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    Warum die Indizes fallen werden. - 500 Beiträge pro Seite (Seite 8)

    eröffnet am 12.03.02 01:46:04 von
    neuester Beitrag 07.08.05 13:04:25 von
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      schrieb am 11.07.03 19:12:31
      Beitrag Nr. 3.501 ()
      UMSTRITTENER BUSH-PLAN

      Hunderttausende sollen Überstunden-Ausgleich verlieren


      George W. Bushs Arbeitsministerin plant, den finanziellen Überstunden-Ausgleich für Hunderttausende Angestellte in den USA abzuschaffen. Der amerikanische Gewerkschaftsbund AFL-CIO läuft Sturm gegen das Projekt - doch ein erster Anlauf, es im Parlament zu stoppen, ist gescheitert.

      Washington - Das Vorhaben gilt als eine der wichtigsten innenpolitischen Streitfragen dieses Jahres: Arbeitsministerin Elaine Chao hat einen Entwurf vorgelegt, der vielen Angestellten das Recht auf Bezahlung für geleistete Überstunden nehmen könnte.




      Künftig hätte demnach jeder Angestellte, der eine "verantwortungsvolle" Position inne hat, kein Recht mehr auf finanziellen Überstundenausgleich. Auf die Definitionsfrage, wer genau "verantwortungsvoll" arbeitet und wer nicht, sollen die Arbeitgeber mehr Einfluss haben als vorher.

      Umstritten ist, wie viele Amerikaner durch die neuen Regularien finanziell schlechter gestellt würden. Chaos Ministerium geht offiziell davon aus, dass mindestens 644.000 Angestellte betroffen wären. Die Demokraten und AFL-CIO erwarten aber, dass bedeutend mehr Bürger zu den Leidtragenden gehören könnten - sie sprechen von mindestens acht Millionen. Krankenpfleger, Gerichtsdiener, Köche, Polizisten, Redakteure oder auch Dentaltechniker - sie alle könnten nach Darstellung der Opposition ihr Recht auf Kompensation verlieren.

      Abstimmungskrimi im Kongress

      Hintergrund des Regierungsplans sind zunehmende Klagen von Arbeitgebern. Sie betonen, dass sie oftmals gezwungen werden, ohnehin gut entlohnten Beschäftigten zusätzliches Geld für geleistete Überstunden zu bezahlen. In den vergangenen Monaten haben Angestellte mit einer Flut von Klagen versucht, Ansprüche vor Gericht durchzusetzen. Die Bush-Regierung will dem einen Riegel vorschieben und die Einschränkungen möglichst Ende des Jahres in Kraft setzen.

      Am Donnerstag ist im Repräsentantenhaus ein Versuch der Demokraten gescheitert, die Pläne zu stoppen. Ein Entwurf der Demokraten, der Chaos Pläne blockiert hätte, wurde mit 213 zu 210 Stimmen abgelehnt. Auch drei Demokraten schlugen sich auf die Seite der Regierungspartei. Nach der Abstimmung im Repräsentantenhaus wird als nächstes der Senat entscheiden - auch hier versuchen die Demokraten mit Unterstützung der Gewerkschaften, den Plan zu blockieren. Nach dem ersten Erfolg im Unterhaus haben sich Chaos Chancen verbessert.

      "Eine finanzielle Notwendigkeit"

      Unterdessen bombardieren Lobby-Gruppen die Abgeordneten mit E-Mails und Faxen. Beim Arbeitsministerium ist die immense Zahl von 75.000 förmlichen Stellungnahmen zu dem Vorhaben eingegangen. Kritiker des Planes fürchten, dass viele US-Privathaushalte weiter in Richtung Überschuldung abrutschen. Die Bezahlung von Überstunden sei kein purer Luxus, sagte der Demokrat George Miller, einer der Gegner des Vorhabens, "sondern für Millionen Amerikaner eine finanzielle Notwendigkeit". Viele Bürger hätten sich angewöhnt, die Ausbezahlung der Überstunden als Teil ihres Einkommens anzusehen und das Geld fest eingeplant.

      Während die Angestellten leiden, könnten aber ärmere Amerikaner zu den Nutznießern des Streites gehören. Damit der Überstundenplan überhaupt politisch durchsetzbar wird, will Chaos Ministerium nämlich im Gegenzug dafür sorgen, dass mehr einfache Arbeiter als bisher in den Genuss von Überstunden-Kompensation kommen können.

      Bisher darf ein Arbeiter jährlich maximal 8060 Dollar verdienen, um ein Recht auf finanziellen Ausgleich der Mehrarbeit zu haben - eine absurd niedrige Summe, die 1975 festgesetzt und nie erhöht wurde. Künftig soll diese Grenze auf 22.100 hochgeschraubt werden. Die Regierung verspricht: 1,3 Millionen Amerikaner mit niedrigem Einkommen würden dadurch besser gestellt. Aber das sind ja auch keine Mitarbeiter mit "verantwortungsvoller" Position.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,256861,00.html
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      schrieb am 11.07.03 19:33:04
      Beitrag Nr. 3.502 ()
      Konjunktur auf Sparflamme

      von Jochen Steffens

      Nächste Woche geht es dann so richtig los. Zahlen über Zahlen. Die Entscheidung wird fallen. Vieles spricht dafür, dass die Sommermonate ruhiger werden. Seitwärts oder fallende Kurse.

      Mal wieder etwas Charttechnik: Immer deutlicher formt sich der Dax zu einem "rounding" aus. Ein rounding bildet sich, wenn die Hochs nicht mehr genug Kraft haben, um sich weit über die alten Hochs zu erheben. Leider sind roundings sehr schlecht zu tradende Chartformationen. Denn sie können sich unter steigenden Kursen immer weiter ausdehnen. Wenn Sie sich den Tageschart vom Dax seit Februar/März anschauen und dann im Geiste die Hochs verbinden, werden Sie diese Rundung erkennen. Jetzt schauen Sie sich die Entwicklung bis Mitte Mai an. Da sah es bereits so aus, als wäre dieses rounding zu Ende. Doch es dehnte sich weiter aus. So weit ich noch weiß, hatte ich Mitte Mai bereits auf diese Gefahr hingewiesen. Auch jetzt sieht es wieder so aus, als wäre das Hoch des Roundings erreicht. Doch es kann sich auch jetzt immer noch unter steigenden Kursen weiter ausdehnen.

      Wenn man überhaupt solche roundings traden will, dann erst, wenn sich die Rundung bereits wieder in der Abwärtsbewegung befindet. Dort sollte der Chart dann mehr als ein Drittel vom Hoch wieder verloren haben. Vorher ist es zu unsicher. Bis dahin ist noch etwas Zeit. Es gibt auch die seltenen Fälle, dass ein rounding Mitten im Hoch steil nach oben ausbricht. Das macht es im Moment so schwer genauere Angaben zu machen.

      Rein praktisch haben die roundings folgenden Hintergrund: Sie zeigen, dass sehr langsam immer mehr Anleger nicht mehr von der Rallye überzeugt sind. Die Anschlusskäufe fehlen, die Rallye verliert mehr und mehr ihrer Dynamik. Roundings signalisieren also einen langsamen Wechsel in der Einstellung der Anleger. Gerade weil dieser Wechsel derart langsam voranschreitet ist die Wirkung um so nachhaltiger.

      Oha, ich höre gerade: Selbst auf N-TV endlich auch Töne darüber, dass das mit den US-Arbeitsmarktdaten nicht so weiter gehen kann. Auch die Erdgaskrise wird angesprochen, die hohen Energiekosten drücken die US-Konjunktur. Zudem ein Satz, ich sitze hier staunend: Die US-Konjunkturdaten weisen nicht im geringsten auf eine Erholung der Konjunktur hin. (ungefähr zitiert). Aha. Ist das nun endlich auch bei den Medien angekommen? Ich bin gespannt, wann die amerikanischen Medien anfangen darüber zu berichten. Übrigens: Roundings haben die Angewohnheit ihren Start (also hier das Jahrestief) wieder zu erreichen, doch das nur so nebenbei.

      Seitwärts! Ich finde es spricht immer mehr dafür, dass sich die Börsen langfristig seitwärts bewegen. Im Prinzip hat sich gerade nur die obere Grenze der Seitwärtsbewegung ausgeweitet. Für eine Seitwärtsbewegung sprechen auch die Unternehmensnachrichten. Offenbar kommt es zu einer Erholung auf niedrigem Niveau. Doch zu einer nachhaltigen konjunkturellen Erholung kann es im Moment aufgrund vieler Faktoren nicht kommen. Konjunktur auf Sparflamme. Das werden die Anleger irgendwann begreifen. Deutlichere Gewinnmitnahmen werden zu immer steiler fallenden Kursen entwickeln. Natürlich wird dann wahrscheinlich nach unten genauso übertrieben wie nach oben.

      Die heutigen US-Konjunkturdaten hatten kaum Einfluss auf die Kurse. Die US- Handelsbilanz bleibt auf niedrigem Niveau bei minus 41,8 Mrd. US-Dollar nach 41,6 Mrd. Dollar zuvor und liegt damit am unteren Ende der Erwartungen. Kein gutes Zeichen. Die Erzeugerpreise steigen um 0,5 % nach einem Rückgang von 0,3 %. Hier ist es zu einer leichten Verbesserung gekommen. Die beiden Daten hoben sich also im Prinzip auf.

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      General Electric senkt Prognosen

      von Jochen Steffens

      Der US-Mischkonzern General Electric wird mit Interesse beobachtet. Gerade als Mischkonzern deckt er natürlich ein weites Spektrum der amerikanischen Wirtschaft ab. Die Zahlen liefern jedoch kein klares Bild.

      Der Umsatz konnte zwar leicht gesteigert werden und damit die Erwartungen übertreffen, aber der Gewinn ging zurück. Der Quartalsumsatz stieg von 33,33 Mrd. Dollar im Vorjahr auf 33,37 Mrd. Dollar. Analysten hatten mit 32,17 Mrd. Dollar gerechnet. Der Gewinn ging von 4,4 Mrd. Dollar auf 3,8 Mrd. Dollar zurück. Damit liegt der Gewinn je Aktie bei 38 Cent und erfüllte die Erwartungen der Analysten.

      Beim Ausblick sieht General Elektric mittlerweile auch kein zweistelliges prozentuales Wachstum bei einem Gewinn. Das Unternehmen reduzierte seine Prognosen auf einen einstelligen Wert. Das weist eigentlich auch nicht auf ein gut laufendes zweites Halbjahr hin.

      Nimmt man dazu noch die Aussage von Intel, dass es in der Halbleitersparte auch im zweiten Halbjahr zu keiner Erholung kommen soll, wachsen die Zweifel, ob das zweite Halbjahr wirklich die Erwartungen erfüllen kann.

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      Junkbonds sind angesagt!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wie kann man bei diesen Märkten Geld verdienen? Mein Kollege und Freund Dan Denning erklärt es mir: "Nun, in den letzten Monaten musste man einfach die schlechtesten Aktien des Marktes kaufen. In meinem Trading-Depot habe ich z.B. nur Hightech-Aktien gekauft ... völlig überbewertete Hightech-Aktien mit aussichtslosem Geschäftsfeld ... und ich habe eine Menge Geld verdient."

      Das "smarte" Geld und die Insider, die smartes Geld haben, nutzen diese Situation aus; sie gehen aus diesen Aktien raus. Natürlich muss es für jeden Verkäufer einen Käufer geben. Wer sind diese Käufer? Wem sollten die Insider dafür danken, dass sie die schlechtesten Aktien zu solchen Kursen kaufen?

      Die Kleinanleger! Die Mamas und Papas, die in Aktienfonds anlegen ... die kleinen Leute ... Investoren ohne Ahnung.

      Gott segne ihre Seelen ...

      Mein Kollege Addison Wiggin und seine Frau Jennifer freuen sich über ihren 2. Sohn – der gestern zur Welt kam. Obwohl er im Juli geboren wurde, haben sie ihn "August" genannt. Und mein Kollege Eric Fry genießt immer noch den Strand, zusammen mit seinen Kindern.

      Und ich genieße das Spektakel, das sich um mich herum abspielt. Gestern Abend hatte ich meine zweite Tangostunde. Als ich den Raum betrat, fand ich Frauen in verschiedenen Stadien der Unbekleidetheit – inklusive einer, die fast schon "nackt" zu nennen war. Aber das hier ist Paris – und es ist ein wunderbarer Platz, um den Sommer zu verbringen.

      Nebenbei gesagt – meine Frau ist für den Sommer auf dem Land, sie hat mich alleine in der Stadt gelassen. Und was ist unterhaltsamer, als die Investmentmärkte der späten Dollarstandard-Periode zu beobachten? Haben die USA nicht Billionen Dollar neuen "Geldes" in das Geldsystem der Welt gepumpt? Hatte dieses neue Geld nicht zu einer Spekulationsblase am japanischen Aktienmarkt geführt, bis dieser aussah wie ein Sumo-Ringer ... und hatte dieses Geld dann nicht auch zu einer Spekulationsblase bei den US-Aktien geführt? Und hat sich das amerikanische Handelsbilanzdefizit nicht aufgebläht ... was einen Industrie-Boom in China brachte ... und den durchschnittlichen Amerikaner leichtsinnig gemacht hat, so dass er sich mit mehr Schulden belastet hat als jemals zuvor in der Geschichte?

      Trotz der höchsten Arbeitslosenzahlen seit 9 Jahren haben die amerikanischen Konsumenten alleine letzten Mai weitere 7,34 Mrd. Dollar Schulden angehäuft – die Hypotheken nicht mitgerechnet. Im April hatte es bereits einen Zuwachs auf 7,83 Mrd. Dollar gegeben. Insgesamt betragen die Schulden der US-Verbraucher jetzt 1,76 Billionen Dollar.

      Ich starre das ganze Spektakel mit offenem Mund an, und ich frage mich, was wohl als nächstes passieren wird. Weitere Hinweise für die Art der Rally, die wir noch vor uns haben, kommen von Reuters:

      "Anleihen mit den schwächsten Ratings machen dieses Jahr einen immer größeren Teil der Neu-Emissionen im Junk-Bereich (Anleihen von Schuldnern relativ niedriger Bonität) aus ... die Gesellschaften mit den niedrigsten Ratings, CCC oder tiefer, haben für mehr als 5 Mrd. Dollar Bonds verkauft, nach nur 463 Millionen Dollar in der ersten Hälfte 2002."

      "Wenn Sie wissen wollen, welche Performance eine Anleihe dieses Jahr gehabt hat, dann müssen sie nur wissen, wie die Risikoklasse dieser Anleihe ist", zitiert Reuters einen Experten für spekulative Bonds. "Je höher das Ausfallrisiko, desto besser war die Performance dieser Anleihe."

      Gott segne ihre Seelen noch einmal. Nicht nur, dass die Kleinanleger es den reichen Investoren erlauben, ihre schlechten Aktien loszuwerden – sie unterstützen auch hoffnungslose Unternehmen finanziell, indem sie deren Anleihen kaufen.

      Und die armen Kleinanleger wissen nicht, was sie tun. Eine Umfrage von Harris zeigte, dass 57 % der Investoren davon ausgehen, dass die Zinsen in den nächsten 2 Jahren steigen werden, aber 65 % "wussten nicht, dass steigende Zinsen normalerweise eine negative Auswirkung auf den Wert von Anleiheninvestments haben."

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      Wir sind die Grashüpfer

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Es ist erstaunlich, wie dumm die Leute sind", meinte mein Freund Michel beim Mittagessen.

      Ich hatte ihm gerade von einem kleinen Spektakel erzählt, das auf der Straße vor meinem Büro stattgefunden hatte. Eine Gruppe, die sich die "Grashüpfer" nannte, hatte auf dem Bürgersteig grüne Teppiche ausgerollt ... sie hatten Tische aufgestellt, Sonnenschirme und Sessel.

      Eine junge Frau in schwarzem T-Shirt stand auf, nahm ein Mikrofon und begann eine Rede, die eines schweißigen Bolschewiken oder eines coolen Bush wert gewesen wäre.

      "Wir, die Grashüpfer, sind bereit für den Kampf. Wir werden den Kampf mit den Ameisen aufnehmen. Wir werden gegen sie kämpfen ... wir werden sie besiegen ..."

      Was waren das für eigenartige Leute? Und was machten sie?

      "Wahrscheinlich irgendeine Art von Straßentheater, gesponsort von der Regierung", meinte Michel. "Sie verschwenden das Geld des Steuerzahlers ..."

      "Aber wenn man die Leute fragt, woher das Geld für solche Sachen kommt, dann sagen sie, dass es `von der Regierung` komme. Sie haben keine Ahnung, dass es aus ihren eigenen Taschen kommt. Ich muss meinen Angestellten erklären, dass das Geld, das wir für die Sozialversicherungen bezahlen – in Frankreich sind das 40 % des Lohnes – ein wirklicher Kostenblock für sie ist. Wenn das nicht so wäre, würden sie dieses Geld bekommen. Aber sie denken, es kommt vom Arbeitgeber ... oder der Regierung ... oder von den Reichen ... wie Manna vom Himmel."

      Leser(innen), die mir bis hierhin gefolgt sind, wundern sich wahrscheinlich, worauf ich hinaus will. Das klingt nicht nach einem Marktkommentar, oder?

      Aber es ist Sommer. Meine Kollegen Addison und Eric haben Urlaub. Und ich laufe mich gerade warm, für irgendwas ... ich weiß allerdings noch nicht, für was ...

      Während ich das tue, bemerke ich, dass die Hypothekenvergaben in den USA letzte Woche um 21 % zurückgegangen sind. Die Fed ist in ihrer eigenen Lüge gefangen. Auf der einen Seite versichert sie der Nation, dass eine Inflation so sicher sei wie die kalifornische Sonne. Auf der anderen Seite senkt sie die Leitzinsen. Und die langfristigen Zinsen steigen. Höhere langfristige Zinsen bedeuten teurere Hypotheken. Teurere Hypotheken bedeuten weniger Hypotheken ... und weniger Konsumausgaben ... was mehr Stagnation bedeutet – solange die Unternehmensinvestitionen nicht schlagartig zunehmen ... was bedeutet, dass die Fed ihre Bemühungen zur Deflationsvermeidung verstärken wird!

      "Der scharfe Rückgang der Anleihenkurse in den letzten Wochen droht, die langsame weltweite wirtschaftliche Erholung durch höhere Hypothekenzinsen und höhere Kreditzinsen für die Unternehmen zu verlangsamen", klärt die Financial Times auf.

      Der Goldpreis ist weiter zurückgekommen. Warum sollte der Goldpreis fallen, wenn eine Inflation von der Fed wirklich garantiert wäre? Vielleicht sollte uns das warnen; eine Deflation wird man vielleicht doch nicht so leicht schlagen können.

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      Keine Beschleunigung des US-Wirtschaftswachstums in Sicht

      von Dr. Kurt Richebächer

      Mr. Greenspan hat die neue Unverwüstlichkeit der US-Wirtschaft gelobt, die sich sowohl gegenüber dem Platzen der Spekulationsblase am Aktienmarkt als auch gegenüber diversen Terrorattacken und dem Irakkrieg sehr widerstandsfähig gezeigt hat.

      Aber die Sache ist offensichtlich. Was eine tiefere und längere Rezession vermieden hat, ist die neue Spekulationsblase des "Konsumenten-Verschulden-und-Konsumieren". Dies hat das US-Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren angetrieben.

      Allerdings haben sich zwei Dinge geändert. Zunächst einmal hat sich eine Quelle hinter dieser Spekulationsblase geändert. Die steigenden Aktienkurse sind durch steigende Immobilienpreise ersetzt worden. Das zweite ist, dass man immer mehr neue Schulden braucht, um nur marginales Wirtschaftswachstum erzielen zu können.

      Meine sehr kritische Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung der USA in den letzten 2 bis 3 Jahren findet eine gefährliche Diskrepanz, die sich zwischen den extrem freizügigen monetären und fiskalischen Impulsen und deren extrem armseligen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum gezeigt hat.

      Zwischen 2000 und 2002 hat sich beim US-Bundeshaushalt der Überschuss von 295 Mrd. Dollar in ein Defizit von 257 Mrd. Dollar verwandelt. Und im laufenden Jahr könnte nimmt das Defizit Kurs auf 400–500 Mrd. Dollar. Seit 2000 ist die gesamte Verschuldung auf 4,4 Billionen Dollar gestiegen.

      Was hat diese Kredit und Schulden Überschwemmung für einen Effekt auf das Wirtschaftswachstum gehabt? Nun, das amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs in diesen zwei Jahren um reale 248 Mrd. Dollar, nominal lag das Wachstum bei 621 Mrd. Dollar. Für mich ist das ein komplettes Versagen der Schuldenpolitik.

      Und Mr. Greenspan und die Fed sind auch etwas zurückhaltender geworden, wenn es um die Aussichten der Wirtschaft geht. Im letzten "Beige Book" der Fed wird eingeräumt, dass die wirtschaftliche Aktivität zäh bleibt. "Obwohl das Verschwinden der kriegsbedingten Bedenken das Konsumentenvertrauen und das Vertrauen der Unternehmen etwas gebessert hat, war dieser Effekt nicht dramatisch", so der Bericht.

      Die Konsumausgaben "blieben trübe". Der Arbeitsmarkt wird als "schwach" beschrieben, und die Aktivität im produzierenden Gewerbe als "gemischt". Besonders eine Bemerkung in Bezug auf die Konsumausgaben schockierte mich: "Die Konsumausgaben waren im April und Mai insgesamt schwach. Die Einzelhandelsumsätze erhöhten sich nach den Schlussverkäufen im März, aber die meisten Berichte zeigen, dass die Umsätze unter dem Niveau vom letzten Jahr blieben."

      Diese Schwäche der Konsumausgaben ist ominös, wenn man bedenkt, dass das Schuldenmachen und Hypotheken-Erhöhen neue Rekorde erreicht hat. Sowohl die Umsätze mit neuen als auch die mit existierenden Häusern sind im letzten Jahr auf Rekordwerte gestiegen, mit neuen Hypotheken im Wert von 2,5 Billionen Dollar. Laut den Schätzungen der "Mortgage Bankers Association" könnten in diesem Jahr Hypotheken im Wert von sogar 3 Billionen Dollar vergeben werden, davon über 1,7 Mrd. Dollar als Erhöhung bestehender Hypotheken.

      Wohin ging und geht all dieses Geld? Ich habe mir das Muster der Konsumausgaben von 2002 bis ins erste Quartal 2003 hinein angesehen. Und ich habe etwas gefunden, was mich deutlich überrascht hat.

      Neben einem temporären, kleineren Anstieg der Zahl der Autoverkäufe waren die Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter ziemlich unverändert gegenüber den jeweiligen Vorjahreswerten. Bei den nicht dauerhaften Konsumgütern gab es größere Zuwächse bei den Ausgaben für Nahrung und Benzin. Aber 63 % der zusätzlichen Konsumausgaben entfielen auf den Bereich Dienstleistungen – und dabei hauptsächlich auf die Bereiche "Wohnen" und "Gesundheitskosten".

      Ich habe dann die Zahlen zum BIP in Bezug auf eine breite Erholung der Unternehmensinvestitionen untersucht. Diese sehe ich nicht. Zu den Fakten:

      Die Unternehmensinvestitionen für Ausrüstung und Software haben sich um 1,2 % bzw. um 10,0 Mrd. Dollar erhöht (in heutigen Dollar), was fast eine Stagnation ist. Ein Bereich hat allerdings deutlich zugelegt – Computer und IT-Zubehör –, hier gab es einen Anstieg um 56 Mrd. Dollar oder um 21 %. Für viele Bullen ist das ein Lichtstreif am Himmel der sonst verdunkelten Wirtschaftslage. Aber ich sehe nichts als Preiserhöhungen. Denn in heutigen Dollar sind die Ausgaben für Computer nur um 4,4 Mrd. Dollar gestiegen.

      Wenn es um die Wahrscheinlichkeit einer breiten Erholung der Unternehmensinvestitionen geht, dann kann ich nur das wiederholen, was ich schon oft betont habe. Die Gewinnaussichten der Unternehmen sind das, worauf es ankommt. Positive Effekte auf makroökonomischer Ebene waren im letzten Jahr die steigenden Staatsausgaben und die steigende Zahl der Haus-Neubauten. Größere negative Effekte waren der kontinuierliche Anstieg des Handelsbilanzdefizits und die zurückgehenden Netto-Investitionen, was zum größten Teil dem kontinuierlichen Anstieg der Abschreibungen zuzuschreiben war.

      Fakt ist, dass es keine vernünftigen Gründe für eine unmittelbar bevorstehende Erholung des US-Wirtschaftswachstums im Allgemeinen und der Investitionen im Besonderen gibt. Alle optimistischen Prognosen basieren auf der Überzeugung, dass die Fed und die US-Regierung die Fähigkeit haben, eine Erholung unter allen Umständen herbeizuführen. Der Chor, der die Fed dazu auffordert, den Geldhahn noch weiter aufzudrehen, ist ohrenbetäubend geworden.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 20:58:02
      Beitrag Nr. 3.503 ()
      Titel
      Hans Peters

      Enteignen mit Hartz

      Eckpunkte aus den Plänen der Bundesregierung für nächste Stufen der Arbeitsmarkt»reform«


      Am Freitag kritisierten die unionsgeführten Bundesländer im Bundesrat die Gesetzesvorlage der Regierung zum Abbau des Kündigungsschutzes und zur Befristung des Arbeitslosengeldes – das »Hartz 2«-Paket – als »unzureichend«: Vor allem die Beseitigung des Kündigungsschutzes gehe nicht weit genug. Die Regierungskoalition ist unterdessen schon beim nächsten Vorhaben. Bereits Ende Juni hat eine Arbeitsgruppe von SPD und Bündnis 90/Die Grünen die Eckpunkte der nächsten »Hartz-Reformen« vereinbart. Einzelheiten liegen junge Welt jetzt vor. Bis Ende August sollen »Hartz 3 und 4« als Gesetzentwürfe im Kabinett beschlossen sein, um im Herbst zusammen mit »Hartz 2« und der geplanten Gesundheitsreform in Bundestag und Bundesrat beraten zu werden.

      Kernpunkt von »Hartz 3 und 4« ist die weitere Umwandlung der Bundesanstalt für Arbeit, vor allem aber der weitere Abbau von Sozialleistungen durch die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe. Der Druck auf Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger soll drastisch steigen. Hier die wichtigsten Eckpunkte:

      1. Ab 1. Januar 2004 werden »Job-Center« flächendeckend eingerichtet. Die Bundesanstalt wird in »Bundesagentur für Arbeit« umbenannt.

      2. Die Voraussetzungen für den Bezug von Arbeitslosengeld werden weiter verschärft. Bisher mußten Arbeitslose in den drei Jahren vor Beginn ihrer Arbeitslosigkeit zwölf Monate versicherungspflichtige Beschäftigung nachweisen, um Arbeitslosengeld zu erhalten. Bei Saisonarbeitern genügten sechs Monate. Sie erhalten zukünftig kein Arbeitslosengeld mehr.

      3. Die Regelungen für Sperrzeiten werden noch einmal verschärft. Bisher galt: Wer einen zumutbaren Job ablehnt, bekommt zwölf Wochen Sperrzeit. Arbeitslose, die zweimal solche Jobs ablehnten, flogen völlig aus der Arbeitslosenversicherung. In Zukunft sollen auch Sperrzeiten wegen Eigenkündigung oder Aufhebungsvertrag, die gleich zu Beginn der Arbeitslosigkeit verhängt werden, in diese Regelung einbezogen werden. Die Folge ist: Wer selbst gekündigt hat, den kann das Arbeitsamt künftig schon nach Ablehnung eines »zumutbaren« Jobs aus der Arbeitslosenversicherung herauswerfen.

      4. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sollen künftig auch an auf Gewinn ausgerichtete Firmen vergeben werden können, das Ziel »Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeit« muß nicht mehr erreicht werden. Außerdem führt das Arbeitsamt für ABM-Kräfte keine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung mehr ab. Wer nach einem ABM-Job wieder arbeitslos wird, hat also künftig keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld.

      5. Eingliederungszuschüsse für ältere Arbeitslose werden abgeschafft. Zuschüsse vom Arbeitsamt gibt es künftig nur noch für Behinderte und Personen mit »Vermittlungshemmnissen«, z.B. Kindern, Vorstrafen etc.

      6. Hauptpunkt der neuen Gesetze aber ist das »Arbeitslosengeld (ALG) II«, die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe ab 1. Januar 2004. Wie von Gerhard Schröder und Wolfgang Clement angekündigt, liegt es auf dem Niveau der Sozialhilfe. Wer aus dem Arbeitslosengeldbezug herausfällt – künftig in der Regel nach zwölf Monaten – fällt so binnen zwei Jahren auf den Sozialhilfe-Regelsatz (etwa 290 Euro im Monat plus möglicher Zulagen für Kinder und Wohngeld). Im ersten Jahr nach dem Bezug von Arbeitslosengeld gibt es noch 160 Euro Aufschlag, im zweiten Jahr nur noch 80 Euro mehr. Danach nur Sozialhilfe.

      Ob ALG II überhaupt gezahlt wird, entscheidet sich wie bisher schon bei Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe nach einer »Bedürftigkeitsprüfung«. Dabei gelten beim zu belassenden Vermögen die seit 1. Januar 2003 verschärften Regelungen der Arbeitslosenhilfe (200 Euro pro Lebensjahr), beim »Partnereinkommen« dagegen die deutlich schärferen Regelungen der Sozialhilfe: alles Einkommen oberhalb des Sozialhilfeniveaus wird angerechnet. Im Ergebnis sollen über 900000 Personen (Arbeitslose plus Angehörige, z.B. Kinder), die bisher von Arbeitslosenhilfe lebten, aus dem Bezug des neuen ALG II herausfallen. Betroffen sind erneut vor allem Frauen, die noch mehr in Abhängigkeit von ihrem Partner geraten.

      Um den Druck zur Arbeitsaufnahme zu verstärken, droht Beziehern von ALG II künftig bei Verweigerung einer angebotenen Arbeit (alle Jobs mit Löhnen auf Sozialhilfeniveau sind »zumutbar«) eine Kürzung des ALG II um 90 Euro pro Monat. Bei Jugendlichen unter 25 Jahren soll ALG II bei Jobablehnung sogar drei Monate lang komplett gesperrt werden.

      Um das Gesetz durch den Bundesrat zu bringen, locken SPD und Grüne mit dem Angebot, das ALG II komplett über die Bundesanstalt für Arbeit zu bezahlen und so die Sozialhilfe-Etats der Kommunen zu entlasten.

      http://www.jungewelt.de/2003/07-12/001.php
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 21:01:28
      Beitrag Nr. 3.504 ()
      Ausland
      Mumia Abu-Jamal

      Die Irak GmbH

      USA-Firmen wollen am Golf fette Kriegsbeute machen – heute und in Zukunft


      »Wenn Finanziers Konzessionen erworben haben, dann müssen diese vom Außenminister gesichert werden, selbst wenn die Souveränität widerspenstiger Nationen grob verletzt wird – wenn die ihre Türen geschlossen halten, dann müssen sie halt eingetreten werden.«
      (Der spätere USA-Präsident Woodrow Wilson 1907 in seiner Eigenschaft als Universitätspräsident während einer Vorlesung an der Columbia University)

      In den USA waren sich viele Menschen im klaren darüber, daß hinter der angeblichen Bedrohung durch Irak etwas anderes steckte: die Verlockung für die USA, Kontrolle über die reichen Ölvorkommen zu erlangen. Die Ereignisse, die auf die sogenannte Befreiung Iraks folgten, offenbarten, daß unsere Vorstellungen viel zu beschränkt waren. Selbstverständlich ist das schwarze Gold für die im Weißen Haus und im Außenministerium residierende »Öloligarchie« kostbar, aber damit ist noch nicht alles erklärt. Dazu ein Zitat des legendären Generals George Armstrong Custer aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, der folgendes von sich gab, als er Soldaten und Geschäftsleute zu den heiligen Paha Sapa (Black Hills) eskortierte: »Boys, dort in den Tahr-Hügeln wartet eine Menge Gold!« Auf heute bezogen: In den staubigen Ruinen Iraks ist noch eine Menge Zaster zu verdienen.

      Die Bechtel Corporation, die sich bester politischer Kontakte zur Regierung erfreut, bekam ihren Auftrag, mit dem Wiederaufbau Iraks zu beginnen, von der Internationalen Entwicklungsagentur (US-Agency for International Development, AID). Es geht für Bechtel um ein Auftragsvolumen von mindestens 680 Millionen US-Dollar. Vizepräsident Dick Cheneys frühere Firma Kellogg, Brown & Root, eine Tochtergesellschaft von Halliburton, erhielt das Recht zugesprochen, die irakischen Ölfelder auszubeuten – ein Projekt, das sicherlich einige Milliarden wert ist. Das Pentagon erteilte dem Telekommunikationsgiganten MCI den Auftrag, ein irakisches Mobilnetz zu entwickeln. Das garantierte Honorar: 45 Millionen US-Dollar.

      Wir erleben also, wie in den irakischen Ruinen reichlich Kriegsbeute gemacht wird. Eine Beute, die nur der Samen ist, um noch mehr Reichtum und Wohlstand zu ernten. Natürlich wollen die Vertreter der Bush-Regierung die Sache in der Öffentlichkeit anders darstellen. Vor ein paar Monaten sagte der mittlerweile aus der Bush-Administration ausgeschiedene Richard Perle in einer Rede vor dem neokonservativen American Enterprise Institute: »Meiner Meinung nach haben wir uns auf dem Schlachtfeld das Recht erkämpft, eine konsequente Politik zu etablieren, die zum Wohle des irakischen Volkes geschieht.« Er beeilte sich, nachzuschieben: »Es geht uns dabei natürlich nicht darum, etwas für uns zu bekommen.« Er skizzierte die Rolle der USA als die einer Verwalterin des eroberten Territoriums. Natürlich müssen die USA nichts mehr »bekommen«, sie haben bereits, was sie wollten: Irak.

      Wieder einmal wurde bewiesen, daß der Krieg ein gutes Geschäft ist – für ein paar wenige. Nicht berücksichtigt in dieser Rechnung sind natürlich das irakische Volk und die anderen Völker dieser Region. Sie müssen unter der Angst leben, möglicherweise Opfer des nächsten demonstrativen Krieges zu werden, den das Imperium führt, um die unterjochten Völker unter ihrer Knute zu halten.

      Vor mehr als einem Jahrhundert war der gesamte afrikanische Kontinent – mit Ausnahme Äthiopiens – von europäischen Mächten kolonisiert worden. Die Europäer versuchten, ihre kolonialen Raubzüge damit zu rechtfertigen, sie würden den unwissenden Eingeborenen die »Zivilisation« bringen. Was sie tatsächlich brachten, war eine ungeheure Ausbeutung, war der Wahn der weißen Überlegenheit, waren Tod und Zerstörung. Als die afrikanischen Völker für ihre Befreiung kämpften und die Kolonien aufgegeben wurden, hinterließen die abziehenden Kolonialmächte zerrüttete Ökonomien, eine lange Tradition der Korruption und eine gesellschaftliche Situation, in der die Mehrheit der Einheimischen von jedweder Bildung ausgeschlossen war.

      Wir werden jetzt Zeuginnen und Zeugen eines neuen Imperialismus: Irak liegt in Trümmern, und US-amerikanische Konzerne verdienen sich am Wiederaufbau eine goldene Nase. All das geschieht, so versichert man uns, nur »zum Wohle des irakischen Volkes«. Haben wir dieses Märchen nicht schon zu oft gehört?

      * Übersetzung: Jürgen Heiser

      http://www.jungewelt.de/2003/07-12/008.php
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 21:04:13
      Beitrag Nr. 3.505 ()
      Staat deckt Vabanquespiel

      Bundesregierung plant, Geschäft mit hochspekulativen Hedge-Fonds auch hierzulande zuzulassen


      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) beweist wieder einmal »Reformeifer«. Während Globalisierungskritiker eine Regulierung der Finanzwelt fordern, will Eichel eine Ausweitung der nationalen Finanzspekulation ermöglichen. Mit der Neufassung des Investitionsgesetzes sollen sogenannte Hedge-Fonds auch in Deutschland zugelassen werden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Finanzministerium am vergangenen Dienstag vorgestellt. Es gebe ein reges Interesse an diesen Produkten; in der Schweiz und Luxemburg würden die Fonds seit Jahren erfolgreich angeboten, erklärte das Ministerium.

      »Hedge-Fonds bergen nicht nur ein hohes Risiko für die Anleger, sondern sie bedrohen auch die Stabilität der Finanzmärkte«, kritisierte dagegen Hans Baier vom globalisierungskritischen Netzwerk ATTAC den Vorstoß. Die Fonds – »Hedge«: zu deutsch »Hecke« – sind etwa bei Wechselkursveränderungen für die Absicherung von Investitionen gegen Risiken gedacht. Mit den Fonds spekuliert der Anleger allerdings nur noch auf das »schnelle Geld«. Mit hohem Einsatz wird auf steigende oder sinkende Trends am Zins- und Aktienmarkt gesetzt. Liegt die »Wette« daneben, kann der gesamte Einsatz flötengehen. Bei sogenannten Leerverkäufen spekulieren die Fonds mit Fremdkapital, wodurch Kursschwankungen bewußt ausgelöst und Kursstürze provoziert werden können. Die Mindesteinlage liegt meist zwischen 100000 und vier Millionen Euro. Die Fonds sind vor allem für Banken und Versicherungen von Interesse.

      Die Bundesregierung habe nun dem Druck der Banken-Lobby nachgegeben, beanstandete Baier. Die Zulassung laufe den wenigen und ohnehin unzureichenden Bemühungen zuwider, die internationalen Finanzmärkte nach den Krisen der vergangenen Jahre zu stabilisieren. Hedge-Fonds »gießen Öl ins Feuer jeder Währungskrise«, so ATTAC. Das Risiko dieser Geschäfte tragen indes nicht nur die Investoren. Bei Fehlspekulationen mit anschließenden Verlusten greift nicht selten der Staat ein. Als der weltweit größte Hedge-Fonds LTCM vor fünf Jahren vor dem Bankrott stand, veranlaßte die US-Regierung Milliardenzuschüsse aus Steuergeldern, um den Zusammenbruch des amerikanischen Finanzsystems zu verhindern.


      http://www.jungewelt.de/2003/07-12/013.php

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      schrieb am 11.07.03 21:08:47
      Beitrag Nr. 3.506 ()
      Inland
      Mag Wompel

      Not gegen Elend

      Die Gewerkschaften brauchen die Einmischung der Lohnabhängigen


      Die erstmals offen ausgetragene Auseinandersetzung zwischen angeblichen Traditionalisten und angeblichen Modernisierern innerhalb der IG Metall ist in Wahrheit nicht mehr als der Streit um Nuancen der Selbstdarstellung der Gewerkschaftsspitzen. Wie sehr darf eine Gewerkschaft dem Kapital um ihrer »Existenzberechtigung« willen weh tun? Ein bißchen, wie es Jürgen Peters will, oder gar nicht, wie Berthold Huber? Denn echte Schmerzen hat dem Kapital schon seit Jahrzehnten kein einziger gewerkschaftsoffizieller Arbeitskampf mehr zugefügt – auch keiner der IG Metall, ganz egal welcher der vermeintlichen Flügel gerade am Ruder war. Öffnungsklauseln, Flexibilisierung und Lohndumping sprechen eine beredte Sprache.

      Mitbestimmung als Standortfaktor ist längst anerkannt – bezogen auf das Komanagement innerhalb der Betriebe. Gewerkschaften dagegen werden für das Kapital angesichts von Massenarbeitslosigkeit und der verbreiteten Anerkennung der Hegemonie von Profit- und Sparzwängen zunehmend überflüssig. Die für den sozialen Frieden bislang wichtigen Funktionen der Gewerkschaften als Ordnungsmacht und Integrationskraft werden zusehends aberkannt. Auch Peters wollte im Kampf um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland keinen Tarifabschluß, der der Wirtschaft hätte schaden können. Er wollte einen symbolischen Abschluß, der die Bedeutung der Gewerkschaften als anerkannter Verhandlungspartner von Politik und Wirtschaft nachweisen sollte. Selbst dieser ist ihm verwehrt worden. Und wer heute von rechts starke Gewerkschaften fordert, arbeitet in Wirklichkeit bereits an der Auflösung des Streikrechts und will lediglich durchsetzungsstarke Betriebsräte – gegenüber den Belegschaften.

      Es steht zu befürchten, daß ein solch symbolischer Abschluß – wie er von Beginn an angestrebt wurde –, auch der Mehrheit derjenigen Gewerkschaftsfunktionäre und Mitglieder, die eine »kämpferische Gewerkschaft« wollen, durchaus genügt hätte. Dafür spricht nicht zuletzt die aktuelle Personalisierung und Polarisierung der Debatte, die davon ablenkt, daß eine überfällige politische Debatte der Rolle der Gewerkschaft auch wirkliche alternative Positionen berücksichtigen müßte. Wer sich heute vor Peters stellt, um die IG Metall vor der Selbstaufgabe zu schützen, vergißt, daß sich dessen reale Politik – etwa bei VW in Niedersachsen oder unlängst in puncto Leiharbeitstarif – noch nicht einmal in Nuancen von derjenigen eines Huber in Baden-Württemberg unterscheidet. Wer sich heute vor Peters stellt, muß sich unterstellen lassen, daß ihm kämpferische Töne zu kapitalfreundlichen Taten genügen. Auch »Modernisierer« können so aussehen.

      Hier trägt eine jahrzehntelange politische Fixierung auf die angebliche Alternativlosigkeit der Lohnabhängigkeit Früchte, die Arbeitsplätze über alles stellt und den Unternehmern noch niemals wirklich zugesetzt hat. Das war nicht immer so: Seit der ersten Stunde der Arbeiterbewegung hat jede Errungenschaft zur Verbesserung unseres Lebens, unserer Löhne und Arbeitsbedingungen dem Kapital weh getan. Fortschritte mußten mitunter blutig erkämpft werden. Gegenwind aus Wirtschaft und Medien gehörten stets dazu, andernfalls wäre kein Kampf notwendig.

      Wie aber kämpfen, wenn man dem Gegner nicht weh tun will? Allein den Vorstand oder einige seiner Mitglieder dafür verantwortlich zu machen, würde bedeuten, die Gewerkschaften auf ihre Funktionäre zu reduzieren. In dem strategischen Dilemma, eine Gegenmacht sein, aber keine Arbeitsplätze gefährden zu wollen, sehen sich viele Gewerkschaftsmitglieder und Belegschaften. Und auch von den die Gewerkschaftsbewegung ernst nehmenden Linken wurde versäumt, das besagte Dilemma auf die Systemfrage zuzuspitzen. Alternativen zum Kapitalismus – von dem nur noch eine verschwindende Minderheit profitiert – sind keine »Betonköpfigkeit«. Daß komfortable Existenzsicherung nicht notwendig den Verkauf des Lebens durch Lohnarbeit erfordert, wird uns täglich »von oben« vorgelebt.

      Verlierer des IG-Metall-Arbeitskampfes ist neben den KollegInnen im Osten die gesamte Gewerkschaftsbewegung. Das Drama beinhaltet aber die Chance, sich aus der Blockade zu lösen, die das Gezetere über Vorstände ausgelöst hat. Nötig ist eine Art »Aufstand der Anständigen gegen ihre betonköpfigen Funktionäre« (Guido Westerwelle) auf dem Wege des Ignorierens. Die zweite Chance besteht in der Einsicht in die Sinnlosigkeit einer auf Komanagement ausgerichteten Gewerkschaftspolitik. Eine Gewerkschaft wie die IG BCE – oder die IG Metall in ihrem derzeitigen Zustand – braucht in der Tat niemand. Bleiben wir deshalb unorganisiert? Nein, dann machen uns die Mächtigen ein – jeden einzelnen und gegeneinander. Wir brauchen eine Organisierung für den Kampf gegen den vom Kapital gepredigten Verzicht und für ein wirklich gutes Leben, nicht nur für den »gerechten« Lohn. Und wir brauchen Zusammenhalt, wie ihn zum Beispiel die französischen KollegInnen leben, die auch Kämpfe unterstützen, die sie nicht direkt betreffen. Dieser Zusammenhalt muß im Alltag von jedem einzelnen eingeübt und praktiziert werden – er könnte von keinem noch so guten Gewerkschaftsvorstand angeordnet werden.

      Klaus Zwickelt hat gefordert, Betriebsräte und Vertrauensleute müßten sich in die Diskussion »um die künftige Führung« einmischen. Besser: Alle Lohnabhängigen mischen sich in die Gewerkschaftsarbeit ein! Und die politische Mitte können wir getrost den Parteien überlassen.

      http://www.jungewelt.de/2003/07-12/017.php
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      schrieb am 11.07.03 22:08:11
      !
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      schrieb am 11.07.03 22:12:13
      Beitrag Nr. 3.508 ()
      Green Card

      Ranjid sieht die rote Karte

      Die Green Card hat 14.600 indische und osteuropäische Computerexperten nach Deutschland gelockt, jetzt sind viele arbeitslos – und werden abgeschoben.


      von Christian Burgdorf und Sebastian Jost



      (SZ vom 12.07.2003) — Eigentlich sollte der Mann jetzt vor dem Computer sitzen, Programme schreiben, Geld verdienen. Statt dessen sieht er am Lufthansa-Schalter den Computer von hinten, während er das Geld für seinen Rückflug nach Indien über den Tresen schiebt.

      Shah Umang ist ein Computer-Inder. Einer von denen, die Deutschlands Computerindustrie vom Fachkräftemangel erlösen sollten. 2001 hatte eine kleine Softwarefirma im Spessart ihn mit der Green Card um die halbe Welt gelockt. Anderthalb Jahre später fehlten der Firma erst die Aufträge, dann das Geld für sein Gehalt. Heute arbeitet dort nur noch der Insolvenzverwalter.



      1000 Zuwanderer im Monat
      „Wegen der Krise sind die Chancen auf einen neuen Job im Moment sehr gering“, sagt Umang. Jetzt bleibt dem 26-Jährigen nur noch der Heimflug: Ein halbes Jahr hatte die Ausländerbehörde ihm Zeit für die Suche gelassen. Weil er immer noch keinen Job hat, muss er nun zurück. So will es das Gesetz.

      Es hatte alles so schön angefangen: Vor drei Jahren leckte sich die deutsche Computerindustrie die Finger nach Leuten wie Shah Umang. Auf 70.000 Experten schätzten Branchenkenner den Bedarf, Optimisten erhöhten auf 100.000 und Verwegene hielten selbst 200.000 für nicht übertrieben.

      Die gesetzliche Regelung fiel dann vergleichsweise bescheiden aus: Höchstens 20.000 Computerkenner sollte die Green Card für höchstens fünf Jahre ins Land lassen. Anfangs wollten das auch viele: Rund 1000 Computer-Zuwanderer kamen im Monat.

      „Im Jahr 2000 hätten wir den Bedarf nie mit deutschen Arbeitskräften decken können“, sagt Stephan Pfisterer vom Branchenverband Bitkom. „Schon allein deshalb war die Green Card ein Erfolg.“

      Doch selbst die kleinkarierte Kalkulation der Regierung erwies sich als Fata Morgana: Bis heute sind die Arbeitsämter nicht mehr als 14.600 grüne Karten losgeworden.

      Doch deren Besitzer sind häufig arbeitslos. Für München hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung ausgerechnet, dass rund sieben Prozent der Green Cardler schon einmal arbeitslos waren.

      Bundesweit verlässliche Zahlen existieren nicht. Aber so viel ist sicher: Seit der Hype vorbei ist, hinken die ausländischen Spezialisten dem eingeborenen Durchschnittsprogrammierer im Rennen um die Arbeitsplätze hinterher.



      Englisch reicht nicht mehr

      „Die Unternehmen erwarten, dass man deutsch kann“, sagt Ranjid Oojam (Name geändert). Seit Februar ist der 33-jährige Inder arbeitslos, weil seine Firma pleite machte. Seitdem findet er nur Absagen in seinem Kölner Briefkasten.

      Die Start-up-Unternehmer, deren einzig wichtige Sprache englisch war, sind abgestürzt. Die Überlebenden der Computerdämmerung suchen nun Mitarbeiter, die sich mit ihren deutschen Kunden auf deutsch unterhalten können. Oojam kann das verstehen: „Ich habe ja angefangen, deutsch zu lernen. Aber das braucht Zeit.“ Zwar könne er im Laden schon nach Gewürzgurken fragen, aber mit den Kunden über Tools und Chips reden, das sei doch etwas ganz anderes.

      Doch nicht nur wegen sprachlicher Defizite haben die einst umworbenen Ausländer heute schlechte Karten: Sie sind einfach zu teuer. Green Cardler müssen – ob sie wollen oder nicht – in Westdeutschland mindestens 39600 Euro verdienen, im Osten 32700. In Boomzeiten war dieser finanzielle Dumpingschutz kein Handicap. Doch inzwischen zahlen die Firmen deutlich kleinere Gehälter.

      Mircea Popa hat weder Probleme mit der Sprache noch mit dem Geld. Der 30-jährige Rumäne spricht fließend deutsch und schreibt in einer Nürnberger Computer-Firma Programme für Apotheken und Ärzte. Mit seinem Job ist er rundum zufrieden: „Das Gehalt ist gut, die Kollegen sind nett.“

      Weniger gut findet er die Green Card deutscher Herkunft – im Unterschied zu den Angeboten der internationalen Konkurrenz: „In Kanada ist man nach fünf Jahren Staatsbürger. Wenn aber in Deutschland die fünf Jahre um sind, wenn die Kinder besser deutsch sprechen als ihre Muttersprache, wenn die Ehefrau endlich einen Job hat – dann muss man die Koffer packen und irgendwo anders wieder ganz von vorne anfangen.“

      Weil die Konditionen von Karte und Konjunktur sind, wie sie sind, haben viele Hightech-Unternehmen nichts mehr übrig für ausländische Experten – und viele ausländische Experten nichts mehr für die deutsche Green Card. „Wir sind halt nicht das gelobte Land für alle Computer-Fachleute in der Welt“, sagt Claus Schnabel, Arbeitsmarktexperte an der Universität Erlangen-Nürnberg.



      Kuriose Allianzen

      Selbst wenn der Bedarf wieder steige, fehle Deutschland zum Einwanderungsparadies eine Menge. Die deutsche Sprache schreckt die anglophonen Inder ab, und viel mehr noch das deutsche Gesetz. „Wenn ein Land keine vernünftige Zuwanderungsregelung hat, dann überlege ich mir als Spezialist doch, ob ich da hin will“, sagt Schnabel. Deutschland brauche ein Zuwanderungsgesetz, das jeden hineinlasse, der im Land fehlt – egal ob Kernphysiker oder Krankenschwester.

      Derweil erzeugt die Debatte um dieses Gesetz in Berlin kuriose Allianzen: Seite an Seite mit Bitkom und der FDP machen sich SPD und Grüne für mehr Computergurus und Maschineningenieure aus dem Ausland stark.

      Die Gewerkschaften sind – genau wie die Union – dagegen. Jürgen Rüttgers, der Landeschef der CDU in Nordrhein-Westfalen, hatte im Landtagswahlkampf 2000 mit dem Slogan „Kinder statt Inder an die Computer“ die Unions-Richtung vorgegeben. Und so blockiert sie bislang das Zuwanderungsgesetz im Bundesrat. Für den Fall, dass während des Blockade-Komas der nächste Computer-Fachkräftemangel aufziehen sollte, hat die Regierung das Green-Card-Programm vorsorglich bis Ende des Jahres verlängert.

      Schon vor drei Jahren sei die Green Card überflüssig gewesen, betont unterdessen Hartmut Koschyk, innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag: „Statt in Hochglanzbroschüren für die Green Card hätte man das Geld lieber in die deutschen Hochschulen stecken sollen.“

      Dann hätten bald heimische Informatiker auf den für Inder reservierten Stühlen Platz nehmen können. Eine Fehlkalkulation, glaubt Claus Schnabel. Selbst perfekte Unis, so der Arbeitsmarktexperte, könnten die Verstärkung aus dem Ausland nicht ersetzen. „So viele Informatikstudenten gibt es in Deutschland gar nicht. Was wir brauchen, sind Kinder und Inder.“


      http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/434/14420/
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 22:14:18
      Beitrag Nr. 3.509 ()
      Kommentar

      Schröders Euro

      Äußerungen des Bundeskanzlers zum Wechselkurs irritieren die Finanzmärkte.


      von Nikolaus Piper



      (SZ vom 12.07.2003) — Der Bundeskanzler mag einen ausgeprägten Instinkt für Themen der Boulevardpresse haben, für die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten scheint ihm dieser Instinkt zu fehlen.

      Nur so ist es zu erklären, dass Gerhard Schröder sich in einem Interview der Financial Times Deutschland so ausgiebig zum Wechselkurs des Euro geäußert hat.

      Zwar hat er die Europäische Zentralbank (EZB) tatsächlich nicht direkt aufgefordert, die Gemeinschaftswährung durch Deviseninterventionen gezielt zu verbilligen, aber er hat es ihr doch auf etwas verschwurbelte Weise nahe gelegt.



      Spiel mit dem Vertrauen

      Der entsprechende Satz reichte jedenfalls aus, um den Kurs gegenüber dem Dollar kurzfristig um einen halben Cent zu drücken: Er gehe davon aus, sagte Schröder, „dass die klugen Menschen in der Europäischen Zentralbank jeden Tag diskutieren, ob sie im Rahmen des Dollar-Euro-Wechselkurses genug tun, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporte zu erhalten“.

      Notenbanker und Finanzminister haben es sich angewöhnt, Fragen nach dem Wechselkurs entweder gar nicht oder stereotyp zu beantworten: Wir sind an einem starken Dollar/Euro/Yen interessiert.

      Der Grund ist, dass allein schon die Vermutung für erhebliche Unruhe sorgt, eine Regierung könne einen niedrigeren Wechselkurs „wollen“, selbst wenn die Regierung gar nicht die Mittel dazu hat. Die Versuche von Schröders erstem Finanzminister Oskar Lafontaine, den Euro nach seinem Start herunterzureden, sind noch in leidvoller Erinnerung.

      Währungspolitik ist eine Sache des Vertrauens, und dafür haben in erster Linie die Notenbanken zu sorgen. Die EZB ist unabhängig von politischen Anweisungen der Regierungen, um die gewählten Politiker gar nicht erst in Versuchung zu bringen, den Geldwert zu instrumentalisieren.

      Trotzdem kann ein Regierungschef Währungen beeinflussen. Schröder repräsentiert die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone; wenn er den Eindruck erweckt, er brauche einen niedrigen Wechselkurs, um die Wettbewerbsfähigkeit dieser Volkswirtschaft zu sichern, dann signalisiert er den Eingeweihten: Der hat’s nötig. Oder: Der hat nicht begriffen, wo sein Problem liegt.

      Im übrigen ist des Kanzlers Spekulation über die Konsequenzen des starken Euro auch von der Sache her falsch. Bei einem Kurs von 1,13 Euro mag die europäische Währung, gemessen an der Kaufkraft, ein wenig überbewertet sein, im historischen Maßstab ist sie überhaupt nicht teuer.

      Von seinen Spitzenwerten hat er sich in den vergangenen Tagen ohnehin schon wieder entfernt. Die deutschen Exporteure mussten schon mit wesentlich ungünstigeren Wechselkursen leben. Natürlich hätten es viele Firmen leichter, wenn ein Euro nur 90 US-Cent kosten würde, aber tendenziell wird der Euro, wegen des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits, eher wieder teurer werden.

      Die deutsche Wirtschaft tut gut daran, sich darauf einstellen. Und der Bundeskanzler sollte nicht durch fahrlässige Bemerkungen zum Euro den Eindruck erwecken, er nehme es mit den Reformen gar nicht so ernst.


      http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/438/14424/
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 22:16:09
      Beitrag Nr. 3.510 ()
      [b ]EU klagt erfolgreich

      USA unterliegen im Streit um Strafzölle[/b]

      Die Welthandelsorganisation (WTO) hat im Stahlstreit zwischen den USA und der EU gegen die Regierung in Washington entschieden.



      Die WTO in Genf entschied am Freitag, dass die von den USA im März vergangenen Jahres verhängten Zölle auf ausländische Stahlimporte gegen die internationalen Handelsabkommen verstießen und umgehend abgeschafft werden müssten.

      Eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel sagte: „Wir hoffen, dass sich die USA an das Ergebnis halten werden.“ Die EU hat bereits Gegenmaßnahmen mit Strafzöllen im Volumen von 2,5 Milliarden Euro gegen US-Produkte beschlossen, diese aber noch nicht zur Anwendung gebracht.



      Fünf-Tages-Frist

      Laut Kommissionssprecherin Arancha Gonzales hat die Regierung in Washington nun fünf Tage Zeit, die Stahlzölle abzuschaffen oder gegen die WTO-Entscheidung Einspruch zu erheben. Bei einem Einspruch sei ein endgültiges Ergebnis am Jahresende zu erwarten. Reagiere die Regierung in Washington nicht, werde die EU die Strafzölle anwenden.

      Die USA hatten am 5. März 2002 Zölle bis zu 30 Prozent auf ausländische Stahlprodukte verhängt, um ihre heimische Industrie zu schützen. Die EU hatte daraufhin bei der WTO gegen die USA geklagt.

      Unterstützt wurden die Europäer dabei von Japan, Südkorea, China, der Schweiz, Norwegen, Neuseeland und Brasilien.

      (sueddeutsche.de/AP)
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 22:19:07
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 22:38:59
      Beitrag Nr. 3.512 ()
      Anleihen
      Expansive Geldpolitik gefährdet längerfristig den Rentenmarkt


      11. Juli 2003 Die Zinssenkungen in Amerika sind massiv und haben die Renditen auf den tiefsten Stand seit Jahrzehnten gebracht. Mit dieser Politik will die amerikanischen Notenbank Fed deflationäre Risiken bekämpfen. Also das Phänomen fallender Güterpreise, das die Volkswirtschaft in eine teuflische Abwärtsspirale führen könnte.

      Monetaristen reiben sich allerdings nach einer Analyse von Commerzbank Securities angesichts dieser Politik verwundert die Augen. Denn Inflation ist doch im Prinzip ein monetäres Phänomen und ist doch gleichzeitig sowohl in den Vereinigten Staaten und der Eurozone ein relativ starkes Geldmengenwachstum zu beobachten. Steigen die Preise allerdings trotz der extrem lockeren Zinszügel nicht, dann ist die Geldpolitik wirkungslos oder es treten in anderen Bereichen inflationäre Tendenzen auf das Risiko einer expansiven Geldpolitik als Versicherung gegen eine potentielle Deflationsgefahr liegt in überhöhten Preisen bei Vermögenswerten

      Monetaristen über aktuelle Diskussion wohl eher verwundert

      Abgesehen davon, daß das Fördern von Deflationserwartungen zu einem Spiel mit dem Feuer werden kann, reiben sich insbesondere Monetaristen über die aktuelle Diskussion verwundert die Augen: Das Geldmengenwachstum ist sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der Eurozone ziemlich kräftig. Die monetäre Expansion übersteigt schon längere Zeit die Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Produktion und gemäß des „Glaubenssatzes“ der Monetaristen -Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit des Geldes = Preisniveau x reales BIP - ist Inflation ein monetäres Phänomen. Ihr Rezept zur Bekämpfung deflationärer Tendenzen ist dementsprechend auch relativ einfach und lautet Geldmengenausweitung.

      Deflation wird als ein realwirtschaftliches Phänomen gesehen

      Die aktuelle Begründung der Gefahr einer Deflation beruht aber auf einer nichtmonetären Erklärung der Preisentwicklung. Sie wird begründet mit der im Vergleich zum gesamtwirtschaftlichen Angebot zu geringen Nachfrage. Die Fed und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich beziehen sich auf diesen Erklärungsansatz; die Europäische Zentralbank hat bei der Änderung ihrer geldpolitischen Strategie den monetaristische Erklärungsansatz deutlich ins zweite Glied gerückt. Die Notenbanken schreiben aktuell der starken monetären Expansion kein Inflationspotential zu. Das heißt aber im Umkehrschluß auch, daß eine Geldmengenausweitung keine Lösung des Problems darstellt. Bekannt ist diese Situation als die so genannte Liquiditätsfalle in der Terminologie der Keynesianer.

      Geldpolitische „Deflationsvorsorge“ führt zu korrekturgefährdeten Bubbles

      Die Quantitätsgleichung und auch die Liquiditätsfalle beziehen sich auf den Zusammenhang zwischen der Geldmenge und den Preisen von Gütern oder der Produktionsmenge. Weitet man aber die Betrachtungsweise von Gütern auf Vermögenswerte aus, dann sind vielleicht doch inflationäre Seiten des starken Geldmengenwachstums zu entdecken. Die starke monetäre Expansion zeigt sich zum Beispiel in einem kräftigen Anstieg der Preise/Kurse für Aktien, Anleihen oder gebrauchten Immobilien. Ein zu hohes Geldangebot löst Portfolioanpassungen aus und diese führen zu höheren Preisen bei den anderen Vermögenswerten.

      Die inflationären Auswirkungen einer zu lockeren Geldpolitik sind damit nicht verschwunden, sondern treten an anderer Stelle zu Tage. An den Aktien- und Rentenmärkten spricht man dann von liquiditätsgetriebenen Haussen und im ungünstigsten Fall von Blasen. Die Kehrseite einer Deflationsdiskussion und einer darauf ausgerichteten Geldpolitik sind somit überhöhte Preise an den Aktien- oder Rentenmärkten und in den Vereinigten Staaten und Großbritannien eventuell am Immobilienmarkt. Nach Meinung der Commerzbank-Experten ist damit die Gefahr groß, daß eine erfolgreiche Deflationsbekämpfung und ein damit verbundener Kurswechsel in der Geldpolitik zu drastischeren Korrekturen der Preise in einem oder mehren dieser Bereiche führt. An vorderster Front stehen dabei dann aller Voraussicht nach die Rentenmärkte.



      Text: @cri
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 22:52:29
      Beitrag Nr. 3.513 ()
      Keine Lösung für die Not leidenden Kommunen

      Die Bundesregierung steckt in einem Dilemma: Folgt sie bei der geplanten Finanzreform den Wünschen von Städten und Gemeinden, nehmen finanziell schwache Unternehmen Schaden. Am Ende steht eine für alle Seiten unbefriedigende Lösung, meint Peter Hahne




      Eine Meldung aus der vergangenen Woche zeigt, wie es um die Finanzen der Kommunen bestellt ist: Nach einem TÜV-Gutachten weisen acht von zehn Kinderspielplätzen "teils erhebliche Sicherheitsmängel" auf. Weil in den Kassen der Stadt- und Gemeindekämmerer aber Ebbe herrscht, wird bei Bibliotheken, Schwimmbädern und nicht zuletzt bei der Instandhaltung von Spielplätzen gespart.


      Eine Reform der Gewerbesteuer soll den Kommunen nun Linderung verschaffen: Weit bevor die zerstrittene Kommission zur Reform der Gemeindefinanzen Anfang Juli ihre Empfehlung vorgelegt hat, hatte sich Bundeskanzler Schröder auf eine "Revitalisierung" der Gewerbesteuer festgelegt. Gegen die Empfehlungen der Wirtschaft und gegen die Bedenken vieler Steuerexperten favorisiert die Bundesregierung und mehrheitlich nun wohl auch die Opposition ein Modell, wonach künftig 750 000 Freiberufler Gewerbesteuer zahlen sollen.


      Ob damit die Finanzprobleme gelöst werden, steht in den Sternen. Denn die Bundesregierung steckt in einem Dilemma: Folgt sie dem Vorschlag der kommunalen Spitzenverbände, den auch Bundesfinanzminister Eichel unterstützt, könnten die Gemeinden mit Mehreinnahmen von vier Mrd. Euro rechnen. Dies würde allerdings bedeuten, dass durch die Hinzurechnung von Schuldzinsen, Mieten, Pachten und Leasingraten zur steuerlichen Bemessungsgrundlage die gewinnunabhängige Substanz von Unternehmen besteuert würde. Dadurch wiederum, so die berechtigte Warnung der Wirtschaft, könnten Existenzgründer und finanziell schwache Unternehmen in Schieflagen geraten, weil der Fiskus auch in konjunkturell schlechten Zeiten zugreift. In einer solchen Situation droht eine Abwärtsspirale: Eine Firma kauft eine Maschine auf Kredit, zahlt darauf Gewerbesteuer und muss eventuell einen weiteren Kredit aufnehmen, um die Steuerschuld zu begleichen. Im nächsten Jahr wird auf die steigenden Schuldzinsen eine noch höhere Gewerbesteuer fällig und die finanzielle Situation könnte sich weiter verschärfen.


      Auch die vorgesehene Anrechnung der gezahlten Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer bringt dann keine Entlastung, weil bei Verlusten gar keine Einkommensteuer fällig wird. Aus diesen Gründen hat Wirtschaftminister Clement massive Bedenken angemeldet. Setzt er sich gegen Finanzminister Eichel durch, könnten die Unternehmen aufatmen, weil eine Substanzbesteuerung vermieden würde.


      Auf der anderen Seite gingen den Städten Einnahmen in Milliardenhöhe verloren und an den Schwankungen der konjunkturabhängigen Gewerbsteuereinnahmen würde sich kaum etwas ändern. Abgemildert würde die Konjunkturanfälligkeit nur durch das geplante Abschmelzen des Freibetrags von 25 000 Euro, der dafür verantwortlich ist, dass das Gewerbsteueraufkommen vielfach nur von wenigen großen Personenunternehmen und Kapitalgesellschaften abhängig ist.


      Deshalb ist es kaum verständlich, warum der Vorschlag der Industrie zur Abschaffung der Gewerbsteuer - verbunden mit einem kommunalen Zuschlagsrecht auf die Einkommen- und Körperschafsteuer - kaum Unterstützung gefunden hat. Der entscheidende Vorteil der Idee: Durch das Ansetzen an der Einkommensteuer wäre die Konjunkturanfälligkeit der kommunalen Einnahmen abgemildert worden. Der nun gewählte Weg aber hält Probleme bereit, die sich kaum befriedigend lösen lassen. Entweder wird die Wirtschaft über Gebühr belastet, oder aber die Kommunen müssen sich auf weitere Durststrecken einstellen.


      Artikel erschienen am 12. Jul 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 22:55:15
      Beitrag Nr. 3.514 ()
      US-Skandalfirma Enron wird zerschlagen

      Houston - Die amerikanische Skandalfirma Enron wird nach Abschluss des Insolvenzverfahrens in zwei Gesellschaften mit neuen Namen zerschlagen. Das geht aus dem am Freitag vorgestellten Umstrukturierungsplan hervor. Demnach erhalten die meisten Gläubiger des Konzerns nur zwischen 14 und 18 US-Cent pro geschuldetem Dollar. Enron hat bei rund 20 000 Gläubigern Schulden in einer Gesamthöhe von schätzungsweise 67 Mrd. Dollar (umgerechnet 59 Mrd. Euro).


      Der Energiekonzern, der einst zu den zehn größten Konzernen der Vereinigten Staaten zählte und weltweit 20 000 Mitarbeiter beschäftigte, musste Insolvenz anmelden, nachdem seine Übernahme durch den Konkurrenten Dynegy im November 2001 gescheitert war. Es war eine der größten Pleiten in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte. Ins Trudeln geraten war Enron, nachdem Bilanzmanipulationen in großem Stil aufgeflogen waren. AP




      Artikel erschienen am 12. Jul 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 22:59:55
      Beitrag Nr. 3.515 ()
      Motoren der Kriegsökonomie

      Kongos Reichtum an Bodenschätzen wird zum Fluch: Die Nachbarstaaten machen mit der Ausbeutung profitable Geschäfte und haben an Frieden in der Region kein Interesse


      Von Volker Riehl





      Kongolesische Diamantenschürfer
      (ap)


      Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellt der Krieg in der Demokratischen Republik Kongo (früher Zaire) mit rund drei Millionen Toten weltweit den militärisch folgenschwersten Konflikt dar. Massenvergewaltigungen, Vertreibungen, Plünderungen, willkürliche Hinrichtungen und Zwangskannibalismus als Form der Demütigung sind Mittel der Kriegsführung.

      Die Gewalt- und Kriegswirtschaft im Osten Kongos hängt direkt von der Vermarktung menschlicher Ressourcen (Sklaven-, Kinder-, Kriegsgefangenenarbeit), von fossilen Bodenschätzen (Koltan, Diamanten, Gold und Edelmetalle) und von nachwachsenden Ressourcen (Tropenhölzer) ab.

      Es gibt jedoch auch Hoffnungsschimmer: Die Firma Pharmakina produziert unter deutscher Leitung in der Stadt Bukavu im von Rebellen besetzten Ostkongo seit 20 Jahren unter anderem Malariamedikamente. Tausende von Familien finden so ihr Auskommen - und das mitten im Kriegsgebiet. Entwicklungspolitisch wichtige Vorhaben der Firma wurden im Rahmen des Fonds für gemeinsame Projekte privater Investoren und staatlicher Stellen aus dem Haushalt des Berliner Entwicklungsministeriums unterstützt.

      Die regionalen Probleme eskalierten mit dem ruandischen Völkermord 1994 und den daraus resultierenden Flüchtlingsströmen. Die Motoren des Krieges waren und sind wirtschaftliche Interessen von Staaten, international operierenden Privatunternehmern und Waffenhändlern sowie Machtinteressen von Warlords und Desperados. Wie sich die militärischen und ökonomischen Facetten der Globalisierung ins Negative wandeln können, zeigt sich an der Region der Großen Seen Afrikas. Internationale Finanzströme, der weltweite Handel mit billigen Bodenschätzen aus Kriegsregionen und ein profitabler Waffenschmuggel sind nur ein Teil einer fatalen Gemengelage.







      Die Demokratische Republik Kongo
      (FR-Infografik)



      Der Krieg im Kongo wurde nicht wegen der Bodenschätze begonnen. Doch blockieren heute die systematisch organisierte Plünderung, der Handel und die Verwertung der Bodenschätze seine rasche Beendigung. Vor einem halben Jahr erlangte in einem Report der Vereinten Nationen die Bayer-Tochter H.C. Starck traurige Berühmtheit. Sie importiert den Rohstoff Koltan, der für Handys und Laptops und andere Kommunikationsgeräte gebraucht wird. Der Bericht wies nach, dass der Konzern an der Kriegsökonomie und damit an der Aufrechterhaltung von Gewalt beteiligt war.

      Auf welch zerbrechlichen Fundamenten alle bislang getroffenen vertraglichen Vereinbarungen stehen, zeigte im März die Wiedereroberung der Hauptstadt Bunia in der Kongo-Provinz Ituri durch ugandische Truppen.

      Die Ugander zogen sich zwar Anfang Mai endgültig zurück und der in der Provinz drohende Völkermord wird derzeit durch die europäische Eingreiftruppe unterbunden.




      INFO
      Zum Gebiet der Großen Seen gehören mehrere zentralafrikanische Staaten:

      Demokratische Republik Kongo
      Einwohner: 52,5 Millionen
      Fläche: 2.344 Tsd. Quadratkilometer
      Hauptstadt: Kinshasa
      Bruttosozialprodukt pro Kopf: 110 Dollar

      Uganda
      Einwohner: 24 Millionen
      Fläche: 236 Tsd. Quadratkilometer
      Hauptstadt: Kampala
      Bruttosozialprodukt pro Kopf: 320 Dollar

      Ruanda
      Einwohner: 7,9 Millionen
      Fläche: 26 Tsd. Quadratkilometer
      Hauptstadt: Kigali
      Bruttosozialprodukt pro Kopf: 250 Dollar

      Burundi
      Einwohner: 6,5 Millionen
      Fläche: 27 Tsd. Quadratkilometer
      Hauptstadt: Bujumbura
      Bruttosozialprodukt pro Kopf: 120 Dollar



      Doch werden in der Region Ölreserven von mehreren Millionen Tonnen vermutet. Derzeit durchgeführte geologische Erkundungen erhärten diese Vermutung. Wenn die künftige Ausbeutung dieser Ressource nicht in einer auf friedlicher Koexistenz beruhenden Rahmenvereinbarung mit allen gesellschaftlichen Gruppen und involvierten Staaten fällt, ist eine ugandische Wiederbesetzung der Kongo-Provinz und die de facto Eingliederung in das Territorium Ugandas kaum zu verhindern.

      Obwohl am 30. Juni Jahres, dem neuen Unabhängigkeitstag, das kongolesische Übergangskabinett ernannt wurde, geht der Ressourcen-Krieg im Osten des Landes mit unverminderter Härte weiter. Die Kriegsherren sitzen seit zwei Wochen als Vizepräsidenten und Minister in Kinshasa am Kabinettstisch und geben in Gesprächspausen blutige Befehle an ihre Armeen im Osten. Die Ernsthaftigkeit und Fähigkeit afrikanischer Politik und Regierungsführung steht in diesen Wochen auf dem Prüfstand. Entweder der kongolesische Friedensprozess zeigt Wirkung, oder er offenbart sich als absurdes Theaters.

      Die Wirtschaft ist in Folge des Krieges in den meisten Staaten der Region geschrumpft. Einzig Uganda weist seit zehn Jahren eine bemerkenswert hohes wirtschaftliches Wachstums von durchschnittlich sieben Prozent auf. Weil dem Land auch Schulden von mehr als zwei Milliarden Dollar erlassen wurden, könnte es eigentlich an der Spitze der wirtschaftlichen Hoffnungsträger Afrikas stehen - wenn der Kongo-Krieg, die Rebellenangriffe im Norden und Westen des eigenen Landes und die zunehmende Korruption nicht wichtige Ressourcen binden würden.

      Der westliche Nachbar Kongo dagegen bildet das wirtschaftliche Schlusslicht Zentralafrikas. Er ist offiziell bankrott. Eine Tilgung der 13 Milliarden Dollar Schulden ist nicht mehr möglich. Die kongolesische Wirtschaft befand sich 1985 auf dem Niveau von 1958. Ende der 80er Jahre haben die "offizielle" Wirtschaft und die Staatsverwaltung aufgehört zu existieren. Als direkte Folgewirkung brach der Minensektor zusammen. Der als "Raubstaat" bezeichnete finale Status staatlicher Ausbeutung gepaart mit Besitzstandswahrung der herrschenden Schicht vereitelt bis heute jeden Versuch einer staatlich-institutionellen Reorganisation.

      Der fortschreitende Verfall des Staates und die ökonomische Erosion sind für die Region, ja für ganz Afrika beispiellos. Die großen internationalen Finanzgeber, der Internationale Währungsfonds und die Weltbank, haben dem Land drei Milliarden Dollar für Umschuldung und Wiederaufbau zugesagt unter der Bedingung, dass die nationale Versöhnung erfolgt. Weitere finanzielle Zusagen und Schuldenerlasse hängen von der Stabilität der vor wenigen Wochen eingesetzten kongolesischen Übergangsregierung ab.




      ZURÜCK SEITE 2 VON 2




      Das südlich von Uganda gelegene Ruanda ist das am dichtesten besiedelte Land Afrikas und besitzt so gut wie keine Bodenschätze. In den Jahren 2000 und 2001 wuchs die Wirtschaftswachstum um bemerkenswerte rund fünf Prozent. Die unvermindert fließende Hilfe von humanitären und Entwicklungshilfeorganisationen trugen zu dieser Steigerung des Bruttosozialproduktes bei, das deshalb nicht die eigene ökonomische Leistung reflektiert.
      Hinzu kommt die Wirtschaftskraft, die Ruanda sich im Osten des großen Nachbarn holt. Das renommierte World-Watch-Institute bescheinigte der ruandischen Regierung für das vergangene Jahr eine Einnahme allein durch die Koltanausbeute in Ostkongo von 250 Millionen Dollar. Die "geliehene Stabilität" durch die Unterstützung der internationalen Finanzinstitutionen und entwicklungspolitischen Organisationen sowie durch die Plünderung des Nachbarlandes beeinflussen die Wirtschaftsdaten im Augenblick positiv.

      In Burundi, das sich in geringerem Maße als Ruanda und Uganda an der Plünderung Kongos beteiligt, wuchs die Wirtschaft 2001 um ein Prozent. Das Land ist bis heute in einen Krieg mit Rebellengruppen verstrickt. In der Vergangenheit zeigte die Regierung wenig ernsthafte Bereitschaft, durch Verhandlungen mit den Aufständischen zu einem politischen Ausgleich zu kommen. Fast alle Geldgeber haben sich aus Burundi zurückgezogen.

      Deutschland hat für dieses Jahr 23 Millionen Euro für Demobilisierung und Reintegration von Ex-Kombattanten, für das Justizwesen und die Wasserversorgung in Aussicht gestellt. Die Umsetzung gestaltet sich jedoch schwierig, da sich sichere Projektgebiete nur in der Hauptstadt Bujumbura sowie im Norden des Landes finden. Die Bereitstellung der Gesamtsumme ist als Friedensdividende zu verstehen, weil die Mittel erst nach einem ernsthaft umgesetzten und überprüfbaren Friedensprozess abgerufen werden können. Internationale Geberkonferenzen werden weitergehende wirtschaftliche Unterstützung von einer auf friedliche Entwicklung und demokratischen Ausgleich bedachten Politik abhängig machen.




      Der Autor
      Volker Riehl arbeitet als entwicklungspolitischer Beauftragter des Hilfswerks Misereor in Berlin



      Am Beispiel der Region der Großen Seen wird deutlich, wie der Zusammenbruch des staatlichen Gewaltmonopols, mit dem gleichzeitigen Schulterschluss von rücksichtsloser Militärgewalt, ausbeuterischer Kriegsökonomie und dem Abfließen von Kapital auf Konten im Ausland zur Verfestigung von langandauernden Konflikten beiträgt.



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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 11.07.2003 um 17:53:56 Uhr
      Erscheinungsdatum 12.07.2003
      Avatar
      schrieb am 11.07.03 23:02:29
      Beitrag Nr. 3.516 ()
      Für die Gläubiger von Enron bleiben nur noch Peanuts

      Reorganisationsplan sieht höchstens 18,3 Cent pro Dollar Forderung vor - noch weniger als im Skandalfall Worldcom






      Der alte Glanz kommt nicht wieder
      (dpa)



      whp NEW YORK. Der größte Bilanzfälschungsfall der US-Geschichte kommt die Gläubiger teuer zu stehen: Nach einem beim US-Konkursgericht in New York eingereichten Reorganisationsplan wird die überwiegende Mehrheit der Aktionäre der Enron lediglich zwischen 14,4 und 18,3 Cent je Dollar Forderung erhalten. Das liegt deutlich unter dem Durchschnittsbetrag bei Konkursfällen - und entspricht etwa der Hälfte der Zahlungen an die Aktionäre des ebenfalls skandalträchtigen Telekom-Unternehmens Worldcom.

      Der Energiekonzern Enron hatte im Dezember 2001 ein Insolvenzverfahren eingeleitet und damals 49,8 Milliarden Dollar Vermögen aufgeführt. Der Wert ist jedoch inzwischen erheblich gefallen. Den Gläubigern schuldet Enron 67 Milliarden Dollar (rund 59 Milliarden Euro). In einem Interview mit dem Börsenblatt The Wall Street Journal sagte der geschäftsführende Vorstandschef Stephen Cooper, die Auszahlung sei nichtsdestoweniger höher als von vielen erwartet. "Wenn man bedenkt, wieviel Luft in den Bilanzen steckte, ist das Ergebnis gar nicht so schlecht", sagte Cooper. "Noch vor einem Jahr glaubten die Gläubiger, sie hätten Null zu erwarten."

      Für Kreditgeber und Anleihe-Besitzer ist dies ein schwacher Trost. Niemals zuvor hat es in den USA so viele Firmenpleiten gegeben wie in den vergangenen zwei Jahren. Angeführt von Telekom-Firmen mussten die Gläubiger insolventer Unternehmen seit 2001 im Schnitt größere Opfer bringen als in den zwei Jahrzehnten zuvor. In manchen Fällen gingen sie mit leeren Händen aus. Enron wurde zum Symbol des unternehmerischen Missetäters. Die Restrukturierung des Konzerns im Rahmen des Kapitels XI der US-Konkursgesetzgebung, das zahlungsunfähigen Firmen vorübergehend Schutz vor dem Zugriff der Gläubiger gewährt, dauerte 19 Monate. Mehr als 11 000 Gerichtsakte wurden eingereicht. Die Nutznießer sind Anwälte und andere Dienstleister: sie kassierten mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Honoraren und Gebühren. Der am Freitag vorgelegte Plan erläutert im Detail die Aufteilung der verbliebenen Mittel an die Gläubiger. Das sind Barbestände aus dem Verkauf von Firmenteilen und der Abwicklung vertraglicher Energiekontrakte sowie Aktien aus Beteiligungen an überlebenden Firmen. Mehr als 70 Prozent würden in bar ausgeschüttet, sagte Cooper.

      Wie etliche anderen Energieunternehmen, die sich zur Zeit reorganisieren, hat Enron so schnell Konkurs gemacht, dass die Banken nicht genügend Zeit hatten, um Sicherheiten für ihre ungedeckten Kredite auszuhandeln. Institute wie J.P. Morgan Chase, Citigroup und Bank of America wird dies teuer zu stehen kommen. Denn sie werden genau wie Anleihe-Besitzer behandelt, die auf ungesicherten Bonds sitzen. Alle drei haben ihre Enron-Forderungen bereits abgeschrieben. Der Reorganisationsplan unterscheidet zwischen mehr als 300 verschiedenen Kategorien von Gläubigern des gescheiterten Konzerns und dessen 173 Zweigfirmen, die unter dem Konkursgesetz Schutz gesucht hatten. Die beiden größten Kategorien - die ungesicherten Gläubiger der Enron und ihrer Tochter Enron North America - stellen 78 Prozent der Forderungen dar. An sie werden 14,4 Prozent beziehungsweise 18,3 Prozent der Konkursmasse ausgezahlt. Wie Cooper dem Wall Street Journal sagte, unterstützten Enrons ungesicherte Gläubiger den Plan. Das Konkursgericht kann jedoch erst grünes Licht geben, wenn 50 Prozent jeder Gläubigerkategorie und die Besitzer von zwei Dritteln des Dollarbetrags den Plan mit tragen. Enron will mit dem Werben um Stimmen frühestens Ende des Sommers beginnen. Vorgesehen ist ferner eine Beteiligung der Gläubiger an drei geplanten Nachfolgegesellschaften. Sie sollen Enrons Pipelines, Kraftwerke und internationale Aktivitäten weiter betreiben. Die Kapitalisierung dieser Gesellschaften könnte von den Zielvorgaben des Plans stark abweichen. Denn sie hängt von der Umsetzung ihrer Geschäftspläne ab.


      fr-aktuell.de

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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 11.07.2003 um 17:54:30 Uhr
      Erscheinungsdatum 12.07.2003
      Avatar
      schrieb am 12.07.03 00:23:54
      Beitrag Nr. 3.517 ()
      GoingPublic Kolumne: Keine Lehren gezogen

      WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic.de) - Die Pensionskassenproblematik in
      den USA steht vor der Lösung. Allerdings nicht in einem Sinne, den man
      erwarten hätte. Statt dessen werden einfach die Bilanzierungsvorschriften
      auf die eklatanten Löcher in den Pensionskassen zugeschnitten. So geht
      das.


      Die Unterdeckung der Unternehmens-Pensionskassen dürfte sich mit dem
      jüngsten Börsenaufschwung etwas gelindert haben, dennoch bleibt - davon dürfen wir ausgehen - sowohl bei europäischen als auch
      amerikanischen Unternehmen eine Unterdeckung von rund 25 %. Störfeuer kommt aus einer Richtung, die man auf den ersten Blick nicht als
      gefährlich erkannt hätte: den niedrigen Zinsen. Die Pensionsverpflichtungen der Zukunft werden mit dem gültigen Zinssatz, gemessen etwa an
      den Staatsanleihen, abdiskontiert. Tiefere Zinsen bringen also rechnerisch und faktisch niedrigere Ertragsaussichten mit sich. Folglich wäre
      Entlastung nur von weiter deutlich steigenden Aktienmärkten zu erwarten.

      Doch Halt! In den Vereinigten Staaten will man sich darauf allein besser nicht verlassen. Deshalb geht man den Weg, der schon einen Teil des
      Booms der 90er Jahre geebnet hatte: Die Bilanzierungsvorschriften werden der Realität, oder dem, was dafür gehalten wird, angepasst. Einer
      Regierungsinitiative zufolge - natürlich - sollen die Unternehmen ihren kalkulatorischen Zins (siehe oben) mal eben um bis zu 1,5 % anhieven
      dürfen, was also im völligen Gegensatz zum gegenwärtig historisch niedrigen Niedrigzinsniveau steht. So einfach geht das also.

      Als Hintergrund muss zum Verständnis hinzugefügt werden, dass die Unternehmen ohnehin die erwarteten zukünftigen Renditen zur
      Berechnung bei der Bilanzierung hernehmen dürfen. Dass Renditen von 8 % oder 10 % p.a. bereits durch die Realität abgelöst worden sind,
      spielt da wohl keine Rolle. So lassen sich die Löcher klein- oder gleich ganz wegrechnen. Eine Anhebung des kalkulatorischen Zinses nur um
      einen halben Prozentpunkt könnte die äußerst schieflastige Pensionskasse von General Motors um 3,5 Mrd. US-$ entlasten. Zum
      Jahreswechsel summierte sich die Unterdeckung auf ca. 20 Mrd. US-$. Zieht man die gesamte Unterdeckung der US-Pensionskassen heran,
      so könnte dieser simple Taschenspielertrick den Unternehmen (bei einer avisierten Anhebung um 1,5 Prozentpunkte) mehr als 150 Mrd. US-$
      aus dem Nichts kreieren. Auf regulärem Wege müsste nämlich andernfalls Liquidität aus dem operativen Cash Flow abgezogen werden. Da
      sich die Gewinne der Unternehmen jedoch ohnehin nicht besonders positiv darstellen, und zwar weder kurz- noch mittelfristig, wäre das der
      Bewertungskiller schlechthin. Oder einer von mehreren zumindest. In Bezug auf innovative Finanzkonstrukte spielen die USA also einmal mehr
      den Vorreiter, oder anders ausgedrückt: Welches sind eigentlich die Lehren, die man aus den 90ern gezogen hat (Enron, WorldCom Inc.
      )?

      Die GoingPublic Kolumne ist ein Service des GoingPublic Magazins, Deutschlands führendem Börsenmagazin zu Neuemissionen und Corporate
      Finance-Themen. Bezogen werden kann das Magazin unter www.goingpublic.de. GoingPublic ist allein für die Inhalte der Kolumne
      verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne
      erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 00:39:17
      Beitrag Nr. 3.518 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      spatzseite.de


      Shoot first ask questions later: 13.07.2003

      DIESE WOCHE
      Diese Woche denkt der Spatz über die Lüge nach. Er forscht nach den zahlreichen Lügen in den Kriegsbegründungen der USA, nicht nur im Irak. Er untersucht die Lügen in der der Wirtschaftspolitik und in dem, was uns für "Umweltschutz" verkauft wird, und überlegt, weshalb wir uns so an die Lüge und den ihr folgenden Betrug gewöhnt haben.

      Lügen haben lange Beine


      Der Irakkrieg weitet sich allmählich zum Kleinkrieg aus. "Vietnam in der Wüste", oder "Stadtguerilla" sind Stichworte, die in den USA angesichts wachsender Opferzahlen im Irak öfters genannt werden, sogar in der Washington Post. Von den Opfern unter der "befreiten" irakischen Bevölkerung spricht man nicht; sie sind eine Gattung anderer Art.

      Was war oder ist der Sinn der Unternehmung? Den Akteuren bleibt die Antwort im Hals stecken. Vize-Kriegsminister Feith rannte am 8.7. aus der Pressekonferenz im St. Regis Hotel in Washington, als ein Reporter die Situation im Irak beschrieb, die so ganz anders als die Befreiungsaktion aussah, die Doug Feith in seiner Rede vorgetragen hatte. Sein Boss mußte sich am 9.7 vor dem Wehrdienst Komitee im US-Senat rechtfertigen. Hier stellte Senator Levin Fragen, die Rumsfeld nicht beantworten konnte oder wollte. Sie betrafen die bewußte Täuschung der Öffentlichkeit mit angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak und den Wiederaufbauplan für den Irak nach der Eroberung. Senator Kennedy wollte diesen Plan sehen, von dem so viel Aufhebens gemacht wurde, und Rumsfeld konnte oder wollte ihn nicht vorlegen.

      Was hatte man sich bei dem Krieg gedacht? Saddam mag ein Diktator gewesen sein, der den Vielstämmestaat auf säkularer Grundlage mit Gewalt zusammenhielt. Sein Krieg gegen den Iran im Auftrag der USA war sicher eine üble Sache. Doch hatte er auch die Infrastruktur seines Landes aufgebaut und das Wüstenland von Nahrungsmitteleinfuhren unabhängig gemacht - wie kaum ein anderes Wüsten- und Entwicklungsland, und das ohne Weltbank und freien Markt "als ideologischen Selbstzweck". Letzteres hat ihn wohl zum Diktator gemachte. Massenmörder an Regierungsspitzen gab es viele, darunter nicht wenige von US-Gnaden?

      Der US-Diplomat Joseph Wilson, der sehr früh nach Niger geschickt worden war, um herauszufinden, ob der Irak dort wirklich Uran eingekauft hat oder einkaufen wollte, hatte ausführlich von dem inkompetenten Betrug einiger Geschäftsleute berichtet, die dazu ausrangiertes Briefpapier der Regierung benutzt hatten. Nach seiner Darstellung ist es höchst unwahrscheinlich, daß die obersten Regierungsstellen nicht - das Gegenteil hatte Condi Rice mehrfach öffentlich betont - über die Haltlosigkeit dieser Behauptungen informiert waren. Also bleibt nur ein Schluß: Regierungsstellen haben bewußt und gezielt die Parlamente und die Öffentlichkeit belogen, um zu ihrem Krieg zu kommen. Dieser Krieg hatte bisher nur einen erkennbaren Zweck: Vizepräsident Chenys Firma Halliburton reicher zu machen und in den Besitz der Ölquellen zu kommen - aber reicht der aus?

      Warum fliegen diese Dinge auf? Denn Vizepräsident Cheny wurde jetzt sogar noch von einem US-Gericht verdonnert, die Namen seiner Berater in Sachen Energiepolitik aufzudecken, weil sich der Verdacht verdichtet, daß er politische Entscheidungen einseitig zugunsten von Gangsterfirmen wie Enron und anderen gefällt hat. Wenn das Ziel erreicht ist, lassen sich Fragen stellen. So etwas stärkt das Vertrauen in die politische Führung der Demokratie. Daß dabei einige Figuren für den guten Zweck geopfert werden müssen, läßt sich wohl nicht vermeiden. Im Circus Maximus will man Opfer sehen. Das ändert nichts am Geschäft. "But history must be set straight", sagte General Tommy Franks, den Rumsfeld zwei Tage vorher in den Ruhestand gedrängt hatte. Franks verwies dabei auf sein Tagebuch, das er zwar nicht kommerziell veröffentlicht will, aber das doch so einiges enthält… Andeutungen sind wirksamer als bloße Offenlegung, weiß der Stratege.

      Lügen, Täuschungen sind nicht neu in der US-Geschichte. Da wären noch viele Geschichtsbilder zurechtzurücken. Warum geschieht das nicht? Zum Beispiel die Angriffen auf das World Trade Centre vom 9.11. 2001, deren Hergang immer mysteriöser wird, je mehr "Fakten" durchsickern. Das gleiche gilt für Kenndy`s Ermordung im Jahr 1963. Über die Unklarheiten gab es sogar einen publikumswirksamen Film, aber die Regierung, der Staatsapparat bleibt trotz aller Absurditäten bei der amtlichen Feststellung der Warren Kommission. Wer schert sich noch drum. Ähnlich sah es schon bei der Ermordung Abraham Lincolns aus und der zauberhaften Art und Weise, wie der Mörder ungefaßt das Weite suchen konnte. Es gab weitere solcher Ermordungen.

      Auch bei den Kriegsgründen. Der Tonking-Zwischenfall, der den USA den Vietnam-Krieg brachte, ist als Betrugsmanöver durchschaut. Nicht klar ist, wer und warum er den Krieg der USA wollte. Geldgeile wissen es natürlich, es ging um Waffenverkäufe. Doch wenn es darum gegangen sein sollte: "Heute gehört uns der Westen, morgen die ganze Welt", spielen Waffengeschäfte eine untergeordnete Rolle. Was aber will wer mit der ganzen Welt anfangen? Sie - auch gegen ihren Willen mit Krieg - befreien, ihr die Demokratie bringen?

      Krieg im Sinne: "Seit heute morgen wird zurückgeschossen" gab es in der jungen Geschichte der USA häufig. General Zachary Toyler sorgte schon 1846 für freiheitlichen Rambazamba, bis Präsident Polk endlich den Krieg erklären und mit 104.000 gutbewaffneten Soldaten gegen 32.000 schlechtbewaffnete Mexikaner für die junge Republik glorreich riesige lukrative Gebietsgewinne erringen konnte - im Zeichen der Freiheit. Der Befreiungskrieg richtete sich damals gegen ein Land, das die Sklaverei abgeschafft und verboten hatte. Im Land der Befreier war damals jeder 7. Einwohner ein Sklave.

      Die "freie Welt" spielte auch sonst mit. Einer der größten Haudegen und unverhohlenen Landräuber, Theodore Roosevelt, bekam 1906 den Friedensnobelpreis. Wilson hatte nicht nur die USA gegen ihren Willen (wenn man die demokratische Mehrheit der Bevölkerung gefragt hätte - und das trotz rund 7.000 Literaten und Redner, die sich für gutes Geld als Einpeitscher für den Krieg der Regierung zur Verfügung gestellt hatten - heute schafft es das Fernsehen billiger und wirksamer) in den 1. Weltkrieg geführt. Er hatte auch militärische Interventionen in Kuba, Haiti und in der Dominikanischen Republik zu verantworten. Wilson bekam 1920 den Friedensnobelpreis für den Völkerbund, seine 14 Punkte und den Betrug an diesen, den Versailler Vertrag (oder glauben Sie immer noch, daß den Frankreich gegen den Willen der US-Regierung diktieren konnte). Es gab andere Friedensnobelpreisträger - Kissinger zum Beispiel, für den Yom Kippur Krieg zum gewünschten Zeitpunkt.

      1898 explodierte im Haven von Havanna ein amerikanisches Linienschiff und riß 260 Matrosen in den Tod. Das führte, obwohl sich Spanien mit Händen und Füßen dagegen wehrte, schließlich zum Krieg gegen die spanische Despotie und Tyrannei, sicherte den Besitz Floridas und brachte sogar eine Kolonie ein - als befreites Gebiet. Die Philippinen sind es heute noch, trotz allerlei "demokratischer" Errungenschaften. An der Ursache für die Explosion, gab es kaum Zweifel. Weil aber die Unterschrift unter dem Befehl nicht auffindbar war, sahen es "anerkannte" Historiker und die freiheitliche Welt anders.

      Vielleicht reicht der Betrug weiter zurück, als sich 1776 ein paar Duzend Großagrarier mit ihren Juristen für die Unabhängigkeitserklärung hinreißen ließen, wonach alle Menschen gleich geboren und von Gott mit den gleichen, unveräußerlichen Rechten ausgestattet sein sollten. Kaum zwei von ihnen hatten zu Hause keine Sklaven für die Dreckarbeit. Das ändert nichts an der Richtigkeit der Feststellung. Der Irrtum liegt bei denen, die glauben oder glaubten, die schönen Phrasen seien ein Regierungsprogramm.

      Und wir. Wir führen Krieg als "friedenserhaltende" Maßnahmen, besetzen Länder zu "ihrer Befreiung", zahlen Entwicklungshilfe um die Länder in Zinsabhängigkeit und unsere Banken zahlungsfähig zu halten, usw. Wir begeistern uns für Reformen, um einen aufgeblähten Regierungs- und Verwaltungsapparat gut leben und unproduktive Verschwendungen von Steuergeldern finanzieren zu lassen. "Damit soll aber jetzt Schluß sein!" wird beschlossen zusammen mit der Streichung von Subventionen im Wert von 12 Mrd. € - aber erst nach den anstehenden Landtagswahlen. Eichel denkt dabei an die Pendlerpauschale derer, die noch Arbeit haben, oder an die Eigenheimzulage derer, die sich das Bauen noch leisten können. Die CDU will lieber die teilweise steuerfreien Zuschläge für Nacht-, Schicht- und Sonntagsarbeit besteuern. Die Grünen wollen Steuervorteile für Flugbenzin und die Kohlesubventionen abschaffen, verteidigen aber mit Unterstützung des Christdemokraten Wulff die Fördermittel für unsinnige Windkraftanlagen und andere "Alternativen". Das sei keine Subvention, sondern im Unterschied zum Transrapid, der Kernenergie und anderen abgetriebenen technischen Großprojekten "ein Modernisierungszuschuß". Der Kanzler hat dafür eine Verdoppelung der bisher rund 900 Millionen Euro Reederhilfe versprochen - nicht gerade ein Abbau der Subvention. "Man muß", meint Christian Wulff, "das Ganze sehr differenziert angehen" - so ist es. Keiner will wissen, was geschaffen werden soll. Möglichst gar nichts, weil es den Leuten (uns) so wie so zu gut geht?

      Wir haben uns an Betrug und die Lüge gewöhnt, warum? Nur weil es bequemer ist, weil wir nichts ändern können (selbst eine Lüge), weil Politik immer schon ein schmutziges Geschäft ist (aber nicht sein müßte), weil wir gebrannte Kinder sind? (Vielleicht) "Bei der Frage nach der Schuld am Zweiten Weltkrieg, die wissenschaftlich eindeutig beantwortet ist, handelt es sich nicht etwa lediglich um eine fachhistorische Angelegenheit. Die Erkenntnis von der unbestrittenen und alleinigen Schuld Hitlers ist vielmehr eine Grundlage der Politik der Bundesregierung." Theodor Eschenburg (1977) im Vierteljahresheft für Zeitgeschichte.

      Vielleicht liegt es an solchen "eindeutigen wissenschaftlichen Antworten", mit denen wir, wenn wir sie uns anzogen, bisher am besten (bequemsten) gefahren sind. Sie wirken inzwischen auf allen Gebieten im Umweltschutz wie bei der Sozialversicherung und natürlich in Sachen Politik und Demokratie. Wahrscheinlich liegt es aber nur an unserer eigenen Lebenslüge, mit der wir uns über die Runden hangeln, bis wir... Ja wohin? Fehlt uns hier nicht auch die Antwort, wie der Kriegspartei in den USA. Es ist so leicht über andere Stäbe zu brechen, statt damit das eigene Rückgrad zu stärken (Hat der gut Reden)!
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 00:40:23
      Beitrag Nr. 3.519 ()
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 00:41:59
      Beitrag Nr. 3.520 ()
      Die Baisse dauert an!

      Der Aktienmarkt steht auf des Messers Schneide. Am Montag 14.7.2003 haben wir 123 Tage seit 12.3.2003. 123 = 1,618^10. Außerdem ist Vollmond. Die Insider verkaufen weiter bei jeder Gelegenheit, während das Lumpeninvestoriat fleissig kauft. Die Kurse sind fundamental keinesfalls gerechtfertigt, denn auch im 2. Halbjahr haben die Unternehmen Schwierigkeiten, Gewinne zu erzielen. Die Konjunktur hier und über den großen Teich lahmt und die Arbeitslosigkeit steigt an. Insolvenzen wird es in steigender Rekordzahl geben. Die zweite Hälfte Juli wird im Markt Abschläge bescheren. Nach dem Verlassen des Trend-Kanals können wir mit einem beschleunigten Abtrend rechnen. Bei einem KGV von 30 im SPX ist der Markt immer noch extrem überbewertet. Ein neuer Bullmarkt startet keinesfalls bei diesem Niveau. Wenn das KGV 60% niedriger liegt, kann man wieder bullish sein.

      Der 28. Juli 2003 ist ein wichtiges Datum. Wir markieren das 21 Jahrestief bei -1,618 in der Sinuskurve des Dow. Der Aktienmarkt steht vor einem gewaltigen Zusammenbruch. Ein TSUNAMI ist wieder im Anrollen mit verheerenden Folgen! Koinzidierend ist der 5 Jahreszyklus seit 1998. Damals hatten wir die Asienkrise.

      Der nationale Einkaufsmanagerindex konnte die Marke 50 nicht überschreiten. Es ist höchste Aufmerksamkeit angesagt, denn ein Kollaps kann sehr sehr schnell stattfinden. Die Navigation läuft nach Elliott in eine große Welle 3. Dreier Wellen sind verheerend in einem Bärenmarkt. In einem Bullenmarkt generieren sie gute Gewinne. Dreier Wellen sind meist ausgedehnt. Nicht zu vergessen ist die Zeit um Ende Juli/Anfang August, ein signifikantes 21 Jahres-Tief. Eine neue "Blase" hat sich gebildet.

      Das Fibodatum hierzu wäre der 3./4. August 2003 (144 Tage seit demTief 12.3.2003) Montag 4. August 2003. VDAX formiert einen fallenden Keil. Bei Ausbruch nach oben fallen die Daxkurse. Siehe Chart unten.
      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 01:04:09
      Beitrag Nr. 3.521 ()
      P O L I T I K

      FDP will Warnstreiks verbieten lassen
      (ne, ne was soll man noch erwarten von den Liberalen?)


      D ie Liberalen machen mal wieder gegen die Gewerkschaften Front. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Walter Döring sagte der „Süddeutschen Zeitung“ vom Samstag: „Warnstreiks sind lediglich ein teures und schädliches Ritual. Es ist höchste Zeit, die völlig überzogene Macht der Gewerkschaften in diesem Land zu brechen.“

      Die Freidemokraten wollen bis Jahresende einen entsprechenden Gesetzesentwurf im Bundesrat
      vorlegen. Die Vorlage soll im Kreis der fünf Landesregierungen mit FDP-Beteiligung erarbeitet werden.

      11.07.03, 16:44 Uhr
      (Quelle: dpa
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 01:14:20
      Beitrag Nr. 3.522 ()
      Armutszeugnis

      Thomas Pany 12.07.2003
      Der Bericht des UN-Entwicklungsprogramms


      Die weltweite Kluft zwischen den reichen Ländern und den armen hat sich im letzten Jahrzehnt dramatisch erweitert: während die USA und andere westliche Industrieländer in den neunziger Jahren einen Boom erlebten, hat sich der Lebensstandard von 50 Ländern in diesem Zeitraum erheblich verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt der neueste Bericht des UN-Entwicklungsprogramms ( UNDP).




      Im Expertenteam der UNDP legt man ohnehin bescheidene, "realpolitische" Maßstäbe an; im Gegensatz zu Politikern und Wirtschaftsführern glaubt man dort nicht an blühende Landschaften im Osten oder weltweit prosperierende Volkswirtschaften an den Zitzen der Wollmilchsau Globalisierung. Es wäre eine erste Etappe, ein wichtiger Teilerfolg, so heißt es, wenn im Jahr 2015 nur mehr halb so viele Menschen mit dem Minimum von einem Dollar am Tag auskommen müssten, wenn die Sterberate für Kinder unter fünf Jahren um zwei Drittel fallen würde, zwei Drittel aller Kinder Zugang hätten zu einer Grundschulausbildung und nur mehr halb so viele Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser und angemessener Hygiene hätten.


      Doch selbst dieses modeste Zukunftskalkül scheint nicht aufzugehen; die Zahlen, die das UNDP in der letzten Woche vorlegte, bilanzieren einen gegensätzlichen Trend: mehr als ein Viertel aller Länder leidet unter zunehmender Armut; die "tödliche Mischung" aus Hungersnöte, Aids, militärischen Konflikten und Misswirtschaft hat vor allem in Ländern südlich der Sahara "die Uhr zurückgedreht", wie es in dem Bericht heißt.

      Zwar sei in den Neunzigern die Zahl der Menschen weltweit, die von weniger als einem Dollar am Tag leben müssen, von 30 auf 23% gefallen; dies sei aber vor allem auf wirtschaftliche Fortschritte in den beiden bevölkerungsstarken Ländern China und Indien zurückzuführen.

      Demgegenüber steht im selben Zeitraum allerdings eine bislang einzigartige Verschlechterung des "menschlichen Entwicklungsindex (HDI)", der sich auf Schlüsselwerte wie Einkommen, Lebenserwartung, Schreib-und Lesefähigkeit bezieht, in 21 osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern wie Aserbaidschan, Georgien, Kirgisien, Moldawien, Tadschiksitan und Usbekistan. Während in den ost- und mitteleuropäischen EU-Beitrittsländern große wirtschaftliche Fortschritte erzielt werden konnten, habe sich die Armutsrate in den GUS-Ländern seit den 90er Jahren verdreifacht.

      Trotz einiger sporadischer wirtschaftlicher Hoffnungsfunken, etwa in Ghana und Senegal, schneiden afrikanische Länder in dieser Indizierung traditionell am schlechtesten ab. Basierend auf den gegenwärtigen Trends würde die Armut in den Ländern südlich der Sahara erst im Jahr 2147 halb so groß sein und erst 2165 würde die Kindersterblichkeit nur mehr ein Drittel der jetzigen Werte betragen.

      Die Hauptschuld dafür sehen die Verfasser des Berichts in der "explosionsartigen Verbreitung von HIV und AIDS". In Botswana, Lesotho, Swasiland und Simbabwe soll mittlerweile einer von drei Erwachsenen mit dem HIV-Virus infiziert sein.




      --------------------------------------------------------------------------------

      Dadurch, dass Menschen in der Blüte ihres Lebens zum Krüppel werden oder sterben, wirkt sich das Virus auch auf die Gesamtentwicklung aus.





      Während in Sierra Leone, dem Schlusslicht des HDI-Ranking, ein Neugeborenes Glück hat, wenn es seinen 36ten Geburtstag erleben kann, ist die Lebenserwartung in Norwegen, dem Spitzenreiter, bei 78, 7 Jahren. Dort können auch 100% der Bevölkerung lesen und schreiben und sind mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von 30 000 Dollar auf der sicheren Seite. In Sierra Leone hingegen hat ein Kind eine zwei Drittel Chance, dass es als Analphabet heranwächst. Das Durchschnittseinkommen liegt dort bei 470 Dollar im Jahr.

      Zur viel zitierten Schere zwischen Arm und Reich tischt der Report außerdem noch folgende Zahlen auf: Die reichsten1% der Welt, ungefähr 60 Millionen, verdienen jetzt so viel wie 57% der Armen. Das Einkommen der reichsten 25 Millionen US-Amerikaner hält sich die Waage mit dem Einkommen von fast zwei Milliarden der weltweit Ärmsten.

      Dem Bericht wurden noch zwei weitere Indizes beigefügt: zum einen der "Menschliche Armut Index - Human Poverty Index (HPI)" für reiche Länder, dessen Rangordnung sich nach den jeweiligen nationalen Maßstäben für Armut, Analphabetismus, Arbeitslosigkeit und Lebenserwartung richtet - hier führt Schweden, die USA rangieren an letzter Stelle.




      --------------------------------------------------------------------------------

      Trotz eines durchschnittlich niedrigeren Einkommens als die USA hat Schweden im Durchschnitt mehr Erwachsene, die lesen und schreiben können ("functionally literate") und weniger, die in Armut leben.





      Zum anderen ist auch der Index für die Beteiligung von Frauen in wichtigen Positionen (Gender Empowerment Measure - GEM) erhellend: Viele der ärmeren Länder, so zeigt der Bericht, würden weitaus reichere Länder in dieser Hinsicht übertrumpfen. Demnach sollen, was Partizipation und Integration betrifft, Frauen in Ländern wie Botswana, Costa Rica und Namibia deutlich besser gestellt sein als Griechinnen, Japanerinnen und Italienerinnen.

      heise.de
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 01:23:58
      Beitrag Nr. 3.523 ()
      Putins Kampf mit den Oligarchen

      Putin ist der einzige Staatsmann, der sein Land vor dem globalistischen Sendungsbewußtsein jüdischer Machtzentren zu schützen versucht

      Niemand würde sich heutzutage wagen, das nicht immer auf Frieden und Versöhnung ausgerichtete Sendungsbewußtsein des "Volkes Gottes" öffentlich anzuprangern. Es hat sich kaum etwas geändert seit Jesu Christi: "Niemand aber redete offen von ihm [Jesus Christus], aus Furcht vor den Juden." (Johannes 7:13) Der französische Präsident †Francois Mitterand kannte das organisierte Judentum ebenfalls sehr gut. Doch auch er riskierte nur in einem persönlichen Gespräch mit dem Schriftsteller Jean d’Ormesson ein offenes Wort: "Sie müssen doch zugeben, dass der Einfluss der jüdischen Lobby stark und schädlich ist." (Die Welt - 12.01.2000, S. 30)



      Beresowski (li) und Gussinski (re) hatten Rußland abgegrast wie Heuschreckenschwärme. Putin wagte es als derzeit einziger Staatsmann der Welt, solchen Großjuden den Krieg zu erklären!

      Um so bedeutsamer ist es, daß der russische Präsident Wladimir Putin dem Weltführungs-Judentum den Kampf angesagt hat. Zuerst wurde Wladimir Gussinski, damals der "russische Paul Spiegel", als größter Oligarch Rußlands verhaftet, was in USrael zu heftigen Reaktionen führte. Der jüdische US-Senator Lantos rief nach der Verhaftung Gussinskis vor einer CNN-Kamera dreimal aus: "Putins Schicksal ist besiegelt".

      Wer hätte damals geglaubt, daß ein Staatsmann in der heutigen Zeit es wagen würde, den zweitmächtigsten Mann der Welt, Wladimir Gussinski, Vizepräsidenten des Jüdischen Weltkongreß und Medien-Tycoon in Rußland, wegen Milliarden-Betrugs verhaften zu lassen? Der Machtkampf zwischen Putin und dem Jüdischen Weltkongreß (Gussinski) endete mit einem Sieg Putins, obwohl Gussinski "gegen Zahlung einer Kaution vorübergehend auf freien Fuß gesetzt" wurde. Offenbar verständigte man sich darauf, daß Gussinski abhaute und sein ergaunertes Medien-Imperium staatlichen Verwaltern überlassen mußte: "Gussinski durfte nach Spanien [Soto Grande, Nähe Gibraltar] ausreisen. `Nach der faktischen Ausweisung Gussinskis aus dem Lande`, so schreibt Beresowski, sei mit NTW die einzige private Fernsehstation Russlands praktisch unter Staatskontrolle gestellt worden. Damit bleibe ORT [Beresowskis TV-Station] `der einzige, nicht völlig von der Macht abhängige nationale Fernsehkanal`," jammerte seinerzeit Boris Beresowski, der Generalhetzer gegen das russische Volk (Die Welt, 5.9.2000, S. 6)

      Beresowski hatte zur Zeit von Gussinskis Festnahme ebenfalls allen Grund zu zittern, wußte er doch, was Putin von ihm hielt : "Beresowski ist ein Bakterium, das in einem zerfallenden Körper haust, aber stirbt, wenn der Körper sich erholt und gesundet," charakterisierte Putin den jüdischen Globalisten gemäß der Jewish Telegraph Agency vom 2.4.2000). Tatsächlich war Beresowski der nächste, der bei Nacht und Nebel Rußland verlassen und sein unstatthaft erworbenes Firmen-Imperium (dazu gehörten auch einige Fernsehsender) dem russischen Staat überlassen mußte.

      Machtjude Michail Chodorkowskij


      Nachdem die russische Justiz zwischen 2000 und 2001 die Oberjuden Beresowski und Guss-inski wegen Großbetrugs enteignete und nach Israel jagte, geriet nun der Oligarch* Chodorko-wskij wegen Großbe-trugs ins Visier der Staatsanwaltschaft.

      *Oligarch = russisches Wort für einen Machtjuden!

      Die Machtjuden Rußlands verhielten sich seit dem Schlag gegen Gussinski und Beresowski auffallend still. Sie häuften in der Zwischenzeit ganz still und leise Milliarden von Dollar an, um politische Kräfte gegen Putin zu finanzieren und in Stellung zu bringen. Nachdem Wladimir Gussinski und Boris Beresowski seinerzeit Rußland verlassen und ihre ergaunerten Firmenimperien zurücklassen mußten, setzten die jüdischen Machtzentren auf Michail Chodorkowskij als zukünftigen jüdischen Machthaber Rußlands.

      Putin weiß genau, daß das Machtjudentum an ihm Rache für Gussinski und Beresowski nehmen wird, sollte er die nächste Wahl verlieren. Die Worte des jüdischen US-Senators Lantos, "Putins Schicksal ist besiegelt", klingen ihm noch lebhaft in den Ohren. Sobald Chodorkowskij mit Hilfe seiner auf seltsame Weise zusammengekommenen Milliarden Putin von den Schalthebeln der Macht verdrängt hätte, wäre sein Schicksal tatsächlich besiegelt, höchstwahrscheinlich sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb bleibt Putin aus seiner Sicht gar keine andere Wahl, als das Machtjudentum in Rußland endgültig auszuschalten.

      Daraus erklärt sich der mittlerweile sichtbar gewordene Machtkampf zwischen der globalistischen Machtelite um Chodorkowskij und Putin mit seinen russischen Weggefährten. Es steht fest: Das offizielle Rußland hat nunmehr den ganz großen Oligarchen den Kampf angesagt. Es scheint, als mache der russische Präsident ernst, sein Volk aus den Krallen dieser globalistischen Ausbeuter zu entreißen.

      Über die Ölindustrie und den Bankensektor wird das russische Volk von den Oligarchen regelrecht versklavt. Die Gier dieser Leute ist derart pervers und ihre Arroganz so unverschämt, daß sie ganz offen nach der absoluten politischen Macht greifen, wie einst Beresowski unter dem Säufer Jelzin. Acht Oberoligarchen teilen das an Bodenschätzen reiche Rußland bereits jetzt untereinander auf: "[Die Oligarchen] gründen ... ihren Reichtum auf höchst dubiose Geschäfte. Doch sie betrieben die Aufteilung des Landes ohne das gewaltige Getöse der neunziger Jahre. ... Acht große Industrie-Finanz-Kartelle beherrschen heute Russlands Wirtschaft." (Die Welt, 5.7.2003, S. 11) Die Firmen, mit denen die Oligarchen Milliarden von Euro einsacken, haben sie sich auf dubiose Weise angeeignet. Die russische Justiz nimmt derzeit diese Großdelikte zum Anlaß, den globalistischen Unrat aus Rußland hinwegzufegen.

      Jetzt wurde dem derzeit mächtigsten Juden in Rußland von der Justiz sozusagen der rechte Arm abgeschlagen. Michail Chodorkowskij, Gründer der Bank Menatep, mußte mit ansehen, wie zum Auftakt umfangreicher Ermittlungsmaßnahmen gegen ihn und andere Oligarchen sein wichtigster Mann im globalistischen Reigen wegen Großbetrugsverdacht verhaftet wurde. "Platon Lebedjew, Direktor der Menatep-Gruppe, die zugleich Hauptaktionär des Erdölgiganten Yukos ist, ist verhaftet worden. ... Die ganze russische Geschäftswelt ist geschockt von der Tatsache, dass mit Lebedjew einer der `Oligarchen` und mit Menatep eines der größten Wirtschafts- und Finanzkonglomerate ins Visier der Generalstaatsanwaltschaft geraten ist. ... Der Menatep-Chef steht unter dem Verdacht, den Staat um 280 Mio. US-Dollar betrogen zu haben. ... Die Anklage kann Lebedjew bis zu zehn Jahren Lagerhaft einbringen." (Die Welt, 4.7.2003, S. 13) "Es herrscht auch weitgehend Einigkeit darüber, dass zwar Lebedjew verhaftet wurde, Chodorkowskij aber gemeint ist." (Die Welt, 5.7.2003, S. 11) "Chodorkowskij gilt mit seinen acht Mrd. Dollar als reichster Mann Russlands. Lebedjew war in diesem Jahr erstmals vom Wirtschaftsmagazin `Forbes` als Milliardär gelistet worden." (Die Welt, 4.7.2003, S. 13)

      Chodorkowskij will sich nicht damit zufrieden geben, Rußland auszubeuten und Milliarde um Milliarde anzuhäufen. Er versucht, das ganze Land mit all seinen Bodenschätzen zu seinem Eigentum zu machen. Schon vor einiger Zeit fing der Groß-Oligarch an, Parteien aller Richtungen zu finanzieren und gegen Präsident Putin in Stellung zu bringen. Mit dem monetären Kultivieren der politischen Landschaft will sich Michail Chodorkowskij den Weg ins russische Präsidentenamt ebnen: "Chodorkowskij hatte sich in jüngster Zeit nicht nur öffentlich gegen einige politische Entscheidungen Putins gestellt, er ist gegenwärtig auch bestrebt, durch reichliche Geldzuwendungen an linke und rechte Parteien eine eigene Parlamentslobby zu schaffen und damit der Putin-Partei `Vereinigtes Russland` das Wasser abzugraben. Indirekt ließ er zudem durchsickern, dass er 2008 möglicherweise Ambitionen auf das Präsidentenamt entwickeln könne." (Die Welt, 4.7.2003, S. 13)

      Putin ist derzeit der einzige Staatsmann, der sich dagegen wehrt, von einer fremden Macht-Elite zum Idioten im eigenen Land gemacht zu werden. Welches Risiko Putin mit dieser kühnen Widerstandspolitik eingeht, läßt sich erahnen, wenn man sich das Schicksal der Nationalsozialisten vor Augen führt. Auch die wußten, welches Risiko sie mit ihrer Judenpolitik eingegangen waren, wie Dr. Goebbels auf dem Parteikongreß 1936 offen erklärte: "Wir aber haben sie erkannt, mehr noch, wir haben als einzige in der Welt den Mut, trotz aller daraus entstehenden Gefahren mit Fingern auf diese Generalverbrecher zu zeigen und sie vor der ganzen Menschheit laut und vernehmlich mit ihrem Namen anzurufen ..." ("Dokumente der deutschen Politik", 1937, Bd. 4, Seite 53)

      Putin fühlt sich offenbar zum Handeln gezwungen, denn er weiß, daß sich in Rußland "die ökonomische Macht konzentriert, die sich - und das war so sicher wie das Amen in der Kirche - nach einer Zeit der Abstinenz irgendwann wieder viel direkter und nachdrücklicher in die Politik einmischen würde. Diese `Stunde der Wahrheit` ist jetzt gekommen." (Die Welt, 5.7.2003, S. 11)

      http://www.faktinfo.de/forum/messages/8447.htm
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 11:19:31
      Beitrag Nr. 3.524 ()
      @bluemoons

      Wenn Du solch einen Schwachsinn wie in #3521 reinstellt,
      könnte man meinen, alle Deine Postings gehörten auf den Müll.
      Dem ist aber nicht so. Deshalb mehr Disziplin, bitte!
      Übrigens war Jesus Christus selbst Jude, und diejenigen,
      die in seinem Namen Volkermord begangen haben sind bestimmt KEINE Juden.
      Und nochwas: Während der Perestroika unter Gorbatschow wurde auf den Moskauer
      Elite-Universitäten der Übergang zum Kapitalismus durchexerziert. Einige der damaligen
      Studenten sitzen jetzt an den Schalthebeln der Macht und des Geldes. Gelernt haben
      sie aber von den real existierenden Mustern der westlichen Welt - und haben das Gelernte zum Teil
      sehr clever für sich zu nutzen gewußt.
      Das hat aber nichts mit Judenverschwörung zu tun - es geht einfach ums schnöde Mammon!

      Also, bitte in Zukunft etwas mehr Gehirnschmalz einsetzen, bevor Du Deine Postings reinstellst.
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 16:42:42
      Beitrag Nr. 3.525 ()
      @#3522 von hermann39

      Hallo Hermann39,

      Bluemoons ist der Meinung, dass wir in einem System leben, wo böse mächtige Leute Tag und Nacht(Ja, auch im Schlaf) daran denken, wie sie andere Menschen aussaugen und ihren Profit maximieren können. Wieso sollte in so einem Weltbild der verschlagene, "anglo-amerikanische, osteuropäische Finanzjude" nicht hervoragend hineinpassen ???

      Wo doch Juden auch angeblich schon immer am liebsten von Zinswucher gelebt haben?
      Tja, und in einer "Freigeldwirtschaft" ohne "Zinsknechtschaft", würde man den "Judenlümmeln", sozusagen als praktischer Nebeneffekt, auch gleich das ausbeuterische Handwerk legen. So fügt sich doch nur logisch und konsequent das Eine zum Anderen, oder ???


      H_S
      Avatar
      schrieb am 13.07.03 21:38:25
      Beitrag Nr. 3.526 ()
      @3521,

      das posting ist wirklich total daneben. Fehlt nur noch, daß jetzt bei jeder größeren Gaunerei geschrieben wird, das war ein Katholik, oder ein Protestant, oder ein Junde, oder ein Moslem, oder ein Hindu, oder ein ...

      Vor ein paar hundert Jahren durften Juden kein Handwerk ausführen. Ihnen wurden Geldgeschäfte erlaubt, da das damals minderwertige Tätigkeiten waren. Von daher gibt es viele jüdische Banker. Was heute allerdings mit der Religion nichts mehr zu tun hat.

      Gier, Geiz oder Gaunerei ist konfessionsneutral.
      ;)

      Gruß paule2
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 01:16:25
      Beitrag Nr. 3.527 ()
      Schließe mich den Vorrednern an auch in Bezug auf frühere Beiträge. Gleichzeitig zählen etliche Infos von bluemoons aber auch zu den Perlen bei WO.
      Gruß, Algol
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 14:35:02
      Beitrag Nr. 3.528 ()
      nochmals

      Abraham Lincoln, US-Präsident, 21.11.1864


      «Ich sehe in naher Zukunft eine Krise heraufziehen. In Friedenszeiten schlägt die Geldmacht Beute aus der Nation, und in Zeiten der Feindseligkeiten konspiriert sie gegen sie. Sie ist despotischer als eine Monarchie, unverschämter als eine Autokratie, selbstsüchtiger als eine Bürokratie. Sie verleumdet all jene als Volksfeinde, die ihre Methode in Frage stellen und Licht auf ihre Verbrechen werfen. Eine Zeit der Korruption an höchsten Stellen wird folgen, und die Geldmacht des Landes wird danach streben, ihre Herrschaft zu verlängern, bis der Reichtum in den Händen von wenigen angehäuft und die Republik vernichtet ist.»
      Abraham Lincoln, US-Präsident, 21.11.1864
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 14:40:06
      Beitrag Nr. 3.529 ()
      Produzieren für den Parkplatz
      Die Rabattschlacht im Autohandel geht in Deutschland erst noch richtig los

      von Sonja Banze, Ulrich Reitz

      Berlin/Frankfurt - So viel gab es noch nie: Wer in diesen Tagen bei Landrover einen Freelander oder einen Discovery kauft, kann gleich auch noch eine Woche nach Spanien oder Namibia fahren. Renault gibt jedem, der einen neuen Mégane, Laguna oder Vel Satis kauft, für dessen altes Auto 3500 Euro mehr, als es in der Liste steht. Ford zahlt 2500 Euro über Wert, und Opel legt Neuwagen einen Benzingutschein über 850 Euro ins Handschuhfach.


      Bei Deutschlands Autohändlern tobt der Schlussverkauf. Die Konzerne und ihre Händler sind in der Klemme: Die Konjunktur lahmt, wer noch nicht arbeitslos ist, fürchtet, es zu werden - da halten sich immer mehr Deutsche beim Autokauf lieber zurück. Die Hersteller produ- zieren für den Parkplatz: Auf drei bis vier Millionen Autos schätzt der Verband der Autohändler derzeit die Überproduktion der Branche in Europa. Und dann drängen dank des gerade von höchst-europäischer Stelle neu geordneten Autohandels jetzt auch noch Billiganbieter wie Quelle mit Rabattangeboten bis zu 22 Prozent auf den Markt.


      Die Autobosse versuchen mitzuhalten und tun, was sie lange zu verhindern gesucht hatten: Sie geben großzügige Rabatte, bieten günstige Finanzierungen, verschenken schicke Ausstattungspakete obendrauf.


      "Seit Monaten überbieten sich manche Hersteller mit allen erdenklichen Rabatten", klagt VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder gegenüber WELT am SONNTAG. Was in Amerika anfing, habe längst auf Europa übergegriffen. "Wir können den Markt nicht völlig ignorieren", warnt der Auto-Boss. Bei der Rabattschlacht mache VW trotzdem nicht mit. "Das wäre Betrug am Kunden, weil der den Rabatt durch einen geringeren Wiederverkaufswert später verliert." Lieber verzichte man auf Volumen, "bevor wir uns das Gebrauchtwagengeschäft für die nächsten zehn Jahre verderben".


      Dabei ist das Preisdumping in Deutschland erst am Anfang. "Die Rabattschlacht wird in Deutschland erst noch richtig losgehen", sagt Bernd Kreutzer, Experte für die Autokonzerne bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Ein Blick über die Grenzen gibt dieser Einschätzung Recht. Vor allem Opel bietet derzeit in den kleineren europäischen Märkten wie den Beneluxländern verstärkt eine Nullzins-Finanzierung, offenbar mit großem Erfolg. Ein Testballon, bevor auch verstärkt in Kernmärkten wie Deutschland auf Null-Zins-Linie eingeschwenkt wird.


      Verschärft wird der Preiskampf durch Angebote von Quelle, die vor einigen Wochen anfingen, neben Kühlschränken und Blumentöpfen auch Autos zu verkaufen. Ein "Marketing-Gag", hofften die Händler zunächst noch. Doch das sieht man bei dem Fürther Versandhandel völlig anders. Quelle-Manager Michael Badke redet lieber vom "Einstieg ins Automobilgeschäft" und sagt: "Wir wollen bereits im kommenden Jahren zu den Großen der Szene in Deutschland gehören."


      Ein Ende der Rabattschlacht ist auch im kommenden Jahr nicht zu erwarten. Auto-Experte Kreutzer: "Der Preiskampf dürfte noch die kommenden zwölf bis 18 Monate weitergehen." Denn die Autokonjunktur bleibt schleppend. Für dieses Jahr erwartet der Branchendienst AID in Deutschland ein Absatzminus von 3,6 Prozent, für 2004 bestenfalls ein Nullwachstum. Besserung sei erst 2005 in Sicht.


      Für die Konzerne kommt die Preisschlacht zur Unzeit. "Turn-around- und Sanierungserfolge werden zunichte gemacht", sagt Berater Kreutzer. Vor allem Volumenhersteller wie Opel und Ford, aber auch VW bemühten sich derzeit "aggressiv", ihre Unternehmen wieder in Fahrt zu bringen, in erster Linie durch Sparprogramme und Schaffung von Synergien. Der damit gewonnene Spielraum, so Kreutzer, könnte jetzt von der Preisseite her wieder genommen werden.

      Luft kam in den vergangenen Wochen ausgerechnet aus einer bei den Autobossen sonst wenig geliebten Ecke - von der IG Metall. Offiziell beklagte der Autoverband VDA Anfang dieser Woche zwar den Streik im Osten und schob den Metallern den Schwarzen Peter für den Rückgang (fünf Prozent minus) bei den Neuzulassungen im Juni zu. Inoffiziell sieht man in der Branche den Streik aber als "Geschenk". Und das nicht nur, weil die Autohersteller im Osten Kurzarbeit auf Staatskosten fahren konnten, sondern gerade weil man einen Sündenbock für die schlechten Zahlen vorführen konnte. Denn die Branche fürchtet, durch immer neue Minus-Rekorde den Absatz selbst weiter runterzureden. Und so sehen Branchenkenner denn in den überraschend positiven Mai-Zahlen auch nur ein Ergebnis der Rabattpolitik. Wie groß der "echte Markt" für Autos in Deutschland derzeit sei - niemand könne es sagen.


      Artikel erschienen am 13. Jul 2003
      http://www.wams.de/data/2003/07/13/133145.html?s=2

      Alle Artikel vom 13. Jul 2003
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 14:58:31
      Beitrag Nr. 3.530 ()
      auszug


      Die Einführung der »Federal Reserve« 1913 ermöglichte nun den internationalen Bankiers, ihre finanzielle Macht in den USA sehr zu festigen. PAUL WARBURG wurde der erste Vorsitzende der »New York Federal Reserve Bank«.
      Dem »Federal Reserve« Beschluß folgte der 16. Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, der es nun dem Kongreß ermöglichte, das persönliche Einkommen der US-Bürger zu besteuern. Das war die Konsequenz, nachdem die US-Regierung nun kein eigenes Geld mehr drucken durfte, um ihre Operationen zu finanzieren.
      Dies war das erste mal in der Geschichte seit der Gründung der USA, daß das Volk Einkommenssteuer bezahlen mußte.
      Die wichtigsten Aktienbesitzer der »FEDERAL RESERVE« (der Fed) waren:
      1. Rothschild Banken aus London und Paris
      2. Lazard Brothers Bank aus Paris
      3. Israel Moses Seif Bank aus Italien
      4. Warburg Bank aus Amsterdam und Hamburg
      5. Lehmann Bank aus New York
      6. Khun Loeb Bank aus New York
      7. Rockefellers Chase Manhattan Bank aus New York. Goldman Sachs Bank aus New York
      Kongreßmitglied CHARLES LINDBERGH beschrieb schon damals die neu entstandene Federal Reserve Bank als die »unsichtbare Regierung«, durch ihre Geldmacht.
      Wie funktioniert die »Federal Reserve Bank« eigentlich?
      Das »Komitee des offenen Marktes« der Fed produziert »Federal Reserve Noten« (Dollar-Scheine). Diese Noten werden dann für Obligationen (Schuldverschreibungen) der US-Regierung verliehen, die der
      Fed als Sicherheit dienen. Diese Obligationen werden durch die zwölf Fed-Banken gehalten, die wiederum die jährlichen Zinsen darauf beziehen.
      Entsprechende Aumerkung zur heutigen Situation:
      1982 nannte das US-Finanzamt den Schuldbetrag von rund $1,070,241,000,000. Die Fed sammelte also rund $ 115,800,000,000 Zinsen in nur einem Jahr von den amerikanischen Steuerzahlern ein. Dieses Zinskapital geht ganz allein in die Taschen der Fed, und damit zu den internationalen privaten Bankiers.
      1992 waren die Obligationen, die durch die Fed gehalten werden, bei rund $ 5,000,000,000,000. und die Zinszahlungen der Steuerzahler steigen ständig. Und dieses ganze Vermögen hat die Fed erschaffen, indem sie der US-Regierung Geld verleiht und dafür hohe Zinsen kassiert, das die Fed an und für sich nur Farb- und Druckgebühren kostet. Das ist mit der größte Schwindel in der Geschichte der USA und kaum einem fällt es auf Dazu kommt, daß die Fed, durch die Obligationen der USRegierung das Pfandrecht, staatlich und privat, auf den Grundbesitz der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika hat. Zahllose Gerichtsverfahren waren bisher ohne Wirkung, um das »Federal Reserve«-Gesetz rückgängig zu machen. Es gibt auch rechtlich keinen Weg für die Bürger, das Geld zurückzubekommen, da die Fed, keine Abteilung der US-Regierung, sondern eine private Einrichtung ist. Angeblich ist die Fed, verfassungsrechtlich nicht erlaubt und damit gar nicht existenzberechtigt. Neun US-Staaten haben deshalb bereits »Staatsverfahren« laufen, um die Fed aufzuheben.(55)


      http://f7.parsimony.net/forum9673/messages/30008.htm
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 15:17:16
      Beitrag Nr. 3.531 ()
      zu 3251

      nicht aufregen, die beschreibung der Tatsachen könnte besser formuliert werden. Die Religion sollte nicht erwähnt werden,da gebe ich Paule2 recht."Gier, Geiz oder Gaunerei ist konfessionsneutral."
      Trotzdem sollte man auch Personen kritisieren dürfen, die zu einer bestimmten Religionsgruppe gehören ,ohne aber dabei die Religion in den Vordergrund zu stellen.
      Sollte ich dabei Personen verletzt haben, entschuldige ich mich.

      Die Tatsachen ändern sich trotzdem nicht.
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 15:29:58
      Beitrag Nr. 3.532 ()
      Die Zeit für eine Auszeit ich gekommen.
      Ich hoffe, nach ein paar Wochen diesen Thread weiter zu führen.

      In dieser Zwischenzeit wäre ich allen dankbar,wenn die User diesen Thread mit weiteren interessanten Berichten
      weiterführen würden.

      Ich wünsche für die Zukunft allen Lesern
      alles Gute.
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 15:33:35
      Beitrag Nr. 3.533 ()
      sollte heißen: Die Zeit für eine Auszeit ist gekommen.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 18:47:43
      Beitrag Nr. 3.534 ()
      bevor ich mich ganz verabschiede

      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,257051,00.html
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 19:14:41
      Beitrag Nr. 3.535 ()
      Hallo,
      unter http://www.kfw.de/DE/Service/KfW-Newsle.jsp
      kann man newsletter der KfW abonnieren (u.a. KfW-Research).
      Hier erhält man fundiertes Zahlenmaterial, daß auch aktuell ist. Z.B. zur Verschuldung in Amerika.
      Ganz interessant ist hier, daß die Zinspolitik doch zu einer Entlastung der der Unternehmen geführt hat, ganz im Gegensatz zur privaten Verschuldung, die weiter gestiegen ist, was mittelfristig die Konsumnachfrage nicht gerade fördern wird.

      Gruß,

      C.
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 22:19:58
      Beitrag Nr. 3.536 ()
      @bluemoons:

      Gute Erholung!
      .
      Avatar
      schrieb am 14.07.03 22:33:15
      Beitrag Nr. 3.537 ()
      @bluemoons
      Hoffe, deine Auszeit ist von kurzer Dauer, denn deine Beiträge zählen für mich zu dem Informativsten, was WO zu bieten hat (auch wenn ich selbstverständlich bei der Bandbreite der Infos einzelne durchaus kritisch gelesen habe).
      Danke, Algol
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 09:41:51
      Beitrag Nr. 3.538 ()
      @ bluemoons

      Hoffe auch das du nicht allzu lange weg bist. Deine Beiträge gehören bei mir schon zur täglichen Standardlektüre. Man findet einfach alles interessante auf einen Blick. Mach bitte weiter so. :):)


      Grüße
      SYS
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 17:58:34
      Beitrag Nr. 3.539 ()
      damit einer der besten Threads bei WO nicht in der Versenkung verschwindet und bluemoons ihn nicht wiederfindet


      Doch mal wieder Kostolany

      von Jochen Steffens

      Am Samstag habe ich das schöne Wetter genutzt, um mal wieder durch die Kölner Innenstadt zu bummeln. Plötzlich traf ich eine alte Freundin, die ich über ein Jahr nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte sich damals nach schmerzhaften Verlusten endgültig von der Börse verabschiedet. Endgültig? Es vergingen nur wenige Minuten und sie nahm mich etwas beiseite und erzählte, sie hätte nun wieder, nach eineinhalb Jahren, Aktien gekauft. Infineon! Was ich denn davon hielte? Dabei sah sie mich mit hoffnungsvollen Augen an.

      Vielleicht werden Sie verstehen, dass ich mich ein wenig unwohl fühlte und rumdruckste. Ich fragte sie erst einmal, wie sie denn gerade jetzt auf diese Idee gekommen sei? Sie antwortete, dass sie in der Baisse schließlich viel Geld verloren habe und deswegen lange nichts mehr von Börse hätte hören wollen. So hätte sie seit über einem Jahr nicht mal mehr in ihr Portfolio geschaut. Nun laufe es doch alles wieder gut an den Börsen. Man höre doch überall, dass die Baisse vorbei sei. Dann wurden ihre Augen etwas trüber. Sie sei allerdings gerade wieder im Minus bei Infineon. Was solle Sie tun? Ich wusste, was sie hören wollte und ich wusste, dass ich nicht derjenige war, der ihr das auch sagen würde.

      Sie kennen natürlich meine Meinung. Ich erklärte ihr, dass gerade sie für mich ein weiteres Zeichen sei, dass wir uns in der letzten Phase dieser Rallye befinden. Ich erklärte ihr auch warum. Fast immer, wenn auch der letzte und frustrierteste Anleger kauft, ist das Ende zumindest nah. Ich riet ihr einen Stopp unter Infineon zu setzten und zu hoffen, dass es noch etwas weiter geht. Aber auf jeden Fall sollte sie diese Position nicht wieder, wie damals, zu tief in den Verlust laufen zu lassen. Ich riet ihr auch den Stopp "real" zu setzten und legte ihr nahe, den Stop auf einen Monat festzulegen.

      Sie wird mich heute morgen, angesichts der Stärke der Infineonaktie, Infineon liegt gerade mit 5,81 % vorne, für nicht ganz dicht halten. Sie wird sich bestätigt fühlen und glauben, dass alle anderen Recht haben. Und ich befürchte, sie wird deswegen auch keinen Stop setzen. Die ersteren beiden Punkte mögen ja richtig sein. Aber der letztere ... den sollte sie trotzdem beachten.

      Etwas später entdeckte ich in einer Buchhandlung zwei drastisch reduzierte Bücher von unserem Altmeister: Kostolany. "Kostolanys Börsenseminar" und "Die Kunst über Geld nachzudenken". Ich hatte schon länger nichts mehr von Kostolany gelesen, so konnte ich nicht nein sagen und griff zu. Anschließend habe ich beide Bücher komplett gelesen, was mich eine schlaflose Nacht gekostet hat, aber gut, es war zu interessant.

      Auch wenn ich viele Thesen ja bereits kannte, es tat gut, sie noch einmal so geballt zu lesen. Nach dieser Nacht war ich nicht nur besonders müde – den ganzen Sonntag über, sondern mir war auch völlig klar, was Kostolany jetzt gerade tun würde.

      Doch zuvor ein paar kleine Zitate aus diesen Büchern dazu: "Man muss misstrauisch, zynisch und auch ein wenig eingebildet sein, um sich sagen zu können: Ihr seid alle Dummköpfe, nur ich weiß etwas, oder auf jeden Fall weiß ich es besser. Ein harter Spekulant darf nicht einmal seinem eigenen Vater trauen, geschweige denn Banken, der Presse, den Medien, den Maklern und allen anderen Schlawinern."

      "Man muss immer damit rechnen, dass die dritte Phase der Aufwärtsbewegung explosiv sein kann. Für viele Spekulanten besteht die große Gefahr darin, zu glauben, mit dem Verkauf (oder short gehen) einen Irrtum begangen zu haben. Ihr Schmerz ist groß, denn sie rechnen jeden Tag dem versäumten Gewinn nach.

      "Macht die Börse süchtig? Ich glaube, ja!"

      Wir befinden uns allem Anschein nach in der dritten Phase einer Aufwärtsbewegung. Trotzdem kann ich Ihnen nicht sagen, wie hoch die Börsen noch getrieben werden. Ich werde Ihnen jedoch sagen können, wann die Börse ihren Todesstoß erhalten hat. Bis dahin können im "schlechtesten Fall" sogar noch mehrere Monate vergehen. Auch das wurde mir nach dieser Nacht klar.

      Nach der Lektüre dieser beiden Bücher, bilde ich mir jedoch ein zu wissen, was Kostolany gerade machen würde: Er würde den Euro kaufen, Aktien verkaufen und auf deutliche Umkehrsignale warten, um short zu gehen. Zu Anleihen hätte er wohl die gleiche Meinung, die gerade Bill Bonner heute vertritt (s.u.). Kostolany benannte zudem einen wichtigen Faktor für seine Anlageentscheidungen. Ein Hoch sei erreicht, wenn die meisten in seinem Umfeld (Menschen, die seit Jahren keine Aktien mehr angefasst haben), ihn fragen würden, ob diese oder jene Aktie nicht doch noch weiter laufen könnte.

      Eins noch zum Schluss: Vergleichen Sie mal die Entwicklung im Dax-Chart von Anfang 2001 bis jetzt. Sie werden viele der "roundings" erkennen, von denen ich Freitag schrieb. Schauen Sie sich dazu besonders die Entwicklung seit dem 11. September 2001 an. Dann vergleichen Sie diese Kursbewegung mit der Kursbewegungen, die aktuell zu erkennen ist. Sie werden erkennen, dass es jederzeit wegbrechen und dass es genauso noch eine zeitlang weiter hoch gehen kann. Ich mag diese "roundings" nicht, denn sie lassen keine klaren Analysen zu.

      Mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen: Einige Institutionelle wollten den Markt bis 3400 Punkte treiben und auf dem Niveau ihre Verkäufe platzieren. Die 3400 ist erreicht. Ich bin gespannt was nun passiert. Charttechnisch hat der Dax jedoch auch noch Platz bis 3500 Punkte.




      http://www.investor-verlag.de/

      dort findet ihr auch noch weitere Beiträge von Bill Bonner und anderen

      nilrem
      :) :)
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 18:39:08
      Beitrag Nr. 3.540 ()
      Konjunktur

      "Signal für den Aufschwung"

      15. Juli 2003 Die Konjunkturaussichten für Deutschland haben sich im Juli einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) überraschend deutlich verbessert. Die befragten Experten rechnen mit einem Aufschwung zu Beginn des neuen Jahres. Doch Analysten warnen vor zu viel Euphorie.




      Der vom ZEW ermittelte Saldo der Konjunkturerwartungen der befragten Analysten und institutionellen Anleger sei auf 41,9 von 21,3 Punkten im Juni gestiegen, teilte das ZEW in Mannheim mit. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg auf 25,0 Zähler gerechnet. Der Dax drehte nach der ZEW-Veröffentlichung ins Plus und erreichte später ein neues Jahreshoch von 3410 Punkten.

      Der ebenfalls an diesem Dienstag veröffentlichten Konjunkturprognose des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zufolge wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur noch stagnieren. Für das kommende Jahr rechnet das IWH mit einer Wachstumsrate von 1,7 Prozent, die jedoch zum Teil nur aus zusätzlichen Arbeitstagen beruhe.

      Anstieg im siebten Monat in Folge

      Das ZEW sprach nach dem Anstieg des Indikators im siebten Monat in Folge von einem Signal für den Aufschwung. „Der Indikatorwert legt nahe, daß Deutschland sich anschickt, die Talsohle zu verlassen", erklärte ZEW-Chef Wolfgang Franz. Zu dem neuen Optimismus hätten die weiter steigenden Aktienkurse, der etwas schwächere Euro und die Fortschritte in der Reformdiskussion beigetragen. Der Indikator liege nun wieder über seinem historischen Mittelwert von 33 Punkten und signalisiere einen Konjunkturaufschwung zu Beginn des neuen Jahres.

      Analysten warnen vor übertriebenem Optimismus

      Analysten zeigten sich positiv überrascht, bewerteten das Ergebnis aber auch zurückhaltend: „Das ist fantastisch", sagte Gerd Haßel von der ING BHF-Bank. Zugleich schränkte er ein: „Man sollte jetzt aber nicht zu sehr in Optimismus machen. Der Anstieg beim ZEW ist so rasant, daß man damit rechnen muß, daß er in den nächsten Monaten wieder etwas runter kommt.“ „Der Wendepunkt in der Konjunkturentwicklung ist noch nicht erreicht", sagte auch Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser am Rande eines Treffens mit seinen EU-Kollegen in Brüssel.

      Das Stimmungsbarometer für die Euro-Zone legte den ZEW-Angaben zufolge auf 50,5 von 38,0 Punkten im Juni zu.

      Das ZEW befragt monatlich gut 300 Analysten und institutionelle Anleger zu ihren mittelfristigen Erwartungen hinsichtlich Konjunktur, Zinsen, Aktien- und Wechselkursen. Der Saldo der Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven und der negativen Einschätzungen für die Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten wider.

      Text: Reuters, vwd
      Bildmaterial: FAZ.NET

      .......................


      Signale für den Aufschwung ?????

      Ah ja.....?????

      Eine interessante Grafik, wie ich finde.

      Wie man sehen kann, hatte die Konjunkturerwartung im Juni 2002 den höchsten Punkt erklommen. Danach ging es bis zum Winter 2002/2003 jäh abwärts. Es würde mich nicht wundern, wenn es wieder so kommen würde. Was das für den deutschen Leitindex DAX 30 bedeuten würde, kann man erahnen, wenn man sich den Chart des DAX im gleichen dargestellten Zeitraum ansieht.







      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 18:51:10
      Beitrag Nr. 3.541 ()
      Ü B E R W E I S U N G E N I N D E R E U R O Z O N E

      Noch immer horrende Gebühren

      Frust bei Verbrauchern in der Euro-Zone: Jetzt haben wir schon eine Währung, aber grenzüberschreitende Geldgeschäfte sind so teuer wie eh und je. Auch der EU-Kommission war dieser Umstand ein Dorn im Auge. Sie wollte es genau wissen und gab eine Studie in Auftrag – mit alarmierendem Ergebnis.


      Ergebnisse im Einzelnen


      Land Durchschnittskosten Gesamtkosten


      für den Absender - für den Empfänger


      Luxemburg 8,15 Euro 0,76 Euro 8,91 Euro
      Niederlande 8,68 Euro 1,32 Euro 10 Euro
      Österreich 9,56 Euro 1,05 Euro 10,61 Euro
      Belgien 13,37 Euro 0,00 Euro 13,37 Euro
      Deutschland 13,39 Euro 0,39 Euro 13,78 Euro
      Frankreich 15,36 Euro 1,52 Euro 16,88 Euro
      Italien 16,10 Euro 2,18 Euro 18,28 Euro
      Finnland 19,77 Euro 0,34 Euro 20,11 Euro
      Spanien 15,48 Euro 5,02 Euro 20,50 Euro
      Irland 25,61 Euro 0,37 Euro 25,98 Euro
      Portugal 25,13 Euro 4,55 Euro 29,68 Euro
      Durchschnitt 15,51 Euro 1,59 Euro 17,10 Euro





      Für die Banken gibt es innerhalb der Eurozone zwar kein Wechselkursrisiko mehr, dennoch setzen sie diesen Vorteil nicht zu Gunsten des Kunden um. Zwar gebe es im Vergleich zu 1994 bereits gewisse Verbesserungen, so die Studie, aber internationale Überweisungen seien immer noch erheblich teurer als Inlandsüberweisungen. Beispiel: Die Mitarbeiter der Untersuchung überwiesen aus allen Ländern der Euro-Zone 100 Euro in andere Mitgliedstaaten. Die niedrigsten Gebühren wurden mit durchschnittlich 8,15 Euro in Luxemburg fällig, in Irland kassierten die Banken 25,61 Euro – mehr als ein Viertel des zu überweisenden Betrages. Deutschland lag mit 13,39 Euro im Mittelfeld.

      Besonders ärgerlich: Oft wird doppelt kassiert, sowohl beim Absender als auch beim Empfänger. In Portugal z. B. wurden bei drei Viertel aller Überweisungen (in den Testfällen nach Spanien und Österreich) zweifach Gebühren verlangt. Besonders häufig komme dies neben Portugal noch in Spanien und Italien vor, aber auch in den anderen Ländern müssten die Empfänger in Einzelfällen damit rechnen, zur Kasse gebeten zu werden – im Durchschnitt mit noch einmal 1,59 Euro.

      Hinzukommt Erkenntnis Nummer 2: Auch innerhalb eines Landes bestehen für die gleiche Überweisung beträchtliche Unterschiede, je nach Bank und Zahlungsmethode. Absoluter Spitzenreiter auch hier Portugal, wo die Gebühren für die 100-Euro-Überweisung zwischen 7,77 Euro und sage und schreibe 40,08 Euro variierten. In Deutschland wurden im höchsten Fall 23,01 Euro, im günstigsten 7,67 Euro fällig. Kleiner Trost: Bei allen Tests wurde der korrekte Euro-Umrechnungskurs verwendet.

      Nach Ansicht der für Binnenmarkt bzw. Verbraucherschutz zuständigen Kommissionsmitglieder Frits Bolkenstein und David Byrne muss etwas getan werden: „Die Ergebnisse sind beunruhigend, vor allem wegen der verbreiteten doppelten Gebührenabzüge.“ Falls sich die Ergebnisse dieser Erhebung bestätigen sollten, könnte die Kommission die Einleitung von Verstoßverfahren wegen nicht ordnungsgemäßer Anwendung der Richtlinie einleiten. „Wir fordern auch die Verbraucher selbst nachdrücklich auf, sich an ihre jeweiligen Beschwerdestellen zu wenden, wenn sie Probleme bei grenzüberschreitenden Überweisungen haben.“


      cla

      ..................
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 18:56:19
      Beitrag Nr. 3.542 ()
      The higher the get.................................





















      Avatar
      schrieb am 15.07.03 19:23:48
      Beitrag Nr. 3.543 ()


      1929 Verschuldungsgrad: 264Prozent des Bruttosozialproduktes
      2002 Verschuldungsgrad: 295 Prozent des Bruttozozialproduktes



      Einbeziehung zur gesamten Verschuldungsquote der USA, prozentual zum Bruttozozialprodukt: Staats(haushalts)verschuldung, Privathaushaltsverschuldung und Unternehmensverschuldung




      H_S(Auweia:eek: )
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 19:25:44
      Beitrag Nr. 3.544 ()
      Die Zukunft des Dow Jones ?????????









      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 19:28:31
      Beitrag Nr. 3.545 ()
      Und vielleicht die Zukunft der Nasdaq Composite ????





      ".................Wenn wir im März einen Blick auf den Nikkei geworfen hätten, dann hätten wir auch den Tiefpunkt in diesem Monat voraussehen können. Und mit der darauffolgenden Rally hätten wir enorme Gewinne verdient. Deshalb möchten wir nun anhand des obigen Charts eine Prognose wagen: Das Muster das der Nikkei-Index aufweist zeigt dass wir uns kurz vor einem Hoch befinden. Darauf folgt ein etwa 10prozentiger Kursrückgang, der seinen Tiefpunkt um den 6. August erreichen könnte. So schwer es auch ist überhaupt etwas zu prognostizieren, so könnten diese Daten jedoch eine gute Indikation sein.

      Die 10prozentige Korrektur dürfte, dem Chartvergleich zufolge, von einer Rally im August und September abgelöst werden. Zu diesem Zeitpunkt könnte es dann jedoch sehr gefährlich werden, denn für das 4. Quartal wäre ein plötzlicher Crash von gut 25 Prozent vorprogrammiert...................."





      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 19:52:59
      Beitrag Nr. 3.546 ()
      15.07. 14:57
      VDAX fällt, DAX steigt ...
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      DAX Volatilitätsindex (VDAX)

      Aktueller Stand : 25,06 Punkte

      Der VDAX gilt als sogenannter "Angstmesser" und eignet sich deshalb als mittelfristig auswertbarer Indikator. Sehr hohe Werte zeigen ein steigendes bearishes Marktsentiment an. Ein zunehmend bearishes Marktsentiment ist zunehmend als Kontraindikator für weiter nachgebende Kurse in den Indizes wie DAX und Nemax zu interpretieren. Umgekehrt zeigen sehr niedrige VDAX Readings eine Zunahme des bullishen Marktsentiments an. Sehr niedrige Readings sind im Sinne eines Kontraindikators bearish für den Kursverlauf der Indizes zu werten.

      Aktuelles Update des Tageschartabgleichs zwischen VDAX (oben) und DAX (unten).

      Der VDAX fällt immer weiter nach unten ab. Gleichzeitig kann der DAX im Sinne der gegenläufigen Korrelation weiter zulegen. Neues Tief im VDAX, neues Hoch im DAX.






      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 19:56:46
      Beitrag Nr. 3.547 ()
      15.07. 14:15
      Deutsche Vermögensverwalter diesmal besser ...
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Nachdem die deutschen Asset Manager im Jahr 2002 in Sachen Performance ein Debakel hinnehmen mußten, kann sich die bisherige Performance in den Contests dieses Jahres durchaus sehen lassen. Unter den an den Contests teilnehmenden Vermögensverwaltungen sind eine ganze Reihe Kunden vom GodmodeTrader. Insofern hätte bisher eigentlich mehr drinnen sein sollen. Ein Späßle am Rande sei erlaubt.

      Anbei der aktuelle Stand des Capital Contests.






      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 20:03:48
      Beitrag Nr. 3.548 ()
      US Verbrauchervertrauen - Uni Michigan und CCI
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)


      (In dieser Meldung aktualisiert sind die US Verbraucherstimmung University Michigan Daten)

      In den USA gibt es mehrere bekannte regelmäßige Datenerhebungen bzgl. des Verbrauchervertrauens. Die beiden bekanntesten Indizes sind a) die wöchentlich festgestellten und veröffentlichten Verbrauchervertrauensdaten der University of Michigan und b) die monatlich festgestellten Verbrauchervertrauensdaten des US Conference Boards. (CCI)
      Der Verlauf beider Indizes spielt in der sentimenttechnischen Analyse eine wichtige Rolle. Die Daten haben ganz maßgebliche kurstechnische Wirkung.


      a) US Verbraucherstimmung University Michigan - Verlauf

      Verlaufsdarstellung seit 1979

      Aktuellster Datenbestand : 27.06.03 = 89,7 Punkte



      b)

      US Verbraucherindex CCI

      Verlaufsdarstellung seit 1980

      Aktuellster Datenbestand : 24.06.03 = 83,5 Punkte



      ..................................


      Sieht irgendwie garnicht gut aus.........:rolleyes:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 20:07:07
      Beitrag Nr. 3.549 ()
      KRIEGSFOLGEN

      Bush fährt gigantisches Defizit ein

      George W. Bush wird in diesem Jahr so viel Schulden machen wie kein US-Präsident vor ihm. Das Haushaltsdefizit dürfte nach offiziellen Prognosen bei 455 Milliarden Dollar liegen - erstaunliche 165 Milliarden über dem bisherigen Rekord, den Bushs Vater aufstellte.



      Familien-Tradition: Schon George Bush senior hatte einen Kreditrekord aufgestellt, nun eifert der Sohnemann ihm mit aller Macht nach


      Washington - Nach offiziellen Schätzungen des Weißen Hauses, die am Dienstag veröffentlicht wurden, wird die Finanzlage im kommenden Jahr sogar noch schlechter. Im Fiskaljahr 2004, das im Oktober beginnt, dürfte das Defizit bei 475 Milliarden Dollar liegen. Auch im Jahr 2008 rechnet die Bush-Regierung noch mit einem Fehlbetrag von 226 Milliarden.

      Damit hat die Regierung einen neuen Schuldenrekord aufgestellt und ihre bisherigen Prognosen verfehlt. Der Fehlbetrag liegt rund 50 Prozent über den Schätzungen, die die Bush-Regierung erst vor fünf Monaten heraus gegeben hatte. Selbst vor einer Woche rechneten Volkswirte noch damit, dass das Etatloch rund 50 Milliarden Dollar kleiner sein werde als nun angenommen wird. Das Defizit wird nun 4,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entsprechen - ein Niveau, das in der Europa die Regeln des EU-Stabilitätspaktes verletzten würde.

      In den jetzigen Schätzungen sind erstmals die Anfangskosten des Irak-Krieges enthalten. Die Kriege in Afghanistan und Irak kosteten mit etwa 4,8 Milliarden Dollar im Monat deutlich mehr als erwartet. Der Kongress hatte bei Kriegsausbruch einen außerordentlichen Posten im Umfang von 79,2 Milliarden Dollar gebilligt, davon 42 Milliarden Dollar für dieses Haushaltsjahr.

      "Was kostet es, wenn ein Land angegriffen wird?"

      Das bislang höchste US-Defizit von 290 Milliarden Dollar wurde 1992 in der Regierungszeit von George H. W. Bush vorgelegt, dem Vater des jetzigen Präsidenten. Die oppositionellen Demokraten kritisierten denn auch, das Defizit nehme katastrophale Ausmaße an. Sie machten dafür auch die Steuerkürzungen der Bush-Regierung verantwortlich. Selbst ein republikanischer Senatsmitarbeiter zeigte sich gegenüber der "Washington Post" schockiert über die Prognosen.

      Die Regierungsseite bemüht sich, die Daten zu relativieren. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt handle es sich nicht um eine Rekordsumme. In der Ära Reagan etwa war das Defizit in absoluten Zahlen kleiner, es betrug aber sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Offiziell heißt es, die Schwäche der Konjunktur sei mit Schuld an den Budgetproblemen. Im vergangenen Monat habe die Regierung wegen der Wachstumssschwäche weniger Steuern eingenommen als 1999.

      Zudem wiesen Sprecher darauf hin, dass die Ausgaben für die Verteidigung des Landes nach den Anschlägen am 11. September 2001 so unvermeidbar wie wichtig seien. Präsidialamtssprecher Ari Fleischer deutete an, dass es aus seiner Sicht für die USA langfristig weit teuerer sein könnte, nicht in Verteidigung und militärische Aktionen zu investieren. Fleischer fragte rhetorisch: "Was hat uns der 11. September gekostet? Was kostet es, wenn ein Land angegriffen wird? Was wäre der Preis, den das amerikanische Volk zahlen müsste, wenn so etwas jemals wieder geschähe?"

      Bush hatte erst in diesem Frühjahr die zweite Steuersenkung seiner Amtszeit im Umfang von 350 Milliarden Dollar durchgesetzt. Kritiker sehen darin eine Wurzel des Problems, die Republikaner verteidigen die Steuersenkung dagegen. Sie stimuliere die Wirtschaft, indem sie Geld für Investitionen freisetze, was Arbeitsplätze schaffe und später die Steuereinnahmen erhöhe. Die Republikaner machen vielmehr die von den Demokraten im Kongress durchgesetzten Ausgabenprogramme für das Defizit verantwortlich.

      Außerhalb der Hauptstadt Washington war die Explosion des Haushaltsdefizites bislang kein großes Thema. Experten gehen davon aus, dass sich dies vor der Präsidentschaftswahl 2004 ändern dürfte. Zwischen 1998 und 2001 hatten die USA noch Haushaltsüberschüsse verzeichnet.

      ............................................




      Ohoh.......:eek: :laugh:




      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.07.03 20:17:09
      Beitrag Nr. 3.550 ()
      US Arbeitslosenquote steigend ...

      14.07. 12:09


      Verlaufsdarstellung seit 1980



      .............................


      Öko. Parameter um den US Immobiliensektor

      14.07. 12:18


      Ökonomische Parameter um den US Immobiliensektor











      H_S
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 01:23:57
      Beitrag Nr. 3.551 ()
      @ 3521-Debatte

      der Artikel hat schlechten Stil, trotzdem sind ein paar
      Fakten aufgelistet (wenn ich der Presse nun mal glaube).
      Es gab auch vorher in diesem Thread schon Artikel mit schlechtem Stil - ohne das sich hinterher gleich jemand
      verabschieden musste.
      Bluemoons, und all, man koennte auch mal versuchen diese Sache auszudiskutieren, anstatt sie auszuschweigen.

      Die Frage in diesem Zusammenhang ist doch in etwa:
      Sind die (hier immer wieder dargelegten) Probleme unseres Wirtschafts-/ Gesellschaftssystems systemimmanent, oder die Folge bewussten Handelns einer Gruppe organisierter Einzelpersonen?

      (und über die Verantwortung oder gar Schuld einzelner Personen oder Gruppen brauchen wir dann sowieso erst ernsthaft zu reden, wenn die Antwort Richtung letzterer geht)

      mfg,
      MH
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 04:52:41
      Beitrag Nr. 3.552 ()
      @#3549 von M.Haze

      Ich weiß zwar nicht genau was du meinst, aber wenn ich mir Bluemoons Postings ansehe, kann ich nur sagen, natürlich sind die Krisen und Probleme der Marktwirtschaft(Kapitalismus) systemimmanent, weil die Marktwirtschaft, wie auch ihre Fehlleistungen, auf fehlbaren Menschen, die im freien Wettbewerb, in Konkurrenz zueinander stehen, aufbaut.
      Menschen sind großmütig und gierig, dumm und klug, und das spiegelt sich auch in allen ihren Systemem wieder.
      Sowohl in ihren besten Systemen, wie auch in ihren schlechtesten.

      Lässt du den Menschen aussen vor, so kannst du vielleicht Systeme konzipieren, die ohne ihn, ohne Fehler und Tadel arbeiten.

      Vielleicht.


      Da es aber ohne den Mensch nicht geht, sind die Systeme am besten, die sich am einfachsten und erfolgversprechensten, evolutionär reparieren und verbessern lassen -Und die sind die Demokratie und die freie Marktwirtschaft-



      H_S
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 08:57:41
      Beitrag Nr. 3.553 ()
      @3550
      Volle Zustimmung, "menschimmanent" ist auch die Tendenz, bei komplexen Problemen einen Sündenbock zu suchen und zu finden.

      @3549
      Die Leistung bluemoons sehe ich in dem Einsatz, soviele interessante Infos zusammenzustellen, dass dabei auch einzelne "faule Eier" untergejubelt werden, läßt sich bei der Themenvielfalt kaum vermeiden, man muss halt kritisch lesen und sich eine eigene Meinung bilden. Ich verstehe auch nicht, warum er sich gleich verabschieden muss oder will und hoffe, dass er das nochmal überdenkt.
      (Wobei der in die Bresche springende H_S sehr vielversprechend loslegt und der Thread hoffentlich auch so überleben wird!)
      Gruß, Algol
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 16:21:23
      Beitrag Nr. 3.554 ()
      Achtung, "Mister Dausend" hat zugeschlagen:

      Quelle: www.deraktionaer.de


      ......................................................

      "Moneytalk Radio

      Heute - Bernd Förtsch: Der Anstieg wird weitergehen!


      Moneytalk Radio-Exklusiv-Interview: Warum die Märkte nicht mehr fallen werden!
      Jetzt anhören!"



      .......................................................




      VERKAUFT ALLES. JETZT IST AUCH "ER" VOLL BULLISH !!!



      Ps.Mmmhhhh..........Der Titel des Moneytalk Radio-Exklusiv-Interview kommt mir irgendwie so bekannt vor.....:confused:


      Ob der Bernd hier möglicherweise mitliest ???
      Vielleicht sollte ich mir mal den Threattitel mit einem Copyright schützen lassen ???:confused: :D :laugh: :laugh: :laugh:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 16:35:24
      Beitrag Nr. 3.555 ()
      Was nützen einem die schönsten Gewinne auf steigende Indizes, wenn einem der Fiskus alles wieder wegnimmt ???



      ...........................


      Steuerkonrollen
      Das Finanzamt weiß mehr, als sie denken

      Von Ruth Bohnenkamp, Marie-Luise Hoffmann und Volker Votsmeier

      [09.07.03, 08:47]


      Der gläserne Steuerzahler. Ob Kilometerangaben, Erbschaft oder Ferienhaus im Süden alles lässt sich im Zweifelsfall von den Behörden aufdecken. Der Finanzminister will zwar die Abgabenlast senken. Aber hinter den Kulissen knüpft der Fiskus ein immer dichteres Informationsnetz. Für Steuerzahler steigt die Gefahr, selbst bei kleinen Vergehen ertappt zu werden.



      Am Stadtrand mitten im Gewerbegebiet liegt die Zentrale. Eine 62-Mann-Abteilung sitzt in dem unscheinbaren 50er-Jahre-Bau. In den Gängen wellen sich die rot-braunen PVC-Fliesen. Putz bröckelt von den Wänden. Am Ende des Gangs ein Paternoster - hier könnte das Amt für Kartoffel- und Fettforschung residieren. Doch der Eindruck täuscht. Hinter den Bürotüren bedienen motivierte Top-Beamte der Essener Steuerfahndung leistungsstarke Rechner mit modernster Software. Den IT-Spezialisten Dirk Peeters und Hans-Robert Wächter gelingt es sekundenschnell, Passwörter zu knacken oder gelöschte Daten zu finden. Jüngster Coup der Truppe von Behördenchef Hans-Joachim Hesse: Bei einer Durchsuchung entdeckte sie auf dem PC eines Unternehmers ein verschlüsseltes Testament. Im Fall seines Ablebens wollte er seine Kinder gleichmäßig bedenken - mit 300000 Euro Schwarzgeld vom Schweizer Konto.

      Einerseits erfreut der Bundesfinanzminister in diesen Tagen die Öffentlichkeit mit einem kühnen Plan. Durch das Vorziehen der letzten Stufe der Steuerreform will Hans Eichel die Bürger im kommenden Jahr mit mehr als 20 Milliarden Euro entlasten. Andererseits will der Minister seine Kassen durch verstärkte Überprüfung füllen. "Neue Computertechnik und immer neue Gesetze führen zu einer konti-nuierlich wachsenden Kontrolldichte", sagt Wolfgang Joecks, Experte von der Universität Greifswald. Jüngstes Beispiel: das zuletzt im Kabinett abgesegnete Amnestiegesetz. Die angebotene "Brücke zur Steuer-ehrlichkeit" ist mit neuen Prüfinstrumenten gepflastert. "Steuerhinterziehung soll künftig erheblich erschwert werden", betont der Minister in der Gesetzesbegründung.

      Vorbei die Zeiten, in denen Bürger darauf setzen konnten, dass Eichels Steuereintreiber brisante Daten übersehen. Capital nennt authentische Fälle und Beispiele, wie Finanzbeamte kleine und große Hinterzieher enttarnen (siehe S. 58: Wie Steuersünder dem Fiskus ins Netz gehen). Der Fiskus setzt längst kostspielige Softwareprogramme wie Easy Recovery ein, um Steuersündern zwischen Flensburg und Lindau auf die Schliche zu kommen. Auch die Betriebsprüfer rüsten auf. Sie werden bundesweit Zug um Zug mit intelligenter Schnüffelsoftware versorgt. Mit dem Programm Idea lassen sich riesige Datenmengen innerhalb von Minuten durchforsten. Selbst Angestellte, die die Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsplatz sehr großzügig kalkulieren, können nicht mehr davon ausgehen, ungeschoren davonzukommen. Beamte im Innendienst rechnen mittels Routenplaner am PC nach metergenau. Zudem entdecken die Beamten immer neue Einsatzfelder. Fest im Blick: das Internet. Rund 300 Milliarden Euro werden hier jährlich an Umsätzen gemacht, schätzt der Essener Internetfahnder Christoph Kampen. Meist gehen sie am Fiskus vorbei. Auf elektronischen Marktplätzen wie Ebay wird im großen Stil mit fast allem gehandelt oft unbehelligt vom Fiskus. Um Sünder zu überführen, knöpfen sich die Fahnder systematisch die Decknamen von Verkäufern vor. Kommen "Tennisfreak", "Power Pappi" oder "Oldy" auf mehr als 300 Bewertungen von Ebay-Kunden, werden die Fahnder misstrauisch es spricht viel dafür, dass Tennisfreak oder Power Pappi gewerblich handeln. Bei Ebay verlangen die Beamten dann die Herausgabe des richtigen Namens.

      Die Oberfinanzdirektion (OFD) Münster zieht mit Steuerfahndern an anderer Stelle die Schrauben an. In den Finanzämtern ihres Bezirks kommen Flankenschutzbeamte zum Einsatz. Sie helfen den Kollegen im Amt, auffällige Angaben von Steuerzahlern zu überprüfen. Nicht medienwirksame Großrazzien stehen auf dem Programm, sondern überraschende Hausbesuche: etwa beim Eigenheimbesitzer, der sein frisch ausgebautes Dachgeschoss angeblich an Verwandte vermietet hat, um die Kosten abzusetzen. Bisher konnten diese "Fälle, die bei der Veranlagungstätigkeit negativ auffielen, oft nicht weiter verfolgt werden", heißt es in einem aktuellen Arbeitspapier. Das soll jetzt anders werden. Die Münsteraner zielen auch auf Fälle von eher geringer steuerlicher Bedeutung. Referatsleiter Jochen Elbertzhagen: "Solche Maßnahmen sollen vorbeugend wirken." Auf Überraschungseffekte setzt die Steuerverwaltung auch in anderen Teilen Deutschlands. Im letzten Jahr kreierte Hans Eichel die Umsatzsteuernachschau. Seither besuchen Außenprüfer Unternehmer häufig unangemeldet. Begründet wird das Vorgehen mit der Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs. Spüren die Beamten bei ihren Einsätzen jedoch Sachverhalte auf, die für andere Steuern interessant sind, dürfen sie ihre Erkenntnisse ausdrücklich verwerten. Solche Maßnahmen tragen zur rasanten Vermehrung des Informationsmaterials bei der Finanzverwaltung bei, sagt Ingo Flore, Steuerstrafrechtler aus Dortmund. Wie ein großer Staubsauger sammelt der Fiskus alle greifbaren Daten über geschäftliche und private Aktivitäten seiner Bürger. Erkenntnisse aus spontanen Visiten, Vor-Ort-Recherchen, Betriebsprüfungen bei Geschäftspartnern, Rasterfahndungen im Internet, in öffent-lichen Registern oder bei Wirtschaftsdiensten stapeln sich. Dazu kommen jene Meldungen, zu denen Banken, Nachlassgerichte und Notare verpflichtet sind.

      Doch das reicht Hans Eichel nicht. Der Kassenwart der Nation lässt das Bundesamt für Finanzen (BfF) zum riesigen Datenpool ausbauen. Hier landen nicht nur Angaben von Millionen Anlegern, die Freistellungsaufträge unterschreiben. Hinzu kommt Material über umsatzsteuerpflichtige Unternehmer. Wer es mit der Abgabe nicht genau nimmt, kann schon bei einer einfachen Onlineabfrage auffliegen.

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      schrieb am 16.07.03 16:44:12
      Beitrag Nr. 3.556 ()
      „Steuerzahler-Gedenktag“


      Seit heute arbeiten Steuerzahler für sich selbst


      8u]Fast 200 Tage haben die Steuerzahler in diesem Jahr rein rechnerisch nur für Steuern und Abgaben gearbeitet. Nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler wurde am Mittwoch die Wende erreicht - das Geld fließt nun ins eigene Portemonnaie.[/u]

      dpa BERLIN. Am von ihm so genannten „Steuerzahler-Gedenktag“ kritisierte Verbandspräsident Karl Heinz Däke, dass dieser Tag erneut weit in der zweiten Hälfte des Jahres liege. Dies sei ein Beleg für die überzogene Steuer- und Abgabenlast in Deutschland.

      Der Termin ergebe sich aus der Umrechnung der Einkommens- Belastungsquote - der Anteil von Steuern und Abgaben am Volkseinkommen - auf das Jahr. Diese Quote betrage in diesem Jahr 54,2 %. Die Entwicklung sei Anlass zur Sorge, hieß es. 1960 habe die Quote noch 41,5 % betragen, 1970 seien es bereits 45,6 und zehn Jahre später 53,5 % gewesen. Der Spitzenwert sei im Jahr 2000 mit 56,9 % erreicht worden.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 16. Juli 2003, 15:06 Uhr

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      schrieb am 16.07.03 17:02:03
      Beitrag Nr. 3.557 ()
      Kleine Liste an kapitalen Fehlleistungen

      Prognosen und andere Fehlleistungen

      Von Gerhard Mauerer

      Es folgt eine kleine Liste an kapitalen Fehlleistungen von Analysten und Datendeutern – weil diese Liste schon bald um einen Meilenstein bereichert sein könnte: die (Fehl-)Einschätzung des Rentenmarkts. Anzeichen, dass die Trendwende bei den Staatsanleihen eingeleitet ist, mehren sich, während die Mehrheit der Analysten noch mit niedrigen oder sinkenden Renditen rechnet.


      FRANKFURT. Schief lagen die Profis beim Ende der Aktienhausse im Frühjahr 2000. Nur wenige hatten die Kursstürze vorhergesagt. In der Folge konnten Anleger mit dem Dax bis zu 73,1 % verlieren, mit einigen heute fast vergessenen New-Economy-Werten wie Ariba oder Commerce One bis zu 99,3 % und 99,9 %.

      Ein anderes Beispiel ist Gold. Wen interessiert schon Gold? Jahrelang in den 90ern zu Recht kaum jemanden. Der Preis sank oder stagnierte. Doch seit 1999 stieg der Goldpreis um zeitweise fast zwei Drittel – unbeachtet von den Strategen. Erst vor Beginn des Irak-Kriegs empfahlen sie Gold zum Kauf. Zu spät: Der Preis ist wieder gesunken.

      Apropos Irak-Krieg: Viele werden sich erinnern, dass nahezu alle Analysten für die Zeit nach dem Krieg Ölpreise unter oder um die 20 $ je Barrel prophezeit hatten, weil ja das viele Öl des Irak den Markt überfluten werde. Tatsächlich notiert Rohöl heute bei 28 $.

      Auch Notenbanker irren. Als Beispiel muss Toshihiko Fukui herhalten, Chef der Bank von Japan. Fukui sagte vor einem Monat: „Es gibt keine Blase bei japanischen Staatsanleihen.“ Tage später machte es „plopp“, und geplatzt war die Blase, die es angeblich gar nicht gab. Die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen verdreifachte sich.

      Böser Wille wird den Analysten nur selten zu unterstellen sein (wie Analysten von Merrill Lynch, die Aktien nach außen wärmstens empfahlen und intern feixend als „Müll“ bezeichnet hatten). Doch es sollte nicht zu viel verlangt sein, dass es sich nicht dauerhaft vermögensmindernd auswirkt, wenn man den Urteilen der Profis folgt. Interessant wird sein, welche Analysten neben Sachverstand den Mut aufbringen, bei den Anleihen rechtzeitig zu den Bären zu wechseln. Denn Mut gehört dazu, um gegen die Masse einen Trendwechsel nicht nur zu sehen, sondern auch beim Namen zu nennen.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 15. Juli 2003, 06:02 Uhr



      30zig jährige T-Bond Rendite

      Steigende Renditen=> fallende Aktienmärkte(A-Indizes)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 17:32:52
      Beitrag Nr. 3.558 ()

      Bullen hoch von 56,5 uf 57,4
      Bären runter von 18,5 auf 17
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 17:49:18
      Beitrag Nr. 3.559 ()
      15. Juli 2003

      Krieg führen ist teuer

      US-Haushaltsdefizit auf Rekordniveau

      Der amerikanische Staat macht in diesem Jahr noch höhere Schulden als bislang befürchtet. Das Haushaltsdefizit explodiert wahrscheinlich auf über 450 Milliarden Dollar (397 Milliarden Euro), berichteten US-Medien am Dienstag unmittelbar vor der Veröffentlichung der neuesten Schätzung des Budgetbüros des Weißen Hauses. Das wäre 48 Prozent mehr als noch im Februar angenommen und entspräche 4,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

      Das Defizit übertrifft damit den Rekordwert von 290 Milliarden Dollar aus dem Jahr 1992. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt waren die Fehlbeträge in der Reagan-Ära Anfang der 80er Jahre allerdings noch größer. 1983 lag das Defizit etwa bei sechs Prozent.

      Irak-Krieg kostete 5 Milliarden Dollar im Monat

      Der höhere Fehlbetrag ist unter anderem auf die Ausgaben für den Irak-Krieg zurückzuführen. Der Kongress hatte bei Kriegsausbruch einen außerordentlichen Posten im Umfang von 79,2 Milliarden Dollar gebilligt, davon 42 Milliarden Dollar in diesem Haushaltsjahr (30. September). Im Februar ging das Budgetbüro von einem Fehlbetrag von 304 Milliarden Dollar in diesem und 307 Milliarden Dollar im nächsten Jahr aus. Die Kosten für die Einsätze im Irak und in Afghanistan werden nach Angaben des "Wall Street Journal" auf rund fünf Milliarden Dollar im Monat geschätzt.

      Präsident George W. Bush hatte erst in diesem Frühjahr die zweite Steuersenkung seiner Amtszeit im Umfang von 350 Milliarden Dollar durchgesetzt. Kritiker sehen darin die Wurzel des Problems. Die Republikaner verteidigen die Steuersenkung dagegen. Sie stimuliere die Wirtschaft, indem sie mehr Geld für Investitionen freisetze, was neue Arbeitsplätze schaffe und damit die Steuereinnahmen erhöhe. Wegen der Konjunkturflaute sind die Steuereinnahmen in den vergangenen drei Jahren jeweils gefallen. Die Republikaner machen vielmehr die von den Demokraten im Kongress durchgesetzten Ausgabenprogramme für das Defizit verantwortlich.

      Ökonomen rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum von rund 2,3 Prozent. Zwar ist die Wirtschaft aus der Talsohle der Rezession 2001 heraus, doch steigt die Arbeitslosigkeit weiter.

      (N24.de, dpa)

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      Steigende Staatsschulden=> steigende Zinsen=> fallende Anleihekurse=> steigende Anleiherenditen=> fallende Aktienindizes



      H_S
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 18:24:10
      Beitrag Nr. 3.560 ()
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 18:25:04
      Beitrag Nr. 3.561 ()
      @3550

      dass wuerde ich intuitiv auch sagen. Es waere aber interessant die Anfangsbedingungen des Systems zu untersuchen, also quasi die Vermoegensverteilung nach einer Waehrungsreform, um zu sehen, ob von vornherein ein so grosses Ungleichgewicht vorhanden ist, dass Reformen zu einer gerechteren Gesellschaft hin, effektiv behindert werden.


      Wo bleiben denn die Verbesserungen, ich hab derzeit eher das Gefuehl, dass es schlimmer, bzw. ungerechter wird....
      (Der Evolution sollten wir das nicht ueberlassen!)


      bin leider im Stress,
      sorry,
      Gruss,
      mh
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 19:09:46
      Beitrag Nr. 3.562 ()
      @#3559 von M.Haze

      Es wird nie eine "gerechte" Gesellschaft im Sinne der Kapitalismuskritiker geben, denn die Begabungen der Menschen sind "ungerecht" verteilt führen daher letztentlich immer zu Polaritäten in der Lebensqualität und Einkommen der einzelnen Individuen.

      Hätten alle nach einer Wirtschaftreform den gleichen Vermögens- und Besitzstand, wär schon nach kurzer Zeit schnell wieder das materielle Ungleichgewichte, die materielle" Ungerechtigkeiten hergestellt, weil manche Meschen gut, andere wiederum schlecht mit ihrem Besitz umgehen können. Wer die entspechenden Talente hat, würde mit den paar Euro/Mark/??? die er bekommen hätte `ne Firma gründen und Millionen scheffeln, der andere, mit weniger Pfiff, würde sie vielleicht verschwenden und immer in seinem Leben an lohnabhängiger Arbeiter leben, weil er nicht weiß oder nicht in der Lange ist, seine Habe zu mehren.

      Nicht die Besitz und Einkommensverteilung, in einer Gesellschaft die auf der Demokratie und der freien Marktwirtschaft aufgebaut ist, ist ungerecht, sondern die mehr oder weniger "schicksalhafte", ungerechte Verteilung von Talenten. Da kann man sich eigentlich nur bei seinen genetischen Eltern oder beim lieben Gott beschweren.........leider.

      Natürlich gibt es in einer Demokratie und freien Marktwirtschaft auch gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, die nicht die von mir erwähnten "Begabungen" fundieren, sondern auf Bildungs- und Machtverhältnisse. Aber sie sind nicht primär in unserer Gesellschaft ausschlaggebend für den als gerecht empfundenen Lebenserfolg eines Menschen.

      H_S
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 19:12:21
      Beitrag Nr. 3.563 ()
      ZEW ein Kontraindikator?

      von Jochen Steffens

      Heute wurde der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ermittelte Indikator der Konjunkturerwartung präsentiert. Dazu werden um die 300 Finanzexperten zu ihrer mittelfristigen Erwartung für die Konjunktur und den Finanzmärkten befragt. Der Wert steigt unerwartet deutlich von 21,3 Punkten auf 41,9 Punkte im Juni. Damit liegt er über seinem langjährigen Mittel. Zudem ist der Wert nun schon seit 7 Monaten gestiegen.

      Der ZEW wird als Frühindikator für die Wirtschaft angesehen. Ich habe mal recherchiert. Einfach weil die Aussage "300 Finanzexperten" bei mir einen faden Beigeschmack hinterließ.

      Also den Höchstwert erreichte der ZEW Index, raten Sie mal ... Genau: Januar 2000. Mit 89,6 Punkten. Aber auch im März 2000 stand er noch bei 83,7 Punkten. Im Dezember 2002 erreichte er seinen absoluten Tiefpunkt. Hm, sollte man da den Wert nicht lieber als Kontraindikator verwenden ... nein, das wäre der ZEW sicher nicht recht.

      Natürlich spiegeln die Finanzexperten die Marktstimmung wieder und die ist mehr als bullish. Also sollte man diesen Wert nicht überbewerten, aber schon gar nicht als Frühindikator sehen. Andererseits ist er als Umkehrsignal vielleicht noch nicht wirklich hoch genug. Letzten Endes werden die harten Konjunkturdaten beweisen, ob diese Rallye fundamental gerechtfertigt war oder nicht.


      Avatar
      schrieb am 16.07.03 19:28:26
      Beitrag Nr. 3.564 ()
      Der Sturm auf die Bastille

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Vive la revolution!"

      Nur ein Amerikaner würde das am 14. Juli in Frankreich sagen. Der 14. Juli ist der französische Nationalfeiertag – der Tag, an dem die französische Revolution mit dem Sturm auf die Bastille begann. Als ich bei unserem gestrigen Picknick eben "Vive la revolution!" ausrief, schauten die Franzosen in unserer Runde zuerst verwirrt, dann amüsiert. Jeder in Frankreich feiert den 14. Juli. Aber niemand will eine Rückkehr der Revolution.

      "Oh ... es gab gute und schlechte Dinge durch die Revolution", sagte mir ein Freund letzten Sonntag. Als ich ihn nach den guten Dingen fragte, konnte er mir keine nennen.

      Ich frage mich von Zeit zu Zeit, wie das alles ausgehen wird – ich meine damit den großen Bärenmarkt und die lange, softe, langsame Depression, die in den USA begonnen zu haben scheint. Was passiert, wenn große Leute sich in ein großes Durcheinander bringen?

      Die französische Revolution war ein fürchterliches Durcheinander. Im 18. Jahrhundert war Frankreich die größte Macht in Europa geworden, das reichste und bevölkerungsreichste Land der westlichen Welt, und der klare Anführer, wenn es um Kunst, Wissenschaft, Philosophie, Bildung, Küche, Mode, Architektur ging ... und natürlich um Weinanbau. In Frankreich lebten die reichsten Leute der Welt, die schönsten Frauen, und es gab dort Champagner. Frankreich hatte auch die begabtesten Volkswirte – die Physiokraten –, von denen Adam Smith sich zu einen seiner besten Ideen inspirieren ließ.

      Eine Meinungsumfrage, die man in den frühen 1780ern durchgeführt hatte, hätte wahrscheinlich gezeigt, dass die Franzosen extrem optimistisch und zuversichtlich waren. Und warum auch nicht? Die letzte größere Finanzkrise – die durch die Mississippi-Spekulationsblase von John Law verursacht worden war – war mehr als 60 Jahre vorher geplatzt. Und hatte die Welt schon jemals etwas gesehen, das an den Glanz von Versailles herangereicht hätte?

      Aber 1789 ging der Pariser Mob auf die Straße und änderte den Lauf der Geschichte. Der Mob stürzte einen absoluten Monarchen, der begrenzte Macht hatte, und schuf eine Republik, die keine durch den gesunden Menschenverstand begründeten Begrenzungen hatte.

      Die Revolution begann am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf das alte Gefängnis, die Bastille, da diese als Emblem des alten Regimes angesehen wurde. Das Gefängnis wurde vom Pariser Mob gestürmt, der die Wachen als Geisel nahm (mit dem Versprechen, dass ihnen nichts passieren würde, wenn sie ihre Waffen niederlegen würden) und eine Handvoll Geisteskranker befreite. Dann zerstückelte der Mob die unbewaffneten Wächter, und sie zogen mit deren Körperteilen auf den Piken durch die Stadt. Nicht lange danach kam das "Gesetz der Laternenpfosten" auf: Aristokraten, Vorstandsvorsitzende, höhere Beamte und Offiziere wurden an den nächsten Straßenlaternen aufgeknüpft. Der Marquis de Lafayette, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg sehr erfolgreich auf der Seite der Amerikaner gekämpft hatte, versuchte bei der Nationalgarde die Ordnung zu erhalten.

      Lafayette sollte Louis XVI. beschützen, als der Mob dessen Palast in Versailles am 4. Oktober 1789 angriff. Ein paar aufgebrachte Frauen brachen in den Palast ein und versuchen, Marie-Antoinette zu töten, die ins Schlafzimmer ihres Mannes floh. Die Angreifer schreckten davor zurück, dort einzudringen. Sie mögen daran gezweifelt haben, dass es Gott selbst war, der Louis XVI. auf den Thron gesetzt hatte (die Monarchen beriefen sich damals auf das "Gottesgnadentum") ... vielleicht würde es Gott nicht stören, wenn sie diesen Bourbonen-König stürzen würden; aber die Frauen entschieden sich, es nicht darauf ankommen zu lassen.

      Lafayette intervenierte, und er sagte der Menge, dass er die sichere Rückkehr des Königs nach Paris sicherstellen würde – wo der König der Gnade der radikalen neuen Regierung ausgeliefert werden würde. Ein paar Jahre später gingen Louis und seine Familie aufs Schafott ... wie Tausende andere. Frankreich war bald mit fast allen seinen Nachbarn im Krieg – und mit der Vendée, einer französischen Region im Westen des Landes, die gegen die Revolution war. Das Kircheneigentum wurde konfisziert, eine neue Papierwährung – der Assignat – wurde geschaffen, und dann durch eine Inflation zerstört.

      Der Alan Greenspan des späten 18. Jahrhunderts hieß Jacques Necker. Es war Necker, der 1776 den französischen Finanzminister Jacques Turgot ersetzte, der eine Politik des "laissez-faire" verfolgt hatte.

      Die Freihandelspolitik von Turgot war für alle gut – aber für niemanden besonders. Turgot löste das Gildensystem auf, er eliminierte die Fronarbeit, er führte eine Grundsteuer ein und war gegen alle wirtschaftlichen Privilegien, die auf Kosten der Allgemeinheit gingen. Er machte sich Marie Antoinette zur Feindin, indem er ihr wirtschaftliche Privilegien verweigerte. Schließlich schaffte es Turgot, sich in fast jeder Klasse Feinde zu machen. Louis XVI., der eigentlich für das Allgemeinwohl zuständig war, hatte nicht die Kraft, sich für Turgot einzusetzen.

      Turgot hatte sogar eine prophetische Intuition und einen Blick auf die Geschichte, der ähnlich meinem eigenen ist. Er bemerkte, dass auf Perioden des zivilisierten Fortschritts Perioden der Barbarei und der Verrücktheit folgen. Als er 1776 entlassen wurde, warnte er Louis XVI.: "Vergessen Sie nicht, dass es Schwäche war, die den Kopf von Karl II. (englischer König, der geköpft wurde) auf den Block legte."

      Der neue Finanzminister Necker machte sich keine Feinde. Sein Programm war das genaue Gegenteil des Programms von Turgot; er gab bestimmten Gruppen Privilegien, die auf Kosten der Allgemeinheit gingen. Anstatt die Staatsausgaben durch Steuereinnahmen zu decken, verschuldete sich Necker – er nahm kurzfristige Kredite zu hohen Zinsen auf, die den Staat nah an die Zahlungsfähigkeit brachten. Dann machte Necker Buchungstricksereien, die zeigten, dass der Staat eigentlich einen Überschuss erwirtschaftete! Den Leuten gefiel das.

      Nachdem er das erste Mal 1781 entlassen worden war, wurde Necker unmittelbar vor Ausbruch der Revolution im Jahr 1788 noch einmal ins Amt gerufen, für eine weitere Dosis seiner finanziellen Magie. Aber es war zu spät. Die alten Wunder-Elixiere – mehr Schulden und getrickste Buchungen – funktionierten nicht mehr; der Staatsbankrott war unvermeidlich geworden. Die Aristokraten entließen ihn wieder – am 14. Juli 1789. Der Mob, der immer noch an ihn glaubte, war so enttäuscht ... das er Richtung Bastille loszog.


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      schrieb am 16.07.03 19:46:51
      Beitrag Nr. 3.565 ()
      Das Spiel der Fed

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Jeden Morgen öffnen die Börsen ihre Türen, um Schwärme von Aktienkäufern anzuziehen, von denen sich keiner wegen des Ausbleibens positiver gesamtwirtschaftlicher Nachrichten Sorgen zu machen scheint. Eine wirtschaftliche Erholung mag zwar nicht in Sicht sein – aber die Aktienkäufer können klar sehen, dass die Aktienkurse steigen ... also warum sollte man sich nicht eine oder zwei Aktien kaufen ... oder zehn?

      Letzte Woche musste eine ganze Reihe von Vorstandsvorsitzenden aus dem Technologiebereich einräumen, dass sich das Geschäftsumfeld in ihrem Sektor kaum – wenn überhaupt – verbessert habe. Nachdem die Investoren die Quartalsberichte von Intel, Cisco und Dell sorgfältig unter die Lupe genommen hatten ... kauften sie trotzdem wieder Aktien. Diese fieberhaften Käufe führten dazu, dass der Nasdaq-Composite letzte Woche ordentliche 4,2 % zulegen konnte, auf 1.733 Punkte. Der trägere Dow Jones gewann nur 49 Zähler auf 9.119.

      Die jüngste Handelsaktivität am Aktienmarkt erinnert an die letzten Monate der Spekulationsblase der späten 1990er – je risikobeladener eine Aktie, desto größer ihre Anziehungskraft.

      "Der Russell 2000-Index, ein weitbekanntes Barometer für die Performance der (amerikanischen) Small Caps hat 24 % zugelegt, deutlich mehr als die 13 % Plus des S&P 500", beobachtet das Barron`s Magazin. "Und es ist die beeindruckende Performance der kleinsten Werte, die zu dem heftigen Anstieg dieses Indizes geführt hat ... während `small is beautiful` ganz bestimmt gilt, sind es die kleinen und spekulativen Werte, die die Herzen der Investoren höher schlagen lassen. Hohes Wachstum, hohe Bewertung, hohes Beta, und dann noch ein relativ illiquider Titel – das sind die großartigen Voraussetzungen für einen besonders stark steigenden Titel."

      Das Barron`s Magazin schreibt weiter: "Ein weiteres Zeichen der Spekulation ist die Tatsache, dass die Aktien mit optisch niedrigen Kursen explodieren. Die Aktien im Russell 2000-Index, die unter 5 Dollar notieren, haben im zweiten Quartal 54,8 % zugelegt, während die Titel, die 20 Dollar oder mehr kosten, im gleichen Zeitraum 14,3 % steigen konnten."

      Aber während die Investoren riskante, überteuerte Aktien kaufen, verkaufen sie riskante, überteuerte Anleihen. "Die langfristigen Renditen der US-Staatsanleihen sind signifikant überbewertet bei den derzeitigen Renditen, und der Markt zeigt die charakteristischen Merkmale einer Spekulationsblase", so "The Bank Credit Analyst".

      "Jetzt US-Staatsanleihen zu aktuellen Renditen zu kaufen, ist, als ob man mit der Fed ein Spiel spielen würde", so The Bank Credit Analyst weiter. "Die Fed versucht, die Investoren zu veranlassen, langfristige Staatsanleihen zu Renditen von unter 3,5 % zu kaufen. Dennoch hat die Fed als explizites Ziel eine Erhöhung des Wirtschaftswachstums und eine Zunahme der Inflation, zwei Dinge, die sicher machen würden, dass der Kauf von Staatsanleihen auf dem jetzigen Niveau zu einem Verlustgeschäft würde. Die Herausforderung für die Investoren wird sein, herauszufinden, wie lange die Fed dieses Spiel spielen wird. Und die Herausforderung für die Fed wird sein, herauszufinden, wann sie eventuell die Zinssätze erhöhen kann, ohne am Anleihenmarkt ein komplettes Blutbad zu provozieren. In der Praxis wird es für die Fed wahrscheinlich unmöglich sein, ihre Politik des superleichten Geldes aufzugeben, ohne den Anleihenmarkt in die Luft zu sprengen."



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      schrieb am 16.07.03 20:27:34
      Beitrag Nr. 3.566 ()
      Greenspan entzieht Rentenmarkt den Boden

      Optimistische Konjunkturäußerungen sorgen für rapiden Kursverfall - Vorerst Punktsieg für die Aktienanlage
      von Beatrix Wirth und Holger Zschäpitz



      US-Notenbankchef Alan Greenspan
      Foto: AP


      Berlin - Der Rentenmarkt hat seinen wichtigsten Propagandisten Alan Greenspan wohl endgültig verloren. Denn zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Wochen hat der US-Notenbankchef Anleihe-Investoren herb enttäuscht. Viele Bonds-Experten hatten - nach dem kleinen und damit enttäuschenden Zinsschritt Ende Juni - bei Greenspans Reden vor Senat und Repräsentantenhaus zumindest stützende Worte für den Rentenmarkt erwartet. Stattdessen löste der Fed-Chef einen weiteren Mini-Crash aus.


      Der Kurs der 30-jährigen US-Staatsanleihe brach um fünf Prozent ein, das ist der zweitgrößte Tagesverlust in der US-Börsengeschichte. Auch der deutsche Rentenmarkt blieb nicht verschont: Die Notierung der zehnjährigen Bundespapiere knickte um fast zwei Prozent ein. Damit wurde binnen weniger Stunden eine halbe Jahresrendite vernichtet. Und auch auf den Devisenmarkt griffen die Schockwellen über. Der Euro fiel zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Monaten.


      Krumm nahmen die Renten- und Deviseninvestoren vor allem Greenspans überraschend überschwänglichen Ausführungen zur US-Konjunktur. Für das kommende Jahr sagte der "Magier der Märkte" ein Wirtschaftswachstum von bis zu 4,75 Prozent voraus - ein Wert, zuletzt in den guten alten Boom-Zeiten im September 2000 erreicht wurde. "Wir hatten lediglich erwartet, dass die Fed einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von dreieinhalb bis vier Prozent prognostiziert", sagt Bill Dudley, Chefvolkswirt von Goldman Sachs. Wenig hilfreich war auch die deutliche Ansage, dass die US-Notenbank keine unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen ergreifen will, um den Rentenmarkt zu stützen. "Viele Anleger hatten darauf spekuliert, dass die Fed wie die japanische Notenbank im Zweifelsfall lang laufende US-Staatsanleihen zurückkaufen würde. Diese Hoffnungen sind nun begraben", sagt Gregor Beckmann, Stratege bei HSBC. Da nutzte es auch nichts, dass Greenspan zugleich betonte, dass die Zinsen noch über einen längeren Zeitraum auf einem niedrigen Niveau verharren werden. Die Konjunktur- und Zinswende ist nicht mehr weit, lasen die Investoren aus den Äußerungen des Fed-Chefs heraus - was gleichbedeutend mit einer weiteren Niederlage der Festverzinslichen im Kampf zwischen Renten- und Aktienmarkt ist.


      Doch damit dürfte das Duell noch nicht endgültig entschieden sein. Die Frage ist, ob die ökonomischen Daten dem Positiv-Szenario auch folgen. Nicht wenige Experten fühlen sich an die Situation vor exakt einem Jahr erinnert. Auch damals hatte Greenspan ein kräftiges Wirtschaftswachstum von dreieinhalb bis vier Prozent für 2003 in Aussicht gestellt - und lag daneben. "In den nächsten Wochen dürften die vorlaufenden Indikatoren noch gut ausfallen und damit Greenspans Sicht bestätigen. Was die nächsten Quartale angeht, bin ich mir jedoch nicht mehr so sicher", sagt Michael Schubert, Senior Economist bei der Commerzbank. Trotz der geld- und finanzpolitischen Hilfestellungen werde die US-Wirtschaft 2004 wohl eher drei als vier Prozent zulegen. Auch HSBC-Stratege Beckmann hatte bei der Greenspan-Rede ein Déjà-Vu: "Die US-Wirtschaft dürfte im nächsten Jahr wohl eher nur um zwei Prozent wachsen."


      Sollte der Fed-Chef wie vor zwölf Monaten wieder Unrecht haben, könnten sich die Kräfteverhältnisse zwischen Renten- und Aktienmarkt wieder verschieben. "In diesem Fall wäre der aktuelle Bond-Ausverkauf eine wundervolle Einstiegsmöglichkeit", sagt David Rosenberg, Chef-Volkswirt Nordamerika bei Merrill Lynch. Greenspan habe nur die positiven Seiten erwähnt, die negativen Faktoren jedoch vollständig ausgeblendet. Als Beispiele nennt er die weiterhin rekordhohe Verschuldung von privaten Haushalten und Unternehmen.


      Anleger müssen also die weiteren ökonomischen Daten genau im Blick behalten, damit sie nicht den falschen Favoriten wählen. Als Knackpunkt gilt der Arbeitsmarkt. Peter Hooper, US-Chefökonom bei der Deutschen Bank: "In den USA muss die Wirtschaft dringend Jobs schaffen. Sonst kann man sich den Aufschwung abschminken."


      Artikel erschienen am 17. Jul 2003

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      Avatar
      schrieb am 16.07.03 20:32:11
      Beitrag Nr. 3.567 ()
      Anleihen

      Spekulation auf die Zinswende

      16. Juli 2003 Auf den Anleihemärkten mehren sich die Stimmen, die von einer Zinswende sprechen. Am Mittwoch rief Bill Gross, der mit dem Total Return Fund den größten Rentenfonds der Welt verwaltet, die Trendwende aus. Die beste Zeit für Anleihen sei vorbei, sagte Gross, der für die Allianz-Tochtergesellschaft Pimco arbeitet. Er verglich die Situation der Anleihen mit den Aktienmärkten im Jahr 2000. Damals überschritten die Aktienkurse ihren Höhepunkt - eine drei Jahre dauernde Baisse begann. Die Anleger sollten sich auf beiden Märkten - Aktien und Renten - für die kommenden Jahre auf niedrige einstellige Renditen einrichten, sagte Gross.

      Durch Alan Greenspans optimistische Beschreibung der wirtschaftlichen Lage am Dienstag hatte die Spekulation auf steigende Zinsen zusätzlichen Treibstoff erhalten. Die Rede des Notenbankpräsidenten vor dem Kongreß der Vereinigten Staaten war für viele Konjunkturoptimisten ein weiterer Mosaikstein für das von ihnen favorisierte Bild einer wirtschaftlichen Erholung. Die Anleihemärkte sind seit Mitte Juni von der Erwartung besserer Zeiten geprägt. Entsprechend haben sich die Renditen von ihrem Rekordtief entfernt. Zehnjährige Bundesanleihen bieten derzeit eine Verzinsung von 4,1 Prozent. Vor einem Monat waren es nur 3,5 Prozent - so wenig wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.

      In Amerika sind die Renditen für Anleihen gleicher Laufzeit am Mittwoch in der Spitze auf 4,06 Prozent gestiegen. Dies vergleicht sich mit einem zyklischen Tief von 3,07 Prozent vor vier Wochen. Damit ist der Renditeabstand zwischen amerikanischen und europäischen Staatsanleihen fast gänzlich verschwunden. Dies erklärt auch zu einem Teil die jüngste Schwäche des Euro.

      Experten streiten nun darüber, wie nachhaltig die Renditesteigerungen sind. In einer Umfrage dieser Zeitung haben einige Ökonomen ihre Prognosen erläutert. Die Schätzungen für die Entwicklung der Anleiherenditen sind so unterschiedlich wie die Beschreibungen der wirtschaftlichen Lage. So setzt etwa Gottfried Heller von der Vermögensverwaltung Fiduka auf die Zinswende. Er erwartet, daß in Amerika die steuerlichen und geldpolitischen Impulse Wirkung zeigen und die Konjunktur beleben werden. Heller erinnert an die Mitte der neunziger Jahre, als die Renditen innerhalb kurzer Zeit kräftig gestiegen sind: "Das war ein Renten-Crash."

      Nur leicht steigende Renditen erwartet dagegen Jan Holthusen, Analyst der DZ Bank. Er macht dafür vor allem das Ende der Deflationsdebatte verantwortlich. Ein besonders trübes Bild der Konjunkturaussichten zeichnet Stefan Schilbe, Analyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Die amerikanische Wirtschaft laufe "nur auf einem Zylinder". Deshalb sei der Notenbank Fed auch nicht an steigenden Zinsen gelegen, weil sie darauf achten müsse, daß der private Konsum nicht abgewürgt wird. Vor diesem Hintergrund sei zu erwarten, daß die Anleiherenditen in der Eurozone im kommenden Jahr abermals fallen und dabei das bisherige Rekordtief testen werden.

      Text: ruh., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2003


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      Wann gab`s das schon mal, steigende Zinsen und haussierende Aktienmärkte, na ??? ;)
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 20:52:03
      Beitrag Nr. 3.568 ()
      Schulden über Schulden ...

      von Martin Weiss

      Die deutschen Standardwerte präsentierten sich in der abgelaufenen Handelswoche erneut sehr fest und konnten ein neues Jahreshoch erklimmen. Auch der amerikanische Technologieindex Nasdaq zeigte sich äußerst robust und befindet sich nunmehr auf dem höchsten Stand seit 15 Monaten.

      Im fernen Osten erreichte der Nikkei225 die 10000-Punkte-Marke, ehe zum Wochenschluß hin starke Gewinnmitnahmen einsetzen. Nichtsdestotrotz, der japanische Aktienmarkt bleibt zumindest kurzfristig betrachtet weiter interessant. Einige Chartisten sehen die 12000 als mögliches Kursziel an.

      Dies nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, daß sich scheinbar einige Indikatoren, wie bspw. in der letzten Woche die Maschinenbauauftragseingänge als überraschend stark erwiesen. Hoch interessant auch die Tatsache, daß der japanische Leistungsbilanzüberschuss sich im Mai im Vergleich zum Vorjahr um gewaltige 28,6 % erhöhen konnte.

      Apropos Leistungs- bzw. Handelsbilanz, im Westen, jenseits des Atlantiks, nichts Neues! Die US-Handelsbilanz wies für den Mai diesen Jahres erneut ein gigantisches Defizit von 41,84 Milliarden $ auf. Erwartet wurde lediglich ein Minus in Höhe von 41,4 Milliarden $.

      Eine Trendwende ist insofern auch kaum zu erwarten, zumal einerseits US-Exporte angesichts rezessiver Tendenzen in Europa bspw. kaum gewaltig zulegen dürften und andererseits die Importe aus Billig-Lohn-Ländern -Stichwort China- im Begriff sind, weiter rasant zuzunehmen.

      Amerika braucht also weiterhin per saldo eine Milliarde $ täglich (!!!), um dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Daß dies auch mittel- und langfristig alles andere als günstig für den $ im Verhältnis zu seinen "Gegenspielern" sein wird, braucht an dieser wohl kaum mehr näher hervorgehoben zu werden.

      Wie auch immer, ein Grund für dieses monströse Defizit liegt darin, daß viele Amerikaner immer noch wie wild auf Pump über Ihre Verhältnisse leben. Die Gesamtsumme der ausstehenden Verbraucherkredite betrug im Mai sage und schreibe 1,76 Billionen $. Im Vergleich zum April war der Zuwachs 7,3 Milliarden $. Damit ist ein neuer Rekord bei den Verbraucherschulden erreicht!

      Nicht zu unterschätzen ist gerade in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß die Verschuldung der Verbraucher mit einer Wachstumsrate von 5,1 % per annum zunimmt, wohingegen 5,1 % Wirtschaftswachstum nur in absoluten Boom-Zeiten zu erreichen ist. Daß diese Entwicklung alles andere als gesund und mittel- und langfristig sehr, sehr schwerwiegende Folgen zeitigen könnte, sollte auch klar sein. Denn es kommt ja auch noch hinzu, daß im ersten Quartal 2003 das Netto-Vermögen der Privathauhalte ja nicht zu-, sondern abnahm, und zwar um insgesamt 20 Milliarden $.

      Angesichts dieser Faktenlage, ist es nicht verwunderlich, daß sich mehr denn je deflationäre Tendenzen, oder nennen wir es ein "deflationäres Vorspiel", abzeichnet. Bspw. sieht man dies an den jüngsten Erzeugerpreisen auch sehr gut. Denn ausschließlich Ernährung und Energie war ein Rückgang im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,1 % zu verzeichnen.

      Es bleibt also vor dem Hintergrund dieser erschreckenden Ausgangslage wahrlich nur eine Frage der Zeit, ehe die "Deflation" auch wieder bei den irrationalen Übertreibungen der letzten 4-Monats-Bärenmarkt-Rallye zuschlagen wird.

      Vor allem einige High-Tech-Tulpenzwiebel, wie zum Beispiel Yahoo, sind bewertungstechnisch ja erneut maßlos übers Ziel hinauf getrieben worden. Ähnlich, wie 1999/2000, scheinen die Investoren wieder einmal wohl nur über heftige Kursrückschläge lernen zu wollen, daß Tulpenzwiebeln nicht in den Himmel wachsen werden!

      Aber auch Dow Jones, S+P 500 und co sind ja -wie sie wissen- alles andere als günstig, im historischen langfristigen Vergleich. Das KGV im S+P500 beträgt halt momentan33. Und vom langfristigen Mittel bei 15 sind wir noch ein wenig entfernt.

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      Avatar
      schrieb am 16.07.03 21:03:14
      Beitrag Nr. 3.569 ()

      Erklärung für FONDEX Sentiment Indicator

      Der FSI reflektiert die psychologische Verfassung des US-Aktienmarktes. Er setzt sich zusammen aus der Marktstimmung, der Marktvolatilität und dem Verhältnis der gehandelten Put- und Call- Optionen. Die Skala reicht von 1-100. 100 stellt ein sehr optimistisches Stimmungsbild dar und 1 ein sehr pessimistisches. Der Markt neigt dazu mittelfristige Hochs zu bilden, wenn
      der FSI über 70 steigt und er neigt dazu mittelfristige Tiefs zu bilden, wenn er unter 10 fällt.

      © 2002 FONDEX Vermögensmanagement


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      Avatar
      schrieb am 16.07.03 22:02:43
      Beitrag Nr. 3.570 ()
      Hannich-Kolumne: Konjunktureinbruch und Haushaltsdefizite

      16.07.2003 09:58:00


      Wie nun bekannt wurde, müssen die USA dieses Jahr ein Haushaltsdefizit von fast einer halben Billion Dollar hinnehmen. Dies stellt einen nie dagewesenen Rekordverlust dar. Wurde noch vor wenigen Jahren lauthals verkündet, dass in Zukunft der Staatshaushalt Gewinne einfahren wird, so hat man sich nun endgültig von diesen Traumvorstellungen verabschiedet. Doch nicht nur in den USA, überall auf der Welt explodieren die Defizite. Vor allem bei uns in Deutschland wird das Desaster jeden Tag deutlicher. Auch uns wurde vor einigen Jahren noch versprochen, dass nun endgültig Schulden abgebaut würden und der Staat bereits in einigen Jahren schuldenfrei sein soll. Wunschträume und Zweckoptimismus, wie wir heute erfahren können.
      Doch warum kann denn kein Staat der Welt je seine Schulden abbauen? Das geht deshalb nicht, weil er in Zeiten von Rezessionen immer konjunkturpolitisch eingreifen muss, da anderenfalls sofort eine deflationäre Abwärtsspirale einsetzt. Wenn immer so schön vom "Sparen" geredet wird, dann wird ganz vergessen, dass wenn bei fast 50 Prozent Staatsquote der Staat sparen würde, plötzlich massiv Nachfrage auf dem Markt fehlen würde, was Pleiten und Bankrotte nach sich ziehen müsste. Die Staaten sind allein von der immer trüberen Konjunkturentwicklung zur Verschuldung gezwungen. Natürlich geht dieses Spiel auch nicht unbegrenzt, da die Kapitalkosten zunehmend den Handlungsspielraum der Nationen eingrenzen und die Wirtschaft abwürgen. In jedem Fall droht also in Zukunft eine Krise: Spart der Staat, fehlt Nachfrage auf dem Markt, verschuldet er sich weiter ist er früher oder später bankrott. Krieg war im historischen Verlauf oftmals die einzige Lösung des Problems. Wer sich unter solchen Bedingungen auf steigende Aktienkurse verlässt, der wird möglicherweise schon bald sein blaues Wunder erleben.

      Günter Hannich ist Autor von sechs finanzkritischen Büchern und Ratgebern zu Wirtschaft und Geldanlage. Daneben informiert er in deutschlandweiten Seminaren die Bevölkerung zu Fragen von Geldanlage und Finanzsystem. Er ist durch zahlreiche Veröffentlichungen sowie Interviews in Rundfunk und Fernsehen bekannt. Mehr Infos auf seiner Internetseite: www.geldcrash.de.

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      Avatar
      schrieb am 16.07.03 22:38:50
      Beitrag Nr. 3.571 ()
      Kolumne


      "Daniel, rück mal endlich mit einer konkreten Strategie raus!!!"

      von Daniel Gollner

      "Daniel rück mal endlich mit einer konkreten Strategie raus und fackel nicht immer mit dem "warmduschersachen" wie Moneymanagement - Trading ist ein Business und den anderen ganzen Müll den keiner brauch rum"

      Werter Kolumne Leser. Diese Email hat mich vor 2 Wochen erreicht und deshalb möchte ich hier erstens mit einen konkreten Regel rausrücken und zweitens noch mal auf die Rahmenbedingungen aufmerksam machen.

      GANZ KONKRET 2 Day High Low:
      Ein Ansatz den ich seit Anbeginn meiner Tradingkarriere beibehalten habe ist ein ganz ganz einfaches 2 Day High Low Break out. Die Regel ist ganz einfach wenn der Markt Heute innerhalb der Range des gestrigen Tages eröffnet und er nach oben durch das High von Gestern oder nach unten durch das Low von Gestern stößt dann geht man für ca 1/5 der Average Daily Range mit. Stop die Hälfte des Targets.

      Schaun wir uns mal ein Beispiel an:
      Dax yesterdays low 4872 yesteradays high 4987. Der Markt eröffnet Heute bei 4927 also innerhalb der gestrigen Range. Um 10.10 bricht der Markt das Low von Gestern und wir reiten für 20 Punkte mit. Stop sind 10 Punkt. Aus fertig. Anbei noch ein Backtest damit Ihr seht das das nicht nur einmal so ist sondern wirklich öfters auftritt.

      So einfach ist das:
      Tja und im Prinzip sehen so die Dinge aus die ich handle. Es sind so einfache Dinge wie Flaggen in einem trendigen Markt oder 1-2-3 Umkehrformationen wenn der ES schon 10 Punkte hinter sich hat - in Aktien kann das so einfach sein wie 3 Tage hoch dann oben drauf hauen. Stops vernünftig an der Vola ausrichten Gewinne laufen lassen - und wenn der Markt schon gut für einen gelaufen ist daran denken Gewinne auch mit zu nehmen - und fertig. Keine große Hexerei von den Einstiegen her.





      Ja, theoretisch ist das einfach praktisch aber nicht:
      Klingt ja super einfach bis hierher, oder? Und jetzt kommt nämlich der Haken an der Geschichte. Moneymanagement, Risikomanagement, Positionsgrößenmodelle, Disziplin, Confidents in das was man macht, geistige und Körperliche Fitness wenn man handelt, Einstellung zum Trading, Internetverbindung Hard und Software - Broker - Ausführungsgeschwindigkeit, News im Markt und und und....
      Das ist auch der Grund warum 90% meiner Artikel von diesen Dingen handeln. Nicht weil ich Euch nicht sagen will was ich wirklich mache oder nicht rausrücken möchte mit meinen super Einstiegsregeln - Ne es geht einfach um die Rahmenbedingungen und den RIESIGEN Unterschied zwischen Theorie und Praxis der nirgends sonst so groß ist wie im Traden.

      Nehmen wir mal ganz konkret dieses Beispiel:
      Aber nehmen wir mal das Beispiel mit dem 2daybreakout im Dax. Schöne Performance berechnet auf den Drawdown glatte 400% super oder?. So jetzt kommen wir aber zur Praxis: Angenommen man hat sonst nichts zu tun, aus welchen Gründen auch immer, und sitzt den ganzen Tag vorm Computer und wartet darauf das der Dax aus seiner gestrigen Range ausbricht. Laut Backtest sehen wir das dies im Durchschnitt nur jeden sechsten Tag der Fall ist. Kein Problem?? Schon mal wirklich darüber nachgedacht?
      Man sitzt von 8.30 Morgens den ganzen Tag vorm Computer starrt auf den Markt wie sie ihn hoch und runter jagen und man selbst nicht mit dabei ist. Jeder Tick zeigt Möglichkeiten um Geld zu verdienen und man selbst sitzt nur blöd rum....... Etwas klarer ausgedrückt wann immer sie den Markt jagen und man selbst im Nachhinein zu sich sagt: "Das war jetzt klar das der da hoch geht denn da unten war (was auch immer man im Nachhinein sieht)" verspürt man Schmerz. Den Schmerz andere haben Geld verdient und ich nicht.
      Wenn man dann auch noch von den Tradingergebnissen leben muss hängt das Damokles Schwert noch viel tiefer. Und hier entscheidet sich`s. Viele surfen dann etwas rum sehen hier einen möglichen Einstieg dort ein mögliches Handelsystem kaufen jenes Buch und jenen Newsletter und lesen diese Markteinschätzung und aus dem Zwang raus Geld verdienen zu müssen wird dann alles mögliche gehandelt.

      Tja so ist das mit den konkreten Handelsregeln. Die einfachsten Sachen können für Sie lieber Leser funktionieren, wenn Sie den nötigen research machen, den nötigen Businessplan schreiben, die Stops und Regeln einhalten und die Disziplin haben dies auch noch um zu setzen. An möglichen Einstiegsregeln fehlt es der Weltliteratur und dem Internet bestimmt nicht deshalb werde ich auch weiter über die Rahmenbedingungen und die beinharte Praxis berichten und Anregungen aus meiner persönlichen Erfahrungen mit einbringen.

      2Day High Low ist handelbar - aber verdammt langweilig und nicht sexy:
      Aber wer wirklich Not an Einstiegsregeln hat. Ich habe diesen Backtest ganz bewusst nur bis 04/2002 gemacht somit hat man ein Insample Backtest und den Outsample 04/2002 - 03/2003 kann jeder mit seinem Charttool selbst machen. Überprüft jeden Tag schreibt am Papier mit wie es gelaufen wäre..... Wenn die Ergebnisse weiterhin gut sind ist das durchaus ein System das sich super umsetzen lässt. Aber erwarten Sie sich keinen Nervenkitzel solche Dinge zu handeln ist mehr als langweilig und ganz sicher nicht befriedigend.....

      Das muss jetzt noch sein - Disclaimer:
      Natürlich sollte das hier keinerlei Aufforderung sein das 2day high low im Dax zu handeln. Wenn jemand das trotzdem machen möchte muss er seinen eigenen Research anstellen. Seinen persönlichen Vermögensverwalter kontaktieren und mit Ihm das besprechen. Es muss auch klar sein das dieses System egal wie gut es in der Vergangenheit gelaufen ist ab Morgen nicht mehr laufen kann. Wenn jemand sich entscheidet 2day high low für sich um zu setzen macht er das auf sein eigenes Risiko. Ich bin wie gesagt kein CTA oder in irgendeiner weise registriert mit dem Bundesaufsichtsamt für Wertpapier.

      Gute Trades
      Daniel


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      Avatar
      schrieb am 16.07.03 23:16:06
      Beitrag Nr. 3.572 ()
      Weil ich gerade den Bullen gesehen habe:


      1. Bullen gehören zur Spezies der Rinder.
      Rinder sind nützliche Tiere, sie ernähren den
      Menschen und haben früher sogar seine Felder
      gepflügt und Karren gezogen.

      2. Bären sind aus menschlicher Sicht schädliche
      Tiere. Sie fressen sein Vieh und bedrohen seine
      Familie.


      Ich kann nicht leugnen, daß mir Rindvicher, und sei
      es nur in Form eines Hamburger beim Mac lieber sind,
      als Bären! :)




      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 16.07.03 23:49:01
      Beitrag Nr. 3.573 ()
      16.7.03

      Insider in USA verschmähen eigene Aktien

      Manche Experten schließen daraus auf ein baldiges Ende der US-Kursrallye

      New York/Berlin - Wenn Konzernchefs, Vorstände oder Aufsichtsratsmitglieder in großem Umfang Aktien ihres Unternehmens zukaufen oder auf den Markt werfen, horchen viele Beobachter auf. Denn diese so genannten Insider-Geschäfte oder Directors` Dealings, die der jeweiligen Börsenaufsicht gemeldet werden müssen, können Hinweise auf die zukünftige Entwicklung der Aktie oder des Marktes geben. Auch ein besonders geringes Kaufinteresse gilt als Indikator, wie aktuell in den USA. Dort haben Insider bei Konzernen wie Dell oder Microsoft während der Rallye im zweiten Quartal ihre eigenen Aktien verschmäht. Dies kann als Zeichen interpretiert werden, dass der Kursaufschwung schon zu weit gegangen ist.

      Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder kauften im Juni gerade mal für 69 Mio. Dollar Aktien des eigenen Unternehmens. Das ist nach den Daten von Thomson Financial der niedrigste Wert seit 1997. Er liegt auch 45 Prozent niedriger als die 126 Mio. Dollar vom Mai. Das Verhältnis von verkauften zu gekauften Aktien war mit 4,2 das höchste seit 17 Jahren, berichtet Vickers Weekly Insider Report. "Die Chefs sind sich einig: Der Markt ist derzeit großzügig bewertet", sagt Don Coxe, Chefstratege bei Harris Investment Management. Konzernlenker wie Steve Ballmer, Vorstandsvorsitzender von Microsoft, und Michael Dell, sein Kollege bei Dell, haben in den letzten sechs Monaten insgesamt für über zwei Mrd. Dollar Aktien des eigenen Unternehmens verkauft.

      (Welt, 15.7.03)





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      @The Farmer

      Das liegt ja auch irgendwie in der Natur der Sache, dass Farmern Rindviecher lieber sind als Bären. Wer hat auch schon eine Bärenfarm. Aligatorenfarmen, ja sowas gibt`s................aber Bären....????? :confused: :D :laugh:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 17.07.03 13:53:57
      Beitrag Nr. 3.574 ()
      Schulden machen ist wieder in

      Die Länder der EU und der Euro-Zone haben sich in der Vergangenheit verkalkuliert - Kosten der Arbeitslosigkeit belasten die Etats

      Berlin - Angesichts der Konjunkturschwäche ist der Gesamtstand der Schulden in der Euro-Zone und der Europäischen Union im vergangenen Jahr gestiegen. Viele Länder versuchten, die wirtschaftlichen Probleme und Steuerausfälle durch Kredite und Anleihen auszugleichen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin ermittelte.

      Für den Euro-Raum erhöhte sich der Bruttoschuldenstand gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2002 erstmals seit 1996. Damals betrug er 76,1 Prozent. Bis 2001 sank er kontinuierlich auf 69,9 Prozent. Im vergangenen Jahr stiegen die Bruttoschulden wieder - auf 70,2 Prozent.

      Ein ähnliches Bild zeigte sich in der gesamten EU. Nach Angaben des DIW verringerten die Länder den Schuldenstand von 71,5 Prozent 1996 auf 63,4 Prozent in 2001. Im vergangenen Jahr veränderte sich die Quote nicht, die DIW-Volkswirte erwarten aber, dass der Bruttoschuldenstand im laufenden und im kommenden Jahr deutlich über 64 Prozent wachsen wird.

      Die Wende in der europäischen Schuldenentwicklung ist nach DIW-Angaben vor allem konjunkturbedingt. Vielfach hätten sich die Länderregierungen an zu ehrgeizigen Wachstumszielen orientiert. Um der sich dann abzeichnenden Verfehlung der finanzpolitischen Ziele zu begegnen, hätten die Länder trotz der Konjunkturschwäche die Staatseinnahmen erhöht und die Ausgaben eingeschränkt.

      Die öffentlichen Abgaben in Prozent des BIP gingen dem DIW zufolge im Euro-Raum in den vergangenen Jahren teils deutlich zurück. Dagegen erhöhten sich die Staatsausgaben seit einem Tiefpunkt im Jahr 2000 wieder. Zur sinkenden Abgabenquote hätten Steuerreformen in etlichen Ländern beigetragen. Die wieder anziehenden Ausgaben ständen in Zusammenhang mit den Kosten für die steigende Arbeitslosigkeit.

      Das DIW sieht für 2003 ein Staatsdefizit von 2,6 Prozent des BIP in der Euro-Zone. Für die gesamte EU berechneten die Volkswirte eine Defizitquote von 2,4 Prozent für 2004. Vor allem die großen EU- und Euro-Länder Deutschland und Frankreich treiben die Quote nach oben. rtr


      Artikel erschienen am 17. Jul 2003


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      Avatar
      schrieb am 17.07.03 18:13:37
      Beitrag Nr. 3.575 ()
      @HS

      klar, nur, wie gut jemand innerhalb eines Systems `performed` haengt eben nicht nur von persoenlichen Begabungen ab (die in unserem System in erster Linie nicht genetischer sondern sozialer wie materieller Vererbung entstammen), sondern eben auch von dem System.

      Jeder Mensch mit ein bisschen guter Gesinnung sollte daher wissen, dass es das Ziel sein muss nach einem gerechten System zu streben, in dem es allen bei vergleichbarem Arbeitsaufwand gleich gut geht.
      Avatar
      schrieb am 19.07.03 02:21:15
      Beitrag Nr. 3.576 ()
      @3573 von M.Haze

      Ja richtig. Ich stimme dir zu.
      Das Bestreben an einer Annäherung an das Ideal der Gerechtigkeit ist ok.
      Falls aber jemals die totale Gerechtigkeit von Menschen erschaffen würde, wäre das das Ende von Allem. Denn vollständige Gerechtigkeit würde Stillstand und Argonie bedeuten. Nichts wäre mehr zu reparierenn, niemand wäre noch zu motivieren etwas zu verbessern und an veränderten Gegebenheiten anzupassen.

      Nur die Störungen im Gleichgewicht von Systemen halten diese dynamisch und lebendig.
      Ich habe gestern einen Film über Genetik in ARTE gesehen. Dort hatte man aufgezeigt, wie die DNA arbeitet und wie Fehler der DNA-Reproduktion zu negativen, aber auch postitiven Ergebnissen führen. Die negativen Folgen einer ungewollten, fehlerhaften DNA-Vervielfältigung nennt man Krankheit, die positiven Erscheinungen einer ungewollten, fehlerhaften DNA-Vervielfältigung nennt man.........EVOLUTION.

      Würde das DNA-Dublizierungssystem perfekt im Gleichgewicht arbeiten, gäb`s auf der Erde bestenfalls primitive Einzeller.......bestenfalls.

      In der Ökonomie könnte man die "Krankheit" in "Wirtschaftkrise" und die "Evolution" in "Inovationen" umbenennen, die die Gesellschaft zu einem neuem Wirtschaftsaufschwung trägt.

      Fazit: Ohne Regen keine Sonneschein.......und umgekehrt



      H_S
      Avatar
      schrieb am 19.07.03 03:11:06
      Beitrag Nr. 3.577 ()
      @ #3573 von M.Haze

      Ubbs, ich hab` noch was vergessen.

      "".........wie gut jemand innerhalb eines Systems `performed` haengt eben nicht nur von persoenlichen Begabungen ab (die in unserem System in erster Linie nicht genetischer sondern sozialer wie materieller Vererbung entstammen)..............."

      Das stimmt LEIDER nicht !!!

      Ich bedauere das auch, aber es ist, wie gesagt, leider, nicht wegzudiskutieren, dass die Vererbung bei der Prägung von Begabungen, Talenten, Neigungen, Persönlichkeitsstrukturen, Charaktereigenschaften und Temperamenten eine überragende, ja, DIE maßgebende Rolle spielt.
      Mir wär`s auch lieber, wenn man sich so schneidern könnte, als das man sich in seiner Haut optimal wohlfühlen würde.
      Aber, nochmals, leiderleider, scheitert man zu oft immer wieder an seinen scheiß, vorgegebenen Grenzen.:(

      Erst heute konntest du, zum Beispiel, in allen Online-Magazinen lesen, dass die Ursache für Depressionen vorallem von den Genen bestimmt wird. Klar, in den Artikeln steht, wenn ich genau zitiere: "Depressionen wie wahrscheinlich auch andere mentale Krankheiten resultieren demnach aus einer Kombination von Erbanlagen und Umweltfaktoren."
      Aber die Erwähnung der "Umweltfaktoren" sehe ich eher als politisch korrektes Feigenblatt. Die "Alt68ziger" in den Redaktionen können offensichtlich wohl nicht so richtig über ihren eigenen Schatten springen. Na ja, wie`s denn auch sei.

      LINK: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,257574,00.h…


      Ich habe in dem Diät-Threat vom User "Holzweg" beschrieben, warum unsere Gesellschaft nicht wahrhaben will, dass die Gene und nicht die Umwelt bestimmen, ob ein Mensch in seinem Leben übergewichtig werden wird oder nicht.

      Ich möchte aus meinem Posting in diesem Threat ein Teil hier zitieren.

      Zitat: "Warum beharrt man in der öffentlichen Meinung so darauf, dass ausschließlich das persönliche Verhalten und die soziokulturellen Settings am Übergewicht schuld sind ???


      Die Gründe sind:

      A) Die Internalisierung des Antinazi-Reflexes der Alt 68ziger.

      Weil die Genetik ein Hauptbestandteil der Nazis und ihrer Ideologie war, um Menschen in "wertvolle" und "lebensunwerte" Personen aufzuteilen und um ihre Verbrechen, die sie begangen haben, zu rechtfertigen und zu legitimieren, hat die Nachkriegsgeneration aus ideologischen Gründen und um sich von den Faschismus abzugrenzen das Kind(Genetik) gleich mit dem Bade ausgeschüttet und sich in der Gegenposition versteift, dass nur die Gesellschaft/Umwelt, bzw. das Individum selbst für sein Lebensweg verantwortlich ist. Dadurch, dass die staatlichen Medien weitgehend von dieser 68ziger Generation dominiert war/ist, regte/regt sich in der Öffentlichkeit gegen diese vorherrschende Meinung auch kaum Wiederspruch, weil eine mögliche andere Erklärungsalternative den Leuten nicht angeboten wurde/wird.


      B) Die eigene humanistische, menschenfreundliche Grundeinstellung.

      Wenn Übergewicht beim Menschen nur durch "schlechte" Gene verursacht wird, besteht die begründete Gefahr, dass dieser Personenkreis von der Gesellschaft als minderwertig klassifiziertund als hoffnungsloser Fall ignoriert, ausgeschlossen und diskriminiert wird.
      Zudem nimmt man durch diese Erkenntis der (genetischen)Unabänderlichkeit des Körpergewichts den "Dicken" jede Hoffnung auf ein schlankeres Äußeres.
      Da ist dann eben die "mildtätige Lüge" besser, dass, wenn man es nur wirklich will, jeder so aussehen kann wie Twiggi.


      C) Die geschäftlichen (Gewinn-)Interessen der "Gesundheits"-Industrie.

      Wenn sich erstmal überall in der Bevölkerung die Einsicht festsetzen würde, dass Fettsein eine Art determiniertes Schicksal antiken Ausmaßes ist, dann würde auch keiner mehr Schlangheitspülverchen, Anti-Fettpillen, die Brigitte mit der gleichnamiger Frühlingsdiät und anderen sinnlosen Schnickschnack kaufen. Also kann schon allein aus diesem Grund nicht sein, was nicht sein darf."



      Du könntest das Atribut "Übergewichtig" durch beliebig andere Eigenschaften des Menschen ersetzen. Die Grundausage ist und bleibt, nach meiner Meinung, richtig.


      Aber das Forum: "Charttechnik" und der Threat mit dem Titel: "Warum die Indizes fallen werden" sind eigentlich nicht der richtige Ort, um solche Fragen zu erörtern.

      Da sollten wir mal woanders einen Threat aufmachen. :)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 20.07.03 16:39:05
      Beitrag Nr. 3.578 ()
      hallo, Leute ihr habt mich wohl missverstanden.
      Ich habe eine Pause(die mir auch gegönnt sei) eingelegt.
      Nach ein paar Wochen werden ich versuchen ,wie gewohnt weiterzumachen
      Natürlich darf man die Postings kritisieren. Man kann es nicht immer jeden Leser recht machen.
      Ich versuch manchmal eben, auch Artikel zu posten , die nicht in den Mainstream -Medien auftauchen und die Leser zum Nachdenken bewegen will und dazu gehört auch das Kritisieren.

      @h_s
      #3574
      Ja , genau ohne die Krankheit würde man die Gesundheit nicht zu schätzen wissen.
      Aber sollen wir deswegen die Krankheiten lieben und sie weiter fördern oder lieber versuchen die Krankheit zu besiegen. Wenn das System selbst im Kern schon krank ist , wie soll daraus was Gutes herauskommen. Da expontionelles Wachstum auf einer begrenzten Welt nicht funktionieren kann, kann das System das darauf aufbaut auch nicht funktionieren.So einfach! Wer das Einfache nicht versteht , wird das Komplexere erst recht nicht verstehen. Allmählich mit der Zeit, wo die Zinsen(Erträge) schneller steigen, als die Wirtschaft,(nichts wächst ewig in den Himmel) zeigen sich die Krankheitssymptome. Es wird nicht versucht die Krankheit zu heilen, sondern man versucht lieber die Symptome zu lindern.Wenn die Leute das nicht einsehen wollen, dann müssen sie auch dafür die Folgen tragen. Schade nur, das fast alle die Leidtragenden sind. Gut, das du auch die Kolumne vom Freiwirtschaftler Günter Hannich#3568 hier reingestellt hast.

      und hier noch ein Beitrag

      Keine Wende bei den Staatsschulden in Sicht

      Zum zweiten Mal hintereinander ein Nachtragshaushalt. Das öffentliche Defizit auf dem höchsten Stand seit Mitte der siebziger Jahre. Das Ziel, bis 2006 einen Bundeshaushalt ohne Schulden vorzulegen, verfehlt. Der Spiegel zieht eine ernüchternde Bilanz für Bundesfinanzminister Hans Eichel.

      Die Schuld gibt Eichel der schlechten Weltwirtschaftslage und der Opposition, die in 16 Jahren die Reformen nicht angepackt habe. Rot-Grün wirkt allerdings genauso ratlos und die Zahlen sehen noch schlechter aus.

      18,9 Milliarden Euro darf Eichel in diesem Jahr eigentlich an neuen (!) Schulden aufnehmen. Seine Beamten rechnen aber mittlerweile mit bis zu 31 Millarden Euro. Das Staatsdefizit darf eigentlich drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht übersteigen. Erwartet werden nun fast vier Prozent.

      Die Vermögenden können sich freuen. Wenn der Bund weiterhin Schulden macht, kann irgendjemand ein Vermögen in gleicher Höhe gewinnbringend anlegen. Irgendjemand muss schließlich die Zinsen dafür zahlen.

      Derzeit steigt die Staatsverschuldung laut Bund der Steuerzahler pro Sekunde um 1669 Euro. Bis Ende des Jahres werden so insgesamt 1,325 Billionen Euro Schulden zusammen gekommen sein. Mehr als 110 Jahre würde es dauern, diesen Berg abzutragen, wenn ab sofort keine Schulden mehr gemacht und jedem Monat eine Milliarde Euro abbezahlt werden würden. Danach sieht es derzeit aber wirklich nicht aus.



      Finanzpolitik: Ende der Schönfärberei. Spiegel 19/2003, Seite 119.

      Der Bund der Steuerzahler mit Schuldenuhr im Internet unter

      http://www.steuerzahler.de/

      inwo.de

      und ich danke nochmals allen aktiven Usern und den Lesern, die diesen Thread noch am Leben erhalten.
      bis bald (hoffe ich);)
      Avatar
      schrieb am 20.07.03 16:56:50
      Beitrag Nr. 3.579 ()
      #h-s
      lies dir diese schöne Lektüre mal durch. Ist es wert, dieses System noch zu verteidigen?
      Für 1 Woche reicht es und Tschüss!

      5 Milliarden Euro zur Finanzierung der Steuersenkung,
      das sind ziemlich exakt

      0,67 Promille neue Schulden



      was soll also die ganze Aufregung?


      ein Kommentar von Egon W. Kreutzer, 17.07.2003


      Bei einer Gesamtschuldenlast von rund 7,5 Billionen Euro (Staat, Wirtschaft und Private Haushalte zusammen) machen 5 Milliarden neue Schulden einen Anstieg des Schuldenberges um gerade einmal 0,67 Promille aus.

      Rechnet man die Zins-Belastung unserer Enkel und Urenkel aus, die durch eine schuldenfinanzierte Steuersenkung in Höhe von 5 Milliarden Euro entsteht, dann kommen wir auf rund 3 Euro pro Kopf und Jahr bzw. auf rund 6 Euro pro Beschäftigtem und Jahr. Das kann bei höheren Zinssätzen auch bis zu 10 Euro pro Jahr und Beschäftigtem bedeuten, aber kaum mehr.

      Ist das wirklich unvertretbar, wie es die Union, allen voran Roland Koch, aber auch so manche VertreterIn der Grünen behauptet. Ist das nicht ganz im Gegenteil ein sehr geringer Preis dafür, dass die Karre aus dem Dreck gezogen, der Konsum angekurbelt, neues Wachstum und der heißersehnte konjunkturelle Aufschwung geschaffen wird?


      Der Skandal ist fürwahr nicht der Plan des Finanzministers, lächerliche 5 Milliarden Euro Schulden mehr aufzunehmen, als bisher geplant, der Skandal ist in der Höhe der bereits vorhandenen Schulden begründet und in der Tatsache, dass unser gesamtes Wirtschaftssystem zusammenbricht, wenn wir aufhören, immer mehr Schulden zu machen.

      Betrachten wir das Phänomen Schulden einmal etwas näher:

      Staat, Unternehmen und private Haushalte im Wirtschaftgebiet der Bundesrepublik Deutschland sind nach offiziellen Statistiken bei den deutschen Banken und Sparkassen, den Versicherungen und den Bausparkassen mit rund 7,5 Billionen Euro verschuldet. Privat- und Auslandskredite sowie Darlehen aus dem grauen Kapitalmarkt kommen hinzu und wenn man auch den Grundbesitz einbezieht, der seinen Miet- und Pachtzins fordert, kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland jährlich alleine für Zinsen der Betrag von etwa
      800 Milliarden Euro aufgebracht werden muss.

      Dem gegenüber steht ein Bruttoinlandsprodukt von rund 2,1 Billionen Euro. Die Wirtschaftsleistung erreicht also gerade noch das 2,6-fache der Zinsbelastung oder, anders ausgedrückt, fast 40 % dessen, was in Deutschland erwirtschaftet wird, fließt letztlich als Zinszahlung auf die Konten der Kapitalgeber.

      Zinsen werden, anders als die Mehrwertsteuer, nirgends gesondert ausgewiesen, doch wir wissen, dass die öffentlichen Haushalte sich über Steuern und Abgaben finanzieren und damit die Gelder für ihre Zinszahlungen aufbringen. Unternehmen rechnen Zinsen, auch Steuern und Abgaben in ihre Preise ein und Arbeitnehmer müssen zusehen, dass ihr Netto-Lohn bzw. Gehalt ausreicht, um die Zinsen der selbst aufgenommenen Kredite zahlen zu können, dieweil sie über die Preise aller Produkte und Leistungen die sie erwerben, wiederum die Zinslasten der Unternehmen tragen.

      Es ist also durchaus nicht abwegig zu behaupten, daß unter allen Strichen von jedem Euro, der irgendwo in einer Ladenkasse klingelt, am Ende 40 Cent irgendwo einem Konto als Zinsen gutgeschrieben werden.

      Weil die Vermögen in der Republik höchst ungleich verteilt sind, entfällt aber nur ein ganz kleiner Teil dieser Zinsen auf die Sparverträge und Lebensversicherungen der normalen Arbeiter- und Angestelltenhaushalte und in den allermeisten Fällen ist die Zinsgutschrift aus angespartem Vermögen deutlich kleiner, als die Zinslast, die dem gegenübersteht.

      Erst wenn das Geldvermögen des einzelnen privaten Haushalts nach Abzug eventuell vorhandener Schulden eine Größenordnung von etwa 200.000 Euro erreicht und durchschnittliche Zinsen abwirft, kann bei sparsamer Haushaltsführung erwartet werden, dass sich Zinserträge und versteckte Zinszahlungen aufheben. Die eigentlichen Nutznießer des Geldsystems, die Netto-Zins-Empfänger finden wir erst unter den Besitzern von Geldvermögen deutlich über 200.000 Euro und diese Grenze verschiebt sich stetig weiter nach oben.

      Warum ist das aber so?

      Warum gelingt es nicht, die Kredite nach und nach zurückzuzahlen und aus der Zinsfalle zu entkommen?

      Leben wir wirklich ständig über unsere Verhältnisse und büßen mit den Zinsen der Gegenwart für die hemmungslose Konsumlust der Vergangenheit?



      Die Antwort ist unglaublich und trotzdem ganz einfach:

      Ohne Schulden gibt es kein Geld.


      Um an Geld zu kommen, gibt es tausend Wege, aber alle haben den gleichen Ausgangspunkt. Egal objemand eine Bank ausraubt, im Lotto gewinnt, sein Erbe antritt, gegen Lohn oder Gehalt arbeitet, ob der Opa seiner Enkelin fünf Euro schenkt oder ob der Händler am Abend in der Ladenkasse viele schöne Scheine findet oder der Industriebetrieb auf seinen Konten die Zahlungseingänge seiner Kunden verbucht, nichts von alledem wäre möglich, hätte nicht irgendwann vorher jemand das Geld geliehen, einen Darlehensvertrag unterschrieben und sich verpflichtet, das Geld zurückzuzahlen und bis dahin dafür Zinsen zu zahlen.
      Natürlich hat er es dann ausgegeben. Man leiht sich Geld ja nicht, nur um es zu haben, und nachdem er es ausgegeben hat, ist das Geld für den neuen Besitzer tatsächlich zum unbelasteten Guthaben geworden, aber trotzdem gibt es hinter jedem Guthaben jemanden, der für dieses Geld Zinsen zahlt und der sich verpflichtet hat, es irgendwann auch zurückzugeben.

      Und weil das für die Zinszahlung benötigte Geld bei der Auszahlung von den Darlehensgebern üblicherweise nicht mitgeliefert wird, muss bald irgendjemand wieder einen Kredit aufnehmen, damit nicht nur die Tilgungsraten, sondern auch die Zinsen bezahlt werden können.

      Wenn wir aufhören, uns zu verschulden, selbst wenn wir nur aufhören, uns immer höher zu verschulden, geht uns das Geld aus. Das ist dann Deflation.

      Mehr und detailliertere Informationen über das Geld finden Sie HIER (Sonderseite Geld).

      Eichel macht also nur, was völlig unvermeidlich ist. Er macht neue Schulden, bevor das Geld zu Ende ist. Ob das nun den Aufschwung bringt, oder nicht, ist beinahe schon nebensächlich, denn in Wahrheit tut er nichts anderes, als den unvermeidlichen Zusammenbruch des Währungssystems um ganze 55 Stunden hinauszuschieben.

      Viel länger als 2 Tage reichen fünf Milliarden nämlich nicht, um die laufend fälligen Zinsen zahlen zu können - von Tilgung ganz zu schweigen.

      http://home.knuut.de/EWKberater/Meinung/12785Promille067.htm…
      Avatar
      schrieb am 21.07.03 10:14:23
      Beitrag Nr. 3.580 ()
      guten Morgen:)

      hier der link zu Investors Daily mit neuen Beiträgen

      http://www.investor-verlag.de/
      Avatar
      schrieb am 21.07.03 16:40:41
      Beitrag Nr. 3.581 ()
      Gesundheitsreform

      Gesundheitskonsens geht Volkswirten nicht weit genug

      21. Juli 2003

      Der sich abzeichnende Konsens in der Gesundheitspolitik reicht nach Einschätzung von Analysten nicht aus, um die Lohnnebenkosten dauerhaft zu senken. Zwar begrüßten die Banken-Volkswirte am Montag grundsätzlich, daß sich Koalition und Opposition auf ein gemeinsames Konzept geeinigt haben. Um die Firmen und Arbeitnehmer auf lange Sicht zu entlasten, müsse allerdings weit mehr am Gesundheitssystem reformiert werden. Die bereits bekannt gewordenen Eckpunkte der Reform greifen den Experten zu kurz.

      Das von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ausgegebene Ziel, die Krankenkassenbeiträge im Schnitt auf 13 von jetzt 14,4 Prozent zu senken, werde wohl nicht erreicht, sagte Andreas Heigel von der HypoVereinsbank. Dafür sei mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen notwendig als bisher geplant.

      Die Aktien der deutschen Pharmakonzerne werden nach Einschätzung von Experten durch die Konsens-Pläne kaum belastet. Die angestrebte Entlastung der gesetzlichen Krankenkassen um 20 Milliarden Euro soll nach dem Konzept von Koalition und Opposition durch eine stärkere Belastung der Versicherten und der Arzneimittelhersteller erreicht werden. So sollen die Versicherten etwa den Zahnersatz aus eigener Tasche bei einer privaten oder gesetzlichen Kasse versichern. Bei Arztbesuchen soll eine Gebühr von zehn Euro pro Quartal fällig werden.

      Hohe Lohnnebenkosten als wichtigstes Hindernis

      Auch Andreas Scheuerle von der DekaBank wertete es zunächst positiv, daß es bei dem wichtigsten Aspekt der Reform - der Lohnnebenkosten - zu einer Entlastung komme. Dennoch sei dabei “reichlich wenig“ herausgekommen, bemängelte er. Unter ungünstigen Umständen werde das allenfalls dazu ausreichen, die Beiträge im kommenden Jahr zu stabilisieren.

      Philip Nimmermann von der ING BHF-Bank sagte, es sei „grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung, wenn die Lohnnebenkosten sinken". Diese seien das wichtigste Hindernis für neue Investitionen. Der angestrebte Durchschnittssatz von 13 Prozent bedeute jedoch allenfalls eine Stabilisierung.

      HypoVereinsbank-Analyst Heigel zeigte sich skeptisch, daß die 13-Prozent-Marke überhaupt erreicht werde. Die enormen Defizite der Kassen ließen bis zum Jahresende einen Anstieg der Beiträge auf im Schnitt 14,7 bis 14,8 Prozent erwarten: „Statt bei 13 Prozent bleibt man dann knapp über 14 Prozent für die nächsten zwei Jahre - dann gibt es eine neue Reformkommission.“ Nimmermann sagte, dem Konsens-Konzept fehle es an Anreizen zu mehr Wettbewerb: „Das bisher Bekannte hört sich an wie eine kurzfristige Kostenreduzierungsmaßnahme.“

      Heigel kritisierte ebenfalls, auf der Ausgabenseite passiere zu wenig. Es seien aber auch sinnvolle Elemente enthalten, zum Beispiel eine höhere Selbstbeteiligung der Versicherten und die Praxisgebühr. Positiv bewerteten die Analysten, daß es überhaupt zu einer Einigung gekommen ist. „Das ist ein Signal, daß sich in Deutschland etwas bewegt", sagte Nimmermann. Vor allem ausländische Investoren dürften das positiv bewerten.

      Die deutschen Pharmakonzerne können nach Einschätzung von Peter Düllmann, Analyst bei Sal. Oppenheim, negative Effekte der Gesundheitsreform auf Grund ihrer internationalen Ausrichtung gut verkraften. Die Pharma-Titel im Dax gaben im Einklang mit dem fallenden Gesamtmarkt nach. Schering-Aktien fielen um 0,7 Prozent, Bayer-Titel büßten 1,5 Prozent ein und die Papiere von Altana gaben um 1,9 Prozent nach.

      Text: Reuters, vwd

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      Avatar
      schrieb am 21.07.03 16:42:01
      Beitrag Nr. 3.582 ()
      Konjunktur

      Keine Besserung der deutschen Konjunktur in Sicht

      21. Juli 2003

      Die deutsche Wirtschaft steckt nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank noch immer in einer Stagnation. Nach bisher vorliegenden Daten habe sich die gesamtwirtschaftliche Produktion im zweiten Quartal noch nicht von der stagnativen Grundtendenz lösen können, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bundesbank-Monatsbericht Juli.

      „Ein Abgleiten in eine stärkere negative Entwicklung erscheint aber wenig wahrscheinlich.“ Bundesbankpräsident Ernst Welteke sprach unterdessen von günstigen Ausgangsbedingungen für eine konjunkturelle Erholung im kommenden Jahr. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe den Leitzins auf ein historisch niedriges Niveau gesenkt und derzeit keinen Handlungsbedarf, dämpfte er Spekulationen über eine baldige weitere geldpolitische Lockerung.

      Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) habe von April bis Juni vermutlich kaum über dem Vorjahresniveau gelegen, heißt es im Monatsbericht weiter. „Eine Besserung in der nächsten Zeit zeichnet sich bisher nicht ab.“ Welteke zufolge gibt es inzwischen Anzeichen einer konjunkturellen Belebung. Die Bedingungen für ein stärkeres Wachstum in Deutschland und der Euro-Zone 2004 seien gegeben.

      Trendumkehr noch nicht geschafft

      „Aber man kann sicher noch nicht sagen, daß der Turnaround, also ein Aufschwung, geschafft ist", sagte er „Bloomberg TV". In einem Gespräch mit „Deutsche Welle TV“ äußerte Welteke die Erwartung, das Wachstum im zweiten Halbjahr werde besser ausfallen als im ersten. Von Januar bis März war das BIP zum Vorquartal um 0,2 Prozent geschrumpft. Die BIP-Daten zum zweiten Quartal veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 14. August.

      Auch viele Bankvolkswirte rechnen nach dem unerwartet starken Rückgang von Produktion und Auftragseingang in der Industrie im Mai nur mit einem Wachstum nahe der Stagnation im zweiten Quartal. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sagte für das zweite Quartal sogar ein Minus von 0,1 Prozent zum Vorquartal voraus und geht auch für das Gesamtjahr von einer sinkenden Wirtschaftsleistung aus.

      Welteke mahnt Einhaltung des Maastricht-Kriteriums an

      Die Bundesregierung hält noch immer an ihrer weitaus optimistischeren Vorhersage von 0,75 Prozent Wachstum in diesem und zwei Prozent im kommenden Jahr fest. Angesichts geringen Wachstums und steigender Staatsverschuldung droht Deutschland sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr die Defizit-Grenze von drei Prozent erneut zu überschreiten. Die marktmäßige Neuverschuldung des Bundes habe im ersten Halbjahr 24,4 Milliarden Euro betragen und den Wert des Vorjahreszeitraums um mehr als die Hälfte übertroffen, heißt es im Monatsbericht. Bundesbank-Chef Welteke warnte jedoch: „Für das kommende Jahr kommt es entscheidend darauf an, daß das Maastricht-Kriterium (...) eingehalten werden kann. Denn sonst würde das wieder einen Vertrauensverlust nach sich ziehen.“

      Sonderbehandlungen bei der Anwendung des Pakts würden die Glaubwürdigkeit des Regelwerks untergraben und seien deshalb abzulehnen, schreibt die Bundesbank weiter in ihrem Monatsbericht. Ein einzelfallorientiertes Aufweichen der Regeln - maximal drei Prozent Haushaltsdefizit und 60 Prozent Gesamtverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) - würde den Grundprinzipien des Pakts widersprechen und das Vertrauen in den Bestand dieser Regeln und damit in eine solide Finanzpolitik gefährden.

      Text: Reuters, vwd


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      Avatar
      schrieb am 21.07.03 17:18:53
      Beitrag Nr. 3.583 ()







      H_S:D
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      schrieb am 21.07.03 17:20:41
      Beitrag Nr. 3.584 ()
      Die Sache mit den US-Pensionsplänen

      von Karim Rahemtulla

      Was für ein Betrug ist das?

      Stellen Sie sich vor – Millionen Amerikaner, die ihren Ruhestand antreten, werden nach Washington marschieren und dort für eine staatliche Zahlung ihrer Renten protestieren.

      Das wird passieren.

      Die amerikanischen Unternehmen haben mehrere Hundert Milliarden Dollar Pensionsverpflichtungen. Das ist Geld, das für die zukünftigen Renten der Arbeiter bei General Motors oder Ford bereitgestellt werden muss. Aber es ist auch Geld, das für die derzeitigen Rentner genutzt werden muss, die momentan den Lohn ihrer Arbeit genießen. Diese Rentenzahlungen wurden auf dem Höhepunkt der US-Industriemaschine abgeschlossen, in den 1950ern, den 1960ern und den 1970ern. Aber damals hatte die amerikanische Nachkriegsgeneration keinen Wettbewerber im Welthandel. Die Amerikaner produzierten, die Welt kaufte. So einfach war das.

      In den 1970ern traten die japanischen Industriegiganten auf die Bühne. China stand noch im Hintergrund, und es stellte noch lediglich mäßig erfolgreiche 5-Jahres-Pläne auf. Die Sowjets schafften es immer noch nicht, ein Auto zu produzieren, das schneller als der Pinto fuhr – obwohl sie Atom- und Hydrogenbomben herstellen konnten. Westeuropa bot den USA einen gewissen Wettbewerb, aber nicht Vergleichbares zu den mobilisierten, motivierten und geldhungrigen Amerikanern.


      Als das Geld locker saß, wurden die Pensionspläne immer fetter. Da es keinen Wettbewerb gab, gab es nichts, das die Gewinnmargen davon abhalten konnte, immer größer zu werden.

      Natürlich kann sich ein so kurzfristiges Denken auf Dauer nicht auszahlen. Im Laufe der Zeit verloren die USA ihre industrielle Vormachtstellung. In den 1980ern begannen die anderen, aufzuholen ... in den 1990ern konnten die Japaner ein Auto doppelt so schnell wie die Amerikaner produzieren, und die chinesische Wirtschaft wurde de facto kapitalistisch.

      Und in den USA veränderten sich die Dinge zum Schlechten. Viele der größten Unternehmen hatten nun große Pensionsverpflichtungen. Aber das Geld floss nicht mehr so locker in die Unternehmenskassen.

      Das Ergebnis? Defizite bei den Pensionsplänen. Die meisten Leute kümmerten sich nicht darum ... und tun es auch heute nicht ... solange sie jeden Monat ihren Scheck erhalten.

      Dabei sind Pensionspläne relativ einfach zu verstehen. Das Prinzip der amerikanischen Pensionspläne ist nicht schwer: Geld wird vom Arbeitgeber in einen speziellen Fonds gegeben. Dieser Fonds investiert dann an den Märkten, um Gewinn zu machen. Aus diesem Fonds werden dann die Rentenzahlungen an die ehemaligen Arbeiter des jeweiligen Unternehmens gezahlt. Solange die Märkte also nicht zusammenbrechen und die Fonds genügend Mittel haben, ist also jeder glücklich.

      In den 1990ern machten viele Pensionsfonds der großen Unternehmen ordentliche Gewinne, da der Aktienmarkt explodierte. Die Unternehmen konnten schätzen, wie hoch die Gewinne ihrer Pensionsfonds sein würden, und die notwendigen Zahlungen für die Pensionsfonds entsprechend ändern.

      Das gab den Unternehmen die offensichtliche Möglichkeit, zu tricksen. Aber es gibt Grenzen, da sie nicht jede beliebige Wachstumsrate einplanen können. Es wird erwartet, dass sie durchschnittlich mit einer Rendite in Höhe der Verzinsung der 30jährigen US-Staatsanleihen rechnen. Jetzt stellen Sie sich den Bärenmarkt am Aktienmarkt und niedrigere Zinssätze vor. Wir befinden uns im Jahr 2003. Die Aktienmärkte sind seit fast 3 Jahren gefallen. Ebenso wie die Zinsen. Der Effekt ist vernichtend.

      Nehmen Sie z.B. General Motors (GM). Zum Jahrtausendwechsel erzielte der Pensionsfonds von GM einen Überschuss. Heute ist er um 18 Mrd. Dollar unterfinanziert. Die Frage einer drohenden Insolvenz kommt auf – außer GM wird durch die Regierung, die Investoren oder die eigenen Produkte unterstützt. Raten Sie mal, wer einspringen wird?

      Zunächst einmal haben die Investoren für über 15 Mrd. Dollar neue GM-Anleihen gezeichnet. Dieses Geld ist nicht dafür da, die Auto-Modelle von GM zu verbessern oder die Effizienz zu steigern oder GM wettbewerbsfähiger zu machen; nein, jeder Cent geht in den unterfinanzierten Pensionsfonds. Die Anleihenkäufer erhalten eine mickrige Rendite dafür, dass sie ihr Geld GM für diesen Zweck zur Verfügung stellen. Für GM ist das ein gutes Geschäft. Sie können im Geschäft bleiben und Verpflichtungen von einer Seite der Bilanz in eine andere Seite der Bilanz verschieben.

      Auch die Regierung ist bereits eingesprungen. Wie ich eben erwähnt habe ... normalerweise sollen die Unternehmen bei ihren Pensionsfonds die Rendite der 30jährigen US-Staatsanleihen als Obergrenze für die angenommenen jährlichen Wertsteigerungen der Fondsvermögen nehmen.

      Nun, was wäre, wenn man diese Rate hoch setzen würde? Die Antwort: Höhere angenommene Gewinne würden bedeuten, dass die Pensionsfonds theoretisch auch mit weniger Geld auskommen würden. Die Unternehmen müssten weniger in ihre Pensionsfonds einzahlen – was ein massiver Betrug an den Rentnern wäre. Denn irgendwann muss das Geld schließlich ausgezahlt werden.

      Die Regierung hat den Unternehmen jetzt erlaubt, anstatt der Rendite der 30jährigen US-Staatsanleihen die höhere Rendite von Unternehmensanleihen benutzen zu können Was macht eine Differenz von ein paar Hundert Basispunkten schon für einen Unterschied? Sind Unternehmensanleihen nicht genauso sicher? Einige denken so, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Leute, die Anleihen von Enron oder Worldcom hatten, anders denken.

      Die Unternehmen lieben diese Änderung, denn das bedeutet, dass sie weniger in ihre Pensionsfonds einzahlen müssen und sie deshalb ihren Aktionären höhere Gewinne melden können. Die Regierung liebt diese Änderung, denn sie verzögert die unausweichliche Krise in Amerika. Und die Regierung erhält so auch mehr Spenden für den nächsten Wahlkampf. Die Benachteiligten sind die Rentner ... aber solange sie jeden Monat ihr Geld erhalten, bleiben sie ruhig. Und Sie und ich – warum sollten wir uns darum kümmern?

      Hier ist der Grund. Alle Pensionspläne werden von einer staatlichen Behörde garantiert. Das ist keine private Gesellschaft, sondern eine öffentliche. Wenn diese Behörde einspringen muss, um Rentenzahlungen zu leisten, für die private Pensionsfonds nicht in der Lage sind – dann zahlt das letztlich der amerikanische Steuerzahler.

      Fazit: Der amerikanische Steuerzahler wird einspringen müssen, damit die Unternehmen auf dem Papier höhere Gewinne haben, die sie vermelden können, damit die Kurse wieder steigen, so dass sich der Steuerzahler wieder freuen kann.

      Und das Rad des Lebens dreht sich weiter.

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      Avatar
      schrieb am 21.07.03 17:22:04
      Beitrag Nr. 3.585 ()
      Ist die Party am US-Anleihenmarkt vorbei?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan

      Die Anleihen-Käufer wurden durch die Aussagen Greenspans vor dem US-Kongress ermutigt: Er habe seine Idee, langfristige Anleihen zur Deflationsbekämpfung zu kaufen, nicht aufgegeben – wenn es notwendig sei, werde er dies durchführen lassen (Anm: Wenn die Fed mit selbst gedrucktem Geld Staatsanleihen kaufen würde, könnte sie damit das Kursniveau dieser Anleihen auf einem bestimmten Niveau stabilisieren). Ich könnte mir deshalb vorstellen, dass die Käufer von US-Anleihen ihre Käufe so begründet haben: "Mensch, wenn Alan Greenspan 30jährige US-Anleihen zu Renditen unter 5 % kaufen will – sollten dann nicht auch wir das tun?"

      Was denken sich die Käufer von US-Anleihen in diesen Tagen? Oder vielleicht sollte ich besser fragen: Was haben die genommen? Die meisten Anleihenkäufer scheinen unbedingt ihre Rendite maximieren zu wollen – ohne an die Risiken zu denken.

      Wie ist es sonst zu erklären, dass General Motors es geschafft hat, neue Anleihen im Volumen von 17 Mrd. Dollar zu platzieren – deren einziger Zweck es war, die eigenen Pensionsfondsverpflichtungen zu decken? Und wie sonst konnte es ein Pleitekandidat wie Calpine schaffen, der Öffentlichkeit Anleihen im Volumen von 3,3 Mrd. Dollar zu verkaufen?

      Das Barron`s Magazin schreibt zur Offerte von Calpine: "1,15 Mrd. Dollar (dieser Emission) wurden zu 8,5 % auf 7 Jahre angeboten. Dabei waren Ende Oktober Calpine-Anleihen mit Zinssatz 8,5 % und Laufzeit bis 2011 auf ein Tief von nur 33,5 % des Nennwertes gefallen. Auf diesem Niveau nahm der Markt an, dass die Zins- und Tilgungszahlungen relativ unwahrscheinlich seien. Letzte Woche war die Notierung dieser Papiere auf über 80 % des Nennwertes hochgeschossen."

      Haben sich die Geschäftsaussichten von Calpine so dramatisch verbessert wie der Kurs der Calpine-Anleihen? Kaum. Die Kreditrating-Agentur Moody`s hat das Kreditrating unverändert bei B1 gelassen. Ein Junk Bond – so nennt man eine Anleihe mit relativ hohem Ausfallrisiko (Junk = Müll) – ist immer noch ein Junk Bond, auch wenn er eine Zeitlang wie ein solides Investment aussieht.

      Die Anleihenkurse steigen, und das wirft auf alle Anleihen ein positives Licht. Die Investoren machen sich nicht allzu viele Sorgen. Anleihen sind heiß, und die Investoren wollen sie einfach haben, einfach und simpel. Hm ... für einen Marktbeobachter klingt das schon nach Spekulationsblase.

      Im Februar 2000 traf ich mich in Miami mit 25 Freunden und Kollegen, die alle die schwarze Kunst des "Short-Selling" betrieben (Aktien leer verkaufen, womit man von fallenden Kursen profitieren kann). Damals bemerkte jeder von uns (mancher durch Tränen), dass sich am Aktienmarkt eine Spekulationsblase gigantischen Ausmaßes gebildet hatte. Gleichzeitig trieben die Bullen der Wall Street – Henry Blodget, Mary Meeker, Abby Joseph Cohen, usw. – weiterhin die Kleinanleger an die Aktienbörse ... obwohl die Luft schon mehr als dünn geworden war.

      Die Kleinanleger vertrauten den irreführenden Prognosen dieser Wall Street-Gurus ... und dann mussten sie hilflos zusehen, wie 7 Billionen Dollar (!) ihrer hart verdienten Ersparnisse in Flammen aufgingen. Die Short-Seller lagen richtig und die "Staranalysten" lagen falsch.

      3 Jahre später läuft das gleiche alte Spiel – die "Staranalysten" raten den Kleinanlegern, ihr Geld am Aktienmarkt anzulegen. Aber dieses Mal ermuntern sie die Kleinanleger auch und besonders, riskante Anleihen zu kaufen. "Greenspan wird die Zinsen unten lassen", sagen die "Experten" der Wall Street, "und nebenbei – jeder weiß, dass Aktien riskant sind. Deshalb ist es sicherer, Anleihen zu kaufen, besonders Unternehmensanleihen mit höheren Renditen."

      Die Kleinanleger folgen diesen Vorschlägen und investieren Milliarden Dollar in Rentenfonds. In den 12 Monaten bis April flossen 160 Mrd. Dollar frischen Geldes in die Rentenfonds. Leider war der Anleihenmarkt in den letzten paar Wochen verräterisch, da die Anleihenkurse scharf zurückgekommen sind. Ist der Bullenmarkt bei den Anleihenkursen jetzt vorbei, oder gönnt er sich nur eine Atempause?

      "Die beste Zeit für Anleihen- (und Aktien)-Investoren ist schon wieder vorüber", so Bill Gross, der sehr erfolgreiche Rentenfondsmanager bei PIMCO. "Im Frühjahr 2000 war bei den Aktien der höchste Punkt erreicht, und im Juni 2003 wird das wahrscheinlich bei den Anleihen der Fall gewesen sein. Strategien sowohl für den Aktienmarkt als auch für den Anleihenmarkt sollten von der Annahme ausgehen, dass man in der nächsten Dekade wohl nur maximal einstelligen Renditen pro Jahr erwarten sollte ..."


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      Der Hummer – lieber rot als tot?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Die Party am Anleihenmarkt könnte vorbei sein", so eine Schlagzeile des Wall Street Journal. Während sich gerade das finale Feuerwerk abspielt, realisieren wenige Leute, was für eine großartige und weltweite Party sich da abgespielt hatte.

      1970 hatte der gesamte weltweite Anleihenmarkt ein Volumen von nur 776 Mrd. Dollar. Heute gibt es Anleihen im Wert von 40 Billionen Dollar auf der Welt. Sie, liebe(r) Leser(in), werden bemerken, dass es für jeden Schuldner auch einen Gläubiger gibt ... und einen Marktpreis. Der sich ändern könnte. Jemand, der japanische Anleihen besitzt, wird dieses Phänomen in den letzten Wochen deutlich gespürt haben: Ein großer Teil seines Reichtums ist seit Mitte Juni verschwunden. Die Renditen der 10jährigen japanischen Anleihen haben sich in den letzten 30 Tagen mehr als verdoppelt – wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Steigende Renditen bedeuten fallende Kurse. Und auch die Renditen der US-Anleihen werden wieder steigen – was bedeutet, dass die Kurse der US-Anleihen fallen werden. Ob früher oder später, ... das weiß ich nicht.

      *** Ich habe einen interessanten Leserbrief von einem Leser, der in den USA lebt, erhalten. Er schreibt mir:

      "Ihre Kommentare über die zunehmende Sozialisierung von Amerika haben mich an die Geschichte mit dem Hummer erinnert. Wenn man ihn in heißes Wasser wirft, leidet er schrecklich. Aber wenn man ihn in kaltes Wasser wirft und es schrittweise erhitzt, gewöhnt er sich daran und merkt nicht, dass er lebendig gekocht wird."

      "Das ist genau das, was gerade mit der Gesellschaft und Wirtschaft passiert. Wir werden graduell unserer Freiheit und unserer Selbstbestimmung beraubt, und immer abhängiger von der Zentralregierung gemacht, von der Wiege bis zum Grab."


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      Avatar
      schrieb am 21.07.03 17:23:41
      Beitrag Nr. 3.586 ()
      Greenspan bewegt die Märkte

      von Jochen Steffens

      Ich hoffe Sie haben uns ein wenig vermisst. Es ist schon erstaunlich – diese täglichen Gewohnheiten. Mir hat es wirklich gefehlt, Ihnen zu schreiben. Und es ist natürlich wie immer, Sie kennen so etwas sicherlich: Gerade wenn man weg ist, passiert am meisten. Intel, Nokia, Microsoft, General Motors und dann noch Alan Greenspan. Aus Börsensicht (und vom Wetter) war es schon eher ein "unglücklicher" Zeitpunkt für ein Verlagsseminar. Doch dafür war dieses Seminar selbst um so "fruchtbarer". Es waren überaus interessante, hoch informative aber auch sehr anstrengende Tage. Es gäbe viel Interessantes zu berichten, doch ich denke, Sie sind sicherlich neugieriger, was es "Neues" zur Börse gibt.

      Ich würde so gerne schreiben: Aha! Hat es Herr Greenspan nun endlich auch begriffen. Greenspan hatte sich jedoch bereits häufiger sehr negativ zu der Verschuldungspolitik von Präsident Bush geäußert. Am Donnerstag sagte Greenspan, dass sich die exzessiv wachsende Staatsverschuldung negativ auf die konjunkturelle Erholung auswirken wird. Das könnte, sofern die Staatsverschuldung nicht reduziert wird, die Wirtschaft soweit schwächen, dass es zu keiner nachhaltigen Erholung auf dem Arbeitsmarkt kommen wird, so Greenspan.

      Die Staatsverschuldung in diesem Jahr liegt um 50 % (!) über den Schätzungen auf dem höchsten Stand in der Geschichte der USA bei 455 Mrd. Dollar. Nächstes Jahr sollen es sogar 475 Mrd. Dollar werden. 60 Mrd. Dollar fließen allein jedes Jahr in den Irak und Afghanistan.

      Heute, einen Tag später, stimmt der US-Senat höheren Verteidigungsausgaben zu. Im kommenden Haushaltsjahr (ab 1.Oktober) darf sich Bush über 368,6 Mrd. Dollar zur Verteidigung von Amerika erfreuen, wobei die Ausgaben für den Irak und Afghanistan nicht enthalten sind.

      Natürlich wurde diese Warnung von Greenspan von den meisten bullish orientierten Medien schlichtweg überlesen (Ich hatte gestern Abend nur eine kleine Headline entdeckt und wirklich Mühe, heute morgen die konkrete Aussage irgendwo wieder zu finden). Aber auch anderen Aussagen von Greenspan waren eher negativ zu bewerten. Er sagte, dass die wirtschaftliche Erholung nicht so stark ausfallen werde, wie es nach einer solchen Schwächephase üblich sei. Damit sind eigentlich viele Aussagen, die wir hier seit Wochen äußern, durch Alan Greenspan bestätigt worden. Ganz besonders bestätigt wurde damit auch die Auffassung von Eric Fry und mir, dass es langfristig (!) zu einer Seitwärtsbewegung an den Börsen kommen wird.

      Dann sagte Greenspan noch, dass eine Ära der niedrigen Zinsen möglich sei. Auch das unterstützt beide oben genannten Aussagen. Eine Ära von niedrigen Zinsen bedeutet logischerweise, dass es nicht zu einem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung kommen wird (dann müssten die Zinsen wieder angepasst werden). Zudem weist das auch auf die weitere Gefahr einer Deflation hin, aber dazu schreibt gleich Bill Bonner noch etwas mehr.

      Doch das sind lediglich Fakten, die Sie zwischen den Zeilen lesen konnten. Offiziell ist Greenspan natürlich überzeugt davon, dass es 2004 zu einem Wachstum zwischen 3,75 und 4,75 % kommen wird. Für dieses Jahr wurden die Prognosen jedoch auf 2,5–2,75 % "leicht" gesenkt. Musste man, nach den mageren 1,9 % im ersten Quartal. Herr Snow, ob sie die 3–4 % noch erreichen? Insgesamt ging die Taktik von Greenspan auf. Die meisten hörten nur die positiven Prognosen und das Wort "Zinssenkung". Nach ersten kleineren Kursabgaben verfallen die Anleger heute wieder in Kauflaune.

      Kurzfristig kann ich Ihnen also immer noch nicht sagen, wie weit die Märkte noch getrieben werden. Es kam zu leichten Kursabgaben in den letzten Tagen, trotz guter Zahlen von Intel und auch trotz leicht verbesserter Arbeitsmarktdaten (Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sank auf 412.000). Wenn nach guten Nachrichten die Kurse fallen ist das eher negativ zu bewerten. Doch da hatte auch der düstere Ausblick von Nokia die Finger drin.

      Im Moment treiben die Märkte von Unternehmenszahlen zu Konjunkturdaten etwas zielos umher. Bis sich ein klarer Trend ausbildet kann es noch etwas dauern.


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      schrieb am 21.07.03 19:40:46
      Beitrag Nr. 3.587 ()
      Rätseln über Kurseinbruch

      von Jochen Steffens

      10.30 Uhr Dax und Euro Future brechen plötzlich fast senkrecht um ca. 40 Punkte weg. Ich war gerade dabei einen Kaffe zu kochen. Wie sehr doch der 11.September immer noch in den Knochen sitzt. Als ich zurück kam war mein erster Gedanke: Anschlag! Kann nicht sein, dafür ist der Absturz zu moderat ... Der zweite Gedanke: Schlechte Konjunkturdaten. 10.30 Uhr? Was soll denn da gekommen sein? Hektische Suche. 8.00 Uhr Ausgaben Tabakwaren 2. Quartal: Anstieg um 7,5 % auf 6,2 Mrd. Euro (Deutschland). Teure Sucht ... Aber das war es natürlich auch nicht, zudem zu früh.

      Also was ist los? Kurz in die Borads geschaut – auch nichts. Später berichten die Medien von Gerüchten über eventuelle Fondsverkäufe. Ein großer Fond soll 60.000 Kontrakte im Dax Future los werden wollen. Kann ich kaum glauben, das geht auch wesentlich unauffälliger(obwohl 60.000 Kontrakte ist eine gigantische Zahl. Je Punkt im Dax gewinnt/verliert ein Kontrakt 25 Euro. Das heißt je Dax-Punkt würde dieser Fond 1,5 Mio. Euro gewinnen oder verlieren)

      Ein anderes Gerücht will von einem Hedge-Fond wissen, der aufgelöst werden soll. Im Moment sterben viele dieser Hedgefonds – das könnte sein. Ich frage mich nur, warum sollte ein Hedge Fond aufgelöst werden, wenn er doch mit seine Daxfuture – Longs weit im Plus sein müsste? Naja, wer weiß wo die anderen Positionen standen. Vielleicht hat aber auch nur mal wieder ein Praktikant aus Versehen den falschen Knopf gedrückt, oder die falsche Zahl eingetippt.

      Nichts. Keine Erklärung – zurücklehnen – Wir sind eventuell an einem Top. Da kommt es gerne mal zu solchen Verkäufen. Das habe ich schon häufiger beobachtet. Andererseits bringen die Autowerte DaimlerChrysler und VW in dieser Woche Zahlen, die eventuell wesentlich schlechter ausfallen als prognostiziert. Besonders die Ergebnisse von Chrysler werden ängstlich erwartet. Hat es vielleicht damit zu tun? Wer liegt denn hinten im Dax ... Die beiden Autowerte: Daimler, VW und dann noch Metro, MLP und Linde. Alles seltsam.

      Vor dem 11. September kam es zu plötzlichen Verkäufen. Was ist eigentlich aus den damaligen Untersuchungen geworden? Wahrscheinlich eingestellt. Aber wir wollen ja nicht zu schwarz sehen und die Verkäufe vor dem 11. September waren ebenfalls nicht derart auffällig.

      Nun gut, der Future-Dax rutschte gerade noch einmal weg und steht jetzt bei 3005 Punkten. Sollte das Gerücht mit dem Fond stimmen, erinnert mich das daran, dass ich vor Tagen das Gerücht gehört habe, Institutionelle wollen nach Erreichung der 3400er Marke verkaufen. Ist es nun soweit?

      Nach diesem Anstieg der letzten Wochen sind 2 % Minus im Dax noch nicht sonderlich bemerkenswert. Sollte es aber in den nächsten Tagen zu ähnlichen Ereignissen kommen, dann dürfte es das vorläufige Ende dieser Rallye sein. Was dafür spricht ist, dass sowohl der Euro als auch Gold wieder deutlich ansteigen.

      Was gibt es sonst Neues? Das englische Pfund sinkt, aufgrund der Regierungskrise im Zusammenhang mit dem Irakkrieg. Das sind mal wieder die Devisenspekulanten unterwegs, ein gefundenes Fressen. Aber nicht nur Blair leidet unter den fehlenden Massenvernichtungswaffen des Irak. Auch Bush verliert zunehmend die Unterstützung in der Bevölkerung.

      51 % (zuvor 41 %) der Amerikaner zweifeln mittlerweile an der Führungsqualität ihres Präsidenten. Aber ebenfalls 51 % halten Bush für ehrlicher als die meisten Präsidenten vor ihm. Erstaunlich, angesichts der aktuellen Diskussionen über Fehlinformation im Vorfeld des Irakkrieges. Aber wenn Sie bedenken, dass 55 % glauben, dass Bush von der Richtigkeit der Berichte ausgegangen ist, dann wird wiederum klar warum 51 % seine Führungsqualität in Frage stellen.

      Ich muss wirklich schmunzeln. Wie Sie wissen, ist der US-Konsumklimaindex der Uni Michigan eigentlich kaum gestiegen. Das hatte die Märkte enttäuscht. Doch die Optimisten üben sich in Optimismus: Angesichts des nur mäßigen Anstiegs soll nun die US-Steuersenkung nachhelfen. Sie soll in der nächsten Zeit den Konsum anregen und damit das Konsumentenklima verbessern.

      Wenn, ja wenn nicht die enorme Verschuldung und die hohe Arbeitslosigkeit wären. Anscheinend vergessen die Optimisten, dass sich die Erwartungen der Konsumenten für die "künftige" wirtschaftliche Entwicklung bereits leicht eingetrübt haben, trotz der bullishen Gesamtstimmung.


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      schrieb am 21.07.03 19:45:26
      Beitrag Nr. 3.588 ()
      Turbulenzen zu erwarten ...

      von Martin Weiss

      Auch in der vergangenen Handelswoche konnte der deutsche Leitindex seinen fulminanten Aufwärtstrend fortsetzen. Erstmals pirschte sich der Dax gar an die 3400-Punkte-Marke heran und konnte sich positiv von den US-Märkten abheben.

      Denn jenseits des Atlantiks war es vor allem die Technolgiebörse Nasdaq, die nach einigen schwachen Quartalsberichten und Ausblicken nicht weiter zulegen konnte. Der Dow Jones hingegen hielt sich relativ stabil, vor allem getragen durch "old-economy" Werte wie United Technologies oder Caterpillar.

      Wie auch immer, einige Superbullen prognostizieren für die deutschen Aktien weiterhin rosige Zeiten. So werden als Zielmarken für den Dax 3900–4000 Punkte bis zum Jahresende in den Raum gestellt. Manche Analysten sehen das deutsche Standartwertebarometer gar wieder bis auf 5000 Punkte im nächsten Jahr klettern.

      Interessant dabei ist, dass in der Begründung dieser Prognosen fast immer das Wort Anlagenotstand zu lesen ist. Angesichts historisch niedrigster Zinsen, einer schwierigen Lage am Immobilienmarkt (vor allem im gewerblichen Sektor) und überbewerteter Rentenmärkte bleibe kaum eine andere Anlagealternative als Aktien übrig.

      Wie in der Endphase des Börsenbooms im Jahr 2000 scheinen die fundamentalen Rahmendaten keine Rolle mehr zu spielen. Daß eine solche von jeglicher realwirtschaftlicher Basis abgekoppelte Entwicklung alles andere als "gesund" ist spricht wohl neben der Tatsache, dass diese Empfehlungen nach einem über 50-Prozent-Anstieg im Dax erfolgen, für sich. Ein Schelm, wer böses dabei denkt und vor allem noch unterstellt!:D

      Apropos Rentenmärkte, in den letzten Tagen fand ein regelrechter Ausverkauf statt, der die Verzinsung bei den zehnjährigen US-Anleihen wieder über die vier Prozent Marke hochschnellen ließ. Noch im Juni warfen zehnjährige Staatstitel nurmehr 3,07 Prozent ab, was den niedrigsten Stand seit 45 Jahren entsprach.

      Nicht zuletzt die Aussage des wichtigsten Notenbankers der Welt, Alan Greenspan, der vor dem Finanzdienstleistungsausschuß des Repräsentantenhauses herausstellte, dass die US-Wirtschaft sich scheinbar auf dem Weg hin zu einem Aufschwung befinde, dürfte nicht unwesentlich zu diesem Trend beigetragen haben.

      Ob hingegen nun wirklich eine kräftige und vor allem nachhaltige Erholung bevorsteht, ist wiederum sehr zweifelhaft. Denn Greenspan betonte auch, dass durchaus die grundsätzliche Gefahr einer weiter rückläufigen Inflation bestehe, welche von Ihm aber als noch sehr gering eingeschätzt wurde. Vor allem in der schwachen Entwicklung der wichtigen US-Handelspartner Deutschland und Japan sah er ein Risiko auch für die USA. Weiter signalisierte er, dass bei einem Schlüsselzins von derzeit 1,00 Prozent zusätzliche deutliche Lockerungen der Geldpolitik anstehen könnten, wenn der FOMC derartige Schritte für notwendig erachten würde.

      Wie dem auch sei, auch Greenspan scheint sich der deflationären Gefahren bewusst zu sein, ansonsten würde er nicht die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen einräumen. Apropos Deflation, nicht nur Japan und Deutschland scheinen für zunehmenden Deflationsdruck verantwortlich zu sein. Denn hinsichtlich der High-Tech-Exporte in die USA ist in den letzten Jahren China zum volumenmäßig größten Handelspartner geworden. Denn von 2000–2002 nahmen die Einfuhren bei High-Tech-Produkten aus dem Reich der Mitte um knapp ein Drittel zu. Von der zunehmenden Zahl an Arbeitsplätzen, die aus den USA in den fernen Osten wiederum "exportiert" werden, ganz zu schweigen.

      Wie es auch vor dem Hintergrund eines gigantischen Bundes-Haushaltsdefizites, welches 455 Milliarden $ in 2003 und damit mehr als 4,2 Prozent des US-Bip ausmachen soll, zu einer stetigen und starken Konjunkturbelebung vor allem auch mit einem Aufbau an Arbeitsplätzen kommen soll, bleibt mehr denn je rätselhaft.

      Zwar ist es weiter gut möglich und nicht ausgeschlossen, dass sich die Aktienmärkte auch in den nächsten Tagen oder Wochen von der Realität abkoppeln und weiter kräftig zulegen. Aber, ich befürchte wirklich, dass spätestens dann, wenn der Masse der Investoren klar wird, dass die Erholung der Wirtschaft bestenfalls sehr schwach und ohne ein deutliche Zunahme an Unternehmensinvestitionen bzw. neuer Jobs ausfallen wird, die Turbulenzen an den Aktienmärkten schon sehr heftig werden dürften.

      Und, es besteht wahrlich reichlich viel Luft nach unten. Seien Sie darauf vorbereitet!

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      schrieb am 21.07.03 19:53:00
      Beitrag Nr. 3.589 ()
      Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den USA und Frankreich

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Wir beten für die, die wegen ihrer Arbeit nicht in Urlaub fahren können ..."

      Eine Fürbitte aus der Messe letzten Sonntag in St. Marcial in Lathus

      Zwischen Fürbitten für die Toten und die Sterbenden ... kam diese kuriose Fürbitte für diejenigen, die unter der schweren Last arbeiten, dass sie sich nicht ihren üblichen Sommerurlaub leisten können. Kaum ein Sonntag geht vorbei, in dem man in der Messe in St. Marcial nicht an die Unglücklichen erinnert wird, die in Frankreich keine Arbeit finden können; das war das erste Mal, dass man Bedauern für die haben sollte, die zuviel Arbeit haben.

      Sobald wir uns an die schwarze Nacht einer Schlechtigkeit gewöhnt haben, kommen die Strahlen des ersten Tageslichts. Was könnte schlimmer sein, als nicht einen Monat Sommerferien zu haben, frage ich mich um Mitternacht? Mittags kommt die Antwort: Ein Leben, das nur aus Freizeit besteht.

      Wer verdient meine Gebete, frage ich mich: Der Mann, der sich mitten in der Nacht darüber aufregt, dass er keinen Sommerurlaub hat ... oder der Mann, der morgens verzweifelt ist, weil er keine Arbeit hat?

      Oder verdient der moderne Realist meine Gebete, der weder die Schwärze der Nacht noch die Helligkeit des Tages sieht, da ihm das Weiß und das Schwarz egal sind?

      Jeder vernünftige Mensch weiß, dass sich die Erde dreht. Ein solcher Mensch weiß, dass es in fast allen Bereichen – Aktienmärkte, Politik, Natur – eine beobachtbare Tendenz hin zum Durchschnitt gibt. Das bringt diesen Menschen dazu, seinen Enthusiasmus zu bezügeln. Aktien mit einem KGV von 200 können bei einem abendlichen feierlichen Kerzenlicht attraktiv sein; aber in der hellen Sonne des folgenden Tages könnte das nicht mehr der Fall sein.

      Wenn dieser Mensch ein Optimist ist, dann begrüßt er die Möglichkeit, die Nacht genießen zu können, in dem Wissen, dass er auch den Tag genießen wird, wenn er vor dem Frühstück wieder geht. Wenn er ein realer Pessimist ist, dann wird er die ganze Angelegenheit als Zeitverschwendung abtun.

      Sowohl die Franzosen als auch die Amerikaner halten sich für etwas Besonderes. Ich verneine nicht, dass sie verschieden sind. Au contraire, ich genieße diese Unterschiede täglich. Aber es stimmt auch, dass sie sich in vielen Bereichen sehr ähnlich sind; beide können die Welt nicht stillstehen lassen.

      "Die Rolle des Staates war seit dem 17. Jahrhundert (in Frankreich) fundamental, was ich sehr bewundere", sagte Jean-Luc Lagardère, kurz bevor er letztens gestorben ist.

      "Als wir unseren Staat organisierten, da hatten wir die Idee, dass dieser Staat nicht nur für Frankreich ein Modell sein sollte, sondern für die gesamte Welt", fügt Charles Pasqua hinzu, ein früherer gaullistischer Minister.

      Die Franzosen waren auf ihre "Zivilisation" so stolz, dass sie sie dem Rest der Welt anboten. Der zentralisierte Wohlfahrtsstaat kam im Frankreich der 1930er unter Léon Blum ein großes Stück vorwärts ... genau wie in den USA im gleichen Zeitraum unter Franklin Roosevelt.

      Und jetzt sehen sich die Amerikaner, geführt von den Neo-Konservativen, als Götter ... als "masters of the universe", die beabsichtigen, die Welt nach ihrem Bild neu zu gestalten.

      "Westeuropa ist ein sterbender Kontinent, demografisch und geistig", sagt Father Richard Neuhaus, ein katholischer Theologe mit Freunden im Weißen Haus, "während die Amerikaner energiegeladen sind, vibrierend, gefüllt mit technischem Wissen ( ...)."

      Washington ist wie zuvor Paris und Rom der Ort geworden, zu dem alle Straßen führen.

      Die Stadt ist voll "von ausländischen Lobbies, die irgendetwas von Amerika wollen", erklärte der ehemalige Direktor der National Securty Agency, Lt. Gen. William Odom. "Warum sollte man eine Lobby bei Chirac wollen – um die Käsearten zu ändern oder wofür?"

      Während sich die Franzosen wegen Käse und Urlaub Sorgen machen, träumen die Amerikaner von der Eroberung der Welt.

      Und wer zählt die Kosten, wenn so Großartiges scheinbar greifbar nah liegt? Wenn man den Gegenwartswert der Differenz der zukünftigen Ausgaben und der zukünftigen Einnamen berechnet, kommt man auf 44 Billionen Dollar – das sind fast eine halbe Million Dollar für jede amerikanische Familie. Aber was soll`s, das ist doch nur Geld! Und Geld dient dem großen Zweck genauso wie Bürger und Soldaten. In so einem Staat ist selbst Gott ein Diener des Staates. Elite-Neo-Konservative beten nicht zu Gott (außer, um den Kleinwählern ein gutes Vorbild zu sein); sie kommandieren Gott. So ein Land ist nicht länger ein Land unter Gott, sondern über Gott, wie der Neo-Konservative Intellektuelle Michael Ledeen erläutert:

      "Für sein Land zu sterben, kommt nicht einfach so", sagt er, und schreibt dabei vielleicht von Osama bin Laden ab. "Moderne Armeen, die aus dem Volk kommen, müssen inspiriert und motiviert und indoktriniert werden. Religion ist zentral, denn Männer riskieren ihre Leben eher, wenn sie glauben, dass sie nach dem Leben dafür belohnt werden, dass sie ihrem Land gedient haben."

      In Russland ist der Kommunismus kollabiert. Aber es war kaum ein Sieg für die amerikanische Freiheit. Die staatliche Bürokratie wurde nicht verkleinert, sondern in den USA und Westeuropa weiter ausgebaut.

      "Die sogenannte konservative Revolution der letzten zwei Dekaden", schreibt mein Lieblings-Kongressabgeordneter Ron Paul aus Texas, "hat uns ein massives Wachstum der Institutionen, Ausgaben und Regulierungen gebracht. Die Defizite explodieren und die Staatsschulden steigen um mehr als eine halbe Billion Dollar pro Jahr. Die Steuern sinken nicht – auch wenn wir die Leute wählen, die sie senken wollen. Die Steuern können nicht gesenkt werden, solange die Ausgaben erhöht werden, denn alle Ausgaben müssen irgendwie finanziert werden ... die Regierung ist größer als je zuvor, und die zukünftigen Verpflichtungen des Staates sind überwältigend ... das Land ist pleite, aber niemand in Washington scheint das zu bemerken oder sich darum zu kümmern."

      Oooh ... wie sich die Welt dreht. Ein Amerikaner fühlt sich derzeit in Paris freier (d.h., amerikanischer) als in Texas. Er kann rauchen, wo er will. Er kann schneller Auto fahren. Er kann im grünen Bademantel mit Badelatschen die Hauptstraße entlang gehen, ohne direkt angegriffen zu werden (obwohl man das vielleicht auch in Texas könnte -ich habe noch nie von jemandem gehört, der dies versucht hätte!).

      "Und raten Sie Mal ... wenn man die lokalen Steuern zu den Bundessteuern addiert, dann besteht zwischen der gesamten Besteuerung in Europa und in den USA keine große Differenz", so der Analyst Dan Denning. "Es könnte sogar sein – das hängt vom Einzelfall ab –, dass man in Europa weniger Steuern zahlt als in den USA."

      Nicht nur dass, sondern Steuerprobleme sind auch weniger bedrohlich. Es ist in Europa ja eben nicht üblich, dass man wegen Steuersachen ins Gefängnis wandert. In den USA hingegen gehen 10 Mal so viele Menschen wie in Frankreich wegen Steuersachen ins Gefängnis.

      Und letzte Woche wurde berechnet, dass die durchschnittliche Produktivität des amerikanischen Arbeiters (gemessen als Produktivität pro Arbeitsstunde) niedriger ist als die seines durchschnittlichen französischen Kollegen.

      Oh, welche Schande ... welche Erniedrigung ... welche Peinlichkeit.

      Werden die Amerikaner jemals wieder ihre Köpfe hoch erhoben tragen können? Denn jetzt entdecken wird, dass die amerikanische super-duper Konsumenten-Volkswirtschaft den kritischen Test nicht schafft – den Test, der für die Sowjets fatal ausgegangen ist: Sie liefert einfach nicht genügend Güter.

      Die Amerikaner arbeiten Tag und Nacht –400 Stunden pro Jahr mehr als der durchschnittliche Franzose –, aber sie werden nicht reich. Stattdessen häufen sie immer höhere Schulden an. Bis geben Geld aus, und denken, dass sie reich sind. Aber die Welt dreht sich. Und Tag für Tag nähert sich der Sonnenuntergang für sie ...

      Mann könnte deshalb pessimistisch sein. Oder auch nicht. Es kommen härtere Zeiten, zumindest für Amerika. Aber es kommen auch bessere Zeiten.

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      schrieb am 21.07.03 19:59:09
      Beitrag Nr. 3.590 ()
      Keine vernünftige Erholung ohne vernünftige Rezession

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich habe eine Vermutung. Vielleicht ist sie nicht so wertlos wie ein CIA-Briefing, aber ich weise darauf hin, dass auch ich die Zeitungen von morgen nicht früher als Alan Greenspan bekomme.

      Letzte Woche wurde vermeldet (vom "National Bureau of Economic Research"), dass die Rezession, die im März 2001 begann, im November desselben Jahres endete. Aber das war eine Rezession, wie sie die Welt noch nie gesehen hatte. Die Konsumentenschulden stiegen während dieser gesamten Rezession weiter – dabei weiß jeder, dass diese Schulden in einer Rezession zurückgeführt werden. Die Konsumenten haben in dieser Rezession immer mehr Geländewagen und Häuser und Produkte aus China gekauft. Und am Ende der Rezession hatten sie mehr Güter als je zuvor, und sie schuldeten mehr Leuten mehr Geld als je zuvor.

      So sollte das eigentlich nicht funktionieren, liebe(r) Leser(in). Jede Rezession, die diesen Namen verdient hat, reduziert die Konsumausgaben und die Schulden der Konsumenten. Und sie sorgt deshalb dafür, dass es bei den Konsumenten eine aufgestaute Konsumnachfrage gibt. Diese aufgestaute Konsumnachfrage sorgt dann schließlich für eine "Erholung" – so sollte es zumindest sein.

      "Keine vernünftige Erholung ohne vernünftige Rezession", das schrieb ich damals, vor zwei Jahren. Seitdem haben wir eine Erholung gesehen, die so bizarr ist wie die vorige Rezession. Die Schornsteine der Fabriken rauchen nicht. Die Kaufkraft der Arbeiter wird nicht durch Lohnzuschläge für Überstunden erhöht – weil es kaum Überstunden gibt. Und diese Arbeiter haben auch keine aufgestaute Konsumnachfrage, die ihren Ehrgeiz erhöht.

      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe liegt immer noch bei über 400.000 pro Woche. Die Unternehmensgewinne bleiben weiter schwach. Gestern hat z.B. General Motors einen Gewinnrückgang von 30 % im zweiten Quartal gemeldet. Die Konsumenten graben sich immer tiefer in das Schuldenloch, während sie gleichzeitig untereinander Häuser kaufen und verkaufen.

      Und dennoch machen sich nur wenige Leute die Mühe, zu fragen, was falsch läuft. Die meisten akzeptieren die Erklärung, dass die Erholung auf dem Weg sei ... und dass dank der Politik des leichten Geldes der Fed bald alles gut sein wird. Fast keiner glaubt, dass es ein ernsthaftes Problem mit dem ganzen System des Dollarstandards gibt.

      Und hier ist meine Vermutung: Die Rezession mag vorbei sein, aber sie ist noch nicht beendet. Die derzeitige Rally am Aktienmarkt kommt zu einem Ende. Zu Wochenschluss verzeichnete die Technologiebörse Nasdaq Verluste, und die Nokia-Aktie brach um 20 % ein.

      Und die jüngste Dollar-Erholung scheint bei 1,11 ausgelaufen zu sein ... und der Goldpreis scheint bei ca. 343 Dollar einen Boden gefunden zu haben.

      Mein Rat (nicht besser als meine Vermutung, ich erinnere Sie daran): Nutzen Sie diese Gelegenheit, um in Dollar notierte Aktien und Anleihen – wenn Sie solche haben – zu verkaufen. Kaufen Sie stattdessen Gold und sichere Euro-Staatsanleihen.

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      schrieb am 21.07.03 20:09:27
      Beitrag Nr. 3.591 ()
      EUROPA

      Die neue Unbefangenheit

      Rechnen die Russen ihre Ölexporte künftig in Euro statt in Dollar ab? Europa spannt die Muskeln - und die Amerikaner wundern sich.


      USA und Europäische Union nach der Erweiterung 2004


      Romano Prodi krönte das Mittagsmahl, zu dem er die 25 Brüsseler Botschafter der erweiterten Europäischen Union Anfang Juli eingeladen hatte, mit einem politischen Leckerbissen. Dank seiner guten Kontakte in Moskau, so der Kommissionspräsident bei Tisch, gehe er davon aus, dass Russland demnächst seinen gesamten Erdöl- und Gasexport in die EU nicht mehr in US-Dollar abrechnen wolle, sondern in Euro. Putin wolle die Anbindung an die EU drastisch ausbauen.
      Das wäre ein Triumph für die Europäer und ein herber Schlag für die USA. Gründet sich doch deren Macht auch auf die bislang unangefochtene Herrschaft ihres Dollar als Leitwährung im globalen Energiegeschäft.

      Sollte der Euro im Geschäft mit den Russen, die über 50 Prozent der Brennstoffe der EU liefern, den Dollar verdrängen - den Beziehungen zwischen Washington und Brüssel würde es kaum weiteren Abbruch tun. Sie sind bereits schlecht genug.

      Die Amerikaner sehen sich mit einer europäischen Herausforderung konfrontiert, die weit über alle bisherigen Emanzipationsversuche Europas hinausgeht. Ohne Vorbehalt stehen auch jene EU-Mitgliedstaaten, die sich im Irak-Krieg noch uneingeschränkt zu George W. Bush bekannten, hinter dem ersten eigenen sicherheitsstrategischen Konzept der Gemeinschaft.

      Die Botschaft des Papiers, dessen Grundzüge festliegen und das auf dem Gipfel im Dezember in Rom verabschiedet werden soll, lautet: "Als Zusammenschluss von 25 Staaten mit über 450 Millionen Einwohnern, die ein Viertel des Bruttosozialprodukts weltweit erwirtschaften, ist die Europäische Union - ob es einem gefällt oder nicht - ein globaler Akteur", bereit auch, Verantwortung für die globale Sicherheit zu tragen.

      Die Unterstützerfront für die USA in den östlichen EU-Beitrittsstaaten bröckelt, weil sich deren Regierungen in Washington keine nennenswerten Vorteile, bei den EU-Altstaaten aber viel Ärger eingehandelt haben. Entzaubert sind die Amerikaner auch durch ihr offensichtliches Unvermögen, der Probleme in Afghanistan wie im Irak Herr zu werden. Die Abweichler wollen dabei sein, wenn die Union sich jetzt langsam, aber stetig militärische Fähigkeiten zulegt und in der Weltpolitik mitzureden anschickt.

      Selbst US-Präsident George W. Bush kommt nicht mehr umhin, die EU wahrzunehmen. Noch im vergangenen Jahr hatte er den Routine-Gipfel mit der EU demonstrativ als lästige Pflichtübung kurz und knapp hinter sich gebracht.

      Diesmal, beim Zusammentreffen mit der EU-Spitze Ende Juni im Weißen Haus, schien er zumindest zum Zuhören bereit. Als Prodi und der amtierende EU-Ratspräsident, der griechische Premierminister Kostas Simitis, berichteten, die Union sei im Begriff, sich eine Verfassung zuzulegen, entfuhr es Bush: "Oh, das ist ja sehr interessant, was ihr da erzählt." Dieser Präsident, räumte er ein, müsse noch "besser verstehen" lernen, wie die Union funktioniere.

      Natürlich sei es für ihn leichter, mit nationalen Vertretern aus einzelnen Mitgliedstaaten als mit der EU zurechtzukommen, so Bush. Aber so viel habe er schon verstanden: Die Union sei "so ein Ding in Bewegung, von dem man nicht so genau weiß, wohin es sich entwickelt". Es sei ihm aber klar, dass man vor "großen Veränderungen" stehe und die Kapazitäten der EU noch wachsen würden.

      Offen redete Bush dann, das ergibt sich weiter aus Protokollnotizen in Händen deutscher Diplomaten in Washington, über die gestörten Beziehungen zwischen alter und neuer Welt: Man habe sich "irgendwie entfremdet". Seine Pflicht sei es nun, erklärte Bush, seine Landsleute eindringlich zu ermahnen, dass die Beziehungen zu Europa wichtig, ja von nationalem Interesse seien: "Schließlich sind sie ja Milliarden von Dollar wert."

      Aus der neuen strategischen Doktrin der EU pickte sich Bush jene Passagen heraus, die ihm passten: Die EU würde ihre Interessen ja nun auch global definieren, sich weltweit im Kampf gegen internationalen Terrorismus und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen engagieren, auch unter Einsatz militärischer Mittel. Bush: "Da müssen wir fest zusammenstehen." Man spreche dieselbe Sprache.


      Das ist offenkundig nicht der Fall. Denn über weite Strecken steht die europäische Doktrin in krassem Widerspruch zur neuen nationalen Sicherheitsstrategie der USA. Washington begründet darin mit den Anschlägen des 11. September seinen Anspruch, "präventiv" und gegebenenfalls auch "allein" mit militärischer Gewalt gegen Terroristen und gegen Schurkenstaaten loszuschlagen.

      Die EU-Leitsätze halten dagegen: "Kein Land ist in der Lage, die komplexen Probleme im Alleingang zu lösen." Keiner der neuen Bedrohungen lasse sich "mit rein militärischen Mitteln begegnen". Präventives Handeln müsse ein Mix von Maßnahmen sein - politische, wirtschaftliche, humanitäre und erst als Letztes militärische Mittel. Und, selbstbewusst: "Die EU ist dafür besonders gut ausgerüstet."

      Gegen die amerikanische Missachtung des Völkerrechts und des Willens der Vereinten Nationen wie im Fall der Irak-Invasion setzt Brüssel als "vorrangiges Ziel" die Stärkung der Uno. Es gelte, "gut funktionierende internationale Institutionen" in einer "normengestützten Weltordnung" zu schaffen, dabei auch den von den USA boykottierten Internationalen Strafgerichtshof zu unterstützen.

      Derlei Positionen der Europäer bedachte Bush beim Gipfel mit der EU noch mit Spott. Internationale Organisationen würde man ja auch gern stützen, "wenn die nur mehr Zähne hätten".

      Und als Prodi sagte, die EU wisse nicht, was mit dem von den USA abgelehnten Klimaschutz-Protokoll von Kyoto zu tun sei, konterte Bush grinsend: "Ich weiß, was zu tun ist." Vergesst es, war die Botschaft.

      Wie es wirklich zwischen den USA und der EU steht, hatten kurz zuvor Prodis Spitzenbeamte zu hören bekommen. Der Planungschef im US-Außenministerium, Richard Haass: Die Beschwörung gemeinsamer Werte sei "weitgehend Geschwafel". "Den Westen" gebe es nicht mehr. Er wache auch keineswegs jeden Morgen in Sorge um den Zusammenhalt der EU auf. Es mache ihm geradezu Spaß, die Europäer gegeneinander auszuspielen.

      Die sind von der angeblichen Allmacht der USA immer weniger überzeugt. Sowohl an Bevölkerung als auch an Wirtschaftskraft sei die erweiterte EU nahezu ebenbürtig. Die transatlantischen Beziehungen nennt die EU-Doktrin wohl "unersetzlich". Jedoch werde sich die EU "auf die Entwicklung strategischer Partnerschaften mit Russland, Japan, China, Kanada und Indien konzentrieren". Und: "Keine unserer Beziehungen wird exklusiv sein."

      Die westliche Supermacht wurde nicht ein einziges Mal informiert oder gar konsultiert, als sich Javier Solanas politischer Stab in Brüssel unter Leitung des deutschen Diplomaten Christoph Heusgen an den Entwurf machte. Der Hohe außenpolitische Repräsentant der EU hatte das Projekt bei einem vertraulichen Treffen mit den Außenministern Jack Straw aus London, Dominique de Villepin aus Paris und Joschka Fischer aus Berlin im Hinterzimmer des Restaurants "Chez Marius" an Brüssels Place du Petit Sablon kurz nach Ende des Irak-Krieges ausgeheckt.

      Ähnliche Vorstöße der EU waren in den vergangenen Jahren von den USA stets mit Hinweis auf die Nato-Doktrin unterlaufen worden. Diesmal aber nickten selbst USA-Freunde wie Dänen und Italiener die Solana-Vorlage ab.

      Ebenso einmütig beschlossen die EU-Häuptlinge, im Jahr 2004 eine europäische Rüstungsagentur zu schaffen. Deren Hauptaufgabe: die 160 Milliarden Euro Verteidigungsausgaben der 25 EU-Länder, die über 50 Prozent des US-Verteidigungshaushalts ausmachen, aber nur 10 Prozent des Wirkungsgrads der amerikanischen Militärmaschinerie erzielen, durch Kooperation und Koordination effektiver einzusetzen.

      Militärisch sind die Amerikaner, das sehen natürlich auch EU-Analytiker, unangefochten die Nummer eins in der Welt. Dennoch verstören die Anfänge europäischer Selbständigkeit in der Sicherheitspolitik das US-Personal. So intervenierte der amerikanische Gesandte in Brüssel, Rockwell Schnabel, mehrfach bei Solana-Beamten der Kommission: warum die EU vor ihrer Entscheidung, im Kongo mit eigenen Truppen einzugreifen, nicht bei ihm oder in Washington angefragt habe.

      Die neue Unbefangenheit ist der Bush-Administration so wenig geheuer, dass sie von früheren Zusagen nichts mehr wissen will. Die Übergabe der Sfor-Militäraufgaben in Bosnien an die EU wird verzögert, ein militärisches EU-Engagement in der von Separatismus geplagten ehemaligen Sowjetrepublik Moldawien soll unter Nato-Kontrolle gehalten werden.

      WINFRIED DIDZOLEIT, DIRK KOCH



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      Sehr gut ! :)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 21.07.03 21:00:50
      Beitrag Nr. 3.592 ()
      Alan Greenspan

      Der Zauberer verliert den Stab

      Angesichts des Riesendefizits und wachsender Arbeitslosenzahlen mehren sich die Fragen nach der Schuld des obersten Währungshüters der Welt.

      von Marc Hujer

      Ganz oben, ganz links sitzt der Mann, den sie liebevoll Bernie nennen, Bernard Sanders, parteilos und Abgeordneter des Zwergenstaats Vermont.

      Über die Glatze von Alan Greenspan hinweg sieht man ihn wütend herunterfuchteln, die Wut seines Volkes ausdrückend, das enttäuscht ist über die leeren Versprechen der New Economy.

      „Mister Greenspan“, ruft Sanders dem Notenbankchef zu, „Sie wissen doch gar nicht, was in der Welt vorgeht“. Rechts neben ihm zuckt eine Kollegin zusammen, und hinter ihm fängt ein Milchgesicht an zu grinsen.

      „Country Clubs sind nicht das wirkliche Amerika“
      Ganz nah fährt die Kamera jetzt an Sanders heran, und der wütende Mann mit dem weißen Flauschehaar ruft: „Mister Greenspan, ich fordere Sie auf: Kommen Sie mit mir nach Vermont, treffen Sie richtige Menschen. Die Country Clubs und Cocktailparties sind nicht das wirkliche Amerika, Mr. Greenspan, die Millionäre und Milliardäre sind die Ausnahme und nicht die Regel.“

      Es ist sehr still geworden im Raum Rayburn 2128, wo Alan Greenspan eben zum 62. Mal die berühmte Humphrey-Hawkins-Anhörung, die wichtigste Wirtschaftsrede der Welt, gehalten hat.

      16 Jahre lang ist er nun schon Notenbankchef der Vereinigten Staaten, und noch viel länger hat er Erfahrungen im Politzirkus Washingtons, als Berater von Präsident Richard Nixon, als Vorsitzender des Sachverständigenrats, des Council of Economic Advisers, bei Gerald Ford, und schließlich als Chef der Notenbank Federal Reserve unter Ronald Reagan, George Bush senior, Bill Clinton und George W. Bush.

      Empörung gewaltsam in die Lippen gepresst
      Es dauert eine Weile, bis sich Greenspan aus seiner Starre löst, und als er endlich die Lippen bewegt, schmatzt es, als habe er in den Minuten der Majestätsbeleidigung seine Empörung gewaltsam in seine Lippen gepresst.

      „Herr Abgeordneter“, gibt er mit der Selbstbeherrschung eines Nachhilfelehrers zurück, „Herr Abgeordneter, die Vereinigten Staaten von Amerika genießen den höchsten Lebensstandard in der ganzen Welt.“

      Da sitzt er nun, der mächtigste Wirtschaftsmann der Welt, gebeugt über den grünen Filz des Anhörungstischs, und muss erkennen, dass er seine Gefolgschaft verliert.

      Mit einem Mal steht er für die unerfüllten Versprechen der mächtigsten Wirtschaftsnation der Welt, dafür, dass es jeden Tag mehr Elend gibt, obwohl unablässig neuer Reichtum geschaffen wird. Die Zahlen, seine Zahlen, bedeuten nichts mehr, die Raten und Kenngrößen, die eigentlich Wachstum verheißen.

      Vermächtnis

      Schon zu lange entsprechen sie nicht mehr dem, was die Menschen jeden Tag erfahren müssen: im Supermarkt, an der Börse, an ihrem Arbeitsplatz. Doch Alan Greenspan lässt sich nicht beirren, dafür steht für ihn viel zu viel auf dem Spiel, der Jahrhundertboom, sein Vermächtnis.

      „Amerika steht an der Spitze der technologischen Entwicklung“, sagt er trotzig, und seine fistelnde Stimme klingt so fest, so entschlossen wie möglich. „Wir leisten hervorragende Arbeit, und Menschen strömen in Massen hier her. Und warum? Weil Amerika ein wunderbares Land ist.“

      Es scheint, als habe Greenspan die Macht über die Wirtschaft verloren. 13 Mal hat er allein seit dem Zusammenbruch der New Economy im Frühjahr 2000 die Zinsen gesenkt, von 6,5 Prozent auf ein Prozent, so tief wie seit 45 Jahren nicht mehr.

      Und doch hat er kaum etwas erreicht. Die Börsenkurse haben sich noch immer nicht von den Einbrüchen der vergangenen Jahre erholt, die Investitionen der Unternehmen bleiben aus, die Arbeitslosigkeit kletterte das erste Mal seit zehn Jahren wieder über die Marke von 6,4 Prozent, und Präsident Bush steht vor dem größten Haushaltsdefizit der Geschichte, das Greenspan insofern mitzuverantworten hat, als er Bushs erste, horrend teure Steuerreform unterstützte.

      Noch einmal erfolgreich gewehrt
      Zwischendurch sah es so aus, als könnte Bush den ungeliebten Notenbankchef sogar stürzen, den Mann, der seinem Vater 1992 immerhin die Wiederwahl gegen Bill Clinton verdorben haben soll, weil er nicht rechtzeitig die Zinsen senkte. Doch Greenspan wehrte sich noch einmal erfolgreich.

      Eigentlich hätte Greenspan schon längst aufhören können, weil er alles erreicht hat, was ein Ökonom erreichen kann: Er wurde mächtigster Notenbankchef der Geschichte und Vater des längsten Booms, den Amerikas Wirtschaft je erlebt hat.

      Doch es muss ihn ärgern, wenn David Wyss, Chefökonom des Finanzinstituts Standard & Poor’s, sagt: „Man glaubt nicht länger, dass Greenspan übers Wasser gehen kann.“

      Immer wollte Greenspan der Erste, der Schnellste, der Beste sein. Als Fünfjähriger konnte er schon dreistellige Zahlen addieren, er schaffte die Aufnahmeprüfung auf die renommierte Musikakademie Juillard, trat als Saxophonspieler in die Swing-Band Henry Jerome and His Orchestra ein und hörte mit diesem Job erst auf, als er erkannte, dass er als Musiker immer nur Mittelmaß bleiben würde.

      Er wechselte zur Ökonomie, weil er, wie er später sagte, „genauso viel Freude dabei empfindet, eine schwere Mathematikaufgabe zu lösen wie ein Haydnquartett zu hören“.

      Rente mit 80 angepeilt

      1987 ernannte Ronald Reagan den „Ökonom der Ökonomen“ schließlich zum Notenbankchef der Vereinigten Staaten. Und wenn alles nach Plan läuft, wird er 2006 mit 80 Jahren in Rente gehen, als ältester und zugleich dienstältester Notenbankchef Amerikas.

      Greenspans Büro, berüchtigt für seine Unordnung, liegt im zweiten Stock der amerikanischen Notenbank, rechts neben dem riesigen Aufsichtsratszimmer der Federal Reserve, wo Greenspan als Notenbankchef schon mehr als hundertmal über die Zukunft der Zinsen entschieden hat.

      Im Zweiten Weltkrieg trafen sich hier die Militärchefs der Briten und Amerikaner, weil es als das wanzensicherste Zimmer der USA galt. Greenspan hat eine eigene Tür zu dem Saal, rechts neben dem monströsen Kamin mit dem Staatsadler Amerikas darüber.

      An der Decke hängt ein Leuchter, der wie eine übergroße Taufschale aussieht, und darunter steht der ovale Konferenztisch aus feinem honduranischem Mahagoni, an dem die Notenbankgouverneure, die Regionalbankpräsidenten und „Mr. Chairman“, also Greenspan, bei Zinsentscheidungen Platz nehmen.

      Sitzordnung geändert

      Zu den Besonderheiten der Ära Greenspan gehört es, dass die Sitzordnung geändert wurde. Der Chef sitzt nicht mehr wie üblich an der Stirnseite unter dem Staatswappen Amerikas, sondern an der breiten Seite des Tischs.

      Greenspan ist der Ansicht, die Akustik sei dort besser. Den anderen Notenbankgouverneuren erklärte er das so: „In Anbetracht der begrenzten Geschwindigkeit des Schalls ist Ihr Rat zu spät angekommen, und so sind wir unvermeidlich ins Hintertreffen geraten.“

      Greenspan absolviert gewöhnlich eine Sechs-Tage-Woche. Am Wochenende, sagt seine Exfrau, spielt er Golf oder Tennis. Leicht vorgebeugt, als ziehe ihn eine unsichtbare Kraft durchs Leben, eilt Greenspan durch Washington, über die Gänge auf dem Kapitolshügel und in die Hinterzimmer im Weißen Haus.

      Aber immer ist er bemüht, schnell wieder in sein Büro zu gelangen. Es heißt, dass Greenspan sich niemals mehr als vier Termine pro Tag außer Haus geben lässt, um nur ja nicht zu lange von seinen Computern und Zahlenreihen getrennt zu sein.

      Mehrmals schon hat Greenspan einen Mitarbeiter beauftragt, während seiner Reden im Kongress die Kurse zu verfolgen, damit er, Greenspan, notfalls die Richtung seiner Rede korrigieren konnte.

      „Anatomist“ der Ökonomie

      Ein Kollege hat ihn einmal den „Anatomisten“ der Ökonomie genannt, und in Washington heißt es, Greenspan sei einer, „der weiß, wie viel Schrauben in einen Chevrolet, Baujahr 1964, gehören, und was es für die Wirtschaft bedeutet, wenn man drei davon weglässt“.

      Greenspan ist ein Konservativer, ein bekennender Anhänger der Republikanischen Partei. Ende der Fünfzigerjahre lernte er die Schriftstellerin und russische Emigrantin Ayn Rand kennen, nachdem er zunächst mit den Lehren des linken Ökonomen John Maynard Keynes sympathisierte, und wurde ein flammender Befürworter des Laissez-faire-Kapitalismus.

      Greenspan traf sich mit ihr und anderen

      Gesinnungsgenossen regelmäßig in ihrer Zweizimmerwohnung in der 36. Straße Manhattans. „Ayn Rand hat mir gezeigt, dass Kapitalismus nicht nur effizient und praktisch, sondern auch moralisch ist“, sagte Greenspan später.

      Im offiziellen Organ der Gruppe, dem Objective Newsletter, schrieb Greenspan einmal, wenn man den Wohlfahrtsstaat von seinem „akademischen Jargon“ befreie, „ist er nichts anderes als ein Mechanismus der Regierung, um den Reichtum der produktiven Mitglieder der Gesellschaft zu konfiszieren“.

      „Parasiten gehen zugrunde“

      In einem Leserbrief an die New York Times schrieb er über das Funktionieren des Kapitalismus: „Parasiten, die dauerhaft keine Daseinsberechtigung nachweisen können, gehen zugrunde. Und so sollte es auch sein.“

      Man unterschätzt Alan Greenspan leicht, seine Stimme, seine unscheinbare Gestalt und sein Benehmen, das bisweilen tölpelhaft wirkt. Lange machten skurrile Geschichten über ihn die Runde, etwa die, dass er bei Partys die Bücherregale durchsuche – und wenn er dabei eine neue Ausgabe der Statistical Abstracts entdecke, versinke er in eine abendfüllende Lektüre.

      Schon als Junge hob er sich von den anderen ab. So war er für die Baseballmannschaft der Brooklyn Dodgers und nicht wie alle anderen für die New York Yankees.

      Man sagte ihm einen Vaterkomplex nach, weil ihn seine Mutter nach der Trennung der Eltern alleine großgezogen hatte. Bei Frauen war er nicht sonderlich erfolgreich, seine erste Frau, die kanadische Kunststudentin Joan Mitchell, lernte er über ein blind date kennen.

      Bald aber trennte sich das Paar schon wieder. Als er den ersten wichtigen Washingtoner Regierungsposten als Wirtschaftsweiser bekam, tauchten Beamten des FBI bei seiner Exfrau auf, und stellten unangenehme Fragen, bis sie den Grund der Nachforschungen verstand: „Nein, Alan Greenspan ist wirklich nicht schwul.“

      Heute lebt er mit seiner zweiten Frau, der NBC-Starkorrespondentin Andrea Mitchell, zusammen in Washington.

      Im Einwandererviertel aufgewachsen
      Greenspan wuchs im New Yorker Einwandererviertel Washington Heights auf, seine Eltern hatten sich in der Großen Depression nach nur fünf Ehejahren getrennt.

      Seinem Onkel Wesley sang er regelmäßig das Lied, „Brother, can you spare a dime?“ vor und bekam dafür einen Dime. Als Teenager wurde er vom Militär ausgemustert, weil auf einem Röntgenbild ein Lungenfleck zu erkennen war, der sich später als harmlos herausstellte, und schon früh setzten seine Rückenprobleme ein.

      Donald Rumsfeld, der heutige Verteidigungsminister, erinnert sich daran, wie Greenspan schon in den Siebzigerjahren, damals als Vierzigjähriger, bei längeren Sitzungen im Weißen Haus einfach am Boden auf dem Rücken lag, um den Rücken zu schonen.

      Aber Greenspan verstand es immer, selbst aus seinen Schwächen einen Mythos zu machen. Um seinen Rücken zu schonen, sitzt er morgens von halb sechs an im Bad, schreibt Reden und denkt nach. Sein IQ, sagte er, sei morgens um sechs 20 Punkte höher als abends um sechs. 1975 schaffte es Greenspan auf das Titelblatt des Magazins Newsweek, als erster Ökonom der Geschichte.

      Die Dicke der Aktentasche

      Finanzwelt in den Bann gezogen
      Die Finanzwelt hat Greenspan an jenem Tag im Dezember 1996 in seinen Bann gezogen, als er in den Räumen des American Enterprise Institutes, eines konservativen think tanks in der Innenstadt Washingtons, seine berühmteste Rede zur „Irrationalen Übertreibung der Aktienmärkte“ hielt.

      Versteckt in 18 Seiten Redetext, irgendwo in einem Wust von 4.500 Worten, ließ Greenspan durchblicken, dass die Aktienkurse in den Vereinigten Staaten überbewertet seien.

      Als er geendet hatte, waren die Börsen in Amerika schon geschlossen, aber in Australien, Neuseeland und Japan begannen die Kurse zu fallen, dann auch in Deutschland, Frankreich und England, und als am nächsten Tag in New York die Wall Street öffnete, sackte der Dow Jones Index um 145 Punkte ab.

      Greenspan, der Wächter des geheimnisvollen „Tempels“ der Federal Reserve, wie es ein Reporter der Washington Post einmal nannte, konnte mit wenigen Worten die Finanzmärkte in der ganzen Welt bewegen.

      Von diesem Tag an versuchten die Experten des Wirtschaftssenders CNBC die Stimmung der Wirtschaft an der Dicke von Greenspans Aktentasche abzulesen.

      Nur ein paar Jahre und eine Rezession später, im Frühjahr diesen Jahres, bei seiner vorletzten Rede zur Wirtschaftslage der Nation, haben sie Greenspan wie immer live im Fernsehen gezeigt, wie er über die Zinsen redete, die Konjunktur und die „Schuldverschreibungen städtischer Gemeinden“.

      Millionengewinne oder Millionenverluste
      An der Wall Street haben die Händler an diesem Tag wie immer um die Bildschirme gestanden, weil jedes Wort Greenspans noch immer Millionengewinne oder Millionenverluste bedeuten kann.

      Aber dann haben sie im Hintergrund eine Frau entdeckt, eine sehr müde Frau, die möglicherweise zum Personal Greenspans gehörte und sich vergeblich gegen den Schlaf zu wehren versuchte. Jedes Mal, wenn sie hochschreckte, johlten die Händler. Und am nächsten Morgen wurde im CNN-Morgenmagazin gerätselt, warum denn keiner der Greenspan-Getreuen etwas gegen das peinliche Schauspiel unternommen habe.

      „Wahrscheinlich haben dort einfach alle geschlafen“, sagt Fred Katayama, der Finanzreporter aus New York, und im Studio lachen sie. Was Greenspan danach sagte, interessierte plötzlich niemanden mehr.


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      Avatar
      schrieb am 22.07.03 20:10:13
      Beitrag Nr. 3.593 ()
      Die Tagesdaten von Heute.....:):):)

      DAX-KGV




      VDAX: Tageschart Update 22.07.03
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)

      DAX Volatilitätsindex (VDAX)

      Aktueller Stand : 27,91 Punkte

      Der VDAX gilt als sogenannter "Angstmesser" und eignet sich deshalb als mittelfristig auswertbarer Indikator. Sehr hohe Werte zeigen ein steigendes bearishes Marktsentiment an. Ein zunehmend bearishes Marktsentiment ist zunehmend als Kontraindikator für weiter nachgebende Kurse in den Indizes wie DAX und Nemax zu interpretieren. Umgekehrt zeigen sehr niedrige VDAX Readings eine Zunahme des bullishen Marktsentiments an. Sehr niedrige Readings sind im Sinne eines Kontraindikators bearish für den Kursverlauf der Indizes zu werten.

      [u9Aktuelles Update des Tageschartabgleichs zwischen VDAX (oben) und DAX (unten).[/u]

      Der VDAX konnte mit der gestrigen Tageskerze aus dem bullischen Keil signifikant nach oben ausbrechen. Der Ausbruch ist zwar nicht dramatisch, jedoch setzt sich die Aufwärtsbewegung heute moderat fort, so daß der fallende Dax durch diesen Indikator bestätigt wird.

      Tageschart (log-IT):



      22.07. 17:18
      Put/Call Ratio vom DAX
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)

      Avatar
      schrieb am 23.07.03 17:44:03
      Beitrag Nr. 3.594 ()
      Durchwurschteln bis zum Ende

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Man kann sich nicht durch das Ende der Welt durchwurschteln."

      "Das mag schon stimmen", antwortete mein Gast letztes Wochenende, "aber da sind wir noch nicht."

      Letztes Wochenende saß ich mit meinem alten Freund John Mauldin auf der Veranda meines Hauses. John hatte auf dem Weg nach Genua einen Zwischenstopp bei mir eingelegt. "Wir mögen zwar den Weg in diese Richtung genommen haben, aber es gibt noch Wege, die abzweigen", so John weiter.

      Ich dachte, ich hätte das "Ende der Welt, so wie wir sie kennen" gesehen, als den amerikanischen Konsumenten 2001 die Kaufkraft ausging. Sie hatten höhere Schulden als je zuvor, sie verloren ihre Jobs – ich ging davon aus, dass sie ihre Ausgaben zurückfahren würden.

      Aber statt das Tempo zu drosseln, drückten die Konsumenten das Gaspedal weiter durch. Sie erhöhten die Hypotheken auf ihre Häuser ... und verschuldeten sich weiter. Während eine Million Jobs abgebaut wurden, verdoppelte sich die Summe der Hypotheken in den letzten 18 Monaten.

      Das gab den armen kleinen Leute das Geld, das sie für neue Autos und neue Geschirrspülmaschinen brauchten ... und für neue Häuser, also für solche Ausgaben, die normalerweise eine Wirtschaftserholung NACH einer Rezession einläuten. Jetzt, wo die Rezession angeblich vorbei ist, was können wir erwarten?

      "Mehr durchwurschteln ...", sagt John. Aber der Hypothekenboom scheint seinen Zenit überschritten zu haben. Die langfristigen Zinssätze steigen, und fallen nicht mehr – selbst nach der jüngsten Zinssenkung der Fed. ("Plötzlich ist Greenspan sterblich ..." gibt eine Bloomberg-Schlagzeile zu.)

      Bis jetzt hat sich Alan Greenspan durchgewurschtelt, so wie die gesamte US-Wirtschaft. Aber irgendwann hilft auch das nichts mehr weiter.

      Man kann sich nicht durch den Tod durchwurschteln. Und die Welt kann sich auch nicht durch den Kollaps des Systems des Dollarstandards durchwurschteln. Sie wird sich aufrecht stehend bis zum Ende durchwurschteln ... aber dann ist es zu Ende mit dem Durchwurschteln.




      Dienstag, 22. Juli 2003

      Risikofaktoren: US-Immobilienmarkt und US-Rentenmarkt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Was ist falsch mit dem Markt? Wo ist mit seiner jugendlichen Energie der letzten Wochen passiert? Letzte Woche hat er sich durch 5 Handelstage "hindurchgewurschtelt" (meinem Kollegen Bill Bonner scheint dieses Wort in seinem obigen Beitrag gut gefallen zu haben). Am Ende blieb beim Dow Jones letzte Woche per Saldo ein mageres Plus von 68 Punkten auf 9.188 Zähler. Der Nasdaq verlor 1,5 % auf 1.708 Zähler.

      Währenddessen haben die Anleihenkurse deutlich verloren. Die Rendite der 10jährigen US-Anleihen stieg letzte Woche von 3,63 % auf 3,97 %. Die Rendite der 30jährigen US-Anleihen stieg von 4,68 % auf 4,91 %.

      "Es ist bemerkenswert, dass sich der Aktienmarkt per saldo seit dem 13. Juni kaum bewegt hat, während die Zinsen seitdem kräftig angezogen haben", so das Barron`s Magazin. Hm, vielleicht sind steigende Zinssätze doch kein hilfreicher Indikator zur Bestimmung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung.

      Was hat Greenspan falsch gemacht? Sollte er die Zinsen nicht SENKEN ...? Warum steigen dann die langfristigen Zinssätze so deutlich? Die Taipei Times rät Alan Greenspan, dass er zurücktreten solle, solange er noch vorne steht. "So wie es jetzt ist, wird man sich an Alan Greenspan`s Zeit an der Spitze der Fed als eine Zeit der Spekulationsblasen erinnern. Sein Rücktritt als monetärer Entscheidungsträger der weltgrößten Volkswirtschaft sollte eher früher als später erfolgen, so dass man seinen Nachfolger für die sich derzeit entwickelnden Spekulationsblasen verantwortlich machen kann."

      Greenspan`s Hauptwerk war natürlich die Spekulationsblase am Aktienmarkt, die durch die sensationelle Über-Spekulationsblase bei den Internet-Aktien gekrönt wurde. Aber die gedankenlosen Panikkäufe von Internetaktien sind jetzt nur noch eine ferne Erinnerung. Aber nur weil die Spekulationsblase am Aktienmarkt vor drei Jahren geplatzt ist, bedeutet das nicht, dass Greenspan damit aufgehört hat, Spekulationsblasen zu fördern. Keineswegs!

      "Jetzt haben die Politik des leichten Geldes und das künstlich niedrige Zinsniveau mitgeholfen, eine Doppelblase am Immobilien- und am Anleihenmarkt zu schaffen", so die Tapei Times weiter. "Wenn eine von diesen Blasen platzt, dann könnte das die gesamte US-Wirtschaft hart treffen. Und das wäre dann auch ein Tritt unter die Gürtellinie für die Weltwirtschaft ... deshalb ist es besser, wenn Alan Greenspan noch vorher zurücktreten würde."

      Eine platzende Spekulationsblase am Anleihenmarkt – d.h., höhere Renditen bei Anleihen – würde sicherlich Schockwellen durch den Immobilienmarkt senden. Selbst wenn die Lage am US-Immobilienmarkt nicht mit dem Wort "Spekulationsblase" zu beschreiben ist – dieser Markt ist auf jeden Fall gegenüber steigenden Zinssätzen anfällig. Die Verkäufe von Häusern boomen seit Jahren, und 2003 könnte ein neues Rekordjahr werden. Aber ein Haus zu kaufen, wird bei steigenden Preisen immer schwieriger, auch wenn die Zinsen fallen. Und stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn die Zinsen wieder steigen würden.

      "Als die Zinsen gefallen sind, haben alte und neue Hausbesitzer ihre Hypotheken erhöht, und von diesem erhaltenen Geld haben sie die Hälfte ausgegeben", so Bridgewater Associates. "Außerdem haben sie zunehmend die Zinsbindung aufgegeben, weil sie dadurch niedrigere Zinssätze erhalten konnten – was aber auch ihre Verletzlichkeit gegenüber steigenden Zinsen erhöht hat ... die Zinsen müssen nicht viel steigen oder die realen Einkommen müssen nicht stark fallen, um große Hypothekenausfälle zu generieren."

      Das Verhältnis von Marktwert des Immobilienmarktes zu den verfügbaren persönlichen Einkommen ist auf einem Allzeithoch. "Dieses Verhältnis steht bei 1,73, was höher ist als das vorige Hoch von 1,6 im Jahr 1989", so Bloomberg, "In den letzten 2 Jahren sind die Hypothekenschulden zwei oder drei Mal so schnell gewachsen wie die persönlichen Einkommen. Die Summe der neuen Hypotheken ist im ersten Quartal 2003 auf – aufs Jahr hochgerechnete –723 Mrd. Dollar gestiegen (Quelle: Flow of Funds report der Fed). Verglichen mit einem Zuwachs von 667 Mrd. Dollar 2002 und 375 Mrd. Dollar im Boomjahr 1999."

      Die Zinsen auf einen immer größeren Schuldenberg zu bezahlen, ist für die Konsumenten ein kleines Problem geworden, bei niedrigen Zinsen. Und was wird, wenn die Zinsen steigen ...




      Dienstag, 22. Juli 2003

      Die glücklichsten Menschen des Universums

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Ohne die Ausgaben für langfristige Konsumgüter und Immobilien (die bereits spekulationsblasenmäßig über der Erde schweben) bleiben als andere mögliche Quelle für eine reale Erholung nur die Investitionen der Unternehmen" erklärt Stephen Roach von Morgan Stanley.

      Der Unternehmenssektor ist laut Alan Greenspan auf Erholungskurs. Aber warum sollten die Unternehmen in neue Kapazitäten investieren ... in den USA? "Die heimischen Investitionen bleiben auf Ersatzinvestitionen begrenzt", so Roach weiter, "und Kapazitätserweiterungen gehen zunehmend nach China."

      *** Die Rezession ist in den USA offiziell vorbei, aber die Schlagzeilen sagen etwas anderes. "Lokale Arbeitslosenquote gestiegen", so News aus Houston.

      *** Inzwischen ein Blick in die Zukunft ... oder zumindest nach Simbabwe. Unser südafrikanischer Reporter hat mir mitgeteilt, dass die Inflation in Simbabwe derzeit bei einer Jahresrate von 365 % steht. Sie "könnte Weihnachten bei 750 % stehen", so ein lokaler Analyst.

      Die Hälfte der Bevölkerung in diesem traurigen Land hat kein Geld, um sich genug Lebensmittel zu kaufen. Schlimmer noch – die Regierung hat die weißen Farmer aus dem Land getrieben, um deren Land an Günstlinge des Präsidenten verteilen zu können. Ja, das sind die Effekte von Demokratie und Papierwährung in den Händen von ungeduldigen Menschen. In Nordamerika brauchen Dinge wie diese länger.

      *** "Wir sind die glücklichsten Menschen des Universums", sagte mein Freund John Mauldin (siehe mein Artikel oben) mit charakteristischem Understatement, "ich meine, gerade jetzt zu leben ... das alles zu beobachten ... fähig sein, zu reisen, zu schreiben ... mit so netten Familien (John hat 7 Kinder; ich persönlich habe 6 Kinder ... wenn die Bevölkerungszahlen der westlichen Demokratien schrumpfen, dann ist das nicht unsere Schuld) ... und wir werden dafür bezahlt."

      "Lass uns in den Weinkeller runtergehen", sagte ich, "und sehen, was wir dort finden können. Das Ende der Welt rückt näher. Lass es uns genießen."


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      Avatar
      schrieb am 24.07.03 11:41:09
      Beitrag Nr. 3.595 ()
      SCHRUMPFENDE STÄDTE


      Das große Sterben

      Von Matthias Lohre

      Deutschlands Städte bluten aus. Bereits jetzt stehen mehr als eine Million Wohnungen in Ostdeutschland leer, Stadtviertel verfallen, Landstriche veröden. Oft ist Abriss, wie etwa in Leipzig, die einzige Lösung. Deutschland steht vor einer Jahrhundertaufgabe.


      DPA

      Verrammeltes Gebäude in Eisenhüttenstadt: Der Wohnungsleerstand in deutschen Städten nimmt dramatisch zu


      Leipzig - Wie wäre es mit einem Hirschgehege hinter dem Leipziger Hauptbahnhof? Platz genug, finden die Stadtväter, gebe es ja. Man nutzt einfach die Brache neben dem frisch renovierten Prunkbau des Bahnhofs, platziert auf einer neu angelegten Wiese sechs Hirsche und dazu einen Hochsitz. Zwischen einfahrenden Schnellzügen und dem Autolärm der Hauptstraße könnte so der öffentliche Raum genutzt werden, den sonst niemand braucht.
      Der Plan mit den Hirschen im Stadtzentrum ist bezeichnend für die städtebauliche Situation in Leipzig. Allein im Stadtteil Volkmarsdorf, direkt hinter dem Bahnhof, steht jedes zweite Haus leer - viele davon sind Altbauten. Aus manchen Häuserdächern wachsen Birken, auf rissigen Plakaten werben Immobilienmakler um Käufer, die nicht kommen werden. "Unser Plan, hier ein Hirschgehege einzurichten, ist natürlich eine Art Groteske", sagt Wolfgang Kunz, der Leiter des Leipziger Stadtplanungsamtes. "Aber wir brauchen prägnante Beispiele, die auf den dramatischen Wohnungsleerstand in der Stadt hinweisen."

      Fast 60.000 Wohnungen stehen in Leipzig leer. Die Sachsenmetropole hat von 1989 bis 1998 fast hunderttausend Einwohner verloren, von 530.000 Bürgern schmolz die Einwohnerschaft auf 438.000. Dann gab es eine Gebietsreform, Randbezirke wurden eingemeindet.

      Viele Leipziger sind ins Umland oder in den Westen gezogen, der Geburtenrückgang kommt hinzu. Unterm Strich stieg im vergangenen Jahr die Einwohnerzahl durch Zuzug zwar leicht um 1800. Doch die Stadtplaner müssen langfristig denken. Ihnen ist klar: Leipzig droht zu veröden, und die Stadt reagiert mit drastischen Programmen, deren Namen seltsam idyllisch klingen.

      "Dunkler Wald", "Wandel auf der Parzelle" oder "Lichter Hain" nennt die Behörde blumig ihre radikalen Pläne für das "Grüne Rietzschkeband", welches das Gesicht des ausblutenden Leipziger Ostens von Grund auf verändern soll. Wo sich heute zerfallende Häuser aneinander reihen, soll nach und nach eine Schneise aus Parks, Wäldchen und Veranstaltungsplätzen entstehen. "Wir wollen keine hässliche Brache in der Stadt, sondern eine positive Identifikation mit dem Prozess, gegen den wir nichts tun können. Die 60.000 Wohnungen sind ja so oder so leer", sagt Kunz.


      DDP

      Zum Abriss vorgesehenen Plattenbau im Stadtteil Leipzig-Grünau: Grünflächen sollen die Stadt durchziehen


      Die Leipziger gehören zu den ersten, die sich mit Plänen einem Problem stellen, das bald überall auf der Tagesordnung stehen wird: Deutschlands Städte und Dörfer schrumpfen. Schon heute gibt es allein in Ostdeutschland 1,2 Millionen leer stehende Wohnungen. Im Jahr 2030 werden es voraussichtlich doppelt so viele sein.

      Weil hier zu Lande immer weniger Kinder zur Welt kommen, werden viele Hochhäuser und Gründerzeit-Schmuckstücke nicht mehr gebraucht. Ganze Stadtteile und Dörfer wandeln sich zu Ghettos, in denen nur noch die Alten und Arbeitslosen bleiben. Fenster und Türen werden vernagelt, der Niedergang der Städte ist hier schon Realität. Nur die Seniorenheime sind hübsch heraus geputzt.

      Zum ersten Mal seit dem Dreißigjährigen Krieg droht Deutschland wieder die Verödung ganzer Landstriche. Das gilt auch für westdeutsche Regionen wie das Ruhrgebiet. Nach Berechnungen des Düsseldorfer Landesamtes für Datenverarbeitung verlor beispielsweise Essen seit 1990 37.000 Einwohner. Selbst florierenden Städten wie München wird der Rückgang prognostiziert: Spätestens ab dem Jahr 2030 soll auch dort die Bevölkerungszahl zurückgehen, schätzt das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.

      Stimmen die Vorhersagen des Statistischen Bundesamtes, dann hätte Deutschland - selbst bei einer optimistischen Prognose, die 200.000 Einwanderer pro Jahr vorsieht - im Jahre 2050 nur noch 75 Millionen Bürger - ein Minus von sieben Millionen Menschen. Eine düstere Schätzung der Wiesbadener geht sogar von lediglich 67 Millionen aus. Deutschland vergreist, und die Kahlschlag-Pläne der Leipziger sind erst der Anfang.

      Die Leipziger Stadtväter raten den Hauseigentümern zum Abriss, weil sich weit und breit eh keine Mieter mehr finden lassen. Grundbesitzern schlagen die Beamten vor, ihr Gelände der Kommune zu überlassen, auf denen sie dann Freiflächen einrichtet. Wer will, erhält nach fünf Jahren sein Eigentum zurück. Der Hintergedanke von Stadtplaner Wolfgang Kunz und seinen Leuten: Nach und nach soll sich so das Gelände leeren, und auch widerspenstige Hauseigentümer werden dann einsehen, dass ihre Immobilie mitten im Nirgendwo keinen Wert hat. Dann, so hofft Kunz, stehe einem spottbilligen Ankauf durch die Stadt und der Schaffung von Grünflächen nichts mehr im Wege.

