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    Der Große Paranoia Thread - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.04.01 12:30:58 von
    neuester Beitrag 19.04.01 22:50:20 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 15.04.01 12:30:58
      Beitrag Nr. 1 ()
      Was war der Grund dafür, daß die amerikanische Konjunktur trotz Flaute in Europa und Krise in Asien nach 1997 einen Gang höher schalten konnte? In diesen Tagen fanden wir eine Überlegung, die auf den ersten Blick sonderbar anmutet, beim zweiten dann aber nicht ganz von der Hand zu weisen ist.


      1998 begannen die USA, die bislang in Umlauf befindliche Papierwährung gegen eine neue auszutauschen. Zunächst wurde eine neue Hundertdollarnote eingeführt und die alten nach und nach aus dem Verkehr gezogen. Vorgeblicher Grund für die Einführung der neuen Banknoten war, einer Fälschung mit technologisch hochgezüchteten Reproduktionsgeräten zu vereiteln, unter anderem auch eine Geldvermehrung per Farbkopierer zu vereiteln.


      Während das amerikanische Schatzamt diese und andere Stories verbreitete, die die bisherigen und Jahrzehnte lang bewährten Banknoten als töpelhaftes und leicht nachmachbares Design darstellten, hätten sich nur wenige Amerikanern von auf Farbkopierern gezogenen Do-It-Yourself-Banknoten täuschen lassen. Daß die Gefahr einer Fälschung auf Farbkopierern nur ein Vorwand war, zeigte sich, als die neuen Geldscheine in Umlauf kamen. Die sahen nicht nur wie Colorkopien aus, sie fühlten sich auch so an. Von Kopien der neuen Scheine lassen sich Amerikaner eher täuschen als von den bisherigen Banknoten.


      Der Grund für die Einführung der neuen Banknoten muß daher anderswo vermutet werden. Beispielsweise in der Barwirtschaft der USA, deren jährliches Volumen verschiedenen Schätzungen bei mehr einer Billion (1.000 Milliarden) Dollars ansiedeln. Ein Teil dieser Barwirtschaft besteht aus Schattenwirtschaft, ein anderer Teil aus "Barreserven für den Notfall". Die neuen Geldscheine wurden nicht alles auf einmal ersetzt, sondern wurden Zug um Zug in Umlauf gebracht. Zuerst war es die 100 $ Note, ihr folgten dann nach und nach die Wertstufen 50, 20, 10 und 5 Dollars.


      Schon 1998 äußerten einzelne Beobachter, das Schatzamt betreibe mit seinen offiziellen Begründungen eine Vernebelung. Der wahre Grund sei, das in der Schattenwirtschaft kursierende Geld ins System zu zwingen. Zwar werden amerikanische Banknoten nie außer Kurs gesetzt, aber nach einiger Zeit würden die umlaufende Banknoten des alten Typs auffallen und größere Mengen davon würden staatliches Interesse wecken.


      Die Überlegung macht die Ausgabenbereitschaft der Amerikaner für die nach 1997 beschleunigte Konjunktur der USA verantwortlich, und es sei sicher kein Zufall, daß die Phase erhöhten Tempos mit der Phase des zugewiesen Austauschs alter Banknoten gegen neue zusammenfalle.


      Auf den ersten Blick sei die Freisetzung einer bisher außerhalb des Systems gehaltenen Kaufkraft inflationär, doch sei diese Kaufkraft vom Staat über Verbrauchssteuern, Umsatzsteuern und schließlich auch Einkommenssteuern abgeschöpft worden. Aus den dabei im System angefallenen Einkommen sei auch ein erheblicher Teil in den Aktienmarkt geflossen und habe erheblich zum spekulativen Exzeß beigetragen


      Es sei also gar nicht einmal die Wirtschaftspolitik oder die Fed gewesen, sondern das Schatzamt, das die USA zum Ende des abgelaufenen Jahrzehnts als von nichts zu beeindruckende Wirtschaftsmacht erscheinen ließ. Der Austausch sei abgeschlossen, und es mag Zufall sein, daß die Ausgabenbereitschaft der Amerikaner kurz darauf die ersten Schwäche erkennen ließ.


      Dieses Szenario von Ursache und Wirkung impliziert mehreres. Zunächst eine steigende Ausgabenfreude, die über Steuern und dem Umstand, daß das Geld dann als Einkommen anfalle, auch steigende Steuereinnahmen. Beides traf zu, und das höhere Steueraufkommen überraschte das Schatzamt. Das Szenario bedeutet aber auch eine steigende Inflation für die USA, und auch die war zu beobachten. Sie war auch der Grund dafür, daß die Fed nach im Mai vergangenen Jahres die Zinsen ein letztes Mal anhob, obwohl die von ihr bemängelte spekulative Übertreibung vorbei war.


