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    "Mehr Respekt vor der arabischen Welt"! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.09.01 01:32:03 von
    neuester Beitrag 22.09.01 02:13:48 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 22.09.01 01:32:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Guten Tag,

      ich fand folgenden lesend`s werten Beitrag im "DIE WELT" Forum - 20.9.2001, S. 6 Abgedruckt:

      "Mehr Respekt vor der arabischen Welt"!

      Die Modernisierung, die der Westen betreibt, mündet in kultureller Unterwerfung und Anpassung!

      Von Alexander Gauland

      Gibt es Schwachstellen in unserem westlichen Denken, die mitursächlich dafür sind, dass die Terroristen in den arabischen Gesellschaften wie Fische im Wasser schwimmen? Eine solche Fragestellung nimmt nichts weg von unserer Solidarität mit Amerika, denn wir sind ja Teil dieser amerikanisierten Welt, die bei Menschen anderer Kulturkreise Hassreaktionen auslöst. Sind es also wenige Fanatiker, die wir mit einem ,,Weiter so" isolieren und schlagen müssen. Oder handelt es sich um die Spitze des Eisberges eines kulturellen Widerstandes gegen die Globalisierung, wie der Frankfurter Friedensforscher Ernst-Otto Czempiel in dieser Zeitung kürzlich behauptete?

      Sind die Globalisierungsgegner Glasperlenspieler, deren Spinnenweben wir zerreißen müssen oder steckt dahinter eben doch der Aufstand der Schwachen und Zukurzgekommenen?

      Vielleicht hilft der Rückblick in eine fernere, nicht so emotionsgeladene Vergangenheit. Nach 100 Jahren Kolonialpolitik in Indien stand die britische Herrschaft in diesem Land 1857 vor dem Aus. Rücksichtslose Ausbeutung, wirtschaftliche Anpassung und kulturelle Unterdrückung hatten das Land in die Rebellion getrieben und die Briten beinah vom indischen Subkontinent gefegt. Edmund Burke hatte in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts vor einer Modernisierung gewarnt, die mit der Zerstörung religiöser wie kultureller Traditionen Hand in Hand geht. Doch begriffen hatte das damals niemand. Erst nach der Niederschlagung des sogenannten ,,Sepoy-Aufstandes" begann die britische Krone damit, das alte Indien vor den Zumutungen der ersten Globalisierung zu schützen und vor jenen Lebenswelten Respekt zu entwickeln, die den pragmatischen rationalistischen Kolonialherren fremd waren.

      Was wir heute unweit Dehlis bewundern, das Tadsch Mahal, wurde von einem britischen Vizekönig, Lord Curzon, aus Trümmern wiederaufgerichtet und restauriert. Diese Politik sicherte die unangefochtene britische Herrschaft bis zum Aufkommen des weltweiten Nationalismus. Lord Curzon galt selbst nach der Unabhängigkeit noch als Wohltäter Indiens.

      Der Vergleich liegt auf der Hand. Seit dem Ende Mehmet Alis in Ägypten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die arabisch-islamische Welt Demütigung auf Demütigung erlebt. Die großen kulturellen Leistungen des Islam in Granada und Cordoba bewundern wir als Touristen, unser Bild von der arabischen Welt haben sie nicht geprägt.

      Der Westen bestimmt die Regeln des Zusammenlebens. Erst waren es die europäischen Kolonialmächte, die Juden und Araber gleichzeitig Gegenteiliges versprachen, dann trat der Fremdkörper des Staates Israel in diese Welt, Reaktion auf europäisches, speziell deutsches Versagen und schließlich haben die Amerikaner die Rolle der allein gestaltenden Macht übernommen.die für die Araber auf Seiten Israels steht und ihr Lebensrecht einschnürt. Jetzt rächt sich,dass es nach dem Ausfall Rußlands und der Schwäche Europas keine andere ordnende Weltmacht mehr gibt neben den Vereinigten Staaten.

      Vom Suezkanal über die nachkolonialen Grenzen und die Kontrolle des Öls bis zur Befreiung Kuweits durch amerikanische Truppen sind die Araber Objekte und ist der Westen das Subjekt der Weltgeschichte.