      Das dafür nötige Geld steht schon bereit: Vor einem Jahr hat der Bund die ersten 1,25 Milliarden Euro (von insgesamt 2,9 Milliarden) des "Stadtumbauprogramms Ost" freigegeben, dessen Mittel je zur Hälfte für Instandsetzung und Abrisse genutzt werden sollen. Bis zu 400.000 Wohnungen sollen der Abrissbirne zum Opfer fallen. Wo vor wenigen Jahren mit Steuer-Milliarden und Abschreibungs-Modellen der Aufbau Ost gefördert wurde, herrscht jetzt der "Abriss Ost".

      Leipzig hofft, durch die geplanten Abrisse die Entstehung eines städtischen Flickenteppichs aus sanierten Häusern, leer stehenden Ruinen und Brachen zu verhindern. Die Stadtverwaltung bewegt sich dabei auf einem schmalen Grat. Was, wenn sich die Vorhersagen über die Bevölkerungsentwicklungen als falsch herausstellen? Oder die Stadtviertel, denen sie heute keine Zukunft mehr einräumt, wieder attraktiv werden? Der Abriss von je 10.000 Platten- und Altbauten könnte dann als verheerendes Kapitel in die Stadt-Geschichte eingehen. Das kann auch Wolfgang Kunz nicht ausschließen. "Aber wir müssen jetzt handeln. Wir können die Hände nicht in den Schoß legen." Auch die Instandhaltung leer stehender Häuser kostet Geld, das die Stadt und viele Hauseigentümer nicht haben.


      DDP

      Rathaus München: Selbst florierenden Städten droht der Einwohnerschwund


      Helfen soll den Leipzigern das Projekt "Schrumpfende Städte", eine Zusammenarbeit zwischen Bundeskulturstiftung, der Bauhaus-Stiftung in Dessau, der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst und der Architekturzeitschrift ARCH+. Vier internationale Regionen werden hier unter die Lupe genommen: Detroit, die russische Industriestadt Ivanovo, Manchester/Liverpool und Halle/Leipzig. Alle Gebiete leiden aus unterschiedlichen Gründen unter extremem Bevölkerungsschwund. Mit 3,2 Millionen Euro fördert die Bundeskulturstiftung das Projekt, das im nächsten Jahr die ersten Untersuchungsergebnisse präsentieren will.

      Leiter ist der Berliner Architekt Philipp Oswalt. Aus seiner Sicht greifen bloße Abriss-Entscheidungen zu kurz: "Marktbereinigung ist keine Antwort auf die große Herausforderung des Stadtumbaus." Sinnvoll findet der Architekt die geplante Senkung der Eigenheimzulage. Die Flucht der Stadtbewohner in unnötige Neubauten im Umland könnte dadurch zumindest gebremst werden. Auch eine Senkung oder Streichung der Kilometerpauschale könnte dazu beitragen.

      Letztendlich wird sich jede deutsche Stadt in einem harten Wettbewerb um Industrieansiedlungen, gut ausgebildete Arbeitnehmer und attraktive Freizeitangebote behaupten müssen. Lebensqualität als Überlebensstrategie. Traditionsreiche Universitäts- und Handelsstädte wie Leipzig könnten in diesem Rennen besser bestehen. Das auf dem Reißbrett entworfene Eisenhüttenstadt bliebe dagegen vermutlich auf der Strecke.

      Noch weiß niemand genau, wie das gewaltige Erbe der deutschen Städte bewahrt werden kann. Wie in den fünfziger Jahren schaffen Abrissbirnen heute wieder Tatsachen, die Jahrzehnte später als Bausünden am Pranger stehen. Was dabei unwiederbringlich verloren geht, kann heute niemand abschätzen.

      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,258341,00.h…
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      schrieb am 24.07.03 13:32:31
      Beitrag Nr. 3.596 ()
      china

      Das Yuan-Syndrom

      Chinesische Waren überschwemmen die Weltmärkte. Westliche Notenbanker und Politiker fordern die Aufwertung der Währung. Doch die Regierung in Peking wehrt sich

      Von Georg Blume

      Noch streitet die Welt über die Fehler westlicher Politik im Irak. Gut möglich, dass ihre folgenreichsten Irrwege in diesen Tagen woanders begangen werden: Fast zeitgleich blasen Brüssel, Washington und Tokyo zum Handelsstreit mit China. Die alten Industriemächte wollen die aufstrebende Volksrepublik zwingen, ihre Währung aufzuwerten. Dabei riskieren sie einen Handelskonflikt, noch bevor das Schwellenland China überhaupt eine Chance hatte, sich den Gesetzen der Weltwirtschaft anzupassen, die es mit seinem Beitritt zur Welthandelsorganisation akzeptiert hat.

      Die Vorwürfe gegen Peking liegen auf der Hand.Das Außenhandelsdefizit der USA mit China belief sich im vergangenen Jahr auf 103 Milliarden Dollar, das der EU auf 40 Milliarden Dollar, Tendenz stark ansteigend. Den großen Wirtschaftsnationen geht es schlecht, nur China boomt. Weltweit ziehen Regierungen und Zentralbanken alle Hebel, um die Konjunktur zu beleben – nur China verschanzt sich hinter einem festen Wechselkurs zum Dollar. Wozu aber hatten die G-7-Staaten den chinesischen Staatschef Hu Jintao in diesem Jahr erstmals zum Weltwirtschaftsgipfel nach Evian eingeladen? Natürlich, damit er seinen Teil zum Ausgleich der defizitären amerikanischen Leistungsbilanz beiträgt, unter der alle leiden. Doch Hu wehrt sich: Er lässt den Yuan nicht aufwerten und stattdessen Devisenreserven von mittlerweile 340 Milliarden Dollar horten.

      Wim Duisenberg, der Präsident der Europäischen Zentralbank, und Alan Greenspan, der amerikanische Notenbankchef, sind verärgert. Das könnte durchaus als Kompliment an China verstanden werden: Zum ersten Mal ist den beiden obersten Währungshütern des Westens die Pekinger Finanzpolitik überhaupt wichtig genug, um sie öffentlich zu kritisieren. Doch die Herren meinen es bitterernst: Greenspan bezeichnete es als „zunehmend offensichtlich“, dass China den Wechselkurs des Yuan in Zukunft freigeben müsse. Zumal man in Peking „intellektuell genug“ sei, das selbst zu begreifen. So aber lässt sich die Kommunistische Partei nicht gern vorführen.

      Duisenberg ging die Sache noch direkter an: Die Dollarbindung des Yuan sei eine der größten Gefahren für die Wiederbelebung der europäischen Wirtschaft. China müsse die Bindung an einen sinkenden Dollar aufgeben. Sonst, so legte EU-Kommissionschef Romano Prodi vergangenen Freitag nach, sei in Europa mit einer „Welle des Protektionismus“ zu rechnen.

      Wogegen aber soll sich diese Welle richten? Gegen adidas-Turnschuhe und Plastikspielzeug? Es ist schon erstaunlich, wie schnell China seinen Weg von der entwicklungsbedürftigen Maus zum handelstüchtigen Elefanten durchgemacht hat.

      Manch China-Reisender wird sich noch an gar nicht so weit zurückliegende Zeiten erinnern, in denen Ausländer in der Volksrepublik mit einer eigens für sie gedruckten Währung zahlten. Bis vor gut zehn Jahren war das so, weil jeder dachte, der Yuan sei nichts wert. Heute sind die Schwarztauscher, die ausländischen Touristen in China auf Schritt und Tritt folgten, allesamt verschwunden. Stattdessen prophezeit das Wall Street Journal dem chinesischen „Volksgeld“ eine „potenzielle Rolle als Währung für ganz Asien“. Und das seriöse Hongkonger Nachrichten-Magazin Far Eastern Economic Review feiert den Yuan bereits als „neuen asiatischen Dollar“. Tatsächlich kann man in Hongkong, das mit dem Hongkong-Dollar über eine eigenständige Währung verfügt, inzwischen auch mit Yuan bezahlen. Insgesamt befinden sich außerhalb Chinas Yuan im Wert von umgerechnet 3,5 Milliarden Euro im Umlauf – ein Zeichen für die neue Attraktivität einer Währung, die bislang niemand einwechseln wollte. Schon ist vom „Yuan-Fieber“ die Rede – wofür nicht zuletzt Greenspan und Duisenberg sorgen.

      Schon seit 1994 ist die chinesische Währung im Verhältnis 1:8,276 bis 1:8,280 fest an den Dollar gekoppelt. Damals befand sich das Land in seiner ersten Phase wirtschaftlicher Überhitzung, es herrschte wie heute Aufwertungsdruck. Der vom damaligen Zentralbankchef Zhu Rongji verfügte Zielkorridor sollte vor Spekulanten schützen und unter Investoren für Ruhe sorgen. Wenige Jahre später, inmitten der Asienkrise von 1997/98, sah die Lage anders aus: Auch in China lahmte die Konjunktur, es herrschte gewaltiger Abwertungsdruck, um die Exporte anzutreiben. Der mittlerweile zum Premierminister aufgestiegene Zhu aber hielt trotzdem am Zielkorridor fest – und verdiente sich ungeahnte Lorbeeren. Peking galt in aller Welt als verantwortungsvoller Wirtschaftspartner. Eine Abwertung des Yuan hätte inmitten der Asienkrise eine Abwertungsspirale mit unausdenkbaren Folgen für die Weltwirtschaft auslösen können.

      Daran aber will sich heute im Westen niemand mehr erinnern: Schon wirft der US-Ökonom Jeffrey Garten den Chinesen vor, mit einem billigen Yuan den „globalen Aufschwung zu bedrohen“; das Handelsblatt warnt vor dem Yuan als „gelber Gefahr neuer Prägung“ für die großen Industrieländer. Tatsächlich bestreitet China nur etwa fünf Prozent des Welthandels.

      Genau genommen, sind diese Stimmen Opfer japanischer Politik. Denn nicht in Brüssel oder Washington, sondern in Tokyo wurden die neuen Yuan-Strategien zuerst ersonnen. Es begann mit dem nach seinem Autor benannten Matsushima-Bericht der Tokyoter Zentralbank vom Jahr 2000: Damals fielen die Textilpreise in Japan im Zuge billiger Importe aus China innerhalb eines Jahres um 40 Prozent und lösten einen Deflationsschub aus. Matsushima glaubte, nur eine Yuan-Aufwertung könne helfen – übersetzt in die japanische Politikersprache bedeutete das: China war an der Krise schuld.

      Seitdem erlebt Japan das, was Prodi heute für Europa ankündigt: Eine Protektionismuswelle, die jede Kritik an ihrem angeblichen Verursacher rechtfertigt. Schon ist China in Japan laut Umfragen das „am meisten gefürchtete Land der Welt“, gehört „China-Bashing“ zum Standard-Repertoire japanischer Politiker. Dass es in den USA auch bald so kommen könnte, zeigt ein Brief vier amerikanischer Senatoren aus beiden großen Parteien, der die „künstliche Unterbewertung“ des Yuan für Arbeitsplatzverluste in Amerika verantwortlich macht.

      Schon einmal hat der Westen auf Produktivitätsgewinne in Asien mit dem Währungshammer reagiert: Beim berühmten Plaza Accord von 1985 wurde Japan gezwungen, den Yen zum Dollar um 100 Prozent aufzuwerten – mit verheerenden Folgen. Damals führte die Yen-Aufwertung, gekoppelt mit einer Niedrigzinspolitik der japanischen Zentralbank, zu jener Spekulationsblase, deren Zerplatzen dem Land bis heute seine wirtschaftliche Misere beschert. Nun aber droht China die gleiche Gefahr. „Konjunktur- und Währungsschwäche in den USA können in China leicht zu einer Spekulationsblase führen“, warnt Jesper Koll, Chefökonom der US-Investmentbank Merril Lynch in Tokyo. Denn gäbe Peking heute dem Aufwertungsdruck des Westens nach, würde das durch die Exportgewinne erwirtschaftete Kapital China nicht mehr verlassen. Begünstigt durch die hohe Sparquote der Chinesen und eine Regierung, die unter dem Aufwertungsdruck kaum wagen würde, die Zinsen zu erhöhen, würde immer mehr Geld in die ohnehin ausgelasteten Fabriken und den schon jetzt überhitzten Immobiliensektor fließen. Die Folge wäre eine chinesische „Blasenwirtschaft“, deren Zerplatzen der Weltwirtschaft erheblichen Schaden zufügen könnte.

      Kein Wunder also, dass die Empörung über Chinas neue Buhmann-Rolle wächst. „China riskiert, zum Sündenbock der Weltwirtschaft zu werden. Es ist höchste Zeit, dieses gefährliche Spiel zu beenden“, warnt Stephen Roach, Chefökonom der US-Investmentbank Morgan Stanley in New York. Zumal laut Roach zwei Drittel aller Exporte aus China von Unternehmen mit ausländischen Kapital stammen und über die Hälfte der Importe nach China reexportiert werden. Jörg Wuttke, der Vorsitzende der Deutschen Handelskammer in Peking, sieht gar einen „Vertrauensbruch“ der chinesischen Regierung, falls sich diese zu einer Yuan-Aufwertung drängen lasse. „Dafür gibt es keine volkswirtschaftliche Begründung“, so Wuttke.

      Wer gelbe Gefahren sieht, fragt nicht nach volkswirtschaftlichen Argumenten. Dem Westen fehlt offensichtlich die Größe, China seine wirtschaftlichen Erfolge zuzugestehen.

      (c) DIE ZEIT 24.07.2003 Nr.31

      http://www.zeit.de/2003/31/Reminbi
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      schrieb am 24.07.03 23:19:28
      Beitrag Nr. 3.597 ()
      Zusammenbruch

      Gemütlich in die Pleite

      Wohlstand, Sicherheit, Erfolg – die heile Welt der schwäbischen Baufirma Zementol schien unzerstörbar zu sein. Missmanagement, Trägheit, Mutlosigkeit – jetzt ist Zementol am Ende. Die Geschichte eines deutschen Zusammenbruchs

      Von Roland Kirbach


      Firmenakten werden im Einkaufswagen entsorgt
      Fotos: Peter Granser für DIE ZEIT


      Die Welt von Hans Scheufele* hatte stets ihre fest gefügte Ordnung. Nie in seinem Leben ist er umgezogen, noch mit 50 Jahren wohnt er, zusammen mit Mutter und Schwester, in seinem Elternhaus in Wendlingen bei Nürtingen; der Vater starb vor einem Jahr. Welche Hose er morgens anzieht, welches Hemd, das bestimmt bis heute seine Mutter. Seinen Urlaub verbringt Scheufele jahraus, jahrein am Bodensee, mit seiner Familie, in der eigenen Ferienwohnung. „M’r halta halt z’amma“, sagt der zierliche Mann schüchtern lächelnd.

      Nach der Realschule lernte Hans Scheufele Speditionskaufmann und arbeitete 13 Jahre lang bei einer Stuttgarter Spedition. 1986 kam die Ordnung in seiner Welt vorübergehend ins Wanken, als Scheufele arbeitslos wurde und nicht sofort eine neue Stelle fand. Er absolvierte eine Fortbildung, und bald wurde er hier, bei der Firma Zementol in Frickenhausen bei Nürtingen, eingestellt. Das sei für ihn ganz günstig gewesen, sagt Hans Scheufele, der weder Führerschein noch Auto besitzt. Mit der Bahn von Wendlingen nach Nürtingen sind es nur sieben Minuten, dann hat er gleich Anschluss mit der Tälesbahn, die in sechs Minuten in Frickenhausen ist, von dort nimmt er den Bus ins Gewerbegebiet.

      Bei Zementol hat Herr Scheufele bisher die Spesenabrechnungen gemacht, die Überstunden-, Urlaubs- und Krankenlisten geführt, die Post im Haus verteilt und Botengänge erledigt. Eine nicht sehr anspruchsvolle Tätigkeit, die zurückreicht in eine Zeit, als Unternehmer es sich noch gestatteten, jemanden aus sozialen Gründen einzustellen.

      Zementol konnte es sich damals leisten, großzügig gegenüber den Mitarbeitern zu sein; das mittelständische Unternehmen war äußerst liquide, der Marktführer in Deutschland auf dem Gebiet der Bauwerkabdichtungen. Der Bauingenieur Kurt Köder, ein schwäbischer Tüftler, hatte nach dem Krieg ein Verfahren entwickelt, um Bauwerke besser gegen Grundwasser zu schützen. Köder erkannte, dass der Beton durch Beigabe bestimmter Zusätze selbst zu einer Art Dichtungsmasse werden kann. Ein enormer Fortschritt zu dem bis dahin üblichen Verfahren. Köders Methode ermöglichte es, das neue Gebäude gleich in die Grube zu bauen, dank des wasserdichten Betons. Köder schwärmt noch heute: „Milliarden volkswirtschaftlicher Werte haben wir eingespart!“

      Die Firma, 1952 gegründet, expandierte rasch, hatte am Ende zehn Niederlassungen in Deutschland, sogar nach Österreich und in die Schweiz wagte man sich vor. Die Liste der Referenzobjekte wurde immer länger. Dank des Wirkens von Zementol ist die Olympiaschwimmhalle in München wasserdicht, ebenso der Arlberg-Tunnel in den österreichischen Alpen, der Fährhafen in Konstanz, die Wasserstadt Spandau direkt an der Havel, das Festspielgelände mit Kasino in Bregenz am Bodensee. Zu besten Zeiten hatte das Unternehmen 180 Beschäftigte auf der Gehaltsliste, Mitarbeiter, denen es prächtig ging. Jeder Zweite fuhr einen Dienstwagen, es wurden mehrtägige Betriebsausflüge unternommen. Geld spielte keine Rolle, es war ja da. „Ich hatte schuldenfreie Immobilien“, sagt Kurt Köder, „und so viele Rücklagen, dass ich meine 180 Angestellten ein Dreivierteljahr im Voraus hätte entlohnen können.“

      In der wunderbaren Erfolgsgeschichte von Zementol/Frickenhausen spiegelt sich beispielhaft die Wirtschaftsgeschichte der alten Bundesrepublik: Aufstieg in den Wiederaufbau- und Wirtschaftswunderjahren, jahrzehntelang patriarchalisch-solide geführt, Wohlstand für alle. Aber auch das traurige Ende ist beispielhaft: Der Patriarch fand keinen Nachfolger, musste verkaufen, eine Ära endete; im Hype der neunziger Jahre fiel das Unternehmen in die Hände von Leuten, die vom Baufach offenkundig nichts verstanden und nur am Gewinn interessiert waren. Ein möglicher Rettungsversuch unterblieb, aus mangelndem Mut der leitenden Angestellten; schließlich der Crash, der Verlust Dutzender Arbeitsplätze, durchkreuzte Lebensplanungen.

      Im März dieses Jahres hat Zementol Insolvenz angemeldet. Zementol ist pleite. Ende August wird der Betrieb eingestellt, mit Hans Scheufeles gewohnter Ordnung ist es längst vorbei. Die meisten der zuletzt 87 Beschäftigten sind bereits arbeitslos gemeldet, nur ein kleiner Trupp von sieben Leuten räumt noch auf, wickelt ab, macht am Ende das Licht aus. Hans Scheufele wird eigentlich nicht mehr gebraucht, aber er ist immer noch im Haus für diese Aufgaben. Der Mann habe ihm leid getan, sagt der Insolvenzverwalter, der Anwalt Oliver Kirschnek, der nur auf den ersten Blick wie ein dynamischer, kühler Wirtschaftsanwalt wirkt. Er habe es nicht übers Herz gebracht, sagt er, Scheufele wie den meisten anderen zu kündigen. Eine Galgenfrist also, denn dass Herr Scheufele danach noch einmal anderswo eine Anstellung findet, das kann sich bei Zementol niemand vorstellen. „Ein sympathischer Mensch“ sei er, sagt eine Kollegin, „aber er passt nicht in diese Zeit.“ Macht er sich Sorgen um seine Zukunft? „Ha, noi, a kleine Pause wird m’r jetzt erscht mal gut tua“, sagt er. „Aber a bissle weh tut’s scho.“ Verärgert hat ihn, dass er in den ersten drei Monaten seiner Arbeitslosigkeit nicht in den Urlaub fahren darf. Sonst werde nämlich das Arbeitslosengeld gestrichen, und selbst versichern müsse er sich dann auch, sagt er. Er werde das aber wohl in Kauf nehmen. Schließlich wolle er mit seiner Mutter und seiner Schwester im August drei Wochen an den Bodensee fahren, wie jedes Jahr.

      Zementol pleite? Er konnte es zunächst nicht glauben, als er es hörte, sagt Uwe Kassube. Der Diplom-Ökonom arbeitet im Büro von Insolvenzanwalt Kirschnek; Uwe Kassube soll nun für ein geordnetes Ende der Firma sorgen. Die Baubranche kennt er seit 20 Jahren. Er hat Banken über die Bonität und Solidität von Baufirmen beraten. Zementol ist ihm viele Jahre ein Begriff gewesen – als eine Vorzeigefirma: „Zementol war hier eine echte Nummer!“

      Als er dann gerufen wurde, zum ersten Mal das Firmengebäude betrat, „wurde ich gefeiert, als wäre ich der Messias“. Der solide wirkende, unprätentiös auftretende Kassube nährte bei den Beschäftigten die Erwartung, er werde den Karren schon wieder aus dem Dreck ziehen. Viele betrachteten ihn als „Beichtvater“, einige begannen damit, Kollegen zu denunzieren, um so die eigenen Chancen auf Weiterbeschäftigung zu erhöhen.

      Aus Trotz haben Mitarbeiter die Firmenwagen einfach behalten

      Eine so genannte Sanierungsinsolvenz jedoch, eine Auffanglösung, die wenigstens einen Teil der Arbeitsplätze gerettet hätte, sei nicht mehr hinzukriegen gewesen, meint Kassube. Zum Termin Ende August wurde allen Beschäftigten gekündigt, von Februar bis April bezogen sie Insolvenzgeld vom Arbeitsamt, anschließend wurden sie, bis auf die sieben Abwickler, freigestellt, seitdem erhalten sie Arbeitslosengeld. Eine Zäsur, mit der sich so mancher nicht abfinden kann. Es gibt Mitarbeiter in den Außenstellen, die bis heute ihre Leasing-Autos nicht zurückgegeben haben.

      Ein leiser Abschied. In der Regel scheiden die Unternehmen still und ohne Aufsehen aus dem Wirtschaftsleben. Seit Anfang der neunziger Jahre ist mit jedem neuen Jahr, mit Ausnahme von 1999, ein neues Pleiterekordjahr zu vermelden. Knapp 38000 Unternehmen verabschiedeten sich allein 2002 vom Markt, fast 600000 Arbeitsplätze waren davon betroffen, nur wenige konnten durch Sanierung oder Verkauf von Firmenteilen erhalten werden. Glaubt man den Prognosen, wird auch das laufende Jahr wieder ein Rekordjahr der Pleiten. Für Schlagzeilen jedoch sorgen nur die großen Fälle, wenn etwa der Baugigant Holzmann zusammenkracht, ein Imperium wie das von Leo Kirch am Ende ist oder die Firma Grundig, Inbegriff des deutschen Wirtschaftswunders, die Pforten schließt.

      Das große Scheitern der vielen kleinen Firmen ist selbst den Lokalblättern meist keine Meldung wert. Als Zementol zugrunde ging, nahm die Nürtinger Zeitung davon nicht Notiz, obwohl die Redaktion nur drei Gewerbegebiete weiter, am Stadtrand von Nürtingen, sitzt. Bei Baufirmen werde mangels Masse ein ordentliches Insolvenzverfahren oftmals abgelehnt, schildert Insolvenzverwalter Kassube die Situation. Immerhin, ein solches Ende soll Zementol erspart bleiben; wenn die Firma schon sterben muss, so will er wenigstens für ein würdiges Begräbnis sorgen. Und natürlich geht es darum, den Gläubigern – der Volksbank, den Lieferanten, dem Arbeitsamt und nicht zuletzt den Mitarbeitern – so viel Geld zu retten wie möglich.

      Kurz und schmerzlos soll der Abschied sein, deshalb bescherte Eleonore Mackenroth* dem Malermeister Erb, sozusagen Haus- und Hofmaler bei Zementol, noch einen Großauftrag: Die Fassaden der Firmenzentrale in Frickenhausen mit dem Schriftzug „Zementol“ sollen neu gestrichen werden, und zwar ganz schnell, als müsse der Name rasch getilgt werden. Aber das Übertünchen hilft nichts, Frau Mackenroths Augen hinter den dicken Brillengläsern schimmern feucht, als sie vom letzten Auftrag erzählt. „Es ist grausam, ein Unternehmen sterben zu sehen“, sagt sie mit tränenerstickter Stimme. Vor 28 Jahren kam sie zu Zementol, bis heute ist sie die rechte Hand des Firmengründers Köder. An Zementol „hängt mein Herzblut dran“, seufzt die 64-Jährige.

      Die enge emotionale Bindung wird auch nicht dadurch geschmälert, dass Frau Mackenroth offiziell gar nicht mehr bei Zementol angestellt ist. Kurt Köder hat das Unternehmen bereits vor zehn Jahren verkauft, eine Weile ließen ihn die neuen Inhaber noch als Geschäftsführer im Amt, 1997 schied er ganz aus, mit ihm Frau Mackenroth. Doch beide blieben im Haus, zogen nur ein paar Büros weiter, in Köders Grundstücksverwaltungsfirma, deren einzige Beschäftigte sie sind. Köder war so vorausschauend, seinen über ganz Deutschland verteilten Immobilienbesitz in einer eigenen Firma, getrennt von Zementol, zu verwalten. Deshalb gehören die Firmengebäude jetzt auch nicht zur Insolvenzmasse. Für Eleonore Mackenroth hat sich durch den Wechsel von Zementol zur Grundstücksverwaltung kaum etwas geändert; sie hatte bis zuletzt engen Kontakt zu den früheren Kollegen, nur mit dem Unterschied, dass sich diese weniger vor Frau Mackenroth ängstigten, weil sie ihnen nichts mehr zu sagen hatte.

      Die rechte Hand des oft auf Dienstreisen abwesenden Chefs war früher gefürchtet im Haus. Wenn sie mit ihrer donnernden Stimme und dem rollenden R Mitarbeiter, auch die leitenden, über die Sprechanlage zu sich bestellte, dann zuckten die Leute in ihren Büros zusammen; auch Vertreter, die im Foyer warteten, rissen in solchen Momenten ihre Köpfe herum. Vor allem den schüchternen Hans Scheufele jagte Frau Mackenroth allzu gern die Treppen hinauf und hinunter. „Herr Scheufele, bitte zu Frau Mackenroth kommen!“, schallte es durch die Flure. Und fast direkt hinterher: „Herr Scheufele, wo bleiben Sie?“ – „Ja, ich war hier der Haus- und Hofhund“, gibt Frau Mackenroth mit leiser Selbstironie zu. Dass sie bei ihrem Wechsel von Zementol zur Grundstücksverwaltung ihr großes Büro auf der Vorderseite, mit Blick auf den Hof und den Eingang, zugunsten eines Büros nach hinten hinaus, mit Blick ins Grüne, räumen musste, hat sie lange nicht verwinden können. Sie mochte es, über alles im Bilde zu sein.

      Vielleicht hätte Zementol eine Chance gehabt, vielleicht wäre es ganz anders gekommen, hätte Eigentümer Kurt Köder damals, 1993, seinen Betrieb nicht verkauft. Dies aber sagen Mitarbeiter nur hinter vorgehaltener Hand. Käufer ist damals die Firma IMM gewesen, die alsbald im Unternehmen TA aufging, als sich die IMM-Gesellschafter dort einkauften. TA war einmal der angesehene Schreibmaschinenhersteller Triumph-Adler, heute ist TA, nachdem der Sprung ins Computerzeitalter misslang und die Firma mehrfach den Eigentümer wechselte, auf der Suche nach einem neuen Profil. Bis vor kurzem war TA ein Gemischtwarenladen, unter anderem mit einer Bauabteilung, die nun abgestoßen wurde.

      Die IMM-Leute damals, glaubt man in Frickenhausen, seien bereits Strohmänner von TA gewesen, der Konzern habe geplant, mit den satten Rücklagen und Gewinnen von Zementol die eigenen Verluste zu minimieren. Kurt Köder allerdings hält es für ausgeschlossen, dass IMM eine Tarnfirma gewesen sei; schließlich sei sie ihm von der Deutschen Bank als seriöses Unternehmen empfohlen worden. IMM sei erst später zu TA gekommen, davon ist er überzeugt. 15 Millionen Mark erlöste er damals mit dem Verkauf seiner Firma – nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass dies in guten Zeiten dem Reingewinn von drei, vier Jahren entsprach.

      Der Sohn des Gründers wollte Beamter sein, nicht Unternehmer

      Bereut er es, damals verkauft zu haben? „Nein!“, antwortet der inzwischen 72 Jahre alte Köder ohne zu zögern. Was hätte er tun sollen? Sein Sohn wollte die Nachfolge nicht antreten – „obwohl ich ihn dazu gekriegt habe, ein Ingenieurstudium zu machen, Fachrichtung konstruktiver Ingenieurbau“. Eine gute Voraussetzung für den Einstieg bei Zementol. Doch nach dem Studium zog der Sohn es vor, Beamter im Landesstraßenbauamt zu werden. „Papa, ich danke dir für die Ausbildung“, habe er gesagt, „aber ich möchte nicht das Leben führen, das du geführt hast.“ Natürlich, sagt der Vater, „Lebensqualität habe ich nicht viel gehabt, immer bis spätabends in der Firma, viel auf Reisen, selbst im Urlaub zweimal am Tag mit dem Betrieb telefoniert.“ Ist er verbittert? „Ich bin traurig. Wie kann man ein Unternehmen mit so einem Potenzial derart zerschlagen?“

      Wie genau die neuen Herren das grundsolide, florierende Unternehmen in den Ruin trieben, das können auch Insolvenzanwalt Kirschnek und sein Helfer Kassube noch nicht nachvollziehen. Fest steht: Sie lösten Teile der Verwaltung kurzerhand auf. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags „gab es hier keine klassische kaufmännische Organisation, keinen Abteilungsleiter für Buchhaltung, keinen Prokuristen“, sagt Kassube. „Es gab keine Kontrolle über Erlöse.“ Baustellen wurden nicht kalkuliert, Controlling war ein Fremdwort.

      In Frickenhausen haben sie von den Besitzerwechseln zunächst wenig mitbekommen. Kurt Köder war die erste Zeit ja selbst noch Geschäftsführer. Erst nach seinem Ausscheiden mischten sich „die Münchner“ ein, wie die Zementol-Leute die TA-Abgesandten nur nannten. Sie stellten dem von Köder protegierten Nachfolger, dem Bauingenieur Jochen Hohler, weitere häufig wechselnde Manager zur Seite. Ständig hätten die ihn bei wichtigen Entscheidungen überstimmt, sagt Hohler. „Das waren Nadelstreifenheinis, die noch nie im Leben eine Baustelle gesehen haben. Als sie einmal bei Regen mit auf einer Baustelle waren, haben sie sich mit Tempotaschentüchern die Lackschuhe sauber gewischt.“ Ihm seien sie wie „Firmenmakler“ vorgekommen, nur daran interessiert, wie man ein Unternehmen am besten ausschlachten könne. Heute sind sie über alle Berge. Vor einem Jahr gab Hohler entnervt auf, legte die Geschäftsführung nieder. „Das war der Schock meines Lebens. Fragen Sie nicht, wie es hier drinnen aussieht!“, sagt er und schlägt sich gegen die Brust. „Geschäftsführer bei Zementol! Ich hatte mir davon eine Lebensstellung erwartet.“

      Als der Insolvenzverwalter kam, waren alle Akten vernichtet

      Das Ende kam rasch, vor allem nachdem Zementol im Juni vorigen Jahres mit einem anderen Unternehmen aus dem TA-Konzern, einem Konkurrenten aus dem Münsterland, zwangsfusioniert worden war. Die Mitarbeiter hatten den Eindruck, dass bei der münsterländischen Firma fortan die Einnahmen eingingen, während über Zementol die Ausgaben liefen. Belegen kann Insolvenzanwalt Kirschnek dies, wie so vieles andere, noch nicht. Es gab viele undurchsichtige Transaktionen – Anteilsübertragungen, Verschmelzungen, Liquidationsbeschlüsse, für die sich womöglich noch die Staatsanwaltschaft interessieren könnte, meint der Anwalt. Noch laufen die Ermittlungen im Insolvenzverfahren in dieser Sache. Als alles zu Ende ging, wurden die Spuren getilgt, Akten fortgeschafft, Dateien im Rechner gelöscht. Kassube führt ins Büro des letzten Geschäftsführers, der die Insolvenz angemeldet hat, öffnet die Aktenschränke, sie sind leer. „So habe ich es hier vorgefunden.“

      Die verkrusteten Strukturen, die fehlende Organisation und Effizienz – das sei keineswegs das Werk von TA, das sei hausgemacht bei Zementol, weist Miriam Trauttmansdorff, bei TA zuständig für Investor Relations, die Vorwürfe zurück. Der alte Herr Köder, der habe den Laden noch im Griff gehabt; aber als er ausgeschieden war, habe sich eben gezeigt, wie stark die ganze Firma auf ihn zugeschnitten gewesen sei. Es habe keine Regeln gegeben; als Köder weg war, habe jeder gemacht, was er wollte. Die Niederlassungsleiter hätten sich wie kleine Bezirksfürsten aufgeführt und keine einheitlichen Angebote berechnet. Und dies alles angesichts eines verschärften Wettbewerbs, mit mehr Konkurrenten auf einem schrumpfenden Markt.

      Über 2,3 Millionen Euro Verlust fuhr Zementol zuletzt, im Jahr 2002, ein. Im Februar kündigte die Hausbank sämtliche Kredite in Höhe von 1,35 Millionen Euro. Zementol wurde zahlungsunfähig, die Februargehälter konnten schon nicht mehr überwiesen werden. Für einen symbolischen Euro verkaufte TA die Firma an einen Unternehmensberater aus Bad Hellbrunn, der meldete nach drei Wochen Insolvenz an. „Stellen Sie sich vor, der hat zu uns gesagt: Ihr seid doch Schwaben, Ihr habt doch sicher Geld gespart, könnt Ihr nicht die Firma weiterführen?“, erzählt Frau Mackenroth empört. „Ein Totengräber“ sei der Mann gewesen, schimpft Ex-Inhaber Köder, angeheuert nur, um den Namen TA aus dem Insolvenzverfahren herauszuhalten.

      Zementol erlebte als Farce, was in den neunziger Jahren, vor allem in der zweiten Hälfte, die Wirtschaft insgesamt erlebte: den Wahn der Egomanen. Es war die Zeit der vermeintlichen Visionäre, die mit atemberaubenden Strategien auf die Globalisierung reagieren wollten. Oft dienten die Visionen jedoch nur der persönlichen Eitelkeit vieler Manager oder der Verschleierung ihrer Geldgier. In der Provinz gaben sie sich gar nicht erst große Mühe mit dem Vertuschen ihrer wahren Motive.

      Das inzwischen nahezu menschenleere Firmengebäude von Zementol, ein zweigeschossiger Flachdachbau mit Glasfenstern vom Boden bis zur Decke, verströmt das Flair gediegenen, leicht spießigen und abgestandenen Wohlstands: die Sitzgarnitur im Foyer aus weißem Leder, davor Marmortischchen, die Flure mit roten Teppichen ausgelegt, die Büros mit edlem Holz vertäfelt. Nach draußen fällt der Blick auf einen kleinen herzförmigen Gartenteich mit Springbrunnen und zwei Reihern aus Metall.

      Das Büro von Vera Nadler* ist eine der wenigen Oasen im Haus, wo es noch geschäftig zugeht. Die beiden Telefone auf ihrem Schreibtisch klingeln unaufhörlich. „Frau Bauer, ich muss Ihnen was sagen“, unterbricht sie eine Anruferin, „wir befinden uns im Insolvenzverfahren, ich habe gar niemanden mehr, den ich Ihnen schicken kann.“ Die zierliche 52-Jährige war für die Kundenkontakte zuständig, zehneinhalb Jahre war sie hier Sekretärin, Buchhalterin, Disponentin gewesen – „ach, eigentlich hatte ich einen Allroundjob“, sagt sie. Wer Zementol einen Auftrag erteilen wollte, wer etwas zu reklamieren hatte – alle landeten früher oder später bei Frau Nadler. Und immer noch rufen Kunden an, die meisten wissen nichts von der Insolvenz. Wieder klingelt das Telefon. „Ja, im Insolvenzverfahren“, sagt Frau Nadler, „nein, wir haben keine Materialien mehr. Ja, das ist schlimm. Ja, da befinden wir uns in bester Gesellschaft, haha.“ Sie empfindet die Gespräche wie ständiges Stochern in einer Wunde. „Ich schaffe das nur, indem ich die Dinge nicht so an mich ranlasse, damit sie mich nicht so niederdrücken“, sagt Vera Nadler. „Das wirkt vielleicht manchmal etwas kalt, ich weiß, aber…“ Sie beendet den Satz nicht. „Ich hab mir selbst die Kündigung ausgestellt.“

      Frau Nadler ist eine jener sieben Leute, die bis Ende August noch aufräumen dürfen, letzte Rechnungen schreiben, Zeugnisse ausstellen, Akten sortieren und in Container verladen. Zehn Jahre werden die Zementol-Unterlagen in einer Spedition gelagert, erst dann laufen die letzten Garantieansprüche von Kunden ab. Neben Frau Nadlers Schreibtisch steht ein Aldi-Einkaufswagen, in den sie alles wirft, was nicht aufbewahrt werden muss. Kassube kommt herein, fragt, ob sie noch ein paar von den kleinen runden Jubiläumsaufklebern „50 Jahre Zementol“ vom vorigen Jahr übrig habe, damit ließen sich die Ordner des Insolvenzverfahrens gut markieren. Im Besprechungszimmer nebenan blättert Herr Scheufele gerade einen Stapel Fotos durch: „Das war bei unserem Betriebsausflug nach Ruhpolding und an den Königssee.“ Frau Mackenroth sagt streng: „Herr Scheufele, wenn Sie die Sachen ins kleine Räumle bringen könnten!“

      Eine Kollegin aus der Münchner Filiale ruft an, sie ist bereits arbeitslos gemeldet. „Darf ich fragen, was Sie kriegen?“, fragt Frau Nadler. „Waaas? Nur 650 Euro? Ach so, Sie haben nur Teilzeit gearbeitet.“ Als sie auflegt, sagt sie: „Mit so wenig Arbeitslosengeld würde ich nie auskommen! Ich habe ja schon 1000 Euro Fixkosten im Monat.“ Frau Nadler hat vier Kinder im Alter von 18 bis 30 Jahren, drei Töchter und einen Sohn. Die beiden jüngsten wohnen noch bei ihr, und auch den 30-jährigen Sohn, der in Stuttgart Betriebswirtschaft studiert, unterstützt sie. Ausgerechnet jetzt ist nach drei Jahrzehnten auch noch ihre Ehe zerbrochen, der Mann zu Hause ausgezogen. Frau Nadler versucht, tapfer zu lächeln, trotz allem.

      Sie hat die gemeinsame Wohnung behalten, eine große, helle Wohnung in einem Sozialwohnungsblock am Hang. Vom breiten Balkon geht der Blick ins Grüne. Im Regal neben dem Esstisch stehen Porträtfotos ihrer vier Kinder. Vier hübsche, aparte Gesichter. Sie hat noch keine neue Stelle in Aussicht. „Ich möchte gern hier in der Gegend bleiben, schon weil es meiner Mutter schlechter geht und ich an manchen Tagen dreimal nach ihr sehen muss“, sagt sie. Mit 52 noch einmal auf Stellensuche zu gehen – das schiebt sie vor sich her; sie hat Angst, wegen ihres Alters abgelehnt zu werden. „Ich bin nur mit Frauen aufgewachsen, mit Mutter, Tante, Schwestern.“ Macht das nicht stark? „Nein, das macht schwach. Meine Mami war voller Komplexe.“

      „Man war sich bei Zementol immer so sicher“, sagt Frau Nadler. „Wir dachten, uns erwischt es nicht. Schließlich hatten wir einen guten Ruf, die Baufirmen und Architekten kamen auf uns zu. Es gab Rahmenverträge mit großen Wohnungsbaugesellschaften.“ Ein so hervorragender Ruf, hat Uwe Kassube rasch festgestellt, ist auch nicht so ohne weiteres zu zerstören – er lässt sich schnell wieder in bare Münze verwandeln. Um den Gläubigern die Insolvenzkasse aufzufüllen, hat er noch ein bisschen „das operative Geschäft weitergeführt“, wie er sagt. Er hat bestehende Baustellen abgeschlossen und Restaufträge ausgeführt. Fast von allein wäre das Geschäft wieder angesprungen. Manche Kunden hätten gern Folgeaufträge erteilt, auch um auf diese Weise Zementol zu retten.

      Hätte es demnach eine Chance gegeben, das Unternehmen fortzuführen? Ja, glaubt Kassube, zumal Alteigentümer Köder bereit war zu helfen. Doch die leitenden Mitarbeiter, das heißt die Hand voll Ingenieure des Hauses, zuckten zurück. Es fehlte ihnen der Mut – und die Solidarität mit den anderen Beschäftigten. Denn nur sie, die leitenden Angestellten, hätten den Betrieb weiterführen können. Die Büroangestellten und Bauarbeiter waren dazu nicht in der Lage. Sie sind es aber, die es nun am schwersten haben, wieder einen neuen Job zu finden. Leute wie Ralf Härtle*.

      800 Meter hoch auf der Schwäbischen Alb wohnt er, im letzten Haus am Ortsrand, von seiner riesigen Terrasse blickt er hinunter ins Tal, auf einen Schlepplift. Das Haus, zehn Jahre alt, ist noch längst nicht abbezahlt. Härtle, 41 Jahre alt, gelernter Maurer und Betonbauer, hat bei Zementol Baustellen betreut, hat darauf geachtet, dass der Beton die richtige Beimischung erhielt. Auf die Kollegen im Büro ist er schlecht zu sprechen, die hätten doch schon lange gewusst, dass es mit der Firma zu Ende geht, hätten ihre Überstunden abgefeiert und ihren Urlaub rechtzeitig genommen. Aber den Außendienstlern hätten sie nichts gesagt.

      Wie es weitergeht, weiß er noch nicht. Auf Stellenanzeigen zu antworten hält er für aussichtslos, er bewirbt sich lieber bei Firmen aufs Geratewohl, in der Hoffnung, dort vorgemerkt zu werden. Die meisten reagieren aber nicht. In diesen Zeiten, da macht er sich keine Illusionen, wird er auf dem Bau wohl keine Stelle mehr finden. Aber was gibt es hier oben sonst? Ein paar Kilometer entfernt steht eine Fabrik, die Dekobezüge für Möbel herstellt. „Da dät i au hin ganga ond in drei Schichta schaffa“, sagt er. Vor zwei Jahren hätte Härtle in seinem Dorf Leiter des Bauhofs werden können, jetzt ärgert er sich, dass er das Angebot ausschlug. Erst einmal leben er und seine Familie vom Arbeitslosengeld, das sind 67 Prozent seines letzten Nettogehalts. Außerdem jobbt seine Frau noch als Verkäuferin und Kellnerin.

      So gewinnt er dem momentanen Nichtstun positive Seiten ab, freut sich, mit seinen Söhnen, acht und dreizehn Jahre alt, Radtouren zu unternehmen. Für die sei er ja „fast ein Fremdkörper“ gewesen in den vergangenen Jahren. Und er hat für die Familie jetzt trotz allem ein neues Auto gekauft, einen Opel Zafira, einen Halbjahreswagen. Das alte Auto sei einfach zu eng geworden, sagt er; der Kleine sei auf dem Rücksitz mit den Füßen zuletzt immer gegen die Lehne des Vordersitzes gestoßen.

      Das Schicksal seiner zumeist langjährigen Beschäftigten ließ dem Alteigentümer Köder keine Ruhe. „Ich wache nachts auf und frage mich: Wie kann ich ihnen helfen?“, vertraute er dem Insolvenzanwalt Kirschnek an. Eines Montagmorgens um neun rief er alle leitenden Zementol-Angestellten, auch die aus den Niederlassungen, zu sich. Im Interesse der vielen Arbeitsplätze appellierte er an die Ingenieure, Zementol zu übernehmen, einen Neustart zu wagen, dabei bot er auch eigene finanzielle Hilfe an. Doch die lehnten ab, wollten das Risiko nicht eingehen.

      Konnte man denn wissen, welche Machenschaften von TA noch ans Licht kommen, welche versteckten Altlasten noch zutage gefördert würden? So fragt Daniel Woywod, einer der Ingenieure, die sich jetzt böse Fragen gefallen lassen müssen. Die Altlasten wären im Insolvenzverfahren beseitigt worden, sagt dazu Anwalt Kirschnek, der Neustart wäre unbelastet gewesen. Aber war der Name Zementol durch die Ereignisse der vergangenen Jahre nicht diskreditiert bei Kunden und Lieferanten? Wäre das Image nicht auch weiterhin beschädigt als eine aus der Insolvenz hervorgegangene Firma? Nein, nein, die Unwägbarkeiten seien viel zu groß gewesen. „Sie müssen auch mal sehen, was ein Insolvenzverfahren emotional bedeutet“, sagt Woywod. „Jeden Tag hören Sie neue Nachrichten, neue Gerüchte, wie an der Börse, damit müssen Sie zurechtkommen!“

      So ging Zementol auch an der Zögerlichkeit und am mangelnden Engagement seiner leitenden Angestellten zugrunde. Firmengründer Köder gibt sich eine Mitschuld daran: „Ich war immer ein autoritärer Typ, ich habe zwar diskutiert, aber am Ende habe ich allein entschieden“, sagt er. „Dadurch sind die völlig verwöhnt gewesen. Ich habe denen ja noch das Klopapier mitgeliefert, nur den Hintern mussten sie sich selbst abwischen!“ Auch jetzt wäre es ihnen am liebsten gewesen, der Alte hätte selbst noch einmal das Ruder und die Verantwortung übernommen, dann würden sie auch mitmachen, erklärten sie. „Aber das kann ich nicht mehr“, sagt Köder, „nicht mehr aktiv – passiv ja.“

      Die Ingenieure bekamen üppige Gehälter. Sie dankten es nicht

      Die Ingenieure dankten es der Firma schlecht, die es ihnen so lange gut gehen ließ. Ihre Gehälter lagen bei 6000 Euro im Monat, dazu erhielten sie eine Umsatzbeteiligung, die leicht noch einmal so hoch ausfallen konnte, sie hatten große Dienstwagen, und einige von ihnen betrieben nebenher eigene Büros, die ihnen stattliche Nebeneinnahmen bescherten. Die Bürokräfte bekamen zwischen 2000 und 2500 Euro brutto im Monat, manche lagen auch darunter. Dass die leitenden Angestellten am Umsatz und nicht am Gewinn beteiligt waren, hält Abwickler Kassube für „einen großen strategischen Fehler“ der Firma: „Selbst bei Verlustgeschäften bekamen die noch eine hohe Provision.“ Und niemand hat sie kontrolliert.

      Inzwischen haben sie eine neue, eigene GmbH gegründet: Hydraton. Stammkapital 25000 Euro, verteilt auf sechs Leute, ein überschaubares Risiko. Hydraton soll nun die Nachfolge von Zementol antreten, freilich ohne dessen Personal mit zu übernehmen. Erst 14 Leute, davon zehn Festangestellte, beschäftigt Hydraton derzeit – fast nur Ingenieure, kaum kaufmännisches Personal oder Baustellenbetreuer.

      Gleichwohl machen sich die Büroleute von Zementol Hoffnung, von Hydraton übernommen zu werden. Alle sprachen sie schon vor, auch Hans Scheufele. Und weil sie hoffen, ihre Chancen bei Hydraton zu erhöhen, indem sie den Umsatz der Firma steigern helfen, rühren sie kräftig die Werbetrommel für das junge Unternehmen. Frau Nadler pflegt am Telefon ihrem stereotypen „Ich kann Ihnen leider gar nichts mehr liefern“ stets hinzuzusetzen: „Aber ich kann Ihnen die Firma Hydraton empfehlen, die hat unser ganzes Lager aufgekauft.“

      „Mein Lebenswerk ist zerstört“, klagt die Assistentin des Chefs

      Auch Frau Mackenroth hilft nach Kräften. „Immer wenn ich sehe, dass irgendwo ein Bagger ein Loch aufreißt, dann rufe ich die Hydraton-Leute an und sage denen: Bewerbt euch um die Bauwerksabdichtung!“ Frau Mackenroth geht es nicht um einen neuen Job, sondern um Genugtuung. Die Leute, die Zementol ruiniert haben, „die haben mein Lebenswerk zerstört! Ich bin so voller Aggression, ich könnte die umbringen!“, sagt sie laut. Damit nicht alles vergebens gewesen sein möge, „will ich, dass das Pflänzchen Hydraton wächst“. Wenn Hydraton läuft, sagt sie, könne sie auch beruhigt in Rente gehen.

      Von Personalaufstockung wollen die Hydraton-Leute derzeit nichts wissen. „Die Firma muss sich erst noch weiter entwickeln“, sagt der Geschäftsführer. „Wir müssen mehr aus dem Stuttgarter Raum raus.“ Das werde nicht leicht, schließlich sei der Bau in einer Krise, die Umsätze sinken, die Gewinne auch. „Unser Einkommen ist schon sehr viel geringer als früher, wir können uns nicht 5000 Euro zahlen“, sagt der ehemalige Zementol-Geschäftsführer Hohler, der nun auch bei Hydraton untergekommen ist. „Wir müssen überhaupt erst mal sehen, ob was am Jahresende übrig bleibt“ – und wofür dann Geld da ist. Er hat sich schon beschwert, dass er sich mit einem Ford Fiesta als Dienstwagen begnügen muss.

      In seinem großen holzvertäfelten Chefbüro mit der wuchtigen Sitzgruppe aus schwarzem Leder, auf dem Sideboard die Biografie von Michail Gorbatschow, sitzt Altunternehmer Köder und verfolgt das Treiben seiner verwöhnten Jungs. Aller Enttäuschung zum Trotz ist er am Ende noch einmal großzügig gewesen: Die Räume unter seinem Büro hat er Hydraton bis auf weiteres mietfrei überlassen; die Einrichtung der Büros, seine eigene aus alten Zementol-Tagen, hat er aus der Insolvenzmasse herausgekauft; er ist, wenn gewünscht, mit Rat und Tat zur Stelle. Auch Köder hofft, dass die Hydraton-Leute, wenn sie Erfolg haben, ehemalige Zementol-Mitarbeiter einstellen. Aber ob die Firma wirklich erfolgreich ist? Er macht keinen Hehl daraus, dass er seine Jungs für ziemlich chaotisch hält. So war Köder es, der an der Einfahrt zum Gewerbegebiet in Frickenhausen ein unübersehbares Hinweisschild „Hydraton“ anbringen ließ.

      Und dann gibt es noch die Konkurrenz, eine ziemlich gute, eine harte, die Hydraton nichts schenkt. Köder spricht von ihr sehr respektvoll, voller Wärme. Kein Wunder: Auch das waren einmal seine Jungs. Vor zwei Jahren schon haben vier Ingenieure entnervt die Brocken hingeworfen und ein eigenes Unternehmen gegründet. Es hat gegenüber Hydraton nicht nur einen Vorsprung von zwei Jahren, den vier Gründern eilt auch der Ruf voraus, die zupackendsten Ingenieure bei Zementol gewesen zu sein. Rund 60 Beschäftigte in acht Niederlassungen hat das neue Unternehmen schon. Vor kurzem eröffnete es ein Büro in Nürtingen, vor der Nase von Hydraton. Eine Kampfansage.

      Was bleibt? Die Ingenieure haben allesamt wieder ihr Auskommen, wenn auch nicht mehr auf so hohem Niveau wie früher. Diejenigen, die gern ein bisschen mutig gewesen wären und für ihre Firma gekämpft hätten, wissen nicht, wie es weitergeht. Auf der Strecke bleiben wird gewiss Hans Scheufele. Frau Mackenroth wird sich irgendwann verbittert in den Ruhestand verabschieden. Und der Gründer Kurt Köder wird noch ein Weilchen die Hydraton-Jungs päppeln und sich nach neuen Mietern umsehen für seine vielen leer stehenden Immobilien.

      Einen neuen Job haben bisher nur wenige der Bauarbeiter und Büroleute, so wie Eva Kramer*. Sie war nur ein Jahr bei Zementol, ihr Herz hing nicht so sehr an der Firma wie das der meisten anderen. Vielleicht hat sie deswegen so schnell etwas Neues gefunden. Und vielleicht tun sich deswegen die anderen so schwer, sie können sich nicht umorientieren. „Der Firma ging es einfach zu gut“, glaubt Frau Kramer. Sie arbeitet jetzt bei einem Insolvenzanwalt. Er musste sein Büro erweitern und neues Personal einstellen, um der rapide steigenden Zahl von Pleiten beizukommen. „Ich bin erstaunt, was da jetzt für ein Markt dranhängt“, sagt sie. Wo früher Inventar und Anlagen zugrunde gegangener Firmen einfach versteigert wurden, operieren nun professionelle Verwertungsfirmen weltweit. Die Zusammenarbeit mit ihnen gehört zu ihrem neuen Job. Das Aufkommen an Insolvenzmassen bankrotter Firmen sei inzwischen so enorm, dass nur noch ein Bruchteil im Inland loszuschlagen sei. Was den allseits herbeigesehnten Konjunkturaufschwung angeht, ist Eva Kramer im Zwiespalt: „Für mich und meinen neuen Job muss ich natürlich hoffen, dass es nicht so schnell wieder aufwärts geht.“


      * Name von der Redaktion geändert

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      Avatar
      schrieb am 25.07.03 01:38:59
      Beitrag Nr. 3.598 ()
      3,7 Billionen Euro an Geldvermögen

      Die Bundesbürger wurden erstmals ärmer :cry:

      Im vergangenen Jahr gelang es den Deutschen nicht, ihr Geldvermögen zu vermehren. Das hat es seit Bestehen der Bundesrepublik noch nicht gegeben.

      Das Geldvermögen betrug zum Jahresende nur noch 3,658 Billionen Euro, wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB) mitteilte. Zwölf Monate zuvor waren es noch 15 Milliarden Euro mehr. Grund dafür war der Wertverlust an den Börsen.

      Das Aktienvermögen der privaten Haushalte in Deutschland halbierte sich im Jahresverlauf von 347 auf 166 Milliarden Euro.

      Der Ausgleich fehlt

      Damit konnten die Bundesbürger erstmals seit dem Kriegsende ihr Geldvermögen nicht vermehren. In den Jahren 2000/01, als die Aktienkurse bereits nach unten gingen, gab es noch ein Plus von 50 Milliarden.

      Dieses Mal konnten die anderen Posten wie Barvermögen, Spareinlagen oder Lebensversicherungen die Kursverluste an den Börsen nicht mehr ausgleichen. Der Bankenverband stützt sich dabei auf eigene Berechnungen sowie Zahlen der Deutschen Bundesbank.

      Den größten Teil ihres Geldvermögens haben die Deutschen in Spar-, Sicht- oder Termineinlagen bei Banken und Sparkassen oder als Bargeld zur Verfügung (1,34 Billionen Euro). Hier gab es im vergangenen Jahr eine Vermögensvermehrung von 79 Milliarden.

      Den zweiten Platz belegen Anlagen bei Versicherungen (994 Milliarden, plus 65 Milliarden).

      Es folgen Investmentfonds (425 Milliarden, minus 10 Milliarden), festverzinsliche Wertpapiere (394 Milliarden, plus 13 Milliarden) und Aktien. ´

      Auf sonstige Posten wie zum Beispiel Beteiligungen an GmbHs entfallen 338 Milliarden (plus 19 Milliarden).

      (sueddeutsche.de/dpa)


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      Avatar
      schrieb am 25.07.03 21:51:19
      Beitrag Nr. 3.599 ()
      USA: Wann wird die "japanische Entwicklung" gestoppt?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Gestern fragte ich mich, an welchem Tag US-Wirtschaft den Kurs, den sie eingeschlagen hat, ändern wird. Sie ist dem "Vorbild" Japans mit einer 10jährigen Verzögerung gefolgt ... seit Mitte der 1990er. Die Aktienkurse bildeten eine Spekulationsblase ... die dann explodierte ... sowohl in Tokio als auch in New York.

      Und dann kamen Greenspan, Bernanke und Bush. Sie sagten, dass sie die Fehler Japans nicht wiederholen würden – und dennoch taten sie fast exakt das Gleiche wie Sakakibara, Mieno und Murayama – sie senkten die Zinsen und erhöhten die Staatsausgaben. Ist es da ein Wunder, dass sie dieselben Ergebnisse erhielten?

      Wie Japan hat sich die US-Wirtschaft in den letzten 3 Jahren "durchgewurschtelt". Sie kommt einfach auf keinen gründen Zweig. Da ist einfach zu viel "Liquidität" auf dem Boden, so dass man keinen festen Fuß fassen kann. Statt vorwärts zu kommen, schliddert die Wirtschaft deshalb hin und her. Die Preise fallen. Arbeitsplätze werden abgebaut.

      Seit dem Beginn des Millenniums sind in den USA mehr als 2,5 Millionen Arbeitsplätze abgebaut worden. Zunächst schien das niemanden zu kümmern – außer die neuen Arbeitslosen selbst. Fabrikarbeiter sind in den USA ohnehin eine aussterbende Spezies. Ihre Einkommen sind in den letzten 30 Jahren real gefallen. Aber jetzt sind es auch die Arbeiter mit weißem Kragen, die den Schmerz fühlen.

      "US-Arbeitsplätze springen auf Schiffe", so eine CNN Schlagzeile. IBM und Microsoft verlagern Arbeitsplätze nach Übersee. "Man bekommt dort zwei Angestellte für den Preis von einem", so ein Vorstandsmitglied.

      Und Leute wie Donna Bradley, amerikanische IT-Spezialistin aus Mesa, Arizona, meinen: "Sie stellen einfach keine Amerikaner ein." Damit hat sie nicht ganz Recht. Es geht nicht um Amerikaner oder nicht Amerikaner – es geht um Lohnkosten. Und die Firmen wollen nicht 45 Dollar pro Stunde für einen Angestellten zahlen, wenn sie die gleiche Leistung in Indien für den halben Preis bekommen.

      Donna Bradley musste übrigens ihr Haus verkaufen.

      Und hier halte ich kurz an und atme tief durch. In Ehrfurcht. Wie elegant, wie exquisit, wie gnadenlos diese ganze Sache ist! Denn wer sollte eigentlich durch die sogenannte Informations-Revolution reich werden? Und durch die Globalisierung? Und durch den Dollar-Standard ... das Handelsbilanzdefizit? Die Antwort: Die Amerikaner! Aber wer ist es, der jetzt durch genau diese Trends ruiniert wird? Ah ... mehr dazu weiter unten ...

      Es wird eine Zeit kommen, in der es zu viele Donna Bradleys geben wird. Spätestens dann – wenn nicht vorher – werden die USA ihre an Japan erinnernde Entwicklung stoppen. Anders als Japan sind die USA keine Nation der Gläubiger. Sie können sich nicht zuviel Abschwung erlauben; denn die Donna Bradleys gehen in den USA zu schnell Pleite. In Japan hätten Sie noch Ersparnisse, auf die sie zählen könnten.

      Aber diese Zeit könnte noch weit entfernt in der Zukunft liegen.

      Bis dahin wende ich mich erstmal an Eric Fry, mit dem letzten Update von der Wall Street:



      H_S
      Avatar
      schrieb am 25.07.03 21:53:25
      Beitrag Nr. 3.600 ()
      Auch eine Möglichkeit: Jahrelange Seitwärtsbewegung

      von unserem Korrepondenten Eric Fry in New York

      Die Aktienkäufer an der Wall Street sind vielleicht etwas nervös, wenn sie sehen, dass der Dollar gegenüber dem Euro wieder fällt. Oder vielleicht werden sie auch nervös, wenn sie sehen, dass der Goldpreis letzten Freitag um mehr als 8 Dollar auf 358,70 Dollar pro Feinunze gestiegen ist. Welcher ärgerliche Trend oder welches Ereignis könnte eine solche substanzielle Rally des Goldpreises unterstützen? (könnten sich diese nervösen Investoren fragen). Eine unerklärbare Rally gehört zu den nervigsten Sorgen der Finanzmarkt-Phänomene. Was auch immer der Goldmarkt wissen mag – ich könnte mir denken, dass es für den Aktienmarkt nichts Gutes ist.

      Der stärkste Beweis für die Existenz von Reinkarnation könnte die Parallele zwischen der Aktien-Spekulationsblase von 1929 und der von 2000 sein. War die Spekulationsblase von 2000 nicht nur eine Rückkehr der Version von 1929? Und ist deshalb nicht auch die Rally, die wir seit Oktober 2002 gesehen haben, etwas, das es schon vorher gegeben hat? Wird die Rally des Jahres 2003 genauso schnell verschwinden, wie es die Bärenmarktrally der Jahre 1931–1932 getan hat? Ist es deshalb schon vorbestimmt, dass der Aktienmarkt auf neue Tiefs fallen wird, noch unter die Tiefs vom letzten Oktober?

      Natürlich kenne ich nicht die Antworten auf diese "meta-finanziellen" Fragen. Aber ich kann aus der Geschichte meine Schlüsse ziehen und sehen, ob die modernen Märkte noch mit den Mustern der Märkte von früher funktionieren.

      Nehmen wir die historischen Fakten genauer unter die Lupe. 1929 boomte der amerikanische Aktienmarkt, das durchschnittliche KGV hatte 33 erreicht, was deutlich über dem historischen Durchschnitt von 14 lag. Dann kam der Crash, der "schwarze Freitag", und in den nächsten 3 Jahren fielen die Kurse per saldo, bis sie schließlich im Juni 1932 einen tragfähigen Boden erreicht hatten.

      Auf diesem Weg legte der Dow Jones insgesamt 6 Bärenmarkt-Rallys hin, die letzte führte zu einem Zuwachs von 35 %. 6 Mal glaubten die Bullen vor 70 Jahren, dass "das der Boden gewesen sei". Und 6 Mal zeigte sich, dass ihr Optimismus falsch war.

      Jetzt ins Jahr 2000, als ein Boom von 2 Jahrzehnten zu einer der größten Investment-Manien aller Zeiten mutiert war. Die Aktienkurse hatten lächerlich hohe Bewertungen erreicht. Dann kam der Crash.

      Wie jeder Bärenmarkt hat auch der Bärenmarkt von 2000–2003 die Aktienkurse billiger gemacht, aber nicht wirklich billig. Die durchschnittliche Bewertung an der Nasdaq ist von einem KGV von über 100 auf immer noch relativ hohe 40 gefallen.

      Leider, wie SafeHaven.com akkurat betonen, "kann eine Korrektur nach dem Platzen einer Spekulationsblase nicht enden, bevor nicht Bewertungen erreicht sind, die unter dem historischen Durchschnitt liegen ... Der Nasdaq-Composite hat seinem März-Tief 38 % gewonnen, seit dem Oktober-Tief sogar unglaubliche 58 % ... aber leider gibt es keine fundamentale Begründung für diese kraftvolle Bärenmarkt-Rally, wie die Daten zeigen. Wie die 35 %, 25 %, 41 %, 45 % und 34 % Bärenmarkt-Rallys, die wir seit 2000 gesehen haben, ist auch die derzeitige Bärenmarkt-Rally auf schwachen Fundamenten und spekulativem Sand gebaut, und auch sie wird scheitern. Wenn dieser Bärenmarkt endgültig vorüber gehen soll, dann muss der S&P 500 ein durchschnittliches KGV von unter 14 und eine Dividendenrendite von über 6 % haben – da er erst dann im historischen Vergleich unterbewertet wäre."

      Ich würde SafeHaven.com gerne zustimmen, aber ich möchte mich nicht mit dem Markt anlagen.

      SafeHaven.com weiter: "Entweder werden die Aktienkurse in den nächsten Jahren dramatisch einbrechen, damit die Bewertungen wieder stimmen, oder die Kurse werden für eine Dekade oder länger seitwärts tendieren, bis die Unternehmensgewinne wieder nachgezogen sind. Es wird keinen neuen großen Bullenmarkt geben, solange die Aktien nicht wirklich unterbewertet sind. Reale Bullenmärkte werden auf der Asche der Unterbewertung geboren, nicht durch das Feuer einer mini-spekulativen Manie!"

      Ok, also jetzt wissen wir, was passieren SOLLTE!




      Freitag, 25. Juli 2003

      Leben mit Stil

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Amazon.com ist wieder in den News. Die Gesellschaft präsentierte ihre Quartalszahlen ... erwartet wurden 6 Cents Gewinn pro Aktie (wenn man bestimmte Dinge wie die Kosten für Aktienoptionspläne und Abschreibungen außen vorlässt). Es wurden dann 10 Cents pro Aktie präsentiert, auch wieder unter Ausklammerung bestimmter Dinge.

      Natürlich sieht das Bild ganz anders aus, wenn man diese ausgeklammerten Punkte wieder berücksichtigt. Dann ergäbe sich ein Verlust pro Aktie von 11 Cents. Dennoch waren die Investoren so begeistert, dass sie die Aktie um 15 % steigen ließen.

      Und gerade rechtzeitig ... mein englischsprachiges Buch "Financial Reckoning Day" ist auf der Homepage des Verlags John Wiley & Sons unter "Top 5 Future Releases" aufgeführt ...

      *** Der Goldpreis hat 8 Dollar zugelegt, nachdem Fed-Gouverneur Ben Bernanke seinen Mund geöffnet hat. "Wer werden die Leitzinsen auf Null senken, wenn das notwendig sein sollte", hatte er gesagt. Auch der Dollar reagierte – er fiel gegenüber dem Euro um 1 % auf gut 1,14. Ich wünschte, ich wäre meinem eigenen Rat gefolgt: Aktien verkaufen, Gold kaufen, Dollar verkaufen, Euro kaufen.

      *** Die Tour de France geht ihrem Ende zu. Ich persönlich halte es ja mit dem U.S. Post Office-Team, in ihrem rot-weiß-blauen Dress. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die vorne sehe.

      Ich wurde gefragt: "Aber warum zahlt U.S. Post Office 40 Millionen Dollar, um ein Fahrradteam zu sponsorn?" Ich weiß es nicht ... besonders, wenn man bedenkt, dass die amerikanische Post ein Monopol hat. Aber dennoch macht sie Verlust von ca. 1 Mrd. Dollar pro Jahr. Nun ja, ... was sind da schon 40 Millionen? *** Gestern hat mir mein Freund und Kollege Marc Faber spontan eine Ausgabe seines neuen Buchs "Tommorow`s Gold" (zu Deutsch etwa: Das Gold von Morgen) geschickt. Ich habe es noch nicht gelesen, aber das Titelbild gefällt mir ... (mehr dazu von Marc Faber selbst, siehe unten, der heute einen Beitrag für den Investor`s Daily geschrieben hat).

      *** "Oh là là ..." sagte meine Tango-Lehrerin. "Sie müssen mehr Leben hineinbringen ..."

      "Wissen Sie", so meine Lehrerin, Ms. Nanni, "wenn ich in Buenos Aires Tango-Stunden gebe, dann sage ich den Leuten, dass sie ruhiger sein sollen. Aber hier in Paris (wie Sie wissen, lebe und arbeite ich seit ein paar Jahren in Frankreich) sind die Europäer ... und besonders die Amerikaner ... so steif. Tango soll sinnlich, romantisch sein. Genau gesagt wurde Tango deshalb von einigen Leuten als obszön betrachtet ... und vielleicht ist das immer noch der Fall. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich ihn mag ... Oh là là. Man muss einfach ein bisschen leben ... und etwas Stil in dieses Leben bringen!"




      Freitag, 25. Juli 2003

      Das ultimative Debakel

      von Marc Faber

      Vor ein paar Tagen habe ich eine dreiseite Email von Klaus Bockstaller erhalten, dem Fondsmanager des "Baring Emerging Europe Trust". Ich erhalte normalerweise an die 100 Emails pro Tag, aber diese Email war eine der interessantesten und herausforderndsten, die ich jemals erhalten hatte. Sie hat mich schlagartig zum Nachdenken gebracht, und mich zu interessanten Schlussfolgerungen geführt.

      Kurz zusammengefasst hat Klaus diese Theorie: Wenn die westlichen Politiker in der Zukunft realisieren werden, dass die Geldpolitik, die Fed-Gouverneur Ben Bernanke durchführt, nicht wirklich funktioniert, sondern zu Inflation und Dollar-Abwertung führen wird, dann werden sie zunehmend eine Politik des Protektionismus verfolgen. Das wird der entwickelten Welt eine Verschnaufpause bringen, da dann nicht mehr so schnell so viele Jobs nach Indien, China, Vietnam und in die osteuropäischen Staaten abwandern werden. Ein stark abgewerteter Dollar und Importbeschränkungen werden in den USA zu einem Anstieg des Preisniveaus führen, aber der Nachteil einer höheren Inflation könnte zum Teil dadurch aufgefangen werden, das die Produktion in den USA selbst wieder steigen würde.

      Ein großes Problem in diesem Szenario wäre das Öl. Aber laut Klaus Bockstaller haben die USA bereits Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass sie ausreichende Ölreserven zu einem vernünftigen Preis zur Verfügung haben werden – durch die Besetzung des Irak.

      Klaus ist der Ansicht, dass die USA auf "ein böses Ende" hinsteuern. Aber er meint auch, dass die USA durch eine protektionistische Politik das Debakel hinauszögern können. Und wenn die USA ihre Probleme für einige Zeit verzögern können, dann könnten sich die Aktienmärkte in dieser Zeit sehr gut entwickeln – für eine Zeitlang, wie gesagt.

      Soweit die Argumentation von Klaus Bockstaller. Ich stimme mit seinen Grundannahmen völlig überein. Aber ich glaube, dass die negativen Folgen der falschen Politik der Fed sich sehr viel schneller bemerkbar machen werden. So, wie Mao Tse Tung schon sagte: "Ein einzelner Funke kann einen Steppenbrand entfachen." Lassen Sie mich meine Gründe für diese Ansicht erläutern.

      Vor mehr als 2 Jahren begann die Fed aggressive ihre Politik des leichten Geldes. Jetzt ist es offensichtlich, dass die zahlreichen Zinssenkungen es nicht geschafft haben, eine bedeutende wirtschaftliche Erholung zu bringen. Nehmen wir den US-Immobilienmarkt. Da dieser Markt mehr als heißgelaufen ist, sollte man doch denken, dass es auch der Möbelindustrie sehr gut gehen sollte.

      Doch nein! Die industrielle Produktion von Möbeln und Möbelzubehör geht seit 2000 zurück, und die Beschäftigung in diesem Sektor ist völlig zusammengebrochen. Warum? Die Politik des leichten Geldes hat zwar zu neuen Kapazitäten in der Möbelindustrie geführt – aber nicht in den USA, sondern in Vietnam und China, zwei Länder, deren Möbelexporte in die USA explodieren.

      Was ist von Zöllen, Quoten und sonstigen Importbeschränkungen zu halten, die das Abwandern der Arbeitsplätze nach Übersee verhindern könnten? In diesem Punkt stimme ich mit Klaus Bockstaller nicht überein. Solche Restriktionen werden die Lage verschlimmern – und nicht nur langfristig, sondern sofort. Lassen Sie mich das erklären.

      Zunächst einmal würden diese Maßnahmen dazu führen, dass die Preise für Massengüter in den USA steigen würden. Das wäre gleichbedeutend mit einem Anstieg der Inflation, was die Anleihenkurse weiter nach unten drücken würde. Fallende Anleihenkurse bedeuten steigende Renditen – und steigende Renditen würden den Boom am Hypothekenmarkt abrupt beenden. Aber gerade dieser Konsum am Hypothekenmarkt hatte die Konsumausgaben der amerikanischen privaten Haushalte auf relativ hohem Niveau gehalten.

      Und man sollte bedenken, dass es die fehlende Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen war, die zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Übersee geführt hat. Für Deutschland gilt übrigens das Gleiche. Importbeschränkungen und sonstige protektionistische Maßnahmen werden deshalb in erster Linie unproduktive und nicht wettbewerbsfähige Industrien "schützen" und diese noch weniger wettbewerbsfähig machen – da die Konkurrenz durch die ausländischen Anbieter zunehmend ausgeblendet würde.

      Für die USA würde ein steigender Protektionismus also auch steigende Inflationsraten bedeuten, und auch einen großen wettbewerbsmäßigen Nachteil für die US-Unternehmen. Ich möchte noch hinzufügen, dass die Drohung mit Protektionismus die Produzenten in Asien und China sogar stärker machen könnte, da sie dann anderswo nach Kunden suchen würden und so ihre Abhängigkeit vom US-Markt verringern könnten.

      Schließlich würde ein steigender Protektionismus in den USA – den man bereits in einer Anzahl Branchen wie der Stahlindustrie sieht – wahrscheinlich das Ende der WTO bedeuten, und Gegenmaßnahmen ausländischer Regierungen würden provoziert. Das ist schwerlich ein Umfeld, das Wirtschaftswachstum und Finanzmärkte fördert! Von den negativen geopolitischen Konsequenzen für die USA ganz zu schweigen!

      Fazit: Ich denke, dass ein amerikanischer Protektionismus für alle schlecht sein würde, aber besonders für die USA selbst, denn der Abbau von Arbeitsplätzen würde dadurch nicht gestoppt und das Problem mit dem Handelsbilanzdefizit nicht gelöst – man würde lediglich die Symptome bekämpfen.


      .....................
      Avatar
      schrieb am 25.07.03 23:09:28
      Beitrag Nr. 3.601 ()
      The bears are gonna fuck the bulls, belive me.....;)



      Grüne Linie: bullische Ratgeber/Börsenbriefe - Rote Linie: bärische Ratgeber/Börsenbriefe


      Gelbe Linie: bullische Ratgeber/Börsenbriefe minus bärische Ratgeber/Börsenbriefe - Cyangrüne Linie: S&P500



      Have a nice day
      H_S:D
      Avatar
      schrieb am 26.07.03 00:40:09
      Beitrag Nr. 3.602 ()
      Wird Asien den Dollar aufgeben?

      von F. William Engdahl, USA und Deutschland*

      Die globale Hegemonie der Vereinigten Staaten stützt sich auf zwei Dinge. Das eine ist die unbestrittene militärische Dominanz über alle Rivalen. Nach dem Irak-Krieg wird das kaum einer bestreiten. Der zweite Faktor ist die noch wenig verstandene Rolle des Dollars als grösster Reservewährung der Welt. Amerikas wirtschaftliche Hegemonie hängt von der Rolle des Dollarsystems bzw. des vom IWF geleiteten Dollarstandards ab, und der Dollar ist die Achillesferse der Pax Americana.

      Eine Folge der unilateralen Aussenpolitik der Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg ist, dass die Alliierten Amerikas rund um die Welt beginnen, ihre langjährigen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, den Dollar eingeschlossen, zu überdenken. Die militärische Besetzung des Irak mag die kurzfristige Gefahr, dass andere, kleinere Ölproduzenten zur Bezahlung ihrer Ölverkäufe vom Dollar zum Euro wechseln, ausgeschaltet haben. Sie fürchten die Reaktionen der Vereinigten Staaten. Aber die Besetzung hat keineswegs die Anstrengungen anderer Nationen beseitigt, Wege zu finden, um die Abhängigkeit von einer Pax Americana zu vermindern, die sie mehr und mehr als bedrohlich empfinden.

      Bewegung in Asien

      Nun sind bedeutende Bewegungen in Asien festzustellen, um genauer zu sein, in den grösseren und kleineren Wirtschaftsnationen, wie zum Beispiel in China, Japan und Südkorea sowie den zehn Volkswirtschaften des ASEAN (Association of Southeast Asian Nations), das sind Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand und andere. Diese könnten eine Bewegung der Zentralbankreserven weg vom Dollar und zumindest teilweise hin zum Euro enthalten. Wenn man die Grössenordnung der Dollarreserven der asiatischen Zentralbanken bedenkt, verdient diese kaum wahrgenommene Bewegung genauere Beachtung. Zumindest deutet sie darauf hin, dass die Nachkriegsbasis des Dollarreiches in Wirklichkeit sehr zerbrechlich ist. Der Irak-Krieg war ein Akt, der aus der strategischen Schwäche der USA heraus geboren wurde, nicht aus deren Stärke.

      Was in Asien in den kommenden Monaten passiert und die Art und Weise, wie die EU darauf reagiert, könnte ausschlaggebend für den Verlauf der globalen ökonomischen Landkarte werden - zum Besseren oder zum Schlechteren. Es kommt darauf an, was die Regierungen von Berlin bis Peking und darüber hinaus tun wollen.

      Asien und der US-Dollar

      Die Zentralbanken der grössten asiatischen und eurasischen Länder diskutieren zurzeit, wie man sich gegen zukünftige Währungsattacken wie die von 1997/98 wehren kann, bei der grosse Offshore-Fonds, geführt von George Soros und anderen, wilde Attacken gegen die asiatischen Ökonomien lanciert haben. Sie sagen es zwar nicht offen, aber sie fürchten zukünftige Spekulationsattacken aus den Vereinigten Staaten.

      Japan, Südkorea und China bildeten 1999 gegen den Einspruch Washingtons eine Gruppe, die der aus kleineren Ländern bestehenden ASEAN-Gruppe beitrat und sich ASEAN+3 nannte. Nun bereitet diese Gruppe die Ausgabe von regionalen Staatsanleihen vor, um die Infrastruktur oder andere Staatsprojekte zu finanzieren; jedoch mit einem grossen Unterschied: Die Staatsanleihen werden nicht in Dollar, sondern in den eigenen regionalen Währungen, wie Yen, Baht oder Renminbi, ausgegeben. ASEAN+3 hofft so, ihre Abhängigkeit vom Schicksal des Dollars zu verringern.

      Auswirkungen auf Europa und die Weltwirtschaft

      Die potentiellen Auswirkungen auf Europa und die Weltwirtschaft sind enorm. Eine Dollarpanik könnte ausgelöst werden. Solch eine Panik, wenn es keine anderen realen Alternativen zur Rolle des Dollars als Reservewährung gibt, könnte eine globale Depression und Chaos zur Folge haben. Wenn es aber solche Alternativen gibt, besonders zwischen der EU und anderen grossen Handelsregionen wie der ASEAN+3-Gruppe, könnte eine solche Dollarkrise zu der dringend nötigen Debatte über eine Alternative zum IWF und zur Globalisierung des Dollars führen. Dies wird die schwierigste Herausforderung werden, mit der die Welt seit 1945 konfrontiert war.

      Dollarabhängigkeit, Dollarreserven und US-Handelsbilanzdefizit

      Einer der Hauptgründe, warum Amerika in der Lage war, seit mehr als 20 Jahren chronische Handelsbilanzdefizite ohne Furcht vor einer Dollarkrise durchhalten zu können, ist die Tatsache, dass Länder wie Japan oder China, die massiv für den US-Verbrauchermarkt exportieren, ihre Waren in Dollars verkaufen. Diese Handelsdollars von asiatischen Firmen landen schliesslich in den nationalen Zentralbanken - der Bank von Japan, der Bank von China und so weiter.

      Und hier zeigt sich die problematische Seite der Dollarhegemonie. Weil so viele Welthandelsgüter - Öl, landwirtschaftliche Güter, Gebrauchsgüter - nur in Dollars verkauft werden, muss die Welt diese Dollars aus ihren Exporten verdienen, um Öl und andere Dollargüter importieren zu können. Es gibt ein allgemeines Gerangel in der Welt, Dollars zu verdienen.

      Dollars, anders als Gold, können Zinseinkommen produzieren, wenn sie in sicheren Dollarinvestments investiert sind. Die sicherste Dollarinvestition für eine Zentralbank sind US-Staatsanleihen. Zumindest war dies bis vor kurzem so. Seit den frühen Siebzigern, als Washington den Dollar von einer festgelegten Goldsumme abkoppelte, haben Zentralbanken in der ganzen Welt mit ihren Dollarreserven US-Staatsanleihen gekauft. Dies erlaubte den USA, die grösste Schuldnernation der Welt unter dem Dollarstandard zu werden. Ihre Nettoschulden gegenüber der Welt betragen heute fast 3,7 Billionen Dollar.

      Wohin mit den asiatischen Handelsüberschussdollars?

      Bis vor kurzem war Japan weltweit der grösste Eigentümer von US-Staatsanleihen, da es der grösste Handelspartner der USA war. In den vergangenen paar Jahren hat China Japan als führenden Handelsexporteur für die USA überholt. Letztes Jahr hatten China und Japan einen Rekordhandelsüberschuss gegenüber den USA von 100 Milliarden Dollar. Alles in allem besitzen die Länder Ostasiens zusammen mit China, Japan und Südkorea den Löwenanteil der Handelsüberschussdollars der Welt. Die Frage ist nur, wo man die Dollars investieren soll.

      Gemäss der Schätzung des Citibank-Ökonomen Arun Motianey stehen die 13 Zentralbanken der ASEAN+3, die alle sehr viel exportieren und sehr wenig importieren, für etwa 95% aller Welthandelsüberschüsse. Davon reinvestieren sie mehr als 80% in US-Schatzbriefe und andere Anleihen der US-Regierung, unter anderem Anleihen für die aktuelle Immobilienseifenblase. Heutzutage halten die ASEAN+3 ungefähr 90% aller US-Dollarreserven. Asien ist neben den Opec-Ländern die wirtschaftliche Hauptstütze des Dollarempire oder der Pax Americana. Und das macht die Asiaten sehr nervös, insbesondere nach dem Irak-Krieg und dem Fall des US-Dollars vor kurzem. Washington pokert damit, dass Asien so viele Dollars hat und dass es davor zurückschreckt, irgend etwas zu tun, was eine weitere Schwächung seiner Dollarinvestitionen nach sich ziehen könnte. Was aber, wenn sich das ändern sollte?

      Plant Asien den Ausstieg aus dem Dollar?

      Wenn die asiatischen Zentralbanken für ihren Regionalhandel plötzlich gegen andere Währungen exportieren würden, so würde dies Schockwellen auf der anderen Seite des Pazifik auslösen. Zurzeit handeln alle asiatischen Ökonomien untereinander in der gemeinsamen Währung, dem Dollar, ganz so wie es in der Ära des britischen Empire war, als das Pfund Sterling die höchste Währung der Welt war. Nun könnten sie eine Änderung der Dollarordnung in Betracht ziehen. Und das könnte die Grundlage für eine noch viel bedeutendere Veränderung in der Zukunft werden.

      Gemäss einem Bericht des New Yorker Blattes «Newsday» vom 25. Mai planen die ASEAN+3-Länder die Ausgabe von internationalen Anleihen oder staatlichen Schuldscheinen in ihren eigenen Währungen anstatt in Dollars, um ihren Bedarf zu finanzieren. Wenn sie das tun, berichtet «Newsday», «würden die asiatischen Länder den Umfang des Überschusses zurückfahren, den sie in den Vereinigten Staaten investieren».

      Bei dem kürzlich aufgetretenen Einbruch des Dollars gegenüber dem Euro von 26% konnte eine Dollarkrise nur noch durch weiterhin durchgeführte Käufe von Dollars und US-Schatzbriefen durch die asiatischen Zentralbanken verhindert werden.

      Nach der Asienkrise

      Nach Aussage von Chalmers Johnson, einem angesehenen Asienexperten in den Vereinigten Staaten, wurde die Asienkrise von 1997 bewusst von Washington und den verbündeten New Yorker Banken gefördert. Spekulanten wie Soros verwendeten Bankkredite, um die meisten der asiatischen Wirtschaften zu zerstören. Hinter Soros und seiner kleinen Gruppe von Spekulanten standen die riesigen Fonds von bedeutenden internationalen Banken, alle in Offshore-Steuer-Oasen wie den Cayman Inseln oder den Niederländischen Antillen versteckt. Washington brachte dann den IWF ins Spiel, um den Wiederaufbau Asiens zu «managen». Die IWF-«Reformen» brachten einen gewaltigen Aufschwung für den Dollar.

      Vor 1997 waren die asiatischen Wirtschaften Netto-Importeure von Dollars, weil internationale Fonds die asiatischen «Tiger»-Wirtschaften überfluteten, um dort zu investieren. «Am Ende des kalten Krieges», sagte Johnson, «beschlossen die Vereinigten Staaten, dass sie (die Wirtschaft) Ost-Asiens zurückschrauben müssten, wenn sie ihre globale Hegemonie behaupten wollten.»

      Der Dollar - Gewinner der Asienkrise

      Obwohl wir vielleicht nie einen schriftlichen Beweis dafür haben werden, dass Washington hinter der Asienkrise von 1997 stand, war der Dollar seit 1998 der klare «Gewinner». Andrew Crockett, der Generalmanager der Bank for International Settlements (BIS), berichtete an einem Treffen von ASEAN+3-Ländern letzten Oktober in Peking, dass seit der Asienkrise von 1998 «Ostasien ein sehr grosser Nettokapital- Exporteur» geworden sei. Er fügte hinzu, dass «Länder mit Leistungsbilanzdefiziten, besonders die Vereinigten Staaten, von Kapitalzuströmen profitiert haben, um ihre Defizite zu finanzieren». Ohne die Hunderte von Milliarden Dollar, die Asien in US-Handelsanleihen investiert hat, würde der US-Zinsfuss sehr viel höher liegen und die Wirtschaft sich in einer sehr viel tieferen Rezession befinden. Amerika lebt von geliehenem Geld, kann man sagen. Ebenso verhält es sich mit der militärischen Hegemonie Amerikas und seiner Fähigkeit, Kriege wie den im Irak zu finanzieren.

      Im Jahre 1996, kurz vor der Asienkrise, belief sich das gesamte Leistungsbilanzdefizit von ASEAN und Südkorea (nicht eingeschlossen China oder Japan) auf 33 Milliarden Dollar. Ein «Leistungsbilanzdefizit» umfasst den Import- und Exporthandel ebenso wie Investitionsgewinne oder -verluste im Ausland. Ostasien importierte Dollars, um seine wirtschaftlichen Investitionen zu finanzieren. 1999 schlug dieses Defizit in einen Überschuss von 87 Milliarden Dollars um, das sich jetzt in Händen der ASEAN-Länder befand.

      Die Bank for International Settlement schätzt, dass Ostasien letztes Jahr einen Überschuss von 200 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat. Fast alles floss in den Einkauf von US-Handelsanleihen und Wertpapieren in US-Dollars. Während also Investoren aus Europa und dem Nahen Osten das Dollarrisiko reduzierten, indem sie US-Vermögenswerte verkauften, wurden Ostasien, Japan und China gezwungen, sie zu kaufen, um einen Kollaps des Dollars zu verhindern.

      Gemäss vertrauenswürdigen Schätzungen besitzen alle asiatischen Zentralbanken zusammen heute Rücklagen in der Höhe von mehr als 1,5 Billionen Dollar. Sie sind neben den Opec-Petro-Dollars die finanzielle Stütze der Pax Americana.

      Das Problem ist, dass der relative Wert dieser ostasiatischen Dollarrücklagen im Fallen begriffen ist. Deshalb sind regionale Zentralbanken, wie zum Beispiel die Bank von Japan, gezwungen, noch mehr Dollars zu kaufen, um zu verhindern, dass ihre eigene Währung zu teuer wird und die asiatischen Exportprofite Schaden nehmen. Die ASEAN, China, Japan und Korea haben als Folge davon plötzlich festgestellt, dass sie Hunderte von Milliarden von schwindenden Vermögenswerten halten: die US-Dollaranleihen.

      Südostasiatische Alternativen ...

      Man hat in Asien darüber nachgedacht, einen asiatischen Währungsfond nach dem Muster der Europäischen Währungsunion zu gründen. Angesichts der grossen politischen Differenzen in der Region und den Ängsten vor japanischer oder chinesischer Vorherrschaft ist mit einem Währungsfond, der formal dem der EU ähnelt, bestenfalls in einigen Jahren zu rechnen. Aber Staatsanleihen, die in regionalen Währungen anstatt in Dollars ausgegeben werden - das wird schneller kommen können, als Washington erwartet. Wenn das passiert, müssen wir mit einer neuen Dollarkrise rechnen.

      Der aus dem Amt geschiedene Premierminister von Malaysia, Dr. Mahathir Mohamad, gab am 16. Juni in Kuala Lumpur den Vorschlag bekannt, das malaysische Öl und Erdgas sowohl gegen Dollars als auch gegen Euros zu verkaufen. Japan importiert Erdgas von Malaysia.

      Dieser malaysische Vorschlag wurde einen Tag nach einem Treffen asiatischer Führungskräfte in Tokio gemacht, auf dem sie zu dem gemeinsamen Entschluss kamen, dass es von vitalem Interesse ist, einen asiatischen regionalen Markt für Anleihen zu gründen. Dieser vom Dollar unabhängige Markt macht sie immun gegenüber Währungsspekulationen und Kapitalflucht, wie sie es in den Jahren 1997-1998 erlebten. An derselben Konferenz sagte Dr. Mahathir: «Wir müssen überdenken, ob wir auf den Dollar angewiesen sind oder nicht [...]. Zunächst, ja, da sind wir auf den US-Dollar angewiesen. Aber wir sollten beginnen, vom US-Dollar abzurücken.» Seine Aussagen wurden von der philippinischen Präsidentin Gloria Arroyo und anderen unterstützt. ASEAN+3 wird wahrscheinlich zunächst sehr behutsam vorgehen, aber die Richtung ist klar.

      ... und Reaktionen aus Washington

      Bis jetzt war die Reaktion Washingtons indirekt und zurückhaltend. Am 6. Mai unterzeichnete Präsident Bush ein Freihandelsabkommen mit Singapur, Asiens Finanzzentrum. Bis jetzt existieren solche Übereinkommen nur mit Mexiko, Kanada, Israel und Jordanien. Washington versucht, einen Keil in die ASEAN-Gruppe zu treiben.

      Washington wird auch die militärischen Spannungen zwischen Nordkorea und seinen Nachbarstaaten ausnutzen, um die Asiaten von ihrem Plan, vom Dollar unabhängig zu werden, abzubringen. Am 6. Juni äusserte der Pentagon-Berater und führende neokonservative Falke Richard Perle einem deutschen Interviewer vom Kanal N24 gegenüber, dass ein «präventiver Nuklearschlag gegen Nordkorea» nicht ausgeschlossen werden könne. Das ist reinste psychologische Kriegsführung der USA. Nicht gegen Nordkorea, sondern gegen Japan, Südkorea und China. Sie alle fürchten, dass Washington gegen Korea einen Militärschlag wie im Irak durchführen könnte. Japan und Südkorea bleiben abhängig von der amerikanischen militärischen Sicherheitsgarantie, und Washington benutzt dies, um die asiatischen Regionen zu Zugeständnissen in Wirtschaft und Handel zu zwingen. Ein Militärschlag Amerikas gegen Korea würde ein unsägliches Chaos in der Region auslösen.

      Was wird Europa tun?

      Die strategische Frage der kommenden Monate ist, ob die politischen Führungskräfte der EU, besonders Deutschlands und Frankreichs und anderer Eurozonenländer, bereit sind, ihre potentielle Stärke zu verwirklichen, indem sie Eurohandelsverbindungen mit ASEAN+3 eingehen. Washington würde solche Bewegungen natürlich als «feindlichen Akt» betrachten. Aber gerade eine solche Drohung könnte eine ernsthafte politische Debatte über die Zukunft des weltweiten Wirtschaftssystems erzwingen. Wären EU-Führungskräfte bereit, Asien und anderen Entwicklungsregionen eine gerechtere und fairere Währungsordnung als die des Dollarimperiums der vergangenen Jahrzehnte anzubieten, könnte eine Vereinigung von ASEAN+3 mit Eurozonenländern und vielleicht mit Russland stark genug sein, Washington zu einem politischen Umdenken zu zwingen. *F. William Engdahl hat in den USA Politische Wissenschaften und Wirtschaftswissenschaften studiert. International bekannt wurde er durch sein Buch «Mit der Ölwaffe zur Weltmacht» (2. Auflage 2002), in dem er die politökonomischen Hintergründe der Machtpolitik im 20. Jahrhundert darstellt (vgl. die Buchrezension in Zeit-Fragen Nr. 19 vom 25. Mai).




      Die EU und die Beziehungen zu den ASEAN+3-Staaten

      Was die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen angeht, gibt es eine solide Basis für eine künftige Kooperation der EU mit den ASEAN+3. Asien ist insgesamt der zweitgrösste Handelspartner der EU; deren Exportbilanz beträgt nahezu 200 Milliarden Euro, und die Importbilanz hat eine Höhe von 320 Milliarden Euro für das Jahr 2000. Dies heisst, dass die asiatischen Zentralbanken einen Handelsüberschuss von 120 Milliarden Euro mit der EU erwirtschaftet haben, was ein guter Ausgangspunkt dafür ist, die in Dollar gehaltenen Währungsreserven künftig in Euro zu halten. In der Tat ist das Handelsdefizit der EU mit Asien in Höhe von 120 Milliarden Euro höher als das gesamte Handelsdefizit der EU von 87 Milliarden Euro.

      Von einem anderen Standpunkt aus betrachtet ist dies eher ein positiver als ein negativer Faktor, kann dieses Ungleichgewicht doch dazu dienen, die Verbindung zwischen der asiatischen Wirtschaft und dem aufstrebenden Euro als Alternative zum Dollar zu festigen. Mehrere asiatische Regierungen haben nach dem Schock der Asienkrise wegen ihrer übermässigen Dollarabhängigkeit offen über eine Diversifizierung der Währungsreserven gesprochen. Der Euro wurde dabei oft als Alternative genannt.

      Die EU hat verschiedene Aktivitäten unternommen, um der Dominanz der USA und der asiatischen Organisation APEC (Asia Pacific Economic Cooperation), die von Washington diskreditiert wird, zu begegnen. Im Jahre 1994 legte die EU ein Strategiepapier vor, um die Gespräche mit der asiatischen Region in Gang zu bringen. Dann, zur Zeit der Asienkrise, richteten die EU und Asien ein jährliches Gipfeltreffen ein, das «Asia-Europe-Meeting» (ASEM), sowie Gipfelgespräche mit China, Japan und Südkorea. Auf Wunsch des französischen Präsidenten Chirac wurde China als spezieller Gast zum G-8-Gipfel in Evian eingeladen.

      Viele EU-Länder sind auch Mitglieder des Aufsichtsrates der Asian Development Bank (ADB), einer Filiale der Weltbank, die von Japan geführt und von asiatischen Ländern dominiert wird. Die ADB könnte eine wichtige Rolle bei der Finanzierung regionaler Wirtschaftsinfrastrukturen spielen, wurde bisher aber auf Druck aus Washington daran gehindert.


      --------------------------------------------------------------------------------
      Die ASEAN-Staaten
      (Association of Southeast Asian Nations), Verband Südostasiatischer Staaten

      Sitz

      Jakarta, Indonesien

      Gründung

      8.8.1967 in Bangkok (Thailand)

      Mitglieder (10) (auf der Karte weiss)

      - Brunei (1984)

      - Indonesien

      - Kambodscha (1999)

      - Laos (1997)

      - Malaysia

      - Myanmar (1997)

      - Philippinen

      - Singapur

      - Thailand (1995)

      - Vietnam (1995)

      Beobachter

      Papua-Neuguinea (1984)

      ...............................
      Avatar
      schrieb am 26.07.03 00:48:02
      Beitrag Nr. 3.603 ()
      USA-Wirtschaftswachstumskurve

      Avatar
      schrieb am 26.07.03 00:50:41
      Beitrag Nr. 3.604 ()
      Freitag, 25.07.2003, 17:49

      US-Notenbank Broaddus: Keine deutliche Hinweise auf wirtschaftliche Erholung

      WILLIAMSBURG (dpa-AFX) - In den USA gibt nach Einschätzung des Präsidenten der regionalen Vertretung der US-Notenbank in Richmond noch keine deutlichen Hinweise auf eine konjunkturelle Erholung. Es gebe zwar einige positive Signale, aber insgesamt böten die jüngsten Daten lediglich ein gemischtes Bild, sagte Alfred Broaddus am Freitag in Williamsburg.

      Der Erholung des Verbrauchervertrauen und der Industrieproduktion würden durch den Anstieg der Arbeitslosenzahl wieder ausgeglichen. Eine Verbesserung am Arbeitsmarkt sei aber der Schlüssel zur Erholung der US-Wirtschaft, sagte das stimmberechtige Mitglied des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank Fed. Der jüngste Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sei zwar ermutigend aber noch keine Trendwende. Es seien weitere Daten notwendig, um eine Erholung am Arbeitsmarkt bestätigen zu können.

      "Dies ist eines der schwierigsten Konjunkturbilder, dass die Fed je beobachten musste", sagte Broaddus. Deflation sei hingegen keine unmittelbare Gefahr. Die Fed habe zudem ausreichende Möglichkeiten um diese zu bekämpfen./ FX/js/mur/



      info@dpa-AFX.de


      .................
      Avatar
      schrieb am 27.07.03 20:32:06
      Beitrag Nr. 3.605 ()
      nur ganz kurz

      Einigkeit und Recht und Freiheit

      Schlüsselbegriffe zum besseren Verständnis von Gesundheits- und anderen Reformen

      ein Kommentar zur Einigung in der sog. Gesundheitsreform

      von Egon W. Kreutzer, 22.07.2003


      Einigkeit zwischen Regierung, Opposition und nur mühsam bemäntelter Jubel in der Wirtschaft darüber, dass Recht nur noch das ist, was gerade nützlich scheint, während der Rest unverzüglich wegreformiert wird, um endlich jene Freiheit zu erringen, die es dem Kapital immer und überall gestattet, den ganzen Kuchen zu schlucken.

      Wer sich an andere Freiheiten und Rechte erinnert, wird schnell zum ewig Gestrigen, zum Bedenkenträger und Betonkopf gestempelt und hat, wie der Kanzler so oft betont, nichts begriffen.

      In schönster Einigkeit und unter Veränderung bestehenden Rechts ist den Angehörigen des Medizinbetriebs der Republik soeben die Freiheit bestätigt worden, sich weiterhin ihren Anteil am Sozialprodukt nach Belieben abzugreifen.



      Diese Freiheit bedeutet, dass es weiterhin keinen echten Wettbewerb, nicht einen Hauch von Transparenz und keine ausreichenden Qualtitätskontrollen geben wird.

      Diese Freiheit bedeutet, dass es weiterhin Hunderte von Kassen geben wird, die untereinander im Risikostrukturausgleich bis zur Unkenntlichkeit zwangsverbrüdert sind, während sie vorgeblich untereinander im Wettbewerb um Qualität und Kosten stehen.

      Diese Freiheit bedeutet, dass die Allmacht der Kassenärztlichen Vereinigungen weiterhin verhindern darf, dass Leistungen an Qualität und Wirksamkeit gemessen werden können.

      Diese Freiheit bedeutet, dass die Pharma-Industrie große Teile ihrer Gewinne weiterhin aus dem Absatz überteuerter und wirkungsloser Medikamente beziehen darf und nicht daran gehindert wird, diese Medikamente mit allen Mitteln in die Verschreibungspraxis der Ärzte hineinzudrücken.

      Diese Freiheit erfordert im Gegenzug auch die Abkehr vom Gedanken der Bürgerversicherung und damit den Verzicht auf eine breitere und ausgewogenere Lastenverteilung.


      Regierung und Opposition haben sich zum Duett zusammengefunden, doch der melodische Singsang von Frau Schmidt und die sonore Selbstgewißheit des Herrn Seehofer können nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dieser Aktion am Gesundheitswesens NICHTS reformiert worden ist. Es wurden lediglich die finanziellen Lasten des ineffektiven und viel zu teuren Systems neu verteilt.

      Vor lauter Wut und Enttäuschung über das Ergebnis der Verhandlungen sollte man aber nicht versäumen, jene Rechnung nachzuvollziehen, an deren Ende eine Summe von 23 Milliarden steht, die ebenso kühn, wie verlogen als Einsparung bezeichnet wird.


      Es gibt darin nämlich ein 10-Milliarden-Euro-Überraschungs-Ei!

      Vorab noch, um den Begriff "Verlogenheit" zu begründen: Es ist doch völlig egal, ob die in das System einfließenden Mittel zuerst an die Krankenkasse und dann von dort an Arzt/Apotheke/Krankenhaus überwiesen werden, oder ob der Patient ohne den Umweg über die Krankenkasse direkt angezapft wird. Solange sich die Höhe der Gesamtkosten dabei nicht verändert, ist nichts, aber auch gar nichts eingespart worden. Vorgebliche 23 Milliarden Einsparung sind also in Wahrheit nichts, als eine gigantische Lastenverschiebung.


      Betrachten wir die wichtigsten Zahlen im Detail:

      Das eigentliche und nun auch erreichte Ziel der Aktion war es, den mittleren Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung von 14,3 auf 13,0 Prozent zu senken. Was bedeutet das?

      Schon im Februar dieses Jahres verkündete Frau Schmidt, dem Gesundheitswesen der Republik stünden alleine durch die Beitragseinnahmen 142 Milliarden Euro zur Verfügung. Die mittlere Beitragshöhe liegt derzeit bei 14,3 Prozent, also kann - über den Daumen gerechnet - davon ausgegangen werden, dass ein Prozent Beitragssatz etwa 10 Milliarden Euro Beitragsaufkommen bedeutet.

      Die Senkung des Beitragssatzes um 1,3 Prozentpunkte bedeutet also im Umkehrschluss, dass die Einnahmen der Kassen um rund 13 Milliarden Euro sinken werden, was die Arbeitgeber um 6,5 Milliarden Euro entlastet.

      Für einige wenige kranke Unternehmen wird das die Chance sein, die Insolvenz um ein paar Wochen oder Monate hinauszuschieben. Bei den meisten kleinen und mittleren Unternehmen wird die Entlastung keinerlei Wirkung haben, weil bei einem Betrieb mit z.B. 30 Mitarbeitern und 4 Millionen Jahresumsatz jene 6.000 Euro, die sich am Jahresende aus der Beitragssatzanpassung ergeben, in keiner Weise von Relevanz sind.

      Bei den Unternehmen der Großindustrie fallen jedoch je 10.000 Beschäftigten pro Jahr ungefähr 2 Millionen zusätzliche Gewinne an. Die werden gerne mitgenommen.



      Natürlich wird erklärt, dass die Arbeitnehmer über die Senkung der Beitragssätze ebenfalls um 6,5 Milliarden Euro entlastet werden, dummerweise ist es aber die gleiche Arbeitnehmerschaft (samt den daraus hervorgegangenen Rentnern), die die vollen 23 Milliarden der so genannten "Einsparsumme" zu finanzieren hat.

      Der enorme Mehraufwand der Versicherten und die vergleichsweise geringen Einsparungen aus der Beitragssenkung saldieren sich also zu einem Betrag von 16.5 Milliarden Euro, der nach der Reform in den Taschen der Versicherten fehlen wird.

      Das ist so ungefähr das Dreifache dessen, was durch die vorgezogene Steuerreform an Entlastungen erwartet wird, somit also eine absolut konjunkturschädliche Maßnahme.

      16,5 Milliarden werden aber nicht reichen. Die Errichtung und der Betrieb privater und vielleicht sogar gesetzlicher Zwangs-Zusatzversicherungen(!) verschlingen zusätzliche Verwaltungsaufwände und müssen darüberhinaus auch noch Gewinne abwerfen, weil es sonst keine private Zusatzversicherung gibt. Die Verabschiedung der gesetzlichen Krankenkassen aus der Leistungspflicht für den Zahnersatz wird die Preise dafür unkontrolliert in die Höhe schießen lassen, hauptsächlich weil die für den Patienten erforderliche Transparenz über Qualitäten und Preise in einem nicht existenten Wettbewerb nicht geschaffen wird. Und, auch wenn die Beitragssätze für die Krankentagegeldversicherung anfänglich niedrig kalkuliert werden, sie werden schon bald steigen, steigen, steigen...



      Last but not least und entgegen allen Sparbehauptungen, der Clou der Reform ist, dass am Ende mehr Geld für die Gesundheit ausgegeben wird:

      Insgesamt wird das Budget des Medizinbetriebes in Deutschland nämlich nicht vermindert, sondern stattdessen klammheimlich um 10 Milliarden Euro aufgeblasen.


      Bitte ganz langsam mitrechnen:

      Wenn die Kassen auf Grund veränderter Leistungskataloge in Zukunft 23 Milliarden weniger aufbringen müssen, das Beitragsaufkommen aber nur um 13 Milliarden Euro sinkt, dann bleiben bei den Kassen rein rechnerisch 10 Milliarden Euro übrig. Niemand kann ernsthaft daran zweifeln, dass dieses Geld in der Praxis nicht übrig bleiben, sondern unweigerlich ausgegeben werden wird. Das heißt aber im Klartext, dass über alle Umschichtungen neben der Entlastung der Arbeitgeber noch ein weiteres Ziel erreicht wird:

      Der Medizinbetrieb bekommt, direkt aus den Taschen der Arbeitnehmer, mit Papier und Schleife überreicht von Ulla Schmidt und Horst Seehofer, ein absolut überflüssiges und unsinniges Geschenk in Höhe von 10 Milliarden Euro.


      Oder ist es die wieder einmal fällige, routinemäßige Unterwerfungsgeste?

      Fordert der Drache wieder einmal seine Jungfrau?


      Siiieegfriiied!!!!!


      Ich weiß, es ist einfach, an allem herumzunörgeln, aber für alle, die es noch nicht wissen sollten, ich habe schon im November 2002 ein eigenes Konzept vorgelegt.

      http://home.knuut.de/EWKberater/Gesundheit/Reaktionen/Einigk…
      Avatar
      schrieb am 27.07.03 21:29:15
      Beitrag Nr. 3.606 ()
      Der größte Umverteiler ist der Zins; jeden Tag

      transportiert er 650 Mio. Euro von der Arbeit zum Besitz"
      Da fast jeder ein Sparbuch oder andere Geldwerte besitzt, freut man sich im allgemeinen über diese Zinstransporte. Vor allem dann wenn man annimmt, Zinsen nur zahlen zu müssen, wenn man Schulden gemacht hat. Da aber fast alle Schuldner, ob Unternehmen oder Staat, ihre Schuldenzinsen über Preise, Steuern und Gebühren an die Endver-braucher weiter geben, ist in Wirklichkeit jeder Bürger - auch der unverschuldete - ein ständiger Zinszahler: Rund 40 Pfennig zahlt man inzwischen mit jeder ausgegebenen Mark!

      Gewinner sind nur diejenigen, bei denen die zinsbringenden Vermögen so groß sind, dass die Einkünfte daraus die Zinsbelastungen übersteigen. Das aber ist nur bei einer Minderheit von etwa 12 bis 15 Prozent der Haushalte der Fall. Als Folge dieser Vermögens-Ungleichverteilung fließt auch netto gerechnet ein ständiger Zinsstrom von der Verlierer-Mehrheit zu der Gewinner-Minderheit.





      http://www.inwo.de/cgi/grafik_des_tages.pl
      Avatar
      schrieb am 27.07.03 21:31:51
      Beitrag Nr. 3.607 ()
      TIMES rät zu Freigeld

      1933 empfiehlt die englische Presse Roosevelt das Freigeld!
      Es war kurz nach der Machtergreifung Hitlers als die englischsprachige Presse die ersten Nachrichten von dem geplanten Notgeld in nordamerikanischen Staaten brachte. Ein Auszug aus einem Bericht aus „Die Letzte Politik“ Nr. 4/1934, Seite 5 und 6:

      Wie die „Freiwirtschaftliche Zeitung“, Bern in Nr. 51 v. J. berichtete, hat die ‚Times‘ vom 8. November 1933 in einem Artikel: „Die Aufgabe, vor der Amerika steht“ Roosevelt vorgeschlagen, er solle zur Erreichung seiner Ziele, vor allem zur Brechung des ‚Geldstreiks‘ (unser freiwirtschaftlicher Begriff!) den Vorschlag Irving Fishers ausführen und Dollarnoten ausgeben, die, um vollwertig zu bleiben, jeden Monat mit einer Marke zu versehen wären. Es käme nur noch dieses eine Mittel in Frage, um das seit so langer Zeit untätige Geld wieder in Umlauf zu bringen, nachdem bisher alle getroffenen Maßnahmen nur einen recht geringen Erfolg gehabt hätten. Der Artikel schließt, es sei mit aller Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, daß die Steuer auf nicht arbeitendes Geld schon sehr bald beantragt werde.
      Interessant ist es, daß es in diesem Zusammenhang heißt, das Mittel, das nicht zirkulierende Geld mit einer Hamstersteuer (auch das wieder ein freiwirtschaftlicher Begriff!) zu belegen, sei kaum als ‚revolutionär‘ anzusehen. Es wäre vielmehr ebenso gut zu verantworten wie die in der Gesetzgebung Amerikas und anderer Staaten bereits verankerte Besteuerung brachliegenden Landes. Der von uns Freiwirten in diesem Zusammenhang meist angewandte Hinweis auf das Standgeld der Güterwagen (der allerdings den Vorzug hat, dem dynamischen Charakter des Geldes und seiner Eigenschaft als Verkehrsmittel noch besonders gerecht zu werden) wird hier durch einen anderen verwandten Hinweis nicht unglücklich ergänzt.
      Bleiben wir zunächst hier einmal stehen und stellen fest: ein Weltblatt von der Bedeutung der ‚Times‘, das eine millionenfache Auflage hat, kommt zu folgenden mit der Freiwirtschaftslehre völlig konformen, ja, wie schon allein die angewandte Terminologie beweist, unmittelbar aus ihr geschöpften Ergebnissen und verkündet sie vor aller Welt:
      1. alle bisher von Roosevelt zur Erreichung seiner Zeile (unter denen freilich die ‚Times‘ einseitig die Wiederherstellung des Preisstandes von 1926 hervorhebt und das viel wichtigere: die Schaffung eines durch Generationen hindurch kaufkraftbeständigen Dollars unerwähnt läßt) getroffenen Maßnahmen hätten nur einen ganz geringen Erfolg gehabt. (Wir Freiwirte halten sie für nach allen Richtungen hin verfehlt, und haben sie dementsprechend fortlaufend kritisiert),
      2. vor allem sei der Geldstreik noch nicht gebrochen, das Geld noch nicht wieder in Umlauf gebracht,
      3. nur ein Mittel kann das bewirken: eine Belegung des nicht zirkulierenden Gelds mit einer Hamstersteuer,
      4. dazu sei der von Professor Irving Fisher in Vorschlag gebrachte Freigeld-Dollar einzuführen, d. h. also jener Vorschlag auszuführen, den Fisher, wie er selbst öffentlich erklärt hat, unmittelbar der Lehre Silvio Gesells und der Freiwirtschaftsbewegung entnahm!
      Und an all dies wird die Voraussage geknüpft, daß man in naher Zukunft zum mindesten mit einem Antrag in dieser Richtung rechnen müsse.

      Haben wir Freiwirt nun nicht Ursache, uns dieser Tatsache zu freuen? Denn sie besagt je nicht weniger, als daß sogar ein Weltblatt wie die ‚Times‘ vor unsern Argumenten zu kapitulieren beginnt und sich notgedrungen zum Sprachrohr unserer Ideen vor der ganzen Welt machen muß.

      Bald wird sich ja für Irving Fisher Gelegenheit bieten, an prominenter Stelle für die richtige Schwundgeldidee einzutreten. Wie die neueste F. P. ( Nr. 3) berichtet, ist er u.a. ausersehen, als Sachverständiger vor dem Münzausschuß des Repräsentantenhauses seine Ansichten über die Fragen betr. der Aufstellung eines allgemeinen Programms zur Frage der Dollarstabilisierung darzulegen. Da wird es sich zeigen, ob die ‚Times‘ mit ihrer Voraussage, die Steuer auf nicht arbeitendes Geld werde schon bald beim amerikanischen Kongreß beantragt werden, recht behält.
      Rolf Engert

      Soweit der Auszug aus „Die Letzte Politik“. Es kam dann ja ganz anders, denn Präsident Roosevelt hörte doch nur auf die Berater, die für eine staatsinterventionische Reformpolitik eintraten, um die Folgen der Weltwirtschaftskrise in den Staaten zu überwinden. Sein sogenannter „New Deal“ zeitigte konjunkturpolitisch zwar Teilerfolge, die Arbeitslosigkeit z. B. konnte aber erst mit Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg reduziert werden.

      Mehr interessante Details über diesen historischen Vorgang in den USA enthält die Nr. 17, Juni/Juli 2003, der Zeitschrift „r-evolution“.

      Ein Probeheft erhalten Sie über das Formular bei systemfehler.de: www.systemfehler.de/r-evolution.htm




      16.07.2003 r-evolution
      http://www.inwo.de/ticker/news/medien_1058364834.html
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 03:25:26
      Beitrag Nr. 3.608 ()
      @#3605

      Du musst aber auch sagen, wer hauptsächlich diese Zinsen bezahlt.
      Es sind nämlich nicht, die, wie man annehmen sollte, und wie ja auch immer wieder gerne suggeriert wird, "kleinen Leute", sondern die Besitzer der staatlichen Schuldverschreibungen.

      Um aber jetzt(03:24Uhr) genauer darauf einzugehen, bin ich zu müde.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 03:27:29
      Beitrag Nr. 3.609 ()
      @#3606 von Harry_Schotter

      Sorry, ich meinte nicht Posting#3605, sondern Posting #3604.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 10:40:02
      Beitrag Nr. 3.610 ()
      #3604,

      Da aber fast alle Schuldner, ob Unternehmen oder Staat, ihre Schuldenzinsen über Preise, Steuern und Gebühren an die Endver-braucher weiter geben...

      auch ohne eigene schulden würde niemand etwas billiger hergeben :D
      den preis bestimmt der markt - und keine hat was zu verschenken :)
      ganz abgesehen davon ist eigenkapital ja auch nicht gerade umsonst :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 10:41:01
      Beitrag Nr. 3.611 ()
      p.s.: für den staat -die wurzel allen übels- gilt das natürlich nicht.
      der lebt ja nicht in einer freien wirtschaft.
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 13:36:27
      Beitrag Nr. 3.612 ()
      Fiat droht "Prozesslawine" wegen Massenkündigungen


      Nachdem ein Mailänder Gericht am Wochenende beschlossen hat, dass Fiat die Produktionswerke von Arese bei Mailand wieder öffnen und die 1.023 Arbeitnehmer, die ihre Stelle verloren hatten, wieder einstellen muss, droht dem Turiner Autokonzern eine "Prozesslawine".

      Rom (APA) - Hunderte von Arbeitnehmern, die in den vergangenen Monaten im Rahmen einer strengen Rationalisierungspolitik gekündigt worden waren, erwägen eine Klage gegen den Autokonzern.
      "Fiat droht ein heißer Herbst, der die Umsetzung des Sanierungsplans gefährdet", kommentierte die römische Tageszeitung "La Repubblica" (Montagsausgabe).

      Laut Fiom sei die Schließung der Produktionswerke von Arese illegal gewesen, weil sie die Interessen von 1.000 Familien schwer verletzt habe. Ähnlicher Ansicht ist ein Gericht in Turin, das die Vorgangsweise mit der die Autogruppe Arbeitnehmer gekündigt hatte, für illegal erklärt hat. Die Kriterien, nach denen Fiat die zu kündigenden Arbeitnehmer ausgewählt habe, seien nicht transparent gewesen.

      "150 Fiat-Arbeitnehmer haben bereits rechtliche Schritte gegen ihre Kündigung unternommen. Der Konzern könnte gezwungen werden, sie alle wieder einzustellen", betonte der Fiom-Gewerkschafter Claudio Stacchini. Insgesamt hatte Fiat in seinen italienischen Produktionsanlagen in den vergangenen Monaten 10.900 Arbeitsplätze gestrichen. Weitere 1.859 Arbeitnehmer werden das Unternehmen im September verlassen, wenn die Produktion des Kleinmodells Panda eingestellt wird.

      Gegen die neuen Stellenkürzungen, die in dem im Juni vorgestellten Sanierungsplans enthalten sind, drohen die Gewerkschaften im September mit einer massiven Streikwelle. Sie kritisieren den Inhalt des Umstrukturierungsplans, der ihrer Ansicht nach zu viele Stellen kürze, ohne eine echte Entwicklungsstrategie zu enthalten.

      "Fiat hat große Fehler begangen. Der Konzern hat auf seine massive Stellenabbaustrategie beharrt, ohne mit den Gewerkschaften den Dialog offen zu halten. Die Autogruppe hat die Stellenkürzungen mit der Regierung, aber nicht mit den Arbeitnehmern diskutiert. Dies hat das soziale Klima vergiftet. Nach dem Urteil des Mailänder Gerichts muss der Fiat-Sanierungsplan unbedingt revidiert werden", so der Chef des Gewerkschaftsverbands Cisl, Savino Pezzotta

      http://news.tirol.com/wirtschaft/international/artikel_20030…

      Ob das in Deutschland auch möglich ist? :confused:
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 13:52:24
      Beitrag Nr. 3.613 ()
      Aus der FTD vom 28.5.2001

      Umfrage: Bundesbürger zweifeln an Renten-Versprechen

      Von Thomas Fricke, Margaret Heckel und Cordula Tutt, Berlin

      Die große Mehrheit der Bundesbürger glaubt nicht, dass die Renten mit der jüngsten Reform bis zum Jahr 2030 gesichert sind. 20 Prozent der Befragten gehen davon aus, bis zum 70. Lebensjahr arbeiten zu müssen, ergab eine Umfrage im Auftrag der FTD.

      Das Renten-Versprechen

      So voll wie in der Millenniumsnacht 2000 wird es in deutschen Kreissälen nicht wieder: Drei Sekunden nach Mitternacht wurde Florian Vincent in der Berliner Charité als erstes Baby des neuen Jahrtausends in Deutschland geboren. Im Sekundentakt folgten Festtagskinder, Millenniumszwillinge und in Heidelberg die Drillinge Lena, Sarah und Louise.

      Doch der von Eltern gezielt geplante Geburtenboom der Jahrtausendnacht war nur ein letztes Aufbäumen vor der Flaute: Nur noch durchschnittlich 1,3 Kinder pro Frau werden derzeit in Deutschland geboren - 2,1 wären notwendig, um die Bevölkerung langfristig stabil zu halten.

      Deutschland schrumpft - und das in schnellem Tempo: Ohne Zuwanderung, so haben die Vereinten Nationen errechnet, werden statt knapp 82 Millionen in 50 Jahren nur noch 58 Millionen Menschen in Deutschland leben. Das ist, als ob Ostdeutschland, Hessen und Rheinland-Pfalz heute menschenleer wären.

      Verschwindende Jugend

      Noch problematischer ist, dass sich die Altersstruktur in Deutschland in den nächsten 50 Jahren dramatisch ändert. Der Anteil der über 60-Jährigen wird sich von heute 20 auf 40 Prozent der Bevölkerung verdoppeln. Es wird mehr 80-Jährige als 8-Jährige geben. Nur noch jeder siebte Deutsche wird unter 20 Jahren sein, derzeit ist es noch jeder fünfte.

      Immer weniger Erwerbstätige müssen dann immer mehr Ältere versorgen, die auch noch sehr viel länger als heute leben. "Wir haben es mit einem Jahrhundertproblem zu tun, dass uns in den nächsten 50 Jahren nicht verlassen wird", warnt der Bielefelder Demografie-Professor Herwig Birg.

      Jüngere glauben der Regierung nicht

      Noch steht die Politik dem künftigen Altersbeben fast hilflos gegenüber. Erste Versuche, beispielsweise in der Rentenversicherung mit der vor wenigen Wochen verabschiedeten Rentenreform gegenzusteuern, sieht die Bevölkerung schon jetzt als gescheitert an: Vier von fünf Deutschen glauben dem Versprechen der Bundesregierung nicht, dass mit der Rentenreform die Renten bis zum Jahr 2030 gesichert sind.

      Das ist das Ergebnis einer exklusiven Umfrage , die das Berliner Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Financial Times Deutschland am 21. und 22. Mai bundesweit durchgeführt hat. Mit einer Ablehnungsquote von 86 Prozent besonders hoch ist das Misstrauen bei den 30- bis 44-Jährigen, die durch die der Reform ohnehin besonders belastet werden.

      Auch wird die "Schrumpfungsspirale" (Birg) keineswegs bei der Rentenversicherung halt machen. Nicht nur Babykost- und Spielzeughersteller werden sich umstellen müssen, auch Volkswagen und Adidas werden zuerst die Arbeitskräfte und dann die Kunden fehlen. Es wird wenig Sinn ergeben, sie in anderen Industrieländern zu suchen, denn nicht nur Deutschland ist auf dem Weg in die Minus-Gesellschaft: Nach OECD-Schätzungen werden in den Industrieländern im Jahr 2030 nur noch zwei Erwerbstätige auf einen Rentner kommen. Derzeit sind es noch drei, im Jahr 1960 waren es fünf.

      Dieser Trend wird zu deutlich höheren Beitragslasten für die Sozial- und Gesundheitssysteme führen als heute. Hinzu kommt, dass die Gruppe kaufkräftiger Konsumenten in ihrer mittleren Lebensphase stark abnehmen wird. Ohne Gegensteuern könnte das alles nach OECD-Prognosen zu einem dramatischen Wohlstandseinbruch führen: In Japan könnte das Minus beim Lebensstandard bis 2050 dann 23 Prozent ausmachen - gemessen am Bruttosozialprodukt pro Kopf und um Handels- und Preiseffekte bereinigt. In der EU könnte der Standard um 18 Prozent und in den USA immer noch um zehn Prozent sinken.

      Noch jedoch werden die Folgen des Geburteneinbruchs in der Ökonomie kaum erforscht: "Der Zusammenhang von Demografie und Wachstum gehört zu den ungelösten Standardfragen der Ökonomenzunft", sagt Bert Rürup, Mitglied im Sachverständigenrat und Rentenberater der Bundesregierung.

      Warnsignale aus Japan und Italien

      Ein erster Eindruck von Art und Ausmaß des Wirtschaftswachstums in der Minus-Gesellschaft lässt sich allerdings vermitteln. Ein Warnsignal sind die jüngsten Erfahrungen von Ländern wie Japan, Italien oder auch Deutschland, in denen die demografische Dynamik bereits seit einiger Zeit nachlässt. In Italien und Japan sinkt die Einwohnerzahl schon seit zwei Jahren. Zufall oder nicht: Auch das Wirtschaftswachstum fiel bei beiden so niedrig aus wie kaum anderswo auf der Welt.

      Der direkte Vergleich mit dynamischeren Ländern scheint den Verdacht zu bestätigen: In den USA oder den Niederlanden fiel das hohe Wirtschaftswachstum der 90er Jahre mit einem deutlichen Anstieg der Bevölkerung zusammen. Ähnliches gilt seit kurzem für Frankreich: Die Wirtschaft expandiert dort mit Raten um drei Prozent; allein vergangenes Jahr stieg zugleich die Einwohnerzahl um rund 300.000.

      Produktivität lässt nach

      Wo weniger Menschen leben, gibt es entsprechend weniger Konsumenten. Gleichzeitig könnte auch die Produktivität nachlassen, also die Leistung pro Kopf. Italien, Japan und Deutschland zählten zuletzt nicht nur zu den Ländern mit dem geringsten Gesamtwachstum: Mit nur etwa einem Prozent stiegen zudem die Pro-Kopf-Einkommen nur etwa halb so schnell wie in den USA. Dort sorgt eine Mischung aus stabiler Geburtenzahl und Einwanderung für noch wachsende Einwohnerzahlen.

      Auch gelten Ältere als weniger anpassungsfähig und risikofreudig. "Die Ausbildung liegt weiter zurück, die Kenntnisse und Fähigkeiten stimmen oft nicht mit den neuen Berufsprofilen überein", schreiben die Volkswirte der BHF-Bank.

      All dies könnte die Umsetzung von technologischem Fortschritt bremsen. Nachteile für den Standort Deutschland könnten sich zudem daraus ergeben, dass dem Staat wegen der sinkenden Zahl an Steuerzahlern weniger Geld für die Infrastruktur bleibt. Auch das würde das Wachstum beeinträchtigen oder anhaltende Stagnation bedeuten.

      Ob es soweit kommt, wollen aber die BHF-Ökonomen nicht beschwören. Es bedürfe "prophetischer Gaben", um vorherzusagen, wie die deutsche Volkswirtschaft in 50 Jahren aussehe, geben sich die Experten vorsichtig. Manches spricht dafür, dass Deutschland dem wirtschaftlichen Abstieg entkommen kann.

      Eine Möglichkeit wäre, Humankapital noch stärker als bisher durch Sachkapital zu ersetzen - wie es derzeit weltweit in der Rentenversicherung geschieht, die vom solidarischen Umlagesystem auf teilweise Kapitaldeckung umgestellt wird. Allerdings schafft auch dieser Megatrend neue Probleme: Wird es einen weltweiten Börsencrash geben, wenn die Babyboomer im Alter ihre Depots auflösen?


      ......................
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 14:30:19
      Beitrag Nr. 3.614 ()
      Quelle:www.boerse.de



      Mr. Champion

      Warum die Hausse erst am Anfang ist

      Börsianer sind ein komisches Volk, denn während Hausfrau oder -mann dann kauft, wenn es billig ist, kaufen Börsianer am liebsten, wenn es teuer ist. So herrschte ab 6.000 Dax-Punkten eine regelrechte Aktien-Euphorie, während die gleichen Aktien bei 3.000 Punkten kaum jemand interessieren. Dabei bedeutet eine Preis-Halbierung, dass es für den gleichen Einsatz doppelt so viele Aktien gibt, aber das interessiert nicht. Und genau deshalb könnten wir jetzt am Anfang einer fullminanten Aktien-Hausse stehen. Denn vom laufenden Aufschwung hat das breite Publikum überhaupt noch nichts mitbekommen. Erinnern Sie sich noch?
      Wer ab 1996 (der Telekom-Emission sei Dank) auf einer Party das Thema Börse zur Sprache brachte, war sofort von interessierten Zuhörern umringt. Drei Jahre später hatte dann eigentlich jeder Party-Gast einen heißen Börsentipp bzw. eine erfolgsversprechende Börsenanalyse zur Hand. Wer nun heute in der gleichen Runde mit dem Thema Börse beginnt, braucht eine recht ausgeglichene Psyche, um der Schimpf-Kanonaden über diese Betrugsmaschinerie entgegenzuwirken und die vielen schlimmen Einzelschicksale verarbeiten zu können. Und wer sich nicht selber eine Abendbegleitung mitgebracht hat, ist heute auf verlorenem Posten, denn Börsianer stehen mittlerweile auf einer ähnliche Attraktivitätsstufe wie Kammerjäger, Klärwerkstaucher oder Totengräber. Das schöne daran:
      Es ist so wie in jeder Hausse, denn die Kurse steigen kräftig, während die Privatanleger sich mit anderen Themen beschäftigen. Es gibt leider keine vernünftige Börsenstatistik, die diese Entwicklung darstellt, aber betrachten Sie bitte die nachfolgende Abbildung, die Ihnen den Dax und die Auflage von Börse-Online im Vergleich zeigt.



      Die Auflagenentwicklung von Börse-Online ist ein Spiegelbild des Börseninteresses von Privatanlegern. Mit dem ersten Quartalsende ‘00 erreichte die Auflage den Gipfel bei wöchentlich mehr als 361.000 verkauften Heften, während der Dax bei 7.600 notierte. Jetzt (Q2) ist die Auflage bei nur noch 115.000 angelangt. Kurioserweise entspricht dies einem Auflageneinbruch von 68 Prozent, während der Dax bezogen auf den Schlusskurs von 2424 im ersten Quartal ebenfalls 68 Prozent verloren hat. Ergo:
      Die Börse-Online-Auflage dürfte demnächst erstmals wieder ansteigen, was aber nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeutet, da die Auflage davor 13 Quartale in Folge gefallen war. Aus diesem Blickwinkel wird es für uns als Aktienanleger erst wieder gefährlich, wenn Börse-Online mindestens 10 Quartale steigende Auflagen verzeichnet. Doch dann haben wir 2006...

      Mr. Champion

      ............................


      @Mr. Champion

      Mr. Champion, wenn Sie schon hier mitlesen und meinen Threattitel journalistisch, kreativ ummodelieren, dann sollten Sie sich aber die hier reingestellten Artikel mehr zu Herzen nehmen. Wie Sie zudem in Ihren Chart sehr schön sehen können, ist der "Börse-Online Index" immer noch voll in einem progressiven Abwärtstrend. Ihre Schußfolgerung von einer sich weiter entwickelnden Hausse bis zum Jahr 2006 ist daher falsch.


      Mit freundlichen Grüßen
      Harry Schotter ;)
      Avatar
      schrieb am 28.07.03 21:11:54
      Beitrag Nr. 3.615 ()
      Ifo-Geschäftsklima Index weist auf konjunkturelle Erholung hin

      Von Jochen Steffens

      Es sollte eine Party werden! Der Ifo-Geschäftsklimaindex sollte das dritte Mal in Folge steigen. Dies wird als Anzeichen dafür gesehen, dass sich die Konjunktur in ca. sechs Monaten erholen wird.
      "Eigentlich" sollte es eine Party werden – der Dax reckte sich auch bereits im Vorfeld dem letzten Bewegungshoch bei 3430 Punkten entgegen. Doch die Erwartungen der Analysten wurden nicht erfüllt. Sie hatten mit Werten zwischen 89,5 bis sogar 90,8 Zählern gerechnet. Der Ifo-Geschäftsklimaindex notiert allerdings nur bei 89,2 Zählern. Gerade mal 0,4 Zähler höher als beim letzten Mal. Was war geschehen?
      Der Unterschied zwischen Hoffnung und Sein ist das Problem. Die Hoffnungen sind hoch, die Bewertung der aktuellen Lage ist immer noch katastrophal. So sank (!) der Wert, der die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage umfasst, von 79,4 Zähler auf 78,7 Zähler. Das war so nicht erwartet worden und der Geschäftsklimaindex wäre auch wesentlich schlechter ausgefallen, wenn gleichzeitig nicht die Hoffnung von 98,6 zuvor auf über 100, nämlich 100,2 Zähler angestiegen wäre. Damit wurde wieder das Niveau vom August letzten Jahres erreicht. Auch damals gab es einen ähnlichen Unterschied zwischen Hoffen und Sein.
      Ich könnte nun böse sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Oder aber etwas zynisch daran erinnern, dass die Hoffnung immer dann am höchsten ist, wenn es dem Menschen am dreckigsten geht. Aber das tue ich nicht. Denn diesen Ifo-Geschäftsklimaindex sollte man ernst nehmen. Auch wenn der Ifo -Index bereits in den Monaten März bis April dreimal hintereinander angestiegen war und damit ein Fehlsignal generiert hatte.
      Diesmal ist es ein wenig anders. Denn natürlich erhöht eine vorgezogene Steuerreform, die wenigen Feiertage und andere Faktoren (auch die aktuelle Rallye tut ihr Übriges) tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass es im nächsten Jahr konjunkturell etwas besser aussehen könnte, als in diesem Jahr. Doch darum geht es gar nicht.
      Es geht um die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung. Es geht darum, ob diese Erholung die Kraft hat, zu einem Selbstläufer zu werden. Ob sie die Kraft hat, die strukturellen Probleme, wie Rentenkollaps, Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Gesundheitssystem etc. etc. wieder in den Griff zu kriegen.
      Es geht nämlich auch darum, ob es zu einer konjunkturellen Erholung kommt, die der aktuellen Rallye den fundamentalen Boden verschafft. Mir wäre es wesentlich lieber, wenn ein langsamer Anstieg, mit einigen Rückschlägen und wenig Euphorie die Börsen getrieben hätten. Denn das sind zumeist die Bewegung aus denen nachhaltige Verbesserungen entstehen. Diese aktuelle Euphorie an den Börsen ist und bleibt gefährlich. Ich will noch einmal daran erinnern, dass die Geschichte gelehrt hat: Nach großen Haussen folgen meistens 15–20 Jahre Baisse, in denen zwischen 5–7 große Bearmarktrallys mit Kursgewinnen von zum Teil über 50 % die Anleger sehr verwirrten.
      Zusammengefasst: Die Konjunktur sowohl in Amerika als auch in Europa zeigt erste leichte Erholungstendenzen. Die nun entscheidenden Frage: Wird diese konjunkturelle Erholung stark genug sein, die von den Börsen vorweggenommene Erwartung zu erfüllen. Die meisten Faktoren sprechen dagegen. Bei 2100 Punkten war der Dax unterbewertet, bei 3500/4000 Punkten wäre er überbewertet. Dazwischen liegt die Wahrheit: Folge: Seitwärts ... Zur weiteren kurzfristigen Entwicklung siehe nächsten Beitrag.


      Montag, 28. Juli 2003

      "Lehrbuchbeispiel" für Charttechnik

      von Jochen Steffens

      Eine alte Regel beim Traden besagt: The Trend ist your friend. Umgesetzt bedeutet das: lege eine Kauforder im Bereich der unteren Trendlinie und eine Verkaufsorder an die obere eines Trends. Der Freitag war mal wieder eins dieser Lehrbuchbeispiel für die Genauigkeit der Charttechnik. Ich hatte geschrieben, dass am Freitag bei 1238 Punkten der Aufwärtstrend des Nasdaq100 verläuft. Wenn Sie sich gewundert haben sollten, warum am Freitag plötzlich die Märkte so deutlich anzogen ...



      Sekunden vor diesem fulminanten Anstieg erreichte der Nasdaq100 in seinem Tief 1237,75 Punkte, und traf damit genau die untere Aufwärtstrendlinie. In diesem Moment kam es plötzlich zu vermehrten Käufen, die sich dann weiter steigerten. Kaufprogramme starteten und führten dazu, dass der Nasdaq100 vom Tief um 3 % (!) auf 1278,31 im Hoch und Schlusstand gezogen wurde.
      Traderkollegen kamen auf die üblichen Ideen wie: Da hat jemand die Notbremse gezogen und gekauft. Andere machen Alan Greenspan dafür verantwortlich, er habe Geld in die Märkte gepumpt, um zu stützen. Dabei ist gerade Greenspan kein Freund der Charttechnik. Ich für meinen Teil schätze, dass viele der computergesteuerten Tradingprogramme angesprungen sind. Und natürlich: Auf Charttechnik ist Verlass. Läuft der Dax also jetzt doch noch zur 3500 Punkte?
      Da der Nasdaq100 sich gerade charttechnisch "sauber" verhält, empfiehlt es sich, das Augenmerk auf diesen Index zu richten. Der Anstieg am Freitag fiel recht stark aus. Damit besteht die Möglichkeit, dass es nur eine kurze Reaktion war und der Trend trotzdem noch bricht. Deswegen sollte abgewartet werden, ob der Nasdaq100 die 1290 Punkte (das letzte Hoch) überwinden kann. Dann gilt das Testen der Linie als nachhaltig bestätigt. Über 1320 Punkte wird es dann richtig bullish. Mit anderen Worten, dann kann aus charttechnischer Sicht diese Rallye noch einiges weiter gehen. Kurse bis und über 1400 wären wahrscheinlich.
      Sollte sich der Freitag jedoch als "Luftnummer herausstellen" , der Trend doch noch brechen, dann war es das ... Der Dax hätte dann eine Art Doppeltop ausgebildet. Morgen/übermorgen wissen wir mehr.


      Montag, 28. Juli 2003

      Das Eis schmilzt ...

      von Martin Weiss

      In der vergangenen Handelswoche konnten sich die großen Indizes gut behaupten. Das war nicht zuletzt deshalb der Fall, weil die Quartalszahlen einiger Schwergewichte wie Siemens oder DaimlerChrysler vom Markt durchweg positiv aufgenommen wurden.
      Kein Wunder, konnten doch die beiden Unternehmen die vorher nach unten revidierten Prognosen der Analysten übertreffen. Nichtsdestotrotz, speziell bei den Autobauern aus Schwaben scheinen die Probleme in den USA keinesfalls überwunden zu sein. Chrysler ist und bleibt das "Milliardengrab", ja die Achillesferse für den deutschen Premiumhersteller.
      Seit der Fusion büßte die einst von fast allen Beobachtern zum Kauf empfohlene Aktie mehr als zwei Drittel der Marktkapitalisierung ein. Und, Besserung ist ob der immensen Schwierigkeiten bei Chrysler noch lange nicht in Sicht.
      Wie auch, angesichts der äußerst angespannten Lage jenseits des Atlantiks. Mehr denn je kristallisiert sich nämlich heraus, dass die bisher eher vage Hoffnung auf einen starke US-Konjunktur im zweiten Halbjahr 2003 wie Eis in der Sonne dahin zu schmelzen scheint.
      Apropos Achillesferse, der Kursverfall bei den amerikanischen Renten wird immer bedrohlicher für den Immobilienmarkt, der ja in den letzten drei Jahren die (!!!) Stütze schlechthin der US-Wirtschaft war.
      Angesichts des rasanten Renditeanstiegs bei den Anleihen rückt ein Platzen der gewaltigen Übertreibungen im Immobiliensektor, sprich der Immobilienblase, immer näher. Seit Mitte Juno diesen Jahres ziehen die Verzinsungen bei den Hypothekenkrediten scharf an.
      Laut Freddie Mac nahm die Verzinsung bei 30-jährigen Darlehen allein in den letzten fünf Wochen von 5,21 % auf 5,94 % zu! Es ist in diesem Kontext also gewiss kein Zufall, dass in den vergangenen sechs Wochen die Nachfrage nach Hypothekendarlehen bzw. Refinanzierungen um 30 % einbrach.
      Ja, um es deutlich hervorzuheben, es sieht mehr denn je danach aus, dass ein Wegbrechen der letzten Bastion der US-Wirtschaft – nämlich des Immobilienmarktes – unmittelbar bevorsteht.
      Erst kürzlich berechnete eine einflussreiche US-Investmentbank, dass die amerikanischen Verbraucher allein im letzten Jahr aufgrund der Vorteile aus den günstigeren Refinanzierungsraten 300 Milliarden $ mehr an Kaufkraft zur Verfügung hatten! Nicht auszudenken, was passiert, wenn diese Entwicklung abrupt zum Halt kommt. Richtig, dies weiß natürlich auch die mächtige FED.
      Nicht umsonst betonte ja FED-Gouverneur Ben Bernanke in dieser Woche auch, dass die Notenbank ihr geldpolitisches Pulver noch nicht verschossen habe. Will heißen, nötigenfalls sind die Verantwortlichen bereit, die Zinsen auf NULL zu senken.
      Bernanke konnte aber das eigentliche Ziel seiner Aussage – eine Stabilisierung am Bondsmarkt – nicht erreichen. Im Gegenteil, denn die Notierungen am Rentenmarkt gaben gerade nach diesen Aussagen weiter nach.
      Alles deutet also darauf hin, dass die Märkte langsam aber sicher das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der mächtigsten Notenbank der Welt zu verlieren scheinen. Gerade vor dem Hintergrund der noch immer vorhandenen Überbewertungen bei den breiten US-Aktienindizes bzw. den sonstigen Problemen, speziell auch für den $ (es sei nur auf die gigantischen Zwillingsdefizite exemplarisch hingewiesen), scheinen immer mehr Investoren ins älteste Geld der Welt zu flüchten.
      Wie ich schon oft betonte: Stellen Sie sicher, dass Sie auf keinen Fall den Zug beim Gold verpassen. Denn er könnte schon in bälde in weit höhere Regionen abfahren!


      Montag, 28. Juli 2003

      China – Profiteur der US-Steuersenkungen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Oh là là ... was für eine gemeine, wundervolle, verrückte Welt das doch ist.
      Ich habe keinen besonderen Grund, dies zu sagen. Es ist Montagmorgen ... und ich bin in einer leichtherzigen Stimmung ... und ich bin beeindruckt von der eleganten Perversität der Welt. Kaum, dass jemand denkt, dass er die Welt am Schlawittchen hat ... dreht sie sich herum und beißt ihn in den Hintern.
      Nachdem die männlichen Mitglieder der Hussein-Familie ausgelöscht worden sind, hat die Bush-Administration jetzt der wirtschaftlichen Erholung Top-Priorität eingeräumt. Deshalb hat sie der amerikanischen Nation eine Steuersenkung gewährt, die zu einem zusätzlichen Wirtschaftswachstum von 1 % führen soll.
      Zu schade, dass diese Stimulierung hauptsächlich anderen Ländern zugute kommt, besonders China.
      Denn von jedem Dollar, den der amerikanische Konsument zusätzlich in seiner Tasche hat, fließen durchschnittlich 2,5 Cents in chinesische Hände. Das mag zwar nicht nach viel aussehen, aber das ist prozentual mehr als die Rendite eines Geldmarktfonds, mehr als die Inflationsrate, doppelt so viel wie das amerikanische Leitzinsniveau ... und das sind absolut gesehen mehr als 200 Mrd. Dollar pro Jahr.
      Und die Chinesen wissen, wie sie noch mehr Geld bekommen können; sie müssen nur mehr Fabriken bauen, mehr Leute einstellen und mehr und bessere Güter produzieren – also alles, was eigentlich in Amerika selbst durch die Steuersenkung gefördert werden sollte.
      Auch die Leitzinssenkungen sollten eine wirtschaftliche Erholung in den USA stimulieren. Aber was sie stimuliert haben, waren höhere Hypotheken ... die den Amerikanern erlaubten, mehr auszugeben ... was ihnen erlaubte, mehr Güter aus China zu kaufen ... was mehr Geld in chinesische Hände gegeben hat, was die chinesischen Geschäftsleute ermuntert hat, den Wettbewerb mit amerikanischen Unternehmen noch weiter zu erhöhen ...!
      Oh là là, liebe(r) Leser(in) ... wo sind wir hingekommen? Ich weiß es nicht ... aber zusammen werden wir das rausfinden. Mehr dazu weiter unten.


      Montag, 28. Juli 2003

      21. Jahrhundert: Bis jetzt zu 100 % mit Alan Greenspan als Fed-Vorsitzendem

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Ich glaube, dass es nicht mehr von langer Dauer sein kann, dass steigende Aktienkurse mit fallenden Anleihenkursen Hand in Hand gehen. Bald werden die Aktieninvestoren den Schmerz mit den Anleihenbesitzern teilen. Derzeit leugnen das allerdings die Aktieninvestoren.
      "Macht Euch keine Sorgen wegen den steigenden Renditen am Anleihenmarkt!" sagen die Aktienmarkt-Bullen. "Die Zinsen steigen IMMER, wenn sich die Wirtschaft erholt. Der Anstieg der langfristigen Zinssätze ist deshalb ein gutes Zeichen – ein hoffnungsvoll stimmendes Omen, auch wenn er schmerzlich ist für die Leute, die Anleihen besitzen." Ich bin da skeptischer, zum größten Teil deshalb, weil die US-Wirtschaft sich zuletzt fast vollständig auf die Konsumausgaben verlassen hat, und die waren zuletzt fast vollständig von den auf Rekordtief stehenden Zinssätzen abhängig.
      Die US-Wirtschaft des 21. Jahrhunderts unterscheidet sich in einigen sehr wichtigen Aspekten von der US-Wirtschaft des 20. Jahrhunderts. Zuerst einmal ist die Konsumnachfrage des 21. Jahrhunderts opportunistisch und basiert eher auf Wünschen als auf Bedürfnissen. Mit anderen Worten, die Konsumenten denken ungefähr so: "Wenn Du mir das gibst, dann nehme ich es."
      Dann haben die Amerikaner es gelernt, Rezessionen weder zu erwarten noch zu tolerieren. Wir könnten dem Fed-Vorsitzenden Alan Greenspan dafür danken, dass er diese beiden sozioökonomischen Phänomene gefördert hat. Man sollte nicht vergessen, dass die US-Wirtschaft des 20. Jahrhunderts 87 Jahre OHNE die visionäre Führung von Alan Greenspan überlebte. Greenspan wurde 1987 Fed-Vorsitzender, das bedeutet, dass die US-Wirtschaft des 20. Jahrhunderts nur zu 13 % von seiner Existenz profitieren konnte.
      Im Gegensatz dazu standen 100 % der US-Wirtschaft des 21. Jahrhunderts unter der Führung von Alan Greenspan ... es lebe der Unterschied: Im 20. Jahrhundert gab es die Weltwirtschaftskrise, während es im 21. Jahrhundert bisher nur eine sehr minimale Rezession gab. Und während dieser statistischen Rezession sind die Immobilienpreise weiter gestiegen, in den teuren Restaurants waren die Tische weiterhin alle belegt und der Aktienkurs von Porsche ist auf ein neues Allzeithoch gestiegen.
      Ist es da ein Wunder, dass die Amerikaner mit Greenspan an der Spitze gelernt haben, nichts zu erwarten als Vollzeit-Reichtum? Bärenmärkte, Rezession oder Regenwetter können ihrer Meinung nach durch die Senkung der Leitzinsen zur rechten Zeit eliminiert werden – das ist Greenspan`s Job.
      Unter Greenspan haben die Amerikaner auch gelernt, dass die Aktienkurse langfristig immer steigen, und dass die Hypothekenzinsen immer niedrig bleiben werden, um Immobilienkäufe zu erleichtern. Als Nebenprodukt der "New Economy" von Alan Greenspan glauben die meisten Amerikaner mittlerweile auch an eine "neue Geopolitik". Amerika kann demnach seine militärische Macht wo und wann es will ins Spiel bringen. Und wenn ein Land wagt, sich Amerika in den Weg zu stellen, dann werden die USA sich mindestens damit rächen, dass ein amerikanischer Bürger den Sieg im Nationalsport dieses Landes davonträgt ...
      Aber ein Nachteil der rezessionsfreien Wirtschaft des 21. Jahrhunderts ist auch, dass sie eine aufschwungfreie Wirtschaft ist. Und das ist auch der Grund, warum steigende Zinsen im derzeitigen Erholungsversuch große Schmerzen bereiten können. Denn es waren alleine die niedrigen Zinsen, die die US-Wirtschaft gestützt haben, und es gibt keine "aufgestaute Nachfrage" nach Konsumgütern und Dienstleistungen, nur "opportunistische Nachfrage". Wenn die Zinsen steigen, wird die "opportunistische Nachfrage" nach schuldenfinanzierten Käufen verschwinden.
      Der US-Konzern General Motors verkauft seine Autos nur noch, indem er mehr als 3.000 Dollar Rabatte pro Wagen gewährt, oder indem er diese Autos zu 0 % über 5 Jahre finanzieren lässt. Oder beides. Aber die Aufgabe, die Käufer dazu zu veranlassen, sich Geld zu leihen für Dinge, die sie nicht brauchen, wird zunehmend schwieriger.
      Jetzt, wo die Zinsen steigen und die Kosten für schuldenfinanzierten Konsum deshalb ebenfalls steigen, wird die "opportunistische Nachfrage" wegbrechen. Das könnte dazu führen, dass die amerikanische Wirtschaft in einen tiefen Schlaf fallen wird.


      Montag, 28. Juli 2003

      Positive Signale vom US-Arbeitsmarkt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die US-Wirtschaft mag zwar immer noch nach Sushi riechen (d.h., dem japanischen "Vorbild" folgen), aber am Anleihenmarkt riecht es nach Inflation. Das erste Mal seit langem ist der Abstand zwischen "normalen" 10jährigen US-Staatsanleihen und inflationsgesicherten Anleihen auf über 2 % gestiegen.
      *** Und auch die Hypothekenzinsen steigen. Letzte Woche sind sie die 5. Woche in Folge gestiegen.
      *** Aber die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in den USA das erste Mal seit Langem unter die Marke von 400.000 gefallen. Allerdings könnte der übergeordnete Trend immer noch negativ sein. Die Kurve der wöchentlichen geleisteten Arbeitsstunden fällt seit 32 Monaten. Niemals zuvor hat es so einen Rückgang gegeben. Am vergleichbarsten ist noch die Rezession von 1974/75, als diese Kurve 17 Monate fiel.
      *** Mein Tango-Kurs in Paris ist vorbei. Die letzte Stunde ging ohne körperliche Verletzungen vorüber. "Danke, dass Du mit mir diesen Kurs besucht hast", sagte ich zu meiner Tochter, als wir die Tanzschule verließen. Der Kurs "Tango lernen in 5 Lektionen" war zu Ende. Ich bin jetzt zwar noch nicht fit genug für einen Tango-Wettbewerb, aber ich bringe immerhin einen oder zwei "Salidas" zustande.
      "Das hat Spaß gemacht", antwortete meine Tochter. Aber sie hatte sich nicht gerade so verhalten, als ob es ihr Spaß gemacht hätte. Besonders dann nicht mehr, als ein junger Mann, der wie ein Adonis aussah, zu unserer Gruppe dazu gestoßen war. Er hatte blonde Haare, ein schönes Lächeln und tanzte Tango wie ein argentinischer Fred Astaire.
      "Was ist los?" fragte ich sie damals.
      "Nun, ich fühle mich wie eine Idiotin, weil ich mit meinem Vater tanze."


      Montag, 28. Juli 2003

      "Wenn nicht vom Schuldner ... dann vom Gläubiger"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Kein Mann war jemals stolz auf irgendetwas, das nicht auch gefährlich für ihn war", so eine Bemerkung von Ralph Waldo Emerson. Und am Ende des 20. Jahrhunderts hatten die USA genug Punkte, auf die sie stolz waren. Sie hatten die größte Militärmacht, die die Welt je gesehen hatte. Sie hatten Microsoft und Hollywood.
      In den letzten Wochen habe ich Amerika und Frankreich verglichen. Der Grund ist nahe liegend: Ich bin Amerikaner und lebe und arbeite seit ein paar Jahren in Frankreich. Mein Fazit ist, dass diese beiden Nationen gar nicht so weit entfernt voneinander sind, wie sie denken:
      In Frankreich wird ein deutlich höherer Anteil des Bruttoinlandsproduktes von der Regierung ausgegeben als in den USA: 53 % verglichen zu 32 %. Aber die Differenz ist eigentlich kleiner, denn in Frankreich werden der Gesundheits- und der Bildungssektor fast exklusiv vom Staat geführt, und die Angestellten in diesen Bereichen werden von der Regierung bezahlt. Auch im Transportsektor hat der Staat in Frankreich eine wichtige Rolle: Die Züge, die Straßenbahnen ... auch einige LKWs werden von Angestellten des Staates gefahren.
      Und hier komme ich zu den kleinen süßen Verwirrungen, die das Leben so interessant machen. Der durchschnittliche Franzose würde sagen, dass Gesundheitsfürsorge und Schulwesen in Frankreich "frei" (im Sinne von kostenlos) sind – und teuer in Amerika. Und der durchschnittliche amerikanische Intellektuelle würde sagen, dass diese Bereiche in den USA "frei" (im Sinne von privatwirtschaftlich organisiert) sind, aber Staatsmonopole in Frankreich.
      In beiden Fällen würde das Wort "frei" gut klingen. Aber in beiden Fällen wäre es eine komplette Lüge. Denn in Frankreich sind diese Bereiche nicht frei bzw. kostenlos; sie werden durch den Steuerzahler finanziert. Und in den USA sind sie auch nicht im amerikanischen Sinne frei; denn in beiden Bereichen gibt es jede Menge staatliche Restriktionen und Auflagen. Sprechen Sie einmal mit einem Arzt oder einem Lehrer in Frankreich und in den USA – dann werden sie sehen, dass beide über zentralisierte Bürokraten schimpfen werden.
      Und welches System ist jetzt besser? Ich kenne beide Systeme. Ich habe meine Kinder auf französische und auf amerikanische Schulen geschickt. "Das Krankenhaus in Frankreich war besser als das in Baltimore", sagte mein Kollege Addison Wiggin, dessen Frau gerade in Paris ein Baby bekommen hat. "Aber es war ein amerikanisches Krankenhaus."
      Ich sehe die Unterschiede, aber ich sehe keinen klaren Gewinner. Vielleicht ist das amerikanische Gesundheitssystem fortschrittlicher – aber die Franzosen leben länger.
      Wenn man die Kosten für Gesundheit und Bildung zu den Staatsausgaben hinzufügen würde, dann käme man sowohl für die USA als auch für Frankreich auf ziemlich ähnliche Werte (wenige Prozentpunkte Unterschied). Die Amerikaner geben 14 % ihres Bruttoinlandsproduktes für den Sektor "Gesundheit" aus. Und weitere 3 % für Bildung. Sie geben nicht viel für Zugtickets aus, denn die Züge in Amerika fahren nicht überall dahin, wo die Amerikaner hinwollen.
      Der Anteil der Staatsschulden liegt in den USA bei 70 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP). In Frankreich liegt er bei 60 % (ähnlich der Wert für Deutschland). Im Gegensatz dazu liegt die Verschuldung der privaten Haushalte in den USA bei 162 % des BIPs. Ich weiß nicht, wie hoch diese Zahl in Frankreich ist, da ich diese Kennziffer nicht finden konnte. Aber ich würde wetten, dass sie erheblich kleiner ist. Die Franzosen nutzen kaum Kreditkarten. Und die Idee, Hypotheken zu erhöhen, um mehr Geld für den Konsum zu haben, ist in Frankreich nahezu absurd.
      Auf der europäischen Seite des Atlantiks schreiben die Zeitungen über die "Rücksichtslosigkeit" des amerikanischen Kapitalismus. Auf der anderen Seite schreiben sie über die "Rigidität" des französischen Sozialismus. Aber während des 20. Jahrhunderts gab es auf beiden Seiten des Atlantiks hohe Wellen der zentralen Planung, des Papiergeldes, der Schulden und der sozialen Versprechungen. Die Ideen der deutschen Intellektuellen und französischen Philosophen waren innerhalb weniger Wochen über den Atlantik gekommen.
      Es ist fast egal, wo in der modernen Welt man sich befindet – für fast jede Transaktion gibt e seine Steuer. Und für jeden Akt gibt es eine Regulierung. Und für jede Idee der Massen gibt es einen massiven Betrug.
      "Es ist das gesamte System der sozialen Sicherung, das von Bismarck am Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt worden ist, das wir uns ansehen müssen", so Professor Peter Losche von der Universität Göttingen in der französischen Zeitung Le Monde. Er meint: "Wenn wir nichts ändern, dann wird es notwendig werden, dass wir 2 Drittel unserer Gehälter für die Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung aufbringen."
      Und hier komme ich zur "Druckerpresse" in Washington, die die Situation der Amerikaner einzigartig macht. Denn die USA können ihr Geld selber drucken. Der Dollar-Standard trennt die USA von Frankreich, und er gibt den USA einen immensen Vorsprung auf dem Weg in den Ruin.
      Der Dollar-Standard hat es möglich gemacht, dass die Ausländer jeden Tag für fast 2 Mrd. Dollar Güter und Dienstleistungen in die USA schickten, auch wenn die USA sich das eigentlich nicht leisten konnten. Alles, was sie dafür geben mussten, waren kleine Stücke grünes Papier. Die armen Deutschen, Franzosen und Chinesen ... es kostet die US-Bundesdruckerei weniger als einen Cent, eine Dollarnote zu drucken. Aber die Ausländer nehmen eine solche Note so an, als ob sie 100 Cents wert wäre.
      Der Dollar hat Rekorde gebrochen. Es gab nichts Vergleichbares in der Welt. Der Dollar schien sogar Gott zu trotzen. Denn Gott hatte ja sein eigenes "Geld" auf die Erde gebracht, genauer gesagt unter die Erde, wo man es heraus graben muss. Tausende Jahre lang hatte dieses Geld – das Gold – als Geld gedient. Und wer beschwerte sich darüber schon? Das gelbe Metall konnte nicht bestochen oder nachgedruckt werden. Es sagte nichts, es hielt keine Pressekonferenzen und hatte keine Meinungen. Jahrhunderte lang war es einfach da, ruhig wie ein Friedhof.
      Aber seit 1971 scheinen die Amerikaner keinen Nutzen mehr für das Gold zu haben – sie haben etwas Besseres erfunden. Den Dollar.
      Früher gefiel das Gold den Menschen, weil man es nur schwer bekam – das weltweite Angebot an Gold stieg fast genauso stark wie das Angebot an Gütern und Dienstleistungen wuchs. Zur Zeit von Jesus Christus konnte sich ein Römer für den Preis einer Feinunze Gold respektabel einkleiden. 2000 Jahre später konnte das auch ein Amerikaner noch.
      Aber die Amerikaner dachten, dass der Dollar gegenüber dem Gold ein Fortschritt sei, aus exakt dem entgegen gesetzten Grund: Sie konnten ihn nämlich unbegrenzt herstellen. Das führte dazu, dass die Amerikaner dachten, dass der Dollar ihnen eine unerschöpfliche Kreditlinie geben würde ... eine Kreditkarte, deren Schulden man niemals zurückzahlen müsse.
      Amerika ist der "Mund der Welt" geworden, so eine Quelle, die von James Grant zitiert wurde – der ultimative Konsument, der bereit ist, die Überschussproduktion der Welt zu essen.
      "Wir können alle bezahlen, indem wir die Druckerpresse anwerfen", sagte Thomas Gale Moore, Mitglied des Rates der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten. Er sagte das in den späten 1980ern, also in einer Zeit, als die USA vom Netto-Gläubiger zum Netto-Schuldner wurden.
      Ich würde sagen, dass die Risse im System des Dollar-Standards größer werden. In 10 Jahren oder so könnte das ganze System zusammenbrechen.
      Bereits jetzt stimulieren die Dollar, die die Amerikaner ausgeben, nicht mehr die eigene Wirtschaft – sondern die Wirtschaft in Übersee. Besonders die Wettbewerber in Asien haben niedrigere Arbeitskosten, wenig Schulden und wenig Bismarck-Versprechen, die sie halten müssen. Und diese Wettbewerber werden immer wettbewerbsfähiger, mit jedem Dollar, der ausgegeben wird. Währenddessen versinken die Amerikaner immer tiefer in Schulden – von denen sie dachten, dass sie sie nie bezahlen müssten.
      Jede Rechnung muss irgendwann bezahlt werden. Wenn nicht vom Schuldner ... dann vom Gläubiger.


      Warum die Schulden nie abgebaut werden können

      von Günter Hannich

      Die Staatsverschuldung steigt in dramatischem Ausmaß. Die EU-Kommission befürchtet vor allem für Deutschland, dass diese bereits im Jahr 2050 beim fast Vierfachen des Bruttosozialprodukts liegen wird – gegenüber 60 Prozent heute. Der Weg in die Überschuldung scheint vorprogrammiert. Als Abhilfe ist immer die Rede davon, dass der Staat „sparen“ müsse, um seine Schulden abzubauen. Schon vor Jahren wurde sogar verlautbart, dass wir bereits im Jahr 2006 die Staatsschulden reduzieren werden. Jetzt wurde klar, dass dies in der heutigen rezessiven Phase kaum durchsetzbar sein wird. Hier stellt sich die Frage: Warum kann sich kein Staat dauerhaft entschulden?

      Es hört sich immer schön an, wenn der Staat schuldenfrei wäre. Nur leider berücksichtigt diese Illusion überhaupt nicht unser System. Denn hätte der Staat nicht laufend seine Schuldenaufnahme in rezessiven Phasen erhöht, dann wäre unsere Wirtschaft schon längst zusammengebrochen. Warum?

      Vermögenszuwachs bedeutet Schuldenzuwachs

      Zuerst muss man sehen, dass hinter jedem Euro Schulden auch ein Euro Vermögen für jemand anderen steht. Schulden kann es nur geben, wenn es auch Vermögen gibt und dieses verliehen wird. Was einer mehr hat, muss ein anderer weniger haben. Unsere Geldvermögen sind dabei heute verzinst angelegt, vermehren sich also jedes Jahr um den Zinssatz.

      Weil das so ist – lt. Bundesbank stammen 80 Prozent des Zuwachses an Geldvermögen nur aus wiederangelegten Zinsgewinnen; man spricht vom Zinseszinseffekt – muss auch die Verschuldung um den gleichen Betrag zunehmen. Es kann nur jemand Geld anlegen, wenn ein anderer bereit ist, sich genau um diesen Betrag zu verschulden. Wenn also die Geldvermögen durch den Zins rein mathematisch wachsen, so müssen, um Gegengewicht zu haben, auch die Schulden zunehmen.

      „Ohne Moos nix los“

      Unsere Wirtschaft braucht Geld als Tauschmittel: „Ohne Moos nix los!“ Geld ist jedoch bei uns ein Joker (da als gesetzliches Zahlungsmittel überall akzeptiert, frei stückelbar, leicht transportierbar und beständig) - wer Geld hat, ist besser dran als jemand, der Waren hat. Was nehmen Sie? Eine Millionen Euro in bar oder einen Kartoffelberg im gleichen Wert? Klar, das Geld natürlich. Es hat zwar aktuell den gleichen Wert, ist den Kartoffeln aber dennoch überlegen, weil sein Wert mit der Zeit fällt. Hieran zeigt sich auch, dass unser heutiges Geld in seiner Funktion als Tauschmittel falsch konstruiert ist, da es reale Werte nicht richtig abbildet. Denn der Kartoffelberg ist beispielhaft für die meisten anderen Sachwerte und Dienstleistungen! Sie verderben, verursachen Lagerkosten oder werden schlicht unmodern – nicht so das Geld.

      Wer das hat, ist also im Vorteil gegenüber allen anderen Marktteilnehmern. Denn er lässt es sich bezahlen, wenn er sich von dem geliebten Zaster eine zeit lang trennt – das ist der Zins. Dazu kommt dann noch ein Zuschlag für Risiko und Inflation. Um diese Zuschläge geht es hier nicht, sondern um den reinen Zins, also das was nach Abzug von Inflation und Risiko übrigbleibt. Den Zins nur als Risikoausgleich zu sehen, greift zu kurz, dafür ist er viel zu hoch.

      Durch diesen Zins sammelt sich immer mehr Geld bei denen, die ohnehin schon viel davon haben. Wer nun Geld braucht, wie Unternehmer und Häuslebauer, muss Zinsen zahlen. Tut er das nicht, dann stockt das System, weil einfach kein Geld mehr für Investitionen da ist.

      Nur durch Zinszahlungen der Verschuldeten an die Reichen kommt das Geld wieder in den Umlauf. Hier zeigt sich der zweite gravierende Fehler unseres Geldes: Wer es hat, kann damit machen, was er will, es gibt keine Einschränkungen für das Geld als Privateigentum (wie das etwa durch Bauvorschriften oder Grundsteuer bei Immobilien der Fall ist. Andererseits muss das Geld eine öffentliche Funktion erfüllen, denn die Volkswirtschaft braucht es.

      Zinssystem bedeutet daher Verschuldungszwang. Dies wird oft leider nicht klar gesehen, weil man davon ausgeht, dass kein Einzelner gezwungen wird, sich zu verschulden. Man darf Einzelne aber nicht mit der gesamten Volkswirtschaft verwechselt, die sich verschulden muss – und das überall auf der Welt!

      Was würde denn geschehen, wenn ab sofort sich niemand mehr verschulden würde, kein Unternehmen, kein Staat, kein Privatmann? Dann würden die Notenbanken den Zins unter die sogenannte Liquiditätsgrenze senken, das Geld würde sich vom Markt zurückziehen (nicht mehr angelegt werden, weil sich das nicht mehr lohnen würde), und wir hätten eine deflationäre Abwärtsspirale mit der Folge von Arbeitslosigkeit, sozialen Krisen und, wie die Vergangenheit gezeigt hat, schließlich Krieg. Eine Volkswirtschaft und ein Staat als Ganzes hat heute keine Wahl zwischen Verschuldung oder Nichtverschuldung!

      Der Verschuldungszwang

      Es ist also ein fataler Irrtum, anzunehmen, eine Volkswirtschaft und ein Staat könnten langfristig unverschuldet bleiben, könnten wie Herr Müller oder Frau Mayer frei wählen, ob sie Kredite nehmen oder nicht. Vergessen darf man eben nicht, dass das Geldvermögen in der gesamten Volkswirtschaft jedes Jahr um den Zinsgewinn wächst – und genau dieser Betrag muss auch wieder als Schuld genommen werden, weil er sonst gar nicht mehr angelegt werden kann.

      Mit anderen Worten: Der Zins führt zu einem Verschuldungszwang, nicht des einzelnen Bürgers, aber der Volkswirtschaft als Ganzes. Es kann zwar Herr Hinz oder Kunz darüber entscheiden, ob er Schulden machen will oder nicht, aber die Volkswirtschaft als Ganzes muss sich verschulden, weil anderenfalls Geld überhaupt keine Rendite mehr bringt und nicht mehr investiert wird. Häuser, oder große Unternehmen; welche viel Kapital erfordern, können nur mit Krediten überhaupt begonnen werden. Die riesigen Geldvolumen, welche dafür nötig sind, sind nur mit Krediten zu erhalten. Wenn also Herr Hinz oder Kunz sich nicht verschulden, dann muss der Staat einspringen und die überhängenden Kredite aufnehmen, um den Zins hoch zu halten. Beim heutigen Geld würde sich bei Unterschreiten eines Mindestzinses das Geldkapital von allen Investitionen zurückziehen wie in Japan.

      Staatsverschuldung oder Krise

      Das Ganze funktioniert gut, solange ein kräftiger Investitionsprozess da ist – etwa nach einem Krieg. Sobald jedoch die Märkte zunehmend gesättigt sind, geht auch die Kreditaufnahme der Unternehmen zurück. Dann sinkt die Rendite, weil dem Angebot an Kapital eine schwindende Kreditaufnahme gegenübersteht. Sobald jedoch die Liquiditätsgrenze (Mindestzinssatz) unterschritten wird, zieht sich das Kapital vom Markt zurück – es entsteht eine Wirtschaftskrise.

      In so einer Lage kann der Staat nur eines machen: Schulden aufnehmen und Konjunkturprogramme starten und damit die sinkende Kreditaufnahme durch die Unternehmen ausgleichen, womit der Zins wieder über die Liquiditätsgrenze steigt.

      Damit jedoch werden die Probleme nicht dauerhaft gelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben. Je mehr die Überschuldung des Staates zunimmt, umso mehr steigt die Zinslast, umso größere Anteile der Steuereinnahmen müssen für den Kapitaldienst aufgebracht werden. Das zwingt dazu, die Steuern zu erhöhen, was wiederum die Kaufkraft der Bevölkerung drückt und damit die Wirtschaftskraft der Unternehmen durch fallende Umsätze schmälert. Ab einem bestimmten Punkt würgt sic das System dabei selbst ab.

      Keine Staatsverschuldung - die Folgen

      Hätte der Staat auch in Rezessionen nie Schulden gemacht, dann wäre eine sich selbst verstärkende deflationäre Abwärtsspirale entstanden. Die Rezession wäre in eine Depression und schließlich in einer Wirtschaftskrise übergegangen, am Ende stünde vermutlich Krieg. Also nur der starken Kreditaufnahme haben wir es zu verdanken, dass wir nun schon weit mehr als ein halbes Jahrhundert in Wohlstand und Frieden leben. Das ist keineswegs ein Plädoyer für Staatsschulen, man darf jedoch die Realitäten nicht aus dem Auge verlieren. Selbstverständlich ist Verschuldung keine Lösung, sondern verschiebt die Probleme nur in die Zukunft. Heute ist der Staat durch diese ganzen Programme der Hauptnachfrager auf dem Markt, doch auch die Neuverschuldung kommt an Grenzen.

      Es gibt einen Staat, der sich tatsächlich entschuldet hat: Rumänien in den 80er Jahren. Rumänien baute damals als einziges Land der Welt seine Auslandsschulden komplett ab. Die Folge war eine massive Verarmung der Bevölkerung, am Ende eine blutige Revolution.

      Das hätten wir bei uns genauso, wenn wir einen schuldenfreien Staat angestrebt hätten – im heutigen System. Das „Entschulden“ und „Sparen“ hört sich immer schön an, ohne dass bedacht wird, dass ohne Staatsschulden auf einmal ein Großteil der Nachfrage auf dem Markt wegfallen würde. Dann hätten beispielsweise plötzlich unzählige Baufirmen keine Aufträge mehr mit den Folgen von Arbeitslosigkeit, noch höheren Soziallasten, sinkender Kaufkraft usw. usf.

      Hätte sich der Staat in der Vergangenheit nie verschuldet, dann wäre das System zerbrochen. Nur durch massive Staatsverschuldung und entsprechende Konjunkturprogramme konnte der Crash so lange hinausgezögert werden.

      Aus all dem folgt eine wichtige Erkenntnis: Ein schuldenfreier Staat ist nur dann möglich, wenn die Ursache des überschießenden Geldvermögens, der Zins, durch anders gestaltetes Geld auf Null kommen kann, ohne dass eine Wirtschaftskrise entsteht.

      Zusammenbruch

      Unser System erzwingt Verschuldung. Damit gibt es keinen Weg, dem kommenden Zusammenbruch zu entgehen: Entweder man macht weiter Schulden und ist eines Tages bankrott, weil die Zinslasten nicht mehr tragbar sind, oder man nimmt keine Kredite mehr auf, und es wird nicht mehr investiert. Beide Wege führen in den Kollaps.

      Ihr Geld ist damit fast zwangsläufig vom Verlust bedroht. Wie sie es retten können, erfahren Sie in meinem Buch „Geldcrash – So retten Sie Ihr Vermögen“.

      Stabiles Geld ist erst dann möglich, wenn das Geldsystem soweit geändert wird, dass Geld auch ohne Zins angeboten wird. Praktische Beispiele wie im Hochmittelalter und zur Zeit der Weltwirtschaftskrise bewiesen die überlegene Funktion einer solchen Ordnung ohne Zins und Schuldenzwang. In meinem Buch „Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise – der Weg in den 3. Weltkrieg“ sind diese Beispiele von stabilem, zinsfreien Gelds dokumentiert.

      Wenn es Lösungen gibt - Warum wird dieses System dann nicht geändert?

      Schuldendruck bedeutet Macht

      Das System wird deshalb nicht geändert und weiterhin die Bevölkerung mit Augenwischerei und Scheinlösungen hingehalten, weil sonst die jetzigen Nutznießer ihre Macht einbüßen würden. Man sollte bedenken, dass Schulden dem Gläubiger auch Macht über den Kreditnehmer einräumt – „Wer in der Schuld ist, ist nicht frei“ wie das Sprichwort sagt. Inzwischen befindet sich fast die Hälfte aller Schuldverschreibungen Deutschlands in der Hand von reichen Ausländern, die natürlich kein Interesse an einer Änderung dieses Systems haben, weder hier noch sonst wo auf der Welt. Diese Kreise haben auch kein Interesse daran, dass Sie Ihr Geld vor einer bevorstehenden Krise retten. Armut, Elend und Abhängigkeit waren immer das beste Mittel, um die Menschen beherrschen zu können.

      ...........................................


      Eine nachdenkenswerte Analyse von Herrn Hannich. Aber ich schätze, er wird aus seinen Überlegungen die falschen Schlüsse ziehen. (Und auch ihm scheint es Spass zu machen, hier mitzulesen und von meinem Threattitel abzukupfern. :laugh: ) :rolleyes:



      H_S
      Avatar
      schrieb am 29.07.03 02:02:36
      Beitrag Nr. 3.616 ()
      Die Frage ist nur:

      Investieren die Amis ihre Pensionsfonds in chinesische
      Unternehmen? Dann geht die Sache doch noch auf, weil
      andere die Dividenden/Gewinne erwirtschaften, die es
      den Amis ermöglich deren Produkte zu kaufen!

      Es ist das Motto:

      Ich gebe Dir Geld, damit Du für mich arbeitest und
      mit den Erträgen aus Deiner Arbeit bezahle ich Dich!

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 29.07.03 05:15:11
      Beitrag Nr. 3.617 ()
      @#3614 von thefarmer

      Ja, stimmt. Das ist richtig.
      Ich würde auch jeden raten, seine Altersvorsorge in Ländern zu investieren, in denen die Alterspyramide noch eine Pyramide und kein Pilz ist und in dem die Geburtenquote noch stimmt.

      Stell dir mal vor, in 30 oder 40 Jahren verkaufen alle deutschen Rentner ihre (deutschen)Aktien, um davon zu leben, und keine jungen Leute sind da, um diese (deutschen)Aktien zu kaufen. Stell dir mal vor, was dann los ist !!!!!


      Oh Mann..........oh scheiße........denn genau dann werd` ich selber Rentner sein. :cry: :cry: :cry:


      H_S:(
      Avatar
      schrieb am 29.07.03 10:31:51
      Beitrag Nr. 3.618 ()
      Küss mich, mein süßer Engel des Todes, deine kalten Lippen machen mich trunken...........:D :D :D



      ...................


      NOBELPREISTRÄGER AKERLOF ÜBER BUSH

      "Unsere Regierung wirft das Geld einfach weg"

      Arme werden benachteiligt, Sozialprogrammen droht der Kollaps: Der US-Ökonom George Akerlof erklärt die Steuer- und Schuldenpolitik der Regierung Bush für verhängnisvoll. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview spricht der Nobelpreisträger über das Risiko eines Staatsbankrotts - und sieht "die Zeit für zivilen Ungehorsam gekommen."

      SPIEGEL ONLINE: Professor Akerlof, offiziellen Prognosen zufolge fährt die US-Bundesregierung in diesem Fiskaljahr ein Defizit von 455 Milliarden Dollar ein. Das wäre zahlenmäßig das größte der amerikanischen Geschichte - aber George W. Bushs Budgetdirektor nennt das Fehl "kontrollierbar". Sehen Sie das auch so?

      George A. Akerlof: Langfristig gesehen ist ein Defizit dieses Umfangs nicht zu kontrollieren. Wir bewegen uns in eine Phase hinein, in der ab etwa 2010 die Generation der "Baby Boomer" in Rente geht. Das wird die Sozialprogramme Social Security, Medicare und Medicaid erheblich belasten. In solch einer Phase sollten wir sparen.

      SPIEGEL ONLINE: Also wäre Bush gut beraten, wieder einen Etatüberschuss anzustreben?

      George A. Akerlof, 1940 geboren, wurde 2001 zusammen mit Joseph Stiglitz und Michael Spence mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt. Er studierte in Yale, promovierte am MIT und war (...)

      Akerlof: Das wäre im Augenblick wohl unmöglich. Es gibt ja einerseits die Ausgaben für den Irak-Krieg - den ich für unverantwortlich halte. Andererseits gibt es eine Konjunkturkrise und den Wunsch, die Wirtschaft fiskalpolitisch anzuregen. Das ist durchaus legitim. Deshalb brauchen wir auf kurze Sicht ein Defizit - aber sicher nicht jenes, das wir jetzt haben.

      SPIEGEL ONLINE: Weil es zum großen Teil nicht durch Investitionen entsteht, sondern durch Steuersenkungen?

      Akerlof: Eine kurzfristige Steuerermäßigung für die Armen wäre sogar sinnvoll. Es wäre so gut wie sicher, dass sie das Geld ausgeben. Das aktuelle und das drohende Defizit wirken aber weniger stimulierend als möglich wäre - unsere Regierung wirft das Geld einfach weg.

      Wir bräuchten erstens ein Defizit, das klar auf den derzeitigen Abschwung abzielt. Unseres erstreckt sich weit in die Zukunft, da viele Steuersenkungen verzögert in Kraft treten und wahrscheinlich fortbestehen. Uns drohen rote Zahlen so weit das Auge reicht. Diese Dauerhaftigkeit des Defizits macht seine kurzfristig stimulierende Wirkung zunichte.

      SPIEGEL ONLINE: Und zweitens stören Sie sich daran, dass die Steuervorteile vor allem den Reicheren zu Gute kommen?

      Akerlof: Die Reichen brauchen das Geld nicht und werden es wohl bloß in geringerem Umfang ausgeben. Vermutlich sparen sie einfach mehr. Außerdem ist es besser situierten Familien in den USA in den vergangenen zwanzig Jahren sehr gut ergangen, während die ärmeren zurückgefallen sind. Die Umverteilungseffekte dieser Steuerpolitik gehen also in die absolut falsche Richtung. Am schlimmsten ist die Senkung der Dividendenbesteuerung - sie nutzt vorwiegend den Wohlhabenden, das ist nicht zu rechtfertigen.

      SPIEGEL ONLINE: Präsident Bush sagt, die Reform der Dividendensteuer stütze den Aktienmarkt - und das treibe die Wirtschaft insgesamt an.

      Akerlof: Das ist vollkommen unrealistisch. Wachstumsmodelle legen nahe, dass der Effekt unbedeutend sein wird. Sogar das Budgetbüro des Kongresses (CBO), eine der Regierung nahe stehende Stelle, ist zu einem ähnlichen Schluss gekommen.

      SPIEGEL ONLINE: Anfang des Jahres hat Bush bei einer US-Tournee für ein Steuersenkungspaket geworben, das noch umfangreicher war als jenes, das der Kongress dann abgesegnete. Damals versprach er, dass 1,4 Millionen neue Jobs entstehen würden. War das realistisch?

      Akerlof: Die Steuersenkung wird sich in gewissem Maß positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Das steht aber in keinem Verhältnis zu den langfristig enormen Kosten. Hinzu kommt, dass die Republikaner in ihren Budgetprognosen eine große Zahl wichtiger Faktoren nicht berücksichtigen. Noch im März hat das CBO geschätzt, dass sich der Überschuss im kommenden Jahrzehnt auf eine Billion Dollar summieren würde. Diese Prognose ging - neben anderen fragwürdigen Annahmen - davon aus, dass die Ausgaben real konstant bleiben. Das ist noch nie eingetreten. Angesichts der Steuersenkungen muss man realistischerweise bis 2013 ein Defizit von insgesamt über sechs Billionen Dollar erwarten.

      SPIEGEL ONLINE: Vielleicht ist Ihre Regierung einfach schlecht im Rechnen?

      Akerlof: Es gibt einen systematischen Grund: Sie sagt dem amerikanischen Volk nicht die Wahrheit. Vergangene Regierungen haben, seit dem ersten Finanzminister Alexander Hamilton, eine überwiegend verantwortliche Budgetpolitik betrieben. Was wir jetzt haben ist eine Form der Plünderung.

      SPIEGEL ONLINE: Wenn das so ist - warum ist Ihr Präsident dann noch populär?

      Akerlof: Aus irgendeinem Grund erkennt die amerikanische Öffentlichkeit die furchtbaren Folgen der Budgetpolitik noch nicht. Meine Hoffnung ist aber, dass die Wähler bei der Wahl 2004 darauf reagieren und dass wir einen Politikwechsel sehen.

      SPIEGEL ONLINE: Was passiert, wenn der ausbleibt?

      Akerlof: Kommende Generationen und schon die Bürger in zehn Jahren werden mit massiven öffentlichen Defiziten und riesiger Staatsverschuldung konfrontiert sein. Dann haben wir die Wahl: Unsere Regierung kann dastehen wie die eines sehr armen Staates, mit Problemen wie der Gefahr eines Staatsbankrotts. Oder wir müssen Programme wie Medicare und Social Security gravierend beschneiden.

      Das Geld, das jetzt den Wohlhabenden zukommt, würde also durch Einschnitte bei Programmen für die Älteren zurückgezahlt. Die sind aber darauf angewiesen. Nur unter den reichsten 40 Prozent der Bevölkerung gibt es überhaupt nennenswerte eigene Einkünfte im Alter.

      SPIEGEL ONLINE: Ist es möglich, dass die Regierung vor neuen Kriegen zurückschreckt, weil das Bundesdefizit so groß ist?

      Akerlof: Die Regierung müsste den Schuldenstand bedenken, und die Militärausgaben sind bereits hoch. Aber das würde sie im Zweifelsfall nicht sonderlich abschrecken. Sie fangen den Krieg an und ums Geld bitten sie hinterher.

      Eine andere Folge der Verschuldung ist wahrscheinlicher: Wenn es eine neue Rezession gibt, werden wir keine stimulierende Fiskalpolitik mehr betreiben können, um Vollbeschäftigung zu erhalten. Bisher bestand ein großes Maß an Vertrauen in den amerikanischen Staat. Die Märkte wussten, dass er seine Schulden zurückzahlt. Diese Ressource hat die Regierung vergeudet.

      SPIEGEL ONLINE: Werden die Zinsen wegen der Verschuldung anziehen und die Wirtschaft abwürgen?

      Akerlof: Auf die kurzfristigen Zinsen wird das Defizit keine bedeutenden Auswirkungen haben. Sie sind ziemlich niedrig, und unsere Notenbank wird sie unten halten. Mittelfristig könnten die Zinsen ein ernstes Problem werden. Wenn sie steigen, schmerzt die massive Verschuldung noch stärker.

      SPIEGEL ONLINE: Hat die Familie Bush eine besondere Neigung zum Schuldenmachen? Das zweitgrößte Defizit aller Zeiten, 290 Milliarden Dollar, hat 1991 George Bush senior verbucht.

      Akerlof: Mag sein, aber Bushs Vater hat Mut bewiesen, indem er die Steuern tatsächlich erhöht hat. Das war der erste Schritt, um das Defizit unter Clinton unter Kontrolle zu bringen. Außerdem war es ein wichtiger Grund dafür, dass Bush senior die Wahl verloren hat.

      SPIEGEL ONLINE: Man hat den Eindruck, dass die jetzige Regierung Sie in ungeahntem Maß politisiert hat. Allein in diesem Jahr haben Sie, zusammen mit anderen Nobelpreisträgern, zwei öffentliche Protestnoten unterzeichnet - eine gegen die Steuersenkungen, die andere gegen einen unilateralen Präventivkrieg im Irak.

      Akerlof: Ich denke, dass diese Regierung die schlimmste in der mehr als 200-jährigen Geschichte der USA ist. Sie hat nicht nur in der Außen- und Wirtschafts-, sondern auch in der Sozial- und Umweltpolitik außerordentlich unverantwortlich gehandelt. Das ist keine normale Politik mehr. Für die Bevölkerung ist die Zeit gekommen, zivilen Ungehorsam zu leisten.

      SPIEGEL ONLINE: Wie soll der aussehen?

      Akerlof: Ich weiß es noch nicht. Aber ich finde, wir sollten jetzt protestieren - so viel wie möglich.

      SPIEGEL ONLINE: Würden Sie in Erwägung ziehen, wie ihr Kollege Joseph Stiglitz unter einer künftigen Demokratischen Regierung in die Politik zu gehen?

      Akerlof: Meine Frau hat ja in der vergangenen Regierung mitgearbeitet und das sehr gut gemacht. Sie ist für öffentliche Aufgaben wohl besser geeignet. Aber ich würde jedes Amt ausfüllen, das mir angetragen wird.

      SPIEGEL ONLINE: Sie haben gerade den Begriff "ziviler Ungehorsam" benutzt. Der wird in den USA oft mit dem Schriftsteller Henry David Thoreau verbunden, der propagierte, aus Protest keine Steuern zu zahlen. So weit würden Sie nicht gehen, oder?

      Akerlof: Nein. Egal was passiert, unsere Steuern sollten wir zahlen. Sonst wird alles nur schlimmer.

      Das Interview führte Matthias Streitz



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      Game over, Herbstmond. ;)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 29.07.03 11:48:11
      Beitrag Nr. 3.619 ()
      Avatar
      schrieb am 29.07.03 18:23:16
      Beitrag Nr. 3.620 ()
      dpa-afx
      Volksbanken erwarten neuen Pleitenrekord - 600.000 Jobs bedroht
      Dienstag 29. Juli 2003, 17:12 Uhr



      BERLIN (dpa-AFX) - Der Bundesrepublik droht nach Einschätzung des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken in diesem Jahr ein erneuter Rekord bei Firmenpleiten. Zu erwarten sei ein Anstieg um rund sechs Prozent auf 40.000 Insolvenzen, teilte der Verband in einem Konjunkturbericht am Dienstag in Berlin mit. Dadurch würden 600.000 Arbeitsplätze vernichtet, was den Staat mit Kosten von 11 Milliarden Euro belaste. Hinzu komme ein direkter finanzieller Schaden durch Forderungsausfällevon 47 Milliarden Euro.

      Die Entwicklung in der Bundesrepublik verlaufe unterschiedlich, erläuterten die Experten. In Ostdeutschland sei der Gipfel der Pleitewelle mit Ausnahme des Dienstleistungssektors bereits im vergangenen Jahr erreicht worden. In den westlichen Bundesländern werde sich die starke Zunahme der Pleiten im Jahresverlauf etwas abschwächen. Die Insolvenzen von Privatleuten eingerechnet sei 2003 insgesamt ein Rekord von 90.000 Insolvenzen zu erwarten./sam/DP/js
      Avatar
      schrieb am 29.07.03 23:15:32
      Beitrag Nr. 3.621 ()

      Achtung, der AllBears/Bulls ist KEIN Contraindikator.
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      US-KONJUNKTURSORGEN

      Konsumenten verlieren den Mut(Und sehr bald nicht nur die........:D )

      Das Vertrauen der US-Konsumenten in die Wirtschaftsentwicklung ist auf den tiefsten Stand seit Beginn des Irak-Krieges gefallen. An den Börsen in New York und Frankfurt rutschten die Indizes tief in die Verlustzone.

      Washington - Das Verbrauchervertrauen in den USA ist im Juli überraschend gefallen. Der Index des Washingtoner Conference Board ist von 83,5 Punkten im Juni auf 76,6 Punkte im Juli eingebrochen, teilte das private Forschungsinstitut heute mit. US-Volkswirte hatten im Durchschnitt einen Anstieg auf 85,0 Punkte erwartet.
      Der Dax rutschte nach Veröffentlichung der Zahlen auf 3391,79 Punkte und verlor damit 0,76 Prozent im Vergleich zum Vortag. Zuvor hatte der Leitindex mit 3452,18 Zählern noch ein neues Jahreshoch erreicht. Der Dow-Jones gab um 0,8 Prozent auf 9190 Punkte nach.

      Grund für das gesunkene Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft ist nach Angaben des Conference Boards unter anderem die steigende Arbeitslosigkeit. Rund ein Drittel der Befragten bezeichnete es als schwierig, unter den derzeitigen Bedingungen einen Job zu finden. Dem Bericht zufolge rechnen die Verbraucher nicht mit einem baldigen Wirtschaftsaufschwung. Hier fiel der Anteil der Optimisten von 23,5 Prozent im Vormonat auf 20,2 Prozent, während der Anteil der Pessimisten von 9,2 Prozent auf 11,2 Prozent anstieg. "Solange die Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht besser wird, wird das Vertrauen in die Wirtschaft wahrscheinlich schwach bleiben", sagte Conference-Board-Sprecherin Lynn Franco.

      Die Verbraucher haben mit ihren Einkäufen einen Anteil von rund 70 Prozent am Gesamtumsatz der amerikanischen Wirtschaft. Das Konsumverhalten der Kunden wird deshalb regelmäßig von den Forschungsinstituten untersucht.


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      Avatar
      schrieb am 29.07.03 23:22:10
      Beitrag Nr. 3.622 ()
      Sommer, Irak und Kalifornien

      von Jochen Steffens

      Es ist jedes Jahr wieder das Gleiche. In der Haupturlaubszeit zwischen Ende Juni und Anfang September häufen sich die Fehlsignale in den Futures und den Indizes. Auch heute wurde mal wieder ziemlich heftig gespielt. Der Dax wurde heute morgen plötzlich über die Futures nach oben gezogen – bis über das letzte Jahreshoch. Ein Kaufsignal. Doch in die entstehende Kaufbereitschaft wurde vorsichtig hineinverkauft – wer will da raus?

      Diese Spiele haben etwas damit zu tun, dass die Umsätze deutlich sinken. So größer die Umsätze, um so "sauberer" verhält sich der Markt – so geringer die Umsätze, umso leichter sind Manipulationen. Eigentlich sollte man den August über besser in Urlaub fahren. Doch der ist erst für Ende September geplant. Nun gut, ich hoffe diesmal wird es nicht ganz so schlimm. Obwohl wer weiß, vielleicht ist der Markt auch so "gemein" und beginnt genau dann zu fallen, wenn alle im Urlaub sind. Zuzutrauen wäre es ihm.

      Der Dax konnte also sein Jahreshoch erneut brechen und erreichte damit fast den Widerstandsbereich zwischen 3476 und 3500 Punkten. Ich bin sehr gespannt, ob die Märkte auch noch die Kraft haben, die 3500er Marke nachhaltig zu nehmen. Es wird auf jeden Fall eng. Hier in Deutschland verbrennen sich gerade sowohl die Bullen, die eine Konsolidierung befürchten, wie auch die Bären ihre Finger. Wobei es für die Bären sicherlich schmerzhafter ist. Wiedereinmal geht der Markt den Weg des größten Schmerzes.

      Aber der Dax ist, wie gesagt, im Moment uninteressant. Dieses Rounding ist noch nicht berechenbar. Der Nasdaq100 ist der interessantere Index – aktuell. Gestern konnte er die 1290 Punkte nicht brechen und bildete unterhalb dieser Marke eine Doji. (Das ist im Kerzenchart eine Kerze, die wie ein Kreuz aussieht). Ein Zeichen der Unentschlossenheit, häufig ein (kurzfristiges) Zeichen einer Trendwende. Mit ein Grund für diese Unentschlossenheit dürfte die "Angst" vor der Veröffentlichung des US-Verbrauchervertrauens sein. Dazu dann später mehr.

      Einen kurzen Ausflug in den Irak: Nach Aussagen von amerikanischen Soldaten beteiligen sich immer häufiger verschiedene "ausländische" Terrorgruppen im Irak an dem Widerstand gegen amerikanische Soldaten. Wundern würde mich das nicht. Die Erfolge der Anschläge sind sicherlich motivierend – auch für "nichtirakische" Terroristen.

      So verwundert es mich auch nicht, dass dem arabische Nachrichtensender El Arabija ein Video einer "neuen" bewaffneten Terrorgruppe zugespielt wurde. Nichts verbindet Menschen mehr, als ein gemeinsames Feindbild. Das Gefährliche daran ist, so mehr solcher Gruppen sich bilden, so größer die Wahrscheinlichkeit, dass einer dieser Gruppen auch tatsächlich mal ein großer Anschlag gegen Amerika gelingt.

      Wenn ich dann jedoch die militärische und logistische Überlegenheit der Amerikaner anschaue, habe ich so ein bisschen den Eindruck, hier kämpft ein mit einer Steinschleuder bewaffneter David gegen den Soldaten Goliath – aber Moment, wer hat damals noch gewonnen?

      Etwas "amüsiert" schaue ich den hektischen Versuchen der Amerikaner zu, Saddam Hussein zu finden. Als ob es irgendetwas an der Situation im Irak verändern würde. Natürlich wäre es ein "politischer" Erfolg, der insbesondere in Amerika medienwirksam ausgeschlachtet werden könnte. Doch auch in Amerika würde der Effekt nur von kurzer Dauer sein, denn auch danach werden amerikanische Soldaten im Irak Opfer von weiteren Anschlägen werden. Die Amerikaner müssen sich einfach auf einen langen schmerzvollen "Guerilla-Krieg" im Irak einstellen. Dessen Nadelstiche könnten sich eventuell nachhaltiger auf die amerikanische Politik auswirken, als die Amerikaner bisher glauben wollen.

      Ein langer Konflikt im Irak wird viel Geld kosten. Und genau das ist ein großes Problem. Amerikas Schuldenlast wird erdrückend. Im Moment kommt, neben den vielen bekannten und hier bereits mehrfach genannten Problemen, ein weiteres auf die US-Wirtschaft zu:

      Ich hatte schon von den finanziellen Schwierigkeiten der US-Bundesstaaten berichtet. Nun wird es in mehreren dieser Bundesstaaten zu wirklich drastischen Kürzungen der Ausgaben kommen. Das bedeutet: Abbau von Arbeitsplätzen im öffentlichen Bereich, Gehaltskürzungen (zum Teil ist Kalifornien schon jetzt nicht mehr in der Lage, seinen Angestellten den Lohn pünktlich zu zahlen), höhere Gebühren, höhere Bußgelder, weniger Geld für Kultur, Tourismus, weniger Unterstützungen für Schüler und Studenten, etc etc.

      Auch wenn die US-Steuererleichterung als konjunkturfördernd gepriesen wird, ein Teil dieses Effekts wird durch das finanzielle Desaster einiger US-Bundesstaaten wieder aufgefressen. Es wird damit gerechnet, dass die Sparmaßnahmen der Bundesstaaten der amerikanischen Wirtschaft ein halbes Prozent an konjunkturellem Wachstum kosten könnten.

      Zumal bei den Bundesstaaten noch keine Wende in Sicht ist, eher das Gegenteil. Die Situation verschlimmert sich. So ist gerade die Kreditwürdigkeit Kaliforniens von der Ratingagentur Standard & Poor`s herabgestuft worden. Und zwar direkt mal um 3 Stufen (!) auf "BBB". Damit steht Kalifornien kurz vor dem "Junk" Status. Das Problem dabei, diese Ratings bestimmen, wie viel Zinsen Kalifornien für Kredite zu zahlen hat. So geringer das Rating, so höher die Zinsen. Das trifft doppelt. Kalifornien steht nun vom Rating her fast beim Status einer Bananenrepublik. Wird Amerika folgen?

      Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass offenbar Schwarzenegger Zweifel kommen, ob er sich wirklich zu Wahl stellen soll. Ob Schwarzenegger schwant, dass auch ein Terminator an der Situation in Kalifornien nichts ändern kann?


      Dienstag, 29. Juli 2003

      US-Verbrauchervertrauen schockt die Märkte!

      von Jochen Steffens

      Spannende Momente vor 16.00 Uhr. Ich neige dazu, vor der Veröffentlichung wichtiger US-Konjunkturdaten, meine kurzfristigen Positionen im Future aus dem Markt zu nehmen. Alles andere gleicht dann doch eher Roulette.

      Oha: Der Dax Future tauchte gerade um 55 Punkte ab! Das meinte ich, zu gefährlich. Diese Reaktion ist natürlich heftig. Aber sie hat einen Grund: Das US-Verbrauchervertrauen rutschte auf 76,6 Punkte durch. Erwartet wurde ein Wert zwischen 84,0 bis 85,0 Punkten, nach zuvor 83,5 Punkten. Ein schwerer Schlag für die Bullen. Die Zahl ist derart schlecht, dass sie allein schon die zarten Ansätze einer Erholung, die in den letzten Konjunkturdaten zu finden war, wieder vernichtet. Amerika hängt am Konsum. Der Konsum hängt am Vertrauen der Verbraucher.

      Nachdem letzte Woche die Märkte schon nicht mehr auf gute Nachrichten positiv reagierten, kommt so eine Zahl. Ist dies das Ende für den Aufwärtstrend im Nasdaq100? Morgen dazu mehr.


      Dienstag, 29. Juli 2003

      Ist die lang erwartete wirtschaftliche Erholung wirklich da?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Sehen Sie sich an, wie die Märkte laufen!

      An der Wall Street denken die meisten Leute, dass sich die amerikanische Wirtschaftslage mittlerweile wieder verbessert; die lang erwartete Erholung ist da, sagen sie.

      Beispiel Verkäufe von neuen Einfamilienhäusern: Diese erreichten im Juni mit 1,16 Millionen einen neuen Rekordwert. Und die Preise steigen weiter. Ein durchschnittliches Haus in Massachusetts kostet 414.517 Dollar.

      Die Zahlen vom US-Arbeitsmarkt sahen letzte Woche besser aus. Und es wurden im letzen Monat 2,1 % mehr dauerhafte Konsumgüter – wie Autos und Waschmaschinen – umgesetzt.

      Kein Wunder, dass der Dow Jones alleine letzten Freitag um 170 Punkte gestiegen ist. Wer sagt, dass man mit Aktien nicht reich werden kann?

      Nun ... ich habe das gesagt, erst letzte Woche wieder. Aber beim Investor`s Daily wird mir nichts nachgesehen. Verschiedene Leser schrieben mir:

      "Sie sagen, dass der Aktienmarkt ein Betrug sei ...", begann eine höfliche Version. "Aber was ist mit den steigenden Kursen, die wir derzeit sehen?"

      Hier meine Antwort. Aber zunächst einmal stehe ich still, wende meine Augen vom Aktienmarkt ab und bewundere die Ironie des ganzen; ich muss meine Augen bedecken, so hell scheint sie. Ich komme gleich auf den Punkt "Ironie" zurück und werde ihn erläutern.

      Meine Sinne sind geschärft, ich wende meinen Kopf leicht und denke, dass ich die Millionen Stimmen der Toten höre:

      "Es ist nicht so leicht ...", flüstern sie.

      Der ganze Schwindel des Aktienmarktes ist die Idee, dass die Wall Street dazu da sei, einen reich zu machen – egal was oder wann man kauft. Jeder Käufer versucht sonst, das meiste für sein Geld zu bekommen, wenn er Kleider, Essen oder sonst was kauft. Aber wenn er an der Wall Street einkauft, dann setzt sein Gehirn aus; statt nach Schnäppchen zu suchen, sucht er die teuersten Werte, die er finden kann.

      Die großen Brokerhäuser und die Medien – sie alle sagen dem Käufer, dass er sich keine Sorgen machen braucht; alles, was er tun müsse, ist "im Markt zu sein", und er würde wie jeder andere reich. Nichts ist so sicher wie langfristiges Investieren am Aktienmarkt, sagen sie. Wenn es nur so einfach wäre! Und hier ist die liebenswerte Ironie des ganzen: Je mehr der Investor diesem Gerede glaubt, desto mehr werden er und die anderen Investoren verlieren.

      Natürlich kann man mit Aktien Geld verdienen. Aber das können nur wenige, nicht viele ... und nur dadurch, dass sie tun, was die Mehrheit nicht tut. Es gibt Zeiten, in denen man Aktien kaufen sollte, und Zeiten, in denen man sie verkaufen sollte. Man sollte kaufen, wenn die anderen Investoren am wenigsten interessiert sind. Man sollte verkaufen ... nun, ich denke ... jetzt.

      Wenn die Augen aller Investoren auf den Aktienmarkt gerichtet sind, dann sollte man den Humbug der Wall Street erkennen und sich anderswo umsehen. Das wirklich wichtige Spektakel spielt sich nicht an der Wall Street, sondern an den Währungs- und Rohstoffmärkten ab.

      Aber hier erst einmal Eric Fry, mit den letzten News:


      Dienstag, 29. Juli 2003

      US-Anleihenmarkt kollabiert

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Der US-Anleihenmarkt hat den Investoren in den letzten Wochen nicht halb so viel Freude wie der Aktienmarkt gemacht. In wenigen Wochen ist die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen von 3,10 % auf 4,18 % gestiegen. Und steigende Renditen bedeuten fallende Anleihenkurse.

      Das passt nicht gut zu den hohen Erwartungen, die fast alle Investoren in den Anleihenmarkt gesetzt hatten. Im letzten Monat führte der Renditeanstieg sogar zu einem Wertverlust von 8 % bei langfristigen US-Anleihenfonds. Damit ist die laufende Performance für dieses Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Soviel zum Thema "sicherer Hafen" US-Anleihen.

      Nicht überraschend hat das Barron`s Magazin festgestellt, dass eine wachsende Zahl von Investoren dem Anleihenmarkt den Rücken zukehrt. Im ersten Quartal 2003 flossen noch 45,3 Mrd. Dollar in Rentenfonds. In diesem Monat ist die wöchentliche Rate der Zuflüsse der Rentenfonds auf 2,1 Mrd. gesunken. Nach einem Topp von 4,7 Mrd. Dollar Mitte März. Die Profiteure dieser Entwicklung sind die Aktienfonds: Im Juni konnten sie Zuflüsse von fast 20 Mrd. Dollar verzeichnen, nach 1,2 Mrd. Dollar im März.

      Eine Folge der steigenden Renditen am Anleihenmarkt ist es, dass auch die Zinsen für Hypotheken steigen. Für Hypotheken mit 30jähriger Zinsbindung müssen in den USA jetzt 5,94 % gezahlt werden, nach 5,21 % vor 5 Wochen. Das wird für den Immobilienmarkt nicht gerade gut sein.

      Die wöchentliche Zahl der Anträge für Hypotheken-Erhöhungen ist letzte Woche um 7 % gefallen (Quelle: Mortgage Bankers Association). Aber den wirklichen Effekt der steigenden Hypothekenzinsen wird man erst später im Jahr sehen, denn noch sind viele Hypotheken mit bereits festgelegtem, fixem Zinssatz in der Pipeline.

      Finanzielle Spekulationsblasen leben schnell und sterben jung – wie Rockstars. Auch die Spekulationsblase am Anleihenmarkt war da keine Ausnahme – auch wenn die hartnäckigsten Anhänger das noch verneinen. Aber der Rest von uns bedauert bereits den Verlust des besten Freunds der Wirtschaft.

      Als Alan Greenspan letzte Woche vor einem Komitee des US-Senats sprach, da eröffnete er seine Rede mit bekannten Worten: Die Fed stände bereit, um ihre Politik des leichten Geldes so lange fortzuführen, wie es zur Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung notwendig sei.

      Professionelle Teilnehmer des Anleihenmarktes verstanden diese Phrase so: "Ich werde die Zinsen so niedrig senken, wie es notwendig ist, um ein bisschen Inflation und ein deutliches Wirtschaftswachstum zu erreichen." Aber diese Worte erscheinen angesichts des Kollapses des US-Anleihenmarktes in einem anderen Licht.


      Dienstag, 29. Juli 2003

      Ein Leserbrief

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Wenn ich den Investor`s Daily lese, dann nicke ich oft zustimmend mit meinem Kopf. Ja, die US-Regierung ist pleite, die Währung fällt und der Wirtschaft geht es überhaupt nicht gut. Und die ganzen staatlichen Programme und Behörden (da gibt es Sozialprogramme vom FDR und vom LBJ, dann gibt es noch HAST, IKE, JFK, JRF, etc., etc.) führen zu ausufernder Bürokratie. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Szene aus dem Film "Titanic". Kennen Sie die Szene, wo eine schockierte Passagierin sagt – als die Wellen übers Deck strömen –: Aber, aber, aber dieses Schiff ist doch unsinkbar? Und als der Architekt des Schiffes erwidert: Madame, dieses Schiff ist aus Eisen, und ich versichere ihnen, dass es sinken kann. Das erinnert mich an die heutige Situation in den USA. Nichts, was Sie und die anderen Autoren des Investor`s Daily über die Zukunft des Dollar und über die Zukunft der amerikanischen Wirtschaft schreiben, macht mir ein gutes Gefühl. Aber ich stimme mit Ihnen überein."

      "Aber Sie haben mich überzeugt, dass ich Gold kaufen sollte. Und das habe ich getan. Und ich fühle mich gut dabei. Und ich danke Ihnen für Ihre Zeit, die Sie opfern, und Ihre Mühen."


      Dienstag, 29. Juli 2003

      Inflation, Deflation oder Stagflation

      von John Mauldin

      Letzte Woche war ich Gast bei Francis Stobart in Genua. Er hatte eine kleine, aber auserwählte Gruppe von Schweizer Privatbankern und Vermögensmanagern zum Abendessen eingeladen. Es waren große und kleinere Häuser vertreten, aber wie hatten alle eine gemeinsame Verbindung: Unsere Kunden erwarten von uns, dass wir Ihnen Investmentstrategien anbieten, die in die heutige Welt passen. Das Problem ist, dass die Zukunft derzeit besonders riskant aussieht – und die Welt der Investment-Ideen wird immer schwieriger.

      Wo kann man schon sicher Geld anlegen, egal, ob es Milliarden für Institutionen oder geringere Beträge für im Ruhestand lebende Kunden sind? Ein sehr großer und ziemlich "bearish" eingestellter Manager schlägt seinen vermögenden Kunden derzeit vor, 15 % ihres Vermögens in physischem Gold anzulegen. Nicht alle Teilnehmer dieses Treffens in Genua waren so bearish, aber sie waren vorsichtiger, als ich erwartet hätte.

      Es gab übrigens zahlreiche Fragen, die mir bei diesem Abendessen gestellt wurden. Harte, aber höfliche Fragen. Dabei ging es auch um meine Einschätzung des amerikanischen Präsidenten.

      Ich war und bin ein Verteidiger des amerikanischen Präsidenten. Und mit dieser Position war ich eindeutig in der Minderheit. Bei diesem Treffen wurde mir klar, dass gebildete Männer mit bedeutender Erfahrung die Ansichten des Präsidenten nicht verstehen. Es ging nicht immer um unterschiedliche Ansichten. Aber mir wurde klar, dass gewisse amerikanische Absichten nicht ausreichend klar genug kommuniziert worden waren.

      Aber es ging ja in erster Linie um Wirtschaft und nicht um Politik, deshalb zurück zur Wirtschaft. Fast alle fühlten sich mit der Lage der US-Wirtschaft nicht wohl. Es wurde allgemein bemerkt, dass die USA der Wachstumsmotor der Welt seien, und die Sorge bestand, dass diesem Motor der Sprit ausgehen würde. Es gab eine intensive Diskussion um die letzten Aussagen von Alan Greenspan, die keiner (mich eingeschlossen) verstehen konnte.

      Die Gefühle, die über Greenspan ausgedrückt wurden, lassen sich am besten in einem Statement von Alex Bridport von Bridport & Co. zusammenfassen – in einem Kundenbrief, den er am nächsten Tag schrieb.

      "Wenn es um die Vernichtung von Reichtum geht, dann hat der jüngste Kursrückgang am Anleihenmarkt mit allem, das am Aktienmarkt zum Zeitpunkt des Platzens der Spekulationsblase passierte, gleichgezogen. Für diese Leistung können die Investoren Alan Greenspan danken ( ...)."

      "Wir räumen ein, dass auch wir ein Opfer von Greenspan geworden sind. Aber zumindest wissen wir jetzt, wem wir nie wieder vertrauen werden. Hinter den Halbwahrheiten, den Widersprüchen und dem unbewiesenem Optimismus in Bezug auf eine wirtschaftliche Erholung in 6 Monten müssen wir die wahrscheinlichen Entwicklungen der US-Wirtschaft gewichten ( ...)."

      "Bis letzte Woche hatten wir die Ansicht von Greenspan übernommen, dass die US-Wirtschaft sich entweder erholen würde oder in eine Deflation fallen würde. Da eine Erholung angesichts der riesigen Schuldenlasten unmöglich erschien, setzten wir auf das unserer Ansicht nach wahrscheinlichste Szenario: Deflation. Allerdings – um fair gegenüber uns selbst zu bleiben – sahen wir sie nur als ein kurzfristiges Phänomen, da ein schwächerer Dollar den deflationären Druck vertreiben würde (wir haben die Zeit, die dafür notwendig war, überschätzt, da wir mit einem Jahr rechneten)."

      "Letzte Woche, als bekannt wurde, dass die Produzentenpreise mit einer Jahresrate von 4,8 % steigen, begannen wir, an eine dritte Möglichkeit zu denken: Stagflation. Angesichts unserer Einschätzung, dass eine Erholung unmöglich ist, solange die amerikanischen Ungleichgewichte nicht korrigiert sind (diese Einsicht halten wir trotz der volatilen Rally an den Aktienmärkten), sehen wir jetzt den Kampf zwischen Deflation und Stagflation voraus. Mit Stagflation meinen wir niedriges Wachstum ( ...), steigende Arbeitslosigkeit, steigende Inflation und steigende Zinsen."

      "Eine große Frage beim Wettbewerb Stagflation versus Deflation ist die Zukunft des Dollars. Bridgewater (Associates) betonen, dass in früheren Perioden hoher Zwillingsdefizite (Außenhandelsbilanz-Defizit und Haushaltsdefizit) der Dollar fiel, aber die Anleihenkurse nicht. Sie erwarten, dass die Fed die Liquidität schaffen wird, die notwendig ist, um etwas Abwärtsdruck von den Anleihen- und den Aktienkursen zu nehmen und auf den Dollar zu überführen. Die Fed hoffe dabei, mit dem billigen Dollar ausländisches Kapital anzuziehen (wahrscheinlich mit dem Blick auf eine später erfolgende Aufwertung). Bis zu diesem Punkt stimmen wir mit dieser Analyse überein, aber unser Fazit ist anders: Denn Bridgewater Associates sehen das Modell einer Deflation mit fallenden Renditen als wahrscheinlichstes Szenario."

      "Wir denken aber, dass das Stagflations-Modell am wahrscheinlichsten ist, denn es sieht so aus, als ob der Dollar weiter fallen wird. Vorhandene Bargeld-Bestände sollten vorerst in Reserve gehalten werden oder dafür genutzt werden, Instrumente zu kaufen, die von einem Anstieg der Renditen und der Inflation profitieren werden."

      Ich stimme mit dieser Ansicht überein – obwohl ich denke, dass der Zeitplan für dieses Szenario länger ist. Die Fed hat schließlich garantiert, dass die kurzfristigen Zinsen eine Zeitlang niedrig bleiben werden – bis entweder wieder Inflation aufgetreten ist oder die Wirtschaft wieder deutlich über dem Durchschnitt wächst.

      Irgendwann wird eine Rezession kommen, und die Fed hat dann keine "Munition" mehr, da sie die Zinsen nicht noch weiter senken kann. Meiner Ansicht nach wird ein weiterer Anstieg der Zinsen, egal ob der lang- oder der kurzfristigen, bei langsamen Wirtschaftswachstum zu einer neuen Rezession führen.

      Und Rezessionen sind von Natur aus deflationär. Deshalb wird die Fed mit dem Rest ihres Arsenals antworten, denn sie sieht eine Deflation als die schlimmste aller möglichen Welten. Ich glaube, dass sie eine Deflation tatsächlich stoppen werden.

      Allerdings denke ich nicht, dass das zu einer Wiederkehr der "Goldenen 1990er" führen wird, sondern zu einer Periode mit niedrigem Wachstum und relativ hoher Inflation, vergleichbar mit der Stagflation in den 1970ern.


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      Avatar
      schrieb am 30.07.03 01:44:58
      Beitrag Nr. 3.623 ()
      konjunktur

      Hoffnung auf Konjunkturerholung?

      Laut dem neuen Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts schauen die deutschen Unternehmen verhalten optimistisch in die nahe Zukunft

      Von Alain-Xavier Wurst


      Der Geschäftsklimaindex des Münchnern Ifo-Institut ist von Mai bis Juli zum dritten Mal in Folge gestiegen, zuletzt von 88,8 in Juni auf 89,2 im Juli. „Nach den bisherigen Erfahrungen deutet ein dreimaliger Anstieg des Ifo Geschäftsklimas in Folge auf eine bevorstehende konjunkturelle Belebung hin“, erklärte am Montag Hans-Werner Sinn, der Präsident des Münchner Instituts. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Institut einen Anstieg des Index über drei Monate beobachtet, der jedoch folgenlos blieb. Rund 7000 Unternehmen werden nach ihren Erwartungen für die nächsten sechs Monate und der Einschätzung der gegenwärtigen Geschäftslage befragt. Die Zukunftprognose hat sich verbessert - von 98,6 in Juni auf 100,2 in Juli - und ließ damit den Index nach oben klettern. Die Bewertung der Geschäftslage hat sich dagegen verschlechtert, von 79,4 in Juni zu 78,7 in Juli.









      Angesichts dieser Zahlen sieht sich Bundesfinanzminister Hans Eichel in seiner Politik bestätigt: „Entgegen der langen Diskussion darüber, dass es in Deutschland nicht aufwärts geht, zeigt die Entwicklung des Info-Index, dass die konjunkturelle Wende eingeleitet ist, :laugh: sagte er am Montag, (...) unsere Politik passt damit genau in die Lage“. Immerhin hatten der Internationale Währungsfond und die Bundesbank ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr fast auf null korrigiert.

      Mit Ausnahme des Baugewerbes sind fasst alle Bereiche von diesem vorsichtigen Optimismus betroffen. Trotz dieser Ergebnisse bleiben viele Analysten und Praktiker skeptisch. „Das ist nicht sehr überzeugend, sagte Uwe Angenendt von der ING BHF-Bank gegenüber Reuters. „Ich denke nicht, dass dies ein Signal für eine Aufschwungdynamik ist“. Der Chef des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels Anton Börner stimmt zu: „Für mich ist das in erster Linie Psychologie. Man hofft, dass [der Abschwung] nun zu Ende geht, ohne dass man weiß, warum“. Ifo-Chefvolkswirt Jan-Egbert Sturm glaubt in dem Anstieg des Ifo-Index eine konjunkturelle Trendwende zu erkennen, warnte jedoch: „Wir müssen warten, ob ein Stimulus von Außen kommt – etwa aus dem asiatischen Raum oder aus Osteuropa – oder ob durch privaten Konsum hier etwas gemacht werden könnte“.

      Obwohl die Experten die Lage unterschiedlich analysieren, sind sie sich in einem Punkt einig: Nur der Aufschwung fehlt noch.


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      Konjunktur

      Nur der Aufschwung fehlt noch

      Optimistische Unternehmer, kauffreudige Kunden: Ist die Krise nun vorbei? Selbst die Fachleute rätseln

      Von Klaus-Peter Schmid


      Und wenn die schreckliche, die wachstumslose Zeit endlich zu Ende ginge? Im Mai schreckte noch die Nachricht, dass die deutsche Wirtschaft schrumpft, Deflationsängste gingen um, die Arbeitslosenzahlen stiegen. Nun regt sich Optimismus. Zweimal hintereinander hat sich der Geschäftsklima-Index des Münchner ifo-Instituts zuletzt verbessert, die befragten Unternehmer schätzen sowohl die Lage als auch die Erwartungen für das bevorstehende Halbjahr günstiger ein. Die siebte Verbesserung in Folge zeigt gar der Index, für den das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Erwartungen von Analysten und institutionellen Investoren abfragt. Selbst der Konsumklima-Index steigt wieder, nachdem er acht Monate lang ununterbrochen fiel. Der konjunkturelle Tiefpunkt, so scheint es, ist erreicht.

      Also wird es wieder nichts mit dem Aufschwung? Wenn sich die professionellen Prognostiker nicht einig sind, dann helfen vielleicht ein paar Faustregeln weiter. Die Aktivitäten in der Luftfracht scheinen der Wirtschaftsentwicklung immer um ein paar Monate vorauszueilen; leider rechnet Lufthansa Cargo für dieses Jahr mit sinkenden Umsätzen. Börsengurus schwören darauf, dass auf eine Hausse der Aktienkurse spätestens nach neun Monaten ein Aufschwung folgt. Das sieht nicht schlecht aus, erfordert aber Geduld. Die verführerischste aller Regeln sagt: Je kürzer die Röcke, desto größer der Konjunkturoptimismus. Da ist zurzeit wohl eher die Hitze als die Zuversicht der Vater der Minis.

      Solider ist der Blick auf die Antriebskräfte der Wirtschaft. In Deutschland war das in den vergangenen Jahren stets das Geschäft mit dem Ausland. Doch jetzt macht der teure Euro den Exporteuren einen Strich durch die Rechnung. Er ist heute um rund ein Viertel teurer als vor einem Jahr, deutsche Produkte sind damit in den USA und überall dort, wo amerikanische Konkurrenz antritt, entsprechend schwerer zu verkaufen. Nach der Frühsommer-Umfrage unter seinen Mitgliedern beschrieb der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) das so: „Die abgeflachte Weltkonjunktur sowie der rasante Anstieg des Euro-Außenwertes nehmen vielen Exporteuren die Luft zum Atmen.“

      Seit Monaten klagt die Industrie über rückläufige Auftragseingänge aus dem Ausland. Betroffen sind vor allem Maschinen und Anlagen, die traditionellen Devisenbringer des deutschen Außenhandels. Kein Wunder, dass das IWH zu dem Schluss kommt: „Die Außenwirtschaft trägt nicht – wie sonst üblich – zum Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion in Deutschland bei.“ Manche Experten gehen sogar davon aus, dass der Außenhandel das Wachstum im zweiten Quartal 2003 gebremst hat, auch wenn die Zahlen noch nicht vorliegen.

      Auch die Investitionen sind zu schwach, um den Ausfall bei den Exporten auszugleichen. Normalerweise stockt die Industrie bei einsetzender Erholung der Konjunktur ihre Lager auf. Davon ist bisher nichts zu spüren. Ausrüstungsinvestitionen, ohnehin seit zwei Jahren auf sehr bescheidenem Niveau, sind auch kein Aktivposten. Allenfalls ein gewisser Erneuerungsbedarf bei Maschinen und Fahrzeugen wird geordert. Die Produktionskapazitäten sind nicht ausgelastet, sodass selbst die niedrigsten Zinsen seit 50 Jahren kaum zu zusätzlichen Investitionen führen. „Die Investitionen bleiben im Keller“, schloss der DIHK aus seiner Umfrage.

      Das Blatt könnte sich wenden, wenn die amerikanische Wirtschaft wieder so stark wächst, dass sie weltweit zum Motor für die Konjunktur wird. Zurzeit ist Amerikas Wachstumsrate von gut zwei Prozent für 2003 nicht stark genug, um andere lahme Volkswirtschaften mitzureißen. Aber nach dem Irak-Krieg stehen die Zeichen in den USA wieder auf Aufschwung. Die Politik hilft tüchtig nach: Allein für das laufende Jahr werden Steuerentlastungen von gut 60 Milliarden Dollar wirksam.

      Dazu kommen der billige Dollar und extrem niedrige Zinsen. Von 6,5 Prozent Anfang 2001 bis auf ein Prozent seit Ende Juni drückte die amerikanische Notenbank die Zinsen, um die Konjunktur anzuschieben. Auch Wall Street sorgt für gute Laune unter den Anlegern. Und wenn die Kurse steigen, steigt die Konsumlust der Amerikaner. „Empirisch ist festgestellt worden“, sagt Michael Schröder vom ZEW, „dass jeder Dollar, um den das Aktienvermögen sich erhöht, in den USA eine Konsumsteigerung um vier bis neun Cent zur Folge hat.“

      Aber auch hierzulande gibt es überraschende Signale von den Verbrauchern – der Einzelhandel meldet wachsende Umsätze. Das ist noch kein neuer Kaufrausch, aber dass die längeren Öffnungszeiten am Samstag die Geschäfte in den Stadtzentren füllen, hatte niemand erwartet. Das Geld sitzt wieder lockerer. Oder, ökonomisch formuliert: Die Sparquote geht zurück. Und das, obwohl die Haushalte kaum über höhere Einkommen verfügen können.

      Nun hat das große Rätselraten eingesetzt, woran das liegt. Noch gibt es keine Steuerentlastung, immer noch ist von Sozialabbau und höheren Beiträgen die Rede. Aber die Reformdebatte, die im Gange ist, hat offensichtlich die Stimmung verbessert und die Zukunftsängste reduziert, die zu einem regelrechten „Angstsparen“ geführt hatten. Womöglich nährt die Perspektive der Steuerreform die Zuversicht der Haushalte, dass sie bald deutlich entlastet werden – und sich deshalb schon jetzt mehr leisten können.

      Die Fachleute der Deutschen Bank halten dagegen, es komme „üblicherweise bei einer Steuerentlastung nicht zu Vorzieheffekten“. Die West LB geht noch einen Schritt weiter: „Erfahrungen mit früheren Steuersenkungen zeigen, dass die privaten Haushalte zumindest vorübergehend ihre Sparquote erhöhen. In der aktuellen, durch Unsicherheit und einen allgemeinen Mangel an Vertrauen geprägten Situation ist dies ebenfalls zu erwarten.“ Im günstigsten Fall würde das Vorziehen der letzten Reformstufe zu einem kleinen Wachstumsimpuls führen – irgendwann im kommenden Jahr.

      Anfang der Woche hat nun die Bundesbank ihre Sicht der Konjunktur formuliert – und das liest sich wie ein Schlusswort unter die Debatte um einen bevorstehenden Aufschwung. Nichts deute darauf hin, so die Währungshüter, „dass sich die gesamtwirtschaftliche Produktion im zweiten Quartal von der stagnativen Grundtendenz lösen konnte“. Schlimmer noch: „Eine Besserung in der nächsten Zeit zeichnet sich bisher nicht ab.“

      Immerhin, im dritten Jahr der Stagnation verheißt die Bundesbank: „Ein Abgleiten in eine stärkere negative Entwicklung erscheint… wenig wahrscheinlich.“ Und noch etwas Positives ist zu vermelden. Das Schreckgespenst einer Deflation hat sich offensichtlich in nichts aufgelöst.

      Das ist doch schon eine ganze Menge.


      .........................................
      Avatar
      schrieb am 30.07.03 21:44:20
      !
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      Avatar
      schrieb am 30.07.03 22:51:25
      Beitrag Nr. 3.625 ()
      RENTENKASSEN IM MINUS

      "Das Finanzloch ist riesig"

      Auf die Bundesregierung kommt wenige Tage nach der mit Ach und Krach zusammen gezimmerten Gesundheitsreform neues Ungemach zu. Offenbar tut sich in der Rentenkasse ein weiteres Milliardenloch auf - zudem legt eine neue Studie nahe, dass die so genannte Riester-Rente spektakulär gescheitert ist.


      Keine Trümpfe mehr in der Hand: Erst kürzlich hatte Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD) die Schwankungsreserve eingedampft, jetzt bekommt sie dafür die Quittung


      Berlin - Die Rentenkasse wird nach Ansicht des Freiburger Ökonomen Bernd Raffelhüschen im Herbst ins Minus rutschen. Grund für die zu erwartende Unterdeckung sei die wiederholte Absenkung der so genannten Schwankungsreserve durch die jetzige und die alte Bundesregierung, sagte Raffelhüschen dem "Münchner Merkur" (Donnerstagsausgabe). Die Schwankungsreserve ist das Finanzpolster der Rentenversicherung und soll Einnahmeausfälle kurzfristig abfedern können.
      Der CSU-Sozialexperte Horst Seehofer sagte dem Blatt, die Lage der Rentenversicherung sei noch dramatischer als die der Krankenversicherung. "Das Finanzloch ist riesig", so Seehofer. Sein CDU-Kollege Andreas Storm rechnet 2004 mit einem Anstieg der Rentenbeiträge auf mehr als 20 Prozent. Storm und Seehofer forderten ein konkretes Konzept von der Bundesregierung, um die Finanzlage der Rentenversicherung zu verbessern.

      Riester-Rente ist gescheitert

      Nach Angaben des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hat nur eine Minderheit von 15 Prozent der Bundesbürger einen privaten Vertrag für eine kapitalgedeckte Alterssicherung abgeschlossen. Aus dem jüngsten vom DIA am Mittwoch in Berlin veröffentlichten "Rentenbarometer" geht hervor, dass die ersten rund 300.000 Verträge seit Januar bereits wieder gekündigt wurden. Trotz des Booms bei Betriebsrenten mit 200.000 Neuabschlüssen bleibe ein Minus von 100.000 Policen.

      Die Zahl der "Riester-Verweigerer" hat der repräsentativen DIA- Umfrage zufolge seit Jahresbeginn leicht auf 70 Prozent zugenommen. Die Zahlen belegten die große Verunsicherung der Bevölkerung durch immer neue Rentendiskussionen. Im letzten Quartal des Jahres 2002 war die Zahl der privaten Zusatzrenten noch sprunghaft auf 5,1 Millionen Verträge gestiegen. Die vom Staat geförderte private oder betriebliche Altersvorsorge soll nach den Vorstellungen der Regierung Einschnitte bei der gesetzlichen Rente ausgleichen.

      Rentenniveau wird weiter sinken

      Prognoserechnungen des Essener Wissenschaftlers Reinhold Schnabel im Auftrag des von der Deutschen Bank getragene Instituts kommen zu dem Ergebnis, dass wegen der schlechten Privatvorsorge die Rentenlücke künftig immer dramatischere Ausmaße annimmt. Schon in 30 Jahren werde das gesetzliche Rentenniveau, das heute bei 70 Prozent liegt, nur noch 58 Prozent erreichen. Wer heute rund 5000 Euro im Monat verdiene und sich allein auf die gesetzliche Rente verlasse, dem droht nach den Berechnungen im Jahr 2035 eine Rentenlücke von rund 500 Euro im Monat.


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      Die Leute werden die Lohnsteuersenkungen dem gefräßigen deutschen Rentensystem in den Rachen schmeißen müssen.

      GameOver, Konjunkturpflänzlein.



      H_S :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 30.07.03 23:30:51
      Beitrag Nr. 3.626 ()
      Falsche Argumentation

      von Jochen Steffens

      Nein, nein. So geht es dann doch nicht. Als die Arbeitsmarktdaten hoch blieben, argumentierten die Optimisten, dass sich der Arbeitsmarkt schließlich zu einer konjunkturellen Erholung verspätet entwickelt. Das ist soweit auch richtig. Zuvor hatte ich in diesem Newsletter häufig genug darauf hingewiesen, dass es nicht um die Arbeitslosigkeit an sich gehe, sondern um die Verbraucher. Deren Konsumverhalten ist für eine US-Konjunkturerholung unabdingbar. Und die Verbraucher schränken ihren Konsum ein, sofern sie Angst haben, ihre Jobs zu verlieren. Sie fangen an zu sparen, um sich abzusichern. Das war der Punkt.

      So weit so gut. Das Verbrauchervertrauen besserte sich auch langsam. Nun argumentieren die Optimisten nach dem gestrigen Einbruch des Verbrauchervertrauens: Ja, wenn die Arbeitszahlen schon nicht so relevant sind, dann sei es das Verbrauchervertrauen auch nicht. Denn das hänge ja schließlich direkt vom Arbeitsmarkt ab. Moment! Zwar geschickt argumentiert, aber leider ein kleiner, jedoch wichtiger Fehler drin.

      Es hätte, wie ich nach dem Irak-Krieg ausgeführt hatte, so aussehen müssen: Nach dem Krieg steigt das Verbrauchervertrauen, die Verbraucher konsumieren schon einmal etwas mehr, in Erwartung einer besseren Konjunktur. Darauf steigen die Einkaufsmanagerindizes – die Produktion legt zu – die Produktionsauslastung steigt, dadurch werden neue Arbeitskräfte gebraucht – der Arbeitsmarkt verbessert sich, was wieder einen positiven Effekt auf das Verbrauchervertrauen hat. Ein aufwärtsgerichteter Kreislauf beginnt. Bisher hatte die Entwicklung auch diesen Charakter.

      Der jetzige Einbruch im Verbrauchervertrauen liegt offensichtlich darin begründet, dass der Arbeitsmarkt "extrem" schlecht ist. Es macht sich die Sorge breit, dass angesichts der immensen Verschuldung der USA (siehe auch gestriger Beitrag zu den Bundesstaaten) die Regierung zunehmend handlungsunfähig wird. Zudem dürften sich einige US-Bürger fragen, was denn die Regierung bisher für eine Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt getan hat.

      Deswegen verlieren die US-Verbraucher das Vertrauen, dass der Staat diese Misere bewältigen kann. Sie werden also vermehrt versuchen, sich persönlich abzusichern. Das bedeutet: sparen und Schulden abbauen = weniger Konsum. Es knirscht im Getriebe. Aber das Argument, dass ein solcher Einbruch im Verbrauchervertrauen nun zu ignorieren sei, da es schließlich durch die miese Arbeitsmarktsituation bedingt sei, zäumt also nicht nur das Pferd von hinten auf, sondern versucht es auch noch falsch herum zu reiten.

      Bleiben wir bei den Tatsachen. Dieser eine Wert hat natürlich für sich genommen noch kein großes Gewicht. Er könnte einer dieser Ausrutscher sein. Doch es ist ein Warnschuss. Ein Warnschuss, dass sich mehr Sand im Getriebe der konjunkturellen Erholung befindet, als viele im Moment glauben wollen. Sollten das Verbrauchervertrauen auf breiter Front einbrechen, und sich dann gleichzeitig der Arbeitsmarkt nicht deutlich verbessern, dann wird der Sand die konjunkturellen Motoren zum Erlahmen bringen.

      So lange aber der Optimismus sehr groß ist, wird natürlich auf die Optimisten gehört. Ich zeige hier nur die fundamentalen Gesichtspunkten auf. Fundamentale Aspekte brauchen einige Zeit sich durchzusetzen. Sie sind etwas für langfristige Investoren. Kurzfristig hilft bei der Einschätzung der Märkte zumeist nur die Charttechnik oder vergleichbare Techniken.

      Charttechnik beschränkt sich zumeist auf Aussagen wie: Wenn dies passiert, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Kurse dort hin laufen. Das vergessen einige. Charttechnik ist häufg ein: wenn, dann ... Konstrukt. Nichts anderes.

      Im Moment sieht es im Nasdaq100 so aus: "Wenn" der Nasdaq100 die 1290 Punkte nachhaltig nach oben bricht, "dann" wird es sehr wahrscheinlich noch etwas weiter gehen. Trotz aller fundamentalen Bedenken. Wenn der Dax die 3500 bricht, gilt das Gleiche.


      Mittwoch, 30. Juli 2003

      Skurril: die "Terror-Börse" oder die moderne Art der Bestechung

      von Jochen Steffens

      Eine Future-Börse für Terrorwetteinsätze: Naja, schließlich wird in dieser Welt auf alles gewettet – auf wirklich alles. Bei diesem Projekt haben wohl die amerikanischen Wahlwetten Pate gestanden. Diese haben in letzter Zeit relativ gute Trefferquoten erzielt. Was spricht also dagegen, so etwas auch für die Anschlagsvorhersage oder andere Entwicklungen im Nahen Osten, wie auch Folgen möglicher amerikanischer Interventionen zu entwickeln? Eine Art "kollektive" Intelligenz entstände, wenn weltweit Investoren an dieser Börse handeln könnten. Werden wir doch einmal pragmatisch:

      Stellen Sie sich einen Terroristen vor. Er plant gerade einen Anschlag in Amerika auf die Golden Gate Bridge. So ein Anschlag kostet! Was liegt also näher, als in Amerika bei der TerrorFutureBörse eine größere Summe auf einen Anschlag auf die GoldenGateBridge zu investieren. Seine Geldgeber, Mitstreiter und Gehilfen wissen auch, was er vorhat. Naja, Geld ist schon wichtig. Also würden auch die Mitwisser auf dieses Ereignis setzten. Die amerikanischen Geheimdienste sehen: uh, da kommen große Umsätze bei der "Golden Gate Bridge Anschlags-Wette", schicken wir da mal einen Aufpasser hin.

      Ganz so absurd, wie es klingt ist dieser Absatz nicht. Bei diesem Projekt ging es nämlich eigentlich darum, eine Art weltweite "Bestechung" aufzubauen, ohne die ansonsten für den Informanten so gefährlichen "Kontakte" zwischen Informant und Geheimdienst.

      Eine solche Börse sollte ein "sicheres" Instrument darstellen, um den weltweiten Informationshandel anzuzapfen. Durch hohe Gewinnmöglichkeiten würden Informationsträger zu Aussagen gebracht. Bestechung modern. Eigentlich fast schon genial.

      Aber! Natürlich macht der Absatz über den Terroristen auch den moralischen Nachteil und die gesamte Absurdität dieser Idee deutlich. Die Amerikaner würden mit dieser Börse sozusagen ihre eigenen Terroristen finanzieren. Kein Wunder, dass sich die Macher "verschämt" mit der Aussage, sie hätten da wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen, zurückgezogen haben.

      Für mich sind solche Überlegungen und Ansätze nur ein weiteres Anzeichen für das "Trauma" in dem sich die Amerikaner seit dem 11. September befinden. Aber diese Idee ist auch ein Zeichen für die Hilflosigkeit der Geheimdienste. Kommen die Geheimdienste so langsam auf die Idee, dass eine totale Kontrolle weder finanzierbar noch durchführbar ist?

      Das gesamte Verhalten der Amerikaner, insbesondere der Kontroll-Wahn, erinnert mich immer mehr an die Symptome, die traumatisierte Opfer von Gewaltverbrechen zeigen.


      Mittwoch, 30. Juli 2003

      GFK Index steigt

      von Jochen Steffens

      Na, zumindest in Deutschland ist die Stimmung besser als in Amerika. Obwohl an den Börsen es genau andersrum ist.

      Verantwortlich für den kleinen Stimmungsaufschwung zeichnet sich die vorgezogene Steuersenkung und die Reform im Gesundheitswesen. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat heute den GfK-Konsumklima-Index für August veröffentlicht. Demnach stieg der Wert von 4,0 Punkten im Vormonat auf nunmehr 4,5 Punkte.

      Daraus schließt das Institut, dass sich der private Verbrauch bis zum Jahresende leicht verbessere. Hintergrund sind positive Aussagen der Befragten bezüglich der Einkommenserwartungen. Das Problem: Diese Entwicklung basiert auf Hoffnung, denn noch ist die Konsumbereitschaft der Bevölkerung nicht gestiegen, sie sinkt ganz leicht. Auch wird darauf verwiesen, dass eine grundlegende Erholung auch eine Verbesserung des Arbeitsmarktes voraussetze. Hier gilt oben gesagtes.


      Mittwoch, 30. Juli 2003

      Der Mund der Welt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Für eine ganze Generation lang waren die Amerikaner die glücklichen Profiteure eines einzigartigen monetären Systems ... in dem die Busfahrer und Taxifahrer der Welt amerikanische Dollarnoten für ihre Arbeit annahmen. Je mehr Dollar die Amerikaner exportierten ... desto mehr gaben sich die Busfahrer und Taxifahrer weltweit Mühe, diese zu erhalten.

      Es war ein bisschen wie die Entdeckung von Gold, im Amerika des 16. Jahrhunderts durch die Spanier. Plötzlich waren die Spanier die reichsten Leute der Welt – denn sie hatten das Geld der Welt!

      Das Geld kam aus der Neuen Welt; es war so, als ob die Spanier plötzlich eine Druckerpresse im Keller hätten und soviel Geld drucken konnten, wie sie wollten. Aber ein Effekt des plötzlichen Anstiegs der Geldmenge in Spanien war eine Inflation. Die Preise stiegen. Und der zweite Effekt war einer, der weh tat. Anstatt ihre eigene Wirtschaft zu fördern, exportierten die Spanier ihr Gold, um damit im Ausland die Güter zu kaufen, die sie wollten.

      Die Spanier dachten, dass sie reich wären. Und für eine Zeitlang lebten sie auch reich und gut. Sie waren der "Mund der Welt", die führenden Konsumenten des 16. Jahrhunderts.

      Aber bald ging ihnen das Geld aus. Und ihre Besitzungen in Übersee wurden kostspielig; sie waren nicht mehr die einfachen Beutequellen. Und dann entdeckten die Spanier etwas Wichtiges: Das leichte Geld war ein Fluch gewesen; er hatte in Spanien selbst die Entwicklungen verhindert, die Spanien zu einem blühenden Land gemacht hätten.

      Nachdem die spanische Armada von den Engländern 1588 besiegt worden war, fiel Spanien in ein Loch. Spanien war für die nächsten 4 Jahrhunderte der "kranke Mann Europas".

      Und jetzt sind es die USA, die den Fluch des Glücks erleben. Die USA sind "der Mund der Welt" geworden.

      Die Amerikaner glauben, dass sie niemals hungrig sein müssen, solange sie die Druckerpresse im Keller haben.

      Wir werden es sehen, liebe(r) Leser(in); wir werden es sehen.


      Mittwoch, 30. Juli 2003

      US-Kreditaufnahme mit Rekordwert

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Renditen am US-Anleihenmarkt steigen weiter deutlich. Der Selloff der letzten Tage war dadurch begründet, dass die US-Regierung Pläne über die Auktion gewaltiger Mengen von Regierungsanleihen bekannt gegeben hat. Die Regierung hat gesagt, dass sie im dritten und vierten Quartal den Rekordwert von 230 Mrd. Dollar an neuen Mitteln aufnehmen will, um das Haushaltsdefizit finanzieren zu können. Im vierten Quartal soll die Mittelaufnahme bei 126 Mrd. Dollar liegen – das ist der höchste Wert in einem Quartal, den es je gab. Das toppt noch den bisherigen Rekordwert von 111 Mrd. Dollar im ersten Quartal dieses Jahres.

      Diese bevorstehenden Auktionen von Staatsanleihen sind eigentlich "alte News", genau wie die meisten anderen Gründe dafür, Anleihen zu verkaufen. Ein exzellenter Grund ist zum Beispiel die Drohung eines Wiederauferstehens der Inflation. Ein weiterer Grund ist das einstimmige Versprechen der Fed, den Dollar zu zerstören ..."wenn es sein muss".

      Währenddessen ist der Goldpreis seit dem Tief am 17. Juli (340,80 Dollar pro Feinunze) um fast 30 Dollar gestiegen. Was weiß dieses Edelmetall? Weiß es, dass der Dollar überbewertet ist? Oder weiß es vielleicht, dass die US-Vermögenswerte überbewertet sind – sowohl der Dollar als auch amerikanische Aktien und Anleihen?

      Was den überbewerteten Anleihenmarkt betrifft – das Mysterium ist nicht die Tatsache, dass die Renditen steigen, sondern die Tatsache, dass sie vorher so tief gefallen waren. Man kann nicht jeden Tag "explodierende Haushaltsdefizite" und "niedrigstes Zinsniveau seit 1956" im selben Satz lesen. Aber genau das war vor 2 Monaten der Fall, bevor die epische Spekulationsblase am Anleihenmarkt einen Riss bekommen hatte.

      Es stimmt, dass die Renditen am US-Anleihenmarkt in den letzten 1,5 Monaten deutlich gestiegen sind – aber sie könnten noch viel, viel höher steigen. Man sollte sich daran erinnern, dass die Rendite der 10jährigen Staatsanleihen im Januar 2000 noch bei fast 7 % lag, und dass die durchschnittliche Rendite dieser Anleihen in den 1990ern bei 6,69 % lag. Wenn ich alle Fakten berücksichtige, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass dieser neue Bärenmarkt am Anleihenmarkt noch einige Jahre lang fortbestehen könnte ...

      Als der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan letzte Woche vor dem Kongress sprach, versicherte er, dass er weiter dafür sorgen wolle, dass der amerikanische Konsument weiterhin Geld, das er nicht hat, für Dinge, die er nicht braucht, ausgeben werde. Indem er sich weiter verschulden wird. Greenspan sagte:

      "Trotz des signifikanten Anstiegs der Schuldenlast ( ...) haben die niedrigeren Zinsen eine Restrukturierung von existierenden Schulden erlaubt. Die Haushalte haben die neuen Tiefs bei den Hypothekenzinsen genutzt, um ihre Schulden zu besseren Konditionen zu refinanzieren, die Laufzeiten zu verlängern und in vielen Fällen die Summe der Hypotheken zu erhöhen. Der Schuldendienst ist deshalb sogar zurückgegangen."

      Der Nachteil dieser wundervollen Schuldenanhäufung ist, dass steigende Zinsen die Lage ganz schnell verschlechtern. Das Gewicht der gewaltigen Schulden werden die Konsumenten dann wieder sehr schnell spüren.

      Ist es da ein Wunder, dass die Zahl der persönlichen Pleiten deutlich steigt, trotz der immer noch niedrigsten Zinsen seit einer Generation? Allein letzte Woche gab es in den USA 31.408 persönliche Pleiten – ein Anstieg von 9,9 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert. Jetzt, wo die Zinsen wieder steigen, würde es mich nicht wundern, dass auch die Zahl der Pleiten weiter steigt. Sogar trotz der "sich erholenden" Wirtschaft, die Alan Greenspan voraussagt.


      Mittwoch, 30. Juli 2003

      Franzosen und Amerikaner

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Ich bin gerade Gastgeber einer Konferenz. Da ich deshalb keine Zeit habe, selber zu schreiben, möchte ich Ihnen einen Leserbrief zeigen:

      "Zunächst eine Enthüllung – ich mag Frankreich sehr gerne. Aber mir gefällt nicht die Art, wie die Franzosen Amerikaner behandeln."

      "Zum Dollarstandard. Ich bin eine Menge durch Europa gereist, und auch bis hin in den Fernen Osten. Vor einigen Jahren besuchte ich die Mongolei, nachdem dieses Land aus der Einflusszone der Sowjetunion befreit war. Ich war dort sehr überrascht, dass die Händler dort Dollarnoten benutzten. Das war `die` Währung."

      "Ich stellte fest, dass viele von ihnen noch nie einen Amerikaner gesehen hatten, aber sie wussten den Wert der amerikanischen Währung zu schätzen. Viele Finanzinstitutionen hatten Maschinen, die sofort die Echtheit einer Dollarnote überprüfen konnten. Ich hatte eine solche Maschine noch nie zuvor in einem anderen Land gesehen. Und ich habe sie immer noch nirgendwo anders als in der Mongolei gesehen."

      "Wir trafen eine junge Kanadierin, die nur kanadische Dollar und britische Pfund dabei hatte. Sie fand niemanden, der die annahm oder tauschte. Sie war verzweifelt. Wir wechselten ihr etwas Geld, um ihr zu helfen."

      "Wenige Jahre später stellte ich fest, dass sich die Situation nicht geändert hatte. Ich glaube, dass es ein wirkliches Problem mit dem Dollarstandard geben wird, wenn diese mongolischen Händler ihre Währung wechseln."

      "Eine letzte Beobachtung. Als ich in den USA war, da habe ich Franzosen beobachtet, die sich über irgendetwas in den USA beschwert haben. Ich habe diesen Leuten angeboten, ihren Rückflug nach Frankreich mit einer Fluglinie ihrer Wahl zu bezahlen. Nur zwei Bedingungen:

      1. Sie müssen bis zum Mittag des nächsten Tages weg sein. 2. Sie dürfen für mindestens 10 Jahre nicht zurückkehren.

      Bis jetzt hat das noch keiner angenommen. Und eins möchte ich noch sagen: Es tut mir leid, dass sie sich ausgesucht haben, unter Franzosen zu leben."

      *** Mein Kommentar dazu (Sie wissen, dass ich seit ein paar Jahren in Frankreich lebe und arbeite)

      Hier in Paris gefällt mir der Käse, der Wein, die Architektur. Paris ist eine schöne Stadt, und kaum an Tag geht vorbei, an dem ich das nicht genieße. Mir gefällt die Art, wie die Dinge in Frankreich funktionieren. Ich mag es, bei meinem Haus eine Steinwand mit alten Steinquadern zu bauen. Mir gefällt auch die Tatsache, dass es hier kaum Mücken und nur wenige Verkehrspolizisten gibt. Und was die Leute betrifft – ich finde, dass der durchschnittliche Franzose sich nicht vom durchschnittlichen Amerikaner, Deutschen oder Litauer unterscheidet. Ich habe keine Vorurteile.

      Und ich habe gehört, dass auf den Schwarzmärkten in Russland jetzt Euros – und keine Dollar – verlangt werden.


      Mittwoch, 30. Juli 2003

      Platzen der Spekulationsblase am US-Anleihenmarkt mit drastischen Auswirkungen

      von Dr. Kurt Richebächer

      Die Leute, die eine zweite Rezession erwarten ("double dip" ), bilden in den USA sicherlich nur eine kleine Minderheit. Unter Politikern und Volkswirten ist es in Amerika Konsens, dass die Weltwirtschaftskrise der 1930er und die aktuelle japanische Krise ihren entscheidenden Grund in einem zentralen Fehler der Geldpolitik hatten/haben: In beiden Fällen waren die Zentralbanken zu langsam, als es darum ging, die Zinsen zu senken, sobald sich eine Abschwächung der Wirtschaftslage abzeichnete.

      Das führt mich zu einer Schlüsselfrage: Wann machen Zentralbanken ihre entscheidenden Fehler? Während eines Booms und während einer Spekulationsblase? Oder erst danach?

      Mr. Greenspan, der davon überzeugt ist, das er aus der Geschichte gelernt hat, hat die amerikanischen Leitzinsen in mehreren Schritten von 6,5 % auf 1,0 % gesenkt. Die kurzfristigen Zinsen fielen stärker als die langfristigen Zinsen, was zu einer Änderung der Zinsstrukturkurve führte. Aber auch die langfristigen Zinsen sanken, da die Investoren und Spekulanten sich zuletzt auf die höher verzinslichen langfristigen Anleihen gestürzt hatten.

      Im Prinzip haben Zentralbanken nur zwei Instrumente, mit denen sie das Geld- und Kreditwachstum mit dem Ziel der Stimulierung der wirtschaftlichen Aktivität beeinflussen können: Veränderungen der Bankreserven durch Operationen am offenen Markt (sog. Offenmarktpolitik); und Anpassungen der Leitzinsen.

      Aber es gibt noch ein drittes, unkonventionelles Instrument, das die Zentralbanker sehr unterschiedlich oder überhaupt nicht genutzt haben. Das wird manchmal die "Politik des offenen Mundes" genannt. Mr. Greenspan ist definitiv der Zentralbanker der Welt, der dieses außergewöhnliche Mittel am meisten einsetzt, mit ungewöhnlichem Überfluss und Aggressivität. Er sieht es offensichtlich als legitim für einen Zentralbanker an, die Erwartungen in die Wirtschaft und an den Märkten in die Richtung zu biegen, die er will.

      Während den Jahren des Booms und der Spekulationsblase in den USA war Greenspan der bekannteste Apostel der "New Era", also der neuen Ära. In diversen Reden entwickelte er "Theorien", die die Euphorie an den Aktienmärkten begründen sollten und weiter anheizten.

      So schlug er in einer Rede in Boca Raton am 28.10.1999 – also wenige Monate vor dem Platzen der Spekulationsblase – vor, dass die nie zuvor gesehenen Bewertungen am Aktienmarkt die passende Antwort der Investoren auf die fortgeschrittene Informations-Technologie seien:

      "Der Anstieg der Verfügbarkeit der real-time Informationen hat Unsicherheiten reduziert und deshalb die Varianzen verringert, die wir nutzen, um Portfolio-Entscheidungen zu treffen. ( ...) Aber wie lange können wir erwarten, dass diese bemerkenswerte Periode der Innovation weitergeht? Viele, wenn nicht die meisten von Ihnen, werden sagen, dass sie sich erst in ihrer Anfangsphase befindet. Lou Gerstner (IBM) hat vor ein paar Monaten vor dem Kongress gesagt, dass wir uns erst im fünften Jahr des dreißigjährigen Zyklus der technologischen Veränderungen befinden. Ich habe keinen Grund, dem zu widersprechen."

      Mr. Greenspan scheint aus seinen vergangen Fehlern nichts gelernt zu haben. Während der späten 1990er war Greenspan ganz vorne mit dabei, als es darum ging, die Spekulationsblase am Aktienmarkt aggressiv zu stützen, durch die Manipulation der Markt-Wahrnehmung. Nach dem Platzen der Spekulationsblase im Jahr 2000 hat er drei neue Spekulationsblasen gefördert – die Spekulationsblase bei den Immobilienpreisen, die Spekulationsblase bei den Hypotheken und die Spekulationsblase am Anleihenmarkt.

      Zusammengenommen sind diese Spekulationsblasen jetzt ziemlich unentbehrlich für die Konsumausgaben geworden.

      Aber von diesen drei Blasen ist eine besonders wichtig – denn sie nährt die beiden anderen. Das ist die (jetzt hart unter Druck stehende) Spekulationsblase am Anleihenmarkt. Die Hypotheken werden normalerweise erhöht, wenn die Hypothekenzinsen unter ihr voriges Tief gefallen sind. Und die Hypothekenzinsen werden von der Entwicklung der Staatsanleihen sehr stark beeinflusst. Im Endeffekt war es also der starke Rückgang bei den Renditen der Staatsanleihen, der zum starken Rückgang der Hypothekenzinsen geführt hat. Als die Rendite der 10jährigen US-Anleihen von 4 % auf 3 % gefallen war, da fielen auch die Hypothekenzinsen auf 5,21 %, die niedrigste Rate seit mehr als 4 Dekaden.

      Beeindruckend am Rückgang der Renditen war, dass sie mit einem Anstieg der Kurse am Aktienmarkt zusammenfielen. Was hat dies ermöglicht?

      Am 29. Mai pries das Wall Street Journal im Editorial den Fed-Vorsitzenden. "Indem er nur von einer Deflation gesprochen hat, hat er veranlasst, dass die Märkte eine Politik des leichteren Geldes antizipierten; die langfristigen Zinsen sind gefallen, was geholfen hat, die Hypothekenzinsen zu senken und eine weitere Runde der Hypothekenvergabe einzuläuten. Das wiederum hat das Konsumentenvertrauen gestärkt und mitgeholfen, die Wirtschaft ( ...) wachsen zu lassen."

      Kurz gesagt: Weil Mr. Greenspan und die anderen Fed-Mitglieder versicherten, dass es auf absehbare Zeit keine Erhöhung der Leitzinsen geben würde, sind die Investoren und Spekulanten massiv weiter in Anleihen eingestiegen. Das Ergebnis ist eine Kredit- und Anleihenblase, die inzwischen sogar die Exzesse der vorigen Spekulationsblase am Aktienmarkt übertroffen hat.

      Das fundamentale Dilemma ist heute, dass Alan Greenspan und die Wall Street verzweifelte Versuche unternehmen, unhaltbare Spekulationsblasen zu halten – mit jeder verfügbaren Methode. Und die Spekulationsblase am Anleihenmarkt macht mir am meisten Angst. Ihr Einfluss hat die ganze Wirtschaft erfasst und das gesamte Finanzsystem, und ihr Platzen könnte apokalyptische Auswirkungen haben.


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      Avatar
      schrieb am 31.07.03 16:40:46
      Beitrag Nr. 3.627 ()
      Nanana, wenn das mal keine Pro-Regierung Propaganda ist.......:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

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      IFO-PROGNOSE

      Schröder schafft Aufschwung, aber keine Jobs

      Die Reformvorhaben von Bundeskanzler Gerhard Schröder zeigen offenbar Wirkung: Das ifo-Institut erwartet für 2004 ein Wirtschaftswachstum von 1,75 Prozent. Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosigkeit einen neuen Rekordstand erreichen.


      ifo-Institut: Reformvorhaben der Koalition machten einen Prognose-Update erforderlich

      München - Schon in der zweiten Jahreshälfte werde die Produktion der Industrie und der Dienstleistungsunternehmen etwas zunehmen und auch die Erholung im Händel dürfte anhalten, erklärten die Forscher in ihrer Konjunkturprognose.
      Die Revision der erst Ende Juni vorgelegten Wirtschaftsvorhersage wurde nach ifo-Angaben auf Grund des Regierungsbeschlusses, die dritte Stufe der Steuerreform um ein Jahr vorzuziehen, der parteiübergreifenden Übereinkunft zur Reform des Gesundheitswesens und des inzwischen vorliegenden Entwurfs zum Bundeshaushalt 2004 notwendig.

      Nach der Stagnation im ersten Halbjahr 2003 ließen die allmähliche Besserung des internationalen konjunkturellen Umfelds und auch die Meldungen der am ifo-Konjunkturtest teilnehmenden Firmen einen leichten Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts im zweiten Halbjahr erwarten, wie das Institut berichtet. Bei der Einschätzung der Exportchancen hielten sich erneut Optimismus und Pessimismus die Waage. Eine durchgreifende Erholung sei in diesem Jahr noch nicht in Sicht.

      Zur Erholung der Situation im Handel trage auch die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten auf 20 Uhr an den Samstagen bei. Dies zeigten bereits die Umsatzmeldungen für den Monat Juni, erklärte das Institut weiter. Auch das Baugewerbe erlebe einen kleinen Boom: Die Diskussion über den Wegfall der Eigenheimzulage habe zu einer stark steigenden Zahl von Baugenehmigungen geführt. Gleichwohl werde die gesamte Wirtschaftsleistung sowohl im Verlauf des Jahres 2003 als auch im Jahresdurchschnitt nur stagnieren.



      Grafik: Geschäftsklimaindex des ifo


      Im kommenden Jahr wird die Konjunktur nach ifo-Prognose wieder stärker werden. "Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt im Verlauf des Jahres 2004 um 1,75 Prozent steigen. Dies ist etwas mehr als die Trendwachstumsrate," heißt es in dem Bericht. Hiervon seien allerdings gut 0,5 Prozent auf die ungewöhnlich große Zahl von Arbeitstagen zurückzuführen.

      Bei alledem wird sich die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt laut ifo noch weiter verschlechtern. Angesichts der zunächst noch flauen Wirtschaftsentwicklung und einer bis zuletzt sinkenden Anzahl offener Stellen werde die Erwerbsquote bis weit ins Jahr 2004 hinein noch sinken. Im Jahresdurchschnitt 2003 dürfte die Arbeitslosenzahl um 365.000 auf 4,425 Millionen steigen und im kommenden Jahr weiter auf 4,55 Millionen. Die Arbeitslosenquote werde sich dann auf 10,7 Prozent belaufen, den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

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      Gegenbeispiele








      Hier habe ich mal drei längerfristige Charts des europäischen, des amerikanischen und des weltweiten Klimaindex reingestellt. Wie man sieht, könnte man aus den Graphiken auch andere Schlüsse ziehen. Und die Außenkonjunkturlage ist für eine Exportnation wie Deutschlan weiß Gott nicht unwichtig. Die Einschätzung(en) des IFO ist/sind daher doch recht gewagt.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 16:49:20
      Beitrag Nr. 3.628 ()
      Warum Immobilienwerte nicht mehr steigen werden

      Standpunkt

      von Volker Eichener

      Ein halbes Jahrhundert lang galt das Wohneigentum als sichere Altersvorsorge. Die Menschen sind durch die staatliche Förderung immer wieder ermuntert worden, selbstgenutztes oder auch vermietetes Wohneigentum zu erwerben. Immerhin sind sie in der Vergangenheit dafür auch durch Wertsteigerungen ihrer Objekte belohnt worden.

      Ob sich die Immobilienwerte jedoch auch in der Zukunft noch halten werden, ist vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung durchaus fraglich. Dass die Bevölkerung in Deutschland mittelfristig schrumpfen wird, steht nach den vorliegenden Bevölkerungsprognosen außer Frage. In den ostdeutschen Städten, in den strukturschwachen Regionen Norddeutschlands oder des Ruhrgebiets und in einer wachsenden Zahl von Kernstädten im übrigen Bundesgebiet ist die Bevölkerung bereits erheblich zurückgegangen, und weitere Verluste sind vorausgesagt.

      Da der Trend zur Verkleinerung der Haushalte die Bevölkerungsverluste allenfalls, wenn überhaupt, vorübergehend auszugleichen vermag, entwickeln sich auf den regionalen Wohnungsmärkten Überkapazitäten, Wohnungsleerstände. Davon sind zunächst Mietwohnungsbestände mit Qualitäts- und Standortmängeln betroffen, also in erster Linie Wohnungen in den Großsiedlungen der 60er und 70er Jahre, in den typischen 50er-Jahre-Siedlungen sowie in den Altbaubeständen entlang der Durchgangsstraßen.

      Die drohenden Leerstände könnten freilich vermieden werden, wenn kontinuierlich zur Nachfrageentwicklung die Abrissquote gesteigert würde. Aber hier ist die Wohnungswirtschaft mit einer Art Gefangenendilemma konfrontiert: Wer abreißt, trägt die Kosten und entlastet den Gesamtmarkt, nützt also seinen Wettbewerbern. Dementsprechend zeigt die Erfahrung (aus den ostdeutschen, zunehmend auch aus westdeutschen Städten), dass sich die Überkapazitäten zu stetig wachsenden Leerstandsquoten auftürmen.

      Ökonomisch bedeuten zehn Prozent Leerstand in einer Verwaltungseinheit rund 13 Prozent Ertragsminderung, weil auch noch die Betriebskosten getragen werden müssen. Sinken dann noch die Mieten infolge der Angebotsüberhänge auf dem Wohnungsmarkt, landen wir rasch bei Ertragsminderungen von über 20 Prozent. 20 Prozent Leerstand bedeuten sogar Mindereinnahmen von 33 Prozent. Dementsprechend sinken dann auch die Ertragswerte und damit die Verkaufspreise für Mietobjekte. Leerstandsbetroffene Objekte mit komplexen Defiziten, bei denen sich Modernisierungsmaßnahmen nicht rechnen, können auf entspannten Wohnungsmärkten binnen kürzester Frist praktisch wertlos werden.

      Nun mag man denken, der Bereich des selbstgenutzten Wohneigentums werde von diesem Verfall der Immobilienwerte verschont bleiben. Aber auch hier drohen Gefahren.

      Erstens wird in den nächsten Jahren das Angebot an gebrauchten Einfamilienhäusern stark zunehmen, wenn nämlich die natürliche Fluktuation bei denjenigen einsetzt, die in den 60er Jahren ihre Häuser erbaut haben. Schon heute liegt der Anteil der Gebrauchtimmobilien am Gesamtmarkt für Einfamilienhäuser in den nordrhein-westfälischen Kernstädten bei 71 Prozent - mit weiter steigender Tendenz.

      Zweitens wird sich die Nachfrage nach selbstgenutztem Wohneigentum in den nächsten fünf bis sechs Jahren allein aus demographischen Gründen gegenüber dem Spitzenniveau des Jahres 2000 um 40 Prozent reduzieren, weil die geburtenstarken Jahrgänge, die für den Boom des Bauträgergeschäfts in den 90er Jahren gesorgt haben, inzwischen weitgehend versorgt sind und die geburtenschwachen Jahrgänge in das Erwerberalter nachrücken. Berücksichtigt man zudem den Trend zu neuen Lebensformen jenseits der Familie, erscheint eine Halbierung der Nachfrage wahrscheinlich.

      Wenn das Angebot - allein an Gebrauchtobjekten - steigt und die Nachfrage sinkt, sind Preisrückgänge, gerade für gebrauchte Eigenheime, die logische Folge. In den nächsten Jahren werden zunehmend Eigenheime vererbt werden, die von den Erben aus verschiedenen Gründen nicht selber genutzt und dann zum Verkauf angeboten werden. Wenn aus Vergangenheitswerten erhoffte Verkaufspreise nicht realisiert werden können, werden diese Objekte dann auch zunehmend vergleichsweise preiswert vermietet werden (was den Mietwohnungsmarkt zusätzlich belastet).

      Die demographische Entwicklung wird also zum Preisverfall für Gebrauchtimmobilien führen. Nicht der gesamte Markt wird davon betroffen sein. Exzellente Standorte werden auch in Zukunft rar und teuer sein. Die Wachstumsregionen werden zumindest mittelfristig noch verschont werden. Aber in den Kernstädten der schrumpfenden Regionen werden viele Immobilieneigentümer, die einst an eine sichere Wertanlage geglaubt hatten, böse Überraschungen erleben. Besonders bitter wird es für Erben werden, wenn ihnen das Finanzamt noch auf der Basis fiktiver Vergangenheitswerte hohe Erbschaftssteuern abgenommen hatte.

      Dieses Szenario versteht sich als selbstmörderische Prognose. Es soll deutlich machen, wie wichtig es ist, Überkapazitäten an den Wohnungsmärkten abzubauen, um den Werteverfall von Wohnimmobilien zu verhindern.

      Professor Dr. habil. Volker Eichener arbeitet an der Fachhochschule Düsseldorf und am InWIS Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung an der Ruhr-Universität Bochum


      Artikel erschienen am 31. Jul 2003

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      Wenn in Zukunft den Leuten die Immobilienwerte, und damit ja ihr (Teil-)Vermögen zerbröselt, wird das wohl kaum positive Auswirkungen auf die Kapitalmärkte und die Binnenkonjunktur haben, oder ??? ;) ;) ;)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 18:56:25
      Beitrag Nr. 3.629 ()
      Quelle: "Der dumme kleine Anleger" von Andreas Hoose

      auf der Wallstreet: Online Site.

      Sollte man unbedingt lesen. Seine Ausführungen sind nicht so ein Pillepalle wie die eines gewissen Nab....., na, ihr wisst schon.....;););)


      Avatar
      schrieb am 31.07.03 19:10:06
      Beitrag Nr. 3.630 ()
      Ach ja, was man unten in Posting #3627 sehen kann, ist der sogenannte MKT-Vane Indikator(Kenn ich auch nicht) versus dem S&P 500.
      Er scheint recht zuverlässig zu sein, oder ??? :)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 19:32:23
      Beitrag Nr. 3.631 ()
      und wie sah der im Bullen Markt aus ?
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 19:45:33
      Beitrag Nr. 3.632 ()
      @oegat

      Keine Ahnung.....sorry. :)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 19:47:59
      Beitrag Nr. 3.633 ()
      Die Warnsignale häufen sich

      von Andreas Hoose


      Kürzlich wollte mich ein Kollege davon überzeugen, dass die Zahlen von Investors Intelligence zur psychologischen Verfassung der Börsenbriefautoren in den USA nicht als Kontra-Indikator taugen, da Börsenbrief-Schreiber immer eine bullische Sicht der Dinge vertreten. Sie seien zu dauerndem Optimismus geradezu verpflichtet – andernfalls machten sie schlechte Geschäfte, da sich ihre Aktientipps nicht mehr verkaufen. Zur Erinnerung: Die entsprechenden Werte weisen derzeit eine nie gekannte Bullenquote auf (Chart unten).


      Optimismus pur: In den USA ist die Bullenquote auf einem Höchststand

      Das Argument muss man von zwei Seiten beleuchten. Richtig ist, dass die Verfasser von Börsenbriefen sicherlich eher zu optimistischen Übertreibungen neigen als der Rest der Anlegergemeinde. Wer wagte es schon, einen Index-Stand beim Dow Jones von 5000 Zählern oder weniger zu prognostizieren, verbunden mit der Empfehlung, dem Aktienmarkt am besten für einige Jahre fern zu bleiben?

      Natürlich wird niemand freiwillig den Ast absägen, auf dem er sitzt. Doch so einfach ist die Sache nicht. Zwar sind Börsenbriefautoren tendenziell optimistischer als die übrigen Investoren – mit einer wichtigen Einschränkung: Die Ausprägung ihres Optimismus ist sehr wohl starken Änderungen unterworfen. Nähern sich die Märkte einem Hochpunkt, sind die „Experten“ euphorisch – und umgekehrt. Genau diese Veränderungen im Grad des Optimismus machen den Indikator daher zu einem treffsicheren Hilfsinstrument bei der Einschätzung der künftigen Entwicklung. Das kann auch gar nicht anders sein. Womit wir beim Thema Antizyklik wären, dem Leitmotiv des Antizyklischen Aktienclubs. Der Grund, warum antizyklisches Vorgehen an der Börse einer der wenigen Erfolg versprechenden Wege ist, liegt in den psychologischen „Strickmustern“ begründet, die jedem Einzelnen von uns in die Wiege gelegt wurden.

      Es würde zu weit führen, die Grundlagen antizyklischen Vorgehens an dieser Stelle zu erörtern, daher nur ein paar Fakten: Seit Urzeiten ist der Mensch ein Herdentier. Soziales Verhalten nimmt einen enormen Stellenwert in der Erziehung unserer Kinder ein – und das ist auch gut so. Nebenbei führt es allerdings auch dazu, dass uns angepasstes und gruppenkonformes Verhalten von Kindesbeinen an eingetrichtert wird. Einzelgängern und „Quertreibern“ werden ihre Macken beizeiten ausgetrieben. Derart getrimmt fällt es uns später schwer, eine Meinung zu vertreten, mit der wir allein auf weiter Flur stehen. Diese Denkmuster angepassten Verhaltens finden sich selbstverständlich auch in den allermeisten Börsenbriefen wieder. Damit ist, stark vereinfacht gesagt, auch zu erklären, warum sich eine hohe Bullenquote bei den Börsenbriefautoren seit mehr als 20 Jahren sehr wohl als zuverlässiger Kontraindikator erwiesen hat. Das wird diesmal nicht anders sein. Die Frage, die an dieser Stelle bereits einmal diskutiert wurde ist nur, wie lange es dauern wird, bis die Realität auf dem Börsenparkett Einzug hält. Wie schon gesagt: Nichts ist unmöglich – auch ein Dow Jones von 10.000 Punkten noch in diesem Sommer wäre denkbar, wenn sich die große Masse erst einmal auf eine Richtung festgelegt hat. Emotionen treiben dann die Kurse, Fakten interessieren nicht. Wer das Thema vertiefen möchte, dem sei das Buch „Antizyklisch Investieren“ von Anthony Gallea und William Patalon empfohlen. Erschienen im Finanzbuch Verlag.

      Der Altmeister warnt

      Doch kommen wir zum eigentlichen Thema: Der Frage, wie es nach der fulminanten Aufholjagd an den Börsen weitergehen könnte. Einer, der sich erfolgreicher als die meisten anderen Anleger mit dem Thema Börse auseinander gesetzt hat, ist ganz ohne Zweifel Sir John Templeton. Seit Jahrzehnten steht Templeton mit seinen Anlageentscheidungen in schöner Regelmäßigkeit auf der richtigen Seite. Die Gedanken, die der mittlerweile 90jährige Begründer des legendären Templeton-Growth-Fund kürzlich gegenüber dem „Equities Magazine“ äußerte, könnten manchem Daueroptimisten allerdings den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Bis zu 20 Prozent der Hypotheken auf Eigenheime in den USA seien akut vom Ausfall bedroht, fürchtet Templeton, weil die Häuslebauer ihre Schulden nicht mehr bezahlen können. In seiner Begründung macht Templeton folgende Rechnung auf: Während in der Vergangenheit jede ausgeprägte Börsenschwäche mit einem deutlichen Rückgang der Immobilienpreisen einher gegangen war, haben die Preise für Wohneigentum in den USA während der laufenden Baisse um rund 20 Prozent zugelegt. Getrieben von den niedrigen Zinsen haben sich die US-Bürger in Schulden gestürzt und so den Immobilienmarkt immer weiter angefacht. Man braucht nicht viel Phantasie, um dem Argument Templetons zu folgen, wonach diese Situation eine enorme Sprengkraft beinhaltet: Anders als nach der Baisse der 20er und 30er Jahre, als sparen noch gefragt war, seien die US-Haushalte heute verschuldet wie noch nie in der Geschichte. Templeton, der nach eigenem Bekunden heute bärischer eingestellt ist als vor Jahresfrist, erklärt: „Die Verschuldung Amerikas beträgt aktuell 32 Billionen US-Dollar und ist damit dreimal so groß wie die Wirtschaftsleistung eines gesamten Jahres. Zu keiner Zeit war eine Nation derart hoch verschuldet. Die Schuldenlast ist heute höher als auf dem Höhepunkt der Aktienhausse vor drei Jahren. Viele Eigenheimbesitzer haben höhere Verbindlichkeiten als ihre Immobilie wert ist.“ Diese Argumente sind natürlich nicht neu, dann aber verweist "Sir John" auf einen Aspekt, den die meisten Börsianer wohl weit unterschätzen: Sollten die Immobilienpreise auch nur um 20 Prozent sinken, eine Tatsache, die in einer Baisse unausweichlich sei, stünden zahllose Eigenheimbesitzer vor dem Bankrott, warnt Templeton. Darin sieht der Altmeister der Kapitalanlage auch den entscheidenden Unterschied zur Situation in den 30er Jahren: Seinerzeit hätten viele Hausbesitzer ihre Immobilien bar bezahlt. Ein Umstand, der heute undenkbar sei. Während die Häuslebauer in den 30erJahren vom Einbruch bei den Immobilienpreisen kaum betroffen waren (es gab ja kaum jemanden, der verschuldet war) hätte ein Rückgang der Preise heute verheerende Folgen. Zwangsversteigerungen wären nach Ansicht Templetons die unausweichliche Konsequenz. Was dies für die taumelnde US-Wirtschaft bedeuten könnte, wagt man sich kaum vorzustellen. Verbrauchervertrauen? Restlos im Eimer. Konsumausgaben? Wovon bitteschön? Um einen Rat befragt, wie man sich als Anleger in dieser Situation verhalten solle, sagt Templeton: "Kaufen Sie US-amerikanische Immobilien, wenn die Preise um 90 Prozent (kein Druckfehler!) gefallen sind. Dass der Bauboom demnächst zu Ende gehen dürfte, belegt folgende Grafik: In der Vergangenheit hat ein scharfer Anstieg bei den neugebauten Häusern, wie er auch zuletzt zu beobachten war, anschließend regelmäßig zu einem deutlichen Rückgang der Bauaktivität geführt.


      Der Bauboom in den USA dürfte demnächst beendet sein.

      Vor diesem Hintergrund erscheinen die jüngst wieder kletternden Renditen der 10jährigen US-Staatsanleihen ganz und gar nicht wie die frohe Botschaft einer erstarkenden Ökonomie sondern eher wie Vorboten eines Desasters für die Eigenheimbesitzer. Sollte der Zinstrend jetzt drehen, könnte das von Sir John Templeton befürchtete Szenario schon in absehbarer Zeit bedrückende Realität werden.


      Der jüngste Anstieg der Renditen lang laufender US-Staatsanleihen könnte auf eine Zinswende hindeuten.

      Man darf sich nichts vormachen: Sollte Templeton mit seiner Vorhersage auch nur ansatzweise richtig liegen, wären die Folgen für die US-Wirtschaft verheerend. Der Altmeister glaubt, dass derzeit nur ganz wenige Anleger den Korrekturbedarf erkennen, der sich im Zuge des größten Finanzcrashs der Börsengeschichte in vielen Bereichen aufgetan hat. Fast möchte man sich wünschen, dass Templeton mit seiner Prognose irrt. Nur dieses eine Mal. Übrigens: Der Templeton Growth Fund ist als einer der ganz wenigen seiner Zunft über jeden Zweifel erhaben. Seit mehr als 40 Jahren ist das Produkt von “Sir John” in der Fondsbranche einsame Spitze.

      Ernte des Frühsommers

      Kürzlich hatten wir an dieser Stelle dazu geraten, den jüngsten Kursaufschwung zu Gewinnmitnahmen zu nutzen. Zuletzt gab es nochmals günstige Gelegenheiten, die Ernte des Frühsommers einzufahren. Nach Lage der Dinge könnte das auch noch eine Weile so bleiben. Man darf die Neigung der Menschen, zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung zu rennen nie unterschätzen. Diesen Effekt wird man auch bei der nächsten Abwärtskorrektur wieder eindrucksvoll studieren können. Einige Ereignisse der vergangenen beiden Wochen mahnen jetzt zu erhöhter Vorsicht: Da wäre zunächst die Kursentwicklung bei Yahoo. In der vergangenen Woche hatte der Internet-Blue-Chip gute Quartalsergebnisse vorgelegt. Auch die Erwartungen der Analysten wurden erfüllt – trotzdem ging es mit der Notierung anschließend steil bergab. Der jüngste Kursanstieg von 40 Prozent innerhalb eines Monats war wohl zuviel des Guten. Es hätte schon eines sensationellen Ergebnisses bedurft, um die Korrektur zu verhindern. Die Punktlandung war den Anlegern zu wenig. Der Chart zeigt, dass der Wert jetzt vermutlich eine Trendwende eingeleitet hat; die bärischen Zeichen im Kursverlauf mehren sich: Der Einbruch der vergangenen Woche erfolgte unter massiv steigenden Umsätzen. Dabei wurde eine Kurslücke nach unten geöffnet. Solche sogenannten „breakaway-gaps“ leiten meist einen neuen Trend ein und werden dann längere Zeit nicht mehr geschlossen.


      Die fundamentalen Daten von Yahoo erinnern verdächtig an die "besten" Zeiten der Internet-Euphorie


      Die fundamentalen Daten des Titels erinnern verdächtig an die "besten" Zeiten der Internet-Euphorie: Aktuell wird Yahoo zum 114-fachen Gewinn bewertet. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis notiert nahe 20. Das Beispiel macht deutlich, wie weit sich einige Technologie-Werte mittlerweile wieder von der Realität entfernt haben. In der gerade laufenden Berichtssaison zum zweiten Quartal wird sich zeigen, ob dies ein Einzelfall ist. Vermutlich nicht. Das Yahoo-Signal ist eindeutig: Wenn gute Nachrichten mit Kursabschlägen quittiert werden, wird eine Korrektur auch am Gesamtmarkt immer wahrscheinlicher.


      Korrektur trotz "guter" Jahreszahlen bei Intel?

      Auch bei Intel (s. Chart) könnte trotz der zuletzt vorgelegten "guten" Quartalszahlen eine Korrektur anstehen. Es dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, dass die Erwartungen inzwischen so niedrig sind, dass die Unternehmen leichtes Spiel haben, diese zu erfüllen. Der Chart mit einem nicht ganz idealtypischen "shooting star" am Tag der Ergebnisse sieht derzeit jedenfalls verdächtig nach einer bevorstehenden Talfahrt aus.

      Über Nokia (Chart unten) muss man nicht viele Worte verlieren. Die kürzlich vorgelegten Zahlen dürften die Technologie-Börsen weltweit noch eine Weile beschäftigen.


      Der Nokia-Chart zeigt ein eindrucksvolles "gap-down" am Tag der Quartalsergebnisse.

      Beim Dax ist das Risiko eines Rückschlags ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Trotz anders lautender Prognosen lassen die konjunkturellen Nachrichten immer noch keine Wende zum Besseren erkennen. So ist die Industrieproduktion in Deutschland im Mai überraschend deutlich um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken. Volkswirte hatten mit einem Rückgang um 0,3 Prozentpunkte gerechnet. Schon im April war der Indikator um 1,2 Prozent eingebrochen.

      Sorgenkind Nummer eins

      Ähnlich trübe Aussichten am Arbeitsmarkt, Deutschlands Sorgenkind Nummer eins. Im Juni sank die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat zwar um 85.000 auf 4,257 Millionen. Der Rückgang war nach Ansicht von Fachleuten jedoch in erster Linie auf "kosmetische Maßnahmen" der Arbeitsämter zurück zu führen. Auch die Deutsche Bank sieht im saisonbereinigten Rückgang der Arbeitslosenquote keine konjunkturellen Gründe. Eine Belebung der Nachfrage sei daher vorerst nicht zu erwarten. Für Anfang 2004 rechnen Volkswirte jetzt bereits mit mehr als fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland. Es ist doch sehr fraglich, ob der Dax in einem solchen Umfeld seinen jüngsten Aufwärtsschub fortsetzen kann. Natürlich sind die Zinsen niedrig, und natürlich versuchen die Vereinigten Staaten durch Steuergeschenke alles, der Konjunktur auf die wackeligen Beine zu helfen – man darf aber auch nicht vergessen, dass etwa der Deutsche Aktienindex seit seinem Tief vom März dieses Jahres rund 50 Prozent zugelegt hat. Da ist die Luft inzwischen zweifellos dünn. Doch die Börsianer kümmert all das derzeit wenig. Es wird gekauft, was das Zeug hält. Das hat dazu geführt, dass die breiten Märkte wieder richtig teuer geworden. Der S&P500 weist mittlerweile ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 auf. Unter Berücksichtigung der sogenannten „core-earnings“ liegt der Wert bei 42 (!). Zur Erinnerung: Auf dem Höhepunkt der Hausse im Frühjahr 2000 lag das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis im S&P500 bei 35.

      Konsequenzen unausweichlich

      Auch das Problem der US-Verschuldung ist aktueller denn je: Im Mai ist das amerikanische Leistungsbilanzdefizit auf den dritthöchsten Wert aller Zeiten angestiegen. Waren und Dienstleistungen im Wert von 41,84 Milliarden US-Dollar wurden in den USA mehr verbraucht als die US-Volkswirtschaft selbst herstellen konnte. Theoretisch kann ein Land wie die USA ein solches Defizit über Jahre, sogar Jahrzehnte aufrechterhalten – jedenfalls solange internationale Investoren bereit sind, dieses Defizit zu finanzieren. Sobald aber die internationalen Kapitalmärkte eine weitere Finanzierung verweigern sollten, wären harte ökonomische und soziale Anpassungsmaßnahmen auch in den USA unausweichlich. Die nervösen Kursbewegungen der Börse verstellen gerne den Blick auf das große Bild. Hier zeichnet sich der langfristige Trend bereits deutlich ab: Der Chart unten zeigt, dass Zeiten massiver Kreditausweitung in den USA (und nicht nur dort) immer wieder von Phasen abgelöst wurden, in denen der Trend sich umkehrte – und zwar über viele Jahre. Zeiten zurückgehender Kredite waren dabei regelmäßig gekennzeichnet von einer Outperformance des Goldpreises gegenüber der Kursentwicklung beim Dow Jones. Im Moment spricht nichts dafür, dass dies in den kommenden Jahren anders sein sollte.



      Besonders aufmerksam sollte man aber nicht nur den Goldpreis verfolgen. Mindestens ebenso interessant könnten jetzt Silber-Engagements werden. An dieser Stelle hatten wir vor einigen Wochen bereits darauf hingewiesen, dass der Silberpreis möglicherweise vor einem markanten Ausbruch steht. In der vergangenen Woche war es dann soweit: Nach einer Korrektur bis auf 4,65 US-Dollar, die wir dazu genutzt hatten, unsere Silber-Positionen im AAC-Signal-Depot zu ergänzen, knackte die Notierung diesen wichtigen Widerstand.


      Geschafft: In der vergangenen Woche durchbrach der Silberpreis den wichtigen Widerstand bei 5,00 US-Dollar.

      Wichtig ist jetzt die Zone bei 5,00 US-Dollar. Sollte es dem Silberpreis gelingen, sich dauerhaft darüber zu etablieren, dürften sich die Kurse der Silberminen zu ungeahnten Höhen aufschwingen. Da es weltweit nur eine Handvoll Silberproduzenten gibt, ist das Potential dieser Titel bei einem nachhaltigen Ausbruch des Silberpreises kaum abzuschätzen.

      Rallye am Ende?

      Werfen wir nochmals einen Blick auf die jüngste Kursentwicklung in den Vereinigten Staaten. Nachdenklich stimmt dabei die Tatsache, dass die kleineren US-Werte, zusammengefasst etwa im S&P600 (Chart unten) zuletzt zwar ein neues Hoch markieren konnten – dies wurde von den Markt-Schwergewichten aus dem S&P500 (darunter) jedoch nicht bestätigt. Zumindest noch nicht. Normalerweise klettern die Schwergewichte zu Beginn einer Hausse, die kleineren Werte folgen etwas später.






      In der Endphase eines Kursaufschwungs ist es häufig umgekehrt: Während die Schwergewichte erste Schwächeanzeichen zeigen, marschieren die kleineren Titel noch munter weiter. Dies könnte jetzt darauf hindeuten, dass die jüngste Kursrallye vor ihrem Ende steht.

      Und das machen die „Profis“ ...

      Besonders aufschlussreiche Hinweise über die künftige Entwicklung an den Börsen erhält man, wenn man das Anlageverhalten professioneller Marktteilnehmer analysiert. Die sogenannten "commercial traders" in den USA scheinen der jüngsten Rallye immer stärker zu misstrauen: Sie lehnen sich jetzt deutlich auf die kurze Seite. Kürzlich wurden Zahlen des „Commitment of Traders“-Report (COT) veröffentlicht. Dort wird analysiert, in welchen Futures-Märkten das sogenannte "smart money" long oder short geht, also auf steigende oder fallende Kurse setzt. Die Daten sollten den Daueroptimisten sehr zu denken geben: Seit Anfang März wies der COT-Report für den S&P500 eine Netto-Long-Position der Berufsspekulanten aus. Unterm Strich setzte die Mehrzahl der professionellen Anleger beim S&P also bereits wenige Tage vor Beginn der jüngsten Hausse auf steigende Kurse. Gutes Timing. Anfang Juli nun haben dieselben Profis ihre Netto-Long-Positionen von 18.446 Kontrakten in eine Netto-Short-Position von 42.144 Kontrakten umgewandelt.

      Bemerkenswert daran ist die Tatsache, dass dieser Umschwung von insgesamt 60.590 Kontrakten die stärkste Richtungsänderung innerhalb einer Woche war, die jemals registriert werden konnte. Die zentrale "Hochwassermarke" liegt bei 1015 Zählern im S&P500. Nur wenn diese nachhaltig überschritten werden sollte, ist mit einem stärkeren "short squeeze" zu rechnen, bei dem die Profis ihre Short-Engagements eindecken müssten. Im Gegenzug haben die sogenannten "small traders", die Kleinanleger also, die als Kontraindikator gewertet werden müssen, ihre Netto-Long-Positionen massiv ausgebaut. Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass man solche Verschiebungen sehr ernst nehmen muss. Zwar liegen die "commercials" mit ihren Positionierungen nicht immer richtig - aber meistens.



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      Super Artikel.......Wow !!!!! :):):)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 00:13:12
      Beitrag Nr. 3.634 ()
      Donnerstag, 31. Juli 2003

      Der "Mund der Welt"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Amerikaner sind der "Mund der Welt" geworden – sie konsumieren alles, was ihnen angeboten wird. Kosten egal. Der Dollarstandard hat zu dieser Entwicklung geführt.

      Die Amerikaner nehmen die Güter und Dienstleistungen der Welt willig an – im Glauben, dass sie niemals wirklich dafür zahlen müssen. Und die amerikanischen Volkswirte sind etwas dämlich geworden.

      Vor kurzem habe ich von einem dieser amerikanischen Volkswirte gehört, dass Konsum ein Synonym für Reichtum sei. Was sonst sei Reichtum, so seine Frage, als die Fähigkeit, zu konsumieren?

      Ich sehe das anders. Es ist nicht die Fähigkeit, zu konsumieren, die einen Mann materiell "reich" macht, sondern seine Fähigkeit, zu produzieren. Und der Dollarstandard hat dazu geführt, dass die Amerikaner zu mehr Konsum und der Rest der Welt zu mehr Produktion veranlasst wurden. Die Amerikaner haben dadurch mehr Geländewagen, Hypotheken und leerer Champagnerflaschen bekommen – während in China mehr Jobs, Fabriken und Ersparnisse entstanden sind.

      Regelmäßige Lesern des Investor`s Daily könnten gelangweilt werden, weil ich das schon wieder sage, aber ich bin noch nicht müde, es zu sagen: Nichts ist so gefährlich wie Glück! Amerika hatte das außergewöhnliche Glück, dass seine Währung als Reservewährung der Welt genommen wurde. Jetzt wird Amerika durch sein Glück ruiniert.

      Jetzt zu Eric Fry an der Wall Street. Wenn die USA der "Mund der Welt" sind, dann muss Eric an den Lippen Amerikas hängen ...

      Donnerstag, 31. Juli 2003

      Schwaches US-Verbrauchervertrauen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Was ist mit dem amerikanischen Konsumenten los? Verliert er seine Nerven? Was ist passiert mit dieser Spezies Mensch, die niemals zögerte, Geld für Dinge, die sie nicht brauchte, auszugeben? Und wo ist das Draufgängertum, das den amerikanischen Konsumenten dazu inspirierte, seine Hypotheken bis aufs Maximum auszureizen, um sich dafür Schneefahrzeuge, Gourmet-Tequila und überbewertete Hightech-Aktien zu kaufen?

      Den amerikanischen Konsumenten gibt es natürlich noch, aber seine Zuversicht nimmt ein wenig ab. Der Index des Verbrauchervertrauens (vom Conference Board) fiel im Juli auf 76,6 Punkte, nach 83,5 Zählern im Juni. Das ist das niedrigste Niveau seit dem März-Tief (61,4 Punkte).

      "Die steigenden Arbeitslosenzahlen und die Einschätzung, dass eine Wende am Arbeitsmarkt nicht unmittelbar bevorsteht haben dazu beigetragen, dass sich das Konsumentenvertrauen diesen Monat verschlechtert hat", so Lynn Franco, Direktorin des "Consumer Research Center" vom Conference Board (die den entsprechenden Index ermitteln). "Die Erwartungen werden wahrscheinlich schwach bleiben, bis sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessert."

      Der Prozentsatz der Konsumenten, die denken, dass Jobs "schwer zu bekommen" sind, ist von 31,9 % auf 33,1 % gestiegen. Gleichzeitig fiel die Zahl der Konsumenten, die meinen, dass es "zahlreiche" Jobs gibt, von 11,2 % auf 10,5 % ... und der Anteil der Konsumenten, der mit einem Anstieg der eigenen Einkommen rechnet, ging von 17,1 % auf 15,7 % zurück.

      Das musste so kommen, ist meine Einschätzung. Wenn im produzierenden Gewerbe mehr als 2 Millionen Jobs verschwinden und sich am Aktienmarkt 7 Billionen Dollar Marktkapitalisierung in Luft aufgelöst haben, dann könnte selbst der zuversichtlichste Konsument gelegentlich anfällig für Panikattacken sein. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass die Zinsen wieder steigen, dann ist es ein Wunder, dass sich ÜBERHAUPT NOCH Konsumenten weiter verschulden und kräftig konsumieren.

      Aber der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan vermeldet, dass die Finanzen der Haushalte in einem Topp-Zustand seien. "Die Aussichten für eine Fortsetzung des starken wirtschaftlichen Wachstums sind verbessert worden durch Schritte, die im privaten Sektor in den letzten Jahren unternommen worden sind, um die Bilanzen zu restrukturieren und zu stärken", sagte der Fed-Vorsitzende in seiner letzten Rede vor dem US-Kongress. "Nirgendwo ist dieser Prozess der Bilanz-Anpassungen offensichtlicher als im Sektor der privaten Haushalte." Ich sage: Blabla!

      Selbst trotz der auf Rekordtiefs stehenden Zinssätze ist der Schuldendienst der privaten Haushalte – also der Prozentsatz des monatlichen Einkommens, der zur Bedienung der Schulen aufgewendet werden muss – immer noch bei 14 %, wo er seit 2001 fest steht. Um das in eine Perspektive zu setzen: Unmittelbar vor den letzten 2 Konsum-Booms lag dieser Wert laut David Rosenberg von Merrill Lynch eher bei 12 %.

      Was noch? Nun, in den Zeiten, als Vater Bush noch US-Präsident war, da sparten die Leute noch ein wenig mehr als heute unter Bush Junior. Im letzten Monat der Rezession von 1990/91 lag die Sparrate bei 7,7 % – verglichen mit 3,5 % aktuell.

      Paul Kasriel von Northern Trust betont, dass in jeder Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg das Verhältnis von Schulden zu Vermögen der privaten Haushalte gefallen ist. In der jüngsten Rezession war es aber völlig konträr: Da ist dieses Verhältnis in die Höhe geschossen, mit einem Rekordhoch von 18 % im ersten Quartal dieses Jahres. "Die Haushalte haben ihre Bilanzen seit der letzten Rezession nicht merklich verbessert", so Kasriel in einer aktuellen Analyse. "Die Haushalte sind nicht `besser positioniert`( ...). Wenn überhaupt, dann sind sie schlechter positioniert." Hinzu kommt, dass die steigende Zahl der persönlichen Pleiten suggeriert, dass die Konsumenten während der letzten Mini-Rezession niemals wirklich aufgehört haben, sich zu verschulden und zu konsumieren. Stattdessen haben sie weiter Schulden gemacht und konsumiert, so wie sie das während der Boom-Zeiten der späten 1990er getan haben. Im heutigen Amerika geht es um Konsum – rund um die Uhr.

      Ein weiteres einzigartiges Element der letzten amerikanischen Mini-Rezession ist die Tatsache, dass die Kurse am Aktienmarkt nicht ausreichend tief gefallen sind. Es stimmt, dass der Dow Jones seit seinem Topp im Januar 2000 bei 11.722 Punkten bis zum Tief letzten Oktober 38 % verloren hatte. Aber es stimmt auch, dass der Bärenmarkt nach dem Schwarzen Freitag 1929 satte 89 % des Dow Jones eindampfte. DAS nenne ich einen Bärenmarkt! Wenn Der Dow Jones das heute wieder nachvollziehen würde, dann würde er bei 1.287 Punkten stehen!

      Donnerstag, 31. Juli 2003

      Internet-Aktien: KGV von 4878!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Da ich immer noch eine Konferenz halte, habe ich derzeit kaum Zeit, für den Investor`s Daily zu schreiben. Ich gebe mein Bestes – bitte aber um Verständnis dafür, dass meine Texte kürzer ausfallen!

      *** Aber ich habe einen interessanten Artikel im jüngsten Barron`s Magazin gefunden. Erinnern Sie sich an den Rat, dass man niedrig kaufen und hoch verkaufen sollte? Nun, ich weiß nicht genug, was tief genug ist. Aber als die Analysten von Bridgewater Associates 20 der führenden Internet-Gesellschaften unter die Lupe nahmen, da fanden mit diesen Unternehmen eine Gruppe, die ich verkaufen würde. Ebay, Amazon, Yahoo, Priceline und der Rest der Gruppe haben jetzt eine Marktkapitalisierung von insgesamt 122 Mrd. Dollar. Aber sie haben zusammengenommen nur Gewinne von 25 Millionen. Das gibt ihnen ein kollektives Kurs-Gewinn-Verhältnis von 4878.

      "Ich habe eine Menge Geld verdient, als ich vor ein paar Jahren Put-Optionsscheine auf diese Unternehmen kaufte" sagte mir mein alter Freund Porter Stansberry gestern. "Ich denke, ich werde das wieder versuchen."

      *** Und armer Alan Greenspan. Er hätte besser seinen Abschied genommen, als er noch oben stand. "Irgendetwas ist mit dem Maestro (=Alan Greenspan) sehr schief gelaufen", schreibt Paul Krugman in der NY Times.

      Was schief gelaufen ist, ist die Tatsache, dass die Wirtschaft mit seinen 12 ersten Zinssenkungen nicht kooperiert hat. Und als die 13. kam, da fielen die Zinsen am Anleihen- und Hypothekenmarkt nicht weiter, sondern sie – stiegen. Auf das höchste Niveau seit Januar. Wie kann man die Illusion von Reichtum aufrechterhalten, wenn man die Leute nicht immer weiter zu neuen Schulden zu immer niedrigeren Zinsen verleiten kann? Wie kann man den Mund der Welt ohne neue Kredite füttern? Wir werden es sehen, liebe(r) Leser(in), wir werden es sehen.

      Donnerstag, 31. Juli 2003

      Erdgas – die strategische Alternative zu Erdöl

      von John Myers

      "Dem Wachstumsmotor fehlt der Treibstoff!" sagt der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan. Und diesmal meinte er Erdgas. Greenspan sprach zu Beginn des Monats wieder einmal vor dem US-Senat, wie er das öfters tut. Aber dieses Mal sprach er nicht über die allgemeine Wirtschaftslage oder über die auf Rekordtief stehenden Leitzinsen. Stattdessen sprach er über die Erdgasknappheit der Nation. Und in diesem Punkt hat er einmal Recht.

      "Die heutige Verknappung an den Erdgasmärkten war seit einer langen Zeit vorauszusehen", so Greenspan, "und die Preise der Futures zeigen, dass wir nicht fähig sind, schnell zu den früheren Perioden der niedrigen Preise zurückzukehren."

      In seiner Rede betonte Greenspan, dass der Markt hohe und steigende Erdgas-Preise vorwegnimmt: "Der langfristige Gleichgewichtspreis für Erdgas ist in den USA in den letzten 6 Jahren von rund 2 Dollar pro Einheit auf mehr als 4,50 Dollar pro Einheit gestiegen."

      Weil die USA 53 % ihres Rohölverbrauchs importieren (verglichen mit 35 % während des Ölembargos von 1973), ist das Land zunehmend von Erdgas abhängig, um seine Energiebedürfnisse befriedigen zu können.

      Ein Artikel im Time Magazine vom 21. Juli untermauert das: "Die amerikanische Erdölproduktion hat ihren Höhepunkt überschritten. Das letzte Atomkraftwerk wurde im Juli 1973 in Auftrag gegeben. Es existieren keine bedeutenden alternativen Energiequellen. Kurz gesagt – die Amerikaner steuern auf ihre erste größere Energiekrise seit den 1970ern zu."

      Aber das war nicht immer so. 1962 wurde Erdgas fast noch als Abfallstoff bewertet, nicht als Ressource. Aber als die Nachfrage nach Energie in Nordamerika explodierte, wurden in den USA immer weniger neue Ölfelder gefunden, die sich erschließen ließen. Gleichzeitig begannen die Unternehmen über die Alternative Erdgas nachzudenken. Die Suche nach Erdgasquellen begann.

      Heute werden 175 Millionen amerikanische Konsumenten mit Erdgas beliefert, über ein unterirdisches Netzwerk von 1,3 Millionen Meilen. Es gibt fast 500.000 Erdgasquellen in Nordamerika.

      Einer der größten Vorteile des Erdgases ist die Tatsache, dass das Angebot an Erdgas nicht durch Kriege oder Embargos unterbrochen werden kann. Während die USA die Hälfte ihres Erdölverbrauchs importieren, werden satte 88 % des Erdgasverbrauchs im eigenen Land produziert. Der Rest kommt aus Kanada, über Pipelines.

      Leider sind viele der Erdgasquellen in den USA langsam erschöpft. Vor ein paar Jahren hat das Oil & Gas Journal einen aufrüttelnden Artikel veröffentlicht, in dem festgestellt wurde, dass Texas – dort wird ein Drittel der amerikanischen Erdgasproduktion erbracht – jedes Jahr 6.400 neue Erdgasquellen erschließen müsste, um die gesamte Produktion vor einem Einbruch zu bewahren. Das wären 17 neue Erdgasquellen pro Tag. Zum Vergleich: Noch ein paar Jahre vorher waren nur ca. 4.000 neue Erdgasquellen pro Jahr nötig, um die Produktion stetig zu halten.

      Dieser drastische Rückgang der Produktion kommt deshalb, weil die Erdgasquellen immer kleiner und unergiebiger werden – weshalb immer mehr von ihnen notwendig sind. Heute sind die neuen Quellen in Texas so klein, dass bereits nach einem Jahr mehr als die Hälfte bereits ausgebeutet ist. Und während die Produktion in den USA zunehmend zurückgeht, richten sich immer mehr Augen auf die verborgenen Reserven in Kanada.

      Laut dem Oil & Gas Journal wird der Zustrom von kanadischem Erdgas in die USA in den nächsten Jahren stetig steigen. Die größten Erdgasreserven Nordamerikas liegen in Kanada. Und in Kanada sind erst ca. 25 % der geschätzten Reserven ausgebeutet – verglichen mit 45 % in den USA. Das ergibt ein erhebliches Potenzial für die kanadischen Erdgasgesellschaften und deren Aktionäre.

      Es wird erwartet, dass das kanadische Erdgas zunehmend den Energiedurst der USA stillen wird. Der US-Energieminister Spencer Abraham schlug am 26. Juni auf einer Erdgaskonferenz vor, "die heimische Produktion von Erdgas und die Importmöglichkeiten zu fördern, um das Angebot insgesamt zu steigern ( ...)."

      Auf dieser Konferenz sprach auch Daniel Yergin, der Vorsitzende von Cambridge Energy Research Associates. Er sagte, dass ein heißer Sommer die Erdgaspreise nach oben ziehen könnte. "Jede Rezession seit den frühen 1970ern ist mit einem Anstieg der Energiepreise in Zusammenhang gebracht worden", so Yergin. "Das aktuelle Problem ist nicht ein Fehler des Marktes, sondern enttäuschende Ergebnisse bei der Erschließung neuer Quellen, Restriktionen in Bezug auf die Erschließung und ein Wechsel hin zu neuen Verbrauchsmöglichkeiten von Erdgas, die den Verbrauch bestimmt erhöhen werden", so Yergin weiter.

      Der Erdgasmarkt läuft sich gerade erst warm ... und wie jeder, der mit Erdgas arbeitet, weiß, kann Hitze zu einer explosiven Situation führen.

      ..............................



      Arme Yankees.....:cry: :D
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 05:11:42
      Beitrag Nr. 3.635 ()
      Die Fed auf falschem Kurs

      Von Claus Tigges, Washington

      29. Juli 2003

      Alan Greenspan ist im Begriff, seinen Ruf zu ramponieren. Der Kurs, den die amerikanische Geldpolitik unter der Führung des Vorsitzenden der Federal Reserve (Fed) in den vergangenen Monaten eingeschlagen hat, droht, sollte er noch lange fortgesetzt werden, auf Dauer sowohl die Preisstabilität als auch das Wachstum in der größten Volkswirtschaft der Erde zu gefährden. Denn nicht ein Rückgang des allgemeinen Preisniveaus - eine die Konjunktur abwürgende Deflation - steht ernsthaft zu befürchten, sondern die Rückkehr der Inflation.



      Seit dem Bericht Greenspans vor dem Kongreß Mitte des Monats haben es die Akteure an den Finanzmärkten und auch die breitere amerikanische Öffentlichkeit sogar schwarz auf weiß: Die Notenbank wird, so lautet das Versprechen Greenspans, selbst dann die Zinsen noch für lange Zeit nicht erhöhen, wenn sich die Hoffnungen auf eine Beschleunigung des Wachstums in den kommenden Monaten erfüllen.

      Währungshüter in Unruhe

      Der Spagat zwischen dem Verbreiten von Konjunkturoptimismus auf der einen und dem Bemühen um eine Stabilisierung der Inflationserwartungen an den Märkten auf der anderen Seite ist Greenspan gründlich mißlungen. Bester Indikator dafür ist der amerikanische Anleihemarkt. Dort sind die Renditen der festverzinslichen Wertpapiere seit Greenspans Äußerungen kräftig in die Höhe geschnellt. Die maßgebliche Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit weist inzwischen wieder eine Rendite von mehr als 4,2 Prozent auf und hat sich damit ein gutes Stück vom rekordniedrigen Niveau von 3,11 Prozent entfernt, das Mitte Juni erreicht war.

      Nun ist dieses Renditeniveau sicher noch nicht konjunkturschädlich; die Botschaft der Märkte aber muß die Währungshüter in Washington aus einem anderen Grund in Unruhe versetzen: In den höheren Renditen spiegelt sich nämlich mehr als die Hoffnung auf eine verbesserte Verzinsung des eingesetzten Kapitals der Investoren. Sie wäre im Zuge einer Konjunkturerholung keine Überraschung.

      Auch das inzwischen auf rund viereinhalb Prozent des Bruttoinlandsprodukts angeschwollene Haushaltsdefizit der amerikanischen Regierung und die daraus folgende höhere Inanspruchnahme des Kapitalmarktes vermögen den Renditesprung nicht gänzlich zu erklären. Die Märkte haben vielmehr begriffen, daß die Federal Reserve auf dem besten Wege ist, zu einer Politik zurückzukehren, die seit gut zwei Jahrzehnten als untauglich und sogar gefährlich gilt: der Inflationierung der Wirtschaft in der Hoffnung, Wachstum zu generieren. Darum verlangen die Anleger schon jetzt eine höhere Inflationsprämie als Teil der Anleiherendite.

      Kurswechsel wegen Deflationsgefahren

      Die Fed vollzieht ihren Kurswechsel unter dem Vorwand, die Gefahren einer Deflation abwenden zu müssen. Ernste Hinweise auf solch eine - träte sie tatsächlich ein, gewiß schädliche - Entwicklung gibt es freilich nicht. Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, ja sogar erwünscht, daß die Preise für eine Reihe von Produkten oder Dienstleistungen sinken. Dies darf aber nicht verwechselt werden mit einem dauerhaften Rückgang fast aller Preise in einer Wirtschaft, der in der Tat zu Attentismus bei Unternehmen und Verbrauchern führen und die Konjunktur lähmen könnte.

      In Amerika ist die Teuerungsrate ein gutes Stück von der ominösen Null-Linie entfernt und steigt der Tendenz nach. Der schwächere Dollar übt über die Importpreise ebenfalls einen Aufwärtsdruck auf den Verbraucherpreisindex aus. Und schließlich: Die Geldmenge und die Ausleihungen der Banken wachsen mit hohem Tempo. Die Wachstumsrate der breit gefaßten Geldmenge M2 liegt derzeit - auf das Jahr gerechnet - bei stattlichen 8,2 Prozent. Jede Deflation der Vergangenheit, auch die, unter deren Folgen Japan immer noch leidet, ist von einem scharfen Rückgang des Geldangebots eingeleitet worden. Davon kann in Amerika keine Rede sein. Ganz im Gegenteil sogar. Die als Folge der Niedrigzinspolitik der Fed umlaufende Geldmenge wird immer größer und schürt auf Dauer die Inflation.

      Verwirrende Signale

      Greenspan und seine Kollegen, die seit Jahr und Tag der Geldmengenentwicklung ihre Eignung als Inflationsindikator absprechen, haben sich während der jüngsten Deflationsdebatte zudem in einen Widerspruch verstrickt. Währungshüter Ben Bernanke, der sich in den zurückliegenden Monaten als entschlossener Kämpfer gegen jede Deflationsgefahr hervorgetan hat, stellte als "unkonventionelles Mittel" der Geldpolitik den umfangreichen Kauf langlaufender Staatsanleihen in Aussicht. Auf diese Weise ließen sich zusätzliche Liquidität in fast unbegrenzter Höhe in die Wirtschaft pumpen und die Deflation abwenden. Mit anderen Worten: Die Fed könne die Notenpresse anwerfen und damit ihre Fähigkeit ausspielen, unter allen Umständen die Geldentwertung zu beschleunigen. Damit aber ist der enge Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisentwicklung, der nach Ansicht der Fed nicht besteht, doch hergestellt.

      Die verwirrenden Signale aus der Federal Reserve legen die Schwächen der so häufig als vorbildlich gepriesenen amerikanischen Geldpolitik offen. Der Ad-hoc-Ansatz Greenspans ist offenbar nicht geeignet, die Erwartungen der Märkte zu stabilisieren. Was fehlt, ist ein Grundgerüst, ein geldpolitisches Konzept, das Ziele und Instrumente der Geldpolitik klar definiert. Teil einer solchen Strategie müßten die Verpflichtung auf ein einziges Ziel, die Sicherung der Preisstabilität und die Vorgabe einer anvisierten niedrigen Inflationsrate sein.

      Chairman Greenspan sollte einsehen, daß mehr auf dem Spiel steht als sein Ruf als "Dirigent der Wirtschaft". Inflation ist keine Garantie für höheres Wachstum. In der Tat - und hier lohnte sich ein Blick auf die Europäische Zentralbank - liefert die Notenbank den besten Beitrag für Wachstum und Beschäftigung, wenn sie ihre Bemühungen nicht auf die Glättung von Konjunkturschwankungen, sondern auf die Wahrung stabiler Preise konzentriert.


      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2003, Nr. 174 / Seite 11
      Bildmaterial: AP



      ..........................
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 17:53:05
      Beitrag Nr. 3.636 ()
      So Leute, ab heute jetzt könnte es für die Bullen in Zukunft ernsthaft eng werden............... :rolleyes: :cool:






      H_S
      Avatar
      schrieb am 02.08.03 12:45:00
      Beitrag Nr. 3.637 ()
      Avatar
      schrieb am 03.08.03 14:07:45
      Beitrag Nr. 3.638 ()
      Wenn die Realitaet die Fiktion einholt

      Von Dr. Bernd Niquet

      Wer beherrscht gegenwaertig eigentlich das Geschehen an den
      Weltfinanzmaerkten? Die Europaeer? Wohl eher laecherlich
      dieser Gedanke. Japan? Meine Guete ... Und die USA? Ja,
      wahrscheinlich ... doch was ist eigentlich mit China?
      China steht gegenwaertig im Kreuzfeuer der Kritik – ganz
      besonders der europaeischen und amerikanischen Notenbank.

      Warum? Weil China seine Waehrung an den Dollar gebunden
      hat und damit kuenstlich unterbewertet. Diese Unterbewertung
      fuehrt nicht nur dazu, dass China seine Exporte marktwidrig
      subventioniert, sondern seine eigene Deflation in die ganze
      Welt exportiert. Und da halb Asien seine Waehrungen ebenfalls
      an die chinesische gebunden hat – und dies auch tun muss,
      um wenigstens noch einigermassen mithalten zu koennen – ist
      zu diagnostizieren, dass in ganz Asien falsche, dass heisst
      nicht marktmaessige Wechselkurse herrschen.

      Das Resultat dieser Politik ist, dass China wie ein Staub-
      sauger die Waehrungsreserven der Welt aufsaugt. 600 Mio.
      Dollar sind es, die die chinesische Zentralbank derzeit
      taeglich (!) aufkaufen muss, um den Wechselkurs ihrer
      Waehrung auf Dollar-Niveau zu halten. Das bedeutet: Die
      Nachfrage nach chinesischer Waehrung ist riesengross, weil
      alle Welt dort investieren will, doch es herrscht kein
      Marktpreis zwischen Angebot und Nachfrage, sondern ein
      fiktiver und administrativer Preis, zu dem die chinesische
      Notenbank an jedem Tag umgerechnet fuer 600 Mio. Dollar
      eigene Waehrung in den Kreislauf geben muss – und dafuer
      spiegelbildlich Dollar einnimmt.

      Ob diese Geldmengenerhoehung an anderer Stelle "sterilisiert"
      wird, weiss ich nicht. Doch angesichts der Deflation im
      eigenen Lande ist das sicherlich weder erforderlich noch
      gewuenscht. Insgesamt sind im ersten Halbjahr 2003 auf
      diese Art und Weise 60 Mrd. Dollar in die Tresore der
      chinesischen Zentralbank geflossen. Insgesamt lagern dort
      jetzt 346 Mrd. Dollar Waehrungsreserven. Das, was China
      derzeit betreibt, ist mithin ein Merkantilismus in Reinform.
      Der chinesische Staat wird damit immer reicher, wohingegen wir,
      die wir zumindest in dieser Hinsicht auf den Marktmechanismus
      setzen, immer aermer werden.

      Alan Greenspan, der Chef der US-Notenbank, hat kuerzlich
      verlauten lassen, dass seiner Meinung nach die chinesische
      Notenbank diesen Interventionskurs nicht aufrecht erhalten
      kann. Ich frage mich hingegen: Warum nicht? Wenn eine
      Notenbank interveniert, um die eigene Waehrung zu stuetzen,
      dann geht das immer nur eine bestimmte Zeit, weil irgendwann
      die Waehrungsreserven aufgebraucht sind. Doch im umgekehrten
      Fall? Hier geht es bis zum juengsten Tage. Die Waehrungs-
      reserven steigen stetig und die heimische Wirtschaft
      profitiert und profitiert im Aussenhandel von der Unter-
      bewertung der eigenen Waehrung. Natuerlich werden die
      Importe etwas teurer, aber das macht gar nichts. Dann
      laesst man eben einen Bruchteil der Zinsertraege, die die
      Notenbank aus den Waehrungsreserven zieht, als Dividende
      ausschuetten, und subventioniert damit die Importe.

      Spaetestens an dieser Stelle holt nun die Realitaet die
      Fiktion ein. Denn exakt diesen Mechanismus habe ich in
      meinem Buch "Der Zauberberg des Geldes" beschrieben. Wie
      naemlich ein Staat durch bewusste Manipulation seiner
      Waehrung zum reichsten Land der Welt aufsteigen und damit
      beinahe nach Belieben selbst das Geschehen an den Aktien-
      maerkten steuern kann. Natuerlich ist hierzu ebenso ein
      wenig kreative Buchfuehrung gefragt. Doch auch in dieser
      Hinsicht hat sich ja die Realitaet mittlerweile bereits
      der verruecktesten Fiktion zu hundert Prozent angenaehert.


      ***************
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 15:59:14
      Beitrag Nr. 3.639 ()
      Feuer unter dem Dach der Fed – Reicht das Löschwasser ?

      (04.08.2003)

      Irgendetwas läuft an den Märkten massiv aus dem Ruder. Die Märkte für Staatsanleihen sind plötzlich zum Quell eines Übels geworden, das einen Flächenbrand auslösen kann. Wir kennen die wahren Gründe für den Ausverkauf nicht. Wir können nur zwischen einer ganzen Reihe von angebotenen Argumenten wählen.

      Da wir, wie immer wieder dargelegt, unverändert konkrete Deflationsgefahren sehen, weil die Schuldenprobleme im privaten Sektor der bedeutenden Volkswirtschaften nicht nur nicht gelöst sind, sondern tendenziell noch immer weiter wachsen, halten wir den Einbruch der Kurse beziehungsweise den Anstieg der Renditen für irrational.

      Am meisten gefällt uns das Argument, hier handele es sich vorwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich, um einen rein markttechnischen Vorgang, ausgelöst von der Notenbank in Washington (Fed).

      Immense Kaufpositionen am US-Bondmarkt und natürlich auch an den ihnen jeweils nachgeordneten einzelnen Terminmärkten wurden liquidiert, als die Fed vor nunmehr knapp acht Wochen zu erkennen gab, dass sie ihre Pläne für eine "unkonventionelle" Geldpolitik in Form des unbegrenzten Aufkaufs länger laufender Papiere des US-Schatzamtes wieder in der Schublade versenkt habe.

      Damit hat sie eine Verkaufswelle losgetreten, deren Wucht und Dynamik nur ermessen kann, wer die Terminmärkte kennt.

      Der steile, alle, aber auch alle Befürchtungen bereits übertreffende Anstieg der Kapitalmarktzinsen in den USA hat natürlich gravierende Konsequenzen nicht nur für die Wirtschaft dort. Im zehnjährigen Bereich sind sie, gemessen an Bonds des Schatzamtes, in nicht einmal acht Wochen in der Spitze um rund 50 Prozent gestiegen. Oder noch fassbarer: Wer auf der Basis dieser Papiere Kredite aufnehmen will, muss die Hälfte mehr an Zinsen aufbringen als noch Mitte Juni. Das ist eine Menge Stoff. Die Nachfrage nach Hypothekenkrediten ist bereits scharf eingebrochen.

      Übrigens: Der immense Anstieg der Kapitalmarktzinsen trifft die Aktienmärkte in einer Situation, in der die irrationalen Erwartungen dort wieder ins Kraut schießen, also ein kaum noch überbietbarer Optimismus herrscht. Ganz abgesehen davon, dass sie sich nach so gut wie allen markttechnischen Kriterien in einer Lage befinden, die eine ausgedehntere Korrektur geradezu provozieren müsste. Die Aktienmärkte sind der Platz, von dem die nächsten Hiobsbotschaften ausgehen können.

      In der obersten Etage der Fed muss das schrille Alarmsignale auslösen. Wir wundern uns nur darüber, dass die dort residierenden "üblichen Verdächtigen", allen voran Alan Greenspan, noch nicht ausgeschwärmt sind, um die Märkte zu beruhigen. Vielleicht sind sie starr vor Schrecken. Vielleicht trauen sie sich aber auch nicht mehr in die Öffentlichkeit, weil die Zinsmärkte ihnen zeigen, dass sie ihre Glaubwürdigkeit verloren haben.


      Arnd Hildebrandt

      .....................
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 16:22:21
      Beitrag Nr. 3.640 ()
      Das Chaos am US-Rentenmarkt zieht weite Kreise

      Die Kolumne /Die WELT

      von Marc Faber

      Bereits in meiner Juni-Kolumne hatte ich darauf hingewiesen, dass die von Alan Greenspan und Ben Bernanke verfolgte expansive Geldpolitik nicht zu fallenden, sondern zu steigenden Zinssätzen führen würde. Tatsächlich brachen die Kurse der langfristigen Anleihen ein und führten zu einem der verheerendsten Bärenmärkte der Finanzgeschichte. Die Renditen der 30-jährigen US-Staatspapiere sind innerhalb von zwei Monaten von 4,14 auf 5,45 Prozent gestiegen, was zu über 25-prozentigen Kursverlusten dieser Titel geführt hat. Während am Aktienmarkt 20-prozentige Schwankungen innerhalb von zwei Monaten nicht auszuschließen sind, ist eine derartige Volatilität nach unten am Rentenmarkt doch höchst ungewöhnlich und wirft einige Fragen auf.

      Einmal wäre es interessant zu wissen, wer bei diesem Kurseinbruch massiv Kapital verloren hat. Denn während Ende der neunziger Jahre Investoren glaubten, dass Greenspan mit seiner expansiven Geldpolitik einen Einbruch am Aktienmarkt verhindern könnte, waren in letzter Zeit die Käufer langfristiger Anleihen fest davon überzeugt, dass mit dieser Geldpolitik und - dank einer möglichen Deflation - die Zinsen noch weiter fallen würden. Dies führte dazu, dass zahlreiche Finanzinstitute einschließlich Hedgefonds kurzfristiges Geld borgten und es in langfristige Anleihen mit höherer Rendite investierten.

      Ein derartiger Kurseinbruch, wie er in den vergangenen sechs Wochen stattgefunden hat, wurde schlichtweg ausgeschlossen. Die Möglichkeit, sich durch derivative Produkte abzusichern, gab den Spekulanten zusätzlich Vertrauen, ihre Positionen noch deutlich zu erhöhen. Insbesondere wurden die Positionen von hypothekenbesicherten Anlagen wesentlich vergrößert. Denn einerseits hatten diese festverzinslichen Papiere höhere Renditen, andererseits hatten die rapiden Zinssenkungen von Greenspan zum wohlbekannten Refinanzierungsboom am Markt für Hypothekendarlehen geführt. Als aber die Zinsen drehten und nicht mehr fielen, sondern zu steigen begannen, mussten diese Positionen abgestoßen oder durch Futures auf Staatsanleihen abgesichert werden, was zu einer gravierenden Erhöhung der Kursschwankungen nach unten führte.


      Ganz sicher ist, dass die vom Staat geförderten Finanzgesellschaften wie Fannie Mae und Freddie Mac bei diesem Debakel stark gelitten haben. Ich würde ebenfalls annehmen, dass bestimmte Hedgefonds und Banken, die stark auf Anleihen gesetzt hatten, gewaltige Verluste eingesteckt haben. Steigende Zinsen haben zudem negative Auswirkungen auf die Baubranche, die dank der fallenden Zinsen einen gewaltigen Refinanzierungsboom erlebte. Die Refinanzierungen führten zu einer zunehmenden Nachfrage und rasch steigenden Preisen für Einfamilienhäuser. Jetzt ist aber der Refinanzierungsindex um die Hälfte gefallen, was sich negativ auf die Baubranche und den Verbrauch der Haushalte auswirken dürfte, der durch die Refinanzierungen stark belebt wurde.

      Das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal könnte daher eher enttäuschen und der US-Aktienmarkt mit seinen hohen Bewertungen dürfte sehr verletzbar sein. Nur eines erscheint derzeit sicher: Die Finanzmärkte sind wegen ihrer ungeheuren Größe und der gewaltigen Menge an derivativen Produkten einer außerordentlichen Volatilität unterworfen. Und dies wird bestimmt zur nächsten Finanzkrise führen.


      ................
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 16:32:25
      Beitrag Nr. 3.641 ()
      US-Zahlen

      Stand 31.7.03

      Zahlen in Klammer sind Vormonat bzw. Veränderung zu Vormonat.

      NASDAQ 100

      KGV: 38.4 (+2%)
      Fairer Wert bei KGV 14.0: 633
      Überbewertung: 174% (+5%)
      Anzahl Firmen mit KGV über 50: 18
      Anzahl Firmen ohne Earnings: 29


      S&P 500

      KGV 25.8 (+5%)
      Dividendenrendite: 1.74% (+0.06%)
      Fairer Wert bei KGV 14.0: 536
      Marktkapitalisierung: $9.080 Milliarden (+1%)
      Firmen, die Verluste schreiben: 17% (-1%)


      Dow 30

      KGV 24.3 (+5%)
      Dividendenrendite: 2% (+0.11%)
      Fairer Wert bei KGV 14.0: 5320 (-2%)
      Überbewertung: 74% (+8%)
      Firma mit höchstem KGV: IP, 116.5 (+90%)
      Firma mit niedrigstem KGV: MO, 7.7 (+17%)


      M3: $8.730 Mia (+0.8%)



      Quelle: Zeal Intelligence Newsletter August www.zealllc.com

      ..............
      Avatar
      schrieb am 05.08.03 02:30:29
      Beitrag Nr. 3.642 ()
      Vielleicht wird ja alles doch noch gut......

      Begründung:

      Höhere Langfristzinsen jetzt, sind ganz anders zu sehen,
      als höhere Langfristzinsen vor 1 oder 2 Jahren!

      Es ist sinnbildlich gesprochen wie folgt:

      Wenn ich als Einsiedler in einer Hütte in Alaska lebe
      und mir geht bereits im November das Brennholz aus, bin
      ich in einer ganz anderen Situation, als ob mir das
      Brennholz im Mai ausgeht!

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 05.08.03 10:32:29
      Beitrag Nr. 3.643 ()
      @#3640

      Schau dir doch mal die Stimmungsindikatoren(IFO) und die realen Wirtschaftsdaten bei mir im Thread an, dann wirst du sehen, dass wir im Vergleich zu den früheren Wirtschaftskrisen in den 80zigern und 90zigern ja noch überhaupt gar keine richtige Rezession hatten. Das dicke Ende komt erst noch, wart`s ab, wart`s ab.....;)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 05.08.03 10:42:43
      Beitrag Nr. 3.644 ()
      Zum Henker mit den Indizes.........Harry macht heut` Hitzefrei.........:laugh: :laugh: :laugh:



      Börsenzombie Harry S. braucht Abkühlung.



      Have a nice day
      H_S :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 05.08.03 18:11:16
      Beitrag Nr. 3.645 ()
      Jetzt geht`s weiter.....:)





      ...............................


      Rentenfonds schlittern in schlechtestes Jahr seit 1999

      Verkaufslawine am Rentenmarkt zieht Investmentprodukte mit in die Tiefe - Zukunft hängt an der Konjunkturentwicklung

      von Holger Zschäpitz


      Heftiger Sturm im vermeintlich sicheren Rentenhafen
      Foto: dpa


      Berlin - So mancher Anleger, der sein Geld im sicheren Hafen eines Rentenfonds wähnte, hat in den vergangenen Wochen Schiffbruch erlitten. Statt der kleinen, aber steten Rendite, prangen auf den Depotauszügen nun unerwartete Minuszeichen. Die Fonds wurden von der Verkaufslawine am Anleihemarkt mitgerissen. Am glimpflichsten kamen noch Anleger von Produkten davon, die ausschließlich in Bonds des Eurolandes anlegen. Hier sind seit dem Hoch im Juni lediglich Verluste von bis zu 3,5 Prozent zu beklagen. Regelrecht unter die Räder kamen internationale Rentenfonds. Wer etwa in einen der größten internationalen Anleihefonds, den Pioneer Funds-International Bond A, zum Hochpunkt eingestiegen ist, sitzt nun auf Verlusten von 5,3 Prozent. Um dieses Minus auszugleichen, müssen Anleger diesen Fonds bei Berücksichtigung der Managementgebühr von 1,5 Prozent mindestens fünf Jahre halten.


      "Wir haben seit Mitte Juni einen der schnellsten und heftigsten Einbrüche am Bondsmarkt in der Börsengeschichte erlebt", sagt Joachim Buddendick, Fondsmanager bei Union Investment. Insbesondere US-Anleihen und japanische Papiere seien regelrecht abgestürzt.


      Mit einem lauten Knall ist die Spekulationsblase am Rentenmarkt geplatzt. Schuld daran sind nicht nur die optimistischeren Konjunkturaussichten. Auch die US-Notenbanker, die mit ihrer Rhetorik lange Zeit die Kurse nach oben trieben, haben dem Rentenmarkt mit ihren Äußerungen unter Druck gebracht. Für die Rentenfonds könnte damit eine unglaubliche Erfolgsserie enden. Seit dem Millenniumswechsel 2000 haben die Manager teilweise zweistellige Renditen pro Jahr für ihre Anleger erwirtschaftet. Die Investoren haben es den Profis gedankt und sie regelrecht mit Geld überschüttet. Bis zum Juli dieses Jahres flossen in Deutschland über sieben Mrd. Euro in Rentenfonds. Damit wurden nicht nur Aktienfonds sondern auch Geldmarktprodukte klar auf die Plätze verwiesen. Noch im Juni flossen den Anleihemanagern 656 Mio. Euro zu.


      Doch der Ausverkauf bei den Anleihen könnte den Honey Moon der Anleger beenden. In Amerika zogen die Investoren bereits dreistellige Millionenbeträge ab. Und in Deutschland hat die drittgrößte Gesellschaft Union Investment nach den teilweise kräftigen Zuflüssen nun erstmals leichte Abflüsse beobachtet. Sollten die Anleger nun in Scharen dem Bondsmarkt den Rücken kehren, könnte der Ausverkauf munter weitergehen und Renten das erste Minusjahr seit 1999 erleben.


      Unbill droht dann vor allem den lang laufenden Papieren. Denn die Fondsmanager bauen in ihren Portfolios insbesondere Anleihen mit langen Laufzeiten ab, da diese am stärksten unter die Räder kommen. Doch das Problem dieser Strategie besteht darin, dass Anleihen mit kürzeren Laufzeiten niedrigere Renditen versprechen, was eine Belastung für die weitere Entwicklung ist. So werfen etwa in den USA zweijährige Staatsanleihen gerade noch 1,7 Prozent pro Jahr ab, wohingegen zehnjährige Treasuries 4,37. Mit so mickrigen Renditen bei den kurzen Laufzeiten lassen sich kaum die Kosten erwirtschaften.


      Ausschlaggebend für die Zukunft der Fonds sind die Konjunkturaussichten. Sollte die globale Wirtschaft anziehen, dürften die Kurse der Renten weiter abrutschen. Stellt sich der aktuelle Konjunkturoptimismus als Chimäre heraus, könnten bei den Renten eine Gegenbewegung einsetzen und die Fonds wieder Boden gut machen. Die besten Aussichten trauen die Experten noch den heimischen Rentenfonds zu. Zum einen hinkt Europa beim Wachstum den USA hinterher. Zum andern haben viele Profis Angst vor einem Einbruch des Dollar. Währungsturbulenzen könnten die Performance von US-Renten ausbremsen.


      Artikel erschienen am 5. Aug 2003

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      Avatar
      schrieb am 06.08.03 00:11:03
      Beitrag Nr. 3.646 ()
      #3642

      Du meinst also der Winter kommt erst noch? Oder kalkulierst
      Du gleich mit einer kleinen Eiszeit.

      Vielleicht sollte man das Ganze auch Branchenspezifisch sehen.
      Manche Branchen hatte sehr wohl einen langen Winter!

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 07.08.03 17:12:34
      Beitrag Nr. 3.647 ()
      @#3644

      Ich rechne langfristig mit einer großen Eiszeit, unterbrochen mit zeitweiligen Wärmephasen. :)


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      Schwache Nachfrage nach US-Regierungsanleihen

      von Jochen Steffens

      Kaum brechen die Trends, mehren sich in den Medien positive Stimmen. Mich hatte es auch verwundert, dass in der Nähe der Hochs in dieser Aktienrallye auf einem bekannten Fernsehsender skeptische Töne zu hören waren. Jetzt ist meine Welt wieder in Ordnung. Ich mag diesen Sender, denn er erinnert mich immer wieder daran, die Dinge mit Humor zu nehmen.

      Positive Stimmen: Die Skeptiker könnten sagen: "Ist doch klar, da steckt eine Absicht hinter, die Kleinanleger sollen in den Markt getrieben werden." Andererseits kenne ich ein paar Analysten, von denen ich sicher weiß, dass keine Absicht hinter ihrer bullishen Einschätzung steht. Außer die, ihr Kapital zu vermehren. Doch es ist wie immer: Beide Seiten, Bullen wie Bären, suchen Argumentationen, die ihre Auffassung stützen. Wer könnte sich davon frei machen? Die Kunst besteht darin, die "zutreffenden" Argumentationen herauszufiltern. Oft genug haben jedoch beide Seiten Recht. Dann muss die "Gewichtung" der Argumente überprüft werden.

      So ist es gerade im täglichen Börsengeschäft immens wichtig, immer wieder seine Einschätzung zu überprüfen. Die Börse ist 400 Punkte weiter gelaufen, als ich vor und nach dem Irak-Krieg als mögliches Ziel prognostiziert hatte (immerhin hatte ich Sie seit Anfang des Jahres auf diese Kriegsrallye hingewiesen). Diese 400 Punkte sind zwar unschön, aber jedes Mal, wenn ich meine Einschätzung überprüft habe, kam ich zu dem gleichen Schluss. Im Moment beginnen die ersten Prognosen, die mich zu dieser Einschätzung gebracht hatten, einzutreffen. Zum Beispiel der Crash am Anleihenmarkt (Dazu auch Eric Fry gleich mehr).

      Aber es wird noch krasser: Der sogar für mich als Bär überraschend starke Abverkauf bei den amerikanischen Indizes gestern, hing mit dem Anleihenmarkt zusammen. Die Nachfrage nach US-Anleihen geht bedenklich zurück. Bei der Auktion der dreijährigen US-Anleihen, hatte man mit einem wesentlich höheren Interesse gerechnet. Diese Erwartungen wurden enttäuscht. Ausländische Investoren verlieren offenbar das Interesse an US-Anleihen.

      Heute werden die fünfjährigen, morgen die zehnjährigen Anleihen emittiert. Sollte sich diese Tendenz auch hier fortsetzen und davon ist auszugehen, wird es eng. Sehr eng. Steigende Zinsen könnten die Folge sein – schlecht für die Aktienmärkte. Auch der Hypothekenboom könnte darunter leiden. Hier zeigen sich sowieso schon erste Risse. Kein Wunder, dass gestern selbst der sehr gute ISM-Index bei diesen Nachrichten "unterging".

      Wie ich sagte, solche "Blasen" sind kein Zeichen einer gesunden Entwicklung. Sie sind Zeichen dafür, dass sich der Aktienmarkt immer noch mitten im Chaos befindet. Dunkle bedrohliche Wolken ziehen gerade auf. Es zeigt sich, dass die Anzeichen in den letzen beiden Wochen, gute Konjunkturdaten wurden verkauft, begründeten Anlass zur Sorge gaben.

      Wen wundert es, dass ausgerechnet Bill Gates am Freitag wieder eine Millionen Aktien unters Volk gebracht hat. Seit dem 23.Juli hat er nun acht Millionen Aktien seiner Firma verkauft. Die Insiderverkäufe gehen demnach weiter.

      Aber noch ein weiterer Aspekt wirkt sich aktuell schwächend auf die weltweite Konjunktur aus. Durch den Bombenanschlag in Jakarta und die Unsicherheiten durch Anschläge und Sabotageakte im Irak, stiegen die Ölpreise wieder deutlich. So kletterte die Nordsee Sorte Öl Brent wieder über die 30 Dollar Marke.

      Und mal wieder zur Charttechnik: Heute hat der Dax seinen Aufwärtstrend auch im linearen Chart gebrochen. Ein weiteres schlechtes Zeichen.

      Beim Nasdaq100 kam es gestern nach dem Bruch des Vortagestiefs, wie erwartet zu weiteren Verkäufen. Wenn Sie den Intradayverlauf beobachtet haben, konnten Sie den Kampf um diese Marke erkennen. Heute geht es dann weiter abwärts. Die Abwärtsbewegung ist allerdings wieder einmal zu heftig. Mal schauen, wann sich die erste technische Gegenreaktion andeutet. Vielleicht sehr bald, denn der S&P ist bei seiner wichtigen Marke von 960 Punkten angekommen (ich hatte darauf schon mehrfach hingewiesen.) Ein kurze Reaktion nach oben ist denkbar. Sollte diese Marke jedoch brechen, hat der S&P Platz bis zunächst 910 Punkte.

      34,5 Grad im Schatten. Die Raumtemperatur in meinem Arbeitszimmer erreicht Saunatemperaturen. Südseite! Ich überlege in ein Zimmer auf der Nord-Ostseite umzuziehen. Was mich abschreckt ist die Hitze, denn nicht einmal Nachts möchte ich mein notwendiges Equipment von einem Raum in den anderen schleppen – zu heiß. Doch was sind schon meine Probleme, gegen die von Bill Bonner. Ich hoffe nicht, dass mich bei meinem nächsten Besuch dort, eine Geisterstadt erwartet ...


      Mittwoch, 6. August 2003

      Deutschland: Auftragseingänge und Arbeitsmarkt

      von Jochen Steffens

      Die deutschen Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe sind im Juni um 2,3 % gestiegen. Im Vormonat waren sie noch um 2,6 % zurückgegangen. Die beiden Zahlen gleichen sich fast aus. Trotzdem, die Erwartungen der Analysten in Höhe von 1 % wurden übertroffen.

      Begründet wurde dieser Anstieg mit den deutlich gestiegenen Auslandsaufträgen. Diese kletterten im Vergleich zum Vormonat um 5,7 %. Im Mai waren sie um 5,1 % eingebrochen. Also auch nur eine "Gegenreaktion". Auffällig sind die Auslandsordern für Kapitalgüter. Sie stiegen 9,7 % gegenüber dem Vormonat!

      Die inländische Auftragsentwicklung im Juni fiel da schon bescheidener aus, sie sank um 0,5 % nach 0,3 % im Vormonat. Immer ist noch kein Anzeichen für einen stärkeren konjunkturellen Aufschwung in Deutschland zu erkennen.

      Die Arbeitsmarktdaten zeigen sich weiter schlecht. So steigt die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen im Juli um 7000 auf 4,408 Mio. Dass es nicht noch wesentlich schlimmer aussieht, dürfte mit dem Boom der Minijobs und den schärferen Kontrollen der Arbeitsämter zu tun haben.


      Mittwoch, 6. August 2003

      Selloff am US-Anleihenmarkt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry im glücklicherweise kühleren Manhattan

      Die Investoren mögen zwar Aktien kaufen – aber REDEN tun sie über Anleihen. Das skandalöse Verhalten des US-Anleihenmarktes ist an der Wall Street derzeit das Gesprächsthema Nummer 1. Was ist mit dem Anleihenmarkt, den wir kennen, passiert? "Warum verhält sich der Anleihenmarkt so schlecht?" fragen sich die alarmierten Kleinanleger. "Und wird sein schlechtes Verhalten andere Finanzmärkte beeinflussen, wie den – schluck – Aktienmarkt?"

      Das Wall Street Journal hat endlich bemerkt, dass steigende Zinsen schlecht für die Finanzierung von Unternehmen sein könnten. Auf der Titelseite des Abschnitts "Money and Investing" bringt das Blatt drei Geschichten über die Nachteile von schnell steigenden Zinssätzen. Wie üblich ist das Wall Street Journal mal wieder zu spät dran. Aber zumindest haben die Redakteure es überhaupt erkannt. Wir vom Investor`s Daily hingegen haben das schon Wochen vorher erkannt ... wie Sie an meinen alten Beiträgen sehen können.

      Ich würde niemals den Zorn der Finanzmarkt-Götter erwecken wollen, indem ich sagen würde "Ich habe es Ihnen gesagt." Aber es stimmt, dass ich seit einiger Zeit intensiv auf die Risiken des US-Anleihenmarktes hingewiesen habe. Am 21. Mai schieb ich – weniger als 3 Wochen vor dem Wendepunkt am Anleihenmarkt: "Das New Yorker Büro des Investor`s Daily ist fest davon überzeugt – falsch, bis jetzt –, dass der amerikanische Anleihenmarkt einer der größten `Verkäufe` in der Welt der globalen Finanzen ist. Es ist natürlich möglich, dass die Rendite der 10jährigen Anleihen noch auf unter 3 % fallen wird, bevor sie nach oben marschiert. Dennoch würde ich wetten (mit kleinen Beträgen), dass die Rendite der 10jährigen Anleihen in einem Jahr höher als heute stehen wird."

      Einen Monat später – und nur 10 Tage nach dem Erreichen des Höhepunktes am Anleihenmarkt – zitierte ich Donald Straszheim von Straszheim Global Advisors, als ich schrieb: "Wir denken, dass die Anleihenkurse ihren Zenit überschritten haben. Investoren würden gut daran tun, auf diesem Niveau – der niedrigsten Rendite seit 40 bis 50 Jahren – nicht zu gierig zu sein ... der Anleihenmarkt der Jahre 2002–2003 beginnt, so auszusehen wie die Nasdaq von Juni 1999 bis März 2000. Zu weit, zu schnell. Zu gut, um von Dauer sein zu können."

      "Wenn Erinnerungen und ihre Lektionen verblassen", so Straszheim damals weiter, "dann zahlen die Investoren den Preis. Die letzte Verdoppelung des Nasdaq-Composite brauchte lediglich 9 Monate (2524 Punkte am 18. Juni 1999 bis zum Topp von 5048 am 10 März 2000). Auch der Anleihenmarkt hat es übertrieben ... die Rendite der 5jährigen Staatsanleihen (Treasuries) liegt bei 2,21 % – nach 6,35 % im Juni 2000 und 4,34 % im Juni 2002. Was für eine Bewegung! Das sieht für uns wie ein Topp aus."

      Gute Einschätzung, Donald! Die Anleihenkurse sind seitdem nur noch gefallen. Andere Frage: Hat der spektakuläre Kollaps des US-Anleihenmarktes jetzt meine Einschätzung geändert, so dass ich zu seinem Anleihen-Bullen geworden bin? Hmmmm ... nein. Vielleicht bin ich jetzt 120 Basispunkte weniger bearish als ich es zu dem Zeitpunkt war, als die Rendite der 10jährigen US-Anleihen bei 3,09 % stand. Aber ich bin ganz bestimmt nicht bullish.

      Der selloff bei den Anleihen sieht wie der Beginn vom Ende des spektakulären, 2 Jahrzehnte dauernden Bullenmarktes bei amerikanischen Anleihen aus. Es ist deshalb auch der Beginn vom Ende des epischen Hypothekenbooms ... und das könnte ein kleines Problem für die US-Volkswirtschaft sein, oder zumindest für die 87 % von ihr, die von den Konsumausgaben abhängig sind.


