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    US-Einsatz könnte bis Sommer 2002 andauern - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.10.01 19:25:10 von
    neuester Beitrag 12.10.01 19:34:58 von
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      schrieb am 12.10.01 19:25:10
      Beitrag Nr. 1 ()
      ftd.de, Do, 11.10.2001, 7:45, aktualisiert: Do, 11.10.2001, 20:20 www.ftd.de/us-angriff
      US-Einsatz könnte bis Sommer 2002 andauern

      Der Militäreinsatz in Afghanistan könnte sich nach den Worten des britischen Generalstabschefs Michael Boyce "mindestens" bis zum Sommer 2002 hinziehen. Mehrere Taliban-Anführer wurden nach US-Angaben bisher getötet.

      Bei der Schwächung der Luftabwehr und der Zerstörung der Ausbildungslager des mutmaßlichen Moslemextremisten Osama Bin Laden seien jedoch bisher "gute Fortschritte" erzielt worden, sagte Boyce in London. Am Donnerstag flogen die USA die bisher schwersten Angriffe seit Beginn des Militäreinsatzes. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministers Geoff Hoon zeigten die Angriffe Wirkung: Einige Milizenführer der Taliban seien bereits zur Opposition übergelaufen.

      Am Tage und in der Nacht zuvor nahmen die Streitkräfte die Hauptstadt Kabul, die Taliban-Hochburg Kandahar sowie Dschalalabad unter Dauerbeschuss. Nach eigenen Angaben seien Marschflugkörper und zweieinhalb Tonnen schwere Anti-Bunker-Bomben mit großer Durchschlagskraft abgefeuert worden. Augenzeugen berichteten von mindestens 30 sehr schweren Explosionen. Das Abwehrfeuer der Taliban-Luftabwehr fiel Beobachtern zufolge schwächer aus als in vorhergehenden Nächten.

      Taliban: "Mehr als 200 Opfer"

      Mehr als zweihundert Menschen seien bei den Luftangriffen auf das Dorf Kadam westlich von Dschalalabad gestorben, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und ältere Menschen, sagte ein Taliban-Sprecher. Die den Taliban nahestehende Agentur AIP meldete unter Berufung auf einen Sprecher in Dschalalabad, bisher seien mindestens 50 Leichen geborgen worden. Auch in Kabul und Kandahar gab es demnach zahlreiche zivile Opfer. Die Angaben konnten nicht überprüft werden. Taliban-Botschafter Abdul Salam Saif warf den USA die gezielte Tötung von Zivilisten vor.


      Ein ranghoher US-Regierungsbeamter teilte mit, seit Beginn der Angriffe seien zwei männliche Verwandte des Taliban-Führers Mullah Mohammed Omar getötet worden. Auch mehrere Anführer der Taliban wurden demnach getötet. Omar selbst blieb bei der Bombardierung seines Hauses in Kandahar am Dienstag unversehrt. Bin Laden hält sich den Taliban zufolge in den Bergen versteckt. Die Regierungen in Washington und London traten Gerüchten entgegen, wonach er gefasst worden sein soll. An der New Yorker Wall Street hatten Gerüchte über eine Ergreifung kursiert.

      Bald lasergesteuerte Bomben

      In Washington hieß es außerdem, dass in der nächsten Phase der Militärschläge wahrscheinlich lasergesteuerte "Bunker-Buster" zum Einsatz kommen sollen. Diese 2250 Kilogramm schweren Bomben, die GBU-28, könnten beispielsweise Bunker oder unterirdische Kommandozentralen bis in 30 Meter Tiefe zerstören, hieß es aus Kreisen des Pentagon. Zugleich würden Kampfflugzeuge mit dem Abwurf von Streubomben beginnen.

      Die US-Angriffe lösten eine Flüchtlingswelle nach Pakistan aus. Ankommende Flüchtlinge berichteten, die Bombardements in der vergangenen Nacht seien deutlich schwerer gewesen als die vorangegangenen Angriffe.