      Das Schatzamt publiziert Statistiken zu den in Verkehr gebrachten und den eingezogenen Banknoten. Nur für die neunziger Jahre wurden keine Statistiken veröffentlicht. Nach den Statistiken verdoppelt sich die Menge der in Umlauf befindlichen Banknoten mit jedem Jahrzehnt. Zwischen 30.06.1980 und 30.06.1990 stieg der Nennwert der umlaufenden Banknoten von 127,1 Bio. Dollars auf 266,9 Bio. Dollars. Auf die Bevölkerung umgelegt waren dies 1980 570,51 $ Bares pro Kopf, und 1.062,86 Dollars im Jahre 1990. Doch niemand hat soviel Bares im Portemonnaie.


      So, wie der Abzug alter Geldscheine aus dem System die Konjunktur der späten neunziger Jahre allein nicht erklären kann, kann der Abschluß dieses Austausch die derzeit wackelige Konjunktur ebenfalls nicht hinreichend erklären. Wenn der Austausch nur ein Fünftel des im "Schatten" kursierenden Geldes ins System zwang, dürfte das die Einnahmen des Schatzamtes (direkte und indirekte Steuern) um 100 Mrd. Dollars erhöht haben.


      In den späten neunziger Jahren wurde die überschäumende Konjunktur der USA mit dem Internet begründet. Mittlerweile setzt sich die Ansicht durch, daß das Internet selbst einen relativ geringen Beitrag leistete. Es habe lediglich einen Vorwand für eine spekulative Übertreibung geliefert. Mit dem Internet lasse sich aber nicht der gleichzeitig verzeichnete Boom bei Automobilen, Immobilien, Einzelhandel und anderen Branchen verzeichnete Boom erklären. Auch die den Boom begleitenden Zinsanhebungen, die ja eigentlich eine Konjunkturbremse seien, seien zur Erklärung ungeeignet.


      Bisher hat das alles noch recht wenig mit den Aussichten für den Euro zu tun. Allerdings steht auch in Europa ein Eintausch der alten Währungen und die Einführung neuen Geldes an. Schattenwirtschaft ist in beinahe allen Staaten des Währungsgebietes ein Problem. Auch in Deutschland.


      Die Frage ist nun, was mit dem in den Schattenwirtschaften Europas umlaufenden Beträgen geschieht. Deren Problem ist nämlich, daß die nationalen Währungen schließlich außer Kurs gesetzt werden, während man in den USA auch jetzt noch theoretisch mit Banknoten aus dem 19. Jahrhundert bezahlen kann. Daß es keiner tut, liegt an deren Sammlerwert, der regelmäßig den Nennwert erheblich übersteigt.


      Es ist vorstellbar, daß die in nationalen Währungen gehaltenen Schwarzgelder nach und nach in Dollars gewechselt werden. Möglicherweise ist der Umtausch schon im Gange. Trotz Aktienbaisse, niedrigerer Renditen und einer sich zum Rest der Welt abschwächenden amerikanischen Wirtschaft weist der Dollar eine Stärke aus, die selbst erfahrene Devisenexperten mittlerweile nicht mehr stichhaltig erklären können.


      Bis in die Wintermonate des vergangenen Jahres wurde die Dollarstärke mit der Schwäche der anderen Währungen erklärt, die ihrerseits in den massiven Renditedifferentialen zwischen Anlagen im Dollar und in anderen Währungen begründet liege, die ihrerseits wiederum eine Folge der umgebremsten amerikanischen Konjunktur seien.


      Die Wirtschaft in USA schwächt sich ab, der Aktivitätsvorsprung gegen Europa schrumpft. Es schrumpften auch die Renditegefälle. Die Erklärungen des vergangenen Herbst greifen nicht mehr, und dennoch verzeichnet man beim Dollar mehr Nachfrage als Angebot. Der Verdacht liegt nahe, daß die Schattenwirtschaft Europa in der Zukunft auf Dollarbasis operieren wird.


      Es werden aber, wie für die USA vermutet, auch in Europa große Schwarzgeldmengen im Konsum abgesetzt werden und somit in den regulären Wirtschaftskreislauf eingeschleust werden. Europa dürfte in der Übergangszeit ein Ausscheren aus der Weltkonjunktur bevorstehen, wie es die USA erlebten. Dies würde sich auch im Kurs der neuen Währung niederschlagen.