      Mittwoch, 6. August 2003

      Die Probleme sind strukturell – nicht zyklisch

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Die Dinge verbessern sich für die Investoren wirklich", so eine Email, die ich von Lou Dobbs erhalten habe.

      Woher weiß er das?

      "Ich habe gerade Bill Donaldson von der US-Börsenaufsicht interviewt, und ich hatte auch das Vergnügen, ausführlich mit dem neuen US-Finanzminister John Snow zu sprechen ... und was sie mir beide gesagt haben, hat mich sehr zuversichtlich gemacht, dass sie es ernst meinen mit den Aufräumarbeiten in Bezug auf die Betrügereien an der Wall Street, die es dort in den letzten Jahren gab. Und dass die Arbeit in Bezug auf Wirtschaftswachstum und Wachstum der Arbeitsplätze gut vorwärtskommt."

      Nun, das reicht uns, oder, liebe(r) Leser(in)? Wenn die Börsenaufsicht und der Finanzminister sagen, dass sich die Dinge verbessern, dann ... Ende der Konversation.

      Warum habe ich noch nie daran gedacht? Warum verschwende ich meine ganze Zeit bei dem Versuch, die Winde und Gezeiten zu verstehen, wenn ich einfach den Wettermann fragen könnte?

      Und nebenbei, in diesem Fall beobachten diese Jungs nicht nur das Wetter – sie machen es! Wie griechische Götter können sie Blitze dorthin schicken, wohin sie wollen ... oder zumindest sagen sie das. Und wenn sie es ehrlich meinen "mit den Aufräumarbeiten in Bezug auf die Betrügereien an der Wall Street, die es dort in den letzten Jahren gab" – was mehr könnte man wissen wollen?

      Nun ... nun ... ich denke, ich könnte neugierig fragen, warum sie es dann damit letztes Jahr noch nicht ernst gemeint haben. Alan Greenspan hat dem Kongress vor kurzem gesagt, dass er sicher sei, dass sich die wirtschaftliche Lage im 2. Halbjahr verbessern werde. Natürlich waren seine Worte fast die gleichen, die er auch schon vor einem Jahr benutzt hatte ... und das Jahr davor. Und um sicher zu stellen, dass die Wirtschaft seinen Prognosen folgen würde, hat er die Zinsen 13 Mal in Folge gesenkt.

      Aber wo ist das Job-Wachstum? Ich sehe keins ... und ich schaue vorwärts, zurück, und an die Seiten.

      "Einer von 10 Jobs im Technologiesektor könnte nach Übersee verlagert werden", so die Chicago Tribune. Bereits jetzt sind mehr als eine halbe Million Technologie-Jobs verloren gegangen. Die Unternehmen brauchen Gewinne, bevor sie neue Leute einstellen wollen. Die populäre Presse berichtet, dass die Gewinne im ersten Quartal um 13 % gestiegen sind. Aber eine akkuratere Zahl zeigt ein Plus von nur 2 %. Niemand wird von dieser mageren Basis verstärkt Leute einstellen.

      Der Anteil der Unternehmensgewinne am Bruttoinlandsprodukt fällt, seitdem das System des Dollarstandards in den frühen 1970ern gegründet wurde. Es handelt sich um ein tiefes strukturelles Problem – und nicht um ein zyklisches. Die Amerikaner konsumieren ... aber die Gewinne landen bei den Leuten in Übersee (besonders China), die produzieren. Das ist ein Problem, das man nicht damit löst, dass man die Zinsen senkt, ... oder indem man das Klima des Betrugs an der Wall Street verbessert, was immer das heißen mag. Es ist ein Problem, das sich irgendwann lösen wird: In Schmerz und Leiden. Der Dollar wird fallen, die Ersparnisse werden steigen, der Aktien- und der Anleihenmarkt werden kollabieren, und die Amerikaner werden weniger Geld haben, das sie ausgeben können. Das sind die Dinge, die in der Zukunft liegen. Und das sind Dinge, die Snow, Greenspan, Donaldson und der Rest niemals zugeben werden – auch wenn sie sich mitten drin befänden.


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      Avatar
      schrieb am 07.08.03 17:31:27
      Beitrag Nr. 3.648 ()
      Konjunktur

      Volkswirte sehen Rezessionssignale

      07. August 2003 Nach dem vierten monatlichen Rückgang in Folge werten Ökonomen die Entwicklung der Produktion im Produzierenden Gewerbe als deutliches Rezessionssignal. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im zweiten Quartal weiter gefallen sein



      Mit einem Rückgang um wenigstens 0,1 Prozent zum Vorquartal rechnet Gabriele Widmann von der DekaBank. “Damit haben wir mit 99-prozentiger Sicherheit im ersten Halbjahr eine Rezession gehabt“, so die Volkswirtin.

      Industrieproduktion im Juni unerwartet rückläufig

      Zuvor hatte das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag für Juni ein Produktionsminus von 0,2 Prozent gegenüber Mai gemeldet. Volkswirte hatten hingegen nach der schwachen Entwicklung der Vormonate mit einer „technischen Reaktion“ gerechnet und einen Anstieg der Erzeugung im Produzierenden Gewerbe um 0,3 Prozent vorhergesagt.

      Auf Jahressicht lag die Produktion damit in saisonbereinigter Rechnung um 1,9 Prozent und in nicht saisonbereinigter Rechnung um 4,7 Prozent niedriger. Saisonbereinigt war hier ein Minus von 1,4 Prozent vorhergesagt worden. Für das gesamte zweite Quartal lag die Produktion zudem um 1,8 Prozent niedriger als im Vorquartal.

      Auch Konjunkturforscher rechnen mit Rückgang des BIP

      Auch Jörg Krämer, Volkswirt bei der Fondsgesellschaft Invesco, erwartet nach den Produktionszahlen mit Blick auf die am 14. August anstehende BIP-Veröffentlichung für das zweite Quartal einen negativen Ausweis. Die Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), denen zufolge das BIP im zweiten Quartal um 0,2 Prozent gefallen ist, dürften seiner Ansicht nach stimmen. Dies würde bestätigen, daß Deutschland in einer Rezession ist, nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal bereits um ebenfalls 0,2 Prozent zum Vorzeitraum geschrumpft war.

      Mit Blick auf die aktuellen Produktionszahlen verweist Krämer darauf, daß allein die Investitions- und Gebrauchsgüterproduktion gefallen sei. Dies dürfte seiner Auffassung nach darauf hindeuten, daß die Produktion wegen der Streiks in der metallverarbeitenden Industrie in Ostdeutschland gefallen ist. DekaBank-Volkswirtin Widmann zeigt sich zumindest mit Blick auf den nächsten Produktions-Ausweis zuversichtlich.

      Lichtblick nach starken Auftragseingängen

      Auch die starken Juni-Auftragseingänge sollten sich positiv auf die Fertigung im Produzierenden Gewerbe auswirken. Die Auftragseingänge waren im Juni überraschend deutlich um 2,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Ursächlich hierfür war vor allem eine solide Entwicklung von Großaufträgen und Auslandsorders.

      Text: vwd
      Bildmaterial: FAZ.NET

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      Von gestern....


      Konjunktur

      Wirtschaft weiter ohne Schwung

      06. August 2003 Die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland ist nach vorläufigen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) auch im zweiten Quartal des laufenden Jahres weiter rückläufig. „Das von Saisoneinflüssen und Kalenderunregelmäßigkeiten bereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank gegenüber dem Jahresanfangsquartal um 0,2 Prozent“, heißt es im am Mittwoch veröffentlichten DIW-Wochenbericht.

      Nach DIW-Einschätzung wird die „Stagnationsphase der deutschen Wirtschaft auch im dritten Quartal dieses Jahres anhalten“. Auch wenn sich einige Stimmungsindikatoren inzwischen verbessert hätten, werde sich „zunächst das Tempo der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kaum beschleunigen“, schreiben die DIW-Konjunkturexperten.

      Stagnation verfestigt

      Dafür spreche vor allem, daß die Auftragseingänge in der Industrie aus dem Ausland spürbar gesunken seien. Im Mai waren die Orders aus dem Ausland deutlich eingebrochen. Im Folgemonat hatten sich die Auftragseingänge aus dem Ausland wieder erholt.

      Im Verlauf der ersten Hälfte des Jahres habe die konjunkturelle Entwicklung spürbar an Schwung verloren. Die Stagnation habe sich verfestigt.„Wichtige europäische Handelspartner gerieten in den Sog einer konjunkturellen Abwärtsbewegung, und die weltwirtschaftliche Nachfrage dämpfte die gesamtwirtschaftliche Entwicklung“, heißt es im DIW-Bericht.

      Zudem spricht nach DIW-Meinung neben den gedrückten Auslandsorders die Schwäche der inländischen Nachfrage gegen eine günstigere Entwicklung im dritten Quartal 2003. Bei den Bauinvestitionen sei die Lage unverändert schlecht. Schon im zweiten Quartal hat das DIW keine Aufschwungtendenzen erkennen können.

      Euro verhindert außenwirtschaftliche Impulse

      Als „besorgniserregend“ stuft das DIW dabei ein, daß nicht nur die binnenwirtschaftliche Dynamik fehlt, sondern als Folge der Euro-Aufwertung und der sich ausbreitenden Schwäche in den übrigen Ländern des Euroraumes „nun auch außenwirtschaftliche Impulse ausbleiben“.

      Die realen Konsumausgaben der privaten Haushalte sind laut DIW im zweiten Quartal leicht gesunken, während die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten und die Bauinvestitionen nach einem bereits erheblichen, witterungsbedingten Rückgang in den ersten Monaten des Jahres nochmals unter dem Vorquartalsniveau lagen. Die Ausfuhren haben sich laut DIW “gedämpft“ entwickelt und die reale Warenausfuhr ist im zweiten Quartal mit einer Rate von 0,1 Prozent gesunken. Die Einfuhren seien dagegen geringer als im Jahresanfangsquartal gewesen.

      Text: vwd


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      Und es wird auch nicht in Zukunft besser werden.....warum ?????


      DARUM !!! =>>



      FAZ.NET-Spezial

      Die demographische Zeitbombe !!!



      An mahnenden Worten fehlt es nicht. Den demographischen Wandel in Deutschland vergleichen Bevölkerungsforscher mit einer Zeitbombe. "Wir leben vier Jahre länger als unsere Eltern, unsere Kinder vier Jahre länger als wir", sagt Axel Börsch-Supan, Direktor des Mannheimer Forschungsinstituts Ökonomie und demographischer Wandel. Dieser Alterungsprozeß sei einmalig. Verbunden mit einer äußerst niedrigen Geburtenrate, ergibt sich eine enorme Herausforderung für die Sozialsysteme, für die gesamte Infrastruktur und für die Wirtschaft.

      Allein steht Deutschland nicht, auch die Bevölkerung Italiens und Japans altert stark. Während die Vereinten Nationen für die Weltbevölkerung bis 2050 ein Wachstum von mehr als einem Viertel prognostizierten, erwarten sie für die erweiterte Europäische Union einen Bevölkerungsrückgang.

      Reformen der Dramatik noch nicht angemessen

      Die Warnungen dringen langsam ins Bewußtsein. Zwei Drittel der Bundesbürger sind sich des Alterungs- und Schrumpfungsprozesses bewußt, hat jüngst eine Umfrage für die Bertelsmann-Stiftung gezeigt. Die jüngsten Versuche zur Reform der sozialen Sicherung tragen den dramatischen Veränderungen noch nicht wirklich Rechnung.

      Die Frankfurter Allgemeine Zeitung wird in den nächsten Wochen auf Sonderseiten einen Aufriß über die Schwierigkeiten geben, die insbesondere den Alterssicherungssystemen durch den demographischen Wandel entstehen.

      Im Herbst will sich auch die Bundesregierung abermals der Reform der Alterssicherung zuwenden, die Rürup-Kommission hat schon Vorschläge unterbreitet. Für die Union arbeitet der frühere Bundespräsident Roman Herzog an Reformplänen. Diesmal könnte weit gesprungen werden. Tabus beim Nachdenken soll es nicht mehr geben. Geprüft wird alles - von der Grundrente über stärkere Kapitaldeckung bis hin zur Anhebung des Rentenalters oder einer Staffelung der Rente nach Kinderzahl. (hig.)

      hig., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.08.2003, Nr. 181 / Seite 12
      Bildmaterial: F.A.Z.


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      Demographie

      Weniger Hände und Köpfe

      06. August 2003 Die Bevölkerung in Deutschland wird in den kommenden Jahrzehnten schrumpfen. Nach einer konservativen Prognose des Statistischen Bundesamtes sinkt die Bevölkerungszahl von heute gut 82 Millionen auf 75 Millionen im Jahr 2050.




      Sieben Millionen weniger - das ist die heutige Bevölkerung von Niedersachsen. Schon in zwölf Jahren beginnt der Abstieg vom Bevölkerungsgipfel. Zugleich werden die Deutschen älter. Die Zahl der Geburten reicht nicht, um die Bevölkerungszahl zu erhalten. Ab 2015 drängen die geburtenstarken Jahrgänge der "Babyboomer" in die Rente. Mit der Vergreisung der Bevölkerung sinkt das Erwerbspersonenpotential weit mehr als die Bevölkerung. Die Zahl der Erwerbspersonen wird von heute 40 Millionen bis 2050 auf 30 Millionen fallen.

      Wachstumspotential sinkt

      Im Mittelpunkt der politischen Diskussion stehen die direkten Folgen dieses dramatischen Wandels für die Sozialversicherungssysteme. Kaum wahrgenommen wird, daß die schrumpfende und alternde Bevölkerung auch das Wirtschaftswachstum drückt. Der gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum wird geringer - was indirekt die Probleme der Sozialsysteme vergrößert.

      Die demographische Zeitbombe läßt das Wachstumspotential der deutschen Wirtschaft von derzeit rund 1,5 Prozent in den kommenden Jahrzehnten auf etwa ein Prozent sinken. Das haben die Ökonomen von Deutsche Bank Research (DBR) berechnet - unter den konservativen Annahmen des Status quo. Variiert man die Annahmen bezüglich Geburtenrate, Zuwanderungszahl, Lebensarbeitszeit und ähnlichem, kann das Ergebnis weniger schlecht ausfallen. Es kann aber auch noch schlimmer kommen. Im schlechtesten Szenario - keine Zuwanderung, keine längere Lebensarbeitszeit, geringere Produktivitätssteigerungen - schrumpft die Volkswirtschaft über Jahre. Als Wachstumspotential bezeichnen Ökonomen das Tempo, in dem eine Wirtschaft spannungsfrei wachsen kann.

      Zunehmender Wohlstand ist nicht gesichert

      Niedrigere Wachstumsraten oder gar eine Schrumpfung der Gesamtwirtschaft bedeuten rein rechnerisch nicht zwingend, daß der Wohlstand des einzelnen sinkt: Entscheidend ist dafür das Pro-Kopf-Einkommen. Wenn die Bevölkerung schneller schrumpft, kann selbst ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt mehr Euro für jeden einzelnen bedeuten.

      Aus ökonomischer Sicht ist zunehmender Wohlstand in einer schrumpfenden Wirtschaft aber nicht gesichert. Es stimmt zwar: Mit sinkender Bevölkerungszahl werden Wohnungspreise nachgeben, Land wird billiger, Arbeit wird teurer, und Überfüllungskosten werden sinken. Gesamtwirtschaftlich wird aber auch viel Produktionskapital entwertet, wenn Landstriche entsiedelt und Anlagen und Infrastruktur stillgelegt werden. Die geringere Zahl der Menschen läßt Vorteile der Bevölkerungsdichte kleiner werden. Mit der Vergreisung der Bevölkerung sinkt die Zahl an jüngeren Köpfen, die häufig zu den innovativsten zählen. Wie wenig attraktiv eine Volkswirtschaft mit einem Potentialwachstum unter ein Prozent etwa für Investoren und Anleger wäre, läßt sich unschwer vorstellen - zumal aufstrebende und "junge" Volkswirtschaften um das knappe Kapital konkurrieren. Solche dynamischen Effekte des Wachstums sind in den Berechnungen von Ökonomen in der Regel nicht enthalten; sie lassen sich seriös kaum beziffern.

      Arbeitsmärkte liberalisieren

      Heftig umstritten ist auch, ob mit der Alterung der Erwerbspersonen die durchschnittliche Produktivität und damit das Wachstum leidet. Weniger Beweglichkeit steht ein Mehr an Erfahrung gegenüber. Sicher aber ist: Die Hände und Köpfe, die schaffen, werden knapper. So geht Wachstumspotential verloren. Und weniger Arbeitende müssen für mehr Verbraucher plötzlich die Waren und Dienste herstellen, die Senioren bevorzugen.

      In wirtschaftlicher Sicht ausgleichen läßt sich der Verlust an Arbeitskraft direkt durch mehr Geburten, eine höhere Zuwanderung, längere Wochen- oder Lebensarbeitszeiten, mehr Frauenarbeit. Das erfordert von der Politik, die Arbeitsmärkte zu liberalisieren und den Trend zur Frühverrentung und zur Verkürzung der Wochenarbeitszeit umzukehren. Beweglichere Arbeits- und Gütermärkte würden es auch erleichtern, die alterungsbedingten Verschiebungen von Konsum und Produktion zu bewältigen. Nach einer überschlägigen Rechnung des Ökonomen Axel Börsch-Supan müssen mindestens 15 Prozent der Arbeitsplätze in andere Sektoren umgeschichtet werden, weil ältere Bürger beispielsweise mehr Gesundheitsdienste und weniger Verkehrsleistungen beanspruchen.

      Maßnahmenbündel als Königsweg

      Die Chancen, den Verlust an Arbeitskraft und Wachstum durch höheren Kapitaleinsatz oder durch schnelleren technischen Fortschritt und eine höhere Produktivität auszugleichen, schätzen Ökonomen eher gering ein. Das Wachstum der totalen Faktorproduktivität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten schon deutlich verlangsamt. DBR verweist darauf, daß Produktivitätswachstum eng mit Wirtschaftswachstum gekoppelt ist.

      Den Königsweg sehen Volkswirte daher darin, die Wachstumsdynamik in einem Maßnahmenbündel durch mehr Arbeit, höhere Erwerbsbeteiligung und eine maßvolle Zuwanderung zu stärken. Die Ökonomen von Deutsche Bank Research stellen die Alternative so dar: Im schlimmsten Fall droht Deutschland bis 2050 eine Stagnation oder Schrumpfung des Pro-Kopf-Einkommens. Gelingt es indes, das Potentialwachstum bei 1,5 Prozent zu halten, lockte trotz geringerer Bevölkerung eine Verdreifachung des Pro-Kopf-Einkommens.

      Text: pwe., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.08.2003, Nr. 181 / Seite 13
      Bildmaterial: F.A.Z.


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      Das Thema "Demographie" werde ich weiter fortsetzen.


      H_S

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      Avatar
      schrieb am 07.08.03 18:56:11
      Beitrag Nr. 3.649 ()
      BANKEN

      Raffgier aus Not

      Mit immer höheren Margen im Kreditgeschäft sanieren die deutschen Banken ihre Bilanzen. Von den Leitzinssenkungen profitieren vor allem reiche Stammkunden. Der Rest zahlt drauf.

      Rolf Breuer ist ein gefragter Mann. Als Ex-Vorstandschef der Deutschen Bank. Als oberster Kontrolleur in deren Aufsichtsrat. Als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Breuers Meinung ist beliebt. Zur Situation der Wirtschaft. Zur Schieflage mancher Unternehmen. Zur Krise seines eigenen Gewerbes. Der stets sonnengebräunte Finanz-Profi sagt dann, was er denkt. Und wenn er gerade einmal nichts denkt, dann redet er dennoch, was ihm mittlerweile zwei Verfahren einbrachte.

      Einmal wurde Breuer en passant gefragt, wie es denn mit dem Deutsche-Bank-Schuldner Leo Kirch weitergehe. Breuers Perspektive war nicht sonderlich optimistisch, worauf Kirch ihn wegen kreditschädigenden Verhaltens verklagte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Gerade wurde Breuers Privatdomizil durchsucht.
      Ein andermal wollte ein Journalist von ihm wissen, ob und wie die krisengeschüttelten deutschen Geldriesen die Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) an ihre Kunden weitergeben. Das war im Dezember, und Breuer ließ im Vorübergehen den Satz fallen: "Das können wir uns gar nicht erlauben."
      Seither ermittelt das Bundeskartellamt gegen den Bankenverbandspräsidenten auch noch wegen dieser möglicherweise gesetzeswidrigen Empfehlung. Und selbst wenn Breuer mittlerweile lieber gar nichts mehr sagt - die Fakten liefern den Ermittlern laufend neues Futter.
      "Wie auch bei früheren Zinssenkungen zu beobachten war", schrieb die Bundesbank bereits in ihrem Monatsbericht vom Februar, "bemühen sich die Banken, durch die etwas verzögerten Zinsanpassungen im Kreditgeschäft zumindest zeitweilig ihre Zinsmarge aufzubessern." Im Klartext: Sie reichen die besseren Konditionen nicht immer an ihre Klientel weiter.
      Ein Teil der Geldspritzen von EZB-Chef Wim Duisenberg landet in den Kassen der Geldhäuser. Im Gegensatz zu reichen Stammkunden, die gepflegt werden müssen und Sicherheiten zu bieten haben, warten deshalb viele Mittelständler und Privatleute seit zwei Jahren oft vergebens auf die Segnungen der nunmehr sieben Leitzinssenkungen.
      Mangels Sicherheiten zahlen sie nun den Preis für die einstigen Eskapaden ihrer Hausbanken. Einige schrecken nicht einmal davor zurück, die Zinsen sogar zu erhöhen, wie die jüngsten Erhebungen der Frankfurter FMH-Finanzberatung belegen.
      "Gestiegenes Risikobewusstsein", nennt sich das Phänomen im Fachjargon. Insbesondere bei kurzfristigen Kontokorrent-, Raten- und Dispositionskrediten kassieren nicht alle, aber viele Finanzinstitute kräftig ab. Mittlerweile stehen die Deutschen in diesem Geschäft mit über 480 Milliarden Euro in der Kreide. Da lässt sich - im Gegensatz zu den Hypothekar-Krediten - mit knallharter Hochzinspolitik kräftig Profit machen.
      Aus Sicht der Banken ist die Strategie vernünftig. Aus Sicht der kleinen Kunden ist sie ein Ärgernis. Und die EZB, die mit niedrigen Leitzinsen auch die Wirtschaft ankurbeln will, muss zumindest bei den Verbraucherkrediten um ihren Einfluss fürchten.
      Während die Zentralbank das Geld inzwischen zum Spottpreis von zwei Prozent anliefert, leihen es die Banken ihren Kunden weiterhin zu deftigen Konditionen. Bruttomargen von über elf Prozent in der Spitze sind das Resultat, was deutsche Verbraucherschützer langsam auf die Barrikaden treibt. Vor wenigen Tagen haben sie die EZB-Verantwortlichen aufgefordert, den Druck auf die Banken zu verschärfen.
      Die sanieren sich "zu Lasten der Verbraucher und auf Kosten der Konjunktur", sagt Manfred Westphal, Leiter des Fachbereichs Finanzdienstleistungen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Er ist überzeugt, dass es unter bestimmten Voraussetzungen gar "einen Rechtsanspruch auf eine korrekte Zinsanpassung" gebe.
      Die neue Raffgier in der Schalterhalle fällt nun auch den Politikern auf. Zwar weiß Joachim Poß, finanzpolitischer Sprecher der SPD, um die angeschlagene Verfassung der Banken. Doch selbst wenn viele "quasi am Fliegenfänger hängen", müssten die Leitzinssenkungen "unverzüglich an die Kunden weitergegeben werden". Poß sieht darin eine Maßnahme zur dringend notwendigen Belebung der Wirtschaft: "Die Banken wären auch im eigenen Interesse gut beraten, dieses Ziel nicht zu torpedieren."
      In seltener Eintracht schwenkt die CDU mit ein: "Das ist alles äußerst unbefriedigend", schimpft Dietrich Austermann, haushaltspolitischer Sprecher der UnionsFraktion im Bundestag, "und hat mit einem fairen Vorgehen nichts zu tun."
      Letztlich ist der akute Zinsstreit ein teures Nachbeben jener Bankenkrise, die das Gewerbe zum großen Teil selbst zu verantworten hat. Eine Portion Größenwahn hat die Institute im Börsenfieber Ende der neunziger Jahre dazu verleitet, ihre damals noch sprudelnden Erträge in immer neue, überteuerte Geschäfte zu buttern.
      Der Traum ist geplatzt, die Reserven der Banken aber sind weitgehend aufgezehrt. Das Geld sitzt längst nicht mehr so locker, um den Kunden mit Krediten aus dem Gröbsten herauszuhelfen. Daran ändert auch die börsenbedingte Entspannung der vergangenen Monate noch nicht viel.
      Erst kürzlich hatte Jochen Sanio, Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Berliner Politikern vorgerechnet, dass die Misere bislang zu einem Investitionsloch von 300 Milliarden Euro geführt habe.
      Als Folge leiden die Schwächsten nun unter einem harten Zinsdiktat, wie die jüngste Erhebung der Frankfurter FMH-Finanzberatung belegt, die seit Jahren die Konditionen von mehreren Dutzend Banken wöchentlich erfasst.
      Demnach sank etwa der durchschnittliche Tarif für einen DispoKredit seit Ende April 2001 nur in homöopathischen Stufen von 11,86 auf 11,35 Prozent. Der Leitzins sackte dagegen im selben Zeitraum um mehr als die Hälfte - in sieben Schritten von 4,75 auf zuletzt 2 Prozent Anfang Juni.
      Derzeit stehen in Deutschland Überziehungskredite im Umfang von über 22 Milliarden Euro aus. Jeder Prozentpunkt, der beim Dispo-Zins zurückgehalten wird, entspricht 220 Millionen Euro, die in den Taschen der Konsumenten fehlen.
      Doch die Differenzen zwischen den einzelnen Banken sind groß. Längst nicht alle ignorierten die Leitzinssenkungen. So bekamen die gut situierten Kunden der privaten Berliner Weberbank laut FMH fast jeden EZB-Entscheid zeitnah aufs Konto gebucht.
      Die Kunden der HypoVereinsbank konnten immerhin in bescheidenem Ausmaß von den Senkungen profitieren. Bei der Direktbank Diba, die dank fehlender Filialen eine ganz andere Kostenstruktur aufweist, gibt es mit 8,5 Prozent das mit Abstand billigste Geld.
      Im Vergleich dazu verlangen laut FMH die Deutsche Bank und die Commerzbank stolze Tarife von über zwölf Prozent. Prominente Adressen wie die Dresdner Bank, die schwedische SEB sowie die von der Starbankerin Christine Licci geführte deutsche Filiale der Citibank gehören dagegen zu jenen Instituten, die das EZB-Zinsgeschenk lieber für sich behalten möchten.
      Alle drei gaben keine der sechs Senkungen zwischen Mai 2001 und März 2003 weiter. Die SEB ignorierte auch die siebte, während die Dresdner Bank in diesem Zeitraum sogar ihre Dispo-Sätze erhöhte.
      Erst in den vergangenen Wochen kam es vereinzelt zu kosmetischen Senkungen von 0,25 Prozent. Die Marketingabteilungen warnten wohl vor einem drohenden Imageschaden, vermuten Insider.
      Die betroffenen Institute verteidigen ihre Strategie indes höchst unterschiedlich. Die Dresdner Bank verweist auf die relative Autonomie ihrer Regionen. "Die FMH-Daten beziehen sich auf unsere Konditionen in Ostdeutschland, nur dort gelten die Höchsttarife", sagt ein Sprecher. Im Rest der Republik liege man dagegen im Mittelfeld, wie zum Beispiel im Rheinland mit 12,5 Prozent.
      Für Citibank-Sprecher Christian Kroos sind Leitzinsen "nur ein Faktor" unter vielen. Man habe im Gegenzug ja auch den eigenen Service ausgebaut. Die SEB will zu ihrer Zinspolitik überhaupt nichts sagen.
      Dass die Banken speziell bei den kurzfristigen Konsumenten- und Kontokorrentkrediten abkassieren, hat aber nicht nur mit fehlenden Sicherheiten und einem erhöhten Ausfallrisiko durch private Insolvenzen zu tun. Die Banker nutzen vor allem die Trägheit der Kunden aus.
      Der Wechsel des Gehaltskontos ist mit viel Aufwand und Papierkram verbunden, den die meisten Leute scheuen. Wer schon Schulden hat, kann ohnehin nicht einfach zu einer anderen Bank abwandern.
      "In diesem Bereich besitzen die Kunden wenig Verhandlungsmacht", sagt Bankexperte Wolfgang Gerke von der Universität Erlangen-Nürnberg. "Entsprechend hoch sind die Margen." Konsumentenschützer Westphal kennt noch einen anderen Grund: "Auf dem Markt für Verbraucherkredite herrscht in Deutschland kaum Wettbewerb" - im Gegensatz zu dem der Wohnbaufinanzierung. Folge: Wie von der EZB gewünscht, bewegen sich die Sätze für Hypothekar-Kredite beinahe parallel mit den Leitzinsen und befinden sich heute auf einem historischen Tief.

      BEAT BALZLI, WOLFGANG REUTER



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      Avatar
      schrieb am 11.08.03 21:53:56
      Beitrag Nr. 3.650 ()
      Sind Fannie Mae und Freddie Mac die Achillesferse des Finanzsystems?

      Jetzt sind auch die Massenmedien auf das Aktienrally aufmerksam geworden, ob Staatsfernsehen oder grosse Tageszeitungen, alle berichten vom Aufschwung an den Finanzmärkten der letzten Monate und den kommenden rosigen Aussichten. Während noch im März pessimistische Aussichten der selben Medien die Investoren davon abgehalten hatten, sich an die Börsen zu wagen, raten sie jetzt zum Einstieg. Wie ich bereits im Kapitel "Massenpsychologie" geschrieben hatte, muss man dem Trend der Massen vorangehen um Geld verdienen zu können. Sonst passiert das, was immer passiert, die letzten beissen die Hunde. Dieses Spiel konnte in den letzten Monaten auch an den Anleihenmärkten beobachtet werden. Die Zinspapiere schienen die einzige vernünftige Anlage zu sein und das auf einem Niveau, das wir seit 50 Jahren nicht mehr gesehen hatten! Was also im Jahr 2000 an den Aktienmärkten passierte, wiederholte sich an den Bondmärkten, die Anleger griffen zu, als die Märkte ein historisch praktisch unerreichtes Niveau aufwiesen. Die Kehrtwende folgte auf dem Fuss und langlaufende Papiere crashten unter Ausschluss der Oeffentlichkeit in einem Ausmass, welches für Anleihen bescheiden ausgedrückt, eher ungewöhnlicher Natur ist. Die Aktienhausse dürfte den unterinvestierten Versicherungen und Pensionskassen zu bescheidenen Gewinnen verholfen haben, falls diese durch die sinkenden Bondpreise nicht bereits wieder zu einem grossen Teil zu Nichte gemacht wurden. Aehnlich dürfte es den Kleininvestoren ergangen sein. Diese beiden Gruppen drängen nun in den Aktienmarkt (siehe hier), Quoten werden erhöht, die Finanzanalysten erhöhen im Gleichschritt mit den Oekonomen die Prognosen und das Rally nähert sich seinem Ende. Eine zeitliche Prognose zu machen, wann das der Fall sein wird, ist wohl die schwierigste Disziplin überhaupt. Je euphorischer die Medien über den Kursanstieg werden, desto näher rückt das Ende. Die Mutigen der Investorengilde werden versuchen, das Spiel bis zum Schluss auszureizen, vorsichtige Gemüter sollten sich aber jetzt ernsthafte Gedanken zum Ausstieg machen, denn der Herbst kommt bestimmt und der Monat September ist statistisch gesehen der schlechteste Monat überhaupt an den Aktienmärkten. Soviel zur Psychologie der Finanzmärkte. Jetzt werden Sie vielleicht einwenden, dass der Aufschwung auf gesunden wirtschaftlichen Daten beruht und wir dementsprechend gerade erst den Anfang gesehen haben. Zumindest wird dieses Bild überall vermittelt. Aber stimmt das wirklich?

      In den drei wichtigsten Wirtschaftsnationen unseres Globus, USA, Japan und Deutschland, wächst die Staatsverschuldung schneller als das Bruttosozialprodukt. Eine Rezession konnte bis jetzt nur durch dank einem kräftigen "deficit spending" verhindert werden. Schauen Sie sich dazu die aktuellen Zahlen an, die Sie auf den verlinkten Homepages im Kapitel "Staatsverschuldung" finden oder die Meldung über Kaliforniens Kreditwürdigkeit (siehe hier). Deutschland hat nun als erste Nation begonnen, auf die Kostenbremse zu treten. Die Bürger, welche sich in den letzten Jahrzehnten an den warmen Regen auf sie niederprasselnder Sozialleistungen gewöhnt hatten, stehen nun im rauhen Wind ständig steigender Gesundheitskosten. Während die Deutschen in Zukunft weniger Geld in der Brieftasche haben werden, um die Wirtschaft anzukurbeln, halten sich die Japaner wegen ständig sinkender Preise mit Konsumausgaben zurück. Da bleibt der amerikanische Konsument als Lokomotive der Weltwirtschaft übrig, wie das schon seit Jahren der Fall ist. Werfen wir somit einen Blick über den Atlantik:

      Wie finanziert der Amerikaner seinen Privatkonsum?

      Die Finanz und Wirtschaft schrieb dazu in ihrer Ausgabe vom 21.06 folgendes: "Nicht übersehen lässt sich die Immobilienhausse in den USA. Dank der Zinssenkungen haben sich Hypotheken markant verbilligt. Der richtungsweisende Satz für dreissigjährige Hypotheken liegt nahe einem 45-jährigen Tief. Davon profitiert die Bauwirtschaft. Im Mai sind Hypothekaranträge für Haus- und Wohnungskäufe noch einmal 9.2% zum Vormonat bzw. 13% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Nachfrage schlägt inzwischen alle Rekorde. Daher sind die Immobilienpreise gestiegen - im April lagen sie landesweit 6.9% über dem Vorjahresniveau, während die Mietpreise als Folge der Kaufwut abnehmen. Dank günstiger Hypotheken können sich immer mehr Amerikaner ein Eigenheim leisten. Das belegt ein entsprechender Index (Home affordability index). Er lag im April 9.3% über dem Vorjahr und hat inzwischen den Rekordstand vom April 1973 erreicht. Die Ratingagentur Moody`s geht davon aus, dass dieses Jahr der alte Immobilienverkaufsrekord gebrochen wird." Und weiter: "Viele Menschen nutzen die günstigen Konditionen, um laufende Hypothekarverträge neu auszuhandeln. Die Zahl der Refinanzierungsanträge nahm im Mai 54% gegenüber dem Vormonat zu und ist viermal höher als 2002. Günstigere Neufinanzierungen sind eine erwünschte Folge der Zinspolitik, sparen damit die Privathaushalte Geld ein, wodurch der Konsum steigt und die Nachfrage und damit die Konjunktur angekurbelt wird."

      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Konsum der Amerikaner stark abhängig ist von fallenden Hypothekarzinsen. Diese sind nun in den letzten Wochen gestiegen! Aendert sich an dieser Situation nichts, werden die Konsumausgaben eingeschränkt werden müssen, was sich in den Statistiken in 1-2 Monaten auswirken wird (schon wieder im Herbst!). Der Indikator für das Konsumentenvertrauen ist aber bereits jetzt unter Druck (siehe hier). Wer aber finanziert diese Hypotheken? Der amerikanische Hypothekenmarkt wird von den zwei Giganten Freddie Mac und Fannie Mae dominiert, welche sich am Anleihenmarkt refinanzieren. Während in der Vergangenheit an der Qualität dieser Institute keine Zweifel bestanden, bekommt nun das Vertrauen erste Risse. Aktuelle Meldung von handelsblatt.com:

      FRANKFURT/M. Die Europäische Zentralbank (EZB) will angeblich alle ihre Anleihen von Freddie Mac und Fannie Mae verkaufen. Das Gerücht ist nicht tot zu kriegen und hat gestern erneut zu deutlichen Reaktionen am Anleihemarkt geführt (S. 25). Während sich die Renditeaufschläge der Bonds der beiden größten US-Hypothekenfinanzierer zu top-gerateten Staatspapieren vergleichbarer Laufzeiten ausweiteten, engten sich die Spreads von Anleihen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein. Investoren schichten laut Händlern von den US-Papieren in Bonds der KfW um

      Hintergrund für die vermeintlichen Aktionen der EZB ist den Kreisen zu Folge der Wirbel um die Bilanzen von Freddie Mac. Staatsanwaltschaft und Börsenaufsicht ermitteln in den USA, weil der Hypothekenfinanzierer eingestanden hatte, in den vergangenen drei Jahren seine Gewinne falsch ausgewiesen zu haben. Drei Führungsmitglieder mussten Freddie Mac deswegen bereits verlassen. Fannie Mae und Freddie Mac stehen für gut 40 % des US-Hypothekenkreditmarktes mit einem Volumen von 7 Bill. $.

      Zusammenfassung

      Die Weltwirtschaft ist abhängig von der US-Wirtschaft, welche abhängig ist von den amerikanischen Konsumenten, welche ihren Konsum mit höheren zinsgünstigen Hypotheken finanzieren. Diese Hypotheken werden von Fannie Mae und Freddie Mac über die Anleihemärkte finanziert, welche vorallem von Zentralbanken, Fonds, Versicherungen und Retailinvestoren rund um den Globus gekauft werden. Streiken diese Investoren wegen aufkommender Zweifel an der Kreditwürdigkeit dieser Anleihen, kann ein gefährliches Domino seinen Anfang nehmen.
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 00:43:08
      Beitrag Nr. 3.651 ()
      @Harry_Schotter - #3645

      Hallo Harry!

      Schon seit einiger Zeit lese ich mit großem Interesse die Postings in diesem Thread.
      Als überzeugtem Anhänger der Wellentheorie von Kondratieff, die ich sehr eingehend studiert habe und deren bisherige Signifikanz m.E. einfach verblüffend ist, pflichte ich deiner Sicht einer "Eiszeit mit zeitweiligen Wärmephasen" absolut bei. Nach dieser Theorie befinden wir uns aktuell am Übergang vom Herbst zum Winter, und es dürfte ein langer, schlimmer Winter werden, in dem die Menschen in den - kurzfristigen - Zwischeneiszeiten immer wieder auf ein Ende hoffen, jedoch ...

      In der menschlichen Psyche ist eine relativierende Sicht der Dinge angelegt. Letztes Jahr hatte ich am Flughafen Frankfurt diesbezüglich ein "Schlüsselerlebnis": Bei einer Außentemperatur von 22 Grad äußerte sich ein Passagier einer aus Island kommenden Maschine: Oh it´s very hot here! - und kurz danach vernahm ich aus dem Mund eines Passagiers einer aus Nigeria angekommenen Maschine: Very cold here!

      Menschen, die es gewohnt sind, in der Wärme zu leben - auf Aktienbesitzer bezogen also alle diesjenigen, die die Jahrhunderthausse 1982 bis 2000 als "Wärme" empfunden haben - dürften also ein erhebliches Problem mit der unverhofften "Kältephase" gehabt haben. Da aber Menschen in den sog. gemäßtigten Zonen unserer Welt, also etwa in den USA, Europa oder Japan "wissen", dass auf jeden Winter ein Sommer folgt, tun sie sich natürlich sehr schwer, wenn diese "Selbstverständlichkeit" einmal nicht mehr zutrifft. Im Hinterkopf steckt dann immer der Gedanke "Einmal ist keinmal", im nächsten Jahr wird wohl wieder alles normal sein.
      Ich bin ein Mensch mit rd. 55jähriger bewußter Lebenserfahrung und ich kann mich an lange Phasen erinnern, in denen es über viele Jahre eiskalte Winter gab und Sommer, die keine waren. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es sogar mal einen Song Wann wird wird es endlich wieder einmal Sommer?.

      Nach rd. 18 Jahren "Sommer" an den Börsen der USA und Europas - die Japaner hatten ja bekanntlich schon vorzeitig eine "Eiszeit" begonnen - kann ich einfach nicht an lediglich 3 1/2 Jahre "Winter" glauben!

      Mit freundlichem Gruß
      Hajo
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 01:55:48
      Beitrag Nr. 3.652 ()
      @Harry_Schotter - #3648

      Ja, der Herr Breuer! Ich habe ihn mal vor etwa einem Jahr per Zufall kennen gelernt. Dieser Mann glaubt wohl allen Ernstes, sich "unverfänglich" auszudrücken - und tappt von einem Fettnäpfchen ins andere. Bekanntlich "lobt" man solche Leute ja aus echten Verantwortungspositionen in weniger problematische Positionen "hoch". Herr Ackermann ist da wohl ein anderes Kaliber: Seinen Aussagen traue ich zwar auch nicht, aber er weiß sie geschickter zu lancieren. Ein eiskalter Typ!

      MfG
      Hajo
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 01:58:25
      Beitrag Nr. 3.653 ()
      @Indexknight - #3648

      Ausgezeichnete Darstellung eines wahrlich großen US-Problems!

      MfG
      Hajo
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 16:30:05
      Beitrag Nr. 3.654 ()
      Portfolio des Grauens

      Volks- und Raiffeisenbanken haben ihre faulen Kredite in ein Spezialinstitut ausgelagert. Doch das wird die Altlasten kaum noch los -- nun wird das Eigenkapital knapp.



      In Zimmer 312 ist die Hitze beinahe unerträglich. Der Rechtspfleger des Amtsgerichts Gotha hat die Ärmel hochgekrempelt und kramt in seinen Akten. Der Rechtsanwalt der Bankaktiengesellschaft (BAG) trägt immer noch Langarm und wirkt leicht angespannt.
      Soeben ging der dritte Versuch zu Ende, einen stillgelegten Steinbruch, in dem einst ein Bankkredit von beinahe einer Million Mark versickerte, zwangszuversteigern. Geschätzte 60 000 Euro ist er noch wert, das beste Gebot lag bei 30 000. Und ob der Bieter wirklich zahlen kann, weiß keiner so genau. Vorsichtshalber erhielt er erst einmal einen provisorischen Zuschlag.

      Inzwischen läuft bereits die nächste Auktion. Ein tristes Einfamilienhaus mit bröckelndem Putz und Ferrari-Fahne im Hinterhof muss unter den Hammer. Auf 113 400 Euro schätzt es der Gutachter.

      Im Gerichtssaal herrscht Totenstille. Bis zum Schluss gibt es kein Gebot.

      Um 14.54 Uhr verkündet der Rechtspfleger die Einstellung des Verfahrens. Die verschuldeten Hausbewohner atmen erleichtert auf. Ihnen bleibt eine Galgenfrist - bis zum nächsten Versteigerungstermin. Zumindest so lange bleibt die Bank auf der Schrottimmobilie sitzen.

      Der vergangene Mittwoch war für die BAG ein schlechter, aber ganz normaler Tag. Seit Jahren kümmert sich das Spezialinstitut um die Abwicklung der Altlasten im Kreditgeschäft des genossenschaftlichen Finanzverbundes. Sie übernimmt von Volks- und Raiffeisenbanken die scheinbar hoffnungslosen Fälle.

      "Wir sehen uns als eine Art Intensivstation", präzisiert BAG-Chef Udo Wittler die Aufgabe. Einen Teil der Problem-Forderungen könne man sanieren, der Rest werde verwertet. Über eine ähnliche Einrichtung verfügt in Deutschland nur noch die Dresdner Bank.

      Doch inzwischen können die Notärzte den Ansturm der Patienten kaum noch bewältigen. Derzeit sind 2500 Zwangsversteigerungen, 2000 Insolvenzen und 1000 Zwangsverwaltungen anhängig. Entspannung ist nicht in Sicht.

      Von der viel beschriebenen Trendwende im Bankgeschäft hat am Hauptsitz im westfälischen Hamm bisher niemand etwas gespürt. Laufend muss die Tochter des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) ausfallgefährdete Forderungen aufkaufen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, die Altlasten weiter zu veräußern.

      Das Portfolio des Grauens wächst dramatisch schnell. Ende des Jahres wird das Volumen der faulen Kredite erstmals deutlich über 3 Milliarden Euro liegen, das sind rund 400 Millionen mehr als noch ein Jahr zuvor. "Wir stoßen an die Grenze unserer derzeitigen Eigenkapitalausstattung", gesteht Wittler.

      Von solchen Dimensionen war nie die Rede, als die BAG 1987 nach dem Niedergang der Hammer Bank Spar- und Darlehenskasse, einst einer der größten Sanierungsfälle in den Kreisen der Genossen, entstand. Viele Jahre reichte eine alte Villa am Kurpark als Verwaltungsgebäude. Die maroden Forderungen pendelten zwischen bescheidenen 30 Millionen und 70 Millionen Euro.

      Dann kam 1999 die Berliner Volksbank, Deutschlands größte regionale Genossenschaftsbank, arg ins Schleudern. Sie hatte gigantische Kredite an dubiose Immobilienfonds im Osten vergeben. Unter anderem half sie bei der Finanzierung berühmter Pleiteprojekte wie etwa der Dresdner Tabakmoschee. Die durch ständig steigende Beiträge finanzierte Solidargemeinschaft der Genossen, die kein Institut Pleite gehen lässt, pumpte bis heute über 1,5 Milliarden Euro in die einst todkranke Bank.

      Plötzlich stand das kleine Institut in Hamm im Mittelpunkt.Aus dem gemütlichen Sanitätszimmer wurde ein milliardenschweres Großlazarett. Seit wenigen Jahren ist es in einem schwarzen Neubau untergebracht, intern auch "black box" genannt.

      Seither reißt der Strom der Pleitekandidaten nicht mehr ab. Allein im vergangenen Jahr standen weitere 28 Volks- und Raiffeisenbanken vor dem Kollaps, dieses Jahr sind es mindestens 22. Viele Genossenschaftsbanken sind zum Überleben viel zu klein, sie wollen es nur nicht wahrhaben. Sicher aber ist, dass sie sich den Aufbau einer internen Abteilung für Problemkredite nicht leisten können.

      Doch auch für die Bankaktiengesellschaft wird es langsam eng. Im Gegensatz zu den Großbanken gehen die Genossen vergleichsweise schonend vor. Statt Objekte schnell und radikal zu entsorgen und so die Bilanz teuer, aber effizient zu säubern, setzen sie auf das Prinzip Hoffnung - und laufen Gefahr, sich auf unabsehbare Zeit mit bankfremden Geschäften zu verzetteln. Entsprechend lang ist die Liste der defizitären Beteiligungen.

      "Oft rechnet sich das Weiterführen der Betriebe, wie zum Beispiel bei unseren sechs Hotels", verteidigt Wittler die Strategie. Allein in diesem Jahr kamen drei Herbergen dazu.

      Käufer sind kaum in Sicht - zumindest nicht für die Preise der BAG. So managt Wittlers Truppe jetzt bereits einen kleinen Hotelkonzern, darunter das Geburtshaus von Orthografiepapst Konrad Duden.

      Dank des Missmanagements einer süddeutschen Genossenschaftsbank schlägt sich die BAG in der Türkei gar seit geraumer Zeit mit einer unfertigen Hotelanlage herum. Immerhin soll es jetzt für die Ruine einen Interessenten geben.

      Das Hoffen auf bessere Zeiten bestimmt auch das Management der Immobilien. Findet sich - wie so oft - im zweiten oder gar dritten Zwangsversteigerungstermin kein Käufer, nimmt das Institut die Ladenhüter in die eigenen Bücher.

      Die Zahl der so genannten Rettungserwerbe erreicht Jahr für Jahr einen neuen Rekordwert. "Wir wollen unsere Immobilien nicht verramschen", sagt BAG-Chef Wittler.

      Für seine Hamstermentalität zahlt das Institut einen hohen Preis. Die Bilanz wird noch dicker, die Eigenkapitaldecke noch dünner. Der Weiterverkauf von schweren Beteiligungen wie etwa der Ökobank bleibt bis auf weiteres die Ausnahme.

      Zudem benützt die DZ Bank, eines der beiden Zentralinstitute im Genossenschaftsverbund, die BAG gern zur spontanen Geldbeschaffung. Im vergangenen Jahr reichte sie ihre Anteile an Verbundunternehmen wie Union Investment und R + V Versicherung, die sie bei den Mitgliedsbanken nicht loswurde, kurzerhand an das Hammer Institut weiter. "Die Beteiligung gehört nicht zu unseren typischen Aufgaben", räumt Wittler ein.

      Wehren konnte sich der Genossenschaftsbanker nicht, und im Aufsichtsrat der BAG regt sich offenbar kaum Widerstand. Kein Wunder: Im Kontrollgremium sitzen nur Vertreter des Volks- und Raiffeisenbankenverbunds. Unabhängige Personen gibt es nicht - die Genossen bleiben lieber unter sich und regeln die Probleme auf ihre Art.

      Doch die lassen sich nun nicht länger ignorieren. Um die Finanzsituation zu verbessern, mussten die Genossenschaftsbanken kürzlich BAG-Zertifikate über Kreditrisiken von insgesamt einer Milliarde Euro zeichnen.

      Die nächste Tranche von 500 Millionen Euro wird bereits vorbereitet. Sie soll "eventuell außerhalb des Verbundes platziert werden", sagt Wittler.

      Wenn sich dort Käufer finden.

      BEAT BALZLI

      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,260786,00.html

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      Der von Experten geschätzte Verkehrswert von Immobilien ist meistens Käse, denn: Eine Sache ist immer nur soviel Wert, wie ein anderer bereit ist dafür zu zahlen! In der Gegend meiner Eltern (Niederschlesien, Oberlausitz), kann man in den dortigen lokalen Zeitungen, im Immobilienteil, immer lesen: Ein Erwerb unterhalb 50% des Verkehrswertes ist möglich.

      Gruß Trevenion
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 16:49:11
      Beitrag Nr. 3.655 ()
      @ #3652 von Trevenion

      Der Genosse Gorbatschow wusste schon 1989: " Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."

      Das sollten sich die Genossen von der DAG auch mal zu Herzen nehmen. :D


      H_S
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 20:01:42
      Beitrag Nr. 3.656 ()
      Angenehme Ehen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Der Reiche herrscht über die Armen; und wer borgt, ist des Gläubigers Knecht." – Sprüche 22,7

      Es begann zu Tisch, beim Abendessen.

      "Du willst doch nicht sagen, dass die amerikanische Wirtschaft den Bach runter geht, weil in New England keine Schuhe mehr hergestellt werden?"

      Einige Ehepaare streiten sich wegen des Familienbudgets. Andere streiten sich, weil sie eifersüchtig oder enttäuscht sind. Aber unser Gespräch letzte Nacht wurde weder wegen dem Rad der Liebe noch wegen des Geldes erhitzt ... sondern wegen der US-Handelspolitik.

      Bei unserem Wortgefecht gestern Abend überraschte mich meine Frau mit guten Argumenten, und sie hörte sich wie eine Verbündete von Alan Greenspan an.

      "Lass China doch all die Schuhe und Radios und Mobilfunkgeräte produzieren, die es produzieren will. Wer will schon selbst produzieren? Das ist doch ein Geschäft mit niedrigen Löhnen und niedrigen Gewinnmargen. Wir sind doch besser dran, wenn wir uns hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickeln. Was ist daran falsch?"

      "Ist es wichtig für eine Volkswirtschaft, zu produzieren?" fragte sich auch Alan Greenspan. Er meinte weiter: "Es gibt eine große Diskussion über dieses Thema. Was wichtig ist, ist, dass Volkswirtschaften Wert schaffen, und ob dieser Wert durch das Nehmen von Rohstoffen und deren Verarbeitung oder durch diverse Dienstleistungen, die die Konsumenten wollen, geschaffen wird, sollte keinen signifikanten Unterschied machen, was den Lebensstandard betrifft, denn das Einkommen, die Fähigkeit, Güter zu kaufen, ist da. Und wenn es keine Sorgen wegen des Zugangs zu ausländischen Produzenten gibt, dann denken ich, dass es nicht wirklich eine Rolle spielt, ob man diese Güter selbst produziert oder nicht."

      Irgendwie hatte es dieser Disput in unser Esszimmer geschafft.

      Ehen haben ihre Hochs und ihre Tiefs ... ihre rauen Wege und ihre geraden Autobahnen. Wenn ein Mann, der jede Diskussion gewinnen will, eine Frau heiratet, die nicht eine einzige verlieren will, dann gibt das Ärger. Natürlich erhält er dann diesen Ärger. Aber wenn Gott ihm gnädig gestimmt ist, dann genießt er jede Minute davon.

      Wenn Sie, liebe(r) Leser(in), meine Texte im Investor`s Daily schon etwas länger verfolgen, dann werden sie vielleicht auch schon mein verstecktes Vorurteil erraten haben:

      Es ist simpel genug: Ich denke nicht, dass die Leute das erhalten, was sie wollen oder beabsichtigen ... sondern das, was sie verdienen. Und das normalerweise gut und hart.

      Ich gebe nicht vor, dass ich wüsste, was Gott mit dieser Welt plant ... aber nicht umsonst heißt es "Liebe Deinen Nächsten (oder Deine Ehepartnerin/Deinen Ehepartner) wie Dich selbst", selbst wenn sie/er bei volkswirtschaftlichen Themen daneben liegt. Ein Mann liebt seine Frau, egal ob Sie seinen "Investor`s Daily" gelesen hat oder nicht. Das ist einfach so, wie die Dinge sein sollten.

      Es wäre für mich einfacher, wenn ich eine andere Frau geheiratet hätte – eine, die keine Meinung zum Thema "Volkswirtschaft" hat; dann könnte ich meine Abendessen in Frieden genießen.

      Aber angenehme, kalkulierte Ehen haben ihre Schwächen; wenn dann doch Probleme auftreten sollten, brechen sie zusammen.

      Das sind die Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, als ich den Ausführungen meiner Frau, die Alan Greenspan verteidigte, zuhörte:

      "Volkswirtschaften entwickeln sich immer ... aber nicht jeder muss Schuhe produzieren. Sieh Dir doch die Schweiz an, auch die produzieren keine Schuhe. Und dennoch sind sie sehr reich. Sie bieten dem Rest der Welt Dienstleistungen an, wie ihr Bankwesen."

      Ich musste diese Diskussion gewinnen. Meine Kinder, meine Mutter und meine Schwiegermutter waren schließlich auch anwesend; wenn ich meine Frau nicht in ihre Schranken weisen würde, dann würden sie jeden Respekt für mich verlieren. Dennoch bekam ich irgendwie nicht die Kurve.

      "Und weißt Du was", so meine Frau Elizabeth weiter, "Du sagst immer, dass die Dinge den Bach runtergehen – aber das tun sie nie. Amerika hat eine sehr dynamische, innovative Volkswirtschaft. Die wird immer einen Weg finden, Geld zu verdienen ..."

      Elizabeth weiter: "Und nebenbei, Du glaubst doch an die Arbeitsteilung ... nicht jedes Land muss Schuhe herstellen. Einige können Dienstleistungen anbieten. Die Amerikaner können sich perfekt in hochwertigen Dienstleistungen spezialisieren ... auf Filme ... Musik ... Software ..."

      Wenn Amerika genug Musik-Hits oder Software Programme produzieren würde, dann gäbe es kein amerikanisches Handelsbilanzdefizit, konterte ich. Was noch ... nun, es ist schön und gut zu sagen, dass sich Singapur oder Zürich auf Finanzdienstleistungen spezialisieren ... aber bei einer Nation von 280 Millionen Menschen sieht das schon anders aus.

      Ich betonte auch, dass die Amerikaner selbst bei den Dienstleistungen kein natürliches Monopol oder Standortvorteile hätten. Die Inder können Softwareprogramme so gut wie die Amerikaner schreiben. Und billiger. Derselbe Globalisierungstrend, der in den letzten 30 Jahren zum Verlust von 2 Millionen Arbeitsplätzen im amerikanischen produzierenden Gewerbe geführt hat, wird mit der amerikanischen Dienstleistungs-Industrie in den nächsten 30 Jahren dasselbe tun.

      "Die Zahl der amerikanischen Arbeiter mit weißem Kragen wird systematisch ausgedünnt, da die amerikanischen Unternehmen fleißig Arbeitsplätze nach Übersee verlegen, oder an Ausländer mit temporären Arbeitsvisa geben, und zwar Arbeitsplätze im IT- und im Ingenieurbereich", so Paul Mendelsohn in einem Leserbrief an das Barron`s Magazin. "Diese Jobs werden denselben Weg gehen, den die Arbeit mit blauem Kragen in den letzten 20 Jahren gegangen ist."

      Was auch immer die Amerikaner nutzen, um für die importierten Güter und Dienstleistungen zu bezahlen – sie haben davon nicht genug. Die jährliche Lücke liegt bei rund einer halben Billion Dollar ... und sie wird größer.

      "Mach Dir deshalb keine Sorgen", sagt die bessere Hälfte des Ehepaars Bonner, "wir werden etwas finden, das wir verkaufen können."

      "Macht Euch deshalb keine Sorgen", so ein kurioses Echo von jenseits des Atlantiks. Unser Korrespondent in London hat die Beziehung zwischen Amerika und China als eine Symbiose beschrieben. "Es ist wie eine Ehe, in der der Mann arbeitet und die Frau das Geld ausgibt. Mit anderen Worten: Wir Amerikaner müssen uns noch nicht einmal Sorgen darüber haben, ob wir etwas haben, das wir eintauschen können; unser Job ist es, zu konsumieren! Wir sind der Mund der Welt; das ist unsere Rolle in der Weltwirtschaft. So lange diese Beziehung für jeden funktioniert, warum sollten wir uns Sorgen machen?"

      Natürlich mache ich mir keine Sorgen darüber. Ich gebe nur eine Prognose ab: Diese angenehme Ehe wird nicht von Dauer sein – zumindest nicht zu den gleichen Bedingungen.

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      Avatar
      schrieb am 12.08.03 20:45:12
      Beitrag Nr. 3.657 ()
      Der wirkliche Bärenmarkt steht uns noch bevor

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wir haben soviel, auf das wir uns freuen können!

      Der wirkliche Bärenmarkt bei den Aktien steht uns noch bevor. Bevor das alles vorüber ist, werden die Aktien für ein KGV von 6 bis 8 zu haben sein ... der Dow Jones wird auf 3.000 Punkte oder so gefallen sein ... und man wird alle Aktien, die im Dow Jones enthalten sind, für eine einzige Feinunze Gold kaufen können.

      Und die Spekulationsblase am Hypothekenmarkt ist auch noch nicht richtig geplatzt. Das hat begonnen ... aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen. Die Vergabe neuer Hypotheken ist drastisch zurückgegangen ... aber wenn das alles vorüber ist, wird fast keiner mehr seine bestehenden Hypotheken erhöhen.

      Und auch der totale Kollaps des Dollar und des US-Anleihenmarktes hat noch nicht stattgefunden. Der Dollar wird im Verhältnis zum Euro wahrscheinlich unter 1,50 fallen ... und die Renditen der US-Anleihen werden zweistellig werden.

      Und auch eine reale Rezession liegt wahrscheinlich vor den USA ...

      Obwohl die US-Wirtschaft zuletzt nicht gerade gut lief, haben die Konsumenten weiterhin Geld ausgegeben ... und die Schulden sind weiter gewachsen.

      Es war wie ein Begräbnis mit einer Bowle-Schüssel. Deshalb dachten die US-Konsumenten, dass sie sich amüsieren könnten.

      Seit 1994 haben sich die Hypothekenschulden auf 9 Billionen Dollar verdoppelt. Und auch die gesamte Schuldenlast der Verbraucher – inklusive Kreditkartenschulden und sonstigen Verpflichtungen – hat sich im gleichen Zeitraum fast verdoppelt, auf 32,5 Billionen Dollar. Hinzu kommt natürlich die Schuldenexplosion der öffentlichen Hand.

      Diese großen Zahlen beeindrucken mich nicht. Für jeden Schuldner gibt es auch einen Gläubiger. Und ich erwarte, dass beide Seiten gleichzeitig verschwinden werden. Und das wird etwas zu sehen sein!

      Keine Sorge, so die New York Times. "Die Unternehmensausgaben helfen mit, die Rückschläge bei den Hypothekenerhöhungen auszugleichen", erklärte letzten Freitag ein Artikel in dieser Zeitung.

      Ah ... jeder, inklusive mir, hat sich Sorgen gefragt, was passieren würde, wenn der Boom bei den Hypotheken enden würde. Wie würde die Konsumentenwirtschaft weiter wachsen, wenn den Konsumenten das Geld ausginge?

      Die New York Times denkt, dass sie die Antwort hat – die Ausgaben würden einfach von den Unternehmen kommen. Aber die Geschichte von den steigenden Unternehmensausgaben ist ein großes Märchen:

      Laut Stephen Roach konzentrieren sich die meisten Unternehmensausgaben auf den IT-Bereich ... und mehr als 80 % der Ausgaben in diesem Sektor werden schön gerechnet! Ein Beispiel: Wenn eine Gesellschaft 1000 Dollar für einen Computer ausgibt, der 5 Mal so schnell ist wie ein Computer, den sie vor ein paar Jahren für den gleichen Betrag hätte kaufen können, dann wird diese Ausgabe in der Statistik so erfasst, als ob sie 5000 Dollar betragen würde! Deflation führt also zu Inflation – laut dieser dubiosen Verbuchungspraxis. Fallende Preise im Technologiesektor führen also jetzt zu überbewerteten Wachstumszahlen!

      Diese schön gerechneten Zahlen werden dann ins amerikanische BIP übertragen, das im zweiten Quartal um 2,6 % gewachsen sein soll. Übrigens: In den letzten 6 zyklischen Erholungen nach einer Rezession wuchs das BIP in einer vergleichbaren Phase um 5,4 %.

      Nicht nur das – sondern 70 % des BIP-Wachstums kamen nur durch die Erhöhung der Militärausgaben zustande. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung machen Militärausgaben die Leute aber nicht reich. Stattdessen verbrauchen sie wertvolle Ersparnisse, und die Taschen der Leute werden so leer wie die Köpfe der US-Kongressabgeordneten.

      Wer kann das alles sinnvoll finden? Und wer schafft es, das nicht amüsant zu finden?

      Ich jedenfalls nicht.

      Und jetzt hören wir auf einmal, dass der Konsument doch Schulden tilgt. "Die Kreditkartenschulden sind gesunken, weil die Konsumenten zurückstecken", so eine Schlagzeile im Chicago Tribune.

      Die Fed sagt, dass die Konsumentenschulden im Juni gefallen seien. Aber die Fed berücksichtigt bei ihrer Berechnung nicht die Hypotheken ... also wenn die Konsumenten teure Kreditkartenschulden in billigere Hypothekenschulden switchen, dann bedeutet das nicht, dass die gesamte Schuldenlast fällt.

      Aber ich habe ja schon betont, dass es für jeden Schuldner auch einen Gläubiger gibt. Man könnte alle Kredite und Schulden der gesamten Welt mit einem Schlag auflösen ... aber was würde sich wirklich ändern? Unsere Häuser würden immer noch da stehen. Wir hätten immer noch unsere Autos, unsere Freunde und die meisten unserer Lieblingsrestaurants. Also was ist das Problem?

      Millionen Leute werden wahrscheinlich pleite gehen ... und auch Tausende Unternehmen. Leute, die sich für reich gehalten haben, werden herausfinden, dass sie weniger reales Geld haben, als sie dachten. Ausländische Besitzer von US-Anleihen werden für jeden investierten Dollar real nur Cents zurückerhalten. Die Amerikaner werden ihre Importe nicht mehr so leicht bezahlen können. Die Ausländer werden den "Mund der Welt" nicht mehr so bereitwillig füttern. Sie würden auch selber etwas konsumieren wollen. Haben Sie ein Problem damit, liebe(r) Leser(in)? Ich nicht. Ich würde es gerne hinter mich bringen und nicht weiter verzögern.

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      Schweizer Geldmenge explodiert

      vom "Mogambo Guru" – nicht ganz ernst gemeint

      Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal gelesen habe, dass ein Land seine Geldmenge um 24 % erweitert hat. In einer heroischen und selbstmörderischen Bemühung, die eigenen Währung gegenüber Dollar und Euro nicht steigen zu lassen.

      Ich rede von der Schweiz – die Schweizer tun das gerade.

      Die Schweizer, die auf der Bühne der Währungsabwertungen Newcomer sind und sich wie idiotische Kinder benehmen, versuchen, die verlorene Zeit schnell aufzuholen, indem sie ihre Geldmenge so drastisch erhöhen.

      Eine erste Folge dieser Politik – die Inflationsrate steigt in der Schweiz. Letztes Jahr waren die Australier besonders fleißig, als es um die Erhöhung der Geldmenge ging. Jetzt steigt ihre Inflationsrate.

      Und was ist mit den Bedenken wegen der auch in den USA explodierenden Geldmenge? Nun, zuletzt hat sich das etwas abgekühlt, das Wachstum der Geldmenge hat sich im Jahresvergleich auf 7 % verringert, was aber immer noch deutlich über dem Wachstum der Gesamtwirtschaft liegt. Das bedeutet natürlich, dass eine Inflation ganz sicher eintreten wird. Darauf können Sie wetten.

      Und beeindruckend finde ich, dass das fast niemanden kümmert. Dabei kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass die Züricher Gnomen als wirtschaftliche und finanzielle Experten angesehen worden, deren Aussagen jeder zustimmte.

      Aber das hat sich geändert. Es ist so, als ob alle wirtschaftlichen Experten rund um den Globus derzeit überhaupt nicht merken würden, was abgeht. Denn dieses globale Überangebot an Geld wird seinen Weg in steigende Preise finden.

      Und wenn die Preise so hoch steigen, dass wir kleinen Arbeiter uns es nicht mehr leisten können, zu essen oder die Miete zu zahlen, dann ist der Punkt erreicht, wo der Kurs einer Zivilisation plötzlich geändert wird.

      Die US-Regierung nimmt derzeit neue Schulden in einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf: 52 Milliarden Dollar pro Monat! Das sind 500 Dollar pro amerikanischem Arbeitnehmer – jeden Monat! Für jeden!

      Derzeit findet eine globale Expansion statt – eine Expansion der Haushaltsdefizite, der Produktion überschüssigen Geldes. Die Zentralbankreserven werden bis zur Bedeutungslosigkeit gesenkt, die Zentralbanken verkaufen ihr Gold. Warum sollte man nicht wie sie auf der Bullenseite stehen? Wenn man sich nicht verschuldet und expandiert, werden wir Bankrott gehen. Und wenn wir uns verschulden und expandieren, werden wir auch Bankrott gehen. Also was gibt`s dazu zu verlieren? Welche Alternative ist da erfreulicher?


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      Oh, oh, oh :eek:


      ....

      12.08. 19:48

      Futureshändler rechnen mit baldiger Zinserhöhung

      Händler an den Futuresmärkten gehen von bald steigenden Leitzinsen in den USA aus. Für September wird bereits mit einem Leitzins von 1.145%, für Dezember bereits mit 1.25% gerechnet. Für 2004 werden für die Monate März, Juni, September und Dezember Leitzinssätze von 1.48, 1.845, 2.27 respektive 2.715 Prozent eingepreist.

      Heute wird die US-Zentralbank ihre Zinsentscheidung aus dem Offenmarktausschusstreffen des heutigen Tages bekannt geben. Eine Entscheidung wird gegen 20:15 Uhr MEZ erwartet. Der Markt rechnet mit einer Beibelassung der Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau von 1%. Dieser Leitzins ist der niedrigste seit 45 Jahren.



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      H_S
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 22:10:57
      Beitrag Nr. 3.658 ()



      Wenn man sich beide Kursverläufe genau anschaut und sie vergleicht, fällt einem etwas Interessantes auf.
      Vom Jahr 1990 bis, grobgesehen, zum Jahr 2000 verhalten sich die beiden Charts invers, was auch logisch ist.

      Sinkende Zinsen bedeuten steigende Kurse für vorhandene Anleihepapiere(=>sinkende Rendite) und steigende Aktienkurse.

      Aber ab dem Jahr 2000 stimmt das Bild nicht mehr. Die Rendite der 10jährigen Staatspapiere sinken, dank sinkender bzw. stagnierender EZB-Leitzinsen, was aber die Aktienkurse im DAX nicht nicht im Geringsten beflügelt. Stattdessen maschiert der Dax gemeinsam mit dem Renditebarometer der 10jährigen BRD-Bonds syncron in eine Richtung.

      Das kann aber im Prinzip nicht sein. Also muss einer der beiden Indizes gewaltig falsch liegen. Oder auch nicht. Mmmh..........Ich muss mal drüber nachdenken.

      So wie es aussieht, hat die Rendite der 10jährigen Anleihen möglicherweise ihr Tief im Frühjahr 2003 erreicht. Wenn jetzt die Rendite steigt(=>sinkende Anleihekurse), sollte der DAX, nach den bekannten Regeln, auch weiter fallen. Mal sehen...... :) ;)


      H_S


      ......................


      @H.J.Bier

      :) :) :)


      ....
      Avatar
      schrieb am 12.08.03 23:15:50
      Beitrag Nr. 3.659 ()
      @H_S - #3654 / #3655 / #3656

      Wunderbare Artikel, Harry!:D Insbesondere hat es mir der in #3655 angetan, der fast von mir stammen könnte. Ich sehe, wir sind "Brüder im Geiste".;)

      Herzlichst
      Hajo
      Avatar
      schrieb am 13.08.03 00:32:21
      Beitrag Nr. 3.660 ()
      Harry,

      weshalb muß einer der beiden Indizes (derzeit) falsch liegen???

      Wenn es so etwas wie ein Gleichgewicht zwischen beiden
      Indizes gibt,

      dann ist es doch möglich, daß der eine Idex sich weiter
      davon entfernt hat, als der andere

      und beide nun den gemeinsamen Weg zum Gleichgewicht gehen.


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 13.08.03 00:48:23
      Beitrag Nr. 3.661 ()
      Ich ziehe meinen Gedanken noch ein Stück weiter:

      Angenommen Wetter und Bier stehen in dem Verhältnis
      zueinander, daß der Preis für Bier steigt, wenn das
      Wetter schön ist und fällt, wenn es regnet.

      Die Frage in diesem Beispiel wäre doch:

      Wie sehr nimmt der Markt künftige Wetter-Änderungen vorweg?

      Hat der Markt in diesem Beispiel die Wetter-Entwicklung
      zu schön unterstellt, also den Bierpreis bereits zu
      hoch angesetzt,

      dann hätten wir den Fall, daß es zwar schön wird, aber
      der Bierpreis fällt.

      Das Gleiche Problem stellt sich bezüglich des Zusammenhangs
      zwischen Zinsen und Dax.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 13.08.03 13:35:45
      Beitrag Nr. 3.662 ()
      Banken fahren Ratenkreditgeschäft zurück

      Von Peter Köhler und Christian Potthoff, Handelsblatt

      Deutschlands Banken bekommen ein neues Problem: Immer mehr Privatleute gehen in Konkurs. Nach Berechnungen der Bundesregierung ist nach rund 44 500 Fällen im Jahre 2002 in diesem Jahr mit 52 000 Anträgen auf ein so genanntes Verbraucher-Insolvenzverfahren zu rechnen. Hauptgründe sind Arbeitslosigkeit, Scheidungen, aber eben auch der neue Rechtsrahmen.






      FRANKFURT/M. Betroffen von den steigenden Ausfallraten bei Verbraucherkrediten sind naturgemäß vor allem solche Institute, bei denen diese Darlehensform einen nennenswerten Umfang im Gesamtgeschäft erreicht. So musste bei der Citibank die Risikovorsorge im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr auf 107 Mill. € mehr als verdoppelt werden. Ähnlich sieht es bei der CC Bank aus. Die vor allem bei Autofinanzierungen starke Tochter der spanischen Großbank Santander Central Hispano verbuchte im Jahr 2002 einen Anstieg der Abschreibungen und Wertberichtigungen um satte 75 %. Und bei der Nürnberger Norisbank, die sich als Kreditfabrik versteht, entfällt heute rund ein Viertel der gesamten Risikovorsorge auf die höheren Pfändungsfreigrenzen. Für das so genannte „Bonitäts-Scoring“, mit deren Hilfe die Bonität der Kreditnehmer eingeschätzt wird, wendet die Bank erhebliche Mittel auf. „Wir schätzen die Ausfallquote beim Konsumentenkredit branchenweit auf etwa 2,5 bis 5 %, liegen selbst aber unter dieser Spanne“, sagt Vorstandssprecher Theophil Graband.

      Die Banken reagieren nun und steuern gegen. So überarbeitet die im Bereich Ratenkredit starke CC Bank ihr Verfahren zur Kreditvergabe. Ähnliches gilt für die Citibank Deutschland: „Wir haben die Kreditvergabe schon vor Monaten angepasst“, sagt Klaus Wewers, Direktor für Kreditprodukte. Konkret heißt das: Viele neue Kreditnehmer müssen sich mit weniger Geld begnügen als von ihnen beantragt. „Wer früher 8 000 Euro erhielt, bekommt jetzt vielleicht nur noch 7 500 Euro, so Wewers. Neben dieser generellen Kürzung der Kredite will die Citibank in einem zweiten Schritt auch die Scoring-Modelle ändern. Dies könnte dazu führen, „dass wir auch mal den einen oder anderen Kredit ablehnen“, meint der Citibank-Direktor. Schlechte Karten könnten etwa Menschen haben, die gerade ihren Job wechselten – denn die Dauer der Betriebszugehörigkeit ist eines der wichtigsten Kriterien bei der Kreditvergabe.

      Glaubt man den Experten, wird der Negativtrend bei den Privatkonkursen anhalten.„Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung“, sagt Michael Bretz, Leiter Wirtschafts- und Konjunkturforschung bei der Auskunftei Creditreform in Neuss. Immerhin seien rund 2,7 Millionen Haushalte in Deutschland überschuldet, im Osten der Republik mit durchschnittlich 10 000 Euro, in den alten Bundesländern mit 20 000 Euro. Zentraler Auslöser für die steigende Zahl privater Konkurse ist für ihn die Reform des Insolvenzrechts, das „Pleitegehen“ populär gemacht habe. Anfangs habe sich das noch kaum ausgewirkt. Mittlerweile sei aber der Grad der Aufklärung auch durch Seminare in der Schuldnerberatung viel höher.

      Um den Forderungsausfall zu verhindern, beugen die Banken daher auch an anderer Stelle vor. „Wir versuchen, mit dem Kunden Kontakt aufzunehmen, bevor die erste Rate überfällig wird“, sagt Wewers. Ein Warnsignal ist etwa der Stand des Girokontos. Außerdem verkaufen die Banken immer öfter Kreditversicherungen gegen Arbeitslosigkeit – das hilft dem Kunden in der Not und erhöht gleichzeitig die Einnahmen des jeweiligen Instituts.

      Verbraucherschützer sehen allerdings auch bei den Banken eine Mitschuld an der steigenden Zahl von Privatpleiten. „In den Insolvenzverfahren ist es Standard, dass mindestens ein Ratenkredit betroffen ist, der für sich alleine genommen schon die Leistungsfähigkeit des Betroffenen übertrifft“, sagt Rechtsanwalt Bernd Jaquemoth von der Verbraucherzentrale NRW. So werde jungen Leuten in Ausbildungsverhältnissen, die noch nicht einmal eine feste Stelle in Aussicht hätten, oft ein Kredit in Höhe ihre Jahreseinkommens gewährt. Dabei ist die neue Insolvenzordnung aufgrund höherer Pfändungsfreigrenzen nicht ohne Risiko für die Institute.

      http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…
      Avatar
      schrieb am 13.08.03 13:44:45
      Beitrag Nr. 3.663 ()
      DE/Öffentliche Verschuldung je Einwohner steigt auf 15.195 EUR


      Wiesbaden (vwd) - Die öffentliche Verschuldung je Einwohner in Deutschland hat im vergangenen Jahr 15.195 EUR betragen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch berichtet, lag die Verschuldung damit um 4,1 Prozent höher als 2001. Insgesamt belief sich die Verschuldung des Bundes (einschließlich der Sondervermögen), der Länder und Gemeinden/Gemeindeverbände sowie Zweckverbände 2002 auf 1.253,2 Mrd EUR. Während bei Gemeinden und kommunalen Zweckverbänden eine Stagnation der Verschuldung verzeichnet worden sei, habe sie beim Bund um 2,9 Prozent und bei den Ländern um 7,6 Prozent gegenüber 2001 zugenommen.
      vwd/12/13.8.2003/ptr
      Avatar
      schrieb am 13.08.03 16:10:00
      Beitrag Nr. 3.664 ()
      @#3659 von thefarmer

      Die Anleihen(Renditen) verhalten sich ja zu den Zinsbewegungen regelkonform. Nur halt der DAX nicht. Vielleicht werden bei Zinssteigerungen der EZB die Anleihekurse zwar fallen und die Renditen steigen, aber.............der DAX wird garnicht oder nur wenig weiter fallen und sich seitwärts bewegen ?????????????????????????????????? :confused:


      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 14.08.03 22:33:51
      Beitrag Nr. 3.665 ()
      Der große Einbruch

      Zeitreihe der Steuereinnahmen in den USA (Staatsquote) seit 1980 (Ronald Reagans Amtsantritt)



      ZEIT-Grafik / Quelle: Bureau of Economic Analysis

      Der Economic Recovery Tax Act von Ronald Reagan griff in den Jahren 1981 bis 1983 und sollte die Wirtschaft mit Steuersenkungen wieder in Schwung bringen: Die Belastung der Amerikaner mit Steuern war über die Jahre auf knapp 30 Prozent angewachsen – für Amerika ein historisch hoher Wert und für Reagan ein Wirtschaftshemmnis. Drei Jahre später waren die Steuereinnahmen prozentual gefallen, aber von Dauer war das nicht. Das wirtschaftliche Wachstum und einige Steuererhöhungen in der Clinton-Ära ließen die Einnahmen 2000 sogar die 30Prozent-Marke überspringen. Aus Sicht der Republikaner sollen George W. Bushs Steuerkürzungen die Welt wieder geraderücken – schon im vergangenen Jahr sanken die Einnahmen wieder auf gut 27 Prozent, und aufgrund weiterer Steuersenkungen dürfte der Abwärtstrend dieses Mal anhalten.


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      us-haushalt

      Armes Amerika

      Steuersenkungswahn und Wirtschaftskrise: Das passt nicht zusammen. Jetzt stehen viele Bundesstaaten vor dem Ruin

      Von Thomas Fischermann

      Am US-Highway 380, etwa auf halber Strecke zwischen Roswell und Albuquerque, trifft man nach kilometerweiter Fahrt durch die Wüste auf genau zwei Häuschen. Das eine ist ein Souvenirladen der exzentrischen Sorte. „Echt strahlendes Atombombenmaterial“, wirbt ein Schild am Straßenrand, und zum Verkauf steht „Trinitite“ – Reste des amerikanischen Trinity-Atombombentests aus dem Jahre 1945. Im zweiten Haus, einem ehemaligen Postamt schräg gegenüber, wohnt Clayton R. Douglas. Es ist mit Draht und Warnschildern umzäunt, gerüchteweise von Minen umgeben, und eines wird gleich klar: Der Mann hat Feinde.

      Douglas ist der Selbstverleger einer Postille namens Free American und der Solostar seiner eigenen Radiosendung. Er gilt als Hasser von Minderheiten und als Verfechter von Verschwörungstheorien. Dazu ist er einer der radikalsten Steuersparer des Landes. „Die ganze Einrichtung der Einkommensteuer ist verfassungswidrig“, poltert der bärtige Einsiedler. „Ein Amerikaner sollte alles Geld behalten dürfen, das er verdient.“

      Mag sein, dass die Wüste von New Mexico besonders ausgefallene Charaktere ausbrütet – doch allein ist Clayton Douglas mit seinen Ansichten zur Steuerpolitik nicht. „Wir berufen uns auf die Grundväter unserer Verfassung“, sagt zum Beispiel Bob Schulz, ein ehemaliger Geschäftsmann aus Queensbury, New York, der ebenfalls die komplette Abschaffung aller Einkommensteuern durchsetzen will. Schulz ist zur Ikone amerikanischer Steuergegner aufgestiegen, seitdem er im Jahr 2000 seine letzte Steuererklärung „für alle Zeiten“ abgegeben hat und diesen Akt mit einem tagelangen Hungerstreik garnierte. Das Steuersystem der Vereinigten Staaten hält er für „einen Betrug“.

      Der Ärger begann in Kalifornien

      Noch wehrhafter gibt sich Rick Stanley, 62, ein Kleinindustrieller aus Denver und selbst ernannter „Kämpfer für Gott und Amerika“. Die Steuerprüfer „sollen ruhig kommen“, tönt Stanley, der schon seit drei Jahren keine Steuererklärungen mehr abgibt. „Sie sollen nur wissen, dass wir uns verteidigen. Ich habe eine bewaffnete Miliz von 635 Leuten aufgestellt – wenn sie bei einem von uns die Steuern eintreiben wollen, legen sie sich mit allen an.“

      Nach Informationen der Steuerbehörden gibt es in den USA Tausende Steuerverweigerer, die ähnlich wie die Herren Douglas, Schulz und Stanley argumentieren – und natürlich werden sie als Extremisten, bisweilen auch als Kriminelle eingestuft. Doch ihre Idee, dass Steuern die „Freiheit“ einschränken und dass dem Staat die Flügel so weit wie möglich gestutzt werden sollten, fällt in Amerika auf so fruchtbaren Boden wie fast nirgendwo sonst. „Das Misstrauen gegen Staat und Regierung geht hierzulande auf die Anfänge unserer Nation zurück“, erklärt Joel B. Slemrod, Professor an der University of Michigan in Anna Arbor und viel zitierter Autor zur amerikanischen Steuergeschichte. „Da können Sie bis zur Boston Tea Party zurückgehen.“

      Im heute vollends bankrotten Bundesstaat Kalifornien trieb der Steuersenkungswahn dann in der Neuzeit seine absonderlichsten Blüten. Schon 1978 wurde hier in einem Volksentscheid die so genannte Proposition 13 verabschiedet, die es der Politik fortan fast unmöglich machte, Steuern zu erhöhen. Mit ihr begann eine Revolte der Steuerzahler, die schließlich weite Teile Amerikas erfasste und wohl auch ihren Teil dazu beitrug, dass der erklärte Steuersenker (und Ex-Gouverneur von Kalifornien) Ronald Reagan 1980 ins Weiße Haus katapultiert wurde.

      Heute sitzt dort George W. Bush. Aber erstaunlicherweise gilt es in konservativen Kreisen nach wie vor als ungeklärt, wo genau man den Präsidenten in der Steuersenkungs-Debatte ansiedeln soll. Klar ist: Bush hat seine Amtszeit mit billionenschweren Steuersenkungspaketen begonnen, den größten seit Reagan. Und in seiner republikanischen Partei gibt es etliche gewichtige Vertreter, die sich nichts sehnlicher wünschen als einen deutlich verkleinerten Staat. „Ich will die Regierung nicht abschaffen“, sagte 2001 in einem Radiointerview Grover Norquist, ein einflussreicher Republikaner und Vertrauter des Bush-Wahlkampfberaters Karl Rove. „Ich will sie nur so klein machen, dass ich sie ins Badezimmer zerren und in der Wanne ertränken kann.“ Etwas konkreter erklärte Norquist kürzlich, dass die Staatsquote binnen 25 Jahren von derzeit 31 Prozent – ein im weltweiten Vergleich schon jetzt besonders niedriger Wert – auf 17 Prozent fast halbiert werden sollte. „Das wäre eine radikale Veränderung“, kommentiert der Steuerexperte Slemrod, „sie wäre nur zu erreichen, wenn man zumindest die Alters- und Gesundheitsvorsorge völlig privatisiert.“

      Doch Bush und seine wichtigsten Berater im Weißen Haus haben solche Rhetorik bislang behutsam vermieden. „George W. Bush verdankt seine Präsidentschaft in großen Teilen der meisterlich erzeugten Illusion, dass er eine andere Art Republikaner ist“, meint Ed Kilgore, Politikchef beim Democratic Leadership Council, einer Art Think-Tank der oppositionellen Demokraten. Der Präsident verkauft sich als compassionate conservative, als Republikaner mit Herz. Vor harten Entscheidungen zur Verkleinerung des Staates drückt er sich: Ob es um die Reform des Bildungssektors geht, um Subventionen für Bauern, die Aufrüstung des Militärs oder die gerade angekündigte Reform des Gesundheitssystems – Kritiker von links und rechts sehen in allen Initiativen eher einfallslose Ausgabenprogramme zur Befriedung von Lobby- und Wählergruppen. Von einer von radikalen Republikanern geforderten Schrumpfung des Staates kann jedenfalls bisher nicht die Rede sein.

      Im Gegenteil: Nach Berechnungen des Washingtoner Cato-Instituts gibt die US-Bundesregierung heute 13,5 Prozent mehr aus als noch vor drei Jahren, und Bush finanziert das durch einen wachsenden Schuldenberg. Nach den gängigen Prognosen wird der Präsident über die kommenden zehn Jahren vier Billionen Dollar Defizite anhäufen. Der rote George, titelte denn auch spöttisch der Londoner Economist.

      Es gibt freilich noch eine andere, machiavellis-tischere Interpretation der Bushschen Steuerpolitik: Etliche Kritiker vermuten, dass der Präsident die ideologische Schlacht der Reagan-Ära weiterführt. Starving the beast heißt danach die Devise – das Aushungern und Verkleinern des Ungetüms namens Staat. Bushs Defizite – so diese Theorie – würden künftige Regierungen umso mehr zur Sparsamkeit zwingen und damit zur Reduzierung aller staatlichen Aktivitäten. Ed Kilgore vermutet, dass dies die heimliche Agenda der Bush-Regierung ist, die Bush „nur ein bisschen zögerlich artikuliert“.

      Das führt zum Thema der Woche: Arnold. Tatsächlich könnte der Filmstar und Muskelprotz Schwarzenegger bald zu den ersten Gewinnern der Hungerstrategie zählen. Dass der „Terminator“ als Republikaner für den kalifornischen Gouverneursposten kandidiert, hat mit der Unbeliebtheit des derzeitigen Amtsinhabers Gray Davis zu tun – und die wiederum vor allem mit dem kalifornischen Haushaltsloch von 38 Milliarden Dollar. Das größte Problem dabei: Die meisten Staaten müssen von Gesetzes wegen – anders als der Bund – ausgeglichene Haushalte vorlegen und können sie nicht durch neue Schulden retten. Also bleibt entweder Sparen – was in Kalifornien kaum ausreicht – oder Steuererhöhungen. Doch Letztere gelten als politischer Selbstmord und sind fast unmöglich durchzusetzen. Die Proposition 13 wirkt nach.

      Der Sonnenstaat am Pazifik hält zwar den Rekord des größten Haushaltslochs, doch im Prinzip sieht es in großen Teilen des Landes ähnlich aus. Bei der jüngsten Haushaltsrunde im Sommer brachten Bundesstaaten wie New Hampshire oder Oregon nur Übergangsbudgets zustande, anderswo einigten sich Parlamentarier kurz vor Mitternacht und mit der Hilfe von viel Schönrechnerei. „Die Haushaltslage in den Staaten sieht schlimm aus“, sagt Nicholas Johnson, Steuerexperte am Center on Budget and Policy Priorities in Washington, „und 2004 werden die Löcher noch mal sehr viel größer werden.“

      Bundesstaaten wie Kalifornien haben schon jetzt ihre letzten Reserven aufgebraucht. Mit der Wirtschaftskrise brachen ihre Einnahmen aus Einkommen-, Verkauf- und Kapitalertragsteuern zusammen, die Sozial- und Gesundheitsausgaben schnellten derweil rapide nach oben. Zwar hatten Ökonomen und staatliche Budgetbeamte schon von Anfang an vor einem allzu lockeren Umgang mit den Finanzen gewarnt, aber „irgendwann hatten die Politiker es satt, dass die Realität stets besser aussah als ihre vorsichtigen Vorhersagen“, berichtet der Haushaltsexperte Johnson. Also gaben manche Gouverneure das Geld mit beiden Händen aus, andere senkten die Steuern weiter. „Vielerorts“, so Johnson, „wäre es politisch gar nicht machbar gewesen, die Steuern nicht zu senken.“

      Nach den Berechnungen seines Instituts stehen die Bundesstaaten im kommenden Haushaltsjahr nun vor einem kollektiven Haushaltsloch von 70 bis 85 Milliarden Dollar. Bush hilft ihnen kaum. Nur widerwillig gewährte seine Regierung zuletzt 20 Milliarden Beihilfe, das soll es gewesen sein. Gleichzeitig schob Washington per Gesetz neue kostspielige Aufgaben an die Staaten und Gemeinden weiter, darunter den Ausbau der Sonderschulen und allerlei Pflichten zur „Verteidigung der Heimatfront“. Und nach wie vor ist die Option, Steuern zu erhöhen, die unbeliebteste: Bushs steuerfeindliche Rhetorik in Washington rückt solche Politiker ins schlechte Licht, die mehr Geld für ihre staatlichen Dienstleistungen einsammeln wollen. Das Motto: Wenn Bush die Steuern senken kann, warum können es nicht auch die Landesfürsten?

      Sonderabgaben auf Schneeketten

      Also tun viele Gouverneure, was ganz nach dem Geschmack der Steuersenker ist: Der Staat geht auf Diät. Zum ersten Mal seit 20 Jahren, berichtet die National Association of State Budget Officers, sind die staatlichen Budgets 2002 im landesweiten Durchschnitt geschrumpft. Linke und Liberale schlagen bereits Alarm. Der meinungsstarke Princeton-Ökonom Paul Krugman warnte davor, dass Amerika seinen Anspruch darauf, ein Wohlfahrtsstaat zu sein, unter solchen Bedingungen wohl bald begraben könne.

      Tatsächlich sind manche Sparprogramme drakonisch. Millionen ärmerer Amerikaner haben ihren Anspruch auf Arznei-Beihilfen verloren, in Oregon wird das Schuljahr kürzer. In Oklahoma fahren Lehrer jetzt selbst die Schulbusse, in Ohio verlieren schätzungsweise 17000 Familien das Kindergeld. Einige Bundesstaaten haben die Zuschüsse an Städte und Gemeinden gekürzt, sodass die harten Entscheidungen von den Bürgermeistern getroffen werden müssen: Feuerwehrhäuser schließen, die Müllabfuhr kommt seltener, und an vielen Orten wird die Grundsteuer angehoben.

      Doch andererseits gibt es erste Zeichen, dass das hungernde Ungetüm Staat schon wieder das Naschen lernt. Gerade die Wirtschaftskrise könnte vielerorts selbst Steuererhöhungen politisch erneut akzeptabel machen. Allen voran geht dabei der New Yorker Gouverneur und Republikaner George E. Pataki, der – auch mit Hinweis auf die Folgen der Terroranschläge vom 11. September 2001 – die Einkommensteuer, die Verkaufsteuern und etliche Sonderabgaben zugleich anhob. Aus Idaho kam zugleich eine regelrechte Kampfansage gegen den Steuersenkungs-Ungeist in Washington. „Ich werde diesen Staat nicht auseinander nehmen!“, erklärte Gouverneur Dirk Kempthorne, der sich künftig mit aller Macht gegen weitere Etatkürzungen stemmen will. Acht von zehn Staaten haben unterdessen – Stichwort „Fairness“ – Steuerschlupflöcher geschlossen und mehr oder minder unbemerkt allerlei Gebühren erhöht. In Alaska sind höhere Abgaben für Schneeketten fällig, in Florida kostet die Inspektion von Wohnwagen extra, in Ohio fallen seit Monatsbeginn Verkaufsteuern auf Maniküre, Massagen und Tätowierungen an.

      Es sieht also nicht danach aus, als könnten der Steuerrebell Rick Stanley und seine „Miliz“ so schnell ihre Waffen beiseite legen. Und Clayton Douglas und Bob Schulz werden weiter wüten.

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      Avatar
      schrieb am 14.08.03 23:04:12
      Beitrag Nr. 3.666 ()
      WIRTSCHAFTSMACHT CHINA

      Amerikas Angst vor der roten Walze

      Von Carsten Matthäus

      Im Eiltempo wird China mit billigen Produkten und noch billigeren Arbeitskräften zu einer globalen Handelsmacht. Politiker und Lobbyisten in den USA versuchen, diesen Trend aufzuhalten. Dass sie das schaffen werden, ist kaum anzunehmen.

      Seit zwei Wochen gibt es nur noch einen traurigen Brief auf der Homepage von Pillowtex in Kannapolis, North Carolina. Vorstandschef Michael Gannaway schreibt darin von seiner "Enttäuschung und Traurigkeit, die Türen einer Firma mit einer stolzen Geschichte schließen zu müssen." Zuvor hatte sich das Unternehmen noch als "einer von Amerikas führenden Herstellern von Schlaf- und Badezimmer-Textilien" präsentiert. Ende Juli war endgültig Schluss, auf einen Schlag wurden 16 Produktionsstätten geschlossen, auf einen Schlag verloren 6450 Mitarbeiter ihren Job.

      Rasanter Anstieg

      Im Handel mit den USA und der Europäischen Union hat das Reich der Mitte Japan längst abgehängt. In Deutschland freut man sich über diesen Trend. Die Exporte deutscher Güter sind von Jahresbeginn bis Mai um rund 30 Prozent gestiegen und liegen mit sieben Milliarden Euro nicht weit unter den Einfuhren aus China von 9,8 Milliarden Euro. Vor allem die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer profitieren derzeit von der boomenden Wirtschaft in Fernost.

      In den USA ist die Situation eine andere. 2002 lagen die US-Exporte nach China gerade mal bei 22 Milliarden Dollar, während Waren im Wert von 125 Milliarden Dollar aus China eingeführt wurden. Das Handelsdefizit erreichte damit 103 Milliarden Dollar - so viel wie nie zuvor mit einem Handelspartner. In diesem Jahr erwarten Experten ein nochmals höheres Ungleichgewicht zwischen Ein- und Ausfuhren.


      Die Hauptursache des Zusammenbruchs seiner Textilfirma beschreibt Gannaway mit wenigen Worten: "Billige Importe überfluten den US-Markt", da habe man einfach nicht mehr mithalten können. Mike Easley, Demokrat und Gouverneur von North Carolina, reagierte sofort. Vor allem vor einem Land, so Easley, müssten die einheimischen Produzenten endlich mit Handelsbarrieren geschützt werden: China.

      Die Warenflut aus dem Reich der Mitte schwillt tatsächlich mit atemberaubendem Tempo an. 2002 verkauften die Chinesen Textilien im Wert von 3,1 Milliarden Dollar an die USA, 60 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In diesem Jahr liegen die Zahlen bisher sogar um mehr als 100 Prozent über den Vorjahreswerten. Ab 2005, wenn im amerikanisch-chinesischen Handel alle Schranken fallen sollen - so erwartet es der Branchenverband American Textile Manufacturers - werden etwa drei Viertel aller in den USA verkauften Textilien "Made in China" sein.

      Das schrittweise Aussterben der amerikanischen Textilindustrie ist nur ein Symptom eines globalen Strukturwandels, der sich in bisher ungekannter Größe und Geschwindigkeit vollzieht. Mit großen Schritten wird China - vor einigen Jahren in wirtschaftlicher Hinsicht noch völlig bedeutungslos - zur Handelsmacht und zum gefährlichen Konkurrenten für arbeitsintensive Branchen in den Industrieländern. Es gibt mehrere gewichtige Gründe, die eine Verstärkung dieses Trends vermuten lassen.

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      WIRTSCHAFTSMACHT CHINA

      Die Arbeitskosten in China sind uneinholbar niedrig

      Während eines Rundgangs durch die Werkshallen von Harley-Davidson musste sich US-Finanzminister John Snow sorgenvolle Worte anhören. "Für einen von uns bekommen Sie doch heute 100 Chinesen", sagte einer der Mitarbeiter. Damit lag er gar nicht so weit daneben. Während die Arbeitsstunde im produzierenden Gewerbe in den USA nach Angaben des US-Arbeitsministeriums im Schnitt mit 15,40 Dollar bezahlt wird, liegen die Sätze für chinesische Arbeiter Schätzungen zufolge umgerechnet zwischen 24 und 41 US-Cent.
      Das ist so wenig, dass selbst Länder, die noch vor einigen Jahren als Billiglohnländer galten, nicht mehr mithalten können. In Mexiko verdient ein Fabrikarbeiter mittlerweile rund viermal so viel wie sein chinesischer Kollege, mit fatalen Folgen für die Wirtschaft des mittelamerikanischen Landes. Dem "Economist" zufolge wurden allein in den vergangenen zwei Jahren 300 Fabriken von Mexiko nach China verlegt. Ein Beispiel für diesen Trend ist Volkswagen. Im Juli kündigte der Autobauer an, die Zahl seiner Arbeitsplätze im mexikanischen Puebla um rund 2000 zu reduzieren. Gleichzeitig gab der Konzern seine Investitionspläne für China bekannt: 6,8 Milliarden Dollar sollen bis 2008 in das Riesenreich fließen.

      Dieser globale Strukturwandel ist keineswegs auf Fabrikhallen beschränkt. Schon jetzt lagern Computerfirmen, Banken und Unternehmensberatungen in großer Zahl einfache Bürotätigkeiten nach China aus. Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Gartner werden in China ansässige Unternehmen im Jahr 2007 mit IT-Dienstleistungen einen Umsatz von rund 27 Milliarden Dollar erzielen. Zum Vergleich: In Indien werden in diesem Jahr Gartner zufolge voraussichtlich 13,1 Milliarden Dollar mit IT-Dienstleistungen eingenommen.

      Derzeit ist nicht absehbar, dass die Löhne für einfache Arbeiten in China bald ansteigen werden. Die Preise und damit auch die Lebenshaltungskosten sind in den vergangenen Jahren gesunken, derzeit liegt die Inflation bei 0,3 Prozent. Mit einer Arbeitslosenquote von 15 Prozent verfügt das bevölkerungsreichste Land der Erde außerdem über ein nahezu unbegrenztes Angebot von Arbeitern, die sich für jeden noch so niedrigen Lohn verdingen.

      Multinationale Konzerne fördern den Strukturwandel mit aller Macht

      1,4 Milliarden Dollar in fünf Stunden und nur mit Unterhaltungselektronik umzusetzen, das schafft sogar der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart nur an besonderen Tagen. Doch für seine Aktion "Thanksgiving Blitz" hatte der Handelsriese am 29. November vergangenen Jahres ein besonderes Highlight. Für nur 148 Dollar gab es einen 27-Zoll-Fernseher der Marke Apex.
      Lieferant des Ultra-Billig-Angebotes war der chinesische Elektronikhersteller Sichuan Changhong Electric. Gemeinsam mit Hisense Electric lieferte der Großfabrikant Fernseher für rund 458 Millionen Dollar in die USA, was rund einem Zehntel aller US-Importe von TV-Geräten entspricht. Mehrere US-Unternehmen und Gewerkschaften verlangen nun vom US-Handelsministerium, die chinesischen Geräte als "schädlich für die amerikanische Wirtschaft" zu erklären und für Importzölle von bis zu 84 Prozent zu sorgen.

      Wie schwierig diese Entscheidung ist, zeigt eine andere Geschäftsverbindung. Der französische Thomson-Konzern, der seine TV-Komponenten unter anderem in den USA herstellen lässt, hat gerade einen Liefervertrag für rund zwei Millionen Fernsehröhren mit Sichuan Changhong abgeschlossen.

      Würden die USA einseitig Handelsschranken gegen elektronische Geräte aus China verhängen, würden das neben den Konsumenten im eigenen Land vor allem international operierenden Konzernen schaden. Diese haben nämlich so kräftig im Reich der Mitte investiert, dass rund 80 Prozent aller elektronischen Exportwaren in Tochter-Fabriken nicht-chinesischer Unternehmen hergestellt werden.

      Neben dem produzierenden Gewerbe sind auch die weltgrößten Hightech-Konzern wie Microsoft und IBM längst kräftig dabei, Arbeitsplätze in Billiglohn-Länder zu verlagern. Die Consulting-Firma Forrester Research beziffert den Job-Aderlass für die USA in den kommenden 15 Jahren auf 3,3 Millionen Arbeitsplätze und eine Gehaltssumme von 136 Milliarden Dollar

      Die chinesische Währung ist unterbewertet und wird es bleiben

      83 US-Industrieverbände haben sich mittlerweile in einer "Coalition for the Sound Dollar" zusammengeschlossen, um die chinesische Regierung zu einer Aufwertung des Yuan zu bringen. Ihrer Meinung nach ist die chinesische Währung gegenüber dem Dollar um bis zu 40 Prozent unterbewertet, was den chinesischen Exporteuren einen riesigen Preisvorteil verschafft. Unabhängige Zahlen bestätigen diese Einschätzung. So beobachtet der "Economist" seit Jahren die Preisentwicklung von Big Macs weltweit und vergleicht diese auf Dollarbasis. Nach der diesjährigen Statistik zahlt ein Chinese für den Doppelburger rund 56 Prozent weniger als ein Amerikaner. Zum Vergleich: Die Euro-Preise liegen nochmals zehn Prozent über denen der USA.
      Ursache dieser Schieflage ist die Koppelung der chinesischen Währung an den US-Dollar. Seit 1995 ist der Umtauschkurs auf 8,28 Yuan pro Dollar festgelegt. Das wäre kein Problem, würde China im Handel mit den USA nicht einen solch riesigen Überschuss produzieren - 2001 waren es 103 Milliarden Dollar. Bei flexiblen Wechselkursen würde der große Dollar-Zustrom den Wert des Yuan heben. In China saugt die Zentralbank diese Einnahmen allerdings auf und hält deshalb Währungsreserven von 346 Milliarden Dollar.

      Eine Freigabe des Wechselkurses oder eine schnelle Aufwertung ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Zu groß sind die Risiken für das Finanzgefüge der boomenden Wirtschaft. Die chinesischen Banken haben in den vergangenen Jahren einen Berg fauler Kredite angehäuft, umgerechnet rund 500 Milliarden Dollar sollen es sein. Eine Aufwertung dieser Schulden könnte das System zusammenbrechen lassen. Zusätzlich bekämen Schuldner durch einen stärkeren Yuan Exportprobleme und damit Zahlungsschwierigkeiten. Angesichts der momentan nicht vorhandenen Inflation würde ein Erstarken des Yuan überdies für eine Spirale aus Deflation und sinkender Wirtschaftsaktivität sorgen.

      Die chinesische Regierung kann ausländische Unternehmen sehr leicht unter Druck setzen

      Der Eindruck, dass China die Welt vor allem mit billigen Waren überschwemmt, ist nur die halbe Wahrheit. Das bevölkerungsreichste Land der Erde ist auch ein riesiger Absatzmarkt für Waren aus dem Westen. In den vergangenen sechs Monaten ist der Handelsbilanzüberschuss Chinas auf 6,9 Milliarden Dollar zusammengeschrumpft und bei den momentanen Steigerungsraten ist es vorauszusehen, dass 2003 mehr importiert als exportiert wird.
      Das schnelle Wachstum der Wirtschaft, dieses Jahr wird ein Plus von mehr als sieben Prozent erwartet, sorgt auch für einen rasanten Anstieg der Kaufkraft. Nach Angaben des United Nations Development Program können mittlerweile rund 30 Millionen Chinesen als wohlhabender Mittelstand im westeuropäischen Sinne bezeichnet werden. Diese Zahl, so die Prognose, könnte in den kommenden zwanzig Jahren bis auf 200 Millionen Menschen ansteigen. Schon allein wegen dieser kaum vorstellbaren Dynamik will es sich kein weltweit aktives Unternehmen mit chinesischen Partnern verderben.

      Hinzu kommt, dass die Machthaber gerade erst dabei sind, die veralteten Gesetze zu überarbeiten, um damit das Funktionieren der schnell wachsenden Marktwirtschaft zu sichern. Mit Gesetzen gegen den unlauteren Wettbewerb, Gläubigerschutz und klaren Regeln für Branchen wie Telekommunikation oder Energie müssen erst noch die Voraussetzungen für einen fairen Wettbewerb geschaffen werden. Dabei gibt es Hunderte von Möglichkeiten, unliebsame Unternehmen aus dem Ausland auszubremsen.

      Ende Juli versetzte beispielsweise ein Papier die größten Autobauer der Welt in helle Aufregung, das nach Angaben des "Wall Street Journal" in chinesischen Regierungskreisen kursierte. Demnach soll die Zahl der Häfen beschränkt werden, an denen Neuwagen aus dem Ausland angelandet werden können. Außerdem sollen chinesische Firmen bis 2010 auch Entwicklung und Design von mindestens der Hälfte aller im Land verkauften Autos übernehmen. Hintergrund, so die Zeitung unter Berufung auf einen Automanager, sei das Vorhaben der chinesischen Regierung, Freihandelsabkommen "dem Buchstaben nach zu befolgen, ohne die Idee zu teilen".


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      Avatar
      schrieb am 15.08.03 01:10:31
      Beitrag Nr. 3.667 ()
      Hallo Harry,

      ich muß mein Beispiel ein wenig umändern.

      Angenommen die Ernte von Wein steht im Bezug zum
      Wetter und es gilt der Spruch:

      Trockene Jahre sind gute Wein-Jahre.

      Dann gilt dieser Spruch doch nur innerhalb gewisser
      Grenzen; denn so trocken wie in der Sahara darf es
      nicht werden, weil sonst kein Wein mehr wächst.

      Und wenn es heißt, daß Regen das Gras wachsen
      läßt, so gilt auch hier die Einschränkung, daß
      dies nur so lange gitl, so lange sich das Grundstück
      aufgrund extremer Nässe nicht in einen Sumpf verwandelt.

      So wie die Wetter-Weisheiten nicht unbeschränkt anwendbar
      sind, so gibt es auch Situationen in denen man zwischen
      Zinsen und Dax keinen "normalen" Zusammenhan mehr herstellen kann.

      Die Zinsen sind immer auch ein Spiegelbild der Geldmenge.
      Niedrige Zinsen sollten (normalerweise) eine hohe Geldmenge
      sympbolisieren, weil die Zinsen ja deshalb niedrig sind,
      weil Kapital reichlich da ist. Die Frage ist nur, was
      passiert mit dem Kapital und was macht die Notenbank.

      Notenbank zu sein, habe ich einmal mit Monopoly probiert
      und einfach die normalen Spielregeln ausser Kraft gesetzt
      und der Bank erlaubt, mehr Geld in das Spiel zu pumpen.

      Spielt man das Spiel so, dann gewinnt letztendlich der
      Spieler, der, selbst wenn zu Mondpreisen, die
      wichtigsten Straßen aufgekauft hat.

      Mondpreise zu schaffen, ist langfristig schlecht für
      eine Volkswirtschaft, es kann aber dennoch ein
      Baustein einer Strategie sein die zum Ziel führt.


      Mondpreise sind ein Verbrechen an den Menschen
      des eigenen Volkes, sie können aber der eigenen
      Nation nutzen, indem man die Menschen des eigenen
      Volkes aufgrund von Mondpreisen dazu zwingt, das
      Hamster-Rad kräftiger zu treten, als Konkurrenz-Nationen.

      Ganze Volkswirtschaften können so gigantische
      Weltmarktanteile der Weltindustrie-Produktion an
      sich reissen bzw. verlieren.

      Somit sind Zinsen und Börsen-Stände immer auch
      politische Preise, die man einem "höheren Ganzen"
      unterordnen kann.


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 15.08.03 03:33:08
      Beitrag Nr. 3.668 ()
      @#3659 von thefarmer

      Ja, ich verstehe sehr gut was du meinst.

      Aber in deinem Beispiel reagiert nur der Bierpreis auf das Wetter und nicht das Wetter auf den Bierpreis. Wie sollte es auch. Es gibt also nur eine einseitige Interaktion.

      Bei einem Aktienindex und einem Anleiheindex zueinander ist das schon wieder was anders. Beide können gegen-/wechselseitig miteinander kommunizieren. Und die beiden Indizes wiederum auf die EZB-Zinsen reagieren und die Volkswirte der Notenbank wiederum mit ihren Zinsentscheidungen auf den Aktien- und Anleihemarkt.

      Wouh, das ist schon verzwickt.

      Kostolany hat mal ein schönes Beispiel gebracht:

      "Ein Mann und ein Hund laufen auf der Straße. Mal läuft der Hund, mal läuft das Herrchen voran oder bleibt zurück. Aber irgendwo müssen sie sich treffen, um an ihr Ziel zu gelangen."

      Der Vergleich passt, meine ich.

      Im Moment, denke ich, ist der Dax zu weit zurückgeblieben, weil die Dividendenrendite der 30 Aktien, soweit ich das sehe, höher ist, als die Rendite der 10jährigen Staatsanleihen. Also müsste der Dax schneller auf den Anleihe-Index zulaufen. Es kann aber auch sein, dass die Bonds überbewertet sind und sich durch sinkende Kurse und steigende Renditen auf den DAX zubewegen.

      Der Dax hätte bei den sinkenden Zinsen und den steigenden Anleihekursenseit 2000 auch steigen müssen. Hat er aber nicht. Warum ist er aber trotzdem gefallen ???

      Vermutlich, weil sein innerer Bewertungsmaßstab, das KGV, durch sinkende Gewinne der Unternehmen progressiv gestiegen ist. Hier konnten die ständig sinkenden Dividendenrenditen nur durch sinkende Kurse kompensiert werden, um in Konkurrenz mit der Rendite der Anleihen, mitzuhalten.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.08.03 23:18:25
      Beitrag Nr. 3.669 ()
      Harry Schotter,

      wie kommst Du darauf, daß der Bierpreis das Wetter
      nicht beeinflussen kann?

      Was ist, wenn der Bierpreis so hoch wird, daß
      die Leute nicht mehr in´s Wirtshaus gehen und
      Bier trinken, sondern zum Mac und dort Cola
      trinken und Hamburger essen. Dann muß der
      Regenwald gerodet werden und das Klima, nicht
      nur das Wetter verändern sich!

      Umgekehrt könnte ich sagen, die Politik der
      Notenbank - bzw. deren Ziel kann so stabil sein,
      wie das Wetter.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 16.08.03 01:54:32
      Beitrag Nr. 3.670 ()
      Impressionen von San Francisco

      von unserem Korrespondenten Eric Fry, derzeit in San Francisco

      Normalerweise berichte ich ja direkt von der Wall Street – aber derzeit bin ich in San Francisco, wo ich an einer Investmentkonferenz teilnehme. Gestern bin ich wie ein Tourist durch die City spaziert, obwohl ich einmal – in einem früheren Leben, wie mir scheint – für 8 Jahre in San Francisco gelebt und gearbeitet habe.

      Der brillante Sonnenschein brachte viele sichtbare Zeichen der Jahre des Internet-Booms besonders gut zur Geltung: Neue Bürgersteige, 2 Jahre alte BMWs, die die California Street auf und ab fuhren.

      Aber diese fast makellose Bilderbuch-Stadt war ziemlich ruhig ... und auf den Straßen war verdächtig wenig los. "Wo sind all die Leute?" fragte ich mich. "Als ich hier Mitte bis Ende der 1990er lebte, sah die Stadt niemals so verlassen aus."

      Selbst die Touristenmassen waren dünner geworden – wenn auch nicht die Touristen selbst. Früher konnte man froh sein, wenn man in einer der berühmten Straßenbahnen San Franciscos, den "cable cars", einen Stehplatz bekam – heute gab es genug Sitzplätze. Aus der Perspektive eines Touristen gab es wahrscheinlich nie eine bessere Zeit, San Francisco zu besuchen. Aber was ist der Grund für diese Stille? Wer macht die Arbeit, die gemacht werden muss, damit die Steuern wieder fließen und das Haushaltsdefizit von Kalifornien wieder unter 40 Mrd. Dollar fallen kann?

      Ok, meine Beobachtungen sind natürlich kein hinreichender Beweis für wirtschaftliche Schwierigkeiten. Vielleicht geht es San Francisco wirtschaftlich gut. Vielleicht scheuen die Hightech-Einwohner der Stadt einfach das Sonnenlicht, wie Albinos, und sie sitzen den ganzen Tag vor Monitoren und erwirtschaften so irgendwie ein Einkommen auf Hightech-Art.

      Anderes Thema – zum Anleihenmarkt. Die Spekulationsblase am Aktienmarkt hatte Spaß gemacht, so lange es sie gab ... aber die ist jetzt definitive Vergangenheit, auch wenn Alan Greenspan sie wieder beleben will. Aber die Spekulationsblase am amerikanischen Anleihenmarkt platzt gerade erst – das ist noch keine Geschichte.

      Der US-Anleihenmarkt bleibt DIE Story der Finanzmärkte ... was bedeutet, dass auch der Hypothekensektor zumindest ein Teil dieser Story ist. Denn mit steigenden Zinssätzen lösen sich die Anträge auf Erhöhung bestehender Hypotheken in Luft auf. In der Woche, die am 8. August endete, sind diese Anträge um 16,1 % gesunken. Gegenüber den Spitzenwerten, die im Mai erreicht wurden, bedeutet dies ein Minus von rund einem Drittel. Wenn die Zinsen weiter so stark steigen, dann werden wohl kaum noch bestehende Hypotheken erhöht werden.

      Und die US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac leiden darunter besonders. Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen ist seit dem 13. Juni um satte 147 Basispunkte gestiegen. Was kann daran gut sein für eine Hypothekenbank, die wenig Eigenkapital hat und in den letzten Monaten aggressiv neue Hypotheken auch an wenig kapitalkräftige Kunden vergeben hat?

      Laut der New York Times gibt es bei Fannie Mae "Was wäre wenn?"-Berechnungen. Eine solche Berechnung, vor ein paar Monaten durchgeführt, hat demnach ergeben, dass das Portfolio der Gesellschaft einen Verlust von 7,5 Mrd. Dollar erleiden würde, "wenn die Zinssätze sofort um 1,5 Prozentpunkte steigen würden." Und raten Sie mal, was passiert ist – die Rendite der 10jährigen US-Anleihen ist um 1,47 Prozentpunkte gestiegen, in weniger als 2 Monten. Bedeutet das, dass das Portfolio von Fannie Mae jetzt mehrere Milliarden Dollar Verlust erleidet? Die Investoren sollten nicht überrascht sein, wenn das der Fall wäre. Laut Doug Noland von Prudent Bear ist die Bilanz von Fannie Mae schlecht vorbereitet auf widrige Umstände. "Fannie Mae hatte am 30. Juni 2000 ausstehende Hypotheken ( ...) im Volumen von 1,247 Billionen Dollar", so berechnet Noland.

      Stellen Sie sich Eltern vor, die unter dem Bett ihres Kindes Dynamit lagern, und sie verstehen etwas vom Finanzprofil von Fannie Mae. Und jetzt stellen Sie sich vor, dass diese Eltern das Bett ihres Kindes mit dem Dynamit darunter an eine andere Stelle versetzen, um mehr Platz für noch mehr Dynamit zu erhalten. Dann verstehen sie die Unternehmensphilosophie von Fannie Mae: "Warum Sorgen machen; das Dynamit wird doch wahrscheinlich nicht explodieren."




      Freitag, 15. August 2003

      Börse Tokio – unterbewerter Markt?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Gestern fragte ich mich: "Hat die japanische Wirtschaft nach 13 Jahren Rückgang jetzt endlich zur Erholung angesetzt?"

      Mein Fazit war gestern: "Ich kann das nicht wissen. Aber wenn ich mich zwischen New York und Tokio entscheiden müsste, dann würde ich lieber auf einen Markt setzen, der jetzt vielleicht eine jahrelange Deflation hinter sich hat, als auf einen, der inflationär aufgeblasen ist. Verkaufen Sie New York. Kaufen Sie Tokio."

      Kaum, dass mir diese Worte aus dem Mund gekommen waren, begannen die Köpfe zustimmend zu nicken.

      "Es gibt starke Argumente, die dafür sprechen, dass die japanischen Aktien deutlich unterbewertet sind", schreibt Alexander Green vom Oxford Club. "Nach vielen Maßstäben befinden sich die japanischen Aktien unter den billigsten Aktien der Welt." "Aus diesem Grund empfehle ich einen konservativen Weg, um von einem Rebound in Tokio zu profitieren: Kaufen Sie den gesamten Markt ..." Mehr von Mr. Green zum Thema Japan im nächsten Artikel ...


      Freitag, 15. August 2003

      Verkaufen Sie New York – Kaufen Sie Tokio

      von C. Alexander Green

      Japan befindet sich seit 14 Jahren in einer wirtschaftlichen Krise. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt stagniert jetzt schon so lange, dass sie die einst führende Rolle in Asien und in der Weltwirtschaft insgesamt effektiv abgegeben hat.


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      Dafür gibt es mehrere Gründe. Das Land hatte in den späten 1980ern eine große Spekulationsblase am Aktienmarkt (diese Blase erinnert sehr an die Spekulationsblase bei den Hightech-Aktien in den späten 1990ern). 1989 stand der Nikkei 225 – der führende japanische Index – bei 39.000 Punkten, und einem durchschnittlichen KGV von über 100. Gleichzeitig gab es eine große Spekulationsblase am japanischen Immobilienmarkt.

      Leider waren die japanischen Banken sehr fleißig, wenn es darum ging, Hypotheken auf diese hoch bewerteten Immobilien zu vergeben. Mehr als eine Dekade später sind die Immobilienpreise in Japan um über 80 % gefallen – was das japanische Bankensystem sehr schwer getroffen hat.

      Diese haben jede Menge fauler Kredite in den Bilanzen. Aber bis jetzt haben sich die japanischen Politiker geweigert, dieses Problem anzugehen. Als Ergebnis davon stolpert die japanische Wirtschaft so vor sich hin, wie ein Zombie, während die eigentlich bankrotten Banken weiterhin Geld an technisch insolvente Unternehmen verleihen.

      Die japanischen Politiker haben die Situation noch schlimmer gemacht. Anstatt die Steuern direkt zu Beginn der Krise stark zu senken, um die Wirtschaft zu stimulieren, hat die Regierung große Ausgabenprogramme gestartet. Darunter waren massive öffentliche Projekte, es wurden Autobahnen gebaut, die keiner brauchte, und Brücken ins Nichts.

      Ich brauche wohl kaum zu sagen, dass das nicht funktionierte. Das nicht funktionierende Bankensystem und die hohen Haushaltsdefizite führten zu einer Deflation, die seit einem Jahrzehnt in Japan die Preise fallen lässt. Aus diesem Grund weigern sich die Konsumenten, Geld auszugeben – weil sie immer fürchten, dass die Dinge noch billiger werden. Und das hat zu dem Teufelskreis Deflation geführt.

      Also, Japan hat das Platzen einer Spekulationsblase gesehen ... eine kranke deflationäre Krise ... einen Aktienmarkt, der 82 % eingebrochen ist ... und das Aufkommen einer sehr schwarzen Stimmung unter Konsumenten und Investoren. Dennoch könnte jetzt für antizyklische Investoren eine einzigartige, historische Kaufgelegenheit sein. Gerade jetzt, wo der Pessimismus seinen Zenit erreicht hat.

      Es gibt starke Argumente, die dafür sprechen, dass die japanischen Aktien deutlich unterbewertet sind. Die japanische Regierung macht jetzt wirklich ernsthafte Schritte in Richtung Bankenreform. Der Druck, Änderungen durchzuführen, wächst.

      Zweitens: Die Immobilienpreise sind jetzt viel tiefer gefallen als die Mieten. Viele japanische Immobilien erzielen jetzt Mietrenditen von 10 % jährlich. Das könnte dafür sprechen, dass wir bei den Immobilienpreisen in Japan jetzt den Boden erreicht haben. Da die Renditen in diesem Bereich so hoch sind, ist es unwahrscheinlich, dass die Immobilienpreise vom aktuellen Niveau aus noch einmal dramatisch fallen werden. Ein weiteres positives Signal ist die Tatsache, dass die Gewinne der japanischen Unternehmen wieder steigen. Laut Morgan Stanley sind die Gewinne der in Tokio börsennotierten Gesellschaften (ohne Banken) in den 12 Monaten bis Ende März 2003 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 80 % gestiegen.

      Nach vielen Maßstäben befinden sich die japanischen Aktien unter den billigsten Aktien der Welt. Erstaunliche 60 % der japanischen Unternehmen haben einen Börsenwert, der unter ihrem Buchwert liegt (zum Vergleich: bei den Unternehmen des S&P 500 liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei durchschnittlich 5). Und noch wichtiger: Die schlechten News sind in den japanischen Aktienkursen bereits eingepriced. Keiner verkauft heute noch japanische Aktien wegen der schlechten News der letzten Dekade. Aber ein paar positive News – wie eine echte Bankenreform – würden die japanischen Aktienkurse substanziell steigen lassen.

      Und das könnte bald passieren. Die Japaner haben mehr als 250 Mrd. Dollar Cash an Ersparnissen – davon könnte ein großer Teil an den Aktienmarkt fließen.

      Und es ist wichtig zu bedenken, dass die weltweiten Fondsmanager Japan derzeit untergewichten. Wenn der japanische Markt beginnen sollte, durchzustarten, dann werden sie gezwungen sein, Milliarden dort zu investieren, um gegenüber ihrer Benchmark keine Underperformance zu erzielen.

      Es gibt natürlich Risiken. Aus diesem Grund empfehle ich einen konservativen Weg, um von einem Rebound in Tokio zu profitieren: Kaufen Sie den gesamten Markt. Am besten mit einem entsprechenden Zertifikat.

      Den japanischen Markt heute zu kaufen, ist ein antizyklisches Investment in Reinkultur. Aber wie Investmentlegende John Templeton oft gesagt hat: "Die größten Schnäppchen findet man nur dann, wenn der Pessimismus am größten ist."

      Verkaufen Sie New York. Kaufen Sie Tokio.


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      Avatar
      schrieb am 17.08.03 20:23:08
      Beitrag Nr. 3.671 ()
      Und nicht nur der Aktien- und Anleihemarkt in Deutschlnad sieht übel aus, auch ein Ausweichen in das Immobiliensegment würde den "Betongold"-Anleger in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sehr wenig Freude machen.


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      I M M O B I L I E N

      Milliarden stehen auf dem Spiel

      Bevor die Eigenheimzulage im kommenden Jahr wegfällt, sichern sich viele Häuslebauer noch schnell die eigenen vier Wände. Doch nach dem Boom droht ein böses Erwachen: In Randlagen könnte es zu einem deutlichen Wertverfall kommen.

      Frankfurt am Main - Die Zeit der großen Wertsteigerungen bei Immobilien ist vorbei: Hauskäufern drohen auf lange Sicht schwache Renditen sowie Wertverluste der Immobilie. Zu diesem Ergebnis kommt der Branchendienst map-report in seiner aktuellen Wohnungsmarktstudie.


      Unsicheres Preisniveau:
      Experten befürchten einen drastischen
      Preiseinbruch auf dem Immobilienmarkt


      Von 1436 Standorten, für die Mietentwicklungen berechnet wurden, wiesen mehr als die Hälfte (54,4 Prozent) Rückgänge im Mietertrag auf. An zwei von drei Standorten gingen auch die Preise für Immobilien zurück: Der durchschnittliche Preisrückgang betrug 1,1 Prozent.

      Die Liste der teuersten Großstädte wird laut der Studie weiterhin von München angeführt, wo mit 879 Kaltmiete für eine 74 qm große Wohnung durchschnittlich 11,83 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Es folgen Frankfurt am Main (9,73 Euro / qm), Stuttgart (8,18), Wiesbaden, Düsseldorf, Hamburg und Köln, wo der Preis ebenfalls über acht Euro pro Quadratmeter liegt. Deutlich günstiger sind Oldenburg, Saarbrücken und Wuppertal mit rund 5,50 Euro pro Quadratmeter: Der Bundesdurchschnitt liegt laut map-report bei 7,78 Euro.


      Ländervergleich: Preise für Einfamilienhäuser

      Doch trotz der vergleichsweise hohen Preise in den Metropolen zählt die Immobilie nicht zu den renditestarken Kapitalanlagen. Die laufende Bruttorendite betrage im Bundesdurchschnitt 4,3 Prozent - ohne Verwaltungskosten und ohne Rückstellungen für Sanierung oder Leerstand. Auf diese Weise könne die laufende Bruttorendite vielerorts noch schwächer sein als die 2,75 Prozent Garantiezins für Lebensversicherer, so map-report.

      Risiken für den Immobilienmarkt sind die sinkende Bevölkerungszahl und die steigende Arbeitslosigkeit: Die Formel, dass eine steigende Bewohnerzahl mit steigenden Einkommen fast automatisch zu steigenden Immobilienpreise führe, gelte nicht mehr. Die Altersgruppe der 35- bis 49-jährigen, also die potenziellen Hauskäufer, werde bis zum Jahr 2010 um fast ein Drittel von 20 auf 14 Millionen schrumpfen.

      Hohes Risiko für Häuser in Randlagen

      Der drohende Wegfall der Eigenheimzulage ab 2004 hat in den vergangenen Monaten zu einem Einfamilienhausboom geführt: Viele Familien, die sich noch die Subvention sichern wollen, entscheiden sich noch rasch für einen Hauskauf, häufig in Billiglagen auf Dörfern oder in Kleinstädten. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser sei im ersten Quartal um 53 Prozent in die Höhe geschossen.

      Angesichts der in den kommenden Jahren sinkenden Nachfrage drohe in diesen Lagen ein deutlicher Wertverlust der Immobilie: Der Wert einer Immobilie sei der Preis, den ein Käufer zu zahlen bereit sei. Ein Wertverlust von etwa 5 Prozent, der für die nächsten fünf Jahre erwartet wird, würde bereits eine Wertverlust von 150 Milliarden Euro bedeuten.



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      Avatar
      schrieb am 18.08.03 01:41:53
      Beitrag Nr. 3.672 ()
      @H_S - # 3669

      Hallo Harry!

      Die Aussage deines Artikels bzgl. Immobilien kann ich nur bestätigen! Ich wohne in einer Gemeinde am Rande einer kleinen Großstadt mit rd. 1200 Einwohnern, und in diesem Jahr hat sich die Zahl der Baugenehmigungen auf der Basis schon länger vorhandener Baugrundstücke um 5 Prozent erhöht. Fast alles junge Familien mit mehreren Kindern! Die Leute wollen jetzt bauen, solange sie noch günstige Zinsen und staatliche Subventionen empfangen können. Und trotzdem haben in diesem Jahr fünfzehn Baufirmen in unserer Region Konkurs angemeldet! Etwas zum Nachdenken!

      Mit herzlichem Gruß
      Hajo
      Avatar
      schrieb am 18.08.03 02:46:39
      Beitrag Nr. 3.673 ()
      Hallo Herr Bier :)

      Und hier liefere ich noch die Begründung nach, warum sich ein Investment in Immobilien in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich zum Desaster entwickeln wird.


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      Bevölkerungsentwicklung im Rückwärtsgang

      Dennoch sei unterstellt, dass die seit dreißig Jahren recht stabile westdeutsche Geburtenrate unverändert bleibt, die derzeit niedrigere ostdeutsche bis 2010 das westdeutsche Niveau erreicht, die Zuwanderer noch lange ihre höhere Geburtenrate beibehalten und die Lebenserwartung des älteren Bevölkerungsteils weiter kräftig steigt. Dann würde ohne Zuwanderer die Bevölkerung in den kommenden zehn Jahren um 2,5 Millionen abnehmen, von 2011 bis 2020 um weitere 3,9 Millionen, bis 2030 nochmals um 5,2 Millionen und bis 2040 erneut um 6,2 Millionen. Insgesamt verlöre Deutschland innerhalb der nächsten vierzig Jahre knapp 18 Millionen Einwohner, mehr als derzeit die Bevölkerung der neuen Bundesländer zählt. Bei Fortdauer dieses Trends hätte sich bis 2080 die gegenwärtige Bevölkerungszahl von ca. 83 Millionen Menschen auf vierzig Millionen halbiert. Weniger deutlich wäre der Rückgang der Bevölkerungen in den meisten anderen europäischen Ländern. Überall befänden sie sich jedoch auf Talfahrt.

      Damit liefe der demographische Film, der jahrhundertelang fast ununterbrochen steigende Bevölkerungszahlen zeigte, rückwärts. In vierzig Jahren lebten in Deutschland noch etwa ebenso viele Menschen wie kurz vor dem Ersten Weltkrieg, und 2080 wäre Deutschlands Bevölkerung mit vierzig Millionen - auf einem wesentlich kleineren Territorium - so zahlreich wie zur Reichsgründung 1871. Auch wäre es immer noch so dicht besiedelt wie derzeit Frankreich oder Polen. Auf einem Quadratkilometer würden in Deutschland in hundert Jahren etwa so viele Menschen leben wie vor hundert Jahren und wie in den meisten Nachbarländern heute. Quantitativ betrachtet würde also beispielsweise eine Halbierung der deutschen und europäischen Bevölkerung Bedingungen schaffen, die im Blick zurück und über die Grenzen durchaus vertraut sind. Allerdings würde sich mit dem zahlenmäßigen Rückgang der Bevölkerung zugleich auch deren Altersaufbau ändern. Und für diese Änderung gibt es in der Geschichte der Menschheit keine Parallele. Sie ist beispiellos. Hier betreten diese und die nachfolgende Generation Neuland.


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      Avatar
      schrieb am 18.08.03 23:20:50
      Beitrag Nr. 3.674 ()
      H_S_


      Deine Zahlen sind richtig. Deine Konsequenzen aber falsch.

      1. Ich schätze, daß es möglich sein wird, bis 2050 die
      Lebenserwartung auf 120 bis 150 Jahre zu verlängern
      und daß man dann mit 100 noch körperlich und geistig
      so fit ist, wie heute ein gutkonditionierter 50Jähriger.

      2. Wenn die natürliche Reproduktion beim Menschen zu
      einem dermaßen großen Problem wird, könnte der
      beschleunigte Einstieg in die künstliche Reproduktion
      (Klonen, Reproduktion ausserhalb Mutterleib)
      beschleunigt werden.

      Der Wille, auch des Dümmsten aller Völker der Erde
      (der Deutschen) wird sich schon noch zeigen. Künstliche
      Befruchtungen bei über 40jährigen, .............

      Die Reprodutkionsmedizin ist eine Boombranche!

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 18.08.03 23:44:43
      Beitrag Nr. 3.675 ()
      @#3672 von thefarmer

      zu 1.)
      Ich glaube nicht, dass die Menschen nenneswert älter als 100 werden können.

      zu 2.)
      Warum teuer und aufwendig Menschen klonen, wenn man Nachwuchs auch kostenlos und mit viel mehr Spass
      auf die herkömliche, bewährte Methode zeugen kann ???

      Außerdem, in einer Gesellschaft, die ihre Kinder klont, geht zudem auch noch der evolutionäre Anpassungs- und Verbesserungsprozess der Menschen an die Umwelt verloren.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 19.08.03 01:40:43
      Beitrag Nr. 3.676 ()
      18.08. 16:14
      VDAX: Fast ein Doppeltief

      DAX Volatilitätsindex (VDAX)

      Der VDAX gilt als sogenannter "Angstmesser" und eignet sich deshalb als mittelfristig auswertbarer Indikator. Sehr hohe Werte zeigen ein steigendes bearishes Marktsentiment an. Ein zunehmend bearishes Marktsentiment ist zunehmend als Kontraindikator für weiter nachgebende Kurse in den Indizes wie DAX und Nemax zu interpretieren. Umgekehrt zeigen sehr niedrige VDAX Readings eine Zunahme des bullishen Marktsentiments an. Sehr niedrige Readings sind im Sinne eines Kontraindikators bearish für den Kursverlauf der Indizes zu werten.

      Aktuelles Update des Tageschartabgleichs zwischen VDAX (oben) und DAX (unten).

      Aktueller Stand : 24,54 Punkte

      Der VDAX fällt heute weiter nach unten ab und bestätigt somit sein Fehlsignal. Der VDAX steuert direkt auf das letzte Tief bei 23,97 zu. Im gleichen Zuge erreicht der DAX fast sein bisheriges Jahreshoch bei 3487. Die heutigen Signale sind nicht aussagekräftig. Jedoch wird in den nächsten Tagen entweder ein Doppeltief markiert oder es gibt neue LOWS im VDAX. Das obligatorische Verkaufssignal im VDAX würde dann für weiter steigende Notierungen im DAX sprechen.

      Tageschart (log-IT):
      Avatar
      schrieb am 19.08.03 14:10:23
      Beitrag Nr. 3.677 ()
      WALL-STREET-TREND

      Insider trauen dem Aufschwung nicht

      Wenn Topmanager die Aktien ihrer eigenen Unternehmen kaufen oder verkaufen, dann gilt das an der Wall Street als guter Indikator für den Börsentrend der kommenden Monate. Derzeit zeigt dieses Barometer allerdings höchst beunruhigende Ausschläge.

      New York - "Ich wäre nicht überrascht, wenn wir in den nächsten drei Monaten eine Marktkorrektur von 20 Prozent haben würden", zitiert das "Wall Street Journal" (WSJ) David Coleman, Herausgeber des "Vickers Weekly Insider Report". Der Newsletter ist darauf spezialisiert, die Börsenaktivitäten der so genannten Insider zu verfolgen, also die Transaktionen von Managern mit Anteilen des eigenen Unternehmens.

      Seit nunmehr sechs Monaten haben Coleman zufolge die Insider von 21 der 30 Dow-Jones-Unternehmen bei weitem mehr Aktien verkauft als gekauft. Nach Angaben von Thomson Financial lag dieses Verhältnis in Dollar gerechnet im Juli bei 32 zu eins. Damit kamen auf jeden Dollar, den die Manager für eigene Unternehmensaktien aufwendeten, mehr als 32 Dollar an Verkaufserlösen. Bereits seit Mai liegt dieser Wert über 20 zu 1, was zuletzt in den Monaten Juli bis September 2000 vorkam. Damals ging der Standard&Poors-500-Index innerhalb eines Jahres um 28 Prozent zurück.

      Nach Ansicht von Jim Paulsen sind solche Sorgen allerdings unbegründet. "Das ist eher ein Gegentrend", sagt er dem "WSJ", "es ist nicht so, dass die Insider so wenig an ihre Unternehmen glauben. Sie sind nur die letzten, die die Rallye nutzen, um Gewinne einzustreichen". Für Paulsens Argumentation spricht, dass viele Manager ihre Aktienoptionen erst mit den jüngsten Kursanstiegen überhaupt ausüben konnten.

      Coleman sieht das weniger optimistisch. Auch wenn es verständlich sei, dass Insider ein paar der über Optionen erhaltenen Aktien verkaufen, "ist es immer noch eine Entscheidung, den Rest zu behalten oder abzustoßen".



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      Avatar
      schrieb am 19.08.03 23:15:10
      Beitrag Nr. 3.678 ()
      US-Verbraucherstimmungsindex der Universität Michigan

      von Jochen Steffens

      Um 15.45 Uhr wurde der Verbrauerstimmungsindex der Uni Michigan veröffentlicht. Eigentlich sollte er bereits Freitag kommen, der Stromausfall hatte jedoch die Veröffentlichung verschoben. Er notiert bei mageren 90,2 Punkten. Erwartet wurde der Index bei 91,5 bis 92,0 Punkten, nach zuvor 90,9 Punkten. Wieder keine Entwarnung, von der Seite der Konsumenten. Die Werte sind sogar rückläufig. Das lässt nicht auf einen Anstieg der Konsumbereitschaft schließen. Schlecht, sehr schlecht.

      Das scheint die Amerikaner im Moment jedoch nicht sonderlich zu beeindrucken. Ich für meinen Teil sehe nach den letzten Arbeitsmarktdaten und diesem Verbraucherstimmungsindex immer noch deutliche Gefährdungen für eine konjunkturelle Erholung. Aber wir kennen ja die Amis und wissen, dass sie zumeist ein wenig brauchen, solche Zahlen zu verarbeiten. Die langsamen Rechenschieber ...


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      Spe ... Spek ... Spekulationsblase?!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Unhaltbar", so Volkswirte.

      "Spekulationsblase", so die Unternehmens-Insider.

      "Kaufen", sagen die Kleinanleger.

      Der durchschnittliche Kleinanleger lässt keine Gelegenheit, Geld zu verlieren, vorübergehen. Er sieht eine Spekulationsblase so an, wie ein hungernder Kannibale einen fetten Touristen ansieht.

      "Die Immobilienpreise haben im Juli einen neuen Rekordwert erreicht", so die Los Angeles Times.

      "Die Hausverkäufe haben im Juli einen neuen Rekord erreicht", so der Toronto Globe & Mail.

      "Die Immobilienpreise in Shanghai steigen", so eine Quelle aus China. Dort sind die Preise für Apartments in den ersten 7 Monaten des Jahres um 18 % gestiegen, mit dem stärksten Anstieg im Juli, so die Quelle weiter. In den besten Gegenden liegt der Preiszuwachs bei aufs Jahr hochgerechneten 172 %.

      Spe ... Spek ... Spekulationsblase?!

      Das System des Dollarstandards hat überall auf der Welt seine Auswirkungen. Die Dollarflut hat er in Japan in den 1980ern zu einer Spekulationsblase geführt ... und dann zu Spekulationsblasen in Thailand ... und Malaysia in den frühen 1990ern ... und dann zu einer Spekulationsblase beim US-Aktienmarkt in den späten 1990ern ... und jetzt bei den US-Immobilien ... und besonders bei chinesischen Immobilien.

      Diese Ereignisse schienen zunächst fast ohne jeden Zusammenhang zu sein. Aber jetzt wird das Muster offensichtlicher. Das System des Dollarstandards erlaubt es den Amerikanern, mehr auszugeben, als sie sich leisten können. Die ausländischen Nationen – die ihre Chance sehen – verkaufen mehr in die USA, als sie von dort beziehen. Sie haben deshalb Dollar in ihren Taschen. Was können sie mit denen tun? Mehr Fabriken bauen! Mehr Aktien kaufen! Verleihen, ausgeben!

      Der daraus resultierende Boom zieht immer mehr Kapital aus Übersee an und gewinnt an Momentum, bis er sich zu einer Spekulationsblase entwickelt hat ... die, früher oder später, platzen wird.

      Warum stoppen Spekulationsblasen nicht rechtzeitig? Weil ihre Quelle immer mehr Dollar verschlingt. Und jetzt hängt die Weltwirtschaft davon ab. China zum Beispiel hat sich daran gewöhnt, den Amerikanern Waren zu verkaufen ... und dafür Dollar anzunehmen ... die dann dafür genutzt werden, mehr Fabriken zu bauen, mehr Arbeiter einzustellen ... und mehr US-Anleihen zu kaufen.

      Und wenn dieses wirtschaftliche Arrangement enden wird, dann wird der größte Teil dieser Erde in eine neue Rezession/Depression fallen – ähnlich mit der Entwicklung, die Japan in den letzten 13 Jahren genommen hat. Kein Politiker oder Zentralbanker will, dass das passiert ... deshalb kämpfen sie mit allem, was sie haben, dagegen. Und alles, was sie haben, sind – raten Sie mal, was – mehr Dollar. Sie bieten einer Welt, die unter zuviel Dollar und zuviel Krediten leidet, noch mehr an!

      In der Woche, die am 4. August endete, ist die US-Geldmenge (M3) um 50 Mrd. Dollar gestiegen. Ich musste mir die Augen reiben, als ich diese Zahl las – ich konnte es kaum glauben. Aber da war sie, diese Zahl ... mehr Beweis dafür, dass es nicht die Schuld der Fed sein wird, wenn díe Weltwirtschaft in eine Deflation fallen wird.

      Was nicht heißt, dass die Fed eine Deflation verhindern wird.

      Ich erinnere Sie daran – Inflation führt zu Deflation. Dadurch, dass sie die Welt mit Dollarscheinen überschwemmt hat, hat die Fed hohe Schuldenberge und hohe Kapazitäten geschaffen. Früher oder später werden die Preise fallen ... denn es gibt einfach zu viel Güter.

      Die Fed versucht die Leute mit niedrigen Zinssätzen zum weiteren Konsumieren zu bewegen, ... und mit ihrer Politik des immer leichteren Geldes (ich habe gelesen, dass Hypotheken ohne Tilgungszahlungen – nur Zinszahlungen – immer beliebter werden ... und dass das durchschnittliche Auto in den USA für mehr als 4 Jahre finanziert wird). Aber aus dieser Schuldenblase muss irgendwann die Luft entweichen, genau wie aus allen anderen Spekulationsblasen. Wenn die Zinsen steigen – wie sie es gerade wieder tun –, dann wird die Schuldenlast schwerer, und die Konsumenten müssen ihre Ausgaben zurückfahren und ihre Schuldenlast zumindest ein bisschen verringern. Viele Leute werden dazu nicht fähig sein; sie werden Pleite gehen, was zu weiteren Pleiten in der Kreditkette führen wird.

      Dieses Muster wird immer deutlicher. Aber innerhalb dieses Teufelsgebräus ist der mysteriöse Dollar. Wie lange werden die Leute diese Papierstücke – genannt Dollar – noch akzeptieren, so als ob sie reales Geld seien? Was wird mit dem Finanzsystem der Welt passieren, wenn die Reservewährung der Welt – der Dollar – kollabiert?


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      Simbabwe und die USA

      vom "Mogambo Guru" – nicht ganz ernst gemeint

      Letzte Woche ist in Simbabwe die Landeswährung deutlich gefallen – auf 6.000 Simbabwe-Dollar je US-Dollar. Vor ein paar Jahren lag das Verhältnis fast bei 1 zu 1.

      Ich weiß, dass Sie jetzt denken, dass ich mich in einen hysterischen Zorn über die Situation in Simbabwe hineinschreiben werde – aber das werde ich nicht tun. Das geht in Simbabwe schließlich schon seit ein paar Jahren so, also was ist daran neu, he?

      Ich möchte lieber über die Kraft des Goldes schreiben. Als der Simbabwe-Dollar (kurz: Z$) bei ca. 1 zu 1 zum US-Dollar stand, da kostete das Gold ungefähr 300 US-Dollar je Feinunze. Und wenn man damals ein heller Kopf in Simbabwe war und den Kollaps der Landeswährung korrekt voraussah, dann hat man clevererweise sein gesamtes Geld in Gold konvertiert. Dann hat man 300 Z$ pro Feinunze bezahlt. Natürlich hätte man sich dann vor Nachbarn und Familie zunächst lächerlich gemacht.

      Aber heute – was ist eine Feinunze Gold heute wert?

      Die Antwort: 1,8 Millionen Z$. Ein Investment, das man für 300 Z$ Kaufen konnte, ist jetzt 1,8 Millionen Z$ wert! Das klingt nach dem besten Investment seit Jahrzehnten!

      Aber Vorsicht – das ist nur ein weiteres Beispiel der Illusion des Papiergelds. Ein Stück Brot, das früher 1 Z$ kostete, muss heute so um die 6.000 Z$ kosten – und das ist der Grund, warum die meisten Einwohner von Simbabwe hungern. Real gesehen ist man also nicht reicher geworden, wenn man den Reichtum in Broten misst. Aber Gold hat sicher geholfen, nicht ärmer zu werden! Und Leute, die der Papierwährung Z$ vertraut haben, SIND jetzt ärmer, und verzweifelt und hungrig.

      Von Simbabwe über den kalten Atlantik in die USA, wo ich sehe, dass der US-Dollar fällt. Und der Goldpreis, gemessen in US-Dollar, steigt.

      Warum? Hier ist die Antwort: Doug Noland, dieser brillante Analyst bei Prudent Bear, hat sich die Zahlen angesehen und das Fazit gezogen: "Die (amerikanische) Geldmenge hat sich seit Mai 1995 verdoppelt."

      In wenig mehr als 8 Jahren verdoppelt. Das sind so um die 9 % Wachstum pro Jahr. Also die Geldmenge ist um 9 % pro Jahr gewachsen – und das Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt um weniger als 2 % pro Jahr. Das passt nicht gerade gut zusammen ...

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      Avatar
      schrieb am 20.08.03 09:13:18
      Beitrag Nr. 3.679 ()
      Deutschland: Auftragseingang im Bauhauptgewerbe sinkt im Juni um 12%

      WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Talfahrt im deutschen Baugewerbe ist auch im Juni ungebrochen. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, gingen im Juni die Auftragseingänge preisbereinigt um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Besonders deutlich war das Minus der Baunachfrage im Hochbau mit 17,6 Prozent. Im Tiefbau verringerte sich die Nachfrage um 5,8 Prozent.

      Auch die Beschäftigtenzahl in den Betrieben des Hoch- und Tiefbaus ist im Juni weiter gesunken. Mit 803.000 Personen waren Ende Juni 93.000 weniger Personen beschäftigt als vor einem Jahr. Das entspricht einem Rückgang um 10,4 Prozent. Der Gesamtumsatz ging um 8,0 Prozent auf rund 7,3 Milliarden Euro zurück./jha/sk



      © dpa - Meldung vom 20.08.2003 08:19 Uhr
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 09:38:27
      Beitrag Nr. 3.680 ()
      Rezession oder nicht Rezession?

      Eine Frage der Definition. Die Unterschiede zu den Rezessionsjahren 1982 und 1993 sind jedoch bemerkenswert

      Von Klaus-Peter Schmid für ZEIT.de


      Das Statistische Bundesamt hat uns zum Wochenende mit einer guten und einer schlechten Nachricht überrascht. Die gute zuerst: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2001 nicht bei 0,6 Prozent, sondern bei 0,8 Prozent. Na ja, das ist lange her, und eigentlich interessiert es uns heute nicht mehr. Die schlechte Nachricht ist aktueller: Im zweiten Vierteljahr 2003 ging das BIP im Vergleich zum ersten Vierteljahr um 0,1 Prozent zurück. Mit anderen Worten:Die deutsche Wirtschaft schrumpft – und das seit einem halben Jahr. Denn schon im ersten Vierteljahr 2003 war die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent zurück gegangen.

      Heißt das nun, dass Deutschland in der Rezession steckt? Das ist eine Frage der Definition. In Deutschland war es bis vor kurzem üblich von Rezession zu sprechen, wenn die Wirtschaft am Ende eines Jahres geschrumpft war; gebräuchlich war dafür auch der Ausdruck vom negativen Wachstum. In diesem Fall müsste man also abwarten, ob das Wachstum im zweiten Halbjahr 2003 so stark ist, dass für das gesamte Jahr noch eine positive Rate zustande kommt und damit die Rezession vermieden wäre. Die Amerikaner definierten den Begriff Rezession dagegen stets anders: Wenn die Wirtschaft zwei Quartale hintereinander schrumpft, dann ist die Rezession da. Da sich dieser Gebrauch des Begriffs auch unter Deutschlands Ökonomen durchsetzt, lässt sich also sagen:Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession.

      Rezession oder nicht Rezession – das ist nicht die entscheidende Frage. Beunruhigender ist die Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft nun schon im dritten Jahr fast nicht mehr wächst, sie also von einer ungewöhnlich langen Stagnation gelähmt wird. Das ist ein neues Phänomen. Bisher konnte man sich in aller Regel auf einen Zyklus verlassen, also ein ziemlich regelmäßige Auf und Ab. Beispiel 1982: Da schrumpfte das BIP um ein Prozent, doch schon im Jahr darauf lag die Wachstumsrate wieder bei 1,9 Prozent, zwei Jahre danach bei 3,1 Prozent. Auch 1993 schrumpfte die (nun schon gesamtdeutsche) Wirtschaft wieder, diesmal um 1,2 Prozent. Aber 1994 lag die Wachstumsrate wieder bei 2,7 Prozent. Aufschwung und Abschwung folgten in ziemlich regelmäßigem Abstand aufeinander, und das lässt sich heute nicht mehr beobachten. Die Furcht ist also nicht unbegründet, dass - ähnlich wie in Japan nun schon seit langem - die deutsche Wirtschaft mit bestenfalls minimalem Wachstum leben muss.

      Noch etwas hat sich grundlegend verschoben: Der Sockel der Arbeitslosigkeit wird immer höher. Mit anderen Worten: Geht eine Schwächephase zu Ende, kehrt die Arbeitslosigkeit nicht mehr auf das Niveau zurück, das sie vor dem Konjunktureinbruch hatte. Die Arbeitslosenquote steigt (mit geringen Variationen) kontinuierlich an. Am Ende der Rezession Anfang der achtziger Jahre lag sie bei 8,2 Prozent, ging bis 1991 auf 5,7 Prozent zurück (wobei der Effekt der Wiedervereinigung ausgeblendet ist) und liegt allein für Westdeutschland nun schon seit Jahren über acht Prozent. Hier liegt das zentrale Problem der wachstumsschwachen deutschen Wirtschaft: Selbst wenn es im zweiten Halbjahr 2003 wieder aufwärts geht, entstehen nicht genügend Arbeitsplätze, um die Zahl der Arbeitslosen nennenswert zu reduzieren.

      (c) DIE ZEIT

      http://www.zeit.de/2003/34/rezession
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 09:49:17
      Beitrag Nr. 3.681 ()
      Nur schwer vermittelbar

      Die Entlassungswellen bei Banken rollen weiter. Tausende Banker suchen vergeblich nach Arbeit

      aus Frankfurt am Main, KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT


      Sabine Keller (Name geändert, die Red.) ist Bankerin aus Leidenschaft. "Ich war oft bis zu fünfzehn Stunden am Tag im Job. Und meistens hab ich gar nicht gemerkt, wie die Zeit verging", sagt die 36 Jahre alte ledige Bankkauffrau, die zuletzt bei der - früher - renommierten Gontard & Metallbank in Frankfurt am Main arbeitete. Im "Rotstiftviertel" also, wie eine Lokalzeitung das Bankenviertel, das sich an das "Rotlichtviertel" der Mainmetropole anschließt, vor wenigen Tagen süffisant nannte. Sabine Keller prüfte bei der Gontard & Metallbank die Bonität von Unternehmen. Doch dann machte ihre Bank Pleite.

      Knapp 500 Bankangestellte wurden 2002 "freigesetzt"; einige wenige durften noch bleiben - zur Abwicklung der Bank. Für alle anderen hieß es: Destination Arbeitsamt. Dort drängeln sich inzwischen die "Banker". Doch es sind nicht in erster Linie die Bankpleiten, wie zuletzt die der Hornblower Fischer Privatbank, die den Arbeitsämtern überall im Rhein-Main-Gebiet ein "Riesenproblem" bescheren, wie der Sprecher des Frankfurter Arbeitsamtes, Uwe Skottke, gestern der taz sagte. Vor allem wegen der Entlassungswellen bei den Großbanken kämen tausende von arbeitslosen Bankangestellten - alles Spezialisten - in die langen Flure der Arbeitsämter.

      Alleine beim Branchenleader Deutsche Bank verloren 2002 rund 10.000 Beschäftige ihren Job. Die Commerzbank will sich in diesem Jahr von 3.000 Mitarbeitern trennen. Und die Dresdner Bank, die schon im Frühjahr ankündigte, 11.000 Stellen zu streichen, verkündete in der vergangenen Woche, bis 2005 weitere 4.700 Mitarbeiter entlassen zu wollen. Rund 1 Milliarde Euro könnten so noch zusätzlich eingespart werden. Danach werde die Bank wieder "schwarze Zahlen" schreiben und der Konzernmutter Allianz nicht mehr auf der Tasche liegen, frohlockte Vorstandsboss Herbert Walter.

      "Banker" gelten inzwischen als "schwer vermittelbar", so Arbeitsamtssprecher Skottke. Nicht nur, dass es bei allen Banken sowieso fast keine offenen Stellen gibt; auch in verwandten Branchen, wie etwa dem Versicherungswesen, sehe es "zappenduster" aus. Der Sprecher des Landesarbeitsamtes Hessen, Karl Borsig, sieht schon einen negativen Trend, der die gesamte Dienstleistungsbranche erfasst habe, etwa auch die Werbeagenturen. Die arbeitslos gewordenen Bankangestellten stellten allerdings hessenweit "das größte Problem" dar, sagt Borsig. Mehr als 2.000 sind in Hessen aktuell registriert; knapp 1.000 alleine beim Frankfurter Arbeitsamt.

      Offene Stellen bei den Banken und auch in verwandten Branchen gibt es hessenweit dagegen gerade noch 288. Die schon arbeitslosen und die demnächst arbeitslos werdenden "Banker" müssten sich auf branchenfremde und auch schlechter bezahlte Jobs einstellen, so Uwe Skottke vom Frankfurter Arbeitsamt.

      Sabine Keller hat sich schon "darauf eingestellt". Sie bewirbt sich seit Herbst 2002 pausenlos um einen Arbeitsplatz auch in anderen Branchen. Einen Job als Sachbearbeiterin in der Buchhaltung eines Automobilbauunternehmens hätte die ehemalige Abteilungsleiterin sofort angenommen. Doch dafür sei sie "überqualifiziert", hieß es im Ablehnungsbescheid. Richtig zornig wird Keller, die "immer Grün gewählt" hat, wenn sie die "Sprüche der Politiker der Regierungskoalition in Berlin im Fernsehen" hört. Arbeitslose müssten bereit sein, schlechter bezahlte Jobs anzunehmen, sonst würde ihnen die Unterstützung zusammengestrichen. Das sei doch ein "schlechter Witz": Sie sei schon lange genau dazu bereit.

      Und wie weiter? "Wenn jetzt noch die 5.000 Entlassenen von der Dresdner auf den leer gefegten Arbeitsmarkt drängen und die von der Deutschen Bank, dann gehe ich eben zu Aldi an die Kasse", sagt Sabine Keller.

      http://www.taz.de/pt/2003/08/20/a0098.nf/text
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 10:29:24
      Beitrag Nr. 3.682 ()
      STEUEREINNAHMEN IM JULI, Die Schätzer waren zu optimistisch




      Das Finanzloch von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) wird von Monat zu Monat größer. Auch im Juli blieben die Einnahmen erheblich hinter den Erwartungen zurück.

      Hamburg - Monatelang hatte sich Eichel am stetigen Anstieg der Körperschaftssteuern erfreuen können. Jetzt macht ihm die Juli-Schätzung einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Denn im Vergleich zum Vorjahr haben Bund und Länder einen Aufkommensrückgang um rund 152 Millionen Euro zu verkraften. Das ergibt sich aus dem Vorbericht zu den Steuereinahmen des Bundes und der Länder für den Monat Juli. Den offiziellen Monatsbericht wird das Bundesfinanzministerium am Mittwoch in Berlin veröffentlichen.

      Der Rückgang der Körperschaftssteuer ist aber nicht die einzige schlechte Nachricht für Eichel. Auch die veranlagte Einkommensteuer lag im Juli 2003 um 325 Millionen Euro unter dem Vorjahresergebnis. Damit blieben auch die Gesamteinnahmen deutlich hinter den ursprünglichen Prognosen des Arbeitskreises Steuerschätzung zurück. So hat der Bund statt des erwarteten Zuwachses von 2,1 Prozent ein Minus in gleicher Höhe zu verkraften. Die Einnahmen der Länder bleiben sogar drei Prozent hinter denen des Vorjahresmonats zurück. Die Steuerschätzer waren hier von einem Plus in Höhe von 1,4 Prozent ausgegangen.

      Betrachtet man dagegen die reinen Bundessteuern, sieht die die Sache ein wenig erfreulicher aus. Insbesondere die Tabaksteuer (Plus 54,1 Prozent) und die Stromsteuer (Plus 44,2 Prozent) sorgten für den vergleichsweise üppigen Zuwachs in Höhe von 15,6 Prozent. Auch die Steuern für Branntwein und Mineralöl trugen mit 12,9 Prozent beziehungsweise 4,9 Prozent erheblich zu dem Zuwachs bei.

      Dagegen ergaben sich bei den Steuern, die allein den Ländern vorbehalten sind, Verluste in Höhe von 4,2 Prozent, was in erster Linie auf die Rückgänge bei den Grunderwerbsteuern zurückzuführen ist. Einziger Lichtblick: Die Biersteuer verzeichnete in Folge des heißen Sommers Zuwachsraten in Höhe von 7,4 Prozent.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,261900,00.html

      ------------------------------------------------

      Die Steuereinnahmen für die nächsten beiden Quartale werden ebenfalls unter den Erwartungen bleiben. Eichel rechnet immer noch mit 0,75% Wachstum für dieses Jahr! Viel Schlimmer, der geamte Bundeshaushalt basiert auf dieser Annahme. Da auf Grund der leeren Kassen der Hans gezwungen ist mit ganz ganz spitzem Bleistift zu rechnen, er also keinerlei Rücklagen und Reserven zur Verfügung hat, droht wie immer .... der Nachtragshaushalt.
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 11:28:35
      Beitrag Nr. 3.683 ()
      #3680
      .....Eichel rechnet immer noch mit 0,75% Wachstum für dieses Jahr!......
      :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 13:23:13
      Beitrag Nr. 3.684 ()
      Mittwoch 20. August 2003, 11:25 Uhr
      Durchschnittliche Arbeitszeit auf Rekordtief


      Hamburg (AP) Die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland ist einem Bericht des «Manager-Magazins» zufolge auf ein Rekordtief gesunken. «Heute arbeiten die Beschäftigten 250 Stunden im Jahr weniger als vor zwei Jahrzehnten», schreibt das Magazin in einer Vorabmeldung vom Mittwoch.

      Parallel dazu seien die realen Nettoeinkommen (abzüglich Steuern, Abgaben und Inflation) in den 90er Jahren leicht zurückgegangen. «Trotz des bröckelnden Wohlstands ist aber nur eine Minderheit bereit, mehr zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen.» So verzichteten drei Viertel der Bundesbürger lieber auf zusätzlichen Verdienst als an Wochenenden zu arbeiten. 93 Prozent wären auch nicht bereit, einen Teil ihres 30-Tage-Urlaubs abzugeben oder später in Rente zu gehen, habe eine aktuelle Umfrage des BAT-Freizeit-Forschungsinstitutes ergeben.

      http://de.news.yahoo.com/030820/12/3lfld.html

      --------------------

      Das wird sich aber bald ganz schnell ändern. :O
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 13:30:35
      Beitrag Nr. 3.685 ()
      dpa-afx
      Institut sieht 2003 kein Wachstum in Deutschland - Berlin bekräftigt Prognose

      Mittwoch 20. August 2003, 12:46 Uhr

      BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr nach Einschätzung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) nicht wachsen. "Wir sehen für 2003 insgesamt eine rote Null", sagte RWI-Experte Ullrich Taureg dem Wirtschaftsmagazin "Focus-Money". Die Folgen seien ein neues Vier- Milliarden-Loch im Staatshaushalt und Mehraufwand für Arbeitslose.
      Die Bundesregierung, die für 2003 offiziell immer noch an einer Prognose von plus 0,75 Prozent festhält, hofft nun wenigstens "auf eine wirtschaftliche Belebung im letzten Jahresdrittel". Dabei setzt sie vor allem auf die Ausgabefreudigkeit der Verbraucher, wie aus dem Monatsbericht des Ministeriums vom Mittwoch hervorgeht.

      PROGNOSE `UNREALISTISCH`

      Das Essener Institut hält die Regierungsprognose für unrealistisch. "Der leichte Rückgang des Bruttoinlandsprodukts auch im zweiten Quartal bedeutet, dass die vom Ministerium veranschlagten 0,75 Prozent Wachstum für 2003 nicht mehr zu schaffen sind", sagte Taureg. "Um das aufzuholen, müsste die Wirtschaft mit einer Jahresrate von fast fünf Prozent im zweiten Halbjahr wachsen."

      Das Finanzministerium bestätigt in seinem Bericht den bisher schwachen Verlauf: "Im Durchschnitt des gesamten ersten Halbjahres 2003 bewegte sich das Bruttoinlandsprodukt real in etwa auf dem entsprechenden Vorjahresniveau (minus 0,1 Prozent)."

      KONSUMSTIMMUNG AUFGEHELLT

      Zu den Besserungsaussichten zählt die Regierung eine spürbare Aufhellung der Stimmung bei den Konsumenten. Auch im zweiten Quartal hätten die "etwas gestiegenen Einzelhandelsumsätze zur Stabilisierung des privaten Verbrauchs beigetragen", heißt es im Bericht. Auch der Sommerschlussverkauf sei gut gelaufen. Positiv unterstrichen wird auch die Preisentwicklung mit einer allgemeinen Teuerungsrate von nur noch 0,9 Prozent im Juli.

      Trotz aller Reformbemühungen muss die Regierung feststellen: "Nach wie vor ist die Lage am Arbeitsmarkt sehr kritisch." So verharre die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl mit 4,4 Millionen im Sommer in etwa auf dem Februar-Niveau. Andererseits habe sich der Rückgang der Beschäftigtenzahl deutlich verlangsamt.

      BAU BLEIBT SCHWACH

      Stockend bleibt dem Ministerium zufolge die Entwicklung von Industrie und Exporten. Jedoch zeigten sich verbesserte Geschäftserwartungen, was ebenfalls auf eine konjunkturelle Trendwende noch in diesem Jahr hindeute. Die Baunachfrage bleibe schwach, "so dass eine durchgreifende Erholung der Baukonjunktur noch nicht in Sicht ist"./wb/DP/jha/

      http://de.biz.yahoo.com/030820/36/3lftx.html
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 13:57:45
      Beitrag Nr. 3.686 ()
      Ferienjobs - "So schlimm war`s noch nie"

      Die Massenarbeitslosigkeit erreicht die Ferienjobber: Studenten finden in den Semesterferien kaum noch Arbeit. Von Olaf Przybilla


      (SZ vom 19.8.2003) Manchmal weiß Friedlinde Zitzmann wirklich nicht mehr, ob sie sich da den richtigen Beruf ausgesucht hat. Früher hat ihr die Vermittlung von Studentenjobs in Würzburg ja noch richtig Spaß gemacht. So vor fünf Jahren, da konnte sie sogar sämtlichen Ägyptologie-Studenten einen Job am Bau, am Tresen oder doch wenigstens am Fließband anbieten.

      Heute bekommt sie nicht mal mehr den studierenden Betriebswirt im sechsten Semester unter. Und da nutzte es auch nichts, dass sie vor den Semesterferien eine Annonce in die örtliche Zeitung gesetzt hat, um auf die Not der Würzburger Studierenden hinzuweisen. Zwei Jobs hat sie derzeit zu vergeben: Einer davon in den Weinbergen Würzburgs, aber erst für Mitte September. Und für den anderen, da ist eine Krankenpflegeausbildung erforderlich.

      » So schlimm war es noch nie. «

      „So schlimm war es noch nie“, stöhnt Zitzmann. Permanent diese Telefongespräche, „wo du wieder nur deinen Text aufsagen kannst“. Und zwar, dass wieder kein Angebot rein gekommen ist. Das macht mürbe. Dass Würzburger Firmen ihr vor den Ferien einen Schlag Jobs anbieten, die sie dann unter studentische Volk verteilen darf, gehört unlängst der Vergangenheit an.

      Flaute am Fließband

      Mittlerweile kommen sogar auch diejenigen zu ihr, die sich früher auf die sichere Vermittlung von Papa verlassen konnten. Zum Beispiel in die Würzburger Firma König & Bauer: Die hat sonst immer sechzig Studierenden, Kindern von Angestellten, Lohn und Brot gegeben – in diesem Jahr aber keinem einzigen. Des Betriebsfriedens wegen, erklärt Personalreferent Alfred Reitzenstein. Der drittgrößte Druckmaschinen-Hersteller der Welt arbeitete bis Juni kurz. Kündigungen stehen auch ins Haus, da sind Ferienjobber einfach „innerbetrieblich nicht darstellbar“. Man habe sich darauf geeinigt, einfach keinen Studenten zu beschäftigen.

      » Die Studenten sind nun mal das letzte Glied in der Ernährungskette. «

      „Die Studenten“, erklärt Würzburgs IHK-Geschäftsführer Rudolf Trunk, „sind nun mal das letzte Glied in der Ernährungskette.“ Und ihnen geht die Nahrung aus. Das weiß auch Hans Schreyegg, Studenten-Vermittler im Arbeitsamt München. Grund für die Flaute sei die immer effektivere Lagerhaltung und eine zunehmende Automatisierung in den Betrieben. Helfer-Jobs an Gabelstapler und Fließband werden da einfach knapp.

      Der Trend ist in München aber nicht so gravierend wie in Würzburg, jedoch ebenfalls unverkennbar. Seit fünf Jahren nimmt die Zahl der Vermittlungen kontinuierlich ab, in diesem Jahr sind es wieder zehn Prozent weniger als im Vorjahr. „So schlimm wie heuer war es noch nie“, sagt Hans Schreyegg.

      60 Bewerber für eine Stelle

      Diesen Satz bekommt man im Original genauso vom Kollegen Hans-Christian Litzenberger in Augsburg zu hören. Sechzig Bewerber zählt er derzeit für einen Job. Auf 800 Vermittlungen kam Litzenberger im Juli vor zwei Jahren - heuer waren es genau 300. Die Maschinenbauer und Elektrotechniker bekommt er noch irgendwie unter.

      Was ihm fehlt, sind die einfachen Jobs in der Wäscherei, wo er früher den Altphilologen im ersten Semester hingeschickt hat. Und am schwierigsten, sagt Litzenberger, sind die Bewerber vom Akademischen Austauschdienst. Wo er einen Germanisten schon mal drei Abende beim Stadtteil-Event zum Bierbringen unterbringt, scheitert dies bei den ausländischen Stundenten oft an mangelnden Sprachkenntnissen. Genauso ist das bei Gerhard Kien, dem Vermittler am Arbeitsamt in Regensburg. Er ist gerade den allerersten Tag auf seinem Platz, aber eines hat er jetzt schon nach drei Stunden mitbekommen: „Es wird verdammt schwer.“

      Positives meldet dagegen Jasmin Faltin aus Nürnberg: Auch bei ihr ist die Lage angespannt, aber immerhin besser als im vergangenen Jahr. 25 Stellen hat sie zu vergeben. Ihr Problem: So etwas spricht sich in diesen Tagen schnell herum und deshalb kommen jetzt immer mehr Bewerber aus den benachbarten Unis, vor allem aus Thüringen.

      Michael Gerdschwager, der privat unter www.studenten-vermittlung24.de bundesweit Jobs vermittelt, klagt nicht: Immerhin 100 sind es derzeit pro Monat. Aus Würzburg oder Regensburg sollte man allerdings nicht unbedingt kommen - da hat auch Gerdschwager momentan leider auch nichts im Angebot.

      http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/…
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 14:39:56
      Beitrag Nr. 3.687 ()
      @Tevion

      Die Leute müssen begreifen, dass in einer schrumpfenden und alternden deutschen Bevölkerung nicht nur das deutsche umlagenfinanzierte Rentensystem, sondern auch die deutsche Wirtschaft, der deutsche Immobilienmarkt, der deutsche Kapitalmarkt und last but not least, der deutsche Steuerstaat mit seinen immensen Staatsschulden crashen werden.

      Warum ???

      Weil in einer wachsenden, jungen Gesellschaft die Nachfrage nach Gütern steigt und damit auch die Wirtschaft wächst.

      Ist ja logisch.

      Immer mehr Menschen, die noch jung sind, benötigen das, was man allgemeinhin für lebensnotwenig hält. Ein Auto, eine Wohnung, eine Einbauküche, ein Wohnzimmer mit allen Schikanen, inklusive Fernseher, Stereoanlage und DVD-Player. Einen Urlaub im Süden, eine Lebensversicherung, usw.,usf.

      Die alten Leute haben das alles aber schon. Sie treten höchstens noch, überspitzt gesagt, als Konsument auf, wenn sie CoregaTabs, Rheumasalben, Doppelherz und Mittelchen gegen Inkortinenz kaufen. Mit ihnen ist also kein substantielles Wirtschaftswachstum (mehr)zu erreichen.

      Nun haben wir aber keine wachsende junge Gesellschaft, sondern genau das Gegenteil!!!
      Also werden sich, zwangsläufig, auch die deutsche Wirtschaft und alle mit ihr zusammenhängenden Systeme in gegenteiliger Richtung entwickeln. Und das bedeutet, Stagnation, Rezession und Krisen für sehr, sehr lange Zeit.


      Klar, die Medizin- und Pflegebranche könnte in einer alternden Gesellschaft in Zukunft boomen. Das wird sie aber nur können, wenn es auch genügend junge Beitragszahler in den Krankenversicherungen gibt, die im Umlageverfahren(ähnlich dem Rentensystem) die Heil- und Pflegekostenkosten bezahlen. Fehlen aber diese jungen Betragszahler, sieht es nicht nur für die gebrechlichen Senioren, sondern auch für die Gesundheitsindustrie, die maßgeblich von den älteren Patienten lebt, megaschlecht aus.

      Fazit: Die fast fünfzigjährige Party der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist seit der Jahrtausendwende für immer vorbei…….FÜR IMMER!!!

      H_S
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 20:22:20
      Beitrag Nr. 3.688 ()
      07.08.2003

      K O M M E N T A R


      Wir Pessimisten

      Von Henrik Müller

      Endlich. Die Debatte nähert sich dem Kern der deutschen Malaise: der schwindenden Leistungsbereitschaft der Bürger.

      Der Kanzler hat eine neue Tonlage angeschlagen. Diese Gesellschaft, rief Gerhard Schröder seinen Genossen beim SPD-Sonderparteitag zu, brauche dringend einen "Mentalitätsbruch und neues Denken". Schluss mit der Illusion einer sozialstaatlichen "Fürsorgegarantie, die sich nach Art eines Perpetuum mobile ohne eigene Anstrengungen ständig selbst finanziert".

      In die gleiche Kerbe schlägt die Bundesbank: "Die hartnäckige Wirtschaftsflaute" habe "tiefer greifende gesellschaftspolitische Ursachen, wofür die niedrige Geburtenrate und überzogenes Anspruchsdenken als symptomatisch gelten mögen".

      Endlich. Die Republik nähert sich dem Kern ihrer Probleme: der schwindenden Leistungsbereitschaft.

      Zehn Jahre, nachdem Helmut Kohl die viel geschmähte Formel vom "kollektiven Freizeitpark" prägte, offenbart die Statistik das Ausmaß der deutschen Malaise: In Deutschland arbeiten:


      -die Beschäftigten nur 1467 Stunden jährlich, das ist fast internationaler Freizeitrekord;


      -nur 59 Prozent der Frauen; in den skandinavischen Ländern sind es mehr als 70 Prozent, in den angelsächsischen annähernd zwei Drittel;


      -nur 37 Prozent der Älteren (55 bis 64 Jahre); in Schweden und der Schweiz sind es 67 Prozent, in Großbritannien und den USA deutlich über 50 Prozent;


      -nur gut die Hälfte der gering Qualifizierten; in Schweden und der Schweiz sind es zwei Drittel.
      Zudem schwindet die Bildungsbereitschaft: Nur 22 Prozent der Jüngeren (25 bis 34 Jahre) haben eine Hochschulausbildung abgeschlossen, deutlich weniger als unter den älteren Jahrgängen in Deutschland.


      Alarmsignale. Will Deutschland aus der Krise herausfinden, dann müssen mehr Menschen mehr Stunden mit höherer Produktivität arbeiten. Dann würden sie auch mehr verdienen und mehr konsumieren - dann käme die viel vermisste Binnennachfrage auf Touren.

      Doch die Republik bleibt in einem einzigartigen Beschäftigungspessimismus gefangen. Motto: Jobs sind nun mal knapp, Beschäftigung muss umverteilt werden. Die IG Metall hat noch vor wenigen Wochen in Ostdeutschland für die 35-Stunden-Woche streiken lassen. Tarifpolitik in Absurdistan.

      Die Erfahrungen anderer Länder zeigen: Arbeit kommt von Arbeit. Je mehr gearbeitet wird, desto weiter schreitet die Arbeitsteilung voran, desto stärker steigt die Produktivität, desto mehr Jobs entstehen auch für gering Qualifizierte.


      Freizeit-Weltmeister: Durchschnittliche Jahresarbeitszeit der Beschäftigten

      Gerade auf die Produktivsten kommt es an. Sie sollten die Treiber der Wirtschaft sein. Aber in Deutschland müssen viele von ihnen ihre Leistung zurücknehmen.

      In der Autoindustrie dürfen Entwicklungsingenieure nicht mehr als 35 Stunden pro Woche arbeiten. Überstunden? Verbietet der Betriebsrat.

      Es ist unfassbar: Jene Leute, die die deutsche Autoproduktion überhaupt erst international wettbewerbsfähig machen, deren intellektuelle Fähigkeiten die Basis für hunderttausende gut bezahlte Produktionsarbeitsplätze bieten - diese wichtigsten Personen in Deutschlands wichtigster Industriebranche werden daran gehindert, sich produktiv zu entfalten.

      Und was machen sie mit der vielen Freizeit? Putzen ihre Wohnung selbst, tapezieren die Wände eigenhändig, gehen seltener zum Essen aus, als sie gern würden, und so weiter.

      Kurz: Sie kaufen relativ wenig Dienstleistungen ein. Arbeitszeitverkürzung dreht die Arbeitsteilung zurück. Produktivität, Wachstum und Wohlstand leiden.

      Der Kanzler hat Recht. Nur ein "Mentalitätsbruch" kann Deutschland nach vorn bringen.

      .......................
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 20:31:45
      Beitrag Nr. 3.689 ()
      #3685 von Harry_Schotter

      Ja Harry, die Party geht langsam zu Ende. Aber die meisten Menschen wissen davon nichts. Noch nicht. Die haben keine Ahnung von allem, was da auf sie zukommt. Es sagt ihnen ja auch keiner. Unsere Regierung nicht, und was von den sogenannten "Finanzmarktexperten" zu halten ist... .

      Diese Leute werden dann, wenn die letzten Kuchenkrümel verteilt werden, zu spät sein. Die letzten beißen die Hunde wenn es darum geht sein Geld zu retten. Nur wer als erstes verkauft bekommt einen guten Kurs. :cool:

      1. Der Aktienmarkt geht als erstes runter. Da sind wir schon dabei.

      2. Dann ist der Rentenmarkt dran. Davon sind wir noch ein Stück entfernt.

      3. Dann der Immobilienmarkt.

      4. Dann beschließt der Staat, mit Rücksicht auf seine eigene Bonität, marode Unternehmen nicht mehr zu retten. Spektakuläre Firmenpleiten sind an der Tagesordnung.

      5. Der Staat geht immer als letztes Pleite, denn er hat das Machtmonopol. Wenn das Geld knapp wird kann er immer die Preise (Steuern) erhöhen. Ganz im Gegensatz zur Privatwirtschaft, die immer untereinander im Wettbewerb steht.
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 20:38:42
      Beitrag Nr. 3.690 ()
      Rezessionsgefahr im Euro-Raum wächst

      20. August 2003. Mit der enttäuschenden Entwicklung der französischen Wirtschaft im zweiten Quartal hat in der Euro-Zone die Rezessionsgefahr zugenommen. Volkswirte schließen nicht mehr aus, daß auch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in eine Rezession fallen könnte.

      Neben Frankreich haben auch Deutschland, Italien und die Niederlande von April bis Juni ein schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausgewiesen. In diesen Ländern war das BIP bereits im zweiten Quartal hintereinander gefallen, was nach der angelsächsischen Definition als "technische Rezession" gilt.

      Ausgelöst durch den stärksten Rückgang des privaten Konsums seit sieben Jahren, ging das BIP in Frankreich im zweiten Jahresviertel um 0,3 Prozent zum Vorquartal zurück, wie das nationale Statistikamt Insee am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten dagegen mit einer Stagnation gerechnet. Im Vorquartal war das BIP nach revidierten Angaben noch um 0,2 Prozent gestiegen.

      Veronique Riches-Flores von Societe Generale sagte nach der Veröffentlichung der neuen Daten, im dritten Quartal drohe Frankreich ebenfalls eine Rezession. Michael Hume von Lehman Brothers sagte, die konjunkturelle “französische Sonderstellung“ habe nun ein Ende. Damit würde in Euroland ein wichtiger Impulsgeber fehlen.

      Schrumpfende Exporte in Deutschland

      Das die Summe der erwirtschafteten Waren und Dienstleistungen umfassende BIP hat sich in Deutschland gegenüber dem ersten Vierteljahr um 0,1 Prozent verschlechtert. Schon vom letzten Quartal 2002 auf das erste Quartal 2003 war es zu einem Rückgang von 0,2 Prozent gekommen. Dabei wirkte sich vor allem der Rückgang der Exporte negativ auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft aus.

      Auch in Italien war die Wirtschaftsleistung in diesem Zeitraum um 0,1 Prozent zurückgegangen. Damit steckt das Land erstmals seit 1992 in der Rezession. Einen Rückgang von 0,5 Prozent verzeichnete das niederländische Bruttoinlandsprodukt im abgelaufenen Quartal. Einen derart heftigen Einbruch haben die Niederländer seit der Krise Anfang der 80er Jahre nicht erlebt.

      EZB erwartet Belebung der Wirtschaft

      Für das dritte Quartal wird in der Euro-Zone jedoch wieder mit einer Belebung der Wirtschaft gerechnet. Die Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet zum Ende des Jahres eine konjunkturelle Erholung, die sich 2004 konsolidieren werde. EZB-Direktoriumsmitglied Eugenio Domingo Solans hat am Mittwoch die Projektionen der EZB noch einmal bekräftigt. Die monetären Bedingungen im Euroraum seien angemessen, um eine Erholung zum Jahresende zu unterstützen.

      Der EZB sei bewußt gewesen, daß die ökonomische Aktivität in Deutschland und im Euroraum schwach sei.„Was wirklich interessiert, ist, was jetzt im dritten Quartal passiert, und was im vierten Quartal passieren wird“ , sagte er.

      Text: @nal

      http://www.faz.net/s/RubC8BA5576CDEE4A05AF8DFEC92E288D64/Doc…
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 21:23:58
      Beitrag Nr. 3.691 ()
      Ist zwar sehr lang, aber unbedingt lesenswert.


      Arzneimittel-Tollhaus Deutschland

      Das Diktat des Überflusses. Eine Bestandsaufnahme der gigantischen Verschwendungen im deutschen Medizinbetrieb von Kurt G. Blüchel


      Der von Bundesregierung und Opposition ausgehandelte Gesundheitskompromiss gebietet der systematischen Plünderung der Krankenkassen durch medizinische Überversorgung kaum Einhalt. Die Verschwendungsorgie im Gesundheitswesen koste die Versicherten aber jährlich fünfzig Milliarden Euro, kritisiert Kurt G. Blüchel. Ausländische Pharma-Multis erfänden völlig neue Massenkrankheiten, um den deutschen Markt für Arzneimittel zu vergrößern. Die Schulmedizin verkomme zur Quacksalberei; ihre Misserfolge machten das Gesundheitswesen unbezahlbar. Und die Politik kuriere den Medizinbetrieb zu Tode.

      Der weltberühmte Arzt Ferdinand Sauerbruch, Chef der Berliner Charité im Dritten Reich, wurde einmal zu einem Notfall in seiner eigenen Familie gerufen. Bei dem schwer kranken Patienten handelte es sich um den Hund seiner Tochter. Nach dem Eingriff kommentierte er das Resultat seiner Bemühungen mit jener Bemerkung, die als geflügeltes Wort zu zweifelhaftem Ruhm gelangen sollte: "Operation gelungen, Patient tot."

      Vor einem ähnlich jammervollen Schicksal steht vermutlich das soeben von Regierung und Opposition verabschiedete Gesundheitsreförmchen. Sein größter Fehler: Rücksichtnahme auf vordemokratische Systemstrukturen. Sein größtes Handicap: Nichtberücksichtigung eines rasant wachsenden Verschwendungspotenzials. Nicht etwa leere Kassen treiben den schwer angeschlagenen Medizinbetrieb in die Katastrophe, sondern die maßlose Vergeudung des Beitrags-Reichtums durch nimmersatte Interessengruppen. :cry:

      Die Diagnose ist unstrittig, und sie gibt wenig Anlass zur Hoffnung: Das deutsche Gesundheitswesen, einst das Mekka der Medizin und jahrzehntelang von Experten im In- und Ausland als vorbildlich gepriesen, ist enorm überteuert und gleichzeitig unglaublich ineffizient. Im Ergebnis produziert es inzwischen mehr Kranke als Gesunde.

      Die Versicherten zahlen für die Luxusklasse, der Service allerdings ist - von rühmlichen Ausnahmen abgesehen - drittklassig. Dieses Fazit legen nicht nur internationale Studien mit zum Teil vernichtender Urteilsbegründung nahe, die beispielsweise der deutschen Herzmedizin - für viele das Filetstück unseres Medizinbetriebs - weit gehende Inkompetenz bescheinigen. Beschämender noch ist der Qualitätsstandard der deutschen Krebsmedizin, die seit Jahren im internationalen Ranking das Schlusslicht bildet. Mittlerweile ist selbst die wenig verwöhnte "Kundschaft" unzufrieden: Mehr als die Hälfte aller Deutschen bewerten nach jüngsten Umfragen die Qualität der "Leistungserbringer" im Medizinbetrieb als mangelhaft, in vielen Bereichen gar als völlig ungenügend. Hauptkritikpunkte: falsche und überflüssige Diagnosen sowie unsinnige und riskante Behandlungsmethoden.

      Durchleuchtungswahn

      In Deutschland werden jährlich rund 1250 Röntgenuntersuchungen pro 1000 Einwohner vorgenommen. :eek: In den Niederlanden und Schweden liegt diese Zahl zwischen 500 und 600. Dabei ist die ärztliche Versorgung in diesen Ländern auf Grund europäischer Vergleichsstudien erheblich besser als bei uns. Auf bis zu 50 Prozent der jährlich rund 100 Millionen von Internisten, Orthopäden, Chirurgen und Ärzten anderer Fachrichtungen durchgeführten Röntgenuntersuchungen könnte verzichtet werden, ohne dass die Qualität des ärztlichen Handelns darunter leiden würde - Einsparpotenzial: eine Milliarde Euro. Prof. Dr. Horst Kuni von der Universität Marburg weist darauf hin, dass infolge von Röntgenuntersuchungen in Deutschland etwa 50 000 Menschen jährlich an Krebs erkranken, 15 000 davon sterben.

      Von den jährlich rund 200 000 an deutschen Kliniken vorgenommenen Gebärmutterentfernungen ist "mindestens jede Zweite überflüssig". :eek: Bei Frauen, denen auf Grund von Bauchbeschwerden der Blinddarm entfernt wurde, stellte sich laut Prof. J. Waninger von der Universität Freiburg heraus, dass in 75 Prozent aller Fälle die Beschwerden auch nach dem Eingriff noch vorhanden waren. Bei 40 Prozent aller Eierstockoperationen lag nach Prof. Dr. H. Koester, ehemaliger Direktor der Frauenklinik der Städtischen Kliniken Dortmund, keine ausreichende medizinische Begründung vor.

      Die Zahl der Herzkatheter-Labors hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Katheteruntersuchungen um 250 Prozent auf rund 490000 angestiegen. "Sicher wird heute zu viel und zu unkritisch kathetert", erklärt Dr. Ernst Giert vom Städtischen Krankenhaus Offenbach. Aber: "Wer einen Hammer hat, tendiert dazu, jedes Problem für einen Nagel zu halten." Die Zahl der Ballondilatationen (mit Ballondilatationen werden Verengungen der Herzkranzgefäße aufgesprengt) ist gar um 400 Prozent angestiegen. Mit 4267 Linksherzkatheter-Untersuchungen pro eine Million Einwohner liegt Deutschland in Europa mit Abstand an der Spitze. Im europäischen Durchschnitt, so ist einem Herzbericht der obersten Landesgesundheitsbehörden zu entnehmen, wurden 1873 Linksherzkatheter-Untersuchungen pro eine Million Einwohner durchgeführt. Die meisten Herzkatheter-Unterschungen werden anscheinend nur um ihrer selbst willen gemacht, es schließt sich keine Therapie an. "Da kann man schon auf die Idee kommen", so der Berliner Herzspezialist Professor Eckart Fleck, "dass mancher Kardiologe mehr für sein Konto als für den Patienten arbeitet."

      Deutschland nimmt im internationalen Vergleich mit rund 70 Betten je 10 000 Einwohner einen Spitzenplatz ein. Gleichzeitig dauert die Krankenhausbehandlung hier zu Lande mit durchschnittlich 12 Tagen je Krankenhausfall am längsten. Der Grund: Die Betten müssen belegt sein. Regierungsberater Professor Karl W. Lauterbach rechnete vor, dass hier zu Lande etwa 230 000 (von rund 550 000) Klinikbetten abgebaut werden müssten, um auf den internationalen Durchschnittswert zu kommen. Das Sparpotenzial beläuft sich in diesem Bereich auf rund 20 Milliarden Euro.

      Unnötige Überdiagnostik

      Bei der Krebsdiagnostik könnten nach Prof. Dr. Henning König von der Universität Erlangen bis zu 25 Prozent der Kosten eingespart werden. Die Einsparungen seien möglich, ohne dass die Qualität der Diagnosen und der nachfolgenden Behandlung leidet. Es sei lediglich erforderlich, auf die gegenwärtige "unnötige Überdiagnostik" zu verzichten - damit könnte gleichzeitig Zehntausenden von Patienten viel Leid erspart werden. Jedoch: "Das im Gesundheitssystem erbrachte Leistungsspektrum orientiert sich primär - völlig zu Recht - an den wirtschaftlichen Überlebenschancen der Leistungserbringer und nicht an den Bedürfnissen der Leistungsnehmer" (Patienten), wie einem Leitartikel des Deutschen Ärzteblattes zu entnehmen war.

      Eine von der Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse in Auftrag gegebene Studie ergab, dass 30 Prozent aller Knie-Operationen überflüssig sind und darüber hinaus 50 Prozent der Operierten mit dem Ergebnis nur bedingt oder gar nicht zufrieden waren. Andererseits ist es, wie Professor Jani in der Ärztezeitung Medical Tribune darlegte, innerhalb von nur drei Jahren zu einem Anstieg arthroskopischer Eingriffe von 600 Prozent gekommen. Bei 442 kontrollierten Spiegelungen des Magens waren 43 Prozent medizinisch unbegründet.

      Deutsche Chirurgen amputieren bei Zuckerkranken viel zu häufig: In unseren Kliniken werden pro Jahr fast 30 000 Amputationen vorgenommen. "Das sind viel mehr als in anderen europäischen Staaten wie Frankreich, den Niederlanden, Italien und den skandinavischen Ländern", sagte Hans Henning Wetz von der Universität Münster. "Es könnten 8000 bis 10 000 weniger sein." Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Deutschland schon vor Jahren in einer Deklaration aufgefordert, die Amputationen bei Zuckerkranken zu halbieren.

      Derzeit werden auf Grund von jährlich vier Millionen "grauen Mammographien" 100 000 Frauen operiert, die nicht operiert werden müssten, wenn stattdessen mit der Qualität der europäischen Nachbarländer wie zum Beispiel der Niederlande gescreent würde, heißt es in einem Gutachten des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen. Von den jährlich 100 000 operierten Frauen sterben im Schnitt 4000.

      Überflüssige, d. h. medizinisch unbegründete Operationen werden fast allen Fachgebieten vorgeworfen.Insgesamt sollen sich von den jährlich acht Millionen vorgenommenen Eingriffen etwa die Hälfte als nicht notwendig erweisen. Der Münchner Medizin-Informatiker Wilhelm von Eimeren warnte vor allzu unspezifischen Massentests. Damit drohen die Deutschen zu einem "Volk von Vorsorgegeschädigten" zu werden.

      Falls das Verhalten der Ärzte selbst und ihrer Familienangehörigen zum Maßstab genommen würde, könnten nach Schätzungen von Experten allein 30 Millionen Krankenhaustage oder ca. 22 Milliarden Euro eingespart werden - aber auch Zehntausende von Toten sowie Hunderttausende Medizingeschädigte pro Jahr verhindert werden. Bei Operationen der Gallenblase liegt die Eingriffshäufigkeit 84 Prozent höher, bei Hämorrhoiden-Operationen 83, bei Gebärmutteroperationen 53 Prozent und bei Mandeloperationen immer noch 46 Prozent höher als bei Ärzten und ihren Familienangehörigen. Lediglich bei Blinddarmoperationen liegen die Vergleichszahlen bei der übrigen Bevölkerung mit acht Prozent nur unwesentlich höher als bei Ärzten. Dafür lehnen fast 95 Prozent der Ärzte für sich und ihre Familienangehörigen eine Chemotherapie bei Krebs ab.

      Das Wissenschaftliche Institut der Allgemeinen Ortskrankenkassen hat errechnet, dass die Lebenserwartung der Bevölkerung im gleichen Maße sinke wie die Arztdichte in Ballungsräumen zunehme. :eek: :eek: :eek:

      Der renommierte Medizinpublizist Dr. med. Hans Halter ist auf Grund eigener Nachforschungen zu ähnlich alarmierenden Ergebnissen gelangt: "Bürger, die in einem Gebiet mit vielen Ärzten und reichlich Krankenhäusern wohnen, verwandeln sich rascher in Patienten, werden häufiger operiert, nehmen mehr nebenwirkungsreiche Medikamente und sterben, gemessen am statistischen Durchschnitt, früher." 46 Prozent der Ärzte sind nach einer Emnid-Umfrage davon überzeugt, dass es in Deutschland zu viele Ärzte gibt. Zwei Drittel aller Patienten haben das Gefühl, dass im Verlauf einer Behandlung mit wechselnden Ärzten viele Untersuchungen doppelt vorgenommen werden. Rund die Hälfte aller Patienten hat die Erfahrung gemacht, dass Ärzte überflüssige Leistungen erbringen. Die Ärzte bestätigen diese Erfahrung: Zwei Drittel geben an, dass Ärzte gelegentlich oder sogar häufig therapeutisch überflüssige Leistungen erbringen.

      Sinnlose Verschreibungen

      Obwohl die Bevölkerungszahl (Versicherte) sich in den letzten zwanzig Jahren mit rund sechs Prozent nur wenig entwickelt hat, stieg nach einer Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die Zahl der niedergelassenen Ärzte um das Zehnfache auf 65 Prozent. Die Zahl der Fälle je Arzt ist seither jedoch konstant geblieben. Hartmut Recke vom Berufsverband Deutscher Laborärzte schätzt die jährliche Verschwendung allein durch falsche und überflüssige Labortests auf 250 Millionen Euro. Mit der Zahl der Ärzte ist, so berichtet der Deutsche Apothekerverband (ABDA), gleichzeitig auch die Zahl der Apotheken in Deutschland kontinuierlich angestiegen - innerhalb von vier Jahren um rund 4,4 Prozent. Dies hat jedoch nicht zu Umsatzrückgängen geführt, sondern im Gegenteil: Der Umsatz je Apotheke ist in diesem Zeitraum um 23,1 Prozent angestiegen. Für die Gesetzliche Krankenversicherung bedeutet dieser Anstieg eine zusätzliche Finanzbelastung von mehr als 15 Prozent.

      Im Bereich der fast 130 000 niedergelassenen Ärzte führen nach einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Kiel die Überkapazitäten zu einem regelrechten Abrechnungskrieg. Im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen - im Zusammenhang mit der explosionsartigen Leistungsmengenentwicklung - wurden reihenweise Abrechnungsbetrügereien aufgedeckt. Niedergelassene Ärzte rechneten zum Beispiel Leistungen ab, für die sie mehr als 30 Stunden am Tag hätten arbeiten müssen. Aus den Abrechnungen ging hervor, dass manche Ärzte sogar Säuglinge über Sexualität, Drogenkonsum und Verhütungsmittel im Rahmen der "Lebensberatung" aufgeklärt haben wollten.

      Skandalöse Qualitätsmängel in der Arzneimitteltherapie verursachen nach Meinung von Prof. Dr. Manfred Wehling, Leiter des Instituts für Klinische Pharmakologie Mannheim, "eine extreme Schieflage": Bluthochdruck-Behandlungen seien nach umfassenden Studien nur bei sechs Prozent der Patienten "leitliniengerecht realisiert" worden, Cholesterin-Behandlungen bei Herz-Kreislauf-Krankheiten gar nur bei vier Prozent. Der Hauptgrund für diese Tragödie: Mehr als die Hälfte der deutschen Ärzte kann nicht fachgerecht mit Arzneimitteln umgehen. Der bekannte Internist und Klinische Pharmakologe Prof. Dr. Jürgen C. Frölich an der Medizinischen Hochschule Hannover sagt in diesem Zusammenhang: "Ein erheblicher Teil der Ärzte weiß nicht, wie viel Wirkstoff sie einem individuellen Patienten verschreiben dürfen und wie viel ihn womöglich umbringen wird."

      Frölichs Institut hat diese erschreckende Erkenntnis an 168 Ärzten in deutschen Krankenhäusern gewonnen. Diese Ärzte arbeiteten im Durchschnitt seit drei Jahren an ihren Kliniken, "waren also keine Neulinge". Professor Frölich, der 1994 zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen den Arzneimittelinformationsdienst AID einrichtete, fragte nach den richtigen Dosierungen der 17 meisteingesetzten Medikamente - "bei einem geradezu irreal einfachen Kranken: ungestörte Leber- und Nierenfunktion, Normalgewicht, mittleres Alter, keine Begleiterkrankungen". Das Ergebnis: 46 Prozent der befragten Ärzte machten korrekte Angaben zur Dosierung. 15 Prozent der Angaben hätten deutliche Unterdosierungen bedeutet, "so dass kein Behandlungserfolg zu erwarten gewesen wäre". Sieben Prozent der Antworten waren Überdosierungen - "und zwar heftige". 32 Prozent aller befragten Mediziner hatten es vorgezogen, zum Thema Dosierung überhaupt keine Antwort zu geben …

      Kein Wunder, dass auch die Zahl der durch Arzneimittel geschädigten Patienten ohne direkte Todesfolge ungeheuer groß ist. So kam Professor Wehling an seinem Mannheimer Institut zu einem nicht weniger skandalösen Resultat: Mehr als zwei Millionen ältere Menschen über 60 Jahre müssen jährlich nur deshalb in Kliniken eingewiesen werden, weil sie von niedergelassenen Ärzten unsachgemäß mit Medikamenten behandelt werden.

      Seit langem gilt Deutschland im internationalen Vergleich als das Arzneimittel-Tollhaus Europas. Schon heute zählt hier zu Lande die unüberschaubare Fülle der Zäpfchen und Pillen, Tropfen und Salben - insgesamt soll es zwischen 50 000 und 60 000 verschiedene medikamentöse Darreichungsformen geben - zu den wichtigsten Todesursachen. Würden auf den Gräbern aller Arzneimittelopfer Kerzen brennen, wären unsere Friedhöfe des Nachts erleuchtet wie sonst nur zur Adventszeit. Der frühere Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer bezeichnete es bereits in den neunziger Jahren als "schwachsinnig, risikoarme Arzneimittel durch risikoreiche und billige durch teurere zu ersetzen".

      Das "abwartende Offenlassen" von Diagnosen von Hausärzten und Internisten sowie der Einsatz "angemessen wirksamer" Medikamente dürfte künftig die einzige Möglichkeit sein, vor allem Patienten mit Bagatellerkrankungen - das sind mehr als 80 Prozent aller Behandlungsfälle im Bereich der niedergelassenen Ärzte - vor Schäden zu bewahren. Der Münchner Arzt Dr. med. Klaus-Eberhard Haase, ehemals leitender Manager in der pharmazeutischen Industrie und Mitglied der Transparenzkommission beim Bundesgesundheitsamt, hat in einer viel beachteten Abhandlung über "Positiv-Liste: Risiken und Gefahren für Patient und Arzt" schon vor Jahren auf diesen Zusammenhang aufmerksam gemacht: "Je ernsthafter die Erkrankung, desto wirksamer muss das Arzneimittel sein, auch unter Inkaufnahme von Risiken - und umgekehrt! Eine Nutzen-Risiko-Abwägung als Voraussetzung für die Verordnung eines angemessen wirksamen Arzneimittels ist allerdings nur beim jeweiligen Patienten durch den behandelnden Arzt, nicht pauschal durch bewertende Listen (z. B. Positiv-Liste!) möglich. Er muss deshalb schwächer wirksame (nicht unwirksame!), aber gut verträgliche Arzneimittel ebenso ungehindert verordnen können wie stärker wirksame und nicht so gut verträgliche."

      Gesundheit rechnet sich nicht

      Die internationalen Pharma-Konzerne sind jedoch stattdessen zu einem globalen Arzneimittel-Wettrüsten angetreten. Das hat inzwischen dazu geführt, dass heute bei fast 20 Prozent der Todesfälle in einem Krankenhaus die unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten und ihre fehlerhafte Anwendung infolge falscher Diagnosen die Hauptrolle spielen. Vor allem die aktuellsten, in US-Laboratorien entwickelten Medikamenten-Innovationen können nicht nur zehntausende Todesfälle verursachen, sie können auch hunderttausende Todesfälle mitverursachen; ganz zu schweigen vom Schicksal jenes Patientenheeres, das auf Grund der heute üblich gewordenen Übermedikalisierung viele kranke Menschen für den Rest ihres Lebens zu Krüppeln stempelt.

      Unterdessen werden durch millionenschwere Aufklärungskampagnen alle möglichen Allerweltsleiden zu bedrohlichen Krankheiten aufgebauscht oder - schlimmer noch - Massenkrankheiten völlig neu erfunden. Handel treiben mit Krankheiten ("Disease Mongering") bezeichnen Kritiker dieses makabre Spiel mit der Angst der Bürger, das nicht nur zum festen Bestandteil von Marketingstrategen der Pharma-Multis zu werden droht, sondern sich offensichtlich auch für das ständig wachsende Heer der Ärzteschaft auszahlt. Denn "der Wettbewerb zwingt zur Erschließung neuer Märkte", so das Thema einer Titelgeschichte, die im September vorigen Jahres im Deutschen Ärzteblatt erschien. Dort heißt es weiter: "Das Ziel muss die Umwandlung aller Gesunden in Kranke sein …"

      Die Urologen sprangen als Erste auf den Zug in eine verheißungsvolle Zukunft. Der "Männer Leibärzte" wollen sie werden, "unverzichtbare Begleiter für ein ganzes Männerleben". Der Bundesverband Deutscher Urologen etablierte flugs einen "Innovationsausschuss", um künftig auf der "Erfolgswelle" mitzuschwimmen. Bei so viel Zukunftsbegeisterung wollen die Frauenärzte natürlich nicht abseits stehen. Sie waren ja schon in der Vergangenheit nicht ohne Kreativität und Fantasie. Von präventiven Brustamputationen bis zu vorsorglichen Gebärmutterentfernungen haben sie in den letzten Jahren ihre Patientinnen stets mit einer erstaunlich großen Angebotspalette überrascht. "Häufig macht man sogar Hysterektomien, um die Frauen von ihrer menstruellen Migräne zu befreien", wundert sich die Ärztin Dr. A. Gendolla von der Neurologischen Universitätsklinik Essen. "Die haben natürlich überhaupt keinen Einfluss. Die absurdesten Dinge, von denen ich gehört habe, waren Brustreduktionen wegen Migräne." Dass die Pfründe der Gynäkologen nicht austrocknen, dafür wollen künftig auch die Pharma-Hersteller sorgen. Mit "Viagra für Frauen" werden jetzt Arzneimittel-Unternehmen die Normierung des Geschlechtsaktes vorantreiben - wer nicht mitmacht, wird als krank erklärt.
      43 Prozent aller US-Amerikanerinnen über 18 Jahre sollen an einer "sexuellen Funktionsstörung" leiden, weil sie angeblich keine Lust oder Orgasmusschwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr haben. Alle diese Frauen seien behandlungsbedürftig. Nur ganz vereinzelt gibt es hier zu Lande kritische Stimmen: "Jeder zweiten Frau eine Sexualstörung anzudichten, ist eine üble Tour", meint Klaus Diedrich, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

      Angst bringt Profit

      An einer Fülle anderer Beispiele für Disease Mongering mangelt es nicht: Schlafstörungen, Essstörungen, Angst, Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern, aber auch unerwünschte Kinderlosigkeit oder Schönheitsmängel, Erektionsstörungen, Sodbrennen, Existenzangst, Vergesslichkeit, Fußpilze, Glatzenbildung, Depressionen oder das so genannte Reizdarmsyndrom werden durch konzertierte Aktionen vom großen Bruder Pharma und seinen medizinischen Handlangern in den Stand gefährlicher und behandlungsbedürftiger Krankheiten erhoben - besonders dann, wenn auch die passenden Medikamente zur Verfügung stehen. Die Pharma-Industrie macht die Angst der Menschen zum Programm; ihre subtilen "Aufklärungskampagnen", die subjektiv Krankheit heilen wollen, in Wirklichkeit aber der Bevölkerung nachhaltig die Gesundheit austreiben, wirken sich, wie der Hamburger Psychiater Prof. Dr. Klaus Dörner es formuliert, "umso destruktiver aus, je mehr sie der Vermarktung und dem Wettbewerb überlassen werden". Diese Prinzipien seien in der übrigen Wirtschaft segensreich, im Gesundheitswesen jedoch "tödlich".

      Nach Prof. Dr. Peter Schönhöfer, Pharmakologe und seit vielen Jahren Mitherausgeber des unabhängigen Arznei-Telegramms in Berlin, steht zweifelsfrei fest: "Das allgemeine Handlungsprinzip im deutschen Gesundheitswesen ist Betrug." Mit einer im medizinischen Fachschrifttum seltenen Deutlichkeit hat sich auch die altehrwürdige Münchner Medizinische Wochenschrift in die gesundheitspolitische Diskussion eingemischt. Unter der Überschrift "Weiße Kittel und schmutzige Hände" nahm das angesehene Ärzteblatt den Medizinbetrieb als "Unrechtssystem" ins Visier und zitierte den Leiter der Sonderkommission "Abrechnungsbetrug" beim Bundeskriminalamt, Raimund Schmidt, mit einer vernichtenden Feststellung: "Die kriminellen Strukturen im Gesundheitswesen sind nur noch vergleichbar mit der ‚organisierten Kriminalität`."

      Damit der deutsche Medizinbetrieb nicht unter dem Primat der Ökonomie verkommt, fordert auch Professor Dr. med. Jürgen C. Frölich vom Institut für Klinische Pharmakologie an der Medizinischen Hochschule Hannover auf einem Gesundheitsforum in München radikale Konsequenzen. Angesichts der von ihm geschätzten 30 000 Arzneimitteltoten pro Jahr sei nun vor allem die Politik zu raschem Handeln aufgefordert; denn die durch diese Todesfälle verursachten Folgekosten allein beziffert Frölich auf mehr als 30 Milliarden Euro pro Jahr. Noch bizarrer sind die Untersuchungsergebnisse seines Kollegen Wehling, der jüngst in dem angesehenen Fachjournal Deutsche Medizinische Wochenschrift die Vermutung anstellte, dass von den 500 000 Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wahrscheinlich 100 000 verhindert werden könnten, wenn die Patienten nicht die falschen Arzneimittel bekämen. :mad:

      Ulla Schmidt und Horst Seehofer haben mit ihren derzeitigen Reformbemühungen fast nichts gegen die gigantische Verschwendung im Gesundheitswesen getan, vor allem die vordemokratischen Systemstrukturen unangetastet gelassen. :cry: Nicht der medizinische Fortschritt lässt das marode System aus dem Ruder laufen, vielmehr sind es die weltweit einmaligen Verhältnisse des deutschen Medizinbetriebs als Anbietermarkt. Kliniken und Ärzte, Apotheker, Krankenkassen und Arzneimittelhersteller beeinflussen das Preisgefüge viel nachhaltiger. als es Patienten je könnten. Für die so oft zitierte "Anspruchsinflation" der Bürger konnten empirische Belege bis heute nicht beigebracht werden.

      Zweifelsfrei belegt ist dagegen die Erkenntnis, dass Ärzte die Leistungen in Praxis, Klinik und vielen anderen Gesundheitseinrichtungen festlegen, die Produzenten pharmazeutischer und medizinischer Gerätschaften den Preis bestimmen, gesetzliche Krankenkassen ohne Kontrolle Rechnungen bezahlen - von den Beiträgen, die den 72 Millionen Versicherten monatlich zwangsenteignet werden.

      Eigenverantwortung der Bürger ist gut, Transparenz und hinreichende Aufklärung ebenfalls. Doch als Kontrollinstanz, als reformerischer Machtfaktor, der gewissermaßen vom Feldherrnhügel die Richtung vorgibt, ist der Kranke maßlos überfordert. Die Patienten stehen im undurchdringlichen Labyrinth des Gesundheitssystems auf verlorenem Posten. Deshalb sollte die Bundesregierung endlich die Selbstverwaltungsorgane und ihre Leistungserbringer zwingen, zumindest eklatante Versäumnisse und Mängel bei der medizinischen Versorgung zu beseitigen, die Strukturen durchsichtig zu machen, und damit ansatzweise Kundensouveränität im chaotischen Gesundheitsmarkt sicherstellen.

      http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/do…
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 23:25:24
      Beitrag Nr. 3.692 ()
      @#Trevenio

      95% aller Ärzte würden die Chemotherapie bei Krebs ablehnen ?????:eek: :eek: :eek:
      Avatar
      schrieb am 20.08.03 23:41:51
      Beitrag Nr. 3.693 ()
      Harry,

      der Einzelhändler überzeugt seinen Kunden auch von der Notwendigkeit Dinge zu kaufen, die der nicht braucht. Je besser er das kann, desto höher ist sein Umsatz.

      Jetzt schreibst Du schon zum zweiten Mal hintereinander meinen Namen falsch!
      Avatar
      schrieb am 21.08.03 17:41:00
      Beitrag Nr. 3.694 ()
      @Trevenion

      Sorry, so mitten in der Nacht, und dann auch noch so ein schwieriger Name....:D



      H_S :kiss:
      Avatar
      schrieb am 21.08.03 17:42:32
      Beitrag Nr. 3.695 ()
      Knapp 1.300 % Plus in 22 Jahren

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Der US-Aktienmarkt ist so wirklich unglaublich. Natürlich erleidet er immer wieder Rückschläge, und von Zeit zu Zeit auch größere Niederlagen. Aber er kommt immer zurück, zur Schande der Untergangs-Propheten.

      Und es waren sogar die Technologie-Aktien, die den jüngsten Run auf die Index-Jahreshochs angeführt hatten. Das war positiven Kommentaren der Analystenfirma Gartner zu verdanken, die für die zweite Jahreshälfte und danach höhere IT-Ausgaben prognostiziert. Die Universität Michigan reihte sich in die Reihen der Optimisten ein, indem sie mitteilte, dass sie mit "robustem Wirtschaftswachstum" in der zweiten Jahreshälfte und im gesamten nächsten Jahr rechnet. Sie rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 4 % in der zweiten Jahreshälfte und von 4,5 % im nächsten Jahr.

      Außerdem präsentierten die beiden US-Unternehmen Lowes und Home Depot besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen. Die Amerikaner können offensichtlich auch ohne neue Hypotheken und ohne ein Wachstum bei der Zahl der Jobs fleißig weiter konsumieren!

      Derzeit ist Alan Greenspan wieder einmal der heroische Zentralbanker. Die Anleihenkurse mögen zwar geopfert werden, aber ist das nicht ein kleiner Preis für das Heil des amerikanischen Konsums?

      Doug Noland von Prudent Bear meint dazu: "Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem wir erkennen können, dass die Fed einen schicksalhaften Boom hervorgerufen hat – den Post-Boom Boom ... achten Sie auf Folgendes: Die Verkäufe von BMW sind im Vorjahresvergleich in den USA um 16 % gestiegen, bei Mercedes beträgt das Plus 26 %, bei Lexus 16 %, bei Porsche 9 %. Explodierende Verkäufe von Luxusautos sind ein Beweis dafür, dass die Individuen das Boom-ähnliche Umfeld mögen. Ws noch ... wir befinden uns mittendrin in einem Umfeld der außergewöhnlichen Hausverkäufe. Die Umsätze mit bestehenden Häusern werden innerhalb der nächsten beiden Monate neue Rekorde erreichen, und der durchschnittliche Hauspreis ist bereits auf einen neuen Rekordwert gestiegen (224.900 Dollar)."

      Ja, der Post-Boom Boom ist auf dem Weg. Und er macht fast genauso viel Spaß, wie der Original-Boom ... außer für die Besitzer von US-Anleihen.

      Als ich letzte Woche in San Francisco war, habe ich zwar keine Blumen in mein Haar (in das, was noch da ist), gewunden, aber ich zögerte nicht, "die Liebe zu teilen", und zwar mit Leuten, die wie ich pessimistisch für den US-Anleihenmarkt gestimmt sind. "Was für ein langer, verrückter Weg das gewesen ist", sagte einer der Anleihen-Bären zu einem anderen, als er auf den 22 Jahre dauernden Bullenmarkt bei den Anleihen verwies, der jetzt – vielleicht – zu Ende ist. Die Anleihen-Bären glauben, dass es jetzt Zeit für die Renditen ist, zu steigen – wirklich hoch zu steigen.

      "Der Bullenmarkt (bei den Anleihen) began 1981, als der Anleihenmarkt in Scherben lag", so das Santa Cruz County Sentinel. "Anleihenbesitzer, die 1978 zu Renditen von 8 % eingestiegen waren, saßen auf Kursverlusten bei den Anleihen von 40 bis 50 %. Obwohl die Inflation 1980 mit 13,5 % einen Höhepunkt erreicht hatte und 1981 auf 10,5 % fiel, blieb der Anleihenmarkt wegen Rendite-Prognosen von 20 % unter Druck. Die Business Week verkündete den Tod der Anleihen. Als Resultat davon musste die 30jährige US-Staatsanleihe, die im November 1981 emittiert wurde, mit einem Kupon von 14 % ausgestattet werden – Rekordwert. Die Investoren, die in diesen dunklen Tagen Anleihen kauften, wurden reich belohnt. Diese 30jährigen US-Staatsanleihen, die noch bis 2011 laufen, notieren immer noch 36 % über ihrem Nennwert."

      Wenn man Zinszahlungen und Kursgewinne dieser Anleihe zusammenrechnet, kommt man auf einen Gewinn von insgesamt 1.200 bis 1.300 % – innerhalb von 22 Jahren! Ich kann es natürlich nicht mit Sicherheit sagen – aber ich würde vermuten, dass jemand, der heute 30jährige US-Anleihen kauft, in 22 Jahren nicht solche Gewinne vorweisen kann.

      Das Santa Cruz County Sentinel weiter: "Vergleichen Sie die dunklen Tage des Jahres 1981 mit denen vor ein paar Wochen. Die Rendite der 10jährigen US-Anleihen lag bei rund 3 %. Die Rendite der 30jährigen US-Anleihen lag bei 4 % ... es gab überall Anzeichen für eine spekulative Übertreibung. In die Rentenfonds flossen Rekordbeträge, die investiert werden mussten. Und der führende amerikanische Rentenfonds des Tages war der `Pimco Total Return bond fund`."

      Meine Prognose: Dieser Fonds wird in 22 Jahren, also 2025, nicht mehr zu den führenden Fonds gehören.


      Unternehmensinsider verkaufen weiter

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Unternehmensinsider verkaufen fleißig, so das Wall Street Journal. Im Juli verkauften Sie für jeden Dollar Kurswert, den sie kauften, 32 Dollar Kurswert. Auch Sie, liebe(r) Leser(in), sollten zumindest Ihre amerikanischen Aktien verkaufen.

      *** Die Hälfte aller Produkte, die in den USA verkauft werden, kommt aus Übersee.

      *** Italien befindet sich in einer Rezession. Deutschland befindet sich in einer Rezession (zumindest ist das Bruttoinlandsprodukt wieder gegenüber dem Vorquartal geschrumpft). Und auch die Niederlande. Der Euro ist auf 1,11 Dollar gefallen. Das sind Kaufkurse für den Euro.

      *** Auch der Goldpreis ist wieder etwas gefallen – unter die Marke von 360 Dollar pro Feinunze. Ich hoffe, dass er noch unter 350 Dollar fallen wird – denn dann werde ich noch mehr Gold kaufen.

      *** Die Zahl der persönlichen Pleiten steigt weiter, so eine Schlagzeile von Associated Press. Und Chrysler bietet Käufern von Chrysler-Wagen eine 0 %-Finanzierung über 72 Monate an.

      *** Schulden weltweit auf Rekordhöhe ... das US-Handelsbilanzdefizit ... die Spekulationsblase in Japan ... Asienkrise ... Spekulationsblasen bei Hypotheken, Anleihen und Immobilien ... der Aufstieg von China als Produzent ... all diese Dinge lassen sich auf ein Ereignis im August 1971 zurückführen. Damals führte US-Präsident Richard Nixon den Dollarstandard ein und setzte dadurch eine Serie von Auf- und Abschwüngen in Gang ... und der größte Abschwung liegt noch vor uns ...

      *** Noch mehr Leichen: Es waren aber auch ein paar für Nachrufe geeignete Tage. Und bei einigen musste ich schmunzeln. Zunächst einmal ist Diana Mitford Mosley in Paris gestorben (ich schrieb darüber hier im Investor`s Daily) ... und jetzt kommt aus Saudi Arabien die Nachricht, dass ein weiterer Verehrer von Adolf Hitler gestorben ist.

      Idi Amin ist tot. Der Mann war ein Diktator von der Sorte, die die Welt ohne schlechtes Gewissen hassen kann. Er war natürlich verrückt. Er warf die asiatischen Einwohner Ugandas aus dem Land und verteilte ihren Besitz dann an seine Günstlinge. Und dann zwang der große, schwarze fette Mann die weißen Einwohner von Kampala, ihn auf einem Thron herumzutragen und vor ihm niederzuknien, während Photographen die Szene für die Zeitungen festhielten.

      Anders als bei Diana Mosley klebte an den Händen von Idi Amin Blut. Mord, Folter, Vergewaltigung, Diebstahl – all das hatte er auf dem Kerbholz. Wenn Idi Amin befahl, jemandem die "VIP-Behandlung zu geben", dann bedeutete das, dass diese Person getötet werden sollte.

      Wenn es Gerechtigkeit im Leben geben würde, dann hätte Idi Amin bereits vor langem eine "VIP-Behandlung" erhalten. Vielleicht wird dieser Mann aber jetzt auch in einer besonders heißen Ecke der Hölle rösten.

      Das hoffe ich zumindest.


      Der "Salatöl-Schwindel"

      von Dan Ferris

      Der König des Salatöls wurde im November 1963 verhaftet und in ein Gefängnis in der New Yorker Bronx gebracht.

      Sie haben noch nie vom König des Salatöls gehört? Das bezweifle ich nicht.

      Es handelt sich hier um eine relative obskure Episode der US-Finanzgeschichte. Und die Lektion, die man aus dieser Geschichte lernen kann, ist essentiell, wenn es darum geht, wie man Gewinne erzielen will, wenn der schwierigste Bärenmarkt seit eine Generation weitergeht.

      Und hier ist die Geschichte. Anthony DeAngelis war zuerst Fleischverpacker in New Jersey, dann führte er eine Firma mit Namen "Allied Crude Vegetable Oil Refining". Diese Firma – kurz "Allied" – lieferte Salatöl an ein großes Warenhaus in New Jersey. Für jede Lieferung erhielt "Allied" einen Beleg des Warenhauses, über die Menge an Salatöl, die geliefert worden war.

      Im November 1963 hatte DeAngelis solche Belege im Wert von 60 Millionen Dollar. Das nutzte er als Sicherheit, um Kredite für 175 Millionen Dollar zu bekommen. Und diese Kredite nutze er, um am Rohstoffmarkt mit Salatöl-Futures zu spekulieren.

      1962 – als die Salatölpreise fielen – bekam DeAngelis nicht das, was er erwartet hatte. Stattdessen bekam er das, was er verdiente: Er verlor das gesamte Geld, das er sich geliehen hatte, und "Allied" ging pleite. Sein Lager ging an den größten Gläubiger – American Express – über.

      American Express entdeckte schnell, dass in den Salatöl-Tanks hauptsächlich Meereswasser war. Es wurde später herausgefunden, dass bei Kontrollen im Labyrinth der Lagerhallen die Nummern auf den Tanks vertauscht worden waren. So wurden von den Kontrolleuren die Tanks, die wirklich Salatöl enthielten, zweimal gezählt. In andere Tanks wurde im Auftrag von DeAngelis nur soviel Öl eingefüllt, dass es an der Oberfläche des Salzwassers schwamm. Und jeder, der sich nur die Oberfläche ansah, wurde dadurch betrogen.

      Als dieser Skandal an die Öffentlichkeit kam, fielen die Aktien von American Express um 45 %, von 60 Dollar pro Aktie bis auf 35 Dollar Anfang 1964.

      Damals führte Warren Buffett eine kleine Investment-Gemeinschaft, die er 8 Jahre zuvor mit 105.000 Dollar (die er sich von Familie und Freunden geliehen hatte) gegründet hatte. Und der Mentor von Warren Buffett, Benjamin Graham, beobachtete den "Salatöl-Schwindel" mit großem Interesse. Buffett untersuchte die Situation und kaufte Aktien, als er zu der Einschätzung gekommen war, dass das Management von American Express ehrlich und glaubwürdig geblieben war.

      Buffett investierte 40 % seines verfügbaren Kapitals in American Express, und damit kaufte er rund 5 % aller Aktien dieser Gesellschaft. 2 Jahre später hatte er damit 20 Millionen Dollar verdient.

      Buffett landete vergleichbar spektakuläre Coups. So kaufte er z.B. GEICO, eine Versicherungsgesellschaft, die am Rande der Insolvenz stand. Heute gehört ihm die gesamte Gesellschaft. Und kurz nach dem 19. Oktober 1987 – dem berühmten Oktober-Crash – kaufte er Coca-Cola. Und in den späten 1990ern, als die Leute davon sprachen, dass die Immobilien in Kalifornien völlig "out" seien, kaufte er Aktien der Wells Fargo Bank. Und er kaufte noch einmal Aktien von American Express – und alle diese 4 Aktien hält er noch heute.

      Buffett hatte Unternehmen gekauft, bei denen eine hohe Pleitewahrscheinlichkeit bestand. Inklusive Berkshire Hathaway, einem Textilfabrikanten, der heute seine Holding-Gesellschaft geworden ist. Er kaufte die bankrotte "Fruit of the Loom" im Jahr 2001 für 835 Millionen Dollar. Und er führte seine Holding-Gesellschaft so, als ob sie ein "Value"-orientierter Fonds wäre. Er investierte in Unternehmen mit hohem Wert, wenn diese niemand haben wollte. So schaffte es Warren Buffett, aus jeden 10.000 Dollar, die 1965 investiert wurden, bis heute 14 Millionen Dollar zu machen.

      Leider ist die Karriere von Warren Buffett schon zu weit fortgeschritten, als dass man jetzt noch auf ihn setzen könnte, um ein Vermögen zu machen. Buffett selbst räumt ein, dass die Aktien seiner Holding-Gesellschaft Berkshire Hathaway inzwischen überbewertet sind!

      Aber seine Strategie – unter Druck stehende und dennoch fundamental gesunde Unternehmen zu Schnäppchenpreisen zu kaufen – ist immer noch für Investoren lehrreich.

      Eine Studie der Kurs-Buchwert-Verhältnisse von 1963–1990 fand heraus, dass die am geringsten bewerteten Aktien die höchste Rendite bei geringstem Risiko einbrachten. Die sichersten, billigsten und profitabelsten Aktien sind ein und dieselben, so die Verfasser der Studie, Eugene Fama und Ken French.

      Das ist ja alles schön und gut ... aber was ist mit dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld? Zum Beispiel, was macht man während des größten Bärenmarktes seit einer Generation? Reflektieren der Aktienkurs eines Unternehmens zum größten Teil dessen wirtschaftliche Entwicklung ... oder ist er mehr von der Entwicklung des Gesamtmarkts abhängig?

      Cliff Asness, der akademische Manager eines 5 Mrd. Dollar schweren Hedgefonds, drückt Zweifel über die zukünftigen Aussichten für die meisten Aktien aus. Er rechnet mit durchschnittlich 6,5 % Wachstum bei den Gesellschaften des S&P 500. Technisch gesehen ist das die Rendite, die man bei den Aktien des S&P 500 in den nächsten Jahren erwarten kann.

      Wenn man davon die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen von 4,3 % abzieht, dann erhält man 2,2 %. Das ist die sogenannte Risikoprämie – der unsicheren Anlagen (Aktien) gegenüber den vermeintlich sicheren (Anleihen).

      Diese Risikoprämie war vor dem Crash 1929 bei Null – das heißt, man erhielt keine Prämie dafür, wenn man ein Risiko einging. Das war wahrscheinlich die größte Untertreibung des gesamten Jahrhunderts.

      Im Gegensatz dazu lag die Risikoprämie 1972 bei 3 %. Und Anfang 2000 war die Risikoprämie sogar negativ ... und wir wissen, was dann passierte.

      Ein intelligenter Investor sieht sich derzeit mit einem Dilemma konfrontiert. Die Spekulationsblase am US-Anleihenmarkt platzt gerade. Die Aktienkurse sind entweder auf dem Weg in eine neue Spekulationsblase – oder sie werden fallen.

      Aber der verhaltene Ausblick für Aktien ist nicht notwendigerweise ein Zeichen für Verzweiflung. Ideal ist es, wenn man ein Investor ist, der nach Aktien sucht, die extrem niedrig bewertet sind. Aktien kann man leichter ignorieren, wenn sie sehr hoch bewertet sind.

      Wenn Sie dem Beispiel von Warren Buffett folgt und nach den billigsten Aktien des Marktes sucht, dann kann man vernünftigerweise erwarten, die sichersten und höchsten Erträge zu erzielen. Und mit niedrig bewerteten Aktien erzielt man höhere Renditen – egal, ob der breite Markt überbewertet ist oder nicht.


      ..........................
      Avatar
      schrieb am 22.08.03 08:47:05
      Beitrag Nr. 3.696 ()
      Wie das Statistische Bundesamt heute veröffentlichte, ist die Anzahl der Insolvenzen im Monat Mai deutlich

      Wie das Statistische Bundesamt heute veröffentlichte, ist die Anzahl der Insolvenzen im Monat Mai deutlich angestiegen. Insgesamt gab es 8.275 Insolvenzen, wovon 3.363 von Unternehmen und 4.912 von anderen Schuldnern beantragt wurden.

      Die Gesamtzahl der Insolvenzen lag damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 21 Prozent höher, während die der Unternehmen um 6,9 Prozent anstieg. Insbesondere haben im Mai 2003 die Verbraucherinsolvenzen (+67,7 Prozent) und die Insolvenzen von früher selbstständigen Personen (+46,5 Prozent) zugenommen.

      In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden den Angaben zufolge 41.412 Insolvenzen gemeldet, was einem Anstieg von 25,1 Prozent entspricht. 16.720 hiervon wurden von Unternehmen beantragt - ein Anstieg um 8,5 Prozent.
      Avatar
      schrieb am 23.08.03 03:07:28
      Beitrag Nr. 3.697 ()
      Warten auf Godot

      von Dr. Kurt Richebächer

      "Man kann den finalen Kollaps nach einem Boom, der durch eine Kredit-Explosion zustande gekommen ist, nicht verhindern. Die Alternative ist nur, ob die Krise früher als Ergebnis einer freiwilligen Aufgabe von weiterer Kredit-Expansion kommen soll, oder später als eine finale und totale Katastrophe des involvierten Währungssystems."

      Ludwig von Mises, Human Action, A Treatise of Economics, Yale University Press, 1949

      Wieder einmal kann man in der Mainstream-Finanzpresse von einer "wirtschaftlichen Erholung im weiten Halbjahr" lesen. Könnte es sein, dass wir dieses Jahr den Kuchen, den wir essen, auch behalten können? Ich will mit allen Illusionen aufräumen: In der Realität befindet sich die US-Wirtschaft in einer Rezession, was sich in den enttäuschenden Beschäftigtenzahlen widerspiegelt.

      Ich habe bereits in früheren Artikeln im Investor`s Daily darauf hingewiesen, dass verschiedene statistische Anpassungen bei den Preisindizes das amerikanische reale Wirtschaftswachstum (gemessen am BIP) künstlich erhöht haben, wodurch das amerikanische Wirtschaftswachstum im Vergleich zu anderen Ländern überhöht dargestellt wird.

      Natürlich ist es dennoch immer noch möglich, dass die US-Wirtschaft auf einen starken, soliden Erholungskurs einschwenken wird, wie das weithin prognostiziert und erwartet wird. Diese Prognose stützt sich zum großen Teil darauf, dass die Politik der Fed und der US-Regierung eine Erholung stützt. Und zu einem kleineren Teil stützt sich diese Prognose auch auf einige Wirtschaftszahlen, die besser aussehen.

      Zum ersten Punkt – der Politik der Fed und der US-Regierung – kann ich nur mein Erstaunen äußern. Denn die extrem schlechten wirtschaftlichen Effekte dieser fiskalischen und geldpolitischen Stimulation der letzten 2,5 Jahre werden komplett ignoriert. Für mich spricht die jüngste Erfahrung dafür, jeden Optimismus über die Zukunft zu vermeiden.

      Wenn man die Aussichten der US-Wirtschaft untersucht, sollte man mit 2 entscheidenden Fragen beginnen: Zunächst einmal – werden die Unternehmen bald wieder Leute einstellen und investieren? Und zweitens, werden die Konsumenten weiterhin willig und fähig dazu sein, die Blase bei Schulden und Konsum weiter fortzuführen? Und man sollte bedenken, dass ein Monat der "zweiten Jahreshälfte", in der die Erholung stattfinden soll, bereits hinter uns liegt.

      Auf der Suche nach der Erholung fällt mir auf, dass das zweite Quartal in den USA nicht besser als das erste Quartal war – vielleicht war es sogar schlechter. Die zentrale Annahme hinter der Behauptung von der "Erholung im zweiten Halbjahr" ist die Annahme, dass sich die Unternehmensinvestitionen stark erhöhen werden. Aber wenn man sich die aktuellen Daten ansieht, dann ist es absolut undenkbar, dass sich ein solcher Trend schnell materialisieren könnte.

      Denn jedes Zeichen für höhere Investitionen oder sogar für eine höhere Produktion ist bis jetzt komplett ausgeblieben. Deshalb habe ich mir die Frühindikatoren angesehen – und da gibt es moderate Verbesserung bei den Stimmungsindikatoren, die normalerweise als führende Indikatoren angesehen werden. Aber die "harten Daten" zeigen davon keine Zeichen.

      Die harten Fakten sprechen eine klare Sprache: Neue Aufträge für Maschinen blieben um 4,3 % unter ihrem Vorjahreswert, und unter diesen sind die Aufträge für Computer und elektronische Produkte sogar 9,6 % geringer als ihr Vorjahreswert.

      Allerdings argumentieren die Bullen so: Die notwendigen Bedingungen für eine Erhöhung der Investitionen – vor allem höhere Gewinne, höherer Cash Flow und bessere Bilanzen – entwickeln sich.

      Es ist allgemein anerkannt, dass eine starke Erholung bei den Unternehmensgewinnen eine Schlüsselbedingung für eine solide und nachhaltige Erholung der Investitionen ist. 2002 lagen die zusammengefassten Nachsteuer-Gewinne aller US-Unternehmen (ohne Finanzinstitute) laut NIPA bei 197 Mrd. Dollar. Das blieb selbst unter dem Wert des Rezessionsjahres 2001, als es 205,3 Mrd. Dollar waren. Dennoch verbesserten sie sich im Jahresverlauf. Aber wie so oft liegt der Teufel im Detail.

      Fakt ist, dass die Gewinne durch Sonderfaktoren künstlich aufgebläht worden sind – und auch weiterhin noch aufgebläht werden. Zunächst einmal gibt es große "Lager-Gewinne" durch steigende Öl- und Rohstoffpreise. Die vorhandenen Lagerbestände der Unternehmen werden dadurch mehr wert, was ihren "Gewinn" erhöht. Dann gibt es große Zuwächse bei den Finanzaktivitäten und den Spekulationen. Drittens gibt es Währungsgewinne, weil die Gewinne ausländischer Tochterunternehmen wegen des schwächeren Dollars jetzt höher bewertet werden. Viertens sind die Gewinne von ausländischen Firmen in den USA ungewöhnlich stark gestiegen; und fünftens haben die US-Unternehmen die Finanzierung ihrer Pensionsfonds stark vernachlässigt – diese sind deutlich unterfinanziert.

      Wenn man weitere Beweise für die eigentlich schwache Entwicklung der US-Unternehmensgewinne braucht, dann verweise ich auf die Buchungstricks. Trotz der Verdammung der Buchungstricks der Vergangenheit ist Bilanzkosmetik weiterhin an der Tagesordnung. Weit verbreitet ist es, die "pro forma-Gewinne" anzugeben; eine weitere Möglichkeit ist es, diese mit dem Maßstab eines bewusst reduzierten "erwarteten Gewinns" zu vergleichen. Zum Beispiel: Die ausgewiesenen Gewinne von Apple Computer übertrafen die Erwartungen um beeindruckende 67 %. Allerdings sind sie tatsächlich um 41 % gefallen.

      Immer, wenn ich von "besser als erwartet ausgefallenen Gewinnen" lese, dann denke ich an Schummeln. Solche Quartalsberichte führen die Investoren oft systematisch in die Irre. Dennoch protestiert keiner; stattdessen folgen sie der Illusion, dass das zu höheren Aktienkursen führen wird. Die wirtschaftliche Realität ist zu unangenehm, als dass man sie mit offenen Augen sehen möchte. Aber für Leute mit einem gesunden Menschenverstand ist diese Methode der Gewinnausweisung komplett willkürlich und bedeutungslos.

      Natürlich wäre es angemessen, zu glauben, dass eine wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr auch bei den Unternehmensgewinnen zu Steigerungen führen wird. Aber zunächst einmal glaube ich nicht an diese Wirtschaftserholung im zweiten Halbjahr. Und dann sehe ich nicht die Anpassung bei den Rahmenbedingungen, die notwendig wäre, um die Gewinne wirklich zu verbessern.

      Wie ich schon oft betont habe: Ich bewerte die Aussichten für die Gewinnsituation der Unternehmen strikt dadurch, indem ich mich auf die Analyse der Umsätze und Ausgaben konzentriere. Und basierend auf dieser Analyse sehe ich nichts, das für substanziell höhere Gewinne sprechen würde. Es gibt sogar große Risiken für die Unternehmensgewinne, wenn die Amerikaner jetzt wieder mehr sparen und weniger ausgeben. Potenziell positiv für die Unternehmensgewinne könnte allerdings das steigende amerikanische Haushaltsdefizit sein.

      ........................
      Avatar
      schrieb am 24.08.03 16:01:21
      Beitrag Nr. 3.698 ()
      Aus der Finanzwoche (Dr. Jens Ehrhard) vom 19.08.:

      [...]
      Zwischen 1995 und dem laufenden Jahr 2003 (annualisiert) stiegen z.B. die amerikanischen nominellen Ausgaben für Computer von 64,6 Mrd. $ auf 76,2 Mrd. $. Durch die Annahme, dass die qualitative Verbesserung von Computern in diesem Zeitraum "real" im Bruttoinlandsprodukt gemessen werden müßte, wurde dieser minimale Anstieg von 11,6 Mrd. $ in einen Anstieg von 270 Mrd. $ umfunktioniert.

      Aber nicht nur die einzelnen Teile des Bruttoinlandsprodukts sind wegen der Berücksichtigung von Qualitätsverbesserungen - im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern – künstlich aufgebläht, sondern die reale Messung des US-Wirtschaftswachstums wird auch durch eine künstliche Herabsetzung des volkswirtschaftlichen Deflators - jener Preisgröße, die das nominelle Bruttoinlandsprodukt durch Ausschaltung der Inflation auf das reale BIP herabsetzt, überzeichnet.

      Beim US-Konsumentenpreisindex wird z.B. nicht nur die Qualitätsverbesserung (sogenannter Quality Bias), sondern auch ein sogenannter "Substitutions-Bias" (Umschalten auf preiswertere Lebensmittel bzw. Produkte) angenommen. Wenn Fleisch teurer wird und Fisch billiger, wechselt der Konsument nach dieser Statistik auf das billigere Produkt, was in der Wirklichkeit keineswegs der Fall sein muß. Die zuletzt veröffentlichte US-Inflationsrate von 2,1% (der volkswirtschaftliche Deflator, der für die reale Bruttoinlandsproduktbestimmung verwendet wird, liegt nur bei gut 1%) beträgt weit weniger als die laut Presse in den USA "gefühlte" Inflation von rund 5%.

      Bei einem in den beiden letzten Quartalen ausgewiesenen US-Wachstum von 1,4% bzw. 2,4% spielt es also eine große Rolle, ob der Deflator nun mit 1%, 2% oder 3% berechnet wird. Entsprechend kommt man zu dem veröffentlichten starken Wachstum (bei 1% Deflator) oder sogar zu einer Schrumpfung (bei 3% Deflator) des Bruttoinlandsprodukts.

      [...Absatz über das US-Produktivitätsparadoxon...]

      Reale unverfälschbare Daten über einen tatsächlichen Konjunkturaufschwung liefern die Zahlen über die US-Beschäftigten (minus 3 Mio.). Während die Arbeitslosenzahlen aufgrund der hohen Anzahl von Menschen, die die Suche nach Arbeit wegen Erfolglosigkeit aufgeben, ebenfalls je nach Land sehr unterschiedlich zu bewerten sind bzw. nicht vergleichbar sind, ist die Zahl der tatsächlich Beschäftigten eine konkrete unverfälschbare Größe.
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 01:17:34
      Beitrag Nr. 3.699 ()
      @Trevenion - ##3682 bis 3684 + ## 3687 bis 3689
      @Harry_Schotter ## 3685 + 3686

      Hallo Freunde!

      Was ihr da geliefert habt, ist allererste Sahne!:D Eure Aussagen bzgl. der BRD treffen übrigens weitgehend auch auf US-Amerika zu.

      @KimCandle - # 3696

      Hallo Kim!

      Diese exzessive "Schönrechnung" bezeichnen viele "Systemkritiker" als "hedonistische Bilanzierung", die in den USA sehr beliebt ist. Im alten Griechenland gab es einmal eine philosophische Richtung, die sog. Hedonisten, deren zentrales Lebensziel im - geistigen -"Lustgewinn" bestand. Aus meiner Sicht haben die Amis diesen philosophischen Ansatz umgemünzt in "Lust am Belügen und Betrügen"!

      Wie ich von etlichen US-Freunden schon seit längerer Zeit immer wieder erfahre, trauen in den USA fast alle Leute mit Durchblick den offiziellen Statistiken und Unternehmenszahlen nicht mehr! Man merkt allerdings immer wieder an, dass das Gros der Bevölkerung immer noch glaubt, es sei damit alles OK.

      Nach meiner Überzeugung haben die Institutionellen und das sog. Big Money in den USA schon längst ihre Schäfchen im Trockenen, doch das breite Volk dürfte schon sehr bald recht krass desillusioniert werden!

      MfG
      Hajo
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 13:38:23
      Beitrag Nr. 3.700 ()
      Bankanalyse: Deutscher Immobilienmarkt bleibt im Tal


      Hamburg - Der Immobilienmarkt in Deutschland wird sich auf absehbare Zeit nicht von seiner schlechten Verfassung erholen. Lediglich im Marktsegment der Ein- und Zweifamilienhäuser sei mit einem Zwischenhoch zu rechnen, weil die Regierung die Eigenheimzulage streichen will, heißt es in einer Analyse der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank AG (DG Hyp) in Hamburg. Das führe zu Vorzieheffekten. Ansonsten leide der Markt unter der schwachen Konjunktur, dem geringen Interesse der Investoren und schlechteren steuerlichen Rahmenbedingungen.
      Die Bank erwartet, dass sowohl der Wohnungsbau als auch der Handel mit gebrauchten Immobilien in diesem und im nächsten Jahr weiter zurückgehen. Nach der Analyse werden im kommenden Jahr in Deutschland zwischen 232 000 und 253 000 Wohnungen gebaut. Zum Vergleich: Im Jahr 1995 waren es noch mehr als 600 000 Wohnungen, seitdem ging es fast jedes Jahr abwärts. Vor allem in den neuen Bundesländern ist der Wohnungs-Neubau weitgehend zum Erliegen gekommen; dort werden jährlich nur noch um die 30 000 Wohnungen gebaut.
      Während die Zahl der Verkäufe in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre zwischen 750 000 und 810 000 schwankte, rechnet die DG Hyp im nächsten Jahr mit 565 000 bis 574 000 Transaktionen. dpa


      Durchschnittseigenheim in Nordrhein-Westfalen für 190 000 Euro und Bauland bei 114 € /qm.


      Münster - Wer im vergangenen Jahr ein Eigenheim in Nordrhein-Westfalen gekauft hat, musste im Schnitt 190 000 Euro dafür auf den Tisch legen. Damit sei der Durchschnittspreis für Häuser ohne Grundstück im Vergleich zu 2001 um 2000 Euro gefallen, teilte die Westdeutsche Landesbausparkasse in Münster mit. Während die Preise für die Immobilien sinken, werde Bauland immer teurer. Das LBS-Immobilienbarometer sehe für das Jahresende bereits neue Preissteigerungen vor allem im Rheinland und im Ruhrgebiet voraus. Der Durchschnittspreis für einen Quadratmeter Bauland lag 2002 bei 114 Euro (1995: 82 Euro).

      Neue Einfamilienhäuser werden in Nordrhein-Westfalen im Mittel mit 147 qm Wohnfläche etwas kleiner gebaut als im Durchschnitt der alten Bundesländer. Dennoch sei der Eigenheimbau die mit Abstand größte Investition für die privaten Haushalte. Jeder Häuslebauer müsse sechs Jahresnettoeinkommen aufwenden, um sein Haus zu bezahlen. Dazu kommen noch die Grundstückskosten. Die Notwendigkeit wachse, möglichst früh Eigenkapital zu schaffen. dpa
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 13:41:29
      Beitrag Nr. 3.701 ()
      Bundesanstalt für Arbeit rechnet für den Winter mit über fünf Millionen Arbeitslosen


      Die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA) rechnet damit, dass die Arbeitslosenzahl im kommenden Januar die Fünf-Millionen-Grenze überschreiten wird. Das geht aus den laufenden Prognosen hervor, mit denen die Behörde jeden Monat die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland fortschreibt. Seit Anfang dieses Jahres war die Zahl der Erwerbslosen bereits um 114000 gestiegen. Damit waren im Juli rund 4,41 Millionen Menschen ohne Job, 309000 mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Entgegen der BA-Prognose hatte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement zuletzt mehrfach betont, er gehe auch für den kommenden Winter mit einer Arbeitslosenzahl unterhalb der magischen Fünf-Millionen-Grenze aus.

      http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,262586,00.html
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 13:58:26
      Beitrag Nr. 3.702 ()
      Großkonzerne zeigen dem Arbeitsmarkt die kalte Schulter


      Die spürbar bessere Stimmung in der deutschen Wirtschaft zeigt am Arbeitsmarkt noch keine Wirkung. Schaffen deutsche Konzerne neue Stellen, dann vor allem in Nordamerika, Asien und Osteuropa, also an den Zielen der strategischen Expansion. Nicht einmal qualifizierte Jobs bleiben vom Zug ins Ausland verschont.

      wb FRANKFURT/M. Zwar will der Softwarekonzern SAP die Zahl seiner Beschäftigten durch den Ausbau der Entwicklung strategischer Projekte im zweiten Halbjahr leicht erhöhen. Doch Einstellungen im Entwicklungsbereich erfolgen insbesondere an kostengünstigeren Standorten wie Sofia, Bangalore oder Shanghai, wie SAP bestätigt. Auch der Pharmakonzern Altana will in den nächsten drei Jahren mehr als 2 000 neue Jobs schaffen, einige auch in Deutschland. Doch vor allem in Nordamerika und Asien ist der Konzern auf der Suche nach Mitarbeitern.

      Da viele Kostensenkungs-Programme bei Großunternehmen bis Ende 2004, einige sogar bis 2006 laufen, fahren die meisten Konzerne ihre Belegschaft im Inland weiter zurück. „Konzernweit werden bis Ende 2004 rund 2 000 (von 69 790) Stellen abgebaut“, heißt es zum Beispiel bei der Reise-Gruppe Tui. Auch die chemische Industrie legt vorerst eher Kapazitäten still, um die Auslastung im Tal der Branchenkonjunktur auf akzeptablem Niveau zu halten.

      Bayer etwa hält an seinem im September 2002 verkündeten Sparprogramm fest. Dort werden von Mitte 2003 bis Ende 2005 konzernweit noch rund 7 600 Stellen entfallen. BASF geht gleichfalls davon aus, „dass sich der rückläufige Trend bei der Personalstandsentwicklung in Deutschland in absehbarer Zeit weiter fortsetzen wird.“ Degussa, drittgrößter deutscher Chemiekonzern, wird im Rahmen eines seit 2001 laufenden Programms bis 2004 noch 1 000 Stellen streichen.

      Und werden neue Stellen geschaffen, sind es Jobs für Hochqualifizierte. So wird Bayer in diesem Jahr rund 120 Computerexperten, Ingenieure und Naturwissenschaftler anheuern, BASF insgesamt 250 Akademiker – allerdings nicht in Deutschland. Grundsätzlich aber habe in der Großchemie die Sicherung von Beschäftigung Priorität vor der Schaffung neuer Stellen, bringt es die Degussa auf den Punkt. Bayer-Personalstratege Herbert Kötter bestätigt: „Derzeit ist ein Stellenaufbau in Deutschland nicht denkbar.“

      Betroffen ist indessen nicht nur das Inland. BASF strafft die Belegschaften in ganz Europa sowie in Nord- und Südamerika. Nur an wenigen Orten weltweit tätigt die Branche Erweiterungsinvestitionen, für die neues Personal an Bord kommt. Degussa hat in den beiden vergangenen Jahren in Asien und Osteuropa rund 1 500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Auch BASF stellt an ihren neuen Standorten in Asien kräftig ein – zu ortsüblichen Konditionen.

      Die Versorger Eon und RWE sind langfristig orientiert. Eon will bis 2006 rund 3 500 Stellen – davon zwei Drittel im Inland – abbauen, RWE bis 2005 etwa 1 000, vor allem Führungskräfte. In beiden Konzernen steht allerdings der Konzernumbau hinter dem Abbau.

      Als wirksames Mittel gegen Stellenabbau haben sich indessen flexible Beschäftigungsmodelle erwiesen. Damit überwand die Lufthansa die jüngste Branchenkrise ohne größere Personaleinbußen. Und VW meldet stabile Beschäftigungsverhältnisse und sogar noch leichten Personalbedarf als Erfolg des Arbeitszeitmodells 5 000 x 5 000.

      http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 14:16:22
      Beitrag Nr. 3.703 ()
      Pleitegeier kreist über dem Land



      Ein Fünftel mehr Unternehmen und Schuldner als im Vorjahr haben im letzten Jahr ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt geben müssen. Für Mai 2003 meldeten die deutschen Amtsgerichte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Freitag 8275 Insolvenzen, davon 3363 von Unternehmen und 4912 von anderen Schuldnern. Damit lag die Gesamtzahl der Insolvenzen um 21,1 Prozent, die der Unternehmensinsolvenzen um 6,9 Prozent und die der Insolvenzen der übrigen Schuldner um 33,2 Prozent höher als im Mai 2002.

      Insbesondere haben im Mai 2003 die Verbraucherinsolvenzen (plus 67,7 Prozent) und die Insolvenzen von früher selbstständigen Personen (plus 46,5 Prozent) kräftig zugenommen. Die Gesamthöhe aller offenen Forderungen wurde von den Gerichten in den ersten fünf Monaten 2003 auf 19,1 Milliarden Euro beziffert. Die Forderungssumme stieg um rund zehn Prozent gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten an.

      Von Januar bis Mai 2003 wurden bisher 41 412 Insolvenzen gezählt (plus 25,1 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum). Davon entfielen 16 720 auf Unternehmen (plus 8,5 Prozent), 12 967 auf Verbraucher (plus 70,3 Prozent), 9135 auf ehemals selbstständig Tätige (plus 69,9 Prozent), 1590 auf natürliche Personen als Gesellschafter (minus 57,1 Prozent) und 1000 auf Nachlassinsolvenzen (- 1,4 Prozent).

      22.08.03, 9:02 Uhr

      http://news.focus.msn.de/G/GN/gn.htm?snr=123575&streamsnr=8
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 17:26:16
      Beitrag Nr. 3.704 ()
      #3696 Finanzwoche (Dr.JensErhard 19.08)

      Meine Berechnung:
      Hoffentlich habe ich da beim Zusammenfassen keinen Fehler gemacht ???

      270 Mrd = x% qualitative Verbesserung von Computern (laut Hedonistischem Preisindex)
      11,6 Mrd : 100 = 1% nomineller realer Wertanstieg von Computern

      2327% = qualitativer Wertanstieg von Computern von 1995-2003 im Hedonistischen Preisindex
      100% wäre der reale nominale Wertanstieg gewesen

      270 : ( 11,6:100 ) = 2327% Ausgleichsrechnung für die qualitative Verbesserung von Computern im Zeitraum 1995 bis 2003 laut Hedonistischem Preisindex.



      Reale unverfälschbare Daten über einen tatsächlichen Konjunkturaufschwung liefern die Zahlen über die US-Beschäftigten (minus 3 Mio.). Während die Arbeitslosenzahlen aufgrund der hohen Anzahl von Menschen, die die Suche nach Arbeit wegen Erfolglosigkeit aufgeben, ebenfalls je nach Land sehr unterschiedlich zu bewerten sind bzw. nicht vergleichbar sind
      Avatar
      schrieb am 25.08.03 17:56:35
      Beitrag Nr. 3.705 ()
      #3702 die Rechnung war ein Fehler von mir

      #3696 die richtige Berechnung folgt hier
      11,6Mrd : ( 64,6 Mrd : 100 ) = 17,9% nomineller realer Wertanstieg von Computern von 1995-2003

      417,9% = qualitativer Wertanstieg von Computern von 1995-2003 im Hedonistischen Preisindex

      270 : ( 64,6:100 ) = 417,9% Ausgleichsrechnung für die qualitative Verbesserung von Computern im Zeitraum 1995 bis 2003 laut Hedonistischem Preisindex.
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 00:26:12
      Beitrag Nr. 3.706 ()
      Börse

      Erstes Jahr ohne Börsengang seit 1968

      25. August 2003 Experten rechnen damit, daß in Deutschland in diesem Jahr kein Unternehmen mehr an die Börse geht. Zwar stünden viele börsenreife Unternehmen bereit, doch der Markt sei noch nicht aufnahmefähig für neue Unternehmen. Es wäre das erste Mal seit 1968, daß in Deutschland kein Börsengang stattfindet.



      Viele börsenreife Unternehmen haben sich nach Beobachtung von Georg Oehm vom Frankfurter Kommunikationsberater GFD mit ihrem Kapitalbedarf inzwischen so aufgestellt, daß sie zur Finanzierung ihres Wachstums einen Börsengang erst 2005 benötigen. Nach wie vor sei in den Unternehmen Kostensparen angesagt. Es gebe vor allem in Technologieunternehmen nur wenige aufwendige neue Investitionsprojekte, die finanziert werden müßten.

      „Unternehmen beschäftigen sich mit einem Börsengang"

      Während in Frankreich in diesem Jahr mehrere Privatisierungen über die Börse erfolgen, in Großbritannien mit Yell ein großer Börsengang schon stattfand, in China die größte Lebensversicherung China Life gerade um 3 Milliarden Dollar Eigenkapital buhlt und in Amerika allein seit Anfang Juli 13 neue Unternehmen den Weg an die Börse fanden, liegt der deutsche Markt für Aktienneuemissionen (IPO) seit 2002 brach. Damals kam mit Repower im März das letzte Unternehmen an den Neuen Markt, im November ging noch Erotic Media an den Geregelten Markt. In diesem Jahr hat es zur Eigenkapitalbeschaffung nur Zwangswandelanleihen, zum Beispiel der Deutschen Telekom und der Allianz, gegeben. Bis Jahresende könnten noch Anteile schon börsennotierter Unternehmen über die Börse verkauft werden. Genannt wird die Deutsche Bank, die ihren Anteil von 29,6 Prozent am bereits börsennotierten Springer Verlag verkaufen will. Derartige Transaktionen gelten als Test für mehrere "echte" IPOs, die dann im ersten Halbjahr 2004 stattfinden könnten.

      Zu den Unternehmen, die einen Börsengang in den nächsten Monaten schon ins Auge gefaßt haben, gehören die Postbank, die aus den Hypothekenbanken von Deutscher Bank, Dresdner und Commerzbank hervorgegangene Eurohypo, der Klinikbetreiber Helios und der Sanitärarmaturenhersteller Friedrich Grohe. "Viele Unternehmen beschäftigen sich mit einem Börsengang", bestätigt Thomas Kettern, Leiter Corporate Finance bei der DZ Bank. Die Vorbereitungszeit für einen Börsengang sei jedoch heute länger als in den Boomzeiten Ende der neunziger Jahre. Und viele Unternehmen trauten der gegenwärtig guten Börsenverfassung noch nicht so ganz, nennt Kettern als Erklärung dafür, daß nach dem Desaster des Neuen Marktes das IPO-Geschäft in Deutschland noch nicht in Gang gekommen ist.

      Geschäftsbereiche vom Mutterkonzern abspalten

      Jörg Peters, Partner der Investor-Relations-Agentur PvF, rechnet 2004 vor allem mit IPOs von Unternehmen aus klassischen Branchen, die "bewiesen haben, daß ihr Geschäftsmodell tatsächlich funktioniert". Zudem dürften nach dem Vorbild des Elektro- und Elektronikkonzerns Siemens, der Geschäftssparten wie Infineon (Halbleitergeschäft) und Epcos (passive Bauelemente) an die Börse brachte, weitere Unternehmen Geschäftsbereiche vom Mutterkonzern abspalten und dann an der Börse verkaufen. "Auch einige Technologieunternehmen, die nach dem Ende des Börsenbooms den Börsengang nicht mehr geschafft haben, haben diese Idee noch nicht zu den Akten gelegt", sagt Peters. "Doch allenfalls klassische High-Tech-Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnik und Anlagenbau werden ihre Chance bekommen. Wer nur eine schöne Geschäftsidee zu verkaufen hat, wird auch 2004 an der Börse keine Käufer finden."

      Text: ham. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2003, Nr. 197 / Seite 19
      Bildmaterial: F.A.Z.

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      Avatar
      schrieb am 26.08.03 00:46:10
      Beitrag Nr. 3.707 ()
      Investitionsquote

      Deutschland fällt im Standortvergleich zurück

      25. August 2003 Gemessen an der Investitionstätigkeit, hat sich die Position Deutschlands international seit Beginn der neunziger Jahre verschlechtert. Nach einer Analyse des Bundesfinanzministeriums ist die Investitionsquote - der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) - seit 1991 um 3,2 Prozentpunkte gefallen. Schlechter schnitten im Vergleich mit europäischen und großen Industriestaaten nur Finnland und Japan ab. Dagegen stieg der Anteil der Investitionen am BIP etwa in Dänemark um 5,1 Prozent oder in Portugal um 4,9 Prozent.



      Besonders stark fiel die deutsche Investitionsquote in jüngster Zeit. Von 22,5 Prozent im Jahr 2000 ging der Wert herunter auf 19,7 Prozent im vergangenen Jahr. Im ersten Halbjahr 2003 hat sich diese Abwärtsentwicklung abgeschwächt, ist aber nicht zum Stillstand gekommen.

      Die Investitionsquote gilt unter Ökonomen als ein Maß dafür, wie attraktiv ein Standort ist. Volkswirte beobachten die Entwicklung mit Sorge, weil über viele Jahre niedrige Investitionen das Wachstumspotential einer Volkswirtschaft drücken. Das Wachstumspotential für Deutschland wird mittlerweile auf rund 1,5 Prozent geschätzt; in den achtziger Jahren sprach man noch von rund 2 Prozent.

      Abwärtstrend in Deutschland

      Bei der Interpretation der Investitionsquote als Standortindikator sind einige Besonderheiten zu beachten. Zum Beispiel mag auf den ersten Blick beruhigend wirken, daß die Investitionsquote in Deutschland mit zuletzt 19,7 Prozent immer noch nahe am europäischen Durchschnitt von 20,4 Prozent lag. Dies als positiv zu werten vernachlässigt aber, daß Deutschland maßgeblich den europäischen Durchschnitt mit bestimmt: Mit jedem Prozentpunkt weniger in Deutschland sinkt auch der europäische Durchschnitt. Wichtiger für die Beurteilung der Standortqualität ist ohnehin die Änderung der Investitionsquote. Sie zeigt an, ob ein Land Investoren für Anlagen im Inland begeistern kann.

      Das Bundesfinanzministerium sucht den Abwärtstrend in Deutschland unter anderem damit zu begründen, daß die Bauinvestitionen im Normalisierungsprozeß nach dem Wiedervereinigungsboom systematisch zurückgehen. Tatsächlich ist die Quote der Bauinvestitionen von knapp 15 Prozent des BIP im Jahr 1993 auf knapp elf Prozent gefallen und liegt damit mittlerweile unter der westdeutschen Quote vor der Wiedervereinigung. Das Ministerium vermutet, daß die Schrumpfung noch nicht beendet ist. Schließlich lag der Anteil der Bauinvestitionen am BIP im vergangenen Jahr in den neuen Ländern mit 16,3 Prozent immer noch deutlich höher als im Westen mit 9,8 Prozent.

      Ausrüstungsinvestitionen vom Konjunkturzyklus abhängig

      Ergänzend verweist das Finanzministerium darauf, daß die Ausrüstungsinvestitionen in neue Maschinen und Anlagen maßgeblich vom Konjunkturzyklus bestimmt seien. Dies erkläre zum Teil, warum die gesamten Investitionen in den vergangenen beiden Jahren mit den niedrigen Wachstumsraten von 0,8 und 0,2 Prozent so stark eingebrochen sind. In der Tat zeigen die Ausrüstungsinvestitionen gleichlaufende Schwankungen mit dem Konjunkturzyklus: Läuft die Wirtschaft schlechter, investieren die Unternehmen weniger.

      Ökonomen verweisen in der Regel aber auch auf den Umkehrschluß, daß die Wirtschaft schlecht läuft, wenn die Unternehmen weniger investieren. Die Folgerung ginge deshalb zu weit, daß die Investitionsquote allein durch eine politisch nicht beeinflußbare, maßgeblich von der Weltwirtschaft abhängige Binnenkonjunktur bestimmt sei.

      Einen guten Teil zum Niedergang der Investitionsquote in Deutschland trägt nach Ansicht des Finanzministeriums auch bei, daß in "reifen" Industriestaaten weniger investiert werde. Deutschland scheint diese These zu belegen. Die Investitionsquote ist von mehr als 27 Prozent Anfang der siebziger Jahre im Trend gefallen. Doch auch "reife" Industriestaaten sind für Wachstum nie zu alt und können sich vom Trend abkoppeln: Die Vereinigten Staaten haben ihre Investitionsquote in den neunziger Jahren von 15,5 auf 20 Prozent erhöht.

      Text: pwe. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2003, Nr. 196 / Seite 9
      Bildmaterial: F.A.Z.

      ................................................
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 03:03:40
      Beitrag Nr. 3.708 ()
      Tausche 8 Aktien gegen eine Feinunze Gold ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Amerikaner kaufen immer noch Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben. Sie kaufen immer noch Häuser ... und sie kaufen immer noch fleißig Krispy Kreme-Doughnuts (diese sind in den USA sehr beliebt).

      Aber was ist das? Krispy Kreme hat die Investoren letzte Woche enttäuscht. Die Aktie fiel um 3 % – nachdem sie zuvor seit Jahresbeginn um 35 % gestiegen war. Aber selbst nach dem jüngsten Kursrückgang hat die Aktie immer noch ein KGV von 78 und ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 6.

      Wie wahrscheinlich ist es, dass der Verkauf von Krispy Kreme Doughnuts noch so stark gesteigert werden kann ... bei einer vernünftigen Gewinnmarge ... dass die Investoren eine ordentliche Rendite auf ihr eingesetztes Kapital erhalten? Und wieviel wahrscheinlicher ist es, dass der Kurs auf ein Niveau fällt, das von den Gewinnen her angemessen wäre? In diesem Fall könnte der Kurs um 70 % fallen.

      Wie wahrscheinlich ist es andererseits, dass der Goldpreis um 70 % fallen könnte? Nun, Gold hat gerade einen 20jährigen Bärenmarkt hinter sich. Und die Aktien haben einen vor sich.

      Ein anderer Faktor, der für das Gold spricht: Während derzeit Billionen Dollar gedruckt werden, fällt die Goldproduktion aktuell sogar! TheStreet schreibt, dass die Goldproduktion bis 2007 um ca. 3 % pro Jahr zurückgehen könnte.

      TheStreet schreibt außerdem, dass der Goldpreis steigt, "wenn die Investoren das Vertrauen in Papiergeld verlieren."

      Soweit ich das beurteilen kann, haben die Investoren immer noch mehr Vertrauen in den Dollar, als er es eigentlich verdient. Was heißt: Der Bullenmarkt beim Gold hat noch einen langen, langen Weg vor sich. Am Freitag konnte man für 8 Aktien von Krispy Kreme eine Feinunze Gold kaufen. Ich bin mir sicher, dass ein Aktionär von Krispy Kreme sich am Ende dieses Zyklus wünschen wird, er hätte zu diesem Verhältnis getauscht (mehr dazu weiter unten ...)

      Eric, was ist noch an der Wall Street passiert?


      Montag, 25. August 2003

      Abby Joseph Cohen erhöht Gewinnschätzungen für S&P 500

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die "Staranalystin" Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs hat ihre Gewinnschätzungen für den S&P 500 für 2003 und 2004 erhöht. Sie erhöhte ihre Prognose für das laufende Jahr von 46 auf 49 Dollar, und für das nächste Jahr von 51 auf 53 Dollar. Basierend auf diesen neuen Schätzungen hätte der S&P 500 ein KGV von wenig mehr als 20. Das wäre nicht obszön teuer, aber ein durchschnittliches KGV von 20 ist auch kein Wert, bei dem man von Schnäppchenkursen sprechen könnte.

      Es scheint so, dass die Investoren die aktuelle Erholung der Aktienkurse genauso herzlich und leidenschaftlich begrüßen, wie sie im April und Mai von weiter fallenden Kursen überzeugt waren. Erinnern Sie sich, wie damals so gut wie alle Volkswirte, Analysten und US-Zentralbanker sich wegen einer drohenden Deflation Sorgen machten?

      Die Kleinanleger bekamen kalte Füße und eilten schnell zum Anleihenmarkt, um dort fleißig einzukaufen. Die Kleinanleger kamen zu der Ansicht, dass der Kauf von langfristigen Anleihen eine glänzende Anlagemöglichkeit sei, egal, wie miserabel die Renditen waren. "In deflationären Zeiten sind Aktien riskant", so die Kleinanleger, als sie Milliarden Dollar in Rentenfonds pumpten.

      Aber die antizipierte Deflation trat dann doch nicht ein, und deshalb gelangten die Legionen der hoffnungsvollen Anleihenkäufer nicht ins Gelobte Land von Milch, Honig und Gewinnen. Stattdessen kollabierten die Anleihenkurse – genau in dem Moment, in dem die meisten Anleger weiter steigende Kurse erwarteten.

      Jetzt ist die Bedrohung durch eine mögliche Deflation der fast-universellen Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung und moderate Inflation gewichen. "Märkte machen Meinungen" – und jetzt hält fast jeder die vorige Deflationsangst für übertrieben. In etwa so übertrieben, wie die Angst vor dem Jahrtausendwechsel war. Deshalb verkaufen jetzt die Anleger ihre Anleihen wieder – mit deutlichen Verlusten, denn die Kurse sind erheblich gefallen. Und sie versuchen ihr Glück wieder am Aktienmarkt.

      Die Leute denken, dass sie wissen, dass sich die Wirtschaft nun erholen wird. Sie sind sich auch sicher, dass die Inflation wieder etwas steigen wird. Deshalb sagen sie sich: "Am besten verkaufe ich meine überbewerteten Anleihen und kaufe Aktien. Besonders hoch bewertete Wachstumsaktien und zyklische Titel."

      Vielleicht wird es den amerikanischen Kleinanlegern mit ihrem Wechsel – weg von den Anleihen, hin zu den Aktien – diesmal besser ergehen als beim zuvorigen Wechsel von den Aktien hin zu den Anleihen. Ich würde darauf allerdings keine Wette eingehen.

      Die Tatsache, dass der Aktienmarkt derzeit ein robustes Wirtschaftswachstum vorwegnimmt, reicht noch nicht aus als Beweis dafür, dass dieses Wirtschaftswachstum auch tatsächlich eintreten wird. So angenehm eine monatelange Rally am Aktienmarkt auch sein mag – ihre heilenden Kräfte sind begrenzt. Eine Rally am Aktienmarkt kann eine allgemeine Erkältung der Wirtschaft nicht kurieren ...


      Montag, 25. August 2003

      IWF zieht sich aus dem Irak zurück

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Amazon.com ... meine Lieblings Aktie der Kategorie "Fluss ohne Wiederkehr" hat einen neuen Weg gefunden, Geld zu verlieren. Die Business Week berichtet, dass der Vorstandsvorsitzende und Gründer Jeff Bezos in ein start-up investiert, dass es "normalen" Menschen ermöglichen soll, in den Weltraum zu reisen. *** Der Euro ist auf 1,08/1,09 gefallen. Das könnte die beste Chance sein, noch vorhandene Dollar-Bestände in Euro zu tauschen ... die beste Chance für eine lange, lange Zeit.

      *** Der Internationale Währungsfonds (IWF) zieht sich aus dem Irak zurück ... ebenso wie private Unternehmen und andere internationale Organisationen. Trotz ihres Hightech-Militärs können die USA die Sicherheit von Ausländern im Irak nicht garantieren.

      Oh, liebe(r) Leser(in), ich bin beeindruckt und wundere mich. Kann das Leben wirklich so elegant pervers sein? Die Bush-Administration hat seit Beginn des 21. Jahrhunderts keinen wirklich ernstzunehmenden Gegner gehabt. Keine konventionelle Armee konnte gegen die US-Armee ankommen. Also was haben die USA gemacht? Haben sie das einzige gemacht, das sie ruinieren könnte ... und wieder ein Kräftegleichgewicht in der Welt herstellen könnte?

      Da dem Bush-Team ein konventioneller Feind fehlte, schufen sie sich einen unkonventionellen. Sie haben die US-Armee in eine feindliche Umgebung geschickt, wo sie Guerilla-Angriffe anzieht, gegen die die computerisierte Militärmaschine keine Verteidigung hat. Und die größte Supermacht der Welt verschwendet ihren großen Vorteil in einem Kampf, den sie nicht gewinnen kann ... gegen einen Gegner, den sie nicht finden kann ... in einem Teil der Welt, der den meisten Amerikanern ziemlich egal ist. Nach und nach nützt sich das US-Militär dort ab ... mit jedem Blutstropfen, der in den Wüstensand tropft.


      Montag, 25. August 2003

      THE GRANDEST LARCENY

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Hinter jeden großen Schlagzeile aus dem Bereich Finanzen/Wirtschaft steht ein Verbrechen.

      Heute nehme ich mir das Datum "August 1971" vor. An diesem Tag tat die Administration von US-Präsident Richard Milhous Nixon etwas Außergewöhnliches; sie überschritt den Rubikon der Geldgeschichte. Seit diesem Zeitpunkt konnten ausländische Regierungen ihre überschüssigen Dollar nicht mehr bei der US-Zentralbank gegen Gold eintauschen.

      Wenn man den Namen "Nixon" erwähnt und nach einem Verbrechen Nixons fragt, dann wird die durchschnittliche Person wahrscheinlich "Watergate" antworten.

      Ein Kleinanleger, ein Volkswirt an der Universität oder ein Fed-Vorsitzender könnte die Schlagzeilen der letzten 30 Jahre gelesen haben, ohne zu bemerken, wie sie zusammenhingen. Er hätte den Goldboom der 1970er sehen können ... oder die Spekulationsblase in Japan, in den 1980ern ... oder die folgenden Spekulationsblasen in Asien ... ohne zu bemerken, dass sie etwas miteinander zu tun haben.

      Ein solcher Beobachter hätte sich niemals vorstellen können, dass alle großen wirtschaftlichen und börsenmäßigen Ereignisse der letzten 3 Dekaden zu Beginn der 1970er in den Händen von Nixon und seiner Administration lagen.

      Was war jetzt also ihr Verbrechen? Vertragsbruch? Diebstahl? Betrug? War diese Administration nicht die erste, die einfach Dollar drucken ließ – ohne Deckung durch Gold? Und hatte sie nicht das Versprechen gebrochen, dass die USA ihre Schulden in Gold zurückzahlen würden? Und haben sie nicht ein Muster des Diebstahls in Bewegung gesetzt – indem sie den Wert von jeder auf Dollar basierenden Vermögensanlage in der gesamten Welt gestohlen haben?

      Stellen Sie sich einen Investor vor, der 1970 eine 30jährige US-Staatsanleihe kaufte. Hatte ein solcher Investor nicht das Richt, für jeden Dollar, den er der US-Regierung geliehen hatte, einen Dollar zurückzubekommen? Und sollte er nicht erwarten können, dass jeder Dollar, den er im Jahr 2000 zurückerhalten würde, ungefähr genauso viel wert sein würde wie jeder Dollar, den er im Jahr 1970 verliehen hatte?

      Man kann den Schaden messen, wenn man sich den Goldpreis ansieht. 1970 konnte man mit einem Dollar 1/34 einer Feinunze Gold kaufen. 33 Jahre später sagt uns der Markt, der als Richter fungiert, dass ein Dollar weniger als ein Zehntel seines Wertes von 1970 behalten hat. Heute kann man mit einem Dollar nur noch 1/360 einer Feinunze Gold kaufen.

      Und ich denke, dass der Markt sogar noch größere Strafen auf Lager hat.

      Die Investoren, die die US-Regierung beim Wort genommen haben, haben Billionen verloren. Allerdings war der Diebstahl so subtil, dass die Opfer diesem Verbrechen in den letzten 20 Jahren sogar applaudiert haben; sie schienen zu denken, dass sie das reich machen würde!

      Der Druck von Billionen von Dollar musste Auswirkungen haben. Nach dem ersten Schock und der Anpassung der 1970er lächelten die meisten Investoren; der Effekt war ziemlich angenehm. Bargeld und Kredite in Dollar sprudelten in die Welt; überall wo es hinkam schossen die Kurse und Preise nach oben und die Wirtschaften blühten. In dem Jahr, in dem Nixon "das Goldfenster schloss", also die Ära des Dollarstandards beginnen ließ, stieg der Dow Jones das erste Mal in seiner Geschichte über 1.000 Punkte. Bis zum Ende der dann folgenden Spekulationsblase am Aktienmarkt war er um das 11fache gestiegen. Das war absurd, sogar grotesk. Aber wer verfolgt ein Verbrechen, wenn sich niemand beschwert?

      Natürlich war das nicht das erste Mal, dass Amerika die Auswirkungen einer Flut von zusätzlichem Geld spürte. Und die USA waren auch nicht das einzige Land, das davon profitierte. Richard Duncan beschreibt diesen Prozess in seinem sehr empfehlenswerten Buch "The Dollar Crisis":

      "Der Zusammenbruch des klassischen Goldstandards zu Beginn des Ersten Weltkriegs setzte eine Kette von Ereignissen in Gang, die denen nach dem Kollaps des Systems von Bretton Woods (1944) bemerkenswert ähnlich sind. Sobald einmal die Disziplin, die im Goldstandard liegt, beseitigt war, vergrößerten sich die Ungleichgewichte im internationalen Handel, und die internationalen Kredite schossen nach oben. Das Resultat war Reichtum ... auf den eine Depression folgte."

      Als 1914 der Erste Weltkrieg begann, befanden sich Frankreich, Deutschland und England in Positionen, die der von Richard Nixon im Jahr 1971 ähnlich waren – sie standen mit dem Rücken zur Wand. In die Ecke gedrängt ... eingekreist ... nahmen sie von ihren Versprechen Abstand, ihre Währungen in einem bestimmten Verhältnis zum Gold einzutauschen. Genauso, wie es später Nixon tat. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wuchs die amerikanische Wirtschaft schnell, und sie war dazu bereit, den kriegführenden Nationen alles zu verkaufen, was sie kaufen wollten. Die amerikanischen Gesellschaften bekamen zahlreiche Aufträge. Bald war das ganze Land voll von Gütern ... und dann voll von ausländischem Geld und Gold. Diese Welle von neuem Geld tat in den USA der 1920er genau das, was sie bei der japanischen Wirtschaft in den 1980ern tat – sie führte zu einem Boom, der dann zu einer Spekulationsblase wurde, die dann platzte und in eine lange Rezession/Depression mündete.

      Jetzt wiederholt sich dieser Prozess. Japan erlebte einen Boom und dann einen Abschwung, dann Thailand, jetzt China. Aber das wirkliche Verbrechen wurde in den USA begangen, und der Schuldige kann der Bestrafung nicht entgehen, so Duncan. Die "Bumerang-Währung" ermöglicht es den USA, Güter mit selbst gedrucktem Geld zu kaufen – und die USA schaffen Auf- und Abschwünge, überall, wo sie hingehen – aber dieser Bumerang kommt zurück nach Hause. Was ich damit sagen will: Was können die Ausländer, die für ihre Waren Dollar erhalten, mit diesen Dollar anderes tun, als US-Aktien und US-Anleihen zu kaufen ... in der Hoffnung, dass der Dollar nicht fallen wird?

      Und jetzt verwandelt sich der größte Boom in der Welt ... in den USA ... gerade in den größten Abschwung der Welt. Ich prognostiziere das schon seit 3 Jahren. Ich habe das immer und immer wiederholt. Ich habe meine Leser und mich selbst damit gelangweilt, so oft habe ich das wiederholt. Aber es ist unausweichlich – eine Art von göttlicher Gerechtigkeit, die keine Zinssenkung und keine fiskalische Stimulation vermeiden kann.

      Seit 1971 haben die USA die Geldmenge an Dollar um Billionen erhöht. Im gleichen Zeitraum sind nur ungefähr 58.000 Tonnen Gold gefördert worden. Es gibt zahlreiche Berechnungen, die zeigen, dass der Dollar fallen sollte. Alles was ich weiß, ist, dass der Dollar deutlich fallen sollte ... was die Periode des Dollarstandards effektiv enden lassen würde. Das würde auch den Lebensstandard in den USA senken und 20 Millionen Amerikaner in die Pleite führen, das würde zu einem Ende des konsumgeführten Wachstums in den USA führen und die amerikanischen Aktien- und Anleihenkurse kollabieren lassen. Amerika würde in einen langen Abschwung fallen, aus dem es die nächsten 10 bis 20 Jahre nicht herauskommen würde.

      Jedes Verbrechen wird irgendwann irgendwie bestraft, und deshalb können die USA nicht auf Dauer ein Handelsbilanzdefizit von 1 Million Dollar pro Minute haben. "Die Handelsbilanzdefizite von bisher nicht gekannter Größe haben zu einer wirtschaftlichen Überhitzung auf globaler Ebene geführt", erklärt Duncan. "Die Fundamente für nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum werden nicht erneuert, solange diese Entwicklung nicht korrigiert worden ist und das US-Handelsbilanzdefizit nicht aufhört, die Welt mit Dollar zu überfluten ( ...)."

      Duncan weiter: "Jetzt beginnt der Wachstumsmotor zu stocken. Zu viele Kredite können nicht zurückgezahlt werden. Die Unternehmen haben Kapital fehlgeleitet, und die Konsumenten haben sich daran gewöhnt, über ihre Verhältnisse zu leben. Die Zahl der Pleiten steigt mit fallenden Aktienkursen. Die US-Wirtschaft steht vor einer harten Landung ... vielleicht sogar vor einem Crash ..."

      Natürlich ist das noch nicht passiert. Und den USA sehen die Investoren derzeit die Sonne scheinen, und sie denken, dass die guten Zeiten für immer andauern werden. Sie haben kein Interesse an den Finanzverbrechen der 1970er ... und sie haben auch kein Interesse an der Handelsbilanz zu Zeiten von Bush dem Jüngeren.

      Das erinnert an Cäsar und einen Wahrsager. "Nimm Dich vor den Iden des März in acht", wurde Cäsar von diesem Wahrsager gewarnt. Später – an den besagten Iden des März – traf Cäsar den Wahrsager wieder, und er betonte, dass der Tag gekommen sei und es ihm gut gehe. "Ja, die Iden des März sind erreicht", antwortete der Wahrsager, "aber sie sind noch nicht vorbei." Sie wissen, dass Cäsar wenig später ermordet wurde.


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      schrieb am 26.08.03 08:18:50
      Beitrag Nr. 3.709 ()
      Newsletter vom 22. August 2003
      Lichterlöschen an der Wall Street
      Als in vielen Städten der amerikanischen Ostküste letzte Woche die Lichter ausgingen, musste die Grossmacht für den Spott nicht sorgen, umso mehr als auch Experten bescheinigen, dass sich das Stromnetz auf dem Stand eines Entwicklungslandes befindet. Die Ereignisse mehren sich, welche unser Bild der USA ins Wanken bringen. Nach dem 11.09., welche uns das Versagen des CIA vor Augen führte, folgte ein Beispiel nach dem anderen. Ob das hausgemachte Anthrax, der Zusammenbruch des Energieriesen Enron und deren freundschaftliche Verbindungen zum Weissen Haus, die Entlarvung der Uran-Lüge, das Aufbauschen der Massenvernichtungswaffen im Iraq, Bilanzmanipulationen der Grossunternehmen, die Liste liesse sich beliebig verlängern. Die USA scheinen ihre Vorbildfunktion, welche sie jahrzehntelang inne hatten, verloren zu haben. Was ist nur mit diesem Land passiert, welches gegen aussen Stärke demonstriert und dessen Innenhof dem Zerfall überlässt?

      Dass auch wirtschaftlich nicht alles zum Besten bestellt ist, obwohl uns die Finanzmedien immer wieder und bis heute erfolgreich vom Gegenteil überzeugen wollen, ist allein schon am ständig wachsenden Handelsbilanzdefizit abzulesen. Während die Staatsverschuldung immer groteskere Formen annimmt, verteilt Bush Steuergeschenke an die Reichen und lenkt Bundeslasten an die einzelnen Staaten um, mit verheerenden Folgen. Nach Berechnungen des Washingtoner Cato-Instituts gibt die US-Bundesregierung heute 13.5 Prozent mehr aus als noch vor drei Jahren. Nach den gängigen Prognosen wird der Präsident über die kommenden zehn Jahre vier Billionen Dollar Defizite anhäufen. Der rote George, titelte denn auch spöttisch der Londoner Economist. Mehrkosten im Iraq dürften selbstverständlich noch nicht berücksichtigt worden sein.

      Im heute vollends bankrotten Bundesstaat Kalifornien aspiriert derweil Arnold Schwarzenegger für den Gouverneurs-Posten und will die Finanzen wieder ins Lot zu bringen, unterstützt von einem der reichsten Männer der Welt, dem Finanzguru Warren Buffet. Der Sonnenstaat am Pazifik hält zwar den Rekord des grössten Haushaltslochs, doch im Prinzip sieht es in grossen Teilen des Landes ähnlich aus. „Die Haushaltslage in den Staaten sieht schlimm aus“, sagt Nicholas Johnson, Steuerexperte am Center on Budget an Policy Priorities in Washington, „und 2004 werden die Löcher noch mal sehr viel grösser werden.“

      Wie verzweifelt die Lage inzwischen sein muss, kann man an folgenden Beispielen ablesen: Millionen ärmerer Amerikaner haben ihren Anspruch auf Arznei-Beihilfen verloren, in Oregon wird das Schuljahr kürzer. In Oklahoma fahren Lehrer jetzt selbst die Schulbusse, in Ohio verlieren schätzungsweise 17000 Familien das Kindergeld. In Alaska sind höhere Abgaben für Schneeketten fällig, in Florida kostet die Inspektion von Wohnwagen extra, in Ohio fallen seit Monatsbeginn Verkaufssteuern auf Maniküre, Massagen und Tätowierungen an. In den Gemeinden schliessen Feuerwehrhäuser, die Müllabfuhr kommt seltener, und an vielen Orten wird die Grundsteuer angehoben.

      Trotzdem halten die asiatischen und europäischen Konsumenten den amerikanischen Produkten die Stange. Nike, Reebock, Scott, Calvin Klein und wie sie alle heissen, dominieren nach wie vor unsere Kleiderschränke, diesem Umstand haben auch die Anti-Kriegs-Demonstrationen keinen Abbruch getan. Dabei wird keines dieser Produkte in den USA hergestellt. Wir haben den American Way of Life vermutlich mehr verinnerlicht, als es uns bewusst ist und das drückt sich auch bei unseren Investitionen aus.
      Während DAX, SMI und CAC in den letzten Jahren regelmässig neue Tiefststände testeten, kamen Dow Jones und SPX jeweils mit einem blauen Auge davon. Noch krasser ist das Missverhältnis an der Nasdaq. Die dort kotierten Unternehmen weisen bis heute im Durchschnitt keinen Gewinn aus, trotzdem erfreuen sich diese Unternehmen, allen voran Amazon, Ebay und Yahoo wieder grosser Popularität. Mit wirtschaftlichen Faktoren ist dies nicht zu begründen. Auch die amerikanischen Unternehmer trauen dieser Erholung nicht. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge nützen Vorstände und leitende Angestellte derzeit die gute Kurslage und verkaufen Aktien ihrer eigenen Unternehmen in grossem Stil. Auf einen Dollar Kaufaufträge kommen 32 Dollar Verkaufsaufträge, schreibt die Zeitung. Das Verhältnis von 32 zu 1 ist so hoch wie seit zwei Jahren nicht mehr. Bei den Technologieunternehmen beträgt das Verhältnis gar 150 zu 1 Dollar. Dies sei ein sehr beunruhigendes Zeichen, meinen Experten: Immerhin besitzen die Manager – was ihre eigenen Unternehmen betrifft – doch zumeist Informationen, die Aussenstehenden oft nur schwer zugänglich sind. Kein Wunder, dass Reiche immer reicher werden und der Mittelstand langsam aber sicher verschwindet. Das tragische daran ist, dass der Mittelstand sich freiwillig in diese Situation begibt. Nur scheint das Volk der Kleinanleger dies gerne zu ignorieren und spekuliert fröhlich weiter, in der Hoffnung auf diesem Weg arbeitsloses Vermögen zu generieren.

      Die amerikanische Verschuldungsorgie treibt immer neue Blüten und übertrifft in ihrer Gesamtheit alles, was die Welt bisher gesehen hat. Trotzdem scheint der Glauben an die Potenz der amerikanischen Wirtschaft ungebrochen zu sein. Dabei waren die Vereinigten Staaten noch nie so abhängig vom Ausland, wie gerade jetzt. Washington ist sich diesem Umstand sehr wohl bewusst und versucht ihn aufrecht zu halten, in dem es sich die Hoheit über die Devisen in fremden Ländern sichert. So lange das Oel und andere Rohstoffe in US$ abgerechnet werden, kann Bush sich auch weiterhin um die Staatsverschuldung foutieren.

      Es kann also nicht überraschen, dass die Amerikaner als eine der ersten Amtshandlungen den US$ im Iraq einführten, nachdem Saddam Hussein erst vor kurzem die Oelrechnungen auf Euro umstellte. Dem Umstand, dass sich die Amerikaner mehr als Besatzer, denn als Befreier im Iraq breit machen, ist vielen Ländern ein Dorn im Auge. Die Chinesen sind genauso Oelimporteure wie die USA und auch die Russen werden sich kaum freiwillig aus dem Machtmonopoly vor ihrer Haustüre verabschieden. Schon allein aus diesem Grund ist nicht zu erwarten, dass die USA sich erfolgreich langfristig der Oelquellen bemächtigen werden. Im Gegenteil, dies ist der Sumpf, in dem radikale Gruppierungen ständig neuen Zulauf erhalten und Geheimdienste ihr Unwesen treiben mit traurigen Konsequenzen für die Bevölkerung.

      Es läuft alles darauf hinaus, dass in diesem „Spiel der Mächtigen“ die Völker die Rechnung bezahlen werden. Der Wohlstand der Bürger der westlichen Länder ist - mit Konsumkrediten behaftet und mit börsenabhängigen Guthaben (Pensionskassen) „abgesichert" - auf Kante genäht.

      Im Gegensatz zu Japan, deren Bürger ihre Sparstrümpfe stopfen, sieht die Lage in Europa und den USA schlimmer denn je aus. Am 29. Juli veröffentlichte die Bank von England schockierende Zahlen. Die Neuverschuldung der britischen Haushalte war im Juni, trotz düsterer Wirtschaftslage, um 10 Mrd. Pfund angestiegen, so stark wie nie zuvor. Wobei sich die Konsumkredite um 2.2 Mrd. Pfund und die Hypothekenschulden um 7.8 Mrd. Pfund erhöhten, ein historischer Rekord. Der durchschnittliche britische Haushalt hat nun Schulden in Höhe von 45000 Pfund, das sind 130 Prozent des verfügbaren Jahreseinkommens. In den USA sieht die Situation auch nicht besser aus. Allein in den letzten zwölf Monaten kam es zu 1.6 Millionen Privatkonkursen, eine Zahl, die in der Geschichte noch nie erreicht worden war.

      Dass Alan Greenspan bei dieser Verschuldungseuphorie, die er selber erst möglich gemacht hat, nicht mehr ein noch aus weiss, kann nicht verwundern. Deflation und steigende Zinsen sind die Geister, die er gerne zum Verschwinden bringen möchte.

      Wie lange nun die Aktienmärkte diese Zustände ignorieren, kann man nicht vorherzusagen. Aber ohne Engagements an den Finanzmärkten und mit ein paar Goldmünzen unter dem Kopfkissen schläft es sich in den kommenden Monaten bestimmt ruhiger.
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      schrieb am 26.08.03 14:04:12
      Beitrag Nr. 3.710 ()
      US-Haushalt mit neuem Rekorddefizit

      Die Folgekosten des Irak-Kriegs und Mehrausgaben für die innere Sicherheit bescheren dem Staatshaushalt der USA im kommenden Finanzjahr nach Schätzungen der Opposition ein Rekorddefizit von rund 495 Milliarden Dollar.

      Haushaltspolitiker der demokratischen Oppositionspartei in Washington erwarten eine entsprechende Prognose für das am 1. Oktober beginnende Haushaltsjahr 2004 von der Haushaltsbehörde des Kongresses. Das Weiße Haus selbst hatte letzten Monat ein Defizit im Bundeshaushalt von $455 Milliarden Dollar in diesem Jahr und 475 Milliarden Dollar prognostiziert.

      Die Demokraten machen neben den Sicherheits- und Militärausgaben auch Bushs Steuersenkungen für die Fehlbeträge verantwortlich. Noch im Jahr 2000 hatte der US-Bundeshaushalt einen Rekordüberschuss von 236 Milliarden Dollar verzeichnet.

      Für das ausklingende Budgetjahr 2003 erwartet die Haushaltsbehörde ein Defizit von 401 Milliarden Dollar - bereits dies ist so viel wie nie zuvor in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Das bisherige Rekorddefizit wurde 1992 mit 290,4 Milliarden Dollar verbucht - unter der Regierung von George Bush, dem Vater des gegenwärtig amtierenden Präsidenten.


      Stand: 26.08.2003 12:14 Uhr

      http://www.tagesschau.de/aktuell/me..._REF4%2C00.html

      ...................
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:14:42
      Beitrag Nr. 3.711 ()
      Reuters

      Ifo-Geschäftsklima-Index steigt zum vierten Mal in Folge

      Dienstag 26. August 2003, 10:03 Uhr



      Berlin, 26. Aug (Reuters) - Der Ifo-Geschäfsklimaindex ist im August den vierten Monat in Folge gestiegen. Dabei beurteilten die Firmen anders als zuletzt ihre derzeitige Situation besser als zuvor.

      Der Ifo-Index für Westdeutschland habe auf 90,8 von 89,3 Punkten im Juli zugelegt, teilte das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Dienstag mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg auf 90,0 Punkte gerechnet.

      "Anders als in den Vormonaten beschränkte sich die Besserung nicht auf die Erwartungen für die nächsten sechs Monate, sondern zeigte sich auch in den Urteilen zur gegenwärtigen Geschäftslage", teilte das Ifo-Institut mit. Der Teilindex der Erwartungen stieg auf 102,1 von 100,2 Punkten im Juli. Ihre derzeitige Geschäftslage schätzten die rund 7000 vom Ifo befragten Unternehmen besser als im Vormonat ein. Der entsprechende Teilindex kletterte auf 79,9 von 78,7 Punkten.

      "Die neuen Umfragedaten untermauern die Ifo-Prognose einer konjunkturellen Belebung im zweiten Halbjahr", erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. In Ostdeutschland verbesserte sich das Geschäftsklima auf 104,1 von 103,1 Punkten im Juli. Analysten hatten den Index mit Spannung erwartet, da sie sich Aufschluss über die Lage der Unternehmen erhofft hatten. Im Juli war das Stimmungsbarometer zum dritten Mal hintereinander angestiegen, was nach einer Faustformel des Ifo-Instituts als Signal für eine konjunkturelle Trendwende gilt.

      Allerdings hatten nur die gestiegenen Geschäftserwartungen dem Ifo-Index zu einem Plus verholfen, denn die Unternehmen hatten ihre aktuelle Lage im Juli erneut schlechter als zuvor beurteilt. kla/sam

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      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:18:11
      Beitrag Nr. 3.712 ()
      26.08. 08:50


      Vom trügerischer Dollarkurs-Anstieg zum Crash

      Seit zwei Jahren hat der Dollar nun seinen größten Wochengewinn verzeichnet. Alle Welt rechnet wieder mit einem Aufschwung in den USA und investiert deshalb Geld, was den Dollar steigen läßt. Doch: Ist dies überhaupt realistisch?

      Schon seit vielen Jahren vergrößert sich das Leistungsbilanzdefizit Amerikas. Das bedeutet, daß die USA viel mehr importieren als sie exportieren. Damit verbunden ist eine immer größere Verschuldung der amerikanischen Volkswirtschaft. Das Defizit liegt mittlerweile schon bei über fünf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt - ein Wert, der bei anderen Staaten schon längst als schwere Störung der Handelsbilanz registriert worden wäre. Doch Amerika scheint die Naturgesetze außer Kraft zu setzen - oder doch nicht?

      Das gleiche dachte man über die Wirtschaft Südostasiens - bis die Asienkrise mit einer verfallenden Währung für die betroffenen Staaten kam. Ebenso war es mit Rußland, bis der Rubel zu rutschen begann. Nicht zu vergessen Argentinien, Ecuador oder auch Brasilien. Früher oder später endeten Handelsbilanzungleichgewichte immer in einem Crash. Die Natur - und die Wirtschaft ist auch nur ein Abbild davon - ist so konzipiert, daß sie Ungleichgewichte ausgleicht, was im Crash endet, wenn diese zu groß geworden sind.

      Doch Amerika ist nicht ein global gesehen unbedeutender Staat wie Thailand, sondern die größte Volkswirtschaft auf der Welt. Gerät der Dollar ins rutschen, dann reißt er die ganze Weltwirtschaft mit sich in den Abgrund. Die Exporte Europas - allen voran Deutschlands - werden einbrechen, Massenarbeitslosigkeit, Armut, zusammenbrechende Finanzmärkte und Deflation werden die Folge sein.

      Es ist nicht die Frage, ob es so weit kommen wird, sondern nur wann es soweit ist.

      Quelle: Boerse-go.de

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      Avatar
      schrieb am 26.08.03 15:41:14
      Beitrag Nr. 3.713 ()
      FINANZ-SKANDALE

      Freddie und der Furcht-Reflex

      Von Matthias Streitz, New York

      Freddie Mac, eine der einflussreichsten Finanzfirmen der USA, produziert einen Skandal nach dem anderen - in nur drei Monaten wurden zwei Chefs und zwei weitere Vorstände geschasst. Schon entwerfen Freddies Kritiker wieder Horror-Szenarien vom möglichen Konjunktur-Crash.


      Demütigend kurz an der Spitze: Freddie-Manager Parseghian

      Washington - Der Anzug fahlgrau, die Brille nicht wirklich schick, die Frisur lieblos gekappt: Schon auf den ersten Blick sieht Gregory J. Parseghian aus wie einer, dem der Beruf und die Welt der Zahlen immer mehr bedeuteten als profanere Genüsse. Eine Arbeitsmaschine, eine ernste Natur. Einer, der immer viel auf seinen Intellekt hielt - und den mancher Kollege für genial erklärte.

      Seine geschäftige Art hat diesen Mann auf einen Karrierepfad katapultiert, der anderen Ehrfurcht, gar Angst einjagen konnte. MBA-Examen mit 21, dann rasch Führungsjobs in Wall-Street-Häusern wie Salomon. Mit Mitte 30 folgt der erste Vorstandsposten. Nur eine Elite versteht so viel von komplexen Derivate-Geschäften wie er. Im Juni 2003 der Gipfelpunkt: Mit 42 Jahren wird Parseghian Chef des viertgrößten Finanzkonzerns der USA.

      Wie "Steady Freddie" ins Schlingern geriet

      Hier aber bricht die Erfolgsbiographie. Parseghian hielt sich nicht einmal drei Monate an der Spitze des Hypothekenfinanzierers Freddie Mac - demütigend kurz. Am Freitag vergangener Woche hat die zuständige Regulierungsbehörde den Aufsichtsrat gezwungen, das Finanz-Wunderkind fallen zu lassen. Ein Nachfolger wird noch gesucht.

      Greg Parseghians Entlassung ist nur das jüngste Nachbeben des bisher größten Finanzskandals, den Amerika 2003 erlebt hat. Seit dem Frühjahr schon ergießt sich ein steter Strom von Negativnachrichten aus der Freddie-Firmenzentrale in McLean bei Washington. Bis zu 4,5 Milliarden Dollar soll die Gesellschaft falsch verbucht haben. Parseghian, seit sieben Jahren im Top-Management, habe von den Tricks gewusst, befand im Juli sogar ein Untersuchungsbericht, den Freddie selbst in Auftrag gab.

      Bilanz-Trickserei paradox

      Dazu kommen noch der Verdacht auf Insider-Verkäufe von Aktien und ein 20-Millionen-Abschiedsgeschenk für Parseghians Vorgänger Leland Brendsel. So schaffte es die Firma, die offiziell Federal Home Loan Mortgage Corp. heißt und lange im Verborgenen operierte, immer wieder an die Top-Position der Finanznachrichten. Staatsanwälte und die Börsenaufsicht SEC ermitteln. Der Aktienkurs gab seit Juni, als Brendsel und zwei Vorstände flogen, um rund 15 Prozent nach.


      Bis zu 4,5 Milliarden falsch verbucht: Freddie-Mac-Zentrale in McLean

      Dabei steht Freddie Mac für einen eher kuriosen Fall von Bilanztrickserei: Dem 4000-Personen-Konzern wird mitnichten vorgeworfen, seine Geschäftszahlen aufgeblasen zu haben - im Gegenteil. Mit mindestens vier komplexen Finanzmanövern soll Freddie Derivate verschoben und falsch verbucht haben, um die Profite geringer erschienen zu lassen und sie auf spätere Quartale zu verteilen. Der Konzern wollte so sein Image als "Steady Freddie" wahren, als sicherer Kantonist, der die Wall Street durch Beständigkeit beglückt.

      Einen Pleite-Kollaps wie bei WorldCom, das ist der positive Aspekt des Skandals, befürchtet denn auch niemand. Selbst der Freddie-Kritiker und Hypothekenexperte John Talbott, Autor des Buches "Der kommende Crash des Häuser-Marktes", sagt zu SPIEGEL ONLINE: "Eine Firma dieser Art und Größe in den Bankrott zu treiben ist fast unmöglich. Da müsste man schon ziemlichen Mist bauen." Noch-Chef Parseghian sandte Anfang August im Interview des Fachblattes "Mortgage Banking" eine beruhigende Botschaft aus: "Unsere fundamentalen Geschäftsdaten haben sich nicht verändert, sie bleiben stark."

      Trotzdem ist die Affäre Freddie mehr als bloß Lärm um nichts - der Konzern ist für viele Außenstehende eine unheimliche Kreatur. Talbott formuliert es im Telefongespräch so: "Freddie Mac ist ein gutes Beispiel für das Insider-Spiel (von Politikern und Konzernen), das in Washington gespielt wird." Nach dem Bilanzskandal gebe es eine historische Chance, die Hypotheken-Agentur an die Kette zu legen und ihre Macht zu begrenzen.

      Hoch droben in der Schulden-Stratosphäre

      Macht hat Freddie Mac in Mengen - das Unternehmen entscheidet mit über Wohl und Wehe der US-Konjunktur. Zusammen mit der größeren und älteren Schwester Fannie Mae dominiert Freddie den Billionenmarkt für Hausfinanzierungen. Das Duo hilft im Auftrag des Kongresses, möglichst vielen US-Bürgern den Weg zum vergleichsweise günstigen Eigenheim zu ebnen. Freddie und Fannie verleihen dazu nicht etwa selbst Geld an Privatleute, sondern kaufen Hypotheken-Portfolios von Banken auf. Diese können - dank der reichen Geldquelle - weitere Kredite vergeben, zu relativ günstigen Zinsen.

      Das Geschwisterpaar mit den volkstümelnden Namen bündelt die Hypotheken in Paketen, nutzt sie als Sicherheit und begibt auf dieser Basis Anleihen - so genannte Asset-Backed Securities (ABS), wie sie sich in Europa erst allmählich einbürgern. Fast ein Fünftel aller US-Hypotheken wird von Freddie Mac direkt gehalten oder in ABS-Form garantiert - allein 2002 kaufte die Agentur für 642 Milliarden Dollar Hypotheken. "Zahlen wie diese kann sich niemand vorstellen - das sind große, große Summen", erinnert Talbott. Nirgendwo sonst gibt es einen vergleichbaren Zweitmarkt für Immobilien-Darlehen.

      Der Behördenzwerg und die Monster-Twins

      Trotz ihrer titanischen Potenz würden Freddie und Fannie nicht strikt beaufsichtigt, monieren Kritiker wie Talbott und schwächere Konkurrenten. Schuld sei die Zwitterstellung der Geschwister: Einst als Regierungskonzerne gestartet, wurden sie an die Börse gehievt, behielten aber diverse Privilegien. So zahlen Freddie und Fannie nur eingeschränkt Steuern, das Finanzministerium hält stets eine Notkreditlinie von 2,25 Milliarden Dollar bereit. Der US-Präsident höchstselbst bestimmt in der Regel zumindest einen Abgesandten im Aufsichtsrat.

      Als wichtigster Kontrolleur der Riesen fungiert ein Zwerg - die Behörde Ofheo, die dem Ministerium für Wohnungen und Entwicklung angegliedert ist. Jahr für Jahr muss Ofheo beim Kongress um sein Budget bitten. "Und Freddie betreibt intensive Lobby-Arbeit, damit Ofheo möglichst wenig bekommt", sagt Talbott. Freddie-Cheflobbyist Mitchell Delk lädt laut "Washington Post" so viele Parlamentarier zum Dinner ein, dass er bei einem Nobelitaliener Mengenrabatt bekomme. Dass Ofheo, wie jetzt im Fall Parseghian, eines der Geschwister aktiv maßregelt, ist selten vorgekommen.

      "Selbst ich verstehe Freddies Bilanzen nicht"

      Pessimisten wie Talbott wird schwindlig bei dem Gedanken, dass Freddie Mac doch einmal "ziemlichen Mist bauen" könnte. Die Regulierer würden die Signale für eine Finanz-Katastrophe glatt übersehen, fürchtet er - auch weil Fannie und Freddie zur Absicherung gegen Zinsschwankungen Swaps und andere Derivate aufkaufen wie kaum eine zweite Finanzinstitution auf der Welt. Diese Instrumente sind schwer zu bilanzieren, in ihrer Wirkung schwierig einzuschätzen. Talbott: "Ich war fast zehn Jahre an der Wall Street (bei Goldman Sachs) - und selbst ich verstehe Freddies Bilanzen nicht."

      Hinzu kommt, dass Fannie und Freddie gemessen am Eigenkapital mehr Schulden aufnehmen dürfen als jede Bank - "ein sehr, sehr riskantes Geschäft", wie Talbott findet. Dieses Risiko beunruhigt auch Willliam Poole von der Federal Reserve in St. Louis. Sollte sich eine der Agenturen verspekulieren oder ein Schock eintreffen, sagte der Notenbanker noch vor dem Chef-Kehraus - dann könnte eine Krise in "Tagen, wenn nicht Stunden" zur Gefahr für die US-Konjunktur eskalieren. Der Kongressabgeordnete Richard Baker verglich Freddie und Fannie gar mit dem Hedge-Fonds LTCM, der nach der Asien- und Russlandkrise 1998 mehrere Banken mit in den Strudel zu reißen drohte.

      Bond-Beben auch in Frankfurt am Main

      Der Bilanzskandal 2003 wird schwerlich zum großen Knall führen, das räumt selbst Unheilsprophet Talbott ein - immerhin hat Freddie 2002 sogar nach den zu konservativen Zahlen 5,75 Milliarden Dollar Gewinn eingesammelt, seine Risiken bislang erfolgreich begrenzt. Trotzdem kommt der Aufruhr zur Unzeit - er trägt nach Ansicht Talbotts und selbst des Fannie-Mae-Chefs zum jüngsten Anstieg der Hypothekenzinsen bei.

      Bisher musste Freddie für seine Anleihen einen nur wenig höheren Zins zahlen als die US-Regierung. "In den letzten Wochen aber hat sich dieser Aufschlag verdoppelt", beobachtet Talbott - nach dem Image-Schaden verlangten Investoren mehr Rendite. Obwohl Freddie sein makelloses Bonitätsrating verteidigt hat, soll die Europäische Zentralbank ihre Freddie- und Fannie-Anleihen jüngst abgestoßen und gegen "seriösere" Papiere getauscht haben. Muss Freddie aber für den Schuldendienst drauf zahlen, drückt das indirekt auf den Immobilienmarkt - seit langem ein Motor der US-Konjunktur.

      Bomben und Black Boxes

      Selbst im günstigsten Fall dürften neue Nachbeben des Bilanzskandals Freddie Mac noch Monate lang erschüttern. Schon haben die Pensionsfonds der Bundesstaaten West Virginia, Ohio und der Teamster-Gewerkschaft wegen der Wertverluste ihrer Freddie-Aktien Klagen eingereicht. Auch der bisher wohl gesonnene Kongress hält nach den Ferien Anhörungen ab. Langjährige Kritiker wie Baker wollen Freddie Privilegien abnehmen, die Aufsicht vielleicht dem mächtigeren Finanzministerium übertragen. Am liebsten würde der Parlamentarier Freddie und Fannie in mehrere Teile zerschlagen.

      Buchautor John Talbott bleibt Fatalist - er mag nicht glauben, dass nun ein Tsunami des Reformeifers über Washington hinwegrollt. Dank der Kongress-Connection werde sich Freddie gegen einen Verlust seiner Privilegien zu wehren wissen. Talbott sagt es so: "Bomben werden in Amerika erst entschärft, wenn die ersten schon hochgegangen sind."
      Avatar
      schrieb am 26.08.03 16:02:21
      Beitrag Nr. 3.714 ()
      >Die Exporte Europas - allen voran Deutschlands - werden einbrechen, Massenarbeitslosigkeit, Armut, zusammenbrechende Finanzmärkte und Deflation werden die Folge sein<
      :laugh: - der Guru hat gesprochen ... Dtld. wird`s dann am dreckigsten gehen. Dieser Blödsinn ist nicht einfach nicht totzukriegen. Wir haben Massenarbeitslosigkeit und hatten zusammenbrechende Finanzmärkte - TROTZ eines REKORD-ExportÜBERSCHUSSES, selbst bei etwas schwächerem USD. Man sollte endlich mal verinnerlichen, wo die Exportmärkte wirklich liegen.
      Was soll denn da ein schwacher EUR retten?
      Das dt. Problem ist ein in weiten Teilen hausgemachtes BINNEN(konjunktur)problem - wann wird das endlich begriffen??

      investival, *kopfschüttel*
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 01:49:29
      Beitrag Nr. 3.715 ()
      Hallo Indexknight,

      aus welchem Newsletter kam denn der Artikel, den Du eingestellt hattest?

      Danke,
      Kim (der immer scharf auf Quellenangaben ist)
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 02:51:20
      Beitrag Nr. 3.716 ()
      Hallo investival,

      Du schreibst: Das dt. Problem ist ein in weiten Teilen hausgemachtes BINNEN(konjunktur)problem.
      Das dürfte richtig sein. Entscheidende Investitionen in Bildung und Infrastruktur werden seit 20 Jahren nicht nur vernachlässigt, sondern auch immer krasser zusammengestrichen. Ich hab mir mal folgendes angeschaut:

      http://www.destatis.de/download/d/aussh/rang2.pdf

      ...und mir vorgestellt, dass der Dollar um 30-40 Prozent einbricht (und um diese Größenordnung dürfte es nach Kaufkraftgesichtspunkten wohl gehen). Wenn ich die Importe aus den USA von den Exporten dorthin subtrahiere, komme ich auf 26 Mrd. Euro. Davon ein Drittel an Währungsverlusten "eingebüßt", würden der exportorientierten Wirtschaft also etwa 7,2-9,6 Millarden Euro in der Kasse fehlen. (Mir ist schon klar, dass eine so einfache Rechnung unseriös ist, da sich im Falle eines Währungsschocks solche Tabellen sehr viel weittragender ändern, als in meinem statischen Modell angenommen).

      Die genannte Milliardenspanne wäre zwar bitter, aber wohl kein Weltuntergang. Zum Vergleich: 5 Milliarden fließen jährlich in den Steinkohlebergbau; um schätzungsweise 21,8 Milliarden werden Privatleute und Unternehmen durch das Vorziehen der Steuerreform von 2005 auf 2004 entlastet (und 7,8 Milliarden zahlt Berlin an die in der Hauptstadt im öffentlichen Dienst Arbeitenden pro Jahr - aber das gehört hier nur bedingt hin).
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 07:39:33
      Beitrag Nr. 3.717 ()
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 12:23:41
      Beitrag Nr. 3.718 ()
      KimCandle,

      :) - danke für Deine erläuternde Ergänzung zu meinem Posting!

      investival
      Avatar
      schrieb am 27.08.03 16:57:52
      Beitrag Nr. 3.719 ()
      BUSHS HAUSHALTSDEFIZIT

      Das 5,8-Billionen-Dollar-Loch

      Die Bush-Regierung musste vor einigen Wochen zähneknirschend ein Rekord-Haushaltsdefizit von 475 Milliarden Dollar eingestehen, doch dann werde es aufwärts gehen, hieß es im Weißen Haus. Die Annahme war wohl zu optimistisch: Experten prophezeien bis 2013 Staatsschulden in dreizehnstelliger Höhe.

      New York - Sogar wenn die US-Wirtschaft sich in den nächsten fünf Jahren stark erholen würde, könnte das Hauhaltsdefizit in den restlichen Jahren dieses Jahrzehnts weiter ansteigen, hat das unabhängige "Congressional Budget Office" errechnet.
      Dies wäre ein scharfer Kontrast zu den Haushaltsprognosen der Bush-Regierung, berichtet die "New York Times". Das Weiße Haus hatte zwar ein Rekord-Haushaltsdefizit von 475 Milliarden Dollar für das nächste Jahr vorhergesagt, hatte jedoch versichert, dass danach die Staats(neu)verschuldung wieder deutlich sinken werde.

      Das war wohl eine ungemein optimistische Prognose. Statt zu sinken, könnte das Defizit weiter ansteigen, heißt es in dem Report des Haushaltsbüros - und zwar in den nächsten zehn Jahren auf die unvorstellbare Summe von 5,8 Billionen Dollar. (Waaaaahhhhhhnnnnnnsssssiiiiiiinnnnnnnnnn :eek: Das wär in etwa so viel wie die gesamte heutige Verschuldung der USA.)

      Das wollte US-Präsident George W. Bush so nicht stehen lassen. Kaum war die Prognose erschienen, ging das Weiße Haus schon zum Gegenangriff über. Derartige Prognosen seien viel zu spekulativ, als dass man sie ernst nehmen könnte. Überhaupt sei es offenkundig, dass langfristige Haushaltsvorhersagen schon immer überaus ungenau gewesen seien.

      Ganz im Gegenteil, findet die "New York Times". Der Horror-Prognose lägen sogar äußerst vorsichtige Annahmen zu Grunde. Sie gehe davon aus, dass die US-Konjunktur in der Tat im nächsten Jahr ansteigen und sich im Rest des Jahrzehnts konsolidieren werde. Doch die Gründe für die drohende Mega-Verschuldung lägen anderswo: in den Reformgesetzen von Bush & Co.

      Da wären etwa die von Bush durch den Kongress gepeitschten Steuersenkungen: Diese erleichtern den US-Staat über zehn Jahre hinweg um nicht weniger als 1,5 Billionen Dollar. Da wäre das neu aufgelegte Arzneimittelprogramm für Senioren, das Republikaner und Demokraten gemeinsam beschlossen haben und das bis 2013 etwa 400 Milliarden Dollar kosten wird. Und dann will die Bush-Regierung die Regelung abschaffen, dass US-Bürger bei gestiegener Inflation und gleich bleibendem Realeinkommen trotzdem höhere Steuern zahlen mussten. Kostenpunkt: weitere 400 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren.

      "Diese Zahlen zeigen uns, dass der Präsident uns in ein tiefes, dunkles Haushalts- und Schuldenloch führen wird, aus dem sich viele künftige Generationen werden befreien müssen", sagte der führende Demokrat im Senats-Haushaltsauschuss, Kent Conrad.

      "Schrecklich, schrecklich falsch", sei die Prognose, wütete dagegen der Sprecher des Weißen Hauses Trent Duffy. Doch dass die Zahlen in die richtige Richtung weisen, zeigte schon eine Haushaltsprognose der Analysten von Goldman Sachs, die für die nächsten zehn Jahre einen Schuldenberg von 4,5 Billionen Dollar vorhergesagt hatten. Auch demokratische Kongressmitglieder haben in jüngster Vergangenheit immer wieder ähnliche Zahlen genannt.

      Dazu kommt, dass niemand die Kosten für die Stationierung von US-Truppen im Irak und in Afghanistan in den nächsten fünf Jahren beziffern kann. Da ticke eine Zeitbombe, befürchten Experten.



      .........................


      Steigende Haushaltsdefizite=> der Staat besorgt sich mehr Geld auf dem Kapitalmarkt=> höhere Kreditnachfrage auf dem Kapitalmarkt=> steigende Zinsen=> sinkende Anleihekurse= FALLENDE AKTIENINDIZES !!! :D


      H_S:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 28.08.03 00:34:03
      Beitrag Nr. 3.720 ()
      Böser Kommentar von den St. Gallener Gnomen (schon etwas älter: 18.08.)
      http://www.wegelin.ch/xfer/print/pub/kom/kom_224de.pdf
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 16:31:15
      Beitrag Nr. 3.721 ()
      Dollarerholung kann nicht von Dauer sein

      von Daniel Denning

      Eric Fry ist in Urlaub – deshalb übernehme heute ich seinen Part. An der Wall Street haben General Motors (GM) und Ford 1,5 % und 3 % zugelegt. Mr. Fry nennt diese beiden Titel "heimliche Finanztitel", denn beide Aktien sind überraschend sensitiv gegenüber den Zinssätzen, entweder wegen ihren riesigen Schuldenbergen oder wegen ihrer Abhängigkeit vom Konsumentenkreditmarkt.

      Dennoch hat Ford seit dem 11. März erstaunliche 76 % zugelegt. Seit Mai 2002 ist Ford der Prügelknabe unter den Automobilaktien. Selbst bei aktuell 11 Dollar notiert die Aktie immer noch 36 % unter dem Stand von Mai 2002 (18 Dollar). Aber mit einem Schulden-zu-Eigenkapital-Verhältnis von 20,96 (verglichen mit einem Industrie-Durchschnitt von 2,92) ist die Aktie kein Kauf. Auch wenn die Autoverkäufe in den USA im Juli insgesamt um 5,5 % gestiegen sind.

      Und warum soll man sich über "heimliche Finanzaktien" Sorgen machen, wenn es so viele Aktien gibt, die offensichtlich Probleme haben ... wie die US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac? Aber vielleicht sind bei denen die Probleme ZU offensichtlich, als dass man von den Problemen der beiden mit dem Kauf eines Put-Optionsscheins (der bei fallenden Kursen des Basiswertes steigt) profitieren könnte.

      Der Schlüssel für die Kursentwicklung der (heimlichen) Finanzaktien sind die Zinsen. Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen ist auf 4,47 % gestiegen. Auch die Rendite der 30jährigen Anleihen ist gestiegen.

      In den letzten Tagen hatten sich die Anleihenkurse etwas erholt, was bedeutet, dass die Renditen etwas gesunken sind. Aber diese Erholung bei den Anleihenkursen wird nur temporär sein – denn der Dollar hat immer noch Probleme. Er hat zwar gegenüber dem Euro wieder deutlicher zugelegt, aber nicht gegenüber dem Gold, das weiter angezogen hat.

      Selbst der Internationale Währungsfonds IWF macht sich Sorgen wegen der Entwicklung des Dollarkurses. Reuters berichtet von der Vorlage für einen IWF-Report, in der es heißt: "Der IWF sieht weiteres Abwertungspotenzial für den Dollar, angesichts des hohen amerikanischen Leistungsbilanzdefizits." Das ist noch keine Panik gegenüber dem wichtigsten Schuldner der Welt ... aber da die US-Defizite (Haushaltsdefizit, Leistungsbilanzdefizit, Konsumenten) auf Rekordhöhe stehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bevor die Gläubiger merken, dass ihre in Dollar vergebenen Kredite nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind.


      Das letzte Hurrah vom US-Immobilienmarkt

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      *** "Das letzte Hurrah vom Immobilienmarkt", so eine Schlagzeile bei CNNMoney. Sie wissen, dass ich davon ausgehe, dass die Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt kurz vor dem Platzen steht. Die CNNMoney-Schlagzeile scheint das Gleiche zu implizieren. Was steht in dem Artikel von CNNMoney?

      "Obwohl das Einkommen der Haushalte langsam und stetig gewachsen ist, trotz der längsten Schwäche am Arbeitsmarkt seit dem Zweiten Weltkrieg – kann das nicht mithalten mit dem abrupten Anstieg der Hypothekenzinsen, die vom 42 %igen Renditeanstieg bei den 10jährigen US-Staatsanleihen seit Mitte Juni mitgezogen wurden. Wenn die Löhne nicht mit den Zinsen mithalten können, dann werden sich Neukäufer einfach `weniger Haus` für ihr Geld leisten können, was Druck auf die Nachfrage ausübt ..."

      Und die Blase platzt. "Wenn das passiert, dann wird es eine Menge wütender Leute geben", hatte ich gestern noch geschrieben.

      *** Der chinesische Yuan wird ein "wichtiges Geschäftsthema", so eine andere Schlagzeile der New York Times. Die Wut in Amerika steigt, so die Zeitung. Denn:

      Seit der Yuan an den Dollar gebunden ist, ist das amerikanische Defizit im Handel mit China explodiert. Während sich die chinesischen Exporte in die USA von 1995–1997 auf 125 Mrd. verdoppelt haben, sind die amerikanischen Exporte nach China im gleichen Zeitraum um kaum 6 Mrd. Dollar gestiegen. Jetzt steht das Defizit im bilateralen Handel bei über 100 Mrd. Dollar pro Jahr.

      "Wir können mit den niedrigen Arbeitskosten Chinas in Wettbewerb treten", so ein Plastikhersteller aus Pennsylvania, "und wir können es mit ihnen aufnehmen, wenn sie nach den Regeln spielen. Aber wir können nicht mit ihnen in Wettbewerb treten, wenn sie einen 20 bis 40 %igen Währungsvorteil haben."

      Das ist genau die Stimmung, auf die unseriöse Politiker bei der nächsten Wahl setzen werden ... und daraus kann nichts Gutes werden. Man kann mit einem Anstieg von protektionistischen Vorschlägen von US-Kongressabgeordneten rechnen, die China auf einem Globus noch nicht einmal finden würden.

      Wenn das zwanzigste Jahrhundert ein Modell für das laufende Jahrhundert ist, dann werden wir als erstes Handelskriege sehen ... und dann richtige Kriege. China ist doch ein zumindest genauso guter Gegner für die USA wie al Quaeda, oder?

      Mein Freund und Kollege Porter Stansberry schätzt, dass der chinesische Yuan um 40 % unterbewertet ist. Und wenn US-Finanzminister John Snow Erfolg hat und die Chinesen zu einem freien Floaten ihrer Währung überreden kann, dann gibt es mehrere Wege, davon zu profitieren. Mehr dazu demnächst.

      *** Sie werden froh sein zu hören, dass Bill Bonner seinen Sohn Jules erfolgreich an der amerikanischen Schule in Paris angemeldet hat. Seinen Weg durch das französische Bildungssystem zu finden – oder auch nur durch die komplizierte Liga der ausländischen Schulen, die es hier gibt – ist nur eine der zahlreichen Freuden eines Familienlebens in Paris. Wir kennen noch ein paar andere, mit unterschiedlichem Grad an Entzückung.

      Paris ist ein guter Ort für einen Besuch. Aber es ist ein noch besserer Platz, um dort zu leben.

      Die Stadt der Lichter zeigt ihre offensichtlichen Vorzüge den Touristen ... so wie man auf dem Land in Frankreich von den Weinanbaugebieten und den Schlössern begeistert ist. Aber die, die hier hinziehen, wissen, dass die wirkliche Schönheit – und Unperfektion – von Frankreich in den kleinen Dingen liegen.


      Die Suche nach Öl

      von John Myers

      Öl ist der größte gehandelte Rohstoff der Welt. Es liefert 95 % des Treibstoffs für Transporte und 40 % der wirtschaftlich genutzten Energie der Welt. Es ist außerdem die Basis für Tausende von Produkten und für die Nahrungsmittelproduktion.

      Während der globale Verbrauch weiterhin stetig steigt, gehen die Neuentdeckungen von Ölfeldern seit den 1960ern progressiv zurück. Die Herausforderung für Ölproduzenten ist die Tatsache, dass die Welt jedes Jahr das Dreifache der Ölmenge konsumiert, die in jedem Jahr neu entdeckt wird.

      "Die Zeit für eine rationale Antwort ist gekommen, auf die unausweichliche Realität, dass Öl begrenzt ist und dass die vorhandenen Reserven bald nicht mehr ausreichen werden, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen", schreibt Dr. Colin J. Campbell, ein Geologe für Öl im Londoner Oil Depletion Analysis Centre.

      Eine wachsende Zahl von Analysten prognostiziert, dass die globale Ölproduktion in der nächsten Dekade ihren Höhepunkt erreichen wird und von da an fallen wird, was zu höheren Energiepreisen mit großen wirtschaftlichen Konsequenzen führen wird.

      Da Gesellschaften aus den Sektoren Öl-Technologie und Öl-Dienstleistungen die Schlüssel für die der Welt verbleibenden Ölreserven halten, stehen sie meiner Meinung nach an der Spitze der Investmentkette. Und genauso wie das im Bereich "Software" vor 20 Jahren so war, kann man mit der Auswahl der Gewinner unglaubliche Investmentgewinne erzielen.

      Die Ölindustrie und die Gesellschaften, die ihr Dienstleistungen anbieten, haben die volle Unterstützung der Regierung. George W. Bush hat zu Beginn seiner Amtszeit angekündet, dass es eine der Prioritäten seiner Administration sein würde, die Nation mit einem sicheren Angebot an Energie zu versorgen. Der Präsident bestand darauf, dass ein Teil dieser Strategie die Maximierung der Produktion in Nordamerika sein würde.

      Diese Öldoktrin Washingtons wurde im Mai 2001 in einem Bericht (National Energy Policy report) veröffentlicht. Der Bericht schloss: "Amerika muss starke Beziehungen mit energieproduzierenden Nationen in unserer eigenen Hemisphäre aufbauen, die Aussichten für Handel, Investitionen und ein verlässliches Angebot verbessern ... Als Ergebnis davon werden die USA zunehmend von Importen von Erdgas und Öl aus Kanada abhängen."

      Das Finden von großen neuen Ölquellen ist ein großes Problem geworden. Ein Weg, sich die Kontrolle über Ölfelder zu erschließen, geht über Übernahmen. Im Mai 2001 kaufte die US-amerikanische Conoco die kanadische Gulf Canada Resources für 4,33 Mrd. Dollar; im August 2001 übernahm El Paso Energy für 228 Millionen Dollar die kanadische Velvet Exploration Ltd. Das sind nur zwei Beispiele für zahlreiche Übernahmen kanadischer Ölunternehmen durch US-amerikanische Gesellschaften.

      Aber obwohl das Aufkaufen von Ölreserven auf diesem Weg in den Bilanzen gut aussehen mag, wird dadurch zu den Ölreserven der Welt kein einziger Tropfen hinzugefügt. Das kann man nur durch die Erschließung neuer Ölquellen erreichen. Nach Jahren der fallenden Budgets für die Erschließung neuer Ölquellen suchen die Ölgesellschaften jetzt wieder aggressiv nach neuen Reserven.

      Laut einer Umfrage aus diesem Jahr wird Kanada dieses Jahr den Pfad für Erschließungs- und Entwicklungsausgaben im Energiesektor vorgeben. Laut den Investmentbankern von Friedman, Billings, Ramsey & Co. werden sich die Ausgaben in den USA für Erschließung und Entwicklung um gerade einmal 0,2 % auf 32,08 Mrd. Dollar erhöhen, während es in Kanada ein Plus von 12 % auf 11,9 Mrd. Dollar geben wird.

      Die Ölindustrie ist optimistischer als die amerikanische Regierung, was die Chance für das Entdecken neuer Erdöl- und Erdgasvorkommen angeht. Lassen Sie mich darlegen, in was für einen Energiesumpf die US-Regierung ihr Land gebracht hat.

      Im Juni schrieb der amerikanische Energieminister Spencer Abraham, dass es laut der Einschätzung seines Ministeriums "nur begrenzte Möglichkeiten" gäbe, um das Energieangebot in den nächsten 12–18 Monaten zu erhöhen. Er machte sich Sorgen über niedrige Lagerbestände und hohe Sommernachfrage, was die Lagerung für den nächsten Winter begrenzen würde.

      Natürlich hat die US-Regierung Grund genug, sich wegen des Öls Sorgen zu machen. Der Mittlere Osten, wo 2 Drittel der weltweiten Erdölreserven liegen, bleibt weiterhin ein übles Durcheinander.

      Die US-Truppen eroberten Anfang April Bagdad. Seitdem sind die Bemühungen, die irakische Ölförderung wieder aufzunehmen, durch Plünderungen, Sabotage und technische Probleme verzögert worden. Das Wall Street Journal dazu: "Wiederholte Angriffe drohen, die amerikanischen Bemühungen, die Bevölkerung des Irak zu pazifisieren, scheitern zu lassen. An Bagdader Tankstellen sind lange Schlangen wieder ein normaler Anblick geworden, und die Fahrer warten Stunden, um ihre Autos vollzutanken, zu Preisen, die immer noch höher sind als vor dem Krieg."

      Im Juni explodierten zwei irakische Ölpipelines – und das war wohl kaum der letzte Anschlag der im besetzten, aber nicht eroberten Irak stattgefunden hat. Die erste Explosion führte zum Ausfall einer Schlüssel-Pipeline 150 Kilometer westlich von Bagdad. Die zweite Pipeline führte Rohöl nach Syrien.

      Auch Saudi Arabien – das Land hält ein Drittel der weltweiten konventionellen Ölreserven – hat mittlerweile Terrorismus erlebt.

      Das größte Erdöl-Terminal der Welt, Saudi Ras Tanura, war einst ein Punkt, an dem Touristen Halt machten. Heute wird diese Anlage, die 4,5 Millionen Barrel pro Tag fördert – die Hälfte der britischen Erdölproduktion – von Elite-Sicherheitstruppen bewacht. Die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen folgen einer Serie von Anschlägen von Extremisten im Land, darunter im Juni eine Schießerei zwischen al Quaeda-Mitgliedern und der Polizei in der heiligen Stadt Mekka.

      Aber Sicherheitsmaßnahmen allein reichen nicht in dieser Wüstennation, in der fast soviel Öl wie Trinkwasser vorhanden ist. Ein Ölingenieur im Ruhestand, der fast 30 Jahre in Saudi Arabien gearbeitet hat, hat mir erzählt, dass es einfach zu viele Punkte im Land gibt, an denen eine Bombe den Fluss von saudischem Öl unterbrechen könnte. Al Quaeda versteht, dass Erdöl die Achillesferse der USA ist. Im Juni warnte der US-Geheimdienst, dass al Quaeda Erdöl-Anlagen und Pipelines in Texas ins Visier nehmen könnte. Ironischerweise wäre eine Attacke auf Texas für die USA strategisch weniger gefährlich als eine Attacke auf Saudi Arabien.

      Im letzten April importierten die USA den Rekord von 12,3 Millionen Barrel pro Tag, fast 6 % mehr als im April 2002. Gleichzeitig geht die amerikanische Erdölproduktion zurück. Derzeit werden in den USA 5,8 Millionen Barrel pro Tag produziert – das Topp war 1970 mit 11,3 Millionen Barrel pro Tag erreicht. In den letzten paar Jahren ist die amerikanische Erdölproduktion um 4 % pro Jahr zurückgegangen.

      Aber neue Technologien versprechen nicht nur, dass sie neue Öl- und Gasvorkommen entdecken – sondern auch, dass sie die Fähigkeit haben, neue Hydrokarbone aus verlassenen Ölfeldern aussondern können. Wie wichtig ist diese Bemühung? Eine Studie aus dem Jahr 1995 zeigte, dass in den USA von 1983 bis 1992 ungefähr 85 % – oder 20 Mrd. Barrel – der nachgewiesenen Ölreserven aus alten Ölfeldern kamen.

      Um altes Öl zu neu zu entdecken und neues Öl zu entdecken hat sich die Ölindustrie mit neuen Technologien bewaffnet. Die großen Ölgesellschaften wetten darauf, dass sie den Rückgang der amerikanischen Erdölproduktion umkehren können und die kanadische Produktion erheblich steigern können. Wenn sie damit erfolgreich sind, dann werden die Gesellschaften, die technologische Dienstleistungen im Erdölsektor erbringen, erheblich davon profitieren.


      ............................
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 16:39:23
      Beitrag Nr. 3.722 ()
      Schlechte News für Bullen.............


      ...


      US/Index Uni Michigan August (2. Umfrage) 89,3 (PROG: 90,6)

      New York (vwd) - Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA ist im August nach den Ergebnissen der zweiten Umfrage auf 89,3 gesunken. Nach der ersten Befragung hatte sich ein Stand von 90,2 ergeben, im Juli hatte sich der Wert nach den Ergebnissen der zweiten Umfrage auf 90,9 belaufen. Von vwd befragte Ökonomen hatten den Indexstand für die erste August-Erhebung im Mittel ihrer Prognosen hingegen bei 90,6 erwartet.

      Die Komponente für die Erwartungen verringerte sich auf 82,5 (erste August-Umfrage: 83,6; zweite Juli-Umfrage: 83,7), teilten am Freitag Abonnenten mit, denen die Universität ihre Erhebungen zur Verfügung stellt. Der Subindex für die Einschätzung der aktuellen Lage wurde mit 99,7 (erste August-Umfrage: 100,5; zweite Juli-Umfrage: 102,1) angegeben.

      vwd/DJ/29.8.2003/jej


      ..................
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 16:53:59
      Beitrag Nr. 3.723 ()
      Die Rückkehr der Inflation

      Von Dirk Harbecke

      Galoppierende Rohstoffpreise

      Mit Blick auf die vergangenen Wochen muss ich eingestehen, dass Alan Greenspan mit seinen übertriebenen Warnungen vor einer Deflation durchaus Wirkung erzielt hat. Die Börsianer denken nicht im Geringsten daran, sich dem eigentlichen, von der US-Notenbank mitverschuldeten Problem der kommenden Monate zu widmen: Der Rückkehr der Inflation!

      Die anschleichende Inflation wird vor allem durch die expansive Geldpolitik Greenspans und die stetig steigenden Rohstoffpreise getrieben. Die US-Notenbank hat allein in der vergangenen Woche die Geldmenge M3 um 49,9 Milliarden US-Dollar ausgeweitet. Auf das Jahr hochgerechnet, ergibt das einen Zuwachs von mehr als 2.500 Milliarden Dollar beziehungsweise rund einem Viertel des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP). In den vergangenen Jahren war die Geldmenge M3 "nur" mit einer Jahresrate von rund 1.000 Milliarden Dollar gestiegen. Gerade im Bereich der Geldanlage machen sich die Finanzspritzen bemerkbar. Die Liquidität, die derzeit noch in Geldmarktfonds geparkt ist, will investiert werden. So stürzen sich die Anleger wie in den besten Tagen der New Economy auf "wahre Schnäppchen", zum Beispiel die Intel-Aktie: Der Börsenwert des Chip-Riesen sprang am vergangenen Freitag innerhalb von Minuten um 17 Milliarden Dollar, weil die Umsatzprognosen für das laufende Quartal leicht angehoben wurden – bei gleichzeitiger Warnung, dass ein dauerhafter Aufschwung noch nicht in Sicht sei.

      Bei all der Euphorie übersehen die Börsianer nur zu gerne die lauernden Gefahren von Seiten der Rohstoffe. Der CRB-Index klettert seit Monaten munter in Richtung neuer Höchststände und belastet dadurch nicht nur die Produktionskosten der Unternehmen, sondern auch die Portemonnaies der Konsumenten. Das beste Beispiel ist der Benzinpreis in den USA, der seit Anfang Juli um 25 Cents gestiegen ist – der größte Zuwachs überhaupt in einem solch kurzen Zeitraum. Was nebensächlich klingt, hat in Wahrheit gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft: Jeder Cent Preisanstieg führt zu Mehrausgaben von 1 Milliarde Dollar für die Verbraucher – Geld, das an anderer Stelle, nämlich beim Konsum, fehlt. Summiert ergibt sich so ein Wert von 25 Milliarden Dollar. Die Folge ist, dass das annualisierte Wirtschaftswachstum der USA im dritten Quartal bei unveränderten Spritpreisen um einen ganzen Prozentpunkt niedriger ausfallen könnte. Welche Auswirkungen ein schwächeres Wachstum hat, zeigte der Blick zurück ins zweite Quartal: Trotz eines BIP-Plus von 2,4 Prozent wurden 170.000 Arbeitsplätze abgebaut!

      Geschönte Statistiken

      Bei diesen Rahmenbedingungen überrascht es auf den ersten Blick, dass die gemeldete Inflationsrate in den USA nur bei 1 bis 2 Prozent liegt. Beschäftigt man sich aber etwas genauer mit der Art der Inflationsmessung, wird einiges klar: Die Amerikaner arbeiten mit verschiedenen, in Europa nicht verwendeten statistischen Anpassungen, die die Inflation herunterrechnen und somit das reale Wirtschaftswachstum erhöhen. So werden etwa Qualitätsverbesserungen als preismindernd eingestuft und teurer werdende Lebensmittel durch andere ersetzt, weil die Statistiker die Möglichkeit der Substitution einplanen. Wenn Fleisch zu teuer wird, essen die pfiffigen Verbraucher nur noch Fisch, so die Erklärung. Weil die Realität anders aussieht, liegt die "gefühlte Inflation" mehreren Untersuchungen zufolge bei gut 5 Prozent.

      Kontinuierliche Preissteigerungen, depressive Grundstimmung, anhaltende Arbeitslosigkeit und hohe frei Kapazitäten – dies sind erste Merkmale einer Stagflation. Zugegeben: Konsumenten und Unternehmen bewerten ihre Zukunft langsam wieder optimistischer, die gegenwärtige Lage aber nach wie vor nicht. Was geschieht, wenn das Prinzip Hoffnung erneut scheitert? Unter Einberechung einer realistischeren Inflationsrate ist das reale US-Wirtschaftswachstum bereits negativ, die Unternehmensgewinne fallen seit Jahren, die Zahl der Beschäftigten sinkt rapide. Die amerikanische Notenbank muss die Illusion einer wirtschaftlichen Erholung fördern und hoffen, dass die Märkte ihr glauben. Sonst wird die finale Lebensaufgabe Alan Greenspans die Bekämpfung der Stagflation.


      ....................
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 17:24:28
      Beitrag Nr. 3.724 ()
      USA hängen Europa dramatisch ab

      Amerika zieht der EU wirtschaftlich weiter davon. Heimische Experten sehen aber keinen Grund, das US-System zu kopieren.

      Alpbach (and). Die Wirtschaftsleistung der Amerikaner (Bruttoinlandsprodukt pro Kopf) liegt nach jüngsten Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts um satte 40 Prozent über der der EU-Bürger. Der Abstand vergrößert sich trotz aller von der EU proklamierten Aufholjagden noch. Und in allen Hochtechnologiesektoren - mit Ausnahme der Mobiltelefonie - haben die Amerikaner die Nase vorn.

      Wenn sich die Wirtschaftsgespräche des Europäischen Forum Alpbach den ökonomischen Gegensätzen zwischen Europa und den USA widmen, so wie am Donnerstag, dann werden die Samthandschuhe trotz dieser ernüchternden Fakten freilich schnell abgelegt.

      Auf dem alten Kontinent sieht man nämlich im diversen Marktversagen der letzten Jahre jenseits des großen Teichs gerne eine Bestätigung für die Vorzüge der in Europa gelebten Kombination marktwirtschaftlicher und sozialer Faktoren. Dass in New York gelegentlich die Lichter ausgehen und Konzernbilanzen manchmal Fantasiegebilden gleichen ist für den Star-Publizisten und früheren "Zeit"-Herausgeber Theo Sommer der sichere Beweis dafür, "dass der totale Staatsrückzug ins Chaos führt".

      Und auch wirtschaftsliberale Denker wie Industriellenvereinigungs-Präsident Peter Mitterbauer und Investkredit-Chef Wilfried Stadler hielten sich in ihren Beiträgen nicht mit Kritik am Kapitalismus amerikanischer Prägung zurück: Das kurzfristige Share-Holder-Value-Denken verhindere eine nachhaltige Unternehmensentwicklung, meinten die beiden österreichischen Manager bei einem vom Wirtschaftsinstitut Austria Perspektiv in Alpbach mitveranstalteten Symposium, bei dem "Die Presse" als Medienpartner fungiert.

      Unmissverständlich sprach Industriellenpräsident Mitterbauer zudem die umwelt- und sozialpolitischen Defizite der USA an und vertrat die These, dass die "Qualitätsunterschiede im Ausbildungssystem die soziale Spaltung perpetuieren". Die dominante These in Alpbach war: Europa habe es nicht notwendig, das amerikanische System zu kopieren und solle selbstbewusster auftreten und die eigenen Vorzüge ins Rampenlicht stellen.

      Dass eine Deutsche Bank das US-Bilanzmodell US-GAAP übernehme, darin sieht Stadler das beste Beispiel "europäischer Selbstzerknirschung nach österreichischem Vorbild: Diese Unterwürfigkeit gegenüber anderen Kulturen würde den Amerikanern nie einfallen", erklärte der Banker. Kann Europa den USA also wirtschaftlich das Wasser reichen, wie Sommer dies behauptet? Ist der alte Kontinent nur in der Darstellung, nicht aber gemessen in der tatsächlichen Leistung unterlegen?

      Die nackten Zahlen sagen nein. Die USA liegen beim Pro-Kopf-Einkommen (Wirtschaftsleistung pro Kopf), dem gängigsten Kriterium für die Erhebung des Wohlstandes, um stattliche 40 Prozent vor Europa, wie Karl Aiginger, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut dokumentierte. Dieser Abstand ist seit Jahrzehnten nahezu unverändert. Begründet wird die Differenz vor allem mit der höheren Beschäftigung in Amerika, die dort 80 Prozent ausmacht (in Europa sind es 67 Prozent).

      Aiginger wies auch darauf hin, dass von einem Aufholprozess des alten Kontinents weit und breit nichts zu sehen sei. Im Gegenteil: Bei der Produktivität haben die USA ihren ohnehin schon deutlichen Vorsprung in den letzten sieben Jahren noch einmal um die Hälfte vergrößert.

      Was vielleicht noch wichtiger ist: Von Aiginger zusammengestellte Zukunftsindikatoren lassen darauf schließen, dass Europa weiter ökonomisch zurückfallen könnte. Von 16 für die wirtschaftliche Entwicklung relevanten Faktoren wie Bildung, Forschung oder Handy- und Internet-Dichte haben die USA bei 14 die Nase vorn. Allerdings sind laut dem Wifo-Forscher die Absturz-Risken für die amerikanische Volkswirtschaft ebenfalls beträchtlich: Armut, ungleiche Einkommensverteilung, Analphabetismus, Obdachlosigkeit und Kriminalität bilden ein nicht zu unterschätzendes Drohpotenzial für die Prosperität. Auch aus dem Vorsprung im Umweltschutz könne Europa mittelfristig Kapital schlagen.
      Viele Experten sehen in der besseren Anpassungsfähigkeit der USA eine wichtige Ursache für die bessere Performance. Veränderungen gingen rasch von statten, weil man bereits sei, Firmen "umzubringen", wie der New Yorker Büroleiter des "Economist", Thomas Easton, darlegte. Das sei zwar schmerzhaft, aber notwendig. Dass ein unternehmerisches Scheitern nicht das Ende der Karriere bedeutet, ist auch in den Augen des Grazer Universitätsprofessors Manfred Prisching ein wichtiger Aspekt. Während in Europa Resignation eine weit verbreite Reaktion auf Niederlagen sei, dominiere in den USA der Glaube an die "zweite Chance".

