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    Also doch : US Motivation in Afghanistan : OEL /GAS - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.12.01 22:13:24 von
    neuester Beitrag 29.03.03 15:59:34 von
    Beiträge: 46
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      schrieb am 14.12.01 22:13:24
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die Jagd auf die Pipeline-Milliarden

      Von Matthias Streitz

      Nach der Niederlage der Taliban werden Pläne für den Bau einer Erdgas-Pipeline durch Afghanistan wieder aktuell. In Boom-Märkten wie Pakistan und Indien wartet eine gigantische Nachfrage auf den Rohstoff. Experten glauben, dass US-Konzerne schon an neuen Bauprojekten feilen.


      DPA

      Erdgas-Pipeline: 1440 Kilometer von den kaspischen Vorkommen bis ans Meer


      Aschgabad/Kabul - Für die Verschwörungstheoretiker ist die Sache klar, seit die ersten US-Bomber über Afghanistan hinwegdonnerten: Der wahre Kriegsgrund ist nicht die Jagd auf Terroristen, sondern auf Rohstoffe.
      Im Golfkrieg sei es die Kontrolle strategischer Ölreserven gewesen, auf die es die USA abgesehen hatten - nun gehe es um riesige Erdgas-Felder nördlich der afghanischen Grenze. Energie-Konzerne hätten sich die Bush-Regierung nicht ohne Grund mit Wahlkampfspenden gefügig gemacht.

      "Genau durchgerechnet, dass es sich lohnt"

      Kriegskritiker wie die indische Autorin Arundathi Roy betonen gern, dass sich in den neunziger Jahren schon einmal ein Konsortium namens CentGas um den kalifornischen Energiekonzern Unocal geschart hatte. Sein Ziel: der Bau einer gigantischen Gasleitung von Turkmenistan an die pakistanische Küste. Das Transit-Land: Afghanistan. Seine Fürsprecher: so hochrangige Figuren wie Ex-Außenminister Henry Kissinger, der als Berater für Unocal arbeitete. Zuvor hatte sich niemand geringeres als Präsident Clinton persönlich bei einem Treffen mit dem turkmenischen Autokraten Saparmurat Niyazov für den Bau der Gasleitung stark gemacht.

      Zentralasien-Experten halten es nach der Niederlage der Taliban für wahrscheinlich, dass diese 1998 gestoppten Pipeline-Pläne nun eine Renaissance erleben. Sicherlich, noch vor Beginn der US-Luftschläge sei das Vorhaben "mausetot" gewesen, sagt Jürgen Conrad, Turkmenistan-Experte bei Deutsche Bank Research, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.


      AP

      Armut und Zerstörung in Afghanistan: Jedem für Pipelines investierten Dollar folgen zwei weitere


      Nachdem die USA am Hindukusch intervenierten und in Bonn eine Übergangsregierung auf den Weg gebracht wurde, könne es sich aber "kein Gas- und Ölunternehmen der Welt mehr leisten, eine solche Option nicht zu verfolgen". Friedemann Müller, Leiter der Forschungsgruppe Globale Fragen bei der Stiftung Wissenschaft und Politik sagt sogar: "Als Aktionär würde ich mich an einem Unternehmen beteiligen", das den Bau einer Pipeline erneut anpacke.

      Auch Hilmar Rempel von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sieht "durchaus wieder Chancen" für die Pipeline-Ideen. Selbst wenn Unocal nicht abermals einsteige, könne sich ein Ersatz-Investor finden. Schließlich habe das CentGas-Konsortium bereits Ende der neunziger Jahre die Route geplant und "durchgerechnet, dass es sich lohnt". Ansonsten wäre das Projekt nie so weit vorangekommen.

      150 Millionen Dollar Transit-Gebühr für Afghanistan?

      Unocal hatte seine Fühler Mitte der neunziger Jahre ausgestreckt. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass die Kalifornier damals persönlich mit Osama Bin Laden über den Bau verhandelten. Andere berichten, dass Taliban-Vertreter nach Amerika eingeladen und festlich bewirtet wurden. Bei allen Spekulationen ist zumindest klar, dass die Amerikaner mit mehreren Bürgerkriegsfraktionen verhandelten - eingestandenermaßen auch den Taliban.

      1440 Kilometer sollte die Pipeline messen, um die es ging, und die von den kaspischen Gasfeldern Turkmenistans hin zum Arabischen Meer führen sollte. Schätzungen der Kosten bewegten sich zwischen 1,9 und 2,7 Milliarden Dollar - auch heute noch ein realistischer Rahmen. Presseberichten aus der damaligen Zeit zufolge hätte Afghanistan bis zu 150 Millionen Dollar jährlich an Durchleitungsgebühren kassieren können. Geld, das das zerstörte Land heute dringender benötigen würde denn je.

      Oelclan Bush und seine Oel-´Kriege zum kotzen !
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 22:26:48
      Beitrag Nr. 2 ()
      Yep!

      Und für diesen Texas-White Trash zahlen du und ich auch noch Steuergelder mehr denn je, damit die Bundeswehreinsätze zur Verteidigung des Mammons von Uncle Bush und Konsorten mitfinanziert werden.

      Ich kann gar nicht so viel fressen wie ich kotzen muss, in dieser Arschkriecher-Bundesrepublik zu leben.

      gruss,
      BigBlender
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 22:33:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      unser Bundeskanzler ist und bleibt für immer der GRÖßTE Hammpelmann der welt,wenn die Amis furzen ,krichen die Deutschen ein stück tiefer in den ARSCH
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 22:49:57
      Beitrag Nr. 4 ()
      Aber den billigen Sprit kauft ihr dann auch gern, gelle Ihr Heuchler ??
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 22:52:39
      Beitrag Nr. 5 ()
      wenn oil das kriegsmotiv ist, dann liegt doch auch nahe das der Anlass konstruiert wurde.Oder soll das dann ein zeitlicher Zufall sein ? Es gibt ja einige Vorfälle und Zufälle dieser art im Zusammenhang mit Ölreserven.
      das stinkt alles zum himmel.

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      Avatar
      schrieb am 14.12.01 22:57:37
      Beitrag Nr. 6 ()
      andreas234,
      daß ein besiegtes land benutzt und ausgebeutet wurde, war schon IMMER so.
      Oder haben die Russen und Amis vor dem 2. Weltkrieg unseren Adolf hochgejubelt, ihn ´bis zum Angreifer aufgebaut, um nachher Deutschland aufzuteilen ?
      Die Logik wäre dieselbe.
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 23:07:37
      Beitrag Nr. 7 ()
      ...gibt es einen militärischen Akt, außer den des 2. Weltkrieges, den die Amis nicht zum Nutzen der eigenen Interessen missbraucht haben,El Salvador, Nicaragua, Grenada,Vietnam,Irak....,??
      Wer begeht Terrorismus, der der Völkermord begeht?
      Da beantwortet sich die Frage von selbst.
      Klimaschutz,ABM die schei.. auf den Rest der Welt.
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 23:12:40
      Beitrag Nr. 8 ()
      Nutzen aus dem Irak-Krieg ???? Wenn ja, dann nicht nur die Amis, die haben aber mal wieder den kopf hingehalten.
      Nutzen aus dem Vietnam-Krieg ???? Grübelgrübel.....
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 23:22:31
      Beitrag Nr. 9 ()
      @die sense
      >Aber den billigen Sprit kauft ihr dann auch gern, gelle Ihr Heuchler ??

      bist du bescheuert?
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 23:53:55
      Beitrag Nr. 10 ()
      salko,
      bescheuert ?
      nein, aber dumm, verstehe deine frage nicht.
      Avatar
      schrieb am 14.12.01 23:57:12
      Beitrag Nr. 11 ()
      ach so, jetzt begreife ich, du bist eine idealist !
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 00:28:10
      Beitrag Nr. 12 ()
      mmbm, der 2. Weltkrieg hat ihnen nicht genutzt?
      Geh mal durch deine Stadt, mach`s Radio oder Fernsehen an, und überleg nochmal!
      P.S. Unser Kanzler wird schon genau wissen, warum er tut was er tut ;)
      Sense, das Hitler massive amerikanische Bewunderer und Unterstützer hatte, steht wohl fest. Als kleines Beispiel die Geschichte mit Hollerith (vielleicht falsch geschrieben); IBM und der Judenvernichtung, die letztes Jahr im Spiegel stand...
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 00:34:44
      Beitrag Nr. 13 ()
      zink,
      jetzt bitte aber nicht den zeitlichen Ablauf durcheinander bringen !!!
      Daß Hitler IM NACHHINEIN (nicht nur) amerikanische Bewunderer hat, ist nicht von der Hand zu weisen.
      Daraus aber zu rekonstruieren, daß diese bereits vorher vorhanden gewesen sein könnten und daraus ein abenteuerliches geflecht zu bilden ist einer weiteren diskussion wohl nicht würdig.
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 11:02:51
      Beitrag Nr. 14 ()
      Sense, das wäre schön, wenn ich mich vertan hätte...
      Ich hab mal bei google gesucht, und der erste Treffer war dann dies www.fortunecity.de/wolkenkratzer/mac/936/docs/27g.htm als ein Beispiel...
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 14:32:51
      Beitrag Nr. 15 ()
      @MBS: gholzbauer wartet immer noch auf deine Antwort

      allgemein
      Username: andreas234
      Registriert seit: 11.12.2001
      User ist momentan: Online seit 15.12.2001 13:55:12
      Threads: 1
      Postings: 24
      Interessen keine Angaben
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 15:24:22
      Beitrag Nr. 16 ()
      @DieSense

      Wenn ich billigen Sprit haben will, dann sind Bin Bush und seine Spießgesellen garantiert die letzten, an die ich mich wenden würde.
      Da füll ich einfach Bio-Diesel in meinen modernen Dieselmotor und fertig ist der Lack.

      Abgesehen von den vielen alternativen Antriebsformen, wie Wasserstoff z.B., die schon längst in Serie und zu günstigen Preisen vorliegen könnten, wenn die Forschung und Entwicklung nicht immer von den Lobbys ausgebremst würde und die Tankstellenpächter dies europaweit anbieten würden, aber dafür müssten sie ja in die Hand beissen, die sie füttert und wer tut das schon?

      gruss,
      BigBlender
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 15:45:28
      Beitrag Nr. 17 ()
      Big blender: Dein Name passt zu dir. Wenn die Steuer den Grossteil der Benzinrechnung auffrisst, dann lohnt sich das auch Erdgas energieverschwenderisch in Wasserstoff umzuwandeln oder unversteuerten Biodiesel zu produzieren.
      Ab 100 DM pro Liter lohnen sich übrigens Rickschas wieder, was wiederum viele Arbeitsplätze erzeugen würde.


      Ab 2002 wird das noch 6 Pfennig teurer.

      Herr, schmeiss Hi... ach ich geb es auf :(

      WASSERSTOFF
      Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas, bei dessen Verbrennung lediglich Wasserdampf und - wegen des Stickstoffgehaltes der Luft - Stickoxide entstehen. Die Herstellung von Wasserstoff kann durch Elektrolyse oder durch die chemische Umwandlung wasserstoffhaltiger Materialien entstehen.
      In der Raffinerie entsteht Wasserstoff als Nebenprodukt beim Reformieren von Benzin. Die Verfügbarkeit von Wasserstoff in der Raffinerie ist die Voraussetzung für die Entschwefelung von Benzinen, Dieselkraftstoff und Heizöl EL. Bei erhöhtem Wasserstoffbedarf der Raffinerie muss dieser aus schwerem Heizöl oder Erdgas zusätzlich erzeugt werden. Dabei wird in großem Maß Kohlendioxid frei.
      Als Beitrag zur Verminderung des Treibhauseffektes (. Klimaveränderung) wird der Einsatz von Wasserstoff als "erneuerbare Energie" gefordert, da er ohne CO2-Erzeugung verbrennt. Die konventionellen Wege zur Wasserstoffherstellung (Elektrolyse mit Strom aus konventionellen Kraftwerken oder Kohle- oder Ölvergasung) führen jedoch ihrerseits zu höheren CO2-Emissionen. Die Kosten für die solare Erzeugung von
      Wasserstoff sind gegenwärtig noch beträchtlich, die Erzeugung in sonnenreichen Gegenden bedingt erhebliche Transportaufwendungen mit den damit verbundenen Risiken.
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 15:51:42
      Beitrag Nr. 18 ()
      Wie lange lasst ihr euch von M_B_S noch verarschen?

      Der provoziert doch mit jedem thread, den er auflegt und lacht sich halb tot,
      wenn sich die Leute dann in die Haar kriegen.
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 16:02:59
      Beitrag Nr. 19 ()
      Börsenschnorrer:
      Du hast recht und ich bin still jetzt.
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 16:52:40
      Beitrag Nr. 20 ()
      Dein Schaubild ist ja ganz schön :D ganz im Sinne der Oel Multis !

      Leider hast du die Kosten für Umweltschäden Gesundheitsschäden die durch fossile Energien entstehen ausgeblendet !

      Blenden wir sie ein, ist die Steuerlast noch viel zu gering um die Schäden an der Umwelt/ Gesundheit auch nur annähernd wieder auszugleichen !

      Also schön die Gesamtrechnung im Auge behalten ;)

      Solarer Wasserstoff ist CO2 frei ! Und nicht Gesundheitsschädlich !
      Avatar
      schrieb am 09.02.02 03:09:20
      Beitrag Nr. 21 ()
      nachdem "das böse" jetzt wieder im irak sitzt, kann man sich wieder den wesentlichen aufgaben widmen. oder frei nach walter u.: "niemand will hier eine pipeline errichten"

      Freitag 8. Februar 2002, 21:01 Uhr
      Karsai und Musharraf wollen Trans-Afghanistan-Pipeline

      Islamabad (Reuters) - Der Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, und Pakistans Präsident Pervez Musharraf wollen den 1998 ausgesetzten Plan für den Bau einer Trans-Afghanistan-Pipeline wieder beleben.

      Karsai sagte nach einem Treffen mit Musharraf am Freitag in Islamabad, beide Seiten seien sich einig, dass eine solche Pipeline zur Beförderung von Naturgas aus Turkmenistan nicht nur für Afghanistan und Pakistan, sondern für die gesamte Region eine positive Bedeutung habe. Es war der erste offizielle Besuch Karsais seit Einsetzung der Übergangsregierung in Kabul im Dezember im Nachbarland Pakistan. Turkmenistans Präsident Saparmurat Nijasow sagte, er hoffe, der Bau der für Turkmenistan wichtigen Pipeline werde möglich sein, obwohl der Frieden in Afghanistan noch nicht vollkommen stabil sei. Turkmenistan verfügt über reiche Naturgasvorkommen.

