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    Morphosys - Die komplette Analyse - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.08.01 17:49:52 von
    neuester Beitrag 10.09.01 20:24:18 von
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      schrieb am 28.08.01 17:49:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      "The Bull" Analyse zur Information. Ist lesenswert.
      mfg




      Inhaltsverzeichnis:
      ===================

      1. Morphosys - Harter Kern des nächsten Biotech-Booms
      1.1. Neues aus dem THE-BULLS-Biotech Research
      1.2. Genomik - Der Motor des nächsten Biotech Booms
      1.3. Von Celera bis Morphosys - Die Pioniere des Genzeitalters
      1.4. Morphosys - Gewinner des Humangenomeprojektes
      1.5. Versionen und Komponenten der HuCAL®-Technologie
      1.6. Kooperationen
      1.7. Geschäftsentwicklung
      1.8. Bewertung schwierig - mögliche Fusion mit amerikanischem Partner
      1.9. Patentstreit - Morphosys im Recht
      1.10. Fazit

      ----------------------------------------------------------------

      1. Morphosys - Harter Kern des nächsten Biotech-Booms

      1.1. Neues aus dem THE-BULLS-Biotech Research

      Seit ihrem Alltime-High hat die einstige Kursrakete fast 95 Prozent an Wert verloren und notiert mit ca. 31 Euro nur noch knapp über dem Emissionskurs von 25 Euro im Jahr 1999.

      Doch seither war Morphosys in der Lage, den Ertragswert in einzigartiger Weise zu steigern. Bereits Ende 2000 verfügte das 1992 gegründete Martinsrieder Forschungsunternehmen über elf Kooperationen, von denen alleine acht im abgelaufenen Geschäftsjahr abgeschlossen wurden. Darunter befinden sich auch namhafte Pharmagiganten wie Johnson&Johnson, Hoffmann-La Roche und DuPont Pharmaceuticals.

      Obwohl bei zahlreichen Kooperationen bereits erste Meilensteine erreicht wurden, weist Morphosys gegenüber amerikanischen Konkurrenten wie Medarex und Abgenix einen Bewertungsabschlag von über 90 Prozent auf. Dieser ist darauf zurückzuführen, dass die Amerikaner bereits Antikörperpräparate im fortgeschrittenen Stadium entwickelten während bei Morphosys gerade erst die präklinischen Studien vorbereitet werden.

      Darüber hinaus rechtfertigt die Notiz am Neuen Markt einen hohen Risikoabschlag gegenüber der internationalen Peer Group. Vor allem die laufenden Patentstreitigkeiten verunsicherten angesichts der zahlreichen negativen Erfahrungen mit Nemax-Titeln die Anleger. Fragen wie

      "Inwieweit beeinträchtigen die Patentstreitigkeiten mit Applied Molecular Evolution und dem Erzfeind Cambridge Antibody Technology (CAT) die Geschäftstätigkeit von Morphosys?" oder

      "Was passiert wenn Morphosys den Patentstreit mit Applied Molecular Evolution verliert?"

      beschäftigen die Anleger. Und genau diese Verunsicherung führt dazu dass Morphosys an schwachen Tagen überproportional verliert. Vorübergehend brach der Aktienkurs sogar auf unter 29 Euro ein. An dieser Stelle folgt die wohlberechtigte Frage, inwieweit der jüngste Kurssturz gerechtfertigt ist, die in dieser Analyse ausführlich behandelt wird.


      1.2. Genomik - Der Motor des nächsten Biotech Booms

      Wir hatten während des vergangenen Booms bereits öfters darauf hingewiesen, dass die eine oder andere spekulative Blase platzen wird. Doch das gegenwärtige Crash-Ausmaß im Biotech-Sektor und in der Medizintechnik stellt eindeutig eine klare Übertreibung dar. Rentable Unternehmen wie AAP-Implantate, Rhein Biotech und die amerikanische Pharmacopaia sind bereits teilweise günstiger bewertet als Automobilwerte und Unternehmen wie Celera, Incyte Genomik und Genelogic können aufgrund ihrer hohen Cashreserven sogar als kleine Banken mit Biotech-Abteilung bezeichnet werden. Darüber hinaus schreitet die technologische Entwicklung superexponentiell voran. Dies kann anhand folgender Historie belegt werden:

      1974 gelingt es Wissenschaftlern, D N A-Stücke miteinander verbinden

      1985 folgt die Markteinführung des ersten gentechnisch hergestellten Medikaments

      1990 Start des Humangenomprojektes

      1998 Markteinführung des ersten Antikörper-Präparates Herceptin gegen Brustkrebs

      2000 Vollständige Sequenzierung des menschlichen Genoms durch Celera Genomic

      2001 Pharmacopaia konnte bereits 89 Prozent aller menschlichen Proteine aufschlüsseln

      Trotzdem durchläuft der Biotech- und Pharmasektor gegenwärtig eine schwierige Phase. Belastend wirkt vor allem der Umstand, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA noch immer ohne Führung ist und deshalb die Neuzulassung von Medikamenten sehr restriktiv handhabt.

      Verstärkt wurde die gegenwärtig übervorsichtige Haltung noch durch den Lipobay-Zwischenfall bei Bayer. Neben den Cholesterin-Blockern von Merck, Pfizer und Novartis stehen nun auch die Arthritis-Medikamente von Merck und Pharamcia auf dem Prüfstand. Doch dieser Kontrollprozess kann bis ins Unendliche ausgedehnt werden, denn sobald dem Körper chemische Substanzen zur Bekämpfung von Krankheitssymptomen zugeführt werden, können aufgrund einer Vielfalt von mehreren hundert Milliarden unterschiedlichen Substanzen in Nahrungsmitteln und anderen Medikamenten immer wieder negative Wechselwirkungen mit tödlichen Folgen auftreten, die im verhältnismäßig kurzen Zeitraum der klinischen Studien nicht entdeckt werden konnten. Das gleiche gilt auch für die sogenannten bedenkenlosen rezeptfreien Naturpräparate in diversen Drogerieketten und Reformhäusern.

      Wer wirklich auf Nummer sicher gehen will, muss deshalb die Wirkungsweise des menschlichen Immunsystems genau analysieren, um auf Basis dieser Erkenntnisse Präparate zu entwickeln, die als eine natürliche Ergänzung des körpereigenen Immunsystems fungieren. Und genau an dieser Stelle ist die Biotechnologie gefordert, um langfristig völlig nebenwirkungsfreie hochwirksame Antikörperpräparate gegen Krebs, Entzündungen, Autoimmunkrankheiten und Infektionen zu entwickeln.