      29.08.2003 Quelle: Print-Presse

      ................
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 18:00:34
      Beitrag Nr. 3.725 ()
      ...........Hier nachfolgend noch ein Chart zum Artikel von John Myers: "Die Suche nach Öl" aus meinem Posting#3719 von Harry_Schotter


      Rohölpreis fast auf 3jahres Hoch


      ......................
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 18:37:51
      Beitrag Nr. 3.726 ()
      Hier noch ein Knaller, der alle staatlichen Haushaltsfinanzprobleme in Deutschland und in den USA als belanglos in den Schatten stellt.........ACHTUNG !!!!!



      .....................


      29.08. 10:40

      Japan: Rekord-Neuverschuldung in 2004?

      Presseberichten zufolge müsse Japans Regierung zur Finanzierung der Hälfte des Haushalts im nächsten Jahr Staatsanleihen ausgeben – damit wird die Neuverschuldung erstmals über dem Volumen der Steuereinnahmen liegen. Die Regierung könnte sich gezwungen sehen, Staatsanleihen im Wert von 39 – 40 Billionen Yen auszugeben. Der Haushalt für das Geschäftsjahr 2004, das am 1. April 2004 beginnen wird, wird auf 86.46 Billionen Yen geschätzt, 5.7% mehr als noch im Vorjahr. Das Finanzministerium lehnte eine Stellungnahme zum jetzigen Zeitpunkt ab. Die Summen, die von den einzelnen Ministerien innerhalb der Budgetplanung für 2004 nachgefragt würden, sollen im kommenden Monat eingehen.

      (©BörseGo - http://www.boerse-go.de)



      .........................


      Noch einmal........die japanische Regierung muss vorraussichtlich für ihren Haushalt 2004 soviel neue Schulden aufnehmen, wie sie in dem gleichen Jahr insgesamt Steuern einnimmt !!!!

      In Deutschland nimmt Finanzminister Hans Eichel in diesem Jahr inetwa 3%-4%, im Bezug zu den gesamten Steuereinnahmen, zusätzlich als Schulden auf.(96%-97% Steuereinnahmen und zusätzlich 3%-4% Staatsneuverschuldung=> 100% Staatshaushalt)

      In Japan wird man zusätzlich, im Verhältnis zu den Steuereinnahmen, 100% neue Staatsschulden machen müssen!!!!
      (50% Steuereinnahmen und zusätzlich die gleiche Höhe an neuen Staatsschulden als 50% des Gesamthaushaltes=> 100% Staatshaushalt)



      Deutschland: 3%-4% Haushaltsnettoneuverschuldung
      Japan : 100% Haushaltsnettoneuverschuldung



      Wahnsinn, wenn das wahr wäre !!!!! :eek::eek::eek:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 29.08.03 18:50:33
      Beitrag Nr. 3.727 ()
      #3724 von Harry_Schotter

      Sorry, es muss natürlich richtig heißen: "Japan : 50% Haushaltsnettoneuverschuldung"


      H_S :D
      Avatar
      schrieb am 30.08.03 13:10:40
      Beitrag Nr. 3.728 ()
      Mahlzeit Harry :)

      In #3724 hast Du aber einiges durcheinander gewirbelt.

      Da steht:"Presseberichten zufolge müsse Japans Regierung zur Finanzierung der Hälfte des Haushalts im nächsten Jahr Staatsanleihen ausgeben – damit wird die Neuverschuldung erstmals über dem Volumen der Steuereinnahmen liegen. " Also die eine Hälfte des Haushaltsetat stammt aus der Besteuerung des BIP`s, die andere sind neue Schulden.

      Und weiter:" Die Regierung könnte sich gezwungen sehen, Staatsanleihen im Wert von 39 – 40 Billionen Yen auszugeben. Das sind etwa 400 Mrd. Euro. Bei 6500 Mrd. BIP etspricht die Neuverschuldung demnach 6%. Da liegt der Hans mit seinen 3,8 noch ganz gut im Rennen.

      Dann schreibst Du: "
      die japanische Regierung muss vorraussichtlich für ihren Haushalt 2004 soviel neue Schulden aufnehmen, wie sie in dem gleichen Jahr insgesamt Steuern einnimmt !!!!" Richtig!

      Und weiter:" In Deutschland nimmt Finanzminister Hans Eichel in diesem Jahr in etwa 3%-4%, im Bezug zu den gesamten Steuereinnahmen, zusätzlich als Schulden auf.(96%-97% Steuereinnahmen und zusätzlich 3%-4% Staatsneuverschuldung=> 100% Staatshaushalt)" Jetzt wird es aber falsch. Die 3%-4% Staatsneuverschuldung beziehen sich wie in Japan ebenfalls auf das BIP.

      Letztes Jahr 3,5% neue Schulden bei 2000 Mrd. BIP, entsprechen dann auch den absolut neuen Schulden von 75 Mrd.(Bund, Länder und Gemeinden) Bundeshaushalt 2003 bei ca. 250 Mrd., davon 75 Mrd aus. Schulden und 175 Mrd. aus Steuern. Die neuen Schulden machen also ca. 30% des Haushaltsetats aus. 2:0 für Hans.

      Gruß Trevenion
      Avatar
      schrieb am 30.08.03 15:03:26
      Beitrag Nr. 3.729 ()
      #3726
      "Die neuen Schulden machen also ca. 30% des Haushaltsetats aus. 2:0 für Hans."
      :laugh:
      Habe ich das richtig verstanden, fällt das BIP steigt
      automatisch die Neuverschuldung bzw. steigt das BIP fällt
      die Neuverschuldung, obwohl die Schulden in der Summe sich noch erhöhen könnten. Also ist doch eigentlich nur das Verhältnis Gesamthaushalt zur Neuverschulung relevant,
      zur Zeit ca 30 %, um zu vergleichen.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 30.08.03 15:47:38
      Beitrag Nr. 3.730 ()
      @#3726 von Trevenion

      Mahlzeit Trevenion :)


      Warum sollten sich die europäischen Konvergenzkriterien mit den 3% auf das Bruttosozialprodukt beziehen ???
      Nur in Bezug auf den Gesamthaushalt dürfen eigentlich die Beschränkungen Sinn machen.:confused:


      H_S(Etwas verwirrt)
      Avatar
      schrieb am 30.08.03 17:19:50
      Beitrag Nr. 3.731 ()
      Harry,

      das Ausmaß der Neuverschuldung wird immer im Verhältnis zu der Wirtschaftsleistung (BIP) gemessen. Und das überall.

      In den Maastrichter Stabilitätskriterien steht: Das öffentliche Defizit darf in der Regel nicht mehr als 3 Prozent des Bruttoinlands-produkts (BIP) betragen. Der Schuldenstand darf 60 Prozent des BIP in der Regel nicht übersteigen.

      Der BRD Gesamthaushalt beträgt ca. 250 Mrd. Euro. 3 Prozent davon sind 7,5 Mrd. Das reicht gerade mal für die Schnürsenkel der Bundesrat/tag-abgeordneten. :laugh:



      #3727 von nachgefragt


      fällt das BIP steigt automatisch die Neuverschuldung bzw. steigt das BIP fällt die Neuverschuldung Ja, sehr richtig.

      Fällt das BIP, aber bleibt der absolute Betrag der neuen Schulden gleich, so erhöht sich automatisch der prozentuale Wert der Schulden im Verhältnis zum BIP. Der Wert des BIP`s verändert sich nur sehr wenig, so das die Werte sich kaum Verändern.

      Gruß Trevenion
      Avatar
      schrieb am 30.08.03 17:35:54
      !
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      Avatar
      schrieb am 30.08.03 17:50:33
      Beitrag Nr. 3.733 ()
      Mistwerbung....:mad:

      Also nochmal


      .....


      @#3726 von Trevenion

      Du hast recht !!! Die deutsche Katastrophe ist ja noch schlimmer, als ich sie mir vorgestellt habe !!!
      All die überbordende Schuldenmacherei, nicht nur von Deutschland, sondern auch von den anderen europäischen Ländern, wird die Zinsen und die Inflation anheizen. Aus diesem Grund, solches zu verhindern, hatte man ja überhaupt erst die 3% Staatsneuverschuldungsobergrenze in Maastricht eingeführt. Das so eine Entwicklung nicht gut für Aktien- und Anleihekurse ist, kann sich jeder leicht denken.


      ..........
      Avatar
      schrieb am 30.08.03 18:46:26
      Beitrag Nr. 3.734 ()
      aus # 3730
      ..
      Gerhard Schröder will die Schuldenregeln des Europäischen Stabilitätspaktes aufweichen. Es gehe darum, den Pakt „in einer ökonomisch vernünftigen Weise“ zu interpretieren.
      :laugh: :laugh:

      Schulden sind wieder im kommen, siehe USA.
      Wer finanziert das und wie sind die Auswirkungen auf den Euro gegeüber dem Dollar?
      MfG
      Avatar
      schrieb am 30.08.03 19:17:54
      Beitrag Nr. 3.735 ()
      @3732 von nachgefragt

      Normalerweise geht das Kapital immer dort hin, wo die höchsten Renditen(Zinsen) winken.......und dementsprechend steigt dann auch in dem Land der Wert der jeweiligen Landeswährung.
      Also, hat zum Beispiel die USA die höchsten Zinsen, steigt der Wert des Dollars, weil die Marktteilnehmer ihre eigene Währung gegen den US-Dollar eintauschen, um zB. amerikanische Anleihen zu kaufen und so durch die erhöhte Nachfrage nach US-Dollars den Kurswert der amerikanischen Währung hochtreiben.


      ..........................................


      Buy in May and go in September away......... ;) ;) ;)















      H_S

      ..............
      Avatar
      schrieb am 31.08.03 20:58:06
      Beitrag Nr. 3.736 ()
      Ich bin bisher stiller Leser dieses Threads, mit steigendem Interesse! Mich würde interessieren, was von dem folgenden Verlaufsszenario gehalten wird, das davon ausgeht, dass der normale Kleinanleger gelinkt werden soll:
      ein erstaunlich guter September, eventuell mit neuen Höchstständen bei diversen Indizes. Im Herbst, dort steigen die Kurse traditionell, dann Distribution, d.h. Abverkauf der Instititutionellen zu Höchstkursen, wenn man die Masse endlich wieder so weit hat, das eigene Geld in Aktien zu stecken und danach eine Konsolidierung, die aber irgendwann im Frühjahr noch vor dem Erreichen von neuen Tiefs beendet wird (als Zeichen für die Aufwärtsbewegung eben kein lower low), um die Indizes hin zu den US-Wahlen nach oben zu ziehen.
      Die Bush-Administration wird m.E. alles Erdenkliche tun, um ein Einbrechen der Indizes vor den Wahlen zu verhindern, incl. einer neuen Rekordverschuldung - natürlich nur temporär, um die Delle auszugleichen. Was nach dem Herbst 2004 kommt, könnte ein erster Teil der Rechnung sein, die sich für die gegenwärtigen Machthaber nicht direkt negativ auswirkt! Dazu sollte die Erkenntnis gehören, das es sich bei der zwischenzeitlichen Episode um eine sehr fiese Bärenmarktrallay gehandelt hat!

      Gruss Peter
      Avatar
      schrieb am 31.08.03 21:18:49
      Beitrag Nr. 3.737 ()
      Die Börsen in einem anderen Licht ?!

      auf dem Thread hier geben sich ja einige schöne Mühe, auch die wirtschaftlichen Hintergründe der Börse zu beleuchten. Ich habe im Rahmen einer längeren Analyse versucht, die wirtschaftliche Entwicklung in USA von 1962 bis 2002 vor dem Hintergrund ihres Einflusses auf die Börsen darzustellen, um daraus Schlüsse auf die in den kommenden Jahren zu erwartende Entwicklung der Börsen ziehen zu können.

      Könnte in die laufende Diskussion hier passen:

      http://www.angelfire.com/indie/culmus/Die_B_rsen_in_einem_ne…

      Viel Spass,

      Culmus
      Avatar
      schrieb am 01.09.03 09:13:15
      Beitrag Nr. 3.738 ()
      @PeterHa,

      sicher wird (zzt./immer noch) versucht, den `normalen Kleinanleger zu linken`, und das ist (und war) gewiss nicht auf Aktien beschränkt. Daraus Prognosen abzuleiten, ist allerdings spekulativ, schon weil nicht klar ist, wie lange sich die Leute linken lassen, wann das Fass überläuft.

      Abverkauf der Instititutionellen zu Höchstkursen, wenn man die Masse endlich wieder so weit hat, das eigene Geld in Aktien zu stecken
      Dafür ist (imo) zu viel Vertrauen zerstört worden, und Vertrauen zu schaffen ist ein zeitintensiver Prozess, der zudem mit Sicherheit mehr bedarf als unter fragwürdigen Umständen steigender Kurse. Natürlich steigt das Intereresse mit steigenden Kursen, aber dass wird wohl bei weitem nicht ausreichen, um erlebte Dimensionen nach nur 3 oder 4 Jahren zu wiederholen, die Umsätze (denen ein großer Teil Shorteindeckungen zuzuschreiben ist) bei signifikant gestiegenden Kursen in den letzten Monaten geben Beleg dafür.

      Zudem ist auch die Frage, ob denn Institutionelle noch so große Aktienbestände haben. Zumindest in D ist der Aktienmarkt weitgehend deinstitutionalisiert, lässt man die Fonds mal außen vor. Apropos: Die werden erst verkaufen (müssen), wenn die `normalen Kleinanleger` ihre Fondsanteile verkaufen. Die haben sich durch die Baisse bisher dazu insgesamt kaum bewegen lassen, und werden sich dann wohl kaum bei steigenden Kursen dazu bewegen lassen, zumal die allermeisten Fondsanleger tatsächlich langfristig orientiert sind.

      Ich erwarte für die Major Indices bis auf weiteres eher ein mfr. relativ volatiles Seitwärtsszenario (geprägt »nur« von institutionellem Hin und Her), wie es @Culmus in seiner Studie [@Culmus: Sehr gut, Kompliment!] avisiert. Möglich, dass das auf die US-Wahlen getimt wird, was vorübergehend schwächere Börsen (über eine technisch naheliegende ca. 10-%-Korrektur hinaus) eher im kommenden Frühjahr als in diesem Herbst, kurz vor dem (für alle) wichtigen Weihnachtsgeschäft, erwarten läßt. Viele haben die Lows im Frühjahr verpasst, und auch von daher liegt es nahe, dass man nächstes Jahr rechtzeitig günstige Einstände generieren will, um nicht für länger dumm da zu stehen. Was nach 2004 passiert, ist freilich noch spekulativer, aber die `Rechnung` ist zweifelsohne und bleibt wohl offen.

      investival
      Avatar
      schrieb am 01.09.03 09:21:45
      Beitrag Nr. 3.739 ()
      Arbeitslosigkeit: Die Hoffnungen auf den August sind zerbröselt


      Die ersten Anzeichen einer leichten Konjunkturbelebung schlagen sich bisher nicht auf dem deutschen Arbeitsmarkt nieder. Nach Berechnungen von Experten ist die Zahl der Arbeitslosen im August noch einmal leicht gestiegen.


      Nürnberg - Mit 4,370 Millionen lag sie um rund 18.000 höher als im Juli, berichteten Vertreter von Wirtschaftsforschungsinstituten am Donnerstag. Der Vorjahresabstand habe sich damit auf mehr als 350.000 vergrößert.
      Entgegen dem Trend der Vorjahre läge die Zahl der Arbeitslosen im August damit deutlich höher. In den zurückliegenden sechs Jahren war die Zahl der Erwerbslosen im Schnitt um 15.000 gesunken. Allerdings werde die Lage wegen der späten Sommerferien in den drei bevölkerungsreichsten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr etwas verzerrt, gaben die Fachleute zu bedenken. Die offiziellen Zahlen für August legt die Bundesanstalt für Arbeit am 4. September vor.

      Mit zusätzlichen Unsicherheiten seien derzeitige Prognosen wegen der seit Monaten laufenden statistischen Bereinigungen der Bundesanstalt behaftet, erklärte der Arbeitsmarkt-Experte des Kieler Weltwirtschaftsinstituts, Rainer Schmidt. Auch der wachsende Druck der Arbeitsämter im Rahmen des Job-Aktiv-Gesetzes und der Hartz-Reformen machten Voraussagen immer schwieriger.

      Die Auswirkungen der jüngsten Arbeitsmarkt-Reformen machten derzeit auch Prognosen darüber schwer, ob die Erwerbslosigkeit im kommenden Winter die Fünf-Millionen-Grenze erreichen wird. "Bei der jetzigen Konjunkturlage muss man eigentlich davon ausgehen. Sollten die Aktivierungsbemühungen der Arbeitsämter aber greifen, werden die fünf Millionen wohl nicht erreicht", meinte Schmidt. "Wir werden aber auf jeden Fall in die Nähe dieser Grenze kommen", schätzt der Experte.

      Im Juli waren in Deutschland 4,352 Millionen Menschen arbeitslos - 94.500 mehr als im Juni und 305.000 mehr als im Jahr davor. Die Arbeitslosenquote kletterte von 10,2 auf 10,4 Prozent. In Westdeutschland waren 2.734.500 Menschen arbeitslos (plus 71.400), im Osten 1.617.500 (plus 23.100). Erstmals seit zwei Monate war auch die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen wieder gestiegen - und zwar um 7000 auf 4,408 Millionen. Dies weist nach Experten-Einschätzung auf die unvermindert schwierige Lage am Arbeitsmarkt hin.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,263288,00.html
      Avatar
      schrieb am 01.09.03 09:23:53
      Beitrag Nr. 3.740 ()
      Mehr als 100.000 Scheinarbeitslose aufgeflogen

      Es ist schwerer geworden, die Arbeitsämter zu betrügen. Bundesweit fahnden 3000 Mitarbeiter nach Leistungsmissbrauch.

      Die deutschen Arbeitsämter kommen immer mehr Scheinarbeitslosen auf die Schliche. Als Folge strengerer Überprüfungen hätten Mitarbeiter in diesem Jahr deutlich mehr Fälle von so genanntem Leistungsmissbrauch aufgedeckt, berichtete eine Sprecherin der Bundesanstalt für Arbeit am Donnerstag. Dabei hätten die Betroffenen Arbeitslosengeld oder -hilfe kassiert, obwohl sie regulär beschäftigt waren.

      Nach ihren Angaben haben im ersten Halbjahr 2003 mehr als 113.000 Männer und Frauen zu Unrecht Geldleistungen von den Arbeitsämtern bezogen. Im vergangenen Jahr seien es zu diesem Zeitpunkt knapp 84.000 gewesen. Für das Gesamtjahr 2003 erwartet die Bundesanstalt rund 225.000 Fälle von Leistungsmissbrauch. Im gesamten vergangenen Jahr seien es rund 185.161 gewesen.

      „Wir prüfen zielgerichteter als früher“, begründete die Sprecherin die gestiegene Zahl der Fälle. Bundesweit sind rund 3000 Mitarbeiter mit so genannten Arbeitsmarktinspektionen erfasst.

      (sueddeutsche.de/dpa)
      Avatar
      schrieb am 01.09.03 09:27:54
      Beitrag Nr. 3.741 ()
      Die Studienfreudigkeit steigt wieder


      Wiesbaden/Hannover (AP)Angesichts von Massenarbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel wird das Hochschulstudium offenbar wieder attraktiver. Nachdem die Studierfreudigkeit in den 90er Jahren stetig gesunken war, zieht es jetzt wieder mehr Schulabgänger an Universitäten und Fachhochschulen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Umfrage der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) ergab.

      Auch schlossen mehr Studenten ihr Studium erfolgreich ab: Ihre Zahl legte laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2002 im Vorjahresvergleich um 0,2 Prozent zu. Bei ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen war jedoch ein deutlicher Rückgang der Absolventenzahlen zu beobachten.

      Der Umfrage zufolge strebten im vergangenen Jahr 69 Prozent der studienberechtigten Schulabgänger einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss an. Zusammen mit denjenigen, die sich für eine Ausbildung an Verwaltungsfachhochschulen oder Berufsakademien gewählt haben, liegt die Studierquote sogar bei drei Vierteln. Besonders Absolventen mit Fachhochschulreife zieht es immer mehr ins Studium. Auch das Lehramtsstudium hat HIS zufolge bei den Studierenden wieder an Attraktivität gewonnen, ebenso wie Studiengänge mit Bachelor-Abschluss.

      Rang eins bei den gefragtesten Studienrichtungen belegten erneut die Wirtschaftswissenschaften, während in den Ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen die Absolventenzahlen weiter zurückgehen. Wie das Statistische Bundesamt berichtete, sank die Zahl der Abgänger im Studienbereich Physik im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr um 9,2 Prozent. In der Chemie gab es ein Minus von 5,9 Prozent, in der Elektrotechnik waren es 5,4 weniger und im Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik 3,2 Prozent.

      Im Bereich Informatik legte die Zahl der Abschlussprüfungen hingegen um 8,9 Prozent deutlich zu. Auch Kultur- und Sprachwissenschaften sowie Sozialwissenschaften/Sozialwesen freuen sich über steigende Studentenzahlen. Auch der Anteil derjenigen, die auf dem zweiten Bildungsweg zur Hochschule gelangen, stieg erstmals wieder.

      Ein Drittel aller Absolventen sind mittlerweile Rechts-, Wirtschafts- oder Sozialwissenschaftler. Ingenieurwissenschaftler stellen einen Anteil von 17 Prozent, wie auch Sprach- und Kulturwissenschaftler. 14 Prozent haben Mathematik oder Naturwissenschaften studiert, in der Humanmedizin waren es neun Prozent.

      Rund 93 Prozent oder 193.500 der Hochschulabsolventen waren Deutsche. Diese waren bei Abschluss des Erststudiums im Durchschnitt 28,0 Jahre alt und haben im Mittel 6,0 Jahre an einer Hochschule studiert. Bei den Universitäten lag die Gesamtstudienzeit bei 6,6 Jahren, bei den Fachhochschulen bei 5,2 Jahren.

      Im vergangenen Jahr schlossen in Deutschland insgesamt 208.600 Studenten ein Hochschulstudium erfolgreich ab. Davon waren 47 Prozent Frauen. Annähernd die Hälfte (44 Prozent) der Absolventen erwarb ein Universitätsdiplom oder einen vergleichbaren akademischen Grad; knapp ein Drittel (32 Prozent) ein Fachhochschuldiplom. Elf Prozent der Studierenden haben ein Lehramtsstudium, ebenso viele ein Promotionsstudium beendet. 3.100 (zwei Prozent) schlossen ein Bachelor- oder Masterstudium mit Erfolg ab.


      http://de.news.yahoo.com/030827/12/3lu37.html
      Avatar
      schrieb am 01.09.03 09:31:37
      Beitrag Nr. 3.742 ()
      Kosten für Haushaltshilfe bald vollständig absetzbar?


      Berlin - In der SPD-Bundestagsfraktion wird über eine Abschaffung der so genannten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) nachgedacht. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher Klaus Brandner sagte der "Welt am Sonntag": "Wir müssen diese Maßnahmen auslaufen lassen." Angesichts von voraussichtlich 4,33 Millionen Arbeitslosen im August will der SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend außerdem das so genannte Dienstmädchen-Privileg von allen Beschränkungen befreien, um neue Jobs zu schaffen.

      ABM brächten keine ausreichenden Eingliederungserfolge, berichtet die "Welt am Sonntag" aus den Diskussionen der SPD-Arbeitsmarktexperten. Zudem hätten viele ABM-Projekte zu Konkurrenz mit privaten Wirtschaftsunternehmen geführt und reguläre Beschäftigung verdrängt. Zum Dienstmädchen-Privileg sagte Wend, wie eine Firma sollten Privatleute sämtliche Kosten für einen Angestellten steuermindernd absetzen dürfen. Obergrenzen bei der Abzugsfähigkeit oder Einschränkungen bei Tätigkeiten soll es nicht mehr geben. dpa
      Avatar
      schrieb am 01.09.03 10:13:24
      Beitrag Nr. 3.743 ()
      Nicht sparen, sondern ausgeben!!!


      von Hajo Bier :)


      Hallo Sie da in Frankfurt am Main - oder auch Sie in Recklinghausen - und natürlich auch Sie in Frankfurt an der Oder - und alle Anderen in deutschen Landen!

      Sie verfügen doch sicher über ein Geldvermögen von mindestens 95.000 € !? Dann sollten Sie dies aber ganz schnell in unseren Wirtschaftskreislauf pumpen, sprich ausgeben, damit wir Deutschen wieder aus dem "Tal der Depression" heraus kommen!

      Laut einem Artikel von Rafael Seligmann in der WELT am SONNTAG vom 31. August 2003, Seite 25, mit dem Titel

      Die ganz private Depression. Das deutsche Gejammer ist Teil der Wirtschaftsmisere müssten Sie dies eigentlich tun können, denn



      "während die Bevölkerung in den Vereinigten Staaten bereits seit Jahren hoffnungslos weiß die durchschnittliche deutsche Familie, die über ein Geldvermögen von mehr als 95000 € verfügt, nicht wohin mit ihrem Geld. In den USA beträgt die Sparquote, also der Anteil des verfügbaren Einkommens, der nicht für den Konsum verwendet wird, gerade zwei Prozent. In Deutschland ist der Satz mehr als fünf Mal so hoch: 10,5 Prozent. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gibt als Grund der Sparwut die `Verunsicherung´ der Bevölkerung an. - Angstsparen. - Zur Angst besteht objektiv kein Anlass. Konkret haben unsere Landsleute 3,7 Billionen Euro auf ihren Sparbüchern und Effektendepots gehäuft. ... Wenn bei entsprechender Zuversicht (in die Finanzpolitik) die Bevölkerung nur ein Prozent ihrer Ersparnisse ausgeben würde, hätten wir ein 37-Milliarden-Euro-Konjunkturprogramm. ...

      Deutschlands Menschen besitzen genügend Geld, um die Konjunktur wieder anspringen zu lassen."


      Hallo ihr Durchschnittsbürger, ihr Malocher, ihr Arbeitslosen und Rentner, und auch ihr Großverdiener aller Branchen - nicht weiter sparen, sondern ausgeben! Das gilt auch für Sie, Herr Finanzminister Eichel!
      Da müsste doch so langsam wieder Vertrauen in ein "verantwortungsbewusstes Handeln der Politiker und Unternehmer" aufkommen -wie Seligmann im letzten Abschnitt seines Artikels hofft.

      Mit freundlichen Grüßen von Ihrem "sparwütigen" Mitmenschen

      Hajo Bier

      ----------------------------------------------------------

      In der Tat verfügen die Deutschen mit 95000 € über eine enorme Kaufkraft. Leider ist das Geld nicht gleichmäßig verteilt! In D gibt es dann auch ca. 800.000 Privatpersonen die über ein Vermögen (ohne Immobilienbesitz)von 1.000.000 € verfügen.Das bedeutet: jeder 100 Deutsche ist Millionär!

      Deflation bezeichne ich auch mit " verhungern am gedeckten Tisch" Eine pessimistische Erwartung an die Zukunft läßt eine Volkswirtschaft in die Deflation abgleiten.

      Erst wenn die Zahl der Arbeitslosen zu sinken beginnt macht sich wieder Hoffnung breit. Konjunkturprogramme und Steuersekungen haben darauf keinen Einfluß da noch in keinster Weise absehbar ist, das der Arbeitnehmer nach den Reformen mehr Netto zu Verfügung hat.

      Und selbst wenn, der Verlust des Arbeitsplatzes wiegt ungleich schwerer als jetzt ein parr Euros mehr Netto.

      Die finanziellen Verluste durch die Arbeitslosigkeit zerstören oft die gesamte Zukunftsplanung der Haushalte. Mit den neuen Reformen (Arbeislosengeld nur noch 12 Monate, AH II auf Niveau der Sozialhilfe mit Gegenrechnung der persönlichen Guthaben!), mit denen die Arbeitslosen deutliche Einkommenseinbußen zu erwarten haben, und die Tatsache, dass die Arbeitslosikeit alle Bereiche der Wirtschaft erreicht hat, führt dann natürlich zum Angstsparen.

      Gruß Trevenion
      Avatar
      schrieb am 01.09.03 11:28:36
      Beitrag Nr. 3.744 ()
      Also wenn ich mich so umschaue,
      geben nur diejenigen Geld aus,
      die eigentlich keins haben...:)

      Ich glaube, Geld auszugeben ist zur
      Zeit nicht empfehlenswert....

      Gruß,
      hermann39
      Avatar
      schrieb am 02.09.03 18:50:00
      Beitrag Nr. 3.745 ()
      @Stockmove

      Hätt` ich doch glatt Xanadu -Goldmines gekauft..... :laugh: :laugh: :laugh:


      ....................


      Der Herbst kommt ...

      von Martin Weiss

      In der abgelaufenen Börsenwoche gingen die großen amerikanischen Indizes unter dem Strich mit Kurszuwächsen aus dem Handel. Die deutschen Standardwerte hingegen taten sich schwer, auf Wochenbasis die 3500-Punkte Marke zu behaupten.

      Wie auch immer, der August war erneut ein guter Börsenmonat. Seit nunmehr sechs Monaten befinden sich die großen westlichen Aktienmärkte im Höhenflug. Zugegeben, die Kurssteigerungen konnten sich durchaus lesen. Ein Plus von bisweilen über 60 Prozent im Dax in einem halben Jahr ist mehr als nur beachtlich. In früheren Zeiten brauchte es Jahre, um eine derartige Schwankungsintensität.

      Nichtsdestotrotz, es kann nicht oft genug hervorgehoben werden, daß die jetzige Erholungsphase immer vor dem Hintergrund der Jahrhunderbaisse, welche keineswegs ausgestanden ist, zu sehen ist. Ungeachtet der momentanen scharfen Aufwärtsbewegung, das Thema Bärenmarkt ist auf Jahre hinaus noch keinesfalls ausgestanden. Gewiß, es gibt einige Anzeichen, Frühindikationen, die auf eine konjunkturelle Verbesserung schließen lassen.

      Die entscheidende Frage aber, ob dieser Aufschwung auch von nachhaltiger Natur, gekoppelt mit einem Aufbau an Beschäftigung sein wird, ist stark anzuzweifeln. Denn, die eigentlichen Gründe für die Erholung liegen eher weniger in wirklich realwirtschaftlichen Aufhellungen, sondern vielmehr darin, daß weltweit die Autoritäten, seien es Notenbanken oder Regierungen, mit bisweilen gigantischen Stimulierungsbemühungen die Wirtschaft am Leben zu halten versuchen. Nehmen wir nur als Beispiel die Defizite in den öffentlichen Haushalten, so wird klar, was wirklich Sache und "hinter" dem "Schein-Aufschwung" steckt. In den USA soll sich – so wurde es auch jüngst vom Weißen Haus eingeräumt – heuer allein auf Bundesebene das Haushaltsdefizit auf knapp 700 Milliarden $ ausweiten. Auf das BIP bezogen wäre die Maastricht-Grenze von drei Prozent um mehr als das Doppelte überschritten. Insofern fallen die 90 Milliarden Euro Neu-Verschuldung der Bundesrepublik, bei einem "veranschlagten" Staatshaushaltsdefizit von 3,8 %, geradezu bescheiden aus. Sie können sich sicherlich noch daran erinnern, als in Amerika für die kommenden Jahre gewaltige Haushaltsüberschüsse prognostiziert wurden.

      Gewiß, diese Schätzungen waren allesamt – ähnlich wie bei der "new economy" – auf äußerst wackeligem Fundament und in der Euphorie geboren. Aber, angesichts der Dramatik der Entwicklung sind wahrlich Sorgen angebracht. Denn, auch nächstes Jahr soll die Schuldenmacherei weitergehen. Offiziell wird jetzt bereits von einem Defizit von knapp 500 Milliarden $ im US-Bundeshaushalt ausgegangen. Ob es diesseits des Atlantiks besser aussehen wird, ist trotz gegenteiliger offizieller Bekundungen mehr als nur fraglich. Denn, wie es angesichts der anhaltenden Stagnation und katastrophalen Lage am Arbeitsmarkt die deutsche Bundesregierung es schaffen will, das Verschuldungskriterium des EU-Stabilitäts- und Wachstumspaktes einzuhalten, bleibt wohl ein Geheimnis.

      Es ist gewiß nicht unmöglich, daß sich die Aktienmärkte noch für eine gewiße Zeit von den fundamentalen Rahmenbedingungen werden abkoppeln können. Aber, es würde mich nicht verwundern, wenn wir nun im Herbst – für gewöhnlich ist gerade der September historisch-saisonal betrachtet der Crash-Monat schlechthin – an den Börsen deutliche Korrekturen sehen werden.

      Denn die momentanen Bewertungen – vor allem bei den US-Aktien – haben bereits das best-case-Szenario deutlich vorweggenommen und maßlos überboten. Last but not least sei erwähnt, daß sich der Goldpreis heimlich, still und leise aufmacht, neue Jahreshochs zu erklimmen. Zwar ist der "Gold-Express" schon in Fahrt, aber es ist noch nicht zu spät, sprichwörtlich den Dow in Gold zu wandeln!

      Die deutschen Standardwerte konnten in der abgelaufenen Handelswoche erneut kräftig zulegen. Der Dax stieg auf ein neues Jahreshoch, ehe am Freitag leichte Gewinnmitnahmen einsetzten.

      Ohne Zweifel, die Aufwärtsdynamik, die die Aktienmärkte in der jüngsten Vergangenheit entwickelten, ist durchaus beachtlich. Vor allem auch, daß der steile Anstieg – nahezu weltweit – nicht nur von einzelnen Schwergewichten getragen wurde, sondern auch von Small- und Mid-Caps untermauert wurde.

      Angesichts des aktuellen Momentums ist es nicht auszuschließen, daß auch in nächster Zukunft diese Rallye noch anhalten könnte. Es ist gut möglich, daß sich der Dax bis an die obere Begrenzugslinie des immer noch nicht gebrochenen übergeordneten Abwärtstrendes, welche bei ca. 3800 Punkte liegt, herantastet.

      Auffällig war in der letzten Woche aber schon, daß es der S&P 500 nicht schaffte, den starken Widerstand um die 1015-Punkte-Marke nachhaltig zu überwinden. Sollte dies auch in nächster Zeit nicht gelingen, spricht einiges dafür, daß das Ende der Rallye immer näher kommt.

      Auch trotz der enormen Aufwärtsbewegung, ein neuer Bullen-Zyklus ist keinesfalls geboren. Obwohl nahezu alle Experten das Ende der Baisse ausrufen, so mag diese zwar augenblicklich unterbrochen sein, aber der vollständige Abbau der Exzesse des sog. "goldy-lock-Szenarios" aus den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts wird uns noch lange beschäftigen.

      Denn, an den Grundfundamenten des großen Bärenmarktes hat sich nichts geändert, außer, daß im Osten mit China eine neue Wirtschaftsgroßmacht immer mehr ins Rampenlicht tritt. Ja, es ist schon so, daß nicht zuletzt aufgrund der gigantischen Stimulierungsbemühungen seitens der Notenbanken und Regierungen erneut jede Menge heiße Luft in die Aktienmärkte gepumpt wurde. Ähnlich wie zu den besten Zeiten des Tech-Hypes 1999/2000 werden "positive" Nachrichten fast schon hysterisch aufgenommen. Letzte Woche meldete zum Beispiel die Chip-Firma Broadcom, daß die Umsatzerlöse im laufenden Quartal bei 416 Millionen $ erwartet würden. Die bisherige Umsatzprognose lag bei 410 Millionen $. Also, letztlich teilte das Unternehmen nur mit, ganze 1,5 % mehr umsetzen zu wollen als bisher vom Markt erwartet. Von den Investoren wurde diese Nachricht jedoch überschwenglich gefeiert, mit einem Kursanstieg von elf Prozent. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle mehr, daß sich die Aktie bereits vorher mehr als verdoppelt hatte. Und daß das KGV nunmehr bei 225 liegt, war dabei nur eine Randerscheinung.

      Wie schon gesagt, diese Exzesse können sich eigendynamisch schon noch eine gewiße Zeit selbst am Leben halten. Aber, eines ist sicher, irgendwann ist das Gummiband so weit überdehnt, daß es schlechterdings zum Reißen verurteilt ist.

      Die eigentliche Problematik ist aber die, daß jenseits des Atlantiks nicht nur die alte "Aktienblase" revitalisiert wurde, sondern auch bei den Immobilien eine "neue" künstlich geschaffen und vor allem zugelassen wurde. Und, ganz offen gesprochen, die Folgen eines Platzens dieser Blase wären ungleich schwerwiegender.

      Und die Anzeichen, daß ein Ende des Immobilienbooms unmittelbar bevorsteht, nehmen mehr denn je zu. So geht bspw. die Nachfrage – veranlaßt durch den scharfen Zinsanstieg am langen Ende – nach Refinanzierungen und neuen Hypothekendarlehen erheblich zurück. Alles in allem betrachtet stehen die "Ampeln" sowohl bei Aktien als auch bei Immobilien in mittel- und langfristiger Perspektive keineswegs auf "grün".

      Insofern, lassen Sie sich durch das Tagesgeschehen keineswegs beirren. Denn, es hat sich an den wesentlichen Triebfedern der großen Baisse nichts, aber auch gar nichts geändert. Freie Fahrt ist erst dann wieder, wenn die Bewertungen allesamt wieder auf ein im historischen Vergleich günstiges Niveau zurückkommen. Davon sind wir leider noch sehr weit entfernt


      Eine Metapher hat mehr Wahrheit als ein Faktum

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Was gibt es heute zu Sagen? Ist am Wochenende etwas passiert? Wird morgen etwas passieren? Passiert überhaupt irgendetwas?

      Ja – das tut es, liebe(r) Leser(in). Aber die Ereignisse selbst bedeuten nichts. Es ist die Interpretation dieser Ereignisse, die zählt; die Interpretation ist es, die den Ereignissen die Bedeutung und die Prognosekraft gibt. Eine Metapher hat mehr Wahrheit als ein Faktum, so Norman Mailer.

      In der Freitagsausgabe des Figaro habe ich Fakten gelesen: "Das Wachstum ist zur amerikanischen Wirtschaft zurückgekehrt." Die Zahlentrickser im US-Wirtschaftsministerium haben die Zahlen für das zweite Quartal so noch oben gedrückt, dass ein aufs Jahr hochgerechneter Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 3,1 % herauskam. War das der Beginn eines neuen Booms ... oder das Ende eines alten? Bedeutet das, dass wir reicher werden als je zuvor?

      Nun, wahrscheinlich nicht. Die Zahlen zum amerikanischen Bruttoinlandsprodukt sind fehlerhaft und irreführend. Fast die Hälfte des Wachstums war den Militärausgaben zu verdanken, die noch niemals jemanden reicher gemacht haben, außer vielleicht die Besitzer von Rüstungsfirmen und politische Insider. Und der Rest des Wachstums ist eine Kombination von Computerzahlen und des heroischen Versuchs eines Teils der Konsumenten, sich selbst zu ruinieren. Die Hausbesitzer haben ihre bestehenden Hypotheken zu den niedrigsten Zinsen seit 30 Jahren erhöht, um dieses Geld für importierte Waren ausgeben zu können. So haben z.B. die Autoverkäufe neue Rekorde erreicht ... und diese Rekorde werden weiterhin gebrochen. Diesen Monat haben die Autoverkäufe ein neues episches Hoch erreicht. Jetzt gibt es in den USA mehr Autos als Leute mit Führerschein. Und der Anteil der Hypothekenschulden am Bruttoinlandsprodukt ist von 35 % im Jahr 1980 auf fast 60 % heute gestiegen ... und die Konsumenten gehen so schnell pleite wie nie zuvor.

      Die Zahlen zum zweiten Quartal sehen für mich so aus, als ob die Konsumenten ihren "letzten Atemzug" tun – und die Zahlen sehen für mich weniger nach einer echten Erholung aus. Seit Juni sind die Hypothekenzinsen wieder gestiegen, was einen kleinen Boom bei den Hausverkäufen provoziert hat – da jetzt noch jeder schnell ein Haus kaufen will, bevor die Zinsen weiter steigen. Aber die Zahl der Anträge auf Erhöhung bestehender Hypotheken ist eingebrochen. Vorletzte Woche gab es bei diesen Anträgen wieder einen deutlichen Rückgang, von 13,7 %. Damit stehen sie 65 % unter dem Niveau des 2. Quartals ... und 78 % unter dem Topp-Wert.

      "Die Erhöhung bestehender Hypotheken ist vorbei", so das Atlanta Journal-Constitution.

      Ohne neue Kredite – was wird da als nächstes passieren? "Es wird aus der aktuellen Rezession keine saubere Erholung geben", so das Levy Institute.

      Mehr dazu, was demnächst passieren wird, weiter unten ...

      Jetzt aber zunächst mein Kollege Addison mit mehr News:


      Gegengift gegen die Massenmedien

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      "Der Investor`s Daily ist das Gegengift gegen die Massenmedien", so ein Leser. " ... ich weiß nicht, wie ich es ohne den Investor`s Daily geschafft habe!"

      Aber: Wir wollen nicht vom Konzept her ein "Gegengift" gegen die Massenmedien sein. Es ist nur so, dass in den Nachrichten soviel Absurdes ist, dass wir dazu einfach unseren Kommentar abgeben, Tag für Tag ... für Tag ... prangern wir Dinge an.

      Beispiel A: Während ich diesen Artikel vorbereitete, habe ich eine Email von einem Kollegen im Londoner Büro des Investor`s Daily erhalten. Er schickte mir einen BBC-Artikel mit der Schlagzeile: "Immobilien sind ein besseres Investment als Gold". Und der Untertitel lautete: " ... ein eigenes Haus zu besitzen, war in den letzten 3 1/2 Jahren fast doppelt so profitabel wie das Investieren in Gold ..."

      Loyale Leser werden sofort erkennen, wohin ich diesen Artikel führen will. Natürlich waren Immobilien ein besseres Investment als Gold! London hat gerade die aggressivstem Preissteigerungen am Immobilienmarkt hinter sich, die die Weltwirtschaft in den letzten 3 1/2 Jahren gesehen hat! Nirgends sonst sind in diesem Zeitraum die Preise für Immobilien stärker gestiegen. Gold hingegen hat den größten Teil der letzten 3 1/2 Jahre damit verbracht, seinen Ruf als das Stiefkind der Investmentwelt zu verbessern.

      Um fair zu sein, betone ich noch eine weitere Absurdität: In diesem Artikel wird gesagt, dass das Wachstum der Immobilienpreise in England zuletzt abgenommen hat, auf Monatsbasis, in den letzten 5 Monaten, was die Gewinne seit Jahresbeginn auf 8,9 % gebracht hat. Im gleichen Zeitraum hat der Goldpreis 16 % zugelegt. Das sind Zahlen, die man leicht als Beweis für diese Schlagzeile interpretieren könnte: "Gold ist ein besseres Investment als Immobilien" ...

      In diesem Artikel wird nicht erwähnt, dass die monetären Impulse, die in erster Linie zum Anstieg der Immobilienpreise geführt hatten, auch an den Fundamenten des gesamten Finanzsystems gegraben haben ... und dass die Leute wegen diesen wackelnden Fundamenten jetzt Gold kaufen.

      Oh ... es kommt noch schlimmer. Die "glaubwürdige Quelle", die in diesem Artikel zitiert wird, ist Nationwide – das ist eine britische Hypothekenbank. Dieses Haus hat neben anderen Dingen natürlich ein Interesse daran, dass die Kleinanleger weiterhin Immobilien kaufen und finanzieren, besonders in der Gegend von London ... wo sich im letzten Jahr nach dem deutlichen Anstieg der Preisdruck sehr intensiviert hat. Man könnte natürlich annehmen, dass Nationwide ein großer Werbekunde von BBC News ist. Alles ist möglich. Wenn Sie, liebe(r) Leser(in), einer solchen "Analyse" von BBC News zum Opfer fallen würden, dann glaube ich, bräuchten Sie wirklich ein Gegengift ... wie den Investor`s Daily.

      Die Nachrichtenagentur Reuters prognostiziert hilfreich, dass der US-Finanzminister John Snow nächste Woche keinen Erfolg haben wird bei seinem Versuch, die chinesischen Bürokraten zur Aufgabe der Bindung der chinesischen Währung an den Dollar zu bewegen.

      Geschäftige Experten beim Internationalen Weltwährungsfonds IWF haben laut Financial Times in einem Bericht mitgeteilt, dass die US-Regierung die Weltwirtschaft verletzten könnte, wenn sie nicht ihre Ausgaben-Gewohnheiten überdenkt. Die US-Wirtschaft " ... sei immer noch verletzlich gegenüber einer scharfen Korrektur der globalen Handelsbilanzdefizite ...", so der Bericht. Ok, ... soweit, so gut. Aber der IWF berichtet auch, dass "die Zentralbanken die Zinsen niedrig lassen und weiter senken sollten, falls notwendig". Oh Mann! Die Autoren müssen mit ihren Freunden von der US-Zentralbank oder der US-Administration zusammen Mittag Essen, sonst würden sie nicht Dinge vorschlagen, die diesen sehr gelegen kommen – aber eigentlich falsch sind.

      Hmmm ... was für Schlagzeilen finde ich noch ... eine von AP: "Die US-Wirtschaft erhöht den Gang". Aber ich glaube, dazu schreibe ich nichts mehr ... denn heute ist in den USA "Labor Day", ein Feiertag. Und da ich Amerikaner bin, werde ich heute auch ein bisschen weniger arbeiten. Bis bald ...


      Nixon ist es!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Heute Morgen habe ich im Paradies eine Tasse Kaffee getrunken. Vor mir hatte ich zwei Bücher und zwei Prostituierte.

      Das Paradies – bzw. korrekt "Paradis" – ist ein lokales Café, in der Nähe unseres Büros in Paris. Da erholen sich nicht nur die Pariser Korrespondenten des Investor`s Daily, sondern auch ein Team von Prostituierten, die in der rue des Lombards arbeiten. Wenn ich mir diese Prostituierten ansehe – und dann mich selbst, dann ist es schwer zu sagen, wer fertiger aussieht. Natürlich hängt alles vom Kontext ab. Wenn diese Prostituierten eine andere Arbeit hätten, dann könnten sie entzückend und attraktiv sein.

      Für den Gouverneursposten in Kalifornien bewerben wich auch zwei Prostituierte ... oder genauer gesagt, zwei Frauen, die unsittliche Dinge vor einer Kamera tun. Eine versprach jedem, der ihr für ihren Wahlkampf 5.000 Dollar geben würde, ein "Date". Als sie nach Details gefragt wurde, sagte sie, dass dieses "Date" nichts Schmutziges beinhalten würde – was sie zur ersten und vielleicht einzigen Kandidaten der amerikanischen Geschichte macht, die sich öffentlich geweigert hat, sich für ein öffentliches Amt selbst zu prostituieren.

      Ich erwähne das nur, weil es die heutige Diskussion eröffnet; es ermöglicht den Leserinnen und Lesern zu denken, dass ich etwas Interessantes schreibe.

      Ich schreibe immer noch über schmutzige Taten. Und Zusammenhänge. Die Zusammenhänge zwischen dem US-Außenhandelsdefizit und dem Boom bei den Hypotheken ... zwischen weltweiter Deflation und dem Anstieg des Goldpreises ... zwischen ... zwischen ... nun, je intensiver ich suche, desto mehr Zusammenhänge sehe ich. In der heutigen Welt der Wirtschaft ist alles mit allem "verwandt" – ich sehe überall Brüder und Schwestern und Cousinen!

      Bis jetzt scheine ich der einzige zu sein, der das bemerkt. Aber alle wirtschaftlichen Ereignisse, die ich mir ansehe, sind auf ein Ereignis zurückzuführen ... da ist es ... circa August 1971: Richard Nixon. Sein Wahlkampfslogan war damals "Nixon`s the one!" – Nixon ist es!

      Im Wahlkampf von 1968 präsentierten seine Gegner – oder vielleicht war es auch das Magazin "Rolling Stone" – eine schwangere Mutter, die von der Sozialhilfe lebte, und sie klagte an: Nixon`s the one!

      Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass es Nixon war, der die Bindung des Dollars an das Gold gelöst hat. Ein Vaterschaftstest würde zeigen, dass er auch derjenige war, der die finanzielle Welt von nahezu all ihren Befestigungen gelöst hat. Kaum ein Ereignis in der heutigen Finanzpresse, das sich nicht auf die schmutzige Tat von Nixon zurückführen lässt.

      Aber ich habe das ja schon einmal angesprochen. Ich denke, dass ich in jeder neuen Krise die Nase von Nixon sehe. An jedem Tatort suche ich nach seinen Fingerabdrücken.

      Und deshalb langweile ich meine Freunde und meine lieben Leser(innen) mit diesem Thema. "Du wiederholst Dich", sagen sie. "Du wirst besessen", warnen sie.

      "Ja und?" wollen sie wissen.

      Aber heute schreibe ich trotzdem über dieses Thema. Denn ich denke, dass ich eine schmutzige Tat entdeckt habe, die fast alles erklärt ... und uns einen Hinweis darauf gibt, was als nächstes kommen wird.

      Ein Chart, auf dem die amerikanischen Importe und die amerikanischen Exporte abgebildet sind, würde z.B. in den 1960ern bei beiden einen stetigen Zuwachs zeigen ... aber dann, 1972, kommt ein Punkt, an dem sich alles ändert. Plötzlich explodiert der Welthandel ... aber es gibt eine wachsende Lücke zwischen dem, was Amerika importiert und was es exportiert.

      Ein Chart der weltweiten Zentralbankreserven würde vor 1971 wenig Wachstum zeigen. Dann, 1972, würde sich das Wachstum beschleunigen, noch relativ wenig zu Beginn, aber stetig ... und dann würde die Kurve Mitte der 1990er richtig abheben.

      Sehen Sie sich nur an, was in Japan passiert ist. Der Goldstandard hat verhindert, dass Handelsbilanzungleichgewichte zu weit aus dem Ruder laufen ... denn die Lücken zwischen Exporten und Importen mussten mit Gold gefüllt werden. Aber unter dem neuen System von Nixon konnten die Handelsbilanzdefizite auf groteske Größen wachsen, denn die Begrenzungen waren verschwunden. Japan war die erste Nation, die diese Gelegenheit ausnutzen wollte. Die Fabriken in Japan arbeiteten auf Hochtouren. Die Japaner arbeiteten rund um die Uhr ... und produzierten für den amerikanischen Markt. Das Geld floss in die japanischen Unternehmen ... und wurde dann in der Zentralbank deponiert. Und da ist es ... auf dem Chart zu sehen ... die Dollar-Reserven der japanischen Zentralbank stiegen in den 1970ern stetig ... und explodierten in den 1980ern. Wir wissen, was noch passiert ist: Der Strom an frischem Geld schickte die japanischen Aktien und Immobilien auf ein vollkommen übertriebenes Niveau hoch. Natürlich platzte diese Spekulationsblase ... und Japan versucht sich immer noch, davon zu erholen.

      Wenn ich gerade Charts angesprochen habe, dann beziehe ich mich auf das Buch von Richard Duncan, "The Dollar Crisis". Auf Seite 145 findet man dort einen Chart über die Doppeldefizite der USA: Das Haushaltsdefizit und das Handelsbilanzdefizit. Beide sind gestiegen, nachdem Nixon den Goldstandard aufgegeben hatte. Zunächst stiegen sie langsam ... aber dann, zu Beginn der frühen 1980ern, begannen sie zu explodieren. Das Haushaltsdefizit ging dann zu Mitte der 1990er dramatisch zurück und verwandelte sich sogar in einen Überschuss – dank der Steuereinnamen, die während der Zeit der Spekulationsblase reichlich flossen. Dann, als die Spekulationsblase geplatzt war, explodierte das Haushaltsdefizit wieder, auf das höchste Niveau der Geschichte.

      Kommen wir zur Spekulationsblase bei den amerikanischen Aktienkursen. Die brauchte einige Zeit; 1972 stieg das erste Mal 1972 über die Marke von 1.000 Punkten ... fiel dann noch einmal zurück ... und 3 Jahre später begann dann der glanzvolle Anstieg.

      Auf S. 101 des Buches kann man sehen, was der Dollarstandard mit den Kreditmarktschulden in den USA getan hat. Auch hier haben wir dasselbe Muster: Während der gesamten 1970er und 1980er beschleunigte sich das Wachstum der Schulden, von 150 % des Bruttoinlandsproduktes im Jahr 1971 auf aktuell fast 300 %.

      Natürlich gibt es für jeden Schuldner auch einen Gläubiger. Wer besitzt all diese Schulden? Mit anderen Worten – wer ist der Gläubiger? Wir finden die Antwort auf S. 96. Dort wird gezeigt, dass die Kreditmarktschulden verstärkt "vom Ausland" gehalten werden: 1980 befanden sich Kreditmarktschulden im Volumen von 300 Mrd. Dollar in der Hand ausländischer Gläubiger, 2002 waren es mehr als 3,5 Billionen Dollar!

      Glauben Sie es oder nicht – die USA waren ein Netto-Gläubiger bis zu dem Zeitpunkt, als Alan Greenspan Vorsitzender der Fed wurde. Aber Mitte der 1980er wurden die USA vom Netto-Gläubiger zum Netto-Schuldner und damit vom Herrn zum Sklaven ... und sie sanken so weit herab, dass sie jetzt mit netto 2,5 Billionen Dollar verschuldet sind.

      Während die Schulden stiegen, verhielten sich die Zentralbanker, Investoren und Konsumenten wie Ratten, die in einen Müllcontainer in einer guten Nachbarschaft gefallen sind. Sie vergnügten sich mit den Resten. Aber jetzt versuchen sie verzweifelt, herauszukommen.

      Die gesamte Weltwirtschaft ist in einem System gefangen, das nicht mehr funktioniert. Es hängt von der US-Wirtschaft als "Wachstumsmotor" ab ... und davon, dass der US-Konsument weiterhin das Gaspedal voll durchtritt. Wenn die Amerikaner aber aufhören, so viel wie bisher zu kaufen, dann kommt das gesamte System zu einem Stopp. Aber irgendetwas läuft falsch. Denn die amerikanischen Konsumenten kaufen zwar immer noch ... aber ihnen geht das Geld aus. Sie ächzen unter der Bürde von 2,5 Billionen Dollar Netto-Schulden, die dem Ausland geschuldet werden. Und um den "Wachstumsmotor" am Laufen zu erhalten, müssten sie die Schuldenlast um weitere 500 Mrd. Dollar pro Jahr erhöhen.

      Wenn die Schulden weiterhin so stark wie momentan wachsen, dann werden die USA im Jahr 2008 den Ausländern 8 Billionen Dollar schulden – das wären 60 % des Bruttoinlandsproduktes (Quelle: Levy Institute). Das zeigt, warum das von Nixon eingeführte System des Dollarstandards schief gehen wird. Bei 5 % Zinsen wären alleine die Zinsen für diese 8 Billionen Dollar 400 Mrd. Dollar pro Jahr. Dazu kämen die aktuell 500 Mrd. Dollar Handelsbilanzdefizit ... und ein prognostiziertes Haushaltsdefizit von 500 Mrd. Dollar oder so. Die USA wären dann in einer Position, die den Import von mehr Kapital erfordern würde, als die gesamte Welt sparen würde.

      Wenn etwas nicht unverändert so weitergehen kann, dann muss es die Richtung ändern. Ich bin mir nicht sicher, wie das System des Dollarstandards enden wird ... und auch nicht, welche Richtung das neue Finanzsystem der Welt einschlagen wird. Aber ich weiß, dass es nicht dasselbe sein wird.

      Wo genau wir hingehen, das weiß ich nicht. Aber Richard Duncan beschreibt, wie es wahrscheinlich sein wird:

      "Die US-Wirtschaft hat gerade erst mit diesem Teufelskreis ( ...) begonnen ... es ist nur eine Frage der Zeit, bevor (die Konsumenten) gezwungen werden, ihren Konsum zurückzufahren, ihre Schulden zu tilgen und Ersparnisse zu bilden. Das ... wird die USA – und die Welt – erheblich tiefer in die Rezession führen. Die zusammengefasste Nachfrage wird zurückgehen, aber die Kapazitäten der Industrie werden sich nicht ändern. Die Kapazitätsauslastung wird weiter fallen, ( ...) und als Ergebnis davon wird die Profitabilität der Unternehmen leiden. ( ...) Die schlechte Profitabilität der Unternehmen wird zu höherer Arbeitslosigkeit führen, was die Konsumausgaben weiter reduzieren wird, und das wird die Profitabilität noch weiter verschlechtern, die Unternehmenspleiten werden steigen, der Finanzsektor wird Probleme bekommen, und die Kredite werden zurückgehen. Die Immobilienpreise werden sinken, sobald die Kreditexpansion, die ihren Anstieg angeheizt hat, abgeschnitten wird."

      Ich beende diesen Artikel und verspreche, morgen das Thema zu wechseln.


      Quelle: http://www.investor-verlag.de/

      .....................
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 00:52:22
      Beitrag Nr. 3.746 ()
      hallo leute

      bin langsam wieder da

      läuft ja wirklich gut hier.




      http://www.geocities.com/WallStreet/Exchange/9807/Charts/SP5…
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 03:52:43
      Beitrag Nr. 3.747 ()
      Der Euro auf seinen langen Marsch zum simbabwischen Dollar.....:laugh::cry:


      .....................


      Euro-Zone gerät ins Trudeln

      Frankreich meldet Rekorddefizit nach Brüssel - Portugal hält Stabilitätspakt gerade ein

      von Katja Ridderbusch


      Frankreichs Premierminister Jean-Pierre Raffarin
      hat in Brüssel das höchste Defizit aller Euro-Länder
      Foto: AP


      Brüssel - Nicht nur die beiden größten Volkswirtschaften der Europäischen Union, sondern auch die gesamte Euro-Zone könnte in diesem Jahr die Defizitobergrenze des Stabilitätspaktes sprengen. Der Durchschnitt aus den Haushaltsdefiziten der zwölf Euro-Staaten werde 2003 "bei rund drei Prozent, liegen, möglicherweise sogar darüber", sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Pedro Solbes. Im vergangenen Jahr hatte der Defizitdurchschnitt in der Euro-Zone bei 2,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gelegen.

      Deutschland und Frankreich haben jüngst ihre Defizitzahlen für das laufende Jahr nach Brüssel gemeldet. Danach wird das Haushaltsloch in Deutschland voraussichtlich 3,8 Prozent des BIP betragen, in Frankreich sogar vier Prozent - das sind 61 Mrd. Euro. Gestopft wird es durch neue Schulden. Die im Europäischen Stabilitätspakt festgeschriebene Defizitobergrenze beträgt 3,0 Prozent. Mit den neuen Zahlen bewegen sich beide Länder über den von der EU-Kommission in ihrer Frühjahrsprognose avisierten Werten: Danach schätzte die Behörde das deutsche Defizit für 2003 auf 3,4, das französische auf 3,7 Prozent des BIP.

      Beide Länder verstoßen bereits zum zweiten Mal in Folge gegen die Kriterien des Stabilitätspaktes. Im vergangenen Jahr hatte das deutsche Defizit 3,6 Prozent, das französische 3,1 Prozent des BIP betragen. EU-Finanzexperten gehen davon aus, dass beiden Länder auch im kommenden Jahr die Obergrenze des Paktes reißen werden - auch wenn Bundesfinanzminister Hans Eichel verkündete, er wolle in jedem Fall 2004 das Defizit unter die Drei-Prozent-Marke drücken. Frankreich dagegen macht erst gar keine Anstalten, einen strengen Sparkurs voranzutreiben. Die Regierung in Paris will daran festhalten, was Präsident Jacques Chirac im Wahlkampf generös versprach: die Senkung der Einkommenssteuer.

      Auch Portugal, das bereits im Jahr 2001 gegen das Drei-Prozent-Kriterium des Stabilitätspaktes verstieß, meldete für das laufende Jahr eine Neuverschuldung von 2,9 Prozent des BIP nach Brüssel. Der Regierung von Ministerpräsident José Manuel Durao Barroso war es 2002 gelungen, das Defizit von 4,1 Prozent (2001) auf 2,7 Prozent zu senken. Italien nähert sich seit Jahren der Obergrenze gefährlich nahe an.

      Vor allem Deutschland und Frankreich stehen in Brüssel in der Kritik. "Die Zahl von vier Prozent zeigt, dass Frankreich keine Anstrengungen unternommen hat, seinen Haushalt im Jahr 2003 zu konsolidieren", sagte der Sprecher von Währungskommissar Solbes. Gegen Deutschland und Frankreich läuft seit dem vergangenen Jahr ein Defizitverfahren nach Artikel 104 des EU-Vertrages.

      Die EU-Kommission veröffentlicht im November ihre Herbstprognose; liegen danach die Defizite beider Länder auch im kommenden Jahr über drei Prozent des BIP, kann die Behörde Zwangsauflagen erlassen - das können flächendeckende Ausgabenkürzungen sein, oder ein verbindlich formuliertes Defizitziel.

      Halten beide Länder diese Auflagen nicht ein, müssen sie eine so genannte Bußgeldeinlage zahlen. Sie beträgt zwischen 0,2 und 0,5 Prozent des BIP, für Deutschland wären das vier bis zehn Mrd. Euro. Die Haushaltssünder erhalten ihre Einlage zurück, wenn sie innerhalb von zwei Jahren ihr Defizit merklich gesenkt oder Anstrengungen zur Senkung unternommen haben - wenn nicht, fällt die "Kaution" an den EU-Haushalt.

      Die Verfahren gegen Frankreich und Deutschland sind historische Präzedenzfälle: Bislang hat kein EU-Staat zweimal in Folge den Stabilitätspakt gebrochen. Deutschland, Frankreich und Italien machen die schlechte Konjunktur für die Lage ihrer Länder verantwortlich. In den vergangenen Monaten hatte Frankreich vorgeschlagen, Verteidigungs- und Forschungsausgaben herauszurechnen, Posten, deren Budgets das Land gerade erhöht hatte. Italien hatte 2002 angeregt, das Defizitkriterium auf vier Prozent anzuheben. Deutschland hält sich formal immer noch an den Stabilitäts- und Wachstumspakt, der auf Initiative der Bundesrepublik überhaupt entstanden ist.

      Artikel erschienen am 3. Sep 2003


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      Avatar
      schrieb am 03.09.03 09:47:17
      Beitrag Nr. 3.748 ()
      Enorme Risiken für Eichels Haushalt - 10 bis 20 Milliarden Euro?


      Berlin/Grimma (dpa) - Die Risiken für den Bundeshaushalt 2004 sind offensichtlich wesentlich größer als bisher bekannt. Damit dürfte es noch schwerer werden, das gesamtstaatliche Defizit unter die 3- Prozent-Grenze der EU zu drücken.

      Die Haushaltssprecherin der Grünen-Fraktion, Antje Hermenau, bezifferte den möglichen zusätzlichen Fehlbetrag am Dienstag in Berlin auf «weit über zehn Milliarden», der Haushaltssprecher der Unionsfraktion, Dietrich Austermann, auf 21 Milliarden Euro.
      Gleichwohl kündigten Hermenau und ihr SPD-Kollege Walter Schöler nach einer dreitägigen Klausur der rot-grünen Haushaltsexperten im sächsischen Grimma eine Obergrenze der Neuverschuldung im Bundesetat 2004 von 28,8 Milliarden Euro an.

      Darin enthalten seien auch 5 Milliarden Kreditaufnahme für das Vorziehen der Steuerreformstufe 2005 auf 2004, erläuterten Schöler und Hermenau. Dies sei vertretbar, denn zwischen Wachstumsimpulsen und Haushaltskonsolidierung müsse ein vernünftiger Mittelweg gefunden werden. «Wir dürfen uns nicht totsparen», sagte Schöler. Die Haushaltsfachleute machen den Ministerien dennoch strikte Vorgaben. «Wer mehr ausgeben will, muss anderswo sparen», verkündete Schöler als Leitlinie. An der Klausurtagung hatten auch SPD- Länderfinanzminister und am Sonntag Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) teilgenommen.

      Die Risiken liegen laut Hermenau und Schöler vor allem darin, dass wichtige Sparvorhaben noch nicht sichergestellt sind. Dazu gehört zum Beispiel das Haushaltsbegleitgesetz mit dem Abbau der Eigenheimzulage und der Pendlerpauschale, das die Union mit ihrer Mehrheit im Bundesrat ablehnen will. Beide Politiker appellierten deshalb an die Union, den Gesetzen zuzustimmen.

      Ein großes Risiko liegt laut Hermenau auch bei der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Vier Milliarden könnten fehlen, wenn der Beitrag zur Rentenversicherung auf 19,9 Prozent kletterte und damit das Ziel verfehlt werde, ihn bei 19,5 Prozent stabil zu halten.

      Damit stehen in der nächsten Woche erhebliche Auseinandersetzungen im Bundestag an, wo am Dienstag die Haushaltsberatungen mit der Einbringung des Etats 2004 beginnen werden. Der Entwurf sieht 251,2 Milliarden Euro Ausgaben vor. Das sind 3 Milliarden mehr als 2003 gesetzlich geplant, aber 6 Milliarden weniger als jetzt mit rund 257 Milliarden für das laufende Jahr erwartet. [b[Die Investitionen liegen mit 24,8 Milliarden Euro auch 2004 deutlich unter der Nettokreditaufnahme,[/b] was nur bei Abwehr eines gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichts verfassungsrechtlich zulässig ist.

      Wie allerdings aus dem jetzt vorliegenden Finanzplan hervorgeht, gibt es erhebliche Vorbelastungen: Die Ausgaben für die soziale Sicherung klettern danach im kommenden Jahr auf 114 Milliarden Euro nach 107,8 Milliarden im laufenden Jahr. Mit 4,44 Millionen bleibt die unterstellte durchschnittliche Arbeitslosenzahl auf dem Niveau des laufenden Jahres mit 4,46 Millionen. Damit bleibt auch der Zuschussbedarf an die Bundesanstalt für Arbeit mit 5,2 Milliarden Euro hoch. Die Zinslasten des Bundes klettern laut Finanzplan von je 38 Milliarden in diesem und im nächsten Jahr auf 43,9 Milliarden Euro im Jahr 2007. Dann soll das gesamtwirtschaftliche Defizit erst auf 10 Milliarden gesenkt sein, während ursprünglich bereits für 2006 die Null anvisiert war.

      Austermann kritisierte «Steuersenkungen auf Pump». Allein 10 von gut 20 Milliarden Euro an Risiken lägen bei den Arbeitsmarktausgaben, sagte er der dpa. Er erinnerte daran, dass auch der Bundesbankpräsident und die Wirtschaftsforschungsinstitute davon ausgingen, dass die Defizit-Grenze von 3 Prozent 2004 erneut überschritten werde.



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      erschienen am 02.09.2003 um 17:57 Uhr
      © WELT.de
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 09:58:31
      Beitrag Nr. 3.749 ()
      Öffentlicher Wohlstand auf Pump. Staat muss Schulden abbauen.


      Im Privatleben bemühen sich die meisten von uns, ohne größere Schulden über die Runden zu kommen. Nur ausnahmsweise, wie beim Erwerb eines Hauses oder Autos, nehmen wir einen Kredit auf, den wir möglichst schnell wieder tilgen.

      Bund, Länder und Gemeinden verhalten sich anders. Seit Mitte der siebziger Jahre kennt der Schuldentrend nur eine Richtung: aufwärts. Das gilt selbst dann, wenn der gleichzeitig zunehmenden Wirtschaftskraft, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), Rechnung getragen wird.
      Gemessen an diesem BIP lag die Schuldenlast des Staates 1970 erst bei knapp 20 Prozent. Zehn Jahre später, 1980, lag sie bereits bei mehr als 30 Prozent, 1990 bei weit über 40 Prozent und 2000 bei genau 60 Prozent. Mit 64 Prozent hat sie gegenwärtig ihren bisherigen Höchststand erreicht. Zwar finden im Schuldenanstieg seit 1990 auch die Kosten der deutschen Wiedervereinigung ihren Niederschlag. Sie können jedoch den Schuldenberg von mittlerweile 1.340 Milliarden Euro, das sind rund 16.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung, nur zum kleineren Teil erklären.

      Diese Schulden lasten schwer auf uns. Würden jene 1.340 Milliarden Euro wie eine sechsprozentige Hypothek mit 30-jähriger Laufzeit behandelt, müsste diese von uns jährlich mit rund 100 Milliarden Euro oder täglich mit 275 Millionen Euro bedient werden.

      Mit einem Schuldenstand von 64 Prozent des BIP verletzten wir Deutschen zugleich die in Maastricht vereinbarten Stabilitätskriterien. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass die anderen Mitgliedsländer der EU im Durchschnitt ebenso hoch verschuldet sind wie wir. Schwach ist der Trost nicht zuletzt deshalb, weil die anderen mittlerweile den Abstieg vom Schuldengipfel angetreten haben, während wir noch weiter aufsteigen. Der Grund: In Deutschland ist dem Staat das rechte Maß abhanden gekommen. Er wirtschaftet weithin ineffizient, vor allem aber hat er zu viele Aufgaben an sich gezogen. Wir Bürger müssen wieder mehr selbstverantwortlich regeln. Sonst werden uns die Abgaben erdrücken. Denn es stimmt, was aus berufenem Munde zu hören ist: Die Schulden von heute sind die Abgaben von morgen.


      Hier dazu eine Veranschaulichung:




      Sieben bittere Wahrheiten zur Staatsverschuldung

      1. Seit 1970 sind die Schulden der öffentlichen Hand ununterbrochen gewachsen. In keinem einzigen Jahr gelang es dem Gemeinwesen, mit seinen ordentlichen Einnahmen auszukommen. Derzeit steigt die Neuverschuldung in jeder Sekunde um knapp 2.540 Euro oder 220 Mio. Euro am Tag.

      2. 1970 entsprach der Gesamtschuldenstand, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, 18 vH, 1980 31 vH, 1990 42 vH, 2000 60 vH und heute knapp 64 vH mit weiter steigender Tendenz. Diese Zahlen zeigen: Die Schuldenpolitik des Staates begann lange vor der Wiedervereinigung. Die Wiedervereinigung hat den Weg in den Schuldenstaat nur beschleunigt.

      3. Versuche der derzeitigen Bundesregierung, diesen Trend zu verlangsamen und ab 2006 sogar umzukehren, müssen vorerst als gescheitert angesehen werden. Den Grund hat der Finanzminister zutreffend bezeichnet: Voraussetzung solider Staatsfinanzen sind solide Sozialsysteme. Die aber gibt es nicht in Deutschland.

      4. Im Kern bestehen unsere sozialen Sicherungssysteme aus ungedeckten Wechseln in einem Gesamtvolumen von etwa 5 Billionen Euro. Wie diese Wechsel in Zukunft bedient werden sollen, ist weithin unklar. Der Bevölkerung stehen hier unangenehme Überraschungen bevor.

      Staatsverschuldung

      > Ergebnisse unserer Umfrage zum Thema Staatsverschuldung <

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      Öffentlicher Wohlstand auf Pump. Staat muss Schulden abbauen.

      Im Privatleben bemühen sich die meisten von uns, ohne größere Schulden über die Runden zu kommen. Nur ausnahmsweise, wie beim Erwerb eines Hauses oder Autos, nehmen wir einen Kredit auf, den wir möglichst schnell wieder tilgen.

      Bund, Länder und Gemeinden verhalten sich anders. Seit Mitte der siebziger Jahre kennt der Schuldentrend nur eine Richtung: aufwärts. Das gilt selbst dann, wenn der gleichzeitig zunehmenden Wirtschaftskraft, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), Rechnung getragen wird. Gemessen an diesem BIP lag die Schuldenlast des Staates 1970 erst bei knapp 20 Prozent. Zehn Jahre später, 1980, lag sie bereits bei mehr als 30 Prozent, 1990 bei weit über 40 Prozent und 2000 bei genau 60 Prozent. Mit 64 Prozent hat sie gegenwärtig ihren bisherigen Höchststand erreicht. Zwar finden im Schuldenanstieg seit 1990 auch die Kosten der deutschen Wiedervereinigung ihren Niederschlag. Sie können jedoch den Schuldenberg von mittlerweile 1.340 Milliarden Euro, das sind rund 16.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung, nur zum kleineren Teil erklären.

      Diese Schulden lasten schwer auf uns. Würden jene 1.340 Milliarden Euro wie eine sechsprozentige Hypothek mit 30-jähriger Laufzeit behandelt, müsste diese von uns jährlich mit rund 100 Milliarden Euro oder täglich mit 275 Millionen Euro bedient werden.

      Mit einem Schuldenstand von 64 Prozent des BIP verletzten wir Deutschen zugleich die in Maastricht vereinbarten Stabilitätskriterien. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass die anderen Mitgliedsländer der EU im Durchschnitt ebenso hoch verschuldet sind wie wir. Schwach ist der Trost nicht zuletzt deshalb, weil die anderen mittlerweile den Abstieg vom Schuldengipfel angetreten haben, während wir noch weiter aufsteigen. Der Grund: In Deutschland ist dem Staat das rechte Maß abhanden gekommen. Er wirtschaftet weithin ineffizient, vor allem aber hat er zu viele Aufgaben an sich gezogen. Wir Bürger müssen wieder mehr selbstverantwortlich regeln. Sonst werden uns die Abgaben erdrücken. Denn es stimmt, was aus berufenem Munde zu hören ist: Die Schulden von heute sind die Abgaben von morgen.

      Hier dazu eine Veranschaulichung:



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      Sieben bittere Wahrheiten zur Staatsverschuldung

      1. Seit 1970 sind die Schulden der öffentlichen Hand ununterbrochen gewachsen. In keinem einzigen Jahr gelang es dem Gemeinwesen, mit seinen ordentlichen Einnahmen auszukommen. Derzeit steigt die Neuverschuldung in jeder Sekunde um knapp 2.540 Euro oder 220 Mio. Euro am Tag.

      2. 1970 entsprach der Gesamtschuldenstand, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, 18 vH, 1980 31 vH, 1990 42 vH, 2000 60 vH und heute knapp 64 vH mit weiter steigender Tendenz. Diese Zahlen zeigen: Die Schuldenpolitik des Staates begann lange vor der Wiedervereinigung. Die Wiedervereinigung hat den Weg in den Schuldenstaat nur beschleunigt.

      3. Versuche der derzeitigen Bundesregierung, diesen Trend zu verlangsamen und ab 2006 sogar umzukehren, müssen vorerst als gescheitert angesehen werden. Den Grund hat der Finanzminister zutreffend bezeichnet: Voraussetzung solider Staatsfinanzen sind solide Sozialsysteme. Die aber gibt es nicht in Deutschland.

      4. Im Kern bestehen unsere sozialen Sicherungssysteme aus ungedeckten Wechseln in einem Gesamtvolumen von etwa 5 Billionen Euro. Wie diese Wechsel in Zukunft bedient werden sollen, ist weithin unklar. Der Bevölkerung stehen hier unangenehme Überraschungen bevor.

      5. Ursächlich für die Zahlungsprobleme der sozialen Sicherungssysteme ist zum einen die Erweiterung von Leistungszusagen und zum anderen der demographiebedingte Anstieg der Zahl Leistungsberechtigter. Letztere Entwicklung wird sich künftig noch verstärken. Die bestehenden Systeme werden damit unbezahlbar. Sie müssen von Grund auf reformiert werden. Der Grundsatz ist: Von der Lebensstandardsicherung zur Existenzsicherung. Für alles, was über die Existenzsicherung hinaus geht, muss außerhalb der staatlichen Versorgungssysteme vom Bürger selbst vorgesorgt werden.

      6. Hinzu kommen die Kosten der Wiedervereinigung, die für mindestens 10, eher aber 15 weitere Jahre hoch bleiben werden. Soll die öffentliche Neuverschuldung mittelfristig auf null zurückgeführt werden, müssen die Deutschen entweder wieder mehr arbeiten oder den Gürtel spürbar enger schnallen. Hohe Ansprüche zu stellen und zugleich immer weniger zu arbeiten - das geht nicht zusammen.

      7. Schulden sind die Steuern von morgen. Wenn wir von ihnen nicht erdrückt werden wollen, muss schnell Abhilfe geschaffen werden. Weitere schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme, wie sie jetzt wieder von den Gewerkschaften gefordert werden, sind nicht hilfreich. Durch sie werden die Probleme nur weiter verschlimmert.

      Prof. Dr. Meinhard Miegel im August 2003
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 10:05:27
      Beitrag Nr. 3.750 ()
      Sorry, in #3474 habe ich nach der Grafik einiges doppelt geschrieben.
      Und die Quelle wurde auch vergessen.

      http://buergerkonvent.de/index.php?20_178.php~haupt
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 11:19:35
      Beitrag Nr. 3.751 ()
      # 3474 is doch gar net von Dir!
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 13:41:51
      Beitrag Nr. 3.752 ()
      Im Januar hatte auf TI einen Thead eröffnet, in dem ich mich über den weiteren Verlauf der Weltwirtschaft geäußert hatte.

      http://www.technical-investor.de/content.asp?p=cmy/forum/thr…

      Durch die Forumsumstellung sind aber alle längeren Posting am Ende rasiert worden. Nach langem hin und her mit den TI-Verantwortlichen steht nun fest, dass sie auch nicht mehr wieder kommen. :mad:

      Darum werde ich die interessantesten Postings hier noch einmal hereinstellen.




      Der Crash am Rentenmarkt


      von Trevenion, am 28.01.2003


      Mit Anleihen konnte man im vergangenem Jahr 9 Prozent Gewinn erzielen, während der breite Aktienmarkt etwa 20 Prozent verloren hat. In 2001 war einen ähnliche Entwicklung zu Beobachten. Rentenpapiere sind als Geldanlage wieder attraktiv geworden. Bei schwachen Aktienmärkten ist generell eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Anleihen zu verzeichnen.
      Geld, dass durch den Verkauf von Aktien frei wird, wird oft umgehend zum Kauf von Anleihen verwendet. Kurseinbrüche am Aktienmarkt gehen oft einher mit Kursspitzen am Anleihenmarkt – und umgekehrt.

      Die Nachfrage nach Anleihen ist in den vergangenen Monaten derart gestiegen, dass sich die Renditen auf Rekordtief befinden und die Kurse dementsprechend stark gestiegen sind. Eine Umfrage unter Amerikaner, die Anleihen in ihrem Depot halten, hat ergeben, dass 70% keine Kenntnisse darüber haben, dass sich Anleihenkurse - und Renditen entgegengesetzt zu einander bewegen. Angelockt von der deutlich besseren Performance gegenüber dem Aktienmarkt, haben viele Investoren Anleihen gekauft, obwohl sie die Funktionsweise dieses Finanzinstrument nicht verstehen. Man kann hier also schon von einer Blasenbildung sprechen. Und diese Blase wird platzen!

      In der amerikanischen Volkswirtschaft wird es in der nächsten Zeit zu deutlichen Veränderungen kommen. Ob dies eine Deflation wie in Japan sein wird, oder ob die Inflation zurückkehrt, kann heute noch nicht bestimmt werden. Schaut man sich die Rabattaktionen der Einzelhändler an, den Verfall der Automobilepreise und die stetig billiger werdende Computerhardware an (128-Megabyte DRAM Chip fiel von 14 $ im Februar 2001 auf unter 2 $heute) , so ist zu befürchten, dass die Amerikaner schon mitten in einer Deflation stecken. Einzigst die Immobilienpreise sind noch am steigen, obwohl die Luxuseinheiten nun auch beginnen billiger zu werden.

      Um sich aber den demütigenden und verlustreichen Weg der Deflation, wie in den dreißiger Jahren, zu ersparen, hat die amerikanische Notenbank verkündet alles mögliche zu tun um der Deflation zu entgehen. Die Regierung unterstützt dabei die Fed mit regelrechten Steuersenkungsorgien und einer ausufernden Neuverschuldung. Sie betteln um Inflation -
      schreibt Robert von Heusinger in Die Zeit 02/2003.

      Die Fed hat seit Januar 2000 den Satz für die Leitzinsen von 6,5% auf nur noch 1,25% zurückgenommen. Der Leitzins ist der Zins, für den die Finanzinstitute sich Geld von der Zentralbank leihen können. Diese geben dann auch meistens das nun billiger gewordene Geld an den Endverbraucher weiter. Dem wiederum fällt das konsumieren leichter, muss der doch auf seine Schulden jetzt weniger Zinsen zahlen. Man kann über diese Maßnahmen eine schwächelende Wirtschaft wieder ankurbeln.

      In Japan hatte man genau das getan, als die große Immobilienblase 1990 platzte und die Wirtschaft in eine Rezession abrutschte. Die BoJ senkte die Zinsen bis auf Null Prozent. Geld gibt es in Japan quasi umsonst. Was eine Zentralbank aber nur schwer beeinflussen kann, ist das die Finanzinstitute die ermäßigten Zinsen an die Endverbraucher weitergeben. Was sie überhaupt nicht steuern kann ist, dass die Konsumenten und Unternehmen das billige Geld auch annehmen, sich also weiter verschulden. In Japan wird nämlich der niedrige Zinssatz von den Banken nicht an die Verbraucher weitergegeben. Das wundert wenig, sitzen diese Banken doch auf riesigen Bergen verfaulter Kredite, sie haben Angst das diese noch größer werden.

      In Amerika dagegen nehmen die Konsumenten das Geld dankend an. Sie verschulden sich immer weiter. Dennoch will die Wirtschaft nicht an Fahrt gewinnen, die Aktienmärkte und die Warenpreise rutschen dagegen sogar weiter ab. Während der großen Depression in den dreißigern brach die Nachfrage nach neuem Geld regelrecht zusammen. Mangelnde Kreditnahme- und Kreditvergabebereitschaft war als Deflationsursache anzusehen. Die Deflation ist ein Kreditphänomen! Davon ist heute aber nichts zu spüren, die USA rutschten bei einer stetig steigenden Neuverschuldung in die Rezession. Dieser Vorgang ist einmalig und wird wohl als Novum in die Geschichtsbücher eingehen.

      Neben Zinssenkungen gibt es noch eine weitere Möglichkeit eine Wirtschaftskrise zu überwinden. Über Steuersenkungen kann man dem Verbraucher direkt ein größeres Einkommen ermöglichen, ohne das sich dieser zusätzlich Verschulden muss. Der britischen Ökonomen John Maynard Keyes war der Auffassung, um die Konjunktur anzukurbeln muss man mit staatlichen Geldern Arbeitsplätze erschaffen sowie in die Infrastruktur des Landes investieren, auch unter der Gefahr Staatsschulden zu erzeugen.

      Beides, Zins – und Steuersenkung, führen aber dazu, dass sich die Verbindlichkeiten der USA weiter erhöhen. Das aber darf nicht mehr passieren! Die gesamte amerikanische Verschuldung, die Summe der Kredite der privaten Haushalte, Unternehmen und des Staats (Bund, Bundesstaaten und Gemeinden) ist von 4 Billionen im Jahr 1980 auf 31 Billionen im dritten Quartal 2002 angestiegen. Die Schulden als Anteil am Bruttoinlandsprodukt haben den bisherigen Rekordwert von 264 %, der während der Weltwirtschaftskrise erreicht wurde, schon übertroffen.

      Die 31.000 Milliarden haben Zinszahlungen in Höhe von 2.000 Milliarden zur Folge. Diese Summe entspricht exakt der Neuverschuldung für 2002. Alle neu aufgenommenen Kredite wurden dazu verwendet um die Zinsen der schon bestehenden zu bezahlen. Das neue Geld kann also nicht produktiv arbeiten, geschweige denn helfen den riesigen Schuldenberg abzubauen. Es diente nur dazu das System der Verschuldungswirtschaft in Amerika weiter am Leben zu er halten. Die Folgen sind noch mehr Schulden und Zinsen im nächsten Jahr. Die Gesamtverschuldung liegt derzeit fast beim Dreifachen des Bruttosozialprodukts und ein Dollar zusätzliche Wirtschaftsleistung wird derzeit mit dem Achtfachen an zusätzlicher Verschuldung erkauft

      Lesen Sie sich den letzten Absatz noch einmal ganz genau durch! Stellen Sie sich in diesem Zusammenhang nur einmal ein Unternehmen vor, dessen Schulden drei mal größer sind als der Umsatz, dessen Zinszahlung nur durch neue Kredite beglichen werden können, dessen Schulden acht mal schneller wachsen als die Gewinne. Ich kenne keinen Ausweg aus solch einer Situation. Das Unternehmen wird wohl Gläubigerschutz beantragen müssen.

      „...aber jetzt, wo das Handelsbilanzdefizit der USA 6 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes erreicht hat und fast 80 % der weltweiten neuen Ersparnisse notwendig sind, nur um den Dollar auf dem derzeitigen Niveau zu halten, ist das Ende der Party abzusehen. . Rubin (ex US-Finanzminister) und seine Nachfolger haben die USA in eine Lage manövriert, in der entweder ein fallender Dollar oder fallende Finanzmärkte oder beides zusammen unabwendbar geworden sind ... 13 % der US-Aktien, 35 % der amerikanischen Staatsanleihen, 23 % der amerikanischen Unternehmensanleihen sind in der Hand von ausländischen Investoren, hinzu kommen 14% direkter Besitz an US-Unternehmen." Jochen Steffens im Investors-Daily

      Was aber hat das alles mit einem deutlichen Kursverfall an den Rentenmärkten zu tun?

      In Amerika werden heute nicht mehr die traumhaften Renditen, wie zum Ende der 90er Jahre, erzielt. Die Aktienmärkte sind auf dem Rückzug, die Zinsen auf dem Tiefsten Stand seit 40 Jahren. Das Geld verdienen ist schwieriger geworden. Wie im letzten Absatz geschrieben haben die Ausländer sehr viel ihres Kapitals in den USA investiert, sie haben riesige Mengen des US-Dollars in ihren Depots und kaufen täglich weitere hinzu. Aber seit dem Sommer des letzten Jahres beginnen sich die Kapitalströme abzuschwächen. Es fließt weniger Geld nach Amerika, der Dollar beginnt deswegen zu fallen.

      Ein fallender Dollar ist aber so gefährlich, weil die USA eine Importnation sind. Ihre Wirtschaft ist auf das Kapital aus Übersee angewiesen, wenn sie denn wie bisher funktionieren soll. Bei den ausländischen Gläubiger schwindet aber zusehends die Bereitschaft noch mehr Investitionen in Amerika zu tätigen. Der derzeitige Wertverlust des Dollars gegenüber den wichtigen Währungen Euro und Yen zehrt den größten Teil der Kapitalgewinne wieder auf. Gegenüber dem Euro wertete der Dollar seit Jahresanfang von 1,05 bis auf heute (27.01.2003) 1,09 ab. Das ist ein Verlust von 3,7%. Zehn Jährige US-Staatsanleihen erreichen ein Rendite von 3,9%. In nur drei Wochen sind also die gesamten Zinseinkünfte von einem ganzen Jahr verloren gegangen.

      Diese Entwicklung ist für die Anleihenkäufer untragbar. Damit diese weiter im Dollar investiert bleiben müssen zusätzliche Anreize geschaffen werden. Diese Anreize entstehen am freien Kapitalmarkt ganz automatisch. Aus Angst vor weiteren Wechselkursverlusten verkaufen die ersten Investoren ihre Anleihen. Die Kurse fallen, aber die Renditen steigen. Ein höherer Zins macht Anleihen attraktiver und kann damit die Verluste des schwächelenden Dollars ausgleichen.

      Ein zweiter Grund für fallende Anleihenkurse ist die zunehmende Staatsverschuldung, im besonderem die der USA. In nächster Zeit werden viel neue Anleihen emittiert werden. „Das Problem wachsender Staatsdefizite wird zur Belastung für den Rentenmarkt", warnt Europa-Chefvolkswirt Adolf Rosenstock von Nomura. „Angesichts der steigenden Nachfrage von Staaten nach Finanzmitteln droht eine regelrechte Bondsschwemme." Ihre hohe Zahl allein wird dafür sorgen, dass das Angebot an Kapital, welches bereit ist die derzeit niedrigen Zinsen zu akzeptieren, bald aufgezehrt sein wird. Um weitere Investoren anzulocken, muss man denen eine höhere Rendite bieten. Es könnte eine Verkaufswelle von schon bestehenden in die neu aufgelegten, höher verzinsten Anleihen erfolgen.

      Die Gelddruckerei der Fed und die immer weiter ansteigende Geldmenge M3 haben möglicherweise zur Folge, dass die Inflation in Amerika zurückkehrt. Um die tatsächlichen Gewinne einer Zinsanlage zu ermitteln (die Nettorendite), muss man vom dem Zinssatz die Teuerungsrate abziehen. Bei den derzeitigen niedrigen Zinsen in den USA reicht schon ein geringer Anstieg der Inflation aus um die Zinsgewinne aufzufressen. Auch hier werden, wie beim schwächer werdenden Dollar, einige Investoren ihre Anleihen verkaufen, weil sich ein Engagement nicht mehr lohnt. Eine ansteigende Inflation führt in der Regel immer zu steigenden Renditen und fallenden Kursen. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre erzwangen zweistelligen Inflationsraten auch zweistellige Zinssätze. Solche Zinssätze würden unausweichlich wiederkehren, falls die Inflation wieder um sich greift. Die 10 jährigen US-Staatsanleihen notierten damals bei bis zu 14%. Ein Anstieg von 4 auf 12 Prozent bedeutet gleichzeitig ein Kursverlust von zwei Drittel. (je länger die Laufzeit, desto größer der Kursverlust!) Für Anleihen ein regelrechtes Desaster.

      Heute fließt deshalb so viel Geld in den Rentenmarkt, weil die Investoren nicht an ein erneutes anziehen der Wirtschaft glauben. Sie erwarten weiterhin fallenden Aktienmärkte, parken deshalb ihr Kapital in vermeintlich risikoarmen Festverzinslichen Anlagen. Das diese Investoren aber durch Zahlungsausfall des Schuldners ihr investiertes Kapital verlieren können wird heute noch nicht vollständig mit einkalkuliert. Wie weiter oben bereits beschrieben befindet sich die US-Wirtschaft in einem äußerst desolatem Zustand.

      Nach einer durchschnittlichen Rezession beträgt der Anteil an Junk Bonds ungefähr 10 Prozent. Aber dieses Mal liegt das Verhältnis vor der Rezession schon bei 9 Prozent. Der nach der Marktkapitalisierung mit Abstand größte Konzern in Deutschland, die Deutsche Telekom, ist dem Rating von Moody’s nach, nur noch eine Stufe vom Status der Schrottanleihe entfernt. Angenommen die US-Wirtschaft findet zur Inflation zurück, dann wird die Fed, um diese unter Kontrolle zu halten, die Leitzinsen erhöhen müssen. Dies ist aber Gift für die Unternehmen, erhöhen sich doch so die Refinanzierungskosten deutlich. Die Probleme weiten sich aus und noch mehr Konzerne werden ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Es wird zu einer Reihe verschuldungsbedingter Unternehmenszusammenbrüche kommen, die Anleihen erleiden einen Totalschaden. Angstverkäufe lassen die Kurse in die Tiefe rauschen.

      Die gleichen Gründe wie während der Weltwirtschaftskrise könnten eine weitere Möglichkeit für den Kollaps der Rentenmärkte sein.

      Ein Augenzeuge berichtet:

      „Damals wurde die gängige Theorie vertreten, dass Zinssätze eng an die Inflation gekoppelt seien. Je höher die Inflationsrate steigen würde, desto höher würden die Zinssätze steigen. Und genauso umgekehrt: Bei einer niedrigen Inflation, sprich Deflation, würden die Zinssätze fallen. Niemand betrachtete Zinssätze unabhängig von der Inflation. Ich natürlich auch nicht. So ahnte ich nicht, dass hier noch eine große Überraschung auf mich warten würde!

      Wie erwartet waren die Zinssätze während des Crashs am Aktienmarkt stark gefallen. Dann passierte etwas absolut Überraschendes. Obwohl wir uns noch mitten in einer Deflation befanden und die wirtschaftliche Entwicklung immer noch auf Talfahrt war, zogen die Zinssätze dramatisch an. Der unmittelbare Grund hierfür: Die Anleihenmärkte brachen zusammen. (...)

      Als ich sah wie die Zinssätze stiegen, verstand ich die Ursache nicht. War das eine Wiederkehrende Inflation? Hatte ich meine Hausaufgaben nicht richtig gemacht? Es war mir ein Rätsel. Dann fing ich an, Zinssätze als eine unabhängige, eigenständige, starke elementare Kraft zu sehen.

      Die Renditen für niedrig eingestufte Unternehmensanleihen waren die ersten die anzogen, als ihre Preise in den Keller sackten. Es war wie ein Nachbeben des Börsenzusammenbruchs, allerdings mit einer großen zeitlichen Verzögerung. Das machte Sinn, denn dies waren schlechte Anleihen. Sie waren von Unternehmen ausgegeben worden, die ihre Zahlungsverpflichtungen nicht nachkamen. Sehr viele dieser Firmen hörten einfach auf zu existieren. Es war also nur natürlich, dass ihre Anleihen wertlos würden. Die Renditen stiegen auf 15%, 20%, 30%. Aber was nützte das, wenn ihr Anleihenkapital dabei draufging?

      Anschließend waren hoch eingestufte Unternehmensanleihen von dieser Entwicklung betroffen. Die Anleger befürchteten, dass jede Firma – egal, mit welcher Einstufung - Bankrott gehen würde – und sie hatten Recht! Bei manchen Unternehmen verschlechterte sich die finanzielle Lage so rapide, dass es längst zu spät war, als die Analysten diese Firma endlich herabstuften. Auf wunderbare Weise, stiegen die Renditen für hoch eingestufte Unternehmensanleihen sogar über die vor dem Crash erreichten Höchststände, während ihre Preise in sich zusammensackten. Jemand versuchte um alles in der Welt – Anleihen zu verkaufen. Aber wer?

      Logischerweise hätte man doch zumindest annehmen können, dass Staatsanleihen vor dieser Verkaufspanik geschützt wären. Dem war nicht so. Die Investoren machten Druck, um ihre Staatsanleihen zu verkaufen, und trieben deren Preise auf neue Tiefsstände herunter, genau wie es mit den Unternehmensanleihen geschehen war. Ihre Renditen kletterten nach oben.

      Woher kam diese Verkaufswut? Was trieb die Zinssätze nach oben, wenn doch alle Lehrbüchr sagten, dass die Zinsen sinken müssten? Erst viele Jahre später kamen mein Bruder Al und ich dahinter und konnten das Rätsel lösen.

      Um zu begreifen, was sich da abspielte, mussten wir alle herkömmlichen Theorien über Zinssätze restlos über Bord werfen und Inflation, Deflation, Geldmenge und die Federal Reserve ganz schnell vergessen.

      Stattdessen betrachteten wir Anleihen nun wie alle anderen Investitionsformen – nichts anders als Aktien und Rohstoffe. Wenn Investoren ihre Anleihen verkauften, sank ihr Preis; wenn sie Anleihen kauften, stieg er.

      Banken brauchten Bargeld, um wiederum diese riesigen Bargeld-Abhebungen von ihren konnten zu decken, Geschäfte brauchten Bargeld, um ihre Rechnungen zu begleichen. Versicherungsgesellschaften brauchten Bargeld, um geltend gemachte Ansprüche auszahlen zu können. Also gingen sie zu den Chefs ihrer Finanzabteilungen, um zu sehen, was sich verkaufen ließ, damit Bargeld in die Kasse kam. (..)

      So wurden enorme Anleihenmengen auf den Markt geworfen: hoch bewertete Anleihen, niedrig bewertet Anleihen, Kommunalobligationen und Staatsanleihen in allen Formen. Überall waren Finanzinstitutionen und Unternehmen dabei, ihre Anleihen loszuwerden. Waren diese niedrig eingestuft worden bzw. die Firmen am Rande des Zusammenbruchs, so brachte die Anleihen höchstens ein paar Cents für jeden Dollar ein. Uns selbst bei höher bewerteten Anleihen schütteten viele Investoren das Kind einfach mit dem Bade aus und sorgten so für neue Tiefspreise.

      Ich fragte einige meiner Geschäftsklienten, warum sie Anleihen verkaufen wollten. Sie redeten daraufhin über eine zurückkehrende Inflation, über die Gefahr einer Reflation, wie sie es nannten. Später erkannte ich, dass die Inflation bloß eine Entschuldigung war. Der wirkliche Grund, warum sie Anleihen verkauften, war, dass sie schlicht und einfach Bargeld brauchten.“ Verdoppeln Sie Ihr Vermögen in der großen Geldpanik 2002/2003, Dr. Martin Weiss, Seite 70ff

      Gruß Trevenion
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 15:44:45
      Beitrag Nr. 3.753 ()
      Der Goldpreis zieht in allen bedeutenden Währungen - Zufall oder Alarmzeichen ? - an. Die Diskussion über Währungsreformen kommt aus den Startlöchern heraus
      (02.09.2003)

      Gold zieht seit einiger Zeit in allen bedeutenden Währungen an. Dieses Phänomen haben wir schon vor einiger Zeit als das Signal dafür beschrieben, dass sich im monetären Umfeld Grundlegendes verändert.

      Die meisten Kommentatoren haben bei der Darstellung des Geschehens am Goldmarkt wie gewohnt nur den Dollar-Preis für das Edelmetall im Auge. Weil sie nicht auf dessen Entwicklung zum Beispiel in Euro achten, bleibt ihnen offenbar der Blick auf Wesentlicheres versperrt.

      Die meisten Kommentatoren fallen nach Art des Pawlow`schen Hundes auch in die gewohnten Denkmuster zurück und setzen den anziehenden Dollar-Preis für Gold mit steigenden Inflationserwartungen gleich. Der Kauf von Gold ist aber gewiss kein optimaler Schutz vor Inflationsgefahren. Die modernen Finanzmärkte bieten hier sehr viel bessere Möglichkeiten.

      Nur wenigen Kommentatoren scheint der Gedanke zu kommen, dass der Anstieg des Goldpreises in allen bedeutenden Währungen, einmal abgesehen von den gewiss nicht unbedeutenden Aktivitäten spekulativer Fonds, auch einen anderen Hintergrund haben könnte. Nämlich ein wachsendes Misstrauen in den flüchtigen Wert der führenden Papierwährungen.

      Dieses Misstrauen kann, wie so oft in längst vergangenen Jahren, auch mit Inflationserwartungen zusammenhängen, muss aber nicht. In der gegenwärtigen Situation spricht einiges dafür, dass mehr und mehr Anleger aller Klassen bemerken, wie sehr der Wert der führenden Währungen durch unermesslich wachsende Haushaltsdefizite und somit Staatsschulden ausgehöhlt wird.

      In früheren Zeiten waren emporschießende Haushaltsdefizite das Signal für zunehmende Inflation. Diesmal ist es jedoch anders. Hohe Überkapazitäten und Schulden des Privatsektors aller bedeutenden Volkswirtschaften sowie massiver internationaler Wettbewerb lassen die Preise auf deflationäre Weise tendenziell sinken. Dass sie zwischendurch aus besonderen Gründen auch wieder einmal in Grenzen steigen, ändert an der zugrunde liegenden Tendenz nichts.

      Da inzwischen nicht mehr zu leugnen ist, dass die unverdrossen weiter wachsenden Staatsschulden selbst bei spartanischster Haushaltsführung erst in drei oder vier oder fünf Generationen wieder auf ein akzeptables Niveau gedrückt werden können, taucht nun auch in Talkshows die Frage auf, ob die Probleme nicht mittels einer breit angelegten Währungsreform aus der Welt geschafft werden könnten.

      Wenn der Begriff Währungsreform schon in Talkshows die Runde macht und damit in eine breitere Öffentlichkeit getragen wird, wie intensiv hat sich dann wohl das "Smart Money" bereits mit diesem Thema befasst und vordisponiert?

      Gold, aber auch andere stark benötigte und nicht beliebig reproduzierbare Rohstoffe, sind im Gegensatz zu allem, was auf Papier dokumentiert ist und meist nur versprochen wird, aller Erfahrung nach ideale Vehikel, um eine Währungsreform ohne gravierende Verluste zu überstehen.

      Das Thema wird uns mit fortschreitender Zeit gewiss noch heftiger beschäftigen.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 15:46:14
      Beitrag Nr. 3.754 ()
      Nicht vergessen! In diesem System wird Geld durch Schuld geboren.
      Verschuldungszwang.
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 16:05:23
      Beitrag Nr. 3.755 ()
      http://www.evotrade.de/Analysen/Der_wahre_DJIA/der_wahre_dji…

      ------------------------------------------------

      28.8.2003 hb@Evotrade.de



      Das "Plunge Protection Team" (PPT) = Absturz- Schutz-Mannschaft der amerikanischen Regierung - Greenspan`s Schergen



      So so.., gibt es wirklich das PPT, angeführt durch eine Schatten-Regierungs-Gruppe die im Markt interveniert, um die Aktienkurse hoch zu halten und die Investoren liquide? Alan Greenspan sagt dazu nichts. Jedoch der Meister und seine Truppe können ein Reversal am Aktienmarkt orchestrieren, indem sie riesige Mengen von S&P und Dow Futures Kontrakte gegen Schluss der Tagessitzung kaufen. Wie geht das?

      Der einfachste Weg würde sein, Nahemonat Futures-Kontrakte des S&P zu kaufen und den "Spread" zwischen dem Futures Markt und des Cash Index zu erhöhen. Der Spread ist die Differenz zwischen dem fairen Wert des Cash Index und dem Preis zu welchem der Futures Markt kalkuliert. Durch den Kauf der S&P Futures erhöht sich der Spread zwischen dem Futures Markt und dem Cash Markt Index.

      Wenn der Spread groß genug ist, springt das Programm-Trading an, um den Cash Markt zu kaufen, anstelle des Futures. Kann man dies beweisen?

      Ja, man kann die Preise der Nahemonat-Kontrakte im Dow und S&P beobachten und sehen, welche Kaufaktivitäten zwischen 1:52 und 2:18 p.m. Uhr, sagen wir gestern stattgefunden hat. Dann kann man prüfen, um zu sehen, was die Programm-Trading-Statistik für den betreffenden Tag aussagt. Das Wall Street Journal publiziert Statistiken auf wöchentlicher Basis. In den letzten vier Wochen beginnend am 25. Juli, zählte der Programm-Handel für 38,5%, 42%, 45,5% und 39,9% des gesamten Handelsvolumen an der NYSE.

      Das Journal vom 22. August gibt an, dass für alle Programm-Handelssysteme an der NYSE während der Woche bis 15. August - "13,6% war Stock-Index-Arbitrage" und "53,9% des Programm-Handels wurde durch Firmen für deren Kunden ausgeführt".

      Ist Uncle Sam (Regierung) ein Kunde? Pumpt dieser Geld in Konten, die bei den großen Brokerhäusern an der Wall Street bestehen, um Futures zu kaufen, die bewirken, dass zu gegebener Zeit Programme einspringen und den Cash Index kaufen? Ja, so wird manipuliert.

      Hier ist dieser Report......Sie wundern sich?





      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 16:06:53
      Beitrag Nr. 3.756 ()
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 16:13:18
      Beitrag Nr. 3.757 ()
      Wirtschaftsminister Clement gegen Förderung von Windenergie
      Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hat sich gegen das bisherige System der Förderung von Windenergie, oder vielleicht indirekt sogar gegen die Förderung "alternativer" Energien überhaupt, ausgesprochen. In einem Grundsatzpapier fordert sein Ministerium nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland", die derzeitigen Zwangseinspeisungspreise für Windstrom abzuschaffen. Eine Sprecherin Clements sagte, derzeit würden sowohl im Wirtschafts- als auch im Umweltministerium Papiere produziert, um die "energiepolitischen Weichen für die Zukunft zu stellen". Dabei wäre interessant zu erfahren, ob nach den Stromausfällen in den USA und in Italien und der drohenden Rationierung in Deutschland wegen mangelnder Kapazität und totaler Flaute beim Windstrom während der brütenden Hitze dieses Sommers endlich in der Politik die Vernunft ausgebrochen ist, die Energieversorgung wieder auf eine solide, hitzefeste Basis zu stellen.

      Clement hat sich offensichtlich aber noch nicht zu einer Forderung nach einer völligen Abschaffung der Förderung "erneuerbarer" Energien durchringen können, vielleicht unter dem Einfluß des Umweltministers Jürgen Trittin (Grüne). So sieht das Grundsatzpapier aus dem Wirtschaftsministerium nach dem Bericht der FTD vor, statt gesetzlich festgelegter Preise künftig das Fördergeld für Windenergie per Ausschreibung an den günstigsten Anbieter zu vergeben. Außerdem werde eine Absenkung (und keine Abschaffung) der bisherigen Zwangsvergütung sowie eine Kürzng der Förderdauer auf 10 statt bisher 20 Jahre gefordert.

      Während dies, wie so vieles bei Rot-Grün, nur eine halbe Reform ist, hat der Bundesverband Windenergie, wie nicht anders zu erwarten, bereits gegen Clements Kürzungspläne protestiert, und die Organisation "Eurosolar" warf Clement vor, die Windkraftindustrie abschaffen zu wollen und 40.000 Arbeitsplätze aufs Spiel zu setzen. Daß nahezu alle diese Arbeitsplätze ausschließlich aufgrund der derzeitigen extrem hohen Subventionierung entstanden sind, also unter Marktgesichtspunkten nicht überlebensfähig wären, vergaß man dabei aber ebenso zu erwähnen wie daß "erneuerbare" Energien insgesamt wegen ihrer Unzuverlässigkeit versorgungstechnisch überflüssig sind, also praktisch alle dort entstandenen Arbeitsplätze nichts volkswirtschaftlich Nützliches leisten.

      Die gegenwärtige Diskussion ist nicht neu. Schon vor einem Jahr hat Clement den Anspruch auf den in seinem Ministerium angesiedelten Bereich "Erneuerbare Energien" gegen Bundesumweltminister Trittin verteidigt, offensichtlich, um die Demontage der Energieversorgung durch die Ökologisten nicht ungestört zuzulassen.

      Allerdings ist die Politik noch lange nicht über den Berg. Die Mär vom Treibhauseffekt wird trotz unzähliger Widersprüche von Wissenschaftlern wird noch immer als offizielle Staatsdoktrin vertreten, und die Energierationierung durch Emissionshandel ist nach wie vor ein angestrebtes Ziel der Politik. Die Frage darf aber inzwischen gestellt werden, ob es nicht vielleicht doch Kräfte der Vernunft in diesem Lande gibt, die eingesehen haben, daß man die sozialen Probleme nur durch produktive Wirtschaft lösen kann.
      -----------------------------------------------------

      Zwischenruf: »Zum Kotzen«
      Einem Bericht der Welt zur Folge soll Bundeskanzler Schröder seinem Unmut über die Grünen Luft gemacht haben. Er soll gesagt haben, er fände es "zum Kotzen", daß die Grünen gleichzeitig Regierungs- und Oppositionspartei sein wollten.

      Nun, der BWL-Bote hat sich diesen emotionalen Ausrutscher nicht geleistet, stimmt ihm aber freilich voll zu: Die Abzocke-Maut und Totalüberwachung des Straßenverkehrs, die derzeit erprobt wird, die Ökosteuer, das Dosenpfand-Debakel und der durch sie verursachte Verlust an Arbeitsplätzen, die Verknappung, Verteuerung und bald in Kraft tretende Rationierung von Energie, die schon jetzt zu Todesfällen geführt hat, aber auch das unendliche weitere Durchwursteln bei den Sozialreformen finden viele Leute auch "zum Kotzen".

      Also, Herr Schröder, Sie haben einen Eid geschworen, dem Deutschen Volke zu nützen und Schaden von ihm abzuwenden. Wann also tun Sie endlich, wofür der Volkssouverän Sie gewählt hat?


      http://www.bwl-bote.de/index.htm
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 16:51:49
      Beitrag Nr. 3.758 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen
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      spatzseite.de

      "O Gott - mein Geld!": 31.08.2003
      DIESE WOCHE
      In diesem intensiven Beitrag macht sich der Spatz Gedanken über den Sinn des Terrorismus. Er überlegt, wer für terroristische Akte verantwortlich sein könnte, und welchen Nutzen sie den Herrschenden bringen. Er spekuliert, welche Rolle die Angst in der Politik spielt, wie sie erzeugt wird - und kommt wie immer zu düsteren und erschreckenden Schlußfolgerungen.

      Krieg dem Terrorismus


      Wen oder was bekämpfen wir eigentlich beim ausgebrochenen "Krieg gegen den Terrorismus"? Sicher nicht ober-ehrenwerte Regierungen, die ohne Gerichtsurteil gezielt morden und dabei den Tod unbeteiligter Passanten in Kauf nehmen - oder haben Sie kürzlich Empörungen über Israels Regierungspraxis vernommen? Wer das wagt, läuft Gefahr geselbstmordet zu werden - oder mindestens wird er als Antisemit geoutet. Der Krieg richtet sich gegen Nichtregierungsorganisationen, die mit primitiveren Mitteln das Gleiche tun. Beide Seiten berufen sich zur Begründung ihrer Vorgehensweise auf entsprechende Aktivitäten der jeweils anderen Seite. Bei dem trüben Spiel werden die einen wie die Indianer im 19. Jahrhundert von den Hütern der Demokratie, mit dem Segen der Weltbürokratengemeinschaft und natürlich nur "in bester Absicht" aus ihrem Land getrieben oder sie erhalten die westliche Demokratie aufgenötigt, eine Demokratie, in der durch scheinbar frei gewählte Strohmänner gedeckt uneingeschränkt das Große Geld regiert - solange die Bürger die Medien für sich denken lassen. Leute in und außerhalb von Regierungen und deren Geheimdiensten, die Bomben hochgehen lassen und damit unbeteiligte Menschen aus irgendwelchen fanatischen Gründen in den Tod reißen, sind gefährlich und sollten entschieden bekämpft werden - aber von wem, von Regierungen und Organisationen, die das Gleiche tun?

      Betrachten wir die Bösen, die Nichtregierungsterroristen. Was denken sich solche Leute, was bezwecken sie? Die Antwort ist ohne Einmischung von Politikpropagandisten und Soziologen relativ recht einfach. Was unterscheidet den Kamikaze-Flieger von einem, der an seinem Geschütz ausharrt, um den Rückzug der Kameraden zu decken? Offensichtlich ein Wunder, das nämlich, das eintreten könnte, um ihn vor dem sicheren Untergang zu retten. Beim Kamikaze-Flieger war dieses Wunder so gut wie ausgeschlossen, beim Selbstmordattentäter sogar eher gefürchtet. Der Kanonier und der Kamikaze-Flieger standen in einem Krieg um die Existenz ihres Volkes, ihrer Zivilisation - vor allem, wenn der ideologisierte Gegner die "bedingungslose " Kapitulation forderte! Sie beide ähneln - auch wenn ihnen das heute keine Ehre oder Dankbarkeit einbringen darf - in gewisser Weise einem John Maynard, dem Steuermann der "Schwalbe über dem Eriesee", der auf seinem Posten ausharrte und sein Leben aus Pflichtgefühl für die Passagiere opferte.

      US "Experten" sollten z.B. im zweiten Weltkrieg herausfinden, warum sich japanische Kamikaze Flieger auf amerikanische Kriegsschiffe stürzten. Unter ihnen war z.B. auch ein Ron L. Hubbard, der mit den gesammelten Erfahrungen später die Scientology-Sekte gegründet hat. Ob andere mit den gesammelten Erfahrungen Gehirnwäsche betrieben oder Terrorbanden schufen, entzieht sich unserer Kenntnis. Das Aufkommen solcher Banden in den Fünfziger Jahren legt es aber nahe. Friedrich A. von der Heydte hat in seinem 280-seitigen Paperback "Der moderne Kleinkrieg als wehrpolitisches und militärisches Phänomen" (12 Euro beim Böttiger Verlag zu haben), das Nötige über Herstellung, Arbeitsweise und außenpolitischen Nutzen solcher Banden gesagt. Seine Erfahrungen stützten sich vor allem auf den Partisanenkrieg im Weltkrieg, daher seine vorwiegend außenpolitische Interpretation. Sie behielt ihre Gültigkeit und Bestätigung im Kalten Krieg. Wie sieht es dagegen heute aus, wo nach dem Ende des Kalten Kriegs die Weltinnenpolitik vorherrscht?

      Terroristen opfern ihr Leben mit dem Unbeteiligter, um zu terrorisieren, das heißt, Angst zu erzeugen, um Leute in Angst und Schrecken zu versetzen. Wer kann ein Interesse an Angst und Schrecken haben? Der Terrorist? Sie verstehen sich möglicherweise als Kämpfer. Sie wollen ihr Land behalten, das man ihnen wegnimmt, wollen möglicherweise an ihnen begangenes Unrecht oder allgemeiner soziale Ungerechtigkeit rächen, bestrafen oder sonst etwas. Wir wissen nicht, wie z.B. die Indianer im vorletzten Jahrhundert dachten, vielleicht machte man sie glauben: Wenn es sich herumspricht, daß man hier skalpiert werden kann, dann trauen sich keine neuen Siedler mehr ins Land und wir können in Ruhe weiter Büffel jagen. Nachweislich haben aber die demokratischen Weißen das Skalpieren als Beleg für den Bezug der Kopfprämie für eine erlegte Rothaut eingeführt. Aber solche Dinge gelten, wenn man erst damit angefangen hat, bald in beide Richtungen. Die Geschichte zeigte, daß der wechselseitige Terror schließlich doch die Schwächeren aus ihrem Land zu treiben half. Beide Seiten erleben wir heute in Palästina und noch in harmloserer Form hinter sogenannten ausländerfeindlichen Aktionen und den mehr und den weniger verdeckten Polizeiaktionen gegen sie - den Zusammenhang zu überblicken, ist Leuten mit aufgeheizten Ressentiments beiderseits der unsichtbaren Front wohl kaum möglich.

      Rassenkonflikte, die Auseinandersetzung zwischen Volk-, Religionsgruppen und dergleichen funktionieren nach diesem Schema. Für sie ist eine quasi äußere Front typisch. Der terroristische Akt richtet sich also gegen den Feind. Wieso aber kommt es zur Feindschaft auch unter Leuten, die wie vor Jahren in Jugoslawien lange zusammenlebten ohne diese Feindschaft zu kennen? Sie ist unter der Oberfläche vorhanden und wurde durch besondere Ereignisse oder eine allgemeine Verarmung der Bevölkerung oder beides ausgelöst - lautet die verbreitete Antwort. Diese Antwort ist aber dümmlich, denn warum richten diejenigen, die bisher schon zusammengelebt und zusammengearbeitet haben, ihre Anstrengungen (oder - meinetwegen - ihre Wut) nicht gemeinsam gegen die Ursachen oder Verursacher der Armut des plötzlich hereinbrechenden Durcheinanders? Könnte es sein, daß die Verursacher (die Ursache kann meist nicht sprechen) den einen und den anderen zuflüstern, daß eben genau die anderen "eigentlich" Schuld seien, daß sie selbst aber in dieser Situation für sich einen Vorteil heraushauen könnten, wenn sie kräftig gegen die anderen vorgingen. Wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich ein Dritter, meist der einflüsternde Verursacher. Wozu hat man denn Geheimdienste - und das nicht nur in Diktaturen. Demokratien bräuchten so etwas nicht, weil sie die Ursachen jeder Falschentwicklung möglichst offen vor ihren Bürgern ausbreiten würden, damit diese sich danach richten. Aber wo gibt es heute schon Demokratie?

      Wie aber ist zu verstehen, wenn Terroristen, wie in Bagdad, das eigene Wasserwerk sprengen? Sie treffen als angebliche Befreiungskämpfer damit nicht die Besatzungsmacht, sondern ihre Mitbürger. Sollen diese vor Durst wütend, die Besatzungsmacht um Schutz vor den Terroristen anflehen? Oder der Angriff auf den Schiitenführer Bakr el Hakim, riskiert man damit nicht einen Religionskrieg zwischen den Opfern der Besatzung? Oder der Angriff auf die UNO-Zentrale, über welche die Weltbürokratengemeinschaft die Vorgehensweise der Besatzer etwas mäßigen wollte. Wenn es da wenig Sinn gibt, fragt es sich, wie man für solche Drecksarbeit Leute bekommt?

      Terrorismus wurde nach 1945 als raffinierte Form der Propaganda verkauft. Ausgegrenzte könnten damit sensationslüsterne Journalisten zur Berichterstattung nötigen, wobei diese bei aller Entrüstung und Kritik dann doch auf die ursächlichen Mißstände zu sprechen kämen: "Eine Bombe sagt mehr als 1000 Bilder". Mit dem von Franz Fanon darüber hinaus noch psychoanalytisch überhöhten Intellellen-Geschwafel hatte man Widerstandsbewegungen in den Kolonien überredet, die Welt gegen sich und die Kolonialherren aufzubringen und dadurch ihr Land zu "öffnen". Daß die Ausbeutung durch das internationale Große Geld noch schlimmer ausfallen würde, konnten sie damals noch nicht wissen. Auch Arafats Fatah und andere fielen auf solche scheinbar wohlwollende Empfehlungen herein. Hat das etwas gebracht? Ja, die Welt ist inzwischen bis auf wenige Schurkenstaaten Privateigentum und der demokratische Nationalstaat ein "Auslaufmodel" geworden.

      Interessant in diesem Zusammenhang das neue Gesülze z.B. eines Jean Baudrillard (Hypothesen zum Terrorismus). Seiner Meinung nach ist es das Wesen des Terrorismus, im Gegensatz zu dem im Exzeß zweckrationalen System "im Grunde sinn- und ziellos zu sein", also die absolute "Nichtidentität" (Adornos Lieblingswort). Und weiter: Der Terrorist fordert durch sein Todesopfer das System heraus, es ihm gleich zu tun und Selbstmord zu machen: "Das System kann diese vielfältige Herausforderung durch Tod und Selbstmord nur mit seinem Selbstmord beantworten". Muß es das, oder nutzt es ihn eher zweckrational aus, z.B. zur Rechtfertigung neuer Polizeizwangsmaßnahmen? Will man mit solchen verquasten Phrasen etwa Jugendliche in der Pubertätskrise, nachdem man sie zuvor durch vom Militär entwickelte, lustmörderische Computerspiele entsprechend aufgemischt hatte, als potentielle Terroristen anwerben? Die Schulhofmorde wären dann nur bedauerliche Frühzünder oder Rohrkrepierer. Baudrillard wäre nicht der erste Anarchist, dessen sich staatliche Zwangsapparate und Geheimdienste bedienen.

      Wer entschließt sich schon freiwillig zum Terrorismus. Freiheitskämpfer, Widerstandskämpfer einer der sich aus Pflichtbewußtsein oder Treue für andere, sein Volk - vielleicht sogar für die Menschheit opfert. Das kommt vor - und wird am Kreuz sogar religiös verehrt. Aber ein Terrorist? Terroristen kennen nur die Terrorisierten, es sind diejenigen, die sie in Angst und Schrecken versetzen. Die beobachtbare Wut und der offenkundige Haß "auf das System" gewisser Teile der nachwachsenden Generation sind in der Tat beängstigend - noch mehr wäre es das System, das solche Manipulationsmethoden nötig hat.

      Bürger ängstigt heut am meisten das wirtschaftliche Chaos, das ihre Zukunft bedroht. Das Gefühl ist nicht unbegründet. Die Verursacher der Gründe haben selbst allen Grund und auch die finanziellen Mittel die Einsicht in den Grund der Unsicherheit zu vernebeln und das vorbewußte Gefühl durch gut bezahlte Psychospezialisten, wie jener Ron L. Hubbard einer war, einer angeblichen Klimakatastrophe, der Kernenergie oder sonstiger Umwelt- oder Gesundheitsprobleme anzuhängen.

      Um das wirtschaftliche Chaos wieder zurechtzurücken bedarf es mutiger, klardenkender Menschen ohne Angst. Um die möglicht nicht erst groß werden zu lassen, haben sich Herrschende in der Krise immer schon des Terrorismus bedient: unmenschlicher Strafen, vielfältiger Erscheinungsweisen des "Gott steh mir bei" und so etwas wie der Klimakatastrophe. Wenn es hart auf hart kam, wurde die Gangart härter: Nacht- und Nebelaktionen, Polizeiwillkür, und willkürliche Bombenattentate. Hervorragend, wenn man dergleichen einem anderen, dem Feind, einer anderen Religionsgemeinschaft, Rasse oder Schurkenstaaten und deren Terroristen in die Schuhe schieben kann.

      Ein wenig Licht ins Dunkel brachte unfreiwillig Arnold Schwarzenegger, die neue Polit-Wunderwaffe des Großen Geldes. Der Terminator wurde geknipst, als er am 23.9.2002 Lord Jacob Rothschild zusammen mit dem zweitreichsten Mann der Erde, Warren Buffet, auf dessen Gut Waddesdon Manor in England besuchte. (Das Bild erschien 2 Tage später im The Scotsman) Mit von der Partie waren laut Anatole Kaletsky (London Times vom 26.9.2002) eine Reihe führender Politiker (genannt wurden, weil besonders wichtig, nur der US-Hochzinswucherer der Achtziger Jahre, Paul Volker und James Wolfensohn von der Weltbank). Über das "Geheimtreffen einiger der mächtigsten Geschäftsleute und Finanziers der Welt" vor dem Irakkrieg und vor dem "sex up" der Dossiers über angebliche Bedrohung des Westens aus dem Irak hieß es, sei neben dem Irak-Krieg "a perpetual war nightmare" im gesamten Nahen Osten als Mittel gegen "eine Serie größerer finanzieller Katastrophen" beschlossen worden. Und was das Geld anordnet, befolgen seine führenden Regierungen des Westens - wenn und solange der Bürger die Figuren wählt, die ihm das Fernsehen empfiehlt.
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 16:55:33
      Beitrag Nr. 3.759 ()
      Quergedacht: Was viele denken aber wenige auszusprechen wagen
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      spatzseite.de

      Öko-Katastrophismus: 03.08.2003
      Urlaub! Der nächste Spatz erscheint erst am 17. August!
      DIESE WOCHE

      In wie immer recht staatsferner Weise betrachtet der Spatz diese Woche die Argumente der Treibhaustheoretiker. Er untersucht die physikalische Seite des Phänomens, aber auch den Stand der Gleichschaltung, der bereits erreicht ist. Und er kommt zu einem erschreckenden Vergleich: Mit dem Klima ist es wie mit Saddam, die Angst soll gefügig machen. Und was mit dem Krieg nicht geklappt hat, ist mit der Umweltangst schon fast gelungen...


      Wie wir gleichgeschaltet werden


      Es ist wieder einmal heiß und schon lärmt die Klimakatastrophenmafia, um Steuergelder auf ihre alternativen Mühlen zu lenken und gesellschaftspolitische Maßnahmen zur Steigerung des Wohlverhaltens der Bürger durchzusetzen. Den Stand der Umerziehung hat das Magazin PM durch das Meinungsinstitut TNS-Emnid bei 1000 Bürgern "repräsentativ" erkunden lassen. Danach wünscht sich bereits die Mehrheit der Deutschen "radikale Maßnahmen" zum Energiesparen. 58% der Frauen und 44% der Männer befürworten zum Beispiel einen autofreien Tag pro Woche, 65% der Deutschen glaubt, daß nicht genügend für die Erforschung alternativer Energiequellen ausgegeben wird. 62% sind überzeugt, daß sie selbst viel Energie sparen könnten, ohne sich dabei einschränken zu müssen. Die logische Frage, warum sie das denn dann nicht täten, war offensichtlich nicht "wissenschaftlich" genug und unterblieb.

      Stattdessen überprüfte man die Einstellung zu den Alternativen und fand heraus, daß 96% der Deutschen sind der Meinung seien, daß die Sonnenenergie viel stärker genutzt werden solle, und 81% überzeugt sind, die Solartechnik wäre viel billiger und eine echte Alternative zu herkömmlichen Energiequellen, wenn "es Pflicht wäre, auf jedem Haus Solarzellen zu installieren". Wieder wurde - wohl aus den gleichen Gründen - nicht nachgefragt, warum sie denn nicht freiwillig dieser Pflicht nachkämen. Allerdings sind nur 66% der Bevölkerung der Meinung, die Landschaft solle durch mehr Windräder verspargelt werden. Streit ist allerdings in der Frage der Kernenergie vorprogrammiert, denn 56% der Frauen wollen alle Kernkraftwerke sofort abschalten, während 58% der Männer die Kernenergie für notwendig halten.

      Hieran zeigt sich, wenn man davon ausgeht, daß immer noch die Männer die Meinung des Haushalts dominieren, daß weitere Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Dies wird vollends durch die verbreitete Meinung zu den Benzinkosten nahe gelegt. Denn nur 7% der Bundesbürger meinen, daß Benzin teurer werden müssen (vermutlich, weil sie selbst nicht Auto fahren) und nur 8 Prozent halten es gerechtfertigt, Kriege zu führen, um die eigene Energieversorgung zu sichern. Dabei zeigte sich gerade erst in der Hauptstadt des politisch folgsamsten aller Länder, in Tokio, die segensreiche Wirkung der Klimahysterie. In den ersten 6 Monaten sind dort die tödlichen Verkehrsunfälle um 11,1% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und erreichten jetzt den niedrigsten Stand seit 1970. Was ist ein Erfolg, wenn nicht das! Und so hagelt es weiter aus allen Kanälen Klimakatastrophenbedenken.

      Wurden den Bürger im letzten Sommer noch die Regenfälle als "Beweis" für die Klimakatastrophe vorgehalten, so gelingt dies in diesem überzeugender mit der Trockenheit nach zu vielen schönen, warmen Sommertagen bei wolkenlosem Himmel.

      Schaut man in die Fachliteratur, so zeigt sich, daß zur Zeit von einer globalen Erwärmung nichts zu sehen ist. Den höheren Temperaturen hier, stehen niedrigere dort gegenüber. Beim angeblich klimabeeinflussenden Wirkmechanismus der sogenannter "Treibhausgase" fallen wesentliche physikalische Gesetze wie zum Beispiel die der Thermodynamik einfach unter den Tisch, andere, wie die über das Strahlungsverhalten der Gasen werden zum Teil übergangen und zum Teil wahnsinnig überzogen angewandt, oder es werden mit der sogn. "Gegenstrahlung" gleich beliebig buntscheckige Türken aufgebaut (hierzu Heinz Thieme http://mitglied.lycos.de/climate/gegenstrahlung.htm).

      Wenn menschliche Aktivität das Klima beeinflußt hat, dann vermutlich durch den Effekt der Wärme-Insel als Folge sich ausbreitender Städte und über den Wassereintrag in die Atmosphäre als Folge veränderter Bodennutzung durch Bautätigkeit, unterschiedliche Formen des Ackerbaus, oder Stauseen und ähnliches. Ein Mensch braucht täglich rd. 2000 kcal. Lebte er rein vegetarisch von Pflanzen, dann bringt er - vom eigenen Schweiß abgesehen - über die von ihm benötigte Pflanzen pro Jahr rd. 90 cbm Wasser über die Verdunstung beim Pflanzenwachstums in die Troposphäre ein (Das wären für alle Menschen 7000 t Wasser pro Sekunde und weitere 8000 t nimmt man die übrigen Aktivitäten wie Stahl- und Energieerzeugung dazu. Die Sonne verdunstet dagegen im gleichen Zeitraum 12 bis 14 Millionen Tonnen). Wasser kommt zwar trotzdem nur in geringen Mengen aber deutlich mehr als CO2 in der Atmosphäre vor, übt dort aber wesentlich größere Wirkungen auf Wettergeschehen und Lufttemperatur aus als CO2 mit seinen 3 Molekülen auf 10.000 Luftmoleküle.

      Der Spatz ist schon öfters auf solche und andere Unstimmigkeiten und Fehldarstellungen der Klimahysteriker eingegangen, ohne daß dies ihre Propaganda beeinflußt hätte. Da er sich ungern wiederholt, hier einige neue, bisher weniger beachtete Fragwürdigkeiten, um die auch sonst fehlende Glaubwürdigkeit der (halb)amtlichen Interessenvertreter darzulegen.

      Bei der sogenannten Klimaerwärmung dreht sich bekanntlich alles um Temperaturen. Dabei wurde der Anstieg der Temperaturen dem Anstieg des CO2-Gehalts in der Luft angelastet. Genauere Untersuchung der Klimageschichte, erst von Berner und Stahl in jüngster Zeit von Veizer und auch Caillon, konnten zeigen, daß - jedenfalls bisher - der CO2 Anstieg dem Temperaturanstieg nicht wie unterstellt vorausgegangen sondern gefolgt ist - was, wie schon oft erwähnt, jedem Sprudeltrinker aufgrund eigener Erfahrungen unmittelbar einleuchten sollte. Aber wer glaubt schon eigenen Erfahrungen, wenn das Fernsehen etwas anderes sagt.

      Jedenfalls sind die unteren 10.000 m der Atmosphäre ein thermodynamisches System. Wenn man in diesem nur die Lufttemperatur beachtet, mißachtet man seinen thermodynamischen Charakter. Richtigerweise sollte man den Energie-Inhalt der Luft (Enthalpie) betrachten. Der ist eine Funktion von Temperatur, Dampfgehalt und Druck bzw. Dichte. Außerdem handelt es sich in der Atmosphäre um ein Luft- und Wassergemisch mit wechselnden Mischverhältnissen. Dabei tritt der Wasseranteil in gasförmiger, flüssiger und fester Form mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften auf. Das recht komplexe System läßt sich bisher nicht genau erfassen, geschweige denn überzeugend berechnen. Damit fällt der einzigen Stütze der Klimaprediger, ihren Klimamodellen, der Boden, ihre Grundlage unten heraus und bleiben alle ihre Angaben, vor allem die über Zu- oder Abnahme von Unwettern, reine Spekulation.

      Zudem vermengt man bedenkenlos zwei völlig verschiedene Temperaturbegriffe, nämlich die mit dem Thermometer gemessene Lufttemperatur und die sogenannte Strahlungstemperatur, das ist die Strahlung, die von der Oberfläche eines Körpers ausgeht. Man unterstellt dazu noch, daß sich Gase unter einem Druck von rund einer Atmosphäre wie lauter einzelne Molekülkörper verhalten. Das ist etwa so, als würden Sie ihr eigenes Verhalten als Konglomerat der Aktivität jeder einzelnen Ihrer Körperzellen erfassen wollen. Zum Beispiel speichern Gase unter Druck als Kollektiv ihrer Moleküle Energie. "In einer Luftschicht von nur 80 m Dicke wird bei einem Druck von 1 bar, bei der Lufttemperatur von 15°C und bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40% eine Energiemenge gespeichert, die etwa der im weltweiten Mittel während eines Tages (24 h) von der Sonne empfangenen Einstrahlung entspricht, rund 8,2 kWh/(m2 x Tag). In der gesamten Troposphäre wird im weltweiten Durchschnitt in Form von Wärme soviel Energie zwischengespeichert, wie die Sonnen 2,5 bis 3 Monate lang in das System Erde/Atmosphäre einstrahlt" (nach Thieme).

      Nicht die Strahlungsvorgänge innerhalb der Atmosphäre, wie die Klimakatastrophenapostel vorgeben, sondern der Austausch von Luftpaketen mit unterschiedlichen Energiegehalten ist für das Wettergeschehen (Erwärmung, Abkühlung, Verdunstung, Kondensation, Erstarrung, die dabei eintretenden Veränderungen der Luftvolumina sowie der Durchlässigkeit der Luft für Licht- und Wärmestrahlung usw.) bestimmend und somit auch für das Klima als 30-Jahre Durchschnittswert des Wetters. Treibhausgasbetrachtungen gehen über solche Lappalien hinweg, wie auch über die Tatsache, daß kältere Luft mit hohem Feuchtigkeitsgehalt mehr Energie enthält als wärmere und trockenere Luft. So ist bei rund 1000 mbar der Energiegehalt von Luft mit relativer Feuchte von 90% bei 11°C etwa der gleiche wie von Luft mit der rel. Feuchte von 10% und 26°C - ein kleiner belangloser Temperaturunterschied. Auch ändert sich die Temperaturabnahme mit der Höhe in der Atmosphäre je nach Luftfeuchtigkeit. Die Temperatur nimmt bei feuchter Luft um rund 7 ° pro 1000m Höhe ab und bei trockener um rund 10°. Veränderungen der Temperatur alleine sagen also nicht viel über klimarelevante Vorgänge aus.

      Auch geht man bei Klimabetrachtungen davon aus, daß sich die Luftmasse nicht geändert hat. Woher weiß man das? Da der Druck eine entscheidende Rolle beim Energieinhalt von Gas spielt, könnten Veränderungen der Atmosphärenmasse eine wichtige Rolle bei der Veränderung der Durchschnittstemperaturen und bei der Menge an Energie spielen, die in höheren Atmosphären (bei niedrigen Dichten) ins All abgestrahlt wird. Unterschiede in der Mächtigkeit der Atmosphäre können alleine schon langfristige Temperaturunterschiede erklären. Früher hatte man darauf nicht geachtet. Die Minderung der Atmosphärenmasse um 10% könnte für eine Eiszeit verantwortlich sein. Es gibt Hinweise, daß in den letzten 20 Jahren eine geringfügige Vermehrung der Atmosphärenmasse eingetreten ist, weil der mittlere Luftdruck um ca. 2 mbar zugenommen hat.

      Es ist verhält sich mit der Klimakatastrophe kaum viel anderes als mit den Massenvernichtungswaffen des Irak. In beiden Fällen soll die Bevölkerung zu einem richtigen Verhalten hinterrorisiert werden. Wann beginnt endlich der Krieg gegen diese Art Terrorismus und wer sollte ihn führen, wenn nicht Sie? Aber ich verstehe, Sie haben anderes zu tun - und so kommen die eingangs genannten Umfrageergebnisse zustande.
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      schrieb am 03.09.03 17:03:01
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      Im Westen nichts Neues: 17.08.2003

      DIESE WOCHE
      Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub denkt der Spatz über die Rolle des Finanzsystems in der Politik nach. In seltener Klarheit umreißt er die Geschichte der Ausübung wirtschaftlicher Macht der letzten zwei Jahrtausende, und stellt diese in Zusammenhang mit der heutigen wirtschaftlichen Machtausübung durch den sogenannten Umweltschutz und die Kriege der Gegenwart. Was die Krise des Finanzsystems mit dem Krieg zu tun hat,
      könnte man kaum deutlicher darstellen.


      Bankenkrise und Krieg



      Die Hypothekenzinsen ziehen an und der Obligationenmarkt bricht ein. Die Hypothekenbanken hatten sich bei fallenden Zinsen gegen das Risiko abgesichert, daß Schuldner sich umschulden, das heißt, ihre Beträge zurückzahlen, um sie zu besseren Konditionen wieder aufzunehmen. Sie kauften Staatsanleihen. Als im Juli die Hypothekenzinsen (für knapp 5 Billionen US$ US-Hypothekenanleihen) wieder anzogen, hielten sie das für nicht mehr nötig und stießen ihre Staatsanleihen ab. Viele Konsumenten wollten sich längere Hypothekenverträge sichern, ehe die Zinsen weiter stiegen. Sie erzeugten dadurch die "positiven" Trends, von denen die Medien nur allzu gerne berichteten. Aber genau das hat die Zinsen weiter nach oben getrieben und einen eigenartigen Zirkel ausgelöst. Der Spatz sah es vor einigen Wochen einfacher. Die Inflationsgefahr veranlaßt den FED-Chef das Geld zu verknappen, die Zinsen wieder in die Höhe zu treiben und dadurch das "Konsumentenvertrauen", sprich die Umsätze zu beschneidet. Das Ergebnis sind Insolvenzen und mehr Arbeitslose. Verschwörung des kollektiven "Gesamtprivatbankiers", oder automatische Marktreaktion auf eine ausufernde Entwicklung? Kommt es darauf an, wer Recht hat?

      Wer oder was die Entwicklung auch ausgelöst haben mag, sie ist in Gang gekommen und treibt viele in den Konkurs oder die persönliche Armut. Jedenfalls beschneiden die gestiegenen Zinsbelastungen den Spielraum der persönlichen Lebenshaltung. Die damit verspürte Ohnmacht (es kommt dabei ja nicht auf den Fleiß oder die Qualifikation des einzelnen an) läßt Wut aufkommen. Worauf hat man Wut? Auf die Geld gebenden Banken, die einem durch niedrige Zinsen in die Verschuldung getrieben haben und einen nun wie eine Weihnachtsgans ausnehmen? War man nicht froh und erleichtert, als man Geld bekam, um sich noch dies oder das leisten zu können? Aber das ganze Auf- und Ab, wenn einem die Zunge erst lang gemacht und dann abgeschnitten wird, das Gefühl nach Belieben, hin und her geschubst zu werden, das Gespür trickreich ausgenommen zu werden und zwar nicht nur von der Bank und dem eigenen Anlageberater, die einem eingestehen, selbst überrascht zu sein, auch von den Medien und vor allem von den für das Gemeinwohl verantwortlichen, von einem selbst ins Amt gewählten Politikern - ja von wem eigentlich nicht? Das Gefühl der Ohnmacht erzeugt Wut, und die möchte am liebsten alles zusammenschlagen. Oder soll man in sich gehen und sich wieder, wie einst der dem Wetter ausgelieferte Bauer, ehrfurchtsvoll der Macht des Schicksals oder moderner, des Marktes, ergeben.

      Wird man von den Genannten wirklich absichtsvoll ausgenommen? Ich bitte Sie, von wem sonst! Sind diese Leute nicht selbst nur Ausgenommene, die nur beim Ausgenommen werden etwas besser weggekommen sind, so wie es das Schicksal auch sonst treibt. Auch sie folgen Vorgaben, erfüllen Anforderungen - in den meisten Fällen zweckrationalen Entscheidungen innerhalb eines eng umrissenen Rahmens. Wer setzt den Rahmen? Der Kindergarten braucht ein neues Dach, weil es hereinregnet, das Krankenhaus eine neue Unfallstation, weil die vorhandene veraltet und den Anforderungen nicht gewachsen ist, die Schule ist zu enggeworden und benötigt einen zusätzlichen Pavillon usw. Aber die Gemeindekasse ist leer, die Bürger können und wollen nicht mehr in sie einzahlen. Da mögen Kommunalpolitiker und ihre Parteien streiten, welcher Bedarf der dringendste ist. Aber die Gemeindekasse ist leer. Daran ändert der Kampf Alt gegen Jung, Frauen gegen Männer, Kranke gegen noch Gesunde, Menschen gegen Umwelt usw. nichts. Die Kasse gibt den Rahmen des Möglichen vor. Das gleiche gilt für die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und die Haushaltskasse des Einzelnen. Wer setzt den Rahmen? Ein zwischen den Streitenden demokratisch ausgefochtener Kompromiß?

      Wir leben in einer Gesellschaft die ihr technischen Möglichkeiten soweit entwickelt hat, wie keine vor ihr. Unser Stoffwechsel mit der Natur ist so effektiv, daß materieller Mangel, Not schon lange Fremdwörter sein müßten. Sie Sind es aber nicht. Ja, da ist der Raubbau an der Natur und das Zuneigegehen wirksamer Energieressourcen, Stichwort "Umweltschutz, Klimakatastrophe". Wer sagt ihnen denn das? Über effiziente Energiequellen (Kernkräfte) könnten wir in Hülle und Fülle verfügen, mit ihnen ließe sich sogar - wenn es nicht so unsinnig und für die Biosphäre Widersinnig wäre - das CO2 zusammen mit Wasser in Methan umformen und so "recyceln" (Aber die Angst, doch wer schürt die?). Ja, da sind die Kriege, für die und in denen bedenkenlos materielle Werte, die dem Wohlstand der Menschen dienen würden, zusammen mit Menschen im produktivsten Alter vernichtet werden. Wer macht die Kriege? Die gab es schon immer, das liegt im Menschen! In Ihnen vielleicht in mir nicht, ich komme mit meinen Mitmenschen am liebsten gut aus. So etwas lenkt nur ab und soll es auch.

      Wir haben gerade den vielleicht am leichtfertigsten, plumpsten und bösartigsten ausgelösten Krieg der neueren Geschichte erlebt. Wer hat es getan? Bush, Cheney, Wolfowitz etc, Warum? Als Geschäft, wegen des Öls, wegen der Weltherrschaft, um nirgends einen Rivalen hochkommen zu lassen. All das ist wohl wahr, aber es ist nicht alles. Der Spatz hat früher schon auf die Sektenzugehörigkeit der US-Kriegspartei hingewiesen. Es handelt sich um eine intellektuelle, d.h., eine philosophische Sekte. Doch auch das besagt noch wenig. Das Philosophische daran dient nur der Rechtfertigung der moralischen und praktischen Ungeheuerlichkeiten, die bei dem entsprechenden Vorgehen in Kauf genommen werden muß. Damit entspricht es übrigens haarklein dem propagierten Umweltschutz, an dem "an sich" wie zu einem gewissen Grad am Philosophischen etwas Wahres dran ist. Doch im Geistigen ist gerade die halbe Wahrheit die ganze Lüge, sofern sie benutzt und ausgebeutet wird oder werden kann.

      Es sind private Finanzkreise, die unseren demokratisch gewählten Regierungen, den Unternehmen, uns den Aktionsrahmen vorgeben. Sie tun dies möglichst wirksam, das heißt verdeckt, indirekt, hinter dem Rücken von geringer gestellten Verantwortlichen, wie der US-Präsident einer ist. Der aber ist zur Zeit entscheidend, weil nur die US-Army die "Pistole" führt, die verhindert, daß die globalen Kredite nichts anderes als Geschenke waren oder sind. Wer die Rolle des Militärs in der Finanzwirtschaft übersieht, versteht die Geschichte und seine eigene politische Wirklichkeit sowenig, wie derjenige, der die Religion (zum mindesten äußere theologischer Besonderheiten) zur Rechtfertigung erlittener oder aktiv betriebener Ungeheuerlichkeiten nicht berücksichtigt.

      Banken, so denkt man, verdienen ihr Geld, in dem sie anderen Kredit geben, um in neu erkannte technische oder wissenschaftliche Möglichkeiten zu investieren. Die Wohlstandssteigerung mit Hilfe dieser Investitionen führt zu Erträgen, die sich der Unternehmer und Geldgeber nach einem irgendwie ausgehandelten und mindestens von einer Seite als nicht ganz gerecht empfundenen Schlüssel teilen. Das ist die Quintessenz dessen, was über Finanzwirtschaft in den Büchern steht. Das so verdiente Geld unterliegt für den Unternehmer wie die Bank einem hohen Risiko. Auch gutgemeinte Investitionen können in die Hose gehe. Deshalb steht in den Büchern auch viel über die Tricks, mit denen die Beteiligten sich gegenseitig das Risiko zuschieben, gegen das sie sich abzusichern streben.

      Doch Geld in diesem Bereich nicht eigentlich verdient. Sicher fallen hier Gewinne an, die Otto Normalverbraucher den Atem stocken lassen. Sie sind aber nichts gegen die politischen Gewinne, die Geld und Vermögensausweitung mit Hilfe der Politik und hier speziell durch Krieg. Dabei ist die Kriegsgewinnlerei leicht zu durchschauen. Normalerweise halten sich Zahlungsforderungen und angebotene Güter irgendwie die Wage. Warum das so ist, beantwortet weitgehend die Theorie der Marktwirtschaft. Der Krieg beseitigt schlagartig das Güterangebot und treibt die Nachfrage hoch und reduziert die Zahlungsfähigkeit der Kriegsführungen. So kommt Sherlock in die Situation sein vereinbartes Pfund Fleisch herausschneiden zu dürfen. Dabei kommt es weniger auf Sieger und Besiegte an, wenn es den einen auch deutlich besser gehen wird als den anderen. Dem Bankier ist dabei weniger an einem Pfund Fleisch gelegen, als am weiteren Einfluß auf das Handeln der Menschen.

      Der Bankier darf hierbei wiederum nicht als einzelner Mensch oder einzelnes Geldinstitut gesehen werden, sondern als Konsortium, als Clique. Schauen wir uns zur Veranschaulichung nur sehr oberflächlich in der abendländischen Geschichte um. Die größten Kriegsgewinnler des Altertums war die Ritterklasse im antiken Rom. Als Rom von den Christen übernommen wurde und sich angesichts der Eroberung durch die Vandalen als nicht mehr sicher erwies, zogen die Ritter um Symmachus aus und gründeten auf einer Inselgruppe vor Norditalien das spätere Venedig. Geschäfte mit der Westkirche und dem Westreich ließen sich vorerst kaum machen. Dafür blühten die Geschäfte im Osten, in Byzanz.

      Das änderte sich als nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 im Westen gesicherte Verhältnisse entstanden. Wie den sich allmählich bildenden Wohlstand abgreifen? Die Bankiers in Venedig zusammen mit ihren Brüdern und Konkurrenten in Byzanz nahmen Kontakt zu den Wikingern im Norden auf. Schon bald sorgten deren Angriffe für eine steigende Nachfrage nach Geldmitteln auf beiden Seiten der Front und die Bereitschaft von den geplünderten Schätzen und aus der unterworfenen Bevölkerung steigende Abgaben, Zinsen zu entrichten. So fiel den Normannen England, Nordfrankreich und Sizilien in die Hände und das schuf bald eine nachhaltig arme Bevölkerung. Dann erstreckte sich die Begehrlichkeit der Banker auf den Kriegsschatz des Schutzherrn der westlichen Christenheit, den mit seinem Heer umziehenden Kaiser. Es kam zu zur Clyniazensischen Reform, zum Investiturstreit und den Kreuzzügen, vornehmlich unter päpstlicher Regie im Auftrag der ihre Wahlkämpfe bezahlenden Bankiers.

      Daran schloß sich die kaiserlose, die schreckliche Zeit an, die noch fortdauerte als auch wieder Kaiser inthronisiert waren. Jetzt nahm Ritter Kunibert in Venedig Kredit auf um Soldaten anzukaufen um Graf Philipp zu bekriegen und ihm das Land abzujagen. Die Bankiers sicherten sich ab und finanzierten auch Graf Philipp. Für ihr Unkosten und die hohe Verzinsung kam die eigene und vor allem die dazu eroberte Bevölkerung auf.

      Als damalige Gesellschaftswissenschaftler wie z, B. Nikolaus von Kues das Konzept der richtigen Obrigkeit als einer dem Gemeinwohl sowohl des Abendlandes als auch wenigstens der eigenen anvertrauten Bevölkerung entwickelten und einzelne Fürsten auch dazu übergingen so zu regieren, verschärften sich die Konflikte. In der Renaissance betrieben Condottierie den Krieg geschäftsmäßig quasi als eine Art "army to rent". In Deutschland, wo die "deutschen Freiheiten den Bauern und Städten unvergleichlich mehr Rechte sicherten und der Kaiser als höchste Rechtsinstanz eine relativ hohe Autorität behielt, sorgten bald Religions- und Gewissenskonflikte für Kriege, einen entsprechenden Finanzbedarf und gehörige Zinsgewinne.

      Als Rechtsgelehrte im Westfälischen Frieden eine neue tragfähige, wieder am Gemeinwohl orientierte Verkehrsform schufen, ließen bald über Gebietsforderungen dann über wirtschaftliche Einflußzonen und dergleichen neue und ständig noch kosten- und vernichtungsintensivere Kriege in Gang bringen und das bestehende und immer besser ausgebaute Finanzsystem absichern und gegen den Widerstand fast aller Bevölkerungskreise am Leben erhalten.

      In dieser sehr grob nachgezeichneten Entwicklung gibt es eine relative Konstante: das Interesse des Bankiers, oder, was nahezu das Gleiche ist, die Sachgesetzlichkeit eines bestimmten Finanzsystems. Man könnte es - und hat das später auch - als "Synarchie" beschreiben, als das Zusammenherrschen von (Finanz)Wirtschaft, (Macht)Politik mit dem zugehörigen Rechtsapparat und Religion als aktive Gestaltung der Glaubensstruktur (Meinung) der Bevölkerung. Wer trägt diese Synarchie, wie verschwörerisch (bewußt) wird sie betrieben, wirkt sie heute noch fort? Mit diesen Fragen will sich der Spatz in den nächsten Wochen befassen. Vielleicht stellt sich dabei heraus, daß sowohl Adam Smith (Marktwirtschaft) wie Karl Marx (Sozialismus) nur intellektuelle Nebelkerzen geworfen haben, damit sie sich im Nebel gegenseitig an die Gurgel fahren, die Jungen den Alten, die sogenannten Exilanten den Einheimischen usw. Wenn Ihnen dieses Spiel, das auf diese Weise im Namen knapper Haushaltsmittel mit uns Bedürftigen gespielt wird, gefällt, sollten Sie nicht mehr weiterlesen.
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 17:09:01
      Beitrag Nr. 3.761 ()
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      Über Demokratie und Marktwirtschaft: 24.08.2003

      DIESE WOCHE
      In einem grundlegenden Beitrag stellt der Spatz diese Woche die wirtschaftlichen Wurzeln politischer Prozesse bloß. Er demonstriert, welche Rolle das Gemeinwohl in der Wirtschaft spielt, und welche Interessen es zerstören - und er demonstriert, wie das, was man einst als Demokratie bezeichnet, längst zerstört worden ist. Ein düsterer Beitrag, der hoffentlich nicht zu spät kommt!
      !

      Gemeinwohl - Nationbuilding



      Die eigentlichen Bankgeschäfte waren seit alters Kriegskredite mit politischen Machthabern. Um 1850 taten sich zaghaft auch andere Geschäftsfelder für private Geldgroßvermögen auf. Um diese lukrativ zu machen, mußten Banken - treu dem Grundsatz, ein Kredit ohne die Pistole, mit der er zurückgefordert werden kann, ist ein Geschenk - die Staatsmacht, und wegen der sozialen Auswirkungen ihrer Finanzpolitik, auch bald das Staatswesen und die Fabrik der öffentlichen Meinung in ihre Hand bekommen und das Aufkommen des politischen Nationalbankwesens verhindern (die eigentliche Bedeutung des 1. Weltkriegs und Versailles), um schließlich (heute) ihre bestimmende Einflußnahme auf das Weltstaatswesen und das Denken der vereinheitlichten Menschheit zum Abschluß zu bringen. Erst dann konnte für die wenigen Vermögensverwalter hinter den Banken - genau wie für Lugazaghisi vor 4500 Jahren im alten Zweistromland- das Himmelreich auf Erden beginnen.

      Diese Zusammenhänge sollte man im Kopf behalten, wenn man im Zuge des Irak- und Afghanistankriegs viel von Nation-Building hört. Damit möchte die USA ihren völkerrechtswidrigen Krieg gegen diese beiden öl-interessanten Länder rechtfertigen. Die Bombe, die am 19.8. die UNO-Mission in Bagdad in die Luft jagte, kann mehrere Ursachen haben. 1. hat sich die UNO am 14.8 von den USA zu einer Resolution hinreißen lassen, die durch den USA Unterstützung für ihre Irak-Besetzung zusagt, 2. scheint dieser Terrorangriff den Angriff der USA auf den (ja so schlimmen) Irak auch ohne Massenvernichtungswaffen nachträglich zu rechtfertigen, 3. riecht er, wie schon der Angriff auf die Wasserversorgung der Wüstenstadt Bagdads, nach Gegenterror, der Strategie der Israelis gegen palästinensische Terroranschläge, die man zu vor provoziert hatte (wie beim jüngsten Bombenanschlag auf den Bus in Jerusalem durch den Mord an dem Hezbolla-Führer Mohammed Sidr in Beirut wenige Tage vorher, nach Ha`aretz vom 20.8). Das alles ähnelt so sehr der Landnahme in den USA, bei der die großen Republikaner und Demokraten immer wieder Verträge mit den Indianern geschlossen haben, um sie sogleich zu brechen, wenn sich eine Gelegenheit bot, Indianer umzubringen - mit dem Ergebnis, das wir heute kennen.

      Im Irak sei das anders, hier verhindern angeblich Terroristen Wiederaufbau und Nation Building. Legt man die Erfahrungen der jüngeren Zeit mit der Völkergemeinschaft (richtiger aber der "internationalen Bürokratengemeinschaft") z.B. nach dem jüngsten Balkankrieg zugrunde, werden zwar Aufträge für den Wiederaufbau vergeben, wird dafür üppig vom Steuerzahler bezahlt, wird aber nichts aufgebaut. Denn was wurde auf dem Balkan mit unseren Steuermillionen anderes als der Kaiser neue Kleider geschaffen? Wenn es Nutznießer gab, waren das von den Banken abgesehen, Verwaltungsbeamte der UNO, der EU und so genannte privatwirtschaftliche Berater. Das weiß sieht man auch vom Irak aus. Die Leute sind nicht für so blöd, wie man es für sich selbst guter Geschäfte und der eigenen Bequemlichkeit wegen zu sein beansprucht.

      Wertvoll sind derlei Berater, wenn sie für die "richtige" Infrastruktur sorgen. Eine geeignete Infrastruktur wäre in der Tat die Voraussetzung für jeden Handel und Wandel im Land, wie ja auch das erste Ziel des Feindes im Krieg. Doch was gilt heutigen Nationbuildern als Infrastruktur? Sie denken nicht an Straßen, Eisenbahn und Stromnetz - allenfalls an Pipelines zur "Privatisierung" (richtiger "Raub") von Ölreserven. Sie meinen eine "richtige", nämlich die "politische Infrastruktur". Darunter ist ein Geflecht von Personen und Institutionen zu verstehen, die gegen gute Bezahlung die "Öffnung" des Landes für die Geldgeber der Welt besorgen, den Markt liberalisieren und die Zustimmung der Bevölkerung zu den politischen Absichten und kulturellen Perversionen der vielfältigen Nutznießer der angeblich "freiheitlichen" Demokratie sorgen. Diese "politische Infrastruktur" aufzubauen und ideologisch zu festigen, heiß Nation Building. Ihr wirksamstes Mittel ist Korruption, erst der führenden Einzelpersonen und dann, nach dem Grundsatz "wie der Herr so`s Gescherr", der jeweiligen Gesellschaft.

      Heute zielt die gleiche Wirtschaftspolitik in umgekehrte Richtung wie der Marshall Plan zur Lösung der Nachkriegsdeflation, der selbst ganz anderen Zielen diente als diejenigen meinen, die ihn aus anderen Gründen noch dankbar in Erinnerung haben. Denn längst sind die USA nicht mehr die als einzige noch intaktgebliebene Produktionsstätte der Welt. Sie leben vielmehr vom Import. Nach der New York Times vom 17.8. bestehen selbst die in den USA hergestellten Güter wertmäßig zur Hälfte aus importierten Teilen (1987 waren es schon, oder nur noch 31%). Auch verdienen nur noch 11 von 100 beschäftigten Amerikanern ihr Einkommen mit der Herstellung realer Güter. Geld wurde weitgehend durch Finanzdienstleistungen verdient. Doch die zahlen sich nur aus, wenn werteschaffende Arbeiter einen unverhältnismäßig geringen Anteil von den geschaffenen Werten bekommen, so daß genug "Mehrwert" für die Ausschüttung von Spekulationsgewinnen zur Verfügung steht. Die Angleichung der Löhne auf das weltweit jeweils niedrigste Niveau ist - bei uns zunächst als Abbau des sozialen Netzes - voll im Gang.

      Was aber wäre unter Nation Building eigentlich zu verstehen? Was führt die Menschen einer Nation zusammen - nur die Verteidigung gegen einen bösen Feind? Im Grunde ist es das "Gemeinwohl", die Schaffung und Erhaltung der materiellen und geistigen Grundlagen, die allen auf Dauer ein menschengemäßes Auskommen und eine "sinnvolle" Arbeit garantieren. Erst das Bewußtsein von einem derart gemeinschaftlichen Gemeinwohl adelt auch sogenannte niedrige Arbeit, die eingeschränkt Begabte (nur) verrichten können oder zum Gelingen des ganzen Zusammenhangs auch müssen. Nun wird heute niemand bestreiten wollen, daß das Gemeinwohl wichtig sei. Aber die Forderung, alle wirtschaftliche (materiellen) Betätigung solle sich am Gemeinwohl orientieren (der "alte" Bosch verwendete z.B. die üppigen Kriegsgewinne aus dem 1. Weltkrieg zur Schiffbarmachung des Neckar bis Stuttgart), würden heute die meisten Mitmenschen als Zumutung erleben. "Erst komme ich, meine Familie, dann… und dann ganz zum Schluß vielleicht das Gemeinwohl". Das halten die meisten für "normal".

      Daß sie das so glauben, ist das Ergebnis einer jahrzehnte-, ja jahrhundertealten Umerziehung. Noch zu Beginn der Neuzeit wußten die Menschen, daß ihr Privateigentum die Funktion seiner Verteidigung durch das Gemeinwesen ist. Ohne die Wehrbereitschaft des Volkes war die eigene Scholle nicht in Ruhe und mit Gewinn zu bestellen. In neuerer Zeit wußte der Kaufmann, daß der Wert seines Zahlungsmittels und das Preisgefüge, mit dem er seine Geschäfte ausübt, eine Funktion der Macht seines Staates (der "Staatengemeinschaft") ist. Allerdings wird dieser Zusammenhang durch internationale Abkommen und ideologische Nebelkerzen mehr und mehr verschleiert.

      Auch wußte man, daß die Güter zur eigenen Versorgung nur in der benötigten Menge (oder, was das gleiche ist, zu einem erschwinglichen Preis) zur Verfügung standen, wenn alle gebührend an ihrem Zustandekommen mitarbeiteten und wenn dafür gesorgt wurde, daß die unterschiedlichen Bedarfsgüter in bedarfsgerechten Verhältnis zueinander hergestellt wurden (und nicht von dem einen zu viel, von dem anderen zu wenig). Diese Einsicht wird heute durch den Glauben vernebelt, daß "der Markt" autonom am besten die richtigen Verhältnisse einstellt, solange ihn dabei nicht denkende und planende Menschen stören. Die nicht gegebene und genannte Voraussetzung für die "Selbstheilungskräfte" des Marktes ist die gleichmäßige Verteilung der Marktmacht und Zahlungsfähigkeit unter allen Menschen. Die großen Geldvermögen (der über Jahrhunderte angesammelten Geldvermögen und ihrer Banken) können wegen ihrer relativen Größe den/die Markt/Märkte zunehmend in ihrem Sinne steuern.

      Daß es unterschiedliche Marktmacht gab, war offensichtlich. Wohlwollende Verantwortliche früherer Gesellschaften fanden sich damit zu einem gewissen Grad ab, weil sie auf die Dynamik, die besonders findige oder geldgeile Zeitgenossen in ihre Volkswirtschaft einbrachten, nicht verzichten wollte. Doch versuchten sie - soweit sie von einem aufgebrachten Mob und den ihn aufhetzenden zahlungsfähigen Interessen nicht daran gehindert wurden - daraus erwachsende Nachteile für das Gemeinwohls und bestimmte Bevölkerungsgruppen einzudämmen. So wurden wesentliche Versorgungsleistungen, von denen jeder unmittelbar abhängig war, was die Menschen erpreßbar gemacht hätte, für Privatbesitz "of limits". Das galt für das Gesundheitswesen, die Wasser- Strom- Kommunikationsversorgung (wie z.B. die Post), zu nächst auch für die Bereitstellung von quasi-werthaltigen Zahlungsmitteln (Nationalbank) und m.E. für das Bildungswesen (wegen der Indoktrinationsgefahr) usw. Der Verständigung darüber sollten die demokratischen Einrichtungen dienen.

      Inzwischen läßt der durch Medien und Experten geleitete, selbst nicht mehr denkende Mob das Gefüge des Gemeinwohls "im Namen" der Freiheit niederreißen (an zahlungsfähige Sonderinteressen privatisieren) und wundert sich, daß trotz enorm steigender produktiver Möglichkeiten die Versorgung immer unzuverlässiger und der Wohlstand der breiten Bevölkerung immer brüchiger wird. Neben den lebenswichtigen Versorgungsleistungen wurde sogar die Schaffung verbindlicher Zahlungsmittel dem politischen Einfluß entzogen und unter dem Schein "unabhängiger" Zentralbanken privatisiert.

      Kurz, wird erleben statt "Nation-Building" überall in der westlichen Welt "Nation-Destruktion". Ist es da verwunderlich, wenn sich gesellschaftlichere Gesellschaften gegen den zersetzenden Einfluß westlicher Nation-Destrukteure (wie die Firma Halliburten im Irak) zur Wehr setzen. Schwieriger ist es aber, dem Gemeinwohl wieder im Denken und Wirken der Menschen im Westen, also uns, Geltung zu verschaffen, ohne darüber nur wie ein deutscher Bundespräsident wohlmeinenden Schleim abzusondern. Wenn uns das nicht gelingt, wird es auf Dauer auch ohne den zur Zeit vorbereiten 3. Weltkrieg kein Überleben der Vereinzelten geben. Wir bräuchten eine Regierung, die ihre Köpfe nicht nur zum Nicken und Haareschneiden benutzt. Aber die bekommen wir nur, wenn wir selbst sie anders benutzen. Erst dadurch erhält Demokratie eine Chance.
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 17:11:25
      Beitrag Nr. 3.762 ()
      Kanzlerin in spe
      oder "Früh übt sich, was den Aufschwung schaffen will"


      Ein Kommentar von Egon W. Kreutzer
      vom 01.09.2003


      Das Grundgesetz gibt in den Artikeln 62 ff zwar viele eindeutige Hinweise darauf, dass Angela Merkel niemals Bundeskanzlerin werden kann - schließlich kennt unsere Verfassung immer wieder nur "den Kanzler", an keiner Stelle ist von einer Kanzlerin die Rede, doch wie wir wissen, gebietet das Grundgesetz zum Beispiel auch die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, wovon in der so genannten Verfassungswirklichkeit leider auch nicht sehr viel zu bemerken ist und deshalb wird man das Grundgesetz auch in dieser Frage nicht so eng sehen wollen und so wird sie es wohl trotzdem werden dürfen, spätestens 2006.

      Nach jahrelanger programmatischer Zurückhaltung und dem gebetsmühlenhaften Verweis darauf, nicht die Opposition, sondern die Regierung müsse sagen, was und wie - und vor allem wer es bezahlen soll, hat Frau Merkel nun offensichtlich mental mit der Oppositionsrolle abgeschlossen und sich dazu durchgerungen, zwei programmatische Glanzlichter der von ihr zu erwartenden Regierungspolitik zu verkünden:


      A) Den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie

      und

      B) Ihr Programm für mehr Arbeit und Beschäftigung


      Während der Ausstieg aus dem Ausstieg keiner weiteren Erläuterung bedarf - ist er doch schlichter Ausdruck konservativer Werte, wie sie z.B. auch am Paragraphen 218 hinlänglich ausdiskutiert wurden - so ist das Programm für mehr Arbeit und Beschäftigung doch eine intellektuelle Herausforderung besonderer Art, mit der es gelungen ist, den kaum noch zählbaren Vorschlägen und Ideen, Kommissionsberichten, Gesetzentwürfen und ad hoc Maßnahmen der Regierung mit unverkennbarer Handschrift einen neuen, noch nie gedachten, kühnen Gedanken entgegenzustellen, mit der die Haushohität der Überlegenheit der Kandidatin in spe demonstriert werden kann.

      Die Beschäftigten in den alten Bundesländern sollen nur ein bis zwei Stunden pro Woche mehr arbeiten und schon lösen sich alle Probleme.

      Unglaublich, aber man kann das ausrechnen:

      So ein Wessi arbeitet nämlich ungefähr 45 Wochen pro Jahr, es gibt ungefähr 27 Millionen arbeitende Wessis, wenn da jeder ein bis zwei Stunden pro Woche mehr leistet, dann kommt das auf ungefähr 45x27.000.000x1,5 - also rund 1,8 Milliarden Stunden und das ist ungefähr so viel, wie heute in ganz Deutschland Überstunden gemacht werden - wenn man die nichtbezahlten ganz vorsichtig mit einrechnet.

      Das Geniale an Merkels Vorschlag ist es nun, daß er endlich die logische Brücke zwischen der real existierenden Überstundenarbeit einerseits und der von ihr geforderten verlängerten Wochenarbeitszeit schlägt und den Gedanken auch wirklich konstruktiv und positiv zu Ende denkt.

      Wird im Westen nur 1-2 Stunden pro Woche mehr gearbeitet, so der Ansatz, dann können die Überstunden, wie von den Gewerkschaften schon lange gefordert, vollständig entfallen. Entfallen aber die Überstunden, dann - und das haben die Gewerkschafter zur Begründung ihrer Forderung selbst ausgerechnet - entstehen ungefähr eine Million neuer Arbeitsplätze und das heißt nichts anderes, als dass mindestens eine Million Menschen endlich aus der Arbeitslosigkeit heraus wieder in eine feste Beschäftigung kommen.

      Doch damit nicht genug, der Vorschlag hat noch eine zweite, außergewöhnlich wirkungsvolle Dimension: Dadurch, dass die Wessis wieder 39 Stunden pro Woche arbeiten, statt schon nach nur 37,5 Stunden Feierabend zu machen, ensteht in den alten Ländern eine Mehrproduktion von etwa 4%. Dies umgerechnet auf die ganze Republik (die Ossis arbeiten ja schon jetzt mehr und dürfen sich daher - bis zum Abbau des Gerechtigkeitsfaktors - an der Mehrarbeit vorerst nicht beteiligen) bedeutet immer noch ein Wirtschaftswachstum von vollen 3%. Diese 3% Wachstum und jene 2% Wachstum, die sowieso gekommen wären, ergeben miteinander ein Wachstum von sage und schreibe 5% und ein Wachstum von 5%, das schlägt auf den Arbeitsmarkt durch, da sind sich alle Wirtschaftsweisen sicher und einig und bei so einem starken Wachstum kommen mindestens 1,2 Millionen Menschen wieder in Lohn und Brot.

      Da ist sie nun endlich zum Greifen nahe, die lange für unmöglich gehaltene Halbierung der Arbeitslosen! Und wir haben immer geglaubt, ein naturwissenschaftliches Studium würde bei der Lösung wirtschaftlicher Probleme nicht weiterhelfen!

      Das war aber immer noch nicht die volle Power, die in Merkels Vorschlag steckt.
      Weil die zusätzliche Arbeit, wie der Name schon sagt, bei gleichem Lohn zusätzlich geleistet wird, sparen die Unternehmer nicht nur die Löhne dafür, sondern auch die Lohnnebenkosten. Die gesparten Löhne brauchen die Unternehmer selbst, weil sich ihre Leistung ja schließlich wieder lohnen soll, die gesparten Lohnnebenkosten aber, von 3% Wachstum wären das so ungefähr 12 Milliarden Euro, die könnten die Unternehmer dann in den Preisen weitergeben und damit die Konkurrenzfähigkeit erhöhen und den Standort sichern.

      So ein sicherer Standort aber, und jetzt kommt`s, der lockt die ausländischen Investoren an, die ja auch gerne Lohnnebenkosten sparen wo immer es geht, damit sie eines Tages genauso konkurrenzfähig sein können, wie die deutschen Unternehmer schon heute. Deshalb bringen die ausländischen Investoren ihr Geld ins Land und schon ist so viel Arbeit da, dass man schon wieder 1 bis zwei Stunden pro Woche zusätzlich arbeiten kann und falls die Wessis und die Ossis sich dann miteinander auf die 41 Stunden Woche einigen, sind dann schnell auch die letzten zweikommaix Millionen Arbeitslosen weg von der Straße und feste an der Maloche, weil, was einmal funktioniert hat, funktioniert auch immer wieder.

      So dreht sich also "die Merkelsche Aufschwungspirale" in schwindelnde Höhen und damit wird die Kanzlerin noch bekannter werden, als damals der Herr Erhard mit seinem Wirtschaftswunder.

      Der Schröder und der Clement und die Schmidt und der Hartz und der Rürup werden sich jetzt ärgern, daß sie nicht selbst auf diese tolle Idee gekommen sind. Die wollen zwar auch, dass wir mehr arbeiten, aber eben nicht jede Woche, sondern mehr in den hinteren Wochen des Lebens, die bisher arbeitsfrei waren. Dabei haben sie gehofft, wenn wir länger arbeiten, dann müsste es es zwischen dem alten Renteneintrittsalter von 65 und dem neuen Renteneintrittsalter von 67 ganz zwangsläufig zum Aufschwung kommen.

      Aber nur Frau Merkel hat genauer hingeschaut und erkannt, dass es noch sehr lange dauern kann, bis wir endlich alle 67 sind, und dass es eben genau daran liegt, dass der Hartz-Schröder-Clement-Rürup-Aufschwung nicht kommen kann und schon gar nicht vor 2006. Der Merkel-Aufschwung mit der Wochenarbeitszeit hingegen kommt sofort, innerhalb einer Woche, wenn sie nur erst an der Regierung ist. Schließlich ist ihr Konzept auf eine schnelle, wochenweise Wirkung ausgerichtet.



      Da ist er nun endlich, der hehre Wettstreit der Demokraten um die beste Lösung, gerade so, wie wir ihn uns immer gewünscht haben. Warten wir also jetzt freudig gespannt darauf, ob die Regierung den Ball aufnimmt und uns demnächst mit einem Vorstoß zur Verlängerung der täglichen, oder gar der stündlichen Arbeitszeit überraschen wird! Die weitere Auseinandersetzung bleibt spannend und ist noch lange nicht entschieden. Trotz, oder gerade wegen dieses wackeren Vorstoßes muss daran erinnert werden: Noch ist Frau Merkel nicht Kanzlerin, noch nicht.

      http://home.knuut.de/EWKberater/Meinung/12790Kanzlerin.html
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      schrieb am 03.09.03 17:12:43
      Beitrag Nr. 3.763 ()
      Süddeutsche vom 26.08.2003, Auszug aus dem Artikel

      Scholz fühlt sich bestätigt


      „Debatte um demokratischen Sozialismus läuft gut“ Von Christoph Schwennicke
      Berlin – In der Debatte um das Grundsatzprogramm und die Zukunft der Begriffe „demokratischer Sozialismus“ und „soziale Gerechtigkeit“ sucht SPD-Generalsekretär Olaf Scholz die Offensive. Der Auftakt der Debatte sei „gut gelungen“, sagte Scholz nach einer Sitzung des SPD-Präsidiums und des Parteivorstandes am Montag in Berlin. In den vergangenen Tagen war Scholz für seine Initiative auf dem Weg zu einem neuen Grundsatzprogramm aus der SPD heraus heftig kritisiert worden. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering hatte den Zeitpunkt und die Vorgehensweise kritisiert, und auch SPD-Vizechef und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hatte Scholz indirekt Geschichtsvergessenheit vorgehalten. Scholz sagte nun, man brauche eine breite Programmdiskussion und eine „zeitgemäße Definition des Gerechtigkeitsthemas“.


      Demokratischer Sozialismus

      Die Debatte um die Grundlagen sozialdemokratischer Identifikation, die Olaf Scholz mit gesetzten Worten aus den wabernden Nebeln der Regierungsziele herausgeholt und zum Zwecke der Verbesserung künftiger Wahlchancen auf den Seziertisch der öffentlichen Meinung und demokopischen Begutachtung abgeworfen hat, ist ein neuerliches Indiz dafür, dass Politik in unserem Lande nur noch unter Marketinggesichtspunkten "produziert" und möglichst effizient und ohne Streuungsverluste "zielgruppengerecht" in den Handel gebracht wird. Höchste Zeit für die Revorm*) des Parteiprogramms.

      Branding heißt das Verfahren, aus einem beliebigen Allerweltsding mit wohlkalkuliertem Aufwand in kürzester Zeit eine "Marke" zu synthetisieren, oder eine bestehende, nicht mehr zeitgemäße Marke zu revormieren. Jeder ambitionierte Zauberlehrling kann sich das dafür erforderliche know how in zwei drei Stunden aus einem der vielen Fachbücher herauslesen, welche die Thematik inzwischen bis in die modernen Antiquariate transportiert haben.

      Doch bleiben wir vorerst bei Olaf Scholz. Im Kopf des Generalsekretärs scheint tiefe Unzufriedenheit mit der Partei zu herrschen, aus der er hervorgegangen ist und dies kann in den Köpfen derjenigen, die ihm grünes Licht für seinen Vorstoß gegeben haben, kaum anders sein.

      Was aber tut man heute, wenn man mit seiner Partei unzufrieden ist?
      Nun, zuerst vergewissert man sich mit den Methoden des Positiven Denkens der Tatsache, dass die Partei das persönliche Eigentum ihrer Repräsentanten war, ist und immer bleiben wird. Ein Eigentum, das unter dem Schutz des Grundgesetzes steht und das es zu wahren gilt. Dieser verfassungsmäßige Zweck heiligt die Mittel und so ist es ein lobenswerter Prozess, dass der lieb gewonnene Apparat zunächst einmal fürsorglich beschwindelt und von den wichtigen Diskussionen und Entscheidungen ferngehalten wird, um jede unnütze Aufregung zu vermeiden. Wenn das allerdings aufkommt und sich Widerstand regt, geht es ans Erklären der guten Absichten und ans Beschwichtigen und wenn das nicht mehr gelingen will, wird drohend ein größeres Übel an die Wand gemalt und mit Engelszungen der eiserne Zusammenhalt in schweren Zeiten beschworen.

      Beschwindeln, beschwichtigen, beschwören. Damit aber ist die Grenze des guten Willens erreicht. Niemand, der sich jetzt noch stur und uneinsichtig auf vermeintliche Rechte, Traditionen, Grundsätze oder Werte beruft, darf sich wundern, wenn diese durch seine Sturheit und Uneinsichtigkeit lästig gewordenen Rechte, Traditionen, Grundsätze und Werte wegrevormiert werden müssen. Schade drum, aber es geht nicht anders.

      Soll die Partei denn am Widerspruch zwischen ihren Zielen und ihren Taten scheitern? Das ist doch ein gefundenes Fressen für die politische Konkurrenz und für die TalkmasterInnen und die Feuilletonisten und Kommentatoren.

      Die Taten, die Revormen, die Schritte in die richtige Richtung müssen sein. Da steht die gesamte veröffentlichte Meinung dahinter. Gegen die kann in diesen veränderten Zeiten keiner mehr anregieren und wer das nicht begriffen hat, dass sich die Zeiten und die Umstände verändert haben, der hat nichts begriffen.

      So ist es also gut, dass sich die SPD von den verstaubten Begriffen "demokratischer Sozialismus" und "Soziale Gerechtigkeit" trennen wird. Ihre Politik wird damit glaubwürdiger, der Wähler erkennt endlich wieder eine Übereinstimmung zwischen Worten und Taten und damit wird die Partei bis 2006 aus dem Stimmungstief herauskommen.

      Parteifreunde, die in ihren Meinungen zu festgefahren sind, um diesen Wandel noch mitzuvollziehen, hält niemand. Vielleicht finden sie in der PDS noch Überreste ihres überholten Gedankengutes und vielleicht sieht man sich dann ja einmal in einer rot-roten Koalition wieder. Das darf keiner persönlich nehmen.

      Denn, es kann nicht oft genug gesagt werden: Aussagekräftige, unverwechselbare Parteiprogramme sind in den Zeiten globaler Märkte so überflüssig wie ein Kropf. Heute reicht es, zu behaupten, eine Meinung zu haben. Mehr will der Wähler doch gar nicht wissen und mehr braucht er auch nicht wissen. Es werden Charaktere gewählt. Durchsetzungsfähigkeit, Führungskompetenz, Charme und Glaubwürdigkeit werden im Branding geschaffen. Inhalte stören da doch nur. Ein fröhliches "Allzeit bereit!" kommt besser an, als ein traumtänzerisches Abwägen von Zielen, Visionen und Utopien.

      Gerechtigkeit in unserer Zeit kann nur heißen, endlich wieder die gesamte Bevölkerung über 14 Jahren am Erwerbsleben zu beteiligen. Mit so viel Wochenstunden wie möglich, mit einem Renteneintrittsalter jenseits von 70, befreit von sämtlichen staatlichen Pflichtversicherungen und das alles in einem prosperierenden Niedriglohnsektor für einen boomenden Export. Natürlich kommt dazu auch bald noch die schon lange geforderte, ganz radikale Steuerrefom, die nur noch eine einzige Einheitssteuer von 5.000 Euro pro Lebendem und Jahr kennt.
      Das ist nicht sozial, aber es ist gerecht. Wozu also braucht Gerechtigkeit den Sozialismus?

      Mit solchen Revormen holen wir das dringend benötigte Kapital der ausländischen Investoren in unser Land, in dem das ganze Volk in harter Arbeit nichts anderes im Sinn hat, als Reichtum und Wohlstand zu mehren und nicht länger in sozialistischer Manier blöde danach fragt, um wessen Reichtum und um wessen Wohlstand es sich dabei handelt. Das ist zwar nicht sozial, aber wenn am Ende alle damit zufrieden sind und alle wollen, dass es nicht noch schlimmer kommt, dann kann man davon ausgehen, dass es auch alle so gewollt haben und dann war es zweifellos Demokratie. Diese Demokratie braucht keinen Sozialismus.

      Es ist das Verdienst von Olaf Scholz, das Branding der SPD mit diesem Vorstoß
      so zu verändern, dass sie auch für die Zielgruppe am reichen Rand der Gesellschaft eine attraktive Wahlmöglichkeit darstellt und damit ihre Chancen verbessert, den Revormkurs auch in der nächsten Legislaturperiode fortzusetzen.

      Für mich allerdings, der ich dieser Partei seit über dreißig Jahren bei allen Wahlen meine Stimme gegeben habe, hat sie schmerzhaft an Attraktivität verloren.


      Egon W. Kreutzer

      *) Revorm
      Rechtschreibrevorm: entgegen der früheren Schreibweise, die verwirrend suggerierte, es würde mit "Reformen" etwas "in (eine bessere) Form" gebracht, wird die Schreibweise jetzt dem eigentlichen Wortstamm "Vormals" angepasst, Revorm ist damit auch von der Schreibweise her als der bewusst herbeigeführte Rückfall in einen längst überholt geglaubten Zustand zu erkennen.

      http://home.knuut.de/EWKberater/Meinung/12789DemokratischerS…
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      schrieb am 03.09.03 17:13:45
      Beitrag Nr. 3.764 ()
      BeeinTruckend


      Clement auf dem Bock - mit 320 PS auf dem besten Weg zur Totalabschaffung der Ausbildungsplatzsuchenden

      Ein Kommentar zum fortschreitenden Verfall der politischen Sitten

      von Egon W. Kreutzer
      12. August 2003


      Im heißen Sommer von winterlicher Kälte träumen, das ist offenbar eine unwiderstehliche Versuchung und Wolfgang Clement, oder vielleicht auch nur einer seiner Berater, muss dabei solange den roten Truck des Santa-Cola halluziniert haben, bis trotz der peinlichen Erinnerung an die sang- und klanglos verlaufene Road-Show der Hartz-Offensive die mutige Entscheidung für die neue Trucker-Tour des Superministers gefallen ist. (Link zum Artikel der Netzeitung)

      Hat der Mann nichts besseres zu tun, als im großen Auto (jedenfalls größer als seinerzeit das Guidomobil) von Fabrikhof zu Fabrikhof zu fahren um dann beim Pförtner um einen Termin beim allerhöchsten Vorstandsvorsitzenden nachzufragen? Wenn der Herr Vorstand vielleicht gerade ein paar Minuten Zeit hätte, dann möge er doch bitte gleich mit seinem ganzen Stab herunterkommen, in den Hof, wo die chromblitzende Kraftmaschine wartet, wie ein übermächtiges Symbol für jene zweckentfremdende Zumutbarkeitsarroganz des Ministers, die für die von der PSA an die Taxi-Zentrale verliehenen Diplom-Mathematiker, Studienratsanwärter und andere umgeschulte Bürokaufleute längst schmerzliche Realität geworden ist.

      Der Herr Vorstand hätte die Gelegenheit, bettelt der Minister dann vermutlich beim Pförtner weiter, sein Wohlwollen über den Fortschritt des Sozialabbaus und der Kostensenkung und der überaus standortsichernden Arbeit des deutschen Wirtschafts- und Lohnkostensenkungsministers zu äußern, und Journalisten und Fotografen und das Fernsehen hätte der Minister auch gleich mitgebracht und es wäre doch schön, wenn der Herr Vorstand eine klitzekleine Zusage über ein paar klitzekleine Ausbildungsplätze in die Mikrofone der herbeigeeilten Hofberichterstatter murmeln möchte - unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit, versteht sich und es müßten auch nicht unbedingt zusätzliche sein und völlig unverbindlich sei das sowieso auch. Dann dürfe sich der Herr Vorstand auch sofort wieder in die höheren Gefilde des Global Business zurückziehen und weiter überlegen, ob er sein Unternehmen zu Weihnachten nach Polen oder nach China verlegen wird, es käme jetzt wirklich nur darauf an, die für den Augenblick erforderliche Stimmung herzustellen, fünf gute Stimmungen, das wüsste der Herr Vorstand doch auch, sind schließlich genauso viel wert, wie fünf Millionen Arbeitsplätze, wenn nicht noch mehr.

      Natürlich wissen wir, dass das in Wahrheit ganz anders abläuft.

      Wir wissen, dass Clement keine Zeit hat, mit dem Truck in der Republik herumzufahren. Den fährt ein Fahrer und wenn der mit dem Truck angekommen ist und der Minister Zeit hat und der Herr Vorstand auch, dann hüpft der Minister in den Hubschrauber und landet kurz darauf in der seit Stunden abgesperrten Seitenstraße oder auch auf der seit Stunden abgesperrten Autobahn, falls das näher ist, und dort geht er zuerst in die Maske, wo er schnell noch einmal abgepudert und der dunkle, an viele durchgearbeitete Nächte erinnernde Lidschatten sorgfältig nachcoloriert wird, bevor er sich auf den Bock schwingt und wie von Geisterhand geschoben die letzten Meterchen auf den Hof rollt, gerade gut für jene 10, 12 Sekunden, die die Anmoderation braucht, um den Beitrag vor dem allzufrühen Wegzappen zu bewahren.

      Ich verstehe es trotzdem nicht.

      Warum tut Clement das? Warum ruft er nicht einfach an, bei seinen Freunden und Feinden in den Vorstandsetagen, warum schreibt er nicht - meinetwegen auf ministeriellem Büttenpapier - einen Bittbrief? Warum muss er mit diesem gottverdammten Truck auf diese gottverdammten Fabrikhöfe rollen und sich zum gottverdammten Narren machen?

      Hat man ihm eingeredet, er könne mit solchen kraftstrotzenden und positiv besetzten Bildern beweisen, was für ein kraftstrotzender Tausendsassa er ist? So wie Bush, als siegreicher Feldherr auf dem Flugzeuträger landen, oder, wie Schwarzenegger, vor lauter Kraftstrotz vergessen machen, dass er auch als Terminator nicht mehr war, als die an den Fäden von Regie und Drehbuch geführte "Marionette" der kommerziellen Interessen des Producers?

      Obwohl ich allen Jugendlichen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, von Herzen wünsche, dass sie den auch finden werden, und zwar da wo sie wohnen und in dem Beruf, den sie sich wünschen - mit diesem unsinnigen Aktivismus, der hart an vorsätzliche Volksverdummung grenzt, wird nicht einmal erreicht werden können, dass die zu Beginn des Ausbildungsjahres noch offenen Ausbildungsplätze die Zahl der noch suchenden Jugendlichen auch nur annähernd erreichen, geschweige denn überschreiten.

      Aber mit den Bildern vom Macho auf dem Bock wird am Ende der Beweis geführt werden, dass der Minister alles Menschenmögliche getan hat. Wer trotzdem keinen Ausbildungsplatz hat, der ist nun aber wirklich selbst schuld: zu unflexibel, nicht ausreichend mobil, unmotiviert, faul und arbeitsscheu.

      Wie war das, hatten sich die Gewerkschaften nicht für die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe stark gemacht?

      Vorsicht!
      Nach allem was uns mit Hartz und der Agenda 2010 und der Gesundheitsreform widerfahren ist, kann das nur so ausgehen: Wer nach dem 1. Oktober noch herumläuft und renitent nach einem Ausbildungsplatz verlangt, zahlt 1.000 Euro. Monatlich, bis er einen hat.

      Fordern und Fordern und Fordern eben, wie bei den Arbeitslosen auch.

      http://home.knuut.de/EWKberater/Meinung/12788BeinTruckend.ht…
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      schrieb am 03.09.03 17:20:15
      Beitrag Nr. 3.765 ()
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 17:30:33
      Beitrag Nr. 3.766 ()
      Gerhoch Reisegger

      Status der gegenwärtigen Wirtschaftslage


      „Dies ist keine normale Regierungspolitik. - Nun ist es an der Zeit, daß sich die (amerikanischen) Menschen in zivilem Ungehorsam engagieren. Ich glaube, die Zeit zu protestieren ist gekommen – und zwar so stark als möglich.“
      - Prof. Akerlof, Nobelpreisträger und Lehrer an der Universität von Berkeley in Kalifornien.

      "Gerade in dem Augenblick, als George Bush seine kriegerische Botschaft hervorgrollt, ist sein Land in einem derart entkräfteten Zustand wie noch nie zuvor."[1]


      "Versucht Bush, das Land in den Abgrund zu führen", fragt William Thomas[2]. Der jüngste Steuer-Winkelzug aus des Knaben Wunderwelt, mit dem einem Prozent der herrschenden Elite Amerikas ein weiteres 470 Mrd. $-Steuergeschenk gemacht wurde, hatte unlängst eine ganzseitige Annonce in der New York Times zur Folge, die von 40 Nobelpreisträgern und 400 der führenden US-Ökonomen unterzeichnet war, die vor der Katastrophe warnen. Als den kanadischen Radiohörern die Bedenken der Unterzeichner dargelegt wurden, bezeichnete einer der Sponsoren dieser Anzeige Bushs Wirtschaftspolitik als "fiscal madness".[3]

      Die gegenwärtige US-Wirtschaftslage[4] bietet nur zwei Auswege: inflationieren oder untergehen. – Was dies bedeutet? Eine – eigene und die der Kinder – Zukunft haben wir nur durch: Inflation oder Nichtanerkennung der Schulden.

      Unter Greenspan erlebten wir, die USA und die ganze westliche Welt, eine Dekade der schrankenlosen Ausgaben, eines Lebens über unsere Verhältnisse und der grenzenlosen Verschuldung. Die Hälfte der US-Bundesschulden wurde in den 1990-ern angehäuft, nämlich 2,87 Billionen $ neuer Schulden; dies ist mehr, als alle Schulden zusammen seit Gründung der Vereinigten Staaten.

      Das ist freilich nur ein Teil der Geschichte. Insgesamt handelt es sich um unbedeckte Verbindlichkeiten in Höhe von ungefähr 43 - 44 Billionen $[5], inkl. des Bereichs der Sozialversicherung (Pension und medizinische Vorsorge), der üblichen Regierungsausgaben und natürlich der Zinsen auf die nationale Schuld. Wie soll eine 10 Billionen-Volkswirtschaft je diese Billionen Dollar Schulden bedienen?

      Der frühere Treasurer Paul O´Neill hatte gebeten, die wahren langfristigen Verpflichtungen der US-Regierung zu erfahren. Sie sollten in der Budget-Vorschau als “generational accounting” – also der Generationen-Bilanz, aufscheinen, sie wurden jedoch aus dem Budget-Dokument entfernt, als die Dimension sichtbar wurde: ca. 43 Billionen $, zum Barwert gerechnet.

      Diese Schätzungen sollten die formalen Schulden des US-Treasury – jene offiziell berichteten etwa 3,8 Billionen $, die „von der Öffentlichkeit” in Form von Regierungsobligationen gehalten werden, plus die verpflichtenden Regierungszusagen enthalten, also Pensionen und medizinische Versorgung.

      Die Autoren jener Studie waren Dr. Jagadeesh Gokhale, ein führender Ökonom der Federal Reserve Bank von Cleveland und der andere an diesem Projekt arbeitende Ökonom, Dr. Kent Smetters, ein Fachmann für Soziale Sicherheit und Medicare, von der Wharton School der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Der Bericht ist zwar aus dem Budget-Voranschlag verschwunden, nicht aber die Verpflichtungen der US-Regierung.

      Es gibt also nur diese beiden Wege: Nichtanerkennung eines Großteils dieser Schuld oder wenigstens deren drastische Beschneidung, oder sie über die Notenpresse zu bedienen. Welche der beiden Möglichkeiten wird die US-Regierung wählen? – Nun die Notenpresse läuft bereits auf Hochtouren, und dabei sind die wirklich großen Ausgaben Amerikas noch gar nicht schlagend geworden. In diesem Fall wird eine noch nie gesehene Inflation einsetzen.

      Im Augenblick sehen wir nur die Spitze des Eisbergs. Das Budget-Defizit des Bundes beträgt eine halbe Billion $[6], das Leistungsbilanz-Defizit ist ebenfalls in dieser Höhe. Schlimm genug, aber es ist nichts verglichen mit dem, was noch kommen wird.

      Ironie des Schicksals: die am meisten verschuldete Nation – USA - meint den Weltpolizisten spielen zu müssen, und belastet sich pro Monat mit 3,9 Mrd. $ Kosten alleine für den Irak, und stationiert das Militär überall auf der Welt. Die politische Führung ignoriert nicht nur dieses Problem vollkommen, sondern macht es täglich nur noch schlimmer.

      Der bisherige „Erfolg“ der USA verdankt sich einem außergewöhnlichen Phänomen: der Akzeptanz des Dollars als Welt-Reserve-Währung. Bisher waren die USA in der Lage, ihre Schulden per Notenpresse buchstäblich wegzudrucken, weil die Welt willens war, die Dollar als Bezahlung für ihre Waren und Handelsgüter zu akzeptieren. Aber der Berg an Dollar wächst, und es erhebt sich längst die Frage, ob der Dollar überhaupt noch eine gültige Währung ist[7]. Wenn dies einmal in Frage gestellt ist, ändert sich alles. Bzw. es ist wie mit des Kaisers neuen Kleidern: wenn aus einem „dummen Zufall“ heraus der Bann gebrochen ist, ist – was ohnedies den Wissenden einsichtig war – keine Frage mehr, sondern es ist aus mit dem Betrug.

      Die Besitzer von Bonds beginnen sich bereits abzuseilen, sie verlassen das sinkende Schiff. Die 30-jährigen Bonds sind auf neue Tiefststände gesunken, d.h. die Zinsen für Hypothekardarlehen gehen in die Höhe, Schulden werden teurer. Die Pensions- und Versicherungsfonds, die langfristige Bonds halten, sind seit Mitte Juni inzwischen um 15% und mehr gefallen.

      Die FED hatte die Sparer gezwungen, entweder riesige Verluste hinzunehmen oder mit T-Bills (Schatzscheinen) und CD´s praktisch nicht zu verdienen. Die Niedrigzinspolitik der FED hatte die Älteren gezwungen, ihre Ersparnisse aufzubrauchen oder mit den Bonds das Hemd zu verlieren.

      Die Zukunft sieht also so aus: die Regierung wird die Notenpresse massiv anwerfen, um Federal Reserve Notes (Dollar genannt) zu drucken, um die Schulden, und bei Fälligkeit die unbedeckten Verbindlichkeiten abzuzahlen. Die Zukunft heißt Dollar-Verfall, damit verbunden eine Flucht aus dem Dollar und Finanzpapieren in Handfestes. Die Zukunft wird durch einen Abfluß des Papiers aus den Funds in echte Werte – Gold und Silber – gekennzeichnet sein.

      Die FED hatte einen Zustand sich aufzubauen erlaubt, den man nur als „technischen Bankrott“ bezeichnen kann. Die USA – aber mutatis mutandis ist diese Situation in allen „westlichen“ (= kapitalistischen) Ländern die gleiche – haben eine 10 Billionen-Volkswirtschaft, aber sie sind mit unbedeckten Verbindlichkeiten von über 40 Billionen $, zusätzlich zu den „normalen“ geradezu unerhörten Budget- und Leistungsbilanz-Defiziten, konfrontiert.

      Wo wäre da ein Ausweg? Gibt es noch Fluchtmöglichkeiten?



      BBC: Muslime rufen auf, dem Kapitalismus einen Strich durch die Rechung zu machen.

      Wie von Mark McCullum der BBC berichtet wurde[8], hatte ein Sprecher einer Islamischen Konferenz zum Thema: „Islam in Europa“, im spanischen Granada die Muslime in aller Welt aufgerufen, beizutragen den Kapitalismus zu überwinden. Diese Konferenz wurde von 2000 Muslimen besucht.

      Der Hauptredner, Omar Ibrahim Vadillo[9] von der Organisation Murabitum, sagte, daß die amerikanischen Wirtschaftsinteressen zur Religion für die ganze Welt wurden und die Menschen ihre Lebensart sklavisch dem kapitalistischen Modell angepaßt hätten.

      Er sieht den IMF und die Weltbank faktisch als Washingtons bezahlte Agenten an, die sowohl die Erste als auch die Dritte Welt auf den inoffiziellen Dollarstandard als Reserve-Währung festgelegt haben, ein Umstand, der sich nun rächt. Es scheine, daß die Entwicklungsländer all jene westlichen Ideen begierig aufnahmen, die zu den schlechtesten gehören. Als kleines Beispiel erwähnt er indische junge Frauen in Designer-Jeans auf einem Motorrad mit ihrem Ehemann fahrend, mit verkehrt aufgesetzten Baseball-Kappen: dies sähe - in Erinnerung an Shri-Shri Ghandi - für den Redner wie ein obszöne Geste aus. Dabei war die indische Gesellschaft eine der wenigen, die ihr kulturelles Erbe vor der Auflösung in eine westliche Welt aus Plastik geschützt hatte. Das sei aber nicht mehr so. Indien existiere in seinen großen Städten nicht mehr und es überlebe kaum auf den Dörfern.

      Er habe in eindeutigen Worten dargetan, die Welt sei geradewegs im Dritten Weltkrieg, und der Dollar das Ziel der Zerstörung. Aber wer braucht noch einen Feind, wenn wir selbst die Waffen zur eigenen Massenvernichtung in Form von OTC-Derivaten[10] geschaffen haben. In Wahrheit hat der Kapitalismus nicht über den Kommunismus gesiegt. Der Kommunismus ging zuvor (von allein) zugrunde.

      Er kommt zum archimedischen Punkt, den wir auch schon bei der Betrachtung der „wahren Gründe des Irak-Krieges“ behandelt haben[11], als er auf der Konferenz die Muslime aufforderte, die weitere Verwendung des Dollars zu beenden. Möchte noch jemand lange in einer Dollar-Rallye involviert sein? Kaum. Man sollte schleunigst versuchen – wenn möglich am Höhepunkt (des Dollarkurses) - zu verkaufen. Wer Dollar hat, hat dann auch das absolute Ziel von Saddam Hussein und Bin Laden[12].

      Derselbe Redner begrüßte die Einführung des malaysischen Gold-Dinars in die Weltwirtschaft und bezeichnete dies als das bedeutendste Ereignis für Muslime in moderner Zeit.


      Conclusio
      Der rabiate, als „Reform“ etikettierte Abbau der österreichischen oder deutschen Sozialsysteme hängt mit diesem US- bzw. weltwirtschaftlichen, apokalyptischen Zustand unmittelbar zusammen. Die „Deckung“ unserer Währung, solange sie noch Schilling und D-Mark hieß, bestand immer schon zum größten Teil nur noch in Devisen, und hier hauptsächlich im Dollar. Das wird Folgen haben – und hat sie bereits.

      Die Deutsche Bundesbank hatte unter Ludwig Erhard aufgrund ihrer Außenhandelsüberschüsse, die damals noch zur Hälfte in Gold ausgeglichen wurden (der andere blieb als Kredit – und „Entwicklungshilfe“ - für die Schuldnerländer stehen), einen Goldschatz im Umfang von 3.701 to angehäuft. Allerdings liegt dieser deutsche Goldschatz nicht in den Tresoren der Deutschen Bundesbank und schon gar nicht in Deutschland, sondern in London und New York. Angeblich hat die BB einstelligen Prozentsatz des Goldes „ausgeliehen“. Das dürfte aber nicht stimmen. David March, der einflußreiche Korrespondent der Financial Times schrieb in seinem Buch „Die Bundesbank – Geschäfte mit der Macht“, daß sie nur kleine Teile auf eigenem Gelände aufbewahre. „Der Rest ist auf die Tresore der FED in New York, der Bank of England und zu einem kleinen Teil auch in der Banque de France verteilt. In den Tresorräumen der Bundesbank liegen nur etwa 80 Tonnen, d.h. knapp über 2% des Gesamtgoldes.“

      Der amerikanische Goldexperte James Turk behauptet gegenüber G&M[13], die Bundesbank habe bereits 1700 to Gold, also die Hälfte ihrer Reserven, auf amerikanischen Wunsch hin ausgeliehen.

      D.h. das Gold ist faktisch nicht mehr im Besitz der Deutschen Bundesbank. Und man bekommt es u.U. nicht mehr zurück; bei einem Bankrott z.B. Die Notenbanken Portugals und Polens erlebten dies, als deren Vertragspartner, das US-Haus Drexel, vor vielen Jahren in Konkurs ging. Kein privater Investor würde Gold in New York lagern, warum dann die Bundesbank?

      Washington wünscht nicht, daß Deutschland seine Goldbestände abzieht, die Amerikaner betrachten sie – nach einem früheren Regierungsmitglied sozusagen als eine Art Pfand. Der frühere Vorstand der Bundesbank, Karl Blessing, (1958 – 1970), schrieb auf amerikanischen Druck hin jenen Brief – ein geheimes Abkommen -, in dem er die „Immobilisierung“ der deutschen Reserven gegenüber der FED versprach. Er versprach, daß die Bundesbank die Reserven aus den USA nicht abziehen werde, solange die USA Stützpunkte in Deutschland unterhalte. Es ist schon unerhört, daß die „deutsche“ Bedingung für eine solche Ungeheuerlichkeit die fortgesetzte Besetzung Deutschlands durch die Besatzungsmacht USA ist.

      Wenn, was oben gesagt wurde und ja längst als Faktum feststeht, der Dollar kollabiert, werden weltweit alle Banken schließen, weil sie dann auch sichtbar bankrott sind. Dann steht die Deutsche Bundesbank mit ihren Devisenreserven, die zu 99% (!) in Dollar „angelegt“ sind, ohne jegliche Deckung der Währung da. (Das gilt in praktisch derselben Weise für die EZB, die ja auch kaum eine echte Deckung der Währung besitzt. Hier wurde schon bei ihrer Schaffung Kritik geübt, weil sogar Aktien – die doch oft großen Kursschwankungen unterliegen – als Reserven angeführt wurden, zu einem Zeitpunkt, als die garantierten Staatsobligationen u.ä. allein dafür gehalten werden konnten.) Gerade in so einem Augenblick wäre die Golddeckung nötiger denn je, nur es liegt außer Reichweite der Bundesbank.

      Als Charles de Gaulle die französischen Goldreserven aus den USA zurückholen wollte – und sich anders als die Deutschen davon nicht abbringen ließ – hatte die CIA dem französischen Präsidenten die von Cohn-Bendit[14] angeführten Mai-Unruhen von 1968 angezettelt, die schließlich zu seinem Sturz führten!

      Zurück zum Geschehen hierzulande: es ist doch erstaunlich, was Deutschland und Österreich nach dem Krieg und unter großen Entbehrungen in der Lage waren aufzubauen. In die Geschichte ging dieser Wiederaufbau als Wirtschaftswunder ein. Parallel dazu wurden eine vorbildliche Sozialversicherung, Arbeitsschutz- und Arbeitsrechtsgesetze, Reduktion der wöchentlichen und täglichen Arbeitszeit, Kündigungs- und Arbeitslosenschutz, usw. geschaffen. Dies alles soll in einer entwickelten Wirtschaft angeblich nicht mehr leistbar sein.

      Oder hängt es nicht viel eher damit zusammen, daß die ganze Welt – insbesondere Deutschland mit seinem hohen Exportanteil – Güter liefert, dafür aber - zumindest was die USA betrifft - nur bedrucktes Papier bekommt. „Fiat money“, wie es die FED aus dünner Luft und in rasender Geschwindigkeit produziert. Die jüngsten Meldungen über die Zunahme der amerikanischen M3-Geldmenge um 60 Mrd. $ sind ja atemberaubend. Deutschland und Österreich zahlen auch den Löwenanteil der EU-Kosten; angeblich für das größte „Friedensprojekt“. Es hat aber eher den Anschein, daß es ein zweites Versailles ist: Reparationszahlungen in unbegrenzter Höhe und von unbegrenzter Dauer. (Erinnern wir uns noch jener EU-Ratssitzung unter deutschem Vorsitz, zu der Schröder noch mit der Forderung „Ende der Scheckbuch-Diplomatie“ angetreten war? Die mit dem merkwürdigen, CIA-inszenierten Rücktritt Lafontaines destabilisierte Bundesregierung stimmte allen Forderungen der EU-Finanzierung zu und ließ sich obendrein in den Kosovo-Krieg manövrieren, der am selben Tag von den USA ausgebrochen wurde.) Neben diesen noch öffentlich „argumentierten“ Tributzahlungen werden Deutschland und Österreich aber nun schon seit Kriegsende „Wiedergutmachungs-Leistungen“ abgepreßt, zuletzt unter dem Vorwand von „Sklaven-Arbeit“, für die es außer Anlaßgesetzgebung keine wie immer gearteten Rechtsansprüche gibt.

      Es dürfte einem Familienerhalter und Alleinverdiener auch schwerfallen mit seiner Familie durchzukommen, wenn er seit Jahren und mit immer größerer Unverschämtheit vorgetragene Forderungen einer schier unbegrenzten Zahl von Nehmern mit Vorrang nachkommen müßte. Das ist aber im Großen der Zustand unserer Volkswirtschaft und unseres Volkes. Nur ist es auch damit noch längst nicht am Ende, denn delegitimierte „Volksvertreter“, in Wahrheit die Beauftragten Libinterns, in unseren landesverräterischen Regierungen puschen immer noch und immer unverschämter die längst bankrotten neoliberalen Ideologien von der Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung. – In Österreich wurde zuletzt (mithilfe der Deutschen Bank) ein großes Aktienpaket (10%) der VOEST-Alpine in einem Sekunden-Deal bei Tiefstständen des Aktienkurses verhökert. Die in den USA eben ad oculos vorgeführte Wirkung des privatisierten Energiesektors, ist nach wie vor politisches Ziel einer anscheinend bestochenen Bande von Helfershelfern, die die letzten Assets unserer Volkswirtschaft auch noch in fremde Hände spielen wollen. Die neuen „Freihandels“-Regeln für Services entrechten uns längst bezüglich unserer letzten und ureigensten Ressourcen, des Wassers.

      All dies zusammen sind die Folgen der vom Finanzkapital dominierten, globalen Wirtschaft. Es wäre an der Zeit, dies zu erkennen und eine andere Diskussion über die angeblich nötigen „Reformen“ zu führen. Die islamische Welt hat es anscheinend begriffen. Sie führt mit der Ablehnung des Dollars – Husseins Weigerung, Dollar für das Öl zu nehmen, und Mahathirs Schöpfung[15] des Gold-Dinars und des Silber Dirhams – den einzig wirksamen Krieg gegen den einzigen Super-Rogue USA und seinen weltweiten Terror. Der Rest ist Larifari. Das Experiment John Law´s ist auch unter dem FED-Vorsitzenden Alan Greenspan ein weiteres Mal gescheitert.


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      [1]The Observer, 26.1.2003: "Even while George Bush growls out his bellicose message, his country has never been in such an enfeebled state."

      [2] William Thomas, The Bucks Stop Here (Es geht nichts mehr), www.Lifeboatnews.com, 26.5.2003.

      [3] CBC Feb. 11, 2003, "fiscal madness" - finanzwirtschaftlicher Wahnsinn.

      [4] www.LeMetropolCafe.com berichtet Ende Juli 2003 und zitiert den hier mit Anmerkungen auszugsweise wiedergegebenen Kommentar von Richard Russel.

      [5] 44 Billionen = 44.000 Mrd. $. In US-Terminologie: 44 Trillionen $.

      [6] Dies sind die offiziellen Daten des Budgets mit den nach und nach zusätzlich bekanntgewordenen Kriegskosten im Irak, die im Entwurf ja noch gar nicht enthalten waren. Nach Schätzungen der FED sind unbedeckte, außerbudgetäre, jedoch fällige Ausgaben zusammen mit dem offiziellen Budget-Defizit ca. eine Billion $, d.h. ~50% des Budgets.

      [7] Manche haben den Dollar schon seit langem als „legales Falschgeld“ bezeichnet, weil es zwar von der FED mit Billigung des Treasury ausgegeben wird, also „legal“ ist, aber nichts destoweniger ein Falschgeld ist, weil es ja mangels Deckung und insbesondere dem Willen, mit echten Leistungen zu bezahlen, in Wahrheit keinen Wert hat. Als am 15. Aug. 1971 die Einlösepflicht in Gold ganz aufgehoben wurde, ist aus diesem Kreditgeld "fiat money", ungedecktes legales Falschgeld geworden. Es ist aber nicht etwa deshalb Falschgeld geworden, nur weil die bisherige minimale Golddeckung von - sagen wir 10% - nicht mehr da ist, sondern ganz einfach, weil beim Gelderzeuger die Absicht zur Leistung weggefallen ist.

      Über dieses Thema hat Dipl.-Kfm. Reinhard Deutsch in der Islamischen Zeitung - http://www.islamische-zeitung.de -einen höchst aufschlußreichen Artikel verfaßt, der in klarer Weise die Zusammenhänge erklärt. Er ist die Wiedergabe eines Referates, Reprivatisierung des Geldes, das er anläßlich des Elliott-Treffens im Februar 2001 in Ochsenfort gehalten hatte.
      [8] Jim Sinclair´s Mineset http://www.jsmineset.com vom 30. Juli 2003.

      [9] Siehe auch FN 15.

      [10] OTC: Over the Counter; d.h. von jeder beliebigen Bank „über den Tresen“ in den Verkehr gebracht und nicht einmal nach Art und Umfang mehr erfaßt.

      [11] Gerhoch Reisegger, Wir werden schamlos irregeführt, Hohenrain-Verlag Tübingen, 2003.

      [12] Sofern diese CIA-gemachte Wunderfigur überhaupt eine reale Rolle im US-Krieg „gegen den Terror“ gespielt hat, was uns mehr als zweifelhaft erscheint.

      [13] www.bandulet.de/Text-Seiten/GoldMinen.htm , G&M-Serie: Das Gold der Deutschen, April 2003.

      [14] Dieser Zusammenhang wurde durch einen Vorfall in Italien blitzlichtartig sichtbar. Ca. 10 Jahre nach den 68er-Revolutionen in ganz Europa fand in Rom ein Vortrag von Herbert Marcuse statt. Bei diesem war die schon verstorbene Nichte Graf Plettenbergs, Frau Elisabeth Gagern, als Dolmetscherin der ital. Regierung anwesend. Hiervon berichtete sie folgendes: Cohn-Bendit war auch zugegen und griff in der Diskussion Herbert Marcuse mit den Worten an: „Sie haben uns an der Nase herumgeführt. Sie waren/sind ein Agent der CIA.“ - Woher wußte er das so genau? – Man muß dazu in Erinnerung rufen: die ganze Frankfurter Schule ist nach dem Krieg als Instrument der Psychologischen Kriegführung gegen die Deutschen ("Umerziehung") in Deutschland re-implantiert worden. Natürlich waren diese Leute alle Exponenten der US-Politik und wurden von jenen gesteuert, plaziert und protegiert, die dieses Programm bis heute in und mit Deutschland exekutieren! Interessant ist freilich, daß hier offenbar durch einen Regiefehler die inneren Streitereien der US-gesteuerten europäischen Destabilisierung mit einem kurzen Blitzlicht sichtbar wurden. Selbstverständlich wurde ob dieser Anmerkung Cohn-Bendit umgehend aus dem Saal hinauskomplimentiert. (Pers. Mitteilung Graf Plettenberg)

      [15] Im Gegenwert von 4,25 Gramm 22-karätigem Gold wurde der Gold-Dinar von Prof. Omar Ibrahim Fadillo inspiriert, dem Gründer einer Organisation, die - nach IslamOnline - "glaubt, daß die Einheit der Islamischen Welt sich nur durch eine Vereinigung auf wirtschaftlicher Ebene erreichen lasse. Er fordert ebenfalls die Errichtung eines islamischen Marktes mit einer Währung, dem Gold-Dinar, von dem er hofft, daß er den Dollar ersetzen wird".



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      © 2003 / V.i.S.d.P. Gerhoch Reisegger
      staatsbriefe.de
      [25.8.2003]
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 17:44:42
      Beitrag Nr. 3.767 ()
      Kommentare von Henry Littig

      02.09.2003 - 16:23 Uhr
      Aktuelle Situation:


      DAX, Indu, S&P sowie NASDAQ notieren gegenwärtig auf bzw. knapp unter ihren Jahreshöchstständen. Und: Die Stimmung verbessert sich weiter! Kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Unternehmen das Tief für überwunden zu „sehen“ glaubt, bzw. ohne das ein Wirtschafts- bzw. Konsumentenstimmungsindikator aus Europa/USA bessere Zeiten ankündigt – auch hierzulande konnte sich der IFO zum dritten Mal in Folge verbessern und somit offiziell eine Trendwende einläuten. Und: Das Zinsniveau ist im Augenblick historisch (hüben wie drüben) relativ niedrig und sollte daher ebenfalls zu einer Stimulierung der gegenwärtigen Situation beitragen. In den USA werden die Hoffnungen bereits jetzt durch sehr gute reale Wachstumsraten (2.Q.) bestätigt; die Wetten für das 3. Quartal stehen bereits auf bis zu 5% Wachstum! Hierzulande müssen wir uns wie in anderen europäischen Staaten zwar noch mit einem kleinem Rezessiönchen in der 1. Jahreshälfte `rumschlagen, aber, wie schon seit ca. 6 Halbjahren immer wieder versprochen, soll ab sofort wieder „die“ schwarze „Null stehen“ (frei nach einem blauweißen Fußballclub) bzw. sollen demnächst akzeptable Wachstumsraten anvisiert werden. Und Asien ist nicht zu vergessen...China und...Japan!
      All dies beflügelt seit einigen Wochen/Monaten die Anlegerstimmung: Nachdem z.B. der DAX erstmals die 3000er Marke nachhaltig geknackt hat bzw. nachdem er sein Dezember-Hoch übertroffen hat, ist die Warte- und Pattsituation (soll man kaufen, soll man nicht?) auch medial offiziell aufgehoben. Es werden vornehmlich 2 Szenarien diskutiert: In dem einen steigt der Markt, von kleineren Schwächeperioden unterbrochen, zunächst weiter und weiter an; in dem anderen könnte es zwar durchaus `mal eine Korrekturphase geben, die jedoch nicht nachhaltig sein kann, da noch immer viele Marktteilnehmer den Einstieg verpasst haben und quasi gezwungen sind, jede Korrektur zu Käufen zu nutzen. Auch wird derzeit stark thematisiert, dass die Börse wirtschaftliche Einflüsse stets vorwegnimmt und somit durch jetzige Käufe in die Zukunft investiert wird.
      Fazit: ...sieht alles riesig aus, oder?

      Ausblick:

      Oder etwa nicht? Ich gebe zu, es fällt schwer an der aktuellen Situation etwas zu kritisieren bzw. schlechtzureden. Außerdem: Genau diese Konstellation haben wir schon sehr früh im Jahr auf dieser Seite exakt beschrieben und sind deshalb stark auf die Longseite gewechselt...sie erinnern sich? Unsere Argumente waren damals die gleichen wie die heutigen: Keine großen Korrekturen möglich! Jetzt auf die Zukunft setzen! Die Lage wird sich verbessern! Etc., etc., etc.. Nur mit dem Unterschied, dass damals der DAX um 2500 notierte und ich einräumen musste, dass es sich bei unseren Kaufargumenten nicht um „echte Nachrichten“ handelt, sondern um HPM-Prognosen – doch die haben sich bestätigt. Bestätigt hat sich auch die Annahme, dass es für den Privatinvestor sehr schwierig sein wird, den unter 3000 Punkten zunächst immer wieder hinausgezögerten Einstieg in diesen Markt bei anschließend noch höheren Kurse zu verweigern – die Macht der Nachrichten sei nicht zu unterschätzen! Stimmt ebenfalls...sogar ich selbst kann mich dem positiven Gesamteindruck kaum entziehen...Außerdem hatte ich damals die Frage aufgeworfen, ob diejenigen, die bedingt durch miese Stimmung bei 2500 verkauft hatten, mittelfristig gut beraten sein werden, bei zwar verbesserter Nachrichtenlage, aber dennoch zu derzeit gut 40%!!! höheren Kursen wieder zuzugreifen? Oder einfacher:
      Lohnt sich ein Einstieg auf diesem Niveau? Genau das ist jetzt die entscheidende Frage! Meine Meinung: Ich denke, dass die mittel- und vor allem langfristigen Aussichten von diesem Niveau aus gesehen keinesfalls rosig bzw. wohl eher als bedenklich einzustufen sind. Die kurzfristigen Chancen der Märkte könnten jedoch die Risiken noch immer zumindest leicht übersteigen; sogar ein schneller größerer Hype (dann jedoch als vorläufiges Ende dieser Hausse) ist durchaus denkbar – wenn alles positiv zusammenläuft.
      Was sind aus unserer Sicht die positiven Marktfaktoren?
      Die Börsenstimmung ist positiv. Dieser Zustand kann theoretisch sehr lange anhalten bzw. sich sogar exponentiell verstärken –dies könnte die Kurse treiben. Sehr wahrscheinlich wird die Stimmung in nächster Zeit weiter mit guten Daten gefüttert. Die Wirtschaft selbst könnte mit einer mehrjährigen Wachstumsphase den Grundstein für eine dann neue mehrjährige Hausse legen – Osterweiterung (diese Story hat „der Markt“ noch in Reserve; wurde zuletzt kaum benutzt), niedrige Zinsen, China, Indien, etc., etc....und wenn`s nicht so läuft wie`s soll, könnten die Regierungen der westlichen Staaten zu jeder Zeit durch neue Schulden frisches Geld in die Konjunktur pumpen...nach uns kommt bekanntlich die Sintflut, aber, wen juckt`s, wenn man wiedergewählt werden will. Zwischenfazit: Wenn`s gut läuft, kann sich ein Einstieg auch auf diesem Niveau durchaus lohnen.
      Aber: Meiner Meinung nach werden die Risiken z.Zt. nicht ausreichend bzw. überhaupt nicht beachtet. Zunächst zum derzeitigen Kaufargument „ jetzt die Zukunft kaufen“: Es ist richtig, dass die Börse laut Lehrbuch der Realität ca. 6 Monate voraus läuft. Doch: Dies ist schon geschehen! Angenommen, heute wäre der Tag der Trendwende an den Märkten und die Notierungen würden jetzt ca. 6 Monate sinken, dann könnte sich laut Lehrbuch die Nachrichten- und Wirtschaftslage parallel nochmals weitere 6 Monate stetig verbessern! Richtig?! D.h., wer jetzt behauptet, derzeit würde die Zukunft gekauft und das die Kurse noch einmal z.B. 6 Monate steigen werden, der müsste wissen bzw. vermuten, dass sich die Nachrichtenlage ab jetzt genau um 12 Monate stetig verbessert, oder? Das Eintreten einer solchen Vorhersage ist jedoch relativ unwahrscheinlich.
      Unterschätzt wird nach unserer Meinung derzeit vor allem die Möglichkeit, dass die Konjunkturträume der Amerikaner und vor allem der Europäer platzen könnten wie die Seifenblasen. Vorweg: Ich bin Anhänger der Japantheorie, und das schon seit 1997! Meiner Meinung nach ist ein derartiger Scherbenhaufen, den uns die Finanzmärkte in den letzten Jahren beschert haben, nicht in nur 3 Jahren aufzuarbeiten! Natürlich - die einen sagen, Geschichte wiederholt sich nicht, die Menschen seien lernfähig! Die anderen jedoch denken, und hier schließen wir uns an, Geschichte wiederholt sich – immer und immer wieder. Letztlich haben wohl beide Parteien recht – die eine, die behauptet, man fällt nicht zweimal in die gleiche Grube, und die andere, die entgegnet: Wenn nicht in diese – dann in eine andere! Doch warum Seifenblasen? Wirtschaft wird in den Köpfen der Menschen gemacht; wenn die Menschen nicht innerlich bereit sind für einen Aufschwung, dann kann er kaum nachhaltig sein. Vereinfacht ausgedrückt braucht ein Aufschwung eines Staates Menschen, die bereit sind mehr und effektiver als andere in anderen Staaten zu arbeiten um sich anschließend gestiegene Bedürfnisse leisten zu können – alles andere ist nur vorrübergehend auf Pump zu finanzieren. Und wir alle wollen doch den Aufschwung, oder? Oder etwa nicht? Mehr arbeiten für`s gleiche Geld? Damit wir wieder konkurrenzfähiger werden und den flinken Asiaten ein paar Aufträge wegschnappen? Um dann auf evtl. mehr Bezahlung zu hoffen um uns dann Dinge leisten zu können, obwohl wir doch schon alles haben? Und? – wollen Sie das?...mehr arbeiten?...für einen neuen Computer vielleicht?...der, in den Sie gerade hineinsehen funktioniert doch noch...Und dann gibt es noch zusätzlich Reformen, die zwar zugegebener Weise berechtigt sind, aber dennoch dazu führen, dass wir ohnehin mehr arbeiten müssen um den aktuellen Lebensstandard halten zu können, da wir bereits jetzt deutlich über unsere Verhältnisse, sprich auf Pump leben. Sie sehen, ein solides Fundament, auf dem sich Hoffnungen auf einen langanhaltenden Aufschwung begründen könnten, ist nicht in Sicht. Demographische Probleme hierzulande kommen noch hinzu. Als „sicherer“ Aufschwunggarant bleibt daher derzeit nur der Weg in die Schuldenfalle. Die USA sind uns hier, wie üblich, einen großen Schritt voraus. Hier wird auf Pump gelebt , dass es nur so kracht. Fairerweise muss man zugeben: Die USA haben aus Japan mehr gelernt als die Europäer. Steuern `runter, Kosten egal, und dem drohenden Bilanzkollaps der Unternehmen bzw. auch Privatleute wurde mit schnellem billigen Geld entgegnet. Die Japaner mussten erfahren, dass schleichende Zinssenkungen nicht viel bewirken - daher ging es in den USA relativ schnell – bisher mit Erfolg. Der Privatmann sowie die Unternehmen konnten in den letzten Jahren lukrativ refinanzieren und so einige drohende Pleiten umgehen – vorerst. Durch das Fluten des Systems mit billigem Geld gehen die USA jedoch ein hohes Risiko ein. Sollte sich der jetzige Aufschwung als nicht nachhaltig erweisen, ist bzw. wäre das Pulver endgültig verschossen und die eigentliche Krise würde erst beginnen...wie in Japan - nur etwas zeitversetzt...nicht schleichend, sondern abrupt. D.h., damit die Rechnung aufgeht, müssen auch die Amerikaner mehr arbeiten und mehr konsumieren. Möglich ist alles...
      Ein weiteres Risiko ist die Einschätzung der Chinastory. Die Chinastory kann sich zwar durchaus als Chance erweisen, aber was ist mit den Risiken? Den vielen Chinesen schöne Dinge verkaufen – klingt gut – aber wie lange noch? Chinesen sind laut Meinung der Europäer klein, flink und fleißig, aber eins sind sie nicht: Sie sind nicht blöd! Das Gegenteil ist der Fall! Während wir uns noch immer gerne als „Dichter und Denker“ sehen, schlagen diverse PISA-Leute hierzulande schon lange Alarm. In China dagegen wächst eine neue Elite heran, die sich schon in sehr kurzer Zeit nichts mehr von uns verkaufen lässt! Mit Recht, denn letztlich werden sie bessere und billigere Waren produzieren und damit unsere Märkte überschwemmen. Mit Recht, denn – die Chinesen wollen mehr arbeiten! Mit der Osterweiterung sieht es im Übrigen ähnlich aus; nach einem schnellem Pusheffekt droht auch hier eine Anpassung der Systeme – wir geben etwas ab, die anderen erhalten etwas. Nun sagt man „Geben sei seliger als Nehmen“...moralisch sind wir daher aus dem Schneider...aber wirtschaftlich?
      Als zusätzliches Marktrisiko muss die Marktpsychologie/-physik erwähnt werden. Als Japantheoretiker haben wir schon 1997 für eben diese jetzige Zeit eine knapp behauptete Schaukelbörse vorhergesagt, d.h. als nächster Move sollte es deutlich abwärts gehen. Dies bedeutet nicht, dass z.B. der Dax ab sofort dramatisch abtaucht, denn: Schaukelbörse bedeutet gleichzeitig, dass auch die harte unnachgiebige Baisse zunächst vorbei ist. Dennoch: Wenn wir uns in der Tat innerhalb einer Schaukelbörse befinden, und davon sind wir hier momentan überzeugt, dann können wir uns logischerweise nicht am Beginn bzw. in der Mitte einer dramatischen langfristigen Hausse befinden; also befinden wir uns nach über 60%! Indexplus gegenüber dem Tiefstand relativ sicher in der Nähe des nächsten Wendepunktes. Bezogen auf die gesehenen bzw. in naher Zukunft noch zu sehenden Hochpunkte erwarten wir ein Nachgeben der Märkte um mindestens 15-25%. Den Zeitraum für diese Zwischenbaisse würde ich mit ca. 6 Monaten angeben. Marktpsychologisch ist die augenblickliche Börsensituation ideal für einen Hochpunkt innerhalb einer Schaukelbörse geeignet. Nur sehr wenige können sich zu diesem Zeitpunkt mit der generellen Möglichkeit sinkender Notierungen anfreunden...und das nur unter großen Schmerzen! Streng nach dem Motto „Gehen wenn`s am schönsten ist“ würde gerade jetzt ein Drehen der Märkte die Anleger völlig überraschen, bzw. was noch brutaler wäre: Sie würden das Drehen gar nicht bemerken, da wahrscheinlich bis auf 3100 `runter jeder von einer notwendigen Korrektur spricht – kein Wunder, denn die Nachrichten werden/könnten parallel dazu immer besser (werden) (siehe oben).
      Ferner ist anzumerken, dass im Augenblick bei der Definierung von Kurszielen gerne die alten Höchststände herangezogen werden – m.M.n. eine Fehleinschätzung, da diese Werte durch eine hochkarätige Übertreibungsphase entstanden sind. Hier kommen wir zu dem nächsten Risiko: Die Beobachtungsgabe der Anleger! Die Anlegermehrheit hat in den letzten Jahren viel an Erfahrung gewonnen, d.h. jeder weiß: Bei einer neuerlichen Euphorie- bzw. Übertreibungsphase muss verkauft werden! Z.Zt. ist gängige Marktmeinung, dass dieser Zustand noch nicht erreicht ist; noch ist nicht jeder `drin! Richtig? Völlig richtig! Wer jetzt das soeben schmerzhaft Erlernte anwenden möchte – muss/sollte und wird wohl noch abwarten. Richtig? Völlig richtig! Aber: M.M.n. genügt es an der Börse nicht, erlernte Erfahrungen anzuwenden –das, worauf es m.M.n. ankommt, ist das Erlernte mit der Erwartung des zukünftig zu Erlernenden zu kombinieren! Oder anders: Wer erfolgreich an der Börse arbeiten möchte, der muss das potentielle Wissen, das die Anlegermehrheit in ca. 6 Monaten haben wird, schon heute erahnen bzw. erraten bzw. richtig vorhersagen (Hierher kommt die Börsenweisheit „An der Börse wird nicht geklingelt“). Das Problem: Die richtige Antwort (...das Klingeln...) ist nirgendwo sicher zu erhalten (...bzw. zu hören...); Sie müssen sich die Antworten selbst ausdenken, indem Sie alle verfügbaren Informationen mit dem Realitätsraster vergleichen. Und dann müssen Sie eine Entscheidung treffen! Bezogen auf die fehlende Euphoriephase denke ich, dass wir bereits mitten `drin stecken – im Vergleich zu 2000 jedoch mit dem Unterschied, dass wir dieses nicht im gleichen Maße erleben, da sich evtl. die Zahlenverhältnisse verschoben haben. Will sagen: Waren Anfang 2000 ca. 90% der potentiellen Anleger Bullish, 5% Bearish und 5% neutral, so könnte es in der nächsten Übertreibungsphase z.B. nur noch 50% Bullen, 20% Bären und 30% Gleichgültige geben; letztlich bedingt durch den gleichen Lerneffekt. Und: Zusätzlich ist wahrscheinlich die Gesamtzahl der potentiellen Anleger gesunken, da sich viele Marktteilnehmer ganz von der Börse verabschiedet haben. Fazit: Die nächste Euphoriespitze könnte von uns allen nicht als solche wahrgenommen werden – hierbei schließe ich mich ein. Daher: Es könnte ratsam sein, sich jetzt vom Markt zu verabschieden – wie üblich unter Schmerzen, da es wie üblich noch keine „echten“ Gründe für den Trendwechsel gibt, und wie üblich das Risiko der Schieflage gegen den doch weiter laufenden Trend schwer im Magen liegt.
      Ein weiteres Marktrisiko sind die großen Aktienbestände der z.B. Versicherungsunternehmen. Alle sind an steigenden Kursen interessiert – aber was geschieht, wenn schon jetzt ein Unternehmen die Nerven verliert, Kasse macht und sich selbst somit relativ sicher ans rettende Ufer zieht?...Wer zuerst kommt mahlt zuerst!
      Generell ist zu bedenken, das die Gewinnsteigerungen der Unternehmen zuletzt fast sämtlich aufgrund von Kostensenkungen verzeichnet werden konnten – hier ist dringend echtes Umsatzwachstum erforderlich.
      Auch ist die drastische Zunahme der Insiderverkäufe zu beachten – die, die an den Hebeln sitzen, scheinen kein riesiges Vertrauen in eine neue Megahausse zu haben.



      Gesamtbeurteilung: Saldiert sehen wir mehr Risiken als Chancen – was nicht zwingend eine sofortige Trendumkehr erwarten lässt. Dennoch sind wir derzeit eher short als long aufgestellt – evtl. ist dies jedoch auch ein Timingfehler, da der Markt möglicherweise kurzfristig doch noch nach oben klettert. Von daher werden wir das short/long-Verhältnis zunächst nicht weiter ausbauen bzw. sogar die shorts wieder reduzieren, falls es doch noch einen Hype geben sollte –allein die Bewegung der letzten Tagen lässt den Märkten noch immer deutlichen Raum nach oben. Long bleiben wir wie üblich im Gold- und Rohstoffsektor, von dem wir in den nächsten Jahren noch immer drastische Kursverbesserungen erwarten. Unser Kursziel für den Goldpreis bleibt unverändert bei 400-450$ bis Jahresende...bei derzeit knapp 380 durchaus machbar...

      Heute gibt es relativ viel Text...evtl. auch beim nächsten Mal, vielleicht jedoch nicht...in jedem Fall denke ich darüber nach, die Zeitabstände von derzeit ca. 1 x pro Woche auf einen evtl. 2 wöchigen oder noch mehrwöchigeren Rhythmus zu strecken...von aktuellen Anlässen abgesehen...für 1 x die Woche bieten die Märkte derzeit kaum noch genügend Themen...ein Trend, der sich, sofern wir mit der Schaukelbörse recht behalten, in den nächsten Monaten/Jahren noch verstärken sollte.

      hpm-online.de
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 18:15:44
      Beitrag Nr. 3.768 ()
      2.9.03 Schwungvoller Start in den September

      Börsenbarometer Dax legt 2,5 Prozent zu - Nebenwerte-Indizes markieren Jahreshochs


      Frankfurt/Main - Zumindest am ersten Tag des unter Börsianern als Krisenmonat geltenden September blieben die Aktienmärkte diesem Ruf den Beweis schuldig. Gestützt von Hoffnungen auf eine konjunkturelle Besserung und den im August weiter auf 48,8 Punkte gestiegenen deutschen Einkaufsmanagerindex nahm der Dax Anlauf in Richtung seines Jahreshochs bei 3588 Punkten, das er allerdings nicht knacken konnte. ... (Welt, 2.9.03)

      Kommentar: Die Börsen werden ohne jeden Grund seit einigen Monaten nach oben getrieben. Überall wird von „Aufschwung“ geredet, obwohl die Schulden explodieren und immer mehr Arbeitslose die Kaufkraft drücken. Das Ganze erinnert an die Aktienblase Anfang 2000 – die Entwicklung provoziert beinahe eine Crash.
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      Aus dem Gleichgewicht Chinas Wirtschaft ist überhitzt: In zahlreichen Branchen droht das, was die Handy-Hersteller schon erleben: Das Ende der Dauerkonjunktur


      von Johnny Erling

      Peking - Gerade sieben Monate, bis Juli 2003, brauchte die Volksrepublik China, um auf ihrem Inlandsmarkt fast ebenso viele Autos zu verkaufen wie im ganzen Jahr 2002, rund 1,2 Millionen. Das Beispiel ist typisch für den Zustand der chinesischen Volkswirtschaft - einer Wirtschaft im Umbruch. Hohe Wachstumsraten und Weltmarktführerschaft in immer mehr Produktionsbranchen beißen sich mit hoher Arbeitslosigkeit, Überkapazitäten und roten Zahlen.

      ... Denn in 23 der 31 chinesischen Provinzen wurden Autowerke gegründet, die nicht mehr mithalten können - eine gigantische Ressourcenverschwendung. Von 123 Autofabriken produziert kaum eines wirtschaftlich, mehr als 100 kleinere sind vom Konkurs bedroht.

      Diese Überkapazitäten sind ist nur die Spitze des Eisbergs einer insgesamt überhitzten Wirtschaftsentwicklung. Topstatistiker Qiu Xiaohua warnt vor ähnlichem Wildwuchs in klassischen Industriebranchen von Stahl bis Textil, in denen China Weltproduzent Nummer eins geworden ist. Peking fallen aber Maßnamen zur Abkühlung schwer, da sie die auf Rekordwerte gestiegene städtische Arbeitslosigkeit verschärfen.

      Nach zehn Jahren Boom mit extremen Wachstumsraten (2003 waren es 8,2 Prozent) und einer Flut von Auslandsinvestitionen verliert die Volkswirtschaft ihr Gleichgewicht. Qiu Xiaohua spricht von einem krassen Missverhältnis zwischen in- und ausländischer Investitionstätigkeit und der viel zu langsam steigenden Binnennachfrage. 70 Prozent des Wirtschaftswachstums im ersten Halbjahr 2003 seien investitionsbedingt, nur 20 Prozent rührten von der privaten Nachfrage her. In Chinas Wirtschaftspolitik werden Rufe lauter, auf die Bremse zu treten. Hintergrund sind neben dem ineffizienten Produktionsboom explodierende Bankschulden, immer kostspieligere Infrastrukturprojekte und die Angst vor Inflation.

      Im ersten Halbjahr 2003 vergaben die Banken mit fast 190 Mrd. Euro bereits genau so viele Neukredite wie im ganzen Vorjahr zusammen. Der um jährlich über 30 Prozent wachsende Büro- und Wohnungbau finanziert sich über Kredite ebenso wie ein Viertel der privaten Autokäufe. Die Rückzahlungsprobleme steigen.

      ... Die Selbsttäuschung ausländischer Produzenten über einen endlos aufnahmefähigen Binnenmarkt in China hat bereits zu bitteren Erfahrungen bei Herstellern von TV-Geräten bis zur "weißen Ware" (vom Kühlschrank bis zur Waschmaschine) geführt. Andere erleiden es gerade: Traumhafte Handy-Zuwachsraten hatten etwa bei den Marktführern Nokia, Motorola und Siemens jahrelang für Hochstimmung gesorgt. In China überholte kürzlich die Zahl der Handys mit 242 Millionen die der Festnetzanschlüsse (240 Millionen). Inzwischen hat die meisten der 37 Hersteller (darunter 25 mit ausländischem Kapital) der Kater gepackt. Sie hatten ihre Produktionskapazitäten zusammen auf 230 bis 250 Millionen Mobiltelefone pro Jahr aufgebläht. Der Binnenmarkt nimmt aber höchstens ein Viertel davon ab, ein weiteres Viertel wird exportiert. Die Folge sind hohe Lagerbestände sowie Preiskriege und wachsender Exportdruck. Was bei den Handys heute passiert, blüht der Pkw-Produktion morgen: allmähliche Sättigung.

      ... Chinas Wirtschafts-Fachpresse beschreibt als Weckruf für die Politik solche Fehlentwicklungen inzwischen für mehr als ein Dutzend Branchen: In der Zementproduktion wurde China 2002 Nummer eins in der Welt. Doch 2003 werden von hunderten neuen Fabriken 200 Mio. Tonnen unnütze Kapazitäten dazugebaut, und die meisten der Werke sind unwirtschaftlich klein.

      China ist weltweit Nummer eins bei der Herstellung von Elektrolyt-Aluminium. Obwohl längst Überproduktion herrscht, werden derzeit die Kapazitäten fast verdoppelt. In der Bierbrauerei wird China bis Ende 2003 die USA an der Spitze ablösen. Doch auch hier gilt: Überkapazitäten und rote Zahlen bestimmen das Bild. ... (Welt, 30.8.03)

      Kommentar: China wird uns immer als wachsender, aufstrebender Markt dargestellt. In Wirklichkeit ist dieses Scheinwachstum nur durch Schulden und ineffektive Auslandsinvestitionen finanziert. Riesige Überschüsse werden produziert, die zwangsläufig auf den preis drücken und in eine deflationäre Abwärtsspirale mit Wirtschaftskrise führen müssen.


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      Sicherheitspolster der Lebensversicherer geschrumpft

      Kunden erhalten 2003 im Schnitt nur noch 4,77 Prozent gut geschrieben


      Berlin - Die zurückliegende Börsenhausse hat die Sicherheitspolster der deutschen Lebensversicherer drastisch zusammen schmelzen lassen. Die Situation sei zwar nicht alarmierend, stimme aber bedenklich, konstatiert Manfred Poweleit, der Herausgeber des Branchendienstes Map-Report, in seiner jüngsten Analyse. Einen wahren Einbruch habe es vor allem bei den Rückstellungen für die Beitragsrückerstattung (RfB) gegeben. Gemessen an den Bruttobeiträgen sei die RfB-Quote von knapp 21 Prozent im Jahr 2001 auf nur noch 7,6 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Viele Versicherungen hätten sogar keinerlei Zuführungen in diesen Gewinntopf mehr tätigen können. Aus den Rückstellungen werden einerseits die Überschussbeteiligungen der Versicherten gespeist; sie gelten neben dem Eigenkapital und eventuell vorhandenen Bewertungsreserven gleichzeitig aber auch als wichtigstes Sicherheitsmittel für die Versicherungsgesellschaften.

      "Auch wenn es um die Lebensversicherer zuletzt etwas ruhiger geworden ist, bereinigt ist die Krise längst noch nicht", so Poweleit. Dies zeige sich auch in der so genannten Sicherheitsmittelquote, bei der die Summe aus Eigenkapital und den nicht in die Überschussbeteiligungen fließenden Rückstellungen den Deckungsrückstellungen gegenüber gestellt wird. Lag die Sicherheitsmittelquote 2001 im Branchenschnitt noch bei 5,62 Prozent, so ist diese 2002 auf nur noch 3,91 Prozent zurückgegangen. Und dies, obwohl viele Eigentümer im Krisenjahr 2002 frisches Kapital in ihre Lebensversicherer gepumpt haben.

      Unmittelbar zu spüren bekommen die Versicherten die Probleme der Branche vor allem in Form drastisch abgesenkter Renditen. Sie erhalten ihre Guthaben im laufenden Jahr durchschnittlich nur noch mit 4,77 Prozent verzinst - im Jahr 2002 lag dieser Wert noch bei 6,12 Prozent. Dennoch sieht Poweleit in den Lebensversicherungen weiter ein geeignetes Vorsorgeinstrument: "Bei vielen alternativen Anlageformen sieht es noch schlimmer aus." tex.

      (Welt, 30.8.03)

      Kommentar: Die Sicherheit der Lebensversicherungen leidet immer mehr. Deutlich wird, daß es sich hierbei um eine möglicherweise in Zukunft riskante Anlageform handelt, die man nicht einmal jederzeit verlustlos kündigen kann. Es ist völlig unverständlich, warum die Menschen nicht selbst für das Alter sparen können und wollen und dafür immer eine anonyme Organisation brauchen, denen sie ihr Geld „anvertrauen“ kann.

      -----------------------------------


      29.8.03 US-Wirtschaftswachstum nach oben revidiert

      Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal dank deutlich gestiegener Rüstungsausgaben stärker gewachsen als vom Handelsministerium zunächst berechnet.


      Reuters WASHINGTON. Das Ministerium revidierte am Donnerstag seine aufs Jahr hochgerechnete Wachstumsschätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft auf 3,1 (erste Schätzung 2,4) Prozent etwas stärker nach oben als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit einem annualisierten Wachstum von 3,0 Prozent zum Vorquartal gerechnet. Im ersten Quartal 2003 war die Wirtschaftsleistung nur um 1,4 Prozent gestiegen.

      Der BIP-Zuwachs im zweiten Quartal war der stärkste seit dem dritten Quartal vergangenen Jahres und dürfte Hoffnungen auf ein starkes Wachstum im laufenden Vierteljahr nähren. Allein die Rüstungsausgaben legten im Zuge des Irak-Kriegs im Zeitraum von April bis Juni um 45,9 (revidiert von 44,1) Prozent zu. Die Finanzmärkte reagierten allerdings zunächst kaum auf die Daten.

      (Handelsblatt.com, 28.8.03)


      Kommentar: Die Wirtschaft in den USA wächst also zum guten Teil nur durch Rüstung. Rüstung wiederum erzeugt automatisch auch den Druck, die hergestellten Waffen auch zu benutzen, erhöht also die Kriegsgefahr. Man geht heute also wieder den gleichen Weg wie schon immer in der Geschichte: Wirtschaftskrisen durch Kriege zu verhindern oder zu beenden. Ganz klar wird damit ein neues Kriegszeitalter eingeläutet, dessen Ausgang offen ist.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 18:18:20
      Beitrag Nr. 3.769 ()
      @bluemoons

      was hat Ökologie(Klima, Windenergie) Terrorismus, demokratischer Sozialismus und Pokerface Clement mit fallenden Indizes zu tun ???

      Dafür gibt es auch andere Threats.

      ZB die Threats: "Windkraft ist ökologischer, ökonomischer und energetischer Blödsinn !!!!", " Der Anschlag auf das World-Trade-Center ... Versuch einer sachlichen Diskussion ", "Über die Verlogenheit und die Doppelmoral der SPD und der Grünen ", undsoweiterundsofortundsoweiterundsofort.......


      H_S ;)
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 18:18:43
      Beitrag Nr. 3.770 ()
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 18:33:28
      Beitrag Nr. 3.771 ()
      @3764 von bluemoons


      "........Als Charles de Gaulle die französischen Goldreserven aus den USA zurückholen wollte – und sich anders als die Deutschen davon nicht abbringen ließ – hatte die CIA dem französischen Präsidenten die von Cohn-Bendit[14] angeführten Mai-Unruhen von 1968 angezettelt, die schließlich zu seinem Sturz führten!

      (Erinnern wir uns noch jener EU-Ratssitzung unter deutschem Vorsitz, zu der Schröder noch mit der Forderung „Ende der Scheckbuch-Diplomatie“ angetreten war? Die mit dem merkwürdigen, CIA-inszenierten Rücktritt Lafontaines destabilisierte Bundesregierung stimmte allen Forderungen der EU-Finanzierung zu und ließ sich obendrein in den Kosovo-Krieg manövrieren, der am selben Tag von den USA ausgebrochen wurde.) Neben diesen noch öffentlich „argumentierten“ Tributzahlungen werden Deutschland und Österreich aber nun schon seit Kriegsende „Wiedergutmachungs-Leistungen“ abgepreßt, zuletzt unter dem Vorwand von „Sklaven-Arbeit“, für die es außer Anlaßgesetzgebung keine wie immer gearteten Rechtsansprüche gibt............"



      Na, wenn Cohn Bendit und Oscar Lafontaine wüssten, das sie nur die Stiefelknechte der CIA waren, was würden die wohl dazu sagen ????? :laugh:

      Warum machst du nicht einen Threat mit den Titel: "Weltverschwörung, oder die Zinsknechtschaft der CIA" auf ??? D
      Darin würde der Artikel gut passen ... ;) :D


      H_S ;)
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 18:43:17
      Beitrag Nr. 3.772 ()
      Produktivitätsfiktion


      Thomas Immanuel Steinberg

      Effizienz- und Sparrhetorik im Staatssektor


      - Versuch einer ideologiekritischen Einordnung (ca. 1995) -



      1. Rhetorik und Sachstand


      Privatwirtschaftliche Begriffe wie Controlling, Budgetierung und Erfolgskontrolle beherrschten etwa ab 1985 die Debatte um die Lenkung staatlicher Organisationen. Ministerielle und kommunale Kernverwaltung, so hieß es, ebenso wie Krankenhäuser, Schulen und Polizei, würden unter wucherndem Regelgestrüpp zu ersticken drohen. Weitere Stellenvermehrungen würden zur beobachteten Unbeweglichkeit eher beitragen, als sie beseitigen helfen. Daher, so die Vordenker des Neuen Steuerungsmodells, habe Output-Orientierung an die Stelle von (wirkungsloser) Input-Reglementierung zu treten, das Verhältnis von Leistungen zu Kosten habe künftig staatliches Wirken zu bestimmen: Nur mit Effizienz- und Servicedenken im Staatssektor selbst sei dem existenzgefährdenden Privatisierungsangriff zu begegnen. (1)

      Fünf Jahre später vermischte sich die Effizienzrhetorik mit den Sparaufrufen aus allen bürgerlichen Lagern. Die technokratischen Verwaltungsreformatoren sah sich einerseits bestätigt - sollte doch der Staatskörper abspecken, um beweglicher zu werden - andererseits nagte die Geldmangeldebatte nun ihrerseits an der Glaubwürdigkeit des Effizienzarguments: Krankenschwestern und Sozialpädagogen, Lehrerinnen und Polizisten begannen zu befürchten, daß die Flexibilisierungsidee nur den Vorreiter spiele für einen letztlich beabsichtigten Leistungs- und Stellenabbau. (2)

      Heute - so meine Einschätzung - würde die sorgfältige empirische Analyse großer staatlicher Organisationen zum Thema Effizienz und Sparen etwa folgenden Sachstand ergeben:

      - Die Regelungsdichte hat sich weiter erhöht. Das beklagte Gestrüpp wuchert fort.
      - Die angestrebte Output-Orientierung ist allenthalben schon beim Versuch der bloßen Output-Feststellung steckengeblieben, "Leistung" kommt begrifflich nicht an gegen Wohlfahrts-, Emanzipations- und Mitarbeiterbeteiligungsgewölk in den Reformpapieren.
      - Arbeit mit Beratern, in Workshops, auf Seminaren hat sich vermehrt; in herkömmlichen hierarchischen Organisationseinheiten vermindert.
      - Operative staatliche Aktivitäten sind ab-, dispositive und prozessierende Tätigkeiten aufgebaut worden - ohne nennenswerten Personalkosten-Nettoeffekt.
      - Die Investitionsausgaben zugunsten privater Unternehmen sind zumindest nicht gesunken.
      - Sachmittel - hauptsächlich Personalkosten bei Zuwendungsempfängern - werden auf andere staatliche oder kryptostaatliche Organisationen verschoben oder auch reduziert, und zwar zu Lasten der unteren sozialen Schichten.
      - Die Staatsquote, also der Staatsanteil am Sozialprodukt, ist nicht gesunken, sondern gestiegen.

      Für die nähere Zukunft zeichnen sich überdies erhebliche Desinvestitionen im Staatssektor ab: Tafelsilber wird verscherbelt, staatliche Einnahmeausfälle in den Folgejahren sind absehbar.

      2. Die Bedeutung von Effizienz- und Sparappellen

      Die - zugegebenermaßen kursorische und überprüfungsbedürftige - Beschreibung von Entwicklung und heutigem Stand von Effizienz- und Spardiskurs möchte ich im Lichte tauglicher soziologischer, speziell organisationssoziologischer Kategorien interpretieren.
      Was steckt hinter den fortgesetzten Effizienz- und Sparappellen?
      Und wo findet sich möglicherweise ein Ansatz zu befreiender Politik?
      Für diesen Zweck geeignet scheint mir das Kategoriengerüst des Wuppertaler Soziologen Klaus Türk, neuerdings greifbar in der Aufsatzsammlung mit dem ironischen Titel "Die Organisation der Welt", aus der ich beidhändig schöpfen will.(3)

      2.1 "Effizienz" in der kapitalistischen Warenproduktion

      Alle Termini und alle Kerngedanken der noch anhaltenden staatlichen Reformdebatte sind dem privatwirtschaftlichen Sektor entlehnt. Im Zentrum steht die Behauptung, kapitalistische Produktion sei effizient, jedenfalls effizienter als vergleichbare Tätigkeit unter staatlicher Ägide. Vernachlässigt wird dabei jedoch regelmäßig, was denn Effizienz eigentlich bedeutet
      Jeder Einführung in die Betriebswirtschaftslehre zufolge ist Effizienz der Quotient aus einem Output (im Zähler) und einem Input (im Nenner). Was über, was unter dem Bruchstrich steht, hängt vom jeweiligen Erkenntnisinteresse ab. Soll z.B. in der kapitalistischen Warenproduktion von Schuhen herausgefunden werden, ob die Leute mehr herstellen als die der Konkurrenz, so dividiert man Schuhpaare durch Beschäftigte und erhält Arbeitseffizienz, hier festgemacht an fertiggestellten Paaren Schuhe. Die tautologische Transformation schafft Übersicht, aber welche Schlüsse aus der Kennziffer zu ziehen sind, hängt völlig davon ab, was in Zähler und Nenner hineingesteckt wurde: Auch den Produktionsausschuß in den Zähler? Auch die kranken Arbeiter in den Nenner? Et cetera. Reingepackt wird, was die eigene Warenproduktion betrifft, rausgelassen, was dafür egal sein kann.

      Das Bestreben des warenproduzierenden Kapitals richtet sich nunmehr auf zweierlei:

      1) tatsächlich wegzuschieben, was schadet - zum Beispiel kränkelnde Arbeiter zur Sozialkasse, Bodensanierungskosten zur Umweltbehörde - und tatsächlich zu erlangen, was nützt, zum Beispiel geeigneteres Leder oder einen günstigen Produktionsstandort. D.h.: Kosten externalisieren, Leistung internalisieren. Die Kennziffer Effizienz reflektiert dann das für den kapitalistischen Produktionsbetrieb relevante Ergebnis dieser Bemühungen. Die externalisierten Kosten verschwinden jedoch nicht, sondern müssen dort getragen werden, wo sie hingeschoben wurden: von Zulieferern, von Abnehmern, von staatlichen Organisationen oder von den arbeitenden Menschen selbst. Ebenso internalisiert der kapitalistische Betrieb Leistungen nicht aus dem Himmel, sondern zu Lasten seiner Zulieferer ...So geht das Spiel. Die Effizienz des einen ist in dieser Hinsicht die Ineffizienz des andern.

      2) tatsächlich zu bewerkstelligen, daß das Produkt durch die miteinander Kooperierenden schneller, günstiger oder besser verwertbar erstellt wird. Dazu ist die Transformation von Arbeitskraft in tatsächliche Leistungsabgabe durch die Arbeitenden erforderlich. Es entstehen Transformationskosten, die wiederum möglichst externalisiert werden, indem zum Beispiel bereits formierte Arbeiter oder Manager von außen gewonnen werden. Intern werden die Arbeitenden so zugerichtet, die Apparaturen so ausgerichtet, der Arbeitsprozeß insgesamt so gestaltet, daß die Transformation möglichst reibungslos gelingt und sich auch hierdurch die für den Betrieb relevante Effizienz erhöht.

      Während die unter 1) beschriebenen Externalisierungs- und Internalisierungsvorgänge erst weiter unten interessieren, wenn von Effizienz im Staatssektor die Rede sein wird, verdient der unter 2) erfaßte Transformationsprozeß sogleich analytische Aufmerksamkeit: Arbeitskraft wird immer und überall von den Ko-Operierenden selbst in Leistung und Ergebnisse umgewandelt, allerdings im Rahmen und durchwirkt und unterlegt von je spezifischen Konditionen, die sich dem Einfluß gerade der Zusammenarbeitenden selbst weitgehend entziehen.

      In der kapitalistischen Warenproduktion als den hier interessierenden Produktionsverhältnissen findet jeder Neuling als unumstößlich gegeben vor: Das Produkt der Arbeit wird von den Eigentümern des Betriebes angeeignet, in der Warenzirkulation verwertet und der Mehrwert dem Kapital einverleibt. BGB und StGB, Arbeitsrecht und Arbeitsvertrag stellen sicher, daß die Arbeitenden weder ihre Arbeitskraft für eigene oder die Zwecke Dritter einsetzen, noch, daß die Produkte der Arbeitenden bei ihnen selbst verbleiben. Selbst Know-how, Software und Betriebskenntnisse werden gehütet: Die Vorgesetztenkette, Werkschutz, apparative Vorkehrungen - und nicht zuletzt die eigenen Kollegen - sichern im Betrieb durch Überwachung und Kontrolle die möglichst vollständige Mehrwertaneignung. Über Menschenbeurteilung, Beförderungsregeln, Gratifikationen und Sanktionen, Krankenstandsauswertungen und schließlich Entlassungsdrohungen werden die Arbeitenden reguliert und diszipliniert - um der Aneignung des Mehrwerts willen. Die Organisation insgesamtsichert die Mehrwertaneignung - nicht etwa den Vorgang des Zusammenarbeitens, der auch ohne und sogar weit besser ohne all diese herrschaftlichen Vorkehrungen vorstellbar ist. Je "natürlicher" dem Arbeitenden diese Zentralbedingung kapitalistischer Arbeit vorkommt, je mehr er also kapitalistisches Arbeiten für Arbeiten an sich hält, desto müheloser gestaltet sich der Transformationsprozeß. Deshalb treten zunehmend an die Stelle kooperationshemmender, kostenintensiver und daher tendenziell effizienzmindernder Organisationsvorkehrungen solche, die die Verinnerlichung kapitalistischer Arbeitsdisziplin fördern: Corporate Identity steht hier pars pro toto.(4) Endlich wird Organisation als Herrschaftsmodus gar nicht mehr bemerkt und für eine Bedingung von Zusammenarbeit überhaupt gehalten. Die Beherrschten, dieTeil-Beherrschten auf all den Zwischenstufen der Hierarchie und ohnehin die Angehörigen der Funktionselite halten sich - eben "im Rahmen des Menschenmöglichen" - für frei. Sie wirken selbst mit an der Festigung und Verfeinerung des über sie ausgebreiteten Nylonnetzes, bis sie es selbst allenfalls noch als Alltagsgrau wahrnehmen das irgendwie die Morgenlaune dämpft.

      Effizienzsteigerungin einer kapitalistischen Organisation bedeutet also in der eben beschriebenen Hinsicht Ersatz massiver durch subtile, teurer durch billige Herrschaftsmittel. Die Mehrwertakkumulation durch das Kapital und als Kapital bleibt nicht nur erhalten: Sie beschleunigt sich, während und gerade weil sie für den Arbeitenden selbst immer unfaßbarer wird.

      2.2 "Effizienz" staatlicher Aktivitäten

      So dreht sich also kapitalistische Warenproduktion um nichts anderes als um Mehrwertaneignung und Kapitalakkumulation. Staatlichen Organisationen dagegen, ob kommunale oder ministerielle Kernverwaltung oder eine der zahllosen Erziehungs-, Bildungs-, Strafvollzugs- und Badeanstalten, dürfen "bei Strafe ihres Untergangs" gerade nicht Kapital akkumulieren! Tun sie es doch ansatzweise, oder zeichnet sich aufgrund ihres Aktivitätenfeldes dazu die Möglichkeit ab, so werden sie gnadenlos privatisiert und gehen in den Sektor der kapitalistischen Warenproduktion über: So geschehen bei der Post in Zahlreichen kapitalistischen Ländern, so beabsichtigt für weitere möglicherweise "rentablen" staatlichen oder staatsnahen Organisationen.

      Zugleich bieten sich die Staatsorganisationen der kapitalistischen Warenproduktion an für das unter 2.1. 1.) beschriebene Wegschieben von Schädlichem (zum Beispiel kranker Arbeiter) und der Erlangung von Nützlichem (zum Beispiel vorteilhafter Produktionsstandorte). Wenn also Organisationen im Staatssektor ihre Output-lnput-Relationen, in Analogie zur Warenproduktion also scheinbar ihre Effizienz, steigern sollen, dann hieße das, in dieser Hinsicht die privatwirtschaftlich sinnvollen Verschiebungen gerade zu verhindern. Also wehren sich die Funktionseliten, und mit ihnen das Heer der dispositiv und operativ Tätigen, im Namen der vermeintlichen eigenen Organisationseffizienz auch gelegentlich gegen derartige Attacken. In der Regel aber erkennen sie die Leitdifferenz Kapitalakkumulation als eine der kapitalistischen Warenproduktion eigentümliche an und berufen sich auf die ihnen je eigene Leitdifferenz:

      der Erziehungssektor auf seinen Zurichtungs- und Selektionsauftrag, oder, in verquaster Form, auf die Aufgabe der Vermittlung sozialer Kompetenz und der Förderung von Emanzipation;
      der Rechts- und Polizeisektor auf seinen Repressions- und Präventionsauftrag, oft verkleidet als Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung; et cetera.

      Alle staatlichen funktionalen Teilbereiche konkurrieren demgemäß auch untereinander und mit der kapitalistischen Warenproduktion um Ressourcen, sie orientieren sich aber an (und rechtfertigen regelmäßig ihre Existenz mit) den ihnen je eigenen Leitdifferenzen. Für die kapitalistische Warenproduktion aber sind sie nur insoweit nützlich, als sie zum Verwertungs- und Akkumulationsprozeß in der kapitalistischen Warenproduktion beitragen: im Kern, indem sie anstellige Produzenten und Konsumenten auswerfen. Und nur insoweit, wie sie der Warenproduktion nützen - die ja die Hand auf allen Ressourcen hat -, werden den staatlichen funktionalen Teilbereichen auch Ressourcen zugebilligt. Demgemäß geraten alle staatlichen Anstalten, und die Kernbürokratien schon gar, hinsichtlich ihres Outputs für den warenproduzierenden Sektor zu Herrschaftsapparaten, und zwar seit ein bis zwei Jahrhunderten mehr und mehr in Form des Herrschaftsmodus Organisation.

      Soll nun, wie der Diskurs um neue Steuerungsmodelle, Budgetierung und Controlling es vorsieht, eine staatliche Organisation dem gesellschaftlich dominierenden warenproduzierenden Sektor ihre Effizienz darlegen, so müßte sie in den Zähler des Quotienten ihren Beitrag zu Sicherung und Vervollkommnung der Kapitalakkumulation, also ihren Herrschaftsbeitrag setzen: ein Jugendhaus seinen Beitrag zur Befriedung männlicher Rebellen, eine Schule den ihren zur Konditionierung ihrer Zöglinge. Sozialarbeiterinnen und Lehrer tun sich dabei aber außerordentlich schwer: einmal, weil sie selbst an das Reden von sozialer Kompetenz und Emanzipation glauben und damit zur Befreiung der Menschen von Unterdrückung und Ausbeutung beitragen zu können meinen; und zum anderen, weil sie vielleicht finden, ein Jugendhaus sollte den Besuchern und ihnen selbst vor allem Freude bereiten, eine Schule Schülerinnen wie Lehrern lustvolles Lernen ermöglichen.

      Sind sie doch selbst recht weit vom Kern der kapitalistischen Herrschaftsgesellschaft entfernt und können sich Zusammenleben, Zusammenarbeiten und Zusammenlernen im weiteren Sinne von Ko-Operation, also als Gegenbegriff zum Herrschaftsmodus Organisation zumindest noch vorstellen.

      Im Ergebnis benennen bis dato etwa in Hamburg Jugendhäuser ihren Output (die Leistung; den Zähler im Effizienzquotienten) nur unklar; Schulen überhaupt nicht. Wird Schulen etwa vorgeschlagen, doch einmal zur Selbstkontrolle festzustellen, welche von je zwei 11. Jahrgängen vergleichbarer Gesamtschulen bei einem standardisierten und anonymisierten Test die besseren Englischkenntnisse aufweist, also vielleicht zur eigenen Entfaltung mehr gelernt hat, so sind die Einwände Legion: Soziale Kompetenz sei weit wichtiger, der Erziehungsauftrag würde untergehen, die Kultur anglophoner Länder als bedeutendes "Stoff “Element ließen solche Tests sträflich unberücksichtigt, und dergleichen mehr.

      Abgesehen von verständlicher Abwehr gegen mögliche äußere Überwachung und Kontrolle eigener Arbeit, also der Durchkapitalisierung und Verherrschaftlichung bisher nicht kapitalisierter Gesellschaftbereiche, scheint mir der Grund für das fast flächendeckende Scheitern des Versuchs auch nur der Selbstevaluation von Outputs staatlicher Organisationen im Herrschaftscharakter eben dieser Outputs zu liegen: So etwas mag man sich nicht eingestehen, und wenn man es gar bekundete, untergrübe man gerade dadurch seine Wirkung. Es ginge einem vielleicht sogar selbst an den Kragen.

      Gleichwohl scheint in der Verwaltungsreformdebatte das Dilemma immer dort auf, wo ein ideologieträchtiger Terminus der kapitalistischen Warenproduktion allzu krude auf Staatsorganisationen angewendet werden soll, zum Beispiel die Vokabel "Produkt":(5) Eine solle ihre "Produkte" beschreiben, heißt es etwa. Sie zählt also ihre Insassen und ihre Wärter und bildet daraus den Quotienten. Fertig ist die Produktbeschreibung. Solche Handhabung stößt auch in der staatlichen Verwaltung auf Kritik - nicht weil das Grundlaster positivistischer Begriffsbildung, nämlich die Verdinglichung von Beziehungen - wiedererkannt wäre, sondern weil man zumindest hören will, was die ganze ekelige Einsperrerei denn nun bringt. Und genau diese Obszönität wollen und werden die Anstaltsbetreiber nie aussprechen: nämlich Herrschaftssicherung.

      Gleiches gilt für den Tilburger (6) Terminus Kunde. Da soll künftig als "Kunde" betrachtet werden, wer sich aufgrund eines in Deutschland unter den Nazis verabschiedeten Gesetzes pflichtgemäß einen Personalausweis ausstellen läßt. Auch die schulpflichtige Schülerin mutiert zur "Kundin". Über die Verschleierung von Herrschaftsbeziehungen hinaus verweist aber das Wort Kunde auf die kapitalistische Wirklichkeit, in der schon längst die Fortsetzung der Warenproduktion, der Warenkonsum, durchkapitalisiertist: So, wie niemand mehr Hosen aus Denim kaufen kann, ohne sich zugleich qua Markenentscheidung gesellschaftlich zu verhalten, so sollen jetzt auch klassische Herrschaftsmittel, zum Beispiel Identitätskarten fetischisiert werden.

      Freilich wird in allen staatlichen Organisationen gearbeitet. Oft völlig abgetrennt vom - häufig schwer durchschaubaren - engen gesellschaftlichen Zusammenhang mit Kapitalakkumulation und Herrschaft - wird geschrieben, gelesen, gezählt, sortiert, kopiert und abgelegt; gelehrt, konferiert, geheilt und gelegentlich beerdigt. Auch in Staatsorganisationen wird kooperiert, und zwar ebenfalls organisational, also herrschaftlich. Für die Transformation von Arbeitskraft in Leistung müssen auch hier Ressourcen eingesetzt werden, die somit der kapitalistischen Warenproduktion entzogen sind. Die warenproduzierende Konkurrenz verlangt daher von den staatlichen Teilbereichen immer wieder die Reduzierung des staatlichen Inputs - aber möglichst ohne, daß deren Systemstabilisierungsbeitrag sinkt. Die staatlichen Funktionsbereiche haben nun meines Erachtens in den vergangenen zehn Jahren den Appell zur Effizienzsteigerung via Kostensenkung zwar rhetorisch aufgegriffen, aber summa summarum keineswegs umgesetzt: Würde doch ihre jeweilige Domäne, also das Schulwesen, oder die Bauverwaltung, oder die Schlickbaggerei, schrumpfen, der Zugriff auf einen Teil der gesellschaftlichen Ressourcen leiden. So verteidigen zuförderst die jeweiligen Funktionseliten ihre Sinnprovinz, unterstützt vom ganzen Fußvolk, mit der jeweils alamodischsten Camouflage ihrer organisationalen Leitdifferenz:
      Der Landesschulrat behauptet, bei weniger Lehrern würden die Kinder verblöden. Der Polizeipräsident verkündet, nur durch Revierverstärkung sei der Beschaffungskriminalität beizukommen. Der Hafenbaudirektor phantasiert, ohne Elbvertiefung seien 160 000 Arbeitsplätze gefährdet. Und die Universitätsrektoren, ganz nationalistisch und kein Fünkchen mehr universal, führen den Standort Deutschland ins Feld.

      Organisationsspitze und die übrigen Organisationsmitglieder unterscheiden sich dabei weniger durch die Verve ihres Vortrags als vielmehr durch die Asymetrierung in Status und Einkommen, die sich scheinbar natürlich aus dem angeblich unterschiedlichen Leistungsbeitrag der jeweiligen Hierarchiestufe ergibt. So kann das Schulwesen, vom Hausmeister bis zur Senatorin, relativ geschlossen auftreten und damit zugleich sich selbst und anderen suggerieren Herrschaft finde in diesem Gesellschaftssegment gar nicht statt.
      Ob und wem das Geschrei jeweils helfen wird, vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall sind alle dabei, ihre sowohl nach innen als auch nach außen gerichteten Legitimations- und Marketing-Aktivitäten zu verstärken - daher der Anstieg an Stabstellen, ex- und internen Organisationsberatern, Betriebspsychologen und Werbetextern in localiter wechselndem Gewand. Ein eigenes Interesse an interner Effizienzerhöhung durch Kostensenkung, zum Beispiel direkt durch Beschäftigtenabbau, ist jedenfalls nicht zu erkennen. So ist denn wohl die Staatsquote im letzten Jahrzehnt nicht gefallen, sondern sogar gestiegen. Indes rufen seit fünf Jahren die Organe des warenproduzierenden Kapitals immer lauter nach Sparsamkeit im Staatssektor. Wie läßt sich diese Erscheinung begreifen?

      2.3 "Spar"politik des Staates als kriegerische Folge und Fortsetzung der von den
      Kapitalbesitzern gewonnenen Umverteilungsschlacht

      Das Wort Sparen bezieht sich im Alltag auf Geld. Geld kann ausgegeben oder nicht ausgegeben werden. Wird es (gegenwärtig) nicht ausgegeben, so in der Regel mit der Absicht, es für später gewünschte oder notwendige Ausgaben zur Verfügung zu haben. Diesen Vorgang nennt man Thesaurierung (Schatzbildung). Thesaurierung ist aber in der gegenwärtigen Debatte nicht gemeint. Vielmehr soll Geld, statt für den einen, nun für den anderen Zweck ausgegeben werden; oder einem soll es entzogen, dem anderen gegeben werden.

      2.3.1 Einkommensumverteilung

      Ein Blick ins statistische Jahrbuch zeigt nun, daß seit 1980, also zwei Jahre vor Antritt der Kohlregierung, die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen stets gestiegen, die aus abhängiger Beschäftigung stets gesunken sind, und zwar nach Steuern und Subventionen erheblich stärker als davor. Das heißt: Zur Einkommensumverteilung hat der Staat erheblich beigetragen. Dank seiner Intervention sind die Reichen zusätzlich reicher, die Armen zusätzlich ärmer geworden. Der Staat hat also sein Geld zunehmend für die Reichen verwendet. Überdies hat er einen Teil seiner Ausgaben über Kredite finanziert - die Zinsen fallen den Kreditgebern, nämlich den privaten Banken und ihren Debit-Kunden zu, also wiederum den Vermögenden. Weitere staatliche Verschuldung würde den Geldwert, also die Kapitalexportfähigkeit schwächen, die deutsche "Organisation der Welt" behindern. Die Standort-Deutschland-Vertreter drängen daher auf Ausgabenreduzierung in den Bereichen, die den Standort nicht gefährden. Das sind zunächst die extrem ineffizienten gesellschaftlichen Sektoren, nach obigen Ausführungen also diejenigen Ecken, die zur herrschaftlichen Prozessierung der Warenproduktion und Kapitalakkumulation besonders wenig beitragen: die Kranken, die Spinner, die Arbeitslosen, die Ausländer, die Alten, die Kinder. Dann die, bei denen das Geld tatsächlich knapp ist, und die (daher?) auch an die angeblich allgemeine Geldknappheit glauben: die kleinen Leute.

      Das Phänomen läßt sich zusammenfassen im Bild, das sich dem Besucher des Hamburger Kontorhausviertels nächtlich bietet: Im Windfang jedes leerstehenden achtgeschossigen Büropalastes liegen ein paar Obdachlose.

      Staatliche Sparsamkeit folgt also aus, und trägt zugleich weiter bei zu Einkommensumverteilung. In den staatlichen Organisationen gerät sie zur Kostensenkung bei gegebenem Output, also zur Suche nach Effizienzsteigerung möglichst ohne Herrschaftsreduzierung. So wird an den Sozialausgaben "gespart" und an den Zuwendungen für Jugend und Kultur, nicht aber an Bundeswehr und Polizei; nicht an Transrapid und Elbtunnelröhre, wohl aber an entleihbaren Büchern und Warmbadetagen. Wird vernünftigere Ko-Operation gestattet, etwa durch Abbau bürokratietypischer Entscheidungsschleifen, so nur dann, wenn Herrschaftsfunktionen unberührt bleiben. Lieber durchläuft ein Antrag auf Fortbildung weiterhin sechs Instanzen, als daß eine von ihnen der Gefahr ausgesetzt würde, für überflüssig gehalten zu werden. Besser, die Lehrerin selektiert "eben möglichst objektiv" anhand von vier Klassenarbeiten im Halbjahr, als daß diese systematische Lernbehinderung verschwindet.(7)

      2.3.2 Ressourcenumverteilung

      Die Analyse monetärer Bewegungen, wie eben skizziert, hat den großen Nachteil, daß unversehens Geld verdinglicht statt als Modus von Kommunikation (Luhmann) gesehen wird. Allerlei Fehlschlüsse liegen dann nahe, zum Beispiel die landläufige Rede vom knappen Geld: Wie soll dem Staat an dem mangeln, was er selbst unbegrenzt "schöpfen" kann; eben weil es kein Ding, sondern Kommunikationsmittel ist! Lebensverhältnisse sorgfältig untersuchen hieße daher, vom Geld abzusehen und Ressourcenverschiebungen zu begreifen. "Budjet", wie die Russen sagen; "es wird, es wird", aber nicht mehr in diesem Aufsatz.

      3. Wo ansetzen?

      Meines Erachtens muß begriffen werden: Effizienz und Sparsamkeit sind Waffen aus dem Herrschaftsarsenal. Wohl kann unter der Hand versucht werden, die Definitionsmacht darüber zu erlangen, was denn jeweils als Output gelten soll: im Kindergarten die Freude der Kinder, im Altersheim die Zufriedenheit der Insassen. Aber mit fortschreitender Ideologisierung selbst der Reproduktionsbereiche, der Durchkapitalisierung selbst von Freizeit und Muße wandelt sich die Orientierung auch an den "Bedürfnissen" der Menschen zur zirkulären Festschreibung restringierender Verhältnisse. Mir fällt daher nichts anderes ein, als die zentrale kapitalistische Kategorie Nutzen, der ja der real auch immer damit angerichtete Schaden gegenübersteht, grundsätzlich in Frage zu stellen.

      Wie wär`s stattdessen mit Spaß?


      Anmerkungen:

      (1) Die Beiträge der Kölner Kommunalen Gemeinschaftsstelle zur Verwaltungsvereinfachung spiegelten den jeweiligen Stand der Auseinandersetzung wider.

      (2) Alle Fachzeitschriften aller professionalisierten staatlichen Teilbereiche enthalten derartige Beiträge, etwa hlz; Verbandsorgan der Hamburger GEW für die Schule.

      (3) Türk, Klaus (1995): “Die Organisation der Welt”. Herrschaft durch Organisation in der modernen Gesellschaft.- Opladen: Westdeutscher Verlag 1995, S. 156, 165 u. passim

      (4) Die Angestellten von Philips Components in Hamburg etwa verhängen sich, offenbar freiwillig, seit neustem die Aussicht aus dem Bürofenster mit dem firmenfarbig gestalteten Spruch: "Let`s make things better".

      (5) Ideologieträchtig schon deshalb, weil in dieser Welt niemand "schöpft", sondern alle Herstellung bloße Umformung ist.

      (6) Die Verwaltungsreform im holländischen Tilburg dient als Orientierungspunkt für das deutsche Neue Steuerungsmodell.

      (7) dazu Holzkamp, Klaus (1993): Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung. - Frankfurt a. M., New York: Campus 1993

      http://www.steinbergrecherche.com/assparhetorik.htm
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 18:47:47
      Beitrag Nr. 3.773 ()
      Argumente für eine Schutzzollpolitik der armen Länder
      Stand: 21. August 2003

      Kapitalistische Ökonomen beginnen den Schaden zu erkennen, den der Welt-Freihandel in den armen Ländern angerichtet hat - nicht nur bei den armen Leuten, sondern auch beim dortigen Kapital. Die Stimmen mehren sich, die einerseits für eine Öffnung der Märkte der reichen Länder eintreten, andererseits für Schutzzölle in den armen Ländern.

      Antikapitialistische Ökonomen fügen hinzu: Öffnung der Märkte der reichen und Schließung der Märkte der armen Länder werden auf erbitterten Widerstand des Kapitals in den reichen Ländern stoßen. Gerade deshalb muß frühzeitig, und zwar jetzt, der ideologische Kampf eröffnet werden.

      Ich weise auf gute Artikel hin und will die Liste gelegentlich ergänzen. Für Tips bin ich dankbar.

      T:I:S

      P.S. Der Engländer David Ricardo hat den Portugiesen mit der Theorie von den komparativen Kostenvorteilen erklären wollen, auch sie gewönnen beim Freihandel. Die Portugiesen haben aber dabei verloren.

      *
      Was der Freihandel mit einer umgestoßenen Leiter zu tun hat
      Über die Geschichte des wirtschaftlichen Protektionismus.


      Von Ha-Joon Chang
      In :Le Monde diplomatique Nr. 7077 vom 13.6.2003, S. 12 und 13. Chang ist Professor für Ökonomie und Politik an der Universität Cambridge, England.

      "Die Welthandelsorganisation WTO wurde am 1. Januar 1995 als multilaterale Handelsorganisation gegründet. Sie hat heute 137 Mitglieder, von denen mehr als zwei Drittel Entwicklungsländer sind. Das Patentrezept, das ihnen von wirtschaftsmächtigen WTO-Mitgliedern und den großen Finanzinstitutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds immer wieder aufs nachdrücklichste empfohlen wird, ist die Liberalisierung des Marktes samt schrankenlosem Freihandel. Ein Blick in die Geschichte gerade der großen Verfechter des freien Warenaustauschs, USA und Großbritannien, zeigt, dass diese selbst in der Phase der Entwicklung ihrer Volkswirtschaften gezielt Zölle, Subventionierungen und andere Mittel des staatlichen Protektionismus eingesetzt haben. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Maßnahmen gibt den damals führenden Ökonomen Recht."
      http://www.taz.de/pt/2003/06/13/a0050.nf/text



      Trade, development and `monstrous` markets
      By Henry C K Liu
      In Asia Times Online, June 20, 2002

      Liu, Investmentunternehmer in New York spaziert durch die bürgerlich-ökonomische Ideengeschichte und begegnet dabei Polanyi, Hayek, John Atkinson Hobson (einem Vorläufer von Keynes) und Edward Luttwak. Er schließt mit dem prominentesten Protektionisten, mit Friedrich List:

      "Friedrich List, in his National System of Political Economy (1841), asserts that political economy as espoused in England, far from being a valid science universally, was merely British national opinion, suited only to English historical conditions. List`s institutional school of economics asserts that the doctrine of free trade was devised to keep England rich and powerful at the expense of its trading partners and it must be fought with protective tariffs and other protective devises of economic nationalism by the weaker countries. Henry Clay`s "American system" was a national system of political economy.
      Market fundamentalism has wrecked economies all around the world. Yet neo-liberals continue to promote the false hope that the market will save the world from the onslaught of a severe depression. It is time to rein in this monstrous institution known as the market and to plan rationally for human development."
      http://www.atimes.com/global-econ/DF20Dj01.html


      *
      Die wahren Globalisierungsgegner oder: Die politische Ökonomie des Terrorismus
      von Harald Schumann
      Aus Politik und Zeitgeschichte (B13-14/2003), Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament vom 24. März 2003, S. 24 - 30

      Auszug aus dem Text des Spiegelredakteurs:

      "`This is a money making opportunity`, wie es die ganzseitige Anzeige eines britischen Investmentfonds in der Financial Times zynisch kommentierte, während es auf Djakartas Straßen bereits zu gewaltsamen Protesten einer aufgebrachten Bevölkerung kam. Gewiss, ein kausaler Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Katastrophe und dem Zulauf für die Islamisten ist nicht zu beweisen. Aber dass der Ausverkauf ihres Landes inmitten der Krise zornige junge Männer für Hassparolen empfänglich macht, liegt nahe. Und genau das war der Vorlauf des Attentats in Bali.
      Nicht minder verheerend wirkt in diesem Kontext der so genannte Freihandel, hinter dem sich bisher nichts als eine einseitige Interessenpolitik verbirgt. Der IWF und die amerikanischen und europäischen Regierungen drängen in den weniger entwickelten Ländern stets massiv auf eine Liberalisierung und Öffnung der internen Märkte. Nur dadurch, so die Verheißung, könne eine aufholende Entwicklung gelingen. In Wahrheit hat sich diese Verheißung bis heute noch in keinem einzigen Fall erfüllt."
      http://www.bpb.de/popup_druckversion.html?guid=GW2QNJ

      *

      http://www.steinbergrecherche.com/frfreihandel.htm
      Avatar
      schrieb am 03.09.03 18:53:42
      Beitrag Nr. 3.774 ()
      Newsletter vom 1. September 2003

      Wirtschaft und Politik - Damals und Heute

      Wie geht es mit der Wirtschaft weiter? Eine Frage, welche sich nicht nur Unternehmer stellen. Unsere Altersvorsorge hängt von der Börsenentwicklung ab, die Politiker sind zu Wirtschaftspolitikern verkümmert, in den Medien nehmen die Finanzmärkte einen immer grösseren Bestandteil ein und Stars und Sternchen der Show- und Sportszene machen Werbung für Anlagefonds.


      Da ich davon ausgehe, dass sich alles in ständig wiederholenden Zyklen bewegt, habe ich einen Blick in die Geschichtsbücher geworfen und dabei überraschend viele Parallelen gefunden. Besonders verblüffend präsentiert sich dabei die Zeit um 1500. Schon damals galt die Losung „Geldpolitik=Weltpolitik“ mehr als jemals zuvor oder auch danach, bis heute….?

      Christoph Kolumbus läutete Ende des 15. Jahrhunderts die Zeit der Globalisierung ein. Im Namen der spanischen Krone entdeckte er die Bahamas, Kuba, Honduras und Nicaragua. Der Portugiese Vasco da Gama eroberte ungefähr zur gleichen Zeit die Weltmeere. Cabrals stach 1500 in See und sollte im Auftrag Portugals mit seiner Entdeckungsfahrt die Ansprüche Portugals im Orient deutlich machen. Dabei landete er auf Grund eines Navigationsfehlers in Brasilien.

      Die Wurzeln des Kolonialismus lagen mit der Gründung der portugiesischen und spanischen Kolonialreiche am Anfang des 16. Jahrhunderts. Als die Seewege erst einmal erforscht waren, richtete sich der Expansionsdrang schnell auf den Welthandel. Portugal gründete in den folgenden Jahren zur Sicherung seiner Rechte Siedlungskolonien im Atlantik, in Afrika, Indien und Brasilien. Spanien eroberte gleich drei grosse Reiche in Lateinamerika. 1519 besiegt Hernan Cortes das mächtige Aztekenreich. Pizarro eroberte später das Inka-Reich. Valdivia nahm Chile ein. Die spanischen Konquistadoren hatten jedoch nur wenig Sinn für die Grösse der Kulturen, auf die sie trafen. Sie zerstörte die Kulturgüter und raubten deren Schätze. Ausserdem beuteten sie die Gold-, Silber- und Edelsteinminen aus.

      Heute gibt es keine fremden Länder mehr zu entdecken und die Kolonialisierung spielt sich viel subtiler ab, die Konsequenzen sind aber praktisch identisch. Länder, die mit Rohstoffen gesegnet sind, werden von Diktatoren regiert oder von politischen Unruhen erschüttert. IWF, WTO, Weltbank und andere internationale Organisationen leisten dieser Entwicklung noch Vorschub und geben ihr den nötigen offiziellen Rahmen. Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger, beschreibt in seinem Buch „Die Schatten der Globalisierung“, wie Entwicklungsländer durch Schuldendruck langsam aber sicher enteignet werden.

      Selbstverständlich musste dieser Entdeckungs- und Expansionsdrang auch finanziert werden. Dazu kam auch noch die masslose Prunksucht der europäischen Herrscherhäuser und die gegenseitige Kriegsführung. All das konnte auf die Dauer durch Steuern und Abgaben nicht gedeckt werden. Die so aufgerissene Lücke zwischen Finanzbedarf und wirtschaftlicher Kraft weckte den Heisshunger auf Geld. Dieser erst ermöglichte den Financiers ihren grossen Aufstieg. Indem sie das gewünschte Geld zur Verfügung stellten, gewannen sie neben dem finanziellen zunehmend auch politischen Einfluss, der durch die – wiederum zu finanzierenden – Zinsen immer grösser wurde. Die grossen Banker der damaligen Zeit erlebten ihre Blüte.

      Da 1971 durch einen Beschluss des amerikanischen Präsidenten Nixon in Bretton Woods das Geld die Golddeckung verlor und der US$ zur Weltreservewährung emporstieg, wurden sämtliche Fesseln, die zu einem ausgeglichenen Staatshaushalt führen, gelöst. Die Finanzierung funktioniert heute per Knopfdruck auf die Notenpresse.

      Allen voran die Habsburger machten sich auf den Weg zur ersten Weltmacht begleitet von ständig leeren Kassen. Der Augsburger Kaufmann Lucas Rehm beschrieb das Finanzgebaren Maximilians so „Er war fromm, nicht von hoher Vernunft und stets arm. Er hatte Räte, die waren Lausbuben, die regierten ihn gänzlich. Diese wurden fast alle reich, Maximilian aber arm“. Nur der schlaue Jakob Fugger schaffte es mit einer geschickten Politik seines Konzerns, Einfluss auf den König zu behalten. Mal verweigerte er Kredite, dann wurde wieder etwas gezahlt. Immer waren die Geschäfte verknüpft mit Privilegien, Sicherheiten und grossen Geschäften mit Rüstungsgütern und Verpflegung.

      Durch die permanent steigenden Ausgaben waren die Herrschaftshäuser gezwungen ihre Schulden durch die Abtretung von Minen, Münzmonopol und ähnlichen Privilegien zu begleichen. Es kam zu einem schleichenden Ausverkauf der königlichen Besitztümer, die in den Taschen der Handelshäuser landeten. Die Abhängigkeit zwischen Herrscher und Geldgeber wurde dadurch ständig erhöht. Die Fugger und andere operierten über alle nationalen Grenzen und Machtblöcke hinweg. Ueberall, wo Geld zu verdienen war, tauchten ihre Faktoren auf. Und nie dauerte es lange, bis die Fugger zu einem übermächtigen Konkurrenten wurden. Dank ihrer ausgedehnten und hervorragend funktionierenden Handelsorganisation, ihrer erstklassigen Beziehungen und der unerschöpflichen Finanzkraft waren sie schon in den ersten Jahren der neuen Jahrtausendhälfte die grösste Firma Europas. Dabei stärkten sie auch ihre Stellung bei Hofe und bestachen die wichtigsten Finanzbeamten der Herrschaftshäuser

      Der Spendenskandal um Helmut Kohl ist bis heute nicht geklärt, Mitterand und Chirac bedienen sich aus „schwarzen Kassen“ und in den USA sponsern die Unternehmen die Wahlkämpfe der Präsidentenkandidaten. Im Gegenzug werden dann gewisse Gefälligkeiten geleistet, Gesetze zu Gunsten der Industrie geändert usw. Aktuell sind zur Zeit vor allem die Vergabe der Aufträge im Irak, bei der vorallem der ehemalige Arbeitgeber des Vizepräsidenten Dick Cheney, Halliburten, begünstigt wird.

      Um seinen Verpflichtungen nachzukommen, kam Maximilian (Habsburg) 1508 auf die Idee, die Unternehmenssteuern zu erhöhen. Tatsächlich zahlten die grossen Unternehmen nur minimale Steuer. Der reichste Mann Deutschlands, Jakob Fugger, führte zum Beispiel pro Jahr kaum 1000 Gulden an den Fiskus ab. Nur hatte Seine Majestät eines übersehen; Sie verfügte weder über die Macht noch über die Fähigkeit, die weit verzweigten Geschäfte der grossen Handelsgesellschaften exakt einzuschätzen und dadurch ihre Steuerschuld festzustellen. So endete auch dieses Vorhaben des Herrschers wie so viele andere auch mit einer Niederlage. Gewitzt, wie die Kaufleute waren, traten sie nicht selbst gegen die Steuerpläne des Königs auf. Sie schickten vielmehr die Reichsstädte und befreundete Adelige ins Gefecht.

      Die Steuerquote für Grossunternehmen sank in den letzten Jahren kontinuierlich, während sie für Privatpersonen, direkt oder indirekt, ständig erhöht wurden.

      Ohne Zweifel waren die Fugger zu diesem Zeitpunkt bereits in den Rang einer europäischen Grossmacht aufgerückt, und mancher scharfsichtige Politiker fragte sich, ob denn das Handelshaus noch der Habsburger Monarchie diene oder ob nicht in Wirklichkeit längst Jakob Fugger der Machthaber und Kaiser Maximilian sein Erfüllungsgehilfe sei. Während aber alle Welt das politische Geschick und den immensen Reichtum der Fugger bewunderte, stand die Firma in Wahrheit vor einem tödlichen Abgrund. Niemand ausser Jakob Fugger selbst wusste, wie zerbrechlich seine wirtschaftliche Macht war und wie vergänglich sein Reichtum. Die Firma lief Gefahr, an ihrem eigenen Erfolg zu ersticken. Obwohl Jakob dafür bekannt war, nie ein Geschäft zu riskieren, das keinen ausreichenden Gewinn versprach, reichten doch die selbstverdienten Erträge bei weitem nicht aus, die stürmische Expansion des Unternehmens zu finanzieren. Das Eigenkapital betrug 1509 nur etwas ein Zehntel des Umsatzes. Ein solches Missverhältnis war damals lebensgefährlich.

      Heute ranken sich die Gerüchte einerseits um die Hypotheken-Giganten der USA, Fannie Mae und Freddie Mac und andererseits um J.P. Morgan, welche in riesige Derivat-Spekulationen im Zinsen- und Edelmetallbereich involviert sein soll. Aber auch die Hilfe für japanische und deutsche Banken durch staatliche Finanzinstitute (Bad Bank) zeigen Aehnlichkeiten zu damaligen Verhältnissen auf.

      Schon seit langem arbeitete Jakob Fugger mit Fremdkapital, und zwar vorzugsweise mit schwarzem Geld. Dazu gehörten insbesondere hohe kirchliche Würdenträger, denen das kanonische Zinsverbot alle Einkünfte aus Kapitalvermögen strikt untersagte. Dass dieselbe Firma auch noch für die Kirche den Ablasshandel organisierte, kann weiter nicht verwundern. Ganz im Stile eines Versicherungskonzerns für Seelenfragen liess der Papst damals so genannte Ablassbriefe anbieten. Gegen Zahlung einer Gebühr konnte sich der Gläubige von den Qualen des Fegefeuers loskaufen. Das war den Theologen denn doch zu viel. Viele murrten und Martin Luther machte Ernst. Am 31. Oktober 1517 schickte er einen Brief an den Erzbischof von Magdeburg und Mainz mit seinen berühmten 95 Thesen. Ob er diese auch öffentlich an die Eingangstür der Schlosskirche in Wittenberg nagelte, ist bis heute umstritten. Die Spaltung der christlichen Kirche hatte hier ihren Ursprung. Als der Mönch am 10. Dezember 1520 einige Bücher über Kirchenrecht öffentlich verbrannte, war das eine offene Kampfansage an Rom, der auch prompt der päpstliche Bann gegen Luther folgte. Jakob Fugger beförderte also mit seinen Ablassgeschäften indirekt die geschichtsträchtige Kirchenspaltung. Aber nicht nur die Fugger sondern auch andere Kaufmannsfamilien waren in dieser Zeit überaus aktiv, unter anderen die Welser, die Hochstetter und die Medicis. Letztere brachten es sogar fertig, dass Giovanni de Medici zum Papst Leo X gekürt wurde. Der zweitälteste Sohn Lorenzos des Prächtigen war bereits im frühen Alter von 19 Jahren Kardinal und bisher eher durch kostspielige Hobbys und einen aussergewöhnlichen Verschleiss an hübschen Mädchen aufgefallen als durch übergrosse Frömmigkeit.

      Die Verknüpfung von Religion und Weltpolitik zeigte sich gerade im Irak-Krieg, als beide Parteien mit Gott in den Krieg zogen. Ob Islamistenführer oder Fernsehprediger, die politischen Führer bedienen sich ungeniert bei den Religionen, um den moralischen Freipass für kriegerische Handlungen zu erhalten.

      Diese Zeitepoche war aber nicht nur durch Globalisierung, Ausbeutung, Kirchenspaltung und Marktmonopole geprägt, sondern auch durch die Verbreitung des Buchdrucks. Die von Johannes Gutenberg und anderen erfundene Technik trat nicht zuletzt dank dem weit verzweigten Netz der Handelskonzerne seinen Siegeszug an, ähnlich wie heute E-Mail und Internet.

      Die darauf folgende Zeit war geprägt durch Bauernaufstände, Pleiten der grossen Handelskonzerne und Staatsbankrotte: Spanien 1557 und 1575, Frankreich 1560.

      Ob wir eine ähnliche Entwicklung durchmachen werden, steht noch in den Sternen. Ein grosser Unterschied besteht aber zur damaligen Zeit, und das ist unser Geld. Während damals mit Gold und Silber bezahlt wurde, ist Geld heute mit Staatskrediten gedeckt. Einzig der US$ hat eine Sonderstellung, da praktisch alle Rohstoff-Geschäfte in dieser Währung abgerechnet werden (müssen). Da aber jetzt die Staatsschulden der USA schneller wachsen als die Wirtschaft, kommt das Gold wieder zu neuer Beachtung. Dabei sollte trotz der momentanen Edelmetall-Euphorie nicht vergessen werden, dass die Zentralbanken jederzeit wieder Gold auf den Markt werfen können, um den Preis zu drücken. Langfristig ist aber Gold und Silber ein klarer Kauf, obwohl noch einige Turbulenzen auf dem Weg nach oben bevorstehen werden.

      www.zeitenwende.ch

      Quellenangaben:
      Joseph Stiglitz „Die Schatten der Globalisierung“

      Günter Ogger „Kauf dir einen Kaiser – Die Geschichte der Fugger“

      Peter Martin, Bruno Hollnagel „Die grossen Spekulationen der Weltgeschichte – Vom Altertum bis zur New Economy“

      http://www.zeitenwende.ch/default/l1/index.htm?nav=22&SUBnav…
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      schrieb am 04.09.03 11:20:31
      Beitrag Nr. 3.775 ()
      Arbeitsmarkt: 4,37 Millionen Arbeitslose


      Entspannung auf dem Arbeitsmarkt ist weiter nicht in Sicht. Kurz vor Bekanntgabe der offiziellen Statistik der Bundesanstalt für Arbeit melden Experten, dass im August 4,37 Millionen Menschen arbeitslos waren. Die Institute sind sich sicher, dass die Zahlen im Winter zumindest in die Nähe der Fünf-Millionen-Grenze kommen.

      Nürnberg - Dies wären zwischen 10.000 bis 20.000 mehr als im Juli, berichteten Vertreter von Wirtschaftsforschungsinstituten am Mittwoch. Der Vorjahresabstand habe sich damit auf 350.000 erhöht.

      Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hätte sich damit im August deutlich schlechter entwickelt als in den Vorjahren. In den zurückliegenden sechs Jahren war die Zahl der Erwerbslosen im August im Schnitt um 15.000 gesunken. Allerdings werde die Lage wegen der späten Sommerferien in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen etwas verzerrt, sagten die Experten.

      Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung geht für August von 4,36 Millionen Erwerbslosen aus, das Kieler Weltwirtschaftsinstitut von etwa 4,37 Millionen. Bereinigt um jahreszeitliche Effekte ist die Erwerbslosenzahl nach Berechnung des Ifo-Arbeitsmarktexperten Wolfgang Meister um rund 35.000 gestiegen. Im Juli hatte dieser Wert nur um 7000 zugenommen, nachdem er vorher zwei Monate lange gesunken war. Auch das Weltwirtschaftsinstitut erwartet eine deutliche Zunahme der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl.

      Als schwierig stufen Experten Prognosen darüber ein, ob die Arbeitslosenzahlen im kommenden Winter die Fünf-Millionen-Grenze überschreiten werden. Dies hänge von den Auswirkungen der jüngsten Arbeitsmarkt-Reformen ab. "Bei der jetzigen Konjunkturlage muss man eigentlich davon ausgehen. Sollten die Aktivierungsbemühungen der Arbeitsämter aber greifen, werden die fünf Millionen wohl nicht erreicht", meinte Rainer Schmidt vom Kieler Weltwirtschaftsinstitut. "Wir werden aber auf jeden Fall in die Nähe dieser Grenze kommen", schätzt der Experte.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,264224,00.html
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      schrieb am 04.09.03 11:24:55
      Beitrag Nr. 3.776 ()
      Deutsche Bank: Chef Ackermann droht mit Steuerflucht


      Die Deutsche Bank macht Druck auf die Bundesregierung. Weil ihm die Steuerbelastung in Deutschland zu hoch ist, droht Vorstandschef Josef Ackermann damit, den Hauptsitz des größten deutschen Geldinstituts von Frankfurt ins Ausland zu verlagern. Gleichzeitig kündigte die Bank an, in großem Stil eigene Aktien zurückzukaufen.

      Frankfurt am Main - Im zweiten Quartal hätten die Steuern 46 Prozent der Profite der größten deutschen Bank aufgefressen, berichtet die "Financial Times" (FT). "Wir müssen einen Weg finden, unsere Steuerbelastung zu verringern", sagte Josef Ackermann laut FT gestern in Frankfurt. "Wenn das bedeutet, dass wir unser Geschäft in Länder verlagern, in denen die Steuern niedriger sind, sehen wir uns gezwungen, das zu prüfen." Die Worte Ackermanns geben früheren Gerüchten neue Nahrung, nach denen die Deutsche Bank ihren Hauptsitz nach London oder New York verlagern will und damit erhebliche Spannungen mit der deutschen Politik riskiert. Bereits jetzt fährt die Deutsche Bank zwei Drittel ihrer Gewinne in Übersee ein und führt fünf ihrer sieben Geschäftsbereiche von England und den USA aus.

      Die Deutsche Bank stellte laut "FT" gestern Abend jedoch klar, dass die Verantwortung, die Steuerbelastung zu verringern, nichts an der Verpflichtung ändere, die Bundesregierung bei den Reformprogrammen im Rahmen der Agenda 2010 zu unterstützen. "Theoretisch könnten wir das Geschäft nach Übersee auslagern. Doch wir haben momentan keine Pläne, das zu tun", zitiert die "FT" Deutsche-Bank-Offizielle.

      Neben ihren Wegzug-Plänen hat die Deutsche Bank ein weiteres Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Mit einem solchen Programm hatte Deutschlands größtes Kreditinstitut bereits in der Vergangenheit versucht, den eigenen Börsenwert zu steigern.

      Bis September 2004 würden bis zu 58 Millionen Aktien - zehn Prozent aller ausgegebenen Anteilsscheine - zurückgekauft, teilte die Deutsche Bank am Donnerstag mit. Auf Basis des Schlusskurses von Mittwoch bei 56,65 Euro müsste die Deutsche Bank für 58 Millionen eigene Aktien 3,3 Milliarden Euro aufbringen.

      Der Kauf erfolge auf Grundlage eines Beschlusses der Hauptversammlung im Mai und werde am Kassamarkt sowie durch den Verkauf von Put-Optionen umgesetzt. Die Bank will mit dem Rückkauf sowohl das Aktienkapital herabsetzen, aber auch mögliche Aktienvergütungsprogramme bedienen. Die Kernkapitalquote des Instituts werde am oberen Ende des Zielkorridors von acht bis neun Prozent verbleiben.

      Die Fokussierung auf die Rentabilität der Bank ist ein wesentlicher Bestandteil unserer derzeitigen Strategie", sagte Ackermann. "Durch das Aktienrückkaufprogramm zeigen wir unsere Bereitschaft, Überschusskapital direkt an unsere Aktionäre weiterzugeben." Ackermann bekräftigte zudem, mittelfristig vor Steuern eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent anzustreben.

      Bereits im April diesen Jahres hatte die Deutsche Bank weitere Aktienrückkäufe angekündigt, nachdem sie zuvor eigene Anteilsscheine im Wert von drei Milliarden Euro erworben hatte.

      Mit seinem Amtsantritt im Mai 2002 hat sich Bankchef Ackermann eine deutliche Wertsteigerung der Deutschen Bank auf die Fahnen geschrieben. Mit dem konsequenten Verkauf von Industriebeteiligungen und Randaktivitäten in Milliarden-Höhe sowie dem Rückkauf eigener Aktien soll der Börsenwert der Bank erhöht und das Institut in der ersten Liga der internationalen Investmentbanken etabliert werden.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,264236,00.html
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      schrieb am 04.09.03 11:34:25
      Beitrag Nr. 3.777 ()
      Schröder deutet geringere Rentenzuwächse in der Zukunft an


      Halle (dpa) - Kanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Menschen in Deutschland auf geringere Rentenzuwächse eingestellt. Bei der jetzigen wirtschaftlichen und demographischen Lage könnten Rentenzuwächse wie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht mehr versprochen werden, sagte Schröder am Mittwochabend auf dem Bundeskongress der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus in Halle.

      Zu Einzelheiten äußerte er sich nicht. Die jetzigen Renten seien aber gesichert. [Und die morgigen? Depp!]

      Der Kanzler sprach sich dafür aus, den
      Generationenvertrag auf eine neue Grundlage zu stellen:
      «Lasst uns einen gerechten Ausgleich zwischen Alt und Jung suchen.» Angesichts der sich verändernden Altersstruktur müsse für den Zeitraum von 2010 bis 2030 Vorsorge getroffen werden. «Wir werden ein paar Veränderungen machen müssen», sagte der Kanzler.
      Die Umlagefinanzierung der Renten reiche für die Zukunft nicht aus. Daneben müsse als zweite Säule die Eigenvorsorge stehen. Das Konzept der Riester-Rente funktioniere.

      Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) sprach sich dafür aus, im Rahmen der Rentenreform die private Riester-Rente zu vereinfachen. Sie sei offen für Veränderungen, um den bürokratischen Aufwand abzubauen, sagte Schmidt der «Berliner Zeitung» (Donnerstag). «Ich bin für jeden guten Gedanken dankbar.» Es werde aber dabei bleiben, dass die staatlich geförderte Anlage als monatliche Rente ausgezahlt werden müsse und nicht auf einen Schlag.


      erschienen am 04.09.2003 um 07:48 Uhr
      © WELT.de
      Avatar
      schrieb am 04.09.03 11:45:33
      Beitrag Nr. 3.778 ()
      Die fünf grausamen Lügen zur Altersvorsorge der Deutschen


      Von PAUL C. MARTIN (schoneinige Monate alt)




      Millionen Rentner in Angst - wann wird wo gestrichen?

      Berlin – Kanzler Schröder zieht im Rentenstreit die Notbremse!
      Noch am Wochenende hatte Finanzminister Eichel (SPD) vor Genossen angedroht, die Förderung für die Riester-Rente „zurückzufahren“ – sie sei zu teuer. Und Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt forderte sogar „eine Absenkung des Rentenniveaus“.
      Gestern die Rolle rückwärts!
      Regierungssprecher Steg verkündete: : : "Es stehen aktuell keine Entscheidungen an. Es gibt im Moment keinen Anlass für eine Rentendiskussion." Auch Eichels Sprecher Müller beteuerte: Die staatlichen Zulagen zur Riester-Rente bleiben – „sie stehen im Gesetzblatt, sie gelten, und wir haben nicht die Absicht, daran zu rütteln.“

      Hintergrund

      Renten-Betrug? Rot-Grün dreht an der Riester-Rente
      Experten behaupten: Unsere Rentner sind richtig reich!
      Eichel: Rentnern wird es nie wieder so gut gehen!
      Eichel: Weniger Zuschüsse für Riester-Rente

      Millionen Rentner in Angst – wann wird wo gestrichen? Millionen Beitragszahler verunsichert – wann werden die Beiträge wieder erhöht?

      Was ist mit den Renten wirklich los? Die Fakten enttarnen ein jahrzehntelanges Lügengewebe:


      1. Die Rente basiert auf einem "Generationenvertrag".

      Gelogen. So ein Vertrag wurde nie geschlossen. Weder von irgendwelchen Älteren mit irgendwelchen Jüngeren noch zu irgendeiner Zeit. Der „Generationenvertrag“ liegt in keinem Tresor. Er kann nirgends eingesehen werden. Es gibt ihn schlicht nicht – ein leeres Wort.

      2. Die Rentner erhalten zurück, was sie in einem langen Arbeitsleben eingezahlt haben.

      Gelogen. Was Beitragszahler einzahlen, erhalten im selben Monat Rentner. Wer morgen in Rente geht, greift nicht auf sein „eigenes“ Geld zurück, sondern er bekommt „fremdes“ Geld, das die Beitragszahler über ihre Firmen überweisen. Die Rente ist nichts als ein Durchlaufposten: Nur was eingezahlt wird, kann ausgezahlt werden.

      3. Die Rente ist eine "Versicherung".

      Gelogen. Eine Versicherung legt das Geld der Versicherten an. Die „Rentenversicherung“ legt praktisch gar nichts an. Was sie an „Vermögen“ besitzt: knapp 9 Mrd. Euro. Davon außer Kasse: 1 Mrd. Wertpapiere und 1,7 Mrd. Darlehen und Hypotheken. Wert ihrer Grundstücke: 126 Mio. Die 9 Mrd. „Vermögen“ reichen nicht mal aus, um die Renten für drei Wochen zu bezahlen.

      4. Die Rente ist "sicher".

      Gelogen. Die Renten können nur bezahlt werden, weil der Staat inzwischen 67 Mrd. Euro aus Steuern zuschießt. Würde der Zuschuss nur um 10 Prozent gekürzt, müssten die Zahlungen an die Rentner (ca. 190 Mrd. Euro im Jahr) gleichzeitig um ca. 3,5 % gekürzt werden.

      5. Die Renten müssen steigen.

      Gelogen. Einst war die Erhöhung der Renten an die Entwicklung der Bruttolöhne „gekoppelt“, jetzt an die der Nettolöhne. Sollten die Nettolöhne sinken (z. B. wegen höherer Rentenbeitragzahlungen), fallen automatisch auch die Renten: Die Katze beißt sich in den Schwanz...

      Vor drei Jahren gab’s mal einen „Inflationsausgleich“. Fallen aber die Preise (wie aktuell und bundesweit), ist auch dieser „Ausgleich“ weg.
      Avatar
      schrieb am 04.09.03 17:48:42
      Beitrag Nr. 3.779 ()
      #3776

      zum Generationenvertrag
      gibts dann noch die tolle "Idee"

      wenn mehr Kinder geboren werden ist das Problem
      gelöst
      (weniger Kinder weniger Rente)
      wobei übersehen wird dass nicht jedes Kind
      später erfolgreich Steuern zahlt.

      Einige Kinder werden Beamte und fressen Steuern auf
      einige Kinder werden Lehrer und fressen Steuern
      einige Kinder werden effektiv Steuern zahlen

      denn nicht jeder der Stuern zahlt
      erwirtschaftet eine Real-Steuer für den Staat
      nicht jeder der arbeitet erwirtschaftet Geld
      es besteht ein sehr grosser unterschied
      zu einem klugen Lehrer
      und einem mittelständischen Betrieb der reale Gewinne
      erwirtschaftet.

      nur reale Gewinne könne eine Rentenzahlung oder Steuer finanzieren.

      die Steuern und Rentenzahlungen von Beamten und
      Lehrern sind Luftbuchungen denn vorher muss der
      Steuerzahler erstmal die Bruttolöhne erwirtschaften.
      Avatar
      schrieb am 09.09.03 22:25:23
      Beitrag Nr. 3.780 ()
      Schlagzeilen alle gleich ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Als ich mir heute Morgen die Schlagzeilen des Tages angesehen habe, kam ich mir plötzlich so vor, als ob ich bei einer Hochzeit mit einer großen Familie sei. Nicht zum ersten Mal schnappte ich nach Luft, als ich die Übereinstimmungen bemerkte.

      Und so wundere ich mich heute wieder; in was für einer erstaunlichen Welt wir leben, liebe(r) Leser(in).

      Es gibt so viele schöne Frauen in Paris. Ich erwähne das nicht um abzuschweifen, sondern als Erklärung und Beobachtung. Nur ein glücklich verheirateter Mann kann den Anblick von schönen Frauen wirklich genießen; sie sind keine Bedrohung für ihn, deshalb ist er frei, seine Vorstellungskraft zu nutzen und ihre Gesellschaft zu genießen. Ein Mann, der nicht glücklich verheiratet ist, muss hingegen seine Augen schließen; er ist in konstanter Gefahr. Er muss auf sich aufpassen, denn er könnte mit einer dieser Frauen in Probleme geraten ... an fast jedem Tag könnte sein gesamtes Leben komplett umgekrempelt werden.

      Als Richard Nixon den Dollar vom Goldstandard löste, dachten die amerikanischen Volkswirte, dass sie jetzt mit Inflation und Kreditexpansion spielen konnten, soviel sie wollten. Es machte eine Zeitlang Spaß, aber jetzt sehen wir die Ergebnisse davon – die ganze Welt hat sich jetzt auf den Kopf gesellt ...

      Wenn George W. Bush mit seinen Plänen durchkommt, dann wird die US-Regierung in den nächsten 10 Jahren ein Haushaltsdefizit von insgesamt mehr als 5 Billionen (!) Dollar produzieren, so die Budgetabteilung des US-Kongresses.

      Chinas Exportwachstum hat zu einem "Boom bei Transportschiffen" geführt, so die New York Times.

      Oh nein! Der Goldpreis ist um mehr als 7 Dollar gestiegen. Der Index der Goldaktien ist um mehr als 6 % auf den höchsten Stand seit 6 Jahren gestiegen. Mist! Ich bin auch nur ein Kleinanleger. Und ich wollte Gold immer kaufen, wenn es unter 350 Dollar pro Feinunze notierte. Aber irgendwie habe ich es nicht auf die Reihe bekommen, das auch zu tun. Jetzt, wo der Preis 25 Dollar höher steht, kaufe ich ... denn ich fürchte, dass der große Anstieg beim Goldpreis schon begonnen hat!

      In den USA wächst die Geldmenge um fast 3 Mrd. Dollar PRO TAG! Richard Russell errechnet, dass man mit dem Zuwachs der nächsten 18 Monate der Geldmenge M3 jede Feinunze Gold in der gesamten Welt kaufen könnte.

      Davon kriegt die Öffentlichkeit allerdings immer noch nichts mit. Sie sieht sich die Schlagzeilen an und merkt nicht, dass diese Schlagzeilen alle etwas miteinander zu tun haben. Sie sehen nicht, dass der Goldpreis etwas mit dem Haushaltsdefizit zu tun hat. Die Aktien steigen, glaubt die Öffentlichkeit; die Wirtschaft erholt sich. Warum sollte man da sich intensiv mit den Hintergründen befassen?

      Eine Zeitung aus Atlanta schreibt: "Eine Erholung" – es suchen aber 9 Millionen Amerikaner Arbeit. Diese Zeitung zitiert einen Analysten: "Mit Erholungen wie dieser, wer braucht da Rezessionen?"

      Was ist das für eine Erholung? Warum boomt China? Warum steigt der Goldpreis? Wohin geht das US-Haushaltsdefizit?

      Alle heutigen Finanznachrichten sind auf die Sünde der Nixon-Administration zurückzuführen ... den Dollar vom Goldstandard zu lösen, hat dem Geldsystem der Welt ermöglicht, den schlimmsten Ärger zu bekommen. Und da befunden wir uns jetzt ... umgeben von der verrückten Nachkommenschaft des System des Dollarstandards.

      Mein Kollege Eric Fry ist noch in Urlaub, aber Addison bringt uns die letzten News:


      Drei Schlüsselereignisse

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      Die Rezession, die keine war, ist zu einer Erholung geworden, die keine ist. Und die lange, softe Depression des 21. Jahrhunderts bewegt einen Zeh ins Licht. Bald werden wir den ganzen Fuß sehen ... und vielleicht nächstes Jahr ein Bein.

      Die Depression will natürlich – wie alle großen Bärenmärkte – ihre Zeit haben, um so viele Spieler wie möglich einzulullen. Der große Aufbau der Depression seit "Nixon`s Sünde" (wie Bill Bonner es nennt) kam langsam und subtil genug, als dass er Aufmerksamkeit erregt hätte ... was dazu führte, dass die Leute dachten, dass die guten Zeiten permanent wären und dass eine Neue Ära angebrochen sei. Es wird eine lange, langsame Zerstörung von Reichtum notwendig sein, bevor die Leute aufhören, das zu glauben.

      Seitdem die "Erholung" begann, haben in den USA mehr als eine Million Leute ihre Jobs verloren. Wenn man die letzten 18 Monate nimmt, dann waren es 3 Millionen. Insgesamt sind mittlerweile 9 Millionen Amerikaner arbeitslos ... und mehr als eine Million haben die Suche nach einem Job aufgegeben ... und rund 4 Millionen arbeiten Teilzeit, aber sie würden lieber Vollzeit arbeiten. Das sind insgesamt 14 Millionen Leute –9,9 % der amerikanischen Arbeitskräfte – die während der "Erholung" mehr oder weniger im Abseits stehen.

      Das Problem ist das Fehlen von Unternehmensgewinnen, wie es ein Artikel im Atlanta Journal beschreibt. "Eine typische Rezession beginnt, wenn die Konsumenten weniger ausgeben", schreibt Michael Kanell. "Wenn sie dann wieder zurück in die Geschäfte fluten, dann setzen sie eine Erholung in Gang. Aber dieses Mal blieben die Konsumausgaben auch während der Rezession solide. Es gab keine aufgestaute Nachfrage, die befriedigt werden konnte ( ...) Was die Wirtschaft in erster Linie entgleisen ließ, war ein Kollaps der Unternehmensinvestitionen im Jahr 2000. Diese (Investitions-)Ausgaben steigen nur in Teilbereichen der Wirtschaft wieder, und nur moderat."

      Die amerikanische Kapazitätsauslastung – also die Nutzung der vorhandenen Fabriken der Nation – hilft nicht; sie hängt immer noch bei rund 74 %. Volkswirte sagen uns, dass wirkliche Neu-Einstellungen von Arbeitern erst dann beginnen, wenn die Kapazitätsauslastung auf Werte über 80 % steigt.

      Wenn man dazu noch historisch signifikante Ereignisse nimmt – das "Produktivitätswunder", Fertigung ohne Lagerhaltung, globales Outsourcen, steigende Handelshemmnisse ... nicht zu vergessen der Krieg gegen den Terror, der Krieg gegen die Drogen, der zunehmende Überwachungsstaat ... plus die Nachwirkungen der geplatzten Spekulationsblase, zusammen mit Bilanzfälschungsskandalen –, dann ist es kein Wunder, dass diese Erholung nicht das ist, was man generell von ihr erwartet hat.

      Die "Rezession, die keine war" aus dem Jahr 2001 wurde durch die unmittelbaren Zinssenkungen der Fed und die Steuersenkungen und die Erhöhung der Staatsausgaben (für Sicherheit, Verteidigung und Fluglinien) gemildert. Statt die Regierungsausgaben zu kürzen, hat diese republikanische Administration das Geld anderer Leute so fleißig ausgegeben, wie ein Casino-Spieler, der gerade einen großen Gewinn gemacht hat. Es ist kein Geheimnis, selbst nicht für die dümmsten News-Konsumenten: Die Budgetabteilung des US-Kongresses hat einen Bericht veröffentlicht, der ein Defizit von 5 Billionen (!) Dollar für die kommende Dekade prognostiziert. Alleine die Besetzung des Irak wird das Defizit in 2004 auf den Rekordwert von 480 Mrd. Dollar explodieren lassen.

      "Sie haben dafür gesorgt, dass die Rezession nicht so stark wurde", so der ehemalige Chefvolkswirt der Fed, Dean Croushore, in einem Interview, wobei er sich auf die Bundesausgaben und die künstlich niedrigen Zinssätze bezog, "so dass die Erholung auch nicht so stark ausfallen wird." Und deshalb gleitet die lange, softe Depression ein bisschen weiter ins Licht.

      Die institutionellen Investoren und die ausländischen Zentralbanken haben in den letzten Tagen drei Schlüsselereignisse identifiziert:

      * Vorgestern hat das US-Finanzministerium 2jährige Anleihen versteigert ... und nur 26 % des Angebots fand einen Käufer. Der größte Käufer dieser Schulden sind normalerweise ausländische Zentralbanken. "Es sieht so aus, als ob die ausländischen Zentralbanken widerwillig waren, sich bei diesem Verkauf zu zeigen", so Michael Cloherty, ein Banker bei Credit Suisse First Boston. Die USA haben sich in der Vergangenheit auf die Freundlichkeit der Ausländer verlassen, wenn es darum ging, das historisch hohe US-Handelsbilanzdefizit zu finanzieren ... aber jetzt sieht es so aus, als ob die Ausländer begonnen haben, etwas weniger freundlich zu sein.

      * Im Gegensatz dazu haben laut Dan Denning große institutionelle Spekulanten ihre Long-Positionen beim Gold um 61 Tonnen vergrößert. Und die Short-Positionen (die auf fallende Goldkurse setzen) wurden um 12 Tonnen verringert. Insgesamt eine Veränderung von 73 Tonnen, hin zu den Long-Positionen, die auf steigende Goldkurse setzen.

      * Und die Anträge auf neue Hypotheken sind in den USA letzte Woche auf ein 14-Monats-Tief gesunken ... gegenüber dem Topp (letzte Maiwoche 2003) beträgt der Rückgang 65 %.

      Die Banker werden wegen ihrer US-Staatsanleihen, die sie halten, nervös ... und die institutionellen Investoren setzen verstärkt auf Gold ... und die Spekulationsblase am Immobilienmarkt ist kurz vor dem Platzen. Kaufen Sie Gold ... verkaufen Sie den Dollar.

      Gold hat den Dollar übrigens seit 1972 um 81 % outperformed – so meine Freunde von Everbank World Currency Reserach – und zwar innerhalb von Monaten, seit Nixon das Band zwischen beiden gelöst hatte.


      Irak: Kosten von 1 Mrd. Dollar pro Woche für die USA

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** George Bush sagte diese Woche, dass derzeit der Schlüsselkampf zwischen "Zivilisation und Chaos" stattfinde. Die USA versuchen derzeit zu Kosten von 1 Mrd. Dollar pro Woche, die amerikanische Zivilisation in einer Ecke der Welt zu etablieren, wo die menschliche Zivilisation einst begann. Die Zivilisation mag zwar zwischen Euphrat und Tigris begonnen haben. Aber seitdem war sie ein Chaos.

      Die Bush-Administration sagt, dass das Projekt die "Hingabe einer Generation" verlangt. Hm ... so ein Experte vom Cato Institute vorgestern bei CNN ... das hört sich so an, als ob die Kosten von 1 Mrd. Dollar pro Woche auf Dauer von 20 Jahren anfallen werden ... hm ... das wären dann über eine Billion Dollar!

      Ich persönlich weiß nicht mehr über Außenpolitik, als ich über Wirtschaft weiß. Aber eine Billion Dollar scheinen mir eine Menge Geld zu sein. Zunächst einmal bin ich mir nicht sicher, dass die Chinesen den USA soviel Geld leihen werden. Und ich bezweifle es auch, dass die Welt 20 Jahre stillstehen wird, während George W. Bush versucht, die Wüstenstämme zum Ansehen von Reality-TV-Fernsehserien und zum Einkaufen bei Walmart zu bringen.

      Chaos, oder Zivilisation? Was ist wahrscheinlicher? Ich schätze, dass der Irak auch in 20 Jahren noch im Status einer chaotischen Zivilisation sein wird ... und dass die USA pleite gehen werden, lange bevor Bagdad zu Cleveland wird.


      In alter Frische

      von Jochen Steffens

      "In alter Frische" ... das ist zwar übertrieben, aber es geht mir heute etwas besser. Was ich nicht verstehe: Wir sind auf dem Mond gelandet, versuchen den Mars zu erreichen, entschlüsseln das menschliche Genom, die Gentechnik macht große Fortschritte, nur eine einfache Erkältung können wir noch nicht heilen. Ich frage mich, was Menschen in 300 Jahren über unser "düsteres" Siliziumzeitalter wohl denken mögen – wenn es in 300 Jahren noch Menschen gibt. Doch zur Börse:

      Eigentlich sollte der Mensch doch aus der Vergangenheit lernen. Das ist zumindest ein Aspekt auf den der Mensch ziemlich stolz ist. Wenn ich mir die aktuellen Bewertungen ansehe, insbesondere die des Philadelphia Semiconductor Index, kann ich nicht behaupten, dass der Mensch aus der Vergangenheit lernt. Mir klingen noch die Aussagen aus den Jahren 2001–2002 in den Ohren. Keiner bezweifelte zu diesem Zeitpunkt mehr, dass die Bewertungen Anfang 2000 viel zu hoch waren. Alle schlugen sich vor den Kopf, man hätte es doch wissen müssen. Sind es genau die gleichen, die jetzt wieder kaufen und "dausend" schreien? Gut, noch haben die Werte nicht das Niveau von 2000 erreicht, aber ähnlich absurd sind sie bereits. Doch das allein hindert keinen Anleger, nicht zu hohen Kursen zu kaufen.

      Gier und Angst, die Triebfeder an den Börsen. Beide haben etwas gemeinsam. Sowohl im Zustand der Gier, als auch im Zustand der Angst ist die Vernunft ausgeschaltet. Wahrscheinlich können die Börse nur so funktionieren – abseits der Vernunft.

      Immerhin mehren sich auch in Amerika die warnenden Stimmen – mit all den Argumenten, die wir Ihnen seit Wochen nennen. Vielleicht sind wir einfach viel zu früh mit unseren Aussagen gewesen. Es kann noch etwas dauern, bis diese Argumente ins "Massenbewusstsein" der Anleger dringen. Bis dahin kann diese Rally weiter und weiter gehen.

      Ich bin zum Beispiel gespannt, wann die Medien das Problem im Irak als eine Problem der Börsen begreifen. Bis jetzt ist es nur ein Problem von Amerika. Dass aber die gesamte Rallye startete, da durch den Irak-Krieg ein niedriger Ölpreis erwartet wurde, das schwarze Gold einfach der amerikanischen Wirtschaft hinzuaddiert wurde, ist mittlerweile offenbar vergessen.

      Die Situation im Irak spitzt sich immer weiter zu. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Amerikaner in diesem Land langfristig eine Chance haben. Die Situation im Irak wird zunehmend in einen Guerilla-Krieg abrutschen.

      Eins weiß ich jetzt schon. Sollten die Amerikaner aus dem Irak abziehen müssen, werden die Börsen genauso fallen, wie sie ab März gestiegen sind. Die Amerikaner können sich diesen Schritt nicht erlauben. Weder politisch, noch wirtschaftlich. Das wissen die amerikanischen Strategen und deswegen befürchte ich, dass es im Irak zu einer sehr langen Phase der Instabilität kommen wird – mit all den üblen Auswüchsen, die so ein Guerilla-Krieg haben kann.

      Zurück zu den warnenden Stimmen: Gerade hat wieder eine Ratingagentur, davor gewarnt, dass sich die Lage der privaten Konsumkredite zunehmend verschlechtert. Diese Ratingagentur sieht zwar auch einen Aufschwung, aber sie befürchtet, dass die Entlassungen der vergangenen Monate sich auf die Zahlungsfähigkeit der US-Bürger auswirkt. So soll in diesem Jahr die Zahl der US-Bürger, die zahlungsunfähig werden, um 8 % auf 1,65 Mio. (!) Fälle anwachsen.

      Es ist eine einfache Rechnung: Die Kredit/Hypothekenvergabe geht drastisch zurück. Ziehen Sie von der Konsumkraft der US-Bürger diesen Rückgang ab, dann noch die Kaufkraft der Menschen die zahlungsunfähig werden, dazu noch den verminderten Wert der Kaufkraft der arbeitslos gewordenen Menschen. Natürlich kann man diese Wert nicht in "genaue" Zahlen fassen. Aber diese Faktoren zeigen, in welchem Dilemma der amerikanische Konsum zurzeit steckt.

      Übrigens, meiden Sie zurzeit den US-Bankensektor. Die geringere Kreditvergabe, die Zahlungsunfähigkeiten (als faule Kredite), die Firmen-Insolvenzen und besonders der Crash am Anleihenmarkt dürften die Ergebnisse der Banken entscheidend belasten.


      Die Brille von Alan Greenspan

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die "Märkte reagierten nicht", auf die wichtige Rede von Alan Greenspan am letzten Freitag, so ein Reuters-Bericht. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie keine Ahnung hatten, wovon er sprach. Hätten sie es gewusst, dann hätten die Schlagzeilen anders aussehen können. "Die Rede des Fed-Vorsitzenden führt zu einem selloff bei Dollar-Vermögensanlagen", hätte dann in den Zeitungen stehen können. "Die Investoren geben überteuerte Aktien auf", hätten sie sagen können.

      Alan Greenspan verteidigte sich am Freitag in Jackson Hole. Kritiker haben argumentiert, dass der Fed-Häuptling die Spekulationsblase an der Wall Street vor drei Jahren hätte stoppen sollen – bevor sie zu groß wurde ... und dass er auf die Deflationsängste in diesem Jahr überreagiert hat. Die Kritiker meinen, dass der machtvollste Zentralbanker der Welt sich mehr auf bestimmte Ziele und spezifische Formeln verlassen sollte, und weniger auf seine eigene Intuition.

      Vor einem Jahr kommentierte ich auch die damalige Rede von Alan Greenspan in Jackson Hole. Auch letztes Jahr verteidigte sich der bekannteste Ökonom der Welt dort – indem er erklärte, dass er eine Spekulationsblase nicht erkennen könnte, bevor sie nicht vor seinen Augen platzen würde. Selbst dann müsse er im Spiegel nach blauen Flecken suchen, um sicherzugehen.

      Eine Spekulationsblase ist das übertriebenste und dramatischste Ereignis im Markt ... das Äquivalent in der Politik ist Krieg ... und in der Romantik ist es das sich Hals über Kopf verlieben. Wenn das nicht entdeckt werden kann, bevor es vorbei ist, was dann? Und der Fed-Chef sagt zwar, dass er die Spekulationsblase nicht kommen sah – aber jetzt sieht er klar, dass eine Erholung bevorsteht. Was ist an seiner Brille so besonders, dass sie es möglich macht, positive Entwicklungen zu sehen, die noch weit in der Zukunft liegen mögen, aber nicht negative, die sich direkt vor seiner Nase abspielen?

      Wenn die Leute wirklich den tiefen Kontext der Rede von Greenspan verstanden hätten, dann wären sie schon längst in eine Panik verfallen. Weil sie dann nämlich wüssten, dass der Fed-Vorsitzende nicht mehr als der nuschelnde Verkünder des größten Schwindels der Finanzgeschichte der Welt ist. Hier sind wir, am Beginn des 21. Jahrhunderts, und die gesamte Weltwirtschaft hängt davon ab, dass die amerikanischen Konsumenten auch weiterhin die Überschuss-Produktion der Welt für immer aufnehmen können ... und dass Mr. Greenspan sehen kann, wenn die Wirtschaft auf falschem Kurs ist, so dass er schnell reagieren kann, um den Weg in den Reichtum fortzusetzen.

      Wenn die Leute wirklich verstehen würden, was vor sich geht, dann wären sie entsetzt und erschrocken. Mr. Greenspan macht seine Arbeit "im Vorbeigehen", basierend auf Theorien, deren Funktionsweise nicht bewiesen ist; er verlässt sich auf Zahlen, die gefährlich irreführend sind und auf Berater, die halsbrecherisch idiotisch sind.

      "Dies Rede war ein weiterer Nagel in den Sarg der Ökonometrie und deren Versprechen der Genauigkeit in der Volkswirtschaftslehre", so John Mauldin. "Was Greenspan beobachtet, ist, dass die Modelle der Fed einfach nicht kraftvoll oder robust genug sind, um alles mit einem realen Grad der Gewissheit voraussagen zu können, egal, wie stark uns die Ökonomen versichern, dass das der Fall wäre. Er geht deshalb den Weg zu einer neuen Welt der Unsicherheit, und für diesen aufrichtigen Zugang sage ich Bravo!"

      Wenn die Leute wirklich verstehen würden, wie Greenspan und das System des Dollarstandards funktionieren ... dann würden sie ihre Dollarbestände sofort verkaufen und dafür Gold kaufen.

      Der Goldpreis ist letzte Woche um 12 Dollar gestiegen. Goldaktien haben durchschnittlich 7,2 % zugelegt.

      Jetzt zu meinem Kollegen Eric Fry mit den News von der Wall Street:


      US-Aktien, US-Anleihen und Dollar überbewertet

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan

      Ich bin gerade aus meinem 5tägigen Urlaub in Südkalifornien (wo ich mit meinen drei Kindern war) zurückgekehrt. Am dritten Tag unseres Urlaubs war der obligatorische Besuch in Disneyland fällig – dem angeblich "glücklichsten Platz der Welt". Nun, ehrlich gesagt, ich war viel glücklicher, als ich am Strand (Doheny Beach, sehr empfehlenswert) lag und meine Kinder beim Surfen beobachtete. In Disneyland hingegen musste man sich durch Massen von amerikanischen Touristen hindurchwühlen.

      Disneyland, der weltbekannte Vergnügungspark von Walt Disney, ist sicherlich ein gutes Ziel für Kinder, aber es ist nicht der "glücklichste Platz der Welt". Diese Bezeichnung gehört der Wall Street. Denn welcher Ort könnte größeres Glück schaffen als die New Yorker Börse? Und welche Aktivität könnte mehr sublime Freude schaffen, als der Kauf von überteuerten Aktien und die Beobachtung, wie diese Papiere jeden Tag weiter steigen?

      Die Investoren brauchen in diesem Mega-Geldthemenpark kein bestimmtes Ziel; die Wall Street ist gleichzeitig Fantasialand und Zukunftspark in einem. Wenn die Analysten es nicht schaffen würden, die Kleinanleger zum Fantasieren über die Zukunft anregen könnten, warum sollten diese dann Aktien mit einem KGV von 35 kaufen?

      Aber die Kleinanleger kaufen und kaufen und kaufen, als ob Aktien DVD-Spieler oder Mikrowellen oder Mickey Mouse-Mützen wären. Der Unterschied ist natürlich, dass sich der Wert von DVD-Spielern nicht erhöht, aber bei Aktien steigt der Wert IMMER. Letzte Woche stieg der Dow Jones weiter, um 66 Punkte auf 9.415, und der Nasdaq legte 2,5 % auf 1.810 Zähler zu – das höchste Niveau seit 16 Monaten.

      Der Markt ist jetzt in einer angenehmen Jahreszeit – eine Zeit, in der das Leben leicht und das Wetter mild ist. Aktien aller Kategorien steigen mit dem milden Windzug der positiven Stimmung ... und auch die Anleihenkurse und der Dollar. In der Tat scheinen die gesamten US-Vermögensanlagen höher zu steigen. Selbst der Goldpreis legt zu. Letzte Woche betrug das Plus mehr als 3 %.

      Warum steigt der Goldpreis selbst dann, wenn die Aktienkurse und der Dollar steigen? "Weiß" das Metall des Midas etwas, das die anderen Märkte nicht wissen? Oder wissen vielleicht alle Märkte dasselbe ... vielleicht wissen sie, dass die Anti-Deflations-Kampagne der Fed zu einer Inflation an den US-Finanzmärkten führen wird.

      "Obwohl einer der zwei dienstjüngsten Fed-Gouverneure, ist Ben Bernanke der Anführer der Fed-Gouverneure geworden", beobachtet Jim Grant, Herausgeber von Grant`s Interest Rate Observer. "Er war es, der den Anti-Deflations-Alarm auslöste, und unvergessen ist sein Statement vom 21. November, dass die Grenzkosten der Produktion einer Dollarnote bei Null liegen würden ( ...). Aber selbst er sagte nicht einfach nur `Druckt Geld`. Sondern er sagte, wie üblich umständlich formuliert: `I hoffe, wir können darin übereinstimmen, dass ein substanzieller Rückgang der Inflation in diesem Stadium das Potenzial hat, die laufende amerikanische Erholung zu stören, und dass unter bestimmten – jedoch fernen – Umständen eine ernste Deflation ernsten wirtschaftlichen Schaden anrichten könnte."

      Wenn man zwischen den Zeilen liest, dann ist die Art der Deflation, die Bernanke am meisten fürchtet, die Deflation, die eine Inflation der Aktienkurse verhindert. Wenn die Aktienkurse steigen, ist alles gut. Leider gehört ein bisschen Inflation – wie ein bisschen Schwangerschaft – zu der Sorte von Phänomenen, die normalerweise zu voller Größe aufblühen. Und bereits jetzt lässt unsere Inflation im Embryo-Zustand den Goldpreis steigen ... behalten Sie dieses Baby im Auge.

      Aber ob Inflation oder nicht – der Dollar, die US-Anleihen und die US-Aktien sind alle überbewertet, so meine Meinung, und sie sollten sinken, wie Dinosaurier in einer Teergrube. Stattdessen gehen sie auf dem Wasser ... jetzt sind die Aktienkurse seit fast einem Jahr gestiegen, und der Dollar steigt auch schon seit ein paar Monaten, und die Investoren beginnen, den amerikanischen Vermögensanlagen wieder zu vertrauen. Sie glauben, dass Aktien "auf lange Sicht" ein verlässlicher Vermögensgenerator sind, und dass der Dollar ein verlässliches langfristiges Wertaufbewahrungsmittel ist. Ich bezweifle beides.

      Die Aktien sind tatsächlich ein verlässlicher Vermögensgenerator – so lange sie steigen. Aber wenn sie fallen, dann sind sie ein verlässlicher – und sehr effizienter – Vermögenszerstörer. Und ich könnte mir vorstellen, dass überbewerte Aktien eher ein verlässlicher Vermögenszerstörer als ein Vermögensgenerator sind. Aber vielleicht ist diesmal alles anders ... und wir befinden uns in einer neuen Ära ...


      "Das Bilden von Nationen" – was soll das sein?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Das irakische Abenteuer kostet die USA derzeit 1 Mrd. Dollar PRO WOCHE. Aber selbst das ist nicht genug für Thomas Friedman, Kolumnist bei der New York Times. Ich lese Friedman gerne, denn seine Ansichten sind so erfrischend verrückt. Er glaubt, dass sich die USA derzeit im Mittleren Osten in einem heiligen Akt befinden, den er "das Bilden einer Nation" nennt.

      Und er glaubt, dass die USA dafür sogar noch mehr Geld ausgeben sollten. Eine Nation "billig zu bilden", wird seiner Ansicht nach nicht funktionieren. Woher er weiß, was das "Bilden einer Nation" kostet, bleibt offen. Ich habe noch nie eine Nation gesehen, die von Außenstehenden erfolgreich "gebildet" wurde. Ich versuche, nach Beispielen zu finden, aber ich kann kein einziges finden. Was kostete es, China, oder Frankreich, oder Kanada zu "bilden"? In jedem dieser Fälle haben das die entsprechenden Völker selbst erledigt ... und das war eine Entwicklung von vielen Jahren. Ein Land für jemand anderen "bilden" zu wollen, scheint mir eine danklose Aufgabe zu sein. Nebenbei, wenn es die Arbeit wert wäre – sollte man dann nicht einen Gewinn daraus erzielen, statt eines Verlustes?

      *** Ebenfalls in der New York Times lamentiert ein anderer Kolumnist, Paul Krugman, über "einen teuren Krieg", der immer teurer wird. Paul Bremer, amerikanischer Prokonsul für Mesopotamien, sagt, dass er nächstes Jahr "mehrere zehn Milliarden Dollar" an zusätzlicher Unterstützung brauchen wird, um die Wüstenstämme unter Kontrolle zu halten. Und jeder außer Donald Rumsfeld scheint zu denken, dass mehr Truppen notwendig sein werden.

      "Sogar die Regierung einer Supermacht", so Krugman, "kann nicht gleichzeitig die Steuern senken ( ...), alle Pensionäre mit kostenlosen Medikamenten versehen und einarmig dann gegen alle Börsen der Welt kämpfen – einarmig deshalb, weil sie sich ihren Verbündeten entfremdet hat. Angesichts der Höhe des amerikanischen Haushaltsdefizits ist es nicht klar, dass sich Amerika auch nur eins dieser Dinge leisten kann."


      Steuersenkungen – ein Allheilmittel?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Steuersenkungen lassen mehr Geld in den Taschen der Konsumenten. Aber woher kommt dieses Geld? In den USA hat niemand irgendwelches Geld gespart – weder Konsumenten noch Regierung. Vor und nach der Steuersenkung wurden 100 % der verfügbaren Mittel ausgegeben. Aber, was ist das? Trotz der Steuersenkungen steigen die Ausgaben der Regierung weiter. Irgendwie und plötzlich gibt jeder mehr Geld aus, als jeder jemals hatte. Wir sollten Alan Greenspan nach einer Erklärung fragen. Vielleicht könnte er das mit dem "Produktivitätswunder" begründen.

      Was derzeit passiert, ist natürlich, dass sich die USA mehr und mehr von den Ersparnissen der Welt leihen. Amerikas Verschuldung gegenüber dem Ausland erhöht sich jedes Jahr um ca. 5 % des Bruttoinlandsproduktes. Beim derzeitigen Tempo werden die USA dem Ausland im Jahr 2008 60 % ihres Bruttoinlandsproduktes schulden, so Richard Duncan. Gott segne sie.

      In China haben jetzt eine Viertel-Milliarde Menschen Mobilfunkgeräte. Sie nutzen sie, um ihre Dollar-Investments zu checken.

      In Japan scheint ein größerer Turnaround stattzufinden. Die Anleihenrenditen haben sich seit Mai fast verdreifacht. Sie stehen jetzt bei 1,47 %. Die Konsumentenpreise fallen zwar immer noch, aber nicht mehr stark. Die Aktien steigen ... das sieht wie die lang erwartete Erholung aus. Oder es ist nur eine weitere Schein-Erholung.


      Weiter, immer weiter und noch etwas weiter

      von Jochen Steffens

      Alle – wirklich alle wichtigen Widerstände der beobachteten Indizes sind nach oben gebrochen. Selbst der breit gefasste S&P 500 konnte aus seiner drei Monate andauernden Seitwärtsbewegung ausbrechen. Sollte sich dieser Bruch als nachhaltig herausstellen, dann hat die Rallye noch einiges Potential nach oben. Das Doppeltop im Dax hat sich damit nicht bestätigt.

      Durch diese Brüche entstanden neue charttechnischen Ziele: Der Nasdaq100 hat nun zunächst ein Kurspotential bis 1390 Punkte. Der Dow hat ein Potential bis 9750 Punkten und der Dax bis ca. 3720 Punkte. Am beachtlichsten ist das (theoretische) Kursziel des S&P 500. Der kann nun um die Spanne seiner Seitwärtsbewegung nach oben laufen, 55 Punkte, also bis 1070 Punkte. (Die Gefahr von einem "false Break" ist zwar gegeben, aber im Moment ist es noch zu früh um darüber zu spekulieren.)

