Spiegel-Interview mit Oracle-Chef Larry Ellison - 500 Beiträge pro Seite
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S O F T W A R E
"Ich bin verrückt nach Sieg"
Oracle-Chef Larry Ellison über sein Macho-Gehabe, den Kampf
gegen SAP und den Umbau seiner Software-Firma im Silicon Valley
SPIEGEL: Mr. Ellison, Sie lassen sich gern von Bodyguards begleiten,
heute drängelt sich außerdem ein Dutzend Scharfschützen vor Ihrer
Hotelsuite. Übertreiben Sie jetzt nicht ein bisschen?
Ellison: Nein. Das sind nicht meine, die gehören zu Bill Clinton. Der
Präsident kommt nachher auf einen Schwatz vorbei.
SPIEGEL: Das freut Sie?
Ellison: Oh ja, ich liebe diesen Kerl. Er ist ein unglaublicher Mann,
brillant, charismatisch und spektakulär. Wir alle werden ihn sehr
vermissen. Ohne ihn wird es todlangweilig.
SPIEGEL: Viele Amerikaner haben die Nase voll von Clintons
Skandalen.
Ellison: Das ist doch Heuchelei. Der
Mann hat Ungeheures für unser Land
geleistet. Und was hat er verbrochen?
Ein mächtiger, mittelalter, verheirateter
Mann hatte Sex mit einer jungen Frau
und stritt es ab. Na und? Jeder von uns hat ein Hobby, das ist eben
seins. Ich würde ihn sofort wiederwählen. Am Dienstag schreibe ich
einfach seinen Namen auf den Wahlzettel - aus Protest.
SPIEGEL: Sie haben eine Schwäche für Männergehabe. Dreimal
waren Sie verheiratet, lieben außerdem schnelle Autos,
Renn-Yachten, Flugzeuge ...
Ellison: Vielleicht habe ich emotionale Probleme. Aber kommerzielles
Fliegen ist objektiv unerträglich. Ich bevorzuge meinen italienischen
Kampfjet ...
SPIEGEL: ... mit dem Sie Ihren Nachbarn den Schlaf rauben ...
Ellison: ... aber heute bin ich mit meinem Gulfstream-Jet vom Silicon
Valley nach New York gekommen. Leider ist der ziemlich langweilig.
Bis auf Start und Landung macht der Autopilot alles allein.
SPIEGEL: Sie Armer. In Ihrer Firma Oracle haben Sie vor drei Jahren
den Steuerknüppel wieder an sich gerissen, nachdem Sie sich eher
rar gemacht hatten. Waren Sie unzufrieden mit dem Kurs der Firma?
Ellison: Kein Grund zur Klage. Oracle ist die zweitgrößte
Software-Firma der Welt, wir dominieren den Markt für
Datenbanksoftware, und ich hätte kürzlich um ein Haar Bill Gates als
reichsten Mann der Welt überholt. Es war einfach an der Zeit, die
Firma zu globalisieren, sie auf die Internet-Zeit umzustellen.
SPIEGEL: Wie sieht das aus, das Umstellen?
Ellison: Vor allem haben wir die Schrebergärten ausgemistet und die
Technik vereinheitlicht, indem wir unsere eigene Internet-Software
eingeführt haben. Nun läuft unser weltweites Geschäft zentral über
zwei Rechner in Kalifornien. Vorher hatte jede Landesfiliale eigene
Marketing- und Verkaufssysteme sowie eigene Technikteams. Stellen
Sie sich nur vor: Wir arbeiteten weltweit auf 97 unterschiedlichen
E-Mail-Systemen und brauchten für jedes Spezialistenteams. Aus
diesen lokalen Besonderheiten erwuchs mit der Zeit ein seltsames
Feudalsystem.
SPIEGEL: Die Landesfürsten hörten nicht mehr auf Sie, ihren König?
Ellison: Ja. Jeder hat gemacht, was er wollte. Das ging so weit, dass
Landeschefs ohne Rückfragen die Preise für unsere Software
änderten. Plötzlich kostete das gleiche Produkt in Frankreich weniger
als in Deutschland - eine Unmöglichkeit im Internet-Zeitalter, wo
jeder auf dem virtuellen Marktplatz Preise vergleichen kann.
SPIEGEL: Wie haben Sie diese Strukturen geknackt?