      1.3. Von Celera bis Morphosys - Die Pioniere des Genzeitalters

      Vergleicht man das menschliche Genom mit dem Alphabet, dann gleicht die Aufschlüsselung der einzelnen Gene der Auflistung des Alphabets. Diese Basisarbeit wurde bereits vom Branchenpionier Celera Genomic erledigt. Nun sind neben Celera Unternehmen wie Lion Biosciences, Incyte Genomic, Pharmacopaia und Human Genome bestrebt, die dahinter stehende Spreche zu erlernen. Mit Hilfe ausgeklügelter Softwarelösungen werden riesige Datenbanken durchforstet, um die Aufgaben der einzelnen Gene sowie die Funktionen von deren Proteinen zu erforschen.

      Doch bisher sind erst offiziell 89 Prozent der menschlichen Proteine kartographiert. Die schwierigste Aufgabe liegt allerdings darin, herauszufinden, welche Gene bzw. Proteine für welche Krankheiten verantwortlich sind, denn oft stehen komplexe Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes mit mehreren Genen in Verbindung. Erst wenn diese Zusammenhänge erkannt worden sind, können die krankheitsassozierten Proteine als Zielmoleküle für die Entwicklung neuer Wirkstoffe herangezogen werden.

      Zielmoleküle können dabei mit einem Schloss verglichen werden, für das der entsprechende Schlüssel noch gefunden werden muss. Dieser liegt in den entsprechenden Antikörpern, die als wesentlicher Teil der Abwehrmechanismen unseres Körpers die spezifische molekulare Struktur eines krankheitsauslösenden Zielmoleküls (Antigen) erkennen und sich dann an dieses Antigen binden. Auf diese Weise können Krankheiten ohne schädliche Nebenwirkungen erfolgreich bekämpft werden, da die Antikörper lediglich das Zielmolekül ausschalten ohne andere Molekularstrukturen anzugreifen.

      Methoden einer effizienten Auffindung von Zielmolekülen sind deshalb für die pharmazeutische Industrie von essentieller Bedeutung. Gegenwärtig werden allerdings noch mehr nach einem Trial and Error-Verfahren Zielmoleküle definiert, die mit bestimmten Erkrankungen in Verbindung stehen könnten. Die Bedeutung dieses Arbeitsschrittes darf nicht unterschätzt werden, denn von den richtigen Zielmolekülen hängt auch der kommerzielle Erfolg von den auf deren Basis entwickelten Wirkstoffen und Präparaten ab. Die Entwicklungskosten von Wirkstoffen auf Basis von kostenintensiven Zielmolekülen variieren mit der günstigsten Alternative oft in einem dreistelligen Millionenbereich. Deshalb sind Unternehmen, die eine Auffindung und Validierung von Zielmolekülen sowie Optimierung von therapeutischen Antikörpern anbieten gefordert, die günstigsten Alternativen aufzufinden. Vor allem Unternehmen wie Vertex und Pharmacopaia fallen in diese Kategorie.

      Bereits etwas weiter vorne in der Wertschöpfungskette angesiedelt sind Unternehmen, die therapeutische Antikörper bzw. Antikörperpräparate entwickeln. Vor allem Morphosys, Cambridge Antibody Technology, Medarex und Abgenix fallen in diese Kategorie.

      Vor allem Morphosys verfügt dabei über einen globalen Technologievorsprung in einem Wachstumsmarkt. Mit jährlichen Zuwachsraten von über 25 Prozent zählt der globale Markt für therapeutische Antikörper zu dem am schnellsten wachsenden Segment bei Arzneimitteln. Die Vorteile dieser Moleküle gegenüber herkömmlichen Präparaten liegen in kürzeren Entwicklungszeiten, einer höheren Erfolgsrate und einem stark verbesserten Nebenwirkungsprofil. Neben nasalen Medikamenten gewinnen deshalb Antikörperpräparate in den Einsatzbereichen Krebs, Entzündungen, Autoimmunkrankheiten und Infektionen zunehmend an Bedeutung.


      1.4. Morphosys - Gewinner des Humangenomeprojektes

      Infolge der Sequenzierung des menschlichen Erbgutes und der wachsenden Zahl neu entdeckter Zielmoleküle wächst auch der Bedarf an Antikörpern. Vor allem im gegenwärtigen Stadium der Genforschung werden große Mengen von Antikörpern benötigt, um die Funktionen der entschlüsselten Gene zu bestimmen.

      Morphosys verfügt hier mit HuCAL®, einer humanen kombinatorischen Antikörperbibliothek von rund 10 Milliarden reinen menschlichen Antikörpern über ein innovatives Konzept zur Herstellung hochspezifischer humaner Antikörper im Reagenzglas. HuCAL ® ist eine Hochdurchsatz-Methode, die als Basistechnologie einen nahtlosen Übergang von der Genomforschung zur Arzneimittelentwicklung ermöglicht, denn die Einsatzmöglichkeiten reichen von der synthetischen Gewinnung von Antikörpern aus Aminosäuren, der Validierung von Zielmolekülen bis hin zur Wirkstoffentwicklung. Darüber hinaus können sowohl diagnostische als auch therapeutische Antikörper entwickelt werden.

      Im Vergleich zu den Technologien der amerikanischen Konkurrenten Abgenix und Medarex, die zur Gewinnung von Antikörpern transgene Mäuse benötigen, überzeugt Morphosys durch eine rasche Herstellung künstlicher humaner Antikörper im Hochdurchsatz-Verfahren. Während Abgenix und Medarex drei bis sechs Monate zur Gewinnung von Antikörpern benötigen, erfolgt die Herstellung mit Hilfe der HuCAL®-Bibliothek binnen weniger Wochen. Darüber hinaus liegt selbst bei den schwierigen nicht immunogenen oder toxischen Antigenen die Erfolgsrate noch immer über 99 Prozent.


      1.5. Versionen und Komponenten der HuCAL®-Technologie

      1.5.1. HuCAL®-scFv:

      Dabei handelt es sich um die erste HcCAL®-Generation, die 1997 fertiggestellt wurde und ca. 2 Mrd. Antikörper enthält. Sie ist ein flexibles Instrument zur effizienten Herstellung von hochspezifischen humanen Antikörperfragmenten. Eine einzigartige modulare Struktur ermöglicht die einfache Umwandlung in verschiedene Antikörperformate. Das scFV Format gewährleistet eine einfache Umwandlung in ein humanes Immunglobulin ohne Funktionsverlust und eignet sich deshalb hervorragend für die Entwicklung therapeutischer Antikörper.

