checkAd

    Darf man glauben, dass hinter dem Zufall ein System steckt? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.08.01 14:19:13 von
    neuester Beitrag 12.08.01 13:26:11 von
    Beiträge: 17
    ID: 450.315
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 683
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 14:19:13
      Beitrag Nr. 1 ()
      Darf man glauben, dass hinter dem Zufall ein System steckt?

      Ich habe einige Dinge erlebt. Darüber werde ich in den nächsten Tagen schreiben. Keine konstruierte, sondern tatsächlich erlebte „Zufälle“. Mein Freund Gottfried, auf den „Zufall an sich“ angesprochen, antwortet immer mit dem Satz: Zufall gibt es, wenn die Kellertür „zufällt“. Das zeigt auch meine Auffassung

      Vor einigen Tagen ist mein Onkel August gestorben.
      Vor etwa 7 oder 8 Jahren hat seine Tochter Sigrid, meine Cousine, zwei Salzteigfiguren gebacken– eine Lehrerin,(meine Mutter), die vor Jahren starb; und einen Schmied, der unseren August repräsentierte.
      Diese Figuren hängen unverrückt seit Jahren an der Wand im Wohnzimmer, ohne dass irgendeiner sie beachtet hat.

      Zwei Tage nach dem Tode Augusts liegt plötzlich der „Schmied“, zerbrochen auf dem Boden.
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 14:24:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sigrid ist mir bestens bekannt. Wenn es die Sigrid ist, die wir alle Voodoo-Hexe nennen.
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 15:20:58
      Beitrag Nr. 3 ()
      @ gnade

      ich warte schon ungeduldig auf die nächsten Tage
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 15:22:58
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ grande93:
      Ein wirklich auffälliges Zusammentreffen würde ich nur dann sehen, wenn schon damals um die Zeit, als Deine Mutter starb, bereits die andere Salzteigfigur heruntergefallen wäre.
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 19:08:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      @grande93

      Bitte doch Sigrid einmal, eine Salzteigfigur von B. Förtsch zu machen!

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1775EUR -7,07 %
      CEO lässt auf “X” die Bombe platzen!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 06.08.01 15:41:44
      Beitrag Nr. 6 ()
      Darf man glauben, dass hinter dem Zufall ein System steckt?

      Unser Sohn Felix ging vor einigen Jahren (1997) als Austauschschüler in die USA. Für ihn wurde von einer Organisation eine Familie in Alva in Oklahoma gefunden. Kurz vor der Abreise hat er sich mit einer Fete von den Freunden verabschiedet und von den Verwandten per Telefon. So rief er auch unseren Onkel August in Köln an.
      „Ich komme nach Oklahoma“, sagte Felix zu August.
      „Oklahoma? Da war ich als Kriegsgefangener“, antwortete August.
      „Ich komme nach Alva“, sagte Felix.
      „Genau dort war ich, in diesem verlassenen Nest“, sagte August und beschrieb die Gegend, und als wir im Sommer darauf unseren Felix besuchten, traf alles zu: Trostlose Weite, leere Gegend, kleines Dorf, 5000 Leute, Futtersilos, Baumwolle, Erdnüsse.
      Unser Felix gab mir einen interessanten Artikel der Zeitung von Alva. Denn er hatte der Journalistin erzählt, dass sein Onkel August als Kriegsgefangner in Alva gewesen wäre. Die Journalistin war bass erstaunt, denn sie war die Tochter des Direktors des „Camp of War“, in dem August als "prisoner of war" kaserniert war.
      Avatar
      schrieb am 06.08.01 17:27:57
      Beitrag Nr. 7 ()
      So Erfahrungen hat wohl jeder.Hier mal drei von mir.Vor einigen Jahren hat meine Fa.einen Mann eingestellt,dem seine Frau 15 Jahre nach mir von der gleichen Hebamme geboren wurde,aber 200Km weg.Durch abgabe des falschen Elferwette Schein(war für die Woche später gedacht)12000 DM gewonnen.Hätten die Schalker damals noch gewonnen,wären es über 100000 DM gewesen.Ich fuhr einen Berg auf einer dreispurigen Straße die Überholspur hoch.Wer zuerst in der Mitte fährt,hatt Vorfahrt.Von oben schleichen welche hinter einem LKW her und würden gerne überholen.Nett wie ich nun mal binfahre ich rechts rüber(man kann dann etwas später nochmal überholen)um dem Gegenverkehr die Möglichkeit zu geben.Mein Hintermann fuhr weiter und oben überholte jemand.Ich lebe noch,mein Hintermann nicht mehr.Es war furchtbar.Der Knall und ein Auto hing senkrecht 2m in der Luft.
      Avatar
      schrieb am 07.08.01 10:13:03
      Beitrag Nr. 8 ()
      Aus der Sammlung MutterErde