      Sie werden sich sicherlich nun fragen, ob ich jetzt zum Bullen mutiert bin. Nein, natürlich nicht. Ich sehe noch keine wirklich harten Beweise für eine ausreichende konjunkturelle Erholung, ich sehe einige "weiche" Konjunkturdaten und viel Manipulation. Im Moment habe ich den Eindruck, viele sind aus dem Urlaub gekommen und sehen: Huch, die Börse ist ja gestiegen, da muss ich noch rein, und haben gekauft. Andererseits kriegen viele der Shorties kalte Füße und kaufen ihre Positionen zurück. Hauptsache die drei Monate dauernde nervige Seitwärtsbewegung hat ein Ende. Es passiert endlich etwas.

      Der Euro befindet sich auch wieder auf Talfahrt, ich warte immer noch auf die 1,05 Dollar. Der Euro könnte, aufgrund zyklischer Berechnungen, Ende September sein vorläufiges Tief ausbilden. Gold hält sich recht stabil.

      Eine Beobachtung, die ich gemacht habe, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Ich habe mir den langfristigen Monats-Chart des Dax angeschaut und gesehen, dass er seit 1978 stetig gestiegen ist und jeweils innerhalb von 5–6 Monate heftig konsolidierte. Zum Hoch im Jahre 2000 wurden dann die Konsolidierungen kürzer, zunächst vier Monate (1997) und dann nur noch drei Monate (1998). Das zeigte die zunehmende Dynamik in diesen Jahren an. Gleichzeitig ein Indiz der Überhitzung. Die oben genannten Konsolidierungen traten, wie allgemein bekannt, gerne in den Sommermonaten auf.

      Doch nun ist offenbar alles anders. Der Dax steigt vom Gesamtbild nicht mehr, er fällt seit März 2000. Und offenbar geht es nun genau andersrum. Er fällt viele Monate und konsolidiert dann kurze Zeit, in der es zu steigenden Kursen kommt. So war es zumindest im Oktober 2001 ca. 6–7 Monate dauerte die Konsolidierung, danach brach er wieder bis März 2003 ein und konsolidiert gerade wieder im sechsten Monat (offenbar dauert eine Konsolidierung nach oben ein bis zwei Monate länger).

      Wenn nun alles umgekehrt ist, warum ist es dann nicht naheliegend, dass es in den Sommermonaten zu steigenden Kursen kommt? Also alle alten Börsenregeln, wie zum Beispiel: "Sell in May and go away" "Verkaufe im Mai und verlasse die Börse", muss man nur einfach umdrehen. Frei nach dem Motto: Kaufe im Mai und werde reich oder verkaufe im Herbst und gehe in den Winterschlaf.

      Das würde dafür sprechen, dass es noch zu steigenden Kursen im September kommen wird und dann im Oktober die Kurse wieder wegbrechen. Vielleicht sind ja die Quartalsergebnisse der Firmen im dritten Quartal wieder nur mäßig besser. Ein Grund dafür könnte sein: Viele Firmen können ihre Sparmaßnahmen kaum noch ausweiten, sie sind sozusagen auf Anschlag. Nur hat bisher eine Rezession noch nicht dazu geführt, dass die großen Konkurrenten weniger geworden sind. Eher das Gegenteil: Der Konkurrenzkampf wird stetig größer.

      Dazu kommt die wachsende Konkurrenz aus China. Wenn ich mir anschaue, dass China seine Wechselkurse nicht anpassen will und damit Amerika sozusagen auf den Teller spukt. Ein möglicher Wirtschaftskrieg geht seinen ersten Schritt. Wird Amerika zu protektionistischen Maßnahmen greifen? Mit all den Folgen?

      Aber auch Japan kommt wieder ins Spiel. So hat Toyota die Marktführerschaft auf dem amerikanischen Auto-Markt erreicht. Wie lange kann die amerikanische Wirtschaft dem Druck von allen Seiten stand halten. Im Moment sehe ich kein Potential für neue Arbeitsplätze. Eher das Gegenteil. Der Konkurrenzkampf fordert höhere Produktivität und noch billigere Herstellungskosten. Das heißt gleichzeitig: noch mehr Stellenabbau.

      Immer mehr amerikanische Firmen werden unter diesem hohen Druck aufgeben müssen. Noch mehr Arbeitslose. Nur wer soll dann noch konsumieren? Das ist die alles entscheidenden Frage. Eine Konjunkturerholung ohne Arbeitsmarkt ist, so gerne das auch einige Analysten hätten, schier unmöglich.

      Aber Alan Greenspan stützt weiter. Mich verwundern diese seltsamen, plötzlich auftauchenden starken Käufe, die die Kurse in den letzten umsatzschwachen Wochen stützten und weiter nach oben trieben. Sind es Fonds, die ihre Shorts zurückkaufen müssen? Sind es die Pensionsfonds, die sich mit Aktien eindecken oder kauft die Fed Aktien, um die Börse zu stützen? Vielleicht alles zusammen? Ich weiß es nicht.

      Aber ich habe in einem Internetforum folgendes "Gebet" gefunden, dass ich Ihnen nicht vorenthalten will:

      "Alan unser, der du bist bei der FED, geheiligt werde dein Karma, deine Manipulation komme, deine Intervention geschehe, wie im Dow so auch im Nasdaq, unseren täglichen Upmove gib uns heute, und vergib uns unser Unwissen, wie auch wir vergeben anderen Unwissenden. Und führe uns nicht zum Gold! Sondern bringe uns zum Dollar, denn Dein ist die (Geld-)Pumpe und der open market und der Future in Ewigkeit Amen."

      P.S. Bill Bonner und Addison Wiggin halten sich derzeit in Bonn auf. Leider konnte ich an dem gestrigen Treffen nicht teilnehmen, da ich gestern doch noch ziemlich erkältet war. Heute geht es mir wesentlich besser. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen noch für Ihre guten Tipps und interessanten Erläuterungen danken.


      1. September 1939: Ausbruch des Zweiten Weltkriegs

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Addison Wiggin und ich sind derzeit in Deutschland, um uns mit unseren deutschen Kollegen vom Investor`s Daily zu treffen. Es war Zufall, dass wir gerade am 1. September nach Deutschland fuhren – genau 64 Jahre vorher hatte durch den deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begonnen.

      "Sag nichts über den Krieg", riet mir Addison. Aber dann kam das Thema einfach auf:

      "Alles sieht so neu aus, verglichen mit Paris", sagte Addison zum Taxifahrer, als wir durch Köln fuhren.

      "Ja ... die Stadt wurde im Krieg völlig zerstört, alles bis auf den Dom. Und auch der war ganz schön getroffen."

      An der Wall Street ist gestern nichts Besonderes passiert, deshalb bringe ich Ihnen die News von vor 64 Jahren:

      In dieser Woche im Jahr 1939 waren die Deutschen gerade dabei, Polen zu erobern. Wenig später würden die Russen dazu stoßen, um sich ihren Teil an der Beute zu sichern. Das war natürlich verrückt ... aber die ganze Welt schien in dieser Zeit verrückt zu sein. Mussolini war in Äthiopien eingefallen. Franco hatte eine Invasion in sein eigenes Land – Spanien – gestartet. Hitler hatte seine Ansprüche auf den deutschsprechenden Teil Europas bereits durchgesetzt, und jetzt begann sein Drang nach Osten. Der britische Faschistenführer Oswald Mosley streifte mit seiner Gang durch den Osten von London, und er sah komisch aus, mit seinen Schwarzhemden. Die Japaner waren auch auf dem Marsch ... hin Richtung Singapur und Bataan. Stalin, Hitler, Mussolini, Tojo ... jeder hatten seinen eigenen speziellen Unsinn. Aber Unsinn befand sich in den 1930ern in einem Bullenmarkt.

      Die Flüchtlinge strömten nach New York, und sie brachten Wörter mit, die auf "ismus" endeten: In der Kunst waren es Kubismus, Minimalismus, Dadaismus und abstracter Expressionismus. Auch in der Politik: Sozialismus, Kommunismus, Syndikalismus, Anarchismus, Nationalismus. Im Bereich der Philosophie brachten sie den Nihilismus mit, den Existenzialismus und Gott weiß was.

      Und bald waren diese "ismus"-Dinge auch in den USA verbreitet. Die amerikanischen Künstler, Architekten, Schriftsteller, Politiker und Philosophen nahmen diese Importe auf. In wenigen Jahren ersetzten hässliche stalinistische öffentliche Gebäude à là Bauhaus die alten neoklassischen Relikte ... die Künstler warfen Farbe auf ihre Leinwände ... und Roosevelt hatte aus Europa viele Dinge übernommen: Das Rentensystem, Lohnvorschriften, Privilegien für die Gewerkschaften, und eine ganze neue Bürokratie, die sich in jedes Detail des täglichen Lebens einmischte.

      Warum verschwendeten die Deutschen damals ihre Zeit und ihre Energie mit dem Marschieren in der Einöde von Weißrussland, wo sie doch ihre Zeit mit Bier in den Biergärten hätten verbringen können, z.B. Unter den Linden? Was stimmte nicht mit unseren Eltern und Großeltern? Was könnten sie sich gedacht haben? Es war alles verrückt.

      Gott sei Dank sind diese Tage vorbei. Wir sind alle soviel klüger geworden ... soviel schöner ... soviel besser informiert und wir benehmen uns besser. Jetzt wissen wir es besser, oder? Vielleicht hat sich die Spezies im letzten halben Jahrhundert in ein neues Tier weiterentwickelt. Vielleicht hat der Analyst Ed Yardeni doch Recht gehabt ... vielleicht befinden wir uns doch in einer "Neuen Ära", in der es einen neuen Menschen gibt ...

      ... aber vielleicht befinden wir uns auch einfach mittendrin in einem neuen Wahnsinn, und können das einfach nur nicht sehen?


      September historisch schlechter Börsenmonat

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Offensichtlich ist Aktienkaufen nicht nur in New York wieder angesagt; es ist eine weltweite Mode. Aber wie lange noch wird diese Mode anhalten? Wann wird das Aktienverkaufen der letzte Schrei werden? Die Aktien sind teuer, aber sie sind jetzt schon eine ganze Zeitlang teuer ... und sie steigen trotzdem. Nichtsdestotrotz sind teure Aktien besonders anfällig gegenüber Verkäufen, und besonders im Monat September.

      "Der Kalender ist schlecht für US-Aktien", so beobachten Bloomberg News geheimnisvoll. "Der September war für den S&P 500 im letzten halben Jahrhundert der schlechteste Monat, laut Ned Davis Research Inc."

      Natürlich ist der Monat Oktober der berüchtigtste Monat der Geschichte des US-Aktienmarktes. Die großen Crashs von 1929 und 1987 fanden beide im Oktober statt. 1987 brach der Dow Jones um 23 % ein – das war der größte Ein-Tages-Verlust, den es je gegeben hat. Aber dennoch ist der September statistisch gesehen ein schlechterer Monat, was die Performance der US-Aktien betrifft. Der Dow Jones ist seit 1952 in 30 von 51 Septembermonaten gefallen. Und im gesamten letzten Jahrhundert ist der Dow Jones im September durchschnittlich um 1,2 % gefallen.

      Trotz der Vorgeschichte des Monats September sind die Aktienmärkte mit bemerkenswertem Dampf in diesen Monat gestartet. Der S&P 500 und der Dow Jones sind jetzt 6 Monate in Folge gestiegen, und der Nasdaq hat sogar 7 Monate in Folge zugelegt. Der S&P 500 hat seit seinen Tiefs vom März heftige 26 % zugelegt. Dennoch bleibt dieser Index immer noch etwas unter dem Hoch, das er letzten Juni erreicht hatte.

      "Der Markt – gemessen am S&P 500 – hat sich seit dem Start der Gartenparty-Saison kaum bewegt", beobachtet Michael Santoli vom Barron`s Magazin, "Der Index bewegt sich seit Anfang Juni in einer engen Range von 6 % ... der S&P 500 berührte die Marke von 1.000 Punkten am 6. Juni ..."

      Mit anderen Worten: Der S&P 500 dreht sich im Kreis. Aber das ist nicht das schlimmste Szenario für den US-Aktienmarkt. Das könnte für die nächsten Monate sogar das BESTE Szenario sein. Denn ohne die heroische Performance von einigen Sub-Sektoren würde der S&P 500 insgesamt deutlich unter dem aktuellen Niveau notieren. Deshalb werden zusätzlich Indexgewinne zusätzliche heroische Akte erfordern.

      Bedenken Sie zum Beispiel, dass der Halbleiter-Sektor seit Jahresanfang um fast 60 % nach oben geschossen ist – das ist mehr als das Dreifache der Gewinne des S&P 500. Intel ist der größte Gewinner im Dow Jones in diesem Jahr, dank einem prickelnden Zuwachs von 84 %. Als Resultat dieses Anstiegs hat die Aktie jetzt ein KGV von 40, basierend auf den Gewinnen des laufenden Jahres. Natürlich könnten die Intel-Aktien noch weiter steigen – aber warum sollten sie?

      Über diese und viele andere gewichtige Fragen dachte ich gestern nach. Ich dachte über die wirtschaftlichen Trends nach, die sich in den USA ausbilden könnten – in einer Woche, in der die Arbeiter der Nation nach dem Feiertag "Labor Day" am Montag wieder ihre Arbeit aufgenommen haben. Und sie erhöhen das Bruttosozialprodukt, aus ihren Büros, Schulen, Kohleminen und Striptease-Bars.

      Werden diese Leute weiterhin mehr ausgeben, als sie verdienen? Und werden sie weiterhin zuviel für Aktien zahlen, und für Anleihen, deren Rendite zu niedrig ist? Oder werden sie sich von ihren Konsum- und Investmentgewohnheiten abwenden und beginnen, Dollarscheine und Goldmünzen unter ihren Matratzen zu deponieren?

      Die Antworten auf diese gewichtigen makroökonomischen Fragen kenne ich nicht. Glücklicherweise hält mich meine Ignoranz nicht davon ab, eine Meinung zu haben. Und meine Meinung ist es, dass der S&P 500, der Dollar und die US-Staatsanleihen alles Investments sind, die mehr Risiko als Chance bieten. Es ist auch meine Meinung, dass sich in den nächsten Monaten und Jahren der Goldpreis wahrscheinlich besser entwickeln wird als der S&P 500.

      Aber ich bemerke, dass Licht und Schatten nah beieinander liegen – denn auch am Aktienmarkt gibt es exzellente Investments, zwischen horrormäßigen Investments. Und ich bemühe mich – wie immer – möglichst viele der ersten und möglichst wenige der zweiten Kategorie zu finden ...


      USA: Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Bonn

      *** Ein bisschen Erholung. Letzte Woche sagte uns die Herald Tribune, dass die Amerikaner diesen Sommer weniger in Urlaub fuhren – weil sie entweder überarbeitet waren, nach Jobs suchten oder Angst hatten, dass sie ihren Job verlieren würden.

      Jetzt kommt eine weitere Enttäuschung.

      "Die amerikanischen Arbeiter fühlen sich gestresst und zittrig", so die gestrige Ausgabe der Herald Tribune, "weil in den USA weiterhin Monat für Monat Arbeitsplatzverluste registriert werden, und die Löhne steigen langsamer als die Inflationsrate."

      Was halten Sie davon? Der durchschnittliche amerikanische Arbeiter verliert reales Einkommen. Können Sie das glauben, liebe(r) Leser(in)? Während der Rezession wurde die durchschnittliche Person ärmer – ihre Vermögensgegenstände und ihr Einkommen schrumpften –, aber dies Person konsumierte weiterhin fleißig, dank dem Cocktail der niedrigen Zinsen, den die Fed von Alan Greenspan anbot. Jetzt befinden wir uns in einer wirtschaftlichen Erholung; alle Zeitungen sagen das. Aber das reale Einkommen des durchschnittlichen Amerikaners fällt immer noch!

      Frage: Was für eine "Erholung" ist das, in der die Leute weniger Geld verdienen?

      Antwort: Eine Schein-Erholung. Ein Betrug. Eine Scharlatanerholung.

      Frage: Können Sie uns mehr Details geben?

      Antwort: Ja. 2,7 Millionen Jobs sind abgebaut worden, seit vor 3 Jahren der Abschwung begann. Aber dieser Abschwung soll angeblich im November 2001 geendet haben. Seitdem sind aber 1 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Der durchschnittliche Arbeitslose braucht 19 Wochen, um einen neuen Job zu finden, länger als je zuvor in den letzten 20 Jahren. Und es gibt fast 2 Millionen Leute, die seit mehr als 26 Wochen arbeitslos sind – das sind dreimal so viel wie zum Zeitpunkt, als die Rezession angeblich endete. Frage: Haben die USA jemals so etwas erlebt?

      Antwort: Ja, während der Weltwirtschaftskrise.

      Frage: Also was ist der Grund?

      Antwort: Das ist das Ergebnis von Sünden; es ist das Ergebnis des von Nixon geschaffenen Systems des Dollarstandards. Kurz gesagt: Die Amerikaner hörten damals auf, zu sparen, und sie begannen, zu kaufen. Sie wurden zum "Mund der Welt", bereit, alles zu konsumieren, das die Welt produzierte. Aber man wird durchs Konsumieren allein nicht reich. Man wird durch Sparen reich. Natürlich fühlt man sich zunächst reich, wenn man vom Sparen zum Geld ausgeben wechselt – denn der Lebensstandard steigt zunächst. Aber irgendwann muss man das Geld, das man sich geliehen hat, zurückzahlen. Und das ist hart, denn die Geschäfte – denen reale Ersparnisse und Investitionen fehlen – sind nicht mehr wettbewerbsfähig; auch ihre Gewinne sind gefallen. Und sie können es sich nicht leisten, die Löhne zu erhöhen. Die durchschnittlichen Gewinne stagnieren nominal – und fallen real. Die Unternehmensgewinne als Anteil am Bruttoinlandsprodukt haben seit Beginn des Systems des Dollarstandards entweder stagniert – oder sie sind zurückgegangen.

      Frage: Wird es noch schlimmer werden?

      Antwort: Warten Sie einfach ab, bis der Dollar wieder fällt. Gemessen in Gold oder ausländischen Währungen werden die amerikanischen Löhne fallen. Andererseits ... wenn die Amerikaner ihre Ausgaben zurückschrauben und ihre Ersparnisse erhöhen werden ... dann werden sie vielleicht ein Comeback erleben, obwohl wir das vielleicht nicht mehr erleben werden. Verglichen mit dem Rest der Welt werden die Amerikaner vielleicht niemals wieder so reich sein.

      *** Kurz vor dem Erscheinen meines neuen Buchs lehne ich mich zurück und sehe mir die derzeitigen Spekulationsblasen an, die von unserem furchtlosen Führer, Alan Greenspan, geführt werden. Besonders auffällig ist die Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt. Aber es ist nicht so, als ob ich die nicht hätte kommen sehen ...

      Jimmy Rogers schreibt in der Einleitung zu meinem Buch: "Wie der Investor`s Daily demonstriert, sind die künstlich niedrigen Zinsen und die rapide Kreditexpansion, die auf Alan Greenspan und die Fed zurückzuführen sind, der Grund für die Spekulationsblase der späten 1990er bei den US-Aktien. Jetzt macht die Politik, die von der Fed verfolgt wird, die Spekulationsblase schlimmer. Sie wird von einer Spekulationsblase am Aktienmarkt zu einer Spekulationsblase beim Konsum und am Immobilienmarkt."

      "Und wenn diese Spekulationsblasen platzen, dann wird das schlimmer sein als das Platzen der Spekulationsblase am Aktienmarkt, denn es gibt mehr Leute, die etwas mit Konsum und Immobilien zu tun haben. Wenn alle diese Leute herausfinden, dass die Immobilienpreise nicht für immer steigen, und diese Leute haben hohe Kreditkartenschulden, dann wird es eine Menge wütender Leute geben."

      Letzten Juni hat sich die Rally am US-Anleihenmarkt umgekehrt, und die Hypothekenzinsen schossen gen Norden ... und sie führten zu einem Kaufrausch bei Häusern, bevor "es zu spät werden würde." Potenzielle Käufer werden sich weiterhin um Hypotheken bemühen – aber weniger werden sich jetzt dafür qualifizieren; und selbst wenn sie es tun, dann können sie sich mit dem gleichen Geld jetzt weniger Haus als vorher leisten. Die Glücklichen, die bereits ein Haus besitzen, werden herausfinden, dass der Marktwert ihres Hauses nicht mehr so exzellent aussieht ... und diejenigen, die zu flexiblen Zinssätzen finanziert haben, werden jetzt die Hitze spüren.

      In der Spekulationsblase scheint nicht mehr viel Platz für weitere heiße Luft zu sein. Addison schrieb dazu letztens – ähnlich wie Jimmy Rogers: "Der große Knall war noch nicht da. Aber wenn er passiert, dann wird es eine Menge wütender Leute geben."

      Wie groß kann diese Spekulationsblase noch werden? Ich weiß es nicht, liebe(r) Leser(in). Aber wir werden es herausfinden.


      Das letzte Hurra am Immobilienmarkt?

      von Steve Sjuggerud

      "Wir haben 1.000 Käufer für jede 10 Häuser, die wir verkaufen müssen. Wir haben bei jeder Angebotsaktualisierung haben wir die Preise um 15.000 Dollar erhöht, und in den letzten 30 Tagen ist niemand zu uns gekommen, der dann nicht ein Haus gekauft hat", so ein Immobilienmakler für niedrigpreisige neue Häuser in San Diego.

      "Die Leute kaufen wie verrückt." So ein Makler in der Gegend von San Francisco. "Es sieht so aus, als ob jeder, der kommt, ein ernsthafter Käufer ist. Das ist großartig!" Ein Makler in Austin.

      Das ist der stärkste Bullenmarkt für neue Häuser in den USA, seit es über diesen Markt Aufzeichnungen gibt. Und der überraschende Teil ist, dass er erst begonnen hat ... Vergleichen Sie die heutige Situation am US-Immobilienmarkt mit der Situation 1997 an den Aktienbörsen, und Sie werden das Investmentpotenzial verstehen.

      Wo wir gerade von einem Bullenmarkt reden. Laut den letzten Zahlen sind die Immobilienpreise in JEDER städtischen Gegend der USA in den letzten 12 Monaten gestiegen (Quelle: National Association of Realtors). Das sind 126 Märkte! Das ist das erste Mal seit Beginn der Aufzeichnungen in diesem Markt, dass so etwas passiert ist. Insgesamt sind die Immobilienpreise um durchschnittlich 7,4 % gestiegen, was historisch gesehen ein großer Anstieg ist – aber in fas einem Drittel der städtischen Gegenden des Landes gab es außergewöhnliche Gewinne im zweistelligen Prozentbereich.

      Wenn Sie Zahlen wie diese hören, dann könnten Sie denken, dass das Ende des Booms nahe sei. Ich kann Ihnen nicht vorwerfen, wenn Sie das denken. Allerdings, seien Sie vorsichtig, denn das ist es, was jeder denkt. Erst letzte Woche gab es im Money Magazine einen Artikel mit dem Titel "Das letzte Hurrah am Immobilienmarkt", in dem stand, "dass die schönsten Tage am Immobilienmarkt bald vorbei sein werden." Aber das ist dasselbe Magazin, dass auch in den letzten 3 1/2 Jahren den Kauf von Aktien empfohlen hat – Aktien, die in diesem Zeitraum 2/3 ihres Wertes verloren haben. Bis jetzt sind die Preise zum Teil deshalb gestiegen, weil das Angebot an neuen Häusern so niedrig wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen ist. Und wenn das Angebot an neuen Häusern knapp ist und die Nachfrage deutlich höher, dann beginnt ein Boom bei den Immobilienpreisen. Und wenn es ein Überangebot an neuen Häusern gibt, dann fallen die Preise. So einfach ist das.

      Basierend auf der derzeitigen Knappheit beim Angebot an neuen Häusern sieht es so aus, als ob die Immobilienpreise in den USA weiter steigen können. Aber die Knappheit hat auch eine andere Implikation: Amerika braucht mehr neue Häuser.

      Während die meisten Leute in den USA denken, dass die Immobilienpreise auf ein verrückt hohes Niveau gestiegen sind, ist die Wahrheit, dass die Leute, die heute in den USA Immobilien kaufen, überhaupt nicht verrückt sind. Denn ein Haus ist heute in den USA für den durchschnittlichen Amerikaner erschwinglicher als jemals zuvor seit den 1970ern. Hier ist der Grund:

      Die Leute fällen die Entscheidung, ein Haus zu kaufen, auf der Grundlage ihres Einkommens und der Hypothekenzahlungen. Und in den letzten Jahren haben der Anstieg der Einkommen und der Rückgang der Hypothekenzinsen den Anstieg der Immobilienpreise mehr als ausgeglichen. Die Leute, die den Immobilienmarkt derzeit negativ einschätzen, begründen ihre Einschätzung mit den ihrer Ansicht nach zwingend weiter steigenden Hypothekenzinsen. "Sobald die Hypothekenzinsen um einen weiteren vollen Prozentpunkt oder mehr steigen, wird das das Ende des Booms am Immobilienmarkt sein", sagen sie. Wirklich? Was sagen die amerikanischen Immobilienmakler dazu?

      "Der aktuelle Anstieg der Hypothekenzinsen hat die Leute nicht vom Kaufen abgehalten – im Gegenteil. Die Leute wollen jetzt Häuser kaufen, weil sie denken, dass die Zinssätze den Boden hinter sich haben und wieder steigen werden." – so ein Makler in Phoenix, Arizona.

      "Ich denke nicht, dass die höheren Zinsen einen Einfluss hatten. Es ist eine Tatsache, dass wir (in unserer Gegend) an diesem Wochenende 3 Häuser verkauft haben", so ein Makler in Orlando. Und eine große Baugesellschaft (die Häuser baut) sagte bei einer Pressekonferenz, dass die Auftragseingänge im Juli um 100 % über dem Vorjahreswert lagen. Soviel zur Theorie "höhere Zinsen werden den Boom beenden". Diese Gesellschaft hat alleine im Juli in Phoenix, Arizona 180 Häuser verkauft, nach 64 Häusern im Juli 2002. Und diesen Juli sind die Hypothekenzinsen um einen vollen Prozentpunkt gestiegen. Es kommt alles auf Angebot und Nachfrage zurück. Es gibt eine riesige Nachfrage, und das Angebot ist knapp. Angesichts eines so großen Ungleichgewichts brauchen die USA mehr Häuser. Wer wird diese außergewöhnliche Nachfrage erfüllen können? Die Baugesellschaften ... und diese werden in den nächsten Jahren dieses Prozesses außergewöhnliche Gewinne machen.


      Zahlen, Zahlen und noch mehr Zahlen

      von Jochen Steffens

      Zwei Nachrichten, zunächst unabhängig voneinander: "Dieses Jahr sind deutlich weniger Amerikaner in den Urlaub gefahren." "Der Konsum hat im Vorjahresvergleich zugelegt." Na, kein Wunder, wenn die Amis zu Hause sind, konsumieren sie mehr. Warum das so interessant ist? Es geht um das dritte Quartal. Werden die US-Unternehmen die relativ hoch gesteckten Erwartungen erfüllen?

      Genau das ist die entscheidende Frage. Erstere Nachricht wurde als Argumentation für die weiter anziehende Wirtschaft hergezogen. Die zweite Nachricht relativiert die erste wieder ein wenig. Es wird maßgeblich auf diesen September ankommen. Nach dem relativ gut ausgefallenen Beige Book, sah man gestern im späteren US-Handel Verkäufe in den startenden Anstieg, so dass dieser "abgewürgt" wurde. Positionieren sich die ersten Investoren auf ein schlechteres drittes Quartal? Es spricht einiges dafür.

      Von einer US-Branche wissen wir nun, dass ihre Schwierigkeiten zunehmen. Die US-Hersteller General Motors, Ford und auch Chrysler, haben trotz massiver Kaufanreize weniger Autos verkauft. General Motors bekommt nun von zwei Seiten Druck, vom Bereich Autoverkauf und vom Bankenbereich (siehe Ausführungen gestern). Da bin ich auf die nächsten Zahlen gespannt.

      Die rückläufigen Verkaufszahlen haben Auswirkungen: Chrysler steigt nun doch wieder in den Preiskampf ein. So sollen Kaufanreize und Preisnachlässe auf die Fahrzeuge des Modelljahres 2004 ausgeweitet werden. Kein Wunder, um 4,7 % war der Chrylserabsatz im Juli zurückgegangen. Sicherlich auch eine Folge davon, dass Chrysler versucht hatte, sich aus dem Preiskampf zurückzuziehen. Keine gute Nachrichten für die DaimlerChrysler Aktie. Chrysler wird den Gesamtkonzern weiter belasten. Ich frage mich, wo Mercedes stände, wenn er nicht Chrysler übernommen – Verzeihung – nicht mit Chrysler fusioniert hätte. Andere deutsche Autohersteller, insbesondere Porsche, konnten hingegen auf dem US-Markt zulegen.

      Auch aus Deutschland kamen weitere Konjunkturnachrichten: Der Auftragseingang der deutschen Industrie ist im Juli wieder rückläufig. Allerdings nur um 0,1 %. Damit bleibt die Nachfrage weiter auf niedrigem Niveau. Konjunkturerholung wir kommen! Heute zitiert sogar die FTD einen Analysten, der sagt, dass die harten Konjunkturdaten noch nicht die Umfrageergebnisse, z.B. ZWE-Index, Ifo-Index, untermauern. Aber Hoffnung ist schließlich genug da. Gut, etwas erfreulicher hat sich die Inlandsnachfrage mit einem Anstieg von 1,1 % entwickelt. Das ist sicherlich positiv zu bewerten.

      Wesentlich weniger erfreulich entwickelt sich die Auslandsnachfrage, diese sank um 1,5 %. Dazu passt, dass der teure Euro den deutschen Exporteuren besonders im Handel mit Amerika zu schaffen macht. Im ersten Halbjahr gingen die Exporte in die USA um 4,9 % zurück. Auch die Exporte nach Japan gingen zurück, um 4,7 %. Die Exporte in die mittel- und osteuropäischen Länder stiegen hingegen um 6 %. Auf das Halbjahr gesehen haben die Exporte insgesamt um 2 % zulegen können.

      Nach diesen vielen Zahlen kommen wir zu einer Null. Denn genau um den Wert wurden die Zinsen in Europa gesenkt. Etwas anderes war allerdings nicht erwartet worden, da die ersten Anzeichen einer Konjunkturerholung ein weitere Zinssenkung zurzeit unsinnig erscheinen lassen.


      US-Konjunkurdaten – schlechte Nachrichten vom Arbeitsmarkt

      von Jochen Steffens

      Oh, oh. Vielleicht erinnern Sie sich, ich hatte erwartet, dass sich einige Amerikaner erst nach der Urlaubszeit arbeitslos melden werden. So verwundert es nicht, dass in dieser Woche die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosigkeit auf 413.000 angestiegen ist. Der Wert liegt wieder deutlich über der 400.000er Marke.

      Damit ist Alan Greenspan in seinem Wettlauf mit der Konjunktur wieder etwas zurückgefallen. Allerdings bin ich auf die Arbeitslosenrate gespannt, die morgen veröffentlicht wird.

      Die Märkte können durchaus nach dieser Nachricht konsolidieren, das ist noch kein Zeichen für ein false Break im S&P . Erst wenn der S&P wieder deutlich in seine Range reinfällt, könnte man das in Erwägung ziehen.

      Um 16.00 Uhr wurde der ISM Service-Index für August 2003 veröffentlich. Wie erwartet fiel er besser als erwartet aus. Er notiert unverändert hoch bei 65,1 Punkten. Erwartet wurde er lediglich bei 62,0 Punkten. Aus meiner Sicht eine Stabilisierung auf hohem Niveau, jedoch diesmal kein Anstieg.

      Zur gleichen Zeit wurden die Daten zu den US-Industrieaufträgen veröffentlicht. Diese sind wieder gestiegen, jedoch nur um 1,6 % auf 329,4 Mrd. Dollar, nach einem Anstieg von 1,9 % im Juni. Es wurde jedoch nur ein wesentlich geringerer Anstieg von 0,8 bis 1,0 % erwartet. Die Neuaufträge bei relativ kurzlebigen Konsumgütern – mit einer Nutzungszeit von üblicherweise weniger als drei Jahren – stiegen um 2,4 %. Die Bestellungen langlebiger Güter wie Autos oder Kühlschränke kletterten dagegen nur um 1,0 %.

      Diese Zahl weist zumindest weiterhin auf eine leichte Belebung des Konsums hin. Insgesamt sind jedoch die Arbeitsmarktdaten die relevanteren Zahlen. Die anderen Konjunkturdaten müssten schon eine dramatische Verbesserung aufzeigen, um die schlechten Arbeitsmarktdaten auszugleichen. Doch warten wir die Arbeitslosenquote morgen ab, diese Zahl wird Zünglein an der Waage sein.


      Hitlers Generäle und die Investoren der Gegenwart

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Den Beweisen nach könnten wir beide falsch liegen. Die "Fakten" sprechen für keinen von uns. Die Produktion wächst so schnell wie nie in den letzten 8 Monaten. Die Arbeitsplatzverluste verlangsamen sich zumindest. Die Häuser werden zu so hohen Preisen wie nie verkauft ... und die Neubauten von Häusern stehen auf einem 17-Jahreshoch. Fast alle Analysten und TV-Kommentatoren würden gegen mich aussagen. Gute Zeiten voraus, sagen sie.

      Auf der anderen Seite hat auch die Zahl der Pleiten einen neuen Rekordwert erreicht, 9,7 % Plus in den letzten 12 Monaten. Die Schuldenquote der privaten Haushalte steht auf einem Allzeithoch ... und das Handelsbilanz- und Haushaltsdefizit der USA ist nicht mehr nur grotesk, sondern komplett absurd.

      Ich würde meinen Freund John Mauldin als Zeugen für mich sprechen lassen. Seine Einschätzung? Die US-Wirtschaft ist in einer "Durchwurschtel"-Phase. John ist ein größerer Pessimist als ich; aber irgendwie glaubt er, dass das mit dem Durchwurschteln klappen wird.

      Ich will mich nicht mit John darüber streiten. Aber ich habe meine eigene Ansicht: Dinge können sich "durchwurschteln" ... bis sie dann, in einem klärenden Moment, mit dem Durchwurschteln aufhören.

      So einen Moment muss es auch für Hitlers Generäle gegeben haben. In den Steppen der Ukraine oder in den Trümmern von Stalingrad ... irgendwann 1942 ... muss es sie getroffen haben wie ein Teil eines Schrapnells: Sie konnten sich an der Ostfront nicht durchwurschteln. Sie waren weit von zu Hause entfernt. Ihnen fehlten Truppen. Sie hatten zu wenig Panzer und Munition. Ihnen fehlte Nachschub, und Flugzeuge. Und das fürchterliche Wetter war gegen sie ... Hitlers Inkompetenz ... und die weite Sowjetunion erwachte aus ihrem dummen Schlaf.

      Sie konnten sich überhaupt nicht durchwurschteln. Irgendwann müssen die Illusionen geplatzt sein. Plötzlich müssen sie nach draußen gesehen haben und klar gemerkt haben: Die Kampagne war hoffnungslos und schwachsinnig. Sie würden sich zurückziehen, wenn sie Glück hätten, oder sterben, wenn sie keins hätten ... und dann, was? Selbst wenn sie sich sicher hinter die Oder zurückziehen könnten ... wie könnten sie dann die Barbaren aufhalten?

      Dieser Moment des Klarsehens steht den Investoren noch bevor – der Moment, wenn die Leute realisieren, dass die US-Wirtschaft sich nicht einfach durch den Kollaps des Systems des Dollarstandards hindurchwurschteln kann. Wie weit dieser Moment noch entfernt ist, weiß ich nicht. Aber "nicht zu weit", würde ich schätzen.

      Während die Aktien, die Anleihen und der Dollar mir sagen, dass ich falsch liege, steht das Gold hinter mir. Das gelbe Metall selbst sagt zwar nichts, aber sein Preis schreit; er ist seit dem Beginn des Bärenmarktes an der Wall Street um rund 40 % gestiegen, und zusammen mit dem Dollar ist er in den letzten Wochen weiter gestiegen, und steht jetzt kurz vor seinem Topp vom letzten Februar. Selbst jetzt kostet es noch 26 Feinunzen Gold, um alle 30 im Dow Jones enthaltenen Aktien kaufen zu können. Normalerweise und bald auch wieder – so meine Einschätzung – wird das nur 5 bis 6 Unzen kosten.

      Gold befindet sich in einem Bullenmarkt, weil eine wachsende Zahl von Investoren aus dem Fenster sieht und die Katastrophe kommen sieht. Deflation, Arbeitslosigkeit, Bärenmärkte, Pleiten – das ist alles da draußen ...

      Aber hier ist Eric mit den letzten News:


      Hochgesteckte Erwartungen müssen erfüllt werden

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Gestern hatte ich darauf hingewiesen, dass der September für Aktien die schlechteste 30-Tages-Spanne des gregorianischen Kalenders ist. Aber der September begann für die Aktienkurse exzellent. Und selbst wenn der September schlecht werden würde: "Der Dow Jones hat seit Jahresbeginn 13 % zugelegt, der Nasdaq rund 35 % und der S&P 500 etwa 15 %", so Bloomberg News.

      Der September hat begonnen, aber die Investoren weigern sich, vor dem angeblich "gefährlichen September" Angst zu haben. Im Gegenteil – die meisten haben ihre Liebe mit den Aktien erneuert. Sie wollen jeden Tag mit Aktien kuscheln ... und jeden Monat ... und in jedem Land. Laut Bloomberg haben alle 62 größeren Aktienindizes der Welt seit Jahresbeginn zugelegt.

      Währenddessen stoßen die Investoren ihre Anleihen ab, so wie Monate alte Bananen. Die amerikanischen, japanischen und europäischen Staatsanleihen sind in den letzten Tagen gefallen – offensichtlich wegen Anzeichen dafür, dass sich die Weltwirtschaft erholt. Besonders der Markt für US-Staatsanleihen leidet unter einer besonders harten Behandlung: Die Rendite der 10jährigen Anleihen ist innerhalb weniger Tage von 4,46 % auf 4,60 % gestiegen.

      Steigende Zinsen sind für die "Super-Verleiher" der Nation, die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac, gar nicht gut. Aber man braucht gar nicht erst versuchen, das den Analysten von Merrill Lynch oder den Investoren, die auch gestern wieder deren Aktien kauften, zu sagen.

      Merrill Lynch hat das Rating für diese beiden Hypothekenbanken von "Neutral" auf "Kaufen" erhöht, basierend auf der Begründung, dass "die Bodenbildung abgeschlossen ist". Unglaublich – die hoffnungsvollen Kommentare von Merrill Lynch zu Fannie Mae haben dazu geführt, dass die Aktie am Dienstag um fast 5 % nach oben schoss. Und das an einem Tag, an dem die Zinsen auf ein neues Jahreshoch gestiegen sind. Offensichtlich ist ein euphorischer Investor kein kritischer Investor. Allerdings sind es die euphorischen Investoren, die in verrückten Marktphasen reich werden, während die kritischen Investoren nur zusehen.

      Die Tatsache, dass die Zinsen steigen, ist kaum eine Überraschung. Die Besetzung des Irak ist für die amerikanische Nation zu einer jährlichen Steuer von 100 Mrd. Dollar geworden. Dabei explodiert das Haushaltsdefizit schon ohne diese zusätzliche Belastung, die Fed hat "Erfolg" mit ihrer Wiederbelebung der Inflation und die Wirtschaft zeigte Lebenszeichen.

      Hoffnungsvolle News von der volkswirtschaftlichen News tröpfeln herein, so wie der ISM-Index, der im August auf 54,7 % gestiegen ist, nach 51,8 % im Juli. Und die Zahl der geplanten Entlassungen ist im August um 6 % gegenüber dem Niveau vom Juli zurückgegangen (Quelle: Challenger, Gray & Christmas). Das war auch der vierte Monat in Folge, in dem die Zahl der angekündigten Entlassungen unter 100.000 lag. Ein Trend, den man seit dem Jahr 2000 nicht mehr gesehen hatte.

      Deshalb rufe ich jetzt ein "Hipp Hipp Hurrah!" aus für die Wirtschaft, denn sie stampft voraus, wie eine Herde Schildkröten. Aber das ist die eine Seite – dem Aktienmarkt hingegen sollte ich vielleicht nicht applaudieren. Wenn das durchschnittliche KGV schon bei 20 liegt, dann scheint der Aktienmarkt großartige Dinge bereits vorwegzunehmen. Vielleicht sogar kleine wirtschaftliche Wunder.

      Aber vielleicht wird die Wirtschaft die hochgesteckten Erwartungen ja erfüllen.


      Alle Schlagzeilen im Finanzsektor auf Richard Nixon zurückzuführen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      *** Einige Zahlen sind revidiert worden. Vor kurzem hieß es noch, dass die USA für 67 % des weltweiten Wirtschaftswachstums zwischen 1995 und 2000 verantwortlich waren. Jetzt sollen es 96 % sein. Das kann zwei Dinge bedeuten. Entweder waren die USA in diesem Zeitraum wirklich für fast das gesamte weltweite Wirtschaftswachstum verantwortlich ... oder der Dollar hat die wirklichen Relationen verzerrt. Wenn der Dollar nur noch 50 Cent wert wäre, dann wäre auch das US-Bruttoinlandsprodukt nur noch halb so hoch.

      *** Der Dollar ist weiter gestiegen. Für 1,08 Dollar erhält man jetzt einen Euro. Das sieht wie ein guter Trade aus. Später wird es wahrscheinlich 1,50 Dollar oder mehr kosten, einen Euro zu kaufen.

      *** Wer findet in den USA derzeit Arbeit? Eine Zeitung aus Cleveland sagt uns, dass besonders unter den Leuten, die 55 und älter sind, die Beschäftigung zunimmt. Warum? Nun, wahrscheinlich weil diese Leute verlässlich und günstig sind ... und wegen der niedrigen Zinsen können diese Leute noch nicht von ihren Ersparnissen leben.

      *** "Kalifornische Weinbauern unter einer Wolke", so eine Schlagzeile in der Financial Times vom Dienstag.

      Wie Sie wissen, liebe(r) Leser(in), führe ich jede Schlagzeile im Finanzsektor auf Richard Nixon zurück. An jedem Ort eines finanziellen Verbrechens suche ich nach seinen Fingerabdrücken. Es ist überraschend, wie oft ich fündig werde.

      Selbst die kalifornischen Weinbauern sind von den Auswirkungen von Nixons Entscheidung im Jahr 1971 betroffen. Sie wissen: Damals hatte Nixon die Bindung des Dollars an das Gold aufgegeben und damit den Dollarstandard eingeführt. Damals begann eine Konsumwelle, die bis heute anhält. Das Geld und die Kredite, die aus den USA explodierten, setzten die Märkte fast überall unter Feuer – und besonders im Fernen Osten. Dann reinvestierten die Ausländer – mit Billio
      Avatar
      schrieb am 09.09.03 22:42:35
      Beitrag Nr. 3.781 ()
      Ich hab` noch ein ein kleines Schmankerl für euch..........;)


      Hier könnt ihr den Xetra-Dax30 auf Monatsbasis sehen.

      Unten, das ist der sogenannte "Walter_Bressert-Dobblestochastic"-Indikator. Wie ihr seht, kann er recht zuverlässig "Tops" und "Bottoms" aufzeigen. Jetzt -wie man sieht, bilden wir gerade ein Top.....................................der Bottom ist also nur noch eine Frage der Zeit. :D:laugh:












      Schöne Grüße ;)
      Harry
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 13:13:23
      Beitrag Nr. 3.782 ()
      Und plötzlich ist alles aus


      Albtraum Pleite: Die Zahl der Insolvenzen steigt immer weiter. Doch hinter den Statistiken lauern tausende Einzelschicksale. Ein Unternehmer erzählt

      von Manfred Fischer

      Die Lehderstraße in Berlin-Weißensee, im alten Osten der Stadt. Der Verfall schreit aus jedem Mauerloch. Eine blaue Matratze liegt auf dem Gehweg, lustlos wühlen Straßenarbeiter in der Erde. Erstes Herbstlaub nach dem heißen Sommer weht über das rissige Pflaster.

      In der Lehderstraße Nummer 24 finden sich die Reste der Eugen Kessler Metallbau GmbH, gegründet 1935, seit Ende August 2003 in Konkurs. Zum Schluss hatte sie noch 35 Beschäftigte. Die gehen jetzt in Rente oder sind arbeitslos. Inhaber Nicolas Becker, Enkel des Gründers, geht durch die denkmalgeschützten, nun aber menschenleeren Hallen. "Die Maschine dort hat noch meinem Großvater gehört", sagt er und zeigt auf ein betagtes Eisenteil. Wenn er Zeit hat, will er das Museumsstück polieren und ins Wohnzimmer stellen - zur Erinnerung.

      Die Eugen Kessler Metallbau GmbH baute einst Türen, Fenster und Fassaden aus Stahl und Aluminium. Spezialität waren die gläsernen Aufzüge. "Wir haben in der ganzen Stadt große Projekte gehabt", sagt Becker. Die Belgische Botschaft gehörte dazu und die Rosenhöfe in Berlin-Mitte, die dem Unternehmen zuletzt das Genick gebrochen haben.
      Verschleppte Zahlungseingänge bei gleichzeitig weiterlaufenden Kosten - ein altes Lied.

      Ein schwacher Trost für Nicolas Becker. Sein Tagwerk besteht nun nicht mehr aus Planen und Bauen, sondern aus einem Leidensweg zwischen Konkursverwalter, Banken und dem Verwerter, der verkauft, was sich angesammelt hat in 68 Jahren Unternehmensgeschichte.

      Zwischendurch bemüht sich Becker um neue Aufträge, denn der Betrieb soll auch in der Liquidation weiterlaufen. Außerdem hat er noch die Staatsanwaltschaft am Hals. Die will ihn belangen, weil er in den Monaten vor dem Konkurs keine Sozialversicherungsbeiträge für seine Leute mehr bezahlt hat. "Das ist Veruntreuung", sagt er, "und wird routinemäßig verfolgt." Allerdings sind die Beträge inzwischen nachgezahlt. Schließlich versucht er noch, sich mit den Banken wenigstens so weit zu einigen, persönlich keinen Offenbarungseid leisten zu müssen. Das würde den Neuanfang schwieriger machen.

      Denn selbstständig will er bleiben, irgendwie. "Ich hatte Angebote aus der Industrie", sagt er, "aber unter einem Chef arbeiten? Ich weiß nicht, ob ich das noch kann." Zur Not will er Schlangen züchten. In zwei Wochen fliegt er in die USA zu einem Freund, der von diesem Geschäft etwas verstehen soll.

      Mit seinem Konkurs befindet sich Becker in guter Gesellschaft. Bundesweit haben Pleiten Hochkonjunktur: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres mussten in Deutschland 19 200 Unternehmen Insolvenz anmelden. Allein in Berlin gab es von Anfang Januar bis Ende Juni 2700 Insolvenzanträge, 50 Prozent mehr als in der gleichen Vorjahreszeit.

      Ein Ende der Pleitenwelle ist nicht in Sicht: "Es wird wahrscheinlich noch gut zwölf bis 24 Monate dauern, ehe die erwartete Belebung der deutschen Wirtschaft sich positiv auf die Zahl der Insolvenzen auswirkt", sagt Roland Pruss von der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers.

      Für Becker und sein Unternehmen kommt jeder Aufschwung zu spät. Er steht nach 13 Jahren Marktwirtschaft vor den Trümmern seiner Existenz. Nicht zum ersten Mal haben andere das Sagen in seinem Unternehmen. Der Betrieb war nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Gründung der DDR verstaatlicht worden. Als Volkseigener Betrieb - VEB Leichtmetallbau - überstand die Produktionsstätte in historischen Hallen aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende die Jahre des Sozialismus.

      Schon 1990, die Wende war kaum geschafft, kam die Reprivatisierung und, am 1. 1. 1991, der Erbe Becker aus West-Berlin. Der Boom beim Bau in Berlin, wacker auf Pump finanziert, begann. "Wir haben eine Zeit lang ganz gut verdient", erinnert sich der Chef. Als es dann abwärts ging mit Auftragslage und Beschäftigung, konnte er seine teils noch aus DDR-Zeiten stammenden Fachkräfte nicht so schnell loswerden, wie die Einnahmen sanken. Ohne Arbeitsgerichtsprozess räumt niemand einen Arbeitsplatz, der sein letzter sein könnte.

      Ein Großauftrag wurde Becker und seinem Unternehmen schließlich zum Verhängnis. Zuletzt fehlten zum Weitermachen 53 000 Euro, die Rosenhof-Architekt Hinrich Baller, eine Berliner Institution und ein äußert kreativer Schöpfer verspielter, also teurer, Bauwerke, nicht zahlen will. Die Rosenhöfe sind ein historischer Gebäudekomplex neben den Hackeschen Höfen; sie beherbergen teure Läden, exklusive Restaurants und Dienstleistungen mit Schickimicki-Qualität. Die anspruchsvolle Architektur hatte immer neue Schwierigkeiten bei der Abnahme des Bauwerks zur Folge, was so gut wie zwangsläufig eine Zahlungsunlust seitens des Bauherrn zur Folge hat. Die Banken sperren dann ebenso sicher die Kreditlinien. Die Pleite ist da.

      Wenigstens hält sich Metallbauer Becker die Chance für einen Neubeginn offen. Zusammen mit zwei seiner einstigen Mitarbeiter will er eine neue Gesellschaft gründen, die Metallbau Kessler GmbH, und mit einer Hand voll seiner Leute weitermachen. Die Gespräche darüber mit dem Kursverwalter dauern an. Möglicherweise gibt es neues Leben nach der Pleite.

      Artikel erschienen am 14. Sep 2003

      http://www.wams.de/data/2003/09/14/168128.html
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 13:17:19
      Beitrag Nr. 3.783 ()
      Pleiten, Pech, Privatleute

      Es hat noch nie so viele Insolvenzen von Privatleuten, Selbstständigen und Kleinbetrieben gegeben wie im 1. Halbjahr 2003. 32.060 private Insolvenzanträge gingen nach Angaben der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel vom Donnerstag in den ersten sechs Monaten bei den Gerichten ein, 50,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit habe die Zahl der privaten Pleiten schon jetzt rund zwei Drittel der Zahl von 2002 (43.700) erreicht. Für das Gesamtjahr prognostiziert Bürgel mehr als 60.000 Privatinsolvenzen. Als Gründe für den Anstieg wurden Neuerungen im Insolvenzrecht und die hohe Arbeitslosigkeit angeführt.

      Rund zehn Prozent aller deutschen Haushalte seien nicht in der Lage, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. "Viele Schuldner überblicken kaum mehr ihren finanziellen Spielraum", sagte Bürgel-Direktor Johan Zevenhuizen. Ratenzahlungen für Konsumartikel, Autos, Wohnungen und "sogar Reisen" überhäuften sich. Überschuldete Haushalte stünden durchschnittlich bei sieben Gläubigern in der Kreide. "Die Privatinsolvenz ist für viele nicht nur die Rettung aus der Schuldenfalle, sondern vor allem für das Kleingewerbe auch die Chance auf einen neuen schuldenfreien Anfang", erläuterte Zevenhuizen. Die Gläubiger gingen meistens jedoch leer aus.

      In den anderen Bundesländern lag der Zuwachs zwischen 8,7 Prozent in Brandenburg und 82 Prozent in Nordrhein-Westfalen. Schleswig-Holstein legte um ein Viertel auf 1425 Fälle zu. Als einziges Bundesland verzeichnete Sachsen-Anhalt einen Rückgang von rund 5,8 Prozent auf 1112 Fälle. Als mögliche Erklärung für die auch vergleichsweise moderaten Zuwächse in Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern (plus 12,3 Prozent) führte Bürgel an, dass Verbraucher in Ostdeutschland auf Grund der wirtschaftlichen Situation und "Schuldenerfahrung in der Vergangenheit" etwas vorsichtiger mit Kreditaufnahmen und Ratenverträgen umgingen.

      http://www.stern.de/wirtschaft/geld/meldungen/index.html?id=…
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 13:42:54
      Beitrag Nr. 3.784 ()
      Diskusion zu: Kann ein Staat Pleite gehen

      * Re: Selbstverständlich! Alle werden pleite gehen

      Antworten von Paul C. Martin sind mit * gekennzeichnet

      >Entschuldigt meine Ignoranz, aber ist es möglich, dass ein kapitalistischer Staat pleite geht?

      *Ja. Zuletzt Argentinien. Pleite in etwas, das er selbst nicht fabrizieren kann. ARG kann keine Dollar drucken.

      >Er könnte sich ja immer neu verschulden,

      *Bei wem?

      *Bei Banken und Publikum bedeutet: immer höheres Abgeld bei Neuemissionen.

      *Bei ZB: Die nimmt die Titel herein, siehe Hyperinflation, reichlichst gepostet, sehr schön auch die 1923er Nummer (Sammlung).

      *Geht heute in der Euro-Zone nicht mehr, da die Titel immer erst über den Markt müssen, bevor sie die ZB aufnehmen kann. Da die Titel nur zum Kurswert von der ZB genommen werden, bedeutet Obiges: Die ZB kann selbst immer weniger Summen rausrücken. Ein 1000er Titel, der im Markt nur noch 100 steht, bringt ex ZB eben nicht 1000, sondern nur noch 100. Staat muss aber 1000 zurückgeben.

      *Bankrott mit absoluter Sicherheit vorprogrammiert.

      *Siehe dazu auch die Postings über die Bankrottformeln.

      >aber dann ist doch bald kein Geld mehr da,

      *Die ZB rückt immer weniger heraus, da sie die Pfänder (Staatstitel) nicht zum Nennwert, sondern nur zum Kurswert "beleiht" (= ZB-Geld dafür rausrückt).

      >d.h. der Staat muss mehr Geld drucken

      *Das Geld druckt die Druckerei. Dann geht es als wertloses Papier in die ZB - und dann?

      >und eine starke Inflation entsteht und folglich ein Chaos.

      *Um die zu erreichen: entweder Staat kann sich Geld bei der ZB direkt abholen (verboten, kann aber geändert werden, siehe Maastrichter Verträge). Oder irgendwer verschenkt Geld (Hubschrauberlösung). Oder: ZB kauft selbst Bananen und Boxerhosen.

      >Ist das so richtig gedacht?

      *Nein.

      *Gruß!

      >Wenn der Staat pleite ist dann druckt er nicht mehr Geld sondern er druckt neues Geld.
      >Wenn er dann gnädig ist, darfst du dein altes Geld zu einem sensationell günstigem Kurs, 1:100 z.B, umtauschen oder es wird zwangsumgetauscht.

      *Sehr schön, dann sind auch alle Preise und Löhne 1:100 umgestellt. Siehe Währungsreform 1948.

      >Dann müssen natürlich auch alle schauen, die bisher irgend wo Schwarzgeld gebunkert haben, wie sie damit klar kommen.

      *Die tauschen leidenschaftslos 100 Euro in 1 Euro und kaufen sich die Jeans, die bisher 100 kostete, dann für 1.

      >Die Unruhen, die Widerstände, dien bewaffneten Gegenkräfte, die revolutionsähnlichen Zustände zu unterdrücken, dafür hat ein Staat dann üblicherweise seine Sicherheitsorgane (Polizei, Armee, Grenzschutz, Geheimdienste.....)

      *In der Inflation gibt`s keine Unruhen (Hayek). Die Leute haben genug damit zu tun, rasch zu kaufen (Schnellkauf-Mythos).

      >Ob es ihm gelingt das ganze halbwegs friedlich abzuwickeln, daß ist eine ganz andere Frage, zumal der Staatabankrott eines Staates oft andere Staaten mit in den Strudel hineinzieht.

      *Staatsbenkrott tut weh. Weil die Forderungen gegen den Staat (!) sich in Schall und Rauch auflösen.

      >Angenommen, in höchster Not, wenn die deutsche Rgierung oder Japan oder... sofort ihre amerikanischen Staatsanleihen auf dem Markt verscherbeln will, also die USA auffordert sofort das Geld herauszurücken, was dann passiert weiß ich auch nicht.

      *Ganz einfach: Fed nimmt die Papiere auf und schickt Greenbacks. Einziges Problem: Papiere müssen erst am Kapitalmarkt angeboten werden = Kurse runter = Zinsen rauf = Crash der Finanztitel.

      *Außerdem halten nicht die Staat die Titel, sondern die ZBs. Die deutsche Regierung hat nicht einen einzigen Dollartitel! Die japanische auch nicht.

      >Vielleicht sollte man sich für dieses Zenario schon einmal eine Zyankalikapsel bereit legen.

      *Ach was. Kauf Dir lieber das nächste Magazin für die Kala von dem Geld.

      *Gruß!

      http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/218899.htm
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 13:54:51
      Beitrag Nr. 3.785 ()
      Warum die Deflation nur "überwintert"

      Die Mär vom Abbau der Unternehmensschulden – Warum die Deflation nur überwintert, um später um so munterer wieder aufzukeimen

      Eines der Argumente, die nicht nur die Haussiers an der Wall Street, sondern auch jene gerne anführen, die in abnehmendem Schuldendruck eine Normalisierung der monetären Verhältnisse rund um den amerikanischen Dollar sehen, sind die „Reparaturarbeiten“ der US-Unternehmen an ihren Bilanzen. Reparaturen stehen für Schuldenabbau.

      Dieses Argument klingt angesichts der Pein, die das schwache Wirtschaftswachstum und der Verlust an „pricing power“ den Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit zugefügt haben, logisch, bestechend und für die Zukunft verheißungsvoll.

      Doch dieses Argument ist ein Mythos. James Montier, einer der Londoner Strategen von Dresdner Kleinwort Wasserstein legt dies jetzt in einer ausführlichen Analyse dar. Er weist nach, dass die Netto-Verschuldung jener im Standard & Poor’s 500 Index (S&P 500) enthaltenen US-Unternehmen, die nicht dem Finanzsektor zuzurechnen sind, im zweiten Quartal 2003 gegenüber dem ersten um fast 3 Prozent gestiegen ist.

      Mehr noch: Die Nettoverschuldung der Unternehmen habe am Ende des zweiten Quartals um nicht weniger als 23 Prozent über dem Niveau gelegen, das während des Höhepunkts der spekulativen Blase zu verzeichnen gewesen sei, erklärt Montier.

      Für bemerkenswert hält er, dass sich die höhere Verschuldung über alle Sektoren des S&P 500 erstreckt. Auf nur 50 Unternehmen konzentrierten sich 90 Prozent der höheren Verschuldung, allen voran General Electric.

      James Montier wirft unter anderem die Frage auf, warum eine so große Zahl bedeutender US-Unternehmen ihre Verschuldung gesteigert hat. Für ihn lautet die einleuchtendste Erklärung, dass die Verantwortlichen eine zyklische Erholung der Wirtschaft in den USA ganz schlicht mit einer strukturellen verwechselt haben könnten. Die führenden Manager seien notorisch massiv überoptimistisch. Sie erhöhten die Verschuldung im Zuge eines Aufschwungs, nur um dann beim nächsten Abschwung um so heftiger mit den Konsequenzen der höheren Schulden kämpfen zu müssen.

      Die Montiers Studie kommt uns gerade zur rechten Zeit, um wieder einmal an Folgendes zu erinnern: Die Schulden des Privatsektors vor allem in den USA sind der bedeutendste Einzelfaktor für das Fortbestehen der Deflationsgefahren.

      Das gegenwärtige Gerede über das Ende der Deflationsgefahren und über die Zunahme der langfristigen Inflationsrisiken ist nur Augenwischerei. Die Verschuldung des Privatsektors, also der Unternehmen und der privaten Haushalte, muss drastisch abgebaut werden, bevor Hoffnung auf einen wirklich soliden Wiederaufschwung der Weltwirtschaft aufkommen kann.

      Was derzeit für Optimismus sorgt, ist eine kleine, zeitlich begrenzte Konjunkturerholung, wie sie in Japan während der vergangenen 13 Jahre immer wieder einmal auftrat. Diese Erholung unterbricht den Prozess des forcierten Schuldenabbaus nur.

      Der nächste Abschwung wird noch schmerzhafter. Ob es der letzte Teil des Abstiegs ins Tal der Tränen sein wird, weiß niemand zu sagen. Der Boden dieses Tals entzieht sich nämlich noch dem Blick. Aber es spricht einiges dafür, dass ihn große Teile der Karawane wegen der erlittenen Auszehrungen gar nicht mehr erreichen.

      Ein gewichtiges Indiz dafür ist, dass den Moribunden niemand mehr helfen kann, weil die Medizin ausgegangen ist oder nicht mehr wirkt. Ersteres steht für die exzessive Staatsverschuldung, die keine Steigerung mehr zulässt, Letzteres für die am Ende angelangten herkömmlichen Optionen der Geldpolitik.


      Arnd Hildebrandt

      http://www.taurosweb.de/index.php?id=02038
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 14:14:25
      Beitrag Nr. 3.786 ()
      Ausbildung: Die Lehrstellenlüge

      Am vergangenen Samstag hätte es Wolfgang Clement fast wieder geschafft. Mit der rechten Hand in der Sakkotasche und vorgestrecktem Kinn wiederholte er vor 100 Unternehmern in der Stadthalle Rostock das Versprechen der Bundesregierung, "dass jeder Jugendliche, der ausgebildet werden will, auch einen Ausbildungsplatz erhält". Dann warnte er vor den "Horrorzahlen", die über den Lehrstellenmangel kursierten, um schließlich bei seiner Sicht zu landen, wonach dieses Jahr am Ende nur "zwischen 20.000 und 40.000 Lehrstellen fehlen". Eine Summe, die man noch schaffen könne... wenn alle sich anstrengen... usw.

      Die Herren im Saal schienen kurz davor, einzunicken, als eine Hand voll Jugendlicher die Bühne stürmte. Linda Schütz, 23, die derzeit von einem Minijob lebt, stellte sich hinter Clement und forderte, "diese Heucheleien der Politik" nicht mehr hinzunehmen. "Wir wollen keine bescheuerten Warteschleifen oder Praktika, wir wollen echte Lehrstellen."

      Zeittotschlagen bis zum nächsten Bewerbungstermin

      Die junge Frau hat Recht. Clements geschönte Zahlen werden selbst bei der Bundesanstalt für Arbeit nicht mehr ernst genommen. So geben die Experten der Nürnberger Behörde zu, dass in diesem Jahr etwa 40 Prozent der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, keine finden werden.

      Ein Blick aufs vergangene Jahr verdeutlicht die Misere: Werden die Statistiken der Handwerkskammern, der Industrie- und Handelskammern mit der des Arbeitsamtes verknüpft, kommt man auf rund 936.000 Lehrstellensuchende in ganz Deutschland. Davon erhielten nach Angaben der Kammern 512.000 eine richtige Lehrstelle, das sind gerade mal 55 Prozent. Weitere 60.000 bekamen eine staatlich finanzierte, außerbetriebliche Lehrstelle in einem Ausbildungszentrum. Die restlichen 39 Prozent (364.000 Jugendliche) verschwanden aus der Statistik, weil sie zum größten Teil in Warteschleifen geparkt werden. So wurden mehr als 34.000 Jugendliche in diverse Grundlehrgänge gesteckt, die sie aufs Berufsleben vorbereiten sollen (G-Lehrgang, F-Lehrgang. Tipp-Lehrgang, BBE-Lehrgang). Knapp 12.000 Jugendliche absolvierten ein Berufsgrundschuljahr (BGJ) oder ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) - für die meisten reines Zeittotschlagen bis zum nächsten Bewerbungstermin.

      Jahr für Jahr landen Jugendliche in Warteschleifen

      Weiteren 45.000 Schülern wurde nahegelegt, noch mal ein Schuljahr, etwa die zehnte Hauptschulklasse, zu belegen. Weitere 64.000 Jugendliche, die keine Lehrstelle fanden, absolvierten eine Berufsfachschule oder eine sonstige "berufsbildende Schule", die aber zu keinem Berufsabschluss führen. Dazu kommen 68.000 junge Leute, die sich arbeitslos melden oder jobben, um die Zeit zu überbrücken, und 12.000, die den Wehrdienst, Zivildienst oder ein freiwilliges soziales Jahr machen.

      42,8 Prozent aller Bewerber sind Schulabgänger aus vorherigen Jahren. "Wir schieben da einen immer größeren Bug vor uns her", klagt Volker Rebhan, 48, Referatsleiter bei der Bundesanstalt für Arbeit. "Jahr für Jahr landen immer weniger Jugendliche in Ausbildung und immer mehr in Warteschleifen." In diesem Jahr ist die Zahl der Lehrstellenbewerber etwa genauso groß wie im vergangenen Jahr, während die Zahl der Lehrstellen bundesweit um knapp zehn Prozent zurückging.

      Für Clement sicher ein schöner Erfolg

      Wie der Mangel verwaltet wird, sieht man an der Klasse 9d der Werner-von-Siemens-Schule in Schwerin, einer ganz normalen Hauptschulklasse. Mitte Juli hatten von 24 Schülern nur vier eine Lehrstelle. Heute sieht die Situation ähnlich mies aus: Nur zwei Schüler haben noch eine echte Lehrstelle gefunden: einer als Fleischer in Schwerin, der andere ist nach Wuppertal gezogen, um eine Ausbildung als Großhandelskaufmann zu beginnen. Sechs Schüler hoffen auf eine staatliche Lehrstelle im IHK-Ausbildungszentrum. Eine Schülerin hat sich um einen berufsvorbereitenden Lehrgang beworben. Zwei wiederholen die 9. Klasse, acht der Schüler machen ein zehntes Hauptschuljahr, obwohl das ihre Chancen, später eine Lehrstelle zu finden, kaum erhöht.

      Bis auf einen Schüler, der immer noch nichts gefunden hat, werden die Schüler der Klasse 9d nach der Definition des Bundeswirtschaftsministers Ende des Monats als vermittelt gelten. Aus der Statistik der Lehrstellensuchenden sind sie dann verschwunden. Für Wolfgang Clement sicher ein schöner Erfolg.

      Markus Grill


      http://www.stern.de/campus-karriere/schule/index.html?id=512…
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 14:18:54
      Beitrag Nr. 3.787 ()
      St. Bundesamt: Umsatz im Gastgewerbe im Juli 2003: - 4,0% zum Juli 2002

      Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes
      **********************************************
      Nr. 365 vom 12.09.2003

      WIESBADEN - Der Umsatz des Gastgewerbes in Deutschland lag nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes im Juli 2003 nominal (in jeweiligen Preisen) 4,0% und real (in konstanten Preisen) 3,2% niedriger als im Juli 2002.

      Nach Kalender- und Saisonbereinigung der Daten (Berliner Verfahren 4 - BV 4) wurde im Vergleich zum Juni 2003 nominal 1,0% und real 1,5% weniger abgesetzt.

      In den ersten sieben Monaten des Jahres 2003 setzten die Unternehmen des Gastgewerbes nominal 5,9% und real 6,1% weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum um.

      In allen drei Branchen des Gastgewerbes gingen die Umsaetze sowohl nominal als auch real gegenueber Juli 2002 zurueck:

      Bei den Kantinen und Caterern, wozu auch die Lieferanten der Fluggesellschaften gehoeren, um nominal - 0,7% (real - 0,6%), im Beherbergungsgewerbe um nominal - 4,8% (real - 3,1%) und im Gaststaettengewerbe um nominal - 4,1% (real - 3,8%).

      Ergebnisse zum Gastgewerbeumsatz in tiefer Wirtschaftsgliederung stehen im Statistik-Shop des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/shop zur Verfuegung.

      Weitere Auskuenfte erteilt: Michael Wollgramm,
      Telefon: (0611) 75-24 23,
      E-Mail: binnenhandel@destatis.de
      ************************
      Die vollstaendige Pressemitteilung, incl. Tabelle, ist auch im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2003/p3650201.htm zu finden.

      --
      Verbreitung mit Quellenangabe erwuenscht.
      --
      Herausgeber: (c) Statistisches Bundesamt, Pressestelle
      Gustav-Stresemann-Ring 11, 65189 Wiesbaden
      Telefon: +49 (0) 611 / 75 - 34 44, Telefax: +49 (0) 611 / 75 - 39 76
      mailto: presse@destatis.de

      http://www.destatis.de
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 14:32:11
      Beitrag Nr. 3.788 ()
      Arbeitslose:Jeder zweite sucht länger als ein Jahr

      Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist mittlerweile knapp die Hälfte der Arbeitslosen für länger als ein Jahr ohne Beschäftigung. Besonders problematisch ist die Situation in Ostdeutschland.

      Wiesbaden - 57 Prozent aller Arbeitslosen in den neuen Ländern müssen zwölf Monaten oder länger suchen, bis sie eine neue Stelle finden, heißt es im "Mikrozensus 2002" des Statistischen Bundesamtes, das auf Daten von April vergangenen Jahres beruht. In Westdeutschland lag der entsprechende Anteil der Langzeitarbeitslosen bei 44 Prozent. Bundesweit registrierten die Statistiker eine Quote von 49 Prozent.

      Besonders stark von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind nach Angaben der Wiesbadener Behörde ältere Erwerbslose über 45 Jahren. Von ihnen waren 62 Prozent länger als ein Jahr arbeitslos. Neben dem Alter spielt auch das Geschlecht eine Rolle. So waren von den erwerbslosen Männern rund 37 Prozent langzeitarbeitslos, während der Anteil der Frauen bei rund 52 Prozent lag. In Ostdeutschland seien sogar 65 Prozent aller arbeitslosen Frauen seit über einem Jahr auf der Suche nach einer neuen Stelle gewesen.

      Im April 2002 gab es in Deutschland 4,1 Millionen Menschen, die eine Arbeit suchten. Davon standen 3,5 Millionen dem Arbeitsmarkt innerhalb von zwei Wochen zur Verfügung. Nur dieser Personenkreis wird laut Bundesamt zu den Erwerbslosen gezählt.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,265176,00.html#
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 14:36:33
      Beitrag Nr. 3.789 ()
      Haushaltsdefizite der Bundesländer erreichen neue Höchststände

      Europäische Zentralbank fordert stärkere Sparanstrengungen

      HANDELSBLATT, 12.9.2003

      asr/ms/ost DÜSSELDORF.

      Die Finanzmisere der öffentlichen Haushalte hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Bundesländer haben bereits Ende Juli mehr Schulden gemacht, als in ihren Haushalten und Nachtragshaushalten für das Gesamtjahr 2003 vorgesehen ist. Dies geht aus Berechnungen des Bundesfinanzministeriums hervor, die dem Handelsblatt vorliegen.

      Per Ende Juli betrug das Finanzierungsdefizit 24,9 Mrd. Euro. Bislang gehen die Planungen der Länder für das Gesamtjahr von einer Lücke von 24,2 Mrd. Euro aus. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt, dass sich das Länderdefizit bis zum Jahresende auf 36,5 Mrd. Euro summiert. Ralf Stegner (SPD), Finanzminister von Schleswig-Holstein, rechnet damit, dass bis Ende des Jahres die Haushalte von 14 der 16 Bundesländer verfassungswidrig sein werden. Nur Bayern und Baden-Württemberg hätten eine Chance, sagte Stegner dem Handelsblatt. Die baden-württembergische Regierung kündigte an, sie wolle durch Einsparungen von 1 Mrd. Euro die Verfassungsmäßigkeit ihres Haushalts sichern. Eine entsprechende Sparliste werde heute präsentiert.

      In ungewöhnlich deutlichen Worten kritisierte die Europäische Zentralbank (EZB) die Haushaltspolitik einzelner Staaten der Euro-Zone. Die Entwicklung gebe Anlass zu „großer Sorge“, heißt es im EZB-Monatsbericht. Bei weiteren Verfehlungen sieht die EZB inzwischen sogar „die Glaubwürdigkeit der institutionellen und wirtschaftlichen Grundlagen“ der Währungsunion gefährdet. Die Notenbanker fordern insbesondere von Deutschland, Frankreich, Italien und Portugal verstärkte Sparanstrengungen. Gemäß EU-Stabilitätspakt darf das Haushaltsdefizit die Grenze von 3 % des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten.

      Das Institut für Weltwirtschaft schätzt in seiner neuen Prognose das deutsche Defizit in diesem Jahr auf 3,6 % und 2004 auf 3,8 %. Es bezweifelt, dass die vorgezogene Steuerreform das Ziel erfüllt, die Konjunktur zu stärken. Wissenschaftlich sei kein Zusammenhang zwischen expansiver Finanzpolitik und positiven Effekten auf die Wirtschaft nachzuweisen. SEITEN 3, 8 und 9
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 19:46:51
      Beitrag Nr. 3.790 ()
      hi,

      guter, informativer thread !:look:

      harry,
      sieht so aus, als hätte dein "guru - indikator" recht.
      dh., dax - top - bildung befindet sich gerade im abschluss.

      max. in 2 wochen müsste es koninuierlich runter !?

      let`s schotter. :D

      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 20:31:13
      Beitrag Nr. 3.791 ()
      Hallo.............:)
      Die neusten Artikel sind ganz unten.


      ................................



      Alle Schlagzeilen im Finanzsektor auf Richard Nixon zurückzuführen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      *** Einige Zahlen sind revidiert worden. Vor kurzem hieß es noch, dass die USA für 67 % des weltweiten Wirtschaftswachstums zwischen 1995 und 2000 verantwortlich waren. Jetzt sollen es 96 % sein. Das kann zwei Dinge bedeuten. Entweder waren die USA in diesem Zeitraum wirklich für fast das gesamte weltweite Wirtschaftswachstum verantwortlich ... oder der Dollar hat die wirklichen Relationen verzerrt. Wenn der Dollar nur noch 50 Cent wert wäre, dann wäre auch das US-Bruttoinlandsprodukt nur noch halb so hoch.

      *** Der Dollar ist weiter gestiegen. Für 1,08 Dollar erhält man jetzt einen Euro. Das sieht wie ein guter Trade aus. Später wird es wahrscheinlich 1,50 Dollar oder mehr kosten, einen Euro zu kaufen.

      *** Wer findet in den USA derzeit Arbeit? Eine Zeitung aus Cleveland sagt uns, dass besonders unter den Leuten, die 55 und älter sind, die Beschäftigung zunimmt. Warum? Nun, wahrscheinlich weil diese Leute verlässlich und günstig sind ... und wegen der niedrigen Zinsen können diese Leute noch nicht von ihren Ersparnissen leben.

      *** "Kalifornische Weinbauern unter einer Wolke", so eine Schlagzeile in der Financial Times vom Dienstag.

      Wie Sie wissen, liebe(r) Leser(in), führe ich jede Schlagzeile im Finanzsektor auf Richard Nixon zurück. An jedem Ort eines finanziellen Verbrechens suche ich nach seinen Fingerabdrücken. Es ist überraschend, wie oft ich fündig werde.

      Selbst die kalifornischen Weinbauern sind von den Auswirkungen von Nixons Entscheidung im Jahr 1971 betroffen. Sie wissen: Damals hatte Nixon die Bindung des Dollars an das Gold aufgegeben und damit den Dollarstandard eingeführt. Damals begann eine Konsumwelle, die bis heute anhält. Das Geld und die Kredite, die aus den USA explodierten, setzten die Märkte fast überall unter Feuer – und besonders im Fernen Osten. Dann reinvestierten die Ausländer – mit Billionen Dollar in ihren Händen – das Geld in den USA, was dort in den späten 1990ern zu einer Spekulationsblase führte, die immer noch nicht unter Kontrolle gebracht ist.

      Und nirgendwo in den USA waren die Flammen größer als im nördlichen Kalifornien.

      Die Financial Times erläutert: "Die kalifornische Weinindustrie, die für 95 % der gesamten amerikanischen Weinindustrie verantwortlich ist, ist ein Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Vor ein paar Jahren war der Himmel das Limit, als die Einwohner von San Francisco und des Silicon Valley mit Geld aus dem Technologieboom überschüttet wurden."

      Es wurden auch jede Menge neuer Weinberge angelegt, zehntausende Hektar neue Traubenanbaufläche. Und auf Aufschwung folgt Abschwung, wie ich oft betone. Auf den Markt kam soviel neuer Wein, dass die Preise fielen. Jetzt können die Amerikaner eine Flasche guten Cabernet Sauvignon für nur 2 Dollar kaufen. "Two-buck Chuck", ein Anbieter, bei dem alles 2 Dollar kostet, gewinnt Marktanteile. Das zwingt die anderen Anbieter, ihre Preise zu senken. Die Winzer antworten typisch – es wird erwartet, dass sie allein in diesem Jahr 6 % der Traubenanbauflächen wieder aufgeben.

      Sie sehen, liebe(r) Leser(in), hier gibt es eine positive Entwicklung.

      Ja, das System des Dollarstandards von Nixon hat die amerikanische Wirtschaft ruiniert. Aber wenn man eine Flasche guten Weins für 2 Dollar bekommen kann ... warum sollte man sich dann darum kümmern?


      Populistische, aber wirtschaftlich schädliche Maßnahmen der US-Administration

      von Sean Corrigan

      "Politiker und Lobbyisten, die die Interessen der amerikanischen Arbeiter in einigen Industriezweigen vertreten, haben versucht, die Aufmerksamkeit der Präsidentschaftskandidaten auf die chinesische Währung zu lenken."

      "Ihr Argument ist – China hat den Yuan manipuliert, um in niedrig bewertet zu halten. Chinas Ziel sei angeblich, den chinesischen Exporteuren zu helfen, deren billige Produkte viele amerikanische Arbeiter arbeitslos gemacht haben. Die Kritiker, die glauben, dass China den Wert des Yuan manipuliert, nehmen an, dass jede Währung der Welt frei am Markt floaten sollte, (aber) diese Annahme selbst ist porös."

      - China Daily Editorial -

      Am Dienstag zeigte sich US-Präsident Bush, Gottes gesalbter Verteidiger der Zivilisation, in einer schamlosen Propaganda-Pose: Er sprach vor Industriearbeiten im Mittleren Westen – mit einer Gewerkschaftsmütze auf dem Kopf und einer Bomberjacke. Währenddessen weilte sein Finanzminister John Snow in China, und dort provozierte er hochgezogene Augenbrauen, als er mit seinen asiatischen Gastgebern über den Wert ihrer Währungen sprach. Gähn ...

      Haben wir das alles nicht schon vorher einmal gesehen? Das ist derselbe alte Protektionismus, auf den politisch fähige, aber wirtschaftlich unwissende und moralisch bankrotte Bürokraten normalerweise zurückgreifen, wenn es im eigenen Land Probleme gibt.

      Derselbe weinerliche Ton findet sich auch in einem Artikel der Washington Post, wo die Tatsache beklagt wird, dass die Regierungen der Welt nicht bereitwillig ihre Söhne in den Nach-Eroberungs-Irak schicken wollen. Nun, "quelle surprise!" wie diese französischen Feinde der Freiheit sagen würden.

      Die Implikationen dieser neuen erhöhten Betonung der Ausländer durch die US-Administration könnten weitreichend sein.

      Zunächst einmal gibt es nichts, das sowohl für die wirtschaftliche Erholung als auch für die persönliche Freiheit so nachteilig ist wie die Doktrin, die Bush mit diesen Worten zusammengefasst hat: "Wir haben eine Verantwortung dafür, dass sich die Regierung bewegen muss, wenn jemand einen Schaden erleidet."

      Eine feine Aussage, kein Zweifel. Aber in der Praxis bedeutet das, dass man von den Erfolgreichen Geld nimmt und das unter den Verlierern verteilt, und zwar immer mit einem Ohr darauf gerichtet, wir den größten politischen Lärm macht. Welche kurzfristigen Effekte protektionistische Maßnahmen auch bringen – man kann sicher sein, dass sie langfristig sowohl für private Unternehmen als auch für privates Kapital von Nachteil sein werden.

      So wie die ausgabefreudigen Könige des Mittelalters die venezianischen Banker oder die jüdischen Geldverleiher für ihre eigenen Fehler verantwortlich machten, so bestehen jetzt internationale Bedenken, dass die größten Gläubiger Amerikas bei den amerikanischen Wahlen keine Stimme haben. Seitdem die Spekulationsblase im Jahr 1995 begann sind insgesamt fast 4,1 Billionen Dollar in die USA geflossen. Das sind fast 70 % der 6 Billionen Dollar, die in den letzten 50 Jahren in die USA geflossen sind – eine Tatsache, die die Finanzminister und Investment-Komitees rund um die Welt einen Moment nachdenken lassen sollte.

      Wir sind konfrontiert mit der Aussicht auf Handelsbarrieren, die vom größten Markt der Welt – gleichzeitig dem weltweit größten Schuldner – errichtet werden. Da die internationalen Beziehungen wegen des kriegerischen Attitüde der derzeitigen US-Administration schon stark strapaziert sind, gibt es die klare Gefahr, dass eine Serie von eskalierenden Handelsstreitigkeiten den "Freihandel" beseitigen könnte, um existierende finanzielle Bürden, die durch das Platzen der Blase verursacht wurden, scheinbar bewältigen zu können. Es sollte erkannt werden, dass das ein Schlüsselfehler unter einer ganzen Reihe von politischen Fehlern war, die zum Börsencrash von 1929 und der Weltwirtschaftskrise führten.

      Wenn die USA deutlich über ihre Verhältnisse leben, dann werden sie vielleicht eine größere Anpassung ihrer Währung erhalten, als sie gerade erhandeln wollen. Viele im Westen – nicht nur in den USA – haben lange zu gut auf Kosten von einfach neu gedrucktem Geld gelebt. Wir werden alle entweder heldenhafte Produktionsbemühungen durchführen müssen, um die Balance wiederherzustellen, oder wir werden erkennen müssen, dass wir nicht so reich sind, wie wir derzeit glauben. Eine drastische Anpassung der Währungsparitäten könnte ein Teil davon sein.

      Allerdings: Wenn eine größere Korrektur des US-Dollar plötzlich stattfindet und sie nicht durch größere Sparsamkeit in den USA selbst zusammenfällt – was leider der Fall sein wird –, dann werden die Importpreise deutlich steigen und die Kurse am Anleihenmarkt werden weiter fallen. Die Ausländer, die ihr Kapital aus den USA abziehen und es zurück nach Hause bringen, werden Salz in die Wunden reiben, die der eigenen Dummheit der Fed zu verdanken sind.

      Es ist schwer, die Risiken zu übertreiben, die mit einem Anwachsen der politischen Xenophobie Hand in Hand gehen werden. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Alan Greenspan das tun wird, was man unter diesen Umständen tun sollte; nämlich das notwendige Abführmittel zu geben, damit das Gift so schnell wie möglich ausgeschieden wird. Stattdessen wird er weiterhin den Markt bekämpfen, indem er die Kreditexpansion fortführen wird, und wir werden deshalb mit der realen Gefahr einer vernichtenden galoppierenden Inflation konfrontiert werden.


      US/China Wirtschaftskonflikt 2. Schritt

      von Jochen Steffens

      Hier hilft nicht einmal mehr Kopfschütteln. Ein verzweifelt hilfloser Gesichtsausdruck wäre schon angebrachter. Wie kann der mächtigste Staat dieser Erde von einem Menschen regiert werden, der offensichtlich nur ein einfaches Strickmuster der Diplomatie/Politik beherrscht: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. In diesem Fall, wer nicht das macht was ich will, ist mein Feind.

      Die amerikanische Regierung bemüht sich seit Wochen, die chinesische Regierung zu einer Neubewertung des Yuan zu bewegen. Der billige Yuan verschafft der chinesischen Wirtschaft eindeutige Wettbewerbsvorteile. Auch in Amerika ist bekannt, dass die billigen Waren aus China den eigenen Firmen Schaden zufügen. Besonders die Textilindustrie ist betroffen, es kam schon zu einigen Firmenschließungen.

      So wurde der Finanzminister John Snow nach Peking geschickt. Dieser erhielt zumindest die Zusage, dass die chinesische Regierung längerfristig die Absicht habe, die Dollarbindung des Yuans zu lösen. Nun trumpft Bush auf und droht China, die Währungspolitik Chinas sei nicht fair, die USA werde entsprechend darauf reagieren.

      China ist aber nicht der Irak oder Nordkorea. Ich bin nicht sehr bewandert in der chinesischen Kultur, aber soweit ich weiß, verlieren Chinesen ungern ihr Gesicht. Sollte die chinesische Regierung auf diese Drohung eingehen, wäre das aus ihrer Sicht ein Eingeständnis ihrer Schwäche. Ich vermute Bush hat mit dieser Aussage die Tür einer gütlichen Einigung endgültig zugeschlagen.

      Natürlich wird die chinesische Regierung nicht vor Angst erzittern. Meiner Meinung nach wird sie alles tun, um ihr Gesicht zu wahren. Und wenn ich mir das genau anschaue, vermute ich, dass die USA unter einem "Wirtschaftskonflikt" mit China wesentlich mehr zu leiden hätten. Ich frage mich also, was Bush mit dieser Drohung bezwecken will? Legt er es auf einen solchen Konflikt an, um durch protektionistische Maßnahmen sein Land vor Waren aus China zu schützen? Was ist dann mit den ganzen US-Firmen, die sich nach China ausgerichtet haben? Fehlinvestition? Wie so oft verursacht die auf dem Gebiet der Diplomatie blinde US Regierung, meiner Meinung nach, wieder mehr Probleme als nötig.

      Aber China steht nicht allein. Die Finanzminister der APEC (Asia Pacific Economic Cooperation)haben heute zum Abschluss ihrer Konferenz in Thailand lediglich eine Forderung zu einer "angemessenen Wechselkurspolitik" verkündet. Damit wurde Snow eine klare Absage erteilt, der auf eine Forderung nach "flexiblen Wechselkursen" bestanden hatte.

      Hier zeigt sich die japanische Regierung bei weitem diplomatischer. Auch Japan kritisiert seit längerem den künstlich niedrigen Wechselkurs. Sicherlich sind die Japaner auch vertrauter im diplomatischen Umgang mit China: Die japanische Delegation zeigte sich über die vorsichtige Formulierung im Abschlussdokument der Konferenz zufrieden. Nett ausgedrückt.

      Der zweite Schritt in diesenm Wirtschaftskonflikt ist gemacht. Keine Frage, wir werden den dritten Schritt bald erleben.

      Beim Thema Irak versuchen die USA weiterhin die UNO dazu zu bewegen, endlich Truppen in den Irak zu entsenden. Aber die USA will die Kontrolle behalten. Es zeigt sich, so ganz ohne die UNO geht es wohl nicht. Kein Wunder, dass die UNO sagt: So nicht.

      Man kann nicht zuerst die Instanz UNO in Frage stellen und sich dann hilfesuchend an eben diese Instanz wenden, wenn es schwierig wird. Bush wird den Amerikanern bald sagen müssen, wie viel ein weiteres Engagement im Irak den Staat kosten wird. Es wird mit weiteren 80 Mrd. Dollar gerechnet.

      Die USA wird nun mit den Folgen ihrer Politik des Alleingangs konfrontiert. Lernt sie daraus? Wenn ich mir das Spektakel mit China ansehe: Nein!


      US-Arbeitsmarkt schlechter als erwartet

      von Jochen Steffens

      Ich bin etwas überrascht. Eigentlich hatte auch ich damit gerechnet, dass das leichte Anziehen der US-Konjunktur zumindest zu Schaffung neuer Stellen führen würde. Deswegen hatte ich mich gestern etwas vorsichtiger geäußert. Aber das war nicht der Fall. Die Zahl der insgesamt US-Beschäftigten außerhalb vom Agrarsektor ging um 93.000 (!) zurück. Damit verdoppelt sich der Rückgang sogar noch zum Vormonatswert von 44.000, der nachher allerdings auf 49.0000 revidiert wurde. Analysten hatten sogar mit einem Anstieg von 18.000 bis 25.000. gerechnet.

      Wenn man nun den Wochenwert von über 413.000 Erstanträge auf Arbeitslosigkeit der letzten Woche dazu rechnet, scheint sich die schlechte Lage auf dem Arbeitsmarkt nach den Urlaubsmonaten dramatisch zu verfestigen. Ein Anziehen der Konjunktur am Arbeitsmarkt vorbei, ist jedoch auf Dauer nicht möglich. Alan Greenspan ist im Wettlauf mit der Konjunktur gerade stehen geblieben und holt japsend Luft.

      Ich hatte die Gründe für diese Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt bereits mehrfach beschrieben: Die Firmen sind einem großen Konkurrenzkampf ausgesetzt und müssen die Produktionskosten senken. Das geht zu Gunsten der Produktivität und zu Lasten der Arbeitnehmerzahlen. Kein Wunder, dass die Produktivität im zweiten Quartal um 6,8 % gestiegen ist. Die Lohnkosten sanken gleichzeitig um 2,8 %. Logische Folge diese beiden Zahlen: Die Zahl der Erwerbstätigen muss zurück gehen. Es scheint, dass meine These aufgeht.

      Und hier beginnt der Kreislauf. Weniger Arbeitnehmer= weniger Konsum. Weniger Konsum = größerer Konkurrenzkampf. Größerer Konkurrenzkamp= höhere Produktivität. Höherer Produktivität = weniger Arbeitnehmer und so weiter.

      Und denken Sie daran. Die Gewinner des Spiels sind zunächst die Marktführer: Sie können sich besser behaupten und "übernehmen" die Umsätze von kleineren Konkurrenten, die aufgeben mussten. Somit sind die Marktführer mit ihren Zahlen nicht wirklich aussagekräftig genug. Es müsste im dritten Quartal schon zu einem deutlichen Umsatzanstieg kommen, um diese Arbeitsmarktdaten auszugleichen. Eine Korrektur an den Börsen ist überfällig.

      Die Arbeitslosenquote ist leicht von 6,2 auf 6,1 % gesunken. Das hängt damit zusammen, dass viele Arbeitslose wohl einfach aufgegeben haben und nicht mehr weiter suchen.


      Erfreuliche Zahlen aus Deutschland

      von Jochen Steffens

      Die Industrieproduktion in Deutschland ist im Juli überraschend stark gestiegen. Das Wirtschaftsministerium teilte mit, dass das produzierende Gewerbe 2,4 % mehr hergestellt hat als im Vormonat. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Zuwachs von 0,8 % gerechnet.

      Aber der Wert ist sehr schwankungsfreudig. Der Zweimonatsvergleich für Juni/Juli weist einen Anstieg um 0,4 % auf. Trotzdem sieht das Wirtschaftsministerium erste Anzeichen eine Belebung.


      "Was sagt Ihr jetzt, Ihr Berufspessimisten?"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Ist es möglich, dass die unter uns, die mit einem Crash der Märkte rechnen, 180 % falsch liegen?"

      Die Leser des Investor`s Daily beginnen sich zu wundern:

      "Fast alle Zeichen sprechen dafür, dass wir in eine neue Phase des Aufschwungs eintreten", so ein Leserbrief.

      "Asien beginnt sich zu erholen, China boomt, Japan erwacht wieder zum Leben, selbst die amerikanischen Exporte steigen! Hartgesottene Bären kapitulieren (vielleicht ist das allerdings ein signifikanter Contra-Indikator) und akzeptieren, dass das Schlimmste doch nicht passieren wird, und dass nach 3 Jahren Rezession wieder Wachstum angesagt ist."

      "Könnte es sein, dass wir auf dem falschen Weg waren? Werden wir anstatt von einer Krise von einer weltweiten neuen Wachstumsphase überwältigt, mit China als neuem Mitglied der Weltwirtschaft? Wird das Reichtum für uns alle bedeuten? Können sich selbst die riesigen US-Defizite unter einer riesigen Welle neuen Wachstums relativieren? Werden der Boom am britischen und amerikanischen Immobilienmarkt ein Wachstumshafen für die weitere Wirtschaft sein, anstatt eine nicht haltbare Anomalie, die vor einer massiven Korrektur steht?"

      "Versichern Sie mir bitte, was der Fall sein wird! Ich habe in den letzten zwei Jahren geglaubt, dass es mit der Welt bergab geht. Könnte es sein, dass es besser wird?"

      Ich kann sie fast hören:

      "Nun, was sagt Ihr jetzt, Ihr Berufspessimisten?"

      Sie reden mit mir.

      Ich sagte, dass die Welt zum Teufel gehen würde. Stattdessen scheint sie in den Himmel gestiegen zu sein. Wo sonst könnte man reich werden, indem man Leuten Geld leiht, die das nicht zurückzahlen können?

      Das Verhältnis von Schulden zu Einkommen steht bei den amerikanischen Konsumenten auf dem höchsten Stand, den es je gab. Und dennoch wird erwartet, dass sie immer weiter Schulden machen und Geld ausgeben. Letztes Jahr haben die Amerikaner neue Hypotheken im Volumen von 2,5 Billionen (!) Dollar aufgenommen. Dieses Jahr werden schätzungsweise für 3,2 Billionen Dollar neue Hypotheken aufgenommen werden – das sind rund 65 Mrd. Dollar pro Woche! Mit diesem geliehenen Geld kaufen sie sich nicht nur neue Häuser ... sondern sie finanzieren sich damit auch neue Autos, und sie gehen in die Süßwarenläden, mit diesem Geld in der Tasche.

      So ist das z.B. Geschäft mit Doughnuts bei Krispy Kreme in den letzten Monaten um fast 30 % gestiegen, und auch die Gewinne sind gestiegen. Die Investoren scheinen keine Grenze zu sehen für die Zahl der Doughnuts, die Konsumenten verzehren oder sich leisten können. Die Aktie von Krispy Kreme wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 50 bewertet.

      Alan Abelson schreibt im Barron`s Magazin, dass Krispy Kreme die Geschäfte, die an Franchisenehmer vergeben worden sind, aufkauft – und sie bezahlen zwischen dem Drei- und dem Zehnfachen der jeweiligen Gewinne vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Also bezahlen Krispy Kreme bis zu 10 Dollar für jeden Dollar, den ein solcher Franchisenehmer verdient. Aber warum bezahlen die Aktionäre von Krispy Kreme so viel mehr? Zahlt Krispy Kreme seinen Franchisenehmern zu wenig? Oder zahlen die Investoren zuviel für die Krispy Kreme-Aktien?

      Ich habe meine Meinung. Die Kleinanleger haben ihre Meinung.

      Es gibt an der Wall Street drei Arten von Geld, liebe(r) Leser(in). Es gibt das smarte Geld, und das dumme Geld ... und dann gibt es so gehirngeschädigtes Geld, dass es wehtut. Im Moment hat das dumme Geld die Oberhand. Während die smarten Insider den Markt verlassen, kauft das dumme Geld ... und die Kurse steigen, wie sie es in den letzten Tagen wieder getan haben.

      Und die heutige Presse bringt gute News aus der ganzen Welt; vielleicht ist das dumme Geld doch gar nicht so dumm. Die US-Konsumenten ... die unerschütterlichen Einkäufer, von denen die gesamte Weltwirtschaft abhängt ... graben sich immer tiefer im Schuldenloch ein. Als Resultat davon hat in den USA die Fed die wirtschaftlichen Aussichten in ihrem sogenannten "Beige Book" als durchaus positiv eingeschätzt, so die Financial Times. Deutschland hingegen scheint derzeit eine Ruhepause einzulegen. Japan befindet sich endlich in einem Aufschwung.

      Aber was ist das? Die Neuanträge auf Hypotheken sind letzte Woche wieder gefallen – die vierte Woche in Folge. Die Leute kaufen immer noch neue Häuser – und zwar so viele wie nie zuvor – aber angesichts höherer Hypothekenzinsen erhöhen sie bestehende Hypotheken nicht mehr so stark wie zuvor.

      Könnte es sein, dass sich jeder Zahlen der jüngsten Vergangenheit ansieht ... anstatt das Gesicht der Zukunft zuzuwenden?

      Die US-Immobilien- (und Finanz-) Industrie war wahrscheinlich für mindestens die Hälfte des weltweiten Wirtschaftswachstums der letzten 12 Monate verantwortlich (der Rest war Militärausgaben und Doughnuts zuzuschreiben ...). Aber was, wenn der Immobilienboom wirklich vorbei wäre?

      "Die Hauptkraft, die den Immobilienmarkt beflügelt hat – die niedrigsten Zinssätze seit 40 Jahren – erlebt einen brutalen Umschwung", so das Magazin FORTUNE. "Seit Juni ist der Zinssatz für 30 jährige Hypotheken von knapp unter 5 % auf 6,1 % gestiegen. Eine neue Hypothek über 500.000 Dollar kostet einen Hauskäufer jetzt pro Monat 2.540 Dollar an Zinsen, verglichen mit 2.040 Dollar im Juni, ein Zuwachs von 25 %. Plötzlich verdünnen sich die Reihen derjenigen, die unbedingt bestehende Hypotheken auf ihre Häuser zu Schnäppchenzinsen erhöhen wollten. Die Zahl der wöchentlichen entsprechenden Anträge ist gegenüber ihrem Topp im Mai bereits um 80 % zurückgegangen, und das ist kein Ausrutscher. Der Markt hat so befremdliche Höhen erreicht, dass ein hässlicher Absturz einfach unausweichlich geworden ist."

      Ich weiß natürlich nicht, ob das wirklich so ist. Der Gastautor Steve Sjuggerud hat am Dienstag in seinem Artikel im Investor`s Daily argumentiert, dass der Boom am Immobilienmarkt noch einen langen Weg vor sich habe. Und vielleicht hat er das auch. Aber smartes Geld ist vorsichtiges Geld. Smartes Geld würde die Krispy Kreme-Aktie zu derzeitigen Kursen nicht kaufen – selbst wenn diese Gesellschaft ihre Doughnuts von gestern an die Aktionäre verschenken würde.

      Und unserem Leser, der Hilfe sucht, kann ich sagen: Selbst wenn die Dinge im Moment besser zu werden scheinen – in Wirklichkeit werden sie schlechter. Denn je länger die Korrektur der Spekulationsblasen auf sich warten lässt, desto schlimmer wird sie werden. Die US-Immobilienpreise können weiter steigen, oder nicht. Aber sie können nur weiter steigen, wenn sich die Hausbesitzer noch weiter verschulden als schon jetzt.

      Richtig, Eric?


      USA: Schulden explodieren – beim Bund, den Bundesstaaten und den Kommunen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Positive Kommentare von Cisco Systems haben die Investoren dazu ermutigt, weiterhin die überteuerten Hightech-Aktien inklusive Cisco selbst zu kaufen. Die Aktien des Netzwerk-Giganten sind um 3,3 % auf ein frisches 52-Wochen-Hoch gestiegen, nachdem der Vorstandsvorsitzende John Chambers erklärt hatte, dass die Auftragseingänge seiner Firma im August "besser als erwartet" ausgefallen waren. Chambers vergaß, zu erwähnen, was denn "erwartet" gewesen war, und die Investoren schienen sich nicht um die Details zu kümmern, so lange das, was Cisco im August erlebt hatte, "besser" war als das, was laut den Erwartungen hätten passieren sollen.

      Allgemein gesagt hat sich das Umfeld in der Hightech-Industrie ein bisschen verbessert. Aber das Umfeld bei den Hightech-Aktien hat sich sehr substanziell verbessert. Der Nasdaq 100 der Gesellschaften aus dem Nicht-Finanzsektor hat seit den Tiefs im letzten Oktober fast 70 % zugelegt, und die Aktien von Cisco Systems haben sich mehr als verdoppelt ... entweder schauen die Investoren nach vorne – sehr, sehr weit nach vorne – hin zu einer Periode des substanziellen Ertragswachstums, oder sie schauen nach hinten, zurück zu den Tagen, als Cisco selbst mit einem KGV von 100 noch "billig" war, und die Gesellschaft mit dem größten Marktwert der Welt.

      Die Wahrheit ist manchmal hart, aber die Internet-Manie, die einst den Aktienmarkt nach oben schießen ließ, ist tot und vorbei. Und als sie starb, sind auch ein paar Billionen Dollar Aktionärs-Vermögen verdampft, und ein paar Milliarden Dollar Steuereinnahmen. Die Aktien mögen sich an der Wall Street erholen – aber die Steuereinnahmen befinden sich immer noch in einem tiefen Bärenmarkt.

      Bis Ende März beliefen sich in den USA die Haushaltsdefizite der Bundesstaaten auf insgesamt 94 Mrd. Dollar ... was kein Kleingeld ist. Stellen Sie sich nur die wunderbaren Dinge vor, die man mit 94 Mrd. Dollar kaufen könnte. Mit diesem Geld könnte die US-Armee den Irak ein ganzes Jahr lang besetzt halten! Oder der Bundesstaat Kalifornien könnte damit sein Haushaltsdefizit für 2 Jahre lang abdecken!

      "Von Maryland bis Oregon entlassen die Regierungen der Bundesstaaten Angestellte oder sie erhöhen die Steuern – und manchmal beides –, gleichzeitig mit Ausgabensenkungen", so Bloomberg News. "Robert Ehrlich Jr., Gouverneur von Maryland, sagte, dass er 82 Angestellte entlassen hat und die Ausgaben im aktuellen Haushaltsplan um 280 Millionen Dollar zurückgefahren hat. Der Gouverneur von Oregon, Ted Kulongoski, hat zugestimmt, die Ausgaben um 1 Mrd. Dollar zu reduzieren und die Steuern um 800 Millionen Dollar zu erhöhen, in einem 2-Jahres-Haushaltsplan, der Ende August ( ...) gebilligt wurde ..."

      Der Grund für die Einnahmeausfälle bei den Steuern in 50 US-Bundesstaaten ist kein Mysterium. In den letzten drei Jahren waren die Bundesstaaten mit einer toxischen Kombination aus zurückgehender Beschäftigung und fallenden Aktienkursen konfrontiert. Gleichzeitig setzten die Ausgaben der Bundesstaaten ihren unerbittlichen Anstieg fort.

      Die katastrophale Haushaltssituation auf Ebene der Bundesstaaten und Kommunen, die ihren Ausdruck im Haushaltsdefizit von Kalifornien findet – satte 38 Mrd. Dollar – hat die Investoren zur Zurückhaltung gegenüber Anleihen der Bundesstaaten und Gemeinden veranlasst. Besonders gegenüber solchen, die vom angeblich "goldenen Staat" Kalifornien emittiert wurden. "Eine Anleihe des Staats Kalifornien, die bis 2022 läuft, stand letzten Freitag bei 96,59 Dollar und einer Rendite von 5,29 %", so Bloomberg. "Das sind 44 Basispunkte mehr als der Bloomberg-Index für vergleichbare Anleihen mit dem höchsten Ranking AAA, der letzten Freitag bei 4,85 % Rendite stand."

      Mit anderen Worten – die Anleiheninvestoren sind ein kleines bisschen vorsichtiger geworden, was das Verleihen von Geld an Staaten, die ihre Schulden vielleicht nicht zurückzahlen werden, angeht. Aber nur ein KLEINES bisschen ...


      "Die Anleihen der regionalen Körperschaften sind auf Kurs für ein neues Rekordjahr, was das Volumen der Emissionen betrifft", so Dow Jones News. "Da erwartet wird, dass die Haushalte der Bundesstaaten weiterhin mit Defiziten konfrontiert bleiben, und die Geldflüsse von den Bundesstaaten an die Gemeinden weiterhin eng begrenzt bleiben, haben die kleinen Gemeinden keine Wahl, als Schulden zu machen, um wichtige Projekte finanzieren zu können, selbst wenn sie andere Ausgaben kürzen." Das neu emittierte Anleihenvolumen der regionalen Körperschaften könnte in den USA dieses Jahr 400 Mrd. Dollar erreichen, was über dem bisherigen Rekordwert von 357,1 Mrd. Dollar liegen würde – der erst letztes Jahr erreicht wurde.

      "Die US-Regierung wird auch einen neuen Schuldenrekord in diesem Jahr erreichen", beobachtet Doug Noland von Prudent Bear. "Und auch die Neuemission von Unternehmens-Schuldverschreibungen – die zuletzt deutlich unter dem Spekulationsblasenniveau der späten 1990er blieb – erhöht sich gerade wieder deutlich. Wir befinden uns auf dem Weg hin zu einem Rekordjahr, was die Emissionen von Anleihen mit relativ niedrigem Emittenten-Ranking angeht. Insgesamt befinden wir uns mitten in einem Rekord-Kreditwachstum."

      Bravo, Mr. Greenspan! Seine Kampagne zur Förderung der Spekulationsblasen macht schöne Fortschritte.


      Hintergrundinformationen zu Arnold Schwarzenegger

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      *** Und was ist das? China hat den Mindestreservesatz für seine Banken von 6 % auf 7 % erhöht. Warum sollten wir uns darum kümmern? Es ist so, dass China die letzte "Spekulationsblasen-Volkswirtschaft" ist – begünstigt durch den Dollarstandard. Chinesische Offizielle haben beobachtet, was in Lateinamerika, Japan, Malaysia, Thailand und den USA passiert ist – wie sich eine Flut von Dollarnoten über die ganze Welt verteilt hat. Haben sie daraus etwas gelernt? Versuchen sie, Luft aus der Spekulationsblase im eigenen Land zu lassen, bevor diese zu groß wird? Werden sie das tun können, was Alan Greenspan nicht konnte – eine Spekulationsblase erkennen und sie frühzeitig einstechen? Mehr dazu und zu anderen Dingen (inklusive Investment-Möglichkeiten in China) ... nächste Woche ...

      *** In der Zeitung Le Monde konnte ich am Mittwoch auf der Titelseite mehr über den Mann lesen, der der nächste Gouverneur von Kalifornien werden könnte. Sie kennen ihn alle: Arnold Schwarzenegger.

      "1966 beherrschte ein Ehepaar (Wag und Dianne Bennett) die Londoner Bodybuilder-Szene. Wag saß in der Jury für den Wettbewerb `Mister Universum`, an dem ein 19 Jahre alter Österreicher – ein gut aussehendes Kind, das nur rudimentär Englisch sprach – teilnahm."

      "Instinktiv realisierte Wag, dass er einen Star sah. `Schwarzie` – so nannten sie ihn damals – zog zu den Bennetts und ihren 6 Kindern in ihr Haus in der Romford Road. `Arnold hatte alle Attribute, um ein Champion zu werden. Seine Beharrlichkeit beim Training war unglaublich`, erinnert sich Dianne Bennett."

      "Zwei Jahre lang schlief dieser Mensch aus Graz auf der Couch der Bennetts. Er ging kaum aus, er vermied die Pubs, und machte den jungen Mädchen, die in der Sporthalle arbeiteten, seine Aufwartung. Dianne bügelte seine Hemden und seine Hosen. Jeden Morgen machte sie ihm das Frühstück, ein Omelett aus 8 Eiern und einem enormen Steak."

      "1968 folgte Arnold dem Rat der Bennetts und wanderte in die USA aus ..."

      *** Ich lese oft die ausländische Presse, nur um zu sehen, was sie über die Amerikaner schreibt. Auf der Titelseite vom Le Monde wundert sich Patrick Jarreau über die technischen Fähigkeiten der Amerikaner: "Keiner wagt es, an der technischen Meisterschaft und Professionalität der Amerikaner zu zweifeln", beginnt er. Dennoch ging in den letzten drei Jahren alles, das technisch gesehen falsch gehen konnte, auch schief. Zunächst einmal, so bemerkt er, war selbst das Zählen der Stimmen (bei der letzten Wahl des Präsidenten) in Florida eine Herausforderung, die durch den Obersten Gerichtshof gelöst werden musste. Ein Jahr später offenbarten Terroristen, die nur mit Messern bewaffnet waren, eine außerordentliche Schwäche des Sicherheitssystems der Nation. Dann, im Februar 2003, stürzte das Space Shuttle ab. Und schließlich, so Jarreau weiter, ist es schlimm genug, dass sie das Elektrizitätssystem im Irak nicht zum Funktionieren bringen – aber sie waren ja noch nicht einmal fähig, zu Hause die Lichter am Brennen zu halten."

      *** Die französische Presse schwitzt immer noch unter der schon vergangenen Hitzewelle. Jede Woche wird über die Todesfälle der Hitzewelle diskutiert.

      "Es hätte früher eine Warnung geben sollen", so ein Artikel im Figaro. Ich frage mich, was für eine Warnung das hätte sein sollen:

      "Vorsicht, es ist heiß! Bleiben Sie cool, oder Sie könnten sterben!"

      Vielleicht hätte die Regierung Freiwillige finden sollen, die alte Leute besucht hätten – um sie zu zwingen, Wasserflaschen zu trinken.

      *** Wo wir gerade von Warnungen sprechen – die Franzosen sind sogar noch verrückter als die Amerikaner, wenn es um Zigaretten geht. Man kann zwar fast überall rauchen, aber jetzt steht auf den Zigarettenpackungen ganz dick gedruckt: "Zigaretten töten!" Oder: "Rauchen führt zu einem langsamen und schmerzvollem Tod!" Oder: "Das Rauchen von Zigaretten macht Männer impotent!"

      Niemanden scheint es zu kümmern, dass die Warnungen ein Schwindel sind. So weit ich weiß, ist noch nie gezeigt worden, dass das gelegentliche Rauchen einer Zigarette Schaden anrichtet. Und die Warnungen erwähnen auch nicht, dass das Rauchen auch positive Effekte hat. Wenn man z.B. sich so fühlt, als ob man jemanden töten will – dann kann man sich hinsetzen und eine rauchen. Und wenn man zu Ende geraucht hat, dann ist dieser fatale Instinkt vorüber. Oder – wenn man den französischen Warnungen glaubt, dann ist man selber tot.


      Eine Wette

      von James Boric

      Normalerweise wette ich nicht, aber heute mache ich eine Ausnahme. Ich habe eine Gruppe von Aktien gefunden, die in den nächsten 12 Monaten wahrscheinlich jeden größeren Index outperformen wird – um mindestens 15 %. Der Grund, warum ich mir da so sicher bin: Das ist immer und immer wieder passiert, seit den frühen 1920ern. Und jetzt passiert es wieder.

      Ich werde Ihnen über diese Gewinneraktien in einer Sekunde mehr erzählen. Aber zunächst möchte ich Sie an einen Artikel im Investor`s Daily erinnern, den ich vor fast genau einem Jahr verfasste.

      Damals schrieb ich, dass Sie sich auf eine Erholung vorbereiten sollten. Ich war nicht so mutig, zu sagen, wann genau. Aber ich wusste, dass sich der Markt bald erholen würde. Und noch wichtiger: Ich gab Ihnen einen Angriffsplan, mit dem Sie ALLE Ihre Verluste von 2000 bis 20002 wieder reinholen konnten – wenn Sie diesen Plan am Aktienmarkt ausgeführt hätten, während die Kurse noch fielen.

      Damals sah es so aus, als ob die Finanzwelt zusammenbrechen würde. Der Dow Jones hatte seit seinem Allzeithoch im Januar 2000 rund 35 % verloren, der S&P 500 hatte seit seinem Topp im März 2000 46 % abgegeben. Panik lag in der Luft.

      Trotzdem schlug ich letztes Jahr im September vor – basierend auf historischen Beobachtungen –, dass es Zeit sei, fundamental gesunde kleine Werte zu kaufen. Warum? Ein einfacher Grund: In den letzten 100 Jahren waren es die kleineren Titel, die am meisten stiegen, wenn sich der Markt von einem Bärenmarkt zu einem Bullenmarkt wandelte.

      Lassen Sie uns etwas zurückblicken ...

      In der Erholung nach dem Crash im Jahr 1929 konnten die kleineren Titel die großen Standardwerte für 4 Jahre lang um ca. 20 % pro Jahr outperformen.

      Nach dem Crash von 1973 stiegen die Small Caps (die kleinen Aktien) von 1975 bis 1980 um 349 %. Die Standardwerte hingegen um "nur" 59 %.

      Und nach dem Abschwung des Jahres 1982 erholten sich die Small Caps im Jahr 1983 um 37 %, die großen Werte um 21 %.

      Also warum vergessen die Investoren nicht einfach die sich langsamer bewegenden großen Werte und kaufen nur Small Caps?

      Das Risiko.

      Die meisten Investoren denken, dass das Kaufen von kleinen Aktien "Spielen", "Spekulieren", oder "sehr riskant" sei. Sie haben auf eine gewisse Weise Recht – allerdings nur ein bisschen.

      In den späten 1990ern fertigten Sherman Hanna von der Ohio State University und Peng Chen von Ibbotson Associates in Chicago eine Studie an, über den Vergleich von Small Caps mit Standardwerten. Sie wollten zeigen, wie sich beide Aktienkategorien relativ zueinander entwickelten, und zwar kurzfristig, mittelfristig und langfristig.

      Und das fanden sie heraus ...

      Sie nutzten Daten von 1926 bis 1996 und fanden heraus, dass Small Caps riskanter sind, wenn man sie nur für kurze Zeiträume hält. Zum Beispiel: Wenn man im schlechtesten 5-Jahres-Zeitraum zwischen 1926 und 1996 ein Depot von Small Caps gekauft hätte, dann wären aus jedem angelegtem Dollar am Ende dieser 5 Jahre nur 26 Cents geworden. Erschreckend.

      Aber das ist der schlimmste Fall – das ist nicht normal. In einem durchschnittlichen Jahr haben die Small Caps die Standardwerte in 56 % der Fälle outperformt. Ich wette, dass Sie das nicht wussten! Und je länger man Small Caps hält, desto eindrucksvoller werden die Zahlen.

      Wenn man sie 10 Jahre halt, dann werden die Small Caps in 66 % der Fälle besser als ihre großen Gegenstücke abschneiden. Und wenn man Sie noch länger hält:

      Während jeder 15-Jahres-Periode schlugen die Small Caps die Standardwerte in 78 % der Fälle. Wenn man 20 Jahre nimmt, dann gewannen sie in 94 % der Fälle. Und über einen Zeitraum von 35 Jahren haben sie immer gewonnen gegenüber den Blue Chips. Immer.

      Es gibt keinen Zweifel – wenn Sie nach einer langfristigen Investmentstrategie suchen, dann wären Sie dumm, wenn Sie nicht über Small Caps nachdenken würden. Aber hier ist die Frage, auf die jeder eine Antwort will: Wie kann ich jetzt Geld verdienen? Ich will nicht 20 Jahre warten.

      Ich sage Ihnen dasselbe, was ich Ihnen auch schon letztes Jahr geschrieben habe. Das Geheimnis ist es, nach fundamental gesunden kleinen Werten zu suchen.

      Aktuell gibt es 8.880 Gesellschaften (große und kleine), die an den US-Börsen gehandelt werden. Von diesen sind nur 101 fundamental gesunde Wachstumsunternehmen. Wie viele von diesen 101 sind Blue Chips, also große Werte?

      Raten Sie einmal.

      25? 50? 75? Nein. Versuchen Sie es einmal mit 14!


      Nikkei versus S&P

      von Jochen Steffens

      Es geht immer noch um die entscheidende Frage: Handelt es sich bei der aktuellen Rallye um einen Bullenmarkt oder ist es nur eine Bärenmarktrallye. Eine Frage, die aus verschiedensten Gründen interessant ist. Sollte es sich lediglich um eine Bärenmarktrallye handeln, geht es um langfristige Kapitalsicherung. Es geht dabei auch um die Frage, ob man zum Leben erwachte Aktien aus dem Langfristdepot verkaufen oder noch länger behalten sollte. Denn sollte es sich um den Beginn einer langen Konjunkturerholung handeln, würden solche Aktien noch von weiteren Kursgewinnen profitieren. Zudem würde es sich dann empfehlen, seine Depot nach und nach weiter auszubauen.

      Aus kurzfristiger Sicht ist diese Frage natürlich weniger interessant. So kurzfristiger Sie an den Börsen agiere, desto dichter sollten Ihre Stopps am aktuellen Kursniveau liegen. Mir geht es heute um die längerfristigen Prognosen. So habe ich mal wieder ein Wochenende geopfert, um mir historische Charts anzusehen, um verschiedenste Ansichten durchzulesen. Ich habe mir die Mühe gemacht die Daueroptimisten und Oberbullen zu studieren, genauso wie die Weltuntergangspropheten und Langzeitbären. Natürlich haben beide Seiten zum Teil bestechende Argumente – keine Frage, ein wirkliche Hilfe es jedoch nicht. Dann bin ich auf etwas gestoßen, dass mich stutzen ließ. Ich habe es für Sie aufbereitet und in einem Chart zusammengefasst. Hier die Adresse, die Sie einfach markieren, kopieren und in einem neuen Browserfenster einfügen können:

      http://www.boerse.mynetcologne.de/nik.gif <<= Bitte klicken

      Es handelt sich um den charttechnischen Vergleich zwischen der Entwicklung des Nikkei von 1982 bis heute und des S&P zwischen 1992 und heute. Der Kursverlauf des Nikkei ist schwarz eingezeichnet, der des S&P rot (der S&P wurde dabei ganz leicht auf der Zeitachse gedehnt).

      Der Nikkei hatte in den Jahren vor 1990 eine Rallye gestartet, in dessen Verlauf er von 8.000 Punkten auf über 38.000 Punkten anstieg. Dieser Anstieg ist von seiner Art her nahezu identisch mit der Entwicklung des S&P von 1992 bis 2000. Besonders fällt die Konsolidierung in der Mitte (1987/88) auf. Das Beeindruckende ist jedoch die Entwicklung nach dem Hoch. Auch hier erkennt man deutliche Übereinstimmungen. Es scheint fast so, als bewegen sich die Indizes im Gleichschritt.

      Sehr auffällig ist, wie sehr sich die aktuelle Rallye im S&P, mit der Bearmarktrallye im Nikkei 1993 deckt. Der Nikkei stieg damals von 14.000 Punkte auf fast 22.000 Punkte an. Das war eine 50 % Rallye. Ich kann mir vorstellen, dass damals viele japanische Anleger und Analysten ein Ende der Baisse prognostiziert haben. Schließlich brach der Nikkei ebenfalls den langfristigen Abwärtstrend. Vergleichen Sie den Verlauf der Kurse, sehen Sie einen identisch steilen Anstieg. Wie ich bereits mehrfach betonte, die Rallye ist zu steil, um eine gesunde langfristige Entwicklung anzuzeigen.

      Aber auch andere Aspekte ähneln sich. Achten Sie auf die Art der Erholung, die zu den jeweiligen Rallyes führte. Nahezu identisch. Auffällig ist aus charttechnischer Sicht, dass es in beiden Indizes zu keiner großen Bodenformation kam. Etwas, dass ich im Moment in allen großen Indizes vermisse. In Japan hat sich 10 Jahre später gezeigt, warum es nicht zu einer Bodenbildung gekommen war – es war schlichtweg kein Boden, die Kurse erreichten neue Tiefen.

      Natürlich heißt das nicht, dass sich der S&P jetzt unbedingt genauso entwickelt wie der Nikkei damals. Aber es spricht einiges dafür, dass es zu einer ähnlichen Entwicklung kommen könnte. So unterschiedlich die politische und wirtschaftlich Entwicklung in Japan und die heutige Entwicklung der USA auch sein mag (Irakkrieg/Terrorismus), es gibt ebenso viele Überschneidungen. Denken Sie zum Beispiel an die Politik der niedrigen Zinsen.

      Ich finde die letzten Arbeitsmarktdaten weisen genau auf eine Seitwärtsbewegung hin. Durch das billige Geld wird sich die Wirtschaft über Wasser halten können. Aber nur, wenn sie die Produktivität weiter steigert und die Kosten senkt. Das führt unweigerlich zu weiterem Arbeitsplatzabbau. Und so gerne manche Analysten eine Konjunkturerholung ohne Arbeitsmarkt für möglich halten, so blödsinnig ist sie. Ein Land, dass zu 70 % vom Konsum seiner Bewohner abhängig ist, braucht zahlungskräftige Konsumenten. Die Folge dieser Entwicklung: Die amerikanische Konjunktur steht im Moment nicht vor einem ultimativen Kollaps. Gleichzeitig ist nicht von einer nachhaltigen Konjunkturerholung auszugehen. Mit anderen Worten: Seitwärts – wie in Japan. In welcher Spanne sich diese Seitwärtsbewegung aufhalten wird, das wird gerade festgelegt.

      Wirklich bestätigt wird die Theorie der (10-jährigen) Seitwärtsbewegung, wenn wir uns bald wieder in Richtung unserer Tiefs aufmachen. Und denken Sie daran, so schön dieser Chart auch aussieht: An den Börsen kann alles passieren, auch das Gegenteil.


      Die chinesische Blase

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die Wertschätzung der Währung Chinas ist nur eine Frage der Zeit" ( Mark Faber)

      Was heißt "Blase" auf chinesisch?

      Wir fragen das, weil das zukünftig ein wichtiges Wort sein könnte.

      China war in den Nachrichten, gestern ... und heute wieder. Fast kein Tag geht vorbei, an dem nicht über den inzwischen größten Wirtschaftsraum der Welt berichtet wird ... und wohl einen der interessantesten.

      Während die Weltwirtschaft gerade um 1–2 % pro Jahr wächst, rast Chinas Wirtschaft 4mal schneller voran. Allein die US-Importe sollen in diesem Jahr um fast 40 % gestiegen sein, wobei sie Chinas geschwellte Brust mit Dollars und US-Bonds gefüllt haben.

      1985 betrugen die ausländischen Investitionen in China lediglich 2 Milliarden US$. Bis 2001 ist die Zahl auf fast 50 Milliarden US$ gewachsen. Während der Exporthandel mit China 1985 gerade 69 Milliarden US$, im Jahr 2001 waren es über 500 Milliarden US$.

      Das BIP der USA beträgt ungefähr 11 Trillionen US$, das chinesische BIP ist momentan nur 1/10 so groß. Aber in ländlichen Schichten werden viele Geschäfte nicht in Geld gemessen. Und die örtlichen Preise sind wesentlich niedriger, so dass z.B. ein Mittagessen, das in Schanghai mit 1 US$ bewertet wird, in Manhattan 20 US$ kosten würde. Einige Wirtschaftsexperten versuchen das Problem des Wirtschaftsvergleichs von USA und China dadurch zu lösen, dass sie die Kaufkraft als Basis nehmen. Auf dieser Basis weisen die USA eine jährliche Produktion von 9,6 Trillionen US$ auf, aber Chinas Wirtschaft zeigt sich wesentlich stärker als vermutet: Sie kommt auf eine Produktion von 4,9 Trillionen US$.

      "Sonst sind Sie so skeptisch," begann unser Freund Michel beim Lunch am Mittwoch, "aber in bezug auf China glauben Sie jedes Wort. Sie scheinen zu vergessen, dass China von Kommunisten regiert wird, die nichts als Lügen verbreiten. Gerade ihre Angaben über die Wirtschaftsdaten sind eine Lüge, mit denen sie uns weismachen wollen, wie gut sie dastehen. Das haben schon die Sowjets gemacht, bis ihr ganzes System zusammenbrach. Und die westlichen Ökonomen glaubten ihnen. Und nun glauben sie den Chinesen. Sogar Sie glauben ihnen!"

      Tatsächlich glauben wir den chinesischen Zahlen nicht, lieber Leser. Allerdings glauben wir den amerikanischen Zahlen ebenso wenig. Allerdings behandeln wir die Zahlen wie Farbkleckse auf einem Bild von Seurat oder Pissarro. Keine Zahl ist für sich allein zuverlässig, aber, wenn wir einen Schritt zurücktreten, bekommen wir einen Eindruck von dem, was uns auffällt.

      Das, was sich unserer Meinung nach in China entwickelt, ist das bekannte Gesicht von Richard Nixons Dollar-Standard-System: Geld fließt in ein Land, ein Boom resultiert daraus ..., die Vermögenswerte steigen auf unglaubliche Levels, ... Fabriken und Bürogebäude schießen überall wie Pilze aus dem Boden, ... und schließlich: Überkapazität und Überteuerung produzieren eine Blase, die unweigerlich platzen wird.

      Aber warten Sie – wir sehen noch etwas mehr: Wir sehen – auf längere Sicht – das Ende des ganzen Systems.

      Wenn die Amerikaner mehr und mehr Produkte aus China kaufen, häufen die Chinesen mehr und mehr Dollars an. Im Schnitt spart der Chinese 25 % seines Einkommens, ebenso bauen sich Sparguthaben in der Landeswährung auf – so sehr, dass sich bereits ein Wert von über 1 Trillion US$ auf den Konten befindet. Dieses Geld wird von den Geschäftsbanken ausgeliehen und hat einen typischen Boom ausgelöst, ... auf den eine typische Blase auf Dollar-Standard folgen wird.

      "Schlechte Kredite produzieren eine große Wolke über China", warnt die gestrige Ausgabe der International Herald Tribune. Besucher von China berichten, dass überall Wolkenkratzer aus dem Boden wachsen. Allerdings stehen bereits 17 % der neuen Gebäude leer ... und die Mieten sinken.

      Während die Büros leerstehen, produzieren die Fabriken ständig, Tag und Nacht. Je mehr Amerikaner von den Chinesen kaufen, desto mehr Chinesen fühlen sich ermutigt zu produzieren. Inzwischen erreichen immer mehr Waren den amerikanischen Markt zu immer niedrigeren Preisen. Also muss der Eindruck korrigiert werden. Wenn die Preise fallen, fallen auch die Gewinnmargen. Schon bald werden verschiedene Geschäftsbereiche – sowohl in den USA als auch in China – nicht mehr für neue Investitionen gut sein. Dann sinken auch die Kapitalwerte

      Zur gleichen Zeit, am anderen Ende des Austausches, können die Verbraucher keine angemessene Zahl von Fernsehern und Autos kaufen. In Amerika ist das Durchschnittseinkommen in den letzten 30 Jahren nur sehr schwach gewachsen ... heute sinkt es sogar real. Wie können wir von diesen Leuten erwarten, dass sie mehr Produkte kaufen. Sie haben kein größeres Einkommen, sie haben weniger.

      Und so wird die ganze Abstraktion von Krediten, Geldreserven, Schulden, Gewinnen und Handelsschwankungen plötzlich klar. Wenn wir zurücktreten, sehen wir ein grässliches Bild.

      Wenn wir wieder das normale Leben betrachten, bekommen wir den Eindruck, dass sich alles früher oder später korrigiert: Finanztrends, Reputationen, der Reichtum und die Macht von Nationen. In diesem Tag im Jahr 1939 waren die Deutschen bereits tief nach Polen eingedrungen (am 1. September überschritten sie die Grenze und lösten den 2. Weltkrieg aus). Hitler muss gedacht haben, dass ihn nichts aufhalten könne ..., weil schon so lange nichts gegen ihn ankam. Als er und Stalin die Polen unterworfen hatten, begann der Telefonkrieg mit Frankreich und Großbritannien. Es gab keinen wirklichen Krieg, weil keine Seite den Kampf wollte. Kurze Zeit darauf überfiel er die Franzosen und trieb die Engländer bei Dünkirchen ins Wasser. 1942 kontrollierte Hitler Europa. Wenn er damals aufgehört hätte, wären die Dinge für ihn vielleicht besser gelaufen. Aber alles, was sich aufbläst, sinkt später zur Form zusammen, wo es am Anfang stand. Im Frühjahr 1942 hieß es, das Deutsche Reich würde 1000 Jahre bestehen ...

      Es war fast so als hätte der Führer seine Generäle versammelt und sie gefragt: "Wie können wir aus dieser Situation ein Desaster machen?" Sie hatten ihre Antwort bald gefunden. Sie fanden einen Weg, das nahezu Unmögliche zu tun: Sie verwandelten eine fast unschlagbare Position in Europa in eine Verliererposition ... indem sie Truppen nach Nordafrika schickten, wo sie von der Britischen Navy aufgerieben werden konnten ... indem sie einen Krieg gegen ihren Alliierten, Stalin, begannen ... indem sie den USA den Krieg erklärten! Drei Jahre später waren Hitlers Ansehen, seine Armee, sein Land, seine Finanzen ... und sogar sein Leben ... vollständig "korrigiert".

      Und jetzt sehen wir, dass auch der Dollar-Standard korrigiert wird. Bill Gross beschreibt die Lage so: "Mit seinem monatlichen Handelsüberschuss von 10 Mrd. US$ und mit einem jährlichen Zuwachs seiner Dollarreserven von 120 Mrd. US$ wird eine Zeit kommen, in der Chinas Hunderte von Milliarden, wenn nicht gar eine halbe Trillion Reserven von US-Währung und Aktien als zu riskant angesehen werden. Auf der anderen Seite werden die Hunderte von Milliarden, die die Japaner und andere asiatische Länder gekauft haben, um ihre Währungen gegenüber dem Chinesischen Yuan und dem US-Dollar konkurrenzfähig zu halten, genauso einen Gesundheitscheck brauchen."

      "Die Währung/Bonds/Aktien einer reflationären Wirtschaft, die sich in Waffen und Butter, Hummer und Hummwee in nahezu historischen Proportionen engagiert, sind schlechte Investments. Früher oder vielleicht später werden unsere asiatischen Gläubiger aufwachen und den Kaffee riechen. Vielleicht wird das Aroma eine Neubewertung des Yuan und des Yen hervorrufen. Was es auch ist, wir werden den Preis zahlen: Höhere Importkosten, eine Einschränkung der Ausgaben für billige auswärtige Waren, steigende Inflation, vielleicht chaotische Finanzmärkte und einen sinkenden Lebensstandard."

      "Merke Dir gut, was diese Worte wert sind (nicht viel, werden einige sagen): China besitzt den Schlüssel zu unserem Reichtum und zu unseren Hummern. Seine Bereitschaft, unsere Bonds zu kaufen, seine Philosophie, dessen Währung dem US-Dollar anzupassen, wird eines Tages getestet werden. Und sollte Chinas Geduld auffallen, werden die ganzen benachbarten asiatischen Möchtegern-Chinas sich bald zusammenschließen. Die zweite Runde der Reflation wird beginnen, die US-Zinsen werden steigen, unsere Waren in den Malls und Geschäften werden weniger käuflich sein, und der Prozess des nationalen Gürtel-Engerschnallens und der wachsenden Sparmaßnahmen wird beginnen."

      Heute allerdings, wo wir das gerade schreiben, werden die Gürtel nicht enger geschnallt, sondern gelockert. Diejenigen, die in Krispy Kreme Franchise investieren, fühlen sich immer noch fett und gut. Wir können nicht sagen, wann Eindruck sich ändern wird. Wir können auch nicht sagen, wann die chinesische Blase platzen wird.

      Aber während es zu spät ist, sicher von der US-Blase zu profitieren (die Preise sind zu hoch), glaubt Marc Faber, dass es immer noch hervorragende Gelegenheiten gibt, in chinesische Aktien zu investieren. Einige verkaufen sich wegen des niedrigen Kursgewinnverhältnisses – lediglich 2 – und wegen der hohen Dividenden. Sogar China Telecom wird noch für nur das 8,5fache der Einnahmen verkauft. Shenzhen Expressway für weniger als das 10fache. Beijing Datang, eine große Energie-Gesellschaft, schüttet über 4 % Dividende aus. Die kleine Wing Shing Chemical dagegen wird für weniger als das 2fache der Einnahmen gehandelt. Sie könnten das ganze Unternehmen für gerade 15 Millionen US$ kaufen, sagt Andy Mantel, der für Faber`s Newsletter schreibt.

      Nach Mantel ist der China Mantou Fund mit Sitz in Hongkong das einfachste China-Investment.


      Langsame Amerikaner ...

      von Jochen Steffens

      Zumindest in der Politik kommen die Amerikaner so langsam dahinter, dass irgendetwas nicht ganz so läuft, wie die Medien ihnen die ganze Zeit weismachen wollten. Bush verliert das Image des weitsichtigen Staatsmannes, der Amerika schützen wird und alle Terroristen dieser Welt in einem grandiosen Feldzug gegen das Böse, "terminatorgleich" vernichtet.

      Gleichzeitig wird den Amerikanern langsam bewusst, dass Gewalt durchaus auch Gegengewalt erzeugen kann. Aufgrund der vielen Anschläge im Irak und an anderen Orten, glauben mittlerweile 48 % der Amerikaner, dass die Gefahr eines Anschlages auf amerikanischen Boden durch den Irak-Krieg größer geworden ist. Nur noch 40 % sind der Ansicht, dass die Gefahr sich verringert habe. Im April hatten noch 60 % an die Worte Bushs geglaubt, der Irakkrieg werde die Gefahr des Terrorismus verringern.

      Aber immer noch sind 55 % der Amerikaner der Ansicht, Bush mache eine gute Arbeit. Im April waren es allerdings noch 70 %. Festzuhalten bleibt, die Amerikaner zeigen sich zunehmend unzufrieden. Im Moment warte ich auf Aktionen der Bush-Regierung. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Regierung dieser Tendenz in der eigenen Bevölkerung tatenlos zusehen wird. Schließlich finden im nächsten Jahr Wahlen statt.

      Ich befürchte, diese Veränderung der Einschätzung wird sich nicht nur auf die Politik beschränken. Ein bekanntes massenpsychologisches Phänomen ist, wenn einmal Zweifel aufkommen, können diese wie eine Krankheit auch auf andere Themen übergreifen. So könnte ich mir vorstellen, dass auch das Vertrauen in eine konjunkturelle Erholung schwinden wird, natürlich etwas zeitversetzt und – langsam.

      Es sei denn Alan Greenspan reißt noch einmal das Ruder rum. Vieles wird von den nächsten Unternehmens-Zahlen abhängen – Nokia hat heute den Anfang gemacht, dazu gleich mehr. Sollte das Vertrauen in weitere Kurssteigerungen sinken, wird Alan Greenspan reagieren müssen – eine weiter Zinssenkung? Doch verlassen wir den Bereich der wilden Spekulationen und wenden uns den harten Realitäten in Deutschland zu.

      In Deutschland ist Deflation zurzeit kein Thema, eher das Gegenteil. Die Verbraucherpreise stiegen im August zum Vorjahr um 1,1 %. Im Vormonat hatte die Preissteigerung noch 0,9 % betragen. Als ein Grund für diesen Anstieg wurde die hitzebedingte Verteuerung einiger Gemüsesorten genannt. Der gestiegene Ölpreis soll sich hingegen kaum ausgewirkt haben.

      Und zum Schluss noch einen kleinen Ausflug nach Japan. Der Nikkei notiert auf einem 14-Monatshoch. Insbesondere ausländische Investoren haben Japan entdeckt. Sollte nach 13 Jahren die Baisse endlich vorbei sein? Normalerweise dauert eine Baisse 16–20 Jahre.

      Doch es spricht einiges dafür, dass Japan auf dem besten Weg in eine neue Phase des konjunkturellen Aufschwungs ist. Ein sehr wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Nähe zum Wachstumsmarkt China.

      Noch gibt es allerdings ein Problem: Aufgrund der hohen Investitionen ausländischer Investoren, ist es zu einer gestiegenen Nachfrage nach dem Yen gekommen. Der Yen stieg im Vergleich zum Dollar steil an. Die japanischen Währungshüter griffen ein und verkauften Yen. Das wirkte sich nicht nur auf das Yen/Dollar Verhältnis aus, sondern hatte auch Einfluss auf das Yen/Euro Verhältnis und nicht zuletzt auch auf das Euro/Dollar Verhältnis.

      Die aktuelle und entscheidende Frage ist, wie lange kann die Bank of Japan den Yen-Kurs niedrig halten. Es geht schließlich darum, den Export anzukurbeln und die Deflation einzudämmen. Auf den Yen sollte man bei Investitionen in Japan achten. Ein weiterer starker Anstieg könnte die konjunkturelle Erholung in Japan belasten.

      Andererseits zeigt sich auch im Yen/Dollar Vergleich die innere Schwäche des Dollars. Der Euro bleibt nach wie vor ein Kauf. Aber auch Gold steigt zurzeit unermüdlich. Bei 340–350 Dollar haben wir Ihnen zum Kauf geraten. Aktuell steht Gold wieder bei 382 Dollar und macht sich damit wieder zum Jahreshoch bei 389,05 Dollar auf. Der Chart weist daraufhin, dass Gold auch diese Marke bald überwinden wird.

      Und eine Anmerkung in eigener Sache noch. Gestern wurde der falsche Text eingepflegt. Dieser Text von Bill Bonner enthielt noch zwei Zahlen, die aus Versehen bei der Übersetzung nicht korrekt umgewandelt wurden. Wie Sie vielleicht wissen, entspricht eine amerikanische Billion bei uns einer Milliarde und eine amerikanische Trillion entspricht einer Billion. Die Billionen wurden richtig übersetzt, nur die Zahlen mit "Trillionen" müssen Sie auf Billionen runterrechnen. Wir bitten dieses Versehen zu entschuldigen.


      Scheinstatistiken, Scheinrezession

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Oh, der Aktienmarkt hat seine Gewinnstrecke am Freitag unterbrochen und ist um ein paar Punkte gefallen.

      Aber der Dow ist in diesem Jahr um 14 % gestiegen, der Nasdaq um erstaunliche 40 %.

      Wir wissen, was Sie jetzt denken ...

      ... Wenn das das Ende der Welt ist ... ist das die Rechnung, vor der wir gewarnt haben?

      Entscheidende Dinge – wie Korrekturen, Krebs oder Krieg – können eine lange Zeit brauchen, bis sie ausbrechen, und es kann sein, dass man sie schwer wieder los wird.

      Nachdem Hitler und Stalin in Polen einmarschierten, hielt die ganze Welt die Luft an. Frankreich und England erklärten den Krieg. Sie hatten ein Hilfsabkommen mit Polen geschlossen. Aber sie konnten wenig tun, außer zu prüfen, ob ihre Waffen funktionierten.

      Auf See ging es bereits los. Deutsche U-Boote versenkten Handelsschiffe auf dem Weg nach England. Am 14.10.1939 torpedierte Gunther Prien die HMS Royal Oak. Im Dezember stellte die Royal Navy die Admiral Graf Spee. Der deutsche Kapitän versenkte das Schiff und beging Selbstmord.

      Aber an Land war wenig Aktion. Eine Weile lang sah es so aus, als ob der ganze Krieg vorbeiziehen würde. Diplomaten beider Seiden versuchten, eine friedliche Lösung zu finden, die Franzosen glaubten, ihre Maginot-Linie würde sie schützen, obwohl ein französischer Offizier gezeigt hatte, ein Jahr zuvor, dass die Deutschen diese Linie über Belgien umgehen konnten.

      Schließlich endete der Scheinkrieg am 10. Mai 1940, als die Deutschen Frankreich und die Niederlande attackierten. Der echte Krieg hatte begonnen.

      Wir können nicht sagen, wann die echte Korrektur beginnt. Es schien, als hätte sie vor drei Jahren begonnen, als die Wallstreet-Blase platzte. Aber seit dem kam eine Scheinrezession, und sie ging wieder, gefolgt von einer Scheinerholung. Die Nachrichten der vergangenen Woche brachten, dass die Arbeitslosigkeit im August weiter gestiegen ist. 93.000 Jobs weniger (in den USA). Die Arbeitslosenquote steht bei 6,1 %. Sie würde bei 7,8 % stehen, wenn die "Arbeitsteilnahme" konstant geblieben wäre. Allerdings haben einige Leute aufgegeben, einen Job zu suchen und sind wieder in die Schule gegangen.

      Genau wie es einigen Schein in bezug auf Rezession und Erholung gibt. Das Dollarstandardsystem unterminierte die Sparnotwendigkeit und verlagerte die Produktion ins Ausland. Zuhause arbeiteten die Amerikaner länger und länger, für immer weniger Lohn. Nach einem UN-Report verdienen Amerikaner im Schnitt weniger als die Franzosen ... 32 $ gegenüber 35 $. Wenn Sie noch Steuern, Krankenversicherung und Erziehungskosten abziehen, hat der Amerikaner noch weniger.

      Die Amerikaner haben es zurzeit schwer – sie müssen ihre Häuser abbezahlen, gegen immer höhere Schulden ankämpfen, Aktien, Anleihen und Immobilien zu ungeheuren Preisen kaufen. Sie scheinen nicht zu bemerken, dass der Grund unter ihren Füßen verschwindet.

      Aber hier ist Erics heutiger Bericht:


      Gibt es eine Erholung ohne Jobs

      Eric Fry aus der Finanzhauptstadt New York

      Der monatelange Trend setzt sich fort, dass die Wirtschaft genauso schnell Arbeitsplätze streicht wie der Dow Jones Industrial Average Punkte hinzugewinnt. Am Freitag berichtete das Arbeitsministerium, dass im August weitere 93.000 Arbeiter entlassen wurden ... aber der Aktienmarkt grinste. Der Dow stieg um 88 Punkte auf 9.503, während der Nasdaq um 2,6 % auf 1,858 sprang. Der Technologie-Index hat in diesem Jahr schon fast 39 % zugelegt und steigt weiter.

      "Gibt es eine Erholung ohne Jobs?" fragt sich Alan Abelson von Barron`s. "Es ist wie Schokoladenkuchen ohne Schokolade. In den vergangenen sieben Monaten gingen 600.000 Jobs verloren, und in den letzten paar Jahren sind sogar 3 Millionen Jobs gestrichen worden. Das größer werdende Loch bei den Arbeitsplätzen während der aktuellen Wirtschaftssteigerung ist eine irritierende Anomalie."

      Vielleicht ist der ungute Jobtrend gar keine Anomalie. Vielleicht ist das angebliche Wachstum des BIP die tatsächliche Anomalie. In anderen Worten: Die Wirtschaft mag in der Lage sein, einen "starken" BIP-Bericht im vierten Quartal auszuweisen, aber das heißt noch lange nicht, dass das Wachstum auszuhalten ist.

      Es gibt sicherlich eine Art Erholung. Aber deren Stärke und Dauer sind unklar. Leider ist die US-Wirtschaft weiterhin unglaublichem makro-ökonomischen Stress ausgeliefert, die wachsende Arbeitslosigkeit ist nur ein Problem. Die Verschuldung des Bundes, der Staaten und der Gemeinden ist ein weiteres. Die steigenden Pensionsverpflichtungen ein drittes. Probleme wie diese verschwinden nicht über Nacht, so sehr auch die Wall Street sich wünschen mag, dass sie es täten.

      Aber die Notenbank verspricht, diesen und anderen Finanzproblemen damit zu begegnen, dass sie Geld druckt. Die Geld-Druckerpresse ist die Wunschwaffe der FED (wenn auch eigentlich das Finanzministerium für das Gelddrucken verantwortlich ist). Leider ist die Geld-Druckerpresse eine Massenvernichtungswaffe für den Staatsanleihenmarkt. Die Staatsanleihen sind stets gepurzelt, wenn FED-Gouverneur Ben Bernanke versprach, Dollarnoten aus dem Hubschrauber zu werfen.

      Schauen wir schnell in die Geschichte. Seit mehr als zwei Dekaden haben Anleihen sich viel stärker entwickelt als Gold. Aber das Anleihen/Gold-Verhältnis umgekehrt und hat damit einen 2-Dekaden-Trend gebrochen. Ned Davis hält diese Entwicklung für "sehr wichtig".

      Lassen Sie uns diese Entwicklung mal genau beurteilen: Inflation ist eine wachsende Bedrohung. Es ist interessant festzustellen, dass seitdem der Anleihenmarkt seine Spitze am 13. Juni erreicht hat, der HUI-Index der Goldanteile um 31 % gesprungen ist, während der S&P 500 gerade um 4 % gestiegen ist. Der Preis einer Unze Gold ist auf über 370 US$ gestiegen. Das Zeug scheint begehrt zu sein. Obwohl der Aktienmarkt gestiegen und der Dollar stärker geworden ist, wird das Gold immer teurer.

      "Wo steht der Aktienmarkt in sechs Monaten?", fragte kürzlich ein New Yorker Redakteur. "Ich weiß es nicht," antwortete ich. "Ich weiß es nie. Aber es ist schwer, einen Dollar im Börsengeschäft zu machen, wenn man bestimmt, wohin der Markt sich entwickeln soll. Ist es nicht beim Investieren immer dasselbe? Du versuchst, das Zeug zu kaufen, das hochgehen wird, und zu verkaufen, was fallen wird." Aus irgendeinem Grund lachte der Fragensteller.

      "In anderen Worten: Es geht beim Investieren um Wahrscheinlichkeiten," erklärte der Redakteur weiter. "Wenn ich auch nicht weiß, wo der Aktienmarkt in sechs Monaten steht, weiß ich wohl, dass man mit Aktien, die ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 1:35 haben, schwer sein Geld machen kann. Genauso dachte ich, als ich im Mai und Juni den Markt beobachtete, dass der Staatsanleihenmarkt ein hochriskantes Investment sei. Einen 10-Jahres-Pfandbrief, der jährlich weniger als 4 % Zinsen bringt, von einem Staat zu kaufen, der jährlich eine halbe Billion Schulden macht, war wohl keine gute Idee. Es ist auch jetzt so."


      Produktionsgestütztes Wachstum?

      Bill Bonner berichtet aus Paris

      *** "Der asiatische Schuldenrückzug ist eine Bedrohung für das US-Defizit;" lautet eine Überschrift in der Finacial Times. So passiert es. Die FT sagt, dass sie eine "bemerkenswerte Veränderung" weg von den US-Schulden in Asien festgestellt hat.

      *** Die FT erklärt außerdem, dass die Eurozone sich in der Rezession befindet.

      *** Hier ist eine weitere interessante Nachricht. Die US-Regierung berichtet, dass die Renten-Fehlbeträge der US-Firmen auf 80 Milliarden US$ gestiegen sind. Die Prozesse, die gegen die staatliche Renten-Garantie-Vereinigung im Jahr 2002 geführt wurden, waren mehr als alle vorherliegenden zusammen.

      *** Ben Bernanke taucht wieder in den Nachrichten auf. Der FED-Vorsitzende rühmte das "produktionsgestützte Wachstum", was immer das auch sein mag. Die Produktivität, von der Bernanke und Greenspan berichten, bezieht sich zumeist auf den Dienstleistungssektor. Zahlen lügen nicht, aber sie lassen sich auslegen. Der Dienstleistungssektor ist großenteils in den Händen von mittelmäßigen Managern.

      Wie sollen wir wissen, ob sie produktiv sind oder nicht?

      Stephen Roach stellt zum Beispiel fest, dass die Angestellten in der Finanzindustrie im Schnitt 35,4 Stunden pro Woche arbeiten. Wir, die in der Finanz-Informations-Branche arbeiten, kennen niemanden, der so wenig arbeitet. Und wenn, würden wir denjenigen entlassen.

      Anmerkung: Das Wunder der Produktivität ist genauso ein Schein wie der Rest der Wirtschaft.

      *** "Bush fordert 87 Milliarden US$ für Kriege" heißt es in einer CNN-Überschrift. Das ruft ein Gefühl hervor, das wir gerade nach dem 11. September 2001 empfanden, als der Präsident zu 260 Millionen Amerikanern sprach und der Welt erklärte, dass es "keinen Weg zurück" gibt.

      "90 Jahre lang haben wir mit einer Zentralbank gelebt," erklärte der ehrenwerte Ron Paul vor dem Kongress am Freitag, "die in den letzten 32 Jahren keine Zurückhaltung in der Geldpolitik geübt hat. Je länger der Prozess anhält, desto schneller haben die Gelddruckpressen zu arbeiten, um angeblich Stabilität zu behaupten. Momentan arbeiten sie auf Rekordniveau. Es war vorhersehbar und es ist verständlich, dass unsere nationalen Schulden inzwischen auf ein Rekordniveau angestiegen sind."

      "Die panische Anstrengung der Fed, das Wirtschaftswachstum zu stimulieren, führt dazu, dass sie stets von einer günstigen Wirtschaft berichtet," fährt Paul fort. "Aber in den Fußnoten lesen wir, dass die Militärausgaben um erstaunliche 46 % gestiegen sind. Das heißt, natürlich, deficit spending, finanziert von der Fed-Druckerpresse. I
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 20:36:13
      Beitrag Nr. 3.792 ()
      Hi, die Hälfte aller Artikel im vorherigen Posting wurde von W.O gekillt.....also hier geht`s weiter. :)


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      Produktionsgestütztes Wachstum?

      Bill Bonner berichtet aus Paris

      *** "Der asiatische Schuldenrückzug ist eine Bedrohung für das US-Defizit;" lautet eine Überschrift in der Finacial Times. So passiert es. Die FT sagt, dass sie eine "bemerkenswerte Veränderung" weg von den US-Schulden in Asien festgestellt hat.

      *** Die FT erklärt außerdem, dass die Eurozone sich in der Rezession befindet.

      *** Hier ist eine weitere interessante Nachricht. Die US-Regierung berichtet, dass die Renten-Fehlbeträge der US-Firmen auf 80 Milliarden US$ gestiegen sind. Die Prozesse, die gegen die staatliche Renten-Garantie-Vereinigung im Jahr 2002 geführt wurden, waren mehr als alle vorherliegenden zusammen.

      *** Ben Bernanke taucht wieder in den Nachrichten auf. Der FED-Vorsitzende rühmte das "produktionsgestützte Wachstum", was immer das auch sein mag. Die Produktivität, von der Bernanke und Greenspan berichten, bezieht sich zumeist auf den Dienstleistungssektor. Zahlen lügen nicht, aber sie lassen sich auslegen. Der Dienstleistungssektor ist großenteils in den Händen von mittelmäßigen Managern.

      Wie sollen wir wissen, ob sie produktiv sind oder nicht?

      Stephen Roach stellt zum Beispiel fest, dass die Angestellten in der Finanzindustrie im Schnitt 35,4 Stunden pro Woche arbeiten. Wir, die in der Finanz-Informations-Branche arbeiten, kennen niemanden, der so wenig arbeitet. Und wenn, würden wir denjenigen entlassen.

      Anmerkung: Das Wunder der Produktivität ist genauso ein Schein wie der Rest der Wirtschaft.

      *** "Bush fordert 87 Milliarden US$ für Kriege" heißt es in einer CNN-Überschrift. Das ruft ein Gefühl hervor, das wir gerade nach dem 11. September 2001 empfanden, als der Präsident zu 260 Millionen Amerikanern sprach und der Welt erklärte, dass es "keinen Weg zurück" gibt.

      "90 Jahre lang haben wir mit einer Zentralbank gelebt," erklärte der ehrenwerte Ron Paul vor dem Kongress am Freitag, "die in den letzten 32 Jahren keine Zurückhaltung in der Geldpolitik geübt hat. Je länger der Prozess anhält, desto schneller haben die Gelddruckpressen zu arbeiten, um angeblich Stabilität zu behaupten. Momentan arbeiten sie auf Rekordniveau. Es war vorhersehbar und es ist verständlich, dass unsere nationalen Schulden inzwischen auf ein Rekordniveau angestiegen sind."

      "Die panische Anstrengung der Fed, das Wirtschaftswachstum zu stimulieren, führt dazu, dass sie stets von einer günstigen Wirtschaft berichtet," fährt Paul fort. "Aber in den Fußnoten lesen wir, dass die Militärausgaben um erstaunliche 46 % gestiegen sind. Das heißt, natürlich, deficit spending, finanziert von der Fed-Druckerpresse. Im selben Quartal fielen die Nach-Steuer-Einnahmen um 3,4 %. Das ist schwerlich ein Bericht, der von der Gesundheit unserer Wirtschaft zeugt, sondern viel mehr einer, der den Bankrott unserer Wirtschaftspolitik klarstellt."

      *** Ein verwirrter Leser warf uns in einem Brief vor, wir wären "Sozialisten" Über unser Investor`s Daily – Team kann man einiges sagen, aber kein Wort eignet sich weniger als "Sozialisten". Der sozialistische Instinkt trifft auf uns genauso wenig zu wie Großzügigkeit bei einem Steuereintreiber. Denn wir können nicht vieles von jedem zusammenbringen. Wir können kein Rendez-Vous planen, ohne die Hälfte der Gruppe zu verlieren ... und wenn wir unsere Gitarren nehmen und auftreten, stellen die Hörer fest, dass wir alle in einer unterschiedlichen Tonlage singen.


      Keine Angst vor Terror und SARS

      von Jochen Steffens

      Der 11. September jährt sich morgen zum zweiten Mal. Ein Tag, an dem die Medien wahrscheinlich ein letztes Mal diesen Anschlag auf allen Programmen ausführlich von allen Seiten beleuchten werden. Vielleicht damit auch ein Tag, an dem man innerlich mit dem Schock endgültig abschließen kann. Beruhigend ist, dass Terroranschläge in den USA nicht, wie zum Teil befürchtet, Alltag geworden sind. Doch Terror beherrscht immer mehr das Alltagsgeschehen in den Nachrichten weltweit. Weit weg und doch immer noch gefährlich nah.

      Die Börsen sind wie immer eine Spiegel der Massenpsychologie: Euphorie und Optimismus der laufenden Rallye haben es geschafft, die Angst vor diesem Tag zu verdrängen. Gier ist stärker als Angst. Dieser Anschlag rückt damit in die weite Ferne der Vergangenheit?

      So hat die aktuelle Konsolidierung an den Indizes weniger mit der Angst vor einem Anschlag zu tun. Eher sind schlechte Nachrichten dafür verantwortlich. Es macht sich Unsicherheit breit. Offenbar mehren sich die Anzeichen, dass der September die Konsumhoffnungen der Anleger nicht erfüllen wird. Zudem bezweifeln immer mehr Analysten, dass es zu einer nachhaltigen Erholung ohne den Arbeitsmarkt kommen kann. Morgen stehen wieder die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe an, die mit Spannung erwartet werden.

      Diese Unsicherheiten an den Börsen führten auch heute wieder zu weiteren Kursverlusten an den europäischen Indizes. Und nun? Alles verkaufen und in Puts umschichten? Nein, sicherlich nicht. Sie kennen meine Meinung, setzen Sie sinnvolle Stops. Denn auch jetzt ist es durchaus möglich, dass die Rallye noch weiter geht. Aber es wird zunehmend gefährlicher für die Bullen.

      Ich war wirklich überrascht, dass nach dem neuen Hoch im S&P am Montag, der Markt sich gestern nicht stärker zeigte. Auch die Verkäufe in den letzten beiden Handelsstunden gestern Abend lassen Übles ahnen. Aktuell muss man demnach zunächst von einer Konsolidierungsphase ausgehen. Wie weit diese geht? Noch ist der S&P nicht wieder in seinen Seitwärtskanal zurückgefallen. Es könnte also eine kurze Konsolidierung werden. Fällt der S&P jedoch nachhaltig in diesen Kanal (unter 1015 Punkten) zurück, stehen wir am Anfang einer längeren Konsolidierung.

      Ein weiterer Umstand, der sich belastend auf die Börsen auswirkte, ist ein neuer SARS Kranker in Singapur. Mittlerweile kann dieser Fall jedoch nicht mehr für die Kursverluste verantwortlich gemacht werden. Die Befürchtungen, SARS könne wieder neu ausbrechen, stellten sich als unbegründet heraus.

      Der Erkrankte hatte sich offenbar in einem Labor, in dem SARS zu Forschungszwecken gezüchtet wurde, infiziert. Eine Ansteckung von Person zu Person wurde ausgeschlossen. Die Kontaktpersonen des Infizierten wurden vorsorglich unter häuslicher Quarantäne gestellt.

      Weniger Aufmerksamkeit erhielt die Nachricht, dass Argentinien mit der Rückzahlung einer Kreditrate in Verzug geraten ist. Gestern sollte Argentinien eine Summe von 2,9 Mrd. Dollar an den Internationalen Währungsfond (IWF) überweisen. Argentinien begründete seine Verweigerung damit, dass wichtige Verhandlungen über ein Refinanzierungsabkommen mit dem IWF noch nicht abgeschlossen seien. Erst wenn diese Verhandlungen über einen neuen Kredit abgeschlossen sind, werde auch die Rate bezahlt. Eine leichte Form der Erpressung? Im Moment gehen die meisten Analsten jedoch von einer gütlichen Einigung aus.

      Während ich darüber schreibe, dass die Börsen nicht von einem Anschlag ausgehen, kommt die Nachricht über die Ticker, dass in München offenbar ein Sprengstoffattentat von Rechtsradikalen verhindert worden sei. Bei der Recherche fiel mir eine weitere Nachricht ins Auge: Das "Hamburger Abendblatt" schrieb, dass die Frankfurter Polizei möglicherweise einen Anschlag der Hamas auf die IAA verhindert habe. Zu diesem Artikel hat sich die Polizei bisher jedoch nicht geäußert.

      Vielleicht sollten sich die Börse doch etwas fürchten. Ich erinnere mich ans letzte Jahr, als die Börsen noch mehr Angst vor einem neuen Anschlag am 11.September hatten. Im Vorfeld des 11. Septembers war es zu deutlichen Verlusten gekommen. Am 11. September Tag selbst kam es den Tag über, zu immer deutlicheren Kursgewinnen.


      Wie wir in dieses Durcheinander gekommen sind

      Von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wir verstehen jetzt, mehr oder weniger, wie wir in diese Krise geraten sind. Nun wollen wir wissen, wie wir da wieder herauskommen.

      Schulden und Krieg führen zu hohen Erwartungen. Aber wie bei Liebesaffären und Camping-Ausflügen gehen die Dinge von Anfang an schief. Die Camper sind nach einem verregneten Wochenende fast immer froh, wenn sie wieder zu Hause sind.

      Am Sonntag lieferte der amerikanische Präsident einige unerfreuliche Nachrichten: Wir werden eine lange Zeit im Irak bleiben, und es wird wesentlich teurer als zunächst erwartet.

      Was die Historiker einst über den Irak-Krieg sagen werden, wissen wir noch nicht. Vielleicht wird darüber geschrieben als ein verrücktes Unternehmen, initiiert von einem Haufen von Idioten – Bush, Rumsfeld, Perle und der ganze Rest. Vielleicht aber wird das Abenteuer eine überraschende Wendung nehmen und die Neo-Konservativen in Genies und Helden verwandeln. Wir werden sehen ...

      Aber was ist mit der Wirtschaftskrise? Sie haben verstanden, wie sie sich entwickelt hat.

      Wenn die Zinsen wieder steigen, wenn die Schulden sowohl die Firmen als auch die Haushalte überfordern, wenn Pleiten und Zusammenbrüche noch schneller zunehmen als bereits jetzt – dann ist der "Wett-Punkt" bald erreicht!

      Es kann passieren ... Amerikaner gehen pleite, ihr Lebensstandard geht zurück, sie müssen sparen, sparen, sparen ... die größte Kreditblase in der Geschichte platzt ...

      Was sagen unsere Experten dazu?


      Die Aktien steigen – warum eigentlich?

      von unserem Korrespondenten in New York, Eric Fry

      So viele schöne Dinge passieren in der Welt von heute, dass es unmöglich ist zu entscheiden, welches davon für den Anstieg der Aktien verantwortlich ist. Etwa die Tatsache, dass Präsident Bush weitere 87 Mrd. US$ für den Kampf im Irak gefordert hat? Oder der Umstand, dass unsere wirtschaftliche Erholung immer noch für mehr Entlassungen als Anstellungen sorgt? Oder vielleicht die Nachricht, dass die Staatsanleihen schneller steigen als sie es in den Monaten taten, die zum Crash von 1987 geführt haben?

      Egal, was es ist, die Investoren bleiben dabei, jeden Tag Aktien zu kaufen, besonders Technologie-Aktien. Tech- und Biotech-Aktien haben den Nasdaq vorgestern auf ein 18-Monats-Hich gebracht. Er stieg um weitere 1,5 % auf 1.887 Punkte. Der Dow verbesserte sich um 90 Punkte auf 9.593 und nähert sich weiter der 10.000-Marke.

      Interessanterweise sind die Wallstreet-Analysten wesentlich zufriedener über die Erholung des Technologie-Sektors als die Tech-Industrie-Insider selbst. Gestern hat CS First Boston IBM von "neutral" auf "outperforming" aufgewertet.

      Smith Barney erwartet, dass die Industrie-Verkäufe 2004 um 20 % und 2005 um 30 % steigen. Aber wenn die Verkäufe sich nicht in Gewinne umsetzen, wird die Brokerfirma möglicherweise gezwungen sein, ihr Rating der Industrie-Gruppe auf "Leichtgewicht" zu ändern.

      Richard Bernstein von Merrill Lynch nannte den Tech-Sektor gestern "einen nach jeder Bewertungsmethode leeren Wert". Im aktuellen Marktumfeld bedeutet "leerer Wert" etwa so viel wie "Aktie mit großartiger Performance".

      Der Dollar setzte ebenfalls seinen Anstieg gestern morgen fort, indem er frühe Gewinne erzielte. Genauso der Anleihenmarkt. Schatzbriefe brachen gestern eine dreitägige Gewinnstrecke, als die Verzinsung des 10-Jahres-Schatzbrief es von 4,41 % auf 4,35 % gesenkt wurde.

      Es kann sein, dass sich die Leute aus Investorland zu fragen beginnen, wie die USA all die Milliarden US$ aufbringen wollen, um die Okkupation im Irak zu bezahlen, während sie außerdem immer mehr Ausgaben im Land selbst haben.

      Woher will die US-Regierung (und die Gouverneure der Staaten) all das Geld nehmen? Werden sie Geld drucken oder es im Ausland leihen, oder beides?

      Schon bevor Präsident Bush die Notwendigkeit erklärte, dass weitere 87 Mrd. US$ für den Krieg gegen den Terror gezahlt werden müssten, hat der Budget-Ausschuss des Kongresses einen Rekordfehlbetrag von 455 Mrd. US$ in diesem Jahr konstatiert. Im kommenden Jahr wird der Fehlbetrag 480 Mrd. US$ betragen.

      Schatzbrief- und Dollarbesitzer werden verständlicherweise langsam nervös angesichts der steigenden Staatsverschuldung Amerikas ... und verständlicherweise sträuben sie sich immer mehr, ihre Dollars und Schatzbriefe zu behalten. Aber Aktienbesitzer kümmert das nicht. Sie wissen, dass alles o.k. ist, so lange die Cisco-Gewinne im nächsten Quartal steigen und so lange die Verbraucher weiter ihr Geld investieren.


      Das Verhältnis Frankreich – USA

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      Die Nachricht steht überall in den Frosch-Zeitungen; die Franzosen sind glücklich darüber. Natürlich darüber, dass George W. Bush um ihre Hilfe bittet.

      Wer war es ... Rumsfeld? Perle? Sie erinnern sich, lieber Leser, wir zitierten: Warum sollte irgendjemand etwas dagegen haben, Jacques Chirac zu unterstützen," fragte er, "außer wenn er den Käse verändern wollte."

      Tja, nun fragt Bush die Europäer, ob sie ihm im Irak aus der Patsche helfen wollten. In süßer Schadenfreude kommentiert die französische Presse. Die Überschriften grinsen: "So habe ich es gesagt."

      "Wir sollten einige Fragen stellen, bevor wir über die Hilfe für Amerika diskutieren," schlägt Renaud Girard auf der Titelseite des "Figaro" vor.

      Zum Beispiel, warum Amerika verweigerte, uns zu helfen, als unsere Truppen 1954 in Indochina von den Kommunisten umzingelt waren?

      Oder, warum Amerika 1956 nicht die anglo-französische Kampagne gegen den arabischen Diktator Nasser unterstützte, der klar gegen internationales Recht verstoßen hatte, als er den Suez Kanal beschlagnahmte?

      Oder, warum die USA die Franzosen ständig hintertrieben und kritisierten, als sie versuchten, Algerien zwischen 1954 und 1962 zu halten?

      Beim letzten Punkt beanspruchen die Franzosen größere Erfahrung. Auch sie versuchten, in einem mehrheitlich muslimischen Land zu bleiben, vergeblich, wie sich herausstellte.

      Aber das Pentagon weigert sich, von den Erfahrungen anderer zu lernen.

      Uns hat natürlich keiner um Rat gefragt, damals wie heute. Wären wir gefragt worden, hätten wir allen den selben Tipp gegeben ... De Gaulle, Bush, Gustav Adolf, Napoleon oder Hitler ... Aktienanlegern, Anleihenkäufern, Gläubigern ... Campern und Liebespaaren überall: Passt auf! Der Anfang ist immer schöner als das Ende!


      Die Ponzi Wirtschaft

      von Kurt Richebächer

      Hoffnung und Hype triumphieren über die Realität

      Das weltweite Vorurteil, dass sich die US-Wirtschaft "erholt", beflügelt gerade die Märkte. Wir stellen fest, dass es drei verschiedene Ansichten gibt: Erstens ein Aufschwungskonsens; zweitens einige zweifelnde Stimmen, unter ihnen die Fed; drittens, darunter die unsrige, die geradewegs die Möglichkeit einer vollständigen Erholung der US-Wirtschaft zurückweist. Wir prophezeien Jahre eines Japan-ähnlichen, schwerfälligen Wachstums für Amerika, wenn nicht schlimmer.

      Nach einer Umfrage unter Investoren sehen 71,4 % einen Aufschwung voraus, lediglich 8,6 % glauben an einen Abschwung. Das ist der höchste Abstand seit August 1987, wenige Wochen vor dem Crash.

      Die Aufschwungsgemeinde verharrt stur in der Meinung, dass die US-Wirtschaft in einer exzellenten Verfassung ist. Der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan und mit ihm die große Aufschwungsgemeinde sind sich da ganz sicher.

      Nun zu unserer Meinung: Nach einer gründlichen Analyse sowohl der letzten Wirtschaftsdaten als auch der makro- und mikroökonomischen Bedingungen für die Rückkehr eines starken wirtschaftlichen Wachstums kommen wir zu zwei Schlüssen:

      Erstens: Die US-Wirtschaft hat sich im zweiten Quartal weder verbessert noch beschleunigt. Das angebliche Wachstum von 2,4 % ist weitgehend irreführend. Aus der Qualitätsperspektive hat sie sich ausgesprochen verschlechtert.

      Zweitens: Wenn wir es im Detail erklären wollen, sind die entscheidenden makro- und mikroökonomischen Bedingungen für ein selbsttragendes und selbststärkendes Wirtschaftswachstum einfach nicht gegeben. Notwendige ökonomische und finanzielle Ausgleiche für die vergangenen ökonomischen und finanziellen Fehler rufen Schmerzen hervor. Aber Schmerzen werden in den USA nicht akzeptiert. Zusammengefasst: Die Politiker versuchen, die zurückliegenden Schuldenexzesse mit den gleichen und neuen Exzessen zu bereinigen.

      Alle zurückliegenden Rezessionen hatten ihren Hauptgrund darin, dass das Geld verknappt wurde. Sobald die Fed die Zügel lockerte, gab es prompt einen wirtschaftlichen Aufschwung, hervorgerufen durch höhere Nachfrage. Zum ersten Mal in der Geschichte ist die US-Wirtschaft rezessiv, obwohl die Zinsen immer niedriger und die Kredite leichter werden.

      Die Kräfte, die die Wirtschaft zurzeit herunterziehen, sind radikal anders als es die Erfahrung von früher zeigt. Das typische Hauptungleichgewicht in den Wirtschaftszyklen vor dem Krieg waren die Vorräte. Um es zu korrigieren, verkauften Händler und Hersteller zeitweise ihre Aktien, und die Produktion sank. Wenn die Aktien auf das gewünschte Niveau gesunken waren, kam die Produktion wieder in Gang.

      Dagegen hat der aktuelle Abschwung seine Ursache in der Kombination einer Gewinn und Kapital verbrauchenden Krise: Wir sehen extrem schwache Gewinne, verheerende Bilanzen, exzessiven Druck auf das gesamte Finanzsystem und einen sinkenden Cash flow. In der US-Wirtschaft ist nichts mehr normal, ebenso im Finanzsystem.

      Für die alten Wirtschaftler war das Investieren in feste Vermögenswerte wir Fabriken, Bürogebäude und Anlagen von größter Bedeutung, um sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch Wohlstand zu produzieren. Es sorgt für Nachfrage, Beschäftigung und Einkommen, wenn Kapitalgüter produziert werden.

      Die USA hatten immer eine Wirtschaft mit niedrigen Rücklagen und niedrigen Investitionen. Aber auf der anderen Seite: Eine sehr umsatzstarke Wirtschaft. Aber in den letzten Jahren haben sich alle drei Punkte zu nicht vorher da gewesener Form entwickelt. Rücklagen und Investitionen sind auf ein schrecklich niedriges Niveau gesunken, das typisch für unterentwickelte Länder ist.

      Das einfache Erkennen – das große Fehlen der Bildung von Rücklagen und Kapital – ist die Grundlage unseres kontroversen und sehr kritischen Urteils über die Gesundung und Vitalität der US-Wirtschaft, Es ist wahr, die Wachstumsrate war die höchste gegenüber den anderen Industriestaaten seit Jahren. Aber es war die ganze Zeit ein ökonomisches Wachstum der schlechtesten Qualität.

      Die heutigen Wirtschaftler bekommen ihre Informationen in einem Umfang und einer Schnelligkeit wie niemals zuvor. Wir haben aber den Eindruck, dass sie nur geringen Gebrauch davon machen.

      In diesem Zusammenhang haben uns die unmittelbaren euphorischen Berichte über die Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal.

      Während der 1960er und 70er Jahre übrigens brachten die USA im Schnitt 1,5 US$ zusätzliche Schulden auf für jeden Dollar zusätzlichen BIPs. Denken Sie daran: die BIP-Wachstumsrate von heute ist morgen eine Sache der Vergangenheit, während die Schulden ungehindert weiter wachsen.

      Zusammengefasst: Greenspans Politik ist zusammengebrochen zu unkontrollierter Geld- und Schulden-Kreation, die ganz schnell die Umsätze der neuen Wirtschaftsaktivitäten einschrumpfen lassen würde. Der Ökonom Hyman P. Mynsky würde das die Ponzi Wirtschaft nennen, wo Schuldenzahlungen nicht länger aus dem eigenen Einkommen bezahlt werden, sondern durch neues Leihen. Steigende unbezahlte Rechungen werden kapitalisiert.


      11. September 2003

      von Jochen Steffens

      Ja, so wird man an der Nase herumgeführt. Da schreibe ich, die Börsen haben keine Angst vor Anschlägen und was passiert? Ein Video, in dem ein munter durch die Bergwelt wandernder Bin Laden seine Lebendigkeit demonstriert, versetzt die Investoren in Angst und Schrecken. Ein Aufruf zu neuen Anschlägen, reaktiviert die Ängste des 11. September.

      Natürlich weiß keiner, wann das Video aufgenommen wurde. Natürlich wird dieses Video genau zum richtigen Zeitpunkt veröffentlicht, einen Tag vor dem 11.September. So löste dieses Video gestern Abend eine kleine Verkaufswelle an den amerikanischen Indizes aus.

      Doch der schlechten Nachrichten nicht genug: Gestern wurde die schwedische Außenministerin Anna Lindhs Opfer eines Attentats. Heute morgen ist sie ihren schweren Verletzungen erlegen. Was ist in dieser Welt nur los? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – ich sitze in den letzten drei Jahren zuweilen fassungslos vor den Nachrichten und frage mich, ob das eigentlich alles noch normal ist.

      Wenigstens die Bush-Regierung zeigt Kontinuität. Denn Bush führt seine Politik der Härte unverändert so weiter wie bisher und scheint die Zeichen der Zeit nicht zu erkennen: Offenbar hat die Regierung wenig Alternativen zu bieten: Während sich in den USA immer mehr Bürger gegen die Einschränkung ihrer Bürgerrechte und die Schnüffelmethoden der Geheimdienste wehren, fordert Bush vor dem Kongress noch schärfere Anti-Terrorismus Gesetze.

      Das Land der unbegrenzten Freiheit, wird zu einem Hoch-Sicherungstrakt. So sollen Polizei, die Geheimdienste und die Staatsanwaltschaft noch größere Befugnisse erhalten. Und natürlich – wie sinnig – sollen als Terrorismus gewertete Straftaten von nun an mit der Todesstrafe geahndet werden. Man fragt sich wer dadurch abgeschreckt werden soll – Selbstmordattentäter? Solche Maßnahmen zeigen doch nur die unglaubliche Hilflosigkeit einer Regierung Bush.

      Aber zur Börse. Der S&P ist gestern wieder in seine Seitwärtsbewegung (unter 1015 Punkte) gefallen. Noch ist von keiner nachhaltigen Rückkehr in diese Seitwärtsbewegung zu reden. Noch kann der 11.September zu sehr Grund für diesen Kursrutsch gestern gewesen sein.

      Im Moment ist gegen abend mit einer kleinen, sogenannten "Erleichterungsrallye" zu rechnen, wenn heute nichts Dramatisches passiert. Die wirkliche Richtung wird jedoch erst morgen und nächste Woche vorgegeben. Allerdings ist Ende nächster Woche dreifacher Hexensabbat. Wie gewohnt wird der Handel vor diesem Tag von eigenartigen Kursschwankungen begeleitet sein.

      Das Dramatische kam nicht von der Seite der Terroristen, sondern von dem US-Arbeitsmarkt:

      Gerade kommen die neuesten US-Konjunkturdaten über die Ticker. Die Zahl der US- Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist auf 422.000 (!) gestiegen. Erwartet wurden 395.000 bis 400.000 neue Erstanträge nach zuvor 419.000 (revidiert von 413.000).

      Also nicht nur der Wert der letzten Woche wurde nach oben revidiert, nein, auch der jetzige Wert ist zu dem revidierten wiederum angestiegen. Die besseren Werte im Sommer waren demnach, wie vermutet, eindeutig saisonal bedingt.

      Seit Anfang des Jahres haben nun jede Woche um die 400.000 Menschen neue Erstanträge auf Arbeitslosigkeit gestellt. Damit liegt dieser Wert seit acht Monaten, über oder an der konjunkturkritischen Marke von 400.000. Ich frage mich, wann die Anleger endlich begreifen, dass etwas schief läuft. Aber das ist nicht der einzige kritische Wert. Da der Zeitraum, um einen neuen Job zu finden, weiter zunimmt, steigt auch die Gesamtzahl der Arbeitslosen die Arbeitslosenhilfe empfangen – diesmal um 11.000 auf 3,64 Mio.

      Auch das US-Handelsdefizit bleibt auf hohem Niveau. Es steigt um 0,7 % und weist damit ein Defizit von 40,32 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus in Höhe von 40,0 bis 40,5 Mrd. US-Dollar nach zuvor 40,0 Mrd. (revidiert von 39,5 Mrd. US-Dollar). Von dieser Seite auch keine Entwarnung.

      Interessantes zu dieser Zahl: das US Handelsdefizit mit China hat sich von 11,3 Mrd. Dollar im Juli auf einen Rekordwert von nun $13,4 Mrd. Dollar ausgeweitet. Ebenso hat auch das Handelsdefizit mit Europa einen neuen Rekordwert von 11,17 Mrd. Dollar erreicht. Einzig positive Zahl, der Export stieg um 2 %, das ist der höchste Anstieg seit Mai 2001.

      Trotzdem kam es nur zu einem mäßigen Kursrutsch an den europäischen Börsen, der schnell wieder korrigiert wurde. Das hatte vielleicht etwas damit zu tun, dass die Importpreise ohne Öl um 0,2 % gefallen sind, dass ist der erste Rückgang seit 6 Monaten. Die Exportpreise gingen ebenfalls um 0,1 % zurück. Hierfür zeichnet sich ein Preisrückgang bei den Landwirtschaftsprodukten verantwortlich.

      Mal sehen, was die Amis aus diesen Zahlen heute machen.


      Ein lieber Leser – geheilt!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "An die Herren und Damen von Investor`s Daily und deren Freunde," beginnt der Brief optimistisch ...

      "Wie konnte ich nur an Ihnen zweifeln. Jetzt bin ich sicher, dass sich die Welt exakt in die Richtung bewegt, wie Sie sie beschreiben. Sie liegen nicht um 180 Grad falsch, sondern gerade wie eine römische Straße! Wir haben einige von diesen in England, also weiß ich, wovon ich rede."

      " Nach meinem kurzen Moment der Verwirrung, als ich nicht mal meinem eigenen Urteil glaubte – ja, sogar schlimmer, nicht einmal Ihrem, kann ich jetzt sagen, dass ich geheilt bin!"

      Wie gut, dass es uns als Heiler gibt ... um die Blinden sehend und die Lahmen gehend zu machen. Wir geben den Lesern einen klaren Blick, um die sich entwickelnden Krisen zu erkennen ... und schnelle Beine, um den nächsten Ausweg zu erreichen, bevor er von den Massen blockiert ist.

      Also, öffnen Sie die Augen, lieber Leser, und sehen Sie, was passiert. Weil es die spannendste Finanzstory ist, die je erzählt wurde.

      Jeder Tag bringt neue Belege, neue Ereignisse und neue Absurditäten: Zum Beispiel die wunderbare wirtschaftliche Erholung; so zumindest wird das Bild fast in allen Finanzmedien beschrieben. Aber mit unseren scharfen neuen Augen sehen wir, dass dieses Bild lediglich dünn wie Papier ist.

      "Die Verbraucherschulden sind drastisch gestiegen," steht im Arizona Republican als Überschrift. "Höhere Vermögenssteuern stehen an," sagt eine weitere Headline.

      "Die Kosten des Gesundheitssystems sind auf Rekordhöhe," fügt die Baltimore Sun hinzu.

      Der arme Verbraucher, bereits tiefer verschuldet als je zuvor, hat eine harte Zeit vor sich. Sein Einkommen sinkt, ... seine Schulden steigen. Und seine Lebenshaltungskosten steigen.

      Wenn die Wirtschaft wirklich so wachsen würde wie man uns erklärt – mehr als 3 % BIP-Steigerung in diesem Jahr – müsste sie monatlich 200.000 bis 300.000 neue Jobs schaffen, stellt John Crudele in der NY Post fest. Aber schon sieben Monaten hintereinander werden Jobs gestrichen, allein 93.000 im August.

      Was für eine Erholung soll das sein?

      Es ist ein Betrug ... der letzte in einer Kette von Betrügereien, die sich bis in die Nixon-Ära zurückverfolgen lässt.

      Nun zu Dir, Eric!


      Die aktuelle Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft

      Von unserem New Yorker Korrespondenten Eric Fry

      Der Aktienmarkt zeigte sich stark bis in den Monat September hinein, aber das heißt nicht, dass er siegreich aus dem Monat herausgeht. Vielleicht hinkt er schon im Oktober, seine Wunden leckend und froh, dass er noch am Leben ist. Bis jetzt war der September ein ungewöhnlicher Monat.

      Nach den ersten sechs Handelstagen zeigt sich der September uneinheitlich: viermal im Plus, zweimal im Minus, mit einem Nettogewinn von 2,2 %. Es verbleiben noch 15 Handelstage in diesem hinterhältigsten Monat des Jahres für den Aktienmarkt. Bleiben Sie wachsam!

      Gestern sank der Dow um 79 Punkte auf 9.507 und der Nasdaq fiel um 15 auf 1.873 Punkte. Der Dollar bröckelte auch, er sank um 1,4 % auf ein Drei-Wochen-Tief von 1,22 $ per Euro.

      Der Goldmarkt genießt die Schwäche der Börse und der Dollar-Schwierigkeiten: der Edelmetallpreis stieg um 6,60 $ auf 382,80 per Unze – das ist der höchste Schlusskurs seit sieben Jahren. Bald ist die 400 $-Marke erreicht!

      Wir fragen uns: "Was weiß der Goldmarkt?" Weiß er etwa, dass die Reflationskampagne der Fed zu erfolgreich sein wird? Oder weiß er, dass Präsident Bush daran festhält, Milliarden von Steuerzahler-Dollars auszugeben, um den Irak als Brutstätte für Terroristen und als Grund für anti-amerikanische Terrorgesetze zu sichern?

      Gold war immer angesehen als eine Art Versicherung. Es ist kein Investment per se. Aber wenn die wirtschaftlichen Unsicherheiten steigen, kann es ein hervorragendes Investment sein, ein bisschen Gold-Versicherung zu kaufen. Im Moment herrscht große Nachfrage nach Versicherung.

      Nach Aussage der US-Regierung geben die Verbraucher immer noch eine Menge Geld aus. "Das stimmt nicht," erklären die Einzelhändler. Wenn wir die Leute von den Verbraucherzentralen fragen, heißt es, die Konsumbereitschaft sinkt.

      Ein klarer Grund dafür, warum die Kauffreudigkeit sich von "schlecht" zu "schlimmer" entwickeln mag, ist, dass die "sich erholende" Wirtschaft Jobs streicht, anstatt welche zu schaffen. Wie schlimm es ist, kann man an der Hypotheken-Rückzahlung erkennen:

      Die Washington Mutual Inc., der zweitgrößte amerikanische Hypotheken-Gewährer, erklärte gestern, dass die Darlehensanträge für neue Häuser seit Juli um fast 40 % zurückgegangen sind. Die Erfahrung von Washington Mutual ist bestimmt kein Einzelfall. Sie zeigt, dass die Kaufbereitschaft wahrscheinlich stark gesunken ist.

      Im Moment unterstützen Kredite die Kaufbereitschaft. Aber das ist kein langfristiger Verkaufsstimulator. Im Juli stiegen die Verbraucherkredite um 6 Mrd. US$. Das ist nichts als ein temporäres Linderungsmittel.

      Drei aufeinander folgende Verlustjahre an den Börsen haben viele Investoren ernüchtert. Heute sparen sie ein wenig mehr als früher und geben weniger aus. Geld zu sparen mag sinnvoll für den Haushalt von Herrn und Frau Verbraucher sein, aber es ist ganz schön schmerzhaft für die Gesamtwirtschaft.


      Das Ende der Tage

      von unserem Gastkorrespondenten John Myers

      "Was auch immer nötig ist, was auch immer es kostet, diese beharrliche und entschlossene Nation wird den ersten Krieg des 21. Jahrhunderts gewinnen." Das sagte Präsident Bush in einer Rede vor Reserveoffizier-Association am 23.1.2003.

      Wir treten in ein gefährliches neues Zeitalter ein ... eine Ära, die im Frühjahr 2000 begann, als die Aktienmärkte ihren Höchststand erreichten und seitdem absinken. Dann kam der 11. September 2001. Seitdem ist nichts mehr wie vorher. Werfen Sie nur einen Blick auf die geopolitischen und ökonomischen Umbrüche der letzten 3 1/2 Jahre.

      Die Märkte spiegeln die politische und wirtschaftliche Missstimmung wider – und produzieren ein Umfeld, das beladen mit Schwankungen ist. Mehr als die Märkte und die Wirtschaft ist sogar die Nation selbst auf einem neuen Weg, der erheblich anders ist als während der 1980er und 1990er Jahre.

      Die Anleihen- und Aktienmärkte lieben vorhersehbare Zeiten. Stabilität erlaubt den Investoren, sich auf die Einnahmen zu konzentrieren, ohne sich um politische und wirtschaftliche Missstände zu sorgen. Besonders der Anleihenmarkt genießt einen klaren Horizont, weil in solchen Zeiten der Dollar stabil und stark ist.

      Es ist kein Zufall, dass die beiden größten Aufschwungzeiten – von 1950 bis 1960 und 1991 bis 2000, stattfanden, als der Dollar stark war. Jetzt allerdings haben wir eine Dollarschwäche, und ich glaube, dass der Greenback noch viel weiter fällt.

      Um zu verstehen, wohin wir uns begeben, ist es nötig zu sehen, wo wir gewesen sind. Betrachten Sie kurz die Ereignisse der letzten Jahre:

      • Seit dem 11.9.2001 haben die US-Streitkräfte Afghanistan und den Irak erobert, weitere militärische Aktionen fanden auf den Philippinen, in Liberia und Pakistan statt. Die USA haben ca. 8.000 Soldaten in Afghanistan, 150.000 im Irak und 2.500 im Kosovo stationiert. Nachdem die Verteidigungsausgaben 30 Jahre lang gefallen sind, steigen sie zu einem Zeitpunkt, in dem die US-Regierung es sich nicht leisten kann.

      • Zwischen Januar 2000 und Juli 2003 hat sich der Staatshaushalt von einem Plus von 255,9 Mrd. US$ zu einem Defizit von 324 Mrd. US$ entwickelt. In derselben Zeit stieg die Staatsverschuldung von 5,7 Billionen US$ auf 6,5 Billionen US$. Im nächsten Jahr wird noch 1 Billion US$ dazugekommen sein.

      • Der Dollar hat gegenüber den wichtigen Währungen seit 2001 an Wert verloren. 2001 bekam man für 1 US$ 1,4 SFr, im Juli 2003 waren es noch 1,4 SFr, ein Rückgang um 22 %.

      • Zwischen Juli 2000 und Juli 2003 senkte die Zentralbank den Leitzins von 6,85 % auf 0,96 %. Fed-Chef Ben Bernanke sagte, dass die Zentralbank sogar bereit wäre, den Zins auf 0 zu senken, wenn es nötig sei.

      Und dann sehen Sie, was mit den Waren zwischen Januar 2000 und Juli 2003 passiert ist:

      • Der Herstellungspreisindex aller Waren stieg von 128 auf 139.

      • Der Rohölpreis kletterte von 24 $ pro Barrel auf 31 $.

      • Der Goldpreis erhöhte sich von 270 $ pro Unze auf 360 $.

      • Der Erdgaspreis wuchs um das 2 1/2 – fache.

      Wegen der Keynesianischen Lehre werden Defizite nicht nur geduldet, sondern sogar gefördert. Der Staat pumpt Geld in die Wirtschaft, um sie dadurch anzukurbeln.

      Aber das Geld kann auf zwei anderen Wegen in die Wirtschaft gepumpt werden: Erstens, indem mehr Dollars gedruckt werden, zweitens durch Anleihen der US-Regierung. Wenn eine Regierung Geld leiht, verursacht das eine zukünftige Verschuldung hervor. Der Staat kann die Schulden mit Steuern ausgleichen, aber dann wird das Geld der Steuerzahler nur benutzt, um die Gläubiger zu bedienen. Es ist ein Nullsummen-Spiel.

      Vor John Maynard Keynes (1930er und 40er Jahre) nahmen die Regierungen Kapital durch Besteuerung ein, um damit die Wirtschaft anzukurbeln. Wenn die Besteuerung nicht ausreichte, liehen sich die Regierungen Geld. Damals waren die Hauptwährungen an den Goldstandard gebunden, was die Regierungen vor ihrer Neigung schützte, sich zu stark zu verschulden.

      So lange die Hauptwährungen einfach und unmittelbar in den entsprechenden Goldwert eingetauscht werden konnten, konnte die Geldsumme nur in dem Maß ansteigen, wie sie durch Goldreserven gedeckt war. Normalerweise wuchs die Goldproduktion um etwa 1 %–2 % pro Jahr, entsprechend war der Anteil neuen Geldes, das in den Umlauf gebracht werden konnte.

      Seitdem das Papiergeld nicht mehr kompatibel zu den Goldreserven ist, wird sein Wert nur noch durch ein Versprechen dahinter gewährleistet – dass es akzeptiert wird als Zahlungsmittel für Waren, Dienstleistungen und Steuern. Wenn es zu viel Papiergeld gibt, wird sein Wert verwässert.

      In Lateinamerika ist die überzogene Geldproduktion seit 50 Jahren die Regel. Diese Plage ist auch heute noch der Fall. Eine überdurchschnittliche Inflation ist die Folge.

      Das Problem für Dollarbesitzer, die argwöhnisch über die sinkende Kaufkraft des Greenback sind, ist: Was sollen sie tun? Mit Ausnahme des Schweizer Franken gewähren wenige Währungen eine größere langfristige Kaufkraftgarantie als der Dollar. Wenn aber erst einmal die Dollarinflation beginnt, werden die Dollarbesitzer Kopfschmerzen bekommen: Was sollen sie kaufen? In Frage kommt eigentlich nur eine Sache – echte Vermögenswerte.

      Das Ergebnis ist, dass typischerweise die Entwertung des Dollars langsam beginnt und sich dann beschleunigt, wenn die Verkäufer bemerken, dass auch andere ihre Dollarpositionen auflösen und nun ihre Dollarverkäufe steigern. So entwickelt sich ein bösartiger Kreislauf, der üblicherweise mit Zinserhöhungen einhergeht.

      Was wir gerade erleben, ist – so glaube ich – das erste Stadium des Ausstiegs aus dem Dollar. Die Dollarbesitzer haben bereits begonnen, sich den Regeln einer Dollar-zentrierten Welt zu entziehen. Beweise dafür sind auf den Märkten erkennbar: Der Wert des Dollars sinkt und die Preise für Vermögenswerte steigen. Wenn dieser Trend dem Muster der 1970er Jahre folgt, werden wir bald einen Punkt erreicht haben, an dem die Umwandlung von Dollars in Vermögenswerte sich beschleunigt.

      Wenn dieser Trend erst einmal offenkundig ist, wird er, ähnlich einer Gerölllawine, die sich in Gang gesetzt hat, sehr schwer zu stoppen sein.

      Mit den besten Grüßen

      John Myers für Investor`s Daily

      P.S. Mit Sicherheit wird die Fed alles geben, um die Dollarauswechslung zu bremsen, indem sie ihr einziges Instrument benutzt: höhere Zinsen. Ich erwarte, dass das schneller eintritt, als die meisten erwarten. Wir sind bereits am Tiefpunkt der Zinsen angelangt. Wenn dieser Fall eintritt, werden echte Vermögenswerte nicht nur sehr attraktiv, sondern der Anleihenmarkt auch sehr gefährlich.


      Intrigen, Rache, Übernahmen und Gerüchte

      von Jochen Steffens

      Unsere TV-Soaps bieten uns eine Welt voller Intrigen, Rache, Mord und Mobbing. Doch manchmal holt sogar die "Realität" die Phantasie der TV-Drehbuchautoren ein. Die neusten Gerüchte zu TUI könnten den Stoff für eine solche Soap-Episode bilden: Die Tschibo-Connection. Angesichts des doch eher ruhigen Freitagsmittagshandels werde ich mich diesen Gerüchten ausführlich widmen:

      Bernd Wrede gilt in der Branche als "Intimfeind" von TUI-Konzernchef Michael Frenzel. Das hat Gründe: Frenzel hatte seinen Widersacher Wrede zunächst auf den Posten des TUI-Bereichsvorstand kalt gestellt. Später, Ende 2001, hat Wrede schließlich TUI ganz verlassen. Michael Frenzel hatte obsiegt.

      Rache soll kalt genossen werden: Zwei Jahre später taucht Wrede aus der "Versenkung" wieder auf und will nun seinerseits Michael Frenzel aus dem Amt drängen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll einen Investorengruppe um die Tschibo Erben und Geschwister Günter und Daniela Herz, sowie dem Hamburger Wirtschaftsprüfer Otto-Gellert den TUI Konzern einfach mal eben übernehmen, so die Gerüchte. Otto-Gellert gilt als Geschäftsfreund von Wrede. Nach der Übernahme soll Frenzel dann seines Amtes enthoben werden.

      Geld für diesen Deal ist genug vorhanden. Denn gerade hatte diese Gruppe ihren 40 %-Anteil an Tschibo für 4 Mrd. Euro veräußert. Aktien sind eventuell auch genug vorhanden. Die WestLB will sich von ihrem 31 % Anteil an TUI trennen. Sollte die WestLB ihren Anteil an die Investorengruppe verkaufen, könnte der Coup gelingen.

      Natürlich ist dieser Deal nicht nur ein Freundschaftsdienst, beim Geld hört schließlich alle Freundschaft auf. Werde hat tiefe Einblicke in die Firmenstruktur, besonders da er früher Chef der TUI Tochter Hapag Lloyd war. Und genau um diese Tochter dreht sich der Deal. Denn es heißt, in Hapag Lloyd stecke soviel Substanz, dass eine Veräußerung dieser Tochter allein schon den Übernahmepreis abdecken könnte. Wrede muss es wissen. Der TUI Börsenwert liegt übrigens aktuell ungefähr bei mageren 2,7 Mrd. Euro. Sogar ein potentieller Käufer für Hapag Lloyd wird schon gehandelt: Kühne & Nagel soll Interesse habe. Ein perfektes Gerücht.

      Aber! Alle Betroffenen haben natürlich alles dementiert. Gellert sagte gegenüber dem Manager Magazin, dass an dieser Geschichte nichts dran sei. Auch TUI wies diese Gerüchte als "reine Spekulation" zurück. Kühne & Nagel erklärte lapidar, man beteilige sich nicht an solchen Spekulationen. Natürlich wurde zu den Dementis aus den "informierten" Kreisen die These geäußert, dass sie lediglich dazu dienen, die Kurse niedrig zu halten.

      Sie werden mich nun vielleicht fragen wollen, was ich von diesen Gerüchten halte. Die Story ist derart "verrückt", dass sie eigentlich nur der Realität entspringen kann. Allgemein halte ich nichts von Gerüchten. Meistens werden sie lediglich gestreut, um Kurse zu manipulieren. Das soll helfen, um aus oder in eine Aktie einsteigen zu können. In diesem Fall wohl eher aussteigen. Der Zeitpunkt heute bietet sich schließlich auch an.

      Ich habe mir generell angewöhnt bei Gerüchten Aktien zu meiden. Zu viele Zocker, Insider etc. treiben sich dann in diesen Aktien rum, heftige unvorhersehbare Kurschwankungen sind zumeist die Folge, da kann ich auch Roulette spielen.

      TUI (ISIN DE0006952005) konnte nach diesem Gerücht im Hoch um 10 % auf 16,80 Euro ansteigen, liegt aktuell jedoch nur noch mit 4 % Plus bei 15,90 Euro.

      Kurz noch zu den US-Märkten: Bedenklich, dass die kleine "Erleichterungsrallye" gestern nur von kurzer Dauer war. Das "smart money" verkaufte in den letzten beiden Handelsstunden, so dass ein Teil der Gewinne wieder dahin schmolzen. Damit wird die Konsolidierung wohl noch etwas weiter gehen. Heute kommen wieder wichtige Konjunkturdaten, dazu gleich mehr.

      P.S. Ein wenig verblüfft war ich, dass nun ein Chefvolkswirt der Deutschen Bank erklärte, dass die Dax-Aktien im Moment "klar überbewertet" sind. Er sieht den fairen Wert bei 3.000 Punkten. Genau das sage ich seit Monaten. Aber interessant, dass nun auch Chefvolkswirte der Deutschen Bank ihre rosarote Brille abgenommen haben.


      US-Konjunkturdaten weisen auf mögliches Ende der Rallye hin

      von Jochen Steffens

      Die Rallye ist vorbei? Zumindest, wenn man sich die heutigen US-Konjunkturdaten anschaut. Die US-Konjunkturdaten verschlechtern sich wieder, von einer Erholung kann keine Rede sein. Sollten sich die Daten nicht bald doch noch verbessern, haben wir einen heißen Herbst vor uns – mit größeren Kursverlusten. Seien Sie vorsichtig.

      Zunächst wurden um 14.30 Uhr die US-Einzelhandelsumsätzen veröffentlicht. Trotz bessere Prognosen der US-Konsumfirmen sind die Einzelhandelsumsätze im August nur um 0,6 % angestiegen. Erwartet wurde jedoch ein Anstieg von 1,5 % bis 1,8 %, nach 1,3 % zuvor. Das sieht nicht gut aus. Es weist sogar darauf hin, dass es im September noch wesentlich schlimmer werden könnte.

      Ohne Autoverkäufe und Benzin stieg der Umsatz um 0,4 %. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,7 %. Von einem nachhaltigen Konsumanstieg kann demnach immer noch keine Rede sein! Das passt zu den Daten vom Arbeitsmarkt.

      So richtig schlecht waren aber die Zahlen zum Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan für September 2003.

      Der Verbraucherstimmungsindex sank auf 88,2 Punkte (!). Erwartet wurde der Index bei 90,4 bis 91,0 nach zuvor 89,3 Punkten. Was erwarten denn auch die Analysten? Angesichts der wirklich schlechten Nachrichten vom Arbeitsmarkt und steigenden Zinsen, sind diese Zahlen doch keine Überraschung mehr. Ich sehe mich immer mehr in meiner Einschätzungen bestätigt. Alan Greenspan ist im Wettlauf mit der Konjunktur gerade stehen geblieben und muss eine "Ehrenrunde" drehen.

      Kurz noch zu den Erzeugerpreisen. Sie stiegen im August um 0,4 % (Prognose: 0,3 %). Der Kernwert, ohne Energie und Nahrungsmittel, stieg um 0,1 % (Prognose: 0,1 %). Die Energiepreise stiegen um 1,2 % und damit das dritte Mal in Folge. Nahrungsmittelpreise legten um 0,7 % zu. Die Inflation auf der Großhandelsebene fiel mit +0,3 % etwas stärker als erwartet aus. Die Preise für Zwischengüter stiegen um 0,5 %, während die Rohölpreise bei den Erzeugern um 1,4 % zulegten. Das Thema Deflation ist zumindest im Moment aus der Welt.


      Shui pao!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Unser Freund Jim Rogers sagt: Wenn Sie wollen, dass Ihre Familie im 21. Jahrhundert Erfolg hat, sollten Sie Ihren Kindern Chinesisch beibringen. Also fangen wir mit dem Wort für "Blase" an.

      Blasen platzen am Ende. ... Aber so lange sie größer werden, ziehen sie Bewunderung, Investitionen und Neid auf sich.

      In den 80er Jahren hatten wir mit Japan zu kämpfen. Und jetzt ist China an der Reihe.

      China koppelte seinen Yuan an die Weltwährung, den Dollar, vor fast 10 Jahren. Seither hat es sein Wort gehalten und gewissenhaft 8,3 Yuan pro Dollar getauscht. Niemand beschwerte sich über dieses Arrangement. Es schien mehr als lobenswert.

      Jetzt wird China vorgeworfen, seine Währung nicht gegenüber dem schwächeren Dollar anzupassen. Ein schwächerer Dollar gab amerikanischen Unternehmen gute Verkaufsmöglichkeiten gegenüber anderen Ländern ... nicht aber gegenüber China. Waren aus China im Wert von über 125 Mrd. $ kamen im vergangenen Jahr in die USA, Tendenz stark steigend.

      Ein niedriger Dollar jedoch wird die Importe aus China weder stoppen noch die US-Firmen plötzlich konkurrenzfähiger machen. Selbst wenn der Dollar die Hälfte seines derzeitigen Wertes gegenüber dem Yuan verliert, wird das höchstens die Lohnkosten in China von 5 $ auf 10 $ pro Tag steigern.

      In den weiteren Nachrichten haben wir gelesen, dass amerikanische Arbeiter die niedrigsten Lohnsteigerungen seit 27 Jahren bekommen. Ist das ein Wunder?


      Amerikanische Haushalte immer höher verschuldet

      Von unserem Korrespondenten Eric Fry aus New York

      Den "Kurs der Septembervergangenheit" zu überwinden, ist leichter gesagt als getan. Der Nasdaq fiel vorgestern um 2,6 % auf 1.824, während der Dow um 87 Punkte auf 9.420 sank. Nach den vorgestrigen Verkäufen klammern sich die Hauptkurse an sehr geringe Gewinne in diesem Monat. Vielleicht nimmt der Markt den wohlbehüteten Rest ... vielleicht geht es aber auch so ins Winterquartier ... oder es bleibt so für den Rest des Jahrzehnts.

      Wer kann es den Investoren verübeln, wenn sie keine Lust haben, Aktien zum 30-, 40- oder 50-fachen der Einnahmen von Unternehmen zu kaufen, die kaum wachsen? Wer kann es den Konsumenten verübeln, wenn sie keine Lust haben, Dinge kaufen, die sie nicht wirklich brauchen, mit Geld, das sie gar nicht haben?

      Gestern haben wir festgestellt, dass Kredite die Verbraucherausgaben unterstützen. ... Die Leute beleihen ihre Häuser, um Spülmaschinen, Disney-Ferien und Dell Computer zu kaufen. "Der Verbraucher ist so kreditabhängig geworden, dass er inzwischen 11 Cents von jedem Dollar, den er ausgibt, leiht; im Jahr 2001 waren es noch 9 Cent," beobachtete Stephanie Pomboy von Macro Mavens.

      Letzten Endes – wann auch immer das sein mag – benötigen die Verbraucher für ihre Einkäufe tatsächliches Einkommen und nicht weiteren Kredit. Aber leider stagniert das Einkommenswachstum. Die Beschäftigungszahl ist seit sieben Monaten gesunken, und es gibt noch kein Zeichen von einem Trendwechsel. Schlimmer noch: "Das Schulden/Vermögen-Verhältnis der Haushalte liegt auf dem höchsten Niveau seit dem 2. Weltkrieg (18 % im Jahr 2003)," bemerkt Asha Bangalore von Northern Trust. "1999 stand die Quote bei 13 %. Der starke Anstieg der Haushaltsverschuldung führt dazu, dass Schuldendienste einen weiteren Zwang in der Kasse der Haushalte hervorrufen.

      Ist es ein Wunder, dass viele Amerikaner sich wieder mit der alten Kunst des Geldsparens befassen müssen?

      Die Hypothekenindustrie war bis vor Kurzem eine der wenigen florierenden Wirtschaftszweige, die seit 2000 175.000 Jobs geschaffen hat. Aber nun hat auch diese Industrie im Zug höherer Zinsen begonnen zu welken. Die Hypotheken-Refinanzierung ist seit Mai um 78 % gefallen, berichtet die Hypothekenbankgesellschaft Ende August.

      "Der sich abkühlende Refinanzierungsboom fordert seine ersten Opfer: die Angestellten der Hypothekenleiher," berichtet das Wall Street Journal. "In den nächsten sechs Monaten werden wohl mehr als 150.000 Angestellte entlassen." Tausende weiterer Jobs werden wahrscheinlich in den angeschlossenen Unternehmen verschwinden.

      A propos kriselnde Unternehmen: General Motors erklärte gestern, dass es immer noch erwartet, 5 $ pro Aktie in diesem Jahr zu verdienen. Aber wir fragen uns: woher weiß GM, was es verdienen wird? Liest das GM-Management die Ausgaben der Morgenzeitungen schon am Abend vorher?

      Die Einnahmen von GM hängen nicht allein von den Autoverkäufen ab. Pensionspläne und das Wachstum der Krankenversicherungskosten sind wichtige Teile der Netto-Einnahmen. GM mag ahnen, wie viele Autos es verkauft und wie viel Geld es pro Auto gewinnt (oder verliert). Aber das Unternehmen scheint absolut keine Ahnung zu haben, um wie viel die Krankenversicherungskosten steigen werden.

      Der Aktienpreis mag steigen, aber die Probleme bleiben bestehen.


      Pyrrhus-Siege

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner aus Paris

      Ein Buch, das ich gerade zu Ende gelesen habe, erklärt die Geschichte, woher der Begriff "Pyrrhus-Sieg" (ein Sieg um einen zu hohen Preis) kommt:

      Pyrrhus war ein König von Epirus, der im 3. Jh. vor Christus lebte. ... 279 v. Chr. entschied er, die mächtige römische Armee anzugreifen. Bevor er aber nach Italien segelte, hatte er ein Gespräch mit Cineas, seinem Chef-Diplomaten.

      Cineas: "Von den Römern heißt es, dass sie große Kriegsführer seien und die Eroberer vieler Nationen. Wenn uns die Götter erlauben, sie zu besiegen, was fangen wir dann mit dem Sieg an?"

      "Das ist eine einfache Frage," antwortete Pyrrhus. "Wenn wir die Römer erst besiegt haben, wird uns keine Stadt in Italien widerstehen."

      Cineas: "Wenn wir Italien haben, was dann?"

      Pyrrhus:" Sizilien, eine reiche Insel, sollte leicht zu nehmen sein."

      Cineas: " Du sprichst aus, was perfekt ist, aber wird die Einnahme von Sizilien den Krieg zum Ende bringen?"

      Pyrrhus: "Dann sind Karthago und Afrika sind dann in Reichweite. Und wenn wir diese haben, wer in der Welt sollte sich uns widersetzen?"

      Cineas: "Bestimmt niemand. Aber sollten wir dann tun?"

      Pyrrhus sah nicht, wohin er mit diesem Argument geführt wurde, und sagte: "Dann, mein lieber Cineas, werden wir ausruhen, den ganzen Tag trinken und uns mit angenehmer Unterhaltung amüsieren."

      "Was hält uns davon ab, das jetzt zu tun?" fragte Cineas. "Wir haben bereits genug, das zu machen, ohne weitere harte Arbeit, Leid und Gefahr." Aber Pyrrhus verstand nicht. Er griff die Römer bei Asculum in Apulien an und vernichtete sie. Er siegte, aber seine Verluste waren so hoch, dass er bemerkte: "Noch so ein Sieg und ich bin verloren." Kurz danach griff seine geschwächte Armee Sparta an und verlor.

      Pyrrhus wurde von einem wütenden Mob in den Straßen von Argos niedergeschlagen und getötet.

      Die Geschichte stammt aus dem Buch "Buck Up, Suck Up, and Come Back When You Foul Up –12 Secrets from the War Room" von James Carville und Paul Begala. Es ist ein großartiges Buch. Es beschreibt im Detail, wie diese beiden so viel Erfolg in so vielen politischen Kampagnen hatten.


      (Un)gezwungene Diskretion

      von unserem Korrespondenten John Mauldin

      Die Fed und Greenspan haben für eine ziemlich lange Zeit freie Fahrt gegeben. Alles während der Hausse, versteht sich. Wer wollte, so lange die Dinge gut standen, das Schiff ins Schlingern bringen?

      Aber jetzt, wo das wirtschaftliche Wetter nicht mehr so schön ist, ruft ein Chor zweifelnder Analysten immer lauter nach "Transparenz" in der ihrer Meinung nach undurchsichtigen Fed-Politik. So sagt zum Beispiel Paul McCulley von Pimco:

      "Kurz gesagt, ist Mr. Greenspans Managementstil am besten beschrieben als "Vertraut mir". Greenspan ist nicht einverstanden, wenn es darum geht, seine Aufgabe zu umreißen. Seine Definition der Fed-Ziele sind so wie sie sind, aber er bekommt Bauchschmerzen, wenn er sie benennen soll.

      McCulley fordert eine "erzwungene Diskretion" gegenüber der Fed. Er meint damit nicht, dass die Fed keine Diskretion über ihre Entscheidungen bewahren sollte oder gar ihre Meinung ändern sollte, wenn die Fakten sich verändern. Aber diese Entscheidungen sollen nach einer bestimmten Politik erfolgen, die jeder verstehen kann.

      Warum widersetzt sich Greenspan solch einer verständlichen Forderung nach Transparenz? Warum meint er, das einfache "vertraut mir" sei eine bessere Politik als verständliche Parameter? Und warum erklärt uns die Fed, die Zinsen würden für beträchtliche Zeit niedrig bleiben, wenn es der Wirtschaft so gut geht?

      Lassen Sie uns einige unbequemen, langfristigen Fakten der Fed ansehen.

      Zunächst sollten die Fed-Chefs klar der aktuellen Vorhersage misstrauen, dass das Wirtschaftswachstum in die Gänge kommt. Wenn sie nur eine Minute darüber nachdächten, dass das reale Wachstum über die nächsten 18 Monate tatsächlich 5 % betragen soll, dann kann ich mir nicht erklären, warum sie nicht beginnen, die Zinsen anzuheben, um für die nächste Rezession etwas Spielraum zu haben.

      Warum sollte man diesem Wachstum misstrauen? Weil viel davon nicht lange anhalten wird. Das Wachstum ist erstens auf Bush`s Steuerermäßigungen zurückzuführen, die klare Effekte haben (Wal-Mart hat über das Jahr 5–6 % mehr verkauft), zweitens auf ein gewaltiges Deficit spending der Regierung (mehr als die Hälfte des BIP-Wachstums im letzten Quartal ging von der Regierung aus) und drittens auf massive Hypotheken-Refinanzierung, die im zweiten Quartal passierte und eine Menge Geld freisetzte, das aber jetzt schon ausgegeben ist.

      Aber wo sind die Jobs? Mit einem Anstieg der Produktivität von 6 % (ein Wert, den ich bezweifle) bräuchten Sie ein Wachstum von mehr als 5 %, um Jobs zu schaffen. Eine Erholung ohne Jobs trägt sich nicht, und die Fed weiß das.

      Greg Weldon lieferte uns in der letzten Woche die Zahlen des grässlichen Arbeitsplatzberichts: Seit Juni wurden 113.000 Jobs gekündigt. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenzahl um 453.000 gesunken. Das heißt, 340.000 ehemals als arbeitslos Registrierte sind nun aus der Statistik gestrichen. Teilzeit-Arbeit ist um 200.000 im August zurückgegangen. Die "niedrigere" Arbeitslosenzahl zeigt also keine tatsächliche Steigerung der Jobs, sondern ist nur ein Statistik-Spiel.

      Außerdem ist sich die Fed mehr als klar darüber, dass die Bauinvestitionen trotz eines angeblichen BIP-Wachstums im 2. Quartal um die Hälfte seit dem ersten Quartal gekürzt wurden. Wohlgemerkt: Bevor die Zinsen zu steigen begannen.

      So überrascht es nicht, dass die Fed-Chefs dabei sind, die Zinsen herunterzureden. Es erscheint mir, als ob sie fühlen, dass die Erholung auf tönernen Füßen steht, und sie deswegen eine Rückkehr der Inflation riskieren wollen.

      Aber es sind nicht nur die Banker, die auf ihren Nägeln kauen. GM, Ford und Chrysler, zum Beispiel, sehen, dass ihre Inland-Autoverkäufe über das Jahr um –8,2 %, –27,7 % und sogar –28,6 % (!) zurückgegangen sind, während die von Toyota und Nissan über 17 % anstiegen. Es muss in Detroit frustrierend sein zu sehen, wie Tokio frohlockt, denn die Bank von Japan intervenierte wieder und wieder, um den Yen zu senken, damit die japanischen Autohersteller konkurrenzfähiger sind.

      Die Fed steht zwischen dem Teufel und dem tiefen blauen Meer. Wenn das Handelsungleichgewicht auf dem aktuellen Niveau bleibt, werden ausländische Bestände von US-Staatsanleihen dramatisch anwachsen. Bei niedrigen Zinsen ist das kein großes Problem für die hiesige Wirtschaft. Aber was passiert, wenn die Zinsen steigen und wir 100 oder 200 Mrd. $ an ausländische Anleihenbesitzer zahlen müssen, was nur unser Handelsbilanzdefizit weiter steigern würde? Kann die Fed sich wirklich erlauben, die Zinsen zu heben, bevor das Handelsdefizit gesenkt wird?

      Was müssen die Zentralbanker tun? Die oben genannten Probleme bedeuten Rezession und Deflation, wenn sie sich entwickeln dürfen, bevor die Erholung klar zu bemessen ist. Deswegen muss die Fed in ihren Maßnahmen ganz oben an stellen, dass sie alles nur Mögliche tut, um die Wirtschaft aus ihrer Krise zu helfen, selbst, wenn es ein wenig Inflation bedeutet.

      Aber da ist die Zwickmühle: Inflation führt letzten Endes zu höheren Zinsen. Die Fed ist aber nicht der Meinung, dass wir uns höhere Zinsen leisten könnten, die vielleicht die schwächliche Erholung abwürgen könnte.

      Wenn aber die genauen Gründe der potenziellen Krise unbekannt sind, wie soll man da einen klaren Kurs bestimmen? Besser, sagt Greenspan, ist es, für äußerste Flexibilität zu sorgen als die Wirtschaft zu steuern. "Vertrauen Sie mir!"


      Die Schweiz – warnender Referenzfall fuer Euroland

      Von Dr. Bernd Niquet

      Man muss tatsaechlich schon zwei Mal hinschauen:
      Ueberall in der Welt glimmen derzeit die Hoffnungs-
      fuenkchen auf einen Konjunkturaufschwung. Die
      Schweiz hingegen ist gerade in eine heftige Re-
      zession abgerutscht, die schwerste seit der deutsch-
      deutschen Bundesbank-Vereinigungs-Rezession im Jahr
      1992. Im zweiten Quartal dieses Jahres lag in der
      Schweiz das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent
      unter dem Vorquartal, was den dritten Rueckgang in
      Folge darstellt.

      Wie kommt so etwas? So ein reiches Land, das reichste
      in Europa! Und dann das? Warum kommen die Schweizer
      ploetzlich nicht mehr mit? Ich moechte an dieser Stelle
      einmal eine monetaere Erklaerung versuchen.

      In meinem Buch "Der Zauberberg des Geldes" habe ich
      anhand einer fiktiven Bergrepublik Schwarzenstein
      versucht, darzulegen, wie der Mechanismus des Knapphaltens
      und Entknappens von Waehrungen das Geschick der Finanz-
      maerkte und der Volkswirtschaften weltweit bestimmt.
      Die Republik Schwarzenstein schafft es dabei, durch
      das extreme Knapphalten seines Geldes das Vertrauen
      der ganzen Welt in seine Waehrung, den Alpina, zu
      gewinnen. Sie kann sich folglich vor Kapitalzufluessen
      gar nicht retten (die jedoch sofort zwecks Knapphaltung
      des Alpinas "sterilisiert" werden).

      Verbunden ist damit eine extreme Aufwertung der heimischen
      Waehrung sowie eine entsprechende lehrbuchhafte Strangulierung
      der Binnenwirtschaft. Im Fall Schwarzensteins macht das
      freilich nichts, da es sich hierbei nur um ein Bergdorf
      handelt und somit die ganze Republik von den Zinsertraegen
      der Notenbank leben kann (– die in Form einer negativen
      Einkommensteuer ausgeschuettet werden).

      Die Aehnlichkeiten – aber auch die Begrenzungen der
      Parallelitaeten – zum Fall der Schweiz treten damit
      offen zu Tage: Auch die Schweiz ist ein kleines Land
      mit einer sehr stabilen Waehrung, die im Zuge der Ent-
      knappung von Dollar und Yen – sowie Befuerchtungen,
      dass mit dem Euro das Gleiche passieren koennte –noch
      staerker zur weltweit gesuchten Anlagewaehrung geworden
      ist, als dass schon immer der Fall war. Und auch die
      Schweiz lebt zum grossen Teil von den Provisionen,
      die sie bei der Verwaltung dieser in den Franken und
      ins gelobte Land transferierten Vermoegen verdient.
      (Hier allerdings ernaehrt man sich im Vergleich zu
      Schwarzenstein nicht von der Notenbank, sondern von
      den Geschaeftsbanken.)

      Nur: Im Vergleich zu Schwarzenstein reicht das nicht
      aus, um ein derart grosses und heterogenes Land mit
      Millionen von Einwohnern zu ernaehren. Deshalb leidet
      die Schweiz, so paradox es klingen mag, wirtschaftlich
      extrem unter ihrer wirtschaftlichen und finanziellen
      Vernunft. Womit wir beim Fall des Euros waeren. Auch
      hier wird die Geldpolitik weitaus restriktiver gehand-
      habt als jenseits des Atlantiks und jenseits des
      Pazifiks. Der Preis, der hierfuer gezahlt wird, ist
      eine deflationaere und an der Grenze zur Rezession sich
      befindliche Wirtschaft.

      Ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen,
      aber die Parallelitaeten zu den Dreissiger Jahren sind
      durchaus nicht voellig vom Tisch zu wischen. Die USA
      und Japan ueberholen sich beinahe taeglich in ihrem
      Abwertungswettlauf, dessen Ziel es ist, die heimischen
      Wirtschaften auf Kosten der Hartwaehrungslaender wieder
      in Schwung zu bringen. Und nur noch ein paar Aufrechte
      stemmen sich gegen diesen unvernuenftigen Trend –
      und bezahlen dafuer mit binnenwirtschaftlichen
      Schwierigkeiten.

      Mal sehen wie lang die EZB hier noch dagegenhaelt?
      Denn wenn meine Informationen stimmen, dann ist die
      Schweiz mittlerweile bereits umgefallen und hat ihre
      Geldmenge rasant ausgeweitet und damit den Wechsel-
      kurs deutlich nach unten gedrueckt. Manchmal muss eben
      auch der Aufrechteste das dreckige Spiel mitspielen,
      um sich nicht voellig zu besudeln.


      ***************
      Avatar
      schrieb am 15.09.03 21:18:28
      Beitrag Nr. 3.793 ()
      Horror-Prognose aus der Bundesanstalt für Arbeit

      BA-Chef Gerster rechnet Anfang 2004 mit Überschreiten der Fünf-Millionen-Grenze bei der Arbeitslosenzahl

      Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) rechnet damit, dass die Arbeitslosenzahl im Januar die Fünf-Millionen-Grenze überschreiten wird. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vorab berichtete, gehe dies aus den laufenden Prognosen hervor, mit denen die Behörde jeden Monat die Entwicklung der
      Arbeitslosigkeit fortschreibt.

      BA-Chef Florian Gerster hatte bereits vor vier Wochen einen Anstieg der Arbeitslosenzahl auf über fünf Millionen für möglich gehalten. Dagegen war Bundesarbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) bislang von einer vier vor dem Komma ausgegangen.

      Nach dem „Spiegel“-Bericht ist die Zahl der Erwerbslosen seit Jahresanfang bereits um 114 000 gestiegen. Im Juli waren rund 4,41 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet.

      http://www.welt.de/data/2003/08/23/158705.html


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      Steuerzahler-Gedenktag am 16.07.2003 - Von nun an für das eigene Portemonnaie




      Heute, am 16.07.2003, ist Steuerzahler-Gedenktag. Von 19.03 Uhr an arbeiten die Steuerzahler rein rechnerisch für das eigene Portemonnaie. Bis dahin ging das Einkommen in Form von Steuern und Abgaben zunächst in die öffentlichen Kassen. „Die Tatsache, dass der Steuerzahler-Gedenktag erneut weit in der zweiten Jahreshälfte liegt, ist ein Beleg für die überzogene Steuer- und Abgabenlast in Deutschland“, sagte der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Dr. Karl Heinz Däke.

      Der Bund der Steuerzahler errechnet den Steuerzahler-Gedenktag, indem er die so genannte Einkommensbelastungsquote auf das Jahr umrechnet. Die Einkommensbelastungsquote ist der Anteil von Steuern und Abgaben am Volkseinkommen. Sie beträgt in diesem Jahr 54,2 Prozent. Der Steuerzahler-Gedenktag ist ein geeigneter Indikator um zu messen, wie sehr die Einkommen der Steuerzahler durch staatliche Zwangsabgaben belastet werden. Der Bund der Steuerzahler verkennt dabei nicht, dass den Abgaben Leistungen von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungssystemen entgegenstehen. „Es ist aber sehr bedenklich, wenn weit mehr als die Hälfte der erwirtschafteten Einkommen durch staatliche Kassen fließen“, sagte Däke.

      Die Entwicklung der Einkommensbelastung ist nach Auffassung des Bundes der Steuerzahler Anlass zur Sorge. Im Jahr 1960 belief sich die Einkommensbelastungsquote noch auf 41,5 Prozent. 1970 waren es 45,6 Prozent und 1980 53,5 Prozent. 1990 sank die Einkommensbelastungsquote vorübergehend auf 50,7 Prozent. Von da an stieg die Quote fast durchgehend an. Der diesjährige Wert von 54,2 Prozent befindet sich nahe am Spitzenwert aus dem Jahre 2000 mit damals 56,9 Prozent.

      Im vergangenen Jahr hat der Bund der Steuerzahler den Steuerzahler-Gedenktag am 23. Juli ausgerufen. Die damaligen Berechnungen beruhten unter anderem auf den Zahlen des Arbeitskreises Steuerschätzung. Da die Ist-Steuereinnahmen 2002 deutlich hinter den Prognosen der Steuerschätzer zurück geblieben sind, muss auch das Datum des Steuerzahler-Gedenktages 2002 angepasst werden. Er lag im Jahr 2002 nach der aktuellen Datenlage auf dem 15. Juli, also vor dem diesjährigen Steuerzahler-Gedenktag. Die Belastung 2003 verschärft sich also im Vergleich zum Vorjahr.

      Däke fordert nun eine nachhaltige Senkung der Steuer- und Abgabenlast. „Das Vorziehen der Steuerreform ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein gutes Signal. Wichtig ist allerdings, dass die Steuer- und Abgabenlast insgesamt sinkt. Das geht nur, wenn der Staat tatsächlich Ausgaben einspart und nicht Steuersenkungen durch Steuererhöhungen an anderer Stelle kompensiert.“


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      Eine alternde und sinkende Bevölkerung bedeutet langfristig in Zukunft=> Dass viele Senioren ihre Aktien und Anleihen direkt, oder über private Renten- oder Lebensversicherungen auf den Kapitalmarkt "schmeißen" und wenige junge Leute für ihre Altervorsorge über Versicherungen oder direkt an der Börse Aktien und Anleihen kaufen=> Das hat zu Folge, dass die Kurse der Aktien und Anleihen fallen -darum müssen die Rentner mehr Aktien und Anleihen zu niedrigen Kursen verkaufen, um ihre gleich hohen Lebenshaltungskosten(Fixkosten) zu bedienen=> Die Kurse der Aktien und Anleihen fallen wegen des Überangebotes noch mehr=> Deswegen werden noch weniger junge Leute Aktien und Anleihen kaufen, weil sie nicht in fallende Messer greifen wollen=> Die Kuse fallen noch stärker=> Ein wahnsinniger Teufelskreis beginnt!!!

      Wartet es ab, in ein paar Jahren(Jahrzehnten) herrscht wahrscheinlich nicht nur an den deutschen Kapitalmärkten der WAHNSINN !!!!


      H_S :eek:

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      Ausländer gleichen Bevölkerungsrückgang (nicht)aus

      Zuwanderung kein Allheilrezept - Alterung bleibt Problem - Wanderung von Ost nach West beschleunigt sich

      Berlin - Die Erosion der Bevölkerungsstruktur in Deutschland hält weiter an. Nach neuen statistischen Erhebungen schrumpfte auch 2002 die Zahl der Deutschen auf Grund einer schwachen Geburtenrate. Unverändert blieb damit das Hauptproblem der sozialen Sicherungssysteme: die Alterung der Bevölkerung. Eine wachsende Zahl von Rentnern und Kranken stünde einer sinkenden Zahl von Beitragszahlern gegenüber, sagte Jürgen Dorbritz vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden.

      Die Zuwanderung konnte das Problem immerhin "abfedern", fügte Dorbritz hinzu. Tatsächlich blieb dank des so genannten Zuwanderungsüberschusses die Bevölkerungszahl im Jahr 2002 relativ konstant, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Rund 219 000 Menschen zogen mehr ins Bundesgebiet als ausreisten, davon waren 152 000 Ausländer. Unter dem Strich wuchs die Bevölkerung insgesamt sogar um ,1 Prozent auf rund 82,53 Millionen. "Aber die Frage ist nicht, ob die Bevölkerung wächst oder schrumpft", erläuterte Dorbritz. Entscheidend sei die Altersstruktur: Seit 1991 werden in der Bundesrepublik von Jahr zu Jahr weniger Kinder geboren, als parallel dazu Alte sterben. Allein 2002 gab es 122 000 mehr Todesfälle als Geburten.

      Nach Ansicht von Martin Werding vom Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) hätten viele in Politik und Gesellschaft noch nicht begriffen, dass diese Entwicklung nicht mehr zurückzudrehen ist. "Das Schrumpfen der deutschen Bevölkerung ist längst gesetzmäßig", sagte der Leiter des Bereiches Sozialpolitik und Arbeitsmarkt der WELT. Wie Dorbritz ist Werding der Meinung, dass die wirklichen Probleme beginnen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen - das dürfte zwischen 2025 und 2035 sein.

      Ein Ausweg aus der Falle wären mehr Kinder. "Damit die Bevölkerung nicht altert, bräuchten wir aber 2,1 Kinder pro Frau", hat Dorbritz errechnet. Der Durchschnitt liegt bei 1,4. Eine Familienpolitik, die den Durchschnitt anheben würde, sei aber nicht bezahlbar. Werding sieht das anders. "Eine bessere Familienpolitik bewegt schon etwas - allerdings nur sehr langfristig gesehen."

      Skeptisch betrachtet er die Auffassung einiger Bevölkerungsforscher, Zuwanderung sei der einzig gangbare Ausweg. "Mit mehr Zuwanderung werden die Finanzierungsprobleme in der Alterssicherung nur minimal reduziert", ist sich Werding sicher. Deutschland könne sich "seine Zuwanderer nicht zurechtschnitzen". Eine passgenaue Zuwanderung mit günstiger Altersstruktur und Geburtenrate sei schlecht steuerbar. Ähnlich denkt auch Dorbritz. Um den Alterungsprozess zu stoppen, müssten jährlich über eine Million Menschen nach Deutschland kommen. Eine Größenordnung, die das Land wohl nicht verkraften könnte, glaubt der Wissenschaftler. Werding hält es daher für ratsam, die Situation als gegeben hinzunehmen und in der Politik zu überlegen, wie man damit umgeht.

      Anhaltend hoch ist die Abwanderung innerhalb Deutschlands von Ost nach West. Die Bevölkerungszahl in den neuen Ländern schrumpfte 2002 um 0,8 Prozent, während sie in den alten Ländern - mit Ausnahme des Saarlands - um 0,3 Prozent wuchs. Ohne Wirtschaftsaufschwung im Osten wird die Abwanderung vor allem junger Menschen in den Westen nach Ansicht des Bevölkerungsexperten Rembrandt Scholz weitergehen. Im Westen gäbe es noch immer mehr Jobs und Ausbildungsplätze, sagte der Experte vom Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock. Da vor allem junge Menschen abwanderten, beschleunige sich der Bevölkerungsschwund unweigerlich selbst, sagte Scholz weiter. Fehlten jedoch junge Menschen, gingen auch die Geburtenzahlen zurück. Ein Teufelskreis ohne Ende. Scholz: "Die erste Wanderung können Sie steuern, die Folgen nicht mehr."


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      Avatar
      schrieb am 15.09.03 21:39:32
      Beitrag Nr. 3.794 ()
      "Deutschland hat völlig den Anschluss verpasst"

      IBM-Laborchef Kircher vermisst den Willen zur Aufholjagd

      Herbert Kircher ist zuversichtlich: "Unser Labor wird es auch in 50 Jahren noch geben", sagt der Geschäftsführer der IBM Deutschland Entwicklung GmbH. Morgen wird in Böblingen erst mal das 50-Jahr-Jubiläum gefeiert.

      Von Inge Nowak

      Das Labor ist standesgemäß mit Großrechnern geschmückt. Der neueste Mainframe darf natürlich nicht fehlen - im ziemlich unverständlichen Firmenjargon heißt er IBM eServer zSeries 990. Und daneben steht ein Rechner anno 1965 - der IBM System/360 Modell 20. Er war das erste Produkt, das im Böblinger IBM-Labor entwickelt wurde. Das Erstaunliche dabei ist: Beide Rechner sind gleich groß, gleich schwer und gleich teuer. Der Unterschied liegt "nur" in der Leistung. Der aktuelle Computer hat die 500 000-fache Leistung.

      1965? Das ist doch erst 38 Jahre her, das IBM-Labor wird aber 50 Jahre alt. Stimmt, sagt Herbert Kircher, Geschäftsführer der IBM Deutschland Entwicklung GmbH. "In den ersten zwölf Jahren seines Bestehens hat das Labor überhaupt kein Produkt entwickelt", erklärt er und lacht. Heute würden im Labor vermutlich in einem Jahr mehr Produkte entwickelt als in den ersten 25 Jahren zusammen. So ganz genau weiß er es aber nicht. Eines ist aber offensichtlich: Kircher, der vor zehn Jahren die Verantwortung für das Böblinger Zentrum übernommen hat, ist mächtig stolz auf sein Labor. Und das dürfte bei den Feierlichkeiten morgen deutlich werden.

      Für den Konzern ist es gewiss ein großes Ereignis. Es gibt gleich zwei Feiern - nachmittags für die Mitarbeiter, abends für geladene Gäste. "Unser größter Raum im Labor fasst nur 130 Menschen", sagt Kircher entschuldigend. Abends kommen Politiker - Ministerpräsident Erwin Teufel hat keine Zeit, dafür kommt Wirtschaftsminister Walter Döring. Kunden sind geladen, ebenso Professoren von Universitäten, mit denen man zusammenarbeitet - und natürlich werden Kollegen aus den USA erwartet. IBM-Konzernchef Samuel J. Palmisano wird allerdings nicht kommen, er ist in Kalifornien; "Kundenveranstaltungen sind wichtiger", sagt Kircher.

      Das Labor wurde 1953 gegründet - das Wort Zufall ist dabei wohl nicht so ganz falsch. IBM-Gründer Thomas Watson weilte damals gerade in Sindelfingen, das erste Mal nach dem Krieg. Karl Ganzhorn präsentierte ihm Ansätze und Vorstellungen für eine elektronische Entwicklung in der Datenverarbeitung. Watson war von der Vorführung offensichtlich begeistert: "Geben Sie dem jungen Mann, was er wünscht." Ganzhorn wurde der erste Chef des Labors. Es startete zunächst mit acht Mitarbeitern; 1989 zogen 100 Mitarbeiter in neue Räumlichkeiten in Böblingen. Heute sind dort 1700 Mitarbeiter tätig.

      In den 60er und 70er Jahren sei Deutschland ein Hightechland gewesen, so Kircher. Nicht nur bei Fernsehern, in der Telekommunikation, in der Auto- und auch in der Chemieindustrie habe Deutschland eine führende Stelle gehabt. Mittlerweile sei der Anschluss fast völlig verpasst worden, kritisiert der Laborchef. Er nennt die Chemie, die Informationstechnik. Selbst in der Telekommunikation sei Deutschland überholt worden. "Schauen Sie doch, aus welchen Ländern die Handys und die Telefonnetze kommen", betont der Entwicklungschef.

      Was für Kircher aber noch schlimmer ist: es gebe keine technische Aufholjagd. Keine Regierungserklärung enthalte entsprechende Ankündigungen. Kircher räumt ein, dass die Deutschen nicht mehr so technikfeindlich sind, wie noch vor einigen Jahren. Die Verbreitung von Handy und Internet ist deutlich gestiegen. Doch im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sind wir immer noch im Mittelfeld; "das reicht nicht aus". Zwar flössen viele öffentliche Gelder in die Forschung. Doch die Politik kontrolliere nicht, ob daraus auch Produkte werden.

      Das deutsche Image als Technologiestandort sei in den USA schlecht, so Kircher.
      Trotzdem gibt es das Labor in Böblingen. "Wir haben eine exzellente technische Kompetenz." Die Mitarbeiter des Labors entwickeln vor allem Software, beispielsweise für den Bereich Datenbanken. Dazu gehören Lösungen, wie der Kunde in einer Flut von gespeicherten Daten das Gesuchte wiederfinden kann. So wurden Programme entwickelt, womit Banken schnell erkennen, wann ein Kunde zur Konkurrenz wechseln will. Dies lässt sich beispielsweise an den Kontenbewegungen ablesen.

      Böblingen ist eines von 30 Forschungs- und Entwicklungszentren des IBM-Konzerns, der in diesem Bereich insgesamt 125 000 Mitarbeiter beschäftigt. "Wir arbeiten mit sicherlich 15 Labors eng zusammen", so Kircher. Aber die Zentren stehen auch in Konkurrenz zueinander, vor allem wenn es um neue Projekte geht. "Darum müssen wir uns bewerben." Doch dies dürfe man sich nicht so vorstellen wie beim Bau einer Autofabrik, bei dem ein Standort an einem bestimmten Tag den Zuschlag bekommt. In der Entwicklung sei dies ein langwieriger Prozess. Immer wieder würden sich die Führungskräfte treffen. "Ich sitze in vielen Gremien, um die Konzernstrategie zu verstehen und zu beeinflussen", sagt Kircher. Zudem würden die Entwickler weltweit erste Ergebnisse zu anstehenden Projekten präsentieren. So würden die Labors Kompetenz aufbauen, was wichtig bei der Projektvergabe sei. "Wir schlagen uns gut im Konzern", so Kircher.

      Doch wie sind die Aussichten, wenn Ende des Jahres das letzte deutsche IBM-Werk in Mainz die Pforten schließt? Ist Entwicklung auch ohne Produktion überhaupt denkbar? In vielen Branchen sicherlich nicht, so der Entwicklungschef. Bei der Software sei dies aber kein Problem. Die Entfernung der Entwicklungsstandorte spiele keine Rolle. Deshalb ist Kircher zuversichtlich: "Wir sind so gut positioniert, unser Labor wird es auch in 50 Jahren noch geben." Solche Botschaften werden Politiker morgen sicher gerne hören.

      Aktualisiert: 15.09.2003, 05:05 Uhr

      http://www.stuttgarter-zeitung.de/s...tail.php/504148


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      Avatar
      schrieb am 15.09.03 23:12:58
      Beitrag Nr. 3.795 ()
      So kann und so wird es wahrscheinlich auch in Deutschland kommen.....:eek:


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      Japans Altersbeschwerden

      Die zunehmende Vergreisung der japanischen Gesellschaft gefährdet die wirtschaftliche Leistungskraft der zweitgrößten Industrienation der Welt. Ökonomen befürchten bereits einen Kollaps der Sozialsysteme. Die Regierung will nun Lust auf Nachwuchs machen und auch mehr Gastarbeiter ins Land lassen

      von Bernd Weiler



      An diesem Dienstag wird sie 116 Jahre alt:
      Der älteste Mensch der Welt, Kamato Hongo
      Foto: AP


      Die greise Kamato Hongo braucht keine Angst zu haben, sie könnte nach ihrem Ableben vergessen werden: Sie hat bislang insgesamt 146 Nachfahren - Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel. Die große Verwandtschaft kümmert sich rührend um die alte Dame, die bei ihrer 79 Jahre alten Tochter Shizue Kurauchi im Süden Japans lebt. Sie bekommt Berge von Post. Mindestens einmal im Jahr schaut der Bürgermeister von Kagoshima persönlich vorbei. So auch an diesem Dienstag. "Omedeto gozaimasu", wird das Stadtoberhaupt sagen - "Herzlichen Glückwunsch". Und die Greisin wird ihn fröhlich anlachen und sich feiern lassen. Das darf sie auch, denn sie ist schließlich der älteste Mensch der Welt. Hongo wird an diesem Dienstag 116 Jahre alt.

      Am Montag musste der japanische Premierminister Junichiro Koizumi bereits so viele Glückwünsche wie nie zuvor zustellen lassen. Japan beging einen arbeitsfreien Feiertag, der dem "Respekt vor dem Alter" gewidmet ist. Dies ist der Zeitpunkt, an dem alle neuen Hundertjährigen im Land einen Silberbecher mit Gravur und eine Urkunde vom Regierungschef bekommen - diesmal schickte er 2627 Präsente los, doppelt so viele wie noch 1998. Und das war nicht der einzige Rekord zum Tag des Alters: Erstmals sind in Japan mehr als 20 000 Menschen älter als 99 Jahre.

      Die größte Lebenserwartung hat man wohl auf Okinawa oder der südlichen Hauptinsel Kyushu, wo nicht nur Hongo lebt, sondern auch der älteste Mann der Welt: Yukichi Chuganji, 114 Jahre alt. Hongo führt ihr hohes Alter übrigens auch auf einen ungewöhnlichen Schlafrhythmus zurück: "Zwei Tage ruhen, zwei Tage aktiv sein." Entscheidender aber ist das Geschlecht: 17 402 Japanerinnen sind hundert Jahre oder älter, in diese Altersgruppe vorzustoßen gelang dagegen nur 3159 Männern.

      Hongo und Chuganji sind die Spitzen einer demographischen Entwicklung, die die zweitgrößte Industrienation der Welt in ihren Grundfesten erschüttern kann. Soziologen - und einige Politiker - fürchten die Vergreisung des Landes und die Lasten, die auf die Familien und die Gesellschaft zukommen werden. Ein Verteilungskampf zwischen Alt und Jung wird schon düster prophezeit. "Gefahr", schreien auch die Ökonomen. Denn die Bevölkerungsentwicklung könnte das japanischen Sozial- und Rentensystem sprengen, den Konsum anhaltend drosseln, einen Mangel an Arbeitskräften hervorrufen und das Wirtschaftswachstum langfristig gefährden. Schwarzseher sprechen von der Möglichkeit einer "latenten Dauerrezession". "Die Gesellschaft altert erschreckend schneller als angenommen", meint Naoya Hiraoka vom Arbeits-, Gesundheits- und Sozialministerium in Tokio. Japan gibt derzeit 40 Bio. Yen (308 Mrd. Euro) im Jahr für Rentenzahlungen aus, das sind etwa acht Prozent des Bruttoinlandprodukts. Die Empfänger sind 28 Millionen Menschen, mehr als zwanzig Prozent der Bevölkerung. Nach den Prognosen des Ministeriums kommen schon im Jahr 2025 zwei Werktätige auf einen Rentner. Keine andere führende Industrienation hat ein Durchschnittsalter von 41 Jahren. Keine vergreist schneller als Japan. Vom Jahr 2007 an wird damit gerechnet, dass die Bevölkerung schrumpft.

      "Die gesellschaftliche Krise ist jetzt schon spürbar", meint Hiraoka. Allein an den Alten liege es aber nicht. Die stetig sinkende Geburtenrate, derzeit liegt sie bei 1,3 Kindern, trage erheblich zur Alterung Japans bei. "Es kommen zu wenig nach, und die Alten werden immer älter."

      Im Jahr 2025 könnten die Zahlungen der Sozialversicherungen - Renten, Pensionen, betriebliche Altersversorgung, Pflegeversicherung und Sozialhilfe - mehr als 31 Prozent des Volkseinkommens ausmachen. Das schafft auf Dauer kein System, schon gar nicht eine Volkswirtschaft, die bereits jetzt eine Rekordverschuldung von rund 150 Prozent des Bruttoinlandprodukts aufweist. "Langfristig muss das Rentensystem in Balance gebracht werden, die Beiträge steigen und die Renten sinken", meint Peter Morgan von HSBC Securities. Mit der neuen Pflegeversicherung und der Rentenreform 2001 haben die ansonsten sehr trägen Politiker des Landes allerdings schon entsprechende Weichen gestellt: Die Beitragsbemessungsbasis wurde deutlich erhöht. Sie enthält nun auch das 13. und 14. Monatsgehalt; das Rentenalter wurde von 60 auf 65 Jahre erhöht.

      Noch verfügt die staatliche Rentenkasse über hohe Rücklagen. Auch ausländische Experten erkennen die relativ soliden Finanzen an. Japans Renten sind zumindest für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre sicher, lautet die Prognose. Doch die staatliche Grundrente ist klein. Sie deckt in der Regel nur 40 Prozent des Einkommens der Seniorenhaushalte ab. "Die Alterung ist zu schnell", warnt Hiraoka.

      Die ergrauende Gesellschaft weckt Ängste: Nach einer jüngsten Umfrage zum "Tag des Alters" haben 57 Prozent der Japaner kein Vertrauen mehr in die staatliche Rente. Vor allem die jüngere Generation sieht sich im Nachteil. Sie erwartet, dass sie für ihre Beiträge kaum Gegenleistungen bekommen wird.

      Der 67 Jahre alte Hiroshi Saito dagegen fürchtet nicht um sein Alter. Er hat ein kleines Grundstück im teuren Tokioter Stadtteil Shibuya. Die Schulden für das eigene Haus sind längst abbezahlt, die Staatsrente fließt, sein ehemaliger Arbeitgeber zahlt regelmäßig Ruhegeld, und die Ersparnisse sind erklecklich. Mitleidig blickt Saito auf eine ältere Nachbarin, die in einem engen, alten, grauen Holzhaus lebt. Sie ist finanziell und gesundheitlich auf Hilfe angewiesen. Sozialdienste bringen ihr Mahlzeiten vorbei, abends kommt das "Bad auf Rädern" für die typisch japanische Reinigung vor dem Schlafen gehen. Sie hat keine ältere Tochter, die ihr in alter Tradition den Rücken wäscht. Sie wäre ohnehin zu gebrechlich, um es in die eigene Wanne zu schaffen.

      Saito dagegen ist fit, hat Kapital und eine verheiratete Tochter. Um sie und seinen Schwiegersohn macht er sich die größten Sorgen. "Es ist abzusehen, dass sie es nicht zu dem Wohlstand meiner Generation bringen werden." Der Job des Schwiegersohns sei unsicher. Seine Tochter hat sich für ein zweites Kind entschieden. Die laufenden Kosten zehrten das Einkommen auf. Zum Sparen bleibe nichts. Saito reagierte, wie es sich für einen guten reichen Großvater gehört: Er verzichtete auf drei Viertel seines Gartens und spendierte den Grund für das Eigenheim seiner Nachfahren. Jetzt schauen sie sich gegenseitig ins Wohnzimmer.

      Die meisten der japanischen Alten sind wohlhabend und sorgen sorgenvoll für ihre Kinder und Enkel. Die Über-Fünfzig-Jährigen machen 39 Prozent der Bevölkerung aus, sie besitzen jedoch mehr als drei Viertel des Vermögens aller privaten Haushalte. Das ist nicht wenig. Denn mit Ersparnissen von fast 1400 Bio. Yen (10,8 Bio. Euro) haben die Japaner die größten Reserven weltweit.

      Nichts desto trotz sind Hiraoka und seine Kollegen im Ministerium voller Sorge. Weitere Veränderungen im Renten- und Sozialsystem sind in ihrer Ansicht nach dringend geboten. Neben höheren Beiträgen und geringeren Rentenzahlungen sieht Hiraoka eine "hohe Wahrscheinlichkeit" für eine abermalige Anhebung des Rentenalters. Er verweist auf neue frauen- und familienfreundliche Initiativen der Regierung, um die Geburtenrate anzuheben. Wenn dies alles nichts nütze, müsse Japan die Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte zum Thema machen. Ein wirtschaftliches Weißbuch der Regierung verwies in diesem Jahr erstmals darauf, dass Japan in Zukunft mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland brauchen wird. Für ein Land, das bislang weniger als 1,5 Prozent Ausländer zulässt, käme ein staatlich initiiertes Immigrationsprogramm für arbeitsfähige junge Menschen freilich einer Revolution gleich.

      Eine stille Revolution vollzieht sich bereits in den Unternehmen. Gehälter und Beförderungen richten sich mehr und mehr nach Leistung - und nicht mehr nach dem "Respekt vor dem Alter". Fünfzig- und Sechzigjährige werden entlassen, um teilweise später als - weit billigere - Teilzeitkräfte wieder beschäftigt zu werden. Die Pensionäre bleiben auf dem Arbeitsmarkt - nach den Erkenntnissen des Sozialministeriums vorwiegend, um gesund und geistig fit zu bleiben.

      "Nur 30 Prozent der Senioren arbeiten des Geldes wegen", sagt Hiraoka. Eine kleinere Firma in der Präfektur Gifu beschäftigt Rentner auf Teilzeitbasis, um auch während des Wochenendes Maschinen und Produktion am Laufen zu halten. Trotz rekordnaher Arbeitslosigkeit entwirft das Sozialministerium Programme zur beruflichen Fortbildung und Wiedereingliederung der Alten.

      Auch mit ihren Produkten stellt sich die Industrie auf die demographischen Veränderungen ein. Das betrifft nicht nur Zahnersatz, Windeln oder Hebebühnen für die Badewanne. Der "Silbermarkt" wird in Japan auf ein Volumen von fast 500 Mrd. Euro im Jahr geschätzt: Benutzerfreundliche Handys, Luxusreisen für Alte, Autos für Rollstuhlfahrer, Blutdruckmesser, Knoblauchpillen und Viagra.

      Japans größte Werbeagentur Dentsu hat die Alten schon lange als Zielgruppe entdeckt. Und der Elektronikkonzern Matsushita - bekannt durch die Marken Panasonic oder JVC - gründete eine Gesellschaft zum Betrieb von Altenheimen: die Panasonic Nursing Co., die in der Nähe von Osaka 103 Zimmer auf vier Stockwerken anbietet. Dort ist Internetzugang selbstverständlich. Zur persönlichen Betreuung wurde sogar ein 30 Zentimeter großer Roboter entwickelt, der zum Amüsement der Insassen als Haustier und Bote eingesetzt wird. Das Panasonic-Altersheim "Sincere Kourien" ist derzeit erst zu 70 Prozent ausgelastet, denn billig ist es nicht: Die Aufnahmegebühr beträgt 138 500 Euro (18 Mio. Yen), gefolgt von fast 2000 Euro Monatsbeitrag.


      Artikel erschienen am 16. Sep 2003


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      Avatar
      schrieb am 16.09.03 06:08:46
      Beitrag Nr. 3.796 ()
      Hier noch eine superhochinteressante Studie, über den demographischen Bevölkerungsaufbau in Deutschland und die daraus resultierenden ökonomischen Folgen(Letztendlich natürlich auch mit entsprechenden einschneidenden Folgen auch für die Aktien- und Anleihenmärkte).
      Sehr informativ und auch recht einfach zu lesen.

      Ein absolutes MUSS !!!

      Es lohnt sich wirklich den Bericht zu studieren !!!!!!! :)


      Der Link: http://www.privat-adrian.de/privat-adrian/Download/demogr.pd… <<= Bitte hier klicken



      H_S :)
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 00:22:37
      Beitrag Nr. 3.797 ()
      OECD-Vergleichsstudie

      Deutschlands Wirtschaft krankt an schlechter Bildung

      16. September 2003 In Deutschland beenden deutlich weniger junge Leute ihre Ausbildung mit einem Studienabschluß als in anderen OECD-Staaten.



      In einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde, hieß es, der Anteil der Absolventen einer Universität oder Fachhochschule in einem Jahrgang habe im Jahr 2001 in Deutschland bei 19 Prozent gelegen. Im OECD-Durchschnitt lag die Quote bei 31 Prozent. Spitzenwerte erreichten Australien mit 42 Prozent, Finnland mit 41 Prozent und Neuseeland mit 40 Prozent. Die Quote der Studienanfänger sei in Deutschland 2001 auf 32 von 28 Prozent im Jahr 1998 gestiegen.

      Deutschland stagniert

      Der geringe Anteil hemmt den Angaben zufolge das deutsche Wirtschaftswachstum. Ein höherer Bildungsstand wirke sich positiv auf Wachstum und Beschäftigung aus. In Deutschland habe die Bildung in den vergangenen zehn Jahren jedoch praktisch nichts zum Produktivitätszuwachs beigetragen, sagte der OECD-Experte Andreas Schleicher. Die Bundesregierung wertete es als erfreulich, daß die Zahl der Studienanfänger immerhin wieder steigt. Studieren müsse attraktiver werden, sagte Bildungsstaatssekretär Wolf-Michael Catenhusen (SPD) vor Journalisten. Der Bund werde sich dazu in absehbarer Zeit mit den Ländern und anderen Beteiligten an einen Tisch setzen, um einen „Hochschulpakt“ zu schließen.

      Der Bevölkerungsanteil mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluß sei in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren gleichgeblieben. Andere Länder hätten dagegen deutliche Zuwächse verbucht. Internationale Vergleiche zeigten, daß Verbesserungen des Bildungsstandes in der Erwerbsbevölkerung in den neunziger Jahren einen wesentlichen Anteil an der Steigerung der Arbeitsproduktivität gehabt hätten, heißt es in der OECD-Studie. In Deutschland sei dieser Beitrag mit 0,01 Prozentpunkten aber deutlich geringer ausgefallen als im OECD-Mittel von 0,32 Prozentpunkten.

      Platz 23 von 26

      „Der unterdurchschnittliche Anstieg der Arbeitsproduktivität in Deutschland, gekoppelt mit einem Rückgang des Anteils Beschäftigter an der Gesamtbevölkerung sowie demographischen Faktoren, brachte Deutschland bei der Zunahme des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf unter den 26 verglichenen Staaten auf Platz 23“, erklärte Schleicher. Auch bei den Bildungsausgaben sieht es schlecht aus. Für Bildung wurden der Studie zufolge im Jahr 2000 in Deutschland von der öffentlichen Hand und von Privaten rund 5,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausgegeben, etwas weniger als der OECD-Mittelwert von 5,5 Prozent.

      Höhere BIP-Anteile gab es etwa in den Vereinigten Staaten (sieben Prozent), Dänemark (6,7 Prozent) und Korea (6,3 Prozent). Die Ausgaben für Bildungseinrichtungen seien in Deutschland von 1995 bis 2000 nur um fünf Prozent gestiegen. Noch geringere Steigerungsraten oder leichte Rückgänge hätten nur Tschechien, Norwegen und die Slowakei verzeichnet.

      Eine Trendwende zum Besseren machte die OECD bei der Zahl der Studienanfänger aus, die in den Jahren 1998 bis 2001 von 28 auf 32 Prozent eines Altersjahrgangs gestiegen sei. Für 2002 werde von einem Anstieg auf über 35 Prozent ausgegangen. Catenhusen sprach von einer „Entwicklung, die Mut macht". Diese müsse sich in einer höheren Abschlussquote niederschlagen.

      Text: Reuters
      Bildmaterial: dpa
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 00:37:27
      Beitrag Nr. 3.798 ()
      Vereinigte Staaten

      Fed läßt Leitzinsen unverändert niedrig



      16. September 2003 Die amerikanische Notenbank (Fed) hat von einer Erhöhung des Leitzinses abermals abgesehen. Der als Schlüsselzins geltende Zielsatz für Tagesgeld betrage weiterhin 1,0 Prozent, teilte die Fed nach den Beratungen ihres für die Geldpolitik verantwortlichen Offenmarktausschusses (FOMC) in Washington mit. Das Votum erfolgte einstimmig.

      Die Währungshüter wiederholten ihre Warnung vor einem unerwünschten Rückgang der Inflation. Auch in der Beurteilung von konjunkturellen und inflationären Risiken wich das von Fed-Chairman Alan Greenspan geleitete Gremium von den zuletzt verwendeten Formulierungen nicht ab. Die Zinsen könnten „für einen beträchtlichen Zeitraum“ beibehalten werden, erklärte die Notenbank in Washington. Zur Begründung hieß es, die niedrigen Zinsen stellten eine wichtige Unterstützung der Konjunktur dar.

      Die Auf- und Abwärtsrisiken für das Erreichen eines nachhaltigen Wachstums seien auf Sicht der nächsten Quartale ausgewogen, hieß es weiter. Die seit den jüngsten geldpolitischen Beratungen veröffentlichten Daten hätten Hinweise auf gestiegen Ausgaben bei zugleich schwächeren Arbeitsmärkten geliefert. Die Preismacht der Unternehmen bleibe damit ebenso gering wie der Anstieg der Verbraucherpreise.

      Zinsen weiter niedrig erwartet

      Einige Analysten glauben, daß die Notenbank den Zinssatz bis zum Jahresende nicht anheben wird. Der Satz für Tagesgeld liegt jetzt seit Ende Juni unverändert auf dem niedrigsten Stand seit 1958.

      „Dieses Mal hat die Fed erklärt, daß sich der Arbeitsmarkt abschwächt. Das zeigt, daß sie besorgter ist, als bei ihrem vorigen Zinstreffen“, sagte etwa Elisabeth Denison von Dresdner Kleinwort Wasserstein in New York. Allerdings habe die Fed ihre Erklärung zu den Risiken unverändert belassen. „Es gibt jetzt mehr Signale, daß die Fed für einige Zeit die Zinsen nicht ändern wird."

      Die Entscheidung war von den meisten Beobachtern so erwartet worden, auch wenn Notenbankchef Alan Greenspan im Juli noch angekündigt hatte, daß er die Zinsen weiter senken werde, wenn der Konjunkturmotor nicht richtig anspringen sollte. Seit die amerikanische Wirtschaft Anfang 2001 in eine leichte Rezession geraten war, hat die Fed ihren Schlüsselzins in 13 Schritten um insgesamt 5,50 Prozentpunkte zurückgenommen.

      Am Dienstag hatte das Handelsministerium bekannt gegeben, daß die Verbraucherpreise im August wie erwartet um 0,3 Prozent gestiegen sind. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat kletterten sie um 2,2 Prozent.

      Text: dpa, AP, Reuters, vwd


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      Avatar
      schrieb am 17.09.03 00:43:05
      Beitrag Nr. 3.799 ()
      Kommentar
      Die Fed auf falschem Kurs

      Von Claus Tigges, Washington

      29. Juli 2003 Alan Greenspan ist im Begriff, seinen Ruf zu ramponieren. Der Kurs, den die amerikanische Geldpolitik unter der Führung des Vorsitzenden der Federal Reserve (Fed) in den vergangenen Monaten eingeschlagen hat, droht, sollte er noch lange fortgesetzt werden, auf Dauer sowohl die Preisstabilität als auch das Wachstum in der größten Volkswirtschaft der Erde zu gefährden. Denn nicht ein Rückgang des allgemeinen Preisniveaus - eine die Konjunktur abwürgende Deflation - steht ernsthaft zu befürchten, sondern die Rückkehr der Inflation.

      Seit dem Bericht Greenspans vor dem Kongreß Mitte des Monats haben es die Akteure an den Finanzmärkten und auch die breitere amerikanische Öffentlichkeit sogar schwarz auf weiß: Die Notenbank wird, so lautet das Versprechen Greenspans, selbst dann die Zinsen noch für lange Zeit nicht erhöhen, wenn sich die Hoffnungen auf eine Beschleunigung des Wachstums in den kommenden Monaten erfüllen.

      Währungshüter in Unruhe

      Der Spagat zwischen dem Verbreiten von Konjunkturoptimismus auf der einen und dem Bemühen um eine Stabilisierung der Inflationserwartungen an den Märkten auf der anderen Seite ist Greenspan gründlich mißlungen. Bester Indikator dafür ist der amerikanische Anleihemarkt. Dort sind die Renditen der festverzinslichen Wertpapiere seit Greenspans Äußerungen kräftig in die Höhe geschnellt. Die maßgebliche Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit weist inzwischen wieder eine Rendite von mehr als 4,2 Prozent auf und hat sich damit ein gutes Stück vom rekordniedrigen Niveau von 3,11 Prozent entfernt, das Mitte Juni erreicht war.

      Nun ist dieses Renditeniveau sicher noch nicht konjunkturschädlich; die Botschaft der Märkte aber muß die Währungshüter in Washington aus einem anderen Grund in Unruhe versetzen: In den höheren Renditen spiegelt sich nämlich mehr als die Hoffnung auf eine verbesserte Verzinsung des eingesetzten Kapitals der Investoren. Sie wäre im Zuge einer Konjunkturerholung keine Überraschung.

      Auch das inzwischen auf rund viereinhalb Prozent des Bruttoinlandsprodukts angeschwollene Haushaltsdefizit der amerikanischen Regierung und die daraus folgende höhere Inanspruchnahme des Kapitalmarktes vermögen den Renditesprung nicht gänzlich zu erklären. Die Märkte haben vielmehr begriffen, daß die Federal Reserve auf dem besten Wege ist, zu einer Politik zurückzukehren, die seit gut zwei Jahrzehnten als untauglich und sogar gefährlich gilt: der Inflationierung der Wirtschaft in der Hoffnung, Wachstum zu generieren. Darum verlangen die Anleger schon jetzt eine höhere Inflationsprämie als Teil der Anleiherendite.

      Kurswechsel wegen Deflationsgefahren

      Die Fed vollzieht ihren Kurswechsel unter dem Vorwand, die Gefahren einer Deflation abwenden zu müssen. Ernste Hinweise auf solch eine - träte sie tatsächlich ein, gewiß schädliche - Entwicklung gibt es freilich nicht. Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, ja sogar erwünscht, daß die Preise für eine Reihe von Produkten oder Dienstleistungen sinken. Dies darf aber nicht verwechselt werden mit einem dauerhaften Rückgang fast aller Preise in einer Wirtschaft, der in der Tat zu Attentismus bei Unternehmen und Verbrauchern führen und die Konjunktur lähmen könnte.

      In Amerika ist die Teuerungsrate ein gutes Stück von der ominösen Null-Linie entfernt und steigt der Tendenz nach. Der schwächere Dollar übt über die Importpreise ebenfalls einen Aufwärtsdruck auf den Verbraucherpreisindex aus. Und schließlich: Die Geldmenge und die Ausleihungen der Banken wachsen mit hohem Tempo. Die Wachstumsrate der breit gefaßten Geldmenge M2 liegt derzeit - auf das Jahr gerechnet - bei stattlichen 8,2 Prozent. Jede Deflation der Vergangenheit, auch die, unter deren Folgen Japan immer noch leidet, ist von einem scharfen Rückgang des Geldangebots eingeleitet worden. Davon kann in Amerika keine Rede sein. Ganz im Gegenteil sogar. Die als Folge der Niedrigzinspolitik der Fed umlaufende Geldmenge wird immer größer und schürt auf Dauer die Inflation.

      Verwirrende Signale

      Greenspan und seine Kollegen, die seit Jahr und Tag der Geldmengenentwicklung ihre Eignung als Inflationsindikator absprechen, haben sich während der jüngsten Deflationsdebatte zudem in einen Widerspruch verstrickt. Währungshüter Ben Bernanke, der sich in den zurückliegenden Monaten als entschlossener Kämpfer gegen jede Deflationsgefahr hervorgetan hat, stellte als "unkonventionelles Mittel" der Geldpolitik den umfangreichen Kauf langlaufender Staatsanleihen in Aussicht. Auf diese Weise ließen sich zusätzliche Liquidität in fast unbegrenzter Höhe in die Wirtschaft pumpen und die Deflation abwenden. Mit anderen Worten: Die Fed könne die Notenpresse anwerfen und damit ihre Fähigkeit ausspielen, unter allen Umständen die Geldentwertung zu beschleunigen. Damit aber ist der enge Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisentwicklung, der nach Ansicht der Fed nicht besteht, doch hergestellt.

      Die verwirrenden Signale aus der Federal Reserve legen die Schwächen der so häufig als vorbildlich gepriesenen amerikanischen Geldpolitik offen. Der Ad-hoc-Ansatz Greenspans ist offenbar nicht geeignet, die Erwartungen der Märkte zu stabilisieren. Was fehlt, ist ein Grundgerüst, ein geldpolitisches Konzept, das Ziele und Instrumente der Geldpolitik klar definiert. Teil einer solchen Strategie müßten die Verpflichtung auf ein einziges Ziel, die Sicherung der Preisstabilität und die Vorgabe einer anvisierten niedrigen Inflationsrate sein.

      Chairman Greenspan sollte einsehen, daß mehr auf dem Spiel steht als sein Ruf als "Dirigent der Wirtschaft". Inflation ist keine Garantie für höheres Wachstum. In der Tat - und hier lohnte sich ein Blick auf die Europäische Zentralbank - liefert die Notenbank den besten Beitrag für Wachstum und Beschäftigung, wenn sie ihre Bemühungen nicht auf die Glättung von Konjunkturschwankungen, sondern auf die Wahrung stabiler Preise konzentriert.

      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2003, Nr. 174 / Seite 11
      Bildmaterial: AP


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      Avatar
      schrieb am 17.09.03 01:13:51
      Beitrag Nr. 3.800 ()
      Zinsen, Gold und Urlaub

      von Jochen Steffens

      Verblüffend, es kommen überaus schlechte Nachrichten von der US-Konjunktur und was machen die Anleger? Sie kaufen die amerikanischen Indizes bis zum Schluss hin wieder ins Plus. Doch ganz so verblüffend ist es nicht – erste Anleger hoffen und spekulieren nach diesen Zahlen auf eine weitere Zinssenkung. Morgen ist wieder eine Sitzung der amerikanischen Notenbank. Dabei ist es eher unwahrscheinlich, dass die Fed bereits diese Woche die Zinsen senken wird. Es wäre überhastet und viel zu früh. Die Fed wird sich Zeit lassen, um zu beobachten wie sich die konjunkturelle Erholung weiter entwickelt. Erst wenn sich die negativen Anzeichen deutlicher verdichten, wird sie reagieren. Okay, das wäre die vernünftige Art des Vorgehens ... doch die Fed hat mich schon manches Mal durch pure Unvernunft überrascht, besonders bei den völlig überzogenen Zinssteigerungen 2000/01.

      Ich schreibe immer von einem Wettlauf zwischen Fed und Konjunktur. Die Fed versucht die Börsen solange in die Höhe zu treiben, bis die Wirtschaft anspringt und dann auch der Arbeitsmarkt sich wieder beruhigt. Es ist demnach ein Zeitproblem. Kann die Fed die Börsen so lange bei guter Laune halten, bis die Wirtschaft nachkommt? Es sah eine Weile fast so aus. Die Arbeitsmarktdaten verbesserten sich verhalten. Doch ich hatte Sie auf den saisonalen Effekt hingewiesen. Jetzt haben sich die Daten wieder erheblich verschlechtert. Setzt sich diese Tendenz fort und sollten sogar die Aktienkursen ins Fallen übergehen, wird der Fed natürlich nichts anderes übrigbleiben als eine weitere Zinssenkung. Welche andere Möglichkeit hätte sie noch?

      Ich bin überaus gespannt, wie die Märkte in den nächsten Wochen reagieren werden. Wie es Bill Bonner schon einmal beschrieb: Wir wohnen einer marktwirtschaftlich gesehen extrem spannenden Epoche bei. Es stehen die Theorien der alten Schule zur Disposition. Es geht um die entscheidende und zukunftsweisende Frage, ob eine Notenbank den eigenen Markt und den Weltmarkt quasi kontrollieren kann. Damit geht es auch um die letzte große Frage: Sind die wirtschaftlichen Zyklen von Rezession und Aufschwung, von Baisse und Hausse beeinflussbar oder gar aufhaltbar? Alles in der Natur, vom den kleinsten subatomaren Teilchen bis hin zu großen Sonnensystemen, ist Zyklen unterworfen. Niemand, nicht einmal Alan Greenspan, wird diese Zyklen aufhalten können oder vielleicht doch?

      Zurück zur Zinspolitik: Welche Wirkung eine weitere Zinssenkung haben? Noch mehr Liquidität? Es macht meiner Meinung nach keinen Sinn mehr. Das Pulver der Fed ist verschossen.

      Eine solche Zinssenkung könnte dramatische Folgen haben, denn sie wäre ein Eingeständnis, dass die konjunkturelle Erholung nicht auf den festen Füßen steht, wie die Börsen es vorweggenommen haben.

      Ach ja, letzte Woche hatte ich geschrieben, dass Gold sich auf den Weg zum letzten Jahreshoch bei 389 Dollar macht. Gold hat diesen Wert am 12.09.03 kurz erreicht und notierte in Folge wieder deutlich schwächer. Charttechnisch orientierte Anleger rechneten mit einem Doppeltop. Ein Doppeltop ist ein Umkehrformation und weist auf weiter fallende Kurse hin. Fundamental spricht natürlich einiges gegen ein Doppeltop im Gold. Trotzdem ist etwas Skepsis geboten. Auf den Goldpreis sollten Sie achten.

      Leider werde ich den Verlauf des Goldpreise nicht weiter verfolgen können, denn ich fliege am Mittwoch für zwei Wochen in Urlaub. Dabei musste ich meiner Lebensgefährtin versprechen, mich zwei Wochen gänzlich von den Börsen fernzuhalten. Nicht, dass Sie denken, ich sei über dieses Versprechen sonderlich betrübt. Ein wenig frage ich mich jedoch schon, ob es Absicht war, dass sie uns ein kleines, sehr abgelegenes Häuschen an einem nahezu unbewohnten Flecken auf einer schönen Insel im Atlantik ausgesucht hat? Was meinen Sie? Doch – sie hat schon Recht. Erholung tut wirklich Not. Lange Spaziergänge, gutes Essen und viel frische Luft. So kann ich mich ab dem 2.Oktober mit neuer Kraft und neuer Energie wieder ganz dem Investor`s Daily widmen.

      P:S Sie brauchen in dieser Zeit nicht auf den Investor`s Daily verzichten. Unsere amerikanischen Korrespondenten werden weiter für Sie da sein. Und ab nächster Woche wird mich Michael Vaupel, Chefredakteur vom Optionsschein-Profits, vertreten.


      US-Wirtschaftszahlen mit wenig Überraschungen

      von Jochen Steffens

      Und da war sie wieder, meine Lieblings-US-Konjunkturkennzahl: Der (meiner Meinung nach) nichts sagende, weil hochvolatile NY Empire State Index. Dieser lag im September bei 18,4 Punkten nach dem verheerenden Rückgang auf ca. 10 Punkten im August. Die Erwartungen lagen bei 15 Punkten.

      Der Index gibt Aufschluss auf die Aktivität im herstellenden Sektor im Großraum New York und ist das Ergebnis einer Umfrage der Bank of New York bei Vorständen aus verschiedenen Unternehmen in der herstellenden Industrie. Er soll ein Frühindikator für den ISM-Index sein. Ich denke mal, die Aufregung um diesen Index, die im Anfang der Rallye bei einem plötzlichen Anstieg auf über 20 (von zuvor unter 10) entstanden war, ist verpufft. Die hohe Volatilität dieses Index lässt an seiner Prognosesicherheit (zumindest zurzeit) arg zweifeln. Lassen wir ihn getrost wieder in der Versenkung verschwinden ...

      Die US Leistungsbilanz weist nahezu unverändert ein Defizit von 138,7 Mrd. Dollar auf. Erwartet wurden 136–138 Mrd. Dollar. Weiterhin Rekordniveau.

      Leicht positiv zu bewerten sind die um 0,1 % auf 1 179,57 Mrd. $ gesunkenen Lagerbestände, bei gleichzeitigem Anwachsen der Geschäftsumsätze um 1,6 % nach 1,3 % zuvor.

      Soweit so gut, die europäischen Indizes reagierten auf diese um 14.30 Uhr veröffentlichten Zahlen kaum. Es hat sich sozusagen nichts Interessantes getan. Wichtiger werden die Industrieproduktion und die Kapazitätsauslastung sein, die um 15.15 Uhr veröffentlicht werden.

      Die US-Industrieproduktion ist lediglich um 0,1 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg von 0,2 bis 0,4 % nach zuvor 0,7 % (revidiert von 0,5 %). Hier zeichnet sich eine leichte Abschwächung ab. Man sollte diese nicht überbewerten, hier könnten sich auch saisonal Einflüsse bemerkbar gemacht haben.

      Die Kapazitätsauslastung liegt weiterhin unverändert bei mageren 74,6 % und damit in den Erwartungen. Ein Argument bleibt bestehen: Im Gegensatz zu den Konjunkturdaten, die umfragebedingt sind, also auf subjektiven Einschätzung beruhen, zeigen die harten Konjunkturdaten noch keine Erholung an.


      Die Chinesen stehen unter Druck ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Schauen wir uns auf der Welt um und fragen, was dort passiert. Nirgends ist gerade mehr los als in China, wo das BIP viermal schneller gewachsen ist als in den USA.

      Noch ist die chinesische Wirtschaft fast so abhängig von der amerikanischen Nachfrage wie die US-Wirtschaft. Vergessen Sie nicht, dass die letzte Blase auf das Dollar-Standard-System zurückzuführen war.

      "Die Befürchtungen steigen, dass China sich überhitzt," berichtet die Financial Times besorgt.

      "China ist alarmiert von dem Zustrom spekulativen Kapitals," steht im People`s Daily.

      Und auf der ganzen Welt beginnen die politischen Führer, sich über China zu beschweren. "Unfair," sagen sie zur chinesischen Politik, sein Geld an den Dollar zu koppeln. Fast 10 Jahre lang haben die Chinesen zuverlässig 8,3 Yuan pro Dollar gewechselt. Jetzt, wo die eigenen Wirtschaften Wettbewerbsprobleme haben, denken die Finanzminister der anderen Länder, vor allem der USA und Frankreich, China verhalte sich ungerecht.

      Sowohl der politische als auch der wirtschaftliche Druck hinsichtlich einer Aufwertung des Yuan nimmt zu. Das kann passieren. Würde es das Ende der aktuellen chinesischen Blase bedeuten?

      Nicht notwendigerweise. Wie wir am Donnerstag ausführten, würde sogar ein großer Anstieg des Yuan nicht Chinas Vorteil billiger Arbeitskraft vernichten. Tatsächlich könnte ein teurerer Yuan sogar helfen, die Blase zu verlängern.

      Mitte der 80er Jahre war Japan die schnellstwachsende Wirtschaft der Welt. Wie China heute, zog Japan damals den Neid der Welt auf sich. 1985 stand Japan bei einem Treffen der Finanzminister der Welt in New York im Zentrum der Aufmerksamkeit; sie wollten, dass Japan seine Währung gegenüber dem Dollar anhebt.

      Die Auswirkungen waren so unerwartet wie dramatisch. Zuerst strauchelte die japanische Wirtschaft. Plötzlich waren ihre Produkte fast 50 % teurer auf dem Weltmarkt. Zurückschlagend taten die Japaner das, was Greenspan gerade tut – sie senkten die Zinsen und vereinfachten die Bankgesetze. Ein paar Monate später boomte das ganze Land wieder. ... und zog Milliarden ausländischen spekulativen Kapitals an. Das Ergebnis war eine genauso absurde Blase wie die amerikanische Tech-Blase Ende der 90er Jahre. Japans Blase platzte schließlich im Januar 1990, die amerikanische fast genau 10 Jahre später.

      Nun ist China an der Reihe.

      Chinesische Aktien wie asiatische Aktien im allgemeinen sind noch relativ günstig ... und noch immer unterrepräsentiert in amerikanischen Portfolios. Der typische Fondsmanager zeichnet 50 % des Portfolios mit US-Aktien. Nur 11 % wird in Asien investiert, das – wie Mark Faber betont – bereits der stärkste Wirtschaftsblock der Welt ist mit einer Bevölkerung von 3,6 Mrd. Menschen und den besten Wachstumsaussichten der Welt.

      "Ich denke, dass die Investoren mindestens 50 % ihres Geldes in Asien investieren sollten," folgert Faber. "Dort sind die Werte viel günstiger und die Wachstumsaussichten viel besser als in den USA."

      Also, bitte: Kaufen Sie China. Aber vergessen Sie nicht, bald wieder zu verkaufen ... so lange die Ausgänge noch klar sind.

      Eric, was gibt`s von Dir?


      Der Börsenmonat September

      Von unserem Korrespondenten Eric Fry aus New York

      Letzten Donnerstag war der 11. September. Wir New Yorker versuchten zu tun, als ob es ein ganz normaler Tag wäre. Aber ein gewisses Angstgefühl war schwer zu unterdrücken.

      Glücklicherweise kam und ging der 11. September 2003 ohne einen Anschlag, was den New Yorkern erlaubte, friedlich der Tragödie vom 11.9.2001 und der Opfer zu gedenken.

      Vier Schweigeminuten hielten die Börsianer ein. Um 8.46 Uhr, als das erste Flugzeug in den Nordturm stürzte; um 9.03 Uhr, als das zweite Flugzeug den Südturm traf; um 9.59 Uhr, als der Südturm einstürzte; und um 10.29 Uhr, der Zeitpunkt, als der Nordturm in Staub sank.

      Mit Ausnahme dieser vier kurzen Momente der Ruhe war die New Yorker Börse dasselbe wüste Casino, was es immer ist. Tatsächlich war die Aktivität eher fröhlich. Der Dow Jones kletterte um 39 auf 9.460 Punkte, während der Nasdaq ein Plus von 1,2 % auf 1,846 verzeichnete. Amerikas patriotische Investoren trieben die Aktienpreise mit einer Flut von Ordern in die Höhe, genau wie in den Wochen nach dem 11.9.2001.

      Wir freuen uns festzustellen, dass die patriotischen Aktienkäufer vom September 2001 endlich am Break-Even sind: Der Dow ist jetzt nur noch 1,5 % niedriger als der Schlusskurs vom 10.9.2001, und der Nasdaq sogar 9 % höher als direkt vor dem Anschlag.

      Aber wir von Investor`s Daily haben auch vor den allgemeinen Septemberrisiken gewarnt. James Stack von Investech Reserch nennt ein paar historische Fakten:

      "Sehen Sie, der September ist ein SCHLECHTER Monat für den Aktienmarkt," schreibt Stack. "Im vergangenen Jahr sank der S&P 500 Index um 11 % – der größte Rückgang während eines Monats im gesamten dreijährigen Bärenmarkt. Weder der S&P 500 Index, noch der Dow Jones, noch der Nasdaq haben seit 1998 im September ein positives Ergebnis verzeichnet."

      Der September 2003 zeigt sich jedoch gegen den Trend, bisher jedenfalls. Dieser September war bis jetzt freundlich für Aktieninvestoren, aber brutal für Amerikas Arbeiter. Die Wirtschaft streicht schneller Jobs als der Dow Punkte hinzugewinnt.

      In der vergangenen Woche sprang die Zahl der Entlassungen auf 422.000. Schon im August gingen unerwarteterweise 93.000 Jobs verloren.

      Es überrascht nicht, dass die steigenden Jobverluste zu steigenden Kreditrückzahlungs-Schwierigkeiten führt. "Immer mehr Hausbesitzer sind mit ihren Hypothekenzahlungen im vergangenen Quartal zurück, weil Arbeitslosigkeit die Budgets der Haushalte belastet," schreibt die AP.

      Es ist klar: Verbraucher ohne Jobs zahlen ihre Hypotheken nicht pünktlich. Aber keine Angst, sie werden immer einen Weg finden, ein paar hundert Aktien von Fanny Mae oder Cisco Systems zu kaufen.


      Flug in den Schwachsinn

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Nur weil jedes Mitglied der Gesellschaft und der Regierung will, dass die Anleihen- und Hausbau-Inflation sich ohne Konsequenz fortsetzt, muss das nicht bedeuten, dass es auch passiert." – Michael J. Burry

      In einer Krise flüchten sich die Investoren in Sicherheit; plötzlich wendet sich all ihre Aufmerksamkeit vom return ON investment zum return OF investment. Anleihenkäufer, die sich typischerweise an der Ertragskurve orientieren, wenden sich vom grauen Himmel der Investitionen ab und schwenken über zu den besseres Wetter bietenden Schatzbriefen. "Da kriegen wir zumindest unser Geld zurück," sagen sie sich dabei. Was auch immer passiert, der Staat wird zahlen ... ... selbst wenn er dafür Geld drucken muss.

      Aktienkäufer flüchten sich währenddessen in Qualität, indem sie von spekulativen Aktien zu solchen wechseln, die Wert und Rendite bieten. Auf diese Weise wollen sie die Krisenzeit abwarten ... und die Dividenden kassieren.

      Aber was ist mit dem Investor von heute? Er schaut um sich und sieht keine Gefahr, weder von den höchsten Haushaltsschulden in der Geschichte, noch von den Billionen in den Derivativen, noch von der steigenden Arbeitslosigkeit, noch von den sinkenden Gewinnen, noch von den hohen Aktienpreisen, noch von den größten Defiziten der Geschichte, sowohl dem des Staats als auch dem des Handels. Was sollte er tun?

      Sich ein paar neue Augen besorgen, ist unsere Antwort.



      Stattdessen hat er einen billigen Flug gen Mittelmäßigkeit gebucht ... und den ganzen Markt mit sich genommen.

      Auf dem Anleihenmarkt favorisieren die Investoren Junk-Bonds vor Qualitäts-Bonds. Und auf dem Aktienmarkt hatten die spekulativsten Tech-Aktien bei weitem die beste Performance in diesem Jahr bis jetzt.

      Es gibt kluges und dummes Geld. In normalen Zeiten unterscheidet es sich nur geringfügig, wie Republikaner und Demokraten. Eine Aktie, die für das 10fache der Einnahmen gehandelt wird, kann zu teuer, aber auch zu billig sein. Das erkennt man erst nach einiger Zeit.

      Schlimm jedoch ist es, wenn dummes Geld klug aussieht, wie im Moment. Nichts hebt den IQ eines Investors mehr, als wenn er sieht wie seine Aktien steigen. Bis zum Beginn einer Krise denken sogar die dümmsten Investoren, sie seien Genies.

      Wenn wir zurück auf die "Blasen-Jahre" 1997 bis 2000 schauen, erkennen wir, wer wer war. Das kluge Geld verkaufte Aktien, das dumme verkaufte sie. Das klügere Geld verkaufte Aktien, die es noch gar nicht besaß. Aber die echten Genies schufen die Aktien, die die Investoren kaufen wollten.

      Nicht alles Geld, das in der ersten Phase des Bärenmarktes 2000 bis 20003 verloren ging, verschwand. Viele Unternehmen – allen voran Amazon.com – nutzten den Übermut der Investoren, indem sie Aktien schufen und verkauften. Die Investoren gaben ihr Geld ohne Vorbehalte. Die Unternehmen brauchten weder ihr Anlagevermögen, noch Gewinne, noch Dividenden, ja, nicht einmal einen Business-Plan auszuweisen. Das Geld war frei. Amazon und andere Unternehmen verdienten auf diese Weise Milliarden Dollars ... die ihnen ein fettes Geldpolster gaben, von dem immer noch einiges übrig ist.

      Auf der anderen Seite kaufte das dumme Geld Amazon-Aktien auf dem Höhepunkt. Dümmeres Geld kaufte Aktien auf Kredit. Und das dümmste Geld überhaupt war in den Händen der Manager, die Geld liehen, um ihre eigenen überteuerten Aktien zurückzukaufen! Der Sinn des Spiels war, den Aktienpreis hochzutreiben, Millionen neuer Aktien aufzulegen und diese an die ahnungslosen Investoren zu verkaufen. Aber die Finanzzauberer missverstanden völlig, was sie taten. Anstatt vom dummen Geld zu profitieren, kauften sie die Aktien des dummen Gelds zurück – zu höheren Preisen. In diesem Fall war das Geld nicht bloß dumm, sondern so schwer zurückgeblieben, dass Sie ihm einen Gefallen getan hätten, wenn Sie ein Kissen über seinen Kopf gedrückt hätten.

      Wo aber ist das dumme Geld jetzt ... und wie können wir davon profitieren?

      Wir wissen es nicht; wir fragen bloß. Aber am Aktienmarkt scheint es eindeutig zu sein. Als generelles Prinzip gilt: Kluges Geld kauft billig und verkauft teuer, das dumme tut es umgekehrt.

      Aber was ist mit den Leuten, die Geld zu den niedrigsten Zinsen seit 40 Jahren verleihen? Liefern sie nicht Kapital zu erstaunlich günstigen Konditionen? Sollten wir nicht auch leihen, bevor die Geldlieferer die mögliche Krise bemerken? Werden zum Beispiel die ausländischen Leiher nicht bald erkennen, dass sie wenig Gewinn von einer Anleihe mit 5 % Rendite haben, wenn der Dollar 10 % an Wert verliert?

      Außerdem gibt es die Leute, die ihre Häuser für mehr beleihen, als sie wert sind. Was halten wir davon? Wer ist der größere Trottel, der Kreditnehmer oder der Geldverleiher? Es ist schwer zu sagen. Beide scheinen auf ein Desaster zuzusteuern.

      In der Theorie ist der Verleiher der Kluge und der Kreditnehmer der Dumme. Aber auf ihrer Flucht in die Mittelmäßigkeit sind die Verleiher ein immer höheres Risiko eingegangen. Haben sie nicht eine Situation geschaffen, in der beide Seiten die Verlierer sein könnten?

      Die Verleiher sind im Begriff, wegen der wachsenden Inflationsrate zu verlieren. Die Inflation würde den Wert einer festgelegten Hypothek zunichte machen.

      Aber die Inflation ist keine sichere Sache. Der Hausbesitzer ist auch im Begriff zu verlieren. Jobs verschwinden. Das Lohnniveau stagniert. Deflation würde es noch schwerer für ihn machen, die Hypothekenzahlungen zu leisten. Und wenn sein Haus an Wert verliert, will er vielleicht gar nicht zahlen.

      Ein regelbarer Zinsmechanismus würde den Verleiher vor der Inflation schützen ... aber nicht davor, dass der Kreditnehmer nicht zahlen kann.

      Was ist mit Gold? Wer ist der Loser? Der Käufer oder der Verkäufer? Wir wissen es nicht, aber Dow-Aktien für 26 Unzen Gold zu bekommen, scheint fast ein Schnäppchen zu sein. Sie bekommen 26mal mehr für Ihr Geld als vor 23 Jahren. Damals war es das Dümmste, was Sie machen konnten, statt in Dow-Aktien in Gold zu investieren. Der Dow ist in den nächsten 20 Jahren um 1.100 % gestiegen, während sich der Goldpreis halbierte. Das war natürlich eine Krisenperiode, als die Investoren sich nach Qualität umsahen. Der Dow mag zwar billig gewesen sein, dachten sie, aber Gold war sicher.

      Sie irrten sich. Und jetzt liegen sie wahrscheinlich wieder falsch, jedoch in der entgegengesetzten Weise. Nun gibt es überall Krisen, aber sie sehen sie nicht. Anstatt nach Qualität zu suchen, sind sie auf dem Weg zur Mittelmäßigkeit und zum Schwachsinn. Sie machen die schlechtesten Deals an der Wallstreet und lassen das Gold links liegen.


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      Avatar
      schrieb am 17.09.03 21:33:16
      Beitrag Nr. 3.801 ()
      ZEW-Index überrascht

      von Jochen Steffens

      Nicht schon wieder der ZEW-Index. Mittlerweile ist der ZEW-Index überraschend auf 60,9 Punkte von zuvor 52,5 Punkten angestiegen. Ich wollte noch einmal nachschauen, wo der Wert Januar 2000 gestanden hatte (Anfang 2000, direkt vor dem Beginn des Crashs, hatte er seinen absoluten Höchststand erreicht) aber die Internetsite meldet leider einen Datenbankfehler. Aus dem Gedächtnis und damit ohne Gewähr: Ich meine mich zu erinnern, dass es im Januar 2000 bei ca. 100 gestanden hatte. Der ZEW Index als klassischer Kontraindikator?

      Der ZEW-Index wird vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung durch Befragungen von Analysten und institutionelle Anleger errechnet. Bei den Fragen geht es um die Erwartungen für die zukünftige Entwicklung der Konjunktur. Aus Studien zu den Analysteneinschätzung in den letzten Jahren geht hervor, dass man insbesondere von bankabhängigen Analysten selten gut beraten war. Und institutionelle Anleger werden natürlich nicht zulassen, dass man in ihre Karten schaut. Wie häufig sind in den letzten Jahren institutionelle Anleger genau entgegengesetzt zur Masse investiert gewesen.

      Gut, das ZEW gibt sich natürlich überzeugt von ihrem Index und erwartet demnach eine Konjunkturerholung zu Beginn des nächsten Jahres. Ich brauche dabei nicht mehr zu erwähnen, dass die meisten Analysten eine Konjunkturerholung auch bereits für das erste Halbjahr dieses Jahres und danach für dass zweite Halbjahr dieses Jahres erwartet hatten. Für das nächste Jahr ist eine leichte Konjunkturerholung relativ sicher, jedoch nicht aufgrund von konjunkturell stabilisierenden Faktoren. Und immer deutlicher mehren sich Stimmen, dass die weiter Entwicklung nicht mit anderen typischen Wirtschaftserholungen zu vergleichen sei. Damit bleibt die brennend wichtige Frage, wird die Erholung einen nachhaltigen Aufschwung einleiten oder nicht. Meine Meinung dazu kennen Sie. Die Börse profitierte natürlich von diesem überraschen positiven Index, der Dax zeigt sich heute stabil.

      Später wurden dann noch die Zahlen zur Industrieproduktion in der EU bekannt gegeben. Sie lagen leicht unter den Erwartungen. Die Industrieproduktion konnte im Monatsvergleich um 0,6 % zulegen, erwartet wurde jedoch ein Anstieg um 0,8–0,9 %. Im Jahresvergleich ist die Produktion der Industrie um 0,3 % zurückgegangen, nach einem Ansteig von 1,6 % im Vormonat.

      Da ich ab morgen für zwei Wochen im Urlaub bin, werde ich noch einmal kurz die wichtigen charttechnischen Marken für die nächsten Wochen nennen:

      Der Nasdaq100 sollte zunächst nicht unter die 1325 Punkte fallen, richtig bearish wird es aber erst nach einem nachhaltigen Bruch der 1280 Punkte. Bullisher dürfte es werden, wenn die 1400 als psychologischer Widerstand nach oben gebrochen wird.

      Der Dow macht den ersten Schritt in den Bärenhimmel unter 9380 Punkten. Wirklich bearisher wird es erst deutlich unter 9200 Punkten. Bullisher wird es beim nachhaltigen Bruch der 9600 nach oben. Dann rechne ich mit Kursen bis 10.000 Punkten.

      Der S&P weiß nicht so recht wie er sich entscheiden soll. Schafft er es, sich aus der Seitwärtsbewegung nach oben zu lösen oder fällt er wieder in diese hinein? In Punkten: Über 1035 wird es bullish. Aber erst unter 985 Punkten wirklich bearisher. Die Tür zur Bullenhölle öffnet sich bei nachhaltigen Werten unter 960 Punkten.

      Zum Schluss zu unserem Dax: Die zunächst entscheidende Marke im Dax ist die 3440 Punkte Marke. Doch wirklich bearish wird es erst beim Bruch der 3100 Pkt. Nach oben gilt das letzte Hoch bei 3676 als zurzeit markante Marke.

      Ich wünsche Ihnen für die nächsten zwei Wochen viel Erfolg an den Börsen. Am Donnerstag, den 2. Oktober, werde ich frisch und erholt wieder für Sie da sein. Dann wissen wir auch, ob der September seinem Ruf alle Ehre gemacht hat.

      Ihr

      Jochen Steffens


      Der Aufstieg des Demopublikaners

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wir sitzen im Zug, unterwegs nach London. Zeitweise abgeschnitten von unserer üblichen unerlässlichen Info-Quelle, dem Internet, müssen wir die englischen und französischen Blätter nach den letzten Nachrichten durchsehen.

      Auf der Titelseite des Figaro sieht man ein großes Foto von Colin Powell, eine Rede haltend. Hinter ihm taucht ein offizielles Siegel des Irak auf. Wir finden, dass die Regierung des Irak oder was sie sein mag, Freiheit, Sicherheit, Gleichheit und Gerechtigkeit durchsetzen will. Freie Menschen leben stets mit Unsicherheit und Ungleichheit, aber das scheint weder den Irakis noch den Amerikanern aufgefallen zu sein.

      Während Powell versprach, die Todesschüsse gegen irakische Polizisten zu untersuchen, zeigt ein Foto auf Seite 2 eine Gruppe von diesen, noch sehr lebendig, die automatische Waffen tragen und Rache geloben. Was diese Wüstenkrieger unter Rache verstehen, muss man vielleicht nicht wissen.

      Wir bemerken es hier, weil die englische Presse, die weit mehr schamlos und reißerisch ist, berichtet, dass Amerika bereits 6.000 Opfer im Irak zu beklagen hat. Sowohl die englische als auch die französische Presse glaubt, dass die Zahl noch steigen wird.

      Die englische Presse weiß, was wichtig ist. Der Leitartikel des gestrigen Daily Mail ist folgender: "Albtraum in der Downing Street, weil Caplin eine 1-Million-Pfund Zeitbombe unter Blair gesetzt hat."

      Erklärung: Premierminister Tony Blair ist Amerikas wichtigster und einziger Verbündeter im Irakkrieg. Carole Caplin ist eine Art Guru seiner Frau. Sie hilft Britanniens First Lady, ihre sexuelle Energie zu bewahren, sagt das Blatt. Zum Beispiel, indem sie sie beim Duschen abschrubbt. Sie sei ein ehemaliges Oben-ohne-Model, die auch den Premierminister selbst geschrubbt habe.

      Aber was sie genau tut oder nicht tut, wird vielleicht bald besser bekannt werden. "Die Freundschaft zwischen Ms. Caplin und den Blairs steht auf der Kippe", sagt der Daily Mail, " und inzwischen ist es vorstellbar, dass sie sich trennen." Warum? Weil Ms. Caplin ein Angebot über 1 Million Pfund – etwa 1,6 Millionen $, bekommen hat, ihre Memoiren zu veröffentlichen.

      "Das könnte das Aus für die Blairs bedeuten," sagt ein Analyst.

      Hier kommt Addison Wiggin mit den letzten Markt-Nachrichten:


      Die Fed und die Märkte sind uneinig

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin aus Paris

      "Rapides Wachstum für die US-Wirtschaft erwartet," steht auf der Titelseite der NY Times ..."Zweifel an der Stärke der US-Erholung wachsen," stellt die Financial Times fest. ... Die Zeitungsüberschriften dieses Morgens zu lesen ist ein bisschen wie der Versuch, die Buchstaben meines 3-jährigen Sohnes zu entziffern, die er auf ein Blatt Papier gekritzelt hat. Heute morgen zeigte er mir ein Zeichen, das wie ein umgekehrtes "P" aussah; es sollte jedoch ein "W" sein, der Anfangsbuchstabe seines Nachnamens.

      Der Markt war auch keine Hilfe. Am späten Freitag schaffte der Dow noch einen kleinen Satz in positives Terrain ... um immerhin 11 Punkte aufwärts bei 9.471 Punkten zu schließen. Der Nasdaq sank um 8 Punkte auf 1.855 ... der S&P stieg um 2 Punkte auf 1018.

      Der Markt, Gold, Anleihen, der Dollar, Trader, Broker, Analysten, Wirtschaftler, ... wie ein Harem unbefriedigter Frauen, die ganze Finanzwelt scheint auf die Zeit zu setzen, auf einen Wink zu warten, irgendetwas, das ihnen ein wenig die Richtung weist.

      "Wir warten seit Jahren auf eine Steigerung der Produktivität," lamentiert ein Artikel in der NY Times." Und nun, wie Godot, der niemals abhob, warten wir auf den Tag, der nie kommt. Die Produktivität steigt zwar und gibt ein Versprechen vor, dass die Prosperität wächst. Leider warten wir jetzt darauf, dass die Prosperität einen Kick macht."

      Im Gegensatz zu den Vorhersagen des BIP-Wachstums von mehr als 4 % ist die Arbeitslosenzahl im August um 93.000 gestiegen – "Weitaus schlimmer als erwartet," berichtet die FT. "Das größte Risiko, das auf die US-Wirtschaft zukommt," sagte John Lonski dem Blatt. "Sie können nicht von einem Wachstum der Konsumbereitschaft ausgehen, wenn es keine Job-Erholung gibt."

      "Inflationsraten weltweit gefallen," berichtet eine andere hoffnungsvolle Überschrift in der Washington. Nach Aussage der IMF-Top-Ökonomen Kenneth Rogoff ist die "Inflation in den USA und anderen Industrienationen auf "Null" gesunken ... am Ende des Jahrzehnts oder sogar früher wird die Inflation in fast der ganzen entwickelten Welt bezwungen oder völlig gelöscht sein."

      Aber hier bekommen wir das ätzende Aroma eines nicht erfüllten Versprechens. Als er danach gefragt wurde, ob die Inflation irgendeine Chance hätte, die dieser Dekade aufzutreten, nannte Rogoff zwei hypothetische Gefahren: Krieg und explodierendes Defizit. (Aha ...)

      "Wir glauben, dass Greenspan`s Rede in Jackson Hole am 29. August 2003 wohl die schlechteste war, die er in den 16 Jahren seines Fed-Vorsitzes gehalten hat. Er hatte die Arroganz zu sagen, dass die Fed sich nie irrt. Wenn die Märkte schlecht auf seine Politik reagieren, ist das, weil die Märkte dumm sind – nicht dass die Fed einen Fehler gemacht hat.

      Dafür aber muss die Fed ihre Politik besser kommunizieren. Als wir versuchten zu erklären, was diese Politik ist, sagte die Fed, "wir machen es so wie immer."

      "Nun betrachten Sie es aus der Marktperspektive. Die Fed macht sich Sorgen um Deflation ... sie sagen jedem, der es hören will, dass sie die Wirtschaft ankurbeln wollen, eher als gegen die Inflation zu kämpfen. Wenn der Markt die Fed fragt, wie viel Inflation sie zulassen will, sagt Greenspan, dass die Wirtschaft zu kompliziert für Regeln ist. "Wir haben keine Regeln, vertrauen Sie uns."

      "Das Problem besteht nicht in der Kommunikation," folgert Bianco, "das Problem ist, dass der Markt denkt, die Fed betreibe die falsche Politik."

      Der Markt ist auf der einen Seite des Spektrums, die Fed auf der anderen. Bis die beiden sich annähern, wird es keinen klaren Trend geben. Aber es wird sich mit Sicherheit Druck aufbauen ... der Anleihenmarkt wird in der Schusslinie bleiben ... und wir werden auf einen Trend zur einen oder zur anderen Seite auf dem Aktienmarkt warten müssen.


      Der Aufstieg des Demopublikaners

      dem Mogambo Guru – nicht ganz ernst gemeint

      Im Fernsehen trat neulich ein Demokratischer Senator aus Kalifornien auf, der nicht genannt werden soll, aber ein typisches Beispiel für alles war, das an Politikern generell nicht stimmt, ganz besonders bei kalifornischen Politikern. Er sagte etwa: "Wir können die Haushaltskrise überwinden, indem wir uns hinsetzen und darüber reden." Alle Probleme könnten gelöst werden, wenn man darüber redet.

      Das können sie nicht.

      Sie werden stets HERVORGERUFEN durch das Reden, fast immer von Leuten wie diesem, der von nichts anderem redet, als wir groß sein Herz sei, wie sehr sie vom Leid anderer betroffen sind und wie sie jedem helfen wollen; aber die Probleme können nur gelöst werden, wenn der Staat die Einkünfte der einen senkt, um damit die der anderen zu heben.

      Es kann sein, dass ich es übertreibe, aber ich will noch einmal deutlich klarstellen: Haushaltsprobleme können nur dadurch gelöst werden, wenn man einige Einkommen reduziert. Das aber wird wieder andere Probleme hervorbringen, und so scheint es, als ob Haushaltsprobleme überhaupt nicht gelöst werden können. Wenn ich eine Minute darüber nachdenke, muss ich sagen: Ich kenne kein Haushaltsproblem, das jemals gelöst worden ist.

      Nur zwei Dinge kann man bei einem Haushaltsproblem tun: Ausgaben senken oder Steuern anheben. Wenn man die Ausgaben senkt, kürzt man das Einkommen einiger. Und wenn man die Steuern hebt, nimmt man einigen Geld weg, also senkt man das Einkommen einiger ebenso.

      Jetzt werden Sie sich fragen, wie ich aus dieser Zwickmühle herauskomme. Nun, gar nicht, weil alles stimmt. Der einzige Unterschied ist, WOHIN das Geld geht. Wenn Sie es für Dinge ausgeben, die sie wollen, dann wächst die Wirtschaft in diesem Segment. Wenn der Staat Geld ausgibt, wächst die Wirtschaft in diesem Segment. Jetzt müssen Sie nur überlegen, was auf lange Sicht sinnvoller ist.

      Ich weiß nicht, wie SIE den "großen Unterschied" definieren, aber ich meine den Unterschied zwischen wirtschaftlichem Erfolg, wo die Leute glücklich sind, und dem Misserfolg, wo die Leute wütend sind.

      Sie können ein Geschäft nicht besteuern, weil das Geschäft seinerseits die Steuern auf die Waren- und Servicepreise aufschlägt, die das Geschäft produziert. So zahlt der Endverbraucher alle Steuern, und deswegen ist der einzige Effekt des Besteuerns von Geschäften, dass die Preise teurer werden, was den Konsumenten trifft, der der Steuerzahler ist, und einen stärkeren Staat hervorbringt, der die Steuerzahlerzahler noch einmal ausnimmt.

      Also ist das Besteuern von Geschäften selbstmörderisch, auf lange Sicht.

      Nun wollen wir von unserer Seite aus betrachten, der des geldscheffelnden Kapitalistenschweins, das tatsächlich die Geschäfte führt und besitzt, wenn wir nicht gerade zu beschäftigt sind, das Blut aus den proletarischen Arbeitern zu saugen und die Minderheiten zu terrorisieren. Sie wissen, was für Leute wir sind, wenn Sie jemals eines der linken Blätter in diesem Land gelesen haben. Das sind übrigens die einzigen, die es noch gibt.

      Jetzt will ich uns raffende und räuberische Republikanische Blutsauger unehrlicherweise als Witwen und Waisen bezeichnen, die ihre letzten wertvollen Cents aus unseren kargen Ersparnissen in die Geschäfte gesteckt haben, damit wir hoffentlich ein ausreichendes Einkommen haben.

      Jetzt aber, wenn diese gierigen und grapschenden proletarischen Arbeiter den Staat dazu bringen, dass er von den Witwen und Waisen, die die Geschäfte besitzen, fordert, den Arbeitern mehr zu bezahlen, nehmen sie uns das Geld direkt aus der Tasche. Deswegen müssen wir die Preise erhöhen.

      So bekommen wir etwas von unserem Geld zurück. Aber nicht alles, weil wir armen Witwen und Waisen auch die höheren Preise der anderen Geschäfte bezahlen müssen. Und der Steuerhappen ist außerdem höher, dank der Progressivität der Steuertabellen. Die Folge ist: Wir kapitalistischen Vampire, ach, ich meine uns Witwen und Waisen, und die grässlichen, grapschenden Arbeiter und alle anderen überhaupt, sind die Netto-Verlierer.

      Und so rufe ich alle Witwen und Waisen auf, die die Anteile der Unternehmen besitzen, sich zu erheben und die Arbeiter als die überbezahlten Gierhälse herauszustellen, die sie sind. Diese ruchlosen und faulen Säcke haben nur die Kosten zu zahlen, um zur Arbeit zu kommen, und verdienen dennoch um die 35.000 $?

      Meine Güte!

      Diese Loser wollen mehr Lohn, dabei zahlen sie lediglich ein paar lausige Dollars, vielleicht 5.000 $ im Jahr, und bekommen 35.000 $ heraus? Wow. Was für ein Return! Wir Witwen und Waisen sollten so glücklich sein.

      Lassen Sie es uns aus der Perspektive von uns armen Witwen und Waisen, die die Geschäfte besitzen, betrachten. Wir haben alles, was uns gehört, in die Geschäfte gesteckt. Und für dieses gigantische Risiko bekommen wir kaum einen Gewinn, und den wollen die Arbeiter uns jetzt auch noch wegnehmen?

      Also, ich sage, es ist Zeit, dass wir Witwen und Waisen uns gegen die Tyrannei der Arbeiter erheben! Das erste, was zu tun ist, ist alle diese linken Politiker abzuwählen, wie diesen Gray Davis.


      Kein Ende für die Blairs oder den Boom

      Noch nicht. Nicht jetzt.

      Nein, lieber Leser, das Ende der Welt ist verschoben worden.

      Wie wir das wissen? Wir haben es in der Zeitung gelesen.

      Zunächst ließen wir Sie gestern auf der Sesselkante. Würde Carole Caplin alles, was sie über die Blairs weiß, erzählen ... und so Amerikas Hauptalliierten im Irakkrieg zerstören?

      Nein! sagt sie auf der heutigen Times-Titelseite. Sie würde ihre Geheimnisse nicht preisgeben. Jedenfalls nicht heute ... und nicht für eine Million Pfund. Für zwei Millionen? Wir werden sehen.

      Wie auf die englische Wirtschaft ..."Häuserpreise steigen stark," heißt es in der Times, nach einer schwachen Periode im Frühling.

      Und was ist mit Amerika: "Hoffnungen auf einen satten Aufschwung sind in der Luft," sagt Stephan Roach

      Aber Hoffnungen allein bringen keinen Aufschwung. Dafür bräuchte es Konsumentenkäufe oder Investitionen. Nicht, dass beides nicht möglich wäre, aber woher sollte es kommen?

      Die amerikanische Wirtschaft hängt von der Freundlichkeit von Fremden ab, meistens derer aus Asien, um weiterzulaufen. Ausländer besitzen inzwischen fast die Hälfte der Staatsanleihen. Sie zahlen für den Irakkrieg. Und sie erlauben den Amerikanern, weiter Geld auszugeben.

      Sie (die Fremden) produzieren, Amerikaner konsumieren. Sie verleihen, Amerikaner leihen. Sie häufen Kredit an, Amerikaner bauen Schulden auf.

      Und wir fragen uns: wie lange kann das weitergehen?

      Ein Artikel in USA Today führt aus:

      "Die Kreditkartenschulden von Familien mit mittlerem Einkommen steigen – um 75 % auf 5.031 $ zwischen 1989 und 2001. Mittel-Klasse-Familien benutzen Kreditkarten, um die Lücke zwischen Einkommen und Kosten zu füllen. Es geht dabei mehr darum, den Lebensstandard zu halten als um leichtsinnigen Konsum."

      "Die amerikanischen Verbraucher belasten sich mit höheren Schulden; finanzielle Zusammenbrüche sind stark angestiegen. Bei 90 % von Familien mit Kindern sind drei Gründe dafür verantwortlich: Job-Verlust, Scheidung oder Gesundheitsprobleme, hat das Verbraucher-Bankrott-Projekt der Harvard Universität herausgefunden. Ein Drittel der Familien schuldet ein ganzes Jahreseinkommen ihren Kreditinstituten."

      "Nicht für immer," lautet die Antwort auf die Frage: "Wie lange kann das weitergehen?" "Es wird schlimmer, je länger es anhält." "Wir wissen es nicht," ist unsere Antwort auf: "Wann wird das Ende kommen?"

      "Genau jetzt," sagen wir, wenn wir die Diskussion an unseren Mann in New York weitergeben: Eric Fry.


      Gold als Versicherung

      Von unserem Korrespondenten Eric Fry aus New York

      Der Dow sank gestern um 23 Punkte auf 9.449, während der Nasdaq um ein halbes Prozent auf 1,846 fiel. Anleihen blieben gleich, der Dollar war etwas stärker, Gold etwas schwächer. Insgesamt leistete der amerikanische Kapitalismus gestern fast gar nichts.

      Alan Greenspan und der Rest des Fed-Komitees (FOMC) hoffen, an diesem Morgen etwas mehr zu leisten als nichts, indem sie die Zinsrate kneifen ... oder nicht. Das FOMC ist gerade dabei, den Status der US-Wirtschaft zu erörtern und ob die kurzfristigen Zinsen angepasst werden sollten. Momentan steht der Leitzins bei einem 45-Jahr-Tief von 1 %, da gibt es nicht mehr viel Anpassungsspielraum.

      Im Übrigen: Die letzte Zinssenkung der Fed am 13. Juni 2003 hat bislang mehr schlechtes als gutes für die Anleihenmärkte gebracht. Die langfristigen Zinsen sind seither stets gestiegen und haben dabei den Hypotheken-Rückzahlungsboom gekillt, der als einziger noch die Wirtschaft gestützt hatte.

      Aber die Wirtschaft kämpft heroisch, um sich wieder aus dem Sumpf zu ziehen. Hier in der Hauptstadt des Kapitalismus kehrte ein bisschen Farbe auf die Wangen der lokalen Wirtschaft zurück. Der Empire State Index der wirtschaftlichen Konditionen kletterte im September gegenüber August von 10.0 auf 18.4. Wir wissen nicht wirklich, was diese Zahlen bedeuten, aber ein Sprung von 10.0 auf 18.4 muss eine gute Sache sein, oder?

      Auf der anderen Seite ergab die letzte Information von Goldman Sachs über die Technologie-Ausgaben von Mitte-bis-Ende-August, dass sich die Tech-Ausgaben nur schwach erholt haben, wenn überhaupt.

      Ironischerweise hat sich der Kauf von Tech-Aktien bereits erholt. Die Käufer der teuren Tech-Aktien scheinen sich nicht darüber zu sorgen, dass die Erholung der Tech-Ausgaben weit unter dem sichtbaren Horizont liegt. Was muss der Tech-Investor wissen?

      Fast ein ganzes Jahr sind Tech-Aktien gestiegen, sogar während die meisten Hi-Tech-Unternehmen schwächelten. Der Nasdaq ist seit seinem Tiefstand 2002 um beeindruckende 66 % angestiegen. Vielleicht ist das die einzige Ambition der Fed, die Inflation wieder anzufachen, damit sie sich auf die Aktienpreise auswirkt.

      Die Pro-Inflations-Kampagne der Fed hat auch einen günstigen Einfluss auf den Goldpreis. Ein bisschen Inflation ist – wie ein kleiner Waldbrand – schwer zu zügeln. Und der Goldmarkt scheint ein wenig Inflationsgeruch abbekommen zu haben.

      "Gold ist kein `Investment` per se," hatte ich Ihnen in der letzten Woche gesagt. "Es ist eine Versicherung." James Grant stimmt zu. Der Herausgeber des Grant`s Interest Rate Observers meint, Gold sei nicht nur eine hervorragende Versicherung gegen Geldschwäche, sondern auch eine sehr günstige Versicherung. "Wenn Gold nicht günstig ist, was ist es dann? Eine Absicherung. Meiner Meinung nach eine günstige Absicherung."

      In anderen Worten, sagt Grant, schmilzt der Wert des Dollars schon dahin, und noch ist Gold mit einem Preis von 375 $ per Unze eine relativ billige Versicherungspolice gegen die ständige Dollarentwertung.

      "Ich bin trotz langer, unprofitabler Intervalle während der Baisse am Goldmarkt, die schon länger dauert als Britney Spears alt ist, erfolgreich gewesen," fasst Grant zusammen. "Jeden Morgen wache ich im Glauben auf, dass das internationale Geldsystem einen Tag näher am Zusammenbruch ist. Ich bin sicher, dass die Nachwelt diese Episode der Geldgeschichte mit einer Mischung aus Freude und Staunen betrachten wird."

      Grant empfiehlt: Denken Sie an Ihre Versicherung. Kaufen Sie Gold.


      Die Schweden stimmten mit "Nein"

      Von unserem Korrespondenten Bill Bonner, noch in London

      Die Schweden stimmten mit "Nein" gegen den Euro und traten dabei über den kalten Körper der prominentesten Euro-Befürworterin. Brach der Euro nach den Sonntagsnachrichten zusammen? Nein, er stieg auf ein mehrwöchiges Hoch von 1,132 $. Obwohl er gestern wieder ein wenig fiel, steht er immer noch bei 1,1270 $. Verkaufen Sie den Dollar, kaufen Sie Euros und Gold.

      "Was würde passieren, wenn die Staatsschulden der USA jemals zurückgestuft würden," wurde Jim Bianco von Bianco Research am Freitag gefragt. "Es wird niemals passieren," antwortete er. "Das würde das Ende des modernen Finanzsystems bedeuten."

      Wir berichteten schon vor vielen Monaten, dass der Krieg gegen den Irak mehr als eine Billion $ kosten könnte. "Lächerlich!" lauteten die Kommentare. "Absoluter Unsinn." Die Leser konnten es nicht glauben. Wir glaubten uns auch nicht, aber wir hatten es irgendwo gelesen. ...

      Nun sieht die Summe immer noch absurd aus, aber wesentlich weniger unwahrscheinlich. Nach Angaben der NY Times beläuft sich die Rechnung bis jetzt auf 166 Mrd. $. George W. Bush möchte weitere 150 Mrd. $ auf den Weg schicken. Eine "Generationenschuld" nennen es Anwälte. "Unsere Enkel mit Schulden beladen" ist eine andere Ansicht. Aber wen kümmert`s ... es ist sowieso nicht unser Geld. So lange die Asiaten uns weiter leihen, werden wir Amerikaner unseren Teil tragen. ... Gebt, gebt, gebt ... bis Papi die Kreditkarte wegnimmt.


      Die pazifische Symbiose

      Von Brian Durrant

      In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg war die wichtigste auswärtige Beziehung der USA die zu Europa. Der Marshall-Plan half, den Westen des Kontinents wieder aufzubauen, und Westeuropa war von wichtiger strategischer Bedeutung während des Kalten Kriegs. Bis in die 60er Jahre hinein versorgte das US-Handelsdefizit die kapitalistische Welt mit willkommener Liquidität. Dann aber begab sich Amerika auf einen immer kostspieligeren Krieg in Asien (Vietnam), und sowohl das Handels- als auch das Haushaltsdefizit explodierten.

      Kling bekannt? Aber damals bestand das US-Handelsungleichgewicht hauptsächlich gegenüber Europa, der Kontinent, der 40 % der globalen Geldreserven besaß. Ein ganz bestimmtes Land begann, den USA zu verübeln, seine Ambitionen durch Gelddrucken zu finanzieren. Sie haben es geahnt – Frankreich.

      Die Franzosen bedrohten Washington, indem sie Dollars für Gold verkauften, das damals bei $35/pro Unze kostete. Drei Jahre lang verhandelten die USA, um den europäischen Verkaufsdruck auf den Dollar zu zügeln. Aber die USA waren nicht bereit, auswärtigen Zwang auf ihre wirtschaftlichen oder militärischen Aktionen zu dulden ... So brach das Dollar-fixierte Geld-Austausch-System schließlich 1971 zusammen.

      Über 30 Jahre später bedeutet Europa für die USA weit weniger. Der Kalte Krieg ist vorbei und Europas wirtschaftlicher Stern am sinken. Die Wachstumsaussichten für dieses Jahr bringen es auf den Punkt: USA 2,4 %, Japan 2,0 %, Großbritannien 1,7 % und kümmerliche 0,5 % in der Eurozone. Die Gründe für Europas Schwäche sind bekannt: schlecht funktionierende Arbeitsmärkte, Bürokratismus, Missmanagement des Euro-Währungs-Projekts, und dazu ein starker Euro. Inzwischen hat die schlechte Performance von Euroland einen größeren Einfluss auf Großbritannien als jede andere wichtige Wirtschaft.

      Aber die wirklich guten Nachrichten kommen aus Asien. Die asiatischen Wirtschaften holen verlorene Zeit auf. Chinas Wachstum in diesem Jahr wird auf 7,5 % geschätzt.

      Es überrascht nicht, dass die USA ihren Blick vom Atlantik auf den Pazifik gelenkt haben. Die Länder Ostasiens haben inzwischen 70 % der globalen Geldreserven zusammengebracht. Die Beziehung zwischen den USA und Ostasien ist symbiotisch. Weil sie mehr ausgeben als produzieren, haben die USA in den letzten Jahren ein immer größeres Handelsdefizit ausgewiesen. Im Gegenzug haben die ostasiatischen Wirtschaften, die mehr produzieren als verbrauchen, einen riesigen Handelsüberschuss.

      Die Regierungen und Zentralbanken von Japan, China, Hongkong, Singapur und Südkorea besitzen etwa 700 Mrd. $ US-Staatsanleihen und etwa denselben Wert in amerikanischen Immobilien. Gleichzeitig will China nicht von seinem 35 %igen Exportwachstum ablassen, denn die staatlichen Unternehmen müssten noch mehr Jobs streichen, wenn seine Währung aufgewertet würde. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass China jemals seine Geldreserven als Mittel gegen Washington benutzt ... auf nahe Sicht.

      Im Moment produziert Chinas Unterstützung für den Dollar ein Geldwachstum von 20 % und einen unglaublichen Investitionsboom. Er wird ohne Zweifel die Basis für eine sehr überzeugende Geschichte abgeben, die die Phantasie der Investoren beflügelt. Aber wie immer sollten Sie aufpassen: Was gerade ansteigt, muss irgendwann fallen.


      ......................................
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 22:23:01
      Beitrag Nr. 3.802 ()


      US Index der Frühindikatoren in Prozent gegenüber dem Vorjahr - Verlaufsdarstellung seit 1987
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 23:44:50
      Beitrag Nr. 3.803 ()
      Die Psycho-Logik der Technischen Analyse

      von Dr. Gregor Bauer, Dr. Bauer Consult

      Die Technische Chartanalyse aus dem Blickwinkel der Behavioral Finance

      Anleger werden mittlerweile aufgrund der zunehmenden Medienvielfalt durch eine Flut von Informationen überschwemmt. Dies führt zu meist unbewusst ablaufenden gedanklichen (kognitiven) Mechanismen, um diese Flut zu kanalisieren und für den Einsatz in der Praxis der Handelsentscheidungen nutzbar zu machen. Diese Kognitionen werden aber nicht von der Ratio gesteuert, sondern von psychischen Einflussfaktoren, denen aber wiederum jeder Mensch in ähnlicher Weise unterliegt.

      Die verhaltensorientierte Kapitalmarktanalyse (Behavioral Finance, BF) untersucht diese allgemeingültigen Verhaltenskonzepte und zeigt, dass es im Entscheidungsverhalten der Investoren zu systematischen Urteilsverzerrungen kommt. Diese Irrationalitäten zeigen sich dann folgerichtig in den Kursverläufen der Aktien und sind damit der Methodik der Technischen Analyse (TA) zugänglich. Die BF kann damit als das theoretisch–psychologische Fundament der TA betrachtet werden, welches die empirisch gewonnenen Erkenntnisse der Charttechnik untermauert. Charts zeigen also emotionale Muster als Ausdruck der systematischen Urteilsverzerrung der Anleger. Daher ist die Technische Analyse das ideale Instrument um die Erkenntnisse der Behavioral Finance in Handelsentscheidungen um zu setzen, d.h. Emotionen werden handelbar.

      Die Grundlagen der Behavioral Finance

      Die Prämisse der BF „Der Mensch verhält sich nur begrenzt rational“ steht dem Begriff des „Homo Oeconomicus“ also des Idealbilds des uneingeschränkt rational (also nach der klassischen Erwartungsnutzentheorie) handelnden Menschen entgegen. Die BF untersucht dabei in erster Linie die Psychologie der Entscheidungsprozesse, also die Aufnahme, Verarbeitung und Verwertung von Informationen und erklärt psychologisch bedingte Irrationalitäten.

      Welchen kognitiven Mechanismen unterliegen wir aber genau?

      Der Mensch verwendet gedanklich vereinfachte Darstellungen von komplexen Sachverhalten (Heuristiken), also eine Art Aussortierung des Überflüssigen. Hier aber liegt genau das Problem, den wir unterliegen gedanklichen Vorgängen (Kognitionen) die häufig nach nicht rationalen Gesichtspunkten auswählen. Menschen selektieren z.B. nach Auffälligkeit der Präsentation der Information, nach Verfügbarkeit, nach Häufigkeit der Wiederholung etc. (selektive Wahrnehmung). Diese Erkenntisse werden in der Werbung bereits seit langem eingesetzt und wurden z.B. in der „Blütezeit“ des Neuen Marktes in Form von ad hoc Meldungen, Fernsehauftritten u.ä. zur „Kurspflege“ eingesetzt. Oder denken wir nur an in die bis ca. März 2000 vor-herrschende Meinung „was an den Neuen Markt kommt, muss ja gut sein und steigen“ (eine Form der Repräsen-tativitätsheuristik), eine Meinung, die sich momentan ins Gegenteil verkehrt hat: „was am Neuen Markt ist, kann ja nur schlecht sein (wieder eine Repräsentativitätsheuristik!).

      Als Grundlage zur Erklärung des Verhaltens von Menschen dient ein schon 1979 von den amerikanischen Forschern Tversky/Kahnemann entwickeltes Modell zur Verhaltenspsychologie, welches später auf die Finanz -märkte übertragen wurde, die „Prospect Theory“., (siehe Abbildung 1). Das bekannte Anlegerverhalten -Verluste laufen lassen, Gewinne zu früh mitnehmen- lässt sich anhand der Wertefunktion (Abbildung 1) erklären: Anleger bewerten Ihr Engagement relativ zum Einstandspreis (Einstandspreisorientierung, Dispositionseffekt). Dabei tritt das emotionale Phänomen der abnehmenden Sensitivität bezüglich bestimmter Werte auf, hier z.B. Freude und Ärger Dies bedeutet, dass je höher der bereits erzielte Gewinn ist, desto relativ weniger freuen wir uns über einen noch höheren Gewinn, aber auch je höher der Verlust bereits ist, desto relativ weniger ärgern wir uns über einen noch höheren Verlust („Jetzt ist es auch schon egal“). Anleger ärgern sich aber auch über anfängliche Verluste relativ mehr als sie sich über die gleiche Gewinnsumme freuen („Loss Aversion“). In Abb. 1 abzulesen an den unterschiedlichen Steigungen der Kurve im Gewinn (weniger steil) und im Verlustbereich (steiler). Ebenso zeigen sich die Anleger in Verlustphasen risikobereiter (nachkaufen) als in der Gewinnzone („Reflection Effect“).


      Abb.1: Die Wertefunktion

      Aus der Sozialpsychologie kennen wir weiterhin die „Theorie der kognitiven Dissonanz“. Diese besagt, dass Menschen versuchen Unstimmigkeiten zwischen Wahrnehmung und Denken durch Manipulation der gedanklichen Vorgänge (Kognitionen) zu beseitigen. Übertragen auf den Anleger bedeutet dies z.B., er nimmt nur Informationen wahr, die ihm „in den Kram passen“ (Selektive Wahrnehmung). Aber auch schon allein die Angst es könnte zu solchen kognitiven Dissonanzen kommen, führt dazu, dass Gewinne oft nur deshalb zu früh realisiert werden, weil der Anleger Angst hat, diese wieder zu verlieren (Dissonanzantizipation). Dieser Effekt tritt besonders stark in der Nähe des Einstandspreises auf, also dem steilen Teil der Wertefunktion. Umgekehrt führt dagegen die erhöhte Risikobereitschaft und die Tatsache, dass niemand gern sein „Versagen“ zugibt dazu, dass Verluste nach dem Prinzip Hoffnung ausgesessen werden.

      Dabei gilt: Vorsicht vor zu vielen kleinen Gewinnen!

      Auch über diese Psychofalle sollten sich Anleger im klaren sein, denn viele kleine (zu früh) realisierte Gewinne führen häufig zu dem bekannten Phänomen der Kontrollillusion. Daraus entwickelt sich aber häufig der Verlust der Kontrolle, d.h. Überheblichkeit (Overconfidence), zu häufiges Handeln (Overtrading), zu hohe Einsätze und zu hohe Risikobereitschaft führen dann zu einem grösseren Verlust (Phänomen der „gelernten Sorglosigkeit“).

      Die Psycho-Logik der Technischen Analyse

      Wie kann man nun diese Erkenntnisse auf die Technische Analyse übertragen?
      Charts machen die oben beschriebenen emotionalen Muster überhaupt erst sichtbar. Die Existenz von Trends, welche nach der „Random-Walk-Theorie“, basierend auf der „Hypothese effizienter Märkte“, gar nicht existieren dürften, wird jetzt durch die BF psychologisch-theoretisch erklärt. Charles Dow erkannte schon um das Jahr 1900, dass primäre Trends in drei Phasen zu unterscheiden sind, der Akkumulationsphase (hier sind nur wenige gutinformierte Anleger im Markt), der Phase der öffentlichen Beteiligung und der Distributionsphase (hier steigen die ersten gutinformierten Anleger wieder aus). In der heutigen Informationsgesellschaft dürfte allerdings die Akkumulationsphase sehr schnell in die Phase der Öffentlichkeit übergehen, kollektive Handlungsmuster setzen schneller ein, ein Aufwärtstrend wird „gemacht“. Diese Trends verlaufen immer in Wellen (Swings). Die Verarbeitung der durch die Medien zur Verfügung gestellten Informationen unterliegt aber den oben beschriebenen emotionalen Einflüssen. Daher reagieren Gewinner z.B. aufgrund des Effekts der Dissonanzantizipation schneller mit („vorsorglicher“) Glattstellung der Position, während Verlierer (die z.B. sehr spät eingestiegen sind) aufgrund von Verlustaversion und Risikoumkehrung später handeln. Somit sind in einer bestimmten Marktphase mehr Verlierer als Gewinner investiert. Diese haben zudem unterschiedliche Bezugspunkte (Einstandspreise), aber ähnliche Schmerzgrenzen, ein prmanenter Verkaufsdruck entsteht. Finden sich ab einem gewissen ermässigten Preisniveau dann wieder Käufer, setzt sich der Aufwärtstrend fort, fehlen diese, kehrt sich der Trend um.

      Psychologie der Unterstützungen / Widerstände

      Auch die bekannten Kursverläufe in der Nähe von Unterstützungen und Widerständen, in Abb. 2 schematisch dargestellt, lassen sich verhaltenspsychologisch erklären.


      Abb.2: Unterstützung/ Widerstand

      In jedem Chart kann man lokale Hoch/Tiefpunkte erkennen. Dies zeigt, dass an diesen Punkten offensichtlich eine Änderung der Marktmeinung eintritt („bis hierher und nicht weiter“) also ein Wertkonsens aller Marktteilnehmer z.B. über eine bestimmte Aktie zu diesem Zeitpunkt. Dieser Wertkonsens kann eine Zeit lang anhalten, die Kurse schwanken um diesen Bereich. Damit erhöht sich aber auch sukzessive die Zahl derjenigen, die Ihre Einstandspreise (also ihre Bezugspunkte) in diesem Bereich haben. Fällt der Preis anschliessend wieder, wird dieser Punkt bei einem erneuten Anstieg der Kurse zu einem Widerstand durch Verkäufe derjenigen, die froh sind, ihren Einstandspreis noch mal zu sehen („Mit dem blauen Auge davongekommen“).

      Durch den kognitiven Effekt der Dissonanzantizipation verkaufen Anleger also lieber, aus Angst es könnte wieder zu Verlusten kommen. Erst wenn sich der Wertkonsens des Marktes ändert, also mehr Käufer von einem weiteren Anstieg der Aktie überzeugt sind, kann dieser Widerstand durchbrochen werden, der damit zur Unterstützung wird. Aber immer noch bewegen sich die Kurse in der Nähe der Einstandspreise. Dieser liegt uns aber emotional näher als der mögliche ferne Gewinn. Daher werden Positionen schnell verkauft, sobald es auch nur den Anschein hat, die Kurse könnten wieder sinken. Dies führt dann zu einem Test der Unterstützung. Der weitere Kursverlauf hängt wieder von der Marktstimmung ab, mehr Bulle oder mehr Bären, also Abprall an der Unterstützung oder Durchbruch, das Spiel beginnt von vorne.

      Indikatoren oder: Kann man Emotionen berechnen?

      Indikatoren sind ein wichtiger Bestandteil der Methodik der Technischen Analyse. Unterschieden wird in Trendfolge-und Trendstärke-indikatoren, Oszillatoren und Sentimentindikatoren. Trendfolgeindikatoren, wie z.B. der MACD, basieren auf der Berechnung gleitender Durchschnittslinien (GDL). Diese geben die Marktstimmung, also die Emotionen, über einen gewissen Zeitraum wieder, verdeutlichen also Trends. Die Crossover Methode, also der Schnittpunkt eines kürzeren mit einem längeren GDL, gibt demnach einen Hinweis auf einen Stimmungswechsel. Auf GDL basierende Indikatoren sind schliesslich eine mathematische Verfeinerung dieses einfachen Konzepts. Oszillatoren (z.B. Stochastik, Momentum, RSI usw.) beschreiben dagegen nicht die Trends, sondern die „emotionalen Extreme“, also Überkauft- / Überverkauft-bereiche und geben damit einen Hinweis auf die Änderung der Marktstimmung. Durch die Ausbildung von Divergenzen können Sie sogar früher als im Chart sichtbar auf eine Änderung des Sentiments hinweisen.

      Candlestick Charts als bildliche Darstellung der Emotionen

      Candlestick Charts eignen sich in besonderer Weise, die psychologischen Einflüsse an der Börse sichtbar zu machen. Durch die komplette Beschreibung einer Handelsperiode (High/Low/Open/Close) kann man die Stimmung in dieser am besten nachvollziehen, und dadurch auch Prognosen für die weitere Entwicklung ableiten. Candlestick Charts sind aus diesem Grund wohl die informativste und bei Chartanalytikern am häufigsten verwendete Darstellungsart


      Abb. 3 Candlestick Muster

      Zwei bekannte Beispiele für Candlestick Muster sind schematisch in Abb. 3 dargestellt. Als Subsummierung all dessen was in diesem Artikel beschrieben wurde, kann man den Chart in Abb. 4 betrachten.


      Abb. 4. Dt. Telekom

      Es handelt sich um den Candlestick Chart der Deutschen Telekom (Darstellung des Parketthandels in Frankfurt, also eher die „Kleinen“) wenige Tage vor und nach ihrem Allzeithoch am 6. März 2000. Dieser Chart zeigt exemplarisch, wie Emotionen in extremer Weise einen Kurs beeinflussen. Welche Gier muss geherrscht haben, um ein Index-Schwergewicht wie die Dt. Telekom in zwei Tagen unter hohem Volumen um 15% ansteigen zu lassen! Man beachte zudem die Gaps! Und viele Anleger werden wohl aufgrund ihrer abnehmenden Sensitivität gegenüber ihren Frustrationen („jetzt ist es auch schon egal“) diese Aktie immer noch in Ihrem Depot haben. Die Behavioral Finance beschreibt diese Vorgänge psychologisch, die Technische Analyse visualisiert sie und macht sie damit für Kursprognosen nutzbar.


      Literatur:
      -J. Goldberg & R. von Nitsch: Behavioral Finance, Finanz-buch Verlag, 3. Aufl., 2000
      -J. J. Murphy: Technische Analyse der Finanzmärkte, Finanzbuch Verlag, 2. Aufl., 2001
      -Dr. A. Elder: Die Formel für Ihren Börsenerfolg, John Wiley & Sons, 2. Aufl., 1999
      Avatar
      schrieb am 18.09.03 00:08:17
      Beitrag Nr. 3.804 ()

      Let`s roll........
      Avatar
      schrieb am 18.09.03 15:14:20
      Beitrag Nr. 3.805 ()
      Kann die verfehlte Wachstumsprognose der Bundesregierung dem Dax gefährlich werden?

      von Trevenion, am 18.09.2003


      Das die Wirtschaft der BRD dieses Jahr nie und nimmer einen Zuwachs von 0,75% schaffen wird, ist mittlerweile alle klar geworden. Nur unsere Bundesregierung verschließt sich weiterhin dieser Tatsache. In Berlin hofft man auf ein Wunder. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

      Zwei negative Quartale zu Beginn, und wohl auch nicht viel Besserung für die restlichen Zwei. EZB und IFO hatten dies schon länger befürchtet, und heute weiß es auch der IWF, deren Experten rechnen jetzt ganz offiziell nur noch mit einem Null-Wachstum.

      Das der Haushalt der BRD von unserem Finanzminister Hans „Sparminator“ Eichel auf Kannte genäht ist, dürfte bekannt sein. Rücklagen gibt es keine. Dadurch gerät der Hans in eine verzwickte Situation, bei der ihm nur ein Ausweg bleibt .... der Nachtragshaushalt. Und das der kommen wird ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

      Das schwache Wachstum (noch ist nicht mal sicher, ob es überhaupt ein Wachstum geben wird) führt zu drastische Steuerausfällen, bei gleichzeitig steigenden Kosten für Wolfgang Clement und seiner BA. Darüber hinaus werden die Sozialkassen (hier besonders Sozialhilfe und GKV´s) weiter belastet, weil die Wirtschaft keine neuen Jobs schafft sondern Arbeitsplätze weiterhin abbaut.

      Ein Nachtragshaushalt kann eigentlich immer nur über neue Schulden finanziert werden. Steuererhöhungen bringen wegen des fortgeschrittenen Haushaltsjahres nichts mehr ein, es sei denn sie werden rückwirkend erhoben. Die Annahme einer Neuverschuldung von „nur“ 3,8% wird somit zur Farce.

      Auch der Haushaltsplan für 2004, der eine Neuverschuldung im Rahmen der Maastricht-Kriterien vorsieht, wird wegen des Desasters in diesem Jahr zur Lachnummer. Von 2% Wachstum ist da die Rede, und von Durchschnittlich 4,44 Mio. Arbeitslosen, obwohl Clement die Horrorzahl von 5 Mio. schon in diesem Winter nicht mehr hinterm Berg hält (100.000 zusätzliche Arbeitslose kosten 5 Mrd.€.). Verfassungswidrig wird der Haushalt sein, , aber dennoch gültig, da ja das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht (GG) gestört sein wird. Wie hilflos das Rot-Grüne-Gruselkabinett in Bezug zu den Staatsfinanzen aussieht , mekt man an diesen Äußerungen. Zwei Prozent muss das BIP zulegen, damit man der Stabilitätspakt nicht ein drittes mal verletzt wird. Zwei Prozent! Es ist schon lange her, dass der Adler in solchen Höhen flog. Gleichzeitig redet man von einem gestörten GG, damit die neuen Schulden über den Investitionen liegen können. Ein schlechter Witz.

      Aber es könnte noch viel schlimmer kommen, glaubt man denn dem haushaltspolitischen Sprecher der Unionsfraktion Dietrich Austermann. Statt 21 Mrd. soll der Bund 40 Mrd. neue Schulden machen. Die Länder haben sich bereits im ersten Halbjahr 20 Mrd. geliehen, im zweiten werden es nicht weniger sein. Weiter 10 Mrd. borgen sich die Kommunen. Hinzu kommen noch die Defizite der Sozialversicherungen. Weil die Pakthüter einige Finanzierungstricks wie die Erlöse aus Privatisierung nicht anerkennen, müssen noch ein paar Milliarden drauf geschlagen werden. Macht dann sogar 100 Mrd. neue Schulden, so wie sie Bayerns Finanzminister Kurt Falthauser lange vorausgesagt hatte.

      Hundert Milliarden bedeuten aber ein Defizit von 4,7%.

      Es fehlt also überall Geld. Da die BRD ihre Ausgaben, wegen der Pflicht zur pünktlichen Zahlung an die Angestellten, Beamten, Arbeitslosen und Rentner, nicht durch kreative Buchführung schönen kann (ganz im Gegensatz zu Privatunternehmen), müssen die fehlenden Gelder aufgetrieben werden. Immer nur neue Schulden sind bei den katastrophalen Staatsfinanzen, mit Verweis nach Brüssel, nicht mehr lange durchzuhalten. Woher also nehmen? Als letzter und einzigster Ausweg bleiben dann nur noch Steuererhöhungen bzw. der Abbau von Steuervergünstigungen. Da man in Berlin nur mit der rosa-roten Brille herum läuft, sind noch keine Äußerungen in diese Richtung getätigt worden. Des weiteren sind dem Mainstreaminvestor die genannten Probleme unbekannt. Egal welche Art der Steuererhöhung es nun sein wird. Es bleibt völlig egal, der Konsument hat so oder so immer weniger in der Tasche, gleichzeitig wird sein Vertrauen in die Reformfähigkeit der Regierung und der Glaube an eine Bessere Zukunft zerstört.

      Die BRD droht zu einem Taschengeldstaat zu werden. Taschengeldstaat deswegen, weil vom Bruttolohn nur noch ein Taschengeld übrig bleibt.

      Gruß Trevenion
      Avatar
      schrieb am 19.09.03 04:43:12
      Beitrag Nr. 3.806 ()
      #3803 von Trevenion

      :)
      Avatar
      schrieb am 19.09.03 05:09:50
      Beitrag Nr. 3.807 ()
      @#3803 von Trevenion

      Wohl wahr.......


      ......................................


      IWF-WELTWIRTSCHAFTSBERICHT

      "Deutschlands Schwächen besonders akut"

      Es ist eine schallende Ohrfeige für die deutsche Wirtschafts- und Finanzpolitik. Der Internationale Währungsfonds geht in seinem neuesten Ausblick für die Weltwirtschaft mit der Bundesrepublik hart ins Gericht. Trotz der Reformen der Schröder-Regierung sei das Land ein akuter Pflegefall.


      Schlechte Lage, schlechte Aussichten:
      Deutschland ist Letzter unter den großen Industrienationen


      Dubai - Deutschland trage die Hauptschuld an Europas verhaltenem Wirtschaftswachstum, schreiben die Experten des IWF in ihrem Weltwirtschaftsausblick, der am Donnerstag in Dubai veröffentlicht wurde. "Die deutsche Wirtschaft", heißt es in dem Papier, "bleibt im dritten Jahr in Folge schwach. Das ... bedroht .. die Aufschwungaussichten der Region." Die Euro-Zone sei durch die "anhaltenden Schwierigkeiten in Deutschland negativ beeinflusst".

      In diesem und im kommenden Jahr rechnet der IWF für Deutschland mit einem gesamtstaatlichen Defizit von jeweils 3,9 Prozent. Minister Hans Eichel (SPD) hatte vor kurzem eine Defizitprognose für 2003 von 3,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) nach Brüssel gemeldet. Im Spätherbst will er einen Nachtragshaushalt für dieses Jahr vorlegen. Danach seien verlässlichere Aussagen auch für 2004 zu treffen.

      Positiv äußerte sich der IWF zu der Agenda 2010 der Bundesregierung. Allerdings hält der IWF die geplanten Sozialreformen nur für "den Anfang eines nötigen Reformpakets". Die Ökonomen lassen keinen Zweifel daran, dass sie die Lage Deutschlands für sehr ernst halten: "Auch wenn das schlimmste wohl vorbei ist, bleibt der Ausblick (in Europa) kurzfristig trübe: intern und extern sind die Schwächen in Deutschland besonders akut."

      Deutschland letzter beim Wachstum

      Von den Industrieländern beurteilen die Konjunkturforscher die Lage nur in den USA und Japan heute besser als noch vor sechs Monaten. Für die Eurozone korrigierten sie ihre Prognose dagegen nach unten. Deutschland ist das einzige große Industrieland der Welt, für das der IWF in diesem Jahr mit keinem Wachstum rechnet. Es besteh vielmehr sogar die Gefahr, dass es hier zu Lande durch eine wie immer geartete "Schockeinwirkung" zu einer Deflation komme.

      Für 2004 geht der IWF von 1,5 Prozent Wachstum aus. Damit hat die Institution ihre Erwartungen für Deutschland im Vergleich zur Frühjahrsprognose um rund einen halben Prozentpunkt zurück genommen. Lediglich für Japan fällt die Prognose mit 1,4 Prozent noch vorsichtiger aus.