      Darüber hinaus ist die HuCAL-scFV-Bibliothek durch die Hochdurchsatz-Expression von Antikörpern in E.coli auch für die Herstellung von scFv-Fragmenten zur Anwendung in der Genomforschung ideal geeignet. Dieser Umstand macht Morphosys auch zu einem Profiteur der Genforschung.

      Der wertschaffende Charakter dieser Technologie äußert sich dabei vor allem in der modularen Genstruktur von HuCAL®, die einen einfachen Wechsel des Antikörperformates ermöglicht. Dabei erfolgt eine schnelle Umwandlung von einem scFV- oder Fab-Fragment zu einem vollständigen Immunglobulin. Diese können dann in einem Expressionsvektor zu reinen humanen Antikörpern weiterverarbeitet werden.

      1.5.2. HuCAL®-EST und AutoCAL

      Expressed Sequence Tags (ESTs) sind Genfragmente, die oft den ersten Hinweis auf die Existenz und Expression (Umsetzung genetischer Information in ein entsprechendes Protein) geben. Obwohl im Rahmen des Humangenomprojektes ständig weitere ESTs generiert werden, ist die Funktion der entsprechenden Gene noch weitgehend unbekannt. Um Rückschlüsse auf deren Wirkungsweise zu ziehen, dient HuCAL®-EST der Herstellung humaner Antikörper gegen EST-kodierte Proteinfragmente. Diese Antikörper sind oft die einzige Möglichkeit, die Funktion eines Proteins aufzuklären. Vereinfacht ausgedrückt wandelt HuCAL®-EST einen EST oder cDNA-Klon in den Arbeitsschritten Klonierung, Expression, Aufreinigung, Autopan und Autoscreen in einen validierten monoklonalen Antikörper um.

      Unterstützt wird dieser Prozess durch AutoCAL, einem System von Laborrobotern und dazugehöriger Software, das die automatisierte Selektion und das Durchmustern von HuCAL® Antikörperbibliotheken im Hochdurchsatz-Verfahren ermöglicht. Bei diesem Verfahren werden validierte und sequenzierte Antikörper von hoher Qualität gegen Hunderte verschiedener Antigene hergestellt.

      1.5.3. HuCAL®-Fab

      Die aktuelle Version von HuCAL® Fab basiert auf Fab-Fragmenten und kam im Januar 2000 auf den Markt. Ihre Funktionsweise ist ähnlich jener von HuCAL® scFv und ist aufgrund ihres einzigartigen Modularen Aufbaus zur Generierung maßgeschneiderter menschlicher Antikörper geeignet.

      1.5.4. Antikörper Optimierung

      Die HuCAL®-Antikörperoptimierung könnte vor allem im Hinblick auf weitere Kooperationen mit Eos Biotechnology bzw. Pharmacopaia an Bedeutung gewinnen, da sie den raschen Zugang zu menschlichen Antikörpern mit optimierten Eigenschaften ermöglicht. Dabei können die Bindungseigenschaften eines Antikörpers außerordentlich schnell optimiert werden. Die für die Antigenerkennung kritischen Regionen (CDRs) sind leicht austauschbar und die hauseigene TRIM-Technologie ermöglicht die Kontrolle über die Aminosäurezusammensetzung und verhindert das Auftreten unerwünschter STOP Codons. Das führt zu einer erheblichen Qualitätsverbesserung gegenüber herkömmlicher Methoden.

      1.6 Kooperationen
      Obwohl die Komplexe Technologie des Unternehmens immer wieder Gegenstand von Patentstreitigkeiten ist, kam es in den vergangenen Jahren zu einer regelrechten Welle an neuen Partnerschaften mit führenden Biotech- und Pharmaunternehmen in der Erforschung von Zielmolekülen bzw. der Entwicklung therapeutischer Antikörper. Die Erforschung von Zielmolekülen erfolgt im Zuge von Kooperationen mit den beiden Biotech-Giganten BioGen und Chiron sowie dem Pharmariesen Dupont Pharmaceuticals und der von Pharmacopaia übernommenen Eos Biotechnology.

      Biogen - Kooperation mit Royalty-Potentialen

      Zu Jahresbeginn überraschte Morphosys mit einer Vereinbarung zur Herstellung menschlicher Antikörper gegen EST-kodierte Proteinfragmente zur Validierung von Zielmolekülen in den Genomik-Programmen von BioGen. Darüber hinaus erhielt Biogen eine Option, bestimmte aus der Kooperation resultierende HuCAL®-Antikörper zu Arzneimitteln zu entwickeln. Genau daraus resultiert ein enormes Umsatzpotential. Werden nämlich die Funktionen der Proteine, die von den ESTs kodiert werden, verstanden, besteht die Chance, dass auf Basis dieser Erkenntnisse neue Medikamente entwickelt werden können, an deren Umsätzen Morphosys dann auch beteiligt wird. Als positiver Indikator kann auch die Tatsache gewertet werden, dass Biogen AVONEX® (Interferion beta 1a), ein Präparat zur Behandlung rezidiver Multipler Sklerose, auf den Markt brachte und mit Produkten zur Behandlung von Entzündungen, Erkrankungen des Immunsystems, Nervenkrankheiten, Krebs, Fibrose und Herzerkrankungen über eine prall gefüllte Forschungspipeline verfügt.

      DuPont Pharmaceuticals und Chiron

      Während Chiron im Vorjahr eine nichtexklusive Lizenz zur Verwendung der HuCAL® Technologie in inhouse-Programmen zur Erzeugung von HuCAL® Antikörpern zu Forschungszwecken erwarb, wurde die bestehende Lizenzvereinbarung mit DuPont Pharmaceutical durch den Einsatz von AutoCAL™ erweitert. Vor allem das Erreichen des zweiten und letzten Meilensteines in der Kooperation mit DuPont schlägt sich im laufenden Geschäftsjahr positiv auf die Erfolgsrechnung nieder.

      Eos Biotechnology - Neue Präparate in Aussicht

      Dieses Unternehmen könnte Insiderkreisen zufolge die Zukunft von Morphosys noch maßgeblich mitgestalten. Vorerst wird Eos die HuCAL® Technologie in seinen Pharma-Entwicklungsprogrammen zur Validierung von Zielmolekülen und in der Proteom-Forschung einsetzen. Darüber hinaus erhielt Eos die Option, bestimmte Antikörper zu Medikamenten weiterzuentwickeln. Da Eos Biotechnology durch die Eingliederung in die Drug Discovery-Einheit von Pharmacopaia nun auch eng mit deren Software-Tochtergesellschaft Accelrys, jener Gesellschaft, die bereits 89 Prozent des menschlichen Proteoms aufschlüsselte, zusammenarbeiten wird, gehen wir davon aus, dass aus dieser Zusammenarbeit mehrere erfolgreiche Antikörperpräparate hervorgehen werden.