Ellison: Es war schwierig, die Traditionen zu durchbrechen. Zu den
Kanadiern mussten wir eine Sondereinheit schicken. Die haben die
Sache als eine Frage nationaler Souveränität betrachtet. Den
meisten anderen war der Widerstand zu kostspielig. Wer nämlich bei
seinem System bleiben wollte, musste selber dafür aufkommen. Das
half bei der Überzeugungsarbeit.
SPIEGEL: Nun haben Sie alles wieder unter Kontrolle?
Ellison: Und wie! Ich kann jetzt das ganze Geschehen in allen Büros
der Welt per Mausklick verfolgen.
SPIEGEL: Sie haben den Feudalismus in Absolutismus verwandelt?
Ellison: Das klingt so negativ. Sagen wir lieber, in Choreografie. Oder
Orchestrierung. Jetzt schreibt der Komponist die Musik, wie es sich
gehört. Jeder spielt sein Instrument, und wir alle folgen derselben
Melodie. Auf diese Weise haben wir allein im vergangenen
Geschäftsjahr eine Milliarde Dollar eingespart.
SPIEGEL: Sie haben rationalisiert, aber wo bleibt der
Umsatzzuwachs?
Ellison: Die Einsparungen waren ja nur Phase eins. Viel faszinierender
ist Phase zwei. Wir können jetzt mit Hilfe des Internet mit einem
Partner wie Sun oder Hewlett-Packard gemeinsame Angebote
machen, einen gemeinsamen Verkauf und Service. Der Kunde sieht
uns dabei als eine virtuelle Firma.
SPIEGEL: Die Konkurrenz sieht in Ihnen eher den begnadeten
Marktschreier. Während Oracles Kompetenz bei Datenbanken
unumstritten ist, wird die Qualität Ihrer anderen Internet-Produkte
bezweifelt. Es gilt in der Branche regelrecht als Wunder, dass Oracle
plötzlich eine Internet-Firma sein will.
Ellison: Es freut mich, wenn die Konkurrenz mich bewundert. Was
soll sie auch sonst tun? Wir haben im ersten Quartal im
Datenbankgeschäft 32 Prozent zugelegt, 93 Prozent der
börsennotierten Dot-coms benutzen unsere Software für ihre
Web-Seiten.
SPIEGEL: Ihr neuestes Produkt ist ein integriertes Software-Paket,
eine bequeme Gesamtlösung für die Kunden: Wer 9i kauft, bekommt
sowohl die begehrte Datenbanksoftware als auch über 70 weitere
Oracle-Internet-Programme. Bezahlt wird nur, was benutzt wird, und
die Computer der Kunden sollen zur bedienerfreundlichen Nutzung auf
die Oracle-Software eingestellt werden. Kopieren Sie da nicht eine
alte Idee von SAP?
Ellison: Aber ja! Diese Gesamtpakete, so genannte Suites, haben
SAP groß gemacht. Und heute sind die Walldorfer nicht mehr fähig,
sie zu machen.
SPIEGEL: SAP wurde damals harsch kritisiert, bis die Firma das Paket
wieder in Einzelprodukte auflöste. Vielleicht sind die Ihnen einen
Schritt voraus?
Ellison: Heutzutage verlangen die Kunden Bequemlichkeit. Die große
Auswahl macht sie doch nur verrückt. Jeder hatte bislang einen
anderen komplizierten Mix, unsere Software aber läuft mit den
nötigen einmaligen Einstellungen. Das war, als würde ein Gast in ein
Restaurant gehen und der Koch fragte ihn: "Wie viel Pfeffer soll ich
ins Essen tun? Wie viel Gramm Knoblauch? Bei welcher Temperatur
soll ich die Kartoffeln garen?" Da würde ich sagen: "Vielen Dank, ich
will einfach nur Kalbsschnitzel - Sie sind schließlich der Chefkoch!"
SPIEGEL: Und Sie tischen Leuten, die einen Salat wollen, ein
Fünf-Gänge-Menü auf.
Ellison: Keiner wird zum Essen gezwungen, und bezahlt wird nur,
was verspeist wurde.
SPIEGEL: Sie stellen alles auf den Tisch und hoffen auf die
Willensschwäche der Kunden, die zum Dessert, das im Lokal
gegenüber viel besser ist, nicht extra das Restaurant wechseln
wollen. Ist das nicht ein Rezept aus der Giftküche? Die Kopplung von
Betriebssystem und Browser brachte Ihren Erzfeind vor Gericht.
