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    Warum die Indizes fallen werden. - 500 Beiträge pro Seite (Seite 3)

    eröffnet am 12.03.02 01:46:04 von
    neuester Beitrag 07.08.05 13:04:25 von
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      schrieb am 10.10.02 01:00:13
      Beitrag Nr. 1.001 ()
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      schrieb am 10.10.02 01:08:27
      Beitrag Nr. 1.002 ()
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      schrieb am 10.10.02 01:12:28
      Beitrag Nr. 1.003 ()
      Kommentar


      Die Krise der Banken

      Es ist noch nicht lange her, da stritt man in Deutschland über die Macht der Banken. Aus heutiger Sicht ist das schon fast ein lustiger Gedanke.
      Von Nikolaus Piper



      (SZ vom 10.10.2002) — Die Geldhäuser erleben das mit Abstand schwerste Jahr ihrer Geschichte, die meisten sind nur noch ein Schatten ihrer selbst.

      Der Verfall von Macht und Ruhm lässt sich an den Aktienkursen ablesen: In diesen Tagen findet ein regelrechter Ausverkauf von Bankaktien statt; die Anteile der Deutschen Bank sind auf den niedrigsten Stand seit über vier Jahren gesunken, Hypo-Vereinsbank und Commerzbank haben das Niveau von 1984 erreicht.

      Die Commerzbank musste sich sogar gegen lebensgefährliche Gerüchte um ihre Zahlungsfähigkeit wehren.

      Zwei Ursachen

      Es ist sicher verfrüht, von einer Bedrohung des Finanzsystems zu sprechen, aber dass es eine Bankenkrise gibt, lässt sich nicht mehr ernsthaft bestreiten. Die Krise hat mindestens zwei große Ursachen.

      Einmal sind die Banken zum Opfer der Konjunktur geworden. Der Zusammenbruch der Spekulation um die New Economy hat die Finanzinstitutionen gleich mehrfach getroffen.

      Die Aktien in ihrem Besitz haben dramatisch an Wert verloren, immer mehr Firmen sind in Schwierigkeiten und können ihre Schulden nicht zurückzahlen, und schließlich ist das zahlende Publikum entsetzt vom Börsenparkett geflohen.

      Kaum ein Unternehmer denkt zurzeit noch daran, seine Firma an die Börse zu bringen, die Kleinaktionäre haben die Nase voll von Risikopapieren, die großen Investoren halten ihr Geld sowieso zurück. Auch mit der Fusion und dem Verkauf von Firmen ist kein Geld mehr zu verdienen.

      Zu teuer, zu schlecht

      Darüber hinaus befindet sich die Finanzbranche aber auch in einer massiven Strukturkrise. Im Grunde geht es den Banken wie der deutschen Autoindustrie vor fünfzehn Jahren: Sie sind zu teuer, und sie produzieren mit zu schlechter Qualität.

      Es gibt viel zu viele Bankfilialen in der Republik, und diese bedienen ihre Kunden nicht einmal zur allgemeinen Zufriedenheit. Auch international sind die deutschen Banken zurückgefallen.

      Lediglich die Deutsche Bank hat noch das Potenzial, um es mit der großen amerikanischen Konkurrenz aufzunehmen. Die einstmals stolze Dresdner Bank musste sich unter die Fittiche der Allianz begeben, die Commerzbank sucht verzweifelt einen Partner.

      Gerüchtestreuer

      Die Hypo-Vereinsbank versucht, sich als Nummer zwei in Deutschland auf dem europäischen Markt zu behaupten, kämpft aber mehr als die Wettbewerber mit Lasten im Immobilien- und Firmenkundengeschäft. Mit dem Normalkunden tut sich das private Kreditgewerbe ohnehin schwer gegenüber den dominierenden Sparkassen und Volksbanken.

      Und weil die deutschen Banken so schwach sind, müssen sie sich regelrechter Angriffe an den Börsen erwehren. Zurzeit ist es fast risikolos, auf fallende Kurse im deutschen Finanzsektor zu spekulieren.

      Das lockt große Risikofonds (Hedgefonds) an, die mit gewagten Aktiengeschäften die Kurse in den Keller prügeln und dabei noch prächtig verdienen. Und die Vermutung ist gar nicht so abwegig, dass dabei auch das eine oder andere hässliche Gerücht absichtsvoll gestreut wird.

      Riesiger Restrukturierungsbedarf

      Nun nützt es den Bankmanagern wenig, wenn sie sich über die böswilligen Spekulanten beklagen. In den Banken gibt es einen riesigen Restrukturierungsbedarf, und die Konsequenzen werden besonders für die Beschäftigten hart werden: weniger Banken, weniger Filialen, weniger Arbeitsplätze.

      Die Einschnitte haben auch schon längst begonnen: Nach Berechnungen der Bundesbank verschwinden in Deutschland zurzeit pro Arbeitstag ein Kreditinstitut und zehn Bankfilialen. Dass das deutsche Bankgewerbe gesundschrumpfen muss, weiß man im Grunde schon seit vielen Jahren.

      Aber die Kur wurde verschoben – Ironie der Geschichte – ausgerechnet wegen des Aktienbooms der Jahre 1997 bis 2000. Die Banken verdienten Rekordsummen, und die Manager, die eigentlich wussten, was zu tun war, konnten oder wollten sich nicht mit unbequemen Maßnahmen durchsetzen. Wer fängt auch schon zu sparen an, wenn er im Geld schwimmt?

      Nun müssen sich die Banken unter den denkbar härtesten Bedingungen erneuern. Und dies bringt Gefahren auch für die Gesamtwirtschaft mit.

      Um ihre Bilanzen zu verbessern, sind die Institute extrem restriktiv mit neuem Geld geworden, sie kürzen bestehende Kreditlinien und fordern mehr Bonität und/oder höhere Zinsen.

      Diese Kreditknappheit bringt derzeit den gesamten deutschen Mittelstand in Aufruhr. Die kleinen und mittleren Unternehmen sind in Deutschland traditionell knapp mit Eigenkapital, ihre gesamte Finanzierung hängt am Fremdkapital, also am Bankkredit.

      Weit blickende Unternehmer wissen, dass dies nicht so bleiben kann, aber eine Anpassung an die veränderten Verhältnisse braucht Zeit.
      Hier kann leicht eine Spirale nach unten einsetzen: weniger Kredit, mehr Pleiten, schlechtere Bankbilanzen, weniger Kredit.

      Die Politik kann hier nicht viel mehr tun, als den äußeren Rahmen zu sichern und das Vertrauen in der Wirtschaft zu stärken. Aber das wäre ja schon etwas. Wenn es noch Zweifel an der Schädlichkeit von Steuererhöhungsdebatten geben sollte – ein Blick auf die Aktienkurse der Banken sollte die Politiker eines Besseren belehren.
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 03:23:05
      Beitrag Nr. 1.004 ()
      Mit verlaub einer der besten und informativsten Threads überhaupt.

      RESPEKT !!!!!!!!!!!!!!
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 10:11:34
      Beitrag Nr. 1.005 ()
      zu #1001:

      Gibt es eigentlich Zahlen darüber, wieviele mittelständische Betriebe jährlich schließen, weil die Betreiber in den Ruhestand gehen und keinen Nachfolger finden??

      Das müßte doch auch eine Zahl in fünfsteliger Größenordnung sein!?

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      Avatar
      schrieb am 10.10.02 16:02:05
      Beitrag Nr. 1.006 ()
      US: Importpreise mit starkem Anstieg


      Aufgrund höherer Erdölpreise stiegen die Importpreise in den USA im September den dritten Monat in Folge.

      Die Importpreise stiegen um 0.7% nach einem Zuwachs um 0.3% im August. Der September-Anstieg ist der größte seit April und reflektiert einen Anstieg der Erdölpreise um 6%.

      Volkswirte rechneten laut einer Reuters Umfrage mit einem Anstieg um 0.3%.

      Die volatilen Erdölpreise, die in diesem Jahr um 61.1% angestiegen sind, ausgeklammert, stiegen die Importpreise um 0.2%.

      Die Preise für Nahrungsmittel und Getränke stiegen um 2.7%, der stärkste Preisanstieg seit März 1997.

      Der Export stieg im September um 0.2% nach einem Anstieg um ebenfalls 0.2% im August.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 20:34:47
      Beitrag Nr. 1.007 ()
      @Bluemoons

      Danke, daß du meinen Thread hochhälst. :):):)


      ......................................................


      R E N T N E R - I N - D E N - U S A



      Zu arm zum Ausruhen

      In Amerika stehen Millionen alter Menschen vor dem Ruin. Statt in Rente zu gehen, suchen sie neue Jobs

      Von Thomas Fischermann



      ZEIT-Grafik
      Quelle: Maritz Research



      An der Route 60, eine Autostunde nordwestlich von Phoenix, hat Malcolm Baron das Paradies entdeckt. Vor 18 Jahren hörte der ehemalige Zahnarzt auf zu arbeiten und zog mit seiner Frau nach Sun City West, einem Meer aus adretten Häuschen mitten in der Wüste von Arizona und heute mit 31 000 Einwohnern eine der größten Rentnerkolonien in den Vereinigten Staaten.

      "Das Beste ist, dass Sie jeden Punkt der Siedlung mit dem Golfwägelchen erreichen können", sagt der fast 80-jährige Baron und genießt es, Besucher durch seine Stadt an der Sonne zu führen. Zum Supermarkt und zur Bowlingbahn ("Schusswaffen verboten" ), zum Warmwasserpool und zur Spezialklinik für Alzheimer-Patienten, zur Bibliothek und zum Tanzclub, wo heute gealterte Cheerleader trainieren. Knappe Röckchen, gewaltige Papierbüschel in den Händen, Falten im Gesicht. "Zwei vor, Arme ausbreiten, zwei zurück!", ruft die Tanzlehrerin. Im Hintergrund spielt Disco-Musik der siebziger Jahre. "Da sind richtige Profis dabei", sagt Baron. "Eine hat früher sogar mal bei Cats getanzt."

      Sun City West ist in der Gegend keine Ausnahme: Seit den frühen sechziger Jahren haben finanzstarke Bauunternehmer in Arizona gleich mehrere der größten Seniorensiedlungen der Welt gebaut. In ihren Sun Cities, Youngtowns und Sun Villages verkauften sie der alternden amerikanischen Mittelschicht einen neuen Lebensstil: Gemeinschaften "aktiver Erwachsener", die tanzend, schwimmend und Golf spielend ihre Pensionen und Ersparnisse durchbringen. Die den Traum wahr werden lassen, dass es ein Leben nach der Arbeit gibt.

      Für eine ganze Generation ist dieser Traum geplatzt. Einem Großteil der alternden Amerikaner geht das Ruhegeld aus. Zwei Jahre nach dem Beginn des großen Börseneinbruchs realisiert die Babyboom-Generation (Jahrgang 38 bis 56), dass ihr zu wenig bleibt für einen Lebensabend à la Sun City.

      Nur etwa die Hälfte der arbeitenden Amerikaner habe überhaupt einen Pensions- oder Sparplan, schätzt Rentenexperte Robin Blackburn von der New School University in New York. 24 Prozent der Babyboomer hätten "nichts oder fast nichts" zurückgelegt, berichtet das Meinungsforschungsinstitut Maritz Research. Und auch die Übrigen haben sich zu früh auf zweistellige Wachstumsraten am Kapitalmarkt verlassen. Im Übermut der neunziger Jahre hätten "die meisten Haushalte ihr zusätzliches Kapital sogar noch benutzt, um mehr zu konsumieren", glaubt Christian Weller vom Economic Policy Institute (EPI) in Washington. "Obwohl der durchschnittliche Haushalt seine Altersrücklagen in den neunziger Jahren erhöhen konnte, hat er kein adäquates Niveau erreicht."

      Ein böses Erwachen in einem Land, dem noch vor zwei Jahren eine Welle von Frührentnern vorhergesagt wurde - vorzeitiger Ruhestand dank New Economy und Aktienboom.

      Schreck Nummer eins: Die Renten der amerikanischen Mittelschicht sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend in Aktien und Anleihen angelegt worden und mit dem Crash nun entsprechend geschrumpft. Nur schätzungsweise 16 Prozent der Amerikaner aber haben ein Anrecht auf traditionelle Betriebsrenten, die feste monatliche Zahlungen bis ans Lebensende garantieren.

      Fast 45 Prozent weniger Einkommen im Alter

      Das liegt vor allem daran, dass die meisten Unternehmen seit 20 Jahren - mit wohlwollender Unterstützung aus Washington - die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter auf persönliche Wertpapier-Sparpläne umgestellt haben. Arbeitgeber und Beschäftigte zahlen gemeinsam ein, das Kursrisiko aber bleibt beim Arbeitnehmer.

      Oft füllten die Unternehmen die Depots mit Aktien der eigenen Firma. "In den Boomjahren klang das auch für die Arbeitnehmer nach einem tollen Deal", sagt David Weil, Ökonom an der Brown University in Providence. "Da sahen sie plötzlich eine Zahl mit vielen Nullen in Ihrem Depot und dachten, Sie wären reich." EPI-Forscher Weller ergänzt: "Im Augenblick muss der durchschnittliche Haushalt mit 43 Prozent weniger Alterseinkommen rechnen als ursprünglich geplant."

      Schreck Nummer zwei: Private Ersparnisse sind auch weg. In der Rezession des vergangenen Jahres haben etliche Amerikaner ihren Arbeitsplatz verloren und mussten an ihre Reserven gehen, Kreditkartenrechnungen bezahlen, mangels einer Arbeitgeber-Krankenversicherung plötzlich Arztkosten aus eigener Tasche begleichen.

      Schreck Nummer drei schließlich: Nicht einmal mehr alle "konservativen" Altersrücklagen gelten als sicher. Die Unternehmen, meldete im Sommer der Rücklagenfonds Pension Benefit Guarantee Corporation (PBGC), hätten mindestens 111 Milliarden Dollar zu wenig für ihre künftigen Betriebsrenten zurückgelegt. Große Konzerne wie Coca-Cola oder General Motors können solches Geld im Notfall aus den laufenden Gewinnen zuschießen, aber kleinere Firmen könnten darüber Bankrott gehen. Die PBGC, die seit 1974 für die Betriebsrenten solcher Bankrotteure aufkommt, steht inzwischen selbst vor einem Milliardenloch. "PBGC steckt möglicherweise in ernsthaften Schwierigkeiten", warnten Anfang August die beiden Abgeordneten des Repräsentantenhauses George Miller und Robert Andrews. Zu allem Überfluss kommen auch die Lebensversicherer wieder mal ins Gerede: Seit Wochen schon warnen Ratingagenturen wie Fitch und Standard & Poors vor möglichen Ausfällen bei Versicherern wie AIG, MetLife und Prudential.

      Der Traum ist aus. Können wir uns die Pensionierung noch leisten? titelte das Wall Street Journal.

      "Damals, nach dem Börsencrash, haben wir zusammen im Büro gesessen und mitgerechnet", erinnert sich Joanne Fritz. "Wenn die Börse nach unten ging, dann waren es wieder mal ein paar Jahre länger bis zur Rente." Damals allerdings hatte Joanne wenigstens noch einen festen Job mit regelmäßigem Einkommen. Heute empfängt die ehemalige Universitätslehrerin und Marketingexpertin ihre Besucher nicht mehr im Büro, sondern zu Hause, in einem Vorort von Scottsdale, Arizona. Ihr Mann Tom öffnet die Tür. "Kommen Sie herein, der Hund beißt nicht". Lucy beißt wirklich nicht, sondern springt neben ihrem Herrchen auf das Ledersofa. Durch das Fenster sieht man den Swimmingpool, Joanne läuft noch schnell zum Telefon und führt ein Gespräch zu Ende.

      "Es ist so schnell gegangen, dass unser ganzer Lebensplan ins Wanken geriet", sagt sie. Im vergangenen Jahr verlor sie ihren Job als Regionalchefin bei einem Anbieter von Bildungsreisen. "Das war gleich nach meinem 60. Geburtstag", sagt sie. "Sie können sich vorstellen, wie der Arbeitsmarkt für Leute in meinem Alter aussieht." Zu allem Unglück musste ihr Ehemann, ein Psychotherapeut, seine Praxis schließen: Der Arzt hatte ihm Krebs attestiert, er brauchte eine Chemotherapie. Da hat sich Joanne "hingesetzt, sieben Tage in der Woche gearbeitet" und das letzte Ersparte in ein Hoffnungsprojekt gesteckt: Sie besitzt jetzt ein Dotcom-Unternehmen, notyetretired.com - eine Sammlung von Tipps für "Rentner, die merken, dass ihnen das Geld ausgeht".

      "Wer einmal raus ist, gilt als altes Eisen"

      Sie hat schnell entdeckt, dass sie nicht allein ist. Binnen weniger Monate warb sie 8500 Abonnenten für ihren Newsletter, und durch Anzeigen und Vermittlungskommissionen für Experten verdient sie "das erste Geld, obwohl die Kosten noch längst nicht wieder hereingespielt sind". Doch jetzt übt sie sich erst mal in Geduld. Vor dem Bildschirm in ihrem kleinen Heimbüro arbeitet sie manchmal so viel, dass sich ihr Mann schon Sorgen macht: "Manchmal gerät sie in richtige Erschöpfungszustände." Und wenn sie ganz ehrlich ist, könnte ihr das Firmenmotto mit dem "Not Yet Retired" ("Noch nicht im Ruhestand" ) manchmal auch gestohlen bleiben. "Glauben Sie mir", sagt Joanne, "wenn mir jemand zwei Millionen geben würde, würde ich sofort in den Ruhestand gehen."

      Doch im Moment hat sie keine Wahl. Die Zahl der arbeitenden Amerikaner über 55 Jahre ist in den vergangenen zwölf Monaten um sieben Prozent gestiegen - die einzige Bevölkerungsgruppe, die überhaupt Zuwächse verzeichnete. 37 Prozent der arbeitenden Rentner gaben in einer Umfrage der Business Week an, dass sie es wegen des Geldes tun - 1998 waren es nur 25 Prozent. Von den heutigen Arbeitnehmern erklärten 46 Prozent dem Meinungsforschungsinstitut Gallup, dass sie später als geplant in den Ruhestand gehen wollen - und Seniorenmagazine wie Third Age veröffentlichen bereits Artikel wie Warum die goldene Uhr (zur Pensionierung) nicht der Schlüssel zum Glück ist.

      Arbeiten bis zum Umfallen? Michael Nuccitelli, Chef der psychologischen Klinik SLS in New York, berät jetzt häufiger Patienten im Rentenalter, die Hilfe für die Arbeitswelt brauchen. "Viele suchen einfach Unterstützung, um ihr Gedächtnis und ihre physische Ausdauer zu verbessern", berichtet er. "Andere leiden an Ängsten - ob sie überhaupt noch im Arbeitsleben mithalten können."

      Zurück in den Arbeitsmarkt führt nur ein schwerer Weg. "Wer einmal raus ist, gilt als altes Eisen", sagt ein Personalberater in Dallas. Wenn sie schnell Geld brauchen, bleibt vielen Rentnern bloß ein Billigjob: Ticketabreißer in Kinos, Tütenpacker im Supermarkt, Tagesmutter, Straßenfeger. "Seit dem Börsencrash haben wir hier eine Menge Leute, die händeringend nach Arbeit suchen", sagt Mark Fooks, Town Manager in der Seniorenkolonie Youngtown. "Gehen Sie mal durch die Supermärkte und Fast-Food-Lokale - fast die Hälfte der Angestellten wohnt hier in der Siedlung."

      Joanne Fritz von notyetretired.com rät deshalb dazu, sich lieber gleich selbstständig zu machen. "Auf die Arbeitgeber können wir uns nicht verlassen", sagt sie. So entstehen Geschichten wie die des 70-jährigen Carmen Reitano aus Newburyport, Massachusetts. Er hat eine Maschine gebastelt, mit der er seine Viagra-Tabletten spalten kann - jetzt verkauft er das Gerät im Internet für 25 Dollar das Stück. Oder die Geschichte des ehemaligen Bankiers Rodger St. Michel aus Phoenix, der schon elf Jahre lang Rentner war, bis er im Alter von 65 Jahren einen Laden für Bürobedarf und Kurierdienste eröffnet hat. "Jetzt arbeite ich mindestens so viel wie vor meiner Pensionierung", erzählt Rodger, und das Geld komme trotzdem nur schleppend herein. Macht es wenigstens Spaß? "Na ja", sagt er sarkastisch, "wissen Sie, in meinem Alter gibt es nichts Schöneres, als hinter dem Haus die Dollarnoten auf die Leine zu hängen."

      Schon fürchten die ersten Politiker in Washington um ihre Stimmen bei den bevölkerungsstarken Babyboomern: Der Republikaner Robert Matsui etwa, Mitglied des Repräsentantenhauses, hat kürzlich ein Gesetz zur Wiedereinführung der traditionellen Betriebsrenten gefordert. Andere wollen gar die Debatte um Pflichtrenten oder eine massive Aufstockung der staatlichen Grundrente wiederbeleben - derzeit beträgt sie für normale Arbeitnehmer 800 bis 1000 Dollar. Doch in der Bush-Regierung ist das momentan kein Thema.

      Im Gegenteil, der Präsident würde gern auch die staatliche Grundrente privatisieren, eine minimale Absicherung, die bislang nach dem Prinzip des Generationenvertrags funktioniert (heutige Arbeitnehmer zahlen an heutige Rentner) und die wegen der günstigen demografischen Entwicklung in den USA auch keine nennenswerten Probleme hat. "Es ist das letzte große Umverteilungsprogramm, weil Geringverdiener im Verhältnis mehr Rente bekommen", unkt Rentenexperte Blackburn. "Darum ist die Staatsrente bei den Republikanern so verhasst - und Finanzkonzerne haben eine Menge Wahlkampfspenden gezahlt."


      ..........................................


      Schöne Aussichten........;):D


      Beste Grüße
      H_S
      ......
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 20:48:40
      Beitrag Nr. 1.008 ()
      @Guten Abend, Harry...;)

      Schön einmal wieder von Ihnen zu hören.
      Ich hoffe doch nicht,
      dass Sie wirklich krank waren die ganzen Wochen.

      Ich habe mir schon Sorgen gemacht,
      dass Sie ein wenig zu früh in das Bullenlager übergelaufen sind..:laugh:

      Schöne Grüsse von..

      HM
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 22:20:40
      Beitrag Nr. 1.009 ()
      Die Angst vor einem Bankencrash Seite 1/3
      [ 10.10.02, 12:57 ]
      Von Willi Weber




      Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst eines Bankencrashs. Offen wird über Liquiditätsprobleme spekuliert. Experten prophezeien der Branche japanische Verhältnisse. Verunsicherte Anleger ziehen bereits ihre Guthaben ab. Ist die Panik berechtigt?






      Dunkle Wolken über Frankfurt: Die deutschen Banken stecken in der Krise.


      Steht man im Kreis internationaler Analysten, könnte es einem um den heimischen Finanzsektor Angst und Bange werden. Erst vor kurzem bezeichnete ein Manager der Beratungsgesellschaft accenture auf einer Veranstaltung in München die deutschen Institute als "Value-Prisoners". Das sind Banken, die in verkrusteten Strukturen gefangen und nicht in der Lage sind, Mehrwert zu schaffen. Andere Marktbeobachter sehen die Commerzbank als sicheren Pleitekandidaten.
      Dass die vernichtenden Kommentare aus dem Ausland teilweise ihre Berechtigung haben, zeigen die jüngsten Zwischenberichte der Großbanken. Keines der vier Institute schaffte es, eine Eigenkapitalrentabilität von mehr als fünf Prozent zu erwirtschaften. Die internationale Meßlatte liegt jedoch bei mindestens 15 Prozent.

      Besonders schlecht steht es um die Commerzbank, deren Eigenkapitalrentabilität auf völlig unzureichende 1,3 Prozent zusammengeschrumpft ist. Den Vogel schießt aber die zur Allianz-Gruppe gehörende Dresdner Bank ab. Sie verzeichnete im zweiten Quartal einen Nachsteuerverlust von sage und schreibe einer Milliarde Euro.

      Seit Beginn des zweiten Halbjahres dürfte sich die Situation weiter verschlimmert haben. Zwar beruhigt Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller, dass das dritte Quartal angesichts der schwachen Kapitalmärkte "nicht schlecht" gelaufen sei. Doch dabei hat er vermutlich auch einen einmaligen Sondererlös aus der Umgliederung der Immobiliensparte von 700 Millionen Euro mit in seine Rechnung einbezogen.


      Nachdem den deutschen Banken im Zug der Börsenbaisse die Erträge weggebrochen sind, wird deren eigentliches Problem immer ersichtlicher: die zu hohe Kostenbasis.
      Gradmesser dafür ist die Cost-Income-Ratio, also das Verhältnis der Aufwendungen zu den Erträgen. Bei deutschen Instituten liegt diese im Augenblick über weit 70 Prozent, in Großbritannien, Spanien und Frankreich sind es rund 20 Prozentpunkte weniger.

      Warum das so ist, zeigt ein Strukturvergleich mit dem Ausland. In Deutschland kommen auf eine Bankfiliale rund 1500 Einwohner. In Großbritannien sind es fast 2000, in den Vereinigten Staaten sogar mehr als 3000.

      Aber nicht nur im Filialgeschäft herrscht ein Überangebot. Auch im Investmentsbanking wurden mit Beginn des Börsenbooms viel zu große Kapazitäten aufgebaut. Nach dem Platzen der Börsenblase gingen die Einnahmen dramatisch zurück. Was blieb, waren die viel zu hohen Kosten für die nun fast beschäftigungslosen Investmentbanker.


      "In der Finanzbranche wird es in den nächsten fünf mehr Veränderungen geben, als in den fünfzig Jahren zuvor." Dieses Zitat stammt von Hilmar Kopper und ist mehr als zehn Jahre alt. Der Ex-Chef der Deutschen Bank hatte zwar Unrecht, was das Timing betraf, aber in der Sache lag er richtig.
      Mit reichlich Verspätung kommt Bewegung in die deutsche Finanzbranche. Dazu gehört auch ein nie da gewesener Arbeitsplatzabbau. Um Kosten zu sparen, wollen Deutsche, Dresdner, HypoVereinsbank und Commerzbank insgesamt rund 40.000 Stellen streichen - und damit dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein.

      Auch woanders wird mit alten Banker-Traditionen gebrochen: Unprofitable Bereiche werden geschlossen oder verkauft. Kostenintensive Verwaltungsabteilungen wie die Datenverarbeitung werden ausgelagert.

      Der Weg zurück zur Rentabilität - der auch über Fusionen führen dürfte - ist zwar uneben und steinig. Aber dass deshalb gleich ganze Institute auf der Strecke bleiben werden ist ziemlich unwahrscheinlich. Die Eigenkapitalbasis der Geldhäuser ist solide, die Kreditportfolios sind weniger anfällig als allgemein dargestellt. Und auch die Sparbemühungen zeigen erste Erfolge.

      Auch der Vergleich mit Japan hinkt gewaltig. Dort wurden Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre zuhauf Kredite vergeben, die durch völlig überbewertete Immobilien abgesichert wurden. Als die Blase platze und das Land in die Rezession schlitterte, blieben die Institute auf milliardenschweren faulen Krediten sitzen. Doch das bilanzielle Großreinemachen lässt bis heute auf sich warten.

      In Deutschland unterliegt die Kreditvergabepraxis wesentlich strengeren Reglementierungen - auch wenn es wie im Fall des Baulöwen Schneider manchmal zu unlöblichen Ausnahmen kommt. Hätte Japan eine so gewissenhafte Aufsichtsbehörde wie die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gehabt, wäre es auch dort nicht zu einem derartigen Missmanagement gekommen.

      Sparer sollten Ruhe bewahren. Von einem Bankencrash ist Deutschland weit entfernt. Dennoch ist es für Aktionäre im Augenblick nicht ratsam, in Banktitel zu investieren. Solange die Restrukturierung läuft wird es noch Rücksetzer geben. Eine Ausnahme ist die Deutsche Bank. Sie wird in Zukunft das einzige nationale Institut mit Global-Player-Anspruch sein. Außerdem hat Vorstandschef Josef Ackermann noch ein Versprechen zu erfüllen. Er hat sich eine Marktkapitalisierung von 100 Milliarden Euro zum Ziel gesetzt. Aktuell liegt sie bei 24 Milliarden Euro

      ___________________
      Was in der Ferne liegt , kann bald in der Nähe sein.
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 23:46:16
      Beitrag Nr. 1.010 ()
      Investoren ziehen sich aus Fonds zurück


      Die Fondsforscher von Trim Tabs haben nach Börsenschluss bekannt gegeben, dass Investoren in der vergangenen Woche 4,2 Milliarden $ aus Aktienfonds abgezogen haben.

      Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt USA haben dabei Mittelabflüsse in Höhe von 2,7 Milliarden $ verzeichnen müssen. Vor einer Woche waren 500 Mio $ aus diesen abgeflossen.
      International operierende Aktienfonds hätten dabei 1,6 Milliarden $ an Aktiva verloren, in der Vorwoche waren noch 2,5 Milliarden $ zugeflossen.


      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 00:11:08
      Beitrag Nr. 1.011 ()
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 02:32:30
      Beitrag Nr. 1.012 ()
      Verkaufsbereite Anleger verstopfen die Börse


      10. Okt. 2002 Investoren, die in Aktien aus dem Standard & Poor`s 500 Index investiert haben, bezahlten einer Studie von Credit Suisse First Boston zufolge durchschnittlich 15 Prozent mehr für ihre Aktien, als diese jetzt noch wert sind. Analyst Steve Kim kommt zu dem Schluss, dass Anleger, die ihre Verluste reduzieren wollen, mit ihren Verkäufen jede Kursrally sofort wieder zunichte machen würden.

      "Viele Leute warten nervös darauf, verkaufen zu können, sobald sich ein Kursaufschwung andeutet", beschreibt Richard Sichel, zuständig für die Kapitalanlagen bei Philadelphia Trust Co. in Philadelphia die Stimmung der Anleger. Sichel selbst hat die liquiden Mittel seines Portfolios auf zehn bis 20 Prozent erhöht, weil er derzeit kein Vertrauen in Aktien hat.

      Einzelne Branchen unterschiedlich stark betroffen

      CSFB-Analyst Kim hat eine Liste derjenigen Aktien zusammengestellt, mit denen Investoren die größten unrealisierten Verluste gemacht haben. Das sind also Verluste mit Aktien, die sie teuer gekauft und noch nicht wieder verkauft haben. Zu den betroffenen Titeln gehören Avaya Inc., Lucent Technologies Inc., Solectron Corp. und Sprint PCS Group, die alle bis zum 30. September mehr als 50 Prozent des Wertes verloren haben, den Anleger beim Kauf für sie bezahlt haben. Zu den Branchen mit den größten unrealisierten Verlusten von 35 beziehungsweise 22 Prozent gehören Telekom- und Technologieunternehmen.

      Am besten gehalten haben sich Nahrungsmittel-, Getränke- und Haushaltswarenhersteller, wie Coca-Cola Co. und Procter & Gamble Co. Hier sitzen die Anleger auf unrealisierten Verlusten von 6,1 Prozent. Im Bärenmarkt der vergangenen 2 1/2 Jahre haben Investoren den Kurs, zu dem sie bereit waren, ihre Verlustaktien zu verkaufen, kontinuierlich nach unten geschraubt. "Die Leute zögern, ihre Verlierer zu verkaufen", sagte Ravi Dhar, Professor an der Yale Universität, der sich mit diesem Phänomen auseinandergesetzt hat. Stattdessen sitzen sie auf ihren fallenden Aktien und warten darauf, dass sich irgendwann die Chance ergibt, die Verluste, oder zumindest einen Teil davon, auszugleichen, so Dhar.

      Cisco-Aktie als Paradebeispiel

      Der S&P 500 erreichte bei seiner Rally im April und Mai 2001 den Höchststand von 1.312,83 Punkten; im vierten Quartal waren es noch 1.172,51 Zähler und bei der jüngsten Erholung am 22. August hatte der Index noch 962,70 Punkte. Nach Angaben von Kim hätte der Index bei seiner August-Rally 1050 Punkte erreichen müssen, damit Investoren ihre Verluste hätten ausgleichen können. Die Rally kam jedoch zu einem vorzeitigen Ende, als Anleger verkauften, als sie 65 Prozent ihrer Verluste ausgeglichen hatten. Sollte die nächste Rally wieder gestoppt werden, wenn Investoren 65 Prozent des Verlustes wieder hereingeholt haben, dann wird der S&P 500 bei der nächsten Erholungsphase lediglich noch 901 Punkte erreichen. "Wenn Investoren beispielsweise Cisco bei 40 Dollar gekauft haben, und die Aktie fällt auf zehn Dollar und bleibt da eine Weile, dann verkaufen sie meist, wenn eine Erholung auf 15 Dollar erfolgt", beschrieb Dhar das Anlegerverhalten.

      Kaum jemand wartet darauf, dass die 40 Dollar Einkaufspreis wieder erreicht werden.
      Die Aktie von Cisco, dem weltgrößten Ausrüster von Computernetzwerken, stieg vor zwei Jahren bis auf 58 Dollar. Am Mittwoch schloss sie bei 9,23 Dollar. Ein Indikator dafür, dass Anleger sich bereit halten, bei einer Rally schnell zu verkaufen, ist der Geldstrom, der in offene US-Aktienfonds hinein und wieder heraus fliesst. Als die Aktienmärkte im Juli einbrachen, zogen Investoren nach Angaben des Investment Company Institute die Rekordsumme von 49 Milliarden Dollar aus Aktienfonds ab. Bei der Rally im August
      flossen lediglich noch 629 Millionen Dollar ab. Im September waren es dann wieder 12,5 Milliarden Dollar zeigen die Schätzungen von Trim Tabs Financial Services. Das liess den S&P 500 Index elf Prozent absacken.
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 02:40:38
      Beitrag Nr. 1.013 ()
      S&P-Analyse
      Börsen haben den Boden noch lange nicht erreicht

      Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei Standard & Poor`s


      10. Okt. 2002 Die Märkte haben versucht, die im Juli registrierten Tiefstände nicht zu unterschreiten, und die Kurse haben dementsprechend in den vergangenen beiden Wochen überwiegend seitwärts tendiert. Die Kursentwicklung am 4. Oktober (Freitag vergangener Woche) könnte dem Markt jedoch das Genick gebrochen haben.

      Der Nasdaq Composite fiel auf einen neuen Tiefstand in der laufenden Baissephase, und der S&P 500 schloss nur knapp über seinem Tiefstand vom Juli und damit knapp über seiner Unterstützungslinie. Da die wichtigen Indizes oberhalb ihrer Unterstützungslinie praktisch keinerlei Spielraum mehr nach unten haben, könnte sich die Situation sehr rasch verschlechtern.

      Nächste Unterstützung für den S&P 500 zwischen 600 und 680 Punkten

      Sollte der S&P 500 unter einem Niveau von 776 schließen - dies entspräche dem niedrigsten Kurs innerhalb eines Handelstages im Juli und läge etwas mehr als zwei Prozent unter dem niedrigsten Schlusskurs -, wäre ein erneuter Kurssturz möglich. Die Kurse dürften sich dann erst in der nächsten charttechnischen Unterstützungszone von 600 bis 680 beruhigen. Für den Nasdaq Composite, der bereits seinen handelstäglichen Tiefstand vom Juli und seinen niedrigsten Schlusskurs vom August unterschritten hat, liegt die nächste Unterstützungslinie bei 975. Wird dieses Limit durchbrochen, dürften die Kurse erst im Bereich von rund 800 wieder unterstützt werden.

      Institutionelle Anleger steigen weiter aus

      Das Handelsvolumen lässt darauf schließen, dass die Baisse weiter anhält. Während eines so genannten „Bärenmarkts“ kommt es häufig entgegen dem Gesamttrend zu Rallyes, die einen oder zwei Tage andauern, letztlich jedoch scheitern. Am 1. Oktober (Dienstag vergangener Woche) schnellten die Kurse um rund vier Prozent in die Höhe, wobei die Umsätze jedoch kaum über dem Durchschnitt lagen. In der augenblicklichen Baissephase wurde bei steigenden Kursen häufig ein unterdurchschnittliches Umsatzvolumen verzeichnet, bei sinkenden Kursen dagegen ein Anstieg der Umsätze. Der Markt findet in der Regel dann seinen Boden, wenn die Umsätze sprunghaft ansteigen, weil sich institutionelle Anleger in großem Umfang engagieren.

      Das Umsatzvolumen deutet noch auf eine weitere, Besorgnis erregende Tatsache hin: Die Auf- und Abwärtsbewegungen der Umsätze zeigen weiterhin, dass die institutionellen Anleger aussteigen. Diese Tendenz ist seit zwei Jahren konstant. Bis die institutionellen Anleger ihren Kurs ändern und sich wieder stärker engagieren, dürfte der Bärenmarkt unverändert anhalten.

      S&P 500 kurz vor einem Einbruch

      Zahlreiche Anleger scheinen zwar das Handtuch geworfen und ihre kompletten Portfolios flüssig gemacht zu haben. Viele halten jedoch offensichtlich auch durch. Für Letztere scheint die Hauptsorge eher darin zu bestehen, dass sie eine kräftige Rallye verpassen könnten, als darin, wie sie ihr verbliebenes Kapital in Sicherheit bringen können. Anlass zur Besorgnis gibt auch die Tatsache, dass zahlreiche Brokerfirmen weiterhin Aktien in ihren Portfolios übergewichtet haben. Möglicherweise endet der Abwärtstrend erst dann, wenn die Mehrheit der Marktteilnehmer wirklich kein Interesse mehr an Aktien hegt.

      Die Kursentwicklung der wichtigsten Großunternehmen im S&P 500 und im Nasdaq Composite verändert sich weiterhin kaum. Aus charttechnischer Sicht gehen die Kurse zahlreicher Großunternehmen nach einer Trendumkehrformation wieder zurück oder stehen kurz vor einem Einbruch.

      Microsoft stellt eine Gefahr für die Nasdaq dar

      Zu den Unternehmen, deren Kursentwicklung wir genau beobachten, gehört auch Microsoft. Die Aktie hat ein Gewicht von knapp zwölf Prozent der Marktkapitalisierung des Nasdaq Composite und von über drei Prozent im S&P 500. Der Kurs liegt deutlich unter seinem Höchststand und könnte weiter fallen. Bei einem Schlusskurs von unter 40 wäre ein absteigendes Dreieck vollendet, und unterhalb dieses Aktienkurses ist aus charttechnischer Sicht nur wenig Unterstützung zu erwarten. Dies dürfte eine ernsthafte Belastung für den Nasdaq Composite darstellen. Darüber hinaus wäre mit ungünstigen psychologischen Auswirkungen für andere Aktien zu rechnen.

      Aber nicht nur einzelne Aktien entwickeln sich ungünstig. Es ist beinahe erschreckend, wie viele Sektoren von einem Abwärtstrend erfasst worden sind. Sicherlich ist die Entwicklung der Technologie-, Telekommunikations- und Internetaktien eine einfache Erklärung für die Malaise am Aktienmarkt. Aber auch zahlreiche industrielle Sektoren sind in einen Abwärtstrend geraten. In der Hausse konnte man noch gut dazu raten, sich abwechselnd in einzelnen Sektoren zu engagieren, aber im augenblicklichen Umfeld gibt es keinen sicheren Hafen.

      Die Aktienkurse werden sicherlich irgendwann wieder steigen, aber der Boden ist unseres Erachtens noch lange nicht erreicht.





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      schrieb am 11.10.02 17:21:25
      Beitrag Nr. 1.014 ()
      US: Verbrauchervertrauen bricht stark ein


      Die University of Michigan meldet, dass das Verbrauchervertrauen Anfang Oktober auf ein 9-Jahrestief gefallen ist. Der Index fiel unter die Erwartungen (85,8) auf 80.4 von 86.2 Ende September (mehr dazu hier), nachdem es in der letzten September-Woche verharrte. Das ist der niedrigste Wert seit September 1993, als die Wirtschaft sich aus einer Rezession befreien konnte. Die Lagekomponente des Index fiel von 95.8 auf 92.9, während die Erwartungskomponente von 79.9 auf 72.4 zurückging.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 18:55:54
      Beitrag Nr. 1.015 ()
      Aus dem Yahoo-board

      God help the longs.....
      by: aethelred2 (54/another year, still here..) 10/11/02 12:49 pm
      Msg: 159020 of 159020

      Yesterday`s unemployment number was based on a one week change in the seasonal adjustment of 20%, from .75 to .94. The SA number of new claims was down 40,000, but the real number was up 40,000. That is a difference of 80,000. The reason for this SA factor change is based on retailers and others adding lots of new workers the week of Oct 1 for the Holidays. We all know it isn`t happening, and the port strike hasn`t even been felt. And, as I wrote some cretin at Markethype, YHOO got 40% of pretax income from interest. As Proforma has said, the lies are getting more bold everyday.

      :) :) :)
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 18:58:47
      Beitrag Nr. 1.016 ()
      @bluemoons

      na wenn das mal nicht eine meldung ist, um abwärtstrends zu zerbröseln???
      nun braucht greene heute abend nur noch die zinsen um 500basispunkte anzuheben, und wir schließen 22.00uhr auf ath.

      oder?
      alle bahnhof???

      gruß
      zar
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 23:40:22
      Beitrag Nr. 1.017 ()
      Datum: 11.10. 14:14 S&P 500 Firmen mit Pensionsfonds-Unterdeckung


      Das Wall Street Journal berichtet über eine Studie der CS First Boston, die die größten Unterdeckungen von Pensionsplänen bei S&P 500 Unternehmen relativ zu ihrer Marktkapitalisierung zeigt.

      14 der S&P 500 Unternehmen hätten eine Unterdeckung der Pensionspläne relativ zu ihrer Marktkapitalisierung von mehr als 50%. Am schlimmsten betroffen seien AMR Corporation, Delta Airlines, Avaya und die Goodyear Tire & Rubber Company.

      Die 360 befragten Unternehmen im S&P 500 rechnen mit einer Unterdeckung ihrer Pensionskassen um $243 Milliarden. Die UBS Warburg merkt an, dass dies das erste Mal seit 1993 ist, an dem ein Großteil der Unternehmen eine Unterdeckung verzeichnen. Der Großteil der Unternehmen macht den starken Kursverlust an den Börsen verantwortlich. So meldete Lucent Technologies, eine Unterdeckung von $3 Milliarden als Belastung verbuchen zu müssen (mehr dazu hier).

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 01:08:20
      Beitrag Nr. 1.018 ()
      Jetzt ist der "Crash" offiziell

      Finanzdebakel. Seit 31 Monaten geht es an den Börsen bergab. Im Durchschnitt hat seit März 2000 jeder Amerikaner, vom Kleinkind bis zum Greis, 70000 Dollar an der Börse verloren.

      Jetzt ist es gewissermaßen amtlich: Laut Norbert Walter, dem Chefökonomen der Deutschen Bank, kann man die Vorgänge an den internationalen Finanzmärkten nur noch als "Crash" bezeichnen. Aber auch dieses Etikett hat verharmlosenden Charakter. Denn bei den letzten beiden weltweiten "Crashs" an den Aktienmärkten, im Herbst 1987 und im Herbst 1998, ging es schon nach wenigen Wochen wieder aufwärts und in der langjährigen Entwicklung erscheinen sie lediglich als kräftige, aber kurzfristige Ausrutscher.
      Diesmal ist alles ganz anders. Schon seit 31 Monaten geht es an den Börsen, von ein paar fehlgeschlagenen "Minirallies" abgesehen, nur bergab. Eine derart langanhaltende Schrumpfung der Finanzwerte hat es zuletzt zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gegeben, in den Jahren 1939 bis 1941. Und das Tempo des Kursrutsches nimmt beständig zu. Das Jahr 2000 war bereits ein Katastrophenjahr. Dann kam der ausgedehnte Sommercrash 2001, der nur durch den Beginn des Afghanistan-Krieges unterbrochen werden konnte. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2002 stürzten die Aktienmärkte dann ohne Wenn und Aber in die Tiefe. Ergebnis: das schlechteste Börsenhalbjahr seit 1998.

      Doch das war alles noch gar nichts im Vergleich zum dritten Quartal 2002: Sowohl der Dow Jones (-18%) als auch der S&P-500-Index (-18%) amerikanischer Aktien erlebten ihr schlimmstes Quartal in 15 Jahren. Nimmt man das zweite Quartal mit hinzu, so handelte es sich um die schlimmste Sechsmonatsperiode für den S&P-500 (-29%) seit 28 Jahren. Noch heftiger erwischte es den deutschen Aktienmarkt. Verstärkt durch Zwangsverkäufe großer Versicherungen und den massiven Kapitalabzug amerikanischer Investoren verlor die Frankfurter Börse (-37%) binnen drei Monaten mehr als ein Drittel ihres Wertes, der stärkste Einbruch in irgendeinem Quartal seit 1959. Rund 200 Milliarden Euro gingen allein bei den 30 DAX-Werten in diesem Zeitraum in Rauch auf. Neun der 30 DAX-Titel wurden im dritten Quartal (noch einmal) halbiert bis geviertelt: Epcos (-78%), MLP (-74%), Infineon (-65%), Allianz (-58%), HypoVereinsbank (-57%), Münchner Rück (-55%), Commerzbank (-55%), SAP (-55%), Fresenius (-52%). Vier DAX-Titel (Deutsche Telekom, Infineon, Epcos und MLP) waren am Ende des dritten Quartals 2002 nicht einmal mehr ein Zehntel dessen wert, was sie auf dem Höchststand im Jahre 2000 kosteten.

      In Japan fallen die Aktienkurse schon seit zwölf Jahren und sind auf ihrer Zeitreise in die Vergangenheit inzwischen im August 1983 angekommen. In den USA verlor jeder US-Bürger, Kleinkinder eingeschlossen, seit März 2000 im Durchschnitt 70000 Dollar an der Börse. Die Technologiebörse Nasdaq gab in diesem Zeitraum 75% ihres Wertes ab, der größte Kursverfall irgendeines amerikanischen Aktienindexes seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

      Je länger der systemische Zusammenbruch an den Finanzmärkten anhält, desto katastrophaler die Folgen für die Volkswirtschaften. Vernichtete Ersparnisse und Renten lassen den privaten Konsum einbrechen - da helfen auf Dauer auch die größten Exzesse bei den Verbraucherkrediten nicht.

      Die führenden Unternehmen in Amerika, Europa und Asien stecken alle bis zur Nasenspitze in einem Meer von Schulden. Jetzt, wo sie an den Aktienmärkten kein neues Kapital mehr bekommen und an den Anleihemärkten horrende Risikozinsen zahlen müssen, schränken ihnen nun auch die Banken, denen wegen explosiv anwachsender fauler Schulden selbst das Wasser bis zum Hals steht, die Kredite ein. Die Folge: die Investitionen der Großunternehmen, längst nicht nur im Telekomsektor, brechen ein und damit auch die Auftragseingänge in der gesamten mittelständischen Industrie.

      Zugleich treiben Massenentlassungen die Arbeitslosenraten und die sozialen Kosten der Regierungen in die Höhe. In den vergangenen zwölf Monaten haben allein die großen börsennotierten Unternehmen Westeuropas - unter anderem Alcatel, Ericsson, Deutsche Telekom, Siemens - den Abbau von rund 570000 Arbeitsplätzen angekündigt. So schrumpften die Steuereinnahmen Deutschlands im ersten Halbjahr 2002 um 6,6%, während die Ausgaben um 2,2% anstiegen. Daraus resultiert ein Defizit allein für das erste Halbjahr in Höhe von 58 Milliarden Euro, 20 Milliarden Euro höher als erwartet.

      Besserung ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Die letzten Zahlen über den Industriesektor in Amerika, Europa und Japan sind allesamt alarmierend. Weltweit geht die industrielle Aktivität drastisch zurück. Der amerikanische Einkaufsmanager-Index (ISM) ist im September in die Kontraktionszone abgerutscht. Die US-Autoverkäufe von General Motors gingen im September um 13% zurück, obwohl das Unternehmen die Null-Zins-Finanzierungen weiter aufrecht erhielt. Nach dem "Tankan"-Bericht der japanischen Zentralbank wollen die japanischen Unternehmen ihre Investitionen erneut drastisch senken. Auch beim Reuters-Einkaufsmanager-Index für die Euro-Zone ging es im September steil nach unten. Der Wert für Deutschland erlebte sogar den stärksten Einbruch seit der Index im Februar 1996 geschaffen wurde.

      Wie jüngst die National Science Foundation in den USA berichtete, sind in den USA nun auch die Forschungsausgaben der Unternehmen zum ersten Mal seit 1960 rückläufig. Auch die Kultstätte der "New Economy", das Silicon Valley im US-Bundesstaat Kalifornien, bekommt dies zu spüren. Larry Ellison, der Chef des weltweit zweitgrößten Software-Herstellers Oracle, kommentierte am 29. September in einem Interview: "Silicon Valley wird nie wieder sein, was es war." Er fügte hinzu: "Diejenigen, die glauben, dies sei nur ein zyklischer Niedergang, sind verrückt. Sie können nicht sehen, was vor ihren Augen geschieht."

      Lothar Komp
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 01:18:21
      Beitrag Nr. 1.019 ()
      Konsum-Motor der US-Wirtschaft stottert

      Michigan-Index auf Neun-Jahres-Tief abgerutscht - Einzelhandelsumsätze gehen zurück

      lz Frankfurt - Die Gefahr eines neuerlichen Wachstumseinbruchs in den USA ist nach den jüngsten Konjunkturdaten wieder gewachsen. Sowohl das Verbrauchervertrauen des Michigan-Index als auch die Einzelhandelsumsätze sind deutlich gefallen - stärker zudem, als jeweils von den Volkswirten erwartet worden war. Dennoch reagierte die Börse darauf kaum.

      Ursache für die Eintrübung der Lage, sowohl was die Stimmung angeht als auch die aktuelle Kaufbereitschaft, sind nach Meinung von Ökonomen die angespannte Lage auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt und die Kursverluste an den Börsen. Sie haben den bislang eher robusten Konsum erschüttert, der immerhin rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA ausmacht und durch seine Stetigkeit immerhin dafür gesorgt hat, dass die US-Wirtschaft bislang keinen weiteren Einbruch ("double dip") erleben musste.

      Mit einem Rückgang von 86,1 auf 80,4 Punkte ist der Michigan-Index für September allerdings jetzt auf das niedrigste Niveau seit neun Jahren gefallen. Es war zudem der fünfte Rückgang in Folge. Carol Stone von Nomura Securities International sprach von einer "Erosion der Verbraucherstimmung"; Bruce Steinberg von Merrill Lynch nennt die Entwicklung "beängstigend", weist aber darauf hin, dass noch nicht das in Rezessionen übliche Niveau erreicht sei.

      Problematisch ist allerdings, dass auch der Teilindex der Erwartungen für die nächsten zwölf Monate deutlich abrutschte auf 72,4 Punkte (Vormonat: 79,9). Es ist das niedrigste Niveau seit November 1993. Vor diesem Hintergrund ist nicht damit zu rechnen, dass der Konsum in absehbarer Zeit wieder anzieht. Und insofern dürfte auch die erhoffte Investitionswelle ausbleiben.


      Trübe Verbraucherstimmung

      Die trübe Stimmung scheint sich bereits in den aktuellen Einzelhandelsumsätzen niederzuschlagen. Im September sanken die Verkäufe nach Angaben des amerikanischen Wirtschaftsministeriums um 1,2 %. Hauptgrund dafür ist zwar die schwache Autonachfrage, die wegen auslaufender Sonderangebote eingebrochen war, doch der langjährige Vergleich zeigt, dass sich die Verbraucher auch grundsätzlich zunehmend zurückhalten. Es ist zudem das erste Mal seit Mai dieses Jahres, dass die Einzelhandelsumsätze wieder zurückgehen, und der größte Rückgang seit zehn Monaten.


      Börsen-Zeitung, 12.10.2002
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 01:29:56
      Beitrag Nr. 1.020 ()
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 13:38:45
      Beitrag Nr. 1.021 ()
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 13:42:42
      Beitrag Nr. 1.022 ()
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 13:50:50
      Beitrag Nr. 1.023 ()
      Deckungslücken in den Pensionskassen steigen dramatisch an

      Renditeannahmen sind in Amerika heroischer Natur / Unternehmen rechnen sich weiterhin reich


      dri.FRANKFURT, 11. Oktober. Fallende Aktienkurse und sinkende Zinsen reißen große Löcher in betriebliche Pensionskassen. Vor allem in Amerika haben diese Deckungslücken inzwischen eine Dimension angenommen, die für manche Unternehmen, vor allem aus der Flugbranche, existenzbedrohend ist. Die beiden Autohersteller General Motors (GM) und Ford müssen in naher Zukunft Milliardenbeträge in ihre Pensionskassen einschießen, die ihnen an anderer Stelle fehlen werden. Allein bei GM dürfte sich die Deckungslücke in diesem Jahr von 9 Milliarden Dollar auf 29 Milliarden Dollar erhöhen, schätzen Analysten von Credit Suisse First Boston. Der Betrag ist weit höher als der aktuelle Börsenwert von GM.

      In den Ertragsrechnungen der Unternehmen schlägt sich die dramatisch verschlechterte Lage der Pensionskassen bisher kaum nieder. Maßgeblich für die Ergebniswirksamkeit ist nämlich nicht die tatsächliche Wertentwicklung der Kapitalanlagen, sondern die erwartete Rendite. Diese Rendite ist die durchschnittliche Verzinsung, die die Unternehmen für die Portfolios ihrer Pensionskassen langfristig unterstellen. Bei den Unternehmen des Aktienindexes S&P 500, der die größten amerikanischen Unternehmen abbildet, liegt diese Rendite im Mittel bei etwas mehr als 9 Prozent. Kurzum: Auch für das Jahr 2002, das Pensionskassen aus heutiger Sicht zweistellige Wertverluste bescheren dürfte, werden in die Gewinn-und-Verlust-Rechnungen der Unternehmen noch fiktive Gewinne aus den Pensionskassen einfließen. Schon im vergangenen Jahr hatten die Kapitalanlagen der Pensionskassen im Schnitt 7 Prozent an Wert verloren. Gleichwohl war mit einer Rendite von 9,2 Prozent in den Erfolgsrechnungen der Unternehmen kalkuliert worden.

      Bei GE etwa steuerte der Pensionsfonds 2,1 Milliarden Dollar zum Konzerngewinn von 13,7 Milliarden Dollar bei, obwohl der Pensionsfonds Einbußen erlitt. Die Unternehmen rechnen sich damit reicher als sie sind. Es macht zwar Sinn, mit einer erwarteten und nicht mit einer tatsächlichen Rendite zu rechnen. Wäre die tatsächliche Wertentwicklung maßgeblich, würden die Erträge der Unternehmen zu stark schwanken. Allerdings muten die Renditeannahmen inzwischen heroisch an, wie unlängst auch der legendäre Investor Warren Buffett anmerkte.

      Die Portfolios amerikanischer Pensionskassen bestehen im Durchschnitt zu zwei Dritteln aus Aktien und zu einem Drittel aus Anleihen. Um eine Jahresrendite von 9 Prozent zu erzielen, müßten die Aktienkurse zweistellig steigen. Buffett selbst kalkuliert für die Pensionskasse seines Konzerns Berkshire Hathaway inzwischen nur noch mit einer erwarteten Rendite von 6,5 Prozent. Viele Unternehmen scheuen sich noch, den veränderten Realitäten Rechnung zu tragen. Der Computerkonzern IBM beispielsweise hat seine Rendite nur von 10 Prozent auf 9,5 Prozent zurückgenommen. GM kalkuliert sogar noch mit 10 Prozent. Eine Anpassung um nur einen Prozentpunkt nach unten würde den Vorsteuergewinn um 700 Millionen Dollar drücken.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2002, Nr. 237 / Seite 19
      Avatar
      schrieb am 13.10.02 18:11:19
      Beitrag Nr. 1.024 ()




      H_S;)
      Avatar
      schrieb am 13.10.02 19:02:56
      Beitrag Nr. 1.025 ()
      Spass beiseite.
      Mal was Grundsätzliches jenseits der Charttechnik.


      .............................................


      Der Neue Markt ist mehr als ein Börsenproblem
      (...)


      Mit der Umbenennung des Neuen Marktes drückt man sich um die bittere Wahrheit herum: Das Ende des Neuen Marktes ist das Eingeständnis, dass Deutschland kein Innovationsland ist. Die Versprechungen und Erwartungen, aus Deutschland innovative Produktideen in Markterfolge umzusetzen, sind nicht erfüllt worden. Mit dem Neuen Markt ist mehr gescheitert als ein Börsensegment. Es rüttelt an den Grundpfeilern der Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und an der Effizienz der Forschungspolitik.

      Ein Blick zurück

      Der Start des Neuen Marktes im März 1997 war ein deutliches Signal, dass man in Deutschland endlich begriffen hatte, wie wichtig Wagniskapital und die Börse für junge Unternehmen sind. Er sollte Bedingungen schaffen, um in neuen Innovationsthemen vorne mit dabei zu sein und internationale Markterfolge finanzieren zu können .

      Aus den Fehlern der Computer-Ära wollte man lernen: In den 80er Jahren, als der Computermarkt international aufgeteilt wurde und die IT-Erfindungen weltweit Wirtschaft und Gesellschaft veränderten, hatte Deutschland viel von seiner einstigen Innovationskraft verloren. Die alten Unternehmen waren der Dynamik junger amerikanischer Hard- und Softwareanbieter nicht gewachsen. Bei jungen Deutschen war Unternehmertum „out“ und diejenigen, die eine Unternehmensgründung wagten, hatten es ungleich schwerer als ihre Mitbewerber in den USA.

      Drüben entstanden früh Campus-Unternehmen, die Risikokapital erhielten. Große Anbieter wie Dell, Microsoft, IBM, Oracle – um nur wenige zu nennen – dominieren heute die IT-Märkte und sind Zugpferde für amerikanische Jungunternehmen, deren Produkte sie mit vertreiben. Das deutsche Erfolgsbeispiel SAP kann die US-Übermacht im IT-Markt alleine nicht ausgleichen.

      Neues Börsensegment sollte vieles in Schwung bringen

      Das vor allem für Technologiewerte gegründete Börsensegment sollte deshalb vieles in Schwung bringen und junge Menschen wieder ermutigen, Unternehmen zu gründen. Die Zufuhr von Wachstumskapital sollte die Entwicklung der Unternehmen ermöglichen. In neuen, noch unbesetzten Marktsegmenten mit teils großen Wachstumsperspektiven wie e-Commerce, e-learning, Biotechnologie, Multimedia, Logistik und Prozessoptimierung trat eine junge Generation an, die etwas „unternehmen“ wollte. Der Neue Markt trug der Erkenntnis Rechnung, dass Zukunftstechnologien der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung sind und Innovation durch junge Unternehmen gefördert wird. Die Gründungswelle um das Jahr 2000 zeigte die ersten Erfolge.

      Heute blicken wir auf einen Scherbenhaufen. Die Wachstumsbörse hat nur ganz wenige Produkte „made in Germany“ international erfolgreich platzieren können, die in Einzelfällen sogar eine führende Rolle in Teilmärkten einnehmen. Doch auf breiter Front hat es Deutschland nicht geschafft, in den neuen Hightech-Gebieten global vertreten zu sein. Das ist die eigentlich schlechte Botschaft. Wieder ist es trotz einer Grundlagenforschung von Weltruhm und Milliarden an Fördermitteln nicht gelungen, in großem Stil aus der Forschung marktreife Produkte zu entwickeln.

      Blick auf einen Scherbenhaufen

      Hier liegt das Versagen. Und das wird die Änderung des Labels nicht vertuschen oder gar ändern können. Internationale Investoren kommen nicht deshalb zurück, weil Unternehmen die Höhe der Vorstandsgehälter veröffentlichen. Für junge Menschen, die ein Unternehmen gründen wollen, ist es nicht sehr motivierend, wenn weniger ihre innovative Idee beurteilt wird als die Fähigkeit, komplizierte Zahlenwerke zu erstellen. Es ist sogar zu befürchten, dass sich Analysten aufgrund der formalen Kriterien weiterhin darin bestärkt sehen, Unternehmen nach Finanzzahlen anstatt nach ihrer Innovationskraft zu bewerten.

      Einmal mehr hat Deutschland als Innovationsstandort versagt. Es fehlt eine intakte Wertschöpfungskette von der Grundlagenforschung über die Prototypentwicklung und Produktentstehung bis zur Vermarktung, in welcher Risikokapital und Börsengänge ein wichtiges Glied bilden. Ohne finanzielle Schubkraft aber können sich Spinoff-Unternehmen aus der Forschung in einer zunehmend globalisierten Wirtschaft nicht erfolgreich etablieren.

      Einige Nemax-50-Unternehmen werden den Sprung ins Premiumsegment schaffen und bei besserem Börsenumfeld und weiter guten Ergebnissen davon auch profitieren. Die Mehrzahl wird es aber nicht retten.
      Das zarte Pflänzchen Neuer Markt ist verwelkt, bevor es Früchte tragen kann. Weil der Boden, aus dem es gepflanzt wurde, zu sauer ist.
      http://www.wiwo.de/wiwowwwangebot/f...971//index.html

      ZITAT-ENDE, 30.09.2002, wirtschaftswoche.de



      ........................


      Genauso isses !!! :(

      H_S
      Avatar
      schrieb am 13.10.02 22:18:06
      Beitrag Nr. 1.026 ()
      Hllo Harry,

      der Artikel über den NM ist blödsinn. Im 5. Lebensjahr war
      die Nasdaq auch nicht weiter und der Dow, die nasdaq des
      vorherigen Jahrhunderts hatte mit 40 oder 50 seine große
      Krise. Jetzt schon alles schlecht reden,........

      Der NM ist meines Erachtens eine Erfolgsstory, noch immer,
      weil er es einer Reihe von Unternehmen ermölicht hat, ihre
      Ideen umzusetzen; man muß nur warten. Bei Microsoft dauerte
      es rund 30 Jahre; bei SAP ebenfalls, bis sie zum anerkannten
      Global-Branchen-Leader aufgestiegen und in die führenden
      Indizes gekommen waren.

      Es ist in meinen Augen ein Fehler, den NM wie ein Kleinkind
      vor anderer Leute Tür bei Nacht abzulegen und still und
      leise verschwinden. Der NM hat, trotz all seiner Skandale
      und Betrüger besseres verdient; nicht der NM, aber die seriösen
      Unternehmen, die es nach wie vor gibt und die sich auch in
      dieser Krise wacker schlagen.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 14.10.02 19:50:50
      Beitrag Nr. 1.027 ()
      Nein, der Artikel ist kein Blödsinn, da es am neuen Markt, im Gegensatz zur Nasdaq, nie eine Microsoft, Oracle, Lucent, Amazon, Yahoo, usw, usw, usw gab................und schlimmer noch, wahrscheinlich nie geben wird.....egal wie das Börsensegment heißt, bzw. zukünftig heißen wird.



      H_S :)
      Avatar
      schrieb am 14.10.02 21:14:05
      Beitrag Nr. 1.028 ()
      Langfristige Monatschart des NYSE Volatility Index (VIX) als Orientierungshilfe. Während des Crashs von 1987 erreichte der VIX kurzzeitig absolute Ausnahmewerte von über 172 Punkten.



      Avatar
      schrieb am 14.10.02 21:27:03
      Beitrag Nr. 1.029 ()
      13.10.02 Bankenkrise? Das ist die Hölle!

      Maue Renditen, faule Kredite. Die deutschen Großbanken stecken in ihrer tiefsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik. Sie treiben den Dax nach unten und gelten als Übernahmekandidaten - aber keiner will sie kaufen

      Von Ulrich Reitz

      ... Im internationalen Vergleich fallen deutsche Geldhäuser immer weiter zurück. Die Chefs der Banken versuchen mit Notbremsungen bei Kosten und Personal der Wucht der Krise gegenzusteuern. Erfolge bleiben aber bislang aus. Vor allem im normalen Privatkundengeschäft verdienen die Geldhäuser nur schwer Geld.

      Wie dramatisch die Lage der deutschen Banken ist, zeigt ein Blick in die USA: Dort verdienen die Banken gemessen an ihrem Eigenkapital gut doppelt so viel. Die in Basel ansässige Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bestätigt den Trend: In keinem anderen Industrieland - außer in Japan, mit dem sich eigentlich keiner mehr gern vergleichen lassen möchte - zeigt sich das Bankensystem so schwach wie in Deutschland.

      Und es könnte noch schlimmer werden: "Ich rechne mit einem starken Bereinigungsprozess", sagt Wirtschaftsprofessor Wolfgang Gerke von der Universität Erlangen-Nürnberg. Weitere Zusammenschlüsse, vor allem auf europäischer Ebene, seien nur noch eine Frage der Zeit. Bereinigungsprozess? Zusammenschlüsse? Im Klartext: Die deutschen Hochfinanziers sind nur noch Übernahmekandidaten.

      Die infolge labiler Weltkonjunktur labilen Finanzmärkte, die Finanzkrise in Lateinamerika, das Misstrauen der Anleger durch Bilanzmanipulationen vorwiegend in den USA und die Gefahr eines Krieges gegen den Irak - all das setzt den Finanzinstituten zu. Das Emissionsgeschäft liegt brach. Investmentbanker sitzen vor leeren Terminkalendern und Datenbanken. Sofern sie überhaupt noch sitzen und noch nicht arbeitslos auf der Straße stehen.

      "Die Erträge der deutschen Kreditinstitute haben im vergangenen Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht", zieht Manfred Weber, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, eine traurige Bilanz. Und sagt auch gleich dazu: "Im laufenden Jahr sieht es nicht besser aus."

      ... Die Geldhäuser fahren Kosten und Kreditlinien zurück. Knapp 10 000 Bankstellen fielen seit 1992 weg. Und trotzdem gilt Deutschland als "overbanked". "Die durchschnittlich 1450 Kunden, die auf eine Bankstelle kommen, reichen für ein profitables Arbeiten bei weitem nicht aus", heißt es beim Bankenverband.

      ... Banken-Präsident Breuer dürfte das verstehen. Zwar hatte auch der diese Woche wissen lassen, es gebe "keine Krise des Bankensystems". Als er zuvor aber einen alten Bekannten zum Plausch empfing, soll er wesentlich deutlicher geworden sein: "Krise? Das ist die Hölle", gab Breuer, so ist zu hören, seinem Berufskollegen mit auf den Weg. ... (Welt, 13.10.02)

      Kommentar: Daß heute bereits die Großbanken in einer schweren krise stecken zeigt deutlich, wie angespannt die Lage in unserem System ist. Dabei ist es nur eine Frage der zeit, bis es auch bei uns wieder Bankenpleiten geben wird - wenn die Schuldner wegen der explodierenden Kapitalkosten und einer Deflationsspirale zahlungsunfähig werden und damit die Einlagen bei der Bank gefährdet sind. Dann hilft auch ein Einlagensicherungsfonds nichts mehr, der ohnehin nur wenige Milliarden Euro an Vermögen abdecken kann. An diesem Punkt wird der Absturz des Systems sehr schnell gehen.
      Kommnetar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 14.10.02 23:17:04
      Beitrag Nr. 1.030 ()
      Engelbert Hörmannsdorfer

      Technologieblase? Bankenblase!

      FED-Chef Alan Greenspan zeigte sich kürzlich lernfähig: »Es hat sich einmal mehr gezeigt: eine Blase erkennt man erst, wenn sie zerplatzt ist.« Wohl wahr. Und allgemein wird in den Medien das Platzen der Technologieblase rezitiert.

      Sicherlich richtig. Aber wenn Sie sich die Entwicklungen der letzten Monate und Wochen genau anschauen, dann müsste Ihnen eigentlich klar werden: Der Rutsch eines einzigen Industriesegments, das in allen Volkswirtschaften weniger als 10 Prozent zum BIP beiträgt, kann nicht solche Verwerfungen hervorrufen. Dass sich beispielsweise der heimische Dax von über 8.000 Punkten aktuell mehr als drittelte, muss andere Ursachen haben.

      Ich glaube, die tieferen Ursachen liegen in der Finanzbranche: Banken und Versicherer lebten zu lange über ihre Verhältnisse. Erinnern Sie sich: Zinsen und Aktienkurse stiegen über einen längeren Zeitraum nahezu gleichzeitig – und seit knapp zwei Jahren fallen sie auch im Gleichschritt. Dieser Zustand ist erstens höchst selten, und zweitens in der ökonomischen Theorie eigentlich nicht vorgesehen.

      Also lief in der Vergangenheit irgend etwas schief – und das müssen wir jetzt alle ausbaden. Schief lief ein Immobilienboom in den achtziger Jahren. An dem knabbert Japan noch heute. Er lief auch bei uns schief. Bloss mit dem Unterschied, dass er durch die Wiedervereinigung wesentlich länger dauerte – und durch einen Börsenboom abgelöst wurde. Mit den üppigen Geldern aus diesem Boom konnte die Schieflage aus den Immobilien zumindest vorübergehend egalisiert werden.

      Aber nun platzte der Börsenboom – und es kam kein anderer, neuer Boom. Fatale Folge: Die Beteiligungen wurden immer weniger wert, und immer weniger wert.... Schliesslich wurden die Banken und Versicherungen selbst weniger wert, was besonders kritisch ist, da die Geldhäuser nahezu alle untereinander verflochten sind und grosse Beteiligungen oft wechselseitig halten.

      Es ist momentan eine Teufelsspirale nach unten. Um die Mindestverzinsung aufrecht zu erhalten, muss die Assekuranz teilweise schon an ihre stillen Reserven heran – Werte, die sie in manchmal hundertjähriger Geschichte angesammelt haben. Bei einem Dax-Stand von 3.200 hatte Allianz-Vorstandschef Gerhard Rupprecht eingeräumt, dass die stillen Reserven aufgezehrt seien. In dieser Woche haben wir die 2.600er Marke unterschritten, liegen also über 18 Prozent drunter!

      Freilich leiden alle Institute gemeinsam unter der schwachen Konjunktur, der Krise an den Finanzmärkten und den hohen Risiken im Firmenkreditgeschäft. Aber die Geister, die die Großbanken riefen, hat nun die Geldbranche selbst getroffen. Es war die Kultur der Geldhäuser, im Börsenkurs den entscheidenden Maßstab für die Substanz eines Unternehmens zu sehen. Darüber hinaus war Globalisierung um jeden Preis angesagt.

      Ich glaube nicht, dass die Teufelsspirale so schnell durchbrochen werden kann. Dazu wären sehr schnell sehr deutlich höhere Dax-Stände nötig. Doch woher sollen diese Mittel kommen? Also werden die Börsenkurse weiter sinken, die Reserven weiter abschmelzen, die Verluste weiter steigen, die Eigenkapitalquoten weiter sinken. Die Folge werden noch restriktivere Kreditvergabe an die Wirtschaft sein, was weitere Pleiten bedeutet. Dadurch nehmen die faulen Kredite der Banken noch mal zu – was weitere Geldhäuser in eine noch grössere Bredouille bringt.

      Sie sehen, die Abwärtsspirale ist wirklich nicht leicht zu durchbrechen. Ich möchte zwar nicht gerade das Japan-Syndrom beschwören, aber die Indizien, dass es hier zu Lande genauso kommt, häufen sich. Sicher ist meiner Meinung nach eines: Vor unserer deutschen Volkswirtschaft liegt ein Tal der Tränen. Ich hoffe nur, dass es zum Durchschreiten »nur« ein paar Jahre dauert – und nicht über ein Jahrzehnt wie in Japan.


      Engelbert Hörmannsdorfer

      14.10.2002
      Avatar
      schrieb am 14.10.02 23:18:23
      Beitrag Nr. 1.031 ()
      Hallo H_S

      Msft und Cisco und viele andere Erfolsstory´s der
      Nasdaq, gingen erst an die Nasdaq, als diese schon
      15, 20 oder mehr Jahre auf dem Buckel hatte. Jetzt
      schon zu sagen, der NM hätte solche Unternehmen "nie"
      bekommen, ist einfach unrealistisch.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 20:51:14
      Beitrag Nr. 1.032 ()
      Editorial: "Es ist nicht vorüber, bis es vorüber ist..." (15.10.2002)

      Über Monate hinweg konnte eine sehr hohe Korrelation zwischen den Preisen für Industriemetalle und den bedeutenden Aktienmärkten beobachtet werden. Das hatte eine guten Grund: Die konjunkturellen Aussichten verschlechterten sich fast von Tag zu Tag. Seit Donnerstag letzter Woche scheint sich diese Korrelation nicht nur abzuschwächen, sondern sogar zu verflüchtigen. Die Metalle machen den Aufschwung der Aktien nicht mit. Damit stellt sich die Frage, welche Märkte sich irren.

      Viel spricht dafür, dass es die Aktien sind. Unbestritten bildet die Tendenz der Börsen einen recht zuverlässigen wirtschaftlichen Frühindikator. Seine Vorlaufzeit erstreckt sich nach einer althergebrachten Faustregel über etwa sechs Monate. Aber entscheidend ist die Tendenz, nicht der Trend.

      Die Tendenz an den Börsen ist ungebrochen nach unten gerichtet, der Trend seit Donnerstag letzter Woche hingegen nach oben. Und das hat gute Gründe: Die Baissiers sind in arge Bedrängnis geraten und müssen ihre Positionen in diesen Tagen buchstäblich um jeden Preis abdecken. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird man sehen, was an realer Kaufbereitschaft bleibt. Der erste Rückschlag dürfte viel über die Qualität des noch laufenden Aufschwungs aussagen.

      Gewiss, die Aktienmärkte haben mit ihrer Baisse viel an schlimmen konjunkturellen und auch geopolitischen Aspekten vorweggenommen. Doch gibt es zahlreiche glaubwürdige Anlagestrategen, die argwöhnen, dass die Baisse noch nicht ausgestanden ist. Dazu zählen die Strategen von Dresdner Kleinwort Wasserstein in London sowie ihre Kollegen von Merrill Lynch in London und New York. Wir sind eher geneigt, ihnen zu folgen als jenen, die jetzt in großer Zahl mit schrillen Fanfarentönen bessere Zeiten ankündigen. Schön wär’s. Aber es ist nicht vorüber, bis es vorüber ist, wie ein alter, nur scheinbar inhaltsloser Börsianerspruch lautet.

      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


      (5768)
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 21:13:38
      Beitrag Nr. 1.033 ()
      Dr. Jens Ehrhardt

      Alan Greenspan – Der Magier der Märkte

      Market-Wizard – Magier der Märkte – heißt ein lesenswertes Buch von Jack Schwager. Schwager begeht darin nicht den Fehler, auf der Basis seiner eigenen Börsenerfahrung ein mehr oder minder erfolgreiches Kochrezept zusammenzustellen, wie man an der Börse reich werden könne. Bücher dieser Art sind dutzendweise auf dem Markt. Schwager dagegen ging in seinem Buch einen völlig anderen Weg und interviewte einfach viele erfolgreiche Händler und Marktexperten. Aus den Antworten und Lebenserfahrungen dieser Leute kann der Leser sehr interessante Rückschlüsse ziehen, handelt es sich inhaltlich dabei um den wertvollen Erfahrungsschatz äußerst erfolgreicher Marktakteure. Natürlich sind eigene Erfahrungen die prägendsten, aber warum soll man externe nicht nützen, wenn dadurch der eigene Geldbeutel geschont bzw. unnötige Risiken vermieden werden können?

      Auch der amerikanische Notenbank-Präsident Greenspan wird gerne mit Attributen, wie Magier der Märkte, Maestro bzw. Ikone und dergleichen belegt. Tatsache ist jedoch, daß Greenspan durch seine Politik des leichten Geldes die Märkte mit Liquidität geflutet und die ohnehin schon besorgniserregenden Verschuldungsexzesse weiter angefacht hat. Greenspan wurde vor allem in den 90er Jahren von vielen Börsianern auf den Börsen-Olymp gehoben, da er lange Zeit den Ruf genoß, auf äußerst geschickte und feinfühlige Art und Weise den Aktienmarkt zu steuern. Greenspan soll einmal einem Freund, lange bevor er Notenbank-Präsident wurde, anvertraut haben, daß es sein innigster Wunsch sei, am Ende eines langfristigen Wirtschaftszyklus als Notenbank-Präsident an den Schalthebeln des Geldes zu sitzen und durch eine aggressive radikale Geldpolitik (starkes Herabschleusen der Zinssätze und Aufblähen der Geldmenge) einer drohenden Wirtschaftsabschwächung frühzeitig und nachhaltig gegenzusteuern. Diesem Anspruch ist Greenspan in seiner inzwischen 15-jährigen Funktion als Notenbank-Präsident denn auch mehr als gerecht geworden.

      Dabei war Greenspan keineswegs nur immer der Liebling der Börsianer, der mit wohltuendem Öffnen der Geldschleusen die Börsenkurse nach oben trieb. Bereits einen Monat nach Beginn seiner Amtszeit (11. August 1987) erhöhte er in den USA sogar den Leitzins. Kritiker warfen ihm damals vor, damit den Börsencrash 1987 mit eingeleitet zu haben. Tatsächlich dürfte es sich jedoch lediglich um den berühmten Nadelstich gehandelt haben, der die damals völlig überspekulierte Blase zum Platzen brachte. Auch bis in die erste Hälfte der 90er Jahre hinein galt Greenspan teilweise als „Feind“ der Wall Street, da er einige (auch geldpolitische) Entscheidungen traf, die für die Börse zunächst unpopulär waren. Auch die heutigen Warnungen Greenspans vor den Gefahren der US-Wirtschaft werden von der Bush-Administration nicht gerne gehört. Jedenfalls fällt auf, daß Bush zuletzt zeitgleich mit der Sitzung des Offen-Markt-Ausschusses zu einem Wirtschaftsgipfel ins texanische Waco einlud, auf dem er sich – im Gegensatz zu Greenspan – „unglaublich optimistisch“ für die Zukunft der USA zeigte. Auch mit den gigantischen fiskalpolitischen Ausgabeprogrammen der Bush-Regierung konnte sich Greenspan nicht anfreunden bzw. hat diese kritisiert. Es besteht allerdings kein Zweifel, daß die Aktienmärkte auf die Ausführungen Greenspans nach wie vor erheblich sensibler reagieren als auf den durch offensichtliche Insider-Geschäfte in Wirtschaftsfragen an Glaubwürdigkeit fragwürdigen US-Präsidenten Bush.

      Der berühmt-berüchtigte Ausspruch von „Irrational Exuberance“, also von irrationaler Übertreibung an den Aktienmärkten im Dezember 1996 bei einem Punktestand des Dow Jones-Durchschnitts von damals ca. 6.400 von Alan Greenspan ist vielen Börsianern nachhaltig im Gedächtnis haften geblieben. Allerdings reichte diese Bemerkung Greenspans allenfalls zu einer kleinen Delle im Hausse-Aufwärtstrend der 90er Jahre. Anschließend hat sich der Dow Jones Durchschnitt bekanntlich nochmals fast verdoppelt. Bedenkt man, daß Greenspan bereits (sicherlich nicht unberechtigt) bei einem Dow Jones-Stand von 6.400 Ende 1996 von irrationaler Übertreibung sprach und gleichzeitig die volkswirtschaftlichen Gewinne in den USA (außerhalb des Finanzsektors) seit 1997 gefallen sind (im Gegensatz zu den künstlich nach oben gerechneten Gewinnen je Aktie vieler maßgeblicher börsennotierter AGs), so sagt einem der gesunde Menschenverstand, daß der Dow Jones Durchschnitt selbst bei einem Rückgang auf das 1996er Warnungsniveau von 6.400 Punkten angesichts der seit 1997 katastrophalen Gewinnentwicklung analytisch noch stärker überbewertet sein müßte als damals.

      Bei allen Warnungen und Kritiken an politischen Weichenstellungen, die Greenspan immer wieder ausgesprochen hat, muß er sich jedoch einen schwerwiegenden Vorwurf gefallen lassen. Er hat seinen Traum, Rezessionen bzw. langfristige wirtschaftliche Abwärtszyklen mit einer massiven expansiven Geldpolitik zu bekämpfen, bis zum Exzeß verwirklicht, sehr zum Schaden und auf Kosten der Stabilität des Finanzsystems. Nach dem Börsencrash 1987 wurde das schnell entschlossene Handeln Greenspans von allen Seiten gelobt. Im Gegensatz zu 1929/32 (damals aufgrund des Goldstandards erheblich eingeschränkter Einsatz der Geldpolitik als Stabilisierungsmittel für den Aktienmarkt), hatte Greenspan die Finanzmärkte sofort mit Liquidität geflutet und eine Stabilisierung des Finanzsystems ohne größere realwirtschaftliche Schäden bewirkt. Auch Anfang der 90er Jahre senkte Greenspan den Zins sehr aggressiv. Jedenfalls hätten Kreditausfälle von ca. 300 Mrd. $ im US-Bankensystem ohne die Niedrigzinspolitik Greenspans zu ernsthaften Problemen geführt. Kehrseite der Greenspan’schen Geld-Expansionsmedaille war allerdings, daß die Finanzmärkte in immer kürzeren Abständen immer dramatischer schwankten (siehe beispielsweise LTCM-Zusammenbruch im Spätsommer 1998, der den verantwortlichen Entscheidungsträgern und Geldlenkern die Augen über die Zerbrechlichkeit des internationalen Finanzsystems öffnete). Auch die bisher noch nie dagewesene explosive Überspekulation mit Höhepunkt im März 2000 auf der New Economy-Ebene wäre ohne die Millennium-bedingten Liquiditätsschübe seitens Alan Greenspan undenkbar gewesen. Seine massiven Liquiditäts-Injektionen haben allerdings die konjunkturelle Talfahrt nicht mehr aufhalten können. Die Verschuldung in den USA (insgesamt ca. 300% des US-Bruttoinlandsprodukts!), aber auch weltweit ist dramatisch gestiegen. 11 Zinssenkungen in weniger als einem Jahr haben nichts genutzt. Ganz im Gegenteil, die von Greenspan angefachte Spekulationsblase NASDAQ ist währungsbereinigt aus der Sicht eines Europäers inzwischen um ca. 80% zusammengefallen, und weltweit wurden ca. 12.000 Mrd. Dollar (etwa das 6-fache deutsche Bruttoinlandsprodukt!) an Aktionärsvermögen vernichtet. Greenepan versucht inzwischen, die Schuld den massiven Manipulationsversuchen der Statistiken (siehe hedonischer Preisindex in den USA, massive Bilanzmanipulationen) zuzuschieben und seine Hände in Unschuld zu waschen. Tatsächlich ist er jedoch kein Magier der Finanzmärkte, sondern ein Schönwetter-Kapitän, dem die Dinge bei Sturm völlig aus dem Ruder gelaufen sind und der die verschuldungsbedingten Schwierigkeiten der internationalen Finanzmärkte sogar noch verschärft hat. Inzwischen ist das Kind jedenfalls in den Brunnen gefallen und eine Bereinigung der durch die Greenspan’sche Geldpolitik verschärften schweren Struktur- und Verschuldungsprobleme dürfte erheblich mehr Zeit in Anspruch nehmen, als es den meisten Börsianern und Ökonomen heute lieb ist.

      Dr. Jens Ehrhardt
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 21:18:31
      Beitrag Nr. 1.034 ()
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 21:38:08
      Beitrag Nr. 1.035 ()
      15/10/2002 15:52
      FOKUS1-ZEW-Wirtschaftsausblick hat sich deutlich verschlechtert~

      Mannheim, 15. Okt (Reuters) - Die Konjunkturaussichten für
      Deutschland haben sich im Oktober einer Umfrage des Zentrums für
      Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zufolge unerwartet
      deutlich verschlechtert.
      Der vom ZEW ermittelte Saldo der Konjunkturerwartungen der
      befragten Analysten und institutionellen Anleger sei auf 23,4
      von 39,5 Punkten im September zurückgegangen, teilte das ZEW am
      Dienstag in Mannheim mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten
      einen Rückgang auf 31,7 Punkte vorhergesagt. Der ZEW-Indikator
      gilt als richtungweisend für den viel beachteten
      Ifo-Geschäftsklimaindex. Nach der Veröffentlichung des
      ZEW-Barometers legten die europäischen Staatsanleihen kurzzeitig
      etwas zu, während der Euro nachgab.

      ZEW-INDIKATOR FÄLLT UNTER HISTORISCHEN MITTELWERT
      "Die Finanzanalysten signalisieren erneut eine spürbare
      Eintrübung der konjunkturellen Perspektiven für 2003", erklärte
      ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Das ZEW teilte weiter mit, mit dem
      Rückgang im Oktober sei das Konjunkturbarometer unter seinen
      historischen Mittelwert von rund 34 Punkten gefallen. Das
      Stimmungsbarometer für die Euro-Zone sank den ZEW-Angaben
      zufolge auf 34,3 Zähler von 43,0 Punkten im September.
      Analyst Stefan Bielmeier von der Deutschen Bank sagte, der
      unerwartet starke Rückgang des ZEW-Indikators habe seine
      Konjunktureinschätzung nicht beeinflusst: "Er ist stärker
      gefallen als erwartet, passt aber noch immer zu unserem
      Szenario, dass die zweite Jahreshälfte 2002 schwächer sein wird
      als die ersten sechs Monate." Außerdem sehe er sich in der
      Annahme bestätigt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in den
      nächsten Monaten die Leitzinsen senken werde.
      Das ZEW befragt monatlich gut 300 Analysten und
      institutionelle Anleger zu ihren mittelfristigen Erwartungen
      hinsichtlich Konjunktur, Zinsen, Aktien- und Wechselkursen. Das
      Saldo der Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven
      und negativen Einschätzungen für die Wirtschaftsentwicklung auf
      Sicht von sechs Monaten wieder.
      sob/sam




      © Reuters 2002. Alle Rechte vorbehalten.
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 21:44:10
      Beitrag Nr. 1.036 ()
      Berlin (ots) - "Die schwache Konjunktur in den Hauptabsatzmärkten,
      der Europäischen Union und den USA schlägt voll auf unsere Exporte
      durch. Für das Gesamtjahr 2002 rechnen wir mit einer Zunahme der
      Exporte um lediglich 1,2 Prozent." Dies erklärt Anton F. Börner,
      Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels
      (BGA) zu den konjunkturellen Aussichten des deutschen Außenhandels
      heute in Berlin.

      "Die Importe gehen zum ersten Mal seit neun Jahren zurück, und
      zwar um 3,5 Prozent", so der BGA-Präsident. "Den daraus
      resultierenden Rekordüberschuss von 114 Milliarden Euro im
      Außenhandel sollten wir daher nicht allzu sehr bejubeln, weil er
      nicht unserer Exportstärke, sondern dem eklatanten Rückgang der
      Importe zu verdanken ist."

      Für das Jahr 2003 prognostiziert Börner, dass der Außenhandel
      etwas stärker wachsen wird als in diesem Jahr, ohne jedoch richtig
      durchzustarten. "Wir rechnen mit einem Exportzuwachs um 4,5 Prozent
      auf 674 Milliarden Euro - die Importe werden um 3,5 Prozent auf 550
      Milliarden Euro zulegen. Damit bleibt das Exportwachstum erneut
      hinter seinem langjährigen Mittelwert von 6,6 Prozent zurück."
      Überdurchschnittlich entwickle sich der Außenhandel mit einigen
      asiatischen Staaten, insbesondere mit der Volksrepublik China. Ein
      gutes Beispiel sei hier der Bereich der Umwelttechnologie, in dem
      deutsche Unternehmen die technologische Spitzenposition einnähmen
      sowie im hochpreisigen Konsumgüterbereich und im Umfeld der
      Gebäudetechnik.

      "Um selbst wieder Wachstumsmotor zu sein, müssen wir den
      verkrusteten Arbeitsmarkt aufbrechen, Subventionen radikal kürzen und
      das Steuersystem konsequent vereinfachen. Von der Bundesregierung
      erwarten wir daher jetzt mehr denn je umfangreiche Strukturreformen."
      Börner fordert eine neue internationale Strategie für das
      Bundeswirtschaftsministerium: Deutschland müsse sich u.a. über die EU
      wieder stärker in die Verhandlungen der WTO und bilateralen
      Freihandelsabkommen einbringen, so der BGA-Präsident weiter. "Dort
      müssen wir unsere Handelsinteressen offensiv durchkämpfen."

      Durch die aktuellen Entwicklungen ist auch der
      deutsch-amerikanische Außenhandel betroffen. Die Amerikaner sind
      irritiert, die Stimmung im Geschäftsleben ist gestört. Wenn die
      Stimmung in den USA gegen uns umschlage - etwa in Richtung einer "buy
      American!" oder gar "don`t buy German!" - Initiative - , dann gingen
      Deutschland Marktanteile verloren, mit katastrophalen Auswirkungen
      für die deutsche Volkswirtschaft, befürchtet Börner.

      Was die aktuelle Krise im Nahen Osten betrifft und ihre Auswirkung
      auf den Einzelhandel, so müsse sich die deutsche Wirtschaft auf eine
      Krieg im Irak einstellen. "Ich bin sehr pessimistisch, ob ein Krieg
      im Irak noch abgewendet wird und Saddam Hussein sich wirklich dem
      internationalen Druck beugt", so der BGA-Präsident.


      ots Originaltext: BGA Bundesverband des Deutschen Groß- und
      Außenhandels
      Im Internet recherchierbar: http://www.presseportal.de
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 21:47:31
      Beitrag Nr. 1.037 ()
      Berlin (vwd) - Der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) geht davon aus, dass ein Krieg im Irak kaum noch zu verhindern ist. BGA-Präsident Anton F. Börner sagte am Dienstag in Berlin, er sei "sehr pessimistisch, ob ein Krieg mit dem Irak noch abgewendet wird". Die Wirtschaft müsse sich auf einen Krieg und seine Folgen vorbereiten, forderte er. Die direkten Auswirkungen eines Konfliktes seien überschaubar, da der Anteil der deutschen Exporte in die Golfregion mit rund 2,2 Prozent relativ gering sei, und das in Deutschland benötigte Erdöl zum größten Teil aus der Nordsee, Russland und anderen nicht zur Golfregion zählenden Staaten komme.



      Gravierender wären aber laut Börner die indirekten Auswirkungen eines solchen Krieges. Ein weiteres Ansteigen des Ölpreises sei sehr wahrscheinlich und werde erhebliche Gefahren für die ohnehin schon angeschlagene Weltkonjunktur mit sich bringen. Von diesen negativen weltwirtschaftlichen Auswirkungen könne sich Deutschland nicht abkopppeln. Börner betonte allerdings, dass die weitere Entwicklung des Ölpreises in erster Linie von Dauer und Intensität eines Konfliktes abhängen werde. Aufgrund der klimatischen Umstände werde ein Irak-Krieg wohl zu Beginn des kommenden Jahres stattfinden.



      Der BGA-Präsident meinte, die Wirtschaft werde "aufatmen" können, wenn es einen kurzen und schnellen Krieg gebe, weil dann der Ölpreis wieder schnell sinken dürfte. In einem solchen Fall gehe der BGA davon aus, "dass wir im nächsten Jahr einige Impulse im Außenhandel bekommen". In diesem Szenario rechnet der Verband nächstes Jahr laut seinem Präsidenten mit einem Wirtschaftswachstum in Deutschland von 1,5 Prozent nach einem Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 0,4 bis 0,5 Prozent in diesem Jahr. Falls es durch den zu befürchtenden Krieg im Irak zu größeren wirtschaftlichen Verwerfungen kommen sollte, müsse die Annahme für 2003 allerdings korrigiert werden.



      Von der Bundesregierung forderte Börner, "schnellstmöglich die Wogen im transatlantischen Verhältnis zu glätten, um Schaden von der deutschen Wirtschaft abzuwenden". Bundeskanzler Gerhard Schröder müsse dazu persönlich nach Washington reisen. Nach den Informationen des Verbandes sei die Stimmung im deutsch-amerikanischen Geschäftsleben gestört. Die Exporteure berichteten von einer nachhaltig verdorbenen Geschäftsatmosphäre und Sorge um die langfristige Verlässlichkeit Deutschlands. Börner sagte, direkte Auftragsrückgänge seien derzeit nicht zu beobachten, er warnte aber vor einem Umschlagen der Stimmung zu Ungunsten der deutschen Exporteure.


      +++ Andreas Kißler


      vwd/15.10.2002/ak/gs
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 21:50:25
      !
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      Avatar
      schrieb am 15.10.02 22:28:43
      Beitrag Nr. 1.039 ()
      Meiner Meinung nach ist der anstehende Irakkrieg die einzige Ursache für die jüngsten Kurszuwächse,keine Unternehmenszahlen (Yahoo,General E. ,IBM ).Natürlich noch unterstützt durch die Zwangskäufe der Shortis.
      Just mit der Aussprache der Generalvollmacht durch den Kongreß und Senat stiegen die Kurse
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 22:54:40
      Beitrag Nr. 1.040 ()
      "Mr. President, behandeln Sie unsere Soldaten gut" Nach dem klaren Kongressvotum für seine Irak-Politik hat US-Präsident George W. Bush freie Hand, auch militärisch gegen Saddam Hussein vorzugehen

      Von Martin Halusa

      New York/Washington - Als Jimmy Carter der Friedensnobelpreis zugesprochen wurde, da hatte Stunden zuvor der amtierende Präsident der USA vom Kongress die Ermächtigung zum Krieg erhalten. Um 1.15 Uhr am Freitag morgen erteilte der Senat nach mehrstündiger Debatte George W. Bush weitgehende Freiheiten im Kampf gegen Saddam Hussein; am Nachmittag war bereits ein ähnliches Votum des Repräsentantenhauses ergangen.

      Die Zustimmung zum Krieg gegen den Irak war in beiden Kammern parteiübergreifend. Allerdings sind die Demokraten über die Frage von Gewaltanwendung gespalten - im Repräsentantenhaus stimmten mehr demokratische Abgeordnete gegen die Resolution als dafür, im Senat plädierten 29 Demokraten für und 21 gegen die erweiterten Vollmacht für den Präsidenten.

      Für Bush ist die Resolution ein großer Sieg: Noch vor wenigen Wochen gab es im Kongress breiten Widerstand gegen seine Irakpolitik. Nun benötigt der Präsident keine weitere Autorisierung mehr: Er kann ohne Ankündigung und ohne Zustimmung der UNO Truppen aktivieren, Luftangriffe befehligen oder zum Angriff gegen den Irak blasen. "Die Tage, in denen sich der Irak wie ein gesetzloser Staat handelt, nähern sich ihrem Ende", sagt Bush.

      Die Resolution gibt dem Präsidenten und Commander-in-Chief die Erlaubnis, den Irak einseitig anzugreifen, Saddam Hussein zu stürzen und die nuklearen, biologischen und chemischen Waffen des Landes zu zerstören. Die Resolution verlangt, dass der Präsident den Kongress innerhalb von 48 Stunden über den Einsatz informiert. Seit 1964 - als der Kongress in der "Gulf of Tonkin Resolution" Präsident Johnson die Vollmacht zu einem erweiterten Krieg in Vietnam gab - hat ein amerikanischer Machthaber nicht mehr derart weitreichende Befugnisse erhalten.

      Die Zustimmung des Kongresses war erwartet worden, wenngleich mehr Demokraten gegen die Resolution stimmten als angenommen. Viele demokratische Abgeordnete und Senatoren erhoben Zweifel daran, dass Bush einen Militärschlag gegen den Irak ohne Zustimmung der UNO durchführen sollte und dass dadurch ein Gegenschlag von Saddam, Al Qaida oder andere Terrorgruppen provoziert werden könnte. Anfang der Woche hatte Bush die Stimmen einiger Demokraten verloren, als ein CIA-Dokument veröffentlicht wurde, wonach die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs Saddams auf die USA mit Massenvernichtungsmassen steige, sollte Bagdad zuerst angegriffen werden.

      Zuletzt kämpfte auch Robert Byrd auf verlorenem Posten. "Ich könnte ebenso gut mit dem Ozean reden", beschrieb der silberhaarige Senator aus West Virginia die Aussichtslosigkeit seiner Lage. Wortgewaltig hatte der 84-Jährige gegen die Kriegsvollmacht für den Präsidenten angekämpft - und musste dennoch mit ansehen, wie sein Lager immer weiter schrumpfte.

      ... Auch der Republikaner Dick Armey, der einem Krieg lange zögernd gegenüberstand, stimmte zu. Am Ende der Debatte sagte er unter Tränen, bevor er geraden Schritts aus dem Saal lief, über die US-Truppen, die möglicherweise in den Krieg ziehen: "Mister President, wir trauen Ihnen und geben Ihnen das Beste, was wir haben. Behandeln Sie sie gut, so dass sie nach Hause kommen können und ihren Enkeln sagen: ,Schlaf gut, mein Baby`."

      Senator Byrd mochte im Plenarsaal noch so erregt das Büchlein mit der US-Verfassung in der Hand schwenken - die Strategie seiner Parteiführung regierte die Abstimmung. Die Amerikaner würden ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Wirtschaft richten, "wenn wir die Irak-Frage einmal hinter uns gebracht haben", gab Daschle sein Kalkül unverblümt zu Protokoll. (Welt, 12.10.02) Kommentar: Es ist wieder ein massenpsychologisches Phänomen, daß sich Leute in einen Krieg hineintreiben lassen und keiner Vernunft mehr zugänglich sind. Dabei gibt es weder Beweise gegen den irak, noch ist der Irak eine wirkliche Bedrohung. zudem wurde dieses Land durch Hilfe der USA militärisch zur Großmacht aufgebaut. Ob der Irak-krieg allerdinbgs wirklich stattfindet - das ist zu bezweifeln. Je mehr Brimborium im allgemeinen um etwas gemacht wird, umso wengier passiert dann wirklich. Entweder dieser Krieg findet gar nicht statt (zumindest nicht heute) oder er wird unerwartet schnell beendet. Das wäre dann der endgültige Startschuß für eine Börseneuphorie - die allerdings dann im endgültigen Crash enden muß, weil keine reale Fundament mehr da ist
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 23:17:29
      !
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      Avatar
      schrieb am 15.10.02 23:23:21
      Beitrag Nr. 1.042 ()
      fanthomonster,

      deine fundi-studie - ich lache mich schlapp!!!
      du bist wirklich ein penner!
      frage mich, was du bisher gemacht hattest, ohne molocco und seine charts, da mußt du doch nur im nebel gesessen haben....???

      nee,nee
      der vielwerber!

      zar
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 23:26:16
      Beitrag Nr. 1.043 ()
      danke für das lob :) du bist wirklich höflich.
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 23:31:30
      Beitrag Nr. 1.044 ()
      mensch, wenn ihr es für lau machen würdet auf eurer seite.

      aber für viel geld solche studien und die dazu passenden tradingkonsequenzen:

      #3 von fanthomas 31.12.01 14:07:53 Beitrag Nr.: 5.236.430 5236430
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben
      was mich für 2002 optimistisch stimmt, sind die extrem gesunkenen fixkosten der unternehmen. der härteste wirtschaftsabschwung seit dem 2.weltkrieg wurde von unternehmensseite auch mit den schnellsten und härtesten sparmassnahmen beantwortet.

      die produktivität wird bei einer weiter voranschreitenden wirtschafsterholung regelrecht explodieren, dazu natürlich auch die gewinne. die aktuell hohen kgvs könnten schon in wenigen quartlen wieder makulatur sein.

      so schnell der abschwung auch war, wie bei einem gummiball wird nun wohl auch der aufschwung schneller und heftiger als wir uns aktuell noch vorstellen können.

      thomas

      ...............................................

      genau, mein guter, das war noch 2000pkte über dem heutigen stand. du fundi!
      mach den deppen für deinen chartguru, aber laß das fundamentale aus dem spiel, davon hast du keinen schimmer!

      zar
      Avatar
      schrieb am 15.10.02 23:45:10
      Beitrag Nr. 1.045 ()
      zar-putin - ab mai 2002 /4800 im dax waren wir cash und leicht short - dazu findest du auch genug kommentare von mir ;)

      anfang des jahres ging der dax um ca.8% nach oben.
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 00:31:22
      Beitrag Nr. 1.046 ()
      Der Verbraucher in den USA bremst

      --------------------------------------------------------------------------------
      Index Market-View
      --------------------------------------------------------------------------------

      Autor: EB Trade, München (Ralph Kaiser)
      Veröffentlichungsdatum: 14.10.2002 11:27


      Zum Ende der letzten Woche artete das zweitägige Short Covering so stark aus, dass viele Marktteilnehmer schon dazu neigen, wieder bullish zu werden. Innerhalb von 2 Tagen stieg der DOW INDUSTRIALS mit 564,02 Punkten. Ist dieser starke Anstieg gerechtfertigt? Die Tatsache, dass dieses Short Covering von einem intra-day Tiefstniveau seit über 5 Jahren erfolgte, kann ohne weiteres einen so starken Ausschlag rechtfertigen.

      Der Chief Investement Strategist Jeffrey Kleintop von PNC Advisors meint auch: „The rally of the past couple of sessions was the response to a classically oversold condition”. Aber ist es auch fundamental gerechtfertigt? Wegen des Absturzes des Verbrauchervertrauens- indexes der Universität von Michigan auf einen 9-Jahrestiefststand wohl nicht. Wie wird es weitergehen? Der Economist Stephen Stanley von RBS GREENWICH Capital Markets befürchtet: „However, with auto sales apparently soft in the first part of October and the softer tone of demand at chain stores in September, there is definitely cause for concern”. Trotz der zinslosen Kredite aller Autohersteller haben besonders der Autoverkaufszahlen nachgelassen. Angesichts des Verfalltages am Ende dieser Woche wird man von den professionellen Marktteilnehmern öfter – wenn nicht sogar regelmäsig – zuvor in die entgegengerichtete Richtung geschickt. Im Hinblick auf die Wahlen könnten die marktbeherrschenden Republikaner auch hier in letzter Minute noch ein kleines Kursfeuerwerk starten, das die Wähler die schlechten Aktienkurse vergessen lässt. Wenn die Aktienmärkte diesen mächtigen Vorstoss nicht fortsetzen bzw. halten können und Rückschläge erleiden – die Bezeichnung Short Covering birgt diese Gefahr schon in sich – dann dürfte es einen noch schlimmeren Absturz geben, der aber dann so schmerzlich ausfallen dürfte, dass viele professionelle und private Anleger noch zwingen dürfte, Aktien abstossen zu müssen. Diese letzte Phase der Panik ist schon oft so typisch für den Monat Oktober gewesen. „This is the worst market I\`ve ever seen\" meint Evan Olsen, Head of Equity Trading bei STEPHENS.

      Die nächsten aussagekräfigen makro-ökonomischen Daten werden erst für Donnerstag erwartet, an dem die Industrielle Produktion und die Kapazitätsauslastung in den USA für September veröffentlicht werden.

      Der iranische Ölminister Bijan Zanganeh meinte am Sonntag während der Gastech 2002 Conference in Doha, Qatar, dass „there will be a sharp decline in oil prices after an attack on Iraq“. Diese Aussage scheint gar nicht an einem Angriff zu zweifeln.
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 02:15:58
      Beitrag Nr. 1.047 ()
      Aus der FTD vom 16.10.2002
      Renten und Devisen: Leitzinserhöhung in Brasilien verfehlt ihre Wirkung
      Von Sebastian Sachs, Frankfurt

      Die überraschende Anhebung der Leitzinsen durch die brasilianische Zentralbank hat die Staatsanleihen des Landes auf Talfahrt geschickt. Die Kurse der globalen Anleihen Brasiliens fielen teilweise auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren.



      Brasilianischer C-Bond


      Am späten Montag hatte die Zentralbank des südamerikanischen Landes die Leitzinsen um drei Prozentpunkte auf 21 Prozent angehoben. Das Komitee für Währungspolitik der Notenbank rechtfertigte diese Maßnahme mit "den jüngsten Preiserhöhungen und den schlechteren Inflationserwartungen infolge der markanten Abwertung der Währung". Die Leitzinsen stehen somit auf dem höchsten Niveau seit Juni 1999.

      Hinsichtlich der Währung verfehlte der Zinsschritt seine Wirkung, der Real bewegte sich nur leicht. Gegen 20 Uhr MESZ kostete ein Dollar 3,86 Real, lag damit praktisch auf dem Niveau vom Vortag. Die brasilianische globale Referenzanleihe mit Kupon von 8 Prozent und Laufzeit bis 2014 fiel um über einen Punkt auf 48,50 Prozent.


      Nach Ansicht von Nicolas Schlotthauer von der Deka-Bank stellt die Zinserhöhung einen "zusätzlichen Sargnagel für die ohnehin schon angeschlagene Realwirtschaft" des südamerikanischen Landes dar - auch wenn der Schritt geldpolitisch durchaus zu rechtfertigen wäre. "Mit der letzten Zinserhöhung wird die Binnenkonjunktur abgewürgt - und dies bis in das Jahr 2004 hinein. Denn erst dann wird die Zinserhöhung voll zum Tragen kommen."
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 15:32:33
      Beitrag Nr. 1.048 ()




      15.Oktober 2002 Crashwarnung vorerst aufgeschoben!

      Als nächstes Zeitziel visieren wir den 21. Oktober 2002 an. Am 14. Oktober 2002 hat sich ein kurzfristiges Kaufsignal ergeben. Während des halben Feiertages (Columbus Day) in USA verhielt sich der Markt die meiste Zeit der Sitzung im schwankenden Modus. Erst 15 Minuten vor Handelsende ergab sich das kurzfristige Kaufsignal. Das bedeutet allerdings nicht, daß nun der Boden des Bärenmarktes gefunden wurde. Diese Rally ist und bleibt eine der vielen bekannten Bären-Rallies, die bis 8360 im Dow führen kann. Nach der Slow Stochastik ist der Markt schon wieder überkauft. Das Kursziel von 6300 bleibt für 2002 bestehen. Heute hat der DJIA das obere Bollingerband angetestet. Die Volatilität hat eine bedenkliche Höhe erreicht.

      Am Wochenende treten wir in die Vollmond-Phase, gepaart mit Fibonacci-Zeitzyklen und da muß man mit vielen Inponderabilien rechnen. Siehe auch ZEIT-TAKT

      Crashwarnung aufgeschoben bedeutet nicht aufgehoben.
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 21:15:21
      Beitrag Nr. 1.049 ()
      15.10.2002

      Crash Gefahr vorbei? Neuer Bull Market?

      - aufatmen
      - nur vorübergehend


      Meine Auffassung ist, dass wir ein lehrreiches Beispiel für den Verlauf von Bearmarket-Rallies erleben: beinahe aus dem Stand heraus, mit grosser Dynamik, wie Silvesterraketen, auch mit ähnlichem (Medien-)getöse verbunden.

      Die Erholung kann - muss aber nicht - ein paar Wochen anhalten und im Dow Jones in die Nähe von oder über 9000 steigen, was ich nicht für wahrscheinlich, aber auch nicht für unmöglich halte. Ich habe in früheren "Aktuells" schon darauf hingewiesen.

      Das Crash Potential verringert sich dadurch meines Erachtens nicht, sondern es nimmt zu - bezüglich der Fallhöhe und der psychologischen Folgen. Ein solches Ereignis muss natürlich nicht zwangsläufig eingetreten. In Japan gab es nie einen Crash, sondern seit Ende Dezember 1989 fortgesetzt stufenförmig sinkende Kurse.

      Es ist eine gute Gelegenheit, letzte Positionen glattzustellen - aber nur wenige werden das nützen, denn die meisten sind im Kopf entweder auf "Verluste wieder wettmachen" oder auf "Rückkehr des Bullmarkets" programmiert.

      Es entsteht auch eine gute Gelegenheit, neue Shortpositionen einzugehen. Nur wenige werden sie nützen, weil sie mit der Technik nicht vertraut sind und weil ihr Programm eben "Bullmarket" und "langfristig steigen die Börsen immer" heisst.
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 22:16:58
      Beitrag Nr. 1.050 ()
      Ich verstehe zwar nicht so viel von Charttechnik aber rein optisch würde es ganz gut aussehen wenn wir jetzt wieder nach unten abdrehen.




      Der Chart zeigt auch das Erholungsrallys immer kürzer ausfallen. Offenbar der Grund für den derzeit noch hohen Optimisnus. Man erinnert sich noch an das letzte mal als die Rally wesentlich länger anhielt und erwartet soetwas auch diesmal wieder.
      Der Trend zeigt aber man muß schon wieder mit dem Schlimmsten rechnen.

      SIG
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 22:30:33
      Beitrag Nr. 1.051 ()
      Wirtschaft sieht keine Erholung der Aktienmärkte bis Jahresende



      Die deutschen Führungskräfte glauben in ihrer Mehrheit nicht mehr an ein nennenswertes Anziehen der Börsenkurse in diesem Jahr. Das ergab eine Handelsblatt-Umfrage unter deutschen Top-Managern. 55 Prozent erwarten den Dax zum Jahresende 2002 unter 3000 Punkten, davon 10 Prozent sogar unter der Marke von 2500. Nur jeder fünfte Befragte sieht den Index bis Jahresende wieder weit über der 3000er Marke.

      Auf dem gegenwärtigen Niveau halten die Manager den Dax allerdings mit großer Mehrheit (77 %) für unterbewertet. Ein Fünftel betrachtet den aktuellen Stand aber auch als Ausdruck einer adäquaten Taxierung (19 %), nur einige wenige (2 %) meinen, die deutschen Aktien seien noch überbewertet. Vor diesem Hintergrund geht das Top-Management für die nächsten zwei Jahre von einem Aufschwung der Kurse aus, wenngleich eine neue Hochstimmung an der Börse nicht als realistisch gesehen wird. Mehrheitlich sehen die Top-Manager den Dax in zwei Jahren bei 3000 bis 4000 Punkten (38 %) bzw. 4000 bis 5000 Punkten (35 %). (as)

      [ Mittwoch, 16.10.2002, 10:22
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 22:32:32
      Beitrag Nr. 1.052 ()
      Insider werden immer zurückhaltender, Studien


      Kursrückgänge an den Börsen gingen meist einher mit einer Welle von Aktienrückkaufprogrammen und Insiderkäufen durch Unternehmer, die ihre Aktien für klar unterbewertet halten. In der jüngsten Serie von Kursverlusten, der die US-Aktienmärkte auf 5-Jahrestiefs zurückgehen liesen, war eine solche Entwicklung nicht zu beobachten gewesen. Im vergangenen Monat fiel die Zahl der bekanntgegebenen Aktienrückkaufprogramme auf ein Mehrjahrestief. Auch Insider, also Vorstände eines Unternehmens, halten sich mit Insiderkäufen zurück.

      "Auch wenn die Aktien auf 5-Jahrestiefs gefallen sind, scheint es kein großes Interesse der Unternehmen zum Kaufen zu geben," sagt Rich Petersen, Chefmarktstratege bei Thomson Financial. "Aktienrückkäufe sind so rar wie seit 1996 nicht mehr, und wir sahen im Oktober bisland keine Erholung."

      Analysten weisen darauf hin, dass Unternehmen sparen müssen und Unternehmens Insider seien entmutigt durch ihre vergangenen Aktienkäufe, die größtenteils wohl im roten Bereich liegen.

      "Es ist möglich, dass sie den Kurs der Aktien günstig bewerten," sagt Uri Landesmann von Arlington Capital Investment. "Aber bei der Bestimmung des Zeitpunktes des Kaufs ist der Preis nicht ausreichend, um die Vorstände zu überzeugen."

      Laut Trim Tabs wurden im September Aktienrückkaufprogramme im Wert von $7 Milliarden durchgeführt, ein starker Rückgang von den $14 Milliarden im August und fast eine Drittelung gegenüber dem Volumen, dass in den Sommermonaten Juni und Juli zu beobachten gewesen sei.

      Laut Thomson Financial haben Insider im September Aktien im Wert von $130 Millionen gekauft, die Hälfte des Volumens aus dem Vormonat August.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 22:36:33
      Beitrag Nr. 1.053 ()
      "Nur einige wenige(2%)meinen,die deutschen Aktien seien noch überbewertet"
      Wenn das keine Bullische Stimmung ist!
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 22:45:33
      Beitrag Nr. 1.054 ()
      DIHK: Kein deutsches Wirtschaftswachstum 2002 - Nur 1,0% Plus im Jahr 2003

      Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland von ursprünglich plus 0,5 Prozent auf Null gesenkt. Im nächsten Jahr rechnen man nur mit einem Wachstum von 1,0 Prozent, teilte der DIHK am Mittwoch in Berlin mit.

      DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sagte anlässlich der Vorstellung der Herbstumfrage des Verbandes, jegliche Hoffnung auf eine Verbesserung in diesem Jahr habe sich als illusorisch erwiesen. Die Wirtschaft werde sich im kommenden Jahr nur allmählich wieder erholen. In den nächsten Monaten werde sich die Lage nach Einschätzung der befragten Unternehmen noch verschlimmern. Es sei noch nie so schlimm gewesen wie zur Zeit, sagte Wansleben./FX/he/zb



      16.10.2002 - 12:01
      Quelle: dpa-AFX
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 22:47:02
      Beitrag Nr. 1.055 ()
      mit einer Welle von Aktienrückkaufprogrammen und Insiderkäufen durch Unternehmer, die ihre Aktien für klar unterbewertet halten. In der jüngsten Serie von Kursverlusten, der die US-Aktienmärkte auf 5-Jahrestiefs zurückgehen liesen, war eine solche Entwicklung nicht zu beobachten gewesen


      --

      so ein blödsinn IBM Microsoft und soger J&J gaben im Vormonat bekannt Aktien zurück zu kaufen- hatte mal eine Liste wer alles bekannt gab von den Großen die genügend Geld haben und nun ihre Aktien zurückkaufen .....
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 23:00:51
      Beitrag Nr. 1.056 ()
      Ein kleines Zuckerln hätten wir ja doch noch, liebe Freunde.
      Da kann man mal sehen,
      wo all das Geld der treuen und leutseligen Investoren gelandet ist...;)

      Viel Spass wünscht....

      HM


      ++++++++++++++++++++++++


      ENRON - EIN JAHR DANACH (1)

      Der aufhaltsame Untergang des Todessterns

      Vor einem Jahr brach das einstige Vorzeigeunternehmen Enron zusammen.
      Anhand der Ermittlungsergebnisse lässt sich das Bild einer kriminellen Clique zeichnen, getrieben von einer Melange aus Gier, Arroganz und Dummheit.

      Hamburg - Die Bombe verbarg sich in Zeile dreizehn. Nachdem Kenneth Lay, Vorstandsvorsitzender von Enron in der Pressemitteilung zum dritten Quartal 2001 zunächst die "exzellenten Aussichten" sowie die "starke Gewinnprognose" seines Unternehmens gelobt hatte, folgte im dritten Absatz das Eingeständnis, dass sein Lebenswerk zerstören würde: Wegen "gewisser Investitionen" müsse Enron eine Milliarde Dollar abschreiben. Das werde zu einem Quartalsverlust von 618 Millionen Dollar führen.

      Seit dem Zusammensturz des einstmals siebtgrößten Unternehmens der USA vor einem Jahr versucht eine Armada von Anwälten, Untersuchungsausschüssen und Journalisten zu rekonstruieren, welche Machenschaften Enron, das "führende Unternehmen der Welt" (Eigenwerbung) zu Fall brachte, wie ein im Schlaglicht der Öffentlichkeit stehendes S&P-500-Unternehmen einer Mafia-Firma gleich geführt werden konnte - und warum diese Tatsache jahrelang niemandem auffiel.

      Durchstechereien in allen Geschäftsbereichen

      Inzwischen ist untersucht worden, welche krummen Geschäfte Enron machte. Zwar gibt es noch Tonnen von Dokumenten, die bisher nicht ausgewertet wurden. Die großen Vergehen scheinen jedoch klar. Hier eine Auswahl:

      Das Versteckspiel mit den SPEs.

      Diese gelten gewissermaßen als Enrons specialité de la maison . Der Energiekonzern lagerte Vermögenswerte und Schulden in angeblich unhabhängige Firmen (so genannte Special Purpose Entities, kurz SPEs) aus und polierte so sein Ergebnis um geschätzte 1,4 Milliarden Dollar auf. Die von den SPEs erwirtschafteten Gewinne wurden dann aber wieder in Enrons Jahresabschluss dem Ergebnis zugeschlagen. Eigentümer der Nebenfirmen waren Enron-Manager, befreundete Banker und Geschäftspartner, denen ihr Engagement Traumrenditen garantierte. Die Dummen: Enrons Aktionäre.

      Der hausgemachte Energiekrise.

      Als der frisch deregulierte kalifornische Energiemarkt vor etwa zwei Jahren wegen Kapazitätsproblemen am Rande des Zusammenbruchs stand, soll Enron seine Finger im Spiel gehabt haben. In den Jahren 1999 bis 2001 manipulierten Enron und andere Unternehmen der Branche den Ermittlungen zufolge die Energiepreise mit Scheingeschäften - und ließen sich später vom kalifornischen Staat zusätzlich bezahlen, um die von ihnen verursachte Notlage zu beheben.

      Riesenumsätze durch Kreisgeschäfte.

      Um seinen Umsatz aufzublasen soll Enron mit anderen Firmen so genannte "Roundtrip Deals" </wirtschaft/0,1518,206331,00.html> abgeschlossen haben - dabei vereinbaren zwei Parteien wechselseitige Lieferungen von Gas oder Strom im gleichen Umfang. Die Umsätze soll sich Enron gutgeschrieben haben, obwohl nie etwas geliefert wurde. Mit einer ähnlichen Masche soll das Unternehmen auch als Umsätze getarnte Kredite von seinen Banken erhalten haben.

      Subventionsbetrug.

      Auch staatliche Zuzahlungen soll sich das Houstoner Unternehmen erschlichen haben. Als Enron zum Beispiel nach dem Kauf eines Energieversorgers die üppigen Subventionen für seine kalifornischen Windfarmen zu verlieren drohte, gründete das Unternehmen Medienberichten zufolge einfach eine neue Partnerschaft, lagerte einige Betriebsbereiche aus - und schon floss die Staatsknete weiter.

      Die Luft wird dünner

      Bisher wurden lediglich zwei Enron-Manager angeklagt: Ex-Finanzvorstand Andrew Fastow und sein Vertrauter Michael Kopper. Enrons Gründer Kenneth Lay und der ehemalige Vorstandschef und Präsident Jeff Skilling, der vielen als der Hauptschuldige gilt, sind nach wie vor auf freiem Fuß. Allerdings deutet alles darauf hin, dass demnächst weitere Topleute angeklagt werden: Fastow ist unter anderem wegen krimineller Verschwörung angeklagt - dazu braucht es bekanntlich immer mehrere.

      Zudem scheint es die Taktik der Staatsanwälte zu sein, zunächst die unteren Chargen in die Mangel zu nehmen. Kopper ist nicht wegen Bilanzbetrugs, sondern wegen Geldwäsche angeklagt worden - das ermöglichte es der Justiz, ähnlich wie bei Drogendelikten einen Großteil von Koppers mutmaßlich unrechtmäßig erworbenem Vermögens einzufrieren. Bei Kopper, dem 15 Jahre Gefängnis drohen, hat der enorme Druck bereits Wirkung gezeigt: Er wird als Kronzeuge gegen seinen ehemaligen Förderer Fastow auftreten.

      Rette sich, wer kann

      Auch der will nicht alleine hängen. Fastows Anwalt John Keeker bemerkte nach der Festnahme seines Mandanten sybillinisch: "Enrons Aufsichtsrat, der Vorstandschef und der Präsident haben seine Arbeit angeleitet und gelobt." Die Verteidigungsstrategie von Lay und Skilling erscheint zudem äußerst brüchig: Sie hätten, behaupten beide, von den Betrügereien ihrer Untergebenen nichts gewusst, schon gar nicht von den schmutzigen Details.

      Dummerweise tauchen jedoch seit Monaten immer wieder Dokumente auf, die das Gegenteil nahe legen. So soll Skilling etwa en detail mit Global Crossings Ex-CEO Gary Winnick darüber diskutiert haben, wie man mittels eines 900-Millionen-Dollar Breitbandgeschäfts Umsätze nach der "Roundtrip"-Methode generieren könne. Bereits als Klassiker gilt die gut dokumentierte Warnung der Enron-Buchhalterin Sherron Watkins an Lay. Früh prophezeite sie ihrem obersten Chef, sein Unternehmen werde "in einer Welle von Bilanzskandalen implodieren".

      Eigenwilliges Selbstverständnis

      Im Rahmen der Untersuchung kommen auch immer mehr interessante Details über die Unternehmenskultur von Enron zum Vorschein. Selbst in guten Zeiten galten die Houstoner als arrogant und selbstgefällig. Finanzmagier wie Fastow oder Skilling wurden wegen ihrer berechnenden, mitleidslosen Art gleichzeitig gehasst und bewundert. Dass die futuristisch anmutende Konzernzentrale intern "Todesstern" genannt wurde, offenbart viel über das Selbstverständnis der Enron-Manager. Sie sahen sich gerne als eine eiskalte, effiziente Elite, die von ihrem Headquarter aus eine Armada von Sturmtruppen, Top-BWL-Absolventen allesamt, befehligte. Sie verstanden sich als das mächtige Hightech-Imperium, das sich die Wall Street gefügig machte, Widerstand war zwecklos.

      ENRON - EIN JAHR DANACH (1)

      Der aufhaltsame Untergang des Todessterns (2)

      Vieles legt jedoch nahe, dass es im "Todesstern" eher zuging wie in der Krieg-der-Sterne-Parodie "Space Balls". Häufig scheiterten die selbst ernannten Klonkrieger an Aufgaben, die man schon im betriebswirtschaftlichen Grundstudium lernt. So beschreibt etwa Robert Bryce in seiner Enron-Monografie "Pipe Dreams", wie das Unternehmen Ende der Neunziger jede Kontrolle über seine internen Kosten verlor, nachdem Skilling den als Pfennigfuchser verschrienen Richard Kinder als Präsident abgelöst hatte. Eine Kostprobe: Die Handelsabteilung gab einem Wirtschaftsprüfer zufolge alleine im Jahr 1997 zwei Millionen Dollar für frische Blumen aus - ohne dass dies einem der sonst auf totale Effizienz bedachten "financial wizards" auffiel.

      Imperialer Overstretch

      Der Chef der Breitbandsparte, Kenneth Rice, erinnert bei Bryce eher an eine Figur aus der Cartoonserie "Dilbert" denn an einen fähigen Manager. Rice habe lediglich an drei oder vier Tagen die Woche gearbeitet. Eine seiner vornehmsten Aufgaben sei es gewesen, sich während Meetings auf seinem Laptop Zeichentrickfilme anzugucken. Frühzeitige Warnungen, dass seine Abteilung wegen des Crashs der New Economy auf ein veritables Fiasko zusteuerte, ignorierte er hartnäckig. Auch Enrons "Kaiser" Ken Lay ließ sich offenbar nicht allzu häufig in Houston blicken - lieber war er in Washington, pflegte seinen imperialen Habitus und traf sich mit seinen politischen Kumpels, zuvorderst Präsident George W. Bush. Dem ist es heute hochnotpeinlich, dass er den Enron-Gründer einst schmeichelnd "Kenny Boy" nannte.

      Was Vetternwirtschaft und Exzesse angeht, erinnert Lay mitunter an andere Sonnenkönige wie den geschassten Tyco-CEO Dennis Kozlowski oder den Breitband-Cowboy Bernie Ebbers von WorldCom. Enrons Reiseanbieter gehörte "Pipe Dreams" zufolge zur Hälfte Lays Schwester. Als ein Wirtschaftsprüfer das monierte, soll Lay dafür gesorgt haben, dass der Mann umgehend gefeuert wurde. Und als seine erwachsene Tochter ihr Doppelbett mit nach Paris nehmen wollte, organisierte Daddy kurzerhand einen Firmenjet, um das logistische Problem zu lösen.

      Das Board der Wegschauer

      Nicht nur auf der Managementebene war bei Enron vieles außer Kontrolle. Auch die Aufsichtsgremien versagten auf ganzer Linie, wie mehrere Untersuchungen belegen. Das Board of Directors (ansatzweise vergleichbar mit einem deutschen Aufsichtsrat) ignorierte gleich einen ganzen Wald von Stoppschildern. Bereits am 7. Februar 1999 wurde etwa der Bilanzausschuss des Boards von Enrons Chef-Wirtschaftsprüfer David Duncan darüber informiert, dass die Rechnungslegung des Konzerns mit "hohen Risiken " verbunden sei.

      Mit seinen Bilanzierungsmethoden, erklärte der Andersen-Mann den Direktoren, überschreite Enron möglicherweise die Grenzen des ethisch Zulässigen und bewege sich am Rande dessen, was juristisch noch akzeptabel sei. Den Vorsitzenden des Ausschusses, Robert Jaedicke, focht das nicht an. An einem mangelnden Verständnis der Materie kann es nicht gelegen haben: Der Wirtschaftsexperte, früher Professor für Rechnungslegung an der Universität Stanford, saß dem Ausschuss bereits seit zehn Jahren vor.

      Keine juristische Handhabe

      Dennoch ignorierten er und alle anderen Direktoren die Warnung Duncans. Ebenso versäumten sie es, den Vorwürfen von Sherron Watkins nachzugehen. Zweimal hob das Board die für das Management geltenden ethischen Richtlinien auf, um es Finanzvorstand Fastow zu erlauben, nebenbei als Geschäftsführer von Enrons Partnerschaften zu arbeiten.

      Bis heute lehnen die Direktoren jede Verantwortung für Enrons Zusammenbruch ab. Das Schlimme daran: Sie werden mit dieser Haltung vermutlich durchkommen. Die meisten Rechtsexperten sind der Ansicht, dass man einzelnen Mitgliedern des Boards schon nachweisen müsste, dass sie vorsätzlich handelten und strafbare Handlungen aktiv unterstützen. Das dürfte äußerst schwierig werden, weswegen die US-Justiz es vermutlich gar nicht erst versuchen wird..

      Die Schläfer von der Fifth Street

      Ähnlich unterirdisch war auch die Leistung der US-Börsenaufsicht SEC. Der amerikanische Senat ist im Rahmen einer Untersuchung kürzlich zu dem Ergebnis gekommen, im Fall Enron hätten die Börsensheriffs von der Washingtoner Fifth Street "katastrophal und systembedingt" versagt. Seit 1997 hat die SEC keinen einzigen von Enrons Jahresabschlüssen einer eingehenden Prüfung mehr unterzogen, obwohl in Finanzkreisen bereits lange vor dem 16. Oktober 2001 bekannt war, dass die Houstoner ebenso komplexe wie undurchsichtige Termin- und Rohstoffgeschäfte tätigten.

      Kaum ein Fall dokumentiert das Totalversagen jedoch besser als Enrons Antrag bei der SEC, von der für Energieversorger geltenden gesetzlichen Bestimmungen gänzlich ausgenommen zu werden. Im April 2000 beantragte Enron den so genannten exemption status. Weil die SEC dem Antrag nicht widersprach, konnte einer der größten Energieversorger der USA jahrelang ohne Aufsicht arbeiten. Selbst in der Insolvenz kann Enron den exemption status noch nutzen, denn die SEC hat bis heute keinen Widerspruch eingelegt.

      Alles super

      An die Nase fassen müssen sich auch große Teile der Wirtschaftspresse. Wer im Archiv vor Mitte 2001 nach kritischen Geschichten zum Thema Enron sucht, der sucht vergeblich. Die wenigen negativen Stimmen kamen von einer Handvoll Fondsmanagern wie James Chanos von Kynikos Associates, der bereits im Mai 2001 anmerkte, Enron sei im Grunde nur "ein gigantischer Hedge Fonds ... und nicht mal ein besonders lukrativer". In den Kommentarspalten der "Business Week", des "Wall Street Journal" oder anderer Blätter muss man kritische Äußerungen aus dieser Zeit hingegen mit der Lupe suchen. Fortune wählte Enron gar sechsmal in Folge zum innovativsten Unternehmen der USA.

      Zumindest ist die Aufarbeitung des Falls dafür umso gründlicher. Nach dem Desaster überboten sich Kolumnisten aller Couleurs mit kritischen Kommentaren. Doch manch einer hätte besser weiter schweigen sollen. So griff etwa der Ökonom, Princeton-Professor und "New York Times"-Kolumnist Paul Krugman den amerikanischen Präsidenten George W. Bush wegen seiner Verbindungen zu Enron scharf an: "Die Sache stinkt zum Himmel." Peinlich nur für Krugman: Der Wirtschaftswissenschaftler saß eine Zeit lang selbst in einem Enron-Beratungsausschuss.
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 17:59:09
      Beitrag Nr. 1.057 ()
      Freitag, 11. Oktober 2002 (vom stockchannelboard)
      Die Kommentare einer US-Sicherheitsberaterin
      von unserem Korrespondenten Briton L. Ryle

      Es ist kein Geheimnis, dass die Aktien gerade das schlimmste Quartal seit fast 15 Jahren
      hinter sich gebracht haben. Weitere 1 Billion Dollar Marktkapitalisierung ist vernichtet worden
      – insgesamt damit rund 8,5 Billionen Dollar seit März 2000. Aber ist das ein Grund dafür,
      dass wir jetzt den Boden erreicht haben?
      Im Juni und im Juli haben die Investoren insgesamt 71 Milliarden Dollar aus Aktienfonds
      abgezogen. Weitere geschätzte 20 Milliarden Dollar sind im August und im September
      abgezogen worden. Wenn man den Analysten glaubt, ist das gut. Milton Ezrati von Lord
      Abbett & Co. z.B. sagt: " ... der Exodus der Privatanleger ist ein Zeichen dafür, dass der
      Bärenmarkt bald vorbei ist." Er schließt daraus, dass der Bärenmarkt vielleicht noch zwei
      Wochen weitergeht ... oder vielleicht noch einen Monat, aber dann sollte er vorbei sein.
      Das Problem ist ... Mr. Ezrati hat seine Meinung in einem Artikel in der Business Week
      abgegeben – und zwar erschien dieser Artikel am 12. Juli. Das war also vor 3 Monaten ... und
      das zeigt direkt das Problem, das ich mit so oberflächlichen Contra-Indikatoren habe, die von
      der Mainstream-Presse angeführt werden. Wenn Sie Roulette spielen, und es käme fünfmal
      hintereinander Rot, dann würde man mit dem gleichen Argument auf Schwarz setzen, weil
      das jetzt "kommen müsse". Aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist wie jedes Mal zuvor nur
      50 %.
      Ich persönlich bin nicht in Eile, jetzt einen Boden am Aktienmarkt zu verkünden. Besonders
      dann nicht, wenn meine Meinung auf falscher Logik basieren würde. Aber ich sage –
      basierend auf meiner Analyse der Geldströme – dass dieser Bärenmarkt eine Menge Leute
      durch seine Länge überraschen könnte.
      Ich glaube, dass der Aktienmarkt derzeit sogar mehr Probleme mit Angebot und Nachfrage
      als mit schwachen Unternehmensgewinnen und hohen Bewertungen hat. Es gibt einfach zu
      viele Aktien, und zu wenig Nachfrage. Deshalb könnten die Preise noch weiter zurückgehen.
      TrimTabs, eine Research-Gesellschaft, die die Liquidität von Aktien im Blick behält, meldet
      einige alarmierende Trends. Gesellschaften mit wenig Cash geben neue Aktien aus, um an
      frisches Kapital zu kommen. Aktienrückkäufe nehmen im Gegenzug ab. Insiderverkäufe
      nehmen zu. TrimTabs kommt zu dem Schluss, dass deshalb per saldo das Angebot an
      Aktien weiter steigt, was auf niedrigere Kurse hindeutet. Aber das ist noch nicht alles. Sehen
      wir uns die andere Seite an: Wer soll diese ganzen Aktien kaufen? Die Privatanleger
      bekommen Angst. Und die Institutionellen – nun, die Aktienfonds kaufen auch nicht. Sie
      haben kaum noch Cash. Ihre Bargeldbestände liegen bei nur 4,5 bis 5 %. Bei insgesamt in
      Aktienfonds angelegten 3,3 Billionen Dollar sind das rund 160 Milliarden Dollar. Das ist alles.
      Die Frage ist: Wenn monatlich weiter Milliarden aus den Aktienfonds abgezogen werden –
      wie lange können die Aktienfonds da noch aushalten, ohne Aktien um jeden Preis verkaufen
      zu müssen? Die Antwort: 4 Monate, im besten Fall. Dann wird die Nachfrage nach Aktien
      noch weiter fallen.
      Die Rettung wäre eine überraschende Rallye. Für die Fonds wäre es auf jeden Fall gut, wenn
      wir eine Herbst-Rallye sehen würden. Es geht um ihre Existenz. Natürlich läuft die
      PR-Maschine schon an. Vor ein paar Tagen habe ich Condoleezza Rice im Fernsehen
      gesehen: Die US-Wirtschaft sei sehr viel stärker, als die Indikatoren widerspiegeln würden.
      Wahr oder nicht, es wundert mich doch sehr, warum die Sicherheitsberaterin des
      US-Präsidenten sich über die amerikanische Wirtschaft auslässt. Vielleicht ist die Gefahr
      eines finanziellen Fiaskos eine größere Gefahr für die nationale Sicherheit als die
      Administration zugeben würde. Natürlich wäre eine Herbst-Rallye eine schöne Sache. Die
      Fed und das US-Finanzministerium wollen natürlich nicht viele Fonds scheitern sehen.
      Alleine deshalb würde ich mich nicht wundern, wenn die Aktien in den nächsten paar
      Monaten hochgelobt würden. Wir könnten auch noch eine Zinssenkung sehen, vor
      Jahresende ... und eine neue Runde von spekulativen Exzessen, weil viele Investoren ihren
      Einsatz wiedersehen wollen.
      Aber spätestens wenn die Weihnachtsferien vorbei sind, es der Wirtschaft immer noch nicht
      besser geht und ein Krieg gegen den Irak losgeht, wenn die Gewinne weiter fallen, und wir
      vielleicht wieder Inflation sehen – dann könnte man vielleicht über eine Bodenbildung reden.
      Seien Sie bis dahin vorsichtig.
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 18:29:33
      Beitrag Nr. 1.058 ()
      17/10/2002 18:05
      Konjunkturindex der Philadelphia-Fed deutlich gesunken~

      New York, 17. Okt (Reuters) - Der Konjunkturindex der
      Federal Reserve Bank von Philadelphia ist im Oktober unerwartet
      gesunken. Der Index sei auf minus 13,1 Punkte von plus 2,3
      Zählern im September gesunken, teilte die Philadelphia Fed am
      Donnerstag mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten
      demgegenüber mit einem Anstieg auf 1,3 Punkte gerechnet. Jede
      Zahl unter Null deutet auf eine Abschwächung hin.
      tcs/mer
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 20:46:02
      Beitrag Nr. 1.059 ()
      Eine Rally, die keine Wende ist


      Über die Republik ziehen die ersten Herbststürme hinweg, gleichzeitig entwickelt sich ein Sturm der Entrüstung wegen des neuen Koalitionsvertrags – nur bei unseren Vizeweltmeistern war gestern Abend von Sturm keine Rede; das war ein laues Lüftchen, und auch nur zeitweise.





      Unsere Börse ficht das nicht an, sie ist seit einer Woche im Aufwind. Wie passt das mit den schlechten Nachrichten aus der Wirt- schaft und den eher noch schlechteren Prognosen zusammen? Auf den ersten Blick überhaupt nicht.

      Denn: Nichts, wirklich nichts hat sich am deutschen Krankheitsbild während der zurückliegenden acht Tage nachhaltig verbessert – halt! Es gibt eine Ausnahme: Immer mehr Anlageprofis sind – wenn auch noch etwas zitternd – der Meinung, dass wir die Tiefstände gesehen haben könnten und die gröbsten Übertreibungen korrigiert werden. Wir beobachten das am Klarsten bei den Kursen der Banken und Versicherungen.

      Alles Schlechte dieser Welt scheint jetzt tatsächlich eingepreist zu sein. „Eingepreist“? Mit diesem Begriff ist nicht etwa – Achtung, Scherz! – die Integration von bayerischen Mitbürgern in Berlin gemeint ... Aber worauf hat sich der Aktienmarkt denn inzwischen eingestellt? Doch nur auf das Bekannte: lahme Wirtschaft, schwache Regierung, aber große Kriegsgefahr. Nicht in den Kursen enthalten ist beispielsweise ein Rückfall in tiefe Rezession oder ein längerer Mittelost-Krieg.

      Dies ist also keine Trendwende, sondern bisher nur eine flotte Bärenmarkt-Rally, die durchaus noch einige Etappen vor sich haben kann. Immerhin honoriert die Börse zurzeit gute Nachrichten stärker als sie sich von schlechten beeindrucken lässt.

      Wenn Sie jetzt Aktien als kurz- bis mittelfristige Anlage kaufen, dürfen Sie keine Schlaftabletten einnehmen. Bleiben Sie also auf der Hut!

      Und machen Sie’s gut – bis Morgen!


      Handelsblatt
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 21:35:15
      Beitrag Nr. 1.060 ()
      Finanzmärkte in Panik

      Anfang August verkündete der IWF eine Kreditlinie von 30 Mrd.Dollar für Brasilien - das bislang größte Rettungspaket seiner Geschichte. Der Grund für das hastig geschnürte Hilfspaket war aber nicht Brasilien an sich, sondern die Panik in New York und Washington über die Auswirkungen einer Zahlungsunfähigkeit Brasiliens an der Wall Street. Es war eine Rettungsaktion der US-Regierung und des IWF für große US-Banken wie JP Morgan Chase oder Citigroup sowie einige europäische, insbesondere spanische Banken, die im Falle eines brasilianischen Staatsbankrotts untergehen würden.

      Von dem Kredit sollten 3 Mrd. Dollar nach den Wahlen ausgezahlt werden, der Rest erst 2003. Gleichzeitig sollte Brasilien seine 15 Mrd. Dollar Devisenreserven zur Stützung des Real bereithalten und drakonische Sparmaßnahmen verhängen. Das Hilfspaket konnte Brasilien gerade einmal über den Monat August hinweghelfen. Im September kam eine noch viel größere Krise, und die Turbulenzen für den Monat Oktober haben bereits eingesetzt.

      Wie ein Blick auf die Pressekommentare der letzten Tage zeigt, herrscht auf den Finanzmärkten blankes Entsetzen über die sich anbahnenden tektonischen Verschiebungen und Auswirkungen eines möglichen Zahlungsausfalls auf das gesamte System. Establishmentmedien wie Washington Post, BBC, Reuters, Financial Times sprachen von einer "Trendwende" mit Auswirkungen für den ganzen iberoamerikanischen Kontinent, einer Absage an die Politik des Freihandels und der Globalisierung mit unübersehbaren Folgen für das globale Finanzsystem. Associated Press schrieb: "Mehr als drei Viertel der Wählerschaft hat dem Regierungskandidaten Serra eine Absage erteilt, und damit eine Absage an die freie Marktwirtschaft, die er fortzuführen versprach. Die Desillusionierung über die Politik des freien Marktes war nicht nur auf Brasilien beschränkt, sondern ist Teil einer Unzufriedenheit mit der ungezügelten freien Marktwirtschaft, die sich über den ganzen Kontinent ausbreitet."

      In einem Kommentar in der Washington Post schrieb am 8.Oktober Peter Hakim von der Interamerikanischen Bank, Brasilien brauche kurzfristig 60 Mrd. Dollar Finanzhilfen, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Da die Finanzströme nach Iberoamerika demnächst versiegen würden (ein Schlüsselthema auf der diesjährigen IWF-Jahrestagung), werde es sehr bald zu einem regionalen Finanzkollaps mit Auswirkungen auf die übrigen Schwellenländer und auf die US-amerikanischen und europäischen Banken kommen.

      Am selben Tag erklärte der Megaspekulant George Soros auf einem Seminar der London School of Economics, es stehe 50:50, daß Brasilien die Zahlungsunfähigkeit erkläre. Wenn selbst ein Land wie Brasilien nicht gehalten werden könne, dann bestehe "die reale Gefahr eines Systemzusammenbruchs des ganzen Weltfinanzsystems".

      Die große Frage ist, ob der nächste Präsident Brasiliens die von LaRouche vorgeschlagene Politik als Lösung der Krise wählt - d.h. ein geordnetes Bankrottverfahren, Einfrieren der illegitimen Schulden, Neues Bretton Woods und Kredite für den Wiederaufbau der produktiven Wirtschaft - , oder ob es statt dessen nur jakobinische Verbalproteste geben wird, die Brasilien und den übrigen Kontinent in Chaos und Anarchie stürzen.

      Elisabeth Hellenbroich

      (Auszug aus Neue Solidarität)
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 22:19:35
      Beitrag Nr. 1.061 ()
      Avatar
      schrieb am 17.10.02 22:22:04
      Beitrag Nr. 1.062 ()
      Pensionskassen von US-Unternehmen leiden unter Aktieneinbruch


      17. Okt. 2002 Bei General Motors, Boeing und einigen anderen der größten US-Unternehmen hat der Einbruch der Aktienmärkte große Löcher in die Pensionskassen gerissen. Das wiederum schlägt auf die Gewinne dieser Unternehmen und der Aktienkurs sinkt. Die Pensionskasse von General Motors beispielsweise dürfte bis Jahresende mit 23 Milliarden Dollar unterfinanziert sein. Die Ratingagentur Standard & Poor`s reduzierte deswegen ihre Langfrist-Bonitätseinstufung des Automobilkonzerns.

      Auf Boeing kommt voraussichtlich ein Aufwand in Höhe von vier Milliarden Dollar im vierten Quartal zu, weil die Vermögenswerte der Pensionkasse sinken. Boeing-Aktien verloren am Mittwoch in New York über fünf Prozent. Jahrelang haben US-Unternehmen Gewinne aus den Kapitalanlagen der Pensionskassen dazu benutzt, ihre Gewinne aufzupeppen.
      Inzwischen sind aus den Gewinnen Verluste geworden, die die Bilanz belasten, denn die Aktienmärkte steuern auf das dritte Verlustjahr in Folge zu.

      Bilanzverschönerung mit Pensionsgewinnen

      Einige Investoren halten es für falsch, dass die Bilanzierungsregeln zulassen, den Gewinn aus den Pensionskassen mit dem operativen Ergebnis zu vermischen. Darauf wird dann lediglich in einer Fußnote des Jahresberichts hingewiesen. „Das ist ein weiterer Bereich, in dem die Unternehmensbilanzen irreführend sind", kommentiert William Fleckenstein von Fleckenstein Capital in Issaquah, Washington. „Immer, wenn Unternehmen Gewinne verbuchen, wo es keine Gewinne zu verbuchen gibt, wird das früher oder später zum Problem für ihre Aktionäre."