      Ich glaube nicht an Zufall.
      Die Menschen, die in der Welt vorwärtskommen,
      sind die Menschen, die aufstehen
      und nach dem von ihnen benötigten Zufall Ausschau halten.



      (George Bernard Shaw, irischer Dramatiker, 1856-1950)
      Avatar
      schrieb am 08.08.01 11:20:31
      Beitrag Nr. 9 ()
      „Ein Gedicht ist die Eintrittskarte ins Reich der Tagesschauansagerinnen.“

      Adriana Suarez kam aus Argentinien, war ein Jahr Austauschschülerin am Gymnasium in Damme und sprach zu Beginn nicht ein einziges deutsches Wort Und weil ich eine Vorliebe für Spanien und Spanisch besitze, war es zwangsläufig, dass wir uns kennen lernten. Ungefähr einen Monat vor ihrer Rückreise war sie bei uns zum Tee, und als ich sie fragte, was wirst Du denn Deinen Eltern und Freunden beim Empfang in Buenos Aires als Kostprobe in Deutsch erzählen, war sie ratlos. Ich nutzte die Chance der Stunde und mit ein wenig Überredung konnte ich sie animieren, ein Gedicht von Heinrich Heine ( „Deutschland. Ein Wintermärchen“) auswendig zu lernen. Es klang verdammt gut aus ihrem Mund mit dem spanischen Akzent.
      Zurück in Buenos Aires studierte sie Journalismus und Publizistik. Sie besuchte uns noch zweimal. Beim letzten Mal war sie besonders stolz, denn sie hatte das Examen bestanden und eine Stelle beim Fernsehen ergattert.
      „Auf eine lyrische Weise“, erklärte sie mir und erzählte, dass sie eines Tages durch einen Park in Buenos Aires spazieren gegangen sei, vorbei an Hecken, Bäumen und Blumenwiesen. Von weitem schon habe sie eine Bank gesehen, auf der sich zwei ältere Herren ausruhten. Als sie nähergekommen sei, habe sie die Herren zu ihrer Verwunderung Deutsch sprechen hören. Neugierig habe sie in Deutsch gefragt, ob sie sich zu ihnen auf die Bank setzen dürfe.
      Die älteren Herren waren erstaunt, eine argentinische junge Frau in ihrer Muttersprache reden zu hören. Das Gespräch kam schnell auf die Schule und auch darauf, was man denn nun in Deutschland im Deutschunterricht so lerne. Und da habe sie brav drei Strophen dieses Gedichtes aufgesagt:

      Im traurigen Monat November war’s,
      Die Tage wurden trüber,
      Der Wind riss von den Bäumen das Laub,
      Da reist ich nach Deutschland hinüber.

      Und als ich an die Grenze kam,
      Da fühlt ich ein stärkeres Klopfen
      In meiner Brust, ich glaube sogar,
      Die Augen begunnen zu tropfen.

      Und als ich die deutsche Sprache vernahm,
      Da ward mir seltsam zumute;
      Ich meinte nicht anders, als ob das Herz
      Recht angenehm verblute.