Ellison: Sie meinen Microsoft. Dass wir wie Gates mehr von unseren
Produkten verkaufen wollen, indem wir sie so eng wie möglich
miteinander verzahnen? Da kann ich nur sagen: schuldig im Sinne der
Anklage. Leider aber haben wir, anders als Microsoft, mit 40 Prozent
Marktanteil kein Monopol. Dabei wäre gegen ein schönes Monopol
nichts einzuwenden, solange es legal entstanden ist. Microsoft aber
hat versucht, mit dem Windows-BetriebssystemMonopol auch ein
Browser-Monopol zu erlangen. Das ist verboten. Es ist eine schlimme
Sache, das Gesetz zu brechen.
SPIEGEL: Sie tragen heute Heiligenschein.
Ellison: ... Sehen Sie ihn leuchten?
SPIEGEL: Wie passt der zu Ihrem Ruf vom Rambo des Silicon Valley,
der jeden Rivalen mit harten Bandagen bekämpft? Ein Ex-Mitarbeiter,
heute Chef des InternetDienstes Salesforce.com, behauptet, Sie
hätten in Ihrer Eigenschaft als Verwaltungsrat seiner Firma die
Geschäftsidee gestohlen.
Ellison: Unsinn. Es war ursprünglich meine Geschäftsidee. Ich habe
in Marc Benioffs Start-up investiert. Doch dann begann er, zu
expandieren und mein Terrain anzugreifen. Da musste ich mich
wehren.
SPIEGEL: Sie kämpfen Ihre Geschäftsduelle sogar im Privatleben
weiter, etwa bei Segelregatten gegen den SAP-Chef Hasso Plattner.
Legendär ist die Geschichte, als Ihre Mannschaft Plattners in Seenot
geratenes Schiff im Stich gelassen hat und der SAP-Mann vor Wut
Ihrer Crew den nackten Hintern zeigte.
Ellison: Wir hätten diese peinliche Episode nie erwähnt. Plattner hat
angefangen, diese Geschichte überall rumzuerzählen. Aber ich sage
Ihnen eines: Meine Seeleute haben sich zu Tode erschreckt. Bevor
Hasso seine Hosen das nächste Mal runterlässt, sollte er ein
Fitness-Center besuchen.
SPIEGEL: Sie können die Bubenspiele nicht lassen. Leben Sie noch
nach dem Dschingis-Khan-Motto: "Es genügt nicht zu gewinnen, alle
anderen müssen verlieren"?
Ellison: Ich habe diesen Spruch in den achtziger Jahren in Japan
aufgeschnappt, und er hat mich beeindruckt. Aber es war nie meine
Geschäftsphilosophie und wird es nie sein. Ich behaupte nicht, dass
wir mit brüderlicher Liebe für unsere Mitbewerber erfüllt wären, aber
wir haben weder SAP noch IBM, noch sonst wen ausgelöscht.
SPIEGEL: Sie lassen sich von einem Zen-Mönch ein japanisches Haus
mit Mineralwassersee bauen, 100 Millionen Dollar darf das kosten -
mehr als Bill Gates` Technohaus. Was fasziniert Sie so an Japan?
Ellison: Es ist mehr ein Garten als ein Haus. Die Idee ist, im Garten
zu wohnen, im Einklang mit der Natur. Europäische Architektur, wie
Notre Dame oder Windsor Castle, orientierte sich an Obrigkeiten, an
Gott oder einem König. In den Geräuschen, Gerüchen und der
perfekten Kargheit eines japanischen Gartens findet ein Mensch
dagegen Kontakt zur Vergangenheit, als wir noch in Wäldern und an
Flüssen lebten. Man kann sich dort auf das Wesentliche besinnen.
Etwa darauf, seine Zeit nicht mit Leuten zu verschwenden, die man
nicht liebt.
SPIEGEL: Japaner sind bekannt für Zurückhaltung und
Bescheidenheit. Sie aber wollen immer gewinnen, um jeden Preis.