      Ursprünglich hatte ein von der US-Firma Unocal geführtes Firmenkonsortium den Bau der Pipeline geplant, die damals mit Kosten von 1,9 Milliarden Dollar projektiert wurde und sich über 1400 Kilometer von Turkmenistan nach Pakistan erstrecken und dabei 740 Kilometer weit über Nord-Afghanistan verlaufen soll. Im August 1998 hatte Unocal das Vorhaben gestoppt, nachdem die USA Lager des Extremisten Osama bin Laden nach den Anschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania mit Cruise Missiles attackiert hatten. Bin Laden wird von den USA als Drahtzieher auch der Anschläge vom 11. September angesehen.

      Turkmenistan hatte sich während des Afghanistan-Kriegs um Neutralität bemüht. Nijasow hatte den Anti-Terror-Kurs der USA unterstützt, aber keine Basen für die Kampfflugzeuge zur Verfügung gestellt. Statt dessen wurde jedoch Erlaubnis zur Nutzung der Luftwaffenstützpunkte für humanitäre Einsätze in Afghanistan gestattet. In Turkmenistan hieß es, Nijasow plane in Kürze Gespräche mit Karsai über das Pipeline-Projekt.


      ob unocal und halliburton noch eine kleine schamfrist einlegen?
      Avatar
      schrieb am 09.02.02 03:31:16
      Beitrag Nr. 22 ()
      zu #1
      kleiner hinweis: piplines sind transportwege für fluide oder gasförmige stoffe. ich kann deinem beitrag nicht entnehmen das in afghanistan irgendwelche erdgas- oder ölquellen erschlossen werden sollen um damit diese pipline zu befüllen? oder täusche ich mich? vielleicht sind die afghanis auch nicht böse wenn kapital und technische investitionen in die infrastrukur erfolgen?

      zu #20
      auf grund deiner zahlreichen copy&paste aktionen von presse-artikeln und literaturpassagen gehe ich davon aus, das du bestimmt in der lage bist dem geschätzten wo forum user mal eine kleine aufstellung über verschiedene technologischen verfahren zur wasserstoffgewinnung sowie deren gesamt-energiebilanz zur verfügung stellen.
      kleine anfrage: wieso wird ein teil der mineralöl-steuer und insbesondere die sogenante "öko-steuer" (die übrigens mit öko soviel zu tun hat wie ein wolf mit vegetarischer ernährung) z.b. nicht in den aufbau eines flächendeckendes netz von wasserstoff-tankstellen investiert?
      mit uns-gerd & his kasperl-show, speziell mit der grünen komponente, assoziere ich viele dinge, aber mit bestimmtheit nicht technologischer fortschritt zum nutzen der ökologie in einer komplexen industrie-zivilisation.
      Avatar
      schrieb am 09.02.02 03:51:17
      Beitrag Nr. 23 ()
      kleiner hinweis für dich, notorischer rundumdieuhr-in allen thread´s dauerklugscheisser:

      4U
      Avatar
      schrieb am 09.02.02 04:03:54
      Beitrag Nr. 24 ()
      zu #23
      zunächst, ich werte die bezeichung "dauerklugscheisser" als
      kompliment. kleine korrektur: rund um die uhr ist über-trieben.
      Avatar
      schrieb am 09.02.02 10:01:17
      Beitrag Nr. 25 ()
      DieSense - ich kann diese dämlichen Phrase wie - aber den billigen Sprit kauft ihr dann auch gern ihr Heuchler - nicht mehr hören - natürlich kaufe ich den billigen Sprit - natürlich freut es mich, auch wenn ich gegen das afghanische Kriegsabenteuer war !

      Um es zu verdeutlichen - wenn ich in einen Haufen Scheiße trete - dann ärgere ich mich - berechtigter Weise - wenn ich beim Säubern der Schuhe dann feststelle das an der Sohle in der Scheiße ein 10 Mark-Schein klebt nehme ich ihn natürlich, wasche ihn und freue mich - allerdings wäre es unsinnig zukünftig in jeden weiteren Haufen Scheiße zu treten der mir vor die Sohle kommt !
      Avatar
      schrieb am 09.02.02 11:06:25
      Beitrag Nr. 26 ()
      Was die US-Interessen in Afghanistan angeht, empfehle ich den m.E. sehr anregenden Artikel "Amis raus aus Afghanistan?" der Afghanin Anahita Girishki auf dem
      deutschen Afghanistan-Portal www.afghanist.de
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 04:24:01
      Beitrag Nr. 27 ()
      weiter artikel zum thema:

      aus 12/2000:
      http://www.illoyal.kampagne.de/nr12/seite10.html

      vom 20.11.2001:
      http://www.woz.ch/wozhomepage/usa/oel47j01.htm

      vom 13.12.2001:
      http://www.afgha.org/print.php?sid=139


      vgl. mit #1 und #21
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 05:53:43
      Beitrag Nr. 28 ()
      Avatar
      schrieb am 12.02.02 14:27:01
      Beitrag Nr. 29 ()
      Gestern war ich geschäftlich in Stuttgart unterwegs.
      Weil ich nun schon mal da war, bin ich auch gleich bei ein paar wohlbekannten Fabrikverkäufen in der Nähe (Metzingen) vorbeigefahren und habe dort eingekauft.

      Preisfrage: Bin ich also mit zwingender Logik nach Stuttgart gefahren, um dort einzukaufen?
      Avatar
      schrieb am 12.02.02 19:05:04
      Beitrag Nr. 30 ()
      das zwingt mich jetzt darüber nachzudenken, ob da jemand auf geschäftsreise oder zum einkaufen unterwegs ist.

      mfg
      Avatar
      schrieb am 12.02.02 19:27:16
      Beitrag Nr. 31 ()
      Ändert aber nix daran, das der Ami (konkret Bush-Vater)schon vor Jahren in das Projekt investiert hat. Damals war übrigens Ben Ladem , enger Handelpartener und Vertrauter der Fam Bush.

      Die amerikanische Ölindustrie haben ihre Investitionen(Pipelines usw.) gern unter zuverlässiger Kontrolle und Schutz. Siehe auch die Pipeline die durch Kosovo + Mezedonien zur Adria führt. Auch hier 100 % USA-ÖlMutlis beteiligt.

      Nun haben sie im Kosovo genauso wie in Afghanistan/Usbekistan ihr oder ihnen "unterstelltes" Militär stationiert.

      Zufälle gibts !
      Avatar
      schrieb am 12.02.02 19:42:00
      Beitrag Nr. 32 ()
      jeder, der noch ein wenig krips hat, spuckt auf die kriegstreibernation amerika.

      ich spucke auch auf unser land, mir wird nur schlecht und muß wieder kotzen, wenn ich an unsere mit tabletten abgefüllten politiker aller richtungen schaue...eine hammelherde die nur eines im kopf hat, möglichst schnell das konto voll...und möglichst lange das volk verarschen.

      ich scheiße auf mein eigenes land..und das verzeihe ich den hunden nie, das in der heutigen zeit jeder anständige deutsche mit liebe zur freiheit auf sein land scheißen muß.
      Avatar
      schrieb am 12.02.02 20:02:21
      Beitrag Nr. 33 ()
      Sorry, die URL in meinem vorherigen Posting war nicht verlinkt. Hier isser:

      http://www.afghanist.de

      Dass mit der Pipeline durch Kosovo und Mazedonien ist ja interessant. Bitte um nähere Infos und Quellenangaben!
      Avatar
      schrieb am 12.02.02 20:23:59
      Beitrag Nr. 34 ()
      @sense

      du vergißt aber das andere
      länder keine kfz-steuer zahlen,
      das kannste auf deinen steuern
      bei den spritpreisen noch drauf-
      addieren mal sehen wie wir dann
      in der skala nach vorn brettern

      @geputert
      tja bin ganz deiner meinung
      habe dazu auch einen aufruf
      gemacht *G*
      aber keiner nimmt in wohl
      ernst "du schaffst es -
      wir schaffen es"
      es ist leider so das wir
      gerade an den aktien täglich
      sehen wie doof wir sind:

      die amis haben heute -0,30 dow
      und wir übertreiben -1,35 dax
      im selben zeitraum.

      wir werden wohl bei den ja-sagen
      der regierungsparteien (leider auch
      cdu/csu) immer als land und
      steuerzahler die nachteile eines
      landes haben die sich trotz
      fast aussterbender immer noch
      "den nazzi ankreiden läßt" und
      deshalb sofort in die scheiße
      langt sobald man sich zum
      millionsten mal versucht sich
      zu rehabilitieren.
      die geschichte sollte man nicht
      vergessen den aus ihr lernt man,
      aber als amerikas-jünger sollten
      wir eines mal von ihnen lernen:

      patritoismus und selbstbewußtsein
      (was bei denen aber schon über-
      heblichkeit ist).

      mfg
      gedecktercall
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 00:02:20
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 21:02:15
      Beitrag Nr. 36 ()
      Jetzt ist es amtlich : USA bomben für Gas / OEL :(
      Monday, 13 May, 2002, 10:20 GMT 11:20 UK
      Afghanistan plans gas pipeline


      The pipeline is Afghanistan`s biggest foreign investment project

      Afghanistan hopes to strike a deal later this month to build a $2bn pipeline through the country to take gas from energy-rich Turkmenistan to Pakistan and India.
      Afghan interim ruler Hamid Karzai is to hold talks with his Pakistani and Turkmenistan counterparts later this month on Afghanistan`s biggest foreign investment project, said Mohammad Alim Razim, minister for Mines and Industries told Reuters.

      "The work on the project will start after an agreement is expected to be struck at the coming summit," Mr Razim said.

      The construction of the 850-kilometre pipeline had been previously discussed between Afghanistan`s former Taliban regime, US oil company Unocal and Bridas of Argentina.

      The project was abandoned after the US launched missile attacks on Afghanistan in 1999.

      US company preferred

      Mr Razim said US energy company Unocal was the "lead company" among those that would build the pipeline, which would bring 30bn cubic meters of Turkmen gas to market annually.

      Unocal - which led a consortium of companies from Saudi Arabia, Pakistan, Turkmenistan, Japan and South Korea - has maintained the project is both economically and technically feasible once Afghan stability was secured.

      "Unocal is not involved in any projects (including pipelines) in Afghanistan, nor do we have any plans to become involved, nor are we discussing any such projects," a spokesman told BBC News Online.

      The US company formally withdrew from the consortium in 1998.

      "The Afghan side assures all sides about the security of the pipeline and will take all responsibilities for it," Mr Razim said.

      Reconstructing

      Afghanistan plans to build a road linking Turkmenistan with Pakistan parallel to the pipeline, to supply nearby villages with gas, and also to pump Afghan gas for export, Mr Razim said.

      The government would also earn transit fees from the export of gas and oil and hoped to take over ownership of the pipeline after 30 years, he said.

      The Asian Development Bank (ADB) has been surveying routes for transferring local gas from northern Afghan areas to Kabul, and to iron ore mines at the Haji Gak pass further west.

      "ADB will announce its conclusion soon," Mr Razim said.

      The pipeline is expected to be built with funds from donor countries for the reconstruction of Afghanistan as well as ADB loans, he said.

      Und wieder zeigt der Moloch sein wahres Gesicht !
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 11:42:23
      Beitrag Nr. 37 ()
      SERIE "DER KAMPF UMS KASPISCHE ÖL"

      Pipelines, Bomben und Soldaten

      Von Lutz C. Kleveman

      Mit aller Macht wollen die Amerikaner ihre Abhängigkeit vom arabischen Öl drosseln und schieben dazu ein gefährliches Milliardenabenteuer an. Um an die Ölreserven am kaspischen Meer heranzukommen unterstützen sie skrupellose Ölbosse und machthungrige Despoten. Eine Reportage-Serie über den Kampf der Staaten und Konzerne um Pipeline-Routen und militärische Vorherrschaft.


      AP

      Ölfeld bei Baku (Aserbeidschan): Das neue "Große Spiel" zwischen Kaukasus und Pamir


      Im "Finnegan`s" trifft sich, was man in Baku die "Ölmänner" nennt. Nicht die Bosse und Manager, die zieht es nach Feierabend eher ins feine "Sunset Café" oder direkt heim in ihre Villen vor der Stadt. Das "Finnegan`s" in der Altstadt ist für die Jungs von den Bohrinseln. Die sich, wenn sie Schichtpause an Land machen, nach einem Pub wie zuhause sehnen.
      Hier wird ihnen geholfen: Aus den Boxen über dem Tresen kommt Rockmusik, man kann in Dollars bezahlen, und im Fernseher an der Wand spielt Manchester United gegen Chelsea. Für ein paar Stunden können die Ölmänner den penetranten Petroleumgestank vergessen, der Tag und Nacht die Hauptstadt der ex-sowjetischen Republik Aserbaidschan durchzieht.

      "Ein wackeliger Flug war das - bin gespannt, wann die nächste Maschine ins Meer plumpst", sagt Thomas, als er an die Bar tritt. Der Ölingenieur aus Westfalen arbeitet auf der Plattform Chirag, 80 Kilometer auf dem Kaspischen Meer gelegen, von wo ihn am Nachmittag der Konzern-Helikopter von British Petroleum-Amoco in die Stadt gebracht hat. Ein schottischer Kollege klopft Thomas auf die Schulter und schlägt eine Wette darauf vor, wessen Hubschrauber wohl als erster abstürzen werde. "Jeder setzt auf seinen eigenen Flug - dann hat man wenigstens die Wette gewonnen, wenn es abwärts geht."


      Der Autor dieser Serie schrieb zum gleichen Thema das in dieser Woche erscheinende Buch "Der Kampf um das heilige Feuer - Wettlauf der Weltmächte am Kaspischen Meer", Rowohlt Berlin, 320 Seiten, 19,90 Euro


      Trotz ihres schwarzen Humors ist die Stimmung der Ölmänner den gesamten Abend über ausgezeichnet. Nicht ohne Grund: Der Ölboom am Kaspischen Meer, dem neuen Wilden Osten der Industrie des Schwarzen Goldes, hat seine kurze Flaute überwunden. Auf dem Grund des riesigen Binnensees und an seinen Ufern bohren gleich mehrere transnationale Energiekonzerne nach den größten unerschlossenen Ölvorkommen der Welt und bescheren ihren Arbeitern und Ingenieuren Spitzeneinkommen für viele Jahre.

      Schätzungen über das verfügbare Volumen reichen von 50 bis 110 Milliarden Fass Erdöl und etwa sieben bis neun Billionen Kubikmeter Erdgas. Das US-Energieministerium kalkuliert sogar mit 200 Milliarden Barrel Erdöl - nur Saudi Arabien besitzt mit nachgewiesenen 262 Milliarden Barrel mehr. Erst im Sommer 2000 wurde vor der kasachischen Küste das Kashagan-Ölfeld entdeckt, das als eines der fünf größten der Welt gilt.

