ansteigen, nach Schätzungen der Analysten von Credit Suisse First Boston. Die aktuelle Börsenkapitalisierung von GM ist rund 19 Milliarden Dollar.


      Für Anleger ist diese Problematik insofern wichtig, als die Gewinne der Unternehmen in den nächsten Jahren erheblich geringer ausfallen werden, als von den Analysten geschätzt und von Wall Street erwartet. 360 der im Standard & Poors 500 enthaltenen Unternehmen haben Pensions-Unterdeckungen. Insgesamt dürfte die Deckungslücke nach Schätzungen des CSFB 243 Milliarden Dollar betragen, nach Merrill Lynch sogar 323 Milliarden. „Es ist die erste kollekti-ve Deckungslücke seit 1993 – und das vorerst letzte Resultat des Börsencrashs.“

      Bisher konnten die Pensionskassen einen Beitrag zum Gewinn der Unternehmen leisten (bei General Electric z.B. machten die Anlagegewinne im vergangenen Jahr rund 15% des Gesamtgewinns aus), da nicht die tatsächliche Wertentwicklung der Kapitalanlagen sondern die “erwartet“ Rendite entscheidend war. Das heißt eine, fiktive Verzinsung, welche die Un-ternehmen für ihre Portfolios ihrer Pensionskassen langfristig unterstellten, und das waren im Durchschnitt 9% p.a.. Wenn man bedenkt, dass bereits im vergangenen Jahr die Kapitalanla-gen der Pensionskassen im Schnitt 7% an Wert verloren, konnten die Unternehmen gleichzeitig mit einer, ich würde sagen „Fantasierendite“ von 9,2% in den Gewinn- und Verlustrechnungen der Unternehmen kalkulieren. Jetzt versteht man die Aussagen des legendären Investors Warren Buffett, der diese Renditeannahmen „heroisch“ nannte. Er selbst übrigens hat für sei-ne Pensionskassen seines Unternehmens eine Rendite von 6,5% kalkuliert. General Motors kalkulierte dagegen mit 10%.

      Der österreichische Ökonom Fredmund Malik, der seit 1984 des Management Zentrum St. Gal-len leitet, hat dies so auf den Punkt gebracht:

      „Alle Bedingungen sind erfüllt, dass sich die Entwicklung der 30er Jahre in ähnlicher Form wiederholt. Es wird vermutlich schlimmer... In Amerika stehen die Ersparnisse von zwei Generatio-nen im Risiko, in den vergangenen zwei Jahren ist mit 5 Billionen Dollar (inzwischen sind es mehr und weltweit sogar 12 Billionen) so viel wie das US-Sozialprodukt eines Jahres vernichtet worden. Noch hoffen die Rentner darauf, dass sich ihre Portfeuilles wieder füllen. Was aber, wenn sie merken, dass die Reserven weg sind? Es wird überall Verzicht geben. Nach der letz-ten großen Wirtschaftskrise sind den Amerikanern soziale Konflikte erspart geblieben. Ich fürchte, diesmal wird es nicht so glimpflich ausgehen.“

      Für unser Problem der Aktienanlage ziehe ich daraus folgende Schlüsse: Durch die neuen Bilanzierungsmethoden wird die ohnehin schwache Gewinnentwicklung der Unternehmen weiterhin negativ beeinflusst. In den Jahren der Aktieneuphorie konnten die Unternehmen die Problematik ihrer Berechnungsmethoden ignorieren; denn die Portfolio-Manager erzielten zweistellige Renditen, die nicht nur die Rentenzahlungen abdeckten, sondern noch zum all-gemeinen Unternehmensgewinn beitrugen. Jetzt muss anders gerechnet werden.

      Als hypothetischen Anhaltspunkt für eine Schätzung nenne ich die sogenannten „Core Earnings“, die Standard & Poors für die Firmen im Index S&P 500 errechnet hat. Demnach dürften die Gewinne allein in diesem Jahr um durchschnittlich 6,54 Dollar pro Aktie sinken. Der durch-schnittliche Nettogewinn der letzten 12 Monate per 30.06.2002 betrug 26,76 Dollar, das heißt 32% mehr als unter Berücksichtigung der Pensionsverlust. Mit anderen Worten die KGV ist nach

      wie vor in schindelnder Höhe (bei einem gegenwärtigen Stand des S&P von rund 900 liegt die KGV über 40), und wenn ich mir die Entwicklung dieser Börsenbewertungskriterien seit über 100 Jahren anschaue (Chart von Robert Shiller), dann lässt das Potential eine Börsenerholung der nächsten Jahre begrenzt bleiben. Wer glaubt, es handle sich um ein amerikanisches Problem, irrt. Inzwischen ist auch in den Medien bekannt geworden, dass die Pensionskasse des großen europäischen Konzerns Siemens per Ende Juni eine Unterdeckung von 27% aufwies, 5,1 Milliarden Euro. Auch bei Daimler Chrysler errechnete sich eine Unterdeckung von 5,5 Mil-liarden Euro. Beide Firmen haben die entsprechenden Beiträge an die Pensionskassen bereits überwiesen. Also wenn auch die Pensionäre dieser Firmen weiterhin ruhig schlafen können bleibt dennoch eine Grundwahrheit bestehen: Diese Mittel müssten normalerweise zur Finan-zierung der Zukunft dieser Unternehmen verwendet werden, das heißt der Sicherung der zukünftigen Gewinne...

      Mit dem Bärenmarkt leben

      Vor einem Jahr prognostizierte ich einen neuerlichen Test der September-Tiefs von 2001, was nicht alle Anleger schätzten, zumal wir uns gerade in einer Rallye (Chart) befanden, und viele Optimisten vom kommenden Wirtschaftsaufschwung und der Wende am Aktienmarkt spra-chen. Die Lage im November 2002 gleicht der vom November 2001. Gerade hat der Dow Jones sein bestes Monatsergebnis seit Januar 1987 (+ 11 %) und das nachdem er 6 Monate in Folge Verluste einfuhr. Die längste Verlustperiode seit 21 Jahren. Der Eurostoxx 50 konnte sogar ein Plus von 14,3 % erreichen, und schon gibt es wieder Stimmen, die von der Wende sprechen und behaupten, das Schlimmste liege hinter uns: „I think most of the pain is behind us now“. Owen Fitzpatrick, Deutsche Bank. Oder ist diese Rallye im Oktober ein gute Chance, den Aktienanteil des Portefeuilles zu verringern? Ich glaube schon; denn wenn ich die logi-schen Schlüsse aus dem, was ich gerade dargelegt habe, ziehe, befinden wir uns in einem längerjährigen Bärenmarkt, und wir haben erst eine Teilstrecke davon hinter uns gebracht.


      In der Geschichte des amerikanischen Aktienmarktes gab es bereits drei große Baisse-Perioden:

      - Die erste dauerte von September 1906 bis Dezember 1921 und brachte einen Rückgang des Standard & Poors Index um 68%.

      - Die zweite Periode begann im September 1929 und endete im Juni 1949. Der Rückgang war insgesamt ebenfalls 68%.

      - Die dritte Periode, und die habe ich „live“ als Stratege einer Bank miterlebt, dauerte von Dezember 1968 bis Juli 1982, mit einem inflationsbereinigten Rückgang von 63%.


      Im Durchschnitt dauerten diese Baisse-Perioden 16 Jahre und verzeichneten einen inflationsbereinigten Kursrückgang von 66%. Wir haben gerade mal zweieinhalb Jahre Baisse erlebt mit einem Rückgang von ungefähr 40%.

      In dem bereits im letzten Jahr gezeigten Chart über die historischen KGV, berechnet von dem Amerikaner Robert J. Shiller , wird deutlich, dass ein hohes KGV ein sicheres Anzeichen ist, dass ein Bärenmarkt vor der Tür steht. Das war 1906, 1929 und 1968 der Fall, und jetzt hat-ten wir 1999 die höchste KGV-Ziffer aller Zeiten. Im November 2002 leben wir in der Phase, die als „Korrektur einer extremen Überbewertung“ bezeichnet wird, das heißt nach den Jahren der „irrationalen Überschwänglichkeit“ kehren wir zur Normalität zurück. Die fundamentalen Faktoren lassen ein baldiges Ende der Baisse-Periode als wenig wahrscheinlich erscheinen, und ich wiederhole meine bereits im Vorjahr hier an dieser Stelle zitierten Warnungen von Warren Buffett, der bereits im August 1999 erklärte:
      „In den kommenden 15 Jahren dürfte es bei Aktien einen jährlichen Reurn von 4 bis 6% geben, wobei ich fürchte, er wird eher bei 4% liegen.“

      Geben Sie den Scharlatanen in unserem Berufszweig keine Chance, und behalten Sie ihren gesunden Menschenverstand, dann dürfte sich eine für alle Beteiligten schmerzliche Episode wie der „Neue Markt“ in Deutschland nicht mehr wiederholen. Sie erinnern sich: Im Jahre 1999 wollten eifrige und geldgierige Banker den Handel in Dax-Werten an die Londoner Börse abgeben, um allein Werte des Neuen Marktes, des Nemax, in Frankfurt zu handeln, als Zei-chen London ist die Vergangenheit (Old Economy) und Frankfurt steht für die New Economy. Erst nachdem die Kurse am Neuen Markt um 96% (!) gegenüber dem Höchstpunkt vom März 2000 gefallen waren, verstummten diese Stimmen, und übrig blieb der Spott und Hohn für die Geschichtsbücher der Börsen und die Milliardenverluste der Anleger.


      Also bleiben sie vorsichtig und investieren Sie höchsten 30% Ihres Portfeuilles in Qualitätsaktien und den Rest in Triple A kurzlaufende Anleihen sowie Cash Sie sollten auch die Aktienposition als Trading Position benutzen. Letzteren können sie oft einsetzten, wenn es außergewöhnliche Opportunitäten am Aktienmarkt gibt. Ich würde bei der Gewichtung des Cash dem Euro den Vorzug geben (über 50%), da ich eine Dollar-Schwäche für wahrscheinlich halte.

      Eine Einschränkung muss ich allerdings machen. Nachdem Alan Greenspan, Godfather von Wall Street, der sich mittlerweile auch „Sir Print a Lot of Money“ nennen darf, wissentlich die größte Spekulationsblase in der Geschichte der Menschheit seit Herbst 1996 ange

      heizt hat (es gibt dafür auch Belege), halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass die Federal Reserve nicht nur die Zinsen weiter senken wird (und damit die Lage der Pensionsfonds noch kritischer wird), sondern, wie bereits erwähnt, sie könnte auch eine „konzertierte Aktion“ or-ganisieren, indem die Notenbanken direkt am Aktienmarkt intervenieren, sozusagen als eine Art „Deus ex machina – Lösung“; denn höhere Aktienkurse wären in der Lage kurzfristig die Pensionskassen-Probleme zu lösen. Außerdem könnte eine höhere Inflationsrate, ausgelöst durch einen Krieg bzw. erhöhte Staatsdefizite auch die Verschuldungskrise mildern. Insofern hätte ein eventueller Irakkrieg eine wirtschaftliche Logik.

      Das Börsenjahr 2003 wird besser als 2002

      Nur zweimal seit 1925 ist der Dow Jones in drei Jahren in Folge eingebrochen; 1929 bis 1932 und 1939 bis 1941. „Jamais deux sans trois“ wird es Ende 2002 heissen. Aber und dies ist für den November 2002 extrem wichtig : Ein viertes negatives Börsenjahr hintereinander ist bisher noch nie eingetreten und daher extrem unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ; „denn Märkte haben kein Gedächtnis“ und 2003 ist eben nur 2003 und nichts anderes.

      Ich gehe davon aus, dass wir zur Normalität zurückkehren und im November 2003 höhere Kurse haben werden als im November 2002. Wir befinden uns allerdings in einem Bärenmarkt mit deutlich überbewerteten Aktienmärkten. Wir könnten also noch einen weiteren Abschnitt des Tales der Tränen durchschreiten, schließlich steuern wir auf eine Wirtschaftsrezession zu. Aber mit Rezession werden wir fertig. Auch die Aktienbörsen. In Belgien zum Beispiel würden wir dann im Jahr 2003 die fünfunddreißigste Rezession seit der Schlacht von Waterloo im Jah-re 1815 erleben. Nicht mehr und nicht weniger. Aber, und dies ist die gute Nachricht von heute, im nächsten Jahr wird die Börse die Gewinnentwicklung der Unternehmen vom Jahre 2004 vorwegnehmen. Schließlich haben wir jetzt in der Rezession
      enorme Anstrengungen unternommen, um die Kosten zu senken. Es bedarf also nur eines Funkens, um die Unternehmensgewinne explodieren zu lassen. Ich hoffe wie Sie, dass das Licht am Ende des Tunnels nicht von einem auf unserem Gleis entgegenkommenden Zuges ist.

      Welches Szenario in der Realität stattfinden wird, wissen wir alle nicht, ich kann Ihnen nur raten, flexibel zu bleiben und viel Zeit in Ihren Informationsstand zu investieren. Machen Sie es besser als die Amerikaner und die haben einen hohen Standard eingeführt: Auf Ihren Dollarnoten steht „In God we trust“! :D

      Roland Leuschel
      9. November 2002

      Quelle: http://www.anlegerforum.at/referent.HTM
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 09:11:01
      Beitrag Nr. 262 ()


      Avatar
      schrieb am 08.12.02 20:45:53
      Beitrag Nr. 263 ()
      Deutlicher Anstieg der Kaufempfehlungen

      Während die Zahl der neuen Analystenempfehlungen mit 469 nur knapp über dem Stand der vergangenen Woche (449, +4%) liegt, wurden deutlich mehr Kaufempfehlungen ausgesprochen (+18%), wodurch sich das Verhältnis Kauf- zu Verkaufsurteilen weiter zugunsten der Kaufempfehlungen entwickelte (3,87 nach 3,38 in der Vorwoche). Insgesamt wurden 275 Kauf-, 123 Halte- sowie 71 Verkaufsempfehlungen abgegeben (Vorwoche: 233, 147, 69).

      Die am häufigsten bewerteten Aktien der vergangenen drei Monate:


      Die am besten bewerteten Aktien der vergangenen drei Monate:


      Die am schlechtesten bewerteten Aktien der vergangenen drei Monate:


      07.12.2002 08:03
      © boerse.de

      Sind die Analysten vom Sentiment her zu positiv eingestellt, dann muss man antizyklisch handeln.
      Für mich wieder ein Anzeichen für bald fallende Notierungen. ;)
      Avatar
      schrieb am 08.12.02 21:50:24
      Beitrag Nr. 264 ()
      Charttechnik
      Charttechnische - Prognose für 16 Indizes (Q4
      Schaut mal rein.
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 22:53:03
      Beitrag Nr. 265 ()
      2002: Ein Börsenjahr im Zeichen des Bären

      Teil 1: Der Auftakt – das Prinzip Hoffnung


      (aus Jahrbuch Börse 2002/03)

      Dass 2002 nach den Terroranschlägen vom 11. September des Vorjahres an den Finanzmärkten kein einfaches Jahr werden dürfte, war den meisten Börsianern klar. Doch nach und nach setzte sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die Börsen bereits vor den Terrorakten massiv auf Tauchstation gegangen waren. Damit bestand Grund zu der Hoffnung, dass die Anschläge nach rund eineinhalb Jahren Baisse und einer weit gehenden Entzauberung der so genannten New Economy einen im wahrsten Wortsinne schrecklichen Schlusspunkt unter einen der stärksten Bärenmärkte seit dem Kursdesaster von 1929 gesetzt haben könnten. Immerhin hatte beispielsweise der Dax allein von Mai bis September 2001 prozentual ebenso viel verloren wie während des 1987er Crashs. Vom historischen Allzeithoch aus gerechnet, hatte der Nasdaq 100 bis Silvester 2001 um über 65 Prozent an Wert eingebüßt und der deutsche Nemax 50 gut 88 Prozent.

      Eine Gegenbewegung nach oben erschien daher überfällig, zumal die Federal Reserve mit einer bis dato beispiellosen Zinssenkungsserie den Geldhahn fast bis zum Anschlag weit aufgedreht hatte. Und: Die von den Septembertiefs ausgehenden Blitzrallies hatten an nahezu allen bedeutenden Börsenplätzen bis zum Jahreswechsel einen durchaus viel versprechenden Erholungsansatz gezeigt, der die meisten Anleger zwar skeptisch, aber nicht hoffnungslos ins neue Jahr eintreten ließ.

      In welch ungesunder Balance Realismus und Wunschdenken hierbei möglicherweise standen, verdeutlichte eine zum Jahreswechsel 2001/2002 von boerse.de durchgeführte Umfrage. Über 75 Prozent der über 10.000 Teilnehmer gaben hierbei an, 2001 in ihrem Wertpapierdepot Gewinne erzielt zu haben, was faktisch aber nahezu ausgeschlossen werden muss. Denn der Dax hatte im gleichen Zeitraum trotz einer beeindruckenden Jahresendrallye rund 20 Prozent verloren, der Nemax 50 sogar fast 60 Prozent. Nur vier der 30 Dax-Aktien und sechs Titeln aus dem DJ Euro Stoxx 50 war es gelungen, das verstrichene Jahr mit einem Kursplus zu beenden, während sich der Nemax 50 mit lediglich zwei Gewinneraktien erneut die rote Schlusslaterne verdiente.


      Profis: Auf einem Auge blind ins neue Jahr

      Nicht weniger wirklichkeitsfremd gingen aber auch die Analysten der großen Banken/Investmenthäuser ins neue Jahr hinein. Von 34 zum Jahreswechsel befragten Researchabteilungen konnte sich für 2002 nicht eine einzige einen nachhaltig fallenden Dax vorstellen. Im Durchschnitt prognostizierten die Banker für das Jahresende vielmehr einen Schlussstand von 5.827,65 Punkten. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Rückblicks Ende Oktober war der Dax zwischenzeitlich bis deutlich unterhalb der Hälfte dieses Zielkurses eingebrochen. Bereits im Vorjahr hatten die gleichen Experten mit einer Schlussstandprognose von 7.722 Punkten extrem weit neben der tatsächlichen Entwicklung gelegen, sich dadurch aber allesamt nicht in ihrem wenig zielgenauen Analysekurs beirren lassen. Fehleinschätzungen dieses Ausmaßes dürften mit ein Grund dafür sein, dass viele Finanzinstitute heute vor den größten Herausforderungen seit dem zweiten Weltkrieg stehen und speziell deutschen Banken zuletzt selbst von renommierten Rating-Agenturen immer wieder ein Abrutschen in "japanische Verhältnisse" vorgeworfen wird.


      "Endlich! Alles in Eurooooooo!"

      Zweites beherrschendes Thema zum Jahreswechsel war nicht nur in den zwölf Ländern des Euro-Währungsgebiets die nun auch physische Einführung der neuen Gemeinschaftswährung, die in Deutschland von der o. g. Überschrift der BILD-Zeitung flankiert wurde. Die Umstellung auf die neue Währung erfolgte reibungslos bzw. teilweise sogar besser als erwartet; binnen Kürze wurde die neue Valuta von durch Preissteigerungen enttäuschten Endverbrauchern jedoch in "Teuro" umgetauft.
      Statistisch betrachtet, traf dieser Vorwurf, abgesehen von einigen "schwarzen Schafen" nur auf einige Segmente des alltäglichen Lebens (insbesondere Gastronomie, Lebensmittelhandel, div. Dienstleistungen) zu, während sich die so genannte gefühlte Inflation im Jahresverlauf immer weiter von den tatsächlichen, moderaten Inflationszahlen entfernte. Eine Entwicklung, die alle EU-Mitgliedsländer unterschiedlich stark betraf und in vielen Ländern des neuen Währungsgebiets im Jahresverlauf steigende Ablehnungsraten gegenüber dem Euro provozierte.
      Inwieweit die von politischer Seite gerade auch für den europäischen Binnenhandel immer wieder beschworenen positiven Effekte der Währungsumstellung tatsächlich gegriffen haben, ist eine Frage, die angesichts der dramatischen Kursverluste an den Aktienmärkten und der global lahmenden Wirtschaft zu viel Interpretationsspielraum bietet, um eine seriöse Antwort zuzulassen.
      Fest steht hingegen, dass der Euro seit Jahresbeginn gegenüber US-Dollar, britischem Pfund und japanischem Yen zulegen konnte, während der Schweizer Franken bei insgesamt geringer Schwankungsbreite im Außenwert gegenüber der Gemeinschaftswährung durchgängig etwas fester tendierte.
      Am auffälligsten war zweifellos die Kurssteigerung des Euro gegenüber dem US-Dollar, die sich bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels auf rund zehn Prozent eingependelt hatte, Mitte Juli, als der Euro erstmals seit über zwei Jahren wieder die Dollar-Parität überschreiten konnte, aber sogar mehr als 15 Prozent betragen hatte. Die traditionell bei derartigen Kurssteigerungen aufkeimenden Klagen der deutschen Exportindustrie wurden durch den Wegfall von Währungsverschiebungen innerhalb des europäischen Binnenmarktes (teil-)kompensiert, ein weiteres und dauerhaftes Ansteigen des Euro gegenüber den wichtigsten Handelspartnern, insbesondere aber über die Paritätsschwelle zum US-Dollar, dürfte für europäische Ausfuhren jedoch einen unerfreulichen Bremseffekt bedeuten.

      Den vollständigen Text mit allen Abbildungen und Graphiken finden Sie im Jahrbuch Börse 2002/03, das boerse.de in Kooperation mit der Schwestergesellschaft TM Börsenverlag AG herausgibt. Das Jahrbuch enthält neben diesem Rückblick auf 2002 eine Fülle von weiteren Informationen wie Ratschläge und Prognosen prominenter Finanzexperten, einen ausführlichen Handelskalender für das Jahr 2003, einen umfangreichen Statistikteil, lehrreiche Exkurse sowie eine Übersicht aller Xetra-Aktien mit WKN- und ISIN-Nummer. Weitere Informationen erhalten Sie hier!


      09.12.2002 08:44
      © boerse.de
      Avatar
      schrieb am 14.12.02 20:48:33
      Beitrag Nr. 266 ()
      @hsm
      wo hast du denn die schönen charts von 259 her? ich bin so begeistert, weil sie sich mit meinen annahmen voll decken.
      im märz will ich auf einkaufstour gehen- aber nur bei dax unter 2000.
      mfg paulina
      Avatar
      schrieb am 14.12.02 21:26:48
      Beitrag Nr. 267 ()
      @ paulina
      Die Charts wurden mit freundlicher Unterstützung präsentiert von: http://www.evotrade.de und http://www.adv-charttechnik.de/ ;)
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 22:57:05
      Beitrag Nr. 268 ()
      2002: Ein Börsenjahr im Zeichen des Bären

      Teil 2: Neuer Markt: Die Reichtumsmaschine wird geschreddert


      (aus Jahrbuch Börse 2002/03)

      Als in den deutschen Medien erstmals die ersten so genannten "Schwarzen Listen" zum Nemax 50 bzw. zum Nemax All Shares auftauchten, provozierte das im "Wachstumsmarkt" der einstigen New Economy einen entrüsteten Aufschrei. 2002 ist es um diese Empörung still geworden. Denn mit einer beispiellosen Flut von Skandalen, Insolvenzen und Betrügereien gerieten die vermeintlichen Speerspitzen eines neuen Turbokapitalismus mehr und mehr ins Zwielicht, die Kurse parallel dazu immer stärker unter Druck. Auf Glitter und Glamour folgten Knast und Konkurs, die Anzahl anhängiger Verfahren gegen die Vorstände der ehemaligen Kurs-Highflyer wurde immer unüberschaubarer.

      Nichts verdeutlicht den Stimmungswechsel der Anleger gegenüber dem Neuen Markt mehr als der fast genau am All Time Low des Nemax verkündete Beschluss der Deutschen Börse AG, den Nemax 50 selbst auf die "Todesliste" zu setzen und die Neuer Markt-Indizes zum 24. März des kommenden Jahres durch eine völlige Neuordnung der Indizes und die Einführung des TecDax abzulösen. Aber auch viele Buchtitel der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die die einstigen Leitfiguren des Neuen Marktes als Schaumschläger, Selbtsdarsteller, Egomanen und Betrüger bezeichneten und teilweise martialische Töne anschlugen, künden vom vorläufigen spektakulären Ende einer der größten Exzessphasen der Börsengeschichte.

      Mit seiner Kursentwicklung erwies sich der Nemax 50 auch im vergangenen Jahr wieder als wesentlich volatiler als sein bekanntestes US-Pendant, der Nasdaq 100: Waren während der Haussephase seit 1998 die Gewinne am deutschen Neuen Markt noch wesentlich spektakulärer als an der US-Technologiebörse, so übertraf der Nemax 50 seit Frühjahr 2001 die Performance des Nasdaq ebenso dauerhaft auf der Unterseite.

      In Zahlen gegossen, hinterließen die ersten zehn Monate dieses Jahres im Nemax 50 eine wahre Schneise der Verwüstung: 96 Prozent der Aktien des Index mussten Verluste hinnehmen, die bei 37 Nemax 50 Aktien trotz der bereits zuvor dramatischen Minuskorrekturen einen nochmaligen Einbruch von über 50 Prozent bedeuteten. Vom im März 2000 aus erreichten Allzeithoch gerechnet, bedeutete das für den Nemax 50 in der Spitze einen Kursverlust von über 95 Prozent.

      Die Auswirkungen der von der New Economy mehr und mehr auch auf größere und alteingesessene Unternehmen ausgehenden Arbeitsplatz- und Kapitalvernichtung und der Abkehr der Anleger vom Aktienmarkt haben auch Aktien aus dem DAX, dem MDAX oder dem SMAX zu spüren bekommen, auch wenn die prozentualen Verluste dieser Indizes im Vergleich zum Neuen Markt weit weniger dramatisch waren. Nur: Von seiner im Frühjahr 2000 bei 8.065 Punkten markierten Bestmarke büßte auch der "sichere" Blue Chip-Index Dax bis zum vor drei Wochen angesteuerten Oktobertief über 68 Prozent an Wert ein, den MDAX trennten über 46 Prozent von seiner Rekordmarke und im SDAX mussten die Anleger ein Minus von etwas mehr als der Hälfte wegstecken.

      Enronitis ufert aus – SEC greift ein

      Schon diese extremen Kursverluste allein hätten ausgereicht, das Vertrauen der Anleger in das Finanzprodukt Aktie nachhaltig zu untergraben. Schlimmer wog, dass der Niedergang der Kurse bei vielen, teilweise auch sehr bekannten und hochkapitalisierten Unternehmen insbesondere in den Vereinigten Staaten einen ganzen Rattenschwanz von Betrügereien, Bilanzfälschungen und Luftbuchungen, aber auch eine beispiellose Selbstbedienungsmentalität vieler Manager zu Tage förderte. Denn während Tausende von Kleinaktionären buchstäblich über Nacht ihre gesamten Ersparnisse verloren, führten die hoch dotierten Verursacher des Schwindels ein Leben in Saus und Braus.
      Stellvertretend für diese Skandale wehte im August der vergoldete, 6.000 US-Dollar teure Duschvorhang von Tyco International-Chef Dennis Kozlowski durch die Medienlandschaft. Aber auch Kenneth Lay, ehemaliger CEO des Energiehandelsunternehmens Enron, das namensprägend für die Betrugsfälle wurde, muss sich aufgrund der US-Gesetzgebung selbst für den Fall eines persönlichen Bankrotts um sein sieben Millionen US-Dollar teures Penthouse in Houston/Texas keine Sorgen machen.

      Die verzweifelte Hoffnung der Anleger, dass es sich bei Enron, Tyco International oder Worldcom um unerfreuliche Einzelfälle groß angelegter Taschenspielertricks handeln könnte, erwies sich schon bald als trügerisch. Immer weitere Skandale mit immer größeren Schadenssummen zwangen die amerikanische Wertpapieraufsicht schließlich zum Handeln.
      In einer historisch beispiellosen Aktion forderte die SEC die Vorstände von knapp 1.000 der bedeutendsten US-Aktiengesellschaften auf, bis zum 14. August eidesstattlich die Richtigkeit der Bilanzen für 2001 und 2002 zu erklären. Gleichzeitig verschärften die Justizbehörden die Strafen für die ab sofort persönlich für die Bilanzen haftenden Unternehmensvorstände empfindlich.