      Pensionskassen mit festgelegten Leistungen von Unternehmen im Standard & Poor`s 500 Index werden nach Angaben von Credit Suisse First Boston in diesem Jahr auf einen Fehlbetrag von 243 Milliarden Dollar kommen. Sollte sich der Aktienmarkt nicht erholen, werden die Unternehmen Gewinn und Barmittel anzapfen müssen, um die Lücken zu stopfen.

      Die Kreditwürdigkeit der Unternehmen leidet

      Die größten Defizite entstehen bei Unternehmen, deren Pensionskassen Tausenden von Angestellten feste Leistungen vom Zeitpunkt der Pensionierung bis zum Lebensende garantieren. Zu diesen gehören General Electric, IBM, Verizon Communications, SBC Communications und Ford. S&P denkt gerade über eine Reduzierung der Kreditwürdigkeit von Ford und seiner Tochter Ford Motor Credit nach.

      IBM senkte am Mittwoch die Prognose für die Rendite der Pensionsanlagen für 2003 auf acht Prozent von 9,5 Prozent. Damit sinken die Einnahmen um 700 Millionen Dollar und der Konzern wird 2003 und 2004 jährlich 1,5 Milliarden Dollar in den Fonds pumpen müssen.

      Fantasierenditen für Pensionskassen

      Die US-Bilanzierungsregeln lassen es auch zu, dass Unternehmen den Ertrag der Pensionskassen nach eigenen Rendite-Annahmen berechnen und nicht nach den tatsächlichen Marktrenditen. Keines der 20 größten börsengehandelten
      US-Unternehmen rechnete 2001 mit einer Rendite von weniger als neun Prozent, obwohl der S&P 500 gleichzeitig um 13 Prozent fiel. Unternehmen wie Tyco und SBC Communications hoben ihre Renditeerwartungen im vergangenen Jahr sogar an.

      „Die Entscheidungsträger der Unternehmen haben eine etwas lockere Einstellung und neigen dazu, dieses Geld als Teil des Cash-flow der Firma zu präsentieren", kritisiert Kathleen Connell, Vorstandsmitglied des Pensionsfonds California Public Employment Retirement System in Sacramanto. „Die Trickserei bei der Bilanzierung der Pensionskassen wird 2003 zum wichtigsten Bilanzierungsproblem werden." Ihrer Ansicht nach sollte der größte Pensionsfonds des Landes nicht mehr in Unternehmen investieren, die „übertriebene" Renditeerwartungen haben - alles über sieben Prozent hält sie für zu optimistisch.

      Spekulationsblase durch aufgeblähte Gewinne

      Illusorische Gewinne aus Pensions-Investments dürften auch zur Aktienblase der 1990er Jahre beigetragen haben, weil dadurch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) vieler Unternehmen falsch dargestellt wurde, glaubt Julia Grant, Professorin an der Case Western Reserve University. „Wenn das G - wie Gewinn - nicht stimmt, stimmt die ganze Rechnung nicht", betont Grant.

      Löcher in den Pensionskassen bedeuten allerdings nicht, dass die Pensionäre ihre Leistungen nicht mehr erhalten. Pensionskassen sind langfristig ausgelegt und machen immer wieder Verlustperioden durch, wenn die Aktienkurse fallen. Pensionsleistungen werden darüber hinaus durch die Pension Benefit Guaranty abgesichert, eine staatliche Behörde, die etwa 44 Millionen US-Arbeitnehmern in 35.000 Pensionskassen Leistungen garantiert. Die Behörde hat seit ihrer Gründung 1974 die Leistungen für derzeit 624.000 Pensionäre übernommen von 2.975 unterfinanzierten Kassen, die aufgelöst wurden.
      (FAZnet)
      Avatar
      schrieb am 18.10.02 15:23:33
      Beitrag Nr. 1.063 ()
      US: Handelsdefizit steigt über die Erwartungen an


      Das Handelsbilanzdefizit in den USA wuchs im August auf $38.5 Milliarden.

      Dies berichtet das U.S. Commerce Department.

      Einer Reuters Umfrage zufolge sollte das Handelsdefizit im August bei $35.58 nach $34.55 Milliarden im Juli liegen. Goldman Sachs rechnete gar mit einem Defizit von $38 Milliarden, Argus Research ging von nur $33.70 Milliarden aus.

      Die Importe wuchsen um 2% auf $120.3 Milliarden und damit auf das höchte Niveau seit März 2001, als die Rezession begann. Das Exportvolumen schrumpfte um 1.3% auf $81.9 Milliarden.

      Die Importe wurden durch eine schier unersättliche Nachfrage der US-Konsumenten befeuert, hieß es. Die Nachfrage auf der Unternehmensseite war hingegen gemischt: Die Importe von Kapitalgütern fielen, während die Importe von Industriegütern stiegen. Die US-amerikanischen Produzenten sahen sich in vielen Marktsegmenten mit einem schrumpfenden Markt konfrontiert. Dazu gehören die Airlines, Automobile und Nahrungsmittel.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 18.10.02 19:25:36
      Beitrag Nr. 1.064 ()


      Avatar
      schrieb am 18.10.02 21:01:13
      Beitrag Nr. 1.065 ()
      18.10.2002
      US-Wirtschaft zeigt gemischtes Bild
      Postbank Research

      Die US-Industrieproduktion im September ist entgegen den Erwartungen zum zweiten Mal hintereinander um 0,1% gegenüber Vormonat gesunken. Dies berichten die Analysten von Postbank Research.

      Grund hierfür sei der Produktionsrückgang im Automobilbereich gewesen, der nicht wie in den vorherigen Monaten von den günstigen Finanzierungsangeboten der Autoindustrie profitiert habe. Die Kapazitätsauslastung erreiche mit 75,9% nach 76% den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Insgesamt würden die Produktionsdaten auf eine Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums hindeuten. Auch die amerikanischen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hätten enttäuscht. Sie seien in der Woche zum 12. Oktober um 22.000 auf 411.000 gestiegen und signalisierten noch keine Entspannung am Arbeitsmarkt. Dagegen seien die Daten zum US-Immobilienmarkt für September sehr positiv ausgefallen und würden Hoffnung machen, dass der private Verbrauch sich nicht so schnell verabschiede. Die Hausbaubeginne hättten erstmals seit vier Monaten ein Rekordhoch von 1,843 Mio. erreicht.

      Der Geschäftsaktivitätsindex der Philadelphia-Fed sei im Oktober auf -13,1 Punkte gesunken. Er zeige, dass die meisten der befragten Firmen die Geschäftsaktivität im Oktober in der Region Philadelphia schlecht einschätzen würden. Dagegen werde die Geschäftsaktivität in sechs Monaten positiv beurteilt. Hier sei der Index auf 51,8 nach 46,9 Punkten gestiegen.

      Das konjunkturelle Bild der US-Wirtschaft bleibe also insgesamt noch gemischt. Für das Winterhalbjahr rechne man bei Postbank Research mit einer Wachstumsverlangsamung. Erst im Frühjahr 2003 dürfe die US-Konjunktur wieder Tempo gewinnen. Heute stünden die US-Verbraucherpreise für September an. Erwartet werde ein Vormonatsanstieg um 0,2% nach 0,3%.
      Avatar
      schrieb am 18.10.02 21:04:24
      Beitrag Nr. 1.066 ()
      New York (vwd) - Der demokratische US-Senator Joe Lieberman hat von der Regierung Steuererleichterungen gefordert. Wie Lieberman in einem Interview zu CNBC am Freitag sagte, soll auf diese Weise das Verbrauchervertrauen erhöht und Investitionen angekurbelt werden. Nach Ansicht des Senators kümmert sich US-Präsident George W. Bush derzeit zwar um die nationale Sicherheit, ignoriert jedoch die Probleme der Wirtschaft. Die so genannte Phase der "lahmen Ente" des Kongresses wirke sich auf die gegenwärtige Wirtschaftspolitik negativ aus, sagte Lieberman.



      Der Senator erklärte, dass erst langfristig wirksam werdende Steuererleichterungen keine Hilfe für die Wirtschaft seien und lediglich den Spitzenverdienern zu Gute kämen. Steuervergünstigungen sollten jezt auf die Stimmulierung der Informationstechnologie und dem Breitband-Sektor abgestimmt sein. Lieberman forderte eine Aussetzung der Umsatzsteuer in der Weihnachtszeit.


      vwd/DJ/18.10.2002/ps/ptr

      18. Oktober 2002, 16:08
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 00:16:27
      Beitrag Nr. 1.067 ()
      bluemoons:

      Frage:

      Was sagt das Handelsbilanzdefizit der USA denn aus?

      Die USA exportieren weniger Waren als sie importieren.

      Aber was ist, wenn die USA mehr Dienstleistungen exportieren,
      als sie importieren, dann kommt dies nicht in die
      Handelsbilanz, ebensowenig wie Lizenzen - und sei es nur
      die Erlaubnis Cola abzufüllen.

      Und wo erscheinen eigentlich Lizenzen für Software - in
      der Handelsbilanz??


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 22:20:42
      Beitrag Nr. 1.068 ()
      @thefarmer:

      Lizenzen gehen in die Dienstleistungsbilanz ein.
      Handelsbilanz, Dienstleistungsbilanz, Faktoreinkommensbilanz und Bilanz der laufenden Übertragungen werden wiederum in der Leistungsbilanz zusammengefasst.

      So isses bei uns.

      In den Staaten isses offenbar anders. Da gibts "Goods" und "Services". Zufällig kamen gerade gestern neue Zahlen raus (für August 2002). Man mache sich selbst ein Bild: http://www.bea.gov/bea/newsrel/tradnewsrelease.htm

      Wer zu faul zum klicken ist: das Department of Commerce vermeldet in der Services-Bilanz einen Export von 23,873 Mrd. Dollar und einen Import von 20,059 Mrd. Diesem "Gewinn" von 3,814 Mrd. Dollar steht ein Loch in der Handelbilanz von 42,274 Millarden Dollar gegenüber.

      Gruß,
      Kim
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 23:44:21
      Beitrag Nr. 1.069 ()
      Editorial: Internationale Finanzmärkte: Aufatmen nicht gestattet, allenfalls ein kurzes Durchatmen (21.10.2002)

      Kaum ein nach unten gerichteter Finanzzyklus hat je ohne ein größeres Desaster im Bankenbereich mit massiven Erschütterungen auch in anderen Sektoren geendet. Das jüngste Beispiel war die Währungs-, Finanz- und Wirtschaftskrise von 1997/98 in Asien, gefolgt von der Finanzkrise in Russland und dem Untergang des gigantischen Hedge-Fonds Long-Term Capital Management im Jahr 1998. In allen Fällen waren überzogen hohe Schulden oder wenigstens die Gefahr eines durch überhöhte Schulden entstehenden Desasters die Ursache. Dank tatkräftiger Notfalldienste der führenden Zentralbanken und des Internationalen Währungsfonds konnten die Krisen unter Kontrolle gehalten und letztlich beseitigt werden.

      Diesmal spricht einiges dafür, dass Geschäftsbanken den Nukleus der nächsten Krise bilden. Der Auslöser könnten Schieflagen im Geschäft mit Derivaten ebenso sein wie massive Kreditausfälle im Zuge einer Länderkrise. Brasilien steht unter den wankenden Kandidaten inzwischen recht weit oben auf der Watch-list. Es kann jedoch auch eine Kettenreaktion im privatwirtschaftlichen Bereich sein. Die deflationären Tendenzen bringen zusammen mit der sich weiter abschwächenden Konjunktur mehr und mehr hoch verschuldete Unternehmen in Schwierigkeiten. Dresdner Kleinwort Wasserstein, London, hat schon vor Monaten dargelegt, dass knapp die Hälfte aller 500 im Standard & Poor’s Index enthaltenen Firmen bis zum Sommer 2003 in akute finanzielle Schwierigkeiten geraten könnte.

      Aufatmen ist nicht an der Tagesordnung, allenfalls etwas Durchatmen, wenn die Zeit noch bleibt.

      (Terminmarktwelt)
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 00:21:14
      Beitrag Nr. 1.070 ()
      Danke KimCandle!

      Zahlen sind recht interessant!

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 21:28:56
      Beitrag Nr. 1.071 ()
      22.10.02 Neue Haushaltslöcher machen Sparplan zur Makulatur

      Wachsende Zweifel an der Umsetzbarkeit. Weitere Steuerausfälle und Ablehnung im Bundesrat

      Berlin/Brüssel – Offenbar ist das deutsche Haushaltsdefizit noch größer als angenommen. Ersten Trendrechnungen zufolge kommt die EU-Kommission auf eine Quote von 3,7 Prozent. Und das sei nur die Untergrenze, hieß es gestern in Brüsseler Kreisen. Damit steigen der Konsolidierungsdruck und mit ihm die Zweifel am gerade eben geschnürten rot-grünen Finanzpaket. Denn: Je größer das Defizit, desto größere Sparanstrengungen sind erforderlich, um am Ziel eines nahezu ausgeglichenen Haushalts bis 2006 festhalten zu können. Das Bundesfinanzministerium wies die Äußerungen als Spekulation zurück. Erst wenn die Steuerschätzung im November vorliege, lasse sich verlässlich die Entwicklung der Haushalte von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung vorhersagen, sagte ein Sprecher. Der Kreis tagt vom 13. bis 15. November.

      Schon jetzt ist von einem Loch in einer Größe von mindestens zehn Milliarden Euro die Rede. Und das gemessen an der Steuerschätzung von Mai, die auf einer Wachstumsannahme von 0,75 Prozent beruhte. Heute legen jedoch die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Berlin ihr Herbstgutachten vor. Darin ist von nur noch 0,4 Prozent Wachstum die Rede. ... (Welt, 22.10.02)

      Kommentar: Eigentlich hätte es jedem volkswirtschaftlich informierten klar sein müssen, daß ein Abbau der Staatsschulden in unserem System unmöglich ist. Solange die Geldvermögen um den zins jährlich wachsen, MUSS auch die vErschuldung um den selben Betrag zunehmen - anderenfalls kommt es unmittelbar zur Deflation. Wenn nun die reale Wirtschaftsleistung rückläufig ist, MUSS der Staat einspringen und seine Kreditaufnahme steigern, um das System im Gleichgewicht zu halten. Am Ende droth jedoch in jedem Fall der Bankrott: Wird die Verschuldung zurückgefahren kommt essofort zu einer Deflation, wird diese gesteigert, kommt es etwas später ebenso dazu. Dieses System fährt in jdem Fall an die Wand - da ändern auch alle optimistischen Politikerphrasen nichts.
      Kommentar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 21:30:32
      Beitrag Nr. 1.072 ()
      Banken vergeben weniger Kredite

      Volumen an Unternehmen und Selbständige erstmals rückläufig

      Frankfurt/Main - Die Kreditvergabe der deutschen Banken an inländische Unternehmen und selbständige Privatpersonen ist erstmals seit 22 Jahren rückläufig. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Auch das Volumen bei den Konsumentenkrediten schrumpft inzwischen. Lediglich bei den Wohnungsbaukrediten ist noch ein Wachstum zu verzeichnen. Allerdings gehen auch hier die Raten seit Ende 1999 rasant zurück. Insgesamt sind die Wachstumsraten bei der Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen von 6,4 Prozent im Jahr 2000 auf nunmehr ein Prozent gefallen.

      Die Bundesbank-Volkswirte führen den rückläufigen Trend bei den Wachstumsraten, der sich seit Mitte 2000 noch beschleunigt hat, vor allem auf konjunkturelle Gründe zurück. Weiterhin stehe die Kreditentwicklung im engen Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, heißt es im Monatsbericht. In der Regel würden die Unternehmen in wirtschaftlich schlechten Zeiten weniger Mittel für Investitionen nachfragen und die Banken vorsichtiger agieren.

      Allerdings könne der Rückgang nicht alleine mit der schlechten Konjunkturlage erklärt werden. So habe sich "die tatsächliche Kreditgewährung stärker abgeschwächt, als es die Entwicklung der makroökonomischen Faktoren Zins und Einkommen vermuten lässt", stellen die Bundesbank-Ökonomen fest.

      Als einen der Gründe führen die Autoren das veränderte Verhalten der Banken bei der Kreditvergabe an, wobei der Rückgang bei den Geschäftsbanken am stärksten war. In diesem Sektor schrumpfte das Kreditvolumen in den ersten acht Monaten im Jahresvergleich um zwischen 0,7 bis 1,6 Prozent. Im Jahr 2000 lag die Wachstumsrate im Schnitt bei 4,1 Prozent. Bei den Genossenschaftsbanken wiederum stagniert das Volumen der ausgegebenen Kredite an Unternehmen und private Haushalte. Lediglich die Sparkassen und Landesbanken können noch im Durchschnitt Wachstumsraten von mehr als zwei Prozent vorweisen.

      Während die Bundesbank noch nicht von einer "Kreditklemme" (Credit Crunch) sprechen will, diagnostizieren Volkswirte zumindest eine Kreditrationierung, durch die sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtern wird: "Die Banken verändern ihr Verhalten so schnell, dass sich viele Unternehmen darauf nicht mehr einstellen können", sagt Thorsten Polleit von Barclays Capital. ... (Welt, 22.10.02)

      Kommentar: Eine entstehende Kreditklemme ist ein deutliches zeichen dafür, daß das System in eine Deflation abrutscht. Unsere Finanzordnung lebt davon, daß die durch zins wachsenden Geldvvermögen unmittelbar wieder als Kredit in die Wirtschaft investiert werden. Werden nun keine Kredite mehr vergeben, bzw. genommen, dann wird der Geldkreislauf unterbrochen und es kommt zur Deflation und Wirtschaftskrise.
      Kommentar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 23:02:44
      Beitrag Nr. 1.073 ()
      Trends, die nicht sein sollten

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner
      Setzen Sie die aktuelle Rallye in Relation zu den Kursverlusten davor.
      Die Aktien sind schließlich zuvor Woche für Woche, Monat für Monat gefallen. Wir waren im
      29. Monat des Bärenmarktes. Neben zwei Perioden in den 1930er Jahren ist dies der längste
      Bärenmarkt des Jahrhunderts. Aber die Kurse konnten nicht immer weiter fallen. Ich dachte
      mir schon, dass es Zeit für eine größere Rallye sei – oder einen Panik-Crash.
      Ersteres war der Fall. Der S&P 500 erholte sich von seinem Tiefsstand (9. Oktober) um 13 %.
      Er steht immer noch 18 % unter seinem Stand von 12 Monaten, und 42 % unter dem
      absoluten Top.
      Auf der anderen Seite gibt es immer noch Trends, die ewig zu sein scheinen – obwohl wir alle
      gedacht haben, dass "dies nicht mehr lange so weitergehen kann." Das amerikanische
      Handelsbilanzdefizit zum Beispiel. Es stieg im August auf einen neuen Rekordwert von 38,5
      Milliarden Dollar. Gegenüber China hatten die USA das größte Defizit – nicht überraschend –,
      von 10,9 Milliarden Dollar.
      Das Handelsbilanzdefizit wird irgendwann geschlossen werden – durch einen Rückgang des
      Dollarkurses. Dadurch werden amerikanische Exporte attraktiver, Importe hingegen teurer und
      damit unattraktiver. Der Dollar ist ja schon 15 % gegenüber dem Euro gefallen ... aber zuletzt
      hat er sich als relativ widerstandsfähig erwiesen und hält sein Niveau.
      Dollar-basierte Investments werden ausländischen Investoren noch schlecht bekommen. Aber
      das kann noch ein bisschen dauern.
      Ich warte auch darauf, dass der amerikanische Immobilienmarkt kollabiert. Der Median der
      Hauspreise in einem Teil Kaliforniens liegt bei 368.000 Dollar, 20 % Plus in den letzten 12
      Monaten. Und in Los Angeles liegt das Plus bei 16,5 %. Wie lange können Immobilienpreise
      weiterhin 8mal so schnell steigen wie die persönlichen Einkommen?
      "Die Mieten fallen, aber die Immobilienpreise steigen weiter", so eine Schlagzeile aus San
      Francisco. Auch das ist ein Trend, der so nicht weitergehen kann.
      Aber von allen Trends, von denen ich gedacht hatte, dass sie schon lange geendet haben
      sollten, finde ich das Konsumverhalten der amerikanischen Konsumenten am
      beeindruckendsten. Es ist bekannt, woher die Konsumenten das Geld haben – sie erhöhen
      die Hypotheken auf ihre im Wert steigenden Häuser. Aber das werden sie bereuen, früher
      oder später. Sowohl die Gläubiger als auch die Schuldner.
      "Die Konsumenten haben nach dem Speck gegriffen, und die Banken schienen ihn diesen
      Speck gerne zu geben", so ein Artikel im International Herald Tribune. Die Konsumenten
      geben für jeden Dollar, den sie verdienen, 1,20 Dollar aus. Auch das kann nicht ewig so
      weitergehen. Aber es könnte länger dauern, als wir uns jetzt vorstellen.
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 23:22:51
      Beitrag Nr. 1.074 ()
      Kolumne: Gefahr für die Pensionsfonds
      Von Lucas Zeise

      Schmeißt die Pensionsrückstellungen aus der Bilanz! Vor einem Jahr noch zogen die wegen des nachlassenden M&A-Booms nach Beschäftigung suchenden Investmentbanker mit dieser Parole durch deutsche Lande.






      Sie versuchten die Finanzchefs großer und ehrwürdiger Industriekonzerne davon zu überzeugen, dass die zugesagten Betriebsrenten ihrer Beschäftigten sich zu grässlichen Risiken entwickeln könnten, wenn sie, wie von alters her als Rückstellungen in der Bilanz in Deutschland üblich, mitgeschleppt würden.

      Schon vor einem Jahr hätten die Herren Investmentbanker wissen können, dass der von ihnen propagierte Ausweg alles nur noch schlimmer macht. Wie schlimm, das zeigt sich aktuell bei General Motors und Siemens. Die Münchner sahen sich genötigt, dem ausgegliederten Pensionsfonds neue Mittel zuzuführen. Denn schon im Juni wies der Fonds eine Unterdeckung von mehr als 5 Mrd. Euro auf, die bis Ende September bei fallenden Aktienkursen weiter gewachsen sein dürfte. Siemens kann sich den Zuschuss leisten. Dennoch wird die "Sonderdotierung" der hauseigenen Pensionsfonds, wie Finanzchef Hans-Joachim Neubürger den Zuschuss nannte, bei den Aktionären keine Begeisterung auslösen, wenn der Betrag am 13. November beziffert wird. Im Falle von GM hat die Unterdeckung der Pensionspläne die Rating-Agentur Standard & Poor’s vor einer Woche dazu veranlasst, die Bewertung der GM-Anleihen um einen Grad auf nur noch BBB herabzustufen.



      Keine Pflicht zur Veröffentlichung


      Mit der Auslagerung der Pensionsansprüche ist Siemens in Deutschland eine im Sinne der Investmentbanker "fortschrittliche" Ausnahme. In den USA dagegen ist die Auslagerung gängige Praxis. Dort tun sich mit dem Verfall der Aktienkurse riesige Deckungslücken in den Pensionsplänen auf. Sie sind schwer zu schätzen, weil die Pläne ausgelagert sind und ihr Zustand daher nicht unter die komplette Veröffentlichungspflicht fällt. Trevor Harris von Morgan Stanley schätzt die Deckungslücke in den Pensionsfonds mit vereinbarter Rentenzusage bei allen im S&P 500 versammelten Unternehmen auf insgesamt etwa 300 Mrd. $ - ein hübsches Sümmchen.


      Wenn der Aktienmarkt sich nicht markant erholt, werden die Unternehmen solche Summen in den nächsten Jahren aus ihrem Cash Flow abzweigen müssen. Das zwingt zum Sparen und verhindert Investitionen, ein selbst tragender Aufschwung in der US-Wirtschaft bliebe zunächst aus. "Wenn der Finanzdruck anhält", analysiert der Kolumnist John Plender, "verzögert sich die Erholung bei den Unternehmen. Deflation wäre nicht mehr nur ein Risiko, sondern Realität."


      Man höre: Plender spricht nicht über das wachstumsschwache Deutschland, sondern über die USA. Das Problem der Unterdotierung der Fonds ist in Kontinentaleuropa relativ gering - eben weil Fondskonstruktionen wie die von Siemens hier selten sind.


      Die ausgegliederten Betriebsrentenfonds haben zurzeit zwei Probleme: Zum einen sind sie in der Regel mit Aktien vollgestopft. Damit verringert sich der Wert des Deckungsstocks in der Baisse. Zum anderen haben die Fondsmanager zumeist völlig überhöhte Renditeerwartungen in ihren Deckungsstock zu Grunde gelegt. Einer Studie von UBS Warburg zufolge rechnen 60 Prozent der S&P-500-Unternehmen mit einer Verzinsung ihrer Anlagen von jährlich neun bis zehn Prozent. Weitere 20 Prozent kalkulieren sogar mit mehr als zehn Prozent Wertsteigerung. Je höher die Rendite auf das angesammelte Kapital ist, desto weniger Kapital müssen die Manager zur Abdeckung der Pensionsansprüche vorhalten.



      Druck der Rating-Agenturen


      Der ob seines Konservatismus gerühmte Warren Buffett hat dem Pensionsplan seiner Berkshire Hathaway schon im vergangenen Jahr eine Senkung der erwarteten Rendite um 1,8 Punkte auf 6,5 Prozent verordnet. Unter dem Druck der Rating-Agenturen und Investoren nehmen auch andere Unternehmen die unrealistischen Erwartungen Stück für Stück zurück und lösen damit gewinnmindernde Nachschusspflichten aus.


      Dazu können sie sich nach US-Recht bis zu 18 Monate Zeit lassen. Obwohl der Verfall der Aktienkurse schon im Frühjahr 2000 begonnen hat, zwingt auch aus diesem Grund die gähnende Lücke in den Pensionsfonds erst jetzt zum Handeln. Ein anderer bestand darin, dass sich im Aktienboom zuvor Überschüsse angesammelt hatten.


      Vergleichsweise komfortabel ist dagegen die Lage der deutschen Unternehmen. Sie haben, von Siemens, DaimlerChrysler und wenigen anderen abgesehen, dem Werben der Investmentbanker widerstanden und an den Direktzusagen an ihre Betriebsangehörigen festgehalten. Sie bürgen selbst für die Pensionszusagen und bedürfen keines Deckungsstocks von Bonds oder gar Aktien.


      Im internationalen Schönheitswettbewerb angelsächsisch interpretierter Bilanzen sahen die Pensionsrückstellungen zwar schlecht aus, denn sie verlängerten die Bilanz und wurden als Schulden und Eigenkapitalschwäche interpretiert. Doch jetzt zeigt sich, dass es besser sein kann, diese dennoch in der Bilanz zu halten. Außerbilanzielle Schulden sind in der Zeit nach Enron wenig gefragt. Gut möglich, dass während der Aufräumarbeiten im amerikanischen Bilanzrecht auch die Pensionsverpflichtungen und ihre Defizite wieder in die Gewinn- oder Verlustrechnungen der US-Unternehmen wandern müssen.



      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 22.10.02 23:46:38
      Beitrag Nr. 1.075 ()
      Die Gefahr des dritten Weltkrieges?
      Gibt es wichtige Gründe für einen bevorstehenden dritten Weltkrieg? Diese Frage muss ganz klar mit Ja beantwortet werden.

      Weshalb müssen die USA heute der ganzen Welt ihre Macht demonstrieren? Sie sind wirtschaftlich am Ende. - Die USA haben am 15. August 1971 die Gold-Einlösungspflicht unter dem Bretton-Woods-System aufgegeben. Die Golddeckung einer Währung bedeutet, dass der Gegenwert des Papiergeldes, das in Umlauf ist, mit Gold gedeckt sein muss, das heisst wenn die Zahlungsbilanz negativ ist, nimmt das Gold ab, ist sie positiv, fliesst Gold hinzu. Dies bedeutet, dass sich die Staaten nicht so verschulden können, denn wenn das ganze Gold weg ist, muss der Bankrott erklärt werden. Weil die USA 1971 bereits bankrott waren, schafften sie kurzerhand die Goldparität des Dollars ab und konnten so über viele Jahre hinweg weiterwursteln. Ausserdem war ja der Doller internationales Zahlungsmittel. Ohne die Goldparität konnte man einfach Dollars drucken, wann immer es nötig war. Die festen Wechselkurse existierten nicht mehr. Seither kann die Exportwirtschaft nicht mehr mit festen Wechselkursen kalkulieren. Da der Dollar seit dem Zweiten Weltkrieg das alleinige internationale Zahlungsmittel ist, haben die USA die ganze Weltwirtschaft in der Hand.

      Wer zulange zuviel Macht hat, missbraucht diese unweigerlich und wird übermütig. Als der Ostblock zusammenbrach, fühlten sich die USA als einzige Weltmacht. Sie kosteten dies aus. Der Börsenboom der Neunzigerjahre, der nicht auf einem realen wirtschaftlichen Hintergrund, sondern auf reinen Blasen basierte und künstlich hochgespielt wurde, diente einer letzten Machtshow. Die ganze westliche Welt fiel darauf herein. Sämtliche Regierungen lebten auf grossem Fuss, verteilten und verbrauchten Steuergelder in grossem Stil. Die Grosskonzerne wiesen enorme Gewinne aus, die real gar nicht existierten. Es handelte sich zu einem ansehnlichen Teil um Buchgewinne von viel zu hoch bewerteten Aktien. In ihrem Gewinnrausch merkten die grossen Manager nicht mehr, dass sie sich eigentlich Falschgeld ohne realen Gegenwert in die Tasche steckten. Das Kerngeschäft der Betriebe konnte vernachlässigt werden, das Geld wurde ja an der Börse verdient.

      Diese Blase musste platzen. Nun ist der Geldrausch ausgeschlafen und das Ansehen Amerikas im Keller, mit dem Dollar geht es bergab. Amerika hofft nun, mit Krieg den wirtschaftlichen Ruin überwinden zu können. Es liegt nahe, Länder anzugreifen, die über Bodenschätze verfügen. Zurzeit ist eben das Öl noch interessant, später ist es vielleicht einmal das Wasser. Im dritten Weltkrieg wird es keine Fronten geben, der Feind wird jederzeit und überall präsent sein. Wir nennen es Terrorismus. Da die Bush-Administration von den katastrophalen Verhältnissen im eigenen Land ablenken muss, redet sie diesen Terrorismus unermüdlich herbei, wobei man vorerst einmal den Irak mit seinen Ölvorkommen angreifen will; denn hat man das Öl in der Hand, liegt einem die Welt zu Füssen, so glaubt Amerika. Es ist zu befürchten, dass Bush nicht ruhen wird, bis er auch Europa von seinem Terrorwahn überzeugt hat, damit der dritte Weltkrieg, der Jahre dauern und unheimlich viel Elend bringen wird, auch Wirklichkeit wird. Beim allgegenwärtigen Atom- und Biowaffenpotential auf allen Seiten mag ich über die Folgen gar nicht weiter nachdenken. Ich hoffe nur auf die Worte: Man stelle sich vor, es ist Krieg, aber keiner geht hin.

      Zum Glück gibt es immer mehr Menschen, die für freie Meinungsbildung, Ethik und Verantwortung kämpfen. Wir alle können dazu beitragen, indem wir den Sinn unseres Lebens überdenken und alle «Informationen», die uns täglich überfluten, kritisch beurteilen und hinterfragen. Statt im Konsumrausch zu versinken, können wir Verantwortung übernehmen und uns um das Geschehen ausserhalb unserer Haustüre kümmern. Gemeinsamkeit pflegen kostet etwas Zeit und Aufmerksamkeit. Zusammen feiern, reden und Streitkultur pflegen bereichert den Alltag und jeder und jede kann sich das leisten.

      Nur wenn die Völker der Staaten zusammenstehen, gibt es keinen Krieg, weil keiner hingeht.

      Hanny Haidvogl-Werder, Gelterkinden

      (Zeitfragen)
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 02:18:22
      Beitrag Nr. 1.076 ()
      20.10.2002 (MALIK]

      Sturmtief von Westen?


      - Rally bald zu Ende?
      - Technische Indikatoren negativ
      - Kapitulationsgeschwätz
      - Unterbewertungsgeschwätz
      - Gewinnreports irreführend


      Die rasanten Kursanstiege von rund 1000 Dow Punkten haben Erleichterung, Freude und teilweise schon wieder Euphorie ausgelöst. Da und dort hört man zwar auch warnende Stimmen, aber wenn die "grossen" Kommentatoren sagen, sie seien jetzt so optimistisch wie seit 10 Jahren nicht mehr, dann macht das Stimmung.

      Wie ist die Realität?

      Kapitulationsgeschwätz: Noch lange kein Boden erreicht



      Wir sind noch weit(!) von einer sogenannten Kapitulation entfernt. Von einer Verkaufspanik kann bisher keine Rede sein, und daher auch nicht von einem Boden, der schon erreicht ist. Die wichtigen techischen Indikatoren sind trotz des Kursrallies klar negativ, zum Teil dramatisch negativ. Einige sind in typischem Vor-Crash-Terrain. Die letzte echte Panik hat im Oktober 1987 stattgefunden. Es würde sich lohnen, sie zu studieren, bevor man von Kapitulation schwafelt. Sie wäre gut dokumentiert in einem Buch von Tim Metz, Black Monday, NY 1988, einem WSJ Veteran, spannender als jeder Stephen King, wenn man sich für die Finanzmärkte interessiert und ein absolutes Must. Aber für Schwätzer gilt ja "talk without thinking and never study history ...".

      Unterbewertungsgeschwätz: Markt ist so überbewertet wie je


      Am meisten Risiko liegt in den zahlreichen Kommentaren, viele Aktien seien jetzt unterbewertet und daher günstig zu kaufen. Das erscheint vielen, auch nüchternen Leuten, als vernünftiges, ernstzunehmendes Argument,und genau deshalb ist es riskant.

      Diese Aussagen stützen sich fast ausnahmslos auf die bisherigen Kursrückgänge. Relativ dazu mögen die Preise niedrig aussehen. Aber das ist der falsche Vergleich; er ist sträflich falsch.

      Ein P/E-Ratio von 6:1 kann als gute Kaufgelegenheit i. S. von "Unterbewertet" angesehen werden; wir liegen mit 33:1 per Freitag Schlusskurs im S&P weit darüber.

      Aber P/E`s sind ohnehin inhärent notorisch unzuverlässig,weil sie in vielfacher Weise gezinkt werden können. Deutlich besser ist das Price/Dividend-Ratio, weil man die Dividendenzahlungen nicht zinken kann. Im allgemeinen kann für den Gesamtmarkt eine Dividenden-Rendite im Bereich von 7 - 10% als sehr gute Kaufgelegenheit gesehen werden. Wir stehen jetzt bei 1,87%. Der US-Markt müsste um 75%(!)fallen, um in die Nähe von 7% zu gelangen. Das würde einen Dow Jones von 2000 und im S&P 220 bedeuten. Das ist das Fallhöhen-Risiko bis man ernsthaft von "unterbewertet" sprechen kann. Der Markt ist nach wie vor massiv überbewertet.

      Diese Richtwerte kann man nur durch ein Argument entkräften: Diesmal ist alles ganz anders, daher gelten andere Massstäbe. Auf diesen "New Economy"-Unfug sollte nach allem, was passiert ist, niemand mehr hereinfallen.

      Earnings Reports irreführend


      Der Jubel wurde massgeblich durch schöne Gewinnreports ausgelöst. Diese sind einmal mehr massiv irreführend. Erstens sind fast überall ausserordentliche, nichtoperative Ergebnisse enthalten. Zum Beispiel hat GE einen ganzen Geschäftsbereich, seinen E-commerce-Bereich verkauft, um durch zusätzliche 317 Mio $ seine Ziele erreichen zu können. Bei Microsoft ist das gute Quartalsergebnis, wie selbst die eigenen Manager zugeben, absolut nichtssagend, weil es durch Sondereinflüsse verzerrt ist. Das operative Ergebnis von Microsoft ist schlecht.
      Und zweitens, viel wichtiger: Die Earnings Expectations wurden vor allem deshalb erfüllt oder gar übererfüllt, weil vorher die Expectations deutlich gesenkt wurden. Das wird selbstverständlich nicht hinzugefügt, wenn es in CNBC aus schönem Munde heisst "... much better than expected .."

      Im April 02 waren die Gewinnerwartungen der S&P-500 im Schnitt plus 30%; im Juli plus 16,6% und aktuell lagen sie bei plus 4,7%. Die Erwartungen wurden also zuerst innerhalb von rund 6 Monaten um 90%(!) gesenkt, und dann wird mit Freude in der Stimme "better than expected" gemeldet.

      Credit Crunch


      Walt Disney ist als Schuldner soeben massiv abgewertet worden - von A3 auf Baa1; das ist nur noch 3 Striche oberhalb von Junk. Die Erosion der Kreditwürdigkeit ist zum Teil dramatisch geworden. Die durchschnittliche US-Unternehmung ist bereits auf Junk oder nur noch kurz darüber. Damit steigen die Finanzierungskosten massiv und teilweise sind Finanzierungen gar nicht mehr möglich.

      Facit

      Eine vergleichbare Situation in der Meteorologie würde zur Prognose führen: "Schweres Sturmtief aus Westen zu erwarten, Wind in Orkanstärke, an den Küsten Springflutgefahr ..."

      Wir wissen, dass nicht jede dieser Prognosen eintrifft; Tiefdruckgebiete können sich abschwächen und gelegentlich abbauen, bevor sie Schäden anrichten. Aber jeder weiss auch, wie er sich bei solchen Gefahren zu verhalten hat.

      Und noch ein letztes: Lassen Sie sich nicht davon beeindrucken, dass immer wieder hervorgehoben wird, die europäischen Märkte, besonders der deutsche, seien noch stärker gefallen als der US-Markt. Damit wird nach wie vor das Märchen gepflegt, die US-Wirtschaft sei gut oder jedenfalls deutlich besser als die deutsche.

      Was passiert, ist etwas anderes: Die Anpassung erfolgt hier schneller als in den USA, weil man dort naiver an den "Weihnachtsmann" glaubt und weil die Wall Street-Propaganda stärker ist. Die deutsche Wirtschaft hat zwar Probleme, aber die US-Wirtschaft ist miserabel. Es gibt keinen Zweifel: Das Sturmtief kommt aus Westen!
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 02:36:58
      Beitrag Nr. 1.077 ()
      [b ]"D“ wie Deflation
      Von Benedikt Fehr[/b]


      22. Okt. 2002 Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Wirtschaftspolitik die Inflation als einen ihrer Hauptfeinde betrachtet. Doch mehren sich die Stimmen, die warnen, dass derzeit Deflation die größere Gefahr sei. Zwar hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, unlängst betont, die Bank sehe dafür im Euro-Raum momentan keine Anzeichen. Doch zeigt dieser Hinweis, dass das Thema inzwischen nicht nur Bankenvolkswirte, sondern auch die Notenbanken beschäftigt.

      Von Deflation wird gesprochen, wenn das Preisniveau dauerhaft sinkt und Konsumenten wie Unternehmer weitere Preisrückgänge erwarten. Die Folgen sind fatal, wie sich in Japan zeigt. Dort hat die Deflation die Wirtschaft seit einigen Jahren im Griff. Weil sich Japans Verbraucher in Erwartung sinkender Preise mit Anschaffungen zurückhalten, ist die Wirtschaft in eine Abwärtsspirale aus sinkender Nachfrage, steigender Arbeitslosigkeit und abnehmenden Einkommen geraten. Zudem erhöht Deflation die Last von Schulden. Das hemmt die Investitionsbereitschaft und hat Japans Banken durch Forderungsausfälle in die Krise gestürzt.

      Geldmenge nimmt weiter zu

      Auf den ersten Blick spricht wenig dafür, dass Amerika oder der Euro-Raum in einen ähnlichen Strudel geraten könnten. Zwar ist Anfang 2000 die Super-Aktienhausse geplatzt. Doch hat vor allem die amerikanische Geldpolitik rasch mit einer starken Senkung der Leitzinsen reagiert. Die dem Börsenkrach folgende Rezession fiel deshalb milde aus, bald begann die Wirtschaft wieder zu wachsen.

      Gegen eine deflationäre Entwicklung spricht zudem, dass die Geldmenge sowohl in Amerika als auch im Euro-Raum kräftig zunimmt. Manche Fachleute befürchten deshalb, dass die reichliche und billige Liquidität einem inflationären Preisauftrieb Vorschub leisten könnte. Eine Bestätigung findet diese Sichtweise darin, dass sich die Euro-Inflationsrate hartnäckig oberhalb der von der EZB gesetzten Obergrenze von zwei Prozent hält.

      Abbau von Überkapazitäten

      Die Warner vor einer Deflation argumentieren demgegenüber so: Weil viele Unternehmen in der Aktienhausse Überkapazitäten aufgebaut haben, halten sie sich jetzt mit Investitionen zurück und reduzieren ihre Kosten durch Abbau von Arbeitsplätzen. Zudem liefern sie sich einen deflationären Preiswettbewerb, den billige Importe aus den Schwellenländern noch verschärfen.

      Folge dieses Existenzkampfes ist eine Pleitewelle, die die Banken in Bedrängnis bringt und ihre Bereitschaft zur Kreditvergabe beeinträchtigt. Den privaten Verbrauch schließlich dämpfen die Vermögenseinbußen aufgrund der Aktienbaisse, vor allem aber die steigende Arbeitslosigkeit.

      Inflation der Häuserpreise

      Diesen dämpfenden Effekten steht freilich gegenüber, dass die reichliche und billige Liquidität in Amerika und Großbritannien - aber auch in einigen südeuropäischen Ländern - eine Immobilienhausse ausgelöst hat. Diese "Inflation der Häuserpreise" stützt den Konsum; denn sie läßt viele Eigenheimbesitzer sich reicher fühlen. Doch ist es für Pessimisten nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Blase platzt. Dann wären ungezählte Haushalte überschuldet, drohte auch von daher Deflation.

      Um dem Abgleiten in eine Abwärtsspirale vorzubeugen, empfehlen diejenigen, die Deflation befürchten, die Konjunktur durch niedrigere Leitzinsen und zusätzliche Staatsausgaben zu stimulieren. Ihrer Meinung nach könnte auch die erlahmende deutsche Konjunktur etwas Stimulanz gut gebrauchen. Sie verweisen zudem darauf, dass die Inflation in Deutschland nur noch ein Prozent beträgt. Der Realzins ist deshalb vergleichsweise hoch.

      Fesseln der Geld- und Fiskalpolitik

      Den "Deflationisten" zufolge haben sich allerdings Geld- und Fiskalpolitik des Euro-Raums in den Fesseln überzogener Vorgaben verfangen: die Geldpolitik durch das Ziel, die Inflationsrate unter zwei Prozent zu drücken; die Fiskalpolitik durch die Defizitregeln des Stabilitätspaktes. Darüber kann man streiten. Eine Gefahr liegt aber darin, dass sich Geld- und Fiskalpolitik über wechselseitige Vorwürfe blockieren.

      So sieht die EZB die Wachstumsschwäche vor allem darin begründet, dass die Politik Strukturreformen verschleppt und die großen Wirtschaftsnationen Deutschland und Frankreich mit der Sanierung ihrer Staatshaushalte säumig sind. Demgegenüber werfen Politiker der EZB vor, ihre Wachstumsprognosen seien zu optimistisch gewesen. Deshalb solle sie schleunigst, bevor die Abwärtsspirale an Fahrt gewinne, durch niedrigere Leitzinsen günstigere Rahmenbedingungen für Wirtschaftswachstum schaffen.

      Saubere Diagnose schwierig

      Wägt man die volkswirtschaftlichen Schäden ab, die von einer Deflation im Vergleich zu einer etwas stärkeren Inflation ausgehen können, stellt die Deflation das größere Risiko dar. Eine saubere Diagnose allerdings, ob im Euro-Raum tatsächlich eine Deflation bevorsteht, bleibt - wie die Auseinandersetzung der Ökonomen zeigt - schwierig. Der Interpretationsspielraum ist groß und die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass "Deflation" behauptet wird, um einen Kurs geldpolitischer Striktheit und finanzpolitischer Disziplin aufzuweichen und andere Gründe der Wachstumsschwäche, wie Angst vor strukturellen Reformen, zu verdecken.

      Solange die Datenlage nicht eindeutig ist, sind daher Empfehlungen an die Geld- und Fiskalpolitik mit Vorsicht zu betrachten. Stellt sich heraus, dass die Anzeichen für eine Deflation deutlicher werden, müsste die EZB die Zügel eher lockern. Wunderdinge sind aber auch dann nicht von der Geldpolitik zu erwarten. Ihre Wirkung ist begrenzt, wenn das Zinsniveau niedrig ist. Auch das lehrt ein Blick nach Japan, wo sich die Deflation weder durch Geld- noch durch Fiskalpolitik stoppen lässt. Dort liegt der Leitzins bei null Prozent, Konjunkturprogramme haben die Staatsverschuldung auf desaströse 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgebläht.

      Überfällige Reformen

      Der Schlüssel zum Wachstum liegt - nicht nur in Japan - darin, die strukturellen Schwächen der Volkswirtschaft anzugehen. Auch in Deutschland sind entsprechende Reformen überfällig. Sie nur schaffen das Vertrauen, das nötig ist, damit Unternehmer und Verbraucher der Zukunft mit Zuversicht entgegenblicken. Das Programm der neuen Bundesregierung gibt diesbezüglich keinen Anlaß zur Hoffnung.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2002, Nr. 245 / Seite 13
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      schrieb am 23.10.02 02:41:46
      Beitrag Nr. 1.078 ()
      Die Lage ist heute schlechter als beim 87er Crash


      22. Okt. 2002 Der 19. Oktober 1987 ging als „Schwarzer Montag“ in die Börsengeschichte ein. Innerhalb weniger Stunden verlor der Dow-Jones-Index an der Wall Street mehr als ein Fünftel seines Wertes. Er stürzte von 2.247 auf 1.739 Punkte.

      Der Einbruch war heftiger als im Oktober 1929, als auf den Börsenkrach eine weltweite Rezession folgte. Damals hatte der Dow 15 Prozent seines Werts verloren. Unternehmen gingen massenweise bankrott. In manchen Ländern kletterten die Arbeitslosenquoten bis auf 40 Prozent.

      Im Jahr 1987 stürzten weltweit nur die Börsen ab. Durch neue Telekommunikationssysteme breitete sich der Crash in Windeseile aus. Doch die reale Wirtschaft wuchs danach weiter.

      1987: rasanter Absturz und schnelle Erholung

      Die neue Technik hatte den Absturz erst ausgelöst. Dabei sollten die Computerprogramme eigentlich Kursverluste begrenzen. Sobald eine Aktie unter einen bestimmten Kurs fiel, gaben die Maschinen automatisch den Auftrag zum Verkauf des Papiers.

      Vor dem 19. Oktober hatten sich einige Verkaufsorder im System aufgestaut. Sie alle wurden in kurzer Zeit ausgeführt, als am Morgen der Handel begann. Das drückte die Kurse unter die in den Programmen gespeicherten Schwellenwerte. Eine weiter Welle von Verkaufsaufträgen wurde ausgelöst, es entstand eine sich selbst verstärkende Spirale nach unten. Die Anleger flüchteten in Massen vom Parkett.

      Auch deutsche und japanische Aktien verloren. Auf mittlere Sicht litt die deutsche Börse sogar mehr als der japanische oder US-Aktienmarkt. Denn der Nikkei und der Dow erholten sich bereits in den Tagen nach dem Absturz wieder von ihren Einbrüchen. Aber der Dax rutschte langsam immer weiter ab. Silvester 1987 war er fast 30 Prozent weniger wert als ein Jahr zuvor. Der Dow hatte immerhin ein Prozent an Wert zugelegt, der Nikkei sogar fast 15 Prozent. Der Dax brauchte 18 Monate, um sein altes Niveau wieder zu erreichen.

      Heute: Strukturkrise...

      Heute ist manches ähnlich und vieles anders. Vor fünfzehn Jahren befand sich die Wirtschaft in einer Periode sinkender Zinsen. Doch dann kam die Befürchtung auf, die Bundesbank würde zur Stabilisierung der Mark ihre Zinspolitik ändern. Hinzu kamen Spannungen in der Währungspolitik. Beides sorgte für Nervosität an den Märkten. Heute geben Irak-Krise und eine lahmende Konjunktur den Anlegern Anlaß zur Sorge.

      Vor 15 Jahren hatte der Absturz kaum Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Heute sind Banken und Versicherungen enger mit der Börse verflochten. Sie haben hohe Summen in Aktien investiert, die Talfahrt der Kurse zieht sie mit in die Tiefe. „Das ganze Finanzsystem steckt in einer Strukturkrise. 1987 war der Kapitalbedarf der Wirtschaft nur kurzfristig unterbrochen. Heute ist die Finanzierung von Wachstum und Entwicklung langfristig nicht gesichert“, erklärt Detlev Hummel, Mitverfasser des Buches „Schwarzer Montag: Der Börsenkrach ´87“ und an der Uni Potsdam Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzierung und Banken. Das gelte für alle Einrichtungen des Finanzsektors, ob Aktienmarkt oder Geschäftsbanken. Wenn aber das Finanzsystem zu wenig Kapital bereitstellt, stockt die Konjunktur.

      ... und quälender Verfall der Kurse

      Wie im Jahr 1987 sinken heute die Kurse. Aber statt rasant abzustürzen und sich schnell zu erholen, verfallen sie langsam und quälend. Ein Ende des Siechtums ist trotz der momentan laufenden Erholung noch nicht abzusehen, da diese Bewegung derzeit lediglich noch als Rally im Bärenmarkt einzustufen ist. „Es ist ein Niedergang auf Raten“, sagt Hummel.

      In den Jahren vor 1987 sei der Börsenboom weit kürzer gewesen als in den Neunzigerjahren, so Hummel. „Man hat den Boom künstlich verlängert, teilweise mit kriminellen Mitteln wie falschen Aktienempfehlungen.“ Jetzt dauere auch die Talfahrt länger.

      Marktinstitutionen verlängern die Talfahrt

      In den 15 Jahren seit Oktober 1987 haben die Börsen Vorkehrungen getroffen, um einen ähnlich dramatischen Einbruch wie damals zu verhindern. An der Wall Street beispielsweise wird der so genannten „Uptick Downtick Rule“ zufolge der Handel automatisch ausgesetzt, wenn Kursbewegungen zu heftig sind (siehe Link).

      Auch neue Finanzierungsinstrumente tragen heute dazu bei, Verluste zu begrenzen. Termingeschäfte, Optionen und Futures beispielsweise. In Deutschland sind solche Geschäfte erst seit der Börsenreform 1989 erlaubt. „Mit ihnen kann ein Anleger seine Positionen relativ lange absichern und findet auch bei fallenden Aktienkursen alternative Ertragsquellen“, erklärt Hummel. „Heute kann man eigentlich nur mit Derivaten Geld verdienen.“

      Derivate können Verluste begrenzen, sie verlängern aber auch die Talfahrt der Börse, sagt Hummel. Wenn die Anleger ihr Geld in in Derivate stecken, fehlt dem Aktienmarkt möglicherweise das frische Kapital, das für eine Trendwende nötig ist. „1987 war das anders. Damals gab es nicht so viele Alternativen. Die Anleger mussten nach dem Krach quasi wieder in Aktien investieren.“ Das ist heute anders. Deshalb, und weil im Gegensatz zu 1987 auch die Realwirtschaft lahmt, ist ein Ende der Kursverluste kaum abzusehen.
      (FAZNet)
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 16:53:59
      Beitrag Nr. 1.079 ()
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 16:55:37
      Beitrag Nr. 1.080 ()
      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/chart_special.ht…

      22.Oktober 2002 “Irrational Exuberance” - “Bullenfalle”!

      Der Montag brachte unter Vollmondbedingungen irrationale Anstiege. Es wurde ein Hoch im DJIA von 8548 Punkte erreicht. Der Markt ist extrem überkauft und die fundamentalen Daten rechtfertigen keinesfalls das gegenwärtige Niveau. Wir rechnen, wie schon am Freitag gesagt, mit einem abermaligen Abstieg. Es sollte sich jeder Bulle fragen, wo die Gewinne herkommen sollen. Heute wurden die neuen Zahlen über die Entwicklung des BSP in 2003 von den führenden deutschen Wirtschaftsinstituten bekanntgegeben. “Sagenhaft berauschend”!

      Das Kursziel von 6300 bleibt für 2002 bestehen. Die Volatilität hat eine sehr bedenkliche Höhe erreicht.

      Siehe auch FUNDAMENTALS

      Crashwarnung aufgeschoben bedeutet nicht aufgehoben.

      Schauen Sie auf die Seite: “Halluzinationen der Bullen”
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 17:00:10
      Beitrag Nr. 1.081 ()
      Editorial: Deflation – Was ist das? Und tut es weh? - Die Beschreibung einer Krankheit (23.10.2002)

      Es hat lange gedauert, bis auf breiter Front akzeptiert wurde, dass Inflation als tragendes Thema für die Finanz- und die Rohstoffmärkte ausgeschieden war. Das liegt rund 20 Jahre zurück. Nicht ganz so lange brauchte die Erkenntnis, dass die Inflationsraten in den führenden Industrieländern nachhaltig im Sinken begriffen waren. Dies wurde Des-Inflation genannt. In den neunziger Jahren musste die Welt wahrnehmen, dass in Japan Deflation ausgebrochen war. Zuerst glaubte sie, das unbekannte und damit unheimliche Phänomen als Zaungast und somit in Sicherheit miterleben zu können, doch dann schlossen sich Hongkong, China, Taiwan und Singapur an, um nur einige Länder zu nennen.

      Diese Krankheit ist ansteckend. Sie wird von den befallenen Ländern über wachsenden Wettbewerbs- und somit Preisdruck exportiert. Und sie ist schwer zu bekämpfen, wenn man ihre Ursachen nicht genau erkennen will. Sie breitet sich dort beschleunigt und schwer kontrollierbar aus, wo die Schulden hoch sind. Sie zerstört Werte.

      Credit Suisse First Boston (CSFB) hat schon vor einiger Zeit eine Analyse unter dem Titel "Das Undenkbare denken" vorgelegt, in der es um Deflation geht. Die europäische Wirtschaft scheine zwar noch ein gutes Stück von eindeutiger Deflation entfernt zu sein, doch müsste ein ernster ökonomischer Schock im gegenwärtigen Stadium zu erheblichen Zinssenkungen in der Region führen, heißt es darin.

      Gegenwärtig könne man nur hoffen, dass die Europäische Zentralbank ihren Leitzins bereits zu einem frühen Zeitpunkt entschieden zurücknimmt, falls ein neuerlicher realer Schock für die Wirtschaft entstünde. CSFB hebt besonders hervor, dass Schwierigkeiten im deutschen Bankensektor auf der deutschen Wirtschaft lasteten. Es sei zwar nicht zu vermuten, dass bei den bedeutenden Instituten Solvenz ein Thema sein könne, doch verstärkten die gegenwärtigen Schwierigkeiten im deutschen Finanzsektor zweifelsfrei die Belastungen für die Wirtschaft im Lande.

      Die deflationären Wirkungen einer Überschuldung können am Beispiel des französischen Konzerns Vivendi nachvollzogen werden. Früher durch Investitionen und/oder Übernahmen geschaffene Kapazitäten haben Fremdkapital und damit Verschuldung erfordert. In der Folge hat sich herausgestellt, dass sich die Kapazitäten wegen Wettbewerbsdrucks und/oder ungünstiger Konjunkturentwicklung nicht voll nutzen lassen. Damit haben sie nicht nur an Wert verloren, sondern die ursprünglich entstandenen Kosten bestehen fort. Der Wettbewerbsdruck verstärkt sich, weil es den Konkurrenten ähnlich geht. Unternehmen, die frühzeitig die Konsequenzen ziehen, die entstandenen Überkapazitäten und damit Kosten abbauen sowie sich finanziellen Bewegungsraum verschaffen, können dem Wettbewerbsdruck standhalten und zusätzliche Marktanteile gewinnen ("survival of the fittest"). Wer zögert, gerät in immer größere Schwierigkeiten und kann sich letztlich nur noch durch den Verkauf von Tafelsilber Liquidität verschaffen, um den Schuldendienst zu leisten.

      Deflationäre Tendenzen entstehen teils durch aggressiven Wettbewerb. Sehr viel ernster ist jedoch der erzwungene Verkauf von Vermögenswerten, um liquide zu bleiben. Die unter Verkaufsdruck Geratenen werden mit der Zeit zu schwach, um noch wesentlichen Einfluss auf den Preis nehmen zu können. Folglich bestimmen ihn die potentiellen Käufer. Sie können im Zweifelsfall warten, bis sich der Anbieter unter seiner Schuldenlast beugt. Zudem müssen die Gläubigerbanken ihrerseits Vorsorge treffen. Dies bedeutet Verluste durch Abschreibungen auf Kredite und eine Verringerung ihres künftigen Kreditspielraums. Dies und eine sehr vorsichtigere Haltung der Banken bei der folgenden Vergabe von Krediten schneiden andere Unternehmen, aber auch Privatleute, von der Versorgung mit Kapital ab. Es bildet sich eine Kreditverknappung (credit crunch), die immer neue Kreditsuchende in Schwierigkeiten bringt.

      Ein eigengesetzlich voranschreitender, an Dynamik gewinnender Teufelskreis von immer neuem Schwund bei den Vermögenswerten der Unternehmen und der Privaten sowie knappen Krediten entsteht, bis die Schulden beseitigt sind. Dann kann ein Wiederaufbau beginnen, den aber nur jene mitmachen werden, die bis zum bitteren Ende hochliquide geblieben sind.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      (Terminmarktwelt)
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 20:54:29
      Beitrag Nr. 1.082 ()
      @bluemoons

      Vielen Dank für deine tollen Postings.
      Aus deinem Betrag Nr.1077 sollte man sich folgenden Abschnitt nochmalig genüsslich(Als Bär :D) zu Gemüte führen !!!


      "Unterbewertungsgeschwätz: Markt ist so überbewertet wie je


      Am meisten Risiko liegt in den zahlreichen Kommentaren, viele Aktien seien jetzt unterbewertet und daher günstig zu kaufen. Das erscheint vielen, auch nüchternen Leuten, als vernünftiges, ernstzunehmendes Argument,und genau deshalb ist es riskant.

      Diese Aussagen stützen sich fast ausnahmslos auf die bisherigen Kursrückgänge. Relativ dazu mögen die Preise niedrig aussehen. Aber das ist der falsche Vergleich; er ist sträflich falsch.

      Ein P/E-Ratio von 6:1 kann als gute Kaufgelegenheit i. S. von "Unterbewertet" angesehen werden; wir liegen mit 33:1 per Freitag Schlusskurs im S&P weit darüber.

      Aber P/E`s sind ohnehin inhärent notorisch unzuverlässig,weil sie in vielfacher Weise gezinkt werden können. Deutlich besser ist das Price/Dividend-Ratio, weil man die Dividendenzahlungen nicht zinken kann. Im allgemeinen kann für den Gesamtmarkt eine Dividenden-Rendite im Bereich von 7 - 10% als sehr gute Kaufgelegenheit gesehen werden. Wir stehen jetzt bei 1,87%. Der US-Markt müsste um 75%(!) :D:D:D fallen, um in die Nähe von 7% zu gelangen. Das würde einen Dow Jones von 2000 und im S&P 220 bedeuten. Das ist das Fallhöhen-Risiko bis man ernsthaft von "unterbewertet" sprechen kann. Der Markt ist nach wie vor massiv überbewertet.

      Diese Richtwerte kann man nur durch ein Argument entkräften: Diesmal ist alles ganz anders, daher gelten andere Massstäbe. Auf diesen "New Economy"-Unfug sollte nach allem, was passiert ist, niemand mehr hereinfallen.
      "



      H_S :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 00:11:16
      Beitrag Nr. 1.083 ()
      HarrySchotter,

      es gab vor 14 Tagen einige Unternehmen, mit hervorragenden
      Zukunftsussichten, die man für weniger als den Cash-Wert
      kaufen konnte. Unternehmen ohne Schulden. Bis jetzt haben
      sie sich verdreifacht und sind noch immer erst beim Buchwert,
      der die wahren Vermögenswerte (z.B. Patente) nicht annähernd
      fair wiedergibt sondern in sich bereits eine extreme Unter-
      treibung nach unten darstellt.

      Frage: Ist es wirklich eine Blase, wenn man für Unternehmen,
      deren Aufstieg jetzt gerade abzuzeichnen beginnt, mehr
      als den vorsichtigen Buchwert bezahlt?

      Vielleicht sind Cisco und Amgen noch Blasen, aber viele
      kleine Tech-Werte sind für den Langfristanleger wahre
      Schnäppchen. Rückblickend in 10, 15 Jahren, wird man bedauert
      haben, heute nicht die 50, 100, 500 ja vielleicht sogar
      1000-Bagger gekauft zu haben.

      Ja, ich weiß, ver-1.000-Fachung binnen 10/15 Jahren hört sich
      unglaublich an - aber warum sollte ein kleines Unternemen,
      das beispielsweise bei einem 2002er Umsatz ein 0,2er Umsatz-
      multiple hatte, nicht in 15 Jahren bei einem Umsatz von 200 Millionen
      in einer guten Börsenphase ein 10er Umstzmultiple haben?

      0,2er Umsatzmultiple von 30 Mio Umsatz ist Marktkapitalisierun von
      von 6 Mio.

      10 Umsatzmultiple bei 200 Mio Umsatz ist MK 2 Milliarden.

      von 6 Mio Kapitalisierung zu 2 Milliarden das ergibt
      eine ver-333-Fachung.

      Solche Nadeln im Heuhafen gibt es - man sollte sie suchen
      statt immer darüber zu diskutieren, daß Cisco zu teuer
      ist, weil es den besten Teil seiner Story schon hinter sich
      hat.


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 00:41:27
      Beitrag Nr. 1.084 ()
      Habs zwar schon mal gepostet, aber dies ist einer der besten Threads hier im Board.

      Respekt !!!


      :yawn: :yawn: :yawn:
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 15:17:56
      Beitrag Nr. 1.085 ()
      24. Oktober 2002

      Wirtschaftsreform erst in zehn Jahren

      ifo-Chef Sinn: Momentan keine Kräfte für Reformen vorhanden


      Tief greifende Wirtschaftsreformen werden in Deutschland nach Einschätzung des ifo Instituts noch einige Jahre auf sich warten lassen. Momentan seien Kräfte nicht zu sehen, von denen fundamentale Reformen ausgehen könnten, sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn am Donnerstag in München. Er rechne damit, dass es etwa zehn Jahre dauern werde, bis das Land für die "schmerzlichen Umstrukturierungen" bereit sei, die Voraussetzung für eine Verbesserung der Wachstums- und Beschäftigungszahlen seien.

      (N24.de, dpa)
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 15:22:26
      Beitrag Nr. 1.086 ()
      Ressort: Blue News Nasdaq Deutsch, 24.10.2002 09:39:51

      FED – die US-Wirtschaft bleibt schwach



      Berlin (BLUeBULL) – Die US-Notenbank FED hat in ihrem gestern abend vorgelegten Konjunkturbericht (Beige Book) wenig Hoffnung auf eine stärkere Wirtschaftsentwicklung gemacht.

      Denn auch im letzten Quartal des Jahres zeichnet sich offenbar keine Trendwende ab. Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft „schleppend“, da u. a. die Einzelhandelsumsätze und die Produktion weiter gefallen seien. Und hierbei bleiben insbesondere die Umsätze der US-Einzelhändler in sämtlichen Regionen der Staaten schwach. Aber wenigstens sprachen die Notenbanker davon, dass es keine Anzeichen einer Inflation in den USA gäbe.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 15:52:41
      Beitrag Nr. 1.087 ()
      hat nicht unbedingt mit den Fallen von Indizes zu tun, trotzdem lesenswert

      Gewinnbesteuerung
      Was die Pläne von Rot-Grün für den Kleinaktionär bedeuten
      Autor: Frank Farenski


      Bislang galt: Wer Aktien länger als ein Jahr hält, musste beim Verkauf einen möglichen Spekulationsgewinn nicht versteuern. Doch die Regierung plant nun, die einjährige Spekulationsfrist zu streichen und alle Aktiengewinne unabhängig vom Zeitpunkt der Gewinnerzielung zu besteuern. Dabei soll es keine Rolle spielen, wann die Papiere gekauft und wie lange sie gehalten wurden. Diese Pläne werfen allerdings mehrere Probleme auf:

      Problem 1: Besteuerung war nicht absehbar

      Die Aufhebung der Spekulationsfrist benachteiligt vor allem diejenigen Investmentsparer, die in einem langen Zeitraum ihr Geld in Aktien anlegen. Denn wer Aktien vor zehn, fünf oder einem Jahr im Vertrauen auf steuerfreie Gewinne erworben hat, und sie nach dem 1. Januar 2003 mit Gewinn verkaufen will, muss diese Einnahmen dann wie sein Einkommen versteuern - obwohl er beim Kauf nicht damit rechnen konnte. Dadurch würden einige durch die Auszahlung mit einem höheren Einkommenssteuersatz besteuert werden.

      Einige Rechenbeispiele:

      1. Wer in den vergangenen 30 Jahren monatlich 50 Euro in deutsche Aktienfonds investierte, verfügte am 30. Juni 2002 über ein Vermögen von durchschnittlich 82.833 Euro - bei Einzahlungen von lediglich 18.000 Euro. Die Differenz beträgt 64.833 Euro. Unter der Voraussetzung, dass von dem Wertzuwachs etwa 90 Prozent der Kapitalgewinnbesteuerung unterliegen (die schon jährlich versteuerten Dividenden sind also abgezogen), müssten 58.350 Euro der persönlichen Einkommensteuer unterworfen werden.

      2. Ein Lediger mit Einkünften aus nichtselbständiger Tätigkeit (Arbeitnehmer) in Höhe von beispielsweise 50.000 Euro hätte bei Verkauf im Beispieljahr dann 118.350 Euro zu versteuern. Da bei 55.000 Euro der Höchststeuersatz von 48,5 Prozent plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag greift, wäre der Kapitalgewinn etwa mit 51 Prozent zu versteuern. Rund die Hälfte, der 58.350 Euro, nämlich 29.175 Euro, gingen dann an den Fiskus.

      3. Bei den Vermögenswirksamen Leistungen lag das Ergebnis zwischen 1968 und 2001 im Durchschnitt bei 4.122 Euro - eingezahlt wurden 2.880 Euro. Bei Geringverdienern ist die Arbeitnehmer-Sparzulage von 492 Euro zu addieren. 90 Prozent der Differenz wären in diesem Beispiel dann 1.118 Euro, die der persönlichen Einkommenssteuer zu unterwerfen sind. Läge diese etwa bei 40 Prozent, flössen 447 Euro wieder an den Fiskus zurück. Für die Betroffenen wäre dies also fast ein Nullsummenspiel.

      Die Lösung könnten ein anderer Steuersatz als bei der Einkommenssteuer und hohe Freibeträge für Aktiengewinne sein. Solche Freibeträge gibt es in Frankreich (7.650 Euro) oder Großbritannien (12.160 Euro).

      Problem 2: Verfassungsrechtliche Bedenken

      Obwohl viele langfristige Anleger beim Kauf der Aktien nicht mit der Versteuerung der Gewinnen nach Ablauf der Spekulationsfrist rechnen konnten, sollen Sie nach den Regierungsplänen dennoch für den gesamten erzielten Gewinn Steuern zahlen. Steuerrechtler halten diese rückwirkende Besteuerung für verfassungsrechtlich problematisch und verweisen auf ein ähnliches Beispiel aus der Vergangenheit, mit dem die Regierung gescheitert ist: So hatte die rot-grüne Regierung im März 1999 rückwirkend zum Jahresbeginn die Spekulationsfrist, in der der Gewinn aus Immobilenverkäufen steuerfrei bliebt von zwei auf zehn Jahre ausgedehnt. Ein Immobilienbesitzer, der im vor Inkrafttreten dieser neuen Regelung verkauft hatte und nun Steuern zahlen sollte, klagte dagegen und bekam Recht. Der Bundesfinanzhof setzte schließlich wegen ernsthafter Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes die Steuervollstreckung 2001 aus.

      Problem 3: Der Staat ist nur an den Gewinnen interessiert

      Wenn Aktiengewinne versteuert werden, dann müssten aber auch die Verluste steuerlich entsprechend berücksichtigt werden. Bislang ist dies nur mit Gewinnen und Verlusten aus Aktiengeschäften möglich. Anleger haben allerdings keine Möglichkeit, solche Verluste auch mit ihrem Gehalt zu verrechnen und so die Einkommenssteuer zu senken.

      Problem 4: Bankgeheimnis müsste gelockert werden

      Wer heute innerhalb der Spekulationsfrist Aktiengewinne einstreicht muss er dafür Steuern zahlen - vorausgesetzt er meldet seine Gewinne. Tut er das nicht, hat der Staat schlechte Karten. Denn um solchen Steuerschuldnern auf die Schliche zu kommen, müsste die Banken die Finanzämter regelmäßig über realisierten Spekulationsgewinne ihrer Kunden informieren - erst recht wenn einmal alle Gewinne aus Aktiengeschäften besteuert werden sollen. Doch dagegen sträuben sich die Geldinstitute: Schließlich würde eine solche Regelmitteilung das Bankgeheimnis aufweichen.

      Probleme könne es auch bei der rückwirkenden Besteuerung geben, denn die Aufbewahrungsfristen für Kontounterlagen beträgt für Banken nur zehn Jahre. Die Geldhäuser können also nicht mehr ermitteln, zu welchem Kurs ein Bankkunde seinen Fonds vor elf Jahren gekauft hat.

      Auf Anfrage von [plusminus hielt man sich beim Bundesfinanzministerium bedeckt. Offenbar beginnt man auch hier bereits zu ahnen, dass die Pläne am Ziel vorbeischießen könnten - es scheint, als ob in Sachen Spekulationssteuer noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.



      Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag vom 22.10.02 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 17:09:03
      Beitrag Nr. 1.088 ()
      Ressort: Blue News Deutschland Deutsch, 24.10.2002 15:15:39

      DIW Berlin: fragile Lage der Weltwirtschaft; keine japanischen Verhältnisse



      Berlin (BLUeBULL) – Die Experten des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DIW Berlin, zeichnen in ihrem jüngsten Wochenbericht die weltwirtschaftliche Lage hart aber ehrlich. Die Weltwirtschaft befände sich derzeit in einer fragilen Lage. Die Unsicherheit über den Fortgang der Konjunktur hat sich unter dem Eindruck der Gefahr eines Krieges gegen den Irak, des damit verbundenen Anstiegs der Ölpreise und des Kurssturzes an den Aktienmärkten deutlich erhöht, so das DIW Berlin. Nach einer bis zum Frühjahr 2002 spürbaren Erholung hätte die Weltproduktion wieder langsamer zugenommen, wofür eine Abschwächung der konjunkturellen Expansion in den USA maßgeblich war. In Westeuropa war die konjunkturelle Expansion weiterhin mäßig, und in Japan nahm das reale Bruttoinlandsprodukt nur verhalten zu. Lediglich in Mittel- und Osteuropa erweise sich die Konjunktur als robust.


      Keine japanischen Verhältnisse

      Den Schwarzmalern, die japanische Verhältnisse für Europa prognostizeren hält das DIW Berlin folgendes entgeben: Anders als seinerzeit in Japan wäre die Geldpolitik in den westlichen Industrieländern dem konjunkturellen Abschwung früh und entschieden entgegengetreten. Die US-Notenbank schwenkte im Verlauf des Jahres 2001 – bereits relativ kurz nach Überschreiten des konjunkturellen Höhepunkts auf einen sehr expansiven Kurs ein; nach dem Schock vom 11. September sind die kurzfristigen Zinsen sogar auf ein, auch real gerechnet, ungewöhnlich niedriges Niveau gefallen. Auch die EZB senkte die Zinsen deutlich, wenngleich weniger kräftig als die amerikanische Notenbank. Die Bank von Japan hätte dagegen länger mit der Lockerung der Geldpolitik gewartet, weil sie ein Ende der Inflation am Immobilienmarkt sicherstellen wollte. Anschließend sei es ihr nicht gelungen, eine drastische Aufwertung des Yen zu verhindern.


      Deutschland im Hintertreffen

      Deutschland sei im Hinblick auf die wirtschafts-politischen Rahmenbedingungen im Euroraum in eine äußerst schwierige Lage geraten. Die im Vergleich zu den meisten Ländern des Euroraums ausgeprägte "Lohnzurückhaltung" hat zu einer besonders niedrigen Inflationsrate und relativ hohen Realzinsen geführt, so das DIW Berlin. Bei nach wie vor schwacher Nachfrage sei unter diesen Umständen eine Erholung der Investitionen hier, anders als im übrigen Euroraum, kaum zu erwarten. Vor diesem Hintergrund würden sich auch im kommenden Jahr die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte nicht entfalten, und die Konjunktur werde trotz leichter Anregungen aus dem Ausland nicht in Gang kommen.
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 17:20:28
      Beitrag Nr. 1.089 ()
      Ifo-Institut zu Bau, Handel und Industrie


      Das ifo-Institut erwartet für das laufende Jahr Rückgänge in den Branchen Bau, Handel und Industrie.

      Die Industrieproduktion werde im laufenden Jahr voraussichtlich um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken. Für das Jahr 2003 erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut wieder ein Wachstum von 1,5 Prozent.
      Nach Ansicht der Experten wird die deutsche Bauindustrie um 3,4 Prozent zurückgehen. Für das kommende Jahr rechnet das ifo-Institut mit einer Stagnation.
      Die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass der Umsatz im Handel in 2002 nominal um 2,5 Prozent und real um 3,0 Prozent geringer ausfällt als noch im Vorjahr. Für das kommende Jahr wird allenfalls ein gleichbleibender Umsatz erwartet.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 18:08:06
      Beitrag Nr. 1.090 ()







      Avatar
      schrieb am 24.10.02 18:12:58
      Beitrag Nr. 1.091 ()
      Dr. Hans-Dieter Schulz

      Das dicke Ende kommt noch

      Nachdem die meisten Anleger den Deckel über ihren Depotauszügen für 2002 innerlich schon zugeklappt hatten, brachte der Oktober, wie schon so oft in der Vergangenheit, eine Trendwende. Ausschlaggebend sind dafür allerdings nicht die noch immer zu optimistischen Prognosen vieler Wirtschaftsforscher und –verbände für 2003, sondern allein markttechnische Faktoren.

      Der Kurssturz seit Frühjahr sorgte beispielsweise beim DAX dafür, dass dieser in der Spitze deutlich mehr als 40 Prozent unter seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt absackte – ein Extremwert, der in der Geschichte der deutschen Börse bisher nie zuvor erreicht wurde. Trotz eventuell bis Ende des Jahres steigender Kurse deutet vieles darauf hin, dass sich Anleger nach der größten Hausse aller Zeiten auch auf die schwerste Baisse aller Zeiten einrichten sollten. Damit gelten Vergleichsmaßstäbe, wie sie in der Markttechnik normalerweise angewendet werden, nur noch bedingt. Beispiele finden sich neben der Abweichung von gleitenden Durchschnitten auch bei der Volatilität (Schwankungsbreite des Marktes) oder dem Put-Call-Ratio (Verhältnis von Puts zu Calls an der Terminbörse), die auf Basis der bisher üblichen Maßstäbe zuletzt keine verwertbaren Timingsignale mehr lieferten.

      Der Sparer setzt daher berechtigterweise auf Cash. Zusammen mit Spareinlagen, Festgeldkonten und Geldmarktfonds parken allein in Deutschland 1,26 Billionen Euro (gut ein Drittel des gesamten privaten Geldvermögens) zu Konditionen, die man vor kurzem noch als „mitleidserregend“ verspottet hätte. Die Jagd nach Rendite wich einem neuen Sicherheitsbestreben, das für den Aktienmarkt auf Jahre hinaus nichts Gutes verheisst.

      Auf der Suche nach Anlagealternativen boomt das Geschäft mit Immobilienfonds und am zuvor verschmähten Rentenmarkt.

      Immobilien und Anleihen als Heilsbringer?

      Während die Sparer ihren Anlageberatern hier noch die offenen Türen einrennen, heben sich jedoch auch für diese Sektoren die ersten mahnenden Finger. In den USA lässt das rein schuldenfinanzierte Deficit Spending in den Vereinigten Staaten für die Zukunft eine Flut von neuen Bonds erwarten. Aber auch in Europa zwingen Steuerausfälle zu höheren Staatsschulden. Gerade in Deutschland wird wohl in absehbarer Zeit kein Mangel an Neuemissionen von Staatsanleihen herrschen, was sich als mächtiger Dämpfer auf die Anleihepreise auswirkt (beziehungsweise die Rendite stützt). Wer also jetzt in Renten investiert, riskiert, dass seine Zinserträge von Kursverlusten seiner Anleihe aufgefressen werden.


      Technisch mustergültig drehte der Bund-Future, eine von der Deutschen Terminbörse geschaffene fiktive Anleihe mit einem 6-Prozent-Kupon und langer Restlaufzeit, an ihrem Widerstand bei 113 Punkten nach unten ab. Der Bund-Future kann als Stellvertreter für den gesamten Anleihemarkt angesehen werden. Als ausschlaggebend für den starken Kursverfall ist der Anstieg des Aktienmarktes anzusehen. Für den Dax ergibt sich nun weiterer Spielraum nach oben. Das nächste Kursziel liegt im Bereich der Abwärtstrendlinie bei 3500 Punkten. Insgesamt lässt die Lage am Aktienmarkt einen freundlichen Jahresabschluss erwarten. Bei den Anleihen ist demgegenüber weiterer Abwärtsspielraum auszumachen, so dass Anleger erst eine erneute untere Trendwende abwarten sollten, bevor sie zuschlagen.

      Ganz anders verhält sich die Problematik bei den Immobilienfonds, dem zweiten Verkaufsschlager der jüngeren Vergangenheit. Wie der Bundesverband der Deutschen Investmentgesellschaften (BVI) mitteilt, konnten die offenen Immobilienfonds nicht annähernd so schnell investieren, wie die Flutwelle des Anlegergeldes über sie hereinbrach:

      Allein in den 12 Monaten bis zum Juni 2002 flossen den vom BVI beobachteten 20 Fonds 14,2 Millarden Euro zu, von denen diese nur 3,3 Milliarden in Deutschland investierten. Weitere 6 Milliarden Euro gingen in ausländische Objekte ein. Die Tatsache, dass gut ein Drittel der frischen Mittel noch auf eine Verwendung warten, spricht für die Sorgfalt, mit der die Fondsmanager geeignete Objekte auswählen. Doch andererseits bremst brach liegendes Kapital die Performance, die bei den Fonds in der Vergangenheit um 6 Prozent schwankte und sich damit zukünftig nur schwer halten lassen dürfte.

      Nicht nur die die Deutschen setzen auf ein Immobilieninvestment. Weltweit boomt das Geschäft mit Haus und Grund, das sich „in besonderem Maße als stabilisierendes Element für jedes ausgewogene Depot eignet“ (Eigenwerbung). Die Fondsmanager sind gezwungen, sich mit ihren sprunghaft steigenden Anlagesummen im Rücken gegenseitig auch bei zweit- und drittklassigen Objekten zu überbieten. Während sich die Vertriebsmannschaften noch freuen, sind Insider längst am grübeln: wie lässt man aus der Immobilienblase, die in den Vereinigten Staaten und Großbritannien schon deutlich weiter vorangeschritten ist, Luft heraus, ohne sie zum Platzen zu bringen?



      Der Chart zeigt nur die Entwicklung der 20 vom BVI beobachteten offenen Immobilenfonds

      Das Jahr 2003 könnte hier bereits die Entscheidung bringen. Das strukturelle Problem liegt in der Tatsache, dass sich Immobilienfonds zum weit überwiegenden Teil auf gewerbliche Objekte fokussieren. Im Unternehmenssektor zeichnet sich aber weder eine Trendwende bei den Insolvenzen, noch bei den Auftragseingängen ab. Selbst dann, wenn sich ein erneutes Abtauchen der Konjunktur vermeiden ließe, dürften die Leerstandsquoten bei den teuren Gewerbeimmobilien beträchtlich bleiben und viele Mietkalkulationen über den Haufen werfen.

      Anleger sollten sich diese Zusammenhänge vor Augen halten. Im Gegensatz zu börsengehandelten Aktien und Anleihen besteht bei jeder Immobilie nämlich grundsätzlich ein erheblicher Bewertungsspielraum. Der Moment der Wahrheit kommt im Zweifel dann, wenn das Objekt veräußert wird. Derzeit investieren die Fonds Geld, das im Rahmen eines „Hypes“ eingesammelt wurde. Das wird sich in der künftigen Rendite niederschlagen. Zwar halten Trends bei Modeströmungen meist länger als man denkt, doch für einen Einstieg scheint es dennoch zu spät.

      Fazit: Auch Wellengang in den sicheren Häfen

      Der Niedergang des Aktienmarktes seit März 2000 wird in den Köpfen der Anleger noch lange nachwirken. Doch auch diejenigen, die einen weiten Bogen um die „Risikopapiere“ machen, sind vor Kursverlusten nicht gefeit. Wer momentan auf sichere Staatsanleihen setzt, dürfte auf mittlere Sicht Abstriche beim Anleihewert machen müssen. Die immer gefragteren Immobilienfonds haben angesichts des konjunkturellen Bebens ihre Bewährungsprobe noch vor sich.

      Die Zeiten der einfachen und sicheren Kapitalanlage sind vorbei und kommen wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren nicht wieder. Für Anleger bieten die Kapitalmärkte zwar hervorragende Mittel, um schnell auf aktuelle Strömungen zu setzen. Doch „kaufen und liegen lassen“ ist kein probates Mittel. Das gilt leider auch für die Anlagen, die in der Vergangenheit Sicherheit versprachen.

      Dr. Hans-Dieter Schulz / Lutz Mathes
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 18:22:10
      Beitrag Nr. 1.092 ()
      Donnerstag, 24. Oktober 2002

      Ein interessanter Artikel in der Financial Times

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Was haben diese Typen eigentlich geraucht?


      Am 9. Oktober – dem Tag, an dem die Nasdaq uns mit einem frischen 5-Jahres-Tief "überraschte" – veröffentlichte Glen Hubbard, der Vorsitzende der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten einen Artikel in der Financial Times. Dieser sollte die Investoren beruhigen – und das Vertrauen in die beeindruckende US-Wirtschaft wiederherstellen. Für Ihre Unterhaltung, liebe(r) Leser(in), folgt jetzt dieser Artikel. Er ist vielleicht auch eine Warnung dafür, dass die Qualität der "Beratung" des US-Präsidenten nicht allzu hoch ist ...

      Zuerst charakterisiert Mr. Hubbard das Problem der Volkswirtschaft auf diese Weise: "Das Ende einer Spekulationsblase am Aktienmarkt verursacht normalerweise den Kollaps von privaten Konsumausgaben und Unternehmensinvestitionen. Der Rückgang der aggregierten Nachfrage erhöht den Druck auf die Preise. Sobald Deflation eintritt, erhöht sich der reale Wert der Schulden, deshalb müssen Schuldner ihre Ausgaben zurückführen, und der Kreislauf geht weiter."

      "Diesmal sieht es ein bisschen anders aus, denn die Immobilienpreise steigen seit 1997. Einige haben argumentiert, dass der unvermeidliche Rückgang der Konsumausgaben durch die Refinanzierungen bestehender Hypotheken zu niedrigeren Zinsen verzögert worden ist. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben – und der Tag wird kommen, an dem der Konsum zurückgehen wird und die Deflationsspirale beginnen wird."

      Nicht schlecht ... ich selbst hätte es nicht besser ausdrücken können. Bis hierhin. Aber dann verließen Mr. Hubbard seine Sinne vollkommen:

      " ... Die Analyse der Produktivität", so Mr. Hubbard weiter, und ich frage mich, wann diese Produktivitäts-Schimäre endlich wieder verschwinden wird, "der letzten 6 Quartale zeigt einige der besten Ergebnisse, die es in einer ganzen Generation gab – die Zunahme des Produktivitätswachstums, das 1995 begann, geht weiter. Deshalb kann der heutige Konsument sich darauf freuen, dass die realen Löhne viel schneller steigen werden, als sie es in den letzten 30 Jahren getan haben – ein gutes Omen für den privaten Konsum."

      Wenn ich mich richtig erinnere ... dann war es erst gestern, dass wir hier über die Gesellschaften der realen Welt berichteten, die – Produktivitätsgewinne hin oder her – drastische Kostensenkungsmaßnahmen planen: Einstellungs-Stopps, Gehaltskürzungen, weniger Bonuszahlungen. Das klang irgendwie nicht nach dem "reale Löhne werden viel schneller steigen ...". Aber ich könnte mich irren.

      Mr. Hubbard berichtet weiter über "das verfügbare persönliche Einkommen – der Betrag des aktuellen Einkommens, den Konsumenten in den Konsum stecken können – hat sich im aktuellen Konjunkturzyklus deutlich besser gehalten als in früheren Rezessionen." Könnte das vielleicht deshalb sein, weil wir den Boden noch nicht erreicht haben? Die realen Auswirkungen dieses "negativen Vermögenseffektes" haben gerade erst begonnen, so zumindest die Meinung meines Kollegen Eric Fry (siehe letzte Woche). Viele Leute haben "reale" Aktienkursverluste erst in den letzten 12 Monaten erlebt.

      Ich bin sicher, dass Ihnen die weiteren Ausführungen von Mr. Hubbard sehr gefallen werden ... als Grund dafür, dass die verfügbaren Einkommen hoch bleiben, gibt er den "Refinanzierungsboom" an: "Die Angst davor, dass sich der US-Immobilienmarkt in der Mitte einer Spekulationsblase befindet, ist unbegründet. Hinter jeder Spekulationsblase steht die Hoffnung der Investoren, einen Wertgegenstand für einen bestimmten Preis zu kaufen und ihn dann sehr schnell für einen höheren weiterverkaufen zu können. Das ist mit Immobilien nicht so leicht, wegen den ganzen Transaktionskosten. Und ohne einen schnellen und umfassenden Rückgang der Immobilienpreise ist es schwer zu sehen, wie Deflation auftreten kann."

      Ähem ... ja genau.

      Außerdem, so Hubbard weiter, seien fallende Preise nicht immer schlecht. "Fragen Sie nur Ihren lokalen Autoverkäufer", so Hubbard. "Der Anstieg der Autoverkäufe – wegen den Finanzierungsangeboten zu 0 % – wird bis das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal bis zu einem Prozentpunkt erhöhen." Die Frage, die sich da aufdrängt, lautet: "Wie machen Autohersteller Gewinne, wenn sie den Kunden die Autos auf Kredit (mit 0 % Zinsen) überlassen?" und bleibt unbeantwortet. Vielleicht ist die Stelle von Mr. Hubbard nicht geschaffen worden, um den amerikanischen Präsidenten zu beraten, sondern vielleicht hatte sie mehr ... hm ... strategische Gründe. Ich kann mir den Mann vorstellen, wie er sich den Artikel für die Financial Times zusammenreimte: "Produktivität, Immobilienmarkt ... und die 0 %-Finanzierungen ... hehe, ja, das sollte sie weiter fleißig konsumieren lassen. Wann ist der nächste Tee mit dem Präsidenten?"

      "Die Aktienkursverluste werden nicht zu kollabierenden Konsumausgaben führen", so das Fazit von Hubbard. "Die Steigerung der Immobilienpreise kann noch Jahre so weiter gehen, weil es keine Spekulationsblase am Immobilienmarkt gibt. Die Refinanzierungen haben das Konsumwachstum unterstützt, aber nicht ausschließlich begründet. Und die wirtschaftlichen Fundamentals sind ok."

      Nun, ich hab da ein paar Fragen. Aber fürs erste bin ich als Patriot ruhig. Tja, wir werden ohnehin sehen, wie es weitergehen wird, oder?
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 18:24:06
      Beitrag Nr. 1.093 ()
      Kurzfristig ist alles möglich

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Die Aktien steigen wieder – aber der US-Wirtschaft geht es noch keineswegs gut. Das hat sogar der Fitnessclub direkt neben meinem Büro in New York erkannt. Dieser Club wirbt mit folgendem Slogan: "Was ist schlimmer dran – die Wirtschaft oder Ihr Körper?" Und: "Auch wenn die Wall Street einen schlechten Tag hat – Sie brauchen das nicht. Kommen Sie zu uns."

      Tja, es stimmt, der Wirtschaft geht es so schlecht, dass Aktien eigentlich fallen sollten und Anleihen steigen sollten. Aber in den letzten beiden Wochen war es genau andersherum.

      "Also was ist daran falsch?" wundert sich Piere Belec von Reuters. "Die Aktien steigen wieder. Aber die Schlagzeilen passen gar nicht dazu: Lucent baut 10.000 Jobs ab, das Konsumentenvertrauen sinkt auf 9-Jahres-Tiefs, die Einzelhandelsumsätze fallen so stark wie seit November 1991 nicht mehr, etc."

      "Die Wahrheit ist einfach," warnt Belec. "Erwarten Sie nicht, dass es ein Happy End für diesen schlimmen Bärenmarkt geben wird."

      Die amerikanischen Konsumenten sollten eigentlich langsam erschöpft sein. Sie haben schließlich alleine auf ihren Schultern die amerikanische Wirtschaft getragen – und tun es immer noch. Wie könnte es sein, dass sie NICHT müde geworden sind? Die Einzelhandelsumsätze sind im September das fünfte Mal in Folge gefallen. "Der Index des Konsumentenvertrauens der University of Michigan ist Anfang Oktober auf ein 9-Jahres-Tief gefallen", so Belec. So viel Leute wie noch nie in den letzten 50 Jahren sagten, dass ihr Vermögen in den letzten 12 Monaten zurückgegangen sei – doppelt so viele wie nach dem Crash vom Oktober 1987." Zurückgehende Vermögen sind nicht gerade eine gute Basis für robustes Wirtschaftswachstum.

      Währenddessen gibt es aus dem High Tech-Sektor weiterhin katastrophale Quartalsergebnisse. "Während der Spekulationsblase", so Andrew Kashdan von Apogee Research, "machten sich die Unternehmen keine Sorgen über steigende Ausgaben und über die notwendigen Einnahmen, um diese bezahlen zu können. Jetzt haben die Unternehmen die beste IT-Ausrüstung, Mousepads mit Firmenlogo und sonstigen Schnickschnack ... und die Ausgaben werden drastisch zurückgefahren."

      Da sich sowohl die Konsumenten als auch die Unternehmen mit ihren Ausgaben zunehmend zurückhalten, spüren das natürlich besonders die Unternehmen des herstellenden Gewerbes. Der Philadelphia Fed Business Outlook Survey fiel von plus 2,3 im August auf minus 13,1 im September. Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht, was dieser Indikator genau aussagt – aber ein Fall von plus 2,3 auf minus 13,1 hört sich nicht gut an.

      Wenn man alle Fundamentals berücksichtigt, würde in der Summe ganz bestimmt nicht als Ergebnis "große Rallye am Aktienmarkt" herauskommen. Aber auf der anderen Seite war der Aktienmarkt niemals so rational, im Gegenteil, eher irrational. Der Markt hat sowohl Perioden überschwänglicher Euphorie als auch übertriebener Depression gekannt.

      "Langfristig verhält sich der Markt rational", so Allan Sloan von der Newsweek. "Kurzfristig ist der Markt ... einfach der Markt." Mit anderen Worten, kurzfristig ist "Markt" nur ein anderes Wort für "irrational".

      "Deshalb bringt es nichts, sich Gedanken darüber zu machen, was die täglichen Kursschwankungen für Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben", so Sloan. "Deshalb werde ich es wie die Leute vom Wetterdienst machen ... ich werde mutig sagen, dass e seine 51 %-Chance dafür gibt, dass der Bärenmarkt vorbei ist. Und eine gute Chance, dass dies nicht der Fall ist. Wenn das bei der Wettervorhersage akzeptiert wird, dann auch bitte für mich."

      Ich persönlich lege mich weder beim Wetter noch bei der Vorhersage der Richtung des Aktienmarktes fest. Aber ich sehe jeden Morgen aus dem Fenster, bevor ich mich anziehe. Und eins weiß ich: Wenn es draußen regnet, ist es eine gute Idee, einen Regenschirm mitzunehmen ... das ist eine simple Philosophie, aber Sie können sich denken, wie oft das einen davor bewahrt hat, nass zu werden!
      Avatar
      schrieb am 24.10.02 18:26:18
      Beitrag Nr. 1.094 ()
      @thefarmer

      Nenn´ doch mal ein paar Deiner favorisierten Unternehmen.
      Würde mich mal interessieren.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 25.10.02 17:40:56
      Beitrag Nr. 1.095 ()
      «Lula-Effekt» belastet Brasiliens Wirtschaft
      Pragmatische Haltung der Unternehmer
      Neben der Flaute der Weltkonjunktur und der schwachen Binnennachfrage machen den Unternehmen der im Zuge der politischen Vertrauenskrise erstarkte Dollar und die gestiegenen Kapitalkosten zu schaffen. Die Auswirkungen dieses «Lula-Effektes» hinterlassen nun zunehmend ihre wenn auch noch feinen Spuren in den Büchern.




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      Bericht: Was hat Brasilien von Lula zu erwarten?




      C. H. São Paulo, 23. Oktober

      Der nun seit Monaten dauernde Wahlkampf, der am Sonntag mit der Stichwahl zu Ende gehen wird, ist an Brasiliens Wirtschaft nicht spurlos vorbeigegangen. So lösten die mit dem absehbaren Wahlsieg des ehemaligen Arbeiterführers Luiz Inácio «Lula» da Silva vom Partido dos Trabalhadores (PT) verbundenen Befürchtungen eine politische Vertrauenskrise aus, die alsbald ihre Spuren im makroökonomischen Datenkranz des Landes hinterlassen sollte. So kletterte das Länderrisiko von durchschnittlich 806 Punkten im ersten Trimester des Jahres auf einen Durchschnitt von 1871 Punkten im dritten Quartal; der Real verlor gegenüber dem Dollar rund 40% des Wertes und kratzt an der 4-US-$-Marke.

      Spuren in den Unternehmensbilanzen
      Die anfangs gehegte Hoffnung, dass die Verschlechterung der Parameter Dollarkurs und Länderrisiko nur eine Übergangserscheinung sei und sich nicht in nennenswertem Ausmasse auf die reale Wirtschaft auswirke, hat sich nicht erfüllt. Mittlerweile hat die politisch motivierte Vertrauenskrise auch in den Büchern der Unternehmen ihre ersten Spuren hinterlassen.

      Vor dem Hintergrund der unternehmerischen Psychologie wäre zu vermuten, dass es vor allem die Unsicherheit bezüglich des künftigen Wirtschaftskurses einer allfälligen PT-Regierung ist, die sich auf den Geschäftsgang auswirkt. Doch das ist nur begrenzt der Fall. Zwar beschränkt man sich in vielen Unternehmen zurzeit auf notwendige Ersatzinvestitionen, während Erweiterungsinvestitionen zurückgestellt worden sind. Zum voraussichtlichen BIP-Wachstum in diesem Jahr von 1,3% wird denn auch die Investitionsnachfrage mit einem Wachstum von weniger als 1% kaum etwas beitragen. Doch diese Investitionszurückhaltung dürfte eher etwas mit dem schwachen Konjunkturverlauf zu tun haben; so wird die Konsumnachfrage voraussichtlich leicht schrumpfen, und von den Staatsausgaben gehen auch keine nennenswerten Impulse aus.

      Die Aussicht jedenfalls, dass das Land von einem früheren Verfechter eines Schuldenmoratoriums regiert wird, schockiert das Gros der brasilianischen Unternehmerschaft nicht mehr; nicht zuletzt hat bisher keine nennenswerte Kapitalflucht eingesetzt. Zum einen hat Lula es verstanden, mit seinem in den letzten Monaten verfolgten gemässigten Kurs in Richtung «PT-Light» den Unternehmern den Schrecken zu nehmen; es gibt kaum einen Unternehmerverband, bei dem er nicht Station gemacht hätte. Viele Unternehmer, wenn auch nicht die Mehrheit, haben sich mittlerweile auf die Seite von da Silva gestellt. Sie setzen auf sein Charisma und sein Verhandlungsgeschick, mit dem er die verschiedenen Gruppierungen im Kongress an einen Tisch holen und im Rahmen eines grossen Sozialpaktes das Land wieder auf den Wachstumspfad bringen könnte. Zum anderen vermag die Aussicht auf einen Regierungswechsel, der in gewissem Mass eine wirtschaftliche Destabilisierung mit sich bringen könnte, auch die Lula-Kritiker nicht völlig aus dem Konzept zu bringen. Sie setzen auf eine aus den Zeiten der Inflation und wirtschaftspolitischer Wechselbäder stammende, im Vergleich mit Mitteleuropa hervorstechende Flexibilität ihres Managements und ihrer Mitarbeiter, die Anpassungsprozesse erleichtern würde.

      Neben der hiesigen Unternehmenswelt, die bei der Aussicht auf eine Linksregierung nicht in eine solche Panik gerät, wie in- und ausländische Anleger in Staatstitel es angesichts dieser Perspektive tun, bleiben auch die ausländischen Direktinvestoren recht ruhig. Die ausländischen Direktinvestitionen erreichten zwar im September nur noch knapp die Hälfte des Vorjahres, aber für das Gesamtjahr wird immerhin noch mit 15 Mrd. $ gerechnet. Das ist im Vergleich mit dem Vorjahr (22,6 Mrd. $) wenig. Vor dem Hintergrund der abgekühlten Weltkonjunktur, der höheren Risikoaversion und dem Verlust des politischen Vertrauens gegenüber Brasilien ist das noch immer eine stattliche Summe.

      Während die Unternehmer im Grossen und Ganzen dem Regierungswechsel pragmatisch entgegensehen, haben der ständig kletternde Dollar und das steigende Länderrisiko - also der «Lula- Effekt» - dennoch ihre ersten Spuren in den Bilanzen der Unternehmen hinterlassen. Da der heimische Anleihen- und Kreditmarkt auf Grund des grossen Finanzbedarfs des Staates und der geringen Sparquote als Geldquelle für die meisten Unternehmen nicht sehr ergiebig war, haben sie sich in den vergangenen Jahren vor allem im Ausland die notwendigen Mittel in Form von in Dollar denominierten Anleihen geholt. Mit der Erstarkung des Greenbacks hat diese Schuldenlast nun stark an Gewicht zugenommen. Zudem ist der Zugang zu ausländischen Kapitalmärkten wegen der prohibitiv hohen Risikoprämien zurzeit quasi versperrt. Die meisten Unternehmen können die fälligen Verbindlichkeiten nicht refinanzieren und sind zur Rückzahlung gezwungen. Auch die Kreditlinien für Exportkredite haben die ausländischen Banken, die seit den hohen in Argentinien eingefahrenen Verlusten vorsichtig geworden sind, zurückgefahren.

      Da viele Unternehmen sich für dieses Jahr gegenüber den Währungsschwankungen abgesichert haben und vor allem die Grösseren über ein effizientes Finanzmanagement verfügen, hat es bisher nur wenig auf die Währungsschwäche und das Eintrocknen gewisser Finanzströme zurückzuführende Konkurse gegeben. Die Ratingagenturen rechnen aber damit, dass im Falle eines anhaltend hohen Dollars und hoher Kapitalkosten die Konkursstatistik spätestens im zweiten Quartal 2003 deutliche Zunahmen zeigen wird.

      Durch teure Importe gedrückte Margen
      Doch die Dollarstärke hat auch positive Seiten. So eröffnet sie neue Exportmöglichkeiten. Den Einbruch der Ausfuhren nach Argentinien, das früher einer der Hauptabsatzmärkte für Brasilien war, hat man durch die Erschliessung neuer Märkte wettmachen können. Laut Schätzungen werden die Gesamtexporte in diesem Jahr leicht über denen des Vorjahres liegen. Die gestiegenen Preise für importierte Güter drücken allerdings auf die Gewinnmargen, da die Unternehmen diese höheren Kosten auf Grund der lahmen Binnenkonjunktur nicht voll an die Kunden weitergeben können. Langsam dürfte sich hier aber der sich in Gang setzende Prozess der Importsubstitution positiv bemerkbar machen. Generell hat der starke Dollar eine Entwicklung in Gang gesetzt, die über eine Stabilisierung der Exporte und einen für 2002 geschätzten 13%igen Einbruch der Importe zu einem lange nicht mehr gesehenen Handelsbilanzüberschuss führt und damit schliesslich den hohen Aussenfinanzierungsbedarf senkt.

      Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
      Avatar
      schrieb am 25.10.02 23:18:34
      Beitrag Nr. 1.096 ()
      Ökonomische Daten weiter schwach

      Weltrezession 2003 wahrscheinlich


      Die weltweiten ökonomischen Daten haben sich in den letzten Wochen weiter verschlechtert. Einige Konsum- und Investitionsfrühindikatoren brechen regelrecht ein. Wie von uns immer wieder geschrieben, ist für 2003 verschuldungsbedingt eine wahrscheinlich schwere Rezession (nicht nur ein kleiner "Double-Dip" in den USA, Europa und Japan zu erwarten.

      An den Aktienmärkten war die Entwicklung im September weiterhin sehr schwach, mit teilweise historisch einmaligen Kursverlusten auf Monatsbasis. Insbesondere in Deutschland kam es dabei zu nie gesehenen Verkaufsexzessen. Da wir in dem von uns betreuten VAM Balanced Fund 1 (Wertpapier-Kenn-Nummer: 564703) seit dem 5. September bewusst keine Aktien mehr hielten, blieben wir von den exorbitanten Kursrückgängen völlig verschont, und der Fonds-Preis blieb per Ende September mit 94,81 EURO gegenüber Ende August mit 94,85 EURO praktisch unverändert.

      Nach einem derart heftigen Kurseinbruch gibt es erfahrungsgemäß eine markttechnische Gegenbewegung nach oben. Da die Konjunkturentwicklung und die Unternehmensgewinne in 2003/2004 stark rückläufig sein werden, glauben wir, dass die gegenwärtige Erholung der Kurse erneut eine rein technische Marktbewegung ist. Aktieninhaber bekommen damit eine weitere Chance, sich von ihren Aktien zu trennen, bevor die Aktienbörsen ihren fallenden Langfristtrend wieder aufnehmen. Wir erwarten bereits kurzfristig einen Militärschlag der USA gegen den Irak (trotz der damit verbundenen hohen Risiken im Nahen Osten) und sind sehr gespannt, ob der Krieg für die Amerikaner wirklich der allseits beschriebene "Spaziergang" wird.

      Wir "spielen" die technische Rally an den Börsen deshalb nicht mit und bleiben defensiv, auch wenn dies zu kurzfristigen Kursrückgängen im Fonds führen kann. Aus unserer langjährigen Erfahrung mit den Finanzmärkten (zusammen über 35 Jahre Börsenerfahrung) wissen wir, dass nur eine klare Strategie zu Erfolgen an der Börse führt.

      Hohe Aktienkursverluste haben die fundamentalen Probleme verschärft

      Immobilienmärkte in USA und Europa vor deutlichem Abschwung


      Von den Höchstständen im Jahr 2000 hat der DAX in der Spitze rund 70%(!) seines Wertes abgegeben. In den USA waren die Verluste nicht ganz so dramatisch (S&P500: minus 50%, DowJones: minus 38%). Kursverluste diesen Umfangs sind im letzten Jahrhundert nur in der `Großen Depression der Dreißiger Jahre` vorgekommen. Damals hatten die Vermögensverluste verheerende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere in den USA. Die Kursverluste sind heute - etwa 70 Jahre später - noch dramatischer, denn die börsenbedingten Vermögensverluste treffen diesmal aufgrund eines historisch hohen Investitionsgrades der amerikanischen Haushalte in Aktien einen noch breiteren Anlegerkreis als damals.

      Hinzu kommt, das sich die Verschuldung der Haushalte, Unternehmen und Staaten in den USA und Europa auf nie dagewesenen Höchstständen befindet. Erwähnt werden muß in diesem Zusammenhang auch die noch vor kurzem einmalig hohe Investitionsquote der Pensionsfonds amerikanischer Unternehmen in Aktien. Der dramatische Vermögensverlust in den Pensionskassen der US-Unternehmen führt dazu, daß diese teilweise erhebliche, den Gewinn mindernde Zuführungen zu den Pensionsrückstellungen vornehmen müssen. Allein General Motors und Exxon haben hier zusammen eine Unterdeckung von ca. 25 Mrd. US-Dollar der Pensionszusagen. Um das Risiko in ihren Portfolios zu verringern, werden Pensionsfonds in die aktuelle Aufwärtsbewegung hinein als potentielle Verkäufer am Markt sein. Ähnliches gilt auch für die ebenfalls hoch investierten US-Versicherungen.

      Die amerikanische Spekulationsblase am Aktienmarkt von 1995-2000 war nach unserer Auffassung die größte in der Weltwirtschaftsgeschichte. Das Platzen einer solchen Blase führte in der Historie mit einem Zeitverzug von etwa eineinhalb Jahren immer zu erheblichen Abwertungen an den Immobilienmärkten. Wir haben keinen Grund zur Annahme, daß dies diesmal anders sein sollte.

      In der BRD und Europa gibt es bereits erste deutliche Einbrüche im Gewerbeimmobilienbereich. So sind z.B. die Umsätze in der BRD bei Gewerbeimmobilien im dritten Quartal 2002 um 60% gegenüber Vorjahr eingebrochen. Dieser Trend dürfte weitergehen. In den USA haben 70 % aller Amerikaner einen Hypothekenkredit, 60% davon haben eine 90%ige Beleihung. Die EK-Quote bei der Finanzierung beträgt aktuell durchschnittlich etwa 55% (1992 noch 75%).
      Die US-Häuserpreise sind im Durchschnitt seit 1993 um ca. 50% gestiegen. Seit 1997 sind die Preise der Häuser stärker gestiegen als in jeder anderen Fünfjahresperiode seit 1945. Beachtenswert ist ferner, daß seit 1995 die Preise dreimal so schnell stiegen wie die Mieten. Dies sind Anzeichen von deutlichen Übertreibungen auch in diesem Sektor. Die Immobiliengesamtverschuldung ist mit ca. 2.000 Mrd. US-Dollar in Relation zum US-BIP auf ein Rekordniveau von 20% gestiegen.


      Die US-Haushalte haben ihre jährliche Immobilienkreditaufnahme in den letzten 2,5 Jahren auf ca. 200 Mrd. US-Dollar p.a. verdoppelt. Dies geschah vor allem durch massive Kreditaufstockungen im Zuge von Refinanzierungen. Durch die stark gesunkenen US-Hypothekenzinsen fanden in den letzten Jahren mehrere Refinanzierungsrunden statt, die nicht nur zur reinen Umschuldung mit niedrigerem Zins genutzt wurden, sondern jeweils auch zu einer deutlichen Aufstockung der Immobilienkredite (sogenanntes "Cash-Out-Refi".

      Allein in 2001 wurden auf diese Weise 140 Mrd. US-Dollar neue Schulden durch die US-Haushalte gemacht. Diese neuen Geldmittel wurden zum Teil für den Konsum genutzt, so das dieser trotz schwacher Wirtschaftslage und hoher Vermögensverluste durch fallende Aktien bis vor kurzem (erstmals Rückgang im September 2002) noch stabil war. Die stark gestiegenen Zinsen der letzten Wochen werden den Refinanzierungen für längere Zeit ein Ende setzen und die fallenden Immobilienpreise, die wir spätestens für das 2. Quartal 2003 erwarten, werden den US-Konsumboom zum Erliegen bringen. Die Folgen für die amerikanische Konjunktur und die Auswirkungen für Europa und Asien liegen klar auf der Hand und sollten sehr unerfreulich sein.

      Die Anlage-Philosophie des VAM Balanced Fund 1

      Mit etwa einem Drittel Liquidität plus einem weiteren Drittel überwiegend langlaufender Rententitel bester Bonität in EURO ist der Fonds weiterhin überwiegend konservativ strukturiert. Trotz der seit über sechs Monaten laufenden Rentenhausse sollten nach einer kurzen Unterbrechung die langfristigen Zinsen für Staatspapiere mittelfristig weiter fallen. Die aktuellen Kursrückschläge bei langlaufenden Anleihen werden wir gezielt nutzen um unseren Rentenanteil weiter auszubauen.

      Von Unternehmensanleihen nehmen wir - bis auf wenige Ausnahmen - weiter Abstand. Zusätzlich halten wir als Krisenschutz weiterhin einen Anteil von ca. 20% des Fonds in den größten Goldminenaktien der Welt, zumal wir mit großer Sicherheit in den nächsten Monaten einen Krieg im Irak erwarten. Da wir die gegenwärtige Aufwärtsbewegung an den Börsen für eine erneute Gegenbewegung im langfristigen Abwärtstrend halten, sind wir mit etwa 15% auf fallende Kurse an den amerikanischen Börsen investiert. Die aktuelle Aufwärtsbewegung kann zwar noch etwas andauern und auch noch zu etwas höheren Kursen führen, sie stellt aus unserer Sicht eine nochmalige gute Chance für den vollständigen Verkauf bzw. eine Reduzierung eventuell noch vorhandener Aktienbestände dar.

      Ralf Borgsmüller
      Mercura Family Office, Telefax: 089-54596415


      http://www.toko-hagen.de/leser/2_mercur.htm
      Avatar
      schrieb am 26.10.02 15:31:41
      Beitrag Nr. 1.097 ()
      Die Borsenkurse machen die Nachrichten...
      ...und nicht ,wie viele glauben,die Nachtrichten die Kurse!

      So kommt es sehr oft vor,daß trotz schlechter Wirtschafts-
      lage,schlechten Unternehmenszahlen,etc. die Börsen steigen!

      Um es mal in einfachen Worten zu sagen:

      "Steigen die Börsen,werden neue Investionen getätigt,neue
      Arbeitsplätze geschaffen und die Kaufkraft erhöht!

      "Die Börsen handeln nicht nur die Zukunft,sondern gestalten diese auch!"

      Die Wirtschaftswissenschaftler sind die schlechtesten
      Börsenspekulaten.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 02:06:23
      Beitrag Nr. 1.098 ()
      So morsch ist die Wirtschaft schon: 27.10.2002
      DIESE WOCHE
      In diesem pessimistischen Beitrag befaßt sich der Spatz diese Woche mit der Aushöhlung der produzierenden Wirtschaft und den immer windigeren Finanzkonstruktionen der "Neuen Zeit". Er untersucht, was wirklich hinter "Werten" steckt, und was man heute noch von einem Unternehmenswert halten kann - ein Text, den jeder Erstsemesterstudent der BWL gelesen haben sollte.

      Knallroter Lippenstift
      an einem Schwein


      Die Schlagzeile des bekannten Bloomberg Wirtschaftsmagazins am 15.10.: "Der Dow verzeichnete den größten vier Tages Gewinn seit 1933". Ein Experte in London meinte: "Nun ist wirklich Bewegung in die Papiere gekommen, … ich frage mich nur nach der Lebenserwartung dieser Bewegung". Und Reuters meinte schon am Samstag den 12.10. "Der Optimismus kommt wohl daher, daß die Wall Street ein Schwein mit knallrotem Lippenstift angemalt hat". Manche Experten halten das alles für den größten Betrug, den sie je gesehen haben (trotz der Inflation an Finanzbetrug in den letzten Monaten), sagen das bisher aber nur im privaten Gespräch.

      Wenn die Aktien derartig in die Höhe schießen, wie das in den letzten Tagen geschehen ist, dann müßten eigentlich institutionelle Anleger, also Banken Versicherungen, Fond-Manager und große Investmenthäuser in Großem Stil gekauft haben (mit welchem Geld? Denn bekanntlich decken die Wertpapierverkaufserlöse kaum die zu ihrem Erwerb einmal aufgenommenen Gelder). Nach neuesten Zahlen des OCC (office of the comptroler of the currency) und der FED hat jedes US Unternehmen 6,1 Mal seinen jährlichen Gelddurchsatz an Schulden, das ist nach Gibbons vom OCC eine höhere Verschuldung als in den letzten beiden großen Depressionen. Die Banken stehen nicht viel besser dar. 12,6% ihrer ausstehenden Kredite sind "faul", vor einem Jahr waren das nur 5,1% ein bemerkenswerter Anstieg. Neben wir ein historisches Beispiel J.P. Morgan Bank, der Hauptkriegsgewinnler am 1. Weltkrieg hat 42 Mrd. langfristiger Obligationen. Diese wurden gerade von Moodey`s heruntergestuft, warum? Die Bank hat zwar ein Vermögen von 713 Mrd. US$, aber auch ausstehende Derivatwetten von 26 Billionen US$. Seit 2001 ist die Kapitalisierung (Aktienwert) der Bank von 106,5 Mrd. auf 33 Mrd. abgesunken. Kunststück, daß sich der Vorsitzende W. Harrison von 20% seiner Investmentbankangestellten trennen will. Die Bank steht nicht alleine so da. Da überlegt man sich als Bank, ob man zweifelhafte Papiere dazukaufen soll.

      Wer sonst kann kaufen. Niemand sagen die "Experten". Weil sie selbst handeln und ein materielles Interesse daran haben, zu wissen, wohin sie der Trend schickt, und in Jahre langem Training gelernt haben herauszufinden, ob ihnen ihre lieben Kollegen die Wahrheit oder einen Bären aufbindet (denn wenn irgendwo, dann gilt an der Börse: "wer zu letzt kommt, den bestraft der Soros"), ist anzunehmen, daß diese Leute wissen, wovon sie reden. "Kein professioneller Anleger und Fond-Manager kauft", heißt es dort überall (er wäre ja sonst auch ganz schön dumm. Wie man mit möglichst geringen Verlusten verkauft, ist zur Zeit die interessantere Frage). John Crudele von der New York Post fragt daher ironisch: "Was ist der Unterschied zwischen Berufswrestling und den Aktienmärkten?" um zu antworten "Beim Wrestling weiß jeder, daß es ein abgekartetes Spiel ist".

      Und doch gehen die Aktienpreise plötzlich wieder dramatisch hoch.5-7% an einem Tag ist viel, auch wenn sich das dann schon bald wieder verflüchtigt hat. Am 5. Nov. finden in den USA die Halbzeitkongreßwahlen statt und Wahlen werden dort als einzige Scheinlegitimation der Politik sehr ernst genommen (Richtige Wahlausgänge kosten ja auch Milliarden).

      Auch in den USA will die Mehrheit der Bevölkerung (jedenfalls außerhalb des Regierungsbezirks) trotz ständiger Milliarden US$ teurer Fernsehberieselung (die sich aber zu lohnen scheint) keinen militärischen Öl-Raubzug im Nahen Osten, auch nicht im Namen der Demokratie. Man nimmt "denen da oben" immer noch den Aktienbetrug übel, bei dem viele leichtgläubige Jäger des schnellen Dollars sogar ihre Rente verspielt haben und nun mit achtzig und mehr Jahren verzweifelt (aber noch immer im festen Glauben an den Satz: "Jeder ist seines Glückes Schmied") nach einem Job Ausschau halten.

      Also die meisten Menschen fluchen dort noch immer (trotz der Milliarden US$ schweren…): "Warum kümmert der sich nicht statt der Kriegstreiberei um die Wirtschaft?" Das Hemd ist den meisten näher als die Hose und der Geldbeutel näher als das Herz. Kriegstreibende Senatoren und Kongreßabgeordneten bekommen mehr und mehr Grund, um ihren einträglichen Job, ihre Wiederwahl zu bangen. Und als Privatmänner verlieren sie rasch den Sexappeal, bestochen zu werden. Das hieße aber auch, daß vermehrt Demokraten - und gerade nicht die heuchlerischen käuflichen Demokraten a la Gephardt und Daschle, die Bush im letzten Moment Gefolgschaft geschworen haben, den Zuschlag bekommen, sondern junge gutgläubige und noch nicht in das Demokratiespiel eingeweihte. Sie werden entweder Bush das Leben schwierig machen oder der ohnehin krisengebeutelten Wall Street neue teure Aufwendung in Form von Bestechungsgeldern abverlangen.

      Was Wunder also, wenn das zuständige Gremium, das Plunge Protection Team (ein staatliches Gremium voller Privatleute, die den Zusammenbruch der Wirtschaft so gestalten sollen, daß es kaum einem Außenstehenden auffällt) der Sau (mit etwas Geld) die Lippen anmalt und hofft, daß der Lack bis zum Wahltermin am 5. November hält. Wie sie das machen? Geld drucken und kaufen lassen! Hauptkäufer sollen Goldman Sachs und Merrill Lynch sein. Sie verkaufen, und das ist sicher die anständigste Seite an dem Geschäft, ihre Regierungsanleihen, um damit Aktien zu kaufen. An wen verkaufen sie wohl diese Papiere? Doch wohl an die private Dollar Druckerei "Federal Reserve Bank". Hatte die Bank nicht selbst Anfang September mitteilen lassen: "Außergewöhnliche Umstände verlangen außergewöhnliche Maßnahmen" und welche wären außergewöhnlicher, als die gegenwärtigen Umstände. Fragt sich nur - wie jener Experte - wie lange ist die Lebenserwartung dieses Booms? Denn beginnt er nicht schon zu bröckeln, oder hatte man - wie bei modernen Managementmethoden üblich - neben vielem anderen nur vergessen, die Dollar-Druckmaschine ordentlich zu schmieren.

      Ein Teil der Aktienanstiege kam auch durch Firmenrückkäufe zu Stande. Große Firmen wie AT&T, Citigroup und MetLife hatten einen Teil ihrer scheinbar riesigen Gewinne aus dem Aktienboom in Grundstücken angelegt. Sie verkaufen diese Grundstücke nun (an wen?), um ihren schäbigen Bilanzen etwas Glanz zu verleihen. Die genannten drei haben nach Bloomberg vom 22.10. Grundstücke im Wert von 2,35 Milliarden $ verkauft. Insgesamt sollen US-Firmen Grundstücke im Wert von 4,78 Milliarden US$ verkauft haben und mit dem Erlös ihre eingebrochenen Verkaufszahlen ausnahmsweise "legal" geschönt haben.

      Ein gutes Beispiel dafür, was mit der Wirtschaft los ist, gibt ABB ab. Die Firma entstand 1988 aus der schwedischen Firma Asea und der Schweizer Brown Bovery AG. Das war ein hervorragender Stahlkocher und ein ebenso guter Anlagenbauer, spezialisiert in Kraftwerksbau, unter anderem auch mit dem Hochtemperaturreaktor (HTR) befaßt, dem bisher einzigen, inhärent sicheren Kernreaktor (Man konnte ohne die Gefahr damit zu erhöhen, das gesamte Kühlsystem abstellen!). Dieser durfte deshalb auch im Ruhrgebiet zwar gebaut aber nicht betrieben werden (Kosten sind bei Rot-Grün immer erwünscht (siehe Windenergie) nur keine realen Erträge; da steht der Neid vor. Aber keine Sorge, den HTR bauen jetzt die Chinesen und Südafrikaner). Doch zurück zu ABB.

      Dann wollte die Firma mit der Zeit, der "Neuen" Zeit gehen, und machte auf "Neue Ökonomie" und fertigte Ausrüstungen für die "Telecommunication". Nun kommt die Gewinnwarnung und dazu der Zusammenbruch der in den USA dazugekauften Firma Combustion Engineering. Schwupps! War die Firma plötzlich - an einem Tag! - weniger als die Hälfte wert. 1999 war sie noch 57 Milliarden Schweizerfranken wert, inzwischen liegt sie bei 2 Milliarden. Und was sie schlußendlich wert sein soll, weiß noch niemand. Jedenfalls wurde schon einmal 12.000 Facharbeitern gekündigt und der Hauptfinanzier der Firma, Martin Ebner, zog sich aus dem Aufsichtsrat zurück. Im Mai hatte sie noch einmal Obligationen (bonds) verkauft, sie werden inzwischen nur noch zu 45% ihres Wertes gehandelt. Doch der Vorstandsvorsitzende Jürgen Dormann sieht "frühe Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung". Nur Anzeichen können viel bedeuten, oft mehr als das Wunschdenken zuläßt.

      Und für alle, die täglich mindestens ein Angebot aus den USA im Internet haben, daß jetzt die Zeit sei, neue Hypotheken auf das Häuschen aufzunehmen, um liquide zu bleiben: Die Hypothekenzinsen zogen in den USA plötzlich an. Das wäre an sich nicht schlimm - aber! Die sogenannten Aufschwungs-Anzeichen waren in den letzten Monaten gerade mit solchen neuen Hypotheken auf die Häuschen finanziert worden. Wo soll man nun Geld herbekommen, wenn auch diese Quelle verstopft ist. Man müßte arbeiten gehen, wenn sie einen nur ließen. Noch schwieriger die Frage, warum zogen die Zinsen an, hat jemand die Notbremse gezogen? Das ist sehr unwahrscheinlich. Die beiden halbamtlichen Hypothekenversicherer, liebevoll Fannie Mae und Freddie Mac genannt, wurden von Staats wegen aufgemuntert, auf diesem Weg Bargeld unter die Leute zu bringen. Warum sollten sie den Hahn plötzlich grundlos zu machen. Aber, wird gemunkelt, auch die beiden Hypothekenversicherer haben sich in Derivaten rückversichert - und die Firma über die das geschehen ist, wird gerade abgewickelt. Gerüchte wie gesagt! Zusammenbruchszeiten sind voll von Gerüchten.

      Aber eines ist kein Gerücht, sondern ein logischer Schluß: Nach dem 5. November stehen uns außer einem möglichen Krieg gewiß turbulente Zeiten ins Haus. Man ziehe sich warm an.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 03:12:33
      Beitrag Nr. 1.099 ()
      Editorial: Der Dollar, der Euro und die Konjunktur – ein Dilemma von unvorstellbarer Größe (25.10.2002)

      Der Euro hält sich gegenüber dem Dollar seit etwa Mitte Juli in einem bemerkenswert fest gefügten Band. Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass er bald aus dieser Seitwärtsbewegung ausbrechen könnte. Und es sind schon gar keine Hinweise darauf zu erkennen, in welche Richtung er sich dann bewegen könnte. Auch technische Indikatoren, darunter besonders Stimmungsindikatoren, verraten wenig über die weitere Entwicklung. Sie bewegen sich überwiegend im neutralen Bereich.

      Doch irgendwann wird es zu einem Ausbruch aus der zwischen 0,975 und 0,99 Dollar je Euro gebildeten Spanne kommen. Die meisten fundamental orientierten Analysten erwarten zum Teil schon seit langer Zeit, dass der Euro letztlich weit über die Parität klettert.

      Das Standardargument der Euro-Haussiers beziehungsweise der Dollar-Baissiers lautet: Das Leistungsbilanzdefizit der USA kann nicht weiter steigen, weil es unbezahlbar geworden ist. Die USA benötigen einen täglichen Kapitalzufluss von netto etwa 1,4 Milliarden Dollar aus dem Ausland, um ihren "Status quo" aufrechterhalten zu können.

      Die USA können aus dieser Klemme auf saubere Weise nur herauskommen, indem sie eine "Politik des schwachen Dollar" verfolgen, also abwerten. Dies würde ihrer Exportwirtschaft Wettbewerbsvorteile auf dem Weltmarkt verschaffen.

      Ob dies in der gegenwärtigen Situation noch realistisch ist, erscheint sehr fraglich. Die schwache Weltkonjunktur beeinträchtigt auch den Welthandel. Auf dem Weltmarkt herrscht angesichts hoher Überkapazitäten ein zu großes Angebot, das nur mit Preiszugeständnissen untergebracht werden kann. Im Falle einer Abwertung des Dollar hätten es die amerikanischen Exporteure sehr schwer, ihre dann theoretisch bestehenden Wettbewerbsvorteile zu nutzen.

      Eine gezielte Abwertung des Dollar würde die Exportwirtschaft des konjunkturell schwer angeschlagenen Euroraums bedrohen. Es wäre denkbar, dass hier einer nachhaltigen Dollarschwäche realpolitisch und/oder geldpolitisch entgegengewirkt würde. Der Euroraum benötigt nämlich inzwischen einen schwächeren Euro, um konjunkturell nicht noch mehr Schaden zu nehmen. Die Folge wäre ein Abwertungswettlauf zwischen den USA und der EWU.

      Doch es kann auch so kommen: Der Dollar gerät in Verruf, weil die Verbraucher in den USA wegen Überschuldung kapitulieren und zu sparen beginnen, während die Investitionen der Wirtschaft weiter stagnieren. Die Folge wären Rezession und womöglich Depression in den USA. Dann ließen die Ausländer nicht nur kein Kapital mehr nach dort fließen, sondern sie könnten Kapital abziehen.

      Eine steile Talfahrt des Dollar wäre dann wohl nur zu verhindern, wenn die Zinsen in den USA drastisch erhöht würden. Doch dies ließe die Wirtschaft dort erst recht kollabieren. Was nicht mehr in den Dollar flösse, würde wenigstens zu einem guten Teil in den Euro strömen und ihn unerträglich aufwerten. Dies ließe die Exportwirtschaft im Euroraum kollabieren und in der Folge auch die Binnenkonjunktur hier in sich zusammenfallen.

      Wie man es dreht und wendet, es sieht nicht gut aus an der Währungsfront.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


      Terminmarktwelt.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 03:18:56
      Beitrag Nr. 1.100 ()
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 03:28:44
      Beitrag Nr. 1.101 ()
      US Haushalt mit riesigem Defizit

      von Jochen Steffens

      Der US Haushalt verzeichnet im Fiskaljahr 2002 ein deutliches Haushaltsloch von immerhin 159 Mrd $. Das ist das erste Defizit seit 5 Jahren und zudem das größte sei 1995. Unglaubliche Summen werden im amerikanischen Haushalt vorgelegt, die gesamten Einnahmen für das Jahr 2002 betragen 1,85 Billionen $ und die Ausgaben 2,01 Billionen $. Das Haushaltsdefizit ist kein gutes Ergebnis für Bush, immerhin hatte der Überschuss im Jahr davor noch 127,17 Mrd $ betragen. Trotzdem, die Volkswirte hatten sogar mit einem leicht schlechterem Ergebnis von 160 Mrd $ gerechnet.

      Der Anstieg der Ausgaben um 7,9 % hat natürlich größtenteils mit den vielen Maßnahmen nach dem 11. September zu tun. Leider sind aber aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Amerika die Einnahmen im gleichen Zeitraum um 6,9 % gesunken, das addiert sich.

      Die amerikanische Bevölkerung nimmt es gelassen, sie interessieren sich mehr für den Kampf gegen den Terrorismus und die allgemeine schlechtere wirtschaftliche Situation, so dass diesen miesen Zahlen kaum politischer Einfluss zugeschrieben wird.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 03:31:59
      Beitrag Nr. 1.102 ()
      Freitag, 25. Oktober 2002

      Das Problem mit dem "langfristigen" investieren

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Wie würde Ihnen eine Kristallkugel gefallen, mit der Sie alle Trends und die Aktienkurse der kommenden Monate voraussehen könnten?" Dies fragt TheStreet.com.

      "Während das natürlich unmöglich ist, können sie das nächstbeste dazu haben!"

      Was ist das nächstbeste dazu? Angeblich Jim Cramer, ein Mann, der jetzt wieder zum Einstieg in den Aktienmarkt bläst!

      Und es gibt weitere Männer wie ihn, zum Beispiel Louis Navellier: "Aktuell ist eine der besten Kaufgelegenheiten am Aktienmarkt, die ich in meiner ganzen Anlegerkarriere gesehen habe."

      Louis Navellier und Jim Cramer sind beides ziemlich clevere Jungs. Aber keiner von ihnen ist lange genug am Markt, um zu wissen, was dieser Bärenmarkt ihnen noch bringen könnte.

      Das Problem mit den "langfristigen" Prognosen ist, dass es so lang dauert – man muss so alt wie Methusalem werden –, bis man damit Erfahrungen sammeln kann. Weder Cramer noch Navellier können seit mehr als 20 Jahren am Markt sein. Aber zwei Dekaden sind nur ein kleiner Teil von einem kompletten Zyklus. Seit 1982 sind die Aktien im Allgemeinen nur gestiegen – mit Ausnahme der letzten 2 1/2 Jahre.

      Ja, es gab "Bärenmärkte" und "Rezessionen", aber sie waren nur kurze Gegentrends – wie die temporäre Ruhe, die in einer ruhigen Nachbarschaft herrscht, bevor der lokale Bösewicht wieder aus der Besserungsanstalt entlassen wird.

      Vor fünfzehn Jahren, auch im Oktober, fiel der Dow Jones um 508 Punkte, an einem einzigen Tag. Das war 1987. Der größte Tagesverlust überhaupt. Aber der Maestro (Alan Greenspan) griff schnell ein, und bewirkte mit seiner Politik des leichten Geldes, dass die Party bald wieder weiterging. Bis zum Millennium. Und diejenigen, die das mitgemacht haben, haben gedacht, dass sie wissen, wie die Aktienmärkte funktionieren: Sie steigen die meiste Zeit, und fallen manchmal.

      Nicht immer.

      "Diese Leute werden sich wundern", so James T. Kahn im Barron`s Magazin. "Ein Horizont von 20 Jahren hat sie dazu geführt, Dinge zu glauben, die gerade beginnen, sich selbst zu widerlegen: Man kann den Einstieg nicht perfekt timen, kaufen und liegen lassen, Bärenmärkte tendieren zur Kürze." Cramer und Navellier sind wahrscheinlich zu jung, um sich daran zu erinnern. Aber der Bärenmarkt, der 1982 endete, hatte mehr als 16 Jahre gedauert. Während dieser Periode verloren die Investoren laut Mr. Kahn durchschnittlich 1,5 % pro Jahr – nominal. Wenn man die Inflationsrate berücksichtigt (ein Dollar von 1966 war 1982 nur noch 12,5 Cents wert), dann kommt man auf einen durchschnittlichen Verlust von 12 % pro Jahr.

      "Die amerikanische Geschichte besteht seht 1792 aus 9 Bullenzyklen, die durchschnittlich jeweils 10 Jahre dauerten, und 8 Bärenzyklen, die durchschnittlich 14 Jahre dauerten", so Kahn, der die Dinge langfristig betrachtet.

      Eine oft gehörte Meinung besagt, dass Aktien fast niemals 3 Jahre in Folge fallen. Zusammen mit anderen Illusionen des großen Bullenmarktes hat diese Ansicht dazu beigetragen, die Hoffnung von Navellier und Cramer aufrecht zu erhalten, als die Kurse fielen und fielen. Und jetzt – wo die Aktien zwei Wochen in Folge gestiegen sind – hoffen sie, dass dieses Jahr insgesamt mit einem Gewinn abschließen wird.

      Aber wenn Kahn die Statistiken um die Inflation bereinigt, dann entdeckt er, dass "die Märkte in Wirklichkeit sogar normalerweise 5 Jahre in Folge fallen." Kahn findet in den Charts der letzten 400 (!) Jahre jede Menge 5-jährige Bärenmärkte.

      Sogar ein sehr alter amerikanischer Investor könnte diese Tatsache übersehen. Ein solcher alter Investor hätte zum Beispiel erst gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf Aktien aufmerksam werden können. Dann hätte er nur steigende Kurse kennen gelernt, denn von 1942 bis 1966 gab es einen schönen Bullenmarkt. Dann verschleierte die Inflation die Tatsache, dass es von 1966 bis 1982 einen Bärenmarkt gab. Und dann gab es den größten Bullenmarkt von 1982 bis 2000. Deshalb könne sogar ein sehr alter Investor an die Theorie des "langfristigen Investments" glauben, so Kahn. Heute ist die Inflation sehr niedrig. Sie wird nichts verdecken. Im Gegenteil – wenn die Nation in die Deflation fällt – wie in Japan –, dann wird das die Aktienkursverluste noch verstärken. Vielleicht werden dann auch alte Investoren die Dinge anders sehen.

      investorverlag
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      schrieb am 28.10.02 03:39:11
      Beitrag Nr. 1.103 ()
      China – Volkswirtschaft der Zukunft

      von unserem Korrespondenten Dan Denning

      Blicken wir etwas mehr auf China – Eric Fry hat die starken Wirtschaftszahlen dieses Landes ja bereits kurz angesprochen. Die Periode von 1644 bis 1911 – als Qing-Dynastie bekannt – war keine glückliche Zeit für chinesische Nationalisten. Im 15. Jahrhundert wurde die berühmte Chinesische Mauer gebaut, um die Mongolen abwehren zu können. Und in der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es die beiden Opiumkriege, bei denen Großbritannien und Frankreich darum kämpften, den chinesischen Markt für Opium zu öffnen. Die Chinesen verloren, und wurden gezwungen, ihre Häfen für den westlichen Handel zu öffnen.

      Heute öffnen die Chinesen wieder ihr Land für den Weltmarkt – aber zu sehr unterschiedlichen Bedingungen. Heute haben die Chinesen einen Vorteil. Und es würde mich nicht überraschen, wenn in 50 Jahren Amerikaner als Gärtner oder Englischlehrer für die neue chinesische Oberschicht arbeiten würden. Leute haben ihre Länder schon immer verlassen, wenn sie woanders bessere Arbeitsbedingungen vorfanden. Die USA sind voll von solchen Leuten. Aber die Amerikaner haben niemals erwartet, dass sie eines Tages ihre eigenen Kinder nach Übersee schicken würden, um dort bessere Arbeitsmöglichkeiten vorzufinden. Aber das könnte bald so sein. Und vielleicht deutlich früher als manche denken.

      Sie haben wahrscheinlich schon davon gehört, dass China weithin als Wirtschaftsmacht der Zukunft gehandelt wird. Auch Eric Fry hat es ja heute in seinem Beitrag erwähnt. Auch Marc Faber von Strategic Investments sieht dies so: "Die meisten Leute auf der Welt unterschätzen immer noch Chinas Größe, Wichtigkeit und sein Zukunftspotenzial. Bereits heute gibt es in China mehr Kühlschränke, Radios, Fernseher, Mobilfunkgeräte und Motorräder als in den USA, und ich glaube fest daran, dass die chinesische Wirtschaft in 10 bis 20 Jahren mit Abstand die größte der Welt sein wird."

      Die chinesische Wirtschaftsproduktion ist deflationär. Das hat Vorteile – die Amerikaner bekommen immer billigere Waren. Aber dafür zahlen Sie mit Arbeitsplätzen. Die chinesischen Kostenvorteile bei Arbeit und Produktion führen dazu, dass es sehr schwer ist, mit chinesischen Fabriken in Wettbewerb zu treten. Innerhalb der nächsten 50 Jahre werden auch die Chinesen anfangen, kräftiger zu konsumieren. Ihre Wirtschaft wird dann dafür reif sein. Und wenn das der Fall ist, dann wird ein großer Wechsel stattfinden. Die Chinesen werden der weltgrößte Exporteur werden. Und sie werden auch der weltgrößte Importeur werden.

      Wenige Leute verstehen jetzt schon diese Dimensionen. Die USA haben solange wirtschaftlich dominiert, dass sich kaum jemand vorstellen kann, dass dies irgendwann nicht mehr der Fall sein könnte. Aber letzte Woche sind wir einen Schritt näher dorthin gekommen.

      Letzten Freitag wurden die jüngsten Zahlen zur US-Handelsbilanz veröffentlicht. Die USA haben im August ein Defizit von 38,5 Milliarden Dollar "produziert" – satte 5 % des Bruttoinlandsproduktes. Stephen Roach von Morgan Stanley meinte dazu: "Das bedeutet, dass die USD pro Arbeitstag 2 Milliarden Dollar Kapital importieren müssen, um das auszugleichen – keine einfache Aufgabe, angesichts der derzeitigen Aktienkurse." Normalerweise ist das kein Problem. Außenhandelsdefizite benötigen einen gleichwertigen Import von Devisen, damit die Währung stabil bleiben kann. Schließlich ist eine Wirtschaft, die mehr konsumiert als produziert, nicht "gesund". Und normalerweise wird die Währung einer kranken Wirtschaft bestraft.

      Nicht so in den USA. Die amerikanischen Aktien- und Bondmärkte ziehen immer noch einen Großteil des weltweiten Kapitals der Anleger an. Alle die Dollar, die die Amerikaner für billige chinesische Güter ausgeben, kommen über die Finanzmärkte wieder ins Land. Deshalb fallen die offiziellen Statements zu den Handelsbilanzzahlen auch so aus: "Keine besonderen Risiken zu erkennen." Anstatt uns mitzuteilen, dass die chronischen Defizite der Handelsbilanz der Indikator für schwere strukturelle Probleme sind, sagen uns die Offiziellen, dass sie nicht wichtig sind.

      In der Financial Times vom Montag hat ein Mitarbeiter des US-Finanzministeriums Folgendes geschrieben: "Es ist offensichtlich, dass die Handelsbilanz der USA die weltwirtschaftlich maue Lage widerspiegelt. Mehr noch, das aktuelle Defizit bedeutet nicht, dass die US-Wirtschaftspolitik geändert werden muss."

      Und Newspeak schreibt dazu: "Es ist nicht unser Fehler, dass der Rest der Welt sich nicht reich konsumiert. Wir werden dem Untergang geweiht sein, wenn wir aufhören, Autos mit Finanzierungen zu 0 % zu kaufen – also nicht mehr über unseren Verhältnissen leben, dank exzessiven Krediten."

      In den USA wird oft das Produktivitätswachstum angeführt, wenn es darum geht, Wachstumskräfte der Wirtschaft zu finden, die Deflation abwenden können. Aber illusorische Produktivitätsgewinne lösen keine strukturellen Ungleichgewichte.

      Nehmen wir Glenn Hubbard, Wirtschaftsberater des US-Präsidenten, über den Addison Wiggin gestern an dieser Stelle bereits berichtet hat. Hubbard behauptet, dass die Produktivitätsgewinne der USA eine mögliche Deflation abwenden können. Die Produktivitätsgewinne führen auch zu Einkommensgewinnen, laut Hubbard. Einen Beweis dafür gibt er nicht – ich werde Ihnen dafür einen etwas anderen Beweis liefern, weiter unten.

      Und Alan Greenspan hat wieder die Bühne betreten. Am Mittwoch hat er uns mitgeteilt, dass "einiges dafür spricht, dass die Beschleunigung des Produktivitätswachstums, die seit den späten 1990ern aufgetreten ist, sich noch nicht vollständig positiv auf die US-Wirtschaft ausgewirkt hat." Dr. Kurt Richebacher, der Ökonom der österreichischen Schule, hat diese These von Greenspan so deutlich widerlegt, dass wir genauer hinsehen sollten:

      Greenspan sagte am Mittwoch in Washington: "Der Übergang zu einem dauerhaft höheren Produktivitätsniveau, der durch diese Innovationen begründet wird, ist noch nicht komplett abgeschlossen ..." und "eine neue Runde von Investments, die die Produktivität weiter verbessern werden, wird bald losgehen." Ob Alan Greenspan weiß, dass Irving Fisher nur wenige Tage vor dem großen Crash 1929 ("schwarzer Freitag") ähnliche Worte benutzt hat: "Die Aktienkurse haben ein Niveau erreicht, das wie ein permanent hohes Plateau aussieht."

      Es gibt wenig Dinge in der Welt, die von Dauer sind, und noch weniger solche Dinge in dynamischen Volkswirtschaften. Die neue Technologie, die Greenspan als produktivitäts-steigernd lobt, ist in Wirklichkeit deflationär. Die Preise für Computer und High Tech-Geräte fallen. Große amerikanische Gesellschaften aus dem Telekom- und High Tech-Sektor entlassen massenhaft Angestellte, um damit die hohen Überkapazitäten zu kompensieren.

      Niedrigere Preise sind gut für die Konsumenten. Aber warum bracht die Regierung so lange, um zu bemerken, dass die Einführung von neuen Technologien fast immer deflationär und ohne Gewinne ist? Was noch ... wenn es einen "strukturellen" Wechsel in der Volkswirtschaft gibt, so Alan Greenspan weiter, dann beim Arbeitsmarkt. Amerikas Weg in eine Konsumentenkultur hat – vielleicht – auch die Beschäftigungslandschaft in den USA geändert. Die Amerikaner konsumieren auch ihre eigenen Jobs weg. In den letzten 25 Jahren hat die Zahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor um durchschnittlich rund 10,6 % pro Jahr zugenommen. Das spiegelt den Wechsel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft wieder. Ein Artikel der New York Times von Ende August befasste sich mit den gerade veröffentlichten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt. Die offizielle Statistik kommentierte einen großen Teil der Entlassungen der letzten 3 Jahre als "permanente Entlassungen". Was bedeutete das?

      Fast 10 Millionen Menschen haben in den USA zwischen 1999 und 2001 ihren Job verloren – das waren 7,8 % der insgesamt Beschäftigten. Dass diese Form der Kosteneinsparungen für die gesamte Volkswirtschaft nicht gut ist, haben wir Ihnen schon mehrfach mitgeteilt. Durch Entlassungen kann ein Unternehmen zwar einen Kostenvorteil gegenüber den Konkurrenten erhalten, aber das aggregierte Ergebnis für die gesamte Volkswirtschaft ist weniger Reichtum, nicht mehr. Die Kosten einer Firma sind schließlich die Einnahmen einer anderen. Und niedrigere Gewinne für Firmen und niedrigere Löhne für die Konsumenten bedeuten insgesamt weniger Ausgaben, und damit eventuell weniger aggregierte Gewinne für die gesamte Wirtschaft.

      Nur Investments in neue Güter und Dienstleistungen bringen Wohlstand. Das Problem ist – künstlich niedrige Zinssätze haben die amerikanischen Haushalte dazu angespornt, heute auf Kosten von morgen zu leben.

      Diese schlechte Angewohntheit ist Teil eines makro-ökonomischen Trends – eines Trends, der China auf Kosten der USA nach vorne bringt. Die offizielle Statistik berichtete auch, dass von Mai 2001 bis Mai 2002 mehr als 800.000 Jobs vom Markt verschwanden. Das war ein Rückgang von 19 %. Die Firmen haben nicht nur Leute entlassen ... sie haben auch keine neuen mehr eingestellt.

      Diese Jobs sind eliminiert worden. Und das hat einen leicht voraussehbaren Effekt auf die Volkswirtschaft. Zum einen erhöht das den Druck auf die Gehälter. Arbeiter sind bereit, weniger zu verdienen, wenn sie dafür ihren Job behalten können. Das hält die Lohnsteigerungen unten.