      Der letzte Öl-Rausch in der Geschichte der Menschheit

      Für westliche Ölfirmen, denen die verstaatlichten Produktionsstätten der Golfregion und das unsichere Russland wenig Chancen für Beteiligungen bieten, ist der kaspische Boom ein Segen. Sie haben mit den zumeist ex-kommunistischen Potentaten der Region lukrative Verträge abgeschlossen und 30 Milliarden Dollar in neue Förderanlagen gesteckt. Bis zum Jahr 2015 sind weitere Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Dollar vorgesehen.

      Zugleich hat aber der voraussichtlich letzte große Öl-Rausch in der Geschichte der Menschheit einen geopolitischen Kampf um den Kaukasus und Zentralasien ausgelöst, wo seit dem Kollaps der Sowjetunion vor zehn Jahren ein Machtvakuum herrscht. Er gleicht dem "Great Game", der imperialen Rivalität zwischen dem Britischen Weltreich und dem zaristischen Russland um das Herz der eurasischen Landmasse im 19. Jahrhundert, das der britische Schriftsteller Rudyard Kipling einst so spannend beschrieb.


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      Nun ist ein neues "Großes Spiel" um die Territorien zwischen den Gebirgen des Kaukasus und des Pamir entbrannt (siehe Karte). Mit dem Unterschied, dass nun die Amerikaner Gegenspieler der Russen sind. Außerdem mischen dieses Mal reiche Konzerne und Regionalmächte kräftig mit - China, der Iran, die Türkei, Pakistan sowie Shell und BP.

      Alle wollen die Kontrolle über die Energiereserven gewinnen, welche die Abhängigkeit vom Öl des mächtigen, arabisch dominierten OPEC-Kartells aus der instabilen Golfregion mindern können. Zwar reichen die Ölreserven des kaspischen Meers entgegen ersten euphorischen Erwartungen nicht an die Vorkommen des Persischen Golfs heran, die etwa 600 Milliarden Barrel, zwei Drittel der Vorräte der Erde, umfassen.

      Mit einer Fördermenge von maximal sechs Millionen Barrel pro Tag könnte die kaspische Region einen Weltmarktanteil von lediglich fünf bis acht Prozent erreichen, was ungefähr dem der Förderung aus dem Nordseegrund entspräche. Die Führerschaft des OPEC-Kartells wird also unangefochten bleiben. Zudem gehen die außerhalb der Golfregion liegenden fossilen Reserven allmählich zur Neige. Bei der jährlich um fast zwei Millionen Barrel steigenden Nachfrage nach Rohöl wird der Anteil der OPEC am Weltmarkt in den kommenden zwei Jahrzehnten weiter wachsen.

      Strategisches Ziel für Öl-Männer der Bush-Regierung

      Aber gerade darin liegt die strategische Bedeutung der kaspischen Vorkommen. Denn um die Abhängigkeit vom arabischen Öl zu mildern, verfolgen die Regierungen der Vereinigten Staaten die Politik, ihre "Energieversorgung zu diversifizieren", also Rohstoffquellen außerhalb der OPEC zu erschließen und zu sichern.

      Die Kontrolle über das kaspische Erdöl ist eines der Schlüsselelemente dieser Strategie. "Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der eine Region so plötzlich strategisch so wichtig geworden ist wie jetzt die kaspische Region", erklärte Dick Cheney, der damalige Chef des Petrologistik-Konzerns Halliburton, im Jahre 1998 in einer Rede vor Öl-Industriellen in Washington.

      Heute ist Cheney Vize-Präsident der Vereinigten Staaten und gilt als der einflussreichste Mann hinter George W. Bush, der selbst aus der texanischen Ölindustrie kommt. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 und der amerikanische Feldzug in Afghanistan haben Zentralasien endgültig in den Brennpunkt der US-Außenpolitik gerückt. Washington ist entschlossen, die geostrategischen Kräfteverhältnisse am Kaspischen Meer zu seinen Gunsten zu verändern.

      Alle Spieler des neuen "Great Game" beschäftigt ein ernstes Problem: die Ölfelder der landumschlossenen kaspischen Region liegen Tausende Kilometer von Hochseehäfen entfernt, von wo Tanker es zu den Märkten der industrialisierten Welt bringen könnten. Also müssen Pipelines gebaut werden. Und um deren Verlauf gibt es im Kaukasus und in Zentralasien seit fast zehn Jahren Konflikte - und Kriege.


      AP

      US-Präsident Bush, Vize Cheney: Öl-Strategen in höchsten Regierungsämtern


      Russlands Regenten, nach Saudi-Arabien die zweitgrößten Erdölexporteure der Welt, sehen sich noch immer als Aufseher ihrer ehemaligen kaukasischen und zentralasiatischen Kolonien. Trotz der Mitarbeit Präsident Vladimir Putins in der amerikanischen Anti-Terror-Koalition wollen mächtige politische und wirtschaftliche Kreise in Moskau die USA auf Armlänge halten. Sie bestehen darauf, dass die Pipelines für das kaspische Öl wie zu Sowjetzeiten über russisches Territorium nördlich des Kaukasus-Gebirges verlaufen, durch das kriegsgeschüttelte Tschetschenien zum Schwarzmeer-Hafen Novorossijsk.

      Die Vereinigten Staaten hingegen wollen den kostbaren Rohstoff russischem Zugriff entziehen, um die Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepubliken von Moskau zu stärken. Eine südliche Route durch den von Mullahs regierten Iran, seit 20 Jahren Amerikas Erzfeind, kommt für Washington ebenfalls nicht in Frage. Die Bush-Regierung, wie zuvor auch schon die Clinton-Administration, kämpft mit allen Mitteln für eine Pipeline, die sowohl Russland als auch den Iran umgeht.

      Seit Mitte der 1990er macht Washington daher Druck für ein gigantisches Pipeline-Projekt über 1750 Kilometer von der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku durch das Nachbarland Georgien zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan. Massiv unterstützt wird die kühne Idee von der türkischen Regierung, die befürchtet, Tanker aus dem Schwarzen Meer könnten im engen Bosporus havarieren und Istanbul verseuchen. Mit 2,9 Milliarden Dollar Baukosten ist die Leitung allerdings extrem teuer und soll zudem durch politisch sehr instabile Gebiete verlaufen, zunächst wollte darum kein Konzern das Risiko eingehen.


      Lutz Klevermann

      Altes Ölfeld in Baku: Gespentisches Ödland


      Doch beim Öl ist Politik mindestens so wichtig wie der Markt. Darum wird nun die Azerbaijan International Operating Company (AIOC), ein internationales Konsortium aus einem Dutzend Ölkonzernen das Projekt in Angriff nehmen. An dessen Spitze steht die BP Amoco AG, mit der Aserbaidschan Ende 1994 den sogenannten "Jahrhundert-Vertrag" zur Ausbeutung der kaspischen Ölquellen unterzeichnete. Und alle Fäden für das kaspische Ölabenteuer laufen zusammen in der Villa Petrolea, der BP-Konzernzentrale in Baku, inmitten einer der gespenstischsten Industrieödlandschaften der Erde.

      Pipelines, Bomben und Soldaten (2)

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      DPA

      BP-Chef John Browne: "Wir sind keine wohltätige Organisation"


      Direkt am Ufer rosten hier hunderte Derricks, alte Ölfördertürme, inmitten riesiger Lachen aus schleimigem Ölschlick und rosa glänzendem Wasser. Noch immer quälen sich einige Schwengel knirschend und rasselnd auf und ab, wie nickende Esel aus Stahl, und saugen Rohöl aus dem Erdreich. So verseucht ist das Gelände, dass auf mehreren Quadratkilometern nicht eine grüne Pflanze wächst, nicht ein einziger Grashalm.

      Hier brach Ende des 19. Jahrhunderts der erste Ölboom Bakus los, als die Nobels und die Rothschilds in die Stadt kamen und von hier aus der amerikanischen Standard Oil Company John Rockefellers das Weltmonopol streitig machten. Sie bauten die erste Pipeline vom Kaspischen ans Schwarze Meer, mehr als die Hälfte allen Öls auf dem Weltmarkt kam vor 100 Jahren aus Baku. Aber auch die russische Arbeiterbewegung hatte hier ihre Ursprünge, aufgestachelt von einem gewissen georgischen Agitator namens Josif Dschugaschwili, der sich später Stalin nennen sollte. Nach der Oktoberrevolution 1917 vertrieb die Avantgarde des Proletariats die kapitalistischen Ölbarone und verfeinerte deren Methoden, die Natur restlos zu verseuchen.

      Auch die Villa Petrolea, von der aus BPAmoco heute die kaspischen Geschäfte leitet, war vor zehn Jahren noch ein Regierungsgebäude der Kommunisten. Viele kleine Hämmer und Sicheln, liebevoll in Rot ausgemalt, prangen in der fein verzierten Stuckdecke der Eingangshalle. "Tja, das ist die Ironie der Geschichte", lacht BP-Sprecherin Taman Bayatli, beim Empfang des Besuchers im dritten Stock des Gebäudes.

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      Hier arbeitet David Woodward, Vorsitzender von BPAmoco Aserbaidschan, nach Staatspräsident Heydar Alijew und dessen Sohn wohl der mächtigste Mann in Baku. Er verwaltet rund 15 Milliarden Dollar, die der Ölkonzern in den kommenden Jahren vor der aserischen Küste investieren will. So dominant ist BPAmocos wirtschaftliche Stellung in Aserbaidschan mittlerweile, dass kaum eine wichtige Entscheidung in Sachen Öl ohne Woodwards Zustimmung fällt - und Öl ist in diesem Land fast alles. Ein BP-Sprecher hat es mal so ausgedrückt: "Wenn wir aus Baku abzögen, würde das Land über Nacht zusammenbrechen."

      Woodward, der großgewachsene BP-Veteran, in dessen Lebenslauf keine der klassischen Job-Stationen von Aberdeen bis Alaska fehlt, kommt gleich zum Punkt: "Wir werden die Pipeline nach Ceyhan bauen, und wir werden sie mit Öl vollmachen. Sie wird rentabel sein, im Sommer geht es los."

      Nein, nicht der politische Druck aus Washington sei ausschlaggebend, die Entscheidung rein ökonomisch motiviert, beteuert Woodward. "Es ist kein politisches Projekt. Wir sind keine wohltätige Organisation - wenn sich die Sache nicht rechnen würde, hätten wir Amerikanern und Aseris gesagt: `Sorry, aber es geht nicht!`" Einmal fertig, soll die Röhre täglich bis zu eine Million Barrel Rohöl des Chirag-Felds transportieren. Woodward räumt ein, dass eine Nord-Süd-Route durch den Iran kürzer, billiger und wahrscheinlich auch sicherer wäre als die Pipeline durch das bürgerkriegsgeschüttelte Georgien. "Aber wir halten uns an amerikanische Sanktionen gegen den Iran, und außerdem will unser Gastgeber Aserbaidschan nicht vom Iran abhängig sein - was wir respektieren müssen."

      Die große Unbekannte Russland

      Sogar der russische Widerstand gegen das Projekt wird offenbar geringer. Seit Jahren steht Moskau im Verdacht, absichtlich politisches Chaos und Bürgerkriege in Aserbaidschan und im Transitland Georgien anzufachen, um Pipeline-Investoren abzuschrecken. Im Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien Anfang der 1990er um die Enklave Berg-Karabach, bei der Zehntausende starben und bis zu eine Million Aseris vertrieben wurden, unterstützte Moskau offen die Armenier.


      REUTERS

      Russlands Präsident Putin: "Russland ist und bleibt gegen die Pipeline"


      Im vergangenen Oktober allerdings, auf dem Höhepunkt russisch-amerikanischer Detente im gemeinsamen "Krieg gegen den Terror", reiste Woodward mit ein paar Kollegen nach Moskau und stellte das Baku-Ceyhan-Projekt erstmalig im dortigen Energieministerium vor. Noch ein Jahr zuvor wäre dies undenkbar gewesen. "Der stellvertretende Minister war da und machte deutlich, dass russischen Firmen, die sich an der Pipeline beteiligen wollen, keine Steine in den Weg gelegt würden."

      So hat denn auch der russische Ölriese Lukoil, der als verlängerter Arm von Moskaus Außenpolitik betrachtet wird, Interesse signalisiert, sich in das Projekt einzukaufen.

      Ein hochrangiger russischer Diplomat in der Region dämpft allerdings zu hohe Erwartungen an Moskaus Kooperation: "Auch wenn Lukoil sich an Baku-Ceyhan beteiligt, Russland ist und bleibt gegen Pipeline. Sie ist ein geopolitisches Projekt der Amerikaner, und wir werden versuchen, es zu verhindern."

      Der Weg zu US-Botschafter Ros Wilson in Baku, Washingtons wichtigstem Diplomaten in diesem Teil der Welt, führt durch eine Metallschranke, die solange piept, bis man auch den letzten Kugelschreiber aus der Tasche gekramt hat. Woraufhin die Sicherheitsbeamten, seit dem 11. September noch gewissenhafter als sonst, den Kugelschreiber in seine Einzelteile zerlegen - man kann ja nie wissen.

      Botschafter Wilson, ein hochaufgeschossener, schlanker Mann aus Minnesota, hat seit dem Beginn des amerikanischen "Kriegs gegen den Terror" wohl ein paar mehr Akten als sonst auf seinem Schreibtisch. Er scheint ganz froh zu sein, mal wieder über Öl, und nicht islamische Terroristen, reden zu können. Schon die ersten Sätze verraten den geschliffenen Karriere-Diplomaten: "Wir sehen uns nicht in einem Großen Spiel mit Russland, schon gar nicht in einem Nullsummenspiel. Wir haben unsere Interessen, die Russen haben ihre, aber sie müssen nicht unbedingt miteinander kollidieren." Das Gefühl einiger Russen, Amerika wolle sie aus der Region verdrängen, sei grundlos.


      Lutz Klevermann

      Ölförderung bei Baku: "Ironie der Geschichte"


      Nach einigen Phrasen über Demokratie, Frieden und Kooperation, die so sorgsam getrimmt sind wie sein rötlicher Vollbart, wird Wilson deutlicher: "Wir wollen sicherstellen, dass das kaspische Öl an die Märkte kommt." Die Aseris wüssten außerdem, dass nur die Pipeline nach Ceyhan das Ticket zur wirklichen Unabhängigkeit sei. Schließlich sei der große Nachbar im Norden ein Hauptkonkurrent Aserbaidschans auf den Ölmärkten. "Die Aseris versuchen natürlich, Amerika und Russland gegeneinander auszuspielen. Aber sie verstehen, dass nur die Vereinigten Staaten der Garant für ihre Unabhängigkeit sind." Wie einen Beschluss verkündet Wilson dann: "Das Öl wird nie durch Russland gehen."



      Das Oel im IRAK will Bush natürlich auch , dann IRAN etc.