      Mit Ausnahme weniger Firmen, für die teilweise auch Sonderbedingungen galten, gingen die geforderten Erklärungen bei der SEC pünktlich ein, womit die US-Börsen zumindest von diesem erheblichen psychologischen Belastungsfaktor erst einmal teilweise befreit wurden.

      Charttechniker schlagen Alarm

      Zur Ruhe und zu einer möglichen Neuausrichtung der Kurspfeile kamen die Märkte damit jedoch nicht. Denn der erhoffte Befreiungsschlag der Kurse nach oben blieb aus. Mehr noch: Für Charttechniker, die aus dem vergangenen Kursverlauf von Wertpapieren Schlüsse auf die künftige Entwicklung ziehen zu können glauben, schrillten im Juni/Juli/August die Alarmglocken. Grund: In den Charts der weltweit wichtigsten Indizes, so auch im Dax, im DJ Euro Stoxx 50, im Dow Jones, im Standard & Poors 500 und im Nasdaq Composite durchschlugen die Kurse innerhalb dieser Monate langfristige Aufwärtstrendlinien, die teilweise bis zum Beginn der historisch längsten Haussephase aller Zeiten im Jahre 1982 zurück reichten.
      Insbesondere verwiesen die Charttechniker darauf, dass sich im Kursverlauf vieler Indizes klassische, zum Teil direkt lehrbuchmäßig anmutende Trendwendeformationen etabliert hatten, die auf eine "große" Abwärtswende und nicht nur auf einen vorübergehenden "Ausrutscher" hinwiesen.

      In der Folge standen die Notierungen in allen Indizes bis Anfang Oktober noch einmal kräftig unter Druck, was an den Märkten eine regelrechte Selloff-Stimmung und extrem hohe Pessimismuswerte (VDAX, Put/Call-Ratio, Anzahl negativ gestimmter Börsenbriefe etc.) hervorrief.
      Aus psychologischem Blickwinkel könnte diese Resignation den Grundstein für eine Trendwende nach oben, zumindest aber eine nachhaltige Kurserholung legen. Denn erfahrungsgemäß enden Haussen in der Euphorie, Baissen in der Verzweiflung, der Resignation und der Abkehr der Anleger vom Aktienmarkt.

      Weiter geht es im nächsten Magazin

      16.12.2002 11:11
      © boerse.de
      Avatar
      schrieb am 21.12.02 14:16:23
      Beitrag Nr. 269 ()
      Das Jahr 2003


      Das Jahr 2003
      Weltwirtschaft: Globale Rezession
      Börse besser als 2002
      Rückkehr der Inflation ?
      Gold auf dem Marsch zu neuen Höchstkursen ?



      von Roland Leuschel



      Eine Kapitalmarktexpertin und Geschäftsführerin einer der grossen deutschen Investmentfondsgesellschaften hat Mitte Dezember dieses Jahres die Meinung der Fondsmanager auf den Punkt gebracht : « Die Stimmung hat sich seit dem Tief im Oktober deutlich aufgehellt. Und bekanntlich nehmen die Börsen wirtschaftliche Verbesserungen meistens um einige Monate vorweg. » Als Realist frage ich mich « welche wirtschaftlichen Verbesserungen » haben dann die Aktienbörsen Ende 1999 vorweggenommen, als der Dow Jones über 11.500, der Dax über 8.000 und die Nasdaq bei 5.000 lagen ? 67% der Fondsmanager erwarten einen Anstieg der Weltkonjunktur und sind entsprechend optimistisch über die Unternehmensgewinne.

      Ich hoffe Sie haben meine letzte Kolumne vom 21. November (Ist das Ende der zweiten Kursrallye im aktuellen Bärenmarkt eingeleitet ?) gelesen. Zwei Tage später titelte die Financial Times Deutschland ihre Finanzzeitung « An den Börsen sind die Bullen los » und fasste so die Meinung vieler Medien zusammen. Ich fühlte mich in den Bärenmarkt von 1968 bis 1982 zurückversetzt. Auch damals wurden die Anleger konstant von den Medien und von ihren Investmentbanken in die Irre geführt, indem Ihnen der Beginn eines neuen Bullenmarkt angekündigt wurde.

      Mein Szenario für das kommende Jahr sieht anders aus ; denn wenn Optimisten Recht haben sollten, wie zum Beispiel auch die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley, die mit Kurssteigerungen von rund 20% in Europa im kommenden Jahr rechnen, und als Begründung angeben, die Eurozone wird mit 1,4% wachsen, aber gleichzeitig vor dem Ende des Zyklus der bisherigen Zinssenkungen warnen, dann wird der Rentenmarkt schwach und die Zinsen werden ansteigen. Das würde bedeuten, Anleihen werden gegenüber Aktien noch attraktiver ! Ich gehe nach wir vor davon aus, dass die Gefahr einer globalen Rezession noch lange nicht gebannt ist, und zitiere den jüngsten Bericht der Weltbank, der die Gefahren für das Wachstum im kommenden Jahr aufzeigt : sinkendes Vertrauen der Verbraucher als Folge der Finanzskandale bedeutender Unternehmen in Amerika, Schieflage der japanischen Banken und die Schuldenprobleme lateinamerikanischer Staaten. Ich füge hinzu, die Gefahr eines Krieges gehört zu diesen Unwägbarkeiten. Zwei deutsche Wirtschaftsinstitute gehen davon aus, dass in diesem Jahr in Deutschland das Wachstum bei 0,2% liegt, also geringer als letztes Jahr, und dass 2003 mit kaum mehr als 1% gerechnet werden kann. Und am Anfang dieses Jahres sprach die ganze Welt von der Konjunkturerholung… Wir sind also noch lange nicht aus dem Konjunkturtal heraus, aber das bedeutet nicht, dass wir an den Aktienbörsen kein Geld verdienen können. Zunächst einmal werden wir noch neue Tiefstkurse erreichen, und ich wiederhole meine Prognose vom Sommer dieses Jahres (vergleiche auch Interview in der Welt am Sonntag vom 6. Oktober), dass der Dax auf das Niveau von 2.250 – 2.500 zurückfallen kann. Dabei bin ich bei weitem nicht am pessimistischsten. Der bekannte Aktienanalyst Wieland Staud glaubt, dass der Dax « zumindest vorrübergehend ein Niveau erreicht, das mit einer eins beginnt », andere Techniker sehen ein Kursziel für den Dax bei 2.032 entweder im Sommer oder im frühen Herbst.

      Meine Begründung für höhere Kurse Ende 2003 gegenüber 2002 : Nur zweimal seit 1925 ist der Dow Jones in drei Jahren in Folge eingebrochen, 1929 und 1939. Ende 2002 wird es also zum dritten Mal geschehen, aber und das erscheint mir sehr wichtig, ein viertes negatives Börsenjahr hintereinander ist bisher noch nicht eingetreten, und daher extrem unwahrscheinlich. Ausschliessen kann man es dennoch nicht, denn Märkte haben kein Gedächtnis. Ein anderer Grund : Seit es den Dax gibt (1959) hat er in einer Baisse noch nie so viel verloren wie zwischen März 2000 und Oktober 2002 (rund 70%). Der einzige vergleichbare Kursrückgang ereignete sich nach der Kubakrise (1962), dem Jahr in dem ich als Finanzanalyst in Frankfurt begann. Praktisch hatte der Dax bis zum Juli 1982 eine Seitwärtsbewegung. Wenn ich also für Ende 2003 höhere Aktienkurse vorhersehe, dann muss ich gleichzeitig davor warnen, dass wir noch viele Jahre in einer Seitwärtsbewegung bleiben werden, wahrscheinlich bis 2012. Ein Faktor für diese Szenario ist die nach wie vor extrem hohe Börsenbewertung der Aktien. Der Gewinn pro Aktie des Standard & Poors 500 Index in den vergangenen 12 Monaten beträgt 26,74 US-Dollar. Im historischen Vergleich wäre das ungefähr das Niveau von Ende 1994, als der Standard & Poors Index bei 460 lag (heute 900). Aber Standard & Poors hat die Gewinne neu berechnet (sogenannte Core Earnings), und dabei die Verpflichtungen der Unternehmen aus Mitarbeiter-Optionsprogrammen und Pensionskassen berücksichtigt und kommt auf 18,48 Dollar, das heisst die KGV des Standard & Poors 500 wäre bei augenblicklichem Indexstand bei 50. Da auch andere klassische Kennzahlen der Fundamentalanalyse sich auf einem derart hohen Niveau befinden, die eher das Ende eines Bullenmarktes als dessen Anfang signalisieren, werden wir wohl noch einige Jahre mit einer Konsolidierung zu rechnen haben. Den verbliebenen, zahlreichen Bullen bleibt im Grunde genommen nur noch das sogenannte Fed-Modell, das die Unternehmensgewinne mit dem langfristigen Zins für Staatsanleihen vergleicht. Ganz abgesehen davon, dass dieses Fed-Modell wirklich nicht funktioniert und eher eine Schimäre ist (der Nikkei 225 müsste nach diesem Modell bei 30.000 stehen !), rechne ich wegen der enorm steigenden Staatsverschuldung mit höheren langfristigen Zinsen, und damit wäre auch dieses Argument Fed-Modell hinfällig. Ich rechne damit, dass Sir Print A Lot of Money weiterhin die kurzfristigen Zinsen senken wird und notfalls das Geld mit Hubschraubern über den grossen Städten Amerikas abwerfen wird, sodass der Markt einfach zu viel Liquidität bekommt. Da gleichzeitig der jetzt noch boomende Immobilienmarkt in Amerika und Grossbritannien einen Kollaps erleiden könnte, werden die Anleger versucht sein, ihr Glück in Aktien zu suchen, die ja auch Substanzwerte sein können. Die hohen Staatsdefizite und die Kosten eines Krieges könnten die Inflationsraten in der Welt steigen lassen, und eine Renaissance des Goldpreises bewirken.

      Ich empfehle nach wie vor 70 bis 90% in Cash bzw kurzlaufende Triple A Anleihen zu investieren, 3 bis 5% in physisches Gold und wie in diesem Jahr die Zwischenerholungen zu nutzen, um mit Value-Aktien, wie IBM, Allianz, Phillip Morris, Siemens etc., Gewinne einzufahren.

      In der Vergangenheit haben Berufsoptimisten und auch viele Investmentbanken dem Anleger eingehämmert, dass Aktien langfristig Anleihen schlagen. Das stimmt, allerdings nur langfristig. Es ist bemerkenswert, dass ein amerikanischer Stratege James Montier von der DrKW errechnet hat, dass « unter den derzeit herrschenden Bedingungen es 52 Jahre dauern wird, bis die akkumulierten, realen Einkünfte aus amerikanischen Aktien die akkumulierten, realen Einkünfte aus Anleihen übertreffen werden ». Wie die Ergebnisse eines Berufsoptimisten an der Börse ausfallen, sehen Sie an Heiko Thieme, sein Fonds Thieme Fonds International hat seit Jahresbeginn 65% seines Wertes verloren und seit 3 Jahren 85%. Er ist damit unter den 3 schlechtesten der insgesamt 462 Fonds Aktien International. James Montier hat mit Sicherheit nicht an diesen Fonds gedacht, als er seinen Anlagehorizont auf 52 Jahre setzte.

      Roland Leuschel
      19.12.2002

      Quelle: http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=4f9505d9
      Avatar
      schrieb am 29.12.02 04:05:50
      Beitrag Nr. 270 ()


      Avatar
      schrieb am 29.12.02 18:26:14
      Beitrag Nr. 271 ()
      W A L L S T R E E T

      7000 Milliarden Dollar verbrannt

      Die US-Börsen sind das dritte Jahr in Folge gefallen. Anleger haben 7000 Milliarden Dollar verloren. Pessimisten und Optimisten liefern sich für das kommende Jahr einen erbitterten Kampf - zwischen den Prognosen der Experten für den Dow Jones liegen bis zu 45 Prozent.



      New York - Die Wall Street hat im Börsenjahr 2002 ihre schlimmste Talfahrt seit den späten dreißiger Jahren beschleunigt fortgesetzt. Die US-Börsen sind jetzt drei Jahre in Reihenfolge gefallen. Das hatte es zuletzt von 1939 bis 1941 gegeben. Die Investoren haben in dieser Zeit die astronomische Summe von rund 7000 Milliarden Dollar an den US-Börsen verloren.

      Der Dow-Jones-Index, das bekannteste US-Börsenbarometer, ist vom Jahresanfang 2002 bis zwei Börsentage vor Jahresschluss um 17,14 Prozent auf 8303 Punkte gefallen. Der Index hat gegenüber seinem Hoch von 11.722 Punkten im Januar 2000 rund 29 Prozent an Wert verloren.

      Der wichtige S&P-500-Index ist in diesem Jahr 23,75 Prozent auf 875 Punkte gesunken. Es war der stärkste Verlust seit 1974. Der technologielastige Nasdaq Composite-Index ist 2002 um 30,87 Prozent auf 1348 Punkte abgesackt. Er hat gegenüber seinem Höchststand vom März 2000 sogar mehr als 73 Prozent an Wert verloren.

      2003: Fällt die Wall Street das vierte Jahr in Folge?

      Das Jahr 2002 war von einer beispiellosen Serie von Unternehmensskandalen wie beim Energiehändler Enron geprägt. Es gab Milliarden-Bilanzbetrügereien beim Telekomriesen WorldCom, die Aufdeckung enormer Selbstbereicherungen von Unternehmensbossen, dramatische Pleiten sowie skandalöse Falschempfehlungen und Interessenkonflikte bei zahlreichen Wall-Street-Firmen.

      Hinzu kamen die Angst vor einer Doppelrezession, nur bescheidene Unternehmensgewinne, die Furcht vor neuen Terrorattacken, die Irak-Kriegsgefahren, der Nukleardisput zwischen Washington und Nordkorea, stark gestiegene Öl- und Goldpreise sowie ein starker Kursverfall des Dollar.

      Einen vierjährigen Rückschlag hat es an der Wall Street bisher nur einmal gegeben. Das war nach dem Börsenkrach von 1929, als die US-Aktienkursen bis 1932 im Schnitt rund 90 Prozent ihres Wertes verloren hatten. Die meisten Wall-Street-Weisen hoffen, dass mit einer leichten Erholung im Jahr 2003 ein solches Vierjahres-Debakel vermieden werden kann.

      Zwischen Optimisten und Pessimisten liegen Welten

      Die angesehene Börsenwochenzeitung "Barron`s" hat zahlreiche Wall-Street-Gurus für 2003 befragt. Hierzu gehören Hausse-Vertreter wie Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs und Thomas McManus von der Bank of America Securities.

      Die Optimisten gehen von einem Anstieg des Dow und des S&P von acht bis 31 Prozent aus. Sie hoffen, dass der Markt von "fetteren Firmengewinnen, einer Belebung der Unternehmensausgaben und einer stärkeren Wirtschaft gestützt wird", schrieb Barron`s in seiner Sonntagsausgabe. Sie setzen auch auf zusätzliche Steuerhilfen aus Washington. Dies könnte ein einladenderes Investmentklima bringen.

      Baissevertreter wie Richard Bernstein von Merrill Lynch und Carlos Asilis von J.P. Morgan Chase erwarten hingegen für den Dow und den S&P im kommenden Jahr weitere Rückschläge von zwei bis 14 Prozent.

      © manager-magazin.de 2002
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 20:48:50
      Beitrag Nr. 272 ()
      Ein viertes Jahr der Bären?

      Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird es diese Woche amtlich: 2002 war ein schlimmeres Börsenjahr als 2001 und 2000. Manche Börsianer sehen auch für nächstes Jahr schwarz.

      New York - Zum Jahreswechsel wird immer besonders deutlich, dass die Wall Street von simplen Bauernregeln regiert wird. 2003 werde ein gutes Jahr, weil das dritte Jahr in der Amtszeit eines US-Präsidenten meistens gut sei, lautet eine dieser Weisheiten. Die Frage nach dem Warum stellt man besser nicht. Ist eine Sache der Statistik.
      Ähnlich verhält es sich mit der gegenteiligen Prognose, dass 2003 ein schlechtes Jahr wird. Wenn nämlich der Januar ein Reinfall wird, wonach im Moment alles aussieht, besteht laut dem Stock Traders Almanach keine Hoffnung für das Gesamtjahr. Seit 1950 gilt diese Regel ohne Ausnahme.

      Es sind wunderbare Kausalketten, mit denen sich die Börsianer zu Silvester beschäftigen. Wie ernst diese Bauernregeln zu nehmen sind, zeigt die gerade ausgebliebene "Santa-Claus-Rallye", die laut Almanach so gut wie garantiert war. Stattdessen gab der Dow Jones in der Weihnachtswoche 2,5 Prozent ab, der Nasdaq Composite verlor 1,1 Prozent.

      Merrill Lynch: 2003 wird Bärenjahr

      Auch die großen Banken werfen zu Silvester gerne einen Blick in die Kristallkugel. Zwar sind ihre Prognosen kaum zutreffender als die Bauernregeln, aber spekuliert wird trotzdem. Das Meinungsspektrum ist breit: Die Optimisten, wie immer angeführt von Abby Cohen (Goldman Sachs), erwarten, dass der Dow Jones im neuen Jahr endlich den Abwärtstrend umkehren wird. Die Pessimisten, allen voran Richard Bernstein (Merrill Lynch), glauben an das vierte Bärenjahr in Folge. Das gab es bisher erst einmal: nach dem Börsencrash 1929.

      Insgesamt überwiegen die Optimisten: Durchschnittlich wird erwartet, dass der S&P-500-Index im neuen Jahr um 14 Prozent steigen wird. Als Gründe führen die Börsianer eine erwartete Erholung der Unternehmensgewinne und ein weiteres Steuersenkungspaket der Bush-Regierung an.

      Doch Optimismus an der Wall Street ist mit Vorsicht zu genießen. Schon 2002 sollte das Jahr des Aufschwungs werden. Stattdessen wurde es das Jahr der Skandale - und der Diskrepanzen.


      Kein Entrinnen

      Auch an der Börse lief alles anders als erwartet. Statt der prognostizierten zweistelligen Zuwächse wurde 2002 das schlimmste Börsenjahr seit 1974. Rund 2,7 Billionen Dollar an Anlegerkapital wurden vernichtet. Und es gab kein Entrinnen: Alle zehn Sektoren des S&P 500 beenden das Jahr wohl im Minus. Der Dow Jones wird am Ende um rund 17 Prozent eingebrochen sein. Zum Vergleich: In den Krisenjahren 2000 und 2001 hatte er "nur" jeweils sieben Prozent verloren.

      Während Silvester zumindest psychologisch einen Schlussstrich bedeutet, wird sich das wirtschaftliche Umfeld nicht über Nacht verändern. Die Erholung der Unternehmensgewinne etwa wird immer weiter aufgeschoben: Charles Hill von Thomson Financial/First Call rechnet damit frühestens im zweiten Halbjahr 2003. In den vergangenen Monaten haben die Analysten ihre Erwartungen drastisch reduziert (auf durchschnittlich 12 Prozent Gewinnwachstum im ersten Halbjahr), und weitere Revisionen sind garantiert.

      Die Weihnachtssaison, die schwächste seit fünf Jahren, hat sogar Zweifel an der Ausgabefreude der Verbraucher gesät. Auch bei den Unternehmensinvestitionen ist noch keine nachhaltige Erholung in Sicht.

      Immerhin soll der erste Konjunkturbericht des Jahres positiv ausfallen. Der Einkaufsmanager-Index, der am Donnerstag veröffentlicht wird, ist voraussichtlich leicht gestiegen - von 49,2 Prozent im November auf 50,2 Prozent im Dezember. Jeder Wert über 50 bedeutet eine Ausdehnung der industriellen Produktion. Es wäre die erste Expansion seit einigen Monaten.

      Irak-Entscheidung Ende Januar?

      Doch die Unsicherheit über einen möglichen Irak-Krieg wird mindestens bis zum 27. Januar die Märkte belasten. An dem Tag legen die Uno-Inspektoren ihren Bericht über etwaige Massenvernichtungswaffenlager vor. Am folgenden Tag hält Präsident Bush seine jährliche "State of the Union"-Rede. Er könnte die Gelegenheit benutzen, vor einem Millionenpublikum eine Kriegserklärung abzugeben. Das letzte Mal hatte er in der Rede den Begriff der "Achse des Bösen" geprägt.

      Dazu kommen die Sorgen über Nordkorea und Venezuela. Die Ankündigung Nordkoreas, die Atom-Inspektoren der Uno auszuweisen, hatte den Dow Jones am Freitag über hundert Punkte gekostet. Und Venezuelas Generalstreik, gekoppelt mit der Irakkrise, hat den Ölpreis auf 33 Dollar getrieben. Bleibt er für einen Monat über 30 Dollar, so Experten, hätte das Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum.

      Schlechte Aussichten also für 2003. Denn wie lautete gleich noch die Bauernregel? Wenn`s im Januar trübe ist, kannst du das ganze Jahr vergessen.
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      schrieb am 08.01.03 11:37:54
      Beitrag Nr. 273 ()
      GoingPublic Kolumne: Fallender US-Markt bis 2018?-Baby Boomer haben ausgedient

      WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic.de) - Da soll noch mal jemand behaupten, am Aktienmarkt werde nicht mehr langfristig disponiert: Aufgrund demographischer Entwicklungen stehe dem US-Markt eine zyklische Abwärtsbewegung bis zum Jahr 2018 bevor, so zumindest das Ergebnis einer Studie.

      Natürlich werde es immer wieder Rallyes geben, die kurzfristigeren Zyklen unterworfen seien, doch das Endergebnis hört sich nicht gut an. Zu diesem Ergebnis kam eine Gruppe von Professoren, die die Entwicklung des US-Aktienmarktes in Abhängigkeit von den demographischen Gegebenheiten untersucht hatten. Im übrigen gelangte auch Robert Shiller, Autor des bekannten Buches "Irrational Exuberance2 (2000), zu der Auffassung, dass die Bevölkerungsentwicklung in den USA einen ganz erheblichen Anteil am Bullenmarkt 1982-2000 gehabt haben müsse.

      Entscheidend ist demnach das Verhältnis von Menschen im mittleren Alter zu denen, die nachfolgen, als auch im Verhältnis zu den sich im Ruhestand befindlichen Personen. Während junge Leute im Alter von 20 bis 39 nämlich eher zu den Konsumenten gezählt werden, gelten die etwas älteren als diejenigen, die ihr Kapital verstärkt im Aktienmarkt investieren. Als Rentner wiederum gehören sie tendenziell zu den Verkäufern im Sinne eines Kapitalverzehrs im höheren Lebensalter.

      Die grundlegende Tendenz in den Vereinigten Staaten ist aber, dass die Baby Boomer der geburtenstarken Jahrgänge 1945 bis 1965 mittlerweile ins Alter kommen, ihnen aber weit weniger "Echo Boomers" (Jahrgänge 1965-1985) nachfolgen. Etwa 27 Mio. Menschen beträgt die Differenz zwischen diesen beiden Gruppen, da die Geburtenrate nach dem Pillenknick stark abgenommen hat, was praktisch für alle westlichen Industrienationen (Ausnahme jedoch Schweden) gilt.

      Bezogen auf den US-Markt scheint die Koinzidenz relativ gut belegbar, allerdings muss das Modell sich als Prognoseinstrument erst noch bewähren. Demzufolge müsste der beschriebene Trend in den USA ca. bis zum Jahre 2018 für schwächere Aktienmärkte sorgen, wenn man mal sämtliche anderen Randbedingungen außen vor läßt.

      Da fragt sich der Leser mit zumindest partiellem Erinnerungsvermögen unwillkürlich, wie das zu dem 1999er Buch "Dow 36.000" oder auch zur Prognose von 100.000 Dow-Zählern bis 2020 (oder so) passt. Das waren Aussagen, die einzig dem Zweck gedient haben können, in einem hysterischen Bullemarkt Bücher über eben jenen Bullenmarkt unter den Teilnehmern des Bullenmarktes zu platzieren. In keiner anderen Phase wäre so etwas auch nur ansatzweise möglich.

      Die GoingPublic Kolumne ist ein Service des GoingPublic Magazins, Deutschlands führendem Börsenmagazin zu Neuemissionen und dem Neuen Markt. Bezogen werden kann das Magazin unter www.goingpublic.de. GoingPublic ist allein für die Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehm en stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.
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      schrieb am 12.01.03 13:12:56
      Beitrag Nr. 274 ()
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:55:56
      Beitrag Nr. 275 ()
      ANALYSE: Merrill Lynch rechnet auch 2003 mit Bärenmarkt in Europa

      LONDON (dpa-AFX) - Die Talfahrt der europäischen Börsen nach Ansicht von Merrill Lynch noch nicht vorbei. Auch im Jahr 2003 werden Aktien auf niedrigem Niveau notieren, wie aus einer Studie vom Dienstag hervorgeht. Der Bärenmarkt sei noch nicht vorbei.

      Sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Unternehmensgewinne könnten negativ überraschen, weil die Restrukturierungsversuche des vergangenen Jahres eine große Enttäuschung gewesen seien, begründeten sie ihre pessimistische Einschätzung. Die Experten setzen auf die Energie- und Versorgerbranche sowie Telekomwerte

      Lediglich der Anleihenmarkt werde anziehen, zumal Merrill Lynch davon ausgeht, dass die Europäische Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent senken wird. Wenn die Wirtschaft schwach bleibt und der Euro auf erhöhtem Niveau, seien sogar aggressivere Zinsschritte nicht ausgeschlossen.

      Die Bank of England sollten den kontinentaleuropäischen Währungshütern mit einer Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkte im ersten Quartal und einer weiteren im zweiten Halbjahr folgen. Außerdem sei es durchaus möglich, dass der Euro bis auf 1,12 Dollar steigt. Die Wirtschaft der Eurozone dürfte allerdings nur um 1,2 Prozent wachsen, die in Großbritannien dagegen um 2,8 Prozent./ak/tw
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      schrieb am 14.01.03 16:03:31
      Beitrag Nr. 276 ()
      M&G rechnet mit einer Fortsetzung der Aktienbaisse in diesem Jahr

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Fondsgesellschaft M&G Investments rechnet mit einer Fortsetzung der Aktienbaisse in diesem Jahr. Manche Kommentatoren glaubten, der Abwärtstrend werde sich im vierten Jahr in Folge fortsetzen, schreibt M&G-Analyst John Hatherly. Wörtlich sagte er: "Die brutalste Aktienbaisse seit den 70er Jahren hat so sehr an Moral und Optimismus gezehrt, dass vielleicht nichts anderes zu erwarten ist."

      Im Gegensatz zu der Hoffnung auf eine Erholung, die Anfang letzten Jahres weit verbreitet war, seien die Prognosen für die Börsenentwicklung im Jahr 2003 von deutlicher Zurückhaltung geprägt. "Die Aussichten für die Weltwirtschaft bleiben ungewiss, auch wenn aus den USA inzwischen hoffnungsvollere Signale kommen", schreibt Hatherly.

      `AKTIEN AUF ATTRAKTIVEM NIVEAU`

      Der jüngste Preisanstieg bei Öl und Gold schüre zudem die Nervosität. "Die niedrigen Inflationsraten schaffen für die Notenbanken allerdings Spielraum, die Zinsen bei Bedarf zu senken", heißt es in der Analyse. Nach dem langen Sinkflug der Aktienkurse sei die Bewertung derzeit attraktiv, besonders im Vergleich zu Staatsanleihen.