      Alleine aus diesen Kooperationen leiten wir ein gesamtes Ertragspotential von mindestens 110 Mio. Euro bis zum Jahr 2006 ab. Weitaus größer ist das Gewinnpotential in der vorgelagerten Stufe der Wertschöpfungskette, nämlich der Entwicklung therapeutischer Antikörper. Hier bestehen Kooperationen mit folgenden namhaften Partnern:

      Bayer - Vertragsverlängerung um weitere vier Jahre

      Ein sehr umfangreiches Abkommen wurde mit Bayer geschlossen. Mit Hilfe von HuCAL® werden humane therapeutische Antikörper gegen eine Reihe von Zielmolekülen gescreent, die zu Medikamenten weiterentwickelt werden. In einer weiteren Anwendung kann Bayer Antikörper als in vitro (im Reagenzglas) Diagnostika entwickeln, die die Wirkung spezieller Medikamente im Rahmen von klinischen Studien kontrollieren. Darüber hinaus werden die Morphosys-Technologien zur Identifizierung und Validierung neuer Zielmoleküle eingesetzt, die aus dem Genomforschungsprogramm von Bayer resultieren. Bereits im Februar 2001 wurde in dieser zweijährigen Kooperation der erste Meilenstein erreicht. Morphosys generierte nämlich einen maßgeschneiderten hochaffinen (bindungsfähigen) HuCAL®-Antikörper gegen ein nicht genanntes Zielmolekül von Bayer. Dafür flossen im ersten Halbjahr 2001 bereits Meilensteinzahlungen an Morphosys. Weitere Meilensteine und Royalties könnten folgen, sobald die präklinische Phase dieses Antikörpers abgeschlossen ist und die klinische Testreihe eines Antikörperpräparates beginnt. Im Zuge der Ausübung einer Option zur Entwicklung einer humanen Antikörpers gegen ein weiteres Zielmolekül wurde ebenfalls eine Zahlung an Morphosys geleistet. Angesichts des dermaßen positiven Track Records hat Bayer die Zusammenarbeit im Juli 2001 um weitere vier Jahre verlängert. Lizenzgebühren, sowie Meilensteinzahlungen und eventuelle Umsatzbeteiligungen können in diesem Zeitraum durchaus zu Einnahmen in der gesamten Größenordnung von über 10 Mio. Euro führen.

      Centocor - bisheriger Höhepunkt der Firmengeschichte

      Centocor ist ein 100 prozentiges Tochterunternehmen von Johnson&Johnson und eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Antikörpermedikamente. Die Kooperation mit dem Giganten ist für Morphosys der größte Vertragsabschluss in der Firmengeschichte, denn bereits mit der Unterzeichnung des Vertrages wurde im Januar 2001 eine Upfront-Zahlung in Höhe von 3 Mio. Euro an Morphosys fällig. Über die fünfjährige Vertragslaufzeit erhält Morphosys zusätzlich bis zu 19 Mio. Euro an Lizenzgebühren und Wissenschaftsgeldern. Konkret handelt es sich dabei um ein umfangreiches Forschungsabkommen. Die Technologien von Morphosys dienen im Rahmen dieser Kooperation der Entwicklung von Antikörper-Medikamenten und der Entdeckung von Zielmolekülen. Centocor wird darüber hinaus bis zu 30 Zielmoleküle zur Verfügung stellen, gegen die Morphosys optimierte humane HuCAL®-Antikörper generieren wird. Zum Zweck der Identifikation neuer krankheits-assozierter Gene, die als Zielmoleküle für weitere Medikamentenentwicklungen dienen könnten, erfolgte die Installation der HuCAL®-Technologie bei Centocor. Außerdem besteht noch die Möglichkeit weiterer potentieller Installationen bei der Janssen Research Foundation und R.W. Johnson Pharmaceutical Research Institute für die Validierung von Zielmolekülen. Das größte Ertragspotential resultiert allerdings aus den vereinbarten Umsatzbeteiligungen falls entwickelte humane Antikörper zu marktgängigen Präparaten weiterverarbeitet werden. Das alleine aus dieser Kooperation resultierende gesamte Umsatzpotential bis 2006 wird von Brancheninsidern auf über 100 Mio. Euro geschätzt.

      GPC Biotech - Neue Hoffnungen bei Lymphom und Leukämie

      Gleich zwei Meilensteine im ersten Halbjahr 2001 wurden in der umfangreichen Zusammenarbeit mit der ebenfalls in der Region Martnisried ansässigen GPC-Biotech erreicht. Diese umfasst die Entwicklung menschlicher Antikörper zur Behandlung von Krebs und Erkrankungen des Immunsystems. Dabei ist es Morphosys gelungen, Antikörper zu generieren, die bestimmte Krebszellen neutralisieren. Dies liefert die Ausgangsbasis zur Entwicklung hochwirksamer Medikamente gegen Leukämie und Lymphdrüsenkrebs. Beide Krebsarten sind nicht vererbbar, doch deren Inzidenz stieg in den vergangenen Jahren stark an. Besonders die steigende Zahl an Leukämiefällen wird mit der hohen Dichte an Sendemasten für den Mobilfunk in Verbindung gebracht, während die reichere Bevölkerung immer häufiger von Lymphomen heimgesucht wird. Unter die prominenten Patienten des Hodgkin Syndroms fielen zum Beispiel der geheilte Microsoft Mitbegründer Paul Allen und die verstorbene Jaqueline Onassis. Aufgrund der daraus resultierenden überdurchschnittlichen Kaufkraft der Betroffenen errechnet sich im Falle der Weiterentwicklung von Antikörpern zu einem wirksamen Medikament ein enormes Marktpotential. Deshalb wurde im Juli ein präklinischer Meilenstein in GPC-Biotech´s Programm zur Behandlung von bestimmten Blutkrebsarten, nämlich den Klasse II positiven B-Zell Lymphomen, vom Markt sehr positiv aufgenommen. Konkret handelt es sich dabei um einen aus der HuCAL®-Bibliothek gewonnenen und isolierten Antikörper, der in einem Tiermodell eine hohe Affinität zum Zielmolekül MHC Klasse II aufweist. Da dieser Antikörper verschiedene menschliche Blutkrebsarten abtötet, indem er der Tumorwachstum in den meisten Fällen völlig oder zumindest signifikant verzögerte, könnte die Gesundheitsbehörde bald grünes Licht für die klinischen Testreihen geben. Unter optimalen Bedingungen könnte dann bereits 2007 ein nebenwirkungsfreies Antikörperpräparat gegen diverse Krebsarten auf den Markt kommen. Morphosys erhält dabei sowohl Meilensteinzahlungen als auch eine Umsatzbeteiligung nach Markteinführung. Nur wenige Wochen nach diesem präklinischen Erfolgserlebnis wurde der nächste Meilenstein bekanntgegeben: Im Rahmen des immunologischen Teils der Zusammenarbeit gelang es Morphosys, erfolgversprechende Ergebnisse bei der Forschung im Transplantationsbereich zu erzielen. Mit Antikörpern aus der Morphosys-Bibliothek sind in einem Tiermodell durch die Unterbindung einer Immunreaktion der T-Zellen signifikante Fortschritte bei der Behandlung von Transplantationsabstoßung erzielt worden.