      Indem wir Markt und Menschenrechte in unserem Sinne zu den unveräußerlichen Werten der einen Welt erklären, haben wir den Islam in die Rolle des Altmodischen, Abgestorbenen, Überlebten gedrängt. Nicht die kulturelle Eigenständigkeit, sondern seine angebliche Rückständigkeit ist das Thema unseres aufgeklärten und säkularen Denkens. Nichts von dieser Analyse nimmt dem Terror seine Widerwärtigkeit, nichts Amerika und der Nato die Berechtigung, Krieg gegen den Terrorismus zu führen. Nur wenn wir die Toten nicht nur beklagen und die Täter verdammen wollen, müssen wir versuchen, den Hass zu verstehen.

      Der Terrorismus wächst nicht im luftleeren Raum, er hat gesellschaftliche Wurzeln. Wenndie westliche Welt einen so unvorstellbaren Hass auslöst, muss sie sich fragen, ob wirtchaftliche Modernisierung immer auch ein Stück kulturelle Überwältigung sein muss oder ob es nicht sanftere Methoden der Anpassung gibt, die das Selbstbewußtsein der davon Betroffenen schonen. Unsere Wirtschafts- und Werteordnung ist eine westliche und kann deshalb weder in Indien noch in Saudi Arabien Geltung beanspruchen.

      Im Jahre 1993 schrieb Botho Strauß: ,,Dass jemand in Tadschikistan es als politischen Auftrag begreift, seine Sprache zu erhalten, wie wir unsere Gewässer, das verstehen wir nicht mehr. Dass ein Volk sein Sittengesetz gegen andere behaupten will und dafür bereit ist Blutopfer zu bringen, das verstehen wir nicht mehr und halten es in unserer liberal-libertären Selbstbezogenheit für falsch und verwerflich." Strauß resümiert: ,,Nach Lage der Dinge dämmert es manchem inzwischen, dass Gesellschaften, bei denen der Ökonomismus nicht im Zentrum aller Antriebe steht, aufgrund ihrer geregelten glaubensgestützten Bedürfnisbeschränkung im Konfliktfall eine beachtliche Stärke oder gar Überlegenheit zeigen werden."

      Mit dem Islam steht uns nach der Säkularisierung des Westens und dem Untergang des Kommunismus die letzte große geschlossene geistige Kraft gegenüber, die wir in ihrem Eigenwert respektieren und der wir ein Recht auf autonome Gestaltung ihres Andersseins zugestehen müssen. Als Schwäche könnte dies nur in diesem ersten traumatischen Moment mißverstanden werden. Langfristig könnte für uns alle daraus eine neue Stärke erwachsen.

      Alexander Gauland ist Herausgeber der "Markische Allgemeine Zeitung" in Potsdam
      Avatar
      schrieb am 22.09.01 01:35:18
      Beitrag Nr. 2 ()
      nonsens
      Avatar
      schrieb am 22.09.01 01:43:03
      Beitrag Nr. 3 ()
      @alpenland

      damals, bevor die mullahs meine finanztempel bedrohten
      und einrissen, war ich sehr friedlich. meine einstellung
      ging soweit, dass wir alle, egal welcher konfession, zusammen
      leben könnten. und das sogar friedlich.

      heute sind die mullahs langsam egal.

      ich werde, wenn mein staat mich bittet,oder mit gewallt dazu auffordert,
      diese fanatischen, schweinefleischähnlichen objekte, auf
      wunsch auch vernichten. aber nur in verbindung unsere freiheitlich,
      demokratischen grundordnung (versteht sich).

      noch fragen?
      Avatar
      schrieb am 22.09.01 01:46:17
      Beitrag Nr. 4 ()
      @alpenland

      wie werden die frauen in afghanistan heute behandelt?

      ich bitte um eine schilderung von dir.
      Avatar
      schrieb am 22.09.01 02:03:34
      Beitrag Nr. 5 ()
      nonsens

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      schrieb am 22.09.01 02:11:47
      Beitrag Nr. 6 ()
      @ukw

      snesnon?
      Avatar
      schrieb am 22.09.01 02:13:48
      Beitrag Nr. 7 ()
      Ja der Artikel ist lesenswert und erstaunlich differenziert.

      Es ist sicher richtig, dass "Gesellschaften, bei denen der Ökonomismus nicht im Zentrum aller Antriebe" steht, im Konfliktfall Stärke entwickeln können - schliesslich wollen die Vertreter unserer Kultur leben (um im Diesseits zu geniessen) während den Vertretern manch anderer Kultur der Tod gleich lieb ist (um im Jenseits zu geniessen). Es hat schon Gründe dass die islamische Geistlichkeit einen zu engen Kontakt ihrer "Schäfchen" mit westlichem Leben fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Sobald Moslems einige der positiven Seiten unserer Kultur kennenlernen konnten und von so manchen Früchten naschen durften ist die totale Hingabe an eine jenseits-zugewandte Mission nämlich nicht mehr gegeben.