      DIE ACHSE des BÖSEN ist nämlich überall dort, wo OEL zu finden ist bzw. wo jemand den Amis in die Suppe spuckt :

      CHINA RUSSLAND NORD KOREA PAKISTAN INDIEN als

      Geostrategische ATOMARE Konkurrenten ums OEL !
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 13:39:55
      !
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      Avatar
      schrieb am 30.08.02 22:30:15
      Beitrag Nr. 39 ()
      DER KAMPF UMS KASPISCHE ÖL (3)

      Das neue Kuweit und sein kindlicher Diktator

      Von Lutz C. Kleveman, Aschgabad

      Ein bizarrer Despot und die Oligarchen aus Moskau halten Turkmenistan fest im Griff - zum Schaden für die westliche Öl-Industrie. Die Milliardengewinne aus den zwei Billionen Kubikmeter fassenden Erdgasfeldern gehen an den Konzernen vorbei. Nun setzten Amerikas Strategen auf die Option Afghanistan.


      Statue des turkmenischen Diktators Nyazow: "Personenkult wie zu Stalins Zeiten"


      Turkmenistan ist wahrscheinlich der einzige Ort der Welt, wo ein Taxi zum Flughafen teurer ist als der anschließende Flug. "Nein, mein Herr, das ist ganz sicher kein Irrtum, das Ticket kostet 35 Manat", sagt die Dame am Verkaufsschalter der Turkmenistan Airways in Turkmenbaschi, der einzigen Hafenstadt des Landes am Ostufer des Kaspischen Meer. 35 Manat, das sind umgerechnet etwas mehr als zwei Euro! Für einen Flug in die Hauptstadt Aschgabad, immerhin 800 Kilometer entfernt.
      Unter den Passagieren der Maschine, einer brandneuen Boeing 757, sind viele bunt bekleidete Marktfrauen, die Obst und Fische aus dem Kaspischen Meer auf dem Bazaar in Aschgabad verkaufen. Am Abend werden sie mit dem letzten Flieger wieder heimkehren. Mit einem feinen Netto-Gewinn, nach Abzug der Transportkosten.

      "Ein Volk, ein Vaterland, ein Führer"

      In Ländern, in denen derartiges möglich ist, sind meist sagenhafte Bodenschätze nicht weit. Tatsächlich wird Turkmenistan oft das neue Kuweit am Kaspischen Meer genannt: Die seit zehn Jahren unabhängige ex-sowjetische Wüstenrepublik sitzt auf immensen Reichtümern. Die Gasvorkommen allein werden auf zwei Billionen Kubikmeter geschätzt, die viertgrößten der Welt. Hinzu kommen noch weitgehend unerschlossene Ölfelder vor der turkmenischen Küste, von denen bis heute niemand weiß, wie groß sie sind. Die Bodenschätze machen das Land zu einem der wertvollsten Beutestücke im neuen Großen Spiel, dem Kampf der Großmächte und Konzerne um die Öl- und Gasfelder am Kaspischen Meer.

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      Deren Problem ist nur, dass Turkmenistan von einem, vorsichtig ausgedrückt, leicht realitätsfremden Mann beherrscht wird: Staatspräsident Saparmurad Nijazow. Besser bekannt als Turkmenbaschi, der "Führer aller Turkmenen", wie sich Nijazow seit Jahren nur noch nennt. Der ehemalige Chef der Kommunistischen Partei in Turkmenistan hat das Land seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in einen gigantischen Themenpark verwandelt, mit einem einzigen Thema: ihm selbst. An fast jeder Straßenecke in Aschgabad hängen Porträts des 60-Jährigen, eines kleinen Mannes mit scheinbar weichem Gesicht. Der Staatsslogan "Halk, Watan, Turkmenbaschi" (was so viel bedeutet wie "Ein Volk, ein Vaterland, ein Führer") schmückt alle öffentlichen Gebäude.

      Dazu ist die Hauptstadt mit zahllosen Statuen des Diktators auf Lebenszeit übersät, von denen ein gutes Dutzend vergoldet sind. Die größte unter ihnen steht 40 Meter hoch auf einem Triumphbogen im Kern der Stadt: mit fliegendem Mantel und weit ausgestreckten Armen blickt Turkmenbaschi auf seine etwa fünf Millionen Untergebenen runter. Dabei rotiert der Herrscher langsam, damit sein güldenes Antlitz stets der Sonne zugewandt bleibt. "Es ist ein Personenkult wie zu Stalins Zeiten", sagt ein hochrangiger westlicher Diplomat in Aschgabad. "In keiner anderen ehemals kommunistischen Republik hat sich das sowjetische System so unreformiert erhalten."


      REUTERS

      Turkmenisches Öllager amn Kaspischen Meer: Wertvolles Beutestück im Großen Spiel


      Fast alle erwachsenen Menschen arbeiten noch immer für den Staat, um die grandiosen Ideen und Spielereien des exzentrischen Chefs zu verwirklichen: Arbeiterbrigaden reißen ganze Wohngebiete der Hauptstadt ab und ersetzen sie durch leer stehende Marmor-Prachtbauten, Palmenparks mit mythischen Statuen und Tausenden, zum Teil gigantischen Springbrunnen. Sie sind Nijazows größte Obsession, und er besteht darauf, dass nur das beste Trinkwasser des Wüstenlandes aus ihnen sprudelt (und verdunstet). "Es erinnert alles ein wenig an Kim Il Sung in Nordkorea", kommentiert der westliche Diplomat. "Dabei ist der Mann kein brutaler Tyrann. Er ist nur wie ein Kind, und dazu noch ein ziemlich verrücktes."

      Schweres Terrain für die Ölindustrie

      Kein Mitglied des diplomatischen Corps, das nicht eine obskure Anekdote darüber auf Lager hätte, was Turkmenbaschi nun schon wieder angestellt hat. "Neulich fragte er sich wohl in seinem Palast, ob das Volk ihn auch wirklich so liebe, wie seine Minister ihm versichern", erzählt eine amerikanische Diplomatin. "Da hat er sich einen falschen schwarzen Bart angeklebt und ist ganz allein in die Außenbezirke gefahren, um einfache Menschen auf der Straße nach ihrer Meinung zu fragen." Natürlich würde sich in Turkmenistan niemand trauen, seine wirklichen Ansichten zu politischen Themen öffentlich kundzutun. "Schon gar nicht, wenn der Befrager im gepanzerten schwarzen Mercedes des Präsidenten angefahren kommt - und obendrein der Bart schief vom Kinn hängt."


      IN SPIEGEL ONLINE

      · Teil 1: Pipelines, Bomben und Soldaten (26.08.2002)

      · Teil 2: Wem gehört das Kaspische Meer? (28.08.2002)




      So unterhaltsam die Launen des modernen turkmenischen Khans sein mögen, so schwer machen sie es für westliche Regierungen und Unternehmen, in dem rohstoffreichen Land politisch und wirtschaftlich Einfluss zu gewinnen. Anders als in den übrigen Schlüsselstaaten am Kaspischen Meer wie Kasachstan und Aserbaidschan, sind ausländische Investitionen in Turkmenistan, besonders im Öl- und Gassektor, nach wie vor sehr schwierig. Die Willkür des Präsidenten verhindert klare legale Vorgaben ebenso wie einen effektiven Schutz vor korrupten Bürokraten. "So müssen sich die ersten Händler gefühlt haben, die im 19. Jahrhundert an den Hof des Emirs von Bukhara gereist sind", stöhnt ein britischer Geschäftsmann. Auch er will nicht namentlich genannt werden, aus Angst vor negativen Folgen. "Die Turkmenen könnten zum Beispiel unsere bestehenden Verträge einfach zerreißen und mich ausweisen."


      DPA

      Despot Nijasow: "Ein verrücktes Kind"


      Von den Schwierigkeiten seiner westlichen Gegenspieler im neuen Großen Spiel profitiert Turkmenistans ehemaliger kolonialer Hegemon: Russland. Zwar besiegten russische Zarentruppen die letzten nomadischen Banditen Turkmenistans erst vor gut einhundert Jahren, in der blutigen Schlacht von Geok-Tepe im Januar 1881, aber aus der folgenden Kontrolle und Abhängigkeit von Russland weiß sich das kleine Land auch nach dem Ende der UdSSR nicht richtig zu befreien. Seinen wichtigsten Geldbringer, das Erdgas, muss Turkmenistan bis heute durch die alten Pipelines nach Russland exportieren. Andere bestehen nicht, außer einer kleinen neuen Röhre nach Iran, die aber die Abhängigkeit von Moskau kaum mindert. Schon mehrfach hat Gazprom, der russische Gasriese, den Turkmenen willkürlich den Hahn abgedreht und die Pipelines gesperrt.

      Daher hatte die turkmenische Regierung Mitte der Neunziger den kühnen Plan, eine Pipeline unter dem Kaspischen Meer durch nach Aserbaidschan zu legen, wo sie an eine Leitung in die Türkei angeschlossen würde. Das Projekt wurde enthusiastisch von der amerikanischen Regierung unterstützt, die Turkmenistan wie alle 1992 unabhängig gewordenen und zudem rohstoffreichen Länder aus der Faust Moskaus zu befreien sucht. Wie im Falle von Aserbaidschan sieht Washington in einer Ost-West-Pipeline, die Russland umgeht, das beste Mittel dafür.

      Rückschlag für Shell, Gewinner sind Russlands Ölbosse

      Der britisch-holländische Rohstoffgigant Shell stieg in das Projekt ein und fertigte Machbarkeitsstudien an. "Wir kamen zu dem Schluss, dass die Pipeline technisch und kommerziell absolut Sinn machen würde", sagt Pius Cagienard, Generaldirektor von Shell in Turkmenistan. In seinem Büro, zusammen mit den britischen, deutschen und französischen Botschaften in einem Luxushotel untergebracht, hängen viele Photos von dem Tag im Jahre 1999, an dem Shell-Manager mit Nijazow Vorverträge unterschrieben.


      Der Autor dieser Serie schrieb zum gleichen Thema das am 11. September erscheinende Buch "Der Kampf um das heilige Feuer - Wettlauf der Weltmächte am Kaspischen Meer", Rowohlt Berlin, 320 Seiten, 19,90 Euro


      Der Schweizer betrachtet sie heute mit Bitterkeit, denn aus der Transkaspischen Pipeline wurde nichts. "Das Projekt geriet in ein geopolitisches Ringen zwischen den USA und Russland, und Moskau hatte leider den längeren Arm", erzählt Cagienard und sieht dabei sehr wie ein Verlierer aus. "Die Russen haben so viel politischen Druck gemacht, da hat sich Präsident Nijazow nicht mehr getraut, sie vor den Kopf zu schlagen und mit uns einen endgültigen Vertrag zu unterschreiben." Damit ging die Chance auf eine weitere Exportroute bis auf weiteres verloren, denn die Türkei hat inzwischen Lieferverträge für Gas mit Iran und mit Russland abgeschlossen. Die russische Pipeline, Blue Stream genannt, wird ironischerweise unter dem Schwarzen Meer hindurch in die Türkei führen.

      Des einen Leid ist des anderen Freud: der vorläufige Gewinner im Kampf um das turkmenische Gas ist der russische Rohstoffkonzern Itera, der eng mit dem Monopolisten Gazprom zusammenarbeitet. Iteras Boss Igor Makarow, einer der mächtigen Oligarchen in Moskau, wurde in Aschgabad geboren und kann sich in seiner Geschäftsstrategie auf eine langjährige Freundschaft mit Staatspräsident Nijazow stützen. Vor wenigen Monaten haben die beiden Männer vereinbart, dass Turkmenistan im kommenden Jahr 40 Milliarden Kubikmeter Gas nach Norden an Itera liefert.

      Der Preis, spottbillige 43 Dollar pro tausend Kubikmeter, ist zur Hälfte in Naturalien zahlbar. "Das ist ein fairer Preis, alle sind zufrieden. Wir nutzen die Pipeline-Situation nicht aus", beteuert Gozchmurad Nazdianow, Itera-Topmanager in Turkmenistan. So überzeugend verteidigt der elegante Mittfünfziger heute die Interessen seiner russischen Firma, fast könnte man vergessen, dass er noch vor wenigen Jahren Turkmenbaschis Ölminister war. Nazdianow einzustellen war ein weiterer schlauer Schachzug von Itera-Chef Makarow.

      Die Afghanistan-Route - Alternative für Amerikas Öl-Strategen

      An politischen Hindernissen allerdings sei die Transkaspische Pipeline nicht gescheitert, behauptet Nazdianow heute: "Die Russen haben gar keinen Druck gemacht, Schuld am Scheitern des Projekts hatten nur die Aserbaidschaner." Die Regierung in Baku habe nämlich die Pipeline boykottiert, wollte nicht ausreichend Gas durch das Land lassen, um sie rentabel zu machen. Massiven politischem Einfluss habe nur Washington auszuüben versucht. "Aber es hat nicht gereicht, um die Aserbaidschaner zum Einlenken zu bringen. Also ist das Projekt gestorben." Für einen kurzen Moment ist Nazdianow anzumerken, dass ihm das als ehemaligem Ölminister seines Landes leid tut. Aber dann besinnt er sich wieder darauf, in wessen Diensten er heute steht. "Für Itera ist das natürlich eine gute Nachricht."


      REUTERS

      Afghanistans Staatschef Karsai (in Washington): "Die Ölkonzerne werden nicht auf sich warten lassen"


      Hoffnung auf eine zweite große Exportroute für turkmenisches Gas, fügt er dann hinzu, gebe es allerdings weiter: "Durch Afghanistan." Bereits Mitte der Neunziger plante der amerikanischen Ölkonzern Unocal, zwei Pipelines für Gas und für Öl durch Afghanistan nach Pakistan zu bauen. Nazdianow, damals noch Ölminister, reiste mehrfach mit Unocal-Managern nach Afghanistan, um die Taliban und die Nordallianz für das Projekt und ein dafür nötiges Ende des Bürgerkriegs zu begeistern. Die Kämpfe aber gingen weiter, und Unocal stieg aus. Mit dem Ende der Taliban hat sich nun der afghanische Pipeline-Korridor wieder geöffnet: Bei einem Staatsbesuch in Aschgabad Anfang März besprachen der neue afghanische Präsident Hamid Karzai und Turkmenbaschi das Vorhaben bereits. Nazdianow glaubt: "Lange werden die Ölkonzerne nicht auf sich warten lassen."
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 18:58:58
      Beitrag Nr. 40 ()
      DER KAMPF UMS KASPISCHE ÖL (5)

      Pax Americana in Zentralasien

      Von Lutz C. Kleveman, Bischkek

      Der Aufbau neuer US-Militärbasen in den ex-sowjetischen Republiken Zentralasiens soll vorgeblich nur der Terrorbekämpfung dienen. Doch die Stützpunkte werden offenkundig auf Dauer errichtet, Russen und Chinesen bekunden unverhohlen ihr Misstrauen: "Die Amerikaner sind wegen des Öls da".