      Aber viel dramatischer ist, dass der Arbeitsplatzverlust (besonders im produzierenden Sektor) ein Signal für einen unwiderruflichen Trend im US-Arbeitsmarkt ist. Das "Job-Vakuum" ist vielleicht der Tropfen, der das schon bedenklich volle "Deflations-Fass" zum Überlaufen bringt ...
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 21:25:39
      Beitrag Nr. 1.104 ()
      Quelle:
      »http://www.cash.ch/index.cfm?kat=5&id=23


      Ungleichheit kommt vor dem Fall

      In den USA kompensiert der Kreditmarkt die steigende Ungleichheit der Einkommen.

      iDie Vereinigten Staaten sind ein Land mit grossen Einkommensunterschieden. Punkto Konsum herrschen Zustände fast wie im Sozialstaat. Doch die Umverteilungsmaschinerie der USA hat einen Haken - sie beruht weit gehend auf Krediten.
      WERNER VONTOBEL

      «Ja», meint Professor James K. Galbraith von der Texas University auf Anfrage, «man kann hier durchaus von Kreditsozialismus sprechen. Die Kreditmärkte kompensieren die Ungleichheit im Konsum, doch dieses System hat einen wahrscheinlich tödlichen Mangel, es ist nicht nachhaltig.» Galbraith, einer der weltweit führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Verteilung, ist umgekehrt überzeugt, dass die USA in den letzten Jahrzehnten nur deshalb relativ hohe Wachstumsraten erzielen konnten, «weil die Markteinkommen in hohem Masse umverteilt werden».

      60 Prozent der US-Haushalte schreiben tiefrote Zahlen

      Die nackten Zahlen bestätigen dies eindrücklich. Gemäss der Konsumstatistik von 2000 konsumieren die ärmeren 60 Prozent der US-Haushalte Güter und Dienstleistungen im Wert von 26 400 Dollar. Ihre durchschnittlichen Jahreseinnahmen betragen jedoch bloss 19 100 Dollar. Sie bestreiten also gut einen Drittel ihrer Ausgaben auf Pump oder aus dem Vermögen oder mit Hilfe von Zuwendungen von den reicheren 40 Prozent der Haushalte, die im Schnitt rund 21 000 Dollar mehr einnehmen, als sie für Konsumzwecke ausgeben. Würde diese Umverteilung aus irgendeinem Grund gestoppt, so gingen der US-Wirtschaft mit einem Schlag gut zehn Prozent des gesamten Privatkonsums verloren. Eine tiefe Rezession wäre die Folge.

      Umso erstaunlicher ist es, dass diese Umverteilung à l`américaine bisher relativ wenig Beachtung gefunden hat. So weiss man beispielsweise nicht genau, wie denn die ärmeren Haushalte die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben genau finanzieren. Offenbar spielen dabei sozialstaatliche Einrichtungen eine weit grössere Rolle, als in Europa gemeinhin angenommen wird. So schätzt etwa eine Studie aus dem Jahre 1997, dass von den jährlichen Einkommensschwankungen der Haushalte im Schnitt etwa 10 Prozent durch staatliche Transfereinkommen und weitere rund 30 Prozent durch die zu- und abnehmenden Steuern ausgeglichen werden.

      Schliesslich greifen die US-Haushalte in hohem Masse auf ihre Ersparnisse zurück, wenn die Einkommen aus irgendeinem Grund zurückgehen. 25 bis 40 Prozent der Einkommensschwankungen werden auf diese Weise kompensiert. Zu welchen Höchstleistungen die amerikanische Umverteilungsmaschinerie fähig ist, haben die Ökonomen Dirk Krueger (Harvard) und Fabrizio Perri (New York University) in einer soeben veröffentlichten Langzeitstudie * festgestellt. Danach sind die Einkommensunterschiede zwischen den USA-Haushalten und gleichzeitig auch die Einkommensschwankungen der einzelnen Haushalte in den letzten 25 Jahren sehr viel grösser geworden. Während 1973 die reichsten zehn Prozent der Haushalte (ohne Rentnerhaushalte) noch fünfmal mehr verdienten als die (in jenem Jahr) zu den ärmsten zehn Prozent gehörenden Haushalte, betrug das Verhältnis 1998 bereits mehr als 9 zu 1. Betrachtet man jedoch statt der Einkommen den Konsum der gleichen Haushaltsgruppen, so stellt man fest, dass die Unterschiede erstens deutlich geringer waren - nämlich 3,1 zu 1 anno 1973 - und dass sich dieses Verhältnis auch kaum verändert hat. Es betrug 1998 «nur» 3,35 zu 1.

      Gemäss Krueger und Perri ist die immer grössere Lücke zwischen Einkommen und Konsum zu einem grossen Teil durch eine Zunahme der privaten Bankkredite geschlossen worden. In der Tat: Mitte 2002 waren die privaten Haushalte mit insgesamt 8032 Milliarden Dollar verschuldet. Das sind 111 Prozent der jährlichen Konsumausgaben. Anfang der Siebzigerjahre hat dieser Anteil noch 75 Prozent betragen, und er steigt dann ab Mitte der Achtzigerjahre steil an. Diese Kredite und insbesondere die Konsumkredite von zurzeit rund 1750 Milliarden Dollar beruhen auf der Hoffnung, dass die verschuldeten Haushalte irgendwann einmal wieder mehr verdienen, als sie ausgeben.

      Nur das reichste Fünftel kann noch Geld zur Seite legen

      In der Tat schwanken die Einkommen der einzelnen Haushalte in den USA sehr stark, doch mittlerweile muss man schon zu den einkommensstärksten 20 Prozent der Bevölkerung gehören, um in nennenswertem Umfang Schulden aus dem laufenden Einkommen zurückzuzahlen.

      Der Kreditsozialismus ist deshalb ein Modell auf Zeit. Sobald die Zinsen steigen, bricht das ganze Kartenhaus zusammen. Im Schnitt zahlen die US-Haushalte heute rund 14 Prozent (also fast zwei Monatslöhne) ihres verfügbaren Einkommens für Zinsen auf Konsum- und Hypokrediten. Vor 22 Jahren waren es auch schon 13 Prozent. Diese 13 bis 14 Prozent dürften in etwa die Schmerzgrenze darstellen. Sie wird heute nur deshalb nicht deutlich überschritten, weil die Zinsen auf einem historischen Tief liegen. Hypotheken kosten heute im Schnitt noch 6,3 Prozent. 1982 waren es noch gut 16 Prozent. Wer ein Auto kaufen will, erhält den nötigen Kredit fast gratis, nämlich für lächerliche 2,2 Prozent. Die Rückzahlungsfrist beträgt fünf Jahre und die mittlere Belehnung 96 Prozent. (Man muss also gerade noch vier Prozent bar anzahlen.) All dies sind historische Tiefstwerte.

      Wenn sich die Zinsen nach oben bewegen, wird man schon sehr bald feststellen, dass der echte Wohlfahrtsstaat doch nicht so viel schlechter war als der amerikanische Kapitalmarktsozialismus.

      * Does Income Inequality Lead to Consumption Inequality? Evidence and Theory, Dirk Krueger, Fabrizio Perri, NBER Working Paper No. w9202, September 2002.
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 21:37:15
      Beitrag Nr. 1.105 ()
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 22:02:36
      Beitrag Nr. 1.106 ()
      US-Detailhandel: Wenig Hoffnung auf Besserung zum Weihnachtsgeschäft

      Die Amerikaner halten sich mit den Einkäufen in Warenhäusern zurück. Das wird sich auch zu Weihnachten nicht ändern. Denn der US-Konsument investiert lieber in ein neues Auto oder baut ein Haus.

      Von Connie Voigt


      Die Konsumenten in den USA zeigen dieser Tage einen gesunden Appetit für die Anschaffung neuer Autos und den Kauf von Immobilien. Denn beide Sektoren profitieren von historisch niedrigen Zinsraten. Der Autosektor lockt sogar mit Null-Prozent-Finanzierungsanreizen. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Warenhausketten, insbesondere die Textilhäuser.

      Guter Start im Oktober

      Trotz der allgemeinen Baisse im US-Detailhandel, konnte die Branche zu Anfang Oktober ein zwischenzeitiges Umsatz-Plus melden, das hauptsächlich den Bereichen Nahrungsmittel und Haushaltswaren zu verdanken ist. Der grösste US-Detailhändler Wal-Mart Stores hatte sogar einen guten Start für die Verkaufszahlen im Textilbereich. Sie würden den Erwartungen entsprechen, heisst es bei Wal-Mart. Die Nummer zwei in den USA, J.C. Penney, vermeldete sogar bessere Zahlen als erwartet.

      Erholung ist kurzweilig

      Aber die positiven Zwischenergebnisse dürften nur eine Ausnahme bleiben. Linda Kristiansen, Analystin für Detailhandel der UBS Warburg, sieht nur eine zwischenzeitliche Erholung: «Die Konsumenten holen nach den letzten schlechten Verkaufswochen kurzzeitig auf, aber vor Weihnachten wird der Detailhandel wieder nachlassen», befürchtet die Analystin. Die Faktoren für diese Prognose sind vielschichtig.


      Strenger Winter - höhere Heizkosten
      Als belastend wird sich laut offiziellen US-Statistiken der nächste Winter auswirken. Er wird als besonders kalt prognostiziert. Sollte er tatsächlich überdurchschnittlich hart werden, würden sich die Heizkosten um schätzungsweise 300 US-Dollar pro Haushalt erhöhen. Hinzu kommt ein möglicher Preisanstieg durch erhöhte Rohstoffpreise.


      Immobilienboom drückt den Konsum
      Die günstigen Hypothekarzinsen verleiten Amerikaner zum Häuserbau. Nie haben so viele Amerikaner Häuser gebaut oder gekauft wie in den vergangenen Monaten: Allein im September stieg die Zuwachsrate bei Einfamilienhäusern auf 13 Prozent und erreicht damit das höchste Niveau seit 16 Jahren. Angefacht wird der Bauboom durch die grosszügige Belebung der Finanzinstitute und durch die niedrigen Zinsen. Im Oktober fiel der durchschnittliche Zinssatz für Darlehen mit einer Laufzeit von 30 Jahren unter die historische Marke von sechs Prozent. Mit dem Häuserbau verschulden sich mehr und mehr Konsumenten. Manche lassen sich sogar auf Zweit- und Dritthypotheken ein.


      Verschuldung steigt
      Skeptiker warnen vor einem drohenden Crash. Denn was passiert, wenn die Immobilienpreise ins Rutschen geraten und die Kreditnehmer feststellen müssen, dass ihre Schulden den Wert der Immobilie übersteigen? Oder: Wie will der Kreditnehmer seine Raten zahlen, wenn er unter der gegenwärtigen Flaute am Arbeitsmarkt seinen Job verliert? In der Tat sind laut «Wall Street Correspondents» bereits knapp fünf Prozent der Hypothekenschuldner mehr als 30 Tage im Verzug. Das sind so viele wie in den vergangenen zehn Jahren nicht.

      Druck auf den Detailhandel

      Unter dem Schuldenberg der Konsumenten hat auch die US-Warenhauskette Sears Roebuck zu leiden. Der Konzern gab letzte Woche eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr heraus. Der Sears-Aktienkurs stürzte daraufhin um mehr als ein Viertel. Schuld an diesem Debakel ist in erster Linie das Kreditkartengeschäft, das rund 60 Prozent zu den Vorsteuergewinnen des Konzerns beiträgt. Sears musste einräumen, dass zusätzliche Rückstellungen in Höhe von 222 Mio. US-Dollar notwendig wurden, um die Kreditkartenschulden abzudecken, die nicht mehr eingebracht werden können. Sears hat ein Kreditportfolio von fast 30 Mrd. US-Dollar.
      (moneycab)
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 22:05:18
      Beitrag Nr. 1.107 ()
      Auch Notenbanker sind keine Wunderheiler: Zinssenkungen taugen nur bedingt

      Der Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed war wenig ermutigend. Auch für das laufende vierte Quartal sieht bei den Unternehmen düster aus. Jetzt keimen Hoffnungen auf eine Zinssenkung.

      Von Patrick Capponi


      Der Konjunkturbericht der US-Notenbank enthält leider nur wenige ermutigende Zeichen. In der US-Wirtschaft steckt der Wurm drin. Sie entwickelt sich nur noch schwach. Dem Konsumenten sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche. Die Einzelhandelsumsätze entwickeln sich in den gesamten USA nur noch mässig. Autos, die vor wenigen Monaten noch wie warme Semmeln weggingen, verkaufen sich nicht mehr so leicht. Das verarbeitenden Gewerbe steckt in einer Wachstumskrise, wenn nicht sogar in einer Rezession. Der Immobilienmarkt entwickelt sich nur noch im Bereich der Eigenheime positiv. Die Nachfrage nach Gewerberäumen hat sich aber bereits abgeschwächt. Die Lage am Arbeitsmarkt ist nach wie vor düster. Lohn- und Preissteigerungen fallen nur noch moderat aus. Zudem melden die meisten der zwölf Fed-Niederlassungen, dass die Nachfrage nach Konsumkrediten und nach der Refinanzierung von Hypotheken steigt. Die Unternehmen wollen dagegen kaum mehr Geld aufnehmen, um in neue Anlagen und Produkte zu investieren. Ihre Devise lautet: Sparen, sparen, sparen.

      Keine neuen Nachrichten


      Allan Greenspan (Keystone)

      Das trübe Bild, welches das Beige Book vom Arbeitsmarkt zeichnet, ist auch nicht neu. Auch wenn die am Donnerstag veröffentlichten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wieder unter die kritische Marke von 400`000 gefallen sind, bleibt die Lage angespannt. Die meisten Unternehmen stellen angesichts des momentan unsicheren Umfelds kaum neue Leute ein. Im Gegenteil, um Kosten zu sparen, bauen sie weiter Stellen ab. Es ist zu befürchten, dass die Arbeitslosenquote in den nächsten Monaten über die Marke von 6 Prozent steigt. Das wird die Detailhändler wenig freuen: Die Konsumnachfrage dürfte weiter nachlassen.

      Drittes Quartal erfüllt, aber ...

      Keine erfreulichen Signale kommen auch von den Unternehmen. In den letzten Wochen wurden die Anleger mit einer Flut von Ergebnissen und Ausblicken überschwemmt, auf die der Aktienmarkt mehrheitlich positiv reagierte. Denn die Erwartungen wurden mehrheitlich erfüllt oder sogar übertroffen. Doch darüber darf nicht vergessen werden, dass die Hürde nicht mehr hoch war. Die meisten Unternehmen hatten die Erwartungen in den letzten Wochen kräftig nach unten revidiert. Ihre Ziele erreichten die meisten Firmen aber nur dank kräftiger Kosteneinsparungen. Das Wachstum in den meisten Branchen ist nur noch sehr begrenzt. Die Gewinner sind deshalb jene, die der Konkurrenz Marktanteile weggeschnappt haben.

      Viertes Quartal sieht düster aus

      Doch bis Ende Jahr sind die Perspektiven düster. Die meisten Unternehmen haben sich skeptisch über den Geschäftsgang in den kommenden Monaten geäussert. Manche wagten nicht einmal mehr, einen Ausblick zu geben. Investitionsbudgets werden laufend gekürzt, Stellen zu Tausenden gestrichen. Und bereits macht sich die Angst breit, dass das wichtige Weihnachtsgeschäfts schwach ausfallen wird. Es fehlen die nötigen Impulse für Investitionen. Kein Wunder, dass viele Unternehmen offen oder versteckt vor sinkenden Umsätzen und Gewinnen warnen.

      Visibilität ist abhanden gekommen

      Weil die Visibilität fehlt und die Anleger jedes Risiko scheuen, hat die Börse nur noch begrenzt den Charakter, die künftige Entwicklung in die heutigen Aktienkurse einzupreisen. Für die Anleger heisst dies: Vorsicht! Alles deutet auf ein schwaches viertes Quartal hin, doch das düstere Szenario haben die Märkte bisher nur ungenügend in die Aktienkurse eingepreist. Ein weiterer Zitter-Faktor: Anleger neigen momentan dazu, auf gute Nachrichten euphorisch zu reagieren. Rückschläge scheinen programmiert.

      Das Leiden geht weiter

      Die Gefahr ist gross, dass die Oktober-Hausse, die selbst Optimisten nicht vorhergesehen haben, jetzt verpufft. Die kurzfristigen und zum Teil heftigen Aufwärtsbewegungen haben zwar Gründe: Der Markt war überverkauft und hat deshalb Potenzial nach oben; die bisherigen Unternehmenszahlen waren nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Hinzu kommen jetzt noch Zinsfantasien, die durch das Beige Book neu entfacht worden sind. Doch diese Faktoren werden in den kommenden Wochen nicht ausreichen, um die Aktien weiter steigen zu lassen. Wenn das Fed, die Europäische Zentralbank, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank in einer konzertierten Aktion die Zinsen senken, gibt das den Finanzmärkten kurzfristig einen Schub. Doch so einfach lässt sich der Bärenmarkt nicht austricksen.
      (moneycab)
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 22:09:00
      Beitrag Nr. 1.108 ()
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 22:16:36
      Beitrag Nr. 1.109 ()
      Konjunktur-Dauerflaute?

      Ständig wird mehr produziert und dennoch wachsen die Verteilungsprobleme. Woran es liegt, dass Experten und Politiker im Nebel stochern, bei dem Versuch ein stabiles gesellschaftliches Fundament zu gestalten, beschreibt Josef Hüwe in seinem Kommentar.
      „Wirtschaft stellte sich auf lange Konjunkturkrise ein“, schreibt am 22.10. DIE WELT. Die Binnennachfrage wird dort als „Achillesferse“ des Aufschwungs bezeichnet. „Banken und Industrie sehen schwarz für die Konjunktur“, und Ökonomen streiten, ob Deutschland gar vor einer Deflation steht“ (FAZ am 22.10).
      Seit Wochen und Monaten werden zur Überwindung der wirtschaftlichen Flaute Strukturanpassungen, Kürzungen öffentlicher Leistungen, steuerliche Maßnahmen, Lohnstopp oder Mehrarbeit ohne Gehaltserhöhung angestrebt. In den Diskussionen der politischen Gremien und den zahlreichen Berichten und Kommentaren der großen Medien wird jedoch ein fundamentales Problem der traditionellen Geldwirtschaft ständig außer Betracht gelassen: Die sehr ungleiche Einkommensverteilung. Sie beruht nicht nur, aber hauptsächlich auf dem Zinseszinseffekt. Was ist geschehen?
      Im Laufe der Jahrzehnte haben die privaten Geldvermögen lawinenartig zugenommen: 1969=o,5 Bill. DM, 1979=1,35 Bill. DM, 1989=2,80 Bill. DM und 2000=7,1 Bill. DM (incl.Ostdeutschland.) Davon machen die stets im Vordergrund der Aufmerksamkeit stehenden Aktien nur ca. 16 Prozent aus. Einkommen aus Arbeit sind hinter jener Entwicklung weit zurückgeblieben. Im Zeitraum 1996 bis 2000 zum Beispiel stiegen die Nettolöhne um 8 Prozent, die Bankzinserträge, die natürlich zum größten Teil an die Einleger geflossen sind, um 40 Prozent.
      Die privaten Geldvermögen wiederum sind sehr ungleich verteilt, die Hälfte entfällt auf 10 bis 14 Prozent der Haushalte. Zinsgewinne werden überwiegend verzinslich angelegt, sie fließen kaum in den Konsum, was die Wirtschaft ankurbeln und die Arbeitslosigkeit reduzieren würde. Neuerdings verstärkt die Notwendigkeit privater Altersvorsorge allgemein noch die Sparneigung. Und der Staat muß u.a. deswegen Ausgaben kürzen, weil ein Teil seiner Bürger rund 600 Mrd. DM in Luxemburg, der Schweiz und anderen Steuerparadiesen angelegt hat, so daß dem Fiskus nach Expertenschätzungen jährlich acht bis neun Mrd. DM Kapitalertragssteuern verloren gehen. Es fehlt zunehmend an Massenkaufkraft, auch weil gesamtwirtschaftlich ein immer größerer Teil der Einkommen für den Schulden- und Zinsendienst abgezweigt werden muß. Die Absatzerwartungen der Unternehmen sind gesunken. Vier Millionen Arbeitslose fallen als kräftige Nachfrager ohnehin aus.
      Es ist längst an der Zeit, den Trend der Geldwirtschaft zu immer stärkeren Ungleichheiten zu stoppen, zumal ein steuerlicher Ausgleich nicht erfolgt. Das bedeutet: Ordnungspolitische Maßnahmen ergreifen, die Rahmenbedingungen für die Marktwirtschaft verbessern. Wäre die oft behauptete Gleichberechtigung von Arbeit und Kapital gegeben, dürfte das Wachstum der Kapitaleinkommen keinesfalls der Entwicklung der Arbeitseinkommen davonlaufen. Mit Strukturanpassungen und den anderen bisher vorgesehenen Maßnahmen wird der eingefahrenen negativen Entwicklung völlig unzureichend begegnet.

      Josef Hüwe
      22.10.2002
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 22:40:32
      Beitrag Nr. 1.110 ()
      Montag, 28. Oktober 2002

      S&P 500 hoch bewertet

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Gerade, wo ich mich an steigende Kurse gewöhnt hatte, könnte es schon wieder vorbei sein ... mein Kollege Eric Fry berichtet, dass es Ende letzter Woche mehr Verkäufer als Käufer gab. Mehr dazu gleich.

      Ehrlich gesagt – ich vermisste die majestätischen Halluzinationen der Phase des überschäumenden Optimismus, und ich war froh, sie wiederkommen zu sehen. Es ist so erheiternd, wenn sich die Leute selbst zum Idioten machen – sie rechnen mit imaginären Gewinnen ... und werden beim Gedanken, den nächsten Bullenmarkt zu vermissen, heiß ... mit Schaum vor dem Mund, angesichts der überragenden Dynamik der amerikanischen Wirtschaft ...

      Nehmen wir Alan Greenspan: Der Mann hat wieder einmal diese bemerkenswerten Zuwächse bei der Produktivität erwähnt ... die "nahezu sicher zu den größten Zuwächsen der letzten 30 Jahre gehören, wenn sie nicht sogar die größten sind."

      Natürlich erhöht sich die Produktivität, wenn man Angestellte entlässt – weniger Leute machen die gleiche Arbeit. Aber Greenspan hat es schon vor langer Zeit aufgegeben, ernsthaft über den Zustand der Wirtschaft zu reflektieren. Stattdessen macht er das, für was er bezahlt wird – so zu tun, als sei alles gut.

      Es gibt Zeiten, wenn seine Arbeit leicht ist – wie zum Beispiel in den Jahren des großen Bullenmarktes, als die Investoren die Aktienkurse ohne bestimmten Grund nach oben trieben und es so aussah, als ob der Fed-Vorsitzende wissen würde, was er tat. Es gibt aber auch Zeiten, wenn seine Arbeit hart ist – wenn die Aktien wegen vieler guter Gründe fallen, und es offensichtlich wird, dass der oberste Zentralbanker der Nation keine Ahnung hat. "Fed-Umfrage zeigt das Bild einer angeschlagenen Wirtschaft", so eine Schlagzeile von letzten Donnerstag. "Schleppend" ist das Wort, das die Fed benutzt hat. "Glanzlos" benutzte BBC. Egal von welchem Winkel man es betrachtet – was man nicht sieht, ist Glanz. Alles ist schwerfällig, grau, befleckt. Die Hypothekenzinsen steigen, anstatt weiter zu sinken. Die Arbeitslosigkeit steigt. Die Konsumenten haben Probleme, ihre Schulden zu bezahlen. Und auch weltweit sieht es nicht gut aus – mit der Ausnahme von China.

      Und wenn man sich die Gewinne der im S&P 500 enthaltenen genauer anschaut, dann merkt man, dass "die US-Gesellschaften deutlich weniger profitabel gearbeitet haben, als sie selbst prognostiziert hatten", so CNN/MONEY. Wenn man die operativen Gewinne ohne Berücksichtigung der Ausgaben für Options- und Rentenpläne nimmt, dann kommt man für den S&P 500 insgesamt auf etwas über 18 Dollar Gewinn für letztes Jahr – nicht auf die 24 Dollar, die von den Unternehmen genannt wurden. Das würde das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 auf 48,8 setzen – nicht unbedingt ein Niveau, bei dem Bullenmärkte beginnen. Genauer gesagt – bei solch einem hohen Niveau hat noch nie ein Bullenmarkt begonnen.

      Und auch kein Niveau, bei dem ein Bärenmarkt wahrscheinlich enden wird.

      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 28.10.02 22:44:36
      Beitrag Nr. 1.111 ()
      Montag, 28. Oktober 2002

      Tickende Zeitbomben bei den Pensionsfonds

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Wäre es nicht schön, wenn man das Geld, das man mit Aktien machen WILL, ausgeben könnte – und nicht das Geld, das man tatsächlich mit Aktien verdient hat? Nun, fast alle großen amerikanischen Unternehmen tun so etwas Ähnliches. Jedes Jahr fügen sie ihren Gewinnen die Aktiengewinne hinzu, die sie mit ihren Pensionsfonds machen WOLLEN.

      Manchmal liefern diese Pensionsfonds die erwartete Performance – besonders bei Zeiträumen von 3 bis 5 Jahren. Aber manchmal – und hier wird es interessant – schaffen sie es noch nicht einmal annähernd, die Vorgaben zu erreichen. Stattdessen bleibt die Realität weit hinter den Erwartungen zurück – wie ein erstes Date, das viel mehr aus dummen Witzen als aus romantischen Momenten besteht.

      Ein Beispiel: Für das am 31. Oktober 2001 endende Geschäftsjahr erwartete Deere & Co. Von seinen Pensionsfonds Investmentgewinne von 657 Millionen Dollar. Tatsächlich wurde es jedoch ein Verlust von 1,419 Milliarden Dollar. Das ist eine Differenz von fast 2 Milliarden Dollar! Diese Verluste haben dazu geführt, dass die Pensionsverpflichtungen von Deere um 4 Milliarden unter dem notwendigen Betrag liegen. "Ab einem bestimmten Zeitpunkt," so Apogee Research, "wird Deere aus der aktuellen Firmenkasse Cash für die Pensionpläne bereitstellen müssen. Und das wird dann reales Geld sein ... 3 Milliarden Dollar sind mehr als 5 Jahre Netto-Gewinn für Deere!"

      Die Investoren sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass Deere keineswegs eine Ausnahme ist. "Letzte Woche wurden die Investoren plötzlich mit den Problemen, die die Pensionsfonds für die amerikanischen Unternehmen bedeuten könnten, konfrontiert", so Jaqueline Doherty vom Barron`s Magazin. "Angesichts gefallener Aktienkurse und schrumpfender Vermögenspositionen der Pensionsfonds haben Unternehmen wie Continental Airlines oder Avon Products angekündigt, dass sie bereits frisches Geld in ihre Pensionsfonds gesteckt haben oder stecken werden ... General Motors berichtete, dass das Vermögen der eigenen Pensionsfonds dieses Jahr um 10 % gefallen ist. Das bedeutet, dass die Pensions-Ausgaben der Gesellschaft im nächsten Jahr um 1 Milliarde Dollar (1,80 Dollar pro Aktie) steigen könnten." Standard & Poor`s senkte umgehend das Rating für General Motors. "Der Hauptgrund für das Downgrade ist die Tatsache, dass die schlechte Performance der Pensionsfonds von General Motors zu weiteren Pensionsverpflichtungen für General Motors führt", so ein S&P-Analyst.

      Währen des großen Bullenmarktes der 1990 erwirtschafteten auch die Pensionsfonds jede Menge überplanmäßiger Gewinne. Auf die eine oder andere Art sorgten die Vorstände dafür, dass diese Gewinne ihren Weg in die Quartalsberichte der Unternehmen schafften, wodurch die Gewinne höher ausfielen. Aber der Bärenmarkt der letzten Jahre hat dazu geführt, dass diese Praxis umgehend gestoppt wurde. Die meisten Pensionsfonds sind jetzt unterkapitalisiert. Trotz dieser unkomfortablen Situation verleugnen die meisten Unternehmen das. Sie prognostizieren stattdessen weiterhin robuste Gewinne für ihre Pensionsfonds.

      Das Anlegermagazin Contrary Investor meint dazu: "Zuletzt gab es eine Aufstellung über die erwarteten Gewinne der Pensionsfonds der 100 größten US-Unternehmen ... obwohl die Studie nur Daten bis 2001 berücksichtigt, gibt es einige interessante Ergebnisse: Der durchschnittliche Gewinn, den die 100 Big Caps bei ihren Pensionsfonds erwarteten, lag bei 9,3 %, und 88 % der Gesellschaften gingen von 9 % oder mehr aus ... aber tatsächlich machten 95 der 100 Unternehmen mit ihren Pensionsfonds in 2001 Verluste."

      Vielleicht werden die Gesellschaften irgendwann keine Wahl mehr haben, und dann müssen sie ihren Pensionsfonds frische Mittel zuführen. Dieser schmerzvolle Moment der Wahrheit ist für ein paar Gesellschaften schon eingetreten ... und er wird noch für mehrere Hundert eintreten.

      Jaqueline Doherty meint dazu: "Laut David Zion, einem Analysten bei Credit Suisse First Boston, haben 360 der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen Pensionsfonds. Von diesen waren Ende 2001satte 240 unterfinanziert – der höchste Wert in 10 Jahren. Da sowohl die Aktienkurse als auch die Zinssätze weiter fallen könnten – eine tödliche Kombination für Pensionsfonds – glaubt Zion, dass die Zahl der Unternehmen mit unterfinanzierten Pensionsfonds im nächsten Jahr auf 325 steigen könnte."

      Für viele amerikanische Gesellschaften wird es zwei schmerzliche Konsequenzen geben: Zum einen können die Unternehmensgewinne nicht mehr durch Gewinne der Pensionsfonds künstlich aufgebläht werden. Die Gewinne der Pensionsfonds haben sich in Verluste verwandelt, und viele Unternehmen müssen das durch kaltes, hartes Cash wieder ausgleichen. Keiner dieser Fakten wird die Attraktivität der Aktie einer Gesellschaft wie Deere erhöhen.

      "Wenn ein Pensionsfonds unterfinanziert bleibt", so erklärt Doherty, "dann kann dies dazu führen, dass eine Gesellschaft ihren Cash Flow zur Bezahlung von Pensionsverpflichtungen verwenden muss, anstatt ins Geschäft zu investieren, Schulden zurückzuzahlen, eigene Aktien zurückzukaufen oder andere strategische Züge zu machen, von denen die Investoren profitieren würden. Im Endeffekt könnte das bedeuten, dass Gesellschaften für die Pensionszahlungen ehemaliger Angestellten arbeiten, und nicht für die Aktionäre."

      "Zion schätzt, dass die Gesellschaften des S&P 500 im nächsten Jahr ihren Pensionsfonds rund 29 Milliarden Dollar frische Mittel zuführen müssen –2001 waren es 15 Milliarden Dollar."

      Auf längere Sicht sind die akkumulierten Pensionsverpflichtungen sogar noch besorgniserregender. Trevor Harris, Kopf einer Analystengruppe bei Morgan Stanley, hat Doherty Folgendes mitgeteilt: "Ich denke, dass dies ein wichtiges Thema bleiben wird – wenn die Märkte nicht wieder stark steigen werden. Die Gesellschaften des S&P 500 werden im laufenden Jahr wahrscheinlich über 300 Milliarden Dollar Defizit in ihren Pensionsfonds eingefahren haben. Das bedeutet, dass diese Gesellschaften auch 300 Milliarden Dollar Cash in den nächsten Jahren aufwenden müssen, und diese 300 Milliarden Dollar werden aus dem laufenden Cash Flow kommen."

      Unglaublich, durch die magischen Buchungsmöglichkeiten ist es möglich, dass diese haushohen Pensionsverpflichtungen nicht bei der Berechnung der Unternehmensgewinne berücksichtigt werden müssen ... zumindest nicht sofort. Es ist möglich, dass die Gesellschaften – innerhalb gewisser Grenzen – die ERWARTETEN Gewinne ihrer Pensionspläne bei der Berechnung der Unternehmensgewinne ansetzen können. Deshalb meine entsprechenden Bemerkungen am Anfang dieses Beitrags. Letztes Jahr war die Differenz zwischen ERWARTETEN und TATSÄCHLICHEN Gewinnen der Pensionsfonds beträchtlich.

      Noch einmal Jacqueline Doherty: "Obwohl die Pensionsfonds im letzten Jahr 90 Milliarden Dollar verloren haben, konnte durch Bilanztricks der Eindruck erweckt werden, dass 104 Milliarden Dollar verdient worden wären – so Zion. Wenn man dies nicht erlaubt hätte, dann wären die aggregierten Gewinne der im S&P 500 enthaltenen Gesellschaften im letzten Jahr um 69 % niedriger ausgefallen."

      Die Investoren waren gut beraten, sich daran zu erinnern, dass Bilanztricks sehr obskur sein können. "Die Bilanzierung bei den Pensionsfonds versteckt eine ganze Menge tickender Bomben", so Apogee Research.
      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 00:44:05
      Beitrag Nr. 1.112 ()
      S&P: Kreditqualität sinkt, geringere Kursphantasie


      Die Kreditqualität der im Standard & Poor`s 500 gelisteten Unternehmen fällt, was kein gutes Omen für jene Anleger sei, die auf eine Erholung des Index hoffen, teilt S&P heute mit.

      434 der im Index gelisteten Unternehmen besäßen eine Bewertung ihrer Anleihen, 114 hätten einen "negativen" Ausblick, was bedeutet, dass das Rating in Zukunft eher fallen als steigen wird. Weitere 25 seien für ein eventuelles Downgrade auf der "Beobachtungsliste," was bedeutet, dass sie in den nächsten drei Monaten abgestuft werden könnten.

      Nur 16 Unternehmen des S&P genießen einen positiven Ausblick, und nur 3 stehen auf der Beobachtungsliste für eine mögliche Aufstufung. Der S&P 500 schloss heute fast 43% unter dem Allzeittief bei 1553.11 Stellen.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 09:16:42
      Beitrag Nr. 1.113 ()
      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/_Dow1.gif
      25.Oktober 2002 “Irrational Exuberance” - “Bullenfalle”!

      Von einer Bodenbildung kann keine Rede sein. Den Bullen steht noch eine große Enttäuschung bevor. Beachten Sie den parabolischen Kursverlauf beim Nasdaq und S&P 500. Hinweis für einen erneuten Downtrend. Insgesamt war die Woche eher seitwärts gerichtet. Die Indikatoren stehen noch im hohen Bereich, was bedeutet, daß noch Konsolidierung notwendig wird. Ein Dow Kurs unter 8200 sollte als gefährliche Unterstützung gewertet werden. Ab hier kann noch ein Crash stattfinden.

      Das Kursziel von 6300 bleibt für 2002 bestehen. Die Volatilität hat eine sehr bedenkliche Höhe erreicht.

      Siehe auch FUNDAMENTALS

      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/djw43.gif
      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/_Nasdaq.gif
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 09:26:15
      Beitrag Nr. 1.114 ()
      ich glaube dass die märkte einfach nicht mehr runter wollen,weil erstens sich viele longinvestoren einkaufen,die shorties langsam aber sicher kalte füsse bekommen werden und die banken und fonds sich auch schon in den gesamtmarkt einkaufen.
      und das volumen bei korrekturen ist in letzter zeit sehr gering ein zeichen von nachlassenden oder nicht mehr stattfindenden verkaufsdrucks.
      wenn der abwärtstrend nachhaltig gebrochen wird(3.250-3.300)werden wir mittelfristig dax wasserstände zwischen 4.000-5.000 sehen.
      ich bleibe weiterhin long in der allianz und warte auf den grossen outbreack der bald kommen wird *g*.
      früher kommen wird als viele denken die noch short sind *g*.
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 09:49:08
      Beitrag Nr. 1.115 ()
      #1111 vielen Dank „bluemoons“

      S&P 500 hoch bewertet
      Merke:
      Wenn man die operativen Gewinne ohne Berücksichtigung der Ausgaben für Options- und Rentenpläne nimmt, dann kommt man für den S&P 500 insgesamt auf etwas über 18 Dollar Gewinn für letztes Jahr – nicht auf die 24 Dollar, die von den Unternehmen genannt wurden. Das würde das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 auf 48,8 setzen – nicht unbedingt ein Niveau, bei dem Bullenmärkte beginnen

      #1112 vielen Dank „bluemoons“

      Tickende Zeitbomben bei den Pensionsfonds
      Merke:
      Der durchschnittliche Gewinn, den die 100 Big Caps bei ihren Pensionsfonds erwarteten, lag bei 9,3 %, und 88 % der Gesellschaften gingen von 9 % oder mehr aus ... aber tatsächlich machten 95 der 100 Unternehmen mit ihren Pensionsfonds in 2001 Verluste."

      Noch einmal Jacqueline Doherty: "Obwohl die Pensionsfonds im letzten Jahr 90 Milliarden Dollar verloren haben, konnte durch Bilanztricks der Eindruck erweckt werden, dass 104 Milliarden Dollar verdient worden wären – so Zion. Wenn man dies nicht erlaubt hätte, dann wären die aggregierten Gewinne der im S&P 500 enthaltenen Gesellschaften im letzten Jahr um 69 % niedriger ausgefallen."
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 10:08:58
      Beitrag Nr. 1.116 ()
      29.10.2002 - 06:55 Uhr
      US-Verbrauchervertrauen trübt sich weiter ein
      Washington (vwd) - Die Stimmung unter den US-Verbrauchern dürfte sich im Oktober weiter eingetrübt haben. Von vwd befragte Volkswirte erwarten, dass der Index für die Verbraucherstimmung in den USA auf 89,7 Punkte gefallen ist. Im Vormonat war ein Stand von 93,3 gemeldet worden. Die entsprechenden Daten veröffentlicht das Conference Board am Dienstag (16.00 Uhr MEZ).

      Die Analysten von SalomonSmithBarney (SSB) erwarten, dass das Verbrauchervertrauen des Conference Board einen leichten Rückgang auf 85,5 verzeichnen wird. Nach dem erneuten Einbruch des an der Universität Michigan berechneten Index zur Verbraucherstimmung vermuten sie, dass der Indikator des Conference Board zudem auf den niedrigsten Stand seit vergangenen November gefallen ist. Als Grund nennen die Experten den schwächeren Arbeitsmarkt und konjunkturelle sowie geopolitische Unsicherheiten, die auf der Verbraucherstimmung lasteten.

      Auch die Volkswirte der Commerzbank gehen von einem leicht gesunkenen Stimmungsbarometer aus. Die Ölpreise bewegten sich seitwärts und die Situation im Irak sei wenig verändert, heißt es. Die Prognose der Commerzbank lautet auf 90,0 Punkte. Einen Rückgang im fünften Monat in Folge
      - auf 86,0 - sehen auch die Analysten von Dresdner Kleinwort Wasserstein Neben einem möglichen Krieg im Irak machen auch sie anhaltende Sorgen hinsichtlich der Aktienmärkte und des Arbeitsmarktes dafür verantwortlich.
      vwd/12/29.10.2002/ps/ptr
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 10:12:31
      Beitrag Nr. 1.117 ()
      29.10.2002 - 08:00 Uhr
      Moskow (Fed): Unternehmen bei Investitionen weiter zurückhaltend
      Chicago (vwd) - Die US-Unternehmen sind nach Aussage des Präsidenten der Chicago Federal Reserve Bank, Michael Moskow, weiter zurückhaltend mit Investitionen. Der Rückgang der Investitionen habe zu der jetzigen konjunturellen Lage beigetragen, und ohne eine Erholung dieser Investitionen werde die Konjunktur kaum Fahrt aufnehmen können, sagte Moskow am späten Montagabend im Anschluss an eine Rede bei Horwath Interantional.

      Die Lage der Wirtschaft sei gegenwärtig sehr schwer zu beurteilen, da es viele widersprüchliche Faktoren gebe, fügte er hinzu. So bleibe das Verarbeitende Gewerbe offenbar schwach und auch bei den Verbraucherausgaben sei ein Rückgang festzustellen, doch blieben auf der anderen Seite der Hausbau und der Kfz-Sektor stark.
      vwd/DJ/29.10.2002/hab
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 10:14:06
      Beitrag Nr. 1.118 ()
      29.10.2002 - 08:40 Uhr
      US/Wagniskapital-Investitionen im 3. Quartal erneut rückläufig
      Washington (vwd)) - Der Einsatz von Wagniskapital ist in den USA im dritten Quartal des laufenden Jahres zum dritten Mal in Folge rückläufig gewesen. Einer am Dienstag veröffentlichten Studie zufolge investierten Wagniskapitalfonds in diesem Zeitraum 26 Prozent weniger als im zweiten Quartal, was auf die allgmeine wirtschaftliche Unsicherheit und den sehr schwachen IPO-Markt zurückgeführt wurde. Gegenüber dem im zweiten Quartal 2000 erreichten Höchststand hätten sich die Wagniskapital-Investitionen um 85 Prozent verringert, heißt es in der von der National Venture Capital Association finanzierten Studie.

      Die im dritten Quartal investierten 4,5 Mrd USD hätten dem Stand von Ende 1997 entsprochen. Überdies seien 56 Prozent der Mittel in Nachfinanzierungsrunden für bereits existierende Unternehmen geflossen. Nur 159 neue Unternehmen (Start-ups) seien finanziert worde, was dem niedrigsten Stand seit acht Jahren entsprochen habe.
      vwd/DJ/29.10.2002/hab
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 10:26:10
      Beitrag Nr. 1.119 ()
      Langfristig sind wir alle tot

      Der Börsenkrach entlarvt die Parole von der Überlegenheit der Aktie - wenn man sie nur lang genug halte, schlage sie jede Anlageform. Jetzt zeigt sich: Selbst 40 Jahre reichen nicht

      Von Robert von Heusinger



      Aktien steigen immer, zumindest auf lange Sicht. Das hört sich in diesen Tagen an wie blanker Hohn, stimmt aber. Beweise? Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Dax verdoppelt; der Dow Jones, der älteste Aktienindex der Welt, notiert heute fast 3000-mal höher als bei seiner erstmaligen Berechnung im Jahr 1896. Und selbst das Sorgenkind, der japanische Nikkei, bringt es im Vergleich zu Oktober 1972 noch auf ein Kursplus von 100 Prozent.

      Allerdings kann man mit Statistiken bekanntlich alles beweisen. Wer im März 2000 Geld in den Dax steckte, muss heute fast 70 Prozent Kursverlust verkraften. Wer 1989 in den Nikkei investierte, besitzt nur noch ein Fünftel der damaligen Summe, vom Wertverlust durch Inflation ganz zu schweigen. Und wer den Nikkei vor 20 Jahren kaufte, hat nichts verloren, aber auch nichts gewonnen. Rendite: null Komma null.

      Nun mag man einwenden, diese Zeiträume seien noch zu kurz, auf wirklich lange Sicht schneide am Ende doch die Aktie am besten ab. Doch die einschlägigen Vergleiche, mit denen die Überlegenheit der Aktie bewiesen werden soll, sind perfide: Heute gibt es im Dow Jones nur noch ein Unternehmen, General Electric, das bereits vor 106 Jahren zu den damals größten Firmen Amerikas zählte, die den Index bildeten. Die anderen sind Pleite gegangen, wurden aufgekauft oder sind einfach zu unbedeutend geworden, als dass sie noch die erste Aktiengarde bildeten. Hat je jemand berechnet, wie der Renditevergleich ausgegangen wäre, hätte man noch die zwölf Dow-Gründungsmitglieder im Depot? Vielleicht. Nur hat das nie jemanden interessiert. Schon gar nicht die Apologeten der Aktie: die Banken und Fondsgesellschaften. Sie haben es mit ihrem Trommelfeuer der Renditevergleiche geschafft, die Deutschen mitzureißen.

      12,9 Millionen Aktionäre und Fondsbesitzer zählte das Deutsche Aktieninstitut Ende 2001 - eine Verdopplung binnen vier Jahren. Und, noch schlimmer, die Marketingexperten haben es geschafft, dass die Deutschen ihre gesetzliche Rentenversicherung verfluchten.

      Die Verheißung zweistelliger Aktienrenditen, wie sie am Ende der neunziger Jahre gang und gäbe war, hat "den kritischen Keil zwischen die Altersgruppen getrieben, die Solidarität der Jungen mit den Alten geschwächt". So formulierte es der heutige Bundesbankvorstand Hans-Helmut Kotz auf dem Höhepunkt der Hausse, im Frühjahr 2000. Die Jungen, Dynamischen und Erfolgreichen sahen sich im Alter auf der Verliererstraße. Jeden Monat bis zu 20 Prozent ihres Einkommens in die Rentenversicherung einzahlen, in der Gewissheit damit nicht annähernd eine zweistellige Rendite erzielen zu können und später auf Hunderttausende Euro verzichten zu müssen.

      Doch selbst jetzt, im Aktien-Crash, scheint der Glaube an die Unschlagbarkeit der privaten Altersvorsorge mit Aktien noch ungebrochen. Noch. Aber es gibt Hoffnung, dass bald wieder Vernunft einkehrt. Und das nicht nur, weil immer mehr der einst Jungen und Erfolgreichen inzwischen zu dynamischen Arbeitslosen geworden sind, die in einem privaten Vorsorgesystem gar nichts mehr hätten, was sie einzahlen könnten, von den Traumrenditen ganz zu schweigen.

      Inzwischen ist auch die letzte Bastion der Aktienwerber gefallen. Mit Fondssparplänen, so versprachen die Anlagegesellschaften, könne man gar nicht schief liegen. Denn dabei zahlt man jeden Monat die gleiche Summe ein, ganz gleich ob sich die Börse im Höhenrausch befindet oder auf Tauchstation. So erwirbt man bei tiefen Kursen viele Anteile und bei hohen Kursen wenige. Klassisches antizyklisches Verhalten. Doch jetzt hat die Interessenvertretung der Fondsgesellschaften, der Bundesverband der Investmentgesellschaften (BVI), errechnet: Selbst die Fondssparpläne haben zu viel versprochen. Wer in den vergangenen zehn Jahren jeden Monat 100 Euro in deutsche Aktienfonds investierte, hätte das Geld gleich in den Sparstrumpf stecken können. Das klügste Produkt der Aktienanlage, der Fondssparplan, ist desavouiert. Wer Monat für Monat mit 100 Euro ein Stückchen Dax kaufte, hatte Ende September die traurige Summe von 10 736,50 Euro in der Hand, eingezahlt aber hat man über die Jahre 12 000 Euro. Und das, obwohl sich der Dax in den zehn Jahren immerhin noch verdoppelt hat.

      Da wird es wenig helfen, 10 Jahre als die kurze Frist zu deklarieren und auf Sparpläne zu verweisen, die 35 Jahre gelaufen sind. Denn hier beträgt die Rendite nur knapp über fünf Prozent. Ein kümmerliches Ergebnis für all jene, die an zweistellige Zuwächse geglaubt haben. Willkommen in der Realität.

      Es ist richtig, dass der BVI in die Offensive geht und die Schmach thematisiert. Nur mit der ungeschminkten Wahrheit lernt das Volk der Neuaktionäre, was Langfristigkeit wirklich bedeutet: In the long run, we are all dead, meinte schon der britische Ökonom John Maynard Keynes, langfristig sind wir alle tot.

      Keynes zielte während der großen Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zwar nicht auf die Marketingmaschinen der Fondsindustrie, er hatte die Anhänger unregulierter Märkte im Sinn. Ihnen hielt er vor, dass es Unternehmen und Arbeitslosen nichts bringt, wenn sie warten, bis die unsichtbare Hand des Marktes irgendwann Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht schaukelt. Weder Unternehmen noch Arbeitnehmer hätten die Zeit, auf den erhofften Idealzustand der Wirtschaft zu warten. Wie lange können Menschen hungern? Einen Monat, vielleicht. Und wenn sie bis dahin keinen neuen Job gefunden haben? Analog stellt sich die Frage: Was bringt es dem Anleger, dass Aktien langfristig immer die beste Geldanlage sind? Er braucht sein Geld in 20 oder 30 Jahren, aber die Statistik versteht unter langfristig vielleicht 40 oder gar 70 Jahre.

      Ein Arbeitsleben ist zu kurz

      Wie lange ist langfristig? Verlässliche Daten über die Entwicklung von Aktienkursen gibt es seit knapp 150 Jahren. Das ist zu kurz, um eine ehrliche Antwort auf die Frage zu finden, ab wann Aktien immer besser als alle anderen Anlagekategorien sind. Nur eines steht fest: 40 Jahre sind nicht lange genug. Viel länger arbeitet aber kaum ein Mensch in den westlichen Industrieländern.

      Einer, der es genau wissen wollte, ist der amerikanische Wirtschaftsforscher Gary Burtless. Er glaubte nicht an die pannensichere Gewinnmaschine Aktienmarkt. Burtless hat für 90 Zeiträume nachgerechnet, welche Rente ein US-Bürger im Ruhestand bezogen hätte, wenn dieser 40 Jahre lang jeweils sechs Prozent seines Einkommens Monat für Monat in amerikanische Standardaktien investiert hätte. Im ersten Zeitraum hätte dieser Sparer 1871 zu arbeiten begonnen und wäre 1911 in Rente gegangen. Die am Aktienmarkt angesparte Summe hätte er beim Eintritt in den Ruhestand verrentet, also in Anleihen umgeschichtet, und dann als monatliche Summe bis zum 80. Lebensjahr aufgebraucht.

      Burtless hat seine Untersuchung so realitätsnah wie möglich angelegt. Er hat Stundenlöhne, Zinssätze von Staatsanleihen, Inflation, Dividenden und Kursschwankungen berücksichtigt. Sein Ergebnis spricht sogar für die Aktienanlage, allerdings nur im Durchschnitt. Mit keiner anderen Anlage wurde über alle Jahrgänge hinweg eine höhere Rente erwirtschaftet. 7 Prozent pro Jahr brachten amerikanische Aktien im vergangenen Jahrhundert, Anleihen dagegen nur 1,6 Prozent. Im Durchschnitt der 90 berechneten Zeiträume konnte man mit 52 Prozent des letzten Lohnes den Ruhestand genießen. Das lässt sich sehen. Am besten hatte es der Jahrgang, der Ende 1999 aus dem Berufsleben ausschied. Diese Aktiensparer hätten 110 Prozent des letzten Gehaltes als monatliche Rente bekommen.

      Wer dagegen 1921 das letzte Mal arbeiten gegangen wäre, hätte nur 20 Prozent des letzten Einkommens ausbezahlt bekommen. Ruheständler des Jahres 1969 hätten so viel Rente bezogen, wie sie zuletzt verdienten, sechs Jahrgänge später wäre es weniger als die Hälfte gewesen. Ist es sinnvoll oder gerecht, dass die Altersversorgung derart von den Launen des Aktienmarktes abhängig ist? Und was passiert, wenn Burtless` hypothetische Menschen älter als 80 Jahre werden? Dann haben sie ihr Vermögen aufgebraucht.

      Auf all diese Fragen hat die gesetzliche Rente eine einfache Antwort: Die Jungen zahlen für die Alten. Zwar steht auch hier nicht fest, wie viel sie zahlen, und kein Rentner besitzt eine Garantie, dass er das herausbekommt, was er eingezahlt hat. Dafür weiß jeder Sozialversicherte, dass er genug zum Leben haben wird; dass seine Frau und die Kinder unterstützt werden, wenn er noch im Arbeitsleben stirbt; dass er 100 Jahre und älter werden kann und trotzdem noch Rente bezieht. Die Kritiker wenden ein, dass die staatliche Rente spätestens in 25 Jahren, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen, nicht mehr finanzierbar ist. Das ist aber noch kein Argument für eine ausschließlich private Vorsorge.

      Vernünftiger und realistischer sind Kompromisse: Die Alten müssen länger arbeiten, die Jungen mehr zahlen, und der Staat verschuldet sich für eine gewisse Periode stärker. Das spricht nicht gegen den behutsamen Einstieg in die private Altersversorgung, nicht gegen ein Mischsystem mit einem starken gesetzlichen Anteil und einem kleinen privaten. Immerhin gibt es die berechtigte Vermutung, dass die demografische Schieflage in Deutschland extremer ist als in anderen Industrieländern.

      Genauso kann niemand raten, von Aktien ganz die Finger zu lassen. Schon zur Risikostreuung gehören sie in jedes Portfolio. Aktien schützen vor den Folgen einer Hyperinflation, die, rein statistisch betrachtet, eineinhalb Mal in 100 Jahren Sparvermögen wie Festgeld oder Anleihen vernichtet. Und Aktien sind das einzige Vehikel, um an der Gewinnentwicklung einer Volkswirtschaft zu partizipieren. Alles gute Gründe für die schwankungsanfällige und daher risikoreiche Anlageform. Aber kein Freibrief, alles auf diese Anlageform zu setzen - schon gar nicht das Geld, das den Lebensabend absichern soll.

      (c) DIE ZEIT 44/2002
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 20:24:54
      Beitrag Nr. 1.120 ()
      US/Index Verbrauchervertrauen Okt fällt auf 79,4 (PROG: 89,7)
      Washington (vwd) - Die Stimmung unter den US-Verbrauchern ist im Oktober kräftig eingebrochen. Wie der Conference Board am Dienstag berichtet, sank der Index des Verbrauchervertrauens auf 79,4 nach revidiert 93,7 (vorläufig 93,3) im September. Der Index fiel damit auf den niedrigsten Stand seit November 1993. Ökonomen hatten für den Berichtsmonat mit einem Rückgang auf lediglich 89,7 gerechnet. Der Index für die Erwartungen gab auf 80,7 (Vormonat revidiert: 97,2; vorläufig: 96,5) nach, der Index für die Einschätzung der gegenwärtigen Situation verringerte sich auf 77,5 (Vormonat bestätigt: 88,5).
      (mehr/vwd/DJ/ptr)
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      schrieb am 29.10.02 20:30:47
      Beitrag Nr. 1.121 ()
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 20:43:20
      Beitrag Nr. 1.122 ()
      US: Verbrauchervertrauen mit starkem Einbruch


      Der Index zum Verbrauchervertrauen des Conference Board fiel im Oktober auf 79.4 Punkte, während Ende September noch ein Wert von 93.7 gemeldet wurde. Erwartet wurde ein Wert um 90 Punkte. Die Lagekomponente fiel von 88.5 auf 77.5 und die Erwartungskomponente ging von 97.2 auf 80.7 zurück. Damit ist das Verbrauchervertrauen auf den niedrigsten Stand seit November 1993 zurückgegangen, als es bei 71.9 notierte.

      "Ein schwacher Arbeitsmarkt, die Bedrohung durch militärische Intervention im Irak, und ein anhaltender Rückgang an den Finanzmärkten haben sowohl das Vertrauen der Konsumenten als auch ihre Zukunftserwartungen zusammenschrumpfen lassen," so eine Stellungnahme. "Der Ausblick für Weihnachten ist nun ziemlich trüb. Ohne die Wahrscheinlichkeit einer Erholung bei den Verbraucherausgaben, könnte sich eine schon schwache Wirtschaftserholung weiter abschwächen."

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 20:47:41
      Beitrag Nr. 1.123 ()
      US-PENSIONSFONDS

      Die 300-Milliarden-Dollar-Bombe

      Von Carsten Volkery, New York

      Das jüngste Problem großer US-Unternehmen ist so teuer, dass die meisten es bisher lieber ignorieren. Auf Grund des Börsencrashs müssen sie Milliarden in ihre dezimierten Pensionsfonds abführen. Experten warnen vor einer Zeitbombe, die die Gewinne auf absehbare Zeit drücken wird.


      REUTERS

      Schieflage: Ohne Bullenmarkt werden die Pensionsfonds wieder zum riesigen Zuschussgeschäft


      New York - Beim Erforschen der geheimnisvollen Welt der US-Bilanzen entdecken Analysten immer weitere tickende Bomben. Die neueste macht derzeit unter dem Namen "Pensionsfonds" in den US-Medien die Runde. Schon das Wort klingt langweilig - kein Wunder, dass es in der New Economy der neunziger Jahre ignoriert wurde.
      Doch glaubt man einer ganzen Lawine neuer Studien, dann sind Pensionsfonds die Stimmungstöter der nächsten Quartale, wenn nicht Jahre. Alle großen Banken haben plötzlich das Thema entdeckt. "2003 wird das Jahr der Pensions-Fonds-Bilanzierung", prognostiziert Kenneth Shea, Chef der Aktienanalyse bei Standard and Poor`s.

      Das Fonds-Problem könnte die Gewinne von Großunternehmen wie General Motors, IBM und American Airlines deutlich drücken oder sogar ganz ausradieren. .........

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,220312,00.html
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 21:12:53
      Beitrag Nr. 1.124 ()
      Der Schleier des Geldes

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Letzte Woche gab es per Saldo wieder Kursgewinne. Und auch der Goldpreis zog weiter an, um 2,7 % (von diesen beiden Trends erwarte ich nur vom zweiten, dass er sich fortsetzen wird.)

      Währenddessen gab es in den USA auch neue Wirtschaftszahlen. Die Auftragseingänge für dauerhafte Güter (z.B. Autos) sind im September um 6 % zurückgegangen – der stärkste Rückgang seit 10 Monaten. Die Autoverkäufe stocken besonders, so die Financial Times. Sie liegen satte 30 % unter dem Vorjahreswert.

      Die Autokäufer finanzieren 96 % des Kaufpreises bei neuen Autos mit Schulden – bei Häusern sind es 95 %. Der "Schleier des Geldes" (der verschleiert, wem eigentlich wirklich Vermögen gehört und wem nicht) ist in diesen Bereichen so undurchsichtig geworden, dass die Käufer solche Transaktionen nicht mehr als das sehen, was sie eigentlich sein sollten: Ein Austausch von Ersparnissen für ein Produkt. Die Verkäufer hingegen verschleiern die wirklichen Kosten. Zum Beispiel stellen sie die niedrigen Zinskosten heraus – der Käufer denkt, er hätte eine sehr reiche Erbin geheiratet. Früher oder später wird sich der "Schleier des Geldes" aber heben – und der Käufer wird sehen, wie seine Braut wirklich aussieht. Mehr dazu gleich von meinem Kollegen Eric Fry.

      "Die Hypothekenzinsen steigen stark", so die Schlagzeilen von gestern. Im Gebiet um Denver sind die Immobilienpreise jetzt 3 Monate in Folge gefallen. Denver könnte zum Trendsetter werden. Oder auch nicht. Ich weiß es nicht.
      [investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 21:15:05
      Beitrag Nr. 1.125 ()
      Dienstag, 29. Oktober 2002

      Eine Sentiment-Analyse

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Schlechte Nachrichten scheint es derzeit an der Wall Street nicht mehr zu geben. Alle News sind gut, egal wie schlecht sie eigentlich sind. Beispiel letzten Freitag: Da kamen die Auftragseingänge (dauerhafte Güter), die im September um knapp 6 % zurückgingen, wie Bill Bonner ja bereits berichtet hat. Und was machten die Aktienmärkte? Sie stiegen – und damit sind die Börsen in den USA drei Wochen in Folge gestiegen. Je tiefer die amerikanische Volkswirtschaft sinkt, desto höher scheinen die Aktienkurse zu steigen. Also – wenn wir alle nächste Woche kündigen, dann wird der Dow Jones Weihnachten bei 64.000 Punkten stehen.

      Das temporäre Low des Nasdaq-Composite von Anfang Oktober lag rund 4.000 Punkte oder 78 % unter dem Top vom März 2000. Aber immer noch 100 Punkte über dem Stand vom 10. August 1995. Das war der Tag, an dem die Netscape-Aktien das erste Mal notiert wurden – und der große Bullenmarkt begann.

      Häufiges Wechseln der finanziellen Anlageform kann Spaß machen – wie die fleischliche Variante –, so lange es funktioniert, aber die Konsequenzen sind oft schmerzhaft und andauernd. Viele Investoren haben noch nicht für ihre Fehler der 1990er bezahlt. Aber die Tatsache, dass diese Anleger immer noch für alte Fehler bezahlen müssen, ist keine Garantie dafür, dass sie keine neuen Fehler machen werden. Im Gegenteil – derzeit scheinen sich viele Investoren gerade wieder in ein Abenteuer mit teuren Aktien einzulassen. Auch das wird böse enden.

      Die Investoren beginnen wieder, sorglos zu werden. Sie ignorieren die schlechten wirtschaftlichen Daten, die sie drei Wochen vorher noch beunruhigt hatten ... aber diese Fakten bleiben trotzdem bestehen. "Ein Charakteristikum der jüngsten Rallye am Aktienmarkt", so das Barron`s Magazin, "war die Tendenz der Investoren, schlechte wirtschaftliche Daten zu ignorieren oder wegzuargumentieren." Zusätzlich zu dem bereits erwähnten Rückgang der Auftragseingänge bei dauerhaften Gütern fiel auch der Index der führenden Indikatoren das vierte Mal in Folge, und auch der Verbrauchervertrauens-Index der University of Michigan fiel auf ein neues 9-Jahres-Tief.

      Und dennoch – trotz dieser schlechten Zahlen – strömen die Investoren wieder in den Markt, um "dann zu kaufen, wenn es noch billig ist". Trotz des dreijährigen Blutbades an der Wall Street hängen viele noch der Illusion nach, dass eine Aktie mit einem KGV von 30 und einer Dividendenrendite von 1,5 % eine gute Anlageform sei. Ich glaube das nicht.

      Mark Hulbert, Gründer von Hulbert Financial Digest, geht davon aus, dass die Gier wieder über die Furcht gesiegt hat. Er stützt seine Ansicht auf einen Besuch einer Anlegermesse in New York.

      "Ich habe mir Dutzende Stände angesehen, und Myriaden von Seminaren besucht, und dabei bemerkt, dass Gier sich besser verkaufen lässt als Furcht", so Hulbert. Das Wort "Risiko" erschien nur bei 2 von über 200 Workshops im Titel. Diese Messe war übrigens ein dreitägiges Event, bei dem mehr als 8.000 Investoren aufgetaucht sind ...

      "Das ist nur ein weiterer Hinweis dafür, dass der Bärenmarkt noch nicht seinen letzten Atemzug getan hat. Denn dann wäre die Stimmung anders. Dann würden sich die Investoren besonders für Risiko-Management und Kapitalerhalt interessieren – statt Aktien zu suchen, die sich schnell im Kurs verdoppeln könnten."

      "Ein Beispiel: Marty Zweig berichtet, dass es während des 1973/74er Bärenmarktes einige Wochen lang überhaupt keine Anzeigen für bullishe Börsenbriefe im Barron`s Magazin gab. Nicht eine einzige."

      "In einem solchen Fall stehen die Chancen gut, dass der Boden erreicht ist", so Hulbert. "Und da sind wir noch nicht."
      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 21:21:27
      Beitrag Nr. 1.126 ()
      Zeichen für eine Kreditfalle.

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Es gibt Zeichen für eine Kreditfalle", so der Economist.

      Die Unternehmen nehmen keine neuen Kredite auf. Und es gibt niemanden mehr, der Kredite an sie vergeben will. Die Zahl der Neu-Emissionen im Junk Bond Bereich ist auf ein Achtel des Wertes vor einem Jahr gefallen. Es gibt auch fast keine Aktien-Neuemissionen. Das ist mit einer "Kreditfalle" gemeint.

      Ich persönlich war ja kein Freund des exzessiven Kredit- und Geldmengenwachstums der letzten 5 Jahre. Ich denke, dass es jetzt für ein wenig "Kreditfalle" Zeit ist. Allerdings ist das kein gutes Zeichen für eine Volkswirtschaft. Das bedeutet weniger Geschäftsaktivitäten, weniger Jobs, weniger Investitionen.

      Unternehmen sind nicht dumm. Sie leihen sich kein Geld, wenn sie damit nicht noch mehr Geld verdienen können. Auf der anderen Seite scheinen die Konsumenten nicht zu wissen, wann sie stoppen sollten. Und die Industrien hinter dem "Schleier des Geldes" erfinden immer neue Wege, um die Konsumenten zu immer neuem Schuldenmachen zu verlocken ..."Wenn man in ein Autogeschäft mit Bargeld geht", so ein Freund von mir, "dann werden sie kaum mit Dir reden. Sie verdienen ihr Geld nicht mit den Autoverkäufen, sondern mit der Finanzierung der Autoverkäufe."

      Wie Sie allerdings Geld verdienen können, wenn sie Finanzierungen zu 0 % anbieten, geht über mein Verständnis. Aber auch die Hypothekenbanken scheinen diese Idee zu mögen. Kreditnehmer können einzelne Raten aussetzen. Sie können auch nur die Zinsen bezahlen, ohne Tilgungsleistung ... mit anfänglichen Zinssätzen von 3 %. Oder sie können ein Haus für 40 Jahre finanzieren – eine bemerkenswerte Innovation, angesichts der Tatsache, dass die durchschnittliche Familie alle 5 Jahre umzieht.

      Die Hypothekenabteilung von Wells Fargo geht sogar noch weiter. Sie ermitteln den Wert des beliehenen Objektes (Haus) jährlich und erhöhen automatisch die Kreditlinie. "Häuser sind eine Geldquelle, die gemanagt werden muss", so ein Vorstandsmitglied von Wells Fargo.

      Alles, was gemanagt werden kann, kann auch schlecht gemanagt werden.

      *** Bald ist "Allerheiligen". Ich versuche gerade, an meinem neuen Buch zu arbeiten. Ich sage "versuche", weil es so viele Ablenkungen gibt. Ich befinde mich gerade in meinem Landhaus.

      "Die Pumpe scheint kaputt zu sein", so Pierre diesen Morgen.

      "Dad, wieso sind diese Fenster zerbrochen?", so mein Sohn Henry.

      "Hat jemand die Pferde gefüttert?", fragte meine Mutter.


      ______________________



      Dienstag, 29. Oktober 2002

      Die europäische und die amerikanische Schule der Ökonomie

      von Kurt Richebächer


      Weltweit werden die wirtschaftlichen News noch immer schlechter. Nie zuvor hat die Welt eine solch gewaltige Vernichtung von Aktienvermögen gesehen; nie zuvor sind Unternehmensgewinne und Investitionen so stark zurückgegangen. Dennoch besteht besonders in den USA eine große Widerwilligkeit, daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

      Blindes Vertrauen ist überwältigend schlecht und verschlechtert die Lage nur noch. Dieses Vertrauen hat zwei Gründe: Zuerst einmal Alan Greenspan. Der Fed-Vorsitzende erhöht weiter die Geldmenge ohne Bedenken. Und zum zweiten die Konsumenten, die sich noch immer ähnlich bedenkenlos verschulden und konsumieren. Dieses Vertrauen ist wirklich komplett überraschend. Aber es bestätigt meinen vorhandenen Verdacht, dass die amerikanische öffentliche Meinung überhaupt nicht verstanden hat, dass Mr. Greenspan und der amerikanische Konsument die eigentlichen Verantwortlichen für die derzeitige schlechte wirtschaftliche Lage sind. Auch noch mehr Exzesse von dieser Sorte werden kaum die Lösung sein. Dadurch wird alles nur aufgeschoben, und der Konsument sammelt immer mehr Schulden an, die er irgendwann einmal nicht mehr zurückzahlen kann.

      Ich verfolge weiterhin die Gründe für die aktuelle Entwicklung der amerikanischen Wirtschafts- und Finanzkrise. Und ich glaube, dass es noch schlimmer wird. Es ist keine gesunde Erholung in Sicht.

      In seinem Buch "Krisen und Zyklen", das 1936 von Wilhelm Röpke, einem damals in Deutschland führenden Ökonomen, veröffentlicht wurde, beklagte er sich darüber, dass die amerikanischen Volkswirte nur Parallelen bei Wirtschaftszahlen suchten, anstatt die tieferliegenden Gründe analytisch herauszufinden.

      Für die großen europäischen Ökonomen war die Volkswirtschaftslehre eine Wissenschaft der Logik, mit minimalen Statistiken; für die amerikanischen Ökonomen ist sie eine Wissenschaft der Statistiken, mit minimaler Forschung und Logik.

      Die europäischen Ökonomen sahen ausreichende Ersparnisse und Investitionen als den Schlüsse für Vermögensbildung und Produktivitätswachstum. Kapitalbildung war die Zukunft für sie. Die Amerikaner nahmen besonders unter Professor Wesley Mitchell (1874–1948) eine andere Richtung ein. Er interessierte sich nicht für die Bedingungen für langfristiges Wachstum. Ihn interessierten nur die kurzfristigen wirtschaftlichen Aktivitäten.

      Seine primäre These war, dass jede Phase der zyklischen Schwankungen die vorherige Phase übertrifft. Sein Einfluss führte dazu, dass diese Zyklen bei den amerikanischen Ökonomen "der letzte Schrei" wurden, und Prognosen wurden ein nationaler Sport. Mit dem Wechsel der Ziele der Forschung kam auch ein Wechsel der Art der Forschung. Während die europäischen Ökonomen die Notwendigkeit eines theoretischen Konzepts betonten, bezeichnete Mr. Mitchell solche abstrakte Theorie als nutzlose Übung.

      Mr. Mitchell betonte, dass die Wirtschaftszyklen den selben Mustern folgen, und er plädierte deshalb dafür, dass man sich auf die empirische, deskriptive Analyse konzentrieren sollte. Statt nach theoretischen Konzepten zu suchen, sollte man die Richtung der signifikanten wirtschaftlichen und finanzpolitischen Variablen bestimmen, um sich abwickelnde Tendenzen erkennen zu können.

      Um es einfach zusammenzufassen: Während die europäischen Ökonomen nach den Gründen und Bedingungen für langfristiges Wachstum suchten, konzentrierten sich die amerikanischen Ökonomen unter dem Einfluss von Mr. Mitchell auf die statistischen Symptome, da sie keine Notwendigkeit für die Beschäftigung mit den zugrundeliegenden Variablen sahen. Mr. Mitchell war gegenüber jeder Theorie skeptisch eingestellt. In seinen Aufsätzen bezeichnete er das Gewinnstreben als den zentralen Faktor, mit dem sich wirtschaftliche Aktivität kontrollieren ließe. Die ganze Diskussion müsse sich deshalb auf die Gewinnaussichten konzentrieren, da dies wirklich von zentraler Wichtigkeit für das Funktionieren einer kapitalistischen Volkswirtschaft sei, so Mitchell.

      Wenn man die 5 Dekaden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zurückblickt, dann muss man einräumen, dass die Volkswirtschaften der westlichen Welt tatsächlich den Zyklen gefolgt sind, die Mr. Mitchell beschrieben hatte. Es schien nicht notwendig zu sein, ein theoretisches Konzept zu entwickeln.

      Aber ich denke, dass diese Interpretation zu kurz greift. Da sie sich noch an die Weltwirtschaftskrise erinnerten, handelten die Politiker, Unternehmer und Volkswirte der Nachkriegszeit mit klaren Konzepten. Es schien klar zu sein, was gut und was schlecht sei für die Wirtschaft.

      Sie brauchten keine Theorie; Sie fühlten einfach, dass Sparen und Investieren notwendig waren, um Lebensstandard und Reichtum zu erhöhen. Die Amerikaner waren stolz darauf, Hypotheken auf ihre Häuser zurückzahlen zu können. Sie hätten es als unverantwortlich bezeichnet, bestehende Hypotheken einfach so zu erhöhen. Budgetdefizite und Defizite in der Handelsbilanz wurden nicht gerne gesehen. Wenn die Regierung falsch handelte, gab es schnelle Reaktionen der Märkte, die die Regierung zu einer schnellen Korrektur zwangen.

      Was Konsumexzesse verhinderte, war nicht nur eine prompte restriktive Geldpolitik, sondern auch eine schnelle Reaktion der Märkte, und ein allgemeiner Sinn für Verantwortung und die Abwehr ungewünschter Konsequenzen. In den 1980ern war diese Denkweise in den USA jedoch kaum noch anzutreffen.

      Die Konsumenten sparten weniger, das Budgetdefizit explodierte, ebenso das Handelsbilanzdefizit, aber nichts davon schien die amerikanischen Ökonomen zu beunruhigen. Das erste Mal in der Geschichte finanzierten nationale und internationale Gläubiger diese amerikanischen Exzesse bereitwillig.

      Es gab in den USA allerdings noch eine kritische, öffentliche Debatte über den negativen Effekt des Budgetdefizits und der zurückgehenden Sparquoten der privaten Haushalte. Der Anteil der Netto-Ersparnisse der Konsumenten am Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel von rund 7 % auf 2 % in den 1980ern, während die Investitionen von 7 % des BIP auf 5 % des BIP zurückgingen. Das reflektierte einen Konsum-Boom, nicht einen Boom der Angebots-Seite.

      Ich habe auf diese Entwicklung aufmerksam gemacht, weil sich diese negativen Trends beim Sparen und der Kapitalbildung in den folgenden Jahren dramatisch verstärkten. Gemessen an den Ersparnissen und den Investitionen hat sich die Struktur der amerikanischen Volkswirtschaft in den letzten paar Jahren so stark wie nie zuvor geändert. Aber diesmal gibt es darüber keine Diskussionen, keine Untersuchungen und keine Sorgen.

      Die Sparrate ist wieder auf rund 2 % des BIP gefallen, und sie geht weiter zurück – und die zurückgehenden Ersparnisse gehen Hand in Hand mit wieder steigenden Budgetdefiziten. Die Investitionen sind immer noch bei 5 % des BIP – davon kommt ungefähr die Hälfte aus dem Ausland. Die Geldmenge (M3) wuchs in den USA 2001 auf 912,5 Milliarden Dollar – im Vorjahr waren es 573,7 Milliarden Dollar gewesen. Das BIP-Wachstum ging jedoch im vierten Quartal auf Jahresbasis um 5 Milliarden Dollar zurück. Um das in die Perspektive zu setzen: Die Geldmenge M3 steig 1990 bis 1995 um 94 Milliarden Dollar pro Jahr (insgesamt 468 Milliarden Dollar).

      Die Kreditzahlen sind erschreckend. 1991 verschuldete sich der nicht-finanzielle Sektor um 1,108 Billionen Dollar, der finanzielle Sektor um 916 Milliarden Dollar. Im zweiten Quartal 2002 war die Verschuldung astronomisch. Der nicht-finanzielle Sektor verschuldete sich um 1.513,4 Billionen Dollar (davon entfielen auf die Regierung 451,3 Milliarden, auf die Konsumenten 705,5 Milliarden und auf die Unternehmen 201,1 Milliarden Dollar) – alles aufs Jahr hochgerechnet. Gleichzeitig stieg das BIP nur um 58 Milliarden Dollar (aufs Jahr hochgerechnet).

      Man könnte denken, dass dieses Horror-Bild kritische Fragen provozieren würde. Aber ich sehe solche Fragen nicht. Wenige Leute scheinen dies überhaupt bemerkt zu haben.

      Der letzte amerikanische Boom war alles andere als "normal", genauso wie der jetzige Abschwung. Die Frage ist, wieweit die Analyse der neuen Erkenntnisse es ermöglicht, die zukünftigen Entwicklungen prognostizieren zu können – entweder zum Guten oder zum Schlechten.
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 21:26:59
      Beitrag Nr. 1.127 ()
      Kolumne: Das Wetter und die Börse


      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents


      Manchen spielt das Wetter übel mit. Deutschland hatte im Sommer unter einer Jahrhundertflut und am Wochenende unter einem schlimmen Orkan zu leiden, am Mittelmeer tobte das Tief „Ornella“, Erdrutsche nach Regenfällen zerstören Dörfer in China, anderswo entfachen zu heiße Sommer Waldbrände, Springfluten bedrohen asiatische Küsten,... viel Gutes kam von Petrus in diesem Jahr nicht.

      Mehr zum Thema: Aktuelle Marktberichte USA

      Wall Street bricht nach Konjunkturdaten ein (20:20)


      US-Verbrauchervertrauen rast in die Tiefe (18:00)


      US-Finanzministerium geht von Kunjunkturerholung aus (16:44)



      NEW YORK. Die USA sind – abgesehen von einigen Camp-Feuern im Westen – in 2002 wettermäßig noch ganz gut weggekommen. Zum Jahresende allerdings müssen die Amerikaner bibbern. Im Oktober friert vor allem die Ostküste bei Temperaturen, die man sonst frühestens Ende November erwartet hätte, und Meteorologen rechnen mit einem Winter, der an die Kältewelle von 1998 heranreichen könnte. Damals waren die Temperaturen nachts auf bis zu minus 20 Grad gefallen.

      Doch während die Mehrheit bibbert, freuen sich einige wenige über die Kälte, allen voran die Einzelhändler, die am Dienstag unerwartet starke Oktoberverkäufe vorstellen können. Das katastrophal schwache Verbrauchervertrauen, das auf ein 10-Jahres-Tief abgesackt ist, macht dem Sektor zwar dennoch schwer zu schaffen, doch hält man mit der Meldung dagegen, dass vor allem Wintermode den Ketten die Umsätze im Herbst gerettet hat.

      Doch auch ohne den kursmindernden Effekt eines schwachen Verbrauchervertrauens liest sich die Meldung aus dem Einzelhandel nur oberflächlich gut. Zwischen den Zeilen zeigen sich die wahren Probleme der Branche. Der Konsument hat nämlich seine Kaufgewohnheiten geändert. Bei steigender Angst vor Arbeitslosigkeit, der Angst vor einem eventuellen Irak-Krieg und vor dem Hintergrund der allgemein schlappen Konjunktur sind die Amerikaner auch da sparsam, wo sich Ausgaben nicht vermeiden lassen: Sie kaufen beim Discounter.

      Lediglich die Ergebnisse der großen Billig-Ketten wie Wal-Mart und J.C. Penney lagen über den Erwartungen der Analysten, und auch diese verzeichneten Wachstum nur während der ersten beiden Wochen des Monats. Bereits seit einigen Tagen fallen die Umsätze wieder, und die Tendenz macht Branchenkennern nun wirklich Sorgen: Schließlich geht es mit Riesenschritten auf das Weihnachtsgeschäft zu. Für dieses nehmen Analysten nun bereits ihre Prognosen zurück.

      „Es sieht sehr schlecht aus“, klagt Mike Niemira, Chef-Volkswirt bei BTM. Niemira hatte dem Weihnachtsgeschäft noch vor wenigen Wochen ein Umsatzplus von bis zu 3,75 % gegenüber der Saison letzten Jahres prophezeit, jetzt rechnet er mit einem Plus von 2 %. „Das ist alles andere als eine gute Performance“, sagt er.

      Während sich die billigen Kleiderketten und Discountmärkte allerdings vergleichsweise wacker schlagen dürften, sind es andere Branchen, denen ein schwacher Geschäft in der wichtigsten Saison des Jahres noch einmal tiefe Wunden schlagen könne: Die Elektronikhändler gehören dazu, mit ihnen die High-Tech-Hersteller samt ihren Zulieferern. Mit diesem indes dürften vor allem an der Nasdaq die Kurse noch einmal einbrechen, was weiter zu sinkendem Verbrauchervertrauen führt.

      Denn es stimmt nicht, was viele seit Monaten munkeln: Die Nasdaq interessiert schon lange keinen mehr. Im Gegenteil: Verluste von mehr als einem Drittel in diesem Jahr senden eine deutlichere Negativ-Botschaft als die etwas geringeren Einbußen der Blue Chips. Der Sturz der Nasdaq wird von der Marktforschungsgruppe „The Conference Board“ als drittwichtigster Grund für die konjunkturellen Sorgen der Bevölkerung genannt


      HANDELSBLATT, Dienstag, 29. Oktober 2002, 19:57 Uhr
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 21:29:14
      Beitrag Nr. 1.128 ()
      Chartkommentar – Die ausgeprägte Trendwende-Formation verheißt nur kurzfristig eine kleine Erholung


      Den Bank-Aktien drohen neue Tiefs


      Von Wieland Staud


      Die Aktien europäischer Banken stehen vor einer kurzen Erholung. Längerfristig ist allerdings kein Land in Sicht. Charttechnisch drohen sogar neue Tiefstände.


      DÜSSELDORF. Die Lage deutscher Banktitel ist zum Verzweifeln. Während sich der europäische Banken-Index bisher mit einem maximalen Verlust von 57 % tapfer gehalten hat – der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor in der Spitze 69 % – hat es die Kurse der Dax-Banken regelrecht zerlegt. Für die Commerzbank steht ein Minus von 89 % und für die Hypo-Vereinsbank ein Einbruch von 88 % zu Buche. Lediglich die Deutsche Bank hielt die Abschläge mit 66 % in Grenzen.

      Charttechnisch sieht der Index Euro Stoxx Banken schlecht aus. Mit dem Bruch der Nackenlinie einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation im Bereich von 210 Punkten Mitte September wurde eine Entscheidung für die künftige Entwicklung des Bankensektors von großer Reichweite getroffen. Bei einer Schulter-Kopf-Schulter- Formation handelt es sich um einen klassischen Trendwechsel. Dabei gilt die Faustregel, dass die Verluste vor dem Bruch der Nackenlinie in etwa denen danach entsprechen.

      Der Index musste seit dem Höhepunkt der Hausse bis Mitte September 2002 Kursverluste von 42 % hinnehmen. Weitere Kursverluste von rund 40% unter der Nackenlinie sind deshalb zu befürchten. Dies würde den Branchenindex der Banken auf ein Niveau von rund 120 Punkte zurückführen. Beeindruckend ist, dass sich genau dort die Unterstützungen befinden, die am ehesten in der Lage sein dürften, dem Treiben der Bären dauerhaft ein Ende zu setzen.

      Es gibt weitere schwerwiegende Bedenken, die gegen ein Ende der Baisse mit den bisherigen Tiefkursen am 9. Oktober sprechen. Typischerweise finden Korrekturen und Abwärtstrends erst mit positiven Divergenzen wesentlicher Indikatoren ein Ende: Während der Index neue Tiefstkurse erzielt, behauptet sich zum Beispiel der MACD deutlich sichtbar auf höheren Niveaus. Genau das lässt sich beim Branchenchart der europäischen Banken nicht beobachten. Positive Divergenzen würden zwingend vorausgehende neue Baissetiefs erfordern.

      Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die jüngste Erholungsphase im Rahmen einer breit angelegten Konsolidierungsphase noch andauern und den Index bis an die gebrochene Nackenlinie, auf Werte bis etwa 210 Punkte, heranführen wird. Gemessen vom heutigen Niveau entspricht das ein Kursplus von bis zu 10 %. Danach droht europäischen Bank-Aktien aber ein kräftiger Kursrückgang um bis zu 40 %. Die bisherigen Tiefstkurse markieren also nicht das Ende der Baisse. Mittelfristig muss mit Kursen bis hinunter auf 120 Punkte im Euro Stoxx Banken gerechnet werden. Insbesondere für die bereits in den letzten Jahren zu außergewöhnlicher relativer Schwäche neigenden deutschen Banken dürften damit weitere überdurchschnittliche Abschläge unvermeidbar sein.

      Wieland Staud ist technischer Analyst und Geschäftsführer der Staud Research GmbH.


      HANDELSBLATT, Montag, 28. Oktober 2002, 09:34 Uhr
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 22:05:36
      Beitrag Nr. 1.129 ()
      Euro-Stabilitätspaket - nur ein Sandkastenspiel

      von Reinhard Koradi, Dietlikon

      Vor der Einführung des Euro bemühten sich Wissenschafter, Politiker und gekaufte PR-Spezialisten, den Europäern die Einheitswährung als Stabilitätspaket und grosse Zukunftschance Europas zu verkaufen. Allein die deutsche Bundesregierung setzte 80 Millionen DM für den Werbefeldzug zugunsten des Euro ein. Primäres Ziel der PR-Kampagne war, die durchwegs berechtigten Vorbehalte gegenüber der neuen Währung zu zerstreuen. Seit seiner Einführung bestätigt die Kursentwicklung an den Devisenmärkten, dass die Ängste und die Kritik an der neuen Währung vollauf berechtigt waren. Die Bilanz wäre noch viel negativer, würde der US-Dollar als «Leitwährung» nicht selbst unter den (währungs-)politischen Irrwegen von US-Regierung und Notenbank leiden. Dieses düstere Szenario erhält durch die Bemerkung von EU-Kommissions-Präsident Prodi zum EU-Stabilitätspakt hochgradige politische Brisanz. Mit seiner Aussage - «je sais très bien que le pacte de stabilité est stupide, comme toutes les décicions qui sont rigides [ich weiss ganz genau, dass der Stabilitätspakt dumm ist, wie alle harten Beschlüsse]» - entlarvt er die bewusste Irreführung der EU-Bürgerinnen und -Bürger mit einer ungeheuerlichen machtpolitischen Ignoranz.

      Das Volk für dumm verkauft
      Die Einführung der Einheitswährung ist ein tiefer Einschnitt in das Selbstverständnis der einst unabhängigen europäischen Nationen. Die eigene Währung ist sichtbares Symbol für Souveränität, Eigenverantwortung und wirtschaftliche Selbstbestimmung der Nationalstaaten. Sie bietet aber auch Schutz vor fremden Einflüssen, setzt Grenzen und gibt den Menschen Sicherheit. Sie zwingt den Staat und damit die Regierungen zu einer weitsichtigen Wirtschafts- und Haushaltpolitik. Bürgerinnen und Bürger können auf ihre Regierungen und Volksvertreter einwirken und sie zur Disziplin aufrufen. Die nationalen Grenzen führen zu einigermassen ausgeglichenen, überschaubaren Wirtschaftsräumen. Eine unabdingbare Voraussetzung für wirtschafts- und beschäftigungspolitische Interventionen, deren wichtigste Instrumente neben der Steuerpolitik die Geld- und Währungspolitik sind. Durch die Abgabe der Währungshoheit und die Harmonisierungsbestrebungen im Steuerwesen wird die nationale Konjunkturpolitik zum Papiertiger. Die Verlierer sind die Arbeitnehmer und die auf nationale Märkte ausgerichteten Unternehmen, meist kleine und mittlere Familienbetriebe. Für transnationale Konzerne ergibt sich dagegen eine sehr positive Bilanz. Sie profitieren von der Einheitswährung, da sie zukünftig ihre Produktionsstätten ohne jedes Währungsrisiko in Billiglohnländer auslagern können. Es verwundert daher nicht, dass die international vernetzten Industrielobbygruppen in Brüssel bei der Überarbeitung des Vertrages von Maastricht 1996 und 1997 die Gelegenheit packten und ihre Hauptanliegen - die Verstärkung der Macht der Kommission, die beschleunigte Umsetzung der Währungsunion und EU-Ost-Erweiterung - mit dem notwendigen Nachdruck anmeldeten und auch weitgehend durchsetzten.

      Bei der Währungsunion ging es also nicht um Krieg oder Frieden, sondern um handfeste Interessen transnationaler Konzerne. Daher stand hinter den Konvergenzkriterien auch nicht das ernsthafte Bemühen der Regierung um Stabilität, sondern um ein breit angelegtes Täuschungsmanöver der besorgten Bürgerinnen und Bürger. In diesen Tagen bestätigt Kommissionspräsident Prodi mit seiner Feststellung, die Stabilitätskriterien seien «dumm», die unlauteren Absichten der Euro-Architekten mit kaum zu überbietendem Zynismus.

      Euro-Experiment -eine bewusste Crash-Strategie?

      Im Vorfeld der Einführung des Euro wurden kritische Stimmen zur europäischen Währungsreform in den Hintergrund verbannt. Der Plan, die nationalen Währungen einer Einheitswährung zu opfern, musste einer öffentlichen Diskussion entzogen werden. Zu schnell wären die kreativen Buchführungsmethoden der Beitrittskandidaten ans Tageslicht gekommen und hätten das gesamte Projekt zum Scheitern gebracht. Bereits bei der Einführung des Euro ist der Zusammenbruch Teil des Programms, erfüllten doch die einzelnen Staaten der Währungsunion die im Vertragswerk von Maastricht festgelegten Konvergenzkriterien nur durch unsolide Praktiken.

      Die Privatisierung staatlicher Unternehmen, die Unterdrückung von Schulden und die Verbuchung von Einnahmen, die noch gar nicht eingetroffen sind, gehörten zu den Betrügereien, die es der Politik ermöglichten, die Stabilitätskriterien als erfüllt zu deklarieren. Von Anfang an wurde die Währungseinheit tatsächlich also auf Trug und nicht auf Solidität gebaut. Im Prinzip wurden Einnahmen verbucht oder vorgetäuscht, die erst noch erwirtschaftet werden mussten.

      Verbinden wir die unseriöse Grundlagenarbeit zur Währungsunion mit der aktuellen Verschuldungssituation der Mitgliedsstaaten der Währungsunion mit der Absage von Prodi an das Stabilitätspaket, dann liegt der Verdacht nahe, dass mit der Einführung des Euro nur ein Ziel verfolgt wurde: den Nationalstaat in seinen Grundfesten zu erschüttern! Mit der forcierten Ost-Erweiterung wird die Crash-Strategie noch erheblich beschleunigt. Fehlen doch - trotz schmerzlicher Eingriffe für die Bevölkerung - auch in diesen Ländern die soliden Fundamente für eine stabile Währungsordnung. Profitieren werden die Internationalisten, die Antreiber zur globalen Wirtschaft und das Grosskapital.

      Eine EU ist gegen den Menschen

      Die EU ist ein Konstrukt der transnationalen Konzerne und hat nichts mit dem friedlichen Zusammenführen der europäischen Völker zu tun. Die Wirtschaftslobbygruppen wie European Roundtable of Industrialists, die Transatlantic Economic Partnership oder die International Chamber of Commerce ziehen im Hintergrund die Fäden, wenn es um neue Gesetzeswerke in der EU, um wichtige Entscheidungen im Rahmen der OSZE, der WTO oder der Uno geht. Diese antidemokratischen Entwicklungstendenzen gilt es zu durchbrechen. Es ist daher zu wünschen, dass die europäischen Nationen Wege und die Kraft finden, sich aus der Umklammerung der EU zu lösen. Dies gilt für die Mitgliedsländer wie für die Beitrittskandidaten und die Schweiz als Nichtmitglied. Europäisierung und Globalisierung sind keine Naturereignisse. Sie werden von Menschen gemacht. Daher gibt es auch Gestaltungsmöglichkeiten für eine Politik und eine Wirtschaft, die sich am Gemeinwohl der Menschen orientieren.

      Artikel 1: Zeit-Fragen Nr.44 vom 28. 10. 2002, letzte Änderung am 29. 10. 2002
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      schrieb am 29.10.02 22:13:59
      Beitrag Nr. 1.130 ()
      Die Euro-Lüge

      thk./rt. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass in Deutschland der Euro gegen den Willen der Bevölkerung eingeführt werden konnte, war die Zusicherung der Regierung, dass die Wirtschaft stabil bleiben werde. Dafür, so versicherte der damalige Finanzminister Theo Waigel, garantierten die Stabilitätskriterien der EU, die besonders Staaten in die Schranken einer vernünftigen Wirtschaftspolitik weisen sollten, die für ihre hohe Verschuldung bekannt waren.

      Die berechtigten Einwände von ausgewiesenen Experten wurden vom Tisch gewischt. Die Klage der vier Professoren Wilhelm Hankel (Entwicklungs- und Währungspolitik), Wilhelm Nölling (Wirtschaftswissenschaften, ehem. Mitglied des deutschen Zentralbankrates), Joachim Starbatty (Volkswirtschaft) und Karl Albrecht Schachtschneider (öffentliches Recht) vor dem Bundesverfassungsgericht, in der detailliert die Katastrophe eines gemeinsamen europäischen Marktes auf der Grundlage der getroffenen Vereinbarungen vorgezeichnet wurde, wurde nicht behandelt. Wofür jedoch das Gericht immerhin 24 Seiten Begründung benötigte. Darin legte das Gericht immerhin fest, dass eine objektive Pflicht der Regierung zur Einhaltung der Sabilitätskriterien bestehe. Der Bürger habe zwar kein eigenes Klagerecht - was falsch ist - Parlament und Exekutive sind jedoch danach verpflichtet deren Einhaltung strikt zu überwachen. Die Begründung des Gerichts hat in Deutschland Gesetzeschrakter, mit der Folge das sein Handeln dagegen illegal ist. Die Bedenken von Experten und die Einwände der Bevölkerung fanden kein Gehör.

      Die getroffenen Prognosen erwiesen sich als richtig. Die führenden Wirtschaftsnationen der EU, Deutschland und Frankreich, können die Stabilitätskriterien nicht einhalten. Aber auch viele andere Staaten können es nicht. Das war selbst bei einer guten Konjunktur vorauszusehen, doch nun in einer wirtschaftlichen Rezession - auch sie war vorauszusehen - steigt die Staatsverschuldung ins Astronomische, da die Einnahmen der Staatshaushalte wegbrechen. Anstatt das Ruder herumzureissen und eine realistische EU-Politik zu führen, die auf die kostspielige EU-Ost-Erweiterung verzichtet und militärische Abenteuer zurückweist, wird die Wirklichkeit zurechtgebogen.

      EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, ein Wirtschaftsprofessor, zu den nicht eingehaltenen Stabilitätskriterien: «Ich weiss sehr gut, dass die Stabilitätskriterien dumm sind.» Man müsse flexibler sein und sich der Situation anpassen. - Inzwischen geht es ja wohl auch nicht mehr anders. Nach den EU-Vereinbarungen wären Strafen in Milliardenhöhe für Deutschland und Frankreich fällig - aber ohne Frankreich und Deutschland geht nichts in der EU, und anders als mit den kleinen Nationen, die man ja gefahrlos massregeln kann, wird sich Prodi hüten, etwas gegen die beiden Regierungen zu unternehmen. So werden die Nationen weiter kräftig Schulden auf Kosten der nächsten Generationen machen, der Lebensstandard wird durch die völlig irrsinnige Ost-Erweiterung zerstört, und durch eine grössenwahnsinnige Militärpolitik wird die innere und äussere Sicherheit aller EU-Staaten gefährdet. Die EU ist auf dem direkten Weg in die Katastrophe: finanziell, wirtschaftlich, rechtlich und sozial.

      Zur Erinnerung sei auf das vor anderthalb Jahren erschienene Buch «Die Euro-Illusion. Ist Europa noch zu retten?» der vier obengenannten Professoren verwiesen (ISBN 3-499-23085-2).

      Artikel 7: Zeit-Fragen Nr.44 vom 28. 10. 2002, letzte Änderung am 29. 10. 2002
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      schrieb am 29.10.02 22:29:42
      Beitrag Nr. 1.131 ()
      sehr lesenswert, hat mit dem Threadüberschrift indirekt zu tun

      Deutschland

      Weiter in die falsche Richtung?


      Rot-grüner Koalitionsvertrag ohne ehrliche Perspektiven
      von Karl Müller, Deutschland
      Der fast 90seitige Koalitionsvertrag, den Parteiführer von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen vor 10 Tagen ausgehandelt haben, ist eine Mischung aus täuschenden Beschönigungen, substanzlosen Allgemeinplätzen und nur wenigen konkreten Vorhaben. Eine ehrliche Bestandsaufnahme, am Gemeinwohl orientierte Lösungsvorschläge und der Aufruf an die Bürger, gleichwertig mitzuwirken, fehlen.

      In der Präambel des Vertrages werden vier vordringliche Aufgaben genannt :

      der Abbau der Arbeitslosigkeit und der Staatsverschuldung;
      die Förderung von Bildung, Familie, Gesundheit, Integration und besseren öffentlichen Dienstleistungen;
      die Vorsorge für eine friedliche und gerechte Welt;
      die Politik einer nachhaltigen Entwicklung.
      Wo aber der Vertragstext konkret wird, weicht er deutlich von diesen Zielen ab. Die angekündigte «grösste Arbeitsmarktreform der Nachkriegsgeschichte» beinhaltet

      einen Ausbau von Zeitarbeitsverträgen, also Arbeitsverhältnissen auf beschränkte Zeit ohne ausreichende soziale Sicherung;
      eine steuerliche Begünstigung von haushaltsnahen Dienstleistungen, Dienstleistungsagenturen und Mini-Jobs, also eine Förderung von Billigjobs und ihren Vermittlern;
      eine Förderung sogenannter Ich-AGs, das heisst von Arbeitsverhältnissen, die den Schein der Selbständigkeit haben, im Grunde genommen aber nichts anderes sind als Arbeitsverhältnisse ohne soziale Sicherung;
      die Umsetzung des feministischen Konzeptes «Gender Mainstreaming», nach dem auch bei der Besetzung von Arbeitsplätzen darauf geachtet werden muss, Frauen gegenüber Männern zu bevorzugen und Männer zu benachteiligen;
      Arbeitslose auch auf Stellen zu zwingen, die ihrer Ausbildung und vorherigen Tätigkeit nicht mehr entsprechen (Überprüfung der «Zumutbarkeit»);
      Rechte aus der Arbeitslosenhilfe durch eine Angleichung an die Sozialhilfe zu beschneiden;
      die Arbeitsmarktstatistik so zu beschönigen, dass der Öffentlichkeit sinkende Arbeitslosenzahlen suggeriert werden.
      Die Globalisierung vorantreiben ...
      Es heisst im Koalitionsvertrag zwar: «Die Entwicklungen im Zuge einer globalisierten Weltwirtschaft laufen nicht unabhängig von uns ab, sie sind gestaltbar.» Doch für Rot-Grün beinhaltet dies, die Globalisierung weiter voranzutreiben - unter Überschriften wie «Abbau von Wachstumshemmnissen», «überflüssige Bürokratie beseitigen» («flächendeckender Masterplan Bürokratieabbau», «umfassende Modernisierung der Bundesverwaltung», «überflüssige Gesetze und Vorschriften aufheben», «öffentlichen Dienst flexibilisieren», «Dienstrecht modernisieren») oder «unternehmensfreundliche Investitionsbedingungen schaffen». Mit anderen Worten: «Gewinnerwartungen erhöhen», «Deregulieren», «Gewinnerwartungen weiter erhöhen».

      In der Aussenwirtschaftspolitik soll «mit einer entschiedenen Marktöffnungspolitik» gehandelt werden - obwohl sich gezeigt hat, dass eine solche Politik in den letzten Jahren zur Vernichtung von immer mehr hochwertigen Arbeitsplätzen geführt hat. Anstelle solider Arbeitsplätze in einer soliden Wirtschaftsstruktur fordern Rot und Grün eine «Spitzenposition bei Zukunftstechnologien», sprich: mehr «Biotechnologie», mehr «Informations- und Kommunikationstechnologie», eine weitere Privatisierung der Telekommunikation («wettberwerbsorientierte Telekommunikationspolitik»), eine weitere Privatisierung der Stromversorgung. Die Grundversorgung der Bürger wird in Frage gestellt.

      Keinen Wettbewerb soll es allerdings bei den Steuern geben. Mit der Formulierung, man wolle den «Steuerwettbewerb in Europa und weltweit fairer machen», geht es konkret darum, die Steuersätze (nach oben) anzugleichen, «Steueroasen auszutrocknen», innerhalb der EU in steuerpolitischen Fragen nicht mehr auf alle Länder Rücksicht nehmen zu wollen.

      Der Sozialstaat soll «erneuert» werden, weil er als Hindernis betrachtet wird. Denn: «Hohe Sozialabgaben hemmen Wachstum und Beschäftigung. Strukturreformen im Sozialversicherungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt sind deshalb unverzichtbar.» Die bisherige Sozialhilfe soll einer «Gesamtreform» unterzogen werden, um die «Selbsthilfe zu stärken» - was konkret heisst, Sozialhilfeleistungen und Leistungsansprüche zu beschneiden. Das Gesundheitswesen soll mehr nach Wettbewerbsgesichtspunkten organisiert werden - was konkret heisst, das Gesundheitswesen noch mehr unter Druck zu setzen und so einen weiteren existentiellen Bereich der Grundversorgung zu schwächen.

      ... und die Familien schwächen
      Eine Bürgertäuschung ist auch die Kapitelüberschrift: «Kinderfreundliches Land und bessere Bildung für alle». An erster Stelle wird der Familienbegriff entleert: «Familie ist für uns, wo Kinder sind». Die «bessere Vereinbarkeit von Kindern und Berufstätigkeit» ist «ein zentrales gesellschaftspolitisches Reformvorhaben dieser Koalition». Deshalb ist ein «bedarfsgerechtes und verlässliches Betreuungsangebot für Kinder bis 16 Jahren oberstes Ziel der Familienpolitik der nächsten Jahre.» 10 000 zusätzliche Ganztagsschulen sollen eingerichtet werden, die Betreuung von Kindern unter drei Jahren ausserhalb der Familie soll deutlich ausgebaut werden, so dass die Betreuungsquote mindestens 20% erreichen soll - und der Anteil der berufstätigen Frauen auf über 60% erhöht werden kann. Verschwiegen werden die Probleme einer so frühen Trennung von Mutter und Kind. Eine ernsthafte und gründliche, auf entwicklungspsychologischen Befunden aufbauende Diskussion der Frage, was eine Familie mit Mutter und Vater für das Kind bedeuten kann und sollte, fehlt.

      Kindertageseinrichtungen sollen «mehr als bisher zu Einrichtungen der frühkindlichen Bildung werden». Diese Konsequenz aus der umstrittenen Pisa-Studie wird dazu führen - das zeigen die Erfahrungen aus Grossbritannien -, dass man dem Entwicklungsstand und den Entwicklungsschritten von Kindern im Vorschulalter nicht mehr gerecht wird und immer weniger das Kind und seine Persönlichkeitsentwicklung im Zentrum stehen werden, sondern die Unterordnung schon des Kindes unter Gesichtspunkte der späteren ökonomischen Verwertbarkeit.

      Hinter der Forderung nach «nationalen Bildungsstandards» verbirgt sich der Versuch einer Gleichschaltung im Bildungswesen. Dass es nicht bei nationalen Bildungsstandards bleibt, ist zu erwarten. Mit der Aushöhlung des Föderalismus im Bildungswesen werden die Türen zur Internationalisierung geöffnet. Ein Schritt hin zur weltweiten Gleichschaltung von Schulen und Hochschulen als Mägden der Globalisierung?

      Schon die Kinder und Jugendlichen sollen «am technologischen Fortschritt teilhaben», deshalb ist eine Bundesinitiative «Jugend ans Netz» (Jugend ins Netz?!) geplant. Bildung als Grundlage der Persönlichkeitsentfaltung freier und verantwortungsbewusster Menschen ist kein Thema im Koalitionsvertrag. Und beim Schutz der Jugend vor Mediengewalt bleiben die Aussagen unverbindlich. Da setzt man auf «freiwillige Selbstkontrolle» und «Stärkung der Medienkompetenz».

      Bundeswehr: Armee im Einsatz
      Wie ein roter Faden zieht sich der weitere Abbau nationaler Souveränitätsrechte und die Unterordnung unter internationale und supranationale Organisationen und Vereinbarungen durch den Koalitionsvertrag: Undemokratische Gebilde und Konzepte wie die Agenda 21, die diesjährige Konferenz und Konferenzergebnisse von Johannesburg, die Anpassung an die WTO, die Orientierung an Weltbank und Internationalem Währungsfonds, Uno und Europäischer Union sind Kernpunkte des Koalitionsvertrages. Bisherige gut begründete nationale Vorbehalte gegen Uno-Konventionen, zum Beispiel gegenüber den fragwürdigen Teilen der Kinderrechtskonvention, sollen aufgehoben werden.

      Die Nato, seit 1999 kein Verteidigungsbündnis mehr, soll «konsequent» an das «veränderte sicherheitspolitische Umfeld» angepasst werden, sprich: noch mehr als bisher schon weltweite Interventionsarmee und ein Macht- und Herrschaftsinstrument werden. Das deutsche Militär soll durch «den Wandel der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz» weiter umstrukturiert werden. Heisst das mehr Kriegsvorbereitung am Volk vorbei und hin zu einer Berufsarmee? Das Bekenntnis zur Milizarmee von wehrpflichtigen Bürgern fehlt. Statt dessen heisst es vielsagend: «Die veränderten Bedingungen der Bundeswehr erfordern eine Weiterentwicklung der Inneren Führung, politischen Bildung und Traditionspflege in der Bundeswehr.» Heisst das: Weg vom «Bürger in Uniform», weg von der Bindung der Armee an Demokratie und Verfassung, weg von der Tradition der Verteidigungsarmee und der Kriegsverhinderung?

      Superstaat EU?
      Dass Rot-Grün ein Vorreiter bei der Ausschaltung nationaler Souveränitätsrechte und damit wirklicher demokratischer Kontrolle sein will, zeigen die Pläne zum Ausbau der EU:

      «für eine europäische Verfassung» (europäischer Superstaat?!);
      nur noch Mehrheitsentscheide im Ministerrat (also eine für alle verbindliche «Gesetzgebung» der EU auch gegen den Willen von Mitgliedsstaaten);
      für eine Europäische Kommission als «starke, politisch verantwortliche Exekutive»;
      auf keinen Fall eine Abkehr vom «bereits erreichten Integrationsstand»;
      mehr Geld und mehr «Schlagkraft» für eine demokratisch nicht mehr kontrollierte «Gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik» - und weniger Geld für die Bauern in der EU (unter dem Deckmantel einer «grundlegenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik»).
      Die deutschen Bauern sollen sich nach der Agenda 21 und den Standards der WTO richten, die Märkte sollen für billige Produkte aus Übersee geöffnet werden. Der Koalitionsvertrag spricht von einer «Globalisierung des Lebensmittelhandels». Korrektiv soll der «Verbraucherschutz» sein. Bisherige Erfahrungen lassen fragen: vor allem, um die heimischen Bauern unter Druck zu setzen, immer mehr zu kontrollieren und zu drangsalieren - während belastete Lebensmittel aus dem Ausland ungehindert auf den Tisch dürfen?



      Artikel 8: Zeit-Fragen Nr.44 vom 28. 10. 2002, letzte Änderung am 29. 10. 2002
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 22:51:44
      Beitrag Nr. 1.132 ()
      Das war heute einer der lächerlichsten Versuche der letzten Monate die amerikanischen Indizes vor dem Absturz zu bewahren!!!
      Auf Sicht 2 Monate Halbierung
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 00:19:27
      Beitrag Nr. 1.133 ()
      (vom Goldforum)
      Wenn der Immobilienmarkt umkippt

      US-Wirtschaft.
      Platzt die Immobilienblase, geraten auch das US-Bankensystem, die Konsumausgaben und der Derivatmarkt außer Kontrolle. Um diese Realität zu vertuschen, hilft der US-Administration auch kein Irakkrieg.
      Es kracht im Gebälk
      Die Dinosaurier des Hypothekenmarktes
      Der Jahrhundert-Crash an den Aktienmärkten hat allein in den USA bereits mehr als acht Billionen Dollar an Geldvermögen vernichtet. Durch die Halbierung des Gesamtwertes des amerikanischen Aktienmarktes sind nicht nur die Ersparnisse der Privathaushalte implodiert, sondern aufgrund der dort viel weiter vorangeschrittenen Hinwendung zu privater Altersvorsorge gleichzeitig auch die Rentenansprüche von Millionen Amerikanern. Wenn es bis jetzt noch keine Rentenunruhen in New York, Chicago oder Los Angeles gegeben hat, so mag das aus finanzieller Sicht an zwei Gründen liegen. Zum einen scheint das Propagandamärchen von der "fundamental gesunden Wirtschaft" immer noch den einen oder anderen hoffen zu lassen, der Aufschwung stehe unmittelbar bevor und dann könnten die Aktienkurse rasch zu den alten Ständen zurückkehren. Zum anderen hat die Massenflucht aus den Aktienmärkten in den vergangenen zwei Jahren zur nochmaligen Inflationierung einer weiteren Blase beigetragen: der Blase des amerikanischen Immobilienmarktes. Beispielsweise sind die Immobilienpreise in Boston in vier Jahren um 89 Prozent angestiegen, ebenso im New Yorker Vorort Long Island.Mit der Immobilienblase aufs engste verknüpft ist die gewaltige Schuldenpyramide der Hypothekenkredite, zu deren Wachstum die Federal Reserve mit elf Zinssenkungen im Jahre 2001 maßgeblich beigetragen hat. Die Hypothekenzinsen sind im September auf den tiefsten Stand seit 40 Jahren gefallen. Aber was passiert, wenn auch diese Blase platzt? Die Folgen sowohl für die Hausbesitzer wie für das gesamte Finanzsystem wären in jedem Fall katastrophal. Nicht nur würden die Privathaushalte eine zweite Vermögensimplosion erleben. Mindestens ebenso wichtig ist der Umstand, daß die stark steigenden Häuserpreise in den vergangenen Jahren die private Schuldenspirale und damit die von kreditfinanziertem Konsum abhängige US-Wirtschaft am Laufen gehalten haben. Mehr als zwei Drittel aller amerikanischen Privathaushalte haben einen Hypothekenkredit aufgenommen. Weil die Häuserpreise steigen und die Zinsraten fallen, werden zur Zeit scharenweise Hypothekenkredite umgeschuldet. Bei diesen Umschuldungen, den sogenannten "Refis", gewähren die Banken den Privathaushalten sowohl ein höheres Kreditvolumen als auch niedrigere Zinsraten. Der zusätzliche Kredit wird dabei häufig in bar ausgezahlt und steht für Konsumausgaben zur Verfügung. Dieser "Refi-Boom" ist vermutlich der letzte Faden, der die amerikanische Wirtschaft noch vor dem endgültigen Fall in den Abgrund bewahrt. Aber mit jedem weiteren Tag wird auf diese Weise der amerikanische Schuldenberg ausgeweitet, und jeder Zinsanstieg könnte eine Lawine von privaten Zahlungsunfähigkeiten auslösen. Und wenn die Häuserpreise erst einmal ins Rutschen kommen, dann droht eine Kettenreaktion. Weil die Sicherheiten für die Hypothekenkredite an Wert verlieren, werden die Banken, genau umgekehrt zum gegenwärtigen "Refi"-Treiben, einen sofortigen Barausgleich verlangen. Den Rest kann man sich ausmalen: private Bankrotte, Zwangsversteigerungen von Wohnungen, und dadurch angetrieben ein noch schnellerer Fall der Immobilienpreise. Zugleich ein explosiver Anstieg fauler Kredite im Bankensystem. Es kracht im Gebälk

      Etwas sehr Ungewöhnliches geschah Mitte Oktober an den US-Finanzmärkten. Ohne erkennbaren Grund stiegen die Hypothekenzinsen plötzlich deutlich an. Innerhalb einer Woche kletterte die Zinsrate für 30jährige Hypothekenkredite von 6,02% auf 6,23% an, bei 15jährigen von 5,45% auf 5,63%. Nach dem Lehrbuch spiegelt ein solcher Anstieg die Erwartungen an den Märkten wieder, das allgemeine Zinsniveau werde bald steigen, weil es der Wirtschaft zu gut gehe oder weil die Zentralbank eine Inflation zu bekämpfen habe. Die Nachrichtenlage ließ von alledem nichts erkennen: Die Umsätze, Gewinne und Investitionen der Unternehmen gehen weiter zurück, und die Finanzmedien beschwören die Gefahr einer Deflation. Aber da gab es vielleicht einen ganz anderen Zusammenhang. So hatte sich auf den Derivatmärkten gerade ein mittelschwerer Unfall ereignet. Ein Unfall, der, wie der Kolumnist der New Yorker Post John Crudele am 22.Oktober schrieb, "die Zerbrechlichkeit des nationalen Finanzsystems aufzeigt". Und zwar war das Finanzunternehmen Beacon Hill Asset Management in eine Schieflage geraten. Gerüchte kursierten, Beacon Hill sei zu Notverkäufen von Anleihen gezwungen, wodurch dann die Preise langfristiger Schuldenpapiere fallen und ihre Zinsraten entsprechend steigen. Bereits am 18.Oktober hatte Beacon Hill seinen Investoren in einem Brief mitgeteilt, man müsse den hauseigenen Spekulationsfonds Bristol Fund liquidieren, weil dieser mit fehlgeschlagenen Finanzwetten bereits 54% der Kundengelder verbrannt habe. Bei diesen Wetten hatte es sich um komplizierte Anleihegeschäfte gehandelt, die Hypothekenkredite als Absicherung verwendeten. Besonders "beängstigend" an der Beacon-Hill-Geschichte, so Crudele, ist die Tatsache, daß bereits die Probleme eines einzigen mittelgroßen Fonds den gesamten amerikanischen Immobilienmarkt durcheinander wirbeln können. Die Dinosaurier des Hypothekenmarktes

      In den vergangenen Monaten hat sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mehrfach sehr besorgt über die beiden wichtigsten Finanzinstitutionen des amerikanischen Immobilienmarktes geäußert: die halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer "Fannie Mae" (Federal National Mortgage Association) und "Freddie Mac" (Federal Home Loan Mortgage Association). Vom US-Kongreß ins Leben gerufen, um den Wohnungsbau zu fördern, haben beide offiziell den Status eines "regierungsunterstützten Unternehmens". Für den Fall einer Schieflage genießen sie zwar keine formelle Regierungsgarantie, aber es wird allgemein angenommen, daß beide Institutionen aufgrund ihres Status und ihrer Größe im Ernstfall von der Regierung gerettet würden. Das Schuldenkarussell des amerikanischen Immobilienmarktes funktioniert folgendermaßen: Zunächst nehmen die Privathaushalte bei ihren Banken Hypothekenkredite auf. Diese werden sodann von den Banken an Fannie Mae und Freddie Mac weiterverkauft. Das Geld dafür holen sich letztere auf den internationalen Anleihemärkten, wo sie sich dank der impliziten Staatsgarantie bei günstigen Konditionen verschulden können. Private Hypothekenschulden werden so in halbstaatliche Anleiheschulden verwandelt. Allein Freddie Mac wirft auf diese Weise jedes Jahr rund 100 Milliarden Dollar an neuen Anleihen auf den Markt. Die Jahresrate der Neuverschuldung mit Hypothekenkrediten ist im zweiten Quartal 2002 auf den Allzeitrekord von 596 Milliarden Dollar hochgeschnellt, drei Mal so viel wie der in den Jahren 1990 bis 1997 übliche Wert von rund 200 Milliarden Dollar. Der Gesamtwert der ausstehenden Hypothekenkredite beläuft sich inzwischen auf 6300 Milliarden Dollar. Am Jahresende 2001 wies Fannie Mae finanzielle Verbindlichkeiten im Volumen von 1560 Milliarden Dollar auf. Bei Freddie Mac waren es 1140 Milliarden Dollar. Nicht eingerechnet sind hier die Derivatkontrakte, welche die beiden Hypothekengiganten eingegangen sind, um sich gegen fallende Hypothekenzinsen und steigende Anleihezinsen abzusichern. Im August mußte Fannie bereits ein milliardenschweres "Problem" bei seinen Finanzverbindlichkeiten einräumen, das große Ähnlichkeit zu dem "Problem" aufweist, dem Beacon Hill Asset Management zum Opfer gefallen ist. Die "extrem zerbrechliche Lage" auf dem amerikanischen Wohnungsmarkt und die potentiell explosiven Folgen für das Bankensystem sind nun zur größten Bedrohung des weltweiten Finanzsystems geworden, bemerkte ein Londoner Finanzinsider am 23.Oktober. Zwar sei man in den USA bemüht, bis zu den Wahlen am 5.November die Fassade der Stabilität aufrechtzuerhalten. Aber "wenn der Immobilienmarkt platzt", dann gerät alles außer Kontrolle: das Bankensystem, die Konsumausgaben, der Derivatmarkt. Irak hin oder her, "Bush hätte keine andere Wahl, als sich diesem Problem zu stellen".
      von Lothar Komp
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 06:40:50
      !
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      Avatar
      schrieb am 30.10.02 06:44:39
      Beitrag Nr. 1.135 ()
      Währungsfonds senkt Prognosen für Deutschland und die Euro-Zone

      29 Oktober 2002 17:50 CET


      Washington (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Konjunkturprognose für Deutschland und die Euro-Zone erneut zurückgenommen. Zugleich forderte er die Europäische Zentralbank (EZB) auf, sich angesichts der schwachen Entwicklung der Weltwirtschaft stärker in Richtung einer Zinssenkung zu orientieren.

      Wie die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute senkte nun auch der IWF seine Konjunkturerwartungen und rechnet für Deutschland im nächsten Jahr nur noch mit einem Wachstum von 1,75 Prozent nach bislang zwei Prozent. Seine Prognose für das laufende Jahr von 0,5 Prozent bleibe bestehen, teilte der IWF am Dienstag in seinem jährlichen Bericht zur Euro-Zone mit. In der gesamten Euro-Zone erwartet der Fonds mit einem Zuwachs von 0,75 Prozent in diesem Jahr 0,15 Prozentpunkte weniger als noch im September. Im nächsten Jahr würden die zwölf Euro-Länder um zwei Prozent wachsen und damit um 0,3 Prozentpunkte weniger als zuvor erwartet.

      Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach mehrheitlicher Auffassung der IWF-Direktoren ihre abwartende geldpolitische Linie zunächst beibehalten. Angesichts der zunehmenden Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sei es aber angebracht, sich stärker in Richtung einer geldpolitischen Lockerung zu bewegen. Einige IWF-Direktoren sähen allerdings sogar schon kurzfristig Anlass für eine Leitzinssenkung, hieß es.

      WELTWIRTSCHAFTLICHE SCHWÄCHE FÜHRT ZUR PROGNOSEKORREKTUR

      "Die Wirtschaftsentwicklung ist einigermaßen schwach, und wir sehen keine Aussichten für eine bevorstehende sehr kräftige Erholung", sagte Michael Deppler, der Chef der Europaabteilung des IWF. Die erwartete Erholung im nächsten Jahr werde relativ begrenzte Ausmaße haben. Für den IWF ist es vor allem die weltwirtschaftliche Schwäche, die ihn zu den Prognosekorrekturen veranlassten. Größere Risiken für die Euro-Zone sieht der Fonds in der anhaltenden Schwäche der Finanzmärkte und den fragilen Aussichten auch für andere Regionen der Weltwirtschaft.

      Der IWF hatte erst im September seine Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft 2003 insgesamt und auch für die großen Industrieländer teils deutlich zurückgenommen. Für Deutschland hatte der Fonds damals seine Prognose von 2,7 Prozent Wachstum auf zwei Prozent gesenkt, nun strich der Fonds einen weiteren viertel Prozentpunkt. Damit liegt Deutschland weiterhin unterhalb der Wachstumsentwicklung in der gesamten Euro-Zone. Es könnte dem Fonds zufolge weiteren Korrekturbedarf nach unten geben, wenn die Konsolidierungspläne der rot-grünen Regierung nicht wie geplant umgesetzt würden. Das Staatsdefizit in Deutschland wird nach Einschätzung des Fonds 2002 mit fast 3,5 Prozent die Maastrichter Defizit-Obergrenze von drei Prozent überschreiten.

      Angesichts der ungünstigen Haushaltsentwicklung in großen Euro-Ländern wie Deutschland, Frankreich und Italien forderte der IWF diese Staaten sowie Portugal auf, ihr strukturelles Defizit in den kommenden Jahren um jährlich 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu senken. Gleiches hatte auch die EU-Kommission schon verlangt. Folgten diese Länder der Forderung nicht, schwächten sie den europäischen Stabilitätspakt. Den Euro betrachten die IWF-Experten nach den Worten Depplers immer noch als unterbewertet.

      IWF NOCH OPTIMISTISCHER ALS INSTITUTE

      Mit seinen aktuellen Prognosen für Deutschland ist der IWF immer noch zuversichtlicher als viele Wirtschaftsforscher. So rechnen die sechs führenden deutschen Institute für dieses Jahr nur noch mit 0,4 Prozent und im nächsten Jahr nur noch mit 1,4 Prozent Wirtschaftswachstum. Die Bundesregierung, die ihre neuen Wachstumsprognosen am Donnerstag vorstellen will, erwartet Medienberichten zufolge nur noch 0,5 Prozent Wachstum in diesem und 1,5 Prozent im nächsten Jahr. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hatte jüngst bereits angedeutet, dass er sich mit seiner neuen Prognose ziemlich nahe an den Expertenschätzungen bewegen wird. Bislang war die Regierung von rund 0,75 Prozent Wachstum für 2002 und rund 2,5 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen.
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 06:46:51
      Beitrag Nr. 1.136 ()
      Greenspan äußert sich in Rede nicht zur Wirtschaftslage

      30 Oktober 2002 01:39 CET


      New York (Reuters) - US-Notenbankchef Alan Greenspan hat sich in einer Rede vor dem Institut für Internationale Erziehung nicht über die aktuelle Wirtschaftsentwicklung geäußert. Greenspan warnte in seinem am Dienstag vorab verbreiteten Redetext aber davor, dass die Furcht vor terroristischen Angriffen zu wirtschaftlichen Schaden in den USA und bei den Handelspartnern führen könnte.

      Greenspan äußerte sich nicht zur derzeitigen Lage der Wirtschaft oder der Zinsentwicklung, wie einige Finanzmarktteilnehmer gehofft hatten. An den Finanzmärkten ist zuletzt wegen der schleppenden Konjunktur über eine Zinssenkung der Fed spekuliert worden.

      Die Sorgen um die Arbeitsplätze und die Angst vor einem Krieg gegen Irak hatten das Vertrauen der Amerikaner in die Wirtschaft ihres Landes auf den tiefsten Stand seit neun Jahren gedrückt und damit die Hoffnungen auf eine baldige Belebung der US-Konjunktur gedämpft. Das zeigen die jüngsten Erhebungen des US-Forschungsinstituts Conference Board, die am Dienstag präsentiert wurden. Der Index des Verbrauchervertrauens fiel im Oktober den fünften Monat in Folge auf 79,4 (September revidiert 93,7) Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit November 1993. Der Rückgang war stärker als von Analysten erwartet.
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      schrieb am 30.10.02 11:33:26
      Beitrag Nr. 1.137 ()
      Hat nicht direkt mit den Indizes zu tun,dennoch sehr interessant.

      F I R M E N P L E I T E N

      Leben und sterben lassen



      Von Petra Schlitt, Jörg Schmitt und Dietmar Student

      Wenn Unternehmen zu Grunde gehen, sind immer die anderen schuld. mm nennt die wahren Ursachen des Scheiterns und entlarvt die Versager in den Führungsetagen.

      Warum die Geschäfte so miserabel laufen? Klaus Lederer schob es auf die Weltlage.



      Kaum einer wolle investieren, erst der Anschlag auf das World Trade Center, dann der Enron-Skandal, versuchte der ehemalige Babcock-Chef seine enttäuschten Aktionäre zu trösten.

      Dass er dabei war, den Oberhausener Anlagenbauer in die Pleite zu managen, diese Randnotiz verkniff sich der Herr Lederer.

      Heinrich Binder, weiland Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns Philipp Holzmann, rechtfertigte Verluste über 2,7 Milliarden Mark in erster Linie mit "Altlasten", die seine Vorgänger zu verantworten hätten.

      Dass ein beachtlicher Teil der Miesen dann doch jüngeren Datums war, ließ der Herr Binder außer Acht.

      Und auch Wolfgang Rupf, einst Chef der fast fallierten Bankgesellschaft Berlin, hatte sich wenig vorzuwerfen. Wie soll einer reüssieren mit solchem Personal? "Ich weiß nicht, was da los ist, ich kriege nicht mal einen Revisionsbericht", lamentierte er gegenüber seinen Aufsichtsräten.

      Dass der Herr Rupf fleißig mitgestümpert hatte, erschien ihm natürlich nicht der Rede wert.

      Wenn Unternehmen scheitern, dann zeigen ihre Topmanager fast immer die gleichen pawlowschen Reflexe: verdrängen, verbrämen, verschleiern.

      Mal ist die Wirtschaftskrise in Argentinien schuld. Dann liegt es am Euro, der heute zu schwach und morgen zu stark ist. Ein unverschämter Tarifabschluss, verblendete Analysten, reformmüde Politiker. Und neuerdings als Argumentationshilfe bevorzugt bemüht: die Terrorattacken des 11. September.

      Im Erfinden von Ausreden für das eigene Versagen sind Topmanager groß ­ etwa so groß wie die Schuldenberge, die sie nach ihrem Wirken oft hinterlassen.

      Es ist jedoch das Management, das in der Regel die Hauptverantwortung am Niedergang einer Firma trägt. Missratene Unternehmenskäufe, missglückte Diversifizierung, missbrauchtes Kapital: "In 90 Prozent aller Fälle", hat der Stuttgarter Insolvenzverwalter Volker Grub festgestellt, ist der "versagende Unternehmer" Ursache für die Pleite.

      Das war so und ist diesmal erst recht so, da über Deutschland eine der größten Konkurswellen der Nachkriegszeit hinwegschwappt. Rund 35.000 Unternehmensinsolvenzen erwartet die Kreditversicherung Hermes in diesem Jahr. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg glaubt gar, dass "die eigentliche Pleitewelle noch vor uns liegt": Viele Betriebe seien finanziell so ausgezehrt, dass sie im kommenden Aufschwung nicht mehr mitschwimmen könnten.

      Bereits unter der Wasserlinie: ein Münchener Filmmogul namens Kirch, Brandenburgs Zeppelin-Hoffnung Cargolifter, der oberpfälzische Stahl- und Subventionsschmelzer Maxhütte. Brink- und Holzmann, Dittmeyer und Dornier; eine Lübecker Werft sank (Flender), ein Berliner Büroartikelhändler (Herlitz) gab auf.

      Der Wiedervereinigungsrausch und die Internet-Begeisterung der 90er Jahre überdeckten die Strategiefehler und die Führungsschwächen in vielen Konzernen. Die Manager mussten keine Sanktionen fürchten; im Krisenfall halfen die Banken generös mit frischem Geld.

      Inzwischen sind die Kredithäuser im globalen Wettbewerb selbst unter Druck geraten. Sie nutzen nun die Chance, ihr Kreditportfolio zu bereinigen. Immer öfter drehen sie kränkelnden Betrieben den Geldhahn zu.

      Der Liquiditätsstopp ist meist der Auslöser für Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz; die eigentliche Ursache ist er nicht - die liegt in der Führung der Unternehmen selbst.

      Was haben die Topmanager falsch gemacht? Warum wurden Warnsignale nicht beachtet? Welche Lehren lassen sich aus der Misere ziehen?

      manager magazin entlarvt die Verdränger auf den Chef-Fluren und nennt die Führungsfehler - sieben Sünden, die zum Tode führen können:
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      schrieb am 30.10.02 21:56:33
      Beitrag Nr. 1.138 ()
      Aktienfonds durchstehen eine schwere Zeit


      Investoren haben im September $16.1 Milliarden aus Aktienfonds gezogen, womit der Herbstmonat der vierte in Folge ist, an dem Aktienfonds unterm Strich keine neuen Kunden gewinnen können. Im Juli wurden noch $52.6 Milliarden aus Aktienfonds gezogen, im August $3.1 Milliarden. Anleihenfonds gewannen $15.9 Milliarden an neuen flüssigen Mitteln, während Geldmarktfonds Kundengelder in $62.5 Milliarden anlocken konnten, nach $17.4 Milliarden im August.

      Dies gibt das Investment Company Institute am Mittwoch in den USA bekannt.

      TrimTabs rechnet damit, dass es auch im Oktober Abflüsse geben wird. Basierend auf Daten, die bis zum 25. Oktober eingegangen waren, schätzt TrimTabs den Rückgang im Oktober auf $16.5 Milliarden.

      © Godmode-Trader.de
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      schrieb am 30.10.02 22:00:18
      Beitrag Nr. 1.139 ()
      Quo vadis Dax und Nemax?
      ++ Dax ++

      Von Claus Vogt

      Der deutsche Blue Chips-Index hat seinen langfristigen Abwärtstrend ohne Wenn und Aber bestätigt. Die deutliche relative Schwäche im Vergleich zu den US-Märkten verheißt leider nichts Gutes. Gründe? Speziell die verheerenden Kursverluste der Finanzwerte deuten auf einen gewichtigen Unterschied hin. Während die Immobilienblase in den USA noch intakt ist, platzte die steuerpolitisch verordnete Ostimmoblienblase im wiedervereinigten Deutschland schon vor Jahren. Die damit einhergehenden Belastungen des Finanzsystems konnten während der Aktien-Bubble überdeckt werden. Jetzt kommen die Leichen von beiden Exzessen hoch. Seit den Oktober-Tiefs stieg der Dax in nur zehn Börsentagen um in der Spitze 31 Prozent, eine außergewöhnlich starke Bewegung. Er testete damit die ersten technischen Widerstände bei 3.300 Zählern. Danach setzte eine Korrektur ein, die wir als kurzfristig einschätzen. Wir erwarten danach eine zweite Aufwärtswelle bis mindestens 3.500, vielleicht sogar bis knapp 4.000 Punkte. Die stark fallende 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft noch deutlich höher, nämlich bei 4400 Punkten.
      Der Chart des Dax läßt im Unterschied zu den US-Indizes selbst durch die bullishste Brille betrachtet keine Bodenbildung erkennen. Ein Test der Tiefs ist selbst in einem bullishen Szenario zu erwarten.

      ++ Nemax ++

      Der Neue Markt hat seinen Niedergang zunächst auf bis zu 350 Punkte fortgesetzt, bevor er zu einer Gegenbewegung anhob. Diese führte ihn bisher auf fast 500 Zähler, ein Anstieg um mehr als 40 Prozent. Es bleibt dabei, eine Bodenbildung ist bisher nicht auszumachen. Aus charttechnischer Sicht ist die Entscheidung der Deutsche Börse AG, diesen Markt sang- und klanglos abzuschaffen, natürlich außerordentlich schade. Das Lehrbuchbeispiel einer vollkommen außer Rand und Band geratenen „Spekulationsblase made in Germany“ bleibt damit leider Stückwerk. Die spannende Frage, wie lang „langfristig“ im in den letzten Jahren so häufig zu hörenden Credo „Langfristig steigen Aktien immer“ in diesem speziellen Fall sein wird, wird damit unbeantwortet bleiben.


      Claus Vogt ist Leiter Research der Berliner Effektenbank.
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      schrieb am 30.10.02 22:29:25
      Beitrag Nr. 1.140 ()
      29.Oktober 2002 “Irrational Exuberance” - “Bullenfalle”! evotrade

      Von einer Bodenbildung kann keine Rede sein. Den Bullen steht noch eine große Enttäuschung bevor. Beachten Sie den parabolischen Kursverlauf beim Nasdaq und S&P 500. Hinweis für einen erneuten Downtrend. Die Indikatoren stehen noch im hohen Bereich, was bedeutet, daß noch Konsolidierung notwendig wird. Ein Dow Kurs unter 8200 sollte als gefährliche Unterstützung gewertet werden. Ab hier kann noch ein Crash stattfinden. Heute wurde diese Unterstützung getestet. Der nächste Test wird die Unterstützung brechen. Danach darf man sich wieder warm anziehen. Nächstes wichtiges Fibonacci-Datum ist Montag 16. Dezember 2002. Das sind 144 Tage vom 24.7.2002 und 55 Tage vom 21. Oktober 2002.

      Das heute veröffentlichte U.S. Verbrauchervertrauen ist “dramatisch” gesunken.

      Das Kursziel von 6300 bleibt für 2002 bestehen. Die Volatilität hat eine sehr bedenkliche Höhe erreicht.

      Siehe auch FUNDAMENTALS

      Crashwarnung aufgeschoben bedeutet nicht aufgehoben.
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      schrieb am 30.10.02 22:35:44
      Beitrag Nr. 1.141 ()
      Editorial: Die Verbraucher streichen die Segel – mit schlimmen Folgen (30.10.2002)

      Die jüngsten Konjunkturzahlen aus den USA zeichnen ein Horrorbild. Der letzte Pfeiler der Wirtschaft dort, der Verbraucher, wankt nicht nur, sondern eher droht zu kollabieren. Der Index zum Verbrauchervertrauen für Oktober zeigt dies eindeutig, wenn man ihn in historischer Perspektive sieht. Damit ist die Spekulation von Notenbankpräsident Greenspan, die Ausrüstungsinvestitionen der Industrie würden wieder wachsen, bevor die Konsumenten die Segel streichen, nicht aufgegangen.

      Auch im Euroraum sieht es nicht gut aus mit dem Verbrauchervertrauen, wenngleich die Dinge hier völlig anders gelagert sind als in den USA. Die Verschuldung der europäischen Verbraucher ist bei weitem nicht so hoch wie die der amerikanischen. Doch die vergleichsweise stark steigende Arbeitslosigkeit im Euroraum und die damit schwindende Kaufkraft der Konsumenten droht die Unterschiede zu nivellieren.

      Eines der Probleme, die das schwindende Verbrauchervertrauen nach sich zieht, liegt darin, dass schrumpfende Nachfrage auf breiter Front auf hohes Angebot aus noch immer überzogen hohen Produktionskapazitäten trifft. Die Anbieter müssen folglich hart gegeneinander konkurrieren, um nicht vom Markt zu verschwinden. Das geht letztlich nur über den Preis. Dies bedeutet schwindende Ertragsmargen im wirtschaftlichen Mikrokosmos und fortschreitende deflationäre Tendenzen im Makrokosmos.

      Wer mit den geschrumpften Margen nicht mehr ausreichend verdient, um seinen Schuldendienst leisten zu können, muss an die Substanz heran. Sofern diese Substanz nicht in liquiden Mitteln besteht, schwindet sie in einem deflationären Umfeld ohnehin von selbst. Und je mehr Schuldner die Substanz angreifen, also verkaufen müssen, desto stärker wird der hier bereits bestehende Preisdruck. Einmal in Gang gekommen, hält diesen zerstörerischen Prozess niemand und nichts mehr auf. Selbst Zinssenkungen nicht. Es kann erst besser werden, wenn die nicht mehr tragbaren Schulden beseitigt sind.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
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      schrieb am 30.10.02 22:39:09
      Beitrag Nr. 1.142 ()
      US-Finanzministerium geht von Kunjunkturerholung aus

      Das US-Finanzministerium geht von einer anhaltenden Erholung der US-Konjunktur aus. Ein hochrangiger Vertreter des Ministeriums, Mark Warshawksy, sagte am Dienstag, das Wachstum im vierten Quartal dürfte zwar unter der Durchschnittsrate des ersten Halbjahres 2002 von 3,1 % bleiben, aber dennoch ungefähr drei Prozent betragen.

      vwd WASHINGTON. Seiner Einschätzung zufolge dürfte vor allem ein schwächerer Konsum für die Wachstumsabflachung sorgen, was sich auch bereits zum Ende des dritten Quartals gezeigt hat.

      Volkswirte erwarten, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal um annualisiert 3,6 % wachsen dürfte, nach einer BIP-Steigerung um lediglich 1,3 % im zweiten Quartal. Für das Schlussquartal 2002 wird derzeit von einem Wachstum über etwas mehr als zwei Prozent ausgegangen.

      Warshawksy verwies auf eine Reihe von Faktoren, die seine optimistische Einschätzung stützen würden, darunter der starke Immobiliensektor und die robuste Produktivitätsentwicklung. Insgesamt werde sich der Aufschwung der US-Wirtschaft fortsetzen, wenngleich der Erholungspfad uneben sein werde, sagte Warshawksy. (Handelsblatt.com, 29.10.02)

      Kommentar: Während das Verbrauchervertrauen, also das Fundament der Wirtschaft, zusammenbröckelt, geht die US-Regierung weiter von einem “Aufschwung” aus. Deutlicher kann man wohl den zweckoptimismus gar nicht mehr darstellen, in dem Fakten einfach geleugnet und ingoriert werden. Wie soll es denn auch anders weitergehen als abwärts, in einem System, in dem die Verschuldung (in den USA) fünfmal schneller steigt als die Wertschöpfung?
      Kommentar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 22:44:21
      Beitrag Nr. 1.143 ()
      Letzter Update: 30.10.02 - 16:05

      Fehlendes Verbrauchervertrauen: Die Angst der Kaufhäuser vor dem Santa Claus

      Die letzte Stütze der US-Konjunktur wankt: Das Vertrauen der Konsumenten in die eigene Lage ist so klein wie seit 1993 nicht mehr. Jetzt bangen die Kaufhäuser um das Weihnachtsgeschäft.

      Von Martin Vetterli



      Hat dieses Jahr endlich Zeit, die eine oder andere Pause einzulegen: Santa Claus.


      Die US-Konsumenten haben bereits den Kater, bevor das Weihnachtsfest überhaupt begonnen hat. Das Vertrauen der Konsumenten in die Wirtschaft ist so schwach wie seit 1993 nicht mehr. Der vom Conference Board ermittelte Vertrauensindex ist von 93,7 im September auf bedenkliche 79,4 im Oktober gefallen. Nur noch jeder 15. Amerikaner will in den kommenden sechs Monaten ein neues Auto kaufen, nur jede 32. Amerikanerin plant, im kommenden Winter ein neues Haus zu kaufen. Und bereits zeigen die Verkaufszahlen grosser amerikanischer Warenhäuser und Supermärkte nach unten. Letzte Woche haben sie, dies ermittelte die Bank of Tokyo-Mitsubishi, nur noch so viel wie im vergangenen Januar abgesetzt.

      Unsicherheit drückt Konsumlust

      Die Gefahr den Job zu verlieren, der Sturz der Aktienmärkte, der vor allem Vermögende empfindlich getroffen hat, die Kette von Skandalen, welche die Teppichetagen von Corporate America erschüttern, und der im Bewusstsein vieler Amerikaner allgegenwärtige Krieg drücken auf die Lust zum Konsumieren. Und drohen, die letzte wichtige Stütze der US-Konjunktur zum Einsturz zu bringen: Ab Mitte 2000 waren es die Konsumenten, welche die Wirtschaft noch in Schwung hielten. Sie gaben zwei Jahre in Folge je 2,7 Prozent mehr aus. Ohne sie wäre die Wirtschaft zweimal je 3,1 Prozent geschrumpft. So stark haben nämlich die Unternehmen ihre Investitionen heruntergefahren, die Regierung ihre Ausgaben gesenkt und war der internationale Handel rückläufig.

      Verschläft Santa Claus die Weihnachten?

      Das verspielte Konsumentenvertrauen ist ein deutlicher Hinweis, dass der US-Wirtschaftslokomotive die Zugkraft ausgegangen und die Gefahr eines Rückfalls der Weltwirtschaft in die Rezession nun real ist. «Offensichtlich sind die Leute aufgewacht und verschliessen nicht länger den Blick vor ihrer ökonomischen Realität», kommentierte der Lehman-Brothers-Analyst Drew Matus gestern Dienstag die Zahlen des Conference Board. Seine Befürchtung ist, dass «Weihnachten dieses Jahr gestrichen» werden könnte. «Wenn die Aktienmärkte nicht sehr schnell anziehen, wird sich der Reichtumseffekt ins Gegenteil kehren und die Konsumausgaben werden noch weiter zurückgehen», sagte der Ökonom Joel Prakken gegenüber dem «Wall Street Journal». Sein Fazit: «Die Wirtschaft ist verwundbar geworden.» Einzelhändler müssen sich auf das schlechteste Weihnachtsgeschäft seit zehn Jahren einstellen.

      Einzelhändler zunehmend pessimistisch


      Alles wäre fürs Weihnachtsgeschäft bereit - die Kunden bleiben diesmal draussen.

      So prognostizieren die US-Heimelektronikkette Best Buy sowie die Warenhausriesen Macy`s und BJ`s Wholesale Club rückläufige Verkaufszahlen für die zwei letzten Monate des Jahres. Kohl`s meldete bereits für den September einen Verkaufsrückgang um über 3 Prozent. Wal-Mart rechnet nur noch mit einem stark gedrosselten Umsatzwachstum. Die US-Kleiderketten Gap, die noch immer unter den Folgen der Hafenstreiks im Westen der USA leidet, und Target versuchen nun, mit massiven Preisnachlässen den Umsatz zu halten. Mittlerweile warnen sogar Video-Spielhersteller wie THQ, bis anhin der letzte boomende Hightech-Sektor, lauthals vor einem lauen Weihnachtsgeschäft. «Ich kann mich nicht erinnern, dass die Stimmung je so pessimistisch war», sagte Art Bonnel von U.S. Global Investors gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Er hat bereits die Konsequenzen gezogen und - eigenen Angaben zufolge - sämtliche Einzelhandelsaktien verkauft.

      Konsumentenvertrauen: Trügerischer Indikator

      Doch nicht alle sehen schwarz. Verschiedene Experten verweisen in ihren Reaktionen darauf, dass das Konsumentenvertrauen ein trügerischer Indikator sei, der nicht im Verhältnis eins zu eins auf das Konsumverhalten übertragen werden könne. Er hinke dem tatsächlichen Ausgabeverhalten oft hinterher und sei deshalb - wie beispielsweise die Arbeitslosenzahlen - ein Faktor, der in erster Linie die wirtschaftliche Verfassung der vergangenen Wochen reflektiere, nicht aber in die Zukunft weise. So rechnet Mike Niemira damit, dass die Verkaufszahlen der Einzelhändler im kommenden November und Dezember zwischen 2 und 3,5 Prozent steigen. Der für die Bank of Tokyo-Mitsubishi arbeitende Ökonom gilt als ausgewiesener Kenner der Branche.

      Vertrauen schwindet, Ausgaben steigen
      Auch die Bush-Administration lässt sich von den schwachen Zahlen (noch) nicht stark beeindrucken. «Die Ökonomen werden genau darauf achten, wie sich die Konsumenten tatsächlich verhalten und nicht, was sie Meinungsforschern darüber zu Protokoll geben», erklärte Glenn Hubbard, der führende Wirtschaftsberater von US-Präsident Bush. Das Konsumvertrauen sei schon seit Mai rückläufig, trotzdem sei die Haushaltsnachfrage gross geblieben. «Mit den steigenden Einkommen sollten sich auch die Konsumausgaben positiv entwickeln, besonders im kommenden Jahr der Erholung», sagte der Columbia-Professor weiter.

      Schlechtes Omen für Arbeitsmarktzahlen


      Die Schalter der Arbeitsämter sind immer besser besucht.

      Ob die Rechnung der US-Regierung aufgeht und eine weitere Zinssenkung der amerikanischen Notenbank am kommenden Dienstag genügt, um den Konsum wieder anzukurbeln, ist zweifelhaft. Unvermeidlich scheint aber, dass die Arbeitslosenquote bis Ende Jahr auf mindestens 6 Prozent steigt, meinen immer mehr Ökonomen. Seit gestern Dienstag fühlen sie sich in ihrer Meinung bestärkt. Denn in einem Punkt war das Konsumentenvertrauen jeweils ein guter Indikator: Schwindet es, siehts am Arbeitsmarkt düster aus. Kein gutes Omen für die Arbeitslosenzahlen, die übermorgen Freitag veröffentlicht werden.
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:00:24
      Beitrag Nr. 1.144 ()
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:13:58
      Beitrag Nr. 1.145 ()
      Amerika konsumiert mehr, als es produziert

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Besucher von Einkaufszentren sind bei ihren Shopping-Touren zurückhaltender geworden, so die letzten News aus den USA.