      Von den Nachrichten aus Wirtschaft und Unternehmen, vor allem in den USA, werde es zum großen Teil abhängen, ob die momentane Rally im Sande verlaufe oder ob sie das Startsignal für einen längeren Aufschwung bilde. "Die Entwicklung im Irak dürfte in nächster Zeit ebenfalls eine erhebliche Rolle spielen", schreibt der Analyst. "Ein Einbruch der Kurse im Vorfeld eines erwarteten Militärschlags könnte eine wichtige Kaufgelegenheit darstellen."/mw/ck
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      schrieb am 16.01.03 06:25:52
      Beitrag Nr. 277 ()
      Die todsichere Prognose mit Hilfe des Dezember-Barometers


      von Roland Leuschel


      Wie soll sich ein privater Anleger eigentlich noch zurechtfinden ? Ende 2000, nachdem seit Mдrz die Aktienkurse an den Weltbцrsen eingebrochen waren, machten die deutschen Banken dem Anleger Mut und gaben eine durchschnittliche Prognose fьr den Dax per 31.12.2001 von 7.722,00 ; der tatsдchliche Stand waren magere 5.160,10. Im letzten Jahr wiederholten sie ihre Fehlprognose und sagten einen durchschnittlichen Dax-Endstand von 5.827,65 voraus. Wie Sie wissen, kamen 2.892,63 Ende 2002 zustande, das wдren 50% unterhalb der Prognose. Den Vogel schossen ьbrigens die Analysten der Berenberg Bank ab ; sie sahen einen Jahresendstand von 6.850 voraus und lagen damit erheblich hцher als die BHF-Bank, die sich mit einer Prognose von 6.250 begnьgte. Als zu Beginn des Jahres 2003 die deutsche Bцrse geradezu explodierte (+7,3% am 2.1.), verkьndete der Aktienstratege der BHF-Bank, Kai Franke : « Wir sind zuversichtlich fьr das neue Jahr. » Und viele Strategen entdecken Statistiken, wonach die erste Woche des neuen Jahres entscheidend ist fьr das Gesamtjahr, oder andere sprechen vom Januar-Barometer, wie Ralph Acampora von Prudential Financial : « Wenn der erste Bцrsentag eines neuen Jahres gut verlaufe sei dies meist ein gutes Omen fьr die ersten fьnf Bцrsensitzungen. Wenn die ersten fьnf Bцrsentage Gewinne bringen, kьndige sich meist ein Plus fьr den gesamten Januar an. Bringe der gesamte Januar einen Gewinn, so ende gewцhnlich das gesamte Jahr im Plus. » Der Stratege behauptet, « Die Treffsicherheit, die das Januar-Barometer seit 1950 bewiesen habe, sei erstaunlich. » Ich wьrde diesem Januar-Barometer das Dezember-Barometer anfьgen : « Bringen die ersten elf Monate einen Gewinn bei den Aktienkursen, und sind dann die nдchsten vier Wochen im Dezember auch positiv, dann schliesst das Gesamtjahr mit einem deutlichen Plus ab ! » Aber es gibt noch viele andere Optimisten. Der renommierte Chefstratege von Morgan Stanley, Byron Wien, der sich seit gut 18 Jahren bei dieser Bank in Brot steht, kьndigt fьr das erste Halbjahr 2003 einen Anstieg von 25% der US-Aktienmдrkte an. In der zweiten Jahreshдlfte wьrden dann die Kurse zwar nachgeben, aber insgesamt am Jahresende deutlich im Plus liegen. Auch ьber die amerikanische Wirtschaft hat er eine positive Meinung und erwartet einen weiteren Anstieg der Konsumausgaben der US-Bьrger. Auch wird die Immobilienblase nicht platzen sondern weiterwachsen, und insgesamt erwartet er ein Wachstum der amerikanischen Wirtschaft von 4%.

      Ich wiederhole meine Prognose fьr 2003 : Wirtschaftlich steuern wir auf die zweite Weltwirtschaftskrise zu. In USA erwarte ich bestenfalls eine Stagnation, wдhrend wir in Deutschland in eine Rezession zurьckfallen, die Schuldenfalle wird zuschnappen, und im ersten Halbjahr erreichen die Aktienbцrsen neue Tiefststдnde, die unterhalb Oktober 2002 und September 2001 liegen. Nach dem Sommer kцnnten sich allerdings die Aktienbцrsen wieder erholen, und ich erwarte insgesamt ein leichtes Plus fьr das Gesamtjahr 2003. Ich stehe mit meiner Analyse nicht ganz alleine; eine Bank, die bereits den Mut hatte im Sommer 1999 vor der Bцrsenblase zu warnen, HSBC in London, hat soeben eine Analyse verцffentlicht, die das ehrgeizige Konjunkturpaket von 670 Milliarden Dollar des amerikanischen Prдsidenten George Bush berьcksichtigt. Die Volkswirte dieser Bank erwarten von diesem Konkunkturpaket ein Stimulus von 1,6% des Bruttosozialproduktes, das in etwa den vor dem Paket erwarteten Rьckgang des Wachstums ausgleichen wird. Ausserdem dьrfte das Haushaltsdefizit der USA auf 250 bis 370 Milliarden Dollar ansteigen. Diese Prognose deckt sich mit der Analyse von Morgan Stanley, die ein Defizit von 300 Mrd in diesem Jahr und 350 Mrd im nдchsten Jahr voraussagt. Fьr die Leser meiner Kolumne dьrfte dies keine Ьberraschung sein, denn schon im November letzten Jahres zitierte ich den Wirtschaftsnobelpreistrдger Joseph E. Stieglitz, der behauptete : « Wie mit einem Zauberstab hat es die amerikanische Regierung fertiggebracht, den in 10 Jahren kumulierten Haushaltsьberschuss von 3.000 Milliarden Dollar in ein titanisches Defizit von 2.000 Milliarden in einigen Monaten zu transformieren… Indem sie ein riesiges Steuererleichterungsprogramm lanciert hat, hat die Regierung дhnliche betrьgerische Buchhaltungsmethoden angewandt wie Enron. »

      Bleiben Sie gelassen und halten Sie nach wie vor einen Grossteil (70%) Ihres Wertpapierportefeuilles in Cash und Triple A Kurzlдufern (Euro ьbergewichten). Es kцnnte zu einem deftigen Einbruch des amerikanischen Dollars kommen. Mittelfristig sollte der Anleger auch 3 bis 5% seines Depots in physischem Gold halten.

      Roland Leuschel
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      schrieb am 09.02.03 15:42:44
      Beitrag Nr. 278 ()




      Avatar
      schrieb am 14.02.03 11:05:44
      Beitrag Nr. 279 ()
      Roland Leuschel

      Deflation in Deutschland?

      Und sie kommt doch … die Weltwirtschaftskrise II


      Im Februar letzten Jahres stellte ich die Gretchenfrage des Anlegers: «Droht eine Weltwirtschaftskrise II? Oder stehen die Aktienbörsen vor einem neuen Aufschwung wie 1995?» Der zweite Teil der Frage ist inzwischen beantwortet, und die Antwort auf den ersten Teil, ich habe es bereits in den letzten Kolunmen angedeutet, lautet: «Ja die Weltwirtschaftskrise II steht vor der Tür!»

      Nach dem Etatentwurf der amerikanischen Regierung für den Haushalt 2004 und den Projektionen bis 2008 soll die US-Wirtschaft wunschgemäss bis 2008 um durchschnittlich 3,3% pro Jahr wachsen. Fällt das US-Wachstum nur um einen halben Punkt niedriger als geplant aus, würde in den kommenden 10 Jahren kumuliert ein Defizit von 1.200 Milliarden Dollar im Haushalt entstehen. Dabei sind die Kosten eines eventuellen, aber wahrscheinlichen Irak-Krieges (100 bis 200 Milliarden Euro) noch nicht einmal eingerechnet. Der Chefökonom von Morgan Stanley, Stephen Roach, hält eine Deflation nach wie vor für das grösste Risiko für die Weltwirtschaft. Er glaubt, China werde als neuer Machtfaktor die deflationären Tendenzen in der Welt verstärken … Ich könnte Ihnen noch eine Reihe weiterer renommierter Ökonomen präsentieren, die ähnlich pessimistisch sind. In einer Zeitungsanzeige, und dies ist beispiellos in der jüngeren US-Geschichte, verurteilen über 400 Ökonomen die Bush-Steuerpläne, halten sie für schädlich und sozial ungerecht und nennen sie «fiskalischen Wahnsinn». Die Anzeige wurde in der New York Times veröffentlicht, und zu den bekanntesten Unterzeichnern gehören eine Reihe von Nobelpreisträgern. Stellen Sie sich als Anleger auf die Eventualität einer Weltwirtschaftskrise ein, sie würde einen Rückschritt in der Globalisierung bedeuten und könnte die Aktienmärkte noch einige Jahre belasten. Seien Sie misstrauisch bei all den politischen Absichtserklärungen, bei denen der Wunsch Vater des Gedankens ist. Das gilt auch für die deutschen Politiker (erinnern Sie sich an die Prognose des vorigen Wirtschaftsministers Müller von 3,0% Wachstum in diesem Jahr?), und schenken Sie Studien wie von Merrill Lynch «Warum Deutschland Deflation braucht und sie wahrscheinlich auch bekommt» durchaus Beachtung. Für den Chefstrategen Cesar Molinas wäre eine Deflation die plausibelste Lösung, um die innerhalb der europäischen Währungsunion zu Lasten der deutschen Wirtschaft entstandenen Ungleichgewichte zu beseitigen.

      Es könnte also auf den deutschen Aktienmärkten vorrübergehend noch kräftig abwärts gehen; Die Welt veröffentlichte die Meinung von 32 führenden Investmentbanken, wonach der Dax noch bis 2.416 abrutschen könnte. Einige Chartanalysten sehen den Dax sogar unter 2.000 Punkten. Bleiben Sie ruhig und geduldig, und legen Sie Ihre Kauflimits in den Markt, wobei Sie im Falle von Allianz (65 Euro), Siemens (31 Euro) oder Daimler (25 Euro) also auch bei sogenannten Value-Aktien äusserst geizig sein sollten bei der Festlegung der Kauflimits. Für Panikreaktionen ist es jetzt zu spät. Im Februar 2001 habe ich bereits unter dem Titel «If you panic – please panic first!» darauf hingewiesen.

      Lassen Sie sich von der plumpen Augenwischerei einiger Analysten und Investmentbanken nicht beirren, die behaupten, die amerikanischen Aktien seien erheblich preisgünstiger als die europäischen, und ausserdem wäre der Dollar nach wie vor die solideste Weltreservewährung. Erstens müssen Sie mit einer kräftigen Abwertung des Dollars rechnen (20 bis 30%), und ausserdem sind amerikanische Aktien nach wie vor teuer. Es stimmt, dass das KGV der Aktien des Standard & Poors 500 mit dem 16-fachen der für 2003 geschätzten Gewinne notiert und damit ungefähr auf dem Niveau der langjährigen Bewertung liegt. Sie sollten aber wissen, die langfristige Gewinnbewertung bezieht sich auf die nach der US-GAAP berechneten Gewinne, während es sich bei 2003 um die sogenannten operativen Gewinne handelt. Mit anderen Worten beide Gewinne sind nicht vergleichbar. Ein Beispiel: Der operative Gewinn der Unternehmen im S&P 500 ist seit Ende 1997 um 22% gestiegen, während der Gewinn pro Aktie um 3% zulegte. Dies hängt mit den ausgeübten Mitarbeiteroptionen zusammen, sie sollten eigentlich als Kosten in die G&V Rechnung Eingang finden, was bei der Berechnung der operativen Gewinne nicht geschieht (sie werden nur um einmalige Posten bereinigt). Aber vielleicht lieben die Anleger die Illusion, und mögen die «Inflation bei der Aktienausgabe», ebenso wie sie das Drucken von Geld durch Alan Greenspan & Co. lieben. Damit keine Unklarheiten entstehen: Wir werden uns noch 6 bis 12 Monate in einem Deflationsszenario bewegen und anschliessend riskieren wir eine Inflationsdekade wie in den 70er Jahren. Sowohl die japanische als auch die amerikanische Notenbank haben dazu die Voraussetzungen geschaffen. Einzige Ausnahme ist bisher die EZB. Aber die Gretchenfrage ist hier: «Wie lange hält sie diesen Druck noch aus?» Schliesslich hat zum Beispiel seit dem Jahr 2000 die Bank of Japan die monetäre Basis (=das direkt von ihr kontrollierte Geldangebot) um fast 50% erhöht, und bei den Amerikanern war das Geldwachstum um 10% kräftiger als das nominale Wachstum des Bruttosozialproduktes.

      Bei Ihrer Asset Allocation berücksichtigen Sie in Zukunft mehr und mehr auch das physische Gold. Bisher hatte ich 3 bis 5% empfohlen, ich glaube Sie sollten den Anteil langsam anheben und von der augenblicklichen Schwäche des Goldes (360 bis 350 Dollar die Feinunze) profitieren. Auf dem im übrigen völlig ausgebuchten Goldbrief-Seminar (Weltfinanz- und Rentensystem vor dem Kollaps) in München Ende Januar wurde überzeugend an Hand von Charts dargelegt, dass es bei der Inflation im ganzen letzten Jahrhundert mehrere Zyklen gab, wobei vor jeder Inflationswelle ausnahmslos ein enormer Anstieg der Geldmengenzuwachsrate p.a. vorausging. Wenn ich Ihnen wie bisher Gold in physischer Form empfehle und nicht in Goldminen-Aktien, dann aus einem ganz einfachen Grund: Ich kann mich erinnern, dass beim Oktober- Crash 1987 Goldminen-Aktien genauso wie die anderen Aktien einbrachen.

      Halten Sie nach wie vor 70 bis 80% in Cash und Triple A Kurzläufern, ein Krieg im Irak könnte an den Aktienbörsen Panik auslösen, und da müssen Sie zugreifen; denn die nächste Erholung, es wäre die dritte im Bärenmarkt 2000 bis 2014, kommt bestimmt und könnte sehr kräftig ausfallen. Nur wer in diesem Trading-Markt seine Chancen ausnutzt, kann nicht nur sein Kapital erhalten, sondern auch vermehren. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!

      Roland Leuschel


      13.02.2003
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      schrieb am 15.02.03 17:26:39
      Beitrag Nr. 280 ()
      Bank Bär macht ihrem Namen alle Ehre

      Pessimistischer Ausblick für Aktienmärkte / Zweifel an aktuellen Gewinnprognosen


      fed FRANKFURT A. M. Aktienanleger sollten sich auch im Falle einer friedlichen Einigung im Irak-Konflikt oder eines "kurzen" Kriegs nicht allzu große Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung der Finanzmärkte machen - meinen zumindest die Experten der Bank Julius Bär. Denn auch jenseits der Angst vor einer lange dauernden Militäraktion gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die Konjunktur und Kurse bremsen. Zwar sei eine zwischenzeitliche "Erleichterungsrallye" denkbar, wenn sich unter Investoren in den nächsten Monaten die Einschätzung durchsetzen sollte, dass sich die Auswirkungen des Irak-Konflikts in Grenzen halten. Selbst in diesem Szenario dürften an der Börse aber schon bald wieder die Bären die Oberhand über die Bullen gewinnen.

      Die Chefstrategen des Instituts, Gérard Piasko und Gerhard Grebe, warnen sogar vor dem Risiko "eines Rückfalls in eine globale Rezession", sollte der Ölpreis länger als zwei Monate höher als 40 Dollar pro Barrel (à 159 Liter) notieren. Grund zur Besorgnis biete zudem das doppelte Defizit von Haushalt und Handelsbilanz in den USA. Mittlerweile müssten die Vereinigten Staaten pro Tag rein rechnerisch Investitionen von 1,6 Milliarden Dollar ins Land holen, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken. Zuletzt sei jedoch wesentlich weniger Geld angelockt worden.

      Auch andere Kennziffern jenseits des Atlantiks beunruhigen die Experten, etwa die eingetrübte Stimmung unter den Verbrauchern. Immerhin tragen die Konsumenten 70 Prozent zum US-Bruttoinlandsprodukt bei. Zudem sei in der Technologiebranche das Angebot noch längst nicht der niedrigeren Nachfrage angepasst. Die Preise und Gewinnmargen der Unternehmen stünden deshalb weiter unter Druck.

      In Europa werde das Wachstum von der schwachen Inlandsnachfrage gebremst. Der Realzins ist nach Einschätzung der Julius-Bär-Banker vor allem in Deutschland noch auf einem unangemessen hohen Niveau. Da sich erstens der Aktienmarkt von den Trends bei den Exporten abkoppele, zweitens der starke Euro den auf internationalen Märkten agierenden deutschen Unternehmen das Leben erschwere, drittens die aktuellen Gewinnprognosen von Julius Bär als deutlich zu hoch beurteilt werden und viertens nicht einmal mehr historisch gesehen günstige Bewertungen von Aktien Anleger aus der Reserve lockten, rät das Institut, den Anteil der Dividendentitel im eigenen Portefeuille klein zu halten. Als Investments eigneten sich allenfalls Titel aus der Versorger-, Rohstoff- oder Konsumbranche, die das Zeug dazu haben, auch in schwierigen Zeiten schwarze Zahlen zu schreiben, meinen Piasko und Grebe.
      Avatar
      schrieb am 16.02.03 15:09:26
      Beitrag Nr. 281 ()
      Börsen-Mythos wird demontiert

      Studie belegt: Selbst langfristig werfen Aktien nicht immer die höchste Rendite ab


      Berlin - Alles Bluff! Im aktuellen Bärenmarkt werden viele alte, lieb gewonnene Börsenweisheiten über den Haufen geworfen. Um die Aufklärung der Anleger verdient machen sich dabei - fast schon in geschäftsschädigender Weise - vor allem die Strategen von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Nachdem sie vor kurzem erst nachwiesen, dass Unternehmensgewinne mitnichten immer schneller wachsen als das Bruttoinlandsprodukt, hat es Chef-Analyst James Montier nun auf eine weitere scheinbar goldene Regel abgesehen, die alle Anlageberater wie ein Mantra stets auf den Lippen tragen: Aktien seien langfristig immer die beste Anlagekategorie - zu jedem Zeitpunkt und unabhängig vom konjunkturellen Umfeld. Daher müssten langfristig orientierte Investoren Dividendenpapiere stets in ihren Portfolios übergewichten.

      "Falsch!", merkt der Dresdner-Stratege in seiner neuesten Expertise an. Es komme sehr wohl auf den konkreten Einstiegszeitpunkt an. Wer bei der Geldanlage in Aktien ein schlechtes Timing beweise, ruiniere sich die Aktien-Performance und wäre mit anderen Anlageformen deutlich besser gefahren. Montier vergleicht für seine Untersuchung jeweils die Renditen von Aktien und Renten über Zehn-Jahres-Zeiträume und fördert pikante Details zutage. Seit 1926 hätten in knapp 20 Prozent der Fälle Bonds die Aktienanlage auf Sicht einer Dekade klar ausgestochen. "Das ist angesichts der herrschenden Meinung ein nicht zu vernachlässigender Wert. Versicherungsstatistiker und Rentenmanager müssen endlich die Realität sehen", sagt Montier. Bislang galten Aktien auf Zehn-Jahressicht immer als die beste Wahl.

      Ins Hintertreffen gerieten Dividendenpapiere immer dann, wenn sie hoch bewertet waren. Denn die Einstiegskurse bestimmen maßgeblich die Rendite. Beim Auswerten der Daten fand Montier heraus, dass man anhand der Kurs/Gewinn-Verhältnisse (KGV) eines Aktienmarktes sogar konkrete Wahrscheinlichkeiten für die zukünftige Performance ableiten kann. Wer etwa heute beim US-Index S&P500 einsteigt, kann angesichts des noch immer hohen KGV von fast 30 gerade einmal mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Drittel in den kommenden zehn Jahren mehr als fünf Prozent verdienen. Montier empfiehlt daher US-Aktien in einem Portfolio klar unterzugewichten. "Aktien sind - anders als bisher immer propagiert - auch langfristig nicht sicher", lautet die Schlussfolgerung des Dresdner-Strategen.

      Seine Studie birgt abermals Sprengstoff für die Märkte. Die Konsequenzen für Pensionskassen und Privatanleger, die für ihre Rente vorsorgen wollen, sind nicht berauschend. Beide Investorengruppen werden - wollen sie die beste Performance erzielen - künftig ihre Aktienquoten abschmelzen müssen.

      Die Zeit zum Wiedereinstieg bei Aktien sei noch zu früh, meint Deutschland-Stratege Rainer Gerdau von Dresdner Kleinwort. Seines Erachtens stürzt der Dax zunächst bis 2400 Punkte ab, bevor eine Gegenbewegung das deutsche Kursbarometer bis zum Jahresende auf 3600 Zähler treiben wird. Wer jetzt zu früh einsteigt, den bestraft möglicherweise der Aktienmarkt.
      Avatar
      schrieb am 24.02.03 02:50:21
      Beitrag Nr. 282 ()


      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 09:10:06
      Beitrag Nr. 283 ()
      #241 von HSM 21.10.02 11:53:51 Beitrag Nr.: 7.641.770 7641770

      Wenn man die aktuellen Wirtschafts- und Unternehmensmeldung analysiert, muss man davon ausgehen, dass die US-Börsen/Weltbörsen noch ein Bärenmarktjahr vor sich haben und ein Rückschlagspotenzial von mehr als 30 % existiert.

      Die neuen Kursziele bis Ende 2003 lauten:

      Dow Jones: 5500 Punkte
      S&P500: 500 Punkte
      Nasdaq Comp.: 850 Punkte

      DAX: 2000 Punkte

      Aktuelle Indexstände:

      Dow Jones: 8.322,40
      S&P 500: 884,39
      Nasdaq Comp.: 1.287,86

      DAX: 3163,38

      Man darf sich nicht von diesen kurzfristigen Bärenmarktrallies täuschen lassen.




      Aktuelle Indexstände:

      Dow Jones 7673,99
      S&P500 822,10
      Nasdaq Comp. 1302,89

      DAX 2408,15
      Avatar
      schrieb am 15.03.03 16:13:40
      Beitrag Nr. 284 ()




      Avatar
      schrieb am 15.03.03 16:38:12
      Beitrag Nr. 285 ()
      Avatar
      schrieb am 16.03.03 12:37:16
      Beitrag Nr. 286 ()




      Avatar
      schrieb am 16.03.03 12:38:22
      Beitrag Nr. 287 ()


      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 23:23:02
      Beitrag Nr. 288 ()
      Die US-Wirtschaft ist dem Double Dip schon nahe

      Also gut, fassen wir zusammen, wo die US-Wirtschaft steht - nachdem die Fed seit Ende 2000 den Leitzins um 5,25 Prozentpunkte drückte und an M3 gemessen 1470 Mrd. $ Liquidität in den Markt gepumpt hat. Und nachdem der Bundeshaushalt um mehr als 500 Mrd. $ expansiver geworden ist.

      Im März ist neben der Industrie auch der Dienstleistungssektor geschrumpft, wobei die Industrie schon im Februar nicht mehr wuchs. Einzelne Monatswerte mögen wenig bedeuten. Aber gemessen am OECD-Frühindikator verliert die US-Wirtschaft bereits seit dem Frühjahr 2002 deutlich an Schwung. Trotz des Dollar-Verfalls ist der Preisruck angesichts der unterausgelasteten Kapazitäten weiter enorm, wie die Produzentenpreise zeigen. Um ihre Margen zu stabilisieren, bleibt den Firmen daher nichts übrig als zu entlassen. Außerhalb der Landwirtschaft ist die Beschäftigung zuletzt um 0,2 Prozent gegenüber 2002 gesunken, nach dem damaligen Rückgang von 1,3 Prozent. Alle Umfragen deuten derweil auf einen weiter schwachen Arbeitsmarkt hin.

      Die nominalen Stundenlöhne sind im März noch mit 3,1 Prozent gestiegen. Aber die realen verfügbaren Einkommen der hoch verschuldeten Konsumenten haben im Februar nur um 2,2 Prozent zugelegt. Die Steuerschecks sind großteils verbraucht, und die private Sparquote lag im Februar mit vier Prozent nur knapp über den 3,7 Prozent von 2002. Die Verbraucherkredite stiegen im Februar gerade um 3,6 Prozent gegenüber 2002.

      Die Immobilienrefinanzierungswelle hält zwar an und wird die Wirtschaft noch für eine Weile stützen, ebenso wie hoffentlich der Ölpreis. Aber von den zuletzt eher schwachen Bauzahlen abgesehen, sind die Hauspreise im vierten Quartal nur um 0,83 Prozent gegenüber dem Vorquartal geklettert. Einen Quartalsanstieg von unter einem Prozent gab es zuletzt im zweiten Quartal 1998. Wenn man das Nettovermögen der Haushalte mit der Sparquote vergleicht, müsste Letztere um gut zwei Prozentpunkte zulegen. So sind die flächenbereinigten Einzelhandelsumsätze seit Mitte Februar im Minus, während auch das Konsumentenvertrauen auf Rezessionsniveau gepurzelt ist.

      Der Wall Street hat die extrem expansive US-Wirtschaftspolitik natürlich geholfen. Die Kehrseite ist, dass sich der Bereinigungsprozess extrem hinzieht. Nach den neuesten Zahlen des Bureau of Economic Analysis kosten die US-Firmen außerhalb der Finanzindustrie den 24fachen Gewinn von 2002 - oder das 22fache KGV, wenn man reale Nachkriegstrendgewinne unterstellt. Zwischen 1953 und 1959, als die Rendite auf zehnjährige Bonds bei 3,2 Prozent lag, betrug das mittlere KGV 13,2. Und so schlecht waren die Wachstumsperspektiven damals auch nicht.
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      schrieb am 16.04.03 21:31:09
      Beitrag Nr. 289 ()
      Dow und Nikkei haben wieder zueinander gefunden

      Von William Pesek Jr., Bloomberg News

      15. November 2002 Der Dow Jones und der Nikkei haben wieder zueinander gefunden. Als es das letzte Mal passierte, war Japans 81-jähriger Finanzminister Masajuro Shiokawa noch ein flotter Mittdreißiger und ein Jahrzehnt von seinem ersten parlamentarischen Mandat entfernt. Der US-Finanzminister Paul O`Neill indes war ein 22-jähriger Ingenieur bei der Morrison.

      Man schrieb das Jahr 1957, als der Dow Jones Industrieaktienindex zum letzten Mal über dem Nikkei 225 notierte. Heute nun haben die beiden meistbeachteten Aktienindizes der Welt erneut gleichgezogen. Leider handelt es sich hierbei jedoch keineswegs um ein glückliches Zusammentreffen, sondern ist eher ein Zeichen dafür, wie schlimm es wirklich um die Weltwirtschaft steht.

      Zugegebenermaßen haben der Dow und der Nikkei sich innerhalb der letzten vierzehn Monate schon zweimal aneinander angenähert, nämlich am 12. September 2001 und am 1. Februar 2002. Beide Male handelte es sich aber nur um eine kurze Ausnahmeerscheinung, der weder die Anleger noch die Medien viel Beachtung schenkten. Diesmal könnte der Nikkei jedoch deutlich unter den Dow fallen.

      Schlimme Befürchtungen in den Achzigerjahren

      Spielt das überhaupt eine Rolle? Die Annäherung der Indizes kann von verschiedenen Leuten ganz unterschiedlich interpretiert werden. Auf jeden Fall manifestiert sich in dieser Entwicklung aber der wirtschaftliche Aufstieg und Niedergang Japans. Wer in Asien hätte schließlich gedacht, dass die Wege des Dow und des Nikkei sich je wieder kreuzen würden? Als der Nikkei im Dezember 1989 seinen Höchststand von 38.915 Punkten erreichte, schwärmten Analysten schon vom Durchbrechen der 40.000er oder sogar der 50.000er-Marke.

      An diesem Tag notierte der Dow bei 2.753 Punkten. Es war eine Zeit, in der die Amerikaner fürchteten, Japan könne sich ihre Wirtschaft einverleiben und sie um ihren Lebensstil bringen. Die amerikanischen Autohersteller mussten sich mit den Brosamen vom Tisch der Japaner begnügen, während diese im Gegenzug Juwelen wie das Rockefeller Center, Universal Studios und den Golfplatz von Pebble Beach aufkauften.