      Die Männer waren irgendwie im fernen Argentinien gerührt, als sie Heines Worte so unvermittelt aus ihrem Mund hörten. Dieses Gedicht eröffnete den Beginn einer Freundschaft, und da der eine der Herren mit dem argentinischen Fernsehen zu tun hatte, war selbstverständlich, dass „ein Gedicht die Eintrittskarte ins Reich der Tagesschauansagerinnen ist.“
      Avatar
      schrieb am 08.08.01 11:52:59
      Beitrag Nr. 10 ()
      Zum Thema `Zufall` erlaube ich mir, mich selbst aus dem Posting 79 meines `Theodizee-Threads` zu zitieren:
      Es gab schon immer Wissenschaftler, denen Zufälle zu häufig begegneten, um einfach auf reinem Chaos zu beruhen: Der schweizerischen Psychologe/ Psychiater Carl Gustav
      Jung behauptete beispielsweise genau dies 1952 in einem Essay und führte den Begriff `Synchronizität` für das Phänomen ein, daß anscheinend nicht miteinander in Beziehung
      stehende Ereignisse in unerwarteter Korrelation auftreten.
      Kernphysiker haben schon 1935 das Argument vorgebracht, daß zwei atomare Elementarteilchen im Prinzip unzerstörbar sind und nach einmaliger Wechselwirkung theoretisch
      noch Jahrtausende später, auch wenn dann Lichtjahre zwischen ihnen liegen sollten, in ihren Bewegungen immer noch durch das dann Jahrtausende zurückliegende Treffen
      voneinander abhängig bleiben. Dieses seltsame Phänomen wird nach seinen Theoretikern Einstein, Podolsky und Rosen das ERP-Paradoxon genannt. Der Physiker David
      Bohm vermutete ähnlich wie Rupert Sheldrake, daß Elementarteilchen sich (und die Menschen) in bisher nicht klar zu erfassender Weise gegenseitig beeinflussen. Einige
      Teilchen beschreiben in Beschleunigern nach dem Zusammenprall mit Zeitverzögerungen plötzlich zeitgleich Kurven in ihren Bahnen, deren Ursachen unbekannt sind. Ähnliches
      könnte bei der Wirkung auf Menschen dazu führen, daß verschiedene Menschen, die irgendwie aufeinander eingestimmt sind, gleichzeitig gemeinsame Vorstellungen entwickeln
      können.
      Übrigens gab es hier vor einiger Zeit einen Thread, der mit den erstaunlichen Ähnlichkeiten bei den Mordfällen der Präsidenten Lincoln und Kennedy anfing. Die meisten dort
      genannten Ähnlichkeiten entsprechen den Tatsachen und sind auch in Dallas auf einem Gedenkstein festgehalten: Beispielsweise wurde Kennedy bis auf die Woche genau 100
      Jahre nach Lincoln ermordet; beide waren im Bürgerrechtskampf für Schwarze engagiert, beide starben an einem Freitag in Gegenwart ihrer Frau, beide hatten während ihrer
      Amtszeit im White House einen Sohn verloren. Lincoln wurde im Ford`s Theatre ermordet, Kennedy in einem Ford-Wagen vom Typ Lincoln Continental, die Vizepräsidenten und
      Amtsnachfolger hießen beide Johnson und ihre Geburtsjahre lagen exakt 100 Jahre auseinander (1808 und 1908). Das ist schon seltsam...
      Avatar
      schrieb am 08.08.01 11:55:10
      Beitrag Nr. 11 ()
      Und natürlich habe ich wieder vergessen zu korrigieren, daß Lincoln und Kennedy nicht genau im Abstand von 100 Jahren ermordet, sondern zum Präsidenten gewählt wurden. ;)
      Avatar
      schrieb am 09.08.01 11:24:13
      Beitrag Nr. 12 ()
      Darf man glauben, dass hinter dem Zufall ein System steckt?

      Ich liebe Lyrik.
      Ein Gedicht von Goethe hat mich vor etwa 20 Jahren verfolgt: Es hieß: „Der Page“
      In diesem Gedicht wird von Goethe das Phänomen der damals nicht bekannten morphogenetischen Felder (Sheldrake, Physiker) anhand einer Ballade geschildert.
      Zum Inhalt: Ein Page und die Schwester der Königin haben ein verbotenes erotisches-sexuelles Verhältnis. Dieses in den Augen des königlichen Hofes amoralische, ordinäre Verhältnis gesteht die Schwester unter Weinen der Königin. In diesem Moment der Eröffnung ihrer Liebe zum Pagen verschüttet der Page, um den Damen den Tee zu bringen, den Tee auf dem Tablett.
      Heute würde man dieses „Psychokinese“ nennen.