      Wenn das wirklich zutrifft, dann wundert mich das nicht: "Das musste so kommen", ist seit Wochen meine Einschätzung – wie Sie wissen. Schließlich konnte der amerikanische Konsument nicht dauerhaft mehr ausgeben, als er verdient.

      Ein anderes Ereignis, das meiner Meinung nach "auch so kommen musste", war der Fall des Dollar. Amerika verhielt sich genauso wie seine einzelnen Konsumenten – es wurde mehr konsumiert als produziert. Es kann durchaus sein, dass Amerika die beste und leistungsfähigste Volkswirtschaft hat, die es jemals auf der Welt gegeben hat. Aber es hängt vom Wohlwollen der Ausländer ob, ob die Differenz zwischen dem, was Amerika produziert, und dem, was Amerika will, problemlos ausgeglichen wird.

      Ich arbeite – wie Sie wissen – in Paris, und ich weiß deshalb viel über "Ausländer". Ich habe jahrelang unter ihnen gelebt und ihre Eigenschaften kennen gelernt. Sie sind nette Leute, ganz bestimmt. Und sie helfen normalerweise in Not geratenen Fremden. Aber sie lassen sich nicht gerne ausnutzen – genauso wenig wie Amerikaner.

      Deshalb glaube ich, dass es nicht ewig so weitergehen kann: Die Ausländer werden den überzogenen amerikanischen Konsum nicht für immer finanzieren wollen. Früher oder später werden sie auf die Berge ihrer Papierdollar blicken und denken, dass sie genug haben. Dann werden sie diese Dollar in ihre Währungen zurücktauschen wollen. Aber wer wird sie dann kaufen? Die Amerikaner haben schon Dollar ... und sie sind Dollar-Netto-Exporteure, jeden Tag verlassen 1,5 Milliarden Dollar das Land. Die Amerikaner wollen ihre Dollar genauso wenig zurück wie die Japaner ihre Hondas oder die Franzosen ihren Champagner zurücknehmen würden. Champagner und Hondas sind immerhin nützliche Dinge. Aber was kann man mit einem benutzten Dollar machen, den niemand haben will?

      Damit bleibt für die Ausländer nur die Möglichkeit, die Dollar an andere Ausländer weiterzuverkaufen. Und auf einmal könnte es möglich sein, dass die imperiale Währung zusammenbricht.

      In Märkten – wie auch im Rest der Natur – hält nichts für immer. Und Dinge, die "passieren müssen", werden auch passieren. Das einzige Problem ist, dass Sachen, "die nicht mehr lange so weitergehen können", doch noch lange so weitergehen können – vielleicht sogar länger als man lebt.

      Zuletzt fiel der Dollar immerhin leicht. Mehr dazu von Eric Fry.
      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:16:25
      Beitrag Nr. 1.146 ()
      Lustig ist das,

      wenn ich lese daß der US-Verbraucher daran ist zu kolablieren,
      also zusammenbricht.

      Welcher US-Verbraucher bricht zusammen. Bitte Namen und
      Anschrift nennen.

      Ich kenne US-Verbraucher, die wünschen sich mal 6 Wochen
      Urlaub um ihr Geld ausgeben zu können. Und was bitteschön
      ist Amerika? Die Ostküste von Boston bis Washington? Die
      Region um die großen Seen, Californien? Oder ist Amerika
      da, wo es am amerikanischten ist, in den Kleinstädten
      des mittleren Westens?

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:17:38
      Beitrag Nr. 1.147 ()
      Von den Problemen der amerikanischen Leasing-Unternehmen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Der Dollar hat sich im Gegensatz zu den Aktienkursen in den letzten Wochen kaum verändert. Während die Aktienkurse in den letzten 3 Wochen um per saldo rund 20 % anstiegen, hat sich der Dollar kaum verändert. Es ist war, dass der überbewertete Dollar keine Rallye verdient – jedenfalls nicht mehr, als die überbewerteten US-Aktien. Trotzdem – normalerweise steigt der Dollar, wenn die US-Aktien steigen. Nicht so dieses Mal. Vielleicht sollte uns das etwas sagen.

      "Man sollte den US-Dollar bewundern, aber nicht kaufen", so Jim Grant auf einer Konferenz in New York. Grant bezeichnet den Dollar sarkastisch als "Amerikas größte Erfolgsgeschichte." Der Grund: "Jeder Dollar benötigt nur einen Cent an Produktionskosten, und trotzdem wird er weltweit für einen Dollar pro Stück verkauft. Welcher andere amerikanische Export-Artikel kann dies sonst von sich sagen?" Es ist bemerkenswert, dass der Dollar sich trotz des großen US-Handelsbilanzdefizits – in Höhe von 5 % des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts – noch so gut halten kann. Die globale Dollar-Nachfrage bleibt bestehen – egal, wie viele Dollar gedruckt werden.

      Grant glaubt, dass die Investoren sollten Folgendes nicht unterschätzen, nämlich die "Fähigkeit von souveränen Regierungen, eine Währung, die sie eigentlich unterstützen, abzuwerten. Die Regierungen haben genug Möglichkeiten ... und eine Regierung kann immer einen Weg finden, eine Währung abzuwerten, für die sie alleine das Recht zum Gelddrucken hat."

      Wir Konsumenten haben nicht den Luxus, dass wir Geld drucken können, um unsere Schulden bezahlen zu können. Wir müssen Geld verdienen oder erben. Leider sind Jobs und alte, reiche Verwandte in diesen Tagen knapp geworden. Und deshalb steigen die unbezahlten Schulden.

      "Die Schuldeneintreiber haben derzeit viel zu tun, angesichts Millionen von Konsumenten, die jede Menge Kreditkartenschulden, Bankschulden, unbezahlte Arztrechnungen und sonstige Schulden angesammelt haben", so ein Bericht der Arizona Republic. Es gibt mittlerweile ein Geschäft mit dem Aufkauf von Forderungen zu einem bestimmten Prozentsatz. "In den USA haben mehr als 6.500 Firmen Schulden, die im Jahr 2000 fällig waren, im Wert von 135 Milliarden Dollar gekauft. Vor einem Jahrzehnt lagen solche überfälligen Schulden erst bei 73 Milliarden Dollar." Das Positive daran: "Es gibt also auch Firmen, die von dieser Entwicklung profitieren. In dieser Branche soll die Zahl der Beschäftigten in den nächsten 6 Jahren um 35 % steigen – so die staatliche Arbeitsmarktstatistik-Behörde."

      Die Botschaft ist klar: Wenn man wirklich helfen will, die Arbeitslosigkeit zu senken, sollte man einfach aufhören, seine Rechnungen zu bezahlen.

      Dazu noch folgende Anekdote: In den letzten 3 Jahren habe ich mir ein Büro mit Jim Grant geteilt, in der Wall Street Nummer 30. Aber die Mieten sind so stark gestiegen, dass ich umgezogen bin – eine Ecke weiter, in die Broad Street 80. Bei den Umzugsvorbereitungen rief ein Kollege von mir bei der Gesellschaft an, von der wir die Möbel geleast hatten. Er sagte ihnen, dass sie die Möbel wieder abholen könnten. Am anderen Ende der Leitung gab es eine überraschende Antwort: "Uuuuh ... können Sie die Möbel noch ein bisschen behalten? Wir werden Ihnen auch selbstverständlich nichts dafür berechnen", so der Mitarbeiter der Gesellschaft am Telefon. "Wir haben nur keinen Platz, wo wir die Möbel lagern könnten. Unsere Lager sind überfüllt, da so viele Leute die Möbel zurückbringen. Wir müssten bezahlen, um die Möbel woanders zu lagern. Wäre es für Sie ok, wenn Sie die Möbel noch etwas behalten würden?"

      "Kein Problem", sagten wir – und bedauerten es, dass wir nicht schon ein paar Monate vorher angerufen hatten.

      Während des Booms der "dotcom"-Gesellschaften schossen diese ja wirklich wie Pilze aus dem Boden. Sie erhielten jede Menge Kapital, um damit weitere unnütze Geschäftsmodelle verwirklichen zu können. Jede neue Gesellschaft musste Büroräume, Möbel und Computer kaufen oder leasen, und gleichzeitig 100 oder mehr Mitarbeitern anheuern. Um diese zu erhalten, wurde oft das Doppelte gezahlt, was diese Leute bei etablierten Firmen erhalten würden – weil die alten, profitablen Firmen soviel niemals zahlen würden ...

      Es hat Spaß gemacht, solange es andauerte. Aber irgendwann war das Geld aufgebraucht und die Startups mussten ihr Spielzeug zurückgeben. Das Problem ist – soviel Spielzeug wurde zurückgegeben, dass man damit nichts mehr anfangen konnte. Chefsessel, Computer, Telefon-Anlagen und all die anderen Dinge, die das Büro eines Startups im Jahre 2000 ausmachten, türmen sich in den Lagern der gesamten USA. Was machen die Leasing-Gesellschaften jetzt damit – auf den nächsten Boom warten?

      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:22:10
      Beitrag Nr. 1.148 ()
      Die Bilanztricks gehen weiter

      von Porter Stansberry

      Es war ungefähr im Jahre 100 n.Chr., als die römischen Armeen nicht mehr von der römischen Regierung allein bezahlt werden konnten. In den nächsten 200 Jahren musste der Armee immer mehr bezahlt werden, um ihre Loyalität zu sichern. Das wurde dadurch erreicht, dass der Silbergehalt der Münzen (der "Antoniniani") gesenkt wurde.

      Das gleiche passierte in den USA. Hier war es aber nicht das Militär, das bezahlt werden musste, sondern die Wähler. In den letzten 100 Jahren hat der US-Dollar ca. 90 % seiner Kaufkraft verloren. Um Wahlen zu gewinnen, muss man schließlich jedem alles versprechen.

      Papiergeld ist die Brücke zwischen Politik und Realität. Und es ist nur das Geld der Regierung, das von der Elite geopfert wird, um an der Macht zu bleiben ...

      Wissen Sie, dass seit 1999 fast jede im Dow Jones enthaltene Gesellschaft eine große Abschreibung gemacht hat?

      Diese Abschreibungen summierten sich in den letzten 3 Jahren auf mehr als 125 Milliarden Dollar. Alleine im Jahr 2001 tätigten die Hälfte der im Dow Jones enthaltenen Unternehmen Abschreibungen von jeweils mehr als 500 Millionen Dollar. American Express schrieb 1 Milliarde Dollar ab, die mit Junk Bonds verloren worden waren. AT&T schrieb 2,5 Milliarden Dollar an wertlosem Telekommunikations-Zubehör ab. Walt Disney schieb 1,5 Milliarden Dollar ab. Wenn man die Aktien dieser Gesellschaften im Depot hat, dann muss man leider feststellen, dass sich der Wert, der hinter dem Papier steht, verflüchtigt. Aber die im Dow Jones enthaltenen Gesellschaften sind nur der Anfang. Im Silicon Valley sieht es noch viel schlimmer aus.

      Es gibt Beispiele von Unternehmen, die ihre Aktienoptionspläne bei der Ermittlung der Gewinne nicht berücksichtigen. Beispiel Maxim Integrated Products. Wenn diese Gesellschaft diese Programme berücksichtigen würde, dann wäre im Jahr 2000 ein Gewinn pro Aktie von 0,56 Dollar angefallen – und nicht wie angegeben 1,27 Dollar. Laut Bilanz (GAAP-Bilanzierung) hat Cypress Semiconductor in den letzten 5 Jahren 223 Millionen Dollar operativ verdient. Aber darin enthalten sind nicht die "einmaligen" Abschreibungen, die sich jedes Jahr wiederholen. Und – besonders wichtig: Die Investoren bezahlen die Kosten der Aktienoptionspläne, nicht die Gesellschaft. Deshalb ist ein wichtiger Kostenblock nicht in der Bilanz enthalten.

      Diese Ausgaben für Aktienoptionspläne wirken sich auf die Bilanz des Unternehmens und die Bilanz des Anlegers aus – egal, ob sie in den "pro forma" Gewinnen ausgewiesen werden oder nicht. Wenn man alle Kosten berücksichtigt, dann hat Cypress in den letzten 5 Jahren nicht 223 Millionen Dollar verdient, sondern 503 Millionen Dollar verloren.


      Wenn Sie das bezweifeln, dann bedenken Sie bitte, dass Cypress 1999 – auf dem Höhepunkt des Booms im Halbleitersektor – einen Kredit über 500 Millionen Dollar aufnehmen musste. Das erste Mal hatte die Gesellschaft einen hohen Betrag an Fremdkapital in der Bilanz stehen. Wenn die Gesellschaft wirklich Millionen verdiente, warum musste sie sich dann soviel Geld leihen? Heute hat diese Gesellschaft rund 517 Millionen Dollar Schulden, und das bedroht inmitten der aktuellen Krise den gesamten Wert der Gesellschaft. Der Kurs der Cypress-Aktie ist auch nicht gestiegen in den letzten zwei Wochen, wie die anderen Halbleiter-Aktien. Warum werden solche bilanziellen Irreführungen in unserer Gesellschaft und von unserer Kultur toleriert? Ich glaube nicht, dass jemand diese Frage vollständig beantworten kann. Organisierter, systematischer Betrug war immer Teil großer Wirtschaftssysteme – bei den Römern angefangen. Die Regierungen saugen die Steuerzahler aus. Die Gesellschaften betrügen die Aktionäre. Die einzelnen Investoren bedanken sich mit Klagen für Schäden, die eigentlich durch ihre eigenen Fehler begründet sind. Wir werden zunehmend eine Gesellschaft von Kleptomanen. Im Fall der Berücksichtigung von Aktienoptionsplänen geht es um die Verteidigung von wichtigen Privilegien. Die Profiteure der Aktienoptionspläne – gewisse Vorstandsvorsitzende und Top-Manager – sind die Hauptkunden von Unternehmensberatern, Steuerberatern, Rechtsanwälten. Und all diese Leute wollen es Ihnen, dem individuellen Investor, nicht zu leicht machen, herauszufinden, was die Gesellschaft wirklich verdient (sonst würde man sie ja auch nicht mehr brauchen). Und natürlich will jede Gesellschaft profitabel aussehen – das ist für sie manchmal sogar noch wichtiger, als wirklich nach Gewinn zu streben.

      Aus diesem Grund kann Bristol-Myers 1,2 Milliarden Dollar für ein Investment in ImClone abschreiben, ohne dass es sich bei den "pro forma"-Gewinnen auswirkt ... und Vorstandsvorsitzende mit mehr Selbstbewusstsein als Vernunft können das Geld der Aktionäre dazu verwenden, um sich und ihre oberste Gefolgschaft legal zu bereichnern ...

      Der einzige wirkliche Verlierer sind Sie, der Kleinaktionär. Jeder andere geht nächsten Montag wieder zur Arbeit und macht weiter.
      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:46:02
      Beitrag Nr. 1.149 ()


      Aus der FTD vom 30.10.2002 www.ftd.de/kapital

      Das Kapital: Auch die US-Konsumblase wird letztlich platzen

      Das US-Verbrauchervertrauen ist ein fürwahr trügerischer Indikator. Meistens hinkt er den tatsächlichen Ausgaben meilenweit hinterher. Nur gilt das nicht immer.



      US-Verbraucher auf Abwegen?


      Immerhin waren auch die wöchentlichen Einzelhandelszahlen zuletzt schwach, trotz des großen Immobilien-Refinanzierungsbooms. Daher lässt sich der Einbruch im Oktober nicht abtun - zumal die Weltwirtschaft von der Kaufsucht der Amerikaner abhängig ist.

      Natürlich hoffen die Märkte auf die Fed. Nachdem das US-Budget binnen anderthalb Jahren um fünf BIP-Punkte expansiver wurde und die Leitzinsen 2001 um 4,75 Prozent sanken, ist das indes eine verquere Hoffnung. Sollten wir in dieser Phase des Zyklus eigentlich nicht mit baldiger Restriktion rechnen? Dass etwas faul ist, haben viele noch nicht begriffen. Daher die Zuversicht, dass sich die Verbraucher weiter verschulden - obwohl sie bereits mit 103 Prozent ihrer Einkommen in der Kreide stehen, gegenüber drei Fünfteln Anfang der 70er Jahre. Dass die langfristigen Zinsen endlich geplumpst sind, lässt diesen Optimismus sogar berechtigt erscheinen. Nach uns die Sintflut.


      Aber der Tag der Abrechnung kommt. Letztlich werden auch die Konsum- und Immobilienblasen platzen. Der Konsumanteil am US-BIP ist um acht Prozentpunkte höher als zwischen 1950 und 1980. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Ausländer noch eine Weile auf die aggressiven US-Gewinn- und Produktivitätsschätzungen hereinfallen und die Defizite finanzieren. Erkennen sie jedoch den Trugschluss, dem sie aufsitzen, wird es noch munter hergehen an der Wall Street.
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:50:18
      Beitrag Nr. 1.150 ()
      Hoffen auf Schulterschluss der Notenbanken
      Schon nächste Woche schlägt die Stunde der Wahrheit

      Von Anja Struve und Holger Zschäpitz

      Berlin – Rettet das Weihnachtsfest! Unter diesem Motto schauen die Börsianer weltweit hoffnungsvoll auf die Notenbanken. Ganz oben auf der Wunschliste steht eine konzertierte Zinssenkungsaktion von Europäischer Zentralbank (EZB), der Bank of England und der US-Fed, die kommende Woche jeweils kurz hintereinander eine geldpolitische Entscheidung treffen müssen.

      Die jüngsten Konjunkturdaten haben eines klar gemacht: Nicht nur der Glaube an den Weihnachtsmann schwindet rapide, sondern auch das Verbrauchervertrauen und damit möglicherweise die Konsumneigung. In den USA sackte zuletzt der Konsumklimaindex auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren; in Deutschland rutschte das GfK-Verbraucherbarometer gestern auf das Niveau von 1996 zurück.

      „Nach den Daten stellt sich für uns nun nicht mehr die Frage, ob die Zinsen in der kommenden Woche gesenkt werden, sondern in welcher Höhe“, sagt William Belchere, Stratege bei J.P. Morgan. Er erwartet nun bereits für den nächsten Mittwoch eine Senkung der US-Sätze um mindestens 25 Basispunkte, und einen weiteren Schritt im Dezember. Noch größeren Handlungsbedarf für die Fed sieht Jan Hatzius von Goldman Sachs, der mit einer monetären Lockerung um einen halben Prozentpunkt rechnet. Besorgt blickt auch er auf das US-Konsumentenvertrauen. Innerhalb von fünf Monaten sei der Indikator um 33 Punkte eingebrochen – der viertgrößte Absturz seit Erhebung des Konsumbarometers überhaupt.

      Die schwindende Zuversicht der Verbraucher stimmt die Volkswirte deshalb so skeptisch, weil die amerikanischen Privathaushalte 70 Prozent der Wirtschaftsleistung mit ihren Einkäufen ausmachen. Gerade das Weihnachtsquartal ist besonders wichtig, damit die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abgleitet. „Die US-Konjunkturrisiken haben ein erschreckendes Maß erreicht“, sagt Rainer Guntermann, von Dresdner Kleinwort Wasserstein. „Wenn die weltgrößte Volkswirtschaft abstürzt, kann sich Keiner entziehen.“

      Doch ob sich die europäischen und britischen Währungshüter, die nur einen Tag nach der US-Notenbank Fed tagen, einer Zinssenkung anschließen, ist umstritten. Während Nikolaus Keis von der HVB Group mit einer Lockerung der EZB-Leitzinsen um 50 Basispunkte rechnet, ist Guntermann skeptischer: „Die fundamentalen Argumente dafür haben zwar zugenommen. Aber ob die EZB wirklich handelt, steht noch in den Sternen.“

      Dagegen sprechen vor allem zwei Argumente. Zum einen dürfte sich der Ruf einiger Politiker nach Zinssenkungen kontraproduktiv auswirken. Zum anderen könnte eine weltweit konzertierte Zins-Aktion auch falsche Signale setzen. „Anleger könnten den Eindruck gewinnen, dass es um die Weltwirtschaft noch schlechter steht als befürchtet“, sagt Stefan Schneider von der Deutschen Bank. „Um eine mögliche Panik an den Märkten zu verhindern, wäre ein Sicherheitsabstand zwischen amerikanischer und europäischer Zinssenkung sinnvoll.“

      Ohnehin stellen sich viele Experten die Frage, ob die Notenbanken überhaupt noch helfen können. Schließlich hätten elf US-Zinssenkungen in Folge die amerikanische Wirtschaft nicht nachhaltig aus der Talsohle befreit, so Gerard Minack, Stratege bei ABN Amro. Insbesondere die Unternehmen hätten von den niedrigen Zinsen nicht profitiert, da die Geschäftsbanken das billigere Geld nicht an ihre Kunden weitergegeben haben. Daher ist das Kreditvergabe im Unternehmenssektor regelrecht eingebrochen. Einzig die amerikanischen Konsumenten seien Nutznießer des billigen Geldes. Doch auch hier sieht Minack das Risiko, dass sich die Kreditinstitute zunehmend zurückhalten oder sich die Konsumenten nicht noch weiter verschulden wollten. „Wenn nun auch noch die Verbraucherkredite einbrechen, wird die Fed-Politik noch wirkungsloser.“

      Da ein Alleingang der US-Notenbank verpuffen dürfte, ziehen viele Experten zunehmend doch die Möglichkeit einer konzertierten Aktion vor. Wenn die Märkte eine solche Maßnahme richtig interpretierten, könnte dies das Vertrauen von Anlegern, Verbrauchern und Unternehmern stärken. Und dann kann auch das Weihnachtsfest kommen.
      (welt)
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 23:57:32
      Beitrag Nr. 1.151 ()
      Deutscher Herbst


      „Geiz ist geil“ - Geiz ist gefährlich

      Handelsunternehmen rufen die neue Lust am Sparen aus. Doch hinter den Werbebotschaften steht ein wirtschaftliches Problem.
      Von Martin Hesse





      Sparen ist in. Doch eine Wachstumswirtschaft verträgt das nicht. (sueddeutsche.de )





      Man nimmt es dem Elektronik-Händler nicht so recht ab, der da behauptet „Geiz ist geil!“ und damit auch noch Kunden gewinnen will. Ein Unternehmen, das von der Konsumlust der Bürger lebt, kann sparsames Verhalten kaum glaubhaft bejubeln. Dennoch ruft ein anderer Einzelhändler die „neue Lust am Sparen“ aus, der nächste lockt die Kunden mit einem Weltspartag in die Läden. Die Händler versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen: Seit die Konjunktur lahmt und die Arbeitslosigkeit steigt, halten die Deutschen ihr Geld beisammen. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) meldet soeben, eine Umfrage habe ergeben, dass die Verbraucher ihre Einkommenserwartungen angesichts der geplanten Steuererhöhungen weiter zurückschrauben.

      Der als Teuro verschriene Euro verstärkte noch das Gefühl der Bürger, den Gürtel enger schnallen zu müssen. Sie stellen größere Anschaffungen zurück und greifen bei den Dingen des täglichen Bedarfs häufiger als sonst zum billigeren No-Name-Produkt.

      Angst vor dem Einkommensverlust

      Die Angst der Bürger vor Rezession und Arbeitslosigkeit sprechen Einzelhändler an und münzen ihn in eine positive Botschaft um: Geiz ist geil! Und tatsächlich stigmatisieren Billigflug und Low-Budget-Urlaub, Aldi-Champagner und Tchibo-Fernseher die Käufer und Konsumenten dieser Produkte längst nicht mehr als Bürger zweiter Klasse.

      Wer ein Schnäppchen macht, liegt mehr denn je im Trend. Kein Wunder, dass Aldi in der vergangenen Woche von einem Gewinnsprung berichtete.

      Doch hinter dem Erfolg der Billiganbieter schlummert eine Gefahr für die Volkswirtschaft. Tatsächlich „geizen“ die Bürger ja nicht etwa, weil es „geil“ wäre. Sie sparen vielmehr, weil sie fürchten, künftig weniger oder gar nichts mehr zu verdienen. Hinzu kommt eine zweite Gefahr: Gerade weil die Verbraucher die Erfahrung machen, dass bestimmte Produkte immer billiger werden, stellen sie Anschaffungen zurück - das heißt, sie kaufen gar nicht.

      Vertrauensverlust
      Ökonomen warnen angesichts dieser Entwicklungen vor einer Abwärtsspirale aus Rezession (schrumpfende Wirtschaftsleistung) und Deflation (sinkende Preise).

      Der Einstieg in diese Spirale hat mit Vertrauensverlust zu tun: Verbraucher und Unternehmen glauben derzeit nicht daran, dass die deutsche Wirtschaft weiter wächst.

      Die Unternehmen fürchten daher, ihre Produkte nicht mehr absetzen zu können. Sie investieren weniger, bauen Arbeitsplätze ab und drücken die Kosten, wo sie nur können. Gleichzeitig versuchen sie, über niedrigere Preise weiterhin ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen.

      Die Verbraucher sind als Arbeitnehmer davon betroffen und fürchten um ihren Job, wenn sie ihn nicht bereits verloren haben. Wer nicht mit Besserung rechnet, spart - oder verzichtet, wie es der Kanzler in seiner Regierungserklärung gefordert hat.

      Erschütterter Wachstumsglaube

      Schröder meinte wohl den Verzicht auf staatliche Zuwendungen. Doch der Effekt ist der Gleiche: Verfügen die Bürger über weniger Einkommen, konsumieren sie weniger. Die Erwartungen von Unternehmen und Verbrauchern drohen zur self-fulfilling prophecy zu werden. Die Firmen setzen tatsächlich weniger ab - und reagieren wiederum mit Stellanabbau und Preissenkungen. Verbraucher verlieren tatsächlich ihren Job und schränken die Nachfrage weiter ein.

      Die freie Marktwirtschaft westlicher Prägung basiert darauf, dass die Menschen, die in ihr leben, an stetig wachsenden Wohlstand glauben und danach handeln. Nicht umsonst bezeichnen Ökonomen lang anhaltende Wirtschaftskrisen als Depression.

      Soweit ist es in Deutschland noch nicht. Und doch lauert hinter dem Ausruf „Geiz ist geil!“ die Frage, ob hierzulande Grenzen des Wachstums vorerst erreicht sind. Bleibt zu hoffen, dass die viel zitierte Lust am Sparen nicht auch in den Ländern grassiert, die Deutschland zum Exportweltmeister gemacht haben.
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 00:19:38
      Beitrag Nr. 1.152 ()
      Nochmals gefragt:

      Was ist Amerika. Wo fand der Dot.com-Boom statt?

      Die High-Tech-Euphorie gab es doch allenfalls in einigen
      wenigen Regionen - Bay-Area, Nordos-Küste, der überwältigende
      Teil des Landes ist davon unberührt geblieben. Und nicht
      alle Geschäftsmodelle sind für immer gescheitert. Viele
      gehen unter oder sind es schon, aber die wenigen Überlebenden
      werden bald wieder nach qualifizerten Leuten suchen.

      Nehmen wir Deutschland zur Zeit der Jahrhundertwende 1900.
      Im Ruhrgebiet schossen die Kohle-Zechen aus dem Boden
      wie die Startups in Californien um 2000. Es gab Zechen,
      die schnellten von 15 Mann auf 5000 Mann in weniger als
      10 Jahren hoch. Personal wanderte aus halb Europa zu.

      Das ganze Ruhrgebiet lebte einst von Kohle und Stahl. Und
      heute? Heute verdienen die meisten ihr Geld ausserhalb
      dieser Branche. Und wären die alten Branchen nicht künstlich
      so lange aufrechterhalten worden, wäre das Ruhrgebiet
      gewiß ein deutlich stärkeres Stück Deutschland.

      Oder anders ausgedrückt:

      Amerika hat rund 285 Mio Einwohner und an die 140 Mio
      Erwerbstätige. Die reine Dot.com Branche waren allenfalls
      einige 100.000 Jobs.

      Dot.com mag zwar in Form selbständiger Einheiten vielfach
      falsch gewesen sein; aber so manche Idee, die als eigenes
      Unternehmen scheiterte, hat als Abteilung innerhalb eines
      größeren Unternehmens durchaus seine Chance oder gar
      Notwendigkeit.

      Im Grunde reden wir in Sachen Dot.com also von allenfalls
      wenigen Prozent aller US-Beschäftigten. In den USA gibt
      es große Waldgebiete; viele Häuser sind aus Holz, ich bin
      sicher, daß die Schwankung der Holz-Preise auf so manchen
      US-Bundes-Staat eine deutlich größere Wirkung hat, als
      das Scheitern einiger Dot.com-Ideen.

      Ferner könnte man die US-Wirtschaft durch beschleunigten
      Aufbau eines guten öffentlichen Nahverkehrs-System in und
      zwischen den großen Ballungsräumen binnem kurzem deutlich
      ankurbeln und nebenbei etwas für die Umwelt tun und den
      Ölpreis senken.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 01:21:25
      Beitrag Nr. 1.153 ()
      Hyperinflation. Ende 1923 hatte sich die Gesamtverschuldung Weimar-Deutschlands in der Hyperinflation praktisch aufgelöst; sieht so die "Lösung" auch für die heutige Schuldenkrise aus?


      Deflation oder Hyperinflation?



      Für die Passagiere einer sinkenden Titanic ist es von sekundärem Interesse, zu wissen, welches Ende des Schiffes zuerst auf dem Meeresgrund landen wird -- sie interessiert nur, so schnell wie möglich von Bord und in die Rettungsboote zu gelangen. Aber heute, während das Weltfinanzsystem unter unseren Füßen zusammenbricht, streiten sogenannte Experten und Insider hitzig darüber, ob die großen Volkswirtschaften nun von einer Deflation oder von einer Inflation bedroht werden.

      Der "Antiheld" dieser Diskussion ist natürlich der amerikanische Notenbankchef Alan Greenspan, der verzweifelt versucht, den Preisverfall bei den Finanztiteln (Deflation) aufzuhalten, indem er für die verheerendste Geldmengenausweitung (Hyperinflation) seit Weimar sorgt. Allein dieser Umstand sollte zur Genüge beweisen, daß die scheinbar entgegengesetzten Alternativen Deflation und Inflation längst in einer tödlichen Symbiose miteinander verknüpft sind.

      Paradox ist die Situation nur für diejenigen, die, anstatt zu den Rettungsbooten zu eilen, lieber in ihrer Kabine auf der Titanic bleiben, um darüber nachzudenken, was aus ihrem Geld werden soll. Die meisten dieser "Marktteilnehmer" werden so oder so alles verlieren: entweder durch den Wertverlust ihrer Finanzpapiere oder, falls es ihnen gelingt, ihre Papiere noch rechtzeitig in Bargeld umzutauschen, weil das Geld selbst wertlos geworden ist.

      Dieses Dilemma schilderte ich schon im Oktober letzten Jahres in einer Studie der EIR-Nachrichtenagentur unter der Überschrift "Steht die Hyperinflation kurz bevor?"

      Zu jenem Zeitpunkt zeichnete sich bereits der Beginn einer Warenpreisinflation ab. Die gigantische Preisinflation der Finanzwerte -- die eine Folge des ungeheuren Liquiditätspumpens Greenspans und der anderen Zentralbanken ab 1994 war -- griff auf die Realwirtschaft über. Allein im Zeitraum von September 1998 bis Oktober 2000 hatten sich die Erdölpreise fast verdreifacht, und auch andere Güter und Dienstleistungen erlebten drastische Preiserhöhungen. In großen Teilen der USA entwickelte sich wenig später eine schwere Energiekrise, die zu drastischen Erhöhungen der Strom- und Erdgaspreise führte.

      Meine damalige Analyse fußte auf der Einschätzung Lyndon LaRouches, der 1999 erklärt hatte, es sei ein kritischer Punkt erreicht, an dem die Geldmenge schneller wächst als die Preise der Wertpapiere und jede weitere Fortsetzung der Politik Greenspans, fast grenzenlos Liquidität bereitzustellen, zu einer hyperinflationären Explosion ähnlich wie 1923 in Deutschland führt.

      Inzwischen haben sich riesige Mengen an Finanzwerten in Luft aufgelöst. Zuerst platzte die Blase der "New Economy", der sog. Hochtechnologie-Aktien, dann folgte der massive Rückgang der Unternehmensgewinne, des Handels und der Produktion in den USA und großen Teilen der Welt. Mit dem Nachfrageeinbruch begannen in vielen Güterkategorien die Preise nachzugeben, wie man an dem erheblichen Absinken des Erdölpreises deutlich sehen kann. Der Warnruf "Deflation" wurde laut und rief die Schrecken der Großen Depression der 30er Jahre wach.

      Deshalb hörte man auch immer wieder die Frage: "Was ist denn jetzt mit der Hyperinflation, die Sie angekündigt haben? Geschieht nicht das Gegenteil? Schließlich weiß jeder, daß es in einer Depression zu Deflation kommt."

      Zweifellos befinden wir uns in einer Depression, wie es LaRouche seit langem vorhergesagt hat. Aber bevor man sich von den Analogien zur Großen Depression der Jahre nach 1929 in die Irre leiten läßt, sollte man sich vor Augen führen, welche Auswirkungen die wahnsinnige Finanzpolitik hat, mit der Greenspan und andere Führungsleute der Finanzwelt auf den drohenden Untergang ihres Systems reagieren.

      Beispielhaft ist in dieser Hinsicht ein Kommentar des Ökonomen Robert von Heusinger in der deutschen Wochenzeitung Die Zeit vom 2. November mit der vielsagenden Überschrift "Der Fluch des vielen Geldes". Unter Bezug auf die nunmehr zehnte Zinssenkung Greenspans innerhalb eines Jahres schreibt er: "Man muß schon ein Historiker sein, um eine Periode ähnlich drastischer Zinssenkungen zu finden. Es waren die Jahre der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1931... Ist Greenspans Manöver reiner Aktionismus, wie die zunehmende Zahl seiner Kritiker meint? Oder steht es um die US-Wirtschaft tatsächlich so schlecht? Letzteres ist der Fall. Nicht Inflation, sondern Deflation heißt heute das Problem -- die Preise fallen. Und da helfen nur Zinssenkungen."

      Greenspan müsse jedoch vorsichtig sein, fährt Heusinger fort, sonst könnten die USA in die "Liquiditätsfalle" gehen. "Als Liquiditätsfalle bezeichnet man den Zustand, in dem "selbst wenn die Notenbank immer mehr Geld in die Wirtschaft pumpt", die Nachfrage nicht anzieht. "Die Unternehmer investieren nicht, die Verbraucher konsumieren nicht. Wachstumsraten und Preise sinken... Für alle, die verschuldet sind, ist Deflation Gift, erhöht sie doch Jahr für Jahr die Schulden. Firmen können ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen, und schließlich gehen die Banken wegen zu vieler fauler Kredite pleite", heißt es weiter. Genauso sei es Japan nach dem Kollaps der "Blasenwirtschaft" 1989 ergangen.

      Wenn auch Zinssenkungen nicht helfen und die "Liquiditätsfalle" zuschnappt, laute der "letzte radikale Ausweg" Reflationierung der Wirtschaft. "Die Notenbank würde unbegrenzt Aktien, Anleihen und Immobilien von den Privaten kaufen, bis auch der Letzte einsieht, daß Geld im Überfluß in der Wirtschaft ist und es zur Inflation kommen muß." Dann würden die Verbraucher wieder mehr ausgeben und die Unternehmen wieder investieren. Um dieses Vertrauen zu stärken, solle die Fed nichts gegen die daraus folgende Inflation tun.

      "Weimar, wir kommen"
      Seit 1994, als LaRouche in seiner "Neunten Vorhersage" das Finanzsystem bereits für unrettbar verloren erklärte, schuf Greenspan die größte Finanzblase der Weltgeschichte. Um das bankrotte Finanzsystem aufrechtzuerhalten, vergrößerte die Federal Reserve die Geldmenge M3 von knapp 4,3 Bio. Dollar im Oktober 1994 auf 7 Bio. Dollar im Oktober 2000. Als 2000 der unvermeidliche Wertverfall einsetzte, betrieb Greenspan die Geldmengenausweitung noch exzessiver. Allein in den letzten zwölf Monaten wurde eine weitere Billion Dollar auf die Märkte gepumpt, und jetzt wird allenthalben noch viel, viel mehr gefordert.

      Man sollte darauf hinweisen, daß es im Vorfeld des Zusammenbruchs von 1929 und der darauffolgenden Großen Depression in Amerika nichts gab, was diesem hyperinflationären Wahnsinn auch nur entfernt nahekam. Von Ende 1925 bis Ende 1929 stieg die Geldmenge M3 in den USA lediglich um 10%, verglichen mit 41% in den vier Jahren von Ende 1995 bis Ende 1999. Auch das Ausmaß der privaten wie öffentlichen Verschuldung war vergleichsweise sehr viel niedriger. 1929 waren die USA noch Nettokreditgeber, heute sind sie der größte Nettoschuldner der Weltgeschichte. 1929 betrug das Verhältnis von Gesamtverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1,6, heute ist es mehr als das Doppelte. Außerdem besteht das BIP heute vielfach aus "heißer Luft". 1929 war die Güterproduktion der Hauptfaktor, heute machen Dienstleistungen, die oft selbst Teil Finanzblase sind, 80% des BIP aus.

      Es gibt noch weitere deutliche Unterschiede:

      ¨ 1929 hatten die USA überhaupt kein Handelsdefizit, 2000 betrug es offiziell fast 500 Mrd. Dollar.

      ¨ 1929 lag die Sparquote hoch, heutzutage ist sie negativ.

      ¨ Unmittelbar vor 1929 herrschte in den USA praktisch keine Inflation, heute liegt sie offiziell bei 3% und inoffiziell noch weit höher.

      Vor allem aber waren die USA, als die Große Depression hereinbrach, eine blühende Industrienation. Die Währung stützte sich auf immense Produktionskapazitäten, und die Arbeitsproduktivkraft war Weltspitze. Heute ist Amerika weitgehend ein nachindustrieller Schrotthaufen, weil seit 30 Jahren systematisch die Industrie- und Infrastrukturbasis abgebaut und die Bevölkerung "verdummt" wird. Als Franklin D. Roosevelt sein Amt antrat, lagen viele Produktionskapazitäten und qualifizierte Arbeitskräfte brach, die rasch für einen Wiederaufbau mobilisiert werden konnten. Heute hat Amerika verhältnismäßig viel geringere freie Ressourcen.

      Vor diesem Hintergrund muß man nicht erst auf eine Steigerung der Warenpreise warten, um Greenspans Geldmengenausweitung als "hyperinflationär" einzustufen. Es gibt einfach keine realwirtschaftlichen Werte als Deckung für die etlichen Billionen Dollar, die von der US-Notenbank in den letzten fünf Jahren aus dem Nichts geschaffen wurden (ganz zu schweigen von dem Vielfachen an Wertpapieren und Schulden, das daraus abgeleitet wurde). Die Realwirtschaft wächst nicht mehr, und für kommende Generationen sind die Aussichten auf Wohlstand düster.

      Die Schuldenkrise
      Obwohl die Deflation bereits Billionen von Dollars an fiktiven Papierwerten ausgelöscht hat, ist der krebsartige Schuldenberg ungehindert weitergewachsen. Die direkten und indirekten Kosten dieser Verschuldung erhöhen den inflationären Druck auf die Wirtschaft, der nur durch rücksichtslose Ausbeutung der Produzenten und Arbeitskräfte im In- und Ausland (Billiglohnländer etc.) "kompensiert" wurde. Die offizielle Verbraucherpreisinflation in den USA (und anderen westlichen Ländern) wurde niedrig gehalten, indem man die Erzeugerpreise für Landwirte und Rohstofflieferanten sowie die Preise für die in die Dritte Welt "ausgelagerte" Produktion künstlich drückte. Das dadurch "gesparte" Geld wurde von Spekulation und Schuldendienst aufgesogen. Als Vorwand für brutale Kostensenkungsmaßnahmen diente dabei die Mär einer angeblichen "Überproduktion".

      Auf diese Weise konnten Deflation und Inflation nebeneinander existieren und sich gegenseitig verstärken.

      Während die Güterpreise tendenziell sinken, steigen übrigens die Kosten für Dienstleistungen weiter an. In den letzten zwölf Monaten stiegen sie in den USA durchschnittlich um 3,6%. Gesundheitsausgaben nahmen um 4,7% zu, die Kosten der Schulbildung um 6%. Dies dürfte den inflationären Druck der Schuldenberge und beschleunigten Ausweitung der Geldmengen widerspiegeln.

      Am Ende der Weimarer Inflation 1923 waren die Gesamtschulden Deutschlands nur noch ein paar US-Pennies wert. Offenbar halten einige Verrückte in der Finanzwelt so etwas heute für eine Lösung.

      Dr. Jonathan Tennenbaum
      (bueso.de)
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 11:15:37
      Beitrag Nr. 1.154 ()
      QUARTALSBILANZ

      Deutsche Bank tief in den roten Zahlen

      Die Bankenkrise lässt sich jetzt auch bei der Deutschen Bank in Zahlen fassen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann musste für das dritte Quartal rote Zahlen verkünden. Auch sein Ausblick für das Gesamtjahr fällt ausgesprochen vorsichtig aus. An der Börse wurde die Deutsche-Bank-Aktie sofort abgestraft.


      REUTERS

      Schwierigen Zeiten für Banker: Deutsche-Bank-Chef Ackermann


      Frankfurt am Main - Sowohl vor als auch nach Steuern lag das Ergebnis mit minus 181 Millionen Euro beziehungsweise minus 169 Millionen Euro weit unter den Vorjahreswerten, wie aus einer Pflichtmitteilung der Deutschen Bank am Donnerstag hervorgeht. Analysten hatten im Mittel mit einem Vorsteuerergebnis von plus 102 Millionen Euro und nach Steuern mit plus 58 Millionen Euro gerechnet.
      Gegenüber dem Vorjahresquartal ist das ein Rückgang von 544 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten hat die Deutsche Bank dagegen einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 3,3 Milliarden Euro erzielt: Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Verlust im dritten Quartal geht vor allem auf Risikovorsorge und Kreditrückstellungen in Höhe von insgesamt 790 Millionen Euro zurück.

      Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Josef Ackermann sprach angesichts der Zahlen von "außerordentlich schwierigen Zeiten für den Bankensektor weltweit". Das Ergebnis im dritten Quartal sei eindeutig nicht zufrieden stellend. Dagegen habe sein Haus "große Fortschritte" bei dem Ziel gemacht, die Ertragskraft langfristig zu steigern. Es seien Schritte ergriffen worden, um Risiken zu reduzieren und die Bilanzqualität zu verbessern, sagte Ackermann.

      Für das Gesamtgeschäftsjahr wagte Ackermann nur einen verhaltenen Ausblick. Man sei zuversichtlich, ein zufrieden stellendes Ergebnis für das Gesamtjahr vorlegen zu können, schrieb der Vorstandssprecher in einem am Donnerstag veröffentlichten Aktionärsbrief. Er sei überzeugt, dass sein Haus mit der Strategie, sich von nicht rentablen Geschäftsfeldern zu trennen, die gegenwärtigen Turbulenzen gut überstehen werde.

      Quartal haben den Kurs der Aktie am Donnerstag im frühen Geschäft stark belastet. Das Papier von Deutschlands größtem Kreditinstitut kostete kurz nach Handelsbeginn noch 41 Euro. Das war ein Abschlag von 5,55 Prozent, während der Dax um 0,1 Prozent auf 3116,42 Zähler zulegte.
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 11:32:15
      Beitrag Nr. 1.155 ()
      Trägt ebenfalls zu fallenden Indizes bei.
      "Sehr interessant"

      F I R M E N P L E I T E N

      Leben und sterben lassen

      Von Petra Schlitt, Jörg Schmitt und Dietmar Student

      Wenn Unternehmen zu Grunde gehen, sind immer die anderen schuld. mm nennt die wahren Ursachen des Scheiterns und entlarvt die Versager in den Führungsetagen.

      Warum die Geschäfte so miserabel laufen? Klaus Lederer schob es auf die Weltlage.



      Kaum einer wolle investieren, erst der Anschlag auf das World Trade Center, dann der Enron-Skandal, versuchte der ehemalige Babcock-Chef seine enttäuschten Aktionäre zu trösten.

      Dass er dabei war, den Oberhausener Anlagenbauer in die Pleite zu managen, diese Randnotiz verkniff sich der Herr Lederer.

      Heinrich Binder, weiland Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns Philipp Holzmann, rechtfertigte Verluste über 2,7 Milliarden Mark in erster Linie mit "Altlasten", die seine Vorgänger zu verantworten hätten.

      Dass ein beachtlicher Teil der Miesen dann doch jüngeren Datums war, ließ der Herr Binder außer Acht.

      Und auch Wolfgang Rupf, einst Chef der fast fallierten Bankgesellschaft Berlin, hatte sich wenig vorzuwerfen. Wie soll einer reüssieren mit solchem Personal? "Ich weiß nicht, was da los ist, ich kriege nicht mal einen Revisionsbericht", lamentierte er gegenüber seinen Aufsichtsräten.

      Dass der Herr Rupf fleißig mitgestümpert hatte, erschien ihm natürlich nicht der Rede wert.

      Wenn Unternehmen scheitern, dann zeigen ihre Topmanager fast immer die gleichen pawlowschen Reflexe: verdrängen, verbrämen, verschleiern.


      © AP


      Beim Frankfurter Traditionskonzern wurde Jahrelang zu viel gebaut und zu wenig auf die Erträge geachtet


      Mal ist die Wirtschaftskrise in Argentinien schuld. Dann liegt es am Euro, der heute zu schwach und morgen zu stark ist. Ein unverschämter Tarifabschluss, verblendete Analysten, reformmüde Politiker. Und neuerdings als Argumentationshilfe bevorzugt bemüht: die Terrorattacken des 11. September.

      Im Erfinden von Ausreden für das eigene Versagen sind Topmanager groß ­ etwa so groß wie die Schuldenberge, die sie nach ihrem Wirken oft hinterlassen.

      Es ist jedoch das Management, das in der Regel die Hauptverantwortung am Niedergang einer Firma trägt. Missratene Unternehmenskäufe, missglückte Diversifizierung, missbrauchtes Kapital: "In 90 Prozent aller Fälle", hat der Stuttgarter Insolvenzverwalter Volker Grub festgestellt, ist der "versagende Unternehmer" Ursache für die Pleite.

      Das war so und ist diesmal erst recht so, da über Deutschland eine der größten Konkurswellen der Nachkriegszeit hinwegschwappt. Rund 35.000 Unternehmensinsolvenzen erwartet die Kreditversicherung Hermes in diesem Jahr. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg glaubt gar, dass "die eigentliche Pleitewelle noch vor uns liegt": Viele Betriebe seien finanziell so ausgezehrt, dass sie im kommenden Aufschwung nicht mehr mitschwimmen könnten.

      Bereits unter der Wasserlinie: ein Münchener Filmmogul namens Kirch, Brandenburgs Zeppelin-Hoffnung Cargolifter, der oberpfälzische Stahl- und Subventionsschmelzer Maxhütte. Brink- und Holzmann, Dittmeyer und Dornier; eine Lübecker Werft sank (Flender), ein Berliner Büroartikelhändler (Herlitz) gab auf.

      Der Wiedervereinigungsrausch und die Internet-Begeisterung der 90er Jahre überdeckten die Strategiefehler und die Führungsschwächen in vielen Konzernen. Die Manager mussten keine Sanktionen fürchten; im Krisenfall halfen die Banken generös mit frischem Geld.

      Inzwischen sind die Kredithäuser im globalen Wettbewerb selbst unter Druck geraten. Sie nutzen nun die Chance, ihr Kreditportfolio zu bereinigen. Immer öfter drehen sie kränkelnden Betrieben den Geldhahn zu.

      Der Liquiditätsstopp ist meist der Auslöser für Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz; die eigentliche Ursache ist er nicht - die liegt in der Führung der Unternehmen selbst.

      Was haben die Topmanager falsch gemacht? Warum wurden Warnsignale nicht beachtet? Welche Lehren lassen sich aus der Misere ziehen?

      manager magazin entlarvt die Verdränger auf den Chef-Fluren und nennt die Führungsfehler - sieben Sünden, die zum Tode führen können:
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      Von Petra Schlitt, Jörg Schmitt und Dietmar Student

      1. Größenwahn

      Das Ende war symptomatisch für den Realitätsverlust des Helmut Becker. Während die 179 Angestellten, die das "interessanteste Autohaus der Welt" (Beckers Eigenwerbung) einst beschäftigte, sich am 30. April mit Altbier den Insolvenzfrust von der Seele tranken, träumte der Pleitier im fernen Marbella von einem neuen Luxusautohandel ­ mit angeschlossener Beauty-Farm.


      © DPA


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      Autoverkäufer Helmut Becker war seine Außendarstellung wichtiger als die Bilanz seiner Firma


      Glamour und Gloria waren Becker immer wichtiger als nackte Bilanzen und schnöde Verkaufszahlen, nachdem er 1992 das Düsseldorfer Autohaus (Ferrari, Bentley, Lamborghini) von seinem Vater übernommen hatte.

      Der Schickeria-König inszenierte Ferrari-Corsos auf Sylt, war Präsident des Ferrari Owners Club, begründete die Initiativen "Mein Herz für Düsseldorf" und "Ich bin ein Berliner". Außerdem saß er der deutsch-italienischen Wirtschaftsvereinigung vor, war Chef eines eigenen Autorennstalls und kandidierte (erfolglos) für den Bundestag.

      Bei so viel Aktionismus in eigener Sache blieb für das Tagesgeschäft keine Zeit. Von 1997 an rollte der Autohandel nur noch im Rückwärtsgang. Becker, einst Lieferant für Berühmtheiten wie Jil Sander, Günter Netzer und Udo Jürgens, verkaufte immer weniger Luxus-Pkw.

      Jährlich fielen zuletzt zwischen 500.000 und einer Million Euro Verlust an. Im März musste der Lebemann für seine Dachfirma Auto Becker GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden.

      Seit Januar hat der Autohändler die Staatsanwaltschaft am Hinterrad. Sie ermittelt wegen Bilanzfälschung und Betrugs. Die Umsätze seiner Firma sollen genauso manipuliert worden sein wie Busen und Lippen seiner neuen Gespielin Tatjana Gsell, Noch-Ehefrau eines Nürnberger Schönheitschirurgen.

      Angeben, abheben - abstürzen. Wer seine Firma für einen luxuriösen Lebensstil missbraucht, darf sich nicht wundern, wenn er eines Tages vor dem Nichts steht.

      Für den Bonner Unternehmensberater Hermann Simon ist derlei Egomanie heute "einer der häufigsten Gründe" für Insolvenzen; der Kölner Soziologe Erwin Scheuch widmete diesem Phänomen gar ein Buch ("Deutsche Pleiten", Rowohlt, Berlin 2001).

      Größenwahn testierten Staatsanwälte und Gutachter auch Manfred Schmider. Der ehemalige Gebrauchtwagenhändler und spätere Chef des Bohrerspezialisten Flowtex liebte das Leben in Saus wie in Braus. Die Feier zu seinem 50. Geburtstag mit Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ließ sich "Big Manni" rund eine halbe Million Euro kosten. Vor seiner mit Kunstwerken vollgestopften Villa im badischen Durlach parkten ein Ferrari Daytona, ein Rolls-Royce und ein Jaguar E-Typ. Der angesehene Mittelständler besaß eine 55-Meter-Yacht, Ferienanwesen in Südfrankreich und Florida sowie ein Zehn-Millionen-Dollar-Haus in Montevideo, samt Eisenbahnstrecke ums Grundstück und griechischem Tempel.

      Dumm nur, dass Schmiders Schwelgerei aus den Gewinnen seiner Firma nicht zu finanzieren war. Also verfiel Manni auf den Kniff, Bohrmaschinen zu verkaufen, die überhaupt nicht existierten.

      Im Frühjahr 2000 flog der größte Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte auf. Schaden: rund 2,2 Milliarden Euro. Schmider wurde zu 12 Jahren Haft verurteilt, magerte um 50 Kilo ab und zeigte sich reumütig. Er bitte, ließ Manni mitteilen, "alle Beteiligten um Entschuldigung".
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      Von Petra Schlitt, Jörg Schmitt und Dietmar Student

      2. Riskante Finanzierung

      Selbst Hand anlegen musste der ehemalige Babcock-Chef Klaus Lederer selten. Er hatte ja Fritz Kall.

      Weil der Oberhausener Anlagenbauer chronisch unterfinanziert war, musste Lederers Geldgenie ständig Finanzlöcher stopfen, zunächst als Finanzvorstand, später als Berater. Mal bog Kall die Bilanz ein wenig zurecht, mal presste er die Werfttochter HDW aus, unablässig bettelte Lederers Intimus bei Banken um Kredite.


      © DDP


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      Der Oberhausener Anlagenbauer ist schon seit Jahren chronisch klamm - und schlecht gemanagt


      Babcock wandelte auf zu schmalem Grat. Die schwindende Finanzkraft des Konzerns passte nicht mehr zum Geschäftsmodell. Im Anlagenbau erfordern Großaufträge Millionen an Vorleistungen; bezahlt werden die Projekte oft erst Jahre später.

      Als Lederer Mitte März die ertragsstarke HDW verkaufte und sich gleich mit (siehe "Einer ist fein raus") [€], war der Spuk vorbei. Ohne HDW stürzte die Eigenkapitalquote auf konkursreife 6,5 Prozent ab; Babcock konnte die Löhne nicht mehr zahlen. Der Gang zum Insolvenzrichter war - trotz massiver Intervention der Politik - Anfang Juli unausweichlich. Die Banken wollten kein neues Geld mehr nachschießen. Sie hatten das Vertrauen in Babcock verloren. Gegen Lederer ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen Insolvenzverschleppung.

      Die Pleitewelle sei ein typisch deutsches Phänomen, sagt der Kieler Betriebswirtschaftsprofessor Jürgen Hauschildt. Oft unterschätzten Unternehmensführer das Finanzvolumen, das ihre Geschäfte erforderten. In Branchen wie dem Anlagenbau oder Werften reiche das Eigenkapitalpolster oft nicht aus, "um selbst kurze Durststrecken zu überbrücken".

      Die Lübecker Flender-Werft steuerte wegen eines einzigen Großauftrags in den Untergang. Weil sich das Ausliefern zweier so genannter Superfast-Fähren verzögerte, hatte das Unternehmen keine andere Wahl mehr, als Insolvenz zu beantragen.

      Oft mangelt es den Firmen nicht nur an eigenem Geld, auch die Struktur der Fremdfinanzierung stimmt nicht: Wer von zu vielen und zu kleinen Kreditgebern abhängig ist, dem fehlt im Ernstfall eine starke Hausbank, die andere Institute mitzieht.

      Bisweilen führt auch Schusseligkeit an den Rand des Ruins. Die Münchener Knürr AG, ein Hersteller von Elektronikgehäusen, ließ einen Wechsel platzen, als es für das Unternehmen vor drei Jahren um Leben oder Sterben ging. Prompt luden die Gläubigerbanken zur Krisensitzung.

      Der Scheck, der beinahe das Aus bedeutet hätte, belief sich auf die Summe von - 500 Mark.

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      Von Petra Schlitt, Jörg Schmitt und Dietmar Student

      3. Antiquiertes Geschäftsmodell

      Einmal erfolgreich, immer erfolgreich, dachte sich Rolf Deyhle. Die Musicals "Cats" und "Phantom der Oper" bescherten seiner Stella AG jahrelang ausverkaufte Häuser, volle Kassen und ein riesenhaftes Selbstgefühl. Sogar "die Oma von der Schwäbischen Alb" würde er ins Großstadttheater locken, protzte Deyhle auf dem Höhepunkt seines Ruhms; hundert Jahre könne er seine Singspiele noch aufführen, Mozarts "Zauberflöte" liefe schließlich schon doppelt so lange.



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      Firmengründer Rolf Deyhle baute noch neue Musikal-Tempel, als die Zeit des Singtheaters längst vorbei war


      So unverwundbar wähnte sich Deyhle, dass er die Deutschen in immer kürzeren Abständen mit neuen Kompositionen beglückte ­ und am Ende Flop an Flop reihte. Der Blick für veränderte Kundenwünsche war ihm abhanden gekommen: Oma blieb doch auf der Alb, seine Musical-Republik Deutschland endete im Fiasko.

      Deyhle befindet sich in bester Gesellschaft. Viele Firmen nehmen Marktveränderungen nicht wahr, ignorieren Wettbewerber und halten auch dann noch an ihren überholten Geschäftsideen fest, wenn sich die Verluste häufen.

      Sechs Jahre lang hofften die Manager der Rundfunkwerke Schneider vergeblich, dass ihr Stammgeschäft Unterhaltungselektronik endlich schwarze Zahlen hervorbringt. Der Ausbau der Erfolg versprechenden Lasersparte kam zu spät und war nur halbherzig angelegt. Ende Januar war zunächst Sendeschluss im bayerischen Türkheim.

      Auch die Elektrohandelskette Brinkmann hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Die Hamburger blieben bei ihrem antiquierten Fachhandelskonzept mit teuren Verkaufsräumen in der Innenstadt; die preisaggressiven Wettbewerber von Media-Markt bauten unterdes munter ihre Billigläden auf die grüne Wiese.

      Statt sich mit anspruchsvollen Sortimenten von der Konkurrenz abzugrenzen, versuchte die Familienfirma zudem, das Expansionstempo der finanzstarken Metro-Tochter mitzugehen. Der Kraftakt kostete Media-Markt (Slogan: "Ich bin doch nicht blöd") ein müdes Lächeln - den hanseatischen Traditionsbetrieb die Existenz.
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      4. Missratene Expansion

      Wer als Manager neue Geschäftsfelder sucht, neue Märkte erobern, neue Produkte verkaufen will, überfordert allzu häufig seine Mitarbeiter, das technische Know-how seines Unternehmens - und letztlich sich selbst. Als Musterbeispiel für eine fehlgeschlagene Diversifizierung gilt der tiefe Fall der Firma Sachsenring.


      [M]DPA;mm.de


      Die Brüder Ulf und Ernst-Wilhelm Rittinghaus verzettelten sich bei unüberlegten Firmenzukäufen


      Nach der Übernahme des alten Trabi-Werks in Zwickau entwickelte sich der von den Brüdern Ulf und Ernst-Wilhelm Rittinghaus gegründete Autozulieferer zunächst zum Shootingstar der Branche; Hersteller wie VW, Opel, DaimlerChrysler und BMW zählten zu den Stammkunden.

      Mit den Millionen des Börsengangs 1997 wagten sich die Brüder auf fremdes Terrain - und scheiterten grandios. Die Übernahme des Bremer Spezialfahrzeugherstellers Trasco, der auch die Audi-Limousinen des Kanzlers panzerte, erwies sich als finanzielles Fiasko. Der Versuch, den Neusser Folienhersteller Jagenberg zu schlucken, schlug fehl. Der Dresdner Mikroelektronik-Anbieter ZMD wurde schon kurz nach dem Sachsenring-Einstieg wieder verkauft.

      Der Rittinghaus-Clan hatte sich völlig verfahren. Im Mai schließlich musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.

      Während Sachsenring zu Grunde ging, weil die Führungscrew das profitable Kerngeschäft verließ, übernehmen sich andere bei dem Versuch, Konkurrenten aufzukaufen.

      Die ganze Telekom-Branche war von einem kollektivem Kaufrausch befallen. Ron Sommer von der Deutschen Telekom hat in den vergangenen Jahren einen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag für Zukäufe in den USA (Voicestream), Großbritannien (One2One) und für die UMTS-Lizenz ausgegeben. Resultat: Schulden von fast 70 Milliarden Euro.

      Getrieben von der Gier nach immer höheren Marktanteilen, haben die Telekom-Chefs jedes Augenmaß verloren. Sie haben sowohl ihre finanziellen Möglichkeiten als auch ihre Integrationsfähigkeiten überschätzt.

      Jüngstes Beispiel: Bernie Ebbers. Der Worldcom-Gründer kaufte in den vergangenen Jahren rund 70 Unternehmen. Überkapazitäten und Preisverfall ließen die Worldcom-Schulden auf 29 Milliarden Dollar anwachsen ­ bei 35 Milliarden Umsatz. Um das Desaster zu vertuschen fälschte Worldcom die Bilanzen. Ende Juni musste der zum Penny-Stock mutierte einstige Börsenliebling Fehlbuchungen von rund vier Milliarden Dollar zugeben.

      Kaufwahn und gescheiterte Diversifizierung sind jedoch nicht die einzigen Gründe, warum die Wachstumspläne der Manager misslingen.

      Besonders kleineren Unternehmen fehlt oft das technische Knowhow und die Entwicklungskapazität, um ihre Produkte schnell genug auf den Markt zu bringen.

      So im Fall des brandenburgischen Luftschiffbauers Cargolifter.


      © AP


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      Bernie Ebbers verfiel dem Kaufrausch. Er kaufte runf 70 Firmen - zu viel und zu teuer für Worldcom


      Unternehmensgründer Carl von Gablenz unterschätzte die Tücken der Technik. Der Bau eines gigantischen Frachtzeppelins, der Lasten bis 160 Tonnen befördern sollte, überforderte das Unternehmen. Die Serienreife rückte in weite Ferne, die Zahlungsunfähigkeit immer näher. Weitere rund 400 Millionen Euro hätten investiert werden müssen - der deutsche Luftschifftraum zerplatzte.

      Jetzt regiert der vorläufige Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning bei Cargolifter; er lässt erst einmal die technische Machbarkeit und die Vermarktungschancen prüfen.

      Vielleicht reicht es ja noch zur kleinen Lösung: Einen Frachtballon gäbe es schon für 70 Millionen Euro.

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      5. Verlotterte Sitten


      © DPA


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      Der Luftschiffbauer Cargolifter unterschätzte die Tücken der Technik - und überschätzte sein Kapital


      Er ging oft schon um sieben Uhr ins Büro und schaute regelmäßig auf den Baustellen nach dem Rechten. Lothar Mayer war kein Konzernführer, nein, er war "der Oberpolier" der Philipp Holzmann AG, wie ein Wegbegleiter formuliert. Techniker Mayer, der sich gern als "Mister Holzmann" feiern ließ, verkörperte die Unternehmenskultur, die bei Deutschlands traditionsreicher Baufirma vorherrschte. Motto: Wir bauen groß, wir bauen gut, wir bauen möglichst viel mit eigenen Leuten. Rentabilität? Nebensache.

      Wasserwaage statt Abakus: Dieses Selbstverständnis führte Holzmann geradewegs ins Verderben. Die Niederlassungsleiter regierten wie Fürsten und stürzten sich in jedes noch so waghalsige Bauvorhaben; sie waren schließlich am Umsatz beteiligt.

      Dem schwierigen Geschäft mit Immobilienprojekten zeigten sich die Bauingenieure nicht gewachsen. Am bitteren Ende waren aus einst fünf Milliarden Mark stiller Reserven über zwei Milliarden Mark himmelschreiender Verluste geworden.

      Haben sich in einem Unternehmen erst einmal Geschäftssitten breit gemacht, die Kalkulation und Controlling ausblenden, dann fällt das Gegensteuern schwer. Mit einem Wechsel in der Chefetage ist es nicht getan. Das Fundament der Firma - der Unternehmensaufbau, die Verteilung der Verantwortung - muss neu gegossen werden.

      Andere Baustelle, gleiche Schieflage. Auch beim Flugzeugbauer Dornier ließ die Unternehmenskultur kein gedeihliches Wirtschaften zu. Die Technik dominierte, kaufmännische Fähigkeiten waren unterentwickelt. Und: Weil Dornier viel fürs Militär fertigte, hielten die Manager Kosten "für etwas Gutes", so Insolvenzverwalter Eberhard Braun: "Die wurden in der Vergangenheit ja in jedem Fall erstattet."

      Daher wunderte sich Braun nicht, dass "die ökonomischen Basisinstinkte" verloren gingen. Im US-Staat Virginia mietete Dornier für zehn Jahre ein großzügiges Vertriebsbüro. Kosten pro Monat: 70 000 Dollar.
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      6. Schlechtes Personal

      Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Bob Hendry den Mund voll genommen. Zu altem Glanz wolle er den angeschlagenen Automobilhersteller Opel führen, versprach der neue Vorstandsvorsitzende.

      Das war im Herbst 1998. Zwei Jahre später musste Hendry kleinlaut den größten Verlust in der über 100-jährigen Opel-Geschichte eingestehen - immerhin fast eine Milliarde Mark.


      © AP


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      Der Flugzeughersteller Dornier bekam die Entwicklungskosten für seinen neuen Regional-Jet nicht in den Griff


      Heute sind sich bei Opel alle einig. Bob Hendry, vom damaligen General-Motors-Chef Jack Smith persönlich auf den Chefsessel gehoben, war der falsche Mann in Rüsselsheim. Statt eines Finanzmanagers wie Hendry hätte das Unternehmen damals einen Ingenieur an der Spitze gebraucht. Einen, der die Qualitätsprobleme anpackt und die Entwicklung innovativer Modelle vorantreibt. Und der gleichzeitig der verunsicherten Belegschaft neues Selbstvertrauen einimpft.

      Hendry hingegen demoralisierte die Opel-Werker weiter - und sparte die Marke kaputt. Technik interessierte den Amerikaner nicht, Rat wollte er nicht, Widerspruch duldete er nicht. Wer im Vorstand seine Strategie von Opel als einem billigen Massenhersteller kritisierte, wurde gemobbt und gefeuert oder kündigte lieber selbst. In zwei Jahren verschliss Hendry so gut ein halbes Dutzend Vorstände.

      Krasse Fehlgriffe an der Spitze haben schon so manches Unternehmen in die Krise gestürzt. Die einen entpuppen sich als Nieten in Nadelstreifen; andere dilettieren als Branchenneulinge; wieder anderen fehlt es, wie im Fall Hendry, am Gespür für Menschen und Märkte.

      Selbstvermarkter Ron Sommer bei der Deutschen Telekom, Selbstsanierer Klaus Lederer bei Babcock oder Martin Kohlhaussen, der aus eigensüchtigen Motiven die Fusion seiner Commerzbank mit der Dresdner Bank scheitern ließ ­ eines haben die Fehlbesetzungen in den Vorstandsetagen gemein: Sie alle neigen dazu, sich in Krisenzeiten nur noch mit Jasagern zu umgeben. Es entsteht eine Art Bunkermentalität, die Probleme der Firma dringen nur noch gefiltert zu ihnen vor oder gar nicht mehr.

      "Geht es mit einem Unternehmen bergab, setzen sich die alten Chefs nicht mehr an die Spitze der Veränderung", sagt Josef Rick, Partner der Unternehmensberatung Boston Consulting. "Sie kaufen sich nur noch Zeit und hoffen auf die wärmende Sonne des nächsten Aufschwungs."

      "Du sollst nicht die falschen Manager unter dir dulden."
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      7. Starrköpfige Patriarchen

      Beim Fest der Freude war der Patriarch noch zuversichtlich. Die Zeiten seien nicht einfach, sinnierte Leo Kirch auf der letztjährigen Weihnachtsfeier, aber alle Mitarbeiter, versprach er, würden ihre Arbeitsplätze behalten.

      Die Kirch-Beschäftigten hätten sich besser nicht auf die Worte des Alten verlassen. Keine vier Monate später lag sein Lebenswerk in Trümmern. Zum einen, weil der halsstarrige Medienmogul mehr an seine Visionen als an seine Bilanzen glaubte. Aber vor allem, weil er auf niemanden als auf sich selbst hörte.

      Wie ein sizilianischer Pate erwartete er von seinen Mitarbeitern strikten Gehorsam. Wer den Schwur brach, wurde verstoßen. Der strenggläubige Katholik führte seinen Medienkonzern wie einen Krämerladen. Sonntags, nach dem Gottesdienst, ging er mit einer langjährigen Vertrauten sein Filmarchiv durch; selbst Verträge für das Senderecht einzelner Streifen unterschrieb er zuweilen selbst.

      Sogar in der Pleite läuft nichts ohne Kirch. Als die Insolvenzverwalter Anfang April in der Ismaninger Zentrale anrückten, brauchten sie seine Hilfe, um das verschachtelte Firmenimperium wenigstens halbwegs zu durchblicken.

      Es gehört zum Schicksal vieler Patriarchen, dass sie ein gewaltiges Lebenswerk aufbauen - und es am Ende selbst zerstören. Carl Borgward ist so ein Beispiel und Josef Neckermann auch.

      Sie waren getrieben von Utopien und Pioniergeist, aber unfähig, Verantwortung abzugeben - und in hohem Maße beratungsresistent.

      Sie alle haben nicht gemerkt, dass sich das wirtschaftliche Umfeld nachhaltig veränderte. Und dass ihr Unternehmen eben nicht mehr im gleichen Stil zu führen war wie in den erfolgreichen Anfangsjahren.

      Eine Erfahrung, die auch die Familie Herlitz machte. Hier war es nicht der Patriarch, der die Firma zu Tode managte, sondern die Erben.

      Gemeinsam mit seinen Söhnen Peter, Heinz und Klaus hatte Günter Herlitz ein erfolgreiches Geschäftsmodell geschaffen. Statt Aktenordner oder Schulhefte zu verkaufen, bot Herlitz ein komplettes System an.

      Die Rollen waren klar verteilt. Papa Günter mimte den Aufsichtsrat. Der älteste Sohn Peter war der Finanzprofi, dessen Bruder Heinz der Vertriebsexperte, und der jüngste Spross Klaus kümmerte sich um das Marketing.

      Der Absturz begann mit dem Rückzug des Gründers. Die Machtstrukturen der Firma gerieten aus der Balance. Jeder der drei Sprösslinge hielt sich für den besseren Chef - und versagte kläglich.

      Peter, der Älteste, durfte als erstes ran, verlor aber bald das Interesse. Anfang der 90er Jahre stürzte er die Firma in spekulative Immobiliengeschäfte und versenkte Millionen.

      Als die Träume vom großen Geld platzten, drängte Peter seinen Bruder Heinz, inzwischen zum Herlitz-Chef berufen, aus dem Unternehmen.

      Peter wurde erneut Vorstandschef, schon drei Jahre später schrieb Herlitz Verluste. Seine riskanten Geschäfte und ein überdimensioniertes Vertriebszentrum rissen die Firma in den Abgrund.

      Viel zu lange hat die Gründerfamilie das Unternehmen mit ihren Eskapaden belastet. Als 1996 auf Druck der Banken die ersten angestellten Manager bei Herlitz einstiegen, war der Niedergang nicht mehr zu stoppen

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      Von Petra Schlitt, Jörg Schmitt und Dietmar Student

      Fazit

      Der gefallene Börsen-Beau Thomas Haffa hebt wieder ab ­ unter dem Namen "Air Independence" betreibt der frühere EMTV-Chef eine Fluglinie für Businessjets.


      © mm


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      Flop Ten: Die zehn größten deutschen Unternehmenspleiten, geordnet nach dem Jahr der Insolvenz


      Der ehemalige Baumaschinen-Bankrotteur Horst-Dieter Esch krönte sein zweites Geschäftsleben als Betreiber einer New Yorker Model-Agentur ("Wilhelmina").

      Und Heinz Herlitz, gescheiterter Büroartikelhändler, arbeitet nun schon an seiner dritten Karriere: Nach der Pleite seines Möbelbetriebs Joy soll er sich als stiller Eigentümer an mehreren mallorquinischen Spitzenrestaurants beteiligt haben ­ und das, obwohl ihm die Gläubiger beharrlich im Nacken sitzen; seine 21-Meter-Motoryacht "Halcon I" nahmen die Banken schon vor längerem an die Mole.

      Die Pleitiers verfolgen neue Pläne oder genießen das süße Leben. Die Unternehmen, denen sie einst vorstanden, sehen bestenfalls einer trüben Zukunft entgegen.

      Sie wurden Opfer unheilvollen Managens: Egomanen und Ewiggestrige, Zauderer und Zocker, arglose Kapitalvernichter und starrköpfige Patriarchen versündigten sich oft jahrelang am Wohlergehen von Mitarbeitern, Aktionären und Kunden.

      War das Scheitern unausweichlich? Was hätte die Firmen retten können?

      Klar, üppige Finanzreserven, eine vorausschauende Unternehmensplanung und eine offene Gesprächskultur würden helfen, die Betriebe erst gar nicht an den Rand des Ruins zu treiben. Noch wichtiger aber wäre eine wirksame Kontrolle der Firmenführer ­ von oben.

      Nur eine effiziente Unternehmensaufsicht bietet ausreichend Gewähr, eine Krise früh zu erkennen und abzuwenden. Es braucht wache Aufseher, die geschäftspolitische Entscheidungen kritisch begleiten und den Mut haben, einen unfähigen Vorstand rechtzeitig zu entfernen ­ bevor es letzten Endes der Konkursverwalter tut.

      Denn spätestens wenn sich die Zahlungsunfähigkeit nicht mehr verbergen lässt, ist die Zeit der Ausreden vorbei.
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 11:56:16
      Beitrag Nr. 1.156 ()
      Tja so geht es in vielen Firmen(Ags) zu,ich selbst als Marconi Beschäftigter habe die Abwirtschaftung eines Lord Simpson(der zuvor Rover abgewirtschaftet hat) mit 2,5Miliarden€ Rücklagen(Cash) zu 8Miliarden Schulden von MK 35Miliarden € auf 160 Millionen € bis hin zur Enteignung der Aktionäre miterlebt.Wass ihn aber nicht daran hinderte mit Millionenabfindung vorzeitig abzutreten,leider ist die zweite Garde unserer Manager auch nicht besser,sie hat sich im Zuge einer „Kostensenkung“(Personanlreduzierung von 55000 auf 15000 Mitarbeiter) einen Erfolgsbonus von 1Milion€
      Pro Kopf gegönnt.

      Gruß Remus
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 21:01:12
      Beitrag Nr. 1.157 ()
      Editorial: Steht eine konzertierte Zinssenkung bevor? (31.10.2002)

      Die Experten scheinen sich weitgehend einig darin zu sein, dass die führenden Zentralbanken ihre Zinsen weiter senken müssen. Die jüngste Variante, die bei solchen Prognosen um sich greift, sieht eine konzertierte Aktion der Notenbanken in den USA, in Großbritannien und im Euroraum bereits in der nächsten Woche vor. Um 25 Basispunkte soll es gehen, heißt es vielerorts.

      Grundsätzlich stellt sich erst einmal die Frage, was neuerliche Zinssenkungen in der gegenwärtigen Lage noch bringen können. In den USA, wo der Leitzins bei 1,75 % liegt, gewiss nicht viel. Besser sieht es in Großbritannien und im Euroraum aus, wo sich der Leitzins bei 4 % beziehungsweise 3,25 % befindet.

      Da die Notenbanken die Zinsen im wesentlichen nur am "kurzen Ende" beeinflussen können, müssten auch die Kapitalmarktzinsen, also die Sätze für Kredite von, sagen wir, zwei Jahren Laufzeit an, sinken. Das ist aber zweifelhaft, denn sie nehmen in allen drei Regionen Senkungen der Leitzinsen bereits mehr oder weniger voll vorweg. Am "ganz langen Ende", also mindestens zehn Jahre, besteht nach dem jüngsten starken Wiederanstieg der Renditen noch Raum für einen stärkeren Rückgang.

      Es muss bezweifelt werden, dass eine weitere Senkung der Leitzinsen viel für eine Besserung der Konjunktur bringen könnte. Zum einen wirken sie aller Erfahrung nach erst nach frühestens drei, eher aber sechs Monaten erkennbar auf die allgemeine Wirtschaftstätigkeit ein. Bis dahin könnte die abwärts gerichtete Dynamik der Konjunktur in den USA und im Euroraum aber schon den berüchtigten "Double-dip", also die Rückkehr an den Rand einer Rezession oder in eine solche, beschert haben.

      Folglich könnten weitere Zinssenkungen nur dazu dienen, Schlimmeres zu verhindern. Doch auch das ist zu bezweifeln, wenn man einmal von rein psychologischen Effekten absieht. Der konjunkturelle Abschwung scheint eine Eigendynamik angenommen zu haben, die sich nicht mehr bremsen lässt. Im Euroraum hat dies im wesentlichen strukturelle Gründe. In den USA sind es in der Hauptsache die Verbraucher, die die Segel streichen, weil sie zu hoch verschuldet sind und die Einkommen nicht mehr ausreichen, um einen noch höheren Schuldendienst leisten zu können. Ihnen würden nur noch deutliche Steuersenkungen helfen, aber die sind bei realistischer Betrachtung nicht in Sicht.

      Nicht zuletzt würde sich noch die Frage stellen, wer denn wohl in den Genuss weiter sinkender Leitzinsen käme. Die Geschäftsbanken gehen in allen drei betrachteten Regionen bei der Vergabe von Krediten zunehmend restriktiv vor. Wer nicht über eine angemessen erscheinende Bonität verfügt, muss prohibitiv hohe Zinsen zahlen. Daran ändert auch ein noch niedrigerer Leitzins nichts. Und wer in den Genuss niedrigerer Leitzinsen gelangen könnte, benötigt keinen Kredit, denn er verfügt über Cash. Folglich dürften noch niedrigere Leitzinsen im wesentlichen nur den Geschäftsbanken zugute kommen.

      Vielleicht bewegen weiter sinkende Leitzinsen auf der psychologischen Seite irgendetwas. Doch aus das ist zu bezweifeln. Eine, wie es jetzt vielerorts erwartet wird, konzertierte Senkung der Leitzinsen könnte sogar kontraproduktiv sein. Nach einer anfänglich positiven Reaktion der Finanzmärkte setzt sich nämlich möglicherweise die Auffassung durch, dass die Zentralbanken in Panik geraten.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      terminmarktwelt

      (7459)
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 22:13:58
      Beitrag Nr. 1.158 ()
      @ bluemoons

      du machst hier tolle arbeit. ich danke dir dafür. weiter so

      DUF
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 22:58:45
      Beitrag Nr. 1.159 ()
      Kapitalanlage: Raus aus Renten und Immobilien?


      Weil die Aktienmärkte in den letzten beiden Jahren nicht nur keine Erträge, sondern massive Verluste für die Anleger abgeworfen haben, sind immer mehr Investoren in die so genannten „sicheren Häfen“ wie Renten-, Immobilien- oder Geldmarktfonds geflüchtet. Zwar hatte man dort nicht die Wahnsinnsrenditen wie in den 90er Jahren im Aktienmarkt, aber das Kapital galt als sicher angelegt und teilweise waren auch zweistellige Renditen zu erzielen.

      Nun warnen aber Experten davor, noch weitere Mittel in Anleihen und Immobilien zu stecken. Dort hat sich mittlerweile nämlich ähnlich wie zuvor am Aktienmarkt eine Spekulationsblase gebildet, die in Kürze platzen könnte, glauben Analysten. Dann sind auch in diesem Bereich Kursverluste vorprogrammiert, wenngleich nicht in den Ausmaß, wie es im Aktienmarkt gesehen wurde.

      Die Vorstellung vieler Anleger, dass Immobilien- und Rentenfonds beständig Zuwächse erhalten, stimme nämlich nicht. Steigende Zinsen und daraus resultierende fallende Anleihenkurse könnten den Rentenfonds ebenso zu schaffen machen wie die Tatsache, dass die Mieteinnahmen allmählich abzuflachen drohen, was Kursrückschläge bei den Immobilienfonds bewirken würde.


      © Godmode-Trader.de
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      schrieb am 01.11.02 00:23:49
      !
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      schrieb am 01.11.02 01:09:07
      Beitrag Nr. 1.161 ()
      Donnerstag, 31. Oktober 2002

      1,4 Billionen Dollar durch Hypotheken-Refinanzierungen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      So viel Geld! Wohin fließt das alles?

      Ich meine damit die 1,4 Billionen Dollar, die die Konsumenten alleine durch Refinanzierungen bestehender Hypotheken aus ihren Häusern ziehen konnten. Wenn das keinen Boom begründen kann – was sonst?

      Gute Frage.

      "Wenn Refinanzierungen zu einem Boom führen sollen", so Martin Bukold von Northern Trust, "warum haben wir dann noch keinen gesehen?" Stattdessen melden die Kaufhaus-Ketten zurückgehende Umsätze, und man kann in den USA in eine Shopping Mall gehen, ohne einen einzigen Käufer zu treffen.

      Die Halbleiter-Aktien sind seit dem 9. Oktober um 40 % gestiegen, aber fast alle News aus dem Sektor bleiben schlecht.

      Den anderen Industrien geht es nicht viel besser. Die Autoverkäufe sind rückläufig, und Experten warnen vor einer Überschätzung des kommenden Weihnachtsgeschäftes.

      Alan Greenspan könnte sich nächste Woche für eine weiteren Zinssenkung entscheiden. Mehr dazu weiter unten. Und die Hypothekenbanken könnten neue, clevere Wege finden, mit denen sie ihre Kunden zu einer Erhöhung der Hypothekendarlehen veranlassen könnten – was diese armen Kunden mehr in Richtung Insolvenz stoßen würde. Aber wenn selbst 1,4 Billionen Dollar aus Refinanzierungen dieses Jahr keinen Boom ausgelöst haben – warum sollte es dann eine Milliarde im nächsten Jahr tun?

      _________________________________


      Donnerstag, 31. Oktober 2002

      S&P 500: KGV 17 – oder 47?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Konsumenten sind Menschen, keine Frage ... es fließt kein Eis durch ihre Adern, und – entgegen anderslautenden Legenden – werden sie eventuell irgendwann aufhören, Geld auszugeben, das nicht ihnen gehört. Haben Sie die jüngsten Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen mitbekommen? Der entsprechende Index fiel im Oktober sehr deutlich. Unmittelbar nach der Veröffentlichung fielen die Aktien, und die Anleihen stiegen.

      Die Aussicht auf eine weiter schwächelnde Wirtschaft verstärkt die Hoffnung auf weiteren Zinssenkungen – deshalb stiegen die Kurse der Anleihen, was wiederum bedeutet, dass die Renditen zurückgingen. Die Rendite der 10jährigen amerikanischen T-Bonds fiel wieder unter die Marke von 4 %. Plötzlich steht die gefürchtete Deflation wieder vor der Tür.

      Das Verbrauchervertrauen ist jetzt fünf Monate in Folge gefallen, auf ein neues 9-Jahres-Tief. Offensichtlich ist das Vertrauen der amerikanischen Konsumenten erheblich erschüttert. Der Sub-Index für die Einschätzung der aktuellen Lage fiel von 88,5 Zählern im September auf nur noch 77,5 Punkte im Oktober. Der Sub-Index für die Erwartungen der Verbraucher fiel von 97,2 auf 80,7. Trotzdem sind die Aktien zuvor den ganzen Oktober gestiegen ... aber sollte der Aktienmarkt nicht die "zukünftigen Erwartungen" wiederspiegeln? Irgendwas läuft da doch schief. Ich persönlich glaube, dass das der Aktienmarkt ist.

      Die Aussicht, dass die amerikanischen Konsumenten weniger konsumieren und mehr sparen könnten, ist eine Horror-Vorstellung für jeden amerikanischen Investor. Natürlich, es wäre klug, Geld zu sparen – aber Sparen hilft der Wirtschaft nicht, zu wachsen! Das ist zumindest eine Sichtweise, die derzeit relativ populär ist. Ich sage nicht, dass ich sie teile. Nach dieser Sichtweise stellt sich die Frage: Wenn die Konsumenten nicht weiter konsumieren, wer soll es denn sonst tun? Und woher sollen dann die Unternehmensgewinne kommen?

      Hier ist eine andere Frage: Sind die Unternehmensgewinne niedriger, als die meisten glauben? Die Analysten von Standard & Poor`s sagen: "Ja ... deutlich niedriger." Der Grund ist einfach: Die meisten Gesellschaften berücksichtigen bei der Berechnung ihres ausgewiesenen Gewinns gewisse versteckte Kosten wie notwendige Zahlungen für die eigenen Pensionsfonds und Aktienoptionspläne NICHT.

      Ich habe Sie schon diesen Montag darauf hingewiesen, dass besonders die Verpflichtungen für die Unternehmens-Pensionsfonds immer mehr zu einer tickenden Zeitbombe für die Investoren werden. Sie sind besonders gefährlich, da sie versteckt ticken. Aber auch die Aktienoptionspläne fürs Top-Management können ein sehr großer versteckter Kostenblock sein. Um welche Dimensionen handelt es sich? Die "Kern-Gewinne", die Standard & Poor`s gerade für die Gesellschaften des S&P 500 veröffentlicht hat, lassen ungefähr die Dimensionen erahnen, um die es hier geht.

      Wenn man die Ausgaben für die unternehmenseigenen Pensionsfonds, die Kosten für die Aktienoptionspläne und weitere versteckte Kostenblöcke berücksichtigt, dann kommt man laut Standard & Poor`s auf einen Kern-Gewinn für alle im S&P 500 enthaltenen Werte von 18,48 Dollar pro Aktie (für den 12-Monats-Zeitraum bis 30.6.2002). Das bleibt deutlich unter den von den Unternehmen genannten Gewinnen von 26,74 Dollar.

      "Diese große Differenz kommt hauptsächlich wegen den Ausgaben für die Aktienoptionspläne und für die Pensionsfonds", so Comstock Partners. "S&P hat berechnet, dass die Aktienoptionspläne für 5,21 Dollar der Differenz verantwortlich sind, die nicht berücksichtigten Ausgaben für die Pensionsfonds machen 6,54 Dollar aus."

      Mit anderen Worten: Die schönen ausgewiesenen Gewinne der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen schmelzen wie Schnee in der Sonne, wenn man genau hinschaut. "Die offiziell veröffentlichten Zahlen zeigen leider nur einen Teil der Wahrheit, und vernachlässigen den anderen Teil", so der Finanz-Autor Fred Schwed, der dies seit 60 Jahren beobachtet hat.

      Dennoch schwören die meisten Wall Street-Analysten weiterhin auf ihre Schätzungen des "operativen Gewinnes" – die für die im S&P 500 insgesamt enthaltenen Gesellschaften auf eine Summe von mehr als 50 Dollar pro Aktie für 2003 kommen. Basierend auf diesen "Schätzungen" kommt der S&P 500 tatsächlich auf ein KGV `03 von "nur" 17. Diese Bewertung ist zwar im historischen Vergleich immer noch nicht billig, aber sie klingt erheblich besser als das KGV von 47, das sich errechnen würde, wenn man nur die Kern-Gewinne berücksichtigen würde.

      Unglücklicherweise (für die Investoren) spiegeln die Kern-Gewinne die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung des zugrunde liegenden Unternehmens erheblich besser wieder als die sogenannten "operativen Gewinne". Lassen Sie sich von dem gut klingenden Namen nicht täuschen! Aus diesem Grund könnten viele Leute, die glauben, dass der Markt jetzt einen Boden gefunden hat, noch enttäuscht werden.

      Die Chancen für einen neuen Bullenmarkt sind bei einem KGV von 17 gering. Ein Bullenmarkt, der bei einem KGV von 33 startet (dieser Wert errechnet sich, wenn man die von den Unternehmen angegebenen Gewinne als Basis nimmt) ist noch unwahrscheinlicher. Aber die Aussichten für einen neuen Bullenmarkt sind bei einem KGV von 47 einfach nur lächerlich ... aber natürlich können die Götter des Marktes das anders sehen
      (investorverlag)
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      schrieb am 01.11.02 01:10:34
      Beitrag Nr. 1.162 ()
      Donnerstag, 31. Oktober 2002

      Die Aussichten: Rezession und Deflation

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Richard Russel hat berechnet, dass man mit dem Dow Jones-Punktestand in Dollar im August 1999 42,1 Goldunzen kaufen konnte. Heute sind es nur noch 26. Bis jetzt habe ich immer geglaubt, dass es eine gute Idee ist, Aktien zu verkaufen und Gold zu kaufen. Ich glaube es immer noch: Verkaufen Sie den Dow, kaufen Sie Gold.

      Natürlich weiß auch ich nicht, was in der Zukunft passieren wird. Inflation? Deflation? Ich weiß es nicht. Aber ich mag das Gefühl, echtes Gold zu besitzen. Auch wenn die Weltwirtschaft zusammenbricht, werde ich mit meinem Gold immer noch ein Brot und eine Flasche Wein kaufen können – das hoffe ich zumindest.

      "Zusammenbrechen" – genau as erwartet Stephen Roach von der Weltwirtschaft. Zwei Dinge machen seiner Meinung nach eine weltweite Rezession und Deflation unabwendbar. Erstens: Die Globalisierung hat das Angebot an billigen Gütern dramatisch steigen lassen. Während in Amerika reale Investitionen in Fabriken in den letzten 10 Jahren vernachlässigt worden sind, schießen in China derzeit Fabriken wie Pilze aus dem Boden. Dort gibt es billige Arbeitskräfte, und jede Menge ausländisches Kapital, das in China investiert wird. China hat deshalb die Möglichkeit, die Preise für Industriegüter weltweit senken zu können.

      Zweitens: Laut Roach ist der Kollaps der Nachfrage die zweite Seite der Gleichung. Im letzten Bärenmarkt haben die westlichen Konsumenten durch die Aktienkursverluste Billionen (!) verloren. Und die Menschen in der westlichen Welt altern, und werden ärmer. In Japan ist die inländische Nachfrage von 1994 bis 2000 nur um 1,3 % pro Jahr gestiegen. Amerika wird laut Roach Japan folgen, "weil die Sparneigung steigen wird, da dies die einzige Rettung für die überschuldeten und immer alter werdenden amerikanischen Konsumenten zu sein scheint."

      Wenn die Hypotheken auf jedes Haus in Amerika refinanziert worden sind ... und die Konsumenten auf einmal weniger konsumieren werden ... was dann?

      "Globale Rezession und Deflation", ist die Antwort. "And the end of the world as we have known it", um mit der Rockgruppe R.E.M. zu sprechen.

      Hier in Frankreich ist heute allerdings ein wundervoller Tag. Die Bäume sehen wunderschön aus, mit den Blättern in herbstlichen Farben. Der Himmel ist klar und blau. Mein einer Sohn hat Spaß dabei, die Pferde abzubürsten. Und mein anderer Sohn rennt mit einem Holzgewehr durch den Wald und schießt auf imaginäre Verbrecher, die er hinter jedem Baum sieht. Auch meiner Mutter scheint es gut zu gehen, und wir riechen aus der Küche, dass sie etwas Leckeres im Ofen hat. Dennoch – ein Schriftsteller und freier Journalist wie ich sollte den Tag drinnen verbringen und schreiben ... deshalb wünsche ich mir, dass es regnen würde.
      (investorverlag)
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      schrieb am 01.11.02 01:17:08
      Beitrag Nr. 1.163 ()
      Schulden-Chaos

      von Fred Sheehan

      Eine gute Daumenregel für einen Investor ist es, reales Geld zu besitzen (Cash, Gold, eine Gesellschaft, deren Marktwert den Barbeständen entspricht) und sich Put-Optionsscheine auf überschuldete Firmen ohne Gewinne ins Depot zu legen.

      Daumenregeln sind aber keine genauen Handlungsanweisungen. Sie sind nur allgemeine Hinweise. Aber die unlimitierte Geldexpansion, die die Fed in den letzten 5 Jahren betrieben hat, wird sich auswirken.

      Doug Noland, Autor eines wöchentlichen Börsenbriefes, berichtet, dass "seit Anfang 1998 die Summe der Hypotheken um fast 2,8 Billionen Dollar zugenommen hat." Das ist ein Plus von satten 53 %. Noland weiter: "Um den Anstieg von 817 Milliarden Dollar alleine im zweiten Quartal 2002 (aufs Jahr hochgerechnet) in die Perspektive setzen zu können, sollten Sie wissen, dass von 1992 bis 1997 die Summe der Hypotheken jährlich nur um durchschnittlich 207 Milliarden Dollar zugenommen hat." (2,8 Billionen Dollar entsprechen übrigens 35.000 Dollar pro Haushalt – ein Grund dafür, warum Refinanzierungen für die amerikanischen Konsumenten so attraktiv sind). Obwohl Alan Greenspan in letzter Zeit nichts anderes als seine eigenen Reden mehr zu lesen scheint, würde ihm vielleicht das Buch "Manien, Paniken und Crashs" von Charles Kindleberger gefallen. Das Buch zeigt mehrere Beispiele, wie Spekulationsblasen am Aktienmarkt auf den Immobilienmarkt übergriffen. Das war in den USA, Großbritannien und Japan vor einer Dekade der Fall. Wie konnte das passieren? Im Frühjahr 2000 war es vorbei mit dem unbegrenzten Kredit- und Geldmengenwachstum. Jeder, der das damals erkannte, konnte jede Menge Geld sparen. Wie Dominos fielen danach der Reihe nach die Akteure um: Zuerst erhielten die "dotcoms", also die neuen Internet-Unternehmen, kein neues Kapital mehr, dann gab es fast gar keine Neu-Emissionen mehr, dann traf es die Telekoms, dann die Junkbonds, schließlich gab es die enormen Bilanzskandale (Enron, WorldCom, Global Crossing), was auch deren Aktien, Anleihen und Bankgläubiger hart traf.

      Man könnte sich fragen, warum es der amerikanischen Volkswirtschaft eigentlich nicht noch schlechter geht – wo doch soviel Kapital vernichtet worden ist? Wieso steigen die Aktien sogar wieder? Weil die Volkswirtschaft sich auf den Immobilienmarkt stützen kann. Der Boom am Aktienmarkt war ein Anhang des Kreditbooms. Und es war ein gewaltiger Kreditboom, wie Paul Kasriel von Northern Trust aufzeigt: Der Anteil aller amerikanischen Schulden am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 1980 bei rund 160 %. Bis 2002 stieg er auf 280 %. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Schulden am gesamten amerikanischen Kapitalstock von unter 50 % auf über 90 % gestiegen. Kreditexpansion ist nicht das gleiche wie eine Geldexpansion. Eine Bank kann dem Dorfidioten 10.000 Dollar leihen, aber sie bildet keine Rücklage in Höhe von 10.000 Dollar, um den Kreditausfall abzusichern. Die Bank wird eine Rücklage in Abhängigkeit von der Rückzahlungswahrscheinlichkeit bilden. In Boom-Zeiten wird die Bank weniger restriktiv, sie teilt freigiebig Kredite aus: "Hier, Idiot – nimm das Geld und gründe damit eine Glasfaserkabel-Unternehmen!" In schlechten Zeiten nimmt hingegen die Vorsicht wieder zu. "Wie, Mr. Rockefeller, Sie glauben, dass wir Ihnen Geld leihen?!"

      Man könnte erwarten, dass es der ganzen amerikanischen Gesellschaft mittlerweile richtig schlecht gehen müsste – wirtschaftlich gesehen. Das Gegenteil ist der Fall, und in erster Linie ist dies den Asiaten zu verdanken. Die USA importieren jedes für 500 Milliarden Dollar mehr Güter, als sie exportieren. Entweder wird diese Lücke durch Kapitalimporte geschlossen, oder der Dollar muss fallen, bis wieder ein Gleichgewicht erreicht ist.

      Es funktioniert deshalb: Die Asiaten sparen mehr als sie konsumieren, und die Amerikaner konsumieren mehr, als sie sparen. Die Asiaten finanzieren den Überschuss-Konsum der Amerikaner, und die Amerikaner genießen die Früchte der Arbeit der Asiaten.

      Das ist natürlich nur eine Simplifizierung, denn man sollte auch die Großzügigkeit von Alan Greenspan nicht vernachlässigen. Greenspan hat schließlich die Spekulationsblase aufrecht erhalten und weiter gefüttert, um eine massive Liquidation zu vermeiden. Die Amerikaner finanzierten die Spekulationsblase mit frischem Geld. Kredite wurden schnell vergeben, zu erschwinglichen Zinssätzen. Vor drei Jahren konnte fast jeder mit einer "dotcom"-Idee, die nur ausreichend unplausibel klingen musste (je haarsträubender desto besser) Geld bekommen – zumindest in einigen Märkten. Heute wiederum kann jeder, der ein neues Haus oder ein neues Auto kaufen will, einen willigen Financier finden. Die Financial Times schreibt, dass jeder US-Haushalt rund 8.000 Dollar Kreditkartenschulden hat. Die Hypothekensummen liegen 40 % über denen vom letzten Jahr. Auch die amerikanische Regierung macht wieder fleißig Schulden.

      Die Spekulationsblase geht weiter.

      Niemals zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg haben die amerikanischen Hauseigentümer weniger an ihrem Haus besessen als heute – nur noch rund 55 %. Der Rest gehört eigentlich der Bank. Ist der Begriff "Hauseigentümer" da noch angebracht?

      Ein unglaublich feiner Mechanismus arbeitet hier. Vor einigen Jahren ist die Sparrate der einzelnen Konsumenten auf Null gefallen. Der Grund waren die steigenden Aktienkurse – wer wollte da schon sparen? Das Geld am Aktienmarkt wurde jedoch verloren. Aber durch Hypotheken-Refinanzierungen konnte neues Geld gewonnen werden. Nicholas Retsinas vom "Center of Housing Studies" (Harvard) meint dazu: "Da die Immobilienpreise steigen, sollte man doch denken, dass die Amerikaner wieder Vermögen aufbauen. Aber die Amerikaner nutzen die steigenden Preise nur dazu, ihre Hypotheken zu erhöhen."

      Die Immobilien sind nicht eine Quelle von Kredit – und die Zinssätze sind mittlerweile so gering, und es ist sogar möglich mehr als 100 % des Hauswertes zu beleihen, auch wenn sich Fannie Mae und Wells Fargo jetzt auf 107 % "beschränkt" haben. Dadurch kann sogar der Dorfidiot ganz gut leben. In den U-Bahnen liest man Werbungen für Hypothekenbanken. Und eine Werbung in meinem Briefkasten von der "Direct Federal Credit Union" bot mir eine Hypothek zu 2,75 % Zinsen an, "ohne weitere Kosten oder Abschlussgebühren". Und am selben Tag, an dem der Antrag gestellt ist, soll es bereits die Bestätigung geben.

      Auch Merrill Lynch bietet mittlerweile Hypotheken mit flexiblem Zinssatz an, derzeit 3,75 %. Merrill Lynch? Wer ist denn noch nicht im Hypotheken-Geschäft eingestiegen?

      Mit anderen Worten – chaotisches Verleihen und Leihen regiert derzeit, obwohl das nur wenige merken. Selbst Autoritäten wie David Seiders, Chefvolkswirt der "National Association of Home Builders", sagte letzten Juli: "Jetzt ist die Zeit, etwas klarzustellen. Die Hauseigentümer haben es gesagt, wir haben es gesagt, und Alan Greenspan hat es gesagt: Es gibt keine Spekulationsblase am Immobilienmarkt." Könnte es sein, dass diese Aussage etwas mit dem Arbeitgeber von David Seiders zu tun hat?

      Seit dieser Aussage ist die Zahl der vorzeitigen Kreditkündigungen auf ein 30-Jahres-Hoch gestiegen, der Median der Immobilienpreise liegt 5,4 % unter dem Vorjahreswert, die Zahl der Haus-Neubauten fiel im August um 2,2 %, und Fannie Mae (Hypothekenbank) kämpft mit Kunden, die auf der Kippe zur Insolvenz stehen.

      Zur Frage, was den Bärenmarkt am Aktienmarkt beenden könnte, weiß ich keine Antwort. Es ist die Schwere solcher Dinge, die ich gerade beschrieben habe, die die Märkte nach unten zieht. Zur Frage, was einen weiteren Abwärtstrend beim Immobilienmarkt verhindern könnte, kann ich immerhin sagen, dass eine enorme wirtschaftliche Erholung die Rettung sein könnte.

      Bitte beachten Sie: Ich habe "könnte" gesagt.
      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 01.11.02 01:26:35
      Beitrag Nr. 1.164 ()
      Hallo bluemoons,

      das mit der Verlagerung der Werkbänke der Welt nach China
      ist richtig - aber über die Schlüsse daraus kann man streiten.

      Wenn die Chinesen mehr PC´s, mehr Fernseher, mehr ...... produzieren,
      werden die Chinesen reicher,
      werden sie aber reicher, werden sie die neue Lokomotive,
      welche die Weltwirtschaft treibt.
      Treibt aber eine so große Lok die Welt, steigt die Nachfrage
      nach so ziemlich allen Gütern.

      Bis die chinesischen Haushalte all das haben, was die Amis
      haben ....... muß noch viel produziert werden und:

      es müssen auch viele Dienstleistungen angeboten werden.

      Mehr Coke, mehr Hamburger, mehr Tempo-Taschen-Tücher, mehr
      Konten bei der City-Bank, mehr chinesische Unternehmen, die
      sich von Amis raten lassen, neue Jobs für die US-Anwälte....

      Letzteres ist vielleicht die Lösung: Um reich zu werden,
      müssen die Chinesen nach US exportieren, hat aber ein
      Produkt auch nur einen kleinen Fehler, beschlagnahmen die
      US-Anwälte gleich die ganze Firma, für den geschädigten Ami.

      Mittels US-Anwälte und US-Jury gehört also die Produktions-
      Kapazität in China sowieso den USA :)

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 01.11.02 09:28:53
      Beitrag Nr. 1.165 ()
      US-BÖRSENAUFSICHT

      Harvey Pitts katastrophaler Fehlgriff

      Von Thomas Hillenbrand

      William Webster, der gerade inthronisierte Chef der neuen US-Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfer, erweist sich als katastrophale Fehlbesetzung. Der Mann, der Fälle wie Enron zukünftig verhindern soll, hat es als Aufsichtsrat mit den Bilanzregeln selber nicht so genau genommen.

      New York - William Webster, ehemaliger Direktor des FBI und der CIA, soll seinen Spürsinn einsetzen, um der ins Zwielich geratenen Wirtschaftsprüferbranche auf die Finger zu schauen. Der 78-jährige ist seit vergangenem Freitag Vorsitzender des neu gegründeten Public Company Accounting Oversight Board (PCAB).

      Offenbar hat der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Harvey Pitt, mit Webster den Bock zum Gärtner gemacht. Wie jetzt bekannt wurde saß der PCAB-Chef bis vor kurzen im Aufsichtsrat des Unternehmens U.S. Technologies. Dort saß er dem Ausschuss für Rechnungsprüfung vor. Dieser ist vor allem für die Zusammenarbeit des Unternehmens mit externen Wirtschaftsprüfern und die Korrektheit der Jahresabschlüsse zuständig.
      Gegen U.S. Technologies und dessen Chef Gregory Earls laufen inzwischen zahlreiche Verfahren wegen Betrugs von Investoren.

      Gegen Webster wird nicht ermittelt - allerdings flog das Unternehmen während seiner Amtszeit aus dem Börsensegment Nasdaq, weil es Pflichtmitteilungen an die SEC wiederholt zu spät einreichte. Noch schwerer wiegt jedoch, wie Webster während seiner Tätigkeit bei U.S. Technologies mit den externen Wirtschaftsprüfern umging.

      Webster entließ renitente Wirtschaftsprüfer

      Die "New York Times" berichtet, der damalige Wirtschaftsprüfer des Unternehmens, BDO Seidman, habe im Sommer 2001 Websters Ausschuss auf gravierende Mängel im Controlling hingewiesen. Es gebe, zitiert das Blatt einen Seidman-Bericht, erhebliche Defizite "in der zeitnahen Aufzeichnung materieller Transaktionen und in der Organisation und Aufbewahrung von Dokumenten, die Finanzen und Buchhaltung betreffen." Statt den Einwänden von Seidman nachzugehen, entschied sich Webster dafür, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu feuern und eine andere Gesellschaft zu beauftragen.

      Für SEC-Chef Harvey Pitt ist Websters nicht allzu weiße Weste mehr als nur eine weitere Blamage. Sie könnte den ohnehin im Kreuzfeuer der Kritik stehenden ehemaligen Wall-Street-Anwalt den Kopf kosten. Denn Pitt wurde von Webster über die laufenden Untersuchungen gegen U.S: Technologies frühzeitig informiert. Webster gegenüber der "New York Times": "Ich habe ihnen gesagt, dass die Leute mit Anschuldigungen kommen. Ich sagte ihm, dass wir das Ganze nicht weiter verfolgen sollten, wenn dies ein Problem darstellt".

      Pitt ließ seine Kollegen im Dunkeln

      Pitt habe ihm jedoch versichert, die SEC habe die Sache geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, Websters Tätigkeit für U.S. Technologies stelle kein Problem dar. Ganz korrekt ist das nicht: Die Entscheidung trafen Pitt und sein Team offenbar ganz alleine. Die vier anderen Commissioner der SEC, die an der Abstimmung über die Postenvergabe an Webster beteiligt waren, informierte Pitt laut SEC-Kreisen nicht über die Vergangenheit des Kandidaten. Auch das Weiße Haus war nach eigenen Angaben nicht eingeweiht.

      Pitt ist in der Vergangenheit bereits mehrfach durch ungeschickte politische Manöver aufgefallen. Der bei öffentlichen Auftritten bräsig und humorlos wirkende Jurist verbrannte seinen ursprünglichen Wunschkandidaten für das Amt des PCAB-Chefs, John Biggs, indem er dessen Namen in der Presse durchsickern ließ - ohne sich vorher mit wichtigen Politikern des Kongresses oder dem Weißen Haus abzusprechen. Danach machte er sich erneut lächerlich, indem er öffentlich leugnete, Biggs je für das Amt in Betracht gezogen zu haben.

      Bush unter Druck

      Möglich, dass Präsident George Bush jetzt die Geduld mit seinem Parteifreund Pitt verliert, über den er bisher immer seine schützende Hand gehalten hat. Kurz vor den Kongresswahlen kommt dem Präsidenten, der ebenso wie sein Vize Dick Cheney Probleme wegen zweifelhafter geschäftlicher Transaktionen hat, der Fauxpas Pitts denkbar ungelegen. Die Demokraten haben schon wiederholt versucht, Bush in eine Reihe mit Skandalunternehmern wie Bernie Ebbers oder Kenneth Lay zu bringen. Mit dem Fehlstart der PCAB, die das Herzstück der kürzlich verabschiedeten US-Finanzmarktreformen darstellt, gerät Bush erneut in Bedrängnis.

      Pitt flüchtet sich unterdessen ins Absurde. Zu dem Vorwurf, er habe seinen Kollegen wichtige Informationen vorenthalten, will er sich nicht äußern. Stattdessen hat er eine Untersuchung gegen sich selbst angeordnet: Der Generalinspekteur der SEC, Walter Stachnick soll untersuchen, ob bei der Auswahl Websters alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
      Avatar
      schrieb am 01.11.02 09:32:50
      Beitrag Nr. 1.166 ()


      er trägt dazu bei den konsum abzuwürgen
      andy
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 11:48:39
      Beitrag Nr. 1.167 ()
      Auch mal was Positives:

      Fonds verzeichneten im Oktober wieder Zuflüsse

      November muss für Trendwende abgewartet werden

      Frankfurt fhs - Die Aktienmärkte zeigen leichte Aufwärtstendenzen - und schon greifen die Anleger wieder etwas beherzter bei Fonds zu. So verzeichnete beispielsweise der DIT im Oktober erstmals seit März wieder Nettomittelzuflüsse. Nach Informationen der WELT am SONNTAG kamen rund 200 Millionen Euro in die Kassen der Allianz Dresdner Asset Management-Gruppe, die unter dem Markennamen DIT auftritt. Seit April hatte die viertgrößte deutsche Fondsgesellschaft Abflüsse zu beklagen. Noch im September wurden netto rund 190 Millionen Euro an Anlegergeldern abgezogen, seit April waren es fast eine Milliarde Euro.

      Ähnlich war die Entwicklung weltweit. So verzeichnete die US-Fondsgesellschaft Fidelity Investments allein im September Mittelabflüsse aus den Aktienfonds von 2,8 Milliarden Dollar. Im Oktober sind nach den Worten eines Unternehmenssprechers dagegen nur "kleine" Beträge abgeflossen.

      Trotz der ermutigenden Zahlen vom Oktober bleiben die Fondsgesellschaften vorsichtig. Beim DIT wurde intern die Parole ausgegeben, zunächst noch die Entwicklung im November abzuwarten. Erst wenn sich in diesem Monat der Trend bestätigt, könne man von einer Wende sprechen. Der Bundesverband der Investmentgesellschaften (BVI) wird in den nächsten Tagen die Statistik für Oktober vorlegen.

      Das Fondssterben und der Trend zum Kostensparen geht allerdings trotz einer möglichen Wende bei den Mittelzuflüssen weiter. Die Fondsgesellschaft Franklin Templeton Investments kündigte an, in Deutschland verschiedene Fonds mit ähnlichen Anlagezielen zusammenzulegen und die Fondspalette in Deutschland und Österreich zu straffen. Betroffen davon sind vor allem Fonds, die in Japan und den asiatischen Tigerstaaten investieren.

      Selbst wenn die Mittelzuflüsse sich wieder ein wenig erholen, haben die Fondsgesellschaften weiterhin ein Ertragsproblem. Nach wie vor fließen die meisten Gelder in Renten- und Geldmarktfonds. Hier sind die Gebühren weitaus niedriger als bei den Aktienfonds. Entsprechend geringer sind auch die Einnahmen der Investmentgesellschaften.

      WELT AM SONNTAG
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 22:57:53
      Beitrag Nr. 1.168 ()
      Editorial (01.11.2002)

      Es häufen sich bei uns Mails, deren Tenor lautet: Der vor allem in unseren Editorials dargelegte konjunkturelle Pessimismus ist nicht angebracht, und Deflation ist nichts anderes als ein Hirngespinst.

      Zum ersten Punkt vorab eine Feststellung: Gelassenheit oder gar Optimismus mit Blick auf die Weltkonjunktur müssten mit Zahlen zu belegen sein. Alle verfügbaren Daten lassen auch nur vage Silberstreifen am Horizont vermissen. Für Pessimismus hingegen lassen sich gleich reihenweise Zahlen, darunter besonders die vorlaufenden Wirtschaftsindikatoren, anführen. Können wir es uns daher redlicherweise leisten, "in Optimismus zu machen". Die Antwort ist ein entschiedenes Nein.

      Nun zur Deflation. Sie ist in Asien Realität. In der westlichen Hemisphäre sind bisher "nur" deflationsträchtige Tendenzen zu erkennen. Doch Tendenzen haben die Neigung, sich nicht nur fortsetzen, sondern mit fortschreitender Zeit auch zu verstärken. Viele verfügbare Daten deuten darauf hin, dass dieser Prozess im Gange ist und noch einen weiten Weg vor sich hat.

      Nach unserem Selbstverständnis kann es nicht unsere Aufgabe sein, die Vergangenheit zu betrachten. Das erledigen die Wirtschaftshistoriker mehr oder weniger trefflich. Wenn wir uns mit der Vergangenheit befassen, greifen wir nur auf sie zurück, um künftig Mögliches oder sogar Wahrscheinliches zu erfassen und zu erklären. Da wir uns mit den Finanz- und den Rohstoffmärkten beschäftigen und hier die Zukunft oder, besser, die Erwartungen in die Zukunft gehandelt werden, müssen wir Wahrscheinlichkeiten darstellen und gegeneinander abwägen.

      Deflation ist eines der wichtigen Themen, wenn nicht das tragende Thema dieser Zeit. Langsam kommen auch die Medien dahinter, dass sie an ihm nicht mehr vorbeikommen. Doch allein der Umstand, dass Deflation als bedrohliches Phänomen in unseren Regionen zu lange ignoriert wurde, beweist nicht seine Nicht-Existenz. Es beweist nur, dass eine breitere Öffentlichkeit fahrlässigerweise nicht rechtzeitig auf seine zerstörerischen Gefahren vorbereitet werden konnte.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 22:58:33
      Beitrag Nr. 1.169 ()
      Editorial: Die Aktienmärkte setzen falsche Signale (04.11.2002)

      Irgendetwas läuft schief. Die Konjunkturdaten sind mies, und sie werden aller Wahrscheinlichkeit noch mieser. Die Aktienmärkte dagegen haussieren, obgleich die Aussichten für die Unternehmensergebnisse alles andere als rosig sind und kritische Analysten die Bewertung von Aktien im allgemeinen noch immer oder jetzt erst recht als überzogen hoch bezeichnen.

      Eine der gängigsten Erklärungen notorischer Haussiers oder der Zweckoptimisten lautet, die Aktien nähmen heute bereits eine Besserung der Weltkonjunktur in etwa sechs Monaten voraus. Sie berufen sich bei dieser Aussage gerne auf die angeblich so ausgezeichneten prognostischen Fähigkeiten der Aktienmärkte.

      Ein weiteres Argument lautet, die Notenbanken in der westlichen Hemisphäre stünden unmittelbar vor weiteren Zinssenkungen. Die amerikanische werde am Mittwoch den Anfang machen, und ihr werde, möglicherweise auf dem Fuß, die britische folgen. Der Europäischen Zentralbank (EZB) gewährt man wegen ihrer schon sprichwörtlichen Trägheit (es kann sich auch um eine besonders ausgeprägte Besonnenheit handeln) noch eine Schonfrist von wenigen Wochen bis gut zwei Monaten.

      Weiter sinkende Leitzinsen sprechen in der gegenwärtigen Situation eher für die Mobilisierung des letzten Aufgebots zum Abwenden eines Desasters als für eine sich konkret abzeichnende Besserung der konjunkturellen Bedingungen.

      Die Kauforgie, die derzeit an den Aktienmärkten stattfindet, könnte mit einem Schlag enden, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt. Und dann würde auch wieder der Blick frei für die unerfreulichen Realitäten. Erfahrene Börsianer raten denn auch, sich bis in den Mittwoch hinein erstreckende Kurssteigerungen unbedingt zum Verkaufen zu nutzen. Es könne nur Enttäuschungen geben, die die Optimisten bisher nur noch nicht entdeckt hätten.

      Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass der Euro zuletzt gegenüber dem US-Dollar an Boden gewann und, wenn auch nur für kurze Zeit, die Parität zu erreichen vermochte. Charttechnisch ist das bedeutsam und könnte eine neue Phase der Dollarschwäche ankündigen. Real handelt es sich um eine Abstimmung der Marktteilnehmer gegen den fundamental kranken Greenback.

      Für den Euroraum wäre ein fortschreitend schwacher Dollar in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Phase ein weiteres schlechtes Zeichen, denn die Kehrseite, eine nachhaltige Aufwertung des Euro, würde an der noch einigermaßen intakten Kraft der Exportwirtschaft zehren. Das geschähe schleichend, aber unabwendbar, denn aller Erfahrung nach wirken nennenswerte Wechselkursveränderungen erst mit einer Verzögerung von sechs bis neun Monaten auf die reale Wirtschaftstätigkeit ein.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
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      schrieb am 04.11.02 22:59:37
      Beitrag Nr. 1.170 ()
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:00:34
      Beitrag Nr. 1.171 ()
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:02:47
      Beitrag Nr. 1.172 ()
      Von Dichtung und Wahrheit oder besser als erwartet
      Von Claus Vogt


      Die aktuelle Berichtssaison US-amerikanischer Unternehmen wird in den gängigen Medien weitgehend positiv dargestellt. Immer wieder hören und lesen wir den Satz, die Unternehmensgewinne seien besser als erwartet. Zwei aus unserer Sicht sehr problematische Vorgehensweisen sorgen für die Entstehung dieses erheblich verzerrten Bildes und erschweren es (potentiellen) Aktionären, sich ein realistisches zu machen: Es werden noch immer überwiegend Zahlen als „Gewinne“ präsentiert, die nicht nach US-GAAP (United States Generally Accepted Accounting Principles) berechnet werden, sondern relativ beliebig einzelne Verlustbringer unberücksichtigt lassen. Auf diese Weise wird die Ertragslage der Unternehmen geschönt und sowohl historische Vergleiche als auch solche zwischen verschiedenen Unternehmen werden unmöglich gemacht. Per Mitte Oktober betrug das Kurs/Gewinn-Verhältnis des S&P 500-Index unter Verwendung von nach US-GAAP berechneten Gewinnen 32, das mit Phantasiegewinnen erstellte hingegen nur 20.

      Meßlatte für Fußkranke

      Das Spiel mit den sogenannten Konsensus-Erwartungen, deren Übertreffen jetzt gefeiert wird, verläuft bereits seit vielen Quartalen nach folgendem Muster: Anfänglich wird mit sehr ehrgeizigen, optimistischen Gewinnerwartungen für relativ weit in der Zukunft liegende Quartale Optimismus geschürt. Je näher die Stunde der Wahrheit rückt, desto schneller werden die überzogenen Erwartungen nach unten revidiert, bis sie schließlich niedrig genug sind, um selbst erheblich fußkranken Kandidaten den Sprung über die tiefliegende Meßlatte zu erlauben. Beispielsweise sah Anfang des Jahres die Konsensus-Gewinnerwartung für die im S&P 500 enthaltenen Unternehmen für das dritte Quartal ein Gewinnwachstum von mehr als 30 Prozent voraus. Nach den enttäuschenden Zahlen des zweiten Quartals wurde diese Erwartung auf 17 Prozent getrimmt. Per Anfang Oktober schließlich wurden nur noch gut 5 Prozent Wachstum getippt. Diese 5 Prozent Gewinnwachstumserwartung, die nach jetzigem Kenntnisstand um etwa ein bis zwei Prozentpunkte übertroffen wird, bezieht sich nicht auf US-GAAP-Gewinne, sondern auf die überzeichneten Phantasiezahlen.

      Außerdem war das dritte Quartal 2001 geprägt von den Ereignissen des 11. September. Diese wurden von zahlreichen Unternehmen als willkommener Sündenbock genutzt, um massive Abschreibungen auf die Malinvestments der Vorjahre vorzunehmen. Zusätzlich kam es zu einem kurzfristigen Stillstand der Wirtschaftsaktivitäten. Die Ergebnisse dieses außerordentlich schwachen Quartals zu übertreffen, war also eine sehr einfach zu nehmende Hürde. Wir erwarten dasselbe Spielchen auch für das vierte Quartal. Unter diesen Umständen ist es extrem schwierig geworden, eine realistische Einschätzung der Ertragslage eines Unternehmens zu gewinnen. Da insbesondere das Fernsehen ausdrücklich kein Informations-, sondern ein Unterhaltungsmedium ist, empfehlen wir, es mit dem angemessenen Abstand zu genießen, es nicht zu ernst zu nehmen und es vor allem nicht als Ausgangspunkt für Anlageentscheidungen zu verwenden.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:07:21
      Beitrag Nr. 1.173 ()
      Abschließende Betrachtung und Ausblick

      Aus heutiger Sicht wurde bei uns das seinerzeitige Wirtschaftswunder mit Hilfe des 68er Umbruchs beendet, um eine spätere Vormachtstellung Deutschlands auf dem Weltmarkt zu unterbinden. Denn ohne den 68er Umbruch wäre unser Lebensstandard wahrscheinlich doppelt so hoch, als er heute ist, und dies hätte zu unerwünschten weltweiten Einflussmöglichkeiten geführt. Die bei uns in Gang kommende Selbstheilungskrise dürfte besonders schmerzlich verlaufen, weil damit auch die aus dem 68er Umbruch entstandene Politik betroffen ist. Hierzu gehört ein aus heutiger Sicht kaum fassbarer Meinungswandel, dessen Anfänge bereits vielfach zu beobachten sind. So fällt auf, dass immer häufiger Meinungen nicht mehr zurückgehalten werden, die im völligen Gegensatz zu der in den Medien verbreiteten einheitlichen Betrachtungsweise stehen.

      Nach Überwindung der Selbstheilungskrise sollte ein anschließender Jahrzehnte langer Aufschwung in Deutschland wesentlich produktiver verlaufen als in den weniger von dieser Krise betroffenen Ländern. Aus zyklischer Sicht kann die Selbstheilungskrise etwa im Jahr 2017 beendet sein und der nächste Kursgipfel der Aktienmärkte kann im Jahr 2070 eintreten, wenn man den 70-Jahreszyklus zugrunde legt. Übrigens gibt es eine Untersuchung von Robert R. Prechter, die vor dem Kursgipfel der Aktienmärkte im Jahr 2000 vier Zyklen mit Längen von je etwa 70 Jahren ermittelt hat.

      © 2002 Wolfgang Bogen GmbH, 14163 Berlin, alle Rechte vorbehalten.
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:10:34
      Beitrag Nr. 1.174 ()
      Automarkt in Amerika bricht ein – Werte geraten in Bedrängnis

      von Jochen Steffens

      Nun mehren sich die Meldungen, dass der Autoabsatz in Amerika einbricht. General Motors, der größte Automobilhersteller der Welt, setzte nach Angaben der FTD 32 % weniger um, Ford immerhin Nummer 2, 35 % weniger, Chrysler verbuchte einen Einbruch von 31 %.

      Erfreulich ist, dass die europäischen Hersteller Mercedes und BMW noch zulegen konnten, doch Volkswagen verbucht bereits einen Einbruch von 16 %. Es wird nicht lange dauern, da werden auch Mercedes und BMW in Amerika in Bedrängnis kommen.

      Diese Zahlen sind die ersten deutlichen Warnzeichen, die sich allerdings seit Wochen abzeichneten. Sie erinnern sich, ich hatte sie wiederholt darauf aufmerksam gemacht.

      Schlechtere Umsätze in Amerika würden sich schnell auf die Ergebnisse der Autohersteller durchschlagen, die Automobilbranche wird darunter leiden. Immer noch kein Kauf.
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:13:13
      Beitrag Nr. 1.175 ()
      Textileinzelhandel im Absatztief

      von Jochen Steffens

      Der Textilhandel leidet besonders unter der Konsumzurückhaltung der Verbraucher. So rechnet der Textilhandel mit einem Rekordumsatzverlust von 3 Mrd €, das sind 3–4 % unter dem Vorjahresniveau. Die Folge ist, dass die Unternehmer in größerem Umfang Entlassungen planen. Insgesamt 1000 der kleineren Fachgeschäfte sind in ihrer Existenz bedroht. Auch der Ausblick ist mehr als trübe: Immerhin 93 % der befragten Unternehmen rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der Kauflaune der Verbraucher. Insbesondere belaste auch der ruinöse Preiswettbewerb mit Rabatten und Zugaben aller Art.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:15:53
      Beitrag Nr. 1.176 ()
      Montag, 4. November 2002

      Die Probleme der US-Gesellschaften mit ihren Pensionsfonds

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Weder Geister noch Hexen noch die Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex konnten der Wall Street Ende letzter Woche richtig Angst machen. Der Dollar allerdings setzte seine Abwärtsbewegung fort, fiel zeitweise über die Parität gegenüber dem Euro. Gold legte leicht zu. Die Kurse der Anleihen zogen wieder an. Aber auch wenn die letzte Tage dem Gold und den Bonds gehört haben – der Oktober gehörte insgesamt den Aktien. Der Dow Jones gewann 11 % – die beste Monats-Performance für diesen Index seit fast 15 Jahren. Der Nasdaq-Composite legte 13 % zu.

      Nachdem die Aktien jetzt wieder ein paar Wochen gestiegen sind, sind viele Investoren zuversichtlich geworden, und sie glauben, dass uns ein neuer Bullenmarkt bevorsteht. Aber Adam Lashinsky vom Fortune Magazine hält dem nur einen Ausdruck entgegen: "Bärenmarkt-Rallye". Lashinsky meint, dass die aktuelle Rallye nur "eine kurzfristige Erscheinung ist, die die dummen Optimisten dazu veranlasst, zu glauben, dass der Abwärtstrend vorüber sei."

      Also wer ist verrückter? Die Bullen, die Aktien kaufen, obwohl der Markt überbewertet ist und kaum Ertragswachstum vorhanden ist, oder die Bären, die gerade den größten monatlichen Kursanstieg seit fast 15 Jahren verpasst haben? Die Bullen sind verrückter – daran besteht kein Zweifel. Bären sind niemals verrückt, eher verunsichert, perplex und ängstlich.

      Meistens ist es am profitabelsten, ein leichter Bulle zu sein. Aber manchmal ist es auch am profitabelsten, zurückhaltend und ängstlich zu sein. Wenn der Bärenmarkt noch nicht grundsätzlich beendet ist – und das ist er meiner Meinung nach nicht –, dann ist es wahrscheinlich ein bisschen zu früh für Bullen, Geld zu machen ... und es auch zu behalten.

      Bärenmarkt-Rallye oder nicht, die Pensionsfonds in den USA nehmen alle Gewinne, die sie kriegen können. Die meisten Pensionsfonds lecken noch immer ihre Wunden nach dem fast 3jährigen Bärenmarkt, den wir hinter uns haben.

      Ein Pensionsfonds (der staatliche "New Jersey`s pension funds") verlor laut Bloomberg von Juli bis September rund 6,07 Milliarden Dollar oder 9,4 % des Fondsvermögens – das war das schlechteste Quartal für diesen Fonds überhaupt. In den letzten drei Jahren hat dieser Fonds 20 Milliarden Dollar oder 24 % verloren – alleine 826 Millionen Dollar Verlust sind dem Investment in AOL Time Warner zu verdanken, weitere 970 Millionen Dollar Miese dem Kauf von Sun Microsystems-Aktien.

      Sie sehen, dass Fondsmanager gar nicht so anders sind als andere Investoren. Sie kaufen teure Aktien, wenn diese steigen – hauptsächlich, weil sie eben steigen. Und sie verkaufen Aktien, wenn diese fallen – hauptsächlich, weil sie fallen. Das zwangsläufige Ergebnis davon ist eine miserable Performance.

      Michael Brush von MSN sieht eine bedenkliche Entwicklung: "Jetzt, wo es langsam klar wird, welchen Einfluss die Pensionsfonds von Unternehmen auf deren Jahresergebnis haben werden – was im nächsten Frühling präsentiert werden wird –, müssen viele Unternehmen ihre Ertragsprognosen korrigieren, weil sie Cash in ihre Pensionsfonds stecken müssen. Und das Geld fehlt dann für Investitionen, Schuldenrückzahlungen und Aktienrückkäufe."

      Also, wenn einige unter Ihnen Bären sind und keine Gründe mehr finden, das weiter zu bleiben, hier ist ein neuer Grund: Die Verpflichtungen für Pensionsfonds könnten zu weniger Wirtschaftswachstum führen.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:20:01
      Beitrag Nr. 1.177 ()
      November 2002

      Japanische oder argentinische Zustände in den USA?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Vor ein paar Monaten war ich einer der ganz wenigen, die sich mit der Gefahr, dass in den USA bald "japanische Verhältnisse" (Deflation, Stagnation) einkehren, beschäftigte. Jetzt sind die Zeitungen voll mit Analysen, welcher Staat das "nächste Japan" werden könnte.

      "Einige fürchten, dass Deutschland versucht, Japan nachzuahmen", so eine Schlagzeile im International Herald Tribune.

      "Die Symptome sind erschreckend ähnlich", so die Zeitung. "Deutschland rechnet dieses Jahr nur mit 0,5 % Wirtschaftswachstum. Nächstes Jahr sollen es 1,5 % werden. Die großen Banken haben mit faulen Krediten zu kämpfen. Und niemand scheint große Pläne zu haben, um die Dinge zu verbessern."

      Wer wird zuerst "wie Japan" – Deutschland oder die USA? Oder überhaupt keiner von beiden? Einige denken, dass die USA den "argentinischen Weg" gehen könnten. Argentinien hat wie die USA – aber im Gegensatz zu Deutschland und Japan – große Schulden angehäuft. Es kam nicht mehr genug Geld rein, um die Schulden bezahlen zu können, und so kollabierte die Wirtschaft und die Währung.

      Dann ist mir noch aufgefallen, dass Prudential Securities die Aktie von Dynegy zuletzt auf "Verkaufen" gesetzt haben. Interessant – nachdem der Wert zuvor vom Top bei 59 Dollar bis zum aktuellen Niveau von 68 Cents immer zumindest auf "Halten" stand. Das neue Kursziel für Dynegy: Null.


      _____________________________________________________


      Montag, 4. November 2002

      Alternativen in der Wirtschaftspolitik

      von unserem Korrespondenten Sean Corrigan

      Wenn man das Verbrauchervertrauen handeln könnte, dann würde ich es verkaufen. Nachdem das Verbrauchervertrauen von 1991 bis Juli 2000 stark angestiegen war, hatte es sich danach ungefähr in der Mitte dieses Anstiegs eingependelt. Zuletzt brach es aber ein, auf ein neues 9 1/2 Jahres-Tief.

      Leider kann man das Verbrauchervertrauen nicht direct handeln. Aber immerhin kann man T-Bonds kaufen, anstatt Aktien, von denen sich viele das 15. Mal sagen, dass sie diesmal wirklich wieder steigen werden.

      Zwei Sub-Indizes stehen jetzt bei –12,5 und –12,0, nachdem sie im Sommer 2000 bei +58,0 und +51,0 gestanden hatten. Ist es nicht erstaunlich, was 2 Jahre Bärenmarkt alles bewirken können? Und das nicht nur beim Selbstvertrauen der Konsumenten, sondern auch bei der Wahrnehmung ihrer wirtschaftlichen Situation.

      Sie kennen sicher die Theorie, dass Steuersenkungen der Wirtschaft jetzt helfen sollten. Diese Diskussion gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA. Hmmm ...

      Eine andere Theorie besagt, dass der Staat seine Ausgaben erhöhen sollte, um die Wirtschaft zu stützen – auf Kosten höherer Staatsverschuldung. Tja ...

      Dann gibt es noch einen weitere Mythos: Aggressive Zinssenkungen und die Aufforderung an die Konsumenten, auf Schulden zu konsumieren, soll sich auch positiv auf die Volkswirtschaft auswirken. Und am besten zusammen mit sinkenden Arbeitskosten. Oh, oh ...

      Leider scheint es jetzt so auszusehen, als ob eine andere Möglichkeit zur Beendigung der Wirtschaftskrise angestrebt wird, die gefährlichste Möglichkeit von allen: Es war ein Krieg, der die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre endgültig beendete. Ich wette, dass Saddams Wirtschaftsberater hoffen, dass in den USA der Einzelhandel ein gutes Weihnachtsgeschäft hat.

      Aber warum hat keine der aufgezeigten Möglichkeiten wirklich funktioniert?

      Zum einen, weil in den USA Möglichkeiten 1 und 2 nicht unbedingt zusammen funktionieren. Denn wenn Steuersenkungen effektiv sein sollen, dann müssen sie groß und umfassend sein. Sie müssen das Sparen (und nicht den Konsum) wieder attraktiver machen. Die Keynesianer (Anhänger der Wirtschaftstheorie von John Maynard Keynes) glauben, dass man die Märkte gleichzeitig deregulieren muss, der Staat sollte sich aus vielen Bereichen verabschieden. Das Gegenteil, also mehr staatliche Eingriffe, sollten vermieden werden.

      Das Gegenteil war in den USA der Fall: Die Subventionierung der Stahlindustrie und die Erhebung von Schutzzöllen hat nicht gerade das Entstehen neuer kleinerer Unternehmen gefördert.

      Aber auch wenn man einsieht, dass die ersten beiden Möglichkeiten den Patienten eher schädigen als heilen können, bedeutet das nicht, dass die dritte Möglichkeit die einzig Richtige ist. Es ist sehr schwer, den Leuten zu vermitteln, dass Geld alleine noch keinen Reichtum bedeutet, und dass Kredit kein Kapital ist.

      Am besten wäre es gewesen, wenn die Fed im Jahr 2000 und zuvor die Zinsen bei 6 % belassen hätte und die Spekulationsblase damit liquidiert hätte.

      Aber leider wird keine Regierung oder regierungsähnliche Situation jemals einfach nur dasitzen und nichts tun. Wenn dies nämlich der Fall wäre, würde der Wähler das merken und diese Inaktivität nicht gutheißen. Wo wären dann alle die Bürokraten und Juristen?

      Natürlich hätte auch die Fed nicht alle Fehl-Allokationen verhindern können. Schließlich gibt es alleine in den USA einen Schuldenberg von 5,5 Billionen Dollar. Aber – man kann das rückwirkend ohnehin nicht ändern, und die Fed sollte die beste Politik wählen, die daraus in der Zukunft noch das Beste macht. Stattdessen sieht es so aus, dass die Fed die Zinsen noch einmal um 50 Basispunkte senken wird, wenn es noch einmal ein oder zwei schwache Wirtschaftszahlen geben wird. Aber weg von der fundamentalen Analyse. Wir sollten uns einfach ein paar Fragen stellen:

      Glauben wir, dass Japan hart durchgreifen sollte, die faulen Kredite der Banken komplett abgeschrieben werden sollten und damit eine realistische, lange überfällige Einschätzung von Vermögensgegenständen und Schulden erfolgen kann? Sollte dies gemacht werden, auch wenn dann viel Unternehmen auf der Strecke bleiben, aber die Überlebenden endlich wieder die Sonne sehen könnten, weil wieder Platz ist?

      Wenige werden mit "nein" antworten, glaube ich. Die zweite Frage:

      Warum muss man erst in genau die gleiche Situation wie Japan kommen, bevor man genauso handelt?

      Ich beziehe das auf die USA. Warum wird dort der Eindruck erweckt, als ob es schon irgendwie wieder aufwärts gehen würde?

      Bildlich gesprochen, sollte man für den Winter vorsorgen, ein warmes Haus bauen, Öl für den langen Winter sparen. Die Fed fordert hingegen die Konsumenten dazu auf, Bäume zu fällen, um die Häuser zu vergrößern, und Betonstraßen durch winterliche Wälder zu bauen. Die Ausgaben sollen erhöht werden.

      Aber irgendwann sind keine Bäume mehr da. Die Konsumenten können ihre Ausgaben nicht ständig auf Kredit weiter erhöhen.

      Kein Wunder, dass das Konsumentenvertrauen einfriert.
      (investorverlag)
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:26:48
      Beitrag Nr. 1.178 ()
      Entlassungswelle rollt über ganz Europa


      Von Norbert Häring


      Strategiewechsel: Bislang hatten Firmen im Euro-Raum darauf vertraut, dass es mit der Wirtschaft wieder aufwärts geht. Sie behielten mehr Personal als nötig. Damit ist es jetzt vorbei. Die Europäer folgen dem angelsächsischen Vorbild. Sie streichen massiv Stellen zusammen: Rund 58 000 waren es allein im Oktober.





      HB FRANKFURT. In Europas Konzernen regiert der Rotstift. Mit Blick auf die Börse kündigen vor allem Aktiengesellschaften an, massiv Personal zu entlassen. Dies zeigen die jüngsten Zahlen zu europäischen Stellenstreichungen von Credit Suisse First Boston (CSFB), die dem Handelsblatt vorliegen.

      Damit holen Unternehmen im EuroRaum das nach, was in den USA und Großbritannien bereits vor einem Jahr stattgefunden hat: einen drastischen Kapazitätsabbau. „Die angelsächsischen Firmen nutzten die Terroranschläge vom 11. September 2001 als Vorwand für einen drastischen Stellenabbau, der nach dem Verfliegen der Telekom- und Internet-Euphorie aber ohnehin notwendig war“, sagt Daval Joshi, Wertpapier-Stratege der Großbank Société Générale. Auch im Euro-Raum gehe die Strategie der Unternehmen, Schwächephasen ohne Entlassungen zu überbrücken, nicht länger auf.

      Auf 58 000 beliefen sich die im Oktober angekündigten Stellenstreichungen im Euro-Raum, gegenüber 30 000 im September. In Westeuropa insgesamt waren es 72 000, nach 49 000 im September (siehe Grafik). In Großbritannien wurden im Oktober dagegen nur 7000 angekündigt. Im gesamten Euro-Raum war der Oktoberwert dagegen deutlich höher als der Monatsdurchschnitt nach den Terroranschlägen.

      Für die USA veröffentlicht das Personalberatungsunternehmen Challenger, Gray & Christmas eine entsprechende Statistik. Der Oktoberwert, der gestern bekannt gegeben wurde, ist danach auf 176 010 in die Höhe geschnellt, nachdem die Streichungspläne im September noch auf ein 22-Monatstief gefallen waren. Auch der Oktoberwert liegt allerdings noch deutlich unter dem Durchschnitt von September bis November 2001 als 224 000 Stellen pro Monat auf die Streichliste gesetzt worden waren.

      Innerhalb des Euro-Raums fallen zwei Besonderheiten auf: zum einen die Beschleunigung des Personalabbaus im Finanzgewerbe, zum anderen die deutliche Schlussposition, die Italien im Oktober eingenommen hat. Die CSFB-Statistik weist für Oktober 22 500 Stellenstreichungen im Bank- und Finanzgewerbe aus. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung. Mit Jobstreichungsplänen im Volumen von fast 90 000 im Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate ist die Finanzbranche hinter Technologie und Telekom der Wirtschaftsbereich, der in absoluten Zahlen den stärksten Personalabbau plant. Einen vergleichbaren Kapazitätsschnitt im Finanzgewerbe hat es in Kontinentaleuropa in der Nachkriegszeit bisher nicht gegeben. „Es hatte sich Anpassungsbedarf aufgestaut, und die Auslastung ist wesentlich volatiler geworden“, kommentierte dies ein Branchen- Insider.

      Rund die Hälfte der Streichungspläne im Finanzgewerbe im Oktober gehen auf die beiden italienischen Institute Intesa-BCI und Capitalia, die frühere Banca di Roma, zurück. Hinzu kommen in Italien noch Tausende von Stellen, die der Automobilkonzern Fiat abbauen will, so dass auf das Land mehr als ein Drittel der im Euro-Raum angekündigten Job-Verluste entfällt. „Das“, bemerkt CSFB-Ökonom Julian Callow, „ist allerdings eine Besonderheit, denn in der Vergangenheit waren solche Ankündigungen in Italien sehr selten.“

      Quelle: Handelsblatt


      HANDELSBLATT, Montag, 04. November 2002, 20:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:28:27
      Beitrag Nr. 1.179 ()
      Konjunkturelle und strukturelle Schwächen


      Deutsche Banken kriseln – Ausland schlägt Alarm



      Von KATHARINA KORT und TORSTEN RIECKE


      Der Finanzplatz Deutschland ist angeschlagen. Zwar bestreiten die Manager hier zu Lande, dass es eine Bankenkrise gibt. Doch Experten an der New Yorker Wall Street und in der Londoner City sehen das anders. Deutsche Banken und Versicherungen gelten in den Finanzmetropolen inzwischen als Problemfälle.




      Mehr zum Thema: Banken in der Krise

      Deutsche Bank will noch mehr Tafelsilber verkaufen (15:10)


      Banken fürchten zu starke Regulierung (08:32)


      Nur die besten Banker bekommen noch Boni (08:19)




      NEW YORK. Für den Finanzplatz Deutschland zu werben, ist derzeit nicht leicht. Zwar sind deutsche Banken und Versicherungen in aller Munde – aber nur mit der bösen Schlagzeile von einer Bankenkrise. So war Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth bei ihrer Werbeveranstaltung im feinen New Yorker St. Regis Hotel auf fremde Hilfe angewiesen: „Ich halte das für völlig übertrieben. Auslöser sind Medienberichte und nicht neue Fakten“, verteidigte Lutz Raettig, Deutschlandchef der US-Investmentbank Morgan Stanley, seine bedrängten Kollegen in Mainhattan.

      An den internationalen Finanzmärkten sieht man das anders. Die deutschen Finanztitel stehen weltweit unter Druck. Die Großbanken haben seit dem Sommer rund ein Drittel ihres Marktwertes verloren. Führende Ratingagenturen läuten die Alarmglocken und haben die Bonität der Institute reihenweise herabgestuft. Der Marktführer Deutsche Bank hat gerade die Märkte mit einem Quartalsverlust von 299 Mill. Euro geschockt.

      Deutsche Banken und Versicherungen, einst Markenzeichen für finanzielle Solidität, gelten in den Finanzmetropolen London und New York inzwischen als Problemfälle. „Die deutschen Banken stecken in großen Schwierigkeiten – insbesondere wenn man sich ihre geringe Profitabilität und Kapitalstärke im internationalen Vergleich anschaut“, sagt Adam Posen, Ökonom am Institute for International Economics (IIE) in Washington.

      In den Frankfurter Bürotürmen schiebt man den schwarzen Peter weiter. Commerzbank-Chef Klaus- Peter Müller vermutet eine aus London gesteuerte Kampagne gegen sein Haus. Eine der Presse zugespielte Email der Investmentbank Merrill Lynch hatte die Liquidität der Bank in Frage gestellt. Andere Bankvorstände sehen die Schuld für ihre Schwierigkeiten in der schlechten Verfassung der deutschen Wirtschaft und in der Reformunfähigkeit der rot-grünen Regierung. Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Rolf E. Breuer macht gar die politischen Spannungen zwischen Deutschland und Amerika mitverantwortlich für das Krisengerede. In Frankfurter Bankenkreisen klagt man hinter vorgehaltener Hand über eine „anti-deutsche Stimmung in der Investment-Gemeinde“. Auf der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds in Washington prasselte die Kritik wie ein Platzregen auf die deutschen Manager.

      Ist das Gerede von einer Bankenkrise berechtigt? Für Stuart Graham, Bankenanalyst bei Merrill Lynch in London, kommt es darauf an, welche Messlatte man für die deutschen Probleme benutzt: „In Großbritannien würde man die Lage in Deutschland sicher als Bankenkrise bezeichnen, in Österreich vielleicht nicht.“ Für deutsche Banker kann das kein Trost sein. Nicht Wien, sondern London und New York geben den Ton auf den internationalen Finanzmärkten an.

      „In Deutschland vermischen sich konjunkturelle mit strukturellen Schwächen“, sagt Graham. Die geringe Ertagskraft deutscher Banken sei zwar seit langem bekannt, werde aber durch die Wirtschaftskrise in Deutschland zu einem ernsthaften Problem. „Die Banken verfügen über keinen ausreichenden Puffer, um steigende Kreditrisiken abzufedern“, sagt er. Darüber hinaus habe die Schwäche an den Aktienmärkten unrealisierte Gewinne deutscher Banken vernichtet.