      ProChon - Die nächste Überraschung

      Fast gleichzeitig wurde in der Kooperation mit der israelischen ProChon Biotech eine Klasse von therapeutischen Antikörperkandidaten entdeckt, die aus der Morphosys HuCAL® Antikörperbibliothek selektiert wurden. Konkret handelt es sich dabei um Antikörper die die Funktionen des ProChon-Zielmoleküls, einen humanen Wachstums-Rezeptor, der sowohl mit Zwergenwuchs, diversen Knochenkrankheiten als auch mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht wird, lahm legen sollten. ProChon hat dabei nachgewiesen, dass diese Antikörper gezielt die Funktion von mutierten hyperaktiven Formen des Wachstumsfaktor-Rezeptors blockieren. Diese Mutationen nehmen auch einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf diverser Krebserkrankungen. Laut einer Aussage von Professor Avner Yayon, Vorstand Forschung und Entwicklung bei ProChon Biotech, handelt es sich dabei um den ersten Antikörper, der die Aktivität dieser konstitutiv aktivierten Rezeptoren blockiert und so völlig neue Behandlungsmöglichkeiten für verschiedene Krebs- und Knochenerkrankungen eröffnen könnte.

      Hoffmann-La Roche - Hoffnung bei Alzheimer

      Im September 2000 schloss Morphosys mit Roche eine Kooperation in der Entwicklung einer Antikörper-Therapie zur Behandlung von Morbus Alzheimer auf Basis der HuCAL®-Bibliothek. Sechs Monate später wurde bereits der zweite Meilenstein veröffentlicht. Dabei liefert Morphosys eine Reihe von HuCAL ®-Fab-Antikörpern gegen ein Roche Zielmolekül in Gewebsschnitten, die aus dem Gehirn eines Alzheimer-Patienten stammen. Nachdem sich die Morphosys-Antikörper in den Versuchen an das Zielmolekül gebunden haben, flossen Zahlungen an Morphosys. Laut Aussagen von Wissenschaftlern aus Basel liegen die Forschungsergebnisse aus der Partnerschaft mit Morphosys weit über den ursprünglichen Erwartungen. Wir gehen davon aus, dass in diesem Entwicklungsprogramm in den kommenden Monaten weitere Forschungsabschnitte erreicht werden.

      Millenium Pharmaceuticals und ImmunoGen

      Die Kooperation nahm 1998 mit Leukosite ihren Ausgang und wurde nach der Übernahme durch Millenium weiter ausgebaut. Nun werden menschliche Antikörper gegen zwei Proteinklassen entwickelt, die Entzündungen hervorrufen. In der Krebsforschungspartnerschaft mit ImmunoGen hingegen wurde bereits im ersten Halbjahr 2001 ein Meilenstein erreicht. Dabei kommt die HuCAL®-Fab-Technologie zur Entwicklung humaner Antikörper gegen ein Zelloberflächen-Zielmolekül von Immunogen zum Einsatz.

      1.7 Geschäftsentwicklung
      Die zahlreichen Kooperationen schlugen sich alleine 2000 mit acht Vertragsabschlüssen und sechs Meilensteinen positiv auf die Ertragskraft des Unternehmens nieder. Durch eine Änderung in der Bilanzierung werden diese ab dem abgelaufenen Geschäftsjahr nicht mehr sofort ersichtlich. Morphosys setzt nämlich im Hinblick auf eine baldige Einführung an der Nasdaq den Rechnungslegungsstandard "Staff Accounting Bulletin" (oder SAB 101) der U.S. Securities and Exchange Commission um. Die Folge ist, dass Zahlungen für den Technologiezugang oder für die Einleitung von Kooperationen in Zukunft über einen Zeitraum amortisiert werden müssen, der in etwa der erwarteten Dauer von Partnerschaften entspricht. Welche gravierenden Unterschiede zwischen der bisherigen Rechnungslegung und SAB 101 bestehen kann anhand des Jahresabschlusses 2000 anschaulich illustriert werden:

      Ohne Berücksichtigung der Implementierung von SAB 101 kletterte der Umsatz um 139 Prozent auf 13,1 Mio. Euro. Der Jahresfehlbetrag hingegen verringerte sich um 40 Prozent auf 2,3 Mio. Euro, während der Verlust pro Aktie sogar um 42 Prozent von 1,13 Euro auf 0,66 Euro gedrosselt werden konnte. Wesentlich schlechter schneidet Morphosys unter SAB 101 ab: Unter diesem konservativen Rechnungslegungsstandard kletterte der Umsatz lediglich um 54 Prozent auf 8,4 Mio. Euro. Die Kosten für Forschung und Entwicklung stiegen um 42 Prozent während die Eröffnung des Marketingbüro der neugegründeten amerikanischen Tochtergesellschaft, Morphosys USA und die Aufstockung des Personalstandes zu einem Anstieg der Aufwendungen für Verwaltung und Vertrieb von 87 Prozent führten. Die gesamten operativen Aufwendungen stiegen deshalb von 9,0 auf 15,3 Mio. Euro. Dadurch stieg der Jahresfehlbetrag von 3,8 auf 9,2 Mio. Euro und der Verlust pro Aktie weitete sich von 1,13 auf 2,62 Euro aus.