      Trotz der optimistischen Zukunftsperspektive waren die Experten vor zahlreichen Risiken für die Weltwirtschaft: ein starker Dollarverfall könne den Euro so teuer machen, dass die Wachstumspflänzchen in Europa im Keim erstickten. Damit werde das Leistungsbilanzdefizit in den USA zwar zurück gefahren. Doch könne dies die Binnennachfrage hemmen und damit die für die gesamte Weltwirtschaft wichtige Konjunkturlokomotive bremsen.


      .......................
      Avatar
      schrieb am 22.09.03 13:36:55
      Beitrag Nr. 3.808 ()
      Kolumne: Trübe Aussichten für Germanien

      Von Christoph Keese

      Der jüngste Bericht des Währungsfonds zeigt, wie wenig die deutschen Reformen bisher gebracht haben.


      Am Ende zählt, was hinten herauskommt. Man kann Kanzler Gerhard Schröder Respekt zollen für den Mut, die SPD zur Agenda 2010 zu überreden - gegen den Widerstand all derer, die jetzt schon wieder in offenen Briefen aufbegehren, und gegen den Protest der vielen Genossen, die in den vergangenen Monaten aus der Partei ausgetreten sind. Man kann Schröder auch Glück wünschen bei dem Versuch, sein Reformpaket durch den Bundesrat zu bringen. Unter dem Strich aber ist all das, was er jetzt unter Schmerzen auf den Weg gebracht hat, noch immer zu wenig. Die Volkswirtschaft ächzt unter so vielen Lasten - Wiedervereinigung, kranke Sozialsysteme, hohe Staatsquote, Überregulierung, kurze Arbeitszeiten -, dass es radikalere Reformen bräuchte, um die Rezession zu überwinden.

      Einen eindrucksvollen Beleg für diese These lieferte jetzt der Internationale Währungsfonds (IWF) mit seinem jüngsten "World Economic Outlook". Der Bericht erscheint zweimal im Jahr - im April und September - und bewertet die wirtschaftlichen Aussichten aller Weltregionen. Jede Regierung setzt Aufpasser auf das Werk an, damit es ihre Politik nicht zu unfreundlich kommentiert. Auch Schröders Regierung hat Geschick darin bewiesen, vor der Veröffentlichung harsche Äußerungen der Ökonomen zu Gunsten diplomatischer Formulierungen zu vermeiden. Umso frustrierender ist, was selbst nach dem üblichen Weichspülen im neuen Bericht über Deutschland zu lesen steht.

      Deutschland bremst Europa

      "In den Industrieländern wird die Erholung von den Vereinigten Staaten ausgehen, wo trotz wachsender Arbeitslosigkeit und Überkapazitäten die hoffnungsvollsten Zeichen der Besserung zu erkennen sind und die meisten Anreize für einen Aufschwung gesetzt werden", schreibt der IWF. In Europa hingegen seien Lage und Aussicht enttäuschend, bedingt auch durch die Aufwertung des Euro, besonders aber durch die "dauerhaften Schwierigkeiten in Deutschland, welche die ganze Region negativ beeinflussen". Die deutsche Volkswirtschaft bleibe im dritten Jahr in Folge kraftlos, "schwächt die ohnehin angegriffene Euro-Zone und bedroht damit deren Aussichten auf Erholung".

      Härter kann es eine internationale Organisation kaum ausdrücken. Wir Deutschen treiben nicht nur uns selbst ins Unglück, sondern die ganze Euro-Zone gleich mit. 82 Millionen Bürger der Bundesrepublik stellen eine solche Wirtschaftsmacht dar, dass sie Europa im Guten wie im Schlechten dominieren.


      Da Frankreich wegen eigener Schwierigkeiten als Gegengewicht ausfällt, stecken in diesen beiden Ländern insgesamt 142 Millionen Menschen in einer strukturbedingten Formschwäche, bremsen alle ihre Nachbarn aus, unternehmen aus Bequemlichkeit jedoch kaum Anstrengungen, um den Missstand zu beheben. Das Investitionsprogramm, das Schröder und Frankreichs Präsident Jacques Chirac vergangene Woche angekündigt haben, kann jedenfalls nicht die Lösung sein. Kein Aufschwung kommt, bloß weil Regierungen Milliarden, die sie eigentlich nicht haben, in Hightech-Projekte pumpen, ansonsten aber dem Kollaps ihrer Sozialsysteme, Staatsfinanzen und Volkswirtschaften mehr oder minder tatenlos zusehen. Ja, Schröder schiebt Reformen an, aber nein, sie sind nicht genug, kommen zu spät und dauern zu lange.


      Wohin das führt, zeigen die Wachstumsprognosen des IWF. Laut "World Economic Outlook" wird die deutsche Wirtschaft nächstes Jahr mit 1,5 Prozent wachsen - immer noch ein optimistischer Wert. Das sind 0,4 Prozentpunkte weniger, als der IWF noch im April für 2004 prognostizierte. Die Aussichten haben sich somit weiter verschlechtert. Großbritannien wird - nach gleichem Maßstab gerechnet - 2,4 Prozent erreichen, Kanada 3,0 Prozent und die USA 3,9 Prozent.

      Wachstumslücke gegenüber den USA

      Nun werden die USA nicht im Schnitt der nächsten Jahrzehnte mit 3,9 Prozent wachsen. Angenommen, sie halten ihren langfristigen Durchschnitt von 2,1 Prozent pro Jahr und Deutschland bleibt bei 1,5 Prozent. Dann würde die US-Wirtschaft bis zum Jahr 2023 immerhin um zwölf Prozent größer - die Schere geht immer weiter auseinander, Deutschland verliert an Bedeutung.


      Die meisten Deutschen und ihre Bundesregierung scheint diese Aussicht nicht zu schrecken. Sollen die Amerikaner, Spanier, Iren, Koreaner und Kanadier doch an uns vorbeiziehen, denken viele, uns geht es doch gut. Größer aber kann ein Irrtum kaum sein: Wenn die Wirtschaft eines Landes relative Bedeutung verliert, folgt sehr oft auch ein Abstieg nach absoluten Maßstäben.
      Erst wenn die Deutschen das einsehen und den jüngsten Bericht des Währungsfonds als eine ernste Warnung verstehen, werden sie sich aus der Bequemlichkeit aufraffen und die Reformen umsetzen, die so dringend nötig sind.

      © 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD, Quelle: IWF

      http://www.ftd.de/pw/de/1064044983877.html?nv=cd-divnews
      Avatar
      schrieb am 23.09.03 20:13:35
      Beitrag Nr. 3.809 ()
      So sehe ich die weitere Zukunft:



      (ACHTUNG: Der blaue Pfeil soll nur auf den oberen Text hinweisen und ist daher KEIN Kurs(ziel)pfeil !!!)


      Auch der "ARMS" für die US-Indizes war schon sehr lange im unteren bärishen Bereich und maschiert jetzt zügig nach oben............................





      ....................der "3Wk Avg AAII Bearish/3Wk Avg AAII Bullish" ist auch auf der kurzen Seite...............





      .............und auch der "VIX" ist low.................




      so.....................it`s time to GO !!!!!!!



      H_S :D;)
      Avatar
      schrieb am 23.09.03 20:38:16
      Beitrag Nr. 3.810 ()
      Arbeitslosigkeit steigt doppelt so stark wie erwartet

      Die Bundesregierung hat einem Zeitungsbericht zufolge ihre Prognosen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach oben korrigiert. Danach wird die Zahl der Arbeitslosen im laufenden Jahr mindestens doppelt so stark steigen, wie Finanzminister Hans Eichel bisher erwartet hatte.

      Danach rechne die Bundesregierung inzwischen für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Erwerbslosenzahl um 340.000 bis 400.000 gegenüber 2002. Damals waren im Jahresdurchschnitt 4,06 Millionen Menschen ohne Arbeit.

      In der bisher maßgeblichen Prognose des Jahreswirtschaftsberichts war nur ein Anstieg der durchschnittlichen Arbeitslosenzahl um 150.000 vorhergesagt worden. Die neue Zahl liegt 126 Prozent bis 166 Prozent über der bisherigen Schätzung.

      ................
      Avatar
      schrieb am 24.09.03 01:03:20
      Beitrag Nr. 3.811 ()
      Angst vor Dollar-Kollaps

      US-Devise fällt zum Yen auf Drei-Jahres-Tief - G-7 versuchen Rettungsaktion

      Von Anja Struve und Holger Zschäpitz

      Berlin/Frankfurt/M. - Normalerweise sorgen die Treffen der G-7-Staaten bei Börsianern eher für gepflegte Langeweile. Doch dieses Mal war den Finanzministern der sieben führenden Industrienationen die ungeteilte Aufmerksamkeit sicher. Denn schon im Vorfeld des diesjährigen Gipfels in Dubai war klar, dass die Minister zu den wachsenden Ungleichgewichten an den globalen Devisenmärkten Stellung nehmen würden.

      Tatsächlich fiel das Kommuniqué zur Währungspolitik so harsch aus wie selten zuvor. Denn nachdem die Finanzminister mehr Flexibilität bei den Wechselkursen angemahnt hatten, kam es an den Devisenmärkten zu Turbulenzen: Der Dollar stürzte zum Yen auf den tiefsten Stand seit Dezember 2000. Und auch der Euro verfehlte am Montag die Marke von 1,15 Dollar nur knapp.

      "Anders als sonst brachte der G-7-Gipfel diesmal nicht wachsweiche Kommentare, sondern handfeste Forderungen mit sich", sagt Mark Cliffe, Chefstratege beim Finanzkonzern ING in London. Die genaue Lektüre des Kommuniqués zeigt, dass sich die Finanzminister indirekt gegen jegliche politische Intervention bei den Wechselkursen aussprechen, was vor allem als Seitenhieb gegen die asiatischen Wirtschaftspolitiker und Notenbanker gewertet werden kann. Vor allem China, das seine eigene Währung 1994 an den Dollar gekoppelt hat, verhindert seit Jahren erfolgreich, dass der Yuan zu stark aufwertet und damit die heimische Exportwirtschaft gefährdet. Doch auch die japanische Notenbank hat in diesem Jahr bereits für die Rekordsumme von rund 80 Milliarden Dollar gekauft, um damit eine weitere Aufwertung des Yen zu verhindern. Japan, dessen Wirtschaft nach Jahren der Stagnation in jüngster Zeit im Aufwärtstrend ist, fürchtet negative Folgen für die wichtige Exportindustrie, falls der Yen zu stark aufwerten sollte. Negative Folge dieser Politik ist nach Ansicht von Experten die wachsende Unterbewertung der asiatischen Währungen: So sei der Yen um rund 20 Prozent zu niedrig bewertet. Beim Yuan sehen Analysten sogar eine Unterbewertung von rund 40 Prozent. "Wenn sich Wechselkurse durch politische Interventionen zu weit von ihren fairen Werten entfernen, führt dies zu deutlichen Ungleichgewichten", warnt Jörg Krämer, Chefvolkswirt von Invesco. "Sollten diese wirtschaftlichen Ungleichgewichte zu lange anhalten, kann es irgendwann zu einem Kollaps kommen."

      Wie groß die Handelsvorteile durch die künstlich niedrig bewerteten asiatischen Währungen sind, lässt sich am Beispiel des US-Leistungsbilanzdefizits ablesen, an dem die asiatischen Importe großen Anteil haben. Nach Berechnungen von Merrill Lynch wird das US-Leistungsbilanzdefizit in diesem Jahr auf die Rekordsumme von 600 Mrd. Dollar steigen - Geld, das die USA von außerhalb importieren müssen. Verschärft wird diese Problematik durch das hohe Budgetdefizit, das in diesem Jahr auf ebenfalls 600 Mrd. Dollar steigen wird. Pro Minute müssen die USA damit insgesamt über 2,3 Mio. Dollar an ausländischem Kapital ins Land locken. Doch spätestens dann, wenn die Bereitschaft der Anleger nachlässt, ihr Kapital in diesem Umfang in den USA zu investieren, könnte es zu einem Kollaps kommen, warnt David Rosenberg von Merrill Lynch im Hinblick auf die Historie. Diese zeigt, dass hohe Defizite meist mit einem schwachen Dollar einhergehen. Damit ein Kollaps nicht passieren kann, versuchen die Politiker nun, die Abwertung in geordnete Bahnen zu lenken. Deshalb habe der G-7-Gipfel historische Bedeutung, so Rosenberg: "Es gibt keinen Zweifel, die Tage des starken Dollar sind vorbei."


      ...............
      Avatar
      schrieb am 24.09.03 02:45:43
      Beitrag Nr. 3.812 ()
      Roland Leuschel

      Der Schaum der Aktienbullen wird sauer!

      In meinem letzten Kommentar kündigte ich das bevorstehende Ende der dritten Rallye nach dem Crash vom März 2000 an, und wies darauf hin, dass es nach dem Börsencrash vom Oktober 1929 in der Periode von April 1930 bis Juli 1932 zu insgesamt 7 satten Erholungen kam, die eine Durchschnittsdauer von 40 Tagen und einen durchschnittlichen Anstieg von 24% verzeichneten. Dies hinderte jedoch den Dow Jones damals nicht daran, in diesem Zeitraum 86% an Wert zu verlieren.

      Die meisten Anleger interessiert das nicht und schon gar nicht die Bankanalysten. « Die Baisse an den Aktienmärkten ist vorüber, die aktuelle Rallye ist mehr als nur eine Zwischenerholung », so war der Aufmacher des Handelsblattes vom 9.9. dieses Jahres. Der Dax hatte gerade sein neues Jahreshoch von 3.670,30 erreicht und 15 Aktienexperten von Banken wurden vom Handelsblatt befragt und ihre Antwort war nahezu einhellig « bullish ». Ein paar Tage vorher hatte die FAZ in einem Leitartikel unter dem Titel « Die Gier ist wieder da » festgestellt, dass die Anleger die Konsequenzen aus dem letzten und grössten Börsencrash aller Zeiten einfach ignorieren. Aber in Amerika ist es genauso. In dem US-Magazin Barron’s, das auch die Bibel des Kapitalanlegers genannt wird, hieß es zur selben Zeit : « Die 10 von uns letzte Woche befragten Strategen sind sich praktisch einig. Alle erwarten in den nächsten Monaten weitere Kurssteigerungen von 5 bis 10%. »Besonders dramatisch sind die Zahlen zum Volumen der Wertpapierkredite (margin debt) in Amerika. Sie zeigen, dass der Schaum bei den Bullen so gross geworden ist, dass er ihnen die Sicht für die Realität versperrt. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde NASD warnte vor den Konsequenzen der explosionsartig ansteigenden kreditfinanzierten Aktienkäufe, die in der Tat das Niveau vom Februar 2000 (über 25 Milliarden Dollar) erreichten. Ausserdem befragt Merrill Lynch regelmässig die Fondsmanager und ihr Anteil an Aktien in ihren Portefeuilles war noch nie so hoch wie jetzt (im Vergleich zu ihren Benchmarks natürlich). Der amerikanische Börsenbrief Crosscurrents kommt in seiner letzten Ausgabe vom September zu dem Schluss : « There can be no doubt that the greatest stock market mania of all time is still very much in progress. » Übrigens auch das Verhältnis der Verkäufer zu den Käufern bei Insidern erreicht nie geahnte Höhen, fünf mal so hoch wie das letzte Hoch im Juni 2002, als der Dow Jones bei 9.645 stand. Vier Monate später war er um über 25% gefallen…

      Was Sie als Anleger von den Prognosen der deutschen Bankenexperten zu halten haben, mögen Sie den Statistiken der vergangenen drei Jahre entnehmen, die sie im Jahrbuch Börse vom Börsenverlag nachlesen können : Die 34 zum jeweiligen Jahreswechsel befragten deutschen Banken gaben für Ende 2001 eine durchschnittliche Prognose für den Dax von 7.722,00 ab, tatsächlicher Stand 5.160,10. Für Ende 2002 prognostizierten dieselben Banken einen durchschnittlichen Stand von 5.827,65 - tatsächlicher Stand war 2.892,63. Diese Prognosen sind für den Anleger allemal lesenswert, denn er kann mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Wirklichkeit anders sein wird und seine Anlagepolitik darauf einstellen.

      Fazit : Ich wiederhole meine Anlageempfehlung aus den letzten Monaten, kaufen Sie Gold und akkumulieren Sie Triple A Anleihen. Auch empfehle ich nach wir vor die 1%ige Goldanleihe von HSBC Trinkaus, die in 5 Jahren mindestens zu 100% in Euro zurückgezahlt wird. Der Anleger kann aber an einer eventuellen Goldpreishausse in Dollar ausgedrückt zu 45% partizipieren. Ausserdem kann ich Ihnen einen in Euro aufgelegten Rentenfonds empfehlen, der nur in Staatsanleihen der USA (Tips), Englands und Frankreichs investiert wird, deren Wert an den jeweiligen Lebenshaltungsindex gekoppelt ist, « Inflation @ Work », aufgelegt von einer kleinen Investmentbank Capital @ Work in Luxemburg. Bei einer Inflationsrate von 10% p.a. würde eine 10-jährige Staatsanleihe im Jahre 2013 zu 134,3% zurückgezahlt. Der Markt für inflationsgeschützte Anleihen ist seit 1997 stark angestiegen und umfasst schon heute mehr als 400 Milliarden Euro. Bei dem augenblicklichen rapiden Anwachsen der Staatsschulden auf der einen Seite und der Vollbeschäftigung der Geldpressen der Notenbanken auf der anderen Seite ist in den kommenden Jahren ein Anstieg der Inflationsraten zu erwarten. Solange bei den Notenbanken, unter Führung Alan Greenspans, eine Mentalität besteht, die es erlaubt, dass die US-Geldpolitik nicht mit festgelegten Regeln sondern aus dem Bauch ihres Präsidenten geleitet wird, solange streben wir mit grossen Schritten der Weltwirtschafts- und Währungskrise II entgegen. Wie hat ein ehemaliger US-Finanzminister zum damaligen deutschen Finanzminister gesagt : « Der Dollar ist unsere Währung und Euer Problem. » Daran hat sich bis heute nichts geändert.

      Roland Leuschel


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      Avatar
      schrieb am 24.09.03 03:22:49
      Beitrag Nr. 3.813 ()
      Die Bosse verkaufen

      Firmenchefs werfen ihre Aktien auf den Markt - ein Indiz für den Abschwung

      Frankfurt - Sie wissen Unternehmensnachrichten vor allen anderen. Sie kennen Umsätze, Gewinne und Auftragslage besser als sonst jemand. Sie sind die Insider schlechthin: Firmenchefs. Wenn sie ihre Aktien verkaufen, ist das ein Zeichen, das auch alle anderen Anleger hellhörig machen sollte.

      Seit einigen Wochen werfen amerikanische CEOs ihre Anteile auf den Markt, als seien sie auf einer Massenflucht. Und in jüngster Zeit scheinen sich auch ihre deutschen Kollegen dieser Bewegung anzuschließen.

      Im August verkauften die amerikanischen Unternehmensvorsteher eigene Aktien im Wert von 3,6 Milliarden Dollar. Dem standen Käufe in Höhe von kläglichen 86 Millionen Dollar gegenüber.

      ... Allerdings: Schon einmal waren die Insiderverkäufe auf einem derart hohen Niveau wie zurzeit. Das war im Sommer des Jahres 2000. Damals notierte der Dow Jones bei über 11 000 Punkten, der Dax bei rund 7000 Zählern. Im Nachhinein hat sich dieser Verkaufszeitpunkt als geradezu ideal erwiesen. Einen ähnlichen, wenn auch etwas schwächeren Aufschwung nahmen die Insiderverkäufe im Mai 2001. Auch danach ging es wieder deutlich bergab mit den Kursen. Damals wie heute stand den Verkäufen der Firmenchefs ein wachsendes Interesse der Privatanleger gegenüber. Sie kaufen somit praktisch den Bossen ihre Aktien ab.(Kauft, ihr Schäfchen, kauft.....) :D:laugh: Letztlich spitzt sich das Phänomen damit auf die Frage zu, wer besser einzuschätzen vermag, ob die Kurse noch weiteres Potenzial haben - die Firmeneigner oder Otto Normalanleger. fhs (Wams, 21.9.03)


      .....................................
      Avatar
      schrieb am 25.09.03 21:13:22
      Beitrag Nr. 3.814 ()
      I F O - I N D E X

      Die Lage bleibt ernst

      Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im September den fünften Monat in Folge gestiegen. Dabei beurteilten die Firmen allerdings nur ihre Geschäftsaussichten besser, die Einschätzung ihrer aktuellen Lage fiel schlechter als im Vormonat aus.




      München - Der Ifo-Index für Westdeutschland habe auf 91,9 von 90,8 Punkten im August zugelegt, teilte das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Donnerstag mit. Von Reuters im Vorfeld befragte Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 92,0 Punkte gerechnet.

      Die Erwartungen der rund 7000 befragten Unternehmen seien in Westdeutschland nun erstmals seit Frühjahr 2002 wieder überwiegend positiv, erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. "Die in allen Sektoren zu beobachtende Verschlechterung der Lage gegenüber dem Vormonat mahnt allerdings weiterhin zur Vorsicht."

      Der Teilindex der Erwartungen stieg auf 105,2 von revidiert 102,2 Punkten im August. Der Teilindex für die Lagebeurteilung gab dagegen auf 79,2 von 79,9 Punkten nach. In Ostdeutschland verschlechterte sich das Geschäftsklima auf 104,0 von 104,1 Punkten im August. Auch hier verbesserten sich die Erwartungen während sich die Lageeinschätzung verschlechterte.

      Der Dax reagierte auf die Zahlen mit einem leichten Kursplus. Am Nachmittag notierte das Börsenbarometer mit rund 0,7 Prozent im Plus auf 3330 Punkten. "Realität und Erwartung liegen beim Ifo nicht weit auseinander", sagte Christian Schmidt, Marktstratege der Helaba. Positiv sei, dass es sich hier um den fünften Anstieg in Folge handele. Ob die reale Wirtschaft dem folgt, sei noch die Frage. Der steigende Ölpreis sei eine Belastung für den Aktienmarkt. Im Verlauf der nächsten Tage werde der Markt deshalb voraussichtlich keine nennenswerten Kurssteigerungen erreichen. Zudem sei der gestiegene Euro-Kurs ein weiterer Aspekt, warum die Anleger nicht mit einer größeren Erholung rechnen sollten.

      "Schwieriges Terrain"

      Die Freude über den erwarteten erneuten Anstieg des Ifo-Index wurde dadurch getrübt, dass die insgesamt rund 7000 befragten Unternehmen lediglich zuversichtlicher in die Zukunft blickten. Volkswirte warnten vor der Gefahr einer "Erwartungsblase". Thomas Hueck von der HypoVereinsbank bezeichnete den Index-Anstieg als "Muster ohne Wert". "Meinetwegen können die Erwartungen auch auf 120 Punkte steigen, das ist mir egal, so lange die Lage nicht nachzieht."

      Auch Ifo-Volkswirt Gernot Nerb vorsichtig: "Wir sind weiter im schwierigen Terrain eines beginnenden Aufschwungs. Die Situation ist noch wackelig."

      Viele Analysten fühlten sich an vergangenes Jahr erinnert, als der Index getrieben von wachsendem Optimismus von Monat zu Monat stieg, der erhoffte Aufschwung jedoch ausblieb. Nerb zufolge verhinderten damals jedoch Sonderfaktoren die Erholung: "Es gab viele exogene Schocks - der Ölpreis stieg im Gefolge der Irak-Krise, wir hatten Bilanzskandale in USA und die Maul- und Klauenseuche." Zudem sei es nichts ungewöhnliches, dass sich die Lage erst mit deutlicher Verzögerung verbessere - 1993 beispielsweise habe es fast ein Jahr gedauert, bis der Aufschwung richtig einsetzte.

      Auch Jörg Krämer von Invesco Asset Management sah die Verschlechterung der Lagekomponente gelassen: "Dieses Auseinanderlaufen von Erwartung und Lage ist noch üblich, ich würde deshalb nicht von einer Erwartungsblase wie im Frühjahr 2002 sprechen."

      Konjunkturelle Trendwende

      Nach einer Faustformel des Ifo-Instituts ist schon ein Anstieg des Gesamtindex in drei aufeinander folgenden Monaten ein Signal für eine konjunkturelle Trendwende. Volkswirte hatten zuvor einen Anstieg auf 92,0 Punkte erwartet.

      Der Geschäftsklimaindex für Westdeutschland war im August von 89,3 Punkten im Vormonat auf 90,8 Punkte gestiegen. Die Einschätzung der Lage war von 78,7 Punkten im Vormonat auf 79,9 Zähler geklettert. Die Geschäftserwartungen auf sechs Monate stiegen von 100,2 auf 102,1 Punkte. Positiv wurde von den Volkswirten aufgenommen, dass sich nicht nur die Erwartungen, sondern auch die Lagebeurteilung verbessert hatte.


      .................................
      Avatar
      schrieb am 25.09.03 22:47:45
      Beitrag Nr. 3.815 ()
      Bis Ende 2001 lief der Erwartungsindex der Lagebeurteilung etwas voraus, seitdem wird nur noch erwartet und erwartet und erwartet... ;)
      Heißt es nicht schon bei den Christen: "Erwartet!" :laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.09.03 17:28:45
      Beitrag Nr. 3.816 ()
      @#3813 von Falschspieler

      Nein, es hieß "Erwachet"......:D
      Avatar
      schrieb am 27.09.03 18:46:40
      Beitrag Nr. 3.817 ()
      Aus: "Der Spekulant"


      "Liebe Leserinnen und Leser!

      Letzte Woche haben wir Sie auf den Börsenindikator `Bild` hingewiesen. Mittlerweile hat er sich bewährt. Seit das Börsenspiel der Tageszeitung begonnen hat, sackte der Deutsche Aktienindex um rund 10 % ab. Da einige Fondsmanager nun recht überrascht feststellen, dass auch die großen DAX-Titel an einem Tag wie gestern auch wieder schnelle 5 oder 6 % verlieren können, werden diese ihre Barmittelbestände nun wieder etwas erhöhen. Ein DAX von 3.000 Punkten würde uns deshalb nicht überraschen.

      Wie begeistert man in Amerika mittlerweile auf Kredit herumzockt, zeigt der Börsenbrief `Cross-Currents` in seiner aktuellen Ausgabe. In der Grafik sehen Sie, dass sich seit Jahresbeginn die Kredite auf Aktien an der NASDAQ verfünffacht haben. Damit spekulieren im Moment sogar mehr Amerikaner auf Pump in Aktien wie zum Höhepunkt des Börsenbooms im Jahr 2000!............................................................................."





      ............................
      Avatar
      schrieb am 29.09.03 12:55:48
      Beitrag Nr. 3.818 ()
      RENTENKASSE - Regierung dementiert Rekord-Defizit


      Es habe zwar bei der Rente Einnahmeverluste "wie lange nicht" gegeben, doch Berichte, nach denen dass das Loch bis Jahresende neun Milliarden Euro betragen soll, dementiert die Bundesregierung entschieden. Wird das Rekord-Defizit Realität, droht ein Anstieg der Rentenbeiträge auf 20,2 Prozent.

      Frankfurt am Main - Die Regierung habe keine Erwartung über einen Verlust in Höhe von neun Milliarden Euro und könne dies auch nicht erwarten, dementierte der Sprecher des Bundessozialministeriums, Klaus Vater, einen entsprechenden Bericht im "Münchener Merkur". Die Zahlen, die etwas über das tatsächliche Defizit aussagen könnten, lägen erst Mitte Oktober vor, sagte der Sprecher. Insofern sei das genannte Defizit reine Spekulation und diene nur dazu, die Menschen zu verunsichern.

      Der "Münchner Merkur" hatte gemeldet, um das erwartete Defizit auszugleichen, müsste der Beitragssatz zum Jahreswechsel auf 20,2 Prozent steigen. Da die Regierung aber den Beitragssatz bei 19,5 Prozent stabil halten wolle, erwäge sie, die Schwankungsreserve zu verringern und die Rentenanpassung zu verschieben. Auch an eine Erhöhung der Beiträge von Rentnern zur Kranken- und Pflegeversicherung sei gedacht.

      Auch wenn er die Zahl von einem neun Milliarden Euro großen Defizit nicht bestätigen wollte, gab Ministeriumssprecher Vater jedoch zu, dass es bei den Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung im August einen starken Einbruch gegeben hat. Von Januar bis Juli seien die Einnahmen noch durchschnittlich um 0,9 Prozent gestiegen. Der Einbruch im August habe dann eine Größenordnung erreicht, "wie es sie lange nicht mehr gegeben hat", sagte der Sprecher. Wenn sich dieser Trend fortsetze, würden sich die Einnahmerwartungen im Jahresdurchschnitt auf nur noch plus 0,5 Prozent reduzieren.

      Entscheidend sei aber, ob sich die der Einbruch im August im September fortgesetzt habe, und in welcher Größenordnung. Dies hänge wesentlich davon ab, ob in den Firmen Überstunden und Sonderleistungen wie Urlaubsgeld und übertarifliche Zulagen gestrichen oder auf Grund der konjunkturellen Frühindikatoren wieder hochgefahren worden seien.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,267661,00.html

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      Die Schwankungsreserve wird also wieder einmal rasiert. Aber damit ist auch bald Schluss!! Denn die ist seit 1973 von etwa 10 Monaten auf heute ca. einen geschrumpft. Wo nichts mehr ist kann man auch nichts mehr raus nehmen. :O
      Avatar
      schrieb am 29.09.03 13:06:18
      Beitrag Nr. 3.819 ()
      Alte und falsche Rezepte


      Mit neuen Schulden finanzierte staatliche Ausgabenprogramme sind der falsche Weg zu mehr Wachstum meint Otto Graf Lambsdorff

      von Otto Graf Lambsdorff


      Vor drei Monaten habe ich an dieser Stelle die Initiative des italienischen Finanzministers Tremonti, europäische Infrastrukturprojekte von 50 bis 70 Mrd. Euro über die Europäische Investitionsbank (EIB) zu finanzieren und auf diese Weise die lahmende Konjunktur in Euro-Land in Schwung zu bringen, heftig kritisiert.

      In den folgenden Wochen wurde es um diese Initiative der italienischen Ratspräsidentschaft stiller, und man konnte hoffen, dass die Experten der Idee im Stillen den Garaus gemacht hätten.

      Leider sind wir jetzt alle eines Besseren belehrt worden. Die im internationalen Vergleich in der Tat schlechten gesamtwirtschaftlichen Daten in Euro-Land verführen die Verantwortlichen anscheinend verstärkt dazu, auf ebenso alte wie falsche Rezepte zu setzen.

      Nachdem in der ersten Hälfte der siebziger Jahre Versuche auf nationaler Ebene, die Konjunktur durch großzügige staatliche Ausgabenprogramme zu stimulieren, nichts gefruchtet hatten, verlegten sich die Staats- und Regierungschefs der großen Industrieländer in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre darauf, durch koordinierte große Ausgabenprogramme die Konjunktur anzukurbeln.

      Das Ganze wurde in der Diskussion als Lokomotivtheorie bekannt und entwickelte sich im Rückblick zu einem Flop, der die beteiligten Länder unter anderem mit deutlich höheren Staatsschulden, höherer Inflation und einigen öffentlichen Investitionsruinen zurückließ.

      Wenn ich jetzt lese, was Präsident Jacqes Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder beschlossen haben, um den italienischen Plan anzureichern, dann beschleicht mich das ungute Gefühlt, dass die beiden Staatschefs aus der Geschichte nicht viel gelernt haben.

      Denn anstatt den erst dieser Tage wieder verkündeten Rat des Internationalen Währungsfonds zu befolgen, Europa durch strukturelle Reformen zu stärken, setzen Deutschland und Frankreich auf die italienische Ausgabenfreude noch eins drauf: Digitaler Rundfunk, Telematik, Windenergie und Halbleitertechnologie sollen Euroland den Weg aus der anhaltenden konjunkturellen Krise in eine Zukunft weisen, in der Euro-Land an der Spitze des Fortschritts marschiert, oder zumindest an der Spitze dessen, was Präsident Chirac und Bundeskanzler Schröder dafür halten.


      Ganz klammheimlich haben beide noch ihre aktuellen nationalen Lieblings- beziehungsweise Sorgenkinder bedacht: Während die Verknüpfung der Hochgeschwindigkeitsnetze die Manager des konkursreifen Alstom-Konzerns erfreuen dürfte, schiebt Schröder die Finanzierung der teuren Windenergie - das Hätschelkind seines grünen Koalitionspartners - der Europäischen Investitionsbank zu. So werden lästige innenpolitische Probleme geschickt positiv umgedeutet und in eine hochtrabende europäische Wachstumsinitiative gepackt.

      Da ist es schon fast nebensächlich, ob und wie solche Finanzierungsoperationen über die EIB in die Defizitberechnung des Maastrichter Vertrags einfließen. Wegen der mangelnden Rentabilität wird sich voraussichtlich bei den meisten Projekten kein privater Kofinanzierer finden lassen, so dass die finanzielle Lasten voll auf die öffentliche Hand und damit auf die Staatsschulden in der Maastricht-Abgrenzung durchschlagen.

      Viel problematischer ist, dass es um die langfristige ökonomische Tragfähigkeit solcher schnell beschlossener Projekte erfahrungsgemäß nicht gut bestellt ist. Erst recht muss man an der konjunkturpolitischen Wirksamkeit solcher Pläne zweifeln: Die niedrigen Investionsvolumina beim Ausbau der transeuropäischen Netze, die der ehemalige Kommissionspräsident Jacques Delors einst als vorrangig durchgesetzt hatte, sind nicht zuletzt eine Konsequenz der unterschiedlichen politischen Prioritäten auf nationaler Ebene, was eine Umsetzung immer wieder verzögerte. Warum sollte dies bei Windenergie, TGV oder der Telematik heute anders sein?

      Ich kann nur hoffen, dass entweder die kleineren, stabilitätsbewussten Mitgliedstaaten der Europäischen Union diese Initiative zurechtstutzen oder - was wahrscheinlicher ist - sie sich wie alle ihre Vorgänger totläuft. Das wäre im Interesse der europäischen Steuerzahler und eines nachhaltigen Konjunkturaufschwungs.


      http://www.welt.de/data/2003/09/29/175188.html

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      Das Schulden, die in wirtschaftlich schlechten Zeiten gemacht wurden, dann in wirtschaftlich guten wieder abgebaut werden, ist eine weit verbreitete Binsenweisheit. Aber leider nur ein Märchen. :O
      Avatar
      schrieb am 29.09.03 13:24:08
      Beitrag Nr. 3.820 ()
      DGB macht sich stark für Ausbildungsabgabe

      Berlin - Der Streit um eine Abgabe für ausbildungsunwillige Unternehmen hat sich unmittelbar vor dem offiziellen Ende des Berufsberatungsjahres noch einmal zugespitzt. Sollten wie erwartet zum Monatsende zehntausende Jugendliche ohne Lehrstelle dastehen, müsse Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seine Drohung wahr machen und die Umlage sofort einführen, sagte DGB-Chef Michael Sommer der "Berliner Zeitung".

      Der DIHK wies die Forderung umgehend als "kontraproduktiv" zurück. Sommer betonte, die Entscheidung des Kanzlers müsse schnell kommen, damit wenigstens für das nächste Jahr die Weichen für mehr Lehrstellen gestellt würden. Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi schloss sich der Forderung an. "Der Oktober ist der späteste Zeitpunkt, um Entscheidungen zu treffen. Wenn die Zahlen auf dem Tisch liegen, kann man sofort tätig werden", sagte Verdi-Vizechef Frank Werneke. Schröder müsse jetzt Farbe bekennen. Angesichts des anhaltenden Lehrstellenmangels bereitet die Koalition nach Angaben der Grünen ein gemeinsames Modell für eine Ausbildungsumlage vor. Die Entscheidung darüber soll Fraktions-Vizechefin Thea Dückert zufolge nach dem gesetzlichen Bilanzstichtag 30. September erfolgen. Die Grünen wollen für Jugendliche ohne Lehrstelle eine "Stiftung betriebliche Bildungschance" ins Leben rufen, in die alle Betriebe einzahlen und mit der die Netto-Kosten der Ausbildung bezahlt werden. Wer mehr ausbilde, bekomme auch mehr Geld zurück, hieß es.
      ddp

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      Eine Ausbildungsplatzabgabe soll also die Lehrstellenmisere bereinigen. Wie soll das denn gehen. Einen Lehrling auszubilden kostet in 3 Jahren etwa 50.000€ (wenn ich das richtig im Kopp habe). Die Wirtschaftskraft der Azubi steht dazu in keinem Verhältnis.
      Die Abgabe könnte viele benutzen, um ihre Weste reinzuwaschen. Selbst das ist unnötig, wenn man einige Tricks anwendet.
      Man braucht nur eine offene Stelle an die Handelskammer melden, und leitet dann die eingehenden Bewerbungen direkt in den Mülleimer weiter. "Der Bewerber sei ungeeignet für diese Stelle", heißt das dann. Ab und zu lädt man auch einen ein, und schickt ihn wieder nach Hause. So spart man die Abgabe und braucht nicht auszubilden. So wird das gemacht. :O
      Avatar
      schrieb am 29.09.03 13:43:37
      Beitrag Nr. 3.821 ()
      Jobsuche - "Hilfe, ich bin Akademiker!"


      In den letzten 25 Jahren ist die Arbeitslosenquote unter Akademikern kontinuierlich angestiegen und eine Besserung ist nicht in Sicht: 2001 standen knapp fünf Prozent aller Absolventen auf der Strasse.

      Anders als bei jeder anderen Gruppe Arbeitssuchender gestaltet sich für Akademiker die Jobsuche als extrem schwierig. Die Arbeitsämter sind häufig damit überfordert, die Absolventen auf die richtigen Jobs zu vermitteln. Zu unklar sind Bezeichnungen, "Sinn und Unsinn" der Studiengänge und der "Wert" der Arbeitskraft. Direkte Bewerbungen bei Unternehmen vermitteln zwar dem Bewerber das Gefühl, etwas getan zu haben, dennoch sind auch diese Bemühungen eher selten von Erfolg gekrönt. Firmen, die Stellen ausschreiben, werden regelrecht überflutet von Bewerbungen. Die Personalchefs haben dann die Qual der zu großen Auswahl. Nicht selten bekommen Bewerber weder ein Feedback noch erhalten sie ihre Unterlagen zurück. Und auf Nachfragen der Bewerber wird zum Teil unfreundlich reagiert. Was bleibt, ist ein fahler Nachgeschmack und das Gefühl, es wieder einmal nicht geschafft zu haben.

      Das hat auch Kay Nöthen erlebt. Der 29-Jährige studierte Politische Wissenschaften in Bonn und sammelte erste Berufserfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Nun sucht er seit über einem Jahr einen Job. Nöthen stellt fest, dass sich vor allem die Struktur in den Unternehmen geändert hat: "Hat man früher noch Junior-Consultants eingestellt, so sucht man nun für diese Positionen Volontäre oder besser noch Praktikanten." Und noch etwas hat sich entscheidend geändert: "Die Behandlung von arbeitssuchenden, hochqualifizierten Akademikern lässt sich kritisieren. Der Arbeitgebermarkt ist hart und rauh und manchmal auch einfach unfair und unverschämt", so Nöthen.

      Jammern gilt nicht

      Zusammen mit anderen Betroffenen will er jetzt ein Buch über die Situation auf dem Akademiker-Arbeitsmarkt schreiben. Das soll aber keinesfalls ein trauriger Abgesang auf die schlechte Lage werden: "Wir haben trotz dieser schweren Zeit den Humor nicht verloren und wollen nun Geschichten erzählen, die uns passiert sind. Diese sind witzig, frech oder einfach nur unglaublich: Die unverschämteste Absage, das skurrile Bewerbungsgespräch, Ärger mit der Erstattung von Fahrtkosten", erklärt der angehende Autor sein Projekt mit dem Arbeitstitel "Hilfe, ich bin Akademiker!".

      Und was der PR-Experte mit seinem Buch bezwecken will, weiß er ganz genau: "Wir richten uns in erster Linie an Leidensgenossen, denen wir den Rücken stärken und ihnen zeigen wollen, dass sie nicht allein sind. Wir richten uns aber auch an Arbeitgeber und Institutionen, denen wir so den Spiegel vorhalten können. Dabei werden keine Rachegedanken oder niederen Instinkte bedient, denn auf die Nennung der Namen von Arbeitgebern werden wir verzichten."

      Ran an die Tasten!

      Um das Ganze zu realisieren, braucht Nöthen noch Unterstützung: "Ich suche noch arbeitslose Akademiker oder solche, die es mal waren und eine gute Geschichte zu erzählen haben. Das Buch soll ein Gemeinschaftsprojekt werden, jeder wird über alle Schritte bis zur Veröffentlichung voll informiert", erklärt der 29-jährige. Es gibt auch schon ein paar Verlage, die sich für "Hilfe, ich bin Akademiker!" interessieren. Die wollen aber erst einmal ein Konzept und Textbeispiele sehen. Darum gilt: "Es wird erst einmal gesammelt. Wie schnell das gehen wird, ist leider nicht zu sagen, das hängt von der Anzahl der Interessierten ab. Sollte dann ein adäquates Werk fertig sein, geht der konzeptionelle Vorschlag an die Verlage." Sein Appell an alle Interessierten lautet: Ran an die Tasten! Schreibt Euren Erlebnisbericht!"

      Katarina Rathert

      Meldung vom 26. Juli 2003

      http://www.stern.de/campus-karriere/uni/index.html?id=510865…
      Avatar
      schrieb am 29.09.03 18:59:31
      Beitrag Nr. 3.822 ()
      @ Harry #3814
      Das war doch ein Joke! ;)
      Avatar
      schrieb am 29.09.03 23:40:18
      Beitrag Nr. 3.823 ()
      Leute, macht Euch keine Sorgen um Aktienkurse, Arbeitslosigkeit, Renten und sonstige work-arounds.
      Die Wahrheit liegt im Yellowstone Nationalpark und wird uns irgendwann auf den Boden der nackten Realität zurückholen. Selbst Bush ist ein Nichts gegen das:


      A Monster Awakens?
      by Ian Gurney.

      Published in the UK Daily Express. 10th. September 2003.

      "In the heart of America lies a monster that could destroy life on earth."

      Part of America`s Yellowstone National Park was closed to visitors on July 23rd. this year and remains closed today due to high ground temperatures and increased thermal activity in the park. National Park Superintendent Suzanne Lewis said that "A portion of the Norris Geyser Basin on the west side of the park has been closed."*

      On August 7th. the United States Geological Survey (USGS) reported that scientists were planning to set up a temporary network of seismographs, Global Positioning System receivers and thermometers to monitor increasing hydrothermal activity in the Norris Geyser Basin and gauge the risk of a hydrothermal explosion.**

      On August 10th. the Denver Post reported that Liz Morgan, a U.S. Geological Survey research geologist had discovered a huge bulge underneath Yellowstone Lake that had risen 100 feet from the lake floor. The bulge is two thousand feet long and has the potential to explode at any time. Morgan was quoted as saying that "The inflated plain is a potential and serious hazard and possible precursor to a large hydrothermal explosion event."***

      Then, on August 24th. The University of Utah Seismograph Station reported that a magnitude 4.4 earthquake occurred just 9 miles southeast of the southern entrance to Yellowstone National Park. USGS scientists agreed that the earthquake was "uncommon" in that it was a very shallow earthquake, occuring just 0.3 miles below the surface.****

      Jacob Lowenstern, a researcher for the U.S. Geological Survey and scientist-in-charge of the Yellowstone Volcano Observatory said: "Our goal is to understand what`s driving this volcanic system, and are there indications it could be moving into a period of unrest?"*****

      This worrying situation was confirmed on September 8th. by Dr. Bruce Cornet, a geologist and paleobotanist with the USGS, who explained: "Steam pressure is apparently building again in Yellowstone, and hydrothermal fluids and steam are working their way up through fractures and vents. If more steam vents appear, that means a continuous pathway for pressure release has been established to the magma chamber. If that happens, the pressure in the magma chamber will continue to drop until it reaches a critical stage when the superheated water within the magma explodes. Unfortunately, as the steam venting subsides, there will be a false sense of security. People will think it was just another cyclical event, and the danger is over. But that will be the farthest from the truth. It will be the quiet before the storm."******

      Initially this should be of little or no consequence to anyone apart from those planning to visit Yellowstone.....................except for one thing. Lurking beneath Yellowstone National Park is one of the most destructive natural phenomena in the world - a massive supervolcano.

      Only a handful exist in the world but when one erupts the explosion will be heard around the globe. The sky will darken, black acid rain will fall, and the Earth will be plunged into the equivalent of a nuclear winter. It could push humanity to the brink of extinction.

      Volcanoes have always been a threat to humanity. The Tambora eruption in Indonesia in 1815 killed more than 90,000 people, while the Krakatau eruption in 1883, also in Indonesia, killed 36,000. The last supervolcano to erupt was Toba in Sumatra 74,000 years ago. It created a global catastrophe that dramatically affected life on Earth. Toba blasted so much ash and sulphur dioxide into the stratosphere that it blocked out the sun, causing the Earth`s temperature to plummet, and possibly reducing the population on Earth to just a few thousand people. For a long time scientists have known that volcanic ash can affect the global climate. The fine ash and sulphur dioxide blasted into the stratosphere reflects solar radiation back into space and stops sunlight reaching the planet. Temperatures drop dramatically and nothing grows, causing mass starvation.

      Bill McGuire, professor of geohazards at the Benfield Greig Hazard Research Centre at University College London, says that America`s Yellowstone Park is one of the largest and most dangerous supervolcanoes in the world. "The Yellowstone volcano can be likened to a sleeping dragon," says Professor McGuire, "whose slow breathing brings repeated swelling and sinking of the Earth`s crust in northern Wyoming and southern Montana."

      Professor McGuire went on to explain that: "Many supervolcanoes are not typical hill-shaped structures but huge, collapsed craters called "calderas" that are filled with hot magma and are harder to detect. The Yellowstone supervolcano was detected in the Sixties when infra-red satellite photographs revealed a magma-filled caldera 85km long and 45km wide. It has been on a regular eruption cycle of 600,000 years. The last eruption was 640,000 years ago, so the next is long overdue."

      Volcanologists have been tracking the movement of magma under the park and have calculated that in parts of Yellowstone the ground has risen over seventy centimetres, almost two and a half feet, since 1923, indicating a massive swelling underneath the park.

      "The impact of a Yellowstone eruption is terrifying to comprehend." says Professor McGuire. "Magma would be flung 50 kilometres into the atmosphere. Within a thousand kilometres virtually all life would be killed by falling ash, lava flows and the sheer explosive force of the eruption. One thousand cubic kilometres of lava would pour out of the volcano, enough to coat the whole of the USA with a layer 5 inches thick. The explosion would be the loudest noise heard by man for 75,000 years."

      The long-term effects would be even more devastating. The thousands of cubic kilometres of ash that would shoot into the atmosphere would block out light from the sun, making global temperatures collapse. This is called a nuclear winter. A large percentage of the world`s plant life would be killed by the ash and the drop in temperature. The resulting change in the world`s climate would devastate the planet, and scientists know that another eruption is due - they just don`t know when.

      Michael Rampino, a geologist at New York University, quoted in a BBC Horizon documentary on Supervolcanoes******* three years ago explained: "It`s difficult to conceive of an eruption this big. It`s really not a question of if it`ll go off, it`s a question of when, because sooner or later one of these large super eruptions will happen."

      Professor McGuire says "There`s nowhere to hide from the effects of a supervolcano. One day - perhaps tomorrow, perhaps in fifty years, perhaps in 10,000 - it will erupt; once again wreaking devastation across the North American continent and bringing the bitter cold of Volcanic Winter to Planet Earth. Mankind may become extinct."

      So the rumblings currently going on underneath Yellowstone should be a warning not just to those who plan to visit the National Park, but to the whole world. If the increased thermal activity is the precursor to an eruption event, we may well be on the brink of the biggest catastrophe the modern world has ever witnessed.
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 18:00:24
      Beitrag Nr. 3.824 ()
      @Falschspieler

      Weiß ich doch......:) ;)


      ....................



      US-KONJUNKTURDATEN

      Konsumentenvertrauen bricht ein, Börsen stürzen ab

      Das Vertrauen der US-Verbraucher in die Wirtschaft ihres Landes ist im September auf den tiefsten Stand seit dem Irak-Krieg gefallen. Die Märkte reagieren mit Panik, der Dax verlor zeitweilig bis zu 3,6 Prozent.


      Börsenhändler: Von den schlechten Zahlen kalt erwischt

      Chicago/New York - Der vom privaten Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Index fiel auf 76,8 von revidiert 81,7 Punkten im August, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit dem Ende des Kriegs gegen den Irak. Analysten hatten den Index demgegenüber im Schnitt mit 81,8 Punkten erwartet.
      Der Verbrauchervertrauensindex gilt als wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung der Konsumausgaben, die rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmachen.

      Auch der am Dienstag veröffentlichte Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe ist im September überraschend deutlich gefallen. Der Index sei von 58,9 Punkten im Juli auf nur noch 51,2 Punkte gesunken, teilte die regionale Einkaufsmanagervereinigung von Chicago mit. Volkswirte hatten im Durchschnitt 57,7 Punkte erwartet. Indexstände über 50 Punkten signalisieren eine Expansion des Sektors.

      Die Börsen beiderseits des Atlantiks und der Dollar reagierten mit hohen Kursverlusten auf die deutlich schwächer als erwartet ausgefallenen Daten. Der Dax verlor zwischenzeitlich 3,6 Prozent auf 3208 Punkte. Der amerikanische Standard & Poor`s 500 lag 1,3 Prozent bei 992 Punkten im Minus. Der Nasdaq Composite gab um zwei Prozent auf 1787 Punkte nach.



      H_S:D :D :D
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 18:25:05
      Beitrag Nr. 3.825 ()
      STEUERVERSCHWENDUNG - Turmbau zu Scharbeutz


      Von Martin Scheele

      Naddels Auftritt treibt ein Museum in die Schulden, die Bundeswehr zieht schwarz einen Party-Pavillon hoch: 110 weitere Fälle öffentlicher Verschwendung prangert der Bund der Steuerzahler in seinem neuen "Schwarzbuch" an. Die spektakulären Schildbürgerstreiche sind an Absurdität nicht zu überbieten.


      Berlin - Immer wieder klagen Vertreter von Kommunen, Gemeinden, Städten und Ländern über die Finanznot ihrer Haushalte. Keine Frage, die Lage ist ernst: Die Schulden der öffentlichen Haushalte sind innerhalb eines Jahres um 5,1 Prozent gestiegen. Der Schuldenberg von Bund, Ländern und Gemeinden wuchs bis zur Jahresmitte auf 1,2859 Billionen Euro.

      Doch auch im vergangenen Jahr haben die Gebietskörperschaften wieder Geld für absurde Anschaffungen und Investitionen ausgegeben und völlig überteuerte Projekte bezahlt. Davon berichtet das neue "Schwarzbuch", das der Bund der Steuerzahler (BdS) am Dienstag in Berlin vorstellte.

      Bei einem wirtschaftlichen Umgang mit Steuergeldern könnten Bund, Länder und Gemeinden fünf Prozent aller Ausgaben oder 30 Milliarden Euro im Jahr einsparen, sagte Verbandspräsident Karl Heinz Däke.

      Däke erneuerte im Rahmen der Pressekonferenz seine Forderung, einen Straftatbestand der "Amtsuntreue" einzuführen. Denn selbst wenn Rechnungshöfe Missmanagement und Steuerverschwendung nachweisen, so der Verbandspräsident, habe das selten Folgen für die Staatsdiener.


      Einige Beispiele:


      Das städtische Museum in Hildesheim wollte sich mit der Ausstellung "Napoleon Bonaparte - Zar Alexander I., Epoche zweier Kaiser" ganz groß präsentieren. Doch die vom Steuerzahler mit 1,6 Millionen Euro finanzierte Exposition machte 600.000 Euro Verlust. Einer der Gründe: Zur Auftaktveranstaltung am 4. Oktober 2002 hatte das Museum zu einer Luxusgala mit Gästen wie Nadja Abd el Farrag,:cry: kurz "Naddel", und Winnetou-Darsteller Pierre Brice eingeladen. Allein das Büfett für die 300 Gäste kostete über 34.000 Euro.

      Einen beachtlichen Anteil an der Steuerverschwendung im Jahr 2002 hat das Projekt Lärmschutztunnel der Autobahn 3 zwischen den Abfahrten Aschaffenburg-Ost und Hösbach geliefert. Die beiden Lärmschutzwände rechts und links der Piste wurden mit einem transparenten Dach versehen, "obwohl Lärmschutzwände ausgereicht hätten", wie Däke urteilte. Der Ausbau des Teilstücks insgesamt kostete den Bund Däke zufolge 113,5 Millionen Euro.

      Ein Kommandant der Bundeswehr im hessischen Schwarzenborn wollte mit seinen Kameraden mal so richtig feiern. Dazu ließ er auf dem Truppenübungsplatz einen Party-Pavillon bauen, "für dienstliche Veranstaltungen geselliger Art". Das Material des Schwarzbaus kostete allein 7600 Euro, 960 Arbeitsstunden kamen zusammen.

      7,6 Millionen Euro hat das aufwändig restaurierte Rathaus von Scharbeutz (Schleswig-Holstein) gekostet. Äußeres Zeichen des Größenwahns: ein sechsstöckiger Turm, der ohne Funktion "einfach nur so dasteht". Die Gemeinde an der Ostsee hat über zehn Millionen Euro Schulden angehäuft. Allein der Bau des Turms hat 150.000 Euro verschlungen. Er soll "den Mittelpunkt der Gemeinde symbolisieren" rechtfertigt sich der Bürgermeister.

      Ein Zentrum für therapeutisches Reiten für Europa und über Europa hinaus sollte im hessischen Freiensteinau (Vogelsbergkreis) etabliert werden. 2,4 Millionen Euro sollte das Projekt kosten, doch keiner kümmerte sich darum, wie der Betrieb der Anlage funktionieren sollte. Beteiligt an dem Projekt war mit 51 Prozent die Gemeinde, mit 49 Prozent eine Interessengemeinschaft. Das Problem: Es gab keine schriftlich festgelegten Leistungen der Interessengemeinschaft. Im Endeffekt brachte sie nur einen Bruchteil der GmbH-Stammanteile ein und zog sich dann sogar zurück. Letztendlich musste die GmbH Insolvenz anmelden, weil das fehlende Geld nicht aufgebracht werden konnte und die Auslastung zu gering war.

      Tatort Verl im Kreis Gütersloh: Auch hier machte sich das "süße" Gift der Subventionitis breit. 39 Bushaltestellen wurde modernisiert - mit beleuchteten Wartehäuschen und Fahrradständern ausgestattet. Um in den Genuss der 90-prozentigen Landesförderung zu kommen, mussten die Gemeinden einen Mindeststandard einhalten und so zum Beispiel Radständer nehmen, ungeachtet, ob jemals ein Radfahrer an diesen Haltestellen auf den Bus umsteigt. Bei vielen dieser Bushaltestellen sei dies fraglich, so der Bund der Steuerzahler. Rund 9000 Euro kosteten die Luxus-Haltestellen.

      Multimedial, anschaulich und themenorientiert sollen die Besucher ab diesem Herbst die Ausstellungen im Rheinischen Landesmuseum in Bonn erleben. Das lassen sich der Bund, das Land und die Stadt einiges kosten: Erst waren 38 Millionen Euro veranschlagt, dann 50, dann 60, dann 77 Millionen Euro. Die Ursachen der Kostenexplosion waren vielfältig: Die erste Kostenschätzung war auf die Schnelle gemacht, um noch in den Genuss einer zeitlich begrenzten Ausgleichsförderung zu kommen, dann wechselte die Museumsleitung, die neue hatte andere Ansprüche, dann wurden die Auflagen beim Brandschutz verschärft.

      Mit einer schwebenden Variante des roten Teppichs werden die Besucher des Dortmunder Konzerthauses empfangen. Verlassen die Musikliebhaber das nahe liegende Parkhaus, schreiten sie unter einem 90 Meter langen Glasdach bis zum Eingang der so genannten Konzerthauspassage. Die Dortmunder Steuerzahler bleiben allerdings im Regen stehen, denn die 51 Tonnen Stahlkonstruktion mit ihrer 370 Quadratmeter Glasfläche und eingebauter Beleuchtung hat rund 400.000 Euro gekostet. Ein extrem teurer Ersatz für Regenschirme, findet der Bund der Steuerzahler.

      Die Fortbildungsmaßnahme für Lehrer stand unter dem akademischen Titel "Tourismus im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie - Entwicklung eines nachhaltigen Umweltkonzeptes am Beispiel des Tui-Umwelt-Iberotels Sarigerme Park". In Wirklichkeit war es eine - mehr oder weniger - Vergnügungsreise für Beamte in die Türkei. Die sieben niedersächsischen Lehrer und eine Lehrkraft aus Mecklenburg-Vorpommern bekamen hohen Freizeitwert geboten. Von den Gesamtkosten in Höhe von 4632 übernahm das Land 3288 Euro. Des Weiteren schlugen die entfallenden Unterrichtstunden mit etwa 8000 Euro zu Buche. Gegen drei beteiligte Staatsdiener wurden disziplinarrechtliche Schritte eingeleitet.

      Eine gute Nachricht zum Schluss: Der "Osnabrücker Kanalbrücken-Skandal", der sich über Jahre hinzog, scheint vorerst zu Ende. Für 1,35 Millionen Euro war eine Brücke über einen Stichkanal gebaut worden. Das Problem: In geringer Entfernung existierten bereits zwei Überquerungsmöglichkeiten für die wenigen Landwirte. Außerdem war die neue Brücke auf Grund veralteter gesetzlicher Bestimmungen zu schmal gebaut worden und damit für größere Landwirtschaftsmaschinen unpassierbar. Eigentlich sollte eine weitere Brücke für rund 1,4 Millionen Euro gebaut werden, doch der Protest ließ nicht lange auf sich warten, und das Ministerium stampfte die Pläne wieder ein.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,267842,00.html
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 19:02:15
      Beitrag Nr. 3.826 ()
      DAX und Dollar

      von Michael Vaupel

      Meine Urlaubsvertretung für Jochen Steffens geht langsam dem Ende zu. Doch heute war es an den deutschen Börsen – und am Devisenmarkt – noch einmal richtig spannend. Als ich vor US-Börseneröffnung einige Minuten wegging, und die Monitore Monitore sein ließ, staunte ich bei meiner Rückkehr nicht schlecht: Der Dax, bis dahin nur minimal im Minus, war innerhalb weniger Minuten richtig durchgesackt, auf ein Minus von 3,0 %. Der TecDax, vorher rund 1,5 % im Plus, war auf die Null-Linie zurückgekommen. Ich war über diese Entwicklung erfreut – schließlich hatte ich erst am Montag einen Put-Optionsschein auf ThyssenKrupp empfohlen, und diese Position lag nun schon solide im Plus (die ThyssenKrupp-Aktie verlor heute nach einem minimalen Anstieg zu Handelsbeginn nahezu kontinuierlich an Wert – zumindest bis 16:30 Uhr, als ich diese Zeilen geschrieben habe). Aber was war der Grund für diesen Durchsacker beim Dax? Natürlich war die schwächere US-Börseneröffnung dafür verantwortlich. Richtig marktbewegende News hatte es nicht gegeben. Aber wieder einmal schwammen die deutschen Börsen im Fahrwasser von Dow Jones und Nasdaq. Daran hat sich also immer noch nichts geändert. Eine Schlussfolgerung sollten Sie daraus ziehen:
      Es reicht nicht, die Aussichten für die Unternehmen des DAX zu analysieren – letztlich kann der "große Bruder" einen Strich durch die Rechnung (Kursgewinne) machen, auch wenn die Analyse der DAX-Unternehmen selbst eigentlich verhalten optimistisch ausfällt. Nicht die Fundamentals hierzulande machen die Kurse, sondern die Entwicklung der US-Börsen.
      Das gilt in noch viel stärkerem Ausmaß für die Entwicklung des Währungspaares EURO/DOLLAR. Hier bestimmt der Dollar, wohin die Reise hingeht. Das heißt, wenn die Fundamentals für den Dollar schlecht aussehen, dann fällt er gegenüber dem Euro, auch wenn es beim Euro ebenfalls schlecht aussieht. Das gilt natürlich auch im umgekehrten Fall. Diese Erkenntnis setze ich seit Monaten in bare Münze um: Denn dass die Fundamentals für den Dollar mehr als schlecht sind, das ist offensichtlich. EUR/US$ Powercalls sind deshalb seit Monaten mein bevorzugtes Anlageinstrument. Das sind speziell konstruierte Scheine, von denen die Scheine, die ich auswähle, bereits dann im Kurs zulegen, wenn der Euro sein Niveau nur halten kann. Diese Scheine generieren deshalb einen kontinuierlichen ZEITWERTGEWINN (im Zeitablauf steigt der Kurs, wenn sich sonst überhaupt nichts ändert), keinen Zeitwertverlust, wie die meisten konventionellen Optionsscheine. Trotz des spekulativ klingenden Namens "Powercall" sind einige dieser Scheine deshalb eher konservative Anlageinstrumente. Doch ich schweife ab – zurück zum Dollarkurs.
      Oder genauer gesagt, zum Eurokurs, in Dollar. Denn ein Eurokurs von 1,16 bedeutet, dass für einen Euro 1,16 Dollar gezahlt werden müssen. Der Dollar lebt vom Vertrauen, das die Welt in ihn hat. Insbesondere die asiatischen Notenbanken horten täglich mehr von diesem grünen Papier. Denn letztlich ist es nur Papier – eine Golddeckung gibt es schon lange nicht mehr. Gestern im späten Handel verkauften einige größere Adressen, und es kam ein wenig Panikstimmung auf. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff – das konnte man fast denken, angesichts der heutigen Kursentwicklung beim Dollar. Es ging kontinuierlich abwärts für den Dollar, d.h. aufwärts für den Euro. Nach Kursen von gut 1,14 gestern konnte man eben schon Kurse von über 1,17 sehen. Es bleibt spannend!


      70 % der weltweiten Ersparnisse für die USA

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      Man braucht 70 % der Ersparnisse der gesamten Welt, nur um die Amerikaner auf dem gleichen Niveau zu halten. Niemals zuvor in der Geschichte sind so viele Kredite und soviel Geld notwendig gewesen, um so ein missgebürtiges System zu unterstützen.

      Sehen Sie sich nur die Schlagzeilen an. Die erste, die Ihnen auffällt, könnte diese sein:

      "Das US-Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal ist nach oben revidiert worden ..." Laut den neuen Zahlen ist das amerikanische BIP in diesem Zeitraum um 3,3 % gewachsen. Natürlich, liebe(r) Leser(in), wissen wir, dass diese Zahlen lügen.

      Die Immobilienpreise – der größte Einzelposten unter den Ausgaben der Konsumenten – steigen um fast 10 % pro Jahr. Aber die Statistiker der Regierung geben die Inflationsrate mit nur 0,4 % an.

      Was für eine herrliche, imaginäre kleine Welt sie beschreiben!

      Die Hausbesitzer ziehen den Wertzuwachs, der der Inflation zu verdanken ist, aus ihren Häusern (indem sie ihre Hypotheken erhöhen) und geben den Betrag aus. Wenn Sie einen Computer kaufen, dann wird jeder Dollar, den sie ausgeben, durch statistische Tricksereien um 600 % aufgewertet, als "Qualitätsverbesserung". Das ist tatsächlich so! IT-Ausgaben gehen mit dem Mehrfachen ihres tatsächlichen Betrages in das US-Bruttoinlandsprodukt ein.

      Dank all dieser fiktionalen Ausgaben sieht es so aus, als ob es einen Boom geben würde. Und die Inflation? Die Zahlentrickser scheinen nicht zu bemerken, dass der gesamte hoffnungslose Boom auf die Inflation am Immobilienmarkt zurückzuführen is. Aber niemand beschwert sich, wenn der Wert seines Hauses steigt. Stattdessen genießt er glücklich den scheinbaren Boom – bis er seinen Job verliert.

      Hier sind die Schlagzeilen, die eine andere Geschichte erzählen:

      "Der durchschnittliche Hauspreis in Kalifornien ist auf ein neues Hoch gestiegen."

      "Starke Konsumausgaben"

      Aber ...

      "Die US-Einkommen fielen, die Armut stieg in 2002 ..." (mein Kollege Addison wird darüber mehr schreiben, siehe unten ..."

      "134.000 verlorene Jobs im August – Massenentlassungen."

      "Die Nachsteuergewinne fielen im zweiten Quartal um 5 %."

      Die Konsumenten konsumieren weiter ... dank der steigenden Immobilienpreise, dank niedrigen Konsumgüterpreisen und leichten Krediten. Aber die Unternehmensgewinne fallen. Natürlich müssen die Unternehmen da Arbeiter entlassen.

      Wie können sich Leute mit niedrigeren Einkommen und weniger Jobs weiterhin den größten Teil der Ersparnisse der Welt leihen? Gute Frage. Und zwei weitere: Warum verleihen die Gläubiger weiter Geld ... und wann werden sie damit aufhören?

      Ich warte darauf, es herauszufinden.

      Jetzt aber zu meinem Kollegen Addison:


      Wen kümmert das schon?

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin, am Schreibtisch gegenüber von Bill Bonner ...

      "Trotz der Auswirkungen des wirtschaftlichen Abschwungs und der Rezession", so der Republikaner Jim Saxton in der Washington Post am Wochenende, "der Terrorattacken und der Kriege ( ...) sind die Einkommen der privaten Haushalte nicht gefallen." Exzellent ... großartige Neuigkeiten. Die Einkommen der Haushalte sind nicht gefallen!

      Laut einem Bericht des U.S. Census Bureau vom letzten Freitag ist der Median der Einkommen der US-Haushalte das dritte Jahr in Folge zurückgegangen. Fast 1,7 Millionen Menschen in den USA sind in die "Armut" gefallen ... und rund 2,7 Millionen Jobs im produzierenden Gewerbe wurden abgebaut. Wer hat nun Recht? Aber wen kümmert das eigentlich? Und zwar wirklich?!

      Die Idee, dass die Wirtschaft steigende Einkommen produziert, ist seit mehreren Dekaden ein großer Betrug. Wie Bill Bonner und ich in unserem neuen Buch betonen (auf den Seiten 206 bis 209 der englischsprachigen Version) hat der Medien der Familieneinkommen in den 1980ern und 1990ern stagniert. Für Männer fiel er ... und die durchschnittliche Familie musste jede Woche länger arbeiten, nur um das gleiche Essen auf dem Tisch zu haben. So brachte ein amerikanischer Mann zum Beispiel im Jahr 1979 durchschnittlich 677 Dollar pro Woche nach Hause. Im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt des "Booms" 21 Jahre später, verdiente er 33 Dollar weniger pro Woche.

      Ohne Ersparnisse kann es keine realen Investitionen geben – denn es gibt nichts zu investieren. Stattdessen gibt es nur scheinbare Investitionen, für die mit Krediten bezahlt wird. Ohne reale Investitionen in gewinnbringende neue Maschinen, neue Fabriken und Ausrüstungen haben die Leute keine hochwertigen neuen Jobs geschaffen. Die Löhne können nicht steigen, weil die Unternehmen nicht wirklich mehr und bessere Güter und Dienstleistungen produzieren. Die Leute sind gezwungen, länger zu arbeiten und sich mehr zu verschulden, während ihre Aktien- und Immobilieninvestments im Wert steigen. Das gibt ihnen die Illusion von finanziellem Fortschritt.

      Sobald jeder denkt, dass alle reich werden ... in einem sich selbst verstärkendem Teufelskreis ... werden diese Leute ermutigt, mehr und mehr Schulden aufzunehmen, Geld auszugeben und zu konsumieren, bis die gesamte Wirtschaft aus dem Ruder läuft. Ein Artikel von CNNMoney hat gestern die Schwere dieses Problems bestätigt – zumindest für mich. "Die Verpflichtungen der Haushalte sind seit dem Beginn der Rezession in der gesamten Nation um 24 % gestiegen – das sind 10 Prozentpunkte mehr als während der letzten Rezession 1991", so der Artikel, indem er Economy.com zitiert.

      Aber mit seinen Nachbarn mitzuhalten, kann in den USA ziemlich teuer werden. Der durchschnittliche Konsumentenhaushalt in den USA hat laut CNNMoney insgesamt 8940 Dollar an Kreditkartenschulden, und dieser durchschnittliche Haushalt hat 16,7 Karten! Und der durchschnittliche Hausbesitzer hat für sein Haus Schulden von insgesamt 120.000 Dollar aufgenommen. Der durchschnittliche Kredit für Autokäufe hat die Marke von 20.000 Dollar überschritten (von der Verschuldung für die Ausbildung noch ganz zu schweigen). Wie ich gelegentlich im Investor`s Daily betont habe, ist der Anteil der persönlichen Schulden am Bruttoinlandsprodukt seit 1982 stetig gestiegen – auf mehr als 70 % Mitte 2002.

      Aber für Politiker sind Berichte wie der vom U.S. Census Bureau (der sagt, dass eine Volkswirtschaft mit hohen Konsumausgaben und niedrigen Ersparnissen in der Realität unhaltbar ist) nur ärgerliche Störungen, die man wegerklären muss ... Nun, zumindest haben wir uns daran gewöhnt, oder? Schließlich stehen wir vor einem neuen Wahljahr in den USA. Aber wen kümmert das schon? Und zwar wirklich?!


      Das smarte Geld verkauft Aktien

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      *** Das wirkliche Investmentrisiko kommt daher, dass man nicht weiß, was man tut, so Warren Buffett.

      Die Aktienverkäufe der Unternehmensinsider haben Rekordwerte erreicht. Das "smarte Geld" benutzt die Rally, um die eigenen jämmerlichsten Investments loszuwerden. Und die Outsider haben diese Aktien gekauft.

      "Bullenmarkt 2003: Je schlechter die Gesellschaft, desto besser die Aktie", so Floyd Norris in der New York Times. Genau in dem Moment, wo das smarte Geld seine Fehler loswird, nimmt das dumme Geld diese Aktien mit so einem Enthusiasmus auf, dass sich die Insider wahrscheinlich fragen, ob sie ihre Aktien nicht doch lieber hätten behalten sollten.

      Die Kleinanleger wissen selten, was sie tun. Aber heute scheinen sie besonders anfällig für Unfälle zu sein, da sie zu einem besonders gefährlichen Zeitpunkt in den Aktienmarkt rasen. Der Boden ist rutschig, wegen der hohen Kurse. Gewinne fallen von der Decke. Und die gesamte Struktur ist so angefüllt mit gasförmigen Krediten, dass alles jederzeit in die Luft fliegen kann.

      *** Oh là là ... unser Buch verkauft sich gut ... es ist auf die Bestseller-Listen der New York Times und des Wall Street Journal gekommen. Natürlich ist es eine Neuerscheinung (die englischsprachige Version, leider keine deutschsprachige Version), die noch gar nicht ausgeliefert wurde ... das heißt, wenn die Leute ihre Bücher bekommen, werden die Verkäufe sicherlich zurückgehen. Und ich warne potenzielle Leser: Es ist ein Buch über moralische Philosophie, das in der Kategorie der Investmentratgeber verkauft wird.

      Addsion hat mir gesagt, dass die Online-Verkäufe unseres Buches so gut laufen, dass bn.com (Barnes and Noble) der Nachschub ausgegangen ist. Deshalb hat Addision Käufer zu Amazon verwiesen. Sie wissen vielleicht, dass ich mich hier im Investor`s Daily gelegentlich über Amazon lustig gemacht habe, und dass ich betont habe, dass die Aktie der Gesellschaft ein schwachsinniges Investment sei ... und dass der Vorstandsvorsitzende Jeff Bezos von dem, was er tut, keine Ahnung zu haben scheint ... außer dass er es gut schafft, die Investoren von ihrem Geld zu trennen. Nun, jetzt, wo Amazon UNSER Buch verkauft, bin ich gezwungen, meine Einschätzung zu Amazon zu überdenken: Großartige Gesellschaft. Großartige Aktie. Ich liebe diesen Bezos.

      *** Die einzige Person, von de rich weiß, dass sie unser Buch gelesen hat, ist meine Mutter.

      "Ich habe jedes Wort gelesen", berichtete sie am Wochenende. "Ich denke, es war exzellent. Sehr gut geschrieben. Ich hoffe nur, dass ihr nicht verklagt werdet."

      "Von wem?"

      "Von all diesen Leuten, die ihr Trottel und Schwachsinnige nennt. Sie mögen schwachsinnig sein. Aber sie haben kluge Rechtsanwälte."


      Es gibt nichts umsonst

      vom "Mogambo Guru" – nicht ganz ernst gemeint

      Die Fed hat sich getroffen und entschieden, dass die Zinsen so niedrig bleiben, wie sie es nur einmal im Leben ist. Geld ist billig verfügbar, fürs Investieren und Kaufen von all diesen wunderbaren Gütern. Und wenn ich billig sage, dann meine ich BILLIG! Die kurzfristigen Zinssätze liegen in den USA schon unter der Inflationsrate, was real negative Zinssätze bedeutet. Wow!

      Geld anzubieten, zu Zinssätzen, die niedriger sind als die Inflationsrate, ist sozusagen ein Geschenk der Fed. Aber klug wie Sie sind, realisieren Sie sicherlich, dass es nichts umsonst gibt. Irgendjemand zahlt die Zeche. In diesem Fall sind es die Leute, die zu den niedrigen Zinssätzen Geld verleihen. Wenn sie Geld verleihen, zu Zinssätzen, die unter der Inflationsrate liegen, dann verlieren sie damit Kaufkraft – die sie fremden Leuten leihen!

      Und es wird natürlich einen Preis geben, der gezahlt werden muss. Denn es gibt immer einen Preis zu zahlen. Denn – wie Sie immer wieder gehört haben, erst im vorigen Abschnitt: Es gibt nichts umsonst. Auch wenn die Fed so tut, als ob das der Fall wäre.

      Und die Leute, die gezwungen sind, ihr Geld zu diesen historisch tiefen Zinsen zu verleihen, werden ihr Geld eines Tages zurückerhalten, darauf können Sie wetten. Diese Leute machen bereits Pläne, was sie mit diesem Geld machen werden. Vielleicht etwas unkonventionelles.

      Der Ausdruck "unkonventionell" kommt von Ben Bernanke, der ein offiziell ernannter Fed-Gouverneur ist, gegen meinen Rat. Obwohl – um ehrlich zu sein – mein Rat dieser war: Die ganze Fed-Clique zusammenzutrommeln und sie dann in die Wälder zu vertreiben, dann ihr Gebäude und alles darin zu verbrennen, bis auf den Boden, und dann die Asche zu verteilen.

      Aber wenn Ben Bernanke schon "unkonventionelle" Methoden bei der Fed einführen will, dann verlange ich dieselben Rechte wie die Fed! Ich verlange das Richt, unkonventionelle Akte durchführen zu können und damit durchzukommen!

      Die Fed nimmt uns ohne unsere Erlaubnis unsere wertvollen Dollar weg und gibt uns billigere! Da könnte ich auch einen unkonventionellen Plan starten, zum Beispiel ins Haus meines Nachbarn schleichen, mit einem langen Verlängerungskabel, und dann meinen Strombedarf durch ihn decken!

      Natürlich würde ich zu Beginn jedes Monats zu ihm gehen und ihm, sagen wir einmal, 10 Dollar geben. Ich weiß – und Sie wissen –, dass mein Stromverbrauch sehr viel höher ist als das. Aber das ist auch eine unkonventionelle Methode!


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      Avatar
      schrieb am 01.10.03 10:11:55
      Beitrag Nr. 3.827 ()
      Einzelhandelsumsatz im August 2003: - 4,7% zum August 2002


      WIESBADEN - Wie das Statistische Bundesamt anhand erster vorlaeufiger Ergebnisse aus sieben Bundeslaendern mitteilt,setzte der Einzelhandel in Deutschland im August 2003 nominal (in jeweiligen Preisen) 4,7% und real (in konstanten Preisen) 4,9% weniger um als im August 2002. Die sieben Bundeslaender repraesentieren rund 84% des Gesamtumsatzes im deutschen Einzelhandel. Der August 2003 hatte mit 26 Verkaufstagen einen Verkaufstag weniger als der August 2002. Ausserdem fielen in diesem Jahr die Schulferien in allen Bundeslaendern, in den bevoelkerungsreichsten sogar in vollem Umfang, in den August hinein. Nach Kalender- und Saisonbereinigung der Daten (Berliner Verfahren 4 - BV 4) wurde im Vergleich zum Juli 2003 nominal 0,3% und real 0,2% weniger abgesetzt.


      In den ersten acht Monaten des Jahres 2003 wurde nominal 0,9% und real 0,8% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum umgesetzt.

      Im Einzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getraenken und Tabakwaren wurde im August 2003 nominal 1,6% und real 2,4% weniger als im Vorjahresmonat
      abgesetzt. Die Lebensmittelgeschaefte mit einem breiten Sortiment (Supermaerkte, SB-Warenhaeuser und Verbrauchermaerkte) schnitten dabei unguenstiger ab (nominal - 1,7%, real - 2,4%) als der Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln - dazu gehoeren z.B. die Getraenkemaerkte und Fischgeschaefte - (nominal - 0,3%, real - 1,7%).

      Im Einzelhandels mit Nicht-Nahrungsmitteln (dazu gehoert der Einzelhandel mit Gebrauchs- und Verbrauchsguetern) sanken die Umsaetze(im August 2003 in noch hoeherem Umfang, naemlich um nominal 7,2% und, real 6,7%. In allen Branchen wurden nominal und real niedrigere Umsaetze als im Vorjahresmonat erzielt: Im Einzelhandel mit kosmetischen, pharmazeutischen und medizinischen Produkten sowie in den Apotheken (nominal - 1,1%, real - 0,3%), im sonstigen Einzelhandel mit Waren verschiedener Art, zu dem die Waren- und Kaufhaeuser gehoeren (nominal - 3,3%, real - 3,0%), im Facheinzelhandel mit Hausrat, Bau- und Heimwerkerbedarf (nominal und real jeweils - 4,3%), im sonstigen Facheinzelhandel (z.B. Buecher, Zeitschriften, Schmuck, Sportartikel) (nominal - 8,3%, real - 7,0%, im Facheinzelhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen (nominal - 12,5%, real - 11,5%) und im Versandhandel (nominal - 12,6%, real - 12,0%).

      Die Pressemitteilung, incl. Tabelle, ist auch im Internet-Angebot
      des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2003/p3970171.htmzu finden.

      Verbreitung mit Quellenangabe erwuenscht.
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      http://www.destatis.de
      Avatar
      schrieb am 02.10.03 04:57:26
      Beitrag Nr. 3.828 ()
      Die deutsche Wirtschaft und damit auch die Indizes könnten steigen, ja, wenn man sich mal an den Wahnsinn "Subventionen" rantrauen würde, um so die Steuerzahler zu entlasten und um so das Einkommen der Konsumenten wieder auf eine vernünftigere, effektivere Art und Weise in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen.......


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      Das süße Gift der Subvention



      BMW-Ansiedlung in Leipzig: 363 Millionen Euro

      "Ohne Strukturfördermaßnahmen hätte sich unsere Investition in Leipzig betriebswirtschaftlich nicht gerechnet."

      BMW investiert in die neue Fabrik in Leipzig etwa 1,2 Milliarden Euro. Von März 2005 an sollen hier 5000 Beschäftigte jeden Tag 650 Autos der Dreier-Serie bauen. 30 Prozent der Investition stammen aber aus öffentlichen Kassen, obwohl BMW eigentlich genug Geld hätte: Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Rekordgewinn von 615 Millionen Euro. BMW-Sprecher Hubert Bergmann rechtfertigt die Subventionen mit Standortnachteilen Leipzigs. Tatsächlich wären die Löhne im tschechischen Kolin niedriger gewesen, aber dafür die Kosten für Transport und Qualifizierung höher. Sie entschieden sich für Leipzig und die höchstmöglichen Subventionen. "Die Wirtschaftspolitik in unserem Land ist leider so schizophren, dass der Staat das, was er den Unternehmern an Steuern und Abgaben aus der Tasche zieht, an anderer Stelle wieder reinstecken muss, um als Standort international wettbewerbsfähig zu sein", sagt Detlef Schubert, Dezernent für Wirtschaftsförderung in Leipzig. Für die Stadt lohne sich die Ansiedlung.



      Sein halbes Leben hat Alfred Boss hingegeben im Kampf gegen das deutsche Subventionswesen. Von seinem Zimmer im Kieler Institut für Weltwirtschaft hat der Ökonom manchmal melancholisch auf die Förde geguckt und große Schiffe gezählt - bis ihm einfiel, dass die deutschen Reeder mit der Tonnagebesteuerung ja auch eine schöne Vergünstigung erhalten. Damit war er dann meistens auch schon wieder bei der Arbeit. Boss verzeichnet in seiner "Kieler Liste" jede Beihilfe, jedes Stützungsprogramm, jeden Fördertopf. Er ist der Einzige, der noch den Überblick hat. Zählt er alle Staatshilfen zusammen, kommt er auf die unfassbare Summe von 156 Milliarden Euro. "Aber so richtig aufregen wollte sich darüber keiner", sagt der Forscher.

      Nur einmal rief Hans Eichel an und wollte wissen, wie das geht: 156 Milliarden - seine Leute kämen nur auf 57,8. Boss erklärte ihm das: Anders als der Finanzminister zählt er auch Zuschüsse an die Bahn, Gelder für Arbeitsmarktprogramme oder Beihilfen für Krankenhäuser zu den Subventionen. Eichel wollte das nicht akzeptieren. Vielleicht hatte er einfach nur Angst vor der großen Zahl aus Kiel. Jedenfalls war danach monatelang wieder Ruhe in des Forschers Stube.


      Mehr, mehr, mehr...

      Damit ist es nun vorbei. In chronischer Finanznot hat die Politik das Thema Subventionsabbau entdeckt, und Boss ist plötzlich gefragt. Immer wieder löchern ihn Fachleute aus den Finanzministerien in Hessen und Nordrhein-Westfalen.

      Die Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) planen jetzt immerhin den Einstieg in den Ausstieg. Subventionen von 15,8 Milliarden Euro wollen sie bis 2006 streichen, mit der von Boss propagierten "Rasenmähermethode" nahezu alle staatlichen Zuwendungen pauschal um vier Prozent jährlich kürzen. Sogar an Heiligtümer wie Eigenheimzulage, Pendlerpauschale oder Kohlehilfen wagen sie sich ran. "Die Zeit der Sonntagsreden ist vorbei", sagt Steinbrück und lobt das schwarz-rote Konzept als "größten Subventionsabbau aller Zeiten". 15,8 Milliarden von 156, und das auch noch verteilt über drei Jahre - eigentlich nur ein Klacks. Aber es schneidet direkt in den Nerv eines subventionsverwöhnten Volkes, das den staatlichen Geldregen längst als Normalität empfindet und wie einen Rechtsanspruch für sich verbucht.



      Steinkohleförderung: 3,3 Milliarden Euro

      "Mich macht keiner blöd an wegen der Subventionen. Freunde, Bekannte, die wissen alle, wie wichtig die Kohle hier für uns ist."

      Mike Hartung, 22, kommt aus einer typischen Bergmannsfamilie: der Opa unter Tage, der Vater angestellt in der Verwaltung, der Onkel Vorarbeiter. "Für mich war klar, dass ich auch so etwas machen würde." Dreieinhalb Jahre lernte er Industriemechaniker, Fachrichtung Betriebstechnik, arbeitet nun für 2.200 Euro brutto im Monat auf der Schachtanlage Lerche des Bergwerks Ost in Hamm, 1.200 bis 1.500 Meter unter der Erde. Zukunftsängste hat er nicht. Er fühlt sich ausreichend qualifiziert, um auch woanders zurechtzukommen. Trotzdem hält er von der Diskussion um den Subventionsabbau nichts. Auch wenn sein Arbeitsplatz rechnerisch mit 60.000 Euro jährlich subventioniert wird: Dagegen stehe die Sicherheit für die Bundesbürger, dank der Kohle ständig Energie verfügbar zu haben. Außerdem gehe von den 3.400 Mitarbeitern in Hamm eine Nettokaufkraft von jährlich 80 Millionen Euro aus.



      Gut ein Drittel unseres Steueraufkommens geht für Subventionen drauf - ein Abbau könnte uns allen über niedrigere Steuersätze zugute kommen. Trotzdem müssen die Politiker sich auf Widerstand gefasst machen. Das zeigt eine Forsa-Umfrage für den stern. Zwar können 82 Prozent der Deutschen dem Abbau von Beihilfen und Steuervergünstigungen Sympathien abgewinnen. Aber wenn es an eigene Privilegien geht, steigt die Ablehnung dramatisch. 75 Prozent der Häuslebauer lehnen jede Kürzung der Eigenheimzulage kategorisch ab. Bei den Nachtarbeitern beharren sogar 80 Prozent auf dem Privileg, ihre Gehaltszuschläge nicht zu versteuern.

      Für die Politiker wird die Sache damit schwierig: Ausgerechnet da, wo das meiste Geld versickert, ist die Ablehnung am größten. Doch die leeren Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden könnten Einschnitte erzwingen: Allein für die auf 2004 vorgezogenen Steuersenkungen brauchen sie 15,6 Milliarden Euro.

      Gelingt der Ausstieg, wäre das eine Umbauoperation gewaltigen Ausmaßes. Denn was ganz harmlos 1950 mit dem "Konsumbrot" begann, das über "Vermahlungszuschüsse" heruntersubventioniert wurde, ist längst zu einer veritablen Staatswirtschaft ausgewachsen, die alle Lebensbereiche durchdringt und das Land lähmt wie süßes Gift. Milliarden werden Jahr für Jahr in schrumpfenden Branchen wie dem Bergbau oder der Landwirtschaft versenkt, soziale und ökologische Verwüstungen sind die Folge.



      Wir alle sind dabei zu Subventionisten geworden. Ob wir Miete zahlen oder ein Haus bauen, ins Kino gehen oder doch lieber sparen, ob wir Hundefutter kaufen oder unsere Kleinen in den Kindergarten bringen - immer und überall ist die öffentliche Hand als Sponsor dabei. Wir finden das ganz normal. Im kleinen Badem bei Trier sieht es der Bürgermeister als seine wichtigste Aufgabe an, "förderfähige Unternehmen" anzusiedeln, "damit wir Subventionen vom Land erhalten". Und im großen Berlin braust ein Sturm der Empörung auf, weil Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) die fetten Zuschüsse für Kita-Plätze minimal von 88 Prozent auf 87 Prozent kürzen will.

      Längst haben wir uns im Gestrüpp der Beihilfen und Steuersubventionen verheddert. Nur oberflächlich erweckt der Subventionsbericht von Hans Eichel den Eindruck, als hätte der Staat alles im Griff. Da wird "entlastet", "gefördert" und "sozial abgesichert", dass es nur so eine Freude ist. Zuschüsse werden "gewährt", "Nachteile ausgeglichen". Und kurzerhand wird auch mal die "Wirtschaftsstruktur verbessert".



      Eigenheimförderung: 11,4 Milliarden Euro

      "Ohne die Eigenheimzulage hätte ich nicht bauen können, das ist sicher."

      Udo Ewert, 37, aus Barmstedt bei Hamburg hatte schon lange von einem eigenen Haus geträumt. "Ich wollte immer mein eigener Herr sein", sagt der Flugzeugküchen-Monteur. Als seine Frau Astrid zum zweiten Mal schwanger wurde, haben sie sich den Traum verwirklicht. Das Geld reichte für ein Elemente-Massivhaus mit 136 Quadratmeter Wohnfläche, in das sie im August mit ihren Kindern Magnus, 5, und Lilly, 1, eingezogen sind. 30.000 Euro hatten die Ewerts in Bausparverträgen angesammelt. Vom Staat bekommen sie als Eigenheimzulage acht Jahre lang jährlich 2.556 Euro und zusätzlich 767 Euro pro Kind. Die fehlenden 150.000 Euro haben sie als Kredit aufgenommen. Von einer Streichung der Zulage hält Ewert nichts. "Ich finde es nur ungerecht", sagt er, "dass Besserverdienende die Eigenheimzulage genauso bekommen."



      Aber kaum jemand kann einem erklären, warum der Bau von Fischereischiffen gefördert wird, gleichzeitig aber "Abwrackprämien" gezahlt werden. Oder warum "zum Zwecke der Förderung des Strukturwandels" der Verkauf unrentabler Kleinbauernhöfe steuerlich begünstigt ist - aber die "Viehhaltung in kleineren Betrieben" durch eine "Steuerbefreiung für Viehversicherungen" belohnt werden muss. Unklar auch, was eine "Bundesmonopolverwaltung für Branntwein" soll, die 110 Millionen Euro Zuschuss bekommt; oder warum der Bund für die Opernkarten der reichen Schnösel in Bayreuth was dazugibt.

      Was im Einzelnen skurril anmutet, verursacht im großen Stil beträchtliche Schäden. Rund 100 Milliarden Euro haben Bund und Länder allein seit 1980 aufgewendet, damit in Deutschland auch weiterhin unter größten Mühen Steinkohle aus den Tiefen der Erde gekratzt wird. Alles im Namen einer vermeintlich unverzichtbaren "nationalen Energiebasis". Ökonomisch ist das Blödsinn. Denn in Deutschland liegt der Rohstoff bis zu 1.500 Meter tief unter der Erde. Ganz anders im US-Bundesstaat Wyoming: Dort sammeln die Bergleute Steinkohle locker im Tagebau ein, die Flöze sind nicht 1,6 Meter dünn wie bei uns - sondern bis zu 30 Meter dick. US-Kohle kostet daher nur ein Viertel vom deutschen Preis.



      Würde man sie nach Deutschland importieren, wäre sie trotz der Transportkosten immer noch um die Hälfte billiger als unsere. Deutsche Kohle ist also nur wettbewerbsfähig, weil der Steuerzahler einspringt. Auf jeden Beschäftigten im Pütt kommen so pro Jahr rund 60.000 Euro Staatsgelder. Dafür könnten wir alle Kumpel nach Hause schicken und jedem auch noch einen Luxusurlaub auf Mallorca spendieren. Trotzdem soll es mit der Kohleförderung mindestens bis 2012 weitergehen, wenn auch auf niedrigerem Niveau.

      Zwar reden alle vom "Aufbruch in die Wissensgesellschaft" - aber wir sind immer noch dabei, unser Land in ein Wirtschaftsmuseum zu verwandeln. Der Anteil der Erhaltungssubventionen, die ausschließlich alte Strukturen konservieren, steigt seit Jahren gegenüber Anpassungs- und Produktivitätshilfen, die man ja noch gut finden könnte, und wird 2004 mehr als 40 Prozent ausmachen. Es soll anscheinend Dampfen und qualmen wie im Jahre 1870 - und drumherum soll der deutsche Landmann friedlich seine Furche durch den Acker ziehen. Nur dann fühlen wir uns richtig wohl.



      Zuschüsse für Land- und Forstwirtschaft: 10,9 Milliarden Euro

      "Es heißt immer, wir Bauern kriegen dieses Geld geschenkt. Aber das sind keine Subventionen, wir erbringen ja Leistungen."

      Leopold Herz, 50, bewirtschaftet in Wertach im Allgäu einen Hof, der seit gut 400 Jahren im Besitz der Familie ist. Die eine Hälfte seines Einkommens verdient er als Vermieter von zwei Ferienwohnungen, die andere als Landwirt. Auf 22 Hektar hält er 18 Milchkühe und noch einmal so viel Jungvieh. Pro Jahr darf er 90.000 Liter Milch liefern - für 30 Cent je Liter. Vom Land und der EU bekommt er 200 Euro je Hektar aus dem "Kulturlandschaftsprogramm", weil er auf Kunstdünger verzichtet und seine Wiesen nicht zu intensiv beweidet. 100 weitere Euro je Hektar erhält er zum Ausgleich dafür, dass seine Weiden auf 1.000 Meter Höhe liegen. Außerdem gibt`s pro Kuh 100 Euro Schlachtprämie aus Brüssel. Herz hat kein schlechtes Gewissen, Subventionen zu kassieren: "Ich produziere weniger, belaste also den Markt weniger." Außerdem erhalte er die Landschaft: "Wenn noch mehr Bauern aufgeben, wachsen hier in 20 Jahren Wald und Disteln."



      Notfalls müssen andere die Zeche bezahlen. Der größte Teil der Fördergelder für die Landwirtschaft geht dafür drauf, unsere Agrarprodukte billiger zu machen als sie eigentlich sind - um sie dann zum Dumpingpreis auf den Weltmärkten zu verscherbeln. Systematisch wird so die Existenz von Kleinbauern in Entwicklungsländern vernichtet. Ein beispielloser Zynismus, der uns allein im Jahre 2001 rund 13 Milliarden Euro wert war.

      Unendlich schwer fällt in diesem Subventionsidyll auch der Abschied von der geliebten Eigenheimzulage, für die Hans Eichel im Jahre 2004 laut Subventionsbericht 11,4 Milliarden Euro spendieren will. Für das Geld sollte man besser Schulen und Kindergärten bauen. Denn die staatlich geförderte Bauerei auf dem Land richtet nur Unheil an. Sie forciert die Zersiedelung und erhöht das Verkehrsaufkommen. Gemeinden müssen den aufs Land Drängenden für viel Geld Straßen und Kanalisation anlegen. Die Baukosten steigen, weil Verkäufer und Architekten den Staatsobulus in ihren Preisen mit einkalkulieren. Und die Pendler müssen auch noch mit Milliarden für die Entfernungspauschale entschädigt werden. Auch sozialpolitisch ist kein Grund für die Bauförderung erkennbar. Allein in Niedersachen werden 90 Prozent aller Eigenheime staatlich bezuschusst - Indiz dafür, dass viele die Förderung als nettes Zusatzgeld nur mitnehmen, sie aber nicht brauchen. Umgekehrt reicht die Zulage für die wirklich Einkommensschwachen nicht aus. Und Wohnungsnot kann zu ihrer Begründung auch nicht mehr herhalten. In Westdeutschland gibt es, von Ausnahmen wie München abgesehen, längst genug freie Wohnungen. Und im Osten stehen so viele leer, dass gerade mit einem gigantischen Abrissprogramm 350.000 Einheiten "rückgebaut" werden müssen - öffentlich gefördert, versteht sich.

      Ein Ende des Wahnsinns ist vorläufig nicht in Sicht - zumal immer neuer hinzukommt. Bestes Beispiel: das Hartz-Paket. Subventionierte Personal-Service-Agenturen (PSA) sollen Arbeitslosen eigentlich zu einer neuen Stelle verschaffen. Aber jetzt können Firmen ihre Belegschaften erst entlassen und dann über die PSA wieder einstellen. Weil der Staat den Lohn der PSA-Beschäftigten bezuschusst, ist das ein schönes Mittel zur Senkung der Arbeitskosten - zu Lasten des Steuerzahlers. Die Auswirkungen dieses "Drehtüreffekts" könnten für die Staatskasse schon bald "nicht mehr beherrschbar sein", warnt der Würzburger Ökonom Norbert Berthold. Er rechnet mit Zusatzkosten von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr - ohne dass nur ein Arbeitsplatz geschaffen wäre.

      Sind unsere Politiker zu blöd? Das wohl nicht. Aber sie wollen tun, machen, gestalten. Daraus beziehen sie ihre Identität als Politiker: Ich subventioniere, also bin ich. Sie müssten lernen loszulassen. Aber eine geradezu kindliche Staatsgläubigkeit treibt sie an. Als hätte es den historischen Fehlversuch der DDR-Staatswirtschaft nie gegeben, glauben sie in grandioser Selbstüberschätzung, dass sie ganze Wirtschaftszweige am Leben erhalten können. Sie wollen die Forschung in diesem und jenem befördern, bestimmten Produkten zum Durchbruch verhelfen und anderen nicht. Sie glauben, dass sie Arbeitslose an den abnorm hohen Lohnnebenkosten vorbei in den Markt drücken können. Sie meinen sogar, den "fairen Preis" für Strom aus Nachtspeicherheizungen, für Opernkarten in Bayreuth und für die Milch von glücklichen Kühen zu kennen. Es ist diese Hybris der politischen Klasse, ihre "Anmaßung von Wissen", wie der Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek analysierte, die den eigentlichen Virus der Subventionskrankheit ausmacht. Denn die Steuerungs- und Regelungswut muss zu permanenter Selbstüberforderung führen: Das Bundeskabinett wird zum Politbüro.



      Steuerbefreiung für Flugbenzin: 373 Millionen Euro

      "Die meisten Staaten haben sich darauf geeinigt, Flugbenzin nicht zu besteuern. Ein Alleingang in Deutschland wäre gar nicht durchzuhalten."

      Jürgen Branse, 45, ist Geschäftsführer der Fluggesellschaft Germania. Er verfolgt die Subventionsdebatte mit einer gewissen Nervosität. Denn immer wieder werden auch Stimmen laut, Kerosin genauso mit Mineralöl- und Ökosteuer zu belasten wie das Benzin für Autos. Branse findet das absurd: "Anders als Auto und Bahn zahlt der Flugverkehr seine Infrastruktur selbst." Branse meint damit vor allem Start- und Landegebühren, für die seine Airline jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag hinlegen muss. Die Germania gehört zu den klassischen Billigfliegern: Für 44 Euro geht es von Berlin nach Wien, Berlin-Mallorca kostet 77 Euro. So könnten sich auch Menschen mit niedrigem Einkommen das Fliegen leisten, und das sei ein nicht zu unterschätzender sozialer Fortschritt, sagt Branse. Wenn aber nur die deutschen Flieger Abgaben zahlen müssten, würde die Konkurrenz aus dem Ausland sofort die deutschen Marktanteile übernehmen. Und dann sei der einzige Effekt: Wegfall von Arbeitsplätzen bei der Germania.



      Wo das enden kann, wurde im vergangenen Jahr deutlich, als die gerade wiedergewählte rot-grüne Regierung über das "Steuervergünstigungsabbaugesetz" zu Tische saß. Nächtelang diskutierten die Spitzen des Landes mit vollem Ernst über den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Katzenfutter und Kinderüberraschungseier. Katzenfutter und Überraschungseier - in diesen unvergesslichen Momenten war der deutsche Subventionsstaat ganz bei sich. Und selten war Politik erbärmlicher.

      In der so genannten freien Wirtschaft sieht es kaum besser aus. Inzwischen hat sich eine ganze Branche etabliert, die nur davon lebt, Unternehmern den Zugang zur Staatsknete zu organisieren: die Subventionsindustrie. Spezialisten wie die Firma Wabeco aus Gießen steuern durch die Untiefen des Förderrechts, fahnden nach günstigen Programmen, schreiben Anträge und telefonieren dem Geld hinterher. Bis zu 60 Prozent der Investitionen übernimmt der Staat, wenn die Profis mit ihrem "Wabeco-Subventionslotsen" und dem "Rundum-glücklich-Paket" ganze Arbeit leisten. "Außerdem reduzieren wir die Antragslaufzeit um bis zu zwei Drittel", verspricht Wabeco-Spezialist Michael Wandt. "Das ist bares Geld wert." So hangelt sich mancher Unternehmer elegant von Subvention zu Subvention. Und ganz allmählich, ohne dass wir es richtig mitkriegen, wird aus unserer Unternehmerwirtschaft eine Staatswirtschaft.

      Dabei singen die Herren aus den Chefetagen gern das hohe Lied des Subventionsabbaus, schwärmen von Wettbewerb und freiem Unternehmertum. "Mehr Eigeninitiative, weniger Staat", fordert etwa BMW-Chef Helmut Panke. Das hinderte BMW aber nicht, sich die Entscheidung für Leipzig als Standort zur Fabrikation der neuen 3er-Serie mit 363 Millionen Euro Fördergeld belohnen zu lassen.

      Nur wenn es darum geht, sich an der Finanzierung der öffentlichen Geschenkewirtschaft zu beteiligen, werden die Herrschaften knurrig. Seit Monaten nervt etwa Infineon-Chef Ulrich Schumacher mit der Drohung, seinen Firmensitz in den Schweizer Steuerspar-Kanton Zug zu verlegen. Zwar hat Schumacher für seine Chip-Fabrik in Dresden über 700 Millionen Euro Subventionen erhalten, aber an den Erträgen will er die deutschen Steuerkassen nicht teilhaben lassen - in Zeiten globalen Wettbewerbs sei "kein Platz für Romantik". Offenbar kennt die Gier auf den Vorstandsetagen keine Grenzen. Wenn wir nicht aufpassen, wird aus der Subventioniererei von Unternehmen eine Veranstaltung zur Ausplünderung der Staatshaushalte. Auch deshalb müssen wir aussteigen.



      Befreiung von der Kraftfahrzeugsteuer für Schaustellerzugmaschinen: 1 Million Euro

      "Wir bekommen ja keine Unterstützung. Man erspart uns nur die Lkw-Steuer."

      Theo Rosenzweig, 32, ist Schausteller in sechster Generation. Sechsmal im Jahr muss er sein 60 Meter hohes Riesenrad quer durch Deutschland transportieren. Dafür sind 28 Eisenbahnwaggons und vier Straßentransporte nötig. Für die Zugmaschinen muss er keine Steuern zahlen - zu Recht, wie er findet. Schließlich transportiere er keine fremden Produkte, sondern lediglich sein Unternehmen. Auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart kostet eine Fahrt im Riesenrad 3,50 Euro, auch deswegen, weil nicht der volle Mehrwertsteuersatz fällig wird. Ohne staatliche Unterstützung müssten er und die anderen Schausteller die Preise für ihre jährlich 180 Millionen Gäste deutlich anheben, davon ist Rosenzweig überzeugt. Und dann könnten sich viele Besucher das Volksfest nicht mehr leisten. Es gehe schließlich nicht nur um einen Freizeitspaß, sondern um eine Art Völkerverständigung: "Hierher kommen Arm und Reich - es ist ein Volksfest zu volkstümlichen Preisen."



      Aber das wird schwierig. Denn das staatliche Gönnertum hat schwere Verwüstungen im kollektiven Bewusstsein der Deutschen angerichtet. Es hat aus ihnen ein Volk von kleingeistigen Krämerseelen gemacht. Selbst der Spitzenverdiener im Nadelstreif beherrscht noch den hohen Jammerton, wenn es an die Steuerfreiheit seiner Aktienkursgewinne gehen soll. Das ganze Land ist voll von schlecht gelaunten Menschen, die um ihre Privilegien fürchten. "Wohin ich auch kam, ich entdeckte eine neue Subvention", erinnert sich der grüne Staatssekretär Matthias Berninger an seine ersten Tage im Landwirtschaftsministerium. "Und immer gab es mindestens zehn Leute, die einem erklären konnten, warum ausgerechnet bei ihnen nicht gespart werden kann."

      Im Dauerlärm der Besitzstandswahrer sind moralische Wertung und ökonomische Rationalität kaum noch auseinander zu halten. Die Empörung war groß, als herauskam, dass die Dortmunder Fußball-Millionarios ihre Gelder zum Teil steuerfrei bekommen, weil sie "Nachtarbeit" leisten, wenn sie nach 20 Uhr kicken. Aber warum muss der Staat überhaupt Nachtarbeit subventionieren? SPD-Generalsekretär Olaf Scholz sieht darin "eine Steuervergünstigung, die aus Respekt erfolgt vor sehr schwerer Arbeit von Menschen, die es nicht leicht haben". Mit der gleichen Begründung müsste es dann Steuernachlass geben für die Drecksarbeit in den Kanalisationen oder den Ekel in den Leichenhallen. Und wenn unter allen unangenehmen Arbeiten ausgerechnet Nachtarbeit belohnt werden soll - warum zahlen dann nicht diejenigen, die davon profitieren: die Arbeitgeber?

      Kaum jemand stellt solche Fragen. Das macht es den Politikern so leicht, sich vor dem Abbau des staatlichen Geschenke-Unwesens zu drücken: Untergründig fühlen sie sich im Einklang mit einem Volk, das den Entzug staatlicher Unterstützung zuallererst als hartherziges Manöver empfindet. Kann man das machen: der Krankenschwester ihren Bonus besteuern? Baubetriebe in den Ruin schicken, obwohl Tausende Bauarbeiter auf der Straße stehen? Oder: die Kohlereviere veröden lassen, wo es ohne Kumpel das Wirtschaftswunder nie gegeben hätte? Aber je länger die Deutschen sich vor Antworten drücken, desto länger leben sie in einer bizarren Illusionsökonomie, die Steinkohle und Wohnungen billiger macht, als sie eigentlich sind, und Landwirten ein Einkommen überweist, das sie am Markt nicht mehr verdienen können.

      Das ganze Land könnte wieder frei durchatmen, wenn es den Ausstieg aus den Illusionen wagt. Würden wir die Subventionen nur um 20 Prozent kürzen, könnte der Spitzensteuersatz nach Berechnungen des Kieler Weltwirtschaftsinstituts von 48,5 auf 42,2 Prozent sinken, der Eingangssteuersatz von 19,9 auf 17,3. Schafften wir alle Subventionen ab, würde gar ein Spitzensteuersatz von 16,9 Prozent reichen, der Eingangssteuersatz fiele auf sagenhafte 6,9 Prozent. Bei diesen Sätzen hätten viele Menschen auch wieder genug Geld fürs Eigenheim - ohne Zulage. "Freiheit wagen, Fesseln sprengen", stand vergangene Woche in großen Buchstaben über dem Reformkongress des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Ein gutes Motto. Die BDI-Lobbyisten können gleich bei sich selbst anfangen. Knapp die Hälfte aller Finanzhilfen und Steuervergünstigungen entfallen auf die gewerbliche Wirtschaft. Sie ist der größte Subventionsempfänger in Deutschland.


      Mitarbeit: Julian Hans, Ludger Hinder, Michaela Kinzler, Sylvie Menning, Johannes Röhrig, Holger Witzel, Lorenz Wolf-Doettinchem

      Von Tilman Gerwien



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      Toller Artikel. Respekt!

      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 02.10.03 05:34:39
      Beitrag Nr. 3.829 ()
      Die Zocker sind zurück

      Von Thomas Hillenbrand

      An der US-Technologiebörse Nasdaq hat sich erneut eine veritable Spekulationsblase gebildet. Nach dem rasanten Kursanstieg der vergangenen Monate zocken auch Privatanleger wieder kräftig mit - in vielen Fällen auf Pump.

      Hamburg - Die Lektüre von Anlegermagazinen gleicht dieser Tage einer Reise in die Vergangenheit. "Jetzt ist wieder die Zeit der `Hot Stocks` angebrochen", schreibt Bernhard Jünemann, stellvertretender Chefredakteur von "Börse Online", in der aktuellen Ausgabe des Magazins. Dass es nach der mehrmonatigen Rallye grundsätzlich zu spät zum Einstieg in Aktien sein könnte, glaubt er nicht: "Selbst wenn sie schon einige hundert Prozent gemacht haben, können sie noch weiterklettern."

      Wie sehr wieder Gier die Märkte regiert, wird nirgendwo so offensichtlich wie an der amerikanischen Wachstumsbörse Nasdaq. Seit Oktober 2002 ist der Sammelindex Nasdaq Composite um 64 Prozent gestiegen. Im diesem Jahr konnte die Technologiebörse um 36 Prozent zulegen - dreimal so viel wie die im Leitindex Dow Jones notierten Industriewerte.

      Mit dem Boom treten aber auch wieder die Mahner auf den Plan. "Unserer Ansicht nach werden Technologie-Aktien in zunehmendem Maße überbewertet", sagte Chuck Hill vom Finanzdatenanbieter First Call dem Magazin "Barron`s". In der Tat mehren sich die Anzeichen, dass der Tech-Rallye bald die Puste ausgehen könnte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), an dessen Höhe sich ablesen lässt, wie teuer eine Aktie ist, liegt für den Nasdaq Composite bei knapp 80 (bezogen auf die vergangenen vier Quartale). Zum Vergleich: Der marktbreite Standard & Poor`s 500 Index hat ein KGV von 18 - und gilt bereits als üppig bewertet. Noch eindrucksvoller zeigt sich das Ausmaß der Tech-Bonanza, bei einzelnen Werten: Der Kurs von Nortel Networks etwa, einem der heißesten Unternehmen des Internetbooms, hat sich binnen eines Jahres verzehnfacht, das KGV ist auf groteske 149 angestiegen. Dabei sind gute Nachrichten Mangelware: Die Ratingagentur S&P hat Nortels Finanzausblick kürzlich von "stabil" auf "negativ" herabgestuft.

      Hauptsache heiß

      Doch an den Börsen finden die Mahner zurzeit wenig Gehör. Heiße Aktien, die keine Gewinne, dafür aber eine "equity story" vorweisen können, finden reißenden Absatz, wie in besten New-Economy-Zeiten. Inzwischen ist - wie schon im Jahr 1999 - wieder der Punkt erreicht, wo vielen Anlegern Nasdaq-Aktien mit ihren prozentualen Steigerungen von 50 oder 60 Prozent zu langweilig erscheinen. Zunehmend werden wie damals so genannte Micro Caps gekauft, Kleinstaktien mit winziger Marktkapitalisierung, gegen die sich Neue-Markt-Titel wie Staatsanleihen ausnehmen. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat der Wiltshire Micro Cap Index die Nasdaq überholt und liegt jetzt knapp 70 Prozent im Plus. Ein weiteres Déjà-vu: Im Trend sind so genannte Cash Burner - Unternehmen, die mangels Gewinn laufend liquide Mittel verfeuern müssen. James Welsh vom Börsen-Newsletter "Market Analysis Report" weist darauf hin, dass US-Aktien von Unternehmen, die Gewinne erwirtschaften, in diesem Jahr deutlich langsamer gestiegen sind als jene von Firmen, die rote Zahlen schreiben.


      "Focus Money"-Cover: Traumrenditen für alle

      Noch beunruhigender als die hohen Bewertungen ist allerdings die Tatsache, dass Privatanleger allem Anschein nach verstärkt in Technologieaktien einsteigen - obwohl die Gefahr eines Kurseinbruchs nach der bereits mehrmonatigen Rallye täglich steigt. Das "Wall Street Journal" berichtet, die fast ausschließlich von Kleinanlegern frequentierten Online-Broker verzeichneten wieder deutlich mehr Transaktionen. Auch deutsche Internet-Broker wie die Comdirect Bank spüren den Aufwind: Die Zahl der Transaktionen je Depot ist nach Angaben des Unternehmens im ersten Halbjahr 2003 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um mehr als zehn Prozent gestiegen. Der starke Anstieg geht wohl vor allem auf das Konto so genannter Day Trader, die mit kurzfristigen Käufen und Verkäufen Gewinne zu machen versuchen.

      Besonders alarmierend: Anleger kaufen wieder auf Pump.



      Fast alle Broker bieten ihren Kunden Kredite für Aktienkäufe an - als Sicherheit dienen Wertpapiere, die sich bereits im Depot des Anlegers befinden. Derzeit handelt an der Nasdaq wie schon 1999 und 2000 eine wachsende Zahl von Investoren mit Geld, das ihnen nicht gehört. Broker der Nasdaq-Dachorganisation National Association of Security Dealers (NASD) verliehen im Zeitraum von Mai bis Juli 2003 laut "Barron`s" 26 Milliarden Dollar für Wertpapierkäufe. Im April lag der Wert noch bei 7,3 Milliarden.

      Die Analysten trommeln wieder

      Aktienkäufe auf Pump können im Ruin enden, und sie sind auch häufig der Grund für drastische Kursstürze: Wenn der Markt fällt, sinkt der Gesamtwert des Depots, das beim Broker als Sicherheit für die Wertpapierkredite hinterlegt wurde. Der Anleger erhält dann einen Anruf mit der Aufforderung, unverzüglich das für die Sicherheit fehlende Geld nachzuschießen. Kann oder will er das nicht, verkauft der Broker sofort - auch wenn der Markt gerade abstürzt. Im Jahr 2000 waren vor allem diese so genannten margin calls für den Kursverfall an der Wall Street verantwortlich.

      Angeheizt wird der Kaufrausch von den üblichen Verdächtigen, den Analysten. Nachdem es um die Werbetrommler der Investmentbranche in den vergangenen Jahren etwas ruhiger geworden war, geben die Aktienexperten nun wieder reichlich Kaufempfehlungen. First Call hat ermittelt, dass derzeit für jede Technologieaktie, die heruntergestuft wird, zehn andere heraufgestuft werden. Viele Analysten kommen in erstaunlich kurzer Zeit zu immer neuen und positiveren Einschätzungen der Gewinnaussichten - und damit des Kurspotenzials - der von ihnen beobachteten Unternehmen. Ein Beispiel ist eCollege.com (Umsatz: 23 Millionen Dollar, Verlust: 4,9 Millionen Dollar), ein amerikanischer Anbieter von Online-Kursen. Innerhalb der letzten zwei Monate haben sich die Gewinnaussichten des defizitären Unternehmens Analysten zufolge verdoppelt - von drei Cent je Aktie im Juli auf sechs Cent im September.

      Obwohl die Aktie in diesem Jahr rasant gestiegen ist, sieht die Mehrheit der Analysten noch Potenzial. Denn im kommenden Jahr soll der Gewinn ihren Schätzungen zufolge um weitere 430 Prozent wachsen. Drei von fünf Analysten haben die Aktie auf "Kaufen" gestellt, zwei auf "Halten". Die Einsicht kommt allerdings etwas spät: Bevor eCollege.com um 700 Prozent zulegte, hatte keiner der Analysten das Unternehmen zum Kauf empfohlen.


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      Avatar
      schrieb am 02.10.03 05:56:37
      Beitrag Nr. 3.830 ()
      „Die nächste Hausse ist meilenweit weg“

      Weltweit steigen die Aktien. Ist das die Wende? Oder nur ein kurzes Hoch? Und vor allem: Was sollen Anleger jetzt tun? Ein Streitgespräch

      die zeit: Weltweit steigen die Aktien. Ist die Krise vorbei?

      Rolf Elgeti: Ja. Zumindest die kräftige Abwertung der Aktie dürfte ihr Ende gefunden haben.

      zeit: Warum?

      Elgeti: Aktienkurse werden von zwei wesentlichen Einflüssen getrieben: Von der Entwicklung der Unternehmensgewinne und von der Bereitschaft der Investoren das 10-, 20- oder aber auch 40fache des Jahresgewinns zu zahlen. In den neunziger Jahren standen Aktien hoch im Kurs, und das Kurs-Gewinn-Verhältnis schnellte auf über 30 empor. Auf diese Aufwertung folgte die drei Jahre andauernde Abwertung wegen der gestiegenen geopolitischen und makroökonomischen Risiken. Die kräftige Erholung seit Ende März hat die Phase der Abwertung beendet. Europäische Aktien sind wieder fair bewertet. Jetzt kommt es auf die Gewinnentwicklung an. Da könnten wir noch die eine oder andere Überraschung erleben. Danach kann es weiter bergauf gehen.

      Michael Hartnett: Diese Prognose ist mir zu optimistisch. Ich schließe zwar nicht aus, dass die europäischen Aktien von heute aus weitere 25 Prozent gewinnen. Aber danach können sie sich genauso gut wieder halbieren. Das Einzige, was man mit einer gewissen Sicherheit sagen kann: Es bildet sich gerade eine Spanne heraus, in der die großen Indizes die kommenden fünf, sechs Jahre schwanken werden. Das Schlimmste der Baisse ist vielleicht überstanden, aber die nächste Hausse ist noch meilenweit entfernt.

      zeit: Warum so pessimistisch?

      Hartnett: Der amerikanische Aktienmarkt ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 30, basierend auf den Gewinnen der vergangenen zwölf Monate, nach wie vor teuer. Hier steht die Abwertung noch aus. Ohne freundliche US-Märkte wird es aber auch in Europa zu keinem weiteren, kräftigen Kursanstieg kommen. Ohne Hausse zu keinem echten Konjunkturaufschwung, ohne Aufschwung aber bleiben auch die Überkapazitäten. Und die Unternehmen haben weiter mit fallenden Preisen auf den Produktmärkten zu kämpfen.

      zeit: Das klingt nach Deflation…

      Hartnett: Genau das ist meine Sorge. Ohne Aufschwung droht den USA und Europa Deflation, also fallende Preise, dazu Konsum- und Investitionszurückhaltung auf breiter Front, gepaart mit Nullwachstum bis hin zur Rezession.

      Elgeti: Einverstanden, was die Einschätzung der USA angeht. Aber Europa steht in vielerlei Hinsicht deutlich besser da. Das große Thema lautet deshalb nicht Deflation, sondern: Kann sich die europäische Wirtschaft von der amerikanischen abkoppeln? Das passiert, wenn die amerikanischen Investoren keine europäischen Aktien mehr besitzen. Von diesem Zustand sind wir nicht mehr weit entfernt.

      zeit: Wieso?

      Elgeti: Seit zweieinhalb Jahren trennen sich die Amerikaner in signifikantem Umfang von europäischen Titeln. Lagen noch vor drei Jahren rund ein Drittel aller europäischen Aktien in amerikanischen Depots, sind es inzwischen weniger als zehn Prozent. Die Abkopplung kann glücken.

      zeit: Und dann…

      Elgeti: …müssen wir fragen: Gibt es Unternehmen, die auch in einem schwachen konjunkturellen Umfeld Gewinne machen? Dafür müssen zumindest einige Branchen wieder Preisfestsetzungsmacht zurückerlangen. Dann sind wir ganz rasch beim Übeltäter Nummer eins, China. Mit seiner total unterbewerteten Währung überschwemmt das Reich der Mitte die internationalen Gütermärkte und sorgt für deflationäre Tendenzen. Aber – und das ist mein Joker für das optimistische Szenario – China wird in den kommenden Jahren nicht umhinkönnen, seine Währung der Realität anzupassen. Damit können die Unternehmen aus den anderen Ländern ihre Preise erhöhen.

      zeit: Warum sollte China das tun?

      Elgeti: Weil China auch Importeur ist, und zwar von Rohstoffen. Bei einigen wie Nickel fragt China mehr als die Hälfte der weltweiten Jahresproduktion nach. Durch eine Aufwertung kommt das Land billiger an die Rohstoffe heran. Wertet der chinesische Yuan auf, ist die Deflationsgefahr verschwunden. Angesichts günstig bewerteter Aktien in Europa bleibe ich optimistisch.

      Hartnett: Was heißt günstig? Auch in Europa ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis noch nicht einstellig. Optimismus ist nur gerechtfertigt, wenn ein anständiger Konjunkturaufschwung in Sicht wäre…

      zeit: …und davon kann keine Rede sein…

      Hartnett: Richtig. Die konjunkturelle Lage ist rezessiv und sehr anfällig. Ich halte eine Deflation in den kommenden drei Jahren für wahrscheinlich. Bricht die Wirtschaft weiter ein, sind auch europäische Aktien schon wieder zu teuer.

      zeit: Warum reden Sie von Deflation, wo doch die Verbraucherpreise in Europa und Amerika noch steigen?

      Hartnett: Ich schaue mir das Zusammenspiel von Anleihe- und Aktienmarkt an. Normalerweise bewegen sich die Kurse von Aktien und Bonds parallel. Heute dagegen fallen die Aktien und steigen die Anleihen und umgekehrt. Dieses Muster konnte man in den neunziger Jahren in Japan und in den dreißiger Jahren in den USA erkennen – beides deflationäre Phasen.

      Elgeti: Auch bei der Deflationsgefahr gilt: Das Schlimmste ist vorüber. Es gab in einigen Bereichen der Wirtschaft Deflation, sei es wegen Überinvestitionen, Überkapazitäten oder zu lockerer Regulierung wie bei Versorgern und Telekomfirmen. Doch das ist Vergangenheit. In Deutschland zum Beispiel ist Strom inzwischen teurer als vor der Deregulierung der Monopole.

      Hartnett: Das China-Argument hat mich mehr überzeugt. Wenn China seine Währung tatsächlich aufwertet, könnte das der Wendepunkt für das deflationäre Umfeld sein. Dennoch: Das makroökonomische Umfeld ist und bleibt sehr zerbrechlich. Richtig schlimm wird es, wenn es zu einer Schulden-Deflation kommt wie in Japan. Dann fallen die Aktienkurse noch weitere zehn Jahre, Banken brechen zusammen, und die Wirtschaft schrumpft mehrere Jahre hintereinander.

      zeit: Gibt es einen Hoffnungsschimmer?

      Hartnett: Nein. Es muss zu einem Stimmungsumschwung bei Unternehmen oder Verbrauchern kommen. Aber mir fehlt die Idee, wodurch es in Amerika, Deutschland, Frankreich plötzlich zu einem starken Wachstum kommen könnte.

      Elgeti: Ich habe eine: durch den europäischen Verbraucher.

      zeit: Warum?

      Elgeti: Die Menschen haben in den vergangenen zwei Jahren einfach zu viel gespart. Sie sind weder hoch verschuldet wie die Amerikaner, noch gibt es am Immobilienmarkt eine Blase wie früher in Japan.

      Hartnett: Aber wie soll der Konsument aus der Reserve gelockt werden? Niedrigere Zinsen werden nichts ausrichten. Die Fiskalpolitik wird – selbst wenn sie wollte – mit Steuersenkungen wenig erreichen. Das wäre wie in Japan, wo die Menschen genau wissen, dass sie irgendwann für das höhere Staatsdefizit zahlen müssen, und deshalb weiter sparen. Der europäische Konsument wird die Wende nicht einleiten, die Welt nicht retten.

      Elgeti: Es muss gelingen, die Rentner zum Geldausgeben zu motivieren. Sie haben in den vergangenen Jahren geknausert und sogar mehr gespart als die arbeitende Bevölkerung. Das ist ökonomischer Wahnsinn, so funktioniert das System nicht. Die Alten müssen entsparen. Diese Paradoxie verdeutlicht das Potenzial der europäischen Volkswirtschaft. Die Politik wird nicht umhinkönnen, über eine Rentenreform die Alten zum Entsparen zu zwingen.

      Hartnett: Richtig, Europa hat dasselbe Problem wie Japan: Wie die Sparquote verringern? Die Bevölkerungsentwicklung in den kommenden zehn Jahren in Deutschland, Italien, Frankreich, England und Spanien spricht eine klare Sprache: Die Zahl der Sparer wird dramatisch zunehmen und damit auch die Gefahr der Deflation. Die Gruppe der besten Konsumenten, der 20- bis 40-Jährigen, verliert 12 Millionen Menschen, während gleichzeitig die Gruppe der traditionellen Sparer, die 40- bis 60-Jährigen, 10 Millionen gewinnen. Deshalb haben Sie Recht, wenn Sie auf das Verhalten der Rentner abzielen. Die Gruppe der 60- bis 70-Jährigen wächst um 11 Millionen Menschen. Ich glaube aber nicht, dass sie entsparen werden. Und dazu zwingen wird sie die Politik auch kaum können. Denn der Einfluss der Alten wird immer größer.

      Elgeti: Na ja. Wichtig ist doch zu erkennen, wie schnell sich etwas in Europa zum Besseren wenden kann. Die Stimmung der Verbraucher muss nur ein ganz klein wenig positiver werden, schon wächst die Wirtschaft wieder. So haben die deutschen Konsumenten im vergangenen Jahr ihre Ausgaben um sechs Prozent zurückgefahren. Das ist dramatisch, zeigt aber auch, wie rasch es in die andere Richtung gehen könnte. Dafür müssten sich nur die Aussichten am Arbeitsmarkt leicht bessern.

      Hartnett: Ich stimme zu, Europa steht fundamental besser als Amerika da. Aber US-Politik und Notenbank haben die richtigen Entscheidungen getroffen, um die US-Wirtschaft vor einem zweiten Japan zu beschützen. In Europa ist es genau umgekehrt. Die Ausgangssituation ist deutlich weniger schlimm, aber Notenbank und Politik tun wenig dafür, das Japan-Szenario zu verhindern, und machen es so wahrscheinlicher. Warum ist der Dax sonst von seinem Hoch um 73 Prozent abgestürzt, deutlich mehr als jeder US-Aktienindex?

      Elgeti: Das kann ich Ihnen genau erklären: Es gab massive Verkäufe vonseiten der Versicherer in einem weniger liquiden Markt. Doch wer verkauft heute noch europäische Aktien? Die Amerikaner haben fast alles verkauft, die Versicherer und Pensionsfonds sind entweder abgesichert oder besitzen keine mehr.

      Hartnett: Das reicht nicht aus, dass die Kurse steigen. Es muss Käufer geben. Woher sollen die kommen?

      Elgeti: Zum Beenden der Talfahrt genügt es, wenn die Verkäufer verschwinden. Für eine neue Hausse sind Käufer sicherlich wichtig. Denken Sie an die Defizite bei der privaten und betrieblichen Altersvorsorge in Kontinentaleuropa. Aus dieser Ecke werden erste Käufe kommen.

      zeit: Was soll der Investor tun?

      Hartnett: In einem deflationären Umfeld suchen die Investoren Rendite; im inflationären Umfeld dagegen Schulden. Bekommen wir japanische Verhältnisse, stehen Anleihen, die die höchsten Zinsen bieten, hoch im Kurs, also Unternehmensanleihen und Emerging-Markets-Bonds.

      zeit: Aber steigt in der Deflation nicht das Risiko, dass Firmen Pleite gehen?

      Hartnett: Ja, doch der Blick in die Geschichte zeigt, dass Unternehmensanleihen in der Deflation die Top-Performer sind. So konnte man mit dieser Vermögensklasse im Amerika der dreißiger Jahre eine durchschnittliche Jahresrendite von rund 7 Prozent erzielen, gefolgt von Staatsanleihen mit 5 Prozent.

      zeit: Und wenn Inflation das wahrscheinliche Szenario ist…

      Hartnett: …dann sollten sich die Investoren auf die Jagd nach hoch verschuldeten Firmen und anderen Gewinnern in der Inflation machen. Ironischerweise laufen diese Titel ganz gut. Denn nichts feuert die Inflation mehr an als die Drohung einer unmittelbar bevorstehenden Deflation. Die Sorge vor Verhältnissen wie in den Dreißigern lässt Politiker und Notenbanker in Panik verfallen und Inflation produzieren. Deshalb ist mein bester Tipp: Auf Sicht von drei, vier Jahren droht Deflation, danach Inflation oder gar Stagflation, also kein Wachstum, aber steigende Preise.

      zeit: Woher soll denn Inflation kommen?

      Hartnett: Eher von steigenden Löhnen und teureren Dienstleistungen denn von den Produkten. Und natürlich vom Staatssektor…

      Elgeti: …und den Rohstoffpreisen.

      zeit: Und was empfehlen Sie, Herr Elgeti, Ihren Kunden?

      Elgeti: Auch Unternehmensanleihen. Denn ob die Firmen je wieder profitabel werden, ist ungewisser, als dass sie ihre Schulden zurückzahlen. Außerdem ist das wieder eine Frage von Angebot und Nachfrage. Das Angebot sinkt, weil immer mehr Firmen ihre Schulden zurückzahlen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, weil die Lebensversicherer mit Staatsanleiherenditen von 4 Prozent nicht glücklich werden. Im Unterschied zu Ihnen halte ich auch billige zyklische Aktien für attraktiv, da ich eine konjunkturelle Erholung in Europa nicht kategorisch ausschließe.

      zeit: An welche Branchen denken Sie?

      Elgeti: Autos, Maschinenbau und Rohstoffe.

      zeit: Wie kann Deflation bekämpft werden?

      Hartnett: Bringen Sie den Dow Jones zurück auf 12000 Punkte! Kommt es zu einer deutlichen Rally am Aktienmarkt, wird niemand mehr über Deflation sprechen.

      zeit: Scherz beiseite!

      Hartnett: Es muss ein Mix aus Reflation bei Notenbank und Regierung sowie Restrukturierung bei den Unternehmen sein. Reflation heißt, alles zu tun, damit Deflation verhindert wird, wie niedrige Notenbankzinsen, gepaart mit hohen Staatsausgaben.

      zeit: Gibt es dafür Anzeichen?

      Hartnett: In den USA schon, weniger dagegen in Europa. Aber es gibt auch einen großen kulturellen Unterschied zwischen Europa und Amerika: Das schlimmste Wirtschaftserlebnis der USA war die Depression in den dreißiger Jahren – und die war klar deflationistisch. Für Europa, vor allem aber Deutschland war es die Hyperinflation. Das muss man wissen, um zu verstehen, dass die Wähler und Politiker in Amerika alles tun werden, um Deflation zu verhindern, und in Europa alles, um Inflation im Zaum zu halten.

      zeit: Würde mehr Inflation in Europa helfen?

      Hartnett: Ganz sicher. Banken, verschuldete Unternehmen und der Aktienmarkt würden profitieren.

      zeit: Was muss sich ändern, damit Herr Elgeti pessimistischer und Herr Hartnett optimistischer wird?

      Hartnett: Wenn der Ölpreis nach unten rasselt, unter 15 Dollar pro Barrel, dann werde ich ein Aktien-Bulle.

      Elgeti: Meine größte Sorge gilt dem Dollar. Wenn es zum Dollar-Crash kommt, gilt fast nichts von dem, was ich gesagt habe.


      Das Gespräch moderierten Robert von Heusinger und John F. Jungclaussen

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      schrieb am 02.10.03 06:02:04
      Beitrag Nr. 3.831 ()
      Die neue Leichtigkeit

      Wie die großen Notenbanken lernen, die Inflation zu lieben

      Von Robert von Heusinger

      Nun ist es passiert. Nach mehr als zwanzigjährigem Kampf gegen die Inflation haben die beiden wichtigsten Notenbanken der Welt die Waffen gestreckt. Die amerikanische Federal Reserve, kurz Fed, erklärte jüngst, sie fürchte eher fallende denn steigende Preise. Und die Europäische Zentralbank (EZB) hob ganz verschämt ihr Inflationsziel um einen halben Prozentpunkt an. Das klingt ungeheuerlich und ist doch nichts anderes als der Rückschlag des Pendels.

      Es ist das Ende einer Epoche, die 1979 mit der Berufung von Fed-Chef Paul Volcker begann. Seine Politik der ausschließlichen Inflationsbekämpfung war die Antwort auf die siebziger Jahre: Der auf die Feinsteuerung der Wirtschaft reduzierte Keynesianismus galt als gescheitert, die theoretischen Modelle der Ökonomen, die einen Mix aus höheren Staatsausgaben und Inflation vorschlugen, hatten der komplexen Wirklichkeit nicht standgehalten. Ende der Siebziger gab es in den Volkswirtschaften weltweit zwar Inflation, aber kein Wachstum. Es herrschte Stagflation. Doch mit ihrem jüngsten Eingeständnis haben die Notenbanker in Amerika und Europa jetzt auch die Gegentherapie entzaubert, die da lautete: Ohne Inflation und ohne Staatsverschuldung geht es der Volkswirtschaft am besten.

      Die Hoffnung, alles werde gut, wenn nur die Inflation schön niedrig sei, war trügerisch. Die Inflationsbekämpfung der Fed bescherte den Vereinigten Staaten zwar den längsten Konjunkturaufschwung ihrer Wirtschaftsgeschichte. Aber der Abschwung war und ist nicht minder heftig. Noch immer leiden die großen Industrieländer weltweit unter den Nachwirkungen der gigantischen Aktienspekulation zur Jahrtausendwende.

      Manche erinnert die Lage schon stark an die dreißiger Jahre. Nicht umsonst gilt die Sorge des US-Notenbankchefs Alan Greenspan nun der Rückkehr der Deflation – dem wirtschaftlichen Schreckenserlebnis der Amerikaner im vergangenen Jahrhundert. Und bei einem Blick in die aktuellen Forschungspapiere der Fed, die sich der Deflation widmen, wird rasch klar, wohin die Reise gehen wird: zurück zur Koordination der Geld- und Fiskalpolitik und zu mehr Interventionismus.

      Aus europäischer Sicht hat die Deflationsdebatte durchaus etwas Befreiendes. Sie macht Schluss mit der Überhöhung der Preisstabilität als wirtschaftspolitischem Ziel schlechthin. Das vorrangige Ziel der Wirtschaftspolitik muss schließlich die Steigerung des Wohlstandes sein, gefolgt von Vollbeschäftigung. Erst danach kommen Hilfsziele wie etwa die Preisstabilität. Niedrige Inflation ist so lange willkommen, wie sie Wachstum und Beschäftigung fördert und zur Stabilität des Wirtschafts- und Finanzsystems beiträgt.

      Warum ist Deflation gefährlich? Warum lieber vier Prozent Inflation als ein Prozent Deflation? Weil Deflation ganz anders wirkt als Inflation mit negativem Vorzeichen. Erstens sind fallende Preise nichts anderes als eine Umverteilung von Schuldnern zu Gläubigern. Je höher die Deflation, desto werthaltiger werden die Schulden. Das provoziert Pleiten und Bankrotte. Denn die Deflation mindert den Gewinn der Unternehmen und macht so die Rückzahlung der Schulden schwierig. Gleichzeitig leihen die Banken weniger aus, da sie Kreditausfälle befürchten. Mit diesem Verhalten aber provozieren sie erst recht Ausfälle. Diese wiederum reißen Löcher in die Bankbilanzen. Das gesamte Finanzsystem wird anfälliger, im Extremfall bricht es zusammen. Die Notenbank kann mit traditionellen Mitteln wie Zinssenkungen nichts ausrichten.

      Zweitens sind sich die Wirtschaftsforscher einig, dass es nach unten unflexible Preise gibt, zum Beispiel Löhne. Zwei Prozent Lohnanstieg bei einer Inflationsrate von drei Prozent werden eher akzeptiert als eine Lohnkürzung von einem Prozent bei einer Inflationrate von null.

      Drittens sind die Menschen auf Preissteigerungen programmiert, weil sie zu ihren Lebzeiten nichts anderes kennen gelernt haben. Das macht die Anpassung an länger fallende Preise sehr schwierig und führt zu Wachstumseinbußen.

      Inflation dagegen lässt alle beschriebenen Probleme verschwinden. Das Finanzsystem lebt mit ein bisschen mehr Inflation sogar exzellent. Denn die Abwertung der Schulden macht deren Zurückzahlung wahrscheinlicher. Auch die Lebensversicherer können ihre Versprechen leichter halten, wenn die Inflation ansehnlich ist. Dann liegen die Zinsen der sicheren Staatsanleihen höher als die Garantiezinsen. Und selbst der Staat profitiert über die „kalte Progression“ des Steuersystems von höherer Inflation. Seine Einnahmen steigen.

      Deshalb muss die richtige Frage lauten: Was ist die optimale Rate der Inflation? Theoretisch ist das ganz rasch berechnet: Es ist die Inflationsrate, bei der Vollbeschäftigung herrscht. Praktisch gestaltet sich die Suche schwieriger. Irgendwo bei einer Inflationsrate zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr wird das Wachstum beeinträchtigt, haben empirische Studien ergeben. Von einer gewissen Inflationshöhe an können Unternehmer und Konsumenten die Preissignale nicht mehr exakt deuten. Handelt es sich um einen Preisanstieg, der auf größerer Nachfrage basiert oder schlicht auf Inflationsanpassung? Der Einsatz der Ressourcen erfolgt dann nicht mehr effizient.

      Genauso vage ist es, die Grenze nach unten zu ziehen. Null Prozent sind eindeutig zu ambitioniert, weil ein Sicherheitsabstand zur Deflation gewahrt werden muss. Das hat selbst die EZB jüngst eingesehen und ihr Preisziel von „unter zwei Prozent“ auf „nahe zwei“ erhöht. Denn die große Unbekannte ist der Messfehler. Fast alle Studien, die sich dieser Frage widmeten, kommen zum Ergebnis, dass Preisindizes die wahre Inflation um 0,5 bis 1,5 Prozentpunkte überzeichnen. „Nahe zwei Prozent“ klingt immer noch etwas eng bemessen.

      Sei’s drum. Die Notenbanker haben erkannt, dass sie es mit der Inflationsbekämpfung übertrieben haben. Niemand muss sich vor drei oder vier Prozent Preissteigerung fürchten. Das ist die gute Nachricht.

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      schrieb am 02.10.03 06:10:52
      Beitrag Nr. 3.832 ()
      grossbritannien

      Glücklich im Schuldenturm

      Rasant steigende Immobilienpreise und sinkende Hypothekenzinsen heizen den Konsum der Briten an

      Von John F. Jungclaussen

      Milton hat es gut. Er hat eine hübsche Frau, eine entzückende Tochter und zwei Immobilien, die sich wie von Wunderhand selbst finanzieren. Und das geht so: Milton lebt in London. Vor sieben Jahren kaufte er eine Souterrainwohnung mit Garten im Stadtteil Fulham. Das Geld, 90000 Pfund, beschaffte er sich durch eine Hypothek. Der Wert der Kellerbude stieg schnell. Heute ist sie 300000 Pfund wert. Bereits vor zwei Jahren machte Milton sich diese Wertsteigerung zunutze, indem er sich von der Bank 100000 Pfund auf den Wert der Wohnung lieh und damit ein geräumiges Haus mit sieben Zimmern anzahlte, das für 268000 Pfund auf dem Markt war. Auf Miltons Schultern lasten nun monatliche Hypothekenschulden von 1428 Pfund: 828 Pfund für die Wohnung, 600 Pfund für das Haus. 1409 Pfund davon bezahlt der Mieter; bleibt für Milton ein Saldo von 19 Pfund. Der Wert seines Hauses ist unterdessen auf 420000 Pfund gestiegen.

      Im Wesentlichen gibt es zwei Faktoren, die nicht nur Milton, sondern auch vielen anderen Briten in den vergangenen Jahren zu schnellem Reichtum verholfen haben: die enormen Wertsteigerungen bei Immobilien und die variablen Hypothekenzinsen in Großbritannien.

      So sind in den vergangenen sechs Jahren die Hauspreise in Großbritannien um rund 90 Prozent gestiegen. Inzwischen ist das britische Durchschnittshaus über 100000 Pfund wert; vor 15 Jahren waren es noch 38000 Pfund. Die Gründe für diese Wertsteigerung: hohe Nachfrage und mangelndes Angebot. Bürgerliches Glück für einen Briten definiert sich vor allem dadurch, möglichst früh im Leben ein Eigenheim zu besitzen. Was dem Deutschen sein Auto, ist ihm sein Haus. 63 Prozent aller Briten lebten im vergangenen Jahr unter ihrem eigenen Dach, in Deutschland waren es nur knapp über 40 Prozent.

      Dem Drang zum eigenen Heim wurde in den achtziger Jahren auch dadurch Vorschub geleistet, dass die Regierung Bewohnern von Sozialwohnungen mit Steuervorteilen den Erwerb ihres Heimes vereinfachte. Das Motto damals: Jeder für sich selbst, und der Markt für alle. Als der Staat sich immer konsequenter aus der Rentenvorsorge zurückzog, wurde die eigene Immobilie ein immer wichtigerer Bestandteil in der individuellen Planung der Altersversorgung. Zusätzlich herrscht akuter Wohnraummangel. Allein im Großraum London fehlen derzeit an die 70000 Wohnungen. Das Grundprinzip der freien Marktwirtschaft schafft also einen dynamischen Immobilienmarkt.

      Fragiles Kartenhaus

      Diese Dynamik wird durch die besondere Form der Hypothekenfinanzierung unterstützt. Sie ist kurzfristig, und sie ist flexibel. Britische Hypotheken werden von den Banken aus dem Geldmarkt finanziert. Verträge werden im Durchschnitt für drei bis fünf Jahre abgeschlossen und dann neu verhandelt. Wichtiger noch: Die Zinslast ist direkt an den Leitzins gekoppelt. Setzt die Bank of England die Zinsen um ein halbes Prozent herab, sinkt die monatliche Zahlungslast des Hypothekennehmers um 0,2 bis 0,25 Prozent.

      Das hat wiederum direkte Auswirkungen auf die Konsumfreude des Völkchens. Denn in den letzten zehn Jahren sind die Leitzinsen kontinuierlich gefallen. Als Milton seine erste Wohnung kaufte, lag der Leitzins bei 6 Prozent, inzwischen ist er auf nur noch 3,5 Prozent gesunken – den tiefsten Stand seit 1953, als Winston Churchill noch Premierminister war. Entsprechend unbekümmert konsumierten die Briten in den letzten zehn Jahren. „Die fallenden Zinsen haben den britischen Kunden bei Laune gehalten“, urteilt Thomas Mayer, Chefökonom bei der Deutschen Bank in London. Während die Konsumenten auf dem Kontinent mit dem Beginn des Millenniums aufhörten, Geld auszugeben, verlangsamte sich der Konsum in Großbritannien erst im vergangenen Jahr spürbar. Denn häufig nutzen Hausbesitzer die Wertsteigerung, um ihre Hypotheken zu erhöhen – und damit dann entweder ein neues Haus oder auch ihren Konsum zu finanzieren. Das setzt freilich voraus, dass der Immobilienmarkt weiter im Aufwind bleibt. Tut er das nicht, fällt das Kartenhaus rasch in sich zusammen.

      Die Nachteile liegen also auf der Hand. Das Risiko liegt beim Kunden. Kurzfristigkeit und Flexibilität können ebenso konsumhemmend wirken, wie sie in den letzten zehn Jahren konsumfedernd wirkten.

      Den letzten Trümmerhaufen auf dem Immobilienmarkt gab es gegen Ende der achtziger Jahre. Die Zinsen stiegen so hoch, dass vielen britischen Hausbesitzern nicht nur die Lust am Konsum verging, sondern Hunderttausende Haushalte den finanziellen Ruin erlebten. Bei einem Zinsniveau von über 13 Prozent konnten sie die monatlichen Zahlungen nicht mehr aufbringen, sie gingen Bankrott. Gleichzeitig erlebte der Immobilienmarkt einen Einbruch, und 1,5 Millionen Familien bewohnten ein Haus, das weniger wert war als beim Kauf und für das sie Zinsen bezahlen mussten, die ihr Budget überstiegen. Immobilien im Wert von Hunderten von Millionen Pfund gingen in den Besitz der Banken über.

      Dass dies alles sich wiederholen könnte, fürchtet denn auch die britische Regierung. Nach Berechnung der Bank of England summierten sich die Hypothekenschulden Ende Juli auf 722,1 Milliarden Pfund – immerhin das Fünffache der privaten Schulden sämtlicher Haushalte innerhalb der Euro-Zone, wie das Schatzkanzleramt errechnet hat. In einem Bericht des Ministeriums heißt es, der Verbraucher lasse sich bei der Wahl seiner Hypothek „zu sehr von der kurzfristig zu erwartenden Zinsbelastung beeinflussen“. Diesen Unsicherheitsfaktor möchte die Regierung gern ausmerzen. Zwar ist bei dem gegenwärtigen Zinsniveau nicht mit einem unmittelbaren Zusammenbruch des Marktes zu rechnen, aber „Umsicht“ gehört zu den Lieblingsvokabeln des Finanzministers Gordon Brown, und so hat er angekündigt, den britischen Hypothekenmarkt zu reformieren.

      Reform geplant

      Und möglicherweise nach deutschem Vorbild feste Zinsen für Hypothekendarlehen einzuführen, die über die Vertragsdauer unverändert bleiben – egal in welche Richtung sich die Leitzinsen bewegen. Dem Hypothekennehmer sei „langfristige Planungssicherheit garantiert“, wirbt Christian Walburg vom Verband deutscher Hypothekenbanken. Planungssicherheit bedeutet freilich auch geringere Flexibilität. Deutsche Hypotheken werden nicht wie in Großbritannien auf dem freien Markt finanziert, sondern durch Pfandbriefe – Schuldverschreibungen, die in Höhe des Nennwertes der Hypothek und des vereinbarten Zinsertrages gedeckt sind und deren Laufzeit deshalb nicht veränderbar ist. Durch die „Langfristorientierung“ schafft die Bank sich das Risiko vom Hals. Das hat nach Meinung von Walburg zur „Verstetigung geführt und Stabilität geschaffen“.

      Gordon Brown hat einen Experten berufen, der unterschiedliche Modelle untersuchen soll. Dabei ist Professor Davis Miles vom Londoner Imperial College auf ein System gestoßen, das die Stabilität der deutschen Variante mit der Flexibilität der britischen Alternative kombiniert. Angewandt wird es in Dänemark: Der Kunde verpflichtet sich zunächst auf eine lange Laufzeit, kann aber bei fallenden Zinsen seine Schulden frühzeitig abbezahlen und den Vertag beenden.

      Auch britische Hypothekenbanken denken derweil darüber nach, ihre Produktpalette durch das Angebot von Verträgen mit langen Laufzeiten zu erweitern. Die Bank Northern Rock etwa will über ein Tochtergesellschaft in Irland so genannte Covered Bonds ausgeben, de facto Pfandbriefe. Die Bausparkasse Halifax befürwortet ebenfalls die Erweiterung des Marktes. „Die Entwicklung langfristiger, festverzinslicher Hypotheken auf dem britischen Markt sollte unbedingt vorangetrieben werden“, sagt ihr Direktor Philip Hanson.

      Am Ende bleibt es freilich schwierig, einen Markt vonseiten der Regierung zu beeinflussen, der ganz und gar von der Nachfrage abhängt. Die Vereinigung der Hypothekenbanken (CML) warnte vergangene Woche, dass die Umstellung des britischen Marktes auf solidere Füße nur durch Steueranreize zu erzielen sei. Die würden, so sagte CML-Direktor Michael Cogan, den Staat allerdings bis zu sieben Milliarden Pfund kosten. „Der Konsument ist preisempfindlich“, meinte Cogan, „kaum jemand wird sich langfristige Sicherheit mit hohen Prämien erkaufen wollen.“ Stattdessen regt er an, lieber das Angebot zu erhöhen. „Baut mehr Häuser“, schlägt er vor.

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      schrieb am 02.10.03 06:18:28
      Beitrag Nr. 3.833 ()
      Vorsicht, Dollar!

      Wie die Weltwirtschaft wieder das Gleichgewicht finden kann

      Von Robert von Heusinger

      Dass dreieinhalb Jahre nach Beginn der Baisse an den Aktienmärkten die Weltwirtschaft noch immer in einem gefährlichen Ungleichgewicht hängt, hatten viele Anleger in den vergangenen Monaten verdrängt. Ein kleines Kommuniqué aus Dubai hat sie nun wieder daran erinnert. Darin haben die Notenbanker und Finanzminister der mächtigsten Industriestaaten der Welt, die so genannten G-7, dezent, aber nachdrücklich auf diese Gefahren hingewiesen. Die Finanzmärkte reagierten prompt. Die Aktien stürzten ab (um sechs Prozent in Japan, fünf Prozent in Europa und immerhin noch drei Prozent in den USA), die Anleihenkurse stiegen – und der Dollar verliert seither deutlich an Boden.

      Der Weltwirtschaft könnte das gut tun.

      „Wir betonen, dass mehr Flexibilität bei den Wechselkursen wünschenswert ist.“ Dieser Satz ist es, der die Finanzwelt so nachhaltig aufgeschreckt hat. Denn im Klartext heißt das nichts anderes, als dass der Dollar nach Ansicht der G-7-Länder überbewertet, der Euro, der Yen und der chinesische Yuan hingegen unterbewertet sind. Und damit mitverantwortlich für das enorme Leistungsbilanzdefizit der USA.

      Je schwächer Euro und Yen, desto billiger können die Amerikaner in der Welt einkaufen. Seit Jahren schon konsumieren sie mehr, als sie selbst erwirtschaften. Um die entstehende Lücke zu füllen, fließen derzeit noch drei Viertel der gesamten im Ausland angelegten Ersparnisse der Industrieländer nach Amerika. Aber wie lange noch? Sollte dieser Kapitalstrom plötzlich versiegen, käme es zu einem Dollar-Crash – mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft.

      Genau dem wollen die G-7-Ländern vorbeugen. Der Dollar, so ihre Botschaft, muss abwerten – aber langsam und in geordneten Bahnen, damit die Weltwirtschaft wieder ihr Gleichgewicht findet. Ein langsam sinkender Dollar-Kurs würde dafür sorgen, dass die Amerikaner mehr exportieren und weniger importieren – und so ihr Leistungsbilanzdefizit abbauen könnten.

      Das Kommuniqué von Dubai erinnert deshalb an den Plaza Accord Mitte der achtziger Jahre. Damals sprach sich die Runde der G-5 explizit für einen niedrigeren Dollar-Wechselkurs aus und schickte die US-Währung damit auf Talfahrt. Gegenüber der D-Mark halbierte sich der Wert des Dollar binnen zweier Jahre. Das Motiv für das Plaza-Abkommen: Das Zwillingsdefizit Amerikas. Sowohl die Leistungsbilanz als auch das Haushaltsbudget waren tiefrot. Genau wie heute – mit dem kleinen Unterschied, dass das Leistungsbilanzdefizit, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, heute sogar noch viel größer ist als damals.

      Schuld daran ist allerdings nicht allein der Konsumrausch der amerikanischen Verbraucher und auch nicht der Investitionsrausch der internationalen Anleger, die in den vergangenen Jahren die Amerikaner mit ihrem Kapital quasi überschütteten. Die Erklärung von Dubai hat zumindest indirekt noch weitere Schuldige benannt: die asiatischen Staaten, insbesondere China. Mit ihren unterbewerteten und gleichzeitig festen Wechselkursen verhinderten sie den Abbau des amerikanischen Handelsbilanzdefizits. Auf diese Weise kurbelten sie ihre eigene Exportwirtschaft an und vernichteten Arbeitsplätze in den USA, so der Vorwurf.

      Die Japaner haben darauf bereits geschmeidig reagiert und trotz eigener Schwierigkeiten Verantwortung für die Weltwirtschaft übernommen: Sie haben ihren Wechselkurs aufwerten lassen. Wurde er in den vergangenen Monaten zwischen 122 und 115 Yen je Dollar stabilisiert, notiert er inzwischen knapp über 110 Yen je Dollar, und Devisenhändler rechnen bereits mit einer neuen Obergrenze von 105 oder 107 Yen je Dollar.

      Doch noch steckt die neue Währungswelt voller Tücken. Der Yen kann so lange nicht stark gegenüber dem Dollar aufwerten, solange die übrigen asiatischen Währungen inklusive der chinesischen fest am Dollar kleben. Denn jede Aufwertung des Yen gegenüber dem Dollar bedeutet für die Japaner sonst eine Aufwertung und Wettbewerbsschwächung gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Profiteur der neuen japanischen Beweglichkeit ist deshalb bisher vor allem Euroland einschließlich solcher Währungsräume wie Kanada, England oder Lateinamerika. Diese Länder haben flexible Wechselkurse gegenüber dem Dollar und mussten bisher die ganze Wucht der Dollar-Abwertung tragen, ohne dass sich das US-Leistungsbilanzdefizit dadurch nennenswert verringert hätte.

      Doch selbst wenn auch China dem Druck aus Washington nachgäbe und seine Währung gegenüber dem Dollar verteuerte oder, geschickter, an einen Korb von Währungen und nicht mehr ausschließlich an den Dollar koppelte – eines bleibt gleichwohl unerlässlich: Die Amerikaner müssen mehr sparen und weniger konsumieren, sonst ist der Kampf gegen das Leistungsbilanzdefizit aussichtslos. Das aber setzt voraus, dass Europäer und Japaner ihrerseits umgekehrt agieren und mehr konsumieren und weniger sparen.

      Das ist der eigentliche Hilferuf hinter der Erklärung von Dubai.

      Denn zu einem Anstieg der Konsumnachfrage in Europa gibt es nur einen Weg: mehr Wirtschaftswachstum. Wer glaubt, dafür könnte ein Anstieg der Exporte nach Amerika sorgen, den wird der erstarkende Euro enttäuschen. Auch die Hoffnung auf Strukturreformen dürfte vergeblich sein. Kurzfristig dürfte der Umbau von Renten- und Krankenversicherung die Sparquoten sogar noch erhöhen. Allenfalls langfristig könnten sie das Wachstum fördern.

      So lange aber wartet der Dollar nicht. Er wird schon nächstes Jahr in Richtung 1,40 Dollar je Euro marschieren. Und damit die europäischen Exporte empfindlich schwächen. Wie selten zuvor braucht Europa jetzt eine stärkere Binnennachfrage. Da wirkt es wie Ironie, dass der am Wochenende tagende Finanzministerrat darüber diskutiert, die Franzosen zu bestrafen, weil sie in der Krise nicht sparen, also die Inlandsnachfrage nicht gänzlich abwürgen wollen. Wenn die europäischen Finanzminister Dubai wirklich ernst nehmen wollen, dann müssten sie jetzt endlich die Haushaltskonsolidierung aussetzen. Und außerdem der Europäischen Zentralbank gut zureden, dass sie die Zinsen weiter senkt. Alles andere ist unverantwortliche Politik.

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      Avatar
      schrieb am 02.10.03 06:21:50
      Beitrag Nr. 3.834 ()
      @#3826 von Harry_Schotter


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      finanzpolitik

      Wenn die „Nasentheorie“ versagt

      Subventionen zu streichen gelinge nur in der Wirtschaftskrise, heißt es. Sieben Industrienationen beweisen das Gegenteil

      Von Petra Pinzler

      Und es geht doch. Worüber in Deutschland seit Jahren immer wieder gestritten wird, was die einen für unmöglich und die anderen für politischen Selbstmord halten, ist jenseits der Bundesgrenzen längst Alltag: der massive Abbau von Subventionen. Ob in der Schweiz, in Großbritannien, in Schweden oder Neuseeland – in vielen Ländern haben Regierungen den allzu spendablen Umgang mit Steuergeldern wieder beendet. Sie haben bewiesen, dass es danach nicht nur dem Staatshaushalt, sondern auch der Konjunktur wieder besser geht.

      Weil der Kölner Finanzwissenschaftler Michael Thöne herausfinden wollte, warum anderswo klappt, was hierzulande unmöglich scheint, hat er die Strategien von sieben Industrienationen untersucht. Er nahm dabei Australien, Neuseeland und die USA, die Schweiz, Dänemark, Schweden und England unter die Lupe. Sein Resultat ist ermutigend. Um Subventionen zu reduzieren, braucht man nicht einmal eine schlimme Krise.

      So erkannte die Schweiz schon Anfang der Neunziger, dass manche ihrer Finanzhilfen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr überprüft worden waren. „Wir brauchten einfach einen besseren Überblick“, erinnert sich Thomas Brügger vom Eidgenössischen Finanzdepartment EFD. Also verabschiedeten Regierung und Parlament 1990 ein Gesetz, das alle Subventionen zeitlich befristet. Alle sechs Jahre muss das Finanzministerium die Hilfen untersuchen, einen detaillierten Bericht an das Parlament und den Bundesrat senden und dann aufräumen. Eine öffentlich verfügbare Datenbank erlaubt zudem allen Bürgern die nötige Kontrolle über das staatliche Handeln.

      Und noch eine Regel ist der Schweiz wichtig. „Auf steuerliche Vergünstigungen wird in der Regel verzichtet“, heißt sie. Die Schweizer wollen vermeiden, dass der Subventionssegen klammheimlich durch Steuernachlässe ersetzt wird. Erfahrungsgemäß lassen sich die nämlich noch schlechter kontrollieren und beenden.

      Wie wirkungsvoll so eine gesetzlich angeordnete Kontrolle sein kann, beweisen die Zahlen. In ihrem ersten umfassenden Bericht von 1995 kamen 159 Programme auf den Prüfstand. 136 wurden beanstandet. Als hochwillkommener Nebeneffekt sorgte die neue Politik inzwischen auch für mehr Sparsamkeit. Seit 2000 konnten jedes Jahr unsinnige Programme im Wert von jeweils 100 Millionen Franken gestrichen werden.

      Im Berliner Finanzministerium nennt man solche Beispiele gern „Nasentheorie“ – natürlich nur inoffiziell. Die Theorie besagt, dass Länder, die radikal bei den Staatsausgaben sparen, vorher erst heftig auf die Nase fallen mussten. Dann nämlich bleibe ihnen wegen ihrer hohen Defizite schlicht keine andere Wahl, als zu sparen. Ist die Lage in Deutschland also noch nicht prekär genug? Finanzwissenschaftler Thöne kann darüber nur lächeln. „Wie schlimm muss es denn noch werden?“, fragt er. „Wir leiden doch längst an japanischen Zuständen, da können wir doch nicht auf die ganz große Krise warten.“ Zumal, so der Wissenschaftler, die Berliner „Nasentheorie“ auch noch falsch sei. Die Schweizer hätten ihre Subventionsberge freiwillig durchforstet – und es ging ihnen zunächst gar nicht darum, möglichst schnell viel Geld zu sparen. Viel wichtiger war, ob mit dem Geldsegen auch der gewünschte Zweck erreicht wird.

      Das ist man vorangekommen. Ganz Schweizer, schwächt der Finanzbeamte Brügger diesen Erfolg allerdings ab. „Das ist natürlich nichts im Vergleich zum jetzt geplanten Sparpaket in Höhe von drei Milliarden Franken“, sagt er und verweist damit auf den nächsten Coup: Um wirklich zu sparen, haben die Eidgenossen ihre Regierung per Verfassung zum Haushaltsausgleich gezwungen – mit einer intelligenten Formel. Ihr Budget muss über den Konjunkturzyklus hinweg ausgeglichen sein. „Dadurch entsteht Druck auf die Politiker“, sagt Brügger.

      Die Studie von Thöne erzählt nicht nur von sparsamen Schweizern. Sie hat auch die Geschichte der einst von einer sparwütigen Margaret Thatcher getriebenen Briten oder der Schweden auf ihre finanzwissenschaftlichen Lehren hin untersucht. Thönes Fazit: Kluge Politiker greifen in der Not nicht etwa panisch nach der Rasenmähermethode. „Alle sinnvollen und unsinnigen Ausgaben gleichermaßen zu kürzen ist traurig. Das ist doch das Ende jedes politischen Selbstbewusstseins“, sagt er. Sowohl die Briten, die radikal in vielen Bereichen kürzten, als auch die Schweden, die den Rotstift vor allem bei den Zuschüssen im Wohnungsbau ansetzten, wählten ihre Sparziele nach politischen Kriterien aus.

      Dass man Subventionen trotz aller Hindernisse abbauen kann, weiß theoretisch übrigens auch Hans Eichel. Immerhin hat der Finanzminister das Vorwort zu Thönes Studie geschrieben. Warum das Ganze hierzulande trotzdem so langsam geht? Fast entschuldigend zitiert Eichel in seinem Vorwort einen Exkollegen, den Briten Antony Eden. Der hat einst gesagt: „Jeder ist für Sparsamkeit im Allgemeinen und für Freigebigkeit im Besonderen.“

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      schrieb am 02.10.03 06:24:28
      Beitrag Nr. 3.835 ()
      Deutschland verliert im weltweiten Standortvergleich

      Deutschland ist im weltweiten Standortvergleich einen Rang tiefer gerutscht und liegt nur noch auf Platz fünf, vorallem wegen der staatlichen Finanzmisere.

      HB KÖLN. Wie das arbeitgebernaheInstitut der deutschen Wirtschaft am Mittwoch in Köln mitteilte, liegt Deutschland damit hinter den USA, Australien, Kanada und Malaysia.

      Das IW berief sich auf die alljährliche Studie des International Institute for Management Development (IMD/Lausanne), das Deutschland 2002 noch auf Platz vier gesehen hatte. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften von insgesamt 59 Ländern zu prüfen, hatte das IMD 321 Indikatoren herangezogen.

      In der Gruppe der großen Ländern macht die Bundesrepublik laut IW mit seinem fünften Rang keine gute Figur. "Abgestraft" werde in der Untersuchung vor allem der öffentliche Sektor mit der schwierigen Lage der Staatsfinanzen und einer "unsteten" Finanz- und Steuerpolitik. Bei der Ermittlung der Standortqualität schlugen zudem ein "übermäßiger" Kündigungsschutz und mangelnde Arbeitsanreize bei Arbeitslosigkeit negativ zu Buche.

      Positiv in der Standortbilanz wurden dagegen dem Institut zufolge der Außenhandel bewertet, außerdem zum Beispiel die Verkehrs- Infrastruktur sowie die Energie- und Wasserversorgung.

      Handelsblatt.com


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      schrieb am 02.10.03 06:29:50
      Beitrag Nr. 3.836 ()
      US-Aufschwung kommt ins Stottern

      Der US-Einkaufsmanagerindex gibt Signale für ein langsameres Wachstum der US-Industrie - und dennoch herrschte an der Wall Street nach den Konjunkturdaten von gestern Erleichterung. Denn es hätte schlimmer kommen können. Zudem sahen Analysten es auch einige Hoffnungsschimmer.

      HB NEW YORK. Die Erholung der US-Industrie hat im September zwar etwas an Schwung verloren. Doch ein beschleunigter Zuwachs bei den Neuaufträgen deutet auf ein wieder höheres Wachstumstempo der weltgrößten Volkswirtschaft in den kommenden Monaten hin.

      Analysten werteten den am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager angesichts des Anstiegs des Teilindex zum Auftragseingang als insgesamt positiv. Zudem sei nach dem enttäuschenden - bereits am Dienstag veröffentlichten - Konjunkturindex der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago zuletzt mit noch schwächeren Daten gerechnet worden. Auch die Anleger an den Finanzmärkten zeigten sich zufrieden mit den Daten. Die US-Börsen bauten ihr Kursgewinne leicht aus, der Dollar legte zum Euro vorübergehend etwas zu.

      Der an den Finanzmärkten viel beachtete landesweite Einkaufsmanager-Index fiel im September auf 53,7 Punkte von 54,7 Punkten im August, wie das Institute of Supply Management (ISM) mitteilte. Analysten hatten demgegenüber im Durchschnitt einen Anstieg auf 55,0 Punkte vorausgesagt. Ein Index-Wert von über 50 Punkten deutet auf eine Expansion im Verarbeitenden Gewerbe hin, Werte darunter zeigen ein Schrumpfen an.

      Besondere Beachtung fand der Teilindex Neuaufträge, der auf 60,4 (August 59,6) Zähler kletterte. Das ISM wertete dies als positives Zeichen. Der Beschäftigungsindex fiel geringfügig auf 45,7 (45,9) Punkte und zeigt damit einen leicht beschleunigten Stellenabbau an. In den vergangenen Monaten hatten Daten eine Erholung der US-Industrie vom schwersten Branchenabschwung seit zwei Jahrzehnten signalisiert. Während der Krise hatte sich die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe auf das Niveau vom Ende der 50er Jahre reduziert. Der Preisindex stieg auf 56,0 (53,0) Zähler.

      In der Euro-Zone unterdessen wurde der Abwärtstrend des Verarbeitenden Gewerbes im September gestoppt. Der Reuters-Einkaufsmanagerindex (EMI) für den Währungsraum überschritt dank des Zuwachses bei Produktion und Aufträgen erstmals seit sieben Monaten mit 50,1 Punkten wieder die Wachstumschwelle von 50 Punkten. Der Reuters-EMI für Deutschland kletterte auf 50,2 (48,8) Zähler und zeigt damit erstmals seit gut einem Jahr wieder ein leichtes Geschäftswachstum in der heimischen Industrie an.

      HANDELSBLATT, Mittwoch, 01. Oktober 2003, 16:23 Uhr


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      Beschäftigungsindex deutet auf Arbeitsplatzabbau hin


      US-Verbraucherstimmung am Boden

      Die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA haben die Befürchtungen weiter geschürt, dass die Konjunkturerholung in den USA nach einem spürbaren Aufwärtstrend in den vergangenen Monaten allmählich ins Stocken geraten könnte: Das US-Verbrauchervertrauen ist im September auf den tiefsten Stand seit November 1993 gefallen. Zugleich brach auch der viel beachtete Einkaufsmanagerindex aus dem Großraum Chicago im September deutlich auf den tiefsten Stand seit März 2003 ein.

      HB NEW YORK. Volkswirte äußerten die Befürchtung, dass sich das Wachstumstempo der weltgrößten Volkswirtschaft abgeschwächt haben könnte. Die Börsen und der Dollar reagierten mit deutlichen Kursverlusten auf die neuen Daten.

      Der Konjunkturindex der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago ging im September überraschend stark zurück. Das Barometer, von dem sich die Finanzmärkte Hinweise auf die Entwicklung der gesamten US-Industrie versprechen, fiel auf 51,2 (August 58,9) Punkte, wie die Vereinigung der Chicagoer Einkaufsmanager mitteilte. Volkswirte hatten einen geringeren Rückgang auf 57,0 Punkte erwartet. Das Barometer gilt als wichtiger Vorlaufindikator für den landesweiten Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM), der am Mittwoch erwartet wird. Werte über 50 Punkte signalisieren ein Geschäftswachstum im Verarbeitenden Gewerbe des Großraums Chicago, Werte darunter zeigen einen Rückgang an. Allerdings ist die Region Chicago vor allem von der US-Automobilindustrie geprägt, weshalb sich eine Korrelation nicht immer durchgehend herleiten lässt.

      In den vergangenen Monaten hatten Daten eine Erholung der US-Industrie vom schwersten Branchenabschwung seit zwei Jahrzehnten signalisiert. Während der Krise hatte sich die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe auf das Niveau gegen Ende der 50er Jahre reduziert. Eine Trendwende ist bisher nicht in Sicht. So fiel der Chicagoer Teilindex für die Beschäftigung im September deutlich auf 45,3 (51,2) Zähler und deutet damit auf einen Arbeitsplatzabbau hin.

      Die angespannte Lage am Arbeitsmarkt lastet weiterhin auf der Stimmung der Konsumenten. Der vom privaten Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Index zum Verbrauchervertrauen ging im September auf 76,8 (81,7) Punkte zurück, wie das Institut mitteilte. Analysten hatten den Index dem gegenüber im Schnitt mit 81,8 Punkten erwartet. Der Verbrauchervertrauensindex gilt als wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung der Konsumausgaben, die rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmachen.

      Der Anteil der Amerikaner, die es als schwer beurteilten, eine Stelle zu bekommen, stieg demnach auf 35,3 %. Dies war der höchste Wert seit zehn Jahren. „Die Menschen sind über ihre Jobs sehr besorgt“, sagte Delos Smith vom Conference Board nach Angaben der Wirtschaftsagentur Bloomberg.

      Der Einbruch des Verbrauchervertrauens und der Rückgang des Chicagoer Einkaufsmanagerindexes „erzählen uns, dass die US-Wirtschaft mittlerweile mit einem langsameren Tempo läuft als noch in diesem Sommer“, sagte Volkswirt John Lonski von Moody`s Investors Service. „Von dem Ausgabenschub durch die Steuersenkungen haben ausländische Hersteller stärker profitiert als die heimische Industrie in den USA“, ergänzte er. Die US-Unternehmen sehen sich einer zunehmenden Konkurrenz aus Niedriglohn-Ländern ausgesetzt. Das gilt vor allem für die Wettbewerber aus China, die aus Sicht der USA zudem von unfairen Exportvorteilen durch den künstlich niedrig gehaltenen Außenwert der chinesischen Währung profitieren.

      „Die Leute könnten wegen der Beschäftigungssituation ihren Glauben an eine starke Erholung verlieren“, sagte Stephen Stanley von RBS Greenwich Capital Markets. Neuen Aufschluss über die Stellenentwicklung gibt am Freitag der Arbeitsmarktbericht der Regierung für September. Wie Daten aus den vergangenen Monaten zeigen, hat sich die eingetrübte Stimmung aber bislang nicht auf das tatsächliche Kaufverhalten niedergeschlagen.

      HANDELSBLATT


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      Rückläufige Industrieproduktion

      Japans Aufschwung leicht gedämpft

      Japans Industrieproduktion ist im August gegenüber dem Vormonat überraschend um 0,5 Prozent gesunken, nachdem im Juli noch ein Anstieg von 0,5 Prozent festgestellt worden war. Weitere Zeichen für die konjunkturelle Entwicklung werden vom Konjunkturbericht der Bank von Japan (Tankan) erwartet, der am Mittwochmorgen (01.50 Uhr MESZ) veröffentlicht wird.

      HB TOKIO. Ein Sprecher des Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie sagte am Dienstag in Tokio, die Augustzahl sei nicht so schlecht ausgefallen. Für den September rechnet das Ministerium mit einem starken Zuwachs von 2,7 %. Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Mittel eine Wachstum im August um ein Prozent erwartet.

      Analysten sagten, das negative August-Ergebnis werde wohl ein Ausrutscher bleiben. Tsuyoshi Nomaguchi von Daiwa Securities sagte, das schlechte Wetter im August könnte die Produktion gedrückt haben. So ging etwa die Produktion von Aluminium-Dosen für die Getränkeindustrie zurück. Man müsse sich jetzt keine Sorgen über den weiteren Konjunkturverlauf machen, sagte Nomaguchi.

      Nach unbereinigten Zahlen ergab sich im Jahresvergleich ein Produktionsrückgang von 1,2 % nach minus 0,3 % im Juli.

      Nach den weiteren von der Regierung veröffentlichten Konjunkturdaten für August ergab sich ein leichter Rückgang der Arbeitslosenquote auf saisonbereinigt 5,1 % von 5,3 % im Juli und noch 5,5 % im August 2002. Die Zahl der Arbeitslosen ging leicht auf 3,33 (Vormonat 3,42) Mill. zurück. Die Zahl der Beschäftigten lag aber mit 63,61 Mill. leicht unter dem Niveau des Vormonats und des Vorjahres.

      Der Auftragseingang bei den Großunternehmen der japanischen Bauindustrie sank im August gegenüber dem Vorjahr nach Regierungsgangaben um 1,7 %. Auch beim Eigenheimbau gab es Rückschläge. Die Zahl der Neubaubeginne sei im August um 5,4 % gegenüber dem Vorjahr auf noch 92 406 Einheiten gesunken.

      HANDELSBLATT


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      Avatar
      schrieb am 02.10.03 21:21:08
      Beitrag Nr. 3.837 ()
      Zwei Wochen ...

      von Jochen Steffens

      Zwei Wochen ohne Informationen, ohne Zeitung, Fernsehen und ganz besonders ohne Internet. Zwei Wochen im Nordwesten von La Palma, in einem Haus fernab des nächsten Dorfes. Nachts war es derart ruhig, dass ich nicht schlafen konnte, da ich auf jedes Rascheln der Geckos achtete. In einer Gegend, in der man ein nahendes Auto nachts zunächst lange Zeit hört, bevor man dessen Lichtkegel erblickt – falls sich überhaupt mal ein Auto dorthin verirrte.

      Das Denken ist anders, das Zeitgefühl – alles scheint sich zu verlangsamen. Doch so schön und erholsam es war, so begierig und froh bin ich, wieder ins normale Leben einzutauchen. Müßiggang wäre für mich keine Alternative, dafür liebe ich meine Arbeit zu sehr. So "erlöse" ich nun Michael Vaupel, dem ich herzlich für seine wirklich ausgezeichnete Vertretung danke.

      Es mag der typische Lauf der Dinge sein: Da rede ich seit Wochen davon, dass die wirtschaftliche Erholung in Amerika auf tönernen Füßen steht, dass die zunehmende Arbeitslosigkeit und die hohe Verschuldung der US-Haushalte den amerikanischen Konsum empfindlich belasten werden und was passiert, die Kurse steigen und steigen – bar jeder Vernunft. Kaum bin ich in Urlaub, überrascht die Fed mit Skepsis: Es könnte sein, dass der Konsum im nächsten Jahr nicht so deutlich wie erwartet anspringen wird. Selbst die sonst so euphorischen US-Einkaufsmanager geben sich plötzlich zweifelnd. Und gerade die Einkaufsmanagerindizes wurden während der Rally häufig als "Beweis" für das Ende der Baisse angeführt. Dass die Verbraucherstimmung sich weiter verschlechtert, war angesichts schlechter Arbeitsmarktdaten zu erwarten.

      Mit anderen Worten: immer mehr Analysten, die Medien und andere Marktteilnehmer führen die gleichen Argumente an, auf die wir hier im Investor Daily seit Wochen hingewiesen hatten. Charttechnisch vollendete der Dax in diesen beiden Wochen eine kleine Umkehrformation in Form einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation und die Kurse fielen rapide.

      Sie können sich vielleicht vorstellen, wie erstaunt ich war, als ich gestern las, dass der Dax in den letzten zwei Wochen satte 400 Punkte verloren hatte. Der September wurde seinem Ruf als "schlechtester Börsenmonat im geschichtlichen Vergleich" wieder einmal gerechet.

      Wie geht es nun weiter? Hat der Dax bei 3700 Punkten sein Hoch gesehen – war dies das Ende der Rallye?

      Bis jetzt kann dieser "Kurseinbruch" auch als ganz normale und gesunde Konsolidierung einer Rallye angesehen werden, steigende Kurse wären die Folge. Aber ich denke auch an den Vergleich S&P und Nikkei, den ich Ihnen letztens hier vorgestellt hatte. Sollte sich der S&P weiter ähnlich wie der Nikkei verhalten, stehen wir kurz vor stärker fallenden Kursen. Zudem weisen die schlechteren US-Konjunkturdaten der letzten und dieser Woche nicht auf eine Fortsetzung der Rallye hin. Ich werde das verlängerte Wochenende dazu nutzen, die internationalen Indizes ausführlich zu analysieren. Mehr dazu also am Montag.

      Zum Schluss: Wenn die Börsen fallen, ist das natürlich gut für unsere Dauerempfehlungen: Euro und Gold. Der Euro stieg wieder knapp auf 1,18, Gold war im Hoch bei 393,5 – Jahreshoch!


      EZB lässt Leitzins unverändert

      von Jochen Steffens

      Heute wurde das Ergebnis der Ratsitzung der Europäischen Zentralbank veröffentlicht. Erwartungsgemäß blieben die Zinsen unverändert.

      Nach dieser Sitzung folgte die letzte routinemäßige Pressekonferenz mit Wim Duisenberg. Duisenberg gab sich gelassen. Auf die Frage, was er angesichts des Endes seiner Dienstzeit als EZB-Chef fühle, erwiederte er knapp: "Erleichterung".

      Während dieser Pressekonferenz bestätigte Duisenberg unter anderem die Ansicht der meisten Volkswirte, dass die Zinsen wohl längere Zeit konstant bleiben werden. Auch der Kurs des Euro scheint der EZB dabei wenig Kopfzerbrechen zu bereiten.


      US- Konjunkturdaten verschlechtern sich weiter

      von Jochen Steffens

      Die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sind in der letzten Woche wieder unter die 400.000 gefallen und lagen bei revidierten 386.000. Diesmal wird die kritische 400.000er Marke wohl wieder überschritten, die vorläufige Zahl liegt bei 399.000 Erstanträge. Weiterhin ist also immer noch keine Erholung des US-Arbeitsmarkt zu erkennen.

      Auch die US-Industrieaufträgen sind wieder leicht rückläufig. Die US-Industrieaufträge für August 2003 gingen im August um 0,8 % zurück. Erwartet wurde lediglich ein Rückgang von –0,5 bis 0,0 % nach einem Anstieg von 1,6 % im Juli. Diese Zahl fügt sich zwar in die negative Tendenz der Konjunkturdaten der letzten Woche ein, ist aber für sich genommen nach dem Anstieg im Juli noch wenig aussagekräftig.


      USA im 19. Jahrhundert mit China heute vergleichbar

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London

      Es gab gestern fast überhaupt keine interessanten Finanznachrichten, weder im London Daily Telegraph noch im International Herald Tribune (ich bin gerade in London, deshalb diese britischen Zeitungen). Ist gestern wirklich nichts passiert? Da ich hier keinen Internetzugang habe, der mir das Gegenteil beweisen könnte, gehe ich mal davon aus. Und da es keine News gibt, die mich ablenken könnten, bin ich gezwungen, zu denken.

      Über was ich zuletzt nachgedacht habe, ist die Art, wie die amerikanischen Konsumenten nicht nur ihr eigenes Geld, sondern auch die Ersparnisse der Welt konsumiert haben. Die US-Wirtschaft ist weiter und weiter Richtung Konsum gegangen, so dass sie jetzt 70 % der weltweiten Ersparnisse nimmt ... oder einen Betrag, der rund 2 % des Bruttoinlandsproduktes der Welt entspricht ... nur, um das aktuelle amerikanische Handelsbilanzdefizit decken zu können. Aber Leute kommen nicht durch das Konsumieren Kapital vorwärts; au contraire, sondern dadurch, dass sie weise in neue Produktionsformen investieren.

      Was für ein glückliches Volk die Amerikaner gewesen sind. Der "Mund der Welt" gewesen zu sein, war so angenehm; wenn nur der Rest der Welt diesen Mund weiterhin – für immer – füttern würde. Aber der Rest der Welt könnte entscheiden, nicht mehr in Anlagen mit einem Dollarzeichen zu investieren. Besonders, wenn sie realisieren, dass ihr angelegtes Geld nicht 2 oder 3fach, sondern noch nicht einmal einfach zurückkommen wird. Ihre hart verdienten Ersparnisse werden fast sicher verstümmelt werden – durch einen Verfall des Dollarkurses, bevor die Ersparnisse aus den USA zurückgeholt worden sind.

      Schnell wachsende Volkswirtschaften nehmen sich oft einen überproportional großen Teil der weltweiten Ersparnisse. Wie Addison Wiggin gestern im Investor`s Daily dargestellt hat, war das im Amerika des 19. Jahrhunderts der Fall. Damals wurden in den USA Kanäle und Eisenbahnen und Fabriken gebaut ... genau wie heute in China.

      Damals hatten die Investoren zumindest eine vernünftige Chance, ihr Geld zurückzuerhalten – und mehr als das – als sich ihre Investition auszuzahlen begann.

      Heute sieht es anders aus. Amerika nimmt die Ersparnisse der Welt, so als ob sie Doughnuts wären; aber Amerika investiert dieses Geld nicht. Wenige neue Fabriken werden gebaut; ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in vielen Jahren eine einzige neue Fabrik gesehen hätte. Und wann wurde in den USA das letzte Mal eine neue Eisenbahnlinie gebaut oder eine neue Stadt gegründet? Es werden wenige neue Leute eingestellt und ausgebildet. Wenige neue ernsthafte Unternehmen sind neu gegründet worden. Die großen Investitionen finden in China statt, wo sich die Baukräne am Horizont häufen.

      Wie will Amerika so den ausländischen Investoren eine vernünftige Rendite für ihr eingesetztes Kapital bieten?

      Ich schätze mal, dass sie das nicht bieten werden. Stattdessen werden die Fed und die Bush-Administration versuchen, die derzeitigen Trends am Leben zu erhalten – egal, wie grotesk sie werden –, so lange wie möglich.

      Das ist keine leichte Aufgabe. Es ist unausweichlich: Diejenigen, die versuchen, diesen unhaltbaren Kurs fortzusetzen, werden Probleme bekommen; die Natur wird es nicht erlauben. Wenn der Dollar auf dem gleichen Niveau bleibt, dann gehen immer mehr amerikanische Jobs nach Übersee ... die US-Konsumenten werden sich weiter verschulden ... und im besten Fall wird die gesamte Volkswirtschaft einen langen und langsamen Rückgang erleiden.

      Hier ist Addison mit mehr News:


      Die Dollarkrise hat gerade erst begonnen

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      In Chicago ist es schwer, Jobs zu finden. Wen kümmert das schon? Nun, eine ganze Menge Leute. Ein Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde (Quelle: Conference Board) zeigte, dass die "Schwierigkeit, einen Job zu bekommen", ein 10 Jahreshoch erreicht hat.

      Ein weiterer Bericht aus dem Büro der Vereinigung der Einkaufsmanager zeigte, dass im September die Entlassungen weitergingen – nach einem kurzen Zwischenspurt der Einstellungen im August. Wie wir im Investor`s Daily schon oft betont haben: Das produzierende Gewerbe hat 2,7 Millionen Arbeitsplätze abgebaut, seit diese "Erholung" begonnen hat.

      Der Fed-Gouverneur Moskow hat versucht, die Presse davon zu überzeugen, dass die Schwäche in Teilen des US-Arbeitsmarktes zyklisch sei – das Ergebnis einer sich verlangsamenden Nachfrage, die sich bald wieder erholen sollte. Er war nicht darauf vorbereitet, die Schuld an dieser Situation unseren Brüder auf der anderen Seite des Pazifiks zuzuschieben, die bereit sind, für billige Töpfe voll Reis zu arbeiten.

      Mister Moskow hat auch Lippenbekenntnisse zum Lieblingspferd der Fed abgegeben: Produktivität. Dieses Maß der "Arbeitseffizienz" (was immer das auch sein mag) wächst "robust". Im Gegenzug geht die Zahl der Fabrik-Arbeitsplätze Monat für Monat zurück, seit 37 Monaten. Ich schlage Mister Moskow noch einmal vor, seine Prämissen zu überprüfen.

      Vielleicht werden die Arbeiter einfach produktiver, weil sie sich umsehen, wenn sie am Arbeitsplatz erscheinen – und sie sehen immer weniger Kollegen in der Kantine. Das könnte dazu ausreichen, sie dazu zu motivieren, etwas produktiver zu sein, oder?

      Laut Reuters sind die jüngsten Zahlen zum Verbrauchervertrauen (Conference Board) gar nicht so ausgefallen, wie es die Finanzpresse vorausgesagt hatte. Der Index fiel von 81,7 Punkten auf 76,8 Zähler – ganz im Gegensatz zur Prognose der "Experten". Die Index-Beschäftigungskomponente – die im August auf über 50 gestiegen war – fiel auf 45,3 Punkte zurück.

      "Der deutlich niedriger als erwartete Wert beim Einkaufsmanagerindex und der Rückgang beim Verbrauchervertrauen", so John Lonski von der Ratingagentur Moody`s gegenüber Reuters, "sagt uns, dass sich die US-Wirtschaft von ihrem starken Wachstumspfad (der den wachsenden Hypotheken zu verdanken war) des letzten Sommers verlangsamt hat."

      Die Einzelhandelsumsätze sind jetzt drei Wochen in Folge gefallen. "Die Konsumenten brauchen Hilfe", so eine CNN-Schlagzeile. Der Artikel schlägt vor: "Im Juli und im August sind die Konsumausgaben auf Jahresbasis um beeindruckende 7,6 % gewachsen ... der Effekt der Steuerkredite und Steuersenkungen beginnt bereits, auszulaufen. Es sieht zumindest laut Lonski so aus, als ob "der Boom der Konsumausgaben, durch die Steuersenkungen verursacht, für die ausländischen Produzenten vorteilhafter als für die heimische US-Industrie war." Da er einen politischen Rückschlag befürchtet, scheint US-Finanzminister John Snow den Dollar in eine gemäßigte Abwertung hineinreden zu wollen. Aber Zweifel müssen seinen Schlaf stören. Wenn der Dollar fällt, dann steigen die Importpreise ... und die Anziehungskraft der US-Staatsanleihen geht zurück (da sich die Inflationsaussichten vergrößern, wegen der gestiegenen Importpreise).

      Im nächsten Jahr könnte die US-Administration ein Haushaltsdefizit von fast einer halben Billion (!) Dollar produzieren – was nur durch den Verkauf von Staatsanleihen finanziert werden kann. Der Effekt eines gefallenen Dollarkurses wird die Zinssätze steigen lassen, was ein Ende des Refinanzierungsbooms am Hypothekenmarkt bedeuten wird ... und wahrscheinlich zum Rückgang von Immobilien- und Automarkt führen wird ...

      Mein neuer Freund Richard Duncan erklärt weiter: "Kurzfristig ist es schwierig, einzuschätzen, welche Maßnahmen die US-Administration ergreifen wird, um die Ungleichgewichte der US-Wirtschaft aufrecht zu erhalten: Rekord-Haushaltsdefizite, Rekord-Handelsbilanzdefizite, Rekord-Niedrigzinsen, die Spekulationsblase am Immobilien-/Hypothekenmarkt."

      "Wenn China und Japan darum herumkommen, ihre Währungen gegenüber dem Dollar in den nächsten 12 Monaten aufzuwerten, dann müssen sie vielleicht aus Dank dafür zu niedrigen Zinssätzen das amerikanische Haushaltsdefizit finanzieren. Langfristig hingegen ist der Ausblick sicherer. Denn es gibt nichts, das die Ungleichgewichte der US-Wirtschaft davon abhalten kann, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Selbst die USA können sich nicht auf ewig immer weiter gegenüber dem Rest der Welt verschulden, mit einer Geschwindigkeit von 1 Million Dollar pro Minute."


      Momente, in denen der Lärm des Geldes verstummt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Die Zahlen zu Wirtschaftswachstum, Produktivität und Aktienkursen sind meiner Meinung nach nicht mehr als attraktive Nervensägen; sie sind eine Einladung zu Verletzungen, denn sie sprechen derzeit dafür, dass die Dinge besser sind, als sie es wirklich sind.

      Die Zahlen vom Arbeitsmarkt sprechen eine andere Sprache, eine sehr viel pessimistischere.

      "Der schwache Arbeitsmarkt bedroht die Erholung und wahrscheinlich produziert er auch die Deflationsängste der Fed", so Bob Reid im Barron`s Magazin. Obwohl man dem Arbeitsmarkt oft vorwirft, dass er ein nachlaufender Indikator ist (also einer, der erst mit einer Zeitverzögerung von einigen Monaten die tatsächliche Lage widerspiegelt), ist die fortgesetzte Trägheit bei der Nachfrage nach Arbeit kein normales zyklisches Phänomen.

      Warum gibt es so wenig neue Jobs?

      Weil es keine reale Erholung gibt.

      Warum gibt es keine reale Erholung?

      Weil es keine wirkliche Rezession gab, von der man sich erholen könnte; die Konsumausgaben und das Schuldenmachen sind während der letzten "Rezession" und danach weitergegangen und sogar gestiegen.

      Warum gab es keine reale Rezession?

      Weil die Fed und die US-Administration alles versucht haben, das zu vermeiden; die kurzfristigen Zinssätze wurden unter die Inflationsrate gesenkt ... was bedeutet, dass die realen Kosten zum Leihen von Geld negativ geworden sind ... und die US-Bundesregierung hat den größten Wechsel aller Zeiten beim Staatshaushalt hinbekommen – von einem Überschuss hin zu einem Rekord-Defizit.

      Sollten Fed und US-Regierung nicht genau das machen?

      Laut den meisten Ökonomen ja. Aber die meisten Ökonomen liegen falsch. Wie wir gesehen haben, liebe(r) Leser(in), war das wirkliche Problem der Wirtschaft nicht, dass die Kosten des Geldes (bestimmt durch Zinssätzen und Geldpolitik) zu hoch waren ... sondern dass sie zu niedrig waren. Dadurch, dass das Geld so billig war, wurde die Situation nur verschlimmert und der Tag des Erwachens verzögert.

      Zumindest sehe ich das so.

      Könnte ich damit Unrecht haben?

      Ja.

      *** "Wie war die Beerdigung?" fragte ich meine Frau gestern Abend.

      "Es war sehr, sehr traurig. Die ganze Stadt war da (mein Freund Guilleaume ist der Bürgermeister von Montmorillon; seine Tochter starb letztes Wochenende bei einem Autounfall). Sie waren von Freunden und Verwandten umringt ... aber was kann man sagen?"

      Man hätte ihnen sagen können, dass sie gerade im Lotto gewonnen oder eine Million Euro verloren hätten – es wäre ihnen egal gewesen. Es gibt Zeiten im Leben, wenn der Kummer so klar spricht; plötzlich ist der Lärm des Geldes völlig uninteressant.

      Ein neuer Freund von mir, Byron, hat mir dies geschrieben:

      "Deine Bemerkungen über den Tod eines jungen Mädchens haben mich dazu gebracht, über andere Zeiten und Umstände nachzudenken, als das Schicksal einen leeren Stuhl am Familientisch hinterlassen hat."

      "Wenn das Telefon mitten in der Nacht klingelt, dann sind das selten gute Neuigkeiten. `Irgendetwas ist passiert. Die Dinge haben sich verschlechtert. Kannst Du schnell hier sein?` Und wenn man dann von dort, wo man ist, dahin, wo man sein soll, hinfährt, dann gehen einem viele Gedanken durch den Kopf. Man ist zuerst ungläubig, dann hat man Angst, dann Wut, Frustration, vielleicht Verzweiflung. `Wenn nur ...`, denkt man. `Aber was ist mit ...`, fragt man sich. `Vielleicht kann jemand was tun ...`, hofft man. `Aber was tun?` ist die Frage, auf die es zu diesem bestimmten Zeitpunkt keine Antwort gibt."

      "Alles, was man wirklich tun kann, ist hoffen. Es gibt Dinge, die einfach außerhalb Deinen Händen liegen, außerhalb Deiner Kontrolle. Das Schicksal wird seinen Weg nehmen. Ob es Dein Vater ist, der an Krebs stirbt. Oder ein alter Freund an Aids. Oder ein Kumpel, der mit seinem Motorrad frontal auf der Straße mit einem Wagen zusammenstößt, der gerade jemanden überholen wollte. Oder der kleine Junge auf der Straße, der Freund Deiner Kinder, mit einem nicht operierbaren Gehirntumor. Man erinnert sich an die Zeiten, die man zusammen verbracht hat, und man hofft, dass die letzten Minuten des gerade Verstorbenen nicht zu schlimm waren, und dass er oder sie nicht leiden mussten. Und irgendwie tut es einem leid. Es tut einem leid, ... alles, das man für diese Person getan hat und die Zeit, die man mit ihr verbracht hat ... dass man nicht noch mehr getan hat. Und man hofft, wenn man gegenüber dem/der anderen einen Fehler begangen hat und man es weiß und es einem leid tut, dass es einen besseren Platz jenseits des Flusses gibt. Und so etwas führt dazu, dass man selbst ein besserer Mensch sein will."

      "Die Leute sagen, dass Gott auf mysteriöse Weise arbeitet. Man sagt, dass er die Gerechtigkeit belohnt und die Ungerechtigkeit bestraft. Aber es sieht so aus, dass viele, die leben, ihre wertvolle Zeit auf der Erde verschwenden, und man fragt sich, ob es dafür später eine Strafe geben wird. Und viele, die sterben – besonders die, die jung sterben – verdienen das Leben, zumindest denke ich so. Wir wissen, was wir wissen, aber können wir wirklich verstehen? Lesen Sie in der Bibel bei Jesaja 53 nach:"

      "Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des Herrn offenbart? Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre."


      Das vergoldete Zeitalter

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Dieser Aufsatz ist nicht neu – ich habe ihn am 10. März 2000 geschrieben. Das war exakt der Tag, an dem der Nasdaq-Composite Index sein Allzeithoch von 5.048 Punkten erreicht hatte! Dieser Aufsatz hat übrigens auch das erste Kapitel meines neuen Buches inspiriert. Los geht`s:

      Die Geschichte der Neuen Ära wird festhalten, dass es Robert Metcalfe und Gordon Moore waren, die – wie Moses und Aaron – ihre Anhänger aus den Fesseln der "Old Economy" in das Land der Aktienoptionspläne und Milchkaffees führten. Metcalfe und Moore brachten die Gesetze mit, nach denen die Leute im Silicon Valley in den 1990ern lebten.

      Metcalfe beschrieb ein bekanntes Phänomen: Jedes Element eines Systems oder eines Kollektivs wird wertvoller, wenn es expandiert. Man kann das sehen, wenn man über das Telefonsystem nachdenkt. Als in den USA im Mai 1877 die Bell Telephone Company gegründet wurde, waren ihre Produkte fast nutzlos. Wenn man einen Anschluss hatte, konnte man keinen anrufen, weil niemand ein Telefon hatte. Aber drei Jahre später waren 30.000 Telefone angeschlossen.

      Das führte zu der weiteren Einsicht, dass die Gesellschaft es sich leisten könnte, einen großen Geldbetrag für das Verkaufen und Installieren von Telefonen auszugeben, weil sie später damit einen Gewinn erzielen würde. Was noch; hinzukam, dass es entscheidend war, dass die Leute Bell-Telefone und nicht Telefone von Wettbewerbern kauften. Letztlich würde die wertvollste und wahrscheinlich profitabelste Dienstleistung die sein, die am allgegenwärtigsten sein würde.

      Diese Erkenntnis bereitete den Weg für den populären Plan für das Internetgeschäft: Keine Sorgen wegen Gewinnen – kämpft um Marktanteile. Wenige erkannten den Makel: Das Telefonsystem war ein Quasi-Monopol. Es machte Sinn, eine Menge Geld zu zahlen, um es zu schaffen, denn die erste Gesellschaft konnte für eine sehr lange Zeit mit Gewinnen auf Monopolniveau rechnen. Bell Telephone und ihre Töchter sind immer noch im Geschäft. Aber Amazon.com, the Globel.com, Webvan.com und Tausende anderer Internet-Startups hatten keine Hoffnung, jemals ein Monopol oder etwas annähernd Monopolartiges zu erreichen.

      Währenddessen führte Moore sein eigenes Gesetz ein: Er sagte, dass sich die Rechenkraft von Computern alle 18 Monate verdoppeln würde – was bis jetzt der Fall war. Diese Wachstumsrate überraschte jeden und führte zu der anderen großen Irreführung der Internet-Investoren – dass nur wegen des exponentiellen Wachstums der Computer-Rechenleistung auch die Internet-Geschäfte und Aktienkurse exponentiell steigen würden. Das Gesetz von Moore bezieht sich nur auf die Geschwindigkeit, mit der Computer Informationen verarbeiten. Regierungsbürokraten nahmen fälschlicherweise an, dass das das Äquivalent zum Wachstum des Reichtums der Nation sei, ausgedrückt durch das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Wie wir später sehen würden, führte das wiederum zu Verzerrungen bei anderen Kennzahlen, wie bei der Produktivität und beim Inflationsniveau.

      Wenn Moore und Metcalfe Propheten der Neuen Ära aus dem Alten Testament wären, dann wäre George Gilder ihr Messias. Jede Revolution braucht ihre Intellektuellen, ihre Brände, ihre Scharfrichter und ihre Opfer. Ein Drittel Visionär, ein Drittel Idiot, ein Drittel unverständlich – Gilder war all das und mehr. Er hatte Reden für Romney, Rockefeller und Nixon geschrieben, er hatte einige viel gelesene Bücher geschrieben, darunter "Wealth and Poverty" und "The Spirit of Enterprise". Er wurde von Ronald Reagan öfter als jeder andere Schriftsteller zitiert, wie Aufzeichnungen zeigen. Sein Buch "Microcosm" führte ihn weiter als jemals zuvor jemand gegangen war in die Nähe der neuen Technologie und des Unternehmergeistes. Seitdem sagten einige, dass er ein bisschen zu weit gegangen war.

      Die Artikel von Gilder im Forbes ASAP (ein elektronisches Magazin) waren nicht nur schwer zu verstehen; sie waren unverständlich. Aber das war egal. Er war ein Genie, und er hatte bei einer Menge Dinge Recht. Viele der scharfsinnigsten Investoren unserer Zeit folgten seinen Berichten ... in so einem Ausmaß, dass der "weiße, nervöse Yankee" als Halbgott oder "Johannes der Täufer des digitalen Zeitalters" gesehen wurde, wie es in einem Artikel stand. Aber er hatte sich so in einen Zustand der Entzückung über die Möglichkeiten des Internets hineingesteigert, dass er ein bisschen verrückt geworden zu sein schien.

      "Aber Preise interessieren mich nicht", kommentierte Gilder. Zu schade. Denn Preise sind wichtig, wie die Investoren später entdecken würden. Eine Technologie mag spektakulär sein; die Gesellschaft, die sie besitzt, mag eine großartige Gesellschaft sein; aber die Aktie ist nur zum richtigen Preis ein gutes Investment.

      Jetzt zu Michael Malone, einem Namen, den Sie wahrscheinlich noch nie gehört haben werden. Dieser Mann, der Herausgeber von Forbes ASAP und der Autor von mehreren Büchern über Wirtschaft und New Economy, wurde im Silicon Valley durch Zufall reich. Er erhielt Gründeraktien sowohl von Tom Siebel, dem Gründer und Vorstandsvorsitzenden von Siebel Systems Inc., mit dem er zusammen das Buch "Virtual Selling" schrieb, und von Pierre Omidyar, dem Gründer von eBay. Er hatte keine Ahnung, was diese Aktien wert waren, und er war überraschst, als er herausfand, dass er ein reicher Mann war. Aber er hatte kein Vertrauen; er verkaufte seine Aktien, so bald er konnte.

      Denn die Blase der New Economy schien ihm weder real noch richtig zu sein. "Die meisten von uns wissen intuitiv, dass diese jungen Internetgesellschaften, die wie Pilze aus dem Boden schießen, nicht überleben und blühen werden", schrieb er. Er prognostizierte außerdem, dass bei der "kommenden Abrechnung" das Geld der Investoren verloren sein würde, dass die Pensionsfonds ausradiert sein würden und dass die Bewertungen am Aktienmarkt von ihren irrationalen Höhen auf den Boden der Tatsachen zurückkommen würden.

      Zu Ende der 1990er teilten Metcalfe und Moore diese Stimmung. Es war so, als ob sie ins Silicon Valley zurückgekehrt waren und herausgefunden hatten, dass ihre Stammesgenossen das Internet-Zeitalter in eine absurde Parodie verwandelt hätten. Statt die Kraft des Silikonchips und des Internets zu nutzen, um reale Geschäfte zu starten und realen Reichtum zu schaffen, fanden sie Investoren, die halsbrecherisch um das Bild eines Unternehmens tanzten – bei den Neuemissionen.

      Metcalfe beschrieb sich selbst als mit der Spekulationsblase am Aktienmarkt überfordert: "Da passieren Dinge, die ich einfach noch nicht verstehe", erklärte er. Er bezeichnete die Spekulationsblase als "verzerrt", und er sprach seine Bedenken darüber aus, dass diese Verzerrung eventuell "platzen würde". Seine Artikel zeigen seine Sorge wegen der unternehmerischen Leidenschaft für den Börsengang: "Ich frage (Unternehmer) oft diese Frage `Also, was ist das Ziel ihres Unternehmens?` Die Antwort in diesen Tagen lautet normalerweise `Börsengang`. Das ist das falsche Wort in den ersten fünf Sätzen, wenn man beschreibt, um was es bei einem neuen Geschäft gehen soll. Wenn man nur an den Börsengang denkt, dann hat man sein Auge auf das falsche Ziel gerichtet ... diese Leute denken, dass der Börsengang ein signifikantes Ereignis ist. Ich sehe ihn als ein kleineres finanzielles Ereignis. Sie sehen es als das, um das sich das ganze Leben dreht."

      Würde der Tag der Abrechnung kommen? "Die (Risikokapitalgeber) kommen auf den Boden zurück", so Metcalfe weiter, "und sie gehen schnell zum Ausgang. (Aber) ... diese armen Kleinanleger. Sie beginnen, nach Gewinnen zu suchen, und sie werden sie nicht finden. Alles beginnt, einzubrechen."


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      Avatar
      schrieb am 02.10.03 21:33:46
      Beitrag Nr. 3.838 ()


      Bullen von 57,4 auf 56%
      Bären von 18,8 auf 20%

      Der Markt ist also noch weiterhin, trotz fallender Kursnotierungen, unverändert megabullish. Kein hoffnungsvolles Zeichen für Besitzer von Aktien.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 02.10.03 22:06:46
      Beitrag Nr. 3.839 ()
      Lager der "Bären" schrumpft stark

      Dax-Sentiment: Zahl der Optimisten wächst

      Die Optimisten am Aktienmakrt lassen sich durch die aktuell rückläufigen Kurse nicht beeindrucken - im Gegenteil.


      "Money makes the world go round"

      HB FRANKFURT. Laut der aktuellen wöchentlichen Umfrage von Cognitrend, der Institut für Sentimentanalyse am deutschen Aktienmarkt, wuchs die Anzahl der „Bullen“ unter den Befragten gegenüber der Vorwoche um neun Prozentpunkte auf 47 Prozent. Das Lager der „Bären“ schrumpfte stark um 13 Punkte auf 30 Prozent, während das Lager der neutral eingestellten Investoren entsprechend um vier Prozentpunkte zunahm auf aktuell 23 Prozent.

      „Der jüngste Optimismus ist für die nahe Zukunft des Dax nicht gerade hilfreich“, so cognitrend-Chef Joachim Goldberg zur Entwicklung der Stimmung. Die jüngsten Käufer würden bei Aufwärtskorrekturen vermutlich bald als Verkäufer auftreten und ihre Gewinne mitnehmen. Nur wenn dieses Angebot aufgefangen werde und der Dax 3 410 bis 3 420 Punkte überschreite, sei eine Stabilisierung zu erwarten. Nach unten gebe es bei 3 185 und 3 110 Punkten „gute Nachfrageniveaus“, so Goldberg.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 02. Oktober 2003, 10:13 Uhr


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      .......und auch die "Lügenbank" DZ-Bank streut, wie gewohnt, mittels seiner "ANALysten" auch in diesem Jahr wieder den Kleinanlegern Sand in die Augen:


      DZ Bank geht von kurzfristiger Korrektur aus

      Die Experten der DZ Bank rechnen damit, dass der DAX das laufende Jahr erstmals seit 1999 mit Kursgewinnen abschließen kann, obwohl kurzfristig mit nachgebenden Kursen gerechnet wird. Seit Jahresanfang stieg der DAX per Stichtag 30. September um 12.6% an und liegt damit im europäischen Vergleich auf Spitzenposition, so die DZ Bank. Die aktuelle Wirtschaftsaufschwungsphase sei ähnlich wie jene in den Jahren nach der Rezession 1991/93 (Double-Dip, Kriegsängste, negative Übertreibung am Aktienmarkt).„Auf Sicht der kommenden drei bis vier Wochen erwarten wir, dass sich die Korrekturphase mit anschließender Konsolidierungsphase an den globalen Aktienmärkten noch fortsetzen wird“, so die Analysten weiter, die derzeit in ihrem Musterportfolio zu 53% in Aktien, 45% in Renten und 2% Cash ausgerichtet sind.


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      schrieb am 02.10.03 22:08:23
      Beitrag Nr. 3.840 ()



      H_S:D :cool:
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      schrieb am 02.10.03 22:24:08
      Beitrag Nr. 3.841 ()
      Folgen einer "Politik des schwachen Dollars"

      1. Das Drängen des US-Finanzministers John Snow auf eine Abwertung des US-Dollars (kurz: USD) gegenüber den Währungen der Handelspartner, und hier insbesondere den asiatischen Währungen, steht in scharfem Kontrast zu der „Politik des starken Dollars“ der Clinton-Administration. Auch wenn sich grundsätzlich die Frage stellt, ob es eine solche Politik jemals gegeben hat, oder ob die Vorgänger von Snow – Larry Summers und Robert Rubin – nicht einfach nur Wall Street das gaben, was diese hören wollte; so sind doch auf ökonomischer und politischer Ebene Antworten auf diesen 180°-Schwenk der Bush-Administration in der Wechselkurspolitik zu suchen.

      2. Aus ökonomischer Sicht mehren sich die Signale des US-Finanzministeriums, dass es ausländische Halter von US-Treasuries implizit nicht mehr vor einem signifikanten Wechselkursrisiko schützen will. Damit erhöhen sich die Risiken für US-Treasuries. Resultat wird sein, dass ausländische Investoren weniger in US-Treasuries und andere in USD denominierte Vermögenswerte investieren werden. Wenn aber weniger Kapital in die USA fließt, reduziert dies das gesamte Kapitalangebot auf den US-Finanzmärkten. Ein zurückgehendes Angebot bei konstanter Nachfrage bedeutet einen steigenden Preis für Kapital. Der Preis des Kapitals ist der Zinssatz und dieser sollte damit in den USA, unter Vernachlässigung anderer Einflussfaktoren, tendenziell ansteigen. Nicht nur die Anleihekurse, sondern auch die Aktienkurse sollten damit durch eine solche Wechselkurspolitik tendenziell fallen. Aufgrund zurückgehender Kapitalströme in die USA sollte sich die eigentlich für die Zukunft erwartete höhere Nachfrage nach Aktien abschwächen. Der Anstieg der Renditen und der Rückgang der Aktienkurse sollte das Investitionsklima in den USA tendenziell verschlechtern. Auch die Konsumnachfrage würde wegen der höheren Zinsen über die schlechteren Hypothekenrefinanzierungsbedingungen belastet.

      3. Langfristig – also für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren – wird dieses geringere Investitionsvolumen (Investitionseffekt) nur geringfügige bis gar keine Effekte auf die Beschäftigung zur Folge haben. Denn ein niedrigerer Wert des USD macht US-Exporte attraktiver (Exporteffekt). Langfristig wird das ausländische Geld, das nicht in US-Investitionen geflossen ist, für zusätzliche US-Exporte ausgegeben. Dies bedeutet zwar weniger Arbeitsplätze im Baugewerbe und in der kapitalgüterproduzierenden Industrie, aber mehr Arbeitsplätze im exportorientierten verarbeitenden Gewerbe. Für die Beschäftigung ändert sich damit im wesentlichen durch die Abwertung des USD nichts. Für die Einkommen der US-Amerikaner bedeutet eine mögliche Abwertung allerdings einen Verlust (Einkommenseffekt). Denn die Importpreise steigen und das niedrigere Investitionsvolumen verlangsamt das Wirtschaftswachstum. Allerdings sinkt auch die Anfälligkeit für massive Wechselkursveränderungen, wenn nicht gar eine Währungskrise, denn ein höheres Wachstum der Nettoexporte senkt das Handelsbilanzdefizit der USA und damit das Risiko, dass die extrem hohe Auslandsverschuldung eine Situation wie in Ostasien 1997 oder in Mexiko 1994 produziert.

      4. Die voraussichtliche Erhöhung der Nettoexporte und die Senkung des Handelsbilanzdefizits, was wiederum das Risiko einer zukünftig ernsten Währungskrise senkt, ist für die USA ein Plus. Es wäre langfristig allerdings viel besser, wenn der zu erwartende Anstieg der Exporte langfristig durch einen Rückgang des Konsums statt der Investitionen herbeigeführt würde. Denn die Investitionen erhöhen über die damit einher gehende Kapitalakkumulation den Wohlstand eines Landes. Ein Rückgang des Konsums und der korrespondierende Anstieg der Ersparnis führt über niedrigere Zinsen zu einem Anstieg der Investitionen. Momentan sind die voraussichtliche langsamere Investitions- und Wachstumsdynamik sowie die höheren Importgüterpreise ein offensichtliches Minus der „Politik des schwachen Dollars“. Der Nettoeffekt der durch diese Politik herbeigeführte Abwertung ist daher aller Wahrscheinlichkeit nach negativ.

      5. Was sind die kurzfristigen Effekte der Verbalinterventionen von John Snow? Eine Abwertung des USD führt nur mittel- bis langfristig zu höheren Nettoexporten. Es benötigt einige Quartale, bis sich die Abwertung in die gewünschte Richtung positiv auf die Leistungsbilanz auswirkt. Die durch die Wechselkurspolitik induzierten höheren Zinsen und die damit einher gehenden adversen Effekte auf die Investitionen sollten daher 2004 zu sehen sein. Der wahrscheinlichste Effekt einer „Politik des schwachen Dollars“ für die kurze Frist ist eine vorübergehende Belastung der Nachfragedynamik, was den Arbeitsmarkt in den nächsten ein bis zwei Jahren tendenziell belasten sollte. Dem kann nicht wirklich durch die Geld- und Fiskalpolitik entgegengewirkt werden. Denn die Notenbank hat die Zinsen schon auf rund 1 % gesenkt, viel Spielraum nach unten verbleibt damit nicht mehr, und die Bush-Administration hat vor dem Hintergrund der ohnehin schon hohen Budgetdefizite keinen großen Spielraum, eine beschäftigungsfördernde Fiskalpolitik zu betreiben.

      6. Man hätte eigentlich von einer Regierung, die im nächsten Jahr einen Wahlkampf zu bestreiten hat, erwartet, eine Politik zu verfolgen, die in der zweiten Jahreshälfte von 2004 die Investitionen stimuliert und die Arbeitslosenquote senkt. Die „Politik des schwachen Dollars“ bewirkt gerade das Gegenteil. Bislang sind die Effekte auf die Finanzmärkte eher gering gewesen. Die Effekte auf die Arbeitslosenquote im Jahre 2004 sind ebenfalls gering. Nur wenn sich die Signale häufen sollten, dass die Äußerungen des Finanzministers Snow am G7-Treffen einen substanziellen Politikwechsel bedeuten, werden die Effekte auf die Finanzmärkte und die zukünftigen Investitionen größer sein. Wie auch immer, die Aktienmärkte zu belasten, wenn man auf ein Anziehen der Investitionsdynamik hofft, und die Bondmärkte zu belasten, wenn die US-Notenbank alles tut, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten, ist schon seltsam.

      7. Fazit: Die USA scheinen einen niedrigeren USD-Wechselkurs zu bevorzugen, die Europäer versuchen, keine weitere Aufwertung des Euros zuzulassen. Ein stärkerer Yen wäre das Letzte, was der Aufschwung in Japan momentan gebrauchen könnte. Um ein stärkeres Wirtschaftswachstum in Japan zu erzeugen, muss die Bank of Japan weiter den Kurs einer aggressiven Geldpolitik fahren. Hierzu gehört aber ein schwacher Wechselkurs des Yen. Die für einen Abbau des US-Leistungsbilanzdefizits notwendige Abwertung des USDollars sollte graduell – durch die Marktkräfte –, aber nicht durch Verbalinterventionen seitens des US-Finanzministeriums erfolgen. Was sind die Marktkräfte? Der entscheidende Punkt ist das Spardefizit der USA, welches maßgeblich durch die Budgetdefizite der US-Regierung angetrieben wird. Ein Leistungsbilanzdefizit ist solange kein Problem, wie das ursächliche Spardefizit durch Investitionen angetrieben wird, wie es in den 90er Jahren der Fall war, weil die höheren Investitionen das zukünftige Einkommen der Amerikaner erhöhen, mit dem sie ihre Schulden problemlos zurückzahlen können. Wird das Spardefizit aber durch eine geringere gesamtwirtschaftliche Ersparnis, deren wesentliche Komponente die staatliche Ersparnis ist, angetrieben, so senkt dies über die niedrigeren Investitionen die zukünftigen Einkommen. Damit erhöht sich auch das Risiko für die Gläubiger, dass die USA ihre Auslandsschulden nicht zurückzahlen können. Unter Bush ist es die gesamtwirtschaftliche niedrigere Ersparnis, die das Leistungsbilanzdefizit antreibt. Damit steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur des US-Leistungsbilanzdefizits mit einer einher gehenden Abwertung des USD.


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      schrieb am 02.10.03 22:29:50
      Beitrag Nr. 3.842 ()
      Renditen der US Staatsanleihen rückläufig

      Monatscharts der Renditen der richtungsweisenden 10- und 30jährigen US Staatsanleihen. (1 Kerze = 1 Monat).

      Da die US Treasuries seit ca. 2 Monaten eine Gegenreaktion auf ihre crashartigen Kurseinbrüche von Juni-Juli 2003 ausbilden, zeigen sich die Renditen demnach leicht rückläufig.(Anmerkung: Rückläufige (sinkende)Renditen <=> steigende Anleihekurse)






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      schrieb am 02.10.03 22:32:45
      Beitrag Nr. 3.843 ()
      Arbeitslosenquoten Ost/West saisonbereinigt


      Arbeitslosenquote OST saisonbereinigt:




      Arbeitslosenquote WEST saisonbereinigt:




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      schrieb am 02.10.03 22:36:14
      Beitrag Nr. 3.844 ()
      DAX KGV - Stand 01.10.03 - Deutlicher Abfall


      Verlaufsdarstellung seit 1980

      DAX KGV Stand vom 01.10.03 : 14,06




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      schrieb am 02.10.03 22:41:59
      Beitrag Nr. 3.845 ()
      02.10. 11:43

      VDAX: Prallt am Widerstandscluster ab

      DAX Volatilitätsindex (VDAX)

      Der VDAX gilt als sogenannter "Angstmesser" und eignet sich deshalb als mittelfristig auswertbarer Indikator. Sehr hohe Werte zeigen ein steigendes bearishes Marktsentiment an. Ein zunehmend bearishes Marktsentiment ist zunehmend als Kontraindikator für weiter nachgebende Kurse in den Indizes wie DAX und TecDAX zu interpretieren. Umgekehrt zeigen sehr niedrige VDAX Readings eine Zunahme des bullishen Marktsentiments an. Sehr niedrige Readings sind im Sinne eines Kontraindikators bearish für den Kursverlauf der Indizes zu werten.

      Aktuelles Update des Tageschartabgleichs zwischen VDAX (oben) und DAX (unten).

      Aktueller VDAX Stand : 28,70 Punkte (-4,5%)

      Aktueller DAX Stand : 3.231 Punkte (+0,5%)

      Der Bereich 32-34 stellte eine nachhaltige Widerstandszone dar. Folgerichtig prallte der VDAX nach unten ab. Gleichzeitig wurde ebenfalls temporär der Support bei 29,46 unterschritten. Dies führte umgekehrt zu einer Erholungssequenz im DAX, die momentan noch andauert. Das Verhalten beider Indizes ist aktuell regelkonform. Der VDAX fällt, der DAX steigt.

      Tageschart (log-IT):



      Chart erstellt mit Tradesignal von Technical Investor


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      01.10. 12:59

      VDAX: Bisher keine Umkehrsignale -


      Aktuelles Update des Tageschartabgleichs zwischen VDAX (oben) und DAX (unten).

      Aktueller VDAX Stand : 31,95 Punkte

      Aktueller DAX Stand : 3.231 Punkte

      Der VDAX ist weiterhin sehr stark und zeigt aktuell keine Umkehrsignale. Der Bereich 32-34 stellt allerdings eine nachhaltige Widerstandszone dar, so daß die Möglichkeit des Abpralls zur Unterseite besteht. Dies würde umgekehrt eine Erholungssequenz im DAX einleiten.

      Tageschart (log-IT):



      Chart erstellt mit Tradesignal von Technical Investor


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      schrieb am 04.10.03 14:41:53
      Beitrag Nr. 3.846 ()
      "Sparminister" Hans Eichel macht Rekordschulden

      Der Bund wird in diesem Jahr so viel Schulden machen wie noch niemals zuvor in der Geschichte der Republik. Die Nettokreditaufnahme für 2003 klettert auf rund 41 Milliarden Euro statt der vorgesehenen 18,9 Milliarden Euro. Das wird die Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder am 15. Oktober beschließen. Dann steht der Nachtragshaushalt für das laufende Jahr im Kabinett zur Abstimmung. Er wird ein Volumen von rund 23 Milliarden Euro haben. So viel fehlt Finanzminister Hans Eichel (SPD), weil wegen der schleppenden Konjunkturentwicklung Steuereinnahmen ausbleiben und deutlich höhere Ausgaben für die gestiegene Arbeitslosigkeit anfallen. Die bislang höchste Neuverschuldung des Bundes fiel 1996 an. Damals musste Finanzminister Theo Waigel umgerechnet 40 Milliarden Euro an neuen Krediten aufnehmen. Doch auch die Länder müssen in diesem Jahr viel mehr Schulden machen als eingeplant. Bis Ende August, so neueste Berechnungen der Länderfinanzministerien, haben sie ihren Kreditrahmen bereits deutlich überschritten. Ihre Neuverschuldung betrug Ende August 27,8 Milliarden Euro. Eingeplant war für das Gesamtjahr aber nur ein Defizit der Länder von 24,7 Milliarden Euro.


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      schrieb am 05.10.03 03:00:49
      Beitrag Nr. 3.847 ()
      Goldene Zeiten

      Die Krise an den Finanzmärkten, aggressive Spekulanten und ein Quäntchen Irrationalität sorgten für einen steilen Anstieg des Goldpreises, der gerade ein Sieben-Jahres-Hoch erklomm. Nun will auch die Bundesbank einen Teil ihres Milliarden-Schatzes zu Geld machen.



      Goldrausch im 21. Jahrhundert?


      Auf den lederbezogenen Tischen stehen britische Fähnchen. An den holzvertäfelten Wänden hängen Porträts von Preußenkönig Wilhelm II., Österreichs Kaiser Franz Josef I. und weiteren europäischen Herrschern des 19. Jahrhunderts. Das Tageslicht tritt nur zögerlich über die Schwelle dieses altehrwürdigen Raums im Londoner Bankhaus Rothschild.
      Doch zweimal am Tag, um 10.30 und um 13 Uhr, wird es plötzlich für ein paar Minuten hektisch. Fünf Händler verhandeln dann in einem seit 1919 unveränderten Ritual stellvertretend für den Rest der Welt über den Goldpreis. Erst wenn alle fünf die vor ihnen stehenden Wimpelchen umkippen, ist der global gültige Preis für das glänzende Edelmetall gefunden.

      Als einziges Zugeständnis an die Moderne sind die Vertreter von fünf Banken mittlerweile per Telefon mit mehreren Handelsräumen in der Welt verbunden, bei denen Minengesellschaften, Goldraffinerien, Spekulanten und Zentralbanken ihre Preisvorstellungen kundtun. Kriege, Bombenattentate oder auch nur ein heftiger Herbststurm über Europa reichen aus, den Goldpreis nach oben oder unten zu treiben.

      In den vergangenen Wochen ging es fast ausnahmslos steil aufwärts. Am 25. September erreichte die archaische Londoner Runde ein neues Sieben-Jahres-Hoch von 389 Dollar je Feinunze.

      Während die Aktienmärkte weltweit taumelten und sogar Immobilien vielerorts real an Wert verloren, erlebte das glitzernde Edelmetall eine unerwartete Renaissance. Was der Ökonom John Maynard Keynes einst als "ein barbarisches Relikt" bezeichnete, gilt wieder als moderne Geldanlage, um sich vor unsicheren Zeiten zu schützen. "Die Nachfrage nach unseren Goldprodukten in diesem Sommer war dreimal so hoch wie im vergangenen Jahr", sagt Michael Blumenroth, der oberste Goldhändler der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

      Spekulanten wetten auf den künftigen Goldpreis. Vermögensverwalter versuchen, mit ein paar Unzen Gold die Portfolios ihrer Kunden gegen die Unwägbarkeiten der Zeit abzuschirmen. Das größte Rad aber drehen mal wieder die Hedgefonds. Sie haben sich seit Sommer an der New Yorker Terminbörse Comex Options- und Terminkontrakte im Gegenwert von zurzeit 10,8 Millionen Unzen gesichert. Ein Achtel der Weltjahresproduktion des Edelmetalls ist damit in Händen von Zockern, die auf noch höhere Kurse setzen. Vor zwei Wochen ist mit 11,1 Millionen Kontrakten ein neuer historischer Höchststand verzeichnet worden, berichten Insider.

      Jetzt sind es immer mehr die Privatanleger, die an neue goldene Zeiten glauben - angetrieben auch durch Konferenzen wie die "Gold 2003": In Vancouver debattierten Experten aus aller Welt vorige Woche, wo das Edelmetall in Zukunft besonders nützlich - und damit noch wertvoller werden könnte: in Schaltelementen von Computern, in der Medizintechnik, beim Bau neuartiger Katalysatoren.

      Jede Schweizer Privatbank habe mittlerweile wieder ein Goldzertifikat aufgelegt, berichtet ein Londoner Investmentbanker. Diese Zertifikate verbriefen den Besitz des Zehntels einer Feinunze und erfordern keine großen Fächer im Banktresor. Aber auch die Nachfrage nach den schweren Barren und Münzen verdoppelte sich im vergangenen Jahr auf einen Wert von über vier Milliarden Dollar.

      Der Klimawandel rund um das tief schürfende Goldgewerbe ist enorm: Vor kurzem noch holte die Erbengeneration die in den siebziger Jahren populären Krügerrand-Münzen aus den Tresoren ihrer Tanten, um in Aktien des Neuen Markts zu investieren. Jetzt hat sich herumgesprochen, dass auf Goldminen spezialisierte Investmentfonds manche Hitlisten anführen. Während viele Aktienfonds über die Hälfte ihres Werts verloren, verdoppelte sich der Kurs der Goldfonds in den vergangenen drei Jahren.

      Zuerst war es die Angst vor Krieg und Terror, die den Preis nach oben trieb. Im Frühjahr geisterte das Schreckgespenst der Deflation durch die Handelsräume. Neuerdings ist es die Inflationsangst, die als Erklärung für die Heavy-Metal-Mode herhalten muss.

      US-Präsident George W. Bush will im nächsten Jahr wiedergewählt werden und hat mit Notenbankpräsident Alan Greenspan die Geldschleusen aufgerissen. Das amerikanische Haushaltsdefizit von 455 Milliarden Dollar für 2003 und prognostizierten 475 Milliarden Dollar im nächsten Jahr war noch nie so hoch. Deshalb fürchten viele Experten in naher Zukunft höhere Inflationsraten. Eine höhere Geldentwertung gehört zu den probatesten Mitteln der Entschuldung.

      Gleichzeitig könnte der Dollarkurs weiter fallen, weil das Zahlungsbilanzdefizit der Amerikaner anschwillt. Auch das hilft dem Goldpreis. Denn die großen Goldproduzenten in Südafrika oder Australien rechnen in einheimischen Währungen, die gegenüber dem Dollar aufgewertet haben. Deshalb ist es für sie weniger attraktiv, die Produktion auszuweiten.

      Sollte der mit viel billigem Geld aufgeblasene Ballon platzen, so argumentieren Hedgefonds-Manager, aber auch konservative Vermögensverwalter wie der Schweizer Armin Hurtz, gehören Anlagen in Gold noch zu den sichersten Investments. "Gold und Goldminen-Aktien treten nun in Phase zwei des historischen Bullenmarkts ein", glaubt Hurtz. Und gute Nachrichten, dass der seit Anfang 2002 um rund 40 Prozent gestiegene Goldpreis weiter anschwellen wird, entdecken die Fürsprecher überall.

      "In China steigt die Nachfrage, seit vor einem Jahr in Shanghai die erste Goldbörse aufmachen durfte", berichtet Vermögensverwalter Hurtz und rät seinen Kunden zum Kauf. Gern wird auch die Geschichte erzählt, dass islamische Staaten unter der Führung von Malaysia den Golddinar als goldgedeckte Währung einführen wollen. Hurtz hat ausgerechnet, dass dafür 300 bis 800 Tonnen Gold im Jahr notwendig wären. Wie realistisch der Plan der islamischen Staaten ist, vom US-Dollar als Reservewährung unabhängiger zu werden, bleibt zwar unklar. Aber von Gerüchten und unruhigen Zeiten profitierte der Goldpreis schon immer.

      Im Auftrag der Engländer kaufte das Bankhaus Rothschild 1815 alles Gold auf dem europäischen Kontinent auf, dessen es habhaft werden konnte. Damit wurden die Truppen des britischen Generals Wellington finanziert, die Napoleon bei Waterloo vernichtend schlugen. Die vom Finanzministerium Seiner Majestät quittierte Goldrechnung liegt in einer Vitrine vor der schweren Tür, die zum Handelsraum der Londoner Preiswächter führt.

      Trotz der reichen Erfahrungen wagt der heutige Baron Evelyn de Rothschild keine Vorhersagen, wie sich der Goldpreis entwickeln wird. Nur zwei Menschen, ein Gehilfe bei der Banque de France und ein Direktor der Bank of England, könnten den wahren Wert des Goldes beurteilen, sagte er einmal. "Nur leider sind sie sich nicht einig", meinte er ironisch.

      Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs, einer der größten Akteure am Markt, weigert sich, Analysen über die Entwicklung des Goldpreises zu veröffentlichen. "Angebot und Nachfrage entwickeln sich völlig irrational", sagt einer ihrer Experten zur Begründung. Trotzdem lassen sich - jenseits des Herdentriebs - für die Renaissance des Goldes weitere Gründe finden, die bis in die neunziger Jahre zurückreichen.

      Als damals der Preis des Edelmetalls immer weiter fiel, gingen insbesondere die großen Minengesellschaften in Südafrika und Australien dazu über, ihre künftige Produktion zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen.

      Anglogold, der damals größte Produzent der Welt, verkaufte mit solchen Absicherungsgeschäften vorab fast 13 Millionen Unzen, mehr als zwei Jahresproduktionen, noch bevor die 55 000 Minenarbeiter sie aus der Erde befördert hatten. "Die Minen haben sich damit selbst die Preise kaputtgemacht", sagt Deutschbanker Blumenroth.

      Doch im vergangenen Jahr drehte sich der Trend. Weil die Minen im Gefolge der Attentate vom 11. September 2001 auf steigende Kurse setzten, kauften sie auf den Terminmärkten massiv ihre in die Zukunft gerichteten Lieferverpflichtungen zurück. Zwischen September 2001 und Dezember 2002 reduzierten die 98 Goldproduzenten ihre Lieferverpflichtungen um 466 Tonnen, hat eine von Rothschild finanzierte Studie herausgefunden.

      Damit stieg der Preis für künftige Kontrakte stark an, was wiederum die Tageskurse in London nach oben drückte. Gleichzeitig vervielfachte sich der Wert von Minengesellschaften wie der US-Firma Newmont, die kaum Lieferverpflichtungen zu festen Preisen eingegangen waren und damit direkt vom Preisanstieg profitierten. Dank des höheren Börsenkurses konnte Newmont Anglogold ausstechen, als es darum ging, mit Normandy eine der großen australischen Minengesellschaften zu übernehmen.

      Kaum waren die Amerikaner zum Zug gekommen, kauften sie die Hälfte aller künftigen Lieferverpflichtungen ihrer australischen Neuerwerbung am Markt zurück. Auch Anglogold änderte seine Politik und kassierte Kontrakte im Wert von 4,1 Millionen Unzen ein.

      Gleichzeitig traten still und heimlich die großen Spekulanten an. Die beiden amerikanischen Investment-Legenden George Soros und Warren Buffet sollen massiv auf den Edelmetallmärkten engagiert sein. Belegbar ist, dass Buffet mit seiner Fondsgesellschaft Berkshire Hathaway, allerdings schon vor sechs Jahren, massiv und nachhaltig in den Silbermarkt eingestiegen ist, der in jüngerer Vergangenheit ebenfalls von der Flucht in metallene Traditionswerte profitiert hat.

      Schon 1980, als der Goldpreis kurzfristig auf atemraubende 680 Dollar stieg, ging die Hysterie von dem nicht ganz so edlen Silber aus. Nelson Bunker Hunt aus Texas und seine Brüder hatten damals massiv den Silberpreis nach oben manipuliert, indem sie einfach alles aufkauften, was auf den Markt kam.

      Das wird beim Gold wohl kaum passieren. In den Kellern der Zentralbanken lagern noch aus den Zeiten, als das Gold zur Absicherung der Währungen diente, mehr als 30 000 Tonnen Gold. Allein die 3443 Tonnen, die von der Bundesbank in Frankfurt und in New York aufbewahrt werden, übersteigen die Jahresförderung aller Goldminen weltweit.

      Diese gewaltigen Reserven der Notenbanken überschatten auch den Markt. Zwischen 1999 und 2001 versteigerte der britische Finanzminister Gordon Brown gut 400 Tonnen, der Preis brach massiv ein. Die Schweizer Notenbank macht es geräuschloser: Sie verkauft seit Anfang Mai 2000 an jedem Handelstag etwa eine Tonne aus ihren üppigen Reserven.

      Auch in Deutschland wächst die Begehrlichkeit, die Goldreserven zu heben. In schöner Regelmäßigkeit finden sich Politiker, die den Bundesschatz mit Bewertungsreserven von aktuell 28 Milliarden Euro heben wollen - natürlich für einen guten Zweck, die Konsolidierung der klammen Haushalte. Die Herzog-Kommission zur Reform der Sozialsysteme wollte ebenso an die Goldreserven wie ein Teil der SPD-Bundestagsfraktion.

      Bundesbankpräsident Ernst Welteke sieht in der Veräußerung von Vermögen zur Finanzierung laufender Ausgaben "keinen sittlichen Mehrwert". Als ehemaliger Wirtschaftsminister des Landes Hessen weiß er, wie schnell solche einmaligen Zuschüsse verdampfen. Notfalls will er mit seinen Kollegen im Zentralbankrat verhindern, dass sich die Berliner Politiker allzu hastig in seinen Tresoren bedienen.

      Doch auch Welteke plädiert dafür, den Schatz vorsichtig zu heben. "Wir wollen in Zukunft Gold in homöopathischen Dosen auf den Markt bringen", sagt er. Das sei auch Mehrheitsposition im Vorstand der Notenbank. Der Bundesbankpräsident will verzinsliche Anlagen kaufen, deren Erlöse dann an den Staat ausgeschüttet werden können. Immer wieder mahnte Welteke in Berlin eine entsprechende Novelle des Bundesbankgesetzes in Berlin an - bisher vergeblich.

      1999 hatten sich 15 wichtige Notenbanken geeinigt, bis 2004 aus ihren Beständen jährlich nur maximal 400 Tonnen auf den Markt zu werfen. Im nächsten Frühjahr soll es ein neues Abkommen unter den Zentralbanken geben, damit der Goldpreis durch ein plötzliches Überangebot nicht abschmiert. Doch die Bundesbank wolle diesmal, ähnlich wie 1999 die Schweizer, "eine Verkaufsoption haben".

      In Zeiten knapper öffentlicher Kassen ist durchaus denkbar, dass auch Franzosen und Amerikaner ihre hohen Reserven angreifen wollen, die unverzinst in den Tresoren schlummern. Sollte es zu einer Quotenschlacht unter den Notenbanken kommen, wären die Folgen für den Goldpreis unabsehbar, auch wenn solch düstere Prognosen wahre Goldfans nicht schrecken können.

      "Fünf bis zehn Prozent eines Depots sollten in Gold investiert sein", sagt Stefan Schilbe, Chefvolkswirt von HSBC Trinkaus&Burkhardt. Der Schweizer Vermögensverwalter Hurtz rät seiner risikoscheuen Klientel seit neuestem, bis zu 15 Prozent des Vermögens in den metallenen Mythos zu investieren.

      CHRISTOPH PAULY


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      Avatar
      schrieb am 06.10.03 18:30:51
      Beitrag Nr. 3.848 ()
      INTERVIEW ZUR US-JOBKRISE

      "So schlimm wie nie seit der Depression"

      Die Rezession in den USA ist seit zwei Jahren überwunden, doch die Arbeitslosenquote will und will nicht fallen - ein großes Problem für Präsident Bush. SPIEGEL ONLINE sprach mit Mark Zandi, Chefvolkswirt von Economy.com, über Job-Daten, Wahlkampf und die Abwanderung der Industrie nach Asien.


      Viele Jobs sind für immer verloren: Arbeitslose vor einer New Yorker Arbeitsvermittlungsstelle

      SPIEGEL ONLINE: Herr Zandi, seit einschließlich Februar sind in der US-Wirtschaft Monat für Monat mehr Arbeitsplätze vernichtet als geschaffen worden. Im September aber entstanden laut Daten vom Freitag wieder neue Jobs, immerhin 57.000. War das schon die Trendwende?
      Mark Zandi: Es gibt Anlass für vorsichtigen Optimismus, die Lage wird zumindest nicht schlimmer. Einen nachhaltigen Aufschwung haben wir aber nicht. In einem gesunden Arbeitsmarkt würden pro Monat 100.000 bis 150.000 neue Stellen entstehen.

      SPIEGEL ONLINE: Zumindest die Wall Street feiert die September-Zahlen, der Dow Jones stieg am Freitag um 85 Punkte. Dann ist dieser Jubel verfrüht?

      Zandi: An den Finanzmärkten gab es die Sorge, dass wir erneut richtig, richtig schlechte Daten sehen würden. Nun atmen alle auf. Aber die Arbeitslosenquote ist noch immer sehr hoch, sie bleibt unverändert bei 6,1 Prozent.

      SPIEGEL ONLINE: Verglichen mit deutschen Werten scheinbar nicht viel - aber als George W. Bush Präsident wurde, lag die US-Quote nur knapp über vier Prozent.

      Zandi: Außerdem enthält der September-Bericht noch viele weitaus weniger erfreuliche Daten. Der Prozentsatz der Amerikaner, die arbeiten oder Arbeit suchen, ist erneut gefallen. Der Anteil der Teilzeit-Jobs ist erheblich gestiegen. Der durchschnittliche Stundenlohn ist gesunken.

      SPIEGEL ONLINE: Und das alles, obwohl die Rezession offiziell seit November 2001 vorbei ist und das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal womöglich um mehr als fünf Prozent wuchs. Hat es solch einen Boom ohne Jobs in der US-Geschichte schon mal gegeben?

      Zandi: Die Lage ist so schlimm wie nie seit der Großen Depression. Prozentual gesehen war der Stellenverlust in den frühen achtziger Jahren zwar größer. Aber eine Arbeitsmarktkrise mit dieser Tiefe und Dauer haben wir seit den Dreißigern nicht gehabt.


      "Einen nachhaltigen Aufschwung haben wir nicht": Economy.com-Chefökonom Zandi

      SPIEGEL ONLINE: Den härtesten Einbruch hat die klassische Industrie erlebt, seit Mitte 2000 sind hier erstaunliche 16 Prozent aller Stellen weg gefallen. Kommen diese Jobs irgendwann zurück?

      Zandi: Nein, sie sind für immer verloren. Die meisten werden nach China verlagert, in andere Gegenden Ostasiens und nach Mexiko. China und Indien profitieren nicht nur von ihren niedrigen Lohnkosten, sondern auch davon, dass ihre Währungen stark unterbewertet sind.

      SPIEGEL ONLINE: Schadet dieser Export von Arbeitstellen noch anderen Sektoren außer der Industrie?

      Zandi: Er erfasst zunehmend auch die Informationstechnologie und andere Branchen. Von den drei Millionen Arbeitsplätzen, die die US-Wirtschaft seit dem Gipfel des Tech-Booms eingebüßt hat, ist ungefähr eine Million ins Ausland gewandert. Die restlichen zwei Millionen sind wegen schwacher Nachfrage und sehr starker Steigerungen der Produktivität verloren gegangen.

      SPIEGEL ONLINE: Werden die Arbeitslosenzahlen 2004, dem Jahr der Präsidentschaftswahlen, wieder besser aussehen?

      Mark M. Zandi ist Chefvolkswirt und Mitgründer der Beratungs- und Researchfirma Economy.com. Von der Finanzpresse oft zitiert, tritt er gelegentlich auch als Gast bei TV-Stationen wie CNN und im Radio auf. Zandi studierte Volkswirtschaft an der Wharton Business School und der University of Pennsylvania. Seine Dissertation wurde unter anderem von der Ökonometrie-Fachgröße Lawrence Klein betreut. Zandis jüngste Spezialthemen sind die Steuerpolitik und die Frage, wie Politiker auf Spekulationsblasen reagieren sollten.

      Economy.com, 1990 gegründet, hat seinen Hauptsitz bei Philadelphia, betreibt ein Büro in London und beschäftigt rund 70 Mitarbeiter. Die Firma hat nach eigenen Angaben 500 Kunden in 50 Ländern, darunter sind Wall-Street-Häuser, Industriekonzerne, der US-Gewerkschaftsverband und mehrere US-Bundesstaaten. Schwerpunkte sind Beratung bei strategischer Planung, Verkaufsprognosen und Risiko-Management. Das Unternehmen betreibt die Internetseiten Economy.com, Dismal.com und Freelunch.com.



      Zandi: Der Markt wird sich vermutlich erholen, aber nur sehr langsam, selbst im bestmöglichen Szenario. Wahrscheinlich bleibt die Arbeitslosenquote im gesamten Jahr über sechs Prozent.

      SPIEGEL ONLINE: Das klingt nach schlechten Nachrichten für den Präsidenten. Kann er irgendetwas tun, um das Job-Problem zu lindern?

      Zandi: Er kann nichts mehr machen, das am Wahltag im November schon messbare Auswirkungen hätte. Das einzige, das helfen könnte, wäre dass die Chinesen eine Aufwertung des Yuan zulassen. Aber wahrscheinlich bleiben sie stur, obwohl die Bush-Regierung sie laut und hart kritisiert. Der Arbeitsmarkt wird Bush auf keinen Fall helfen. Die Frage ist nur: Wie sehr wird er ihm schaden?

      SPIEGEL ONLINE: Bush sagt, die Arbeitslosigkeit wäre ohne seine gigantischem Steuersenkungen noch höher. Hat er Recht?

      Zandi: Ja. Die Regierung hat eine riesige Menge Ressourcen in die Wirtschaft gepumpt, und auf kurze Sicht stützt das den Konsum. Das ist aber eher ein Nebenprodukt der Steuersenkungen. Sie sind nicht umgesetzt worden, um der Wirtschaft zu helfen, sondern aus ganz anderen Gründen. Auf lange Sicht richten sie großen Schaden an, indem sie das Defizit im Bundeshaushalt vergrößern.

      SPIEGEL ONLINE: Die Job-Misere könnte den Demokraten helfen, Bush zu schlagen. Haben deren möglichen Kandidaten denn wirtschaftspolitisch sinnvolle Ideen?

      Zandi: Ich stimme ihnen zu, wenn sie die Steuersenkungen zu einem späteren Zeitpunkt im Konjunkturzyklus zurückzudrehen wollen. Einige Kandidaten aber fordern neue Handelsbeschränkungen oder gar eine Neuverhandlung der Nafta-Freihandelsverträge mit Mexiko. Das wäre ein folgenschwerer Fehler.

      SPIEGEL ONLINE: Können Volkswirtschaften wie Deutschland oder Frankreich Lehren aus der Job-Krise in Amerika ziehen?

      Zandi: Unsere Wirtschaft hat zwar zu kämpfen, aber angesichts jüngster großer Schocks schlägt sie sich doch ganz gut, weil sie stark liberalisiert ist. Die Industrie-Jobs, die wir jetzt verlieren, wären langfristig ohnehin nicht zu retten. Man könnte den Übergang höchstens abmildern, indem man in Umschulung von Arbeitern investiert statt in Steuersenkungen. Die Deutschen und Franzosen würden gewinnen, wenn sie ihre Finanz- und Arbeitsmärkte ähnlich flexibel machten wie wir. Wenn man den Wandel bekämpft, verlängert das nur die Schmerzen.

      Das Interview führte Matthias Streitz, New York


      ..............................
      Avatar
      schrieb am 06.10.03 19:11:36
      Beitrag Nr. 3.849 ()


      Blau: Bruttosozialprodukt pro Jahr
      Rot: Private jahresbezogene Haushalts(Konsumenten-)verschuldung


      ....................
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 00:25:56
      Beitrag Nr. 3.850 ()
      @h-s
      zu3847 Fehlerteufel

      rot =BSP
      blau=Konsumentenverschuldung



      ;)
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 04:28:20
      Beitrag Nr. 3.851 ()
      @#3848 von bluemoons

      Danke, stimmt.....:)
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 12:33:09
      Beitrag Nr. 3.852 ()
      LKW-Maut=> Megaflop
      PersonalServiceAgenturen=> Megaflop
      JobFloater=> Megaflop

      Fazit: Germany=> Strong Sell !!!!!


      H_S :laugh: :laugh: :laugh:


      .................


      ERFOLGLOSE HARTZ-INNOVATION

      Job-Floater 80 Prozent unter Plan

      Der Erfolg des im Rahmen der Hartz-Reformen gestarteten Job-Floaters bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Durch das neue Finanzierungsinstrument der Bundesregierung wurde bisher nicht einmal ein Fünftel der geplanten Arbeitsplätze geschaffen.


      Berlin - Im September wurden durch das Job-Floater-Kreditprogramm namens 932 neue Arbeitsplätze geschaffen, teilte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auf Anfrage der "Berliner Zeitung" mit. Insgesamt entstanden seit November durch den Floater bisher 8.027 Stellen. Die Bundesregierung hatte auf 50.000 neue Arbeitsplätze gehofft.
      Das Volumen der insgesamt bereit gestellten Kredite beläuft sich bisher auf 576,5 Millionen Euro. Die Zahl der durch Job-Floater seit März 2003 ebenfalls geförderten Lehrstellen stieg im September um 90 auf nun 780. In den neuen Bundesländern wurden durch das Programm bisher insgesamt 1.388 Stellen neu geschaffen. Das sind nur rund 17 Prozent aller neuen Beschäftigungsverhältnisse, die durch Job-Floater entstanden.


      ...................
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 12:47:31
      Beitrag Nr. 3.853 ()
      High Noon für den Finanz- und Wirtschaftstandort Deutschland.......................


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      06.10.2003

      S T E U E R F L U C H T

      "Dann verschwinden zehn Milliarden Euro aus Deutschland"

      Von Martin Scheele

      Zu hohe Steuern, zu hohe Abgaben: Mehr und mehr Deutsche liebäugeln mit dem Wegzug aus ihrer Heimat. Mit dem Steueroasen-Experten Hans-Lothar Merten sprach manager-magazin.de über Schwarzgeldströme, die beliebtesten Ausflaggungsziele und die geplante Steueramnestie.

      mm.de: Immer mehr deutsche Unternehmen prüfen oder vollziehen den Schritt ins Ausland. In der Schweiz haben zum Beispiel schon seit langem der Kranhersteller Liebherr und die Logistikgruppe Kühne & Nagel ihren Sitz. Von den Dax-Konzernen hat allerdings bisher noch keiner seine Zentrale verlegt. Wie beurteilen Sie die Lage?

      "Die Kundenvermögen von Deutschen bei Schweizer Banken betragen sechzig Prozent und mehr": Hans-Lothar Merten ist gelernter Bankkaufmann und Betriebswirt und schreibt über die Themen Finanzen, Steuern und Unternehmensorganisation

      Merten: In den Medien werden immer die spektakulären Einzelfälle genannt. Tatsächlich ist es so, dass Schweizer Banken im Moment mit Anfragen zugeschüttet werden.

      Immer mehr mittelständische Unternehmen und vermögende Freiberufler tragen sich mit dem Gedanken, sich der deutschen Steuerschraube zu entziehen. Sie sehen für sich und ihr Unternehmen hier zu Lande keine Perspektive auf Besserung.

      Der Vorteil der Schweiz ist die gute Vernetzung von Privatwirtschaft und Kantonen, explizit von Banken und Kantonen. Die Auslands-Banker liefern ihnen ein Komplettpaket aus juristischem und ökonomischem Sachverstand. Deutsche Banken wie zum Beispiel Sal. Oppenheim dürfen das ja offiziell gar nicht leisten - sondern müssen Anwaltskanzleien zwischenschalten. Ein teures Unterfangen.

      mm.de: Welches sind denn die beliebtesten Ausflaggungsziele - und warum?

      Merten: Die für Emigranten unter steuerlichen Aspekten interessantesten europäischen Staaten und Territorien lassen sich in vier Ländergruppen einteilen:


      Länder, die auf die Erhebung von Einkommensteuer vollständig verzichten, beispielsweise Monaco und Andorra


      Niedrigsteuerländer: Zum Beispiel Isle of Man (Spitzensteuersatz von 20 Prozent), die Kanalinseln Alderney und Guernsey (pauschal 20 Prozent)


      Länder, die generelle steuerliche Vergünstigungen für bestimmte Einkünfte gewähren, dazu gehören Belgien, Großbritannien, Irland und Österreich


      Länder, die Zuzüglern aus fremden Staaten besondere Vorteile gewähren (Zuzugsbegünstigung oder Vorzugsbesteuerung, neben Belgien, Luxemburg, den Niederlanden sind das Malta, die Schweiz und Zypern


      Steuerklassiker: "Steueroasen. Handbuch für flexible Steuerzahler", Ausgabe 2004, 448 Seiten, 29,90 Euro, Walhalla-Verlag, 2003


      mm.de: In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Ausflaggung möglicherweise bald zum Nulltarif möglich ist? Wie kommt das?

      Merten: Der EU-Generalstaatsanwalt ist der Auffassung, dass die so genannte Wegzugsbesteuerung (bis zu zehn Jahren nach dem Wegzug hat der deutsche Fiskus noch einen steuerlichen Zugriff) gegen das EU-Recht und gegen die EU-weite Niederlassungsfreiheit verstößt. Schließen sich die Richter des Europäischen Gerichtshofs dieser Meinung an, könnten nicht nur Privatpersonen vom deutschen Fiskus ungeschoren außer Landes ziehen, auch Unternehmen könnten ihren Sitz in jedes EU-Land verlegen, ohne dass der Fiskus hier zu Lande dann auch noch weiter abkassieren kann.

      mm.de: Nehmen wir an, ich habe zehn Millionen Euro geerbt und möchte möglichst keine Steuern zahlen, was muss ich machen?

      Merten: Kein Schwarzgeld?

      mm.de: Genau!

      Merten: Das wird schon schwierig. Sie können Beträge in beliebiger Höhe ins Ausland bringen, nur sind die ja hier offiziell erfasst. Sie haben dann nur die Möglichkeit, bestimmte Ertragsgutschriften nicht hier zu deklarieren. Der Fiskus kann allerdings nicht kontrollieren, wie viel Zinsen Sie bei einer Schweizer Bank tatsächlich bekommen haben. Bestimmte, nicht näher bezeichnete Banken sind in der Lage, Ihnen überarbeitete Depotauszüge zu geben. Nehmen wir an, Sie bekommen zehn Prozent, dann stellen die Ihnen Belege von fünf Prozent aus, dann haben Sie fünf Prozent drüben frei.

      Ein anderer Weg wäre der über das Gold-Depot. Also, wenn Sie das Geld in Gold anlegen und im Depot sichern. Dann gibt es zwar keine Erträge, Sie können sich aber trotzdem auf das Gold einen Kredit geben lassen, das erfährt der deutsche Staat nicht. Natürlich können sie das Gold ja auch in kurzer Zeit wieder verkaufen - so kann man dem Fiskus ein Schnippchen schlagen.

      mm.de: Und wenn wir von Schwarzgeld sprechen?

      Merten: Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass die ganze Sache mit Bargeldeinzahlungen bei Banken im Ausland komplizierter geworden ist. Zu nennen sind die Folgen des 11. September und die verschärften Geldwäschebestimmungen der OECD.

      Selbst Liechtenstein ist ja auf der Hut. Vor kurzem konnten Sie da noch locker ein, zwei, drei Millionen einschleusen. Mittlerweile sind Treuhänder verpflichtet, den Namen ihres Mandanten der Bank offen zu legen - die Bank ist aber nicht verpflichtet den Namen weiter zu geben. Einzige Ausnahme: Der deutsche Staat weist Ihnen ein Steuervergehen nach.

      mm.de: Das hört sich ja für Leute à la Dagobert Duck nicht so gut an.

      Merten: Es ist nicht aller Tage Abend. Man muss nur eine gesellschaftliche Konstruktion wählen, also das Geld anonymisieren, damit es nicht unter die EU-Zinssteuerrichtline fällt.

      mm.de: Die EU-Zinssteuerrichtlinie ist seit einigen Monaten in Kraft, und wird von den Finanzministern sehr gefeiert...

      Merten: .. zu Unrecht, sie ist als harmlos anzusehen. Bis 2010 gelten für Österreich, Belgien und Luxemburg Ausnahmetatbestände. So lange funktioniert das Bankgeheimnis noch bei denen. Die Erhebung einer Quellensteuer (zunächst 15 Prozent, 2008: 20 Prozent) geschieht ja nur analog zu den anderen EU-Staaten. Und die Nicht-EU-Länder Schweiz und Liechtenstein sind derzeit ohnehin ausgenommen.

      mm.de: Wer Schwarzgeld aber in den Ländern angelegt hat, die bei der Zinssteuerrichtlinie mitmachen, für den wird es eng.

      Merten: Die Personen werden namentlich bekannt und können sich auf eine Anzeige gefasst machen.

      mm.de: Wie wird sich der Steuerwettbewerb in der EU entwickeln?

      Merten: Solange es in der EU selbst Steueroasen gibt, wird es immer eine Schere bei der Verteilung geben. Hier muss man die Koordinationscenter in Belgien oder die Dublin-Docks in Irland erwähnen. Selbst namhafte Unternehmen wie BMW oder Volkswagen lassen ihre internationale Finanzierung darüber laufen.
      Volkswagen oder andere Konzerne beispielsweise finanzieren die Auslandstöchter darüber. Ein Beispiel: Die Konzernmutter braucht 100 Millionen Euro, bekommt das als Kredit von ihrer Finanzierungsgesellschaft in Belgien oder Irland. Das wird dann hier verzinst, die Zinsen können von der Steuer in Abzug gebracht werden.

      Im Ausland aber können von den Zinseinnahmen, die dort nur mit zehn oder 12 Prozent versteuert werden, zunächst einmal alle anfallenden Kosten für Verwaltung und Mieten etc. in Abzug gebracht werden, so dass dort die Besteuerung letztendlich nur sieben oder acht Prozent beträgt - ganz legal.

      mm.de: Wer sind die Gewinner und Verlierer unter den Steueroasen?

      Merten: Beliebtester Anlageplatz ist ja nach wie vor die Schweiz, das wird auch so bleiben. Verlierer werden sicherlich die Steueroasen und Territorien innerhalb der EU sein. Da wird Brüssel schon für sorgen. Doch Geld ist flexibel. Neben der genannten Schweiz und Liechtenstein werden davon insbesondere Karibikstaaten und Steueroasen im asiatischen Raum profitieren. Die Cayman Islands (Platz zwei der beliebtesten Anlageziele), Hongkong (drei) und Singapur (fünf) sind hier zu nennen.

      mm.de: Thema Steueramnestie. Danach kann Strafbefreiung der erlangen, der seine unversteuerten Einnahmen erklärt und davon 25 Prozent an den Fiskus abführt. Die Regelung soll für das Jahr 2004 gelten. Danach gilt eine zweite, bis Ende März 2005 befristete Stufe, in der die Strafbefreiung gegen Zahlung von 35 Prozent möglich ist. Wie sehen Sie das Projekt, das ja gerade im Bundesrat durch die Unions-Länder abgelehnt worden ist?

      Merten: Als ich hörte, dass der Bundeskanzler mit einem Kapitalrückfluss von über 100 Milliarden Euro rechnet - und damit mindestens 25 Milliarden Euro Steuereinnahmen -, musste ich lachen. Wenn fünf zurückkommen, dann ist das viel. Wie ich von Schweizer Banken höre, gibt es kaum Bestrebungen der Kunden, Geld abzuziehen. Die Amnestie wird verpuffen - im Gegensatz zu dem italienischen Modell.

      Das liegt an einem zusätzlichen psychologischen Effekt. Die Gefahr, dass eine Vermögensteuer noch mal eingeführt wird oder eine Erbschaftsteuer, ist nicht völlig von der Hand zu weisen. Davor fürchten sich die Leute.

      Das Ganze ist aber noch aus einem anderen Grund fragwürdig. Es brauchen ja nur 1000 reiche Deutsche pro Jahr in die Schweiz übersiedeln - angenommen jeder von ihnen hat zehn Millionen Euro dabei - dann hauen Hans Eichel insgesamt zehn Milliarden Euro ab.

      mm.de: Wie viel Schwarzgeld, schätzen Sie, liegt im Ausland?

      Merten: Vor zwei Jahren hat das Bundesfinanzministerium von 960 Milliarden Euro Auslandseinkommen gesprochen. Etwa 300 bis 400 Milliarden Euro davon sind schwarz. Diesen Zahlen kann man sich schon annähern, wenn man sich die Geldbestände von Schweizer Banken anschaut. Allein bei der Credit Suisse lagern derzeit Kundenvermögen von rund 1,2 Billionen Schweizer Franken. Ein Großteil der Kunden sind Deutsche. Bei einzelnen Banken erreicht der Anteil Deutscher an den Einlagen bis zu sechzig Prozent.

      Oder schauen Sie sich die Banken im österreichischen Jungholz oder Kleinwalsertal an, da erreicht der deutsche Anteil am verwalteten Kundenvermögen neunzig Prozent und mehr.

      mm.de: Wann lohnt sich der Weg nach Übersee, etwa die Karibik?

      Merten: Unter einer Million Euro ist der Kosten- und Zeitaufwand zu hoch. Anders sieht es da schon aus, wenn man eine Immobilie in Florida hat und diese beispielsweise über eine juristische Konstruktion auf den Cayman Islands hält. Dann macht eine Verbindung in der Karibik Sinn.



      ...................................


      " S T E U E R O A S E N 2 0 0 4 "

      Steuern sparen durch die Auslandsgesellschaft

      In diesen Kapiteln seines Buches listet Hans-Lothar Merten die beliebtesten Auswanderungsziele auf - und erklärt wie mit einer Auslandsgesellschaft Steuern gespart werden können. manager-magazin.de präsentiert den Text mit freundlicher Genehmigung des Autoren.

      Ausflaggen - aber wohin?

      1. Die beliebtesten Ziele

      Statistiken der Auslandsvertretungen der Zuwanderungsstaaten machen die begehrtesten Auswanderungsziele sichtbar:
      Auswanderer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bevorzugen als Ruhewohnsitz Frankreich, Italien und Spanien.


      Als Arbeitsort liegen die jeweils benachbarten Ländergebiete im Trend.


      Außerhalb Europas liegen vor allem Australien, Kanada und die USA im vorderen Bereich der Statistiken.


      Bei vermögenden Privatpersonen sind neben den klassischen Steueroasen auch die europäischen Nobelorte Cannes, Genf, Monaco und St. Moritz beliebte Ziele.
      Ob eine Wohnsitzverlagerung ins Ausland zu bemerkenswerten steuerlichen Vorteilen führt, ist letztlich davon abhängig, in welcher Höhe der ausländische Staat die Einkünfte seines "Neu-Bürgers" besteuert. Die für den Abwanderer unter steuerlichen Aspekten interessantesten Staaten lassen sich in folgende vier Ländergruppen unterteilen:


      Länder, die auf die Erhebung von Einkommensteuer vollständig verzichten (Null-Steuer-Länder): beispielsweise Andorra, Monaco.


      Niedrigsteuerländer: Beispielsweise die Isle of Man (Einkommensteuerspitzensatz 20 Prozent); die Kanalinseln Alderney und Guernsey (pauschaler Einkommensteuersatz 20 Prozent); Liechtenstein (Einkommensteuerspitzensatz 18 Prozent).


      Länder, die generell steuerliche Vergünstigungen für bestimmte Einkünfte gewähren (Einkunftsartenprivilegierung).
      Beispiel:


      Belgien: Kapitalertragsteuer mit Abgeltungscharakter; es erfolgt also keine Einbeziehung in die Einkommensteuerveranlagung für Dividenden (25 Prozent) und Zinsen (13 Prozent).


      Großbritannien: Aus dem Ausland stammende Einkünfte werden nur besteuert, soweit diese nach Großbritannien überwiesen werden (so genannte Besteuerung auf Remittance-Basis). Für Personen mit umfangreichen Kapitalvermögen eröffnen sich dadurch interessante Gestaltungsmöglichkeiten. So kann das Kapital in einem Null- oder Niedrigsteuerland angelegt werden. Wird nun das Zinskonto vom Kapitalkonto ordentlich getrennt (Zwei-Konten-Modell), kann die in Großbritannien ansässige Person die - bei Überweisungen nach Großbritannien steuerpflichtigen - Zinseinkünfte wieder anlegen und statt dessen von den (steuerfreien) Kapitalrückzahlungen ihren Lebensunterhalt bestreiten.


      Irland: Besteuerung auf Remittance-Basis, wie in Großbritannien. Darüber hinaus sind die Einkünfte von Schriftstellern, Komponisten, Kunstmalern und Bildhauern steuerfrei. Gleiches gilt für Einkünfte aus Patentverwertungen, wenn die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in Irland geleistet werden.


      Österreich: Kapitalertragsteuer mit Abgeltungscharakter für Erträge aus Geldeinlagen bei österreichischen Banken und aus Forderungswertpapieren, wenn sich die kuponauszahlende Stelle in Österreich befindet, sowie für Dividenden aus Aktien und GmbH-Anteilen, wenn der Schuldner Wohnsitz, Geschäftsleitung oder Sitz in Österreich hat. Die Kapitalertragsteuer beträgt 25 Prozent. Für die der Endbesteuerung unterliegenden Zinserträge gilt neben der Einkommensteuer auch die Erbschaftsteuer durch den Steuerabzug an der Quelle als abgegolten.

      Länder, die Zuzüglern aus fremden Staaten besondere Vorteile gewähren (so genannte Zuzugsbegünstigung oder Vorzugsbesteuerung).

      Beispiel:


      Belgien: Ausländische Mitarbeiter von Unternehmen, die nicht unter belgischer Kontrolle stehen, sind nicht mit ihrem Welteinkommen, sondern nur mit ihren Einkünften aus belgischen Quellen einkommensteuerpflichtig.


      Luxemburg: Zuzügler haben die Möglichkeit, mit dem Finanzministerium in einem individuellen Steuervertrag eine pauschale Einkommensteuer auszuhandeln. Dieser Vertrag hat eine Laufzeit von maximal zehn Jahren.


      Niederlande: Ausländische Spezialisten (Arbeitnehmer), die auf dem niederländischen Arbeitsmarkt nicht zu finden sind, können 35 Prozent ihres Grundgehalts steuerfrei beziehen. Diese Regelung gilt für längstens zehn Jahre.


      Malta: Nach Malta überwiesene ausländische Einkünfte werden pauschal mit 15 Prozent besteuert.


      Schweiz: Einkünfte von Zuzüglern, die nicht die Schweizer Staatsangehörigkeit besitzen, werden in der Regel nur der so genannten "Besteuerung nach dem Aufwand" unterworfen. Auf den festgestellten Aufwand des Zuzüglers findet der Steuersatz Anwendung, der einem steuerpflichtigen Einkommen gleicher Höhe entspricht.


      Zypern: Zuzügler versteuern ausländische Einkünfte nur, wenn diese auch nach Zypern überwiesen werden (Remittance-Basis), der Steuersatz beträgt fünf Prozent.
      Neben der Steuerersparnis muss sich der Emigrierende aber auch Gedanken über die weiteren Rahmenbedingungen in dem von ihm bevorzugten Staat machen. Ist dieser beispielsweise nicht Mitglied der EU, gibt es oft Probleme. So erhalten die Zuzügler häufig nur eingeschränkte Aufenthaltsgenehmigungen oder unterliegen (gesetzlichen) Beschränkungen beim Kauf von Immobilien.


      Mit einer Auslandsgesellschaft Steuern sparen

      Die von der Bundesregierung geplante Einführung einer Mindeststeuer auf Unternehmensgewinne wird nach Expertenmeinung zu einem Exodus von Unternehmen in Deutschland führen.


      Gleichzeitig lässt sich damit auch das Thema Mitbestimmung beenden. Multinationale Konzerne zeigen, wie man um den Standort Deutschland steuerlich einen großen Bogen macht: § 23 UmwStG heißt die Zauberformel. Sie ist das Ergebnis der EU-Fusionsrichtlinie. Deren Grundidee ist: Unternehmen sollen sich im EU-Binnenmarkt ohne nationale Steuerhürden zusammenschließen können.

      Dieser Weg steht allerdings nur Kapital-, nicht aber Personengesellschaften offen. Letztere müssen also vorher umgewandelt werden, um den Steuervorteil nutzen zu können. Wichtig ist, dass die ausländische Gesellschaft die Mehrheit der Stimmanteile am deutschen Unternehmen hält. Andernfalls schlägt der Fiskus zu.

      Doch Vorsicht. Dieser Weg ist nur ein zeitweiser Aufschub der Reservenbesteuerung. Der Fiskus greift immer dann zu, wenn die übertragenen Aktiva des deutschen Unternehmens versilbert werden. Auch ein späterer Verkauf der Anteile ist steuerpflichtig.

      Was bei international operierenden Konzernen seit Jahren gängige Praxis ist, ist nun auch für mittelständische Unternehmen möglich:


      Gewinne im Ausland dort anfallen zu lassen, wo diese auf Grund geltender DBA niedrig - oder gar nicht - besteuert werden.


      In den betreffenden Ländern mögliche staatliche Subventionen für Investitionen mitnehmen.


      Kosten in dem Land anfallen zu lassen, in dem die Steuerbelastung am höchsten ist.
      Voraussetzung dafür ist eine dezentrale Organisation des Unternehmens:


      Die Produktion sollte also beispielsweise dort erfolgen, wo die Lohnkosten und die Steuern niedrig sind.


      Eine Lizenzgesellschaft sollte dort etabliert werden, wo Lizenzgebühren nicht besteuert werden. Umgekehrt wirkt sich zum Beispiel die Zahlung von Lizenzgebühren an eine ausländische Lizenz-(tochter-)gesellschaft für das (Mutter-)Unternehmen mit Sitz in einem Hochsteuerland (Deutschland) als Betriebsausgabe steuermindernd aus.


      .................................
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 12:55:37
      Beitrag Nr. 3.854 ()
      Hallo zusammen ;) , Hallo actr :) ,

      Niquets Welt

      Die Koran-Börse



      Die gegenwärtige Berg- und Talfahrt an den Börsen kostet wirklich Nerven. Kurzfristig herrschen in der Anlegergemeinde durchaus heterogene Erwartungen vor. Die Anzahl der Optimisten und die der Pessimisten scheint sich in etwa auszugleichen, weshalb wir dieses heftige Hin und Her beobachten. Mittel- bis langfristig hingegen kenne ich nur einen einzigen Anleger, der optimistisch für den US-Dollar und die US-Volkswirtschaft ist. Alle anderen scheinen rabenschwarz pessimistisch zu sein.

      Und wer einmal einen Blick in die Geschichte der Börsentendenzen macht, wird unzweifelhaft feststellen, dass eine gute Börse stets nur mit einem steigenden Dollarkurs kompatibel ist. Ein schwacher oder schwächelnder Dollar hat noch niemals zu steigenden Aktienkursen geführt und ist mit diesen auch nicht vereinbar.

      Sollte die gegenwärtig vorherrschende Markterwartung, die ein weiteres deutliches Absinken des US-Dollars sieht, also Recht haben, so werden wir nicht mit guten Börsen zu rechnen haben. Doch wenn an der Börse alle einer Meinung sind, so lehrt ebenfalls die Geschichte, dann liegen sie damit zwar durchaus eine Weile richtig, mittel- bis langfristig jedoch völlig schief.

      Die gegenwärtig vorherrschende Erwartung, dass die Kurse bis Jahresende oder bis in das nächste Jahr hinein noch steigen können, dann jedoch wieder fallen werden, kann man daher auch durchaus umdrehen: Denn da beinahe alle Börsianer das glauben, ist die Chance (oder auch die Gefahr) sehr groß, dass es genau umgekehrt kommen wird. Doch wer weiß das schon in diesem ewigen Vollwaschgang, auch "Börse" genannt.

      Und während ich das gerade schreibe, denke ich, dass man doch durchaus auf die Idee kommen könnte, dass in manchen Dingen der Islam mit seinem Koran ein unserem westlichen Welt- (und Überwelt-) Verständnis überlegenes Erklärungssystem darstellt. Denn große Teile des ganzen Gezurres an den Börsen kommen aus geliehenem Geld, das gegen Minizinsen in den Umlauf kommt, die sich sehr schnell für ein ganzes Jahr an einem Börsentag verdienen lassen.

      Das ist sicherlich auch ganz richtig so und funktioniert ja blendend. Dennoch ist es interessant, was im Koran über das Verbot steht, Zinsen zu nehmen, also Geld verzinslich in Umlauf zu bringen – und es damit "zum Verdienen" zu treiben: "Diejenigen, die Riba (=Zinsen) verschlingen, sollen am Jüngsten Tag nicht anders dastehen als einer, der vom Satan erfasst und zum Wahnsinn getrieben worden ist." An dieser Stelle zeigt sich dann jedoch sehr deutlich, dass das westliche Modell dem Islam bei weitem überlegen ist: Denn was den Koran-Gläubigen erst im Jenseits droht, das erleben wir alle bereits täglich im Diesseits.

      http://www.instock.de/NiquetsWelt/10134695.html


      Börsenweisheit: Niemals führte eine schwache Landeswährung zu steigender Heimatbörse. } Nur dieses Mal ist alles anders, da die Ami-Trottel eh nur noch alles manipulieren!!! :mad:

      Off. FED-Manipulationsseite (Eingriffe über den Offenmarkt) ist merkwürdigerweise seit gestern offline. Was soll das? Will man jetzt die Transparenz abschaffen, weil denen das selber unheimlich und mittlerweile gar peinlich wird? Siehe hier: http://app.ny.frb.org/dmm/mkt.cfm } Link der Seite der Fed: http://www.ny.frb.org


      Aus der Wiwo 41/03, S.49:

      Die Liquiditätsspritzen führten dazu, dass sich das Geldmengenwachstum kräftig beschleunigte. Swohl in den USA als auch in Euroland befindet sich gegenwärtig mehr Geld im Umlauf als zur Finanzierung des nominellen Wirtschaftswachstum benötigt wird. Nach Berechnungen der Investmentbank Barclays Capital nimmt die überschüssige Liquidität in den USA derzeit mit einer Rate von mehr als sechs Prozent zu, im Euroland sind es sogar sieben Prozent.
      Angesichts der Geldschwemme zeigen sich auch die europäischen Währungshüter besorgt. Bundesbank-Chef Ernst Welteke befürchtet schon "neue Probleme, weil sich die Liquidität ihren Weg sucht". Führte dies in der Vergangenheit vor allem zu einem Anstieg von Vermögenswerten wie Anleihen, Aktien und Immobilien, so könnte der Liquiditätszuwachs demnächst in die Gütermärkte strömen. Mit fatalen Konsequenzen für die Preisstabilität: Rein rechernisch reicht die aufgelaufene Überschussliquidität im Euroraum aus, um das Preisniveau dauerhaft umd sieben Prozent anzuheben :eek: :eek: , hat Barclay-Chefökonom Thorsten Polleit ermittelt....
      Die Zeiten niedriger Inflationsraten könnten daher bald vorbei sein - und damit auch die niedrigen Kapitalmarktzinsen.



      INTERVIEW ZUR US-JOBKRISE aus dem Spiegel-Online, Rubrik Wirtschaft (hier nur auszugsweise)

      "So schlimm wie nie seit der Depression"

      Die Rezession in den USA ist seit zwei Jahren überwunden, doch die Arbeitslosenquote will und will nicht fallen - ein großes Problem für Präsident Bush. SPIEGEL ONLINE sprach mit Mark Zandi, Chefvolkswirt von Economy.com, über Job-Daten, Wahlkampf und die Abwanderung der Industrie nach Asien.



      Zandi: Der Markt wird sich vermutlich erholen, aber nur sehr langsam, selbst im bestmöglichen Szenario. Wahrscheinlich bleibt die Arbeitslosenquote im gesamten Jahr über sechs Prozent.


      SPIEGEL ONLINE: Bush sagt, die Arbeitslosigkeit wäre ohne seine gigantischem Steuersenkungen noch höher. Hat er Recht?

      Zandi: Ja. Die Regierung hat eine riesige Menge Ressourcen in die Wirtschaft gepumpt, und auf kurze Sicht stützt das den Konsum. Das ist aber eher ein Nebenprodukt der Steuersenkungen. Sie sind nicht umgesetzt worden, um der Wirtschaft zu helfen, sondern aus ganz anderen Gründen. Auf lange Sicht richten sie großen Schaden an, indem sie das Defizit im Bundeshaushalt vergrößern.



      "Einen nachhaltigen Aufschwung haben wir nicht", Economy.com-Chefökonom Zandi. Mark M. Zandi ist Chefvolkswirt und Mitgründer der Beratungs- und Researchfirma Economy.com. Von der Finanzpresse oft zitiert, tritt er gelegentlich auch als Gast bei TV-Stationen wie CNN und im Radio auf. Zandi studierte Volkswirtschaft an der Wharton Business School und der University of Pennsylvania. Seine Dissertation wurde unter anderem von der Ökonometrie-Fachgröße Lawrence Klein betreut. Zandis jüngste Spezialthemen sind die Steuerpolitik und die Frage, wie Politiker auf Spekulationsblasen reagieren sollten.

      Economy.com, 1990 gegründet, hat seinen Hauptsitz bei Philadelphia, betreibt ein Büro in London und beschäftigt rund 70 Mitarbeiter. Die Firma hat nach eigenen Angaben 500 Kunden in 50 Ländern, darunter sind Wall-Street-Häuser, Industriekonzerne, der US-Gewerkschaftsverband und mehrere US-Bundesstaaten. Schwerpunkte sind Beratung bei strategischer Planung, Verkaufsprognosen und Risiko-Management. Das Unternehmen betreibt die Internetseiten Economy.com, Dismal.com und Freelunch.com.
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 13:15:41
      Beitrag Nr. 3.855 ()
      "Die Baisse an den Aktienmärkten ist vorüber"...


      Kaum ist man einmal ein paar Tage außer Landes, schon spielen die Börsen verrückt. Interessant ist jetzt zu beobachten, wie den Daueroptimisten das Blut in den Adern zu gefrieren scheint. Kollegen, die noch vor wenigen Wochen im Brustton der Überzeugung zum Einstieg geraten haben, warnen jetzt kleinlaut, die Karten seien neu gemischt. Dabei hat der Dax seinen Aufwärtstrend gerade erst nach unten verlassen....

      Aus antizyklischer Sicht sind die aktuellen Umfragen der Kollegen von boerse.de erneut sehr aufschlussreich: Fast 80 Prozent der befragten Leser sind der Ansicht, dass der Dax nicht noch einmal unter die Marke von 3000 Punkten fallen wird. Und die Frage, ob der japanische Nikkei nach mehr als 20 Jahren Baisse jetzt wieder in Feier-Laune ist, verneinen fast 90 Prozent.
      Als Kontra-Stratege tut man daher sicher gut daran, japanische Aktien in Zukunft wieder stärker zu gewichten. Allerdings sollte man sich vorerst zurückhalten. Erstens war der jüngste Anstieg des Guten doch reichlich viel (Chart unten); außerdem ist derzeit in den Medien zu viel von Japan die Rede.





      Dass sich ganz allgemein wieder bedenklicher Optimismus breit macht, bestätigt auch die Expertenanalyse der boerse.de-Redaktion: Während der vergangenen Woche gingen dort so viele Kaufempfehlungen ein wie noch nie in diesem Jahr. Das Verhältnis von Kauf- zu Verkaufsempfehlungen verbesserte sich deutlich zugunsten der positiven Analystenstimmen: Von 3,37 auf einen neuen Jahreshöchststand von 4,16. Antizykliker wissen natürlich, dass es an der Zeit ist, sich von den Märkten zu verabschieden, wenn die Analystengilde geschlossen zum Einstieg bläst.

      Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt man, berücksichtigt man jüngste Marktanalysen von Merrill Lynch-Chefstratege Richard Bernstein: Der Analyst stellt fest, dass die am meisten gehandelten Aktien im S&P500 derzeit mit einem Aufschlag zum Gesamtmarkt in Höhe von 15 Prozent gehandelt werden. In der Vergangenheit war das Verhalten der Anleger zu Beginn eines neuen Bullenmarktes jedoch genau umgekehrt: Beim Start eines neuen Börsenaufschwungs waren die am meisten gehandelten Aktien regelmäßig mit einem Abschlag zum breiten Markt versehen.

      Weiterhin, so Bernstein, würden die Börsianer derzeit Unternehmen bevorzugen, bei denen Wachstum, Gewinne und Dividenden mit großen Unsicherheiten belastetet seien – die Rede ist von den sogenannten „Wachstumsaktien“ des Technologiesektors.

      Die Feststellung lässt die Vermutung zu, dass riskante Spekulationsgeschäfte schon wieder groß in Mode sind (sieht man sich die jüngsten „Wahnsinnsmeldungen“ an, mit denen auch hierzulande neuerdings wieder angebliche „Kursraketen“ von einigen Börsenkommentatoren recht erfolgreich unters Volk gebracht werden, kann man diese Beobachtung nur bestätigen).

      Leider muss man den Glücksrittern sagen, dass sie sich erneut die Finger verbrennen werden: Stünden wir heute am Anfang eines neuen Bullenmarktes, wäre das vorherrschende Verhalten der Anleger von extremer Vorsicht geprägt. Das derzeit zu beobachtende Phänomen der Jagd nach schnellen Kursgewinnen ist regelmäßig am Ende eines Bullenmarktes zu beobachten, nicht an dessen Anfang.

      Um es auf den Punkt zu bringen: Das exorbitante Bewertungsniveau der breiten Märkte, das spekulative Verhalten der Kleinanleger sowie die Tatsache, dass sich die Insider nach wie vor stark auf der Verkäuferseite befinden - all dies spricht nicht dafür, dass wir heute am Anfang eines neuen Bullenmarktes stehen. Hinzu kommt, dass die jetzt teilweise übertroffenen Erwartungen in einigen Bereichen vor allem deshalb zustande gekommen sind, weil die Schätzungen im Vorfeld drastisch reduziert worden waren. Vom Trauerspiel am US-Arbeitsmarkt gar nicht zu reden.

      Bild Dir Deine Meinung...

      Möglicherweise ist ja auch auf uralte Kontraindikatoren immer noch Verlass. „Die Baisse an den Aktienmärkten ist vorüber“, so lautete der Aufmacher des Handelsblattes noch vor wenigen Tagen. Der Dax hatte da gerade sein bisheriges Jahreshoch erreicht. Und die von der Fachzeitung befragten Bankanalysten gaben sich durchweg positiv.
      Übrigens hat auch die Bild-Zeitung, die schon im Frühjahr 2000 als exzellentes Warnsignal traurige Berühmtheit erlangte, pünktlich zum jüngsten Höchstkurs beim Dax mit einem Börsenspiel begonnen. Es soll einen Porsche zu gewinnen geben. Na dann ... !

      Das gleiche "Bild" in den USA: Das Anlegermagazin Barron’s, stellte kürzlich fest, dass von zehn befragten Aktienstrategen in den kommenden Monaten ausnahmslos alle weitere Kurssteigerungen von fünf bis zehn Prozent erwarten.

      Aktienkäufe auf Kredit


      Ein Blick auf den unten aufgeführten Chart lässt bei jedem Antizykliker die Alarmglocken klingeln: Die Börsenaufsichtsbehörde NASD warnte kürzlich vor einer auffallenden Zunahme der kreditfinanzierten Wertpapierkäufe. Nicht einmal auf dem Höhepunkt der Aktieneuphorie im Frühjahr 2000 wurden an der Nasdaq derart viele Aktien auf Pump gekauft wie heute. Die folgende Darstellung spricht für sich:



      Ergänzend muss man allerdings hinzufügen, dass zahlreiche Papiere an der Technologiebörse erst kürzlich wieder die Marke von 5,00 US-Dollar übersprungen haben und damit für Kreditkäufe überhaupt wieder in Frage kommen. Bezieht man die an der New York Stock Exchange registrierten Wertpapierkäufe in die Beobachtung mit ein, ergibt sich daher ein etwas anderes Bild:



      Festhalten kann man wohl, dass sich die Gier derzeit wieder in den Köpfen der Anleger festzusetzen scheint. Eine Zunahme von Aktienkäufen auf Kredit ist keine gute Basis für einen nachhaltigen Börsenaufschwung. Auch erscheint es reichlich unwahrscheinlich, dass der Boden des größten Bärenmarktes seit 100 Jahren erreicht ist, während sich die Anleger für Aktienkäufe schon wieder verschulden.

      Wie an dieser Stelle kürzlich einmal angemerkt, sind Sparen und Investieren die Säulen eines dauerhaften Aufschwungs. Neben einer hohen Sparquote der Konsumenten wäre daher die Vergabe von Investitionskrediten der großen Geschäftsbanken ein zentrales und notwendiges Element jedes tragfähigen Wirtschaftsaufschwungs. In der Realität gehen jedoch von beiden Faktoren deutliche Warnsignale aus, wie die beiden folgenden Grafiken belegen. Nach wie vor leben die US-Bürger über ihre Verhältnisse: Sie geben mehr aus als sie einnehmen (Chart unten):




      Verschärft wird die Situation durch einen deutlichen Rückgang der Konsortialkredite, derjenigen Kredite also, die große Geschäftsbanken für Investitionen der Unternehmen vergeben. Eine Entwicklung wie sie in diesem und im vergangenen Jahr zu beobachten war, hat es seit 1978 noch nie gegeben: :eek: :eek:



      Dies könnte zweierlei bedeuten: Einmal wäre es denkbar, dass die Geschäftsbanken bei der Vergabe von Krediten an die Unternehmen immer restriktiver werden. Ein Grund könnte beispielsweise sein, dass die Finanzhäuser die Geschäftslage der Unternehmen danach beurteilen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie das geliehene Kapital jemals wiedersehen. Sollten die Banken dabei zu dem Schluss kommen, dass es zu viele Pleitekandidaten unter den Firmen gibt, wird bei der Vergabe von Krediten eben gespart.

      Zum anderen könnte eine Rolle spielen, dass die Unternehmen verstärkt dazu übergegangen sind, sich Kapital an den Bondmärkten zu beschaffen - etwa durch die Ausgabe von Unternehmensanleihen. Dies wiederum würde bedeuten, dass die Großbanken in der unangenehmen Lage sind, wesentlich stärker als bisher auf das Geschäft mit Immobilienkrediten angewiesen zu sein. Auf die bedenkliche Entwicklung in diesem Sektor hatten wir bereits mehrfach hingewiesen.

      Wie man es auch dreht und wendet: Ein Rückgang bei der Vergabe von Investitionskrediten ist kein gutes Zeichen und deutet keinesfalls auf eine dauerhafte Hausse hin.

      Ob die jüngste Korrektur an den Aktienmärkten daher der Auftakt zu einem größeren Einbruch war, wird sich erst noch zeigen. Momentan spricht eine Menge dafür.

      Auch die wichtigsten US-Indizes geben derzeit ein trauriges Bild ab: Beim S&P500 wie beim Dow Jones (Charts unten) wurde in der vergangenen Woche bärisch aufsteigende Dreiecke nach unten verlassen. Die 50-Tage-Linie (blau) dürfte zunächst für Unterstützung sorgen. Sollte auch sie in den kommenden Wochen fallen, muss man sich warm anziehen. Ein Test der 200-Tage-Linie dürfte dann unausweichlich sein.




      ENDE


      Mitglieder des Antizyklischen Aktienclubs (AAC) erhalten vier kostenlose Newsletter pro Monat. Dort erfahren Sie, welche Aktien wir für das langfristig angelegte Stamm-Depot und für das auf kurze und mittlere Sicht agierende AAC-Signal-Depot gekauft haben.

      Andreas Hoose ist Gründungsmitglied des Antizyklischen Aktienclubs (AAC). Der AAC hat es sich zur Aufgabe gemacht, Börsenerfolge abseits der bestehenden Mehrheitsmeinung zu erzielen.

      Weitere Informationen unter www.antizyklischer-aktienclub.de

      Anfragen bitte an: a.hoose@antizyklik.de
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      schrieb am 07.10.03 13:31:53
      Beitrag Nr. 3.856 ()
      Ökonomen fordern höheren Druck auf Arbeitslose

      Volkswirte: Verschärfung der Zumutbarkeitskriterien würde Arbeitsmarkt entlasten


      HANDELSBLATT, 7.10.2003pbs DÜSSELDORF.Dreizehn Vorschläge enthält das Hartz-Konzept zur Reform des Arbeitsmarktes – an einem hat sich nun der Zorn einiger SPD-Abweichler entzündet: Es geht um die Zumutbarkeit von Job-Angeboten. Lehnt ein Arbeitsloser einen ihm offerierten Arbeitsplatz ab, werden die Unterstützungszahlungen gekürzt, so sieht es der Gesetzentwurf zur Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe (Hartz IV) vor. Als zumutbar gelten auch Jobs, die schlechter bezahlt werden als die letzte Tätigkeit und die nicht der Qualifikation entsprechen.

      Das geht einigen SPD-Mitgliedern zu weit: "Arbeitslose dürfen nicht dazu gezwungen werden, praktisch jeden Job zu noch so geringen Löhnen anzunehmen. Als zumutbar dürfen nur sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen gelten. Die Löhne müssen deutlich oberhalb des Sozialhilfesatzes liegen", sagte der SPD-Abgeordnete Ottmar Schreiner.

      Spätestens bis zum 17. Oktober muss SPD-Fraktionschef Franz Müntefering die Abweichler auf Linie gebracht haben. Dann wird über Hartz IV im Bundestag abgestimmt – später müssen dann noch die Länder im Bundesrat zustimmen.

      Ökonomen können den jüngst geäußerten Einwänden wenig abgewinnen: "Das ist eine Geisterdebatte", sagte Viktor Steiner, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin und Arbeitsmarktexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, dem Handelsblatt. "Schon heute gibt es für die Bezieher von Arbeitslosengeld keinen Berufsschutz", sagt Steiner. Das bedeutet: Langzeitarbeitslose müssen auch Arbeiten annehmen, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen. Sonst droht – zumindest theoretisch – die Streichung der Unterstützungszahlungen. "De facto werden die Zahlungen aber auch dann nicht ausgesetzt, wenn ein Arbeitsloser eine ihm angebotene Stelle nicht annimmt", kritisiert Steine. Daran werde sich aber auch durch die neuen Regelungen des Hartz-Gesetzes nichts ändern. Denn das grundsätzliche Problem, dass die Beweislast beim Arbeitsamt liegt, bleibe bestehen. Den von der Regierung vorgesehene "Eingliederungsvertrag" erachtet Steiner als kaum wirkungsvoll. Dieser Plan sieht vor, dass Arbeitslose mit ihrem persönlichen Betreuer beim Arbeitsamt einen Vertrag abschließen, in dem sie dokumentieren, dass sie sich wirklich um einen Job bemühen.

      Um die Arbeitswilligkeit zu prüfen, müssten jedem Arbeitslosen, der keine reguläre Beschäftigung finden kann, eine öffentlich geförderte Arbeit angeboten werden, die das sozio-kulturelle Existenzminimum absichert, fordert Steiner statt dessen. Die Kommunen in Leipzig und in Frankfurt am Main würden dieses Modell bereits erfolgreich praktizieren. Lehnt der Arbeitslose diese Arbeit ab, soll die Sozialhilfe um 30 % gekürzt werden, sieht der Gesetzentwurf vor. DIW-Arbeitsmarktexperte Steiner schätzt: Zwei Drittel der Arbeitslosen würden keine derartige Tätigkeit aufnehmen, sondern die Kürzung der Sozialhilfe akzeptieren. Die öffentlichen Haushalte würde das um vier bis sechs Milliarden Euro entlasten.

      Der Vorschlag des Münchener Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung geht in die gleiche Richtung. Durch eine solche Reform der Sozialhilfe könnten innerhalb von sechs bis zehn Jahren für rund 2,3 Millionen geringqualifizierte Arbeitnehmer neue Jobs entstehen, schätzt Martin Werding, Arbeitsmarktexperte beim Ifo-Institut.

      Mittelfristig würde eine Reform entsprechend dem Gesetzentwurf der Regierung nur "sehr geringe Arbeitsmarkteffekte" bewirken, erwartet Steiner. Problematisch sei die auf zwei Jahre befristete Zuzahlung eines so genannten "Einstiegsgeldes" zur Verbesserung der Arbeitsanreize. Dabei ist vorgesehen, dass über das Arbeitslosengeld II hinaus gehende Einnahmen bis maximal 150 Euro von der Anrechnung auf die Sozialhilfe ausgenommen werden sollen.

      Die Beschäftigungseffekte des Entwurfes (Existenzgrundlagengesetz) von CDU/CSU beurteilt der Experte als "merklich höher". "Allerdings dürften sie mit höheren Kosten verbunden sein." Der Entwurf der Opposition sieht eine auf Dauer angelegte Lohnsubventionierung vor. Wer einen Job annimmt, der zu einem Einkommen unterhalb des Sozialhilfeniveaus führt, bekommt die Differenz vom Staat gezahlt.


      http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/bui

      ldhbi/GoPage/202829,203165/bmc/cn_hnavi/bmc/cn_archiv_artikel/dk/HBONLINE_363676/wid/0/sgen/0/SH/0/depot/0/index.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/bui

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      schrieb am 07.10.03 13:58:02
      Beitrag Nr. 3.857 ()
      Devisen: Euro nähert sich 1,18 Dollar - Zweifel an US-Konjunkturerholung


      FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Dienstag weiter gestiegen und hat sich der Marke von 1,18 Dollar genähert. Zweifel an einer nachhaltigen Konjunkturerholung in den USA sowie Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, nach denen eine Dollar-Abwertung unvermeidbar sei, hätten den Dollar belastet, sagten Devisenexperten.

      Im Vormittagshandel kletterte die europäische Gemeinschaftswährung in Frankfurt bis auf 1,1799 Dollar. Mehr als 1,18 Dollar hatte der Euro zuletzt am 17. Juni gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagmittag noch auf 1,1579 (Freitag: 1,1686) Dollar festgesetzt.

      US-KONJUNKTURDATEN

      Am Markt scheine sich die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass lediglich eine gute Zahl zum US-Arbeitsmarkt vom vergangenen Freitag nicht für eine Erholung der US-Währung ausreiche, schreibt Antje Praefcke von der Landesbank Hessen-Thüringen in einer Tagesvorschau. Der Euro war am Montag nach positiv aufgenommenen Arbeitsmarktdaten in den USA bis auf 1,1533 Dollar gefallen um sich danach aber wieder deutlich zu erhöhen.

      Auch gegenüber dem japanischen Yen musste der Dollar wieder kräftig Federn lassen und fiel am Dienstagvormittag bis auf 110,31 Yen. Ende September hatte die US-Währung mit 110,10 Yen den tiefsten Stand seit November 2000 markiert.

      ANALYST: US-ARBEITMARKTDATEN WAREN NICHT ÜBERZEUGEND

      " Der Katalysator der Dollar-Befestigung, die Beschäftigtenzahl außerhalb der Landwirtschaft war nicht überzeugend" , sagte Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank. " Nahezu alle verfügbaren Daten über den US-Arbeitsmarkt widersprechen der Aussage, dass es an dem US-Arbeitsmarkt zu einer nachhaltigen Besserung kommt."

      Die positiven Konjunkturerwartungen für die USA seien durch die Daten der vergangenen Wochen in Frage gestellt worden. An den Finanzmärkten habe lediglich der Devisenmarkt dieser Entwicklung Rechnung getragen. Die US-Aktienmärkte ignorierten die Veränderung des makroökonomischen Umfeldes noch. Daraus ergebe sich weiter Risiken für den Dollar.

      DUISENBERG HÄLT DOLLAR-ABWERTUNG FÜR UNVERMEIDBAR

      Beflügelt wurde der Euro durch Aussagen von EZB-Präsident Wim Duisenberg vom Vortag. Dieser hatte eine graduelle Abwertung des US-Dollars zum Euro als " unvermeidbar" bezeichnet. Dies habe zur Gegenbewegung an den Devisenmärkten beigetragen. Interventionen der EZB gegen eine Abwertung bezeichnete der scheidende EZB-Präsident in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung " Expansion" als unwahrscheinlich. Nach Einschätzung von Hellmeyer deuten die Aussagen von Duisenberg darauf hin, dass eine graduelle Abwertung des Dollars der Zielsetzung der G-7 Länder entspricht.

      Der Euro wir nach Einschätzung von Praefcke gut unterstützt bleiben. Der Aufschwung könne im Tagesverlauf in Richtung 1,1850 weitergehen. Der Euro hat nach Einschätzung der Deutschen Bank seine Korrektur abgeschlossen und kann jetzt bis auf 1,1840 auf 1,1940 steigen. Letzteres wäre ein neuer historischer Höchststand des Euro, der Ende Mai bis auf 1,1929 geklettert war./js/zb/sbi

      Quelle: dpa-AFX
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 14:03:56
      Beitrag Nr. 3.858 ()
      US-Autohersteller in Bedrängnis


      New York (dpa) - Die großen Drei auf dem US-Automarkt kommen nicht in Fahrt: Ford und Chrysler schreiben rote Zahlen, General Motors (NYSE: GM - Nachrichten) verbucht nur magere Gewinne. Die Hersteller aus Detroit kämpfen scheinbar erfolglos gegen die Konkurrenten aus Fernost und Europa, die ständig Marktanteile gewinnen. Zwar läuft das Autogeschäft in den USA seit Jahren auf Hochtouren, wegen riesiger Rabatte und Verkaufshilfen bleibt aber gerade bei den US-Autobauern wenig in der Kasse.

      Ford hat in den vergangenen zwei Jahren 6,4 Milliarden Dollar Verluste verzeichnet. Chrysler hat im zweiten Quartal 2003 rote Zahlen von rund 1,1 Milliarden Dollar geschrieben und belastet damit die Gewinnprognose der deutsch-amerikanischen Mutter DaimlerChrysler. General Motors verdient im US-Markt mit seinen Autos weniger als mit seiner Finanztochter.

      Allerdings scheinen sich die Rahmenbedingungen zu verbessern: Die amerikanische Automobilarbeitergewerkschaft UAW hat unter ihrem neuen Chef Ron Gettelfinger in den neuen vierjährigen Tarifverträgen mit Ford, GM, Chrysler und den beiden größten US-Autoteileherstellern Delphi und Visteon (NYSE: VC - Nachrichten) weit reichende Konzessionen gemacht.

      Die Gewerkschaft hat mindestens zehn Werksschließungen oder - verkäufen sowie Massenentlassungen und Kapazitätskürzungen zugestimmt. Dies könnte insgesamt bis zu 50 000 Jobs kosten. Die Gewerkschaft vertritt rund 300 000 hoch bezahlte US-Autoarbeiter. Damit hat die UAW der Tatsache Rechnung getragen, dass es bei GM, Ford und Chrysler in Nordamerika riesige Überkapazitäten gibt.

      Besser macht es die Konkurrenz. Die japanischen Autokonzerne Toyota, Honda und Nissan bauen in Nordamerika immer flexiblere Autofabriken. Dort produzieren sie nicht nur ihre erfolgreichen Pkw, sondern jetzt auch lukrative große Pickups und Geländewagen, die einzigen wirklichen Gewinnbringer Detroits. Honda hat Chrysler bereits mit seinen Minivans zahllose Kunden abgenommen. Toyota und Nissan stoßen ebenfalls immer stärker in diesen Markt vor.

      In den Fabriken der Autoschmieden aus Fernost und Europa, wie das BMW (Xetra: 519000.DE - Nachrichten - Forum) -Werk in South Carolina und die Mercedes-Fabrik in Alabama, wurde bisher die Gewerkschaft erfolgreich heraus gehalten. Dort stehen jüngere Arbeitskräfte am Band, nicht der kostspielige Überhang an hunderttausenden von Betriebspensionären wie bei GM, Ford und Chrysler.

      Die Asiaten und Europäer steigern inzwischen mit einer enormen Modellvielfalt ihre Anteile am amerikanischen Pkw-Markt. Der gesamte US-Marktanteil von GM, Ford und Chrysler liegt nur noch bei knapp 60 Prozent gegenüber mehr als 75 Prozent in den achtziger Jahren. Die Japaner bringen es inzwischen auf 28,6 Prozent US-Marktanteil, die Europäer auf rund 7,5 Prozent und die Südkoreaner mit ihren Billigmodellen auf fast vier Prozent.

      Zwar setzten die US-Autobauer in den vergangenen drei Jahren hohe Stückzahlen ab. Dies haben die Hersteller aber mit riesigen Rabatten von durchschnittlich 3600 Dollar erkauft. Die Japaner dagegen gewähren dem Kunden im Schnitt nur 1000 Dollar je Auto. Die europäischen Anbieter wie VW, Audi (Xetra: 675700.DE - Nachrichten) , BMW, Porsche (Xetra: 693773.DE - Nachrichten) , Mercedes-Benz, Volvo (Stockholm: VOLVb.ST - Nachrichten) und Saab (Stockholm: SAABb.ST - Nachrichten) halten sich mit ihren Nachlässen ebenfalls zurück, um die dünnen Gewinnmargen nicht weiter abzuschmelzen.

      Ein Ende der Preisschlachten und der verzweifelten Kostensenkungsaktionen der großen Drei ist nicht in Sicht. Gehen die Marktanteile und Absatzzahlen Detroits in den kommenden Jahren weiter zurück, zeichnen die Wall-Street-Analysten übereinstimmend ein noch düsteres Bild der nordamerikanischen Autoindustrie. Dann seien gewaltige Kapazitätskürzungen, Massenentlassungen und Kostensenkungsaktionen bei GM, Ford und Chrysler notwendig.

      http://de.news.yahoo.com/031007/3/3oi3n.html
      Avatar
      schrieb am 07.10.03 14:28:49
      Beitrag Nr. 3.859 ()
      Der amerikanische Dollar müsste vom gegenwärtigen Niveau aus um weitere 40 Prozent abwerten :eek: , um das Leistungsbilanzdefizit der USA verschwinden zu lassen. :laugh:
      (Quelle: Merrill Lynch)
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 07:26:30
      Beitrag Nr. 3.860 ()
      Grabenkrieg der Bullen und Bären

      von Jochen Steffens

      Um mich wieder auf "Stand" zu bringen, habe ich am Wochenende viel Zeit im Internet mit Recherche verbracht. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Diskussionen um diese seit März laufende Rallye mittlerweile zum Teil groteske Formen angenommen haben. Die beiden "Lager", Bullen und Bären, haben sich eingegraben und beharken sich mit mehr oder weniger sachlichen Argumenten. Die Diskussionen entwickeln dabei besonders im Internet eine emotionale Eigendynamik, die zum Teil bedenklich ist. Leider bleibt dabei die Sachlichkeit auf der Strecke. Doch immer wieder, wenn es um das liebe Geld geht, hört anscheinend die Freundschaft und auch die Vernunft auf. Traurig genug.

      Aber diese "Grabenkriege" haben natürlich Gründe. Die Bullen haben durch die scharfe Konsolidierung im September einen kräftigen Seitwärtshieb erhalten und mussten zunächst verunsichert zurückweichen. Kurz darauf wurden die gerade bestätigten und höhnenden Bären mitten in ihrer Euphorie durch die letzten drei Handelstage weit zurückgeworfen. Der S&P konnte zum Beispiel innerhalb diese drei Tage seine gesamten Verluste wieder aufholen und notiert nahe Jahreshoch. Nun triumphieren und höhnen die Bullen wieder. Dieses "nervenaufreibende" hin und her, lässt die Diskussionen erbittert, unsachlich und persönlich werden.

      Verantwortlich für den überraschend starken Anstieg der internationalen Indizes am Freitag waren die US-Beschäftigten Zahlen (ohne Landwirtschaft). Hier kam es zu einem Anstieg um 57.000 Beschäftigten. Erwartet wurden 20.000–40.000 weniger Beschäftigte. Im Vormonat hatte es einen Rückgang von 41.000 Beschäftigten gegeben. Allerdings ist diese Zahl später von plus 93.000 (!) revidiert worden. (Zu der genaueren Aufschlüsselung der Arbeitsmarktzahlen lesen Sie weiter unten den Kommentar von meinem Kollegen Martin Weiss)

      Endlich, so hofften die Bullen auf den ersten Blick, endlich eine erste zarte Erholung am Arbeitsmarkt. Doch selbst wenn diese Zahl nicht revidiert würde, müsste sie sich längere Zeit zwischen 100.000 und 150.000 aufhalten, um eine nachhaltige konjunktureller Erholung zu ermöglichen. Denn erst dann besteht die begründete Hoffnung, dass der Konsum in Amerika 2004 die konjunkturelle Erholung tragen wird und damit die Baisse endgültig vorbei geht.

      Etwas vorsichtig sollten Sie jedoch bei der Interpretation der folgenden Arbeitsmarktzahlen sein. In den nächsten Monaten ist allein schon aus saisonalen Gründen mit einer leichten Stabilisierung des US-Arbeitsmarkts rechnen. Das Weihnachtsgeschäft wartet. So ist es nicht verwunderlich, dass einige US-Analysten zwar davor warnen, die Zahlen von Freitag könnten "heftig revidiert" werden, aber trotzdem "begründete Hoffnung" auf eine Erholung in den kommenden Monaten haben.

      Der schwache Arbeitsmarkt ist und bleibt das entscheidende Thema. Ein nicht unbeachtlicher Teil der abgebauten Arbeitsplätze ist nicht direkt auf die schwache Konjunktur zurückzuführen, sondern schlichtweg ins Ausland "verschwunden". Besonders China ist hier zu nennen. Doch selbst wenn sich die US-Konjunktur längerfristige erholen sollte, viele Arbeitsplätze sind unwiderruflich auf lange Sicht verloren. Kostensenkungen und Produktionssteigerungen werden die großen US-Firmen noch einige Jahre in ihrem scharfen Konkurrenzkampf begleiten. Bevor also wieder ausreichend neue Arbeitsplätze geschaffen werden können, müsste der US-Konsum lange Zeit deutlich anziehen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Eine Zahl zum "Konsum" noch: aktuell steigt die Armutsrate in den USA auf 12,1 %

      Der Dollar ist das zweite, wichtige Thema – ausgelöst durch einen Kommentar von Wim Duisenberg: Duisenberg hält eine weitere Abwertung des Dollars für unvermeidlich. In einem Interview mit der Financial Times sagte er: Wir hoffen und beten, dass die Berichtigung (des Dollarkurses), die unvermeidbar ist, langsam und schrittweise vonstatten geht." Sonderlich zuversichtlich hört sich das nicht an. Vielleicht auch deswegen fügte Wim Duisenberg hinzu. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um es langsam und schrittweise geschehen zu lassen." Doch auch wenn diese Dollar-Abwertung langsam gehen sollte, eins steht offenbar fest: Der Euro wird weiter und weiter steigen. Sollte man da die aktuellen Kursrückgänge nicht nutzen?

      Auf der Kippe ...

      von Martin Weiss

      Dank eines fulminanten Kursfeuerwerks am Einheits-Feiertag gingen die deutschen Standardwerte mit einem Wochenplus von annäherend drei Prozent aus dem Handel. Vor allem die US-Arbeitsmarktdaten für den Monat September waren maßgeblich für die Pluszeichen verantwortlich.

      In der Tat, die Zahlen vom Freitag fielen besser als erwartet aus. Nach acht Monaten des Stellenabbaus wurde nun für den September ein Beschäftigungsaufbau bekannt. Sicherlich, vor allem der Dienstleistungsbereich trug hauptsächlich mit insgesamt 74 000 neuen jobs zu diesem Ergebnis bei.

      Von vielen Wall-Street Analysten wurde dieses Zahlenmaterial geradezu euphorisch gefeiert, zumal nun angeblich endgültig der Beweis für eine konjunkturelle Trendwende erbracht sei. Aber, sieht man sich die Zahlen etwas genauer an, so ist zu konstatieren, daß es keinerlei Anlaß zur Jubelstimmung gibt.

      Auch im September verlor das verarbeitende Gewerbe per saldo erneut 29 000 Stellen. Zudem planen internationale Großkonzerne wie DaimlerChysler oder Ford weiterhin die Streichung von tausenden Arbeitsplätzen.

      Und auch Teenager taten sich extrem schwer, Beschäftigung zu finden. Die Arbeitslosenquote bei jungen Menschen schnellte auf beklemmende 17,5 Prozent hoch. Ebenfalls konnte die Situation bei den durchschnittlichen Stunden- bzw. Wochenlöhnen keinesfalls überzeugen. Im Gegenteil, diese waren sogar mit 15,46 $ beim Stunden- bzw. 520,67 $ beim Wochenlohn leicht rückläufig.

      Es besteht also – betrachtet man die Faktenlage nicht nur oberflächlich – auch weiterhin überhaupt kein Grund, von einer nachhaltigen und vor allem sich selbst tragenden Erholung der US-Wirtschaft zu sprechen.

      Denn in der letzten Woche konnte keineswegs nur Positives vermeldet werden. Jedenfalls fiel das US-Verbrauchervertrauen für den Monat September erneut unerwartet schwach aus. Und ebenso der Einkaufsmanagerindex für die Region Chigago wies in der Tendenz eher auf eine Abschwächung hin, zumal er von 58,9 auf 51,2 Punkte zurückging. Erwartet wurde hingegen ein Wert von 57,0.

      Wie auch immer, die Gesamt-Gemengelage ist auch weiterhin eher als fragil einzuschätzen. Und, in diesem Kontext sei nochmals auf die enormen Exzesse am Aktienmarkt, vor allem im High-Tech-Sektor, hingewiesen.

      Bar jeder Vernunft, so scheint es, sind die Bewertungen wiederum auf astronomische Höhen hochgeschnellt. Kein Wunder, daß auch der Aktienkauf auf Pump wieder in Mode gerät. Anscheinend sind viele Investoren wieder so "gierig", daß die Erfahrungen und Lehren der Jahre 1999/2000 scheinbar vergessen sind.

      Angesichts eines für das Jahr 2004 geschätzten durchschnittlichen Kurs-Umsatz-Verhältnisses von sage und schreibe sechs bei den High-Tech-Aktien der Nasdaq, bedarf es keiner allzu großen Prophezeiungskunst, um auch hier ein Ende dieser Fahnenstange vorherzusagen.

      Um es zu verdeutlichen, europäischen Standardwerten wird bisweilen nicht einmal ein Preis-Umsatz-Verhältnis von eins zugestanden. Oder, nochmals anders formuliert, bei einer solch irrsinnig hohen Bewertung müsste ein Unternehmen knapp ein Viertel (24 Prozent) des Jahresumsatzes aufwenden, um Anlegern eine Dividendenrendite von vier Prozent zu bieten. Aber nicht nur Übertreibungen nach oben kennzeichnen das aktuelle Geschehen. Sondern auch solche nach unten, wie am Freitag beim Goldpreis. Nach der Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten kam der Goldpreis schwer unter die Räder und fiel gar unter die 370-$-Marke.

      Nein, dies ist wahrlich kein Anlaß zur Sorge, ganz im Gegenteil, eher ein Grund zur Freude. Denn für starke Hände sind solche kurzfristigen Verwerfungen immer ein Geschenk. Und insofern werden wir uns in einigen Jahren mehr denn je freuen, solche Geschenke angenommen zu haben!

      USA: Wirtschaftliche Erholung – eine Fata Morgana

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Fed-Gouverneur Robert McTeer hielt letzte Woche eine Rede – die sich so anhörte, als sei er zu lange in der Sonne gewesen. Er sagte, dass er damit rechne, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft in den letzten Monaten des Jahres beschleunigen werde – auf eine Wachstumsrate von 4 %. Unmittelbar nach dieser Rede sackten die Kurse der 10jährigen US-Staatsanleihen durch.

      Aber Sie, liebe(r) Leser(in), wissen etwas, das McTeer vielleicht nicht weiß. Sie wissen, dass der größte Teil des ausgewiesenen Wirtschaftswachstums ein schimmerndes, statistisches Wunder ist. (Ich werde Ihnen mehr Beweise dafür liefern, siehe unten ...)

      Trotz der größten "Reflationsbemühungen" aller Zeiten ... mit 13 Zinssenkungen der Fed und dem größten US-Haushaltsdefizit aller Zeiten ... plus Billionen an neuem Geld und Krediten, die durch die Weltwirtschaft fließen ... gab es wenig oder kein reales Wachstum der amerikanischen Wirtschaft.

      An der Wall Street haben diese heroischen Reflationsbemühungen zu einer Rally geführt. Aber es ist lediglich eine standardmäßige Bärenmarktrally – der Dow Jones hat nur rund die Hälfte seiner vorigen Verluste wieder reingeholt. Und bei dieser Hälfte scheint die Flut des Bargelds schon ihren Höhepunkt erreicht zu haben, so dass sie den Aktienkursen nichts Gutes mehr tun kann.

      Was läuft falsch? Die Ökonomen wissen keine Antwort. Laut ihren Modellen sollten niedrigere Zinssätze und höhere Staatsausgaben zu einem Boom führen. Sie sind sich so sicher, dass dies passieren muss, dass sie denken, dass sie einen Boom sehen ... so, wie es in der Wüste eine Fata Morgana gibt. Sie ist immer kurz voraus. Nur noch über den nächsten Hügel. Nur noch ein bisschen weitern.

      Anstatt anzuhalten und das geschulterte Gepäck zu überprüfen, stolpern sie weiter, und sie versichern sich gegenseitig, dass ihre Theorien korrekt sind. "Da ist es, direkt da vorne ...", sagen sie. "Oh ja, ich kann es sehen ... ja, genau da neben dem Produktivitätswunder ..."

      Wenn sich die reale Wirtschaft wirklich erholen würde, dann würde sie mehr Arbeitsplätze produzieren. Aber wo sind diese? Vielleicht in China?

      Die amerikanischen Immobilienpreise steigen immer noch. Und die Konsumenten geben immer noch fleißig Geld aus, sie verschulden sich und sie erhöhen ihre Hypotheken. Auch die Unternehmen nutzen die einmalige Gelegenheit, um Geldgeber von ihrem Geld zu trennen, zu absurd niedrigen Zinssätzen.

      Wenn man an einem heißen sonnigen Tag seinen Hut abnimmt ... dann sieht es fast so aus, als ob eine Erholung voraus liegen würde, und genau danach suchen die Ökonomen in den USA ja auch. Aber wie eine Oase in der Wüste – kann es eine lange Zeit brauchen, bis man sie erreicht hat. Richtig, Eric?

      Herbst in New York

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Zunächst ein Hinweis in eigener Sache: Wenn Sie CNNfn empfangen können, dann können Sie mich am 8., 9. und 10. Oktober jeweils von 9 bis 11 Uhr New Yorker Ortszeit bei meiner Morgenshow "Market Call" sehen.

      Wir New Yorker haben letzte Woche sehr schöne Herbsttage genossen. Zum Beispiel letzten Donnerstag. Da genoss ich früh am Morgen meinen üblichen dreifachen Cappuccino bei Starbucks, dann schlenderte ich über die Straße zum Union Square Park. Da fand ich eine leere Bank, setzte mich hin und nippte bei schönem Sonnenschein an meinem Morgenkaffee. Ein milder Wind wirbelte zahllose rote und goldene Blätter über den Boden, wie so viele ungewollte Dollarnoten. Langsam türmten sich die Blätter auf, wie die Dollarnoten bei der Bank of Japan. (Sie müssen sich ja irgendwo auftürmen, so meine Vermutung. Sie können nicht einfach verschwinden.)

      Aber was wird als nächstes passieren? Wenn der Herbst der Dollar-Hegemonie gekommen ist, dann muss der Winter schnell nahen. Und was sollen wir vom nächsten Frühling erwarten?

      Die meisten Aktienanleger scheinen sich keine Sorgen wegen der Entwicklung des Dollarkurses zu machen ... und das ist Glück für sie. Denn sich über Risiken Sorgen zu machen, wenn die Aktienkurse jeden Tag steigen, kann sehr teuer werden. Leichtsinn und Wagemut ist in einem solchen Umfeld erheblich profitabler.

      Währenddessen geht in den USA das "Durchwurschteln" auf gesamtwirtschaftlicher Ebene weiter. Letzte Woche waren es weitere 399.000 Ex-Arbeiter, die das erste Mal einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe stellten – damit ist die hartnäckig hohe Marke von 400.000 pro Woche weiter gehalten worden. Und die Auftragseingänge für dauerhafte Güter sind im August um 1,1 % zurückgegangen, trotz der starken Nachfrage des US-Verteidigungsministeriums. Wenn man den 37 %igen Anstieg der Militäraufträge herausrechnet, dann hätte das Minus bei 1,7 % gelegen – was ein weiterer Indikator dafür ist, dass die Erholung des produzierenden Sektors nur langsam anläuft.

      Hm ... das sieht so aus, als ob wir vom Wert des Dollar weitere 20 % bis 30 % abschmelzen müssten. Je niedriger der Dollar fällt, desto wettbewerbsfähiger wird die amerikanische Industrie ... das glaubt zumindest die Gang im Capitol Hill. Wir müssen nicht die Dollarscheine kleiner machen – natürlich nicht. Aber den Dollarkurs. Zum Beispiel im Verhältnis zum Gold. Vo rein paar Jahren konnte man für 265 Dollar eine Feinunze Gold kaufen. Heute braucht man dafür 383 Dollar. Und an dem Tag, an dem eine Feinunze Gold 1000 Dollar kosten wird, werden die amerikanischen Produzenten so wettbewerbsfähig geworden sein, dass sie Fernseher nach China exportieren werden ... das glaubt zumindest die Bush-Administration.

      Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass die Amerikaner ärmer werden, weil sie die Idiotie der "wettbewerbsfähigen Abwertungen" umarmen. Wieso bin ich mir so sicher, dass die gewollte Abwertung des Dollar idiotisch ist? Nun, ehrlich gesagt, ich kann mir nicht absolut sicher sein. Aber für meine Einschätzung spricht: Sowohl Alan Greenspan als auch die meisten der Fed-Gouverneure und der US-Finanzminister Snow und auch Präsident Bush wollen alle durch eine Abwertung des Dollar das amerikanische Wirtschaftswachstum anheizen ... das spricht meiner Ansicht nach dafür, dass das der falsche Weg ist.

      Zuletzt hat Michael Vaupel vom "Optionsschein-Profits" eine Menge über den bemitleidenswerten Zustand des Dollar geschrieben – und er ist den Weg weiter gegangen und hat seine Leser instruiert, wie sie vom Rückgang des Dollar profitieren können. Neben Put-Optionsscheinen auf den Dollar sollte man laut Vaupel Gold-Zertifikate kaufen.

      Immobilienmarkt in Florida und die "inneren Angelegenheiten" des Irak

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Florida

      *** Hier in Florida drehen sich die Gespräche oft um Immobilien. Florida ist einer der besten Märkte für Immobilien in den USA. Und Delray Beach, wo ich gerade bin, ist eine der heißesten Gegenden in Florida.

      "Man kann eigentlich nicht über `den` Immobilienmarkt sprechen", so ein Bekannter beim Abendessen am Wochenende. "Es gibt Hunderte von verschiedenen Immobilienmärkten. Man muss sich jeden separat ansehen. Aber wenn man genau genug sucht, dann kann man Geld verdienen. Es ist anders als beim Aktienkauf. Wenn man z.B. eine Microsoft-Aktie kauft, dann weiß man nicht wirklich, was bei diesem Unternehmen vor sich geht ... man weiß nie soviel wie die Insider ... deshalb hat man nie wirklich einen Vorteil. Aber bei Immobilien weiß ich, wer das Haus baut ... wer kauft und wer verkauft ... welche Gegenden gut sind ... dabei bin ich ein Insider."

      "Ehrlich gesagt – ich bin davon überzeugt, dass wir am US-Immobilienmarkt allgemein gesprochen eine Spekulationsblase haben. Ich denke, dass jede Menge Häuser im Preis fallen werden. Und wenn es einen ernsten wirtschaftlichen Rückgang geben wird, dann werden eine Menge Leute kürzer treten müssen. Sie haben sich übernommen, und sie können ihre Zahlungen dann nicht mehr leisten. Deshalb kaufe ich jetzt Apartments, auf die sie sich verkleinern werden. Ich erhalte jetzt schon eine gute Rendite ... und wenn der Kollaps kommen wird, dann werde ich für meine Apartments zu vernünftigen Mieten immer noch eine Nachfrage haben."

      *** Ah ha! Ich habe es doch gesagt, dass der ganze Aufschwung ein Schwindel ist. Genauso wie Alan Greenspans "Produktivitätswunder". Es gibt statistische Tricksereien – das Resultat davon, dass man die Zahlen so grotesk verformt hat, dass selbst ihre eigenen Mütter sie nicht wieder erkennen würden. Mein Freund Martin Spring hat mir das geschickt:

      "Ich danke Sjoerd Schalekamp, der mir diesen Link zu einem Artikel von V. Anantha Nageswaran in der Business Times (Singapur) weitergeleitet hat. Mein Kommentar dazu: Wie wird das alles enden? Mit Enttäuschung. Ich bin irgendwie für die USA optimistischer als V. Anantha Nageswaran, denn ich glaube, dass die US-Wirtschaft in den nächsten 9 Monaten schneller als die europäische Wirtschaft wachsen wird, wegen des Antriebs der monetären Expansion, den Rekord-Staatsausgaben, den ungewöhnlich niedrigen Zinssätzen und dem schwachen Dollar. Ich bin auch der Ansicht, dass dieses Wachstum nicht haltbar ist. Spätestens nach der US-Präsidentschaftswahl im November 2004 wird sich die Situation ändern, wenn sowohl die Fed als auch das Weiße Haus sich mit den Defiziten befassen werden."

      *** Ich weiß nicht viel über Paul Bremer. Aber der US-Vizekönig im Irak, der sich derzeit mit der historischen Aufgabe befasst, das Land mit 100.000 Truppen (und einem Geldbetrag, der erheblich größer ist, als das, was die Iraker jemals selbst ausgegeben haben), zu "transformieren", muss entweder einen Sinn für Humor haben – oder eine Schraube locker. Er hat sich vor kurzem darüber beschwert, dass sich der Iran "in die inneren Angelegenheiten des Irak einmischen würde".

      Das Armenhaus, Teil 1

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich beginne meine heutige Reflexion mit einer schockierenden Feststellung:

      Wir leben in einer gemeinen Welt.

      Die Amerikaner glauben, dass ihre liebsten und verlässlichsten Vermögensgegenstände – ihre Häuser – sie reich machen. Aber könnte auch das Gegenteil wahr sein? Könnten sie bald fallen ... von Herrenhäusern direkt hin ins Armenhaus?

      Könnte es sein, dass das gleiche Dach mit den vier Wänden, die normalerweise Schutz bieten, jetzt die Bewohner einer Welt der Grausamkeit ausliefert? Weil sich die Amerikaner bemüht haben, ihre finanzielle Gesundheit zu verbessern, haben sie ihre bestehenden Hypotheken erheblich erhöht, um damit andere Kredite zu tilgen und mehr Geld für den Konsum zu haben.

      Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, dass die Immobilienpreise weiter steigen werden. Andererseits sehe ich sofort einen Grund, warum das falsch sein könnte: Jeder glaubt daran, dass die Preise weiter steigen werden. Es gibt ein Sprichwort an der Wall Street: "When everyone thinks the same thing, no one is thinking – wenn jeder das gleiche denkt, dann denkt überhaupt keiner."

      Und deshalb habe ich begonnen, nachzudenken ... und ich bin zu einer störenden Schlussfolgerung gekommen. Ich glaube, dass das durchschnittliche US-Haus für die Amerikaner ein gefährlicher Platz geworden ist. Aber die Beweislast liegt bei mir.

      Ich beginne den Fall mit einer Untersuchung nicht des Hauses, sondern des Inhalts des Hauses. Um präzise zu sein: Ich rufe den Kühlschrank und die Waschmaschine in den Zeugenstand.

      Ich lade sie, liebe(r) Leser(in), ein, die Zeugen genau zu beobachten. Sie werden sehen, dass keiner von beiden ein so einfaches Gerät ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein Knopfdruck führt zu einer komplexen Kette von Reaktionen, die Jahrhunderte von angesammeltem Wissen der Metallurgie widerspiegeln, und ein halbes Jahrhundert Elektronik.

      Diese Maschinen könnten mit Recht stolz sein, oder? Repräsentieren sie nicht das angesammelte Wissen von Generationen? Sind es nicht die besten Maschinen, die es je gab, um Nahrung kalt zu halten oder Kleidung zu waschen?

      Ich denke, dass Sie mir bis dahin zustimmen werden, also lassen Sie mich fortfahren.

      Aber stellen Sie sich vor, Sie würden eins dieser Wunderwerke kaufen. Angenommen, Sie zahlen 1000 Euro. Und angenommen, ein Jahr später entscheiden Sie sich dazu, das Land zu verlassen und das Gerät zu verkaufen. Wie viel werden sie noch dafür bekommen?

      500 Euro? 700? Ich weiß es nicht, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie das gleiche bekommen werden, was Sie gezahlt haben. Stattdessen werden sie wahrscheinlich einen Verlust erleiden. Und gilt das nicht für alles, was in Ihrem Haus ist – bis auf Kunst, Antikmöbel und versteckte Goldmünzen? Hat eine Couch, die 1 Jahr alt ist, den gleichen wert wie eine neue?

      Und so gehe ich einen Schritt weiter. Denken Sie, dass Ihr Teppichboden mehr wert geworden ist, nachdem Sie ein paar Flaschen Bier über ihn verschüttet haben? Werden die Gardinen mehr wert, wenn sie ausbleichen?

      Jetzt der Wechsel hin zum US-Immobilienmarkt. Dort muss berücksichtigt werden, dass die Immobilienpreise regional stark schwanken. Das ist für Sie nichts Neues – so liegen die Immobilienpreise z.B. in München deutlich über denen in z.B. Mecklenburg-Vorpommern. Da ich mich in den USA besser auskenne, nehme ich ein Beispiel von dort: Das durchschnittliche Haus in Kalifornien kostet 350.000 Dollar. Das durchschnittliche Haus in Süd-Arkansas kostet weniger als die Hälfte. Könnte man Geld verdienen, wenn man ein Haus in Arkansas kauft und es nach Kalifornien transportiert? Haben Sie jemals von so etwas gehört, liebe(r) Leser(in)?

      "Nun, das ist ein gutes Geschäft da unten", erzählte mir mein Bekannter beim Abendessen. "Es gibt mobile Häuser, die man transportieren kann. Eine Freundin von mir hatte eins, das er auf einem Schiff dann auf einem Wasserweg ( ...) transportiert hat. Das war schön."

      Ist es nicht so, dass nicht nur die Möbel und die Haushaltsgeräte im Zeitablauf an Wert verlieren ... sondern auch das ganze Haus? Und ist es nicht genau das, was man erwarten würde? Mit der Zeit nutzen sich alle physischen Gegenstände ab. Selbst Granit wird zu Sand und Staub ... durch Wind, Regen, Sonne, und Kälte ... nach und nach.

      Genau wie wir selbst, liebe(r) Leser(in). Wir sind keine Ausnahme. Auch wir werden zu Staub, oder etwa nicht? Und wäre es nicht ein Affront gegen die Welt, wenn wir das nicht würden?

      Aber bevor ich zum nächsten Punkt komme, möchte ich meinen ersten Überraschungszeugen hereinrufen: Den berühmten Architekten Le Corcusier. Es mag überraschend sein, dass ich diesen Mann aufrufe, denn er ist seit über einem halben Jahrhundert tot. Aber dennoch stelle ich ihm einige Fragen.

      "Bitte antworten Sie mit ja oder nein", beginne ich. "Ist es richtig, dass Sie einer der berühmtesten Architekten der Welt sind ... oder waren?"

      "Ja", antwortet der Geist von Le Corbusier.

      "Und ist es auch richtig, dass Sie während Ihrer Karriere viele Häuser entworfen haben?"

      "Ja."

      "Und deshalb könnte man sagen, dass Sie ein Experte für Hausarchitektur waren."

      "Ja, das ist richtig."

      "Und laut Ihrer Expertenmeinung, die Sie immer dann von sich gegeben haben, wenn Sie die Chance dazu hatten, war ein Haus nicht mehr als – und hier zitiere ich Sie wörtlich – `eine Maschine zum Leben`?"

      "Ja."

      "Mit anderen Worten, Ihrer Meinung nach ist ein Haus genau wie ein Geschirrspüler, ein Kühlschrank ... oder ein Auto ... ist das richtig?"

      "Ja."

      "Und weil sich ein Haus nicht von einer Maschine unterscheidet ... ist es da nicht logisch und korrekt, zu denken, dass es sich abnützt ..."

      "Ja."

      "Und da es sich abnützt, so wie jede andere Maschine ... ist es da nicht logisch und korrekt zu denken, dass sein Preis fallen wird ... SO WIE DER JEDER ANDEREN MASCHINE ...?!"

      Bei dieser Frage erhebt sich der Anwalt der Gegenseite von seinem Sitz ...

      "Der Anwalt verlangt vom Zeugen, über Dinge zu spekulieren, über die er nichts weiß ..."

      Ich greife diesen Punkt auf. Weder der berühmteste Architekt der Welt noch ich können sagen, was passieren wird. Deshalb konzentriere ich mich darauf, was immer passiert ist: Mit der Zeit nutzen sich fast alle Dinge, die der Mensch erstellt, ab. Selbst die Steuergesetze erkennen das ... sie erlauben dem Steuerzahler, den Wert eines neuen Hauses abzuschreiben.

      Doch weiter. Nächster Zeuge! Ich rufe Hubert Hausbesitzer auf.

      "Herr Hausbesitzer", fange ich an. Sie besitzen ein durchschnittliches Haus in den USA. Unterbrechen Sie mich, wenn ich etwas Falsches sage ... ich lese mein Dossier weiter ..."

      "Der Preis Ihres Hauses hat in den letzten 8 Jahren deutlich zugelegt, mit jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich, ist das richtig? Und Sie haben daraus Vorteile gezogen? Stimmt es nicht, dass Sie Ihr Haus in den letzten 5 Jahren dreimal refinanziert haben, zum Teil, um niedrigere Zinsen zu erhalten, zum Teil, um extra Bargeld zu erhalten? Und stimmt es nicht, dass sie einen Teil des Geldes dazu genutzt haben, um die Küche aufzurüsten?"

      "Nun, Sie halten sich für einen klugen Mann. Diese Verbesserungen des Hauses haben sicherlich Ihren Wohnwert erhöht. Aber würden Sie diese auch als gute Investments bezeichnen?"

      "Sie würden. Weil das Haus selbst für Sie ein gutes Investment war, oder nicht? Sie hatten nur 15.000 Dollar Eigenkapital einzubringen, als Sie das Haus vor 8 Jahren gekauft haben. Bezogen auf dieses Eigenkapital war der Wertzuwachs spektakulär. Deshalb denken Sie, dass die Verbesserung der Qualität des Hauses auch ein gutes Investment ist, oder?"

      "Ok ... ja, ich kann es vielleicht auch anders ausdrücken. Ja, natürlich ... diese Verbesserungen führen dazu, dass sich das Haus leichter verkaufen lässt. Wenn Sie diese Verbesserungen nicht durchführen, dann wird das Haus schwerer zu verkaufen sein? Also man muss diese Verbesserungen eigentlich durchführen, um den Wert des Hauses zu erhalten?"

      "Aber selbst einige der Nachbarn, die diese Verbesserungen nicht gemacht haben, konnten zu höheren Preisen verkaufen, oder? Deshalb ist eine Verbesserung des Hauses zumindest in diesem Markt nicht notwendig. Andererseits: Wenn die Immobilienpreise stabil wären, würden Sie denken, dass Sie völlig ohne Verbesserungen auskommen würden? Hart zu sagen, oder? Aber wahrscheinlich würden Sie von Zeit zu Zeit das Dach erneuern. Und streichen. Und neuen Teppich- oder Parkettboden legen. Und wahrscheinlich die Küche verbessern und so weiter."

      "Das Haus ist doch eine komische Geldanlage, oder? Sie leben da drin, was schon ein bisschen wie eine Dividende oder eine Zinszahlung ist. Aber Sie müssen sich auch um das Haus kümmern ... und Geld investieren ... wenn Sie den Wert des Hauses halten wollen. Das Haus selbst – wenn Sie es vom Land, auf dem es steht, trennen könnten – würde an Wert verlieren im Zeitablauf, oder?"

      "Und dennoch sagen Sie, dass Ihr Haus in den letzten 8 Jahren dramatisch an Wert gewonnen hat. Nicht nur das, sondern bei fast jedem Haus, das Sie kennen, war das der Fall. Das ist reales Geld, oder? Ich meine, Sie können die Hypothek auf Ihr Haus erhöhen, weil der Wert des Hauses deutlich gestiegen ist. Sie können das zusätzliche Geld nehmen und zum Beispiel ein Fahrrad für Ihren Jungen kaufen. Hui."

      "Können Sie uns sagen, wo dieses Fahrrad hergestellt wurde?"

      "China?"

      "Wie wäre es damit. Sie haben die Hypothek auf Ihr Haus erhöht, und damit einen Teil des Wertzuwachses realisiert, um das gegen ein Fahrrad aus China einzutauschen Das ist eine bemerkenswerte Welt, oder? Ich meine, Sie mussten keine einzige Minute zusätzlich arbeiten für dieses Fahrrad? Sie haben es nicht gewonnen ... Sie mussten dafür nicht sparen oder ein Geschäft eröffnen, um Gewinne einzufahren."

      "Faszinierend."

      "Lassen Sie mal sehen ... das Einkommen Ihres Haushalts liegt bei rund 80.000 Dollar im Jahr. Oder rund 60.000 Dollar nach Steuern. Und nun ... denken Sie nicht, dass es bemerkenswert ist, dass Sie 20.000 Dollar durch die Erhöhung Ihrer Hypotheken erhalten haben ... was einem Drittel Ihres verfügbaren Einkommens entspricht ... ohne etwas dafür getan zu haben? Wie ist das möglich? Wo ist dieses Geld hergekommen?"

      "Ja, es kommt von dem Wertzuwachs Ihres Hauses ... aber wie? Wie ist es möglich, da wir doch gehört haben, dass der Wert des Hauses und seines Zubehörs eigentlich abnimmt ... dass IHR Haus im Wert steigt? Alles andere wird im Zeitablauf weniger wert ... aber Ihr Haus wird wertvoller ... begehrenswerter. Ihre Frau wird nicht mit jedem Tag besser aussehend, oder? Ich meine ... ich sehe mir die Sache natürlich objektiv an. Aber bei Ihrem Haus ist das der Fall. Wie ist das möglich? Das scheint mir fast die Naturgesetze zu verletzen ... das ist fast ein Affront gegen Gott, oder nicht? Er hat es so eingerichtet, dass die Welt und alles in ihr mit der Zeit vergeht ... und Ihr Haus steht da losgelöst von Zeit und Raum ... und widersetzt sich dem. WIE IST DAS MÖGLICH?"

      "Einspruch, der Zeuge wird beeinflusst."

      "Entschuldigen Sie mich?" fragt der Hausbesitzer. Ja. Und auch Sie, liebe(r) Leser(in). Zumindest für jetzt. In den nächsten Tagen werde ich meinen Starzeugen aufrufen: Sie.

      Defizit über 4 %

      von Jochen Steffens

      Nach einem Artikel in der "Süddeutschen Zeitung" rechnet die Bundesregierung nun offenbar damit, dass sie für das laufende Jahr ein Defizit von über 4 % des Bruttoinlandsprodukts erreichen wird.

      Damit wird das gerade nach Brüssel gemeldet Schuldenziel von 3,8 % auch noch übertroffen werden. Begründet wird das höhere Defizit mit hinter den Erwartungen gebliebenen Steuereinnahmen. Genaueres wird man nach der Steuerschätzung im November wissen. Nach dem EU-Vertrag von Maastricht sind nur 3 % Defizit zugelassen. Deutschland wird damit zum zweiten Mal in Folge diese Obergrenze überschreiten.

      Dass drastische Strafen drohen, ist eher zu bezweifeln. Die EU-Kommission will aus Sorge um das Wachstum in Europa den Stabilitätspakt flexibler auslegen. Welche genauen Folgen das für Deutschland haben wird, ist noch unnklar. Normalerweise sieht der Stabilitätspakt Finanzstrafen vor, ob das jedoch angesichts der katastrophalen Lage Sinn macht?

      USA: Wirtschaftliche Erholung?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ende letzter Woche gab es wichtige News von der amerikanischen volkswirtschaftlichen Front: Im September hat die US-Wirtschaft 57.000 neue Jobs geschaffen. Die Arbeitslosenquote liegt immer noch über 6 %, aber wenn man den Zahlen glaubt, dann geht die Entwicklung in die richtige Richtung.

      Und das war alles, was die Ökonomen und Aktieninvestoren brauchten, um zu glauben, dass die Erholung auf dem Weg ist. Die armen Legionäre sind sicher, dass sie die Oase direkt vor sich sehen. Deshalb konnte der Dow Jones letzten Freitag um 84 Punkte zulegen ... und der Euro und das Gold kamen zurück. Inzwischen hat sich das wieder geändert.

      Aber die Kleinanleger rennen weiter mitten in die Wüste ... immer weiter ... in die Irre geführt durch die Fata Morgana einer wirtschaftlichen Erholung.

      Aber Moment, ist die Tatsache, dass die Zahl der Arbeitsplätze zunimmt, nicht wirklich ein Zeichen für eine wirtschaftliche Erholung? Waren die Investoren, die vor ein paar Monaten Aktien gekauft haben, nicht klug ... und sollten sie jetzt, wo neue Jobs geschaffen werden, nicht noch mehr kaufen?

      Ah ... so viele Fragen ... Wenn die Zahl der Arbeitsplätze wirklich zunimmt, dann ist das ein gutes Zeichen. Aber ich traue allen Zahlen, die aus Washington kommen, nicht. Sie werden so verformt und verbogen, dass sie alles zugeben werden, was die Regierung von ihnen verlangt. Außerdem erinnere ich Sie daran, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht.

      Ich erinnere Sie auch daran, dass die Situation am US-Arbeitsmarkt immer mehr von der Situation der gesamten Weltwirtschaft abhängt. Das System des Dollarstandards hat den USA sehr große Vorteile gebracht; die Amerikaner konnten alles, was sie wollten, aus Übersee kaufen, ohne jemals mit harter Währung bezahlen zu müssen. Sie mussten einfach mehr Dollar drucken. Das erlaubte ihnen, mehr auszugeben, als sie sich leisten konnten, und es erlaubte den Ausländern, mehr Güter zu produzieren, mehr Fabriken zu bauen und mehr Arbeiter einzustellen. Das fühlte sich so lange so wunderbar an ... aber während die Amerikaner dachten, dass sie das große Los gezogen hätten, öffnete sich für die US-Wirtschaft ein Loch im Boden ... die leichten Kredite hatten den Effekt, dass sich die Arbeitsplätze von den Gegenden mit hohen Arbeitskosten – wie den USA – in Gegenden mit niedrigen Arbeitskosten – besonders China – verlagerten. Und dieser Trend kann nicht aufhören ohne eine größere – und fast sicher schmerzvolle – Anpassung. Das impliziert: Bis der Dollar fällt, werden die amerikanischen Arbeitsplätzen, Gewinne und Wachstum knapp bleiben.

      Aus diesem Grund gefielen mir die News vom letzten Freitag. Denn anstatt Richtung 400 Dollar zu laufen ... ist der Goldpreis auf ein moderateres Niveau gefallen. Und anstatt Richtung 1,50 zu marschieren ... legte der Euro am Freitag eine Atempause ein. Die ist mittlerweile allerdings schon wieder beendet – heute Mittag kämpfte er schon wieder mit der Marke von 1,18.

      Aber wir haben immer noch eine Kaufmöglichkeit, liebe(r) Leser(in). Lassen Sie uns die nutzen.

      Aber hier sind mehr News von Eric:

      Goldpreis holt Luft

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City

      Die Zahl der Beschäftigten wächst wieder (irgendwie) ... die Aktien sind vernünftig bewertet ... (verglichen mit dem völlig überteuerten Niveau von Februar 2000) ... und Gold gehört nicht mehr zwingend in jedes vernünftige Depot ... (so lange man sich keine Sorgen wegen den wöchentlichen Angriffen auf die US-Truppen im Irak und den 1 Mrd. Dollar Minus – täglich! – der US-Handelsbilanz und des US-Haushalts macht).

      Also ist alles in Ordnung mit der Welt – was der Grund dafür ist, dass der Nasdaq Composite letzte Woche fast 5 % und der S&P 500 über 3 % zulegen konnten. Als die Investoren herbeiströmten, um wieder Aktien zu kaufen, hatten sie wenig Verwendung für andere Vermögensanlagen in ihren Depots. Sie verkauften Anleihen, Dollars, Gold, Goldminenaktien und alles Mögliche, dass nicht an der Nasdaq gehandelt wird.

      Hilfreich für diese Rally war die Meldung, dass die US-Volkswirtschaft im September 57.000 Jobs geschaffen haben soll. Allerdings fand ich es etwas bedenklich, dass gleichzeitig die Zahl für die vorigen 12 Monate um 145.000 nach unten korrigiert wurde. Diese 57.000 Zuwachs könnten deshalb auch in folgenden Berichten wegkorrigiert werden – oder nicht.

      Netto hat die Wirtschaft damit in den letzten 12 Monaten 88.000 Jobs VERLOREN ... und das ist kein guter Grund, überbewertete Aktien zu kaufen. Aber nichts scheint derzeit den Enthusiasmus für amerikanische Aktien dämpfen zu können ... besonders nicht den für überbewertete Aktien. Und die Aktien von finanziell unter Druck stehenden Unternehmen konnten letzte Woche deutlich mehr zulegen als die Aktien von finanziell gesund dastehenden Gesellschaften.

      "Während sich der aktuelle Bullenmarkt seinem ersten Geburtstag nähert, ist sein definierendes Charakteristikum die großartige Performance von normalerweise schlechten Aktien", so Floyd Norris von der New York Times. "Ein Fondsmanager, der ein Jahr in die Zukunft sehen konnte und nur Aktien von Gesellschaften mit dubiosen Finanzen gekauft hätte, wäre jetzt ein großer Star."

      Das Fazit von Norris: "Vielleicht ist die Botschaft des Marktes nicht, dass die Wirtschaft zurückkommt, sondern nur die, dass die Spekulanten zurückgekehrt sind."

      Die Einschätzung von Norris scheint richtig zu sein. Sehr risikobereite Spekulationen sind wieder in Mode ... keine Zweifel darüber.

      Aber in Goldstadt gibt es keine Freude. Sowohl Gold als auch die Goldminenaktien kamen letzte Woche zurück. War das nur eine lange überfällige "Korrektur" des Aufwärtstrends am Goldmarkt, oder war das der "Fingerabdruck" einer ruchlosen Manipulation der Regierung ... oder beides? Oder sage nicht, dass ich eine organisierte Manipulation des Goldmarktes für wahrscheinlich halte ... aber ich bin zu zynisch, um diese komplett ausschließen zu wollen. Wahrscheinlicher ist es meiner Ansicht nach, dass der Goldmarkt einfach unter dem Gewicht der aufgehäuften positiven Erwartungen etwas zusammengesackt ist. Aber was auch immer der genaue Grund (oder die genauen Gründe) war/waren: Der Goldpreis fiel, wie ein vergessener Minenarbeiter in einem aufgegebenen Minenschacht.