      Von der Börsenschwäche wurden auch die Versicherer kalt erwischt. „Die Lebensversicherer in Deutschland hatten an der Börse einfach ein schlechtes timing“, sagt Simon Harris, Analyst bei Moody’s in London. Sie hätten ausgerechnet in den vergangenen fünf Jahren ihr traditionell geringes Engagement in Aktien erhöht. „Die Kehrtwende auf den Aktienmärkten hat dann die Kapitalbasis der Versicherer deutlich geschmälert“, sagt Harris. Hinzu kommen weltweit hohe Zahlungen für Terror- und Asbestschäden. Die Investoren reagieren geschockt: Allianz und Münchener Rück verloren in den vergangenen zwölf Monaten rund 60 Prozent ihres Börsenwertes.

      Ökonom Posen bezweifelt, dass die Kritik an der deutschen Wirtschaft allein von Skeptikern im angelsächsischen Raum kommt, die dem deutschen Modell ohnehin kritisch gegenüberstehen. „Man sollte die Enttäuschung über die deutsche Wirtschaft nicht unterschätzen“, sagt er. Auch innerhalb Europas und Deutschlands würden sich die Anleger stärker von deutschen als von anderen Aktien abwenden. Eine Panik unter den Investoren sieht er aber nicht.

      Unter den ausländischen Volkswirten wachse allerdings die Sorge, dass Deutschland nicht mehr in der Lage sei, finanzielle oder konjunkturelle Schocks wegzustecken, sagt Posen. Selbst bei der US-Notenbank traut man inzwischen den Franzosen mehr Reformen zu als den Deutschen. Als drittgrößte Volkswirtschaft der Erde hat Deutschland große Bedeutung für den Rest der Welt. „Wenn Japan wegen eigener Probleme ausfällt und die US-Wirtschaft nicht mehr so stark wächst, ist eine dauerhafte Schwäche Deutschlands viel gefährlicher“, sagt Posen.


      HANDELSBLATT, Montag, 04. November 2002, 08:30 Uhr
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 23:33:10
      Beitrag Nr. 1.180 ()
      Gastkommentar
      "US-Strukturprobleme sprechen gegen schwachen Yen"
      Von Stephen Jen, Devisenexperte bei Morgan Stanley


      01. November 2002 Mit Blick auf den Devisenmarkt lautet in Japan derzeit die Frage, ob eine Bankenreform gut oder schlecht für den Yen wären. Meiner Einschätzung zufolge wären agressive Reformen auf Banken- und Unternehmensebene positiv für den Yen, während ausbleibende Reformen negativ zu werten wären. Für das vierte Quartal gibt es zwar noch Chancen auf einen steigenden Dollar im Verhältnis zum Yen.

      Ein Anstieg über die Marke von 130 Yen scheint aber schwierig, weil auch die USA mit Problemen zu kämpfen haben und sie sich einen derart schwachen Yen kaum noch leisten können. Im Jahr 2003 sollten die für den Dollar belastenden Faktoren aber das Geschehen dominieren und die Parität Dollar-Yen auf 118 Yen bis Ende des kommenden Jahres drücken.

      Strukturellen Probleme in den USA nicht vergessen

      Viele Beobachter argumentieren zwar, die expansive Geldpolitik und der Wunsch der Japaner nach einem schwachen Yen könnten den Yen drastisch schwächen. Begründet wird die Haltung mit einer vermitlich weiter steigenden Zahl an Konkursen im Falle einer beherzten Reform. Dies würde dann wiederum die deflationären Tendenzen verstärken und den Yen drücken. Und selbst ohne Reformen gibt es viele Yen-Pessimisten. Diese Einstellung basiert auf der Annahme, dass es dann zum Zusammenbruch des Bankensystems kommen könnte, was den Yen ebenfalls schwächen würde.

      Kurzfristig mögen diese Bedenken zwar zutreffen, langfristig dürfen aber die strukturellen Probleme in den USA nicht vergessen werden. Entscheidend wird es ohnehin sein, inwieweit Reformen sowohl auf Banken- als auch auf Unternehmensebene ergriffen werden. Denn nur beide Schritte zusammen werden zu einer vermehrten Kreditnachfrage und vor allem zu einer steigenden Bereitschaft der Banken zu einer Kreditvergabe führen.

      Geldmengenwachstum nicht überbewerten

      Außerdem teile ich nicht die im Markt weit verbreitete Auffassung, wonach die Geldmenge ein wesentlicher Bestimmungsfaktor für die Kursentwicklung zwischen Dollar und Yen ist. Veränderungen können nur durch reale Schocks ausgelöst werden. Denn die stark steigende Geldmenge würde den Yen nur schwächen, wenn damit Inflationsbefürchtungen verbunden wären. Aber das Problem in Japan ist bisher genau das Gegenteil, dass es nämlich nicht gelingt, Inflationserwartungen zu wecken.

      Aus meiner Sicht wird es in nächster Zeit zwar weitere Reformen in Japan geben. Doch diese werden von hartnäckigen Widerständen der Reformgegner begleitet werden, die zudem noch zusätzlich durch die schwache Weltkonjunktur verstärkt werden, da die Kritiker dann erst Recht verstärkten deflationären Druck befürchten. An meiner Eingangs geschilderten Kursprognose für den Yen ändert dies aber nichts.

      Text: @JüB
      Bildmaterial: dpa
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 04:07:17
      Beitrag Nr. 1.181 ()
      A M E R I K A



      George W. Pfusch

      Kongresswahlen in Amerika: Der Präsident gibt das Geld mit vollen Händen aus - und reißt immer größere Löcher in den Etat

      Von Thomas Fischermann



      Der heraufziehende Golfkrieg bestimmt den Endspurt im amerikanischen Kongresswahlkampf - aber Veronique de Rugy regt sich in diesen Tagen lieber über die Wirtschaftspolitik ihres Präsidenten auf. "George W. Bush hat die Sünden seines Vaters wiederholt und zwei Jahre lang massiv den Staat ausgebaut", sagt die Politikforscherin beim erzliberalen Cato-Institut in Washington. "Haben die Republikaner denn völlig ihre Prinzipien über Bord geworfen? Sie sind dafür da, einen kleineren Staat zu fordern!"

      Eine wenig schmeichelhafte Bilanz der ersten Halbzeit des Präsidenten - und ausgerechnet aus dem rechten Lager. War es nicht Bush persönlich, der gleich nach seiner Wahl Schecks mit Steuerrückzahlungen im ganzen Land verschickte? Ein beispielloses 1,6-Billionen-Steuersenkungsprogramm durchpeitschte? Weil "möglichst viele Dollars in den Händen jener bleiben sollen, die sie erwirtschaftet haben"? Das Programm begünstigte obendrein noch systematisch die reicheren Amerikaner, die "Investorenklasse" (Bush), die Stammwählerschaft der Republikaner.

      Doch nicht nur die erboste Analystin de Rugy hat inzwischen gemerkt, dass die andere Hälfte der Gleichung in Bushs Wirtschaftspolitik fehlt: passend zu den geringeren Steuereinnahmen auch tatsächlich den Staat zu verkleinern. Im Gegenteil. Bush hat die Rolle der Bundesregierung im Bildungswesen ausgebaut und massive Subventionen an die Landwirte vergeben. Zugunsten der Pharmakonzerne hat er die Ausgaben des staatlichen Gesundheitssystems hochgeschraubt, mit beiden Händen Gefälligkeiten an Wahlkreise republikanischer Senatoren und Repräsentanten verteilt. Und außerdem führt der Präsident seinen kostspieligen Krieg gegen den Terror - von der Verteidigung der "Heimatfront" bis zum Rüsten für den nächsten Feldzug am Golf.

      Der Staat als Konjunkturmotor

      Aufsummiert reicht all das aus, den amerikanischen Bundeshaushalt nach den Überschüssen der fetten Clinton-Jahre tief ins Minus zu reißen: Selbst nach optimistischen Berechnungen hat das Weiße Haus keine Chance, vor der Mitte des Jahrzehnts wieder ein ausgeglichenes Budget vorzulegen. Die Rezession trägt daran die schwerste Schuld, aber wenn man alle Vorhersagen für die kommenden Jahre zugrunde legt, sind Bushs Steuersenkungen zu 40 bis 67 Prozent für dieses Haushaltsloch verantwortlich.

      Immer noch die beste Medizin, argumentiert Bushs Wirtschaftsberater Larry Lindsey: Rechtzeitig zur Wirtschaftskrise habe der Staat die Bürger entlastet, seine Koffer geöffnet und die Wirtschaft angeheizt. Schätzungsweise 60 Milliarden Dollar gerieten zusätzlich in den Kreislauf. "Die steigenden Staatsausgaben waren bisher die Rettung der Volkswirtschaft", glaubt auch Christian Weller, Ökonom beim Economic Policy Institute in Washington. Die Demokraten halten dagegen: Mehr Arbeitslosenversicherung und Armenhilfe hätten die Wirtschaft noch viel besser angekurbelt. "Der Präsident ist nur aus Zufall auf die stimulierende Wirtschaftspolitik gestoßen", giftete kürzlich der Princeton-Ökonom und bekennende Demokrat Paul Krugman; die bisherigen Steuersenkungen hätten die Privathaushalte nur "sehr mäßig" in ihrem Ausgabenverhalten beeinflusst, befanden im September die Ökonomen Matthew Shapiro und Joel Slemrod von der University of Michigan.

      Doch so oder so: Dieser Streit interessiert nur eine Minderheit der Amerikaner. In Meinungsumfragen stehen George Bushs Republikaner vor den Kongresswahlen am 5. November gut da: Einige Washingtoner Strategen und Lobbyisten sollen sich sogar schon auf einen Durchmarsch der Republikaner in beiden Häusern eingerichtet haben, im Senat und im Repräsentantenhaus. "Als planten sie eine Nachkriegsordnung", beschrieb es der Economist. Nur das ökonomische Team des Präsidenten wirkt, als sei ihm die Luft ausgegangen: Weder das Weiße Haus noch der Wirtschaftsminister Paul O`Neill haben in den vergangenen Wochen große, umfassende Reformideen unters Volk gebracht.

      Die von Bush einmal vorgesehene Neugestaltung der Rentenversicherung? Das alte republikanische Projekt von der Vereinfachung des Steuersystems? Eine Neugestaltung des Gesundheitswesens? Nichts Konkretes für die kommenden zwei Jahre, nur more of the same. Ein Strauß weiterer Steuersenkungen ist zu erwarten, vorzugsweise zugunsten von Firmen und Investoren, diverse Hilfen für Unternehmer. Zeit für die Ersatzbank? titelte die Business Week und meinte George Bushs Wirtschaftsexperten.

      Peter Orszag, politischer Analyst bei der Brookings Institution und ein ehemaliger Berater Bill Clintons, hat seine eigene Erklärung für das ökonomische Trauerspiel der republikanischen Administration: "Es war eine strategische Entscheidung, die massiven Steuersenkungen durchzupeitschen", sagt er, "sie ging auf Kosten der anderen Reformen." Denn alle sonstigen Projekte kosteten in der jetzigen Wirtschaftslage schlicht zu viel Geld. Das Haushaltsdefizit könne nicht unbegrenzt wachsen, der Löwenanteil der Kosten für Bushs Steuerprogramm fällt erst in den nächsten Jahren an, die Wirtschaft erholt sich derzeit nur schleppend und der Arbeitsmarkt erst recht. Orszag: "Für die zweite Halbzeit hat sich der Präsident selbst die Hände gebunden.


      (c) DIE ZEIT 45/2002
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      schrieb am 05.11.02 04:12:54
      Beitrag Nr. 1.182 ()
      GELD - SPEZIAL



      Spart nicht so viel!

      Die Deutschen halten ihr Geld zusammen. Das macht uns alle ärmer

      Von Wolfgang Uchatius



      Ökonomisch gesehen waren die alten Germanen ziemliche Dummköpfe. Zwar unternahmen sie von Zeit zu Zeit recht profitable Raubzüge auf der römischen Seite des Limes. Aber statt die erbeuteten Goldbecher gegen ein paar fette Wildschweinchen zu tauschen, bildeten sie sich ein, sie müssten vorsorgen für das Leben nach dem Tod. Weil sie nicht verarmt in Walhalla einziehen wollten, nahmen sie ihre Reichtümer mit ins Grab. Die alten Germanen wussten nicht, wie Wirtschaft funktioniert.

      Die neuen Germanen verstehen es auch nicht. Man sieht das an einem wenig beachteten Phänomen: Der Durchschnittsdeutsche von heute pflegt seinen Besitz - und stirbt mit einem Vermögen von 150 000 Euro. Anders gesagt, die Deutschen verhalten sich ganz ähnlich wie ihre Vorfahren vor 2000 Jahren. Sie rackern sich jahrelang ab, gehen morgens früh aus dem Haus und abends müde ins Bett, nur um einen Reichtum anzuhäufen, von dem sie zu einem großen Teil nichts haben, weil sie ihr Geld nicht ausgeben. Stattdessen helfen sie lieber den Banken und Versicherungen, den Aktien- und Immobilienfonds, den Bausparkassen und Investmenthäusern, auf deren Konten sich ihr Vermögen häuft.

      Warum sind die Deutschen nur so dämlich?

      Die schönste Antwort wäre: Sie sind nicht dämlich, sondern selbstlos. Sie bauen ein Vermögen auf, weil sie sich Sorgen machen um ihre Kinder und Enkel und ihnen die Zukunft sichern wollen. Ist ja alles nicht billig: eine gute Ausbildung, die Schule, die Uni, vielleicht ein Auslandsjahr. Den Deutschen aber ist das egal. Der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Axel Börsch-Supan hat vor kurzem in der SAVE-Studie, der bisher umfassendsten Untersuchung, das Sparverhalten der Bundesbürger erforscht. Und herausgefunden: Die Unterstützung von Kindern und Enkeln, das Vererben spielen "nur eine untergeordnete Rolle".

      Als Hauptantrieb geben die sparsamen Deutschen stattdessen die Altersvorsorge an und den Schutz vor unvorhergesehenen Ereignissen. Das scheint zunächst durchaus vernünftig. Nur wer in der Zeit spart, hat in der Not. In Deutschland aber sorgt der Staat dafür, dass die Not nicht zu groß wird. Die Beiträge für Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung werden den Bundesbürgern vom Lohn abgezogen. Die jammern dann meist über die hohen Abgaben, tun aber gleichzeitig so, als ob es die staatlichen Versicherungen nicht gäbe.

      Denn von dem, was ihnen netto übrig bleibt, legen sie laut SAVE-Studie noch einmal knapp 15 Prozent beiseite. Weit mehr als die meisten anderen Nationen. Geht der durchschnittliche Deutsche in den Ruhestand, hat er ein Vermögen angehäuft, von dem allein er zehn Jahre bequem leben könnte. Dabei bekommt er auch noch eine staatliche Rente. Der Ökonom Börsch-Supan nennt dieses Verhalten "das deutsche Sparrätsel".

      Ein rational denkender Pensionär würde sein Vermögen wenigstens in den letzten Lebensjahren möglichst vollständig ausgeben, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Anders die Deutschen. Sie knausern auch als Rentner. Sieben von zehn Ruheständlern bauen ihr Vermögen nicht ab, sondern bleiben sparsam und vergrößern es weiter.

      Weil es aber kaum einen 80-Jährigen gibt, der ernsthaft Geld anhäuft, um für sein Alter vorzusorgen, kann der Hang zur Vorsorge allein die Sparsamkeit der Deutschen nicht erklären. Wahrscheinlicher ist, dass es ihnen gar nicht ums Sparen für irgendein Ziel geht, sondern ums Prinzip. Sie sparen, weil sie nicht konsumieren wollen.

      Die Deutschen und der Konsum: Finanzminister Hans Eichel lässt sich gern mit dem Satz zitieren: "Sie wissen ja, ich bin ein Konsummuffel." Er spricht der Nation aus der Seele. Der private Verbrauch sinkt in Deutschland seit Monaten, besonders stark war er in den vergangenen Jahrzehnten nie, abgesehen vom kurzen Kaufrausch nach dem Mauerfall. Edles Essen, teures Fleisch? Ach, das billige ist auch nicht schlechter. Neues Auto, neuer Anzug? Wieso, geht auch ohne. "Die Deutschen sind traditionell bescheiden, sie machen das Licht aus, wenn sie in ein anderes Zimmer gehen und stellen die Dusche ab, während sie sich einseifen", sagt der Italiener Tommaso Padoa-Schioppa, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank.

      Der Konsumstreik wäre nur konsequent und als Ausdruck demokratischer Macht zu begrüßen, wären die Deutschen ein Volk von Wachstumsgegnern, Umweltschützern und Postmaterialisten, die lieber ohne Geld glücklich werden. Aber das sind sie nicht. Im Gegenteil, die Mehrheit der Bundesbürger verlangt nach einer boomenden Marktwirtschaft. In Umfragen wünschen sie sich regelmäßig mehr Wachstum und Arbeitsplätze. Daimler, Siemens, Metro, adidas, sie sollen Erfolg haben und ihren Umsatz steigern. Aber Geld ausgeben für all die Autos, Bügeleisen, Waschmaschinen und Joggingschuhe - das mögen bitte andere. Die Deutschen gehen zwar von Jahr zu Jahr seltener in die Kirche, aber das Gleichnis aus dem Matthäus-Evangelium (25, 1-13) scheint immer noch in den Köpfen zu stecken: Die klugen Jungfrauen sind sparsam und ziehen in das Himmelreich ein. Die törichten Jungfrauen glauben, sie könnten das Öl für ihre Lampen nachträglich kaufen. Sie müssen leider draußen bleiben.

      Wie kaum eine andere Nation offenbaren die Deutschen damit eine Form der Schizophrenie, die der Kulturtheoretiker Boris Groys schon vor zehn Jahren beschrieb: "Nichts wird in den modernen Konsumgesellschaften so gerne konsumiert wie die Kritik am Konsum."

      Der Kapitalismus aber braucht den Konsum wie der Mensch die Nahrung. "Sparen Sie sich reich", das funktioniert für den Einzelnen, aber nicht für alle und nicht für lange. Der britische Ökonom John Maynard Keynes prägte schon vor Jahrzehnten den Begriff des Spar-Paradoxons. Wenn alle Verbraucher weniger Geld ausgeben und mehr aufs Konto packen, schwächen sie die Wirtschaft, senken die Umsätze, vernichten Arbeitsplätze und schmälern letztlich ihr eigenes Einkommen. Sie sparen sich nicht reich, sondern arm. In Deutschland gehen in diesen Wochen reihenweise Kaufhäuser und Geschäfte Pleite, und die halbe Republik beklagt, dass die Wirtschaft seit Jahren fast überall in der EU stärker wächst als hierzulande.

      Was den Umgang mit Geld angeht, haben die Germanen eben nicht allzu viel dazugelernt.



      (c) DIE ZEIT 44/2002
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      schrieb am 05.11.02 13:07:56
      Beitrag Nr. 1.183 ()
      Grennspan könnte somit am Mittwoch machen was er wollte,es wäre normalerweise immer das Falsche.Obwohl ich meine,eine Zinssenkung ist immer noch,zumindest für einen kurzfristig weiter anhaltenden Kursschub an den Börsen,die bessere Alternative,um wenigstens das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln.Er drückt zwar damit die begründete Angst,vor einer weiteren Abschwächung der Wirtschaft aus,aber wie gesagt,kurzfristig fürs Weihnachtsgeschäft,ist das wohl die bessere Entscheidung.
      Allgemein glaube ich,daß das gesamte Jahr 2003,im günstigsten Fall,durch eine breitere Seitwärtsbewegung geprägt sein sollte,wie gesagt im günstigsten Fall..
      Denn nach solch massiven Zinssenkungen,kommt irgendwann immer der Zeitpunkt,da wird die Inflation in die Höhe schießen und die Zinsen müssen zwangsweise wieder angehoben werden.Hier könnte ein Teufelskreislauf beginnen.Die Wirtschaft lahmt noch immer,aber die Zinsen müssen wegen der ansteigenden Inflation hochgeschraubt werden,dazu eventuell noch eine Immobilienblase,die in den USA platzt,danach wäre die Wirtschaft für weitere,etliche Jahre am Boden.Die Ausmaße einer platzenden Immobilienblase in den USA,ist für die gesamte Weltwirtschaft weitaus schlimmer zu bewerten,als ein Börsencrash.
      Ab spätestens April,ist wieder mit Zinsanhebungen zu rechnen,wer hier richtiges timing beweist und sich in Puts,auf wieder fallende Kurse arrangiert,der kann höchst wahrscheinlich viel Geld scheffeln.

      Gruß vom Wertpapierhecht
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:14:54
      Beitrag Nr. 1.184 ()
      Zehn goldene Regeln: 03.11.2002
      DIESE WOCHE
      Viele Zusammenhänge sind kompliziert, so sehr, daß manche unserer Politiker sie nicht mehr verstehen, besonders die Politiker, die über keinen Schulabschluß verfügen... deshalb stellt der Spatz diesmal einige einfache Regeln für politisches Handeln auf, klar, knapp, für jedermann verständlich. Sehr realistisch, aber eigentlich nicht sehr witzig...

      Wie man garantiert jede Volkswirtschaft kaputtkriegt
      Der Spatz dankt seinem Freund, dem Eulenspiegel von der Wochenzeitung "Neue Solidarität", für die folgenden Grundlagenbeitrag:


      Es soll ja angeblich Länder geben, die sich dem Zeitgeist hartnäckig widersetzen und ihre Volkswirtschaft immer noch nicht ganz ruiniert haben. Damit diese Außenseiterländer dem Schritt unserer globalisierten New-Economy-Ära nicht länger hinterherhinken müssen, folgen nun zehn Ratschläge, wie auch sie garantiert alles in kurzer Frist herunterwirtschaften können.

      Regel Nummer Eins: Verscherbele sämtlichen Gemeinbesitz für einen Apfel und ein Ei. Nenne dies "Privatisierung". Nachteil: Wenn einmal alles verschleudert ist, steht man dumm da, und Großmütter von Finanzpolitikern will keiner kaufen.

      Regel Nummer Zwei: Steige aus der modernen Energieversorgung aus und auf wirkungslose Alternativen um. Nenne dies "nachindustrielle Gesellschaft". Nachteil: Kernkraftgegner überwintern bei Dunkelheit mit kaltem Hintern.

      Regel Nummer Drei: Gebe niemals Geld für neue Industrieanlagen aus, sondern trage alles an die Börse. Nenne dies "Investition in Shareholder Value". Nachteil: Geldgierige Anleger können sehr unangenehm werden, wenn alles verspekuliert ist.

      Regel Nummer Vier: Spare grundsätzlich immer an Wartung und Neubau von Infrastruktur. Nenne dies "Sparhaushalt". Nachteil: Wenn die Bimmelbahn nicht mehr fährt, kann die böse Schwiegermutter immer noch mit dem Esel anreisen.

      Regel Nummer Fünf: Verlagere die Herstellung nützlicher Güter möglichst weit weg ans andere Ende der Welt. Nenne dies "Outsourcing". Nachteil: Es könnte sein, daß die eines Tages die Sachen einfach bei sich behalten.

      Regel Nummer Sechs: Halte Dir hauseigene Maschinenstürmer, die moderne Technik wie Magnetbahn, Kernenergie, Raumfahrt etc. verhindern. Nenne dies "Umweltschutz". Nachteil: Du mußt dir stundenlang blödsinniges Betroffenheitsgebabbel anhören.

      Regel Nummer Sieben: Vergebe an produktive Unternehmen oder Staaten keine Kredite mehr. Nenne dies "Rating". Nachteil: Meistens hat die Wall Street die Rating-Agentur schon vor dir bestochen.

      Regel Nummer Acht: Beharre darauf, daß Schulden und Zinsen immer bis zum letzten Cent pünktlich bezahlt werden. Nenne dies "freier Markt". Nachteil: Eh du dich`s versiehst, ist Omas klein Häuschen auch weg - und zwar nur durch Zinsen, ganz ohne Saufen!

      Regel Nummer Neun: Wenn gar nichts hilft, stürze dich in teure und sinnlose Kriege. Nenne dies "Verteidigung der Demokratie" "Regime-Change" oder "Krieg dem Terrorismus". Nachteil: Kriege gehen immer anders aus, als man es sich am Anfang vorstellt.

      Regel Nummer Zehn: Sorge dafür, daß die Kinder in der Schule nichts mehr lernen und auch sonst nur noch Quatsch mitbekommen (einige Vorschläge: Pokemon, Counterstrike, Gute Zeiten-schlechte Zeiten...) und möglichst viel Fernsehen. Nenne dies "Bildungsreform". (Merke: Dies ist die zwar langwierigste, aber sicherste Methode, eine Wirtschaft zu ruinieren.) Nachteil: Meistens werden die Eltern dabei noch schneller zu Deppen als ihre Kinder.

      -- Sollte Ihnen einer der zehn Punkte nicht ganz klar sein, fragen Sie doch einfach einen typischen Wirtschafts-Nobelpreisträger oder gleich bei Internationalem Währungsfond oder Weltbank nach. Die haben praktische Erfahrung und schon mehr als ein Land auf diese Weise ruiniert... Sollten sie deren Adresse nicht kennen, fragen Sie am besten bei der Bundesregierung nach, die kennt ihre Berater mit Ansprechpartner und Adresse in- und auswendig.

      Es grüßt Ihr Eulenspiegel
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:17:32
      Beitrag Nr. 1.185 ()
      Aus der FTD vom 5.11.2002 www.ftd.de/muenchau
      Kolumne: Krieg und Wirtschaft
      Von Wolfgang Münchau

      Viele deutsche Politiker und Wirtschaftsforscher erstellen ihre Budgets und Prognosen in dem Glauben, dass ein Golf-Krieg im kommenden Jahr noch verhindert werden kann. Sie planen falsch.






      Wer in die Zukunft blickt, muss notgedrungen Annahmen machen. Das gilt insbesondere für diejenigen, die Wirtschaftsprognosen erstellen. Alle offiziellen Prognosen über das deutsche Wirtschaftswachstum basieren auf der mittlerweile unrealistischen Annahme, dass man einen Krieg gegen Irak noch vermeiden könne. Das liegt zum großen Teil daran, dass Teile der deutschen Öffentlichkeit - insbesondere die deutsche Presse - ihre persönliche Abneigung gegen diesen Krieg mit einer fairen Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines Krieges durcheinander bringen.

      Die Vereinigten Staaten und Großbritannien forcieren die Kriegsvorbereitungen täglich. Die Amerikaner haben in der letzten Woche weitere Flottenverbände in den Golf geschickt, und die britische Regierung erwägt mittlerweile, zum ersten Mal seit 50 Jahren Reservisten einzuziehen. Die militärische US-Präsens im Golf um Katar ist beeindruckend - und trotzdem ist sie aus Sicht von Militärexperten noch längst nicht ausreichend, um Saddam Hussein und sein Regime in Bagdad zu stürzen.



      Saddam rechnet mit Krieg


      Laut Schätzungen bedarf es dazu ungefähr 250.000 Soldaten. Bislang sind etwa 50.000 Mann in der Golf-Region stationiert, weitere 10.000 einsatzbereite Soldaten befinden sich im Verband des Flugzeugträgers USS "George Washington" im Mittelmeer. Dazu kommen noch die bislang nicht bezifferten Truppenbewegungen der vergangenen Tage und Wochen. Die Amerikaner sind momentan mitten in den logistischen Vorbereitungen für einen Krieg gegen Saddam, der Anfang nächsten Jahres beginnen könnte.


      Washington hat immer die Möglichkeit offen gelassen, dass eine Vernichtung aller Massenvernichtungswaffen einen Krieg verhindern könnte. Mittlerweile glauben selbst die moderaten Kräfte in der Bush-Administration nicht mehr an ein Abrüstungswunder. Sogar Saddam behauptete in einem Interview, er rechne fest mit einem Angriff der USA auf sein Land.


      Krieg sei lediglich die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, schrieb einst der deutsche Militärstratege Carl von Clausewitz. Unter genau diesem Gesichtspunkt sollte man auch die amerikanische Diplomatie im Weltsicherheitsrat der Uno beurteilen. Dort hat Präsident George W. Bush lediglich eine multilaterale Offensive gestartet. Der Krieg kommt so oder so.


      Wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer auch nur die geringste Chance gehabt hätten, die Amerikaner von ihrem Kurs abzubringen, wäre ihre Fundamental-Opposition gegen einen Irak-Krieg politisch plausibel gewesen. Wie Fischers Besuch in Washington allerdings eindrucksvoll gezeigt hat, tendiert der deutsche Einfluss in der internationalen Außenpolitik mittlerweile gegen null. An der Wahrscheinlichkeit eines Krieges hat sich durch die deutsche Politik nichts geändert. Deutschland ist lediglich noch isolierter als vorher.


      Der Krieg wird kommen, und wenn er kommt, sollte man zumindest nicht überrascht sein. Die Wirtschaftsforschungsinstitute, die das Herbstgutachten aufgestellt haben und für das nächste Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent vorhersagen, wären besser beraten gewesen, ihre Prognose um eine zweite zu ergänzen, eine Alternativ-Prognose unter Annahme eines Krieges. Natürlich ist das nicht einfach, denn die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind kompliziert. Viel hängt davon ab, ob man den Krieg gewinnt und wie lange er dauert.



      Militärische Übermacht der USA


      Wenn Saddam innerhalb weniger Wochen in einem US-Luftangriff ums Leben kommt und wenn das Land politisch nicht im Chaos versinkt, kann der wirtschaftliche Effekt eines Krieges durchaus positiv sein. Der Ölpreis würde zunächst steigen, dann aber wieder fallen, wahrscheinlich weit unter die gegenwärtige Bandbreite von 25 $ bis 26 $ pro Barrel. Wenn dieser Krieg aber länger dauern sollte als geplant und die USA trotz militärischer Übermacht nicht in der Lage sein sollten, Saddam zu stürzen, wären die wirtschaftlichen Konsequenzen negativ: Der Ölpreis würde steigen und dann lange nicht fallen. Vor allem die politische und wirtschaftliche Unsicherheit würde lange bestehen bleiben.


      Niemand weiß mit Sicherheit, was in den kommenden Monaten passieren wird. Aber wir sollten uns bei unseren Annahmen auf die besten Information stützen, die uns zur Verfügung stehen. Danach ist ein Krieg wahrscheinlich, und ebenso wahrscheinlich ist es, dass die Vereinigten Staaten und Großbritannien diesen Krieg nach einigen Monaten gewinnen werden. Wer auf Grund dieses Szenarios als Unternehmer oder als Politiker Entscheidungen trifft, etwa über Investitionen oder Einsparmaßnahmen im Haushalt, wird besser wirtschaften als jemand der zwischen Wunschdenken und Realität nicht unterscheiden kann.



      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:20:58
      Beitrag Nr. 1.186 ()
      12:42 05.11 US-Wahlen: Entscheidung über Wirtschaftspolitik

      Kongresswahlen heute in den USA und das heißt auch: Abstimmung über die künftige Wirtschaftspolitik der größten Volkswirtschaft der Erde. In den vergangenen zwei Jahren haben Präsident Bush und seine Republikaner die Geldschleusen geöffnet, um das schlappe Wachstum anzuschieben und die Folgen des 11. September abzufedern.

      Sie haben in gewaltigen Umfang Steuern gesenkt und die Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm - vor allem im Bereich Sicherheit und Rüstung - angeschoben. Innerhalb kürzester Zeit rutschte der Staatshaushalt, der unter Clinton noch einen Überschuss auswies, tief in die roten Zahlen. Trotzdem wollen die Republikaner diesen Kurs im Falle eines Wahlsiegs fortsetzen und verstärkt Geld in die Wirtschaft pumpen.

      Da sie das Geld nicht haben, müssen sie es in großem Umfang auf dem Kapitalmarkt leihen, und das treibt die Zinsen. An dieser Stelle zucken die Börsianer zusammen, denn steigende Zinsen sind Gift für Konjunktur und Aktien. Also liebäugelt Wallstreet mit den Demokraten, die früher immer als linke Schuldenmacher galten. Der Ausgang ist völlig offen, die beiden Parteien liegen Kopf an Kopf.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:23:57
      Beitrag Nr. 1.187 ()
      Editorial: Der feste Euro verheißt nichts Gutes (05.11.2002)

      Der Euro hebt gegenüber dem US-Dollar ab. Das hat sich in den letzten Tagen bereits angekündigt. An diesem Dienstag überschritt er die Parität eindeutig. Das hat zwar nur eine psychologisch zu verstehende Bedeutung, doch diese kann enorm sein.

      Die Hausse des Euro begann Anfang Februar inmitten einer Stimmung, die eher auf einen Absturz der Gemeinschaftswährung hindeutete. Bis Juli war in der Spitze eine Aufwertung von gut 20 Prozent zu verzeichnen. Das ist für den Devisenmarkt ein beachtliches, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Währungen schon beeinflussendes Maß.

      Im Euroraum haben sich die Importeure und die Urlauber die Hände gerieben, während die Exporteure ihre wegen der schlechten Weltkonjunktur ohnehin schrumpfenden Märkte geradezu wegbrechen sahen. Doch irgendwie hat man sich arrangiert, zumal nennenswerte Wechselkurveränderungen ja erst nach etwa sechs Monaten auf die reale Wirtschaftstätigkeit durchzuschlagen beginnen.

      Nun hat allem Anschein nach eine neue Phase der Euro-Stärke beziehungsweise der Dollar-Schwäche eingesetzt. Der Euro ist aus der Spanne zwischen 0,975 und 0,99 $, in der er sich seit Ende Juli bemerkenswert stabil bewegt hatte, nach oben ausgebrochen. Zahlreiche Investmentbanken nennen für die nächsten drei bis sechs Monate Ziele von 1,06 bis 1,08 $.

      Eine in der gegenwärtigen konjunkturellen Lage im Euroraum brisante Folge der Euro-Aufwertung ist darin zu sehen, dass es den Exporteuren nun wirklich an den Kragen gehen könnte. Und das könnte indirekt das Ziel des Finanzministeriums in Washington sein. Es weiß, dass der Dollar überbewertet ist, und es weiß auch um die schlechten Konjunkturaussichten für das eigene Land.

      Daher könnte jetzt der Punkt erreicht worden sein, an dem die bisher immer wieder lautstark verkündete "Politik des starken Dollar" aufgegeben wurde, um die Binnenwirtschaft über höhere Ausfuhren zumindest zu stützen und die Importe über eine Verteuerung zu drosseln. Das käme mit der Zeit der brisant defizitären Leistungsbilanz der USA zugute.

      Im Klartext wäre die Aufgabe der "Politik eines starken Dollar" der Beginn einer kompetitiven Abwertungsrunde und damit eine Kampfansage an den Rest der Welt. In der gegenwärtigen Lage kann dies der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht gleichgültig sein, auch wenn die "Pflege" des Euro nicht unmittelbar zu ihrem Mandat zählt. Daher sollte sich niemand überrascht zeigen, wenn die EZB ihren Leitzins bereits am Donnerstag senken sollte.

      Darauf lassen Äußerungen, die der Präsident der Deutschen Bundesbank, Welteke, am Montag von sich gab, schließen. Er erklärte, ihn sorge inzwischen nicht mehr so sehr die fiskalische Entwicklung, sondern der rasch fortschreitende konjunkturelle Verfall. Das ist neu und schlägt die argumentative Brücke zur sicherlich unwillkommenen Stärke des Euro.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:24:14
      Beitrag Nr. 1.188 ()
      17:30 05.11 Studie: Amerikaner glauben der SEC nicht

      Die Marktforscher von RoperASW behaupten herausgefunden zu haben, dass das Vertrauen in die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC in den USA nach der Serie von Bilanzskandalen stark gefallen ist.Nur noch 40% der Amerikaner vertrauen der SEC, ein Rückgang um 11 Prozentpunkte seit der letzten Datenerhebung. Die SEC ist nach diesem Rückgang unter den 21 Behörden, denen am wenigsten geglaubt wird.Das letzte Mal, dass der Prozentsatz jener, die an die SEC glauben, im Bereich um 40% war, war nach der Rezession Mitte der 90er.Es werde allgemeinhin bemängelt, dass die SEC zu wenig Personal hat oder von Insidern der Unternehmen manipuliert wird. Kleinanleger glauben laut dem Marktforschungsinstitut, dass die SEC den Unternehmern half, ihre Bilanzen zu fälschen.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:25:39
      Beitrag Nr. 1.189 ()
      19:26 05.11 Nach Telecoms: The next "Big Problem" für Banken?

      Nachdem nun die hohen Verbindlichkeiten im Bereich Telekommunikation auf dem Tisch zu liegen scheinen, deutet sich bereits das nächste Problemfeld für den Bankensektor an. Nachdem die Telecoms und deren teilweise notleidende Verluste in den letzten Monaten die Banken belasteten, könnte ein ähnliches Problem, wenn auch nicht ganz so ernst, im Energie Sektor auf die Branche zukommen. Diese Gefahr zeige sich bereits bei der kanadischen Toronto Dominion Bank, so S&P Kreditanalyst Tanya Azarchs, was seiner Meinung nach kein Einzelfall sein dürfte. Die Bank machte im vierten Quartal erstmalig Verluste - auf Grund von Kreditausfällen im Energiesektor.Auch die wacklige Situation in Brasilien beunruhige den Analysten. Dort seien vor allem Citigroup und FleetBoston Financial stark engagiert. Die zukünftige Entwicklung, nicht nur in diesem Bereich, werde sehr von dem globalen Wirtschaftswachstum abhängig sein, so der Experte.
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:26:15
      Beitrag Nr. 1.190 ()
      Nach Telecoms: The next "Big Problem" für Banken?


      Nachdem nun die hohen Verbindlichkeiten im Bereich Telekommunikation auf dem Tisch zu liegen scheinen, deutet sich bereits das nächste Problemfeld für den Bankensektor an. Nachdem die Telecoms und deren teilweise notleidende Verluste in den letzten Monaten die Banken belasteten, könnte ein ähnliches Problem, wenn auch nicht ganz so ernst, im Energie Sektor auf die Branche zukommen.

      Diese Gefahr zeige sich bereits bei der kanadischen Toronto Dominion Bank, so S&P Kreditanalyst Tanya Azarchs, was seiner Meinung nach kein Einzelfall sein dürfte. Die Bank machte im vierten Quartal erstmalig Verluste - auf Grund von Kreditausfällen im Energiesektor.

      Auch die wacklige Situation in Brasilien beunruhige den Analysten. Dort seien vor allem Citigroup und FleetBoston Financial stark engagiert. Die zukünftige Entwicklung, nicht nur in diesem Bereich, werde sehr von dem globalen Wirtschaftswachstum abhängig sein, so der Experte.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:30:29
      Beitrag Nr. 1.191 ()
      Wirtschaft warnt vor Folgen geplanter ... (zwei)
      Die Verbände befürchten laut Weisgerber wegen der Steuer unter anderem eine Schwächung der Nachfrageseite, einen tendenziellen Rückgang der Umsätze an deutschen Börsen, tendenziell sinkende Kurse, eine Dominanz institutioneller Anleger am Finanzplatz Deutschland und eine Erhöhung der Volatilität der Börsenkurse. Möglicherweise werde auch das Verhalten ausländischer Investoren beeinflusst. Auch würden geringere Kurse bei Kapitalerhöhungen und Börsengängen und eine Erschwerung der Privatisierung von Unternehmen der öffentlichen Hand befürchtet.



      Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) kritisierte darüber hinaus, dass eine Kursgewinnbesteuerung eine Doppelbesteuerung von Unternehmensgewinnen bedeute und somit das Gebot der Rechtsformneutralität der Besteuerung verletze. "Die Einführung einer Kursgewinnsteuer hätte erhebliche Auswirkungen auf die Attraktivität der Rechtsform Aktiengesellschaft", sagte Leven. Aus gesamtwirtschaftlichen Gründen sei aber eine stärkere und keine schwächere Akzeptanz dieser Rechtsform notwendig.



      BVR-Steuerrechtler Heinz-Jürgen Tischbein warnte, die volle Kursgewinnbesteuerung hätte zur Folge, dass Anleger eher auf Aktien mit hoher Ausschüttung auswichen. "Damit würden die Anleger verstärkt Druck auf die Unternehmen ausüben, Gewinne auszuschütten", sagte er. Der Verbandssyndikus des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Hans-Joachim Beyer, betonte mit Blick auf das Vorhaben der Regierung zur Aufhebung der Fristen für die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen fremdgenutzter Immobilien, dieses habe "erhebliche Unsicherheit ausgelöst".



      Er rechnete damit, "dass es zu Panik und Notverkäufen noch in diesem Jahr kommt". Dies werde dann negative Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben. Der Verband Deutscher Hypothekenbanken warnte unterdessen vor nicht absehbaren Folgen für den Wohnungsmarkt. Von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hieß es, zu befürchten sei eine Fehlallokation von Anlagemitteln durch die geplanten Regelungen. Privatanleger dürften sich in großem Stil von Aktien und Fonds trennen und in derzeit noch nicht besteuerte Produkte wie Kapitallebensversicherungen umschichten, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker.



      Christa Franke vom Bundesverband Investment und Asset Management bemängelte, dass eine zusätzliche Besteuerung in Fonds erzielter Veräußerungsgewinne durch den Anteilinhaber diesen eklatant gegenüber einem Direktanlager benachteilige. Dies verletze das Transparenz-Prinzip, das eine Gleichbehandlung vorsehe. Daneben könne es zu Performance-Verschlechterungen von Fonds kommen, da die Fondsmanager ihre Anlageentscheidungen auch steuerlichen Gesichtspunkten unterwürfen. Franke warnte, Fonds könnten künftig verstärkt ins Ausland wie etwa nach Luxemburg oder in die Schweiz gehen. "Es ist relativ einfach, Fonds im Ausland aufzulegen", sagte sie. Davon betroffen seien 10.000 Arbeitsplätze der Branche. Diese stehe allerdings zum hiesigen Finanzplatz, beteuerte Franke. +++ Andreas Kißler


      vwd/5.11.2002/ak/hab

      5. November 2002, 16:45
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 21:45:05
      Beitrag Nr. 1.192 ()
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 22:48:08
      Beitrag Nr. 1.193 ()
      Aus der FTD vom 6.11.2002 www.ftd.de/us-wirtschaft

      USA - Land der leeren Taschen

      Von Mark Schieritz und Sebastian Dullien, Berlin

      Bester Indikator für Zinssenkungen in den USA ist die Aktentasche von Alan Greenspan. Ist sie prall gefüllt, wenn er sich auf den Weg zu seinen Kollegen im Zentralbankrat macht, dann soll er jede Menge Unterlagen bei sich haben, die die Schwäche der amerikanischen Wirtschaft vergegenwärtigen soll.

      Und so spicken die Beobachter vor jeder Fed-Sitzung auf die abgegriffene Tasche des mächtigen Währungshüters, um vorherzusagen, welche Entscheidung die Notenbank wohl trifft. Wenn Greenspan allerdings am Mittwoch das Eccles-Building des Federal Reserve Boards in der Constitution Avenue betritt, wird er nicht viel Papier brauchen, um darzustellen, wie schlimm es um die US-Ökonomie steht. Einige Tabellen genügen.

      Alle volkswirtschaftlichen Indikatoren zeigen steil nach unten. Massenhaft werden Stellen gestrichen, die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern wird schlechter und schlechter, Umsätze brechen weg. Besonders pessimistisch stimmen die Experten die vielen Anzeichen, dass die wichtigste Stütze der US-Konjunktur ins Wanken gerät: der private Konsum. Das Verbrauchervertrauen ist auf den tiefsten Stand seit neun Jahren gefallen, Einzelhandelsumsatz und Automobilverkäufe waren im September rückläufig, die Konsumenten schränkten ihre Ausgaben erstmals seit Monaten ein.


      Die Investmentbank Goldman Sachs rechnet für das vierte Quartal praktisch mit einer Stagnation der Wirtschaftsleistung. Auch einen Rückfall in die Rezession wollen die Experten nicht mehr ausschließen. "Die gesamte Weltwirtschaft ruht auf den Schultern der US-Verbraucher", sagt Matt King von JP Morgan.


      Als Anfang 2001 die Konjunktur einsackte, hatten die Amerikaner weiter kräftig Geld ausgegeben. Damit stützten sie die Nachfrage, als die Unternehmen ihre Investitionen um Milliardenbeträge zurückfuhren. Alan Greenspan war daran nicht unbeteiligt. Mit aggressiven Leitzinssenkungen kurbelte er die Ausgaben der US-Bürger kräftig an.



      Aus dem Segen wird ein Fluch


      Was bislang als Segen für die US-Wirtschaft schien, droht sich nun in einen Fluch zu verwandeln. Gerne würde Greenspan abermals Amerika zum Kaufrausch anstacheln. Doch die Signale mehren sich, dass die Nation seit der Shoppingtour vom vorigen Jahr leere Taschen hat. "Normalerweise werden die Konsumenten im Abschwung vorsichtiger und schieben Anschaffungen auf", sagt Stephen Roach, Chefökonom von Morgan Stanley. Die aufgestaute Nachfrage nach Autos, Häusern und Gebrauchsgütern werde oft in der Erholungsphase nachgeholt. Dies sei heute anders. "Es gibt keine aufgestaute Nachfrage mehr - das Geld ist schon ausgegeben."


      "In bestimmten Marktsegmenten gibt es Sättigungseffekte", sagt auch Marc Hendriks, Chefökonom der französischen Großbank Société Générale. Ein Beispiel dafür ist der Automobilsektor. Nachdem über Monate die Konzerne den Absatz mit Rabattoffensiven ankurbelten, werden die US-Bürger langsam müde, neue Fahrzeuge zu kaufen. Der Umsatz brach im September um 4,8 Prozent gegenüber August ein.


      Skeptisch stimmt die Ökonomen auch, dass viele Amerikaner im Vertrauen auf steigende Aktien- und Immobilienpreise über ihre Verhältnisse gelebt haben. Während der vergangenen Jahre ist der Anteil des Einkommens, den die US-Haushalte zur Bedienung ihrer Schulden ausgeben müssen, in Schwindel erregende Höhen gestiegen. Obwohl die Zinsen auf einem historischen Tiefststand verharren, stieg die Quote deutlich über den langjährigen Durchschnitt.



      Rote Kontostände machen vorsichtig


      Zwar hat es schon zuvor Phasen gegeben, in denen die Haushalte mehr als die heutigen 14 Prozent ihrer Einnahmen zum Schuldendienst verwenden mussten - aber das waren vor allem Zeiten mit unerwartet hohen Zinsen. Nach Aussage vieler Experten würden höhere Zinsen heute die Verbraucher schnell zum Konkursrichter treiben. Doch schon bevor es soweit kommt, könnte die Nachfrage einbrechen. Einfach, weil die Leute angesichts ihrer roten Kontostände vorsichtig werden. "Die exzessive Verschuldung wird den Konsum drosseln", sagt Ökonom Roach.


      Am meisten Sorgen bereitet den Experten derzeit jedoch die schwierige Lage am Immobilienmarkt. Bislang galt Gemauertes als sicherer Rückhalt für die US-Wirtschaft. Haben die Aktienkurse seit 2000 etwa 47 Prozent an Wert verloren, so sind die Hauspreise im gleichen Zeitraum nach Berechnung der Fed um 23 Prozent gestiegen - was dem Konsum über die schwere Zeit half. Ein Grund für die hohen Häuserpreise waren Greenspans Zinssenkungen: Je geringer die Belastung durch eine Hypothek, desto größer das Haus, dass sich ein Immobilieninteressent leisten kann. Mit steigender Nachfrage nach besseren Häusern sind auch die Preise in die Höhe geschossen. Wer aber schon zuvor ein Haus erworben hatte, konnte auf billigere Hypotheken umschulden - und groß einkaufen gehen.


      Weil das Eigentum wertvoller wurde, mehrte sich das Vermögen, auch ohne, dass das Haus verkauft werden musste. Viele US-Bürger nahmen einfach neue Hypotheken auf ihre Immobilie auf, um neue Autos, Stereoanlagen oder Wohnzimmereinrichtungen zu bezahlen. Schätzungsweise 50 Mrd. $ an liquiden Mitteln je Quartal wurden durch dieses so genannte Cash-out-Refinancing nach Berechnungen der Investmentbank Goldman Sachs aus dem Wohnvermögen gewonnen. Die Experten von Goldman Sachs schätzen, dass rund die Hälfte des Konsumwachstums seit 2000 so finanziert wurde. Die steigenden Hauspreise konnten auf diese Weise die Vermögensverluste durch den Aktieneinbruch kompensieren. "Der Boom am Immobilienmarkts ist eine entscheidende Quelle der Finanzkraft der US-Konsumenten", sagt Stephen Gallagher, US-Chefökonom der Société Générale.



      Kein Boom in Sicht


      Doch diese Quelle droht zu versiegen. Zwar brachen die privaten Hausneubauten im September mit einem Plus von 13,3 Prozent zum Vormonat alle Rekorde. Doch ist der Boom vorbei. Die Zahl der Hausverkäufe ist seit März rückläufig. Dazu kommt, dass die Hypothekenzinsen nicht mehr kräftig sinken. Seit März 2000 gingen die Zinssätze zwar um etwa 215 Basispunkte zurück - nach einem großen Sprung im vergangenen Jahr passierte jedoch nicht mehr viel.


      Auch bei den Preisen erwarten viele Experten bestenfalls eine geringere Dynamik. Die unsichere Lage am Arbeitsmarkt belastet die Einkommen und die Impulse der jüngsten Steuersenkungen der Bush-Regierung laufen aus. Den Amerikanern bleibt einfach weniger Geld für neue, größere Häuser. "Wenn der Arbeitsmarkt nicht an Dynamik gewinnt, gerät der Immobiliensektor unter Druck", sagt Asha Bangalore vom Northern Trust. Ähnlich sieht das sein Kollege Ed McKelvey von Goldman Sachs. "Der Preisanstieg wird sich deutlich verlangsamen", prognostiziert er. Schon weist der Trend bei den Anträgen auf neue Hypotheken nach unten. "Der Refinanzierungsboom ist vorbei", meint Celia Chen vom Beratungsdienst Economy.com. Dies werde den Konsum deutlich bremsen.


      Die Folgen wären fatal. Denn andere Wachstumsquellen für die US-Wirtschaft sind nicht in Sicht. Die Exporte stagnieren, der Trend bei den Investitionen weist seit Monaten nach unten - und mit einem neuen Investitionsboom ist nicht zu rechnen. Die Kapazitätsauslastung liegt mit etwa 75 Prozent auf einem extrem niedrigen Niveau. "Das letzte, was Unternehmen jetzt brauchen, ist eine Ausweitung der Kapazitäten", sagt Volkswirt Roach.


      Die Fed befindet sich angesichts dieser Aussichten in einem Dilemma. Die Haushalte sind überschuldet und eine neue Zinssenkung könnte sie dazu animieren, sich noch mehr Geld zu borgen. Versagt die Fed den geldpolitischen Stimulus, droht Experten zufolge jedoch ein konjunktureller Rückschlag - nach Aussage von Bill Dudley von Goldman Sachs ein höchst gefährliches Szenario.

      "Es besteht die Gefahr einer ausgewachsenen Deflation, in der die Geldpolitik ihre Wirkung verliert. Die Fed sollte die Zinsen senken, um dies zu verhindern."


      © 2002 Financial Times Deutschland
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      schrieb am 05.11.02 22:59:55
      Beitrag Nr. 1.194 ()
      Ich war noch nie zuvor so pessimistisch"

      (Das Interview ist ein Auszug aus dem aktuellen Fondsreport, den Sie hier kostenlos abonnieren können.)

      Dr. Jens Ehrhardt gehört seit langem zu den renommiertesten Börsenexperten Deutschlands. Sein Wort hat in den vergangenen Jahren noch an Bedeutung gewonnen, weil Ehrhardt die Börsen-Baisse richtig voraussagte und sein Fondsmanagement entsprechend ausrichtete. Die von dem Investmentprofi beratenen Fonds (beispielsweise der FMM-Fonds (WKN 847811) und der Astra-Fonds FI (WKN 977700) gehören zu den besten Produkten am Markt. Stock-World sprach mit Jens Ehrhardt über die Aussichten für Aktien.

      Stock-World: Herr Dr. Ehrhardt, Sie sind bekannt für Ihre schon langwährende und treffsichere Skepsis in bezug auf die Aussichten für Aktien. Hat sich an dieser Einschätzung nach den starken Kursverlusten in den vergangenen Monaten etwas geändert? Sehen Sie eine Wende?

      Dr. Jens Ehrhardt: Da ist grundsätzlich zwischen dem langanhaltenden, übergeordneten Trend und den kurzfristigen Aussichten zu unterscheiden. Auf kurze Sicht ist eine Fortsetzung der im Oktober gestarteten Rallye durchaus vorstellbar.

      Stock-World: Aus welchen Gründen?


      Dr. Jens Ehrhardt: Mich stimmt vor allem zuversichtlich, dass die Marktteilnehmer derzeit schlechte Nachrichten ignorieren. Der extrem schwache Wert zum Verbrauchervertrauen in den USA oder die enttäuschenden Zahlen von Volkswagen [ Kurs/Chart ] und Deutsche Bank [ Kurs/Chart ] in Deutschland - viel schlimmer können die Meldungen eigentlich gar nicht ausfallen. Und dennoch steigen die Kurse. Das war bei den bisherigen kurzfristigen Kursanstiegen in diesem Jahr nicht der Fall und ist in der Regel ein Hinweis auf die Dynamik eines Aufschwungs. Der DAX hat sich außerdem extrem weit von der 200-Tage-Linie entfernt. Auch die Saisonalität spricht für steigende Kurse, so simpel dieser Indikator auch ist.

      Stock-World: Hat diese Einschätzung Auswirkungen auf die Strategie in Ihren Investmentfonds? Normalerweise bevorzugen Sie ja solide Substanzwerte.

      Dr. Jens Ehrhardt: Wir haben mit Änderungen in den Fonds reagiert, weil die Substanztitel in einer solchen Marktphase nicht unbedingt zu den Börsenfavoriten gehören. Vor allem Finanzdienstleister sind jetzt höher gewichtet: Aegon [ Kurs/Chart ], Münchener Rück [ Kurs/Chart ], Allianz [ Kurs/Chart ] und AXA [ Kurs/Chart ]. Singulus [ Kurs/Chart ] ist ein weiterer vielversprechender Wert, bei dem wir günstig zum Zuge gekommen sind. Alle offensiven Titel sind aber mit Stopps abgesichert.

      Stock-World: Ihr Vertrauen ist nicht groß?

      Dr. Jens Ehrhardt: Nein. Im letzten September gaben unsere Indikatoren schon einmal Einstiegssignale. Wir konnten von der Erholung zum Jahresende 2001 gut profitieren. Im Juli 2002 lagen wir mit unserem Timing dagegen falsch. Wir erwarteten wieder eine Erholung und stiegen zu früh ein. Die Stopps bewahrten uns vor höheren Verlusten, aber ungeschoren kamen wir mit unseren Fonds nicht davon. Wir passen sehr gut auf, damit uns das möglichst nicht noch mal passiert.

      Stock-World: Das klingt so, als habe Sie das "Missgeschick" im Sommer persönlich getroffen.

      Dr. Jens Ehrhardt: Wir sehen es als unsere Aufgabe an, immer das am Aktienmarkt rauszuholen, was möglich ist. Als es im Sommer nicht optimal lief, riefen uns Kunden an und fragten was los sei. Vielleicht waren die Ansprüche dieser Kunden sehr hoch - wir liegen in 2002 nach wie vor deutlich besser als der DAX. Dennoch nehmen meine Kollegen und ich so etwas persönlich.

      Stock-World: Dann haben Sie selbst offensichtlich auch sehr hohe Ansprüche an Ihre Leistungen in der Fondsberatung. Schließlich fielen von Juni bis September eigentlich ausnahmslos alle Aktien. Worauf basiert Ihre Einschätzung, Krisen erkennen und umschiffen zu können?

      Dr. Jens Ehrhardt: Wir verfügen über sehr viel Börsen-Erfahrung. Ich persönlich bin seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und traue mir volkswirtschaftliche Prognosen zu, die den mittel- bis langfristigen Weg abstecken. In den letzten Jahren lag unser Haus in diesem Bereich sehr gut. Daneben haben wir eigene Indikatoren zur Bestimmung des richtigen Timings für den kurzfristigen Anlagehorizont entwickelt. An diesen Indikatoren arbeitet die halbe Firma, und auch auf diesem Gebiet haben wir in der Vergangenheit gute Resultate erzielt. Schließlich ist das Stock-Picking eine erfolgversprechende Methode in schwierigen Märkten. Gerade im Midcap-Bereich haben wir gute Kontakte und finden immer wieder Schnäppchen, bevor der Gesamtmarkt sie entdeckt.

      Stock-World: Zum Beispiel?

      Dr. Jens Ehrhardt: Bei Vossloh [ Kurs/Chart ] haben wir zuletzt zugegriffen. Das Unternehmen ist hervorragend aufgestellt und günstig bewertet. Die Depfa-Bank [ Kurs/Chart ] ist ein Titel, der bisher auch nur wenig Beachtung findet, obwohl das Geschäft boomt.

      Stock-World: Noch einmal zurück zur Ausgangsfrage: Sie sind kurzfristig optimistisch. Wie beurteilen Sie die langfristigen Aussichten für Aktien nach dem Kursrutsch?


      Dr. Jens Ehrhardt: Meiner Meinung nach bleibt es bei der Langfristbaisse, möglicherweise noch fünf Jahre oder länger. Dabei halte ich europäische Aktien nicht für hoch bewertet. BASF, Bayer, FMC, MAN - viele Unternehmen notieren analytisch günstig, die DAX-Titel im Schnitt zum Buchwert. Die Bewertung ist nicht das Problem, sondern der Gewinntrend.

      Stock-World: Inwiefern Gewinntrend?

      Dr. Jens Ehrhardt: Die Kurse pendeln langfristig um den Gewinntrend. Erst bei einer Konjunkturerholung mit signifikant steigenden Erträgen ist auch mit einer Wende an den Börsen zu rechnen. Ich sehe aber keinen Wirtschaftsaufschwung und schon gar keinen steigenden Ergebnistrend. Dem stehen neben dem fehlenden Wachstum auch noch die hohen Verbindlichkeiten im Wege.

      Stock-World: Die Unternehmen sind zu hoch verschuldet?

      Dr. Jens Ehrhardt: Ja, wird haben zuletzt bei der Betrachtung der DAX-Mitglieder eine Gesamtverschuldung im dreistelligen Milliardenbereich errechnet, ohne die Finanztitel. Ein großer Teil der Gewinne wird durch Zinszahlungen aufgefressen.

      Stock-World: Wie sehen Sie unter den Annahmen eines ausbleibenden Aufschwungs in der Wirtschaft und bei den Gewinnen die mittel- bis langfristige Kursentwicklung?

      Dr. Jens Ehrhardt: In Europa erwarte ich einen schwierigen Markt, das Abwärtspotenzial ist aber dank der günstigen Bewertung der Unternehmen begrenzt. Es wird immer wieder mal Rallyes geben und anschließend wieder fallende Kurse.

      Stock-World: Und in den Vereinigten Staaten?


      Dr. Jens Ehrhardt: Das Problem der Verschuldung existiert bei amerikanischen Konzernen gleichfalls. Die Aktien an Wall Street sind noch dazu auch weiterhin zu teuer. Im Durchschnitt notieren die Unternehmen zum dreifachen Buchwert. Das Verhältnis von Kurs zu Cash-Flow - eine aussagekräftigere Kennziffer als das KGV - ist doppelt so hoch wie in Europa. Und wirtschaftlich stehen den Amerikanern unter Umständen noch schwere Zeiten bevor.

      Stock-World: Der Double Dip?

      Dr. Jens Ehrhardt: Den Double Dip halte ich fast schon für eine optimistische Annahme. Ich glaube an ein noch tiefgreifenderes Abgleiten der Konjunktur als bei der letzten Rezession. Die Bürger der USA sind während einer Krise dem Markt sehr direkt ausgeliefert, sei es bei der Kündigung oder den Sozialleistungen, was sich wiederum auf den Konsum auswirkt. Das stimmt mich sehr skeptisch. Vor allem fehlen Möglichkeiten, gegenzusteuern. Die Fed hat ihr Pulver so gut wie verschossen. Der Staat ist hoch verschuldet und kann kaum noch Impulse geben. Die Bürger sind ebenfalls hoch verschuldet. Woher soll der Schub für Wirtschaftswachstum kommen?

      Stock-World: Waren Sie in den über drei Jahrzehnten, die sie sich mit Aktien beschäftigen, jemals zuvor so pessimistisch?

      Dr. Jens Ehrhardt: Nein, ich war noch nie zuvor so pessimistisch. In der Vergangenheit hatten wir es immer mit normalen Wirtschaftszyklen zu tun. Jetzt sind Zinsen und Konjunktur gleichzeitig unten. Das ist kein normaler Zyklus und es ist schwer zu sagen, was aus dieser Situation noch folgen wird.

      Stock-World: Sie haben als Investmentexperte, Vermögensverwalter und Fondsberater schon sehr viel erreicht. Wenn Sie jetzt noch mehrere schwere Jahre sehen, könnten Sie doch einfach aufhören und sagen: Das tu ich mir nicht mehr an. Wie motivieren Sie sich, in einem solchen Markt weiter zu machen?

      Dr. Jens Ehrhardt: Natürlich könnte ich aufhören. Aber es läge nicht in meiner Natur, auszusteigen, wenn es schwierig wird - schon allein wegen der Kunden. Außerdem reizt mich die intellektuelle Aufgabe, Märkte und Kurse zu prognostizieren, auch nach 30 Jahren noch.

      © 05.11.2002 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 23:03:13
      Beitrag Nr. 1.195 ()
      Einzelhandelsumsatz sinkt weiter

      von Jochen Steffens

      Gestern hatte ich schon vom Textileinzelhandel berichtet. Nun kommen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für den gesamten Einzelhandel, wonach der Einzelhandelsumsatz real um 1,3 % zum Vorjahresmonat gesunken ist. Saisonbereinigt setzten die Unternehmer real 0,2 % weniger um. In dem ersten 9 Monaten ist damit der Umsatz zum Vorjahr um 2,0 und real um 2,5 % zurückgegangen. Interessant, vor allem wenn man genauer hinschaut.

      Im Bereich Hausrats-, Bau- und Heimwerkerbedarf ist der Umsatz mit 8 % am deutlichsten zurückgegangen. Bei Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren gingen die Umsätze um 0,7 % zurück. Im Bereich Kosmetik konnte der Umsatz um 2,6 % gesteigert werden, da wundern die guten Zahlen der Kosmetikbranche nicht mehr. Man fragt sich, wie das mit der schlechteren wirtschaftlichen Situation korreliert. Aber diese Zahl zu interpretieren, bleibt Ihnen überlassen. Am deutlichsten stieg der Umsatz bei den Pharmazieprodukten, nämlich um 4,1 %. Wirkt sich die schlechte wirtschaftliche Lage auf die Gesundheit aus? Nach dem 11. September konnte man zeitversetzt eine deutliche Zunahme bestimmter Erkrankungen, nicht nur im psychischen Bereich, feststellen, vielleicht hat auch die wirtschaftliche Situation ähnliche Auswirkungen.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 23:04:44
      Beitrag Nr. 1.196 ()
      Dienstag, 5. November 2002

      Die amerikanischen Konsumenten beginnen, vernünftig zu werden

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Alle Augen waren in den letzten Wochen auf den Dow Jones und den Nasdaq-Composite gerichtet. Ist der Bärenmarkt vorbei? Wie weit können die Aktien in dieser Rallye noch steigen? Keiner kennt die Antworten, aber die Investoren halten ihre Aktien – oder kaufen noch dazu –, während sie auf die Antwort warten.

      Was sie herausfinden werden – früher oder später – ist, wie lange ein Bärenmarkt andauern kann. Aber das bedeutet nicht, dass der Dow Jones vorher noch 1.000 Punkte steigen kann ...

      Ich habe gestern zwei interessante Dinge in den News gefunden. Zum einen die Tatsache, dass die Konsumausgaben in den USA im September um 0,4 % gefallen sind – während gleichzeitig die Sparrate von 3,4 % im August auf 4,2 % gestiegen ist.

      Könnte es sein, dass die Konsumenten auf einmal wissen, was sie tun müssen?

      Sie können schließlich nicht für immer Geld, das sie nicht haben, für Dinge, die sie nicht brauchen, ausgeben. "Von nichts kommt nichts" – Sie kennen sicher dieses Sprichwort. Entweder müssen die amerikanischen Konsumenten vernünftig werden, ihre Schulden zurückfahren und ihre Ersparnisse erhöhen ... oder die Ausländer werden aufhören, diesen exzessiven Konsum zu finanzieren.

      Denn die USA brauchen jeden Tag 1,5 Milliarden Dollar an Kapitalimporten, damit die amerikanischen Konsumenten wie bisher weiterkonsumieren können. Dieses Geld kommt von Ausländern, die immer noch Dollar für ihre wertvollen Güter akzeptieren. Wie lang werden sie das noch mitmachen? Früher oder später werden die Ausländer ein paar ihrer Dollar loswerden wollen und diese in ihre heimischen Währungen tauschen, glaube ich. Aber es begann fast so auszusehen, als ob die Konsumenten länger so weiter konsumieren würden ... und die Ausländer das länger finanzieren würden ... als ich dies vorausgesehen hatte.

      Aber die eben genannten Zahlen sehen wie ein neuer Trend aus; der amerikanische Konsument wird ein bisschen "japanisch": Er gibt weniger aus, spart mehr, und zerstört dabei die auf kreditfinanzierten Ausgaben beruhende amerikanische Wirtschaft.

      Was noch? Der Dollar fiel – sowohl gegenüber dem Gold als auch gegenüber anderen Währungen. Der Goldpreis hat letzte Woche 5,40 Dollar zugelegt. Und der Euro steht jetzt wieder bei über 0,99 Cents.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 05.11.02 23:11:57
      Beitrag Nr. 1.197 ()
      Schwaches US-Verbrauchervertrauen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Obwohl die Nachrichten von der volkswirtschaftlichen Front weiter schwach bleiben, hat der Dow Jones im Oktober die beste Monats-Performance seit 1987 hingelegt. Was ist der Nährboden für diese Aktienkursgewinne? Stehen die Bullen unter Drogen? Die volkswirtschaftlichen Indikatoren bleiben schließlich schlecht, so schlecht, dass mein Kollege Addison Wiggins sie schon mit "der Einleitung eines Stephen King-Buches" vergleicht. Und dennoch steigen die Aktien. Der Nasdaq-Composite ist seit dem 9. Oktober um satte 22 % gestiegen, was bedeutet, dass die Bullen mehr wissen als der Rest der Investoren, oder dass sie sich selbst etwas vormachen ... ich glaube, letztes ist der Fall.

      Es gibt eine Art Begründung für diese Mentalität des "schlechte News sind gute News und deshalb kaufe ich": Wenn die Wirtschaft wirklich nicht in Fahrt kommt, dann muss die Fed schließlich nächsten Mittwoch die Zinsen senken ... und Zinssenkungen sind – wie jeder weiß – gut für die Aktien, oder etwa nicht? Tatsache ist aber, dass die letzten 11 Zinssenkungen so gut für Aktien waren, dass der Nasdaq-Composite 75 % verloren hat.

      Merkwürdigerweise hat der Dollar nicht vom finanziellen Oktoberfest der Wall Street profitieren können. Vielleicht war dem Dollar einfach nicht nach Party zumute. Aber wenn der größte monatliche Anstieg der US-Aktien seit 15 Jahren nicht genug ausländisches Kapital anziehen kann, um den Dollar nach oben zu ziehen – was sonst? Das sich ständig ausweitende US-Handelsbilanzdefizit wird sicher nicht helfen, und auch nicht die aussterbende US-Wirtschaft. Per saldo hat der Dollar mit ernsthaftem Gegenwind zu kämpfen.

      Doch zurück zu den US-Wirtschaftszahlen. "Die Beschäftigtenzahlen für Oktober waren einfach nur hässlich", so Alan Abelson vom Magazin Barron`s. "Die Arbeitslosenrate verbesserte sich zwar minimal, aber wir sind davon überzeugt, dass sie nicht die wirkliche Arbeitslosigkeit wiederspiegelt und in den nächsten Monaten auf jeden Fall steigen wird. Die Zahl der Beschäftigten nahm wieder ab, diesmal um 5.000; aber, und das ist wichtiger: 29.000 Jobs wurden im privaten Sektor abgebaut. Die Zahl der abgeleisteten Arbeitsstunden ging um 0,4 % zurück – im produzierenden Gewerbe fiel diese Kennziffer sogar um das Doppelte."

      Auch Sherry Cooper von der Bank of Montreal Financial Group meint, dass die Arbeitslosenrate tatsächlich schlimmre ist, als der offizielle Wert von 5,7 % glauben lassen könnte. Und zwar deshalb, weil die USA derzeit "unter einer anderen Art der Arbeitslosigkeit leiden als je zuvor – diesmal werden nämlich auch die Krawattenträger mit Universitätsabschluss arbeitslos. Und das sind Leute, die niemals zuvor arbeitslos waren. Es sind Manager, Unternehmensberater, Aufsichtsräte und Investmentbanker."

      Dazu fällt mir ein Beitrag aus der letzten Ausgabe der Business Week ein. Dort wurde ein gutsituiertes Ehepaar aus San Jose porträtiert: Craig und Malene Comes, die "120.000 Dollar pro Jahr verdienten und ein schönes Leben hatten. Die beiden Computer-Techniker gingen oft auf Reisen, hatten eine Putzfrau, und gingen fast jeden Abend auswärts essen. Dann wurden auf einmal beide entlassen. Jetzt müssen auch sie im Supermarkt einkaufen, sich in die Reihen der Unversicherten einreihen, und ihre Eltern um die 1.045 Dollar Miete für ihre 200 qm-Wohnung anbetteln. Leider ist der Fall dieses Ehepaares nicht die Ausnahme – wie auch die jüngste Umfrage zum Verbrauchervertrauen (Conference Board) gezeigt hat.

      Hmmm ... Jobs sind selten UND schwer zu erhalten, besonders für gutbezahlte Profis. Kein Wunder, dass das Verbrauchervertrauen weiter abfällt.

      Angesichts des zunehmend schlechten wirtschaftlichen Umfelds scheint das fallende Konsumentenvertrauen eine rationale Antwort zu sein ... genauso wie die Tatsache, dass wieder mehr gespart und weniger konsumiert wird. Leider wirkt dieses rationale Verhalten weiterem Wirtschaftswachstum entgegen. Jetzt, wo so viele Konsumenten plötzlich zu Sparern werden, fallen die Umsätze des Einzelhandels rapide ab. UBS Warburg hat einen Index entwickelt, der die Einzelhandelsumsätze wöchentlich messen kann. Für die Woche, die am 26. Oktober endete, gab der Index einen Rückgang von 1,9 % an – der niedrigste Wert seit Januar.

      "Der scharfe Rückgang des Verbrauchervertrauens im Oktober sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden", so die Analysten von Comstock Partners. "Jeder Indexstand von 80 oder weniger hat seit 1967 immer einen scharfen Rückgang der Einzelhandelsumsätze mit sich gebracht ... und angesichts des anstehenden Weihnachtsgeschäfts ist dies kein gutes Zeichen ... die Einzelhandelsumsätze sind bereits zwei Monate in Folge gefallen, in einer Zeit, in der die Konsumenten bis zum Hals in Schulden stecken ... aber wenn die Konsumausgaben nicht mehr wachsen, dann gibt es nichts mehr, was die US-Wirtschaft wieder beflügeln könnte."

      Aber Alan Greenspans zwölfte Zinssenkung wird alles wieder gut machen. Warten Sie nur ab und Sie werden es sehen!

      ________________________________________________________


      "Geht es Ihnen heute besser als vor zwei Jahren?"

      von J. Christoph Amberger

      "Geht es Ihnen heute besser als vor zwei Jahren?" Das fragte letztens ein geschwätziger Al Gore sein folgsames Publikum bei einer Veranstaltung der Demokratischen Partei, mit dem Motto: "Wo stehen wir jetzt". Die Antwort war, wie geplant, ein kollektives Kopfschütteln und die Antwort: "Nein!"

      Das machte mich nachdenklich.

      "Besser gehen", das bedeutet einen Vergleich anzustellen, und zwar einen Vergleich von zwei Zuständen. Aber um richtig und vernünftig vergleichen zu können, muss man die gleichen Kriterien anwenden. Wenn man das nicht macht, dann ist das Ergebnis zumindest fragwürdig.

      Zum Beispiel würde es stimmen, wenn man sagt, dass 1923 jeder Deutsche ein Multimillionär gewesen ist. Natürlich war das während der Inflationszeit, und selbst mit einer Milliarde Reichsmark konnte man auf dem Höhepunkt der Inflation gerade mal ein Brot beim Bäcker kaufen konnte (der für einen Teil des Mehls übrigens oft Sägemehl verwendete). Heute sind im Vergleich zu der Zahl von 1923 nur sehr wenige Deutsche Millionäre. (Besonders, nachdem der Euro eingeführt worden ist – da man jetzt fast doppelt soviel Geld wie mit der DM braucht, um Millionär zu sein.)

      Zwar haben die US-Bürger niemals so eine Hyperinflation erlebt wie die Deutschen, aber in den USA gab es eine Illusion des Reichtums. Diese wurde dadurch herbeigeführt, dass sich die Aktienkurse gewaltig inflationierten, und es plötzlich neue Millionäre gab, die die Kredite für ihre Häuser und ihre neuen Ferraris mit überteuerten Internet-Aktien absicherten – durchaus vergleichbar mit der Hausfrau der frühen Weimarer Republik, die mit Millionen Mark zum Einkaufen ging.

      Oder nehmen Sie ein anderes Beispiel aus dem ausgehenden 20. Jahrhundert: Spielzeug-Sammelkarten und kleine Spielzeugpuppen! Diese sogenannten Trading-Cards und auch Spielzeugpuppen gab es unter anderen von den Pokemons. Ihr wirklicher Wert tendierte gegen Null, aber für die Kinder, die sie sammelten, waren die seltenen unter ihnen sehr, sehr wertvoll.

      Und deshalb bezahlten viele Leute auch viel für diese Karten oder diese Spielzeugpuppen. "Beanie Babies" wurden für 5 bis 10 Dollar verkauft. Und auf dem Höhepunkt der Sammel-Leidenschaft zahlten einzelne Leute ein paar Hundert Dollar für ihre Favoriten – die nur wenige Cents Herstellungskosten hatten.

      Wenn ich den "Wert" aller Spielzeuge im Zimmer meiner Kinder im Jahr 2000 addiert hätte – dieser Wert ist inzwischen so in alle Winde zerstreut wie die Toten der Schlacht von Austerlitz –, dann hätte ich vermutlich zufrieden geseufzt und die Hände über meinem Bauch zusammengeschlagen.

      Leider ist dieser "Reichtum" ebenso verschwunden wie der Reichtum der Clinton-Ära.

      Um deshalb die heutige Situation des "gut Gehens" mit der von 2000 vergleichen zu können, müsste man doch eigentlich die wahrgenommene Realität des Jahres 2000 mit dem heutigen Wissen betrachten, oder?

      Wenn die Gesellschaften sich damals gegenseitig in Enron-mäßigen Übernahmen immer weiter zusammenschließen konnten und AOL seine Umsätze auf dubiose Weise bilanzieren konnte, sollte man dann nicht mit dem heutigen Wissen diese damaligen Aktienkursgewinne anpassen, um Äpfel mit Äpfeln und Birnen mit Birnen vergleichen zu können?

      Mit anderen Worten: Ging es uns wirklich besser im Jahre 2000, oder ignorierten wir einfach alle, dass der wahrgenommene Reichtum dieser Ära nur auf Schall und Rauch beruhte, nur eine holografische Erscheinung war?

      Hätte Al Gore nicht besser fragen sollen: Sind Sie heute intelligenter als vor zwei Jahren? Dann hätte es nur eine richtige Antwort geben können: Aber ganz bestimmt!

      Aber natürlich würde kein Politiker, der in ein öffentliches Amt gewählt werden will, so eine Frage stellen.

      Die Stimmung zu Beginn des Jahres 2000 war zwar überzogen optimistisch, aber im Kern nicht unbegründet. Immerhin war es zum Jahrtausendwechsel zu keinen massenhaften Computerabstürzen gekommen ("Y2K"-Problematik). Als die Lichter an Silvester nicht ausgingen, da wurde Optimismus ein allgemeines Gut. Das System schien einfach zu groß zu sein, um scheitern zu können.

      Natürlich hätte man im 20. Jahrhundert lernen können, dass nichts zu groß oder zu stabil ist, um nicht scheitern zu können. Das hatten der Untergang der Titanic und der Zerfall der Sowjetunion bewiesen, und auch der monumentale Film "Waterworld" von Kevin Costner ging trotz der großen Namen kläglich unter.

      Man kann solche Untergänge hinauszögern. Aber es ist praktisch ein Naturgesetz, dass man solche Untergänge nicht unbegrenzt hinauszögern kann.

      Heizo Takenaka, der neue japanische Wirtschaftsminister, scheint dies realisiert zu haben. Er will die japanischen Banken, die "zu groß sind, um Pleite gehen zu können", aus ihrer Misere retten.

      Die japanischen Banken haben faule Kredite im Wert von mehreren Milliarden in ihren Bilanzen stehen. Und dennoch wurde ihnen – nach japanischer Mentalität – erlaubt, ihr "Gesicht zu wahren". Pleiten und ernsthafte Restrukturierungen, die den Bankensektor – und damit indirekt die gesamte japanische Wirtschaft – bereinigt hätten, wurden verzögert. Und das schon seit 10 Jahren, aus Angst vor den kurzfristigen politischen und wirtschaftlichen Folgen.

      Aber diese künstlich erhalten gebliebenen Jobs haben neue Alpträume kreiert. Die japanischen Banken halten sehr große Anteile an Industriegesellschaften. Jeder Aktienkursverfall führt zu einer weiteren Verschlechterung der Lage der japanischen Banken. In den ersten Handelstagen zu Beginn des vorigen Monats sind die schwebenden Verluste der 12 größten japanischen Banken um 46 % auf 41 Milliarden Dollar gestiegen (Quelle: Daiwa Institute of Research). Bei einem Stand des Nikkei 225 von 8.600 Punkten beträgt die Eigenkapitalquote dieser Banken etwas mehr als 9 %. Das ist nur wenig mehr als die 8 %, die Banken haben müssen, um international arbeiten zu dürfen. Ein Fall des Nikkei unter die Marke von 8.000 Zählern – was vom heutigen Stand ein Minus von 7 % bedeuten würde – könnte dazu führen, dass einige Banken sehr, sehr schnell unter die Marke von 8 % fallen würden.

      (Was sind schon 7 % oder 686 Punkte Minus beim Nikkei – er hat schließlich schon das Vierfache in zwei Monaten verloren!) Aber auch US-Banken haben faule Kredite und damit Abschreibungsbedarf – sie haben schließlich jede Menge Kredite an diverse Telekom- und Internet-Gesellschaften vergeben.

      13 % aller noch ausstehenden Kredite sollen schon in Verzug sein, bei vielen ist mit einem Total-Ausfall zu rechnen. Diese riskanten Kredite sind laut einer Fed-Untersuchung im am 30. Juni endenden Geschäftsjahr auf 236,1 Milliarden Dollar gestiegen, nach 192,8 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr zuvor.

      Das bedeutet, dass wir wahrscheinlich noch immer nicht alle Auswirkungen der geplatzten Spekulationsblase hinter uns haben. Und in Japan müsste der Index eigentlich noch um ein paar Tausend Punkte fallen, damit einige Banken Pleite gehen und damit der Weg für dauerhafte Verbesserungen frei wird.

      Es gibt aber auch andere Indikatoren, die dafür sprechen, dass es zu einer Wende am Aktienmarkt gekommen ist. Anfang Oktober berichtete Thomson Financial, dass die US-Insiderverkäufe im September auf das niedrigste Niveau seit 8 Jahren gefallen sind. Gegenüber dem Vormonat fielen die Insiderverkäufe um 55 %, von 1,5 Milliarden Dollar im August auf 671 Millionen Dollar im September. Das ist das niedrigste Niveau seit Dezember 1994. Im Gegenzug kauften Insider für 130 Millionen Dollar Aktien – was ungefähr die Hälfte der im August getätigten Käufe ist.

      Was sagt uns das? Diese Zahlen kann man aus drei Perspektiven betrachten: Einmal könnte man meinen, dass die Insider zu so niedrigen Kursen einfach nicht mehr verkaufen wollen – es würde ohnehin kaum etwas bringen. Andererseits könnte man auch denken, dass sie einfach ihre Portfolios nicht mehr beachtet haben – wie der Rest von Amerika. Aber – und das ist die dritte Möglichkeit – man könnte auch davon ausgehen, dass die Insider einen Rebound am Aktienmarkt erwarten. Insiderkäufe haben Lucent, Microsoft, Intel, Motorola und andere nach oben gezogen. Und es gibt andere Gründe: Viele Aktien sind auch optisch sehr billig geworden. Man kann Ford für 7 Dollar und ein paar Cents kaufen, und den innovativsten Chip-Produzenten für 5 Dollar irgendwas.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 01:11:29
      Beitrag Nr. 1.198 ()
      Die große Handelskrise

      Teil 1: Der Anfang der Hausse (vor 1849 wie 1998-1999)

      "Die Neigung der Kaufleute, ihre Nachfrage nach Waren durch Nutzbarmachung ihrer Kaufkraft in Gestalt ihres Kredits oder seines größten Teil zu vermehren, steht in ursächlichem Zusammenhang mit ihrer Hoffnung auf Gewinn. Sobald der Eindruck allgemein vorliegt, daß der Preis einer Ware infolge besonders großer Nachfrage, schlechter Ernte, Einfuhrhindernissen oder infolge eines anderen Grundes vermutlich steigen wird, gehen die Kaufleute darauf aus, ihre Vorräte an dieser Ware zu vermehren, um aus der erwarteten Preissteigerung Gewinn zu erzielen. Diese Gedankenrichtung der Kaufleute hat an und für sich schon die Wirkung, den ins Auge gefaßten Erfolg hervorzurufen, nämlich ein Steigen der Preise; und wenn die Steigerung beträchtlich ist und weiter anhält, werden noch andere Spekulanten herangezogen, die, solange der Preis noch nicht zu fallen begonnen hat, an dem Glauben, daß er noch weiterhin steigen wird, festhalten."

      Teil 2: Fortgang der Hausse (vor 1849 wie Januar-Februar 2000)

      "Steigende Preise rufen durch weitere Käufe ein weiteres Steigen hervor: und so wird eine Preissteigerung, die ursprünglich auf guten Gründen beruhte, oft durch reine Spekulationskäufe verstärkt, bis sie bedeutend die Grenze überschreitet, welche die ursprünglichen Gründe gerechtfertigt hatten. Nach einiger Zeit beginnt die Erkenntnis hiervon durchzudringen; die Preise hören dann auf zu steigen, und die Besitzer der Ware beeilen sich in der Meinung, es sei Zeit, ihre Gewinne zu realisieren, mit ihrem Verkauf. Dann beginnen die Preise zu fallen."

      Teil 3: Der Baisse erster Teil (vor 1849 wie März 2000 ff.)

      "Die Preise beginnen zu fallen und die Besitzer der betreffenden Ware werfen viel von ihr auf den Markt, um einen noch größeren Verlust zu vermeiden; und, da nur wenige bei einem Sinken der Marktpreise zu kaufen gewillt sind, so fallen die Preise noch viel plötzlicher, als sie gestiegen waren. Diejenigen, die zu einem höheren Preis, als vernünftige Berechnung gerechtfertigt hätte, gekauft haben und vor der Realisierung des Gewinns durch den Umschwung überrascht worden sind, verlieren im Verhältnis der Schärfe des Falles und der Menge der Waren, die sie noch besitzen oder zu deren Bezahlung sie sich verpflichtet haben."

      Teil 4: Der Baisse zweiter Teil (Die Rolle der Banken und des Kredits)

      "Die Preise der Waren steigen, sobald die Spekulation sich ihrer bemächtigt. In solchen Zeiten dehnt sich der Kredit gewaltig aus. Alle, die die Ansteckung berührt, nutzen nicht nur ihren Kredit in viel freierer Weise aus als sonst, sie haben auch in Wirklichkeit mehr Kredit, weil sie anscheinend ungewöhnliche Gewinne zu erzielen vermögen und weil eine allgemeine Sorglosigkeit und waghalsige Stimmung vorherrscht, die die allgemeine Neigung hervorruft, sowohl Kredit reichlicher als zu anderen Zeiten zu gehen und zu nehmen, als auch ihn Personen zu gewähren, die darauf kein Anrecht haben. Wenn nach solch einem Ansteigen der Rückschlag kommt und die Preise zu fallen anfangen, wenn auch zunächst vielleicht nur infolge des Wunsches der Besitzer der betreffenden Waren, ihren Gewinn zu realisieren, hören die Spekulationskäufe auf: aber wäre dies alles, so würden die Preise nur auf den Stand fallen, von dem aus sie gestiegen sind oder auf den, der durch den Stand des Verbrauchs und des Angebots gerechtfertigt ist. Sie fallen jedoch viel tiefer; denn ebenso wie, sobald die Preise am Steigen waren und jeder ein Vermögen zu erwerben schien, es leicht war, jeden Kredit in jeder Höhe zu erhalten, so können jetzt, wenn jeder Geld zu verlieren scheint und viele vollständig Bankrott machen, selbst Firmen von besonderer Güte nur mit Schwierigkeit auch nur den Kredit bekommen, den sie gewöhnt sind, und den sie nur unter großen Schwierigkeiten entbehren können."

      Teil 5: Der Baisse letzter Teil (Die Kreditkrise)

      "Alle Kaufleute haben jetzt Verpflichtungen zu erfüllen und niemand fühlt sich sicher, daß der Teil seiner Mittel, den er anderen anvertraut hat, zur bestimmten Zeit verfügbar sein wird; so gibt niemand gern Bargeld fort oder schiebt seine Ansprüche hierauf auf. Zu diesen vernünftigen Erwägungen kommt in besonders schlimmen Fällen noch eine Panik hinzu, die ebenso unvernünftig ist wie das übermäßige Vertrauen; Geld wird für kurze Zeiten zu fast jedem Zinsfuß entliehen; und Waren werden gegen sofortige Zahlung fast unter jedem Opfer verkauft. So führt während eines Rückschlages im Handelsverkehr der allgemeine Sturz die Preise ebensoweit unter den gewöhnlichen Stand hinab, wie sie sich während der früheren Spekulationszeiten darüber erhoben hatten. Der Preissturz so gut wie die vorherige Preissteigerung haben ihren Ursprung nicht in irgendeiner Einwirkung des Geldes, sondern des Standes des Kredite; nämlich einer ungewöhnlich ausgedehnten Inanspruchnahme des Kredits während der ersten Zeitspanne, gefolgt von einer großen Einschränkung in der zweiten."

      Niquets Welt
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 01:16:15
      Beitrag Nr. 1.199 ()
      Niquets Welt
      Das dumme Gerede von „der Parität“
      Heute Morgen ist es – nach Freitagnachmittag – zum ersten Mal seit langer Zeit wieder passiert: Der Euro ist über die Marke von 1 Dollar gestiegen. Eigentlich kein unbedingt gutes Bild. Denn erstens zeigen langfristige Untersuchung, dass es gute Börsenzeiten immer nur in Verbindung mit einem starken Dollar gegeben hat, Phasen schwacher Dollarkurse jedoch stets auch schwache Börsenphasen bedeuteten. Und zweitens ist das natürlich für die europäische Konjunktur alles andere als wohlwollend.

      Der Euro bei 1 Dollar – und alle Welt redet jetzt davon, dass „die Parität“ erreicht ist. „Parität“ bedeutet „Gleichstellung“, so dass rein grammatikalisch dieser Begriff natürlich korrekt ist. Ökonomisch ist das Gerede von „der Parität“ hingegen vollkommener Unsinn. Denn hier ist der Begriff „Parität“ bereits besetzt für ein festes (!) Austauschverhältnis, wie es das einmal von allen Weltwährungen zum Gold („Goldparität“;) sowie im System fester Wechselkurse gegeben hat. „Parität“ bedeutete hier das festgeschriebene Recht, zur Parität, also zum festgesetzten Austauschverhältnis, einen Umtausch verlangen zu können.

      Doch nichts davon gibt es in der heutigen Zeit. Der Euro ist eine eigenständig gemanagte Währung – und keine Peripheriewährung eines festen Dollarstandards. Wenn der Euro nun also gegenüber dem Dollar gewinnt, dann sollten wir vielleicht auch langsam sprachlich ein bisschen mehr Unabhängigkeit von den USA erreichen, indem wir uns von in diesem Zusammenhang dummen Begriffen wie „Parität“ lösen. Andererseits zeigt das ganze Gerede von „der Parität“ natürlich sehr trefflich, dass kaum eines der vielen Schnattermäuler in Funk, Fernsehen und Presse überhaupt Ahnung von Wirtschaft hat. Die Naivität feiert also weiterhin die größten Triumphe.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 01:34:22
      Beitrag Nr. 1.200 ()
      Niquets Welt
      Pit Bull-Market
      Manche Begriffe sind so genial, dass sie einen richtig mutlos machen, dieser Welt selbst noch ein wenig neue Kreativität hinzuzufügen. Der Begriff "Pit Bull-Market" ist einer davon. Er stammt von Ralf Flierl, dem Leiter des Research des "GoingPublic Magazin" und bezeichnet aus meiner Sicht in unübertrefflicher Weise das gegenwärtige (und zukünftige?) Geschehen an den Märkten.

      Flierl sieht den Markt gegenwärtig in einer heftigen Aufwärtsbewegung, die den Dax bis ins späte Frühjahr 2003 durchaus bis über die 5.000er Marke führen könnte. Doch welchen Begriff dafür verwenden?

      "Bull Market" trifft nicht, da damit eine langanhaltende, sich über viele Jahre erstreckende Aufwärtsbewegung gemeint ist, was wir jedoch zweifelsohne nicht bekommen werden. "Rallye" ist wiederum ebenfalls die falsche Bezeichnung, da ein derartiges Ereignis gewöhnlich nur ein paar Wochen anhält. Also "Pit Bull-Market", in Anlehnung an den entsprechenden Terrier dieser außergewöhnlich aggressiven Hunderasse.

      Ich bitte, hierbei zu bedenken, dass Flierl und das GoingPublic Magazin in den vergangenen Jahren wirklich außerordentlich gute Prognosen abgeliefert haben. Ich erinnere mich noch an ein wahrhaftes Desaster-Szenario für den Neuen Markt im Sommer des Jahres 2000, sowie dumpfe, aber sehr konkrete Vorahnungen für dieses Jahr, dann aber auch die Ankündigung einer Trendwende zur Mitte dieses Jahres.

      Man sollte den Pit Bull aus meiner Sicht also durchaus ernst nehmen. Er ist verflucht schnell, unglaublich brutal, und hat er sich erst einmal an der Gurgel des Bären verbissen, so wird dieser sichtlich Mühe haben, sich wieder zu befreien. Und bis dahin können kleine Kinder und Börsianer gefahrlos und in aller Ruhe auf der nunmehr zumindest temporär befriedeten Wiese herumtollen
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 01:50:09
      Beitrag Nr. 1.201 ()
      Die gestrige Kursbewegung hierzulande wurde von den meisten Marktteilnehmern als Befreiungsschlag über wichtige charttechnische Widerstände angesehen. Doch zum Handelsende kehrte zumindest in Amerika Ernüchterung ein.

      Dax und Nemax setzen Impulse

      Dabei fing alles doch so gut an – der Dax setzte sich im frühen Handel über seinen kurzfristigen Konsolidierungstrend mit dem Anstieg über die Marke von 3.200 Punkten hinweg und konnte im nächsten Zug den mittelfristigen Abwärtstrend seit Ende Mai durchbrechen. Damit setzte der Dax schon jetzt neue Impulse in Richtung seines kurzfristigen Kursziels von 3.800 bis 4.000 Punkten. Aufgrund der momentanen Entwicklung ist davon auszugehen, daß der Dax die Jahresend-Rallye bereits in den Monat November vorverlegen wird. Ehe sich die Masse der Marktteilnehmer dessen bewußt wird und im Hinblick auf eine Jahresend-Rallye einsteigt, könnte es also schon wieder vorbei sein. An unserem mittelfristigen Kursziel von über 5.000 Dax-Punkten bis Mitte nächsten Jahres halten wir aber nach wie vor fest.

      http://www.goingpublic-online.de/news/chartanalyse/index.hbs…

      Measured Move

      Mit Hilfe des Measured Move-Ansatzes (genaue Erläuterung siehe auch: Chartanalyse Weekly vom 8. Oktober), läßt sich das mögliche Kursziel der vorgezogenen Jahresend-Rallye bis knapp unterhalb der Marke von 3.900 Punkten im Dax bestimmen. Dieses Ziel läßt sich zudem gut mit den dort befindlichen massiven Widerständen in Einklang bringen. Spätestens hier ist mit einer einsetzenden scharfen Korrektur zu rechnen, die aufgrund des dann über 50 %igen Anstiegs seit dem Dax-Tief Anfang Oktober überfällig wäre. Da die anschließende Korrektur recht heftige Züge annehmen dürfte, werden wir die getätigten Chartanalyse Weekly-Empfehlungen – wenn es soweit ist – glattstellen.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 02:14:40
      Beitrag Nr. 1.202 ()
      Das währe auch meiner Ansicht nach ein mögliches Szenario,Kurssteigerung bis um 3900,zwischen 3900 u. 4000 verläuft noch die Nackenlinie der großen S K S Formation,bei deren Abprall nach unten dann die Vollendung der S K S zielkorridor 1800-2000 erreicht währe.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 02:23:38
      Beitrag Nr. 1.203 ()
      GoingPublic Kolumne
      Unartiges Kind - Lochfraß in den Pensionskassen
      Manchmal reicht es, einfach abzuwarten, und Probleme lösen sich von selbst. Die Unterdeckung der Pensionskassen hüben wie drüben erfordert steigende Märkte – und zwar möglichst schnell und möglichst nachhaltig. Das „unartige Kind“, dessen Erscheinen mal wieder niemand kommen sah, hat seine Hände im Spiel.

      Über die Pensionskassen-Problematik ist in letzter Zeit schon viel debattiert worden. Nicht nur die Unterdeckung amerikanischer Pensionskassen sieht bedrohlich aus, auch bei zahlreichen britischen und deutschen Großunternehmen geht es nicht gerade um die berühmten Peanuts. Als Größenmaßstab sollte man sich folgendes vorstellen: Die derzeitige Unterdeckung der S&P-500-Pensionskassen hat eine ähnliche Dimension wie die Summe der im nächsten Jahr erwarteten Unternehmensgewinne. Flössen also sämtliche Überschüsse aus dem Cash Flow in die Rücklagen, so gingen die US-Unternehmen im nächsten Jahr leer aus, was den Gewinnausweis anbelangt.

      Nun kommt es gerade recht, daß die Monate November bis Mai ohnedies statistisch die bei weitem besten eines Jahres sind. So könnte sich das Problem einigermaßen selbst beheben, je nach Grad der Erholung an den Finanzmärkten. Bliebe die ersehnte Aufwärtsmasche in diesem Zyklus aus irgendwelchen Gründen aus – Irak-Krieg, Double Dip, generell poröse operative Unternehmensgewinne – würde die Finanzierungslücke ungemütlich werden.

      Was droht, ist ein regelrechter Lochfraß im Aktienkapital bei den Unternehmen. Bei einigen übersteigen die Pensionszusagen, rechtlich verbindlich im übrigen, schon das Eigenkapital – auch bei der Insolvenz von TWA beispielsweise sind derartige Verpflichtungen im Spiel.

      Bitter ist, daß sich nun herausstellt, daß weder das deutsche Modell (der Staat sorgt für Dich), noch das amerikanische (sorg’ für Dich selbst) funktionieren. Im ersten Modell ist der Regierung nicht zu trauen, im zweiten der eigenen Psyche. Nur Fehler, die man selbst begangen hat, scheinen an der Börse lehrreich. Die nächste Generation von Anlegern muß ihre Erfahrungen wiederum selbst machen – immer wieder, bis das sogenannte „unartige Kind“ auftaucht – das statistisch seltene Ereignis, mit dem angeblich niemand rechnen konnte. Weder die Aktie an sich ist zu verteufeln, noch ist ein Volk von Aktienbegeisterten wünschenswert. Auf den richtigen Umgang mit der Aktie kommt es nun mal an.

      Die Fehler sind immer dieselben, und offenbar begehen nicht nur unbedarfte Kleinanleger sie: In guten Jahren lebt man von der Hand in den Mund und trifft großartige Versprechungen – 9 oder 10 % Rendite pro Jahr. Dabei wird übersehen, daß die Hausse von 1982 bis 2000 nicht der Normalzustand gewesen sein kann. Später dann sind die Depots irgendwann randvoll mit Aktien – auch auf öffentlichen Druck hin, denn die Hausse nährt die Hausse. Wenn dann das unartige Kind auf den Plan tritt, bricht das Gebäude zusammen. Jetzt ist das Gejammer wieder groß, weil sich herausstellt, daß die Börse keine Einbahnstraße war oder ist – also genau das, was schon immer in den Medien gesagt wurde. Leider hat nur nie jemand hingehört. Allein schon, weil es sich bei der letzten Hausse um eine Ausnahmeerscheinung handelte, muß die seit über zwei Jahren laufende Bereinigung heftig ausfallen
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 02:38:53
      Beitrag Nr. 1.204 ()
      Bye, Bye, Börsenaufschwung?
      von Prof. Dr. Max Otte, IfVB GmbH

      5. November 2002

      Im August gab es nach einem starken Einbruch eine kurze Kursrallye. Ich riet nicht zum Kauf und befürchtete kurz, etwas verpasst zu haben. Aber die Rallye war nur von kurzer Dauer, und es ging noch tiefer herunter. Jetzt, im Herbst, riet ich zum Kauf, und der Zyklus scheint sich zu wiederholen.

      Viel "zittriges" Geld im Markt

      Nach einigen phänomenal starken Tagen im Oktober scheint der Kursaufschwung wieder zu stoppen. Für mich waren die Oktober-Tage ein Beispiel dafür, dass immer noch zu viel "zittriges" Geld im Markt ist, Geld, das nur darauf wartet wieder aufzuspringen. Und das ist kein gutes Zeichen.
      Denn die weltwirtschaftliche Situation ist alles andere als rosig.

      Der Indizes für Verbrauchervertrauen in den USA und Deutschland sinken. Japan ist sowieso in einer Dauerrezession.

      Wenn Sie meinen Empfehlungen Anfang Oktober gefolgt wären, hätten Sie bei vielen Werten ein schönes Plus erzielen können. Es kann durchaus sein, dass dieses Plus in den nächsten Wochen und Monaten wieder dahinschmilzt. Aber den günstigsten Einstiegszeitpunkt findet man sowieso nie.

      Auf die Aktien folgen die Hauspreise

      Die nächsten Monate sehen nicht gut aus - in Deutschland nicht, in den USA nicht, und in Japan schon gar nicht. Nach den Aktien sind in einigen Ballungszentren der USA (New York, Boston, Silicon Valley)
      die Immobilienpreise stark angezogen - können Sie sich zum Beispiel vorstellen, dass ein einfaches zweistöckiges Holzhaus (ca. 150 qm Wohnfläche) in amerikanischer Billigbauweise in einer einfachen
      Gegend von San Francisco für 700.000 Dollar gehandelt wird?

      Noch können sich amerikanische Haushalte über die billigen Zinsen und Hypothekenkredite refinanzieren, aber auch hier ist einmal die Grenze der Fahnenstange erreicht.

      Wenn die amerikanischen Haushalte, aufhören zu konsumieren, werden wir eine weltweite Rezession bekommen. Auch das ist nicht der Weltuntergang. "Rezession", das klingt bedrohlich, aber sie gehört zur Wirtschaft wie die Grippe zum Menschen. Nur sollte man den Risiken ins Auge sehen.

      Ich bin ein realistischer Optimist

      Letzte Woche veröffentlichte der Bundesverband deutscher Investmentgesellschaften (BVI) seine Zahlen. Die Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutsche Aktien haben in den letzten drei Jahren ein Minus
      von 42,5 Prozent. Unser Königsportfolio liegt mit 34 Prozent im Minus.

      Es ist also satte acht Prozent besser, OBWOHL Königsaktien oft teurer sind als DAX-Werte. Wenn wir diese Überrendite auch im Aufschwung halten können - und davon bin ich fest überzeugt - werden wir mit einer fürstlichen Gesamtrendite belohnt werden.

      Ja, ich bin Optimist. Aktien sind langfristig die beste Kapitalanlage. Aber ich bin auch Realist. Halten Sie einen Anteil Cash oder Staatsanleihen, um im Zweifelsfalle noch (viel) billiger nachkaufen zu können. In unserem Wachstumsportfolio - dem Portfolio, welches aktiv auch die konjunkturelle Lage einbezieht - ist der Anteil 40 Prozent, und ich habe nicht vor, ihn weiter zu verkleinern.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 21:13:31
      Beitrag Nr. 1.205 ()
      I N T E R V I E W



      "Ich habe nie so viel Pessimismus erlebt"

      Führungswechsel in der HypoVereinsbank: Aufsichtsratschef Kurt Viermetz über Krise, Kosten und Kontrolle

      Von Robert Heusinger und Kolja Rudzio (Gesprächsführung)



      DIE ZEIT: Herr Viermetz, zuerst schockte die Dresdner Bank mit ihrer desolaten Lage die Öffentlichkeit. Vor vier Wochen gab es Gerüchte um Zahlungsprobleme bei der Commerzbank, und jetzt folgt das desaströse Ergebnis Ihrer HypoVereinsbank. Was ist los mit Deutschlands Banken?

      Kurt Viermetz: Unser Ergebnis möchte ich nicht als desaströs bezeichnen. Es ist ein schlechtes Ergebnis. Der Grund dafür ist, dass wir in unserer Bilanz weit mehr Geld als Risikovorsorge für Kredite bereitstellen müssen. Wir haben mehr Kredite als jede andere Bank in Deutschland und wohl auch in Europa vergeben. Früher hätte man einen Großteil dieser Kredite als risikofrei angesehen, nämlich die im Immobilienbereich. Doch heute stimmt das nicht mehr. Vor allem wegen der radikal veränderten Lage im Osten Deutschlands.

      ZEIT: Der Osten allein erklärt aber nicht die Bankenkrise in Deutschland.

      Viermetz: Stimmt. Dabei dürfen Sie übrigens nicht die Sparkassen und Genossenschaftsbanken übersehen, denen es genauso schlecht geht wie den privaten Großbanken. Unser gemeinsames Hauptproblem ist die schwache wirtschaftliche Situation in Deutschland: Seit zwei Jahren haben wir de facto ein Nullwachstum. Hinzu kommt die drastisch verschlechterte Position des deutschen Mittelstandes und der Gewerbetreibenden, der Bäcker und Metzger. Das spiegelt sich in der Insolvenzstatistik wider. Die Creditreform hat unlängst ihre Schätzungen erhöht: Nicht nur 40 000 Unternehmen werden 2002 Pleite gehen, sondern 60 000. Die können dann ihre Kredite nicht mehr begleichen, und uns fehlt dann das Geld.

      ZEIT: Uns erklärte Creditreform, sie bleibe bei der Prognose von 40 000 Pleiten. Malen Sie die Lage düsterer, als sie ist, um von eigenen Fehlern abzulenken?

      Viermetz: Nein, es kann sein, dass die Zahl aus einer anderen Quelle kommt. Aber die Pleitewelle beim Mittelstand allein wirft uns auch nicht aus der Bahn. Weltweit gibt es Probleme im Kreditbereich. Denken Sie an Argentinien und Brasilien. Denken Sie an die Bilanzmanipulationen in den USA, an Enron, WorldCom und Co. Denken Sie an die Konkurse großer Firmen in Deutschland - an Kirch, Fairchild Dornier oder Babcock.

      ZEIT: Wie geht es weiter? Heute gibt es in Deutschland keine neuen Kredite mehr und morgen keine Banken?

      Viermetz: Moment, es stimmt nicht, dass die Kredite knapp werden. Das hat die Bundesbank unlängst analysiert. Wir sehen in der Kreditstatistik schlicht den Reflex des Nullwachstums und des unglaublichen Pessimismus in der deutschen Industrie. Ich habe in meiner gesamten Karriere noch nie so viel tiefen Pessimismus erlebt. Dahinter steckt die große Unsicherheit, wie es in der Wirtschafspolitik weitergeht. Was seit der Wahl zu hören ist, kann niemanden erheitern.

      ZEIT: Die Stimmung war schon vor der Wahl mies.

      Viermetz: Ja. Doch die neuen Koalitionsbeschlüsse machen alles noch schlimmer. Damit gibt es keine Hoffnung, dass sich Deutschland selbst am Schopf aus der Krise herauszieht. Und die Aussichten für die Weltwirtschaft stimmen auch nicht optimistisch.

      ZEIT: Was müssen die Banken ihrerseits tun, um aus der Krise zu gelangen?

      Viermetz: Da bin ich optimistisch, vor allem wenn ich das eigene Institut betrachte. Die Losung heißt: "Weitere strategische Anpassungen und Fokussierung auf die Kernkompetenzen". Unser frisch gekürter Vorstandssprecher Dieter Rampl hat schon angekündigt: Wir bündeln das gewerbliche Immobiliengeschäft in einem neuen Konzern und haben künftig zwei fokussierte Gesellschaften anstelle einer breit aufgestellten Bank. Das bedeutet mittelfristig mehr Schwung und mehr Präzision. Darüber hinaus sind wir in Mittel- und Osteuropa ideal aufgestellt und erzielen gute Margen.

      ZEIT: An der Börse kamen Rampl und die neue Strategie nicht gut an. Der Kurs stürzte, und es hagelte Verkaufsempfehlungen. Ein Misstrauensvotum?

      Viermetz: Nein, von den Medien schlägt uns sogar viel Sympathie entgegen ...

      ZEIT: ... aber nicht vom Kapitalmarkt.

      Viermetz: Entschuldigen Sie, der Kapitalmarkt musste sich auf die Zahlen konzentrieren, und er war auf das Ausmaß unserer Risikovorsorge wohl nicht ganz vorbereitet. Aber die Märkte beurteilen die deutschen Banken ja schon seit Wochen kritisch. Außerdem steckt dahinter, dass das Ausland zurzeit gegenüber Deutschland generell sehr skeptisch ist. Deshalb ist der Aktienmarkt vollkommen unausgeglichen.

      ZEIT: Vor zwei Jahren sagten Sie: "Die Märkte erkennen genau, wo die Schwächen liegen, und in neun von zehn Fällen liegen sie richtig."

      Viermetz: Ja, im Prinzip stehe ich schon zu der Aussage. Ich bin ja selbst, was man einen son of the market nennt. Was wir aber derzeit erleben, ist ein leider nicht gut funktionierender deutscher Kapitalmarkt. Die Inlandsnachfrage fällt vollkommen aus. Die Versicherungen müssen permanent Aktien verkaufen. Das Vertrauen, das wir uns im Ausland erworben haben, ist lädiert wegen der gesamten schlechten Situation in Deutschland. Das müssen wir zurückgewinnen.

      ZEIT: Als son of the market kennen Sie die Logik der Börse: Buy on bad news. Die Quartalszahlen waren diese schlechten Nachrichten. Sie hätten das Kaufsignal sein müssen, wenn nicht Rampl Misstrauen geweckt hätte.

      Viermetz: Nein, entscheidend waren unsere überraschend hohen Verluste. Ich rate Ihnen: Warten Sie erst einmal ab.

      ZEIT: Die Aktie der HypoVereinsbank wird derzeit mit einem Abschlag von 70 Prozent zum Buchwert gehandelt. Ist das gerechtfertigt?

      Viermetz: Überhaupt nicht. Deshalb bin ich ja auch optimistisch. Wir sind ein gesunder Konzern. Wir werden alles daran setzen, dass die Kosten weiter gesenkt werden.

      ZEIT: Bei der HVB wird erstmals richtig gespart?

      Viermetz: Diese Formulierung lasse ich nicht gelten. Albrecht Schmidt hat die Zeichen der Zeit früh erkannt. Vor einem Jahr gaben wir bekannt, 9100 Stellen abzubauen. Und wir machen weiter.

      ZEIT: Künftig fallen noch mehr Stellen weg?

      Viermetz: Davon müssen Sie ausgehen.

      ZEIT: Gehört zu den Sparplänen auch, dass Sie die Online-Tochter DAB Bank, die seit Jahren Verluste macht, mit der Comdirect fusionieren?

      Viermetz: Wir prüfen alle Optionen, auch Verkäufe und die Integration, zumindest von Teilen.

      ZEIT: Zum Immobiliengeschäft: Warum soll es vom Bankkonzern abgetrennt werden?

      Viermetz: Weil es sonst nicht die Bilanz der HypoVereinsbank reduziert. Wir haben eine zu große Bilanzsumme mit Kennzahlen, die besser werden müssen. Nur so können unser Rating und die Margen steigen.

      ZEIT: Das Rating der Bank verbessert sich, aber wird der Immobilienkonzern überlebensfähig sein?

      Viermetz: Es geht doch nicht darum, ein paar Leichen auszugliedern. Die Immobilienbank wird richtig mit Kapital ausgestattet, damit sie erfolgreich agieren kann.

      ZEIT: Sie sagen selbst, eine gute Unternehmensführung, gute Corporate Governance, sei wichtig. Nun soll Ihr Vorstandschef nahtlos in die Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden schlüpfen - das widerspricht der Unabhängigkeit dieses Gremiums.

      Viermetz: Wir haben das natürlich intern auch diskutiert. Aber in der Situation, in der sich die Bank jetzt befindet und ganz Deutschland, da müssen wir alles tun, um die Kräfte zu bündeln. Ich kenne Corporate Governance auch aus meiner Erfahrung in New York sehr gut ...

      ZEIT: In den USA darf ein Vorstand erst nach einer cooling-off period von mehreren Jahren zum Kontrolleur mutieren.

      Viermetz: ... und ich weiß, dass man diese Fragen nicht zu dogmatisch betrachten darf. Herr Schmidt hat unternehmerisch Großartiges geleistet. Als er 1991 Sprecher im Vorstand der Vereinsbank wurde, war das eine bayerische Privatbank mit gerade mal 150 Milliarden Mark Bilanzsumme und 15 000 Mitarbeitern. Heute ist die HypoVereinsbank mit 750 Milliarden Euro Bilanzsumme ...

      ZEIT: ... das ist die alte Tonnenideologie. Das alte Denken in Bilanzsummen ...

      Viermetz: Nein, nein. Und mit rund 70 000 Mitarbeitern ist sie die dritt- oder viertgrößte Bank Europas. Man kann Herrn Schmidt nicht ankreiden, dass sein altersbedingtes Ausscheiden in eine Zeit fällt, in der Deutschland zum dritten Mal hintereinander ein Nullwachstum verzeichnet.

      ZEIT: Zurück zur Corporate Governance: Sie treiben es ja noch doller als andere schlechte Beispiele wie die Deutsche Bank. Sie bringen Herrn Schmidt durch die Hintertür in den Aufsichtsrat.

      Viermetz: Was soll das heißen?

      ZEIT: Sie warten nicht die Entscheidung der Aktionäre auf der Hauptversammlung ab, sondern lassen ihn per Registergericht einsetzen.

      Viermetz: Aber das ist doch wirklich nur ein technischer Vorgang ...

      ZEIT: Für ein halbes Jahr schaffen Sie Tatsachen.

      Viermetz: ... wir wollten ein Gesamtpaket schaffen, das wir Mitarbeitern, Aktionären und Analysten präsentieren können. Man kann doch in der heutigen Zeit nicht immer bis zur Hauptversammlung warten.

      ZEIT: Warum die Eile?

      Viermetz: Wir wollten keine ewig lange Übergangszeit mit unklaren Verhältnissen. Da ist das Beispiel Deutsche Bank ja auch nicht gerade ein leuchtendes Vorbild. So verantwortet Herr Rampl mit seinem Team das ganze neue Geschäftsjahr.

      ZEIT: Sie haben mehrfach gesagt, mit dieser Bundesregierung ist kein Staat zu machen. Denken Sie darüber nach, Ihren Sitz ins Ausland zu verlegen?

      Viermetz: Das soll wohl ein Scherz sein. Wir sind eingebettet in die Kultur und Wirtschaftskultur Bayerns und Deutschlands.

      Kurt F. Viermetz, Aufsichtsratsvorsitzender der HypoVereinsbank in München, ist einer der international bekanntesten deutschen Banker. Bis 1998 war er Vizechef bei der Investmentbank J.P. Morgan



      (c) DIE ZEIT 45/2002
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      schrieb am 06.11.02 21:18:22
      !
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      schrieb am 06.11.02 21:27:31
      Beitrag Nr. 1.207 ()
      Republikaner brechen traditionellen Wahltrend


      Bush schreibt Geschichte


      George W. Bush hat bei den Kongresswahlen zur Mitte seiner Amtszeit sein ganzes präsidentielles Gewicht in die Waagschale gelegt - und schrieb Geschichte. Erstmals seit 1934 gelang es Bushs Republikanischer Partei in Abkehr vom traditionellen Trend, wonach die Partei des Präsidenten regelmäßig zur Mitte der Amtszeit Sitze im Repräsentantenhaus verliert, ihre Mehrheit zu behalten.



      WASHINGTON. Und im Senat - dem auch für die Außenpolitik so einflussreichen Oberhaus -, wo die Demokraten bisher dank einem ihnen wohlgesonnenen Unabhängigen mit 50:49 Stimmen einen hauchdünnen Vorteil hatten, können die Republikaner ab Januar 2003 nun ebenfalls die Geschicke im Sinne Bushs bestimmen.

      "Triumph für George W."

      "Es ist ein triumphaler Erfolg für George W.", so der Kommentar eines Wahlbeobachters am Mittwoch im CNN-Fernsehen. Noch nie habe in Präsident bei den Parlamentswahlen so stark sein ganzes Prestige und seine Popularität aufs Spiel gesetzt. In einem unvergleichlichen Marathon hatte Bush zuletzt in 40 Staaten zugunsten von Parteifreunden für Stimmung gesorgt und mehr als 200 Mill. Dollar an Parteispendengeldern durch Dinner-Galas für Werbekampagnen locker gemacht, darunter allein 140 Mill. Dollar in diesem Jahr.

      Selbst beim einfachen Bürger meldete sich Bush zu Wort. "Mein Nachbar hat am Vortag der Wahlen vom Präsidenten einen Anruf bekommen", berichtete Englischlehrerin Bea Healey aus Washington ihren erstaunten ausländischen Schülern. Bush habe ihrem Nachbarn, einem als Republikaner-Wähler registrierten Amerikaner, eindringlich ans Herz gelegt, seine Stimme abzugeben. Zwar kam die Botschaft vom Tonband - aber mit seinem unermüdlichen Werben um jede Stimme überrundete Bush selbst seinen als populären Strategen bekannten Vorgänger Bill Clinton im Buhlen um die Wählergunst.

      Bush habe "alle Autorität des Weißen Hauses genutzt, um irgendeinen Wahlvorteil herauszuschlagen", meinte Clintons früherer Stabschef John Podesta. "Der Präsident hat eine sehr konstruktive Rolle dabei gespielt, Geschichte zu schreiben", sagte auch Bushs Sprecher Ari Fleischer in der Wahlnacht.

      >Kalkül der Demokraten ging nicht auf

      Das Kalkül der Demokraten, die sich noch im Sommer angesichts der maroden US-Wirtschaft gute Chancen auf Wahlsiege ausgerechnet hatten, ging nicht auf. Ihr Streben, mit einer frühen Zustimmung zu der von Bush geforderten Kriegsvollmacht für einen Militärschlag gegen den Irak das Wirtschaftsthema wieder in den Mittelpunkt zu rücken, war nicht vom Erfolg gekrönt. Die Mehrheit der Amerikaner trauten den Demokraten offensichtlich nicht zu, den Konjunktur-Karren besser als Bush aus dem Dreck ziehen zu können.

      Mit der republikanischen Kontrolle beider Kongress-Kammern wird es Bush wohl ein Leichtes sein, seine innenpolitischen Vorhaben - wie eine zweite große Steuersenkung zur Wirtschaftsankurbelung - ohne größeren Widerstand durch das Parlament zu bringen. Aber auch in der Außenpolitik kann er jetzt auf einen Durchmarsch hoffen - selbst wenn der UNO-Sicherheitsrat die von Bush geforderte, harte neue Irak-Resolution so nicht verabschieden sollte.

      Auch Deutschland muss sich "warm anziehen", hatte ein Kongress-Insider, der nicht genannt werden wollte, schon im Vorfeld gesagt. Wie ihr Präsident haben einflussreiche Republikaner auf dem Kapitolshügel das Ausscheren von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in der Irak-Frage mit mehr als nur Grummeln verfolgt. Mit Argusaugen wird jetzt verfolgt, ob die rot-grüne Koalition in Berlin das Afghanistan-Mandat um ein Jahr verlängern wird.

      Und wenn es zu einem alleinigen US-Militärschlag gegen den Irak kommen sollte - und daran lässt Bush letztlich keinen Zweifel - dann werde von Deutschland erwartet, dass die USA ihre Militärstützpunkte in der Bundesrepublik ungehindert nutzen und Truppen von dort in das Kriegsgebiet verlegen könnten, so der Verbindungsmann des US-Außenministeriums zum Kongress. "Jedwede deutsche Kritik an einem solchen Vorgehen würde auf dem Kapitolshügel alles andere als gut ankommen", lautet die versteckte Warnung.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 06. November 2002, 16:18 Uhr
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      schrieb am 06.11.02 21:30:15
      Beitrag Nr. 1.208 ()
      Editorial: Deflation ist und bleibt das noch verkannte Thema (06.11.2002)

      Deflation ist für die westliche Hemisphäre bisher nur eine Gefahr und somit noch nicht Realität. Aber es ist gut, wenn über dieses Phänomen gesprochen wird. In Japan und einigen anderen asiatischen Ländern gehört es seit längerem zum Sprachschatz, denn dort ist es Realität.

      George Soros, der schon legendäre Financier, ist am Dienstag erstmals seit geraumer Zeit wieder einmal einer breiteren Öffentlichkeit erschienen, als er vor der Gefahr einer weltweiten Deflation und Depression warnte. Wohlgemerkt: vor der Gefahr.

      Wer über etwas Unerfreuliches oder Gefährliches spricht, hofft in der Regel nicht, dass es eintritt. Aber er will zweifellos, dass das Thema in die Diskussion gelangt. Dies hat den Vorteil, dass es vor Überraschungen schützen kann. Diese gute Absicht kann auch Soros unbesehen unterstellt werden.

      Deflation ist ein schleichender Prozess. Niemand weiß zu einem bestimmten Zeitpunkt zu sagen, wie weit er vorangeschritten ist. Es beginnt, um einmal bildlicher zu sprechen, mit sinkender Inflation in einem Bereich des Warenkorbs, die sich nach und nach auf andere Teile dieses Korbs ausbreitet. In diesem Stadium wird noch von Des-Inflation (englisch: disinflation) gesprochen.

      An irgendeinem Punkt sind die meisten Waren in diesem Korb angesteckt, und dann gibt es kaum noch ein Zurück vom Weg in die Deflation. Das ganze wirkt, wenn man das Bild vom Korb einmal ausmalt, wie eine sich ausbreitende Fäulnis.

      Nun gibt es "gute" Deflation und "schlechte" Deflation, wie die Ökonomen auch zwischen "guten" und "schlechten" Leistungsbilanzdefiziten unterscheiden. Ob gut oder schlecht, ist mit Blick auf Deflation noch nicht entschieden. Was in der gegenwärtigen Lage so brisant ist, sind die über Jahrzehnte hinweg aufgebauten Schulden in den öffentlichen und den privaten Sektoren der Weltwirtschaft.

      Das ist die Passiv-Seite der Bilanz. Ihr stehen auf der Aktiv-Seite viel zu hohe Kapazitäten gegenüber. Beide Seiten müssen wieder in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden, und das geht nur, indem beide Seiten auf ein tragbares Maß zusammengestutzt werden. Dies ist ein peinvoller Prozess.

      Deflation wird lange das tragende Thema an den Finanz- und an den Rohstoffmärkten bleiben. Deshalb wundern wir uns darüber, wie sehr es in Europa politische und publizistisch ignoriert, verdrängt, unterdrückt oder vernachlässigt wird.

      Wir waren geradezu bestürzt, als wir dieser Tage einmal die Suchmaschinen im Internet unter dem Begriff Deflation durchgesehen haben. In englischer Sprache finden sich unzählige, überwiegend sehr fundierte Beiträge zu diesem Thema. In deutscher Sprache haben wir nur einige wenige Treffer landen können. Und dabei handelte es sich meist nur um sehr bescheidene Begriffserklärungen. Das muss sich ändern, und dazu werden wir heftig beitragen. Bis zum Abwinken ....



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt

      (8178)
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 22:07:19
      Beitrag Nr. 1.209 ()
      Alle in einem Boot

      Von Claus Vogt

      Gibt es eigentlich eine rationale Erklärung für das Verhalten der großen Mehrheit der Strategen und Fondsmanager? Wir glauben schon. Der Rausschmiß von Jeff Vinick, damals hochangesehener Manager des weltbekannten Magellan Funds, wenn uns unsere Erinnerung nicht trübt im Jahr 1997, sandte eine klare Botschaft an seine Kollegen. Grund für die Kündigung war Vinicks Entscheidung, in recht großem Umfang Staatsanleihen für den Fonds zu kaufen, weil er das Risiko von Aktien für extrem hoch hielt, eine Entscheidung, die sich langfristig als klug und vorausschauend erwiesen hat. Offensichtlich war sein Arbeitgeber Fidelity Investments nicht (mehr) bereit, eine langfristige Strategie zuzulassen, sondern bestand auf einer kurzfristigen Gewinnmaximierung unter Vernachlässigung der Risiken. Klare Botschaft an seine Kollegen: Wer voll investiert den Bearmarket erleidet, befindet sich in bester Gesellschaft und wird sich keine Vorwürfe machen (lassen) müssen. Wer dagegen die Herde verläßt, wird gefeuert. Die persönliche Arbeitsplatzrisikominimierung führt also zum Eingehen extremer Risiken in der Verwaltung von fremder Leute Geld.

      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.



      [ Mittwoch, 06.11.2002, 15:59 ]
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 22:14:06
      Beitrag Nr. 1.210 ()
      Mittwoch, 6. November 2002

      Zinssenkung oder nicht – was macht das für einen Unterschied?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Heute ist der große Tag. Als ich diese Zeilen geschrieben habe, war es noch nicht klar, was die Fed machen würde. Heute, ab 20.15 Uhr deutscher Zeit, werden wir mehr wissen ...

      "Die Fed könnte die Zinsen senken", so Bloomberg.

      "Volkswirte befürchten, dass eine Zinssenkung nicht helfen wird", so USA Today.

      Wäre es nicht schön, wenn die Fed uns wirklich alle reicher machen würde? Wie? Indem sie die Kosten für Kredite senkt – sie muss nur die kurzfristigen Zinssätze dahin senken, wo sie die Volkswirtschaft braucht. Warum würde es helfen, wenn Kredite auf einmal weniger kosten würden? Schließlich wird dadurch doch nicht mehr Geld verfügbar. Wieso sollte die Fed es besser als der Markt wissen, wo der Zinssatz stehen sollte? Ich weiß darauf keine Antwort. Aber nach 11 Zinssenkungen beginnen sich die Leute angesichts der 12. Zinssenkung solche Fragen zu stellen.

      Wenn das alles so einfach wäre – warum hilft die Fed dann nicht Nationen wie Japan oder Argentinien? Warum sagt die Fed diesen Ausländern nicht, welche Zinssätze sie bräuchten, um ihre Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen?

      Wir haben niemals wirklich verstanden, was bei den Japanern das Problem war. Sie haben schließlich die Zinsen gesenkt, wie es im Lehrbuch steht. Die Zinssätze sind fast bis auf Null gefallen. Und was hat ihnen das gebracht? Nichts. Es war so, als ob die japanische Zentralbank sich mit einem Berg von Geld in die Innenstadt gestellt hätte und jedem Passanten angeboten hätte, ihm Geld zu leihen – zum Zinssatz von Null. Aber wer hat das Angebot angekommen? Nur verzweifelte Zombie-Gesellschaften, die das Geld brauchten, um überleben zu können – und die die Kredite nun nicht zurückzahlen können. Und spielt sich auch in den USA eine "Nacht der lebenden Toten" ab. Dutzende von großen Gesellschaften sind entweder insolvent oder nahe dran. Sie machen aber trotzdem weiter ... weil Kredite sehr leicht vergeben wurden, zu relativ niedrigen Zinsen. Früher oder später wird sich diese falsche Entwicklung rächen. Die USA sind nicht Japan – das wird uns oft gesagt. Aber die Unterschiede scheinen genau so alarmierend zu sein wie die Gemeinsamkeiten. In Japan waren die großen Gesellschaften auch die größten Kreditnehmer, und jetzt können sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. In Amerika sind es nicht so viele Großunternehmen, die vor der Pleite stehen, sondern vielmehr jede Menge privater Konsumenten. Und zuletzt sah es so aus, als ob die amerikanischen Konsumenten wirklich Probleme bekommen würden. Die Auto-Umsätze fielen letzten Monat deutlich ... und nur noch der Immobilienmarkt hält die Fahne hoch.

      Ich weiß noch nicht, was die Fed machen wird. Aber ich bezweifle, dass es gut für den Aktienmarkt sein wird. Egal, ob die Fed die Zinsen senken oder sie unverändert lassen wird – die Investoren werden in beiden Fällen wahrscheinlich fragen: Was macht das für einen Unterschied?
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 22:16:07
      Beitrag Nr. 1.211 ()
      Gemischte Eindrücke

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Obwohl die Wall Street weiter zulegt, kann man das vom Dollar nicht sagen. Sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem Gold verliert er leicht. Was den Aktien in den letzten Tagen geholfen hat, war sicherlich Microsoft. Der Wert ist ja auch in beiden Indizes – Dow Jones und Nasdaq-Composite – enthalten.

      Die Investoren wurden leichtsinnig, als sie von den für Microsoft guten News aus dem Gerichtssaal hörten, und taten das, was sie immer tun, wenn sie leichtsinnig werden: Sie kauften Aktien, besonders High Tech-Aktien. Aber die Partystimmung verflüchtigte sich schnell, als Verteidigungsminister Rumsfeld ankündigte, dass er in naher Zukunft Reservisten einziehen werde. Gerüchte gehen um, dass Rumsfeld seinen Kommandeuren über 100.000 Soldaten für einen möglichen Krieg gegen den Irak versprochen hat. Plötzlich ist das Thema Irak wieder brandaktuell, aber wegen diesem Thema wird kein Investor leichtsinnig.

      Währenddessen wurstelt die Wirtschaft weiter vor sich hin. Die Auftragseingänge im produzierenden Gewerbe sind im September gegenüber dem Vormonat um 2,3 % gefallen, und die Auftragseingänge für dauerhafte Güter fielen um 4,9 % ... jetzt sieht man also, was passiert, wenn die Konsumenten weniger konsumieren und mehr sparen! Die Volkswirtschaft kann diese Form der Klugheit nicht tolerieren.

      Und die Zahl der Kündigungen scheint neue Höchststände zu erreichen. Laut Challenger, Gray & Christmas sind im Oktober 176.010 neue Entlassungen angekündigt worden, der zweithöchste Wert des Jahres. "Es gibt jetzt mehr schlechte wirtschaftliche Nachrichten als zu dem Zeitpunkt, wo die Rezession offiziell begann", so John Challenger, Boss der oben genannten Firma. "Die Gesellschaften wollen derzeit einfach keine Risiken eingehen."

      Der Wirtschaft geht es nicht gut, aber die Aktienkurse steigen trotzdem. Ist das nicht eine unstabile Kombination? Per saldo sieht es nicht so aus, als ob ein dauerhafter neuer Bullenmarkt bei den Aktien gerechtfertigt wäre.

      "Ich bin nicht überzeugt, dass diese Rallye der Beginn eines neuen langfristigen Bullenmarktes ist", so Karim Rahemtulla. "Die Unsicherheit über einen möglichen Krieg gegen den Irak, über mögliche Terroranschläge und über die allgemeinen politischen Unsicherheiten weltweit könnte den Markt in Chaos stürzen. Es ist nicht unmöglich, dass wir nochmals die September-Tiefs testen werden."

      "Tatsächlich denke ich, dass wir noch einen Tag mit 1.000 Punkten Minus beim Dow Jones sehen könnten", so Karim weiter. "Ich kann nicht sehen, dass die Welt sich bald in einen utopisch guten Ort verwandeln wird. Wir werden deshalb weiterhin auf der Bärenseite bleiben und damit Geld verdienen." Da Karim für den Gesamtmarkt so pessimistisch eingestellt ist, hat es mich etwas gewundert, dass er für den "Venture Capital"-Markt so optimistisch eingestellt ist ... mehr dazu weiter unten.

      Amerika hat gewählt. Sie können sicher sein, dass die neuen gewählten Personen die nächsten vier Jahre darüber nachdenken werden, wie sie den Amerikanern das Geld aus der Tasche ziehen kann. Im Fiskaljahr 2001 gab es einen Budgetüberschuss von 127 Milliarden Dollar. Im Fiskaljahr 2002 wird es wahrscheinlich ein Defizit von mindestens 150 Milliarden Dollar werden.

      Die Ära der Budgetüberschüsse ist vorbei. Die neue Ära der Defizite hat begonnen ... und ich bezweifle, dass diese Ära genauso viel Spaß machen wird.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 22:17:54
      Beitrag Nr. 1.212 ()
      Mittwoch, 6. November 2002

      Die Empfehlung der Dekade

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner
      Auszug
      Es gab im letzen Jahrhundert in den USA drei große Bullenmärkte: Den Boom von 1921–29, den von 1949–66 und den letzten, dessen Beginn man schon auf 1974 legen kann. Der kürzeste dauerte immerhin 8 Jahre. Und der längste 25 Jahre. Und beim längsten stiegen die Aktienkurse auf das 20fache ihres Anfangswertes – was diesen Bullenmarkt zum größten der Geschichte machte.

      Auf jeden Bullenmarkt folgte allerdings ein "ausgedehnter, komplexer Bärenmarkt". Mein Kollege Richard Russell hat herausgefunden, dass der Bärenmarkt, der dem Crash von 1929 folgte, satte 20 Jahre andauerte – bis 1949.

      Diese Bärenmärkte können ganz schön lange brauchen, bis sie da sind, wo sie hinwollen. Früher oder später sind sie aber angekommen: Auf einem Niveau, wo die Aktien mit KGV`s von nur noch 5 bis 10 bewertet sind.

      In früheren Bärenmärkten konnten die Aktien wenigstens davon profitieren, dass es gute Dividenden gab. Heute allerdings beträgt die durchschnittliche Dividende gerade noch ein Viertel des historischen Wertes.

      Der Trade dieser Dekade wird der Verkauf von Aktien und der Kauf von Gold sein – das ist meine Meinung. Auch wenn Gold lediglich stabil bleiben wird ... wenn die Aktien wieder fallen, dann ist das schon ein Erfolg.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 22:42:34
      Beitrag Nr. 1.213 ()
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 22:48:56
      Beitrag Nr. 1.214 ()
      04.11.2002 (MALIK)

      Bull Trap



      alle Anzeichen einer Bullen-Falle

      Wirtschaftsdaten sind miserabel

      technische Verfassung bisher schwach




      Heute fasse ich mich kurz: Was ich am 20. Oktober unter dem Titel Sturmtief von Westen geschrieben habe, ist weiterhin gültig. Alle Anzeichen deuten auf eine klassische Bullenfalle hin. Der nächste Kursabschwung wird den "Point of recognition" bringen.

      Die Hauptschwierigkeiten liegen, das habe ich immer wieder betont, in den USA.

      Die Wirtschaftsdaten sind miserabel:


      Das US-Konsumentenvertrauen ist auf dem tiefsten Punkt seit 10 Jahren. Die Retail-Umsätze schrumpfen.

      Die Autoumsätze gehen dramatisch zurück um geschätzte 26% im Oktober, obwohl die Industrie pro verkauftes Auto rund 4000 $ subventioniert.

      Die US-Banken haben den höchsten Stand an notleidenden Krediten seit 10 Jahren.

      Die Gewinnperformance ist schlecht. Die Jubelmeldungen sind überwiegend darauf zurückzuführen, dass die Gewinnerwartungen vorher gesenkt wurden. In Summe haben sämtlich S&P 500 Unternehmen einen Gewinn von $18,5, was einem P/E-Verhältnis von fast 50 entspricht. Der langjährige Schnitt von 15 weist auf eine Kursrückgangspotential von rund 70%.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 23:18:30
      Beitrag Nr. 1.215 ()
      Defizit der Kommunen steigt auf Rekordniveau

      Das Haushaltsdefizit der Kommunen wird in diesem Jahr nach Angaben des Deutschen Städtetages einen neuen Höchststand erreichen. Vor allem die Einnahmen aus der Gewerbesteuer brechen den Städten und Gemeinden weg.






      Der Spitzenverband erwartet 2002 ein Rekorddefizit in Höhe von acht Mrd. Euro. Das ist doppelt so hoch wie 2001 und um 3,1 Mrd. Euro höher als für dieses Jahr zunächst geplant. "Die schwere Finanzkrise verschärft sich in diesem Jahr weiter", sagte die Städtetagspräsidentin und Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) am Mittwoch in Berlin. Die rot-grüne Koalition müsse jetzt ihre Ankündigungen wahrmachen, die Finanzkraft von Städten, Gemeinden und Kreisen zu stärken.

      Roth nannte als Grund für die drastische Ausweitung des Defizits einen neuerlichen Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen. So sei das Aufkommen der wichtigsten kommunalen Steuer in den mittleren und großen Städten nach den ersten drei Quartalen um 11,4 Prozent niedriger gewesen als vor Jahresfrist. 2001 waren die Einnahmen um 16 Prozent gesunken. "Vielen Kommunen steht das Wasser nicht bis zum Hals, sondern weit darüber hinaus", sagte Hannovers Oberbürgermeister und Städtetags-Vizepräsident Herbert Schmalstieg (SPD).


      http://www.ftd.de/pw/de/1036572197124.html?nv=hpm
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 23:28:55
      Beitrag Nr. 1.216 ()
      A N A L Y S E



      Der amerikanische Albtraum

      Vom Millionär zum Milliardär: Befreit von allen Gleichheitsidealen, reißen die Reichen in den USA immer mehr Wohlstand an sich. Die Mittelschicht löst sich auf


      http://www.zeit.de/2002/46/Wirtschaft/200246_krugmann.neu.ht…
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 03:27:35
      Beitrag Nr. 1.217 ()
      Zu den Häuserpreisen in den USA:

      Man knn es sehen, wie man will.

      Es mag wahnsinnig sein für ein Haus in der Bay-Area,
      das auf rund 1000 qm steht fast eine Mio zu bezahlen.

      Ebenso mag es teuer sein, für ein Haus in München
      auf 500 qm 400.000 oder 500.000 Euro zu zahlen,

      während das gleiche Haus, auf 1000 qm im nur 150 km
      entfernten Bayerischen Wald nur ein Drittel kostet.

      Aber der Unterschied ist:

      Im Bayerischen Wald kann man nur Karriere im SägeWerg,
      im Hotel-Gewerbe, als kleiner Handwerker oder Beamter
      machen. Leiter einer Poststlle oder 2-Mann-Sparkasse -
      da ist man schon wer. In München, wie in der Bay-Area
      dagegen finden sich im Umkreis von 50 km so ziemlich
      alle nur denkbaren Arbeitsplätze - von der Putzfrau
      bis zum Vorstandsvorsitzenden eines Weltkonzerns. Vom
      Museums-Leiter, Flugpersonal, Universitäts-Professor
      ........ bis zur Tussi, die auf der Straße arbeitet und
      im Bay. Wald wohl mangels Kunden verhungern müßte.

      All dies ist in den Münchner - Bay-Area-Immobilien-Preisen
      eingepreist - und das ist seit der Erfindung der Stadt
      als Lebensform so.

      Wenn man nach München kommt und sich ein wenig umsieht,
      dann wird man feststellen, es gibt Gemeinden, die hatten
      in den 50er Jahren 400, 600 Einwohner - jetzt 15.000.

      Um die Bay-Area herum geht die Entwicklun noch schneller.
      Einziges Limit dort: Wasser! So manche, 10.000 Einwohner
      Sidling, 50 Meilen Landeinwärts darf mangels Wasser
      nicht realisiert werden.

      Mit der Dichte der Besiedlun des Umlandes, steigt aber
      automatisch wieder die Attraktivität der Grundstücke
      im inneren, im alten Zentrum solcher Wachstums-Regionen -

      so lange, bis die Wachstumsregion zu schrumpfen und
      verarmen beginnt.

      Mir hat neulich jemand erzählt, der Ende der 1960er hörte, daß
      der qm in München über 100 Mark kostet und meinte die
      seien wahnsinnig, weil in seinem Ort der qm keine 10 Mark
      wert war. Die gleichen Leute jammern jetzt, daß sie damals
      nicht für wahnsinnig teuere 100 Mark in München zugriffen!

      Und Californien? Hat sich jemand mal deren Einwohner-Entwicklung
      anesehen?

      1870: 0,6 Mio
      1900: 1,5 Mio
      1930: 5,7 Mio
      1960: 15,7 Mio
      1980: 23,7 Mio
      2000: 34 Mio

      Zum Vergleich:

      Berlin

      1940: 4,4 Mio
      2000: 3,4 Mio

      Sachsen:

      1930: 5 Mio
      2000: 4,4 Mio

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 15:44:12
      Beitrag Nr. 1.218 ()
      Editorial: Die US-Notenbank gesteht ihre Ohnmacht ein (07.11.2002)

      Nun ist es geschehen: Die Notenbank der USA (Fed) hat am Mittwoch mit ihrer Senkung des Zielsatzes für Tagesgeld (federal funds) um 50 Basispunkte auf 1,25 % und des Diskontsatzes in gleichem Umfang auf 0,75 % tiefer in den Köcher gegriffen, als es weithin vermutet worden war. Damit sind nur noch wenige Pfeile für den Fall verblieben, dass sie in akute Not geraten sollte.

      Die Überraschung, die das Ausmaß der Zinssenkung auslöste, wurde ergänzt von der Bemerkung, dass die Risiken für die langfristige Preisstabilität und dauerhaftes Wirtschaftswachstum nun ausgewogen seien. Diese Aussage wird weithin so verstanden, dass keine weiteren Zinssenkungen folgen und dass die Fed jetzt eine neutrale geldpolitische Haltung eingenommen habe.

      So stimmt das nicht. Es ist wohl eher so, dass die Fed mitteilen wollte, es müsste auf der Seite der Konjunkturzahlen schon sehr dick kommen, wenn sie anlässlich ihrer nächsten, auf den 10. Dezember anberaumten Sitzung eine weitere Lockerung diskutieren würde.

      Der Schachzug der Fed war auf den ersten Blick geschickt und eindeutig. Bei genauerem Hinsehen lässt er jedoch auf ein nicht geringes Maß von Panik schließen. Die Fed versucht sich in ihrer Erklärung zudem aus ihrer misslichen Lage herauszuwinden, indem sie die schwache Konjunktur wenigstens zum Teil den geopolitischen Risiken (sprich: Irak-Konflikt) zuschreibt. Diese Risiken sind zweifellos vorhanden, aber mit ihrer Erwähnung gesteht die Fed auch ihre Ohnmacht ein, denn auf diese Risiken hat sie, die mächtigste Institution der Welt, keinen Einfluss.

      Die Märkte werden sich nach ihrer spontan positiven Reaktion auf die Zinssenkung hin noch ihre Gedanken machen, und es dürfte nicht lange dauern, bis sie erkannt haben, dass die Risiken schon wegen, aber nicht allein wegen der geopolitischen Risiken eben doch nicht ausgewogen sind.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 16:02:47
      Beitrag Nr. 1.219 ()
      Heard in New York: Die Zinssenkung
      07.11.2002 07:38:00



      Haben wir sie jetzt, die japanischen Verhältnisse? Leider müssen wir diese Frage mit nein beantworten. Japan ist der größte Gläubiger der Welt, die USA der größte Schuldner. Japan hat eine der höchsten Sparquoten der Welt, die USA eine der niedrigsten. Japan befindet sich seit fast 10 Jahren in einer deflationären Rezession, die USA befinden sich (meiner Meinung nach) am Rande einer deflationären Depression. Während die Japaner auf ihre Rücklagen zurück greifen können um den Konsum aufrecht zu halten, können die Amerikaner (per Saldo) nur hoffen, dass ihnen ihre Kreditlinien nicht gestrichen werden.
      Während in Japan jedoch oft von einer "goldenen Rezession" gesprochen wird (die Preise sinken schneller als die Einkommen, somit steigen die Einkommen wenn sie nach Kaufkraft gemessen werden), kann ein Vergleich mit den USA nicht angestellt werden. Die Inflationsrate nimmt seit einigen Jahren die Produktivitätspotentiale vieler Produkte mit in ihre Berechnung auf. Auch wenn der "Grenznutzen" eines immer schneller werdenden Computerchips, rational in Geld für den Konsumenten kaum berechnet werden kann.

      In New York kann ich nur beobachten, wie sich das Konsumverhalten der Investmentbanker verändert. Der früher sichere Bonus wird nicht mehr im vorhinein verkonsumiert. Im Gegenteil, die Angst kurz vor dem Stichtag der Bonusbekanntgabe den Job zu verlieren ist überall spürbar. Wenigstens die Anzughersteller und Verkäufer freuen sich jedoch. "Casual Wear" is Out. Anzüge werden wieder getragen. Im eigenen Büro und vor allem bei Jobinterviews. Aber in Restaurants wird nun gerechnet, wie auch bei Karten für Broadwayshows.

      Nun hat die FED nach ihrer letzten Zinssenkung kaum noch trockenes Pulver zu verschießen, die FedFunds sind nun auf dem niedrigsten Niveau seit 1961. Was also, wenn wir in den kommenden Wochen weitere schwache volkswirtschaftliche Eckdaten erhalten werden, die Ertragserwartungen der Unternehmen weiter heruntergeschraubt werden, und die geopolitische Unsicherheit erneut ansteigen sollte? Die Volkswirtschaft der USA wird nun zum Terrorziel Nummer eins, nicht mehr die Zerstörung von symbolischen Gebäuden. Was dann Herr Bush ? Alle Augen werden auf Sie gerichtet sein (Be careful what you wish for).