      Taliban-Kämpfer hielten einen UN-Hilfskonvoi auf. Sie verlangten einen "nicht akzeptablen" Wegezoll, um die Nahrungsmittellieferungen für die Not leidende Bevölkerung durchzulassen, sagte ein Sprecher des Welternährungsprogramms der UNO in Islamabad. Demnach forderten die Taliban pro Tonne des 475 Tonnen schweren Transports 32 $ Steuern.


      Pakistan hat den US-Streitkräften zwei Flughäfen zur Verfügung gestellt. Diese dürften jedoch nicht für militärische Aktionen genutzt werden, betonte ein Regierungsmitglied in Islamabad. In Quetta wurden für eine Demonstration am Freitag 50.000 Menschen erwartet. Bei einem Mann in Islamabad stellten die Behörden mehr als 2700 Granaten sicher, mit denen er möglicherweise einen Terroranschlag plante.


      Britischer Minister dementiert Ausweitung der Angriffe auf andere Staaten


      Nach Angaben des britischen Außenministers planen die USA und Großbritannien gegenwärtig keine Ausweitung der Militäraktionen auf andere Staaten. Straw widersprach Spekulationen britischer Medien, US-Präsident George W. Bush wolle den Feldzug gegen den Terrorismus möglicherweise auch auf Irak ausdehnen. Er kenne keine Hinweise für eine Beteiligung Bagdads an den Anschlägen vom 11. September, sagte Straw.

      Arafat sichert USA und Europa Unterstützung zu

      Der palästinensische Präsident Jassir Arafat hat zu internationaler Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Terrorismus aufgerufen und den USA und Europa seine Unterstützung zugesichert. Arafat sagte auf dem Parteitag der griechischen Sozialisten in Athen, die Welt stecke zurzeit in einer sehr schwierigen internationalen Krise. Gegen einen Terrorismus, der die Menschheit bedrohe, müssten alle Staaten gemeinsam und entschlossen Stellung beziehen.

      Nordallianz meldet Landgewinne

      Die Offensive der Nordallianz


      Die Nordallianz meldete unterdessen die Eroberung der Provinz Gur. Sprecher Mohammed Abil sagte, die Nordallianz habe Gur inklusive der Provinzhauptstadt kurz nach Mitternacht eingenommen. Heftige Kämpfe hätten bis in die Morgenstunden in mehreren Provinzen angedauert, so Abil. Die Provinz Gur gilt wegen ihrer zentralen Lage als Schlüsselregion. Die Taliban bestätigten den Gebietsverlust zunächst nicht.

      Ex-Präsident Afghanistans gegen Gespräche mit Taliban

      Afghanistans entmachteter Präsident Burhanuddin Rabbani hat sich gegen Verhandlungen mit den Taliban ausgesprochen. Sie hätten sich der Verbrechen gegen das Volk schuldig gemacht, sagte Rabbani in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. "Die Taliban sollten ihre Waffen so schnell wie möglich niederlegen." Nur so könnte das afghanische Problem innerhalb kürzester Zeit mit "möglichst wenig Blutvergießen" gelöst werden.

      Kuwait entzieht al-Kaida-Sprecher die Staatszugehörigkeit

      Kuwait will offenbar dem Sprecher der Terror-Organisation al-Kaida, Suleiman Abu Gheith, die Staatsangehörigkeit entziehen. Das berichtete der in Katar ansässige arabischen TV-Sender Al-Dschasira am Mittwoch. Eine offizielle Entscheidung werde am Sonntag nach einer Sitzung des kuwaitischen Kabinetts erwartet, hieß es. Der al-Kaida-Sprecher hatte den USA in einer in der Nacht zum Mittwoch ausgestrahlten Video-Erklärung mit neuen Anschlägen gedroht. "Amerika soll wissen, dass der Sturm der Flugzeuge nicht aufhören wird", sagte Abu Gheith. Zuvor hatte er die Anschläge vom 11. September in New York und Washington als "gute Tat" bezeichnet.