      Und jetzt, was sollen wir mit dem Goldmarkt tun? Der Dollar ist nicht weniger anfällig als vor einer Woche ... was bedeutet, dass das Gold nicht weniger als vor einer Woche eine Absicherung gegen einen fallenden Dollar ist.

      Unweigerlich wird der Goldpreis einen weiteren Anlauf auf die Marke von 400 Dollar pro Feinunze nehmen, aber das exakte Timing dieses Rennens könnte schwierig sein, besonders für Spekulanten, die mit einem Hebel (Optionsscheinen) an die Sache rangehen. Allerdings bleibe ich zuversichtlich, dass geduldige Investoren, die Gold, 1:1 Goldzertifikate und Goldaktien kaufen, dafür belohnt werden – und zwar bevor Alan Greenspan von der Fed weggeht.

      Immobilienmarkt in Florida

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      In Palm Beach, Florida (wo ich in den letzten Tagen war, siehe Investor`s Daily gestern) gab es letztes Wochenende zwei Gesprächsthemen: Eins davon war der bekannteste Immobilienbesitzer von Palm Beach, Rush Limbaugh. Aber was mich an dieser Diskussion besonders interessierte, war die Diskussion um den Immobilienmarkt selbst.

      "Realisierst Du, dass sich die Preise für Häuser hier in den letzten drei Jahren verdoppelt haben?" fragte mich ein Freund. "Selbst in nicht so guten Gegenden haben sich die Preise in den letzten 5 Jahren verdoppelt. Das ist erstaunlich."

      Mein Freund genoss diese Show nicht nur, er zog daraus seinen Vorteil.

      "Ja, es handelt sich um eine Spekulationsblase. Aber wenn man genau genug hinsieht, dann findet man gute Werte. Wir wissen, dass die Preise nicht auf ewig mit diesem Tempo weitersteigen können. Und wahrscheinlich werden eine Menge Leute verletzt werden. Aber wenn man niedrig bewertete Immobilien kauft, bei denen die Mieteinnahmen die Ausgaben decken könnten ... wie kann man da verletzt werden?"

      "Ich sage Dir, wie man verletzt werden kann", begann ein anderer Freund. "Man wird verletzt, wenn alle Preise fallen und die Mieter ihre Jobs verlieren. Die Mieten werden dann fallen, und man wird mit den Mieteinnahmen nicht mehr die Hypotheken und Nebenkosten bezahlen können. Und wenn das passiert, werden wahrscheinlich auch die Hypothekenzinsen steigen, solange man keine Zinsbindung vereinbart hat."

      "Nun, wir haben eine Zinsbindung von 5 Jahren ..."

      "Ja, gut, aber in 5 Jahren wirst Du Dir wahrscheinlich wünschen, dass Du den Zinssatz für immer festgeschrieben hättest."

      "Ja, aber bis dahin werden wir die Immobilie mit Gewinn verkauft haben."

      "Ja, aber bis dahin werden wir alle unsere Immobilien mit Gewinn verkauft haben."

      "Wir sind mitten in einer Spekulationsblase. Man denkt, dass man sicher sei. Man denkt, dass man versteht, dass die Preise fallen können. Aber man ist emotional nicht wirklich darauf vorbereitet. Man denkt, dass die Preise immer weiter steigen werden ... weil sie scheinbar immer gestiegen sind. Aber so sieht es während einer Spekulationsblase immer aus. Die Preise scheinen immer zu steigen, wenn man sich auf dem Topp einer Spekulationsblase befindet. Dann, später, nachdem sie geplatzt ist ... scheinen die Preise immer zu fallen."

      "Nein, ich bin nicht durch diese Spekulationsblasen-Mentalität gefangen ..."

      "Oh doch, das bist Du!"

      "Oh nein, das bin ich nicht ... ich bin sehr konservativ ..."

      "Ja ... und Du wirst genau wie alle anderen pleite gehen ..."

      Wie es der Wirtschaft in Simbabwe geht ..

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Und hier ist ein weiteres Update von unserem Korrespondenten in Südafrika. Ich verfolge besonders die Entwicklung in Simbabwe, weil ich denke, dass das Hinweise auf unsere eigene Zukunft gibt:

      "Die Behörden in Simbabwe haben entschieden, dass sie das Los ihrer Landsleute erleichtern wollen, indem sie 1.000 Z$ (Simbabwe-Dollar) Scheine ausgeben wollen."

      "Das Problem ist nur, dass man mit der neuen Banknote immer noch nicht einmal ein Brot kaufen kann, das mehr als 1.000 Z$ kostet, oder ein Liter Benzin, der 1.980 Z$ kostet."

      "Aber mit den neuen Geldscheinen können sich die Leute in Simbabwe zumindest eine Rolle Klopapier kaufen, die exakt 1.000 Z$ kostet. Allerdings ändert das nichts daran, dass es immer noch billiger ist, die 1.000 Z$ in 10 Z$-Scheine zu tauschen, sich mit 72 von denen den Hintern abzuwischen und dann immer noch Geld übrig zu haben.

      "Aber trotz der Tatsache, dass die Währung immer wertloser wird, hat die Regierung von Simbabwe letzten Mittwoch diese neuen 1.000 Z$ herausgebracht, und kurz vorher waren `neu designte` 500 Z$-Scheine herausgebracht worden."

      "Die Regierung hat Berichten zufolge 2,5 Milliarden Z$ ins Banksystem gepumpt, und sie hat gesagt, dass sie weiterhin jeden Tag bis Dezember den gleichen Betrag in diesen Sektor stecken will, um das Geldangebot zu erhöhen."

      "Warum sollte die Regierung die Geldmenge um 2,5 Milliarden Z$ pro Tag erhöhen wollen? Nun, die Gouverneure der Zentralbank ( ...) glauben, dass das eine Bargeldkrise abwenden kann, die wegen der Hyperinflation von 426,6 % entstanden ist."

      "Aber viele Regierungsberater glauben offensichtlich, dass diese Krise dadurch gefördert wird, dass die Regierung unfähig ist, genug Banknoten zu drucken! Er gibt 220 Milliarden Z$ Bargeld im Banksystem, aber laut einem Reporter aus Harare, der im South Africa`s Business Day sprach, werden für ein ausreichendes Geldangebot mindestens 400 Milliarden Z$ benötigt."

      "Größere Geldscheine wie 20.000 Z$-Scheine oder 50.000 Z$-Scheine sind empfohlen worden, um die Druckkosten zu verringern und um sicherzustellen, dass die Leute weniger Geldscheine mit sich herumtragen, so die Neuigkeiten."

      "Währenddessen sind die Benzinpreise in Simbabwe letzten Mittwoch um 60 % gestiegen, laut den Zahlen, die im Business Day genannt wurden, aber die Benzinknappheit bleibt weiter bestehen. Der Preis für Normal Benzin ist auf 1.980 Z$ pro Liter gestiegen, und der offizielle Wechselkurs liegt bei 824 Z$ pro US-Dollar – während der Schwarzmarktkurs bei 5.000 Z$ pro US-Dollar liegt."


      .................................
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 10:54:33
      Beitrag Nr. 3.861 ()
      Aufschwung

      Schwarzarbeit boomt in Deutschland


      Meldungen über deutsches Wirtschaftswachstum sind selten geworden. Allein die Schattenwirtschaft boomt hier zu Lande. Experten erwarten in diesem Jahr erneut fast sechs Prozent Plus bei der Schwarzarbeit - entgegen dem Trend in fast allen anderen Industrienationen. Ökonomen sind sich einig, warum das einstige Wirtschaftswunderland seit Jahren vor allem bei der illegalen Beschäftigung einen Spitzenplatz einnimmt: Steuern und Abgaben belasteten legale Arbeit überproportional, Anreize für Schwarzarbeit gebe es zuhauf.

      "Arbeit ist in Deutschland im internationalen Vergleich sehr teuer und die Märkte sind überreguliert", sagt der Schwarzarbeitsforscher Friedrich Schneider von der Universität Linz. "Die Politik schläft seit Jahren und hat den Faktor Arbeit immer teurer gemacht." Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat errechnet, dass Unternehmen am Standort Deutschland steuerlich wesentlich stärker belastet werden als in anderen Industrienationen. Hier zu Lande müsse ein Arbeitgeber fast 200 000 Euro im Jahr aufwenden, wenn ein Arbeitnehmer nach Steuern und Abgaben ein Einkommen von 100 000 Euro haben soll. In den USA sind es knapp 153 000 Euro, in Teilen der Schweiz weniger als 130 000 Euro.

      Auf deutschen Baustellen und im Tourismus beschäftigen daher immer mehr Firmen Mitarbeiter am Fiskus vorbei. "Schwarzarbeit ist einer unserer ärgsten Feinde", sagt Stefan Bormann, der in Hamburg einen Fliesenfachbetrieb mit 18 Mitarbeitern betreibt. Im Hotel- und Gaststättengewerbe ist jeder vierte Beschäftigte nicht korrekt gemeldet, wie eine bundesweite Razzia Anfang September ergab. Kein Wunder, meinen Fachleute, schließlich koste eine Stunde Schwarzarbeit im Schnitt 20 Euro, eine ordnungsgemäß abgerechnete Arbeitsstunde dagegen 50 bis 70 Euro. Wer regulär arbeitet verdient zudem mitunter nur wenige Euro mehr, als er vom Arbeitsamt bekommen würde.

      Zunahme der illegalen Beschäftigung
      Die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg rechnet in diesem Jahr "auf jeden Fall" mit einem Anstieg illegaler Beschäftigung. 2002 waren in 315 000 Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet und insgesamt 127,5 Millionen Euro Bußgeld verhängt worden. Nach Schneiders Prognose wird die Schattenwirtschaft in Deutschland in diesem Jahr ein Volumen von 370 Milliarden Euro erreichen - nahezu ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts (BIP), das nach Einschätzung mehrerer Wirtschaftsforschungsinstitute stagnieren wird.

      Während in fast allen anderen Industrienationen der Anteil der Schwarzarbeit am BIP in den vergangenen fünf Jahren zurückging, legte er in Deutschland stetig von 14,9 auf 16,8 Prozent zu. Selbst das Bundesfinanzministerium spricht von einem "alarmierenden Niveau" und mahnt: "Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt, sondern handfeste Wirtschaftskriminalität, die dem Gemeinwesen schweren Schaden zufügt." Der jährliche gesamtwirtschaftliche Schaden durch entgangene Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge erreicht nach Expertenschätzungen mindestens zweistellige Milliardenbeträge.

      Schwarzarbeit gilt als Korrektiv des kleinen Mannes
      Doch inzwischen halten zwei Drittel der Deutschen laut Umfragen Schwarzarbeit für ein Kavaliersdelikt. "Heute herrscht das Gefühl vor, Schwarzarbeit sei das Korrektiv des kleinen Mannes: Dort kann er sich vom Staat etwas zurückholen", erläutert der Geschäftsführer des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Harald Strotmann.

      "Die Menschen sind durchaus bereit, einen Teil ihres Einkommens dem Staat zu überlassen", betont Schattenarbeitsexperte Schneider. "Aber mehr als 30 bis 40 Prozent sollten es nicht sein." Doch die Steuer- und Abgabenlast ist in Deutschland laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) deutlich höher: Bei Singles etwa waren es im vergangenen Jahr 51,3 Prozent des Bruttoeinkommens.

      Der Mainzer Wirtschaftsprofessor Rolf Peffekoven, einst einer der fünf Wirtschaftsweisen, ist überzeugt: "Wenn wir in Deutschland Steuern und Lohnnebenkosten nicht deutlich senken, werden wir die Schattenarbeit nicht eindämmen können." Auch IAW-Experte Strotmann betont: "In Ländern mit geringeren Steuern wie den USA oder der Schweiz ist auch das Volumen der Schattenwirtschaft geringer."

      Steuern und Abgaben müssen runter

      Das Credo der meisten Ökonomen ist eindeutig: Steuern und Abgaben runter, Arbeitsanreize rauf - etwa durch Einstiegsgeld für Langzeitarbeitslose und Bürokratieabbau wie bei den Minijobs. Es bedürfe vor allem "mutiger Reformen", damit das Potenzial der Schattenwirtschaft endlich der offiziellen Wirtschaft zugute komme, meinen die Experten. Doch die Erfolgsaussichten sind düster: Nach der aktuellen, repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des "Stern" bezweifeln 68 Prozent der Deutschen, dass die Bundesregierung ihre Reformpläne etwa bei den Sozialsystemen und auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen wird.

      Meldung vom 08. Oktober 2003

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      Avatar
      schrieb am 08.10.03 11:45:11
      Beitrag Nr. 3.862 ()
      Morgen zusammen (wenn auch ein wenig erbaulicher) :( ,

      Heute nach Börsenschluss kommen Yahoo-Zahlen.

      Die können eh ausfallen wie sie wollen, Yahoo ist maßlos überbewertet.
      :mad: :mad: :mad:

      Warum war das gestern wieder so klar, dass die Ami-Idioten gestört hochrennen? Die kriegen schon noch den richtig fetten Abdank-Tritt :mad: in ihren arroganten Fettarsch, dass denen ihr letztes bisschen Kleinhirn rausfällt!!!

      Neue Idiotie von denen ist es, nicht mehr das KGV zum Maßstab zu nehmen (um die absurde Überbewertung zu vertuschen), sondern die (einfach lächerlich niedrigen) Vergleichsvormonate, wobei die Erwartungen bewußt schön niedrig angesetzt werden, um anschließend so zu tun als ob ein neuer Boom anständ. Dabei steht bei den Idioten gar nicht außer wirtschaftlicher Niedergang an, da können die sich noch so dumm dreist doof ignorant verhalten!!!

      Dax-Doofie natürlich vorsorglich wieder blöd am steigen, könnte ja was werden nach den Yahoo-Zahlen... :cry: :cry:

      Habe gestern mal einen interessanten Artikel aus der FAZ vom Sonntag über Krebsforschung gelesen. Danach brauchte es beispielsweise selbst bei Genentech (die auf dem Gebiet führend sind) 18 Jahre von einem (Quanten-) Sprung bis zum nächsten :eek: , nämlich von 1985 (erster) bis 2003 (letzter). Trotzdem wird jeder Biomüll so bezahlt als ob die gleichzeitig eine Öl- und Goldquelle gefunden hätten, siehe GPC-Müll, Evodreck & wie der ganze Müll heißt!!!!!! Wie gut, dass der Dreck nicht in 2 - 5 Monaten 30000% Kursgewinn macht... :mad: :mad: :mad:
      Denen sollten sich mal die Fondstrottel durchlesen, bevor sie den Biomüll anrühren, das bringt nämlich mehr als Wunschdenken und Träumereien vom schnellen Reichtum!
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 12:13:36
      Beitrag Nr. 3.863 ()

      Unterer Chart: S&P500; Oberer Chart: Das KursGewinn-Verhältnis(KGV bzw. PE) des S&P500


      Wie man sieht, ist das KGV des S&P500 parktisch wieder so hoch wie Anfang 2000


      WAHNSINN !!!!! :eek:
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 12:16:50
      Beitrag Nr. 3.864 ()
      Quelle: Aus einem Elliot-Wellen Forum


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      03.10.2003

      Perfect Bull Trap - Perfect Storm?

      - Falle historischen Ausmasses
      - Stimmung versus Tatsachen

      Die Anzeichen sind unübersehbar, dass sich seit März eine gigantische Bullenfalle aufgebaut hat. Der Preisanstieg hat länger gedauert und ist höher gegangen, als die meisten Bears geglaubt haben - ich selbst eingeschlossen. Dennoch habe ich mein grundsätzliches Szenario nicht geändert, nämlich, dass wir erst am Anfang einer langen und dramatischen Baisse stehen, und dass der Aufschwung seit März, oder wenn man will seit Oktober, eine Bearmarket-Rally und nicht der Beginn eines neuen Bullmarkets ist.

      Obwohl, wie ich mehrfach geschrieben habe, die Geduld (auch meine) arg strapaziert wurde, was typisch für eine Bull Trap ist, hatte und habe ich keine Zweifel am Grundmuster.

      Die euphorische Psychologie des Publikums steht in krassem Gegensatz zu den Tatsachen vor allem der US-Wirtschaft und der inneren Verfassung der amerikanischen Börsen. Auch das ist typisch. Wäre das Publikum zurückhaltend und skeptisch, wäre die Lage vielleicht anders einzuschätzen. Zur Psychologie gehört, dass negative Tatsachen einfach ignoriert oder uminterpretiert werden. Die Promotionsmaschinerie der Wall Street-Industrie und der ihr in die Hand spielenden Medien macht das so perfekt, dass es nicht wundert, wenn die Leute darauf hereinfallen.

      Die Tatsachen selbst sind aber klar, wie die folgende Auswahl zeigt:

      - höchste Margin-Schulden an der Nadasq, höher als im März 2000 und in Prozenten des heutigen Kursniveaus drei mal so hoch wie damals;

      - ein historisch extremes
      Verhältnis von bullish zu bearish eingestellten Investmentberatern von 3:1; zu Beginn von 2000 waren es "nur" 2:1; zum letzten Mal wurde eine solche Proportion im September 1987, wenige Wochen vor dem damaligen Crash erreicht;

      - praktisch sämtliche Sentiment- Indikatoren haben zum Teil extreme Niveaus erreicht, und zwar für alle Klassen von Börsianern, Trader, Research Abteilungen der Brokerfirmen, Newsletter-Autoren, individuelle Investoren usw. Die einzige Ausnahme sind die sogenannten Commercials, die eigentlichen Profis.

      -Die Mutual Funds haben niedrigste Bargeldbestände. Sie sind voll investiert und haben keine Reserven mehr. Die Corporate-Insider hingegen verkaufen, wie selten zuvor, nämlich im Verhältnis von 337:1, das heisst, auf jede durch Insider gekaufte Aktie werden 337 Aktien verkauft. Noch ein bisschen höher, nämlich 382:1, stand das Verhältnis im Februar 2002.


      Ich halte in allen Punkten an dem Szenario fest, das ich am 30.11.02 hier publiziert und am 8.12.02 präzisiert habe:
      Aktien stark sinkend, vielleicht, aber nicht notwendig, in einem Crash; Zinsen steigend; Edelmetalle sinkend (ich bleibe vorläufig dabei, wenn auch nach wie vor mit der Bereitschaft, rasch zu drehen - siehe Aktuell vom 27.1.03). Die Dollarerholung ist zu Ende; sie hat nicht weit getragen. Zur weltweiten Konjunktur gibt es m. E. nichts Positives zu sagen, obwohl die überwiegende Mehrheit der US-Ökonomen das ganz anders sieht und mit 4 - 4,5% Wachstum rechnet.

      Die Ratings von US-Präsident Bush sind massiv zurückgegegangen, wie am 8. 12. 2002 ebenfalls vorausgesagt und der Anti-Amerikanismus hat noch stärker zugenommen, als ich es damals vermutet habe. Ich fürchte, dass daraus ein starker und stabiler weltweiter Trend wird, wenn nicht die nächsten Wahlen eine klare Änderung der Politik bringen.

      Aus der perfekten Bullenfalle kann der perfekte (Börsen-)Sturm entstehen. Ob es ein Crash im engeren Sinne des Wortes ist, oder "nur" ein fortgesetztes starkes Sinken der Kurse, wie in Japan, lasse ich offen; vorbereitet muss man auf beides sein.


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      Avatar
      schrieb am 08.10.03 12:18:28
      Beitrag Nr. 3.865 ()
      Acompora:

      „Der Monat Oktober hat positiv begonnen und das scheint offenbar frustrierend für die Bären zu sein, die auf einen Sell Off an den Märkten gesetzt haben. Ein Großteil des negativen Arguments der Bären gründet in der Tatsache, dass der Monat Oktober historisch betrachtet eine schwache Zeit im Jahr ist. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass der Monat Oktober, zumindest normalerweise, eine Zeit im Jahr ist, wo die Märkte fallen. Aber die Statistiken der letzten 25 Jahre deutet darauf hin, dass der Monat Oktober meistens da endet, wo er auch begann“, so Ralph Acampora, technischer Analyst von Prudential Financial in einem aktuellen Marktkommentar. „Es gab tatsächlich einen Monat, den Oktober 1986, wo es überhaupt keine Korrektur gab, der Monat endete 11% im Plus.“

      Das positive Verhältnis von steigenden zu fallenden Aktien habe laut Acampora bisher einen stärkeren Einfluss auf den Markt als negative Sentimentindikatoren, wie dem Nasdaq-Volatilitätsindex VIX, oder der Insiderdaten oder den Daten zum Anteil der Bullen und Bären. Diese negativen Sentimentdaten könnten nicht einfach vom Tisch gewischt werden, jedoch seien im Falle eines Widerspruchs der internen Daten mit den Sentimentdaten eben die internen Daten des Marktes (steigende zu fallenden Aktien) als Indikator zu bevorzugen.

      „Niemals gegen den Markt stellen“, betont Acampora als sein Motto. Kurzfristig sei weitere Volatilität zu erwarten, doch empfiehlt Acampora die Nutzung von Kursschwächen zum Kauf. Mit der zunehmenden Reifung der Kursentwicklung würden sich auch die Sektoren und Aktien verschieben, die am meisten an der Aufwärtsbewegung profitieren.

      „Alles in Allem gefällt uns, was wir sehen, und wir ermutigen unsere Leser, davon zu profitieren und jede Pause zum Akkumulieren von Aktien zu nutzen. Wir glauben dass genug Momentum im Markt liegt, um den Dow Jones bis zum Jahresende über 10,000 Punkte zu bewegen. Eine solche Bewegung wird sich in neuen Hochs in den meisten Indices niederschlagen. Das ist tatsächlich eine marktbreite Rallye – und wir werden davon profitieren!“ so Acampora abschließend.

      ENDE


      Acompora ist leider auch zum Dauerwendehals geworden!!! Warum ist wohl noch nie ein Charttechniker reich geworden?
      Weil sie im Nachinein immer das zu erklären versuchen, was längst Vergangenheit ist! Der Crash kommt auch nicht dann, wenn alle ihn erwarten. Außerdem reicht - leider - noch der lange Fed-Arm um ihn vorerst zu verhindern. Dafür kommt er dann, wenn sich alle Haussetrottel in Sicherheit wiegen! ABER ER KOMMT!!! Denn noch nie in der Geschichte ist eine Landesbörse (USA) trotz fallender Landeswährung (Dollar) nachhaltig gestiegen. Nur dieses Mal "scheint" alles anders. Kein Wunder, bei den ganzen Manipulationen. Nur, Manipulationen helfen nur kurzfristig, langfristig ist denen eh nicht mehr zu helfen, weder so noch so.

      Dass es auf weit über 10.000 im Doof-Jones hochrennt, sage ich seit Mai. Aber nicht, weil ich eine Kristallkugel habe, sondern weil die Politik von Greenspan einfach lächerlich durchschaubar ist und sich noch als echter Bumerang für die Fed und Amis rausstellen wird!!!!! Da können die sich noch so doof, dreist, dumm anstellen!

      Achtung: Die 2000er Hausse-Trottel sind allerorts wieder unterwegs!

      Mittagszeit ist Milchmädchenpausenzockerei-Zeit, weshalb der ganze Müll dann nochmals einen richtigen Schub nach oben kriegt. War in 1999/2000 zu 100% identisch. Und - wie 2000 - wird die Rally im März beendet sein, dann gibt´s wieder 3 Jahre dicke Börsenbaisse, wo der Dow endgültig den finalen Arschtritt erhält, nur dann braucht´s nicht 3 Jahre, sondern nur 3 Monate bis der ganze Müll in die Tonne gekloppt wird (erst recht wenn 27 Mrd. Dollar Kredit privater Aktienkäufe :eek: in den Staaten abgearbeitet werden wollen). Wie gut, dass eine "seriöse" Zentralbank (Fed) die privaten Haushalte in den USA jetzt auch noch in den Ruin treibt, nachdem sie ja bereits die Firmen etc. in den Ruin getrieben hat. Gratulation Mr. Greenspan und Mr. Bush, Sie sind wirklich die größten Totengräber der modernen Neuzeit! (Und da helfen auch keine billigen Taschenspielertricks beim fälschen von Statistiken etc.)
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 12:41:10
      Beitrag Nr. 3.866 ()
      Deutschland Schlusslicht in Europa

      Konjunkturumfeld für Immobilienbranche eher negativ - Erwartungen werden nicht erfüllt

      München - Die deutsche Bau- und Immobilienwirtschaft wird in diesem Jahr ein "Nullwachstum" hinnehmen müssen. 2004 könnte ein Wachstum von 1,7 Prozent erreicht werden. Allerdings nur, wenn sie von positiven Effekten durch die vorgezogene Steuerreform profitieren kann.

      "Ob die Reform kommt, ist aber momentan nicht sicher. Daher könnte es sein, dass dieser Wert wieder nach unten korrigiert werden muss", sagte Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident und Vorstand des Ifo Institutes für Wirtschaftsforschung, München, in seinem Auftaktreferat anlässlich der Immobilienmesse Expo Real in München. Sein Fazit: Deutschland ist bei den immobilienwirtschaftlichen Daten Schlusslicht in Europa.

      Auch wenn die Laune auf dem Münchner Messeparkett stets heiter erscheint - Umfragen und Prognosen sagen: Die Stimmung ist schlecht. Dies belegen unter anderem die Ergebnisse der weltweiten Umfragen, die das Institut unter Wirtschaftsexperten in 90 Ländern durchgeführt hat. Demnach schätzten die Befragten die weltwirtschaftliche Situation durchweg schlechter ein als vor einem Jahr. Lediglich in Osteuropa und Südamerika sei eine Besserung in Sicht, berichtete Sinn.

      Noch negativer äußerten sich die Unternehmen selbst. In Deutschland werden diese Umfrageergebnisse im so genannten Ifo-Index zusammengefasst. Und dieser zeigte 2002 erstmalig eine "Erwartungsblase", wie Hans-Werner-Sinn es nannte. Das heißt, die befragten Firmen glaubten, dass sich die Lage bessern würde. Doch diese Besserung trat nicht ein. "Eine solch klaffende Differenz zwischen begieriger Erwartung und miserabler Realität hat es in Deutschland seit der Nachkriegszeit nicht gegeben", sagte der Forscher.

      Als einen Indikator führte er die Zahl der jährlichen Insolvenzen an, die heute dreimal so hoch sei wie in Westdeutschland vor zehn Jahren. Wer zahlungsunfähig wird, zieht auch seine Bank mit in den Strudel. Gerade die großen Geschäftsbanken sind in den vergangenen zehn Jahren auf kranken Krediten im Wert von einigen Milliarden Euro sitzen geblieben. Etliche davon stammen aus verunglückten Immobiliengeschäften. Folge: Die Institute stocken ihre Polster für die Risikovorsorge kräftig auf. Allein die Münchner HVB Group hatte im vergangenen Jahr 3,797 Mrd. Euro auf der hohen Kante (2001: 2,074 Mrd. Euro). Bei der Dresdner Bank liegen rund 2,218 Mrd. Euro.

      "Das heißt aber auch, diese Banken könnten einen Aufschwung, sofern denn einer käme, nicht finanzieren", warnte Sinn. Da Geld nicht mehr so leicht zu bekommen ist wie in früheren Jahrzehnten, steht gerade für die Nehmerseite im Immobiliengeschäft - Projektentwicklungen etwa - das Studium neuer Finanzierungsmöglichkeiten auf dem Messeprogramm.

      "Auch in anderen europäischen Ländern schrumpfte das Bauvolumen im vergangenen Jahrzehnt, aber eben weniger massiv als bei uns. Das zeigt, dass wir ein schwerwiegendes Strukturproblem haben", betonte Sinn. mmb




      Artikel erschienen am 7. Okt 2003


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      Avatar
      schrieb am 08.10.03 13:34:53
      Beitrag Nr. 3.867 ()
      Regierung rechnet nur noch mit Stagnation :O


      08. Oktober 2003 Die Bundesregierung plant, mit dem Nachtragshaushalt ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr nochmals zu senken. Das verlautete am Dienstag aus Regierungskreisen. Unklar war, ob sie auf 0,25 Prozent oder gleich auf Null reduziert wird. Beides käme letztlich einer Stagnation gleich. Bei der Aufstellung des Etats 2003 war ein Wachstum von 1,5 Prozent angenommen worden. Nunmehr liegt die offizielle Prognose zwar nur noch bei 0,75 Prozent, aber immer noch über den Voraussagen der Forschungsinstitute, die Stagnation oder allenfalls marginales Wachstum erwarten.Nächstes Jahr soll es nach allgemeiner Einschätzung in nennenswertem Umfang aufwärtsgehen. :laugh:

      Die Wachstumsschwäche schlägt sich in den öffentlichen Haushalten nieder. Bis einschließlich Ende August sind die Steuereinnahmen des Gesamtstaates um 4 Milliarden Euro unter den Schätzwerten vom Mai geblieben. Schon damals waren erhebliche Ausfälle prognostiziert worden. Allein dem Bund fehlen nach den aktuellen Daten 1,8 Milliarden Euro gegenüber der letzten Steuerschätzung. Noch stärker ins Gewicht fallen die höheren Ausgaben zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit: Mehr als 10 Milliarden Euro muß der Bund zuschießen. Noch im Januar hatte sich Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) überzeugt gezeigt, daß die Bundesanstalt für Arbeit ohne Bundeszuschuß auskommen würde. Belastend wirkt auch die verzögerte Erhebung der Lastwagen-Maut. Jeder Monat der Verschiebung des Systemstarts kostet den Bund 156 Millionen Euro. Schließlich drohen Belastungen bei der Rente. Nachdem die Schwankungsreserve gesenkt worden ist, ist nicht auszuschließen, daß der Bund die Zahlungsfähigkeit der Rentenversicherung sicherstellen muß.

      Wissenschaftler gegen Steuersenkung auf Pump

      Schon am 15. Oktober dürfte das Kabinett über den Nachtragshaushalt befinden. Es wird damit gerechnet, daß sich Eichel rund 22 Milliarden Euro zusätzliche Schulden genehmigen lassen will. Die Nettokreditaufnahme stiege von 18,9 in Größenordnung von 41 Milliarden Euro. Diese offiziell als Spekulation eingestufte Zahl wäre ein neuer Negativrekord. 1996 hatte Eichels Vorvorgänger Theo Waigel 40 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Da Länder und Kommunen mit ähnlichen Schwierigkeiten wie der Bund zu kämpfen haben, ist zu erwarten, daß der Anteil des gesamtstaatlichen Defizits am Bruttoinlandsprodukt über 4 Prozent liegt.

      Finanzwissenschaftler, die der Finanzausschuß zur Erörterung des Haushaltsbegleitgesetzes an diesem Mittwoch eingeladen hat, lehnen ein Vorziehen der letzten Steuerentlastungsstufe fast einmütig ab. "Aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte die dritte Stufe der Tarifsenkung nicht vorgezogen werden", urteilt Stefan Homburg von der Universität Hannover. Ein vorsätzliches Überschreiten des Defizitkriteriums von 3 Prozent wäre von neuer Qualität. Nach Ansicht des Kölner Ökonomen Wolfgang Kitterer ist eine kreditfinanzierte Fiskalpolitik zum Scheitern verurteilt. "Schulden von heute sind die Steuern von morgen." Der Zentrale Kreditausschuß wertete die Gegenfinanzierung durch höhere Schulden im vorgesehenen Umfang als nicht akzeptabel. Die höheren Zins- und Tilgungsbelastungen verengten die Spielräume der öffentlichen Haushalte weiter. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schreibt dem Vorziehen der Steuersenkung einen kleinen Beitrag zur Konjunkturstabilisierung zu. Ginge die Steuersenkung mit geringeren Staatsausgaben und Subventionsabbau einher, falle das Wachstum 2004 und 2005 je 0,1 Prozentpunkte höher aus.

      http://www.faz.net/

      s/Rub050436A85B3A4C64819D7E1B05B60928/Doc~E8E9F51B416C8413EA4AEF8E2AA746081~ATpl~Ecommon~Scontent.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.faz.net/

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      Avatar
      schrieb am 08.10.03 13:54:50
      Beitrag Nr. 3.868 ()
      @ #3863 von Dr.Good

      Nene, ich glaub` nicht, dass der Dow Jones noch die 10000 dieses Jahr(und erst Recht nicht nächstes) erreicht........eher wird es so ausgehen.......


      Dow Jones vom 08.10.2003 / Blaue Linie=>Kursziel






      .........und beim DAX30 sieht es auch nicht besser aus.......


      DAX30 Monatschart -Der untere blaue Indikator ist der "Walter Bressert DobbleStochastic"-Indikator, und der ist sehr zuverlässig !!! Wie man nur unschwer erkennt, ist der "W_B DobStoc" im oberen Extrembereich und wartet nur darauf, sich endlich Luft zu verschaffen........wie gesagt, das ist ein langfristiger Monatschart.....und dass bedeutet, dass sich erheblicher Druck nach unten, `gen Süden aufgebaut hat.



      Enjoy(....oder auch nicht, falls ihr Bullen seit. ;) )
      H_S :)
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 14:11:05
      Beitrag Nr. 3.869 ()
      Entschuldigung, da ist mir ein kleiner Schitzer in Posting #3866 im ersten Chart passiert.
      Es muss im Text im Chartbild rechts unten richtig heißen: "Kursziel von ca. 7000 Punkten im Februar 2003."

      Die US-Datumsscalierung verwirrt mich immer ein bisschen. :D


      H_S
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 14:23:30
      Beitrag Nr. 3.870 ()
      Die hirnamputierten Trottel steigen weiter... :mad: :mad:

      USA finanzieren Aufschwung auf Pump

      Defizit größer als erwartet durch Kriegsfolgekosten und geplante Medikamentenzuschüsse / Steuersenkungen nützen vor allem Wohlhabenden

      Finanzminister John Snow will die Neuverschuldung trotzdem bis 2008 halbieren. Doch Optimismus allein reicht nicht.


      Von Sonia Shinde


      Frankfurt a. M., 07. Oktober 2003
      Schulden, Schulden, nichts als Schulden. Mit 480 Milliarden Dollar Defizit planen die USA das Haushaltsjahr 2004. Das sind 4,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) so die Schätzung des Budgetbüros des amerikanischen Kongresses und mehr als ganz Deutschland an Steuern zahlt. Doch das ist optimistisch geschätzt. Nicht berechnet sind 87 Milliarden Dollar zusätzlich, die Bush für Kriegsfolgekosten im Irak und in Afghanistan beim Kongress locker machen will. Das bedeutet ein Defizit von mehr als 550 Milliarden Dollar und damit mehr als fünf Prozent des BIP. :eek: :eek: Auch der geplante Zuschuss für verschreibungspflichtige Medikamente ist nicht inbegriffen.

      So viel Schulden hat bisher kein Präsident fabriziert und nicht in so kurzer Zeit. Nur drei Jahre hat George W. Bush gebraucht, um die 237 Milliarden Dollar Haushaltsüberschuss seines demokratischen Vorgängers Bill Clinton durch zwei Kriege und diverse Steuersenkungen in ein Mega-Minus zu verwandeln. Immerhin, es bleibt in der Familie. Das bisher höchste Haushaltsdefizit in absoluten Zahlen hat George Bush Senior 1992 verursacht: 292 Milliarden Dollar - Peanuts im Vergleich zu Baby-Bush.

      Aber Amerika wäre nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, hätte Finanzminister John Snow nicht auch eine Lösung parat: Auf der Jahrestagung des internationalen Währungsfonds in Dubai verkündete er, dass er das Mega-Defizit bis 2008 halbieren werde. :laugh: :laugh: (Dann wird der Trottel gar nicht mehr im Amt sein!) Wie er das machen will, hat er nicht gesagt. (Wie auch, wo der Vollidiot von Nichts Ahnung hat, schließlich ist da ein großes ungefülltes Vakuum, wo bei anderen Menschen das Hirn sitzt! :D ) Analysten sind skeptisch: Commerzbank-Ökonom Patrick Franke rechnet mit einer jährlichen Neuverschuldung von 300 bis 400 Milliarden Dollar bis 2008.

      Gern verstecken sich Snow und Bush hinter der schwachen Konjunktur. :D Doch die ist nur zu einem geringen Teil verantwortlich, so die Vorwürfe der Steuerwächter der parteiübergreifenden Concord Coalition. Das Riesenloch in der Haushaltskasse stammt zum größten Teil aus hohen Rüstungsausgaben und aus den diversen Steuersenkungen. :laugh: :laugh:

      Innerhalb der nächsten zehn Jahre verzichtet die Regierung auf rund 700 Milliarden Dollar Einnahmen und hofft, dass die Amerikaner noch mehr konsumieren und die Wirtschaft ankurbeln. Doch die Steuersenkungen begünstigen vor allem die Wohlhabenden und die tendieren zum Sparen. Bestes Beispiel: die zeitweise Abschaffung der Dividendensteuer. Den Staat kostet sie einige hundert Milliarden Dollar , doch ob sie den Aufschwung stützt, ist ungewiss.

      Es sind eher die Ärmeren, die prozentual das meiste ihres Einkommens für den Konsum ausgeben - wenn sie können. Denn laut Statistik schrumpfte das jährliche Durchschnittseinkommen allein in den letzten zwölf Monaten um ein Prozent auf rund 42 409 Dollar. Jeder achte Amerikaner ist arm. Das sind insgesamt 34,6 Millionen, 1,7 Millionen mehr als 2001. Arm ist eine vierköpfige Familie mit höchstens 18 000 Dollar Jahreseinkommen. Und: Die Steuersenkungen belasten den Haushalt der Zukunft. Denn die Regierung finanziert ihre Steuersenkungen über neue Schulden. Für jeden Dollar, den die Amerikaner jetzt weniger Steuern zahlen, müssen sie in sechs Jahren 3,60 Dollar zurückzahlen errechneten die " Citizens for Tax Justice" . Und: "Bisher sind alle befristeten Steuersenkungen immer verlängert worden", kritisiert US-Ökonom Robert Chandross. Sie zurückzunehmen wenn im kommenden Jahr der Präsident gewählt wird und 2006 Kongresswahlen anstehen, wäre politischer Selbstmord.

      Wenn jedoch die Konjunktur nicht schnell anspringt, bleibt der Staat auf seinen Schulden sitzen. " Um ein stabiles Wachstum zu ermöglichen, müssen im nächsten Jahr zwischen 1,5 und 2 Millionen neuer Jobs geschaffen werden" :laugh: :laugh: (kann man die nicht auch per Dekret erkaufen oder eine Job-Pump-Maschine entwickeln? :D ) , sagt der Kieler Konjunkturforscher Klaus-Jürgen Gern. Vor allem, um die Verbraucher bei Kauflaune zu halten. Bisher helfen die Einkommensteuer-Erstattungen, doch damit ist im Sommer Schluss. Bis dahin muss die Jobmaschine laufen. Aber die Unternehmer entlassen eher als dass sie einstellen, so das National Bureau of Economic Research, obwohl die Rezession offiziell als überwunden gilt.

      Seit der Großen Depression der 30er Jahre hat keine Wirtschaftskrise so viele Jobs vernichtet. (Macht ja nichts, schließlich hat Börse eh nichts mehr mit Wirtschaft gemein.) Seit März 2001 gingen 2,8 Millionen Arbeitsplätze verloren - vor allem High-Tech-Jobs, die niemand mehr braucht. Gleichzeitig wuchs die Produktivität der Firmen um fast sechs Prozent, das heißt sie produzierten mehr mit weniger Leuten. Jobless Growth heißt das, Wachstum ohne Beschäftigungszuwachs. " Im nächsten Jahr ist nicht mit einem Sinken der Arbeitslosenrate zu rechnen" , sagt Chandross. Und die liegt bei für die USA ungewöhnlich hohen 6,2 Prozent. " Auf Dauer ist das nicht tragbar, es bremst steigende Einkommen." Und die 3,9 Prozent-Wachstumsprognosen von IWF und Weltbank? " Die Wirtschaft kann um 3,5 Prozent wachsen, ohne dass die Arbeitslosigkeit sinkt" , so Robert Chandross. - Stell Dir vor die Wirtschaft wächst und die Haushaltlücke gleich mit.


      So schaut´s graphisch aus, einschl. des unfähigsten Präsidenten aller Zeiten (gemeint ist der Affe ganz rechts außen):



      Q.: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirt…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirt…


      ENDE




      aus http://www.stockmove.de

      & siehe http://www.home.pages.at/goldinfo/ansichten/bergold-2003-03.…
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 14:39:54
      Beitrag Nr. 3.871 ()
      @Guten Tag, Harry ;)

      Mir scheint, dass Sie heute überhaupt ein wenig "huschig" sind. ;)

      Lesen Sie es bitte "nochmals" in "Ruhe" durch.....

      Entschuldigung, da ist mir ein kleiner Schitzer in Posting #3866 im ersten Chart passiert.
      Es muss im Text im Chartbild rechts unten richtig heißen: " Kursziel von ca. 7000 Punkten im Februar 2003."


      Wie können Sie mit etwas "rechnen", was schon mehr als ein halbes Jahr "zurück" liegt. :D

      Oder ich habe den Witz noch immer nicht verstanden. :confused:

      Naja, wir werden ja sehen, Harry.
      Jedenfalls würde ich den US-Boys schon zutrauen,
      dass sie den INDU nochmals auf diese Marke hochprügeln "wollen".

      Schau`n mer mal

      HM :cool:
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 14:48:40
      Beitrag Nr. 3.872 ()
      Stimmt Herr Motzki, ich meinte natürlich Februar 2004....:D:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 15:01:54
      Beitrag Nr. 3.873 ()
      Erwerbstätigen-Zahl sinkt weiter

      Statistisches Bundesamt: 653.000 weniger als im Juli 2002

      Während sich der Beschäftigungsabbau im Juni diesen Jahres deutlich abgeschwächt hatte, kam es im Juli 2003 in Deutschland wieder zu einem verstärkten Rückgang der Erwerbstätigkeit. In dieser Entwicklung spiegelt sich auch das späte Ende der Schulzeit beziehungsweise des Ausbildungsjahres wider.

      Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hatten im Juli 2003 rund 38,0 Millionen Erwerbstätige ihren Arbeitsort in Deutschland, 653.000 Personen (- 1,7%) weniger als ein Jahr zuvor. Im Juni und im Mai diesen Jahres wurde das entsprechende Vorjahresergebnis um 622.000 Personen (- 1,6%) beziehungsweise um 660.000 Personen (- 1,7%) unterschritten.

      Rückgang deutlich stärker

      Im Vergleich zum Vormonat verringerte sich die Erwerbstätigkeit im Juli 2003 deutlich stärker (- 76.000 Personen) als im Juli letzten Jahres (Juli gegenüber Juni 2002: - 45.000 Personen). Diese ungünstigere Entwicklung der Erwerbstätigkeit zeigen auch die saisonbereinigten Zahlen: Danach waren im Juli 2003 saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der jahreszeitlich bedingten Schwankungen, 47.000 Personen weniger erwerbstätig als ein Monat zuvor, nach - 19.000 Personen im Juni und - 37.000 Personen im Mai 2003.

      Im Durchschnitt der Monate Juni und Juli 2003 fiel der saisonbereinigte Rückgang der Erwerbstätigkeit mit 33.000 Personen in etwa genau so hoch aus wie in den Monaten April und Mai diesen Jahres.

      ....

      Regierung korrigiert Prognose für Arbeitsmarkt angeblich nach oben

      Bericht: Im Jahresdurchschnitt bis zu 400.000 Arbeitslose mehr als 2002

      Die Bundesregierung hat ihre Prognosen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit angeblich nach oben korrigiert. Die Regierung gehe inzwischen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt in diesem Jahr auf mehr als 4,4 Millionen steigen wird, berichtet die "Bild"-Zeitung. Dies habe das Finanzministerium erstmals in einem Schreiben an den Haushaltsausschuss des Bundestages eingeräumt.

      Danach rechnet die Bundesregierung inzwischen für das laufende Jahr mit einem Anstieg der Erwerbslosenzahl um 340.000 bis 400.000 gegenüber 2002. Damals waren im Jahresdurchschnitt 4,06 Millionen Menschen ohne Arbeit.

      In der bisher maßgeblichen Prognose des Jahreswirtschaftsberichts war lediglich ein Anstieg der durchschnittlichen Arbeitslosenzahl um 150.000 vorhergesagt worden.

      ...........................
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 15:10:42
      Beitrag Nr. 3.874 ()
      Das Thema gehört ja eigentlich überhaupt nicht hierher, aber ich genehmige mir mal selbst großzügig eine Ausnahme........;)


      ...........


      Pentagon verkaufte offenbar Biowaffen-Ausrüstung über das Internet zu Scheuderpreisen

      Das US-Verteidigungsministerium hat über das Internet offenbar Ausrüstung verkauft, die zur Herstellung von biologischen Waffen verwendet werden kann. Die "Überschussware" aus Pentagon-Beständen, darunter Zentrifugen und Brutschränke, sei zum Schleuderpreis veräußert worden, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Unterlagen der Untersuchungsbehörde des Kongresses (GAO).
      Die Verkäufe durch die Marketing-Abteilung des Pentagon seien zwecks Überprüfung der umstrittenen Praxis im September vorläufig gestoppt worden.

      Fiktives Unternehmen

      Dem CNN-Bericht zufolge tarnte sich die GAO als Käufer-Firma und erwarb über das Internet verschiedene Ausrüstungsgegenstände, darunter auch 300 bis 400 Schutzanzüge, die bei der Produktion von biologischen Waffen zu tragen sind. Das fiktive Unternehmen habe kaum mehr als 4000 Dollar für die Ware bezahlt, die vom Ministerium ursprünglich für etwa 46.000 Dollar gekauft worden sei.

      CNN berichtete unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte "Quelle" aus dem Kongress weiter, praktisch alle Gegenstände seien unabhängig vom Pentagon auf dem öffentlichen Markt zu kaufen, aber zum vollen Preis. "Das letzte, was wir brauchen können, ist, dass das Verteidigungsministerium zum Billigladen für potenzielle Bioterroristen wird", wurde die "Quelle" zitiert.

      Quelle. www.zdf.de

      .............


      So blöd kann man doch eigentlich garnicht sein, oder ??? :laugh: :laugh: :laugh:

      Pentagon: Strong sell !!!


      H_S:D
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 15:17:17
      Beitrag Nr. 3.875 ()
      @Harry

      Ich habe nur Spass gemacht.
      Natürlich "wusste" ich was Sie meinten. ;)

      Das mit den "Amis" verstehe ich sehr gut.
      Wenn sie denen lange genug zuhören,
      glauben sie eines Tages wirklich,
      sie würden bald zur "Oberschicht" gehören. :laugh:

      Sie gehen da ganz schön hart ran, Harry.
      Von wegen der "Elliot-Wellen".
      Da bin ich wirklich einmal gespannt.
      Der Arm der FED ist lang.
      Und meiner Ansicht nach haben die auch "flankierende" Kräfte eingebunden.
      Mal gucken, wie lange das noch gut gehen kann.

      Aber eines ist ganz sicher.
      Das Wort "endlich"-hat noch immer seine "Begründung". ;)

      Schöne Woche

      HM :cool:
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 16:17:32
      Beitrag Nr. 3.876 ()
      Wann kommt der Judgementday für die Amis?


      http://www.instock.de/Kommentare/10134741.html

      Phantomgewinne


      Von Claus Vogt

      Wir haben uns an dieser Stelle schon mehrmals mit den modernen Wundern der Statistik beschäftigt und Beispiele präsentiert. Wirtschaftsdaten werden durch statistische Operationen teilweise bis zur Unkenntlichkeit verändert und zwar regelmäßig zum Besseren, so unser Eindruck. Wir alle erinnern uns an das zweite Quartal und die allenthalben verkündete und an der Börse gefeierte Erholung der Unternehmensgewinne. Jetzt kommt das US Commerce Department jedoch mit der Meldung, die Nachsteuergewinne aller US-Unternehmen seien in besagtem zweiten Quartal um 3,4 Prozent gefallen. Es handelt sich hier nicht um einen Druckfehler, die Gewinne sind gefallen.

      Etwa ab 1998 begannen die von den Unternehmen publizierten Gewinne deutlich abzuweichen von den aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung stammenden Daten. Nicht ganz zufällig begann ungefähr zur selben Zeit die weiterhin weitverbreitete und von uns immer wieder kritisierte Unsitte, „Pro forma“-Gewinne auszuweisen, anstatt ein realistisches Bild des Unternehmens zu vermitteln. Die Schere zwischen den beiden Datensätzen erreichte am Hochpunkt der Bubble im Jahr 2000 einen Extremwert und bildete sich bis Mitte 2001 deutlich zurück, ohne jedoch ganz zu verschwinden. Seit 2002 laufen die beiden Zeitreihen wieder sehr deutlich auseinander. Rechnen sich die Unternehmen aller aufgedeckten Skandale zum Trotz etwa schon wieder reich?

      Im vergangenen Monat widmeten wir uns etwas ausführlicher dem US-Wirtschaftswachstum des zweiten Quartals, das in der Zwischenzeit sogar von 2,4 auf stolze 3,1 Prozent nach oben revidiert wurde. Stephen Roach, der erfreulich oft vom Mainstream-Denken abweichende und kritische Chefökonom von Morgan Stanley, unterzog diese Zahl einer tiefergehenden Analyse. Laut Roach betrugen die realen Ausgaben für Computer in diesen drei Monaten 6,3 Milliarden US-Dollar. Aufgrund hedonischer Adjustierung, einer von uns schon mehrfach kritisierten statistischen Methode zur Berücksichtigung von Produktverbesserungen, erhöhte sich diese Zahl auf erstaunliche 38,4 Milliarden Dollar. Somit entstammen 32,1 Milliarden Dollar nicht der Realität, sondern der Phantasie von Statistikern, die üblicherweise in staatlichen Diensten stehen. Damit sind fast 44 Prozent des ausgewiesenen Wachstums von 73,5 Milliarden Dollar im zweiten Quartal diesem statistischen Taschenspielertrick zu verdanken. :laugh: :laugh: Natürlich können mit dieser Art von Phantomdollar weder Investitionen noch Löhne bezahlt werden.

      Die beiden hier geschilderten Phänomene erklären ganz zwanglos die jetzt auch von der US-Notenbank beklagte Schwäche des Arbeitsmarktes. Ist es möglich, daß Phantomgewinne und Phantomwachstum lediglich zu einem Phantomaufschwung geführt haben? :confused:


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      [ Dienstag, 07.10.2003, 16:00 ]


      Was sind die USA doch für ein mieses kleines korruptes Land geworden... Jeder albanische Hütchenspieler durchschaut, was da abläuft. Nur die Amis selber wollen das "noch" nicht wahr haben - und kaufen auf Schuldenbasis noch Aktien ihrer betrügerischerischen Firmen. :confused:
      Avatar
      schrieb am 08.10.03 17:23:24
      Beitrag Nr. 3.877 ()
      US/Prudential: Gute Zahlen im Chipbereich erwartet

      Die Analysten von Prudential Securities erwarten gute Zahlen der Halbleiterproduzenten. Die Branche befinde sich inmitten eines zyklischen Aufschwungs, so dass die Unternehmen die Erwartungen erfüllen oder sogar übertreffen dürften. Favorisiert werden dabei Broadcom und Intel.


      Fazit: Niemand fragt mehr nach KGVs etc. Zu der horrenden Überbewertung des Chip-Drecks stand, wie hier am Montag in Ausschnitten veröffentlicht, in der akt. Wiwo 41/03, S.166 ein schöner Beitrag - von der Kooperationspartner, dem amerik. BARRON´s verfasst. Durchschnittliches Semiconducter-KGV liegt bei ca. 40 - 50 (!!!) weit über dem Durchschnitt.
      Avatar
      schrieb am 09.10.03 01:38:04
      Beitrag Nr. 3.878 ()
      And the winner is: Arnie

      von Jochen Steffens

      Arnold Schwarzenegger ist mit deutlichem Vorsprung zum Gouverneur gewählt worden. Ein genaueres Nachzählen bleibt uns diesmal wohl erspart. Viele Europäer sehen natürlich solche Kandidaten mit großer Skepsis. Schauspieler und Bodybilder gelten hierzulande gemeinhin nicht gerade als zuverlässige Kandidaten, um politische und wirtschaftliche Probleme zu lösen.

      Natürlich, den Kaliforniern geht es schlecht, die Verschuldung ist zu hoch und immer mehr Kalifornier begreifen, dass sich etwas ändern muss. 30 Jahre lang haben sie im Fernsehen und auf Kinoleinwänden miterleben dürfen, dass Arnold Schwarzenegger Probleme lösen kann. Jahr für Jahr die gleiche unterschwellige Suggestion: Arnold rettet die Welt. Jetzt soll er Kalifornien retten. Und offenbar sind die Kalifornier davon überzeugt, dass er es auch kann. Doch wie sagte eine Amerikanerin: Arnold Schwarzenegger verfügt wie jeder Politiker über einen großen Beraterstab, warum solle sie sich Sorgen machen? Einfach und pragmatisch. Ich bin dabei mehr als gespannt, wie sich die Situation in Kalifornien nun entwickeln wird.

      Aber warum sollten wir uns überhaupt Sorgen machen? Die Börsen zeigen sich stark, die ersten Unternehmen übertreffen mit ihren Zahlen zum dritten Quartal die Erwartungen. Der Dollar fällt. Ein fallender Dollar ist gut für das amerikanischen Außenhandelsdefizit und für den Abbau von Schulden. Willkommen im Paradies.

      Händler auf dem Frankfurter Parkett wollen bereits neue institutionelle Anleger ausgemacht haben, die sich neu positionieren. Nun gut, die Unternehmenszahlen sind ja auch vielversprechend. Der Aluminiumhersteller Alcoa, der gestern nachbörslich Zahlen veröffentlichte, profitierte dabei jedoch hauptsächlich von Kostensenkungen. Kostensenkungen haben aber zumeist etwas mit Arbeitsplatzabbau oder Investitionseinsparungen zu tun. Dazu wird Bill Bonner gleich noch etwas schreiben.

      Natürlich, da waren noch die Zahlen zu den US-Verbraucherkrediten, die gestern Abend um 21.00 Uhr veröffentlicht wurden. Immerhin erhöhten sich die Verbraucherkredite um 8,2 Mrd. Dollar auf saisonbereinigt 1,956 Bio. Dollar und schlugen damit die Analystenschätzungen, die lediglich von einem Anstieg von 5,5 bis 7 Mrd. Dollar ausgegangen sind. Die Amerikaner verschulden sich weiter und das kann nur gut für den Konsum sein. Folglich stiegen die konsumabhängigen US-Titel.

      Im Moment herrscht also eitler Sonnenschein. Kein Wunder, dass der Dax vor Eröffnung der Amerikaner 1,91 % im Plus steht. Sollte heute Abend Yahoo ebenfalls die Erwartungen übertreffen und dann Freitag General Electric noch gute Zahlen vorlegen, dann wird diese Rallye noch etwas weiter gehen. Der Dax könnte dann durchaus sein Jahreshoch wieder erreichen oder sogar noch übertreffen. Egal ob ein hoher Euro den deutschen Export empfindlich belasten wird. Langfristig wird sich allerdings ein Euro über 1,20 Dollar negativ auf die Börsen auswirken.

      Natürlich ist es unverständlich, dass der Dax trotz des hohen Euros über 2 % im Plus steht, während die amerikanischen Indizes im Minus starten. Aber so ist die verkehrte Börsenwelt.

      Schlagzeile der Zukunft

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner


      Bill Bonner

      Es ist 4 Uhr morgens; Zeit, mit der Arbeit zu beginnen. Normalerweise lebe und arbeite ich ja in Europa, in Frankreich; aber derzeit bin ich im sonnigen Nicaragua ... und wegen der Zeitverschiebung muss ich so früh aufstehen, um auf dem Laufenden zu bleiben, was die News aus Europa angeht. Aber was ist das? Das müssen die Nachrichten von morgen sein. Die Seattle Times hat eine Schlagzeile, die dazu bestimmt ist, in den kommenden Jahren populär zu sein:

      "Immer mehr Hausbesitzer verkaufen ihre Häuser für weniger als sie schulden (an Hypotheken)."

      Was ist da schief gelaufen? Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühlt, dass diese Schlagzeile sich in den USA bald den Weg bis an die Küsten gebahnt haben wird. Anderswo lese ich allerdings, dass die Vereinigung der kalifornischen Immobilienmakler für Kalifornien dieses Jahr einen Anstieg der Immobilienpreise um 13 % prognostiziert. Damit würde der durchschnittliche Preis eines Hauses in Kalifornien 414.000 Dollar erreichen, verglichen mit 168.000 Dollar in geistig gesünderen Gegenden der USA.

      Da haben Sie es, liebe(r) Leser(in): Eine Kaufmöglichkeit. Kaufen Sie Häuser in Missouri und verschiffen Sie diese nach Kalifornien. Wenn die Transportkosten (LKW oder Schiff; es gibt mobile Häuser) weniger als 246.000 Dollar betragen, dann haben Sie einen Gewinn gemacht.

      Das ist Wahnsinn, natürlich. Aber das ist Wahnsinn mit jeder Menge vernünftiger Gründe dahinter. Die kalifornische Volkswirtschaft ist fast so groß wie die von Frankreich ... und sie arbeitete mehr oder weniger nach den gleichen Prinzipien. "Dem kalifornischen Gouverneur steht ein großes Durcheinander bevor", so CNBC (Mein Rat an Arnie: Wenn Du wirklich die Wahlen gewonnen hast, so wie es jetzt aussieht ... verlange ein Nachzählen der Stimmen.)

      Ein Teil des Durcheinanders ist allerdings nicht die Schuld des Gouverneurs ... und es liegt nicht in seiner Kraft, das in Ordnung zu bringen. Es geht um das Durcheinander, auf das ich oft hinweise. Kalifornien arbeitet mit Dollars. Frankreich erledigt seine Geldgeschäfte mit Euros. Der Euro ist gestern weiter gestiegeen, und der Vorsitzende der Europäischen Zentralbank hat gesagt, dass der Dollar weiter fallen wird.

      "Die USA haben ein riesiges Leistungsbilanzdefizit", erklärte der Banker mit der Silbermähne, "deshalb wird es früher oder später eine Anpassung dieser Währung (des Dollar) geben."

      Dieser Tag wird für die Hausbesitzer an der amerikanischen Westküste kein glücklicher Tag sein. Der durchschnittliche Hausbesitzer konnte sich im letzten Jahr darüber freuen, dass sein "Reichtum" um 40.000 Dollar oder so gestiegen war. Viele konnten nicht anders; sie zogen dieses Geld aus ihren Häusern, indem sie die Hypotheken erhöhten. Und ich sage voraus, dass viele das bedauern werden, wenn der fallende Dollar die Zinsen nach oben zwingen wird – und die Immobilienpreise nach unten. Diese Hausbesitzer werden sich mit weniger Vermögen finden, als sie dachten ... während ihre Hypotheken immer noch so groß sind, wie sie dachten.

      Aber das liegt alles in der Zukunft. Wie diese Schlagzeile aus Seattle.

      Jetzt aber zu Dir, Eric:

      Gier ist offensichtlicher als Furcht

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan


      Eric Fry

      Wie ist es möglich, dass die US-Aktien weiter steigen, sogar während der Dollar verliert? Diese zwei gegensätzlichen Trends sind in der Tat merkwürdige Bettgenossen.

      Was diese Paarung besonders bizarre macht, ist die Tatsache, dass die USA so stark von der enthusiastischen Nachfrage der ausländischen Investoren nach US-Vermögensanlagen abhängen. Auf die eine oder andere weisen leihen die Ausländer der konsumverrückten amerikanischen Nation jedes Jahr fast 1 Billion (!) Dollar. Die Amerikaner nehmen dieses Geld, das sie uns schicken, und bezahlen damit Geländewagen, Plasma-Fernseher und teure militärische Kampagnen in weit entfernten Ländern. Allerdings vergessen die Amerikaner nicht, ihre Gläubiger mit immer billigeren Dollars zu bezahlen. Eines Tages – das Timing ist unsicher – könnten die Ausländer das Interesse daran verlieren, den amerikanischen Konsum zu unterstützen. Sie hätten das Interesse schon verloren, nur konsumieren die Amerikaner Güter, die von ihnen produziert werden.

      Wie wenig Gewinn bringt es, ausländische Währungen in US-Vermögensanlagen zu tauschen? Bedenken Sie, dass der Nasdaq Composite Index seit Ende August rund 5 % zugelegt hat ... auf Dollarbasis. Aber Käufer aus Euroland haben wegen des Währungseffektes insgesamt 2 % in diesem Zeitraum verloren, wenn sie Aktien aus dem Nasdaq Composite gekauft haben.

      Den ausländischen Anleihenkäufern geht es nicht besser ... ausländische Zentralbanken halten US-Staatsanleihen und vergleichbare Papiere im Volumen von fast 1 Billion Dollar. Grob gesagt hat der Dollarrückgang der letzten 5 Wochen die amerikanischen Gläubiger rund 85 Milliarden Dollar ärmer gemacht. Das ist reales Geld.

      Und dennoch wollen die US-Zentralbank und das US-Finanzministerium und das Weiße Haus den Dollar sogar noch weiter fallen lassen. Das sei gut für unsere Exportindustrie, sagen die amerikanischen Politiker. Das stimmt, aber es ist sehr schlecht für die US-Konsumenten und Sparer und fast jeden, der in den USA lebt.

      "Andere Länder teilen ihre Verpflichtung, die US-Konsumenten weiterhin Geld ausgeben zu lassen", so Justin Lahart von CNN/Money. "Die großen Exporteure – besonders Japan und China – haben sich bemüht, ihre Währungen gegenüber dem Dollar niedrig zu halten, was im Endeffekt den Amerikanern erlaubt hat, mehr von den Gütern Japans und Chinas zu kaufen. Die US-Konsumausgaben sind für 20 % des Welt-Bruttoinlandsproduktes verantwortlich."

      "Deshalb hängt die Weltwirtschaft vom US-Konsumenten ab. Und der US-Konsument ist aufs Äußerste beansprucht ... irgendwann werden die Gläubiger der US-Konsumenten – also der Rest der Welt – zweimal darüber nachdenken, wie ihr Geld genutzt wird."

      Das Albtraum-Szenario sieht so aus, dass ein Käuferstreik der ausländischen Investoren zu einem Rückgang des Dollar und zu einem Anstieg der US-Zinsen führen wird ... was würde dann aus dem amerikanischen Konsumenten werden?

      "Wir sind eine was-ist-meine-monatliche-Zahlung Nation geworden", so Paul Kasriel, Chefvolkswirt bei Northern Trust. "Die Idee ist, dass die monatlichen Zahlungen so hoch sein können, wie man es sich eben leisten kann. Wenn die Zinsen fallen, kauft man sich ein größeres Auto."

      Wenn der Dollar weiter fällt, dann werden die amerikanischen "was-ist-meine-monatliche-Zahlung"-Konsumenten deutlich höhere monatliche Zahlungen leisten müssen. Aber wenige der heutigen Aktienmarktinvestoren machen sich über solche Dinge Gedanken. Die Aktienkurse steigen – das ist es, was wirklich zählt.

      Haben die Investoren nichts aus den 1990ern gelernt? Zwischen Februar 2000 und Oktober 2002 lösten sich 7 Billionen Dollar Marktkapitalisierung = Reichtum der Aktionäre in Luft auf. Irgendjemand muss doch irgendwo dieses Geld verloren haben. Wie auch immer – Gier ist offensichtlicher als Furcht.

      "Man könnte denken, dass die Investoren vorsichtig – sehr vorsichtig sogar – in Bezug auf den Aktienmarkt geworden sein sollten, nachdem so ein massiver Betrag an Reichtum aus den Büchern gestrichen worden ist – aber das scheint kaum der Fall zu sein", so CNN/Money. "Die Zuflüsse in die Aktienfonds sind stetig, die Online-Aktiengeschäfte nehmen wieder zu und die Unterhaltungen drehen sich wieder um Aktien. Noch beklagenswerter ist, dass die Aktien, die so etwas wie die jüngsten Highflyer geworden sind, genau die gleichen Aktien sind, die den Aktionären das letzte Mal soviel Ärger gebracht haben."

      Die Aktienmarkt-Bullen sind zurück, ihre Zahl vermehrt sich, und sie sind furchtlos. Die meisten Stimmungsindikatoren zeigen ein Bullen-Niveau an, das das von 2000 und 1987 übersteigt.

      "Es riecht nach 1987", so Floyd Norris von der New York Times, "und nicht nur bei den positiven Stimmungsindikatoren. Damals wie heute gab es internationale wirtschaftliche Zwietracht. Der Dollar war schwach, und der US-Finanzminister kritisierte die Politik der anderen, weil sie seiner Meinung nach die Weltwirtschaft schädige."

      Aber das war damals ... die Geschichte kann sich nicht wiederholen, oder?

      Grundstück in Nicaragua

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Rancho Santana, Nicaragua

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Rancho Santana, Nicaragua *** "Die Unternehmensgewinne werden weiter steigen", so jemand gestern im Fernsehen, "weil die Unternehmen so gut im Einsparen von Kosten werden."

      Aha, dachte ich, was für ein Schwachkopf ...

      Ein einzelnes Unternehmen kann seine Gewinnsituation durch das Kürzen von Ausgaben verbessern. Aber die Ausgaben des einen sind die Einnahmen eines anderen. Ein Unternehmen kann zum Beispiel einen Arbeiter entlassen. Aber dann wird dieser Arbeiter weniger Produkte kaufen. Und das kann die Anbieter dazu zwingen, die Preise zu senken; aber dann müssen auch die Anbieter ihre Ausgaben senken. Insgesamt gesehen kann eine Volkswirtschaft nicht reicher werden durch das Kürzen von Ausgaben (obwohl das bei Individuen der Fall sein kann ...).

      *** "Wir haben hier, genau hier, unsere eigene kleine Spekulationsblase", so ein Investmentpartner gestern.

      Vor fünf Jahren habe ich in ein gewagtes Projekt investiert. Ein paar Freunde und ich kauften ein großes Stück Land an der Pazifikküste von Lateinamerika – in Nicaragua. Das schien damals fast verrückt zu sein. Nicaragua hatte zwar gerade die Periode der Sandinisten hinter sich, aber politisch war alles immer noch unsicher. Und unser Land konnte man nur über einen Feldweg erreichen, der in der Regensaison weggewaschen war. Aber es war ein sehr schönes Grundstück. Und sehr billig. Ich dachte mir: Selbst wenn es kein gutes Investment wird, dann wird es großartig sein, dieses Grundstück zu besitzen und alleine zu genießen. Ich wünschte mir halb, dass die Entwicklung ein Flopp werden würde, ... denn ich konnte mir vorstellen, dass ich mir auf diesem Grundstück meinen eigenen Garten Eden anlegen würde, ohne Internetanschluss.

      Das große Grundstück wurde in Parzellen eingeteilt, und diese verkauften sich so gut, dass fast nichts mehr übrig ist. Eine Parzelle, die für 17.000 Dollar verkauft wurde, ist jetzt am freien Markt fast 70.000 Dollar wert. Und jetzt gibt es dort ein Bürogebäude mit drei Computerterminals und Satellit. Deshalb kann ich jetzt auch hier arbeiten ... und das tue ich ja gerade auch, um 4 Uhr Morgens habe ich begonnen, die Früchte des Fortschritts zu genießen, als ich meinen Computer eingeschaltet habe.

      Das fürchterlichste Szenario, das man sich vorstellen kann

      von Steve Sjuggerud


      Steve Sjuggerud

      Ich dachte, dass ich niemals den Tag sehen würde ... an dem die wilde Spekulation die Exzesse der späten 1990er übersteigen würde. Und ich habe wirklich nicht gedacht, dass es nur 4 Jahre dauern würde, um diesen Punkt zu erreichen. Aber hier sind wir ...

      Die Investoren leihen sich derzeit Geld, um Nasdaq-Aktien zu kaufen. In der Tat – die Leute leihen sich heute mehr Geld, um Aktien zu kaufen, als jemals zuvor in der Geschichte, darunter während der Zeit der "Großen Spekulationsblase" von Anfang 2000.

      Das Resultat? Wie in den Tagen der großen Spekulationsblase sind die "Müllaktien" nach oben geschossen, während die gesünderen Aktien stagnieren. Wenn man vor einem Jahr für 10.000 Dollar Aktien von AskJeeves.com (kennen Sie irgendjemanden auf dem Planeten, der jemals den Service dieser Gesellschaft genutzt hat oder auch nur kennt?) gekauft hätte, dann wären diese heute 220.000 Dollar wert. Oder was ist mit dem chinesischen Internet-Provider Netease.com? Wenn man vor einem Jahr in die Aktien dieser Gesellschaft 10.000 Dollar investiert hätte, dann wären diese heute sogar noch mehr wert als die von AskJeeves.com ...

      Netease ist am Aktienmarkt mit über 2 Milliarden Dollar bewertet. Dennoch lagen die Umsätze dieser Gesellschaft ... ja, Umsätze ... in den letzten 12 Monaten bei nur 27 Millionen Dollar. Wer kauft diesen Müll zu diesen Kursen? Es sieht so aus, als ob es Kleinanleger sind, die online Aktien kaufen ...

      Die Handelsaktivität bei den Online-Brokern ist im letzten Quartal um 40 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal gestiegen. Und das ist ganz sicher "heißes" Geld ... spekulatives Geld ... Beim Online-Broker E-Trade sind die Wertpapierkredite der Kunden im Quartal, das am 30. Juni 2003 endete, um 31 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen.

      Das ist zügelloseste Spekulation in Reinkultur.

      Sehen Sie sich im Gegensatz dazu an, was die Unternehmensinsider (Vorstände u. a.) tun – also das "smarte Geld". Offensichtlich wissen die Unternehmensinsider ein bisschen mehr über ihre Geschäfte als jeder andere. Vor kurzem haben sie ihre Aktien so stark verkauft wie nie zuvor seit 1986. 1986 waren sie früh dran ... aber sie kamen aus ihren Aktien vor dem Crash von 1987 raus, als die Aktienkurse gemessen auf Indexbasis an einem einzigen Tag um 22,6 % einbrachen.

      Wenn man sich die jüngsten Daten ansieht, dann sieht man, dass die Unternehmensinsider einen Rekord für das letzte Jahrzehnt aufgestellt haben ... sie haben für jeden Dollar Kurswert, den sie gekauft haben, 44,53 Dollar Kurswert verkauft. Das ist unglaublich.

      "Natürlich wissen die Insider viel mehr als die Öffentlichkeit über ihre eigenen Aktien", so Professor Henry Hu von der University of Texas zu diesem Thema. "Die ordinären Investoren sind fürchterlich naiv – alles, was sie kaufen, sind Aktien, über die sie von Freunden oder von der Finanzpresse etwas hören. Und leider haben die Investoren heute immer noch diese pathologische Furcht, etwas zu verpassen, wenn der Markt steigt."

      Es wird noch schlimmer, wenn man sich nur die Technologieaktien ansieht. Kevin Schwenger, der die Insider-Transaktionen für Thomson Financial analysiert und die von mir genannten Zahlen liefert, erzählte im Wall Street Journal diese Geschichte ... Im August wurden für jeden Dollar Kurswert, den Insider bei Halbleitergesellschaften kauften, für 644 Dollar Kurswert Aktien verkauft. Zum Vergleich: Normalerweise bezeichnet man schon ein Verhältnis von 20 zu 1 als bearish ...

      Während das "smarte Geld" die Technologieaktien mit Rekordbeträgen verkauft ... nimmt das "dumme Geld" Schulden auf, um diese Aktien auf Kredit zu kaufen. Laut meinen Studien ist das "dumme Geld" so optimistisch wie noch nie seit kurz vor dem Crash von 1987 ...

      Und das gilt seit ein paar Monaten auch für die Börsenbrief-Analysten. Diese sind durchschnittlich in den USA so bullish, wie sie es seit 1987 nicht mehr waren.

      Wenn der Optimismus Extremwerte erreicht, wie gerade jetzt, dann gibt es keinen mehr, der noch kauft ... die individuellen Investoren haben schon gekauft ... die Börsenbriefschreiber und Analysten haben schon gekauft ... und die Institutionellen haben schon gekauft. Es gibt keinen "größeren Idioten" im Markt, der zu noch höheren Kursen kaufen würde. Es gibt keinen mehr, der kauft.(Anmerk: Na ja, bei W : O, da gibt`s noch einige "Mr. Brain`s", die bullish sind....:rolleyes: )

      Wir sind diesem fürchterlichsten Szenario, das man sich vorstellen kann, sehr nahe gekommen – zumindest aus meiner Perspektive.

      Es gibt drei größere Wege, um die Märkte zu analysieren, um einige Hinweise über ihren zukünftigen Weg zu erhalten: Die fundamentale Analyse, die technische Analyse, und die Analyse der Marktstimmung. Alle drei offenbaren ein grausiges Spektakel.

      Ich habe bereits über die Stimmung geschrieben – der Optimismus des dummen Geldes steht auf Rekordniveau, während das smarte Geld einen Rekordwert an Pessimismus erreicht hat. Wonach soll man sich richten?

      Was die Fundamentals angeht, sind die Aktien immer noch teurer als ihr historischer Durchschnitt. Wir befinden uns bei den großen, langweiligen Aktien des S&P 500 immer noch bei einem KGV von 30 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 3. Und bei den Technologieaktien gibt es laut meinen Berechnungen bei den Gesellschaften des Nasdaq 100 ein KGV von 49. Das bedeutet: Wenn man eine Aktie mit einem KGV von 49 kauft, dann würde es 49 Jahre dauern, bis die summierten Gewinne dieser Gesellschaft das Niveau des Kaufkurses erreicht hätten. Warum sollte jemand mit wachem Verstand sein Geld in so eine Aktie investieren? Der Nasdaq 100 hat auch ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 8, was ebenfalls ein sehr hoher Wert ist. Mit anderen Worten: Die Fundamentals der Technologieaktien sind fürchterlich.

      Alles, was bleibt, ist die technische Analyse – das Herausfinden des Trends. Und der Aufwärtstrend ist noch nicht nach unten durchbrochen worden ... aber angesichts der fürchterlichen Fundamentals des technologielastigen Nasdaq 100 und der furchterregenden Verkäufe der Insider ist es an der Zeit für uns, unsere Chips am Spieltisch darauf zu setzen, dass der Nasdaq 100 in einem Jahr tiefer stehen wird als heute.


      Wenn die Märkte einbrechen, können Sie nicht sagen, dass sie nicht gewarnt worden sind ...


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      Avatar
      schrieb am 09.10.03 02:36:51
      Beitrag Nr. 3.879 ()
      D O L L A R S C H W Ä C H E

      Amerika lacht(noch), Euroland zittert

      Der Euro notiert auf Dreimonatshoch, und der schwache Dollar kommt US-Unternehmen gelegen. Geht die Abwertung aber so rasant weiter, könnte sie die Konjunkturbelebung in Deutschland und Japan abwürgen. Vor allem mittlere Unternehmen leiden: Die Währung wird zum größten Risiko für die Konjunktur.

      Frankfurt/Tokio - Der Kurs des Euro (Chart) ist auch am Mittwoch deutlich über der Marke von 1,18 US-Dollar geblieben, das ist der höchste Stand seit mehr als drei Monaten. Gegenüber dem Yen fiel die US-Währung sogar auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren. Die deutliche Abwertung des Dollars bedroht die europäische Konjunktur und hat an der Tokioter Börse für deutliche Abschläge gesorgt.

      Der Nikkei gab am Mittwoch um fast 300 Punkte nach, da ein starker Yen nicht im Interesse des exportorientierten Landes ist. Der Index rutschte um 2,6 Prozent, die Marke von 11.000 Punkten ist wieder in weite Ferne gerückt. Der Dax wurde am Mittwoch zwar von guten US-Quartalsergebnissen und den guten Vorgaben der Wall Street angetrieben, Händler betrachteten die Kursgewinne jedoch mit Skepsis: Wertet der Euro weiterhin so rasch und kräftig gegenüber dem Dollar auf, wird dies für immer mehr exportorientierte Unternehmen zum Problem.

      Mittelstand ist kaum abgesichert

      Das Währungsproblem betrifft vor allem mittlere Unternehmen, da sie sich im Gegensatz zu den großen Konzernen kaum gegen Währungsrisiken absichern. Während ein Konzern wie BMW sich mit Millionensummen am Devisenmarkt gegen einen schwachen Dollar absichern kann, trifft der Dollar-Absturz den Mittelstand mit voller Härte: Ihre Produkte werden auf dem Dollar-Markt deutlich teurer, der Export wird gebremst.

      Am Mittwochmorgen kostete der Euro 1,1823 Dollar und damit so viel wie seit Mitte Juni nicht mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1768 (Montag: 1,1579) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8498 (0,8636) Euro.

      Japan kann Abwertung bremsen, aber nicht stoppen

      Gegenüber dem Yen fiel der Dollar am Mittwoch ebenfalls kräftig: Experten zufolge haben Japans Notenbank und Regierung aufgegeben, den Dollar-Fall unter die Marke von 110 japanischen Yen zu stoppen. "Die japanische Regierung konnte den weiteren Anstieg des Yen nicht verhindern", sagte Währungsanalyst Haruya Ida von IFR Forex Watch. "Sie hat zwar mit vorsichtigen Schritten versucht zu intervenieren, konnte den Dollar-Verfall aber nicht aufhalten." Die Analysten der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt gehen davon aus, dass der Dollar bis zum Jahresende auf 107 japanische Yen fällt.

      Duisenberg hält Dollar-Abwertung für "unvermeidbar"

      Der scheidende EZB-Präsident Wim Duisenberg hält eine graduelle Abwertung des US-Dollars angesichts des riesigen amerikanischen Doppeldefizits für "unvermeidbar". Dass die EZB dem Beispiel der japanischen Notenbank folgt und gegen eine Abwertung eingreift, bezeichnete er in einem Interview als unwahrscheinlich. Nach Einschätzung von Hellmeyer deuteten die Aussagen von Duisenberg darauf hin, dass eine graduelle Abwertung des Dollars der Zielsetzung der G-7-Länder entspricht.

      Ein schwacher Dollar ist auch im Interesse der Regierung Bush, da sich dadurch die Exporte ankurbeln und die US-Produkte auf dem Heimatmarkt vor ausländischer Konkurrenz schützen lassen. Bis zur Präsidentenwahl im November 2004 kann George W. Bush positive Nachrichten von US-Unternehmen gut gebrauchen.

      Euro trägt die Hauptlast

      Dass der Euro die Hauptlast der Dollar-Abwertung trägt und binnen eines kurzen Zeitraums kräftig gestiegen ist, liegt vor allem an der Gegenwehr der japanischen Notenbank gegen eine rasche Yen-Aufwertung. Japan ist an einem im Vergleich zum Dollar eher schwachen Yen interessiert, da japanische Exporte das Land endlich wieder auf Wachstumskurs bringen sollen.

      Daher hat die Bank of Japan in den vergangenen Tagen immer wieder am Devisenmarkt interveniert, um eine weitere Aufwertung des Yen zu verhindern. Auch China weigert sich, die eigene Währung Yuan vom Dollar abzukoppeln, obwohl der Yuan gemeinhin als unterbewertet gilt.

      Armin Mekelburg, Analyst bei der HypoVereinsbank, betont, dass die asiatischen Staaten die globale Dollar-Anpassung gar nicht oder nur in geringem Umfang mittragen. Daher schultere der Euro nun die Hauptlast und steige zu schnell.

      Deutsche Bank: Euro hat Luft bis 1,1940 Dollar

      Der Euro hat nach Einschätzung der Deutschen Bank seine Korrektur abgeschlossen und kann jetzt bis auf 1,1940 steigen. Letzteres wäre ein neuer historischer Höchststand des Euros, der Ende Mai bis auf 1,1929 geklettert war.


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      Avatar
      schrieb am 09.10.03 11:57:10
      Beitrag Nr. 3.880 ()
      "Scheinbare" US-Erholung steht meiner Meinung auf 4 Säulen.
      - extreme Geldpumperei ---> führt zur Dollarverfall (über kurz oder lang), leider müssen es die anderen Zentralbanken - Japan, EZB - teilweise ausbaden.
      - extreme Staatsverschuldung (auf absoluten Rekordniveau), was kurzfristig aber der US-Wirtschaft zugute kommt, da Rüstungsausgaben etc. in die US-Wirtschaft fließen
      - gefälschte Statistiken
      Somit sind die ersten drei Säulen schon Mal stark zu vernachlässigen!
      - vierte Säule, die momentan für "echtes" Wachstum sorgt lautet: Branchenzyklus. Erstatzinvestitionen von chiplastigen Technologien wie Handys, Notebooks (zulasten von stationären PCs), Flachbildschirme, Digitalcameras lassen allen voran die Chiphersteller und Folgeindustrie profitieren. Dieser Effekt ist aber wie der Name schon "verrät" sehr zyklisch - und sollte auch nicht allzu lange anhalten!


      Dazu die mittlerweile bekannten "Taschenspielertricks" der Amis, die jede Friseuse durchschaut:
      Erst warnen, dann "anscheinend" überraschen. } Welch peinliche, da geturkte Vorstellung. Diesen Trick hat doch mittlerweile jeder durchschaut. Mir kommt es so vor, als ob sich die Ami-Trottel dadurch selber die Leitersprossen bauen, die sie auf ihren Weg nach oben erklimmen. Die Methodik ist einfach: Einfach die mittlerweile wieder horrenden KGVs ausblenden, stattdessen die vorangegangenen - extrem niedrigen - Vergleichquartale als Maßstab ansetzen, die letztendlich zu toppen ein leichtes ist. Und selbst die werden, siehe SAP-Vorankündigung zu den eigenen Zahlen nichtmals "getoppt". Dennoch reicht so eine Drecksmeldung, um SAP seit Freitag letzter Woche in "nur" 4 Handelstagen um 30 Prozent explodieren zu lassen. (Jede Wette, dass sich letzte Woche Freitag, wo SAP bereits um 15 Prozent verteuerten massiv "Insider" eindeckten!) Witzigerweise fragt auch bei SAP derzeit niemand mehr an dem KGV, was meiner Kenntnis auf Basis 2004 bei 33,5 (doch nicht 64, da ist wohl auf Basis 2003) liegen müsste. :eek: :eek: Obendrein ist es neuerdings den Firmen selber "überlassen" ihre eigenen Zahlen zu bewerten, was die mit einem "Gute Quartalzahlen..." noch ihrer Meldung voranstellten. Wo die allerdings gut sein sollen (da allesamt auf Vorjahresniveau, wo gleichzeitig aber doch der riesen Aufschwung kommt), hat sich mir pers. nicht erschlossen.
      Oder der Yahoo(-Beschiss): Erwartet wurden 6 - 9 Cent Quartalsgewinn/Aktie. Raus kam 10 Cent. Genau das beschriebene Spielchen. Letztendlich um einen - den berühmten - Cent übertroffen. [b}Kein Schwein fragt mehr nach deren KGV, was in Wahrheit exklusiv Mitarbeiteroptionen im horrenden dreistelligen Bereich liegt![/b]

      Stattdessen reicht der alltägliche Schwachsinn, um - siehe augenblicklich - den Schei*-Dax wieder treudoof vor sich hinexplodieren zu lassen. Alles aufgrund von (ganz offiziellem) Lug- und Betrug. Und auch hierbei ist der Ausgang des Kapitels schon bekannt.
      Wie soll man nur das, was wir heutzutage erleben nur bezeichnen, wenn das was 1999/2000 abging, die größte Blase der Börsengeschichte war? Eine noch größere Blase? Scheinwelten? Paralleluniversum? Börse ohne Wirtschaft?


      Noch ein abschließendes Wort zum (T)Euro:
      Letztes Jahr war sicherlich auch der (T)Euro an der schlechten wirtschaftlichen Situation hierzulande (und in anderen Euroländern wie Frankreich) schuld. Die horrenden - versteckten - Preissteigerungen in der Gastronomie, Tourismusbranche, Einzelhandel wie Bekleidung war ein zusätzlicher Rohrkrepierer. Erstaunlich ist, dass sich da wenig bis garnichts dran geändert hat. Die Preise sind trotz des Dauergejammere aus diesen Branchen wenig runtergekommen. Stattdessen sollen uns Werbekampagnen wie "Geiz ist Geil" vorkaugeln, dass wir mit Powershopping Sparen könnten, was ein Widerspruch in sich ist! Tatsächlich haben sich die Verbraucher mehr schlecht als recht mit dem (T)Euro arrangiert.
      Und dennoch wir das Damoklesschwert des (T)Euro noch weiterhin über uns hängen - und die Wirtschaft am Boden belassen. Keine der so hilfreich angekündigten Reformen (Steuerreform, Gesundheitsreform, Rentenreform) wird dem hiesigen Verbraucher und somit der Gesamtwirtschaft helfen, kurz- oder mittelfristig auf die Beine zu kommen (geschweige denn zum Laufen), sondern im Gegenteil: Ab nächstem Jahr geht der "Spass" erst richtig los!

      Der Steuerzahler wird nicht mehr Geld für Konsum etc. zur Verfügung haben, sondern nochmals viel, viel weniger! Die vom Staat angekündigten Reformen dienen doch lediglich dazu, dass sich der Staat immer mehr seiner sozialen Verantwortung entzieht, was folgt ist ein Vakuum (was leer ist) und wo jeder selber gefordert ist, für seinen zukünftigen Lebensstandard zu sorgen!!! Aber Hauptsache, die Börse steigt ignorant - und schert sich eine Dreck um das Zukünftige. (Dabei heißt es doch immer so schön: "Die Börse nimmt die wirtschaftliche Entwicklung um 6 - 9 Monate vorweg. :laugh: :laugh: ) Dass ich nicht lache, da wäre der Drecks-Dax wohl bei 2.000 Punkte und der Doof-Jones bei 5.000 besser aufgehoben.

      Na, wenigsten die Illusionen bleiben an den Börsen noch eine Weile bestehen, damit sich erneut einige Große auf Kosten der (kleinen) Lemminge - ein letztes Mal - die Taschen vollhauen können, bevor für lange Zeit nichts mehr zu holen sein wird.


      Abschließend noch eine schöne Metapher in Form eines Witzes wie der Ami-Beschiss abläuft:

      "Wie funktioniert eigentlich die Nasdaq?"
      , fragt ein Schüler seinen Lehrer.
      Der antwortet nach kurzem Überlegen:
      " Pass auf, ich erklär`s dir an einem Beispiel:
      Ein New-Yorker Geschäftsmann kauft von einem Farmer einen Esel für 100 Dollar. Der Farmer verspricht, das Tier am nächsten Tag abzuliefern. Am Morgen jedoch kommt er alleine und bedauert, der Esel sei leider gestorben.
      `In dem Fall`, sagte der Business-Mann, `will ich mein Geld zurück.`
      Der Farmer bedauert wieder, er habe das Geld schon am Vortag ausgegeben.
      `Na gut`, sagte der New-Yorker, `dann will ich den toten Esel haben.`
      `Was willst du mit dem Kadaver?` fragt ihn der Farmer.
      `Den werde ich verlosen!`
      `Aber du kannst doch keinen toten Esel verlosen!`
      `Sicher kann ich das. Ich sag ganz einfach niemandem, dass er tot ist!`
      Einen Monat später treffen sich die zwei wieder.
      `Na, bist du den toten Esel losgeworden?` fragt der Farmer.
      `Sicher! Ich habe 500 Lose zu je 2 Dollar verkauft und habe 900 Dollar Gewinn gemacht!`
      `Und hat sich keiner beschwert?`
      `Nur der, der gewonnen hat. Und dem hab ich seine 2 Dollar zurückgegeben.`


      Überragen heißt das doch: Erst geht man hin, nimmt sich auf sein Haus einen Hypothekenkredit (bei niedrigen Zinssätzen), davon kauft man bestenfalls Aktien. Gleichzeitig nimmt man sich einen Effektenkredit, um noch mehr Aktien (immer schön auf Schuldenbasis kaufen, das ist Voraussetzung) zu kaufen. Die Aktienblase steigt weiter und weiter... Anschließend nehme noch "meinen" Dispokredit in Anspruch (als Gegenleistung habe ich die zuvor auf Kreditbasis gekauften Aktien), um den Konsum beispielsweise durch einen Autokauf (bestenfalls auch noch teils fremdfinaziert bei 0% Zinsen) "anzukurbeln". So schaut das amerikanische Wirtschaftwunder des Jahres 2003 aus. Jeder kann sich selber ausmalen, wie "nachhaltig" und "stabil" das Gebilde ist.

      Lachhaft, absolut lachhaft!!! :mad: :mad: :mad:
      Avatar
      schrieb am 09.10.03 14:13:50
      Beitrag Nr. 3.881 ()
      Sollte der Schei*-Dax aufbald seine 38TL bei 3495 (derzeit, da variabel) nehmen, würde ich das nicht durchweg positiv nehmen. Kurzfristig ja, aber mittelfristig steigt damit die Rückschlaggefahr ganz gravierend an.

      Na ja, bei den Ami-Trotteln, da spielen ja Widerstände, natürliche Bewegungen, Charttechnik, Bewertungen wie Fundamentaldaten eh keinerlei Rolle mehr, von da her muss es wohl erst auf den Punkt "of-no-upper" gehen, damit der ganze Dreck so richtig die Fre**e poliert kriegen kann.

      Schade, dass Börse mittlerweile zu einer Drückerkolonne von Kettenbriefen (in Form von Aktien) im Schneeballsystem verkommen ist, wo Scheinwelten bezahlt werden, wo der greenspanische Vorhang das düstere Amerika noch verhängt.
      Avatar
      schrieb am 09.10.03 14:39:34
      Beitrag Nr. 3.882 ()
      Wie pfegte Rudi Carell so schön zu sagen:

      Der Beschiss geht in die nächste Runde (nee, ist meine Ableitung :laugh: )


      Oder besteht nicht vielmehr noch eine realistische Chance auf Kurse von zumindest 32xx. Es könnte doch so laufen wie im Dez. 02, wenn ich mir diesen chart ansehe

      Avatar
      schrieb am 09.10.03 14:43:40
      Beitrag Nr. 3.883 ()
      PROGNOSE

      Experten rechnen für 2003 mit Rekordarbeitslosigkeit

      Das laufende Jahr wird laut Experten den höchsten Arbeitslosenstand in Deutschland seit der Wiedervereinigung vor 13 Jahren aufweisen. Sie erwarten einen Jahresdurchschnitt von 4,4 Millionen Arbeitslosen - und auch im ersten Halbjahr 2004 soll die Lage düster aussehen.

      Nürnberg - Im Vergleich zum Vorjahr sei mit einer Zunahme um 330.000 auf rund 4,4 Millionen Menschen im Jahresdurchschnitt zu rechnen, sagte die Leiterin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB), Jutta Allmendinger. Den bisherigen Minus-Rekord registrierten die Statistiker im Jahr 1997: Damals waren im Jahresdurchschnitt 4,384 Millionen Menschen arbeitslos.
      Der Grund für den starken Anstieg in diesem Jahr ist laut der Expertin die anhaltende schlechte Wirtschaftslage. So hat die Zahl der Erwerbstätigen um 1,5 Prozent oder rund 600.000 Menschen abgenommen.

      Die schlimmsten Befürchtungen wären allerdings nicht wahr geworden, sagte die Expertin. Aufgrund anderer Rechenmodelle sei ein Anstieg um rund 450.000 Arbeitslose zu befürchten gewesen. Das bessere Ergebnis begründe sich vor allem damit, dass sich die Arbeitsämter intensiver um eine Vermittlung der Arbeitslosen bemüht und die Bewerberstände aktualisiert, sagte Allmendinger.

      Eine Trendwende sei in diesem Jahr nicht zu erwarten, und auch 2004 lasse der Durchbruch auf sich warten. Erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres sei von einer "allmählichen Besserung auf dem Arbeitskräftemarkt" auszugehen. Die Zahl der Arbeitslosen werde 2004 voraussichtlich bei rund 4,38 Millionen Menschen und damit nur gering unter dem für 2003 zu erwartenden Stand liegen. Die Prognose geht von einem realen Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent aus.

      Günstig für die Statistik ist die Tatsache, dass sich ab dem kommenden Jahr die Berechnung der Arbeitslosenzahlen ändert: Ab 2004 werden die Teilnehmer an Trainingsmaßnahmen nicht mehr als Arbeitslose gezählt, sondern der Stillen Reserve zugerechnet. Diese wird laut den Angaben voraussichtlich 2,82 Millionen Menschen betragen.

      .........................
      Avatar
      schrieb am 09.10.03 15:00:34
      Beitrag Nr. 3.884 ()
      Schwachsinnhoch3

      Avatar
      schrieb am 09.10.03 15:31:40
      Beitrag Nr. 3.885 ()
      @Dr.Good

      Ich kann Ihre Wut ja ein wenig verstehen.
      Aber wer Geld verdienen möchte,
      sollte kühl wie eine Hundeschnautze sein.

      Und glauben Sie mir bitte.
      "Vernunft", ist nicht "immer" das erste Kriterium,
      welches ein Anleger "ausschliesslich" einsetzen sollte.

      Wenn die Herde laufen möchte-
      dann lassen Sie sie laufen.
      Und wenn Sie gut sind,
      dann "laufen" Sie mit.

      Um es auf den Punkt zu bringen.
      Wer vor einigen Monaten investierte
      hat hier und heute schöne Buchgewinne,
      welche ihm zu gönnen sind.

      Es geht doch im Moment einzig darum,
      nicht zu denjenigen zu gehören,
      die noch immer diesen überteuerten High-Blech-Müll kaufen.

      Und schliesslich und endlich wird auch Ihre Zeit wieder kommen, Herr Doktor.
      (Immer voraus gesetzt, Sie gehen "Short" und/oder kaufen Put-Optionen)

      So what?! ;)

      Lassen Sie doch einfach diese :mad: weg
      und nehmen diese :D dafür.

      Das hilft-glauben Sie mir es...(hihihi).

      Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Woche

      sincerely

      HM :cool:

      Emotionen sind nicht sehr hilfreich auf dem Parkett.
      Völlig gleichgültig, in "welche" Richtung sie laufen.
      Auch wenn sie verständlich wären.
      Schliesslich werden all die Kursexplosionen der letzten Monate ja auch von "Emotionen" getrieben, oder!
      Nur, dass sie bei denen in eine "andere" Richtung laufen. ;)
      Avatar
      schrieb am 09.10.03 16:11:50
      Beitrag Nr. 3.886 ()
      Nasdreck-Wahnsinn, hat mehr Löcher als ein schweizer Käse, wahrscheinlich so viele Löcher, wie die Amis im Hirn (von da her würd´s ja passen). :cry:


      Avatar
      schrieb am 09.10.03 17:01:28
      Beitrag Nr. 3.887 ()
      Ob das gut geht? Zwei offene Gaps und dann noch eine Keilformation. Bevor er deren Oberkante nicht ueberquert, bleibe ich baerisch.





      WAS FÜR EIN ABARTIGER WAAAAAAHNSINN IN DEN USA, da fehlem einem einfach die Worte.
      Greenspan, Du bist und bleibst die mit Abstand größte freilaufende Sau, alleine wegen der 10 Mrd. Dollarstütze (Pumpe) nur von heute, kein Schwanz weiss, was da noch alles soll (???) :eek: :eek: :eek: , die da draußen rumläuft. Na gut, Bush und Snow gehören in das gleiche Boot - und dann WIRDS versenkt!!!!!
      Avatar
      schrieb am 09.10.03 17:44:10
      Beitrag Nr. 3.888 ()
      Das einzige was - unter Garantie - von Amerika übrigbleiben wird, ist ein riesengroßer Schei*haufen mit "Stars&Stribs" obendrauf!

      :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 09.10.03 17:54:41
      Beitrag Nr. 3.889 ()
      Wir haben i.m. ein put/call verhältnis von 0,46 (Dies ist einer der niedrigsten Werte, die ich jemals sah!!!!) Warum steigt der Dreck da drüben überhaupt noch?
      Weil diese Arschgeige namens Greenspan 10 Mrd. Dollar reinpumpt, da sind selbst sämtl. Börsengesetze außer Kraft gesetzt!!!!


      Normalerweise dürfte es nicht mehr steigen, im gegenteil, es müßte mörderisch abschmieren.
      Kann durchaus sein, daß das mit dem verfallstag zu tun hat und eine falle ist.



      9764 ist zuviel,nach 20.00uhr gehts in die Grütze!


      Nur die Volltrottel im Dax brauchen den
      "5er-im-Lotto-Zusatztritt" in ihren trägen Arsch!!!
      Avatar
      schrieb am 10.10.03 00:35:14
      Beitrag Nr. 3.890 ()
      Den Amerikanern..damit meine ich die zynischen (Juden), die USA mehr od. weniger regieren..

      den habe ich NIE getraut...da ich diese Spezies zu gut kenne, die gibt es fast überall auf der Welt, wo man leicht u. ohne viel fleiß u. ehrliche Art geld GELD sich erarbeiten kann..
      nicht umsonst haßt man sie in Muslimischen Ländern.
      u. im Mittelalter usw..haben die Christen sie verfolgt..
      es gab sicher Gründe dafür, warum dies getan wurde.

      Tja dieser Menschenart is es überviele jahre zu gut gegangen im land der unbebrenzten Möglichkeiten

      NUN Stößt es langsam an GRENZEN ..

      was meint ihr was passieren wird wenn Amerika ihre schlechten zeiten bekommt..
      diese Menschen, wie vorhin erwähnt werden hierher zurückkehren od. sonst wo sich niederlassen..wo man dieses schöne Leben ohne Fleiß u. Preis genießen kann..

      Man muß erstmal die Menschen u. die Gesellschaft jeweiligen Ortes studieren u. gut kennen...bevor man
      die ZUKUNFT plant )

      und wir spekulieren ja über den Verlauf der Zukunft

      und eins sage ich vorweg!
      Diese zynischen, unehrlichen Menschen, die es gerade lesen u. sich angesprochen fühlen - wenn ihr keine Schuldgefühle für euer Handeln habt - dann sollt ihr Verdammt sein aus dieser WELT!

      Wir sehen uns sicher wo anders nach diesem planeten..
      da habt ihr keine Chance! hier könnt ihr euch austoben u. machen was ihr wollt..

      ES werden immer gute Menschen gegen euch kämpfen - für das gute im leben, für die guten , ehrlichen, liebevollen einfachen gutmütigen menschen und für die guten alten WERTE und EHRE
      Avatar
      schrieb am 10.10.03 02:19:16
      Beitrag Nr. 3.891 ()
      KOMMUNEN

      Rot-Grün einigt sich auf drei Milliarden Euro Entlastung

      SPD und Grüne wollen die Kommunen durch die Gemeindefinanzreform deutlich entlasten - und dafür die Unternehmen mehr zahlen lassen. Künftig sollen Konzerne auch auf Mieten, Pachten und Leasingraten Gewerbesteuer entrichten.

      Berlin - Städte und Gemeinden sollen durch die rot-grüne Kommunalbesteuerung jetzt um 3 statt 2,5 Milliarden Euro entlastet werden. Auf diesen Kompromiss verständigte sich eine Arbeitsgruppe der Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen am Donnerstag unter Leitung von SPD-Fraktionsvize Joachim Poß (SPD). Am 17. Oktober soll der Bundestag das Gesetz verabschieden.
      Wegen der Einbeziehung der Freiberufler soll die Gewerbesteuer künftig Gemeindewirtschaftsteuer heißen. Änderungen gab es zu Gunsten des Mittelstandes beim Steuertarif, beim Freibetrag und durch die Einbeziehung ertragsunabhängiger Elemente.

      Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grüne hatten Eichels Regierungsentwurf zurückgewiesen und zur Stabilisierung eine stärkere Besteuerung ertragsunabhängiger Elemente verlangt. Diese soll im neuen Entwurf nun bei konzernverbundenen Unternehmen für Zinsen voll sowie für Mieten, Pachten, Lizenzen und Leasingraten anteilig geschehen.(Anmerk: Juhu, endlich, jetzt wird bestimmt die deutsche Wirtschaft dank der "stärkeren Besteuerung ertragsunabhängiger Elemente " wie "für Zinsen sowie für Mieten, Pachten, Lizenzen und Leasingraten" gigantisch boomen. :D:laugh: )

      Die von den Kommunen aus ihrem Gewerbesteueraufkommen an Bund und Länder zu zahlende Umlage soll von knapp 29 auf 20 Prozent gesenkt werden. Das allein soll 2,3 Milliarden Euro jährlich bringen. Die restlichen 700 Millionen kommen über die Besteuerung von Ärzten, Anwälten und sonstigen Freiberufler herein, die aber zum großen Teil die Kommunalsteuer mit der Einkommensteuerschuld verrechnen können.

      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) und die SPD-Finanzminister in den Bundesländern begrüßten den Entwurf. Er sei eine "sinnvollen Erweiterung" der bisherigen Vorlage von Eichel, teilte das Bundesfinanzministerium mit. Die Opposition dagegen lehnte den Regierungsentwurf als "weiterhin falschen Weg für die Konjunktur" ab.

      Die Kommunalverbände beurteilten den neuen Entwurf positiv. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund erklärte, dass Rot-Grün die dramatische Finanzsituation zu begreifen beginne. Der Städtetag lobte den "deutlichen Fortschritt", kritisierte allerdings, dass die Entlastung überwiegend dadurch zu Stande komme, dass den Kommunen Geld zurückgegeben werde, das ihnen zuvor durch die Unternehmenssteuerreform unberechtigt genommen worden sei.

      Die beiden Verbände verlangten zudem eine größere Entlastung. Darüber sei noch zu reden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Stephan Articus. Gerd Landsberg vom Gemeindebund forderte höhere Umsatzsteueranteile und mehr Geld bei der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe als die hierfür bisher zugesagten weiteren 2,5 Milliarden Euro.


      ...............................
      Avatar
      schrieb am 10.10.03 05:03:36
      Beitrag Nr. 3.892 ()
      Von der Wucht des Abschwungs überrascht

      "Immobilienweise" legen Herbstgutachten vor: Mit einem Aufschwung der Immobilienmärkte ist nicht vor 2005 zu rechnen

      München - Der Aufschwung wird verschoben. Vor 2005 sollten die Akteure der Immobilienbranche nicht mit einer Wende zum Besseren rechnen. Das ist die Kernnachricht aus dem Herbstgutachten des "Rats der Immobilienweisen", das auf der Expo Real in München vorgestellt wurde.

      Die "Weisen" aus den Instituten Bulwien AG, Empirica und GfK Prisma haben ihre Prognose aus dem Frühjahr deutlich nach unten korrigiert; sie gestanden, von der Wucht des Abschwungs selbst überrascht worden zu sein. Das gilt insbesondere für die deutschen Büromärkte. Um durchschnittlich drei Prozent sollten die Mieten in diesem Jahr noch einmal sinken (nach knapp neun Prozent im Jahr 2002) - jetzt ist die Rede von einem Mietminus von etwa 8,5 Prozent. Weit über dem statistischen Mittel rangiert Frankfurt/Main, wo die Spitzenmieten in den letzten 18 Monaten um mehr als 25 Prozent abstürzten. Die Schuldzuweisung für das Desaster ist bekannt und eindeutig: rückläufige Beschäftigtenzahlen bei den wichtigsten Büro-Verbrauchern, den Kreditinstituten, Versicherungen und unternehmensnahen Dienstleistern. Besser wird es erst wieder, wenn der Konjunkturmotor nicht mehr stottert - das soll 2004 der Fall sein - und diese Effekte auf die Büroimmobilienmärkte durchschlagen. Also im Frühjahr, vielleicht auch erst im Herbst 2005, sagen die "Weisen" voraus.

      So lange können die Immobilien-Akteure ihre Geschäfte natürlich nicht dicht machen. Die Findigen unter ihnen sind auch längst auf der Suche nach Alternativen zum Bürovermieten. So holen beispielsweise die Deutschen Immobilien Partner (DIP) immer neue Unternehmen in ihr Netzwerk. Das Ziel: Umfassende Kundenbetreuung aus einer Hand anzubieten. Erfolge mit dem "Refurbishment" und der Umnutzung insbesondere von Einzelhandelsimmobilien gleichen Einbußen in "klassischen" Geschäftsfeldern aus.

      Einzelhandelsimmobilien werden auch von den "Immobilienweisen" vergleichsweise positiv betrachtet, selbst wenn auch im Handel kein Raum für Mietsteigerungsphantasien bleibt. Vor allem der Flächenbedarf der Discounter wird als ungebrochen beschrieben; wer billige Waren verkauft, hat auch weiterhin genügend Kapital für seine Miete übrig. Bekannte Filialisten werden ebenfalls zu den Gewinnern auf dem Einzelhandelsmarkt gerechnet. Sie stabilisieren nach Einschätzung der "Weisen" mit ihrem Expansionsdrang die Flächennachfrage.

      Die Händler-Nachfrage hat aber einen Haken: Gefragt sind fast ausschließlich Toplagen der Innenstädte und auch die geballte Ladung der Center. "Nebenlagen geraten dadurch immer mehr ins Abseits, die Leerstände nehmen zu", schreiben die Forscher. Und nicht nur bei den Standorten, auch bei den Nachfragern enge sich der Kreis der Mitspieler ständig weiter ein: Überregional aktive und zentral gesteuerte Markengeschäfte setzten sich gegen mittelständische Einzelhändler durch. Die Konsequenz: "Vermieter müssen sich darauf einstellen, künftig weniger Auswahl unter den Mietinteressenten zu haben."

      Die Inflation von neuen Verkaufsflächen wird in Zeiten der Konsumflaute zunehmend kritisch gesehen. Dem halten die Weisen entgegen, dass ein Einfrieren der Ladenflächen "den für eine innovative Branche wie den Handel überlebenswichtigen Wettbewerb behindern" würde. Zudem gebe es Beispiele, bei denen solche Entwicklungen positive Beiträge zur Stadtentwicklung leisteten: etwa in Bayreuth, Chemnitz, Dresden, Gera oder Hagen. maw




      Artikel erschienen am 9. Okt 2003


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      schrieb am 10.10.03 11:09:09
      Beitrag Nr. 3.893 ()
      Die größte Zecke der ganz offiziellen US-Mafia heißt Greenspan. Die US-Mafia ist die Pest des 21. Jahrhundert! Wie soll der Markt abkacken, wenn alleine gestern 10 Mrd. über den Offenmarkt reingepumpt werden?
      Die Asiaten hüten so riesige Dollar-Bestände, dazu sind die Chinesen an den Dollar direkt gekoppelt (und haben "noch" ein Interesse an eigenen niedrigen Exportpreisen), dass sie den Dollar stützen (müssen), ob es uns passt oder nicht. Der ganze Dreck kommt leider nicht wirklich runter. Ein Wirtschaftsmagazin von gestern (war´s die Wiwo?) berichtet plausibel, dass die Highs wohl Anfang nächsten Jahres gesehen werden, bevor der ganze Müll abkackt, bzw. abkacken darf!!!


      WAAAHNSINN, AMZN,EBAY sowie YHOO ziehen weiter durch auf erneut neue 52-Wochenhochs!!! :eek: :eek: :eek:


      Kurzfristige Wendemarken, die mehrtägige Kursverluste einleiten dürften, sind die Folgenden:

      Im DOW Jones die 9.780 - 9.800

      Im S&P 500 Index die 1.050

      Im Nasdaq100 die 1.430 (wahrscheinlich etwas darunter)

      Im Nasdaq Composite die 1.965

      Im Internet Index die 135
      Avatar
      schrieb am 10.10.03 13:19:48
      Beitrag Nr. 3.894 ()
      Im Nachbar-Thread fragt jemand: "Víele Leser erinnern sich an die N-TV-Sendung " Telebörse" vom letzten Sonntag. Dort sprach auch Herr Hellmeyer, von der Bremer Landesbank. Er ging natürlich,wie schon so oft, von fallenden Kursen aus. Stellt euch vor, ihr geratet an einen derartigen Aktienverkäufer. Wie lange will er eigentlich noch warten??" Thread: Stellt euch vor, Hellmeyer (Bremer Landesbank) hätte euch beraten!!



      Antwort: Was kann Hellmeyer dafür, dass im kapitalististen Land der Welt sozialistische Einheitsbörse regiert? :rolleyes:

      - Was kann Hellmeyer daran ändern, dass die Ober-Zecke namens Greenspan der off. US-Mafia, die da Fed heißt, jeden Tag (Papier-)Geld druckt (gestern alleine 10 Mrd Dollar), wovon sich ganze Nationen jahrelang den Ar*ch abwischen könnten, vorausgesetzt, dass sich der Dollar wenigsten dafür noch eigenen würde?

      - Warum muss der überhaupt noch die extreme Dollarausweitung betreiben, wo die Amis doch so einen super Aufschwung entgegenschauen?

      - Warum faselt der so was der was "von langfristig niedrigen Zinsen", wo er doch selber am besten weiß, dass er bei dem neuerlichen Aktienbubble und Dollarausweitung nächsten Jahr gar nicht umherkommt, mind. 3 Mal die Zinsen kräftig zu erhöhen. Witzigerweise, dank der völlig deplatzierten, da extrem expansiven Geld- und Zinspolitik, justament in dem Augenblick, wo der Aufschwung zweifelfrei einsetzt. Damit schafft es das Ar*chloch erneut, den neuerlichen Wirtschaftaufschwung abzuwürgen!!! :mad:

      - Was kann Hellmeyer dafür, dass die Amis ihre eigenen Statistiken fälschen, dass Nordkorea & andere Schurkenstaaten geradezu als unbescholtene Weisenknaben dagegen verblasen?

      - Was kann Hellmeyer dafür, dass die USA wohl nur noch von Aktienblase zu Aktienblase laufen können, damit der hochverschuldete Verbraucher in seiner Scheinwelt "beruhigt" von der Unfehlbarkeit des amerik. Systems weiterträumen kann?

      - Was kann Hellmeyer dafür, dass Bush notfalls über Leichen geht, um seine Wiederwahl nicht zu gefährden?

      - Was kommt wohl, wenn man alleine die brutalen Staatsausgaben (z.B. Rüstungsausgaben), die alleine ca. 44% am derzeitigen Aufschwung betragen und für die extreme Staatsverschuldung auf Rekordniveau sorgen, weglassen?

      - Was wird wohl kommen, wenn gerade die zyklischen, chiplastigen Branchen wie Neu- bzw. Ersatzinvestitionen in Handys, Flachbildschirme, Notebooks (zulasten von stationären PCs) etc. wegfallen?


      Die USA sind doch zur Wiederauflebung der Pest des 21. Jahrhunderts geworden!

      Die USA ist doch ein riesengroßer Schei*haufen, wo oben so ein Fahnenstängchen rausschaut, mit "Stars und Stripes" obendrauf.
      Avatar
      schrieb am 10.10.03 14:21:08
      Beitrag Nr. 3.895 ()
      Börsen-Ausblick/Die Chancen für steigende Kurse stehen gut

      Die Vorzeichen für eine Fortsetzung der Rally an den Aktienmärkten sind gut. Selbst hartgesottene Pessimisten räumen ein, dass es in den kommenden
      Wochen eher weiter nach oben als nach unten gehen dürfte.
      Ein Schlüssel für den Optimismus sind die überraschend guten Unternehmensnachrichten aus den USA. Der Aluminiumkonzern Alcoa traf die Erwartungen des Marktes, Pepsi, Yahoo! und Genentech übertrafen die Konsensschätzungen. Das macht Appetit auf mehr.


      In der kommenden Woche, der 42.KW, gewinnt die Berichtssaison an Breite:

      Knapp 300 US-Unternehmen melden ihre Zahlen, darunter Schwergewichte wie Intel, Sun Microsystems, Bank of America, Motorola, General Motors, Ford und Coca-Cola. Wir rechnen damit, dass es dann wieder der Mehrzahl der Unternehmen gelingen wird, die Erwartungen zu erfüllen oder zu übertreffen, heißt es von M.M. Warburg. Die sonst üblichen Gewinnwarnungen seien weitgehend ausgeblieben, was Analysten zum Anlass genommen hätten, die Schätzungen für das dritte Quartal - anders als in den zurückliegenden Quartalen - diesmal nach oben, nicht nach unten zu revidieren. Sollten die jüngsten Prognosen für die Konzerngewinne Realität werden, so bedeutet dies nach Berechnungen der Hamburger Privatbank einen Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Da wir es aber für wahrscheinlich halten, dass die tatsächlich berichteten Gewinne besser als erwartet ausfallen, könnte der Gewinnanstieg sogar 20 Prozent betragen :eek: , folgern die Analysten von M.M. Warburg.

      Selbst der noch immer schwächelnde Dollar dürfte die Suppe nicht versalzen, lag doch der Euro im Durchschnitt des dritten Quartals bei 1,1260 USD. Im zweiten Quartal mussten für den Euro im Schnitt noch 1,1360 USD bezahlt
      werden. Auf die nun anstehenden Unternehmenszahlen dürfte der Greenback also allenfalls geringe Auswirkungen gehabt haben. Die Automobilhersteller - alle voran VW - könnten bei ihren Ausblicken allerdings auf die Bremse treten.
      Unterstützung könnten die Märkte zudem von konjunktureller Seite erhalten. Sollten die anstehenden Makrodaten aus den USA die jüngsten Hoffnungen auf ein Anziehen der Wirtschaft untermauern, dürften Investoren
      zukaufen. Der US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag und die am Donnerstag auf das tiefste Niveau seit acht Monaten gefallenen wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wurden als Signale dafür interpretiert,
      dass auch am Arbeitsmarkt die Talsohle durchschritten sein könnte
      . :rolleyes:

      Nach wie vor sollten also Zykliker, Finanz- und Technologiewerte zu den Gewinnern zählen (interessant ist dazu ein Interview mit div. Fondsmanagern & Vermögensverwaltern in der Wiwo 42/03, wonach die selber aber Techtitel reduziert haben, laut eigener Aussage, außerdem der akt. Barron´s-Report in gleicher Zeitschrift ), während defensive Sektoren eher im Schatten stehen dürften. Die Chemiebranche könnte ein anhaltend hoher Ölpreis belasten. Zahlreiche Beobachter rechnen vor diesem Konjunkturszenario zumindest auf
      mittlere Sicht nicht damit, dass der Dollar weiter stark abwertet. Die jüngste Schwäche des Greenback hatte Europas Märkte - und hier vor allem den mit exportorientierten Titeln gespickten DAX - hinter den USA und Japan hinterherhinken lassen. Nun könnte der deutsche Markt wieder Boden gut machen. Die Marke von 4.000 Punkten zum Jahresende wird von Analysten immer
      öfter genannt
      .

      Andererseits häufen sich die Anzeichen für eine Überhitzung (was nur niemand hören will!): :mad:
      Die Zahl der Daytrader in den USA wächst, und auch die kreditfinanzierten Aktienkäufe nehmen zu. Einige Marktteilnehmer sehen Gefahr von ganz anderer
      Seite
      : Je mehr der Wirtschaftsaufschwung an Fahrt gewinnt, desto größer werde die Wahrscheinlichkeit einer kontraktiven Geldpolitik. ---> Genauso schaut´s aus, die Fed schafft´s mit Ansagen: Deren expansive Geldpolitik schafft nur zusätzliche Probleme, die kann - entgegen ihrer Lügenpolitik (Vergleiche deren Gefasel von Deflation, obgleich jeder das Problem um Inflation bzw. Stagflation kennt!) - im nächsten Jahr die Zinsen mindestens drei Mal kräftig anheben, womit sie die zweifelsfrei einsetzenen Wirtschaftsaufschwung erneut "herrlich" abwürgen wird - danke Mr. Greenspan, Sie Zecke!!!

      Mit Blick auf den deutschen Markt wird die Agenda in der kommenden Woche einmal mehr übersichtlich ausfallen. Es stehen Verkehrszahlen von Fraport an. Bei SAP ist nach der überraschend vorgezogenen Veröffentlichung starker
      Umsatzzahlen für das dritte Quartal Händlern zufolge weitgehend die Luft raus (Danke Ihr SAP-Idioten!). Auf der Konjunkturseite dürfte sich der Blick auf die
      ZEW-Konjunkturerwartungen für Oktober richten. Für mehr Aufmerksamkeit werden sicherlich das Beige Book der US-Notenbank (Lug- und Betrugbuch) und neue Daten vom
      US-Arbeitsmarkt
      (Statistiken fälschen ist ja das neue Lieblingsspiel von Bush) sowie zur Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung im
      September sorgen.

      Das Fazit: Sollten Dollar, Ölpreis und der US-Arbeitsmarkt mitspielen, ist mit weiteren Kursgewinnen zu rechnen.
      ---> ist schon klar, die Schrottrally geht - gleichwohl ihrer Bewertung - noch bis zum nächsten Frühjahr, wenn es nach März 2000 erneut heißen wird:
      Rien ne vas plus!!!


      vwd/10.10
      Avatar
      schrieb am 10.10.03 14:44:11
      Beitrag Nr. 3.896 ()
      Nasdreck-Börsenschwachsinn, gestern auf Ein-Jahreshoch, was will man bei den verblödeten Amis auch anderes erwarten?


      Avatar
      schrieb am 10.10.03 23:19:14
      Beitrag Nr. 3.897 ()
      @Dr.Good

      Du als Arzt müsstest doch eigentlich wissen, dass zuviel fluchen die Stützprotheine in der Haut schädigt(Falten) und auch auf die Prostata schlägt...................;)



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      Überkauft?

      von Jochen Steffens

      Mich hat gestern die relative Schwäche der Amerikaner im weiteren Handelsverlauf wirklich verblüfft. Nach den guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt, nach den sehr guten Zahlen von Yahoo, hätte der Markt wesentlich stärker reagieren sollen. Zumal die wichtige 1040er Marke im S&P auch noch überwunden werden konnte (allerdings noch nicht nachhaltig, zumindest ein Schlusskurs über 1040 Punkte wäre nötig) Was ist also los?

      Warten die Anleger noch die nächste Woche ab? In den nächsten beiden Wochen werden eine Vielzahl amerikanischer Unternehmen ihre Zahlen vorlegen. Dann wird das Bild auf jeden Fall klarer, aber dann ist auch alles bereits "raus". Börse spielt die Zukunft, nicht die Vergangenheit.

      Aber vielleicht ist der Markt auch nur völlig überkauft. Letztens habe ich geschrieben, dass die Verbraucherkredite stark angestiegen sind. Kein Wunder, die kreditfinanzierten Aktienkäufe in Amerika erreichen mittlerweile das Niveau von Anfang 2000. Hm, das bringt mich auf eine Idee:

      Nehmen wir an, die letzten Bullen schöpfen mittlerweile ihre Kreditlinien aus, um Aktien zu kaufen. Nehmen wir weiter an, viele andere sind bis zur Halskrause verschuldet – wer soll dann noch kaufen? Ich habe irgendwo gelesen, dass die Portfolios vieler Fonds mittlerweile auch bis zum Anschlag voll sein sollen. (Leider finde ich dazu die Quelle nicht mehr, deswegen ohne Gewähr). Gut – aber was wäre, wenn die Börsen jetzt langsam ins Fallen übergeht und das Gleiche in Amerika passiert, was vor 3 Jahren so manchen Anleger Kopf und Kragen gekostet hat? Die Kurse fallen und die Kredite der Anleger werden heiß, die Anleger nervös – Verkaufspanik? Ein sich selbst erhaltender, negativer Kreislauf begänne. Noch ist das alles reine Spekulation. Doch Sie sollten in den nächsten beiden Wochen den amerikanischen Markt genau beobachten.

      Mein Gefühl sagt mir, irgendetwas stimmte gestern nicht an den Märkten. Die Amis zeigten sich zur Nachrichtenlage einfach zu schwach. Ich bin noch nicht ganz dahinter gekommen, was es wirklich war/ist. Vielleicht wussten einfach wieder ein paar große Adressen mehr als alle anderen, nämlich dass General Electric eher schlechte Zahlen melden würde. Kamen deswegen die Zahlen so früh heute?

      Es ist wirklich schade, dass General Electric (zu den genaueren Zahlen unten gleich mehr) etwas gepatzt hat. Mir wäre es lieber gewesen, der Konzern hätte die Erwartungen übertroffen. Hätten sich dann die Märkte weiter schwach gezeigt, hätte ich gewusst was los ist. So müssen wir wohl noch etwas abwarten.

      Zum Schluss eine gewagte These, die aber wohl eher zum Jahresende von Interesse sein könnte: Die großen Fonds haben die Hoffnung – den Glauben – den Wunsch, den Dax, Dow, oder Nasdaq mit Ihrer Performance zu schlagen. Viele dieser Fonds sind allerdings zu spät eingestiegen. Mit anderen Worten, ihre Performance liegt unterhalb der Performance ihres jeweiligen Leitindex. Das macht sich natürlich rein aus Werbezwecken nicht sonderlich gut. Gerade in den letzten schlechten Jahren hatte die Fonds immer wieder darauf hingewiesen, dass die Performance zwar schlecht war, aber immer noch den Index geschlagen hatte. Daran muss man sich jetzt messen lassen.

      Was läge also näher, als seine Performance zu realisieren und zum Jahresschluss die Märkte etwas zu drücken. Vielleicht dann noch mit ein paar Antizyklern Gewinne erwirtschaften. Zumindest wäre dies die einzig realistische Möglichkeit, den Index noch zu schlagen.

      Ich weiß bis heute nicht, welche Fonds, wie viel Macht über den Kursverlauf der jeweiligen Märkte haben, bzw. haben könnten. Ich weiß, dass einige große Fonds durchaus in der Lage sind Märkte zu bewegen, doch wie weit, wie lange und gegen welchen "Kauf/Verkaufsdruck", das bleibt Spekulation. Gerüchte dazu gibt es viele. Offizielle Bestätigungen habe ich bisher keine. Aber vielleicht haben Sie, verehrte Leser, stichhaltige Quellen dazu. Offenkundig ist jedoch mittlerweile geworden, dass es in Amerika Absprachen zwischen Fonds gab.

      Natürlich gibt es auch Stimmen, die behaupten, gerade die amerikanischen Indizes wären zu groß, um sie zu manipulieren. Wenn ich mir dann jedoch ansehe, wie die Märkte immer mal wieder durch einen einzigen Misstrade um erstaunliche Punktzahlen gedrückt wurden, bin ich da anderer Ansicht. ("Misstrade" ist ein unerwünschter Trade, der zum Beispiel durch eine falsche Eingabe verursacht wurde. Wenn z.B. ein Händler einer Bank anstatt 100.000, eben mal eine Millionen Aktien kauft oder verkauft und damit den Kurs treibt. Es kam in den letzten Jahren immer mal wieder zu großen Misstrades, die den Markt um ein paar Prozent bewegten. Das zeigt wie viel Potential manche Institutionelle haben.)

      Zahlen, die nicht gefallen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Mir gefallen diese Zahlen nicht", sagt Richard Russell, ein Veteran unter den Analysten.

      Ich habe Russell noch nie persönlich getroffen, aber ich lese nur sehr selten einen Kommentar von ihm, mit dem ich nicht übereinstimme.

      Die Zahlen, die Russell nicht gefallen, sind die gleichen Zahlen, die dem Rest der Welt so gefallen. Während die anderen zufrieden sind, dass die Konsumenten weiter fleißig Geld ausgeben und sich verschulden ... macht sich Russell darüber Sorgen, was passieren wird, wenn sie mit dem Geldausgeben und Schuldenmachen aufhören müssen. Während die anderen froh sind, dass die Investoren weiterhin Aktien zu hohen Kursen kaufen ... schaut Russell nach vorne, zu dem Tag, an dem sie zu niedrigen Kursen verkaufen werden. Während die meisten Leute in den USA über die niedrigen Hypothekenzinsen und die steigenden Immobilienpreise glücklich sind, warnt Russell, dass der Tag kommen wird, an dem diese Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt platzen wird, und die Hypothekenschulden der Hausbesitzer höher als der Wert der Häuser sein werden.

      Und hinter all diesen Zahlen stehen noch mehr Zahlen, die Russell nicht mag. Er betont, dass ein neuer Analyst an der Wall Street ungefähr 150.000 Dollar pro Jahr kostet. Ein vergleichbar ausgebildeter Analyst kostet in Indien nur ungefähr 35.000 Dollar.

      Kein Wunder, das die Jobs aus den USA nach Übersee abwandern.

      Ich habe zu Beginn der Woche erwähnt, dass die Jobs weiterhin aus den USA abwandern werden – außer der Dollar bricht richtig ein. Warum? Weil es eine zu große Lücke zwischen Arbeitskosten gibt. Die Amerikaner verdienen zu viel, und die Ausländer – besonders in Asien – verdienen zu wenig. Das ist seit sehr langer Zeit der Fall, aber niemals zuvor hat es so eine globalisierte Weltwirtschaft gegeben. Und niemals zuvor hatten die ausländischen Produzenten soviel Geld zur Verfügung ... und soviel Nachfrage der amerikanischen Konsumenten. Diese Dinge sind die seltsame Frucht des Systems des Dollarstandards, das den Amerikanern seit den frühen 1970ern erlaubt hat, Geld auszugeben, das sie nicht wirklich hatten ... und so konnten sie weiter fleißig Geld ausgeben.

      Vor dem Dollarstandard mussten die Amerikaner ihre weltweiten Schulden in Gold zurückzahlen. Das hätte sie gezwungen, ihre Käufe im Ausland ein bisschen zurückzufahren. Das hätte auch den Dollarstrom ins Ausland verringert. Da die Golddeckung aber aufgegeben wurde, konnten die Amerikaner immer mehr und mehr Dollar nach Übersee schicken ... Dollar, die genutzt wurden, um dort Fabriken zu bauen, Leute auszubilden, und letztlich, um mit den US-Produzenten in Wettbewerb zu treten.

      Die Amerikaner produzieren nicht genug, um für den Lebensstil, an den sie sich gewöhnt haben, bezahlen zu können; jedes Jahr fehlen 500 Milliarden Dollar (das ist die Summe, um die die Importe die Exporte übersteigen). Das ist eine weitere Zahl, die Richard Russell nicht mag.

      Ein fallender Dollar wird einen Teil des Problems lösen; er wird die Amerikaner ärmer machen. Ich weiß nicht, wie tief oder wie schnell der Dollar fallen wird. Ich weiß auch nicht genau, welche Tränen das noch bringen wird. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Amerikaner noch eine Menge Zahlen sehen werden, die ihnen nicht besonders gefallen werden.

      Mehr dazu von Addison, weiter unten ...

      Wird Russland seine Ölverkäufe demnächst von Dollar auf Euro umstellen?

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      Schulden.

      Ich setze mein Thema von gestern fort. Nicht weil ich das will, sondern deshalb, weil ich mich jetzt so lange mit diesem Thema befasst habe, dass es sich in meinem Kopf festgesetzt hat – und ich habe heute nur daran gedacht, als ich die Marktberichte gelesen habe.

      Laut dem Internationalen Währungsfonds IWF schuldet die US-Regierung ausländischen Regierungen, Zentralbanken, privaten Banken und anderen ausländischen Investoren einen Betrag, der fast 59 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes entspricht. In den nächsten drei Monaten werden 53 Milliarden Dollar Zinsen fällig sein. Aber angesichts von amerikanischen Steuereinnahmen von 2 Billionen Dollar pro Jahr ... arghh ... warum sollte man sich da Sorgen machen?

      Wie kann der amerikanische Finanzminister John Snow da noch ruhig schlafen? Ich habe es hoffentlich in den letzten beiden Tagen klargemacht: Der größte Teil Amerikas kämpft heute mit Schulden: Hypotheken, Autofinanzierungen, Ausbildungsschulden (das amerikanische Pendant zum deutschen Bafög), Kreditkartenschulden, usw., usw. Aber wie muss es sein, wenn man in den nächsten drei Monaten 53 Milliarden Dollar Zinsen bezahlen muss? Tja, John Snow kann offensichtlich trotzdem gut schlafen – denn es ist schließlich nicht sein Geld!

      John Snow ist nicht nur ein glückloser Politiker, der heiße Luft ins Währungssystem der Welt bläst. Vladimir Putin hat vorgestern gesagt, dass er es nicht ausschließen würde, dass Russland seine Ölverkäufe in Euro und nicht auf Dollarbasis abwickeln würde – das hatte Bundeskanzler Schröder vorgeschlagen.

      Russland ist der zweitgrößte Ölexporteur der Welt, hinter Saudi Arabien, deshalb würde ein solcher Schritt die Stabilität des Dollar weiter bedrohen. So scheint es zumindest zunächst. Aber ein kurzer Artikel in der New York Times zur Pressekonferenz von Putin zeigt, dass das letztlich – auch eine Show war. Denn die meisten russischen Ölgesellschaften sind in Privatbesitz, und die russische Regierung hat wenig Einfluss auf deren Aktivitäten. Wenn diese Gesellschaften ihre Verkäufe in Dollar abwickeln wollen ... dann werden sie das tun.

      Ein Tag in Granada, Nicaragua

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Granada

      *** "Nun, hier ist noch eine Spekulationsblase."

      Ich bin derzeit in Granada, Nicaragua, und ging gestern durch diese Stadt. Irgendwie komme ich hier ziemlich oft hin, denn ich mag diese Ecke. Gestern habe ich mir ein Haus in der Stadt angesehen.

      Die ehemals besseren Häuser – umgeben von dicken Mauern – haben normalerweise kunstvolle Schnitzereien und alte Lehmziegel-Dächer. Aber sonst ist da nicht mehr viel ... fast alles muss renoviert, restauriert oder neu aufgebaut werden. Die Einheimischen leben in den Ruinen ehemaliger Herrenhäuser, wie die Barbaren in Rom gelebt haben müssen. Zwischen kunstvollen Brunnen gackern die Hühner ... und in den Ecken sammelt sich der Müll an.

      Aber die Preise für solche Häuser sind dennoch fast so hoch wie in den USA. Wegen der amerikanischen Käufer, die den Preis nach oben getrieben haben, muss man für ein Haus mit Potenzial jetzt rund 200.000 Dollar zahlen. Und dann braucht man eventuell noch weitere 200.000 Dollar, um das Haus auf einen akzeptablen Standard zu bringen. Das Ergebnis wird dann allerdings ein Haus mit sehr viel Stil und Charme sein.

      Ich hatte ein Haus gefunden, das mir gefiel, und ich machte ein Angebot. Das Haus war mir von zwei verschiedenen Maklern gezeigt worden, die untereinander verhandeln mussten, um die Kommission zu teilen.

      Während sie verhandelten, genoss ich, wie sich die Welt verändert hatte. Denn während er per Handy ein anderes, ruiniertes Haus an einen einfältigen Gringo verkaufen wollte, entwickelte sich auf dem zentralen Platz der Stadt eine bemerkenswerte Szene. Eine große Menschenmenge war zusammengekommen, angespornt von einem Mann mit einer lauten Stimme und einem Megaphon.

      "Was passiert da", fragte ich mich, "werden wir eine weitere Revolution sehen?"

      Ich konnte nur ein paar Worte verstehen:

      "Gringo ... Corrupcion ... Sandinista" ... und Klagen über die Armen und Unterdrückten. Das schien bei der Menge gut anzukommen.

      Merkwürdigerweise schien niemand dieser Leute eine dickere Frau in einer Ecke zu bemerken. Sie hatte ihr Gesicht mit roter Farbe beschmiert, und sie war nur mit einem dreckigen BH und in einem zerrissenen Rock bekleidet. Wenn ich sie auf einer einsamen Insel getroffen hätte, dann hätte ich gedacht, dass sie seit Jahren dort verschollen gewesen wäre. Offensichtlich hatte sie ihren Verstand verloren, und sie konnte wohl ein bisschen Hilfe gebrauchen, um ihn wieder zu finden.


      Aber die Menge beachtete sie nicht. Und auch die Polizei nicht, und auch nicht eine Gruppe, die sich unter einem Banner mit der Aufschrift "Christus ist der einzige Weg" zusammengefunden hatte. Und auch nicht die Männer, deren Job es zu sein schien, knochige Pferde zu peitschen ... und auch nicht die Hunderte von Menschen, die den ganzen Tag nur auf den Parkbänken rum hingen.

      "Worüber zum Teufel spricht er", fragte ein anderer Gringo.

      "Ich weiß es nicht", antwortete der Makler. "Aber das ist nicht gut fürs Geschäft. Was werden die Touristen denken? Sie werden nach Hause fahren und ihren Freunden erzählen, dass Nicaragua nicht sicher ist ... dass das Land an der Schwelle einer Rebellion steht, oder so etwas."

      Produktive Zerstörung

      von Jim Davidson

      Obwohl es in den USA derzeit eine wirtschaftliche "Erholung" geben soll, haben sich dort 2,7 Millionen Arbeitsplätze in Luft aufgelöst. Viele dieser Jobs könnten niemals wieder auftauchen, dann in den letzten Jahren hat sich die Produktivität so verbessert, dass man immer weniger Arbeiter braucht, um die gleichen Güter zu produzieren.

      Die Mainstream-Presse in den USA sagt, dass das gute Leben in den USA durch freien und offenen internationalen Wettbewerb bedroht werde. Es wird einem gesagt, dass der Lebensstandard der amerikanischen Mittelklasse auf das Niveau von Haiti oder Liberia sinken wird, weil immer mehr gut bezahlte Jobs nach Indien und China abwandern werden.

      Das ist also die "Erholung ohne Arbeitsplätze". Sie ist zum Hauptthema der aufkommenden Präsidentschaftswahl geworden, da die Demokraten und George W. Bush über "den Schutz guter Jobs" reden. Die Medien scheinen zu glauben, dass der Reichtum gesichert werden kann, indem man die Arbeitskosten hoch hält – notwendig dadurch, indem man auf Produktivitätswachstum verzichtet.

      Aber niemand wird darüber informiert, dass der Lebensstandard in der Zukunft verbessert wird, wenn heute die Produktivität steigt. Das Problem: Es lohnt sich selten für jemanden, für die Prinzipien des freien Marktes einzutreten. Denn der freie Markt ist für alle von Vorteil – aber für keinen ganz besonders.

      Und auf der anderen Seite gibt es immer politische Forderungen nach Ausnahmen für bestimmte Gruppen. Das ist der Hintergrund protektionistischer Maßnahmen.

      Es gibt Prognosen, nach denen einer von 10 Jobs im IT-Bereich bis Ende 2004 aus den USA abgewandert sein wird (Quelle: Gartner Inc.). Kathleen Madigan von der Business Week klagt:

      "Es geht nicht länger um ein paar niedrig bezahlte ( ...) Jobs. Jetzt ist jeder dritte Job bedroht ... Sobald eine bestimmte Arbeit zur Routine gemacht werden kann – egal ob es um das Lesen von Röntgenaufnahmen oder das Erstellen von Blueprints geht – kann dieser Job potenziell verlagert werden. Das verspricht große, und oft beunruhigende Veränderungen für viele. Das bedeutet, dass die Ausbildung, die man hat, wahrscheinlich fürs Arbeitsleben nicht mehr ausreichen wird. Irgendwo in Indien oder China wird es jemanden geben, der diese Arbeit erheblich billiger verrichten wird."

      Abgesehen von Bevölkerungsveränderungen ist der Schlüssel für ein besseres wirtschaftliches Leben die steigende Produktivität. Eine steigende Produktivität führt nun aber auch einmal dazu, dass Leute ihre vertraute Arbeit verlieren und neue Beschäftigungen finden müssen. Und es gibt Gründe dafür, dass wir auf dem Weg zu beeindruckenden Produktivitätsfortschritten sind.

      Wenn die Politiker keinen Unfug machen, indem sie versuchen, "Jobs sichern" zu wollen, dann kann man mit einem wirtschaftlichen Anstieg aufgrund der produktivitätssteigernden technologischen Fortschritte in den nächsten Jahren rechnen. Freies Unternehmertum ist das größte Wohlfahrtssystem, das es je gab.


      ...........................
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 10:51:25
      Beitrag Nr. 3.898 ()
      @HS,

      die Emotionen, die Emotionen... :( :cry:


      Die Volltrottel müssen noch schneller steigen. Gier, Gier, Gier, nichts als Gier. :mad: Deshalb wird´s auch dieses Mal nichts mit nachhaltigem Aufschwung, da die Vollidioten den Dax jetzt bereits dahintreten, wo er fundamental definitiv nicht hingehört! (Wir wissen ja alle um die Nachhaltigkeit der Rally zur letzten Jahrtausendwende. :cry: ) Interessant auch, dass Greenspan, die Zecke, alleine Do. + Fr. letzte Woche mal wieder 19 Mrd. Dollar :eek: :eek: :eek: in den Drecksmarkt reinpumpte, was der absolute gigantische Oberwahnsinn ist. Wie soll der Markt da nur im geringsten runterkommen, da können die Charttechniker noch so viel erzählen! Der Volltrottel wird noch die verdiente Quittung für sein planloses Tuen erhalten!


      FocusMoney 42/03, S.29:

      Die Gelddruckmaschinen in dne USA laufen bereits auf vollen Touren. In Asien wächst die Geldmenge ebenfalls, da die Notenbanken gezwungenermaßen den Dollar mit frischen Geldnoten aufkaufen und damit stützen. Hintergrund: Die chinesische Währung ist an den Dollar gebunden und die Chinesen wollen ihre Exporte billig halten. Deshalb beträgt die Geldmengenausweitung M2 in China 20 Prozent, in den USA und Euroland jeweils 8 Prozent. :eek:
      Um das Leistungsbilanzdefizit zu reduzieren, müssen die Amerikaner entweder den Dollar um 40 Prozent abwerten :eek: oder mehr sparen und weniger investieren. "In den USA ist eine gewaltige Sparlücke entstanden. Die muss geschlossen werden", urteil Ulrich Hombrecker, Chefvolkswirt der WestLB. Europas Anleger haben schon die Reißleihne gezogen und ihre Wertpapierkäufe in den USA auf null heruntergefahren (s. Grafik im Heft). Die Asiaten kaufen hingegen leider weiter :( (siehe ebenfalls Grafik).

      Viele Wirtschaftsexperten meinen: In dieser Krise wird das Fundament einer globalen Inflation gelegt, weshalb Gold so stark an Wert gewinnt.

      USW.

      ENDE



      US-Börse: Volle Kraft voraus, Wiwo, 42/03

      Aus der führenden US-Anlegerzeitung Barron´s

      US-Börse: Volle Kraft voraus



      Schon früh waren sich in diesem Sommer die Börsianer einig: Sie machten sich auf einen frühen, kalten Herbst gefasst. Sozusagen turnusgemäß, gelten doch September und Oktober generell als schwierige Börsenmonate. Auch in diesem Jahr sagten die markttechnisch orientierten Analysten den Fall der US-Aktienkurse wieder für den September voraus. Der zyklische Bullenmarkt, der im Oktober 2002 begann, würde ein abruptes Ende erleben, so die Techniker. „Genießen Sie die Rally, solange sie noch hält“, kommentierte Barron’s am 7. Juli 2003.

      Inzwischen haben wir Oktober, und wir müssen uns leider wieder einmal eingestehen: Wir haben uns geirrt. Jetzt versprechen unterschiedlichste Prognosen einen goldenen Oktober an der Börse – und darüber hinaus gutes Wetter für den gesamten Herbst. Die Kurskorrektur im vergangenen Monat interpretieren sie nunmehr als kleines Zwischentief. Frühestens Anfang 2004 erwarten die Auguren nun einen kräftigen Dämpfer.

      Im Juli noch sahen die Techniker den Markt im September auf ein Hoch mit anschließendem Fall zusteuern. Das Ende der zyklischen Hausse sei dann besiegelt. Ihr Beleg: Indikatoren zeigten, dass sich die Marktdynamik mit jedem weiteren Kursanstieg stärker abschwächte. Im Klartext: Dem Aufschwung gehe langsam, aber sicher die Luft aus, die Gewinne würden mit jedem neuen Hoch ein wenig kleiner. Und eben dies sei ein Beweis mehr, dass die Käufer zunehmend die Lust verlören.

      Hoher Optimismus

      Doch gleichzeitig erreichte die gute Stimmung unter den Anlegern wieder Extremwerte. Was den Profis gemeinhin ebenfalls als Unwettervorbote gilt. Denn wenn nahezu jeder Aktien besitzt und die Mehrheit der Anleger so übereinstimmend handelt, wen soll man dann noch zum Kauf bekehren, damit er weiter für steigende Kurse sorgt?

      Seit Ende September nun schien der Rallytrend am US-Aktienmarkt gebrochen zu sein. Sogleich erhoben die Bären wieder ihre Stimmen und erklärten, dass der Markt nunmehr endgültig und wie von ihnen vorhergesagt den Weg nach unten eingeschlagen habe.

      Technische Analysten erheben an dieser Stelle Einspruch. Denn durch die Brille der Marktzyklusanalyse betrachtet, sei die September-Korrektur nur eine kurze Unterbrechung des Hausse-Trends, argumentieren sie. Die Fundamentalanalyse gibt den Technikern vielfach sogar Recht. „Der Markt ist zwar kurzfristig überkauft und der hohe Optimismus der Anleger deutet auf eine mögliche Korrektur hin“, sagt Tim Hayes von der Marktforschungsfirma Ned Davis Research. Doch sei die schwächere Verfassung des Marktes längst nicht so schlimm, dass unmittelbar ein neuer Bärenmarkt drohe, so Hayes.

      Die Zyklen der Märkte liefern die Basis für viele technische Indikatoren. Vor langer Zeit entdeckten Analysten einen Zusammenhang zwischen Konjunkturzyklen und der Performance der Aktienmärkte. Daraus entstand die Wissenschaft der Marktzyklen.

      So manifestierte sich auch der konjunkturabhängige vierjährige Kitchin-Zyklus im so genannten Präsidentschaftszyklus. Der besagt, dass die Aktienmärkte etwa alle 40 Monate einen Boden bilden. Der Hintergrund: Eine noch im Amt befindliche Regierung neigt dazu, der US-Wirtschaft im Jahr vor einer Wahl Zucker zu geben. Wird der Süßstoff nach der Wahl entzogen, kommt es meist zum Crash. Die nächste Wahl steht bekanntlich 2004 an.

      Auch alle zehn Jahre passiert Entscheidendes an den Börsen, fand Clement Juglar, ein französischer Ökonom aus dem 19. Jahrhundert, heraus. Er entdeckte den nach ihm benannten Juglar-Zyklus der industriellen Entwicklung. Seine These mag absurd klingen, ist aber durch viele Fakten untermauert: Jahre, die auf einer Fünf enden, überflügeln mit ihrer Performance gewöhnlich alle anderen Jahre eines Jahrzehnts.

      Schwankende Marktstimmung

      Tatsächlich ist der US-Aktienmarkt seit 1886 in der Mitte der Jahrzehnte durchschnittlich um mehr als 32 Prozent gestiegen. In Jahren, die mit einer Null enden, also zu Beginn der neuen Dekaden, fiel er dagegen im Schnitt um sieben Prozent. Das mögen Skeptiker noch als Zufall abtun. Aber wenn mehrere Zyklen gleichzeitig einen Tiefstpunkt oder Zenit erreichen, verstärken sich ihre Effekte logischerweise, was auch die kritischsten Marktteilnehmer dann mitbekommen. Im Oktober 2002 erreichte ein Vierjahreszyklus gleichzeitig mit einem 20-jährigen Zyklus ein Tief. Zuletzt kam diese Situation im August 1982 vor – am Vorabend des großen Bullenmarkts.

      Auch die historische Beobachtung, ein wichtiger Eckpfeiler der technischen Analyse, lässt erwarten, dass die Kurse in den nächsten sechs Monaten weiter steigen werden. Wann die Rally letztlich enden wird, haben vier Techniker errechnet. Ausgehend von unterschiedlichen Ansätzen kamen alle zu einem ähnlichen Ergebnis. Nach den Berechnungen von Tim Wood, Autor des Informationsdienstes „Cycles News & Views“, treffen erst im April oder Mai 2004 ein 9-Monats-Zyklus und ein 20-Monats-Zyklus zusammen und bilden ein gemeinsames Hoch.

      Die Theorie der Bandbreiten („Bollinger Bands“ von John Bollinger gehört inzwischen zu den Standardwerkzeugen der technischen Analyse. Der Gründer von Bollinger Capital Management sieht im Marktverlauf der vergangenen Jahre große Ähnlichkeiten zum Entwicklungsmuster der Siebzigerjahre. Das lässt erwarten, dass sowohl die Kurse als auch die Marktstimmung weiter stark schwanken. In einem solchen unsicheren Markt dauert eine typische Rally laut Bollinger etwa 12 bis 18 Monate. Das Hoch wäre also auch ihm zufolge Anfang 2004 zu erwarten.

      Ian McAvity von der Researchfirma Deliberations Research in Toronto wiederum versucht in die Zukunft zu blicken, indem er die Entwicklung des US-Aktienmarktes seit 2000 mit der anderer Post-Crash-Äras vergleicht: mit dem US-Aktienmarkt im Jahr 1929, dem japanischen Markt seit 1990 und dem Goldmarkt seit 1980. Wie sich zeigt, war das Muster immer das gleiche und ließ auch diesen Forscher zu dem Schluss kommen, dass die im März losgetretene Rally bis in die ersten Monate 2004 anhalten wird.

      Walter Deemer von Market Strategies and Insights, einer Consultingfirma für institutionelle Investoren, erklärt: Wenn eine Blase geplatzt ist, entwickelt sich die nächste Rally in drei Phasen – Hoch, Korrektur und erneutes Hoch. Wegen seiner historischen Daten glaubt Deemer, dass eine typische Erholungsrally nach einer geplatzten Blase den Nasdaq-Index um 50 bis 100 Prozent in die Höhe treibt – seit dem Tief im Oktober 2002 ist der Nasdaq bereits um 70 Prozent gestiegen. :eek: :eek:

      Das erste Hoch der aktuellen Rally lag im September. Wenn uns historische Daten als Wegweiser dienen können, sollte das nächste Hoch neun bis zwölf Monate später eintreten, das hieße im Sommer 2004.

      „Das zweite Hoch übertrifft das erste normalerweise kaum, diesmal dürfte es zudem eher schwach ausfallen“
      , meint Deemer. Das heißt laut Deemer dann auch, dass die Rally etwas früher als turnusgemäß zu Ende geht. Wenn dem so ist, stimmt Deemers Prognose zeitlich mit der von Bollinger, McAvity und Wood überein.

      Aus der WirtschaftsWoche 42/03

      MICHAEL KAHN

      07.10.2003



      Die fünfte Säule des augenblicklichen Anstiegs sind übrigens die Kosteneinparungen der Unternehmen, die derzeit voll durchschlagen und auch einen Aufschwung suggerieren, der in dieser Form niemals stattfinden wird. Man kann nicht unbegrenzt Einsparungen vornehmen, diese Einsparungen haben einen Einmaleffekt, der im nächsten Jahr gleichfalls verpufft.
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 12:07:04
      Beitrag Nr. 3.899 ()
      Erster Link lesenswert für volkswirtschaftlich Interessierte:

      - http://www.levy.org/docs/ppb/ppb72.pdf } Hier analysiert James K. Galbraith das US-amerikanische Modell.
      Er zeigt den Einfluss eines recht intelligenten Systems von öffentlicher und quasi-öffentlicher Nachfrage auf die Volkswirtschaft. Sehr lesenswert für alle, die an differenzierten Betrachtungsweisen interessiert sind.

      - Kapitalflucht ins Ausland. Aus: http://www.nzz.ch/dossiers/dossiers1999/abstimmung1128/abst9… } " Zu den Verhältnissen in den USA.
      Erbanfälle werden in den USA, wenn nicht durch besondere rechtliche Strukturierungsmassnahmen für eine Steuerreduktion oder gar -elimination gesorgt werden kann, einer massiven Besteuerung unterworfen. Derzeit bewegen sich die progressiv gestalteten Erbschaftssteuersätze zwischen 18% und 55%; auf die Verwandtschaftsverhältnisse wird keine besondere Rücksicht genommen. Wie ist dies mit der geldbezogenen und «kapitalistischen» Einstellung der Amerikaner im allgemeinen zu vereinbaren?"




      Nochmals: 5 Aufstiegssäulen der US-Trottel lauten:


      "Scheinbare" US-Erholung steht meiner Meinung auf 4 Säulen.


      - extreme Geldpumperei ---> führt zur Dollarverfall (über kurz oder lang) und rieser & möglicherweise nie dagewesener Inflationsrate, leider müssen das Experiment der "wunderbaren" US-Erholung aktuell "noch" die anderen Zentralbanken - Japan, EZB ausbaden.

      - extreme Staatsverschuldung (auf absoluten Rekordniveau), was kurzfristig aber der US-Wirtschaft zugute kommt, da Rüstungsausgaben etc. mit ca. 44 Prozent in diesem Jahr in die US-Wirtschaft fließen

      - gefälschte Statistiken

      Somit sind die ersten drei Säulen schon Mal stark zu vernachlässigen!

      - vierte Säule, die momentan für "echtes" Wachstum sorgt lautet: Branchenzyklus. Erstatzinvestitionen von chiplastigen Technologien wie Handys, Notebooks (zulasten von stationären PCs), Flachbildschirme, Digitalcameras lassen allen voran die Chiphersteller und Folgeindustrie profitieren. Dieser Effekt ist aber wie der Name schon " verrät" sehr zyklisch - und sollte auch nicht allzu lange anhalten!

      - fünfte Säule sind die Kosteneinsparungen, die z.Zt. voll durchschlagen, aber wegen Einmaleffekt im nächsten Jahr auch wegfallen, was erneut zu geringeren, weil "echtem" (und nicht vorsuggerierten) Wachstum führen wird.

      Von den aufaddierten Problemen, die die Fed-Politik und Manipulationen mitsichbergen, von denen jetzt noch nicht mal Kenntnis herrscht, mal ganz zu schweigen.
      ACHTUNG: Rohstoffpreise wie Nickel, Kupfer, Öl, Gold etc. explodieren, dazu beobachte US-Anleihenmarkt, Unruhen am Währungsmarkt... alles keine Vorboten für eine wirklich echten, nachhaltigen Aufschwung! Nichts als ein riesengroßer Fake, der da durch die Fed initiert, abläuft.

      ENDE



      Retro-Bubble mit Kapriolen :laugh: :laugh: :laugh:


      Montag, den 13. Oktober 2003

      Guten Morgen!

      Die Retro-Bubble hat in der vergangenen Woche einige Kapriolen geschrieben. Neue Hochs in Dow und Nasdaq, aber "noch" nicht im S&P500 und bei den Halbleitern. Auch der Dax hängt zurück. Die Frage für diese Woche wird sein, ob sich die Divergenzen auflösen oder manifestieren. Eine Auflösung würde weiter steigende Aktienkurse implizieren.

      Der Dow hielt sich auch am Freitag im 60min-Chart oberhalb seiner Tasse/Henkel-Ausbruchslinie, die bei 9650 Punkten verläuft. Selbst ein 38,2% Fibo-Retracement auf etwa 9565 Punkte würde den vorherrschenden bullischen Trend noch nicht brechen. Hier gilt weiterhin die Devise, ein tieferes Hoch im 60min-Chart abzuwarten, bevor man sich auf der kurzen Seite engagiert.

      Dow Jones Index 60 min Chart



      Wie haben sich die Händler für die heute beginnende Verfallswoche positioniert? Und welchen Einfluss hat das einjährige Jubiläum des vorläufigen Bärenmarkttiefs auf die weitere Entwicklung der Kurse? Diese Fragen sind mit Hilfe der CoT-Daten nicht eindeutig zu beantworten, da der freitags erscheinende Report die Positionierungen nur bis einschliesslich dienstags erfasst.

      Natürlich könnten die grossen Indizes in den vergangenen beiden Handelstagen ein Topp gebildet haben. Jedoch gibt es dafür aus aktueller CoT-Sicht nicht die leisesten Anzeichen:

      Der CoT-Report vom 07.10.2003 weist im Aktienbereich die geringsten Positionsverschiebungen in der abgelaufenenen Betrachtungswoche nach. Die Positionierung der kommerziellen Händler (nahezu niedrigster Shortstand im S&P 500 innerhalb der letzten 40 Monate sowie die weiterhin sehr hohe Longposition im Dow Jones) stellt sich nahezu unverändert im Vergleich zur Vorwoche dar, obwohl die Preise per Close z.B. im S&P 500 in diesem Zeitraum um 4,5% zulegen konnten. Dies ist als bullisch zu werten.

      ----------

      Bei all diesen Betrachtungen sollte das Dow-Monatschart nicht vergessen werden. Es signalisiert einen erheblichen Widerstand (die rote Nackenlinie) bei etwa 9.750 bis 9.800 Punkten. Die Rally-Bewegung seit März kommt lediglich einem Pullback zur Nackenlinie gleich.

      Dow Jones Index Monatschart



      Zu den Märkten.

      Schwache 1,10 Mrd. Aktien wechselten an der NYSE den Besitzer. Das Aufwärtsvolumen betrug 546 Mio., das Abwärtsvolumen 542 Mio. gehandelte Aktien. Das Aufwärtsvolumen erreichte 50% vom Gesamtvolumen.

      Der Dow schloss mit 9674,68 Punkten um 5 Zähler niedriger als am Vortag.

      Der S&P 500 fiel um 1 auf 1038,06 Punkte.

      Die Nasdaq schloss mit 1915,31 Punkten um 0,2% höher, ein neues Jahreshoch; die Halbleiter endeten mit 1,2% im Plus; das Jahreshoch lässt (noch?) auf sich warten.

      Der Transport-Index fielen um 1% auf 2823,55 Punkte.

      Grösste Gewinner: Halbleiter ; Grösste Verlierer: Transports

      Der T-Bond Future endete bei 108,04 Punkten, was einer Rendite von 5,17% entspricht.

      Crude Öl notierte gegen 22:00h in New York bei 31,97 Dollar. Erdgas endete bei 5,65 Dollar.

      Der Dollar Index stieg auf 91,79 Punkte.

      Der Goldpreis notiert aktuell bei 374,10 Dollar/Unze. Silber notiert zum gleichen Zeitpunkt bei 4,91 Dollar.

      Der Gold Bugs Index HUI gewann 0,4% und stieg auf 197,57 Punkte. Der Gold/Silber Index XAU blieb unverändert; er endete bei 91,06 Punkten. Newmont Mining gewann 20 Cent und endete bei 39,25 Dollar.

      Wichtige Dow-Zeitprojektionstage: 25.10.

      Dow Jones Zeitprojektionschart




      Die Indikatoren? Der Volatilitätsindex (VXO) verlor um 1,7% auf 19,24 Punkte. Der VXN verlor 4,2% und endete bei 27,62 Punkten. Das Put/Call-Verhältnis endete bei 0,93 Punkten. Der bullische Prozentsatz des Nasdaq 100 schloß bei 77%. Der McClellan Oszillator endete bei plus 20,17 Punkten.

      Absacker
      James Turk wirft einen Langfristblick auf die Goldcharts.
      http://goldmoney.com/en/commentary.php#current

      Bis morgen
      Ihr Robert Rethfeld

      rrethfeld@wellenreiter-invest
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 12:15:35
      Beitrag Nr. 3.900 ()
      Hier mal exemplarisch nur das KGV von zwei US-Blue-Chips:
      Intel KGV04 = 38 :eek:
      International Paper KGV04 = 48! :eek: :eek:

      Von Amazon, Ebay, Yahoo etc. mal ganz zu schweigen. :confused:
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 15:54:50
      Beitrag Nr. 3.901 ()
      Ganz interessante Betrachtung.......

      ...................



      Der Dollar-Crash

      Von Dr. Bernd Niquet

      Konnte man in den siebziger, achtziger und neunziger
      Jahren in diesem Lande noch trefflich damit
      provozieren, negativ und pessimistisch zu sein, so
      hat sich die Welt seitdem voellig gewandelt.
      Heutzutage gibt es nur noch eine Moeglichkeit, um
      wirklich zu provozieren, und das ist, optimistisch
      zu sein. Und will man die Provokation sogar auf die
      Spitze treiben, dann muss man optimistisch fuer die
      USA sein. Eine groessere Provokation der herrschenden
      Meinung ist heute ueberhaupt nicht denkbar. Also los:

      In 65 Prozent aller deutschen Haushalte leben keine
      Kinder mehr. Gerade Akademiker-Frauen sind in
      Deutschland nahezu kinderlos. Schon in nur fuenfzig
      Jahren wird knapp die Haelfte aller Deutschen aelter
      als 60 Jahre sein. Und die Zahl der arbeitsfaehigen
      Bevoelkerung wird sich bis dahin um 20 Prozent
      ermaessigt haben – von derzeit 50 auf 40 Millionen.

      Und wer bekommt heute noch Kinder? Aus meiner Sicht
      sind es zwei Gruppen: Einerseits diejenigen, die
      ganz oben in der Einkommensskala stehen und fuer die
      die Kosten des Aufziehens von Kindern kaum eine
      Bedeutung haben. Die sich vom Kindermaedchen bis zum
      Sonstwas alles leisten koennen. Und dann die
      Sozialhilfeempfaenger. Je mehr Kinder, umso besser.
      Vier, fuenf oder gleich am besten acht Kinder. Hier
      liegt die Zukunft unseres Landes in Windeln!

      In den USA sieht das alles voellig anders aus. Die
      hispanischen und farbigen Minderheiten vermehren
      sich so stark, dass sie bald zu Mehrheiten werden –
      und damit die USA das einzige westliche
      Industrieland sind, das auch in den naechsten
      Jahrzehnten eine wachsende Bevoelkerung haben wird.
      Um wirtschaftlich mit den USA mithalten zu koennen,
      muesste Europa also (hier sieht es nirgendwo viel
      anders aus als in Deutschland) in den naechsten
      Jahrzehnten seine wirtschaftliche Produktivitaet
      mindestens um den Prozentsatz mehr steigern als die
      USA, der seine Bevoelkerungsschrumpfung kompensiert.

      Wer glaubt, dass wir das schaffen, liegt im Euro
      richtig. Wer hingegen glaubt, dass wir das nicht
      schaffen, legt sein Geld besser in Dollars an. Der
      Euro ist ein Auslaufmodell, wohingegen der Dollar
      Zukunft hat. Und weil das so ist, koennen die USA
      ihre Waehrung auch durchaus entknappen, wohingegen in
      Europa eine ausgezeichnete (=knappe) Geldpolitik
      gemacht werden muss. Der Euro ist eine
      Auslaufwaehrung. Aber nicht deshalb, weil sie
      schlecht gemanagt wird, sondern weil wir Europaeer
      selbst ein Auslaufmodell sind.

      Um das alles zu verschleiern, haben sich kluge Leute
      eine Verschwoerungstheorie ausgedacht. Sie heisst
      "Leistungsbilanzdefizit der USA" und ist wie alle
      anderen Verschwoerungstheorien hauptsaechlich
      unsinnig. Ein Leistungsbilanzdefizit ist schlimm,
      fuerchterlich schlimm, so wird verbreitet, weil es
      taeglich aufs Neue finanziert werden muss. Und wenn
      das nicht mehr gelingt, ist dann das Ende der
      Fahnenstange erreicht. Was jedoch kaum jemand
      begreift – und anscheinende auch niemand begreifen
      will – ist, dass jedes Leistungsbilanzdefizit schon
      definitionsmaessig zum Zeitpunkt seiner Entstehung
      immer finanziert ist. In die USA verkauft nur
      derjenige, der auch Dollar nimmt. Dadurch ist die
      Finanzierung des Defizits in jeder Sekunde
      sichergestellt. Wollte hingegen niemand mehr in die
      USA verkaufen, dann wuerde das Defizit der USA von
      einer Sekunde auf die andere verschwinden. Und
      ploetzlich waere dann alles gut! Und man muesste sich
      neue Verschwoerungen ausdenken, um von der brutalen
      Wahrheit abzulenken, dass wir in unserem Land und in
      unserem Kontinent schlichtweg am Ende sind. Denken
      Sie an den Klabautermann! Er beginnt sich zu
      schleichen ...

      ***************
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 15:56:47
      Beitrag Nr. 3.902 ()
      Warum steht der Doof-Jones nicht schon längst über 12.000, der Nasdreck Composite bei 2.500? Da gehören die doch zweifelsfrei hin?

      :cry: :cry: :cry:

      PS: Mal schauen, wie viel Mrd. Klopapier heute verbrannt werden?
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 16:07:22
      Beitrag Nr. 3.903 ()
      US-Volltrottel-Idiotie, hier mal veranschaulicht:



      :cry: :cry: :cry:

      Fed = ganz legithime, offizielle Maifa des 2.100 Jahrhunderts mit Zecke Greenspan.
      Kaugummikauende Cowboys sind dümmer als BSE-Bullen.
      America, dass ist ein Haufen Schei*e mit "Stars-and-Stribes-Fähnchen" obendrauf. :mad: :mad: :mad:
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 16:07:39
      Beitrag Nr. 3.904 ()
      Roland Leuschel

      [/b]Inflation oder Deflation ? Die Stagflation winkt ![/b]

      Sie kennen den bekannten Spruch : « Wer die Wahl hat, hat die Qual ! » Zur Zeit beherrscht die Frage : « Bekommen wir jetzt Deflation oder Inflation » das Börsengeschehen. Die Antwort könnte lauten, weder das eine noch das andere, dafür kriegen wir die Stagflation, und die haben wir in den 70er Jahren ausgiebig kennengelernt.

      Letzte Woche veröffentlichte die grösste Bank der Welt HSBC ihre neueste Prognose für die globale Wirtschaft. Ich darf daran erinnern, dass es HSBC war, die im August 1999 in einer Studie « Bubble Trouble » auf die Aktienblase hinwies, als noch fast alle anderen Marktanalysen der Banken und Broker den Anlegern wundersame Aktienrenditen vorgaukelten - HSBC behielt recht. In ihrer neuesten Analyse kommt sie zu dem Schluss, dass uns im nächsten Jahr eher die Deflation erwartet, das heisst die 10-jährigen Staatsanleihen auf 3,4% sinken werden (z.Zt. 4,2%) und der Euro auf 1,30 Dollar steigt bei einem Dollar/Yen Verhältnis von 103. Die EZB kommt in ihrem jüngsten Monatsbericht vom Oktober zu einem ähnlichen Schluss : « In der Wirtschaft des Euro-Raums ist zwar deutlich mehr Liquidität vorhanden, als zur Finanzierung eines inflationsfreien Wachstums erforderlich ist, dennoch sind die Aussichten für die Preisstabilität im Euro-Raum auf mittlere Sicht weiterhin günstig. »

      Der Markt sieht dies allerdings anders. Am Tag der Veröffentlichung beider Studien (10.10.) war die YIELD CURVE in den USA so tief wie zuletzt am Beginn der 90er Jahre, als die amerikanische Wirtschaft sich in der Rezession befand: 342 Basispunkte ist sie tief, bzw. fast dreimal so tief wie der historische Durchschnitt von 120. Dies deutet daraufhin, dass die Anleger an die aufkommende Inflation glauben und sich entsprechend am Markt verhalten. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, da auf der einen Seite die Fed die kurzfristigen Zinsen auf dem jetzigen tiefen Niveau (1% Fed Funds Rate) zu halten gedenkt und auf der anderen Seite der Dollar gegenüber Euro und Yen fällt, das Haushaltsdefizit des Staates steigt, und die privaten Haushalte und Unternehmen in Amerika von Rekord- zu Rekordverschuldung eilen. Im Hintergrund winkt der Kollaps des Pensionssystems. Diese Quadratur des Kreises kann meines Erachtens nur mit Hilfe der Inflation gelöst werden. An eine Wende in der Wirtschaft glaube ich nicht. Die Aktienbörsen reagierten euphorisch auf die 57.000 neuen Jobs, die im September in Amerika geschaffen wurden. In einem gesunden, normalen Aufschwung würden 100 bis 150.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Ausserdem haben im September weniger Amerikaner einen Job gesucht, und der Anteil der Teilzeitjobs ist erheblich gestiegen. Von den 3 Millionen Arbeitsplätzen, die die US-Wirtschaft seit dem Gipfel des Tech-Booms eingebüsst hat, ist ungefähr 1 Million ins Ausland gewandert (China). Die restlichen 2 Millionen sind wegen schwacher Nachfrage und starker Steigerung der Produktivität verloren gegangen.

      « Die Lage ist so schlimm wie nie seit der GROSSEN DEPRESSION », urteilt Mark M. Zandi, der Chefvolkswirt der Economy.com aus Philadelphia.

      Die sogenannte Überschussliquidität, auch « reale Geldlücke » genannt, beträgt in Europa rund 5%, das heisst sie ist höher als das von der EZB selbst angestrebte, mit einer Preisstabilität vereinbarte, absolute Geldmengenwachstum von 4,5% (Referenzwert). Zur Information : Die Geldmenge wächst über 8% p.a. Die Finanzmärkte werden von allen Seiten mit Liquidität bombardiert, und da ist es normal, dass es auch an den Aktienbörsen Erholungen, sogenannte Rallyes, gibt. Als ich in meinem letzten Kommentar bei einem Dax-Stand von 3.650 das Ende der Rallye, die im März begonnen hatte, ankündigte, fiel der Dax, jetzt steigt er wieder, und ich bleibe dennoch bei meiner Meinung und halte es für wahrscheinlich, dass der Dax sein März-Tief (2.200) noch einmal testen wird.

      « Reich werden können Sie in Zukunft nur mit Rohstoffen und nicht mit Aktien », erklärt der weltbekannte Finanzguru Jim Rogers in der September Ausgabe des ausgezeichneten Magazins « Smart Investor ». Das 19. Jahrhundert wurde von Grossbritannien, das 20. Jahrhundert von den USA und das 21. Jahrhundert wird von den Chinesen bestimmt werden. Sie werden in den nächsten 10 Jahren zur grössten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen. Und sie werden dazu Rohstoffe benötigen, Kupfer, Stahl, Öl etc. Ihre Fernseher und Autos bauen sie sich selber. Fast alle Rohstoffvorräte der Welt sind mehr oder weniger aufgebraucht, und die Preise werden zwangsläufig steigen. Das könnte auch für Gold wahr sein, besonders wenn Gold bei den Asiaten und in der islamischen Welt eine monetäre Rolle spielen sollte, im Gegensatz zu Europa, wo systematisch das Gold der Notenbanken abgebaut wird.

      Ich bleibe bei meiner Anlageempfehlung Aktien mit höchstens 30% zu gewichten und Anleihen und Gold einen entsprechend grossen Raum zu geben. Ich wiederhole meine letzte Empfehlung des Investment-Hauses Capital @ Work, das mit grossem Erfolg einen neuen Fonds aufgelegt hat « Inflation @ Work », der besonders in inflationsindexierte Staatsanleihen (in Amerika die sogenannten Tips etc.) anlegt.

      Roland Leuschel



      ..................
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 16:52:09
      Beitrag Nr. 3.905 ()
      Hallo an alle Beteiligten von Harry Schotters Thread. Ich lese jetzt seit über einem Jahr regelmäßig die zusammengetragenen Beiträge und freue mich immer wieder über die aktuell eingestellten Berichte aus verschiedensten Medien. Was mir in letzter Zeit ziemlich auf die Nerven geht sind die emotionalen Ausbrüche von DR.Good! Vielleicht hat dieser Dr.Good noch nicht gemerkt, dass niemanden hier im Board seine Gefühlswelt bezüglich der amerikanischen Wirtschaft bzw. der amerikanischen Regierung interessiert. Was interessiert sind Fakten und Meinungen aber nicht so kleingeistige Aussprüche wie: "US-Volltrottel-Idiotie, hier mal veranschaulicht" oder: "Warum steht der Doof-Jones nicht schon längst über 12.000, der Nasdreck Composite bei 2.500?" Ich finds ja fast ein wenig peinlich!
      Also, cool bleiben und weitermachen. Danke an alle beteiligten! :laugh:
      CJ
      ähm...und was mich persönlich nervt sind die roten grimmigen "smiles", die machen schlechte Stimmung
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 17:14:21
      Beitrag Nr. 3.906 ()
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 17:57:09
      Beitrag Nr. 3.907 ()
      #3903 von CollinJackson

      :D :rolleyes:

      ......................

      @all

      Und hier ein kleines, ganz besonderes Zuckerl, extra für alle meine treuen Leser.


      Enjoy :)

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      Lastesel der Nation

      Der Staat drückt die Kosten seiner überforderten Wohlfahrtssysteme einseitig den Beschäftigten auf. Längst hat sich die Belastung des Faktors Arbeit durch Steuern und Abgaben zum Konjunkturkiller entwickelt: Es lohnt sich immer weniger, zu arbeiten - und zu investieren.


      Es sind Geschichten wie diese, die inzwischen selbst hartnäckigste Verfechter des Wohlfahrtsstaates ins Grübeln bringen. Und die das weit verbreitete Gefühl verstärken, irgendetwas laufe schrecklich schief in diesem Land.

      Früher arbeiteten Bärbel und Dieter Thomala in vermögenden Familien als Hausmeisterehepaar: Sie putzten die Wohnung, reparierten defekte Schlösser, organisierten Familienfeiern. Solche Stellen sind heute rar - die hohen Lohnnebenkosten schrecken mögliche Arbeitgeber ab. Die Arbeit gibt es zwar immer noch - aber sie wird schwarz erledigt.

      Die Thomalas fanden keinen Job mehr, zuletzt bekamen sie Arbeitslosenhilfe, zusammen rund 1550 Euro im Monat.

      Begeistert griff Bärbel Thomala deshalb zu, als ihr das Arbeitsamt eine ABM-Stelle in einer Sozialeinrichtung anbot. Endlich hatte sie wieder das Gefühl, "wirklich gebraucht zu werden".

      Trotz Arbeit weniger Geld

      Bärbel und Dieter Thomala waren beide ohne Job und lebten von zusammen rund 1550 Euro Arbeitslosengeld, als die Frau endlich die ersehnte ABM-Stelle erhielt. Doch dann kamen die ersten Verdienstbescheinigungen - und mit ihnen der Frust: Die Frau erhielt zwar 108 Euro mehr im Monat als zuvor. Von ihrem Lohn aber wurden ihrem Ehemann 283,80 Euro auf die Arbeitslosenhilfe angerechnet - zusammen hatten sie 176 Euro weniger auf dem Konto. Frau Thomala: "Weil ich arbeite, bekomme ich weniger Geld."

      Die Begeisterung währte nur kurz - bis sie die ersten Kontoauszüge in den Händen hielt. Da musste sie erkennen, dass ihr die acht Stunden Plackerei am Tag gar nichts einbrachten. Im Gegenteil: Sie zahlte sogar drauf.

      So verdiente die Frau mit ihrem Job zwar 108 Euro netto mehr als zuvor. Aber ihrem Mann wurden dafür 283,80 Euro von der Arbeitslosenhilfe abgezogen, weil es weniger Stütze gibt, wenn der Lebensgefährte ein Arbeitseinkommen bezieht. Die Thomalas hatten deshalb monatlich 176 Euro weniger auf dem Konto.

      Inzwischen hat sich das zwar geändert, weil Ehemann Dieter ebenfalls eine Beschäftigung gefunden hat. Aber das Prinzip will der Frau noch immer nicht einleuchten. "Das kann man doch niemandem erklären", schimpft sie. "Weil ich arbeite, habe ich weniger Geld als vorher." Wer arbeitet, wird bestraft, wer faulenzt, belohnt.

      Ein Extremfall? Gewiss. Aber doch nicht weit von der Normalität im Deutschland des Jahres 2003 entfernt: von den Menschen, die von staatlicher Stütze und Sozialhilfe besser leben als von geregelter Arbeit. Von der großen Masse, die - über Gebühr mit Steuern und Abgaben belastet das Gefühl nicht loswird: Wer arbeitet, ist der Dumme.

      In den vergangenen Jahren, so zeigt die jüngste Analyse des Steuerzahlerbundes, ist die Abgabenbelastung beinahe pausenlos gestiegen. So nimmt der Staat einem Arbeitnehmer in diesem Jahr durchschnittlich gut 44 Prozent seiner Brutto-Lohnkosten als Steuern und Sozialabgaben ab - fast doppelt so viel wie im Jahr 1960. Werden so genannte indirekte Steuern wie Mehrwert- oder Ökosteuer noch addiert, liegt die Belastung sogar bei über 52 Prozent.

      Nur hochproduktive Jobs können die Abgaben, die auf ihnen lasten, erwirtschaften. Viele Arbeitsplätze entstehen erst gar nicht, bestehende werden zunehmend unwirtschaftlich für die Betriebe, die sie schließlich wegrationalisieren, oder uninteressant für die Beschäftigten, weil denen netto kaum mehr bleibt, als ihnen die Sozialhilfe bringt. Immer mehr Arbeitnehmer flüchten lieber in Schwarzarbeit oder Scheinselbständigkeit, als einen Großteil ihres Verdienstes an Fiskus und Sozialkassen abzuliefern.

      Alle Experten sind sich einig: In der Belastung seiner Bürger und deren Arbeit liegt die Ursache für das "schwache Beschäftigungswachstum", von der die OECD in ihrem jüngsten Deutschland-Bericht spricht, und für die "Besorgnis erregende Wachstumsschwäche", die der amerikanische Notenbankpräsident Alan Greenspan Deutschland attestiert.

      Diese Einsicht teilen inzwischen auch Regierung und Opposition. Die rot-grüne Koalition will die Strukturprobleme mit der Agenda 2010 angehen. Das Vorziehen der Steuerreform soll die Bürger zudem direkt entlasten. CDU und CSU ringen noch mit sich, wie weit sie Kanzler Gerhard Schröder bei diesen Vorhaben unterstützen sollen.

      Ein wochenlanges Gefeilsche und Gewürge steht dem Land bevor. Was auch immer am Ende herauskommt: Es reicht bei weitem nicht aus. Zu groß sind die Probleme, zu tief greifend die Fehlentwicklungen, die sich gegenseitig noch verstärken:

      • Weil Steuern und Sozialbeiträge steigen, werden immer weniger Beschäftigte eingestellt. Das wiederum steigert die Abgabenlast der verbliebenen Arbeitnehmer, die immer mehr ihrer Ex-Kollegen alimentieren müssen. Länder wie die USA, Finnland oder Kanada schaffen dreimal so viel Jobs wie Deutschland, dafür liegen die Abgabenquoten dieser Nationen um bis zu 20 Prozentpunkte niedriger.

      • Viele Bezieher von Sozial- oder Arbeitslosenhilfe bekommen fast dasselbe Nettoeinkommen wie manch gering verdienende Arbeitnehmer, ohne dass sie dafür irgendeine Gegenleistung erbringen müssten. Ein wachsender Bevölkerungsteil verabschiedet sich deshalb völlig aus dem Erwerbsleben. Allein unter den Älteren liegt die Arbeitslosenquote mittlerweile bei über 14 Prozent, dem höchsten Wert aller Industrieländer.

      • Die Abgaben für die Reichen und Superreichen liegen deutlich unter dem Niveau vergleichbarer Länder. Die Steuern auf Immobilien und Erbschaften machen in der Bundesrepublik gerade mal 3,8 Prozent des gesamten Steueraufkommens aus, in Frankreich und Großbritannien ist dieser Anteil knapp viermal so hoch. Den Nachteil haben die Lohnsteuerzahler, die einen wachsenden Anteil der Staatsausgaben aufbringen müssen.

      • Kaum ein anderes Land finanziert seine Sozialsysteme so einseitig über den Faktor Arbeit wie Deutschland. Während der Staat hier zu Lande von jedem verdienten Euro über 51 Cent abzweigt, sind es in den übrigen Industrieländern im Schnitt nur 36 Cent. Der Abstand zu wichtigen Wettbewerbsnationen wie den USA oder Großbritannien ist sogar noch größer. Für die Unternehmen lohnt es sich deshalb wie in kaum einer anderen Nation der industrialisierten Welt, in Maschinen statt in neue Arbeitsplätze zu investieren.

      Die Entwicklung nimmt die Arbeitnehmer gleich von zwei Seiten in die Zange: Während ihre Lasten beständig steigen, lebt ein wachsendes Heer von Rentnern, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern auf ihre Kosten. Zugleich entziehen sich die Reichen, die Kapital- und Immobilienbesitzer, immer stärker der Finanzierung öffentlicher Aufgaben.

      Was an dieser Form des Sozialstaats noch sozial sein soll, ist vielen Beschäftigten mittlerweile ein Rätsel. Von der staatlichen Fürsorge bis zur gesetzlichen Unfallversicherung - was einst erfunden wurde, um den ausgebeuteten Massen der Lohnabhängigen Schutz und Sicherheit zu schaffen, erweist sich heute als Instrument, gerade sie zu schröpfen.

      Es wird noch schlimmer: Wenn die Prognosen der Ökonomen stimmen, wird die älter werdende Bevölkerung die Sozialbeiträge in den nächsten drei Jahrzehnten drastisch nach oben treiben. Ohne Strukturreformen werden die Sätze allein für die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung bis zum Jahr 2030 auf bis zu 52 Prozent des Bruttolohns (derzeit 35,5 Prozent) steigen. Die Folgen liegen auf der Hand: Wer heute 30 ist, muss sich darauf einstellen, am Ende seines Erwerbslebens rund drei Viertel seines Einkommens an Steuern und Beiträgen zu zahlen.

      Dabei lähmt die Abgabenfalle die Wirtschaft schon heute, wie sich derzeit an Tausenden Betrieben studieren lässt: Manche gehen Pleite, viele investieren nicht mehr, die meisten bauen Personal ab. Und die Stimmung ist mies, bei Arbeitgebern wie Beschäftigten.

      Zum Beispiel beim Nürnberger Gebäudetechnik-Unternehmen Brochier. Der 480-Mitarbeiter-Betrieb hat seinen Sitz in einem tristen Gewerbegebiet zwischen Autowerkstätten und Squash-Centern. Ein Rolltor versperrt den Weg zur Firmenzentrale, die Teppichböden haben die Farbe eines verregneten Novembernachmittags, für Frischluft sorgen meterhohe Standventilatoren.

      Eine Klimaanlage für die Büros? Nicht drin, sagt der Chef des Klimatechnik-Betriebs Alexander Brochier, "dazu gehen die Geschäfte viel zu schlecht": Die mittelständischen Betriebe der Umgebung haben schlicht kein Geld für neue Heiz- oder Lüftungstechnik. Die Industrie investiert nur noch, wenn sie damit Arbeitsplätze einsparen kann. Und die Privatkunden lassen ihre Brennkessel lieber schwarz einbauen.

      Das Hauptproblem des Unternehmers aber sind die Konkurrenten aus Osteuropa. Immer häufiger heimsen Firmen mit billigen Arbeitskräften aus Polen, Tschechien oder Rumänien die Aufträge ein, beobachtet der Unternehmer. "Für deutsche Installateure wird es bald keine Jobs mehr geben."

      Hohe Kosten, wenig netto

      Der gelernte Stahlbaumeister Jürgen Fleischmann, 34, verdient mit Zulagen 2500 Euro im Monat, seinen Arbeitgeber Alexander Brochier, Chef des Nürnberger Haustechnik-Unternehmens Brochier, kostet er jedoch inklusive Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung sowie zur Unfallversicherung fast 3200 Euro im Monat. Bei Fleischmann kommen davon netto nur etwa 1800 Euro an. "Der Arbeiter ist der Depp", schimpft er.

      Weniger die direkten Löhne sind dabei das Problem als vielmehr die zahlreichen Zusatzkosten, mit denen der Staat die Verdienste verteuert. Zum Beispiel bei Jürgen Fleischmann, einem von Brochiers Vorarbeitern. Der gelernte Stahlbaumeister verdient samt Zulagen 2500 Euro im Monat.

      Für das Unternehmen ist das jedoch nur ein Teil des Aufwands. Hinzu kommen die Arbeitgeberanteile zur Rentenversicherung (247 Euro), zur Pflegeversicherung (22 Euro), zur Krankenversicherung (189 Euro), zur Arbeitslosenversicherung (82 Euro) sowie zur Unfallversicherung (89 Euro). Insgesamt kostet Brochier der Einsatz seines Obermonteurs fast 3200 Euro im Monat.

      Bei Fleischmann selbst kommt davon wiederum nur ein Bruchteil an. Was ihm das Unternehmen an Bruttoverdienst ausweist, schmälern Lohnsteuer (189 Euro) sowie Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung (540 Euro). Von den gesamten Arbeitskosten von 3200 Euro bleiben dem Vorarbeiter so gerade einmal 1800 Euro in der Tasche.

      "Der Arbeiter ist der Depp, der alles bezahlen muss", schimpft der Familienvater.

      Es lohnt sich nicht mehr, zu arbeiten, es lohnt sich nicht mehr, zu investieren - wie Mehltau liegt diese Stimmung über dem Land und seiner Wirtschaft.

      Zwar gibt es diesen so genannten Abgabenkeil nicht nur in Deutschland. Ob in Frankreich, den Niederlanden oder Großbritannien: Überall hat der Staat den Faktor Arbeit mit Steuern belegt, um seine Aufgaben zu erfüllen.

      Doch in kaum einem anderen Land hat die Differenz zwischen Brutto und Netto solche Ausmaße erreicht. Die Lohnnebenkosten, urteilt der Wirtschaftsweise und Regierungsberater Bert Rürup, seien zur "Achillesferse des deutschen Arbeitsmarkts" geworden.

      Nichts hat die Abgabenspirale dabei so in Gang gebracht wie der Hunger des Staates nach immer neuen Aufgaben. Noch in den fünfziger Jahren, als die Republik ihren Aufstieg aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs startete, gingen nicht einmal 30 Prozent des Bruttoinlandprodukts durch die öffentlichen Kassen.

      Ludwig Erhard, der Vater des Wirtschaftswunders, war sogar überzeugt, dass der Anteil langfristig abnehmen kann. "Da mit einem tendenziell steigenden Einkommen und einem immer höheren Lebensstandard zu rechnen ist", meinte der Ökonom, sei es "unter sozialen Gesichtspunkten zumutbar", das Individuum "stärker in die Verantwortung zu stellen".

      Wohl selten hat sich Erhard so verschätzt wie mit dieser Prognose. Kaum hatte die Ökonomie Tritt gefasst, da begann im Gegenteil der unaufhaltsame Aufstieg der öffentlichen Wirtschaft: Nicht nur Straßen, Schulen und Universitäten wurden gebaut. Bald wetteiferten die Politiker auch bei dem fragwürdigen Versuch, immer mehr Wirtschaftszweige beinahe wahllos mit Subventionen und staatlichen Hilfszahlungen zu überschütten: von der Werftindustrie bis zur Medienbranche.

      Vor allem aber bauten sie parteiübergreifend die Sozialversicherungen zu umfassenden Vollkasko-Systemen aus, die vom Babyjahr in der Rente bis zum Sterbegeld in der Krankenversicherung für praktisch sämtliche Lebensrisiken aufkommen sollten.

      In der Folge kletterte die so genannte Staatsquote, die den Anteil öffentlicher Ausgaben an der gesamten Wirtschaftsleistung misst, auf den historischen Rekordwert von fast 50 Prozent. Die Rechnung ging an die Bürger, die das unaufhörlich anschwellende Paket staatlicher Vergünstigungen und Geschenke mit steigenden Steuern und Abgaben bezahlen mussten.

      Das allein hätte die Arbeitnehmer schon kräftig belastet. Noch fataler aber wirkte, dass der Staat seinen Bedarf bevorzugt mit ihrer Hilfe deckte. Eigentlich, so sehen es die Grundsätze der Steuerpolitik vor, sollen alle Bürger die öffentlichen Aufgaben finanzieren, am besten entsprechend ihrer Wirtschaftskraft: die Reichen mehr, die Armen weniger.

      Doch die Realität sieht anders aus. Wer die komplizierten Finanztransfers und Quersubventionierungen von Steuer- und Sozialsystemen analysiert, stellt fest: Die Zeche zahlen vor allem die Beschäftigten.

      Es geht schon damit los, dass der Staat seine besonders ausgabenträchtigen Sozialsysteme organisiert hat wie internationale Fluglinien ihre Serviceleistungen, mit den Arbeitnehmern in der Holzklasse: Selbständige, Freiberufler und Spitzenverdiener dürfen sich kostengünstig privat versichern; für die Beamten kommt der Steuerzahler auf. Das Gros der Arbeitnehmer dagegen wird per Gesetz in die öffentlichrechtlichen Renten-, Kranken- oder Pflegeversicherungen gezwungen.

      Das Ergebnis ist eine geradezu groteske Verzerrung des viel beschworenen Solidarprinzips. Während Großverdiener und Vermögensmillionäre vielfach gar nicht an den Kosten der sozialen Sicherung beteiligt sind, tragen die Lasten vornehmlich durchschnittlich und besser verdienende Arbeitnehmer.

      Längst sind die Beschäftigten zu den Geprellten des angeblich für sie geschaffenen Wohlfahrtsstaates geworden: Der Staat schöpft einen immer größeren Anteil seiner Einnahmen aus ihren Abgaben für Rente, Pflege und Gesundheit. So wuchs der Anteil der Sozialbeiträge am Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen 40 Jahren von 10 auf rund 18 Prozent an. Die Steuerquote dagegen blieb im selben Zeitraum bei rund 22 Prozent konstant.

      Doch die Zahlen vermitteln nur einen ersten Eindruck von der Einseitigkeit, mit der die Republik seit Jahren ihren Finanzbedarf dem Faktor Arbeit aufdrückt. In Wahrheit ist alles noch viel schlimmer: Zum einen greifen die Finanzämter einen wachsenden Anteil ihrer Steuereinnahmen ausgerechnet bei den Arbeitnehmern ab. Zum anderen hat der Staat den von Betrieben und Beschäftigten getragenen Sozialkassen jede Menge genereller Staatsaufgaben aufgebürdet, die eigentlich die Allgemeinheit tragen müsste.

      Der Katalog der Fehlbuchungen hat mittlerweile einen solchen Umfang angenommen, dass nicht einmal Experten mehr den Überblick behalten. So finanzieren die Arbeitnehmer mit ihren Beiträgen zur Renten-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung nebenbei die Schulabschlüsse von Jugendlichen ohne Lehrstelle mit, bezahlen den Radwegebau in Mecklenburg-Vorpommern, alimentieren die Entlassungswellen bei Post und Telekom oder unterstützen die deutschen Wiedergutmachungsleistungen an ukrainische Juden.

      Zwar zahlt der Bund den Sozialversicherungen deshalb milliardenschwere Zuschüsse aus Steuermitteln. Doch die Ausgleichszahlungen reichen längst nicht aus, den Katalog der Staatsaufträge an die Renten-, Kranken- oder Arbeitslosenversicherung abzudecken.

      Keinen Job angenommen

      Die Düsseldorferin Karin Schaffrin, 36, arbeitete zuletzt als Callcenter-Agentin bei einem Telefondienstleister. Dort verdiente sie 2303,37 Euro brutto und 1449,50 netto. Im Dezember 2002 wurde ihr gekündigt. Seitdem überweist ihr das Arbeitsamt 943 Euro monatlich. Natürlich will Karin Schaffrin wieder arbeiten. Mehr als 200mal hat sie sich beworben. Es hagelte Absagen. Der bestdotierte Job, der ihr angeboten wurde, hätte 1400 Euro brutto im Monat eingebracht - bei Vollzeit und im Schichtdienst. Abzüglich aller Steuern und Abgaben wären ihr bei diesem Angebot nur rund 800 Euro netto zuzüglich Kindergeld geblieben. "Da fängt man irgendwann schon an zu resignieren", sagt Schaffrin. Sie hat daher keinen einzigen der offerierten Jobs angenommen.

      Per Saldo, so hat der Bremer Ökonom Winfried Schmähl errechnet, addieren sich die so genannten versicherungsfremden Leistungen in den Sozialsystemen noch immer auf den gigantischen Betrag von rund 80 Milliarden Euro. Würden die Posten korrekt über Steuern finanziert, könnten die Beitragssätze sofort um mehrere Prozentpunkte sinken.

      Doch daran haben die Entscheidungsträger der Republik nur mäßiges Interesse. So lassen die Wirtschafts- und Sozialpolitiker zwar keine ihrer Sonntagsreden verrauschen, ohne nicht wortreich sinkende Lohnnebenkosten und die Entlastung des Faktors Arbeit anzumahnen. Doch wenn es konkret wird, wälzen sie nur allzu gern staatliche Aufgaben auf die klammen gesetzlichen Versicherungssysteme ab.

      Es ist einfach zu verlockend: Ständig wird Geld gebraucht, weil Interessengruppen beschenkt und Wahlversprechen eingelöst werden müssen. Doch dafür die Steuern zu erhöhen, ist denkbar unpopulär. Was also liegt näher, als die Aufgaben einfach den Sozialkassen aufzubürden, für die nicht nur die Politik, sondern auch Arbeitgeber und Gewerkschaften Verantwortung tragen. Nach dieser Logik haben nahezu alle Regierungen der vergangenen 30 Jahre die Lohnnebenkosten nach oben getrieben:

      • Um den Arbeitsmarkt zu entlasten, führte SPD-Arbeitsminister Walter Ahrendt 1972 die flexible Altersgrenze ein. Die Entscheidung leitete jene Frühverrentungswellen ein, die bis heute die Sozialkassen mit zweistelligen Milliardenbeträgen pro Jahr belasten.

      • Mitte der achtziger Jahre verlängerte die schwarz-gelbe Regierung die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes schrittweise von bislang 12 auf 32 Monate - anscheinend eine soziale Großtat, in Wahrheit aber nur ein Kniff, um den Bundeshaushalt zu entlasten. Seitdem erhalten mehr Jobsuchende das von den Beitragszahlern getragene Arbeitslosengeld statt der steuerfinanzierten Arbeitslosenhilfe.

      • Damit die Beschäftigung vor allem in Ostdeutschland anzieht, führte Ex-Arbeitsminister Walter Riester vor zwei Jahren ein Programm zur "Beschäftigung schaffenden Infrastrukturförderung" ein. Seither können Kommunen Ortsdurchfahrten oder Bürgersteige mit Mitteln der Arbeitsämter finanzieren.
      Den folgenreichsten Griff in die Sozialkassen aber organisierte Alt-Kanzler Helmut Kohl. Im Hochgefühl der Deutschen Vereinigung sicherte er den Ostbürgern die nahezu vollständige Übertragung von Währung, Arbeitsrecht und Sozialsystemen zu. Den Wessis versprach er, keine Steuern zu erhöhen.

      Das Ergebnis war verheerend. Als die Wirtschaft unter den Kosten der Kohlschen Angleichungspolitik zusammenbrach, wurden Millionen erwerbsloser Ostbürger in den Vorruhestand oder unproduktive Beschäftigungsmaßnahmen abgeschoben. Die Quittung wurde vornehmlich an die Arbeitnehmer in Form steigender Sozialbeiträge weitergereicht.

      Die Funktionäre von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften, die in den Aufsichtsgremien von Renten-, Kranken- oder Arbeitslosenkassen Missbrauch verhindern sollten, sahen der Zweckentfremdung tatenlos zu. Kein Wunder: Lobbyisten wie DGB-Chef Michael Sommer oder Industriepräsident Michael Rogowski haben selbst oft genug bewiesen, dass sie die Versicherungen nur allzu gern für eigene Interessen einsetzen.

      Kaum jemand zum Beispiel kann so beredt über das Ausmaß versicherungsfremder Leistungen schimpfen wie die Funktionäre der deutschen Gewerkschaften. Doch wehe, wenn irgendwo in der Republik ein Industriezweig schwächelt oder ein Konzern mit Massenentlassungen droht. Dann sind die Arbeitnehmervertreter die Ersten, die neue Beschäftigungsprogramme oder eine verbesserte Altersteilzeit fordern. Und wenn dann die Beitragssätze angehoben werden müssen, feiern ihre Spitzenfunktionäre das Schröpfen der eigenen Klientel auch noch als "Stärkung der Solidarität".

      Nicht weniger zynisch: die Arbeitgebervertreter. Unablässig fordern sie tief greifende Einschnitte ins soziale Netz - nur um tags darauf die Fortbildungs- und Lohnsubventionstöpfe der Arbeitsämter umso beherzter anzuzapfen.

      Die Folgen für die Arbeitnehmer sind stets die gleichen. Die Sozialbeiträge steigen und steigen. Halb so schlimm, rufen Politiker und Gewerkschaftsführer den Geschröpften dann gern zu: Die Arbeitgeber zahlen ja die Hälfte mit. Die so genannte paritätische Finanzierung der Sozialbeiträge, so lautet das Argument, führe zu einer fairen Teilung der Sozialkosten zwischen Kapital und Arbeit.

      In Wahrheit ist das vermeintliche Gerechtigkeitsprinzip nicht mehr als ein Trugbild zur Irreführung der Beschäftigten. Tatsächlich tragen die Arbeitnehmer die Last der Sozialsysteme ganz allein: Wenn der Staat zum Beispiel die Rentenbeiträge anhebt, schlägt sich das in der Unternehmensrechnung als steigender Aufwand für die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung nieder. Will die Firma nicht auf Gewinn verzichten, müssen entweder die nächsten Lohnerhöhungen geringer ausfallen oder mehr Beschäftigte durch Maschinen ersetzt werden.

      In jedem Fall wird das Unternehmen die Mehrkosten in Form niedrigerer Lohnzuwächse oder gestrichener Jobs auf die Beschäftigten abwälzen. Den Boss persönlich dagegen betreffen die steigenden Abgaben überhaupt nicht. Er ist ja privat versichert.

      Um mit dem unsinnigen Märchen von der "hälftigen Finanzierung" Schluss zu machen, empfehlen viele Ökonomen eine gleichermaßen radikale wie einfache Variante: Der Arbeitgeberbeitrag sollte als Lohnbestandteil an die Beschäftigten ausgezahlt werden.

      So würden die Arbeitnehmer nicht nur mit einem Blick auf den Gehaltszettel erkennen, wie viel Rente, Pflege und Gesundheit sie tatsächlich kosten. Es würde sich auch stärker auszahlen, etwa in der Krankenversicherung zu möglichst günstigen Anbietern zu wechseln: Kassen, die ihre Kosten im Griff haben, hätten Vorteile. Weniger wirtschaftliche Versicherungen dagegen müssten sich etwas einfallen lassen.

      Dass die Kosten für die aufgeblähten Etats von Renten-, Kranken- oder Pflegeversicherung in Wahrheit bei den Arbeitnehmern hängen bleiben, zeigen schon seit Jahren die volkswirtschaftlichen Statistiken. So sind die realen Bruttolöhne seit 1991 durchschnittlich um fast sechs Prozent gestiegen. Netto jedoch sind die Verdienste im gleichen Zeitraum um fast ein Prozent geschrumpft. Im Klartext: Die Arbeitnehmer sind ärmer geworden.

      Zu der deprimierenden Bilanz haben nicht nur die steigenden Sozialabgaben beigetragen. Auch die Steuerlast, die doch alle Bürger gleichmäßig treffen soll, bleibt in Wahrheit vor allem an den Arbeitnehmern hängen.

      Wie sollte es auch anders sein in einem System, in dem schon die Steuergrundsätze die Beschäftigten eindeutig benachteiligen. So müssen Arbeitnehmer je nach Verdienst bis zu 48,5 Prozent ihres Einkommens an den Fiskus abliefern. Für Erben oder Wertpapierbesitzer gelten dagegen andere Steuertarife - und die sind meist günstiger als die für Arbeitnehmer.

      Wer zum Beispiel 50 000 Euro mit Aktienspekulationen an der Börse verdient, schneidet besonders gut ab. Er darf die Kursgewinne steuerfrei einstreichen, wenn er die Papiere länger als ein Jahr gehalten hat. Genauso großzügig behandelt das Finanzamt denjenigen, der 50 000 Euro von seinem Vater erbt. Er braucht gleichfalls nichts an den Fiskus abzuführen, weil in diesem Fall nach den geltenden Gesetzen Vermögen bis 205 000 Euro steuerfrei hinterlassen werden können. Wer als Lediger dagegen 50 000 Euro mit ehrlicher Arbeit verdient, kann von solchen Tarifen nur träumen. Er muss auf seinen Verdienst rund 14 000 Euro Lohnsteuer inklusive Solidaritätszuschlag entrichten.

      Mehr als 50 Prozent gehen ab

      Seit viereinhalb Jahren arbeitet Christina Redmann, 25, als Kameraassistentin für Filmproduktionen wie "Tatort", "Bella Block" oder "Doppelter Einsatz". Leider verfügt sie über eine denkbar ungünstige Konstellation bei der Berechnung ihrer Steuern und Abgaben: Sie hat ein überdurchschnittlich hohes Einkommen, ist ledig, kinderlos und muss daher mit der unvorteilhaften Lohnsteuerklasse eins leben. So verdiente sie bei einer ihrer letzten Produktionen 5693,20 Euro im Monat. Davon zog die Gehaltsbuchhaltung insgesamt 2945,55 Euro für Steuern und Sozialversicherungen ab - knapp 52 Prozent. Geblieben sind ihr 2747,65 Euro. "Ich will mich nicht beschweren. Mir bleibt genug", sagt sie. "Aber es ist schon ungerecht, dass man die Hälfte des Jahres nur für den Staat arbeiten muss. Zumal, wenn man hört, dass einige Unternehmen gar keine Steuern zahlen."

      Zudem kann der Fiskus bei keiner anderen Bevölkerungsgruppe so lückenlos zugreifen wie bei den Beschäftigten. Als "Quellenbesteuerung" bezeichnen Experten das Verfahren, nach dem ein Betrieb zugleich mit dem Monatsverdienst an seine Angestellten auch die Lohnsteuer ans Finanzamt abführen muss: Ohne Umwege, ohne Ausnahmen, ohne Ermessensspielräume. Weil für Fehler zudem der Unternehmer haftet, unterliegen alle Arbeitsverdienste einer "nahezu lupenreinen Überwachung", sagt Dieter Ondracek, Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft.

      Ganz anders gehen die Finanzämter vor, wenn sie die Steuern bei Selbständigen, Kapitalbesitzern oder Rentnern eintreiben müssen. Im Grundsatz gelten natürlich dieselben Vorschriften wie bei Arbeitnehmern, doch in der Praxis bestätigt sich die alte Volksweisheit: Alle sind gleich, nur einige sind gleicher.

      Freiberufler können Autos, Arbeitsräume oder Personalcomputer leicht als Betriebsausgaben absetzen. Für die meisten Arbeitnehmer dagegen ist das so gut wie ausgeschlossen. Bei Kapitalerträgen wird die so genannte Zinsabschlagsteuer fällig - aber nur mit einem Satz von 30 Prozent. Und nur, wenn das Geld bei einer deutschen Bank angelegt ist. Was in Luxemburg oder Liechtenstein im Schutz des Bankgeheimnisses geparkt wird, bleibt dem Fiskus meist verborgen.

      Und auch gut situierte Rentner mit hohen Nebeneinkünften werden nur dann zur Kasse gebeten, wenn sie Mieten oder Zusatzpensionen dem Finanzamt melden. Aber wer macht das schon? Nach Expertenschätzungen führt bestenfalls die Hälfte der Rentner, die Steuern zahlen müssten, den korrekten Obolus ans Finanzamt ab.

      Welche finanziellen Folgen die Schieflage zu Lasten der Arbeitnehmer hat, zeigen Hochrechnungen der Deutschen Steuer-Gewerkschaft. Allein acht Milliarden Euro könnte der Staat danach zusätzlich einnehmen, wenn er die nichtdeklarierten Kapitalerträge im In- und Ausland korrekt erfassen würde. Stattdessen finanzieren die Arbeitnehmer einen immer größer werdenden Teil der Staatsausgaben aus ihren Löhnen und Gehältern. Während der Anteil der Lohnsteuer am gesamten Steueraufkommen in den vergangenen 30 Jahren um zehn Prozentpunkte gestiegen ist, hat der Anteil der Gewinn- und Unternehmensteuern merklich abgenommen.

      Die Beschäftigten sind Opfer einer Entwicklung, der auch die Regierung in Berlin nur wenig entgegensetzen kann: der Globalisierung. Wer Vermögen hat oder ein Unternehmen, kann sich heute weltweit jenes Land für seine Investitionen aussuchen, das ihm die besten Bedingungen bietet. Ein Mausklick genügt - und schon wandern gigantische Kapitalbeträge von einem Finanzplatz zum nächsten.

      Die meisten Beschäftigten dagegen sind viel stärker mit ihrer Heimat verkettet. Die Familie, das Haus, der Berufsabschluss, die Sprache: Ein Arbeitnehmer, der vor einer Steuer- oder Abgabenerhöhung ins Ausland flüchten will, sieht sich vielfach unüberwindlichen Hindernissen gegenüber.

      Was die Ökonomen als "unterschiedliche Mobilität der Faktoren Arbeit und Kapital" bezeichnen, hat in der industrialisierten Welt ähnliche politische Konsequenzen ausgelöst: Um wertschaffende Investitionen möglichst im Land zu halten, haben die Regierungen die Besteuerung des Faktors Kapital gelockert. Im Gegenzug griffen die meisten Länder vor allem bei den Konsumenten zu: etwa durch eine höhere Mehrwertsteuer oder durch höhere Abgaben auf Luxusgüter wie Oberklasseautos oder Schmuck. Manche Nationen belasteten auch den Faktor Arbeit - aber kaum ein anderes Industrieland tat dies so einseitig und konsequent wie Deutschland.

      Was scheinbar nur die Arbeitnehmer traf, hatte in Wahrheit verheerende Folgen für die gesamte Wirtschaft. Weil die Abgaben einseitig den Faktor Arbeit belasteten, kauften die Unternehmen lieber eine neue Maschine, als zusätzliche Beschäftigte einzustellen. Und viele Arbeitnehmer fragten sich: Warum nicht lieber zu Hause bleiben, als für ein geringes Nettolohnplus sieben Stunden am Tag zu arbeiten?

      Kein Wunder, dass Deutschland inzwischen eine der schwächsten Beschäftigungsbilanzen der industrialisierten Welt aufweist. Während in Ländern wie den USA, Frankreich oder den Niederlanden in den vergangenen zehn Jahren Millionen neue Jobs entstanden sind, stagnierte die Beschäftigung in Deutschland. Lediglich 65 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung sind derzeit erwerbstätig, deutlich weniger als in Dänemark, Großbritannien oder der Schweiz.

      Neue Jobs? Die hat in Deutschland derzeit höchstens die Schattenökonomie zu bieten. Je stärker die offizielle Wirtschaft über die Last steigender Steuern und Abgaben stöhnt, desto besser geht es jenen grauen Dienstleistungsmärkten, wo das Kürzel BAT für die Zahlungsmethode "bar auf Tatze" steht und brutto stets gleich netto ist. Mit dem gigantischen Jahresumsatz von rund 370 Milliarden Euro ist die Schwarzarbeit inzwischen zu einem der größten Wirtschaftssektoren der Republik aufgestiegen. Würden die Geschäfte legal abgewickelt, könnten auf einen Schlag sechs Millionen reguläre Arbeitsplätze entstehen. Finanzminister Hans Eichel und Sozialministerin Ulla Schmidt wären alle Sorgen los.

      Doch wenn es ums Austricksen von Steuerfahndern und Sozialdetektiven geht, ist die Bundesrepublik im Konzert der Industrienationen nicht Schlusslicht, sondern ganz weit vorn. Während in fast allen Industrienationen der Anteil der Schwarzarbeit am Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen fünf Jahren zurückgegangen ist, hat er in Deutschland von knapp 15 auf 17 Prozent zugelegt - so hat es jedenfalls der Linzer Ökonom Friedrich Schneider ermittelt.

      Die Ursachen liegen für den Schwarzarbeitsforscher auf der Hand: Andere Länder hätten mit Sozialkürzungen oder Steueramnestien "viel mutiger gehandelt", sagt Schneider. In Deutschland dagegen sei es "einfach nicht gelungen, die Lohnnebenkosten zu senken".

      Wie ein Computervirus durchsetzt die Schattenökonomie so immer größere Bereiche der Wirtschaft: vom Klempner, der nach Feierabend Waschbecken installiert, bis zur Erzieherin, die abends Kinder hütet, vom Lehrer, der nebenbei Nachhilfe gibt, bis zum Therapeuten, der das Honorar seiner Privatpatienten in eine separate Bar-Kasse schiebt.

      War die Schattenökonomie früher eine Sache von einigen hunderttausend Feierabend-Malochern, ist sie inzwischen in ganzen Wirtschaftszweigen gängige Praxis. In Gaststätten und Hotels ist fast jeder vierte Beschäftigte nicht korrekt gemeldet, ergab jüngst eine bundesweite Razzia. Das Handwerk steuert nach Schätzung der eigenen Verbandsfunktionäre fast 15 Prozent seines Umsatzes am Fiskus vorbei. In manchen Baubranchen haben viele Betriebe sogar offiziell die Vier-Tage-Woche eingeführt - damit ihre Beschäftigten freitags unbehelligt hinzuverdienen können.

      Dass sie damit gegen Recht und Gesetz verstoßen, empfinden immer weniger Deutsche als Problem. Nur die über 70-Jährigen befürworten noch mehrheitlich ein hartes Vorgehen gegen Schwarzdienstleister, bei den 14-bis 19-Jährigen sind es dagegen weniger als 30 Prozent.

      Die Zahl regulärer Jobs in Deutschland entwickelt sich ebenfalls unterdurchschnittlich. So baute die deutsche Industrie in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre fast fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze ab. In Neuseeland, Österreich oder Schweden ging nicht einmal ein Prozent der Industriejobs verloren.

      Schlimmer noch: In den Wachstumssektoren der Dienstleistungswirtschaft kamen in Deutschland kaum Arbeitsplätze hinzu. In Ländern wie den Niederlanden, Finnland oder Norwegen wuchsen die Dienstleistungsstellen mit zweistelligen Raten. In Deutschland legten sie im Vergleichszeitraum um lediglich fünf Prozent zu.

      Besonders ausgeprägt ist die Beschäftigungsschwäche bei jenen, die dem Abgabendruck und der Regelungswut des Sozialstaats besonders stark ausgeliefert sind: bei Geringqualifizierten, Älteren und Frauen. In kaum einem anderen Land sind die Arbeitslosenquoten in diesen Gruppen so hoch wie in Deutschland.

      Für Sozialhilfeempfänger zum Beispiel wäre es in den meisten Fällen geradezu unvernünftig, einen gering entlohnten Job anzunehmen. Nach den geltenden Gesetzen nämlich müssen sie nahezu alles wieder abliefern, was sie neben der Stütze legal hinzuverdienen. Der Anreiz, einer Arbeit nachzugehen, ist entsprechend gering.

      Nur 13 Euro mehr

      Der gelernte Einzelhandelskaufmann Frank Neuhaus, 30, arbeitet in einem Dortmunder Lagerbetrieb für Autozubehör, für 1478 Euro brutto im Monat. Netto bleiben ihm 1163 Euro. Als der Familienvater einmal kurzzeitig ohne Job war, bekam er 1150 Euro Arbeitslosengeld. "Es ist schon skurril, dass man für 13 Euro mehr im Monat fünf Tage die Woche von früh bis spät arbeiten geht", sagt Neuhaus.

      Allerdings nicht für Frank Neuhaus: Obwohl der 30-Jährige kaum mehr verdient, als ihm und seiner Familie bei lang andauernder Arbeitslosigkeit an Sozialhilfe zustünde, ist er nicht "der Typ, der einfach nur zu Hause bleibt". Der gelernte Einzelhandelskaufmann wird seit Juli dieses Jahres von der Firma Engros beschäftigt, einem Dortmunder Lagerbetrieb für Autozubehör. Im Monat verdient er 1478 Euro brutto. Davon kassiert seine Krankenkasse 110 Euro, die Pflegeversicherung 12,56 Euro, die Rentenversicherung 144 Euro und die Arbeitslosenversicherung 48 Euro. Lohnsteuer muss Neuhaus wegen seines geringen Verdienstes keine zahlen. "Ginge die auch noch ab, hätten wir tatsächlich weniger als das Sozialhilfeniveau", so Neuhaus.

      Am Ende bleiben ihm netto 1163,44 Euro zuzüglich Erziehungs- und Kindergeld. Von diesem Gehalt muss er seine 25-jährige Frau und ein 14 Monate altes Baby ernähren. Für die 75 Quadratmeter große Wohnung gehen monatlich 540 Euro drauf, ein uneheliches Kind bekommt rund 100 Euro Unterhalt im Monat, und Neuhaus` 15 Jahre alter Opel Kadett verschlingt fast den gleichen Betrag. "Da bleibt nicht mehr viel übrig", klagt Neuhaus und weiß sehr wohl, dass Kosten wie Miete, Heizung oder Unterhalt, die er von seinem spärlichen Gehalt bestreiten muss, im Sozialhilfefall von den öffentlichen Kassen übernommen würden.

      Einmal sogar, als er kurzzeitig arbeitslos wurde, bekam der Familienvater mit 1150 Euro fast genauso viel Arbeitslosengeld, wie er heute netto verdient. "Es ist schon skurril, dass man für 13 Euro mehr im Monat fünf Tage die Woche von früh bis spät zur Arbeit geht", sagt Neuhaus.

      Auch für viele andere Beschäftigtengruppen gilt: Arbeiten lohnt sich nicht. Für Frauen zum Beispiel, deren Mann gut verdient, schreiben die Gesetze so hohe Abgaben vor, dass bis zu 78 Prozent ihres Entgelts an den Staat abgeführt werden müssen - das kommt fast einer Enteignung gleich.

      Für viele verheiratete Frauen, die eine Zeit lang aus dem Job ausgestiegen sind, um Kinder zu erziehen, wird der erste Steuerbescheid nach der Babypause nicht selten zum Schockerlebnis. Denn von ihrem Bruttogehalt gehen vielfach nicht nur die üblichen Sozialbeiträge ab, sondern auch überdurchschnittlich hohe Steuerabzüge: vor allem, weil das Ehepaar durch den Zusatzverdienst in eine höhere Steuerklasse rutscht.

      Vielen Berufsrückkehrerinnen bleiben deshalb von jedem verdienten Euro oft nicht mehr als 30 Cent netto übrig. Kein Wunder, dass viele von ihnen keine Vollzeitstelle mehr übernehmen. Zum Beispiel Hannelore Neumann aus dem hessischen Dieburg. 15 Jahre lang hatte sich die gelernte Industriekauffrau um den Haushalt und die drei Kinder gekümmert; ihr Mann, Dozent an einer Fachhochschule, verdiente das Geld.

      Doch als sie nach der Kinderpause einen neuen Job suchte, stellte sie fest, dass sich eine "Ganztagsstelle wegen der hohen Abgaben nicht gelohnt hätte". Seitdem arbeitet sie wöchentlich ein paar Stunden in einer Verbraucherberatung, auf Minijob-Basis. "Das ist mein Taschengeld", sagt Neumann.

      Bei älteren Arbeitnehmern, die von ihren Arbeitgebern in die Frührente abgeschoben werden sollen, ist das Weiterarbeiten meist genauso unattraktiv - wenn auch aus anderem Grund: Sie kommen mit Leistungen der Sozialkassen und Abfindungen ihrer Arbeitgeber oft genug auf Einkommen, die kaum niedriger liegen als ihre Nettoverdienste. Wozu da noch arbeiten?
      Warum nicht lieber gleich in Rente gehen?

      So kann es nicht weitergehen - sagen auch die deutschen Politiker. Zumindest in Wahlkampfzeiten. Als im vergangenen Jahr Unions-Kandidat Edmund Stoiber und SPD-Chef Gerhard Schröder um die Stimmen der Bürger warben, überboten sich beide mit Bekenntnissen, dass es mit dem ständigen Anstieg der Sozialkosten ein Ende haben müsse. Schröder versprach, die "Lohnnebenkosten deutlich zu senken". Stoiber kündigte unter dem flotten Slogan "3 mal 40" gar historische Tiefstände von Steuer- und Beitragssätzen an.

      Doch als die Wahl vorüber war, wollten die Kandidaten von ihren Versprechen nichts mehr wissen. Stoiber hielt größere Steuersenkungen plötzlich für unfinanzierbar. Und die neue rot-grüne Regierung erhöhte die staatlichen Abgaben. Allein die steigenden Beitragssätze und Bemessungsgrenzen in der Sozialversicherung belasteten Arbeitnehmer und Betriebe zur Jahreswende mit zehn Milliarden Euro.

      Auch der anschließende Schwenk der Regierung zu zaghaften Reformen brachte bislang nur wenig durchschlagende Ergebnisse. So senkte die Minijob-Reform zwar die Sozialabgabenlast von Kleinverdienern unterhalb eines monatlichen Einkommens von 800 Euro. Doch zugleich zahlen alle übrigen Arbeitnehmer drauf, wenn die Betriebe, wie zu erwarten, reguläre in staatlich geförderte Jobs umwandeln.

      Und die umstrittenen Sozialkürzungen der Agenda 2010 bedeuten bestenfalls einen ersten Schritt in die richtige Richtung. So reduziert die geplante Privatisierung des Krankengeldes zwar die Lohnnebenkosten der Arbeitgeber. Aber dafür zahlen die Beschäftigten umso mehr. Und die vorgesehenen Kürzungen beim Arbeitslosengeld, so räumt die Regierung ein, wirken frühestens im Jahr 2007. Bis dahin kann von Sparen also keine Rede sein.

      Was nötig wäre, um den Faktor Arbeit tatsächlich zu entlasten, ist unter Ökonomen weitgehend unumstritten. Die Bürger müssen für einen Teil der Gesundheits- oder Altersvorsorge verstärkt selbst aufkommen. Und zugleich muss die Finanzierung des Staates auf eine breitere Grundlage gestellt werden:

      • Damit die Lohnnebenkosten sinken, sollten die Sozialkassen vom Faktor Arbeit weitgehend abgekoppelt werden. Entsprechende Konzepte haben jüngst das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (SPIEGEL 11/2003) sowie die Rürup-Kommission mit ihrem so genannten Kopfpauschalen-Modell vorgelegt.

      • Um niedrig entlohnte Jobs attraktiver zu machen, müssen Sozial- und Arbeitslosenhilfe konsequent auf das Prinzip "Fördern und fordern" umgestellt werden - nach Modellen, wie sie etwa der Münchner Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn entwickelt hat: Wer angebotene Jobs ablehnt, muss Kürzungen in Kauf nehmen. Im Gegenzug erhalten Niedriglöhner Anspruch auf staatliche Lohnzuschüsse.

      • Um den Faktor Arbeit zu entlasten, müssen die Steuersätze gesenkt und zum Ausgleich Schlupflöcher und Vergünstigungen abgebaut werden. Ein solches Modell hat schon vor Jahren der Hohenheimer Steuerprofessor Peter Bareis erarbeitet.

      • Versicherungsfremde Leistungen in den Sozialkassen sollten eigens ausgewiesen und konsequent über Steuern finanziert werden. In der Arbeitslosenversicherung zum Beispiel tragen die Beitragszahler einen Großteil der Ausgaben für die Arbeitsmarktpolitik, von der Weiterbildung bis zur Beschäftigungsförderung. Doch der Rat vieler Ökonomen, die Maßnahmen stärker über Steuern zu finanzieren, hatte bislang keine Chance.

      Nicht zuletzt empfehlen viele Experten eine Maßnahme, mit der andere Länder schon seit Jahren ihren Dienstleistungssektor ankurbeln: Steuervorteile für Arbeitskräfte im Haushalt. Könnten Privatleute die Löhne für Putzhilfen, Gärtner oder Pflegekräfte wie Gewerbebetriebe vollständig von der Steuer absetzen, würde es sich vielfach lohnen, die Arbeitskräfte legal statt schwarz zu beschäftigen.

      Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf brachte die Idee bereits vor Jahren in die Debatte. Heute hält er sie für aktueller denn je. "In den Haushalten gibt es ein riesiges Beschäftigungspotenzial", sagt er.

      Nur solch durchgreifende Reformen, da sind sich die Experten einig, können die Probleme der deutschen Wirtschaft lösen: Arbeit muss sich wieder lohnen.

      "Der geringe Einsatz des Faktors Arbeit", heißt es in einer Studie der Deutschen Bank, "ist der Engpassfaktor für das deutsche Wirtschaftswachstum."

      Erst wenn dieser Engpass beseitigt ist, kann das Land wieder jene Wachstumskräfte entfalten, die nötig sind, um die Arbeitslosigkeit spürbar abzubauen.

      MICHAEL SAUGA; ANDRÉ ANWAR, JAN BERG, JANKO TIETZ


      ....................
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 20:32:59
      Beitrag Nr. 3.908 ()
      Ich finde die :D :D :D hier

      auch eindeutig schöner !!

      Und ich kann nur wiederholen.

      Man kann ja in sich rein fluchen
      (wenn man/n es unbedingt braucht)

      Aber Geld wird an der Börse
      eindeutig anders verdient.

      Und permanente Beleidigungen
      bringen ja auch nicht sehr viel.

      Schliesslich heissen selbst in den USA
      nicht alle Georg Doubeljuu (Brezel) Bush. ;)

      HM :cool:

      Harry-brennen die ersten Put`s schon. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 13.10.03 21:58:44
      Beitrag Nr. 3.909 ()
      Herr Motzki,

      das, was wir in den letzten Tagen gesehen haben, waren die letzten Zuckungen eines Sterbenden. Meine Puts brennen nicht, weil ich noch keine habe. Wird aber die letzte PullBack-Reaktion des DAX seit dem 01.10.2003 unterschritten, dann kauf ich mir welche, weil sich dann ein Abwärtstrendkanal ausgebilden wird, bzw. ausgebildet hat.




      H_S
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 02:36:24
      Beitrag Nr. 3.910 ()
      Achtung, der Weihnachtsbaum fängt schon an zu kokeln und wird bald brennen -auch trotz(oder gar wegen?? ) des Oberbrandmeisters Hans E. aus B.
      :rolleyes:
      ..........


      Milliardenschwere Rettungsaktion für Versicherer

      Die Bundesregierung will die Besteuerung von Aktienverlusten streichen - Kräftiger Kursanstieg bei Assekuranz-Titeln

      von Jan Dams

      Frankfurt/Main - Die Bundesregierung will die Lebens- und Krankenversicherer steuerlich entlasten und hat mit diesen Plänen am Montag eine Börenrally bei Assekuranzaktien ausgelöst. Bis zum Mittag legten die Titel von Allianz, Münchener Rück und AMB um bis zu fünf Prozent zu. Verwunderlich ist die Euphorie der Anleger nicht, denn die Steuerrechtsänderungen würden der Branche Entlastungen in Milliarden-Höhe bringen.

      Allein die Münchener Rück soll durch ihre Erstversicherungstochter Ergo, zu der unter anderem die Victoria und die Hamburg-Mannheimer gehören, mit rund 630 Mio. Euro von der Neuregelung profitieren. Da die Änderungen rückwirkend gelten werden, hätte das Unternehmen im ersten Halbjahr 2003 statt 603 Mio. Euro Verlust sogar einen kleinen Gewinn erzielt.

      Als einen "Befreiungsschlag" wertete daher Carsten Zielke, Analyst der WestLB, die geplanten Änderungen. "Davon profitieren vor allem Versicherer, die bereits Rückstellungen gebildet haben", sagte er. Dazu gehören Münchener Rück und AMB. "Diese Unternehmen können ihre Rückstellungen nun wieder auflösen." Mit der Gesetzesänderung will die Bundesregierung in erste Linie jedoch nicht den Großkonzernen helfen, sondern weitere Pleiten in der angeschlagenen Branche verhindern. "Man kann die Neuregelung vor allem als eine Rettungsaktion für die Kleinen der Versicherungswirtschaft betrachten", sagte Michael Haid, Analyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim. Viele dieser Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, stehen nach den Verlusten in ihren Kapitalanlagen mit dem Rücken zur Wand. Nach Paragraph 341 b Handelsgesetzbuch hätten einige am Ende des Jahres weitere Wertberichtigungen auf ihre Aktieninvestments vornehmen müssen. Für manche dieser Versicherer wären die daraus folgenden steuerlichen Belastungen wohl nicht mehr tragbar gewesen.

      Seit Monaten lief daher der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bei der Bundesregierung gegen das aktuell geltende Gesetz Sturm. "Dass es die Versicherer geschafft haben, diese Änderung durchzusetzen, zeigt die starke Lobby der Branche", sagte ein Beobachter. Auch das werde von der Börse schon als ein großer Vorteil für die gesamte Versicherungsindustrie betrachtet. Allerdings gelang es den Versicherern nicht, die Regelung rückwirkend für die Jahre 2001 und 2002 rückgängig zu machen.

      Zielke von der WestLB kritisierte, dass die Neuregelung spät komme. "Gerade an weniger finanzstarken Versicherern ist der Anstieg der Börsenkurse in den vergangenen Monaten vorbeigegangen, weil sie sich in ihrer Kapitalanlagepolitik auf das noch geltende Gesetz eingestellt haben", sagte er.


      Artikel erschienen am 14. Okt 2003

      Es spitzt sich zu?

      von Jochen Steffens

      Was ist da eigentlich los?

      Israel greift Syrien an und erhält von Amerika " Rückendeckung" .

      Amerika erwägt nach Informationen der " Süddeutschen Zeitung" Abwehrraketen zum Schutz vor Raketen aus dem Iran zu stationieren und zwar in Europa. Die USA bietet den Ländern Europas, die eine Stationierung zulassen, im Gegenzug Wirtschaftshilfe an.

      Gerüchten zufolge werden Terrorcamps in Syrien durch den Iran finanziert.

      Der Spiegel veröffentlichte, dass eine Spezialeinheit des israelischen Geheimdienstes " Mossad" vor zwei Monaten den Auftrag zur Ausarbeitung von Plänen zur völligen Zerstörung iranischer Atomanlagen erhalten habe.

      Im Iran wurde derweil angereichertes Uran entdeckt: Der Iran erhielt von der Internationale Atomenergiebehörde die Auflage, bis Ende Oktober sein komplettes Atomprogramm offen zu legen. Der Iran behauptet, das gefundene Uran sei außerhalb des Landes angereichert worden.

      Deutsche U-Boote, die an Israel gegangen sind, sollen von Israel umgerüstet worden sein, so dass sie nukleare Sprengköpfe tragen können (obwohl manche Experten bezweifeln, dass das technisch überhaupt möglich sei).

      Tony Blair warnt, dass die Zerstörung des Staates Israels erklärte Politik des Iran sei.

      Und zu guter Letzt will jetzt auch noch Saudi Arabien " Gerüchten zu Folge" eine eigene Atombombe.

      Es spitzt sich etwas zu. Was das genau ist, wie schnell das alles wieder verpufft oder ob es der Beginn einer neuen Eskalation ist, kann kaum beurteilt werden. Bahnt sich ein großer Konflikt mit dem Iran an?

      Dazu kann man viele wilde Vermutungen und Spekulationen aufstellen. Wem würde ein Iran-Konflikt nützen? Werden sich die Amerikaner beteiligen? Immerhin gehört der Iran zur so genannten " Achse des Bösen" . Bush hat gerade den Ton gegenüber Kuba verschärft. Kritiker behaupten, das hat er lediglich getan, um Stimmen der vielen Casto-Gegner in Florida auf seine Seite zu bringen. Was wird Bush noch tun, um seine Bevölkerung hinter sich zu bringen?

      Nein, unsere Welt ist nicht sicherer geworden. Auch wenn die US-Regierung nach dem Irak-Krieg immer wieder darauf hingewiesen hat. Im Irak selbst geraten derweil die Zuständen zunehmend außer Kontrolle. Jetzt hat eine neue irakische Gruppe angekündigt, alle Mitglieder des von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzten irakischen Verwaltungsrats zu ermorden.

      Eine gute Zeit, um das einjährige Bestehen des Bullenmarktes zu feiern, so wie Freitag in den USA. Obwohl wir dann am 27.10.03 auch das sechsjährige Bestehen des Bullenmarktes feiern müssten. Doch ich vermute, das würde einigen Anleger nicht sonderlich gefallen.

      Nein, diese Rallye läuft seit März dieses Jahres, alles andere ist Quatsch. Und sie läuft weiter. Obwohl man den Einbruch im September als " Warnschuss" sehen könnte. Ich erinnere mich an Nov/Dez 2002. Da brach der Dax zunächst die überaus wichtige Widerstandsmarke bei 3000 Punkten, um danach noch einmal steil nach oben zu laufen. Sie wissen ja, der Markt geht den Weg des größten Schmerzes – für Bullen und Bären.

      Genau das könnte auch diesmal der Fall sein. Vielleicht wird der Dax sogar noch einmal über die 3700 Punkte getrieben, alle Bären wären vertrieben und gerade wenn die Bullen feiern, würde er wieder wegbrechen. Das zumindest wäre die schmerzhafteste Variante für alle Beteiligten. Eins ist sicher: Erst wenn der Dax jetzt noch einmal die 3200 Punkte Marke (das Septembertief) unterschreitet, wird`s ernst. Denn das wäre das eindeutige Ende dieser Rallye. Bis dahin ist nichts weiter geschehen, als dass der Dax in einer Rallye die langerwartete Konsolidierung vollzogen hat und nun zu neuen Höhen strebt.

      Steuerentlastung: Hinweis auf schlechte Situation der Versicherer?

      von Jochen Steffens

      Heute konnten insbesondere Versicherungsaktien deutlich zulegen. Hintergrund ist ein bereits bestätigter Bericht in der FTD, wonach die Bundesregierung den Versicherern eine umfangreiche Steuerzusage machen will.

      Die Regelung sieht vor, das Halbeinkünfteverfahren für die Unternehmen rückwirkend zum 1. Januar 2003 aufzuheben. Durch diese Regelung werden sich natürlich die Ergebnisse der Versicherer in diesem Jahr deutlich verbessern. Analysten gehen davon aus, dass die Versicherer insgesamt 5–10 Mrd. Euro (!) Steuerzahlungen einsparen. Damit soll verhindert werden, dass nach dem Zusammenbruch der Mannheimer Lebensversicherer noch weitere Versicherungen in Schieflage geraten.

      Ein Grund zur Freude? Nein! Da ich mir nicht vorstellen kann, dass der Staat gerade in Geberlaune mal ein paar kleine Steuergeschenke macht, muss man davon ausgehen, dass es der Versicherungsbranche wesentlich schlechter geht, als bisher angenommen und das trotz des Anstiegs an den Börsen. Anders kann ich mir dieses Steuergeschenk, angesichts der desaströsen finanziellen Situation des Staatshaushalts nicht vorstellen. Aufpassen!


      Extrem hohe Erwartungen ...

      von Martin Weiss

      Auch in der vergangenen Handelswoche konnten die deutschen Standardwerte leicht zulegen. Der Leitindex Dax schaffte es aber nicht, zum Wochenschluß die Marke von 3500 Punkten zu überwinden.

      Ja, noch scheint es so, als ob den Bullen die Puste noch nicht ausgegangen ist. Auch charttechnisch ist kurzfristig durchaus noch Luft nach oben. Es ist also gewiß nicht unwahrscheinlich, daß sich schon in nächster Zeit der Dow Jones aufmacht, die 10000-Punkte-Marke zu erreichen. Und im Gefolge starker US-Börsen könnte der Dax gar gen 3700–3800 hochgezogen werden.

      Aber, um es klar herauszustellen: trotz dieser möglichen Anstiege ist der große Bärenmarkt alles andere als beendet. Im Gegenteil, er ist nur vertagt. Richtig, es ist extrem schwer, innerhalb einer nach wie vor vollkommen intakten, übergeordneten, großen Baisse das Ende einer Aufwärtsbewegung wie der jetzigen zu bestimmen.

      Und in diesem Kontext können Übertreibungen innerhalb dieser Rallye auch länger anhalten. Bestes Beispiel dafür sind ja gerade die allseits beliebten High-Tech-Aktien. Seit nunmehr 52 Wochen ist die Nasdaq im Aufschwung. Ganz mutige Investoren konnten sich über mehr als 60 Prozent Kursplus freuen.

      Wie auch immer, mit solider, nachvollziehbarer Bewertung hat dies alles nichts zu tun. Oder anders formuliert: die Nasdaq ist um die Hälfte zu teuer, wohlwollend bewertet. Momentan beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis beim Nasdaq100 96. Von den irrsinnig hohen Kurs-Buchwert- bzw. Kurs-Umsatz-Verhältnissen ganz zu schweigen.

      Insofern ist und bleibt es nurmehr eine Frage der Zeit, ehe diese irrationalen Übertreibungen wiederum schmerzhaft bereinigt werden. Schmerzhaft erneut auch speziell für diejenigen Investoren, die von blanker Gier getrieben ihre Aktien auf Pump kauften. Sehr spannend geht es momentan auch bei den Devisen zu.

      Speziell der anhaltende Kursverfall des US-Dollar gegenüber dem Yen ist beachtlich. Letzte Woche durchbrach der $ die 110-Yen-Marke, möglicherweise erst bei 106 Yen könnte die Talfahrt – zumindest kurzfristig – einen Halt finden.

      Richtig, die USA setzen alle " Waffen" ein, um ihrer Wirtschaft zu helfen. Washington nimmt die Abwertung des US-Dollars nicht zuletzt deshalb in Kauf, um vor allem dem arg gebeutelten verarbeitenden Gewerbe unter die Arme zu greifen. Und auch Deflationsgefahren bzw. das monströse Handelsbilanzdefizit in Höhe von 474 Milliarden $ sollen dadurch zumindest abgemildert werden.

      Aber, andererseits ist die Abwertung des US-Dollars alles andere als ungefährlich, ja gar ein Spiel mit dem Feuer. Achten Sie insbesondere in diesem Kontext auch auf die Entwicklung am langen Ende des US-Rentenmarktes!

      Diesseits des Atlantiks wird vor allem die Entwicklung in Deutschland immer spannender. Die Staatsschulden explodieren, Finanzminister Eichel muß im laufenden Jahr wohl über 40 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen. Geplant waren 18,9 Milliarden Euro. Diese Neuverschuldung ist die höchste in der Geschichte der Bundesrepublik. Zudem entspannt sich die Lage am Arbeitsmarkt keineswegs. Über 260000 Arbeitslose mehr im Vergleich zum Vorjahr, wobei viele Arbeitslose aus der offiziellen Statistik schlicht " herausgerechnet" werden.

      Angesichts dieser Fakten ist die Entkopplung der Aktienmärkte von der realen Lage mehr als beachtlich. Aber, wie schon gesagt, alles nur eine Frage der Zeit, ehe die große Baisse erneut ihr Gesicht offen zeigen wird ...

      Mein Rat

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      An der Nasdaq liegt das durchschnittliche Kurs-UMSATZ-Verhältnis mittlweile bei 8 ... aber die Aktien sind letzte Woche weiter gestiegen.

      Selbst Wal-Mart steigt – und von dieser Gesellschaft wissen die Leute, was sie tut. Normalerweise werden nur Aktien von Unternehmen extrem nach oben geboten, von denen keiner weiß, was sie eigentlich genau machen ... aber den Kleinanlegern ist das jetzt egal; das dumme Geld kauft weiterhin alles.

      Die Asiaten arbeiten für ein Fünftel bis ein Zehntel der amerikanischen Löhne. Und die asiatischen Volkswirtschaften wachsen zwei- bis dreimal so schnell wie die amerikanische. Dennoch sind die asiatischen Aktien deutlich niedriger bewertet als die Papiere an der Wall Street.

      Die USA haben derzeit ein Handelsbilanzdefizit von ungefähr 1 Million Dollar – PRO MINUTE! Da ist es ein Wunder, dass der Dollar sich gegen Ende letzter Woche gegenüber dem Euro noch relativ gut verteidigen konnte.

      Der durchschnittliche Amerikaner hat so viele Schulden wie nie zuvor in der Geschichte ... aber die Konsumausgaben sind gerade so schnell wie noch nie in den letzten 18 Monaten gestiegen.

      Die Moscow Times berichtet, dass Russland – der zweitgrößte Ölexporteur der Welt – darüber nachdenkt, seine Ölgeschäfte in Euro und nicht mehr in Dollar abzuwickeln ...

      Der prozentuale Anteil des Preises eines amerikanischen Hauses am Familieneinkommen ist seit den frühen 1970ern um fast 50 % gestiegen. Die Häuser sind jetzt so teuer geworden, dass sich immer weniger Leute eins leisten können ... aber der Preis für ein durchschnittliches Haus steigt weiter fünfmal so schnell wie die Einkommen.

      Die US-Armee ist die größte offensive Militärmacht, die die Welt jemals gesehen hat. Aber sie ist da positioniert worden, wo sie gezwungen ist, sich gegen Wüstestämme zu VERTEIDIGEN ...

      Währenddessen scheint die einzige Supermacht der Welt auch MIT SICH SELBST im Krieg zu sein, darüber, was als nächstes an der wirtschaftlichen und an der irakischen Front zu tun sei. Diese Supermacht hat derzeit ein Haushaltsdefizit von mehr als 1 Milliarde Dollar PRO TAG ...

      ... und die Leute leihen der US-Regierung immer noch so fleißig Geld, als ob wir uns in den guten Zeiten unter US-Präsident Eisenhower befinden würden (als die USA noch ein Netto-Gläubiger waren).

      Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr liebe ich diesen Markt ... diese Wirtschaft ... diese Welt! Sie wird verrückter und verrückter. Aber stellen Sie sich vor, wie langweilig es sein würde, wenn alle Leute nur vernünftig handeln würden?

      Stattdessen können wir das Spektakel beobachten, wie Investoren, Ökonomen, Hausbesitzer und Politiker auf Dynamit sitzen ... und die Zündschnur anzünden!

      Mein Rat an meine Leser: Halten Sie die Augen offen. Verkaufen Sie vorhandene Dollar-Bestände, verkaufen Sie Nasdaq-Aktien, verkaufen Sie US-Staatsanleihen und Immobilien in den USA. Kaufen Sie Gold, behalten Sie Ihre Euros und kaufen Sie asiatische Aktien.

      Und jetzt zu Addison, der mehr zur Verrücktheit der Massen schreibt:

      Singapur: Wirtschaftswachstum von 15 % im dritten Quartal!

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      Nach und nach realisieren die Leute, dass die Berichte zum Wachstum des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes weit übertrieben sind.

      Laut dem Volkswirt Michael Vaupel, Chefredakteur von Optionsschein-Profits, befindet sich " der Betrag, der von den Unternehmen für Computer und andere Technologien tatsächlich ausgegeben wird, noch nicht einmal annähernd in der Nähe des offiziell von der Regierung angegebenen Wertes."

      " Wenn ein Unternehmen einen Computer kauft, dann wird nämlich nicht der bezahlte Preis genommen, sondern der Preis, den dieser Computer vor ein paar Jahren gehabt hätte. Das soll den Preiseffekt ausgleichen. Aber natürlich wäre z.B. ein Pentium IV vor ein paar Jahren erheblich mehr wert gewesen – wenn es ihn damals überhaupt schon gegeben hätte. Die Folge: Die IT-Ausgaben werden deutlich übertrieben. Angeblich sollen die IT-Ausgaben bei 133 Mrd. Dollar gelegen haben. Aber tatsächlich werden es eher 15 Mrd. Dollar gewesen sein."

      Letzte Woche äußerte sich ein weiterer Ökonom zu diesem Thema, in einem Artikel in der New York Post, mit dem Titel: " Ein Volkswirt, der die Wahrheit sagt" . Der Autor John Crudele schrieb in diesem Artikel: " (Rosenberg) bemerkt, dass die IT-Ausgaben `für 30 % des BIP-Zuwachses verantwortlich waren, weshalb das BIP ohne die IT-Ausgaben nur mit einer Jahresrate von 2 % gewachsen wäre.` Die Regierung gibt ein BIP-Wachstum an, das fast doppelt so hoch liegt." Dann hat sich Rosenberg auch mit den amerikanischen Arbeitsmarktdaten auseinandergesetzt. Im letzten Monat soll die Zahl der Arbeitsplätze ja um 57.000 gestiegen sein, was Kritiker, die von einer " Erholung ohne neue Arbeitsplätze" gesprochen hatten, verstummen ließ. Aber Rosenberg meint, dass der jüngste Arbeitsmarktbericht " kein starker Bericht" war: " Es gibt immer noch mehr Unternehmen, die Arbeiter entlassen, als solche, die Arbeiter einstellen; der Rückgang der Stundenlöhne zeigt, dass `der Zuwachs bei den Löhnen träge bleibt`; und die Zahl der Leute, die nur Teilzeit arbeiten, weil sie keinen Vollzeit-Job finden, ist im letzten Monat deutlich nach oben geschossen."

      Ich erinnere mich daran, dass mein Freund John Mauldin zu Jahresbeginn gefragt hat: " Was wäre, wenn sie eine Dollar-Abwertungs-Party geben würden, und keiner kommen würde?" Ganz bestimmt steht der Dollar seit dem letzten G7-Treffen in Dubai unter Druck. Die Bemühungen des US-Finanzministers John Snow, Japan von Interventionen zu Lasten des Yen abzuhalten, waren nicht erfolgreich. Laut Reuters hat sich Japan bei seinen Yen-Verkäufen sogar der Hilfe der New Yorker Fed versichert.

      " Viele der Dollar, die bei diesen Interventionen gekauft worden sind, könnten letztlich in US-Vermögensanlagen landen, die von der Fed gehalten werden" , berichtet Reuters. " Die Fed hält für ausländische Zentralbanken – besonders asiatische – US-Staatsanleihen im Volumen von 786 Milliarden Dollar."

      Gleichzeitig gibt es in China Befürchtungen, dass die Wirtschaft " überhitzt" , weshalb die ausländischen Direktinvestitionen begrenzt werden sollen. Laut der Londoner Financial Times " hat China die Erweiterung eines Plans gestoppt, der ausländisches Kapital für den heimischen Kapitalmarkt anziehen sollte, wegen Bedenken, dass dieses frische Kapital von Investmentbanken für Währungsspekulationen genutzt werden könnte."

      Singapur, ein führendes Mitglied des ASEAN-Handelspaktes, sah im 3. Quartal ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 15 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert ...

      Hauskauf in Nicaragua

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      *** Die Aktienkurse sind gestiegen. Aber das ist fast sicher nur eine normale Rally in einem außergewöhnlichen Bärenmarkt. Wie lang könnte diese aktuelle Bärenmarkt-Rally andauern?

      Die Website von Richard Russell gibt ein paar Hinweise:

      1910–1929 – Bullenmarkt, Dow Jones erreicht sein Topp bei 381 Punkten 1929–1948 – Bärenmarkt, Dow Jones fällt bis auf 41 Punkte im Jahr 1933 und steht 1948 bei 161 Zählern 1948–1966 – Bullenmarkt, der Dow Jones steigt von 161 auf 975 Punkte 1966–1982 – Bärenmarkt – der Dow Jones beginnt bei 975, läuft bis 1.000, erreicht 1973 dann bei 577 Punkten einen Boden und steht schließlich 1982 bei 974 Punkten. 1982–2000 – Größter Bullenmarkt der Geschichte, der Dow Jones steigt von 974 auf 11.722 2000-???? – Potenziell der größte Bärenmarkt der Geschichte

      *** " Wollen Sie mir sagen, dass Sie 200.000 Dollar für ein heruntergekommenes Haus in einem Dritte-Welt-Sumpf bezahlt haben ..." fragte mich letzte Woche ein Geschäftspartner, " ... und dass Sie diesen Kauf abgeschlossen haben, während auf dem zentralen Platz dieser Stadt eine potenzielle Revolution stattfand?"

      Ich konnte das nicht verneinen.

      " Aber ich dachte, dass Sie ein konservativer, risikoscheuer Investor seien" , so sein Vorwurf.

      " Nun" , so meine Antwort, " Ich bin risikoscheu. Aber wie Warren Buffett würde ich niemals etwas kaufen, dass ich nicht mein Leben lang auch behalten würde. Und wenn mir jemals jemand an den Kragen will, dann könnte ich mich da unten verstecken. Ich könnte dort in einem Schaukelstuhl sitzen, Rum und Fruchtbowle trinken, bis entweder meine Leber oder mein Geld am Ende sind."

      *** Ich bin gerade von meinem Südamerika-Besuch (ich hatte hier im Investor`s Daily darüber berichtet) in mein Pariser Büro zurückgekehrt. Ich hasse es, zu reisen, aber gelegentlich und per Zufall treffe ich wirklich interessante Leute. Während dieser Reise hatte mich auf dem Flughafen Miami fast eine schöne junge Frau umgerannt.

      " Wissen Sie, wer das war" , fragte jemand, der mit mir reiste.

      " Keine Ahnung ..."

      " Anna Kournikova ... die berühmte Tennisspielerin, die auch für Männermagazine posiert ...?"

      " Hmmm ... sie sollte aufpassen, wo sie langgeht."

      Das Armenhaus, Teil 2

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Heute setze ich mein Gerichtsdrama fort ... vor ein paar Tagen gab es hier im Investor`s Daily den ersten Teil.

      Sie werden sich erinnern, liebe(r) Leser(in), dass ich argumentierte, dass das typische Haus nicht das ist, was es zu sein scheint. Es macht seinen Besitzer angeblich reicher; aber in Wahrheit macht es ihn ärmer.

      Fast jeder Mensch mit einem amerikanischen Pass glaubt das Gegenteil – dass der Kauf eines Hauses eine fast risikofreie, mit Gewinngarantie versehene Anlage sei. Wenn man eine gegenteilige Meinung hat, dann gehört man zu einer sehr kleinen Minderheit. Das ist bei mir derzeit der Fall – wenn ich mich umsehe, dann stehe ich praktisch alleine da. Deshalb liegt die Beweislast bei mir.

      Wenn es um meine Glaubwürdigkeit in Bezug auf das Investieren in Immobilien geht, dann habe ich eine gemischte Bilanz vorzuweisen. Ich war letzte Woche in Nicaragua, um dort Investitionsmöglichkeiten im Immobiliensektor zu finden. Aber das war nicht das erste Mal, dass ich ein Pionier in der sogenannten Dritten Welt war. Vor zwei Jahrzehnten hatte ich mir in einer schlechten Nachbarschaft in Baltimore ein Haus gekauft. Ich bezahlte für diese Bruchbude fast nichts und renovierte sie selber. Damals steckte ich viel Schweiß in dieses Gebäude. Nur, um später herauszufinden, dass meine Arbeit nicht sehr viel wert gewesen war. Denn das Haus selbst war schöner geworden – das hatte ich geschafft. Aber nicht die Stadt drum herum. Als die Renovierung abgeschlossen war, fand ich heraus, dass ich damit letztlich kein Geld verdient hatte. Der Wert des Hauses war zwar gestiegen, aber wenn man meine Kosten abzog, dann hatte ich keinen Cent verdient.

      In einem Meer von steigenden Immobilienpreisen schaffte ich es, ein Boot mit einem Leck zu finden.

      Aber die wirkliche Flut bei den Immobilienpreisen begann ohnehin erst später ... so vor ca. 8 Jahren. Seitdem sind die Immobilienpreise in den USA ungefähr 8 Mal so schnell wie die Mieten gestiegen. Ohne dass sie einen Finger bewegen mussten verdienten die amerikanischen Hausbesitzer 2,7 Billionen Dollar – rund 35.000 zusätzliche Dollar für jeden von ihnen. Woher kam dieses Geld; das fragte ich mich letzte Woche?

      In fast jeder amerikanischen Gemeinde war die Geschichte die gleiche. Man konnte fast überall im Land einen Kongressabgeordneten aus dem Helikopter stoßen; es war sehr unwahrscheinlich, dass er auf ein Haus fiel, das nicht im Preis gestiegen war.

      Aber ich sage, dass die Häuser die Leute überhaupt nicht reicher gemacht haben. Sondern sogar ärmer. Wie kann das sein?

      In " Das Armenhaus, Teil 1" stellte ich fest: Das Haus selbst – das physische Ding – kann nicht im Wert zulegen. Denn wie alles Materielle sind auch die Komponenten des Hauses im Zeitablauf dem Verfall preisgegeben.

      Und jetzt rufe ich meinen Starzeugen auf.

      " Mister Alan Greenspan, würden Sie bitte in den Zeugenstand treten?"

      " Mister Greenspan, Sie haben geschworen, die Wahrheit zu sprechen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, ist das nicht richtig?"

      " Natürlich würden Sie uns keine Lügen erzählen, aber wir wollten nur sicher gehen ..."

      " Also, ist es nicht wahr, dass Sie mehrfach gesagt haben, dass Ihre niedrigeren Zinsen eine große Hilfe für die Konsumenten seien? Haben Sie nicht noch vor ein paar Wochen vor dem Kongress gesagt, dass die Konsumenten in einer `besseren Verfassung` seien, da sie ihre Schulden zu niedrigeren Zinssätzen refinanzieren konnten?"

      " Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: Sie hätten sich auch auf Ihre Hände stützen und bellen können ... das hätte für mich genau so viel Sinn gemacht. Denn soweit ich das beurteilen kann waren die Konsumenten noch nie in einer schlimmeren Verfassung."

      " San Francisco ist das für die Immobilienmärkte, was die Nasdaq für die Aktienbörsen ist, würden Sie mir da nicht zustimmen? Das durchschnittliche Haus kostet in San Francisco 515.000 Dollar. Nur 14 % der Leute in dieser Gegend können es sich leisten, ein Haus zu kaufen ... und die Leuten, die das können, müssen das Fünf- bis Sechsfache ihres Jahreseinkommens für ein Haus ausgeben. Vor 30 Jahren lag dieser Wert beim 2,1fachen."

      " Dank Ihrer Politik und den Innovationen der Finanzindustrie war es allerdings nie leichter für diese Leute, Kredite zu erhalten. Als Konsequenz davon nimmt die Summe der Kredite seit 30 Jahren zu ... und sie ist sogar während der Rezession von 2001 weiter gestiegen ... bis heute. Absolut gesehen – und auch nach den meisten relativen Maßstäben – sind die Amerikaner heute so stark wie nie zuvor in der Geschichte verschuldet. Und nach der Rekordvergabe von Hypotheken haben sie noch nie so wenig von den Häusern besessen, in denen sie wohnen."

      " Könnten Sie mir angesichts dieser Tatsachen erklären, was Sie meinten, als Sie sagten, dass sich die Konsumenten in `besserer Verfassung` befinden würden?"

      (Unverständliche Antwort.)

      " Nun, lassen Sie mich eine andere Herangehensweise wählen."

      " Lesen Sie die Zeitungen, Mister Greenspan?"

      " Tatsächlich?"

      " Gut. Nun, haben Sie dann eine Anzeige gelesen, die Kredite anbietet? Da wird ein Haus gezeichnet, mit Geldsäcken darunter. `Los ... es ist Deins ... nimm das Geld ... gib es aus ...` sagt die Anzeige, oder so ähnlich."

      " Nun, ... es würde nicht viele solcher Anzeigen geben, wenn die Zinsen nicht so dramatisch gesenkt worden wären?"

      " Natürlich nicht."

      " Und es gäbe dann auch keinen Hypothekenboom, richtig? Und wenn es keinen Hypothekenboom geben würde, dann würden die Konsumenten auch nicht mehr weiterhin so fleißig konsumieren können, richtig?"

      " Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, dann wäre die gesamte Weltwirtschaft in eine Rezession gefallen, oder? Die Amerikaner hätten kein Geld zum Ausgeben gehabt. Die Ausländer hätten den Amerikanern nicht mehr ihre Produkte verkaufen können. Und sie hätten auch nicht mehr Hunderte Milliarden Dollar akkumulieren oder in US-Staatsanleihen reinvestieren können. Es gäbe kein so großes US-Handelsbilanzdefizit ... und keine Möglichkeit, das US-Haushaltsdefizit oder den Irakkrieg zu finanzieren ... zumindest nicht zu den derzeitigen Zinssätzen."

      " Würden Sie mir da zustimmen?"

      " Sie würden? Gut."

      " Nun, lassen Sie uns ein bisschen Gehirngymnastik machen."

      " Was hat es mit diesem Wertzuwachs bei den Immobilien auf sich? Ist es nicht möglich, dass gar kein Mehrwert geschaffen wird? Ein Haus ist schließlich immer noch ein Haus. Es ist ein Konsumgut, kein Kapital, mit dem gearbeitet wird. Was wirklich passiert, ist, dass die Hausbesitzer Schulden aufnehmen, mit dem inflationierten Wert ihres Hauses als Sicherheit. Und ist es nicht möglich, dass die Immobilienpreise genauso irrational nach oben getrieben werden können wie die Aktienkurse?"

      " Sie wissen, wie das abläuft; sie haben das ja am Aktienmarkt vor 3 Jahren beobachten können. Sie haben gesagt, dass Sie damals nicht erkennen konnten, dass es sich um eine Spekulationsblase handelte. Aber jetzt, wo Sie eine von Nahem gesehen haben, könnten Sie vielleicht das nächste Mal eine erkennen? Wenn jemand sieht, dass der Wert seines Hauses um 10 % pro Jahr steigt, dann will er vielleicht noch eins kaufen. Wie kann er da widerstehen, wenn die Hypothekenzinsen so niedrig sind? Das ist leicht verdientes Geld, oder nicht? Besonders dann, wenn die Immobilienpreise niemals fallen können, wie jeder weiß."

      " Und ist das nicht exakt das, was in Amerika passiert ist? Das durchschnittliche Nachsteuer-Einkommen ist kauf gestiegen. Und dennoch sind die Immobilienpreise um 10 % und mehr pro Jahr gestiegen. Letzte Woche habe ich gelesen, dass die Immobilienpreise in Minnesota in den letzten 4 Jahren um 50 % gestiegen sind. Wie lange kann das noch so weitergehen?"

      " Das wissen Sie nicht? Nun, ich weiß es auch nicht, aber das kann definitive nicht für immer so weitergehen, oder? Dann würde nämlich eine Zeit kommen, wenn sich die durchschnittliche Person ein durchschnittliches Haus nicht mehr leisten kann. Was ist dann, wenn jemand verkaufen muss?"

      " Jetzt lassen Sie mich Ihnen eine andere Frage stellen. Wenn die Immobilienpreise aufhören können, zu steigen, dann können Sie auch fallen ... ist das nicht korrekt? Und ist es auch korrekt, zu sagen, dass sie früher oder später fallen werden? Ist es nicht genau das, was nach jeder Spekulationsblase am Aktienmarkt während der letzten 70 Jahre passiert ist – sei es in Japan, Korea, Hongkong, den Philippinen, Thailand, Indonesien, Mexiko oder Brasilien?"

      " In Japan sind die Preise für Wohnimmobilien seit 1991 um 23 % gefallen. Man braucht nur ein paar verzweifelte Nachbarn, und auch Ihr Haus könnte im Preis um 10 % oder 20 % oder noch mehr fallen."

      " Ja, aber? Was für ein aber?"

      " Ich verlange nicht, dass Sie die Zukunft voraussagen. Ich rede über die Gegenwart. Ich will nur, dass Sie einräumen, dass jemand, der bestehende Hypotheken auf sein Haus erhöht, in Wahrheit ärmer ist als jemand, der das nicht tut. Und da niedrige Hypothekenzinsen und steigende Immobilienpreise eine Einladung dazu sind, bestehende Hypotheken zu erhöhen, könnte es auch korrekt sein, zu sagen, dass der Boom am Immobilienmarkt den Grenz-Hausbesitzer (also den, der es sich gerade noch leisten konnte, ein Haus zu kaufen) ärmer gemacht hat. Liege ich damit falsch?"

      (Unverständliche Antwort.)

      " Sie können den Zeugenstand verlassen, Mister Greenspan, ich habe keine weiteren Fragen an Sie."

      Und jetzt lassen Sie mich meinen letzten Zeugen aufrufen: Sie, liebe(r) Leser(in) ...

      Lassen Sie mich mit der gleichen Frage beginnen, die ich meinen anderen Zeugen gestellt habe: Was hat es mit diesen Gewinnen ohne Schweiß und Arbeit auf sich, die die Leute aus ihren Häusern ziehen? Unterscheiden sich diese wirklich von den anderen Versprechen, wo man etwas für nichts erhalten soll?

      Und ist es wie bei jedem anderen Versprechen, bei dem man etwas für nichts erhalten soll, am Ende nicht wahrscheinlicher, dass man für etwas nichts erhält?

      ..........................
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 13:22:10
      Beitrag Nr. 3.911 ()
      @Guten Tag, Harry_Schotter

      Ich sehe dies (noch) auch so!!

      Je lauter dieses Analysten-Gebrüll 10`Dausend anhält,
      umso mehr bin ich überzeugt,
      dass hier für all die Kreditkauf-Lemminge
      eine gigantische Bullenfalle generiert wurde.

      Aber Mitleid habe ich schon längst nicht mehr.
      Das muss jetzt mal so richtig weh tun.
      Und ich bitte um Entschuldigung.

      Dummheit "muss" bestraft werden !!

      Damit meine ich aber nicht diejenigen,
      welche vor Monaten in den Markt sind,
      sondern eher die Klientel,
      welche sich in den letzten 3Wochen
      in den Markt treiben lassen haben.

      Angeführt von unserem Menschenfreund Ralph Acampora.

      We will see, Harry ;)

      Da Sie noch immer nicht in PUT`s sind
      gehe ich davon aus,
      dass Sie nicht nur vorsichtig,
      sondern auch weise geworden sind.

      Denn die laufen (niemandem) davon......

      Schöne Grüsse

      HM
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 20:17:31
      Beitrag Nr. 3.912 ()
      STUDIE ÜBER EINKOMMENSQUELLEN

      Die arbeitende Minderheit

      Eine Studie belegt, dass die Finanzierung der Sozialsysteme über den Faktor Arbeit kaum mehr zeitgemäß ist. Bundesbürger, für die der Job die wichtigste Einkunftsquelle ist, sind inzwischen klar in der Minderheit.


      Wiesbaden - Nur 40 Prozent der Bevölkerung hätten 2002 ihre Erwerbstätigkeit als wichtigste Einkommensquelle angegeben, berichtete das Statistische Bundesamt. 1991 habe dieser Wert noch bei 45 Prozent gelegen. Grundlage des Berichts sind die Ergebnisse des Mikrozensus 2002, der europaweit größten jährlichen Haushaltsbefragung zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland.
      Danach lebt von den Frauen in Deutschland jede Dritte von eigenen Arbeitseinkünften, bei den Männern ist es jeder Zweite. Zu den Menschen ohne eigene Arbeitseinkünfte gehören zunehmend Pensionäre, Rentner und Arbeitslose. In Ostdeutschland sind die Menschen im Durchschnitt finanziell wesentlich unabhängiger von ihren Angehörigen als die Westdeutschen. Dort ist fast jeder Dritte auf solch einen Unterhalt angewiesen - in den neuen Bundesländern ist es nur jeder Fünfte.

      ..................

      SCHULDEN-MISERE

      Eichel droht 2004 neuer Negativrekord

      In Folge der schwächelnden Konjunktur wird die Bundesregierung auch im kommenden Jahr die bisher veranschlagte Neuverschuldung nicht mehr halten können. Mit 40 Milliarden Euro soll sie ähnlich hoch liegen wie in diesem Jahr.

      Berlin - Nach drei Jahren Stagnation wird die Neuverschuldung auch im kommenden Jahr höher ausfallen als bisher angenommen. Sie dürfte 2004 mit rund 40 Milliarden Euro in die Nähe der diesjährigen Marke rücken, hieß es am Dienstag in Koalitionskreisen. Der Bund muss 2003 die Rekordsumme von etwa 42 Milliarden Euro Schulden aufnehmen.
      Finanzminister Hans Eichel lässt nach Angaben der Kreise bereits prüfen, den Betrag für die Kreditaufnahme auszuweiten. Dann würde Deutschland auch kommendes Jahr die Euro-Stabiltätskriterien reißen, weil das Staatsdefizit wiederum über den erlaubten drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen würde.

      Eichel werde die Korrektur der Neuverschuldung wohl schon vor der für Ende November angesetzten Bundestagsabstimmung über den Etat 2004 bekannt geben, hieß es in der Koalition. Zunächst müssten die neuen Wachstumsprognosen der Regierung für 2003 und 2004 sowie die Steuerschätzung am 6. November abgewartet werden.

      Bisher hat Eichel in seinem Haushalt für 2004 rund 30 Milliarden Euro Neuverschuldung eingeplant und dabei bereits das Vorziehen der Steuerreform eingerechnet. Es ist zu erwarten, dass die Bundesregierung in den nächsten Wochen ihre Wachstumsprognosen von 0,75 Prozent in diesem und 2,0 im kommenden Jahr deutlich nach unten korrigieren muss.


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      Avatar
      schrieb am 16.10.03 14:44:17
      Beitrag Nr. 3.913 ()
      Politik der leeren Hand

      42 Milliarden Schulden – und Rot-Grün bleibt großzügig

      Von Uwe Jean Heuser

      Nur noch einmal.“ So betteln Kinder, wenn sie auf dem Karussell bleiben wollen. Nur noch einmal die wirklich letzte Zigarette: Süchtige Raucher schieben mit diesen Worten den Beginn ihrer Abstinenz hinaus, bis zur nächsten Packung. Und genau so wollen deutsche Finanzpolitiker die Bedenken – auch ihre eigenen – gegen weitere Schuldenmacherei zerstreuen.

      Gerade erst hat Finanzminister Hans Eichel das Ausmaß des diesjährigen Desasters eingestanden, wie üblich als Letzter. 42 Milliarden Euro soll allein der Bund in diesem Jahr aufnehmen, es könnten noch ein paar mehr werden. Der Schuldenrekord ist der Regierung Schröder nicht mehr zu nehmen. Alle gesetzlichen und vertraglichen Grenzen sind überschritten. Die Neuschulden des Bundes, so das Grundgesetz, dürften seine Investitionen nicht überschreiten? Sie tun es um mindestens 50 Prozent. Nach Maastricht darf die gesamte Neuverschuldung des Staates maximal drei Prozent der Wirtschaftsleistung wegfressen? Dreikommanull sei dreikommanull, lautete einst das deutsche Credo dazu. Bei Eichel und den Länderkollegen sind aus den drei Prozent nun weit über vier geworden, sodass selbst die vermeintlich undisziplinierten Franzosen die deutsche Defizitshöhe nicht übertreffen werden.

      Träumereien im Haushalt

      Und doch heißt es auf dem Berliner Schuldenkarussell: „Noch einmal!“ Die Bundesregierung will den letzten Teil ihrer Steuerreform von 2005 auf 2004 vorziehen, ohne zu wissen, woher die gut 15 Milliarden Euro dafür kommen sollen. Eichels Haushaltsentwurf fürs kommende Jahr verdorrt bereits in der andauernden Trockenheit: ohne Konjunktur kein Steuerzuwachs, sondern nur steigende Sozialkosten. Rund 30 Milliarden Euro Neuschulden hatte Eichel eingestellt – und eine Menge Wunschdenken. Ginge es nach ihm, sollte Rot-Grün beispielsweise vier Milliarden auf dem Arbeitsmarkt und zwei Milliarden bei der Rente sparen, dank unausgegorener Reformen. Steuersünder sollten von einer neuen Amnestie Gebrauch machen und mehr als zwei Milliarden Euro Steuern nach Hause bringen. Jeder Lottospieler hegt ähnliche Hoffnungen. Weil außerdem die Wirtschaft langsamer wächst, als Rot-Grün angenommen hat, könnte die Neuverschuldung nächstes Jahr leicht auf 50 Milliarden Euro emporschnellen. Ihr Schatten fällt auf alle Reformanstrengungen der Politik.

      Neue Schulden kosten Zukunft. Politiker aller Parteien wollen die Aussichten für künftige Generationen verbessern und erreichen doch das Gegenteil. Der beste Indikator für die Lasten der Kindeskinder ist der Anteil der Staatsverschuldung an der Wirtschaftsleistung, und der dürfte zwischen den Jahren 2000 und 2004 von etwa 60 auf 70 Prozent steigen – schneller als sonstwo in Europa. Schon heute muss der Bund ein Sechstel seiner Einnahmen für den Schuldendienst einsetzen. Das ließe sich leichter ertragen, wenn der Staat besonders kräftig in Bildung und Forschung investierte, damit die Wirtschaft künftig schneller wächst. Doch im internationalen Vergleich nehmen sich die deutschen Bildungsausgaben geizig aus. Obwohl Rot-Grün an der Forschung und Entwicklung besonders viel liegt, wird es 2004 weniger Zuwendungen geben.

      Statt Zukunft zu finanzieren, muss die Bundesregierung ein Drittel ihres Haushaltes für Sozialtransfers ausgeben, weil sie im kleinen Boom bis zum Jahr 2000 die Gelegenheit verschenkte, den Arbeitsmarkt zu deregulieren und die Sozialsysteme zu sanieren. Auch die Steuerreform, Gerhard Schröders erstes neoliberales Coming-out, tastet das prinzipielle Problem nicht einmal an. Tausende Vorschriften und Ausnahmeregeln kosten den Steuerzahler nicht bloß Nerven, sondern lassen ihn das Gefühl nicht loswerden, hier gehe es unfair zu. Man kann ihm das Gefühl nicht verübeln. Gerhard Schröders Finanzpolitik wechselte zwischen Schwitz- und Frostbad ohne Rücksicht auf den Kreislauf der Volkswirtschaft.

      Ein Beispiel: Im Boom schaffte die Regierung die Gewinnsteuer auf den Verkauf von Firmenbeteiligungen ab, obwohl dieses Geschenk der Genossen an die Bosse nicht nur jedes Gerechtigkeitsempfinden verhöhnte, sondern auch Eichels Grundsatz widersprach, alle Einkommen zu besteuern. Nun, nach Jahren fallender Kurse, leiden die Versicherer unter dem Gesetz, weil sie keine Aktienverluste mehr absetzen dürfen – und Rot-Grün nimmt es wieder zurück.

      Die großen Fehler wurden im Aufschwung begangen, die kleinen danach. Weil Hans Eichel lange an seiner Behauptung festhielt, bis 2006 alle Neuverschuldung tilgen zu können, ruinierte er seine Glaubwürdigkeit. Kurzzeitig hoffte die Regierung dann, sich der Defizit-Misere mit Streichlisten und einer höheren Tabaksteuer erwehren zu können, um schließlich alle Disziplin abzulegen und den eigenen Finanzchef („Hans, jetzt hör doch mal auf damit!“) als Geizhals zu blamieren.

      Jetzt ist es also die vorgezogene Steuerreform, von der angeblich alles abhängt. Tatsächlich können die Bürger vor lauter möglichen Be- und Entlastungen nicht planen – und halten ihr Geld umso fester. Die verkorkste Gesundheitsreform wird Arbeitnehmer teuer zu stehen kommen. Neue Zusatzversicherungen müssen sie selbst bezahlen, während die Union als guter Lobbydiener jeden Paragrafen abgewehrt hat, der Ärzten und Big Pharma Einsparungen abtrotzen sollte. Und bei der Rente wissen weder die Begünstigten noch die Beitragszahler, was ihnen kommendes Jahr blüht. Aber muss sich Deutschland nicht selbst aus dem Konjunkturloch ziehen? Schließlich sind die USA oder Großbritannien in der Krise schon Neuschulden von fünf Prozent und mehr eingegangen, um dann im Boom die Staatsschuld abzubauen. Genau das ist aber weder Helmut Kohl noch Gerhard Schröder gelungen, weil der kolossale Sozialstaat das Wachstum klein hält und kaum Arbeitsplätze entstehen lässt. Abgesehen davon sind 42 Milliarden Euro Neuverschuldung bereits eine hohe Dosis Konjunkturadrenalin.

      Noch einmal im Kreis herum

      „Es gibt keine Haushaltskonsolidierung ohne nachhaltiges Wachstum, es gibt auch kein nachhaltiges Wachstum ohne Haushaltskonsolidierung“, hat Hans Eichel gesagt. Seine Idee: Jetzt die Reform vorziehen und im Aufschwung „beinhart“ sparen. Doch das heißt ja nichts anderes als: „Nur noch einmal.“ Die Politiker müssen aber erst den Sozialstaat durchlüften und beweisen, dass sie die Subventionitis überwunden haben. So gut waren die Chancen nie. Da langt es nicht, nach dem Plan der beiden Ministerpräsidenten Steinbrück und Koch die meisten Subventionen in den nächsten drei Jahren um jeweils vier Prozent zu kürzen. Warum nicht zehn Jahre lang um jeweils zehn Prozent? Schließlich sind sich die Parteien prinzipiell einig, dass Subventionen bloß die Schaffung eines einfachen und gerechten Steuersystems verhindern.

      Es wird den Kämmerern im ganzen Land schwer genug fallen, die Steuersenkung wie beschlossen im Jahr 2005 zu verkraften. Um sie vorzuziehen und den Bürgern das Vertrauen zu geben, dass ihnen das Geld nicht gleich wieder abgenommen wird, müssten die Subventionen tiefer geschoren werden. Ruhig mit dem Rasenmäher, weil es anders nicht geht. Erst dann wüchsen der geplanten Steuersenkung Glaubwürdigkeit und Sinn zu. Sonst wäre sie vor allem eine Entschuldigung für den Finanzminister, auf dem Schuldenkarussell sitzen zu bleiben und, „noch einmal, bitte“, weiterzufahren. Bis es schließlich stehen bleibt.


      (c) DIE ZEIT 16.10.2003 Nr.43

      -------------------------


      Trotz allen Bemühungen: Germany=>Srong Sell

      H_S:cry:
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 15:34:48
      Beitrag Nr. 3.914 ()
      Das Beispiel mit dem Karussel ist gut und treffend. Bundeskanzler Schröders Vater hat nämlich bis zum Krieg sein Brot auf dem Rummelplatz als Schiffsschaukelbremser verdient. Vielleicht steckt das jetzt in den Genen von Schröder. Ich find sowieso schlimm, von was für "Persönlichkeiten" eine der bislang führenden Industrienationen der Welt regiert wird (Außenminister Fischer hat nicht einmal einen Hauptschulabschluss!!). Aber das stört alles die offenbar sich immer mehr breit machende Schicht der dummen und einfachen Leute nicht besonders, und die schlauen Menschen gehen sowieso ins Ausland (jedes Jahr ca. 100.000!!).

      Übrigens: Deutschland musste schon den Postkartenmaler Hitler verkraften und Honecker hatte auch keine abgeschlossene Dachdeckerausbildung!!!

      Kohl würde jetzt sagen: "Weiter so Deutschland", er hatte auch nie im Berufsleben richtig gestanden und war Nur-Politiker. Kohl war nach Willy Brandt der Politiker, der die Weichen in Deutschland so richtig auf die Abwärtsstrecke zu gestellt hat, nur damit er 16 Jahre an der Macht bleiben konnte, Reformen hätten nur gestört. Kohl hat soviel Schaden angerichtet, dass er eigentlich vor Gericht gestellt werden müsste. Aber den Straftatbestand, "Ruinieren eines Industriestaats" gibt es nicht.

      Aber auch rot - grün denkt gar nicht daran, wieder von den Menschen in Deutschland harte Arbeit , Fleiss , Disziplin, Entbehrungen usw. zu verlangen! Hauptsache Schröder, Fischer & Co. haben jtezt so richtig Geld, gutes Essen. Empfänge, Schlösser, Reisen usw. Nur deshalb wollten diese die Politikämter!!!! ...und wegen der superguten Pension... Sie wollen auch wie der frühere Adel leben! (Übriegens: auch der IG - Metall - Gewerkschaftsboss Peters, der sich gleich Villen im Herrenhäuser Park in Hannover zugelegt hat, würde am liebsten Herr "von Peters" heissen)Weiter so Deutschland! Das Geld fällt ja für die Beamten und den neuen Beamten-Politik
      -Adel jeden Monatsanfang vom Himmel ("anderer Leute Geld"). Im Zweifel werden Schulden gemacht und es wird noch mehr umverteilt. Sollen die Fleissigen ja ordentlich Steuern und Abgaben blechen, die können doch noch mehr aufgeschultert bekommen, diese Leistungsträger...

      1789 hatte es in Frankreich den Menschen gereicht, sie köpften den Adel (Ludwig der 16.) oder jagten ihn aus dem Land (viele Adlige flüchteten ins Rheinland nach Koblenz usw.). Mal sehen, was die Deutschen bald tun, wenn sie mal aufwachen (soweit die Dummen die Situation überhaupt erkennen) und den neuen Adel nicht mehr ertragen wollen.
      Avatar
      schrieb am 17.10.03 13:47:15
      Beitrag Nr. 3.915 ()
      Das Beige Book zeigt sich optimistisch

      von Jochen Steffens

      Das waren interessante Kursbewegungen an den amerikanischen Börsen gestern. Wie ich letzte Woche zu den Zahlen von General Motors geschrieben habe, warte ich auf die Reaktion der Marktteilnehmer auf Zahlen, die über den Erwartungen liegen. So zum Beispiel die von Intel. Sie haben zu keinem Kursfeuerwerk geführt, das ist zumindest bedenklich. Auch das Beige Book, das einen detaillierten Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung der verschiedenen Wirtschaftsregionen Amerikas erlaubt, zeigt sich optimistisch. So haben in 12 von 10 US-Regionen die wirtschaftlichen Aktivitäten zunehmen können. Es verbesserten sich die Konsumentenausgaben und das produzierende Gewerbe konnte verhältnismäßig deutlich zulegen.

      Gewinnmitnahmen? Oder warum zeigten sich die Börsen gestern auch nach dem Beige Book so schwach. Ich denke das hat mehrere Gründe. Natürlich sind gute Zahlen im Vorfeld dieser Berichtssaison bereits eingepreist gewesen. Der "Sell the good news" (Verkaufe die guten Nachrichten) Effekt wirkt sich zunächst dämpfend aus. Nach dem starken Anstieg der letzten Monate bieten sich Gewinnmitnahmen regelrecht an. In Amerika scheint sich zudem das optimistische Bild langsam etwas einzutrüben.

      Ein weiterer Grund für die schwachen Börsen ist, dass das Beige Book wieder den immer noch schlechten Zustand des amerikanischen Arbeitsmarkts aufzeigte. Wie Sie als Leser vom Investor`s Daily wissen, wird der US-Arbeitsmarkt auch weiterhin durch Arbeitsplatzabbau belastet werden, da der harte Konkurrenzkampf Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen erfordet. Zudem wirkt sich die Abwanderung von Produktionsstätten in die Wachstumsmärkte wie z.B. China und Indien aus. Zwar steigen die Konsumentenausgaben in den USA zurzeit an, getrieben durch die enormen Investition in die Steuergeschenke der Regierung, doch bisher belegen die Zahlen nur ein sehr verhaltenes Wachstum. So waren die neusten Zahlen zum Einzelhandel eher enttäuschend (siehe Investor`s Daily vom 15.10.03). Besonders auf dem amerikanischen Automarkt kommt es zu verdächtigen Schwächen, wie die Zahlen von General Motors belegen. Ohne die Finanzsparte, hätte es bei General Motors wahrscheinlich ein Desaster gegeben. Das lässt übrigens auch "Schlimmes" für die Zahlen der DaimlerChrysler-Sparte Chrysler erwarten.

      Ein letzter, nicht unerheblicher Grund für die Schwäche der Börsen, ist die Sorge vor der Zahlenflut am heutigen Donnerstag. Die Zahlen von Nokia, US-Lagerbestände, US-Industrieproduktion, US Kapazitätsauslastung (sehr wichtig!), Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe (!) und der vielbeachtete US Philadelphia Fed Index Oktober werden heute veröffentlicht. Damit wird der heutige Tag sicherlich der wichtigste Tag für den weiteren Verlauf der Indizes übers Wochenende werden. Leider werde ich Ihnen diese Zahlen erst morgen präsentieren können, da ich heute eine wichtige Redaktionssitzung habe und so ab Mittag am Börsengeschehen nicht mehr teilnehmen kann.

      Achten Sie auf die Lagerbestände. Wenn diese wieder ansteigen, dann untermauern sie die gestrigen schlechten Zahlen vom Einzelhandel. Wenn dann auch noch die Kapazitätsauslastung oder die Industrieproduktion sinkt, wäre das ein wirklich schlechtes Signal.

      Lassen Sie mich noch ein paar Sätze zu dem Thema "China" schreiben. Wie Sie sicherlich in den Medien gehört habe, ist China gerade ins Weltraumzeitalter aufgebrochen, während einige Landstriche des Landes noch im "Mittelalter" stecken. Das ist ein Problem, auf das ich aufmerksam machen will. China wird an seinem eigenen Rohstoffbedarf ersticken, schneller als viele Anleger denken. Stellen Sie sich vor: Eine Milliarde Menschen auf den Weg in ein industrielles Zeitalter.

      Es gibt verschiedene Berechnungen und Prognosen, wie schnell die gesamten bekannten Rohstoffvorkommen dieser Erde aufgebraucht wären, wenn China den Sprung zu einer "Industrienation" schafft. Von nur 5–10 Jahren ist da die Rede (!). Gut es wird etwas dauern, bis China diesen Status erreicht. Trotzdem wird der Rohstoffbedarf Chinas bereits in den nächsten 5–10 Jahre nachhaltigen Einfluss auf die Rohstoffpreise haben. Oder anders ausgedrückt: Der Nachfragedruck auf Rohstoffe wird trotz rezessiver Tendenzen der westlichen Industrieländer weiter bestehen bleiben. Durch die zunehmende Verknappung weltweiter Rohstoffe kann es auf der anderen Seite kaum zu einer Angebotszunahme kommen. Daraus folgt: Es ist fast sicher, dass die Rohstoffpreise in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Sie sollten also überlegen, einen Teil ihrer Langfristanlagen in "Rohstoffe" zu investieren. Entweder in Fonds oder direkt in Zertifikat, die den Rohstoffindex abbilden.

      Sollten Sie in chinesische Aktien, Fonds oder Zertifikate investiert sein, müssen Sie sich im Moment über steigende Rohstoffpreise noch keine Sorgen machen. Eine derart starkes Wirtschaftswachstum kann nachhaltige Preissteigerungen im Rohstoffbereich durchaus einige Jahre kompensieren.

      Hypotheken-Kreditkarte

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Mit Geldausgeben auf dem Weg ins Desaster", so beginnt eine CNN Story. "Die Konsumentenschulden-Blase in den USA könnte die Spekulationsblase am Aktienmarkt wie Nichts aussehen lassen", so geht es weiter.

      "Der amerikanische Konsument hat sich sehr stark dem Geldausgeben verschrieben, und er türmt immer höhere Schulden an, um einen Lebensstandard zu haben, den er sich nicht leisten kann. Und auch die Welt hat sich daran gewöhnt, dass der amerikanische Konsument ihre Ersparnisse verbraucht."

      "Das ist eine gefährliche Situation – potenziell ist das eine Blase, die sogar die Spekulationsblase am Aktienmarkt, die 2000 geplatzt war, in den Schatten stellt und das wird eine Herausforderung an die Politiker sein, ein schlimmes Ende zu verhindern." Es wird mehr als eine Herausforderung sein, so meine Einschätzung. Es wird unmöglich sein.

      In den 1960ern liehen sich die Amerikaner ungefähr 1 Dollar für 3 Dollar Extra-Einkommen, das sie verdienten. In den 1980ern kamen auf jeden Dollar Schuldenzuwachs 1,50 Dollar Einkommenszuwachs. Ala dann aber in den späten 1990ern die "Man bekommt etwas für Nichts"-Mentalität um sich griff, kamen auf 3 Dollar Einkommenszuwachs 4 Dollar neue Schulden. Und dann haben sich die Amerikaner in den letzten paar Jahren sogar noch mehr verschuldet – um rund 4,50 Dollar pro 3 Dollar Einkommenszuwachs. Laut Dr. Richebächer ist dieses Verhältnis zuletzt sogar auf 9 zu 3 gestiegen.

      Dem Konsumenten hat das keine Sorgen bereitet, weil die Zinssätze so gefallen sind, dass er dadurch günstige Hypotheken bekam ... er konnte umschulden ... und sich ein neues Auto mit einer Finanzierung zu 0 % kaufen. "Wir sind eine `wie-hoch-ist-die-monatliche-Belasung`-Nation geworden", so Paul Kasriel von Northern Trust.

      Die Immobilienpreise – die derzeit mehr oder weniger genauso stark wie die Geldmenge wachsen – und die niedrigen Zinsen haben es möglich gemacht, dass das Niveau der Konsumausgaben mindestens gehalten werden konnte. Die Konsumenten erhöhten bestehende Hypotheken auf ihr Haus, und trotzdem reduzierte sich wegen der drastisch gefallenen Zinsen ihre monatliche Belastung. CNN berichtet, dass man bei Wells Fargo jetzt als Hausbesitzer eine Kreditkarte bekommen kann, die bei Benutzung die Hypothek auf das eigene Haus erhöht. Man kann mit dieser Karte also seine Hypothek erhöhen, um damit "tägliche Ausgaben wie Strom, Einkäufe, Kleider, etc." finanzieren zu können.

      So verkonsumiert der "Mund der Welt" die eigenen Häuser, Ziegelstein für Ziegelstein. Würde es Sie überraschen, liebe(r) Leser(in), wenn das zu Verdauungsschwierigkeiten führen würde?

      Genauso wenig, wie man etwas für nichts erhalten kann, kann man nichts dazu nutzen, um etwas zurückzuzahlen, das man sich geliehen hat, als man dachte, das man etwas hatte.

      Stattdessen werden die Gläubiger hart verdientes Bargeld wollen.

      Jetzt zu Dir, Addison ...

      US-Unternehmen nicht scharf auf neue Kredite

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in New York

      Ich habe mir alle 25 Quartalsergebnisse, die am Dienstag präsentiert wurden, angesehen. Und alle haben die Erwartungen erreicht oder übertroffen. Daraufhin profitierten besonders die Finanzaktien vom süßen Duft der "wirtschaftlichen Erholung".

      Aber was ist das? Ein Gerangel in der Lobby. "Trotz niedriger Zinsen weisen die Unternehmen neue Kreditangebote zurück", so eine Überschrift bei CNN.com, und in diesem Artikel wird gefragt: "Könnte es sein, dass die Erholung schwach sein wird?" Obwohl die Zinsen für Kredite an Unternehmen laut einem Fed-Bericht auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gefallen sind, ist der Dollarwert der an die Industrie vergebenen Kredite auf das niedrigste Niveau der letzten 5 Jahre gefallen. Ein Grund: So hat z.B. Intel mitgeteilt, dass die eigenen Ergebnisschätzungen um 20 % übertroffen wurden. Gleichzeitig vermeldete Intel aber auch, dass sie ihr Investitionsbudget für das laufende Jahr nicht erhöhen wollen.

      "Ein Aufschwung der Zuversicht hat ganz bestimmt die Unternehmen dazu bewegt, alte Ausrüstungsgegenstände zu erneuern ... aber da die Preise immer noch niedrig bleiben, bleiben Kosteneinsparungen immer noch die Devise des Tages. Das könnte bedeuten, dass die nächste Welle von Unternehmens-Investitionen eine Zeitlang nicht kommen wird. Das bedeutet auch, dass die Neueinstellungen, die oft Hand in Hand mit einer geschäftlichen Expansion gehen, zumindest eine Zeitlang stagnieren werden." Anirvan Banerji vom "Economic Cycle Research Institute" meint dazu: "Wir könnten ein bisschen mehr Jobwachstum als zuvor sehen. Aber das bedeutet nur, dass wir von einer Erholung, die Arbeitsplätze abbaut, hin zu einer Erholung kommen, in der keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden."

      Ich habe auch gelesen, dass die chinesische Automobilindustrie überhitzt ist ... bei Yahoo! News stand, dass die Produktion von Autos im August um fast 47 % gestiegen ist. Diese Explosion bei der Autoproduktion hat mitgeholfen, die Gewinne der größten 14 chinesischen Autobauer (alle in Staatsbesitz) um 76 % seit Jahresanfang zu steigern. "Es gibt ein neues Asien, das es zu entdecken gibt", schreibt Marc Faber in der Einleitung seines neuen Buches. "Wenn ich noch einmal 26 wäre, dann würde ich wahrscheinlich nach Shanghai, Ho Chi Minh-Stadt oder Ulan Bator ziehen. Ich würde die lokale Sprache perfekt lernen, ich würde mit sieben Konkubinen leben und ein Unternehmen gründen."


      Ein armseliges Geständnis

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Zwischen den Aktienkursen und dem Dollar hat sich eine unübliche Divergenz entwickelt", schreibt Carl Swenlin in seinem Börsendienst Decision Point Alert. "Die Aktienkurse haben ihren Boden hinter sich und sie sind gestiegen, während der Dollar signifikant gefallen ist. Das ist wahrscheinlich eine Manifestation davon, dass die Liquiditätspumpe der Fed heißgelaufen ist, was die Spekulationsblase am Aktienmarkt wieder belebt hat und die Gesundheit des Dollars unterminiert hat. Meine Einschätzung ist, dass das keine gute Sache ist."

      *** Währenddessen betont ein Artikel im britischen "Guardian" die Forschungsergebnisse des Volkswirt-Pärchens Christina und David Romer. Sie haben Daten von früheren Zyklen analysiert und dabei herausgefunden, dass die Wirkungen von Zinssenkungen früher eintreten, als es zuvor gedacht wurde.

      "Wenn man die Ergebnisse der Romers auf die amerikanische Wirtschaft anwendet", so der Guardian, "dann könnten schlechte News bevorstehen. Die Fed hat die Zinsen bereits stark gesenkt – und wenn die Romers Recht haben, dann haben sich die Wohltaten dieser Zinssenkungen bereits ausgewirkt. Und da die Leitzinsen in den USA jetzt bei 1 % stehen, bedeutet das, dass die Fed nur noch wenig Pulver zu verschießen hat."

      *** Aus den USA kam ein Leserbrief, weil ich gestern im Investor`s Daily auf die Drogengeständnisse des erzkonservativen Amerikaners Rush Limbaugh hingewiesen hatte. "Hören Sie auf, über Rush herzuziehen", so der Leserbrief, "der arme Mann ist einfach nach einer Operation von Schmerzmitteln abhängig geworden. Er hat es gestanden. Und er hat die Verantwortung dafür übernommen. Geben Sie dem Mann Ruhe."

      Ach, ich liebe Rush, so wie ich alle Sünder liebe. Aber während ich ehrliche Sünder liebe, muss ich Schwindler einfach lächerlich machen. Denn ich werfe diesem Mann nicht seinen Drogenkonsum vor, und auch nicht, dass er das der Öffentlichkeit verschwiegen hat – denn die geht das ohnehin nichts an. Es ist sein Geständnis, das ich armselig und verlogen finde. Rush sagt, dass er sich selbst nicht als "Opfer" sieht. Aber gleichzeitig beschreibt er seine Medikamenteneinname als "Abhängigkeit" – und er bittet seine Zuhörer um Gebete für ihn. Wenn er sich selbst nicht unter Kontrolle hätte – warum hat er das dann erst realisiert, als seine Haushaltshilfe seinen Drogenkonsum an die Öffentlichkeit brachte? Warum hat er nicht zugegeben, dass er Drogen genommen hat, weil er die Gefühle mochte, die sie ihm gegeben haben ... und dass er immer noch Drogen nehmen würde, wenn das nicht an die Öffentlichkeit gelangt wäre?

      *** "Der folgende Artikel hat einen besonders interessanten Punkt (unter vielen!)", schreibt mir ein Leser, "darüber, dass die britische Besetzung von Mesopotamien-Irak in den frühen 1920ern sehr teuer war. (Nun, tja. Weit entfernte Länder zu besetzen, hat die Tendenz dazu, teuer zu sein, besonders, wenn man es sich nicht leisten kann). Hier der Artikel:

      "Es waren nicht nur die britischen Kriegsschulden aus dem Ersten Weltkrieg, von denen fast alle den USA geschuldet wurden, sondern auch die Rechnungen für den Irakkrieg in den frühen 1920ern, die Anfang bis Mitte der 1920er zu einer Flucht aus dem Pfund Sterling führten ..."

      "Und dann war es die unglückliche britische Entscheidung, das fallende Pfund zu stützen, die den US-Finanzminister Mellon dazu veranlasste, die Goldreserven an London zu `verleihen`, was zu einer verstärkten Nutzung des Dollar führte (damals waren 20 Dollar eine Feinunze Gold wert). Immer mehr US-Gold verließ das Land, was die Fed – die es erst seit 1913 gab und die keine Ahnung davon hatte, was sie tat – dazu führte, die Geldmenge zu erhöhen. Das führte zu der `Spekulationsblase, die die Welt zerbrochen hat` wie es Garet Garrett nannte, oder zu den `Goldenen 1920ern`, wie sie weithin bekannt sind."

      "Diese Spekulationsblase, die die Fed geschaffen hatte, führte zusammen mit Bilanzskandalen, die Enron & Worldcom im Vergleich klein aussehen lassen, zum Schwarzen Freitag, dem Börsencrash im Jahr 1929. In den USA (später in Europa) breitete sich Panik aus, und US-Präsident Hoover erhöhte die Steuern in einer Rezession, um den `Haushalt auszugleichen`, und er startete öffentliche Projekte, um den Leuten wieder Arbeit zu geben. Das führte zur erfolgreichen Präsidentschaftskandidatur eines Franklin Delano Roosevelt im Jahr 1932, der seine Kampagne gegen die Schulden und die Steuererhöhungen von Hoover ( ...) starten konnte. Als Roosevelt dann im November 1932 gewählt wurde, setzte bei den amerikanischen Banken ein Run auf Gold ein, so dass zwischen dem Wahltag und dem Tag seines Amtsantritts im März 1933 über 4.000 Banken scheiterten. Deshalb war die erste Amtshandlung von Roosevelt als Präsident, die Banken zu schließen und sie eine Woche wieder zu öffnen – mit der Anordnung an alle Amerikaner, ihr Gold der US-Regierung abzuliefern. Und einige sagen, dass es seitdem nur noch bergab ging."

      Geschichtslektionen, Teil 2

      von Marc Faber

      Die Investoren sollten niemals die Lektionen der "Mississippi"-Spekulationsblase vergessen, als John Law zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit Papiergeld experimentiert hatte. Ich hatte gestern an dieser Stelle darüber berichtet. Dieses historische Beispiel ist besonders für die derzeitige Situation in den USA relevant; es gibt mehrere Lektionen, die zeitgenössische Investoren vom Aufstieg und Fall des John Law lernen können.

      Es stimmt, dass John Law zu Beginn großen Erfolg hatte, und er schaffte es, der französischen Wirtschaft großen Auftrieb zu geben. Auf dem Höhepunkt 1719 gehörte Law zu den am meisten bewunderten Persönlichkeiten in Kontinentaleuropa. Aber sein "Mississippi"-Schema scheiterte, und Law fiel in Ungnade, weil die Banque Royale (französische Nationalbank, zu deren Vorsitzendem er ernannt worden war) zu lange den Glauben aufrecht erhielt, dass sie jedes Problem einfach durch Gelddrucken lösen könnte. Als Law endlich realisierte, dass der Feind der Vertrauensverlust in die Papierwährung war, was zu einer beschleunigten Inflation führte, da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen.

      Es wird sicher eine Zeit geben, in der auch das fast hemmungslose Gelddrucken, das die amerikanische Zentralbank derzeit durchführt, nicht mehr funktionieren wird – was zu einer scharfen Abwertung des Dollar führen wird. Die andere Möglichkeit ist natürlich, dass der Dollar abwertet, aber nicht verglichen mit anderen Währungen, sondern – wie es damals bei John Law war – gegenüber Rohstoffen und realen Vermögensanlagen.

      Was die Immobilien betrifft: Es ist sehr verbreitet, dass die Preise an diesem Markt nach dem Platzen einer Spekulationsblase am Aktienmarkt eine Zeitlang weiter steigen, aus zwei Gründen. Sobald die Spekulanten realisiert haben, dass die Aktienkurse das Topp hinter sich gelassen haben, transferieren sie ihr Geld in ein anderes Spekulationsobjekt. Mit anderen Worten: Wenn die Welt von einer Welle der Spekulation umspült ist, dann endet diese Welle nicht abrupt, sondern sie tendiert dazu, eine Weile lang weiter zu bestehen und auf andere Märkte – wie den Immobilienmarkt oder den Rohstoffmarkt oder den Kunstmarkt – überzugreifen.

      Außerdem realisieren gegen Ende einer Spekulationsblase am Aktienmarkt die klugen Investoren und (besonders im Fall der derzeitigen Spekulationsblase) die Unternehmensinsider, dass die Kurse zu stark nach oben geschossen sind und zu wenig mit den zugrunde liegenden Fundamentals zu tun haben. Deshalb gehen sie aus dem Aktienmarkt raus und diversifizieren mindestens einen Teil ihres Vermögens in Vermögensanlagen, die nicht vom Wirbelwind der Spekulation profitiert hatten und deshalb konsequenterweise noch absolut oder zumindest relativ "billig" sind.

      Deshalb sind die Immobilienpreise zum Beispiel in Japan in den 1990ern noch gestiegen, obwohl die Aktienkurse dort bereits am 29. Dezember 1989 ihr Topp erreicht hatten. Und in Australien stiegen die Immobilienpreise noch zwei Jahre weiter, nachdem dort im Sommer 1987 der Aktienmarkt den Hochpunkt erreicht hatte.

      Aber irgendwann werden sich auch die Immobilienpreise den Kräften von Angebot und Nachfrage beugen, und dann folgt ein Trend mit zurückgehenden Preisen.

      Das "Mississippi"-Schema ist auch aus einem anderen Blickwinkel interessant. Diese Spekulationswelle dehnte sich im Zeitraum von 1717 bis 1720 über den gesamten europäischen Kontinent aus, und die folgende Krise war international. Der anfängliche Erfolg der Mississippi-Gesellschaft lockte Investoren aus ganz Europa nach Paris, wo sie mit den Aktien dieser Gesellschaft spekulierten. Gleichzeitig wurden in London sehr heiße Aktien gehandelt (so spekulierte sogar der sehr konservative Schweizer Kanton Bern mit 200.000 Pfund – öffentlichen Geldern – in London, und machte damit einen Gewinn von 2 Millionen Pfund.)

      Im Sommer 1720 allerdings flossen die Mittel der Investoren nach Holland und Hamburg, um auf europäische Versicherungsgesellschaften zu setzen. Ich erwähne das, um auf Folgendes hinzuweisen: Sobald einmal überschüssige Liquidität geschaffen worden ist, dann wird dieses Geld sehr schnell von einem Sektor zum nächsten fließen, was deshalb zu einer ganzen Serie von neuen Spekulationsblasen anderswo führen kann.

      Ich möchte besonders betonen, dass die Immobilienpreise bei jedem wirtschaftlichen Szenario stark steigen können, solange es exzessive Geld- und Kreditschöpfung gibt und das Vertrauen der Investoren in Finanzanlagen erschüttert ist. Nehmen Sie z.B. die frühen 1970er, als die Rohstoffpreise explodierten, obwohl die Weltwirtschaft auf dem Weg in die schlimmste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise war. Bei den Agrarprodukten waren die Preisanstiege beeindruckend. So stiegen folgende Preise von ihren Tiefs 1968/69 bis zu ihren Hochs 1973/74: Weizen +465 %, Sojabohnenöl +638 %, Baumwolle +317 %, Mais +295 % und Zucker +1290 %.

      Und während der Weltwirtschaftskrise waren es die Goldminenaktien, die eine exzellente Performance hinlegten. Von ihrem Tief im Jahr 1929 bei 65 Dollar stiegen die Aktien von Homestake Mining auf ein Hoch von 544 Dollar im Jahr 1936. Und in diesem Zeitraum zahlte die Gesellschaft außerdem Dividenden in Höhe von 171 Dollar, was mehr als doppelt so hoch ist wie der Aktienkurs des Jahres 1929 (die Papiere von Dome Mines stiegen von 6 Dollar im Jahr 1929 auf 61 Dollar 1936.)

      Die dramatischsten Rohstoff-Bullenmärkte entstanden alle nach langen Bärenmärkten, so wie wir das seit 1980 hatten, und diese Entwicklung wurde nach der Asienkrise und dann noch einmal 2001 beschleunigt. Aber von ihren Tiefs – wenn diese denn einmal erreicht waren – haben sich die Rohstoffpreise immer dramatisch erholt, in einem kurzen Zeitraum.

      Wenn sich die Weltwirtschaft nicht dramatisch verbessert, dann ist es wahrscheinlich, dass die Rohstoffpreise weiter steigen werden, wegen der Injektion von neuer Liquidität sowohl durch die Zentralbanken als auch durch die expansive Fiskalpolitik. Und wenn sich die US-Wirtschaft und das Investmentklima für Finanzanlagen in den USA nicht verbessert, dann ist es wahrscheinlich, dass sich der Dollar noch weiter abschwächen wird.

      Jetzt bedenken Sie dies: Die Investoren haben aber auch in den Euro oder den Yen nur geringes Vertrauen. Wenn deshalb die internationalen Investoren in der Zukunft das Vertrauen in den Dollar verlieren werden, wohin werden sie mit ihrer Liquidität gehen?

      Nehmen Sie als Beispiel die asiatischen Zentralbanken, deren Vermögensanlagen sich auf den Dollar konzentrieren, und die nur 3 % ihrer Reserven in Gold halten (dieser Anteil lag 1980 bei 30 %). Wenn der Tag kommt, an dem das Vertrauen in den Dollar erschüttert ist, werden diese Zentralbanken dann Euros oder den Yen kaufen? Möglich, aber es ist auch denkenswert, dass sie dann angesichts der auch nicht überragenden Fundamentals dieser Währungen über eine Diversifikation hin zum Gold nachdenken.


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      schrieb am 18.10.03 16:00:57
      Beitrag Nr. 3.916 ()
      Die stillen Retter

      Ausgerechnet die Lebensversicherer, die gestern noch als sichere Alternative zur gesetzlichen Rente galten, sind in die Krise geraten. Ohne Staatsintervention, so ein Kanzleramtspapier, stünden viele Konzerne vor dem Aus. Der Schutz der Versicherten ist bisher mangelhaft.

      Es war ein schöner Tag im Leben des Gerhard Schröder: In der Allerheiligenkirche von Jekaterinburg zündete der deutsche Regierungschef mit dem russischen Präsidenten zwei Kerzen an, zum Gedenken an den 1918 verstorbenen letzten Zaren. "Die deutsch-russischen Beziehungen sind blendend", schwärmte er auf dem Rückflug.


      Kanzler Schröder (am vergangenen Freitag im Bundestag): "An mehr Eigenvorsorge führt kein Weg vorbei"

      Vielleicht hätte er noch eine dritte Kerze entzünden sollen - für die Branche der Lebensversicherer. Denn kaum zurück im fünften Stock des Kanzleramtes, lag obenauf ein Aktenvermerk, gefertigt von den Experten der Abteilung IV unter Leitung des parteilosen Bernd Pfaffenbach.

      Was die ihrem Kanzler aufgeschrieben hatten, verdient das Prädikat "Besorgnis erregend". Eine Krise war zu bestaunen, und erwischt hat es ausgerechnet jene Branche, die bislang als ebenso langweilig wie verlässlich galt: die Lebensversicherer, bei denen Millionen Deutsche ihre Altersgelder sparen.

      Der Regierungschef, so einer seiner Berater, habe die Unterlage studiert - "mit großer Ruhe und großer Gründlichkeit". So wie stets, wenn Alarmierendes sich seinen Weg bahnt.

      Der Vermerk war deutlich. Die Börsensituation sei schlecht, die Ertragslage vieler Versicherungsunternehmen daher schwierig, vielfach sogar dramatisch. Durch Hans Eichels Unternehmensteuerreform, hieß es da, sei für die Firmen im Lande eine "paradoxe Situation" entstanden: Sie seien "steuerrechtlich reich, obwohl sie handelsrechtlich arm sind". Das heißt: Sie müssen Steuern zahlen, obwohl sie Verluste schreiben und ihnen womöglich sogar die Pleite droht.

      Die Schlussfolgerung der Kanzlerexperten fiel nicht weniger eindeutig aus:

      Ohne staatliche Intervention drohe dem Land eine verheerende Krise der Lebensversicherer. "Einige Versicherungsunternehmen müssten von der Versicherungsaufsicht wegen Überschuldung geschlossen werden."

      Den Betroffenen stünde nach der jetzigen Gesetzeslage nicht mal eine Entschädigung zu, da es einen Feuerwehrfonds der Branche bisher nicht gibt. Die Bundesregierung wäre gut beraten, so das Papier weiter, "eine gesetzliche Verpflichtung der Versicherungsunternehmen zu schaffen" mit dem Ziel, die "Ansprüche der Versicherten abzusichern".
      Dem Kernstück der deutschen Finanzindustrie stehen turbulente Zeiten bevor. Die Experten der Koalition sprechen in einem internen Papier, das sie zur Unterrichtung der SPD-Fraktion am vergangenen Mittwoch vorlegten, von "zu erwartenden Anpassungsreaktionen".


      Null Rendite, null Reserve: Der Absturz der Lebensversicherungen

      Um das Schlimmste zu verhindern, beschloss die Regierung Steuererleichterungen für die angeschlagene Branche. Zudem soll darauf hingearbeitet werden, dass die bislang freiwillige Auffanggesellschaft der Versicherungen namens Protektor demnächst zur Pflichtveranstaltung wird. Zwar sorgte das milliardenschwere Paket für Unmut in den eigenen Reihen, doch schon am vergangenen Freitag passierte es den Bundestag.

      Für die Regierung ist die Entwicklung höchst unkomfortabel. Die Krise der Lebensversicherer, deren Ruf eben noch so untadelig war wie der des Papstes, könnte das ohnehin verwirrte Wahlvolk weiter verunsichern. Die Deutschen sind nach der traumatischen Hyperinflation von 1923 in Gelddingen sensibel wie kaum eine zweite Nation.

      Eben erst hat die Regierung auf einem Rentengipfel die Bedeutung der staatlichen Rente geschmälert - zu Gunsten der privaten Vorsorge. "An mehr Eigenvorsorge des Einzelnen führt kein Weg vorbei", sagt Schröder.

      Die Lebensversicherungen sind die populärste, weil bislang verlässlichste Form der privaten Altersvorsorge. Es gibt mit 90 Millionen Policen mehr Vertragsabschlüsse als Einwohner. Und nun das: "Wie sicher ist meine Lebensversicherung?", fragt "Bild". "Regierung will Versicherungen vor Pleite retten", titelte die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag vergangener Woche.

      Bislang galten die Lebensversicherungen, die ein Großteil in Immobilien und Anleihen investierten, unter allen nur denkbaren Möglichkeiten der Privatvorsorge als die konservativste. Die jährliche Rendite fällt eher mager aus, doch über die jahrzehntelange Ansparzeit kamen eben doch enorme Summen zusammen.

      Darauf war bisher Verlass - und ist es nun nicht mehr. Die Spekulationsblase Ende der neunziger Jahre bedeutete auch für die Lebensversicherer eine Zäsur.

      Um im Wettbewerb mit den Aktienfonds mithalten zu können, begannen die Manager der etwa 130 konkurrierenden Gesellschaften in Deutschland die Rendite zu steigern - durch massive Aktienkäufe. Viele stockten die entsprechenden Kontingente massiv auf - manche bis nahe an das gesetzliche Maximum von 30 Prozent. "Eine möglichst hohe Aktienquote galt plötzlich als Gütezeichen", erinnert sich Reinhard Blei, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Leben.

      Viele Institute hatten früher vor allem in stabile festverzinsliche Wertpapiere investiert. Nun lockten die Kapitalmärkte. Im Frühjahr 2001 erschrak Blei zum ersten Mal. Die Kurse waren auf breiter Front eingebrochen, die Gothaer reduzierte daraufhin ihren Aktienanteil um die Hälfte. "Da sind wir heute noch zufrieden", sagt der für das Anlagemanagement zuständige Vorstand, "aber die Maßnahme war letztlich nicht radikal genug."

      Doch so ganz wollte der promovierte Diplom-Kaufmann nicht von den Aktien lassen. Schließlich hatte er im Studium gelernt, dass sie langfristig die höheren Renditen abwerfen. Dreimal stieg Blei im Verlauf des Jahres 2002 mit der Hoffnung auf die Wende im Aktienmarkt zu relativ niedrigen Kursen ein - um sich wenig später wieder entnervt zurückzuziehen.

      Ein teures Vabanque-Spiel. Ende 2002 hatten sich in der Bilanz des Göttinger Versicherers stille Lasten - nicht ausgewiesene Verluste aus Börsengeschäften - von 425 Millionen Euro aufgetürmt. Die Kölner Konzernmutter, zu der noch ein Sach- und Krankenversicherer gehört, musste 95 Millionen Euro zur Stärkung der Reserven überweisen. Mittlerweile hat sich die Gothaer stabilisiert. Dank einer nochmaligen Überweisung der Mutter von 80 Millionen Euro und besseren Aktienkursen haben sich die stillen Lasten auf 156 Millionen Euro reduziert.

      Doch nicht alle Lebensversicherer haben eine starke Mutter im Rücken. Viele sind schwer angeschlagen und ohne Hilfe von außen kaum überlebensfähig.

      Die Branche setzte von Anfang an auf den Staat. Schon zu Beginn der Börsenkrise begann eine rege Geheimdiplomatie zwischen den Konzernen und der Politik.

      Kurz nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 - die Aktien befanden sich praktisch im freien Fall - intervenierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft im Berliner Finanzministerium. Die Bitte: Hans Eichel möge der Branche doch die Möglichkeit einräumen, die hässlichen Kursverluste zunächst nicht in die Bilanzen einrechnen zu müssen.

      Bis dahin hatten die Versicherer ihre Buchverluste aus Börsengeschäften umgehend ausweisen müssen. Damit wären spätestens mit dem Jahresabschluss 2001 die miesen und teilweise sogar roten Zahlen veröffentlicht worden. Ob es nicht möglich sei, dass man in Zukunft Kursverluste nur noch dann angeben müsse, wenn sie "dauerhaft" seien, wollten die Emissäre wissen.


      Versicherer auf Schleuderkurs

      Der Minister zeigte sich verständnisvoll: Das Gesetz wurde so geändert, dass die Assekuranzen ihre gefährlichen Bilanzrisiken weiter vor Anlegern und Verbraucherschützern verstecken konnten. Die Öffentlichkeit nahm kaum Notiz.

      Irgendwann werde die Krise schon vorbei sein und die Börse wieder abheben, so die Hoffnung in den Vorstandsetagen von Mannheimer, Gothaer und Co. Selten haben sich hoch bezahlte Manager so geirrt.

      Die Aktien fielen weiter - fast zwei Jahre lang. Die Risiken in den Bilanzen der Lebensversicherer waren unkalkulierbar geworden: Allein im Jahr 2002 häuften sich bei den Unternehmen Verluste aus dem Kapitalanlagegeschäft in Höhe von 51,5 Milliarden Euro.

      Die Schieflage der einst als so solide geltenden Branche war den Behörden nicht verborgen geblieben. In der Bonner Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wurden die Experten zunehmend nervös. Die knapp 1300 Beamten kontrollieren sämtliche Geldhäuser der Republik. Was passiert eigentlich, wenn der Dax noch weiter fällt?, wollte BaFin-Chef Jochen Sanio von seinen Mitarbeitern wissen. Die gaben die Frage umgehend an die Versicherer weiter.

      Besonders gefürchtet ist der so genannte Stresstest der BaFin: Dabei müssen die Versicherungen simulieren, was mit ihren Portfolios passiert, wenn der Dax um 35 Prozent und der Anleihemarkt um 10 Prozent fällt. Jede Gesellschaft muss der Behörde mitteilen, ob sie den Test mit genügend Eigenkapital überstanden hat und - falls nicht - wie sie die Situation meistern will. Sanio muss inzwischen kaum noch jemanden anweisen. Wer die Stresstests nicht bestand, reduzierte seine Aktienportfolios freiwillig - teilweise sogar, als die Kurse im Frühjahr ihr bisheriges Tief erreicht hatten.

      Der massive Psycho-Druck der Bonner Behörde wird inzwischen im Berliner Finanzministerium als Fehler kritisiert: "Beim Dax-Tiefststand von 2200 noch einmal einen 35-prozentigen Rückgang zu simulieren", sagt ein hoher Beamter, "ist nicht unbedingt zielführend."

      Noch profitierten die Versicherer von der im März 2002 erreichten Gesetzesänderung, nach der nur "dauerhafte" Kursverluste in der Bilanz auftauchen müssen. Doch was heißt "dauerhaft"? Auf einer Tagung ihres Verbandes Ende vergangenen Jahres herrschte unter den deutschen Wirtschaftsprüfern weitgehend Einigkeit: Die Bilanzen für 2002 werde man noch einmal testieren, doch spätestens dann seien etwaige Kursverluste als "dauerhaft" anzusehen - und müssten entsprechend ausgewiesen werden.

      Die Bonner Aufsichtsbehörde hält bis zu zehn Unternehmen für stark gefährdet, wenn sie ihre Bücher nicht mehr kosmetisch mit überhöhten Aktienkursen aufpolieren dürfen. Die Bonner müssten die Firmen sofort schließen, wenn nicht binnen kurzer Zeit Kapital nachgeschossen wird.

      Insgesamt haben die deutschen Lebensversicherer in nur drei Jahren über 100 Milliarden Euro an der Börse versenkt. "Viele Kapitalanlagevorstände hätten vorher mal einen Volkshochschulkurs über die richtige Geldanlage belegen sollen", sagt Manfred Poweleit, Chefredakteur des Branchendienstes "Map-Report". Während 1999, als der Deutsche Aktienindex kurz vor dem Gipfel stand, kaum ein Versicherer Aktien verkaufte, kam es 2002 und in den ersten Monaten dieses Jahres zu einer Verkaufsorgie bei extrem niedrigen Kursen.

      Nach den Berechnungen der BaFin-Experten sind acht bis neun Millionen Versicherungspolicen durch Insolvenzen bedroht, denn im Gegensatz zum Bankgewerbe gibt es bislang für die Versicherungsbranche keinen Pflichtfonds, der die Ansprüche der Kunden notfalls sichert.

      Eine Finanzkrise dieses Ausmaßes kann die Politik unmöglich kalt lassen, da war sich die kleine Gruppe von Versicherungsmanagern einig, die Anfang des Jahres nach Bonn reiste - zu BaFin-Chef Sanio. Der informierte das Finanzministerium in Berlin von dem Besuch und drängte auf unbedingte Diskretion. Der Schaden für den Finanzplatz Deutschland sei bei einer unsensiblen Behandlung des Themas nahezu irreparabel.

      In langen Gesprächen einigten sich die Experten aus Bonn und Berlin, die Unternehmensteuer für die Versicherungen wieder zu ändern. Dabei hatte Eichel in seiner Reform erst zwei Jahre zuvor die Veräußerungsgewinne von Kapitalgesellschaften von der Steuer befreit. Im Gegenzug konnten die Gesellschaften aber auch keine Verluste aus ihrem Beteiligungsgeschäft steuerlich geltend machen.

      Nachdem sich anfänglich auch die Versicherungen von der neuen Regel Profite erhofft hatten, erwies diese sich im Abschwung für sie als Katastrophe: Weil sie Aktienverluste nicht mehr absetzen dürfen, müssen sie trotz hoher Verluste weiter Steuern zahlen - seit drei Jahren schon.

      Damit sollte nun Schluss sein. Die Federführung für die Operation übernahmen Eichels Beamte. Gemeinsam mit den Finanzministerien der Länder arbeiteten die Berliner Experten unter strengster Geheimhaltung eine Gesetzesänderung aus.

      Eingeweiht wurden nur der Finanzexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Jörg-Otto Spiller, sowie die Vize-Fraktionschefs Joachim Poß und Ludwig Stiegler. Sie sollten den heikelsten Teil der Aktion übernehmen - die neue Regelung möglichst unbemerkt durch die SPD-Fraktion und den Bundestag schleusen.

      Ein Gesetz "still machen", nennen das alte Fraktionshaudegen. Keiner konnte ein Interesse daran haben, die Kunden der angeschlagenen Assekuranzen durch große politische Debatten auf das Problem erst so richtig aufmerksam zu machen - und damit die Krise noch zu verschärfen. "Das wäre Gift für die Firmen gewesen", sagt einer der Beteiligten.

      Die Eichel-Helfer hatten dafür gesorgt, dass die neue Regelung in dem Steuergesetz, das am vergangenen Freitag verabschiedet wurde, zunächst gar nicht enthalten war. Die entsprechenden Passagen wurden erst wenige Tage vorher von den Genossen Poß und Spiller im Finanzausschuss eingefügt - beim Kleingedruckten. Die CDU-Abgeordneten merkten nichts.

      Eichels verschwiegene Helfer

      Jörg-Otto Spiller, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, und die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Ludwig Stiegler und Joachim Poß unterstützten Finanzminister Hans Eichel bei der Rettungsaktion für die angeschlagenen Lebensversicherungen. Sie sollten möglichst unbemerkt die Gesetzesänderung durch den Bundestag schleusen.

      Doch am Ende scheiterte der Versuch, die Hilfsaktion für die Versicherungsbranche geheim zu halten. Zwar verabschiedete der Finanzausschuss des Bundestages die heikle Angelegenheit am vergangenen Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit, doch da kursierten in den Medien bereits Meldungen über ein angebliches Fünf-Milliarden-Euro-Geschenk, das die Regierung den Firmen machen wolle. Die Aktienkurse der Versicherungsunternehmen schnellten in die Höhe.

      Für die Koalitionäre war der Schuldige schnell gefunden: Die Versicherungsunternehmen selbst hätten die Nachricht gestreut - womöglich um die Kurse ihrer Unternehmen nach oben zu katapultieren.

      Für die Geheimbündler im Parlament war das eingetreten, was sie auf jeden Fall hatten vermeiden wollen. Plötzlich standen die selbst ernannten Retter der Versicherungen als Erfüllungsgehilfen des Großkapitals am Pranger. In der Sitzung der SPD-Fraktion am vorigen Dienstag entlud sich der Zorn der Abgeordneten auf ihre Führung: "Das kann ja wohl nicht sein", schimpfte der Berliner Klaus-Uwe Benneter. Und der Sozialpolitiker Peter Dreßen klagte: "Wir können nicht in den gesetzlichen Versicherungen alles zusammenstreichen und gleichzeitig den Privaten solche Milliarden-Geschenke machen."

      Der Aufstand alarmierte den Fraktionschef. Franz Müntefering ordnete eine Sondersitzung der Fraktion für den nächsten Tag an. In einer Nachtschicht mussten die Finanzexperten eine Tischvorlage ausarbeiten, mit der den Abgeordneten das komplexe Thema leicht verständlich beigebracht werden sollte. Haupttenor des Papiers: "Bei der geplanten gesetzlichen Änderung handelt es sich nicht um einen politischen Schnellschuss."

      Im Angesicht ihrer erbosten Kollegen entschieden sich Eichel und die Fraktionsspitze dann bei der Sondersitzung am Mittwoch zur Vorwärtsverteidigung: Schonungslos wiesen sie die Genossen hinter verschlossenen Türen auf den Ernst der Lage bei den Versicherungen hin. "Wir helfen den Versicherten, nicht den Versicherungen", sagte Stiegler. "Das ist aktiver Verbraucherschutz", erklärte Müntefering. Und Eichel bat die Genossen inständig, das Thema nicht weiter zu verfolgen, weil das nur den Versicherungen weiter Schaden zufüge.

      Einmal mehr zeigte der Finanzminister, dass er längst in seiner ganz eigenen Realität lebt. Während im Land und damit in den Wahlkreisen der SPD-Abgeordneten die Unruhe über die plötzliche Schieflage der Lebensversicherer wuchs, gab Eichel vor der Fraktion Durchhalteparolen aus: "Wir dürfen nicht die Gäule scheu machen!"

      KONSTANTIN VON HAMMERSTEIN, HORAND KNAUP, ROLAND NELLES, CHRISTOPH PAULY, WOLFGANG REUTER


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      Avatar
      schrieb am 18.10.03 16:59:26
      Beitrag Nr. 3.917 ()
      Rot-Grün will Versicherungskunden besser absichern

      Prüfauftrag an das Parlament in Arbeit

      Die rot-grüne Koalition will Lebensversicherer verpflichten, einen Rücklagenfonds einzurichten, durch den Kunden besser gegen Finanzprobleme ihres Versicherers geschützt werden. Die Grünen-Finanzpolitikerin Christine Scheel sagte, der Regierung solle am Freitag im Parlament ein entsprechender Prüfauftrag in Form eines Entschließungsantrags von SPD und Grünen erteilt werden.

      Die Bundesregierung will das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheit ihrer Lebensversicherungspolicen stärken. Über eine Größenordnung für den Fonds, in den alle Lebensversicherer einzahlen sollten, konnte Scheel zunächst nichts sagen.

      SPD sieht Zwang zur Schutzlösung

      Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Bundestages, Rainer Wend (SPD), hatte vorher schon in einem Interview gesagt, man wolle "eine Schutzlösung, die für die Versicherer zur Pflicht wird". Der Fonds solle sich anlehnen an den Einlagensicherungsfonds, den es im Bankenbereich seit langem gibt, sagte er der "Berliner Zeitung".

      Finanzexperten der Koalition versprechen sich von der gesetzlichen Vorschrift einen größeren Schutz der Versicherungsnehmer, da die bereits existierende Auffanggesellschaft "Protektor" für notleidende Versicherer bislang nur eine freiwillige Einrichtung sei. Wend sagte weiter, er befürchte, dass Lebensversicherer im Konkursfall nicht in der Lage wären, ihren Kunden die geleisteten Beiträge mitsamt der garantierten Verzinsung auszuzahlen. Gerade in einer Zeit, in der die Regierung den Bürgern nahe lege, mehr private Vorsorge für ihr Alter zu treffen, seien daher zusätzliche Sicherungsmaßnahmen notwendig.

      Nach Angaben von SPD-Fraktionsvize Joachim Poß sollen die Versicherer künftig offen legen müssen, ob sie das Geld ihrer Kunden sicher genug angelegt haben.

      Besteuerungsregeln im Bundestag

      Im Bundestag soll am Freitag über die von der Bundesregierung geplante Änderung der Besteuerungsregeln für Lebens- und Krankenversicherungen abgestimmt werden. Das Vorhaben sieht vor, die Gewinne aus Veräußerungen und Anlagen in Beteiligungen von Lebens- und Kapitalversicherern ab 2004 wieder vollständig zu besteuern und im Gegenzug den Unternehmen zu ermöglichen, Veräußerungsverluste und Wertminderungen bei diesen Beteiligungen wieder steuerlich voll absetzen zu können.

      In der SPD-Fraktion hatte es kurzzeitig Kritik an dem Vorhaben gegeben, weil es den Eindruck erwecke, die Regierung wolle die großen Lebensversicherer einseitig entlasten.


      Mit Material von REUTERS



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      Avatar
      schrieb am 18.10.03 21:51:04
      Beitrag Nr. 3.918 ()

      ER: "Oh, Schatzimausi, kuck doch mal, das blödes Arschloch von Bankberater hatte uns doch vor einem halben Jahr gesagt, das die Aktienhausse noch lange weiter anhalten wird und wir all` unser erspartes Geld in diesen "TopBlueChips"-Aktienfonds investieren sollen. Jetzt schau doch mal hier.....wir sind mit 92,5 % im Minus." SIE: "Oh Bärchen, sorg dich doch nicht. Wenn ich Micha.....,äh , ich meine Herrn Müller, wieder treffe und ich im eine bla.....*piep*, dann werd` ich ihm dafür seine verdammten Ei.....*piep* abbeißen. ER: "Ach, na Gott sei Dank. Wie gut, dass ich dich doch habe."


      "Yeah, oh yeah, oh yeah, wanna do the right thing"
      SimplyRed


      H_S;)
      Avatar
      schrieb am 19.10.03 21:53:26
      Beitrag Nr. 3.919 ()
      Hallo :):):)

      Heute gibt`s mal großes Dinee am Abend.
      "www.stockmove.de" hat seinen neusten Marktbericht "for free" ins Netz gestellt.
      Den sollte man unbedingt lesen!!!

      Einfach super !!!

      Tolle Arbeit, Herr Warmbein. Respekt !!!


      LINK: http://www.stockmove.de/stockmove/marktberichte/index.php?nn… <<= Bitte hier klicken.



      Enjoy
      H_S :)
      Avatar
      schrieb am 20.10.03 08:52:04
      Beitrag Nr. 3.920 ()
      Juhu, mit der Weltwirtschaft geht es endlich aufwärts!!!
      Denkt nicht lange, nach KAUFT AKTIEN..........................noch gibt es sie billig. Also zugreifen! ;)


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      UNTERHALTUNGSELEKTRONIK

      Sony streicht bis zu 20.000 Stellen

      Hart auf Sparkurs: Der japanische Elektronik-Riese Sony will einem Zeitungsbericht zufolge weltweit bis zu 20.000 Stellen streichen. Ob es auch Beschäftigte in Deutschland trifft, ist noch nicht bekannt.

      Tokio - Die Zahl der zu streichenden Stellen entspreche rund zehn Prozent der weltweit 160.000 Beschäftigten, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun" am Montag. Am deutschen Standort Köln beschäftigt Sony bislang rund 1100 Mitarbeiter. Im Berliner Sony-Center residiert die Europa-Zentrale des Konzerns.
      Im Rahmen der Restrukturierungen wolle Sony zudem die Produktion von Kathodenstrahlröhren (CRT) für Fernseher zum Ende nächsten Jahres einstellen. Die Maßnahmen seien Bestandteil eines bis Ende März 2006 laufenden Strukturreformplans, den das Unternehmen am 28. Oktober bekannt geben wolle.

      Erst kürzlich hatte Sony mitgeteilt, die Palette von Einzelteilen bis Ende 2005 von derzeit 840.000 drastisch auf 100.000 zu kürzen. Der Schritt solle die Effizienz erhöhen. Die Zahl der Zulieferer werde dadurch von 4700 auf 1000 schrumpfen.


      D E U T S C H E B A H N

      3000 Stellen weniger

      Der Konzern will im Fernverkehr etwa 3000 Stellen abbauen. Betroffen sind vor allem Zugbegleiter und Arbeitsplätze im Vertrieb. Unterdessen schränkt das Kartellamt den Einzug der Bahn in regionale Verkehrsverbünde ein. Der Einstieg bei den hannoverschen Verkehrsbetrieben wurde untersagt.

      Bonn - Sparkurs bei der Deutschen Bahn. Nach dem Tarif-Debakel dreht Konzernchef Hartmut Mehdorn weiter an der Kostenschraube. Der "Tagesspiegel am Sonntag" berichtet, die Deutsche Bahn wolle in den nächsten Jahren 3000 Stellen im Bereich Fernverkehr streichen.

      Von den Maßnahmen betroffen seien vor allem die Reisebegleiter sowie der Vertrieb - also Mitarbeiter in Reisezentren. Das Blatt beruft sich dabei auf interne Unterlagen des bundeseigenen Verkehrskonzerns, aus denen die drastische Maßnahme hervor gehen. Derzeit hat die Fernverkehrstochter DB Reise & Touristik AG rund 21.700 Beschäftigte.

      Die Bahn lehnte einen Kommentar zu den Zahlen ab. "Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu internen Papieren", sagte Fernverkehrs-Sprecher Gunnar Meyer. Bekannt sei aber, dass der Konzern mit Blick auf die geplante Kapitalmarktfähigkeit im Jahr 2005 Kosten sparen wolle. "Wir reden nie über Stellen, sondern immer über Kosten." Derzeit gilt bei der Bahn ein Beschäftigungspakt, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.

      Nach "Tagesspiegel"-Informationen sollen die meisten der nahezu 3000 Arbeitsplätze bis Ende 2005 wegfallen. Abgeschlossen sein solle der Stellenabbau erst 2008. Im Vertrieb wolle die Bahn vor allem sparen, indem Kunden verstärkt Automaten oder das Internet für den Fahrkartenkauf nutzen. Derzeit liegt der Anteil bei etwa 15 Prozent der insgesamt verkauften Tickets.

      Über die Verkaufszahlen der "neuen" Bahncard zeigte sich der Schienenkonzern indes zufrieden. Jürgen Büchy, Vorstand Personenverkehr, sagte am Wochenende, der Konzern habe im August und September 641.000 Bahncards verkauft, also rund 10.500 am Tag. Das seien mehr, als im vergangenen Jahr zur selben Zeit von der alten Bahncard verkauft worden seien, sagte er. "Die Veränderungen scheinen den Nerv der Kunden zu treffen."

      Einstieg bei Üstra geplatzt?

      Nicht punkten konnte die Bahn dagegen beim Bundeskartellamt. Nach Informationen des SPIEGEL hat der Konzern für seine Nahverkehrs-Strategie einen Rückschlag erlitten. Das Bundeskartellamt habe den geplanten Einstieg bei den hannoverschen Verkehrsbetrieben Üstra so gut wie gestoppt. Als Begründung nenne die Aufsichtsbehörde in einer "vorläufigen Einschätzung" vom 14. Oktober, dass der Zusammenschluss "eine spürbare Beschränkung des Wettbewerbs" bewirken würde. Dazu erklärte ein Konzernsprecher, es gebe noch keinen endgültigen Bescheid.

      Mit dem Üstra-Geschäft will die DB zusätzlich zu ihrem S-Bahn- und Regionalbahnverkehr ins Bus- und Stadtbahnnetz von Niedersachsen einsteigen. Das Gemeinschaftsunternehmen Üstra Intalliance AG, an dem sich neben der Stadt Hannover und der Bahn auch die Nord/LB zu 20 Prozent beteiligen will, soll auch in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Bremen aktiv werden.

      Die Pro-Bahn-Vereinigung "Allianz Pro Schiene" warnte unterdessen, dass bei Umsetzung der Subventionsabbaupläne der Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) bundesweit jeder sechste Zug im Nahverkehr gestrichen werden müsse. Davon wären täglich mehr als 650.000 Fahrgäste betroffen. Von den bis 2006 angestrebten Kürzungen in Höhe von 15,8 Milliarden Euro sollten 3,8 Milliarden zu Lasten der Schiene gehen. "Das ist kein Rasenmäher, sondern ein einseitiger Kahlschlag", so die Allianz.


      Computer

      Hewlett-Packard kommt nicht zur Cebit

      20. Oktober 2003

      Die Computermesse Cebit muß im kommenden Jahr einen herben Verlust verkraften. Hewlett-Packard (HP), der zweitgrößte Hersteller von Personalcomputern (PC), hat nach Informationen dieser Zeitung der Deutschen Messe AG in Hannover für die Cebit im März 2004 abgesagt.


      Statistik

      Zahl der Insolvenzen steigt und steigt

      17. Oktober 2003

      Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat auch im Juli angehalten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag berichtete, wurden den deutschen Amtsgerichten 3.584 Insolvenzfälle von Unternehmen gemeldet, das waren 8,5 Prozent mehr als im Juli 2002.

      Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Insolvenzen um 24,1 Prozent auf 9.186, auf andere Schuldner entfielen 5.602 Fälle (plus 30,2 Prozent). Dabei ist vor allem die Zahl der Verbraucherinsolvenzen kräftig um 55,1 Prozent auf 3.107 gestiegen.

      In den ersten sieben Monaten 2003 lag die Zahl der Unternehmensinsolvenzen mit 23.537 um 9,0 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden 58.701 Fälle registriert (plus 24,1 Prozent). Die Gesamthöhe aller offenen Forderungen war Destatis zufolge in den ersten sieben Monaten mit 26,0 Milliarden Euro um ein Fünftel niedriger als im Vorjahreszeitraum.


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      Ach, na ja, macht ja nichts. Außerdem sind das ja eh nur "Einzelfälle. Dafür wollen uns aber wenigstes die netten Damen und Herren von den Banken hilfreich unter die Arme greifen, und so zu einem neuen Wirtschaftaufschwung beitragen. Sehr löblich..................:D


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      Banken kassieren ab

      Wucher nimmt neue Formen an

      Geldinstitute verlangen bei Kredite immer häufiger teure Zusatzversicherungen. Mit ihnen steigen die effektiven Zinssätze schnell auf 20 bis 30 Prozent — ohne dass die Geldinstitute diese Kosten offen legen. Die EU will jetzt eingreifen.

      Von Thomas Öchsner

      SZ vom 18.10.2003

      Wenn es ums Geld verdienen geht, sind manche Banken äußerst erfinderisch. Dies zeigt der Fall eines Rentner-Ehepaares aus Löhne in Nordrhein-Westfalen, das im Juni 2002 bei der CC-Bank einen Ratenkredit über rund 6000 Euro aufnahm: Die Beraterin in einer Filiale in Bielefeld verband das Kreditgeschäft mit dem Verkauf von vier Versicherungen.

      Jeder der beiden Darlehensnehmer schloss eine Kreditlebensversicherung (Restschuldversicherung) und eine Unfalltod-Zusatzversicherung ab. Der noch ausstehende Darlehensbetrag beim Tod eines der beiden Kreditnehmer war dadurch jeweils doppelt abgedeckt. Die Prämien für die vier Policen, insgesamt 3640 Euro, die das Geldinstitut auf einen Schlag im Voraus und nicht in monatlichen Raten forderte, wurden von der CC-Bank ebenfalls finanziert.

      Beliebte Koppelgeschäfte

      Die Gesamtkosten für den Ratenkredit stiegen so exorbitant: Berücksichtigt man die Versicherungsprämien, beläuft sich der effektive Jahreszins auf 39,9 Prozent, so die Berechnung von Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Nach Ansicht von Gottschalk „ist dieses unseriöse Geschäftsgebaren eine neue Form von Wucher.

      Nachdem der Bundesgerichtshof Wucherzinsen verboten hat, langen manche Geldinstitute jetzt bei den Nebenleistungen in sittenwidriger Weise zu.“

      Nach Angaben von Gottschalk ist das Rentner-Ehepaar keine Ausnahme. „Der Trend geht dahin, die Vergabe des Ratenkredits an den Abschluss einer teuren Zusatzversicherung zu koppeln. In letzter Zeit werden dabei auch gerne Arbeitsunfähigkeitsversicherungen vermittelt“, sagt Gottschalk.

      Nach Angaben von Professor Udo Reifner, Chef des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen, machten bislang vor allem auf das Kreditgeschäft spezialisierte Institute wie die CC-Bank und die Citibank die Vergabe eines Konsumentenkredits vom Abschluss einer Restschuldversicherung abhängig. „Jetzt gehen aber auch mehr und mehr Geschäftsbanken und Sparkassen dazu über, in dieses lukrative Geschäft einzusteigen“, sagt Reifner.

      Bei der Citibank und der CC-Bank heißt es, die Kunden könnten selbst entscheiden, ob und in welcher Form sie eine zusätzliche Absicherung in Anspruch nehmen wollten. Eine Sprecherin der CC-Bank bezeichnete außerdem den Kreditvertrag des Ehepaares aus Löhne als „sehr bedauerlichen Einzelfall“.

      Der SZ liegt allerdings ein weiterer Kreditvertrag des Ehepaares mit der CC-Bank vor, ebenfalls aus dem Jahr 2002. Auch hier wurden den beiden Kunden – diesmal von einer anderen Beraterin – vier Zusatzpolicen verkauft.Die Geldinstitute nutzen bei solchen Geschäften eine gesetzliche Grauzone.

      Bankenlobby macht Druck

      Laut den Erläuterungen zur Preisangabenverordnung muss eine Bank die Kosten für eine Zusatzpolice zur Sicherung von Ratenkrediten nur dann berücksichtigen, wenn das Institut selbst auf den Abschluss pocht. Da sich dies fast nie nachweisen lässt, können die Banken ohne Probleme nur den effektiven Zinssatz für den Ratenkredit angeben.

      Beispiel Citibank: Das Institut nennt im Internet einen Zinssatz von 9,39 Prozent bei einem Kreditvolumen von 20000 Euro. Nach Berechnungen von Gottschalk steigt dieser aber – inclusive Zusatzversicherungen – je nach Kredithöhe und Alter des Kunden auf bis zu 24 Prozent.

      Die Europäische Kommission will diesem Treiben jetzt Einhalt gebieten: In der geplanten Verbraucherkreditlinie der EU wird vorgeschrieben, dass die Geldinstitute die Kosten für Zusatzversicherungen beim effektiven Jahreszins berücksichtigen müssen.

      Das Europäische Parlament hat die umstrittene Richtlinie jedoch – auch auf Druck der Bankenlobby – vorerst gestoppt.


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      Avatar
      schrieb am 20.10.03 12:52:14
      Beitrag Nr. 3.921 ()
      @Harry

      Finde ich gut,
      wie Sie all den unbedarften Frischlingen Mut zusprechen.

      Selbst "Gerd" wäre Stolz auf Sie. :laugh:

      HM :cool:
      Avatar
      schrieb am 21.10.03 03:15:25
      Beitrag Nr. 3.922 ()
      @#3918 von mir

      Alle Germanisten und Deutschlehrer mögen mir meine Gramatik in meinem Posting #3919 bitte verzeihen.
      Mein Hirn hatte offensichtlich um 10 vor 09:00Uhr noch nicht ganz den Bootvorgang abgeschlossen. :look:



      @#3919 von Herrn Motzki

      Danke. Börsenneulingen Mut zu machen und sie auf den rechten Weg zu führen, sehe ich als meine vornehmste Bürgerpflicht an. Man gönnt sich ja sonst nichts.

      H_S :rolleyes:

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      Droht 1929er Crash?

      von Jochen Steffens

      Ich habe das gesamte Wochenende damit verbracht, Linien zu ziehen und Charts zu analysieren. Zeitweise hätte ich bereits mit geschlossenen Augen charttechnische Linien in imaginäre Kursverläufe einzeichnen können. Ich hatte es ein wenig übertrieben. Aber gut, es gab einen wirklich wichtigen Grund: Mir war aufgefallen, dass die amerikanischen Indizes sogenannte "Broading Tops" generieren. Das ist eine seltene charttechnische Formation, die sich insbesondere nach langen Bullenmärkten ausbildet und meistens einen "ausgedehnten mittelfristigen Rückgang" einleitet, so die Theorie.

      Doch es gab etwas, dass mich besonders beunruhigte. Diese Broading Tops waren damals besonders häufig in vielen aktiven und populären Aktien des Jahres 1929 kurz vor dem Crash aufgetreten. Wissen sie in welchem Monaten? September / Oktober 1929. Damals startete diese Topformation im September. Ende September kam es zu einem ersten tiefen Abrutschen mit einem tieferen Tief! Genau das selbe passierte nahezu "zeitgleich" mit den amerikanischen Indizes in diesem September. Mitte Oktober wurden dann neue Hochs ausgebildet (!) ähnlich wie gerade. Was folgte ist Geschichte: der größte Crash aller Zeiten.

      Ich entdeckte, dass man zum Beispiel den Chart von Air Reduction Co. AN von 1929 auf die aktuellen Charts legen kann, sie ähneln sich in vielen kleinen Details. Air Reduction fiel im Crash Monat Oktober bis Mitte November senkrecht von 224 auf 76 Dollar und generierte zuvor eine perfektes Broading Top. (Der Chart von Air Reduction galt lange als Musterbeispiel für Broading Tops)

      Vielleicht verstehen Sie nun, warum ich mich ein ganzes Wochenende mit Charts rumgeärgert habe. Ich brauchte erst einmal Vergleichcharts und musste dann noch einige Chart der amerikanischen Indizes überprüfen. Für die Charttechniker unter Ihnen: Ich fand in vielen amerikanischen Charts bearishe Divergenzen. (Bearishe Divergenzen treten auf, wenn Indikatoren sich zum Kurs entgegengesetzt verhalten, sie weisen damit darauf hin, dass mit dem aktuellen Trend etwas "nicht stimmt".) Doch das nur nebenbei.

      Was mich jedoch wesentlich mehr beunruhigte ist, dass die damalige Situation in einigen fundamentalen Aspekten mit der heutigen vergleichbar ist. Damals, wie heute, waren die amerikanischen Anleger extrem bullish. Zudem gab es damals ebenfalls extrem viele kreditfinanzierte Aktienkäufe. Auf die daraus resultierenden Gefahren hatte ich bereits hingewiesen. Auch war die Wirtschafts-/Geldpolitik damals aus den Fugen geraten. Eine solche Tendenz kann man auch heute unterstellen, wenn auch unter völlig anderen Vorraussetzungen. Zu guter Letzt: Im Prinzip war die Rallye bis zum Oktober 1929 ebenfalls eine Art "liquiditätsgetriebene" Rallye. Die Banken scheuten sich nicht, immer mehr Kredite (allerdings zu höheren Zinsen) unkontrolliert zu vergeben.

      Nach diesen Jahren 1929 und 1933/34 verlor diese Chartformation, das Broading Top" wieder etwas an Bedeutung. Das hatte einen Grund: Wann gab es jemals wieder einen so übertriebenen kreditfinanzierten Markt? Wann gab es jemals wieder ein solches Auseinanderklaffen von Anlegeverhalten und Realität? Anfang 2000 waren die Kurse zwar wesentlich überhitzter, damals schien aber wenigstens die Wirtschaft noch relativ stabil.