      Die Aussage der FED, dass die Risiken zwischen einer schwächeren Wirtschaft und beginnender Inflation ausgeglichen seien, kommt meiner Meinung nach einem Offenbarungseid gleich. Das geldpolitische Instrumentarium ist aufgebraucht. Wo soll jetzt aber Vertrauen in zukünftiges Wirtschaftswachstum (Grundlage für positive Investitionsentscheidungen) geschaffen werden. Von den Politikern? Die Herren, welche am meisten Zeit beim Golfspielen mit den CEOs von Tyco, WorldCom und Enron verbringen, sind seit Mittwoch die unangefochtenen Herren über Washington.

      So ist die Zinssenkung der FED das Symptom einer kränkelnden Wirtschaft und kein Entwarnungszeichen. Die lineare Gleichung, dass die Zinsen zu niedrig sind, um im Rentenmarkt oder gar im Geldmarkt Anlagen zu tätigen, sondern dies im Aktienmarkt tun zu müssen, ist sehr riskant. Anleger sollten sich über diese Risiken im klaren sein. Gegenwärtig geht es in erster Linie um Kapitalerhalt und nicht um Kapitalertrag. So ist das Spiel der FED ein sehr riskantes, welches zukünftige Versuche Vertrauen in den Märkten zu wecken weiter erschwert. Schließlich begründete die FED die Zinssenkung als Hilfestellung für die "temporäre" wirtschaftliche Schwäche! Sollte diese sich als nicht so temporär herausstellen, was dann. Das Selbe noch einmal ? (Carlson vom Dach sagte zu solchen Situationen : "Kenn ich, weiss ich, war ich schon.") Mit aller Wahrscheinlichkeit wird die Zinssenkung durch die Konsumenten jedoch kaum war genommen, sollte der Aktienmarkt in den kommenden 2 Wochen nicht in der Lage sein, seine heutigen Kursgewinne weiter auszubauen. Ohne Zinssenkungen der europäischen Zentralbank ( um den Zinsabstand wieder zu verringern) , könnte dem Aktienmarkt aber schon bald die Puste ausgehen. Der Dow Jones hat schon während des Kursverfalles des NASDAQ und des S&P500, als Tarnnetz der Aktienmärkte fungiert, tut er das diesmal wieder. Welchen Index behalten Sie im Auge, und ist das wirklich wo/wie Sie investiert sind?

      Gruss aus New York, Jerry (Gerhard Summerer)

      Bis zum nächsten Update, werde ich etwas Zeit verstreichen lassen, um die Entwicklung an den Märkten zu beobachten. Bzgl. vorheriger Kommentare, Könnte die C Welle nun schon fast vorbei sein.

      Die vorangegangenen Marktbeobachtungen und Aktienbesprechungen basieren auf den subjektiven Einschätzungen des Autors und sind ohne jede Gewähr sowie ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das Risikoprofil eines jeden individuellen Investors ist verschieden. Anleger sollten vor der Tätigung von Investitionsentscheidungen den Anlageberater ihrer Bank um zusätzliche Informationen bitten und das angedachte Investment auf ihre Risikotoleranz hin überprüfen lassen.

      -red-
      finanzen.net
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 16:32:11
      Beitrag Nr. 1.220 ()
      ECONOMICS/USA Grosshandelslagerbestände Sept. +0,5% gg VM rev +0,1% (erw.Fsg.)

      WASHINGTON (AFX-CH) - Die Großhandelslagerbestände sind in den USA im
      September überraschend deutlich gestiegen. Sie legten um 0,5 Prozent im
      Vergleich zum Vormonat zu, teilte das Handelsministerium heute Donnerstag in
      Washington mit. Volkswirte hatten hingegen nur mit einem leichteren Aufbau der
      Lagerbestände gerechnet. Der Durchschnitt der von AFX befragten Volkswirte hatte
      ein Plus von 0,1 Prozent erwartet. Im August waren die Lagerbestände um
      revidiert 0,1 Prozent (Erstschätzung: +0,2%) gestiegen.

      Die Grosshandelsumsätze stiegen binnen Monatsfrist um 0,1 Prozent im
      September. Im Vormonat waren die Umsätze noch um 0,8 Prozent geklettert. Binnen
      Jahresfrist legten die Umsätze um 3,7 Prozent zu, während die Lagerbestände um
      3,4 Prozent sanken.

      Das Verhältnis von Lagerbeständen und Umsätzen verharrte im September auf
      1,22. Es braucht also 1,22 Monate, um die Lagerbestände bei den derzeitigen
      Umsätzen abzubauen. Dies sei ein historische niedriges Niveau.
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 21:19:50
      Beitrag Nr. 1.221 ()
      Zeitler warnt vor japanischen Verhältnissen
      Mit der Wertzuwachssteuer auf Immobilien steigt die Wahrscheinlichkeit einer Deflation der Vermögenspreise und von japanischen Verhältnissen, warnt Bundesbankvorstand Franz-Christoph Zeitler.

      Qeuelle faz.net
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 21:35:40
      Beitrag Nr. 1.222 ()
      Schlechte Stimmung in der Fondsbranche

      Gefahr der Doppelbesteuerung steht weiterhin im Raum / PwC-Umfrage


      sfu. FRANKFURT, 7. November. Die Situation auf dem deutschen Investmentmarkt ist so angespannt wie selten zuvor. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PwC) kürzlich unter 51 Kapitalanlagegesellschaften durchgeführt hat. Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei eins als sehr schlecht und zehn als sehr gut definiert ist, stuften 92 Prozent der Befragten die Lage mit fünf und niedriger ein. In Einzelfällen sei nach Angaben von PwC-Partner Arno Kempf sogar von einer existenzbedrohenden Situation gesprochen worden. Vor allem kleineren Gesellschaften setze das fallende Fondsvolumen wegen der andauernden Baisse und der Zurückhaltung der Anleger zu. Die wichtigste Ertragsquelle - die jährliche Verwaltungsprovision - bemißt sich am Volumen.

      Im kommenden Jahr rechnen die befragten Fondsgesellschaften mit einer besseren Marktlage. Allerdings wird dieser Optimismus unter den Vorbehalt gestellt, daß die jüngsten Vorhaben der Bundesregierung zur Besteuerung von Veräußerungsgewinnen nicht wie geplant in die Tat umgesetzt werden. In dieser Hinsicht ist der in dieser Woche vorgelegte Referentenentwurf aus dem Bundesfinanzministerium für die Branche wenig ermutigend. In dem Papier ist die befürchtete Doppelbesteuerung für Fondsanleger nicht ausgeschlossen. Dabei hatte der Bundesverband Investment und Asset-Management (BVI) noch in der vergangenen Woche in einem Brief an den Bundesfinanzminister auf diesen Umstand hingewiesen.

      Das Problem besteht darin, daß die im Raum stehende Regelung nicht nur eine Besteuerung des erzielten Gewinns bei einem Verkauf der Anteilscheine durch den Anleger vorsieht. Auch die im Fonds durch Transaktionen erzielten Gewinne sollen steuerpflichtig sein. Das heißt, eine Besteuerung auf Fondsebene wirkt sich zunächst negativ auf die Wertentwicklung aus. Zusätzlich wird die Rendite für den langfristig orientierten Anleger noch einmal beeinträchtigt, weil der geringere Gewinn noch einmal zu versteuern wäre. Der BVI versucht derzeit, die Regierungskoalition für diese Problematik zu sensibilisieren. Bleiben die Bemühungen erfolglos, verliert das Fondssparen deutlich an Attraktivität. Vor allem Altersvorsorgesparer dürften verstärkt in andere Anlageklassen wie Lebensversicherungen überwechseln, wo die Auszahlungssumme nach zwölf Jahren Laufzeit und mindestens fünf Jahren Beitragszahlung - zumindest bisher - steuerfrei bleibt.

      Wie ungewöhnlich vor allem die Besteuerung auf Fondsebene ist, macht ein Blick ins Ausland deutlich. Nach Angaben von BVI-Hauptgeschäftsführer Stefan Seip gibt es derzeit keinen Staat mit einem entwickelten Kapitalmarkt, der ein solches Vorgehen praktiziert. Deshalb sei auch ein Ausweichen von Fondssparern in andere Länder der Europäischen Union zu befürchten.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.11.2002, Nr. 260 / Seite 29
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 22:45:17
      Beitrag Nr. 1.223 ()
      Avatar
      schrieb am 07.11.02 22:53:35
      Beitrag Nr. 1.224 ()
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 03:49:54
      Beitrag Nr. 1.225 ()
      Besserungsabsichten der Fondsbranche
      Man kommt aus dem Staunen ja nicht mehr heraus. Meine Güte, muss es der Fondsbranche schlecht gehen. Zum Anfang dieser Woche hat der Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften (BVI) nämlich sogenannte "Wohlverhaltensregeln" beschlossen, die man sich wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen muss: "Die Investmentgesellschaften wollen durch konsequente Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Integrität und Transparenz das Vertrauen der Anleger und der Öffentlichkeit ausbauen", heißt es da.

      "Ausbauen" finde ich am besten. Ob das nicht vielleicht ein Druckfehler ist und man in Wirklichkeit "aufbauen" meint? Bau auf, Bau auf – wenn man nicht wüsste, dass es die DDR nicht mehr gäbe, dann könnte man durchaus auf die Idee kommen, man hätte dort im Rahmen des nächsten Fünfjahresplans auch ein Ansparprogramm für die breiten Massen beschlossen. Die Massen sind hierzulande allerdings wirklich breit, denn sie machen das ja sogar alles freiwillig mit.

      Doch es kommt noch besser: Ein Grundsatz besagt nämlich, dass alle innerhalb eines Jahres angefallenen Kosten, die dem Anlagevermögen entnommen werden, den Anlegern gegenüber offen zu legen sind. Wir mussten also bis ins Jahr 2002 kommen, ganz dicht an den Rand der Totalpleite, bis die Fondsgesellschaften sich aufgerafft haben, den Anlegern offen zu legen, was sie von ihnen kassieren. Manchmal kommt man wirklich nicht nur aus dem Staunen nicht heraus, manchmal bleibt einem schlichtweg die Spucke weg. Dabei müsste man doch gerade jetzt einmal heftig ausspucken.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.



      [ Donnerstag, 07.11.2002, 16:07 ]
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 04:11:28
      Beitrag Nr. 1.226 ()
      D E F L A T I O N



      Das große Preis-Rätsel

      Die Angst vor einer Deflation in Deutschland ist stark übertrieben

      Von Wilfried Herz




      Foto: Scherl-SV Bilderdienst


      Ein Szenario zum Fürchten: Die Preise fallen auf breiter Front. Weil es morgen billiger ist als heute, kauft kein Kunde etwas, investiert kein Unternehmen mehr. Löhne und Gehälter werden gekürzt. Schuldner können ihre Kredite nicht mehr tilgen. Banken brechen zusammen, Betrieben geht das Geld aus. Die Wirtschaft schrumpft. Auf Jahre hinaus.

      Droht den Deutschen jetzt ein solches Schicksal? Sind sie dabei, in eine Deflation zu schlittern, die womöglich gar in eine Depression mündet? Sind in der Bundesrepublik ähnliche Verhältnisse zu befürchten wie in Japan, dessen Volkswirtschaft seit einem Jahrzehnt dahindümpelt und immer wieder ins Minus rutscht? Die Sorgen vor der Deflation reichen bis in höchste deutsche Regierungskreise. So hört man vom grünen Vizekanzler und Außenminister Joschka Fischer, dass ihn Ängste plagen, das Preisniveau könne dauerhaft sinken - mit verheerenden Folgen für die Wirtschaft.

      Seit die Spekulationsblase an den internationalen Aktienbörsen geplatzt ist, sich die Erholung der Weltwirtschaft verzögert und den Vereinigten Staaten eine nochmalige Rezession droht, geht in der Welt das Gespenst der Deflation um. Zwar kann niemand eine solche verhängnisvolle Abwärtsspirale in den USA und in Europa ausschließen; doch die Fakten sprechen eher dagegen. Historische Vergleiche, insbesondere mit den Ursachen der großen Depression Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, sind alles andere als stichhaltig.

      Wie in der amerikanischen Geld- und Finanzpolitik sind in Europa trotz des Stabilitäts- und Wachstumspakts keine Weichenstellungen zu erkennen, die in Richtung Deflation führen könnten. Das gilt, bei mancher berechtigten Kritik im Detail, auch für die Sparpolitik der rot-grünen Bundesregierung.

      Weder in der Berliner Regierungszentrale noch in der Deutschen Bundesbank werden die Ängste des Obergrünen Fischer geteilt. "Wir haben keine Deflationsgefahren in Deutschland", verkünden unisono Bundesbank-Vizepräsident Jürgen Stark und ein Wirtschaftsberater von Kanzler Gerhard Schröder. Und Finanzminister Hans Eichel, der gerade seine Pläne für den Abbau des Defizits im Staatshaushalt um zwei Jahre gestreckt hat, erklärt selbstsicher: "Ich bin kein Brüning" - Heinrich Brüning, von März 1930 bis Mai 1932 Reichskanzler, war nach einem späteren Urteil des Wirtschaftswissenschaftlers Willi Albers "der ausgeprägteste Vertreter einer Deflationspolitik". Durch die Drosselung der Staatsausgaben hatte er wesentlich zur Verschärfung der Wirtschaftskrise vor mehr als siebzig Jahren beigetragen.

      Noch vor kurzem wurde der Euro als Preistreiber beklagt

      Ein andauernder Rückgang des Preisniveaus gilt aus zweierlei Gründen als gefährlich: einerseits, weil Verbraucher ihre Kaufentscheidungen und Betriebe ihre Investitionen in der Erwartung hinausschieben, künftig preiswerter davonzukommen; andererseits, weil die Zinspolitik der Notenbank, eines der wichtigsten Instrumente zur Konjunktursteuerung, schnell zur stumpfen Waffe wird.

      Doch tatsächlich sind anhaltend rückläufige Preise nicht in Sicht. Noch steigen die Verbraucherpreise, auch wenn die Inflationsraten im Vergleich zum Vorjahr geringer geworden sind. Die Bundesrepublik befindet sich in einer Phase der "Disinflation" (siehe Kasten "Deflation ist ..."). In der Eurozone liegt der Preisanstieg sogar beharrlich über der Marke von zwei Prozent, die sich die Europäische Zentralbank - rigider als die meisten Zentralbanken anderswo - als Stabilitätsziel gesetzt hat. Zudem ist es erst wenige Monate her, da verging "praktisch kein geselliges Beisammensein, ohne dass der ,Teuro` als Gegenstand allgemeinen Wohlklagens höchste Priorität genoss", wie der Ökonomieprofessor Wolfgang Franz süffisant anmerkt.

      Aber selbst wenn die Preise tatsächlich einmal im kompletten Jahresvergleich nachgeben, muss das noch kein Anlass zur Panik sein. Das hat die Bundesrepublik mehrmals - 1950, 1953 und zuletzt 1986 - erlebt. Die Wirtschaft brach nicht ein.

      In den fünfziger Jahren gab es sogar eine öffentliche Debatte darüber, ob nicht die Unternehmen generell die Preise senken sollten, statt die Löhne zu erhöhen, um den Konsumenten den Kauf ihrer Produkte zu ermöglichen. In einer Meinungsumfrage von Allensbach im Jahre 1956 befürworteten 81 Prozent der Befragten niedrigere Preise. Die Erfahrungen mit der großen Inflation in den zwanziger Jahren wirkte in der Bevölkerung nachhaltiger als das Leid in der großen Depression. Sogar Wirtschaftswissenschaftler plädierten in früheren Jahrzehnten für ein Absenken der Preise. Die einen, wie der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek, versprachen sich davon eine Stabilisierung des Wirtschaftsablaufs, andere erhofften sich eine Forcierung des technischen Fortschritts.

      Die Theorien wurden nie in die Praxis umgesetzt. Gleichwohl erlebten die Deutschen seit der Reichsgründung 1871 zwei Phasen mit rückläufigen Preisen - mit gegensätzlichen Folgen. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, das von Wirtschaftshistorikern zuweilen fälschlich als Depression bezeichnet wurde, fiel das Preisniveau in Deutschland zwar um zehn Prozent, aber die Pro-Kopf-Einkommen nahmen (bei großen Unterschieden zwischen einzelnen Wirtschaftszweigen) durchschnittlich um 75 Prozent zu. Es war die Zeit der Industrialisierung. Trotz tendenziell sinkender Preise wuchsen die Industrieproduktion und die Volkswirtschaft insgesamt nur mit wenigen Unterbrechungen Jahr für Jahr.

      Katastrophal dagegen die Weltwirtschaftskrise, die durch den Börsenkrach in New York am 29. Oktober 1929 ausgelöst wurde und an die heute viele beim Stichwort Deflation denken. Weltweit verfielen zwischen den Jahren 1929 und 1933 die Preise (in Deutschland mit Jahresraten bis zu elf Prozent). Die Arbeitslosenzahlen schnellten in den großen Industrienationen nach oben. In Deutschland verdreifachte sich die Erwerbslosenzahl auf fast sechs Millionen - bei zwölf Millionen Beschäftigten. Banken krachten zusammen, Unternehmen wurden in die Pleite getrieben, der Welthandel stürzte ab. In Deutschland und Großbritannien wurden Löhne, Gehälter und Arbeitslosenunterstützung drastisch gekürzt.

      Das alles soll sich demnächst wiederholen? Es ist ausgeschlossen, dass die Regierungen und Notenbanken die gravierenden Fehler von damals wiederholen. Ausgeschlossen, dass alle großen Industriestaaten wie damals auf einen Wirtschaftseinbruch mit radikalen Kürzungen im Staatshaushalt reagieren und damit die Krise wie ein Bündnis gegen Arbeit vertiefen; der deutsche Kanzler Heinrich Brüning strich die Reichsausgaben um ein Drittel zusammen und trieb per Notverordnung die Steuer- und Abgabenlast nach oben. Ausgeschlossen auch, dass die Zentralbanken strauchelnde Banken nicht ausreichend mit Liquidität versorgen.

      Undenkbar wäre schließlich eine vergleichbare Zuflucht aller Länder zum Protektionismus, mit dem zum Schaden aller die eigene Wirtschaft vor Konkurrenz geschützt werden sollte. Im EU-Binnenmarkt ist es ohnehin ausgeschlossen. Gegen einen allgemeinen Abwertungswettlauf mit dem Ziel, sich auf Kosten der übrigen Handelspartner vermeintliche Vorteile zu verschaffen, würde der Internationale Währungsfonds (IWF) einschreiten. Und der IWF würde auch einspringen, wenn andere Notenbanken einer Zentralbank - wie damals der Reichsbank geschehen - einen Kredit verweigern und sie somit in die Zahlungsunfähigkeit treiben.

      Auch wenn eine Neuauflage der damaligen Katastrophe ausgeschlossen scheint, wie begründet sind die Befürchtungen, den Amerikanern und Europäern - vor allem den Deutschen - stünde ein "japanisches Jahrzehnt" bevor? Immerhin haben bei einem Finanzmarkttest des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ein Fünftel der befragten 270 Analysten zu Protokoll gegegeben, sie sähen die Gefahr, dass die USA in eine Deflationsspirale abgleiten. Und im jüngsten Gutachten der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute hat das Berliner DIW, das häufig die Wirtschaftsentwicklung pessimistisch beurteilt, in einem Minderheitsvotum vor einem "Aufkeimen von Deflation" in der Bundesrepublik gewarnt. Das sei "ein schleichender Prozess, dessen Beginn bei einer Fortsetzung der Stagnation nicht mehr ausgeschlossen werden kann".

      Die Ähnlichkeiten zwischen den Wirtschaftsblöcken sind im Wesentlichen auf ein Ereignis begrenzt: dem Platzen der Spekulationsblase an den Aktienbörsen. Der Absturz der Aktienkurse leitete in Japan das Deflationsjahrzehnt ein. Anders als beispielsweise in den USA brachen in Japan jedoch auch die dort spekulativ aufgeblähten Immobilienpreise ein - Anfang der neunziger Jahre war angeblich allein der Kaiserpalast genauso viel wert wie ganz Kalifornien. Als beide Blasen in Japan platzten, waren die Sicherheiten für die Bankkredite nichts mehr wert. Das ganze Bankensystem geriet in die Schieflage. Regierung, Notenbank und Banken handelten zu spät und zu zögerlich. Noch heute laborieren die japanischen Banken an ihren faulen Krediten herum.

      In den USA hat die Notenbank dagegen sehr schnell mit kräftigen Zinssenkungen reagiert. Die Haushalts- und Steuerpolitik ist auf Expansionskurs. Und in der Eurozone lässt die Europäische Zentralbank (EZB) ein starkes Anwachsen der Geldmenge zu - wahrlich kein Hinweis auf eine bevorstehende Deflation. Das heißt nicht, dass die EZB nichts mehr für Wachstum und Beschäftigung tun könnte. Selbst die strengen Währungshüter vom IWF empfehlen seit langem Zinssenkungen. Die EZB könnte noch ein Übriges tun und die Zielmarke für die Inflation nach oben verschieben, um so den Abstand zur riskanten Null-Linie zu vergrößern. Auch außenstehende Beobachter wie Jeremy Peat, Chefvolkswirt der Royal Bank of Scotland, monieren, dass sich die EZB mit dem bisher fixierten Inflationsziel "unnötig unflexibel" mache.

      Weit und breit keine ernst zu nehmenden Prognosen

      Gerade den Deutschen, die wegen ihrer geringen Inflationsrate besonders hohe Realzinsen in Euroland zu verkraften haben, würden in der Wirtschaftsflaute niedrigere Zinsen helfen. Doch abgesehen von Kassandrarufen einzelner Wissenschaftler gibt es weit und breit keine ernst zu nehmenden Prognosen, die der Bundesrepublik eine Deflation vorhersagen. Auch der eher vorsichtige Stab des IWF prophezeit den Deutschen in den kommenden Jahren wieder leicht höhere Steigerungsraten bei den Verbraucherpreisen - bei gleichzeitiger Erholung der Wirtschaft.

      Niemand wird behaupten, dass die derzeitige wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik rosig ist. Aber nicht nur die Preise, auch die Löhne und Gehälter, zum großen Teil in Tarifverträgen festgelegt, steigen weiter. Auch die Bankenkrise hierzulande ist nach Auffassung von Finanzaufsicht, Bundesbank und Bundesfinanzministerium keineswegs mit der japanischen Krise vergleichbar: In Deutschland geht es um zu hohe Kosten und mangelnde Erträge, aber nicht um die Existenz der Kreditinstitute.

      "Dass viele Bekleidungsgeschäfte in den letzten Wochen beachtliche Preisnachlässe gewährt haben, stellt nun wirklich keinen Beleg für eine Deflation dar", schreibt der Ökonom Wolfgang Franz. "Warum", so seine rhetorische Frage, "freuen wir uns nicht über das erreichte Maß an Preisniveaustabilität".


      (c) DIE ZEIT 46/2002
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 04:33:57
      Beitrag Nr. 1.227 ()
      Interview
      Vom Öl abhängig wie eh und je

      16. September 2002 Einen Militärschlag gegen den Irak würde George W. Bush notfalls auch im Alleingang wagen. Ganz gleich ob er Verbündete findet oder nicht, von den Folgen wären vermutlich auch diejenigen betroffen, die sich heraushalten. Besonders vor einem Ölpreisschock zittert die gesamte westliche Welt. Wie abhängig sind wir vom Ölpreis? Über diese Frage sprach FAZ.NET mit Carl Christian von Weizsäcker, Direktor der Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln.

      Herr von Weizsäcker, die Sorge um einen starken Ölpreisanstieg im Falle eines Irak-Krieges ist groß. Seit den frühen 70-er Jahren sind Ölpreisschocks und westliche Wirtschaftskrisen regelmäßig zusammengefallen. Aber sind Rezessionen wirklich die Folge erhöhter Ölpreise?

      In der Regel ist es so, dass bei guter Konjunktur die Ölnachfrage steigt und dieses am Ölmarkt auf die Dauer zu Preissteigerungen führt. Wenn eine Rezession stattfindet und keine politischen Ereignisse dazwischen kommen, dann führt die abnehmende Ölnachfrage auch dazu, dass der Ölpreis sich zurückbildet.

      Wird nun das Ölangebot von Seiten der arabischen Staaten am Persischen Golf entweder künstlich reduziert oder fällt es ganz aus, dann kann es zu einer panikartigen Reaktion auf den Ölmärkten kommen und zu sehr starken Ölpreissteigerungen. Wenn also der Auslöser für einen hohen Ölpreis ein politischer ist, dann ist die Folge in den allermeisten Fällen eine Rückbildung der Konjunktur.

      Dann kommen noch die Zentralbanken ins Spiel, die ja nun darauf achten, dass die Inflation nicht zu groß wird. Die steigenden Preise für Benzin und andere Ölprodukte wirken sich ja auf einen steigenden Preisindex der Lebenshaltung aus und in Richtung auf mehr Inflation. Das bedeutet, dass die Zentralbanken eher die Zügel anziehen, die Zinsen steigern oder Zinssenkungen ausfallen lassen und dieses führt seinerseits zu rezessiven Erscheinungen.

      Können sich die Ölkrisen von 1973 und 1980 in dieser Form heutzutage überhaupt noch einmal wiederholen oder sind wir heute auf die Schwankungen des Ölpreises besser eingestellt?

      Ich glaube, dass die Weltgemeinschaft nach wie vor auf die Lieferungen vom Persischen Golf angewiesen ist, ohne diese Lieferungen kommen wir nicht aus. Sowohl die Krise 1973 als auch die Krise 1980 sind auf politische Ereignisse zurückzuführen.

      1973 war es der Jom-Kippur-Krieg zwischen Israel und Ägypten und anderen arabischen Staaten, der die arabischen Staaten veranlasst hat, sofern sie über Ölreichtum verfügen, die Bundesgenossen Israels nicht mehr mit Öl zu beliefern: also ein Öllieferboykott. Und später ist das umgewandelt worden in eine starke Ölpreissteigerung. Die Solidarität innerhalb der Opec hat sich dadurch stark verstärkt.

      1980 war es der Irak-Iran-Krieg, der dazu geführt hat, dass Öllieferungen ausfielen. Diese fehlenden Öllieferungen haben dann eben zur Ölkrise geführt. Wir können solche Ereignisse auch für die Zukunft nicht ausschließen. Wir sind nach wie vor im Ölverbrauch und in der ganzen Entwicklung der Weltwirtschaft auf diese Öllieferungen angewiesen. Deswegen können solche Ölkrisen immer mal wieder passieren.

      Wenn nun also die Ölpreise steigen, was meinen Sie, welchen Preis wir gerade noch so verkraften könnten. Wo ist die konjunkturelle Schmerzgrenze?

      Das ist schwer zu sagen. Es gibt eigentlich keinen Umkipppunkt. Der jetzige Ölpreis von 30 Dollar pro Barrel ist natürlich hoch und hat schon einen gewissen negativen Einfluss auf die Konjunktur. Aber es lässt sich verkraften, auch ein Preis von 40 Dollar ließe sich noch verkraften. Aber es führt natürlich zu einer Verminderung der wirtschaftlichen Aktivität.

      Es kommt auch immer ein bisschen darauf an, wie lange sich der hohe Ölpreis hält. Zum Beispiel im Jahre 1990, als der Kuwait-Krieg anfing, gab es ein paar Wochen, in denen der Ölpreis enorme Spitzen erreichte - bis zu 40 Dollar, wenn ich mich recht erinnere. Aber dieses hatte keine so massiven Auswirkungen auf die Konjunktur. Die anschließende Rezession hatte andere Gründe. Es hatte deswegen nicht so massive Auswirkungen, weil sich der Ölpreis sehr schnell wieder zurückbildete. Also wenn das nur kurzfristig passiert, nur über ein paar Wochen, dann ist das nicht weiter tragisch. Wenn sich hingegen eine dauerhafte Verknappung einstellt, dann wird es in der Tat schwierig.

      Angenommen, es gäbe einen Krieg im Irak. Wie würde Ihrer Meinung nach die Ölpreissteigerung verlaufen?

      Das hängt wiederum sehr vom Verlauf eines solchen Krieges ab. Wenn er in wenigen Wochen vorbei ist, dann wird sich der Ölpreis auch relativ rasch wieder beruhigen. Irak ist kein so entscheidender Öllieferant. Selbst wenn die Lieferungen aus dem Irak ausfallen sollten, während dieser Zeit und vielleicht auch nachher, kann man das kompensieren.

      Wenn sich das Kriegsgeschehen aber länger hinziehen sollte und sich etwa eine Solidarisierung in der arabischen Welt mit dem Irak einstellen sollte, dann sieht die Sache dramatischer aus. Denn das könnte bedeuten, dass man die Ölwaffe als Druckmittel benutzt und dann müssen die Vereinigten Staaten sich überlegen, ob sie gegen dieses Druckmittel wieder Gegendruck ausüben. Das kann natürlich unübersehbar werden.

      Auf der Nachfrageseite muss man zusätzlich bedenken, dass ein solcher Krieg sehr viel Öl verbraucht. Das wird ja größtenteils ein Luftkrieg werden, so wie die amerikanische Kriegsführung ist. Und da gibt es große Transportleistungen zu erbringen, die wiederum sehr viel Kraftstoff verbrauchen. Das heißt, dass der Ölverbrauch selbst steigen wird. Wenn aber das Angebot nicht steigt, dann wird es zu Verknappungen kommen und das könnte sich auf die Gesamtwirtschaft sehr schlecht auswirken.

      Zurück zu unserer Abhängigkeit vom Ölpreis. Wie teuer müsste das Öl werden, um irgendwann alternative Energien interessant werden zu lassen?

      Die alternativen Energien, die es bislang gibt, sind deutlich teurer als die fossilen Brennstoffe. Der Ölpreis müsste ganz enorm steigen und dieses würde eine riesige Krise hervorrufen. Ehe man anfängt, auf agrarisch produzierte Brennstoffe umzusteigen, müsste sich der Ölpreis etwa verdreifachen. Die Windenergie ist eng begrenzt in ihrer Einsatzmöglichkeit, die Solarenergie ist bisher sehr teuer und wäre selbst bei einem Ölpreis, der dreimal höher ist als der heutige, noch nicht konkurrenzfähig. Vermutlich würde man, bevor man auf alternative Energien umsteigt, zunächst die Effizienz steigern, also Energie einsparen. Wir reden jetzt aber über Entwicklungen, die mindestens ein Jahrzehnt brauchen, wenn nicht mehrere Jahrzehnte. Deswegen wird die Abhängigkeit vom Öl nicht so schnell zu beseitigen sein.

      Das Gespräch führte Nadine Boes
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 04:40:22
      Beitrag Nr. 1.228 ()
      Ölpreis
      Die Konjunktur am Öltropf

      19. September 2002 Die Weltmärkte zittern: Die Angst vor dramatisch ansteigenden Ölpreisen im Zusammenhang mit einem möglichen Krieg im Irak ist in aller Munde. Dass seit den siebziger Jahren Ölpreisschocks und Wirtschaftskrisen nicht zufällig regelmäßig zusammenfielen, darüber sind sich die meisten Fachleute einig. Aufgrund der aktuellen Situation auf dem Ölmarkt, spricht Konjunkturexperte Jörg Hinze vom Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) sogar von einer möglichen Rezession.

      Die Frage, bei welchem Ölpreis die Konjunktur kippt, ist unter Experten allerdings strittig. Fachkreise beziffern rund 30 Dollar pro Barrel Rohöl als den Beginn der konjunkturellen Gefahrenzone. „So etwas wie Schmerzgrenzen gibt es aber eigentlich nicht“, sagt Jörg Hinze. „Jeder Dollar, um den sich der Ölpreis erhöht, belastet die Kaufkraft und damit auch die Konjunktur - ganz egal ob der Preis von 10 auf 11 Dollar steigt oder von 29 auf 30.“

      Kriegsprämie im Ölpreis

      „Eine allgemeine Faustregel besagt, dass ein Ölpreisanstieg um zehn Dollar etwa ein halbes Prozent weniger Wachstum bedeutet“, sagt Ölexperte Klaus Matthies. Beim Ansteigen des Preises spielten früher wie heute politische Ursachen eine zentrale Rolle: Der Ölpreis beinhalte immer eine Kriegsprämie, so Matthies.

      Das scheint in der Geschichte ebenso offensichtlich, wie aktuell: Als Anfang der siebziger Jahre der Jom-Kippur-Krieg zwischen Israel und Ägypten zu einem Öllieferboykott führte, hatte das auch für Deutschland verheerende konjunkturelle Folgen. Mit dem Ölpreis stiegen die Kosten für Benzin und andere Produkte, für deren Herstellung Rohöl nötig ist - bis hin zur Plastiktüte. Mit den Preisen verteuerte sich die Lebenshaltung und damit nahm die Rezession ihren Lauf. Allerdings zeitlich ein wenig versetzt: Während der Ölpreis von 1973 auf 1974 sprunghaft um über sieben Dollar pro Barrel anstieg, gab es den großen konjunkturellen Einbruch zwischen den Jahren 1974 und 1975.

      Entscheidend ist, wie der Krieg verläuft

      1980 ein ganz ähnliches Szenario. Diesmal war der Iran-Irak-Krieg Auslöser für die Ölkrise. Wieder reagierte die Konjunktur in Folge des Ölpreisanstiegs mit leichter Verspätung: Von 1979 auf 1980 stieg der Preis pro Barrel Rohöl um über elf Dollar. Die Rezession folgte in den Jahren 1981/82.

      1990 die Invasion Iraks in Kuwait: Diesmal hatte der gestiegene Ölpreis kaum Auswirkungen auf die Konjunktur. Der Grund sei die Tatsache gewesen, dass der Krieg so schnell und erfolgreich beendet wurde, sagt Matthies. So sank der Ölpreis ebenso rasch wieder, wie er angestiegen war.

      Sorge vor der Ausweitung eines Irak-Krieges

      Auch aktuell scheint die politische Sensibilität des Ölpreises wieder offensichtlich zu werden: Am Dienstag sank der Preis für ein Barrel Rohöl um drei Prozent, nur weil der Irak das Angebot machte, wieder Waffeninspekteure ins Land zu lassen. Laut Ölexperte Matthies wird die vorübergehende Entspannung auf dem Ölmarkt aber nur von sehr kurzer Dauer sein.

      Was ein Irak-Krieg für den Ölmarkt bedeuten würde, ist noch immer Gegenstand von Spekulationen. „Bei Iraks Invasion in Kuwait haben wir gesehen, dass der Ölpreis in solchen Fällen schon mal auf 40 Dollar steigt“, sagt Matthies. Die Frage sei, ob sich ein möglicher Krieg zwischen den USA und dem Irak auf Irak beschränken oder ausweiten würde. Einem länger anhaltenden und über Irak hinausgehenden Konflikt sieht der Ölexperte mit großer Sorge entgegen.

      Schon jetzt Rezessionsängste

      „Schon das jetzige Niveau von rund 28 Dollar ist vergleichsweise hoch. Doch natürlich ist das Öl zurzeit nicht die einzige Konjunkturbremse“, sagt HWWA-Experte Hinze. „Im Hinblick auf die resultierende konjunkturelle Entwicklung müssen wir dennoch in den nächsten Tagen überlegen, unsere Prognosen zu revidieren“.

      Es sehe momentan nicht so aus, als ob die deutsche Wirtschaft den derzeitigen Ölpreis verkraften könnte. Selbst wenn der Ölpreis auf dem heutigen Niveau stagniert und nicht wie befürchtet aufgrund eines Krieges weiterhin ansteigt, rechnet der Experte mit schlimmen Folgen für die Konjunktur: „Ich würde eine Rezession nicht mehr ausschließen.“

      Text: @nabs
      Bildmaterial: FAZ.NET (@nav)
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 14:53:17
      Beitrag Nr. 1.229 ()
      MSCI World Index - Chart seit 1998


      Formationstechnisch liegt im MSCI World Index nahezu ein identisches langfristiges Bild vor wie im Nasdaq oder S&P 500 Index. Solange der MSCI World Index unterhalb der 720 Punktemarke notiert ist das charttechnische Set Up als mittel- bis langfristig bearish einzustufen.


      Avatar
      schrieb am 08.11.02 14:54:29
      Beitrag Nr. 1.230 ()
      Jesus!" - Merrill Lynch entlässt Bruce Steinberg


      Merrill´s Bruce Steinberg hat laut einer Bestätigung eines Merrill Lynch Pressesprechers am Dienstag das US-amerikanische Analystenhaus verlassen. Er war Chefökonom bei Merrill. Steinberg wurde entlassen und als Teil eines Restrukturierungsprogrammes gegen zwei neue Volkswirte ausgetauscht, berichtet das Wall Street Journal am Freitag.

      Menschenskinder. Das ist eine Nachricht. Sie entlassen ihren Vorzeige Bären, obwohl er sich nicht etwa wie Henry Blodget etwas wirklich schlimmes hat zuschulden kommen lassen. Vielleicht war er dem Investmenthaus doch zu bearish eingestellt ?




      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 20:05:29
      Beitrag Nr. 1.231 ()
      [nächste Seite]

      Interview
      „Das ist nicht mehr als eine typische Bärenmarktrally“

      Im April hatte David Roche in einem Interview bei FAZ.NET vor fallenden Kursen an den Aktienmärkten gewarnt (siehe Link). In den Monaten danach gab ihm die weitere Entwicklung eindrucksvoll Recht. Nachdem sich die Märkte in den vergangenen Wochen merklich erholt haben, drängte es sich förmlich auf, noch einmal nachzuhaken.

      Und wie es sich zeigt, lässt sich der ehemalige Head of Research und Global Strategist von Morgan Stanley, der heute als Chef seiner eigenen Gesellschaft Independent Strategy bankenunabhängiges Research verkauft, nicht in seiner „bärischen“ Haltung beirren.

      Herr Roche, seit Frühjahr raten Sie dazu, Aktien unterzugewichten. Lassen Sie die jüngsten Kursgewinne an dieser Einschätzung zweifeln?

      Nein, die Kurse steigen nur, weil sie zuvor so stark gefallen sind. Ich bin seit April pessimistisch und bleibe das auch, weil die Aktien noch nicht tief genug gefallen sind. Der S&P 500 Index wird noch auf 500 Punkte fallen. Die jetzigen Kursgewinne sind vielmehr eine gute Möglichkeit, um erneut Aktien leer zu verkaufen. Denn die US-Konjunktur ist viel schwächer als sich das die meisten vorstellen können. Und die Möglichkeiten der Unternehmen, ihre Gewinne zu steigern, sind viel geringer als man allgemein denkt.

      Aber warum sind die Kurse dann zuletzt gestiegen?

      Der Markt hat zuletzt nur die Zinssenkung durch die US-Notenbank eingepreist und durch die überraschend starke Senkung kann die Rally auch noch etwas weiter laufen. Die Hoffnung ist, dass bald mehr Geld in den Aktienmarkt fließt. Aber das ist vermutlich ein Trugschluss. Fakt ist, dass die Anleger sogar in der vergangenen Woche trotz der steigenden Kurse Gelder aus Aktienfonds abgezogen haben. Sie glauben offenbar nicht an steigende Kurse. Außerdem hofft man, dass eine Zinssenkungen die Unternehmen dazu bringt, mehr zu investieren und auch die Verbraucher noch mehr Geld ausgeben.

      Sie teilen diese Einschätzungen nicht?

      Nein, ich befürchte, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Das ist auch der Punkt, an dem ich mich am stärksten vom Marktkonsens unterscheide. Zudem existiert in den USA eine Immobilienblase und eine Verschuldungsblase. Die Konsumenten haben schon alles gekauft, was sie sich leisten können. Weder ein Zinssenkung von 25 oder von 50 Basispunkten wird die Verbraucher dazu bringen, noch mehr Geld auszugeben.

      Wenn man zudem auf die künftig zu erwartenden Gewinne blickt, dann muss noch immer konstatiert werden, dass die Märkte sehr hoch bewertet sind. Diese Aussage gilt übrigens auch dann, wenn man die tiefen Renditen berücksichtigt. Auch dann ist der Aktienmarkt noch um rund 20 bis 30 Prozent überbewertet. Selbst auf Basis der aus meiner Sicht zu hoch angesetzten Konsensusschätzungen für die Unternehmensgewinne, weist der S&P 500 Index ein KGV von 18 auf. Das ist der höchste Wert, den ich jemals am Ende eines Bärenmarktes gesehen hätte.

      Aber fallen die Bewertungen an den europäischen Börsen nicht vorteilhafter aus?

      Selbst beim Blick auf die europäischen Märkte sehen die Relationen nicht besser aus. Dabei sind zwei Dinge zu bedenken: Zum einen hängt die Weltwirtschaft an der US-Konjunktur und die wiederum an den US-Verbrauchern. Doch den Konsumenten wird ihre Kauflust demnächst vergehen, wenn neben den Aktienkursen auch die Immobilienpreise fallen. Europa wird das dann nicht unbeeindruckt lassen.

      Zum anderen sehen die europäischen Börsen auf den ersten Blick deshalb günstiger bewertet aus, weil die Indizes dort weniger von den hochbewerteten Technologietiteln beinhalten. In anderen Sektoren, wie etwa der Chemiebranche, schenken sich die Bewertungen in Europa und den USA aber nichts. Auf Sektorbasis sind europäische Aktien keineswegs günstiger als die Aktien in den USA. Es stimmt aber, dass der Technologiesektor in den USA noch immer lächerlich stark überbewertet ist. Dazu muss man bloß auf Amazon zu schauen, die ein KGV von 80 aufweisen.

      Wen an den Aktienmärkten alles so verfahren ist, was sollen die Anleger dann mit ihrem Geld machen?

      Okay, Aktien sind nicht billig. Es handelt sich um eine typische Rally im Bärenmarkt, die nicht lange anhalten wird. Alles was jetzt passiert, ähnelt sehr stark der Rally im August. Der Rat an meine Klienten lautet deshalb derzeit unverändert, Aktien unterzugewichten. Es ist nichts anderes als eine typische Rally im Bärenmarkt. Diese lässt sich weder durch die Konjunktur verlängern, noch durch die Unternehmensgewinne noch durch die Tatsache, dass sich Anleger nach einer Zinssenkung auf Aktien stürzen werden. Daran glaube ich nicht.

      Ich sehe uns vielmehr auf dem Weg in die Deflation. Dafür sprechen alleine schon der Zwang zum Abbau der Schulden in den USA und der Preisdruck, der von den Exporten aus China ausgeht. Das bringt mich dazu, die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen in einem Jahr bei rund 2,5 Prozent zu sehen. In den USA gibt es sowohl auf Unternehmensebene als auch bei den Privathaushalten einen riesigen Schuldenberg, der sich auf dem Rücken der Blasen am Aktien- und Immobilienmarkt gebildet hat. Dieser Schuldenberg muss abgetragen werden. Neben erstklassigen Anleihen sollten Anleger derzeit außerdem ganz einfach Bargeld halten.

      Was könnte ihr pessimistisches Szenario umwerfen?

      Das wäre dann denkbar, wenn es der Notenbank gelingt, das Platzen der Blase noch einmal hinauszuzögern. Um die Konsumenten bei Laune zu halten, ist es aber mit nur einer Zinssenkung nicht getan. Gelingt es wider Erwarten die Konjunktur am Laufen zu halten, dann könnten die Preise für Vermögenswerte noch einmal steigen und die Verbraucher wären in der Lage, weiter zu konsumieren. Die unvermeidlich irgend wann anstehende Korrektur der Blasen würde dann noch einmal um vielleicht zwei Jahren hinausgezögert werden und ich läge vermutlich völlig falsch. Im Übrigen gehört die genau Bestimmung des Zeitpunkts, wann eine Blase platzt, zu den schwierigsten Aufgaben an den Aktienmärkten. So musste man in Japan auch ewig warten, bis die Blase platzte.

      Kann der Euro von den vielen Problemen in den USA profitieren und seine jüngsten Gewinne ausbauen?

      Wir waren lange optimistisch für den Euro, aber kürzlich haben wir unsere Übergewichtung auf eine fast neutrale Position zurückgeschraubt. Eigentlich sollte der Dollar das schwächste Glied in der Kette sein, da die USA stark auf Geld aus dem Ausland angewiesen sind. Aber da auch der Euro nicht gerade zum Kaufen einlädt und der US-Rentenmarkt noch immer Kapital anzieht, dürfte sich der Dollar zunächst weiter ganz gut schlagen. Langfristig gesehen befindet sich die US-Devise zwar in einem Abwärtstrend, kurzfristig wird sie aber nicht kollabieren.

      Was den Euro angeht, hängt viel von der weiteren Entwicklung in der Europäischen Union ab. Ich bezweifle, dass die Staaten in den nächsten acht bis neun Jahren die Maastrichter Schuldenkriterien werden erfüllen können. Die Argumente für einen bald steigenden Euro sind deshalb ziemlich schwach.

      Das Gespräch führte Jürgen Büttner
      © F.A.Z. Electronic Media GmbH 2002. Alle Rechte vorbehalten.
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 20:31:24
      Beitrag Nr. 1.232 ()
      mal was anderes

      Avatar
      schrieb am 08.11.02 20:51:05
      Beitrag Nr. 1.233 ()
      Freitag, 8. November 2002

      Die Auswirkungen der Politik auf die Wirtschaft

      von Dan Denning

      Gott sei Dank sind die amerikanischen Wahlen jetzt vorbei. Ich vermeide es normalerweise, über Politik zu schreiben. Auf der langen Liste mit Dingen, von denen ich nur wenig weiß, steht Politik ziemlich weit oben. Dennoch zieht mich dieses Thema an – und deshalb konnte ich mich nicht zurückhalten, einen oder zwei Kommentare über die Ereignisse der letzten Woche auf beiden Seiten des Atlantiks zu schreiben.

      Glücklicherweise hängen meine Politik-Beobachtungen nicht von den US-Wahlen oder den Treffen von europäischen Bürokraten ab. Unabhängig davon ist eine Menge passiert in den letzten Tagen. Und ich weiß, dass leider auch die Wirtschaft von der Politik beeinflusst wird. Deshalb sollte man die Politik nicht zu stark vernachlässigen. Ich bemühe mich aber immer, die Politik kurz anzusprechen, und dann mit den Konsequenzen für mögliche Investments weiterzumachen.

      In Europa ist die deutsch-französische Allianz ja wieder mit neuem Leben gefüllt worden. Das ist der potenzielle Motor des europäischen Reichtums. Europa ist bereit, wieder zu wachsen. Und die Franzosen scheinen sich zu wünschen, dass neben dem wirtschaftlichen Wachstum auch eine europäische Verteidigung angestrebt wird. Sie haben auch bei den UN-Versammlungen über die Irak-Frage deutlich gezeigt, dass sie anderer Meinung sind als die USA.

      Ich bin dafür. Es ist höchste Zeit, dass Europa dazu fähig ist, sich selbst zu verteidigen. Je eher es Frankreich und Deutschland schaffen, mit Krisen in Europa – wie im Kosovo – selber fertig zu werden, desto schneller können die USA ihre Truppen aus Europa abziehen. Diese Truppen gehören eigentlich nicht mehr nach Europa.

      Aber es wäre ein Fehler von den Franzosen oder irgendjemand anderem, zu denken, dass eine solche stärkere militärische Rolle zwangsläufig auch die wirtschaftliche Gleichstellung mit den USA bedeuten würde. Natürlich haben die USA derzeit mit einigen ernsten strukturellen Problemen zu kämpfen. Und das europäische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist mit 11 Billionen Dollar fast so groß wie das der USA (13 Billionen Dollar). Die Größe kann aber täuschen. Europa hat noch jede Menge Hausaufgaben zu machen.

      Kurz zusammengefasst meine ich damit Folgendes: Europa hat Probleme mit dem Arbeitsmarkt, hohen Steuern und übermäßigen Regulierungen, Budgetdefiziten der Mitgliedsstaaten und einer politischen Kultur, die nicht aufhören kann, Versprechen zu machen, die nicht gehalten werden können.

      Nichts davon ist für den Euro gut. Obwohl der Euro wieder die Parität zum Dollar erreicht hat, hat er bis jetzt seine Gründer enttäuscht.

      Er hat zu keinem Wachstumsschub geführt – im Gegenteil: Die Wirtschaft wird in Euroland in diesem Jahr vorrausichtlich nur um weniger als 1 % wachsen. Und im nächsten Jahr werden es vermutlich deutlich weniger als die bisher angepeilten 2,9 % Zuwachs werden. Das ist sogar für europäische Verhältnisse wenig. Die Zuversicht geht zurück, besonders in Italien, Frankreich und Deutschland.

      Und der EU-Stabilitätspakt – den der EU-Präsident Romano Prodi als "dumm" bezeichnet hat – zeigt alle Fehler der künstlichen Währung. Die Zentralbank hat nur zwei Alternativen. Entweder sie senkt die Zinsen und stimuliert damit potenziell das Wachstum der größten europäischen Volkswirtschaften. Die Fiskalpolitik (das "deficit spending") hat besonders in Frankreich und Deutschland nicht zu Wirtschaftswachstum geführt. Niedrigere Zinsen könnten das eventuell schaffen. Aber auf der anderen Seite könnten niedrigere Zinsen in kleineren Mitgliedsstaaten zu höheren Inflationsraten führen.

      Das ist ein Dilemma. Und während der Euro die Parität erreicht hat, zeigen die letzten Ereignisse, dass der Euro nicht aus eigener Stärke steigt – sondern dass es sich um eine Schwäche des Dollars handelt.

      Geht es den amerikanischen Märkten nach der Wahl jetzt besser? Nun, der Kongress ist eigentlich immer noch zweigeteilt, es ist immer noch sehr schwierig, zum Beispiel deutliche Steuersenkungen da schnell durchzubringen. Und ich glaube, dass wir in den USA leider den gleichen Trend wie in Europa sehen werden: Mehr Steuern, mehr Regulierungen, mehr Staatsausgaben, und weniger Freiheit. Amerika mag einen freieren Arbeitsmarkt als Europa haben. Und amerikanische Volkswirte loben immer wieder die amerikanische "Dynamik". Aber wenn Europa zu wenig mit Kredit riskiert, dann riskiert Amerika zuviel.

      Amerika war noch nie so stark verschuldet wie heute. Und es sind nicht nur die hohen Schulden der Konsumenten. Es geht auch um die Schulden der Unternehmen und des Staates. Die USA scheinen dem Rest der Welt zeigen zu wollen, dass man durch immer mehr konsumieren reich werden kann.

      Den Aktienmärkten schien dies in den letzten Wochen zu gefallen – dem Dollar nicht. Eine ungewöhnliche Entwicklung.

      Was war mit dem Dollar los? Warum hat er die Party nicht mitgemacht? Ich denke, dass ich die Antwort zu dieser Frage habe.

      Es gibt Zeiten, in denen eine Rallye am Aktienmarkt die guten Aussichten einer Wirtschaft widerspiegelt. Und es gibt Zeiten, in denen eine Rallye nur durch "Spekulanten" angeheizt wird, die sich nicht um die zugrundeliegenden wirtschaftlichen Realitäten kümmern. Ich gebe Ihnen zwei Versuche, zu erraten, welche Art von Rallye wir gerade hatten.

      Der Dollar weiß das. Er weiß auch, dass niedrigere Zinssätze eine überschuldete Volkswirtschaft nicht zu immer weiteren Konsumausgaben veranlassen können. Er weiß auch, dass Schulden keinen Reichtum schaffen. Und er weiß, dass niedrigere Zinsen alleine hochbewertete Aktien nicht attraktiv machen können. Also was soll man als strategischer Investor in so einer Situation machen? Man könnte natürlich Gold kaufen. Gold wird wahrscheinlich sowohl den Euro als auch den Dollar im nächsten Jahr outperformen. Aber wie sieht das kurzfristig aus? Mein Rat ist, den zugrundeliegenden Trend nicht aus dem Blickfeld zu verlieren und den Bärenmarkt zu meiden. Und, wenn man mag, kann man mit dem Trend gehen, also Put-Optionsscheine kaufen.

      Denn der Trend ist weiterhin ein Bärenmarkt, der weiterhin Reichtum zerstören wird, aber sichere Häfen werden profitieren. Mit anderen Worten: Raus aus den Aktien, rein in sichere Häfen. Calls auf Indizes kauft man nur prozyklisch.

      Und am meisten leiden werden sicherlich Banken, Brokerhäuser, Kreditkartengesellschaften und Einzelhandelsunternehmen. Und Hypothekenbanken. Ok, der letzte Monat war sehr gut für die Bullen. Aber ich glaube, dass dies eine Ausnahme war. Generell gilt weiterhin: Halten Sie keine Aktienpositionen in diesem Markt. Und wenn Sie spekulieren wollen, dann suchen Sie sich schlechte Firmen aus, wie Einzelhandelsunternehmen, die wahrscheinlich im Weihnachtsgeschäft enttäuschen werden, und kaufen Sie Put-Optionsscheine auf diese Aktien.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 08.11.02 20:55:40
      Beitrag Nr. 1.234 ()
      Risiko für Aktionäre


      Bankexperten warnen vor Pensionsrisiken bei Dax-Unternehmen



      Von Tobias Moerschen


      Neben Daimler-Chrysler und Siemens gilt Thyssen-Krupp als besonders betroffen.


      FRANKFURT/M. Um dem üblichen Vorwurf gleich vorzubeugen: Ja, auch Wirtschaftsjournalisten wissen, dass Betriebsrenten und deren Finanzierung eine sehr langfristige Sache sind. Und deshalb sollen Probleme, die durch die aktuelle Börsenkrise entstehen, nicht überbetont werden. Mit dem Langfristigkeits-Verweis reagieren viele deutsche Konzerne auf Fragen zu Pensionsplänen – und fügen hinzu, dass sie ihre Betriebsrenten meist aus dem laufenden Geschäft zahlen und nicht aus Fonds, die unter dem Kurssturz leiden.

      Doch auch hiesige Firmen stehen bei den Pensionszusagen vor hohen Lasten. Darunter könnten Aktionäre leiden, warnt Stratege Ralf Zimmermann von Sal. Oppenheim. „Handlungsbedarf besteht nicht nur für die häufig genannten Namen Daimler-Chrysler und Siemens“, sagt er, „auch Thyssen- Krupp hat eindeutig ein Problem“. Von den Titeln im Deutschen Aktienindex (Dax) hebt Oppenheim außerdem die Hypo-Vereinsbank und die Commerzbank hervor.

      Zwei Faktoren treffen deutsche Firmen hart: „Zum einen sind die Verpflichtungen aus Pensionszusagen in den vergangenen Jahren exponenziell gestiegen, zum anderen brechen aus konjunkturellen Gründen die Erträge weg, aus denen Betriebsrenten meist finanziert werden“, sagt Michael Freisberg, Partner der Unternehmensberatung Towers Perrin. Die Ratingagentur Standard & Poor’s befragte über 500 europäische Konzerne und meint: „Die finanzielle Flexibilität wird durch nicht abgesicherte Pensionszusagen negativ beeinflusst.“ Besonders ernst sei die Lage in Deutschland.

      Daimler und Siemens werden beim Thema Pensionen am häufigsten genannt. Sie haben nach US- Vorbild Pensionsvermögen ausgegliedert, die ihre Verpflichtungen möglichst komplett abdecken sollen. Doch die Börsenkrise hat milliardenschwere Löcher in ihre Portfolios gerissen, die auf kurz oder lang gestopft werden müssen. „Immerhin ist das Thema bekannt, und beide Konzerne haben signalisiert, dass sie etwas tun werden“, sagt Zimmermann. Er sieht ein „begrenztes Risiko für unangenehme Überraschungen“, wenn Siemens am 13. November neue Zahlen – auch zur Pensionslage – bekannt gibt.

      Die anderen Dax-Konzerne erfassen ihre Pensionsverpflichtungen zum Großteil als Rückstellungen in der Bilanz. Diesen steht kein gesondertes Pensionsvermögen gegenüber. Die Rückstellungen ähneln daher einem Kredit, den die Mitarbeiter dem Arbeitgeber gewähren – so lange, bis ihre Betriebsrente schließlich ausgezahlt wird.

      Damit die Konzerne diese kreditähnliche Verpflichtung problemlos bedienen können, müssen sie nach Aussage von Zimmermann eine ausreichende Rendite auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften. Da fast alle deutschen Firmen künftige Pensionsverpflichtungen mit einer Rate von rund 6 % abzinsen, sollte die Kapitalrendite mindestens so groß sein. „Kritisch wird es, wenn der Return on Capital Employed unter diesen impliziten Kreditzins fällt“, sagt Zimmermann. In dieser prekären Lage stecken laut Sal. Oppenheim derzeit neun Dax-Unternehmen, darunter Thyssen-Krupp.

      Ein zusätzliches Risiko sehen Bankexperten in der Altersstruktur bei Thyssen. Je älter die Mitarbeiter im Schnitt sind, desto eher werden aus zukünftigen Pensionszusagen aktuelle Rentenzahlungen. Allerdings verwiesen Unternehmenskreise bei Thyssen auf Nachfrage darauf, dass der Konzern den Höhepunkt seiner pensionsbedingten Cash-Abflüsse bereits erreicht hat. Viele Ex-Mitarbeiter sind bereits im Ruhestand, und in wenigen Jahren dürften die Rentenzahlungen sinken, statt weiter zu steigen, heißt es.


      HANDELSBLATT, Freitag, 08. November 2002, 07:58 Uhr
      Avatar
      schrieb am 09.11.02 17:39:16
      Beitrag Nr. 1.235 ()


      :D:D:D:laugh:


      H_S;)
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 17:15:14
      Beitrag Nr. 1.236 ()
      @#1233

      Gibts dieses Plakat mit den beiden alten Clowns wirklich oder ist das Fotomontage?!

      Solange die Pfeile rot sind zeigt und geht gar nichts nach oben!
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:05:12
      Beitrag Nr. 1.237 ()
      Von der Wirtschaft und der Lüge

      In diesem pessimistischen Beitrag befaßt sich der Spatz diese Woche mit der Aushöhlung der produzierenden Wirtschaft und den immer windigeren Finanzkonstruktionen der "Neuen Zeit". Er untersucht, was wirklich hinter "Werten" steckt, und was man heute noch von einem Unternehmenswert halten kann - ein Text, den jeder Erstsemesterstudent der BWL gelesen haben sollte.

      Als ob da noch etwas zu holen wäre


      Stephen Roach von Morgan Stanley war deutlich (nach FAZ/NZZ vereinigten Elektronischen Nachrichten) als er schrieb: Zwei sehr mächtige Kräfte schlagen auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte ein, nämlich die Rückschläge der Globalisierung und die Implosion der Spekulationsblase. Ist das nun abstraktes Finanzergequatsche oder sinnlich erlebbare Wirklichkeit? Es schwadroniert sich in Banken und Medien nämlich leicht, solange die Gehälter pünktlich bezahlt werden.

      Kürzlich, nach Argentinien, bekamen die Banker Angst: Wahlen in Brasilien! Doch dann kam die Entspannung. Man hatte mit allen Kandidaten gesprochen, die zur Wahl stehen. Jeder von ihnen hatte zugesagt, sich an die Vereinbarungen mit dem Internationalen Währungsfond zu halten und Brasiliens Zinsen und Tilgung auf seine 500 Mrd. US$ Schulden, koste es, was es wolle - auch Menschenleben, unvermindert weiter zu bezahlen. Und da regen Sie sich über das bißchen Steuern und Abgabenerhöhung auf, die Ihnen Herrn Schröder mit dem angeblich heißgeliebten Polizeispitzel an seiner Seite aufschwätzt. Haben wir nicht auch über unsere Verhältnisse gelebt? Sie vielleicht, ich nicht. Bei Ihnen ist doch noch etwas zu holen - Aber fassen Sie mal einem Nackten in die Tasche!

      Brasilien, und nicht nur diesem Land, geht es heute wie Deutschland nach Versailles. Ja, das Land konnte einmal zahlen, aber nicht mit seiner Leistung - Stahl, Maschinen, der Ertrag der Arbeit, Kein Interesse. Der Import in andere Länder wurde damals etwas anders verriegelt, als heute. Und trotzdem, man zahlte mit dem Geld, das ins Land kam. In Deutschland herrschte damals wie jetzt in der ganzen Welt, Sommerschlußverkauf. Geld floß herein, kaufte Betriebe und alles was niet- und nagelfest war, und Geld floß hinaus, um die Zinsen zu bezahlen. Es machte draußen kehrt und kam wieder und kaufte weiter. Das ging so, bis es nichts mehr zu kaufen gab. Man besaß schon alles, was sich mit den zurückgeflossenen Zinszahlungen günstig kaufen ließ. Und dann: kein Geld, keine Arbeit, viel Hunger!? Ist es nicht so?

      Am 1. Oktober gab es einen "Lateinamerika Investoren Gipfel", der sinniger Weise in Washington statt fand. Es trafen sich Unternehmensvorstände, Bankpräsidenten und Regierungsvertreter mit den Spitzen des IWF und der Weltbank. Man hörte die Zahlen: Der Geldfluß in die "aufstrebenden" Märkte, der 2001 noch 187 Mrd. Dollar umfaßte, wird nach den vorhandenen Zahlen im ganzen Jahr 2002 höchstens 125 Mrd. US$ betragen, wenn sich dort nicht plötzlich noch etwas Höchstverlockendes zum Kauf anbietet: etwas was glaubhaft über 100% Zinsen verspricht und das mindestens mit göttlicher Garantie. Also, der Geldfluß brach um 33% ein. Das betrifft die ganze Welt, nur sieht es in Lateinamerika etwas spitziger aus. Dort ging es von mageren 70 Mrd. US$ im Jahr 2001 auf höchstens 25 Mrd. Dollar zurück, die aufgrund der vorliegenden zahlen für dieses Jahr zu erwarten sind, also um 64%. (Nicht nur Argentinien war für Geldanleger wenig einladend, die Arbeiter verlangten noch immer Lohn und waren noch nicht bereit, Geld mitzubringen, um arbeiten zu dürfen; also war/ist der IWF sauer)

      Die gebeutelten Geldanleger sind erschrocken, aufgewacht. Kein müder Dollar mehr in dieses Loch, zumal man diese im eigenen Land dringend nötig hat, um die Löcher zu füllen, die schrumpfende Aktienwerte und Kapitaldecken schon gerissen haben. Wie kommen wir wieder an unser Geld, nicht nur an die Zinsen, an unser Geld? Das war/ist die alles beherrschende Frage. Brot für die Welt und ähnliche Organisationen zu bewegen, Spenden für die Hungernden zu sammeln, damit die wenigstens ihre Schulden zurückzahlen können, funktioniert nicht mehr. So viel, wie nötig, läßt sich durch Spenden nicht mehr beitreiben. Der Staat muß her, die Regierung, besser noch die Gemeinschaft der Regierungen, die sogenannte Völkergemeinschaft, also IWF und Weltbank. Sie müssen das Geld vorschießen, damit die notleidende private Finanzwirtschaft wieder "an ihr" Geld kommt. Globalisierung ja, aber nicht ganz. Wenn`s ums Geld geht hört der Spaß auf - Sie Terrorist!

      Und schoß der IWF die größte Geldspritze in seiner bisherigen Lebenszeit seit 1944 vor: 30 Mrd. US$ für Brasilien. Doch 30 Mrd. US$ sind nicht 500 Mrd. US$ auch wenn man alle Tricks der Bankiers zur wundersamen Geldvermehrung ausreizten könnte. Kommt kein Geld ins Land fließt auch keines hinaus. Das vom IWF reicht nicht. Dollar schuldet das Land nicht seine eigene Real. Diese lassen sich auf Kosten der Bürger im Land immer sehr leicht nachdrucken. Denn bisher schon hatte die Regierung als verdeckte Steuererhöhung Real gedruckt; damit Dollar gekauft, und an die notleidende Spekulantenschar ausgezahlt. Real drucken entwertet ihn automatisch und damit ebenso automatisch vermehrt es die Schulden. Zwar wird das Land mit allem, was drinnen ist für ausländische Aufkäufer billiger. Aber wenn die schon alles was niet und nagelfest ist besitzen? Inzwischen muß man für einen Dollar vier mal so viele Real hinlegen als noch 1998 - entsprechend billiger ist das Land und teurer sind die Schulden geworden.

      Dollarisierung war zunächst ein toller Trick der Völkergemeinschaft, um der notleidenden Finanzwirtschaft zielsicher zu helfen, wieder an ihr Geld zu kommen. Doch nun? Fassen Sie einmal einem Nackten in die Tasche. Der neu gewählte Präsident Lula aus der sogenannten Arbeiterbewegung, Sozialdemokrat oder hinterer Teil des finanzkapitalistischen Lendenschurzes (der fordere Teil ist der "staatstragende", weil er meist netter bestickt wurde), wird - ob er will oder nicht - sowenig zahlen können wie damals ein Herr Brünning. Wenn nichts rein kommt, geht nichts raus. Daran läßt sich etwas drehen, aber nur etwas und das nicht lange.

      Hilfe verspricht hier nur noch der längst verstorbene Philosoph Vaihinger, der geistige Vater des Westens, obwohl ihn kaum einer kennt und er sich zu Lebzeiten so viel Ehre kaum hätte träumen lassen. Seine "Philosophie des als ob" ist inzwischen all gegenwärtig. Er meinte, wir sollten nicht lange fragen, sondern so leben, als ob es Gott gäbe. Das konnte angehen. Das "als ob" wurde problematisch, als es in Mode kam. Warum sollen Argentinien, Brasilien und andere nicht so tun, als ob sie bezahlt hätten. Sie könnten das in den USA und anderswo gelernt haben. So tun es inzwischen ja die meisten US Firmen, so, als ob sie Gewinne gemacht hätten, die Regierung, als ob der Aufschwung hinter der nächsten Ecke lauerte, Parteien, als ob sie eine Idee davon oder nur ein Interesse am "Wohle des Landes" hätten, die Gewählten, als ob sie zum "Wohle des Landes" regieren wollten, könnten oder dürften. Die Banker, als ob ihr Geld mehr wert wäre, als die Druckkosten, die Staatsterroristen, als ob der Energieverbrauch an der angeblichen Klimaerwärmung Schuld wäre und als ob diese eine Katastrophe wäre, die Ozonforscher, als ob Chlorverbindungen über die Menge des Ozon in der Stratopause entscheiden würde und die Einstrahlung von UV-B Licht davon und nicht von der Sonnenaktivität abhinge? So tun, als ob Irak ein terroristische Land wäre, als ob es beim kommenden Irak Krieg um Saddam Hussein ginge, als ob der Freie Markt tatsächlich die Preise frei aushandeln würde, als ob der Kredit ohne die Fähigkeit sehr unangenehme Folgen zu verhängen, zurückgezahlt werden würde, als ob es bei der Kernenergie um Gefahren ginge und nicht darum, daß der nur noch auf die Ölrechnung und die damit verbundene Nachfrage nach Dollar gegründete Dollar durch die Kernenergie bedroht würde. Sie können fortfahren, dieses System ist, als ob es etwas anderes wäre als ein System der Lüge.

      Fragt sich also, Warum? Warum ist es so? Die Antwort ist eigentlich sehr naheliegend. Früher hätten einem die Eltern auf die Frage: Warum? geantwortet, das ist einfach so. Das war und gilt zu recht als schlechte Pädagogik. Andere sagen nun, weil die Welt schlecht ist, weil wir die Umwelt kaputt machen, oder weil die Welt dies, das oder etwas anderes ist. Ist das so viel anders als das "So ist es eben, basta!" Aber - Hand aufs Herz - haben sie die Antwort auf das Warum ist das so? nicht längst selbst gegeben. Sie wundern sich? Warum haben Sie all das "als ob" hingenommen, sich damit zufrieden gegeben, sich damit abgefunden, es geschluckt? Sehen Sie, aus eben diesem Grund ist das alles so. Und genau deshalb, gehen Länder mit ihrer Bevölkerung vor die Hunde.

      Früher haben pathetische Pfarrer von dem breiten bequemen Weg in die Hölle und dem schmalen steinernen Weg hinauf zur Wahrheit gesprochen. Wir haben sie ausgelacht, weil uns Leute, die toll drauf waren und wußten, wie man zu etwas kommt oder es zu etwas bringt, gesagt haben: Die spinnen doch die Alten! Wir haben es inzwischen zu etwas gebracht, genau zu der …, in der wir jetzt stecken. Amerikaner, heißt es, zögen nun daraus Lehren. Sie wählen, wenn man der Los Angeles Times vom 30. 10. glauben kann, Baby Boomer (oder "68er") wie Präsident Clinton Bush und dergl. ab und greifen auf die Alten, die möglicherweise noch vorhanden sind, zurück. Auf diese Weise sollen einige über 75-jährige wieder in höhere Ämter gewählt worden sein. Hilft das? Als ob die damals nicht schon alles eingefädelt hatten, was jetzt überkocht. (Vielleicht haben sie Lehren daraus gezogen und sind klüger geworden, könnte ja sein!). Es gibt keinen einfachen Weg, nur einen harten, steilen, steinigen, mühseligen und vor allem ehrlichen. Am Anfang steht die Ehrlichkeit zu sich selbst, der Verzicht auf das "als ob" mit all den damit verbundenen Bequemlichkeiten. Sie Sehen, Sie haben doch die Wahl.

      Erlauben Sie ein Beispiel. (Sie tun es nicht, weil es "absurd" ist). Ich nehme es trotzdem, weil es wirklich ist. Wir haben einen Rechtsstaat, meinen Sie. Doch ist das nicht auch nur einer "als ob". Nein, ich rege mich nicht über Fehlurteile der Art auf "Wir sind alle nur Menschen!" Schauen Sie doch näher hin. Wozu brauchen wir den ganzen Rechtsapparat mit Richtern, Rechtsanwälten, Geschworenen, deren Gehälter und Pensionen usw. Genügt es nicht, daß ein paar Leute ohne Namen in den Hinterzimmern der Macht die Welt überwachen, feststellen, wer ihnen nicht paßt und zack - weg ist er. So machen es die Muster der Demokratie, die USA oder Israel. Schnell eine Drohne her, mit einer effektiven Rakete und ka-wumm, der Mann ist weg, "als ob" er ein Terrorist wäre. Wer weiß das schon, ob er wirklich einer war. Ist es nicht bequemer mit dem "als ob", effektiver. Genügt nicht wenn alle, die es zu etwas gebracht haben, Beifall klatschen? - Nur keine dummen Fragen stellen. Einfacher kommt man ohne sie ans Ziel. Ja, genau an das, was vor uns liegt.
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:10:45
      Beitrag Nr. 1.238 ()
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 22:15:51
      Beitrag Nr. 1.239 ()
      http://www.mom.ch/cgi-bin/mhsnews/titel/news.pl?FUNC=SHOW&RE…

      Good News - Bad Markets: Sturmtief rückt näher


      - Wahlerfolg der Republikaner
      - Zustimmungshoch für Bush
      - Zinssenkung
      - Kann es noch schöner werden?
      - Märchenökonomie und Gesundbeterei



      Noch bessere Nachrichten kann es innerhalb einer einzigen Woche kaum geben. Und doch reagieren die Märkte müde.

      Es sind nicht die Nachrichten, die wichtig sind, sondern die Reaktion der Kurse auf die Nachrichten. Die Nachrichten der vergangenen Woche hätten ein Kursfeuerwerk von mehreren hundert Dow-Punkten auslösen müssen. Nichts dergleichen ist passiert. Das ist ein Warnsignal erster Güte.

      Durch den gesamten Oktober hindurch haben Ökonomen und Wirtschaftsjournalisten den Leuten einzureden versucht, die US Wirtschaft sei in gutem Zustand. Die Stimmungsindikatoren waren ausgezeichnet. Alles konnte in Richtung "Aufwärts" interpretiert werden.

      Ich vertrete seit langem - siehe Archiv - die entgegengesetzte Meinung. Die Reaktion der Börsen auf die guten Nachrichten ist eine Bestätigung. Noch kann ein kurzer weiterer Kursanstieg nicht definitiv ausgeschlossen werden, aber er ist unwahrscheinlich und wenn es ihn geben sollte, wird er von kurzer Dauer sein. Die unteren 9000er im DJIA sind alles, was m. E. möglich ist. Viel wahrscheinlicher ist eine rasche und steile Talfahrt in die Grössenordnung von 5000.

      Wieviele Beweise braucht es noch, um die Legende zu zerstören, dass die US-Bundesbank die Märkte kontrolliere? Dieser Unfug scheint unausrottbar zu sein, trotz der überwältigenden Evidenz, dass keine Zinssenkung je genützt hat, wenn die deflationären Kräfte sich durchgesetzt und der Bearmarket begonnen hatte.

      Zwischen September 1929 und Juli 1932 hat die FED die Zinsen neun (!) Mal gesenkt, von 6% auf 2,5%. Der Dow Jones ist um 89% gefallen. Die Bank of Japan hat die Zinsen von September 1989 bis heute von 6% auf 0.01% (ein Zehntel Prozent!) zurückgenommen, der Nikkei ist fast 80% tiefer. Greenspan hat die Zinsen nun zwölf Mal gesenkt - rascher und schärfer, als es je zuvor geschehen ist, der NASDAQ liegt um rund 70% unter seinen bisherigen Höchstkursen.

      Aber das Märchen von der ankurbelnden Wirkung von Zinssenkungen wird tapfer weitergebetet.
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      schrieb am 11.11.02 22:36:01
      Beitrag Nr. 1.240 ()
      Letzter Update: 11.11.02 - 17:58

      Greenback weiter unter Druck: «Die Ära der Dollarstärke ist zu Ende»

      Derzeit spricht alles gegen den Dollar: die Konjunktur, die Gefahr eines Irakkriegs und die besseren Renditeaussichten in Euroland. Der Greenback falle bis 2004 auf 1,20 Franken zurück, meint die Bank Sarasin.

      Von Martin Vetterli


      Der Dollar kränkelt. Noch vor zwei Wochen notierte die US-Währung auf über 1,50 Franken, seither tendiert sie nur noch nach unten. Heute Montag fiel sie zwischenzeitlich sogar unter die Marke von 1,44 Franken. Damit ist der Dollar so günstig wie zuletzt vor dreieinhalb Monaten. Auch gegenüber allen anderen wichtigen Währungen hat er stark verloren: Euro, Pfund und Yen notieren durchwegs auf neuen Monatshöchstkursen.

      Dollar-Schwäche kein Kurzzeit-Phänomen

      Eine Erholung der US-Währung ist derzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil, die meisten Ökonomen sind überzeugt, dass die amerikanische Währung auch nach dem jüngsten Fall noch immer zu hoch bewertet sei. So erklärte der Chefökonom von Schroders, Keith Wade, letzte Woche in Zürich, ein fallender Dollar sei - neben dem Platzen der Immobilienblase und der Gefahr einer Deflation - eines der drei grossen Risiken, die derzeit auf den Aktienmärkten lasten. Der Greenback werde sich in den kommenden zwei Jahren weiter verbilligen, meinte Wade weiter.


      Sarasin: «Dollar fällt auf 1,20 Franken»

      «Die Ära der Dollarstärke ist endgültig zu Ende», erklärte Jan Poser, der Währungsexperte der Bank Sarasin, gegenüber Moneycab. Poser ortet einen Paradigmenwechsel. Die entscheidende Triebkraft, welche die Währungsentwicklung in Zukunft beeinflusse, seien nicht mehr wie in den späten Neunzigerjahren die Aktienmärkte, sondern die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Rest der Welt. «Auf dem Höhepunkt des Booms war das Aktienmotiv das wichtigste. Angetrieben durch die steigenden Aktienkurse floss immer mehr Geld in die amerikanische Volkswirtschaft», sagte Poser weiter. Das habe den Dollar mit in die Höhe gezogen. Seit die Hightech-Blase aber geplatzt ist, seien wieder normalere Verhältnisse eingekehrt. Die Differenz bei den langfristigen Realzinsen habe diese Funktion übernommen. Deshalb glaubt Poser, dass wir erst den Beginn der eigentlichen Dollar-Schwäche erlebt haben. Bis in den kommenden Sommer werde der Greenback auf einen Stand von 1,39 Franken zurückfallen. Doch dann kommts erst happig. «Im Extremfall wird der Dollar bis 2004 auf 1,20 Franken fallen», propheizeit der Sarasin-Währungsspezialist.

      Zinsdifferenz als Motor der Währungsentwicklung

      «Die Chancen sind gross, dass Euro und Yen gegenüber dem Dollar weiter Boden gutmachen werden», meinte auch der Währungsspezialist von RBC Capital Marktes, Jeremy Stretch, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Auch Stretch verweist auf die steigende Zinsdifferenz, die sich allein in der vergangenen Woche um weitere 15 Basispunkte zugunsten des Euro verändert hat. «Anlagen mit der höchsten Rendite finde man derzeit ausschliesslich ausserhalb der USA», sagte Stretch weiter.

      Konjunktur und Kriegsängste belasten Dollar

      Dass der Dollar in der zweiten Oktoberhälfte auf die Tiefstkurse vom Juli zurückfiel, hat aber vor allem einen realwirtschaftlichen Hintergrund. Gemäss den jüngsten Konjunkturdaten erholt sich die US-Wirtschaft sehr viel langsamer, als lange Zeit erhofft. Das schwindende Konsumentenvertrauen, das so schlecht wie seit 1993 nicht mehr ist, hat dies nur noch verdeutlicht. Hinzu kamen in den letzten Tagen die Ängste vor einem zweiten Irak-Krieg. Spekulationen darüber, dass US-Präsident George W. Bush sich bereits für einen Angriff auf den Irak entschieden habe, liessen die US-Währung am Montagmorgen weiter an Wert einbüssen.

      Japan und Kanada leiden unter Dollar-Schwäche

      Der neuerliche Schwächeanfall des Dollars war heute insbesondere in Japan ein Grund zur Beunruhigung. Er führte zu starken Abgaben bei exportorientierten Werten wie etwa Sony. Das hat nach Handelsschluss erneut Hoffnungen Auftrieb gegeben, dass die japanische Notenbank in den kommenden Tagen intervenieren werde. Um die eigene Währung zu schwächen, hatte sie bereits im Mai und Juni Yen im Wert von 33,4 Milliarden Dollar verkauft. Einen Schwächeanfall erlebte dagegen heute der Kanada-Dollar, der die grösste Einbusse seit sieben Wochen verzeichnete. Der Grund für die Abgaben waren die gestiegenen Arbeitslosenzahlen. Sie haben verdeutlicht, dass Kanada durch die schwächelnde US-Konjunktur besonders stark getroffen wird. 85 Prozent der Exporte gehen ins südliche Nachbarland.
      moneycab
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      schrieb am 11.11.02 22:54:14
      Beitrag Nr. 1.241 ()
      Die Reserven der Lebensversicherer schwinden dramatisch

      Der Börsencrash hat die Reserven vieler Lebensversicherer stärker angegriffen als bisher bekannt, berichtet das Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Nach einer bisher nicht veröffentlichten Studie der Rating-Agentur FitchRatings waren schon Ende 2001 bei 18 deutschen Versicherern die Reserven so weit abgeschmolzen, dass sie die aktuelle Gewinnbeteiligung nur noch maximal 18 Monate lang an die Kunden zahlen können. FitchRatings gab Lebensversicherern wie der Nürnberger Beamtenversicherung, Vereinigte Post oder HUK-Coburg das Rating-Urteil "schwach". Die Rating-Agentur unterstellte bei ihrem Test, dass die Nettozinsen auf die Kapitalanlagen seit Anfang 2002 bei null liegen. Die Investmentbank Goldman Sachs, so berichtet das Nachrichten-Magazin weiter, geht sogar davon aus, dass rund 30 Versicherer aktuell Probleme haben, "die Solvenzkriterien zu erfüllen".


      http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,222173,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,222173,00.html
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      schrieb am 11.11.02 23:15:03
      Beitrag Nr. 1.242 ()
      Montag, 11. November 2002

      Wird die Rallye am Aktienmarkt weitergehen?

      Von Martin Weiss "Sicheres Geld"

      Die großen Brokerhäuser der Wall Street jubilieren. Sie zelebrieren geradezu den republikanischen Wahlsieg und die erneute Zinssenkung der US-Notenbank als positiven "Treibstoff" für die Börse. Denn, deren Ziel ist offensichtlich: den Aktienmarkt weiter soweit als möglich nach oben zu treiben! Aber, deren wahres, nach außen hin nicht so leicht erkennbares Ziel ist ein ganz anderes: nämlich der breiten Öffentlichkeit, ja IHNEN, die diversen Aktien aus ihren Portfolios abzuverkaufen und anzudrehen!

      Denn, es gibt fünf stichhaltige Gründe, weshalb ich so fest überzeugt bin, dass die aktuelle Rallye nicht der große Wendepunkt ist:

      Erstens, befindet sich der Aktienmarkt nun schon seit fast drei Jahren im Abwärtstrend. Das ist Fakt und bedeutet gleichzeitig, dass der große Trend immer noch intakt ist! Und, solange es keinen fundamentalen Beweis dafür gibt, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig verbessert, wird sich dies auch nicht ändern.

      Zweitens, alle sogenannten Maßnahmen, den Markt wiederzubeleben, sind eine Todgeburt. Steuersenkungen? Zinssenkungen? Sozialversicherungsreform? Dies alles ist Schnee von gestern und hat es auch bisher nicht geschafft, dem Markt bzw. der Wirtschaft neues Leben einzuhauchen.

      Drittens, jeder Versuch von Seiten der Regulierungsbehörden und des Kongresses, das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen, ist bisher fehlgeschlagen. Gerade ist der SEC-Chef Harvey Pitt zurückgetreten. Wird dadurch das Korruptionsproblem der Wall Street gelöst? Oder werden wir dadurch eher von Neuem daran erinnert, wie wenig sich bisher geändert hat und wie akut das wahre Ausmaß der Probleme ist?!

      Viertens, die Erholung der US-Wirtschaft lässt nach. Eine Branche nach der anderen bekommt mehr und mehr Probleme! Denn, zum einen gehen die Investitionen der amerikanischen Unternehmen seit nunmehr fast zwei Jahren zurück. Und, zum anderen, nehmen die Konsumausgaben der Verbraucher ab. Das Verbrauchervertrauen fällt nunmehr seit fünf Monaten, ununterbrochen. Die Autoverkäufe sind im Oktober um satte 27 % gefallen. Auch das Weihnachtsgeschäft droht sehr schlecht zu werden.

      Fünftens, die japanischen Banken! Den Japanern bleiben nurmehr zwei Alternativen: Entweder, sie halten die maroden Banken weiter am Leben, mit der Folge, die japanische Wirtschaft bzw. den Großteil Asiens ein weiteres Jahrzehnt Talfahrt auszusetzen, oder aber endlich den Bankrott der Banken einzugestehen, mit der Konsequenz eines zwar noch dramatischeren, aber kürzeren Niederganges der japanischen Wirtschaft. Wie auch immer, die größten Banken Nippons sind nach allen maßgeblichen Kriterien bankrott. Und, es gibt keinen Ausweg, die japanische Wirtschaft zieht fast die gesamte Welt mit an den Abgrund.

      Als Fazit bleibt Ihnen deshalb keine andere Wahl, als sich von Ihren Aktien zu trennen.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 23:17:57
      Beitrag Nr. 1.243 ()
      Die Fehleinschätzungen von Ed Yardeni

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Eine unangenehme Zinssenkung?


      Der Kursanstieg unmittelbar nach der US-Zinssenkung war nur von sehr kurzer Dauer. Bereits am nächsten Tag fiel der Dow Jones, und zwar um satte 184 Punkte oder 2 %, als sich die Investoren zu fragen begannen, ob die zwölfte Zinssenkung mehr Erfolg haben würde als die 11 zuvor.

      Die Fed hat vor ungefähr 2 Jahren begonnen, die Zinsen zu senken. Ich erinnere mich noch an das, was der Volkswirt Ed Yardeni nach der ersten Zinssenkung sinngemäß gesagt hat: "Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn diese Zinssenkung noch nicht greift, dann hat die Fed noch 600 Basispunkte Spielraum."

      Yardeni hat zwei gravierende Fehleinschätzungen geliefert. Zuerst einmal hat er die Gefahren des Jahrtausendwechsel krass überschätzt – Sie erinnern sich vielleicht, was für Panik wegen möglichen Computerabstürzen gemacht wurde, und im Endeffekt lief fast alles glatt. Yardeni empfahl der US-Notenbank damals, mehr Liquidität bereitzustellen – nur für alle Fälle. Und Yardeni war es auch, der zu Ende der 1990er Jahre eine ganz neue Spezies der Menschheit entdeckte: Den digitalen Menschen, zu dem sich die "normalen" Menschen entwickelt haben sollten. Aber leider war es doch nur die alte Spezies des homo sapiens ignorantus, der sich nach einem Bullenmarkt von einem Vierteljahrhundert einfach nur für ein Genie gehalten hatte.

      Deshalb verschwand der "digitale Mensch" nur Monate, nachdem ihn Yardeni entdeckt hatte – und zwar nachdem der Crash an der Nasdaq eingesetzt hatte. Und auch der Jahrtausendwechsel war ja ohne größere Probleme verlaufen.

      Ich ging damals davon aus, dass Yardeni auch mit seiner Einschätzung über die Zinssenkungen daneben liegen würde. Damals standen die Leitzinsen bei 6 %, und die Sparrate war ungefähr bei Null. Ich erinnere mich daran, dass ich damals ungefähr Folgendes schrieb: "Bevor das vorbei ist, werden die Leitzinsen bei Null stehen, und die Sparrate bei 6 %."

      Beides kommt immer näher.

      Warum könnte Yardeni denken, dass Zinssenkungen funktionieren? Weil Sie in der Vergangenheit immer gewirkt haben, könnte seine Antwort lauten.

      Es könnte allerdings sein, dass er dann nicht weit genug zurückgeblickt hat. Wie Alan Greenspan jüngst festgestellt hat, könnte es sein, dass man "in staubigen und alten Geschichtsbüchern" nachschlagen müsste, um eine Periode zu finden, die der jetzigen gleicht. Natürlich würde diese Arbeit weder Alan Greenspan noch Yardeni gerne auf sich nehmen.

      Während der aktuellen Krise hat es im Gegensatz zu den meisten Abschwüngen seit dem Zweiten Weltkrieg keinen Mangel an Kredit oder Zuversicht gegeben. Im Gegenteil, es gab zuviel von beidem. "Die Explosion bei den Hypotheken hat eine Rekordzahl von neuen Hausbesitzern geschaffen", so Dow Jones newswire. "Aber auch die Zahl der Hausbesitzer, die vor der persönlichen Pleite stehen, steht mittlerweile auf Rekordniveau."

      Das Insolvenzrecht ist in den USA derzeit für viele Privatpersonen ein Thema, dank den Aufmunterungen von Alan Greenspan und der Kreditindustrie. Die Hypotheken sind in den letzten 4 Jahren um satte 50 % gestiegen, auf 5,7 Billionen Dollar. Die Zahl der persönlichen Pleiten steigt derzeit um 8 % (auf Jahresbasis).

      "Ich glaube, dass wir nur die Spitze des Eisbergs sehen", so Elizabeth Warren, eine Harvard-Professorin, die sich auf Konsumenten-Pleiten spezialisiert hat. Jeder fünfte Hausbesitzer hat in den letzten 12 Monaten seine Hypotheken refinanziert.

      Das Schöne am US-Insolvenzrecht ist die Tatsache, dass man sein Haus behalten kann, wenn man verspricht, seine Zinszahlungen wieder aufzunehmen – womit man sich Jahre Zeit lassen kann.

      Die Hypothekenbanken sagen, dass die Leute ihre Hypotheken zu niedrigeren Zinssätzen refinanzieren, um mit den eingesparten Zinsen andere Schulden tilgen zu können. Aber weniger als ein Drittel der Konsumenten hat dies tatsächlich getan.

      Alan Greenspan hofft hingegen, dass die jüngste Zinssenkung die Konsumausgaben trotz der Schuldenlast der Verbraucher noch ein bisschen weiter steigen lässt ... zumindest so lange, bis seine Amtszeit vorüber ist.

      Ich bin mir da nicht so sicher. Die Autoverkäufe gehen rasant zurück. Normalerweise haben die Konsumenten in dieser Konjunkturphase zurückgestauten Konsumbedarf. Eine Zinssenkung kann dann dazu führen, dass sie solche teuren Produkte wie Autos kaufen. Aber derzeit haben sich die Konsumenten daran gewöhnt, dass sie Autos zu 0 % finanziert kaufen können. Selbst 1,25 % sehen dagegen viel aus.

      Mehr Kredit könnte das sein, was die amerikanischen Konsumenten wollen – oder auch nicht. Aber Sparsamkeit ist das, was er braucht. Früher oder später wird er das merken (müssen). Und wenn das passiert, dann kann auch Mr. Greenspan die Volkswirtschaft und den Aktienmarkt nicht mehr davon abhalten, dahin zu gehen, wohin sie gehen müssen.

      In der Zwischenzeit genieße ich die Show. So, als ob ich einen Betrunkenen beobachte, der übers Eis läuft – und man jede Minute erwarten kann, dass er hinfällt.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 23:20:41
      Beitrag Nr. 1.244 ()
      Wieviel ist eine Quadrillion?

      von Dan Denning

      "Sind das 15 oder 18 Nullen?" fragte mich eine Kollegin. "Ich weiß es nicht", so meine Antwort, "aber es ist eine Menge Geld." Es ging darum, wie viel Nullen eine Quadrillion hat. Wir kamen wegen einer Schlagzeile des "Daily Yomiuri" darauf, wo gestanden hatte, dass die Deflation 1,16 Quadrillionen Yen kostet. "Ich hab das Wort Quadrillion das letzte Mal irgendwann in der Schule benutzt."

      Der Artikel ist übrigens ernst gemeint. Er bezieht sich auf eine Stellungnahme der japanischen Regierung. Diese Stellungnahme geht davon aus, dass der Wert der Vermögensgegenstände des Landes – inklusive Aktien und Immobilien – seit dem Platzen der Spekulationsblase 1990 um 1,16 Quadrillionen Yen zurückgegangen ist. Wir haben uns inzwischen darauf geeinigt, dass eine Quadrillion tausend Trillionen sind, eine Zahl mit 18 Nullen.

      Die Zerstörung von soviel Reichtum ist sicher nicht zum Lachen. Denn es geht hier um den totalen Kollaps einen Wirtschaftssystems. Eins ist klar: So eine Vermögensvernichtung würde es in Amerika niemals geben.

      Oder doch? Letzte Woche sprach ich mit Dr. Kurt Richebächer (telefonisch). Er ist ein bekannter österreichischer Volkswirt, der für uns Analysen erstellt. Er identifiziert die Exzesse der Kreditmärkte und ihre Auswirkungen auf den Reichtum einer Volkswirtschaft. In den letzten 10 Jahren war er ganz schön beschäftigt.

      Die Märkte ignorieren die Warnungen von Dr. Richebächer derzeit. Aber der Zinsschritt von letzten Mittwoch wirkt sich schon nicht mehr positiv aus. Früher hätte eine überraschend starke Zinssenkung die Händler zu einer spontanen Party veranlasst. Aber jetzt beschweren sich einige von ihnen schon über Zinssenkungen. Zinssenkungen bestrafen Sparer, weil sie die Zinsen für Ersparnisse gegen Null drücken. Und manchmal sogar noch darunter, wenn man sich die Kostenstruktur von manchen Geldmarktfonds ansieht. Ein negativer Zins ist natürlich ein machtvoller Anreiz, potenzielle Ersparnisse für etwas anderes zu verwenden ... zum Beispiel für Aktien. Vielleicht ist das die Absicht der Fed – die 2 Billionen, die am Geldmarkt investiert sind, in den Aktienmarkt zu leiten. Aber steht die Fed nicht auf verlorenem Posten? Immerhin ist ein Zuwachs von 1 % (am Geldmarkt) immer noch besser als 12 % Verlust pro Jahr. Denn trotz der Rallye vom Oktober hat der Dow Jones in diesem Jahr bereits 12 % verloren. Und trotz Rallye haben die Aktienfondsinvestoren im Oktober 20 Milliarden Dollar abgezogen. Damit haben wir 5 Monate in Folge Netto-Abflüsse bei den Aktienfonds gesehen. Insgesamt sind damit 3,3 % des Fondsvermögens vom Mai mittlerweile abgezogen worden. Wird der jüngste Zinsschritt diesen Trend umkehren können?

      Oder wird er die Dinge nur noch verschlimmern, und damit zeigen, wie machtlos die Fed ist, wenn es um das Initiieren von Börsenrallyes geht? Das einzige, was die Fed gut initiieren könnte, wäre ein Bärenmarkt für den Dollar. Statt dollarbasierte Werte attraktiver zu machen, senkt die Fed die Zinsen für den Dollar. Michael Derks, Analyst bei der Commonwealth Bank of Australia, meint dazu: "Es sieht so aus, als ob der Dollar auf die steigenden Zinsdifferenzen reagiert, und den Zinssenkungsschritt der Fed nicht als mächtigen Impuls für die amerikanische Volkswirtschaft sieht."

      Er bezog sich dabei auf die Tatsache, dass die EZB die Leitzinsen NICHT gesenkt hatte. Dadurch wird der Euro attraktiver. Für dreimonatige Anlagen in Euro erhält man 1,63 % mehr als für vergleichbare Dollar-Anlagen.

      Aber selbst wenn der Dollar stark einbrechen sollte, ist es immer noch ein weiter Weg von 9 Billionen Wertverlust zu 1,16 Quadrillionen Wertverlust. Aber vielleicht doch nicht so lang, wie Sie denken.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 23:26:53
      Beitrag Nr. 1.245 ()
      Für Lebensversicherer wird das Eis dünner


      Von Rita Lansch und Felix Schönauer, Handelsblatt


      Die deutschen Lebensversicherer brauchen dringend mehr Kapital, mehr Transparenz und müssen die Gewinnbeteiligungen ihrer Kunden empfindlich kürzen. Das ergab eine am Montag in Frankfurt vorgestellte Untersuchung der Rating-Agentur Fitch.


      Grafik: Handelsblatt.com

      Mehr zum Thema: Lebensversicherer in der Krise

      Lebensversicherer: Druck nimmt zu (05:59)


      HUK Coburg will Familienfürsorge kaufen (28.08.)


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      Auffanggesellschaft für Lebensversicherer in Schieflage (09.08.)


      Lebensversicherer unter kritischer Beobachtung (08.08.)


      Lebens-Policen weniger wert (06.08.)


      Lebensversicherung: Verkaufen statt kündigen (29.06.)


      Makabere Policen-Spekulationen (29.06.)




      DÜSSELDORF/LONDON. Sie ist der vorläufige Höhepunkt einer Reihe von kritischen Analysen zum deutschen Lebensversicherungsmarkt, die morgen von WestLB Panmure und übermorgen von den Experten der Fachhochschule Köln fortgesetzt wird. Bereits vergangene Woche hatte Goldman Sachs den hiesigen Lebensversicherern ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

      Fitch kam zu dem Schluss, dass einige Lebensversicherungesellschaften in Deutschland in Solvenzprobleme geraten könnten. Etwa die Hälfte der 75 untersuchten Versicherer wurde von Fitch hinsichtlich der Kapitalausstattung als „schwach“ (weak) eingestuft. Im Durchschnitt kam der Sektor auf das Urteil „mäßig schwach“ (moderately weak), während in den beiden Vorjahren noch von „sehr stark“ (very strong) und „außerordentlich stark“ (exceptionally strong) die Rede gewesen war. Am unteren Ende der Liste wurden als Schwächste die Gesellschaften Mannheimer, Familienfürsorge, Dialog, HUK-Coburg und DEVK Allgemeine genannt. Auf Grund der Schwäche müssten viele Gesellschaften nach Ansicht von Fitch ihre Überschussbeteiligung auf das garantierte Minimum von 3,25 % reduzieren.


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      Sektor-Analyse deutsche Lebensversicherung: Finanzierung der Zuweisung von Gewinnbeteiligungen aus Sicherheitsmitteln >>Tabelle
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      Sektor-Analyse deutsche Lebensversicherung: Kapital-Adäquanz/Sicherheitsmittelaustattung deutscher Lebensversicherer >>Tabelle
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      Auch in Großbritannien verschlechtert sich das Umfeld für die Lebensversicherer merklich. Die Ratingagentur Moody’s gab am Montag bekannt, die Kreditbewertung der meisten Versicherer auf eine mögliche Herabstufung zu überprüfen. Betroffen sind neben dem Branchenprimus Aviva etwa Prudential/Scottish Amicable, Legal & General und Standard Life. „Die Versicherungsindustrie hat weniger Möglichkeiten, Verluste abzufedern und geringere finanzielle Flexibilität, was sich kurzfristig auch nicht ändern wird“, warnt Moody’s.

      Während die Versicherer in Großbritannien an Ratings gewöhnt sind, ist die Situation in Deutschland eine andere: „Die Versicherungsbranche ist äußerst intransparent“, klagt der Autor der Fitch-Studie, Marco Metzler. Seine Daten beruhen daher ausschließlich auf veröffentlichten Geschäftszahlen – überwiegend aus dem Jahr 2001. Auch von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) wurde den Analysten keine Hilfe zuteil. Deren Berichte werden zu spät veröffentlicht.

      Metzler drängt auf Veränderungen: „Die Branche braucht ein vernünftiges Rating“, sagt der Autor der Studie. Das, was auf dem Markt sei, leide unter einem zu starken Fokus auf Renditegesichtspunkten. Vor allem in diesen schwierigen Kapitalmarktzeiten sei hingegen die Finanzkraft des Lebensversicherers für Kunden und Vermittler viel interessanter.

      Die Rating-Agentur Assekurata bewertet die Versicherer bereits seit längerem danach. Ihre Ergebnisse werden allerdings nicht automatisch veröffentlicht – da sie sich auf interne Unternehmensdaten stützen, haben die Kunden ein Vetorecht. So dringen meist nur gute Ratings an die Öffentlichkeit. Im Prinzip gilt das auch für die großen Ratingagenturen, wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch.

      Assekurata hat einen eigenen Weg gefunden, um die Renditeaussagen der Lebensversicherer kritisch zu durchleuchten – und zu veröffentlichen. Die Kölner haben zusammen mit der Fachhochschule eine fundierte Untersuchung an Hand externer Daten angestellt. „Dabei haben wir schon vor zwei Jahren festgestellt, dass die vollmundigen Prognosen der Versicherer nicht haltbar waren“, sagt Reiner Will, Assekurata-Geschäftsführer.

      Die Krise der Lebensversicherer ist also nicht neu. Sie geht einher mit der Krise an den Kapitalmärkten. Es hat sich gezeigt, dass die Assekuranz nicht so immun gegen Marktschwankungen ist, wie sie es seit Jahrzehnten darzustellen versucht. Die damit verbundenen Risiken sind dem Kunden jedoch nicht so bewusst, wie bei anderen Anlagen. Für ihn macht es aber einen enormen Unterschied, ob sein Aktienportefeuille Verlust abwirft oder ob seine Altersversorgung, die er später kaum noch anderweitig auffüllen kann, bröckelt.


      HANDELSBLATT, Montag, 11. November 2002, 19:40 Uhr
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 23:38:29
      Beitrag Nr. 1.246 ()
      Euro-Sentiment:



      Das Bullen-Lager schrumpft


      Die Importeure nehmen Gewinne mit

      gol Frankfurt - Der Euro konnte sich in der vergangenen Woche weiter deutlich befestigen und lag am Schluss mit 1,0130 Dollar nahe an seinem Jahreshoch. Mit Spannung konnte man daher auf die Umfrage warten, die, was die Brisanz der Ergebnisse betrifft, als kleine Sensation zu werten ist: Mittelfristige Akteure haben nämlich trotz der klaren Aufwärtstendenz den Euro immer noch nicht gekauft. Das Lager der Euro-Bullen reduzierte sich um 5 Prozentpunkte auf das Niveau vom 28. Januar, als der Euro mit 0,8630 Dollar nahe dem Jahrestief notierte. Kein Wunder also, dass der von Cognitrend erhobene Bull/Bear-Index einen kräftigen Rückgang im Optimismus verzeichnete.
      Die Exporteure untermauerten erneut ihre Absicht, den Euro möglichst "billig" - im Schnitt zu 0,9795 Dollar - kaufen zu wollen. Jedoch hat der Markt solche tiefen Korrekturen bislang nicht hergegeben. Doch es kommt noch schlimmer: Diejenigen unter den Akteuren, die sich in der glücklichen Lage sahen, noch auf Euro (Rest-)Beständen zu sitzen, haben diese aufgrund der hohen Kurse weiter reduziert. Hier wird das ganze Dilemma der Exporteure deutlich, die nunmehr schlechter als je zuvor auf einen weiteren Kursanstieg vorbereitet sind.

      Den Importeuren hingegen passte die jüngste Aufwärtsbewegung ausgezeichnet ins Konzept. Sie nahmen nicht nur Gewinne mit, sondern verzichteten sogar darauf, neue Engagements abzusichern. Die Gründe, warum mittelfristige Händler an ihrer Strategie festhalten, sind in erster Linie Zweifel am Stabilitätspakt kombiniert mit den Zinsentscheidungen der Fed und der EZB. Das zusammen lässt den Euro in einem negativen Licht erscheinen. Da sich an den Argumenten im Grunde genommen auch am Anfang dieser Woche nichts geändert hat, könnte dies der Anfang einer heftigen und von vielen im Ausmaß unterschätzten Euro-Rally sein.

      Avatar
      schrieb am 12.11.02 00:05:48
      Beitrag Nr. 1.247 ()
      Die Notenbanken machen in Crash-Zeiten eben immer den
      gleichen Fehler, sie pumpen Geld immer falsch in die
      Volkswirtschaft:

      Mein Vorschlag:

      Würden die Notenbanken 25 Prozent der Aktien eines jeden
      Wertpapierdepots zu eingem gewissen Stichtag bis zu einem
      Betrag, sagen wir mal von einer Mio aufkaufen, dann flösse
      Cash an die Aktionäre und die Notenbank erhielt zumindest
      einen gewissen Gegenwert; einen großen Anteil am Produktiven
      Volksvermögen. Einen Gegenwert, der genau dann steigt,
      wenn die Aktionäre das erhaltene Notenbankgeld wieder
      ausgeben.
      So aber pumpen die Notenbanken Geld in die Volkswirtschaften,
      ohne genau zu wissen wo es ankommt - meist kommt es bei
      den Falschen oder gar nicht an.
      Um eine Inflation zu vermeiden könnte man verlangen, daß
      das Geld auf Konten geparkt und nur sukzive verwendet werden
      darf. Es wäre also eine Art psychologischer Effekt, wenn
      das Depot von Bürgern und die Bilanz von Unternehmen/Pensions-
      fonds durch Cash-Bestände wieder schöner aussieht.

      Natürlich dürfte man so eine Aktion nur einmal machen -
      da die Leute sich sonst künftig darauf einstellen, im
      Gegensatz müßten die Notenbanken dann künftig die Geldmenge
      konservativer steuern und Blasen eher bekämpfen.

      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 00:26:52
      Beitrag Nr. 1.248 ()
      Rentenmarkt
      Japans Deflation scheint unaufhaltsam
      11. November 2002 Auch die Aussicht auf das jüngste Maßnahmenpaket der Regierung hat das alte Lied in Japan offenbar nur kurzzeitig unterbrochen - alles deutet auf eine Vertiefung der deflationären Situation hin. Am Montag fielen die Renditen am japanischen Rentenmarkt wieder auf ein Vier-Jahres-Tief zurück. Gleichzeitig stieg der Yen auf ein Zwei-Monats-Hoch gegenüber dem Dollar.

      Das verstärkt die Erwartungen, dass die Importpreise fallen und die Konsumentenpreise weiter drücken werden. Der Yen gewann bis 8.41 Uhr MEZ leicht auf 119,90 Yen pro Dollar, der fünfte Tagesanstieg in Folge. Die 1,1-prozentige Staatsanleihe bis 2012 stieg am Morgen um 0,318 auf 101,303 Prozent, was die Rendite um 3,5 Basispunkte auf 0,955 Prozent drückte, der niedrigste Wert seit dem 25. November 1998.

      Konsumentenpreise verfallen weiter

      Bis Ende des Jahres könnte die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen unter 0,9 Prozent fallen, meint Keisaku Ujihara: „Die Gewinne des Yen tragen zur Deflation bei, was gut für Anleihen ist“, sagt der Fondsmanager bei UFJ Asset Management, und wagt eine düstere Prognose: „Der Rückgang der Konsumentenpreise wird wahrscheinlich noch zwei oder drei Jahre lang anhalten.“

      Schon seit mehr als drei Jahren sinken die Konsumentenpreise (außer Nahrungsmitteln) in Japan, was die Anlage am Rentenmarkt und die von dort kommenden Zinszahlungen attraktiver macht. Im Oktober hatte die Bank of Japan einen Rückgang der Konsumentenpreise ex Nahrungsmittel um 0,7 bis 0,9 Prozent in diesem Fiskaljahr (bis 31. März) und um 0,4 bis 0,6 Prozent im kommenden Jahr ab 1. April prognostiziert. Entsprechend plädiert Notenbankgouverneur Masaru Hayami dafür, die Nahe-Nullzins-Politik weiterhin beizubehalten.

      Deflationsspirale dreht sich weiter

      Dass diese Maßnahme sowie die expansive Fiskalpolitik den Preisverfall seit April 1998 nicht aufhalten können, macht nicht nur Ökonomen in Japan ratlos, sondern sorgt auch bei Finanzmarktexperten in den USA und Europa für stete Unruhe - immer lauter wird der Streit zwischen denjenigen, die ein ähnliches deflationäres Szenario auch für diese Märkte erwarten, und denen, die auf die besonderen strukturellen Probleme Japans hinweisen.

      Beispielsweise trägt auch die seit sechs Jahren rückläufige Kreditvergabe der japanischen Banken zu den Kursgewinnen der Staatsanleihen bei. Nach Angaben der Bank of Japan vergaben die Banken im Oktober 4,9 Prozent weniger Kredite als noch ein Jahr zuvor, was den Geldfluss an Unternehmen und Verbraucher weiter einschränkt. Das treibt die Banken weiter dazu, ihre Mittel in Staatspapiere zu pumpen.

      Kehrseite dieser Medaille sind fallende Kurse am Aktienmarkt, da die Unternehmensgewinne weiter stagnieren und Aktien als Sachanlage in der Deflation unter Wertverlusten leiden. Mittelfristig scheint kein Ende dieser Spirale in Sicht: „Die ausstehenden Kredite gehen zurück und der Aktienmarkt purzelt, während die kurzfristigen Zinsen nahe Null sind“, resümiert Yasunari Ueno, Chiefvolkswirt bei Mizuho Securities. „Japanische Staatsanleihen sind die einzige Option für institutionelle Anleger.“
      [Faznet]
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 00:30:37
      Beitrag Nr. 1.249 ()
      Gastkommentar
      Am US-Immobilienmarkt droht die nächste Blase zu platzen

      Von John F. Wasik, Bloomberg News

      11. November 2002 Die Lage in einigen regionalen amerikanischen Immobilienmärkten weist ähnliche Überhitzungserscheinungen auf wie beim Nasdaq-Index im März des Jahres 2000. Hier hat sich die nächste Blase gebildet, die kurz vor dem Platzen steht. Wenn die flaue Investitionstätigkeit und die schwachen Konsumausgaben die US-Wirtschaft weiter nach unten ziehen, werden die Immobilienpreise ins Rutschen geraten.

      Es gibt eine ganze Reihe von Warnsignalen, dass es gerade jetzt riskant ist, auf den privaten Wohnungsbau zu setzen. Mehrere Konjunkturindikatoren signalisieren, dass die USA aus dem Konjunkturtief noch nicht heraus sind. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal nur mit einer Jahresrate von 3,1 Prozent. In einer Umfrage von Bloomberg News hatten Ökonomen eine Steigerung von 3,7 Prozent prognostiziert. Auch der rückläufige Auftragseingang in der Industrie und das schwache Verbrauchervertrauen, das sich auf einem Neun-Jahres-Tief befindet, trüben die Konjunkturperspektiven ein.

      Arbeitslosigkeit beeinträchtigt Immobilienmarkt

      Die konjunkturellen Makrotrends in persönliche Investmententscheidungen umzumünzen, ist immer schwierig. Das wichtigste hierbei ist, dass lokale Entwicklungen am Immobilienmarkt eine zentrale Rolle spielen. Beispielsweise wurden allein im Oktober 7.600 Stellenstreichungen pro Tag angekündigt, berichtet die Personalagentur Challenger, Gray & Christmas. Wenn lokale Arbeitgeber in größerem Maße entlassen, hat das immer starke Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Hausbesitzer, die seit einem Jahr oder länger arbeitslos sind, dürften eher ihr Heim verkaufen. Wenn das in größerem Rahmen passiert, geraten die lokalen Immobilienpreise ins Wanken.

      Nachdem die privaten Haushalte den Wert ihrer Aktienpensionssparpläne im Zuge der Börsenflaute schwinden sahen, setzten sie auf Immobilien. Aber sie haben dort zu viel investiert. Infolgedessen hat sich bei etwa einem Dutzend lokaler Immobilienmärkte eine Blase gebildet, die zu platzen droht.

      Wie ermittelt man eine Immobilienblase?

      Die staatliche Agentur Office of Federal Housing Enterprise Oversight (OFHEO) berichtet, dass es bis zum 30. Juni in 20 Märkten für Wohnimmobilien Preiserhöhungen von elf bis 15 Prozent gab. Die fünf Spitzenmärkte waren Yolo in Kalifornien, Barnstable/Armouth in Massachusetts, Santa Barbara in Kalifornien, Nassau-Suffolk in New York und Fort Lauderdale in Florida.
      Hat sich in diesen Märkten nun eine Blase gebildet? Um das zu beurteilen, hilft die Frage: Sind die Immobilienpreise in der Region sehr viel schneller gestiegen als neue Arbeitsplätze geschaffen wurden oder die Investitionen der Unternehmen zunahmen? Liegt sie über der jährlichen Preissteigerungsrate von 6,48 Prozent bei Wohnimmobilien, wie von der OFHEO ermittelt?

      Laut Martin Weiss, Präsident der Marktforschungsfirma Weiss Research, sind jene Immobilienmärkte am stärksten gefährdet, in denen ein Ungleichgewicht zwischen steigenden Hauspreisen und schwachem Arbeitsmarkt herrscht. „Die Preise dürften in den Märkten ins Rutschen geraten, wo die stärksten Überhitzungserscheinungen zu sehen sind", erklärt er.

      Rekordverschuldung privater Haushalte

      Die niedrigeren Hypothekenzinsen haben paradoxerweise dazu geführt, dass Millionen von Haushalten nicht weniger, sondern mehr verschuldet sind. In den letzten zwei Jahren haben sie über Refinanzierungen zu niedrigeren Zinsen Kapital im Volumen von 139 Milliarden Dollar freigesetzt, das in den Konsum fließen konnte, geht aus den Daten von Freddie Mac hervor. Die Verschuldung der Privaten Haushalte ist im dritten Quartal auf den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg angeschwollen, berichtet Paul Kasriel, Leiter Wirtschaftsanalyse bei Northern Trust Bank. Damit sind Millionen von Haushalten trotz der niedrigen Kreditzinsen bis zur Grenze verschuldet.

      „Die Federal Reserve hat die Haushalte ermutigt, sich weiter zu verschulden und in Immobilien zu investieren", kritisiert Kasriel. Hingegen haben Immobilienkreditnehmer, die ihre Verschuldung reduzieren, mehr Flexibilität. Sie können es sich früher leisten, weniger zu verdienen und sind außerdem in jüngeren Jahren schuldenfrei.

      Egal, was für ein Konjunkturpaket der amerikanische Kongress verabschieden wird, viel größere Auswirkungen auf das Leben der Amerikaner hat die persönliche Verschuldungslage.

      Text: Bloomberg
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      schrieb am 12.11.02 00:36:15
      Beitrag Nr. 1.250 ()
      Fonds-Sparpläne


      Anleger im Tal der Tränen

      Die Börsen-Baisse hat Aktienfonds-Anlegern zum Teil drastische Verluste gebracht. Selbst Fonds-Sparpläne sind fast auf Sparbuch-Niveau gesunken.
      Von Heinz-Josef Simons



      (SZ vom 12.11.2002) — „Hin und her macht Taschen leer“ – auch aus Kostengründen sind schnelle Aktiengeschäfte oft wenig sinnvoll. Deshalb und aus Eigennutz raten Fondsgesellschaften zum Abschluss von Aktienfonds-Sparplänen.

      Dadurch lasse sich das lästige Timing-Problem, also das Abpassen des günstigsten Zeitpunkts für Kauf und Verkauf, vermeiden, heißt es. Allerdings treffen auch Profis den besten Zeitpunkt so gut wie nie.

      „Tatsache ist, dass Anleger in den Jahren 1995 bis 2001, obwohl die Kurse für diesen Zeitraum per saldo aufwärts zeigten, im Vergleich zum Dax massiv Geld verloren haben. Der Grund war das schlechte Timing“, sagt Heinrich Morgen, Berater des Aktienfonds Morgen Portfolio Universal.

      Das Timing ist wichtig

      Anleger hätten bei Fonds-Sparplänen diesen Stress nicht, meinen Befürworter dieser Anlageform, allen voran der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI, vormals Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften), die Lobby-Vereinigung der hiesigen Fondsgesellschaften.

      Als wichtigster Grund für die vermeintliche Überlegenheit des Sparplans gegenüber der einmaligen Anlage einer größeren Summe wird auch immer wieder der so genannte Cost-Average-Effekt angeführt: Wer ungeachtet der jeweiligen Kurstendenz regelmäßig Geld einzahlt, erwischt zwar selten den besten Zeitpunkt, senkt aber die durchschnittlichen Anlagekosten gegenüber jemandem, der zum falschen Zeitpunkt einen größeren Betrag einsetzt.

      Für die Vergangenheit hat diese Argumentation auch geholfen. Bis Ende Juni 2001 waren die die Ergebnisse bei Sparplänen recht beeindruckend. Wer etwa im Zehnjahres-Zeitraum von Mitte 1991 bis Ende Juni 2001 monatlich 50 Euro in einen Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland investierte, konnte im Schnitt 12,76 Prozent Rendite erzielen. Aus 6000 Euro Einzahlung wurden so am Ende 11676 Euro.

      Aktienfonds mit Sparbuch-Rendite

      Allerdings waren damals schon die Unterschiede zwischen dem besten und dem schlechtesten Fonds beträchtlich (Kasten). Doch mittlerweile sind aus den prima Prozenten recht mickrige Renditen auf Sparbuch-Niveau oder gar Verluste geworden.

      „Langfristig ist an den Aktienmärkten länger als wir bislang dachten“, kommentiert BVI-Sprecher Andreas Fink den drastischen Einbruch bei der Wertentwicklung von Mitte vergangenen Jahres bis Ende September 2002.

      So rasierte der Crash die Sparplan-Rendite von Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland bis auf minus vier Prozent im Zehnjahres-Zeitraum. Diese ernüchternde Zahl nennt der BVI. Im Schnitt brachten 6000 Euro Einzahlung ein Ergebnis von nicht einmal 5000 Euro.

      Fleißige Sparer haben draufgezahlt

      Anfang Juli stand der deutsche Aktienindex Dax bei gut 4000 Punkten, mittlerweile, nach einem Abtaucher auf 2500 Punkte, liegt er immer noch ein Viertel niedriger. Folge: Das dritte Quartal hat Sparplan-Investoren mit Vorliebe für deutsche Aktien wieder ordentlich Geld gekostet.

      Jetzt können Anleger, die vor zehn Jahren ihre Raten-Strategie begonnen haben, schon froh sein, wenn wenigstens das eingezahlte Geld noch voll erhalten ist. Wer in längeren Zeiträumen von etwa 35 Jahren denkt, hat per Ende September mit einem Sparplan nur noch eine Rendite von knapp sieben Prozent erzielt.

      Clevere Strategien schützen nicht vor Verlusten

      Zur Jahresmitte 2001 waren es knapp elf Prozent gewesen. Das zeigt deutlich, wie eine unerwartet lange Baisse auch die an sich sinnvolle Sparplan-Strategie über den Haufen werfen kann.

      Außerdem ist längst nicht sicher, ob sich die Aktienmärkte in den nächsten zwei oder drei Jahren wieder fangen, um die Verluste wenigstens teilweise zu kompensieren.

      Aktienfonds sind kein Dauerhit

      Die Lehre aus der momentanen Leere: „Ein 25-Jähriger sollte nicht ein Leben lang auf Aktienfonds setzen, sondern deren Anteil mit zunehmendem Alter zu Gunsten von stabileren Renten- und Offenen Immobilienfonds reduzieren“, empfiehlt Andreas Fink vom BVI.

      Eine gängige Faustformel besagt, dass der Anteil von Risikopapieren wie Aktien und Aktienfonds sich aus der Formel 100 minus Lebensalter ergibt. Aber diese Lebensphasenquote kann immer noch zu hoch sein, wie die vergangenen knapp drei Jahre beweisen.
      (sueddeutsche)
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 00:38:29
      Beitrag Nr. 1.251 ()
      Kommentar: Deutsches Un-Wesen

      Reinhard Göweil über ein in Wirklichkeit europäisches Problem.


      reinhard.goeweil@kurier.at
      11.11.2002, 16:07:19

      Wer in den vergangenen Monaten die Kursentwicklung des Deutschen Aktienindex verfolgt hat, wird erkennen, dass es im jeweiligen Tagesverlauf kurz nach zehn Uhr und dann wieder gegen 16 Uhr Knicke nach unten gegeben hat: Die Zeitverschiebung fördert zu Tage, dass britische und amerikanische Großinvestoren das Vertrauen in deutsche Aktien verloren haben, und die Papiere verkaufen, egal was es kostet. Die jüngsten ökonomischen Daten untermauern noch das gloriose Scheitern der „Deutschland AG“: Ein Budgetdefizit von 3,8 Prozent, ein nur unter Lupe zu sehendes Wachstum, steigende Lohnnebenkosten und die Wahl, entweder Mehrwertsteuer oder Vermögenssteuern zu erhöhen.

      Dass „Schwarz-Blau“ hier zu Lande wahlbedingt Häme über die rot-grüne Regierung in Berlin ausschüttet, ist politisch verständlich. Ökonomisch ist das eine ungenügende Reaktion, denn die Schwäche Deutschlands ist auch eine Schwäche Europas (und vor allem Österreichs). Es wäre jeder gut beraten, dem größten Land Europas viel Erfolg bei der Bewältigung der Krise zu wünschen. Natürlich geht ein Teil der Misere auf das Konto „Wiedervereinigung“. Nun kommt erschwerend der Schröder’sche Stillstand in der Sozialpolitik und eine völlig daneben gegangene Steuerreform dazu.

      Österreichs Firmen, die immer noch die Hälfte des grenzüberschreitenden Handels mit deutschen Partnern abwickeln, können sich im Moment auf die Schulter klopfen. Das noch stärkere Engagement in Osteuropa fängt die Rückgänge einigermaßen auf.

      Die fundamentale Krise der „Deutschland AG“ (die viele Firmen in Österreich erworben hat) hat aber noch andere Auswirkungen: Es kann niemandem egal sein, wenn deutsche Eigentümer großer heimischer Banken, Telekoms und Industrien in Schieflage geraten. Daher ist zu hoffen, dass sich Deutschland rasch erholt (egal, wer gerade wo regiert).
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 02:02:58
      Beitrag Nr. 1.252 ()
      USA, das große Schuldnerland: Die "sieben fetten Jahre" zu Ende

      Der Rest der Welt - auch viele ärmere Länder - haben in den vergangenen Jahren Amerikas Millionäre finanziert. Das kann nicht ewig so weiter gehen.


      VON ERICH W. STREISSLER


      Nach den Konzepten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung - sie sind international verbindlich - entspricht einem Überschuß der Ersparnisse über die Investitionen eines Landes notwendigerweise ein Leistungsbilanzüberschuß, also ein Überschuß der Exporte über die Importe, und umgekehrt einem Spardefizit im Verhältnis zu den Investitionen notwendigerweise ein Leistungsbilanzdefizit. Bei diesen Definitionen umfassen die Ersparnisse sowohl die der privaten Wirtschafter wie die der öffentlichen Haushalte; gleiches gilt für die Investitionen. Eine Variante dieses Zusammenhanges ist das sogenannte "Zwillingsdefizit": Sparen die Privaten genau im Ausmaß der privaten Investitionen, so muß einem Budgetdefizit, also einem staatlichen Entsparen, genau in gleichem Maße ein Leistungsbilanzdefizit entsprechen. Ein solches Zwillingsdefizit war kennzeichnend für die Vereinigten Staaten in der zweiten Hälfte der 80er Jahre. Nach genau diesem Rezept verschwand auch in Österreich mit der Budgetsanierung 2001 das seit 1995 beharrliche Leistungsbilanzdefizit.


      In den letzten Jahren, insbesondere seit 1999, geschah jedoch in den USA ein Wunder: In der pro Kopf reichsten Wirtschaft der Welt sparten die privaten Haushalte so gut wie überhaupt nicht mehr. Bei der sehr ungleichen Einkommensverteilung der USA erstaunt es nicht, wenn die unteren 60 Prozent der Einkommensempfänger meinen, nicht sparen zu können; aber daß die international gesehen besonders gut verdienende Schicht der obersten 20 Prozent der USA seit 1999 so gut wie nicht mehr spart, muß verwundern. Die wohlhabenderen US-Bürger glaubten, infolge der hohen Wertsteigerung ihrer Aktien nicht mehr sparen zu müssen. Doch seit dem Vorfrühling des Jahres 2000 ist die Kurssteigerung Geschichte. Längerfristig gesehen zweifelhaft ist auch der nur durch die ungewöhnlich niedrigen Zinsen bewirkte Höchststand der US-Immobilienpreise, welcher die Eigentümer zu massiver Belehnung von Häusern ermutigte.


      Wie dem auch sei: Der inzwischen zum reinen Konsumboom verkommene Aufschwung der Vereinigten Staaten führte nach neuesten Zahlen im Jahr 2000 zu einem Leistungsbilanzdefizit von 4,2 Prozent des Bruttoinlandeinkommens, im Jahr 2001 von 3,9 Prozent, und, wenn der Konsum im vierten Quartal des heurigen Jahres nicht völlig einbricht, wohl für 2002 zu kaum weniger. Nach eben diesen neuesten Zahlen waren die USA bereits 2001 im Ausland mit etwa 20 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts verschuldet.


      Die USA erwirtschaften ein Drittel der weltwirtschaftlichen Leistung. Wenn sie ein Leistungsbilanzdefizit von vier Prozent verbuchen, so ist das nur möglich, wenn der doppelt so große Rest der Welt um zwei Prozent seines Sozialprodukts mehr spart als investiert, wenn also insbesondere Japan, aber auch Europa, ganz zu schweigen von den Fluchtgeldanhäufern in Rußland und Südamerika, den US-Bürgern ebensoviel geliehen haben. Hauptsächlich haben sie US-Aktien und Schuldverschreibungen gekauft, und zwar im Jahr 2000 zu 111 Prozent des US-Leistungsbilanzdefizits, und 2001 zu 104 Prozent (andere Posten waren Gegenposten). Wenn die USA per Saldo mit 20 Prozent ihres Sozialprodukts gegenüber dem Rest der Welt verschuldet sind, so hat der Rest der Welt ihnen im Ausmaß von zehn Prozent seines eigenen Sozialprodukts Kapitalgüter abgekauft oder ihnen geliehen oder einfach grün bedrucktes Papier, genannt Dollar, zu hohem Preis abgenommen. Das geht nur so lange, wie die Japaner in Japan so gut wie keine Zinsen erhalten und obendrein der Solvenz ihrer eigenen Banken mißtrauen; oder so lange, wie es ebenso große, zur Kapitalflucht ermutigende Finanzkatastrophen in den Entwicklungsländern gibt wie in den letzten Jahren; oder so lange, wie die Europäer nicht lieber die Budgetdefizite der Deutschen finanzieren als den Konsumhunger der Amerikaner stillen.

      Die nunmehr sieben fetten Jahre - fett vor allem für die USA - zeitigten das historisch ungewöhnliche Schauspiel, daß die Bürger relativ ärmerer Länder den Wohlhabendsten gerade in der reichsten Nation ihr Geld andienten. Leistungsbilanzdefizite sind ja Kapitalaufnahmen. Desperaten Finanzanlageberatern wäre also der sicher richtige Werbespruch vorzuschlagen: Spare und veranlage das Gesparte in US-Aktien, dann unterstützt du hilfsbedürftige amerikanische Millionäre.


      Erich Streissler ist emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien.



      11.11.2002 Quelle: Print-Presse

      http://www.diepresse.com/default.as...rt=ei&id=320583
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 22:09:22
      Beitrag Nr. 1.253 ()
      US: CEOs sind sehr pessimistisch


      Die Vorstandschefs der US-Unternehmen zeigen sich sehr pessimistisch, was eine Erholung der Wirtschaft anbelangt. Die meisten Chefs verlassen sich nicht mehr darauf, dass ein robustes Wachstum in naher Zukunft zurückkehren werde. Die meisten planen keine Erhöhung der Investitionsbudgets im nächsten Jahr, so das Ergebnis einer Studie des Business Roundtable.

      „Die Konjunkturerholung in unserem Land war in der jüngsten Vergangenheit nicht stark oder nachhaltig,“ sagt John T. Dillon, Vorstand des Business Roundtable. „Dieser Bericht macht uns Sorgen, was die Arbeiter in Amerika und die gesamte Wirtschaft anbelangt.“

      60 Prozent der Unternehmer planen Entlassungen, während nur 19 Prozent Investitionen erhöhen wollen.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 22:18:11
      Beitrag Nr. 1.254 ()
      Warnung!

      President Bush hat nach seinem Wahlsieg nur eine Ambition, den Krieg gegen den Irak zu vollführen. Die heutige Ausgabe der verschärften UNO-Resolution soll eine gravierende Warnung an den irakischen Führer darstellen. Im Falle einer Nichtbeachtung der UNO-Beschlüsse kann Bush einen Angriff auch ohne ein Mandat ausführen.

      Ein Krieg gegen den Irak hat fatale Implikationen für die freie Welt.

      Es muß mit verstärkten Terroranschlägen weltweit gerechnet werden. Die Volkswirtschaften würden erhebliche Einbußen erleiden und die Aktienmärkte würden einen unangenehmen CRASH erfahren.

      Die USA haben es in Wirklichkeit auf die Ölreserven des Irak abgesehen. Der Krieg ist ein Vorwand um dorthin zu gelangen.

      Dunkle Wolken ziehen auf und ein unberechenbares Gewitter wird sich entladen. Bleiben Sie alarmiert!
      (evotrade)
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 22:21:58
      Beitrag Nr. 1.255 ()
      Editorial: Deflation - inzwischen bekannt aber noch lange nicht verstanden (12.11.2002)

      Der Begriff Deflation nimmt nun auch in Westeuropa seinen Weg in die Finanzberichterstattung und in die Leitartikel. Es hat lange gedauert, und dies lässt vermuten, dass zunächst niemand so recht wusste, was darunter zu verstehen sei. Dieses Phänomen umfassend zu begreifen, ist wohl deshalb so schwer, weil all jene, dies es in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts besonders in Deutschland bewusst erlebt und durchlitten haben, inzwischen ausgestorben sind.

      Nach Lage der Dinge haben die Medien inzwischen dafür gesorgt, dass der Begriff Deflation weithin bekannt ist. Für die Finanz- und die Rohstoffmärkte könnte damit ein bedeutender Schritt zur Bewältigung des Phänomens getan sein. Das meinen nicht wenige Kommentatoren. Sie beziehen sich auf die bekannte Devisen, dass das, was die Märkte bereits wissen, nicht mehr überraschen und damit keine krass widrigen Folgen mehr haben kann. Der dazu passende Börsianerspruch lautet: Was jeder weiß, ist es nicht wert zu wissen.

      Wir halten wenig von dieser Interpretation. Wir bestreiten nicht, dass der Begriff Deflation inzwischen weithin bekannt ist. Doch wir bezweifeln, ob er und seine vielschichtigen Folgen auch verstanden werden.

      Wohlgemerkt: Im Euroraum gibt es noch im Gegensatz zu mehreren asiatischen Ländern keine Deflation. Doch es sind deflationäre Tendenzen zu erkennen.

      Das Tückische an der Deflation ist, dass sie sich als hartnäckig erweist und mit fortschreitender Zeit nur langsam um sich greift. Dieser schleppende Prozess, der einer epidemischen Ansteckung gleicht, wird, wie es derzeit zu beobachten ist, tatsächlich von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen. Doch je mehr Zeit verstreicht, desto mehr lassen das Interesse und die Vorsorgemaßnahmen nach. Dann kommt der nächste, schon gefährlichere deflationäre Schub, der etwas Nervosität hervorruft. Aber auch der ist bald vergessen. Und so weiter und so weiter.

      Bis das Phänomen verstanden ist, steht es schon in voller Blüte, und dann es ist es zum Reagieren zu spät. Doch so weit sind wir gottlob noch nicht. Es bleibt noch ausreichend Zeit zur Vorsorge. Und die lautet: Hoch liquide bleiben und Sachwerte vor allem bei der Kapitalanlage meiden. Wer Rohstoffe produziert, sollte sie grundsätzlich so früh wie möglich verkaufen oder vorausverkaufen. Wer Rohstoffe verarbeitet, sollte grundsätzlich so spät wie möglich einkaufen und so früh wie möglich verkaufen sowie sehr genau darauf achten, ob der Abnehmer auch zahlt.

      Das alles klingt wie Selbstverständlichkeiten aus dem Grundhandbuch für Kaufmannlehrlinge. Doch künftig müssen die Regeln penibel und ohne opportunistische Zugeständnisse verfolgt werden.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 23:09:01
      Beitrag Nr. 1.256 ()
      Dienstag, 12. November 2002

      Autobranche stagniert, immer noch meiden

      von Jochen Steffens

      Nur ganz kurz, ich hatte Sie mehrfach vor der Autobranche gewarnt. Heute teilte der Verband der Automobilindustrie mit, dass sich der Oktober bezüglich Absatz, Produktion und Export wieder rückläufig zum Vorjahreszeitraum entwickle. Im September hatte sich noch eine leichte Erholung angedeutet. Besonders wies der Verband auf die geplanten Steuermaßnahmen der Bundesregierung hin, darunter eben auch die 50 % höhere Besteuerung von Firmenwagen, die sich deutlich negativ auf die Branche auswirken könnte. Also, mein Statement, die Autobranche zu meiden, bleibt bestehen und es wird da noch schlimmer kommen.

      ________________________________

      Wiederholt sich die Geschichte?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Diese Frage stellte eine Schlagzeile bei CNNMONEY. Die Mainstream-Presse beginnt, Parallelen zwischen Japan und den USA zu entdecken. Ich habe einige dieser Parallelen beim Namen genannt, als ich auf der "New Orleans Investment Conference" gesprochen habe:

      Zwischen 1971 und 1985 sind die japanischen Aktien um 500 % gestiegen. In den dann folgenden Jahren bis 1990 stiegen sie sogar noch schneller – sie verdreifachten sich in 5 Jahren.

      Die Wall Street folgte diesem Muster mit 10 Jahren Verzögerung: Die Aktien stiegen dort zwischen 1981 und 1995 um 500 % – und sie verdreifachten sich in den 5 folgenden Jahren bis 2000.

      Ab Januar 1990 fielen die japanischen Aktien. 18 Monate später hatten sie 30 % an Wert verloren.

      Ab Januar 2000 (es hängt davon ab, welchen Index man heranzieht) begann auch in den USA der Bärenmarkt. 18 Monate später notierten die Aktien ebenfalls 30 % tiefer. Die japanischen Konsumenten haben sich niemals so stark wie die amerikanischen Verbraucher verschuldet, aber der Trend ging in die gleiche Richtung. Die Sparrate fiel in Japan während des Booms um 10 Punkte, von rund 20 % auf 10 %. In den USA fiel die Sparrate ebenfalls um 10 Punkte: Von rund 10 % auf fast Null. In beiden Ländern haben Unternehmen und Konsumenten so viele Schulden wie nie zuvor aufgenommen.

      "Was heute passiert, ist kein Mysterium", so Doug Casey auf der Konferenz, auf der auch ich sprach. "Der US-Präsident und die Fed haben die Konsumenten ja dazu angespornt, um jeden Preis zu konsumieren, um die Wirtschaft am Laufen zu erhalten. Dieses Anspornen war so schlecht, dass man es fast schon kriminell nennen könnte."

      "Ich sage Ihnen, wie man wirklich reich wird. Nicht durch Konsumieren, sondern durch Sparen. Man produziert etwas, um einen Umsatz zu erzielen. Und man gibt Geld aus, um zu leben. Die Differenz ist das, was den Reichtum einer Person ausmacht."

      "Wenn ich mir eine Million Dollar leihen würde und diesen Batzen konsumieren würde, dann würde mein Lebensstandard sicherlich steigen. Aber wenn ich diese Schulden zurückzahlen muss, dann wird man Lebensstandard sinken ..."

      "Und die Amerikaner sind jetzt an dem Moment angekommen, an dem sie ihre Schulden zurückbezahlen müssen."

      Sowohl in Japan als auch in Amerika wurden die Spekulationsblasen mit den üblichen "rationalen" Erklärungen begründet. 1989 waren alle Japaner wirtschaftliche Genies. 10 Jahre später waren die amerikanischen Vorstandsvorsitzenden wie Jack Welch, Jeff Bezos und Robert Kozlowski die neuen Genies, und Investoren, die deren Aktien gekauft hatten, hielten sich für cleverer als Warren Buffett.

      Und sowohl in Japan als auch in den USA waren weder die Öffentlichkeit noch die "Experten" darauf vorbereitet, was nach dem Boom passieren würde. "Es ist nur ein temporärer Slowdown", so die Analysten in Japan 1991. "Bis zum Sommer wird diese Korrektur beendet sein", so die "Experten" in den USA 2001.

      Aber die Aktien sind nicht mit einem Schlag deutlich gefallen und dann im Keller geblieben. Stattdessen gab es immer wieder kleine Rallyes – jede half mit, die Investoren zu überzeugen, doch noch die eigenen Aktien zu halten.

      "Wenn man sich die Charts der klassischen Spekulationsblasen-Aktien ansieht, dann findet man fast überall das gleiche Muster", so Ian McAvity in seiner Rede auf der genannten Konferenz. "Derzeit sieht es so aus, als ob sich eine kraftvolle Rallye entwickeln könnte, die 6 bis 9 Monate anhalten könnte. Und deshalb sehen wir an der Wall Street derzeit auch den Beginn dieser Rallye."

      "Aber vergessen Sie nicht, das ist eine Bärenmarktrallye. Das Top der nächsten 6 bis 9 Monate wird wahrscheinlich das Top der nächsten 10 Jahre sein."
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 23:10:49
      Beitrag Nr. 1.257 ()
      Dienstag, 12. November 2002

      Eindrücke von einer Investment-Konferenz

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Letzte Woche zeigte der Aktienmarkt wieder einmal, dass Vorfreude besser ist als das tatsächliche Eintreten eines Ereignisses. Zu Beginn der Woche stiegen die Kurse noch, weil die Investoren auf die Ergebnisse der US-Wahlen und den Zinsschritt der Fed warteten. Aber sobald beides eingetreten war, fielen die Kurse wieder.

      Obwohl die Republikaner überraschend deutlich gewannen – was wegen der damit abgewendeten Blockade von Reformvorhaben positiv gesehen werden könnte – und die Fed die Leitzinsen überraschend stark gesenkt hatte, gingen die Indizes nur mit minimalen Kursgewinnen aus der Woche. Der Dow Jones konnte im Wochenverlauf per saldo gerade einmal 20 Punkte zulegen, der Nasdaq einen einzigen Punkt.

      Der US-Dollar fiel unter die Parität zum Euro. Gold kletterte über die Marke von 320 Dollar.

      "Das ist der Boden für den Goldpreis", so Doug Casey auf der Konferenz in New Orleans, über die schon mein Kollege Bill Bonner berichtet hat. "Der Goldpreis wird nicht durch die Decke gehen – er wird bis zum Mond steigen!"

      Casey begründet seine Prognose mit dem seiner Ansicht nach notwendigen Verfall des Dollar-Kurses. Dass Casey Dollar-Pessimist ist, ist bekannt. Aber mittlerweile finden sich auch normalerweise unverbesserliche Dollar-Optimisten wie Sir John Templeton im Lager der Dollar-Pessimisten. Er sprach via Satellit auf der Konferenz (von seinem Haus auf den Bahamas), und bezeichnete den drohenden Absturz des Dollar als die größte Gefahr für die US-Wirtschaft.

      "Das größte Risiko für die US-Wirtschaft liegt im Leistungsbilanz-Defizit", warnte Templeton. "Kein Land hat jemals zuvor so lange ein so hohes Defizit in der Leistungsbilanz gehabt. Wenn die Ausländer – die das finanzieren – nervös werden, könnten sie den Dollar aggressiv verkaufen, und das Ergebnis könnte katastrophal sein."

      Neben Bill Bonner und Addison Wiggins war auch ich auf der Konferenz in New Orleans. Diese Konferenz dauerte 4 Tage, und es gab jede Menge Vorträge. Aber egal, wer der Sprecher war – ein Thema kam immer wieder auf: Der Dollar hat Probleme.

      Am ersten Morgen der Konferenz sprach Bill Bonner, der über die "positive Seite" des Dollar-Verfalls sprach: Der Goldpreis wird steigen! Bill sagte seinen Zuhörern, dass sie "immer die positive Seite sehen sollten ... wie er selbst."

      Dann wurde er vorsichtig: "Ich denke, dass die USA in den nächsten 10 Jahren wahrscheinlich in die Fußstapfen von Japan treten werden. Die US-Volkswirtschaft wird es schwer haben, deutlich wachsen zu können, und die Aktienmärkte werden weiter absacken. Aber lassen Sie mich auch die positiven Seiten dieser Entwicklung aufzeigen. Eine Rezession hat auch Vorteile. Während der Weltwirtschaftskrise konnte man in den besten Restaurants in New York ohne Reservierung einen Tisch bekommen."

      Bill meint, dass der Dollar in der kommenden Dekade dramatisch an Wert verlieren wird. Das Positive daran: "Ein fallender Dollar ist großartig für den Goldpreis!"
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 23:22:05
      Beitrag Nr. 1.258 ()
      WestLB: Versicherer verlassen die Börse


      Die deutschen Lebensversicherer werden sich nach Ansicht von Experten von den Börsen zurückziehen müssen. Angesichts des Rückgangs von Risikokapital um über 75 Prozent seit 2000 werden künftig nur Aktienquoten zwischen fünf und zehn Prozent gefahren werden können, schreiben die Analysten der WestLB Panmure in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.




      vwd DÜSSELDORF. Nachdem die reine Aktienquote 2001 bei 16 Prozent gelegen habe, sei aktuell von neun Prozent auszugehen. Von den börsennotierten Versicherungsgesellschaften hätten Mannheimer und die deutsche Axa das geringste Risikokapital und müssten künftig vorrangig Fondspolicen verkaufen.

      Die Allianz Leben sei nicht mehr Marktführer in der Kapitalstärke, stehe aber noch gut da. Dank ihrer sehr starken freien Rückstellung für Beitragsrückerstattung könne die Münchener-Rück-Gruppe mit den Erstversicherern der Ergo Versicherungsgruppe AG die gegenwärtige Krise gut überstehen, urteilen die WestLB-Analysten weiter. Sollten Axa und Mannheimer kein zusätzliches Eigenkapital erhalten, wären sie gezwungen, das Neugeschäft mit kapitalbildenden Lebensversicherungen einzustellen. Dies wäre im Hinblick auf die aktuellen Steuerpläne ein enormer Wettbewerbsnachteil, sagte Chefanalyst Carsten Zielke.

      Studie: Nettoverzinsung beträgt 2002 nur noch drei Prozent

      Den Lebensversicherten selbst droht die kräftige Kürzung der Verzinsung ihrer Sparanteile. Die WestLB Panmure rechnet auf absehbare Sicht nur noch mit Überschussbeteiligungen zwischen 4,5 und 5,5 Prozent; das wären bis zu zwei Prozentpunkte weniger als für 2002 in Aussicht gestellt. Da die Versicherungsaufsicht jetzt erstmalig die Höhe der Überschussbeteiligung kontrolliert, sei davon auszugehen, dass die Unternehmen diese Verzinsung sehr vorsichtig berechneten. Den Versicherern fehlten die Gewinne aus dem erfolgreichen Handel mit Aktien. Daher werde die durchschnittliche Nettoverzinsung 2002 nur noch drei (5,7) Prozent erreichen.

      Die stillen Reserven, also der Unterschied zwischen Buch- und Marktwert von Kapitalanlagen, sind nach Einschätzung der Düsseldorfer Analysten von ursprünglich 41,7 Mrd EUR im Jahr 2000 auf 1,5 Mrd EUR gesunken. Infolge der gesetzlichen Milderung des einst strengen Niederstwertprinzips durch den Paragraphen 341 b HGB habe die Mehrzahl der Gesellschaften sogar stille Lasten. Das bedeutet, dass die Kapitalanlagen zu höheren Preisen in den Bücher stünden, als bei einem Verkauf tatsächlich erlöst würde.

      "Die Lage ist ernst, die Unternehmen stehen aber nicht vollkommen unter Wasser", sagte Zielke. Schließlich habe die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) rechtzeitig reagiert, als sie bei mehreren Unternehmen Stresstests anordnete.

      Kräftige Verkäufe nach dem 20. Dezember

      Wegen dieses Wegfalls von Risikokapital würden die Aktienquoten in der nächsten Zeit nicht hoch gefahren. Bei ihrer prognostizierten Aktienquote unterstellen die WestLB-Experten, dass sich die hohen Volatilitäten wieder normalisieren. Bleibe der Kapitalmarkt so volatil wie im dritten Quartal, dürfte die Aktienquote allenfalls noch 2,5 Prozent ausmachen. Für die derzeit gehaltenen Aktien reicht das Risikokapital nur deshalb, weil ein Großteil der Engagements mit Futures gehedgt ist. Diese liefen aber am 20. Dezember aus. Danach könnte es wegen des Paragraphen 341 b und der Höhe des Risikokapitals zu kräftigen Verkäufen kommen.