      © 2001 Financial Times Deutschland , © Illustrationen: AP, FTD
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      schrieb am 12.10.01 19:28:36
      Beitrag Nr. 2 ()
      ftd.de, Fr, 12.10.2001, 7:34, aktualisiert: Fr, 12.10.2001, 19:04
      US-Militärschlag: Kabul unter Dauerbeschuss

      Die Angriffe der USA auf Afghanistan sind am sechsten Kriegstag erneut verstärkt worden. US-Präsident Georg Bush will den Taliban eine zweite Chance geben, sofern sie Terroristenführer Osama Bin Laden ausliefern. Doch die moslemischen Geistlichen in Afghanistan riefen zum Heiligen Krieg gegen die USA auf.

      Wie die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP berichtet, "riefen im ganzen Land" die Geistlichen zu den Waffen. "Es ist bewiesen, dass US-Präsident Bush der größte Terrorist der Welt ist, und es ist unsere Pflicht, ihm eine Lektion zu erteilen, wie wir es auch mit den Briten und den Sowjets getan haben", wurde ein Prediger in der östlichen Stadt Dschalalabad zitiert. Die Angaben konnten nicht überprüft werden.

      Die neue Angriffswelle auf Afghanistan

      US-Präsident Bush hat den Taliban das Ende der US-Militärschläge gegen Afghanistan signalisiert, falls sie doch noch Terroristenführer Osama Bin Laden ausliefern. Bush sagte in Washington an die Adresse der Taliban: "Wenn ihr ihn (Bin Laden) und seine Leute heute ausspuckt, werden wir uns noch einmal überlegen, was wir mit eurem Land machen." Dies sei eine zweite Chance. Nach Einschätzung von Admiral Boyce, Befehlshaber der britischen Streitkräfte, wäre die Auslieferung Bin Ladens sowie die Zerstörung des Terrornetzwerks al-Kaida die einzige Chance für ein schnelles Ende des Kriegs. Andernfalls könnten die Attacken bis zum Sommer des kommenden Jahres andauern.

      Kabul unter Dauerbeschuss

      Amerikanische Kampfflugzeuge bombardierten am Freitag erstmals Dörfer im Grenzgebiet zu Pakistan. Die Druckwellen der Explosionen waren noch im pakistanischen Grenzort Chaman zu spüren. Nach Luftangriffen auf Karam im Norden der Stadt Dschalalabad sagte der stellvertretende Gouverneur der Provinz Nangarhar, Sadra Asam: "Wir graben immer noch Leichen aus den Trümmern."


      Die Meldung von 200 Toten in Karam konnte von unabhängigen Beobachtern nicht überprüft werden. Das Dorf liegt etwa 125 Kilometer östlich von Kabul in einer Region, in der die Organisation des islamischen Extremisten Bin Laden, al Kaida, Ausbildungslager unterhalten soll. Die britische Regierung erklärte, sie gehe davon aus, dass die Berichte stark übertrieben seien.


      Die Hauptstadt Kabul wurde unter Dauerbeschuss genommen. Am Freitagmorgen gab es neue Angriffswellen. Augenzeugen berichteten von schweren Explosionen. Taliban-Kämpfer hätten Luftabwehrwaffen eingesetzt. Auch Kandahar lag unter schwerem Beschuss. Dort wurde unter anderem ein Munitionsdepot getroffen. Nördlich von Kandahar, in Argandab, wurden nach Meldungen der Taliban mindestens zehn Menschen getötet und mehrere Häuser zerstört. Flüchtlinge, die an der pakistanischen Grenze eintrafen, berichten von Angriffen in der Nähe von Wohngebieten.