      Die Frage ist nun aber, wie es kurz- und mittelfristig um die Aussichten des Euro bestellt ist. Wie bereits gesagt wurde, läßt sich der noch immer starke Dollar trotz widriger Begleitumstände nicht mehr mit fundamentalen Parameters erklären. Es erscheint deshalb sinnvoller, einen Blick in die Charts zu werfen.


      Die jüngsten Anstiege des Euro überquerten zwar die über neun und achtzehn Tage ermittelten, gleitenden Durchschnitte, scheiterten aber in der vergangenen Woche an dem in den Devisenmärkten sehr viel stärker beachteten 40-Tage-Durchschnitt. Die Wochencharts hinterlassen den Eindruck einer gerade noch andauernden Langfristigbaisse. Ins Auge sticht, daß die letzte Kursschwäche knapp über 8800 (dem Tief des Frühjahrs 2000) massive Stützung vorfand. Die für die vergangenen zwölf Monaten hinterlassene Formation könnte eine inverse Kopf-und-Schulter-Formation sein, die mit einem Schlußkurs von über 9600 bestätigt wäre.


      Auf dem Wege zu dieser Bestätigung wären vorher schon zwei eigenständige Haussesignale zu absolvieren: (a) die Überquerung der augenblicklich bei knapp 9100 liegenden Linie des Vierzigtagedurchschnitts, sowie (b) die Überquerung der vom Hoch des Jahres 1998 abwärts laufenden Trendlinie, die von einem Schlußkurs über 9250 außer Kraft gesetzt wäre.


      Bricht der Euro aber unter die Marke von 8800 durch, so ist mit einem schnellen Rückgang auf die Tiefs des dritten Quartals, und möglichweise sogar darunter, zu rechnen.

      aus einem terminmarktseitchen
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      schrieb am 15.04.01 13:33:14
      Beitrag Nr. 2 ()
      @1_2_3

      Danke für den guten Beitrag! Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber es klingt plausibel. Unter dieser Annahme kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, was all die Empfehlungen und Prognosen wert sind, die uns die Spitzen von Wirtschaft und Politik servieren.
      Avatar
      schrieb am 15.04.01 14:09:08
      Beitrag Nr. 3 ()
      @1_2_3

      Die Darstellung zur Dollar / Euro - Entwicklung enthält noch einige Lücken, weshalb ich nicht glaube, dass sie die Entwicklungen richtig erklärt. Ich gebe folgendes zu bedenken.

      - Japaner, die über die höchsten ersparten Mittel in der Welt verfügen, haben viel Geld in den USA angelegt, ziehen sie dieses ab, so dürfte der Dollar nicht mehr haussieren sondern an Wert deutlich verlieren. Mit einem Abzug der Gelder ist zu rechnen spätestens wenn der Dow Jones stärker nachgibt und eine schnelle Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten ausbleiben sollten.

      - Der Euro dürfte gegenüber dem Dollar unterbewertet sein, spätestens wenn klar wird, dass das Wirtschaftswachstum in Europa eine Zeitlang höher ist als das in den USA

      - Bislang war der Dollar in vielen Ländern Zweit- oder Ersatzwährung, das könnte sich bei einem Erstarken des Euro zugunsten des Euro wandeln, vor allem in Osteuropa und Asien

      - Die große Verschuldung Amerikas und das große Außenhandelsdefizit wird den Dollar spätestens dann unter Druck bringen, wenn die Anleger erkennen, dass die Renditen in den US - Finanzmärkten geringer werden im Vergleich zu anderen Anlageregionen und ihr Geld von den Kapitalmärkten in Nordamerika abziehen.

      Ich persönlich halte es deshalb für möglich dass der Euro langsam doch noch an Kraft gewinnt, das dürfte aber frühestens im Sommer sein.
      Avatar
      schrieb am 18.04.01 09:29:11
      Beitrag Nr. 4 ()
      575 Punkte-Plus-Paranoia beim Nikkei 225 !

      Lt. Herrn Reddecker haben die Japsen ein durchschnittliches KGV von 50 ! Hier zeigt sich die geschlossene (regulierte) Gesellschaft noch mit ihren eigenen Wertanschauungen.
      Avatar
      schrieb am 19.04.01 22:50:20
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ich fordere eine Zinssenkung durch die FED.
      Ein Tag ohne Rally ist kein Tag !


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