      Weiteren Verkaufsdruck erwartet Zielke durch die Novellierung und mehr oder weniger branchenweite Einführung des Rechnungslegungsstandards IAS, der bei der gegenwärtigen Höhe des Risikokapitals keine Aktienengagements zulasse. Wie in den USA, würden die Versicherer dann auch hier eher in Corporate Bonds investieren müssen.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 12. November 2002, 16:39 Uhr
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 23:30:19
      Beitrag Nr. 1.259 ()
      Konjunkturerwartungen brechen ein

      ZEW-Finanzmarkttest lässt fast keine Zuversicht mehr erkennen


      ks Frankfurt - Die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktakteure nähern sich immer mehr dem Nullpunkt. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland ermittelte Erwartungsindex fiel im November von 23,4 auf 4,2 Punkte. Der Frühindikator wird gebildet aus der Differenz der positiven und negativen Einschätzungen der vom ZEW befragten 312 Analysten und institutionellen Anleger über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten ...
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 00:19:36
      Beitrag Nr. 1.260 ()
      Weiter im "Tal der Tränen"

      Börsenexperte warnt vor Weltwirtschaftskrise und Pleitewelle - Rat zu konserativen Anlageformen


      Die Durststrecke an den internationalen Börsen ist noch nicht vorbei.

      Salzburg - "Wir müssen weiter ein Tal der Tränen durchlaufen." Diese wenig erfreuliche Prognose für die Entwicklung der Börsen wagte der Börsenspezialist Roland Leuschel am Freitag bei einem Pressegespräch anlässlich des vierten Anlegerforums des Raiffeisenverbandes Salzburg in der Mozartstadt. Leuschel warnt vor einer Weltwirtschaftskrise und einer großen Pleitewelle. Trotzdem glaubt er, dass nach einem neuerlichen Tief die Aktienkurse im nächsten Jahr wieder ansteigen werden. Ein viertes schlechtes Börsenjahr sei unwahrscheinlich, glaubt er.
      Kapitalvernichtung

      Das Platzen der Aktienblase habe zu einer Kapitalvernichtung von 12.000 Mrd. Dollar (11.984 Mrd. Euro) geführt. Diese Kapitalvernichtung sei einzigartig. Doch Leuschel glaubt, dass die Krise noch nicht zu Ende ist. Die durchschnittliche Dauer eine Baisse habe bisher 14 Jahre betragen. "Wir sind gerade mal bei dreieinhalb Jahren", sagte Leuschel. Er erwartet eine Weltwirtschaftskrise, weil "wir durch die Globalisierung alle am Tropf der USA hängen".

      "Amerika ist pleite"

      In den USA laufe aber derzeit nur der Konsum, der Schuldenstand liege bei 30.000 Mrd. Dollar: "Amerika ist pleite." Wenn es in den USA zu einem Konsumeinbruch komme, stehe eine riesige Pleitewelle bevor. Eine weitere Gefahr sieht Leuschel bei den Pensionskassen vieler großer Unternehmen. Dort schlummere eine "Zeitbombe". Laut einer Studie gebe es bei 360 von 500 großen Unternehmen in den USA eine Unterdeckung dieser Pensionskassen. So habe General Motors eine Unterdeckung von 30 Mrd. Dollar. Der Börsenwert des Unternehmens betrage 18 Mrd. Dollar. "Selbst wenn General Motors verkauft würde, wäre das Problem nicht gelöst", meinte der Börsenexperte. Es gebe Firmen, bei denen die Unterdeckung der Pensionskassen acht Mal größer sei als ihr Börsenwert.

      "Das Allerwichtigste ist Qualität"

      Angesichts der Entwicklung auf den Kapitalmärkten rät der Raiffeisenverband Salzburg zu konservativen Anlageformen. "Keine Aktien, keine langfristigen Anleihen", gibt Hans Schinwald, Leiter des Vermögensbereichs beim Raiffeisenverband, als Beratungsstrategie aus. Man rate zum Sparbuch, zu eigenen Emissionen und Geldmarktfonds, sagte Schinwald. "Das Allerwichtigste ist Qualität."

      "Wir wollen die Anleger informieren, konservativer und vorsichtiger zu werden und nicht zu glauben, man kann in Sekunden reich werden", meinte der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Salzburg, Manfred Holztrattner, über das Ziel des Anlegerforums, das bis Samstag im Salzburger Kongresshaus stattfindet. Seit 1993 sei in die Börsen Luft hineingeblasen worden. "Das hat mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns nichts mehr zu tun", ärgert sich der Bankenchef. Nun solle man nicht so tun, als stünde dahinter die "Macht des Schicksals". Der Rückgang an den Börsen sei "Ergebnis menschlichen Handelns".

      "Alte Zöpfe abschneiden"

      Die freie Marktwirtschaft sei an die Grenzen ihrer Machbarkeit gestoßen. Extreme Positionen würden erfahrungsgemäß in der wirtschaftlichen Praxis zu Fehlentwicklungen führen. Man könne die Wirtschaft im 21. Jahrhundert nicht mehr mit den Rezepten von Adam Smith aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert behandeln. "Die Wirtschaftspolitik soll die alten Zöpfe abschneiden und Smith genauso beerdigen wie Karl Marx", verlangte Holztrattner. Die Krise an den Börsen solle zum Innehalten einladen, ob man in der Wirtschaftspolitik auf dem richtigen Weg sei. "Wir müssen zu einem Handeln auf der Basis ethischer Grundlagen zurückfinden", forderte der Raiffeisen-Generaldirektor. (APA
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 07:22:29
      Beitrag Nr. 1.261 ()
      guten morgen lieber thread verfasser und interessenten
      DANKE für diese wertvolle arbeit
      dieser thread ist ein absolutes muss eines jeden investors

      DANKE



      aktuell
      Trotz einer Reihe ermutigender Unternehmensmeldungen gaben die US-Börsen einen Großteil der frühen Gewinne ab. Grund für den Stimmungsumschwung war die allgemeine Verunsicherung nach der Gewinnwarnung von Philip Morris und Meldungen über ein vermutlich neues Statement von Al-Qaida-Chef Bin Laden. Die Hightechs koppelten sich ab und blieben auf Rallyekurs.
      ----------------
      Achtung Microsoft hat ein KUV von 9
      Völlig überzogen.
      Mit 4 wäre MSFT schon sehr hoch bewertet.
      Gruß
      Andy
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 07:51:00
      Beitrag Nr. 1.262 ()
      DAS KLINGT WIE JAPAN :(
      US-Aktienmärkte schließen freundlich bzw. fest Newssuche
      WKN / Symbol / Stichwort




      Die amerikanischen Aktienmärkte konnten am Dienstag Teile der Vortagesverluste wieder wettmachen. Der Nasdaq Composite Index gewann 2,3 Prozent auf 1349 Punkte. Der Dow Jones Index legte um 0,32 Prozent auf 8386 Punkte zu.

      Die Initialzündung für den heutigen Aufschwung kam vom Vizevorsitzenden der Federal Reserve Roger Ferguson, der sich optimistischer als bislang über die Entwicklung in den kommenden Quartalen äußerte. Außerdem erklärte er, dass die Notenbank noch immer Pulver übrig habe, um einer schwächelnden Wirtschaft zur Seite zu stehen, womit er einem Ende der Zinssenkungen eine Absage erteilte.

      -----------
      Das ließt sich wie der letzte PUSH, da man weiß, wir sind Pleite, hoffentlich merkt es keiner.
      UND wir drohen mit Zinssenkung :laugh:

      ARMES AMERIKA

      Andy
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 18:20:46
      Beitrag Nr. 1.263 ()
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 18:21:56
      Beitrag Nr. 1.264 ()
      12. November 2002 Grundtendenz abwärts - Baisse!

      Nach drei Abwärtshandelstagen legte der Markt heute eine Pause ein. Drei Schritte zurück, einer vor. Die Stimmung an den Märkten ist weiter von Ungewissheit geprägt.

      Das Damokles-Schwert des Irak-Krieges hängt über der Szenerie. Ein Krieg würde die Märkte in noch größere Unsicherheit (Crash) stürzen. Die irakische Führung hat noch Zeit bis Freitag, um die letzte Entscheidung bekanntzugeben. Jedenfalls türmt sich eine hochbrisante Situation auf. Andererseits können die Amerikaner im Falle einer negativen Irak-Entscheidung nicht gleich zuschlagen, denn die logistischen Vorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen. Ramadan und Weihnachtszeit hindern ebenfalls. Frühestens im Januar 2003 wäre ein Coup möglich. Die markante Schwelle im DJIA liegt bei 8200. Darunter beschleunigt sich der Abtrend.

      Nächstes Fibo-Datum 16. Dezember 2002. >DJIA Analyse<

      Schauen Sie auf die Seite: “Halluzinationen der Bullen”

      Avatar
      schrieb am 13.11.02 18:23:41
      Beitrag Nr. 1.265 ()
      13.11.02 Optimismus der Fondsmanager steigt

      Anlageprofis bauen Barbestände ab. Merrill Lynch rät zu Gewinnmitnahmen

      Berlin - Die neueste Umfrage von Merrill Lynch bei Fondsmanagern in der Eurozone signalisiert eine zunehmend bullishe Haltung der Anlageprofis. Die Erwartungen für das Gewinnwachstum der Unternehmen über die nächsten zwölf Monate seien von 5,5 Prozent im Oktober auf 8,4 Prozent gestiegen und damit auf das höchste Niveau seit Juli diesen Jahres, heißt es in der Auswertung der November-Umfrage. Zugleich habe sich die Stimmung für die Aktienmärkte verbessert. Dies zeige sich darin, dass die Fondsmanager ihre Barbestände weiter abbauten. Die Liquiditätsquote sei von durchschnittlich 5,3 Prozent im Oktober auf nunmehr 4,3 Prozent zusammengeschmolzen und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni. Nur noch 19 Prozent der Fondsmanager haben die Cash-Positionen im laufenden Monat gegenüber ihrer Benchmark übergewichtet. Im Oktober waren es noch 40 Prozent.

      Auch die Branchen-Präferenz spiegelt eine zunehmend offensivere Haltung der Investmentprofis wider. So steht der Finanzsektor im November ganz oben auf der Liste der bevorzugten Branchen - mit dem besten Wert, der in diesem Jahrzehnt ermittelt worden ist. Es folgen Technologietitel und Telekomwerte. (Welt, 13.11.02)

      Kommentar: Wie unrealistisch denken eigentlich die Anlageexperten? Während die reale Wirtschaft durch die Kapitalkosten immer weiter absackt, wird dort wieder Zweckoptimismus verbreitet. Dabei werden die Anlegervermögen regelrecht “verpulvert”.
      Kommentar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 22:24:44
      Beitrag Nr. 1.266 ()
      Cogito, ergo sum

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Wow! Was für eine Schönheit ...

      Ich bin ein Liebhaber von Absurditäten. Ich sammle Absurditäten, so wie andere Kronkorken oder Briefmarken sammeln.

      Am liebsten mag ich Absurditäten, die sowohl eindeutig sind ... und gleichzeitig für jeden sichtbar. Ich mag auch lateinische Sprichwörter, so wie dieses: "Cogito ergo sum", schrieb Rene Descartes. "Ich denke, also bin ich".

      Neben Descartes steht auf meinem Regal eine moderne Absurdität: "Geldpolitik wirkt immer", sagte Wayne Angell letzte Woche bei CNBC.

      Angell gab seine Einschätzung zur jüngsten Zinssenkung ab – der 12. Zinssenkung. Die ersten 11 haben das Ruder nicht rumreißen können, wie Angell, ein früheres Fed-Mitglied, einräumte – aber die 12. wird das sicherlich.

      Geldpolitik ist simpel. Man verbilligt die Kosten für Geld – also das Angebot – und kreiert damit einen Boom, der die Menschen reicher macht. Man muss kein Nobelpreisträger sein, um das zu erkennen. Aber wenn das so einfach ist – warum ist dann nicht die ganze Welt reich? Auch die Zentralbanker in Albanien könnten diesen Mechanismus mit ein bisschen Übung doch erkennen. Die argentinischen Zentralbanker sind mittlerweile ziemlich gut geworden, wenn es darum geht, das Geldangebot zu erhöhen ... und sie haben die Volkswirtschaft des Landes nicht nur einmal, sondern mehrmals zerstört.

      "Man kann soviel Geld drucken, wie man will", erklärt Frank Shostak, "aber das baut gar nichts auf, sondern zerstört nur. Dadurch wird eine Fehlleitung von Ressourcen und privatem Kapital eingeleitet, was alles schlimmer macht."

      Die jüngste Zinssenkung, so Shostak, wird die Erholung der Wirtschaft nur verzögern, nicht beschleunigen.

      "Die Konsumenten werden die niedrigen Zinssätze auf zwei Seiten finden", so eine Schlagzeile in den letzten Tagen. Denn für jeden, der Zinsen zahlt, gibt es auch einen, der Zinsen erhält. Das ist Teil des Problems. Während hochverschuldete Konsumenten durch die niedrigeren Zinssätze ihre Bürde etwas gelockert sehen, fällt diese Last wie ein toter Analyst auf die Gläubiger. Der Schuldner kann dann vielleicht mehr konsumieren ... aber der arme Gläubiger, oftmals ein Rentner der von seinen Ersparnissen lebt, hat das Nachsehen.

      "Bereiten Sie sich darauf vor, dass die Renditen bei amerikanischen Geldmarktfonds auf deutlich unter 1 % fallen werden", so der Artikel zu der zugehörigen Schlagzeile.

      Als Carter noch US-Präsident war, konnte man einen Dollar in einen Geldmarktfonds investieren und 22 Cents Zinsen pro Jahr erhalten. Heute kann man fast schon froh sein, wenn man einen Cent Zinsen erhält.

      Und dennoch sind die gleichen Volkswirte, die zuvor für die zweite Jahreshälfte eine Erholung und erste Zinssteigerungen prophezeiten, jetzt davon überzeugt, dass die jüngste Zinssenkung die Wirtschaftserholung einleiten wird. Wer will angesichts von weniger als 1 % Zinsen bei Geldmarktfonds noch sparen? Die Konsumenten werden deshalb noch mehr konsumieren, so die Schlussfolgerung dieser Analysten – und deshalb wird ein neuer Boom beginnen.

      "Ich gebe immer noch fleißig Geld aus", wird sich der Konsument denken, "also bin ich immer noch reich."

      Die Leute können natürlich denken, was sie wollen. Aber das muss nicht unbedingt mit der Wirklichkeit übereinstimmen ...
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 22:30:39
      Beitrag Nr. 1.267 ()
      Mittwoch, 13. November 2002

      Die Finanzierung der US-Defizite

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Gestern hatte ich an dieser Stelle die jüngsten überraschenden Kommentare von Sir John Templeton zum US-Leistungsbilanzdefizit erwähnt. Sein Fazit war, dass dieses Defizit eine große Gefahr für den Dollar sei – und die größte Herausforderung für die amerikanische Wirtschaft. Stephen Roach von Morgan Stanley stimmt mit dem 90jährigen Investment-Guru überein.

      "Niemals zuvor", so Roach, "hat eine Nation eine so hohe Abhängigkeit von externen Kapitalgebern aufgebaut wie die USA – derzeit lässt sich diese Abhängigkeit mit 500 Milliarden Dollar beziffern, und 2003 werden es wahrscheinlich 600 Milliarden Dollar sein ... die USA waren für 71 % des gesamten globalen Defizits verantwortlich."

      Das ist ein Periklesschwert, das über den Amerikanern schwebt. Und dennoch können die meisten Amerikaner nachts noch gut schlafen. Sie kümmern sich genauso wenig um das aktuelle Leistungsbilanzdefizit der USA, wie ich mich um das Kino-Debüt des Rappers Eminem letzte Woche kümmerte ...

      Leider macht diese nationale Ignoranz das Problem des Leistungsbilanzdefizits nicht geringer. Amerikas Abhängigkeit von externen Kapitalgebern wächst mit einer alarmierenden Geschwindigkeit. "Ende 2001", so Roach, "hielten Ausländer 18,3 % des Marktwertes aller langfristigen amerikanischen Anleihen. Ende 1994 waren es gerade einmal 11 %." Ausländer halten jetzt 41,9 % der sogenannten Treasuries, Ende 1994 war dieser Anteil nur halb so groß. Bei den Aktien und Unternehmensanleihen sieht es ähnlich aus.

      Besonders stark stieg laut Roach der Anteil der Ausländer an den Aktien von Hypothekenbanken wie Fannie Mae und Freddie Mac; lag dieser Anteil Ende 1994 bei 5,7 %, so waren es Ende 2001 bereits 14,4 %. Mit anderen Worten, immer mehr Amerikaner, die ihre Häuser refinanzieren, müssten eigentlich Ausländern für ihre Hypothek danken.

      "Bis in die Mitte der 1980er Jahre", so Roach weiter, "waren die USA immer noch der größte Gläubiger des Restes der Welt. Jetzt betragen ihre internationalen Schulden über 20 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes ... was am mangelnden Sparwillen der Amerikaner liegt. Im weiten Quartal 2002 fiel die nationale Sparrate in den USA auf ein neues Rekordtief von 2,0 %, was weniger als die Hälfte des Durchschnitts der 1990er Jahre (5 %) beträgt."

      Der Grund dafür ist, dass viele Menschen dachten – bzw. denken: Sparen ist langweilig und Konsumieren macht Spaß. Also warum sollte irgendjemand sparen? Und überhaupt, der Aktienmarkt wird doch das Sparen für uns erledigen, wenn er wieder steigt. Und Aktien steigen langfristig doch immer, oder?

      Der Reichtum mag zwar weg sein, aber nicht die Erinnerung an ihn. Die Erinnerung an den Reichtum ist sogar so frisch, dass viele Leute eine schnelle Rückkehr der guten Zeiten erwarten, und dieses Vertrauen – so unbegründet es auch sein mag – führt sie dazu, neue Schulden aufzunehmen.

      "Wenige US-Konsumenten haben sich mit ihren Ausgaben während der letzten beiden Jahre zurückgehalten, trotz Rezession und nur stotternder Erholung", so die Times. "Trotz des Verlustes von rund 2 Millionen Arbeitsplätzen, dem Kursverfall an den Börsen und dem 11. September 2001 sind die privaten Konsumausgaben seit Beginn der Rezession jedes Quartal gestiegen."

      Wir Amerikaner sind nun einmal so ... das Anhäufen von Schulden und das Ausgeben von Geld sind einfach in unseren Genen. Leider ist das Nichtbezahlen von Schulden auch in unseren Genen ... und diese "schlechten Gene" zeigen sich jetzt überall.

      Die Zahl der persönlichen Insolvenzen liegt 15 % über dem Wert des Vorjahres. Kreditkartenpleiten und das Kündigen von Hypothekendarlehen sind auf 30-Jahres-Hoch ... kein Zweifel, es macht keinen Spaß, Geld zurückzuzahlen. Also lassen Sie uns bloß hoffen, dass die Ausländer niemals die USA um die Rückzahlung der amerikanischen Schulden bitten werden ...
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 22:34:16
      Beitrag Nr. 1.268 ()
      Mittwoch, 13. November 2002

      Alternativen zu Aktien

      von Andrew Kashdan

      Ich bin auch skeptisch, was die jüngste Zinssenkung der Fed angeht. Ich zweifle daran, dass die 12. Zinssenkung mehr bringen wird als die 11 vorherigen. Aber ich zweifle nicht daran, dass diese Politik des leichten Geldes wieder zu Inflation führen wird. Die Frage ist nur ... wann?

      Regierungen machen wenige Dinge richtig gut. Aber sie haben es immer sehr gut geschafft, den Wert von Währungen durch Inflation abschmelzen zu lassen. Ich glaube, dass auch Alan Greenspan das schaffen wird. Allerdings sprechen bestimmte Faktoren dafür, dass eine unmittelbar bevorstehende Rückkehr einer größeren Inflation unwahrscheinlich ist.

      Die Finanzmärkte scheinen derzeit nämlich eher eine Periode mit niedriger Inflation vorwegzunehmen. An die Inflation gekoppelte US-Anleihen z.B. antizipieren für die nächsten 10 Jahre derzeit eine jährliche Inflationsrate von gerade einmal 1,5 %.

      Das letzte Mal, als die erwartete durchschnittliche Inflation für die nächsten 10 Jahre unter 1,5 % lag, war in den frühen 1960ern. Die Eskalation des Vietnamkriegs hatte noch nicht begonnen. Werden wir tatsächlich wieder so niedrige Inflationsraten haben, angesichts eines "Kriegs gegen den Terror" und steigenden Defiziten? Wenn Alan Greenspan nicht plötzlich entscheidet, dass das ungehemmte Drucken von Geld doch keine so gute Idee ist, dann glaube ich nicht, dass dies der Fall sein wird.

      So schmerzhaft eine Inflation auch langfristig für den durchschnittlichen Verbraucher sein kann – sie hilft den Rohstoffpreisen. Man kann also von Inflation profitieren, indem man in Rohstoffe investiert. Dazu braucht man noch nicht einmal einen dramatischen Anstieg der Inflation – auch eine relativ begrenzte Zunahme der Inflation kann Gewinne bringen.

      Silber und Kupfer haben im letzten Monat schön angezogen. Das fiel mit dem Anstieg am Aktienmarkt zusammen. Allgemein ist es so, dass diese Metalle dann steigen, wenn der wirtschaftliche Optimismus zunimmt. Interessant ist, dass auch bei einer schwachen weltwirtschaftlichen Lage – wie dieses Jahr – die Nachfrage nach diesen Metallen erstaunlich gesund bleibt. Deshalb haben sich die Lagerbestände von diversen Metallen seit Juli überhaupt nicht erhöht. Normalerweise hatte es in den letzten Jahrzehnten zu Ende des Sommers immer eine Erhöhung von Lagerbeständen gegeben, aus diversen Gründen. Nicht so dieses Jahr. Das könnte der Beginn eines neuen Trends sein, der durch eine weltweit größere Nachfrage – auch wegen des Booms in China – gekennzeichnet ist.

      Besonders der Verbrauch von Kupfer korreliert besonders stark mit einer wirtschaftlichen Erholung – und zwar überdurchschnittlich. Trotz der jüngsten Rallye steht der Kupferpreis immer noch auf einem historisch niedrigen Niveau. 1995 gab es ein High bei 1,30 Dollar pro Pfund, jetzt muss man nur noch 0,72 Dollar dafür bezahlen. Zuletzt sind Kürzungen auf der Angebotsseite angekündigt worden, was zu einer Verknappung des Angebotes führen wird. Bei gleichzeitig steigender Nachfrage dürfte dies zu einem Preisanstieg führen. Auch der Silberpreis ist historisch gesehen niedrig. Zuletzt wurden auch die Short-Positionen in Silber und Kupfer geschlossen – das könnte eine neue Rallye ankündigen.

      Eine Diskussion von solchen Trades ist ohne den Blick auf den Dollar nicht komplett. Die Gefahr einer Inflation verstärkt den Druck auf den Dollar, der ohnehin schon unter dem riesigen amerikanischen Leistungsbilanzdefizit leidet. Eine Möglichkeit, davon zu profitieren, ist, auf den kanadischen Dollar zu setzen – der normalerweise steigt, wenn es die Rohstoffpreise tun.

      Der kanadische Dollar hat gegenüber dem US-Dollar seit Anfang Oktober immerhin 2,5 % zugelegt. Das ist signifikant, wenn man an die Sache mit Währungsoptionsscheinen herangeht. Die kanadische Wirtschaftslage verbessert sich, und der kanadische Dollar könnte auch von einer Periode der weltweiten Risikoaversion profitieren. Der Grund: Kanada hat derzeit einen Leistungsbilanzüberschuss von rund 12 Milliarden Dollar – verglichen mit einem US-Defizit von über 400 Milliarden Dollar. Die Kanadier sind also nicht auf ausländische Kapitalimporte angewiesen. Ich würde dem kanadischen Dollar auch gegenüber dem Euro oder dem Yen den Vorzug geben, da es den europäischen Volkswirtschaften auch nicht gerade blendend geht und der japanischen noch bedeutend schlechter.

      Also – es gibt viele Wege, Geld zu verdienen, ohne Aktien anzufassen. Warum sollte man zum Beispiel das Risiko eingehen, dass manche Firmen eines Tages Probleme mit ihren unterfinanzierten Pensionsplänen haben werden? Jetzt, wo man mit Aktien nicht mehr automatisch reich wird, könnte die Renaissance einiger guter, altmodischer und harter Anlageformen beginnen.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 22:39:37
      Beitrag Nr. 1.269 ()
      Studie zu den wirtschaftlichen Folgen einer militärischen Auseinandersetzung

      lou Washington - Ein Krieg gegen den Irak würde der US-Wirtschaft und der Weltwirtschaft womöglich schweren Schaden zufügen. Zu diesem Schluss kommt ein Expertenteam, das die wirtschaftlichen Folgen eines Irak-Kriegs berechnet hat. Zu dem Team gehören der ehemalige Zentralbankgouverneur Laurence Meyer, Joel Prakken und Chris Varvares, Chairman bzw. Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Macroeconomic Advisors in St. Louis, sowie Stefan Schneider, Leiter des Referats "Macro Trends" bei DB Research ...
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 22:58:09
      Beitrag Nr. 1.270 ()
      US-Konjunktur
      Greenspan wechselt ins Lager der Pessimisten

      13. November 2002 Der Chairman der amerikanischen Notenbank (Fed), Alan Greenspan, sieht die US-Wirtschaft derzeit auf einem schwachen Pfad. „Obwohl das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr relativ gut gehalten wurde, haben einige Faktoren weiterhin die Wirtschaft belastet", sagte Greenspan in einer Erläuterung der in der vergangenen Woche durch die Fed vorgenommenen Senkung des Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 1,25 Prozent.

      Die Schwächephase sei insbesondere im schwankenden Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern begründet, sagte er am Mittwoch während seiner Rede vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss des Kongresses in Washington.

      Deflation als denkbare Entwicklung

      Die Verbraucher seien vorsichtiger geworden, und es gebe wenig Anzeichen für Vitalität bei den Unternehmen. Derzeit belasteten darüber hinaus eine Reihe von „Kräften“ weiterhin die Wirtschaft. Dazu gehörten die Schwäche an den Aktienmärkten, die fortgesetzten Auswirkungen der Bilanzskandale, schwache Investitionen, die gespannte Lage am Arbeitsmarkt sowie erhöhte geopolitische Risiken, worunter Greenspan vor allem einen möglichen Krieg gegen den Irak versteht, aber auch die Bedrohung durch einen weltweiten Terrorismus.

      Mit Blick auf die jüngste Zinssenkung der Notenbank sagte Greenspan, dass sich diese als hilfreich erweisen sollte, auch wenn die Gefahr eines Ansteigens der Inflation nicht gänzlich gebannt sei. Greenspan verwies in diesem Zusammenhang auf die „Asymetrie“ der Schäden, die durch Deflation oder durch Inflation in der Wirtschaft angerichtet werden könnten. Da die Bekämpfung der Deflation nach seiner Einschätzung deutlich schwerer sei, als ein Gegensteuern gegen eine höher Inflation, habe sich die Fed dazu entschlossen, Geld zu günstigeren Konditionen bereit zu stellen. Sollten sich die Voraussetzungen in nächster Zeit ändern, könne der Zinssatz eben sehr rasch auch wieder angehoben werden.

      Pulver auf der Zinsseite verschossen

      „Er hat nichts wirklich Neues gesagt“, meinte ein Akteur. Doch andererseits scheine der Fed-Chairman nun auch ins Lager der Pessimisten übergelaufen zu sein, heißt es. „Bisher galt Greenspan ja als Optimist“, so ein Händler. Die Aussage über den Zustand der amerikanischen Wirtschaft belaste dabei besonders. „Nach der deutlichen Zinssenkung hatte man mit einer freundlicheren Einschätzung gerechnet“, erklärt ein Marktteilnehmer. Das Pulver auf der Zinsseite sei nahezu „verschossen“, meint ein weiterer Marktteilnehmer. Damit habe die Fed nun kaum noch Möglichkeiten, dem Markt zu helfen.

      Nach der Rede Greenspans rutschte der deutsche Aktienmarkt zeitweise wieder unter die Marke von 3.000 Zählern gerutscht. Nachdem sich die US-Börsen von den Auswirkungen der Rede wieder erholte, kletterte der Dax auch wieder über 3.000 Punkte.
      faznet
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 23:03:10
      Beitrag Nr. 1.271 ()
      Charttechnik
      Die Bären mischen wieder mit

      Von Mark D. Arbeter, technischer Chefanalyst bei Standard & Poor`s

      13. November 2002 Gerade als sich die Marktlage wieder zu bessern schien, musste der Bär seinen hässlichen Kopf heben. Anfang der Woche brachen die wichtigsten Indizes aus ihrem Konsolidierungsmuster aus, so dass weitere Gewinne nahe bevorzustehen schienen. Wie jedoch so oft in den letzten paar Jahren dauerte die Euphorie nicht lange an, und der Markt wurde wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

      Noch ist es zu früh, um sagen zu können, ob dies der Beginn eines erneuten Abwärtstrends ist. Vielleicht handelt es sich hierbei auch nur um eine weitere Konsolidierungsrunde vor dem erneuten Versuch, wieder an die Höchststände vom August zu kommen. Tatsache ist jedoch, dass sich in die Gesamtgleichung eine stattliche Anzahl negativer Signale zurückgeschlichen hat. Kurzfristig dürfte daher eine etwas vorsichtigere Haltung gerechtfertigt sein.

      Kritische Hürde des S&P 500 liegt bei 963 Punkten

      Bisher ist die Kurserholung von den Oktober-Tiefständen stärker ausgefallen als die Rally von den Tiefständen im Juli. Die erste Etappe eines potenziellen Double-Bottom-Reversal stößt sehr rasch auf ein entsprechendes Angebot und ist deshalb anfällig gegenüber schnellen Pullbacks. Genau dies passierte im Fall der Juli-Tiefstände, als es auf dem Weg zu den Zwischenhöchstkursen vom August eine Reihe von Einbrüchen zu verzeichnen gab.

      Während des zweiten Anstiegs wurde eine Menge des potenziellen Angebots innerhalb der Formation bereits aufgezehrt. Entsprechend konnte dieser Anstieg weitaus glatter vonstatten gehen. Die seit Oktober anhaltende Aufwärtsbewegung hat bisher keinerlei Pullbacks oder Korrekturen erfahren. Die diversen Unterbrechungen waren vielmehr konsolidierungstechnischer Natur. Die Akkumulierung, gemessen an den steigenden und fallenden Umsätze sowohl an der NYSE als auch an der Nasdaq, ist während der jüngsten Aufwärtsbewegung stärker ausgefallen, insbesondere für die Nasdaq. Sollte sich der S&P 500 bei seiner aktuellen Verschnaufpause im Bereich zwischen 868 und 882 Zählern halten können, wird er für einen weiteren Versuch bereit sein, den August-Höchststand von 963 Punkten zu erreichen. Ein Durchbrechen dieses Korridors nach unten hin wäre als klares negatives Signal zu werten.

      Beim Versuch, dem Bärenmarkt das Rückgrat zu brechen, muss der S&P 500 zunächst die kritische Hürde von 963 Punkten (das Zwischenhoch vom August) überwinden. Ein Schließen des Index über diesem Niveau würde ein ziemlich großes Double-Bottom-Reversal vollenden und das erste bedeutende Hausse-Reversal seit 1998 verkörpern. Es ist auch aus dem Grund wichtig, da dieser Bereich den Tiefpunkt des S&P 500 im Oktober 1998 und September 2001 markierte. Mit dem Durchbrechen dieses Bereichs würde der „500“ auch durch die Nackenlinie der fünfjährigen Kopf-Schulter-Formation brechen und deren negative Implikationen damit zunichte machen. Ein Durchbrechen dieser Zone nach oben hin ist schließlich noch mit der positiven Tatsache verknüpft, dass es über der Marke von 963 Punkten kaum noch Chart-Widerstand gibt, bis der „500“ die Marke von 1050 Zählern erreicht. Wir möchten uns jedoch nicht selber übertreffen.

      Werte durchlaufen Reversal-Prozess

      Eine Sorge bezüglich der jüngsten Rally liegt in der Abwesenheit echter Leittitel begründet. Viele der jüngsten Spitzenwerte zählen mittlerweile sogar zu den großen Verlierern. Aktien, die während der Baisse dezimiert wurden und den Markt über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr beflügeln dürften, haben viel zur Kursbefestigung beigetragen. Viele Technologie- und Telekommunikationswerte konnten sich kräftig erholen und dabei ihr früheres Konsolidierungsniveau (Angebot) wieder einnehmen. Aktuell befinden sie sich jedoch auf dem absteigenden Ast, da dieses Angebot den Aktien abträglich ist. Viele Aktien aus diesen beiden Bereichen haben ihr ursprüngliches Tief im Oktober markiert. Es wäre demnach nicht verwunderlich, wenn sie entsprechend zurückfallen und diese jüngsten Tiefstände testen würden. In einem solchen Fall wären diesen Titeln Reversal-Formationen zuzuordnen, die noch nicht abgeschlossen sind.

      Während einer Hausse bzw. Baisse erreichen unterschiedliche Gruppen von Aktien zu unterschiedlichen Marktzyklus-Zeiten Höchst- bzw. Tiefstände. Trotz der zu beobachtenden Reversal-Formation bei vielen unter ihnen gibt es nicht wenige Titel, die diesen Prozess noch immer durchlaufen.

      Ein Blick auf eine Reihe anderer Märkte, die den Aktienmarkt beeinflussen können, gibt ebenfalls Anlass zur Sorge. Der US-Dollar-Index weist ein mehrjähriges Kopf-Schulter-Top aus und läuft Gefahr, neue Korrekturtiefstände zu testen. Obwohl der Dollar-Index nicht immer direkt mit Aktien korreliert, sollte hierauf ein Blick geworfen werden, da mit einer schwächeren Währung sicherlich einige positive Effekte einhergehen.

      Bondmarkt tendiert höher

      Nachdem der Bondmarkt rund 38 Prozent seines von März bis Oktober zu verzeichnenden Kursanstiegs abgeben musste, tendiert er nun wieder höher - was für die Aktien keineswegs positiv ist. Zwar mag die zehnjährige Treasury Note ihr eigenes pessimistisches Double-Bottom-Reversal durchmachen; es würde uns jedoch nicht gefallen, die Renditen auf neuen Tiefständen unterhalb von 3,5 Prozent zu sehen. Dies würde nämlich darauf hindeuten, dass Anleger aus Sorge um die sich abschwächende Konjunktur wieder einmal Gelder aus Aktienengagements abziehen und entsprechend in Rentenwerte investieren. Sollte die zehnjährige Treasury Note allerdings ihre pessimistische Reversal-Formation vollenden können, so hätte dies positive Auswirkungen auf den Aktienmarkt.

      Aktuelle Stimmungslage viel zu optimistisch

      Die Stimmung bei einer Reihe von Anlegerumfragen hat sich wieder rasch in Optimismus verwandelt - etwas, wovon wir hofften, es würde nicht passieren. Der von Investor`s Intelligence errechnete Stimmungsindikator weist einen Anstieg der Optimisten auf 49,4 Prozent aus, während der prozentuale Anteil der Pessimisten auf 29,3 Prozent abgerutscht ist. Noch vor drei Wochen standen 28,4 Prozent Optimisten 43,2 Prozent Pessimisten gegenüber. Dieser innerhalb von drei Wochen zu verzeichnende Zuwachs der Optimisten um 21 Prozentpunkte ist der größte, den wir jemals beobachten konnten - und unser Datenmaterial reicht immerhin bis 1987 zurück.

      In der Vergangenheit (Anfang 1991 und 1992) ist es bereits vorgekommen, dass das Lager der Optimisten einen starken Zuwachs verzeichnen konnte, während der Markt dann doch über einen längeren Zeitraum hinweg im Wesentlichen stagnierte. In Anbetracht des zu beobachteten Marktverhaltens während der letzten paar Jahre wäre uns weitaus wohler, wenn Anleger trotz steigender Kurse zunächst pessimistisch blieben. Wir haben momentan das Gefühl, dass es zu viele Menschen gibt, die an den Beginn eines neuen Bullenmarktes glauben - was auf dem Höhepunkt eines Tiefs einfach nicht sein sollte.

      Zwar liegen uns bisher noch nicht genügend Beweise vor, die auf ein Ende der Rally (ausgehend von den Oktober-Tiefständen) hindeuten würden; trotzdem raten wir auf kurze Sicht erst einmal zur Vorsicht.
      faznet
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      schrieb am 13.11.02 23:06:24
      Beitrag Nr. 1.272 ()
      Devisen
      Investoren sehen weiteres Kurspotenzial für den Euro

      13. November 2002 Obwohl der Euro in diesem Jahr bereits 14 Prozent gegenüber dem Dollar zugelegt hat, rechnen Investoren mit einem weiteren Anstieg der europäischen Gemeinschaftswährung. Nachdem Otmar Issing, der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, in einem Interview mit Bloomberg News durchblicken ließ, dass er im nächsten Monat eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstützen dürfte, ist der Weg für eine Fortsetzung der Euro-Rallye frei, sagen Anleger.

      Die niedrigeren Zinsen würden die Wirtschaft in der Eurozone ankurbeln und die Nachfrage nach der Währung beleben, so die Argumentation. Und selbst, wenn die Zinsen im Euroraum um einen Viertelprozentpunkt gesenkt würden, seien die Renditen für Kapitalanlagen in Europa immer noch attraktiver als in den USA. „Hinsichtlich des Wirtschaftswachstums würde das den Euro stützen", erklärte Stephen Smith, Executive Vice President bei Brandywine Asset Management Inc. in Wilmington/Delaware. „Sie sollten die Zinsen senken", um das Wirtschaftswachstum zu fördern, fügte er hinzu. Smith rechnet mit einem weiteren Anstieg des Euro in der Relation zum Dollar.

      Chancen auf Zinssenkung steigen

      „Es ist richtig, dass ein etwas stärkerer Euro weiter dazu beitragen wird, die Preisentwicklung zu dämpfen," äußerte Issing. Außerdem sei der Lohnkostendruck etwas zurückgegangen und die schwache Konjunktur werde höchst wahrscheinlich die Preissteigerungen begrenzen, führte er aus. Issings Äußerungen ähnelten nach Auffassung von Investoren jenen, mit denen der EZB- Chefvolkswirt die Zinssenkung im August 2001 andeutete. Die EZB bemüht sich, die Inflation im Euroland, die derzeit bei 2,2 Prozent liegt, unter der Grenze von zwei Prozent zu halten.

      Issings Kommentare „haben das Fundament für eine Zinssenkung im Dezember gelegt", meinte Paresh Upadhyaya, Devisenanalyst bei Putnam Investments in Boston. "Ich würde das als starken positiven Faktor" für den Euro werten, da „die neuesten Konjunkturdaten ziemlich schwach aussehen und ein Zinsschnitt die Wachstumsaussichten für das nächste Jahr verbessern würde." Upadhyaya erwartet, dass der Euro innerhalb der kommenden zwölf Monate bis auf 1,08 Dollar klettert.

      Fondsmanager setzen auf den Euro

      In einer von Merrill Lynch & Co. durchgeführten Umfrage unter Fondsmanagern, die zusammen 677 Millarden Dollar an Kapital verwalten, äußerte sich die Mehrzahl optimistisch in Bezug auf den Euro. 48 Prozent der Befragten bezeichneten den Euro als ihre bevorzugte Währung, während 26 Prozent den Dollar bevorzugten und fünf Prozent den Yen. Die Umfrage wurde am Dienstag veröffentlicht.

      Investoren zeigten sich optimistisch, dass die Wirtschaft in der Eurozone stärker wachsen wird als die für dieses Jahr erwarteten 0,9 Prozent. In den USA soll das Wirtschaftswachstum einer Schätzung des Internationalen Währungsfonds zufolge bei 2,2 Prozent liegen. Die Europäische Kommission rechnet für dieses Quartal lediglich mit einem Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent in Europa.

      Was bewirkt eine mögliche Zinssenkung?

      Der Dollar ist gegenüber dem Euro um 1,6 Prozent gefallen, seit die Federal Reserve Bank in der letzten Woche die Zinsen um einen halben Prozentpunkt gesenkt hat. Die Zinssenkung hat das Zinsdifferential zwischen den USA und der Eurozone weiter zugunsten der Eurozone vergrößert. Von 1,41 Prozentpunkten vor drei Wochen ist der Renditeunterschied auf 1,77 Prozentpunkte gestiegen. Das ist die größte Differenz seit mehr als zwei Jahren.

      Einige Investoren beurteilen den Effekt einer Zinssenkung durch die EZB indes skeptisch. „Angesichts der Entwicklung des Dollarkurses nach der Zinsentscheidung der Fed helfen Zinssenkungen der Währung nicht", kommentierte Andrew Feltus, Fondsmanager bei Pioneer Investment Management in Boston. „Ich rechne damit, dass der Euro schwächer tendiert", wenn die Zinsen fallen, sagte er. Feltus hält aufgrund von Issings Bemerkungen eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt im nächsten Monat für wahrscheinlich.

      Hoher Kapitalbedarf der USA belastet den Dollar

      Offensichtlich konzentrierten sich mehr Investoren auf das Leistungsbilanzdefizit der USA als auf die Zinsdifferenz, urteilen Analysten. Das Defizit hat mit 130 Milliarden Dollar im zweiten Quartal einen Rekordwert erreicht. Die USA benötigen Kapitalzuflüsse von mehr als 1,3 Milliarden Dollar pro Tag, um das Defizit auszugleichen und den Dollar zu stützen.

      „Die USA sind diejenigen, die höhere Zinsen brauchen", um Kapital anzuziehen, nicht die Eurozone, befand Mike Rosenberg, Leiter Devisen-Research bei der Deutschen Bank AG. Rosenberg sieht den Euro zum Jahresende bei 1,05 Dollar.

      faznet
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 17:03:17
      Beitrag Nr. 1.273 ()
      Fünf Jahre nur Verluste
      Neulich ist mir etwas untergekommen, was ich mir normalerweise gar nicht anschaue, nämlich die Performance von Aktienfonds, hier speziell diejenige der Aktienfonds mit deutschen Aktien. Der Befund ist grausam: Von 81 Fonds dieser Kategorie hat über die letzten fünf Jahre betrachtet keiner (!) – ich wiederhole: keiner (!) – ein positives Ergebnis erzielt.

      Der Durchschnitt liegt bei minus 8,2 Prozent pro Jahr (!) und der beste bei minus 1 Prozent pro Jahr. Gleich habe ich noch einmal nachgeschlagen, wie der Da sich in dieser Zeit entwickelt hat: Am 30.9.1997 lag er bei 4.200 Punkten, am 30.9.2002 bei 3.000 Punkten, was einen durchschnittlichen jährlichen Verlust (innerer Zinssatz) von 6,6 Prozent pro Jahr bedeutet.

      Die Fondsmanager haben im Durchschnitt also um 25 Prozent pro Jahr schlechter abgeschnitten als der Dax.Und vor allem: Vom „Basiswert“ 4.200 in 1997 sind wir ja nicht durchweg abgestürzt, sondern bis März 2000 auf mehr als 8.100 Punkte gestiegen – und erst dann wieder gefallen. Doch keiner (!) – ich wiederhole keiner (!) – der entsprechenden Manager hat diese Phase genutzt, um so viele Aktien herauszugeben, dass auch heute noch ein Gewinn übrig geblieben wäre. Eine wirklich traurige Bilanz, finde ich, für einen Berufsstand, der so viel von sich hält. Würde die Feuerwehr genauso dämlich arbeiten, wäre unser Land wohl mittlerweile flächendeckend abgebrannt.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.



      [ Donnerstag, 14.11.2002, 12:44
      :eek: :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 17:12:59
      Beitrag Nr. 1.274 ()
      Vorbestraft!
      Von Lars Weide
      Nun ist es passiert! Wir haben alle ein Verfahren am Hals. Nachdem sich herauskristallisiert, dass Deutschlands Defizit auch im Jahr 2003 über die magische 3 Prozent-Marke steigt und wohl bei 3,1 Prozent liegen wird, werden wir bald unruhig auf der Anklagebank hin und her rutschen. Was haben wir verbrochen? Wie lautet die Anklage? Mehrfacher Verstoß gegen den Stabilitätspakt! Oh, oh, das kann etwas auf die Mütze geben! Schon in diesem Jahr haben wir es vermasselt und sind bei einer Neuverschuldung von 3,8 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt gelandet. Nächstes Jahr satteln wir noch drauf! Typische Widerholungstäter!

      „Was geht mich das an?“ wird der eine oder die andere denken. „Ich habe diesen komischen Pakt nicht unterschrieben und außerdem habe ich eine gute Rechtschutzversicherung.“ Wird leider nicht helfen, denn die Strafe wird jeden ereilen. Für den deutschen Staatsbürger gilt: mitgehangen, mitgefangen. Es drohen hohe Geldbußen von bis zu 0,5 Prozent des BIP – im Falle Deutschlands wären dies bis zu 10 Milliarden Euro. Tja, und wer die bezahlt, ist ja wohl klar. Die Steuerzahler! Vielleicht nicht direkt bar in die Büßerkasse, aber zumindest durch Verzicht auf Leistungen unseres Wohlfahrtstaates.

      Fraglich ist nun, ob wir nach einem solchen Verfahren als vorbestraft zu bezeichnen sind? Das wäre richtig unangenehm, weil wir Deutschen doch so auf unseren guten Ruf bedacht sind. Na wenigstens haben wir Täter eine günstige Sozialprognose: Für 2004 rechnet die EU-Kommission mit einer Neuverschuldung im Bundeshaushalt von nur noch 2,3 Prozent. Dann können wir wieder mit erhobenem Kopf durch unsere Nachbarländer reisen. Aber die sind ja vielleicht auch bald vorbestraft. Das würde die Sache vereinfachen.


      Anregungen oder Kritik bitte an Lars Weide.



      [ Donnerstag, 14.11.2002, 16:00:
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 17:34:14
      Beitrag Nr. 1.275 ()
      Weihnachtsrallye - nach unten?
      Von Michael Mross
      Viel Geld ist in diesem Jahr an den Aktienmärkten verloren gegangen, aber die Hoffnung auf steigende Kurse ist immer noch sehr stark verbreitet. Viele setzen nun auf eine Weihnachtsrallye – diese wird jedoch ausbleiben.

      Wir müssen uns vielmehr mit tieferen Kursen anfreunden. Ich halte ein Durchrutschen des Dax bis auf 2.000 Punkte für möglich, wenn auch nicht für sehr wahrscheinlich. Für dieses Szenario sollten Sie genügend Pulver trocken halten, um einzusteigen. Kaufen Sie am besten Indexzertifikate. Investments in Einzeltitel sind derzeit noch zu riskant. Gerade im Banken- und Versicherungsbereich scheinen wohl noch einige Unannehmlichkeiten bevorzustehen.

      Deshalb: Breit diversifizieren (streuen), lautet das Gebot der Stunde. Und: gezielt
      in die absackenden Kurse hineinkaufen. Sich nicht verwirren lassen von Experten, die dann natürlich wieder in Moll gestimmt sind.

      Prognose:

      Ende dieses Jahrzehnts steigt der Dax auf 10.000 Punkte. Ja, Sie haben richtig gelesen, 10.000! Um an diesem Aufschwung zu partizipieren, müssen Sie gezielt in die Schwäche hineinkaufen. Niemand kann natürlich sagen, in welchem Jahr der Aufschwung kommt. Aber dass er kommt, steht fest! Das hat die Börsenhistorie immer wieder bewiesen – warum soll es dieses Mal anders sein? Die meisten Anleger lassen sich erst wieder ab Dax–Ständen von 5.000 – 6.000 Punkten auf ein Börsenabenteuer ein. Das ist natürlich viel zu spät. Wenn Sie in der aktuellen Baisse einsteigen, hat sich Ihr Geld bis dahin verdreifacht.

      Zusammenfassung: Es wird noch heiß hergehen an der Börse. Die Tiefststände haben wir noch nicht gesehen. Eine Zinssenkung der EZB wird nicht automatisch zu steigenden Kursen führen. Vielmehr dominieren die realwirtschaftlichen Gegebenheiten. Und hier sieht es, besonders dank der SPD, zappenduster aus. Aber irgendwann wird auch wieder die Sonne scheinen. Das war bisher immer so. Und für diesen Fall sollten Sie vorbereitet sein.

      Rentenmarkt

      Hier rechne ich im Gegensatz zu vielen Experten mit weiter steigenden Kursen, also niedrigeren Zinsen für 10-jährige Anleihen. Dieser Zins wird im nächsten Jahr eine 3 vor dem Komma aufweisen. Die EZB wird im Laufe der nächsten Monate die Zinsen bis auf 2 Prozent senken. Spekulanten setzen hier auf Zinsfloors. Einziger Anbieter derzeit: Trinkaus & Burkhardt, beispielsweise WKN 926 200 – läuft bis zum Jahr 2007 – also genügend Zeit für die Geldgötter in Frankfurt, die sich ja bekanntlich sehr zögerlich zeigen. Aber: je länger sie wartet, die EZB, desto tiefer werden sie sinken, die Leitzinsen! Ich halte auf lange Sicht sogar eine 1 vor dem Komma nicht für ausgeschlossen.


      Michael Mross berät den Dachfonds OIM Multi Invest (WKN 926 200) www.multi-invest.de. Der Bestsellerautor („Schnell reich“, „Die Börse“;) präsentiert seine aktuelle Einschätzung zum Aktienmarkt auch unter seiner Hotline 0190 / 78 78 78 (1,24 Euro / Min.).


      [ Mittwoch, 13.11.2002, 15:14 ]

      :laugh: :laugh: :laugh:

      Kommentar: Ab Jannuar97 wie der Dax über die 3000er Marke ging Hatte Herr Mross nur einen Kommmentar:
      VORSICHT!VORSICHT!VORSICHT;)
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 08:34:57
      Beitrag Nr. 1.276 ()
      HANDELSBLATT, Freitag, 15. November 2002


      Konservative Zirkel träumen von Demokratisierung des Nahen Ostens

      Für Bushs "Falken" ist der Irak nur der Anfang :eek: :eek: :eek:



      Von Michael Backfisch, Handelsblatt


      Macht der irakische Staatschef Saddam Hussein Ernst mit der Abrüstung? Während die US-Regierung nach außen abwartende Skepsis signalisiert, wischen die Hardliner im Kabinett die Frage schnell vom Tisch. Dahinter stecke lediglich „Zeitschinderei“. Das Ganze sei der „Auftakt für ein gigantisches Katz-und-Maus-Spiel“.



      WASHINGTON. Die Konservativen hegen stattdessen einen Traum, der viel weiter reicht – die Demokratisierung des gesamten Nahen Ostens. „Nachdem die blutige Diktatur in Bagdad gestürzt ist und das Land wieder aufgebaut wird, könnte dies auch anderswo zu einem Umdenken führen“, meint Richard Perle, ein einflussreicher Berater im Pentagon. Sein Erfolgsrezept: „Die Leute würden merken, dass sie unter einer demokratischen Regierung ein besseres Leben haben.“ Die nächsten Kandidaten seien der Iran, Syrien – und nicht zuletzt Nordkorea.


      So wie Perle denkt die komplette Riege der Falken um Vizepräsident Dick Cheney, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, dessen Vize Paul Wolfowitz – und auch Präsident George W. Bush selbst, sagen Insider mit gutem Draht zum Weißen Haus. Der ehemalige CIA-Chef James Woolsey, in Washington einer der maßgeblichen Einpeitscher gegen Saddam, formuliert seine Vision am radikalsten: „So wie in Deutschland nach 1945 ist es prinzipiell auch in arabischen Staaten möglich, Demokratien zu schaffen.“ Und: „Die Auswechselung des faschistischen Baath-Regimes in Bagdad würde diesen Prozess im Nahen Osten beschleunigen.“ Der Geist von Demokratie und Marktwirtschaft werde in ähnlicher Weise auf die Region übergreifen, wie dies nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Osteuropa der Fall gewesen sei. Woolsey erwähnt dabei ausdrücklich Ägypten und Saudi-Arabien, ohne allerdings auf die fehlende demokratische Tradition in den arabischen Ländern einzugehen.

      Theorie vom "umgekehrten Domino-Effekt"

      In den konservativen Zirkeln um Bush mache die Theorie vom „umgekehrten Domino-Effekt“ die Runde, unterstreichen hochrangige Regierungsbeamte. Wie der Kommunismus zu Beginn des Kalten Krieges werde heute die Freiheit als Idee begriffen, die sich quer über den Globus ausbreiten könne. Dahinter stecke Amerikas Anspruch, Schrittmacher einer weltweiten Demokratisierung zu sein, betont ein Mitarbeiter im Weißen Haus. Selbst in der offiziellen Lesart der Administration ist von einer Signalwirkung die Rede: „Eine neue Regierung in Bagdad wäre ein Segen für die gesamte Region“, sagte Regierungssprecher Sean McCormack.

      Politisch rechts stehende Denkfabriken in Washington unterfüttern die ideologischen Planspiele der Falken im Kabinett. So verteidigt Gary Schmitt vom Project for the New American Century Bushs neue Militär-Strategie, die den USA das Recht auf einen Erstschlag gewährt: „Die klassische Doktrin der Abschreckung läuft bei einem schattenhaft operierenden terroristischen Netzwerk, das weder eine Nation noch deren Bürger zu schützen hat, ins Leere.“ Angesichts der Gefahr durch Massenvernichtungswaffen werde die Beseitigung von Regimen wie dem Irak, dem Iran und Nordkorea zur „strategischen Notwendigkeit“.

      Und der neo-konservative Vordenker Robert Kagan stellt lapidar fest, dass zwischen Europa und Amerika eine kaum mehr überbrückbare Kluft liege: „Europa vertraut auf Regeln, Gesetze und internationale Kooperation. Es ist in ein post-historisches Paradies eingetreten, die Verwirklichung von Kants ‚Ewigem Frieden’. Dagegen bewegen sich die USA in einer anarchischen Hobbesianischen Welt, in der zwischenstaatliche Abmachungen nicht verlässlich sind und nur militärische Macht zählt.“

      Nicht alle teilen jedoch den Ehrgeiz einer umfassenden Demokratisierungskampagne für den Nahen Osten. So soll der Vorsitzende der vereinten Generalstabschefs, Richard Myers, Vorbehalte gegen derartige Pläne haben. Der heftigste Widerstand kommt hingegen aus dem Außenministerium. „Es geht hier ausschließlich um den Irak – wir wollen keine neue Landkarte für die Region“, heißt es aus dem Umfeld von Außenminister Colin Powell. Die Frage stellt sich jedoch, welches Gewicht das multilaterale Aushängeschild der Bush-Regierung im Zweifelsfall hat. Für einen hochrangigen Pentagon-Beamten liegt die Antwort auf der Hand: „Powell wurde für die Uno-Resolution zum Irak gebraucht. Er hat seine Schuldigkeit getan.“
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 08:47:30
      Beitrag Nr. 1.277 ()
      Betrug mit Bilanzen

      Tyco, Enron, Kmart, Worldcom, Global Crossing, Xerox. Die Liste der Unternehmen, denen erst in jüngster Zeit Bilanzbetrügereien nachgesagt oder bereits nachgewiesen wurden, ist enorm. Der Vertrauensschwund der Anleger, der sich augenblicklich auf die Börsenkurse niederschlägt, findet kein Ende. Viele Investoren gehen davon aus, daß die bisher offenbarten Betrügereien nur die Spitze eines Eisberges sind, dessen wahres Ausmaß nicht nur die amerikanische Ökonomie, sondern die gesamte Weltwirtschaft gefährdet. In der Tat vergeht kaum eine Woche, in der nicht neue Manipulationen ans Licht kommen.


      Chronische Enronitis


      Die eklatanten Schwächen des amerikanischen Wirtschaftssystems sind offenkundig geworden. Die Schurken in diesem Drama sind diesmal nicht kriminelle Mitarbeiter, sondern die Vorstände der Unternehmen selbst. Der Verlust der ethischen Maßstäbe, Gier und der Druck, mit immer neuen Erfolgszahlen und Umsatzzuwächsen die Kurse nach oben zu treiben, können als Ursache für die Krise gelten. Die Wirtschaftsprüfer, eigentlich als Kontrollinstanz und Korrektiv gegen solche Machenschaften gedacht, machen oft genug, wie im Falle Enron, gemeinsame Sache mit den kriminellen Managern. Offenkundig haben auch die staatlichen Aufsichtsbehörden weitgehend versagt, und die Rechnungslegungsregeln haben sich als nicht streng genug erwiesen.


      Keine amerikanische Krankheit


      Aus gutem Grund gehen die Anleger davon aus, daß es sich bei den jüngsten Skandalen nicht um ein rein amerikanisches Phänomen handelt. Der Fall Comroad machte erst vor wenigen Wochen negative Schlagzeilen in Deutschland: Eine Prüfung der Bilanzen ergab, daß der Vorstand des Unternehmens 95 Prozent des veröffentlichten Umsatzes schlicht erfunden hatte. Im Vergleich zu den Summen, die im Fall Enron im Spiel waren, ist Comroad zwar allenfalls ein kleiner Fisch. Aber der stete Tropfen der Verunsicherung höhlt auch das Vertrauen der Anleger auf dem deutschen Markt aus.


      Politische Versprechen


      Die amerikanische Regierung hat wohl den Ernst der Lage erkannt, steckt aber tief in einer Glaubwürdigkeitsfalle. Präsident Bush setzt sich zwar als Rächer der verarmten Aktionäre in Szene, wenn er spektakulär höhere Strafen für betrügerische Manager und strengere Kontrollen der Bilanzen ankündigt. Die Anleger nehmen aber durchaus wahr, daß Vizepräsident Cheney, als ehemaliger Vorstand des Ölkonzerns Halliburton, für exakt die gleichen Vergehen verantwortlich gemacht wird, die jetzt Enron vorgeworfen werden. Bush selbst hatte als Direktor der Harken Energy Corporation ebenfalls sein Unternehmen bilanztechnisch von einem neuerdings diskreditierten Trick profitieren lassen. Der Chef der Börsenaufsicht, Harvey Pitt, gilt als vorbelastet, weil er zuvor als Anwalt für Unternehmen tätig war, die jetzt unter Verdacht stehen. Was soll also helfen?


      Ruf nach moralischer Erneuerung


      "Corporate Responsibility" lautet das neue Zauberwort, mit dem das Vertrauen der Investoren wiedergewonnen werden soll. Neue ethische Richtschnüre, nach denen die Managements ihre Unternehmen transparenter und glaubwürdiger machen sollen. Die bisher diskutierten Reförmchen sind dem Ernst der Lage kaum angemessen. Letztlich bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, als über Reformen, zum Beispiel der Entlohnung des Managements, Stück für Stück das Vertrauen der Anleger zurück zu gewinnen. Der Staat kann und soll diese Erneuerung allenfalls legislativ begleiten, die Initiative muß aber aus den Unternehmen selbst kommen.


      Hans Peter Trötscher, F.A.Z.-Archiv
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 09:01:31
      Beitrag Nr. 1.278 ()
      ZU#1274

      Es stellt sich nur die Frage ob der Nahe Osten eine Demokratie im Sinne von Amerika ,oder des Westens Allgemein akzeptieren würde.
      Auf jeden Fall würde es ein Langwieriger blutiger Prozeß werden ,bis die einzelnen Ethnischen,Religions,Glaubens und Stammesgruppen überzeugt währen.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 16:45:07
      Beitrag Nr. 1.279 ()
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 16:45:07
      Beitrag Nr. 1.280 ()
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 16:52:24
      Beitrag Nr. 1.281 ()
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 16:52:24
      Beitrag Nr. 1.282 ()
      zu#1276
      Alles niedermetzeln, bis nur noch die aufrechten Demokraten übrig sind? :eek:
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:01:00
      Beitrag Nr. 1.283 ()
      :confused: :confused: :confused:
      HANDELSBLATT, Freitag, 15. November 2002


      Michigan-Index klettert von 80,6 auf 85,0 Punkte


      US-Verbrauchervertrauen steigt stärker als erwartet


      Das Vertrauen der US-Verbraucher in die Wirtschaftsentwicklung ihres Landes hat sich einer Umfrage der Uni Michigan zufolge im November überraschend deutlich verbessert.


      Reuters NEW YORK. Grund sei vor allem die Entspannung am Arbeits- und Aktienmarkt sowie die kräftige Leitzinssenkung der US-Notenbank (Fed) von vergangener Woche.

      Der vorläufige Index des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan stieg auf 85,0 von endgültig 80,6 Punkten im Oktober, wie am Freitag aus New Yorker Finanzkreisen verlautete. Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt lediglich einen Anstieg auf 82,3 Punkte vorausgesagt.

      Der von Anlegern und Volkswirten stark beachtete Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Verbraucher im Voraus anzeigt. Die Konsumausgaben machen rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA aus.

      Den Angaben aus Finanzkreisen zufolge stieg der Index der gegenwärtigen Bedingungen, der die Einschätzung der aktuellen finanziellen Situation der Verbraucher wiedergibt, im November auf 93,8 (Vormonat 92,4) Punkte. Der Index der Erwartungen für die nächsten zwölf Monate kletterte auf 79,2 (73,1) Zähler.

      Der vorläufige Index beruht auf der telefonischen Befragung von rund 300 US-Bürgern. Für die Ermittlung des endgültigen Indexes am Monatsende werden weitere 200 Bürger befragt.

      500 US-Bürger werden für den Index Befragt "Sehr Interessant" :eek: :eek: :eek:
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:14:11
      Beitrag Nr. 1.284 ()
      #1280

      richtig: aufrechte demokraten wie milton friedman und goldman sachs - und eck64!
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:29:20
      Beitrag Nr. 1.285 ()
      #1280

      hatte dein fragezeichen übersehen.

      aber seien wir dankbar, daß schröder noch schnell 3 mrd zusätzlich jährlich überweist. dürfen also noch ein bißchen weiterleben.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:32:17
      Beitrag Nr. 1.286 ()
      HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. November 2002


      Keine Einigung mit IWF


      Argentinien lässt Weltbank-Kredit platzen


      Das hoch verschuldete Argentinien hat sich auch im Verhältnis zur Weltbank faktisch für teilweise zahlungsunfähig erklärt. Obwohl am Donnerstag die Rückzahlung von 805 Mill. $ (805 Mill. Euro) an die Weltbank fällig wurde, kündigte Kabinettschef Alfredo Atanasof an, es würden nur aufgelaufene Zinsen im Umfang von 77 Mill. $ gezahlt.


      HB/dpa BUENOS AIRES/WASHINGTON. Atanasof bat zugleich um eine weitere Stundung des restlichen Betrages, um Zeit für weitere Verhandlungen zu gewinnen und eine formelle Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden. Zur Begründung sagte Atanasof, die Devisenreserven Argentiniens seien bereits zu gering, um den vollen Betrag zu begleichen. Die Devisenmenge werde dann unter das vom Internationalen Währungsfonds (IWF) empfohlene Niveau absinken.

      Es mache keinen Sinn, an die Staatsreserven zu gehen, wenn damit die Wirtschaft gefährdet werde, sagte Wirtschaftsminister Roberto Lavagna nach Gesprächen bei der Weltbank in Washington.

      Argentinien ist bereits seit Jahresbeginn im Verhältnis zu seinen privaten Gläubigern zahlungsunfähig. Die Anleger erhalten deshalb seither keine Zinsen oder Rückzahlungen mehr. Insgesamt schleppt das in der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte steckende Land einen Schuldenberg von mehr als 150 Mrd. $ mit sich herum.

      Fast einjährige Verhandlungen mit dem IWF haben bisher keine Einigung gebracht. Der Fonds stellt nach Ansicht der argentinischen Regierung unerfüllbare Bedingungen und übersehe die Erfolge der Regierung von Präsident Eduardo Duhalde.

      Lavagna hatte in den vergangenen Tagen in Washington vergeblich versucht, eine neue Einigung mit dem IWF auf die Beine zu stellen. Dabei geht es unter anderem um die Umschuldung von Krediten, die bis Ende des Jahres zurückgezahlt werden müssen. Insgesamt schuldet Argentinien dem IWF, der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank 2,4 Mrd. $.

      Die argentinische Regierung hatte die Rückzahlung an die Weltbank immer von einer solchen Vereinbarung abhängig gemacht. "Wir werden die Rückzahlung des Kapitals zurückstellen, bis wir eine Vereinbarung mit dem IWF haben", sagte Lavagna nach eigenen Angaben dem Vizepräsidenten der Weltbank für Lateinamerika, David de Ferranti.

      Der Kredit war eigentlich schon am 15. Oktober fällig. In den ersten 30 Tagen hält die Weltbank jedoch still. Mit der endgültigen Entscheidung, das Geld nicht zu überweisen, wird Argentinien ab sofort keine neuen Weltbank-Krediten mehr bekommen. Die Auszahlung von Tranchen bereits gewährter Kredite wird ebenfalls eingestellt, wenn das Geld nicht bis zum 15. Dezember eingeht. Zudem werden auf den Kredit wesentlich höhere Zinsen fällig.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 00:14:41
      Beitrag Nr. 1.287 ()
      Vom 07.11.02 bis zum 14.11.02 ist die Bullenquote des Investor Intelligence Sentiments nochmals leicht angestiegen; und zwar von 49,4% weiter auf 50,6 % angestiegen. Gleichzeitig nahm die Quote der bearishen Advisors leicht ab von 29,3% auf 28,1% ab.

      Langsam dürfte der Überhang an bullishen Stimmen im Sinne eines Kontraindikators wirksam werden.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 00:17:20
      Beitrag Nr. 1.288 ()
      Siebel - Gewinn um 33% aufgebläht? Analyst

      Die Analysten von Fulcrum berichten, dass eine Ermittlung der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC bei Veritas Software sich auf Siebel Systems ausdehnen könnte. Die Analysten stellen die Umsatzqualität von Siebel in Frage, da zunehmend sogenannte Tauschgeschäfte eine Rolle spielen. Der Umsatzanteil dieser Geschäfte erhöhte sich über das vergangene Jahr von 4% auf 18%. Durch diese Geschäfte sei der Gewinn von Siebel in diesem Jahr um 33% aufgebläht worden. Die Analysten bestätigen das Verkaufen Rating mit Kursziel $5, zuletzt befindet sich die Aktie nach Bekanntwerden dieser News unter Abgabedruck, zuletzt notiert das Papier 5.52% im Minus bei $7.70.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 00:24:51
      Beitrag Nr. 1.289 ()
      Zusammenfassung der heutigen US Wirtschaftsdaten aus dem US Newsfeed von Boerse-go.de


      US: Lagerbestände mit Anstieg

      Die Lagerbestände bei US-Unternehmen wuchsen im September um 0.5% an. Das ist der größte Zuwachs in fast zwei Jahren, berichtet das Commerce Department am Freitag. Dei Umsatätze der Untenrehmen fielen um 0.5% im September, wodurch die Lagerbestände zu hoch angesetzt wurden. Das wichtige Lagerbestände-zu-Umsatz Verhältnis stieg auf 1.36 nach einem Rekordtief von 1.35 im August. Auf dem aktuellen Niveau werden die Lagerbestände der US-Unternehmen nicht als Problem betrachtet, so Experten.



      US: Preissteigerungsrate im Oktober höher


      Der Produzentenpreisindex stieg im Oktober um 1.1% (Konsensschätzung: +0.2%), während der Kernwert, der die volatilen Sektoren Nahrungsmittel und Energie ausklammert, um 0.5% stieg (Konsensschätzung: +0.1%). Somit fiel die Preissteigerungsrate höher aus, als dies erwartet wurde. Die niedrige Inflation hatte der US-Zentralbank ermöglicht, den Leitzinssatz in der vergangenen Woche um 50 Basispunkte zu senken.

      Der Anstieg des Produzentenpreisindex war der größte seit Januar 2001, während der Kernwert so stark wie seit drei Jahren nicht stieg.





      US: Industrieproduktion geht zurück


      Die Industrieproduktion schrumpfte in den USA im Oktober um 0.8% (Konsenschätzung: Minus 0,3%). Die Kapazitätsauslastung lag bei 75.2%, ein 7-Monatstief. Diese vorläufigen Prognosen gab die Federal Reserve zur Stunde bekannt. Gegenüber dem Vorjahr liegt die Industrieproduktion damit nur 1.2% im Plus. In den vergangenen drei aneinanderfolgenden Monaten schrumpfte sie. Der Großteil des Rückganges war auf einen negativen Wert von 5.2% bei der Produktion von motorbetriebenen Fahrzeugen zurückzuführen. Ohne Automobile fiel die Produktion um 0.4%. Die Produktion im Hightech-Sektor stieg um 0.5%.





      US: Verbrauchervertrauen zeigt Erholung


      Der Index zum Verbrauchervertrauen der University of Michigan liegt bei 85 (Konsensschätzung: 82) nach 80.6 Ende Oktober. Händler sprechen davon, dass die Erfassung des "Sniper" im Raum Washington und die Kursanstiege an der Wall Street dem Verbrauchervertrauen half. Im Oktober war bei 80.6 ein 9-Jahrestief erreicht worden.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 00:28:52
      Beitrag Nr. 1.290 ()
      Gemischte Fonds: Ein Sparbuch ist besser!

      Gestern habe ich an dieser Stelle eine hoffnungslose Studie über die Performance deutscher Aktienfonds in den vergangenen fünf Jahren präsentiert, in der nicht einer von 81 Fonds über diesen Zeitraum keinen Verlust gemacht hat. Doch welcher Anleger hält schon nur Aktien, muss man jetzt natürlich fragen, wenn man diese Ergebnisse auf die eigene Performance in diesen Jahren anwenden will.

      Heute betrachte ich aus diesem Grund die Mischfonds, die sowohl Aktien als auch Bonds und Cash halten dürfen. Bei Onvista finden sich 88 Stück, von denen 57 über den Zeitraum der vergangenen fünf Jahre Gewinn und 31, die Verlust gemacht haben. Na bitte, das klingt doch wirklich prima. Zuerst jedenfalls.

      Denn rechnet man die Gewinne und Verluste zusammen, dividiert sie durch die Anzahl der Fonds und annualisiert anschließend die Performance, dann kommt man auf einen durchschnittlichen Ertrag aller Fonds von 1,32 Prozent pro Jahr. Und das sieht nun nicht mehr unbedingt gut aus. Selbst wer also die größte Hausse der Börsengeschichte (1997-2000) komplett verschlafen, dafür jedoch auch die sich anschließende Baisse vermieden hat, und anstelle dessen sein Geld vollständig aufs Sparbuch gepackt hätte, sähe heute besser aus als der durchschnittliche Fondsmanager eines Mischfonds.

      In diesem Sinne: Prost Mahlzeit, gute Nacht allerseits und ein wunderschönes Wochenende! Das Füße-auf-die Couch-Legen des Kleinsparers ist letztlich dem selbstgerechten Aktionismus der Fondsmanager weit überlegen!
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 00:33:12
      Beitrag Nr. 1.291 ()
      Die Rückkehr des Volksamazonen-Index
      ++ Gespräche mit der Wand ++
      Von Bernd Niquet
      Eigentlich hatte ich für heute einen Artikel über die Illusionen der Erbengeneration vorbereitet, der wunderbar zur Vorstellung meines neuen Buches "Das Orwell-Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration" gepasst hätte. Doch dann musste ich diese Woche verbringen wie weiland der Landvermesser K. in Franz Kafkas Roman "Das Schloss", der versucht, dort eine wichtige Botschaft loszuwerden und eine Entscheidung herbeizuführen, mit seinen Bemühungen jedoch auf fast 400 Seiten elendiglich scheitert.

      Bei mir ging es allerdings nicht um Kafkas Schloss, sondern vielmehr um den Sitz der Hohepriester der New Economy, Amazon, und hierbei um das vergleichbar geringfügige Unterfangen, ein Buch, welches bereits überall lieferbar ist, dort auch als lieferbar zu klassifizieren. Wer schon einmal versucht hat, mit einem Unternehmen der New Economy im Allgemeinen und Amazon im Speziellen außerhalb der normalen Geschäftsentwicklung zu kommunizieren, weiß, wie leicht es vergleichsweise ist, sogar mit einer weißen Wand in regen Austausch zu treten.

      Reden wir nicht alle permanent über den schlecht funktionierenden Staat? Über die überbordende Verwaltung, die den Bürger nur noch als Nummer betrachtet und durch den Dschungel der selbstgesetzten Restriktionen nicht mehr durchdringt? Ich kann dazu nur sagen: Bei Amazon ist man außerhalb standardisierten Geschäfte keine Nummer, sondern ein Nichts. Wenn es Probleme mit dem Finanzamt oder sonstigen Ämtern gibt, dann ruft man dort an, und spricht über die Dinge. Bei der New Economy ist hingegen, um einmal ein bekanntes Sprichwort umzudrehen, nicht nur der Affe schon längst tot, sondern auch die Klappe fest zu.

      ++ VW hat Nase vorn ++

      Und was das Wichtigste ist: Unser Staat hat nicht annähernd so viel des ihm anvertrauten Geldes verbrannt wie Amazon und Konsorten. Angesichts dieser Tatsache habe ich heute einmal nachgeschaut, wie es denn eigentlich finanziell um das Unternehmen Amazon steht, von dem wir in der letzten Zeit so viel Gutes gehört haben. Hintergrund ist für mich dabei stets mein "Volksamazonen-Index", einem der letzten Überbleibsel der Goldenen Jahre. Im Herbst 1999 stand die Aktie von Amazon bei umgerechnet 78,50 Euro, die VW-Stammaktien hingegen bei 53,40 Euro. Damals habe ich gewettet, dass letztere während der nächsten zehn Jahre deutlich besser performen würden als erstere.

      Die Internet Community hatte mich natürlich sofort für verrückt erklärt, doch schon bald lag der Indikator auf meiner Seite. Seit Anfang des Jahres hat sich das Geschehen zwar umgekehrt, doch auch heute noch führt VW mit einem Verlust von "nur" 28,8 Prozent gegenüber Amazon mit einem Verlust von 73 Prozent. Und wie wird die weitere Zukunft aussehen?

      ++ Wertlose Aktien ++

      VW ist ein gesundes Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von 25 Prozent, macht Gewinn, hat eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent und wird mit nur 20 Prozent des Jahresumsatzes bewertet. Amazon hingegen kostet nicht 20, sondern mehr als 200 Prozent des Jahresumsatzes, macht dafür jedoch Verlust, und weist eine Eigenkapitalquote von minus 99 Prozent aus! Eine Eigenkapitalquote von minus 99 Prozent? Zuerst dachte ich, das berühmte Pferd würde mich touchieren, und ich muss gestehen, dass ich mich um die exakte Verbuchung nicht gekümmert habe.

      Doch an den Fakten ändert das nichts: Amazon besitzt zum 30. September dieses Jahres Cash und cashnahe Aktiva in Höhe von 1,119 Milliarden US-Dollar, Einrichtungen von 256 Millionen Dollar sowie einen Goodwill und sonstige Aktiva in Höhe von 121 Millionen Dollar. Diesen aggregierten Gesamtaktiva von 1,496 Milliarden Dollar stehen jedoch Verbindlichkeiten in Höhe von insgesamt 2,975 Milliarden Dollar gegenüber. (Quelle: Yahoo Finance).

      Was bedeutet das nun im Klartext: Von den Amazon-Kreditgebern steht die Hälfte nackt da. Die Aktionäre hingegen stehen nicht nur halb, sondern völlig nackt da – und das sogar gleich in doppelter Weise – also eigentlich doppelt-nackt: Ihren Aktien entsprechen nämlich gar keine Werte, sondern ausschließlich Schulden in beinahe gleicher Höhe. Das ist also, als ob sie zu jedem Dollar immer noch einen weiteren hinzugelegt hätten – oder so, als ob ein Schwanz nach innen wachsen würde.

      Eine Marktkapitalisierung von 7,79 Milliarden Dollar für die 381,5 Millionen herausgegebenen Aktien ist daher also mehr als stolz. Die Blase ist immer noch nicht geplatzt. Und wenn ich selbst auch eine Amazone wäre, dann würde ich sicherlich ebenfalls nicht ans Telefon gehen und meine Mails nicht beantworten. Denn wo nichts mehr ist, da ist vielleicht auch niemand mehr. Auf jeden Fall schweigt man dann besser. Und trotzdem ist es toll, bei Amazon einzukaufen. Den Shareholdern sei Dank, die das alles alimentieren!


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 00:44:04
      Beitrag Nr. 1.292 ()
      Die Zyklik hilft, Anleger abzukassieren

      Die Zyklen an der Börse - damit ist das kurz-, mittel- und langfristige Auf und Ab der Kurse gemeint - entstehen durch das Verhalten der einem Herdentrieb folgenden Anleger: Sie pumpen Geld in die Börse und beabsichtigen, es nach gestiegenen Kursen wieder mit Gewinn abzuziehen. Wer zuerst abzieht, gewinnt. Großanleger können zum gleichen Zweck riesige Beträge einsetzen und über die Medien den Herdentrieb der Anleger beeinflussen. Die Großanleger gewinnen natürlich zu Lasten der immer hinterher laufenden übrigen Anleger.
      Das Börsengeschehen lässt sich anlässlich zyklisch bedingter Hoch- und Tiefpunkte mit dem geringsten Aufwand manipulieren, was natürlich die Zyklik und deren Kusausschläge wesentlich verstärkt. Zum Beispiel genügt anlässlich eines zyklisch bedingten Kurshochs des Goldpreises, um eine Abwärtsmanipulation zu beginnen, eine in allen maßgebenden Medien veröffentlichte Meldung, “die Notenbank in London verkauft 20 Tonnen Gold”, obwohl an der COMEX täglich eine mehrfache Goldmenge gehandelt wird.
      Ohne Manipulation wäre das Börsengeschehen völlig uninteressant und die Börsenindizes würden sich in etwa so verhalten wie die Zuwachsraten des Bruttosozialproduktes. Die Großspekulation hätte keine Arbeitsgrundlage und die den Mittelstand beseitigende Vermögenskonzentration mit Hilfe einer “Wertpapierindustrie” gäbe es nicht.
      Wer als Anleger am Börsengeschehen gewinnen will, hat deshalb nur eine Chance, wenn er den Vorhaben der Großspekulation folgt. Diese Vorhaben sind zwecks Minimierung des Aufwands auf die Börsenzyklik abgestimmt und bringen sie deshalb erst voll zur Wirkung. Das ist der Kern unseres hier ausführlich beschriebenen Kow-how.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:00:44
      Beitrag Nr. 1.293 ()
      [b ]Die Malik-Kolumne: Was hierzulande unerwähnt bleibt[/b]

      Von Fredmund Malik

      Politiker, Manager und Experten aller Fachrichtungen nörgeln fast
      täglich über den miserablen Zustand der Republik. Aber von
      Deutschland so zu reden, als wäre es das Armenhaus Europas, ist
      falsch. Im ersten Teil seiner Analyse beschreibt Fredmund Malik, was
      in der Standort-Diskussion unerwähnt bleibt.
      ------------------------------------------------------------

      Politiker aller Parteien, Manager aller Branchen und Experten aller
      Fachrichtungen sind fast täglich, sicher sonntäglich, versammelt, um
      in Talkshows aller Varianten über Deutschland zu jammern.
      Deutschland als Schlusslicht Europas, hoffnungslos abgeschlagen und
      abgewirtschaftet.

      Ein paar Fragen aber bleiben ausgeklammert - warum, ist rätselhaft.
      Werden sie mitberücksichtigt, ist der Leistungsausweis Deutschlands
      hervorragend, jedenfalls viel besser, als er diskutiert wird.
      Unbestritten bleiben noch immer große Hausaufgaben zu erledigen,
      aber in welchem Land wäre das nicht so?

      Arbeitslosigkeit

      Ein zentrales Thema und ein Kernargument für die Schwäche
      Deutschlands sind die rund vier Millionen Arbeitslosen - für jeden
      Betroffenen tragisch. Dennoch ist die Arbeitslosigkeit ein schwaches
      Argument. Warum?

      Die Statistik der Arbeitslosigkeit ist bekanntlich ein Minenfeld.
      Wenn man die höchsten Ziffern nimmt, hat Deutschland - West und Ost
      zusammengezählt - 4,42 Millionen Arbeitslose. Hier sind 1,03
      Millionen ABM-Personen eingerechnet. 1,738 Millionen Arbeitslose
      sind in den ostdeutschen Bundesländern zu verzeichnen. Sie können
      weder der Politik noch der Wirtschaft angelastet werden. Sie sind
      Folge von 50 Jahren DDR-Kommunismus. Kein Land der Welt könnte mit
      diesen Problemen besser fertig werden als Deutschland. Obwohl die
      Fortschritte groß sind, reichen auch zehn Jahre und Milliarden nicht
      aus, um sie zu lösen.

      Es bleiben 2,67 Millionen Arbeitslose im Westen. Von diesen dürften
      rund eine Million (wahrscheinlich sind es mehr) nicht arbeiten
      können oder nicht wollen. Wie hoch die Quoten in den beiden
      Kategorien sind, ist schwer zu bestimmen. Es ist - Klardenkende
      haben es immer gesagt - schlichtweg eine Illusion zu glauben, dass
      man alte Berufe in nennenswertem Umfang in neue Berufe umschulen
      kann.

      Die wenigen Fälle, wo das gelang, geben nicht Hoffnung, sondern sind
      ein Beweis für die These. Das ist der Preis für den technischen
      Fortschritt und für die Umgestaltung der Industriegesellschaft zu
      einer Wissensgesellschaft. Und dass die deutschen Sozialgesetze, so
      wie in jedem Land, auch ausgenützt werden können von jenen, die
      nicht arbeiten wollen, obwohl sie könnten, ist kein Geheimnis.

      Es bleibt also die echte Arbeitslosigkeit. Sie beträgt rund 1,7
      Millionen. Es sind Menschen, die sowohl arbeiten können als auch
      wollen - und dennoch keinen Arbeitsplatz bekommen. Das sind rund 4,5
      Prozent.

      Das ist kein Grund zu jubeln, aber damit ist Deutschland keineswegs
      das Schlusslicht Europas, sondern gehört zu den Ländern mit der
      niedrigsten Arbeitslosigkeit. Auch im geschichtlichen Vergleich ist
      das eine gute Quote, denn im Gegensatz zu früher suchen viel mehr
      Frauen nach Arbeit. Wäre das nicht so, hätte Deutschland einen
      veritablen Arbeitskräftemangel.

      Beschäftigungsquote

      Um ein Gesamtbild zu bekommen, darf aber nicht nur gefragt werden,
      wie viele Personen arbeitslos sind, sondern es muss auch gefragt
      werden, wie viele beschäftigt sind. Die Beschäftigungsquote liegt in
      Deutschland 2002 bei geschätzten 69,4 Prozent; im Jahr 2001 waren es
      68,6 Prozent. Sie ist seit 1995 jedes Jahr gestiegen. Der
      Durchschnitt der EU liegt 65,0 Prozent. Deutschland liegt damit zwar
      nicht an der Spitze, aber gut im Mittelfeld. Frankreich, Spanien und
      Italien sind deutlich schlechter.

      Damit plädiere ich nicht für politische Untätigkeit, sondern dafür,
      die Proportionen richtig zu sehen. Und jene, die das
      Arbeitslosigkeitsargument ständig strapazieren, sollten die Zahlen
      etwas genauer studieren.

      Schwarzarbeit

      Nach Schätzung von Fachleuten wird mit Schwarzarbeit rund 15 Prozent
      des deutschen Sozialproduktes erwirtschaftet. Zählt man diese
      Wirtschaftsleistung zur offiziellen hinzu, steht Deutschland
      hervorragend da. Der Finanzminister mag sich ärgern. Dennoch ist
      diese Wirtschaftsleistung erbracht und real. Sie gehört mit zur
      Wohlstandsbeurteilung.

      Wiedervereinigung

      Kein anderes Land der Welt hat ein ähnliches Problem wie die
      deutsche Wiedervereinigung zu lösen gehabt. Die meisten anderen
      Länder wären massivst überfordert gewesen. Keine Wirtschaft der Welt
      musste die Leistung erbringen, um so etwas zu bewältigen.

      Europa

      Deutschland hat maßgeblich die europäische Integration bezahlt. Über
      große Strecken hat Deutschland genauso viel bezahlt, wie alle
      anderen Nettozahlerländer zusammen. Ob diese Zahlungen Investitionen
      oder Kosten sind, kann lange diskutiert werden. Der Return ist
      schwer messbar. Die Leistung wurde jedenfalls erbracht.

      Wachstum und Größe

      Deutschland, wird gesagt, sei wachstumsbezogen das Schlusslicht
      Europas. Kann sein, aber auch die Wachstumsstatistik ist ein
      Minenfeld. Wie auch immer man misst, ist Deutschland die drittgrößte
      Wirtschaft der Welt, und, wie der Economist schreibt, eine der
      fortgeschrittensten der Welt. Die beiden nächsten europäischen
      Ökonomien - England und Frankreich - sind um rund ein Drittel
      kleiner - jedenfalls von Deutschland aus gerechnet. Nach
      Berechnungen der Länder selbst sind sie um die Hälfte größer.

      Die Menschen leben nicht von den Wachstumsraten, sondern vom
      absoluten Sozialprodukt. In der 2002-Ausgabe der Economist World
      Figures rangiert Deutschland mit seinem Lebensstandard auf dem
      elften Rang. Das könnte besser sein. Aber die anderen großen
      europäischen Staaten liegen deutlich dahinter. Wenn man die eher
      exotischen Spitzenreiter, wie Luxemburg, die Bermudas, Island und
      Singapur herausnimmt, dann rangiert Deutschland auf Platz sieben.
      Diese Position ist kein Grund zur Trauer.

      Bei all dem ist zu berücksichtigen, dass die ostdeutschen
      Bundesländer die Gesamtzahlen statistisch deutlich nach unten
      ziehen. Der Leistungsausweis wäre ohne Ostdeutschland massiv höher.
      Es gibt Meinungen von Ökonomen, wonach das bald anders werden soll
      und der Osten Deutschlands stärker wachsen wird als bisher und sogar
      stärker als der Westen. Damit würde die Gesamtleistung entsprechend
      besser.

      Noch einmal - für jene, die unermüdlich den Zeigefinger heben: es
      sind Hausaufgaben zu machen und sie sind groß; und die nächsten
      Jahre werden schwierig sein. Aber von Deutschland so zu reden, als
      wäre es das Armenhaus Europas, ist falsch. Aus falscher Diagnose
      folgt selten eine richtige Therapie.

      manager-magazin.de
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:03:17
      Beitrag Nr. 1.294 ()
      Von Sebastian Dullien, Berlin

      Vor einer ernsthaften Deflationsgefahr in Deutschland haben am Donnerstag die Europa-Ökonomen der Großbank Société Générale (SG) gewarnt. "Das Land erfüllt alle Kriterien, die auf eine bevorstehende Deflation hindeuten", sagte Europa-Chefvolkswirtin Véronique Riches-Flores.

      Zwar seien noch keine fallenden Preise zu beobachten, das Risiko sei aber groß, dass die aktuelle konjunkturelle Lage in eine Spirale aus sinkenden Preisen und nachlassender Nachfrage münde. Es ist das erste Mal, dass Ökonomen einer renommierten Institution in derart direkter und ausführlicher Art auf ein Deflationsrisiko für die deutsche Wirtschaft hinweisen. Etwas zurückhaltender hatten in den vergangenen Wochen die Volkswirte der Deutschen Bank und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auf die Gefahr eines allgemeinen Preisverfalls verwiesen, sollte sich die Konjunktur in nächster Zeit weiter verschlechtern.

      ftd.de
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:04:56
      Beitrag Nr. 1.295 ()
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:08:00
      Beitrag Nr. 1.296 ()
      15. November 2002 Grundtendenz abwärts - Baisse!

      Die Masse der Marktteilnehmer geht davon aus, daß sich alsbald eine konjunkturelle Erholung einstellen wird und daher der Aktienmarkt positiv reagieren wird. Leider ist es nicht so. Die Wirtschaftsweisen haben uns während dieser Woche vor Augen geführt, daß sich die Konjunktur alles andere als zuversichtlich positive entwickeln wird. Die Daten haben wir über die Medien präsentiert bekommen. Fundamental sieht es unbeschreiblich negativ aus. Nicht nur hier, sondern besonders in den USA, der Weltwirtschaftslokomotive. Die Ursachen für den Börsenabschwung liegen nicht in den gegenwärtigen Daten, die wöchentlich erwartet werden, sondern vielmehr in den vergangenen Dekaden-Fehlern der Zentralbanken (Greenspan & Company). Die Gelddruckmaschine hat sich heiß gelaufen und "heute gibt es keine Ersatzteile mehr". Greenspan merkt mittlerweile selber, daß er nicht mehr weiter weiß und mit seinem Latein am Ende ist. Die Welt-Ökonomien sind in eine Schuldenfalle geraten. Zwölf Zinssenkungen ohne Effekt. Völliger Unsinn sind die Marktbefragungen bei Verbrauchern oder Marktteilnehmern. Wenn man darauf etwas geben könnte, hätten wir nicht diesen desolaten Aktienmarkt. Lesen Sie die Kommentare von respektierten Ökonomen <Fundamentals>

      Nächstes Fibo-Datum 16. Dezember 2002.
      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/chart_special.ht…
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:10:41
      Beitrag Nr. 1.297 ()
      Editorial: Konjunkturell geht es rapide bergab (14.11.2002)

      Die Wirtschaft in den USA hat ernste Probleme, wieder auf die Beine zu kommen. Wer dies nur behauptet oder argwöhnt, aber noch nicht mit handfesten Daten zu belegen vermag, kann sich jetzt auf Alan Greenspan, den Präsidenten der Notenbank in Washington (Fed), stützen.

      Greenspan hat am Mittwoch Erklärungen zur Konjunktur und zur Geldpolitik abgegeben, wie sie wachsweicher und entmutigender nicht sein konnten. Zu einem Zeitpunkt, da optimistische Aussagen am Platz gewesen wären, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen, brachte Greenspan im wesentlichen nicht mehr zustande als eine Wiederholung der Erklärung des Offenmarkt-Ausschusses der Fed aus der vergangenen Woche zur unerwartet drastischen Senkung ihres Leitzinses.

      Zugleich ziehen seine Kollegen aus dem Ausschuss und Präsidenten der regionalen Zentralbanken durchs Land und wissen nicht viel mehr zu verkünden als das schon Gesagte. Wenn sie alle nichts Besseres zu berichten haben, steht es schlimm um die Konjunktur in den USA und damit auch schlimm um den US-Dollar.

      Das alles kann den Euroraum und die Europäische Zentralbank (EZB) nicht fröhlicher stimmen. Im Gegenteil, es geht rapide bergab, und deshalb muss die EZB nun allein schon aus psychologischen Gründen handeln, um zu retten, was noch zu retten ist.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt

      (10)
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:29:51
      Beitrag Nr. 1.298 ()
      Freitag, 15. November 2002

      Chinesische Exporte steigen auf Jahresbasis um 31 %

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Ich vertrete heute Bill Bonner – warum, steht weiter unten. "Die USA machen derzeit eine Erfahrung, die man noch niemals zuvor in der Wirtschafts- und Geldgeschichte machen konnte", warnt Dr. Richebächer.

      Was in den USA passiert, ist wirklich einzigartig – weil niedrige und weiter fallende Inflationsraten Hand in Hand mit einem rasanten Geldmengen- und Kreditwachstum gehen, erklärt Richebächer.

      Statt zu steigen, fallen zum Beispiel die Preise für Rohstoffe, obwohl die Fed eigentlich alles tut, um die Inflation zu steigern. Die entsprechenden Rohstoff-Indizes sind in den Tagen nach der jüngsten Zinssenkung gefallen.

      "Eine Erhöhung der Geldmenge bedeutet normalerweise Inflation, und nicht Preisstabilität oder sogar Deflation", schreibt Dan Denning in "Strategic Investment". "Aber wenn die Fed die Zinsen senkt, bedeutet das wirklich Inflation? Die Antwort ist, ehrlich gesagt, NEIN."

      Die Fed kann zum Beispiel nicht verhindern, dass Fabriken nach China verlagert werden.

      Laut Reuters werden in China dieses Jahr mehr als 50 Milliarden Dollar an ausländischen Investitionen ins Land geflossen sein – das erste Mal überhaupt wurden damit die USA in Bezug auf die ausländischen Investitionen überholt. Die chinesischen Exporte sind im Oktober um über 31 % (auf Jahresbasis) gestiegen. Wenn das so weitergeht, werden chinesische Güter 2020 die Welt überschwemmen ... und vom Wert her 2,4 Billionen Dollar erreichen, das Vierfache des heutigen Wertes. Wegen der niedrigen Preise dieser Güter wirkt dies als deflationärer Effekt auf die Weltmärkte.

      "Es ist möglich, dass der größte Teil des weltweiten Kapitals jetzt dahin geht, wo Güter produziert und nicht konsumiert werden", so Dennning.

      Währenddessen "können die Banken in den USA sie Zinssenkungen der Fed nicht ignorieren – sie müssen eigentlich Geld verleihen, aber die Bonität der Schuldner sinkt."

      Das selbe Phänomen können wir in Japan beobachten, wo die Leitzinsen seit 1995 nahe Null liegen ... aber das Volumen der von Banken vergebenen Kredite ist jetzt schon 57 Monate in Folge gefallen.

      Wie wird es in den USA weitergehen?
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:35:56
      Beitrag Nr. 1.299 ()
      Die Fed ist Schuld

      von Hans F. Sennholz

      Es ist sicherlich beschämender, einen guten Ruf zu verlieren, als niemals einen gehabt zu haben.

      Während der großen Spekulationsblase am Aktienmarkt der 1990er baute sich Alan Greenspan den Ruf des größten Zentralbankers der Welt auf, der gleichzeitig der loyale Wächter des Dollars sei. Seine Bewunderer im US-Kongress applaudierten ihm, Königin Elizabeth hat ihn sogar zum Ritter geschlagen. Aber seit dem Platzen der Spekulationsblase und dem Vermögensverlust von 8 Billionen Dollar (!) hat Greenspan viel von seinem guten Ruf verloren. Ein paar Kritiker halten ihn und seine Kollegen sogar für alles verantwortlich.

      Weil sein Ruf auf dem Spiel steht, weist der Fed-Vorsitzende alle Vorwürfe weit von sich. Zuletzt hat er seinen Zuhörern versichert, dass es nichts gab, was er tun konnte, um das Entstehen der Spekulationsblase und ihr Platzen zu verhindern. Es sei jenseits der Fähigkeiten von Zentralbankern oder sonst jemandem, zu erkennen, dass eine Spekulationsblase existiert. Und selbst wenn er es gewusst hätte, hätte man nichts tun können. Auch Zinserhöhungen hätten nur eine Rezession bewirkt, Gerede und die Erhöhung der Mindestreservesätze wären nicht effektiv gewesen. Niemand hätte von ihm erwarten können, dass er den Patienten mit der Behandlung töten würde.

      Die meisten Amerikaner stimmen wahrscheinlich mit Greenspan überein. Sie glauben ihm, weil er sie in einem Jahrzehnt der fieberhaften finanziellen Aktivitäten und steigenden Aktienkurse anspornte; sie vertrauen ihm, weil er immer die öffentliche Meinung im Blickfeld hat. Die meisten Volkswirte stimmen wahrscheinlich mit ihm überein, weil sie den gleichen oder ähnlichen Wirtschaftstheorien folgen. Wenn man sie fragen würde, würden sie stolz in seine Fußstapfen treten.

      Die wenigen Kritiker hingegen widersprechen ihm in fast allen Punkten. Sie sind erstaunt darüber, dass Greenspan nicht gewusst haben will, dass eine Spekulationsblase existierte.

      Spekulationsblasen gab es in der amerikanischen Wirtschaft, seitdem die erste Zentralbank 1791 in Philadelphia ihre Tore öffnete. Diese Spekulationsblasen führten zu vielen Finanzkrisen und Depressionen, worüber schon viel geschrieben worden ist.

      Auf der Suche nach den Gründen für diese Spekulationsblasen zeigen die Kritiker immer wieder auf das Mandat der Fed, "das Geldangebot zu regulieren." Dieses Mandat ermöglicht es der Fed, sich über die Marktmechanismen hinwegzusetzen, was das System destabilisieren kann und das reibungslose Funktionieren von wirtschaftlichen Aktivitäten behindert. Bei den Aktienmärkten spiegelt sich das in sehr hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV`s) wieder.

      Das historische KGV der im Dow Jones enthaltenen Aktien liegt bei rund 12 – während der 1990er stieg es auf über 50! Am 1. November 2002 stand es bei 20,86. Wenn das KGV viermal so hoch ist wie sein historischer Durchschnitt, sollte man doch vermuten können, dass eine Übertreibung vorliegt. Zu Beginn dieses Jahres stand das KGV von Intel bei 160,7, das von Disney bei 142,6 und das von Eastman Kodak bei 118,1. Es war schwierig, solche hohen Werte mit den guten Gewinnaussichten der Unternehmen zu begründen.

      Die im amerikanischen Freiverkehr (Over the Counter) gehandelten Titel haben in ruhigen Zeiten ein KGV von 10 oder weniger – in den 1990ern wurden hier KGV`s von bis zu mehreren 100 bezahlt! Dennoch spricht Alan Greenspan davon, dass er nicht mit Sicherheit erkennen konnte, dass eine Spekulationsblase existierte.

      Auch extreme steigende Unternehmens-Verschuldung kann ein Zeichen für eine Spekulationsblase sein. Zwischen 1995 und 2000 stiegen diese Schulden von 600 Milliarden Dollar auf über 1,1 Billionen Dollar! Diese Mittel wurden hauptsächlich dazu genutzt, eigene Aktien zurückzukaufen, um den Gewinn pro Aktie zu erhöhen. Oder sie wurden für Übernahmen genutzt, die die Kosten senken und den Aktienkurs erhöhen sollten. Viele amerikanische Unternehmen nutzten dafür ihre gesamte Liquidität und die gemachten Schulden dazu. Gleichzeitig fiel die nationale Sparrate auf neue Allzeit-Tiefs, während die Konsumentenverschuldung und das Handelsbilanzdefizit weiter anstiegen. All diese Symptome deuten auf eine Spekulationsblase und damit auf Gefahr für die Volkswirtschaft hin. Leider ignorierte Greenspan alle diese Zeichen.

      Wer eine Spekulationsblase nicht erkennt, sucht auch nicht nach ihren Gründen. Während die Aktienkurse in schwindelerregende Höhen stiegen, sprach Greenspan wiederholt seine Bewunderung für die "New Economy" mit ihrer steigenden Produktivität aus, die in seinen Augen, die hohen Aktienkurse rechtfertigen würde. Aber im Nachhinein sagt er ja, dass Reden nichts genützt hätte – wenn er denn rechtzeitig erkannt hätte, dass es eine Spekulationsblase gegeben hätte.

      Ich stimme mit Greenspan überein – Reden alleine, ohne Handeln, bringt ziemlich wenig. Seine Bemerkungen über die irrationalen Übertreibungen am Aktienmarkt vom Dezember 1996 führten für einen oder zwei Tage zu fallenden Kursen. Aber weil die Fed nicht handelte, wurde dies schnell vergessen. Auf der anderen Seite konnten sich die Bullen auf Greenspans dauernd wiederholte Bemerkungen über die bewundernswerte Produktivität berufen.

      Investoren konnten Aktien zu 50 % beleihen und damit neue Aktien kaufen. Die Fed hätte verfügen können, dass dies nur noch zu 30 % oder sogar zu 0 % möglich sei, was zwar nicht die Spekulationsblase an der Wurzel gepackt hätte, aber vielleicht die größten Exzesse am Aktienmarkt verhindert hätte. Aber die Fed hat dies nicht getan.

      Außerdem hätte die Fed die Mindestreservesätze für die Banken erhöhen können. Dadurch hätte sie die Kreditvergabe der Banken eingeschränkt. Je höher die Mindestreservesätze, desto knapper die Kreditexpansion.

      Der wirkliche Sinn der Fed ist doch die Förderung der wirtschaftlichen Stabilität, durch Beeinflussung des Geldangebots, das im Verhältnis zum Angebot der Waren und Dienstleistungen gesehen werden muss. Die Fed kann die Geldflüsse nicht direkt kontrollieren, aber sie hat einen indirekten Einfluss auf die Kreditvergabepraxis der Banken. Ihre Instrumente sind die Leitzinsen, die Offenmarktpolitik und die Mindestreservesätze. Das sind machtvolle Instrumente, die die Fed kontinuierlich nutzt.

      Alan Greenspan, der seit 1987 an der Spitze der Fed steht, hat sie nur selten benutzt, um die Kreditvergabe der Banken zu hemmen – meist nutzte er die Instrumente, um das Gegenteil zu erreichen. Als die Aktienkurse schon explodierten, erleichterte Greenspan wegen der Asienkrise 1997 die Kreditvergabe der Banken. Dann nochmals 1998, als Russland und ein Hedge Fonds in Schwierigkeiten gerieten. Zwischen Juni 1999 und Mai 2000 – als der Boom sein Top erreichte – änderte die Fed plötzlich ihre Politik. 6 Mal wurden die Leitzinsen in diesem Zeitraum erhöht. Aber sobald die Wirtschaft zu stagnieren begann (im ersten Quartal 2001), wurden die Zinsen umgehend wieder gesenkt, und danach noch 11 Mal.

      Alan Greenspan hat immer Angst gehabt, den Patienten mit seiner Behandlung zu töten. Nach dem Motto: Operation erfolgreich, Patient tot. Er hatte mehr Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung als vor einer irrationalen Spekulationsblase. Ich kann seine Handlungsweise nachvollziehen – sie stimmte damals mit der öffentlichen Meinung überein. Kommentatoren, Marktanalysten und Politiker forderten immer mehr Geld und niedrigere Zinsen – sie hätten sich alle gegen Greenspan gerichtet, wenn er ihnen das verweigert und die Zinsen sogar erhöht hätte. Damit hätte er großen Mut beweisen müssen. Angesichts des damals vorherrschenden Fanatismus hätte es für ihn sogar lebensgefährlich werden können, sich gegen die öffentliche Meinung zu stellen. Aber Alan Greenspan war niemals in Gefahr; er genoss die Popularität, und arbeitete daran, den Boom auf ewig weiterlaufen zu lassen.
      investorverlag
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      schrieb am 16.11.02 01:46:30
      Beitrag Nr. 1.300 ()
      Kolumne: Wie viele Nebenkriegsschauplätze verträgt die Wall Street?


      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents


      Ein kleiner Zacken im Tages-Chart verrät alles: An der Wall Street weiß wieder einmal niemand, wo der Hase läuft. Die US-Börsen waren aus gutem Grund schwach in den Tag gegangen, dann schlugen sie dank eines unerwartet starken Verbrauchervertrauens nach oben aus – nur um dann wieder zurück zu fallen, um seither in enger Spanne in Richtung Wochenende zu dümpeln.


      Anleger hatten am Morgen allen Grund, sich noch einmal aus dem Markt zurück zu ziehen. Dabei hatte das wenige Stunden vorher noch ganz anders ausgesehen. Nach einer ansehnlichen Rally am Donnerstag wähnten die Bullen endgültig das Zepter in der Hand. Eine Reihe erfreulicher Konjunkturdaten hatte ihnen Zuversicht gegeben, außerdem hatten sich einige CEOs optimistisch zur Zukunft geäußert, darunter sogar die Chefs von Hightech-Riesen wie Cisco, Microsoft und Intel. Letztere hatten in schöner Euphorie sogar den Rückkauf von 480 Mill. Aktien angekündigt.

      Plötzlich schien die Beweislast für die Misere an der Wall Street bei den Bären zu liegen – viele fanden angesichts zeitweise guter Daten keine Argumente und zogen den Pelz aus. Setzten sie sich Hörner auf? – Schön wär’s, doch vielmehr scheint es, zum Wochenschluss setzt der Markt den Optimisten Hörner auf. Reingelegt, auf konjunktureller Seite sind nicht nur starke Einzelhandelsergebnisse und sinkende Arbeitslosenzahlen zu melden sondern auch steigende Lagerbestände. Die können Firmen zwingen, erneut die Produktion zu drosseln, dann wiederum Kosten zu senken und Arbeitsplätze zu streichen.

      Und wenn die Arbeitslosigkeit steigt, dann fällt auch wieder das Verbrauchervertrauen, dessen Sprung auf 85 Punkte im Michigan-Index dem Markt am Morgen ein paar Minuten lang Kraft gab und für den Zacken im Tages-Chart verantwortlich zeichnet. Die meisten Anleger dürften mittlerweile gemerkt haben, dass dem Verbrauchervertrauen nicht zu trauen ist. Ein höherer Stand als erwartet kam unter anderem zustande, weil in die sehr aktuelle Befragung die Entscheidung des Irak am Mittwoch einspielte, die UN-Resolution anzuerkennen. Doch dürften viele Amerikaner am Freitag schon wieder sehr viel mehr Angst vor einem militärischen Konflikt oder einer Fortsetzung des Kriegs gegen den Terrorismus haben als vor zwei Tagen.

      Der Grund: Das FBI warnt am Freitag nicht nur vor weiteren Terroranschlägen, sondern man schlägt einen ganz anderen Ton an als man ihn bisher kannte. Wo einst eine einfache Notiz, ein vager Hinweis auf Aktivitäten der Al-Kaida für Panik sorgte, da wütet heute die Bundespolizei mit den Worten, „spektakuläre neue Attacken“ könnten „ungeheuer viele Tote, massiven Schaden für die US-Wirtschaft und nachhaltige psychologische Traumata“ mit sich bringen. Ein solcher Text sorgt für Angst, nicht für Sicherheit.

      Andererseits drängt sich eine Frage auf: Wie ernst darf und muss man eine solche Meldung nehmen. Das FBI äußert sich weder konkret dazu, wo, von welcher Seit, wann und warum ausgerechnet jetzt eine Attacke droht, und man geht nicht einmal so weit, die Alarmstufe für das Land herauf zu setzen. Auf dem Parkett glauben viele, dass die Warnung ein Ablenkungsmanöver der Regierung ist, Propaganda, um über die Terrorschiene einen Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen, auch nachdem die dortige Regierung UN-Waffeninspekteuren Einlass ins Land gegeben hat.

      Damit würde George W. Bush immer mehr dem Bild gerecht werden, das Kritiker schon lange zeichnen. Sucht der Mann einen Krieg? Geht es ihm nun doch nicht mehr um die Sicherheit der USA und der Welt? Das Verhalten Washingtons lässt den Schluss zu, dass man den Irak auf jeden Fall angreifen will und krampfhaft nach Begründungen sucht. Muss jetzt Afghanistan als Nebenkriegsschauplatz herhalten um den Einmarsch in den Irak zu begründen? So wie der Irak als Nebenkriegsschauplatz herhalten musste, um die schwachen Ergebnisse im Terrorkampf in der afghanischen Einöde zu vertuschen? Müssen Afghanistan und der Irak herhalten, um den Blick von Arbeitslosigkeit, dem nach wie vor schwachen Verbrauchervertrauen, der lahmenden Konjunktur abzulenken?

      Eine solche Politik wäre höchst gefährlich. Nicht nur aus politischen Gründen. In Amerika findet sich nach wie vor eine Mehrheit, die Angst vor einem Krieg gegen den Irak hat und nicht an einen schnellen Sieg glaubt. Ein Teil dieser vorsichtigen und Risiko abwägenden Amerikaner hält Aktien – und verkauft vor dem drohenden Szenario. Der Markt wird weiter geschwächt und mit ihm die Unternehmen. Der Krieg stützt die Wirtschaft – diese Rechnung geht nicht auf, und ein Blick auf die Charts beweist das ganz klar.


      HANDELSBLATT, Freitag, 15. November 2002, 19:28 Uhr
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 01:53:29
      Beitrag Nr. 1.301 ()
      Kurserholung läuft zum Jahresende aus"

      HSBC Trinkaus & Burkhardt: Deutschen Aktien drohen im ersten Quartal 2003 neue Rückschläge
      ck Frankfurt - HSBC Trinkaus & Burkhardt rechnet kurzfristig mit weiteren Kursgewinnen am deutschen Aktienmarkt und einem Anstieg des Dax auf einen Bereich zwischen 3 400 und 3 600 zum Jahresende. Die weiteren Perspektiven werden jedoch skeptisch eingeschätzt. Das Institut erwartet Kursrückschläge im ersten Quartal und über das gesamte kommende Jahr lediglich eine Seitwärtsbewegung. Der Fair Value des Dax für das Jahresende 2003 wird mit 3 350 veranschlagt ...
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 02:22:59
      Beitrag Nr. 1.302 ()
      Unternehmensbewertung
      Anleger behandeln das Goodwillproblem naiv


      15. November 2002 Wie viel sind Unternehmen wie AOL Time Warner oder Tyco International tatsächlich wert? Vor der Antwort auf diese Frage stehen die US-Bilanzierungsregeln. Seit Dezember vergangenen Jahres liegt es im Ermessen der Unternehmen, wann und wie viel sie an Goodwill abschreiben - die Prämie über dem Marktpreis, den sie bei Akquisitionen gezahlt haben.

      Bei mindestens 21 der im Standard & Poor`s 500 Index aufgeführte Unternehmen war der aktivierte Goodwill mindestens so hoch wie die Marktkapitalisierung per 1. November, zeigt eine Analyse von Wells Fargo Private Client Services. Das gilt unter anderem für AOL Time Warner und Tyco. Insgesamt 800 Milliarden Dollar haben die 500 Indexmitglieder an Goodwill ausgewiesen, kalkuliert Robert Willens, Bilanzanalyst bei Lehman Brothers.

      Gefährliche Strategien zur Vermeidung von Abschreibungen drohen

      Investoren müssen darauf vertrauen, dass die Unternehmen der Versuchung widerstehen, mit unrealistischen Zahlen Abschreibungen zu vermeiden, die ihre Aktien auf Talfahrt schicken würden. Doch die Skepsis ist groß. Die Bilanzierungsregeln "sind ganz schön undurchsichtig, selbst für Wirtschaftsprüfer", kritisiert Ramu Thiagarajan, bei Mellon Capital Management für Investment-Research und Investment-Strategie verantwortlich. "Gibt sich ein Unternehmen übertrieben aggressiven Prognosen hin, tappen die Investoren ohne entsprechende Belege im Dunkeln."

      Seit Anfang des Jahres müssen beim Goodwill alle Verluste berücksichtigt und von Vermögenswerten und Gewinn abgezogen werden. Ein Unternehmen, das 20 Milliarden Dollar für ein Unternehmen, das nur fünf Milliarden Dollar wert ist, gezahlt hat, muss 15 Milliarden Dollar abschreiben und darf diesen Betrag nicht mehr als Vermögenswert ausweisen. Früher konnte die Differenz zwischen Kauf- und Marktpreis über maximal 40 Jahre schrittweise abgeschrieben werden.

      Diese vom Financial Accounting Standards Board erlassene Regel, die so genannte FAS 142, soll die Beurteilung von zukünftiger Rentabilität und Cashflow erleichtern. Obwohl die Unternehmen theoretisch dazu angehalten sind, "angemessene und tragbare Prognosen" abzugeben, können sie praktisch jede Wachstumsrate veröffentlichen. "Auf die Methode, die einer Prognose zu Grunde liegt, kommt es an", betont FASB-Sprecherin Sheryl Thompson. Prognosen über Wachstumsraten oder Zinssätze "werden in der Bilanz nicht detailliert erläutert."

      Große Spielräume bei der Verbuchung

      Unternehmen müssen entscheiden, wie sie ihre Geschäftsbereiche als "reporting units" aufteilen und was sie ihnen an Vermögenswerten und Goodwill zuteilen, sagen Analysten und Investoren. "Dabei haben sie viel Spielraum", kritisiert William Miller, Senior Fondsmanager bei Gartmore Global Investments in Conshohocken/Pennsylvania.

      Bei mindestens sechs der im S&P 500 Index aufgeführten Unternehmen ist der Goodwill mindestens halb so hoch wie die Bilanzsumme. Das gilt für AOL Time Warner, General Mills , Gannett, Broadcom , T. Rowe Price Group und Allied Waste Industries. Zu den Indexmitgliedern, deren Goodwill gemessen an der Marktkapitalisierung am größten ist, gehören Dynegy mit 859 Prozent, Allied Waste mit 516 Prozent, Qwest Communications mit 493 Prozent und Mirant mit 405 Prozent, zeigen Bloomberg-Daten.

      Einen Goodwill von mindestens 90 Prozent ihres Börsenwertes haben Georgia-Pacific , AES , RJ Reynolds Tobacco Holdings, Centerpoint Energy ,TXU ,AMR ,Delta Air Lines ,Sealed Air ,McDermott International ,Sprint PCS Group,NiSource ,Corning ,Solectron ,Williams und Raytheon "Wenn der Goodwill so hoch ist wie die Marktkapitalisierung, dann liegt das Sachanlagevermögen des Unternehmens bei null", erklärt Tim Leach, Chief Investment Officer von Wells Fargo Private Client Services.

      Nur der „wahre Wert“ zählt schlussendlich

      Einige Konzerne haben einen Großteil vom Goodwill bereits abgeschrieben. AOL Time Warner, im vergangenen Jahr aus der Fusion von AOL und Time Warner entstanden, hat im April 54 Milliarden Dollar des Transaktionsvolumens von 114 Milliarden Dollar abgeschrieben. Aus den letzten bei der Börsenaufsicht hinterlegten Finanzausweisen geht hervor, dass AOL 36 Milliarden Dollar an Goodwill und 41 Milliarden Dollar an Vermögenswerten zugesprochen wurden. Damit hat AOL Time Warner 46 Milliarden Dollar an Goodwill anderen Sparten zugeteilt, darunter Time Warner Entertainment. Der Konzern hat weitere Abschreibungen angekündigt.

      Für die Investoren heißt es wachsam sein. "Man muss auf den Goodwill achten und auf das, was diesen ausmacht", rät Jon Burnham, Fondsmanager bei Burnham Asset Management. Was das Vertrauen in die Wirtschaftsprüfer angeht, meint Burnham: "Das fällt mir im Moment sehr schwer."
      {faznet)
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 02:27:20
      Beitrag Nr. 1.303 ()
      Unternehmensbewertung
      Anleger behandeln das Goodwillproblem naiv


      15. November 2002 Wie viel sind Unternehmen wie AOL Time Warner oder Tyco International tatsächlich wert? Vor der Antwort auf diese Frage stehen die US-Bilanzierungsregeln. Seit Dezember vergangenen Jahres liegt es im Ermessen der Unternehmen, wann und wie viel sie an Goodwill abschreiben - die Prämie über dem Marktpreis, den sie bei Akquisitionen gezahlt haben.

      Bei mindestens 21 der im Standard & Poor`s 500 Index aufgeführte Unternehmen war der aktivierte Goodwill mindestens so hoch wie die Marktkapitalisierung per 1. November, zeigt eine Analyse von Wells Fargo Private Client Services. Das gilt unter anderem für AOL Time Warner und Tyco. Insgesamt 800 Milliarden Dollar haben die 500 Indexmitglieder an Goodwill ausgewiesen, kalkuliert Robert Willens, Bilanzanalyst bei Lehman Brothers.

      Gefährliche Strategien zur Vermeidung von Abschreibungen drohen

      Investoren müssen darauf vertrauen, dass die Unternehmen der Versuchung widerstehen, mit unrealistischen Zahlen Abschreibungen zu vermeiden, die ihre Aktien auf Talfahrt schicken würden. Doch die Skepsis ist groß. Die Bilanzierungsregeln "sind ganz schön undurchsichtig, selbst für Wirtschaftsprüfer", kritisiert Ramu Thiagarajan, bei Mellon Capital Management für Investment-Research und Investment-Strategie verantwortlich. "Gibt sich ein Unternehmen übertrieben aggressiven Prognosen hin, tappen die Investoren ohne entsprechende Belege im Dunkeln."

      Seit Anfang des Jahres müssen beim Goodwill alle Verluste berücksichtigt und von Vermögenswerten und Gewinn abgezogen werden. Ein Unternehmen, das 20 Milliarden Dollar für ein Unternehmen, das nur fünf Milliarden Dollar wert ist, gezahlt hat, muss 15 Milliarden Dollar abschreiben und darf diesen Betrag nicht mehr als Vermögenswert ausweisen. Früher konnte die Differenz zwischen Kauf- und Marktpreis über maximal 40 Jahre schrittweise abgeschrieben werden.

      Diese vom Financial Accounting Standards Board erlassene Regel, die so genannte FAS 142, soll die Beurteilung von zukünftiger Rentabilität und Cashflow erleichtern. Obwohl die Unternehmen theoretisch dazu angehalten sind, "angemessene und tragbare Prognosen" abzugeben, können sie praktisch jede Wachstumsrate veröffentlichen. "Auf die Methode, die einer Prognose zu Grunde liegt, kommt es an", betont FASB-Sprecherin Sheryl Thompson. Prognosen über Wachstumsraten oder Zinssätze "werden in der Bilanz nicht detailliert erläutert."

      Große Spielräume bei der Verbuchung

      Unternehmen müssen entscheiden, wie sie ihre Geschäftsbereiche als "reporting units" aufteilen und was sie ihnen an Vermögenswerten und Goodwill zuteilen, sagen Analysten und Investoren. "Dabei haben sie viel Spielraum", kritisiert William Miller, Senior Fondsmanager bei Gartmore Global Investments in Conshohocken/Pennsylvania.

      Bei mindestens sechs der im S&P 500 Index aufgeführten Unternehmen ist der Goodwill mindestens halb so hoch wie die Bilanzsumme. Das gilt für AOL Time Warner, General Mills , Gannett, Broadcom , T. Rowe Price Group und Allied Waste Industries. Zu den Indexmitgliedern, deren Goodwill gemessen an der Marktkapitalisierung am größten ist, gehören Dynegy mit 859 Prozent, Allied Waste mit 516 Prozent, Qwest Communications mit 493 Prozent und Mirant mit 405 Prozent, zeigen Bloomberg-Daten.

      Einen Goodwill von mindestens 90 Prozent ihres Börsenwertes haben Georgia-Pacific , AES , RJ Reynolds Tobacco Holdings, Centerpoint Energy ,TXU ,AMR ,Delta Air Lines ,Sealed Air ,McDermott International ,Sprint PCS Group,NiSource ,Corning ,Solectron ,Williams und Raytheon "Wenn der Goodwill so hoch ist wie die Marktkapitalisierung, dann liegt das Sachanlagevermögen des Unternehmens bei null", erklärt Tim Leach, Chief Investment Officer von Wells Fargo Private Client Services.

      Nur der „wahre Wert“ zählt schlussendlich

      Einige Konzerne haben einen Großteil vom Goodwill bereits abgeschrieben. AOL Time Warner, im vergangenen Jahr aus der Fusion von AOL und Time Warner entstanden, hat im April 54 Milliarden Dollar des Transaktionsvolumens von 114 Milliarden Dollar abgeschrieben. Aus den letzten bei der Börsenaufsicht hinterlegten Finanzausweisen geht hervor, dass AOL 36 Milliarden Dollar an Goodwill und 41 Milliarden Dollar an Vermögenswerten zugesprochen wurden. Damit hat AOL Time Warner 46 Milliarden Dollar an Goodwill anderen Sparten zugeteilt, darunter Time Warner Entertainment. Der Konzern hat weitere Abschreibungen angekündigt.

      Für die Investoren heißt es wachsam sein. "Man muss auf den Goodwill achten und auf das, was diesen ausmacht", rät Jon Burnham, Fondsmanager bei Burnham Asset Management. Was das Vertrauen in die Wirtschaftsprüfer angeht, meint Burnham: "Das fällt mir im Moment sehr schwer."
      {faznet)
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      schrieb am 16.11.02 02:30:14
      Beitrag Nr. 1.304 ()
      Gastkommentar
      Dow und Nikkei haben wieder zueinander gefunden
      Von William Pesek Jr., Bloomberg News

      15. November 2002 Der Dow Jones und der Nikkei haben wieder zueinander gefunden. Als es das letzte Mal passierte, war Japans 81-jähriger Finanzminister Masajuro Shiokawa noch ein flotter Mittdreißiger und ein Jahrzehnt von seinem ersten parlamentarischen Mandat entfernt. Der US-Finanzminister Paul O`Neill indes war ein 22-jähriger Ingenieur bei der Morrison.

      Man schrieb das Jahr 1957, als der Dow Jones Industrieaktienindex zum letzten Mal über dem Nikkei 225 notierte. Heute nun haben die beiden meistbeachteten Aktienindizes der Welt erneut gleichgezogen. Leider handelt es sich hierbei jedoch keineswegs um ein glückliches Zusammentreffen, sondern ist eher ein Zeichen dafür, wie schlimm es wirklich um die Weltwirtschaft steht.

      Zugegebenermaßen haben der Dow und der Nikkei sich innerhalb der letzten vierzehn Monate schon zweimal aneinander angenähert, nämlich am 12. September 2001 und am 1. Februar 2002. Beide Male handelte es sich aber nur um eine kurze Ausnahmeerscheinung, der weder die Anleger noch die Medien viel Beachtung schenkten. Diesmal könnte der Nikkei jedoch deutlich unter den Dow fallen.

      Schlimme Befürchtungen in den Achzigerjahren

      Spielt das überhaupt eine Rolle? Die Annäherung der Indizes kann von verschiedenen Leuten ganz unterschiedlich interpretiert werden. Auf jeden Fall manifestiert sich in dieser Entwicklung aber der wirtschaftliche Aufstieg und Niedergang Japans. Wer in Asien hätte schließlich gedacht, dass die Wege des Dow und des Nikkei sich je wieder kreuzen würden? Als der Nikkei im Dezember 1989 seinen Höchststand von 38.915 Punkten erreichte, schwärmten Analysten schon vom Durchbrechen der 40.000er oder sogar der 50.000er-Marke.

      An diesem Tag notierte der Dow bei 2.753 Punkten. Es war eine Zeit, in der die Amerikaner fürchteten, Japan könne sich ihre Wirtschaft einverleiben und sie um ihren Lebensstil bringen. Die amerikanischen Autohersteller mussten sich mit den Brosamen vom Tisch der Japaner begnügen, während diese im Gegenzug Juwelen wie das Rockefeller Center, Universal Studios und den Golfplatz von Pebble Beach aufkauften.

      Schicksalswende in den Neunzigerjahren

      Japan eignete sich auch einen wachsenden Anteil am internationalen Kunstmarkt an. Wollte man in den Achtzigerjahren einige seiner Lieblingsbilder von Chagall, Van Gogh oder Picasso bewundern, so musste man nach Tokio oder Osaka reisen. Kommentatoren sahen darin die Entsprechung von Pearl Harbor auf wirtschaftlicher Ebene. Kongressmitglieder warnten, die USA liefen Gefahr, zu einer Kolonie Japans zu verkommen.

      Das alles änderte sich in den Neunzigerjahren, in denen das Blatt sich für Japan in dramatischer Weise wendete. Der Nikkei büßte über drei Viertel seines Wertes ein, während der Dow sich mehr als vervierfachte. Im Laufe des Jahrzehnts verwandelte Japan sich von einer wirtschaftlichen Supermacht in einen ziemlich hoffnungslosen Fall. Was die japanischen Unternehmen heute beschäftigt, ist nicht die Eroberung der Weltwirtschaft, sondern die Deflation.

      Die aktuelle Überschneidung der beiden Indizes ist eine Fortsetzung dieser Schicksalswende. Es stimmt zwar, dass die USA mit einigen großen Problemen zu kämpfen haben, allen voran die Bilanzfälschungsskandale sowie der allgemeine Vertrauensverlust in den Wirtschaftsguru der Nation, Alan Greenspan. Aber kaum jemand gibt sich der Illusion hin, dass es um die japanische Wirtschaft nicht noch viel schlechter bestellt ist.

      Erholung in Japan ins Stocken geraten

      Heute drehen die Spekulationen sich darum, wie tief der Nikkei eigentlich noch fallen kann. Vor zwei Jahren konnte sich niemand einen Sturz unter die 10.000er-Marke vorstellen. Dies erschien damals ebenso abwegig wie 1989 die Prognose, dass der Dow auf 10.000 Punkte steigen würde. Und dabei ist es recht wahrscheinlich, dass der Nikkei noch weiter absackt.

      Die viel beschworene Erholung der japanischen Wirtschaft ist schon wieder ins Stocken geraten. Auch die jüngste Aufwertung des Yen stellt ein Problem dar, denn die bescheidene Erholung wurde überhaupt erst durch den konkurrenzfähigeren Wechselkurs in Gang gesetzt. Ein gegenüber dem Dollar steigender Yen macht es Unternehmen wie Mitsubishi Motors, Sony und Toyota Motors schwerer, in der Gewinnzone zu bleiben.

      Gleichzeitig hat der Kursverfall an den Aktienmärkten die japanische Wirtschaft viel härter getroffen als die anderer Länder. Mit dem fallenden Nikkei schwindet auch der Wert der Aktiendepots der nationalen Banken dahin. Da sich damit gleichzeitig ihre Kapitalausstattung verschlechtert, sehen sie sich immer weniger in der Lage, faule Kredite abzuschreiben oder, wenn es ganz schlimm kommt, die Abhebungen zu decken. Die Situation der Banken wird von Tag zu Tag prekärer.

      Das heißt nicht, dass der US-Aktienmarkt boomt. Angesichts der Ängste vor einer neuerlichen Rezession und frisierter Bilanzen befinden die Anleger sich nicht gerade in einem Kaufrausch. Trotzdem hat der Dow nicht nur seinen Boden gefunden, sondern konnte in den letzten Wochen sogar wieder Gewinne verzeichnen; der Nikkei hat dagegen die umgekehrte Richtung eingeschlagen.

      Zwei Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft angeschlagen

      Was der Ausgleich zwischen Dow und Nikkei wirklich bedeutet, lässt sich zweifellos nur schwer sagen. Bei diesen beiden Indizes handelt es sich nämlich um sehr unterschiedliche Größen. So ist der Dow ein gewichteter Unternehmensindex, der auf einem Punktesystem beruht, während der Nikkei in Yen bewertet wird. Aber so viel ist klar: Sollte der Nikkei weiter unter dem Dow verharren, so ist dies ein psychologischer Schlag für die Anleger in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

      Als das zum letzten Mal vorkam, schoss Russland seinen Sputnik ins All, schwang Dwight D. Eisenhower im Weißen Haus das Zepter und Elvis schwenkte seine Hüften zu „Jailhouse Rock“. Nachdem er Sputnik zunächst in den Orbit gefolgt war, ist der Nikkei mittlerweile wieder auf den Boden der Tatsachen herabgestürzt.

      Der Ausgleich zwischen Dow und Nikkei könnte auch deshalb eine Rolle spielen, weil derzeit darüber spekuliert wird, dass die USA das nächste Japan werden könnten. Beide Nationen schlagen sich mit den Folgen einer enormen Kursblase herum. In beiden Fällen hat eine finanzielle Euphorie die Volkswirtschaft in ungekannte Höhen emporgehoben, von denen diese jäh herabstürzte, als die Blase platzte.

      Die Entwicklung ist eine schlechte Nachricht für die Weltwirtschaft, weil ihre zwei traditionellen Wachstumsmotoren in unterschiedlichem Maße angeschlagen sind. Japan befindet sich am Rande einer Deflationsspirale. Die größte Volkswirtschaft Asiens und traditionelle Stütze der Region scheint permanent zu lahmen. Die Probleme der USA mögen zwar leichter lösbar sein, dennoch ist die dortige Wirtschaft derzeit kaum in der Lage, der Weltwirtschaft aus der Krise zu helfen.

      Dow und Nikkei haben wieder zueinander gefunden, aber romantisch ist an dieser Entwicklung nichts.

      Text: @cri
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 20:07:19
      Beitrag Nr. 1.305 ()
      Auch ein Grund warum Indizes in Deutschland nicht so schnell steigen werden.:D



      ........................................


      18.11.2002



      E I C H E L S N E U E S T E U E R

      15 Prozent auf Aktiengewinne - das Bankgeheimnis fällt




      Die neue Pauschalsteuer auf Wertpapiere und Immobilien stößt auf Widerstand der Finanzexperten. Allerdings soll auch bei dieser Besteuerung offenbar das Halbeinkünfteverfahren gelten - damit bliebe eine Steuer von effektiv 7,5 Prozent.

      Berlin - Das Bundesfinanzministerium plant, Gewinne aus Verkäufen von Aktien, Fondsanteilen und Immobilien künftig generell und pauschal zu besteuern. Nach Einschätzung von Finanzexperten würde dies Aktien und Immobilien weniger attraktiv machen, was vor allem angesichts der immer notwendiger werdenden privaten Altersvorsorge problematisch sei.


      Die Pläne von Finanzminister Hans Eichel (SPD) sehen nach Angaben aus Regierungskreisen vor, eine pauschale Steuer von 15 Prozent auf Gewinne aus solchen Verkäufen zu erheben. "Auch bei dieser Besteuerung gilt das Halbeinkünfteverfahren", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag in Koalitionskreisen in Berlin. Nach den Aussagen beläuft sich damit die Steuer auf den gesamten Gewinn auf effektiv 7,5 Prozent, da sich durch das Halbeinkünfteverfahren die zu besteuernde Gewinnbasis mindere.

      Banken zur Auskunft verpflichtet

      Mit der neuen Pauschalsteuer fällt in Deutschland das Bankgeheimnis. Künftig sind die Banken verpflichtet, dem Bundesamt für Finanzen über sämtliche Immobilien- und Wertpapiergeschäfte ihrer Kunden Auskunft zu geben. Das sieht der Gesetzentwurf von Bundesfinanzminister Hans Eichel vor, wie am Montag aus Berliner Koalitionskreisen verlautete.

      Sollte das Kaufdatum vor Inkrafttreten der neuen Regelung – voraussichtlich der 21. Februar 2003 - liegen, solle der Verkaufspreis pauschal mit 1,5 Prozent Steuern belegt werden. Im Detail bedeutet dies, dass der Veräußerungsgewinn pauschal mit zehn Prozent angenommen und darauf ein Steuersatz von 15 Prozent erhoben wird. Daraus ergeben sich die genannten 1,5 Prozent.

      Doch gerade diese rückwirkende Besteuerung – wenn auch mit einem moderaten Satz - dürfte zu einem Konflikt mit den Grünen führen. Eine rückwirkende Besteuerung ist der falsche Weg, hatte Christine Scheel, Vorsitzende des Finanzausschusses im Bundestag, zu Wochenbeginn im Gespräch mit manager-magazin.de erklärt.

      Das Finanzministerium bestätigte die Angaben indirekt: "Das geht in der Tat in die Richtung, die gedacht wird im Haus." Es sei aber ein Vorschlag, der am Sonntag erst beraten werde und insofern noch kein Ergebnis bedeute. Am Abend sollten die Koalitionspitzen von SPD und Grünen darüber beraten.

      Klare Linie nicht zu erkennen

      Finanzexperten kritisierten, die Pläne würden erneut einen Kurswechsel der Politik bedeuten und ließen damit keine klare Linie bei Eichel erkennen. In den kommenden Monaten sei vor allem auf dem Immobilienmarkt mit zusätzlichem Angebot und damit sinkenden Preisen zu rechnen, da Anleger ihren Besitz voraussichtlich noch schnell ohne Besteuerung verkaufen wollten.

      Derzeit müssen Gewinne zum persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert werden, wenn bei Aktien zwischen An- und Verkauf weniger als ein Jahr und bei nicht selbst genutzten Immobilien weniger als zehn Jahre liegen.

      Nach der Bundestagswahl hatten SPD und Grüne eine generelle Steuer auf Gewinne zum persönlichen Steuersatz aller - auch bereits vor Jahren gekaufter - Aktien, Fondsanteilen und Immobilien ins Gespräch gebracht. Dabei sollten Kontrollmitteilungen der Banken an die Finanzämter eingeführt werden. Nach heftiger Kritik waren SPD und Grüne davon abgerückt und hatten bei Aktien über eine Verlängerung der Frist auf fünf Jahre diskutiert, die mindestens zwischen An- und Verkauf liegen muss, um einer Besteuerung zu entgehen.

      Ministerium: Keine Sozialabgaben auf Gewinne

      In den Kreisen hieß es am Wochenende, es sei vorgesehen, Gewinne wie bisher schon in der Lohnsteuererklärung anzugeben und nicht etwa solche Daten bei Banken direkt zu erheben. Das Magazin "Focus" hatte vorab zudem berichtet, Eichel plane auch, dem Finanzamt Einblick in Konto- und Depotbewegungen von Anlegern aus zurück liegenden Jahren zu ermöglichen. Dadurch könnten Anleger, die ihre Gewinne nicht versteuert haben, nachträglich zur Kasse gebeten werden.

      Dies bestätigte die Sprecherin des Finanzministeriums nicht. "Solche Details sind überhaupt nicht diskutiert worden." Als "abwegig" bezeichnete sie zudem die Darstellung des Magazins, es sei geplant, Gewinne mittelfristig auch mit Sozialabgaben zu belegen.:mad:

      Verlustverrechnung soll weiter möglich sein

      Zu der nun von Eichel geplanten Besteuerung von bereits vor Inkrafttreten der neuen Bestimmungen erworbenem Besitz sagte die Sprecherin, eine Steuer von 1,5 Prozent auf den Verkaufserlös wäre verbraucherfreundlich, da Nachweise etwa über Anschaffungen für Jahrzehnte zurück liegende Geschäfte nicht geführt werden müssten. Sollten Anleger nachweisen, keinen Gewinn gemacht zu haben, müssten auch keine Steuern gezahlt werden. Zudem sei auch unter der neuen Regelung weiterhin geplant, dass Gewinne mit Verlusten innerhalb der Einkommensart verrechnet werden könnten.

      "Aktien und Immobilien verlieren an Attraktivität"

      Volker Potthoff von der Deutschen Börse äußerte sich skeptisch über Eichels Pläne. "Steuerliche Benachteiligung ist kontraproduktiv für eine Wiederbelebung der Kapitalmarkt- und Aktienkultur", sagte er im Hessischen Rundfunk. In der EU sei Deutschland Schlusslicht beim Anteil ausländischer Investoren.

      "Das ist ein Kompromiss an allen Ecken und Enden", sagte Andreas Scheuerle von der Deka-Bank zu den Plänen. Aktien und Immobilien würden weniger attraktiv. Dies sei auch bedenklich, weil diese Anlagen eine wichtige Rolle bei der privaten Altersvorsorge spielen würden, die in Zukunft immer notwendiger werde. Es sei aber fraglich, ob eine mögliche rückwirkende Besteuerung rechtlich Bestand haben werde.

      "Pläne schädlich für die Konjunktur"


      Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin sagte, die Pläne könnten auch für die Konjunktur schädlich sein. "Das sind im Grunde ja Steuererhöhungen." Nitsch kritisierte auch die geplante "Quasi-Freiwilligkeit" der Gewinnangaben. "Das appelliert weiter an die Steuerehrlichkeit. Aber die ist relativ gering." Daher würden die Staatseinnahmen mit dieser Regelung wohl geringer als bei Kontrollmitteilungen der Banken sein.

      "Am schlimmsten ist der Vertrauensschaden"

      Jörg Krämer, Chefvolkswirt von Invesco Asset Management, sagte, am schlimmsten sei der Vertrauensschaden, den Eichel beim Bürger anrichte. "Man kann sich nicht mehr verlassen auf steuerpolitische Aussagen." Dies gelte sowohl dafür, dass die Regierung nun eine rückwirkende Besteuerung von Dingen plane, die man sich einst im Glauben von Steuerfreiheit angeschafft habe. Dies gelte aber auch für frühere Aussagen der Regierung, eine Steuerreform einzuführen, die zu Entlastungen bei den Bürgern führe.

      Dieser Vertrauensverlust schwäche die Wirtschaft, weil ein verunsicherter Bürger weniger Geld ausgebe. Zudem mache der Staat nun das Gegenteil von dem, was er mit der Riester-Rente erreichen wollte. "Der Staat vergreift sich am Kapitalgewinn und verhindert damit, was er mit Riester eigentlich wollte: die private Vermögensbildung."



      ............


      H_S :cry: :cry: :cry: :cry: :mad:
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 23:03:45
      Beitrag Nr. 1.306 ()
      Editorial: Der Dollar, der Dollar, der Dollar ... (18.11.2002)

      Unter den vielen drückenden Problemen, die den Euroraum, und hier besonders Deutschland, belasten, scheint eines brisant zu werden: Das Wechselkursverhältnis zwischen dem Euro und dem amerikanischen Dollar. Dies liegt ganz einfach daran, dass die Region mehr und mehr vom Export abhängt, um ihre Binnenwirtschaft zu stützen. Je mehr der Euro gegenüber dem Dollar, aber auch gegenüber dem Yen anzieht, desto mehr schwinden die Chancen für die europäischen Exporteure, sich auf dem Weltmarkt durchzusetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Aufnahmefähigkeit des Weltmarktes wegen der insgesamt schwachen Weltkonjunktur schrumpft.

      Die fundamentale Situation des Dollar ist wegen der anhaltend hohen Leistungsbilanzdefizite der USA beängstigend schwach. Dies bedeutet nichts anderes, als dass das Land einen stetigen, tendenziell wachsenden Zufluss ausländischen Kapitals benötigt, um seine Nettoimporte und somit einen großen Teil seines Konsums finanzieren zu können. Das wird seit Jahren immer wieder dargelegt, und es hat lange gedauert, bis sich der Dollar in die vorgezeichnete Richtung zu bewegen begann.

      Im Februar, als fast jeder seine Hoffnung auf einen jemals wieder festeren Euro aufgeben wollte, trat der Umschwung ein. Seither hat sich der Euro in der Spitze um gut 20 Prozent verteuert. Dies ist eine jener nennenswerten Veränderungen in einem Wechselkursverhältnis, die die makroökonomischen Bedingungen beeinflussen. Doch bis sie ihre volle Wirkung entfalten, verstreichen aller Erfahrung nach mindestens sechs, eher aber neun bis zwölf Monate. Die Dauer hängt unter anderem von der jeweiligen Verfassung der Weltkonjunktur ab. Ist sie stark, dauert es länger, ist sie schwach, schlägt die Wirkung recht rasch durch.

      Da der gesamte Aufschwung des Euro nicht schlagartig vor sich ging, sondern nach einem raschen Aufschwung zwischen Februar und Juli über eine kurze Schwächephase in eine Seitwärtsbewegung führte, dürfte sich der Verzögerungseffekt dieser Aufwertung spätestens im Frühjahr bemerkbar machen.

      Doch im Oktober hat allem Anschein nach eine neue Phase des Berichtigungsprozesses zwischen dem Euro und dem Dollar begonnen. Dies könnte den makroökonomischen Folgen eine zum gegenwärtigen Zeitpunkt höchst unerwünschte Dynamik verleihen. Es wäre ein weiterer wichtiger Grund für die Europäische Zentralbank, ihren Leitzins zu senken, um wenigstens die für den Euro sprechenden Zinsdifferenzen schrumpfen zu lassen und ihn somit als Anlagewährung weniger attraktiv erscheinen zu lassen.

      Doch merke: Bei genauer Betrachtung wäre eine derart motivierte Senkung des Leitzinses auch der Versuch einer kompetitiven Abwertung, gemeinhin Abwertungswettlauf genannt. Dieses hochgradig ansteckende Phänomen und seine deflationären Folgen sind besonders aus Asien bekannt. Es stellt die letzte Option in einem noch nach zivilisierten Regeln verlaufenden ökonomischen Überlebenskampfes dar.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 23:11:59
      Beitrag Nr. 1.307 ()
      Ein Gespenst geht um in Europa
      Von Claus Vogt

      Unter der Überschrift „Was unsere Welt im Innersten zusammen hält, sind Schulden“ hatten wir uns bereits im April etwas ausführlicher der höchst prekären Verschuldungssituation in den USA gewidmet. Der Unternehmenssektor und die privaten Haushalte haben in den vergangenen Jahren eine regelrechte Schuldenorgie veranstaltet. Seit dem 11. September 2001 läuft auch der US-Staatshaushalt wieder rasend schnell vollkommen aus dem Ruder. Rückläufige Steuereinnahmen stehen explodierenden Staatsausgaben gegenüber, alle Dämme sind offensichtlich gebrochen.

      Ein durchaus ähnliches Bild präsentieren uns Deutschland und andere europäische Staaten, so daß bereits erstaunlich wenige Jahre nach Vertragsunterzeichnung eine Aufweichung des EU-Stabilitätspaktes von führenden europäischen Politikern gefordert wird. Die Verlogenheit bei diesem Thema ist längst unerträglich geworden, und die Stoßrichtung sollte mittlerweile jedem klargeworden sein: Als Antwort auf nahezu alle gesellschaftlichen Probleme wird mehr staatliche Intervention verordnet. Politiker und ihre Bürokraten sollen bewaffnet mit keynesianischen Pro-Schulden-Modellen die Wirtschaft in Schwung bringen. Übersehen wird hierbei geflissentlich, daß letztere ihre Dynamik nur dank bürokratischer Überregulierung und politischer Eingriffe, auch geldpolitischer, eingebüßt hat.

      Wenn staatliche Wirtschaftslenkung und Verschuldung tatsächlich den Königsweg zu Wachstum und Wohlstand ebnen, wie läßt sich dann die verheerende Pleite der DDR und anderer sozialistischer Länder unter Zurücklassung einer nahezu wertlosen Konkursmasse erklären? Wie war andererseits das westdeutsche Wirtschaftswunder möglich zu einer Zeit, als der Staatsapparat nur einen Bruchteil seines heutigen Umfanges hatte? Eine klare und präzise Darstellung der Mechanismen, die in modernen Massendemokratien zwingend zu krebsartigem Wachstum des Staates und seiner Schulden sowie zu nachlassender ökonomischer Dynamik führen, können Sie nachlesen bei Hans-Hermann Hoppe: „Democracy – The God that failed.“


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 23:29:22
      Beitrag Nr. 1.308 ()
      Ist der Kapitalismus krank?

      von Paul Foot
      The Guardian / ZNet 13.06.2002


      "Ist der Kapitalismus krank?" fragt eine provozierende Schlagzeile in der Sunday Times. Die Antwort die uns über viele Paragrafen hinweg erläutert wird ist nein. Der Kapitalismus, so enthüllt der Artikel für uns, ist wohlauf. Nur gelegentlich werfen gierige und schamlose Kapitalisten einen Schatten auf ihn.

      Der Vorstand von Goldman Sachs, Hank Paulson, alarmierte letzte Woche den Nationalen Presse Club in Washington: "Nie zuvor unterlag die Geschäftswelt einer genaueren Beobachtung und das, um es unbeschönigt zu sagen, verdienterweise". Die Sunday Times zählte in ihrem Artikel dann noch eine Litanei der in letzter Zeit aufgetretenen vielen Skandale auf.