      Moslems die hier in Deutschland geboren sind oder hier seit früher Jugend lebten haben in der Regel eine deutlich andere Auffassung von der Welt als ihre Glaubensbrüder die den Grossteil ihres Lebens in islamischen Ländern verbracht haben. Trifft sehr stark auf dem weiblichen Teil der hier seit Jugend lebenden Moslems zu.

      Genau aus diesem Grund glaube ich an die Überlegenheit unserer Kultur mit all ihren Fehlern aber dem Vorzug des Rechts auf persönliche Selbstentfaltung. Das Fernhalten vieler islamischer Würdenträger zeigt uns bei genauem Hinsehen genau diese Angst. Diese Betrachtung fehlt mir etwas im Artikel.

      Eine der Möglichkeiten, einen Kampf der Kulturen - wenns denn schon so kommen sollte was ich noch nicht glaube - zu gewinnen. Militärisch hat uns die islamische Welt sowieso nichts entgegenzusetzen, wer nicht einmal Israel vom vermeintlich eigenen Boden zu vertreiben imstande war braucht doch an einen erfolgreichen Waffengang mit dem ganzen Westen nicht einmal zu denken. Auch hieraus rührt ein Teil der arabischen Frustration. Dieser Teil ist im Artikel auch korrekt abgebildet.

      Mit dem vom Autor gezogenen Fazit bin ich nur im ersten Satz einverstanden. Wobei ich mir wünschen dürfte, dass es die Menschen selber sind die über ihren Weg entscheiden und nicht irgendwelche selbsternannte oder durch Erbfolge bestimmte Potentaten die in erster Linie an ihrem eigenen Machterhalt interessiert sind und unter deren Kaftanen der Muff von tausend Jahren weht (Schlagwort bewusst gewählt in Anlehnung an eine Phase in der der Westen mit diesem Mief im eigenen Hause wenigstens zum Teil fertigwurde).

      Das Recht auf die eigene kulturelle Identität, den eigenen Weg und vor allem auf die eigenen Fehler ohne Bevormundung von westlichen Besserwissern hat m.E. nach aber dort Grenzen wo die Belange einer anderen Kultur, in diesem Falle unserer westlichen, tangiert werden. Terrorismus ist sicher kein Weg kulturelle Eigenständigkeit zu beweisen oder gar zu bewahren. Hier sind eindeutige Spielregeln zu definieren um das Zusammenleben der Kulturen zu regeln. Ein erster Anfang war m.E. nach die Rede von Präsident Bush gestern.

      In letzter Konsequenz werden beide Kulturen dennoch in Konkurrenz zueinander leben. Das Problem des Islam ist aber, dass die westliche Kultur naheliegende, diesseitige und somit sofort greifbare Verlockungen aufzuweisen hat und deshalb auf den aufgeklärteren Teil vor allem der islamischen Jugend eine zunehmende Anziehungskraft ausüben wird. Der Versuch diesen Teil der islamischen Bevölkerung zu fanatisieren und in Opposition zur westlichen Kultur zu bringen ist das verzweifelte Bemühen islamischer Kleriker, einem im Kern archaischen Glauben in einer Form ein Überleben zu gewährleisten welches auch die Religionen im Westen angesichts einer aufgeklärten Bevölkerung nicht erreichen konnten.

      Somit können fanatische Islamisten nur dann erfolgreich sein wenn der Westen darauf besteht alle Moslems von den Segnungen der westlichen Kultur auszunehmen. Daraus folgt dass wir die Moslems die jetzt bei uns und anderen westlichen Ländern zu Gast sind (den Bodensatz Fanatiker nehme ich hier mal aus da ist Hopfen und Malz verloren) als Chance sehen sollten ihnen zu zeigen, dass es neben der islamischen noch eine andere Welt gibt, in der es sich zu leben lohnt.

      Obiges Statement spricht nicht dagegen, gegen Terroristen mit äußerster Härte vorzugehen. Dieses Thema schwebt ja derzeit über allem.

      Aber die Art in der wir selber mit anderen Kulturen umgehen wird entscheidend sein in welcher Form unsere eigene Kultur überlebt.


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