      Im ersten Halbjahr 2001 zeichnete sich trotz der Bilanzierungsänderungen eine Beschleunigung der Wachstumsdynamik ab. Der Gesamtumsatz kletterte um 172 Prozent auf 7,9 Mio. Euro, während der Nettoverlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 2,2 Mio. Euro (-0,65 Euro pro Aktie) rückläufig ist. Als äußerst positiv werten wir die Tatsache, dass 81 Prozent des Gesamtumsatzes auf therapeutische Antikörper entfallen. Darüber hinaus wird mit 7,7 Mio. Euro der Löwenanteil in den USA erwirtschaftet. Besonders positiv auf die Erfolgsrechnung wirkten sich vor allem die Kooperationen mit Roche, Bayer, DuPont sowie die Verlängerung der Kooperation mit Bayer aus. Somit konnte trotz eines Anstiegs der betrieblichen Aufwendungen um 80 Prozent auf 10,6 Mio. Euro das negative Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 3,1 auf 2,6 Mio. Euro gedrosselt werden. Auch die Liquiditätssituation kann als sehr solide bezeichnet werden. Per 30. Juni 2001 sind nämlich flüssige Mittel und kurzfristige Geldanlagen in Höhe von 14,4 Mio. Euro bzw. 4,03 Euro pro Aktie ausgewiesen. Durch den Abbau kurzfristiger Verbindlichkeiten um 2,8 auf 9,7 Mio. Euro konnte die Eigenkapitalquote gegenüber dem Vorjahr von 60 auf 67 Prozent gesteigert werden. Daraus resultiert ein Kurs/Buchwert-Verhältnis von 5,5 auf Basis eines Kurses von 31 Euro.

      1.8 Bewertung schwierig - mögliche Fusion mit amerikanischem Partner

      Morphosys hat mit einem Programm zur Entwicklung eigener Antikörperpräparate begonnen. Genaue Details dazu werden im Herbst bekanntgegeben. Tatsache ist jedoch, dass die höchsten Entwicklungskosten von Medikamenten in Phase II und III anfallen. Unter der Annahme, dass das Entwicklungsprogramm erst vor wenigen Monaten begann, rechnen wir in den Jahren 2003 bis 2005 mit besonders hohen Forschungsausgaben.. Doch die erhöhten Forschungsaufwendungen sollten laut Aussagen eines Insiders bis spätestens 2004 durch Meilensteinzahlungen für erreichte Forschungsabschnitte überkompensiert werden. Insidergerüchten zufolge enthalten die Eigenentwicklungen neben Medikamenten gegen diverse Infektionskrankheiten noch mehre Antikörperpräparate gegen Krebs, vor allem spezielle Formen von Leukämie und Lymphdrüsenkrebs. Gegenwärtig ist Morphosys dabei, die einzelnen Planzahlen der neuen Forschungsprogrammen genau zu überprüfen. Erst nach einer sorgfältigen Analyse des Ertragspotentiales wird Morphosys im Herbst an die Presse gehen. Deshalb fischen gegenwärtig auch renommierte Analysehäuser wie Merill Lynch im Trüben. Vorhersagen können deshalb bestenfalls mit Hilfe von Fuzzylogic getroffen werden und genau darauf basieren auch unsere Prognosebandbreiten bis 2004:

      2001 2002 2003 2004

      Umsatz (Mio. Euro) 15,0 bis 17,0 23,0 bis 25,0 33,0 bis 37,0 42,0 bis 50,0
      Gewinn/Aktie (Euro) -1,20 bis -1,35 -1,80 bis 0,02 -0,10 bis 1,90 3,0 bis 6,5


      Angesichts dieser extremen Unsicherheit über die zukünftige Ertragsentwicklung, sind die Kursstürze der vergangenen Wochen auch teilweise nachvollziehbar. Trotzdem stellt das aktuelle Kursniveau einen klassischen Fall von Übertreibungen vor bevorstehenden Umstrukturierungsphasen dar. Denn durch die Eigenentwicklung könnte, unternehmensnahen Kreisen zufolge, bald kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Die Optionen reichen von einer Kapitalerhöhung bis hin zur Fusion mit einem amerikanischen Partner. Eine besonders interessante Version wäre eine Fusion von Morphosys mit der bald zur Disposition stehenden Drug Discovery-Sparte von Pharmacopaia. Unter diesem Aspekt könnte die Zusammenarbeit mit EOS-Biotechnology bzw. Pharmacopaia bald ausgedehnt werden. Denn beide Unternehmen befassen sich mit der Validierung von Zielmolekülen und Optimierung von Antikörper und haben Biogen als Kooperationspartner. Darüber hinaus ist die Wertschöpfungskette von EOS bereits bis in den Bereich Medikamentenentwicklung vorgedrungen. Im Falle einer Fusion würde dann ein reger Erfahrungsaustausch von Wissenschaftlern beider Unternehmen zu einer Forcierung gemeinsamer Entwicklungsprogramme führen. Mehrere Wissenschaftler von Pharmacopaia äußerten sich jedenfalls sehr positiv zu diesem möglichen Vorhaben. Vor allem der von beiden Unternehmen fast zur gleichen Zeit geplante Break-Even spricht für den Zusammenschluss. Da Morphosys gegenwärtig ein fundamentales Schnäppchen ist, rechnen wir damit dass sich sowohl eine Fusion als auch eine mögliche Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Forschungsprogramms positiv auf die Kursentwicklung auswirken werden. Da das Kapital nämlich nicht so dringend benötigt wird, bleibt nämlich Morphosys genügend Zeit, um die Öffentlichkeit ausführlich über das neue Entwicklungsprogramm und die tatsächlichen Hintergründe der Patentstreitigkeiten zu informieren. In diesem Zeitraum sollte dann auch eine Neubewertung von Morphosys stattfinden. Auf Basis eines KGV/Gewinnwachstumsverhältnisses von 1 und der Annahme, dass Morphosys nach 2004 aufgrund des Erfolges mit eigenen Präparaten in den darauffolgenden fünf Jahren ein jährliches Gewinnwachstum von durchschnittlich 25 Prozent aufweisen sollte, errechnet sich bei einem Diskontsatz von 15 Prozent ein Fair Value in der Bandbreite von 49 bis 107 Euro pro Aktie.