      Bush zieht zufriedenstellende Bilanz

      US-Präsident Bush hat die Angriffe aus Afghanistan in einer ersten Bilanz als erfolgreich bezeichnet. Die Ausbildungslager Bin Ladens seien zerstört und die regierenden Taliban geschwächt worden, sagte er. Allerdings räumte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld entgegen früheren Äußerungen ein, dass die Luftabwehr der Taliban doch noch nicht ausgeschaltet sei. Die gegen das Taliban-Regime kämpfende Nordallianz meldete, dass sie im Westen des Landes wichtige strategische Positionen besetzt habe.

      Aus Rücksicht auf einen hohen moslemischen Feiertag wollen die USA und Großbritannien ihre Luftangriffe auf Afghanistan am Wochenende voraussichtlich erheblich reduzieren. "Wir sind uns alle der religiösen Bedeutung der nächsten Tage für die moslemische Welt bewusst", sagte der Staatssekretär im britischen Verteidigungsministerium, Lewis Moonie, am Freitag.

      Strenger Winter erschwert Einsatz von Bodentruppen

      Ein Angriff mit Bodentruppen müsse in jedem Fall vor dem Wintereinbruch erfolgen, sagte der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon gegenüber BBC. In der Vergangenheit sei der Bürgerkrieg in Afghanistan in den Wintermonaten für gewöhnlich unterbrochen worden, sagte Hoon. Dessen müsse sich jeder Militär bewusst sein. In den Wintermonaten werden in Afghanistan nicht selten Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius erreicht. Der britische Minister sagte in den Interview allerdings, dass der Einsatz von Bodentruppen längst noch nicht beschlossen sei.

      USA friert weitere Konten ein

      Am Freitag ließ die US-Regierung die Konten von weiteren 39 verdächtigen Einzelpersonen und Organisationen sperren, die im Verdacht stehen, terroristisch aktiv zu sein oder solche Aktivitäten zu finanzieren. Unter den gesperrten Konten sind nach Angaben von Finanzminister Paul O`Neill auch Unternehmen und wohltätige Organisationen, über die Geld an das al-Kaida-Netzwerk fließe. Großbritannien schloss sich umgehend der Maßnahme Washingtons an.

      Kopfgeld auf US-Soldaten

      Die Al-Kaida hat einem Bericht einer pakistanischen Zeitung zufolge eine Belohnung von 50.000 $ für jeden gefangen genommenen US-Soldaten ausgesetzt. Das Blatt gilt als Unterstützer radikaler islamischer Bewegungen. Pakistanische Soldaten verstärkten die Grenzanlagen zu Afghanistan.

      © 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration: DPA
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      schrieb am 12.10.01 19:32:23
      Beitrag Nr. 3 ()
      Aus der FTD vom 12.10.2001
      Bin Laden und seine Helfer sind schwer zu treffen
      Von R. Khalaf, C. Parkes, F. Bokhari, und C. Thiele

      Ein Hauptziel der alliierten Militärschläge in Afghanistan ist es, die Infrastruktur der Terroristengruppe al-Kaida zu zerschlagen.

      Amerikanische und britische Vertreter betonten am Donnerstag, man habe in den vergangenen Tagen den Trainingscamps der Organisation Osama Bin Ladens "beträchtliche Schäden" beigebracht. Allerdings wird hinter vorgehaltener Hand eingestanden, wie schwierig es ist, die Organisation zu zerschlagen.

      Der britische Generalstabschef Michael Boyce sagte zwar am Donnerstag, man habe rund 40 al-Kaida-Ziele getroffen und sprach von "ermutigenden" Resultaten. In Washington heißt es jedoch, es hätten sich gar keine oder nur wenige Kämpfer da aufgehalten, wo bislang bombardiert wurde. Immerhin habe man aber Bin Ladens Truppen den Zugang zu Ausbildungslagern und anderen Einrichtungen versperren und den Radarschutz der Terroristen ausschalten können, sagten US-Vertreter.



