Eigentlich ist das Mord - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 12.01.01 09:53:12 von
neuester Beitrag 14.01.01 11:14:51 von
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Keine Chance gegen Mutter und Heilpraktiker
Duo infernale ließ Zuckerkind sterben
MT-Bericht
GÖTTINGEN - Gegen ihre Mutter und den Heilpraktiker hatte die 15-jährige Diabetikerin keine Chance. Ihr Tod war quasi vorprogrammiert. Und damit nicht genug: Nachdem die Mutter die Krankenakten säuberlich vernichtet hatte, kam das unselige Gespann auch noch ungeschoren davon.
Seit ihrem siebten Lebensjahr litt das Mädchen an Typ-1-Diabetes. Zunächst wurde es von der Hausärztin betreut. Doch bald geriet die Mutter zunehmend auf den Naturheil-Trip. Die junge Patientin landete in den Händen eines Heilpraktikers, der Hausärztin stattete man nur noch sporadisch Besuche ab.
Eine Fülle von Problemen trat auf: Untergewicht, Übelkeit, Erbrechen, Amenorrhoe, Lernschwierigkeiten und Sehstörungen. Der Stoffwechsel entgleiste, die Blutzuckerwerte kletterten auf über 350 mg%. Dennoch hielten Mutter und Heilpraktiker eisern am alternativen Fahrplan fest und kochten ihr Süppchen mit Belladonna, Ferrum metallicum, Silicea & Co. Die dringende Bitte der besorgten Ballettlehrerin, das magere Mädchen ärztlich behandeln zu lassen, wurde schlichtweg ignoriert.
Selbst im Koma keine Gnade
Selbst als das Kind zu halluzinieren begann, Essen und Trinken verweigerte und schließlich ins Koma rutschte, verzichtete die Mutter darauf, einen Arzt zu rufen. Sie nahm es hin, dass ihr Mädchen "einschlief". Als sie dann doch noch eine Notärztin holte, war es längst zu spät. Die Kleine war im Coma diabeticum verstorben. Bei der Obduktion stellte man neben anderen Befunden eine massive Überzuckerung fest, berichtete Privatdozent Dr. Gerhard Kernbach-Wighton, Institut für Rechtsmedizin, Universität Göttingen, bei der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin. So unglaublich sich die Krankheitsgeschichte des Mädchens gestaltet hatte, so "kriminell" ging die Geschichte aus.
Die Mutter vernichtete alle Krankenakten einschließlich der Diabetes-Tagebücher. Das von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Ermittlungsverfahren zog sich nur schleppend dahin und wurde eingestellt – "trotz aus rechtsmedizinischer Sicht eindeutiger Befundinterpretation", betonte der Kollege. Der mächtige Einfluss der Mutter wird auch durch folgendes Faktum unterstrichen: Auf ihr massives Einwirken hin revidierte eine Zeugin, die Ballettlehrerin, ihre zuvor geäußerte Meinung als Fehleinschätzung.
CG
MTD 1/2 / 2001 S. 5
Duo infernale ließ Zuckerkind sterben
MT-Bericht
GÖTTINGEN - Gegen ihre Mutter und den Heilpraktiker hatte die 15-jährige Diabetikerin keine Chance. Ihr Tod war quasi vorprogrammiert. Und damit nicht genug: Nachdem die Mutter die Krankenakten säuberlich vernichtet hatte, kam das unselige Gespann auch noch ungeschoren davon.
Seit ihrem siebten Lebensjahr litt das Mädchen an Typ-1-Diabetes. Zunächst wurde es von der Hausärztin betreut. Doch bald geriet die Mutter zunehmend auf den Naturheil-Trip. Die junge Patientin landete in den Händen eines Heilpraktikers, der Hausärztin stattete man nur noch sporadisch Besuche ab.
Eine Fülle von Problemen trat auf: Untergewicht, Übelkeit, Erbrechen, Amenorrhoe, Lernschwierigkeiten und Sehstörungen. Der Stoffwechsel entgleiste, die Blutzuckerwerte kletterten auf über 350 mg%. Dennoch hielten Mutter und Heilpraktiker eisern am alternativen Fahrplan fest und kochten ihr Süppchen mit Belladonna, Ferrum metallicum, Silicea & Co. Die dringende Bitte der besorgten Ballettlehrerin, das magere Mädchen ärztlich behandeln zu lassen, wurde schlichtweg ignoriert.
Selbst im Koma keine Gnade
Selbst als das Kind zu halluzinieren begann, Essen und Trinken verweigerte und schließlich ins Koma rutschte, verzichtete die Mutter darauf, einen Arzt zu rufen. Sie nahm es hin, dass ihr Mädchen "einschlief". Als sie dann doch noch eine Notärztin holte, war es längst zu spät. Die Kleine war im Coma diabeticum verstorben. Bei der Obduktion stellte man neben anderen Befunden eine massive Überzuckerung fest, berichtete Privatdozent Dr. Gerhard Kernbach-Wighton, Institut für Rechtsmedizin, Universität Göttingen, bei der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin. So unglaublich sich die Krankheitsgeschichte des Mädchens gestaltet hatte, so "kriminell" ging die Geschichte aus.
Die Mutter vernichtete alle Krankenakten einschließlich der Diabetes-Tagebücher. Das von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Ermittlungsverfahren zog sich nur schleppend dahin und wurde eingestellt – "trotz aus rechtsmedizinischer Sicht eindeutiger Befundinterpretation", betonte der Kollege. Der mächtige Einfluss der Mutter wird auch durch folgendes Faktum unterstrichen: Auf ihr massives Einwirken hin revidierte eine Zeugin, die Ballettlehrerin, ihre zuvor geäußerte Meinung als Fehleinschätzung.