Ellison: Nicht alles, was ich tue, ist wettkampforientiert. Ich spiele
klassische Gitarre und lese. Aber es stimmt, ich bin verrückt nach
Sieg. Mir geht es wie dem Footballspieler Roger Staubach, der einst
für die Dallas Cowboys spielte. Wenn der das Spielfeld betrat, wurde
er zu einem anderen Menschen: völlig fokussiert aufs Gewinnen. So
ticke ich auch. Dieser unbedingte Siegeswille wird von
Führungspersönlichkeiten auch erwartet.
SPIEGEL: Bill Gates können Sie immer noch nicht schlagen. Er ist
reicher als Sie und sein Erfolg mit PC-Software ungebrochen. Was ist
mit Ihrer Prophezeiung, der PC würde bis zum Jahr 2000
ausgestorben sein?
Ellison: Als ich damals über den Network Computer sprach, meinte
ich eine neue Klasse von Geräten, die mit dem Internet verbunden
sind. Und was haben wir heute? Netzfähige Handcomputer,
Funktelefone, Pager.
SPIEGEL: Und PC in rauen Mengen.
Ellison: Ich finde es ja auch erstaunlich, dass in diesem Jahr wohl
zum ersten Mal mehr PC als Fernseher in der Welt verkauft werden.
Aber in Deutschland und Frankreich hat sich das Geschäft deutlich
verlangsamt - der Markt ist gesättigt. Vielleicht lag ich mit dem Jahr
2000 ein bisschen zu früh. Aber im nächsten Jahr wird es so weit
sein.
SPIEGEL: Ihr Aktienkurs hat sich - trotz Börsensturz - relativ gut
gehalten. Wie erklären Sie sich das?
Ellison: Ganz einfach. Unsere größten Kunden sind all diese
langweiligen, traditionellen, soliden Großunternehmen wie Citibank,
General Motors und Deutsche Telekom. Genau bei denen wird
übrigens sichtbar, was das Internet wirklich revolutioniert: die
Effizienz. General Electric zum Beispiel, unser größter Kunde, will mit
Hilfe des Internet zehn Milliarden Dollar sparen.
SPIEGEL: 43 der 50 größten Internet-Firmen sind ebenfalls Ihre
Kunden. Wird das Dotcom-Sterben bedrohlich für Oracle?
Ellison: Schauen wir mal genau hin - was ist passiert? Deren Aktien
haben 90 Prozent an Wert verloren, und uns geht es immer noch gut.
Die US-Wirtschaft ist ebenfalls bei bester Gesundheit. Es gibt nur ein
paar Leute, die auf einen Schlag weniger reich sind, als sie waren.
Das war doch der Grundfehler: viel zu viele wurden zu schnell reich.
SPIEGEL: Wie bitte?
Ellison: Ich komme in Teufels Küche, das sind schließlich alles meine
Kunden. Nichts gegen Kaliber wie EBay, Amazon oder Yahoo. Aber
ehrlich: Der Markt war doch total durchgeknallt. Da wurden
Hundefutterlieferanten mit Website plötzlich wie Technologie-Firmen
bewertet. Petsmart, Pet.com, es wimmelte nur so von Hundekuchen
im Netz. Das soll eine tolle neue Idee sein? Hab ich da was verpasst?
Wie ist damit das große Geld zu verdienen?
SPIEGEL: Sind Sie sauer, mit solchen Firmen in den gleichen
Technologie-Topf geworfen zu werden?
Ellison: Ach was, ich hatte meinen Spaß damit. Die Situation war so
grotesk, dass ich mit ein paar Freunden vor eineinhalb Jahren sogar
die ultimative Dot-com-Website gegründet habe. Wir nannten sie
"Heyidiot.com" - unser Produkt war die Heyidiot.com-Aktie, unsere
Geschäftsidee einfach der Verkauf der Aktie. Das Papier sollte nur auf
Auktionen gehandelt werden, so hätte der Kurs nur raufgehen
können, nie runter. Eine todsichere Sache.
SPIEGEL: Herr Ellison, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
http://www.spiegel.de/spiegel/nf/0,1518,101352,00.html
"Ich bin verrückt nach Sieg"
Oracle-Chef Larry Ellison über sein Macho-Gehabe, den Kampf
gegen SAP und den Umbau seiner Software-Firma im Silicon Valley
SPIEGEL: Mr. Ellison, Sie lassen sich gern von Bodyguards begleiten,
heute drängelt sich außerdem ein Dutzend Scharfschützen vor Ihrer
Hotelsuite. Übertreiben Sie jetzt nicht ein bisschen?