      Lutz Klevemann

      US-Patrouille in Kirgisien: "Die Amerikaner werden bleiben, so lange sie wollen"


      Langsam rollen die zwei Humvee-Militärfahrzeuge in das Dorf, irgendwo in den Bergen Kirgisiens. Zu beiden Seiten der verschlammten Fahrbahn stehen einige ärmliche Holzhäuser, alte Leute und Kinder am Straßenrand starren reglos auf die olivgrünen Geländewagen und ihre Insassen. Bevor Staff Sergeant Chad Bickley aussteigt, schärft er seinen Männer noch einmal den Sinn der Patrouille ein: "Denkt dran, Jungs, wir sind hier draußen, um Freunde zu gewinnen. Wir werden Hände schütteln, winken und Candies verteilen, okay?" "Yes, Sir!", erwidern die Soldaten und greifen nach ihren schwarzen M-16 Gewehren.
      Es gehört zu den eher surrealen Anblicken der neuen globalen Pax Americana, wie Bickley und sein Trupp in Kampfmonturen nun die Herzen kirgisischer Dorfbewohner zu erobern suchen. Bickley nimmt seine schmale Reflex-Sonnenbrille ab und geht auf eine Gruppe älterer Männer zu: "Hi, ich heiße Chad, von der U.S. Air Force. Ich wollte mal sehen, wie es euch hier so geht im Dorf." Ein Dolmetscher übersetzt. Die Angesprochenen schweigen, ihre Gesichter undurchdringlich bis feindselig. Endlich lässt einer ausrichten: "Gut, danke."

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      Unterdessen kniet Captain Todd Schrader vor zwei kleinen Jungs nieder, schultert seine M-16 und bietet ihnen einen Schluck aus einer Flasche Koolaid an. Die Kinder sind nicht interessiert. Nun zeigt der Air Force Captain mit Hand, Spucke und Zunge, wie man Brausepulver zu sich nimmt. Er hält ihnen das Päckchen hin. Die Kleinen regen sich nicht. "Sie sind noch etwas schüchtern", erläutert Bickley. "Sie haben ja noch nie amerikanische Soldaten gesehen."

      Nur die vielen Flugzeuge der U.S. Air Force werden sie bemerkt haben, die seit Ende einigen Monaten Tag und Nacht auf dem fünf Kilometer entfernten Manas-Flughafen der kirgisischen Hauptstadt Bishkek landen und wieder starten. Sie bringen Soldaten des 376th Air Expeditionary Wing und Material für den neuesten Militärstützpunkt, den Washington in Zentralasien errichtet, angeblich als weiteres Bollwerk gegen den Terrorismus.

      Auf mehrere Jahre hat die U.S.-Regierung den bislang rein zivilen Flughafen von Kirgisien gemietet, der kleinsten der fünf zentralasiatischen Republiken, die vor zehn Jahren aus dem Trümmerhaufen der UdSSR hervorgingen. Er ergänzt die amerikanischen Basen in Usbekistan und Tadschikistan, die im Oktober 2001 eingerichtet wurden. Es sind die ersten US-Truppen mit Kampfauftrag, die seit dem Ende des Kalten Kriegs auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion stationiert wurden - das neue Große Spiel um die Macht in Zentralasien ist in eine entscheidende Phase getreten.


      AP

      US-Transportflugzeug in Zentralasien: 400 Millionen Dollar für Usbekistan


      Das Ausmaß des amerikanischen Engagements ist verblüffend: Mit Baggern, Raupen und Kränen errichtet eine Pionier-Einheit einen neuen Hangar für Kampfjets aller Art. Es wird gehämmert und geschraubt, Bauleiter brüllen Anweisungen, ein Betonmischer kippt seine graue Ladung in ein ausgehobenes Fundament. Die Pioniere sind eigens von der Heimatkaserne im deutschen Ramstein eingeflogen, vor einem ihrer Zelte hängt eine Fahne des 1. FC Kaiserslautern.

      Hinter dem heruntergekommenen Terminal erstrecken sich auf 37 Hektar die Quartiere: In langen Reihen stehen mehr als 200 "Harvest Falcon" und "Force Provider"-Zelte, in denen fast 3000 Soldaten wohnen können. Soldatentrupps, darunter auch Einheiten aus Frankreich und Spanien, marschieren kreuz und quer über den Innenhof, ihre hellen Kampfstiefel knirschen dabei im Rollsplit.

      Der Held von New York als Namensgeber für die Basis



      Schon am Haupttor zur Basis wird der Besucher darauf eingestimmt, worum es bei dieser Mission geht. Aus einem Haufen Ziegenbockschädel ragt ein Schild mit der Aufschrift: "Peter J. Ganci Base". Mit belegter Stimmer erläutert Air-Force-Captain Richard Essary den Namen: "Ganci war ein Feuerwehrmann, der im Südturm des World Trade Center fast hundert Menschenleben gerettet hat, bevor er selbst zu Tode gekommen ist. Als er die Geschichte dieses Heldens hörte, hat unser Kommandeur entschieden, dass Gott die Basis nach Ganci benennen würde." Allerdings sei es besser, fügt Essary hinzu, den Kommandeur nicht auf die Geschichte anzusprechen. Er werde sonst wahrscheinlich weinen müssen.


      AP

      Kriegsherr Bush: "Wir führen den Willen der Welt aus"


      Dabei wirkt Brigadegeneral Chris Kelly, ein drahtiger Mann mit kurzgeschorenem grauen Haar und stahlblauen Augen, eher wenig zimperlich: "Wir bauen diese Basis auf, um von hier aus alle Taliban und al-Qaida in Afghanistan auszurotten. Bis diese Mission abgeschlossen ist, werden wir hier bleiben." Kellys Stimme klingt kampfentschlossen, was die Totenkopf-Piratenfahne vor seinem Kommando-Zelt noch unterstreicht. "Wir streiten für eine hehre Sache", fährt der General fort, "wir führen den Willen der Welt aus."

      Dass er nach 28 Jahren Militärdienst auf ehemals sowjetischem Gebiet stehen würde, hätte der heute 50-Jährige früher "nicht fünf Minuten lang" für möglich gehalten. Ärgerlich wird Kelly allerdings, wenn man ihn auf das Gerücht anspricht, demzufolge die amerikanischen Streitkräfte neben dem Kampf gegen den Terrorismus noch andere strategische Ziele in Mittelasien verfolgten. "Es gibt nichts Heimliches an unserer Mission. Wir kooperieren einfach mit Nationen, die unsere Vision davon, wie die Welt aussehen sollte, teilen." Kelly dreht an seinem klobigen blauen Ring, der ihn als Absolvent der prestigereichen Air Force Academy in Colorado Springs auszeichnet: "Außerdem kooperieren wir bei der Operation `Enduring Freedom` mit einer multinationalen Koalition. Die Kirgisen haben uns schließlich eingeladen. Also wo ist das Problem?"

      Die US-Militärbasen schüren Unruhe

      Das amerikanische Vorrücken in Zentralasien beunruhigt trotz aller offiziellen Bekenntnisse zur Anti-Terror-Allianz viele Mächtige in Russland und China. In Moskau sind Generäle und Nationalisten alarmiert, die die ehemaligen Kolonien noch immer als ihren strategischen Hinterhof betrachten.

      Viele fürchten, durch Präsident Wladimir Putins kooperative Politik gegenüber den USA nach dem 11. September könne Russland nur verlieren. Für Vize-Außenminister Viktor Kalyushny ist die Sache klar: "Wir haben bislang aufrichtig an der Seite der Amerikaner gegen die Terroristen gekämpft, aber sie müssen wieder aus Mittelasien abziehen, sobald sie Bin Laden gefasst haben."


      Lutz Klevemann

      US-Soldaten in Kirgisien: "Die Menschen wollen nicht, dass unser Land die gerade gewonnene Unabhängigkeit wieder einer Großmacht opfert."


      Nur mit Mühe findet der ehemalige Ölindustrielle Kalyushny, den Putin als Sondergesandten für das Kaspische Meer ernannt hat, diplomatische Worte über die U.S.-Truppen: "Hat man Gäste im Haus, freut man sich zweimal: wenn sie kommen - und wenn sie wieder gehen." Den Hinweis darauf, dass die Amerikaner ja nicht die Gäste Russlands, sondern der unabhängigen zentralasiatischen Republiken seien, wischt Kalyushny beiseite: "Kirgisien und Usbekistan sind Mitglieder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und haben Sicherheitsverträge mit uns geschlossen." Vorsichtshalber wiederholt er dann: "Gäste sollten wissen, dass es unhöflich ist, zu lange zu bleiben."

      "China wird umzingelt"

      Auch in China, dem dritten großen Spieler im Ringen um Zentralasien, ist man über die Stationierung der U.S.-Truppen in Kirgisien nicht glücklich. Immerhin sind es von der Manas Airbase in Kirgisien zur chinesischen Grenze keine 400 Kilometer, weit weniger als bis nach Afghanistan. Zheng Chenghu, Manager des staatlichen chinesischen Ölkonzerns CNPC in Almaty (Kasachstan), ist überzeugt: "Die Amerikaner sind wegen des kaspischen Öls hier."

      Schlechte Nachrichten seien das für den CNPC-Konzern, der selbst zwei gigantische Öl-Pipelines vom Kaspischen Meer quer durch Kasachstan bis in die westliche Region Xingjiang bauen will. "Nun werden die zentralasiatischen Staaten noch eher dazu neigen, mit amerikanischen Ölfirmen Verträge abzuschließen - und nicht mit uns." Für Chenghu ist klar, dass sich der amerikanische Vormarsch gegen China richtet: "Die USA haben jetzt Truppen in Japan, in Taiwan, in Südkorea, in Pakistan und hier - China wird umzingelt."


      Der Autor dieser Serie schrieb zum gleichen Thema das am 11. September erscheinende Buch "Der Kampf um das heilige Feuer - Wettlauf der Weltmächte am Kaspischen Meer", Rowohlt Berlin, 320 Seiten, 19,90 Euro


      Für die Regierungen der zentralasiatischen Staaten indes ist das amerikanische Engagement der größte Glücksfall seit Ende des Kalten Kriegs. Washingtons wirtschaftliche und vor allem militärische Hilfe für die Region hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt, auf 400 Millionen Dollar. Den Löwenanteil erhält mit 150 Millionen Usbekistan, das zugleich geschätzte 300 Millionen Dollar Miete für die U.S. Airbase in Qarshi erhält. Auch die deutsche Bundeswehr hat einen Luftstützpunkt im südusbekischen Termez gepachtet.

      Welche Summe Washington dem restlos verarmten Kirgisien für die Manas Airbase zahlt, halten beide Seiten geheim. Bekannt ist nur, dass die Regierung für jeden Start und jede Landung eines amerikanischen Flugzeugs 7000 Dollar einstreicht - die höchste Airport Tax der Welt.

      Kirgisiens Hauptstadt Bischkek könnte ein wenig Cash gut gebrauchen. Rund um eine riesige Statue Wladimir Lenins breiten sich tristgraue sowjetische Betonbauten aus, nur wenige Geschäfte bringen Farbe ins Stadtbild. Dennoch möchte laut Umfragen die Mehrheit der kirgisischen Bevölkerung die amerikanischen Soldaten nicht als Nachbarn haben.

      Die Menschen wollen nicht, dass unser Land die gerade gewonnene Unabhängigkeit wieder einer Großmacht opfert", glaubt Fatima Gayazova, Chefredakteurin eines lokalen Fernsehsenders. "Aber die Amerikaner werden bleiben, solange sie wollen. Ein unruhiges Afghanistan wird ihnen immer als perfekter Vorwand dienen, um Zentralasien zu kontrollieren"






      "Staff Sergeant Bickley und seine Männer haben derweil ihre Patrouille im Dorf neben der Manas Airbase beendet und steigen wieder in ihre Humvee-Fahrzeuge. Die einzige ernste Gefahr, der sich die U.S.-Soldaten ausgesetzt sahen, waren Schlammklumpen, geworfen von zwei kirgisischen Lausbuben. Das Feuer wurde mit Candies erwidert. "Die Menschen hier mögen uns", sagt Bickley. "Durch unsere Patrouillen geben wir ihnen Sicherheit." Ein Dorfbewohner, der in einem unbeobachteten Augenblick mit meiner Dolmetscherin sprechen kann, sieht das anders: "Was müssen die Amerikaner hier mit solch großen Gewehren rumlaufen? Wer weiß, was da passieren kann, wir sorgen uns um unsere Kinder." Als Bickley und sein Trupp aus dem Dorf fahren, winken sie den Dorfbewohnern zu. Niemand winkt zurück. Aber eigentlich ist das Bickley auch egal.
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      schrieb am 09.09.02 19:12:07
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      schrieb am 11.09.02 11:29:58
      Beitrag Nr. 42 ()
      DER KAMPF UMS KASPISCHE ÖL (7)

      Agentennest am Knotenpunkt

      Von Lutz C. Kleveman, Herat

      Nach dem Ende des Krieges wird die westafghanische Großstadt Herat die strategische Machtbasis an einer Pipeline-Trasse, für die Amerikas Öl-Industrie schon seit zehn Jahren ficht. Und der legendäre Mudschaheddin-Fürst Ismail Khan steht zwischen allen Fronten.


      Lutz Klevemann

      Ismail Khan: Der "Löwe von Herat" hält die Fäden in der Hand


      Die Gespräche verstummen schon, da ist Khan noch kilometerweit entfernt. Nur die Motoren seines Konvois sind leise zu hören, als die Kolonne sich über eine Sandpiste dem kleinen Kiefern-Park vor der Stadt nähert. Dennoch richten sich die ersten der gut 200 versammelten Mudschaheddin auf, streichen ihre olivgrünen Kampfanzüge und ihre langen grauen Bärte glatt, umfassen ihre Gewehre mit beiden Händen und stehen stramm. Hinter ihnen tummeln sich einige hundert Menschen, viele Graubärte mit Turbanen, aber auch Frauen in hellblauen Burqa-Gewändern und Kinder sind darunter. Es ist Nawruz, der erste Tag des Neuen Jahres nach dem persischen Sonnenkalender, 1381 nach Geburt des Propheten Mohammed.
      Die Einwohner von Herat, der uralten und größten Stadt im Westen Afghanistans, verbringen den Tag traditionell beim Picknick im Freien - zum ersten Mal wieder seit dem Sturz der Taliban-Herrscher, die alle Neujahrsbräuche als unislamisch verboten hatten. Grund genug für Ismail Khan, den legendären Mudschaheddin-Warlord und neuen alten Herrscher von Herat, persönlich den kurz zuvor von Landminen geräumten Park wieder zu eröffnen.