      Schicksalswende in den Neunzigerjahren

      Japan eignete sich auch einen wachsenden Anteil am internationalen Kunstmarkt an. Wollte man in den Achtzigerjahren einige seiner Lieblingsbilder von Chagall, Van Gogh oder Picasso bewundern, so musste man nach Tokio oder Osaka reisen. Kommentatoren sahen darin die Entsprechung von Pearl Harbor auf wirtschaftlicher Ebene. Kongressmitglieder warnten, die USA liefen Gefahr, zu einer Kolonie Japans zu verkommen.

      Das alles änderte sich in den Neunzigerjahren, in denen das Blatt sich für Japan in dramatischer Weise wendete. Der Nikkei büßte über drei Viertel seines Wertes ein, während der Dow sich mehr als vervierfachte. Im Laufe des Jahrzehnts verwandelte Japan sich von einer wirtschaftlichen Supermacht in einen ziemlich hoffnungslosen Fall. Was die japanischen Unternehmen heute beschäftigt, ist nicht die Eroberung der Weltwirtschaft, sondern die Deflation.

      Die aktuelle Überschneidung der beiden Indizes ist eine Fortsetzung dieser Schicksalswende. Es stimmt zwar, dass die USA mit einigen großen Problemen zu kämpfen haben, allen voran die Bilanzfälschungsskandale sowie der allgemeine Vertrauensverlust in den Wirtschaftsguru der Nation, Alan Greenspan. Aber kaum jemand gibt sich der Illusion hin, dass es um die japanische Wirtschaft nicht noch viel schlechter bestellt ist.

      Erholung in Japan ins Stocken geraten

      Heute drehen die Spekulationen sich darum, wie tief der Nikkei eigentlich noch fallen kann. Vor zwei Jahren konnte sich niemand einen Sturz unter die 10.000er-Marke vorstellen. Dies erschien damals ebenso abwegig wie 1989 die Prognose, dass der Dow auf 10.000 Punkte steigen würde. Und dabei ist es recht wahrscheinlich, dass der Nikkei noch weiter absackt.

      Die viel beschworene Erholung der japanischen Wirtschaft ist schon wieder ins Stocken geraten. Auch die jüngste Aufwertung des Yen stellt ein Problem dar, denn die bescheidene Erholung wurde überhaupt erst durch den konkurrenzfähigeren Wechselkurs in Gang gesetzt. Ein gegenüber dem Dollar steigender Yen macht es Unternehmen wie Mitsubishi Motors, Sony und Toyota Motors schwerer, in der Gewinnzone zu bleiben.

      Gleichzeitig hat der Kursverfall an den Aktienmärkten die japanische Wirtschaft viel härter getroffen als die anderer Länder. Mit dem fallenden Nikkei schwindet auch der Wert der Aktiendepots der nationalen Banken dahin. Da sich damit gleichzeitig ihre Kapitalausstattung verschlechtert, sehen sie sich immer weniger in der Lage, faule Kredite abzuschreiben oder, wenn es ganz schlimm kommt, die Abhebungen zu decken. Die Situation der Banken wird von Tag zu Tag prekärer.

      Das heißt nicht, dass der US-Aktienmarkt boomt. Angesichts der Ängste vor einer neuerlichen Rezession und frisierter Bilanzen befinden die Anleger sich nicht gerade in einem Kaufrausch. Trotzdem hat der Dow nicht nur seinen Boden gefunden, sondern konnte in den letzten Wochen sogar wieder Gewinne verzeichnen; der Nikkei hat dagegen die umgekehrte Richtung eingeschlagen.

      Zwei Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft angeschlagen

      Was der Ausgleich zwischen Dow und Nikkei wirklich bedeutet, lässt sich zweifellos nur schwer sagen. Bei diesen beiden Indizes handelt es sich nämlich um sehr unterschiedliche Größen. So ist der Dow ein gewichteter Unternehmensindex, der auf einem Punktesystem beruht, während der Nikkei in Yen bewertet wird. Aber so viel ist klar: Sollte der Nikkei weiter unter dem Dow verharren, so ist dies ein psychologischer Schlag für die Anleger in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

      Als das zum letzten Mal vorkam, schoss Russland seinen Sputnik ins All, schwang Dwight D. Eisenhower im Weißen Haus das Zepter und Elvis schwenkte seine Hüften zu „Jailhouse Rock“. Nachdem er Sputnik zunächst in den Orbit gefolgt war, ist der Nikkei mittlerweile wieder auf den Boden der Tatsachen herabgestürzt.

      Der Ausgleich zwischen Dow und Nikkei könnte auch deshalb eine Rolle spielen, weil derzeit darüber spekuliert wird, dass die USA das nächste Japan werden könnten. Beide Nationen schlagen sich mit den Folgen einer enormen Kursblase herum. In beiden Fällen hat eine finanzielle Euphorie die Volkswirtschaft in ungekannte Höhen emporgehoben, von denen diese jäh herabstürzte, als die Blase platzte.

      Die Entwicklung ist eine schlechte Nachricht für die Weltwirtschaft, weil ihre zwei traditionellen Wachstumsmotoren in unterschiedlichem Maße angeschlagen sind. Japan befindet sich am Rande einer Deflationsspirale. Die größte Volkswirtschaft Asiens und traditionelle Stütze der Region scheint permanent zu lahmen. Die Probleme der USA mögen zwar leichter lösbar sein, dennoch ist die dortige Wirtschaft derzeit kaum in der Lage, der Weltwirtschaft aus der Krise zu helfen.

      Dow und Nikkei haben wieder zueinander gefunden, aber romantisch ist an dieser Entwicklung nichts.
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      schrieb am 23.04.03 09:49:09
      Beitrag Nr. 290 ()
      Der Dax bald über 5.000?


      Roland Leuschel

      Seit dem Crash vom März 2000, als der Dax von seinem Höhepunkt von 8.100 hinabstieg, erlebten wir zwei markante Kurserholungen. Eine die im Oktober 2001 bei 3.600 begann und im März 2002 bei 5.600 endete, das waren rund 50% Kursgewinn. Die nächste Rallye startete wiederum im Oktober 2002, damals stand der Dax bei 2.500 und erholte sich auf 3.500, das waren wieder satte 40% Gewinn. In diesem Jahr begann die Rallye Mitte März bei 2.200 und stieg mittlerweile auf rund 2.900, das sind bisher immerhin bereits 30% Steigerung. Gleichgeblieben sind die Kommentare der Bullen, die sofort aus ihren Löchern kriechen und, sobald die Rallye 25% bis 30% erreicht, von alten Höchstkursen träumen und den Anlegern die Wiederkehr des Nirwana-Wunderlandes der Aktien der 90er Jahre suggerieren. Nächstes Hindernis sei lediglich die 3.000er Marke, die überwunden werden muss, damit die Post weiter abgehen kann. Der bekannte US-Vermögensverwalter, Ken Fisher, prognostiziert für Ende des Jahres einen Dax über 5.000 und einen Standard & Poors 500 über 1.200. Sein Optimismus für Amerika ist fundamental und mit soliden Argumenten begründet: Erst einmal in der Nachkriegsgeschichte ist der US-Markt im dritten und vierten Amtsjahr eines Präsidenten gefallen, und nächstes Jahr haben wir Präsidentschaftswahlen. Zweites solides und « tiefgründiges » Argument besteht in der Weiterführung des Amtes als US-Notenbankchef durch Alan Greenspan. Fishers bestechendes Argument im Wortlaut : « Greenspans junge Freundin will, dass er noch eine Amtszeit dranhängt, und damit ihn Bush wieder nominiert, werde er eine sehr wirtschaftsfreundliche Geldpolitik fahren. » Das Argument des Boerse Online Redakteurs, die Bewertung der US-Aktien sei sehr hoch, wischt Fisher galant vom Tisch : « Wer glaubt, die Kurs/Gewinnverhältnisse bestimmen die Richtung an den Aktienmärkten, der irrt. »

      Professor Robert Shiller scheint seinen Bestseller « Irrational Exuberance » umsonst geschrieben zu haben, aber immerhin sagte er punktgerecht den Crash vom März 2000 voraus, als er nachwies, dass die KGV des Standard & Poors mit 44 weit über dem historischen Durchschnitt von 16 lag, und deshalb die Kurse einer Korrektur bedürfen. Heute hält Shiller den amerikanischen Markt nach wie vor für stark überbewertet.

      Ich bleibe bei meiner Meinung seit 2001, dass wir für rund 10 Jahre eine Börse erleben wie in den 70er Jahren, das heisst eine Seitwärtsbewegung. Ich wiederhole, wie in den 70er Jahren müssen Sie als Anleger die Kurserholungen nutzen, und nach 15 bis 20% Kurserholung die Kursgewinne glattstellen. Nach dem Motto : Die Börse ist wie eine kalte Dusche nach der Saune, schnell reinspringen und schnell wieder raus. Nur so kommen Sie auf einen grünen Zweig. Misstrauen Sie Scharlatanen wie Professsor Fred Bergsten, Leiter des Institute for International Economics in Washington, eine der führenden Denkfabriken der USA, die behaupten, wie nach dem Kuwait-Krieg von 1991, als die Goldenen 90er Jahre begannen, kommt nach diesem Irak-Krieg wieder ein Jahrzehnt der Prosperität auf Amerika zu. Lassen Sie sich eher von dem an dieser Stelle schon öfters zitierten Nobelpreisträger Joseph Stiglitz überzeugen, der den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton beriet und Chefvolkswirt der Weltbank war : « Die fundamentalen Probleme der US-Wirtschaft sind immens, und sie wachsen durch den Krieg noch an. George Bush und seine Regierung haben nicht nur die Haushaltsüberschüsse der Clinton-Jahre verbraucht, sie haben sie in kürzester Zeit in Defizite umgewandelt, grösser als sich irgend jemand vorstellen konnte. Ich erwarte kein Jahrzehnt des Wachstums. Das reichste Land der Welt kann sich nicht unbegrenzt beim Rest der Welt verschulden. » Also aufgepasst : Demnächst platzt die Dollar-Blase. Fazit : Zweimal war es richtig nach 15 bis 20%iger Kurserholung seine Gewinne glattzustellen, es dürfte auch beim dritten Mal so sein. Verkaufen Sie also Ihre hier an dieser Stelle empfohlenen Allianz, Siemens, Daimler etc. Die grosse Wende an den Aktienbörsen liegt noch in weiter Ferne, und bis dahin werden wir alle kleinere Brötchen backen müssen. Merke : Kleinere Brötchen können knuspriger sein als grosse.

      Roland Leuschel

      23.04.2003
      Avatar
      schrieb am 23.04.03 12:26:26
      Beitrag Nr. 291 ()
      Nun ist es soweit - Wenn es Goldman sagt, wird es doch so sein, oder ? :laugh:


      Goldman Sachs: Die Baisse ist beendet

      Frankfurt/London (vwd) - Goldman Sachs läutet die Baisse an den
      internationalen Aktienmärkten aus. Viele Indizes haben im März ihre
      Tiefs
      durchschritten, sagte jetzt Peter Oppenheimer, zuständig für
      Portfolio-Strategie bei der Investment-Bank, vor Journalisten. Besonders die
      kontinentaleuropäischen Märkte seien nun deutlich unterbewertet. Von den
      aktuellen Index-Ständen seien bis zur Jahresmitte Gewinne von etwa zehn
      Prozent zu erwarten. In den USA sieht Oppenheimer dagegen lediglich eine
      faire Bewertung der Märkte.
      Goldman geht allerdings auch längerfristig von einer vergleichsweise
      moderaten Erholung an den Märkten aus, weil das Haus verglichen mit dem Ende
      früherer struktureller Bärenmärkte starke Unterschiede sieht. So
      gebe es
      im Vergleich mit 1932 oder der großen Baisse am Ende des vergangenen
      Jahrhunderts weder eine große Banken-Krise noch eine tiefe Rezession.
      Deshalb sind stark steigende Unternehmensgewinne als Folge einer starken
      Konjunktur-Umkehr eben nicht zu erwarten, so Oppenheimer. Andererseits
      seien die europäischen Aktienmärkte aber so niedrig bewertet wie eben in der
      großen Depression Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre.
      Der Markt rechne auf Sicht von zehn Jahren nur noch mit einem Anstieg der
      Unternehmensgewinne um 3,5 Prozent. Der Durchschnitt liegt bei acht
      Prozent, Anfang 2000 ging der Markt von einem Gewinnanstieg von jährlich
      fast 16 Prozent auf zehn Jahre aus, erläutert der Chefstratege von
      Goldman
      sein Szenario. In Kontinentaleuropa werde im kommenden Jahr die private
      Nachfrage deutlich anziehen, das ist ein weiterer postiver Faktor für
      die
      erwartete Outperformance, so Oppenheimer.
      Der starke Euro gebe der Europäischen Zentralbank weiteren
      Zinssenkungsspielraum. Bis zur Jahresmitte fällt der Repo-Satz um einen
      halben Punkt auf zwei Prozent, gibt sich der Stratege zuversichtlich.
      Das
      wiederum bedeute, dass die Realzinsen in vielen europäischen Ländern negativ
      würden, und das habe in der Vergangenheit immer eine steigende private
      Nachfrage zur Folge gehabt. Auch das Investitionsklima sollte sich mit dem
      monetären Umfeld verbessern.
      Deutschland werde davon allerdings weniger stark profitieren als andere
      Länder, die in der Verschuldung weit von der Maastricht-Obergrenze entfernt
      und deren Wirtschaft weniger dollar-abhängig sei. Und in den USA ist das
      Bild umgekehrt, so Oppenheimer. Hier steige nun die Sparrate endlich an,
      Haushaltsdefizit und schwacher Dollar könnten den Privaten Verbrauch eher
      drücken. Als Folge erwartet Oppenheimer für 2004 in den USA ein Wachstum des
      BIP von etwa drei Prozent, also deutlich unter dem langen Trend. Im
      Euro-Raum sollte das BIP im kommenden Jahr um 2,7 Prozent zulegen, und das
      wäre eben wesentlich stärker als der lange Trend zeige. +++ Herbert Rude
      vwd/23.4.
      Avatar
      schrieb am 01.05.03 22:46:41
      Beitrag Nr. 292 ()
      Aufschwung in USA lässt auf sich warten

      Nach dem erneuten Rückgang des US-Einkaufsmanagerindex haben am Donnerstag Experten die Befürchtung geäußert, eine Erholung in den USA könnte sich länger hinauszögern. Die beschleunigte Talfahrt in der Industrie gefährde die US-Wirtschaft.




      "Es gibt kaum Aussichten auf eine schnelle Erholung der Industrie", sagte Michael Burt vom Beratungsdienst Economy.com. Auch die schwache Entwicklung der Produktivität und die weiter schlechte Lage auf dem Arbeitsmarkt belasten nach Einschätzung von Ökonomen die Aussichten auf einen schnellen Aufschwung.

      Umfragen unter Einkaufsmanagern hatten ergeben, dass die US-Industrie im April ihre Talfahrt beschleunigt hat und stärker geschrumpft ist als im März. Der entsprechende Index fiel um 0,6 auf 45,4 Punkte und liegt so deutlich unter jener 50-Punkte-Marke, deren Überschreiten eine Expansion der Industrie anzeigt. Der jüngste Indexstand ist der niedrigste seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

      Anzeichen für beschleunigten Stellenabbau

      Damit bekommt die Hoffnung einiger Ökonomen einen kräftigen Dämpfer, der US-Wirtschaft könnte nach dem schnellen Ende des Irak-Kriegs ein baldiger Aufschwung bevorstehen. Amerika geht es damit kaum anders als der Euro-Zone. In den vergangenen Tagen waren bereits wichtige Geschäftsklimaindizes in Europa trotz des Kriegsendes zurückgegangen. Auf beiden Seiten des Atlantiks hatte sich dagegen die Stimmung unter den Konsumenten nach Kriegsende aufgehellt. Weil in den USA die positive Reaktion der Verbraucher heftiger war, hatten viele Ökonomen auch mit einer Aufhellung der Industriestimmung gerechnet.

      Bedenklich ist nach Einschätzung der Experten, dass der ISM-Index auf eine Beschleunigung des Stellenabbaus hindeutet. Die Beschäftigungskomponente fiel um 0,6 auf 44,5 Punkte, den niedrigsten Stand seit Dezember 2001. Auch die Teilkomponenten für Auftragseingänge und Lagerbestände gaben nach, der Rückgang der Produktion verlangsamte sich allerdings etwas.

      Auch die wöchentlichen Daten zu Neuanträgen auf Arbeitslosenunterstützung deuteten laut den Fachleuten auf eine weiter schwierige Lage am Arbeitsmarkt hin. Zwar fiel die Zahl der Erstanträge laut US-Arbeitsministerium um 13.000 auf 448.000. Allerdings stieg der weniger schwankungsanfällige Vierwochendurchschnitt um 1000 auf 442.000.

      Zurückhaltung bremst Aufschwung

      "Die Schwäche der Industrie ist eine Gefahr für die ganze US-Wirtschaft", sagte David Resler von Nomura International. Laut Resler könnte dies dazu führen, dass die US-Notenbank Fed in naher Zukunft die Zinsen weiter senkt. Zwar hatte Fed-Chairman Alan Greenspan am Mittwoch im Kongress Hoffnungen auf Zinssenkungen schon am kommenden Dienstag gedämpft. Gleichzeitig hatte er sich aber die Tür zu späteren Zinssenkungen offen gehalten. "Wir müssen aufmerksam bleiben. Es gibt die Möglichkeit, dass die anhaltende Vorsicht der Firmen den Aufschwung der Wirtschaft behindern könnte."

      Auch sagte Greenspan, die US-Fed werde entschlossen gegen Deflationsgefahren vorgehen. "Ein weiterer Rückgang der Inflation wäre eine unwillkommene Entwicklung, vor allem, wenn der Preisrückgang Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen ausübt und die Wirtschaft deshalb Investitionen verschiebt."

      Last der langsamen Produktivitätsentwicklung



      Laut Burt belastet auch die langsame Produktivitätsentwicklung die Unternehmen. Nach den am Donnerstag veröffentlichten Daten des US-Arbeitsministeriums nahm die Produktivität der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den ersten drei Monaten 2003 zwar um aufs Jahr gerechnet 1,6 Prozent zum Vorquartal zu, rund doppelt so schnell wie zum Jahresende. Im Vergleich mit vergangenen Jahren blieb das Produktivitätswachstum aber schwach. 2002 hatten die US-Arbeiter ihre Produktivität noch um 4,8 Prozent gesteigert.

      Ob das nur noch schwache Produktivitätswachstum einzig auf die aktuelle Konjunkturschwäche zurückgeht oder ein Ende der hohen Produktivitätsgewinne der vergangenen Jahre darstellt, ist nach Einschätzung von Ökonomen derzeit nur schwer vorherzusagen. "Das werden wir erst im nächsten Jahr abschätzen können, wenn die Wirtschaft wieder richtig boomt", sagte David Ingram von Economy.com.

      © 2003 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 08.05.03 21:51:25
      Beitrag Nr. 293 ()
      Das Ende des Irakkrieges war Ende der Baisse


      Daniel A. Bernecker

      Die Diskussionen, ob die dreijährige Baisse nun beendet sei oder nicht, laufen auf vollen Touren. Die Bullen sehen die endgültige Wende, während die Bären süffisant von der Bärmarkt-Rally reden, bevor die „fünfte der fünf Elliot Wave Wellen“ uns zu neuen Tiefstkursen führt. Diese Diskussion kann ich kaum nachvollziehen und halte sie auch weitgehend für überflüssig. Der Anleger, ganz gleich welcher Größe, muss sich fragen, ob er es sich leisten kann, auf die offizielle Entwarnung zu warten, wenn dies bedeutet, dass er erst ab DAX-Ständen jenseits von 3900 kaufen kann. Natürlich kann man so lange warten, nur ist dann der Großteil der Rally schon vorbei. Halten Sie sich also nicht mit dieser Diskussion auf, sondern schauen Sie auf die Märkte und denken Sie dabei bitte auch etwas großräumiger, denn:

      Die Art und Weise wie Märkte die Konjunkturentwicklung für 2004 und darüber hinaus vorwegnehmen, ist für die mittelfristige Tendenz der Börsen entscheidend. Es handelt sich beim Markt also nicht nur um eine technische Reaktion, die die kurze Tendenz bestimmt, sondern um die Vorwegnahme der künftigen konjunkturellen Entwicklung. In den letzten 20 Börsentagen legte der DAX um fast 40 % zu, und selbst der Dow Jones brachte es auf + 20. Um das richtig einzuordnen, liefern wir Ihnen die untenstehende Grafik des S&P 500 zum Verlauf des zweiten Weltkrieges 1942/43. Den Tiefstpunkt erreichte der S&P mit dem Eintritt der Amerikaner in den Krieg, ab dort begann die Rally. Übertragen auf Heute bedeutet das, dass nach dem Ende des Irakkrieges eben nicht nur eine technische Erholung beginnt, sondern a) der Bärmarkt am 12. März beendet war und b) eine längerfristige Tendenz beginnt.


      Jedem Krieg folgt stets eine deutliche Erholung der Märkte, der Konjunktur und vielfach auch der Währung der Länder, die von dem positiven Ergebnis des Krieges profitieren. Natürlich verläuft nicht jeder Krieg gleich. Aber das Grundprinzip ist immer dasselbe. Ökonomisch wird dies mit dem sog. Phoenix-Effekt beschrieben der darauf setzt, dass jeder Kriegsverlierer anschließend der wirtschaftliche Gewinner ist, insofern sich stabile politische Verhältnisse mit einem Bekenntnis zur Marktwirtschaft etablieren. Darin liegt die Perspektive für den Irak und indirekt auch für die USA. Während die Presse sich damit auseinandersetzt, wie die ersten Tage nach Kriegsende im Irak vor Ort laufen, müssen Sie etwas weiträumiger denken. Dabei stelle ich folgendes fest.

      Der Irak hat die Perspektive zum Wachstumsmotor für den gesamten Nahen Osten zu werden. Die Ausstrahleffekte auf die umliegenden Regionen sind dabei nicht zu ignorieren. Darin liegt auch die Chance für einen dauerhaften Frieden in der Region, den Washington anpeilt, der aber von fast sämtlichen westlichen Kommentatoren zynisch als unmöglich bezeichnet wird. Für die Kriegsgegner klingt diese Argumentation wie Hohn, weil sie in erster Linie den Amerikanern eigene Interessen unterstellen und bis dato immer noch grundlegend mißtrauen. Ökonomen sehen das neutraler und gehen von dem sog. Solowschen Wachstumsmodell aus (benannt nach Robert Solow), wonach jeder Krieg unter Voraussetzung von marktwirtschaftlichen Bedingungen zu einem erneuten Wachstumsschub in der betroffenen Region führt. Grundlage dieser Überlegung ist, dass verbleibendes Kapital knapper wird, deswegen aber effizienter eingesetzt wird, und somit zu einer höheren Wachstumsrate führt. Deutschland und Japan haben diesen Effekt nach dem Ende des zweiten Weltkrieges vorgeführt und erreichten damit überdurchschnittliche Wachstumsgrößen, die hinlänglich bekannt sind. Interessant ist, dass es lediglich 15 Jahre dauerte, bis Deutschland und Japan fast alle der ehemaligen Siegermächte in ihrer wirtschaftlichen Leistung einholten.

      Treffender als der Vergleich mit Deutschland und Japan ist für den Irak der Vergleich mit Südkorea. Nachdem die Voraussetzung der Demokratisierung und Schaffung eines Rechtsstaates erfüllt war, entwickelte sich Südkorea zu einem Wachstumsmotor der Region, der zwangsläufig durch das wirtschaftliche Gewicht, dass er gewann, auch erheblichen politischen Einfluß ausüben konnte. Ich würde sogar so weit gehen, dass das Verhalten Nordkoreas heute in direkter Form eine Reaktion auf die Erfolgsstory der Südkoreaner darstellt. Hier funktioniert dasselbe Prinzip, dass auch den kalten Krieg letztendlich beendete, indem damals die Sowjetunion schlichtweg nicht mehr in der Lage war, gegen die wirtschaftliche Leistung des Westens zu konkurrieren und unter dieser Erkenntnis politisch implodierte. Ich vermute, dass es im Falle Nordkoreas nicht anders sein wird. Das ist aber im Moment nicht entscheidend. Zurück zum Vergleich mit dem Irak.

      Der Irak ist mit 23 Mio Einwohnern relativ klein, besitzt aber viel Öl. Ob es nun die zweit- oder drittgrößten Ölvorkommen der Welt sind ist unerheblich. Entscheidend ist, dass die irakische Wirtschaft in der Lage ist, sich über den Export eines „eigenen Produktes“ völlig selbständig zu finanzieren. Diesen Vorteil haben 95 % sämtlicher Entwicklungsstaaten nicht. Mithin ist der Irak nur bedingt in der Anfangsphase auf Subventionen angewiesen. Mittelfristig finanziert er sich über diese Einnahmen, wobei er auch relativ schnell Zugang zu den Kapitalmärkten finden wird. Diesen Dynamisierungseffekt darf man nicht unterschätzen, auch wenn die Kriegsgegner permanent darauf verweisen, dass die Amerikaner angeblich nur am Öl interessiert seien, wobei sie wohl unterstellen, dass die Amerikaner das Öl „klauen“ möchten, ohne das es dem dortigen Land zugute kommt. Diese Argumentation liegt irgendwo zwischen lächerlich und naiv. Mit Sicherheit geht es genau in die andere Richtung. Jeder, der sich in der Ölindustrie auskennt, weiß die Erschließung neuer Fördergebiete oder Erweiterung bestehender meist durch Konsortien von Ölgesellschaften erfolgt, um die hohen Investitionen zu verteilen. Wahrscheinlich wird die neue irakische Regierung zu diesem Zweck einen staatlichen Ölkonzern gründen, dem die Förderrechte und somit auch die Erträge der Ölfelder zugute kommen. Diese Gesellschaft wird dann mit internationalen Konzernen in Form von Joint Ventures die Erschließung der gesamten irakischen Ölquellen darstellen.

      Man muss sich heute fragen, welche Konsequenzen es für die umliegenden Regionen wie Ägypten, Iran und Syrien haben wird, wenn plötzlich ein wirtschaftlich hocherfolgreicher Staat Irak in Ihrer Mitte sitzt. Die wirtschaftliche Dynamik wird mit Sicherheit nicht an den Grenzen des Irak halt machen. Das hat man sogar bedingt in den letzten 20 Jahren im Falle Saudi-Arabiens und Kuwait gesehen. Es mag für den ein oder anderen zynisch klingen, aber es ist eine ökonomische Erkenntnis, dass Wirtschaft Geld und Geld Frieden schafft. Folglich ziehe ich aus dem kurzen Irakkrieg eine völlig andere Konsequenz als die Mehrheit der Analysten, die sich derzeit dazu äußert. Entscheidend ist, dass die Amerikaner verhindern, dass es zu irgendeiner Form von bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt. Deswegen sind sie vor Ort, auch wenn dies von vielen als „Besatzung“ deklariert wird. Was bedeutet das für die westlichen Kapitalmärkte?