Ellison: Nein. Das sind nicht meine, die gehören zu Bill Clinton. Der
Präsident kommt nachher auf einen Schwatz vorbei.
SPIEGEL: Das freut Sie?
Ellison: Oh ja, ich liebe diesen Kerl. Er ist ein unglaublicher Mann,
brillant, charismatisch und spektakulär. Wir alle werden ihn sehr
vermissen. Ohne ihn wird es todlangweilig.
SPIEGEL: Viele Amerikaner haben die Nase voll von Clintons
Skandalen.
Ellison: Das ist doch Heuchelei. Der
Mann hat Ungeheures für unser Land
geleistet. Und was hat er verbrochen?
Ein mächtiger, mittelalter, verheirateter
Mann hatte Sex mit einer jungen Frau
und stritt es ab. Na und? Jeder von uns hat ein Hobby, das ist eben
seins. Ich würde ihn sofort wiederwählen. Am Dienstag schreibe ich
einfach seinen Namen auf den Wahlzettel - aus Protest.
SPIEGEL: Sie haben eine Schwäche für Männergehabe. Dreimal
waren Sie verheiratet, lieben außerdem schnelle Autos,
Renn-Yachten, Flugzeuge ...
Ellison: Vielleicht habe ich emotionale Probleme. Aber kommerzielles
Fliegen ist objektiv unerträglich. Ich bevorzuge meinen italienischen
Kampfjet ...
SPIEGEL: ... mit dem Sie Ihren Nachbarn den Schlaf rauben ...
Ellison: ... aber heute bin ich mit meinem Gulfstream-Jet vom Silicon
Valley nach New York gekommen. Leider ist der ziemlich langweilig.
Bis auf Start und Landung macht der Autopilot alles allein.
SPIEGEL: Sie Armer. In Ihrer Firma Oracle haben Sie vor drei Jahren
den Steuerknüppel wieder an sich gerissen, nachdem Sie sich eher
rar gemacht hatten. Waren Sie unzufrieden mit dem Kurs der Firma?
Ellison: Kein Grund zur Klage. Oracle ist die zweitgrößte
Software-Firma der Welt, wir dominieren den Markt für
Datenbanksoftware, und ich hätte kürzlich um ein Haar Bill Gates als
reichsten Mann der Welt überholt. Es war einfach an der Zeit, die
Firma zu globalisieren, sie auf die Internet-Zeit umzustellen.
SPIEGEL: Wie sieht das aus, das Umstellen?
Ellison: Vor allem haben wir die Schrebergärten ausgemistet und die
Technik vereinheitlicht, indem wir unsere eigene Internet-Software
eingeführt haben. Nun läuft unser weltweites Geschäft zentral über
zwei Rechner in Kalifornien. Vorher hatte jede Landesfiliale eigene
Marketing- und Verkaufssysteme sowie eigene Technikteams. Stellen
Sie sich nur vor: Wir arbeiteten weltweit auf 97 unterschiedlichen
E-Mail-Systemen und brauchten für jedes Spezialistenteams. Aus
diesen lokalen Besonderheiten erwuchs mit der Zeit ein seltsames
Feudalsystem.
SPIEGEL: Die Landesfürsten hörten nicht mehr auf Sie, ihren König?
Ellison: Ja. Jeder hat gemacht, was er wollte. Das ging so weit, dass
Landeschefs ohne Rückfragen die Preise für unsere Software
änderten. Plötzlich kostete das gleiche Produkt in Frankreich weniger
als in Deutschland - eine Unmöglichkeit im Internet-Zeitalter, wo
jeder auf dem virtuellen Marktplatz Preise vergleichen kann.
SPIEGEL: Wie haben Sie diese Strukturen geknackt?
Ellison: Es war schwierig, die Traditionen zu durchbrechen. Zu den
Kanadiern mussten wir eine Sondereinheit schicken. Die haben die
Sache als eine Frage nationaler Souveränität betrachtet. Den
meisten anderen war der Widerstand zu kostspielig. Wer nämlich bei
seinem System bleiben wollte, musste selber dafür aufkommen. Das
half bei der Überzeugungsarbeit.
SPIEGEL: Nun haben Sie alles wieder unter Kontrolle?
Ellison: Und wie! Ich kann jetzt das ganze Geschehen in allen Büros
der Welt per Mausklick verfolgen.