      Khan, genannt der "Löwe von Herat" ist aus seinem Bergversteck zurückgekehrt und erneut zu einem der mächtigsten Regionalfürsten Afghanistans aufgestiegen. Wie ein Monarch herrscht der 56jährige in dieser Westprovinz an der Grenze zum Iran und schert sich wenig um die schwache Zentralregierung in Kabul - sehr zum Missfallen der US-Regierung, die in dem Tadschiken einen Verbündeten des Mullah-Regimes in Teheran sehen. Das hat den Gotteskämpfer jahrelang unterstützt und ihm mehrfach Exil gewährt. Mit Khans Hilfe mische sich Teheran auch jetzt wieder in die inneren Angelegenheiten seines östlichen Nachbarlands ein, um ein friedliches, geeintes Afghanistan zu verhindern, lautet der Vorwurf aus Washington. Angeblich versorgen die Iraner Khans Guerilla-Armee noch immer mit Waffen und Geld.

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      Ein Motiv dafür gäbe es. Herat ist der strategische Knotenpunkt für die beiden Hauptstraßen in den Iran und nach Turkmenistan. Darum ist ein erbitterter, wenngleich verborgen ausgetragener Kampf um die Vorherrschaft in der Stadt ausgebrochen. Er könnte entscheidend sein für den Ausgang des neuen "Great Game" um die Macht in Zentralasien, denn direkt an Herat vorbei führt die Route zweier geplanter Pipelines für Gas und Öl vom Kaspischen Meer zum Indischen Ozean. "Die Stadt wimmelt nur so von Agenten, so muss es in Casablanca in den frühen 1940ern gewesen sein", sagt ein westlicher Diplomat. "Die Amerikaner verstärken ihre Präsenz mit jeder Woche und beobachten ganz genau, was die Iraner hier anstellen."

      Mit rasselndem Motor biegt der braune Toyota-Geländewagen des Khans in den Park ein, dicht gefolgt von drei roten Pickup-Trucks, auf denen grimmig aussehende Kämpfer mit Kalaschnikows und Panzerfäusten hocken. Obwohl von kleinem Wuchs, strahlt der Khan in seinem hellen Umhang unübersehbar Autorität aus. Mit dem langen schneeweißen Bart würde er jedes Kind des Abendlands an den Weihnachtsmann erinnern, trüge er nicht den gescheckten Turban. Die versammelten Mudschaheddin verbeugen sich respektvoll. Dabei legt jeder die rechte Hand auf seine Brust, zum Zeichen der Aufrichtigkeit und Treue. "Allahu akbar!", ruft die Menge dreimal.


      Lutz Klevemann

      Frauen in Herat auf dem Weg zur Moschee: "Wir müssen uns mit Kabul gut stellen"


      Viele sind Weggefährten seit 1979, als der damalige Armeeoffizier Khan den Dschihad, den Glaubenskrieg, gegen die sowjetischen Invasoren aufnahm. Während des Bürgerkriegs, der nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 und dem Sturz des kommunistischen Regimes 1991 im Land tobte, verübten Khans Einheiten weniger scheußliche Verbrechen als andere. Im Jahre 1995 überließ der Tadschike Herat den überlegenen paschtunischen Taliban-Truppen fast kampflos und zog mit seinen Kämpfern in den Iran. Dort bildeten die Wächter der Revolution, der erzkonservative Teil der iranischen Armee, viele der besten Partisanen Khans für den Kampf gegen die Taliban aus und versorgten sie mit Waffen und Geld. Außerdem nahmen die persischen Nachbarn mehr als zwei Millionen afghanische Flüchtlinge auf, die die Vereinten Nationen jetzt in ihre Dörfer zurückbringt.

      "Die heimkehrenden Flüchtlinge werden die Verbindungen zum Iran noch verstärken, und unter ihnen werden viele iranische Agenten sein", glaubt Jan Malekzade, politischer Berater der Uno-Mission in Herat und bestätigt jüngste Berichte über Waffenschmuggel aus dem Iran: "Wir wissen von mehreren LKW, die mit brandneuen halbautomatischen Gewehren der Marke MP-5 beladen waren. Außerdem haben Khans Soldaten neue Uniformen bekommen." Gerüchte kursierten, dass die persischen Mullahs Khan Geld schicken, mit dem er sich weiter die Treue seiner Truppen erkaufen kann. "Ob Khan sie tatsächlich der Zentralregierung unterstellen wird, ist sehr unsicher. Tatsächlich baut er seine Armee noch aus", berichtet Uno-Diplomat Malekzade. "Es hat schon wieder erste Kampfhandlungen mit Paschtunen an der Grenze zur Provinz Kandahar gegeben."

      "Die Iraner führen nichts gutes im Schilde"

      Viele Heratis sehen die politischen Spiele ihres Herrschers mit Sorge. Zwar gilt Herat, berühmt für seine timuridische Moschee und fünf riesige Minarette, seit jeher kulturell als persische Stadt, aus der bedeutende Literaten und Künstler hervorgegangen sind. Die Einwohner sprechen wie Iraner Farsi und sehen iranisches Fernsehen. Auch im Handel war Teheran der Region immer näher als das jenseits der Paropamisus-Berge liegende Kabul. Aber gleichzeitig misstraut man in Herat den Iranern, die auf Afghanen seit jeher wie auf arme Vetter herabsehen. "Die Iraner führen nichts Gutes mit uns im Schilde", sagt eine afghanische Lehrerin in Herat. "Wir müssen uns gut mit Kabul stellen, damit wir Geld von dort bekommen." Sie meint einen Teil der $4.5 Milliarden, die die internationalen Gemeinschaft Afghanistan für den Wiederaufbau versprochen hat.

      Aber auch das geheimdienstliche Treiben der Amerikaner betrachtet man in Herat mit Skepsis. Zwar sind keine uniformierten US-Militärs in der Stadt zu sehen, aber kaum einer der vielen zivil gekleideten Amerikaner kann seine Anwesenheit glaubhaft erklären. Viele behaupten, obskuren humanitären Organisationen anzugehören. "Wenn man Operation `Enduring Freedom` als humanitären Einsatz definiert, stimmt das sogar", frotzelt ein europäischer Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Ihr Quartier hat die CIA, wie mittlerweile jedes Kind in Herat weiß, in einem ehemaligen Gästehaus Ismail Khans eingerichtet. Es liegt an einem Berghang - bezeichnenderweise direkt oberhalb der Residenz des Emirs. Von dort aus können die Agenten über die gesamte Oasenstadt bis zur iranischen Grenze spähen.

      So bleibt Afghanistan, wegen seiner strategisch zentralen Position in Asien seit der Invasion Alexanders des Großen umkämpft, noch immer Spielball fremder Mächte. Die im Westen weit verbreitete Ansicht, ein 23 Jahre währender "Bürgerkrieg" habe Afghanistan zerstört, ist irreleitend. DER KAMPF UMS KASPISCHE ÖL (7)

      Agentennest am Knotenpunkt (2)

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      AP

      Afghanische Soldaten: Spielball fremder Mächte


      Immer waren es die Nachbarländer und Supermächte, die - stets mit Hilfe lokaler Stellvertreter - den Konflikt nach ihren Interessen schufen und schürten. So bildete der pakistanische Geheimdienst Interservice Intelligence (ISI) Mitte der 1990er die Taliban mit Hilfe Saudi Arabiens aus und versorgte sie mit Waffen und Geld. Die USA billigten das Treiben ihrer Verbündeten stillschweigend.

      Ein Grund dafür waren amerikanische Pipeline-Pläne. Im Oktober 1995 unterzeichneten Manager des US-Ölkonzern Unocal - mit Wissen der US-Regierung - mit dem turkmenischen Diktator Nyazow ein Abkommen, um zwei Pipelines für Gas und Öl von Turkmenistan bis zur Küste Pakistans zu bauen, quer durch einen afghanischen Korridor von Herat nach Khandahar. Unocals Versuche, die afghanischen Bürgerkriegsparteien zu einem für das Projekt notwendigen Friedensschluss zu bewegen, scheiterten jedoch. Zwar waren die Taliban, deren Schutzmacht Pakistan dringend Energieressourcen brauchte, von dem Projekt begeistert. Die Führer der Nordallianz wollten jedoch von einem Waffenstillstand nichts wissen. Hinter dieser Ablehnung standen die Verbündeten der Nordallianz: Russland und der Iran. Der Verdacht liegt nahe, dass sie so die Unocal-Pipeline verhindern wollten.

      Moskau und Teheran haben ihre eigenen Pipeline-Pläne

      Russlands Regenten haben bis heute kein Interesse daran, dass die Turkmenen eine Exportalternative zu den russischen Pipelines bekommen. Irans Ölbosse haben selbst die Absicht, Gas nach Pakistan zu verkaufen. Mit Hilfe britischer Firmen plant Teheran, für drei Milliarden Dollar eine Pipeline vom Pars-Feld im Persischen Golf bis ins pakistanische Karachi zu bauen. Eine eigene afghanische Röhre stünde in direkter Konkurrenz zu dem Projekt. So schamlos trugen die Nachbarländer ihre Interessenskämpfe auf dem Rücken der Afghanen aus, dass Uno-Generalsekretär Kofi Annan 1998 warnte, Afghanistan verkomme zur "Bühne für eine neue Variante des `Great Game`". Als im selben Jahr die USA erstmals Ausbildungslager der Al Qaida in Afghanistan angriffen, war Unocal aber gezwungen, die Pipeline-Pläne auf Eis zu legen.


      Der Autor dieser Serie schrieb zum gleichen Thema das am 11. September erscheinende Buch "Der Kampf um das heilige Feuer - Wettlauf der Weltmächte am Kaspischen Meer", Rowohlt Berlin, 320 Seiten, 19,90 Euro


      Nun, nach dem Einmarsch amerikanischer Anti-Terror-Streitkräfte in das Land, könnten Ölkonzerne das Vorhaben wieder hervorholen. Ismail Khan wundert sich daher kaum, dass seine Stadt wie im 19. Jahrhundert, auf dem Höhepunkt des "Great Game" zwischen Russen und Briten, in ein geopolitisches Kreuzfeuer geraten ist: "Herat ist seit jeher eine sehr besondere Stadt, die eine Schlüsselposition zwischen Zentralasien und Pakistan besitzt. Die Pläne für eine Pipeline durch die Gegend zeigen das - sie ist ein sehr aufregendes und wichtiges Projekt für uns." Von der Terrasse seiner Residenz, wo der Warlord an diesem milden Abend Tee trinkt, kann er die geplante Trasse durch das Flusstal des Hari Rud überblicken. Wirtschaftlich und politisch sei die Röhre wichtig für die Region, denn sie würde die Beziehungen zwischen Afghanistan und seinen Nachbarländern Turkmenistan und Pakistan verbessern. "Wir werden, wenn es irgend geht, dieses Projekt ermöglichen."

      Dass der Iran an dieser Route wenig Interesse haben kann, verschweigt Khan lieber. Überhaupt spielt er seine iranische Connection herunter: "Die Iraner sind gute Nachbarn, mehr nicht." Schließlich bestehe eine 700 Kilometer lange gemeinsame Grenze, und der Iran sei ein guter Markt für afghanische Produkte. Natürlich zähle auch die jüngste Vergangenheit: "Der Iran hat den Kampf der Mudschaheddin unterstützt, wie andere Länder auch." Die Vorwürfe der USA, er habe noch in diesem Jahr Waffen von den Iranern erhalten, wischt Khan beiseite. "Wir hatten 23 Jahre Krieg - wir haben genug Waffen hier und brauchen keine neuen." Niemand in Herat, so beteuert der "Emir", wolle dem Iran eine Rolle in afghanischen Angelegenheiten geben. "Nach den Erfahrungen der Russen und der Pakistan mit uns müsste jeder Nachbar wissen, dass es sich nicht auszahlt, sich bei uns einzumischen."





      Die Frage, ob das auch für die amerikanischen Truppen gelte, beantwortet Khan vorsichtig: ",Ich sehe die Amerikaner nicht als Invasoren oder Besatzer. Ich will sie nicht nach ihren Taten der Vergangenheit beurteilen. Zuletzt haben sie eine positive Rolle im Kampf gegen Taliban und Al-Qaida gespielt." Sobald sie alle Terroristen besiegt hätten, betont Khan, müssten die US-Truppen Afghanistan wieder verlassen. "Bleiben sie gegen den Willen der Afghanen, könnten sie schnell das gleiche Schicksal wie die Russen ereilen." Durch das Fenster im Raum sind zwei Männer zu sehen, die auf dem Balkon des von der CIA-bezogenen Gästehauses stehen und Khan mit Ferngläsern beobachten.
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      schrieb am 13.09.02 12:36:39
      !
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      schrieb am 13.09.02 15:17:16
      Beitrag Nr. 44 ()
      und aktuell von heute:

      Freitag 13. September 2002, 13:20 Uhr

      "Spiegel Online": Afghanistan will Gas-Pipeline durchs Land bauen

      Die afghanische Regierung will einem Medienbericht zufolge gemeinsam mit einem internationalen Ölkonzern eine Gas-Pipeline quer durchs Land bauen. Die Leitung solle die reichhaltigen Erdgasfelder in Turkmenien mit der pakistanischen Hafenstadt Karachi verbinden, berichtete "Spiegel Online" am Freitag unter Berufung auf den afghanischen Minister für Wiederaufbau, Mohammed Amin Farhang. Der afghanische Präsident Hamid Karsai habe bereits Ende Mai ein entsprechendes Abkommen mit dem turkmenischen Staatschef Saparmurat Nijasow und dem pakistanischen Machthaber Pervez Musharraf unterzeichnet. Das Projekt sei "eine gemachte Sache", sagte Farhang. Über die konkrete Umsetzung werde mit dem US-Konzern Exxon Mobil und dem französisch-belgischen Konzern TotalFinaElf verhandelt
      Avatar
      schrieb am 16.09.02 15:36:54
      Beitrag Nr. 45 ()
      Kein Wunder, dass viele vermuten, dass selbst so ein grausiges Attentat wie das vom 11. September 2001 von der USA/von Israel insziniert war. Es ergab sich in letzter Zeit einfach kein trifftiger Grund für die USA mehr, einen Öl/Gas-Krieg zu beginnen. Da musste man sich einfach was Trifftiges und Nachhaltiges einfallen lassen. Und wahrscheinlich drengten die Ölmultis wegen der teuerbezahlten Wahlspenden nun auf ein Voranschreiten der Eroberung fernöstlicher Energiequellen.


      Portugiesische Medien berichteten, jüdische Investmentbanker wären vor dem
      Anschlag gewarnt worden und hätten deshalb am 11.9.2001 das World Trade
      Center (WTC) nicht betreten. Anscheinend waren auch andere gewarnt worden,
      denn normalerweise halten sich dort etwa 80 000 Menschen auf, es wurden aber
      "nur" 3 000 getötet. Nach Meinung von Le Winter haben die amerikanischen
      Nachrichtendienste und die Central Intelligence Agency(CIA) von dem
      geplanten Anschlag am 11.9.2001 gewusst. Sie hätten das Attentat nicht
      verhindert, weder im Voraus, noch bei der Durchführung. So wäre das ANAPIRCS
      (The Anti-Air Piracy Remote Control System) nicht aktiviert worden, da die
      Verantwortlichen das Attentat für sich instrumentalisieren wollten, um
      Amerikas Militärpräsenz auszuweiten und um sich Rohstoffe und Drogengelder
      in Billionenhöhe zu sichern.