      Die amerikanische Konjunktur läuft mit oder ohne Irak. Den Double-Dip der Rezession hat es nicht gegeben und ich schließe ihn auch weiterhin aus. Nach 2,4 % Wachstum des BIP’s 2002 werden wir im laufenden Jahr um die 3 % liegen. Die Arbeitslosenquote wird im selben Zeitraum auf unter 5,5 % fallen, sowie die Investitionen anziehen. Das steht kurz bevor. In Folge dessen wird auch die Kapazitätsauslastung von derzeit 75/77 % deutlich steigen. Die Börsen werden diese Entwicklung nun vorwegnehmen. Entscheidend sind dabei die Perspektiven der Unternehmen, die nach 3 Jahren Baisse nun mit folgender Überlegung operieren:

      Wer nur auf Wachstum setzt, verliert per saldo an Qualität. Wer grundsätzlich auf bessere Ertragsqualität setzt, gewinnt nachhaltig. Das ist die grundsätzliche Einstellung der amerikanischen Unternehmen heute und ergibt sich aus den Erfahrungen der Baisse inkl. sämtlicher Abschreibungen und Skandale der letzten 36 Monate. Daraus werden drei Schlüsse gezogen: Erstens ist es zu teuer, Umsatz zu kaufen, um zu wachsen. Wer mit spekulativen Übernahmen wachsen möchte, wird anschließend von den Kapitalmärkten im Kurs bestraft. Dabei ist es unerheblich, wie kreativ sich die zugrundeliegende Strategie der Übernahme anhört. Die Märkte sind nicht bereit, externes Wachstum um jeden Preis zu honorieren. Natürlich wird es noch Fusionen und Übernahmen geben, aber in wesentlich geringerem Umfeld. Im selben Zug wird das innere Wachstum des Kerngeschäftes wieder wichtiger. Das bedingt höhere Investitionen und setzt ganz zwangsläufig mehr Forschung und Entwicklung voraus. Eine sehr positive Entwicklung, wie ich finde. Wer also künftig mit großen Übernahmen auffällt, wird mit Sicherheit das uninteressantere Investment. Daraus ergibt sich:

      Zweitens werden gesteigerte Produktivität und Entschuldung höher honoriert. Das eine steigert den Cashflow, dass andere setzt ihn ein. Wer also seine Nettoverschuldung in dieser Form aus eigener Kraft reduziert, verbessert die Ausgangslage des Unternehmens erheblich, was auch von den Märkten hoch angesehen wird. Das ist die nächste „Story“ der Märkte, die sich übrigens dadurch kennzeichnen wird, dass Umsatzwachstum sekundär und Gewinnwachstum primär ist. Vor drei Jahren war es noch genau anders herum. Diese Entwicklung geht eindeutig zugunsten des Aktionärs bzw. des Anlegers, da dieser Trend zu einer erheblichen Substanzverbesserung der Gesellschaft führt. Drittens gibt es schon die ersten Zielgrößen für Unternehmen, die die o.g. Punkte berücksichtigen. Der Gewinn wird zwischen 15 und 20 % stärker wachsen müssen als der Umsatz um glaubhaft darzustellen, dass Produktivitätszuwächse vorhanden sind. Damit sind die Unternehmen gezwungen, permanent auf ihre Kosten zu achten und eine Ausweitung der Kosten nicht durch eine Ausweitung des Umsatzes zu kaschieren. Schlichtweg muss die Marge pro Jahr steigen. Wer dies erfüllt, kriegt die höchste Bewertung.

      Mit dieser Grundeinstellung beginnen die Unternehmen in den USA nun ihre neue Tendenz. Gehen Sie davon aus, dass die Europäer der in den nächsten 12 Monaten folgen werden, wobei viele schon jetzt in diese Richtung tendieren. Was bedeutet dies für den Anleger?

      Trotz dieser Tendenz der Unternehmen zu nachhaltigem Gewinnwachstum bleibt die Volatilität der Märkte hoch. Daran wird sich m.E. nichts mehr ändern. Der eine mag das kritisieren, weil es die Einschätzbarkeit der Märkte erschwert, andererseits ergibt sich aus der Volaitlität viel Dynamik, die sich auch positiv nutzen lassen wird. Deswegen bin ich sehr skeptisch, was die Beschreibung neuer Trendwerte angeht, wie man sie in den 90 er Jahren kannte. Denn:

      Kaufen und liegen lassen geht heute nicht mehr. Kostolany hat also ausgedient. Theoretisch ist es sicherlich möglich, aber ob das einem Anleger zumutbar ist, möchte ich stark bezweifeln. Dazu ist die Anfälligkeit von Aktien gegenüber Hoch- und Herunterstufungen von Analysten oder Rating-Agenturen einfach zu hoch. Die Börse wird heute nun einmal durch eine nie da gewesene Verbreitung von Informationen beeinflusst, die vielleicht weniger rational als emotional sind, aber sich nun mal in den Kursen widerspiegeln. Manche Euphorie oder Schreckensszenario wird dann zwar vielleicht nach wenigen Wochen als heiße Luft enttarnt, bewegt aber die Kurse. Das „rein und raus“ wird also für den Anleger unumgänglich sein.

      Desweiteren hat sich die Struktur der Marktteilnehmer verändert. Meine Prognose lautet, wir kriegen weniger traditionelle Fonds, dafür aber mehr Hedgefonds. Das ist nicht unbedingt schlecht. Wichtig dabei sind zwei Aspekte. Erstens schichten Hedge Fonds ihre Portfolios stets schneller um, da sie laut ihrer Statuten beweglicher sind, zweitens verbessern sie dadurch die Liquidität der Märkte ungemein. Problematisch wird dies erst dann, wenn die Meinungsvielfalt an den Märkten trotz steigender Information abnimmt bzw. alle in dieselbe Richtung rennen. Was dann passiert, konnten Sie in den letzten 12 Monaten sehen.

      Der Privatanleger muss sich vor dieser Entwicklung nicht fürchten. Im Gegenteil, es bilden sich deutlich mehr Vor- als Nachteile. Mit Sicherheit wird die Rolle der Markttechnik in diesem Umfeld wesentlich wichtiger, als es in der Vergangenheit war. Der ein oder andere Anleger mag sich damit schwer tun, kommt aber gleichwohl nicht umhin, sich mit der Markttechnik zu beschäftigen.

      Die Ausgangslage heute stellt sich also wie folgt dar: Das Ende des Irakkrieges war Ende der Baisse und psychologischer Start einer neuen Tendenz zugleich. Sie setzt sich nun mit der Entwicklung der realen Wirtschaft fort, wobei ich äußert spannend finde, dass die europäische und amerikanische Konjunktur von einem niedrigen Niveau aus startet. Selbst die deutsche Konjunktur sehe ich vor diesem Hintergrund wesentlich positiver als die jetzigen Prognosen vermuten lassen. Natürlich entfaltet sich so etwas nicht über drei Monate, wohl aber über 12 und mehr. Es ist also nicht so sehr das schnelle Ende des Irakkrieges, dass die jetzige Hausse entfacht, als vielmehr die Vorwegnahme einer deutlichen Konjunkturerholung in Europa und vor allem den USA, die nun die Kurse treibt. Darauf gilt es zu spekulieren.

      Mit freundlichen Grüßen
      Daniel A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 10.05.03 10:57:49
      Beitrag Nr. 294 ()
      Warten auf die vierte Rallye


      von Roland Leuschel



      Wie in den vorangegangenen Kolumnen angedeutet, scheint die dritte Rallye an den Börsen nach Beginn des Crashes im Frühjahr 2000 « programmgemäss » zu Ende zu gehen. Zwar hat der Dax zweimal die 3.000er Marke knacken können, konnte aber nicht die 200 Tage Durchschnittslinie entscheidend überwinden. Diese 200 Tage Durchschnittslinie hat sich in der Vergangenheit oft als entscheidende Widerstands- und Unterstützungslinie erwiesen, obwohl man es fundamental nicht erklären kann. Aber Sie wissen ja, die Börse ist weiblich, und ihre Natur bleibt daher den Börsianern immer und ewig verschlossen. Eine andere in mehreren Kolumnen vorausgesagte Entwicklung scheint jetzt Form anzunehmen : Der Euro stieg über 1,15 gegenüber dem Dollar, und die nächste Etappe dürfte bei 1,40 Euro sein. Dann allerdings wird es ernst. Wie in dieser Kolumne schon öfters erwähnt riskieren wir die Weltwirtschaftskrise II, und ein Dollar über 1,40 Euro würde eine tiefe Rezession in Europa bedeuten.

      Wie aus den Protokollen des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank vom 18. März hervorgeht, herrscht in diesem Gremium inzwischen ein pessimistischer Grundton. Von mehreren Mitgliedern dieses Gremiums wird die Gefahr einer Deflation (dort spricht man von Desinflation der Kern-Verbraucherpreise) als wahrscheinlich erachtet, und « ein schwaches Wachstum für längere Zeit » nicht ausgeschlossen. Wie wir alle wissen, ist eine Deflation keine gute Aussicht für Unternehmensgewinne und Investitionen, daher glaube ich den Ökonomen von Goldman Sachs, die behaupten, « eine weitere Zinssenkung in naher Zukunft, womöglich schon im nächsten Monat, wird immer wahrscheinlicher ». Ich vermute, der Zinssatz für Tagesgeld, der schon auf 40-jährigem Tiefstpunkt ist, wird schon im Juni um 0,5 Prozentpunkte auf 0,75% gesenkt.

      Eine Möglichkeit seine Anlagen gegen die Dollarschwäche abzusichern ist die neue währungsgesicherte Goldanleihe von HSBC Trinkaus & Burkhardt, die eine Laufzeit von 5 Jahren hat und einen Zins von 1% per annum abwirft. Ausserdem erhält der Inhaber 45% der positiven Performance des Goldpreises, in US-Dollar gerechnet. Die Anleihe liegt zur Zeichnung vor. Bei einer angenommenen jährlichen Entwicklung des Goldpreises von 15% (was sehr konservativ ist) ist die Performance dieser Garantie-Anleihe in Euro per annum 8,7%. Sie können also an der zukünftigen Goldpreisentwicklung ohne Risiko teilhaben, da Sie nach 5 Jahren Ihre Anleihe zu 100% in Euro zurückgezahlt bekommen.

      « Ich denke, Alan Greenspan sollte eine weitere Amtszeit bekommen », erklärte am 22. April dieses Jahres der amerikanische Präsident. Die amerikanische Börse antwortete spontan positiv, und die Medien diesseits und jenseits des Ozeans waren voller Lob für diese Entscheidung, und Alan Greenspan hat auch bereits zugesagt. Ich bin darüber auch sehr froh und stimme Claus Vogt von der Berliner Effektenbank zu, der in seiner letzten Ausgabe von Perspektiven nüchtern bemerkt : « Mit einer weiteren Amtszeit kann sich Greenspan als verantwortungsvoller Mensch hervortun, der die von ihm eingebrockte Suppe auch auszulöffeln gewillt ist. » (Weitere Details werden Sie in einem Buch finden können, das mit dem Titel « Alan und seine Jünger » im Finanzbuch Verlag München im Herbst erscheinen soll.) Übrigens die gesamte industrielle Nachfrage (insbesondere der Schmuckindustrie) übertrifft seit einigen Jahren die jährliche Goldproduktion um rund 900 bis 1.200 Tonnen jährlich. Mehr als ausgeglichen wurde dieser Fehlbetrag durch die Verkäufe der europäischen Notenbanken, die den Erlös in zinstragende Dollar-Titel angelegt haben. Darüber kann sich der Bürger nur wundern. Als Argument haben diese Notenbanken angeführt, Gold bringe eben keine Erlöse. Da frage ich mich, warum haben diese Bürokraten das nicht vor 20 Jahren entdeckt, als der Goldpreis bei 850 Dollar die Feinunze lag und der US-Diskontsatz bei 14% ?

      Fazit : Es gibt noch andere Gründe warum der Goldpreis demnächst stark ansteigen könnte. Erhöhen Sie daher den Gold-Anteil Ihres Portefeuillesüber die bisher empfohlene 5%-Grenze. Ansonsten machen sie Kasse bei Ihren Aktien-Tradingpositionen und vermindern Sie den Dollar-Anteil in Ihrem Portefeuille.

      Am 20. Mai findet im Städel von Frankfurt das « Frankfurter Fonds Forum der Credit Suisse Asset Management » statt. Dort werde ich einen kurzen Vortrag halten und mit bekannten Leuten wie Dr. Jens Erhardt, oder Karl Fickel diskutiern unter der Leitung des N-TV Moderators Bernd Heller. Titel meines Vortrages : « Alan Greenspan : Biedermann und Brandstifter ». Übrigens wenn Sie die Börse weniger interessiert, zum Abschluss der Veranstaltung hält Professor Dr. Hellmuth Karasek, u.a. bekannt durch das « Literarische Quartett » einen Vortrag.

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 19:20:36
      Beitrag Nr. 295 ()
      Preisdaten nähren Deflationsängste in den USA

      Washington, 15. Mai (Reuters) - In den USA zeichnen sich neue Gefahren für die erhoffte konjunkturelle Erholung ab. Der am Donnerstag bekannt gegebene Rekordrückgang der Erzeugerpreise im April nährt Analysten zufolge Befürchtungen, dass der weltgrößten Volkswirtschaft eine Deflation drohen könnte. Volkswirte sehen in den Daten weitere Gründe für eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank (Fed). Diese hatte bereits vergangene Woche vor Deflationsrisiken für die USA gewarnt.

      In den vergangenen Jahren hatte das Thema Deflation in den USA und Europa praktisch keine Rolle gespielt. Japan dagegen leidet seit Jahren unter der Abwärtsspirale von sinkenden Preisen und schrumpfender Realwirtschaft. Der Preisverfall schlägt sich nicht nur unmittelbar in fallenden Einnahmen der Unternehmen nieder, sondern führt indirekt auch zu einer sinkenden Nachfrage: Verbraucher verschieben ihre Einkäufe und Firmen ihre Investitionen in der Hoffnung auf einen weiteren Preisrückgang. Außerdem erhöht sich die reale Schuldenlast von Unternehmen und Verbrauchern, was die Nachfrage zusätzlich belastet. Nach den Worten von US-Finanzstaatssekretär John Taylor wird das Thema Deflation auf dem Finanzminister-Treffen der sieben führenden Industrienationen (G7) am Wochenende in Frankreich diskutiert. Finanzminister John Snow glaube aber nicht, dass Deflation für die USA ein Problem sei, sagte Taylor vor Journalisten.

      ERZEUGERPREISE MIT REKORDRÜCKGANG IM APRIL

      Die Erzeugerpreise in den USA verzeichneten im vergangenen Monat wegen stark gesunkener Energiekosten den stärksten Rückgang seit Beginn der Statistik im Jahr 1947, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Das Minus fiel mit 1,9 Prozent deutlich höher aus als von Volkswirten erwartet. Die durchschnittliche Prognose der Analysten belief sich auf einen Rückgang von lediglich 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

      Die Energiepreise sanken allein um 8,6 Prozent. In der Kernrate - also ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel - sanken die Erzeugerpreise um lediglich 0,9 Prozent. Rechnet man zusätzlich Automobil- und Zigarettenpreise heraus, ergab sich sogar ein Anstieg um 0,2 Prozent.

      Analysten werteten die Daten als Beleg für die jüngste Warnung der US-Währungshüter. "Sie bestätigen die Sorge der Fed, dass Deflation zu einem Thema für die Wirtschaft werden könnte", sagte Tim Ghriskey von Ghriskey Capital Partners. Ähnlich äußerte sich Peter Cardillo von Global Partners Securities. Er warnte allerdings zugleich davor, die Zahlen überzubewerten. "Der Rückgang geht größtenteils auf die fallenden Ölpreise nach dem Ende des Irak-Krieges zurück, deswegen glaube ich, dass die Deflationsängste etwas übertrieben sind." Edgar Peters von Panagora Asset Management ergänzte: "Sollten wir eine Deflation bekommen, wäre das schlimm." Aber im Augenblick sehe es lediglich nach einer niedrigeren Inflation aus. Christopher Low von FTN Financial sagte, die Erzeugerpreis-Daten nährten Spekulationen, "dass die Fed die Zinsen senken muss, um eine Deflation aufzuhalten".

      EZB: KEINE ANGST VOR DEFLATION IN EURO-ZONE

      Die US-Notenbank hatte vergangene Woche den Leitzins mit 1,25 Prozent unverändert auf dem tiefsten Niveau seit mehr als 40 Jahren gelassen und zugleich ihre Bereitschaft zu einer weiteren geldpolitischen Lockerung signalisiert. Außerdem hatten sich die Währungshüter besorgt geäußert über einen anhaltenden Rückgang der Inflation. Bislang hatte Fed-Chef Alan Greenspan vor allem die Investitionszurückhaltung der Unternehmen als Haupthindernis für die erhoffte wirtschaftliche Belebung betont.

      Die Europäische Zentralbank (EZB) sah zuletzt keine unmittelbare Gefahr einer Deflation. "Wir teilen diese Angst nicht für die Euro-Zone als ganze", hatte EZB-Chef Wim Duisenberg ebenfalls vergangene Woche gesagt.

      mer/akr
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 21:15:00
      Beitrag Nr. 296 ()
      Avatar
      schrieb am 21.05.03 11:43:15
      Beitrag Nr. 297 ()
      GoingPublic Kolumne: Mit der Bitte um Gehör

      WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic.de) - Warren Buffett und George Soros haben sich zu Wort gemeldet, nicht zum ersten Mal. Normalerweise sollte man gut zuhören, wenn diese Herren was zu sagen haben.

      So hat US-Großinvestor Warren Buffett die Steuerpläne der Bush-Regierung einmal mehr kritisiert. Ein Dorn im Auge ist ihm die Abschaffung der Dividendensteuer. Sie sei unsozial und ein Geschenk an die Wohlhabenden, um nicht zu sagen: Reichen.

      Und er bringt ein eindrucksvolles Beispiel: Im kommenden Jahr könnte er 310 Mio. US-$ steuerfrei kassieren, wenn nämlich Berkshire Hathaway (wo er bekanntlich Großaktionär ist) wie geplant ca. 1 Mrd. US-$ an Dividenden ausschüttet. Seine persönliche Steuerquote läge im nächsten Jahr bei lachhaften 3 %. Anders seine Empfangsdame: Sie müsse weiterhin 30 % Steuern auf Einkommen und Erträge zahlen, also zehnmal so viel.

      Derzeit befindet sich die Angelegenheit noch im US-Gesetzgebungsverfahren. Eine Modalität sieht vor, die Dividendensteuer zunächst nur für drei Jahre abzuschaffen und dann zu überprüfen. Wie wahrscheinlich ist es, dass dann - wohl erneut der Bush-Herrschaft - die Dividendenbesteuerung wieder eingeführt würde?

      Ein anderer nutzt die Öffentlichkeit für seine Belange: George Soros. Er erklärt frank und frei, dass er den US-$ geshortet habe. Warum? Man müssen nur den Aussagen des US-Finanzministers und den Notenbänkern zuhören, um sich darüber klar zu werden, dass man den US-$ werde unbarmherzig absinken lassen. Und da will er natürlich mit von der Partie sein. Ein Ende der Abwertung sieht er bei nunmehr 1,17 US-$ für den Euro offenbar noch nicht gekommen. Will er, der er 1992 das britische Pfund zerstörte (und das damals aus dem Währungskorsett genommen werden musste), nun den US-$ kaputt machen? Nein keinesfalls. Das wird die US-Regierung schon ganz von selbst erledigen. Und sei es, dass sie aufs Neue Wahl-opportunistische Steuergeschenke verteilt, die sie sich überhaupt nicht leisten kann.
      Avatar
      schrieb am 14.06.03 08:53:29
      Beitrag Nr. 298 ()
      Eine deftige Kurskorrektur droht !


      von Roland Leuschel

      Noch ist der dritte Aufschwung seit dem Platzen der Blase im Frühjahr 2000 im Gang, und die Aktieneuphorie wächst täglich, wobei das Bemerkenswerteste seit drei Monaten der gleichzeitige Anstieg der Aktien und Anleihenkurse ist. Die Aktienkurse steigen, weil die Anleger glauben, die Unternehmensgewinne sind im Begriff zu steigen, und die Anleihenkurse steigen, das heisst die Renditen fallen, weil die Anleger befürchten, eine Rezession steht vor der Tür, ja sogar eine Deflation wird befürchtet. Beide Lager können nicht recht haben. Entweder kommt der von vielen Optimisten vorhergesagten Wirtschaftsaufschwung, dann steigen die langfristigen Zinsen, auch wenn Alan Greenspan angekündigt hat, er kaufe Staatsanleihen, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten, und es gibt Turbulenzen auf den Anleihemärkten. « Wenn Sie berechnen, dass der faire Wert (fair value) für Anleihen zwischen 5 und 5,5% liegt, dann ist der Bondmarkt reif für Gewinnmitnahmen. », erklärt Mike Lenhoff, Chefstratege bei Brewin Dolphin Securities in der Financial Times. Wenn aber die Wirtschaftserholung nicht kommt, dann ist die Gefahr einer Deflation real, und ein Anstieg der Unternehmensgewinne reines Wunschdenken. Dann kommt es zu einem Mini-Crash am Aktienmarkt. « Die amerikanische Notenbank versucht die Blase wieder aufzupumpen », erklärt James Montier, Chefstratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. Meine Schlussfolgerung ist klar und eindeutig : In Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern (Schweiz, Portugal etc.) sind wir bereits in einer Wirtschaftsrezession, da beisst die Maus keinen Faden ab. Gleichzeitig geht die Rezession in Japan weiter, und die USA riskieren grössere Probleme mit der Finanzierung ihres Leistungsbilanzdefizits (inzwischen 6% des BSP).Das heisst, wegen der Furcht vor einem fallenden Dollar gehen auch die Kapitalströme nach Amerika zurück. Da gleichzeitig der US-Staatshaushalt auf ein Rekorddefizit von 400 Milliarden Dollar (rund 4% des BSP) in diesem Jahr zusteuert (nach Schätzungen des Congressional Budget Office), wird es für die USA langsam gefährlich, da Staat, Unternehmen und Haushalte zusammen eine Rekordverschuldung von über 30 Billionen Dollar aufgetürmt haben. Vergessen wir nicht, noch vor drei Jahren wies der amerikanische Staatsetat einen Überschuss von 236 Milliarden Dollar auf. Die Geschwindigkeit, mit der sich heute solch fundamentale Grössen verändern, ist wirklich atemberaubend, und lässt nichts Gutes ahnen.

      Wenn es auch schwer fällt, nehmen Sie Ihre Gewinne mit, die Sie in amerikanischen und europäischen Aktien seit dem März dieses Jahres erzielt haben, und die stattlich sein können. (Die « jungen Aktien » aus der Kapitalerhöhung der Allianz haben sich in weniger als 2 Monaten verdoppelt !). Wir sind noch für einige Jahre in einer Seitwärtsbewegung, und da herrschen andere Spielregeln. Also geben Sie Ihrem Herz einen Stoss und verkaufen zumindest Teilpositionen Ihrer Allianz, Münchener Rück, Siemens etc., die hier an dieser Stelle zu erheblich tieferen Kursen empfohlen wurden. Die amerikanische Aktienbewertung ist nach wie vor schwindelerregend hoch (Standard & Poors 500 P/E = 35), und in Europa kann ich mir keine steigenden Börsen vorstellen, wenn wir in Amerika eine starke Kurskorrektur haben. Der Dax hat seit seinem Tiefstpunkt im März dieses Jahres nun fast 45% zugelegt. Er liegt inzwischen über dem Durchschnitt der 200 Tage (3.000), der noch leicht im Fallen begriffen ist. Optimisten bemerken zu Recht, wenn der Dax noch bis Mitte Juli steigt, dann wird aus der fallenden 200-Tageslinie eine steigende, und dies würde ein Kaufsignal auslösen, da die Trendwende « statistisch gesichert » ist .

      Vergessen Sie nicht, dass auch in den letzten 30 bzw. 20 Jahren Rentensparpläne eine höhere Rendite abwarfen als Aktiensparpläne. Wie oft haben wir in Werbespots etc. anhören müssen, dass Aktien langfristig besser seien als Anleihen. Das stimmt aber nur, wenn die Betonung auf langfristig liegt, und das bedeutet, wie ich hier öfters dargelegt habe, rund 100 Jahre. Jetzt haben Sie es amtlich : Nach der vor kurzem veröffentlichten Statistik des Bundesverbandes Asset Management (BVI) wird auch der kühnste Aktienoptimist kleinlaut. Der BVI errechnete, dass ein Sparplan in europäischen Aktien auf 30 Jahre eine jährliche Rendite von 6,3% abwarf, während eine in EU-weiten Rentenfonds gesparte Anlage 6,8% jährlich brachte. Noch dramatischer wird es bei einer Periode von 20 Jahren : Da hätte ein Sparplan in europäischen Aktien 4,2% erbracht, der Anleihe-Sparer hätte aber 6,1% p.a. verdient. « Wer zum Ende seines Berufslebens eine reale Minusrendite erwirtschaftet, den tröstet es wenig, dass die Theorie auf lange Frist Recht behält. », meint die FAZ zu dieser Tatsache. Auf jeden Fall sind wir langfristig alle tot, wie der grösste Ökonom des vergangenen Jahrhunderts, Keynes, dazu trocken bemerkte. (Wohlgemerkt sind alle Angaben nominal und nicht real, das heisst nach Abzug der Inflationsraten.)

      Vergessen Sie nicht, einen Teil Ihres Wertpapier-Portefeuilles (je nach Temperament 5 bis 10%) in Gold anzulegen. Wie Sie wissen, hat die chinesische Regierung angekündigt, ihre Goldreserven kräftig aufzustocken, ausserdem darf seit Beginn dieses Jahres der chinesische Staatsbürger zum ersten Male seit der kommunistischen Revolution wieder physisches Gold besitzen. China wird in rund 10 Jahren eine Wirtschaftsgrossmacht und wird mit einer eigenen Währung Machtpolitik treiben wollen…

      In ein bis zwei Jahren werden wir uns wieder mit der Inflation beschäftigen, sie allein kann das Problem der insolventen Rentensysteme und der hohen Verschuldung « politisch lösen ».

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 14.06.03 09:14:59
      Beitrag Nr. 299 ()
      Thema DEFLATION - Was sagen die Analysten?

      http://www.finanznachrichten.de/nachrichten/artikel-2167137.…
      Avatar
      schrieb am 15.06.03 13:03:35
      Beitrag Nr. 300 ()
      Avatar
      schrieb am 19.06.03 16:54:51
      Beitrag Nr. 301 ()
      Avatar
      schrieb am 20.07.03 11:57:23
      Beitrag Nr. 302 ()


      Avatar
      schrieb am 07.08.03 08:16:03
      Beitrag Nr. 303 ()
      10 mal die rote Karte für alle Bullen

      1) Insider
      Während Sie kaufen, gibt es natürlich auch immer jemanden, der Ihnen die Aktien verkauft. Das waren vor allem Insider in den vergangen zwei Quartalen. Während die Insiderkäufe im zweiten Quartal auf dem niedrigsten Level seit 1995 bei nur 270 Millionen notierten, lagen die Insiderverkäufe bei gigantischen 7 Milliarden.
      Diese Insider kennen Ihr Unternehmen besser als jeder Analyst. Über Ihre Schreibtische gehen die neusten Umsatzplanungen, die tatsächlichen Verkäufe und sie sind für gewöhnlich sehr gut über die Auftragssituation informiert.
      Das Verhältnis welches die Käufe den Verkäufen gegenüberstellt, Insider Sell-Buy ratio genannt, lag bei 27,82 im Mai und bei 29,8 im Juni.
      Jedes mal wenn dieses Verhältnis über 20 liegt ist das sehr bärisch. Im Durchschnitt beträgt dieses Verhältnis 14. Das letzte Mal als dieses Verhältnis in dem vergangen Jahrzehnt drei Monate lang über 20 lag, war im July-Sept. 2000.
      Es soll noch einige Börsianer geben, die sich daran erinnern, was nach Sep. 2000 geschah.

      2) Optimisten
      Jeder ist bullisch. Alle großen Sentiment Berichte weisen einen hohen Anteil an Optimisten auf. Egal ob Market Vane, Consensus Inc. oder American Association of Individual Investors, alle diese Sentiment Indikatoren zeigen daß mehr als 50% der Anleger bullisch sind. Auch die Börsenbriefe sind nach Investors Intelligence Report mehrheitlich positiv. 55,2 % der Börsenbriefe sehen die Kurse steigen. Nur 19,8 der Börenbriefe sind bärisch. Würden wir in America sein, gäbe es einen Börsenbrief mehr, der bärisch ist. Im Juni waren sogar 60,8 aller Börsenbriefe bullisch und nur 16,1 bärisch. So wenig Pessimisten gab es zuletzt im April1987. Ja Sie haben richtig gelesen 1987. Sechs Monate später kam es zum bekannten 87ger Crash.