SPIEGEL: Sie haben den Feudalismus in Absolutismus verwandelt?
Ellison: Das klingt so negativ. Sagen wir lieber, in Choreografie. Oder
Orchestrierung. Jetzt schreibt der Komponist die Musik, wie es sich
gehört. Jeder spielt sein Instrument, und wir alle folgen derselben
Melodie. Auf diese Weise haben wir allein im vergangenen
Geschäftsjahr eine Milliarde Dollar eingespart.
SPIEGEL: Sie haben rationalisiert, aber wo bleibt der
Umsatzzuwachs?
Ellison: Die Einsparungen waren ja nur Phase eins. Viel faszinierender
ist Phase zwei. Wir können jetzt mit Hilfe des Internet mit einem
Partner wie Sun oder Hewlett-Packard gemeinsame Angebote
machen, einen gemeinsamen Verkauf und Service. Der Kunde sieht
uns dabei als eine virtuelle Firma.
SPIEGEL: Die Konkurrenz sieht in Ihnen eher den begnadeten
Marktschreier. Während Oracles Kompetenz bei Datenbanken
unumstritten ist, wird die Qualität Ihrer anderen Internet-Produkte
bezweifelt. Es gilt in der Branche regelrecht als Wunder, dass Oracle
plötzlich eine Internet-Firma sein will.
Ellison: Es freut mich, wenn die Konkurrenz mich bewundert. Was
soll sie auch sonst tun? Wir haben im ersten Quartal im
Datenbankgeschäft 32 Prozent zugelegt, 93 Prozent der
börsennotierten Dot-coms benutzen unsere Software für ihre
Web-Seiten.
SPIEGEL: Ihr neuestes Produkt ist ein integriertes Software-Paket,
eine bequeme Gesamtlösung für die Kunden: Wer 9i kauft, bekommt
sowohl die begehrte Datenbanksoftware als auch über 70 weitere
Oracle-Internet-Programme. Bezahlt wird nur, was benutzt wird, und
die Computer der Kunden sollen zur bedienerfreundlichen Nutzung auf
die Oracle-Software eingestellt werden. Kopieren Sie da nicht eine
alte Idee von SAP?
Ellison: Aber ja! Diese Gesamtpakete, so genannte Suites, haben
SAP groß gemacht. Und heute sind die Walldorfer nicht mehr fähig,
sie zu machen.
SPIEGEL: SAP wurde damals harsch kritisiert, bis die Firma das Paket
wieder in Einzelprodukte auflöste. Vielleicht sind die Ihnen einen
Schritt voraus?
Ellison: Heutzutage verlangen die Kunden Bequemlichkeit. Die große
Auswahl macht sie doch nur verrückt. Jeder hatte bislang einen
anderen komplizierten Mix, unsere Software aber läuft mit den
nötigen einmaligen Einstellungen. Das war, als würde ein Gast in ein
Restaurant gehen und der Koch fragte ihn: "Wie viel Pfeffer soll ich
ins Essen tun? Wie viel Gramm Knoblauch? Bei welcher Temperatur
soll ich die Kartoffeln garen?" Da würde ich sagen: "Vielen Dank, ich
will einfach nur Kalbsschnitzel - Sie sind schließlich der Chefkoch!"
SPIEGEL: Und Sie tischen Leuten, die einen Salat wollen, ein
Fünf-Gänge-Menü auf.
Ellison: Keiner wird zum Essen gezwungen, und bezahlt wird nur,
was verspeist wurde.
SPIEGEL: Sie stellen alles auf den Tisch und hoffen auf die
Willensschwäche der Kunden, die zum Dessert, das im Lokal
gegenüber viel besser ist, nicht extra das Restaurant wechseln
wollen. Ist das nicht ein Rezept aus der Giftküche? Die Kopplung von
Betriebssystem und Browser brachte Ihren Erzfeind vor Gericht.
Ellison: Sie meinen Microsoft. Dass wir wie Gates mehr von unseren
Produkten verkaufen wollen, indem wir sie so eng wie möglich
miteinander verzahnen? Da kann ich nur sagen: schuldig im Sinne der
Anklage. Leider aber haben wir, anders als Microsoft, mit 40 Prozent
Marktanteil kein Monopol. Dabei wäre gegen ein schönes Monopol
nichts einzuwenden, solange es legal entstanden ist. Microsoft aber
hat versucht, mit dem Windows-BetriebssystemMonopol auch ein
Browser-Monopol zu erlangen. Das ist verboten. Es ist eine schlimme
Sache, das Gesetz zu brechen.