      Keine schnellen Erfolge


      Ähnlich klingen die Berichte vor Ort. Ein Kommandeur oppositioneller Truppen in Ostafghanistan sagte am Donnerstag der Financial Times: "Es scheint nur eine geringe Zahl an Opfern bei al-Kaida gegeben zu haben, nicht viele." Ein afghanischer Stammesfürst betonte: "Die Angriffe kommen nach wochenlangen Warnungen. Al-Kaida hatte genug Zeit, seine Spitzenleute und Ausrüstung an sichere Orte zu bringen."


      Die US-Führung will deshalb die Erwartungen an schnelle Erfolge bei der Zerschlagung des Netzwerkes dämpfen. So warnte Generalstabschef Richard Myers, dass in diesem Krieg an vielen Fronten Siege nicht auf die gewohnte Weise messbar seien, indem man beispielsweise die Opfer zusammenzähle.


      Inwieweit al-Kaida in der Lage ist, die Angriffe zu überstehen, ist unklar - genauso unklar wie der Aufenthaltsort der Anführer oder die genaue militärische Stärke der Terroristen. Zwar könnte ein Zufall den Verlauf des Feldzugs entscheidend ändern. Sollte nämlich Bin Ladens Versteck bekannt werden, könnten Sonderkommandos zuschlagen.


      Sonst könnte die Jagd Monate dauern. Die Al-Kaida-Mitglieder sind auf die US-Truppen vorbereitet. Sie hoffen sogar auf eine direkte Auseinandersetzung. Das sagen zumindest Experten: "Ich bin sicher, dass Bin Laden jetzt sehr zuversichtlich ist. Er wird seinen Leuten sagen, dass die Stunde der letzten Konfrontation gekommen ist", so Jamal Khashoggi von "Arab News". Während der sowjetischen Invasion hat der Saudi Khashoggi ausführlich über Bin Laden und die arabischen Afghanen berichtet. "Er hat seine Zeit in Afghanistan nicht damit verschwendet, in einer Fabrik zu arbeiten oder das Land zu bestellen. Er hat auf diesen Moment gewartet."


      Auch die erneute Warnung an den Westen, die al-Kaida am Dienstagabend über den Nachrichtensender al-Dschasira verbreiten ließ, kann als Anzeichen für Selbstvertrauen und Kampfbereitschaft gelten.


      Abdel-Bari Atwan, Herausgeber der Londoner Zeitung "al-Quds al-Arabi" hat Bin Ladens Lager in Afghanistan besucht. Sollte al-Kaida zerfallen, so glaubt er, würden die Mitglieder untertauchen.


      Auf jeden Fall halten sich viele Al-Kaida-Mitglieder ohnehin nicht in Afghanistan auf, die meisten sind auch gar nicht bekannt. Selbst wenn die Alliierten Bin Laden aufstöbern sollten, könnten diese Mitglieder neue Anschläge starten. Die kleine Armee an der Seite des Terroristenführers hat größtenteils ihre Lager verlassen und Verstecke in den Bergen aufgesucht. Vermutlich halten sie sich immer nur kurz an einem Ort auf und ziehen dann weiter - in unauffälligen, kleinen Gruppen. Bin Laden etwa bediene sich eines Krankenwagens, um seinen Aufenthaltsort zu verschleiern, berichtete am Donnerstag die "Washington Post".



      Keine Angst vor Bodentruppen


      "Bombardierungen aus der Luft sind Bin Laden und seinen Leuten völlig egal. Sie wissen, wie sie sich zu schützen haben, sie kennen die Höhlen und alle Pässe", erzählt Atwan. "Ähnliche Luftangriffe haben sie zehn Jahre lang [in den 80er Jahren] durch die Sowjets erlebt. Nach seiner Meinung käme Bin Laden auch der Einsatz von Bodentruppen gelegen: "Er träumt davon. Er hat früher schon gesagt, dass die US-Truppen - gegen die er ja bereits in Somalia gekämpft hat - im Vergleich zu den Sowjets ein Klacks sind."