      3) Zombies
      Die Zombie Technologie Aktien sind wieder zum Leben erwacht. Gierige Anleger haben diese Zockerwerte aus Ihren Gräbern geholt und zahlen irrsinnige Kurs Gewinn Verhältnisse, weil die Story der Aktie stimmt. Es kommt mal wieder nicht auf die aktuellen Gewinne an, sondern auf die Phantasie. Erinnert Sie das an was?????
      So hat sich die Aktien Ask Jeeves hat sich seit dem Oktobertief aus dem vergangen Jahr verdreifacht. Was ist soll toll an diesem Wert. Er ist eine Suchmaschine im Internet, bei der die Benutzer für jede Suche bezahlen müssen. Verdient die Firma Geld ? NEIN. Wird Sie Geld verdienen? Vielleicht! Laut Analysten (kennen Sie noch die Analysten aus dem Jahr 1999) soll diese Aktie doch 32 cents verdienen und hätte damit ein Kursgewinnverhältnis von "bescheidenen" 60.
      Es gibt noch mehr Technologie Zombies. Einige der bekannteren sind AMAZON und YHOO. Auch diese Wert haben Kurs Gewinnverhältnisse wie in alten Zeiten, als jeder wusste, wie man mit Aktien Geld verdient.
      Wir glauben auch diese Zombies verschwinden wieder in ihre Gräber, nicht aber ohne zuvor Ihre Anleger zu verspeisen. IGITT. (Wir meinten natürlich das Geld ihrer Anleger).



      4) Zocker
      Die Zocker sind zurück. So stieg der Russel 2000, ein Index in dem hautpsächlich Small Caps vertreten sind um 17,9 %. Dieser Anstieg resultierte hauptsächlich dadurch, dass die Werte mit einer Marktkapialisierung unter 500 Millionen
      USD, also die kleinsten Werte, überproportional anstiegen. Ohne Sie wäre der Russel 2000 nur um 9,8 % angestiegen. Naturgemäß sind dies die heißesten, sprich spekulativsten Werte, die häufig keinen oder nur einen geringen Gewinn aufweisen. So stiegen die Werte ohne Gewinn 39 % bis zum 30. Juni. Haben Sie etwa Gedacht nach drei Jahren Bärmarkt wären Wachstumsaktien für den Anleger interessant. Wohl nicht, denn mit einer Microsoft würde wohl noch 10 Jahre vergehen, bis der Durchschnitt der Anleger ihre 80 % Verlust aufgeholt haben. Also ran ans Risiko und spekulative Werte kaufen. Sie sehen, die Aktien sind jetzt in sicheren Händen.
      Übrigens stiegen Aktien mit einem Wert von unter 5 USD um 54,8 % im zweiten Quartal während Aktien über 20 USD nur einen Anstieg um 14,3 % schafften.

      5) Deflation
      Das unglaubliche Gerede von einer "guten Deflation". Es gibt keine gute Deflation. Deflation ist ein Szenario fallender Preise in allen Segmenten. Fallende Preise verringern Gewinnmargen und führen dazu, dass Wirtschaftssubjekte (ja so hießen die in den Lehrbüchern) ihre Kauf- oder Investitions Entscheidung auf den Sankt Nimmerleins Tag vertagen, da Sie ja immer weiter fallende Preise erwarten. Somit kann, siehe Japan die Wirtschaft nicht in Schwung kommen. Alan Greenspan ist es trotz wiederholter Zinssenkungen nicht gelungen, die Kreditexpansion anzukurbeln. Statt dessen halten sich die Investoren aber auch die Konsumenten mit Ausgaben zurück. Die gute Deflation soll sich nun auf die Angebotsseite beschränken, Preis fallen aufgrund ausgedehnten Angebotes, fallender Kosten und steigender Produktivität. Diese Annahme ist naiv, da Angebot und Nachfrage immer zusammen erst den Markt ergeben. Eine zu hohes Angebot ist nichts anders als eine zu geringe Nachfrage. Die Kosten sinken nicht etwa, weil die Hersteller und Arbeitnehmer so nett sind, auf Aufschläge zu verzichten, sondern weil die Nachfrage zu gering ist, das Angebot zu absorbieren. Also ist Deflation immer schlecht, da fallende Preise ein fatale Erwartungshaltung bei den Investoren und Konsumenten wecken. Geiz ist Geil und deshalb halten sich Investoren und Konsumenten solange zurück mit ihrer Nachfrage bis Sie befürchten müssen, in Zukunft mehr für Angebote zu bezahlen. Ansonsten gilt das Minimalprinzip, dass wir nur investieren und konsumiert, was wir unbedingt brauchen.

      6) Wirtschaftsdaten
      Finden Sie die Wirtschaftsdaten auch so imposant wie wir. Seit einem halben Jahr macht die magische 5 % die Runde. Ja 5 % Wachstum, dass kann man durchaus nach rezessiven Quartalen erwarten, schließlich springt die Wirtschaft ja wieder an. Wer hat Sie bisher gesehen. Wir nicht! Veröffentlicht wurde bisher ein mageres 2,4 % im zweiten Quartal, angekurbelt durch den Irak Krieg (1,7 % kamen aus Verteidigungsausgaben). Was soll es, wir können ja hoffen auf das dritte und vierte Quartal. Nur Sie sollten sich im klaren sein, dass die Wallstreet bereits 5 % Wachstum antizipiert hat. Sollte die Wirtschaft sich nicht erholen, dann sind Endtäuschungen vorprogrammiert


      7) Bondrenditen
      Bondrenditen sind in den vergangen Monat dramatisch angestiegen. So einen starken Anstieg der Renditen haben wir seit 1980 nicht mehr erlebt. Nachdem die Renditen der 10 jährigen Treasuries noch im Juni im Tief bei 3,11 % lagen notieren diese nun bei 4,39 %. Insgesamt haben die 10 Year Treasuries fast 10 % ihres Wertes seit Juni verloren. Damit werden Aktien im Vergleich zu Bonds immer teurer. Denn die Bewertung des Aktienmarktes ist immer relativ. Sie richtet sich aber nicht nach den Fed Funds, sondern nach den Renditen der langjährigen Staatsanleihen, meistens der 10jährigen, weil Aktien eigentlich langfristige Investments sein sollten. Aktien sind alles andere als billig, besonders nach diesem Zinsanstieg. In der Vergangenheit folgte einem Anstieg der Rendite bei den Treasuries fast immer eine deutliche Korrektur am Aktienmarkt.


      8) Charts
      Verstehen Sie etwas von Charts? Wenn nicht ist es auch egal. Sie müssen nur wissen, was ein Abwärts und ein Aufwärtstrend ist. Ein Aufwärtstrend fängt links unten auf dem Chart an und endet rechts oben, ein Abwärtstrend beginnt rechts oben und endet links unten. Natürlich bewegt sich der Kurs in Stufen und nicht in einer Linie. Also gehe ich hin und frage meine dreijährige Tochter was Sie auf dem Bild (Chart des Dows seit 2000) sieht. "Eine Treppe" ist die Antwort. Ich lobe Sie, wie man das als Eltern machen soll und frage, ob die Treppe hoch oder runter geht. "Runter" sagt sie und ich frage mich, wofür ich Jahre lang Charttechnik gelernt habe, wenn es doch so einfach ist.
      Beim Dow sind wir an der oberen Abwärtstrendlinie angekommen und werden zumindest erst einmal einen Rücksetzer erleben. Der S+P ist sogar aus seinem Aufwärtstrend ausgebrochen, nocheinmal von unten an die Trendlinie gelaufen und kommt nun wieder zurück. Kursziel? Als Optimist würde ich 8500 im Dow und 850 im S+P sagen, als Pessimist neue Tiefs unter 7000 im Dow und unter 700 im S+P. Entscheiden Sie selber, was Ihnen lieber ist, aber glauben Sie nicht, die Kurse steigen unmittelbar weiter.


      9) Saison
      Egal ob sie auf die Boomjahre 1197-2000 schauen oder auf den Bärmarkt 2001 und 2002. In den vergangen 6 Jahren lagen wichtige Aktienmarkttiefs immer im September und Oktober. Dies ist übrigens auch vor 1197 der Fall gewesen, manchmal lagen diese Tiefs aber auch schon im Juli August. In jedem Fall ist die Zeit zwischen August und Oktober Jagdsaison für Bullen. Die Bären gehen auf Bullenjagd und dieses Jahr gibt es wahrscheinlich eine große Ausbeute. Diese saisonale Komponente zu ignorieren ist genauso schlau, wie KGVS oder Wirtschaftsdaten außer Acht zu lassen. Aber manche Leute wollen aus Ihren Fehlern nicht lernen, denn langfristig steigen die Aktien ja, wieso also in der Spekulationsfrist verkaufen. Auch übrigens fragen Sie doch mal ein paar Telekomaktionäre, was diese von BUY AND HOLD halten.

      10) Happy End

      Haben Sie den dritten Teil vom Terminator gesehen. Zugegeben ich bin ein Fan des TX. Aber eins war anders in diesem dritten Teil. Das Ende. Während es im ersten und zweiten Teil den guten Menschen noch gelang, die atomare Zerstörung der Welt durch die Maschinen zu verhindern, endet der dritte Teil pessimistisch.
      Filme sind Ausdruck vorherrschender gesellschaftlicher Stimmungen, ähnlich wie die Börse Massenstimmungen sehr gut erfasst. Der Optimismus des ersten Teils (1984) und des zweiten Teils (1991) ist verflogen, wie der Optimismus an den Börsen. Es gibt im dritten Teil kein Happy End mehr. Wenn schon im T3 das Happy End fehlt, wie soll dann der Aktienmarkt noch steigen........
      Avatar
      schrieb am 09.08.03 11:34:38
      Beitrag Nr. 304 ()
      Aktienmärkte vor bösem Erwachen: 1987 lässt grüßen


      von Roland Leuschel

      Vieles erinnert mich an das Crashjahr 1987: Im Sommer davor stiegen Aktienkurse, die Renditen und auch Goldaktien und Gold legten zu, und plötzlich hörte diese Spassparty so gegen Mitte August auf. Die Stimmung war damals prächtig, und sie ist es auch heute. Am letzten Sonntag war auf der ersten Seite der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung der Aufmacher: « Schröder : Jetzt kommt der Aufschwung ». Im Text lernt der Leser, dass das überraschende Ansteigen um 2,4% im zweiten Quartal des amerikanischen Bruttosozialproduktes die Hauptursache für diese Euphorie ist. Drei Tage später kam bereits eine leichte Ernüchterung in diese Euphorie: 305.000 mehr Arbeitslose in Deutschland im Juli dieses Jahres als vor einem Jahr, ein trauriger Juli-Rekord seit 1997. Ich hoffe, Sie erinnern sich noch, als dieser Bundeskanzler ein paar Wochen nach seiner Wahl im Jahr 1998 vor einem Millionenpublikum im Fernsehen genüsslich an seiner Havanna zog, und während er blaue Rauchringe in die Luft stiess, vollmundig sagte: « Dies ist mein Aufschwung ». Dabei weiss jeder, der etwas von Wirtschaft versteht, dass man in ein paar Wochen keinen Aufschwung inszenieren kann. Mit seiner damaligen Aussage und mit der vom letzten Sonntag beweist Schröder, dass er von Wirtschaft keinen blauen Dunst hat, und vielleicht deswegen den Havanna-Rauch braucht; denn seine Aussage beruht auf der Hoffnung, dass im nächsten Jahr in Amerika plötzlich der Aufschwung eintritt.

      Schröder & Co. sollten wissen, dass die amerikanische Notenbank und die Regierung die amerikanische Wirtschaft an die Wand fahren werden. Die kurze Erholung in Amerika ist durch niedrige Zinsen und mit dem grössten Schuldenberg in der Geschichte des Landes erkauft. Das Wachstum von 2,4% im zweiten Quartal wäre ohne die explosionsartig angestiegenen Rüstungsausgaben (+44%) magere 0,7%. Technisch betrachtet befindet sich die US-Ökonomie bereits seit sieben Quartalen in einer Aufschwungsphase. Es ist aber die schwächste Erholung in der neueren Geschichte Amerikas. Und insgesamt fällt die Bilanz der Bush-Regierung katastrophal aus. In seiner Amtzeit entstand die schwerste Arbeitsmarktkrise der letzten 20 Jahre und die längste seit dem Zweiten Weltkrieg. Vielleicht wird Bush sogar der erste US-Präsident seit mehr als 80 Jahren, in dessen Amtszeit mehr Arbeitsplätze vernichtet als geschaffen wurden. Der letzte US-Präsident, der das geschafft hat, war Herbert Hoover (1929 – 1933). Ein führender Kongress-Abgeordneter fasste Bushs Wirtschaftspolitik trocken so zusammen: « 3 Billionen (=3.000 Milliarden US-Dollar) Staatsschulden und 3 Millionen Jobs weniger in der Wirtschaft ». Dass es letzten Endes nur 2,4 Millionen Arbeitslose mehr gab, ist einzig und allein einem umfangreichen Einstellungsprogramm des öffentlichen Sektors zu verdanken. (Mich wundern immer noch die grossen Steigerungsraten der amerikanischen Produktivitätszahlen, mit denen auch jetzt Alan Greenspan die neue Aktienblase rechtfertigt.)

      Die öffentliche Verschuldungseuphorie nimmt langsam gigantische Ausmasse an. Noch im März dieses Jahres schätzte das CBO (Congressional Budget Office), dass in dem kommenden Jahrzehnt der Überschuss des amerikanischen Haushalts eine Billion (1.000 Milliarden Dollar) erreichen würde. Heute sagt der Nobelpreisträger Akerlof ein Defizit von 6.000 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2013 voraus. In einem Spiegel Online Interview sagt er wörtlich : « Was wir jetzt haben ist eine Form der Plünderung. Kommende Generationen und schon die Bürger in 10 Jahren werden mit massiven öffentlichen Defiziten und riesiger Staatsverschuldung konfrontiert sein ». Jeder Anleger sollte ernsthaft über das nachdenken, was Akerlof als Quintessenz sagt: « Ich denke, dass diese Regierung die schlimmste in der mehr als 200-jährigen Geschichte der USA ist … Für die Bevölkerung ist die Zeit gekommen, zivielen Ungehorsam zu leisten. »

      Was dies für den Dollar bedeutet, kann sich jeder Anleger ausmalen. Der Internationale Währungsfonds IWF warnt die amerikanische Regierung. Nach deren Berechnungen könnte das Defizit der öffentlichen Hand im Jahre 2003 auf 6 (sechs) % des Bruttoinlandproduktes steigen. Die USA würden dann doppelt so viele neue Schulden aufnehmen, wie den Staaten der Eurozone laut EU-Vertrag erlaubt ist.

      Fazit : Wenn Sie an dieser dritten Rallye nach dem Crash vom März 2000 teilgenommen haben, nehmen Sie Ihre Gewinne mit. Bleiben Sie nach wie vor liquide, und profitieren Sie von dem Anstieg der Anleihezinsen, um Ihr Triple A Anleiheportefeuille-Bestand zu erhöhen. Ansonsten erhöhen Sie systematisch Ihren Goldanteil Ihres Portefeuilles, und warten Sie auf die kommende Aktienkorrektur, sie könnte deftig ausfallen. Nach dem Börsencrash vom Oktober 1929 kam es zwischen April 1930 und Juli 1932 zu einer Periode, in der die Luft aus der Blase auf Raten entweichen musste. Aber in diesem Zeitraum gab es sieben satte Erholungen. Diese sogenannten Rallyes hatten eine Durchschnitssdauer von 40 Tagen und einen durchschnittlichen Anstieg von 24%. Dies hinderte jedoch den Dow Jones nicht daran, in diesem Zeitraum 86% an Wert zu verlieren.

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 24.08.03 23:13:30
      Beitrag Nr. 305 ()
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 14:01:20
      Beitrag Nr. 306 ()
      Prior scheint BSE zu haben. :confused::laugh:


      17.09.2003

      DAX Potential bis 10.000 Punkte?

      Prior Börse


      Die Experten der "Prior Börse" sind der Meinung, dass die neue Hausse den DAX bis auf 10.000 Punkte treiben kann.

      Zwar laufe die Aktien-Rallye schon seit einem halben Jahr, doch man gehe davon aus, dass das erst der Anfang sei. Denn aus Erfahrung wisse man, dass positive Börsentrends in aller Regel über einen erstaunlich langen Zeitraum anhalten würden. So sei es auch bei den drei großen Börsenhaussen seit Beginn der 80er Jahre gewesen.

      Das Schönste sei jedoch, dass fast alle Bullenmärkte mit neuen historischen Höchstständen enden würden, welche deutlich über den alten Tops lägen. Für die derzeitige Situation bedeute das, dass der DAX ohne weiteres ein Potential bis auf 10.000 Punkte besitze. Somit überträfe er die bisherige Bestmarke bei 8.100 Punkten lediglich um weniger als 25 Prozent.

      Auch durch die fundamentale Sicht der Zukunft werde diese charttechnische Analyse bestätigt. Schließlich gehe man davon aus, dass die Börse auf eine Konjunkturwende spekuliere. In den kommenden beiden Jahren werde ein überraschend kräftiges Wirtschaftswachstum mit Raten bis zu drei Prozent pro Jahr erwartet. Schließlich habe die Ökonomie nach der Rezession erheblichen Nachholbedarf und die Politik gehe nun endlich auf Reformkurs: Privatisierung, Deregulierung und weitere Steuersenkungen würden für bessere Rahmenbedingungen sorgen.

      Experten würden erwarten, dass mit dem Aufschwung die Unternehmensgewinne um 100 Prozent oder auch mehr explodieren würden und die zuletzt tief gefallenen Banken und Versicherer dürften eine Renaissance erleben. Um auf den Punkt zu kommen, die DAX-Gesellschaften dürften bereits 2005 soviel verdienen wie noch nie. Durch die Ertragsentwicklung wären neue Kursrekorde also gesichert. Besonders weil man erwarte, dass die Zinsen auf ihrem sehr niedrigen Niveau verharren würden. Im Grunde halte die Politik nämlich am Ziel des Abbaus der Staatsverschuldung fest und die momentanen Ausrutscher seien rezessionsbedingt.

      http://www.fondscheck.de/Analysen/default_an.asp?sub=3&paget…
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 22:02:56
      Beitrag Nr. 307 ()
      Washington (vwd) - Der US-Haushalt hat im August ein Defizit von 76,48
      (Vorjahr: 54,71) Mrd USD verzeichnet. Das berichtete das Finanzministerium
      am Mittwoch. Für den Vormonat wurde der Passivsaldo von 54,24 Mrd USD
      bestätigt. Die Einnahmen summierten sich im Berichtsmonat auf 114,26 Mrd USD
      nach 124,62 Mrd USD im Vorjahresmonat und 123,59 Mrd USD im Vormonat, die
      Ausgaben auf 190,74 Mrd USD nach 179,33 Mrd bzw 177,83 Mrd USD.
      Damit lag der Wert im Rahmen der Schätzung des Congressional Budget
      Office (CBO) von 78,0 Mrd USD. Nun geht das CBO davon aus, dass die
      Regierung das Fiskaljahr mit einem Defizit von 401 Mrd USD beenden wird.
      In den ersten elf Monaten des am 1. Oktober 2002 begonnenen Fiskaljahres
      addierten sich die Einnahmen auf 1,591 (Vorjahreszeitraum: 1,661) Bill USD
      und die Ausgaben auf 1,991 (1,861) Bill USD, entsprechend einem
      Haushaltsdefizit von 400,46 (minus 200,18) Mrd USD.
      vwd
      Avatar
      schrieb am 27.09.03 13:59:38
      Beitrag Nr. 308 ()
      Der Schaum der Aktienbullen wird sauer!


      von Roland Leuschel

      In meinem letzten Kommentar kündigte ich das bevorstehende Ende der dritten Rallye nach dem Crash vom März 2000 an, und wies darauf hin, dass es nach dem Börsencrash vom Oktober 1929 in der Periode von April 1930 bis Juli 1932 zu insgesamt 7 satten Erholungen kam, die eine Durchschnittsdauer von 40 Tagen und einen durchschnittlichen Anstieg von 24% verzeichneten. Dies hinderte jedoch den Dow Jones damals nicht daran, in diesem Zeitraum 86% an Wert zu verlieren.

      Die meisten Anleger interessiert das nicht und schon gar nicht die Bankanalysten. « Die Baisse an den Aktienmärkten ist vorüber, die aktuelle Rallye ist mehr als nur eine Zwischenerholung », so war der Aufmacher des Handelsblattes vom 9.9. dieses Jahres. Der Dax hatte gerade sein neues Jahreshoch von 3.670,30 erreicht und 15 Aktienexperten von Banken wurden vom Handelsblatt befragt und ihre Antwort war nahezu einhellig « bullish ». Ein paar Tage vorher hatte die FAZ in einem Leitartikel unter dem Titel « Die Gier ist wieder da » festgestellt, dass die Anleger die Konsequenzen aus dem letzten und grössten Börsencrash aller Zeiten einfach ignorieren. Aber in Amerika ist es genauso. In dem US-Magazin Barron’s, das auch die Bibel des Kapitalanlegers genannt wird, hieß es zur selben Zeit : « Die 10 von uns letzte Woche befragten Strategen sind sich praktisch einig. Alle erwarten in den nächsten Monaten weitere Kurssteigerungen von 5 bis 10%. »Besonders dramatisch sind die Zahlen zum Volumen der Wertpapierkredite (margin debt) in Amerika. Sie zeigen, dass der Schaum bei den Bullen so gross geworden ist, dass er ihnen die Sicht für die Realität versperrt. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde NASD warnte vor den Konsequenzen der explosionsartig ansteigenden kreditfinanzierten Aktienkäufe, die in der Tat das Niveau vom Februar 2000 (über 25 Milliarden Dollar) erreichten. Ausserdem befragt Merrill Lynch regelmässig die Fondsmanager und ihr Anteil an Aktien in ihren Portefeuilles war noch nie so hoch wie jetzt (im Vergleich zu ihren Benchmarks natürlich). Der amerikanische Börsenbrief Crosscurrents kommt in seiner letzten Ausgabe vom September zu dem Schluss : « There can be no doubt that the greatest stock market mania of all time is still very much in progress. » Übrigens auch das Verhältnis der Verkäufer zu den Käufern bei Insidern erreicht nie geahnte Höhen, fünf mal so hoch wie das letzte Hoch im Juni 2002, als der Dow Jones bei 9.645 stand. Vier Monate später war er um über 25% gefallen…

      Was Sie als Anleger von den Prognosen der deutschen Bankenexperten zu halten haben, mögen Sie den Statistiken der vergangenen drei Jahre entnehmen, die sie im Jahrbuch Börse vom Börsenverlag nachlesen können : Die 34 zum jeweiligen Jahreswechsel befragten deutschen Banken gaben für Ende 2001 eine durchschnittliche Prognose für den Dax von 7.722,00 ab, tatsächlicher Stand 5.160,10. Für Ende 2002 prognostizierten dieselben Banken einen durchschnittlichen Stand von 5.827,65 - tatsächlicher Stand war 2.892,63. Diese Prognosen sind für den Anleger allemal lesenswert, denn er kann mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Wirklichkeit anders sein wird und seine Anlagepolitik darauf einstellen.

      Fazit : Ich wiederhole meine Anlageempfehlung aus den letzten Monaten, kaufen Sie Gold und akkumulieren Sie Triple A Anleihen. Auch empfehle ich nach wir vor die 1%ige Goldanleihe von HSBC Trinkaus, die in 5 Jahren mindestens zu 100% in Euro zurückgezahlt wird. Der Anleger kann aber an einer eventuellen Goldpreishausse in Dollar ausgedrückt zu 45% partizipieren. Ausserdem kann ich Ihnen einen in Euro aufgelegten Rentenfonds empfehlen, der nur in Staatsanleihen der USA (Tips), Englands und Frankreichs investiert wird, deren Wert an den jeweiligen Lebenshaltungsindex gekoppelt ist, « Inflation @ Work », aufgelegt von einer kleinen Investmentbank Capital @ Work in Luxemburg. Bei einer Inflationsrate von 10% p.a. würde eine 10-jährige Staatsanleihe im Jahre 2013 zu 134,3% zurückgezahlt. Der Markt für inflationsgeschützte Anleihen ist seit 1997 stark angestiegen und umfasst schon heute mehr als 400 Milliarden Euro. Bei dem augenblicklichen rapiden Anwachsen der Staatsschulden auf der einen Seite und der Vollbeschäftigung der Geldpressen der Notenbanken auf der anderen Seite ist in den kommenden Jahren ein Anstieg der Inflationsraten zu erwarten. Solange bei den Notenbanken, unter Führung Alan Greenspans, eine Mentalität besteht, die es erlaubt, dass die US-Geldpolitik nicht mit festgelegten Regeln sondern aus dem Bauch ihres Präsidenten geleitet wird, solange streben wir mit grossen Schritten der Weltwirtschafts- und Währungskrise II entgegen. Wie hat ein ehemaliger US-Finanzminister zum damaligen deutschen Finanzminister gesagt : « Der Dollar ist unsere Währung und Euer Problem. » Daran hat sich bis heute nichts geändert.

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 11.10.03 11:26:08
      Beitrag Nr. 309 ()




      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 20:06:46
      Beitrag Nr. 310 ()
      Inflation oder Deflation ? Die Stagflation winkt !


      von Roland Leuschel

      Sie kennen den bekannten Spruch : « Wer die Wahl hat, hat die Qual ! » Zur Zeit beherrscht die Frage : « Bekommen wir jetzt Deflation oder Inflation » das Börsengeschehen. Die Antwort könnte lauten, weder das eine noch das andere, dafür kriegen wir die Stagflation, und die haben wir in den 70er Jahren ausgiebig kennengelernt.

      Letzte Woche veröffentlichte die grösste Bank der Welt HSBC ihre neueste Prognose für die globale Wirtschaft. Ich darf daran erinnern, dass es HSBC war, die im August 1999 in einer Studie « Bubble Trouble » auf die Aktienblase hinwies, als noch fast alle anderen Marktanalysen der Banken und Broker den Anlegern wundersame Aktienrenditen vorgaukelten - HSBC behielt recht. In ihrer neuesten Analyse kommt sie zu dem Schluss, dass uns im nächsten Jahr eher die Deflation erwartet, das heisst die 10-jährigen Staatsanleihen auf 3,4% sinken werden (z.Zt. 4,2%) und der Euro auf 1,30 Dollar steigt bei einem Dollar/Yen Verhältnis von 103. Die EZB kommt in ihrem jüngsten Monatsbericht vom Oktober zu einem ähnlichen Schluss : « In der Wirtschaft des Euro-Raums ist zwar deutlich mehr Liquidität vorhanden, als zur Finanzierung eines inflationsfreien Wachstums erforderlich ist, dennoch sind die Aussichten für die Preisstabilität im Euro-Raum auf mittlere Sicht weiterhin günstig. »

      Der Markt sieht dies allerdings anders. Am Tag der Veröffentlichung beider Studien (10.10.) war die YIELD CURVE in den USA so tief wie zuletzt am Beginn der 90er Jahre, als die amerikanische Wirtschaft sich in der Rezession befand: 342 Basispunkte ist sie tief, bzw. fast dreimal so tief wie der historische Durchschnitt von 120. Dies deutet daraufhin, dass die Anleger an die aufkommende Inflation glauben und sich entsprechend am Markt verhalten. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, da auf der einen Seite die Fed die kurzfristigen Zinsen auf dem jetzigen tiefen Niveau (1% Fed Funds Rate) zu halten gedenkt und auf der anderen Seite der Dollar gegenüber Euro und Yen fällt, das Haushaltsdefizit des Staates steigt, und die privaten Haushalte und Unternehmen in Amerika von Rekord- zu Rekordverschuldung eilen. Im Hintergrund winkt der Kollaps des Pensionssystems. Diese Quadratur des Kreises kann meines Erachtens nur mit Hilfe der Inflation gelöst werden. An eine Wende in der Wirtschaft glaube ich nicht. Die Aktienbörsen reagierten euphorisch auf die 57.000 neuen Jobs, die im September in Amerika geschaffen wurden. In einem gesunden, normalen Aufschwung würden 100 bis 150.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Ausserdem haben im September weniger Amerikaner einen Job gesucht, und der Anteil der Teilzeitjobs ist erheblich gestiegen. Von den 3 Millionen Arbeitsplätzen, die die US-Wirtschaft seit dem Gipfel des Tech-Booms eingebüsst hat, ist ungefähr 1 Million ins Ausland gewandert (China). Die restlichen 2 Millionen sind wegen schwacher Nachfrage und starker Steigerung der Produktivität verloren gegangen.