      ----------

      Der CIA-Direktor Dr. Oswald Le Winter, jüdischer Abkunft, der in Portugal um
      Asyl bat, veröffentlichte nach den terroristischen Vorfällen sein Buch
      "Desmantelar a América", der zum erfolgreichsten Bestseller Portugals wurde.
      Er deckt schonungslos die Verbrechen des CIA auf. So zum Beispiel, dass sie
      ranghohe Politiker befreundeter Nationen ermorden, wenn diese sich nicht den
      Wünschen der USA beugen. Als Beispiele gibt er den italienischen
      Ministerpräsidenten Moro und den schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme
      an. Auf Seite 166 des oben erwähnten Buches zitiert er aus seiner Aussage
      vor dem portugiesischen Parlament Ende 2001: "Die Vereinigten Staaten
      veranlassten die Ermordung des Ministerpräsidenten Olof Palme, um seine
      Pläne zu stoppen, Skandinavien in eine atomkraftfreie Zone zu verwandeln."
      Avatar
      schrieb am 29.03.03 15:59:34
      Beitrag Nr. 46 ()
      Schurkenstreiche Luftkrieg und Beute
      Der Afghanistan-Krieg und die Öl-Interessen
      von Helmut Reinicke

      Der 11. September wird allerorten zu dem Ereignis gestempelt, das wieder einmal die Welt verändert hat. Afghanistan rückt ins Licht, als sei es bisher von der Landkarte verbannt gewesen. Doch lässt sich feststellen, dass die Regierung Bush Afghanistan keineswegs zur Seite geschoben hatte; im Gegenteil. Unmittelbar nach ihrem Machtantritt entwickelte sie eine rege diplomatische Aktivität, die aus dem speziell engen Verhältnis Bushs zum Öl-Business herrührt. Militärische Optionen waren geprüft und auch die Vorstellung einer Stammesrunde als erweiterte Regierung unter Einbeziehung des Ex-Königs war durchgespielt worden. Durch den 11. September wurde aus banalen Interessen der „Kampf gegen den internationalen Terrorismus“ ein die westliche Zivilisation herausbildendes und zusammenschweißendes Kausalereignis. Ohne größere internationale Widerstände konnte Afghanistan „befriedet“ und „geöffnet“ werden. Für wen wohl?

      Das Öl ist seit dem 11. September um 20 Prozent im Preis gefallen. Man schien, auch in der Presse, wenig Interesse am Öl zu haben. Die Bush-Regierung – sowohl der Präsident wie der Vizepräsident kamen aus dem Management der Ölindustrie – favorisierte vorab den Abbau amerikanischer Erdölvorkommen, was einen Eingriff in die nationalen Wildschutzreservate in Alaska bedeutet, aber billiger ist als die geplante Pipeline von Zentralasien ans Mittelmeer durch die Türkei, denn hier sitzen die Kurden.

      Im August 2001 hatte Jan Kalicki – er war für die Clinton-Regierung Koordinator für Energie und Handel mit den zentralasiatischen Republiken – die Bush-Regierung aufgefordert, sich um die Erdölvorkommen Zentralasiens zu kümmern. Das Regierungsprogramm von Bush hatte ein Anwachsen von „Energiesicherheit“ gefordert, also den weiteren Zugriff auf billige Energiequellen wie Öl, Erdgas oder Atomkraft (wenn der Staat subventiniert und mensch über den Abfall großzügig hinwegsieht; d.Säz.in). Das Repräsentantenhaus, Republikaner wie Demokraten, stimmte ebenfalls im August den meisten der Vorhaben zu, zuzüglich einer 33 Milliarden Dollar teuren Steuernachlassprämie für die Ölindustrie. Wo soll das viele Geld hinfließen?

      Saudi-Arabien, gegenwärtig noch der größte Erdölproduzent, wird auf verbleibende 30 Milliarden Barrels geschätzt. Die USA haben den Hegemonialanspruch auf dieses Öl. Diese engen Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien rühren vom Treffen Präsident Roosevelts mit König Ibn Saud 1945; das Treffen steckte die Fronten ab für die kommenden Auseinandersetzungen des Kalten Krieges. Roosevelt sicherte sich den unbegrenzten Zugriff auf das arabische Öl und bot im Gegenzug den Saudis Schutz gegen innere und äußere Feinde. Hiermit beginnt die Geschichte, die mittlerweile zur globalisierten Terrorismuskampagne gegen Afghanistan, vulgo Bin Laden, führte. Das Öl des Persischen Golfs wird von den Vereinigten Staaten als Basis ihrer Sicherheit beansprucht. Dieser Machtanspruch geht zumal zurück auf die „Carter Doktrin“ vom 23. Januar 1980, in der Präsident Carter nach der iranischen Revolution erklärt hatte: „Jeder Versuch einer fremden Macht, die Kontrolle über den Persischen Golf zu gewinnen, wird als Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der USA angesehen und mit allen notwendigen Mitteln, einschließlich militärischer Gewalt, zurückgeschlagen.“

      Die Carter-Doktrin war somit die legitimatorische Grundlage für die Operation „Desert Storm“, die Präsident Bush sen. vom Stapel brach, und für die folgende Expansion der Militärstärke der USA durch die Clinton Regierung. Saudi-Arabien weist zwar die größten Erdölvorkommen auf; es befindet sich allerdings – was mit dem US-Geschäft seit 1945 und seinen hieraus resultierenden inneren Feinden zusammenhängt – in einer sozialen Krise. Vor allem die Sicherung gegen den inneren Feind, die eigene Bevölkerung, ist mittlerweile brüchig geworden. Saudi-Arabien ist eine Krisenregion, nicht nur wegen des Versuchs, über die Bin Laden angelasteten Angriffe auf die US Militärpräsenz die Amerikaner aus dem Lande zu jagen, als vielmehr wegen der unumschränkten Herrschaft einer korrupten Öloligarchie, gestützt auf den Dollar und die Omnipräsenz des US-Militärs am Persischen Golf: 50 Milliarden Dollar des jährlichen Militärbudgets wurden für die Streitkräfte verausgabt, die zum Schutze des arabischen Öls und der entsprechenden Schiffahrtswege eingesetzt waren.

      Die Bedeutung Afghanistans

      Die US-Außenpolitik verdankt sich den Werten des Freien Westens; mittlerweile vertritt sie eine ganze zivilisierte Welt. Diese Werte der USA sind ihre Kapitalwerte, und diese werden gesichert und gehoben durch „Energiesicherheit“, also dem hegemonialen Zugriff auf Erdöl, Erdgas und Atomkraft. Es ist, wie beim Golfkrieg, wieder einmal das Erdöl hinter dem gegenwärtigen Luftkrieg. Diesmal freilich ist die Sache etwas gewundener. Sicher gibt es in Afghanistan Öllager. Schon in den dreißiger Jahren erfolgte eine erste Explorationsphase durch Ölaustritte aus dem Miozän westlich von Herat, in Nordafghanistan. Zu einem ersten Gasfund kam es 1961; hieraus wurde das Gasfeld Etymtak entwickelt. Die Fündigkeitsrate war Ende der 80er Jahre für Erdgas und Erdöl zufriedenstellend. Die kumulative Förderung der Erdgaslagerstätten Chodshakuherdagh und Dsharkuduk – so die Studie von J. W. Samsonov 1994 – betrug bis Ende 1989 50 Milliarden Kubikmeter. Nahezu die gesamte Produktion wurde in die Sowjetunion exportiert. Insgesamt allerdings werden die potentiellen Eröl- und Erdgasvorräte Afghanistans nur als mittelmäßig bewertet.

      Dagegen sind seit Anfang der neunziger Jahre – dem Zerfall der Sowjetunion – die in Zentralasien, vornehmlich in Turkmenistan, Kasachstan und Aserbeidschan entdeckten Öl- und Gasvorräte der Gegenstand von großkarätigen Geschäftsspekulationen. Der Machtkampf zwischen den USA, Russland und Westeuropa um die Absteckung von Claims und Einfluss in den respektiven Ölstaaten sowie um die Türkei und den Iran als Zugangsländer hatte begonnen. In der kaspischen Region sollen 85 Milliarden Fass Erdöl lagern – 20 Prozent der Erdölvorräte insgesamt – und 11 Milliarden Kubikmeter Erdgas; in der Nordsee 27 Milliarden Fass Öl und fünf Milliarden Kubikmeter Gas, auf der arabischen Halbinsel 30 Milliarden Fass Öl und 41 Milliarden Kubikmeter Gas. Sollten die letzteren Vorkommen wegen einer Krise ausfallen, wären die kaspischen Vorkommen Garant für die weitere Vormachtstellung der USA. In diesem Kontext ist auch die neue Bedeutung Chinas zu sehen, zumal seine Anhebung durch Bush in die Reihen der „zivilisierten Welt“. China – es will mit dem Bau einer 2500 km langen Pipeline von Xinjiang nach Schanghai beginnen – befindet sich in der Region in Konkurrenz mit Russland und den USA. Immerhin werden um 2050 mehr als 80 Prozent des Erdöls aus Zentralasien kommen.

      Pipelines

      Der 11. September soll die Welt verändert haben. Jedenfalls, so kann man resümieren, hat er die „zivilisierte Welt“ aufs Feld gebracht zu einem der wohl gigantischsten Finanz- und Beutedeals aller Zeiten. Denn der 11. September legitimierte, gegen den Rest der Welt auszuziehen, gegen die „Barbaren“; ein eigentümlicher Volksstamm, den nach den Griechen – bei ihnen waren es die Skythen, die den Nektar aus den Schädeln Erschlagener tranken – so recht niemand mehr brauchte. Auch nicht zum Überfall auf die Neue Welt, denn den dortigen Einheimischen wurde kurzerhand ihr Menschsein aberkannt; so konnten die Europäer sie rücksichtsloser abschlachten. Nun tauchen die Barbaren plötzlich wieder auf. Bis zum 11. September waren sie noch keine Barbaren und man hat mit ihnen verhandelt und wollte Geschäfte machen. Von diesen Geschäften will vorerst niemand etwas wissen, allein, hier liegt die ökonomische Logik des Luftkrieges.

      Als die Barbaren noch Taliban waren, erschienen sie als brauchbare Handelspartner. Mehr noch. Im Januar 1995 waren sie ins Feld gerückt, zugerüstet und gekauft vom CIA und dem pakistanischen Geheimdienst für einen höheren Zweck: Unumwunden erklärte Michael Bearden, CIA-Vertreter in Afghanistan während des sowjetischen Krieges, es sei nun Zeit, die Pipeline zu bauen. Dahinter stand die US-Öl-Korporation Unocal, deren Vizepräsident Chris Taggert auf Anerkennung der Taliban durch die Clinton-Regierung setzte. Es ging um den Bau einer Pipeline aus Turkmenistan durch Afghanistan und Pakistan und die Küste des Indischen Ozeans. Für die Ölgeschäfte seien die Taliban gute Geschäftspartner, so war die Devise der US-Ölmanager.

      Allein in Kasachstan, der zweitgrößten Republik der ehemaligen Sowjetunion, werden 50 Milliarden Barrels unter der Steppe vermutet. Dies sind die größten unangezapften Ölreserven der Welt. Die Ökonomie von Kasachstan brach nach der Unabhängigkeit zusammen; Hungersnöte reduzierten die Bevölkerung. Der Präsident Nursultan Nasarbajew, ehemaliger Vorsitzender der kommunistischen Partei seines Landes, hat sich bereits mit den US-Amerikanern gut gestellt und kann deshalb sein Öl nicht durch den Iran laufen lassen, was die kürzeste Route wäre. Die Clinton-Regierung hatte versucht, die Iraner aus dem Geschäft herauszuhalten sowie den Einfluß Russlands zurückzudrängen. Dies erforderte andere Transportmöglichkeiten des Erdöls als über den Iran an den Indischen Ozean oder über Rußland nach Westeuropa. Die Russen hatten Hilfe angeboten; sie wollten eine Pipeline von Kazakh zum Schwarzen Meer bauen. Hiergegen sprach allerdings die Erfahrung von Turkmenistan, dessen Öl die Russen abzapften, ohne dafür zu bezahlen. Das Projekt, eine Pipeline durch China zu bauen, scheitert vorerst an den Kosten für die Entfernung von nahezu 9000 km.

      Im März 1995 wurde von Turkmenistan und Pakistan das Cent Gas Projekt unterzeichnet, Im August 96 wird die Central Asian Gas Pipeline Ltd. von Marty Miller, dem Vizepräsidenten der Unocal Corporation als „ein neuer Meilenstein“ gefeiert. Speziell zu den Dauletabad-Feldern und ihrer Ausbeute durch den Transport nach Pakistan und Indien führt er aus: „Kein anderes Import-Projekt kann solche Volumen an natürlichem Gas zu diesen Märkten zu einem derart billigen Preis liefern.“ Es kommt zu „humanitären“ – also militärischen – Abkommen der US-Regierung mit Kasachstan, Kirgisien und Usbekistan, wo militärische Übungen veranstaltet werden, gemeinsame Manöver dann 1997 und 1998.

      Im Oktober 1997 wird in Ashgabat, Turkmenistan, der Vertrag über die Central Asia Gas Pipeline mit Unocal unterzeichnet. Die Gruppe will mit einer 1271 km langen Pipeline die Gasvorkommen Turkmenistans nach Pakistan pumpen. Die Unocal Corporation feierte diesen Zusammenschluss als „wirklich bedeutenden Schritt“. Die Regierung Turkmenistans hatte der Unocal die Leitung des Projekts zugesagt, das neue Handelskorridore eröffnen und „die Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“ werden sollte. Die beiden wichtigsten Länder für dieses Projekt, Turkmenistan und Pakistan, hielten sieben und 3,5 Prozent der Anteile; Unocal 46,5 Prozent und Delta-Oil (Saudi-Arabien) 15 Prozent. Unocal ist einer der größten Energielieferanten der Welt und verfügt u.a. über Ölfelder in Asien und am Golf von Mexico, Delta Oil vereinigt allerlei Energie-, Nahrungsmittel-, Verpackungs- oder Landwirtschaftsindustrien. Es ist wiederum mit dem US-Ölsyndikat familial verquickt, doch dies später.