      Ähnlich krass fällt die Unterbewertung in einem Peer-Group-Vergleich mit Abgenix, Medarex und Cambridge Antibody Technology (CAT) aus. Herangezogen wird dabei das auf Basis des geschätzten Jahresumsatzes 2001 ermittelte Kurs-Umsatz-Verhältnis. Wir gehen bei Morphosys 2001 von einem Umsatz in der Größenordnung von 17 Mio. Euro aus. Selbst unter den optimistischen Annahmen, dass CAT 2001 einen Umsatz von 22 Mio. Euro und die beiden "Maustechnologen" Medarex und Abgenix jeweils 42 bzw. 37 Mio. Euro erzielen, ist Morphosys bei einem Kurs von 31 Euro gegenüber der internationalen Peer Group um 85,4 Prozent unterbewertet. Demnach wäre bei Morphosys sogar ein Kurs von 213 Euro gerechtfertigt.

      Natürlich verfügen die internationalen Konkurrenten bereits über Eigenentwicklungen, die in der klinischen Erprobung bereits ein fortgeschrittenes Stadium (Phase II und III) erreichten. Doch dies rechtfertigt angesichts der begonnenen Eigenentwicklungen bei Morphosys maximal einen Abschlag von 30 Prozent. Doch selbst wenn wir dann noch einen Nemax-Malus von 40 Prozent einkalkulieren, errechnet sich noch immer ein Fair Value von 89,5 Euro.


      1.9. Patentstreit - Morphosys im Recht

      Patentstreitigkeiten gehören in der komplexen Biotechnologiebranche zum Alltag, doch unerfahrene Anleger, die sich erst seit der Megahausse von 1999 im Markt befinden, fürchten bereits bei der Erwähnung patentrechtlicher Auseinandersetzung um ihre Ersparnisse. Unter diesem Aspekt kann die gegenwärtig niedrige Notierung von Morphosys auch als ein Angstabschlag oder "Unwissenheitsdiscount" bezeichnet werden, denn wie wir von amerikanischen Patentanwälten und Mitarbeitern von Morphosys erfahren haben, besteht kein Anlass zur Sorge. Vor allem die zahlreichen Kooperationen mit namhaften Pharmaunternehmen wurden trotz der laufenden Auseinandersetzungen mit CAT eingegangen.

      Zuvor wurden selbstverständlich auch die patentrechtlichen Risiken bei Morphosys einer juristischen Prüfung unterzogen.

      Konkret laufen gegenwärtig drei Verfahren mit CAT. Gegenstand der Auseinandersetzung sind dabei das Griffith-Patent (US Patent Nr. 5,885,793), das sich auf die Gewinnung von Antikörpern aus Menschen bezieht, das Mc Cafferty-Patent auf das Screening von Antikörperbibliotheken und das Winter II Patent auf bestimmte Antikörperexpressions-Bibliotheken und Methoden zu deren Herstellung. Alle drei Fälle werden vor amerikanischen
      Gerichten Verhandelt.

      In Europa hingegen werden Patentstreitigkeiten in höchster Instanz vom Europäischen Patentamt (EPA) geschlichtet. Verhandelt werden hier der Fall Mc Cafferty und Winter II. Bei letzterer Auseinandersetzung wurde die Klage von CAT auf Patenverletzung am 22. Juni bereits drei Tage nach ihrer Einreichung aufgrund fehlender Gerichtsbarkeit und falschem Gerichtsstand vom United States District Court for the Southern District of California zurückgewiesen. Dieser Streit geht sogar bis 1994 zurück. Damals war in der EU ein verwandtes Winter II-Patent erteilt worden, gegen das Morphosys Einspruch erhob.
      Im Oktober 1999 erreichte Morphosys dann einen glorreichen Sieg. Der Schutzumfang des Patents wurde erheblich eingeschränkt. Der nächste Etappensieg folgte nur 22 Monate später, als ein Gericht in San Diego, Kalifornien, den zweiten Versuch von CAT, Morphosys auf eine Verletzung des Winter II-Patents zu verklagen abwehrte, nachdem die Bayern bereits in Washington eine Feststellungsklage zur Bestätigung der Ungültigkeit des Patents einreichten. Nun sollte spätestens in drei Monaten eine endgültige Entscheidung zugunsten von Morphosys fallen.

      Der in der Anhörung vor einem Jahr für Morphosys negativ verlaufene Mc Caffertery-Patentfall hat hingegen an Bedeutung verloren, da bereits von Genetech eine Lizenz für das Screening von Antikörperbibliotheken erworben wurde.

      Als ein klares Störmanöver von CAT können die Behauptungen im Streit um das Griffith-Patent bezeichnet werden. Die Antikörper von Morphosys werden nämlich synthetisch aus Aminosäuren im Reagenzglas hergestellt. Trotzdem behauptet CAT, deren Antikörpertechnologie menschliches Spenderblut benötigt, dass die HuCAL® Antikörperbibliotheken vom Menschen stammen. In der vor wenigen Tagen zugunsten von Morphosys gefällten Entscheidung eines Gerichtes in Washington DC konzentrierte sich die Jury auf die Frage, ob die HuCAL® Antikörperbibliotheken von Menschen stammen. Die Geschworenen gelangten dabei zu folgender Feststellung: "Keine vernünftige Jury könnte finden, dass die HuCAL® Bibliothek, deren Ausgangspunkt die theoretische Datenanalyse ist, von Menschen stammen könnte." Eine endgültige Entscheidung zugunsten von Morphosys bedarf noch weiterer Anhörungen und sollte in 60 und 90 Tagen fallen.

      Etwas länger könnte der Prozess mit Applied Molecular Evolution dauern. Der Morphosys-Konkurrent ist mit seiner Technologie zur stochastischen Generierung von Antikörpern laut Aussagen von Münchner Wissenschaftlern am Markt auf wenig positive Resonanz gestoßen. Nun geht er gegen die erfolgreiche Morphosys in die Offensive und verklagt diese vor dem United States District Court für den District Massachusetts in Bosten auf eine Verletzung der Kauffman-Patentfamilie.

      Die Kauffman-Patentfamilie deckt nämlich Methoden zur stochastischen Erzeugung von Proteinen ab. Das erste Patent wurde 1998 in den USA erteilt. Aus der Sicht von Applied Molecular sollte auch die HuCAL® Antikörperbibliothek aus stochastisch erzeugten Proteinen bestehen. Die Technologie von Morphosys beruht jedoch auf anderen Prinzipien. Dieser Umstand kann eindeutig belegt werden. Morphosys weist deshalb diesen Vorwurf zurück, da es sich bei den firmeneigenen Antikörperbibliotheken um keine Sammlungen von stochastisch erzeugten Proteinen handelt und die Kauffman-Patentfamilie daher nicht anwendbar ist. Angesichts der fast eindeutigen Rechtssituation wurden auch keine Rückstellungen für Prozesskosten und Schadenersatzansprüche gebildet.