      Wahrscheinlich spekuliert Washington darauf, dass die Taliban bei ausreichendem militärischem Druck Osama Bin Laden aushändigen. Khashoggi glaubt jedoch, dass Bin Laden vor den Taliban auf der Hut ist. "Auch früher hat er den Afghanen nicht getraut, weil er wusste, sie könnten sich gegen ihn wenden", sagt Khashoggi. Bin Ladens Strategie werde sein, sich so lange wie möglich den USA zu widersetzen. "Er lässt sich nicht gefangen nehmen. Das ist nicht seine Art."




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      Globales Netz

      Mitglieder 1988 hat Osama Bin Ladie al-Kaida gegründet. Mittlerweile sollen in Al-Kaida-Trainingslagern bis zu 10.000 Kämpfer aus 50 Ländern ausgebildet worden sein. Arabische Geheimdienste schätzen die Zahl der Al-Kaida-Mitglieder auf 2800, die der Unterstützer auf ein Vielfaches.


      Ideologie Al-Kaida sieht sich als Speerspitze im Kampf für den wahren Islam, gegen die Stationierung amerikanischer Truppen auf heiligem Grund am Golf sowie gegen Israel und die Juden.



      © 2001 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 12.10.01 19:33:28
      Beitrag Nr. 4 ()
      Aus der FTD vom 12.10.2001
      Bin Ladens flüssiges Gold
      Von Christian Thiele, Berlin

      Osama Bin Laden hält sein weltweites Al-Kaida-Netzwerk im Wesentlichen mit Honig zusammen.

      Mit dem Nahrungsmittel verdiene der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vom 11. September nicht nur beträchtliche Summen, sondern schmuggele über Honiglieferungen auch Drogen, Waffen und Mittelsmänner, so die "New York Times".

      Sein Geruch und seine Konsistenz machten Honig zur idealen Tarnung für Schmuggelei, hätten Ermittlungsbeamte bestätigt. Den Geheimdiensten liegen dem Blatt zufolge seit Jahren Indizien darüber vor, dass al-Kaida Honighandel im großen Stil betrieben. Zollbeamten im Nahen Osten sollen in den vergangenen zwei Jahren bei der Kontrolle von Honiglieferungen verschiedentlich auf Gewehre gestoßen sein. Vor allem mit hochwertigem Honig aus Bin Ladens Heimatland Jemen lassen sich lukrative Geschäfte machen.


      Anderen Berichten zufolge hat Bin Laden die afghanischen Taliban in den letzten fünf Jahren mit 100 Mio. $ unterstützt - er "besitzt und befehligt" die Taliban, zitierte am Donnerstag die "Washington Post" amerikanische Geheimdienstquellen.


      Auch deshalb will US-Präsident George W. Bush mit seiner Reise zum Treffen des asiatisch-pazifischen Kooperationsforums (Apec) dafür werben, die Finanzströme um al-Kaida auszutrocknen. Der Firmenbann, um den der Präsident wirbt, könnte auch einige Honig-Exporteure treffen, hieß es in Washington.



      © 2001 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 12.10.01 19:34:58
      Beitrag Nr. 5 ()
      ftd.de, Fr, 12.10.2001, 7:34, aktualisiert: Fr, 12.10.2001, 19:04
      US-Militärschlag: Kabul unter Dauerbeschuss

      Die Angriffe der USA auf Afghanistan sind am sechsten Kriegstag erneut verstärkt worden. US-Präsident Georg Bush will den Taliban eine zweite Chance geben, sofern sie Terroristenführer Osama Bin Laden ausliefern. Doch die moslemischen Geistlichen in Afghanistan riefen zum Heiligen Krieg gegen die USA auf.