      Ich habe diese Kenntnis über „Goethes“ Vorstellungen über Psychokinese von einem Lehrer in Löningen bekommen. Er trug mir das Gedicht vor, und wir haben darüber diskutiert.
      Nach einigen Jahren brauchte ich anlässlich einer literarischen Veranstaltung dieses Gedicht. Doch das Gedicht war nicht aufzutreiben. Ich suchte überall; der Lehrer, den ich anrief, wusste darüber komischerweise nichts mehr, als hätten wir nicht darüber gesprochen.
      Etwa zwei Jahren später war ich in Salzburg im Skiurlaub. Das Wetter spielte uns einen Streich, es regnete in Strömen. Gegen die Langeweile durchstreifte ich die Bibliotheken und Buchhandlungen, hin und wieder an den Pagen denkend. Ich kaufte zum xten Mal Goethes Gedichte, blätterte nach dem Gedicht, fand es aber nicht.
      Ich sah nun in der gymnasialen Bibliothek nach: Keine Ergebnisse. Ich fragte einige Germanisten, aber keine Antwort.
      Ich bin kein hartnäckiger „Sucher in der lyrischen Wüste“, aber die nächsten Jahren hatte ich immer ein inneres Auge – beiläufig - auf diesem Pagengedicht.

      Als ich bei einer Großfamilienfeier im Bergischen Land im Wohnhaus meiner Tante war, die sich mehr für Telefonbücher als für Literatur interessiert – Goethes Werke sind übrigens für die meisten Potemkinsche Dörfer - warf ich nun einen Blick auf die Glasvitrine mit den diversen Schmökern, um mich zu vergnügen. Ich zog , ohne tieferes Gespür, irgendeinen Band aus dem Gewusel der vokalakrobatischen Belletristik heraus, wiegte den Band in der Hand, schlug ihn irgendwo in der Mitte auf und dort war das Gedicht:
      Der Page.
      Ich war „trichinös“ vergiftet.

      Was habe ich nun gemacht?
      Ich muss natürlich eine Vorbemerkung machen. Ich pflege Bücher, knicke sie nicht über den Buchrücken, meine Romane hat keine Eselsohren, nur einige Bemerkungen schreibe ich hinein.
      Ich habe mich im Wohnzimmer meiner Tante wie ein Juwelen-Dieb verhalten. Ich habe einen zweiten heimlichen Blick auf dieses Gedicht riskiert, geschielt habe ich auf den Titel, gestreichelt die Buchstaben, diese bellas literas. Als alle wegsahen, habe ich dieses Blatt herausgerissen; um ungestört zu sein, habe es auf dem Klo gelesen, dann habe ich es aufbewahrt, „auf meinem Herzen“ dieses Zettelchen mit den Risszähnen, gefaltet, dünnes Papier, später im Laufe der Jahre vergilbt, aber ruhend in der Reverstasche meines Anzugs.

      Als meine Frau den Anzug aus der Reinigung zurückbrachte, war der Zettel leider verschwunden.
      Avatar
      schrieb am 10.08.01 22:06:26
      Beitrag Nr. 13 ()
      Ein Hinweis zur Synchronizität

      Avatar
      schrieb am 10.08.01 22:09:47
      Beitrag Nr. 14 ()
      Gibt es angesichts eines Briekastens eine e-mail oder einen Zufall?
      Avatar
      schrieb am 10.08.01 22:25:58
      Beitrag Nr. 15 ()
      Orginaltexte:

      In Boethius` Consolationes philosophiae warnt die strenge Dame Philosophia uns vor Fortuna: "Nur wenn sie sich schwankend und veränderlich gibt, ist sie ehrlich"

      Zufall

      Der Zufall ist ein Rätsel, welches das Schicksal dem Menschen aufgibt.

      (F. Hebbel)

      Der Zufall hat kein Gedächtnis.

      (von wem stammt dieser wichtige Satz ?)