      Die wichtige Frage: Beweist diese Vergleichbarkeit der Chart und die Vergleichbarkeit von ausgesuchten wirtschaftlichen Prozessen, dass sich die Geschichte genauso wiederholt? Ehrlich, ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich glaube allerdings nicht, dass es zu einem vergleichbar "heftigen" Zusammenbruch kommen wird, also dass es einen Börsencrash wie 1929 geben wird. Damals leiteten zunächst Zwangsverkäufe der auf Kredit gekauften Aktien die ersten Kursstürze ein, das kann im Moment nicht passieren. Die Panik kam erst später. Aber trotzdem könnte diese Formation einen mittelfristigen (ein-zweijährigen) Abwärtstrend einleiten. Wir haben im Investor`s Daily vermehrt darauf hingewiesen, dass in Amerika einige Spekulationsblasen existieren, die das Potential haben, die Aktienmärkte mit sich zu reißen, sofern sie platzen. Aber, und das sollten Sie nicht aus den Augen verlieren, wir haben ganz andere Zeiten als im Jahr 1929.

      Ich will Sie also nicht erschrecken. Doch ich will Sie dringendst zur Vorsicht mahnen. Dort braut sich etwas zusammen, dass zumindest das Potential hat, verheerende Auswirkungen zu generieren. Noch ist die aktuelle Rally intakt. Noch steht der Dow und der Nasdaq nahe seiner Jahreshochs. Noch sind weitere Kurssteigerungen möglich.

      Erst wenn nun zügig die letzten Tiefs von Ende September unterschritten werden, wird es extrem bearish. Die wichtigen Marken sind: Im Dow die 9230 Punkte, im Nasdaq100 die 1300 Punkte und im Dax wären das wohl die 3200 Punkte, die ich früher schon einmal genannt hatte.

      Ich arbeite seit einigen Jahren mit einer selbst entwickelten charttechnischen Analysemethode, die überaus verlässlich nicht nur Kursziele, sondern auch den Zeitpunkt, wann eine bestimmte Aktie oder ein Indizes dieses Kursniveau erreichen wird, berechnen kann. Dabei werden bestimmte Punkte (Targets) errechnet, die eine hohe Anziehung auf die Kurse haben.

      Diese Methode ist sehr aufwendig. Ich habe diese spezielle Analysemethode auf mehrere Indizes angewandt und auch hier zeigen sich gefährliche Anzeichen. Nach dieser Methode könnten die Indizes noch einmal kurz ansteigen und dann erst wegbrechen. Ich habe Ihnen einmal den Nasdaq100 Chart beigelegt, der die (mögliche) Broading-Formation darstellt. Dazu habe ich einen weiteren "möglichen" Kursverlauf eingezeichnet, der aus dieser Methode entstanden ist:



      Wichtig ist dabei, dass die 1300er Marke nachhaltig bricht. Sollte das geschehen, wird auch das 3. Target als Kursziel aktiviert. Mit dem Bruch der unteren Linie, wäre das endgültige mittelfristige Ende der Rally eingeleitet. Bleiben die Kurse oberhalb dieser Marke kann die Rallye noch weiter gehen.

      Warten wir ab ...

      Und hier noch eine Original Zeitungsmeldung kurz vor dem Crash 1929

      "Sonntag, 13. Oktober 1929

      STOCK PRICES WILL STAY AT HIGH LEVEL FOR YEARS TO COME, SAYS OHIO ECONOMIST"

      Es bleibt spannend ...

      von Martin Weiss

      In der vergangenen Handelswoche konnte sich der Dax über der Marke von 3500 Punkten halten. Jedoch taten sich die deutschen Standardwerte schwer, in Richtung Jahreshoch, welches bei 3670 Punkten liegt, durchzustarten.

      Es ist aber keinesfalls ausgeschlossen, daß die Bullen in nächster Zeit erneut einen Anlauf auf diese Schwelle nehmen werden. Und, es ist sicher dann auch gut möglich, daß das Ziel dieser Bewegung dann die 3800 sein könnte. Und, wie schon in der letzten Woche klar betont, es scheint so, als ob Dow Jones und Nasdaq als Abschluß dieser Bärenmarkt-Rallye die 10000 bzw. 2000 erreichen könnten. Vielleicht auch einen "Schnaps" drüber, um den letzten Bären in den Markt zu zwingen. Insofern heißt es auch an solch starken Tagen klaren Kopf bewahren und nie die mittel- bis langfristige Perspektive dieses teuflischen Bärenmarktes außer acht lassen. Denn, die schwärzeste aller Stunden dieser Baisse steht uns allen noch bevor. Die Triebfedern der Millenium-Baisse sind weiterhin vollauf intakt. Unter anderem auch das Jahrhundert-Problem beim US-Dollar. Letztlich geht es darum, ob ein schwacher $ wirklich die US-Wirtschaft nachhaltig aus der Talsohle ziehen kann. Einerseits ist eine Abwertung der eigenen Währung bzgl. der Exportchancen der Unternehmen gewiß nicht schlecht. Dies zeigt sich aktuell bspw. auch bei mancher Quartalsbilanz. So vermeldete IBM einen Umsatzanstieg von neun Prozent, wobei mehr als die Hälfte dieses Zuwachses wechselkursbedingt war.

      Andererseits ist es aber auch so, daß eine zu starke Schwächung wiederum Probleme mit den Handelspartnern erzeugt, da ja deren Wettbewerbschancen dadurch nicht unerheblich gemindert werden.

      Das ist genau die Problematik, die Präsident Bush auf seiner Asien-Reise zu spüren bekommen wird. Gewiß wird er einige asiatische Staatsführer zu überzeugen versuchen, ihre Währungen gegenüber dem $ frei handeln zu lassen.

      Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2001 haben drei Millionen Amerikaner ihren Arbeitsplatz verloren. Das Handelsbilanzdefizit der USA beträgt nunmehr gigantische 433 Milliarden $, nicht zuletzt auch maßgeblich durch den Faktor "China" verursacht. Die Regierung Bush steht insofern nicht zuletzt ob dieser Punkte im kommenden Wahlkampf enorm unter Druck. So beträgt beispielsweise das Handelsbilanzdefizit mit China bereits gewaltige 103 Milliarden $! Seit einem Jahrzehnt ist Chinas Währung nunmehr schon fix an den US-Dollar gekoppelt, so daß ein gegenüber allen anderen Währungen schwächerer $ im Verhältnis zu China ja ob dieser Bindung keine Wirkung zeitigt.

      Und, es ist sicherlich eher unwahrscheinlich, daß China einer rasche Entkopplung des Yuan zustimmt. Denn, geringere chinesische Exporte in die Vereinigten Staaten könnten rasch zu einer Destabilsierung der Wirtschaft im bevölkerungsreichsten Land der Erde führen. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Bilanzen der 40 größten Exporteure des Reichs der Mitte. Denn bei denen handelt es sich ja um US-Firmen.

      Letztlich bleibt also festzuhalten, daß uns diese Problematik gewiß noch länger beschäftigen wird. Und, es bleibt extrem spannend, ob der Regierung Bush insofern die "Quadratur des Kreises" gelingen wird.

      Apropos Quadratur des Kreises, in Deutschland steht Bundeskanzler Schröder und sein Kabinett vor ebenso großen binnenpolitischen Problemen. Angesichts fast täglich größer werdender Löcher in den öffentlichen Haushalten bzw. in den Sozialkassen scheinen alle Hoffnungen auf Besserung der Binnenkonjunktur wie Seifenblasen zu zerplatzen. Wehe, wenn dann auch noch der Euro weiter erheblich gegenüber dem US-Dollar aufwertet ...

      Was John Templeton rät ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Meine heutige Story ist durch einen Artikel im International Herald Tribune inspiriert worden. Dort stand, dass der Methusalem unter den Investmentlegenden – John Templeton, 92 Jahre alt – sagt, dass man aus US-Aktien, dem Dollar und "überschüssigen" US-Immobilien rausgehen sollte.

      Templeton glaubt, dass der Dollar gegenüber den anderen größeren Währungen 40 % fallen wird ... und dass das dazu führen wird, dass die größeren Gläubiger der USA – besonders Japan und China – ihre US-Anleihen auf den Markt werfen werden, was die Zinssätze steigen lassen wird, und das wird wiederum zu einer langen Periode der Stagflation führen.

      Der Reporter, der dieses Interview geführt hatte, wollte eine Gegenmeinung dazu präsentieren, von den lokalen Brokern und Fondsmanagern. Aber keiner wollte dem großen Mann direkt widersprechen – allerdings wollten sie auch nicht, dass ihre Kunden denken, dass er Recht hätte. "Es wird wahrscheinlich nicht so schlimm kommen", war der Kern ihrer Aussagen, "Bush würde den Dollar nicht zu stark fallen lassen", sagte einer. Eine andere dachte, sie hätte einen Weg gefunden, die Autorität von Templeton zu untergraben. Sein Alter, so bemerkte sie, "könnte gegen ihn gewertet werden."

      Templeton lag allerdings 1999 noch sehr gut. Während die Finanzindustrie ihre Kunden aufforderte, weiterhin Technologieaktien zu kaufen, warnte Templeton, dass die Spekulationsblase bald platzen würde. Er hatte Recht; die anderen lagen falsch. Natürlich war er damals erst 88 Jahre alt.

      Und fast sicher wird er wieder Recht haben. Marc Faber, der sowohl Fondsmanager als auch Journalist ist, schreibt: "Es gibt einen Punkt, den ich zu dem großen Finanzbordell, das die Fed gegründet hat, noch anmerken will. Ein Besuch dort ist nicht billig. Wir, die Huren (ich bin selbst ein Fondsmanager) leben sehr gut, wir reisen, leben und essen auf Kosten unserer Kunden, und wir stellen Ihnen Gebühren, Kosten, Gewinnbeteiligungen in Rechnung. Hinzu kommt die Einrichtung des Bordells, die Wartung, die Gesundheitskontrollen, Werbung, und Überwachung in Form von Bloomberg- und Reuters-Terminals, Rechtsabteilungen, und so weiter. Es ist deshalb – da der Finanzmarkt unverhältnismäßig schneller als die reale Wirtschaft wächst – unausweichlich, dass ein zunehmend stärker werdender Vermögenstransfer zwischen den Kunden und den Bordellbesitzern stattfinden wird, was zunehmend signifikante Auswirkungen auf die Geldbörsen der Kunden haben wird."

      Und dennoch gibt es praktisch Warteschlangen von Kunden, die ihre Geldbörsen erleichtern wollen. Sie sind dazu gekommen, etwas zu glauben, das nicht wahr ist ... aber es handelt sich um eine so angenehme Illusion, dass sie diese nicht aufgeben können: Dass sie nur ein Haus oder Aktien kaufen müssen, und dass dann der "Reichtum" zu ihnen kommen wird wie ein Vampir in der Nacht.

      "Ich erinnere mich nicht, dass die Fondsmanager schon einmal so bullish positioniert waren", betont Faber. Dann zitiert er James Montier: "Der US-Aktienmarkt ist immer noch äußerst teuer. Der S&P 500 hat ( ...) ein KGV von 30."

      Übrigens – Marc hat für das neue Buch, das ich zusammen mit meinem Kollegen Addison geschrieben habe, lobende Worte gefunden: "Meine erste Reaktion war, dass das Lesen von einem weiteren Investmentbuch eine schmerzhafte Zeitverschwendung sein würde", schrieb er in einer Email aus Hongkong. "Aber während eines Fluges, bei dem ich nichts Besseres zu tun hatte, begann ich zu lesen ... und was für eine angenehme Überraschung. Ich konnte das Buch nicht beiseite legen ... ich habe es immens genossen!"

      Unser Freund, der Mogambo Guru (der gelegentlich im Investor`s Daily als Gastautor schreibt) gab dem Buch am Wochenende fünf Mogambo-Sterne. "Es ist ein so fabelhaftes Buch, dass ich selbst es hätte schreiben können, wenn ich nur Talent hätte", sagte er. Er schlägt vor: "Man sollte dieses Buch kaufen und lesen und danach jeden Tag ein paar zufällige Seiten lesen. Dann sollte man meine Artikel lesen und irgendwann, an einem glorreichen Tag, wird es plötzlich in Ihrem Gehirn klicken, und Sie werden plötzlich die wahre Erleuchtung realisieren ..."

      Warum sollte ich da widersprechen? Jetzt aber zu Dir, Addison ...


      USA: Wirtschaftswachstum bis 7,5 %? Vorsicht!

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Laut Bloomberg sind die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe in den USA auf dem niedrigsten Stand seit 8 Monaten. "Die Umsätze nähren Wachstumsoptimismus", so eine Schlagzeile der Washington Post. Die Prognosen für die Höhe des Wirtschaftswachstums haben 3,5 % erreicht. Es gibt einige Ökonomen, die ihre Schätzung für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal mit 7,5 % angeben, so erfährt man weiter.

      Für einige scheint es so einfach zu sein: "Man muss die Steuern für die Konsumenten senken, und sie werden dieses Geld ausgeben", so Ken Mayland, ein Ökonom in Cleveland. "Das ist die Art, wie Amerika funktioniert."

      Letzte Woche hat die Fed ihr neues "Beige Book" veröffentlich. Nach flüchtigem Lesen scheint es die positiven Effekte der Steuerpläne von Bush und der Niedrigzinspolitik von Mr. Greenspan und seinem grauen Harem zu bestätigen.

      Das "Beige Book" – benannt nach der Farbe des Umschlags – ist eine Untersuchung der wirtschaftlichen Aktivität in den 12 Regionen der Fed. Die New Yorker Fed, die das Buch vorbereitet, betont vorsichtig, dass diese Untersuchung "die Kommentare von Unternehmen und anderen Kontakten außerhalb der Fed" wiedergibt und deshalb kein "Kommentar der Ansichten der Fed-Offiziellen" ist. Dennoch werden alle Ökonomen, Finanzanalysten und Journalisten überall auf der Welt heiß, wenn dieses Buch veröffentlicht wird. Die aktuelle Ausgabe gibt die Wirtschaftsaktivitäten bis zum 7. Oktober wieder.

      Wenn man dieses Beige Book nur überfliegen würde, dann würde man durchaus denken, dass ein Wirtschaftswachstum von 7,5 % drin ist. Die Konsumausgaben sind "generell stärker" geworden ... obwohl es in den meisten Distrikten einen Rückschlag bei den Autoverkäufen gab. In 10 von 12 Regionen verbessert sich die wirtschaftliche Aktivität. Nur Boston und Cleveland stellen sich gegen den Trend. "Fast alle Distrikte" melden einen festen Immobilienmarkt. Und die Finanzinstitute vermelden "ein günstiges Umfeld und flottes Wachstum." Up and away, kann man da nur sagen.

      Aber Moment ... was ist das? "Der Arbeitsmarkt bleibt generell schwach", bestätigt das Beige Book. Und während die Lage auf dem Immobilienmarkt für privat genutzte Objekte robust bleibt, sieht es bei den kommerziell genutzten Immobilien in allen Distrikten "schwach" aus ... und hinzukommt, dass überall die Vergabe von Hypotheken stark zurückgeht. Die Preise für Rohstoffe – Stahl, Bauholz, Sperrholz, Gas – steigen alle stark. Die Lohnzuwächse sind bestenfalls "moderat", während die Lohnnebenkosten, besonders für die Krankenversicherung, rapide zunehmen. Das ist also nicht nur in Deutschland ein Problem.

      Aber was soll man jetzt mit diesen ganzen Daten anfangen? Nun, es ist klar, dass die Finanzmedien und die meisten Ökonomen wollen, dass Sie das denken: Das Gebräu aus Steuersenkungen, niedrigen Zinsen und erhöhten Staatsausgaben hat den US-Konsumenten dahin gebracht, dass er fühlt, es wäre ein Verbrechen, nicht seine Kreditkarten zu überziehen, wenn er in der Stadt einkaufen geht.

      Natürlich habe ich eine anders lautende Meinung – wie Sie vielleicht schon richtig geraten haben. Ich möchte damit beginnen, dass ich Sie an Folgendes erinnere: Die Konsumausgaben sind in den USA für 70 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verantwortlich. Wenn man das Geld, das man durch Steuersenkungen erhält, für einen neuen Gartengrill ausgibt, dann führt das noch zu keiner nachhaltigen Wirtschaftserholung. Und auch nicht, wenn man bei Wal Mart fleißig einkauft.

      Aber der Fed-Gouverneur Ben Bernanke meint: "Angesichts der Steigerungsraten bei den Ausgaben und bei der Produktion, die wir gerade sehen, ist es eine vernünftige Erwartung, dass die Firmen in den nächsten paar Quartalen eine signifikante Zahl von Arbeitern einstellen werden."

      "Die Konsumenten fühlen sich unterstützt, wegen des Glaubens an die Steuererleichterungen ( ...)", so Greg Weldon, der unnachahmliche Analyst/Trader/Basketballspieler, "und trotz schlechter Werte zum Verbrauchervertrauen, die wegen der Angst vor Arbeitsplatzverlusten zustande kamen ... sind die Konsumenten zuversichtlich." Allerdings halten die Einkommen der Konsumenten nicht mit ihren Konsumgewohnheiten mit. So sind die Einkommen im September zurückgegangen – trotz des vermeldeten Zuwachses bei den Arbeitsplätzen.

      Weldon weiter: "Es gab nur drei Beispiele für eine Stagnation der durchschnittlichen Stundenlöhne auf Monatsbasis. Einmal 1993, einmal 1994 und einmal dieses Jahr ... was bedeutet ... dass die Einkommens-"Deflation" von 2003 etwas ist, dass es in der letzten Dekade NICHT GAB."

      Und der überraschende Zuwachs von 57.000 Arbeitsplätzen, der vorletzte Woche vermeldet wurde? Das ist ein Witz, wenn man das mit den für die letzten Monate nach oben revidierten Arbeitslosenzahlen vergleicht. James Glassman, Volkswirt bei JP Morgan, sagte letzte Woche bei CNN: "Die Zahl der Beschäftigten müsste 6 Monate lang jeden Monat um 200.000 bis 300.000 zunehmen, um eine wirkliche Wende am Arbeitsmarkt herbeizuführen."

      Das Problem der weiter steigenden Schulden

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris

      *** Die Los Angeles Times schätzt, dass das Wirtschaftswachstum in den USA im dritten Quartal 6 % erreichen könnte. Und laut Bloomberg liegt die Wachstumsrate in Argentinien bei 7 %. Und in China liegt das Wachstum weiterhin bei über 8 %. Ist das ein neuer weltweiter Boom? Wahrscheinlich nicht. Jede kleine Steigerung der Wachstumsrate ist – besonders in den USA – einem gewaltigen Anstieg der Schulden zu verdanken. Das ist nicht wie jede andere zyklische Erholung. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das nur eine Schein-Erholung, die nicht nachhaltig sein kann und die irgendwann in einem noch schlimmeren Mist enden wird.

      *** Früher einmal war es für Leute über 50 in den USA schwer, eine Hypothek zu bekommen. Wie sollten diese die Hypothek jemals zurückbezahlen, so die Banker. Aber in dieser neuen Welt wollen immer mehr Amerikaner ihre Hypotheken mit in den Ruhestand nehmen und nicht – wie früher – vorher abbezahlt haben. Alles wird besser und immer besser, oder, liebe(r) Leser(in)?

      *** Wenn die USA den Weg der Dritten Welt gehen werden ... dann sollten wir mit einer Hyperinflation rechnen. Wir sollten auch damit rechnen, dass die US-Schulden – des Bundes, der Kommunen und der Bundesstaaten – auf den Status von Ramschanleihen herabgestuft werden ... wie die Anleihen von Argentinien oder Simbabwe. Beginnt das schon? Dan Denning hat mir diese Mitteilung geschickt:

      "Heute steht im Wall Street Journal: S&P hat sein Rating für die Schulden der Gemeinde Pittsburgh um 5 Stufen auf den Status von Junk Bonds (Ramschanleihen) gesenkt ... Die Entscheidung von S&P ( ...) betrifft ausstehende Schulden von Pittsburgh im Volumen von 879 Millionen Dollar, die alle versichert sind. Das bedeutet, dass die möglichen Verluste bei einem Komplettausfall der Schulden durch die Versicherungsgesellschaften und nicht durch die Käufer dieser Schuldverschreibungen getragen werden müssten."

      "In diesem Artikel stand auch, dass `diese Aktion die Investoren nichtsdestotrotz nervös gemacht hat, da es eine der stärksten Herabstufungen von Gemeindeschulden war, seit dem Bankrott einer kalifornischen Gemeinde im Jahr 1994.` Nervös ist erst der Anfang. Bald wird die Angst kommen.

      "Natürlich gibt es einen großen Unterschied zwischen Pittsburgh und der Regierung der USA. Aber die Dynamik des Schuldenausfalls ist einfach: Wenn man sich zu stark verschuldet, dann muss man früher oder später den Preis bezahlen, indem man entweder höhere Zinsen bezahlen muss ... oder die Risikoklassen der Schulden herabgestuft wird."

      Fledermaus-Nahrung

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "It`s a cold, cold world we`re livin` in."

      - Percy Sledge

      Der arme Tungara-Frosch. Laut einem Artikel in der New York Times lebt dieses kleine amphibische Lebewesen in Nicaragua zwischen "Felsen und harten Plätzen". Um Artgenossen zu finden, machen die männlichen Frösche Lärm. "Das klingt ein bisschen nach einem kleinen Jungen, der einen Sturzkampfbomber nachmacht. Die weiblichen Frösche hüpfen dann dahin, wo sie das hören. Aber auch große Fledermäuse imitieren diese Geräusche; sie tun das, um die Frösche anzulocken, die sie dann verschlingen.

      "Je eifriger dieser kleine Frosch beim Lärmmachen ist, desto wahrscheinlicher wird er durch eine Fledermaus gegessen."

      Was für eine Welt hat Gott da für uns geschaffen, liebe(r) Leser(in)? Ich stellte diese Frage nicht, weil ich eine Antwort erwarte, sondern weil ich selbst eine Antwort geben will: Es ist eine verrückte Welt. Aber die Verrücktheit dieser Welt scheint ein Muster zu haben ... ein Muster der Perversität, mit riesigen Lücken dazwischen. Wenn z.B. der Tungara-Frosch deshalb Lärm macht, um das zu bekommen, was er am meisten will – Liebe und Unsterblichkeit – dann bekommt er das, was er am wenigsten will: Eine fast plötzliche Auslöschung.

      In den USA sind die Immobilienpreise ungefähr so stark gestiegen wie die Geldmenge, d.h. mit rund 8 % pro Jahr. In bestimmten Gegenden lag die Wachstumsrate deutlich darüber, dort wurden die Herzen der Hausbesitzer mit Zuwächsen von 20 % bis 30 % in einem einzigen Jahr erfreut. Zusammengenommen ist der gesamte Marktwert der Immobilien von 1997 bis heute von 8,8 Billionen auf rund 14 Billionen Dollar gestiegen.

      Dieser Zuwachs hat die Hausbesitzer so eingelullt, dass sie zu ihren Banken gegangen sind und ihre Hypotheken erhöht haben. Wenn z.B. der Preis eines Hauses von 100.000 auf 200.000 Dollar gestiegen ist, dann denkt sich der Hausbesitzer, dass er diese 100.000 Dollar Zuwachs "aus dem Haus herausnehmen kann", d.h. seine Hypothek um 100.000 Dollar erhöhen kann. Er denkt sich, dass er dann vermögensmäßig genauso wie vorher dasteht, aber 100.000 Dollar in den Konsum stecken kann. Das mag Ihnen unverständlich erscheinen – aber in den USA ist diese Denkweise weit verbreitet. Letztlich führt diese Erhöhung der Hypothek dazu, dass der Hausbesitzer die Hälfte seines Hauses an die Bank verkauft. Er muss damit diesen Teil von der Bank "mieten".

      Ein wichtiger Unterschied zwischen Aktien und Immobilien wird dann realisiert, wenn eine Spekulationsblase platzt. Der Mann, der die Hälfte seines Aktienportfolios vor dem Crash verkauft hat, ist ein Gewinner. Wenn dann die andere Hälfte einbricht, hat er immer noch einen Gewinn.

      Aber wenn eine Spekulationsblase am Immobilienmarkt platzt, dann gibt es mindestens zwei Verlierer – den Schuldner und den Gläubiger. Der Schuldner muss immer noch seine Hypothek bezahlen, oder er verliert sein Haus. Oft hat er dann eine Hypothek, die höher ist als der Wert seines Hauses. Viele können oder werden nicht mehr zahlen, was dann den Verlust zum Gläubiger bringt.

      Aber unsere Welt ist so kalt, dass die Anziehungskraft von steigenden Werten – ob real oder auf dem Papier – fast unwiderstehlich ist. Fledermäuse oder nicht – die Kleinanleger können es kaum abwarten, zu quaken.

      Das durchschnittliche Einfamilienhaus kostet in San Jose mittlerweile eine halbe Million Dollar, so hat mir ein Leser aus den USA geschrieben. Wie viele Leute in dieser Gegend können sich so ein Haus leisten? Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass diese Zahl unter der Zahl der Hausbesitzer liegt. Die Amerikaner sind mittlerweile davon überzeugt, dass man soviel Haus wie möglich kaufen sollte – auch wenn man sich das gar nicht leisten kann –, da dies ein vernünftiger kluger finanzieller Zug sei.

      "Generation auf Generation in den USA glaubt, dass glänzende Zuwächse bei den Immobilienpreise sowohl rational als auch sicher sind", so schreibt Michael J. Burry. "Die derzeitige Bevölkerung hat einfach nur sehr wenig Erfahrung mit verheerenden Preisrückgängen auf dem nationalen Immobilienmarkt."

      Die Leute glauben, dass steigende Immobilienpreise fast so sicher sind, wie nur irgendetwas sein kann. Aber wenn ein Investment "todsicher" ist, ... dann ist es sicher ein Fehler.

      Mr. Burry weiter: "Während der letzten Immobilien-Spekulationsblasen in Großbritannien, Japan und Hongkong wurde gesagt, dass das Land nur begrenzt verfügbar sei – was stimmte. Diese Logik war die Basis dafür, dass in den 1980ern die japanischen Inseln, kleiner als Kalifornien, mehr wert waren als die gesamten USA. Aber die Schlussfolgerung, dass die Preise wegen der Landknappheit nicht fallen könnten, hat sich nie als wahr erwiesen."

      Ein anderes Argument ist, dass die Immobilienpreise nicht unter die Kosten fallen könnten, die ein Ersatz bestehender Immobilien kosten würde. Aber jedes Kapitalgut fällt früher oder später unter seine Ersetzungskosten – auch Häuser. Ich habe vor kurzem ein Haus von mir in Baltimore zum Verkauf angeboten – ein architektonisches Juwel, das in den 1880ern gebaut worden war. Laut Schätzungen würde es 5 Millionen Dollar kosten, ein vergleichbares Gebäude neu zu bauen. Aber im heutigen Baltimore gibt es kaum Käufer, die auch nur 750.000 Dollar dafür zahlen wollen.

      Und wer – bis auf vielleicht John Templeton – ist alt genug, um sich daran zu erinnern, was während der Weltwirtschaftskrise mit dem Immobilienmarkt passierte? Mr. Bury sagt uns, was damals in den USA der Fall war:

      "1933 – während des vierten Jahres der Weltwirtschaftskrise, die 1929 begann – befanden sich die USA in einer Immobilienkrise, die die Preise auf 10 % des Niveaus von 1925 gedrückt hatte. Insgesamt fielen die Immobilienpreise in den USA um rund 80 %."

      Anfang des Jahres zeigte eine Umfrage (Harris Poll), dass zwei Drittel der Investoren nicht wussten, dass steigende Zinsen fallende Anleihenkurse bedeuten. Die Hausbesitzer scheinen überhaupt nicht zu wissen, dass die Zinsen auch steigen können ... oder dass die Immobilienpreise fallen können. Und so sind genauso unvorbereitet wie der Tungara-Frosch auf die Fledermäuse.


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      Avatar
      schrieb am 21.10.03 11:00:01
      Beitrag Nr. 3.923 ()
      WIRTSCHAFTSWACHSTUM

      Clement glaubt an den Aufschwung 2004

      Was das Wachstum im nächsten Jahr betrifft, lässt sich Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement in seinem Optimismus nicht beirren. Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" rechnet er für 2004 mit 1,5 bis zwei Prozent Wachstum.


      Glück auf: Bundeswirtschaftsminister Clement hofft auf steigende Wirtschaftsdaten


      Berlin - Für das laufende Jahr erwarte das Ministerium schlechtestenfalls eine schwarze Null und bestenfalls 0,2 Prozent Wachstum, berichtete das Blatt. Am heutigen Dienstag wollen die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihr traditionelles Herbstgutachten vorstellen, dessen wichtigsten Eckdaten bereits vorab bekannt wurden.
      Danach sehen auch die Experten Deutschland vor einem Aufschwung im nächsten Jahr. 2003 wird die Wirtschaft dem Gutachten zufolge stagnieren. Die Konjunkturforscher gehen von Null-Wachstum aus. Nächstes Jahr sehen sie 1,7 Prozent Wachstum. Damit korrigieren die Institute ihre Prognosen nur leicht nach unten. Im Frühjahr hatten sie das Konjunkturplus für 2003 auf 0,5 Prozent und für 2004 auf 1,8 Prozent geschätzt. Die durchschnittliche Arbeitslosenzahl wird ihrer Prognose zufolge im Vergleich zu 2003 um rund 50.000 auf etwa 4,4 Millionen steigen.


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      Avatar
      schrieb am 21.10.03 11:10:37
      Beitrag Nr. 3.924 ()
      20.10.2003

      D E V I S E N

      Alles nur ein Missverständnis?

      US-Finanzminister John Snow schickt den Euro auf Berg- und Talfahrt mit seiner Äußerung, die USA hätten kein Interesse an einem schwachen Dollar. Devisenhändler sehen den Greenback jedoch weiter unter Druck.

      Frankfurt am Main - Nach einem kräftigen Absturz als Reaktion auf Äußerungen von US-Finanzminister John Snow hat sich der Euro am Montagvormittag wieder erholt. Nach Einschätzung von Händlern peilt die Gemeinschaftswährung mittelfristig sogar weitere Kursgewinne zum Dollar an.

      Snow sagte der britischen Zeitung "The Times", die USA hätten niemals die Absicht gehabt, den Dollar-Kurs nach unten zu reden. Snow sagte, die US-Politik sei von vielen Kommentatoren missverstanden worden. Diese Worte wurden an den Finanzmärkten nach Einschätzung von Devisenhändlern zunächst als Startschuss für Dollarkäufe gesehen. Im weiteren Handelsverlauf wurde die US-Währung wieder verkauft.

      Am Vormittag notierte der Euro (Chart) mit 1,1679 Dollar nach einem Tagestief von 1,1606 Dollar nach den Äußerungen des US-Finanzministers. Zuvor hatte die Gemeinschaftswährung mit 1,1713 Dollar notiert nach 1,1675 Dollar am Freitagabend in New York.

      "Die Worte Snows sind aus guten Gründen nicht honoriert worden", sagte ein Händler angesichts der Kurzlebigkeit der Dollar-Gewinne zum Euro. "Weiterhin belastet den Dollar das Doppeldefizit der USA. Gleichzeitig sorgen neue Terroraufrufe für Nervosität. Im Irak sind nach dem Kriegsende mehr US-Soldaten ums Leben gekommen als während des Krieges selbst." In den USA weisen sowohl die Haushalts- als auch die Leistungsbilanz hohe Defizite aus. Dieser Umstand wird an den Finanzmärkten als Doppeldefizit bezeichnet. Der moslemische Extremist Osama bin Laden hatte am Wochenende auf zwei ihm zugeschriebenen Tonbändern neue Selbstmordattentate inner- und außerhalb der USA angekündigt.

      Devisenhändler rechnen mittelfristig mit weiteren Kursgewinnen der europäischen Währung zur US-Valuta. "Wir haben die Marke von 1,17 Dollar am Montag bereits einmal überschritten, ich denke, wir werden das im Laufe des Tages noch einmal sehen", sagte ein Marktteilnehmer. "Die Korrekturphase des Euro ist vorbei. Wenn die Währung wieder über 1,1750 Dollar steigt, dann kann sie wieder Anlauf auf 1,18 und 1,19 Dollar nehmen."


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      Avatar
      schrieb am 21.10.03 11:16:23
      Beitrag Nr. 3.925 ()
      21.10. 11:02

      Von Aufschwung kann keine Rede sein




      Die Chancen für einen selbsttragenden Aufschwung im Jahr 2004 stehen gut, dies geht aus dem Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsinstitute hervor. Die Restrukturierung der Unternehmen sei bereits weit vorangekommen und die Finanzierungsmöglichkeiten werden besser, hieß es. Zudem steigen die Gewinne der Unternehmen deutlich an, so die Beurteilung der aktuellen Lage von der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e.V.. Das weiter zunehmende Leistungsbilanzdefizit der USA sei allerdings ein Risiko für die weltwirtschaftliche Erholung.

      Während sich die wirtschaftliche Expansion in den USA und in Japan im Verlauf des Jahres etwas verlangsamt, werden Nachfrage und Produktion im Euroraum und in den, der EU am 1. Mai 2004 beitretenden Ländern rascher zunehmen, so die Einschätzung der Experten.

      Wie aus dem Herbstgutachten weiter hervorgeht, gebe es in Deutschland seit Jahresmitte erste Anzeichen einer Besserung. Die bereits im Frühjahr prognostizierte weltwirtschaftliche Erholung nehme allmählich Gestalt an, hieß es. Die Vertrauensindikatoren der Unternehmen weisen inzwischen eindeutig nach oben, so die Angaben der Wirtschaftsinstitute. Die Kapazitätsauslastung sei jedoch weiterhin niedrig und die Aufwertung des Euro belaste den Export.

      Vor diesem Hintergrund prognostizieren die Institute, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion im Durchschnitt dieses Jahres stagnieren und auch im kommenden Jahr nur moderat zunehmen wird. Das reale Bruttoinlandsprodukt wird im Jahr 2004 um 1,7 % steigen, so die Prognose. Zu diesem Anstieg trage allerdings eine im Vergleich zu 2003 deutlich höhere Zahl von Arbeitstagen bei, hieß es. Arbeitstäglich bereinigt werde die gesamtwirtschaftliche Produktion nur um 1,1 % zunehmen. Von einem Aufschwung könne daher nicht gesprochen werden.


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      Avatar
      schrieb am 21.10.03 11:19:11
      Beitrag Nr. 3.926 ()
      Philly fed + Verbrauchervertrauen up, aber ...

      20.10. 07:11

      Wie berichtet, wurden in der vergangenen Wochen 2 über den Erwartungen liegende makroökonomische Parameter veröffentlicht, dennoch gab der Markt ab.

      Der Philly Fed Index lag im Oktober bei 28, erwartet wurde lediglich ein Wert von 16. Die Beschäftigungskomponente des Index lag bei +5.5 nach -4.7 im September und liefert somit einen weiteren Hinweis auf eine Erholung am Arbeitsmarkt in den USA.



      Der Index zum Verbrauchervertrauen der University of Michigan lag im Oktober bei 89.4 (Prognose: 88.0) nach 87.7 im September. Sein Zwischenhoch erreichte der Index bei 92.1 im Mai, fiel dann im Juni leicht, um im Juli wieder leicht anzusteigen. Über die Sommerzeit driftete der Index leicht ab.





      © 2001 - 2003 Fonds-Reporter
      Avatar
      schrieb am 21.10.03 12:56:53
      Beitrag Nr. 3.927 ()
      Schlecht für den Aufschwung: Wenn alle für die Rente sparen hat keiner Geld zu konsumieren !!!


      H_S

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      Eins ist sicher: Die Rente reicht nicht

      Wer jetzt nicht zusätzlich vorsorgt, wird im Ruhestand kaum mehr als den Sozialhilfesatz zum Leben haben

      Von Dorothea Siems


      Schön wär`s: Wenige Rentner und viel junge Arbeitnehmer

      Die Generation der 40-Jährigen muss sich jetzt Gedanken machen, wie sie ihr Leben im Alter finanzieren will. Faustformel: Fünf Prozent des Gehalts zurücklegen, Ältere sollten noch mehr sparen. Aber welche Anlageformen sind sicher, welche riskant?

      Berlin - Bundessozialministerin Ulla Schmidt ist mit Prognosen vorsichtig. Gefragt nach dem Rentenniveau im Jahre 2030 legt sie sich nicht fest: "Wenn wir ein hohes Wohlstandsniveau haben, wird es viel sein. Geht es nicht so gut, dann ist es wenig." Wer heute 40 Jahre alt ist, weiß allerdings ohnehin, dass er nicht nur auf die gesetzliche Rente setzen sollte, wenn er im Alter seinen Lebensstandard halten will.

      81 Prozent der Bevölkerung über 16 Jahre glauben nicht daran, dass die Rente sicher ist. Nachdem der Bundeskanzler die Kürzung der Renten im nächsten Jahr verkündet hat, werden sich noch mehr Versicherte fragen, wovon sie denn im Ruhestand leben sollen. CSU-Sozialexperte Horst Seehofer fordert, den Menschen, die 45 Jahre alt und jünger sind, ehrlich zu sagen, dass ihre spätere Rente "nur noch eine Existenzsicherung sein wird". Im Klartext: Trotz jahrzehntelanger Beitragszahlung kann das Gros der Versicherten nur eine Rente erwarten, die knapp über Sozialhilfeniveau liegen wird.

      Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) in Köln warnt schon seit Jahren, dass die "Versorgungslücken" viel größer sind, als die Bürger bislang meinen. Etwa die Hälfte der Arbeitnehmer schätze ihre Rentenansprüche zu hoch ein, heißt es in einer DIA-Studie. Je jünger der Versicherte sei, desto größer sei der Abstand zwischen letztem Nettoeinkommen und der ersten Rentenzahlung. Ein 40jähriger, der mit 2050 Euro im Monat durchschnittlich viel verdient, wird im Alter weniger als 45 Prozent seines letzten Nettoeinkommens als Rente zur Verfügung haben. Dabei sind alle künftigen Rentenreformen noch nicht mit einkalkuliert.

      "Was tun", fragen sich viele Arbeitnehmer. Grundsätzlich gilt, dass jede Sparform ihre Vor- und Nachteile hat. Aktien sind eher etwas für risikobereite Anleger, die auf eine hohe Rendite spekulieren. Nachteil: Wenn das Kapital einmal nötig gebraucht wird, muss unter Umständen zu ungünstigen Kursen verkauft werden. Experten empfehlen deshalb, in jungen Jahren mehr in Aktien zu investieren, aber ab 50 Jahren dann umzuschichten in Anlagen, die weniger Schwankungen unterworfen sind.

      Bevorzugte Sparform der Deutschen ist die Lebensversicherung, die jedoch im Zuge des geplanten Wegfalls der steuerlichen Bevorzugung künftig an Boden verlieren könnte. Das Wohnen im eigenen Heim ist ebenfalls weit verbreitet. Der Vorteil: Wer im Alter keine Miete zu zahlen hat, braucht weniger Geld zum Leben. Wer allerdings vermietete Immobilien als Altersvorsorge erwirbt, sollte bedenken, dass die Schrumpfung der Bevölkerung langfristig die Rendite schmälern dürfte.

      Trotz der seit Jahren laufenden Debatte über die unsichere Zukunft des Rentensystems blieb der Boom bei der privaten Altersvorsorge aus. "Die Menschen sind noch nicht von der Erkenntnis zum Handeln gekommen", meint DIA-Sprecher Bernd Katzenstein. Dies zeige die Stagnation bei der staatlich geförderten Riester-Rente. Ob die jetzt angekündigte Vereinfachung der Vorschriften das Interesse beleben werden, bleibt abzuwarten.

      Eine erfreuliche Entwicklung gibt es bei den Betriebsrenten, die bislang nur geringe Bedeutung hatten. Sie machen bisher nur fünf Prozent der Alterseinkünfte aus; in den Niederlanden sind es 40 Prozent, in der Schweiz 32 Prozent. Immerhin verfügten in Deutschland im Frühjahr 42 Prozent der Arbeitnehmer über eine solche Zusatzversorgung. Ende 2001 waren es nur 35 Prozent gewesen.

      Für die meisten Arbeitnehmer rentiert sich die oft staatlich geförderten Betriebsrente mehr als die private Riester-Rente. Gibt es entsprechende Tarifvereinbarungen, kann der Einzelne bis zu vier Prozent seines Bruttoeinkommens steuer- und sozialabgabenfrei ansparen. Der Betrieb zahlt dann nur eine geringe Pauschalsteuer. Viele Gewerkschaften haben mit den Arbeitgebern Tarifverträge zur Altersvorsorge abgeschlossen.

      Dennoch sind die Summen bisher in der Regel viel zu gering, um einen gesicherten Ruhestand zu gewährleisten. Um die Versorgungslücke zu schließen, sollte ein 40-jähriger Durchschnittsverdiener nach Berechnungen des Instituts für Altersvorsorge regelmäßig fünf bis sechs Prozent seines Bruttoeinkommens sparen.










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      Avatar
      schrieb am 21.10.03 13:13:21
      Beitrag Nr. 3.928 ()
      Aha, offensichtlich müssen auch die Käskö....äh, ich meine unsere lieben holländischen Nachbarn aus dem Land des Gouda und der Tulpen, was dazu lernen, nämlich, dass es im Himmel keine Kühe leben, die man auf der Erde melken kann. Von nichts kommt halt nichts. Das müssen jetzt auch die Landsleute von Rudi Carell erfahren..............und zwar am laufenden Band.....:D:laugh:


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      Niederlande

      Abschied vom Vorbild

      Das Polder-Modell faszinierte in den 90er Jahren Europas Modernisierer. Vorbei. Jetzt setzen die Holländer auf Lohn- und Reformverzicht

      Von Werner A. Perger für ZEIT.de

      Das Polder-Modell ist tot, lang lebe das Polder-Modell. Und das sieht so aus: Zwei Jahre lang wollen die niederländischen Gewerkschaften ganz besonders moderat sein und auf Lohnsteigerungen verzichten. Als Gegenleistung verzichtet die Mitte-Rechts-Regierung des Christdemokraten Jan Peter Balkenende vorerst auf geplante Sozialstaatsreformen, vor allem auf Veränderungen des großzügigen Systems des Vorruhestands und der Frühpensionsregelung für berufsbedingt Arbeitsunfähige, sowie auf Kürzungen in der Arbeitslosenversicherung. Geben und Nehmen besteht also in Lohn- und Reformverzicht. Was in den Niederlanden nun als Durchbruch zum sozialen Frieden gewürdigt wird, würde im deutschen Kontext heutzutage als finaler Stillstand gelten. Kein Ruck geht durchs Niederland.

      Ob dabei in Holland die Gewerkschaften die großen Verlierer sind oder ob die Regierungskoalition aus Christdemokraten, Rechtsliberalen (VVD) und Linksliberalen (D 66) „vor der Straße“ kapituliert hat, ist nicht entschieden: Noch klopfen sich die Beteiligten gegenseitig auf die Schultern und loben ihre Einigung über den grünen Klee. Schließlich ist sie das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Regierung, dem Dachverband der Gewerkschaften und den Arbeitgebern, ganz so, wie man es in den Niederlanden seit Anfang der 80er Jahre, seit dem legendären Sozialabkommen von Wassenaar (1982), gehalten hat: Man mäßigt sich in den Ansprüchen, verändert die Strukturen nur moderat und vermeidet so soziale Konflikte. Das legendäre Polder-Modell eben, um das die Niederlände so viele beneidet haben. In den 90er Jahren feierte es beträchtliche Erfolge, der Arbeitsmarkt brummte, der Haushalt erzielte Überschüsse. Aber heute? Ist es wirklich noch ein Modell?

      Der bekannte deutsch-niederländische Wirtschaftswissenschaftler Alfred Kleinknecht ist sehr skeptisch. Im Gespräch mit ZEIT-online kritisiert Kleinknecht, Professor für „Ökonomie der Innovation“ an der Technischen Universität in Delft und in Holland bekannt für seine pointierten Ansichten, die Einigung von Mitte dieser Woche als überaus fragil und abhängig von Bedingungen, deren Eintreten noch gar nicht gesichert sei: z.B. dürften danach die Neuzugänge in das teure System der Frühpension auf Grund von Berufskrankheiten jährlich 25000 nicht überschreiten – „das wird schwer einzuhalten sein“. Das Abkommen folge insgesamt aber auch einem falschen Ansatz, bekämpfe Symptome – steigende Inflation und Arbeitslosigkeit –, ohne die eigentlichen Probleme – schwaches Wachstum, niedrige Produktivität – anzugehen. „Das ist wie bei einem Alkoholiker, der einen Schluck aus der Flasche nimmt und sich danach wohler fühlt.“ Die Krankheit bleibe. Die niederländische Niedriglohnpolitik – das predigt Kleinknecht seit Jahren –sei eine der Hauptursachen dafür, dass das Land auf dem Weltmarkt im Bereich der Hochtechnologieexporte immer weiter zurück falle. Niedrige Löhne hielten seit zwanzig Jahren den Rationalisierungsdruck vergleichsweise niedrig, was in der Konsequenz den Zwang zu technologischen Innovationen reduziere. Zugleich seien damit auch die Anforderungen an das Personal geringer, was sich gleichfalls im Lohnniveau spiegle und selbst wieder dazu führe, dass es zu wenig hoch qualifiziertes Personal gebe.

      Die Folge: Enorme Lohnsteigerungen im Bereich der gut ausgebildeten Beschäftigten in den 90er Jahren. Das viel gepriesene niederländische Teilzeit-„Jobwunder“ der 90er Jahre habe sich hingegen vor allem im Niedriglohnbereich abgespielt. Ein typischer „neuer Job“ sei, spottet Kleinknecht, der beliebte „Honden-Uitlaat-Service“ – das Ausführen von Hunden in den Villen-Vierteln der gut verdienenden Zwei-Einkommen-Haushalte. „So spielt man auf dem Weltmarkt aber keine große Rolle, abgesehen von Agrarexporten.“

      Dass die Wirtschaft sich im Moment aber keine hohen Löhne leisten könne, räumt Kleinknecht durchaus ein. Ein so kleines Land wie die Niederlande könne mit Lohnsteigerungen keine eigene produktive Nachfrage schaffen – „das saugt nur Importe an“. Aber für Strukturinvestitionen gäbe es hinreichend Ansatzpunkte. Deshalb hätten die Gewerkschaften, statt auf Reformverzicht im Wohlfahrtsbereich zu bestehen, auf Investitionen im Bildungsbereich („mehr Lehrer, mehr Forschung“) beharren müssen. Da habe Holland die größten Defizite. Stattdessen hätten die Arbeitnehmervertreter sich dem Ehrgeiz der Regierung gebeugt, als EU-Musterschüler im Gegensatz zu Frankreich und Deutschland die Maastricht-Kriterien einzuhalten, vor allem im Bereich der Haushaltspolitik (Drei-Prozent-Ziel).

      Unterm Strich, damit steht der streitbare Ökonom aus Delft nicht allein, ist der „historische loonakkoord“ – so ein Regierungsmitglied am Mittwoch in den Haag – eher ein Stillhalteabkommen als ein Krisenprogramm. Es dokumentiert nicht zuletzt die Schwäche der Gewerkschaften. Sie hatten zwar noch die Kraft, die schmerzhaften und unpopulären Eingriffe der Regierung ins Wohlfahrtssystem fürs erste zu verhindern. Zur aktiven Mitgestaltung einer Reform, deren Notwendigkeit sie gar nicht bestreiten, hatten sie die Kraft aber nicht mehr. Dazu sind sie von der Regierung freilich auch gar nicht eingeladen worden. Von wegen „Polder-Modell“: Im alten originalen Modell, so sehr man seine Ergebnisse im Sinne Alfred Kleinknechts auch kritisieren mag, hätte man nicht versucht, so große Einschnitte an den Gewerkschaften vorbei durchzusetzen. Das neue „Polder-Modell“ reicht nur für den kleinsten Nenner: den Verzicht. Zur Nachahmung nicht empfohlen.


      (c)ZEIT.de 16.10.2003


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      Avatar
      schrieb am 21.10.03 13:39:54
      Beitrag Nr. 3.929 ()
      Aktien

      Rendite von Aktiensparplänen steigt wieder

      16. Oktober 2003

      Nachdem die Erträge von Aktiensparplänen Ende vergangenen Jahres deutlich ins Minus gerutscht waren, zeichnet sich nun ab, daß sie bald wieder schwarze Zahlen schreiben: "Wenn sich die Börsen weiter so wie bisher befestigen, dann dürften zehnjährige Sparpläne zum Jahresende aus den roten Zahlen kommen", sagt Andreas Fink, Pressesprecher vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI).



      Noch haben Anleger, die vor zehn Jahren mit einem Sparplan auf europäische Aktienfonds begonnen haben, Verluste auf dem Konto - 1,4 Prozent liegen diese Sparpläne derzeit im Minus. Gegenüber dem Stichtag zum 30. März diesen Jahres allerdings ist das ein deutlicher Fortschritt: da lagen diese Sparpläne noch mit fast vier Prozent unter Wasser. Auch die Rendite von Aktiensparplänen mit 20 (30) Jahren Laufzeit hat sich wieder erholt: Lag diese zum ersten Quartal noch bei 4,2 (6,3) Prozent, so ist diese nun auf 5,3 (7,9) Prozent gestiegen. Noch unvorteilhafter sieht es derzeit für Sparpläne mit einer Laufzeit von fünf Jahren aus: Auf die vergangenen 5 Jahre errechnet die Fondsgesellschaft Union Investment ein Minus von rund 20 Prozent für einen Sparplan auf weltweite Aktien.

      Aktie ist langfristig vorteilhaft

      Auf die vergangenen zehn Jahre wären Anleger ausweislich der BVI-Zahlen mit Anleihen und Immobilien besser gefahren: Ein zehnjähriger Sparplan mit EU-weiten Anleihen rentierte mit 5,1 Prozent, der Sparplan mit Offenen Immobilienfonds brachte es auf 3,7 Prozent.

      Doch langfristig ist die Aktie hinsichtlich der Rendite den anderen Anlageformen überlegen, glaubt man bei Union Investment. Dort hat man die Rendite von Aktien und Anleihen in verschiedenen Perioden miteinander verglichen. Dabei zeigen die Zahlen der Union in Übereinstimmung mit denen des BVI, daß Aktien umso vorteilhafterer sind, je länger man sie hält: Bei einer Anlagedauer von 5 Jahren haben Aktien in 63 Prozent aller untersuchten Perioden besser abgeschnitten. Auf eine Anlagedauer von zehn (fünfzehn) Jahren waren laut Union Aktien in 69 (71) Prozent aller betrachteten Perioden die bessere Wertanlage.

      Laufzeit auf Lebensalter abstimmen

      Zusätzlich müsse man beim Vergleich zwischen Aktien und Anleihen auch die steuerliche Komponente berücksichtigen, heißt es bei der Union: Bei Aktien wie bei Immobilien hätten steuerfreie Wertsteigerungen einen erheblichen Anteil an den Wertsteigerungen. Wende man einen Steuersatz von 50 Prozent auf die durchschnittliche Dividendenrendite von Aktien an, so habe man mit deutschen Aktien auf die vergangenen 20 Jahre 9,2 Prozent Rendite eingefahren (vor Steuern: 10,3 Prozent). Wendet man diesen Steuersatz auf den durchschnittlichen Zinskupon an, so erhält man laut Union auf 20 Jahre eine Nachsteuerrendite von 3,9 Prozent (vor Steuern: 7,3 Prozent). Lege man den im Durchschnitt ausgewiesenen steuerpflichtigen Anteil, den Immobilienfonds ausweisen, zugrunde und unterstelle man einen Steuersatz von 30 Prozent, so übersteige die Nachsteuerrendite von Immobilien jene von Anleihen. Bei einem Steuersatz von 50 Prozent betrage die Nachsteuerrendite von Immobilien auf 20 Jahre 4,2 Prozent (vor Steuern: 6,0 Prozent).

      Um die Risiken aus den Kursschwankungen für Aktiensparpläne zu begrenzen, raten die Experten der Union Investment dazu, die Aktienquote am Lebensalter zu orientieren: Als Faustregel habe sich bewährt, eine Aktienquote zu halten, die sich errechnet, indem man von der Zahl 100 das Lebensalter abzieht, denn mit zunehmender Nähe des Ruhestandes lassen sich Rückschläge an den Aktienmärkten schlechter verkraften. Je länger jedoch ein Sparplan noch läuft, um so eher mutieren Kursverluste zu temporären Rückschlägen, die mit zunehmender Laufzeit wieder aufgeholt werden. Über die Zahl der Sparpläne in Deutschland liegen aufgrund von Abgrenzungsproblemen nur Schätzungen vor. Der BVI schätzt, daß es rund 10 Millionen Fondssparpläne gibt. Hinzu kommen Sparpläne mit vermögenswirksamen Leistungen, die 7 Jahre laufen, und deren Zahl der BVI mit rund 5,7 Millionen angibt.

      Text: hbe., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2003, Nr. 241 / Seite 25
      Bildmaterial: F.A.Z


      .............................................
      Avatar
      schrieb am 21.10.03 21:27:52
      Beitrag Nr. 3.930 ()
      Hintergrund

      Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute

      Sechs Forschungsinstitute in Deutschland erarbeiten im Frühjahr und im Herbst jeweils eine gemeinsame Konjunkturprognose.

      Sie werden allgemein als die wissenschaftlich führenden Institute ihrer Art gesehen, doch sie sind nicht die einzigen.

      Wirtschaftsforschung wird - teils regional oder nach Branchen - auch von wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten, Verbände, Unternehmen, Banken, Ministerien, Kammern und multistaatlichen Organisationen wie der OECD oder der Weltbank betrieben.

      Die sechs Forschungsinstitute sind (von Nord nach Süd):


      INSTITUT FÜR WELTWIRTSCHAFT (IfW/Kiel):

      Das IfW genießt wissenschaftlich einen außerordentlich guten Ruf und ist am stärksten von marktwirtschaftlichen Prinzipien geprägt. Das ist das Verdienst der beiden ehemaligen Präsidenten Herbert Giersch und Horst Siebert, die das IfW über Jahrzehnte als Hochburg des Marktliberalismus positionierten und zur Kaderschmiede für Angebotspolitik und Monetarismus ausbauten. Das Institut mit seinen rund 270 Mitarbeitern (einschließlich Bibliothek) sieht seine Hauptaufgabe in der anwendungsorientierten Forschung und beschäftigt sich mit der internationalen Arbeitsteilung. Es verfügt über eine der weltweit bedeutendsten wirtschaftswissenschaftlichen Bibliotheken. Das Präsidentenamt ist seit Sieberts Pensionierung im März unbesetzt.


      HAMBURGISCHES WELT-WIRTSCHAFTS-ARCHIV (HWWA/Hamburg):

      Das HWWA versteht sich selbst als ein dienstleistungsorientiertes Forschungsinstitut, das Angebote an die Öffentlichkeit macht. So gehört zum HWWA ein öffentliches Pressearchiv und eine bedeutende Bibliothek. Von den rund 150 Mitarbeitern arbeiten weniger als 40 in der Forschung, aber mehr als doppelt so viele im Dienstleistungsbereich. Die Hamburger Forscher beschäftigen sich mit der Internationalisierung der Wirtschaft und der europäischen Integration. Präsident ist der Schweizer Wissenschaftler Thomas Straubhaar.


      DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG (DIW/Berlin):

      Das DIW ist mit mehr als 200 Mitarbeitern und einem Etat von 19 Millionen Euro das größte der Institute. Zu den Schwerpunkten des Berliner Instituts gehört seit dem Fall der Mauer die Entwicklung in den neuen Ländern und in Osteuropa. Dem DIW wird von allen Instituten die größte Nähe zu den Gewerkschaften nachgesagt und eine Verbundenheit zur Denkschule des Wissenschaftlers Keynes. Es ist damit eine Art Gegenpol zum IfW. Geführt wird das DIW von Klaus Zimmermann.


      RHEINISCH-WESTFÄLISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
      (RWI/Essen):


      Das RWI konzentriert sich auf Diagnosen und Prognosen der Entwicklung der deutschen Wirtschaft und in bedeutenden Industrieländern. Die Analyse der Wirtschaft Nordrhein-Westfalens und der Bereiche Energie und Stahl zählt ebenso zu den Arbeitsschwerpunkten des Instituts. Der neue Präsident Christoph Schmidt hat nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr angekündigt, das RWI zu einem Zentrum der ökonometrischen Arbeitsmarkt- und Bildungsforschung machen zu wollen.


      INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG HALLE (IWH):

      Die einzige ostdeutsche Forschungseinrichtung unter den führenden Instituten beschäftigt sich mit der Transformation der ostdeutschen Wirtschaft und Fragen der Angleichung der osteuropäischen Staaten an die Europäische Union. Das IWH mit mehr als 70 Mitarbeitern versteht sich jedoch ausdrücklich nicht als ostdeutsches Regionalinstitut. Zentrale Forschungsgebiete sind auch der Arbeitsmarkt im Umbruch, kommunale Wirtschaft und föderativer Staat unter Anpassungsdruck. Gegründet 1992 ist das IWH das jüngste Institut und wird von Rüdiger Pohl geleitet.


      INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG (Ifo/München):

      Das Ifo Institut an der Universität München versteht sich als wissenschaftlicher Vordenker für Politik und Wirtschaft. Es ist in der Öffentlichkeit vor allem durch seinen Geschäftsklima-Index bekannt, der ein stark beachteter Frühindikator für die Entwicklung der Konjunktur ist. In der Forschung konzentriert sich das Ifo Institut auf Gebiete, die für die Politikberatung von Bedeutung sind, zum Beispiel Sozialpolitik, Arbeitsmarkt, Strukturwandel und Finanzmärkte. Leiter des Instituts ist Hans-Werner Sinn.

      (sueddeutsche.de/dpa)


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      Avatar
      schrieb am 22.10.03 09:36:01
      Beitrag Nr. 3.931 ()
      Interessantes Fundstück aus einem Forum. :lick:


      Staatschulden sind eine feine Sache, sie sind so progressiv!

      Gerade von progressiver politischer Seite werden sie als Allheilmittel einer vernünftigen Wirtschaftspolitik angepriesen! :O
      Ob die sich nicht villeicht irren könnten?

      Die Kreditwürdigkeit eines Staates hat nichts damit zu tun, ob diese Schulden abtragbar sind! Selbst, wenn 100% sicher ist, das ein Staat seine Schulden niemals bezahlen wird, bekommt er weitere Kredite, wenn garantiert ist, das die Zinsen weiterfließen!

      Eine Bank macht pleite, wenn alle Kunden ihre Kredite zurückbezahlen, und keiner mehr Zinsen bezahlt!
      Deswegen ist keine Bank daran interessiert, das ein Kreditnehmer seine Schulden zurückbezahlt,
      sondern sie will, das der Kreditnehmer ewig lebt, und ewig Zinsen zahlt.
      Der einzige Kreditnehmer, der diese Vorraussetzungen einigermaßen erfüllt, ist der Staat.
      Zwar lebt auch ein Staat nicht ewig, aber in Relation zu dem kurzen Dasein des Erdenmenschen ist es schon eine Ewigkeit.

      Ewiges Leben und ewige Zinszahlung bietet also nur der Staat,
      damit ist der Staat der beliebteste Kunde bei den Banken.
      Die Repräsentanten des Staates werden somit von den Banken stets höflich und zuvorkommend bedient!

      Bei Staatskrediten ist der Zinsfluß über hunderte von Generationen gesichert.
      Es gibt nichts schöneres für die Banken, als wenn ein Staat das gesamte Einkommen aller Bewohner eines Landes für die nächsten hundert Generationen verpfändet!

      In diesem Falle ist der Bank für Jahrhunderte ein gewisser Prozentsatz des Steueraufkommens garantiert, wie es im Feudalismus für die herrschenden Klassen der Fall war!

      Fazit:
      Für eine Bank gibt es nichts schöneres als ein überschuldeter Staat.
      Noch schöner als mit Claudia Schiffer Erdbeer-Eis-Essen gehen!

      Kein Ärger mit Kreditnehmern, die Sterben könnten.
      Staaten sterben nicht, zumindest nicht so kurzfristig, als das es für einen Anleger problematisch sein könnte, ein Staat überlebt einen Anleger fast immer.
      Es gibt kein Ärger mit Kreditnehmern, die pleite gehen, einfach wunderbar,
      Staatskredite sind für Banken einfach eine saubere Sache.

      Und das schönste: Eher kürzt ein Staat Sozialleistungen und Staatliche Ausgaben, als das er die Zinskosten für Schulden einstellt.

      Auf die Art ist sichergestellt, das die Kreditnehmer (überwiegend eher reiche Leute) auch zukünftig ihr garantiertes Luxus-Einkommen weiter bekommen.

      Ist das nicht erfreulich, wenn der Staat über Steuern die Reichen finanziert, während er bei den Armen kürzt?


      Was Verschuldungspolitik, wie sie meist von progressiven Wirtschaftstheoretikern so warm ans Herz gelegt wird, mit sozialer Politik zu tun hat, das bleibt weiterhin ein Rätsel!

      --------------------------------

      geschrieben von thomasbright am 04.02.03

      Weitere interessante Bemerkungen unter:

      http://www.politikforum.de/forum/showthread.php?threadid=258…
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 10:02:04
      Beitrag Nr. 3.932 ()
      Einzelhandel: Deutsche Käufer bleiben zurückhaltend

      HDE-Chefvolkswirt: "Deutliche Bewegung nach unten" im dritten Quartal

      Die Verbraucher in Deutschland haben sich laut Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) auch im dritten Quartal weitgehend zurückgehalten. Nachdem die Einzelhandelsumsätze im ersten Halbjahr 2003 bundesweit knapp unter dem Vorjahr gelegen hätten, habe sich ab Juli "wieder eine deutliche Bewegung nach unten gezeigt", sagte Robert Weitz, HDE-Chefvolkswirt der "Saarbrücker Zeitung".

      All das, was die Einzelhändler im ersten Halbjahr als ein positives Signal für die Zukunft gesehen hätten, sei "schon wieder dahin".


      Mit Material von dpa

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      Avatar
      schrieb am 22.10.03 10:45:09
      Beitrag Nr. 3.933 ()
      @3929 von Trevenion


      Hi Trevenion,

      hier liegt der Poster "thomasbright" etwas falsch. Banken vergeben nämlich an entwickelten Staaten überhaupt keine Kredite. Der Staat, in unserem Fall die Bundesrepublik Deutschland, holt sich die Gelder nämlich direkt vom Kreditgeber -also von uns, wenn wir eine Staatsanleihe kaufen und nicht über den Umweg über die Bank. (Also nicht so, dass wir der Bank Geld verleihen und die Bank dann dem Staat das Geld verleiht.)

      Du kannst Staatsanleihen entweder direkt über die Bundesschuldenverwaltung erwerben, oder auch bei der Bank. Das Geldinstitut tritt aber nur als Händler auf, weil du nur so über sie die Papiere an der Börse kaufen kannst. Die Bank selbst vergibt, wie schon gesagt, keine Kredite an den Staat und erhält daher folglich auch keine Zinsen, von dehnen sie, ich sag’ mal, "auf Kosten des Volkes schmarotzen" könnte.

      Höchstens an Entwicklungsländer vergeben Geschäftsbanken noch direkt Kredite. Aber das ist ihnen mittlerweile auch schon längst zu gefährlich, so dass sie in diesem Bereich auch nur noch mit den Schuldverschreibungen der entsprechenden Länder in ihren weltweiten Standorten handeln.


      "Selbst, wenn 100% sicher ist, das ein Staat seine Schulden niemals bezahlen wird, bekommt er weitere Kredite, wenn garantiert ist, dass die Zinsen weiterfließen!"

      Das stimmt nicht ganz. Argentinien und andere Länder beweisen, bzw. haben schon das Gegenteil bewiesen, dass nämlich auch ein Staat mal so Pleite gehen kann, dass er weder seine Schulden zurückzahlen kann, noch will.


      H_S :) :) :)
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 12:02:11
      Beitrag Nr. 3.934 ()
      @H_S

      " Banken vergeben nämlich an entwickelten Staaten überhaupt keine Kredite."

      Also Banken sind sehr wohl in das Kreditgeschäft mit dem Staat involviert (Kommunalgeschäft etc.). Ausserdem haben die Banken nicht unerhebliche Bestände an Staatspapieren.

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 12:26:55
      Beitrag Nr. 3.935 ()
      @3932 von K1

      Ja richtig! Banken besitzen (auch)nicht unerhebliche Bestände an Staatsanleihen. Aber auch Lebensversicherungen, Pensionsfonds, Rentenfonds, Privatleute, usw. haben solche Schuldverschreibungen bei sich im Tresor, die sie über die Wertpapierbörse gekauft haben. Der Besitz ist ja auch nicht unanständig. Wenn er unanständig wäre, sollte der Staat solche "Unanständigkeiten" nicht mehr länger fördern und keine Schulden mehr machen und schnellstens die "unmoralische" Geldanlage:"Staatsanleihen" wieder vollständig vom Markt aufkaufen.

      Nein, es geht hier darum, dass Banken keine Anleihen aus dem Sparguthaben ihrer Bankunden emitieren und sie dem Staat verkaufen. Das gibt es halt nicht. Der Staat emitiert diese Anlageform für sich selbst. Wie gesagt, die Bank tritt hier nur als Dienstleister an der Börse auf, um für ihre Kunden zu kaufen oder zu verkaufen -aber Anleihen selbst legt sie als Gläubiger für den Staat nicht auf.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 13:25:53
      Beitrag Nr. 3.936 ()
      3931 von Harry_Schotter

      " Banken vergeben nämlich an entwickelten Staaten überhaupt keine Kredite."

      Möchte mal wissen, wo Du das her hast! Kann mich nur der Meinung von K1 aus 3932 anschließen.


      #3933 von Harry_Schotter




      Nein, es geht hier darum, dass Banken keine Anleihen aus dem Sparguthaben ihrer Bankunden emitieren und sie dem Staat verkaufen. :confused: :confused: :confused:


      Dem Staat verkaufen? Der kauft nix. Der verkauft seine Anleihen, bzw. sie werden emittiert oder manchmal versteigert. Und die gehen sehr wohl auch an Istitutionelle.
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 13:45:50
      Beitrag Nr. 3.937 ()
      @H_S

      irgedwie bist Du da auf dem Holzweg. In #3931 schreibst Du, dass "die Banken keine Kredite" an den Staat geben und "keine Zinsen erhalten". Defacto sind die von den Banken gehaltenen Staatspapiere aber sehr wohl Geldausleihungen an den Staat, für den die Banken auf den von ihnen gehaltenen Teil sehrwohl Zinsen erhalten.

      Schau mal in eine Bankbilanz, da wirst Du wohl überrascht sein, wieviele Anleihen staatlicher Schuldner da enthalten sind.

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 14:16:05
      Beitrag Nr. 3.938 ()
      @H_S:

      Obwohl ich Deine Artikel sehr schätze, muss ich Dir an dieser Stelle widersprechen. Kreditinstitute vergeben sehr wohl direkt Kredite an Staaten und staatliche Gebietskörperschaften direkt. Sei es für kommunalpolitische Vorhaben, Infrastrukturmassnahmen oder laufende Ausgaben.
      So beträgt z.B. bei der Depfa plc (größter Staatsfinanzierer Europas) der Anteil an "Krediten an Kunden" (also Staaten etc.) an der gesamten Bilanzsumme knapp 40%, der Anteil von festverzinslichen Wertpapieren liegt nur knapp drüber. Ähnliches dürfte auch für jede kleine Sparkasse gelten.

      Nichts für Ungut

      RitterK
      Avatar
      schrieb am 23.10.03 10:52:28
      Beitrag Nr. 3.939 ()
      @3936 von RitterK

      ".....Kreditinstitute vergeben sehr wohl direkt Kredite an Staaten und staatliche Gebietskörperschaften direkt. Sei es für kommunalpolitische Vorhaben, Infrastrukturmassnahmen oder laufende Ausgaben......"

      Davon hab` ich keine Ahnung. wenn du das sagt, wird`s wohl so sein. :)


      ........................


      @ #3935 von K1

      "......Defacto sind die von den Banken gehaltenen Staatspapiere aber sehr wohl Geldausleihungen an den Staat, für den die Banken auf den von ihnen gehaltenen Teil sehrwohl Zinsen erhalten....."

      Stimmt, hatte ich das bezweifelt.???:)

      Aber schau dir doch mal meine Aussage im Posting#3931 im Kontext zu der Ausage von "thomasbright" in Posting#3929 an.
      Er behauptet, überspitzt gesagt, dass die Banken den Staat aus Gewinninteressen Kredite andienen, um sich zu mit Heimtücke zu bereichern. Er hat da nicht von "Gebietskörperschaften", "Kommunen", usw. geredet, sondern den Gesamtstaat in Form der Bundesrepublik Deutschland gemeint. Und in dem Bezug, denke ich, liege ich richtig. Wenn der Gesamtstaat "verfändet" wird, dann ist das nicht das Ergebnis eines Intrigenspiels eines wie auch immer gearteten "Finanzfeudalismus", sondern der Staat ist an dieser, seiner Situation ganz allein selber schuld. Er will es so! Niemand zwingt ja Hans Eichel bei Gott und der Welt anschreiben zu lassen, oder?

      Was wäre denn, wenn es nicht die "bösen" Menschen gäbe, die unserem Finanzminister Geld liehen, weil sie es zB. aus ihrem ehischen, christlichen Empfinden, oder aus ihrem ökonomischen Sachverstand/Wissen heraus für falsch halten würden???

      Da käme unser Ex-Deutschlehrer aber ganz schön ins schwimmen. Nicht das wir und missverstehen, ich bin auch dafür, dass die Staatsverschuldun auf 0(null) zurückgeführt werdn. Aber eben nicht, weil ich glaube, dass Kreditgeber im Allegemeinen fiese Möppes sind, sondern weil ich es bei dem Schuldenstand unseres Landes für volkswirtschaftlich katastrophal halte, jetzt immer noch mehr in die roten Zahlen zu wirtschaften.


      ................................


      @ #3934 von Trevenion

      ...."Dem Staat verkaufen? Der kauft nix...."

      Doch, der kauft was.....naja, kaufen ist nicht das richtige Wort, er "leiht" was, ok.....:)


      "Der verkauft seine Anleihen, bzw. sie werden emittiert oder manchmal versteigert. Und die gehen sehr wohl auch an Institutionelle."

      Ja, hab ich denn was anderes behauptet???? :confused: :confused: :confused:


      ......................


      H_S:cool:
      Avatar
      schrieb am 23.10.03 11:12:47
      Beitrag Nr. 3.940 ()
      Neuverschuldung

      Noch `ne Milliarde für Eichel

      Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) wird einer Zeitung zufolge in seinem Nachtragshaushalt 2003 mit 43,4 Milliarden Euro eine höhere Neuverschuldung ankündigen als bislang bekannt.

      Geringe Steuereinnahmen, höhere Arbeitsmarktkosten
      Wie das "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) vorab auf seiner Web-Site unter Berufung auf Koalitionskreise berichtete, liegen dem Betrag geringere Steuereinnahmen und höhere Arbeitsmarktkosten zu Grunde. In Koalitionskreisen war zuvor von 42,5 Milliarden Euro Neuverschuldung gesprochen worden. Eichel selbst hat eingeräumt, dass die Neuverschuldung über 40 Milliarden Euro liegen wird.

      Rexrodt fordert Rücktritt Eichels

      Nach Bekanntwerden einer neuer Rekordzahl für die Neuverschuldung 2003 hat FDP-Wirtschaftsexperte Günter Rexrodt den Rücktritt von Bundesfinanzminister Hans Eichel gefordert. Für diesen Schritt sei es "schon lange Zeit", sagte Rexrodt am Donnerstag am Rande einer Sitzung des Haushaltsausschusses des Bundestages in Berlin. Eichel sei nur noch "ein Schatten seiner selbst". Die Höhe der Neuverschuldung sei das Ergebnis von Fehleinschätzungen des Finanzministers. "Das ist quasi eine Bankrotterklärung."

      Berliner Zeitung berichtet über Pläne zur Anhebung der Mehrwertsteuer

      Angesichts der Milliardenlöcher im Bundeshaushalt gibt es nach Informationen der "Berliner Zeitung" in der Regierung geheime Planspiele für eine Anhebung der Mehrwertsteuer. Im Kabinett und in der SPD-Fraktionsspitze werde erwogen, die Mehrwertsteuer "nicht mehr in diesem Jahr, aber mittelfristig" anzuheben, berichtet das Blatt (Donnerstag) unter Berufung auf informierte Kreise. Ein Sprecher von Finanzminister Hans Eichel (SPD) wies den Bericht als "groben Unsinn" zurück.

      Clement legt Wachstumsprognose der Bundesregierung vor

      Ursprünglich wollte er in diesem Jahr nur 18,9 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen. Zudem wird Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) heute voraussichtlich die Wachstumsprognose der Regierung für dieses Jahr nach unten korrigieren. War er im Frühjahr noch von 0,75 Prozent ausgegangen, so läuft es nun auf ein Nullwachstum hinaus. Für das kommende Jahr geht die Bundesregierung nach Berichten von einem Wachstum zwischen 1,5 und zwei Prozent aus.


      ........................
      Avatar
      schrieb am 23.10.03 16:49:24
      Beitrag Nr. 3.941 ()
      @h-s

      wie soll denn die Staatsverschuldung auf 0 gehen?
      ist das zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch möglich?
      Expontionelles Wachstum ist Hauptbestandteil des Systems.
      Es gibt in diesm System ein Verschuldungszwang.
      Geld wird durch Schuld geboren. Nur wenn sich einer weiter verschuldet, kann das System weiterlaufen bis zum Systemcrash oder man tut mit Nichtverschuldung den Systemcrash vorzeitig auslösen. Ein Verhinderung ist nicht mehr möglich. Es ist ein Schneeballsystem. Die letzten beißen die Hunde.
      Avatar
      schrieb am 26.10.03 22:24:39
      Beitrag Nr. 3.942 ()
      Eine interessante Abweichermeinung, die den Mainstream kontrastiert.

      Intel Chairman Says U.S. Is Losing Edge

      By Jonathan Krim

      One of the founding fathers of the nation`s high-technology industry warned in dire terms yesterday that U.S. dominance in key tech sectors is in jeopardy, threatening the country`s economic recovery and growth.

      Speaking via satellite to a global technology summit in Washington, Intel Corp. co-founder and chairman Andrew S. Grove said that the software and technology service businesses are under siege by countries taking advantage of cheap labor costs and strong incentives for new financial investment.

      "I`m here to be the skunk at your garden party," Grove said, noting wryly that his remarks coincidentally fell on the same day as one devoted to promoting nationwide screening for depression.

      Grove, 67, singled out China and India as key threats. India`s booming software industry, which is increasingly doing work for U.S. companies, could surpass the United States in software and tech-service jobs by 2010, he said.

      More ominously, Grove said, the software and services industries -- strong drivers of U.S. economic growth for nearly two decades -- show signs of emulating the struggles of the U.S. steel and semiconductor industries.

      In the case of steel, U.S. companies never recovered, dropping from nearly 90 percent of worldwide market share to roughly 10 percent. The semiconductor industry, Intel`s core business, faced similar challenges in the 1980s, when it began its drop from 90 percent to 40 percent of the world market, Grove said, before aggressive trade and other U.S. policies helped it recover and stabilize at about 50 percent.

      Grove said that even as the U.S. economy is improving, tech employment is not.

      According to industry figures, more than 500,000 technology jobs were lost from mid-2001 to mid-2003. Many of these were due to a contraction of the tech sector after the dot-com bubble burst in 2000.

      But Grove acknowledged under questioning that the tech industry itself is responsible for numerous jobs leaving the United States, as firms take advantage of considerably cheaper labor costs in India and elsewhere.

      Grove said he is torn between his responsibility to shareholders to cut costs and improve profits, and to U.S. workers who helped build the nation`s technology industry but who are now being replaced by cheaper labor. Grove did not offer a solution, saying only that the government needs to help decide the proper balance between the two. Otherwise, he said, companies will revert to their obligation to increasing shareholder value.

      Recent estimates from financial consulting firms paint a stark picture of "offshoring," which allows companies to get software development and other services at one-third to one-sixth the cost.

      The Gartner Group, a market research firm, estimates that 10 percent of jobs at U.S. information technology vendors will move offshore by next year.

      Throughout all U.S. companies, Forrester Research predicts the loss of roughly 3.3 million jobs by 2015.

      Grove said that the move offshore has been aided by the telecommunications bubble of the late 1990s. So much infrastructure for high-speed Internet connections was laid, much of it never used, that the cost of achieving high-speed communication plummeted. As a result, Grove said, "the engineer sitting 6,000 miles away might as well be in the next cubicle."

      Grove chided U.S. policymakers for all but ignoring the problem.

      "What is the U.S. public policy?" he asked. "I am hard put to find a document" outlining a policy strategy.

      He said he had detected no recognition of the problem from any of the presidential candidates.

      Grove also criticized the nation`s overburdened patent system, which he said is causing an abundance of innovation-slowing litigation.

      He said that the inability of patent examiners to handle the workload has led to a backlog of important applications, but also less than thorough vetting of patents that perhaps should not be granted.

      Grove also said the country lags dangerously behind in popular use of high-speed Internet connections, funding for science and technology research, and education.
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 15:10:51
      Beitrag Nr. 3.943 ()
      Ein sehr interessanter Link: http://www.financialsense.com/stormwatch/update.htm


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      @#3939 von bluemoons

      "Wie soll denn die Staatsverschuldung auf 0 gehen?"

      Das geht!!!
      Wenn der Staat nicht nur die Zinsen zahlt, sondern auch zusätzlich noch Anleihen, als Tilgungsinstrument, vom Markt aufkauft, oder die Anleihen bei Fälligkeit auszahlt ohne neue Schuldverschreibungen(Anleihen) zu emittieren, kann er, ja nach Kassenlage, durchaus in ein paar Jahrzehnten schuldenfrei sein.

      "Ist das zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch möglich?"

      Das ist selbstverständlich auch zu diesem Zeitpunkt ohne Probleme noch möglich. Nur aus Angst vor dem Wähler und dem befürchteten Machtverlust geht die Regierung einem konsequenten Schuldenabbau aus dem Weg. Wenn man beinhart Subventionen für alle Gesellschafts- und Einkommensschichten streicht, könnten nicht nur die Schulden abgebaut, sondern sogar auch noch die Steuern massiv gesenkt werden. Aber man ist halt zu feige, weil man Schiss vor dem Ärger hat, den man sich dadurch einhandelt.

      "Expotionelles Wachstum ist Hauptbestandteil des Systems."

      Richtig, das stimmt! Aber auch expotentielle Schrumpfung. Dadurch entsteht dann über einen langen Zeitraum lineares Wachstum. Seit so ca. 1900 bis heute im Jahr 2003 ist die Wirtschaft in den Industrieländern im Durchschnitt jedes Jahr um die 3% gewachsen, trotz, oder besser, mit allen Auf und Ab`s und allen Krisen und Euphorien.


      "Es gibt in diesem System ein Verschuldungszwang."

      Nein, wer sagt das denn??? Hast du Schulden, bzw., zwingt dich jemand dazu??? Im Übrigen, wenn es einen Verschulddungszwang gäbe, also einen Zwang, dann gäbe es auch Widerstand dagegen, weil sich die wenigsten Menschen gern zu etwas zwingen lassen wollen. Außerdem würde das auch bedeuten, dass sich die Leute sich nicht verschulden wollen. Das Gegenteil ist aber der Fall!!! Die Banken werden ja direkt eingerannt, um die begehrten Kredite zu ergattern. Vielleicht ist das bei uns in Deutschland nicht so krass, weil wir eher ein konservatives Volk sind, dass lieber "spare, spare" tut, um sich ein "Häusle" zu bauen, aber zum Beispiel bei den Amis, hat die Verschuldungsmentalität schon eine ganz andere Qualität und Dimension. In der Herzkammer des Kapitalismus muss nun wahrlich niemand den Konsumenten zum Schuldenmachen mit `ner M3 "zwingen".


      "Geld wird durch Schuld geboren."

      Wer sagt denn das??? Es gibt Länder, in dehnen Schulden und Zinsen uä. verboten sind, und trotzdem gibt es dort Geld !?!?!?!……….......Erklär mich doch mal den Widerspruch, wie es dazu kommen kann. Und in einem System, in der du gerne leben möchtest, in der es keine Schulden und Zinsen gibt, ist in dieser Welt auch kein Geld vorhanden??? Wie soll es dann zu einem Güteraustausch kommen??? Durch direkten Austausch von einem Kochtopf gegen 5 Liter Milch, 3 Kilo Äpfel und 2 Computer CD`s, oder so ähnlich ???

      Nein, Geld wir „Idealfall“ durch das Wachstum des Bruttosozialprodukts, in dem Güter und Dienstleistungen enthalten sind, geboren. Im "Worst Case" wird Geld ausschließlich durch die Druckerpresse der staatlichen Zentralbank geboren. Dieses Geld ist zwar "wirklich", aber im Prinzip nur "virtuell", da ihm kein volkswirtschaftlicher Wert gegenüber steht. Es heizt also folglich nur die Inflation an.


      "Nur wenn sich einer weiter verschuldet, kann das System weiterlaufen bis zum Systemcrash oder man tut mit Nichtverschuldung den Systemcrash vorzeitig auslösen. Eine Verhinderung ist nicht mehr möglich. Es ist ein Schneeballsystem. Die letzten beißen die Hunde."

      Warum soll das "System" nur durch immer weitere, dass heißt, bzw., du meinst, durch immer höhere Verschuldung weiterlaufen???
      Das System läuft durch die Verleihung und wieder Zurückzahlung des geschuldeten Geldes. 99 Prozent aller Kredite werden doch wieder zurückgezahlt. Also kann doch deine These, dass nur durch eine "weitere Verschuldung" das System "weiterlaufen kann", nicht richtig sein, denn die allermeisten Kreditnehmer verschulden sich ja nicht ewig weiter, sondern zahlen in einem absehbaren Zeitrahmen ihr geliehenes Geld wieder zurück. Nein, das "System" läuft durch den Wechsel, bzw., den Austausch der Kreditnehmer. Das ist der eigentliche Motor des "Systems", der es am laufen hält. Bei einem Schneeballsystem müssen immer mehr in das System hinzukommen, in einem Kreditsystem müssen nur die Akteure wechseln. Wenn ein privater Haushalt, ein Unternehmen, oder ein Staat sich so sehr überschuldet, dass er Pleite macht, dann liegt das dann eben nicht am "System", sondern, je nach Lage der Dinge, am Schuldner oder am Gläubiger."

      Auf gut deutsch: Die Unfallursachen liegen beim einem möglichen "Finanzcrash" nie an der Systemtechnik, sondern immer am Menschen, der lenkt, bremst, Gas gibt und das oftmals nicht bei klaren Verstand tut.



      H_S
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 16:46:14
      Beitrag Nr. 3.944 ()
      @h-s
      du hast die meisten Sachen die ist zu diesem Thema gepostet (Auch LINKS) habe nicht gelesen, sonst hättest du sowas nicht geschriebn. ohne Müh
      wirst du noch viel von deinen Mär glauben und erzählen.

      ich will die ja gerne antworten, aber das würde den Rahmen sprengen.
      aber deine Antworten wirst du bestimmt hier finden:
      lies bitte mal die Seiten
      http://www.geldreform.de
      http://www.geldcrash.de/kurzinfo.htm
      http://www.systemfehler.de
      http://killerzins.de
      http://www.equilibrismus.de/de/themen/wirtschaftsordnung/ds-…

      dann wirst du erfahren,was richtig oder falsch ist.
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 16:51:01
      Beitrag Nr. 3.945 ()
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 17:11:29
      Beitrag Nr. 3.946 ()
      Sonderthema Geld

      Viele Besucher dieser Seite wollen Informationen darüber finden, was das Geld eigentlich ist und wie es funktioniert.
      Wir geben auf dieser Sonderseite eine Übersicht über alle auf dieser Site veröffentlichten Aufsätze zum Geld und zu den eng damit verknüpften Themen.



      http://home.knuut.de/EWKberater/Geld/Sammlung%20Geld.html
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 17:15:57
      Beitrag Nr. 3.947 ()
      #h-s
      lies wenigstens diesen Text

      Der Fluss des Geldes

      Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme

      Teil 1
      Das Wesen des Geldes


      Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 12. Februar 2003


      Das Wissen der meisten Menschen über das Geld ist gerade einmal ausreichend, um im alltäglichen Gebrauch ohne größere Havarie mit dem eigenen Geld über die Runden zu kommen. Dabei ist die folgende Vorstellung wohl am weitesten verbreitet:

      "Geld ist einfach da. Wenn es nicht in der Ladenkasse, im Geldbeutel oder unter dem Kopfkissen deponiert ist, liegt es im Tresor der Bank. Dort bleibt es liegen, bis es vom Kontoinhaber wieder abgehoben wird oder bis es die Bank an einen Kreditnehmer verleiht. Geld vermehrt sich durch Zinsen. Der Kontoauszug informiert darüber, ob der Geldautomat vor dem nächsten Ersten noch ein paar Scheine ausspucken wird, oder ob die Gefahr besteht, dass die Karte einbehalten wird."

      Trotz jahrzehntelanger Gewöhnung an das Girokonto und trotz des umfassenden Systems des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wird immer noch angenommen, die Kontoführung der Banken gäbe Auskunft darüber, wie sich der Berg von Münzen und Scheinen, die der Staat irgendwann einmal zur Geldversorgung der Wirtschaft herstellen ließ und der jetzt überwiegend in den Tresoren der Banken liegt, aktuell auf die einzelnen Kontoinhaber verteilt.

      Dabei ist es tatsächlich so, dass der allergrößte Teil des modernen Geldes keinerlei körperliche, materielle Existenz hat und völlig unabhängig von Banknoten und Münzen als nackte Information existiert. Doch diese Tatsache, dass nämlich der Großteil des Geldes keine andere Substanz und keine andere Basis hat, als die von der Bank in den Konten notierten Ziffern, ist kaum zu vermitteln. Ganz hartnäckig hält sich die Vorstellung, die Kontenführung der Banken sei eine Art "Inhaltsverzeichnis" für den Tresor, weil es eine Zahl auf dem Konto doch nur geben könne, wenn es irgendwo auch das dazugehörige "richtige Geld" gibt.

      Dazu eine nüchterne und aktuelle Information:

      Von der immer noch bestehenden Deutschen Bundesbank wird monatlich eine Statistik veröffentlich, die den "Deutschen Beitrag zur konsolidierten Bilanz der monetären Finanzinstitute (MFIs) im Euro Währungsgebiet" nachweist. Zum Schluss des Jahres 2002 war dort folgendes Verhältnis zwischen dem in Deutschland vorhandenen Bargeld (Banknoten, Münzen) und dem deutschen Beitrag zur Geldmenge M3 angegeben:

      Bargeldumlauf in Deutschland 89,4 Milliarden Euro

      Deutscher Beitrag zur Geldmenge M3 1.545,2 Milliarden Euro



      Das entspricht einem Verhältnis von ungefähr 1:17 und bedeutet im Klartext: Auf jeden Euro, der in Form von Bargeld im Umlauf ist, kommen weitere 16 Euro, die nur und ausschließlich auf dem Papier stehen. (Auf dem Papier, aus dem die Kontoauszüge der Banken sind.)

      Kein vernünftiger Mensch, der diese - immerhin von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten - Zahlen kennt, wird noch bestreiten wollen, daß nur ein kleiner Teil des modernen Geldes in Form von Scheinen (Noten) und Münzen körperlich existiert. Der Rest des Geldes ist nichts als Information über Guthaben und Schulden auf den Konten. Von da aus ist es nur ein kleiner gedanklicher Schritt bis zu dem Schluss, dass Scheine und Münzen völlig überflüssig sein werden, sobald sich der elektronische Zahlungsverkehr und insbesondere die Chipkartentechnik endgültig durchgesetzt haben wird. Das heißt aber auch, dass man die Scheine und Münzen dann, sobald ihr Gegenwert einem Konto gutgeschrieben ist, einfach vernichten könnte, ohne dass damit wirklich "Geld" verloren ginge.

      Daraus folgt dann im letzten Schluss, dass auch der Schein als solcher und die Münze an sich im Grunde "wertlose" Gegenstände sind, die für uns nur deshalb einen Wert repräsentieren, weil sie die Ikonen sind, an denen sich unser Glaube an das Geld festhalten kann. Dieser Glaube beschränkt sich auf die Annahme, dass jedermann innerhalb eines Währungsgebietes bereit sein wird, eine ziemlich präzise vorhersehbare Menge an Gütern und Leistungen aus seinem Angebot gegen einen bestimmte Summe Geldes abzugeben. Der aufgedruckte Wert eines Geldscheines ist folglich - genau wie die Zahlen auf dem Konto - nichts anders, als eine zuverlässige Information über die Geldmenge, die dem Besitzer von Geldschein bzw. Konto als Tauschmittel zur Verfügung steht.

      Geld erleichtert den Handel, es ermöglicht ihn zum großen Teil überhaupt erst. Also ist Geld für jeden, der Handel treiben will, für Käufer und Verkäufer, für Produzenten und Konsumenten ein sehr wichtiges Instrument, das seinen Wert verlöre, könnte man es einfach an der nächsten Straßenecke finden, aufheben und einstecken. Es muss also selten und knapp und schwer zu beschaffen sein. Vor langer Zeit, als Geld noch aus Edelmetallen hergestellt wurde, war der Wert des Geldes einfach durch den Wert des seltenen, knappen und schwer zu beschaffenden Edelmetalles repräsentiert. Das galt auch noch, als die Währungen durch Gold gedeckt waren, als man also von der Notenbank verlangen konnte, ihre Banknoten in Gold einzutauschen.

      Heute, in einer Zeit, in der das Geld völlig losgelöst von jedem materiellen Wert existiert, entsteht die Knappheit daraus, dass Geld nur demjenigen zur Verfügung gestellt wird, der glaubhaft versichern kann, dass er in der Lage sein wird, das Geld nach dem Gebrauch zurückzugeben und für die Dauer des Gebrauches eine Leihgebühr zu entrichten, den Zins. Doch erst wenn der Bank ausreichende Sicherheiten geboten werden, aus denen sie sich bedienen kann, falls die Rückzahlung doch nicht gelingt, steht der "Herstellung" des benötigten Geldes nichts mehr im Wege.

      Geld ist also nicht einfach da.

      Geld wird erst bei Bedarf und nachgewiesener Bonität zur Verfügung gestellt. Diese Aufgabe nehmen die Geschäftsbanken wahr. Die Idee dahinter ist einfach: Die Bank erklärt - durch Buchung auf dem Konto - dass ein Kunde berechtigt sei, eine gewisse Menge Geldes zu benutzen. Sie schreibt diesen Betrag dem Girokonto des Kunden gut und belastet damit das Kreditkonto des Kunden. Doch damit ist das Geld noch nicht entstanden. Kunde und Bank könnten sich jederzeit darauf einigen, die Buchungen rückgängig zu machen. Alles wäre wie vorher - die Kreditgewährung selbst ist also nur eine - wenn auch unumgängliche - Vorstufe zum Geld.

      Erst in dem Augenblick, in dem der Kunde aus dem Kreditbetrag der seinem Girokonto gutgeschrieben ist, eine Überweisung vornimmt, bzw. dann, wenn ein von ihm ausgestellter Scheck eingelöst wird, ist tatsächlich Geld entstanden und auch wenn er sich an der Kasse Bargeld abholt, also die Information auf dem Konto gegen die Information in seiner Brieftasche austauscht, ist der Prozess der Geldschöpfung abgeschlossen. Erst wenn sich das Guthaben vom Kredit getrennt hat, wenn es also bei einem Dritten angekommen ist, der von der Tilgungsverpflichtung aus dem ursprünglichen Kreditvertrag nicht betroffen ist, oder wenn es in Bargeld ausbezahlt wurde, ist Geld entstanden.

      Dieses Geld beginnt dann seinen Weg durch die Wirtschaft, - vergleichbar dem Wasser, das von der Quelle zum Meer strömt - und bewegt sich mehr oder weniger schnell, dem Sog der Tilgungsverpflichtung folgend, von Konto zu Konto und kann dabei - je nachdem, welchen Weg es nimmt - großen Schaden anrichten oder großen Nutzen stiften. Es verhält sich genauso wie das Quellwasser, das auf einem guten Weg zum Meer hunderte von Mühlrädern und Generatoren antreiben kann, das zum erfrischenden Bade einlädt, das schwer beladene Schiffe trägt und den Fischen einen Lebensraum bietet, das aber unter unglücklichen Umständen auch als reißender Sturzbach, als Flutkatastrophe oder als zerstörerisches Treibeis daherkommen kann.

      Der Weg des Geldes durch die Welt endet, sobald es benutzt wird, um einen Kredit zurückzuzahlen. Es hat dann seinen Zweck erfüllt und ist restlos verschwunden, auch, und das ist die Regel, wenn der Kredit, der damit getilgt wird, ein ganz anderer ist, als der, aus dem es ursprünglich entstand.

      Die Sache hat nur einen Haken. Das Geschäft des Kunden mit der Bank ist erst dann wirklich abgeschlossen, wenn nicht nur der geliehene Betrag getilgt ist, sondern wenn auch die vereinbarten Zinsen gezahlt wurden. Das ist tatsächlich ein äußerst gefährlicher Haken, der schon so manchen Fisch ganz unverhofft aus seinem Element gerissen hat. Denn


      das Geld, das benötigt wird, um die Zinsen darzustellen, wird im ursprünglichen Kreditvertrag nicht geschaffen.


      Es existiert nicht, die Zinsen können gar nicht bezahlt werden, es sei denn ...

      Es sei denn, Geld, das aus einem anderen Kredit entstanden ist, wird für die Zinszahlung eingesetzt. Das erschwert natürlich die Rückführung dieses anderen Kredites gleich doppelt und an eine vollständige Tilgung und Zinszahlung ist gar nicht zu denken, wenn es nicht gelingt, über weitere Kredite so viel Geld zu schaffen, dass immer neue Zinsen aus immer neuen Krediten bedient werden können.

      Geld kann also nur existieren, weil eine stille Übereinkunft existiert, daran zu glauben, dass in der Zukunft mehr Geld vorhanden sein wird, als in der Gegenwart, dass also die Schulden im Währungsgebiet mindestens in dem Maße wachsen, wie es die Zinsverpflichtungen erfordern.

      Es gibt aus diesem System keinen Ausweg. Um es am Leben zu erhalten, erfordert es ein ständiges Wachstum der Verschuldung, denn auch das Bargeld, die schönen bunten Banknoten, die im Auftrag der Zentralbanken von hochspezialisierten Druckereien möglichst fälschungssicher hergestellt werden, sind zunächst kein Geld, sondern nur besondere Formulare. Formulare die erst dadurch zu Geld werden, dass eine Geschäftsbank sich in entsprechender Höhe bei der Zentralbank verschuldet und sich den Darlehensbetrag zur Auffüllung der eigenen Kassenbestände als Bargeld auszahlen lässt. Bargeld ist also tatsächlich nichts als eine besondere Erscheinungsform des Giralgeldes. Eine Erscheinungsform, mit deren Hilfe es dem Giralgeld gelingt, sich von der Bindung an das Bankkonto zu lösen und über eine gewisse Zeit eigene und völlig unkontrollierbare Wege zu gehen.

      Sobald das Bargeld allerdings wieder am Schalter einer Bank einbezahlt wird, steht es in höchster Gefahr, wieder zum wertlosen Formular zu werden und wenn der Bargeldbestand einer Bank die geplante Bandbreite überschreitet, werden die schönen bunten Scheine tatsächlich an die Zentralbank zurückgegeben, wo sie im Keller verschwinden und dort solange das Dasein wertloser Formulare fristen, bis sie erneut verliehen werden.



      Halten wir fest:

      Geld entsteht dadurch, dass ein Kredit gewährt und in Anspruch genommen wird. Geld verschwindet vollständig, wenn es zur Tilgung eines Kredites verwendet wird. Übrig bleibt die Zinsforderung, die nur durch einen weiteren, zusätzlichen Kredit befriedigt werden kann.
      (und hier gibt`s das alles haarklein zum schrittweisen Nachvollzug)



      So viel zum modernen Geld in seiner Funktion als Tauschmittel. Wir kennen und schätzen das Geld aber doch auch als Wert an sich. Wir legen Geld an, wir haben Geld auf dem Konto, wir haben ein Wertpapierdepot, festverzinsliche Schuldverschreibungen und Aktien. Wir haben Lebensversicherungen und Bausparverträge. Alles unser Geld, oder?

      Diese Funktion des Geldes, die es ihm erlaubt, nicht nur Tauschmittel, sondern auch Wertaufbewahrungsmittel zu sein, zwingt uns zu einer neuen Unterscheidung. Wir müssen zwischen wirklichem Geld und Geld-Vermögen differenzieren. Als Geld können wir nämlich guten Gewissens nur das Bargeld und die sofort verfügbaren Guthaben auf dem Girokonto bezeichnen. Die Finanztechniker sind etwas großzügiger und nehmen in die Definition der Geldmenge M3 auch Sparguthaben mit kurzen Kündigungsfristen und sonstige kurzfristigen Einlagen auf, wobei sich diese Definition immer wieder ändert. Zur Zeit liegt die endgültige Grenzlinie zwischen Geld und Geldvermögen ungefähr da, wo die Festlegungsfristen größer als zwei Jahre werden.

      Als Geldvermögen bezeichnen wir also alle Guthaben und Forderungen auf Geld, bei denen durch die langfristige Anlage ein langfristiger Verzicht auf die eigene Nutzung des Geldes dokumentiert ist. Geldvermögen bringen in aller Regel Zinserträge. Zum Geldvermögen zählen festverzinsliche Wertpapiere ebenso, wie langfristige Spareinlagen. Auch die Rückkaufswerte der Lebensversicherungen und die angesparten Summen im Bausparvertrag sind Geldvermögen. Aktien, als Anteile an Unternehmen, begründen keine Forderung auf einen Geldbetrag und zählen daher nicht zum Geldvermögen, sondern zu den Sachwerten, auch wenn dieser feine Unterschied von vielen Statistikern nicht mehr beachtet wird.

      Zur Problematik der Funktion des Geldes als Wertaufbewahrungsmittel ist grundsätzlich zu sagen:

      Je munterer das Geld von Hand zu Hand, von Konto zu Konto fließt, je mehr Tauschvorgänge also zwischen dem Entstehen des Geldes und seinem Verschwinden im Zuge einer Tilgung damit vollzogen werden können, desto geringer ist die direkte Zinsbelastung der einzelnen Transaktionen, die vom Geld ermöglicht werden.


      Geld, das als Bargeld unbewegt im Safe liegt, ist dem Währungsgebiet als Tauschmittel entzogen. Damit entsteht die Notwendigkeit, zusätzliche Kredite auszureichen, um den Geldbedarf zu befriedigen. Da die Kreditschöpfung der Banken durch das Instrument der Mindestreserve (ausgedrückt im Verhältnis von Einlagen zur maximalen Kreditschöpfung) begrenzt ist, wird der wachsende Kreditbedarf zunächst zu einem Anstieg der Zinsen führen. Wenn das Bargeld dann in eine langfristige Anlage umgewandelt wird, die es der Bank erlaubt, ihre Kreditschöpfung zu erweitern, trägt es - dank der vorherigen Hortung - höhere Zinsen.

      Geld, das als Guthaben auf dem Girokonto liegt, darf - je nach aktueller Rechtslage - von den Banken eventuell nur teilweise den Mindestreserven zugerechnet werden, hat dann also ebenfalls eine verknappende Wirkung, die zur Notwendigkeit zusätzlicher Kredite führt.

      Geld, das in langfristigen Anlagen steckt, das also als "Geldvermögen" in der Verfügungsgewalt der Banken liegt, ist potenzielle Geldschöpfungskraft für einen vielfachen Betrag. Diese Geldschöpfungskraft wird von den Banken aber nur in dem Maße eingesetzt, wie es ihre aktuelle Strategie der Gewinnerzielung erfordert. Ob der gewünschte, absolute Zinsertrag aus hohen Ausleihungssummen (gute Geldversorgung der Wirtschaft) zu niedrigen Zinsen, oder aus niedrigen Ausleihungssummen zu hohen Zinsen (Geldverknappung) entsteht, ist nur insoweit von Bedeutung, als sich dadurch Verwaltungskosten und Kreditausfall-Risiko verändern. Wenn es z.B. gelingt, in der Verfolgung einer langfristigen Strategie zuerst viele Kredite auszureichen (die Fische anzufüttern) und dann das Geld zu verknappen (die Fische am Haken zappeln zu lassen), lässt sich aus den Tilgungs- und Zinsnöten, denen die Geldbenutzer unterliegen, der preiswerte Zugriff auf die gestellten Sicherheiten verwirklichen. Damit lassen sich sehr schöne Zusatzrenditen - oft auch direkt in den Händen von mit der Abwicklung betrauten Insidern - generieren.

      Der Mindestreservesatz in Euro-Land liegt zurzeit bei 2 % der Einlagen.
      Das Bankensystem insgesamt - nicht die einzelne Bank - ist also theoretisch in der Lage, aus jeder Milliarde Einlagen bis zu 50 Milliarden Euro Kredit zu generieren. Es wäre aber naiv, jener Argumentation zu folgen, die darin nicht auch den Vorteil und das Geldschöpfungsvermögen jedes einzelnen Institutes sieht. Wenn das Bankensystem insgesamt größere Geldmengen herstellt, dann muss sich diese Geldschöpfung vollständig auf die einzelnen Institute verteilen, denn das "Bankwesen an sich" ist nur eine abstrakte Größe. Die Aktivitäten gehen von den einzelnen Instituten aus.

      Es ist also nicht falsch, zu erklären, dass jede Bank aus einer einmaligen Einlage über die fortlaufende Kaskadierung von Kreditgewährung und neuerlicher Einlage, bei einer 2%igen Mindestreservepflicht am Ende bis zum 50-fachen der ursprünglichen Einlage als zinsbringende Geldmenge in den Markt bringen kann.

      Die Tatsache, dass jede aus einem ausgereichten Kredit entstehende Gutschrift auf einem Konto als neuerliche Einlage wieder zu einer Kreditvergabe (abzüglich 2% Mindestreserve) berechtigt, bedeutet also auch, dass bei einem durchschnittlichen Zinssatz von 7,5% für die ausgereichten Darlehen und bei einem durchschnittlichen Zinsatz von 5,5% für die Einlagen nicht etwa nur 2% bei der Bank hängen bleiben, sondern, dass im Extremfall aus der Erst-Einlage ein Zinsvolumen von bis zu 50 x 2% gewonnen werden kann.

      Da lohnt es sich doch, möglichst viele Einlagen zu sammeln, also das Geld aus der Wirtschaft herauszuziehen und dieses zu Geldvermögen geronnene Geld durch zusätzliche, eigentlich überflüssige, nur zusätzlichen Zinsertrag schaffende Kredite zu substituieren!

      Der Witz dabei ist, dass umso mehr Zinsen fließen, je öfter und schneller es gelingt, einen frisch ausgereichten Kredit in Geldvermögen zu verwandeln. Geldvermögen steht für die Tilgung nicht zur Verfügung, daher ergibt sich mit jedem Sparvorgang automatisch die Notwendigkeit einer neuen Kreditaufnahme.



      Halten wir fest:

      Geld, das als Geld gehortet oder in Geldvermögen umgewandelt wird, erfordert zur Aufrechterhaltung der Wirtschaftskreisläufe eine zusätzliche Aufblähung der Verschuldung, die wiederum zu zusätzlichen Zinserträgen führt. Daher wird die Geldhortung und die Umwandlung von Geld in Geldvermögen von den Banken, die daran verdienen, nach Kräften unterstützt. Die Transaktionen der Wirtschaft werden also in hohem Maße durch die Kosten des Geldes belastet.


      Dies hat Folgen für alle Angehörigen des Wirtschaftsgebietes. Weil die zur Aufrechterhaltung von Produktion und Handel erforderliche Verschuldung ständig steigt, steigt auch die Belastung der Lebenshaltung aller Haushalte durch die Zinslast des Gesamtsystems stetig an.

      Bleiben wir in Deutschland:

      Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes besagen, dass die Ausleihungen der deutschen Banken, Bausparkassen und Versicherungen derzeit die Summe von rund 3 Billionen Euro erreicht haben. Dazu kommen in Umlauf befindliche, festverzinsliche Wertpapiere der öffentlichen Hände und der Industrie in Höhe von ca. 1 Billion Euro. Auslandsschulden, insbesondere auch aus steuerlichen Gründen im Ausland aufgenommene Darlehen, sowie privaten Ausleihungen und die Darlehen aus dem grauen Kapitalmarkt dürften vorsichtig geschätzt eine weitere Milliarde Euro umfassen.
      Die daraus insgesamt entstehende Zinslast, bereinigt um die Kosten der Banken, dürfte bei mindestens 400 Milliarden Euro p.a. liegen. Weitere "Zinsen", nämlich der Pacht- und Mietzins,, bereinigt um die Zinslasten der Finanzierung können mit ca. 300 Milliarden Euro angenommen werden.

      Diese immensen Zinsen belasten - vermutlich relativ gleichmäßig - jeden Konsum und jede Investition. Weil die Verschuldung mit derzeit jährlich etwa fünf Prozent deutlich schneller wächst, als die volkswirtschaftliche Leistung, ist eine ständige Ausweitung der über das Sozialprodukt zu erwirtschaftenden Zinslast unauweichlich.

      Das System des modernen Geldes führt zwangsläufig dazu, dass seine Kosten ständig wachsen, völlig unabhängig von der Anzahl und dem Ausmaß der mit Hilfe des Geldes tatsächlich ausgeführten Transaktionen.

      Das liegt daran, dass aus Zins und Zinseszins eine unauflösliche "Sockelverschuldung" entsteht, eine Verbindlichkeit die niemals abgetragen werden kann, weil sie, trotz aller Tilgungen mit jedem Geldbedarf weiter wächst.

      Daraus ergibt sich die unglaubliche Tatsache, dass die meisten Bürger, auch diejenigen, die selbst nicht verschuldet sind, sondern sogar über eigene Guthaben verfügen, über die in den Preisen und in Steuern und Abgaben enthaltenen Zinslasten zu den Netto-Zinszahlern der Volkswirtschaft gehören.

      Erst wenn das Geldvermögen des einzelnen privaten Haushalts nach Abzug eventuell vorhandener Schulden eine Größenordnung von etwa 200.000 Euro erreicht und durchschnittliche Zinsen abwirft, kann bei sparsamer Haushaltsführung erwartet werden, dass sich Zinserträge und versteckte Zinszahlungen aufheben. Die eigentlichen Nutznießer des Geldsystems, die Netto-Zins-Empfänger finden wir erst unter den Besitzern von Geldvermögen deutlich über 200.000 Euro und diese Grenze verschiebt sich stetig weiter nach oben.



      Diese Entwicklung ist das Kernproblem unserer Volkswirtschaft.

      Der nicht aufhaltbare Prozess des Schuldenwachstums ruiniert Unternehmen und Volkswirtschaften, wenn es nicht immer wieder aufs Neue gelingt, die zur Tilgung und Zinszahlung erforderlichen Geldmengen durch neue Kredite zu generieren. Neue Kredite werden aber nur ausgereicht, wenn erfolgversprechende Geschäftsideen, Umsätze, Gewinne und Wachstum prognostiziert werden. Nur aus diesem Grunde ist es erforderlich, jedes Jahr neues Wirtschaftswachstum zu erzeugen, ist es unmöglich, auf dem Höchststand einer prosperierenden Wirtschaft zu verharren. Fehlt es am Wachstum müssen zu Gunsten der Jahr für Jahr steigenden Zinsbelastung die übrigen Kosten gesenkt werden. Dies trifft zuerst und am härtesten die Mitarbeiter, weil es die Personalkosten sind, die immer noch am einfachsten begrenzt bzw. reduziert werden können.

      Das Problem wird durch die Rückführung der Staatsverschuldung nicht gemindert sondern verschärft.

      Es gelingt vielleicht, unter Inkaufnahme rezessiver Tendenzen, die Zinslast innerhalb des Staatshaushaltes zu reduzieren. Das führt aber direkt zu massiven Ausfällen bei der Geldversorgung. So war der Kurzschluß zwischen Geldschöpfung und Geldvernichtung bei der Vergabe der UMTS-Lizenzen, wo innerhalb weniger Tage etwa 100 Milliarden Euro geschöpft und durch Tilgung von Staatschulden wieder vernichtet wurden, die wesentliche Ursache dafür daß dem UMTS-Geschäft die Luft auszugehen droht. Die immense Anschubfinanzierung, die sich über einige Jahre als Kaufkraft im Markt hätte bewegen können, bevor sie sich in einem allmählichen Tilgungsprozess verabschiedet hätte, konnte sich aufgrund der Strategie des Finanzministers in keiner Weise entfalten, denn der Weiterentwicklung der neuen Technologie und ihrem flächendeckenden Einsatz standen die dafür erforderlichen Mittel im Wirtschaftskreislauf einfach nicht mehr zur Verfügung - hätte Eichel das Geld ausgegeben, um Investitionen und Konsum zu finanzieren, hätten wir die Sparziele zwar nicht erreicht, aber der deutschen Wirtschaft ginge es deutlich besser und die Zahl der Arbeitslosen wäre um einiges geringer.

      Wenn große Schuldner massiv tilgen, müssen zwangsläufig andere in die Bresche springen und durch Kreditaufnahme die Geldversorgung bewerkstelligen. Die bedrohlich gewachsene Verschuldung der privaten Haushalte ist ein deutliches Indiz für die bereits eingetretene Wirkung.

      Die jetzt beabsichtigte Lockerung der Maastricht-Kriterien, die wieder stärkere Neuverschuldung Deutschlands, Frankreichs, Portugals und damit der gesamten Euro-Zone wird zwar Verbesserungen in der Geldversorgung bringen, eventuell sogar Wachstum und Arbeitsplätze schaffen, aber das Grundproblem der erdrückend wachsenden Schuldenlast genausowenig lösen wie ein strikter Sparkurs mit forcierter Tilgung. Es ist das klassische Dilemma.



      Solange sich alle Aktivitäten nach den Spielregeln dieses wahnwitzigen Systems richten, gibt es keine Rettung. Ein Ausweg muß außerhalb dieses Systems gefunden werden. Erst wenn das Denken über die Systemgrenzen hinaus erweitert wird, können die vom System aufgerichteten Blockaden überwunden werden und der Ausweg wird erkennbar.

      Der gangbare und noch dazu kostenlose Ausweg bestünde darin, solange von außerhalb des Systems frisches Geld, zinsfrei und ohne Tilgungsverpflichung in den Markt zu schießen, bis die Wirtschaft wieder durchatmen kann, bis der unerträgliche Zinsdruck abgebaut und die Sockelverschuldung zurückgeführt ist. Es bieten sich viele sinnvolle Möglichkeiten, solches Geld als gezielte Subvention da einzusetzen, wo die Marktkräfte heute bei der Bedarfsdeckung versagen.

      Eventuell befürchtete inflationäre Wirkungen dürften sich alleine schon deshalb in Grenzen halten, weil automatisch eine Zurückhaltung bei der Geldschöpfung im Bankensystem einsetzen würde. Alle denkbaren Gegenreaktionen und Kampfansagen des Kapitals können abgewehrt werden, denn:

      Eine Gesellschaft, die es schafft, die Hoheit über ihr Geld zurückzugewinnen, ist mit Geld nicht auszuhebeln.



      Allerdings ist nicht mehr viel Zeit. Die mit dem unvermeidlichen Zusammenbruch endende Entwicklung des Geldsystems folgt einer exponentiellen Kurve. Die Katastrophe kommt nicht erst in fünfzig oder hundert Jahren, sondern nach ziemlich seriösen Abschätzungen schon irgendwann zwischen 2010 und 2015.

      Es ist Aufgabe der Politik, das Schlimmste zu verhüten.

      http://home.knuut.de/EWKberater/Geld/Grundlagen1.html
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 18:20:25
      Beitrag Nr. 3.948 ()
      Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?
      Bert Brecht, Dreigroschenoper

      Diese Frage findet ihre Berechtigung schon beim ganz normalen, stinklegalen Bankgeschäft, und zwar darum:

      Geldschöpfung von A bis Z,
      (alle Rechte bei Egon W. Kreutzer)

      ganz langsam, zum Mitrechnen


      Geld entsteht durch Kredit, Geld verschwindet durch Tilgung oder Sparen




      1. Wie Geld "gemacht" wird

      Der Kunde Augustin Brav unterhält ein Gehaltskonto bei der Consumenten und Debitorenbank. Dieses Konto weist am 2. Februar ein Guthaben von exakt 100 Euro aus. Augustin Brav überzieht dieses Konto um 1.000 Euro, indem er am 3. Februar 1.100 Euro von seinem Konto auf das Konto des Versandhauses Exquisite & Fun bei der Grundschulden und Hypothekenbank überweist.

      Wichtige Anmerkung:


      Bei der Consumenten und Debitorenbank sind Einlagen in Höhe von 7,963.451,100,12 Euro vorhanden, dem steht ein Kreditvolumen in Höhe von 6.224.195.983,99 Euro gegenüber. Der neue Kredit über 1.000 Euro an Augustin Brav ist also weit davon entfernt, ein Mindestreservenproblem zu erzeugen.



      Was ist tatsächlich passiert?



      Augustin Brav

      das Vermögen des Augustin Brav ist um 1.100 Euro gesunken. Die ursprüngliche Forderung an seine Bank über 100 Euro hat sich in eine Verbindlichkeit gegenüber seiner Bank in Höhe von 1.000 Euro gewandelt.


      Exquisite & Fun

      das Vermögen von Exquisite & Fun ist um 1.100 Euro gewachsen. Das Konto bei der Grundschulden und Hypothekenbank ist von 100.000 Euro auf 101.100 Euro gestiegen.


      Consumenten und Debitorenbank

      Die Bank hat - weil am gleichen Tag keine saldierbare Überweisung von der Grundschulden und Hypothekenbank einging - von ihrem Konto bei der Zentralbank 1.100 Euro auf das Zentralbankkonto der Grundschulden und Hypothekenbank überwiesen.
      Im Gegenzug hat sie Ihre Schulden in Höhe von 100 Euro bei Augustin Brav ausgebucht und eine Forderung in Höhe von 1.000 Euro gegen Augustin Brav eingebucht.

      Das Vermögen der CD-Bank hat sich nicht verändert. Kein anderes bei dieser Bank geführtes Kundenkonto wurde durch die Überziehung auf dem Konto von Augustin Brav berührt.


      Grundschulden und Hypothekenbank

      Die Bank erhielt eine Gutschrift von der Zentralbank über 1.100 Euro und hat gleichzeitig akzeptiert, diese 1.100 Euro dem Versandhaus Exquisite & Fun zu schulden.

      Das Vermögen der Grundschulden und Hypothekenbank hat sich nicht verändert. Kein anderes bei dieser Bank geführtes Kundenkonto wurde durch die Überweisung des Augustin Brav berührt.

      Unter dem Strich hat jetzt das Versandhaus Exquisite & Fun 1.100 Euro mehr Geld als vorher und der Kunde, Augustin Brav hat 100 Euro weniger Geld und außerdem 1.000 Euro Schulden.

      Augustin Brav hat Schulden und Exquisite & Fun hat Geld.
      1.000 Euro davon sind Geld, das es vorher nicht gab.



      2. Wie Geld sich von selbst in Luft auflöst

      Beim Versandhaus Exquisite & Fun ist Isolde Jagdglück als Einkäuferin beschäftigt. Weil sie nicht nur beruflich, sondern auch privat gerne einkauft, ist ihr Gehaltskonto mit 5.500 Euro überzogen und ihre Bank, zufälligerweise auch die Consumenten und Debitorenbank, droht mit Einzug der Scheckkarte. Da bittet Isolde Jagdglück ihren Chef um einen Vorschuss auf die Erfolgsbeteiligung und tatsächlich, noch am 3. Februar überweist das Versandhaus Exquisite & Fun volle 10.000 Euro auf das Konto von Isolde Jagdglück, so daß der Ärger mit dem Banker vorerst ein Ende finden kann.

      Was ist tatsächlich passiert?


      Exquisite & Fun.

      Vom Konto, das bisher 101.100 Euro Guthaben aufwies, wurden
      10.000 Euro abgebucht. Das Guthaben beträgt jetzt 91.100 Euro. Das Versandhaus hat 10.000 Euro Geld weniger, dafür eine Forderung an die Einkäuferin über 10.000 Euro.
      Am Vermögen des Versandhauses hat sich also nichts geändert


      Isolde Jagdglück

      hatte bisher Schulden bei der Bank in Höhe von 5.500 Euro. Jetzt hat sie
      4.500 Euro Geld auf dem Konto liegen. Dafür hat sie jetzt 10.000 Euro Schulden bei ihrem Arbeitgeber, aber die Tilgung ist durch die Erfolgsbeteiligung jetzt schon gesichert, darum muß sich Isolde Jagdglück keine Sorgen machen. Ihr Vermögen hat sich nicht geändert.


      Consumenten und Debitorenbank

      dem Bankhaus werden auf seinem Zentralbankkonto 10.000 Euro gutgeschrieben. Dafür bucht es die Forderung über 5.500 Euro gegen Isolde Jagdglück aus und erkennt mit der Gutschrift von 4.500 Euro auf deren Konto eine entsprechende Schuld gegenüber Isolde Jagdglück an.
      Am Vermögen der Consumenten und Debitorenbank hat sich nichts geändert.


      Grundschulden und Hypothekenbank

      vom Zentralbankkonto wurden 10.000 Euro abgebucht, dafür wurde aber auch die Schuld gegenüber dem Versandhaus Exquisite & Fun um 10.000 Euro vermindert. Am Vermögen der Grundschulden und Hypothekenbank hat sich nichts geändert.

      Allerdings ist unter dem Strich aus einer Geldmenge von 101.100 Euro auf dem Konto des Versandhauses eine Geldmenge von nur noch 95.600 Euro geworden (91.100 beim Versandhaus, 4.500 bei Isolde Jagdglück).



      Geld im Betrag von 5.500 Euro hat sich durch die Tilgung vollständig aufgelöst. ohne daß neben den beschriebenen Buchungen noch sonst irgendwelche Veränderungen in Geldbeständen oder Konten vor sich gegangen wären.


      3. Spargeld - der Mist, auf dem Kredite wuchern

      Isoldes Banker, Konrad Leimruth, erkennt das völlig unerwartete Guthaben auf dem Konto Isoldes und sieht seine große Stunde gekommen: Jetzt, wo das Konto endlich einmal im schwarzen Bereich ist, kann man den wunderbaren Magic Nothing Sparplan der Consumenten und Debitorenbank verkaufen.
      10 Jahre lang, jährlich 4.000 Euro einzahlen und nach 15 Jahren in einer Summe 75.000 Euro wiederbekommen - das ist ein Geschäft.

      Isolde Jagdglück läßt sich breitschlagen, zumal ihr der smarte Konrad Leimruth auch versichert, gute Kunden - und Kunden mit dem Magic Nothing Sparplan seien gute Kunden - könnten bei gelegentlichen Problemen auf dem Gehaltskonto mit besonderer Nachsicht des Institutes rechnen. Sie unterschreibt den Vertrag und überweist sofort 4.000 Euro auf ihr Sparplankonto.

      Was ist tatsächlich passiert?



      Isolde Jagdglück

      auf ihrem Gehaltkonto wird aus einem Guthaben von 4.500 Euro ein Guthaben von gerade noch 500 Euro. Dafür erhält sie die Zusage, die Bank wolle ihr - bei Erfüllung aller Pflichten aus dem Sparplan - nach 15 Jahren wieder Geld zur Verfügung stellen.

      Im ersten Augenblick hat sich das Vermögen von Isolde Jagdglück nicht verändert, sie hat nur schon wieder fast kein Geld mehr. Dafür wird sich ihr Vermögen im Laufe der Zeit durch die im Sparplan vorgesehene Verzinsung vermehren.


      Consumenten und Debitorenbank

      Die Bank verschiebt ihre Verbindlichkeit gegenüber Frau Jagdglück vom kurzfristigen Bereich in den langfristigen Bereich. An ihrem Vermögen hat sich im ersten Augenblick nichts geändert.

      Unter dem Strich ist allerdings Geld verschwunden. Isolde kann nur noch 500 Euro ausgeben, ohne sich wieder zu verschulden. Vor der Unterschrift unter den Sparplan war die Geldmenge noch um 4.000 Euro höher.



      Zusammenfassung

      Die vorstehende, detaillierte Beschreibung der Abläufe zeigt, wie die Banken durch einfache Buchungen Geld schöpfen und es durch einfache Buchungen wieder vernichten.

      Es ist zwar so, dass die Banken nur 98% der bei ihnen gemachten Einlagen verleihen dürfen, aber was heißt das in Wahrheit?

      Weil - wenn man die Bargeldgeschäfte außer Betracht läßt - jedem gewährten Kredit eine Gutschrift folgt, die ja wiederum eine Einlage ist, kann natürlich auch aus dieser neuerlichen Einlage wieder die Berechtigung zur Kreditvergabe abgeleitet werden.



      Betrachten wir auch diesen Prozess in ganz kleinen Schritten:

      Die Kredit-Kaskade

      Isolde Jagdglück hat den Magic Nothing Sparvertrag unterschrieben und ihrer Bank damit eine langfristig sichere Einlage in Höhe von 4.000 Euro gegeben.

      Die Consumenten und Debitorenbank ist nun berechtigt, auf Basis dieser Einlage Kredite bis zur Gesamthöhe von 3.920 Euro zu vergeben (und dafür etwas mehr Zinsen zu nehmen, als gezahlt werden).

      Otto Prahlhans wird also, zur Finanzierung seines Gebrauchtwagens ein Darlehen über 3.900 Euro erhalten können, wenn seine Bonität stimmt. Er läßt sich das Geld bar auszahlen und überreicht es dem Gebrauchtwagenhändler Quirian Roßtäuscher in bar, der den Betrag sofort zur Bank trägt, weil er - entgegen weitverbreiteter Vorurteile über den Gebrauchtwagenhandel - mit Bargeld nichts anfangen kann.

      3.900 Euro werden seinem Konto bei der Grundschulden und Hypothekenbank gutgeschrieben. Die G+H-Bank darf daraus jetzt wiederum 98% als Kredit ausreichen (und dafür etwas mehr Zinsen kassieren, als für das Guthaben zu zahlen sind) und als der Lehramtsanwärter Siegfried Theoremus aufkreuzt und um ein Darlehen über 3.800 Euro nachsucht, weil er für seine beanspruchten Bandscheiben unbedingt den Komfort eines Wasserbettes genießen will, wird ihm der Kredit genehmigt.

      Der Wasserbettenhändler Ulli von der Welle läßt den Betrag seinem Konto gutschreiben und schon ist die Basis für den nächsten Kredit gelegt, der dann auch ganz flott ausgereicht wird. 3.500 Euro für die Urlaubsreise von Xavier und Yvonne Zumschluss, übrigens per Dispo-Kredit, bei dem in ganz eklatantem Maße mehr Zinsen genommen werden, als für das Guthaben bezahlt werden.

      So sind insgesamt 11.200 Euro Geld im Umlauf, für die von verschiedenen Banken Zinsen gefordert werden, obwohl Isolde Jagdglück doch bisher nur 4.000 Euro in den Sparvertrag eingebracht hat.
      Isolde Jagdglück erhält dafür ungefähr 250 Euro Zinsen. Die Banken erwirtschaften damit unter dem Strich für sich ein Zinsergebnis von 600 Euro.


      Dabei ist ein Kreditvolumen von 11.000 Euro aus einer Einlage von 4.000 Euro denkbar gering angesetzt. Im Extremfall könnten die Banken aus 4.000 Euro Einlage ein Kreditvolumen von 200.000 Euro erzeugen und damit ein jährliches Zinsergebnis in Höhe von 4.000 Euro generieren, also den vollen Betrag der Einlage in nur einem Jahr an Zinsen für sich erwirtschaften. Guthabenzinsen die an Kunden gezahlt werden, sind da schon abgezogen.


      ...und mit jedem Kredit wächst die Geldmenge und mit jeder Tilgung sinkt sie und mit jedem Sparvorgang wird Geld stillgelegt und damit gleichzeitig sowohl die Notwendigkeit zusätzlicher Kredite erzeugt, als auch die Grundlage für die Bereitstellung zusätzlicher Kredite geschaffen.

      Hatte Brecht nicht doch Recht?

      http://home.knuut.de/EWKberater/Geld/Geldhaarklein.html
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 21:04:28
      Beitrag Nr. 3.949 ()
      DA SIND WIR WIEDER AN DEM PUNKT, von dem ich schon mal erwähnte!!!

      Haben nicht die Juden den ZINS erfunden u. eingeführt?)...

      jetzt macht euch mal Gedanken, warum es auch zu Krisen und Kriegen führte...
      wenn dies nicht geändert wird u. die Menschheit dagegen was unternimmt..zerstören wir unsere Zivilisation
      und der Weg in diese Richtung ist voll im Gange

      Kein Wunder, warum es schon vor jahrhunderten z.b in Muslimischen Ländern keinen Zins gab u. die Juden im Mittelalter von den Christen u.a verfolgt wurden...
      und dieses "jüdische od bessere gesagt zynische Denken od. Art vor allem in bezug auf das Materielle u. Wohlstand" infiziert immer mehr Menschen auf der Welt ..u. dies wird zum Desaster führen!!!...

      Ich hoffe doch dass wir Menschen, die dann noch ganz wenige Intellinte übrigbleiben u. nicht dieses schlechte Denken haben..dass wir Menschen dann den Evolutionssprung zu GOTT-Menschen schaffen



      Ein kurzer Auszug aus dem Neo Tech Buch Gott-Mensch unsere letzte Evolutionsstufe:

      Heute, in der Welt des 20. Jahrhunderts (aber auch noch im 21. ...) wird unser gottgegebenes Recht ( d.h. der natürliche Zustand des Gott-Menschen) auf vollkommene Gesundheit und vier neuen Dimensionen des INTENSIVEN GLÜCKS durch unsere (noch bei sehr vielen Menschen, vor allem die nicht geistig weiterentwickelten menschen..) mystische Akzeptanz der höheren "Autoritäten" oder Neo-Betrüger vorenthalten. Natürlich nutzen diese Neo-Betrüger unseren Mystizismus und unser bikamerales ( = noch nicht weit entwickeltes Bewußsein, Intelligenz, um Enscheidungen z.b über gut und böse ... selbst zu treffen und logisches Denken .....) Verlangen nach Führung aus. Sie bieten uns diese Führung auf geschickte Art und Weise in Form von massiven Programmen für das "öffentliche Wohl" an. Die Programme für das "öffentliche Wohl" sind mystische Illusionen, die unser Leben politisieren und über uns herrschen. Die Unehrlichen Neo-Betrüger erlangen auf diese Weise enorme Macht und enormes Prestige und Kontrolle über enormen Reichtum. Andererseits werden wir unter dem alten KODEX durch zunehmende Krankheiten, Stagnation und ein kurzes Leben unterdrückt. Ich sah, daß es in der Neo-Tech Welt, nachdem wir unseren Mystizismus abgelegt hatten, keine externen "Autoritäten" oder Neo-Betrüger mehr gab. Die Genies schafften den Sprung zu Neothink Denkweise und brachten uns ernome Kaufkraft und vollkommene Gesundheit. Danach schafften auch wir den Sprung zur Neothink Denkweise. Die vier neuen Grenzen des Glücks tauchten vor unseren Augen auf und brachten uns zurück in eine wunderschöne, verloren geglaubte Welt voller Aufregung, romantische Liebe und Lebensfreude.
      Avatar
      schrieb am 27.10.03 23:12:36
      Beitrag Nr. 3.950 ()
      Na mal was Neues... die Juden sind an allem schuld.

      *kopfschüttel*

      :mad: :mad: :mad:
      Avatar
      schrieb am 28.10.03 06:36:19
      Beitrag Nr. 3.951 ()
      Habe ich gestern auch schon 2 mal gehört, daß es die
      Juden sind. Was soll denn das wieder für eine Schei...
      sein. Wo sind wir denn??:mad:
      Avatar
      schrieb am 28.10.03 21:26:24
      Beitrag Nr. 3.952 ()
      @Guten Abend, Harry ;)

      Wie entwickelt sich eigentlich Ihr eigenes Szenario
      falls der DOW die 9700 nachhaltig nach oben durchstossen könnte...



      Die Psychologie scheint noch immer extrem positiv zu sein.
      Ich glaube, von irgend welchen sachlichen Einschätzungen
      dürfte im Moment nicht viel zu sehen sein.

      Mal anders herum gefragt.
      Wo würden Sie den richtigen Einstieg sehen, Harry.
      Ich muss jetzt wohl nicht betonen "wofür".... ;)

      Haben Sie nicht einen Chart
      an dem man so lala absehen kann,
      in wie weit die Grosskopfeten Kasse machten,
      sich also vom Markt davon gestohlen haben..

      sincereley

      HM :cool:
      Avatar
      schrieb am 30.10.03 15:41:28
      Beitrag Nr. 3.953 ()
      7.2 Prozent Wachstum,
      einem wenig entwickelten Schwellenland gleich,
      stuermt die USA voran.

      Schafft die Weltwirtschaft doch noch eine Wende, schiebt
      sie unter Fuehrung unserer Verbuendeten den USA den hier gepredigten grossen Zusammenbruch doch noch
      einmal auf unbestimmbare Zeit hinaus?

      Harry, mach doch mal ne Ansage.
      Die 3 6 sind wieder uebersschritten, wenn die Kurse jetzt nicht sehr fix drehen, geht Dein Szenario floeten.

      mfg,
      Haze
      Avatar
      schrieb am 30.10.03 17:07:30
      Beitrag Nr. 3.954 ()
      Ich füchte, dem Guten Harry_Schotter haben Sie
      Strom-Wasser und Flatrate gecancelt.

      War wohl doch ein Put zuviel. :rolleyes:

      Aber machen Sie sich bitte keine allzu grossen Sorgen, M.Haze.
      Ich bin mir sicher, das wird schon noch.
      Also im Sinne von Harry,
      dessen Szenario ich noch immer unterstütze.

      Alles ein Frage der Zeit.
      Im übrigen zwingt Sie doch niemand,
      sich vorzeitig aus dem Fenster zu lehnen,
      was gewisse Derivate angeht.

      Das Startsignal kommt noch früh genug. ;)

      Schöne Grüsse

      HM :cool:
      Avatar
      schrieb am 30.10.03 17:43:45
      Beitrag Nr. 3.955 ()
      Na ja!:look:
      Trotz überschwenglichem Optimismus sollte man das
      große Bild nicht vergessen.:look:
      Wenn man sich auf etwas bei Börse verlassen, dann ist es
      die Tatsache, daß die Kurse immer wieder auf den Durchschnitt zurückfallen.
      Avatar
      schrieb am 30.10.03 21:28:41
      Beitrag Nr. 3.956 ()
      @Herrn Motzki,

      wenn wir morgen eine schwarze Downkerze im Dax haben, dann wird Harry dick Schotter machen. Dann werd` ich fett in Puts gehen. :D
      Schau dir bitte das Bild an.......Das SCHREIT nach einer herrlichen Korrektur, die allen Bären viel Freunde machen wird.....:laugh: :laugh: :laugh:




      H_S


      .................


      Rekordwirtschaftswachstum von 7,2 %!

      von Jochen Steffens

      Das US-Wirtschaftswachstum liegt nach offizieller Schätzung bei 7,2 %! Erwartet wurde lediglich ein Wert von 6,0 % nach zuvor 3,3 %. Das ist das höchste Wachstum seit 1984. Kurt Richebächer hatte hier im Investor`s Daily schon darauf hingewiesen, dass die Berechnung des US-BIP einige Tücken beinhaltet. Auf jeden Fall ist es nicht mit den BIP-Zahlen hier ihn Europa zu vergleichen.

      Trotzdem steht außer Frage, dass es ein gigantischer Wert ist. Der Konsum konnte um 6,6 % zulegen. Dieser Anstieg ist jedoch maßgeblich durch die Steuerchecks von Präsident Bush bewirkt worden und demnach ein Einmaleffekt. Die Investitionen in den Wohnungsbau legten um 20 % zu. Aber im Moment ziehen die Hypothekenzinsen an, ich gehe nicht davon aus, dass im nächsten Quartal noch einmal so ein hoher Wert erreicht werden kann.

      Offensichtlich wird dieses hohe Wachstum ein Einmaleffekt bleiben. Schätzungen gehen von einem Wirtschaftswachstum für das vierte Quartal von 4 % aus. Dieser Umstand könnte Anleger dazu bewegen, auf das "schlechtere" Ergebnis zu traden. Frei nach dem Motto: Sell the good news.

      Zudem frage ich mich, wieso der Arbeitsmarkt angesichts dieses Wirtschaftswachstums derart schwach bleibt. Zumal wir uns auf den Weg ins traditionell starke vierte Quartal befinden. Die gleichzeitig veröffentlichte Zahl der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stagniert auf hohem Niveau. Nach 385.000 Erstanträge in der Vorwoche, liegt sie in dieser Woche bei 386.000. Zudem wurde der Wert der letzten Woche auf 391.000 hochrevidiert. Mit anderen Worten, der revidierte Wert dieser Woche wird sich wieder der konjunkturkritischen Marke von 400.000 nähern.

      Ein Wachstum von 7,2 % und in diesem Zusammenhang redet Alan Greenspan von Deflation? Dazu ein immer noch schlechter Arbeitsmarkt? Irgendetwas passt da nicht zusammen!

      Der Dax hielt sich heute, vor Veröffentlichung dieser Zahlen, in einer ängstlich unentschlossenen Range von nur 40 Punkten auf. So konnte ich die Zeit nutzen, denn ich habe einen interessanten Wachstumsmarkt (wieder)entdeckt, der hohe Gewinne verspricht. Mehr dazu im nächsten Beitrag wieter unten.

      Nach Veröffentlichung der Zahlen stieg der Dax steil an, erreichte das Jahreshoch, konnte es zunächst jedoch nicht überwinden. Es droht ein sogenanntes Doppeltop. Die US-Indizes rutschten im weiteren Verlauf sogar ins Minus. Die gute Nachricht wurde verkauft. Jetzt wird es sich entscheiden, schaffen die Märkte ihre Jahreshochs oder ist mit diesem Rekordwert die Phantasie aus den Märkten? Dazu morgen mehr.

      Indien – kurz vor der Entdeckung

      von Jochen Steffens

      Nein, wir befinden uns nicht im Herbst des Jahres 1492 – wir befinden und im Herbst des Jahres 2003 und es geht wie immer im Investor`s Daily um die Börse. Doch trotzdem steht Indien (und nicht Amerika) gerade vor der Entdeckung und zwar vor der Entdeckung durch die breite Masse der Anleger. Ich hatte vor ein paar Wochen bereits in einem Artikel in der New York Times gelesen, dass einige bekannte Investmentbanken, Büros nach Indien ausgliedern. Dann meldete Morgan Stanley, dass nach China nun die Aktienmärkte in Singapur, Indien und Thailand ins Visier genommen werden. Diese beiden Nachrichten haben mich aufhorchen lassen.

      Ich erinnere mich, noch im Jahr 2001 wurde vielfach sogar vor Investitionen in Indien gewarnt. Politische und wirtschaftliche Skandale hatten die indische Börsenwelt erschüttert und zu Unsicherheiten und Kursverlusten an den indischen Börsen geführt. Zwei Jahre später hat sich die Situation stabilisiert, das Vertrauen ist wieder hergestellt. Man braucht nur die letzen Nachrichten-Headlines zu lesen: "Bayer setzt sieht neben China auch Indien als Quelle für Chemiebedarf"; "Metro eröffnet ersten Großmarkt in Indien"; "GM sieht anhaltende und kräftige Autonachfrage auch in Indien". Bei den Unternehmenszahlen von Pepsico erinnere ich mich, dass besonders in China, Brasilien und Indien hohe Wachstumsraten erzielt werden konnten.

      Doch natürlich ist Indien ein Emerging Market und damit besteht ein Risikofaktor. Besonders ist da der Konflikt mit Pakistan zu nennen, der jederzeit wieder aufflackern könnte. Gerade bei Investitionen in Emerging Markets gilt also, streuen Sie ihre Investitionen möglichst breit und konzentrieren Sie niemals ihre Investitionen auf ein einzelnes Land.

      Nachdem China schon gut gelaufen ist, scheint sich offenbar das Emerging Market Kapital der Institutionellen, wie immer zunächst unbemerkt, nach Indien aufgemacht zu haben. Vielleicht ist so auch die auffällig gute Entwicklung des BSE (Bombay Stock Exchange) in den letzen Monaten zu erklären. Doch es ist noch nicht zu spät, denn die oben genannten Nachrichten weisen darauf hin, dass die Institutionellen in Indien bereits investiert sind und nun langsam anfangen, Anlagen in Indien zu empfehlen. Schließlich werden Institutionellen alles tun, damit ihre Anlagen überaus große Gewinne abwerfen.

      Dafür müsste die breite Masse der Anleger in Europa und Amerika auf Indien aufmerksam gemacht werden. Das erinnert an die Entwicklung in China. Sie werden es miterleben: Im nächsten Jahr werden immer mehr Medien über die phantastischen Anlagemöglichkeiten in Indien berichten. Zertifikate und andere Investitionsinstrumente werden von den Banken emittiert, die dann ihrerseits wieder die Werbetrommel rühren werden.

      Aber natürlich – nicht alles ist Gold was glänzt. Investitionen in Indien sollten genau recherchiert werden. Dabei bietet sich besonders die IT-Branche und die Pharma Branche an. Die indische IT-Branche entwickelt sich jetzt schon bessere als die der Chinesen. Dazu trägt auch ein ganz einfacher Umstand bei: Die Sprache und Schrift. Nirgendwo sonst gibt es ein derartiges Potential an preiswerten Arbeitskräften mit Englischkenntnissen. Zudem entdeckt die indische IT-Branche selbst nun auch den chinesischen Wachstumsmarkt.

      Wie gesagt, im Moment fehlen insbesondere Zertifikate oder andere gute Anlegeinstrumente, die breit gestreut ein relativ sicheres Invest in Indien ermöglichen. Lediglich ein paar Fonds tummeln sich im indischen Markt. Also müssten Sie direkt in indische Aktien investieren. Doch die Recherche gestaltet sich schwierig und zeitaufwendig.

      Ich hatte in der letzten Woche schon einmal überlegt, über Indien zu schreiben. Doch mir fehlten noch einige Informationen. Gestern morgen landete ein Spezialreport von Taipan mit gut recherchierten Anlagetipps zum Thema Indien und einigen interessanten Fonds auf meinen Schreibtisch. Darin fanden sich auch die fehlenden Puzzelteilchen.

      Fall Sie also nicht die Zeit haben, selber zu recherchieren, gebe ich Ihnen einen kleinen Tip, wie Sie diesen Spezialreport kostenlos erhalten können. Gehen Sie auf die Seite: www.investor-verlag.de und bestellen Sie unter Taipan das 30tägige kostenlose Probeabo. Dann können Sie diesen Report anfordern oder ihn auf der Internetsite von Taipan nachlesen.

      Kobolde, Dämonen und Halloween

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die Party erinnert an 1999", so eine Email von einem Freund. Der Oktober ist fast vorbei ... alles, was der Oktober noch bringen wird, sind die Kobolde, Dämonen und Spukereien von Halloween.

      Also warum sollte man es nicht genießen? Die Aktienkurse sind diese Woche ja noch einmal deutlich gestiegen – nachdem die Fed entschieden hatte, dass sie nichts zu entscheiden hat (die Leitzinsen blieben unverändert), legte der Dow Jones 140 Punkte zu.

      Ein Prozent ... nicht 1,5 % oder 0,75 % oder sonst was ... das Offenmarkt-Komitee der Fed hat entschieden, dass das der richtige Leitzins sei: "Das Komitee meint, dass für die nächste Zukunft das Risiko einer ungewünscht niedrigen Inflation die dominierende Sorge bleiben wird."

      "Künstlich niedrige Zinssätze werden für mehr zukünftigen Kummer sorgen", warnt eine Schlagzeile in der Korea Times.

      Ich weiß nicht, ob die Zinssätze künstlich hoch oder künstlich niedrig sind. Aber ich weiß, dass sie künstlich sind. Und da es eine Menge mögliche Größen für diese Zinssätze gibt, ist diejenige Größe, die sich die Fed ausgesucht hat, wahrscheinlicher falsch als richtig.

      Ich nehme an, dass die Korea Times Recht hat mir ihrer Aussage, dass die Zinsen niedriger sind als sie es sein sollten. Denn selten machen es von der Regierung ernannte Leute es vor nationalen Wahlen schwer, sich Geld leihen zu können.

      Ich nehme auch an, dass die Korea Times Recht hat mit ihrem "zukünftigen Kummer". Die Amerikaner erhöhen derzeit unzweifelhaft ihre Schulden. Selten leihen sich die Leute mehr, um es auszugeben ... ohne das zu bedauern. So berichtet zum Beispiel eine amerikanische Kreditberatungsgesellschaft (mit Namen Myvesta), dass ihre Kunden in den letzten 12 Monten ihre Kreditkartenschulden um 50 % erhöht haben – auf durchschnittlich 77.036 Dollar! Die Hypotheken sind um 25 % auf durchschnittlich 207.958 Dollar gestiegen.

      Dennoch bleibt die vorherrschende Stimmung der Optimismus, die Selbst-Illusion und die Massenhalluzination. Ja, die Amerikaner verschulden sich, aber die Konsumausgaben führen die US-Wirtschaft angeblich ja zu einer starken Erholung. Wir werden dazu fähig sein, uns unseren Weg aus den Schulden zu erarbeiten, sagt praktisch jeder.

      Die Amerikaner sind hart arbeitende Leute, wie jeder weiß. Aber das sind auch die Chinesen und die Inder. Das Problem für eine Nation, die sich aus ihren Schulden herausarbeiten will, ist, dass dazu mehr notwendig ist als jammern. Diese Nation muss auch etwas herstellen, was sie verkaufen kann. Und die Amerikaner geben immer mehr Geld aus ... aber sie stellen immer weniger Dinge her, die sie für Geld eintauschen kann. Im letzten Jahr sind die Einzelhandelsumsätze um 6,3 % gestiegen, aber die Industrieproduktion ist um 1,6 % gefallen.

      Wie man sich "aus den Schulden herausarbeiten" kann, ohne etwas zu produzieren – das muss erst noch entdeckt werden.

      Ich weiß nicht, was passieren wird – aber irgendwann werden die Zombies und Werwölfe freigelassen werden. Vielleicht nicht in diesem Jahr, aber vielleicht im nächsten Jahr.

      Zu Dir, Addison ...

      Orakel von Omaha

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Warren Buffett – das Orakel von Omaha – sagt, dass er noch nie eine ausländische Währung gekauft hat – bis jetzt. Vorgestern teilte uns ein BBC-Bericht mit, dass er sich Sorgen um den Dollar macht. Das US-Haushaltsdefizit hat sich "deutlich verschlimmert" sagte er, "zu dem Punkt, dass der `Netto-Reichtum` unseres Landes ins Ausland transferiert wird, mit einer alarmierenden Rate." Das Haushaltsdefizit ist dieses Jahr fast doppelt so hoch wie im letzten Jahr.

      "Unser Land (die USA) haben sich wie eine außerordentlich reiche Familie verhalten, die eine immens große Farm besitzt", warnte Buffett in einem Interview mit dem Fortune-Magazin. "Um 4 % mehr zu konsumieren, als wir produzieren – das ist das Handelsbilanzdefizit – müssen wir Tag für Tag Teile der Farm verkaufen, und die Hypothek auf den Rest der Farm erhöhen." Buffett erklärt weiter mit dieser Analogie, dass der ausländische Besitzanteil an dieser "Farm" immer weiter wächst, und immer mehr Einkommen in der Form von Dividenden und Zinszahlungen fließt ans Ausland.

      Das US-Handelsbilanzdefizit mit China lag im August bei dem Rekordwert von 11,7 Milliarden Dollar, laut der US-Regierung, zitiert von Bloomberg. Die Lücke im Handel mit China lag letztes Jahr bei 103 Milliarden Dollar, und in den ersten 8 Monaten des Jahres waren es 77 Milliarden Dollar. "Goodbye Freude, hallo Schmerz", so Warren Buffett.

      In den Zeiten der großen Spekulationsblase – die Anfang 2000 platzte – stand Buffett allein. Wenn es ums Investieren in Cisco, Yahoo! oder Amazon ging, dann hatte es Buffett einfach nicht drauf. Er konnte die Bewertungen dieser Aktien nicht verstehen ... deshalb mied er sie. Und anders als Tausende – nein, Millionen – von Investoren hat Buffett sein Geld immer noch. Er hat sogar mehr Geld als Investmentideen.

      "Ich bin wieder der einsame Wolf", so Buffett, "und diesmal habe ich Geld von Berkshire Hathaway (seiner Anlagegesellschaft) im Rücken. Bis zum Frühjahr 2002 hatte ich fast 72 Jahre gelebt, ohne jemals eine ausländische Währung gekauft zu haben. Seitdem hat Berkshire signifikante Investments in verschiedenen Währungen gemacht – die wir auch heute noch halten."

      - Coca Cola hat vorgestern weitere Entlassungen angekündigt. 900 Leute werden ihren Job verlieren. Coca Cola war eine der Aktien, die die Aktionäre von Berkshire Hathaway zu Millionären gemacht hatten ... und Buffett berühmt. Jetzt bedauert er es, dass er diese Aktie nicht im Jahr 1999 verkauft hat ... als es noch deutlich besser für die Gesellschaft aussah.

      Achja, Sie haben es sicher schon mitbekommen: Al Greenspan und seine Gang bei der US-Zentralbank haben sich nach dem Frühstück dazu entschlossen, die Leitzinsen unverändert auf 50-Jahres-Tiefs zu lassen. Und da werden sie für mindestens weitere 6 Wochen bleiben.

      "Es muss ganz bestimmt etwas bedeuten, dass die amerikanischen Immobilienpreise in zwei Jahren um fast 20 % gestiegen sind", schreibt unser Londoner Korrespondent Sean Corrigan als Kommentar zur Entscheidung der Fed, "vielleicht auch, dass die Kosten für die medizinische Versorgung, die Ausbildungskosten und die Versicherungsprämien im zweistelligen Prozentbereich teurer geworden sind? Oder dass die guten, alten Aktien steigen – die Halbleitertitel haben 136 % zugelegt, die Internet-Aktien 142 % und die Netzwerkaktien 209 %? Oder dass die vier größeren Rohstoffindizes – die unterschiedlich zusammengesetzt sind – seit ihren Tiefs Ende 2001 zwischen 37 % und 55 % zugelegt haben?

      "Spielt es keine Rolle, dass die Rendite der lang laufenden US-Staatsanleihen seit ihrem Tief um 1 Prozentpunkt gestiegen ist ... was bedeutet, dass die Kurse dieser Anleihen um 14 % gefallen sind? Sollten sich die Volkswirte nicht darüber Sorgen machen, dass die Schulden der privaten US-Haushalte weiterhin boomen, während sich Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit immer weiter vergrößern ...?"

      Nun, offensichtlich nicht. Das offizielle Communiqué der Fed hat festgestellt: "Die Wahrscheinlichkeit – die allerdings gering ist – eines unwillkommenen Falls der Inflation übertrifft die eines Anstiegs der Inflation vom bereits niedrigen Niveau. Das Komitee meint, dass das Risiko, dass die Inflation ungewünscht niedrig wird, für die vorhersehbare Zukunft die dominierende Sorge bleiben wird. Das Komitee glaubt, dass deshalb die derzeitige Politik in diesen Umständen für einen längeren Zeitraum beibehalten werden kann."

      Im Klartext: Die Zentralbank der größten Schuldnernation der Geschichte denkt, dass es weise ist, den enormen Konsum von Kapital weiter anzuheizen.

      Einige ausländische Währungen haben diese Entscheidung der Fed geliebt. "Der Kiwi (neuseeländischer Dollar) ist auf ein 6-Jahres-Hoch gestiegen, nicht aufgehalten durch Gewinnmitnahmen! Im Dezember 1997 musste man 0,6142 neuseeländische Dollar für einen US-Dollar bezahlen, 3 Jahre später nur noch 39 Cent!", so Chuck Butler, mein Freund in der Handelsabteilung der Everbank.

      Chuck berichtet, dass die "Rohstoffwährungen" von Australien, Neuseeland, Kanada und Südafrika dieses Jahr die Topp-Performer gegenüber dem US-Dollar sind.

      Simbabwe: Eine Nichte als Geisel

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Frankreich

      *** Wirtschaftserholung? Ich sehe absolute keine Erholung in den USA", schreibt Dr. Kurt Richebächer, den Sie vielleicht als Gastautor des Investor`s Daily kennen.

      *** Anstatt sich aus ihren Schulden herauszuarbeiten, werden die Amerikaner meiner Meinung nach Pleite gehen. Ihre Schulden sind in Dollar nominiert. Früher oder später wird der Dollar substanziell fallen, was den Wert der Schulden um Billionen verringern wird.

      *** Unser Korrespondent in Südafrika, Evan Pickworth, schreibt aus der Savanne: "Ich sehe nicht, dass der Investor`s Daily bald ein Korrespondentenbüro in Harare (Hauptstadt von Simbabwe) eröffnen wird. Die politische Situation in Simbabwe ist jetzt sehr schlecht. Letzten Montag hat die Polizei vier Direktoren der landesweiten Zeitung `Daily News` verhaftet.

      "Das Problem war: Als sie den Vorstandsvorsitzenden verhaften wollten, konnten sie ihn nicht finden. Aber das ist nur ein kleineres Problem für den simbabwischen Gulag. Sie haben dann einfach seine Nichte verhaftet, um sie als Geisel zu nehmen.

      "Der Grund für die Verhaftungen ist, dass die Regierung den Herausgebern der Daily News vorwirft, sie würden illegal, ohne Lizenz, arbeiten."

      "Allerdings hat ein Gericht das Schließen der Redaktion letzten Freitag annulliert, weil sie meinten, dass die Kommission, die der Zeitung die Lizenz verweigern wollte, voreingenommen sei."

      "Die Regierung führte die Verhaftungen am Montag dennoch durch – was ist schon ein kleines Gerichtsurteil? Offensichtlich haben sie auch einen pensionierten Richter verhaftet – meiner Meinung nach wollen sie damit eine Botschaft an die `aufsässigen` Richter senden ..."

      "Wenn sie verurteilt werden, dann müssen die Herausgeber der Daily News – inklusive dem Vorstandsvorsitzenden, dessen Nichte als Geisel genommen wurde – zumindest 2 Jahre ins Gefängnis."


      Das Problem mit der ganzen Welt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Anmerkung in eigener Sache: Diesen Artikel habe ich am 20. September 2000 geschrieben – er hat mich zum Kapital 4 meines neuen Buches "Financial Reckoning Day" inspiriert. Hier ist er:

      "Kim An Wu, eine 55jährige Hausfrau", so ein Bericht in SiliconInvestor.com, "glaubt, dass die (südkoreanische) Regierung letztes Jahr gelobt hat, die Kurse der Technologieaktien zu stützen. Sie hat mehr als 250.000 Dollar ausgegeben, um Aktien zu kaufen, die im koreanischen Kosdaq-Index enthalten sind."

      "Statt Gewinne mit den Internet- und Mobilfunkgesellschaften des Kosdaq zu machen, hat Kim einen Verlust erzielt. Sie kann sich nicht mehr das Haus leisten, das sie ihrem Sohn, der bald heiratet, kaufen wollte, und sie rief im Präsidentenpalast an, um sich dort zu beschweren. `Die einzige Art, wie ich meine Verluste wieder reinholen kann, ist durch den Aktienmarkt`, sagte sie, als sie mitten in einer Gruppe von grimmig dreinschauenden Pensionären vor einem Brokerhaus in Seoul stand. `Deshalb will ich, dass die Regierung schnell etwas tut.`"

      Kim An Wu weiß nicht genau, was sie von der Regierung will. Aber die Zentralbanker, die für die Regierungen der Welt arbeiten, wissen es. Eine neue Dose "Liquidität" ... Cash ... Kredite ... das sendet normalerweise die Aktienkurse nach oben.

      "Sieh Dir das an", sagte mir mein Kollege Addison gestern, und er zeigte auf mehrere Charts. "Kreditmarktexpansion und steigende Aktienkurse gehen Hand in Hand."

      Kein Zweifel: Eine Studie aus dem Jahr 1996 – von der japanischen Zentralbank – zeigte, dass das Kreditwachstum fast parallel zum Anstieg der Aktienkurse verlief. Wenn die Aktien in einem Boom sind – dann ist es auch das Kreditwachstum (ich bemerkte, dass keine der beiden Linien für immer steigt).

      Die japanischen Zentralbanker haben daraus vernünftig geschlossen: Eine laxe Geldpolitik MUSS zu Gewinnen am Aktienmarkt führen.

      1996 suchte Tokio nach einem Weg, seine Wirtschaft und seinen Aktienmarkt anzukurbeln. Niedrigere Zinssätze – was die Kosten für Kredite senken würde – schienen vernünftig zu sein. Und nebenbei war das auch alles, was die Zentralbanker tun konnten. Also fielen die Zinsen. 1999 waren sie auf einem Niveau angelangt, das die Financial Times "effektiv Null" nannte. Dennoch wurden dadurch weder die japanische Wirtschaft noch der japanische Aktienmarkt wieder belebt. Warum nicht?

      Für den rational denkenden Menschen der "Neuen Ära", also den "digitalen Menschen", funktioniert alles logisch. Wenn die Kosten für Kredite sinken, dann sollte sich die Nachfrage nach Krediten erhöhen. Und dennoch – die japanischen Unternehmen und Konsumenten konnten nicht dazu bewegt werden, mehr Kredite aufzunehmen.

      Aber der analoge Mensch versteht das. Er weiß, dass es sein Fehler ist. Er weiß, dass die Welt ohne ihn anders aussehen würde.

      Was für technologische Verbesserungen das "Informationszeitalter" auch bringt – das ist weder das erste, noch wird es das letzte "Zeitalter" sein, das die Investoren euphorisch macht. Die Eisenbahn, der Verbrennungsmotor, Elektrizität – all diese Innovationen wurden im selben Licht gesehen, wie wir heute die Informationstechnologie sehen. Und jedes Mal haben die Investoren "unterreagiert" und "überreagiert" – das ist eine vorhersehbare Mode geworden. Sie sind entzückt ... und bieten die Aktienkurse auf lächerlich hohe Niveaus ... und dann kam der Knall.

      Wenn die Zentralbanker 1998 fähig gewesen waren, "den Tag zu retten" – warum können sie das dann heute nicht? Warum nicht immer?

      Ein Boom wird von einer Kreditexpansion begleitet ... ein Abschwung von einem Rückgang des Kreditvolumens. Die Japaner versuchten, einen Boom zu schaffen, indem sie die Zinsen senkten – was die Kredite erschwinglicher gemacht hat. Aber es hat nicht funktioniert. Sie haben es nicht geschafft, ihre Leute dazu zu bringen, sich Yen zu leihen.

      Aber es entwickelte sich der "yen carry trade". Was bedeutete das? Nun, Spekulanten verschuldeten sich in Yen zu minimalen Zinsen, und dieses Geld investierten sie dann in amerikanische Aktien und Anleihen.

      Aber es muss sowohl Gewinner als auch Verlierer geben. Und da Billionen Dollar auf dem Spiel standen, war es nur eine Frage der Zeit, bis es einen großen, großen Verlierer geben würde. Der Hedgefonds LTCM wäre dieser große Verlierer geworden (vielleicht erinnern Sie sich an den Skandal um die milliardenschweren Verluste dieses Hedgefonds) – wenn die Fed nicht eingegriffen hätte.

      Und wenig später griffen die Fed und andere Zentralbanken wieder ein, um die Welt vor der Asienkrise zu retten. Und 2 Jahre später schützten sie das System vor einem Schock zum Jahrtausendwechsel.

      Diese Bemühungen der Rettung, Wiederbelebung und des Schutzes haben dazu geführt, dass heute Derivate im Volumen von 100 Billionen Dollar ausstehen. Und die Verschuldung der US-Wirtschaft hat 26 Billionen Dollar erreicht.

      Aus meiner Sicht am interessantesten ist es, dass ein solcher Boom, der weiter gehen soll, immer neue Kredite braucht – und immer schneller. Ein Mann, der 1000 Dollar pro Woche verdient und 100.000 Dollar Schulden hat, braucht deutlich mehr neues Geld als einer, der 100 Dollar pro Woche verdient und 10.000 Dollar Schulden hat.

      Und man braucht auch viel mehr Geld, um den Aktienkurs einer Milliardenschweren Gesellschaft zu bewegen, als den einer Millionenschweren.

      Als der Boom in den späten 1990ern weiterging, schreibt Dr. Kurt Richebächer, "nahm der Zuwachs der Verschuldung in Relation zur wirtschaftlichen Aktivität sogar noch schneller zu ... 1999 wuchs das BIP um nominal 509 Milliarden Dollar, verglichen mit einem Zuwachs der Schulden ( ...) von 2.208 Milliarden Dollar. Für jeden Dollar, den das BIP stieg, gab es 4,3 Dollar neue Schulden."

      "Es ist was Gesundes daran, ... einen kleinen Abschwung zu haben. Das erinnert einen daran, dass die Welt ein riskanter Ort ist", so Mike Brosnan im Grant`s Interest Rate Observer.

      Dank der Arbeit der Zentralbanker der Welt – die das System vom japanischen Abschwung ... LTCM ... der Asienkrise ... dem Jahr–2000-Krise ... bewahrt haben ... ist die Welt ein noch riskanterer Platz geworden.


      ...............................
      Avatar
      schrieb am 31.10.03 21:24:16
      Beitrag Nr. 3.957 ()
      @Harry

      Ich wäre da sehr vorsichtig.
      Denn Amis traue ich schon zu,
      dass sie nochmals so richtig die Sau raus lassen wollen.

      Und wenn die Highs geknackt werden,
      dann kann es schon noch ein Stückerl nach oben gehen.
      Wobei ich mit den 10000 immer mehr Probleme habe.

      Wenn die 9975 kommen,
      dann sollte Schluss mit lustig sein.
      Aber wie gesagt.



      Ich erwarte eher Distribution auf ganzer Linie.

      Einen guten Teil an überteuertem Schrott
      haben die ja nachweislich abgeladen.
      Mal gucken, wie lange es noch dauert
      bis die überwiegende Mehrheit "spürt",
      dass sie verschaukelt worden sind. ;)

      Sie sprechen explizit die Kerze im DAX an, Harry.
      Gibt es da einen ganz bestimmten Grund.
      Oder glauben auch Sie inzwischen,
      dass sich das deutsche Fabeltier vom DOW "abkoppeln" kann.

      Gut möglich, dass ich da was überlesen habe.
      Aber die Kerzen, werden eigentlich noch immer
      in den USA angezündet, oder. ;)

      HM
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 22:22:25
      Beitrag Nr. 3.958 ()
      @#3955 von Herr.Motzki

      "Haben Frauen keine Männer zum Scherzen, machen sie`s mit Kerzen." (Das gilt für alle Länder) ;)

      Ok, Spass beiseite, der "BildzeitungsIndikator" hat wieder zugeschlagen"..... :) :) :)


      ......................


      DAX auf Jahreshoch

      Beginnt jetzt die Jahresend-Rallye?

      Von ROLF BIER

      Kriegt der Deutsche Aktienindex DAX doch noch die Kurve für eine Jahresend-Rallye? Auf jeden Fall gab er schon mal kräftig Gas, brummte am Nachmittag mit 3750 Zählern auf ein neues Jahreshoch. Gegen 17 Uhr notierte er leicht darunter bei 3744 Zählern und lag damit 2,46 Prozent im Plus. Der TecDAX verbesserte sich um 2,71 Prozent auf 578 Punkte.

      Ein Börsianer zu Bild.T-Online: „Grund war ein ganzes Bündel guter Wirtschaftsnews. Der starke Dollar drückte den Euro unter 1,16 und machte der Exportwirtschaft wieder Mut. Außerdem stieg der europäische Einkaufsmanager-Index im Oktober stärker als erwartet. Und: Die Grundstimmung bei den Anlegern ist positiv. Sie warten auf den Ruck nach oben.“

      Vom stärkeren Dollarkurs profitierten besonders die Automobilwerte im DAX. Anleger kauften bevorzugt BMW, die Aktie stieg um 4,6 Prozent auf 36,05 Euro. HypoVereinsbank stiegen um 3,4 Prozent auf 19,59 Euro. Gute Nachrichten aus der Chipbranche stützen Infineon, die sich um 4,1 Prozent auf 13,14 Euro verteuerten.

      Die Börsianer blicken nun gespannt auf die Veröffentlichung neuer US-Daten zur Entwicklung am Arbeitsmarkt. Macht die Konjunktur-Lokomotive der Welt wieder Dampf auf? Wenn ja, gibt auch der Aktienmarkt weiter Gas.

      Viele Anleger fragen sich: Soll ich jetzt einsteigen?

      Ein Börsen-Experte: „Die jetzigen Kurse sind immer noch Einstiegskurse. Lange sollten Sie aber nicht mehr warten. Auch wenn es noch mal einen kleinen Einbruch geben könnte, wer jetzt einsteigt ist drin und kriegt den Aufstieg mit. Der Markt wartet nur darauf. Wichtig ist, dass der Kleinanleger ein Aktieninvestment langfristig sieht.“


      Wie sagte Alt-Börsenguru Kostolany richtig? „Aktien kaufen und vergessen.“
      :laugh:

      Wie der DAX aktuell steht - klicken Sie hier!


      ..................................


      Jaja, kauft ihr Lemminge. Der Onkel "Börsen-Experte" von der BLÖD-Zeitung hat gesagt: "Springt aus dem Fenster, das ist gesund" -Also seit artig und tut das auch.....:laugh:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 22:30:15
      Beitrag Nr. 3.959 ()
      :)
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 22:33:28
      Beitrag Nr. 3.960 ()
      spass beiseite,
      irgendwie fehlt mir das nötige Momentum und das finale Volumen für den Shorteinstieg.
      Ich denke es geht noch weiter rauf. In den Indikatoren
      ist kein Zeichen der Überhitzung zu erkennen.
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 22:45:07
      Beitrag Nr. 3.961 ()
      Bildzeitung ist gut, das ist der Stoff aus dem Baissen
      geboren werden. Seit bereit Leute, seit bereit:laugh:
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 22:47:09
      Beitrag Nr. 3.962 ()
      R.Leuschel bläst in Boerse.de zum Ausstieg!: Habe mir erlaubt dies hierher zukopieren:

      Roland Leuschel

      Eine kräftige Kurskorrektur steht unmittelbar bevor !

      Gestern wurden die Superzahlen über das dritte Quartal in Amerika veröffentlicht, und die Euphorie der Anleger scheint keine Grenzen zu kennen. Die Sentiments-Indikatoren in Amerika sind auf einem Stand angekommen, der alle Höhepunkte der Vergangenheit (Januar 2000, September 2000 und August 1987) übertrifft. Allein diese Tatsache ist ein starkes Alarmzeichen.

      Für meine kurzfristigen Dispositionen benutze ich vor allen Dingen die Geldmengenzahlen der USA, und da sieht es noch viel schlimmer aus. Ende letzter Woche wurden M1 und M3 Zahlen veröffentlicht, und die sind echt katastrophal rückläufig. Beim 4-Wochendurchschnitt der US-Geldmenge M3 (- 21 Milliarden Dollar) entstand sogar der historisch schlechteste Wert. Meine Anlageentscheidung basiere ich allerdings auf die MZM Money Supply Zahlen, wobei die 4-Wochendurchschnitte in der Vergangenheit besonders hilfreich waren. Wenn die Kennzahl über 10 lag, war ein absoluter Kauf an den Aktienbörsen geboten, und umgekehrt bei einer Kennzahl unter 5 mussten Aktien verkauft werden. Die letzte Kennziffer, die mir zur Verfügung steht, ist historisch noch nicht dagewesen : 1,97 ! Die Begründung für den Einbruch der Geldmengen ist relativ einfach zu liefern. Die sogenannte Refinanzierungen bei den Hypotheken-Darlehen, die dem Konsumenten in Amerika weit über 200 Milliarden Dollar Einkommen verschafft haben, ist infolge der Zinserhöhung am Kapitalmarkt um sage und schreibe 80% gegenüber Juli eingebrochen. Dies hatte unter anderem zu einem Einbruch der M3 Zahlen von +20% im Juli auf unter –5% im Oktober geführt. Mit anderen Worten die Surprise-Party geht zu Ende. Da der Konsument laut Berechnungen der Volkswirte der HSBC Bank die Steuererleichterungen bereits voll und ganz ausgegeben hat, ist ein Einbruch des Konsums in den nächsten Monaten zu erwarten, und da im Moment das Wachstum und das Wohlergehen zum grossen Teil vom Verbraucher in Amerika abhängen, einem Verbraucher, der historisch gesehen die höchste Verschuldung aufweist (siehe auch Artikel in Boerse Online 44 « Das grosse Fressen – Oder Amerikas Heisshunger auf Pump »), dürfte die hohe Wachstumsrate von 7,2% in dritten Quartal (entspricht 3,3% auf Jahresbasis) drastisch zurückgehen auf 2% in vierten Quartal. Es liegen mir noch viele andere Zahlen vor, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen kann. Aber das Fazit scheint klar : Schauen Sie sich die wunderbaren Zahlen von gestern an, sie werden so schnell nicht wiederkommen. Es waren die höchsten Quartalszuwächse seit dem ersten Quartal 1984. Übrigens auch die Japaner hatten einmal dieses wunderschöne Erlebnis und zwar im dritten Quartal 1996, als die Wachstumsrate ein 20-Jahreshoch erreichte (12,5%) und dies in einem langfristigen deflatorischen Abwärtsprozess.

      Bauen Sie Ihren Aktienanteil ab, legen Sie ihn in Cash an und kaufen Sie nach der Korrektur Ihre Lieblingspapiere zurück. Ich empfehle auch etwas, was ich ganz selten und hier in dieser Kolumne zum ersten Male tue : Kaufen Sie Dax Puts und Nasdaq 100 Puts, wobei die Fälligkeiten ruhig kurzfristiger Natur sein dürfen (Dezember 03 oder Juni 04). Ein bischen Spekulation gehört zum Börsengeschäft und kann das Salz in der Suppe sein, wie Kostolany es so oft bemerkte. Viel Erfolg dabei !

      31. Oktober 2003

      Am 29. November dieses Jahres findet im Münchener City Hilton eine Wiederauflage des Seminars vom März dieses Jahres statt, das vom Midas Investment-Report organisiert wurde. Sie erinnern sich, es war damals restlos ausverkauft, und die Veranstalter mussten die trübe Erfahrung machen, wie unangenehm Leute sein können, wenn sie abgewiesen werden müssen. Dieses Mal ist das Hauptthema « Neuer Börsenaufschwung oder Spekulationsblase II ? » Unter anderem kommen zu Wort : Dr. Marc Faber, dessen Buch « Zukunftsmarkt Asien » (« Tomorrow’s Gold ») gerade lanciert wird – der legendäre Harry Schultz, der in den 70er Jahren als der teuerste Investmentberater der Welt galt und ich selbst. Ich habe übrigens Anfang 2000 Harry Schultz in meiner Kolumne zitiert mit seinem berühmten Wort : « If you panic, panic first ! » Ich werde unter anderem auf die ausführliche Studie einer der grössten Investmentbanken zurückkommen, in der bei einem möglichen Comeback von Gold in das Währungssystem die theoretischen Gleichgewichtsgoldpreise berechnet wurden : Je nachdem welche Dollarmengen (Inland oder Ausland) zugrunde gelegt werden, kommen die Verfasser der Studie auf einen Preis von 1.335 Euro oder 2.716 Dollar bzw. 15.087 Dollar die Feinunze. Diese Zahlen bedürfen einer Erklärung. Sie können sich anmelden uner der Telefonnummer : 01212-5-437-25-425 oder per e-mail : goldbrief-seminar@web.de.

      Roland Leuschel
      Avatar
      schrieb am 03.11.03 23:01:47
      Beitrag Nr. 3.963 ()
      @#3960 von MMUNNA
      Selbstverständlich ist dir das erlaubt MMUNNA. :)


      ...................


      Axel Retz

      Jackpot oder Tresor?

      Die drei S für 2004!

      Das US-Brutto-Inlandsprodukt ist im dritten Quartal, so wie die Amerikaner es berechnen, um stattliche 7,2 Prozent gewachsen. Das ist doch eine "Hausnummer", oder? Und: Die in den vergangenen Wochen veröffentlichten Quartalsberichte der größten Aktiengesellschaften des Landes haben, unter dem Strich betrachtet, recht gut ausgesehen. Etwas anders sah das mit den Aussichten auf das kommende Geschäftsjahr aus, wo einige Big Player überraschende Skepsis zeigten.
      Aber was soll`s? Alan Greenspan versicherte im Statement vom 28. Oktober, dass die Zinsen noch "für einen beachtlichen Zeitraum" auf dem gegenwärtigen Niveau verharren werden, der ifo-Geschäftsklima-Index stieg zum sechsten Mal in Folge, und die Wirtschaftsweisen wittern, sehr zur Freude der arg mit dem Rücken an der Wand stehenden rot-grünen Koalition, konjunkturelle Morgenluft. Endlich!

      Endlich? Zäumen wir den Reigen des Positiven einmal von hinten auf.

      Punkt eins: Dass die jeweilige Regierung in Deutschland stets vom gerade begonnenen Aufschwung redet, hat Tradition. Zwar keine der Redlichkeit oder der christlichen Werte, aber eine des versuchten Machterhalts. Schlimm genug. Nur: Der "think tank" der so genannten Wirtschaftsweisen schnitt in der Vergangenheit auch nicht besser ab. Denn 2002 beurteilte dieses Gremium das zehnte Jahr in Folge die erwartete Lage für das Folgejahr zu positiv.

      Punkt zwei: Die Zinsen bleiben weiter niedrig. Sagt Alan Greenspan. Und wer sonst, wenn nicht er, sollte es wissen! Aber bitte vergleichen Sie diese Aussage einmal mit dem nachstehenden Chart, der Ihnen die Renditekurve der zehnjährigen T-Bonds (vergleichbar mit lang laufenden Bundesobligationen) zeigt.



      Allein seit Mitte Juni d. J. ist die Rendite dieser zehnjährigen US-Schuldtitel um fast 50 Prozent gestiegen! Genau diese Entwicklung hatte ich in meinem Anfang Mai veröffentlichten Kapitalschutzreport "Auswege aus der finanziellen Apokalypse" prognostiziert.
      Bitte verschließen Sie nicht die Augen vor diesem Chart: Denn erst in der vergangenen Woche ist die Rendite bis an die aus Anfang Januar 2000 stammende charttechnische Abwärtstrendlinie herangelaufen. Trotz der historisch beispiellosen Zinssenkungsorgie der US-Notenbank. Und trotz der gebetsmühlenartig vorgetragenen Absichtserklärungen der FED, an dieser Politik weiter festzuhalten!

      Steigende Zinsen in der aktuellen Situation sind reines Gift für den konjunkturellen Aufschwung, ganz gleich, ob es um den "kleinen" Häuslebauer oder Autokäufer geht, oder um den "großen" Unternehmensführer, der über Anleihen neue Investitionen auf den Weg bringen will. Aber diese steigenden Zinsen sind eine Tatsache! Eine Tatsache, die auch die Aktienmärkte ganz bald einzuholen droht! Ich zeige Ihnen noch einen zweiten Chart, der Ihnen verdeutlicht, wie sich die Aktienmärkte auf diese Faktenlage "eingestellt" haben und um was jetzt hier an den Finanzmärkten leichtfertig und frohgemut gepokert wird:



      Die Anzahl negativ gestimmter Börsenbriefe, von denen ich zur Verdeutlichung des Trends einmal einen 20-Wochen-GD abbilde, spricht für sich. Denn sie ist einer der besten Kontraindikatoren für die tatsächlich kommende Kursentwicklung. Ganz einfach deswegen, weil auch die meisten Verfasser von Börsenbriefen "Prozykliker" sind, also bei steigenden Kursen bullish und bei fallenden Kursen bearish werden. Exakt so wie die meisten Anleger auch! Sie erkennen:

      Die "Experten" sind für die Wall Street so optimistisch wie seit 1988 nicht mehr! Und ihr Optimismus hat einen wahren "Exzesswert" erreicht. Nicht anders sieht der "Crash Resistance-Index" der Yale School of Management aus, der auf seinen höchsten Stand seit Beginn seines Listings 1989 angezogen hat. Was bedeutet, das die befragten privaten und professionellen Anleger niemals zuvor in den vergangenen 14 Jahren so sicher waren, dass es am Aktienmarkt innerhalb der kommenden sechs Monate keinen Crash geben könne!

      Jackpot??

      An den Börsen zeichnet sich damit aktuell ein Bild ab, als ob es hier morgen zur Aulosung eines neuen, großen Jackpots kommen würde. Aber lassen Sie sich nicht täuschen! Verinnerlichen Sie für heute hierzu bitte nur die Zinskonstellation das extrem bullishe Sentiment. Weitere unabweisbare Argumente für ein immer wahrscheinlicher werdendes Ende der im März begonnenen Aktienrallye stelle ich Ihnen in den folgenden Kolumnen vor! Panik ist deswegen nicht angesagt. Gefragt sind weitsichtige, korrekte Analysen und aus ihnen abgeleitete, vom psychologischen "Mainstream" befreite, konkrete Empfehlungen.
      Denn Geld verdient werden kann bewiesenermaßen nicht nur bei steigenden Kursen, sondern auch (und erfahrungsgemäß sogar besonders schnell), wenn die Kurse wieder nach unten rauschen. Und bitte vergessen Sie eines nicht:
      Neben dem Aktienmarkt gibt es auch den Devisen-, Zins- und Edelmetallmarkt. Und es gibt Fonds, Versicherungen und Immobilien.

      Aus all dem müssen Sie jetzt einen Teig formen, der, im richtigen Verhältnis gemischt, 2004 möglichst gut und vor allem möglichst sicher aufgehen soll. Und das, während die gleichen Optimisten, die am Allzeithoch der Börse zum Einstieg bliesen, wieder ihre Sirenengesänge anstimmen.

      Reizen Sie die aktuellen Trends aus, solange sie noch fortbestehen! Kippt die Börse aber nach unten ab, geht es sofort wieder um einen Fischzug auf der Baisseseite! Ich darf Sie noch einmal an die beiden oben abgebildeten Charts erinnern! Und an die drei großen S, die für das kommenden Jahr Ihre absolut wichtigste Anlagemaxime sein sollten: Sicherheit, Sicherheit und noch einmal Sicherheit!

      Mit bester Empfehlung

      Axel Retz


      ..............................
      Avatar
      schrieb am 04.11.03 18:19:27
      Beitrag Nr. 3.964 ()
      Meldung 04.11.2003 17:40

      Wer jetzt aufwacht, sollte Aktien kaufen
      von Notker Blechner

      Die Zeit für einen Wiedereinstieg in Aktien ist reif. Das zumindest glauben die Aktionärsschützer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS). Viele Privatanleger hätten den jüngsten Börsenaufschwung verschlafen.

      Gute Nachricht für "Schläfer": Für Anleger, die den Börsenaufschwung verschlafen hätten, ist der Aktienzug noch nicht abgefahren. "Wir sehen weiter Potenzial nach oben und raten Anlegern, über einen Einstieg in Aktien nachzudenken", erklärte DSW-Sprecher Jürgen Kurz gegenüber boerse.ARD.de. Dabei sollten, so DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker, jedoch nur "große Werte" mit starker Dividendenrendite gewählt werden. Außerdem sollten die Aktien in Indizes vertreten sein.

      Von Firmen, die eine hohe Dividende ausschütten, um einen Konflikt mit den Aktionären zu vermeiden, sei freilich abzuraten, ergänzte kurz. "Anleger sollten darauf achten, dass die Dividende aus dem operativen Geschäft kommt."

      Setzen auf Früh-Konjunktur-Gewinner
      Als Anlage-Favoriten nannte Kurz Firmen, die am frühesten von einem Anziehen der Konjunktur profitieren würden. Dazu zählen Hersteller von Vorprodukten und Investitionsgüterhersteller wie zum Beispiel Anlagenbauer. Erst wenn sich die Konjunktur spürbar belebe, kämen auch Aktien von Konsumgüterherstellern, allen voran die Autoindustrie, in Betracht. Als weitere interessante Branche nannte Kurz die Biotech-Branche. Von Hightech-Aktien sollten Anleger jedoch die Finger lassen, rät Kurz. "Da ist schon wieder eine Blase entstanden."

      Insgesamt hat der DSW ein zunehmendes Interesse von Privatanlegern für das Börsengeschehen festgestellt. Die Seminare der Aktionärsschützer seien inzwischen wieder deutlich besser besucht als noch vor ein paar Monaten, sagte Geschäftsführer Hocker. Zwischenzeitlich seien die Seminare so gut wie tot gewesen.

      Postbank-Börsengang hat Sogwirkung
      Einen weiteren Schub für die Börsen-Stimmung erhofft sich das DSW vom Börsengang der Postbank. Dieser könnte das seit dem Börsenboom Ende der 90er Jahre geschwundene Interesse der Privatanleger wiederbeleben. Der Börsengang der Postbank wäre der erste in Deutschland seit 2002. Deshalb fordert DSW-Sprecher Kurz einen fairen Preis und wenig staatliche Einmischung bei der Postbank-Emission. "Wir werden sehr sensibel hinschauen, was da im Vorfeld passiert." Das fange schon bei der Werbung an.

      Für die geschröpften Anleger der Deutschen Telekom hingegen gibt es wenig Hoffnung. Die Aktionäre müssten weiter Geduld haben. Laut Hocker bleibe den Anlegern nichts anderes übrig, als den Ausgang des Ermittlungsverfahrens der Bonner Staatsanwaltschaft um die angeblich zu hoch bewerteten Immobilien des Bonner Konzerns abzuwarten. Anleger, die beim dritten Börsengang der Deutschen Telekom T-Aktien für 63,50 Euro kauften, haben bis heute 50 Euro pro Aktie verloren. Das DSW rät weiter dazu, sich am Schlichtungsverfahren der Öffentlichen Rechtsauskunfts- und Vergleichsstelle in Hamburg (ÖRA) zu beteiligen.





      © boerse.ard.de
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      Avatar
      schrieb am 04.11.03 22:34:53
      !
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      Avatar
      schrieb am 04.11.03 23:36:28
      Beitrag Nr. 3.966 ()
      @#3962 von Kamikatze

      Ja, genau, am Jahreshoch soll man Omas Sparbüchlein versilbern und volle Kanone in den Aktienmarkt einsteigen. Und das sagt, man höre und staune, die "Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz". Das ist in etwa so, als würde die Deutsche Schutzvereinigung gegen AIDS wieder zum poppen ohne Gummi aufrufen, weil die AIDS-Neuansteckungen auf ein Jahrestief gefallen sind. Wahrlich, die "Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz" ist wirklich ein höchst seriöser, vertrauenswürdiger Verein.:laugh:


      .....................


      Hier mal was, was wesentlich mehr den Anleger schützt -ein echter Augenöffner:


      3Wk Avg AAII Bearish/3Wk Avg AAII Bullish

      As the name implies this is the ratio of 3Wk Avg AAII Bearish sentiment to 3Wk Avg AAII Bullish Sentiment. This contrarian indicator transforms the AAII sentiment into a fear/greed ratio. High readings (high levels of fear) are bullish for the market, whereas low readings (high levels of greed) are bearish. This is a secondary psychology indicator.


      ............................


      "Bullish" meint hier wirklich "Bullish"!!! und "Bearish" meint hier wirklich "Baerish"!!! -Und wir sind, wie man deutlich sieht, gerade in der bärischen Aktienmarktlebensabschnittsphase. :laugh:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 05.11.03 14:05:32
      Beitrag Nr. 3.967 ()
      Was hab` ich gesagt, der "Bildzeitungs-Indikator" war wieder einmal äuserst zuverlässig. Genau am Top haben die Blöd-Börsenexperten zum Einsieg geblasen.....:laugh:


      Vom 03.11.2003 aus www.bild-online.de

      ".........................Viele Anleger fragen sich: Soll ich jetzt einsteigen?

      Ein Börsen-Experte: „Die jetzigen Kurse sind immer noch Einstiegskurse. Lange sollten Sie aber nicht mehr warten. Auch wenn es noch mal einen kleinen Einbruch geben könnte, wer jetzt einsteigt ist drin und kriegt den Aufstieg mit. Der Markt wartet nur darauf. Wichtig ist, dass der Kleinanleger ein Aktieninvestment langfristig sieht.“...................................."




      H_S :laugh:
      Avatar
      schrieb am 05.11.03 17:52:11
      Beitrag Nr. 3.968 ()
      DIW-QUARTALSBERICHT

      Deutschland verharrt im Jammertal

      Die deutsche Wirtschaft kommt nicht vom Fleck Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat sie die seit drei Jahren anhaltende Stagnation auch im dritten Quartal diesen Jahres noch nicht überwinden können.

      Berlin - Nach vorläufigen Berechnungen sei das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal nur um 0,1 Prozent zum Vorquartal gestiegen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten DIW-Wochenbericht. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspreche dies einem Rückgang um 0,2 Prozent. Vor einem Monat war das DIW noch von einem BIP-Zuwachs im dritten Quartal zum Vorquartal um 0,2 Prozent ausgegangen.

      Im vierten Quartal könnte das reale BIP jedoch um 0,25 Prozent zulegen, heißt es in dem DIW-Papier weiter. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ergäbe sich so ein Zuwachs von 0,2 Prozent. "Damit sind erste Zeichen für eine konjunkturelle Belebung erkennbar", schreiben die DIW-Konjunkturexperten. In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres war das BIP jeweils zum Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen, womit Deutschland nach gängiger Definition in einer leichten Rezession steckte. Für das gesamte Jahr gehen die Forschungsinstitute davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung stagniert. Für 2004 erwarten sie ein Wachstum vom 1,7 Prozent.

      Zur Begründung für die verhaltene Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal hieß es in dem DIW-Bericht, einer wieder aufwärts gerichteten Entwicklung im Exportgeschäft habe eine schwächere Inlandsnachfrage gegenüber gestanden. "Dies lag vor allem am privaten Konsum." Stattdessen sei die Sparquote erkennbar angestiegen.

      Wegen der eingetrübten Lage auf dem Arbeitsmarkt sowie der schwachen Entwicklung bei den Realeinkommen sei kaum mit einer nennenswerten Zunahme des privaten Konsums zu rechnen, erklärte das DIW. Eine positive Entscheidung zum Vorziehen der dritten Stufe der Steuerreform auf nächstes Jahr könnte die gedrückte Stimmung der Konsumenten aber etwas aufhellen.

      Auch die Unternehmen hätten sich im dritten Quartal mit Ausgaben zurückgehalten. "Auch wenn hier ein Ende der Talfahrt erreicht ist, so ist die inländische Nachfrage noch nicht stark genug, um größere Wachstumsimpulse zu geben", schrieben die DIW-Forscher. Die Bauinvestitionen seien nach einem leichten Plus im zweiten Quartal in der Tendenz wieder leicht abwärts gerichtet gewesen.

      In der Industrie weise die Entwicklung der Auftragseingänge auf einen Aufschwung zum Jahresende hin, hieß es weiter. Im August waren die Orders nur leicht um 0,1 Prozent zum Vormonat gestiegen; allerdings konnten die Unternehmen mehr Aufträge aus dem Ausland verbuchen. "Vom produzierenden Gewerbe dürften damit zum Jahresende positive Beiträge auf die Gesamtwirtschaft ausgehen", hieß es im DIW-Bericht. Davon profitierten in erster Linie die Ausrüstungsinvestitionen.


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      schrieb am 05.11.03 23:48:22
      Beitrag Nr. 3.969 ()
      Bilanzen von US-Firmen


      „Tralala-Gewinne“ aus den USA blenden die Anleger

      Von Gertrud Hussla

      Als hätte niemand etwas dazugelernt. Die Praxis vieler US-Firmen, ihre Gewinne zu schönen, blüht in diesem Quartal wie lange nicht mehr. Erinnerungen an die besten Zeiten der New Economy werden wach. Vor allem im Technologiesektor lassen Konzerne bei der Bekanntgabe ihrer Vierteljahresergebnisse Unschönes weg, um die Erwartungen der Investorengemeinde nicht zu enttäuschen und das geforderte Wachstum vorzuweisen.

      DÜSSELDORF. Die bis jetzt von US-Konzernen verkündeten „operativen“ Gewinne liegen um etwa 22 % über den nach den US-Rechnungslegungsregeln GAAP der Wertpapieraufsicht SEC eingereichten Ergebnisse, errechnete der Finanzinformationsdienstes Standard & Poors . Damit hat sich die Differenz zwischen bekannt gegebenen und echten Ergebnissen gegenüber dem Vorjahresquartal nochmals erhöht.

      Das Ansinnen klingt zunächst einleuchtend: In so genannten „Pro Forma“-Statements stellen die Konzerne den Analysten und Anlegern Zahlen vor, in denen Einmal-Posten unberücksichtigt sind, um die Ergebnisse gegenüber vorher gegangenen Quartalen besser vergleichbar zu machen. Doch unter den Einmalposten tauchen erneut jede Menge Posten auf, die eigentlich zum operativen Geschäft gehören. Beispiel Sprint: der Telefonkonzern schließt den Wertverfall von Telecom Investitionen vom operativen Ergebnis aus. Damit verwandelt sich der Quartals-Verlust von 48 Cents je Aktie in einen Quartalsgewinn von 38 Cents. Sind Fehlinvestitionen nicht ein trauriger Teil des operativen Geschäfts? Beispiel Siebel Systems: Der Softwarekonzern rechnet erneut Restrukturierungskosten ab, nachdem er bereits im dritten und vierten Quartal des vergangenen Jahres solche einmaligen Umbaukosten geltend machte. Damit wird aus einem Verlust von 23 Cent ein Gewinn von 4 Cent. Beispiel Eastman Kodak: Der Fotokonzern macht eine vage Einmalausgabe für Kostenreduzierung geltend. Damit steigt der Gewinn von 42 Cents auf 88 Cents je Aktie. Interessant ist auch eine Variante des Softwarekonzerns Microsoft: Er rechnet Aktienoptionen als Teil der Managementgehälter nicht zu den laufenden Ausgaben, obwohl er sich als einer der ersten entschlossen hat, diese Kosten in die nach GAAP ermittelten Ergebnisse mit einzubeziehen. Einen ähnlichen Weg geht auch der Online-Einzelhändler Amazon.

      Unter den rund 330 Firmen welche Einmalkosten geltend machen, hat knapp jede fünfte ihre operativen Ergebnisse geschönt, ermittelte Marktstratege James Montier von der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein. Damit basiert die derzeitige Kursrally zu Teil auf falschen Annahmen. US-Anleger verlassen sich bei ihren Kaufentscheidungen auf die von den Konzernen öffentlich bekannt gegebenen Zahlen, unbesehen folgen dann auch die europäischen Anleger den Höhenflügen der Wall Street. „ Im festen Kollektiv schreiben Anleger alle Bedenken in den Wind“, sagt Montier, „sie sind süchtig nach solchen Tralala-Gewinnen.“

      Bedenklich müsste schon stimmen, dass die Umsätze der berichtenden Firmen mit einem Wachstum von 7,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal weit weniger gestiegen sind als die Gewinne. Selbst wenn das zum großen Teil durch Kostensenkungen zu begründen ist: Die Möglichkeiten, Kosten zu senken, sind irgendwann erschöpft. Dann dürfte die Realität die Anleger wieder einholen. Die darauf folgenden Kurseinbrüche könnten ziemlich schmerzhaft werden.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 04. November 2003, 07:02 Uhr



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      schrieb am 05.11.03 23:54:04
      Beitrag Nr. 3.970 ()
      Briten zittern vor Zinsentscheid

      Australien gibt den Startschuss für eine weltweite Zinswende

      von Philipp Neumann und Anja Struve

      Frankfurt a. M./London - -Normalerweise finden Zinsentscheidungen der australischen Notenbank in Europa nur am Rande Beachtung. Diesmal allerdings haben die Währungshüter in Sydney mit ihrer Zinserhöhung vermutlich den Startschuss für eine weltweite Zinswende geliefert. Die meisten Ökonomen sind sich sicher, dass zumindest die britische Notenbank es als erste der vier großen Zentralbanken den Australiern gleich tun und die Zinsen heute um einen Viertel Prozentpunkt erhöhen wird.

      Hausbesitzer in Großbritannien werden anschließend den Taschenrechner zücken müssen. Denn eine Leitzinserhöhung hat für viele Briten unmittelbarere Folgen, als das etwa in der Euro-Zone der Fall ist. Weil sich die meisten Briten den Wunsch nach einem Haus über Hypotheken mit variablem Zins erfüllt haben, bedeuten höhere Leitzinsen für sie schon im nächsten Monat höhere Hypothekenraten. Große Teile des Inselvolks müssen dann mit knapperem Einkommen kalkulieren. Zwar sind die zusätzlichen Kosten, die auf den durchschnittlichen Hypothekenzahler zukommen, vorerst gering. Die erwartete Zinssteigerung von 0,25 Prozentpunkten auf dann 3,75 Prozent dürfte ihn monatlich nur mit etwa zwölf Pfund (17,50 Euro) mehr belasten. Pessimisten erwarten jedoch in den kommenden Monaten weitere Zinserhöhungen um bis zu 0,5 Prozentpunkte. Sie fühlen sich bereits an die späten 80-er Jahre erinnert, als sich die Hypothekenraten verdoppelten, die Arbeitslosigkeit nach oben schnellte und der Markt für Einfamilienhäuser zusammenbrach.

      Ganz so dramatisch ist die Situation heute noch nicht. Die Arbeitslosigkeit ist deutlich niedriger, die Verbraucher sind im Kaufrausch und die Wirtschaft könnte in diesem Jahr wieder um zwei Prozent wachsen. Dennoch steckt die britische Notenbank mit ihrer Geldpolitik in der Zwickmühle. Denn nach einem bereits fünf Jahre dauernden Boom ist der Häusermarkt noch immer nicht zu bremsen. Allein für 2003 rechnet Nationwide, eine der größten Baugesellschaften des Landes, mit einer Steigerung der Hauspreise um weitere 15 Prozent. "Sollte die Notenbank die Zinsen nicht erhöhen, steigen die Preise wahrscheinlich weiter. Das aber wird die Bank nicht länger zulassen", sagt Lorenzo Codogno von der Bank of America. Umgekehrt könnten zu schnell steigende Zinsen den Markt zum Einsturz bringen, weil die zum Teil hoch verschuldeten Briten die höheren Hypothekenraten irgendwann nicht mehr bedienen könnten und ihr Haus verkaufen müssten.

      Vor einem ähnlichen Problem steht die Notenbank in Amerika, wo die konsumfreudigen Verbraucher ebenfalls hoch verschuldet sind und eine plötzliche Verschärfung der Finanzierungsbedingungen die Konjunktur abbremsen könnte, bevor sie überhaupt richtig in Fahrt gekommen ist. Die Währungshüter um Zentralbankchef Alan Greenspan hatten sich deshalb zuletzt gegen eine Zinserhöhung entschieden. Nach Einschätzung von Ökonomen wird die Fed ihre Leitzinsen erst erhöhen, wenn sich der US-Arbeitsmarkt wieder deutlich erholt hat. Das dürfte ab Mitte 2004 der Fall sein.

      Auch die Europäische Zentralbank (EZB), die heute ihren ersten Zinsbeschluss unter der Führung des neuen Präsidenten Jean Claude Trichet bekannt gibt, wird sich nach Meinung von Volkswirten dem Zinserhöhungsreigen vorerst noch nicht anschließen. "Trichet wird erst einmal an der Politik seines Vorgängers Wim Duisenberg festhalten", meint John Hatherly, Chefökonom der britischen Fondsgesellschaft M&G. Duisenberg hatte das Leitzinsniveau in der Euro-Zone zuletzt als "angemessen" bezeichnet.

      Artikel erschienen am 6. Nov 2003


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      schrieb am 06.11.03 17:13:34
      Beitrag Nr. 3.971 ()
      06.11.2003 - 15:58 Uhr
      BLUeBULL-Kolumne: Maydorn-Interview - Internet-Aktien vor zweitem Boom
      Internet-Aktien - ein Reizwort par excellence, weckt es doch Assoziationen zu Boom und Crash gleichermaßen. Eng verbunden damit ist ohne Frage der Name Alfred Maydorn, Fondsmanager und stellvertretender Chefredakteur von "Der Aktionär".

      Als sich von 1997 bis 2000 unter dem Druck hoher liquider Mittel eine gewaltige Welle in Form von steigenden Internet-Aktien auftürmte, war Alfred Maydorn mitten im Zentrum der Kapitalströme. Er dirigierte durch Empfehlungen Anlegergelder in immer neue Top-Tipps, die kurzfristig außergewöhnliche Gewinne brachten. Doch auf dem Höhepunkt, der maximalen Ausdehnung der Energie, brach die Welle in sich zusammen. Es war Anfang 2000, als Kleinaktionär Herr Mustermann von der Begeisterung mitgerissen wurde, die Bild-Zeitung weglegte, beschloss Aktionär zu werden, mit seinen Pantoffeln und im Unterhemd zum PC schlurfte und Geld in 22 Yahoo-Aktien fließen ließ, was der letzte Tropfen war, der die hoch aufgetürmte Riesenwelle zum Brechen brachte.

      Der Neue Markt verlor fast 90 Prozent, viele Internet-Aktien in wenigen Monaten noch mehr. Die Karibik-Aussteiger-Träume von Herrn Mustermann wurden in Sekunden parallel zu seinem Depotwert mitgerissen. Unternehmen versanken in der Insolvenz, ganz oben auf der Welle reitende Börsengurus gingen auf Nimmerwiedersehen in den Fluten unter.

      Um so bemerkenswerter ist, dass gerade der Internet-Experte Alfred Maydorn nicht nur wieder aufgetaucht ist, sondern mehr denn je mit allen Wassern gewaschen scheint und mit einer Performance von 140 Prozent seit Anfang des Jahres den derzeit erfolgreichsten deutschen Internet-Fonds managt. Die Bereinigung in der Internet-Branche hat nur die schwachen Unternehmen hinweggespült, den anderen fließt nun wieder Vertrauen in Form von Kapital zu – und das ist erst der Anfang, so Maydorn, denn mehr als 50 Prozent der Internet-Aktien sind mittlerweile schon profitabel.

      Frage: Herr Maydorn, können Sie sich noch an ihren ersten Aktienkauf erinnern? Wann und wie hat sie das Börsenfieber gepackt?

      Maydorn: Das waren 1989 Aktien der Bremer Vulkan. Und ich hab damit sogar Geld verdient. Das war ja weit vor der Pleite.

      Frage: Richtig los an den Börsen ging es ja erst ein paar Jahre später. Sie haben den steilen Aufstieg und den harten Einbruch der Internet-Werte hautnah miterlebt. Hat sich Ihre Einstellung zur Börse danach verändert?

      Maydorn: An meiner Einstellung hat sich überhaupt nichts geändert. Man hat viel daraus gelernt. Und es hat sich einmal mehr bestätigt, dass an der Börse alles möglich ist, nach unten wie nach oben.

      Frage: Haben Sie Lehren daraus gezogen?

      Maydorn: Ja sicherlich, ein bisschen schon. Ich habe ja viele Phasen miterlebt, auch den Anstieg zuvor. Ich bin insoweit vorsichtiger geworden, dass ich weniger extrem handle.

      Frage: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung der Aktienkultur in Deutschland ein? Waren die Übertreibungen an den Börsen trotz allem ein Startschuss für eine weiter wachsende Anlegergemeinde, oder haben die teilweise kräftigen Kursverluste auf Jahre potenzielle Anleger verschreckt?

      Maydorn: Beides im Prinzip. Klar, es steht außer Frage, dass viele Anleger verschreckt und verjagt worden sind. Es ist aber so, dass ein Grossteil derer, die noch vor einem halben Jahr gesagt haben "nie mehr Börse", jetzt schon wieder Aktien kaufen oder überlegen einzusteigen.

      Neue Höchststände in Sicht

      Frage: Glauben Sie, dass etwa der DAX seine alten Höchststände wieder erreicht?

      Maydorn: Da bin ich mir sicher, absolut - klar. Das wird aber ein paar Jahre dauern, aber auch beim NASDAQ sehen wir die 5.000 wieder. Es hängt ja auch damit zusammen, dass sich die Indexzusammenstellung auch ändert. Es sind ja teilweise ganz andere Werte im DAX als noch vor fünf Jahren. Das passt sich natürlich immer den Branchen an, die gerade gut laufen. Ich wäre überrascht, wenn wir in fünf Jahren keine neuen Höchststände sehen würden.

      Groteske Situationen

      Frage: Können Sie sich an eine besonders groteske Situation in den Zeiten des Booms erinnern, bei der sie sich gedacht haben: Lange kann das (der grenzenlose Optimismus) nicht mehr gut gehen?

      Maydorn: Da gab es viele Momente. Etwa, wenn man Aktien hat, die an einem Tag um 30 Prozent steigen und am nächsten noch mal um 20 Prozent. Es gab da einmal eine Neuemission, die bereits zwei Monate später bei rund 40 Dollar einen Split angekündigt hat.

      Frage: Doch nun zurück in die Gegenwart. Sie sind seit Mitte Februar als Fondsmanager des H&A Lux DAC-INTERNET-FONDS tätig. Was kann Ihr Fonds, was unterscheidet ihn?

      Maydorn: Im Prinzip unterscheidet ihn alles, da Konkurrenzfonds sehr indexorientiert sind. Sie suchen sich einen Index und bilden ihn weitestgehend nach. Da die Fonds in der Regel von Banken kommen, lehnen sie sich nicht sehr weit aus dem Fenster. Das ist natürlich nicht einfach für Fondsmanager, wenn man vom Index abweicht und es schief geht, riskieren sie ihren Kopf bzw. Job. Wir hingegen können unabhängig von Banken gegen den Mainstream gehen. Ich habe z.B. fast nur Werte aus der zweiten und dritten Reihe in unserem Fonds. Ich habe auch den Vorteil gegenüber anderen Fonds, da das Volumen des Fonds relativ klein ist – rund 7 Mio. Euro – das heißt, ich kann kleinere Werte kaufen, die ein 700 Mio. Euro-Fonds z.B. nicht kaufen kann.

      Frage: Wo liegt die Untergrenze bei Ihren Investments?

      Maydorn: Ich kaufe nur Aktien, bei denen ich innerhalb von drei Tagen mit meinem Investment rein oder wieder raus kann. Die kleinsten Werte liegen etwa bei einer Marktkapitalisierung von 50 bis 100 Mio. Euro.

      Aussichtsreiche Depotwerte

      Frage: Können Sie unseren Lesern kurz zwei aussichtsreiche Depotwerte näher vorstellen?

      Maydorn: Earthlink ist der drittgrößte Internet-Provider in den USA hinter AOL und Microsoft. Das ist ein klassisches Beispiel, dass Internet-Aktien heute nicht mehr teuer sein müssen, das KGV liegt bei etwa 20, bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 40-50 Prozent. Ein Drittel der Marktkapitalisierung ist durch Cash abgedeckt. Das Potenzial ist vergleichbar mit T-Online, wobei T-Online im Vergleich dazu bockteuer ist. Man geht jetzt auf Breitbandzugänge, die deutlich margenträchtiger sind. Airspan Networks macht Technologie für drahtlose Internet-Zugänge im Long-Distance-Bereich. Sie können dann drahtlos im Internet surfen, über mehrere Kilometer hinweg - was natürlich hochinteressant ist für Regionen mit schwacher Infrastruktur wie China oder Südamerika.

      Frage: Was halten Sie von dem derzeit sehr populären drahtlosen Einstieg ins Netz per Hot Spots?

      Maydorn: Davon halte ich sehr viel. Ich habe relativ viele Aktien, die damit viel zu tun haben. Diese Wireless-Geschichte war schon einmal vor drei bis vier Jahren in der Fantasie eine Riesensache. Dann ist das ganze aber in der Vision steckengeblieben. Jetzt aber hat man hier richtig Fuß gefasst. Es gibt auch in der Branche schon viele Firmen, die schon Gewinne erzielen. In den USA hat mittlerweile fast jeder Starbucks-Laden einen Hot Spot.

      Frage: Und welche Werte halten Sie aus diesem Bereich?

      Maydorn: Ich suche hier Pure-Players. Netopia beispielsweise ist ein Anbieter von Hard Ware, wie Antennen für die Hot Spots. Sierra Wireless wäre hier noch zu nennen, die die kleinen Einsteckkarten für die Notebooks herstellen.

      Frage: 56 Prozent der deutschen Erwachsenen und sogar 77 Prozent der Besserverdienenden in Deutschland sind bereits online. Das große Wachstum scheint hier Vergangenheit zu sein. Sehen Sie noch Wachstumspotenziale rund ums Internet?

      Der zweite Boom am Aktienmarkt

      Maydorn: Ja, absolut. Es gibt ja eine Entwicklungskurve von neuen Produkten. Aktien erreichen in der Regel die vorläufigen Höchststände, wenn ein neues Produkt oder eine Dienstleistung eine Marktdurchdringung zwischen 10-20 Prozent hat. Und dann gibt es in der Regel bei einer Durchdringung von 50 Prozent einen Shakeout, wenn klar wird, dass die ursprünglichen Prognosen nicht erfüllt werden können. Und dann gibt es den Durchdringungsboom. Das ist genau die Phase, in der wir jetzt sind, in der das Internet von einer Marktdurchdringung von 50 Prozent auf bis 90 Prozent und mehr kommt. Und in genau der Phase gibt es am Aktienmarkt den zweiten Boom. Und dieser wird vom Niveau her deutlich höher sein, als der erste. Allerdings sind auch deutlich weniger Firmen beteiligt. Das gab es bei der Eisenbahn, beim Automobil, beim PC und jetzt beim Internet.

      Frage: Demzufolge sehen Sie trotz der jüngsten großen Kursgewinne noch weiteres Potenzial bei den Internet-Aktien?

      Maydorn: Ja, sicherlich. Der Vorteil im Internet ist, dass neben den großen Markt-Playern, die überleben werden, immer neue Nischen entstehen, in denen sich neue Firmen etablieren können. Das macht die Sache so interessant.

      "Erstaunlich günstig"

      Frage: Derzeit stecken Unternehmen nur 2-3 Prozent des gesamten Werbebudgets in die Internet-Werbung. Sehen Sie hier weiteren Spielraum, und welche Firmen könnten davon profitieren?

      Maydorn: Ich habe aktuell sogar einen in Deutschland gehandelten betreffenden Wert im Fonds: ad pepper. Die Hälfte der Marktkapitalisierung ist durch Cash abgedeckt, und wenn sie das Cash abziehen würden, liegt das KGV bei ca. 10. Das ist schon erstaunlich günstig. Wenn Sie sich überlegen, dass vor wenigen Jahren Internet-Werte mit KGVs von 200-300 gehandelt worden sind, die nun bei einem KGV von 10 niemand mehr will.

      Teuere US-Aktien

      Frage: Sie investieren den Großteil ihres Fondsvolumens in den USA. Schrecken Sie ein immer schwächerer USD und die hohe Verschuldung der Haushalte nicht ab?

      Maydorn: Das ist natürlich ein Problem. Ich glaube auch, dass man kurzfristig beim Euro neue Höchststände sehen wird. Langfristig sehe ich jedoch durchaus Vorteile für den US-Dollar bzw. die amerikanische Wirtschaft.

      Überbewertet: Yahoo und Amazon

      Frage: Vielfach ist die Rede von einer vergleichsweise hohen Bewertung von US-Aktien. Was ist Ihre Meinung dazu?

      Maydorn: Teilweise sind die Titel durchaus zu hoch bewertet; z.B. eine Yahoo und Amazon sehe ich derzeit klar als zu teuer an. Doch Titel aus der zweiten und dritten Reihe werden von den Analysten teilweise gar nicht mehr gecovert und sind jedoch immer noch unterbewertet. In den USA wie auch in Deutschland ist dies der Fall.

      Frage: Haben Sie eine Meinung zum aktuellen Verlauf der deutschen Börsen. Sollten Anleger derzeit beispielsweise ein Investment in DAX-Titel in Erwägung ziehen, oder auf einen eventuellen weiteren Rückschlag warten?

      Maydorn: Einen größeren Rückschlag erwarte ich nicht. Den Anlegern rate ich, in die Schwäche hineinzukaufen. Das ist im Prinzip sicherlich eine Phase, in der man jetzt kaufen muss.

      Wichtigste Grundregel!

      Frage: Was ist Ihrer Meinung nach der häufigste Fehler, den Anleger machen?

      Maydorn: Im Prinzip kann man alle Börsenweisheiten vergessen, wenn man folgende Grundregel einhält: Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen. Wenn jemand, der ein prächtig laufendes Auto und einen ruckelnden Zweitwagen fährt, Geld braucht, verkauft er normalerweise doch auch erst das schwach performende Gefährt. Mit Aktien handeln jedoch die meisten unvernünftigerweise genau umgekehrt.

      Frage: Was machen Sie, um sich von Ihrer Arbeit zu entspannen, was sind Ihre Hobbies?

      Maydorn: Ab und an fahre ich gerne Fahrrad. Ansonsten mache ich in meiner wenigen freien Zeit aber vor allem auch eines gerne: Schlafen.

      Florian Söllner ist Chefredakteur der BLUeBULL AG - Publikationen "BLUeu", "BLUeBULL today" und "Fondsletter". Mehr Info: www.bluebull.com.

      Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

      Quelle: Finanzen.net
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      schrieb am 07.11.03 02:22:46
      Beitrag Nr. 3.972 ()
      Zinswende in Europa eingeläutet

      Briten übernehmen Vorreiterrolle - Märkte haben eine Unterstützung weniger

      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Die "Special Relationship" zwischen den USA und Großbritannien bedeutete bislang meistens, dass der große Bruder USA den Ton angibt und das Inselvolk treu folgte. Das galt auch für die Zinspolitik. Doch nun hat die Bank of England mit der Anhebung der Sätze um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent die Initiative übernommen und die US-Notenbank unter Zugzwang gesetzt. "Die Fed kann jetzt höchstens noch drei bis vier Monate die Sätze auf dem historisch niedrigen Niveau von einem Prozent halten", sagt Colin McInnes, Fondsmanager bei Berry Asset Management in London. "Die Zinsanhebung der Bank von England ist Vorbote einer globalen Zinswende."(.....und eines globalen Aktiencrashs.....:D)

      Tatsächlich dürften die Briten nicht nur der Fed, sondern auch der Europäischen Zentralbank (EZB) den Kurs vorgegeben haben. "Wir hatten bislang immer noch Hoffnungen, dass die EZB die Leitzinsen noch einmal senkt. Nach der Bank von England ist klar, dass der nächste Schritt in Euro-Land nach oben zeigen wird", sagt Stephen Lewis, Stratege bei Monumentum Research in London.

      Auch wenn zwischen den Händlern am Terminmarkt und den Volkswirten ein Dissens über das Ausmaß der Zinsanhebungen besteht, ist doch klar, dass ein genereller Erhöhungszyklus vor der Tür steht. Für Anleger beginnt damit eine neue Zeitrechnung. "Die Märkte müssen jetzt ohne die Zinsunterstützung leben", sagt Lewis.

      Das bedeutet nicht zwangsläufig ein Ende der Aktienrallye, wie der gestrige Donnerstag zeigte. Auch nach der Zinsanhebung der Briten legten die Börsen in Europa weiter zu. Entscheidend ist, mit welcher Geschwindigkeit die Notenbanker an der Zinsschraube drehen und was hinter der härteren monetären Gangart steht. Bekommen die Anleger den Eindruck, dass es bei den Leitzinsanhebungen darum geht, die Wirtschaft vor einer Wachstumsüberhitzung zu schützen, wäre dies positiv für den Aktienmarkt. Sollte sich dagegen die Meinung verfestigen, die Notenbanker erhöhten die Zinsen, um einer Blase an den Immobilienmärkten sowie Währungsturbulenzen und anderem monetären Unheil vorzubeugen, könnte die schöne neue Aktienwelt schnell zusammenbrechen. Mark Cliffe, Stratege bei ING in London, ist Anhänger der ersten These. "Wir werden in Übersee positive Gewinnüberraschungen sehen. Die Fed muss dann die Zinsen anheben, um eine Inflation zu verhindern." Der Experte stellt Anlegern für US-Titel bis zum Ende kommenden Jahres trotz Zinsanhebungen Kursgewinne von durchschnittlich 15 Prozent in Aussicht, für europäische Aktien sieht er sogar ein Potenzial von 18 Prozent. "Auch 1992 hat niemand an einen langfristigen Aufschwung geglaubt. Das kann sich jetzt wiederholen."

      Artikel erschienen am 7. Nov 2003


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      schrieb am 07.11.03 15:42:08
      Beitrag Nr. 3.973 ()
      DEUTSCHE PRODUKTION SCHRUMPFT

      "Wirklich erschreckend und überraschend"

      Regierung und Börsianer reden vom Aufschwung, in der deutschen Industrie aber ist davon nichts zu spüren. Ihre Produktion ist im September erneut eingebrochen - völlig unerwartet.

      Berlin/Frankfurt am Main - Selbst der pessimistischste Analyst hatte einen Anstieg von einem Prozent vorausgesagt hatte, die meisten rechneten gar mit einem Plus von 1,8 Prozent.

      Tatsächlich aber ist die Fertigung im produzierenden Gewerbe im September saisonbereinigt um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat zurückgegangen. Das geht aus Unterlagen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit hervor, die am Freitag veröffentlicht wurden. Die Hoffnung auf einen Konjunkturaufschwung hat sich damit noch nicht in positiven Zahlen niedergeschlagen.

      "Das ist wirklich erschreckend und kommt wirklich überraschend", sagte Gerd Haßel von der ING BHF-Bank zu den Daten. Noch erwartet der Analyst aber einen minimalen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal zum Vorquartal. Der Export sei sehr gut ausgefallen, sagte er.

      Energie-Branche und Konsumgüter besonders schwach

      Die Finanzmärkte reagierten nur kurz auf die Daten, der deutsche Aktienindex Dax gab vorübergehend einen Teil seiner Gewinne ab. Aktienhändler sagten aber, die Hoffnung auf eine Konjunkturwende bestehe weiter.

      Der Rückgang in West und Ost war unterschiedlich stark: In Westdeutschland sank die Gesamterzeugung um 1,1 Prozent, in den neuen Ländern um 2,4 Prozent. Im August hatte die Industrie in Deutschland sogar 3,7 Prozent weniger hergestellt als im Vormonat. Im Ferienmonat August ist ein leichter Rückgang indes normal.

      Besonders hart hat es den Energiesektor erwischt: Hier sank die Fertigung um 4,2 Prozent Konsumgüterproduzenten stellten 3,1 Prozent weniger her. Positiv schnitten die Hersteller von Investitionsgütern ab: Hier stieg die Fertigung um 0,6 Prozent.


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      ...............und als Reaktion darauf, steigt der DAX um 2%. Is` ja auch völlig logisch.:confused:



      H_S(Der wohl mal 4 Wochen Urlaub in der Klaptze machen müsste)


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      US-NOTENBANK

      Greenspan gibt ersten Hinweis auf höhere Zinsen

      Angesichts der starken Wirtschaftsdaten der USA zeigt sich auch Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank optimistisch. Er deutete allerdings an, dass die Zeit der niedrigen Zinsen nicht mehr ewig andauern wird.

      Washington - Angesichts der niedrigen Inflation in den USA könne die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen weiter niedrig halten, müsse aber dennoch wachsam bleiben, sagte Greenspan in einer Rede vor der Securities Industries Association. "Unter diesen Umständen ist die Geldpolitik in der Lage, geduldiger zu sein", sagte Greenspan. In einem großen Teil seiner Rede übte Greenspan erneut Kritik an den wachsenden Budgetdefiziten in den USA. Diese bezeichnete er als Gefahr für einen ansonsten günstigen Konjunkturausblick.
      Das Defizit von derzeit über 500 Milliarden Dollar, das nach Experteneinschätzung bis Ende dieses Jahrzehnts weiter wachsen wird, könne eine spürbare destabilierende Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, so Greenspan. Besorgnisse über einen weiteren Anstieg, der die Zinsen herauftreiben und das Wachstum unterdrücken könnte, machten sich "trotz der kurzfristigen optimistischen" Wirtschaftsaussichten auf den Finanzmärkten bemerkbar.

      Greenspan rief den Kongress dazu auf, auf einen ausbalancierten Haushalt hinzuarbeiten und die Ausgaben zu kürzen. Wenn Unternehmen mehr investieren und mehr Arbeitskräfte einstellen sollten, "dann müssen sie davon überzeugt werden, dass das Wirtschaftswachstum über einen kurzen Zeitraum hinaus aufrechterhalten werden kann", sagte der Zentralbank-Präsident.


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      Avatar
      schrieb am 07.11.03 19:23:48
      Beitrag Nr. 3.974 ()
      Nasdaq 100: KGV von 233!

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Vielleicht liegt es daran, dass ich vor kurzem unser neues Buch noch einmal überlesen habe ... oder vielleicht ist mein Gehirn gewaschen worden ... aber überall, wo ich hinsehe, sehe ich Beweise dafür, dass wir vom Investor`s Daily mit unseren Einschätzungen richtig liegen. Der S&P 500 hat ein durchschnittliches KGV von 33. Beim Nasdaq 100 liegt das KGV bei 233, und das Kurs-UMSATZ-Verhältnis bei 8. Und 20 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes werden durch Schulden der privaten Haushalte finanziert. Und die Schulden liegen – sowohl absolut als auch relativ – auf Rekordniveau. Die Zinseinkommen sind real negativ geworden. Die Regierungsausgaben auf Pump explodieren.

      Diese Liste liest sich wie eine vergleichbare Liste von früheren kollabierenden Investment-Manien. Ich zitiere Andre Gide: "Alles ist schon vorher gesagt worden, aber da niemand zuhört, muss ich zurückgehen und noch einmal von vorne beginnen."

      Ich habe in den letzten Tagen mit unserem Mann in New York, Eric Fry, kommuniziert. Er verwies darauf, dass zwei hochrangige Technologiegesellschaften – Intel und IBM – letzte Woche für das dritte Quartal gute Zahlen präsentiert hatten. Und, noch wichtiger, sie hatten den Ausblick für das vierte Quartal und das kommende Jahr angehoben. "IBM hat seine Anhänger mit der Ankündigung beglückt, nächstes Jahr 10.000 neue Leute einzustellen", so Eric Fry, "aber die Ergebnis-Überraschungs-Euphorie verebbte rasch. Die Intel-Aktien konnten letzte Woche per saldo noch gerade knapp im Plus-Bereich schließen, während IBM nach der Ergebnisveröffentlichung sogar um 4 % durchsackte."


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      Ein interessanter Link: http://www.financialsense.com/stormwatch/update.htm



      H_S
      Avatar
      schrieb am 07.11.03 19:35:08
      Beitrag Nr. 3.975 ()
      Avatar
      schrieb am 10.11.03 11:43:50
      Beitrag Nr. 3.976 ()
      federal-buget-deficit
      von 1980 bis 2003 als Chart
      und ein bischen Englisch zur red-ink

      http://www.economist.com/world/na/PrinterFriendly.cfm?Story_…
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      schrieb am 10.11.03 11:47:23
      Beitrag Nr. 3.977 ()
      hier nochwas zur M3-Kennzahl

      http://www.zealllc.com/2003/m3spx.htm
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      schrieb am 10.11.03 17:49:26
      Beitrag Nr. 3.978 ()
      Automobile
      IAA-Strohfeuer schon wieder erloschen

      10. November 2003 Das Zwischenhoch auf dem deutschen Automarkt nach der IAA ist im Oktober vorerst wieder verpufft. Nun hofft der Branchenverband VDA auf eine schnelle Umsetzung der Steuerreform, um die Nachfrage anzukurbeln.

      Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen sei im vergangenen Monat um vier Prozent auf rund 270.000 Einheiten zurückgegangen, teilte der Verband der Automobilindustrie am Montag in Frankfurt mit. Im September hatten die Zulassungszahlen im Jahresvergleich um vier Prozent angezogen. Der deutsche Markt sei trotz Produktoffensive der Hersteller durch den Reformstau der Politik weiter verunsichert, erklärte VDA-Präsident Bernd Gottschalk die Abwärtsentwicklung. Er forderte Regierung und Opposition auf, die Steuerreform wie geplant vorzuziehen. „Wir müssen Vertrauen schaffen, damit die Kaufbereitschaft wieder zunimmt.“ An seinem verhaltenen Produktionsziel für 2003 hält der VDA fest.

      Experten skeptisch

      Die Flut der in Frankfurt auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) gezeigten neuen Modelle werde sich frühestens im November in den Zulassungszahlen niederschlagen, sagte ein VDA-Sprecher. Der neue VW Golf ist seit Mitte Oktober im Handel, der Opel Astra kommt ohnehin erst im Frühjahr. „Die Signalwirkung ist nach wie vor da", fügte er hinzu. Experten blieben aber skeptisch: „Ich glaube nicht, daß der Motor vor dem Jahresende groß anspringt", sagte ein Analyst der WestLB. „Vor einer nachhaltigen Erholung stehen wir nicht.“ Die Aktien der deutschen Autobauer reagierten kaum auf die Zulassungszahlen und pendelten um ihre Schlusskurse vom Freitag.

      Der Branchenverband erklärte die jüngste Berg- und Talfahrt auch mit den neuen Händlerverträgen im Zuge der zum 1. Oktober 2003 in Kraft getretenen Gruppenfreistellungsverordnung der EU. Die Händler hätten offenbar versucht, möglichst viele Fahrzeuge noch zu den alten Vertragsbedingungen im September zu verkaufen, weil sie auf Grund der Änderungen verunsichert seien. Das habe zu Vorzieheffekten geführt, sagte der VDA-Sprecher. Beide Monate zusammengenommen, seien die Neuzulassungen und Bestellungen um zwei Prozent gestiegen.

      Inlandsbestellungen lassen deutlich nach

      Allein im Oktober brachen die Bestellungen aus dem Inland um zehn Prozent ein, aus dem Ausland gingen nach VDA-Angaben sechs Prozent mehr Aufträge ein. Die Branche profitiert damit weiter vom Export. Von den Personenwagen „made in Germany“ wurden im Ausland mit 324.500 zwei Prozent mehr verkauft als vor einem Jahr. Die Produktion, die im Sommer stark eingebrochen war, habe sich stabilisiert. Im Oktober wurden 459.900 Pkw montiert, ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

      An seinen zurückhaltenden Erwartungen für das gesamte Jahr hält der VDA fest. Die Branche werde zum fünften Mal in Folge rund fünf Millionen Pkw bauen, allerdings wohl etwas weniger als im vergangenen Jahr, sagte ein Sprecher. Bis Ende Oktober liefen in Deutschland knapp 4,24 Millionen Autos von den Fertigungsbändern, ein Prozent weniger als vor Jahresfrist.

      Die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland hinkte mit knapp 2,75 Millionen in den ersten zehn Monaten ebenso um ein Prozent hinter dem Vorjahresniveau her wie der Export. Ins Ausland wurden 2,97 Millionen Pkw aus Deutschland geliefert. Bis zum Jahresende soll ihre Zahl nach VDA-Prognose auf 3,55 (2002: 3,62) Millionen steigen, der Inlandsabsatz soll mit 3,25 Millionen stabil bleiben.

      Ein gemischtes Bild zeigt die Nutzfahrzeugbranche. Während die Zulassungen von Transportern bis sechs Tonnen im Oktober um sieben Prozent auf 16.270 Einheiten nachgaben, legte der Absatz von mittelschweren und schweren Lkw um elf Prozent auf 6800 zu. Insgesamt wurden zwei Prozent weniger Nutzfahrzeuge zugelassen, die Produktion schraubten die Hersteller dagegen dank des guten Exports um 17 Prozent auf 36.500 nach oben.

      Text: Reuters

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      schrieb am 10.11.03 17:56:18
      Beitrag Nr. 3.979 ()
      Konjunktur

      "Eine solche Blase wie jetzt gab es noch nie"

      09. November 2003 Vermögensberater Langen von der Goltz sieht schwarz angesichts der hohen Schulden von Staaten und Privaten.

      Herr Langen von der Goltz, trotz Börsenrally wollen viele Anleger nichts von Aktien wissen. Zu Recht?

      Die Anleger, die 1999 oder 2000 eingestiegen sind, haben sich so erschrocken, daß sie für viele Jahre nicht an die Börse zurückkehren. Die Skepsis ist berechtigt, denn die Erholung der Weltwirtschaft ist nur ein Strohfeuer.

      Warum?

      Wir verdanken den Aufschwung allein der Schuldenmacherei in Amerika. Die Vereinigten Staaten brauchen inzwischen 2000 Milliarden Dollar neue Gesamtschulden, um das Bruttosozialprodukt um 500 Milliarden Dollar zu erhöhen. Das ist so, wie wenn ein Unternehmen für jeden Dollar Umsatz vier Dollar Schulden aufnehmen muß. Noch beängstigender ist die Situation in Japan. Auch Europa hätte gut daran getan, die Maastricht-Kriterien zeitweise auszusetzen. Sich zu Tode sparen ist keine Politik.

      Wir sitzen in der Schuldenfalle?

      Die Weltwirtschaft hat eine Verschuldung aufgebaut, die dreimal so hoch ist wie das Bruttosozialprodukt, mit dem diese Schulden eines Tages zurückgezahlt werden müssen. Eine normale Firma wäre schon längst bankrott. Aber Staaten gehen nicht bankrott, sondern drucken Geld. Die Schuldenkrise wird das Schicksal der Weltfinanzmärkte bestimmen.

      Einen Ausweg gibt es nicht?

      Nur zwei Wege führen aus der Falle: Inflationieren oder bankrott gehen. Die Notenbanken in Amerika und Japan haben sich dafür entschieden, die Wirtschaft in Geld zu ertränken.

      Ist das nicht verhängnisvoll für den Dollar?

      Wir sehen ein nahes Ende der Dollarherrschaft. Die amerikanische Konjunkturlokomotive verheizt heute 80 Prozent aller Weltersparnisse. In diesem Jahr wird Amerika ein Leistungsbilanzdefizit von 600 Milliarden Dollar ausweisen. Aber schon bald wird es niemand mehr geben, der bereit ist, das Defizit zu finanzieren. Wir rechnen damit, daß bald 1,50 Dollar für einen Euro gezahlt werden müssen, vielleicht sogar zwei Dollar. Damit wird der Welt der Geldhahn zugedreht.

      Das bedeutet auch das Aus für den Aufschwung in Asien?

      Asien hängt wie auch Europa am Tropf der amerikanischen Wirtschaft. In dem Moment, wo Euro, Yen und Yuan massiv aufwerten, wird das Wachstum dort beschädigt. Aber daran führt kein Weg vorbei. Asiatische und europäische Produkte müssen für Amerikaner so teuer werden, daß es sich für amerikanische Firmen wieder lohnt, im eigenen Land zu produzieren. Das wird enorme Verwerfungen für die Weltwirtschaft mit sich bringen.

      Die Rally an den Börsen wird bald enden?

      Es ist nicht auszuschließen, daß die Kurse zunächst weiter steigen. Schließlich versuchen Amerikas Notenbank und Regierung mit allen Mitteln, Konjunktur und Aktienkurse am Laufen zu halten. Eine solche Liquiditätsblase gab es noch nie in der Finanzgeschichte. Das ist aber das letzte Aufgebot.:D

      Die Blase wird platzen?

      Die amerikanische Börse ist total überdreht. Die Nasdaq-Papiere sind mit dem achtfachen Buchwert bewertet, der breite Markt mit dem vierfachen Buchwert. Am Ende des Börsendramas 1973/74 wurden die Unternehmen des S&P 500 zum halben Buchwert gehandelt - und keiner wollte die Aktien kaufen. Dabei waren damals die wirtschaftlichen Verhältnisse viel besser als heute. Sie sehen also, was möglich ist, wenn die Aktionäre wieder nüchtern werden.

      Sie halten sich von den Aktienmärkten fern?

      Die Börsen sind noch immer viel zu hoch bewertet. Es ist zu gefährlich, in einem solchen Umfeld stark investiert zu sein. Wir greifen uns in der Börsenrally zwar ab und zu den einen oder anderen Titel, investieren kurzfristig zehn oder 20 Prozent des verwalteten Vermögens und verkaufen nach wenigen Monaten wieder. Kurz: Wir erlauben uns kleine Angriffe an der Börse, um dann schnell wieder in Deckung zu gehen. Das bleibt unsere Strategie für die nächsten Jahre.

      Sie fürchten nicht, daß die Konkurrenz mit üppigen Renditen davonzieht?

      Wir müssen nicht bei jeder Rally dabeisein, sondern wollen dauerhaft überleben. Unsere oberste Prämisse ist, kein Geld zu verlieren. Denn das kann der Kunde alleine. Deshalb haben wir schon frühzeitig auf Anleihen gesetzt und unseren Kunden Verluste erspart.

      Ist es nicht gefährlich, in Ihrem Szenario auf Anleihen zu setzen?

      Auf Dauer sind Renten der Verlustbringer par excellence. Denn die wahrscheinliche Lösung der Schuldenfalle ist in fünf bis sieben Jahren Inflation. Nur so läßt sich das Weltschuldenproblem lösen. Die Amerikaner werden ihre Kredite eines Tages mit wertlosem Geld zurückzahlen. Deswegen besitzen wir nur vorübergehend Anleihen.

      Sie fürchten keine Zinswende?

      Noch ist es nicht soweit. Aufgrund der weltweiten Überkapazitäten bleibt die Deflation weiter das Problem Nummer eins. Da können Sie soviel Geld drucken, wie Sie wollen, schauen Sie nur nach Japan. Von amerikanischen Anleihen lassen wir natürlich die Finger - wegen des Dollar-Risikos.

      Und europäische Anleihen?

      Sie sind noch für einige Zeit ein sicheres Investment. Während der Dollar verfällt, wird der Euro an Stärke gewinnen. In Europa werden die Preise fallen, während sie im Amerika schon steigen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Europäische Zentralbank die Flucht nach vorne ergreift und die Zinsen senkt.

      Ist da nicht Gold der sicherere Hafen?

      Wir gehen davon aus, daß Gold eine große Zukunft hat. Auch die Goldminenhausse steht erst am Anfang. Die meisten Leute haben keine Vorstellung davon, was geschieht, wenn der Dollar als Weltwährung abgesetzt wird. Was soll denn den Dollar ersetzen? Der Euro und der Yen können es nur bedingt, also wird es Gold sein. Ich kann mir in zehn oder zwanzig Jahren Goldpreise von 1000 Dollar und mehr vorstellen. Aber auch die Weltschuldenfalle kann für weitsichtige und flexible Anleger zu einer Goldgrube werden.

      Text: Interview: Catherine Hoffmann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.11.2003, Nr. 45 / Seite 47


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      H_S
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      schrieb am 11.11.03 18:12:42
      Beitrag Nr. 3.980 ()
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      schrieb am 11.11.03 18:16:01
      Beitrag Nr. 3.981 ()
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      schrieb am 11.11.03 18:17:35
      Beitrag Nr. 3.982 ()
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      schrieb am 11.11.03 20:07:13
      Beitrag Nr. 3.983 ()
      10.11.03
      DIW: Schuldenberg wächst 2004 auf über 1,4 Billionen

      Berlin - Die Schulden der Bundesrepublik werden nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) spätestens Mitte 2004 die 1,4-Billionen-Euro-Grenze überschreiten. Am Ende des laufenden Jahres werde der deutsche Schuldenberg auf 1,367 Billionen Euro angewachsen sein, sagte DIW-Finanzexperte Dieter Vesper im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Vesper äußerte die Ansicht, dass die Finanzkrise letztlich "nur durch mehr Wirtschaftswachstum überwunden werden" könne.

      Das Staatsdefizit belaufe sich 2003 auf 4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Kommendes Jahr liege es bei 3,7 Prozent, sagte Vesper. Damit werde die Bundesrepublik auch im kommenden Jahr wieder gegen den EU-Stabilitäts- und Wachstumspakt verstoßen. Der Pakt schreibt den Euro-Staaten vor, dass das Haushaltsdefizit drei Prozent des BIP nicht übersteigen darf.

      Der Bund trägt zusammen mit seinen Sondervermögen den größten Schuldenanteil. Er liegt laut Vesper zum Jahresende bei voraussichtlich 820 Mrd. Euro. Für die Länder errechnete das DIW 425 Mrd. Euro, für die Gemeinden 115 Mrd. Euro. Weitere sieben Mrd. Euro entfallen den Angaben zufolge auf die Sozialversicherungen.

      Damit der Staat wieder handlungsfähig werde, müssten die Defizite abgebaut werden, betonte der DIW-Wissenschaftler. Langfristig bereiteten vor allem die Zinslasten große Sorgen, denn ein Fünftel der Steuern stehe nicht für die Infrastruktur oder auch für soziale Zwecke zur Verfügung. ... (Welt, 10.11.03)







      Das süße Gift der Kredite

      Die Privatverschuldung steigt - Deutschland ist im Begriff, die Fehler der USA zu wiederholen. Warum ein Boom auf Pump langfristig schadet

      von Jeremy Rifkin

      ... Ein genauer Blick auf die deutsche Wirtschaft zeigt einen störenden Trend, eine unheimliche Erinnerung an das, was in den USA während des Booms der späten neunziger Jahre passierte. Wir dachten nach der tiefen Rezession Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre ebenfalls, wir seien auf dem Weg der Besserung. 1995 begann die amerikanische Volkswirtschaft, sich zu erholen. Unsere Politiker und Wirtschaftsführer sprachen atemlos von einem "amerikanischen Wunder", und einige Wirtschaftsforscher prognostizierten gar ein Ende der traditionellen Konjunkturzyklen. Es schien, als hätten die USA einen Weg gefunden, praktisch unbegrenztes Wachstum sicherzustellen. Ende der Neunziger war die Arbeitslosenquote auf vier Prozent gesunken und der Dow-Jones-Index hatte die 10 000er-Marke durchbrochen. Konnte noch irgendjemand an dieser amerikanischen Erfolgsstory zweifeln?

      In der Rückschau wissen wir heute, dass die Dinge nicht ganz so waren, wie sie damals gezeichnet wurden. Ein Großteil des so genannten amerikanischen Wirtschaftswunders der späten neunziger Jahre, einschließlich der zeitweiligen Beschäftigungsblase, war reine Illusion. Es waren nicht so sehr Amerikas überlegene Management-Tugenden, unternehmerische Fähigkeiten und Produktivitätszuwächse, die die Expansion beflügelten, sondern eine noch nie da gewesene Ausweitung der Konsumentenkredite. Nur sie erlaubten den Amerikanern, auf ausgedehnte Einkaufstouren zu gehen. Das amerikanische Wunder beruhte in erheblichem Umfang auf Pump.

      ... Die Explosion der Verbraucherausgaben brachte den Leuten für einige Jahre wieder Arbeit, weil sie all die Güter produzieren und Dienstleistungen erbringen durften, die auf Kredit gekauft wurden. Das Ergebnis war, dass die Sparquote der privaten Haushalte zwischen den frühen 90ern und 2001 von rund acht auf etwa zwei Prozent sank.

      Es scheint so, als ob Deutschland in den gleichen Schlamassel tappt. In den 90ern haben sich die Schulden der privaten Haushalte nahezu verdoppelt. Laut OECD beliefen sich die Verbindlichkeiten aller deutschen Haushalte im Jahr 2001 auf 112 Prozent des Gesamteinkommens. Zehn Jahre zuvor waren es noch 85 Prozent. Die Durchschnittsverschuldung deutscher Privathaushalte beträgt mittlerweile 40 000 Euro. Und wie in den USA sinkt die Sparquote. 1991 betrug sie noch gut 13 Prozent, heute nur noch 10,3 Prozent. Das bedeutet einen Rückgang der Sparleistung um ein Fünftel in nur einer Dekade. Schlimmer noch: 51 Prozent der Deutschen verfügen über gar keine Ersparnisse.

      ... Eine analoge Situation gab es in den USA schon einmal, Mitte der zwanziger Jahre. Wie die heutige Zeit waren die Zwanziger eine Periode heftiger technischer Veränderungen. Elektrizität ersetzte in fast allen bedeutenden Branchen die Dampfkraft und steigerte die produktiven Kapazitäten Amerikas gewaltig. Die Produktivitätszunahmen gingen jedoch nicht mit einer kräftigen Anhebung der Löhne einher. Stattdessen blieben die Lohnsummen ziemlich stabil, weil viele Arbeiter durch billigere und effizientere Maschinen ersetzt wurden. Ende der zwanziger Jahre arbeitete die amerikanische Industrie in den meisten Schlüsselsektoren der Wirtschaft nur noch mit 75 Prozent Kapazitätsauslastung. Die Früchte dieser neuen Produktivitätsgewinne waren nicht breit genug unter den Arbeitern verteilt worden, der Konsum erhöhte sich nicht, Händler blieben auf ihren Waren sitzen. Besorgt über die zu geringe Verbrauchernachfrage vergaben der Bankensektor und der Einzelhandel billige Ratenkredite, um so die Arbeiter zum Kaufen zu ermuntern und die Wirtschaft in Gang zu halten.

      Kaufen per Ratenzahlung war verführerisch, und für viele wurde es zur Sucht. Binnen nicht einmal zehn Jahren verwandelte sich eine Nation hart arbeitender und bescheidener Amerikaner in ein hedonistisches Volk, das auf ständig neuen Wegen sofortige Befriedigung anstrebte. Zur Zeit des großen Börsen-Crashs wurden 60 Prozent der Radios, Autos und Möbel in den USA per Ratenkredit gekauft. Ende 1929 waren die Verbraucherschulden so hoch, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Selbst die Hausse an den Börsen beruhte auf Rekordkäufen von Aktien über so genannte Margin Accounts - das heißt, die Aktienkäufer machten, wenn sie Wertpapiere erwarben, nur eine Anzahlung auf das Konto eines Brokers und hinterlegten die Wertpapiere. Schließlich brach das Ganze wie ein Kartenhaus zusammen.

      ... Amerikanische Hersteller berichten, dass sie im Oktober 2003 nur 73 Prozent ihrer Kapazitäten genutzt haben. Wieder einmal sind in den USA Konsumentenkredite zu einer Art Allheilmittel geworden, einer Methode, die Wirtschaftsmaschine in Gang zu halten, zumindest für eine gewisse Zeit. Verbraucherkredite legen jährlich um erstaunliche neun Prozent zu, und gleichzeitig steigt die Zahl privater Insolvenzen.

      Während die Baisse des Jahres 2000 den Wohlstand von 50 Prozent der Bevölkerung, die Wertpapiere besaßen, erheblich reduzierte, konnten viele Amerikaner sich - trotz der Entlassungen - sanieren, indem sie von den niedrigen Zinsen profitierten und ihre Hypotheken umschuldeten. Die Refinanzierung der Eigenheim-Hypotheken und die Stimulierung durch Steuersenkungen pumpen jährlich 300 Milliarden Dollar in die Wirtschaft. Diese Bargeldspritze versickert jedoch schnell. Und mit zunehmender Verschuldung über Kreditkarten fragt sich jeder in der Wall Street: Wo kommt das ganze Geld her, das die Verbraucherausgaben hochhält?

      ... Noch unheilvoller dürfte für Millionen Amerikaner, die mit Rekordschulden belastet sind, die Tatsache sein, dass selbst eine kurzfristige Arbeitslosigkeit sie in die Katastrophe führen kann. Nach einer Gallup-Befragung aus diesem Jahr sagen vier von zehn Amerikanern, sie könnten ohne Job lediglich rund einen Monat durchhalten, bevor sie "erhebliche finanzielle Härten in Kauf nehmen" müssten.

      ... Doch die USA und Deutschland sind nicht die einzigen Länder, die in die Konsumenten-Schuldenfalle tappen. Auch in Großbritannien wurden die Verbraucherkredite mächtig ausgeweitet, um die Wirtschaft zu stärken. Kurzfristig war diese Politik erfolgreich. Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien ist eine der niedrigsten auf der ganzen Welt. Das Problem ist, dass das britische Wirtschaftswunder wie das der USA weniger mit cleverem Management und stromlinienförmiger Regierungskunst zu tun hat als mit großzügigen Krediten und steigenden Schulden. Die Verschuldung der Haushalte hat eine Rekordsumme von 1,4 Billionen US-Dollar erreicht. Der Durchschnittsbrite gibt zurzeit 120 bis 130 Prozent seines Jahreseinkommens aus und benutzt dabei die gleichen Kreditinstrumente, in die die Amerikaner so vernarrt sind: Kreditkarten, Refinanzierung durch Hypotheken, Verbraucherkredite und Kontoüberziehungen. Die britischen Konsumenten erfreuen sich des zweifelhaften Ruhms, dass ihre privaten Schulden noch schneller steigen als die der Amerikaner.

      Dies ist denn auch die Warnung: Wenn in Deutschland die private Sparquote weiter von zehn Prozent gegen null sinkt, wie es in den USA geschehen ist, könnte das kurzfristig zu Wirtschaftswachstum und einem Sinken der Arbeitslosigkeit führen. Millionen Menschen, die - auf Kredit - Geld ausgeben, würden zwar Millionen deutschen Arbeitern wieder Jobs verschaffen, um die Güter zu produzieren und die Dienstleistungen zu erbringen, die auf Kredit gekauft werden. Doch dem US-Vorbild zu folgen brächte nur kurzfristig Besserung - dafür aber die Gefahr einer langfristigen Periode noch größerer ökonomischer Instabilität. Die Kreditausweitung könnte an ihre Grenzen stoßen, die Verbraucher in Zahlungsverzug geraten und die Volkswirtschaft in eine Abwärtsspirale stürzen. Genau das passierte in den USA Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre.

      Übersetzung: Bruni Lenkheit (Wams, 9.11.03)

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      Avatar
      schrieb am 13.11.03 19:53:25
      Beitrag Nr. 3.984 ()
      Roland Leuschel

      Neue Höchstpunkte vor der fälligen Korrektur oder Crash oder noch mehr?

      Seit ein paar Wochen und verstärkt seit Ende Oktober sage ich eine deftige Korrektur an den Aktienmärkten voraus. Das Gegenteil ist bisher eingetreten: Der Dax erzielte am 7.11. ein neues Jahreshoch (3.814) und liegt damit 73% über seinem Jahrestief vom März d.J. (2.002). Jubel, Trubel, Heiterkeit bei den Aktionären und in den Medien (Beispiel: Die Welt vom 4.11.03: « Glückssträhne der Investoren hält an » oder FAZ vom 7.11. « Nichts ist wahrscheinlicher als die Fortsetzung des Trends » (Staud) – Der Nasdaq Composite Index, der schon sein Tief im Oktober letzten Jahres mit 1.108 gesehen hat und jetzt bei 1.983 liegt, sollte in den nächsten Monaten noch auf 2.730 Punkte, d.h. um weitere 40%, steigen. Ich könnte Ihnen noch viele, viele solcher Meinungen zitieren, begnüge mich aber mit zwei Feststellungen : Erstens die von « The Investors Intelligence » errechneten Sentiments-Faktoren zeigen, dass mehr als 50% der Anleger in den USA seit 26 Wochen ununterbrochen « bullish » sind, ein neuer Rekord, seitdem diese Erhebung vor 40 Jahren begann. Zweitens wurden für einen Sitz an der NYSE zwei Millionen Dollar bezahlt, ebenfalls ein neuer Rekord seit dem Crash vom Frühjahr 2000, obwohl wirklich dunkle Wolken über die amerikanische Börse ziehen (Skandale erfassen jetzt auch die Investmentfondsbranche).

      « Die Fed ist dabei, ihre Schlacht zu verlieren », stellt der Börsenbrief Elliott Wave Financial Forecast fest und weist daraufhin, dass die M3 Geldmengenzahlen regelrecht zusammengebrochen sind. Obwohl bei der Fed die Notenpressen heisslaufen und sie die Märkte mit Liquidität überschüttet, sind die Commercial und Industrial Loans seit 2000 im freien Fall. Es wird eine Deflation befürchtet mit den entsprechenden schrecklichen Folgen für die Wirtschaft und die Märkte. Seit einigen Monaten werden nur noch zwei Arten von Krediten vom Bankensektor abgerufen: Staatskredite, und die letzten Schätzungen gehen von einem Defizit für das laufende Haushaltsjahr von über 600 Mrd. Dollar aus, sowie Verbraucherkredite, die entweder direkt in den Konsum gehen oder in den Aktienmarkt (margin debt) und in Immobilienmarkt. Letztere befinden sich nach allen fundamentalen Bewertungskriterien im Zustand einer gefährlichen Blasé.

      Der Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas, Robert McTeer, der auch FOMC-Mitglied ist, hat am Dienstag den 11.11. die Öffentlichkeit beruhigt und gesagt, « er sehe keine Deflationsgefahren und es gäbe keine Anhaltspunkte für die Befürchtung, dass die aktuelle Politik irgendwann zum Aufbau von Inflationsdruck führen könnte ». Er fügte in Bezug auf die Perspektiven der US-Konjunktur noch hinzu: « Mein Ausblick ist sehr positiv ». Auch in Europa sind die Konjunkturerwartungen positiv, und der ZEW-Index legte im November auf 67,2 zu, gegenüber 60,3 im Oktober. Boerse Online erwartet « endlich wieder eine heisse Einkaufs-Weihnacht ». Dies kann man natürlich nicht ausschliessen, zumal die US-Verbraucherkredite im September um 12,1% gegenüber August gestiegen sind und jetzt fast 2.000 Milliarden Dollar erreichen. Man überlege, die amerikanische Gesamtverschuldung hat die 300% Grenze des Bruttosozialproduktes überschritten, und der amerikanische private Haushalt zeichnet sich nicht nur durch eine gegen 0% tendierende Sparquote aus, sondern auch durch die höchste Verschuldung. Und dennoch scheint er einen Heisshunger auf Konsum zu kennen, der alle Grenzen sprengt. Die ganze Welt erwartet, dass gerade der amerikanische Konsum weiterhin kräftig expandiert und damit nicht nur die amerikanische Wirtschaft in Schwung hält, sondern auch die Weltkonjunktur auf Trab bringt.

      Fazit: Ich bleibe bei meiner Meinung, das wird böse, sehr böse enden. Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit erreicht nun 5% des BSP, und sowohl Japan als auch China liefern reale Produkte und Dienstleistungen nach Amerika und erhalten dafür gedrucktes Papier. Insgesamt haben sich jetzt über 1.000 Milliarden Dollar amerikanische Staatsanleihen in den asiatischen Zentralbanktresoren angehäuft. Es rollt eine riesige Inflationswelle auf uns zu, wir können aber noch ein kurzfristiges Deflationsintermezzo erleben. Ich halte an meinem Szenario fest und schliesse nach wie vor eine Weltwirtschaftskrise II nicht aus. Ich empfehle nach wie vor einen Grossteil Ihres Portefeuilles auf Goldbasis zu legen, denn sowohl bei einer Schuldendeflation als auch bei einer riesigen Inflationswelle wird der Goldpreis weit über die 1.000 Dollargrenze steigen. Der Tag, an dem das allgemeine Vertrauen in den US-Dollar schwindet, ist näher, als sie glauben. Und vergessen Sie nicht die Worte des auch am 29. November in München sprechenden Amerikaners Harry Schultz: « If you panic, panic first ! » Und die Panik wird kommen !

      Roland Leuschel



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      Avatar
      schrieb am 13.11.03 22:47:38
      Beitrag Nr. 3.985 ()
      Die Bürger von Squanderville

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Bürger der imaginären Stadt Squanderville – so nennt Investmentlegende Warren Buffett in einem Artikel im Fortune-Magazin die USA – sind ein glückliches Volk. Sie glauben an glückliche Dinge; es kümmert sie nicht, dass die Dinge, an die sie glauben, unmöglich sind.

      Nach fast 20 Jahren meist fallender Zinssätze ... und meist fallender Inflationsraten ... und meist steigender Aktien- und Immobilienpreise glauben die Leute mittlerweile, dass die Welt in Squanderville so funktioniert. Und weil die Zinsen meistens fallen, und die Immobilienpreise meistens steigen, denken sie sich, dass sie sich wenig Sorgen machen brauchen.

      Selbst die Profis in Squanderville waren sich niemals so sicher: Eine Umfrage unter Volkswirten der großen Brokerhäuser fand heraus, dass 100 % von ihnen mit steigenden Aktienkursen in den nächsten 12 Monaten rechnen. Und Immobilien? Wer glaubt schon, dass die Immobilienpreise fallen werden?

      Nun, Michael Vaupel glaubt das. Er ist Chefredakteur des Börsenbriefs "Optionsschein-Profits".

      Er rechnet damit, dass die Immobilenpreise fallen werden, wenn die Zinsen steigen. Höhere Zinssätze bedeuten höhere monatliche Belastungen. Und da in den USA nur wenig Leute zusätzliche Kapazitäten in ihren monatlichen Budgets übrig haben, werden höhere Hypothekenzahlungen (in den USA haben viele Leute Hypothekendarlehen mit flexiblem Zinssatz gewählt) es schwierig machen, höhere Preise für Immobilien zu zahlen. Das wird das allgemeine Preisniveau bei den Immobilien drücken, genauso wie niedrige Zinsen es nach oben gedrückt haben.

      Kurioserweise erwarten die gleichen Volkswirte, die mit höheren Aktienkursen rechnen, auch, dass die Fed bis Mitte 2004 die Zinsen erhöhen wird. Australien und Großbritannien haben ihre Leitzinsen bereits erhöht; sie denken deshalb, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis die USA folgen würden. In ihren simplen Gehirnen haben die niedrigen Zinssätze der Fed eine "Erholung" produziert, die die gleiche Qualität wie alle früheren Erholungen hat. Sie glauben, dass das übliche Trendmuster folgen wird: Höhere Beschäftigtenzahlen, höhere Preise, und höhere Zinsen.

      Nicht, dass sie sich besondere Sorgen machen würden. Denn die Volkswirte von Squanderville erwarten, dass die Erholung mehr Jobs und höhere reale Einkommen produzieren wird, mit genug Kraft durch zusätzliche Gewinne, um den Anstieg der Zinsen überkompensieren zu können.

      Ich denke, dass sie gerade in diesem letzten Punkt enttäuscht werden. Denn es ist zwar schön und gut, positiv zu denken und glücklich Geld auszugeben, aber es sind Ersparnisse und Investitionen, die reale Jobs und reale Gewinne produzieren. Aber wenn die Leute in Squanderville ihre Hypotheken erhöhen, um weiter konsumieren zu können, dann geht ein großer Teil des Geldes in eine andere Stadt – Buffett nennt sie Thriftville (und vielleicht meint er damit China).

      Sind die Wirtschaftszahlen wirklich so gut?

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris

      Eine Reihe von Volkswirten beginnt, die sogenannten positiven wirtschaftlichen News genauer in Frage zu stellen. "Wir hassen es, Spielverderber zu sein", so David Rosenberg von Merrill Lynch am Dienstag gegenüber Yahoo! News, "aber wie kann der Arbeitsmarkt als stark bezeichnet werden, wenn die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden im Baubereich um 0,1 % und im produzierenden Gewerbe um 0,2 % zurückgegangen ist?"

      "Insgesamt ist das berühmte Glas für mich immer noch halb leer", so stimmt Stephen Roach von Morgan Stanley zu. "Für eine an Ersparnissen knappe, überschuldete und arme Volkswirtschaft denke ich weiterhin, dass es zu früh ist, Entwarnung zu geben."

      "Ich bin kein nervöser Bär", so mein Freund Bob Prechter, der noch weiter geht, "aber ich bin der Ansicht, dass sich hier eine im Leben einmalige Bären-Einstiegsmöglichkeit bietet. Die Muster, Zyklen und technischen Indikatoren sprechen eine erstaunlich eindeutige Sprache. Dass alle Indikatoren so für eine Richtung sprechen, ist doch eigentlich der Traum eines jeden Analysten."

      "Ich hatte das Glück, bis jetzt schon zwei solcher Perioden miterlebt zu haben", so Prechter weiter. "Das erste Mal war 1975 bis 1984, als die Furcht regierte. Aber die Aktienkurse steigen, und die Blue Chips explodierten. Das zweite Mal war von 1998 bis jetzt, als die Euphorie regierte. Aber gerade das führte zu dem folgenden Bärenmarkt."

      "Das Komische an beiden Perioden ist die unglaublich lange Zeit, die beide angehalten haben. 300 Jahre Aktienmarktdaten zeigen nichts Vergleichbares. Extreme technische Bedingungen, die normalerweise innerhalb von Wochen zu einem Trendwechsel führen, hielten Monate, und die, die normalerweise Monate dauerten, dauerten Jahre."

      "Wenn dieser Bärenmarkt schließlich vorbei sein wird", prognostiziert Prechter, "dann wird sich fast keiner mehr an die Stimmung erinnern, die im Sommer 2000, im Frühjahr 2001, im Frühjahr 2002 und im Sommer 2003 existierte. Der S&P 500 und der Nasdaq werden Indizes sein, die lange gefallen sind, mit ein paar Rallys auf dem Weg. Und die Historiker werden sich wahrscheinlich nicht vorstellen können, dass die Investoren während dieser Rallys besonders bullish gewesen sein könnten."

      Also ... was hat diesen "Schein-Boom" wirklich verursacht? Im Frühsommer wuchs in den USA die Geldmenge mit einer phänomenalen Jahresrate von 22 %. Auch die Staatsausgaben boomten – zum größten Teil im Zusammenhang mit dem Krieg gegen den Irak. Innerhalb von 18 Monaten verwandelte sich der amerikanische Haushaltsüberschuss in das größte Defizit der Geschichte – ein Schwung von einer Dreiviertel Billion (!) Dollar.

      Und dann ... was wird als nächstes passieren? Wird die US-Regierung noch größere Haushaltsdefizite anpeilen? Werden die Leitzinsen ein 14. und ein 15. Mal gesenkt werden ... auf Null? Wird die Geldmenge mit 50 % pro Jahr wachsen?

      Was wird die Wirtschaft in den vor uns liegenden Monaten stimulieren? Ich weiß es nicht. Aber ich stelle fest, dass der Zuwachs der Geldmenge ... und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ... beide fallen. Und die Hypothekenzinsen beginnen zu steigen ... oh, là là ...

      Amerika hatte seit 50 Jahren keinen nationalen Kollaps bei den Immobilienpreisen mehr. Aber es gab regionale Bärenmärkte bei Immobilien. In New York City fielen die Preise um 8 %, und sie brauchten 10 Jahre, um sich zu erholen. In Boston fielen die Preise um 6 %, und sie kamen 6 Jahre lang nicht auf dieses Niveau zurück.

      Natürlich haben sich in Japan die Immobilienpreise immer noch nicht von ihrem Kollaps erholt, der unmittelbar nach dem Start des Bärenmarktes am Aktienmarkt im Januar 1990 begann.

      Ich wäre nicht überrascht, wenn die US-Immobilienpreise um bis zu 30 % fallen würden. Was würden Sie machen, wenn Ihr Haus plötzlich 30 % weniger wert ist, als sie dafür bezahlt haben? Die meisten Leute würden einfach still bleiben und das aussitzen. Sie sind zuversichtlich, dass sich die Immobilienpreise wieder erholen werden ... genau wie der Aktienmarkt. "Man sollte nicht verkaufen, wenn die Preise im Keller sind", würden die Nachbarn sagen.

      Aber die Leute verkaufen ihre Häuser oft, weil sie es müssen. Sie trennen sich, verlieren ihre Jobs oder finden woanders bessere Jobs. Dann sind sie gezwungen, zu verkaufen, und der Verkaufspreis – selbst wenn es ein Notverkauf ist – ist eine neue Richtschnur für die Preise der Häuser der gesamten Nachbarschaft.

      Nun, der Asienexperte Mac Faber denkt übrigens, dass wir nicht weit davon entfernt sind, die Baubeginne von Häusern in China als Maß für die globale wirtschaftliche Aktivität zu messen. In einem Interview meinte Faber, dass dies eine Folge der Bevölkerungszahlen sei. Der Journalist, der Faber interviewte, meinte:

      "Faber betonte, dass der Schweizer Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade sehr hoch sei – aber der geringste Zuwachs beim chinesischen Pro-Kopf-Verbrauch von Schokolade würde die gesamte Schweizer Schokoladennachfrage klein aussehen lassen. Ein kleiner Wechsel bei den Konsumgewohnheiten einer Nation von fast 1,3 Milliarden Menschen schafft das. Dasselbe gilt für Holz, Getreide, Öl, Kupfer, Aluminium und alles andere. Man kann das Pro-Kopf-Einkommen dieser Nation, die viermal mehr Einwohner als die USA hat, in 10 Jahren verdoppeln, in 20 Jahren vervierfachen. Es ist jede Menge Platz für fortgesetztes Wachstum ..."

      "Die Amerikaner werden sich von der Hegemonie verabschieden, bevor sie gelernt haben, wie man dieses Wort buchstabiert." Mehr von Dr. Faber in einem Gastartikel, siehe unten ...

      Zu viele Schatzjäger

      von Dr. Marc Faber

      Die Investment-Management-Industrie ist in den meisten Industriestaaten ein großer Sektor der Volkswirtschaft geworden. Und die Beträge, die zu Anlagezwecken rund um die Welt eilen, übertreffen die Beträge, die durch reale Handelsströme entstehen, um ein Vielfaches. Denken Sie nur einmal darüber nach, dass in den USA die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe auf den niedrigsten Stand seit den 1950ern gefallen ist, während die Schulden als Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Rekordniveau stehen und weiter steigen, und auch der Anteil der Marktkapitalisierung des Aktienmarktes am BIP steht nahe Rekordwert.

      Einfach gesagt – die USA scheinen weniger Güter zu produzieren, aber einen zunehmenden Berg an Papiergeld, und das immer schneller. Diese Trends führen zu einem im Vergleich zur realen Wirtschaft überproportionalen Wachstum der Finanzmärkte. Wenn das so weitergeht – und ich bezweifle, dass das für immer so weiter geht – werden die westlichen Industrienationen nur noch sehr wenig (als Anteil am BIP) selbst produzieren, aber eine immer größer werdende Armee von Finanz-Zauberern wird ihre Tage mit dem Handeln von Finanzinstrumenten wie Aktien, Anleihen, Optionsscheinen und so weiter verbringen!

      Wie nachhaltig ist so ein Trend, wenn die Finanzmärkte selbst keinen Reichtum schaffen, sondern nur ein Nebenprodukt von der Produktion von Reichtum in der realen Wirtschaft sind? Das mag eine kontroverse Frage sein, aber lassen sie uns für einen Moment zwei Volkswirtschaften vergleichen. In der ersten Volkswirtschaft arbeiten die Leute in Fabriken und im Dienstleistungssektor, und sie investieren ihre Ersparnisse, um die Produktion zu verbessern. In dieser Wirtschaft ist die Finanzwirtschaft nur ein Lotse, der die Ersparnisse zu den Investitionen leitet. In der zweiten Volkswirtschaft hat die gesamte Bevölkerung das Arbeiten größtenteils aufgegeben, stattdessen handeln sie 24 Stunden pro Tag mit Finanzanlagen.

      Es ist leicht zu sehen, dass beide Volkswirtschaften Vollbeschäftigung und "Wachstum" haben könnten. Aber realer Reichtum kann nur in der ersten Volkswirtschaft geschaffen werden, die Güter und Dienstleistungen produziert; die pure Finanzmarkt-Volkswirtschaft kann nur Papiergeld oder imaginären Reichtum produzieren, der langfristig nicht nachhaltig sein würde.

      Ich sage nicht, dass die USA schon den Fall der zweiten Volkswirtschaft erreicht haben. Ich stelle nur einige Dinge fest: Eins der Symptome für eine Volkswirtschaft, die "künstlichen Reichtum" durch eine Inflation bei Vermögenswerten schafft, ist ein schwacher Trend der eigenen Währung. Mit anderen Worten: Je länger die Fed versucht, die US-Wirtschaft durch eine Inflation bei Vermögenswerten (Aktien, Immobilien) und eine Politik des ultraleichten Geldes (Niedrigstzinspolitik) anzukurbeln, desto länger können wir erwarten, dass der Dollar weiter fallen wird.

      Aktien steigen langfristig nicht immer. Die Realität ist, dass die meisten Gesellschaften langfristig nicht mehr bestehen, und dass die Investoren kontinuierlich nach neuen Gesellschaften, Regionen, Sektoren und Vermögensklassen im Investment-Universum suchen müssen.

      Im heutigen Investment-Klima haben die Fondsmanager, die meine Bedenken über die US-Wirtschaft teilen, nur zwei Möglichkeiten, wenn sie mit einem steigenden Aktienmarkt konfrontiert werden. Sie können entweder ihre defensive Strategie beibehalten (hohe Bargeldbestände und das Halten von Aktien mit einer niedrigen Volatilität) und ihre Jobs und Bonuszahlungen und den Verlust von ungeduldigen Kunden riskieren, weil sie für eine lange Zeit schlechter als der Markt abschneiden werden; oder, trotz ihrer bearishen (pessimistischen) Einschätzung können sie Aktien mit dem stärksten Momentum kaufen – und das sind auch oft die Aktien mit den schwächsten Bewertungen (in den letzten 6 Monaten waren es Hightech-Aktien). Und damit können sie eine gute Performance erzielen.

      Sie als Leser werden sicher leicht sehen, welche Wahl die meisten Fondsmanager getroffen haben. Ehrlich gesagt tun mir meine Freunde in solchen Situationen leid, denn sie müssen wider besseres Wissen Aktien kaufen, um mit der Performance des Marktes mithalten zu können – und um ihre Jobs behalten zu können. Aber das ist eigentlich völlig gegen ihre eigene fundamentale Analyse und Einschätzung.

      Es mag harsch klingen, aber die gesamte Finanzindustrie ist wie ein großes Bordell. Die Broker pushen Aktien, von denen sie nichts wissen, nur deshalb, weil die gerade laufen. Und weil ihnen das dann schöne Provisionen bringt. Die Analysten empfehlen Aktien nicht notwendigerweise deshalb, weil die Fundamentals gut sind, sondern deshalb, weil diese Aktien in letzter Zeit gestiegen sind und andere Analysten die auch empfehlen. Und die Fondsmanager werden von den Bordellbesitzern dazu gezwungen, Sektoren, die gerade laufen, zu kaufen – denn das befriedigt die Kunden des Bordells.

      Ich möchte betonen, dass ich zwar kritisch in Bezug auf das Finanzsystem und die Finanzindustrie bin – dass ich aber nicht kritisch in Bezug auf die meisten der sehr brillanten Fondsmanager, Analysten und Volkswirte bin. Ich bin wirklich beeindruckt von der Qualität der Analyse, der Breite des Wissens und von den Persönlichkeiten, die ich in der Finanzindustrie getroffen werden. Aber leider zwingt das rücksichtslose Gelddrucken der Fed diese Leute dazu, oft wider besseres Wissen Aktien zu empfehlen, die ihnen eigentlich fundamental gar nicht gefallen.

      Für meinen Geschmack sind die westlichen Finanzmärkte zu groß, verglichen mit der realen Volkswirtschaft. Und es gibt auch zu viele smarte Leute und Schätzjäger in der Finanzindustrie, die es für den durchschnittlichen Anleger schwierig machen, eine gute Performance zu erzielen.

      Die Bewertungen bleiben extrem hoch, und die alten Favoriten unter den Aktien sind die neuen. Das ist ein Symptom dafür, dass wir nur eine Bärenmarkt-Rally im langfristigen Abwärtstrend sehen, und nicht den Beginn eines neuen Bullenmarktes. Die alten Favoriten werden irgendwann wieder enttäuschen, so wie das bei der Spekulationsblase, die 1973 platzte, bei Eastman Kodak, Polaroid und Xerox der Fall war.

      Ich glaube nicht, dass das derzeitige Umfeld gute Einstiegsmöglichkeiten bietet. Wenn die Korrektur nicht jetzt kommt, dann wird sie später wahrscheinlich noch stärker ausfallen – und deshalb sollte man darauf vorbereitet sein, erst in den nächsten 12 bis 18 Monaten einzusteigen.


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      schrieb am 13.11.03 23:12:17
      Beitrag Nr. 3.986 ()
      Oh, ... es ist nicht einfach

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Oh, liebe(r) Leser(in) ... es ist nicht einfach.

      Die Presse ... die Schlagzeilen ... Ihre Nachbarn ... Volkswirte ... Broker ... Analysten ... vielleicht sogar Ihr Ehepartner(in) – fast jeder im gesamten finanziellen System sagt Ihnen, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Es steht auf den ersten Seiten der Zeitungen, wie in USA Today: "Neue Daten weisen auf mehr Arbeitsplätze hin ..."

      Es hat einen "Wetterwechsel" gegeben, sagen sie. Jetzt denkt jeder, dass der schöne Himmel und vorteilhafter Wind sie überall dahin bringen werden, wohin so wollen – zu Reichtum ohne Mühen, Gewinne ohne Schmerz, und jeden Abend Essen gehen. Schulden? Keine Sorge deshalb, sagen sie. Zumindest die US-Wirtschaft ist so dynamisch, so prosperierend, so innovative – die Amerikaner werden sich schon ohne Schweiß aus den Schulden herausarbeiten können.

      Wie kann das sein, liebe(r) Leser(in)? Gestern schrieb ich, dass in den USA die Schulden sechsmal so schnell wie die Einkommen wachsen. Im September haben sich die Verbraucherschulden um 15,1 Mrd. Dollar erhöht – was die Gesamtschuld auf 1,97 Billionen (!) Dollar gebracht hat. Wie arbeitet man sich aus den Schulden heraus, wenn man für jeden Dollar mehr Einkommen 6 Dollar neue Schulden macht? Der Betrag, den die amerikanische Nation dem Ausland schuldet, ist 3 Billionen Dollar größer als der Betrag, den die Ausländer den USA schulden. Und dieser Betrag wächst pro Jahr um eine halbe Billion Dollar, dank einem Handelsbilanzdefizit, das 10 Mal so groß ist wie vor 10 Jahren. Als Prozentsatz am BIP haben die amerikanischen Schulden schon Rekordwerte erreicht. Für fast 100 Jahre lag das Verhältnis von gesamten Schulden zu BIP zwischen 120 und 160 %. Nur 1929 wurde das Verhältnis grotesk ... als es 260 % erreichte. Und raten Sie mal, wo es heute steht? Bei über 300 %, und es wächst weiter (Anmerkung: Dabei sind alle Schulden, also auch die privaten, berücksichtigt).

      Ja, das BIP ist zuletzt um mehr als 7 % pro Jahr gewachsen. Ja, die Produktivität ist um mehr als 8 % gestiegen. Und ja, die jüngsten Zahlen zeigen, dass die Beschäftigung steigt.

      Aber diese paar Informationen sind nicht mehr als zufälliger Lärm. Die Beschäftigtenzahlen mögen steigen – aber verglichen mit dem Anstieg, den sie bei jeder der letzten Wirtschaftserholungen geschafft haben, ist dieser Anstieg lächerlich.

      Und im nächsten Monat könnte die Beschäftigtenzahl auch schon wieder fallen. Und eine genaue Untersuchung würde zeigen, dass die Zahlen zum Produktivitätswachstum so täuschend und bedeutungslos sind wie eine Wahlkampagne. Und das BIP? Ein großer Humbug ... Scharlatan. "Gib mir eine Billion Dollar, und dann werde auch ich Dir eine gute Zeit geben", sagte Buffett über den derzeitigen Boom. Was er damit sagen wollte: Wenn man genug Staatsausgaben und neue Kredite in die Wirtschaft pumpt ... dann wird irgendetwas passieren.

      Was passiert ist, ist, dass die Flut an neuem Geld und billigen Krediten es den Amerikanern ermöglicht hat, noch größere Idioten aus sich zu machen – sie konnten Geld leihen und ausgeben, wo sie es doch eigentlich notwendig hätten, zu sparen.

      Buffett schreibt in einem Artikel im Fortune-Magazin, dass das Antürmen von Schulden seiner Meinung nach vergleichbar mit dem Verkauf der Vermögensgegenstände der Nation an Ausländer sei. "Mein Grund, warum ich mein Geld schließlich dahin getan habe, wo mein Mund ist (er hat ausländische Währungen gekauft), ist, dass sich unser Handelsbilanzdefizit drastisch vergrößert hat, bis zu dem Punkt, wo der `Netto-Reichtum` unseres Landes jetzt mit einer alarmierenden Rate ins Ausland transferiert wird."

      Laut Warren Buffett haben die Amerikaner Jahr für Jahr ihren nationalen Reichtum verschwendet. Buffett schätzt, dass das gesamte Vermögen der USA bei ungefähr 50 Billionen Dollar liegt. Aber Jahr für Jahr geben die Amerikaner mehr aus, als sie verdienen. Bereits 5 % des Nationalvermögens ist in ausländische Hände gegangen ...

      Für den Moment scheint die Fed Erfolg gehabt zu haben. Sie hat die Amerikaner tiefer in die Schuldenfalle gelockt, sie hat sie ermuntert, noch mehr Geld, das sie nicht haben, für Dinge, die sie nicht brauchen, auszugeben.

      Aber wie lange kann das noch so weitergehen? Verschlimmert nicht jeder Dollar an neuen Krediten die Situation ... denn die Rechnung wird dadurch größer, und die muss eines Tages irgendwie bezahlt werden – entweder vom Schuldner oder vom Gläubiger?

      Was für eine "Erholung" ist das, wenn man nur sein Vermögen schneller los wird?

      Ich bin ein Spielverderber, weil ich diese Frage stelle.


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      schrieb am 17.11.03 17:37:14
      Beitrag Nr. 3.987 ()






      Nichts wird gut
      H_S
      Avatar
      schrieb am 21.11.03 23:39:00
      Beitrag Nr. 3.988 ()
      börse

      Fast so wie damals

      Nach Jahren des freien Falls steigen die Kurse von High-Tech-Aktien wieder. Alte Gurus kehren zurück – und mit ihnen die Träume vom Reichtum über Nacht

      Von Werner Rüppel



      Fast alles scheint wieder wie zu Zeiten des Aktien-Hypes zu sein. Gut, es gab einen bösen Absturz, den Jahrtausendcrash. Aber seit Frühjahr 2003 stiegen die Aktienkurse. Notierungen mancher Technologietitel wie Amazon, eBay, Web.de oder T-Online haben sich gegenüber ihren Tiefs mehr als verdoppelt. Und auch viele alte Protagonisten des Börsenspiels sind zurück. So verkündet Egbert Prior – zeitweilig im Verdacht, selbst am stärksten von seinen Empfehlungen in der Börsensendung von 3sat profitiert zu haben – nun per Rundschreiben, dass der Deutsche Aktienindex Dax bis auf 10000 Punkte klettern werde. Derzeit steht das Börsenbarometer bei rund 3700 Zählern. Und Abby Cohen, Cheerleaderin des Börsenaufschwungs beim US-Investmenthaus Goldman Sachs, gab in London kund, eine neue Hausse laufe gerade an.

      Déjà-vu-Erlebnisse allerorten. An der Spitze der Rangliste der in jüngster Zeit am besten gelaufenen Investmentfonds rangiert neben Karl Fickel, dem Nebenwertexperten von Lupus alpha, wieder Volker Kuhnwald von Nordinvest. Nach Verlusten von mehr als 90 Prozent in der Spitze setzen die von ihm gemanagten Finanzprodukte Nordinternet und Nordasia.com wieder zu einem neuen Höhenflug an. Selbst Kurt Ochner, der ehemalige Superstar des Neuen Marktes, wird in Frankfurt wieder gesichtet. Er darf zwar keine Fonds bei der Bank Julius Bär mehr verwalten, bleibt jedoch als Vorstand des Finanzdienstleisters Starbitrage im Geschäft mit der Geldanlage.

      Sind also die alten Zeiten wieder da mit ihren Gurus, ihrer Gier und ihrem Wahnsinn? „Nein, das kann ich nicht unterstreichen“, urteilt Johannes Reich, Chefstratege des Frankfurter Bankhauses Metzler. Die Spekulationsblase des Jahres 2000 habe sich über Jahre aufgebaut. Zudem sei weder von den Mittelzuflüssen in die Aktienanlage noch von der Stimmung der privaten und institutionellen Anleger her die Situation dieselbe wie Ende der neunziger Jahre.

      In der Tat. Mit einem Verhältnis von Aktienkurs zum Jahresgewinn von weniger als 20 erscheint der Dax kaum überbewertet, auch im Vergleich zu den derzeit niedrigen Renditen am Anleihemarkt. Und der Aktienindex TecDax, der Nachfolger des Nemax, weist zumindest laut der Börse Online-Datenbank mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 40 für die für 2003 erwarteten Gewinne ein wesentlich geringeres Bewertungsniveau auf als sein Vorgänger vor knapp vier Jahren: Dessen Kurs-Gewinn-Verhältnis rangierte zu dieser Zeit bei 300 auf Basis der für 1999 prognostizierten Gewinne – und noch bei satten 100 auf Grundlage der völlig überzogenen Gewinnerwartungen für das Jahr 2000.

      „Gerade weil sich heute viele Leute schon wieder darum sorgen, es handele sich um eine Spekulationsblase, liegt kein Blase vor“, beschreibt Aktienstratege Reich den Zustand an den Aktienmärkten. Zu Zeiten des Börsenbooms herrschte Euphorie allenthalben. Befürchtungen, Aktien seien generell überbewertet, gab es damals kaum. Zudem war die Börse Gesprächsthema praktisch für jedermann – ein klassisches Zeichen für eine so genannte Dienstmädchenhausse. In der wollte jeder von steigenden Kursen profitieren, jeder zeichnet Neuemissionen wie Telekom, T-Online und Infineon, etliche Sparer investierten in Aktienfonds, und Magazine wie Börse-Online, Aktionär, Euro am Sonntag, Focus-Money oder die Telebörse fanden reißenden Absatz. Übrigens: Auch vor dem Crash 1929 blühten die Börsenmedien auf.

      Von dieser Euphorie ist bei den Privatanlegern derzeit nichts zu spüren. Bei den meisten ist die Erinnerung an den Crash noch höchst präsent – die Verluste sind bei vielen längst nicht wieder ausgeglichen. Skepsis und Vorsicht dominieren deshalb. Den Banken gelang es zumindest in Deutschland im Jahre 2003 nicht, auch nur einen Börsenneuling an den Kapitalmarkt zu bringen. Metzler-Stratege Reich befürchtet vor diesem Hintergrund jedenfalls eher ein Platzen der Blase an den Anleihemärkten, dem in den vergangenen drei Jahren gesuchten sicheren Hafen, denn an den Aktienmärkten.

      Erste Zeichen einer Überbewertung gibt es lediglich bei einigen Technologiewerten. So preist Andreas Kraft, Fondsmanager bei Deutschlands führendem Geldverwalter DWS, in der Frankfurter Schillerstraße die Aktie des Internet-Auktionshauses eBay als Wert an, den sich Anleger für „die nächsten zehn Jahre“ ins Depot legen könnten. Starke Markteintrittsbarrieren, überlegenes Geschäftsmodell, solche Sprüche kennen Anleger spätestens seit der Jahrtausendwende zur Genüge. Allein, der eBay-Kurs hat 2003 bereits um 50 Prozent zugelegt, und die Aktie wird derzeit an der Börse mit dem 30fachen Umsatz des vergangenen Geschäftsjahres 2002 bewertet.

      Mit knapp 200 Prozent Kursplus startete der Internet-Buchhändler Amazon sogar noch stärker durch; hier errechnet sich ein KGV von stolzen 70. Gerade erst an der Gewinnschwelle befinden sich die TecDax-Überflieger Web.de und T-Online, deren Kurs sich heuer jeweils in etwa verdoppelte. Substanzorientiert arbeitende Fondsmanager wie Hans-Peter Schupp von der MainFirst Bank können es jedenfalls nicht nachvollziehen, „dass der Börsenwert eines Unternehmens wie T-Online mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro der einer Volkswagen AG mit 87 Milliarden Euro Umsatz fast entspricht“.

      Als „komplett überbewertet“ stufen auch kritische Beobachter wie Heinz Steffen, Analyst der bankenunabhängigen Gesellschaft FAIResearch, den Technologiesektor ein. „Der von vielen für 2004 erwartete Konjunkturaufschwung ist bereits vollständig in den Kursen verarbeitet“, sagt er. Ob allerdings die amerikanische Wirtschaft so stark wie erwartet wächst und ob insbesondere die Unternehmen in den USA wieder viel Geld in Technologie investieren, bleibt fraglich. Insbesondere die Bewertung von „Internet-Buden“ sei inzwischen völlig überzogen. Darüber hinaus rät Steffen, Deutschlands führenden Softwareanbieter SAP, dessen Kurs in diesem Jahr bereits um 60 Prozent zugelegt hat, zu verkaufen. Massiv SAP-Anteilscheine abgegeben – und damit ihren Einsatz vom Vorjahr in etwa verdoppelt – haben am 17. September 2003 bereits Oliver und Daniel Hopp, die Söhne des Unternehmensgründers Dietmar Hopp. Damit folgen sie dem Beispiel etlicher Insider, die vor allem in den Vereinigten Staaten in den vergangenen Monaten Aktien ihres Unternehmens verkauften. Insider wie Vorstands- und Aufsichtsratmitglieder müssen es in den USA und mittlerweile auch in Deutschland melden, wenn sie Wertpapiere der eigenen Firma kaufen oder verkaufen.

      Allerdings, und darauf weist Anlagestratege Roland Ziegler von der ING BHF-Bank ausdrücklich hin, liegen auch die Insider mit ihren Transaktionen nicht immer richtig. Nach dem Kurshoch im Frühjahr 2000 hatte diese Gruppe noch zugekauft und erst langsam begonnen zu verkaufen. Durch die jüngste Kurserholung eröffnet sich ihnen jetzt erstmals seit drei Jahren die Möglichkeit, Aktien des eigenen Unternehmens zu einem einigermaßen guten Preis zu veräußern. Mithin spiegelt sich möglicherweise auch in den Insiderverkäufen lediglich das Bestreben wider, Vermögen zu streuen und die finanzielle Abhängigkeit vom Aktienkurs des eigenen Unternehmens zu verringern.

      Selbst das starke Anwachsen der Wertpapierkredite in den Vereinigten Staaten ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass die Gier wieder einmal über die Vernunft gesiegt hat. Im Verhältnis zur Börsenkapitalisierung des amerikanischen Aktienmarkts betragen die Wertpapierkredite derzeit lediglich 1,4 Prozent. In den siebziger Jahren wurden sehr viel mehr Aktien auf Pump gekauft. Doch verfügen Spekulanten mit Optionen, Futures und anderen derivativen Finanzinstrumenten inzwischen über etliche andere Produkte, um auf steigende oder fallende Kurse zu wetten.

      Ein Grund für die jüngste Kursexplosion im Tech- und Internet-Sektor dürfte deshalb auch die Existenz einer ganzen Hedgefonds-Industrie gewesen sein. Etliche Jahre lang hatten diese Spekulanten von fallenden Aktienkursen profitiert. Dreht nun plötzlich die Richtung, dann müssen diejenigen, die auf Baisse gesetzt haben, ihre Verkaufspositionen wieder eindecken. Durch deren große Nachfrage wird der Kursaufschwung zusätzlich angeheizt.

      Mögen die jüngsten Kursgewinne übertrieben erscheinen, es hat sich doch tatsächlich etwas getan. Das Internet erobert zunehmend den Alltag. Unternehmen wie Yahoo, Amazon, eBay oder T-Online haben Kosten gestrafft und schreiben Gewinne oder stehen kurz davor. Darüber hinaus besteht begründete Aussicht auf eine grundsätzliche konjunkturelle Besserung. Vor allem in den Vereinigten Staaten zeigen im Tech-Sektor etliche Frühindikatoren wieder nach oben. Nur hat die Aktienbörse möglicherweise schon viele dieser guten Neuigkeiten vorweggenommen. BHF-Stratege Roland Ziegler rät jedenfalls, sich „gedanklich langsam mit dem Auslaufen der Technologiehausse zu beschäftigen“. Seine Prognose: Vom Frühjahr an sei mit einer stärkeren Kurskorrektur zu rechnen. Nach unten.

      (c) DIE ZEIT 20.11.2003 Nr.48


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      börse

      Gut gepumpt ist halb verloren

      Aktienkäufe auf Kredit bergen hohe Risiken. In den USA ist diese Form der Geldanlage wieder beliebt

      Von Werner Rüppel

      Die Amerikaner kaufen wieder Aktien – und tun dies vor allem auf Pump. Im August diesen Jahres hatten sie nach Angaben der NASD, der Organisation der Wertpapierbanken der Vereinigten Staaten, entsprechende Kredite für 167,2 Millionen Dollar aufgenommen. Diese Zahl liegt zwar deutlich unter dem absoluten Höchststand vor mehr als dreieinhalb Jahren – damals erreichten die Wertpapierkredite eine Höhe von knapp 300 Millionen Dollar. Aber dennoch nimmt die Vorliebe der Amerikaner für vorfinanzierte Aktiengeschäfte wieder zu. Seit Jahresbeginn stieg das Kreditvolumen um rund 20 Prozent.

      Nach Bekanntwerden dieser Zunahme hielt es die NASD Anfang September sogar für nötig, die Investoren ausdrücklich über die Risiken dieser Form des Wertpapierkaufs aufzuklären. Schließlich handelt es sich dabei um äußerst riskante Geschäfte, eine mangelhafte Aufklärung der Anleger kann sowohl sie als auch die Wertpapierhäuser teuer zu stehen kommen.

      Wie funktioniert der Kauf von Aktien on margin, wie es in den USA heißt? Anleger können ihre Aktien – oder auch andere Wertpapiere – der Bank als Sicherheit zur Verfügung stellen. Dafür erhalten sie einen Kredit, der in der Regel 50 Prozent des Börsenwertes der Aktien entspricht. Mit dem geliehenen Geld können sie zusätzliche Aktien kaufen. Klettern deren Kurse, erhöht sich wiederum die Möglichkeit, auf Pump neue Papiere zu erwerben. Laufen die Kurse in einem bestimmten Zeitraum stets nach oben, können Anleger auf diese Weise mit geringem finanziellen Einsatz reich werden. Denn durch den Wertpapierkredit entsteht eine Hebelwirkung, die Profis auch als Leverage-Effekt bezeichnen.

      Doch wehe, wenn die Spekulationen mit geliehenem Geld nicht aufgehen. Fallen die Kurse, droht den Zockern im Extremfall der Verlust ihres gesamten Privatvermögens. Die Hebelwirkung funktioniert nämlich auch in der entgegengesetzten Richtung: Fällt der Wert der als Kreditsicherheiten dienenden Aktien unter eine bestimmte Marke, fordert die Bank neue Sicherheiten beziehungsweise frisches Bargeld von ihren Kreditkunden. Dies ist in den USA dann der Fall, wenn nicht wenigstens 25 Prozent des Marktwerts der Aktien noch durch Eigenkapital gedeckt sind. Schießt der Spekulant dann kein frisches Geld nach, darf die Bank die Aktien verkaufen.

      Ein Beispiel: Ein Spekulant kauft für 100000 Dollar die Aktie einer vielversprechenden Internet-Firma. 50000 Dollar besitzt er, die andere Hälfte des Kaufpreises finanziert er über einen Wertpapierkredit seiner Bank. Binnen Jahresfrist verdoppelt sich der Kurs der Aktie. Der Spekulant verkauft seinen Bestand, und aus 100000 Dollar sind 200000 Dollar geworden. Abzüglich seines Einsatzes und 5000 Dollar zur Tilgung der Kreditzinsen verbucht der Spekulant – ohne sonstige Gebühren gerechnet – einen Gewinn von rund 145000 Dollar. Ohne den Wertpapierkredit hätte der Gewinn bei einem Einsatz von 50000 Dollar lediglich 50000 Dollar betragen.

      Sinkt allerdings der Wert seines Depots von 100000 auf 10000 Dollar und kann der Spekulant kein Geld nachschießen, verkauft seine Bank die Aktien zum aktuellen Kurs. Nicht allein seine eingesetzten 50000 Dollar sind weg, die Bank fordert auch noch 40000 Dollar Euro für die Rückzahlung der Schulden aus dem Wertpapierkredit – plus 5000 Dollar für Zinsen. Der Spekulant ist pleite und sitzt auf hohen Schulden.

      (c) DIE ZEIT 20.11.2003 Nr.48


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      Avatar
      schrieb am 22.11.03 15:30:38
      Beitrag Nr. 3.989 ()
      Avatar
      schrieb am 24.11.03 19:36:51
      Beitrag Nr. 3.990 ()
      Deutschland droht die Zwangsverwaltung

      Heute Abend beginnen die Verhandlungen in Brüssel um den Stabilitätspakt und die Folgen der erneut überhöhten Neuverschuldung

      Von Andreas Middel und Katja Ridderbusch

      Die EU will Deutschland zwingen, den Stabilitätspakt einzuhalten. Damit würde der deutsche Haushalt in Brüssel aufgestellt werden. Finanzminister Hans Eichel und Kanzler Gerhard Schröder wollen dies mit allen Mitteln verhindern.

      Berlin/Brüssel - Tage der Wahrheit für Bundesfinanzminister Hans Eichel. Heute Vormittag muss er diversen Bundestagsausschüssen Rede und Antwort stehen, am Nachmittag geht es für Eichel und seine Truppe nach Brüssel zum Treffen der EU-Finanzminister. Nur ein Thema steht auf Eichels Agenda für die kommenden Tage: Das Defizit-Verfahren Brüssels gegen Deutschland.

      Weil der Finanzminister die Neuverschuldung nicht in den Griff bekommt und Deutschland auch 2004 zum dritten Mal in Folge die erlaubte Defizit-Obergrenze von drei Prozent überschreitet, steht Eichel in Berlin bei der Opposition und in Brüssel bei der Kommission am Pranger. Der deutsche Finanzminister gegen den spanischen EU-Währungskommissar Pedro Solbes, so verläuft die Konfrontationslinie, und beide suchen nach Verbündeten in der EU.

      Der Finanzminister weiß um die Brisanz der Brüsseler Entscheidung: Die Konsequenzen "sind weiter gehend als allgemein bekannt", sagte er der Morgenpost.

      Vordergründig geht es beim Streit zwischen Berlin und Brüssel um zusätzliche Sparauflagen der Kommission für das kommende Jahr in Höhe von bis zu sechs Milliarden Euro. Doch dahinter steckt die viel entscheidendere Frage, ob die deutsche Finanzpolitik von Dienstag an über Jahre unter Brüsseler Kuratel stehen wird. Weil Berlin trotz anders lautender Zusagen auch im kommenden Jahr die gesamtstaatlich Neuverschuldung nicht unter 60 Milliarden Euro drücken wird - das sind drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts - eröffnet Brüssel die nächste Stufe des Defizitverfahrens und greift massiv in die deutsche Finanzpolitik ein. Am 9. Januar müssen dann konkrete Sparpläne aus Berlin in Brüssel vorliegen, die dort abgesegnet werden.

      Und mindestens zwei Jahre lang muss Berlin jeweils im April und Oktober "Umsetzungsberichte" vorlegen, anhand derer die Kommission überprüft, ob Deutschland sein ausuferndes Defizit tatsächlich zurückführt. Sollten die EU-Finanzminister diesen Vorschlägen folgen, ist die nationale Souveränität in einem Maße in Frage gestellt, wie noch in der Geschichte der EU. Dann, so Eichel, müssten die Parlamente in Bund und Ländern "sich über jede ihrer Entscheidungen mit Brüssel abstimmen".

      Ein Verfahren, wie es sonst nur der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Ländern praktiziert, deren Staatsfinanzen vollkommen marode sind. Eichel, die Bundesregierung, das Parlament, sie wären in der Finanzpolitik nicht mehr Herr im eigenen Haus. Deutschland stünde nicht besser da als Argentinien oder manches Dritte-Welt-Land.

      Dagegen wehrt sich nicht nur der Finanzminister mit aller Vehemenz. Längst hat sich Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeschaltet, schon vom Bochumer Parteitag der SPD hat er per Telefonat mit Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac die Linie für den Showdown im Machtkampf mit Brüssel abgesteckt. "Jetzt wird eigentlich nur noch auf Chefebene geredet", heißt es im Kanzleramt. Und auf Chiracs Abneigung gegen die störrische EU-Kommission kann sich Berlin verlassen. Denn nicht nur Deutschland, auch Frankreich drohen aus Brüssel ähnlich Zwangsmaßnahmen.

      Das Kanzleramt geht von einem zähen Kampf gegen Währungskommissar Pedro Solbes aus, der sich immerhin auf einen einstimmigen Beschluss der 20köpfigen EU-Kommission gegen Deutschland und Frankreich stützen kann. "Bis in die Nachtstunden" des Dienstag werde es wohl dauern. "Wie es ausgeht, wissen wir nicht."

      Um diesen Grundsatzstreit und einen möglichen Eklat zu verhindern, wird hinter den Kulissen nach möglichen Kompromissen gesucht. Solbes und Eichel betonen beide, an "einvernehmlichen Lösungen" interessiert zu sein, etwa die Sparvorgaben zu reduzieren. Doch der deutsche Hauptwunsch, das Defizit-Verfahren zunächst einmal ruhen zu lassen, dürfte ungleich schwieriger durchzusetzen sein.


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      Avatar
      schrieb am 25.11.03 20:08:20
      Beitrag Nr. 3.991 ()
      Geschäftsklima

      Ifo-Index wieder unerwartet stark verbessert



      Das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft hat sich im November erneut unerwartet deutlich aufgehellt. Dabei beurteilten die vom Ifo-Institut befragten Firmen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch ihre Geschäftsaussichten merklich besser als im Vormonat. Der Ifo-Index für Westdeutschland habe auf 95,7 von 94,3 Punkten im Oktober zugelegt, teilte das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Dienstag mit. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 95 Punkte gerechnet. "Der von den USA und Asien ausgehende Konjunkturaufschwung scheint nun auch Deutschland zu erfassen", erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Auch Bankenvolkswirte werteten den Index als Beleg dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft nach drei Jahren der Stagnation auf dem Weg der Erholung befindet.

      Zuversicht für eine Aufschwung

      Als besonders wichtig werteten sowohl Ifo-Institut als auch Bankenvolkswirte, dass beide Teilkomponenten des Index zulegten. "Positiv ist vor allem, dass die Lagekomponente um zwei Punkte angezogen hat", sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. Der Teilindex stieg auf 83,2 von 81,2 Punkten. Der erneute Anstieg der Erwartungskomponente auf 108,7 von 107,9 Punkten im Oktober kam für einige dagegen überraschend. Eigentlich gebe es für weiter verbesserte Geschäftserwartungen keine handfesten Gründe, sagte Jan-Paul Ritscher von der HSH Nordbank. "Immerhin ist noch eine hohe politische Unsicherheit in Deutschland vorhanden, und wir haben einen starken Euro."

      Nur der Handel hinkt nach

      Ifo-Chef Sinn wertete die erneute Besserung des Geschäftsklimas als Zeichen für weitere Fortschritte im konjunkturellen Erholungsprozess. Einen ähnlich lange Phase von Index-Anstiegen habe es zuletzt ab Mai des Aufschwungjahres 1999 gegeben, sagte Sinn. Das Geschäftsklima in Westdeutschland habe sich in allen Bereichen außer dem Einzelhandel verbessert. Dies könne an der Verunsicherung der Verbraucher über das Vorziehen der Steuerreform liegen. In Ostdeutschland verbesserte sich das Geschäftsklima auf 105,2 von 104,7 Punkten im Vormonat.

      2004 wird alles besser

      Nachdem Deutschland im Sommer mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vom zweiten auf das dritte Quartal um 0,2 Prozent die leichte Rezession des ersten Halbjahres überwunden hat, blicken die Experten zunehmend optimistisch in die Zukunft. "Ich bin zuversichtlich, dass wir jetzt in einen Aufschwung in Deutschland einmünden", sagte Ritscher. Unter dem Strich wird Ökonomen zufolge aber bestenfalls eine Stagnation der Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr übrig bleiben. Für 2004 halten Ökonomen wie auch die Bundesregierung ein Wirtschaftswachstum von 1,5 bis 2,0 Prozent für möglich.

      Meldung vom 25. November 2003
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      schrieb am 25.11.03 20:12:16
      Beitrag Nr. 3.992 ()
      VERBLÜFFENDE STATISTIK

      US-Wirtschaft wächst nicht - sie explodiert

      Die US-Wirtschaft sei im dritten Quartal um 7,2 Prozent gewachsen, meldeten Statistiker vor einem Monat, und schon diese Zahl erschien sagenhaft hoch. Nun mussten sie ihre Daten noch einmal korrigieren - nach oben.

      Washington - Ein Sprung um 8,2 Prozent im dritten Quartal: Die Zahl ist so hoch, dass sie eher zu einem Schwellenstaat wie Malaysia zu passen scheint als zur reifen US-Ökonomie. 8,2 Prozent - das ist der aktuelle Wert, mit dem das US-Handelsministerium den Anstieg des Bruttoinlandsproduktes beziffert.

      Nachdem US-Präsident Bush praktisch seit Amtsantritt 2001 wegen mangelnder Erfolge in der Wirtschaftspolitik in der Kritik stand, hat die US-Volkswirtschaft nun den größten Sprung seit nahezu 20 Jahren gemacht. Ein noch größeres Plus hatte es zuletzt im ersten Quartal 1984 gegeben - damals wuchs das BIP um neun Prozent.

      Nominal wuchs das Bruttoinlandsprodukt gar um zehn Prozent auf einen annualisierten Wert von 11,06 Billionen US-Dollar. Das Volkseinkommen (BIP ohne Lagerbestände) stieg um acht Prozent, der stärkste Anstieg in den vergangenen 25 Jahren. Die Gewinne der Unternehmen wuchsen im Berichtszeitraum um 10,6 Prozent.

      Zufall oder Bushs Verdienst?

      Der Wachstumsschub resultiert zum einen aus der Stärke des privaten Konsums. Die Haushalte in den USA gaben im dritten Quartal 6,4 Prozent mehr aus als im Vorjahreszeitraum. Dies war der höchste Anstieg in den vergangenen sechs Jahren. Die Konsumausgaben waren damit für 5,6 Prozentpunkte des Wirtschaftswachstums verantwortlich. Die Steuersenkungen der Bush-Regierung gelten als eine Ursache der wachsenden Konsumlust.

      Die Wachstumsraten in Deutschland wirken im Vergleich dazu geradezu armselig. Dennoch ist der Abstand nicht ganz so groß, wie es scheint. Denn die US-Statistiker rechnen auch Größen wie etwa Qualitätssteigerungen oder Produktivitätsverbesserungen in das Wirtschaftswachstum mit ein, auch wenn sie nicht mit Preisveränderungen einhergehen. Die berechneten Dollar-Milliarden erxistieren also nur auf dem Papier und stehen nicht für Konsum oder Investitonen zur Verfügung.

      In der Vergangenheit hat die Deutsche Bundesbank bereits in einem ihrer Monatsberichte auf diesen Umstand hingewiesen. Experten gehen davon aus, dass etwa ein Drittel des in der amtlichen Statistik ausgewiesenen Wirtschaftswachstums auf solchen Berechnungen beruht.


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      Avatar
      schrieb am 26.11.03 22:53:33
      Beitrag Nr. 3.993 ()
      HANDELSKRIEGER USA

      Bushs riskantes Spiel mit Stahl und Büstenhaltern

      Von Carsten Matthäus

      Bei dem Handelsstreit, den die US-Regierung gerade mit dem Rest der Welt ausficht, geht es längst nicht mehr nur um die Rettung maroder Industriebetriebe. Amerika muss im Außenhandel um seinen Weltmachtanspruch fürchten, denn die Gewichte im globalen Handel haben sich verschoben.

      Grant Aldonas ist ein Meister der diplomatischen Wortwahl. "Der Gedanke, es gebe einen allgemeinen protektionistischen Trend, ist falsch", sagte der Staatsekretär im US-Handelsministerium am Montag bei einem Besuch in Brüssel. Er ist aus Washington angereist, um einen größeren Handelsstreit zwischen den USA und der EU in letzter Minute zu verhindern.

      Schon Anfang kommender Woche wird die Welthandelsorganisation WTO voraussichtlich die amerikanischen Importzölle auf Stahl für illegal erklären. Damit ist der Weg frei für die Europäer, die amerikanischen Exporteure ihrerseits mit schmerzhaften Handelssanktionen in die Zange zu nehmen. Nach EU-Angaben beläuft sich der Schaden, den die Strafzölle angerichtet haben, schon jetzt auf 2,2 Milliarden Dollar.

      Auch auf der anderen Seite des Pazifik macht sich die US-Regierung unbeliebt. Das Handelsministerium hat kürzlich verfügt, bei Importen von Büstenhaltern, Bademänteln und Strickwaren aus China nur noch eine jährliche Steigerung von 7,5 Prozent des Warenwertes zuzulassen. Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten 2003 stiegen die BH-Importe um 76 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei Bademänteln waren es 96 Prozent mehr, bei Strickwaren 36 Prozent.

      Nach Ansicht von Daniel Grisworld, Politikforscher am parteiunabhängigen Cato-Institut in Washington, ist das erst der Anfang. Seiner Ansicht nach ist der protektionistische Trend kein falscher Gedanke, sondern eine logische Folge der derzeitigen Handelsgefechte. "Ich denke, es ist eine sehr reale Gefahr, dass die ersten protektionistischen Maßnahmen der Regierung weitere Anfragen von US-Industrien nach sich ziehen werden." Diese Gefahr sieht auch US-Notenbankchef Alan Greenspan. Mit ungewohnt deutlichen Worten forderte er die Bush-Regierung auf, "den schleichenden Protektionismus zu stoppen und umzukehren."

      Doch selbst die Worte des mächtigsten Notenbankers der Welt halfen nicht. Am Montag gab das US-Handelsministerium bekannt, dass vier chinesische TV-Hersteller mit Zöllen von 28 bis 46 Prozent belegt werden sollen. Sie hätten ihre Produkte unterhalb des "fairen Wertes" angeboten. Die Entscheidung kurz vor dem Thanksgiving-Fest am Donnerstag hat einen hohen Symbolwert. Am 29. November 2002 hatte Wal-Mart gemeinsam mit einer der nun bestraften Firmen, Sichuan Changhong Electric, die Aktion "Thanksgiving Blitz" gestartet. Damals gab es einen 27-Zoll-Fernseher für nur 148 Dollar, was dem Handelsriesen in nur fünf Stunden einen Umsatz mit Unterhaltungselektronik von 1,4 Milliarden Dollar bescherte.

      Gewerkschafter und Industrielobbyisten lassen mittlerweile nichts mehr unversucht, den Warenstrom aus China als schädlich für die amerikanische Wirtschaft zu brandmarken. Sie schließen sich zu Allianzen wie der "American Manufacturing Trade Action Coalition" zusammen, um lauthals vor dem Jobverlust in den USA zu warnen und weitere Handelsschranken einzufordern. Ihre Argumentation lässt allerdings einen wichtigen Punkt außer Acht. Die Veränderungen im weltweiten Handel fordern nicht nur in den USA Arbeitsplätze. Beispiel Textilindustrie: Von 1998 bis 2003 sind in den USA rund 600.000 Jobs in der Texilindustrie verloren gegangen, in China waren es im selben Zeitraum etwa eine Million.

      Auch wenn US-Präsident George Bush im Wahlkampf vielleicht mit weiteren protektionistischen Maßnahmen punkten kann, ein Handelskrieg mit dem Rest der Welt ist für die USA aus mehreren Gründen gefährlich:


      Handelsschranken provozieren Gegenattacken. Bei der geplanten Reaktion der EU auf die Strafzölle der EU wird es neben Stahlproduzenten auch die amerikanischen Hersteller und Händler von Orangensaft, Sonnenbrillen, Motorbooten und Fotokopierern treffen. Nach Angaben aus EU-Kreisen wurden Warengruppen ausgewählt, die den "maximalen politischen Effekt haben". Orangensaft kam beispielsweise deshalb auf die Liste, weil davon US-Staaten wie Florida direkt betroffen sind, in denen die Präsidentenwahl entschieden wird. Auch die chinesische Regierung will nach den Worten von Handelsminister Ma Xiuhong Zölle auf "bestimmte amerikanische Produkte" erheben. Eine erste Maßnahme ist nun ein 49-prozentiger Zoll auf die Chemikalie Toluene Diisocyanat, die vor allem für Farben und Lacke verwendet wird. Hauptexporteur ist natürlich die USA.

      Protektionismus gefährdet die finanzielle Basis der USA. Greenspan warnte deshalb so eindringlich vor weiteren Handelsschranken, weil er weiß, wie verwundbar die USA sind. Die größte Wirtschaft der Welt exportiert weitaus weniger als sie einführt. Im September schwoll das Handelsbilanzdefizit, also die Lücke zwischen Ein- und Ausfuhren, auf 41,3 Milliarden Dollar an. Damit dies nicht irgendwann zu schweren Verwerfungen führt, muss die USA ausländisches Kapital anziehen - rund 1,5 Milliarden Dollar täglich. Deshalb ist die USA mehr als jedes andere Land der Welt auf ein flexibles Finanzsystem angewiesen. Greenspans Sorge ist, dass die internationalen Kapitalströme wegen einer kurzsichtigen Handelspolitik ins Stocken geraten könnten.

      Handelsstreitigkeiten ziehen sofort weitere Kreise. Von den gegen China verhängten Importquoten für Büstenhalter profitiert die US-Textilindustrie nicht direkt. Die jährlich rund 300 Millionen BH`s für den US-Markt werden nämlich kaum noch im Inland zusammengenäht. Die Beschränkung der BH-Flut von China in die USA hilft vor allem Produzenten in Mittel- und Lateinamerika. Die Protektion wird allerdings nur gewährt, weil die BH-Hersteller in Honduras und der Dominikanischen Republik ihre Stoffe vor allem in den USA einkaufen. Somit sorgt die Handelspolitik der USA für neue internationale Abhängigkeiten. Auch die erste Gegenmaßnahme der Chinesen trifft nicht allein die Amerikaner. Japan und Südkorea müssen die Chemikalie Toluene Diisocyanat nun ebenfalls zu schlechteren Konditionen nach China ausführen.
      Ein Handelskrieg mit dem Rest der Welt hätte überdies wenig Aussicht auf Erfolg. China hat sich neben den USA bereits als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft etabliert. Deutlich wird das an der Außenhandelsstatistik des bevölkerungsreichsten Landes der Welt. Die USA, Japan und die EU konnten im ersten Halbjahr 2003 ihre Exporte nach China jeweils um mehr als 30 Prozent steigern. Besonders hilfreich war der Handel mit dem Reich der Mitte für die japanische Wirtschaft. Die Exporte kletterten um 46 Prozent auf 33,8 Milliarden Dollar, die Importe nahmen um 25 Prozent auf 27,1 Milliarden Dollar zu - Japan kann also einen Handelsbilanzüberschuss von 6,7 Milliarden Dollar verbuchen. Nach Angaben des "Economist" hat China (Hongkong und Taiwan eingerechnet) die USA als wichtigsten Abnehmer bereits abgelöst.

      "Wenn die Maschine China langsamer läuft, könnten den Japanern erneut harte Zeiten bevorstehen", befürchtet Morgan-Stanley-Chefökonom Stephen Roach. Seiner Ansicht nach sind neben Japan und den asiatischen Ländern auch die USA zunehmend von China abhängig. Ein Beleg dafür ist der Markt für Baumwolle. Hier waren die USA 2003 der weltgrößte Exporteur, China der größte Abnehmer.

      Bei einigen Produkten ist es außerdem nur eine Frage der Zeit, bis Handelsschranken unterlaufen werden. So reagierten die Aktien des chinesischen TV-Herstellers TCL nur mit einem Kursabschlag von rund zweieinhalb Prozent auf die Nachricht der amerikanischen Strafzölle. Ein Grund dafür ist, dass die Chinesen vorgesorgt haben. Über ein Joint Venture sind sie mit dem französischen Hersteller Thomson verbunden, außerdem haben sie bereits den deutschen Hersteller Schneider gekauft. Sollte der direkte Handel mit den USA problematisch werden, so kann TCL seine Fernseher in Zukunft auch in deutscher oder französischer Hülle verschicken.


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      Avatar
      schrieb am 29.11.03 10:09:50
      Beitrag Nr. 3.994 ()
      Analysten: Dax Mitte 2004 bei 4500 Punkten

      Ein günstiges konjunkturelles Umfeld und die Hoffnung auf die Umsetzung der Reformpläne der Bundesregierung wird den deutschen Aktien in den kommenden Wochen nach Einschätzung von Strategen einen leichten Auftrieb verschaffen.


      Mit einer kräftigen Rally zu Jahresende rechnen Analysten aber kaum mehr. „Ich erwarte beim Dax eine stabile vorsichtige Aufwärtsbewegung“, prognostizierte Aktienstratege Stefan Mitropoulos von der Bankgesellschaft Berlin. Da der Deutsche Aktienindex (Dax) seit März rund 70 Prozent zugelegt habe und damit unter den am stärksten gestiegenen Aktienindizes in Europa und den USA rangiere, sei mit furiosen Gewinnen aber nicht zu rechnen.

      Der Dax lag am Freitagmittag bei 3721 Punkten - ein Plus von mehr als zwei Prozent zur Vorwoche. Anfang November hatte der Leitindex mit 3814 Zählern sein bisheriges Jahreshoch erreicht. Aktienstratege Volker Borghoff von HSBC Trinkaus & Burkhardt sagte: „Wir haben eine realistische Chance, das Jahreshoch in naher Zukunft zu knacken, wenn der Dollar mitspielt. Die US-Daten kommende Woche werden sicher positiv ausfallen.“

      US-Daten stehen im Mittelpunkt

      In der kommenden Woche werden nach Einschätzung von Strategen vor allem Konjunkturdaten aus den USA im Mittelpunkt stehen. „Sehr wichtig sind vor allem die Arbeitsmarktzahlen für November am Donnerstag“, sagt Mitropoulos. Der US-Arbeitsmarkt steht schon seit längerem im Zentrum der Aufmerksamkeit von Anlegern. Nach wie vor ist die Furcht vor einer Konjunkturerholung ohne positive Effekte auf die Beschäftigung nicht aus dem Markt gewichen.

      „Das ist der Knackpunkt, denn davon hängt das Verhalten der US-Verbraucher ab“, stellt Mitropoulos fest. Der private Konsum ist traditionell die stärkste Stütze des Wirtschaftswachstums in den USA. Von Unternehmensseite erwarten Händler in der nächsten Woche keine kräftigen Impulse für den Aktienmarkt. Die wichtigsten Unternehmenszahlen seien bereits veröffentlicht.

      Zunehmend dürfte aber die Europäische Zentralbank (EZB) in den Vordergrund drängen. „Zwar erwartet noch niemand Zinsschritte, aber alle beobachten, ob Hinweise auf künftige Beschlüsse kommen“, heißt es im Handel. Händler rechnen mit weiterer Kritik an den Entscheidungen der EU-Finanzminister zum Stabilitätspakt. Die EZB könne damit drohen, früher als geplant an der Zinsschraube zu drehen. Der EZB-Rat berät am Donnerstag über den derzeit bei zwei Prozent liegenden Leitzins in der Euro-Zone.

      Einen Risikofaktor für den Aktienmarkt machen Analysten im starken Euro aus. Dieser belastet traditionell die Aktien exportorientierter Unternehmen, da deren Güter sich auf dem Weltmarkt durch den starken Euro verteuern. Erst am Freitag erreichte der Euro mit 1,1994 Dollar seinen höchsten Stand aller Zeiten.

      Dax-Anstieg für 2004 erwartet

      Für das Jahresende sagt die Mehrheit der 15 von Reuters befragten Strategen einen Stand zwischen 3700 und 3900 Punkten voraus. Auf kurze Sicht fehlten die Impulse, um dem Markt deutlichen Auftrieb zu geben. Mittelfristig gebe es aber Hinweise auf eine Konjunkturerholung, was für den Aktienmarkt positiv sei. Die Erwartung, dass die Reformen der Bundesregierung bald umgesetzt werden, sei ebenfalls günstig für die Aktien.

      Bei einem Scheitern sei aber mit kräftigen Kursrückgängen zu rechnen. Die Bundesregierung plant beispielsweise, die Steuerreform auf 2004 vorzuziehen, sowie Änderungen in der Rentenpolitik.
      Deutlich optimistischer sind Strategen - unter der Voraussetzung, dass die Reformen beschlossen werden - für das kommende Jahr.

      Besonders in den ersten sechs Monaten 2004 werde der deutsche Aktienmarkt kräftig zulegen können. Einige Strategen halten es für möglich, dass der Dax in der ersten Jahreshälfte bis auf 4500 Punkte läuft, dann aber wieder etwas nachgibt. Die meisten von Reuters befragten Strategen rechnen für Ende 2004 mit einem Stand von 4000 bis 4300 Zählern.

      Giovanni Binetti, Reuters

      28.11.2003
      Avatar
      schrieb am 05.12.03 20:25:46
      Beitrag Nr. 3.995 ()
      Schöner Vergleich.....;)


      H_S

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      Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich ...

      von Jochen Steffens

      Es wurde im Jahre 0 einmal ein kleines Dorf mit dem Namen United Farmer of Am, kurz UFA gegründet. Ein kleines beschauliches Dorf, bestehend aus Farmern und ein paar kleinen Betrieben. Jahrzehntelang entwickelte sich dieses Dorf still und friedlich vor sich hin. Auf einmal hatte der Bürgermeister eine wahrhaft glänzende Idee. Er eröffnete einen Supermarkt. Zunächst baute er eine riesige Halle. Doch die Regale waren natürlich leer. Um sie zu füllen, überredete er die Frauen der Farmer doch Kuchen zu backen oder Decken zu häkeln oder sonst was anzufertigen und bot Ihnen Geld dafür.

      So fingen die ersten Frauen an, kleine Sachen herzustellen, die man vielleicht verkaufen könnte. Sie verkauften diese an den Bürgermeister und dieser stellte sie in die Regale des Supermarktes. Natürlich hatten diese Frauen plötzlich etwas Geld mehr in den Taschen und was macht man in so einem langweiligen Dorf? Man geht shoppen. Shoppen war plötzlich in aller Munde, zumindest unter den Frauen. Und sie kauften diese vielen kleinen an sich unnützen Sachen. Plötzlich kam ein Farmer, angeregt durch die Gewinne seiner Frau (und natürlich auch etwas neidisch) auf die Idee, vielleicht auch andere Sachen im Supermarkt zu verkaufen. Er baute Dinge, die das Leben erleichtern könnten. Andere Farmer kamen und plötzlich war es angesagt immer praktischere Geräte für die Arbeit zu kaufen und herzustellen.

      Die Farmer verdienten gut, die Frauen verdienten gut. Immer mehr wurde produziert und immer mehr wurde gekauft. Firmen entstanden, Firmen wuchsen. Arbeitsplätze wurden geschaffen. Das Geld lief immer schneller von Farmer zum Hersteller, zum Angestellten zum Supermarktdirektor zu der Frau des Farmers.

      Ein wahrer Produktions- und Konsumrausch entstand. Das Dorf UFA erlebte eine riesige Hausse. Doch irgendwann wurde so viel hergestellt, dass es einfach zu viel war. Die Häuser in dem Dorf waren derart vollgestopft mit sinnigen und unsinnigen Produkten, dass manche kaum noch wussten, wo sie treten sollten. Auf einmal konnten nicht mehr alle Produkte verkauft werden. Die ersten Hersteller senkten die Preise.

      Ganz unerwartet wurden die Farmer plötzlich zu erbitterten Konkurrenten. Die geschickteren Geschäftsleute machten beim Bürgermeister Schulden, damit sie noch billiger produzieren konnten, um die Konkurrenz auszustechen. Doch die Preise sanken und kamen nicht mehr mit den Kosten für die Herstellung nach. Es kam das Jahr 20. Plötzlich schrumpften die Gewinne, aus Gewinne wurden Verluste. Viele kleine Firmen der Farmer mussten schließen. Wenige große konnten sich immer weiter verschulden, um Konkurrenten zu übernehmen und um immer billiger zu produzieren. Das Problem: Dadurch, dass viele kleine Firmen insolvent wurden, verdienten immer weniger Menschen Geld. Nun waren nicht nur zu viele Produkte auf dem Markt, sondern auch immer weniger Geld vorhanden. Der Geldfluss verlangsamte sich zusehends. Was folgte, war ein rasend schneller Zusammenbruch. Immer mehr Arbeitslose, immer mehr Firmenpleiten.

      Der Bürgermeister war mehr als geschockt! Wer sollte ihn jetzt noch wählen? Aber er hatte wieder eine glänzende Idee. Er lieh sich Geld bei anderen Dörfern und schenkte es den Bürgern. Geld leihen war kein Problem, schließlich war das UFA als ein sehr reiches Dorf bekannt. Und tatsächlich, es funktionierte. Die Leute hatten wieder mehr Geld und was taten Sie? Sie kauften wieder mehr. Aber es wurde immer noch viel zu viel produziert. Wenigstens die großen Firmen konnten so jedoch überleben. Sie machten zwar kaum mehr Umsatz aber wieder Gewinne. Gleichzeitig erließ der Bürgermeister den großen Firmeninhabern die Zinsen für Ihre Schulden, so dass sie mit noch mehr Schulden sich noch härtere Konkurrenz machen konnten. Dafür musste der Bürgermeister natürlich ebenfalls noch mehr Schulden aufnehmen. Jedes Mal, wenn eine große Firma pleite ging, waren alle geschockt. Die vielen, vielen kleinen Betriebe bemerkte keiner.

      Es gab allerdings ein kleines Problem. Für 3 UFA Dollar, die der Bürgermeister in das Dorf pumpte, wurden nur 2 UFA Dollar verkonsumiert. Der Rest ging in Zinsen. Schließlich musste auch der Bürgermeister Zinsen an die außerdörflichen Gläubiger bezahlen. Also musste er noch mehr Schulden machen, das führte zu noch mehr Zinsen. Eine explodierende Schuldenspirale startete. Dabei hoffte er, dass die Wirtschaft des Dorfes irgendwann schon wieder anziehen würde. Dann würden wieder alle, so wie früher, mehr konsumieren. Dann müsste auch wieder mehr produziert werden, neue Firmen würden wieder mehr Menschen anstellen.

      Etwas übersah der Bürgermeister dabei: Arbeitskräfte waren teuer, so produzierten immer weniger Menschen immer mehr. Gleichzeitig waren die Menschen nicht mehr so "konsumverrückt" wie früher. Zumal viele von Ihnen ebenfalls Schulden hatten. Auch war der Bedarf an "Dingen" mittlerweile grundsätzlich gedeckt – ein aussreichendes Maß an Bequemlichkeit gewährleistet. Doch der Bürgermeister zeigte sich optimistisch, dass alles wieder so werden wird wie früher ...

      Was denken Sie, wie diese Geschichte ausgeht?


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      "Nasdaq 2.000, Baby! Here we go!"

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan

      "Nasdaq 2.000, Baby! Here we go!" Das rief vor kurzem ein Aktienhändler aus seinem Büro, das direkt neben meinem liegt. Der Mann war froh, dass der Nasdaq auf 2.000 Punkte gestiegen war – ein Punktestand, den er vor rund 2 Jahren von oben nach unten durchbrochen hatte. Ende letzten Jahres stand er bei 1.108 Zählern.

      Der Dollar hingegen ist gegenüber dem Euro auf ein Rekordtief gefallen, bei rund 1,21. In diesem Jahr hat der Dollar gegenüber dem Euro rund 13 % verloren, und seit Mitte 2001 hat er rund ein Drittel seines Wertes gegenüber der Gemeinschaftswährung abgegeben. Der Dollar-Index, der die Performance des Dollar gegenüber einem Korb von 6 größeren Währungen darstellt, ist auf dem niedrigsten Stand seit 1997 ... was wird nur aus dem geliebten Greenback? Wird er bald nur noch im Museum zu finden sein?

      Um nochmal auf die Nasdaq zurückzukommen: Man sollte nicht vergessen, dass das Allzeithoch bei 5.132 Punkten lag. Von diesem Niveau aus ist der Nasdaq-Composite also um 62 % gefallen – trotz der jüngsten Gewinne.

      Mit anderen Worten: Wenn man jetzt feiert, dass der Nasdaq bei 2.000 Punkten steht, dann ist das so, als ob man eine Party gibt, weil ein Feuer nur zwei Drittel des eigenen Hauses zerstört hat. Aber hey, zumindest ein Drittel steht noch! Und das ist doch wohl Grund genug für eine Party ... wenn nur das Feuer auch gelöscht wäre. Leider denke ich, dass ich immer noch ein bisschen Rauch rieche.

      Die lächerlich hohe Bewertung an der Nasdaq ist so ein Rauch, den ich rieche. Wie Bill Bonner gestern im Investor`s Daily geschrieben hat: "Der Wahnsinn ist zurückgekehrt ... Der Nasdaq 100 ist in den letzten 12 Monaten um mehr als 70 % gestiegen. Jetzt hat er ein durchschnittliches KGV von – halten Sie sich fest –97. Yahoo hat ein KGV von 112, Amazon eins von 93. Das sind nicht nur sehr optimistische Zahlen, so zitiert MoneyWeek ein paar Analysten, sondern `sie sind halluzinatorisch ...`"

      Und dann rieche ich auch noch Rauch, weil derzeit die spekulativsten Aktien die gefragtesten sind. Die OTC-Umsätze ("Over the Counter", Umsätze mit kleinen Nebenwerten) übertreffen derzeit das Handelsvolumen an der NYSE, der New York Stock Exchange.

      "Wir sehen wieder eine Menge Spekulation", sagte mir gestern der Präsident einer Brokerfirma aus Manhattan. "Wir sehen eine Menge verrückte Sch ... nicht wie im Jahr 2000, aber fast."

      David Bondermann von der Texas Pacific Group stimmt dem zu. "Die Spekulation ist zügellos", sagte er auf einer Investmentkonferenz. Um seine Ansicht zu belegen, zeigte er Daten, die Folgendes zeigten: Aktien, die am 1. Januar 2003 weniger als einen Dollar kosteten, haben in diesem Jahr rund 29 % zugelegt, während Aktien, die zu Jahresbeginn mehr als 50 Dollar kosteten, nur ungefähr halb so stark gestiegen sind.

      Wenn man Zeichen für spekulative Exzesse am Aktienmarkt sehen will, dann sieht man die. Aber die Tatsache, dass die derzeitige Bärenmarkt-Rally so vielen Investoren so schöne Gewinne gebracht hat, führt dazu, dass die Vorsicht in den Wind geschlagen wird. Und wenn man bereit ist, die großen Risiken einzugehen, dann kann man in der Tat auch bei einem überbewerteten Markt noch Gewinne machen, wenn die Kurse noch weiter steigen sollten.

      Auch am US-Anleihenmarkt gibt es spekulative Exzesse ... das kann man sehen, wenn man sich die Mühe macht, danach zu suchen. James Grant, Herausgeber des "Grant`s Interest Rate Observer", hat sich den Anleihenmarkt seit 3 Jahrzehnten sehr genau angesehen. Und was er jetzt sieht, das macht ihn sehr nervös.

      "Angesichts der niedrigen Renditen müssten die Unternehmens-Anleihen nicht von dieser Erde sein, sondern von einem viel besseren Ort. In diesem anderen Ort, einem Paradies, gehen Unternehmen nicht Pleite, die Zinsen steigen nicht und die Ratings werden nicht gesenkt. Heute können sich selbst hoch spekulative, niedrig bewertete Unternehmen für 8 % Geld leihen. Die durchschnittliche Rendite für die hochverzinslichen Anleihen mit 10 Jahren Laufzeit liegt bei nur wenig über 7 % ... innerhalb von 18 Monaten hat sich für diese Anleihen die Verkaufspanik in einen Kaufrausch verwandelt."

      Grant weiter: "Der Aktienmarkt, wie der spekulative Markt für Unternehmensanleihen, sie sind beide überbewertet. Und die Risiken übertreffen bei den derzeitigen Bewertungen die Chancen ..."

      Also hier haben wir es, sowohl die Aktien als auch die amerikanischen Anleihen sind überbewertet ...


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      Avatar
      schrieb am 08.12.03 19:22:04
      Beitrag Nr. 3.996 ()
      Geldanlage

      Der Lebensversicherung geht`s an den Kragen

      Der Kapitallebensversicherung geht es an den Kragen. Das Bundeskabinett hat den Steuervorteil der Geldanlage ersatzlos für Neuverträge ab 2005 gestrichen. Der Bundesrat muss dem zwar noch zustimmen. Allerdings rechnet kaum jemand mit einem Rückzieher. Fällt das Privileg, dann ist das wichtigste Verkaufsargument für den Anlage-Renner "tot". "Den Versicherern bricht das Kerngeschäft weg", prophezeit Thomas Bieler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Lebensversicherung stehe vor einer düsteren Zukunft. Wer derzeit als Neukunde geworben wird, sollte vorsichtig sein. Die Geldanlage lohne nicht mehr, warnen Verbraucherschützer vor vermeintlichen Schnäppchen auf den letzten Drücker.

      Regelung gilt nicht für Alt-Policen

      Keine Auswirkungen hat die rot-grüne Entscheidung für Kunden, die schon eine Kapitalleben abgeschlossen haben. Für Alt-Policen mit Laufzeiten von 12 Jahren oder mehr bleibt die Regelung weiterhin gültig, dass der Gewinn steuerfrei kassiert werden darf. Vorausgesetzt, der Versicherte zahlte mindestens fünf Jahre lang ein. Außerdem kann er seine Beiträge nach wie vor als Sonderausgaben von der Steuer abgesetzen. Anzeige

      Beiträge nicht mehr abzugsfähig

      Wer nach dem 1. Januar 2005 eine Lebensversicherung unterschreibt, soll dagegen bei der Auszahlung seiner Erträge später zur Kasse gebeten werden. Wie bei anderen Geldanlagen auch, beispielsweise Banksparplänen. Das "Zuckerl" der Abzugsfähigkeit der Beiträge, das vor allem Selbstständigen den Abschluss einer Police versüßte, soll es künftig ebenfalls nicht mehr in der bisherigen Form geben.

      Schwere Zeiten für Versicherungsbranche

      "Der Lack ist ab", betont Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. Das Produkt sei mit dem gekippten Steuervorteil so gut wie gestorben, ist auch Frank Braun vom Bund der Versicherten (BdV) überzeugt. Der wirtschaftliche Druck auf die Lebensversicherer werde steigen, die betriebliche und private Altersvorsorge an Bedeutung zunehmen. "Wir müssen sehen, wie wir damit fertig werden", kommentiert Hartmut Gramberg, Sprecher der DBV-Winterthur-Versicherungen die einschneidenden Pläne der Bundesregierung. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft werde alles dran setzen, noch auf Rettungsversuche hinzuarbeiten.

      Talfahrt begann mit Börsendebakel

      Der Lack blättert allerdings schon seit längerem vom Geldanlage-Liebling ab. Die Talfahrt des Klassikers in der Altersvorsorge verlief parallel zum Börsendebakel. Glänzende Renditen von sechs oder sieben Prozent können Versicherte schon lange nicht mehr einstreichen. Die wichtigen Überschussbeteiligungen fallen von Jahr zu Jahr dünner aus. Wer mit Hilfe einer Lebensversicherung den Hauskauf finanzierte, steckt inzwischen schmerzlich in der Finanzklemme.

      Kapitalanlage auf Sparbuchniveau

      Und nun wird auch noch der Garantiezins ab 2004 von bisher 3,25 auf den historisch niedrigen Stand von 2,75 Prozent fallen. Das trifft sämtliche Neukunden. Für Bieler ist die weitere Entzauberung der Lebensversicherung absehbar: "Das läuft auf eine Kapitalanlage auf Sparbuchniveau hinaus."

      Aus auch für hohe Fangprämien

      Wer sich jetzt noch für eine Police interessiere, solle sich bloß nicht von der "Schlussverkaufsstimmung" der Versicherer beeinflussen lassen, warnt Gottschalk. Sämtliche Experten rechnen damit, dass die Versicherungsbranche bis zum offiziellen Aus für den Steuervorteil 2005 noch kräftig den "Ausverkauf" nutzen wird. Für das Einfangen von Neuabschlüssen kassieren Versicherungsvertreter hohe Provisionen. Und damit dürfte es dann auch vorbei sein. "Die Lebensversicherung ist einfach eine stark mit Kosten belastete Geldanlage. Das wird jetzt überdeutlich", so das Fazit Gottschalks.

      Berrit Gräber

      Meldung vom 08. Dezember 2003


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      Die Lebensversicherer sind und waren einer der ganz großen Käufergruppen auf dem deutschen Aktien- und Anleihenmarkt. Mal sehn` wie`s weiter geht.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 08.12.03 19:37:51
      Beitrag Nr. 3.997 ()
      @N`Abend Harry :)

      Ich hoffe, Sie haben Ihre PUT`s
      nicht zu früh geordert. ;)

      Der grosse "Rutsch" steht ja noch immer aus.
      Das kann noch Monate dauern mit der Seitwärtsbewegung.

      Ich gehe Mal davon aus,
      dass Sie weiterhin Positionen aufbauen.....

      HM
      Avatar
      schrieb am 08.12.03 19:45:32
      Beitrag Nr. 3.998 ()
      Die "Experten melden sich wieder zu Wort......

      DIW: Aufschwung beginnt im vierten Quartal

      Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) präsentierte seinen jüngsten Konjunkturbarometer. Demnach hat der Aufschwung in Deutschland begonnen.
      Die Konjunkturexperten rechnen im vierten Quartal mit einem BIP-Wachstum von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Damit wächst die Wirtschaft im Schlussquartal stärker als ursprünglich erwartet. Bisher prognostizierte das DIW nur ein Wachstum von 0,3 Prozent. Ursache für die bessere Entwicklung seien die kräftigen Exportzahlen.
      Dieses Wachstum im Schlussquartal werde aber nicht reichen, um in der Gesamtbilanz 2003 schwarze Zahlen zu schreiben. Die Volkswirte des DIW gehen von einem Null-Wachstum aus. Allerdings sehen sie gute Voraussetzungen für 2004.

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      Und "so" sieht die "Wirklichkeit" aus.....

      PLEITEN

      "Nie war die Lage elender als heute"

      2003 war wieder ein Jahr der Pleitenrekorde, teilt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform mit.
      Im EU-Vergleich ist Deutschland ihr zu Folge führend bei großen Unternehmenspleiten.
      Ein Hoffnungsschimmer sei nicht in Sicht.

      Und hier geht es weiter.......

      Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,277190,00.html

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      Wiederspricht sich in meinen Augen ein wenig.
      Aber unsere Experten werden schon wissen, was sie da wieder sagen.
      Die lagen ja schon immer richtig......(hihihi)......

      HM
      Avatar
      schrieb am 17.12.03 19:43:12
      Beitrag Nr. 3.999 ()
      DAX & DOW Jones KGV - Stand 11.12.03
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      12.12. 13:17
      DAX KGV - Stand 11.12.03 / Hinweis

      Verlaufsdarstellung seit 1980

      DAX KGV Stand vom 11.12.03: 16,19

      Das "KGV DAX" berechnet sich aus der Summe der Aktien-Close-Kurse im Verhältnis zu der Summe der aktuellen Aktien-Gewinne.

      KGV-DAX = [Summe aller Close Kurse im DAX] / [Summe aller Gewinne der DAX-Aktien].

      DAX-KGV bezieht sich auf die erwirtschafteten Gewinne 2003, die auch in Tai-Pan angegeben werden. Die Daten werden von Taipan berechnet und sind Durchschnittswerte aus unterschiedlichen Quellen.





      DOW Jones KGV - Stand 11.12.03 / Hinweis

      Verlaufsdarstellung seit 1986

      DOW Jones KGV Stand vom 11.12.03 : 17,17

      Das "KGV DOW Jones " berechnet sich aus der Summe der Aktien-Close-Kurse im Verhältnis zu der Summe der aktuellen Aktien-Gewinne.

      KGV-DOW Jones = [Summe aller Close Kurse im DOW Jones ] / [Summe aller Gewinne der DOW Jones -Aktien].

      DOW Jones - KGV bezieht sich auf die erwirtschafteten Gewinne 2003, die auch in Tai-Pan angegeben werden. Die Daten werden von Taipan berechnet und sind Durchschnittswerte aus unterschiedlichen Quellen.





      ........................
      Avatar
      schrieb am 18.12.03 23:10:41
      Beitrag Nr. 4.000 ()
      "Herr Faber, droht 2004 der China-Crash?"

      Marc Faber gilt als "Contrarian", als einer, der gegen den Strom schwimmt. Mit Erfolg: Faber hatte frühzeitig vor der Asien-Krise 1997/98 und der japanischen Aktienkrise 1990 gewarnt. Auch jetzt warnt er Anleger davor, zu gierig zu sein: Die Kurse seien auf den meisten Märkten bereits ausgereizt.

      FINANZ€N: Herr Faber, zum Jahresbeginn 2003 haben Sie in FINANZ€N Rohstoffe und die asiatischen Märkte empfohlen. Wie sehen Sie diese Tipps heute?

      Marc Faber: Rohstoffe sind in diesem Jahr sehr stark gestiegen, etwa Baumwolle, Kupfer, Gold, Eisenerz, Stahl oder Zement. Es ist alles eingetroffen, was ich damals gesagt habe. Daher war 2003 ein ausgezeichnetes Jahr. Doch die Vergangenheit ist mir egal, die Zukunft interessiert mich mehr. Ich glaube, dass sich China in einer Überhitzungsphase befindet. Wenn sich die Lage nicht abkühlt, wachsen die Risiken für eine Wirtschaftskrise. Ähnlich ist es bei Rohstoffen: 2001 war das kein Thema, aber jetzt sprechen Anleger überall von China und von Rohstoffen - ein Alarmsignal.

      FINANZ€N: Wie starten Sie ins Jahr 2004?

      Faber: Ich sehe mehr Risiken als Chancen. Vor einem Jahr waren die Erwartungen der Anleger sehr niedrig - heute sind sie sehr hoch. Es könnte sein, dass diese Hoffnungen enttäuscht werden. So ist die US-Börse auf einem Niveau, von dem aus sie stark fallen könnte.

      FINANZ€N: Gilt das auch für die asiatischen Börsen?

      Faber: Sie fallen sicherlich nicht unter das Niveau der Tiefkurse von 1998, aber ich würde einen Rückschlag von 30 bis 40 Prozent nicht ausschließen.

      FINANZ€N: Was ist der Grund für den Pessimismus?

      Faber: Die Börsen erreichen ihren Tiefpunkt, wenn die Stimmung am negativsten ist, und sie erreichen ihren Höchststand, wenn Anleger sagen, die Kurse können nicht fallen.

      FINANZ€N: Ganz konkret: Was könnte fallende Kurse auslösen?

      Faber: Erstens: Das US-Wirtschaftswachstum wurde durch die Geldpolitik und die wachsenden Finanzdefizite künstlich hergestellt. Es ist denkbar, dass das Wachstum 2004 enttäuschend ausfallen wird, dass die USA sogar in eine Rezession fallen. Zweitens: In China kann alles passieren. Die Überhitzung könnte in eine Krise münden. Drittens: Die Inflation beschleunigt sich, die Zinsen steigen. Viertens: Geopolitische Probleme, wie eine Revolution in Saudi-Arabien. Fünftens: Der Ölpreis könnte stark steigen. Die Börsen sind überkauft; die Stimmung ist so, dass selbst ein kleines Ereignis zu großen Kursrückgängen führen könnte.

      FINANZ€N: Wie haben Sie sich vor diesem Hintergrund positioniert?

      Faber: Ich halte viel Bargeld und einen sehr geringen Aktienbestand. Ich behalte mein Gold, weil ich glaube, dass die Notenbanken die Geldmenge erhöhen werden und Gold langfristig steigen wird. Ich schätze Anlageformen, bei denen das Angebot kurzfristig nicht schnell erhöht werden kann, wie Gold und Silber, Minen und Öl. Selbst wenn die Nachfrage nach Rohstoffen steigt, können die Produzenten das Angebot innerhalb kurzer Zeit nicht wesentlich erhöhen. Zudem glaube ich, dass Sachwerte einen besseren Wert darstellen als Finanzwerte. Ich finde Immobilien sind nicht wahnsinnig teuer. Wenn die Nettorendite bei einem Haus rund sechs Prozent beträgt, dann ist das eine gute Anlage.

      FINANZ€N: Sie bezeichnen sich als Contrarian. Wo finden Sie als Querdenker derzeit gute Investmentmöglichkeiten?

      Faber: Zucker und Kaffee sind billig. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kaffeepreis innerhalb der nächsten fünf Jahre verdreifacht, ist sehr hoch. Der Pro-Kopf-Konsum der Chinesen steigt rapide. Je höher die Nachfrage, umso größer die Preisreaktion bei Wetterausfällen. Bei Zucker ist die Lage nicht so klar. Der Preis befindet sich seit 1973 in einem Bärenmarkt; er könnte steigen. Auch Silber ist im Vergleich zu Gold unterbewertet.

      FINANZ€N: Was ist für Privatanleger der beste Weg, um in Rohstoffe zu investieren?

      Faber: Es gibt zum Beispiel in Indonesien Plantagen-Gesellschaften wie London Sumatra oder Astra Agro Lestari, die Kaffee und Kakao anbauen. Ich werde nach der Korrektur wahrscheinlich in Indonesien investieren, denn dort gibt es Gesellschaften, die unter Buchwert gehandelt werden.

      FINANZ€N: Die USA und China liefern sich einen harten Handelskrieg. Besteht die Chance, dass sich Asien emanzipiert?

      Faber: Wenn die Asiaten mehr Selbstvertrauen hätten, könnten sie ihre Währung um 30 Prozent gegenüber dem Dollar aufwerten. Die Chinesen könnten den Yuan sogar um 50 Prozent aufwerten, und es würde nicht schaden. In vielen Bereichen ist die chinesische Wirtschaft größer als die amerikanische. So produziert sie mehr Zement, Stahl, Fernseher, Motorräder und Computer. Chinas Unternehmen sind in den letzten zwei, drei Jahren sehr reich geworden. China ist eine Wirtschaftsmacht.

      FINANZ€N: Woher soll dann der China- Crash kommen - die Wirtschaftskrise, von der Sie gesprochen haben?

      Faber: Durch die Überhitzung, die vor allem bei Kapital-Investitionen bemerkbar ist. Sie steigen jährlich um 30 Prozent und machen bis zu 43 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Wenn die Kapitalinvestitionen nicht mehr ansteigen oder rückläufig sind, führt das zu einer Rezession. Die Überhitzung zeigt sich auch im Kreditwachstum und in der Baubranche. Es wäre höchst naiv zu erwarten, dass China nie eine Rezession erlebt. Bereits jetzt verlangsamt sich das Wachstum.

      FINANZ€N: Ist die Asien-Story also vorbei?

      Faber: Langfristig nicht. Der Westen ist in einer bitteren Situation, weil China, Vietnam, Bangladesh und andere Länder im Produktionsbereich so stark sind. Viele Dienstleistungen können ausgelagert werden. Heute kann ich Architekten, Buchhalter oder Steuerexperten in Indien anstellen. Selbst die deutsche Staatsadministration könnte man auslagern und 80 Prozent der Kosten sparen. Die wichtigste Investmentstrategie ist es, den Westen unterzugewichten und Asien überzugewichten.

      FINANZ€N: Ölaktien liefen 2003 schlecht, obwohl der Ölpreis gestiegen ist. Ein Investment für einen Contrarian?

      Faber: Nächstes Jahr könnten Ölaktien und Ölförder-Firmen positiv überraschen. Der Ölpreis könnte stark steigen. Wenn man Asien industrialisiert, wird sich der Pro-Kopf-Ölkonsum innerhalb der nächsten sechs bis zehn Jahre verdoppeln. Die Ölindustrie kann aber nicht mehr produzieren. Die Folge: Der Ölpreis wird bestimmt nicht fallen, sondern eher steigen.

      FINANZ€N: In welcher Bandbreite sehen Sie den Ölpreis in der Zukunft?

      Faber: Zwischen 30 und 100 Dollar. Vielleicht steigt er sogar auf 200 Dollar, falls es in Saudi-Arabien eine Revolution geben sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder eine Ölkrise gibt, ist sehr groß.

      FINANZ€N: Wo sehen Sie als Contrarian sonst noch Potenzial?

      Faber: In Kuba könnte das Potenzial langfristig groß sein. Man könnte kubanische Schuldscheindarlehen kaufen, die auf niedrigem Niveau gehandelt werden.

      FINANZ€N: Haben Sie noch weitere Empfehlungen fürs kommende Jahr?

      Faber: Ich tue mich schwer mit Empfehlungen, da kurzfristig ein großes Rückschlagpotenzial besteht. Ich selbst bin in der Gold- und Kupfermine Ivanhoe Mines, die in der Mongolei schürft, investiert. Und ich schätze die pharmazeutische Industrie in Indien und Indonesien, darunter Firmen wie Dr. Reddy, Ranbaxy und Enseval Putera.


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