      1.10. Fazit

      Die Patentstreitigkeiten rechtfertigen keinen Bewertungsabschlag und ein beschleunigendes Wachstum, weitere Meilensteinzahlungen aus den laufenden Kooperationen, eine solide Finanzierung und die kontinuierliche Weiterentwicklung der HuCAL®-Technologie sprechen für ein Investment. Sowohl der Peer-Group-Vergleich als auch konservative Ertragsschätzungen signalisieren eine massive Unterbewertung, die auch als "Unwissenheitsdiscount" bezeichnet werden kann. Da sorgfältige Analysen keinerlei Gefahrenpotential aus den Patentstreitigkeiten erkennen lassen, sollten informierte Anleger noch so lange Positionen aufbauen, so lange Morphosys unter 40 Euro notiert, denn nach der Veröffentlichung der Entwicklungsprogramme für eigene
      Medikamente könnte es bald zu einer Neubewertung und langfristigen Anpassung an das Niveau von Unternehmen wie CAT, Medarex und Abgenix kommen.

      Für zusätzliche Phantasie sorgt noch eine mögliche Fusion mit der Drug Discovery-Sparte von Pharmacopaia. Deshalb empfehlen wir Morphosys (WKN 663200) zum Kauf. Unser Kursziel bis Ende 2002 liegt bei 200 Euro!

      Um die Risiken einer gewissen Korrelation mit den Schwankungen des neuen Marktes zu reduzieren, wäre eine Diversifikation mit der ebenfalls massiv unterbewerteten amerikanischen Pharmacopaia (NASDAQ-Kürzel: PCOP) empfehlenswert.
      Avatar
      schrieb am 29.08.01 11:41:21
      Beitrag Nr. 2 ()
      "Unwissenheitsdiscount" gefällt mir. :D
      Avatar
      schrieb am 29.08.01 23:29:26
      Beitrag Nr. 3 ()
      Mit Morphosys bezahle ich mein Haus
      Avatar
      schrieb am 29.08.01 23:40:29
      Beitrag Nr. 4 ()
      danke Tandil, klasse Beitrag. :)
      gruss
      Avatar
      schrieb am 30.08.01 07:40:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      Sobald Mor unter 30 geht, wird massiv zugegriffen. Sogar gestern, als die US-Boys mal wieder in Panik machten. Vielleicht hat man inzwischen doch erkannt, das Mor doch ein bißchen zu weit runtergeknüppelt wurde.

      Ich bin immer noch ein Anhänger eines Mergers zwischen GPC und Mor. Für beide Firmen hätte das riesige Vorteile. Zusammen wären die weltweit eine Macht. Und beide sind in Martinsried.

      mfg

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      Avatar
      schrieb am 03.09.01 12:37:01
      Beitrag Nr. 6 ()
      Kollege arbeitet im Max-Planck - der geht mitten in der Nacht ins Labor wegen irgendwelcher Bakterienkulturen oder monozygoter Mäuse...

      hat positiv von Morphosys gesprochen, daneben auch nach seiner Einschätzung Qiagen, MWG Bio ( starke Position auf dem europäischen Markt ) und Progenics ( Produkte billiger als Qiagen aber nicht so gute Qualität) mit wichtigen Produkten bzw. guter Position...

      für euch vielleicht interessant...
      Gruß und viel Erfolg
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 18:43:37
      Beitrag Nr. 7 ()
      Charttechnisch hat MOR das Ziel von Captain Picard erreicht. Der Marktwert von MOR ist schlicht lächerlich.

      @Tandil danke ich für den Beitrag.
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 11:57:50
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hi,

      das Kursziel von the bulls ist aber auch lächerlich...
      die derzeitige Bewertung ist auch lächerlich

      40-50 Euro sind doch wohl genug
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 20:24:18
      Beitrag Nr. 9 ()
      morphosys.de entnahm ich folgenden Text.

      Was sind die Stärken von MorphoSys?
      Erstens haben wir mit HuCAL® die beste Antikörpertechnologie am Markt. Zweitens stellen Antikörper-Medikamente das am schnellsten wachsende Segment des pharmazeutischen Marktes dar. Drittens werden Antikörper als Werkzeuge in riesigen Mengen für die Genomforschung benötigt. Wir sind also in einem schnell wachsenden Markt ideal positioniert.



      Welcher Unterschied besteht zwischen HuCAL® und anderen Antikörpertechnologien?
      HuCAL® ist die einzige Technologie, die rein menschliche Antikörper auf der Basis von speziellen Genen produziert. Das Einzigartige an der Technologie ist die Möglichkeit, maßgeschneiderte Antikörper für gezielte Anwendungen zu generieren, z.B. für die Behandlung einer ganz bestimmten Krebsart.



      Welchen Einfluß hat die Vollendung des Human Genom Projekts auf Ihre Geschäftsentwicklung?
      Ein Ergebnis des Human Genom Projekts ist eine enorme Anzahl von potenziellen krankheitsassoziierten Zielmolekülen, die den Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Medikamente darstellen. Das bedeutet beinahe unbegrenzte Möglichkeiten für uns, die wir mit Hilfe unserer führenden Antikörper-Technologie-Plattform hervorragend ausschöpfen können. Unsere Geschäftsaktivitäten zielen auf die maximale Nutzung dieser Marktsituation zum Wohle unserer Aktionäre.



      Wie gefährlich ist der Patentstreit für Ihre Geschäftsentwicklung?
      Patentstreitigkeiten sind relativ gängig in der Biotechnologiebranche. Ein Gradmesser für die Auswirkungen eines Patentstreits auf ein Unternehmen ist der Einfluss, den er auf die Geschäftsfähigkeit hat. Wir schliessen weiterhin neue Partnerschaften ab und sind nicht der Meinung, daß die Auseinandersetzung unsere Geschäftstätigkeit auf lange Sicht behindert.



      Wann glauben Sie, wird das erste Produkt, das seine Wurzeln in der HuCAL® Technologie hat, auf den Markt kommen?
      Die durchschnittliche klinische Entwicklungszeit eines Antikörperprodukts beträt 5-7 Jahre. Der erste HuCAL®-Kandidat wird wahrscheinlich noch im Jahre 2001 in die klinische Phase I gehen, bis zur Marktreife dauert es dann nochmals einige Jahre.


      Laut onvista.de beträgt die Marktkapitalisierung 86,38 Mio EUR und der Streubesitz 30,05%

      Im Juli2001 kamen die letzten positiven Nachrichten, danach noch Zahlen und Berichte über Gerichtsentscheidungen.

      :confused:


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