      Geometrisch eingekreist

      Forscher sind dem Zufall auf die Schliche gekommen Von Wolfgang Blum

      Zufälle verwirren. Wenn wir einen alten Schulkameraden nach Jahren unvermittelt im Ausland treffen oder im Spielkasino fünfmal hintereinander die Null kommt, denken wir sofort, das kann nicht mit rechten Dingen zugehen - und sind dabei in bester Gesellschaft. Goethe etwa philosophierte über "Wechselkreise von guten und schlechten Tagen", Freud glaubte, mit Perioden von 23 und 27 Tagen bedeutsame Ereignisse erklären zu können, und C. G. Jung schrieb Abhandlungen über "die Synchronizität akausaler Zusammenhänge", eine davon gemeinsam mit dem Physiknobelpreisträger Wolfgang Pauli.

      Selbst Mathematiker haben mit dem Zufall ihre Probleme. Seit Jahrhunderten brüten sie über einer Definition des Begriffes. Doch immer wieder entzog sich das Forschungsobjekt den Erklärungen. Was dem Laien als Kinderspiel erscheint - eine zufällige Zahlenreihe zu erstellen -, bringt Wissenschaftler in Schwierigkeiten. Nun ist die Zunft dem Geheimnis des schwer fassbaren Gesellen ein Stück näher gekommen. Drei Mathematiker aus Holland und Kanada konnten den Zufall geometrisch einkreisen: Überträgt man eine Zahlenreihe als Punkte in ein Quadrat, lässt sich feststellen, ob die Reihe zufällig entstanden ist oder ob die einzelnen Zahlen nach bestimmten Regeln gewählt wurden.

      Solche Zufallsreihen sind nicht bloß theoretisches Spielzeug, sondern ein gesuchter Rohstoff. Er eignet sich für eine ganze Reihe von Anwendungen: Meteorologen nutzen den Zufall, um Vorhersagen zu verbessern. Er ist ein Faktor bei der Steuerung von Robotern und hilft beim Ausrechnen der durchschnittlichen Lebensdauer einer Glühbirne. Mit Zufallsreihen prognostizieren Verkehrsplaner Autobahnstaus und suchen Ölkonzerne nach neuen Vorkommen.

      Als vor 350 Jahren reiche Adlige Forschungsaufträge vergaben, handelte es sich noch weitgehend um ein persönliches Steckenpferd. Sie ließen die Gesetze des Zufalls ergründen, um ihre Chancen beim Glücksspiel zu verbessern. Schon damals erkannten die Gelehrten, dass Münzen, Würfel, Spielkarten und Roulettekugeln kein Gedächtnis haben. Auch wenn bei den letzten zehn Würfen "Kopf" gefallen ist, beträgt die Wahrscheinlichkeit für "Kopf" beim nächsten Wurf wieder genau 50 Prozent - sofern die Münze nicht manipuliert war. Dennoch setzen noch heute viele Spieler auf die ausgleichende Gerechtigkeit und meinen, nach zehnmal "Kopf" müsse doch endlich mal "Zahl" fallen.

      Mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften rückte der Zufall immer mehr ins Interesse der universitären Forschung. Kaum ein Experiment ist frei von zufälligen Störungen. Messungen etwa stimmen nie exakt, sondern schwanken um den wahren Wert. Als die Physiker auf der Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, in die Quantentheorie vorstießen, begegneten sie auch da dem Zufall: Elementarteilchen lassen sich nicht festnageln, sie treten nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auf. Mathematiker entwickelten ihrerseits eine Theorie, mit der sie die zu erwartenden Abweichungen bei Versuchen kalkulieren konnten, und lernten, die Quantenwelt mit Formeln zu beschreiben. Die zentrale Frage, was der Zufall sei, blieb indes offen.

      Die Forscher brachte dasselbe Phänomen zur Verzweiflung wie Glücksspieler, die nach zehnmal "Kopf" auf Fortunas Ausgleich warten. Jedes Ergebnis von zehn Würfen ist gleich wahrscheinlich. Notiert man für "Zahl" eine 1 und für "Kopf" eine 0, heißt das, die Zahlenfolge 1111111111 ist genauso wahrscheinlich wie die zufällig aussehende Reihe 0010101101. Betrachtet man stattdessen 10 000 oder gar Millionen Würfe, ändert sich nichts. Jeder Ausgang hat die gleiche Wahrscheinlichkeit, 1111 ... genauso wie jede andere 0-1-Sequenz. Zwar lässt sich mathematisch beweisen, dass bei unendlich vielen Würfen je die Hälfte "Wappen" und "Zahl" ergeben. Doch wann sich das ausbalanciert, ist nicht zu ermitteln.