      Wie die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP berichtet, "riefen im ganzen Land" die Geistlichen zu den Waffen. "Es ist bewiesen, dass US-Präsident Bush der größte Terrorist der Welt ist, und es ist unsere Pflicht, ihm eine Lektion zu erteilen, wie wir es auch mit den Briten und den Sowjets getan haben", wurde ein Prediger in der östlichen Stadt Dschalalabad zitiert. Die Angaben konnten nicht überprüft werden.



      Die neue Angriffswelle auf Afghanistan


      US-Präsident Bush hat den Taliban das Ende der US-Militärschläge gegen Afghanistan signalisiert, falls sie doch noch Terroristenführer Osama Bin Laden ausliefern. Bush sagte in Washington an die Adresse der Taliban: "Wenn ihr ihn (Bin Laden) und seine Leute heute ausspuckt, werden wir uns noch einmal überlegen, was wir mit eurem Land machen." Dies sei eine zweite Chance. Nach Einschätzung von Admiral Boyce, Befehlshaber der britischen Streitkräfte, wäre die Auslieferung Bin Ladens sowie die Zerstörung des Terrornetzwerks al-Kaida die einzige Chance für ein schnelles Ende des Kriegs. Andernfalls könnten die Attacken bis zum Sommer des kommenden Jahres andauern.




      Kabul unter Dauerbeschuss

      Amerikanische Kampfflugzeuge bombardierten am Freitag erstmals Dörfer im Grenzgebiet zu Pakistan. Die Druckwellen der Explosionen waren noch im pakistanischen Grenzort Chaman zu spüren. Nach Luftangriffen auf Karam im Norden der Stadt Dschalalabad sagte der stellvertretende Gouverneur der Provinz Nangarhar, Sadra Asam: "Wir graben immer noch Leichen aus den Trümmern."


      Die Meldung von 200 Toten in Karam konnte von unabhängigen Beobachtern nicht überprüft werden. Das Dorf liegt etwa 125 Kilometer östlich von Kabul in einer Region, in der die Organisation des islamischen Extremisten Bin Laden, al Kaida, Ausbildungslager unterhalten soll. Die britische Regierung erklärte, sie gehe davon aus, dass die Berichte stark übertrieben seien.


      Die Hauptstadt Kabul wurde unter Dauerbeschuss genommen. Am Freitagmorgen gab es neue Angriffswellen. Augenzeugen berichteten von schweren Explosionen. Taliban-Kämpfer hätten Luftabwehrwaffen eingesetzt. Auch Kandahar lag unter schwerem Beschuss. Dort wurde unter anderem ein Munitionsdepot getroffen. Nördlich von Kandahar, in Argandab, wurden nach Meldungen der Taliban mindestens zehn Menschen getötet und mehrere Häuser zerstört. Flüchtlinge, die an der pakistanischen Grenze eintrafen, berichten von Angriffen in der Nähe von Wohngebieten.



      Bush zieht zufriedenstellende Bilanz

      US-Präsident Bush hat die Angriffe aus Afghanistan in einer ersten Bilanz als erfolgreich bezeichnet. Die Ausbildungslager Bin Ladens seien zerstört und die regierenden Taliban geschwächt worden, sagte er. Allerdings räumte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld entgegen früheren Äußerungen ein, dass die Luftabwehr der Taliban doch noch nicht ausgeschaltet sei. Die gegen das Taliban-Regime kämpfende Nordallianz meldete, dass sie im Westen des Landes wichtige strategische Positionen besetzt habe.



      Aus Rücksicht auf einen hohen moslemischen Feiertag wollen die USA und Großbritannien ihre Luftangriffe auf Afghanistan am Wochenende voraussichtlich erheblich reduzieren. "Wir sind uns alle der religiösen Bedeutung der nächsten Tage für die moslemische Welt bewusst", sagte der Staatssekretär im britischen Verteidigungsministerium, Lewis Moonie, am Freitag.


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