      « Die Lage ist so schlimm wie nie seit der GROSSEN DEPRESSION », urteilt Mark M. Zandi, der Chefvolkswirt der Economy.com aus Philadelphia.

      Die sogenannte Überschussliquidität, auch « reale Geldlücke » genannt, beträgt in Europa rund 5%, das heisst sie ist höher als das von der EZB selbst angestrebte, mit einer Preisstabilität vereinbarte, absolute Geldmengenwachstum von 4,5% (Referenzwert). Zur Information : Die Geldmenge wächst über 8% p.a. Die Finanzmärkte werden von allen Seiten mit Liquidität bombardiert, und da ist es normal, dass es auch an den Aktienbörsen Erholungen, sogenannte Rallyes, gibt. Als ich in meinem letzten Kommentar bei einem Dax-Stand von 3.650 das Ende der Rallye, die im März begonnen hatte, ankündigte, fiel der Dax, jetzt steigt er wieder, und ich bleibe dennoch bei meiner Meinung und halte es für wahrscheinlich, dass der Dax sein März-Tief (2.200) noch einmal testen wird.

      « Reich werden können Sie in Zukunft nur mit Rohstoffen und nicht mit Aktien », erklärt der weltbekannte Finanzguru Jim Rogers in der September Ausgabe des ausgezeichneten Magazins « Smart Investor ». Das 19. Jahrhundert wurde von Grossbritannien, das 20. Jahrhundert von den USA und das 21. Jahrhundert wird von den Chinesen bestimmt werden. Sie werden in den nächsten 10 Jahren zur grössten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen. Und sie werden dazu Rohstoffe benötigen, Kupfer, Stahl, Öl etc. Ihre Fernseher und Autos bauen sie sich selber. Fast alle Rohstoffvorräte der Welt sind mehr oder weniger aufgebraucht, und die Preise werden zwangsläufig steigen. Das könnte auch für Gold wahr sein, besonders wenn Gold bei den Asiaten und in der islamischen Welt eine monetäre Rolle spielen sollte, im Gegensatz zu Europa, wo systematisch das Gold der Notenbanken abgebaut wird.

      Ich bleibe bei meiner Anlageempfehlung Aktien mit höchstens 30% zu gewichten und Anleihen und Gold einen entsprechend grossen Raum zu geben. Ich wiederhole meine letzte Empfehlung des Investment-Hauses Capital @ Work, das mit grossem Erfolg einen neuen Fonds aufgelegt hat « Inflation @ Work », der besonders in inflationsindexierte Staatsanleihen (in Amerika die sogenannten Tips etc.) anlegt.

      13.10.2003 Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 31.10.03 20:25:10
      Beitrag Nr. 311 ()
      Eine kräftige Kurskorrektur steht unmittelbar bevor!


      von Roland Leuschel

      Gestern wurden die Superzahlen über das dritte Quartal in Amerika veröffentlicht, und die Euphorie der Anleger scheint keine Grenzen zu kennen. Die Sentiments-Indikatoren in Amerika sind auf einem Stand angekommen, der alle Höhepunkte der Vergangenheit (Januar 2000, September 2000 und August 1987) übertrifft. Allein diese Tatsache ist ein starkes Alarmzeichen.

      Für meine kurzfristigen Dispositionen benutze ich vor allen Dingen die Geldmengenzahlen der USA, und da sieht es noch viel schlimmer aus. Ende letzter Woche wurden M1 und M3 Zahlen veröffentlicht, und die sind echt katastrophal rückläufig. Beim 4-Wochendurchschnitt der US-Geldmenge M3 (- 21 Milliarden Dollar) entstand sogar der historisch schlechteste Wert. Meine Anlageentscheidung basiere ich allerdings auf die MZM Money Supply Zahlen, wobei die 4-Wochendurchschnitte in der Vergangenheit besonders hilfreich waren. Wenn die Kennzahl über 10 lag, war ein absoluter Kauf an den Aktienbörsen geboten, und umgekehrt bei einer Kennzahl unter 5 mussten Aktien verkauft werden. Die letzte Kennziffer, die mir zur Verfügung steht, ist historisch noch nicht dagewesen : 1,97 ! Die Begründung für den Einbruch der Geldmengen ist relativ einfach zu liefern. Die sogenannte Refinanzierungen bei den Hypotheken-Darlehen, die dem Konsumenten in Amerika weit über 200 Milliarden Dollar Einkommen verschafft haben, ist infolge der Zinserhöhung am Kapitalmarkt um sage und schreibe 80% gegenüber Juli eingebrochen. Dies hatte unter anderem zu einem Einbruch der M3 Zahlen von +20% im Juli auf unter –5% im Oktober geführt. Mit anderen Worten die Surprise-Party geht zu Ende. Da der Konsument laut Berechnungen der Volkswirte der HSBC Bank die Steuererleichterungen bereits voll und ganz ausgegeben hat, ist ein Einbruch des Konsums in den nächsten Monaten zu erwarten, und da im Moment das Wachstum und das Wohlergehen zum grossen Teil vom Verbraucher in Amerika abhängen, einem Verbraucher, der historisch gesehen die höchste Verschuldung aufweist (siehe auch Artikel in Boerse Online 44 « Das grosse Fressen – Oder Amerikas Heisshunger auf Pump »), dürfte die hohe Wachstumsrate von 7,2% in dritten Quartal (entspricht 3,3% auf Jahresbasis) drastisch zurückgehen auf 2% in vierten Quartal. Es liegen mir noch viele andere Zahlen vor, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen kann. Aber das Fazit scheint klar : Schauen Sie sich die wunderbaren Zahlen von gestern an, sie werden so schnell nicht wiederkommen. Es waren die höchsten Quartalszuwächse seit dem ersten Quartal 1984. Übrigens auch die Japaner hatten einmal dieses wunderschöne Erlebnis und zwar im dritten Quartal 1996, als die Wachstumsrate ein 20-Jahreshoch erreichte (12,5%) und dies in einem langfristigen deflatorischen Abwärtsprozess.

      Bauen Sie Ihren Aktienanteil ab, legen Sie ihn in Cash an und kaufen Sie nach der Korrektur Ihre Lieblingspapiere zurück. Ich empfehle auch etwas, was ich ganz selten und hier in dieser Kolumne zum ersten Male tue : Kaufen Sie Dax Puts und Nasdaq 100 Puts, wobei die Fälligkeiten ruhig kurzfristiger Natur sein dürfen (Dezember 03 oder Juni 04). Ein bischen Spekulation gehört zum Börsengeschäft und kann das Salz in der Suppe sein, wie Kostolany es so oft bemerkte. Viel Erfolg dabei !

      31. Oktober 2003

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 20:06:34
      Beitrag Nr. 312 ()
      Jackpot oder Tresor?

      Die drei S für 2004!


      Das US-Brutto-Inlandsprodukt ist im dritten Quartal, so wie die Amerikaner es berechnen, um stattliche 7,2 Prozent gewachsen. Das ist doch eine "Hausnummer", oder? Und: Die in den vergangenen Wochen veröffentlichten Quartalsberichte der größten Aktiengesellschaften des Landes haben, unter dem Strich betrachtet, recht gut ausgesehen. Etwas anders sah das mit den Aussichten auf das kommende Geschäftsjahr aus, wo einige Big Player überraschende Skepsis zeigten.
      Aber was soll`s? Alan Greenspan versicherte im Statement vom 28. Oktober, dass die Zinsen noch "für einen beachtlichen Zeitraum" auf dem gegenwärtigen Niveau verharren werden, der ifo-Geschäftsklima-Index stieg zum sechsten Mal in Folge, und die Wirtschaftsweisen wittern, sehr zur Freude der arg mit dem Rücken an der Wand stehenden rot-grünen Koalition, konjunkturelle Morgenluft. Endlich!

      Endlich? Zäumen wir den Reigen des Positiven einmal von hinten auf.

      Punkt eins: Dass die jeweilige Regierung in Deutschland stets vom gerade begonnenen Aufschwung redet, hat Tradition. Zwar keine der Redlichkeit oder der christlichen Werte, aber eine des versuchten Machterhalts. Schlimm genug. Nur: Der "think tank" der so genannten Wirtschaftsweisen schnitt in der Vergangenheit auch nicht besser ab. Denn 2002 beurteilte dieses Gremium das zehnte Jahr in Folge die erwartete Lage für das Folgejahr zu positiv.

      Punkt zwei: Die Zinsen bleiben weiter niedrig. Sagt Alan Greenspan. Und wer sonst, wenn nicht er, sollte es wissen! Aber bitte vergleichen Sie diese Aussage einmal mit dem nachstehenden Chart, der Ihnen die Renditekurve der zehnjährigen T-Bonds (vergleichbar mit lang laufenden Bundesobligationen) zeigt.



      Allein seit Mitte Juni d. J. ist die Rendite dieser zehnjährigen US-Schuldtitel um fast 50 Prozent gestiegen! Genau diese Entwicklung hatte ich in meinem Anfang Mai veröffentlichten Kapitalschutzreport "Auswege aus der finanziellen Apokalypse" prognostiziert.
      Bitte verschließen Sie nicht die Augen vor diesem Chart: Denn erst in der vergangenen Woche ist die Rendite bis an die aus Anfang Januar 2000 stammende charttechnische Abwärtstrendlinie herangelaufen. Trotz der historisch beispiellosen Zinssenkungsorgie der US-Notenbank. Und trotz der gebetsmühlenartig vorgetragenen Absichtserklärungen der FED, an dieser Politik weiter festzuhalten!

      Steigende Zinsen in der aktuellen Situation sind reines Gift für den konjunkturellen Aufschwung, ganz gleich, ob es um den "kleinen" Häuslebauer oder Autokäufer geht, oder um den "großen" Unternehmensführer, der über Anleihen neue Investitionen auf den Weg bringen will. Aber diese steigenden Zinsen sind eine Tatsache! Eine Tatsache, die auch die Aktienmärkte ganz bald einzuholen droht! Ich zeige Ihnen noch einen zweiten Chart, der Ihnen verdeutlicht, wie sich die Aktienmärkte auf diese Faktenlage "eingestellt" haben und um was jetzt hier an den Finanzmärkten leichtfertig und frohgemut gepokert wird:



      Die Anzahl negativ gestimmter Börsenbriefe, von denen ich zur Verdeutlichung des Trends einmal einen 20-Wochen-GD abbilde, spricht für sich. Denn sie ist einer der besten Kontraindikatoren für die tatsächlich kommende Kursentwicklung. Ganz einfach deswegen, weil auch die meisten Verfasser von Börsenbriefen "Prozykliker" sind, also bei steigenden Kursen bullish und bei fallenden Kursen bearish werden. Exakt so wie die meisten Anleger auch! Sie erkennen:

      Die "Experten" sind für die Wall Street so optimistisch wie seit 1988 nicht mehr! Und ihr Optimismus hat einen wahren "Exzesswert" erreicht. Nicht anders sieht der "Crash Resistance-Index" der Yale School of Management aus, der auf seinen höchsten Stand seit Beginn seines Listings 1989 angezogen hat. Was bedeutet, das die befragten privaten und professionellen Anleger niemals zuvor in den vergangenen 14 Jahren so sicher waren, dass es am Aktienmarkt innerhalb der kommenden sechs Monate keinen Crash geben könne!

      Jackpot??

      An den Börsen zeichnet sich damit aktuell ein Bild ab, als ob es hier morgen zur Aulosung eines neuen, großen Jackpots kommen würde. Aber lassen Sie sich nicht täuschen! Verinnerlichen Sie für heute hierzu bitte nur die Zinskonstellation das extrem bullishe Sentiment. Weitere unabweisbare Argumente für ein immer wahrscheinlicher werdendes Ende der im März begonnenen Aktienrallye stelle ich Ihnen in den folgenden Kolumnen vor! Panik ist deswegen nicht angesagt. Gefragt sind weitsichtige, korrekte Analysen und aus ihnen abgeleitete, vom psychologischen "Mainstream" befreite, konkrete Empfehlungen.
      Denn Geld verdient werden kann bewiesenermaßen nicht nur bei steigenden Kursen, sondern auch (und erfahrungsgemäß sogar besonders schnell), wenn die Kurse wieder nach unten rauschen. Und bitte vergessen Sie eines nicht:
      Neben dem Aktienmarkt gibt es auch den Devisen-, Zins- und Edelmetallmarkt. Und es gibt Fonds, Versicherungen und Immobilien.

      Aus all dem müssen Sie jetzt einen Teig formen, der, im richtigen Verhältnis gemischt, 2004 möglichst gut und vor allem möglichst sicher aufgehen soll. Und das, während die gleichen Optimisten, die am Allzeithoch der Börse zum Einstieg bliesen, wieder ihre Sirenengesänge anstimmen.

      Reizen Sie die aktuellen Trends aus, solange sie noch fortbestehen! Kippt die Börse aber nach unten ab, geht es sofort wieder um einen Fischzug auf der Baisseseite! Ich darf Sie noch einmal an die beiden oben abgebildeten Charts erinnern! Und an die drei großen S, die für das kommenden Jahr Ihre absolut wichtigste Anlagemaxime sein sollten: Sicherheit, Sicherheit und noch einmal Sicherheit!

      Mit bester Empfehlung

      Axel Retz

      http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=72e74af1
      Avatar
      schrieb am 13.11.03 10:55:49
      Beitrag Nr. 313 ()
      Neue Höchstpunkte vor der fälligen Korrektur oder Crash oder noch mehr?


      von Roland Leuschel

      Seit ein paar Wochen und verstärkt seit Ende Oktober sage ich eine deftige Korrektur an den Aktienmärkten voraus. Das Gegenteil ist bisher eingetreten: Der Dax erzielte am 7.11. ein neues Jahreshoch (3.814) und liegt damit 73% über seinem Jahrestief vom März d.J. (2.002). Jubel, Trubel, Heiterkeit bei den Aktionären und in den Medien (Beispiel: Die Welt vom 4.11.03: « Glückssträhne der Investoren hält an » oder FAZ vom 7.11. « Nichts ist wahrscheinlicher als die Fortsetzung des Trends » (Staud) – Der Nasdaq Composite Index, der schon sein Tief im Oktober letzten Jahres mit 1.108 gesehen hat und jetzt bei 1.983 liegt, sollte in den nächsten Monaten noch auf 2.730 Punkte, d.h. um weitere 40%, steigen. Ich könnte Ihnen noch viele, viele solcher Meinungen zitieren, begnüge mich aber mit zwei Feststellungen : Erstens die von « The Investors Intelligence » errechneten Sentiments-Faktoren zeigen, dass mehr als 50% der Anleger in den USA seit 26 Wochen ununterbrochen « bullish » sind, ein neuer Rekord, seitdem diese Erhebung vor 40 Jahren begann. Zweitens wurden für einen Sitz an der NYSE zwei Millionen Dollar bezahlt, ebenfalls ein neuer Rekord seit dem Crash vom Frühjahr 2000, obwohl wirklich dunkle Wolken über die amerikanische Börse ziehen (Skandale erfassen jetzt auch die Investmentfondsbranche).

      « Die Fed ist dabei, ihre Schlacht zu verlieren », stellt der Börsenbrief Elliott Wave Financial Forecast fest und weist daraufhin, dass die M3 Geldmengenzahlen regelrecht zusammengebrochen sind. Obwohl bei der Fed die Notenpressen heisslaufen und sie die Märkte mit Liquidität überschüttet, sind die Commercial und Industrial Loans seit 2000 im freien Fall. Es wird eine Deflation befürchtet mit den entsprechenden schrecklichen Folgen für die Wirtschaft und die Märkte. Seit einigen Monaten werden nur noch zwei Arten von Krediten vom Bankensektor abgerufen: Staatskredite, und die letzten Schätzungen gehen von einem Defizit für das laufende Haushaltsjahr von über 600 Mrd. Dollar aus, sowie Verbraucherkredite, die entweder direkt in den Konsum gehen oder in den Aktienmarkt (margin debt) und in Immobilienmarkt. Letztere befinden sich nach allen fundamentalen Bewertungskriterien im Zustand einer gefährlichen Blasé.

      Der Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas, Robert McTeer, der auch FOMC-Mitglied ist, hat am Dienstag den 11.11. die Öffentlichkeit beruhigt und gesagt, « er sehe keine Deflationsgefahren und es gäbe keine Anhaltspunkte für die Befürchtung, dass die aktuelle Politik irgendwann zum Aufbau von Inflationsdruck führen könnte ». Er fügte in Bezug auf die Perspektiven der US-Konjunktur noch hinzu: « Mein Ausblick ist sehr positiv ». Auch in Europa sind die Konjunkturerwartungen positiv, und der ZEW-Index legte im November auf 67,2 zu, gegenüber 60,3 im Oktober. Boerse Online erwartet « endlich wieder eine heisse Einkaufs-Weihnacht ». Dies kann man natürlich nicht ausschliessen, zumal die US-Verbraucherkredite im September um 12,1% gegenüber August gestiegen sind und jetzt fast 2.000 Milliarden Dollar erreichen. Man überlege, die amerikanische Gesamtverschuldung hat die 300% Grenze des Bruttosozialproduktes überschritten, und der amerikanische private Haushalt zeichnet sich nicht nur durch eine gegen 0% tendierende Sparquote aus, sondern auch durch die höchste Verschuldung. Und dennoch scheint er einen Heisshunger auf Konsum zu kennen, der alle Grenzen sprengt. Die ganze Welt erwartet, dass gerade der amerikanische Konsum weiterhin kräftig expandiert und damit nicht nur die amerikanische Wirtschaft in Schwung hält, sondern auch die Weltkonjunktur auf Trab bringt.

      Fazit: Ich bleibe bei meiner Meinung, das wird böse, sehr böse enden. Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit erreicht nun 5% des BSP, und sowohl Japan als auch China liefern reale Produkte und Dienstleistungen nach Amerika und erhalten dafür gedrucktes Papier. Insgesamt haben sich jetzt über 1.000 Milliarden Dollar amerikanische Staatsanleihen in den asiatischen Zentralbanktresoren angehäuft. Es rollt eine riesige Inflationswelle auf uns zu, wir können aber noch ein kurzfristiges Deflationsintermezzo erleben. Ich halte an meinem Szenario fest und schliesse nach wie vor eine Weltwirtschaftskrise II nicht aus. Ich empfehle nach wie vor einen Grossteil Ihres Portefeuilles auf Goldbasis zu legen, denn sowohl bei einer Schuldendeflation als auch bei einer riesigen Inflationswelle wird der Goldpreis weit über die 1.000 Dollargrenze steigen. Der Tag, an dem das allgemeine Vertrauen in den US-Dollar schwindet, ist näher, als sie glauben. Und vergessen Sie nicht die Worte des auch am 29. November in München sprechenden Amerikaners Harry Schultz: « If you panic, panic first ! » Und die Panik wird kommen !

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 13.11.03 14:13:40
      Beitrag Nr. 314 ()
      :eek:


      man sollte sich vornehmen in nächster Zeit......die Konsolidierung wird kommen.
      Avatar
      schrieb am 10.01.04 11:48:40
      Beitrag Nr. 315 ()
      Déjà-vu im Technologiesektor

      High-Tech-Hausse scheint kein Ende zu kennen - Fondsmanager reden von neuer Bubble


      Berlin - Fondsmanager sind schon nach sechs Handelstagen des neuen Jahres fix und fertig mit den Nerven, besonders wenn sie im Technologiebereich Zuhause sind. Denn die jüngste Rallye erinnert sie nicht wenig an den Überschwang der Jahre 1999 und 2000.

      Auch heute steigen die High-Tech-Kurse höher und höher. Bei dem munteren Treiben spielen Bewertungen und Konjunkturzahlen scheinbar keine Rolle mehr. Seit Jahresanfang sind die Aktien des Telekommunikationsausrüsters Nortel um sage und schreibe 43 Prozent nach oben geschossen und notieren inzwischen bei einem 2003er Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 120. Konkurrent Lucent kletterte im gleichen Zeitraum um 35 Prozent. Bei dem Glasfaserhersteller lässt sich gar kein KGV berechnen, weil die Gesellschaft aktuell noch Verluste schreibt. Auf Basis der Gewinnschätzungen für 2004 liegt das KGV bei schlappen 930. Selbst verheerende Job-Daten in den USA konnten die Rallye der Tech-Titel zu Wochenschluss nicht stoppen.

      " Wer bei dem Kursfeuerwerk nicht dabei war, kann seine Jahresperformance vergessen" , sagt Jacques Favre, Fondsmanager des auf Zwölf-Monats-Sicht ganz vorne platzierten Infology Fund bei Lombard Odier Darier Hentsch. Deshalb hätten die Profis gar keine andere Wahl, als sich an der Kauforgie zu beteiligen. " Wir haben Mitte Dezember schon einmal kurz verkauft, uns danach aber glücklicherweise wieder mit den Papieren eingedeckt" , berichtet Favre.

      Dabei sind die Fondsmanager innerlich zerrissen. Einerseits freuen sie sich über die unaufhörlich steigenden Kurse, die gute Performance ihrer Fonds und die zunehmenden Mittelzuflüsse. Andererseits wissen sie aus der Erfahrung der Jahre 2000 unf folgende, wohin ein solcher Hype führen kann. Nicht wenige Investmentprofis mussten nach dem Zusammenbruch der Märkte Schulungen über Rechnungswesen und faire Bewertungsrelationen über sich ergehen lassen. Jetzt erfahren die Asset-Manager, dass sie die nachträglich erlernten konservativen Modelle über Bord werfen müssen, wollen sie im aktuellen Marktumfeld reüssieren. " Im Moment spielt die Börse in erster Linie die enorme Aufwärtsdynamik des Sektors" , sagt Thiemo Lang, Technologiefondsmanager bei Activest. Fundamentale Aspekte würden da in den Hintergrund treten. Doch langfristig könne das nicht gut gehen. " Ich sehe durchaus die Gefahr, dass es auch dieses Mal böse enden wird."

      Bestes Beispiel ist der momentan am heißesten laufende Sektor: die Telekomzulieferer. Hier spekulieren die Börsianer darauf, dass die großen Telekommunikationskonzerne sowohl im Festnetzbereich als auch im Mobilfunk ihre Zurückhaltung aufgeben und wieder kräftig investieren. Die Hoffnungen scheinen nicht unbegründet: Nach zwei Jahren mit kräftigen Rückgängen werden die weltweiten Telekoms dieses Jahr Schätzungen der Investmentbank UBS zufolge wieder vier Prozent mehr in Equipment investieren. Das entspricht einer vermehrten Auftragsvergabe von 2,4 Mrd. Euro. Als Wachstumstreiber im Bereich Mobilfunk gilt der Zukunftsstandard UMTS, der hier zu Lande im Herbst eingeführt werden soll und den Aufbau eines vollkommen neuen Netzwerks erforderlich macht.

      Während die Geschäftsbelebung nach dem Ende der Krise durchaus erfreulich ist, haben sich die Börsianer bereits in eine Euphorie hineingesteigert: Sei Anfang des Jahres ist die Marktkapitalisierung der Ausrüster bereits um 100 Mrd. Euro gestiegen. " Macht man sich die Diskrepanz zwischen erwartetem Orderplus und Kurssteigerung klar, wird einem schon unheimlich" , sagt Favre.

      Dennoch erwarten nur die wenigsten Experten, dass ein Kurssturz unmittelbar bevorsteht. So sieht Bernd Habben von der Bremer Landesbank im ersten Halbjahr noch kein Wölkchen den Technologiehimmel trüben. Seiner Meinung nach kann der High-Tech-Rausch, angetrieben von guten Geschäftszahlen, noch eine ganze Weile weitergehen. " Viele Anleger haben sich an der Rallye noch gar nicht beteiligt und gehen jetzt erst dazu über, ihr Geld in Technologietitel zu investieren" , sagt der Stratege. Den möglichen Wendepunkt könnte erst eine Leitzinserhöhung in den USA markieren.

      Auch Lang glaubt, dass ein Zinsschritt der Fed das Ende der High-Tech-Rallye einläuten könnte. Doch wie die Geschichte zeigt, kann niemand genau voraussagen, ob die Party danach noch einen Monat, ein Jahr oder noch länger weitergeht. Nur eins scheint bereits jetzt festzustehen: Mit der neuerlichen Gier getriebenen Übertreibung an den Technologiemärkten dürfte der Finanzwelt auf absehbare Zeit ein neuer Crash drohen. Deshalb gibt Lang Anlegern den Rat: " Wenn die Musik aufhört zu spielen, sollte man in der Nähe des Ausgangs platziert sein."
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      schrieb am 13.01.04 22:23:01
      Beitrag Nr. 316 ()
      Der Supertanker Amerika ist wieder auf Kurs


      Analystin Abby Joseph Cohen findet kaum noch Gehör (genauso wie Heiko Thieme :laugh: )

      Mit inzwischen 51 Jahren ist sie ein wenig grau geworden, doch sonst hat Abby Joseph Cohen drei Jahre Bärenmarkt offenbar gut überstanden. Ihre Bodenhaftung hat die Aktienstrategin der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs ohnehin nie verloren, selbst als ihre Prognosen noch die Aktienmärkte rund um den Globus bewegten. Zwar heißt es, daß die vielfache Millionärin inzwischen nicht mehr mit dem Bus zur Arbeit fährt, wie das noch vor geraumer Zeit der Fall war. Im Auftreten ist sie aber unscheinbar wie eh und je.

      Im dunklen Hosenanzug und mit hellblauem Rollkragenpullover tritt sie am Dienstag im Frankfurter Hof vor einen Kreis von rund hundert institutionellen Investoren, die ihr Arbeitgeber Goldman Sachs geladen hatte. 45 Minuten dauert ihre Tour d`Horizon über den amerikanischen Aktienmarkt, 45 Minuten, in denen sie ihr Publikum nicht einmal zu einer Gemütsregung veranlaßt. Eine mitreißende Rednerin war Abby Cohen noch nie gewesen, aber sie wußte stets zu überzeugen. Und allein das zählt am Ende des Tages.

      Titanic statt Supertanker

      Keine Analystin war während des Bullenmarktes der neunziger Jahre so konsistent und unbeirrbar wie Abby Joseph Cohen. Sie bemühte dabei stets das Bild des Supertankers Amerika, der selbst in rauher See unbeeindruckt seine Bahnen zog. Aber aus dem Supertanker wurde schließlich doch eine Titanic. Und Kapitän Cohen muß sich heute, wie viele andere Strategen auch, vorwerfen lassen, daß sie einen gigantischen Eisberg übersehen hat.

      Immerhin: Ende März 2000, also nur zwei Wochen nach dem Allzeithoch der Nasdaq, hatte Cohen in ihrem Musterportfolio den Aktienanteil um 5 Prozent auf 65 Prozent zurückgenommen. Optisch war dies unspektakulär. Den Profis signalisierte sie damit aber ihr Unwohlsein über die hohen Bewertungen der Technologieaktien. Manche Experten sagen rückblickend sogar, daß Cohen mit diesem Signal den Bärenmarkt eingeläutet habe.

      Voll daneben

      Ihren Kultstatus hätte Cohen wahrscheinlich behalten können, wenn sie ihre Skepsis etwas länger aufgesetzt hätte. Doch nur ein halbes Jahr später sah sie schon wieder die Zeit gekommen, Technologieaktien wie Cisco oder Oracle zu kaufen. Wer diesem Rat folgte, verlor viel Geld. Frau Cohens Durchhalteparolen in der Folgezeit ließen sie denn auch nahezu in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

      Drei Jahre in Folge lag sie mit ihren Prognosen daneben. Abby, wie amerikanische Wirtschaftsmedien die einstige " Prophetin der Wall Street" in familiärer Vertrautheit nannten, war wieder irdisch geworden. Wenn sie sich heute zum Marktgeschehen äußert, was sie nur selten in der Öffentlichkeit tut, ist dies an der Wall Street nur mehr eine Randnotiz wert.