SPIEGEL: Sie tragen heute Heiligenschein.
Ellison: ... Sehen Sie ihn leuchten?
SPIEGEL: Wie passt der zu Ihrem Ruf vom Rambo des Silicon Valley,
der jeden Rivalen mit harten Bandagen bekämpft? Ein Ex-Mitarbeiter,
heute Chef des InternetDienstes Salesforce.com, behauptet, Sie
hätten in Ihrer Eigenschaft als Verwaltungsrat seiner Firma die
Geschäftsidee gestohlen.
Ellison: Unsinn. Es war ursprünglich meine Geschäftsidee. Ich habe
in Marc Benioffs Start-up investiert. Doch dann begann er, zu
expandieren und mein Terrain anzugreifen. Da musste ich mich
wehren.
SPIEGEL: Sie kämpfen Ihre Geschäftsduelle sogar im Privatleben
weiter, etwa bei Segelregatten gegen den SAP-Chef Hasso Plattner.
Legendär ist die Geschichte, als Ihre Mannschaft Plattners in Seenot
geratenes Schiff im Stich gelassen hat und der SAP-Mann vor Wut
Ihrer Crew den nackten Hintern zeigte.
Ellison: Wir hätten diese peinliche Episode nie erwähnt. Plattner hat
angefangen, diese Geschichte überall rumzuerzählen. Aber ich sage
Ihnen eines: Meine Seeleute haben sich zu Tode erschreckt. Bevor
Hasso seine Hosen das nächste Mal runterlässt, sollte er ein
Fitness-Center besuchen.
SPIEGEL: Sie können die Bubenspiele nicht lassen. Leben Sie noch
nach dem Dschingis-Khan-Motto: "Es genügt nicht zu gewinnen, alle
anderen müssen verlieren"?
Ellison: Ich habe diesen Spruch in den achtziger Jahren in Japan
aufgeschnappt, und er hat mich beeindruckt. Aber es war nie meine
Geschäftsphilosophie und wird es nie sein. Ich behaupte nicht, dass
wir mit brüderlicher Liebe für unsere Mitbewerber erfüllt wären, aber
wir haben weder SAP noch IBM, noch sonst wen ausgelöscht.
SPIEGEL: Sie lassen sich von einem Zen-Mönch ein japanisches Haus
mit Mineralwassersee bauen, 100 Millionen Dollar darf das kosten -
mehr als Bill Gates` Technohaus. Was fasziniert Sie so an Japan?
Ellison: Es ist mehr ein Garten als ein Haus. Die Idee ist, im Garten
zu wohnen, im Einklang mit der Natur. Europäische Architektur, wie
Notre Dame oder Windsor Castle, orientierte sich an Obrigkeiten, an
Gott oder einem König. In den Geräuschen, Gerüchen und der
perfekten Kargheit eines japanischen Gartens findet ein Mensch
dagegen Kontakt zur Vergangenheit, als wir noch in Wäldern und an
Flüssen lebten. Man kann sich dort auf das Wesentliche besinnen.
Etwa darauf, seine Zeit nicht mit Leuten zu verschwenden, die man
nicht liebt.
SPIEGEL: Japaner sind bekannt für Zurückhaltung und
Bescheidenheit. Sie aber wollen immer gewinnen, um jeden Preis.
Ellison: Nicht alles, was ich tue, ist wettkampforientiert. Ich spiele
klassische Gitarre und lese. Aber es stimmt, ich bin verrückt nach
Sieg. Mir geht es wie dem Footballspieler Roger Staubach, der einst
für die Dallas Cowboys spielte. Wenn der das Spielfeld betrat, wurde
er zu einem anderen Menschen: völlig fokussiert aufs Gewinnen. So
ticke ich auch. Dieser unbedingte Siegeswille wird von
Führungspersönlichkeiten auch erwartet.
SPIEGEL: Bill Gates können Sie immer noch nicht schlagen. Er ist
reicher als Sie und sein Erfolg mit PC-Software ungebrochen. Was ist
mit Ihrer Prophezeiung, der PC würde bis zum Jahr 2000
ausgestorben sein?