      Was soll man daher unter einer Folge von Zufallszahlen verstehen? Der österreichische Mathematiker Richard von Mises versuchte es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit fehlender Vorhersehbarkeit: Eine 0-1-Sequenz sollte als zufällig gelten, wenn es keine Regel gibt, die an irgendeiner Stelle das nächste Glied aus den vorhergehenden mit einer Wahrscheinlichkeit größer als 50 Prozent prognostiziert. Für den Münzwurf bedeutet das: Systeme, die dem Spieler einen Vorteil versprechen, existieren nicht. So einleuchtend die Definition klingt, hat sie doch einen Haken. Von Mises konnte mathematisch nicht präzisieren, was er unter einer Regel verstand. Sein Ansatz blieb Stückwerk.

      Erst in den sechziger Jahren fanden der Russe Andrej Nikolajewitsch Kolmogorow und der Amerikaner Gregory Chaitin unabhängig voneinander mit einer speziellen Komplexitätstheorie einen Ausweg: Eine Zahlenfolge ist ihner Meinung nach zufällig, wenn sie sich nicht mit einer kürzeren Zeichensequenz beschreiben lässt. Die Folge 11111 ... etwa kann man knapp ausdrücken mithilfe des mit Nullen und Einsen geschriebenen Computerbefehls für "Schreibe lauter Einsen!", 01010101 ... mit einem entsprechenden "wiederhole 01!". Bei Zufallsfolgen darf es keine solche Umschreibung in Kurzform geben.

      Theoretiker mag diese Definition zufrieden stellen, doch taugt sie nur dazu, Folgen als nicht zufällig zu erkennen. Woher soll man wissen, ob sich eine Zahlenfolge nicht auf irgendeine Art knapper darstellen lässt? In der Tat erwies sich das nicht nur als schwierig, sondern sogar als unmöglich. Mathematiker bewiesen, dass es kein Verfahren gibt, mit dem sich die kürzeste Beschreibung einer Zahlenfolge ermitteln lässt.

      Doch nun gelang es, diese sperrige Komplexitätstheorie besser in den Griff zu bekommen. Paul Vitanyi vom holländischen Zentrum für Mathematik und Informatik in Amsterdam sowie Ming Li und Tao Jiang von den kanadischen Universitäten in Waterloo und Hamilton kramten dazu ein über 50 Jahre altes geometrisches Problem hervor: Auf einem Quadrat ist eine Anzahl von Punkten zu setzen, die paarweise mit geraden Strichen verbunden werden. Zwischen diesen Verbindungslinien bilden sich Dreiecke. Nun stellt sich die Frage, wie man die Punkte platziert, damit das kleinste dieser Dreiecke so groß wie möglich wird. Ist das kleinste Dreieck nämlich fast so groß wie das größte, hat man eine gleichmäßige Lösung gefunden. Für fünf Punkte zeigt die unten stehende linke Abbildung die Lösung. Sucht man nun nach dem Zufall, kann das Ziel nicht in der optimalen Anordnung der Dreiecksecken liegen. Um einen zufälligen Zustand mit einer einigermaßen gleichmäßigen aber nicht zu gleichmäßigen Verteilung zu erhalten, streuen Vitanyi, Li und Jiang zufällig Punkte über das Quadrat (rechte Abbildung) und bestimmen die Größe des kleinsten Dreiecks zwischen ihnen. Je mehr Punkte man einzeichnet, desto kleiner werden die Werte natürlich. Bei Zufallsfolgen schrumpfen die Flächen der kleinsten Dreiecke immer in einem bestimmten Verhältnis zur wachsenden Anzahl Punkte. Verringern sich die Flächen aber schneller, liegen irgendwo Punkte zu dicht beieinander, um zufällig zu sein. Reduzieren sich die Dreiecksflächen dagegen zu langsam, sind die vermeintlichen Zufallspunkte zu gleichmäßig über das Quadrat verstreut. In beiden Fällen überführt die Methode eine angebliche Zufallsreihe. Zum Beweis beschrieben die drei Mathematiker die Lage der zugehörigen Punkte in jeweils kürzerer Form - nach der Komplexitätstheorie von Kolmogorow und Chaitin konnten also die Zahlenreihen nicht zufällig gewesen sein.