      Ein Anschluss Turkmenistans via Afghanistan würde den russischen Einfluss zurückdrängen; Kasachstan und Turkmenistan waren bisher vom russischen Transportmonopol abhängig. Die Dauletabad-Felder können dreißig Jahre lang 15 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr liefern. Die Regierung von Turkmenistan garantiert die Lieferung von 708 Milliarden Kubikmeter exklusiv für die zentralasiatische Gas-Pipeline. Die geplante Pipeline von 1271 km wird von der Afghanistan-Turkmenistan-Grenze der Herat-Kandahar-Straße durch Aghanistan folgen bis zum Anschluss an das existierende Pipeline-System in Multan, Pakistan. Die „Central Asia Gas Pipeline, Ltd.“ folgert: „Afghanistan wird sowohl durch den Bau der Pipeline wie während des Verlaufs des Projekts ausnehmenden ökonomischen Nutzen ernten“ (Ashgabat, Turkmenistan, Okt. 27, 1997). Auf Einladung von Unocal reist dann im November `97 eine Delegation der Taliban in die USA; und im Dezember wird an der Universität von Omaha, Nebraska, eine Ausbildungsstätte für Afghanen eröffnet, die im Pipelinebau unterwiesen werden.

      Im Januar 1998 wird zwischen Pakistan, Turkmenistan und den Taliban der Vertrag unterzeichnet, die Pipeline zu bauen; sie soll zwei Milliarden Dollar kosten und pro Tag 1,9 Milliarden Kubikfuß Gas von Dauletabad in Turkmenistan nach Pakistan liefern. Im Februar tritt Bin Ladens Al-Quaida-Bewegung ans Licht. Im März zögert Unocal wegen des Bürgerkrieges, an der Fertigstellung des Projekts mitzumachen; auch Russland zieht sich zurück. Im Juni 1998 besaßen Unocal und Delta 85 Prozent der Anteile von CentGas. Im Dezember 1998 gab Unocal nach den amerikanischen Luftschlägen gegen ein vermeintliches Ausbildungslager von Terroristen den Pipelinebau auf. Unocal betonte mit Nachdruck, dass es bis zum Einsetzen einer international anerkannten Regierung nicht weitermachen wolle. Neben dieser Gas-Pipeline hatte Unocal noch den Bau einer 1000 Meilen Öl-Pipeline mit einer täglichen Kapazität von einer Million Barrel von Tschardzaú, Turkmenistan, zur pakistanischen Küste, via Afghanistan, das Central Asian Oil Pipeline Projekt, geplant. Die US-Regierung setzt nun erneut auf eine Pipeline vom Kaspischen Meer durch Aserbaidschan und Georgien in die Türkei nach Ceyhan. Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit von Bechtel, GE Capital und Royal Dutch Shell geplant. Immerhin wäre das Öl dann durch ein Nato-Land geflossen. Allerdings hätte dieser Pipelinebau durch das türkische Krisengebiet der Kurden geführt. Wegen des erforderlichen militärischen Schutzes und der erheblichen Kosten kam es zu Klagen in der Ölindustrie.

      In Afghanistan wurde 1999 mit Reparaturen von Pipelines begonnen, nachdem die Taliban-Regierung 1998 angekündigt hatte, die Nationale Öl Com. Afghanistans, die von den Russen aufgelöst worden war, wieder einzurichten. Im April 1999 kamen Pakistan, Turkmenistan und die Taliban überein, das Turkmenistan-Pakistan-Gas-Pipeline-Projekt wieder aufzunehmen; da sich Unocal zurückgezogen hatte, in Zusammenarbeit mit dem CentGas-Konsortium, das vom saudischen Delta Öl angeführt wurde.

      Die Pipeline zum Nato-Land Türkei blieb offiziell US-Favorit; auch die BRD klinkte sich in die Debatten ein. Gerhard Schröder beim Staatsbesuch in Tiflis, Georgien: „Der Transport von Öl und Gas zu den Weltmärkten ist eine strategische Frage. Die politische Entscheidung zum Bau der Pipelines von Baku nach Ceyhan hat die Bedeutung Georgiens für jedermann sichtbar gemacht.“ Die Ingenieursarbeiten sollen im Juli 2002 beginnen. In der „Wochenzeitung“(Zürich) hieß es vor kurzem: „Das amerikanische Königsprojekt, eine Pipeline von Baku in Aserbaidschan über Georgien nach Ceyhan an der türkischen Mittelmeerküste, wird nach mehrfachen Verzögerungen nun vielleicht doch gebaut. Damit wäre aber weder Kasachstan noch Turkmenistan jenseits des Kaspischen Meeres geholfen, die weiterhin vom russischen Transportmonopol abhängen.“ Das ist allerdings nur die eine – sehr kostspielige – Variante. Die Regierung Bush mit ihren Geschäftsleuten des Öl-Syndikats liebäugelten mit dem Unocal Projekt. Nach Bushs Regierungsantritt sorgten die Erdölgeschäftsleute in seiner Regierung umgehend dafür, dass das Pipelineprojekt in Afghanistan weiterbetrieben wurde. Hierzu bedurfte es allerdings eines „befriedeten“ Landes sowie einer willfährigen Regierung. Beide Bedingungen erbombt der Luftkrieg.

      Am 24. September 2001 kündigte George W. Bush die Attacke auf das finanzielle Netz Bin Ladens an. Der Präsident hatte allerdings bei dieser Ankündigung nicht erwogen, dass einige eigene Dollar-Millionen dem Schicksal des Einfrierens zum Opfer fallen müssten. Wayne Madsen berichtete in „In These Times“ über die Verquickung der Bush-Gelder mit Geschäften im Umkreis von Bin Laden. Ein Bruder von Osama Bin Laden, Salem Bin Laden, hatte bereits 1979 über den Texaner James Bath, ein Freund der Bush-Familie und sein US-Geschäftsvertreter, 50 000 Dollar an Arbusto Energy, eine Bush-Firma, gezahlt. James Bath wiederum, auch ein Freund der Bin Ladens, ist einer der Hauptakteure der Bank of Commerce and Credit International (BCCI), die Bin Laden finanzierte. Die Bank unterstützte geheime CIA-Aktivitäten, wie die Finanzierung von afghanischen Mudschaheddins oder nicaraguanischen Contras. Die Bank wurde außerdem bekannt durch Betrugsgeschäfte; so wurden in den achtziger Jahren die Anleger um zehn Millarden Dollar geprellt, was der Manhattan District Attorney Robert Morgenthau den „größten Bankbetrug in der Finanzgeschichte“ nannte. Als Salem Bin Laden 1988 starb, übernahm der saudiarabische Banker und BCCI-Vorstand Khalid Bin Mahfouz dessen Interessen in Houston, Texas. Bin Mahzoufs Schwester ist eine Frau von Osama Bin Laden. James Bath hatte Geschäfte für Bin Mahfouz in Houston übernommen und trat dann in eine Partnerschaft mit Bin Mahfouz und Gaith Pharaon ein, dem Hauptvertreter von BCCI an der Houston Main Bank. Aus der Arbusto Energy wurde 1986 die Harken Energy Corporation – immer noch mit Bush sen. als Hauptgeschäftsführer.

      Als ein Jahr später die Harken Corporation in Schwierigkeiten kam, kaufte der Saudi Sheik Abdullah Taha Bakhsh einen Anteil von 17,6 Prozent an der Corporation. Bakhsh wiederum war ein Geschäftspartner von Pharaon in Saudi Arabien und sein dortiger Banker war Bin Mahfouz. Weiter ist die Bush-Familie eng und nachhaltig mit dem Botschafter Saudi Arabiens, zugleich Doyen des diplomatischen Corps, in Washington befreundet. James Bath wurde 1992 wegen seiner saudiarabischen Geschäftsbeziehungen vom FBI wegen des Verdachts überwacht, saudisches Geld über Houston in die Reagan- und Bush-Regierung geschleust zu haben. Bin Mahfouz, Geschäftspartner des Bush-Clans, soll das Bin-Laden-Netzwerk finanziert haben. Nach „USA Today“ soll Bin Mahfouz versucht haben, mit anderen saudischen Geschäftsleuten 1999 drei Millionen Dollar an verschiedene Bin-Laden-Deckorganisationen zu überweisen. „ABC News“ berichtete im selben Jahr, dass offizielle Saudis Bin Mahfouz daran gehindert hätten, Gelder direkt an Bin Laden gelangen zu lassen. Die Investmentgeschäfte von Bin Laden wurden hauptsächlich über die Al Shamal Islamic Bank abgewickelt, dann über die Dubai Islamic Bank, worüber CIA-Gelder an Bin Laden flossen. Andreas von Bülow, früherer Bundesminister, fasst zusammen: „Bin Laden ist ein Produkt der CIA, geschaffen zunächst im Kampf gegen die Sowjetunion.“

      Schurken-Syndikat

      Bush sen. ist Teilhaber an der Carlyle Group in Washington, eine 12 Milliarden Dollar starke internationale Anlegerfirma. Hier hinein gehören Republikaner wie Frank Carlucci, Jim Baker und Richard Darman. Die Carlyle Group arbeitet für die Bin-Laden-Familie in Saudi Arabien. Bush ist auf Asien spezialisiert und war immer wieder nach seiner Präsidentenzeit in Saudi Arabien und Kuweit auf Geschäftsreisen. Carlyles Schwerpunkte liegen in der Rüstungs- und Telekommunikationsindustrie sowie Nahrungsmittelfirmen. Bush sen., Jim Baker sowie Präsident Bush haben ein Interesse daran, wer die Regierung in Afghanistan bildet. Die Carlyle Connection bedeutet, dass Bush sen. auf dem Lohnzettel privater Anleger steht, die Rüstungs- und Ölgeschäfte betreiben, während sein Sohn Präsident ist. Gemäß dieser Geschäftslogik könnte George W. Bush, der Präsident, eines Tages nach Maßgabe seiner Regierungsentscheidungen aufgrund der Investmentgeschäfte seines Vaters finanziellen Nutzen ziehen. Es liegt zugleich auf der Hand, dass die Bush-Regierung mit ihren weitverzweigten Öl- und Erdgasinteressen keine Neigung verspürt, das Abkommen von Kyoto über die Verminderung der Luftverschmutzung zu unterschreiben.

      Dass der Ölgeschäftsmann Bush sen. auch CIA-Direktor (1976/77) war, gehört zu den Schönheiten des Schurken-Syndikats. Der CIA hat die wahnwitzigsten Verbrechen und Terroranschläge in seiner Buchführung; nicht alle sind gelungen, Fidel Castro ist immer noch am Leben. Es ist die Einheit von Politik und Ökonomie – 1953 stand der CIA hinter dem Sturz des iranischen Premierministers Mohammed Mossadegh, der die Ölvorräte des Landes verstaatlichen wollte, usw., usw. In der Bush-Regierung sitzen CIA-Vertreter mit Afghanistan-Erfahrung sowie Öl-Geschäftsleute mit Afghanistan-Erfahrung. Es hatte sich also schon lange vor dem 11. September einiges über Afghanistan zusammengebraut. Ahmed Rashid, Experte für Zentralasien, argumentiert, dass die USA und Pakistan bereits 1994 versuchten, in Afghanistan ein Regime zu installieren, das den Bürgerkrieg beenden und damit die Sicherheiten gewährleisten würde, um die Unocal-Pipeline in Angriff zu nehmen. Dies sollte die Aufgabe der Taliban sein. Alle Taliban-Regierungsvertreter wurden bis 1999 von US-Geldern finanziert. Schon 1997 waren Taliban-Vertreter von Unocal nach Houston Texas eingeladen worden.

      Am 5. Februar 2001 – Bush hatte gerade die Präsidentschaft angetreten – gab es eine Erklärung des Außenministers der Taliban, Abdel Wakil Mutawakil, in der er die Auslieferung Bin Ladens in Aussicht stellte und der Bush-Regierung Verhandlungen anbot. Am Tag darauf organisierte Laila Helms, afghanischer Abstammung und die Nichte Richard Helms`, Ex-Direktor des CIA, den Besuch des Sonderbotschafters Sayed Rahmatullah Hasshimi, des Vertreters von Taliban-Chef Mullah Omar. Nach dem Bericht des Generalsekretärs der UNO, Kofi Annan, vom 14. August 2001 gab es mit den Bürgerkriegsparteien von April bis Juli fünf Zusammenkünfte. Francesc Vendrell war persönlicher Vertreter des UNO-Generalsekretärs sowie Spezialbeauftragter für Afghanistan. Wie aus dem Bericht des Generalsekretärs hervorgeht, war Vendrell in verschiedenen Missionen tätig, er führte Verhandlungen in den Anrainerstaaten wie mit Washington – hier mit Christina Rocca, aus dem State Department, 1982-87 Mitarbeiterin der CIA für Südostasien –, mit der britischen Regierung und Russland sowie mit dem Ex-König von Afghanistan, der ebenso Delegationen nach Russland, den USA und England geschickt hatte. Taliban-Vertreter waren am 17. und 20. Juli 2001 zu Geheimverhandlungen in Berlin eingeladen. Bereits im November 2000 und März 2001 hätten sich altgediente Diplomaten in Berlin um Francesc Vendrell getroffen. Im Juli, während des G8-Treffens, wurde ebenfalls die Bedrohung aus Afghanistan durch den Terrorismus behandelt.

      Vornehmlich die Öl- und Erdgasindustrie stand hinter der Finanzierung der Wahlkampagne von Bush; eine übermäßige Anzahl von Regierungsvertretern kommt aus dem Energiegeschäft. Vizepräsident Richard Cheney war von 1995 bis 2000, also bis zu seiner Übernahme der Wahlkampagne von Bush, Direktor von Halliburton, des weltgrößten Erdölkonzerns. Der Konzern umfasst die üblichen Subunternehmen wie Bohrinseln oder Pipelinebau. Cheney ist im Besitz der Aktienmehrheit. Direktorin des Sicherheitsrats – und damit Chefin der Geheimdienste – ist Condoleeza Rice, die von 1991 bis 2000 für Chevron als Direktorin arbeitete. Sie hatte bereits für den Sicherheitsrat unter Bush sen. gearbeitet, und zwar als Sowjetologin namentlich über Zentralasien, hier wiederum mit Schwerpunkt Kasachstan, wo Chevron im Ölgeschäft verankert ist. Im State Department sitzt als Direktorin für asiatische Angelegenheiten jene alte CIA-Mitarbeiterin, Christina Rocca; sie hat von 1982 bis 1997 Geheimdienstaktionen in Zentralasien geleitet, wie Raketenlieferungen an die Mudschaheddin. Kathleen Cooper, Wirtschaftsministerium, war Wirtschaftschefin bei Exxon. Donald Evans, Wirtschaftsministerium, oder Spencer Abraham, Sekretär für Energie, kommen aus der Öl-Industrie. Sollte alles gut gehen, wird der spätere Ex-Präsident einmal viel an dem verdienen, was er und seine Geschäftsfreunde in der Regierung jetzt anrichten. Mit oder ohne den Kopf des alten Geschäftsfreundes Bin Laden. (geschrieben im November 2001)

      P.S.: Die „New York Times“ vom 15. Dezember 2001 zitiert Matthew J. Sagers vom „Cambridge Energy Research Associates“: „Once we bomb the hell out of Afghanistan, we will have to cough up some projects there, and this pipeline is one of them.“


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      Also doch : US Motivation in Afghanistan : OEL /GAS