Ellison: Als ich damals über den Network Computer sprach, meinte
ich eine neue Klasse von Geräten, die mit dem Internet verbunden
sind. Und was haben wir heute? Netzfähige Handcomputer,
Funktelefone, Pager.
SPIEGEL: Und PC in rauen Mengen.
Ellison: Ich finde es ja auch erstaunlich, dass in diesem Jahr wohl
zum ersten Mal mehr PC als Fernseher in der Welt verkauft werden.
Aber in Deutschland und Frankreich hat sich das Geschäft deutlich
verlangsamt - der Markt ist gesättigt. Vielleicht lag ich mit dem Jahr
2000 ein bisschen zu früh. Aber im nächsten Jahr wird es so weit
sein.
SPIEGEL: Ihr Aktienkurs hat sich - trotz Börsensturz - relativ gut
gehalten. Wie erklären Sie sich das?
Ellison: Ganz einfach. Unsere größten Kunden sind all diese
langweiligen, traditionellen, soliden Großunternehmen wie Citibank,
General Motors und Deutsche Telekom. Genau bei denen wird
übrigens sichtbar, was das Internet wirklich revolutioniert: die
Effizienz. General Electric zum Beispiel, unser größter Kunde, will mit
Hilfe des Internet zehn Milliarden Dollar sparen.
SPIEGEL: 43 der 50 größten Internet-Firmen sind ebenfalls Ihre
Kunden. Wird das Dotcom-Sterben bedrohlich für Oracle?
Ellison: Schauen wir mal genau hin - was ist passiert? Deren Aktien
haben 90 Prozent an Wert verloren, und uns geht es immer noch gut.
Die US-Wirtschaft ist ebenfalls bei bester Gesundheit. Es gibt nur ein
paar Leute, die auf einen Schlag weniger reich sind, als sie waren.
Das war doch der Grundfehler: viel zu viele wurden zu schnell reich.
SPIEGEL: Wie bitte?
Ellison: Ich komme in Teufels Küche, das sind schließlich alles meine
Kunden. Nichts gegen Kaliber wie EBay, Amazon oder Yahoo. Aber
ehrlich: Der Markt war doch total durchgeknallt. Da wurden
Hundefutterlieferanten mit Website plötzlich wie Technologie-Firmen
bewertet. Petsmart, Pet.com, es wimmelte nur so von Hundekuchen
im Netz. Das soll eine tolle neue Idee sein? Hab ich da was verpasst?
Wie ist damit das große Geld zu verdienen?
SPIEGEL: Sind Sie sauer, mit solchen Firmen in den gleichen
Technologie-Topf geworfen zu werden?
Ellison: Ach was, ich hatte meinen Spaß damit. Die Situation war so
grotesk, dass ich mit ein paar Freunden vor eineinhalb Jahren sogar
die ultimative Dot-com-Website gegründet habe. Wir nannten sie
"Heyidiot.com" - unser Produkt war die Heyidiot.com-Aktie, unsere
Geschäftsidee einfach der Verkauf der Aktie. Das Papier sollte nur auf
Auktionen gehandelt werden, so hätte der Kurs nur raufgehen
können, nie runter. Eine todsichere Sache.
SPIEGEL: Herr Ellison, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
http://www.spiegel.de/spiegel/nf/0,1518,101352,00.html
nur gut, daß ich nicht auf oracle setze. oracle wird bald im abseits stehen. alle führenden softwareunternehmen haben eine allianz wg. des B2B standarts UDDI gebildet. mit uddi sind sämtliche plattformen untereinander kompatibel. meines wissens hat oracle die mitarbeit bei diesem projekt abgelehnt, weil microsoft einer der träger ist.
oracle gegen den rest der (B2B) welt. da kann es nur einen verlierer geben.
mfg.goodi
oracle gegen den rest der (B2B) welt. da kann es nur einen verlierer geben.
mfg.goodi
Ich glaube du wirst am Montag eine Überraschung erlegen , goodi.
Nämlich Montag Nachmittag stellt der Oracle Chef Larry Ellison seinen neuen Kooperationspartner vor, wer das sein wird ist bis jetzt noch unbekannt?!
good trades
Nämlich Montag Nachmittag stellt der Oracle Chef Larry Ellison seinen neuen Kooperationspartner vor, wer das sein wird ist bis jetzt noch unbekannt?!
good trades
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