      Damit ist die unhandliche Komplexitätstheorie in eine geometrische Aufgabe umgesetzt worden, die der Computer bewältigen kann. Er berechnet die Dreiecksflächen auch für Tausende von Punkten problemlos. Vitanyi, Li und Jiang wollen mit diesem Ansatz Simulationen verlässlicher machen. Computer spucken auf Knopfdruck ellenlange Listen von so genannten Pseudozufallszahlen aus, die zwar zufällig verteilt aussehen, in Wirklichkeit aber einem bestimmten Muster folgen. Nach der Komplexitätsdefinition sind sie somit himmelweit von Zufälligkeit entfernt.

      Die Meteorologen etwa sagen das Wetter von morgen mithilfe solcher Pseudozufallszahlen vorher, und Börsenanalysten versuchen, mit ihnen künftige Aktienkurse zu schätzen. Da Klima und Markt äußerst komplex sind, rechnen die Experten mit den Pseudozufallszahlen eine ganze Anzahl möglicher Entwicklungen durch. Als Prognose berechnen sie daraus den Durchschnitt, in der Absicht, auf diesem Weg in die Nähe des Zufalls zu gelangen. Zuweilen liegen sie damit weit daneben, weil die verwendeten Zahlenfolgen eben nicht zufällig sind, sondern Muster aufweisen. Allzu große Fehler könnte künftig der Vergleich der Folgen mit echten Zufallszahlen, die den Test von Vitanyi, Li und Jiang überstanden haben, vermeiden.

      Doch selbst nüchterne Forscher wie Vitanyi verwirrt der Zufall zuweilen noch. Der holländische Mathematiker erzählt, er habe gerade bei einem zweitägigen Aufenthalt in Japan seinen Freund aus Tokyo zufällig in der U-Bahn getroffen. "Unter 15 Millionen Menschen ist das wirklich erstaunlich."

      © beim Autor/DIE ZEIT 2000 Nr. 16
      Avatar
      schrieb am 11.08.01 13:37:55
      Beitrag Nr. 16 ()
      Ein Mensch, der einigermaßen auf dem Laufenden ist und den vollen Verstand hat, wühlt nicht in diesen teleologischen und plyschologischen und den vermaledeiten Redekuren dieser selbst ernannten Wissenschaftler, die realiter nur 2+2 nur addieren können (außer bei ihren Honoraren).
      Fakt ist, dass die Irrtümer der Philosophie und Psychologie bis in den Himmel stinken.
      Avatar
      schrieb am 12.08.01 13:26:11
      Beitrag Nr. 17 ()
      Darf man glauben, dass hinter dem Zufall ein System steckt?

      Gestern in der SZ hinten im Panorama:

      Barry Bagshaw , 61, britischer Taxifahrer, hat nach 34 Jahren seinen Sohn wiedergetroffen:
      Der 39-Jährige saß als Kunde auf dem Rücksitz seines Wagens.
      Bagshaw hatte seine Familie in der damaligen Kronkolonie Hongkong verlassen, als Sohn Colin fünf Jahre alt war. Der wuchs im Glauben auf, sein Vater sei tot.
      Durch Zufall kam er nun nach Brighton und stieg mit seiner Freundin in Bagshaws Taxi. Als diese den Führerschein des Fahrers auf dem Armaturenbrett liegen sah, sagte sie: „Ist das nicht komisch – ihr habt denselben Namen.“ Worauf Colin im Scherz fragte: „Ihr Vorname ist nicht etwa Barry?“ Nun wollen sich beide erst einmal richtig kennen lernen.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Darf man glauben, dass hinter dem Zufall ein System steckt?