CG
MTD 1/2 / 2001 S. 5
Der Artikel zeigt deutlich, wohin die wachsende Manie, moderner Medizin zu mißbrauchen und bei "alternativen" Methoden Zuflucht zu suchen, bei hinreichender Verblendung führen kann: in den Tod.
Der Unterschied zur "Alternativmedizin" ist, im Ausnahmefall versagt die moderne Medizin. Im Ausnahmefall leistet die "Alternativmedizin" gute Dienste.
Der Unterschied zur "Alternativmedizin" ist, im Ausnahmefall versagt die moderne Medizin. Im Ausnahmefall leistet die "Alternativmedizin" gute Dienste.
Zumindest wegen Totschlag gehört die Mutter angeklagt. Schlimm, daß sowas in deutschland möglich ist. Sicher hat die Staatsanwaltschaft wichtigeres zu tun.
@ for4zim
welch verhämngnisvolle rolle sogenannte alternativmedizin hier immer spielt. im mittelpunkt dieses dramas, so denke ich, steht etwas ganz anderes: eine größenwahnsinnige mutter, die unter dem deckmäntelchen der mutterliebe und fürsorge ihren wahnsinn offensichtlich vollendet verbergen konnte bzw. eine göttliche machtdemonstration: ich kann leben geben und nehmen. und das ist - weil mutterliebe ja eine der heiligsten kühe der nation ist - der eigentliche skandal. man muss ja nicht unbedingt gleich an die tödliche variante denken.
gruss antigone
welch verhämngnisvolle rolle sogenannte alternativmedizin hier immer spielt. im mittelpunkt dieses dramas, so denke ich, steht etwas ganz anderes: eine größenwahnsinnige mutter, die unter dem deckmäntelchen der mutterliebe und fürsorge ihren wahnsinn offensichtlich vollendet verbergen konnte bzw. eine göttliche machtdemonstration: ich kann leben geben und nehmen. und das ist - weil mutterliebe ja eine der heiligsten kühe der nation ist - der eigentliche skandal. man muss ja nicht unbedingt gleich an die tödliche variante denken.
gruss antigone
In solchen Fällen denkt man meistens zuerst: und mit der Schuld muß der Mensch zurechtkommen. Das Leiden unter der eigenen Schuld kann gewaltig sein.
In diesem Fall allerdings habe ich fast den Verdacht, daß die ideologische Verbohrtheit so weit geht, daß am Ende für Reue kein Platz bleibt, was ja auch die Aktenvernichtung zeigt.
Umso wichtiger, in der Gesellschaft deutlich zu machen: alternativ ist nicht automatisch besser. Es gibt eindeutige Kriterien, an denen sich Verfahren, ob in der Heilkunde oder auf anderen Gebieten, messen lassen. Wissenschaftsskeptizismus ist nicht das Gegenteil von Wissenschaftshörigkeit, sondern die gleiche hirnlose Einstellung mit anderem Vorzeichen.
In diesem Fall allerdings habe ich fast den Verdacht, daß die ideologische Verbohrtheit so weit geht, daß am Ende für Reue kein Platz bleibt, was ja auch die Aktenvernichtung zeigt.
Umso wichtiger, in der Gesellschaft deutlich zu machen: alternativ ist nicht automatisch besser. Es gibt eindeutige Kriterien, an denen sich Verfahren, ob in der Heilkunde oder auf anderen Gebieten, messen lassen. Wissenschaftsskeptizismus ist nicht das Gegenteil von Wissenschaftshörigkeit, sondern die gleiche hirnlose Einstellung mit anderem Vorzeichen.
for4zim,
Dein letzter Satz ist zu unterschreiben.
In der Sache handelt es sich meiner Menung nach um eine sehr wahrscheinlich ebenfalls kranke Mutter (Realitätsverlust), die nicht mehr in der Lage war, richtige Entscheidungen zu treffen, weil sie sich in etwas verrannt hatte. Bedauerlicherweise hat ihr Umfeld versagt, das diesen Vorgang offensichtlich auch noch sehenden Auges begleitet hat.
MM
Dein letzter Satz ist zu unterschreiben.
In der Sache handelt es sich meiner Menung nach um eine sehr wahrscheinlich ebenfalls kranke Mutter (Realitätsverlust), die nicht mehr in der Lage war, richtige Entscheidungen zu treffen, weil sie sich in etwas verrannt hatte. Bedauerlicherweise hat ihr Umfeld versagt, das diesen Vorgang offensichtlich auch noch sehenden Auges begleitet hat.
MM
Was ich nicht begreife ist, daß dem Heilpraktiker nicht 1.) die Zulassung entzogen und 2.) Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erhoben wurde, denn daß der Heilpraktiker eine fortschreitende Diabetes erkennen und zur Behandlung an einen Arzt überweisen muß, ist auch ohne Krankenakte klar.
Richtig.
Eigentlich könnte man auch eine fahrlässige Tötung erkennen.
Gibt es Gründe für die unverständliche Einstellung des Verfahrens der Staatsanwaltschaft?
Eigentlich könnte man auch eine fahrlässige Tötung erkennen.
Gibt es Gründe für die unverständliche Einstellung des Verfahrens der Staatsanwaltschaft?
Ich weiß leider nicht mehr über den Fall als ich hier gepostet habe. Mich deprimiert die Sache.
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