      Einmal ein Bulle, immer ein Bulle

      Frau Cohen blickt denn auch ungern zurück. " Wir haben unsere Probleme gehabt" , übergeht sie bei ihrem Vortrag in der ihr eigenen Nüchternheit die Durststrecke des amerikanischen Aktienmarktes. Tempi passati. Was zählt, ist die Zukunft. Und die bettet sie - Überraschung! - in viel Optimismus. Cohen: " Der Supertanker Amerika hat wieder Fahrt aufgenommen."

      Die Erholung des Aktienmarktes sei fundamental voll gerechtfertigt, sagt sie mit Blick auf die amerikanische Wirtschaft, der Goldman Sachs in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4 Prozent zutraut. Doch während im Jahr 2003 die Binnenkonjunktur die Triebfeder gewesen sei, hänge in diesem Jahr viel von der Konjunkturentwicklung im Rest der Welt ab.

      Indexprognosen sind ihr zwar seit jeher ein Greuel. Doch als Strategin einer angesehenen Investmentbank kommt sie nicht umhin, sich aus dem Fenster zu lehnen. Bei 1.250 Punkten sieht Frau Cohen den S & P-500 bis Jahresende. Gegenüber dem aktuellen Niveau wäre dies nochmals ein Anstieg von etwas mehr als 10 Prozent. Die in diesem Jahr wahrscheinlich zurückgehenden Gewinnzuwachsraten der Unternehmen bereiten ihr keine Sorge. Die Geschichte der meisten Marktzyklen habe gezeigt, daß Aktienkurse bei moderatem Gewinnwachstum und niedriger Inflation weiter steigen. Einmal ein Bulle, immer ein Bulle.
      Avatar
      schrieb am 05.02.04 19:22:37
      Beitrag Nr. 317 ()
      Wird die Fed zukünftig SBB?



      Roland Leuschel


      Die 1913 gegründete amerikanische Notenbank ist weltweit unter dem Namen « Fed » (Federal Reserve System) bekannt. Wir können nicht ausschliessen, dass sie demnächst umbenannt wird in SBB (Serial Bubble Blower). In einer kürzlich veröffentlichten Analyse stellte der bekannte amerikanische Ökonom Stephen Roach von Morgan Stanley fest, dass die « Fed in effect, has become a serial bubble blower ». Nach der Aktienblase kam die Anleihenblase und dann die Immobilienblase, an die sich natürlich die Hypothekenrefinanzierungs-blase angeschlossen hat. Im Moment haben wir noch als logische Folge die Konsumblase, das heisst die Verbraucher haben bereits ihre verfügbaren Einkommen der nächsten Jahre ausgegeben, und last but not least haben wir eine Dollarblase, die durch das hohe Leistungsbilanzdefizit der USA entstanden ist.

      In einem Ende Februar/ Anfang März erscheinenden Buch « Das Greenspan Dossier » versuchen Claus Vogt und ich zu beweisen, dass den Notenbanken die entscheidende Rolle bei der Entstehung von Blasen zukommt. Sie ermöglichen das Geld- und Kreditmengenwachstum, das wir als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Entwicklung von Spekulationsblasen ansehen.

      Im Frühjahr 2000 begann die wohl grösste Finanzblase der Geschichte unter der Führung der amerikanischen Notenbank zu platzen, und 13.000 Milliarden Dollar an Kapital wurden weltweit vernichtet. Gleichzeitig wurde ein Bearmarkt eingeleitet, der nach allen geschichtlichen Erfahrungen 10 bis 14 Jahre andauern dürfte. Aber Vorsicht ! Bekanntlich werden langfristige oder Primärtrends immer wieder unterbrochen durch gegenläufige, mittelfristige oder Sekundärtrends. In diesem Falle heissen sie Bearmarket-Rallyes, und in einem solchen befinden wir uns gerade (seit März 2003). Das ungewöhnliche an der jetzigen Situation ist die Tatsache, dass an Hand von fundamentalen Kriterien erneut von einer Spekulationsblase gesprochen werden kann. Wie lange sie noch andauert, kann kein Mensch auf dieser Erde beantworten. Aber das endgültige Platzen der Greenspanschen Spekulationsblase kommt, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. In der ersten Phase (2000 bis 2002) wurde das Schlimmste durch massive geld- und fiskalpolitische Interventionen noch einmal verhindert. « Auf Dauer lassen sich ökonomische Notwendigkeiten weder durch eine immer höhere Verschuldung noch durch die Gelddruckmaschine ausser Kraft setzen. Die Stunde der Wahrheit steht uns noch immer bevor. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. », so im Originaltext Claus Vogt in der Monatsausgabe von « Perspektiven » der Berliner Effektenbank. Die von mir bereits Ende letzten Jahres angekündigte Korrektur lässt also auf sich warten. So ist es nun einmal an der Börse. Meine Empfehlungen bleiben unverändert: Investieren Sie 10 bis 15% Ihres Vermögens in Rohstoffe und Gold, wobei es bei Rohstoffen schon eine Vielzahl von Zertifikaten gibt, während Gold in physischer Form zu bevorzugen ist. Nehmen Sie diesen Teil Ihres Vermögens als Absicherung und lassen Sie sich nicht beirren, die Rohstoffpreise haben einen 20-jährigen Bearmarkt hinter sich, und nach Berechnungen der Axa Investment liegt der inflationsbereinigte CRB Rohstoffindex rund 80% unter seinem letzten Hoch von 1976. Wir stehen also erst am Beginn eines langfristigen Aufschwungs, der typischerweise 10 bis 20 Jahre dauert. Ich gehe davon aus, dass die wirtschaftliche Dynamik vor allem in Asien stattfindet, und daher die Nachfrage nach Rohstoffen gewaltig ansteigen wird.

      Weitere 10 bis 15% empfehle ich in festverzinsliche Wertpapiere, die inflationsgeschützt sind, anzulegen. Es gibt entsprechende Papiere in den USA, England, Frankreich, Italien; ja selbst Griechenland legt eine Anleihe von 1,25 Milliarden Euro auf, deren Nominalwert erst am Ende der Laufzeit mit einem Inflationsindex berechnet wird. Es gibt aber auch Investmentfonds, die nur in solchen Anleihen investieren (Inflation @ Work von Capital @ Work in Luxemburg). Ansonsten würde ich von Anleihen abraten, sie hatten in den inflationären 70er Jahren nicht zu Unrecht den Beinamen « Certificates of Confiscation ».

      Ein Drittel des Portfolios sollte in Aktien angelegt werden, das durch eine aktive «buy and sell» Politik verwaltet werden muss. Die Zeiten des «buy and hold» sind vorerst vorbei. Es wird also nicht ganz einfach, sein Vermögen in den kommenden Jahren real zu erhalten und dabei noch eine Rendite von 4 bis 6% zu erwirtschaften. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 03.03.04 21:12:50
      Beitrag Nr. 318 ()
      Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter


      Roland Leuschel

      Und so scheinen die Bullen unter den Anlegern sich ruhig zurückzulegen, unbeeindruckt von dem Geschrei der Bären (Wirtschaftsflaute, wilde Devisenkursausschläge, wachsende Ungleichgewichte, Deflations- und Inflationsgeschrei) und warten geduldig auf die nächsten angekündigten Kursziele von 4.500 bzw. über 5.000 des Daxes.

      Es sind übrigens dieselben Bullen, die Anfang März 2.000, als der Dax über die 8.000er Marke (Nemax 8.559) sprang, sich ebenfalls in die Frühjahrssonne legten und geduldig auf das Erreichen der 9.000 bzw. 10.000er Grenzen warteten. Auch damals störte sie das Warngeschrei der Realisten von der irrationalen Überschwenglichkeit nicht. Tatsache aber ist, dass der Dax heute bei 4.100 liegt, und damit seit seinem Tiefstpunkt vom März 2003 (2.200) 86% zugelegt hat.



      Wer zu diesen Bullen gehört, sollte die folgenden Zeilen nicht lesen .

      Platzt demnächst die Echo - Blase am Aktienmarkt?

      Vieles deutet darauf hin, dass 2004 wieder ein dramatisches Aktienjahr werden könnte, und das obwohl der Optimismus der Marktteilnehmer alle bisherigen Rekorde schlägt, und die sogenannten Sentimentsfaktoren heute erheblich höher liegen als im Frühjahr 2000 oder im September 1987, als wir vor den größten Aktiencrashs standen. Kurzum die Euphorie scheint keine Grenzen zu kennen.

      Vermon Smith, der einen Nobelpreis für seine Arbeiten über « Behavioural Finance » bekommen hat, konnte auf Grund geschichtlicher Erfahrungen darlegen : Dem Platzen einer Blase folgt in der Regel eine ausgeprägte Kurserholung (Rallye) eine sogenannte Echo-Blase. Die Marktpsychologie bleibt in dieser Periode dieselbe wie auf dem Höhepunkt der vorherigen Blase, deren schmerzliche Folgen einfach vergessen wurden. Vermon Smith konnte nachweisen, dass erst nach dem Platzen dieser Echo-Blase, bzw. einer zweiten weiteren Echo-Blase, die Marktpsychologie sich grundlegend ändert, und die Marktteilnehmer sich wieder rational verhalten. Dieses ist für die Anleger, die mit der Elliott-Wave-Theorie vertraut sind, eine altbekannte Sache.

      Übrigens nach der Elliott-Wave-Theorie sind wir im Jahre 2001 in eine Phase der Depression eingetreten, und wenn wir es noch nicht gemerkt haben sollten, es handelt sich um das Frühstadium einer solchen Periode. Vergessen wir nicht, dass erst im Jahre 1933 die Ökonomen offiziell feststellten, dass die Wirtschaft in den USA sich in einer Depression befand, obwohl sie, wie man heute weiß, bereits 1929 bzw. Anfang 1930 begonnen hatte.

      Ich halte die seit einiger Zeit aufgestellte These einer Weltwirtschaftskrise II (Beginn 2005) nach wie vor für realistisch und befürchte, dass der mit allen Mitteln herbeigezauberte (negative reale Zinsen, gigantisches Leistungsbilanz- und Staatsdefizit, heißlaufende Notenbankgeldpresse, Währungsmanipulationen etc.) Wirtschaftsaufschwung in Amerika auf höchst wackeligen Füssen steht, bzw. nur in der Statistik mit fragwürdigen, manipulierten Zahlen (hedonisches Preissystem) stattfindet.

      Ausserdem hat die Gesamtverschuldung in Amerika alle Rekorde gebrochen und die Grenze von 300% des BIP des letzten Jahres überschritten. Wie wir alle wissen, beweisen die Mehrheit der Aktienfondsmanager ihren Hang zum Herdenverhalten. Inzwischen ist der Cash-Anteil bei amerikanischen Aktienfonds, auf unter 5 Prozent des Gesamtvermögens gefallen – etwa die selbe Größe wie im Frühjahr 2000 vor dem Aktiencrash. Die Fondsmanager verhalten sich damit genauso wie in den 70er Jahren, also am Anfang des letzten sekulären Abwärtstrendes (1968 bis 1982). Auch damals schien ihnen Liquidität verpönt, und sie hielten nur 4,5% in Cash. Erst nach der verheerenden Baisse des Jahres 1974 änderten sie ihr Anlageverhalten und erhöhten ihren Cash-Anteil auf 12%. Als 10 Jahre später die sekuläre Hausse (1982 bis 2000) begann, hielten die Manager stur an ihrem Cash-Anteil von 10% des Vermögens fest und das während den ersten 10 Jahren.

      Ich wiederhole meine Vorschläge: Legen Sie 15 bis 25% in Gold und Rohstoffe (Zertifikate), 30% in inflationsgesicherte Staatsanleihen (TIPS) oder entsprechende Fonds, und managen Sie aktiv den Rest mit Aktien und versuchen eine erfolgreiche Trading-Strategie. Vergessen Sie nicht, 10 bis 15% in Cash zu halten, um Aktienopportunitäten wahrnehmen zu können.

      Der Dax könnte durchaus seine Tiefstpunkte vom März2003 wieder testen, bevor er zu einer weiteren Echo-Blase ansetzt. Das Buch «Das Greenspan Dossier», das ich zusammen mit Claus Vogt geschrieben habe, ist jetzt im Handelverfügbar. Amazon hat am 1. März eine lange Rezension darüber im Internet geschrieben, deren Schlussfolgerung ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

      « Kritiker und Mahner haben es in einer Zeit des durchaus auch politisch bestimmten Schönredens schwer, Gehör zu finden. Deshalb ist dieses Buch ein wichtiges Werk. Nicht nur weil es gangbare Sicherungsstrategien für das Ersparte offenbart, sondern weil es zum Nachdenken zwingt und längst (über-)fällige Korrekturen anmahnt. Dieses Buch dürfte so manchem Leser und Aktienbesitzer ein bis zwei schlaflose Nächte bereiten. Dennoch, oder gerade deshalb: sehr empfehlenswert.»

      Ich wünsche Ihnen anregende und unterhaltsame Lektüre!

      Roland Leuschel, 3. März 2004
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      schrieb am 15.03.04 11:02:59
      Beitrag Nr. 319 ()


      Avatar
      schrieb am 20.03.04 14:24:12
      Beitrag Nr. 320 ()




      Avatar
      schrieb am 03.04.04 15:16:28
      Beitrag Nr. 321 ()
      Aufhellung am US-Arbeitsmarkt

      Im März wurden 308 000 neue Stellen geschaffen - Zuwachs übertrifft die kühnsten Erwartungen

      ac New York - In den USA sind nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) im März außerhalb der Landwirtschaft 308 000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Dies ist das beste Ergebnis seit vier Jahren. Der Zuwachs übertrifft die kühnsten Erwartungen; die Wall-Street-Auguren hatten lediglich mit 120 000 neuen Jobs gerechnet.
      Gleichzeitig wurden auch die Zahlen für die beiden Vormonate nach oben revidiert: Im Januar betrug der Stellenzuwachs 159 000 statt 97 000 und im Februar 46 000 statt 21 000. Von allen wichtigen Kategorien wurde im März nur im IT-Sektor ein Nettoabbau von 1 000 Stellen vermeldet. In der verarbeitenden Industrie, wo die Beschäftigung seit 44 Monaten ununterbrochen geschrumpft war, wurde erstmals ein Stillstand verzeichnet. Im Dienstleistungsbereich wurden 230 000, am Bau 71 000 und im öffentlichen Sektor 31 000 Arbeitsplätze kreiert. Weil aber dennoch mehr Personen als zuvor Arbeit suchten, stieg die Erwerbslosenquote um einen Zehntelpunkt auf 5,7 %.

      Die neueste Arbeitsmarktstatistik vermittelte der Börse am Freitag zunächst kräftige Impulse. Die Tatsache, dass der Konjunkturaufschwung bisher nicht von einem entsprechenden Beschäftigungszuwachs begleitet war und somit nicht als nachhaltig angesehen werden konnte, hatte in den vergangenen Wochen schwer auf die Anlegerstimmung gedrückt.

      Die Arbeitsmarktlage war von den Demokraten als eines der Wahlkampfthemen hochgespielt worden. Seit dem Amtsantritt von Präsident Bush sind rund 2 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Am Freitag war es nun an den Republikanern, zu triumphieren. Es konnte denn auch nicht ausbleiben, dass Skeptiker sofort die Frage aufwarfen, ob die statistische Abteilung des Arbeitsministeriums möglicherweise von der Regierung beeinflusst wurde, kommen die guten Zahlen doch just gelegen zum Wahlkampfauftakt. :rolleyes:

      Manche Analysten, wie James Glassman, der Chefökonom von JPMorgan Securities, gaben zu bedenken, dass eine Schwalbe noch keinen Frühling mache. Andere glauben jedoch, dass nun der lang ersehnte Aufschwung auch am Arbeitsmarkt begonnen habe. Mit dem Beschäftigungszuwachs der ersten drei Monate dürfte sich allerdings auch der Ausblick für die Inflation und die Zinsen verändert haben. Weitere gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt könnten die Notenbank bald zu einer Zinserhöhung veranlassen. Tatsächlich wurde in den Federal Funds Futures am Freitag eine Satzerhöhung um einen Viertelpunkt im August fest eingebaut.
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 11:28:30
      Beitrag Nr. 322 ()




      Avatar
      schrieb am 05.07.04 18:27:57
      Beitrag Nr. 323 ()




      Avatar
      schrieb am 11.07.04 22:03:25
      Beitrag Nr. 324 ()




      Avatar
      schrieb am 18.09.04 12:32:36
      Beitrag Nr. 325 ()




      Avatar
      schrieb am 18.09.04 12:35:52
      Beitrag Nr. 326 ()



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      schrieb am 05.10.04 21:14:38
      Beitrag Nr. 327 ()
      Star-Analystin Yamada erwartet lang anhaltenden Bärenmarkt in den USA

      Dreimaliges Scheitern des Dow Jones Index seit Beginn dieses Jahres ist für die Charttechnikerin ein Zeichen der Schwäche

      New York - Das US-Börsenbarometer Dow Jones Industrial Average hat es in diesem Jahr dreimal nicht geschafft, ein vorheriges Hoch zu überbieten und fiel jedes Mal auf etwa 10 000 Punkte zurück. Louise Yamada von Citigroup, die seit drei Jahren von der Wall Street zur besten technischen Analystin gekürt wird, sieht dies als Anzeichen dafür, daß die Kurse bald fallen. Belastend seien auch das schwache Handelsvolumen und die Kursverluste für die wichtigsten Hersteller von Konsumgütern sowie Technologiekonzerne, sagt Yamada. So ging es für Coca-Cola und Intel seit Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent abwärts. "Wir erreichen einfach nicht ein Handelsvolumen, das eine Rallye tragen könnte", sagt Yamada. "Wenn man sich die Dow-Aktien jetzt ansieht, gibt es dort so viele wackelige Kandidaten, daß der ganze Markt etwas anfällig aussieht."

      In diesem Jahr ist der Dow Jones bereits fünfmal unter 10 000 Punkte gesunken. Die Star-Analystin geht davon aus, daß es der US-Benchmark in den nächsten zehn Jahren schwer fallen dürfte, die Marke hinter sich zu lassen. Ihre Einschätzung teilen auch andere Investoren und Analysten und sagen voraus, daß sich der Bärenmarkt nach dem Platzen der Internet-Blase im Jahr 2000 noch eine Weile halten wird. Das dritte Quartal war das schlechteste für den Dow Jones (minus 3,4 Prozent) und den Standard & Poor`s 500 Index (minus 2,3 Prozent) seit sechs Quartalen.

      An vier der vergangenen fünf Handelstage ging es für den Dow Jones indes bergauf. In welche Richtung er sich weiter bewegen wird, hängt Yamada zufolge davon ab, ob der Leitindex das alte Hoch durchbrechen kann oder ob er unter das August-Tief zurückfällt. Der Dow hatte am 11. Februar bei 10 737,7 Punkten den höchsten Stand seit fast drei Jahren erklommen, bevor er dann um 6,4 Prozent absackte. Im April erreichte er 10 570,81 Zähler, bevor er wieder drehte. Im Mai stieg er bis auf 10 479,57 Punkte und im September auf 10 342,79 Zähler, und fiel dann jeweils wieder.

      Diese Serie immer niedrigerer Höchststände ist Yamada zufolge ein Zeichen von Schwäche. Nach der starken letzten Handelswoche steht der Dow 3,9 Prozent über seinem Jahrestief von 9814,59 Zählern vom 12. August. Sollte die Marke durchbrochen werden, ist laut Yamada der nächste Widerstand bei 9600 Punkten anzusetzen.

      Die Rallye der vergangenen zwei Jahre sei typisch für die Performance des Marktes, wenn Meilensteine wie die Marken von 10 000, 1000 oder 100 Punkten erreicht werden, führt Yamada aus. "Wir befinden uns strukturell in einem Bärenmarkt", so die Analystin. Sie sei sich nicht sicher, wie lange er anhalten werde. "Frühere Bärenmärkte haben sich über zehn, 15 Jahre hingezogen."

      Einige Vermögensverwalter teilen Yamadas Pessimismus. "Unsere Prognose für die nächsten sieben Jahre besagt, daß die Kurse voraussichtlich auf der Stelle treten werden", sagt Ben Inker, Vermögensverwalter bei Grantham, Mayo, Van Otterloo & Co. in Boston. Yamada hält es durchaus für möglich, daß es auch im Rahmen eines Bärenmarktes zehn bis 15 Prozent über die 10 000-Punkte-Marke geht. Doch diese Erholungsphasen scheitern voraussichtlich - und die jüngste habe schon zu lange angehalten: "Wir sind überfällig."
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      schrieb am 06.11.04 11:40:48
      Beitrag Nr. 328 ()






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      schrieb am 06.11.04 11:43:03
      Beitrag Nr. 329 ()




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      schrieb am 19.12.04 10:06:11
      Beitrag Nr. 330 ()






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      schrieb am 28.12.04 22:34:15
      Beitrag Nr. 331 ()
      Die US-Wirtschaft bleibt äußerst anfällig

      Es bleibt rätselhaft, wo die Ökonomen und die Anleger ihre Zuversicht hinsichtlich der für die Weltwirtschaft maßgeblichen US-Konjunktur hernehmen. Die realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte lagen im November gerade mal um 2,2 Prozent über dem Vorjahr.

      Den jüngsten Dreimonatsschnitt aufs Jahr hochgerechnet, ergibt sich bloß noch ein Zuwachs von zwei Prozent. Die realen Wochenlöhne sind im November gar um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Die private Sparquote lag bei kümmerlichen 0,3 Prozent der Einkommen. Und das US-BIP, das zu 70 Prozent aus Konsumausgaben besteht, soll 2005 um 3,5 bis vier Prozent wachsen - wenn es nach der Mehrzahl der Ökonomen geht.

      Die monatlichen Arbeitsmarktberichte haben in vier der vergangenen sechs Monate enttäuscht - wie im gesamten laufenden Aufschwung, der sich nunmehr im 13. Quartal befindet. Die Nettogewinne der Firmen sind seit zwei Quartalen rückläufig. Auch wenn zuletzt die Wirbelstürme einen negativen Einfluss hatten, dürfte schon das die Neigung der Unternehmen, neue Stellen zu schaffen, noch zusätzlich beeinträchtigen. Fundamental betrachtet, bleibt die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt sowieso angespannt, da die Lohnnebenkosten wegen wachsender Gesundheitsvorsorge- und Pensionsverpflichtungen um 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen und damit einen Keil zwischen Löhne und Arbeitskosten treiben, der sich zunehmend als Beschäftigungshemmnis erweist. Da Kapitalgüter nicht nur billig erworben und finanziert werden können, sondern auch einträglich sind, haben die Firmen ohnehin einen starken Anreiz, Arbeit durch Kapital zu substituieren.

      Unterdessen lässt die wirtschaftliche Dynamik langsam nach. Die Industrieproduktion ist im November noch um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen, nach 5,3 Prozent in den Sommermonaten. Seit Mai ist sie annualisiert gerade noch um 2,4 Prozent gestiegen, wobei die Kapazitätsauslastung nach wie vor (eben im 13. Quartal des Aufschwungs) um 4,3 Prozent unter ihrem langjährigen Mittelwert liegt. Die Einzelhändler klagen über schwache flächenbereinigte Umsätze, und die Baubeginne sind seit Anfang 2004 im Trend eindeutig rückläufig. Geht es nach den monetären Bedingungen, einem weit vorlaufenden Konjunkturwegweiser, oder den Frühindikatoren von OECD, Conference Board oder ECRI, hat die Wachstumsabschwächung aber gerade erst richtig angefangen.

      Trotz allem ist die Hoffnung groß, dass die Firmen nicht nur einstellen und für Einkommen sorgen, sondern auch investieren - und das in einer Zeit, in der die Fed die Zinsen auf neutrales Niveau hievt und die fiskalischen Konjunkturimpulse endgültig verpuffen.

      Die Firmen

      Sie haben es ja, so die landläufige Meinung. Laut Fed erzielen die Firmen hingegen gerade mal Mittelüberschüsse von 0,33 Prozent des BIP. Das ist ein Klacks. Denn da ist ja noch das US-Leistungsbilanzdefizit von rund sechs Prozent des BIP, das untragbar ist und letztlich einen Dollar-Kollaps heraufbeschwören könnte, der dem auf Kreditexpansion und Vermögenspreisinflation beruhenden Konsumrausch wegen steigender Realzinsen ein abruptes Ende setzen würde. Nur zur Erinnerung: Zuletzt wurden 14 Prozent des US-BIP kreditfinanziert; das Immobilienvermögen der Haushalte ist in Q3 real um annualisiert 20,6 Prozent gestiegen, mit der schnellsten je gemessenen Rate; die US-Dividendenrendite liegt bei 1,7 Prozent.

      Um das Leistungsbilanzdefizit zu senken, ohne eine Rezession zu riskieren, wäre es am besten, wenn die Einkommen zwar um real rund 3,5 Prozent wachsen, der Konsum und die Staatsausgaben aber spürbar weniger steigen. Im Vergleich zu ihren Umsätzen würden die Kosten der Firmen also deutlich anziehen. Schon damit wären die Mittelüberschüsse der Firmen bald passé. Und selbst wenn von nun an die US-Exporte doppelt so schnell wachsen würden wie die Importe, müssten auch die Firmeninvestitionen vorerst stärker zulegen als das BIP, damit das Produktionspotenzial ausgelastet bleibt.

      Die Firmen müssten also einen Teil ihrer Gewinnmargen aufgeben und zudem mehr Kredite nachfragen. Ist all das nicht ein bisschen arg viel verlangt? Anders als kolportiert, sind ihre Schulden nämlich nach wie vor hoch - wiewohl sie sich im Gegensatz zu jenen der privaten Haushalte und des Staates stabilisiert haben. Sie liegen bei 65 Prozent des nominalen BIP, gegenüber 63 Prozent Ende 1999. Wie die Haushalte, deren Schuldendienstquote sich im dritten Quartal trotz mickriger Zinsen nahe am Rekordhoch bewegt hat, würden die Firmen also auch noch unter steigenden Notenbanksätzen leiden.
      Und genau davon, einer Normalisierung des Leitzinsniveaus, gehen die meisten Anleger ja - wie gesagt - aus. Vielleicht setzen sie darauf, dass sich die unumgängliche Anpassung hinzieht. Aber selbst dann gilt immer noch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
      Avatar
      schrieb am 16.01.05 23:04:13
      Beitrag Nr. 332 ()




      Avatar
      schrieb am 22.01.05 10:49:31
      Beitrag Nr. 333 ()


      Avatar
      schrieb am 23.01.05 11:31:30
      Beitrag Nr. 334 ()










      Avatar
      schrieb am 13.07.05 21:37:38
      Beitrag Nr. 335 ()
      Avatar
      schrieb am 08.12.05 15:37:38
      Beitrag Nr. 336 ()
      Seit 3,5 Jahren marschieren die Indizes nach oben...

      DAX 5262.05
      MDAX 7141.99
      TECDAX 597.13
      ESTX50 3495.99

      DOW 10810.91
      Nasdaq 1697.04
      NIKKEI 15183.36

      Bund Future 121,27
      EURO/US 1.17800
      Öl/Brent 58,25 USD
      Avatar
      schrieb am 08.12.05 19:02:01
      Beitrag Nr. 337 ()
      pssssssst :cool:
      Avatar
      schrieb am 20.05.06 18:16:58
      Beitrag Nr. 338 ()
      Avatar
      schrieb am 14.11.06 19:38:51
      Beitrag Nr. 339 ()


      :p
      Avatar
      schrieb am 03.12.06 21:16:56
      Beitrag Nr. 340 ()








      Avatar
      schrieb am 08.05.07 07:18:42
      Beitrag Nr. 341 ()






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