      Es begann mit Enron, deren unehrenhaft entlassener Chef, Kenneth Lay, ein guter Freund von Präsident Bush ist und deren Revisionsabteilung von dem früheren Minister der konservativen Partei, Lord Wakeham, geführt wurde. Einer der mehr ideologischen bezahlten Enron-Berater war Irvin Stelzer, der, dessen ungeachtet, immer noch eine wöchentliche Kolumne in der Sunday Times schreibt.

      Dann die Firma Tyco, vermutlich eine Abkürzung für Tycoon (Industriekapitän), deren ehemaliger Vorsitzender, Dennis Kozlowski, der Steuerhinterziehung angeklagt und dessen Direktor, Lord Ashcroft, ein ehemaliger Schatzmeister der konservativen Partei und freigebiger Spender an das britische staatliche Bildungswesen war. Auf dem ADT-Kolleg, das nach Ashcrofts Firma benannt wurde, werden immer noch Kinder aus South London geschult, aber vielleicht sollte es jetzt seinen Namen ändern, da ADT 1997 von Tyco geschluckt wurde.

      Letzte Woche gab es tolle Nachrichten für ein weiteres großes "A": Bill Allan, Vorstand einer Telekommunikationsfirma mit dem albernen Namen: Thus (deswegen). Allan und seine Kollegen im Vorstand erhielten Bonuszahlungen in Höhe von 70% ihrer Gehälter in Anerkennung ihrer sogenannten "außergewöhnlichen Leistungen für das Unternehmen", vermutlich eine Bezugnahme auf den Fall der Unternehmensaktien um 72 Prozent im letzten Jahr.

      Letzte Woche wurden diese heroischen "A`s" noch von einem sensationellen "B" gekrönt - "B" für Bonfield - der in den Ritterstand erhobene ehemalige Vorstand der kränkelnden British Telecom, die erst kürzlich ihr Pensionsprogramm für gewöhnliche Mitarbeiter abwickelte, aber immer noch ein paar Millionen fand um Sir Peter`s bereits enorme Pension um 2000 britische Pfund pro Woche zu versüßen.

      Bonfield verfügt bereits wieder über einen ausgezeichneten Arbeitsplatz anderswo. Aber als er British Telecom verließ nahm er ein Jahresgehalt von 820 000 Pfund und einen Bonus von 615 000 Pfund für sich in Anspruch, zweifellos als Anerkennung für seine Höchstleistung als führender Kopf in einer der verheerendsten Privatisierungen der letzten Zeit.

      Diese Firmen und Einzelpersonen, argumentiert Hank Paulson, geben dem Kapitalismus einen schlechten Ruf. Wenn einzelne Kapitalisten nicht lügen, betrügen, vor Gericht keinen Meineid leisten, ihre Taschen nicht mit exzessiven, unrechtmäßig erworbenen Gewinnen füllen würden, das Finanzamt nicht durch den Kauf teurer Gemälde mit dem Geld anderer Leute zu täuschen versuchten, wenn ihre Buchhalter ihre wertvolle Zeit nicht damit verbringen würden immerzu komplizierte Schemen der Steuervermeidung zu erfinden um dann deren dokumentarische Beweise zu vernichten, dann, ja dann könnte sich die wunderschöne Symmetrie des Kapitalismus entfalten. Wenn man nur die faulen Äpfel aus dem kapitalistischen Fass entfernen könnte so würden alle an der Pracht der kapitalistischen Frucht ihre Freude haben.

      Diese Argumentation übersieht geflissentlich das zentrale Merkmal des Kapitalismus: die Aufteilung der Menschenrasse in diejenigen die von menschlichem Bemühen profitieren und denjenigen die davon nicht profitieren. Diese Aufteilung verlangt Freiheit für Arbeitgeber und Disziplin für die Arbeitnehmer; hohe Bezahlung und Bonusse für die Bosse, niedere Bezahlung für die Massen; Reichtum für die Wenigen, Armut für Viele.

      Unter dem Kapitalismus wächst der Abstand zwischen reich und arm unaufhörlich. Der ganze Sinn des Systems ist, dass es gegen Gleichheit, gegen Solidarität arbeitet. Es unterdrückt, beleidigt und kriminalisiert die Ärmsten; es glorifiziert, verwöhnt und entschuldigt die Reichen. Alles menschliche Leben wird in diesem Prozess korrumpiert. Auch wenn man alle die Übeltäter disziplinieren könnte, alle Finanzratgeber des Präsidenten feuern und alle Aufsichtsräte für jeden abgezockten Bonus einsperren würde, es würde uns doch nicht vor dem Kapitalismus zu schützen. Die faulen Äpfel sind das Fass.

      Als ich letzte Woche Paulsons Moralpredigt hörte wurde ich an einige nachdenklich machende Zeilen vom 10. Dezember 1993 im Guardian erinnert. Diese Zeilen warfen ein Licht auf 26 Millionen Menschen die $2.2 Milliarden und eine andere Gruppe von 161 Menschen die $2.6 Milliarden unter sich aufteilten. Die erste Gruppe war die Gesamtbevölkerung Tansanias, die zweite waren die Partner von Goldman Sachs, der Firma der Hank Paulson vorsteht. Und wie sehr er auch seine kapitalistischen Kollegen mit ihren individuellen Missetaten ins Gebet nimmt, er kann nicht und wird nicht die innewohnenden Fehler des ökonomischen Systems, das er repräsentiert, korrigieren, das so offensichtlich durch die Habsucht der Menschen die seine Bank managen symbolisiert wird.

      Ist der Kapitalismus krank? Ja, und zwar auf eine abscheuliche Weise. Die Krankheit ist im Endstadium und wir brauchen dringend eine Alternative.


      Quelle ---> ZNet Deutschland
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 23:44:57
      Beitrag Nr. 1.309 ()
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 00:01:22
      !
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      Avatar
      schrieb am 19.11.02 00:26:59
      Beitrag Nr. 1.311 ()
      Andre Gunder Frank:

      Überdehnung der US-Ökonomie & Militärisch-Politischer Rückstoß?



      »Wenn der IWF recht hätte, dann könnte irgendwann um die Mitte nächsten Jahres ein globaler ökonomischer Wiederaufschwung beginnen. Aber für die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, Japan, lautet die Prognose viel schlechter. Japan befindet sich jetzt zum vierten Mal in zehn Jahren in der Rezession, und zwar einer verlängerten; sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr wird eine Schrumpfung des BSP erwartet. Die Ökonomen sind sich darüber einig, daß die Probleme Japans (und die anderer >National<-Ökonomien) sehr ernst sind und von den Instanzen der Wirtschaftslenkung weit radikaleres Handeln erfordern als bisher aufgebracht worden ist.« (Zitiert nach einem Bericht des Economist.)

      Die Vorhersagen des IWF und auch jene der OECD und der US-Regierung liegen jetzt nicht richtig und haben nie richtig gelegen, wie jeder Vergleich zwischen ihren veröffentlichten (und auch ihren unveröffentlichten?) Vorausschätzungen und dem anschließenden wirklichen Weltgeschehen beweist. Sie sind immer über-optimistisch gewesen, weil Über-Optimismus in ihre Instrumente der Erhebung und Vorausschätzung eingebaut ist, und sei es deswegen, weil ihnen politisch-ökonomische Gründe die Vermeidung von Realismus und unrealistische Prognosen auferlegen. Denn sie sind dazu bestimmt, einesteils als sich selbst erfüllende Prophezeiungen zu wirken und sollen anderenteils dazu dienen, die politische Unterstützung für die Fortdauer ihrer Existenz zu erhalten. Der IWF - de facto ein Arm des US-Finanzministeriums, aber niemandem gegenüber verantwortlich außer dem US-Finanzministerium selbst - verfügt allerdings über einige Macht, Vorhersagen zu treffen; diese sind zu Teilen self-fulfilling für amerikanische und einige andere Interessen des Big Business: Sie können zum Versenken von Währungen, Wirtschaften und Einkommen insbesondere in der »dritten« und nun auch der einstigen »zweiten« Welt führen, auf deren Kosten sich die Wirtschaften der Ersten Welt - durchaus die erste, doch in einem anderen Sinn - zur Erzielung eines Großteil ihres eigenen relativen Wohlstandes stützen (siehe weiter unten).

      »Noch niemand hat bisher die Vermutung vorgebracht, daß Amerika unter einer Deflation leidet, die eine Abwärtsspirale fallender Preise, schrumpfender Nachfrage und finanzieller Engpässe auslösen kann: ein Teufelskreis, den Amerika zuletzt in den 1930ern erlebte. Policymakers, die weise sein wollen, werden jedoch das Risiko nicht ignorieren.« (Zitiert nach einem Bericht des Economist.)

      Ich und James Tobin (Autor des Vorschlags der >Tobin-Steuer<;) haben schon Mitte der 80er Deflation öffentlich vorhergesagt, »weise« Ideologen haben dieses Risiko ignoriert (nicht wirklich das Risiko, aber dessen notwendige Folge) und ihre Politik zur Bekämpfung der Inflation fortgesetzt. Nichtsdestoweniger sind seitdem die Rohstoffpreise scharf und beständig gefallen. Darüber hinaus wirkt weltwirtschaftlich betrachtet eine Inflation der jeweiligen nationalen Währungen (Pesos, Rubel) und in der Folge deren scharfe Abwertung gegenüber der Weltwährung Dollar de facto im Verhältnis als beträchtliche Deflation im Rest der Welt. Das hat ihre Preise herabgedrückt und ihre Exporte für diejenigen verbilligt, die deren Waren - im Wert der Währungen der Exportländer ausgedrückt - mit Dollars kaufen, also in erster Linie Verbraucher, Produzenten und Kapitalanleger in den Vereinigten Staaten und von (!) den Vereinigten Staaten aus. Diese (Besitzer von Dollarvermögen) können - was kaum je erwähnt wird - den Rest der Welt aufkaufen mit Dollars, die lediglich das Drucken und das In-Umlauf-Bringen »kosten«, was für die in Amerika Ansässigen praktisch eben keine Kosten bedeutet. (Die $100-Dollar-Note ist das weltweit verbreitetste Bar-Zahlungsmittel; die ganze russische Wirtschaft wird damit am Laufen gehalten und es befinden sich zweimal [jetzt?] dreimal so viele außerhalb wie innerhalb der USA in Umlauf.) Der amerikanische Aufschwung, Wohlstand und daran anschließend der »ausgeglichene« Bundeshaushalt der Jahre 1992-2000 während der Regierung Clinton waren entgegen populistischen Behauptungen jener Regierung nur ein zeitliches Zusammenfallen. Der 8 Jahre andauernde Wohlstand der Vereinigten Staaten ruhte ganz auf dem Rücken der schrecklichen Depression, Deflation und merklicher Zunahme der Armut im Rest der Welt (während dieses einen Jahrzehnts sank die Lebenserwartung in Rußland um 10 - zehn - Jahre, die Säuglingssterblichkeit, Trunksucht, Verbrechen und Selbstmord nahmen zu wie nie zuvor in Friedenszeiten. Seit 1997 sank das Einkommen in Indonesien auf die Hälfte herab und war Ursache für die sich seither fortschleppende politische Krise).

      Dies alles führt unter anderem zu folgenden Konsequenzen: Die USA exportieren von hier nach draußen die Inflation, die ansonsten durch die hohe Geldversorgung und -vermehrung im nationalen Kreislauf entstehen würde, weswegen es sich bei der niedrigen Inflationsrate im eigenen Lande keineswegs um das Wunder der »richtig angepaßten« Geldpolitik der FED handelt. Die USA sind in der Lage gewesen, zweierlei zugleich zu erreichen, nämlich einmal ihr Haushaltsdefizit und das Defizit ihrer Handelsbilanz mit billigem Geld abzudecken, während sie zum andern, bedingt durch Deflation/Abwertung anderswo in der Welt, wie ein Magnet spekulatives Finanzkapital - sowohl in amerikanischem als auch in ausländischem Besitz - angezogen haben. Dieses Kapital hat US Treasury Certificates gekauft (und dadurch das Ansteigen des US-Haushaltsdefizits angehalten), ist in die Wertpapiere der Wall Street gegangen und hat damit den Bullenmarkt und zuletzt die Blase der 1990er gefüttert. In der Folge hat dieses Kapital sowohl den spekulativen und auf Vermögensillusionen gegründeten Wohlstand von Amerikanern und anderen Aktienanlegern erhöht, gestützt und verbreitet, was wiederum vermöge dieses illusorischen »Wohlstandseffekts« erhöhten Verbrauch und erhöhte Investitionen angetrieben hat.

      Der darauf folgende und gegenwärtig anhaltende Bärenmarkt ist dennoch ein sattes Profitgeschenk für Unternehmen, die ihre Aktien zu Hausse-Preisen ausgegeben und verkauft haben und nun ihre eigenen Aktien zu Schnäppchenpreisen zurückkaufen können (wenn sie noch genügend Cash Flow haben?). Für sie stellt dies enorme Gewinne auf Kosten der Kleinaktionäre dar, die nun notgedrungen ihre auf Tiefpreise abgesunkenen Anteile verkaufen (müssen?).

      Der Wohlstand in den USA steht jetzt auf des Messers Schneide einer nicht nur im Innern instabilen enormen Unternehmens- und Verbraucherverschuldung (Kreditkarten, Hypotheken und andere). Die Vereinigten Staaten sind auch immens verschuldet gegenüber ausländischen Vermögensinhabern von US Treasury Certificates und Wertpapieren der Wall Street und gegenüber anderen Forderungen und Eigentumstiteln, sowohl bei ausländischen Zentralbanken, die ihre Reserven in US Dollar gehalten haben, als auch bei anderen Inhabern von US-Schuldverschreibungen (wie Fannie Mae und anderen quasi-staatlich garantierten Schuldverschreibungen). Das Fazit dieser Lage ist, daß genau die Politik der USA, die so viel zur Destabilisierung in vielen Bereichen der Welt beigetragen hat (z. B. bei der Destabilisierung Südostasiens, wodurch das japanische ökonomische und finanzielle System noch mehr unterhöhlt wurde als es ohnehin schon vor den Ereignissen des Jahres 1997 war), nun den Moment heraufbeschwört und wahrscheinlich macht, daß besonders die japanischen und europäischen Gläubiger der US-Schuld ihre Eigentumstitel versilbern müssen, um ihre eigenen instabiler werdenden ökonomischen und finanziellen Systeme zu stützen.


      Die Ökonomie der Vereinigten Staaten seit Volcker

      Eine andere größere Folge ist, daß die US- (und mit ihnen die Welt!-)Wirtschaft sich nun in einer Zwangslage befinden, aus der sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit weder durch den Rückgriff auf keynesianische Kreditschöpfung noch auf makroökonomische Wirtschaftspolitik zur Stützung der amerikanischen und westlichen bzw japanischen Wirtschaft in einer Form befreien kann, wie sie Carter und Reagan angewandt haben. Der militärische Keynesianismus, als Monetarismus nach der Methode von Friedman und Volcker und der Angebotsmethode auf Basis der Laffer-Kurve verkleidet, wurde 1977 von Carter begonnen und 1979 mit voller Kraft in Gang gesetzt, als der von Carter ernannte Paul Volcker die FED leitete. Dieser Volcker kehrte im Oktober 1979 die Geldpolitik der Federal Reserve von hoher Geldversorgung und niedrigem Geldzins vollständig um mit dem Versuch einer drastisch verminderten Geldversorgung und hohem Zins (auf 20 Prozent Geldzins!), um den Dollar aus seiner Hinfälligkeit in den 1970ern zu retten und ausländisches Kapital in die armen USA zu ziehen. Damit hatte er dann auch Erfolg. Zur selben Zeit begann Carter dann mit dem militärischen Keynesianismus im Juni 1979 durch Aufhebung der Detente von Nixon und Breschnew und dem zweiten kalten Krieg, der mit der Einführung von um 3 Prozent (inflationsbereinigt) steigenden Militärausgaben für alle NATO-Mitglieder und dem »zweigleisigen« Stationierungsvorhaben von schnellen ballistischen (d.h. hochfliegenden) Pershing-Raketen und langsamen (in niedriger Höhe fliegenden) Cruise Missiles in Deutschland begann und eine stärkere Stellung im Rüstungs(kontroll)wettlauf mit der Sowjetunion bewirken sollte.

      Die angebliche Wiederauslösung des kalten Kriegs durch die sowjetische Invasion in Afghanistan im Dezember 1979 ist von Anfang an ein US-Mythos gewesen, weil Carter diesen bereits im Juni 1979 (gleich nach Paraphierung des SALT-2-Abkommens ) begonnen hatte und die Sowjets erst im Dezember 1979 in Afghanistan einmarschierten. Ich persönlich habe immer die Auffassung vertreten, daß dieser Einmarsch eine sowjetische Reaktion, die sich zum Teil auf die - wie sich herausstellte: falsche - Annahme gründete, daß die USA die Eskalation bereits auf die höchstmögliche Stufe gehoben hätten.

      Die Hoch-Eskalation der USA kam unerwartet, sollte aber zum Teil (so mein Argument) dazu dienen - wie auch der Schwenk zu einer rechten Wirtschaftspolitik - der Herausforderung durch Ted Kennedy bei der bevorstehenden Kandidatennominerung der Demokratischen Partei den Wind aus den Segeln zu nehmen. Brzezinski enthüllt uns nun, daß er die Lage in Afghanistan bewußt geschürt und umzudrehen versucht hat, um die Sowjetunion zu einer Reaktion zu provozieren und damit eine Gegenvergeltungsmaßnahme der USA zu rechtfertigen, was ihm ja auch gelungen ist.

      In einem Wort, der zweite kalte Krieg und der Militärkeynesianismus wurden von Carter begonnen (im Vereinigten Königreich wurde der Thatcherismus 1976 vom Labour-PM Callaghan eingeführt). Star Wars und Reaganomics waren nur deren Fortsetzung und Eskalation. Das erstere Vorhaben wurde dafür entworfen, die SU in den Bankrott zu zwingen und das Letztere, um nicht nur die USA, sondern auch die ganze westliche - also auch die europäische und japanische - Weltwirtschaft nach der Rezession von 1979-1982 zu stützen. Beide politische Vorhaben waren zwar erfolgreich, doch wurde der Bankrott der USA selbst nur vermieden, weil die Zwillingsdefizite in Handel und Haushalt durch den Kapitalzufluß aus Schuldendiensten ausgeglichen wurden, die den lateinamerikanischen Ländern abgezwungen wurden (ein Ergebnis wiederum der von Volcker durch Heraufschrauben der Geldzinsen von nahezu nichts auf 20 Prozent hervorgerufen worden war). Hinzu kamen massive Kapitalzuflüsse aus Europa und Japan - besonders zum Kauf von Treasury Certificates. Damit erfolgte die Verwandlung der USA vom größten Gläubiger der Welt, die sie noch 1985 waren, in den größten Schuldner seit dem Jahre 1986.

      Ohne diese Entwicklungen wären die Vereinigten Staaten mit einer endlosen Inflation zahlungsunfähig geworden, so wie es der SU widerfuhr, welche allerdings niemanden hatte, der für ihre Zahlungsverpflichtungen Sicherheit leistete. Darüber hinaus wurden die Außenhandelsguthaben der SU in den 1980ern nach dem scharfen Rückgang der Weltmarktpreise für Öl und Gold zunichte gemacht, aus denen die SU 90 Prozent ihrer Deviseneinnahmen bestritt. Als Nettoimporteur von Öl haben die USA - wenngleich auch nicht die dort ansäßigen Ölinteressen - umgekehrt daraus einen Vorteil gezogen.

      Warum erzähle ich diese alte Geschichte jetzt? Weil heute und morgen die USA für sich und ihre Verbündeten dasselbe tun müßten, es jetzt aber nicht können! Die USA könnten (sollten? müssen??) nun versuchen, eine Ausgabenleistung großen Ausmaßes für sich und ihre Alliierten (jetzt abzüglich Japans, aber plus Rußland) zu wiederholen, um mit diesen Aufwendungen die gegenwärtige Rezession, die sich zur Depression zu vertiefen droht, abzuwenden. Die USA würden dann erneut zu einem riesigen keynesianischen Defizit umschwenken und dafür (mit dem 11. September als Vorwand für wahrscheinliche militärische Ausgaben) reflationierende Maßnahmen anwenden. Außerdem könnten die USA, um ihre jetzt enorme und noch wachsende Auslandsverschuldung zu begleichen, auf eine inflationäre Verringerung dieser Belastung durch den anwachsenden Schuldendienst verfallen. Doch auch das letztere Vorgehen könnte - im Unterschied zur oben zusammengefaßten vorangegangenen Periode - nicht die Erzeugung eines weiteren Super-Handelsbilanzdefizits verhindern. Besonders dann nicht, wenn die Binnennachfrage weiter sinkt, dagegen der Druck der Exporteure auf den »Nachfragemarkt der letzten Zuflucht« weiter steigt.

      Jedoch wird es diesmal keine Kapitalzuflüsse aus dem Ausland zur Rettung der US-Ökonomie geben. Der Abwertungsdruck auf den Dollar gegenüber anderen Währungen wird vielmehr im Gegenteil den Zunder für eine Kapitalflucht aus den USA liefern, die Flucht des Anlagekapitals sowohl aus US-Staatsanleihen als auch aus Wall-Street-Papier, mit einschneidenden Kursverlusten an den Aktienbörsen im Gefolge. Das Resultat werden weiterer Preisverfall und Deflation im Weltverhältnis zu Weltbedingungen sein, obwohl die US-Ökonomie im Inland eine Inflation erlebt.

      Der Preis des Öls ist noch eine andere Mücke in der politisch-ökonomischen Salbe, deren Ausmaße und Bedeutung im umgekehrten Verhältnis dazu steht, wie heilsam oder schädlich die Salbe selber ist. Und die ist heute wenig heilsam und bereits am Verderben. Der Weltölpreis ist immer ein zweischneidiges Schwert gewesen, dessen beide Seiten mit Hilfe erfolgreicher alternativer Maßnahmen der Wirtschafts- und Preispolitik stumpfer gemacht werden konnten. Auf der einen Seite benötigen Ölförderländer und ihre Unternehmensinteressen einen Mindestpreis für Produktion und Distribution ihres Öls, statt es unter der Erde zu lassen und weitere produktive Investitionen in die Ölförderung auf bessere Zeiten zu verschieben. Daher ist ein hoher Ölpreis wirtschaftlich und politisch existenzwichtig für Staaten wie Rußland, den Iran und besonders Saudi-Arabien, aber auch für die Ölinteressen in den USA.

      Auf der anderen Seite ist ein niedriger Ölpreis gut für Öl importierende Länder und deren Verbraucher, deren Verbrauch auch die Produkte anderer Öl importierender Länder einschließt, womit zum Beispiel in den USA die makroökonomische Politik gestützt wird. Dieser Tage scheint der Ausgleich von hoch und niedrig bei ungefähr US$ 20 für ein Faß zu liegen - zum gegenwärtigen Dollarkurs! Niemand scheint jedoch zur Zeit in der Lage zu sein, den Ölpreis auf diesem Niveau festzuschreiben. Der gegenwärtig ausgetragene Konflikt um den Ölpreis, seit langem nicht mehr allein eine Sache innerhalb der OPEC, ist entstanden zwischen den OPEC-Staaten, die nur noch etwa 40 Prozent der Weltversorgung verkaufen und anderen Erzeugern, darunter Rußland, die heute 60 Prozent der Weltversorgung bestreiten. Dieser Marktanteil umfaßt aber auch die USA, die sowohl ein bedeutender Erzeuger als auch ein großer Aufnahmemarkt für Öl sind, wenngleich dieser sich immer mehr nach Ostasien verlagert. Eine Rezession in beiden Märkten und ein daraus resultierender Verfall der Nachfrage nach Öl zieht dessen Preis nach unten.

      Aber sowohl reflationierende als auch inflationäre Maßnahmen in den USA mittels keynesianischer Ausgabenmaßnahmen vermögen dem Ölpreis nicht länger, nicht heute und nicht morgen, einen Boden einzuziehen. Nur eine Nachfrage, die von einer echten Erholung gebildet würde, was die Wirtschaftspolitik derzeit nicht leisten kann, ein künftiger Aufschwung der Weltwirtschaft sowie eine Drosselung der Ölförderung könnten den Ölpreis wieder anheben oder wenigstens ein weiteres Fallen des Ölpreises verhindern - und seine deflationäre Sogwirkung auf das Fallen anderer Preise. Eine weitere Deflation hingegen wird die Belastung der ohnehin immens überschuldeten Ökonomien in den USA, Rußland und Ostasien, die einiger europäischer Länder und der Dritten Welt nicht zu erwähnen, vergrößern.

      So geht von der politischen Ökonomie des Öls noch eine zusätzliche deflationäre Wirkung aus. Dies wird - es beginnt bereits - das auf Ölexporte angewiesene Rußland beträchtlich schwächen. Doch dieses Mal werden diese Wirkungen auch die Ölinteressen in den USA und ihre Partner in Übersee erfassen, besonders Saudi-Arabien und den Persischen Golf. Tatsächlich hat auch der niedrige Ölpreis in der saudischen Ökonomie in den 90ern einen Übergang von Boom zu Flaute bewirkt. In der Mittelklasse hat dies bereits zu Arbeitslosigkeit und erheblich fallenden Einkommen geführt, die zur Ausbreitung von Unzufriedenheit geführt hat und sich gerade zu einer Zeit verstärkt, in der die saudische Monarchie mit stabilitätsgefährenden Problemen eines Generationenübergangs konfrontiert ist. Obendrein würde ein niedriger Ölpreis neue Investitionen unattraktiv machen und zur Verschiebung sowohl von Investitionen als auch neuer Ölproduktion führen. Die möglichen Gewinne von Neuerschließungen und neuen Pipelines in Zentralasien würden entfallen.

      All diese gegenwärtigen Schwierigkeiten und Entwicklungen drohen nun, der US-amerikanischen politischen Ökonomie und Finanz im heimischen Bereich wie auf internationaler Ebene den Boden zu entziehen (oder werden es tun?). Schutz bieten den Vereinigten Staaten allein noch die zwei Säulen, die vor langer Zeit mit der »Neuen Weltordnung« von Bush Senior nach seinem »Golfkrieg« gegen den Irak und nach Auflösung der Sowjetunion 1991 errichtet worden sind. Bush Junior versucht sich nun an der Konsolidierung der neuen Weltordnung seines Vaters (ohne Zweifel auch mit dem Letzteren als einer Macht hinter dem Thron). Ein Anfang dazu ist der Krieg gegen Afghanistan (und vielleicht einmal noch gegen den Irak) und die Bemühung von Bush-Putin, nun auch eine Entente USA/Rußland zu bauen - oder eine Achse?


      Zwei Säulen

      Die beiden Säulen dieser neuen Weltordnung bleiben dieselben: 1) der Dollar als internationale Reservewährung und Zahlungsmittel und 2) die stetige Bereitschaft der Militärmacht der USA, dem Rest der Welt zu zeigen, wer der Herr ist. Abgedeckt wird das durch den Vorwand »humanitärer Interventionen«, mit der auf diesem Rest der Welt bis zur Zerstörung herumgetreten wird wie im Krieg der NATO gegen Jugoslawien, und mit der »Verteidigung der Zivilisation« durch die Vernichtung zweier ihrer wertvollsten Errungenschaften, des internationalen Rechts und seiner Institutionen außen und der freiheitlichen Demokratie und der Bürgerrechte innen.

      Freilich steht die Dollarsäule nun unmittelbar vor dem Einsturz, wie schon nach dem Vietnamkrieg, wenngleich sie seither durch drei Jahrzehnte der Ausbesserungsarbeiten standgehalten hat. Wie wir aber gesehen haben, gehen den USA nun die Stützmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Dollarsäule aus. Einziger Notbehelf wäre nun kurzfristiges Geldpumpen und -drucken von immer mehr US-Dollars zur Bedienung der Schulden, womit eine bedrohliche Inflation erzeugt würde. Diese würde zugleich die Standfestigkeit der Säule unterhöhlen und soviele Risse entstehen lassen, daß die Unterstützung, die für diese Säule erzwungen wird, nur noch mehr geschwächt würde.

      Damit bliebe die Militärsäule als einzige zur Stützung der politischen Ökonomie und Gesellschaft der USA übrig. Aber diese und das Vertrauen darauf birgt ihre eigenen Gefahren. Sichtbar demonstriert wurde dies bereits in den Fällen Irak, Jugoslawien und nun Afghanistan, aber auch für alle anderen, denen damit bedeutet wird, wie man nach den Regeln der USA in ihrer neuen Weltordnung zu spielen hat, wenn man nicht dasselbe Schicksal wie jene Länder erleiden will. Nun geht aber die politische Erpressung zur Teilnahme an der neuen Weltordnung nach US-Bedingungen weiter und greift über auf Verbündete, insbesondere der NATO und Japan. So wurde es durchexerziert im Golfkrieg (die andern Staaten zahlten die Aufwendungen der USA, so daß dabei noch ein Nettogewinn heraussprang), im Krieg der USA gegen Jugoslawien, in den die NATO-Mitgliedsstaaten zur Teilnahme hineingeschmeichelt wurden, und nun durch den Krieg gegen Afghanistan als Teil eines »Pronunciamento«, in dem die Ausdrucksweise (von John Foster Dulles aus der Frühzeit des kalten Krieges) verwendet wird: »Ihr seid entweder für uns oder gegen uns«. Dennoch kann dieses Sich-Verlassen auf die Strategie der militärisch-politischen Erpressung die Vereinigten Staaten in den Ruin treiben, wenn die einstürzende Dollarsäule dieser zweiten keine Stütze mehr gewährt. Somit kann dies sehr wohl mit dem Begriff von Paul Kennedy die »Überdehnung« der USA nach sich ziehen oder nach der Bezeichnung von CIA und Chalmer Johnson den »Rückstoß« auslösen.

      In einfachem Deutsch zusammengefaßt sind den Vereinigten Staaten nur noch zwei Vermögen übriggeblieben, zwar beide für die ganze Welt ausschlaggebend, aber vielleicht ebenso ungenügend. Diese beiden Vermögen sind der Dollar und die militärisch-politische Macht. Für das erste Vermögen steht fest, daß die Kettenbriefpyramide der spekulativen Blase und des Ansaugens von Kapital sei es aus dem Ausland oder aus den Kleinanlegerschichten in den USA zusammengefallen ist.

      Die zweite Säule kommt nun verstärkt zur Anwendung, um weltweit der neuen Ordnung Geltung zu verschaffen, am augenfälligsten vielleicht derzeit in dem Versuch einer Entente zwischen Rußland und den Vereinigten Staaten statt (oder zur Erreichung?) einer Verteidigung gegen eine Entente zwischen Rußland/China (und vielleicht Indien?). (Der Krieg der NATO gegen Jugoslawien stieß Bewegungen gegen die letztere Variante an, der Krieg gegen Afghanistan befördert die erste Variante.)

      Gott/Allah möge verhüten, daß irgendeine davon noch ihr heiliger Krieg gegen den Islam uns alle in die Luft sprengt oder andere dazu provoziert, das zu besorgen.

      Wie auch immer, die imperiale politische und militärische Erpressung der USA könnte zum Rückstoß gegen die Vereinigten Staaten selber führen - nicht jedoch wegen deren Stärke, sondern aus Schwäche.




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      Dieser Kommentar war zunächst nur als Beitrag zum Forum des World System Network bestimmt. Der Redaktion schien er aber so wichtig, daß wir ihn hier auch deutsch zugänglich machen.
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      schrieb am 19.11.02 00:37:51
      Beitrag Nr. 1.312 ()
      Ein letztes Aufbäumen ...

      von Martin Weiss

      Die Zahlen und Fakten der letzen Woche machen es erneut klar: die US-Wirtschaft befindet sich in der Phase des letzen Aufbäumens! Die Zahlen und Fakten vom Freitag letzter Woche machen dies sehr gut klar: Auch 2001 war ein Rückgang der Industrieproduktion Auslöser für den Abstieg der Gesamtwirtschaft in die Rezession. Jetzt passiert genau dies wieder. Denn im Oktober ging die Industrieproduktion um 0,8 Prozent zurück, was den größten Rückgang seit September 2001 darstellt. Nunmehr fällt die Industrieproduktion schon drei Monate in Folge! Zudem ging die Kapazitätsauslastung auf 75,2 Prozent zurück und erreicht fast ein 20-Jahres-Tief. Das bedeutet, dass ein Viertel aller Maschinen in den Fabriken momentan still stehen.

      Was ist die Ursache für diesen Rückgang? Mangelnde Nachfrage von Seiten der Unternehmen und Verbraucher. Beispielsweise nahm die Herstellung von Produkten, die für die Geschäftsausstattung benötigt werden, um 2 Prozent ab, da die Firmen keine neuen Computer, Server, Schreibtische, Telefone ... bestellen. Und, es sieht auch nicht danach aus, dass die Unternehmen in naher Zukunft mehr investieren werden. Denn, sie sehen sich noch immer mit einem fragilen Aktienmarkt, einer nachlassenden Nachfrage der Verbraucher und angespannter Gewinnmargen konfrontiert.

      Obwohl der Notenbankchef Alan Greenspan den momentanen wirtschaftlichen Absturz immer noch als bloße Wachstumsdelle beschreibt, denke ich, dass diese Entwicklung in etwa ähnliche Wirkung wie Treibsand zeitigt. Die Wirtschaftsleistung geht beharrlich zurück, und es ist für die Notenbank wie für die Regierung wenig Handlungsspielraum gegeben, um ein solideres ökonomisches Fundament zu bereiten.

      Ja, insgesamt 11 Zinssenkungen in Folge haben es nicht zu verhindern vermocht, dass die Wirtschaft wieder in die Rezession zurückfällt. Und außerdem haben es auch die Steuersenkungen der Bush-Administration nicht geschafft, diesen Abwärtstrend aufzuhalten und einen "Turnaround" zu schaffen. Nein, diese Stimulationsversuche haben die Dinge nur noch schlechter gemacht. Denn, sie ermutigten die Verbraucher, die ohnehin mit Schulden überhäuft sind, ihre Hypothekenkredite zu refinanzieren, Geld fürs Haus aufzunehmen und weiter während der Rezession Geld auszugeben. Und nun, liebe Leserin und Leser, sind diese Verbraucher mit einem noch größeren Schuldenberg belastet, aber ihre Aktiva, welche noch beliehen werden können, tendieren gegen Null!

      Dazu kommt, dass auch Unternehmen, unbeachtlich dessen, ob die Zinsen nochmals gesenkt werden, einfach keine zusätzlichen Schulden aufnehmen wollen und können. Alan Greenspan formulierte es letzte Woche selbst: Wenn die Verbraucher und die Unternehmer sich weiterhin so zurückhalten, wird sich die Wirtschaft nicht erholen. Und, genau dies, liebe Leserin, lieber Leser, passiert momentan!
      investorverlag
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      schrieb am 19.11.02 00:41:14
      Beitrag Nr. 1.313 ()
      Deflation oder Inflation?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      Wow – der amerikanische Konsument ist wirklich unberechenbar! Er hat sich so überzeugend tot gestellt, dass die Finanzpresse schon mehrfach einen Nachruf auf ihn gebracht hat.

      Aber dann ... plötzlich ... hört man da nicht etwas im Sarg? Er lebt! Der amerikanische Konsument ist nicht tot!

      Die Einzelhandelsumsätze stiegen letzten Monat um 0,7 %. Auf den ersten Blick klingt das nicht gerade extrem gut, aber 0,7 % waren mehr als das Doppelte der Prognosen der namenlosen "Analysten". Die Einzelhandelsumsätze kündigten die Wiederauferstehung des amerikanischen Konsumenten an – des immerwährenden Retters der amerikanischen Volkswirtschaft.

      Des einen Freud ist des anderen Leid. Während die guten Einzelhandelsumsätze für den Aktienmarkt erfreulich sind, muss der Bondmarkt darunter leiden. Die Aussichten für eine sich wieder verbessernde wirtschaftliche Lage sind gestiegen, die Bondkurse fielen deshalb. Am langen Ende (10jährige T-Bonds) stieg die Rendite wieder über 4,0 %.

      Bis Freitag wurde bei CNBC nur über Deflation geredet – eigentlich war dies schon Anlass genug, sich auf eine große Inflation vorzubereiten. CNBC hat sich bis jetzt sehr oft als sehr guter Contra-Indikator erwiesen. Aber es gibt auch andere Gründe, die dafür sprechen, dass die Preise wieder stärker steigen und nicht fallen werden.

      Natürlich fallen die Preise für manche Produkte. Und es stimmt auch, dass die Zahl der persönlichen Pleiten steigt, einige Unternehmen ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen und die Rendite der Anleihen fast auf 40-Jahres-Tiefs steht. Aber diese deflationären Symptome sollten nicht mit einer wirklichen Deflation verwechselt werden.

      Zum Beispiel bedeutet die niedrige Rendite bei den 10jährigen T-Bonds (4 %) nicht, dass die USA zwangsläufig in eine Deflation hineinsteuern. Es kann auch einfach nur sein, dass jede Menge Investoren 4 % Plus dem Risiko, mit Aktien 20 % bis 30 % zu verlieren, vorziehen. Dafür gibt es andere Signale, die eher für eine Inflation als für eine Deflation sprechen: Der Dollar schwächelt seit Längerem, der Goldpreis ist gestiegen.

      Auch wenn Bill Bonner dies anders sieht – ich denke, dass es keine gute Idee ist, auf eine Deflation zu setzen. Das bedeutet nicht, dass wir eine krasse Inflation sehen werden. Meiner Ansicht nach ist es aber eine gute Idee, tendenziell eher auf steigende langfristige Zinsen zu setzen. Besonders deshalb, weil das Geldangebot weiterhin stark steigt.

      Die Geldmenge M3 ist in der letzten Woche um 32,6 Milliarden Dollar gestiegen – der größte wöchentliche Anstieg seit August. Und in den letzten 6 Monaten ist M3 um 7,8 % auf Jahresbasis gewachsen. Die Kreditmenge, die die Banken vergeben haben, ist auch stark gestiegen. "Sie sind in den letzten 28 Wochen auf fast 6,9 Billionen Dollar gestiegen, auf Jahresbasis bedeutet das eine Steigerung von 15,6 %", so Doug Noland von Prudent Bear`s. "Alleine die Summe der neu vergebenen Hypotheken liegt mit 122 Milliarden Dollar um satte 73 % über dem Rekordniveau vom letzen Jahr ... die Konsumentenkredite expandierten im September um 10 Milliarden Dollar (+6,9 % auf Jahresbasis).

      Was bedeuten diese großen Zahlen? Das Kreditangebot wächst. Das spricht normalerweise für inflationäre Tendenzen. Mit anderen Worten – Amerika steht 2002 nicht da, wo Japan in den 1990ern stand ... zumindest noch nicht. (Wenn Bill Bonner Recht hat, dann läuft die Entwicklung in den USA der in Japan um fast genau 10 Jahre hinterher).

      Noch leihen sich die Amerikaner Geld – viel Geld –, wie sie das immer schon getan haben. Und sie geben dieses Geld aus, wie sie es auch schon immer getan haben. Natürlich fahren US-Unternehmen ihre Schuldenaufnahme zurück, aber das gilt nicht für die Konsumenten und für den Staat.

      Schuldenmachen ist immer noch ein "Bullenmarkt". Ein Report von Countrywide Credit spricht für sich: "Derzeit sind neue Hypotheken für 52 Milliarden in der Pipeline, 86 % mehr als letztes Jahr. Im Oktober lag die Summe der abgeschlossenen Hypotheken bei 34,7 Milliarden Dollar, im Monat davor bei 25,3 Milliarden Dollar."

      In diesem Report gibt es weiteren Highlights: Die Summe der Refinanzierungen explodierte, um 159 %. Kann man deshalb nicht von einer "Hypotheken-Blase" sprechen? Spricht das nicht für Inflation?

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 00:44:08
      Beitrag Nr. 1.314 ()
      Die Amerikaner erhalten mehr Zinsen, als sie zahlen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Amazon ist in diesem Jahr schon um 75 % gestiegen, während der Nasdaq-Composite 33 % abgab. Dennoch kamen bei mir letzte Woche Zweifel auf – als eine Kollegin sich über den Versandservice von Amazon beschwerte. "Ich habe vor 3 Wochen Bücher bestellt, und sie sind immer noch nicht da. Dabei dachte ich, dass Amazon so einen guten Service hätte."

      Ist die Aktie noch ein Kauf?

      Die Gesellschaft hat in den ersten 9 Monaten des Jahres 2 Cents pro Aktie verloren. Aber wenn die Bilanzierung konservativer gewesen wäre, dann wären es 40 Cents Verlust je Aktie gewesen, laut einem Artikel von Andrew Bary im Barron`s Magazin.

      Amazon war einst einer der Highflyer am Aktienmarkt. Aber die Gesellschaft arbeitet immer noch nicht erfolgreich und der Aktienkurs ist überbewertet. Die operative Marge liegt bei nur 4 %, und das KGV `03 liegt bei rund 80. Das liegt 800 % über dem KGV des Wettbewerbers Barnes & Noble, und immer noch fast doppelt so hoch wie das KGV anderer Internet-Gesellschaften wie Expedia und eBay. "Die Amazon-Aktien werden in einer Welt für sich gehandelt", so das Fazit von Bary.

      *** Niedrigere Zinssätze sollten eigentlich die Konsumbereitschaft der Konsumenten anspornen. Aber das MONEY-Magazin berichtet, dass die amerikanischen Konsumenten mehr Zinsen erhalten als zahlen. Letztes Jahr haben die amerikanischen Haushalte 1,1 Billionen Zinsen bezogen (hauptsächlich ältere Amerikaner), während die Zinszahlungen bei "nur" 600 Milliarden Dollar lagen. Niedrigere Zinssätze helfen aber den Schuldnern, und nicht den Gläubigern.

      Niedrige Zinssätze haben auch Schuldner mit geringer Bonität angelockt. Und die haben jetzt Probleme, ihre Kredite zurückzuzahlen. Die Zahl der persönlichen Insolvenzen steht auf 40-Jahres-Hoch.

      *** Die Amerikaner sollen einen sehr hohen Lebensstandard haben. Aber nachdem ich in West Virginia und New Orleans gewesen bin, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das stimmt.

      Man misst den Lebensstandard normalerweise dadurch, indem man das Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch die Zahl der Einwohner teilt. Aber das BIP misst nur finanzielle Aktivität, und nicht den realen Reichtum – so Doug Casey auf der Investment-Konferenz in New Orleans, über die ich letzte Woche berichtete. Eine Nation, in der die Leute nur bei McDonalds essen hat demnach automatisch ein höheres BIP als eine Nation, bei der die Leute zu Hause kochen, sonst aber alles identisch ist. Aber am realen Reichtum ändert das nichts.

      Wenn es darum geht, Geld, das man bekommt, auszugeben, dann kann kaum jemand die Amerikaner darin übertreffen. Aber Geld ist nicht alles – daran erinnere ich mich von Zeit zu Zeit. Trotz hoher finanzieller Aktivität ist die Lebensqualität in den USA nicht zwangsläufig hoch.

      Damit will ich nicht verleugnen, dass in amerikanischen Städten vieles auch seine Vorteile hat. Fast überall kann man zu jeder Tageszeit eine Pistole oder eine Pizza kaufen. Aber es ist die Architektur, die mich ärgert. Egal ob man in West Virginia oder in New Orleans ist.

      investorverlag
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      schrieb am 19.11.02 00:51:17
      Beitrag Nr. 1.315 ()
      Neues Jahr – alte Risiken
      Von Christian Schnell


      38 % beträgt das Minus im Deutschen Aktienindex (Dax) seit Jahresbeginn, 28 % sind es beim MDax und sogar 62 % beim Nemax 50. Sind deutsche Aktien vor diesem Hintergrund überhaupt noch eine interessantes Investment oder ist im kommenden Jahr mit weiteren Rückschlägen zu rechnen, fragen sich inzwischen viele Anleger.





      FRANKFURT/M. Die ersten Einschätzungen zu den Zukunftsaussichten deutscher Aktien, die dieser Tage veröffentlicht werden, sind denn auch von einer gewissen Vorsicht geprägt, vor allem, was den kurzfristigen Horizont anbelangt.

      Mit „Neues Jahr – alte Risiken“ überschreibt das Düsseldorfer Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt seine Prognose für 2003. Zwar sehen die Experten noch bis zum Jahresende eine Kurserholung bis in einen Bereich zwischen 3 400 und 3 600 Punkten beim Dax, ab dem neuen Jahr geht es aber rapide bergab. Makroökonomische Faktoren, die Zinsentwicklung und nicht zuletzt der hohe Abschreibungsbedarf bei den Unternehmen spielen dabei eine Rolle. „Der Markt ist noch immer viel zu optimistisch“, so die Einschätzung von Trinkaus-Stratege Volker Borghoff. Die Unternehmen werden seiner Ansicht nach in der Bilanz 2002 massiv Goodwill-Abschreibungen ansetzen. Beispiele gab es in den letzten Tagen bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen bereits genüge, von Allianz bis zu Commerzbank, von der Telekom bis zu Infineon. Borghoff erwartet deshalb ein sehr schwaches 1. Quartal 2003, was den Dax erneut deutlich unter 3 000 Punkte drücken könnte. Anschließend prophezeiht er ähnlich wie 1999 eine Stagnationsphase von 6 bis 9 Monaten, ehe der deutsche Leitindex zum Jahresende 2003 bis auf 3 350 Punkte nach oben gehen soll. Ähnlich sind die Erfahrungen von Norman Rösch von Goldman Sachs. „Weltweit sind zehn von zwölf CEOs für 2003 außerordentlich bearish“, sagte er bei einer Veranstaltung der Fondsgesellschaft Lupus Alpha.

      Neben den schwachen Unternehmensdaten sind es aber auch die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die eine Kurserholung 2003 erschweren. Volker Borghoff hält die gegenwärtige Wirtschaftskrise in Deutschland für hausgemacht und politische Turbulenzen im kommenden Jahr, die sich ebenfalls negativ auf die Aktienmärkte auswirken könnten, durchaus für möglich. Die Erhöhung der Sozialbeiträge ab 2003 würde die Gewinne der Dax-Unternehmen zwar nur unwesentlich belasten, der psychische Effekt sei jedoch groß. Auch eine weitere Zinssenkung kann seiner Ansicht nach nicht wie in früheren Zeiten für entsprechende Stimulanz an den Börsen sorgen. „Der Aktienmarkt hat sich vom Zinszyklus bereits abgekoppelt“, so Borghoff. Grund dafür ist, dass sich neben den längerfristigen Gewinnaussichten der Unternehmen auch die Renditeerwartungen an Aktien verschlechtert hat.

      Tendenziell besonders drastisch sind von diesem Gesamtszenario Unternehmen mit hohem Inlandsumsatz betroffen, da dieser bereits seit Mitte der Neunziger stagniert. Übergewichten sagt Volker Borghoff deshalb zu den Bereichen Chemie & Pharma, Versicherungen, Versorger und Telekom, während er bei Automobilen, Banken, Maschinenbau und Software zum Untergewichten rät. Konkret zählen Deutsche Börse, Krones, Adidas-Salomon, Puma, Schwarz Pharma, Aareal Bank, Vossloh, Zapf Creation, Hannover Rück, Fraport, AMB, Drägerwerk, Degussa, Continental sowie Hornbach zu seinen Favoriten.

      Trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen für 2002 scheint die Aktie ihren Reiz auf viele Anleger nicht verloren zu haben. „Zwei von drei Investoren erhöhen derzeit ihre Aktienquote“ so Norman Rösch. Immer wichtiger werde allerdings das Stock Picking und weniger das generelle Abbilden eines Index. „Fondsmanager müssen wieder verstärkt nach chancenreichen Einzelwerten schauen, dann erwirtschaften sie auch in schlechten Börsenzeiten eine Rendite, die sich sehen lassen kann“, so seine Prognose.


      HANDELSBLATT, Montag, 18. November 2002, 09:16 Uhr
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      schrieb am 19.11.02 00:54:17
      Beitrag Nr. 1.316 ()
      Rekordabflüsse bei Aktienfonds


      Privatanleger scheuen Aktienbörsen


      Aktienfonds erfreuen sich derzeit keiner großen Beliebtheit: In den USA und Europa trennen sich Privatanleger weiter von ihren Aktienfonds.






      tmo FRANKFURT/M. Von Mai bis Oktober umfassten die Rückflüsse in den USA sage und schreibe 109 Mrd. Dollar, schätzt David Bowers, Chef-Anlagestratege der US-Investmentbank Merrill Lynch. „Der Oktober wäre der fünfte Monat in Folge, in dem amerikanische Aktienfonds Abflüsse verzeichnen“, erklärt Bowers in einer neuen Studie.

      Europäische Anleger verkauften im September Aktienfonds für drei Mrd. Euro. Das war der schlechteste Monat seit Jahresbeginn, sagt Analyst Moneesh Puri von Schroder Salomon Smith Barney. Traditionell halten die Europäer weniger Geld in Aktien als die US-Amerikaner. Deshalb fallen die Zahlen hier nicht ganz so dramatisch wie in den USA aus. Trotzdem ist auch auf dem alten Kontinent klar: Der Rückzug der Fondsanleger belastet die nationalen Aktienmärkte – und das in einer ohnehin schwierigen Phase, in der die Aussichten für Konjunktur und Unternehmensgewinne unklar sind.

      Manche Analysten betrachten das Anlageverhalten der Privatanleger als so genannten Kontra-Indikator. In der Vergangenheit stiegen die Privaten oft auf dem Tiefpunkt aus, wenn Kurse und Erwartungen am Boden lagen. Auf starke Mittelabflüsse folgten häufig Phasen mit positiver Kursentwicklung. Doch wenn die Privatanleger dem Aktienmarkt dauerhaft und immer stärker den Rücken kehren, funktioniert das Kontra-Signal womöglich nicht mehr.

      Eine baldige Rückkehr in Aktienfonds erwartet Salomon-Analyst Puri nicht: „Die bisherige Erfahrung spricht dafür, dass die Privatanleger erst nach einer längeren Phase steigender Kurse wieder einsteigen“, sagt er. Einen starken psychologischen Einfluss auf das Kaufverhalten hat die Frage, ob Fondsdepots über oder unter dem Einstandskurs notieren. In Europa sind die allermeisten Privatanleger nach Puris Schätzungen längst ins Minus gerutscht. Denn viele sind erst in den späten neunziger Jahren in den Markt eingestiegen, als die Aktienfonds-Branche einen riesigen Boom erlebte.

      In den USA liegen die Privatanleger laut Merrill Lynch – noch – im Plus. „Aber die unrealisierten Kursgewinne der Anleger schmelzen rapide ab“, sagt Merrill-Stratege Bowers. Wer seit Januar 1990 jeden Monat den gleichen Betrag in ein Aktienportefeuille investiert hat, das dem Standardindex Standard & Poor’s 500 (S & P 500) gleicht, dessen Einstandskurs liegt laut Merrill bei 772 Punkten. Diese Marke ist erreicht, wenn der S & P 500 von seinem aktuellen Niveau etwas mehr als zehn Prozent verliert. Bei Erreichen dieser kritischen Marke könnten die US-Investoren noch nervöser werden, als sie es ohnehin schon sind.

      Für die Aktienmärkte verheißen die monatlichen Fondsstatistiken derzeit nichts Gutes. Merrill-Stratege Bowers sorgt sich insbesondere darum, dass die hohen Fondsverkäufe in den USA zusammen treffen mit einer niedrigen Kassenposition vieler Fonds. „Das Liquiditätspolster ist immer noch historisch niedrig. Wer wird da als Käufer am Aktienmarkt auftreten?“ fragt Bowers. Er fürchtet im Gegenteil, dass viele Aktienfondsmanager Dividendenpapiere verkaufen müssen, um die flüchtenden Privatanleger auszahlen zu können.


      HANDELSBLATT, Montag, 18. November 2002, 08:13 Uhr
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      schrieb am 19.11.02 00:57:48
      Beitrag Nr. 1.317 ()
      Euro-Sentiment:



      Bullen auf dem Vormarsch

      Rückschläge locken Käufer an


      gol Frankfurt - Am vergangenen Montag gaben sich die Marktteilnehmer ganz und gar nicht optimistisch. Dabei stieg der Euro an diesem Tag auf 1,0170 Dollar und kam damit seinem Jahreshöchstkurs sehr nahe. Im Laufe der Berichtswoche korrigierte die Währung ihren Anstieg und fiel bis Freitagmorgen um 1,5 %. Diese Korrektur hinterließ Spuren in der Marktstimmung. Euro-Bullen sind nun wieder auf dem Vormarsch und es scheint, als hätten die Bären gerade noch einmal die Kurve gekriegt.
      Der Bull/Bear-Index konnte vom jüngsten Zulauf des Bullenlagers profitieren. Die Stimmung stieg auf das höchste Niveau seit Anfang September und es scheint, als ob viele Akteure ihre Hoffnung, den Euro im Bereich von 96 US-Cent einzusammeln, nun aufgegeben haben.

      In der vergangenen Woche haben wir festgestellt, dass besonders die Exporteure ihre Wetten auf fallende Kurse erhöhten. Nun kam der Euro diesen Händlern tatsächlich entgegen. Doch wurde die Mehrheit der Verkäufe nicht am höchsten Punkt der Rally getätigt. Denn bereits seit Anfang November wurde der Kursanstieg des Euro skeptisch beäugt und von (Leer-)Verkäufen begleitet. Nun sahen sich die Pessimisten in der Lage, ihre Positionen mehr oder weniger verlustfrei wieder einzudecken.

      Mit den jüngsten Rückkäufen haben Leerverkäufer eine Vorsichtsmaßnahme getroffen, um nicht das Opfer eines Short-Squeeze zu werden. Wirklich optimistisch scheint die Masse der Akteure für den Euro aber immer noch nicht zu sein. Der Bull/Bear-Index ist immer noch ein gutes Stück vom Jahreshoch des Sommers entfernt. Der Euro selbst jedoch nicht. Wir gehen deshalb weiter von guter Nachfrage aus. Diese dürfte zwar im Falle weiter steigender Kurse nun weniger stark ausfallen. Dafür werden Rückschläge sicherlich genügend kaufbereite Händler anlocken. Schaden wird der Stimmungsaufschwung dem Euro sicher nicht.

      Börsen-Zeitung, 19.11.2002

      Avatar
      schrieb am 19.11.02 01:45:15
      Beitrag Nr. 1.318 ()
      Vielleicht sind wir alle schon die Insassen eines Gesamt-Irrenhauses

      Reinhard Jellen und Peter Mühlbauer 19.11.2002
      Deutschlands bekanntester Krisentheoretiker, Robert Kurz, über die New Economy, den Fall der Profitmasse, den Finanzblasen-Kapitalismus und das Empire


      Robert Kurz, Kapitalismus-Kritiker und Wert-Theoretiker, lebt als freier Publizist in Nürnberg, ist Mitherausgeber der Zeitschrift Krisis und schreibt regelmäßig für konkret. Seine bekanntesten Veröffentlichungen sind Der Kollaps der Modernisierung und das Schwarzbuch des Kapitalismus ( Ein Leichnam regiert die Gesellschaft). Telepolis fragte den Fachmann für Krise und Zusammenbruch der Warenwirtschaft über die Lage des Kapitals im Allgemeinen und im Besonderen.







      Ecom, LetsBuyIt.com, WorldCom ... wer derzeit Nachrichten liest, bekommt den Eindruck, dass die Tage des Worlddotcommunism gezählt sind (vgl. Streit um Insider-News im Internet). Wenn Sie an das Krankenlager des Kapitalismus treten, welche Diagnose stellen Sie? Wie viele Tage geben Sie ihm noch? Kann man den Leichnam eventuell konservieren oder gar die Mumie zu neuem Leben erwecken?








      Robert Kurz: Als radikaler Kritiker der herrschenden Zumutungsgesellschaft trete ich nicht gerade als Arzt an das Krankenlager des Kapitalismus. Die Diagnose eines Exitus letalis bezieht sich darauf, dass in der dritten industriellen Revolution der Selbstwiderspruch dieser Produktionsweise historisch reif geworden ist: Einerseits beruht das System darauf, dass es menschliche Arbeitskraft für den irrationalen Selbstzweck der "Verwertung des Werts" in ständig erweitertem Umfang vernutzt; andererseits macht die von der Konkurrenz getriebene technologische Entwicklung menschliche Arbeitskraft in immer größerem Umfang überflüssig.
      Kapitalismus wird realökonomisch zu einer weltgesellschaftlichen Minderheitsveranstaltung


      An der Oberfläche des Weltmarkts stellt sich die absolute innere Schranke zunächst in zwei verschiedenen Formen dar. In den kapitalistischen Zentren entsteht ein neuer, mikroelektronisch aufgerüsteter Standard der Produktivität, der mit wachsender struktureller Massenarbeitslosigkeit einhergeht. Kaufkraft und Staatseinnahmen sinken, die Sozialsysteme und Infrastrukturen werden zurückgefahren. Die Binnenmärkte schrumpfen. Mangels Rentabilität finden deshalb immer weniger Realinvestitionen statt. Stattdessen globalisiert sich das Kapital: weniger durch Waren- und Kapitalexport als vielmehr durch eine transnationale Zerstreuung der Betriebswirtschaft (Ausnutzen des globalen Kostengefälles).


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      Kapitalismus wird realökonomisch zu einer weltgesellschaftlichen Minderheitsveranstaltung. Dieser Prozess geht einher mit einem Abheben der Finanzmärkte, die "fiktives Kapital" durch reine Steigerung der Kurswerte bilden. An die Stelle der Realakkumulation durch die erweiterte betriebswirtschaftliche Vernutzung von Arbeitskraft tritt ein Finanzblasen-Kapitalismus, der Kapitalakkumulation nur noch simuliert.

      In der kapitalistischen Peripherie dagegen brechen schon in einem frühen Stadium des Krisenprozesses ganze Volkswirtschaften und Weltregionen zusammen, gerade weil sie die mikroelektronische Aufrüstung mangels Kapitalkraft nicht mitmachen können. Dort steigt die Massenarbeitslosigkeit viel schneller und in katastrophale Größenordnungen an. Denn die Arbeitskraft wird nicht in relativ langsamen Schritten technologisch freigesetzt, sondern in großen Schüben durch allgemeinen Bankrott der auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähigen Produktion. Den Rest reißen sich die transnationalen Konzerne für ihre globale Vernetzung unter den Nagel. In den Zusammenbruchsregionen tritt an die Stelle der Realakkumulation eine Plünderungsökonomie von Warlords, Banden usw. Dabei wird nur noch die reproduktive Substanz ausgeschlachtet bis zur völligen Zerstörung.

      Finanzblasen-Kapitalismus und Plünderungsökonomie sind die zwei Seiten derselben Medaille. Dabei findet keine reale Wertschöpfung im volks- und weltwirtschaftlichen Maßstab mehr statt. Der Aufblähung von Finanzwerten liegt keine Produktion zugrunde, eben so wenig natürlich den Plünderungsverhältnissen. Durch die Finanzblasen ist es aber möglich, "fiktives Kapital" in die Realökonomie zu recyceln, das heißt Investitionen und Konsum werden mit Luftbuchungen bezahlt (mit Geld, das nicht am Warenmarkt verdient, sondern aus dem Nichts des spekulativen Prozesses gezogen wurde). Das war das Paradigma der 80er und vor allem der 90er Jahre. Deshalb schien es möglich, die strukturelle Massenarbeitslosigkeit im Westen statistisch herunterzumanipulieren, während die östlich-südliche Plünderungsökonomie an einen scheinbar noch funktionsfähigen Weltmarkt andocken konnte. Aber die Blasen können nicht beliebig aufgebläht werden, wenn kein selbsttragender Schub der Realakkumulation nachfolgt.

      Inzwischen ist die Grenze erreicht, die Finanzblasen sind geschrumpft oder bereits geplatzt (Neuer Markt). Mit einer Zeitverzögerung von 6 Monaten bis 3 Jahren (je nach Produktionszyklus) schlägt das auf die Realökonomie zurück. In diesem Prozess befinden wir uns momentan. Mit dem Verschwinden der Blasen erweist sich ein Großteil der bis jetzt von Blasenkapital gespeisten Produktionsanlagen als Überkapazitäten. Die letale Logik läuft auf serielle Bankrotte und "Stillegung" ganzer Sektoren auch im Westen hinaus, bis zum allgemeinen Herzstillstand der planetarischen Reproduktion des Kapitals. Natürlich bricht eine ganze historische Formation, eine Produktionsweise, nicht in Stunden und Tagen zusammen. Es wird ein qualvoller Prozess über einige Jahrzehnte werden. Trotzdem stirbt der Kapitalismus aufgrund seiner immanenten Kollaps-Dynamik in historischen Dimensionen gemessen viel schneller als etwa das Pharaonenreich oder das römische Imperium.

      Was übrig bleibt, ist keine Mumie, sondern das Gespenst des Kapitalismus in den Menschen: die Subjektform der universellen Konkurrenz. Die absolute Schranke des Kapitalismus ist objektiv, aber damit entsteht nicht von selbst eine andere Produktionsweise jenseits von Markt und Staat, jenseits von Geld und Bürokratie der "Souveränität". Wenn keine transnationale soziale Bewegung kommt, die bewusst das moderne warenproduzierende System überwindet, werden wir alle zu Zombies des toten Kapitalverhältnisses, das heißt zu verrückten Subjekten einer entgrenzten Gewaltkonkurrenz, wie sie jetzt schon mit den Amokläufern und Selbstmordattentätern, den Ethno- und Gotteskriegern in Erscheinung tritt.

      Das "Wegrationalisieren" von Arbeitskraft läuft schneller, als sich die Märkte erweitern können




      1991 erschien Ihr Buch Kollaps der Modernisierung. Später entstanden netzwerkökonomische Theorien, die in der Abschöpfung einer Vielzahl von Mikroprofiten über die elektronische Durchdringung von bis dahin nicht vom Warenkreislauf erfassten alltäglichen Vorgängen einen Fluchtweg aus dem drohenden Kollaps durch den tendenziellen Fall der Profitrate sahen. Was meinen Sie: Bleibt dem Kapitalismus doch noch ein Schlupflöchlein?

      Robert Kurz: Das Problem ist nicht der tendenzielle (relative) Fall der Profitrate, sondern der absolute Fall der gesamtgesellschaftlichen Profitmasse. Fall der Profitrate heißt, dass pro investierter Kapitalsumme der "tote" Kostenanteil im Form des steigenden Einsatzes von Sachkapital (im Verhältnis zu der allein zusätzlichen Wert schöpfenden lebendigen Arbeitskraft) immer größer wird, der erzielbare Profit pro Kapitalsumme daher immer kleiner. Oder anders ausgedrückt: Die Kosten pro wertschöpfenden Arbeitsplatz steigen ständig an.
      Dieser Fall der Profitrate kann jedoch kompensiert werden durch Erhöhung der eingesetzten Kapitalsumme, also durch Erweiterungsinvestitionen - falls diese rentabel sind. Das geht nur, wenn sich die Märkte qua Produktivkraftentwicklung und damit Verbilligung der Produkte schneller und weiter ausdehnen, als der Einsatz von Sachkapital pro Arbeitsplatz, pro Produkt und pro Kapitalsumme ansteigt. In diesem Fall wird zwar relativ weniger Arbeitskraft pro Kapitalsumme und pro Produkt eingesetzt, aber durch die überproportionale Ausdehnung der Produktion insgesamt wird unter dem Strich absolut mehr Arbeitskraft benötigt und damit absolut mehr Wert (und damit auch Profit) erzeugt. Das Paradebeispiel war die Entwicklung der Automobilindustrie und der anderen fordistischen Industrien.

      In der dritten industriellen Revolution erlischt jedoch dieser Kompensationsmechanismus. Zwar verbilligen sich die neuen Produkte wie gehabt und die Märkte dafür erweitern sich entsprechend (die Rechnerkapazitäten der 70er Jahre kann man heute vom Taschengeld kaufen). Aber das "Wegrationalisieren" von Arbeitskraft läuft schneller und dehnt sich weiter aus, als sich die Märkte erweitern können. Das Verhältnis der beiden Faktoren hat sich umgekehrt. Eben deshalb werden Erweiterungsinvestitionen unrentabel. Als Konsequenz fällt die Profitmasse absolut. Das wird eine Zeitlang durch die Bildung von Finanzblasen verschleiert. Aber sobald diese Blasen verschwinden, zeigt sich der realökonomische Sachverhalt auch empirisch: Die betriebswirtschaftlichen Gewinne stürzen ab; quer durch alle Branchen müssen Überkapazitäten stillgelegt werden; es gibt eine Inflation von Bankrotten.

      Genau darin besteht die manifeste kapitalistische Krise, die über bloße Konjunkturwellen hinausgeht. Das gab es schon früher, allerdings nur als zeitweilige Übergangserscheinung, als "Lücke" eines Strukturbruchs, als krisenhaftes Intermundium zwischen zwei industriellen Revolutionen, als Timelag zwischen einer auslaufenden und einer neu anlaufenden "langen Welle" der Kapitalakkumulation. Die dritte industrielle Revolution trägt jedoch keine neue "lange Welle" mehr. Nur scheinbar, vermittelt durch die Finanzblasen war an die Stelle der fordistischen Industrien ein neues Trägerkonzept der Akkumulation qua Internet- und Telekom-Industrien getreten. Deren gesellschaftlicher Beschäftigungs- und damit Wertschöpfungs-Effekt ist jedoch minimal. Die Inhalte der fordistischen Industrien wie der dazugehörigen Dienstleistungen waren trotz Rationalisierung immer noch arbeitsintensiv, die Umsetzung der Blaupausen erforderte Millionen von zusätzlichen "Händen" menschlicher Arbeitskraft. Die Inhalte der dritten industriellen Revolution bedürfen dieser "Hände" nicht mehr (Reproduktion per Mausklick). An die Stelle der realen Wertschöpfung mussten deshalb jene spekulativen Finanzblasen treten, die nur platzen konnten. So wurde die emphatisch ausgerufene "Gründerzeit" der New Economy zum größten Flop der Wirtschaftsgeschichte.

      Wenn sich trotzdem hartnäckig der Glaube hält, irgendwo in den elektronischen Strukturen könne eine Potenz von Wertschöpfung und Profitabschöpfung verborgen sein, so ist dies dem fetischistischen Bewusstsein der kapitalistischen Warenproduktion geschuldet. "Wert" ist jedoch keine dingliche Eigenschaft, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis von Menschen. Maschinenaggregate, Robot-Systeme, Netzwerkstrukturen usw. sind keine sozialen Subjekte, gehen keine gesellschaftlichen Verhältnisse ein und produzieren daher auch keinen "Wert", so wenig wie sie Autos, Handys oder Ferienreisen kaufen. Kapitalismus ist nun mal ein primitives gesellschaftliches Verhältnis, das auf der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft beruht. Eine Vergesellschaftung über elektronische Netzwerke ist kapitalistisch nicht mehr darstellbar.

      Kapitalistische Subjektivität und universelle planetarische Kommunikation schließen sich gegenseitig aus. Die "elektronische Durchdringung von bis dahin nicht vom Warenkreislauf erfassten alltäglichen Vorgängen" schafft keinerlei neuen Akkumulationsspielraum. Nicht in der Warenzirkulation entsteht Wert bzw. Profit, sondern allein in der Warenproduktion. Soweit zirkulative Vorgänge abgeschöpft oder besteuert werden, kann es sich nur um einen Abzug von der in der Produktion geschaffenen Wertmasse handeln. Wenn jedoch die gesellschaftliche Produktion von Wert sinkt, kann nicht die Zirkulation von Wert erweitert abgeschöpft werden.

      Die postmodernen Modetheorien passen wunderbar zur kurzen Ära des Finanzblasen-Kapitalismus und seiner "Anything-goes"-Ideologie




      In den vergangenen Krisen des Kapitalismus konnte dieser sich über den Rückgriff auf autoritäre Staatsmodelle gesundstoßen. Seit Mitte der 1990er gibt es ein neues Phänomen der Krisenbewältigung: Wirtschaftliche Macht wird in Privilegien wie Patente oder Copyrights umgewandelt, die eine Dauerrendite sichern und insofern krisensicher sind, als sie zusammen mit Abhängigkeiten (vgl. Gratisdienste und Opportunitätskosten) jenseits einer Preisbildung durch den Markt funktionieren (vgl. Die Rückkehr des Feudalismus mit anderen Mitteln). Zieht sich der Kapitalismus in der jetzigen Krise in den behaglichen Bau eines neuen Feudalismus zurück?

      Robert Kurz: Im Grunde drehen sich alle aufgeworfenen Fragen immer darum, was "Wert" eigentlich ist (Profit stellt nur eine vom Wertverhältnis abgeleitete Größe dar). Für das laut Marx fetischistisch bestimmte kapitalistische Bewusstsein bedeutet Wert ein rein relationales Verhältnis (subjektive Wertlehre). Sobald Menschen überhaupt in eine Beziehung treten, stellen sie dieser Auffassung zufolge auch schon eine Wertbeziehung her. Damit wird jedoch ein spezifisch historisches Verhältnis, das moderne warenproduzierende System, auf ideologische Weise ontologisiert.
      Diese kapitalistische Basisideologie spitzt sich in der Postmoderne bis zur Absurdität zu, und zwar in dreifacher Hinsicht. Erstens wird die soziale "Individualisierung" bis zur letzten Konsequenz getrieben, um die Menschen in abstrakte Gesellschaftsatome zu verwandeln, die ihre eigene Gesellschaftlichkeit als fremdes Außen erleben müssen: Alle Beziehungen bis in die Intimität hinein sollen sich in "Kundenbeziehungen" verwandeln ("Qualitätsmanagement"). Eine solche Anforderung ist jedoch nicht mehr lebbar und erzeugt Alltagskatastrophen am laufenden Band.

      Zweitens wird die Differenz von Wesen und Erscheinung negiert, jegliche "Substantialität" geleugnet und damit auch die Arbeitssubstanz des Kapitals. Wert ist jedoch nicht nur Form, sondern auch Substanz, nämlich vergangene oder "tote" Arbeit, ein Quantum verausgabter menschlicher Energie in der Form einer "Realabstraktion".

      Drittens wird die Differenz von Zeichen und Bezeichnetem, von Realität und Virtualität, von Sein und Schein völlig eingeebnet; die erkenntnistheoretische Flachheit bringt den Kult der Beliebigkeit hervor. Dass es keine absolute Realität gibt, heißt jedoch noch lange nicht, dass in Bezug auf eine bestimmte historische und gesellschaftliche Konstellation (aber auch in Bezug auf die Natur) alle Gegenstände dieselbe Dignität hätten oder sich auf derselben Oberfläche darstellen ließen. Zwar ist die Schwerkraft bekanntlich an sich eine bloß relative Angelegenheit; aber trotzdem wäre es wenig bekömmlich, auf dem Himmelskörper Erde im 10. Stock aus dem Fenster zu springen.

      Alles in allem passten die postmodernen Modetheorien natürlich wunderbar zur kurzen Ära des Finanzblasen-Kapitalismus und seiner "Anything-goes"-Ideologie. Jetzt heißt es "Rien ne va plus", sowohl für die Blasenökonomie wie für das Beliebigkeitsdenken. Der Anti-Essentialismus wird höchst essentiell mit der Nase auf den negativ-essentiellen Charakter des Kapitals gestoßen.

      Natürlich gibt es die fetischistische Illusion über den Charakter von Wert und Profit schon seit Beginn der kapitalistischen Produktionsweise in immer neuen Varianten; der Postmodernismus stellte nur eine äußerste Zuspitzung dar. Die subjektive Wertlehre entstand bereits im 19. Jahrhundert und bildete über die darauf bezogene sprachtheoretische Vermittlung von Saussure eine Quelle der postmodernen Theorien.

      Eine andere, ältere Variante derselben Illusion ist die Theorie vom "politischen Wert" oder "politischen Preis", das heißt die Vorstellung, dass Werte, Preise und Profite durch politischen Ukas, durch reine Macht- oder Herrschaftsverhältnisse bestimmt werden könnten. Aber die Kapitalverwertung ist ein objektivierter Prozess, der nicht auf den subjektiven Befehl der Macht reagieren kann. Wenn beispielsweise ein bestimmter Standard der Produktivität und damit der Rentabilität auf dem Weltmarkt qua Produktivkraftentwicklung gesetzt worden ist, dann kann daran keine politische Diktatur rütteln. Der Produktivitätsstandard samt allen ökonomischen Konsequenzen ist mit Panzern, Raketen, Geheimpolizei, Folterknechten usw. nicht im mindesten zu beeindrucken.

      Deshalb hat sich auch der Kapitalismus noch nie "über den Rückgriff auf autoritäre Staatsmodelle gesundgestoßen". Der autoritäre Staat ist ein Durchsetzungs- und Krisenmodell des Kapitals in einem ganz äußerlichen Sinne. Auch die Demokratie selbst reagiert als Apparat auf den ökonomischen Notstand repressiv, aber damit kann sie diesen Notstand nur verwalten (solange sich die Menschen das gefallen lassen), nicht jedoch bewältigen. Entweder entstehen aus dem objektiven inneren Prozess der kapitalistischen Ökonomie neue Potentiale der Verwertung und Akkumulation, also auch der neuen zusätzlichen Vernutzung von Arbeitskraft, oder der ökonomische Notstand wird sich immer weiter verschärfen.

      Natürlich ist es denkbar, dass eine Diktatur oder eine demokratische Notstandsverwaltung große Massen der Bevölkerung durch Gewalt und bürokratischen Terror niederhält, aber das ist etwas anderes als ein "Gesundstoßen des Kapitals", das eben seinem Wesen nach auf die stetig erweiterte Vernutzung von Arbeitskraft auf dem gegebenen Produktivitätsstandard und keinem anderen angewiesen ist. Die politische Macht kann Kapitalakkumulation unterstützen und flankieren (sie ist ja nichts als der "politische Ausdruck" des Kapitalverhältnisses), aber nicht autonom hervorbringen.

      Auch so genannte wirtschaftliche Macht (Kontrolle qua Eigentumstitel über Geldkapital, Produktionsmittel etc.) kann nicht als solche Wert schöpfen, sondern nur von einer produzierten Wertmasse abschöpfen. Patente oder Copyrights als solche erzeugen keinen müden Euro Profit, sondern nur, wenn das entsprechende Wissen, Know-how etc. kapitalistisch produktiv angewendet wird. Die Erlöse für Patente usw. stellen einen Abzug vom produktiv erwirtschafteten Mehrwert bzw. Profit dar, den der Eigentümer dieses Titels vom "fungierenden Kapitalisten", der dieses Patent anwendet, für sich erheben kann.

      Dabei verhält es sich ähnlich wie beim zinstragenden Kapital, also wenn jemand, der selbst keine kapitalistische Produktion betreibt, Geld an ein Produktionsunternehmen verleiht. Der Zins, den er dafür erhält, ist nichts als ein Abzug vom erwirtschafteten Profit, den der "fungierende" Unternehmer an den Geldbesitzer zahlen muss. Wenn das Produktionsunternehmen unrentabel wird oder bankrottiert, oder wenn das geliehene Geld für Hirngespinste oder unproduktive Ausgaben verpulvert worden ist (wie großenteils in der New Economy), wird die Krise des Schuldners bekanntlich auch zur Krise des Gläubigers. Nicht anders verhält es sich bei den Gebühren für Patente, Copyrights etc.

      Dabei ist es egal, ob und welche Vermittlungskanäle dazwischen liegen (staatliche, kommunale, juristische etc.). Wenn Kosten für Patente oder Copyrights im Unterschied zum Zins des Finanzkapitals nicht einer Preisbildung durch Märkte unterliegen, heißt das noch lange nicht, dass es sich deswegen um "krisensichere" Einkünfte handelt. Einem Nackten kann niemand mehr in die Tasche fassen. Das gilt für Individuen ebenso wie für Behörden oder Institutionen. Mit einem Wort: Alle abgeleiteten Einkünfte, Gebühren, Gewinne, Zahlungen sind letztlich abhängig von gelingender reeller Kapitalverwertung, und wenn diese nicht mehr funktioniert, gibt es auch keine davon abgeleitete "Dauerrendite" mehr, welcher Art auch immer. So zu denken, ist die Illusion der Besitzer von Geldkapital oder Eigentumstiteln, die nicht realisieren, an welchen kapitalistischen Vermittlungszusammenhang ihre "Ansprüche" gebunden sind.

      Weil man begrifflich nicht mehr weiter weiß, wird neuerdings in ganz verschiedener (ökonomischer, sozialer, politisch-militärischer) Hinsicht von einer Wiederkehr irgendwie feudaler Verhältnisse, einem "neuen Mittelalter" usw. fabuliert. Das ist einfach Quatsch. Feudalismus ist ein agrar- und naturalwirtschaftliches persönliches Abhängigkeitsverhältnis. Auf der Basis der anonymen allgemeinen Wert- und Geldform kann es weder eine gesellschaftliche Reproduktion über persönliche Abhängigkeiten geben noch eine Abgabenwirtschaft in Form von Naturalien oder Arbeitsdiensten. Ein Geld-Feudalismus wäre ein Widerspruch in sich. Es sei denn, das Geld wächst demnächst auf den Bäumen oder auf dem Acker.

      Aus Stilllegung entsteht kein Profit




      Über neue Systeme des "Urheberrechtsschutzes" wie Digital Rights Management werden derzeit weltweit traditionelle Zugangsrechte der Bevölkerung zu Informationen enteignet (vgl. Content is King! oder die Diktatur des Kleingedruckten). Eine weitere Expropriationswelle droht durch die Umwandlung der Sozialversicherungssysteme. Schaffen solche Vorgänge dem Kapitalismus neue Betätigungsfelder oder beschleunigen sie die Untergangsmechanik?

      Robert Kurz: Noch einmal: Niemand ist von Natur aus zahlungsfähig. Zahlungsfähigkeit in der Geldform ist davon abhängig, dass man irgendetwas verkaufen kann, seine Arbeitskraft oder wenigstens seine Niere. Letzten Endes setzt Zahlungsfähigkeit die Involvierung in einen gelingenden kapitalistischen Verwurstungsprozess von Arbeitskraft voraus. Wenn verliehenes Geldkapital nicht profitabel verwertet wird, dann ist es verloren und kann nicht zurückgefordert werden. Wenn die Anwendung eines Patents zu keinem profitablen Verwertungsprozess führt, dann verfällt der Anspruch ebenfalls. Der Inhaber des Patents kann zwar dessen weitere Anwendung untersagen, aber das ist rein negativ, davon hat er nichts.
      Unprofitable Produktionsanlagen kann man stilllegen, aber aus der Stillegung entspringt natürlich kein Profit. Nicht zahlungsfähigen Bevölkerungsteilen kann man das Wasser, den Strom, das Telefon und natürlich auch den Zugang zum Internet sperren, aber auch das sind rein negative Vorgänge. Und wenn Leute, die jahrzehntelang in die Sozialversicherung eingezahlt haben, am Ende nichts mehr herausbekommen, weil wegen der veränderten Generationenverhältnisse nichts mehr da ist, entsteht daraus kein neues Kapitalanlagefeld. Stillegungen, Sperrung von Zugangsrechten, Entwertung von Ansprüchen sind Erscheinungsformen der kapitalistischen Krise, aber wie sollte daraus ein neuer Spielraum der Verwertung entstehen? Es sind immer nur negative Folgen davon, dass die Verwertung eben nicht mehr funktioniert.

      Das Ziel kann nur eine gesellschaftliche Selbstverwaltung der vereinigten Individuen sein




      Hartzens Mission: Lohnverzicht, längere Arbeitszeiten, schlechtere Arbeitsbedingungen und Leistungskürzungen für Arbeitslose werden mit den Stichworten Flexibilisierung, Ich-AG und Eigenverantwortung durchgesetzt. Die Konzepte zielen allesamt auf die Selbstdisziplinierung der Lohnabhängigen und verbinden paradoxerweise das Konzept wachsender Selbstbestimmung mit der faktisch wachsenden Abhängigkeit der Menschen von ökonomischen Prozessen. Warum füllen sich eigentlich anhand solch kognitiver Dissonanzen nicht die Irrenhäuser? Und was sind die theoretischen und praktischen Kräfte, die dieser Entwicklung Einhalt gebieten könnten?

      Robert Kurz: Vielleicht sind wir alle schon die Insassen eines Gesamt-Irrenhauses. Die Verrücktheit der in sich widersprüchlichen Anforderungen springt ins Auge. Die Beamten der Arbeitsämter beispielsweise sollen ihre Klientel als "Kunden" behandeln und sie gleichzeitig bürokratisch schurigeln, sie in Hungerlohn-Jobs hineinzwingen. Die "Selbstverantwortung" in Bezug auf ein gesellschaftliches Zwangsverhältnis, das objektiv nicht mehr funktioniert, kann nur in soziale Katastrophen führen. Die Frage ist, ob und wie lange sich die Menschen das gefallen lassen, wo die Schmerzgrenze liegt. Und die Antwort auf unerträgliche Zumutungen und unmögliche Anforderungen muss nicht emanzipatorisch sein; sie kann sich beispielsweise auch in rassistischen Ausbrüchen entladen.
      Es gibt keine "objektive" Kraft, die per se schon die Alternative wäre oder diese in ihrer Existenz repräsentieren würde. Die Lohnabhängigen (ebenso wie die Elendsunternehmer oder Scheinselbständigen) sind an sich auch nur Subjekte der Konkurrenz. Die Kritik und Alternative kann allein aus der emanzipatorischen Verarbeitung der negativen Erfahrungen resultieren; dafür gibt es keinen privilegierten sozialen Ort. Es ist eine Leistung des Bewusstseins, die nicht selber wieder "objektiv" angelegt ist und deshalb auch ausbleiben kann. Ob die sich gegenwärtig formierende Bewegung gegen die Erscheinungsformen der kapitalistischen Krise zu einer emanzipatorischen Macht wird, die dem Marsch in die Barbarei Einhalt gebieten kann, hängt von ihren Lernprozessen ab. Die Frage ist, ob sie sich bis zu einer Kritik an der gesellschaftlichen Form des modernen warenproduzierenden Systems aufschwingen kann oder ob sie in den kapitalistischen Kategorien befangen bleibt und sich zur Mitverwaltung der Krise degradieren lässt. Das ist eine offene Frage.

      Die gegenwärtigen Vorstellungen ("Re-Regulation" des Kapitalismus, Tobinsteuer usw.) greifen jedenfalls viel zu kurz und sind illusorisch. Nötig wäre eine grundsätzliche Kritik des gesamten kategorialen Systems einer gesellschaftlichen Reproduktion über die Entfremdungsmächte Markt und Staat. Also eine Kritik der abstrakten "Arbeit", der irrationalen betriebswirtschaftlichen Logik, der klassen-übergreifenden kapitalistischen Subjektform, der bürgerlichen Geschlechterverhältnisse, der demokratischen Selbstdisziplinierung, der fetischistischen Rechtsform und juristischen Illusion, der falschen nationalen Identitäten usw. Also kein "Klassenkampf" im blind vorausgesetzten Gehäuse der vorgefundenen gesellschaftlichen Formen mehr, sondern eine theoretische und praktische Kritik des gemeinsamen Bezugssystems, zu dem man erst einmal auf Distanz gehen muss.

      Das Ziel kann nur eine gesellschaftliche Selbstverwaltung der vereinigten Individuen sein. Aber eine Selbstverwaltung in den kapitalistischen Formen wäre ein Widerspruch in sich, eine Selbstverhöhnung, Selbstausbeutung, Selbstunterdrückung im Namen irrationaler und falsch objektivierter Kriterien. Gerade um deren Abschaffung ginge es. Also um eine Selbstverwaltung jenseits von blinden Fetischmedien. Die Produktivkräfte der mikroelektronischen Revolution, hervorgetrieben vom Prozess der Konkurrenz, sind über das Fassungsvermögen des modernen warenproduzierenden Systems (seiner Vermittlungsformen) hinausgewachsen, die wir jedoch andererseits "verinnerlicht" haben, die unsere Subjektform ausmachen. Um da herauszukommen, bedarf es erst einmal einer intellektuellen Fokussierung, einer theoretischen Reflexion, die sich einen Platz in der Öffentlichkeit erobert.

      Das System der politischen Repräsentanzen ist ein Tummelplatz für Karrieristen, Intriganten und Streber




      Viele Menschen haben - auch angesichts dieser Entwicklungen - den Eindruck, dass Wählen noch nie so wertlos war wie heute. Andererseits steht gerade eine "Reform" der Krankenversicherung, die Abschaffung des Flächentarifvertrages und neue Kriege auf der politischen Agenda. Sind das Gründe, trotzdem wählen zu gehen?

      Robert Kurz: Die Bundestagswahl ist ja inzwischen vorbei, aber dieser rituelle Akt war sowieso nahezu bedeutungslos. Die so genannte Politik, das politische System, das Bezugsfeld der politischen Parteien, das ist doch alles "tote Hose", was mögliche emanzipatorische Einwirkungen angeht. Eher geht ein ganzer Planet durch ein Nadelöhr, als dass durch Politik noch irgendetwas zum Guten gewendet werden könnte. Die "Form" Politik stellt ja nichts anderes als eine sekundäre Ebene und Ausdrucksform des Kapitalverhältnisses dar. An dessen objektiven historischen Schranken kann Politik nur noch eine vor geschaltete Instanz kapitalistischer Krisenverwaltung sein. Welche Alternative hätte denn zur Wahl gestanden?
      Im Sinne auch nur einer Abwehr oder Eindämmung der ärgsten Zumutungen ist das System der politischen Repräsentanzen doch längst ein einziger Schrotthaufen, bestenfalls ein Tummelplatz für Karrieristen, Intriganten, Streber. Für ernsthaften Widerstand bedarf es einer außerparlamentarischen Bewegung, die sich nicht auf die Systemgesetze vergattern lässt, sondern die Möglichkeiten der natürlichen und gesellschaftlichen Ressourcen, des Wissens usw. einklagt. Auch bloß symbolische Bekundungen bringen kaum noch etwas; um der hemmungslosen Zumutungspolitik Einhalt zu gebieten, wären schon reale Eingriffe mit harten Bandagen notwendig (Massenstreik, Blockaden, Besetzungen, Boykott, Sabotage usw.).



      In den Feuilletons schlug das Empire in Gestalt der theoretischen Jedi-Ritter Toni Negri und Michael Hardt zurück (Vgl. Die Globalisierer blockieren die Globalisierung). Was halten Sie von dieser spinozistischen Wunderwaffe?

      Robert Kurz: "Empire" halte ich für ein miserables Buch. Hardt/Negri gehen meiner Ansicht nach von einem ganz falschen Begriff der "Immanenz" aus: nicht Transzendenz aus der Immanenz durch Systemkritik, sondern eine platte, auf sich zurückgeworfene Immanenz, in deren Kontext nahezu beliebige Entwicklungen hochgejubelt werden, bloß weil es sie "gibt". So haben Hardt/Negri die ganze Begrifflichkeit der New Economy adoptiert und besetzen die "Selbstverwertung" der Ich-AGs naiv positiv (peinlicherweise ist ihr Buch gerade pünktlich zum Platzen dieser Seifenblase erschienen). Statt einer kritischen Analyse der kapitalistischen Weltkrise bieten sie nichts als einen Aufguss der ideologischen "Chancen"-Rhetorik, ohne jede begriffliche Differenzierung: Alles ist eins, alles ist per se schon "Verwertung", alles ist per se schon "Emanzipation" usw.
      Alle Illusionen der letzten 150 Jahre über eine "politische" Wertbildung, über das Kapital als bloß äußerliches politisches Herrschaftsverhältnis etc. werden wiederholt. Und als Krönung tritt dann an die Stelle der radikalen Kritik an den gesellschaftlichen Formen die älteste juristische Illusion: Sie wollen ein "Weltbürgerrecht", einen "Weltsoziallohn" usw., wo es keinen Weltstaat gibt und geben kann. Im Grunde genommen läuft es auf eine illusorische Wiederholung des sozialdemokratischen Projekts einer "Anerkennung" im Rahmen des Kapitalverhältnisses auf einer fiktiven Weltebene hinaus, während die Globalisierung gerade die Grenzen kapitalistischer Reproduktion aufzeigt. Diese Vereinigung von operaistischem Kitsch und postmoderner Beliebigkeit war wohl der Schwanengesang einer Theorie, die in der kapitalistischen Immanenz stecken bleibt.
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 01:55:53
      Beitrag Nr. 1.319 ()
      Zuwächse in der US-Autoindustrie sind Vergangenheit
      Kolumne
      Von Marc Faber

      Wenn Aktien sich schlecht halten während eine Industrie blüht, ist Vorsicht geboten. Ich denke in dieser Beziehung insbesondere an die amerikanischen Automobilhersteller. Bis vor kurzem hatten wir Rekordverkäufe dank Null-Zinssätzen auf Autodarlehen. Trotzdem stehen die Aktien von Ford und General Motors nicht nur auf einem Zwölfmonatstief, sondern auch auf einem tieferen Niveau als im letzten Rezessionsjahr 1990. Damals lag der Dow Jones auf rund 2500 Punkten.

      Somit sollte es klar sein, dass die Börse große Bedenken über die Dauerhaftigkeit des gegenwärtigen Automobilbooms und der Finanzlage der amerikanischen Autoindustrie hat - und das mit Recht. Denn so gut die Auto-Verkäufe sich auch entwickelt haben mögen, die Finanzlage ist prekär: Dem Jahresbericht von General Motors für 2001 zufolge hatte der Branchenführer nicht fundierte Verpflichtungen für Pensionen und Krankenversicherungen in Höhe von 61 Mrd. Dollar, verglichen 34 Mrd. Dollar im Jahre 1999. Und falls die Börse in den nächsten Jahren sich nicht wesentlich verbessert, werden diese Verbindlichkeiten noch stark steigen. Deshalb ist es höchst wahrscheinlich, dass General Motors, wie in übrigen auch sehr viele anderen Gesellschaften, in Zukunft große Beiträge an ihre Pensionskassen leisten werden müssen, was natürlich auf ihre Gewinnsituation drücken wird.

      Die langfristige Perspektive für die Autoindustrie wird durch einen weiteren Punkt verschlechtert. In diesem Jahr werden die amerikanischen Autoverkäufe rund 17 Millionen Fahrzeuge betragen. Im Vergleich dazu beliefen sich die Verkaufszahlen vor 1995 auf jährlich rund 14,5 Millionen. Gleichzeitig stieg die Besitztumsrate von Autos von rund 90 Prozent der Haushalte im Jahre 1990 auf heute 99,8 Prozent. Und nachdem zwei Drittel aller Fahrzeuge in den vergangenen fünf Jahren gekauft wurden, ist das durchschnittliche Alter der Autobesitzer stark gefallen, was in Zukunft zu einer geringeren Ersatzkaufrate führen wird. Nach Angaben von Experten in der Autobranche könnte die amerikanische Bevölkerung daher zwischen 30 und 50 Prozent weniger Autos in den nächsten fünf Jahren kaufen und immer noch ihren Transportbedarf vollends bedecken.

      Offensichtlich rechnet die Börse fest damit, dass die Nachrichten aus der Branche in Zukunft entsprechend schlecht ausfallen werden. Bemerkenswert ist allerdings, dass nicht nur Autoaktien tiefer als im Jahre 1990 bewertet werden, sondern dass auch viele andere Aktien tiefer als vor zehn Jahren notieren, was natürlich die immer noch sehr optimistischen Prognosen von Analysten und Anlagestrategen in Frage stellt. Ich habe Anfang Oktober darauf hingewiesen, dass der Zeitraum zwischen Oktober und April in der Vergangenheit immer sehr günstig für die Börse war. Aber angesichts der immer noch schwachen Wirtschaft, der stark deflationären Tendenzen, der ungünstigen Gewinnlage der Unternehmen, der immer noch stark wachsenden Verschuldung der Konsumenten und der hohen Bewertungen von Aktien ist es wahrscheinlich, dass wir nach der gegenwärtigen Erholungsphase wieder neue Tiefpunkte erreichen werden. Künstlich tiefe Zinssätze haben meiner Meinung nach das endgültige Börsentief lediglich verschoben, aber sicher nicht aufgehoben.

      Marc Faber: Der Fondsmanager und Publizist ist als Skeptiker unter den Börsianern bekannt.
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 02:03:09
      Beitrag Nr. 1.320 ()
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 02:03:43
      Beitrag Nr. 1.321 ()
      US- Immobilien
      Luxus-Eigenheime finden keine Käufer mehr


      18. November 2002 Obgleich der Eigenheimmarkt im den USA weiterhin boomt und auch im dritten Quartal mit 5,36 Millionen verkauften Einheiten die Umsatzzahlen im Jahresvergleich um einen weiteren Prozent gestiegen sind, werden erste Anzeichen einer Trendwende erkennbar: Im Luxussegment - das sind Häuser und Wohnungen mit einem Kaufpreis ab einer Million Dollar aufwärts - sind die Verkaufszahlen um zehn Prozent auf landesweit 4.890 verkaufte Einheiten zurückgegangen.

      Der Finanzberater Christopher Apgar bot vor einem Monat sein New Yorker Apartment für 2,15 Millionen Dollar zum Verkauf an. Doch die Interessenten für das großzügige Drei-Zimmerappartement mit Bibliothek, italienischer Granitküche und Blick auf das Empire State Building blieben bislang aus.

      „Immobilien-Preisschwäche“ folgt schwachen Börsen

      Vor dem Fünf-Jahrestief des Standard & Poor`s 500 Index am 9. Oktober haben Wohnungen an der Upper East Side mit einer Ausstattung wie dieser binnen Tage den Besitzer gewechselt, da sind sich die Immobilienmarker einig. Der mit Ebenholzintarsien verzierte Ahornfussboden und eine 75 Quadratmeter große Terrasse machen die Wohnung von Apgar zu einer echten Perle. "Ich wünschte, ich hätte die Wohnung einen Monat früher angeboten", sagt Apgar, der seit dem 31. Oktober den Preis auf 1,99 Millionen Dollar zurückgenommen hat. "Dann wäre sie jetzt bereits verkauft". Da sein Sohn jetzt das College besucht, plant Apgar, eine kleinere Wohnung zu beziehen.

      Ökonomen erkennen den Anfang vom Ende des Immobilienbooms in Amerika. "Wenn die Verkäufe im Luxussegment sinken, wird bald auch der Gesamtmarkt folgen", glaubt Michael Sklarz, Leiter für Immobilienbewertung bei Fidelity National Information Solutions in Santa Barbara, Kalifornien. "Ein Rückgang im Spitzensegment weist eindeutig darauf hin, dass sich die Preise insgesamt an einem Scheitelpunkt befinden".

      Anfang vom Ende des Immobilienbooms

      Der Nachfragerückgang im Spitzensegment des Immobilienmarktes ist ein erstes Anzeichen dafür, dass wohlhabende Bürger weniger Geld für ihr Eigenheim zahlen wollen oder können. Die Talfahrt an den Börsen - der S&P-500-Index hat seit dem 24. März 2000 bereits 40 Prozent verloren - und der Stellenabbau in der Finanzbranche, der in den vergangen 20 Monaten 65.400 Mitarbeiter den Job gekostet hat, dürften wesentlich dazu beigetragen haben. "Die Bewegungen an der Wall Street werden vom Luxussegment im Eigenheimmarkt nachvollzogen - nur eben mit einiger Verzögerung", erklärt Hall Willkie, Präsident von Brown Harris Stevens, der Makler-Agentur im Stadtteil Manhattan, bei der das Apartment von Apgar zum Verkauf steht.

      In New York ging die Zahl der Verkäufe unter den teuersten zehn Prozent des Haus- und Wohnungsmarkts - mit einem Durchschnittspreis von 3,13 Millionen Dollar - im dritten Quartal um 18 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal zurück. Die Arbeitslosenquote in der Metropole stieg in der Zeit auf ein Vier- Jahreshoch von 7,9 Prozent. Im Bundesstaat Kalifornien, in dem 65 Prozent aller Luxuseigenheime der USA stehen, ist die Zahl der für mehr als eine Millionen Dollar verkauften Eigenheime um 9,5 Prozent eingebrochen. Der Markt für Eigenheime bricht in der Regel zunächst im teuersten Segment weg, erklärt Sklarz. Denn wohlhabende Menschen kaufen eher aus Lust an Veränderung denn aus Notwendigkeit.

      Abschwächender Preisanstieg deutet auf eine Trendwende

      Auch der sich abschwächende Preisanstieg im Gesamtmarkt deutet auf eine Trendwende hin: Nach 8,1 Prozent im ersten Quartal und 7,5 Prozent im zweiten Quartal hat sich der durchschnittliche Kaufpreis eines Eigenheims jetzt um 7,2 Prozent auf 161.800 Dollar verteuerte. Der bundesweite US-Verband der Immobilienmakler erwartet einen Preisanstieg von 4,2 Prozent im kommenden Jahr, was dem Trend der letzten zwanzig Jahre entspräche.

      Nach Angaben von DataQuick Information Systems war der Rückgang von zehn Prozent im dritten Quartal der größte Umsatzeinbruch seit dem vierten Quartal 2001, nach den Terrorattacken auf das Welthandelszentrum in New York. Noch im zweiten Quartal 2002 hatten sinkende Aktienkurse dem Luxussegment ein Umsatzplus von 68 Prozent beschert, da Investoren in der Immobilienanlage einen sicheren Hafen für ihr Kapital suchten. Der Gesamtmarkt, der sich nach wie vor gut behauptet, wird auch durch die niedrigen Zinsen für Hypothekenkredite unterstützt. So fiel der Zins für Hypotheken mit einer Laufzeit von 30 Jahren in der vergangenen Woche auf ein 37-Jahrestief von 5,94 Prozent.

      Text: Blooomberg
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 13:16:48
      Beitrag Nr. 1.322 ()
      laut graphischer Darstellung muss man in der
      Schweiz keine Steuern auf Aktiengewinne zahlen.

      Wäre es da nicht möglich bei jedem Urlaub in der
      Schweiz 10.000 Euro Verpflegungsgeld mit in die
      Schweiz zu nehmen.

      Wieviel Euro darf ich als Bargeld mit in die Schweiz
      nehmen ohne dass ich dies dem Zoll melden muss ???

      Ob ich nun meine Transaktion
      per Internet bei comdirect.de in Deutschland
      oder per Internet in der Schweiz läuft ist doch völlig
      egal.

      Wer kennt gute schweizer Online-Banken
      auf denen ich mein Urlaubsgeld einzahlen kann ???

      Gilt das schweizer Bankgeheimniss noch ???

      Avatar
      schrieb am 19.11.02 22:13:46
      Beitrag Nr. 1.323 ()
      Arnulf Baring ruft die Bürger auf die Barrikaden: Es wird Zeit, etwas zu tun

      Deutschland auf dem Weg zu einer westlichen DDR / Von Arnulf Baring


      Dem deutungsmächtigen Harald Schmidt entschlüpfte dieser Tage eine hübsche Pointe. Wenn das mit der Entspannung zwischen Berlin und Washington so weitergehe, sagte er, dann habe die Bundesregierung bald zu Amerika ein besseres Verhältnis als zu Deutschland.

      Damit traf er treffsicher gleich zwei Nägel auf den Kopf. Schmidt weiß natürlich, daß das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten schwer beschädigt ist - und zwar auf unabsehbare Zeit. Insofern gilt der eine Nagel dem Sarg einer jahrzehntelang vertrauensvollen, ja freundschaftlichen Beziehung zu den Vereinigten Staaten, ohne die, wie jedes Schulkind weiß oder wissen sollte, das wiedervereinigte Deutschland keine stabile Position in Europa halten kann. Weil der Kanzler das Ausmaß des Debakels, das er in Amerika angerichtet hat, immer noch nicht begriffen zu haben scheint, bemüht sich die Regierung krampfhaft um den Anschein, die atmosphärische Störung ziehe ab, man befinde sich längst auf dem Wege der Normalisierung. Jedes beiläufige Lächeln, ein Händedruck hier, ein förmliches Ferngespräch dort, werden zum Beweis dieser These unters Volk gestreut, obwohl jeder Kenner ahnt, daß Schröder auf Jahre hinaus keine Chance hat, eine ordentliche Beziehung zum amerikanischen Präsidenten wiederherzustellen. Schröder hat aus rein wahltaktischen, also lediglich innenpolitischen Überlegungen ohne konkreten Anlaß gegenüber George W. Bush sein Wort gebrochen. Er hatte ihm bei dessen Berlin-Besuch im Mai zugesichert, Deutschland habe Verständnis, wenn die Vereinigten Staaten Aktionen gegen Saddam Hussein für notwendig hielten, es werde nichts dagegen sagen.

      Mit seinem rabiaten Kurswechsel ein Vierteljahr später hat er es nicht nur mit Bush Jr. verdorben, sondern auch mit Bush Sen., dem Vater des vereinten Deutschland. Der damalige Präsident hat im Winter vor dreizehn Jahren mit dem ganzen Gewicht seines Amtes unsere Wiedervereinigung zustande gebracht, die weder in Paris noch gar in London, von Moskau ganz zu schweigen, gewollt wurde. Jetzt ist er mit Recht enttäuscht und gekränkt, wenn obendrein ein Mitglied des Berliner Bundeskabinetts seinen Sohn, übrigens historisch abwegig, sogar mit Hitler vergleicht. Bei alledem geht es natürlich nicht um eine Privatfehde zwischen Schröder und den Bushs. Auch in der breiten Öffentlichkeit der Vereinigten Staaten ist die Empörung über den treulosen Verbündeten groß. Das kann nicht überraschen. Schröder hätte sich vor seinen leichtfertigen Entgleisungen (von denen er vermutlich annahm, sie würden in Amerika als wahlkampfbedingt verstanden werden und damit bald vergessen sein) rechtzeitig an das Wort Winston Churchills erinnern lassen sollen, der im Juni 1946 im Unterhaus sagte: "There are no people in the world who are so slow to develop hostile feelings against a foreign country as the Americans, and there are no people, who, once estranged, are more difficult to win back" (Kein Volk in der Welt entwickelt so langsam feindselige Gefühle gegen ein anderes Land wie die Amerikaner, aber es gibt auch kein Volk, das man so schwer zurückgewinnen kann, wenn es einmal befremdet worden ist).

      In seiner außenpolitischen Unbekümmertheit ist dem Kanzler vermutlich bis heute verborgen, wie sehr er das Vertrauen in unsere Berechenbarkeit und Verläßlichkeit auch innerhalb Europas erschüttert hat. Die Folge ist eine drastische Minderung unseres Gewichts. Er isoliert uns - das Schlimmste, was uns international zustoßen kann. Während Chiracs Geschicklichkeit breites Lob findet und Blair mit Genugtuung sieht, daß die Deutschen ihm seinen Platz des bevorzugten Partners der Vereinigten Staaten nicht mehr streitig machen, hält es der Kanzler seinerseits für richtig, Putin nicht nur demonstrativ zu umarmen, sondern zugleich Verständnis für die Moskauer Tschetschenien-Politik zu äußern. Wer den Völkermord am Nordrand des Kaukasus kennt, ist verwundert über Gerhards naives Vertrauen in Wladimirs Worte.

      Aber Schmidts Hohn über Schröder angesichts des deutsch-amerikanischen Zerwürfnisses wird noch gesteigert durch seine Behauptung, Berlins Beziehungen zu Washington seien immer noch besser als das Verhältnis der Bundesregierung zu Deutschland. "Richtig", schrieb eine Berliner Tageszeitung. "Wir sind nämlich auch eingeschnappt, und zwar viel stärker und mit viel mehr guten Gründen als George Bush. Canossagang nach Washington? Nein, durch Deutschland!"

      Man hat den Eindruck, als habe die neu-alte Bundesregierung nach ihrem Wahlsieg, der sie selbst verblüfft zu haben scheint, nie wieder Fuß gefaßt, sie habe den Boden unter den Füßen verloren. Es war von vornherein bodenlos, und zwar auf beiden Seiten, bei Rot-Grün wie bei Schwarz-Gelb, den Wählern vor dem 22. September wider besseres Wissen weiszumachen, die Staatsfinanzen seien in Ordnung. Es ist deshalb schlechthin falsch, wenn man jetzt die Erhöhung der Steuern, Abgaben und Schulden mit Finanzlöchern ungeahnten Ausmaßes begründet. Keine Partei wollte vor dem 22. September die Wähler verunsichern.

      Dieser Umgang mit dem Staatsvolk erbost. Wofür halten uns die Leute, die uns repräsentieren? Selbst Unmündige darf man nicht hinters Licht führen. Fundamentale Weichenstellungen der Republik sind schon seit vielen Jahren himmelschreiend unsozial für die kommenden Generationen, unsere Kinder und Enkel, wegen des immensen Schuldenberges, den wir angehäuft haben. Was soll man von Parteien, was von Politikern halten, die trotz dieser astronomischen Staatsverschuldung mit zwölf (!) Nullen das offene Wort zu den Wählern scheuen, die wahre Lage verschweigen, krampfhaft den Anschein der Normalität zu wahren versuchen, obwohl man reihenweise Versprechungen bricht und freundliche Ankündigungen ins Gegenteil verkehrt. Flatterhaft sucht die Regierung nach immer neuen Finanzquellen, wohl wissend, daß sich damit die Wirtschaftskrise verschärfen wird.

      Selbst Kinder wissen inzwischen, daß Deutschland seit langem im steten Niedergang ist, der sich 2002 gewaltig beschleunigt hat und große Unruhe auslöst, weil keinerlei Aussicht besteht, unter den herrschenden Verhältnissen unserer Konsensgesellschaft die zunehmende Stagnation zu überwinden und die Situation des Landes zu stabilisieren. Für das Notwendige mag man den längst verschlissenen Begriff der "Reform" nicht mehr in den Mund nehmen. Es geht um etwas Selbstverständliches, Banales, nämlich endlich um die Einsicht, daß Deutschland schon lange chronisch krank ist, daß wir seit drei Jahrzehnten über unsere Verhältnisse gelebt haben und daher kräftig sparen, die Ansprüche aller Gruppen und Schichten eine Zeitlang reduzieren müssen.

      Es geht um die Konsolidierung der Verhältnisse, einen Stopp des ständigen Abrutschens, um ein Abschütteln der immer schwerer erträglichen Lasten, die den Deutschen auferlegt werden, es geht um eine Befreiung der mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit deformierten Sozialen Marktwirtschaft im Sinne der vergessenen Worte Ludwig Erhards, daß "zu sozial unsozial" werde. Wir brauchen dringend mehr Wettbewerb, überall und allenthalben, an und zwischen Schulen, Universitäten, Ländern, Kommunen. Nur wenn uns diese Wiederbelebung der Selbständigkeit und Eigenverantwortung gelingt, hat Deutschland eine Chance der Erneuerung, um unsere Zukunft als führende, leistungsstarke Industrienation für unsere Kinder und Enkel zu sichern. Wir sind doch in unserer langen Geschichte mit ungleich größeren Herausforderungen fertig geworden!

      Was geschehen müßte, ist längst allgemein bekannt. Immer neue Kommissionen sind überflüssig. Sie bringen allenfalls Zeitgewinn für eine ertrinkende Regierung, sichern nur vorübergehend ihr Überleben. Vergessen wir Hartz. Seine neuen Instrumente wollen das System gar nicht verändern, die Mitspracherechte der Gewerkschaften bleiben unberührt. Seit Jahrzehnten stapeln sich Gutachten, Denkschriften, wissenschaftliche Stellungnahmen, stecken in Schubladen, sind längst in Papierkörben gelandet. Bekanntlich haben wir nur Umsetzungs-, keine Erkenntnisprobleme!

      Weiten Teilen der Bevölkerung ist inzwischen völlig klar (obwohl das unsere Parlamentarier, denen ihr Volk fremd ist, nicht wahrhaben wollen), daß wir uns unvermeidlich auf ein System zubewegen, in dem der Staat nur noch eine Grundsicherung für Gesundheit wie Rente garantiert und es den Bürgern überlassen bleibt, zusätzliche Sicherungen durch eigene Vorsorge bereitzustellen, was natürlich entsprechende Steuersenkungen voraussetzt. Ebenso offenkundig ist, daß der Staat angesichts der vermutlich anhaltenden Finanzkalamitäten seine Ausgaben drastisch drosseln muß, statt die Einnahmen hochzuschrauben. Die Sozialausgaben sind bekanntlich der bei weitem größte Posten im Etat des Bundes (übrigens direkt gefolgt vom Schuldendienst der öffentlichen Hand). Es hilft nichts: Sie müssen angesichts des nahen Staatsbankrotts Punkt für Punkt überprüft und auf echte Probleme, unverschuldete Notlagen beschränkt werden. Wenn Renten und Sozialausgaben runter müssen, selbstverständlich auch Subventionen. Unsere Bürgergesellschaft, die in Festreden so gern gerühmt wurde, muß sich in der Stunde der Not bewähren, auf einfache, aber wichtige Grundsätze besinnen, neu verständigen. Nur ein Beispiel: Wer sich aus öffentlichen Mitteln unterstützen läßt, muß künftig natürlich eine entsprechende Gegenleistung für die Gesellschaft erbringen.

      Man darf sich nichts vormachen: Nicht nur die Regierung ist, wenige Wochen nach ihrer Wiederwahl, innerlich bereits am Ende - auch wenn sie sich mit Flickschusterei, mit Minimallösungen, die das Debakel aufschieben, eine Weile noch durchhelfen kann. Deutschland ist auf dem Weg in eine westliche "DDR light". Ein Symptom dieser Entartung ist die Tatsache, daß rund achtzig Prozent unserer Abgeordneten aus dem öffentlichen Dienst, aus den Gewerkschaften kommen. Im Bundestag sitzen unter sechshundert Abgeordneten bestenfalls ein Dutzend, die wirklich etwas von Wirtschaft verstehen. Ein bürokratischer Apparat lenkt seinen Staat ohne klare ordnungspolitische Vorstellungen, ohne je die Welt gesehen, ohne je eigene Erfahrungen im Wirtschaftsleben machen zu müssen: eine drohnenhafte Herrschaftskaste. Der mittlerweile immer raschere Verfall wird, wenn sich die Bürger nicht aufrappeln, schon deshalb fortschreiten, weil nicht nur RotGrün, sondern auch Schwarz-Gelb mehr und mehr energielos in sich zusammensacken. Die beiden Oppositionsparteien, die man früher bürgerlich nannte, lassen keine grundsätzlich andere, größere Handlungsbereitschaft erkennen. Daher sind wir heute nicht bedroht durch radikale Flügelparteien auf der Rechten oder Linken, sondern uns lähmt die Leisetreterei und Verantwortungsscheu der beiden Großparteien der Mitte. Sie, die zwischen siebzig und achtzig Prozent der Wähler vertreten, haben weder den Mut noch die Kraft, der Lage nüchtern ins Auge zu blicken, entsprechend zu reden, zu handeln. "Was gegenwärtig passiert", sagte ganz kürzlich Lothar Späth, "ist nichts anderes als eine riesige Verdrängung der Realität."

      Es geht bei ihr beileibe nicht nur um verschwiegene finanzielle Abgründe. Abgesehen von der Sexualität sind bei uns alle Themen tabuisiert, zum Beispiel die Probleme des Bevölkerungsrückgangs in Deutschland. So spricht der saarländische Ministerpräsident Peter Müller nicht öffentlich, sondern lediglich in einer internen Analyse der Bundestagswahl von unserer "demographischen Katastrophe".

      Warum ist das Parteiensystem so antriebsarm, weshalb wirkt es so gelähmt? Seit Jahrzehnten hat sich keine demokratische Partei zielstrebig um Führungsnachwuchs gekümmert. Entsprechend schlecht sieht es personell selbst in der Spitzengruppe aus. Die Demokratie braucht jedoch mehr, nicht weniger Führung als andere Regime. Es festigt sich im Lande die Überzeugung, daß unser Parteiensystem, in welcher Farbkombination auch immer, den heutigen Herausforderungen in keiner Weise gewachsen ist und daher von der Krise verschlungen werden wird, wenn es nicht die Kraft zur durchgreifenden Erneuerung findet. Wenn unsere Parteien weder programmatisch noch personell in der Lage sind, die Bevölkerung mit klaren Alternativen zu konfrontieren und damit Richtungsentscheidungen zu erzwingen, ist diese Republik am Ende.

      Man muß gerecht sein, darf nicht übersehen, daß unsere Verfassung ihrerseits durchgreifende Lösungen erschwert. Die heutige Lage zeigt, bei einigen Verschiedenheiten, Ähnlichkeit mit der Krise am Anfang der dreißiger Jahre. Nicht von ungefähr wird Schröder in diesen Tagen immer wieder mit Brüning verglichen. Es gibt Parallelen: die Selbstentmachtung des Parlaments, die emotionale Distanz der Bevölkerung zur Republik. Aber anders als damals kennt das Grundgesetz keinen Artikel 48, der seinerzeit jahrelang die krisengeschüttelte Republik am Leben hielt. Es scheidet also heute die Möglichkeit aus, mit Hilfe präsidialer Notverordnungen erforderliche, schmerzliche Reformen ohne das Parlament in die Wege zu leiten.

      Das Grundgesetz hat vier Jahre nach dem Ende der braunen Diktatur aus damals verständlicher Angst vor der Wiederkehr eines Führerstaates keine praktikablen Regelungen für den innenpolitischen Ernstfall geschaffen. Niemand wird heute eine demokratische Diktatur fordern. Aber was wird, wenn die normalen Verfahren nicht mehr greifen? Wir müssen ernsthaft darüber nachdenken, ob die Verfassung von 1949 mit ihrer vorsichtig ausgeklügelten Machtverteilung nicht jede energische Konsolidierung Deutschlands verhindert. Selbst eine handlungsbereite Bundesregierung könnte leicht an den permanenten Plebisziten von sechzehn Landtagswahlen scheitern. Es wäre das mindeste, die Bundestags- und alle Landtagswahlen auf das gleiche Datum zu legen, wenn man schon Bundestag und Bundesrat nicht grundsätzlich neu ordnen will. Nicht nur das Parteiensystem, auch die Verfassung muß jetzt endlich auf den Prüfstand.

      Goethe meinte ganz zu Recht, das größte Bedürfnis, die tiefste Sehnsucht der Mitmenschen sei eine mutige Regierung. Die Geduld der Deutschen ist, wenn nicht alles täuscht, am Ende. So wie bisher geht es auf keinen Fall weiter. Die Situation ist reif für einen Aufstand gegen das erstarrte Parteiensystem. Ein massenhafter Steuerboykott, passiver und aktiver Widerstand, empörte Revolten liegen in der Luft.

      Bürger, auf die Barrikaden! Wir dürfen nicht zulassen, daß alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten lassen. Alle Deutschen sollten unsere Leipziger Landsleute als Vorbilder entdecken, sich ihre Parole des Herbstes vor dreizehn Jahren zu eigen machen: Wir sind das Volk!


      Es geht um etwas Selbstverständliches, Banales, nämlich endlich um die Einsicht, daß Deutschland schon lange chronisch krank ist, daß wir seit drei Jahrzehnten über unsere Verhältnisse gelebt haben.

      Abgesehen von der Sexualität sind bei uns alle Themen tabuisiert, zum Beispiel die Probleme des Bevölkerungsrückgangs in Deutschland.

      Goethe meinte ganz zu Recht, das größte Bedürfnis, die tiefste Sehnsucht der Mitmenschen sei eine mutige Regierung. Die Geduld der Deutschen ist, wenn nicht alles täuscht, am Ende. So wie bisher geht es auf keinen Fall weiter.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2002, Nr. 269 / Seite 33
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      schrieb am 19.11.02 22:19:55
      Beitrag Nr. 1.324 ()
      Bundesfinanzministerium erweitert laufend Befugnisse der Finanzbehörden – Datenschützer sprechen von einem „Überwachungsexzess“


      Kritik an Eichels „Inquisitionsgesetzen“



      Von Jan Keuchel


      Steuerexperten, Anwälte und Datenschützer schlagen Alarm: Sie befürchten, dass Rot-Grün die Republik mehr und mehr zu einem Überwachungsstaat mit unübersehbaren Befugnissen für die Finanzbehörden macht.


      DÜSSELDORF. Nach den Koalitionsverhandlungen ließ Grünen-Chef Fritz Kuhn die Katze aus dem Sack. Die nächsten vier Jahre, gab er zu Protokoll, wolle Rot-Grün auch zu „Jahren des effektiven Kampfs gegen die Steuerhinterziehung machen“. Was er verschwieg, ist allerdings viel interessanter: Der Kampf hat längst begonnen. Stück für Stück hat Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die Befugnisse seiner Steuerbeamten in den letzten Jahren erweitert, jetzt soll auch noch das Bankgeheimnis fallen. Steuerexperten und Datenschützer reagieren besorgt: „Der Staat“, kritisiert der bekannte Steueranwalt Franz Salditt, „hat im Steuerbereich mittlerweile ungeahnte Überwachungsmöglichkeiten“.

      Der hessische Datenschutzbeauftragte Friedrich von Zezschwitz, Vorsitzender des Steuer-Arbeitskreises aller Länderbeauftragter, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er sieht unter Rot-Grün ein Zeitalter staatlicher Kontrolle heraufziehen, das es so noch nicht gegeben habe. „Seit dem Amtsantritt von Herrn Eichel sind eine ganze Reihe von Inquisitionsgesetzen in die Welt gesetzt worden, die nur eins zum Ziel haben: den Bürger für die Finanzbehörden durchschaubar zu machen“, sagte von Zezschwitz dem Handelsblatt.

      In der Tat knüpft der Finanzminister schon seit längerem ein immer dichteres Kontrollnetz. Nachdem er bereits im vergangenen und Anfang dieses Jahres Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuerkriminalität ergriffen hat, sind erst kürzlich, unbemerkt von der Öffentlichkeit, weitere Regelungen in Kraft getreten, die die Eingriffsmöglichkeiten der Steuerbehörden erweitern.

      Neueste Maßnahme ist das „Gesetz zur Neuregelung des Zollfahndungsdienstes“, das Mitte August die Befugnisse der Zollfahnder deutlich ausdehnt hat. So können die Ermittler vom Zoll jetzt Daten per Observation erheben, verdeckt Bildaufnahmen und -aufzeichnungen machen, Abhöranlagen installieren oder Spitzel einsetzen. Die so gewonnenen Erkenntnisse dürfen sie dann an die Steuerfahndung weiterreichen. „Das sind Kompetenzen, die stark an den Bundesnachrichtendienst erinnern“, kritisiert der Greifswalder Steuerprofessor Wolfgang Joecks.

      Zudem führen neuen Korruptionsvorschriften dazu, dass die Finanzbeamten seit dem 1. September den Unternehmen häufiger in die Bücher schauen werden. Entdecken die Steuerprüfer Hinweise auf Geldwäsche oder Schwarzarbeit, sind sie zudem seit Juli verpflichtet, die Informationen an die Strafverfolgungsbehörden weiterzureichen. „Immer mehr Austausch findet zwischen den unterschiedlichsten Behörden statt“, warnt Joecks.

      Damit einher gehen zahlreiche Maßnahmen, die Eichel schon Anfang 2002 oder wenige Monate später getroffen hat. So haben Steuerprüfer seit Januar das Recht, auf die EDV von Betrieben zuzugreifen und die dort abgerufenen Daten in ihrer Behörde auszuwerten – ohne Kontrolle durch den Betroffenen. Außerdem können Steuerfahnder ganz legal die zentrale Kontensammelstelle, die Mitte des Jahres zur Terrorismusbekämpfung eingerichtet wurde, anzapfen, ebenfalls ohne Wissen von Banken und Bürgern. Eichel hat zudem durchgedrückt, dass Prüfer zur Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs unangemeldete Firmenprüfungen vornehmen dürfen – und zusätzliche Spezialtrupps beim Bundesamt für Finanzen ins Leben gerufen.

      Bei Anwälten und Datenschützern stößt so viel Eifer auf heftige Kritik. Steuerhinterziehung gehöre zwar rigoros bekämpft, meint Steueranwalt Salditt. „Aber hier wird das Potenzial für einen Überwachungsstaat geschaffen“. Finanzminister Eichel, kritisiert auch Datenschützer von Zezschwitz, praktiziere einen regelrechten „Überwachungsexzess“.

      Besonders übel stößt Salditt und seinen Kollegen der Ende 2001 eingeführte und später noch einmal nachgebesserte Paragraf der „gewerbs- und bandenmäßigen Steuerhinterziehung“ auf. Er sieht für Fälle „großen Ausmaßes“ Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr vor – und räumt den Ermittlern ebenfalls weitreichende Befugnisse wie Observation oder auch Telefonüberwachung ein. Dabei halten Experten wie der Bochumer Steuerrechtler Roman Seer oder die Rendsburger Steueranwältin Brigitte Gast-de Haan die Vorschrift schlichtweg für verfassungswidrig. „Der Bürger kann überhaupt nicht erkennen, wann das Gesetz überhaupt greifen soll“, kritisiert Gast-de Haan.

      Eine Auffassung, die auch von einer Frau geteilt, die als unverdächtig gilt, eigene Interessen zu vertreten. Die Vorsitzende Richterin am Bundesgerichtshof, Monika Harms, nennt die neue Vorschrift schlicht eine „gesetzgeberische Missgeburt“. Ihr Wort hat in der Debatte besonderes Gewicht, denn ihr Strafsenat muss künftig über Fälle gewerbsmäßiger Steuerhinterziehung richten. Sie will Eichel nun ins Handwerk pfuschen. Auf einem Kongress forderte sie kürzlich die versammelten Steueranwälte auf, ihrem Senat doch entsprechende Fälle vorzulegen. „Wir werden dann schon sehen“, machte Harms den Anwälten Mut, „ob wir die Vorschrift verfassungskonform auslegen – oder gleich in Karlsruhe vorlegen.“


      HANDELSBLATT, Dienstag, 19. November 2002, 11:47 Uhr
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      schrieb am 19.11.02 22:42:56
      Beitrag Nr. 1.325 ()
      Droht ein Kredit-Kollaps?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Als ich eine Schlagzeile der Wochenendausgabe des International Herald Tribune sah, zog ich die Augenbrauen hoch.

      "Es droht ein Kredit-Kollaps", so die Überschrift des Kommentars. Das Geheimnis des Kommentar-Schreibens liegt darin, eine Meinung über etwas auszudrücken, mit dem man nichts zu tun hat und von dem man nichts versteht.

      Besonders David Ignatius vom International Herald Tribune ist darin besonders gut ... seine Kommentare sind besonders lächerlich und – deshalb – unterhaltend.

      Dank den letzten Wahlen, so Mr. Ignatius, "hat Bush jetzt die Kraft, wichtige Dinge zu richten, die falsch laufen – nicht nur im Irak, sondern auch in der Weltwirtschaft."

      Tja, wenn er den Kongress hinter sich hat, dann könnte er wahrscheinlich auch ein paar Probleme in Frankreich (wo ich seit ein paar Jahren lebe und arbeite, wie Sie wissen) lösen – wie den Hundedreck auf den Bürgersteigen ... und die Kriminalität. Mehr dazu weiter unten.

      Und vielleicht könnte er mit noch ein paar Stimmen mehr sogar etwas für besseres Wetter tun.

      Ich zweifle nicht dran, ob der amerikanische Präsident die Wunder, die sich Ignatius vorstellt, vollbringen kann – sondern daran, warum Bush dann solange gewartet hat? Wer im Kongress wollte nicht, dass er die "Weltwirtschaft richtet"? Selbst ein Angehöriger der Democrats würde sich dem nicht verschließen.

      Wie auch immer. Wer dem weltweiten Reichtum im Weg stand, ist jetzt aus dem Weg. Jetzt kann sich der größte amerikanische Präsident seit Bill Clinton ernsthaft um die Gefahr eines Kredit-Kollapses kümmern. Aber was kann er tun?

      Ignatius macht nur lahme Vorschlage – so wie "einen finanziellen Experten finden". Und "Bush muss die Finanzmärkte real regulieren, um das Vertrauen in das Welt-Finanzsystem wiederherzustellen."

      Wenn es damit getan wäre! Ignatius hat festgestellt, dass die Nichtzurückzahlung von Anleihen in den letzten 2 Jahren den Wert der vorherigen 20 Jahre übertroffen hat. Wird "reale Regulierung" plötzlich die schlechten Bonds wieder wertvoll machen?

      "Um es zu vereinfachen", warnt Stephen Roach, "bei Aktien geht es um Heute, bei Schulden geht es um morgen." Im großen Bullenmarkt schienen sich die Leute nur um Aktien zu kümmern. Sie stiegen ... und man schien sich keine Sorgen um morgen machen zu brauchen. "Man konnte alles, was man wollte, versprechen ... sich soviel wie möglich leihen ... und Geld ausgeben, als ob es kein morgen geben würde."

      Aber, ups, jetzt haben wir – morgen. Jetzt haben wir den post-Party Blues. Die Schulden basierten auf unrealistischen Wachstumserwartungen, so Roach. Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften, Aktionäre, Unternehmensanleihen-Besitzer – alle müssen darunter leiden.

      Und nicht nur in Amerika.

      In Japan soll es faule Kredite im Volumen von 47 Billionen Yen geben. Der Lebensstandard wird in den USA fallen, so Roach, während die US-Regierung versucht, eine Deflation abzuwenden.

      Wenn Bush doch nur die Zeit auf gestern zurückdrehen könnte.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 22:50:17
      Beitrag Nr. 1.326 ()
      Der dritte Akt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Diesen Artikel habe ich vor einem Jahr geschrieben. Er ist ein Klassiker, den ich Ihnen nicht vorenthalten will:

      "Volkswirte sagen, dass Amerika wahrscheinlicht nicht in eine Deflation wie Japan fallen wird", so ein Artikel im Wall Street Journal, "weil die USA sehr viel schneller auf die sich verschlechternde Wirtschaftslage reagiert haben als Japan."

      Oh?

      Verehrte Zuschauer, wir sitzen auf den Ecken unserer Stühle und warten darauf, was als nächstes passieren wird.

      Die amerikanische Wirtschaft scheint einem Skript zu folgen, das in japanisch geschrieben worden ist. Abgesehen von gelegentlicher Improvisation und gewissen durch die Kultur bedingten Unterschieden ist der Dialog des Theaterstücks "Amerika 1995–2001" ziemlich ähnlich wie der des Stückes "Japan 1985–1991".

      Die Handlung war die gleiche – heißgelaufene neue Ära trifft auf die kalte Realität des Marktes.

      Es ging in beiden Fällen um Liebe – Investoren "verliebten" sich in Aktien, und vernachlässigten darüber Vernunft und Würde, und machten sich zu Idioten. Die ersten Akte waren in beiden Theaterstücken identisch.

      Aber jetzt hat sich der Vorhang zum dritten Akt geöffnet ... und das amerikanische Publikum erwartet eine Wende. Die USA werden – anders als die dummen Japaner – doch wohl durch ihren Helden, Alan Greenspan, gerettet werden – so ihre Erwartung.

      Greenspan schwingt das Zinssenkungs-Schwert – und er hat die Leitzinsen in 10 Monaten um 450 Basispunkte gesenkt. Die japanische Zentralbank hat dafür 4 Jahre gebraucht.

      Bullishe Volkswirte denken, dass die Geschwindigkeit entscheidend ist. Ich bin mir da nicht so sicher. Und ich sehe eine Volkswirtschaft, die unter zuviel – und nicht zuwenig – Kredit leidet. Deshalb bezweifle ich, dass immer mehr Kredit die Lage nachhaltig verbessern wird. Aber alles kann passieren – natürlich. Aber bis jetzt hat die japanische Analogie ganz gut funktioniert.

      Die meisten Analysten verwerfen laut Dr. Kurt Richebächer die Idee, dass die USA den Weg von Japan gehen könnten. Aber das sind die gleichen Volkswirte, die keine Rezession kommen sahen ... und die dann, als sie da war, prognostizierten, dass die US-Wirtschaft durch die erfolgten Zinssenkungen ab dem zweiten Quartal wieder anziehen würde.

      Jeden Monat müssen sie ihre Prognosen korrigieren, weil der Aufschwung immer noch nicht da ist.

      Jetzt, wo die kurzfristigen Zinsen 2 % erreicht haben, und die Aktien für ein paar Wochen gestiegen sind, und die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe seit 3 Wochen fallen, genauso wie die Anleihen ... glauben diese Analysten, dass wir das Schlimmste hinter uns haben.

      Aber: "Im April 1992 sah es auch so aus, als ob der Nikkei einen Boden bilden würde, und die Analysten rechneten mit einem Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr von 2 bis 3 %. Am Ende waren es 0,4 %", so das Wall Street Journal.

      Die meisten Analysten haben keine Ahnung, wann der Markt wieder steigen wird – weil sie noch nicht einmal verstanden haben, warum er gefallen ist. Sie glauben, dass niedrigere Zinsen die ökonomische Aktivität wieder auf die alten Niveaus heben kann. Aber die realen Zinsen sind bereits nahe Null.

      Und in Japan sind die realen Zinsen seit mehr als 5 Jahren effektiv bei Null. Wirkt ineffektive Medizin besser, wenn man sie schneller einnimmt?

      Es gibt drei mögliche Effekte, die durch Zinssenkungen verursacht werden können:

      Sie können gut für die Volkswirtschaft sein. Sie können der Wirtschaft schaden. Sie können sich gar nicht auswirken.

      In Japan scheinen die niedrigen Zinsen genau soviel Schlechtes wie Gutes bewirkt zu haben. Die Banken nutzen laut dem Wall Street Journal den billigen Kredit, um kranke Firmen am Leben zu erhalten.

      Deshalb sind die Pleiten auch 12 Jahre nach dem Börsencrash immer noch auf Rekordniveau. Diese kranken Firmen hätten schon vor langer Zeit Pleite gehen sollen. Die billigen Kredite haben nicht ihre strukturellen Probleme beseitigt ... sie haben nur die Periode des Leidens verlängert.

      Die Analysten ignorieren die derzeitigen Erfahrungen und wenden sich der Theorie zu. Seit den zwanziger oder dreißiger Jahren ist es allgemein anerkannt, dass niedrigere Zinsen und Steuersenkungen die Wirtschaft ankurbeln, weil sie den potenziellen Konsumenten mehr Geld in die Hand geben, das ausgegeben werden kann.

      Aber Konsumieren macht die Leute nicht wirklich reicher. Konsum ist das Ergebnis von Reichtum – nicht die Grundlage davon. Wirklicher Reichtum kommt nicht von Konsum, sondern von Sparsamkeit. Kapital, das nicht in den Konsum geht, bestimmt, wie schnell eine Gesellschaft reich wird.

      Ersparnisse können investiert werden und den Investoren Gewinne einbringen. Diese Gewinne sind der Schlüssel zu allem. Sie zeigen uns, dass das Sparen etwas gebracht hat, die Investitionen zahlen sich aus, sie machen die Leute reicher. Sie ermutigen Geschäfte dazu, mehr Leute einzustellen – und zu investieren.

      Die alte Schule der Volkswirtschaft wusste das laut Dr. Richebächer. Aber die neuen Analysten scheinen das vergessen zu haben. Hier die Kommentare von Dr. Richebächer:

      "Seit Adam Smith sein Standardwerk vor mehr als 200 Jahren veröffentlicht hat, war es eine nicht angezweifelte Doktrin, dass es nur einen Weg zu wirklichem Reichtum geben kann: Sparen und die Akkumulation von Zins bzw. Einkommen bringenden Anlagen."

      "Steigende Investitionen führen dazu, dass auch alles andere, was Wachstum und Reichtum kreiert, steigt: Kapazitäten, Produktion, Produktivität, Output und Konsumenteneinkommen ..."

      "Nur im Alphabet geht Konsum vor Produktion. Aber statt steigender Sparquoten sind die Sparquoten in den USA vom Top in den 1950er Jahren – rund 20 % – auf fast Null heute gefallen. Statt Ressourcen zu sparen, verbraucht die US-Wirtschaft Ressourcen."

      "Kapital ist verbraucht und falsch genutzt worden", so Sean Corrigan von Capital Insight. "Es wird wohl jeder zustimmen, dass das Stoppen des Ersten und die Korrektur des Zweiten für uns alle besser sei."

      "Was geschieht stattdessen? Die Zinsen werden gesenkt, und die Dummen freuen sich. Es wird laufend wiederholt, dass die Wirtschaftslage vom Konsumenten abhängt."

      "Jeder Dollar neue Schulden für die Konsumenten führt uns alle einen Dollar weiter von der Erholung weg, und den Schuldner einen Dollar näher zur Pleite, und die Bank einen Dollar näher zu einem faulen Kredit."

      Wird es die Situation retten, wenn noch mehr Dollar den Konsumenten noch schneller und noch billiger auf Kreditbasis angeboten werden?

      Wir werden es sehen, wenn der dritte Akt weitergeht ...

      *** Diesen Artikel habe ich vor einem Jahr geschrieben. Es ist erschreckend, wie aktuell er ist. Nun, wir warten immer noch darauf, wie der dritte Akt aussehen wird ...

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 22:52:10
      Beitrag Nr. 1.327 ()
      Weiter hohes Defizit in der US-Handelsbilanz
      Inflation nach wie vor unter Kontrolle


      ku New York - Das Defizit der USA im Außenhandel mit Gütern und Dienstleistungen ist im September mit 38 Mrd. Dollar auf einem ähnlich hohen Niveau geblieben wie im August mit 38,3 Mrd. Dollar. Der ganz leichte Rückgang ist auf rückläufige Importe von Öl, Spielzeug und Unterhaltungselektronik zurückzuführen. Die Abschwächung der Einfuhren ist höchstwahrscheinlich das Ergebnis des Arbeitskampfes in den Seehäfen der amerikanischen Westküste, so dass sich hier wohl noch kein Trend eines Rückgangs des Defizits abzeichnet. Die Aussperrung durch die Arbeitgeber hatte am 29. September begonnen. Zuvor hatte es einen Bummelstreik der Hafenarbeiter gegeben
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 23:03:30
      Beitrag Nr. 1.328 ()
      Hallo bluemoons :)

      Ich bin meistens ein stiller Geniesser Deiner Postings. Ich wollte mich aber dafür einfach mal bedanken und hoffe Du hast die Zeit weiter die versch. Essays einzustellen.

      Wollte mich mal als einer Deiner heutigen 389 Leser zu erkennen geben. ;)

      Gruss Mic :)
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 23:09:47
      Beitrag Nr. 1.329 ()
      Stabilitätspakt


      „Das ist ein großer Fehler“

      US-Nobelpreisträger Friedman: „Sie brauchen keinen neuen Stabilitätspakt, sie müssen diesen nur beenden.“





      Milton Friedman rät den Euro-Ländern, den Stabilitätspakt abzuschaffen. „Sie brauchen keinen neuen Stabilitätspakt, sie müssen diesen nur beenden. Jeder einzelne Staat soll sich selbst um sein Finanzen kümmern“, erklärte er in einem vorab veröffentlichten Interview des Wirtschaftsmagazins DMEuro (Donnerstagsausgabe).

      Der Stabilitätspakt sei ein Versuch, die Fiskalpolitik der einzelnen Staaten zu koordinieren. Friedman: „Das ist ein großer Fehler.“ Vielleicht sei der Stabilitätspakt notwendig gewesen, die Zustimmung zum Euro zu bekommen. „Aber da es den Euro nun gibt, glaube ich nicht, dass der Stabilitätspakt irgendeinen politischen oder wirtschaftlichen Vorteil bietet.“

      Ohne den Euro hätte Deutschland weniger Probleme

      Friedman geht davon aus, dass der Euro im Laufe der Zeit zu ernsten Schwierigkeiten führen werde. „Wenn es den Euro nicht gäbe, dann hätte Deutschland nicht die gegenwärtigen Probleme.“

      Denn mit der D-Mark könne es den Wechselkurs seiner Währung an die Währungen der anderen EU-Staaten anpassen und weiterhin ein großer Exporteur bleiben.

      Nach Ansicht von Friedman „wird der Euro mehr politische Instabilität bringen. Ich wäre nicht überrascht, wenn es in den nächsten zehn oder 15 Jahren zu einer Krise käme, und der Euro am Rande des Auseinanderbrechens stünde.“

      Friedman fordert von der Europäischen Zentralbank eine Zinssenkung. „Die gemeinsame europäische Geldpolitik passt nicht für die 15 Staaten im Euro-Land. Gerade jetzt braucht Deutschland eine expansivere Geldpolitk.“
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 02:17:55
      Beitrag Nr. 1.330 ()
      Deutschland

      Alternativen zur Abwärts-Wirtschaft entwickeln
      von Karl Müller, Deutschland


      Die letzte Woche war für Deutschland eine Woche wirtschaftlicher Hiobsbotschaften. Die jährliche Neuverschuldung des Staates wird das Euro-Stabilitätskriterium von maximal 3 Prozent Anteil am Bruttoinlandprodukt im Jahr 2002 deutlich überschreiten. Die Rede ist von 3,8 Prozent, auch im kommenden Jahr wird die 3-Prozent-Marke überschritten werden. Die Inflationsgefahr steigt. Doch kein Regierender stört sich gross daran. Hatte nicht selbst EU-Kommissionspräsident Prodi die Kriterien «dumm» genannt? Der Euro bleibt ein Schurkenstück.

      Der «Arbeitskreis Steuerschätzung» kam zum Ergebnis, dass die öffentlichen Haushalte im laufenden Jahr mit Steuermindereinnahmen von 15,4 Milliarden Euro und im kommenden Jahr von 16 Milliarden Euro rechnen müssen. Überdurchschnittlich hart sind die Bundesländer und die Gemeinden von diesen Steuerausfällen betroffen. Den grössten Brocken machen die Rückgänge bei den Steuerzahlungen der Kapitalgesellschaften (in der Regel grössere Unternehmen) aus: statt der erwarteten 7,9 Milliarden Euro für 2002 sind es nur 900 Millionen, und für 2003 sollen es statt der erwarteten 12,5 nur 6,4 Milliarden sein.

      Schliesslich hat der «Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung» noch weitergehende «Arbeitsmarktreformen» gefordert als die Hartz-Kommission. Die sozialen Sicherungssysteme sollen noch stärker beschnitten werden. Die Deregulierung des Arbeitsmarktes soll stärker vorangetrieben werden. Der Niedriglohnsektor soll ausgebaut werden. Die Steuersätze und Sozialabgaben sollen gesenkt werden. «Lebensrisiken» wie Krankheit und Alter sollen noch weitergehend «privatisiert» werden. Die Unternehmen sollen mehr Freiraum bekommen. Der Vorsitzende des Rates sagte: «Wir brauchen mehr soziale Ungleichheit, um mehr Beschäftigung zu bekommen.»

      1930 bis 1932 hat der damalige Reichskanzler Heinrich Brüning eine deflatorische Politik der sozialen Demontage betrieben, um politische Ziele durchzusetzen: Brüning strebte nicht nur danach, die Reparationszahlungen Deutschlands an die Siegermächte zu streichen. Er strebte auch nach einem autoritären Staat und einer Überwindung der Weimarer Republik. Obwohl es schon zu Brünings Zeit Konzepte gab, der Wirtschaftskrise aktiv entgegenzutreten, verzichtete er darauf, weil dies seinen politischen Plänen nicht entsprochen hätte. Was nach Brüning kam, wissen wir: Nach zwei kurzen Intermezzi kamen Hitler und die Nationalsozialisten an die Macht. Ihr Programm gegen die Arbeitslosigkeit und die verbreitete soziale Not waren die Kollektivierung in den NS-Organisationen und die Kriegswirtschaft auf Kosten anderer Völker und zukünftiger Generationen. Hitlers Programm war der Krieg.

      Was ist heute geplant? Was droht heute? Warum soll uns Bürgern eingeredet werden, dass der soziale und wirtschaftliche Abstieg ein Naturgesetz sei? Warum werden Konkurrenz, Rücksichtslosigkeit und Egoismus vorangetrieben? Warum sollen das kooperative und konstruktive Miteinander der Menschen, das soziale, mitmenschliche und am Gemeinwohl orientierte Denken und Handeln zerstört werden?

      Die Stellungnahme des Sachverständigenrates ist alarmierend. «Mehr soziale Ungleichheit» als Programm! Radikale so-ziale Einschnitte sind geplant - und zwar bei denjenigen, die schon heute nicht mehr zur Verfügung haben als ihren hart erarbeiteten monatlichen Lohn - oder als Arbeitslose sogar noch weniger. Ist das der Weg in die Zwei-Klassen-Gesellschaft? 20 Prozent oben und 80 Prozent unten?

      Denn zur gleichen Zeit zahlen die Finanzämter Gelder aus(!) an grosse Kapitalgesellschaften. Diese Unternehmen haben am meisten profitiert von den Steuerreformen der rot-grünen Regierung. Der Oberbürgermeister von Sindelfingen, früher eine der reichsten Städte Deutschlands, sagte Ende letzter Woche, seine Stadt könne unmöglich eine Lohnerhöhung für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst verkraften - der grösste Arbeitgeber am Ort, Daimler-Chrysler, zahlt schon seit ein paar Jahren keine Gewerbesteuer mehr.

      Was ist das Ergebnis einer solchen Politik? Menschen resignieren, werden verbittert, der soziale Friede wird in Frage gestellt, die Sicherung der Existenz absorbiert die Menschen wieder - es gab eine Zeit, da sagte man, dies sei die unterste Stufe der Bedürfnispyramide.

      Es gibt einen Spielfilm von Ingmar Bergmann: «Das Schlangenei». Er spielt im Deutschland der 20er Jahre und zeigt die seelische und soziale Erosion im Gefolge wirtschaftlichen Niedergangs. Millionen von Deutschen hatten mit der Inflation Anfang der 20er Jahre ihr gesamtes Vermögen verloren.

      Heute müssen sich immer mehr Beschäftigte auf amerikanische Verhältnisse einstellen. Es gibt zwar keine Statistiken, aber in Gesprächen erfährt man, dass immer mehr Menschen ihren Lebensunterhalt allein mit einer Arbeitsstelle nicht mehr bestreiten können. Noch vor Jahren hatten die Gewerkschaften für die 35-Stunden-Woche gekämpft. Für immer mehr Beschäftigte ist dies heute eine Utopie aus einer anderen Welt. Auf der anderen Seite fehlen Arbeitsplätze. Es ist gar nicht möglich, in knappen Worten die Nöte bei langanhaltender Arbeitslosigkeit zu beschreiben. Kleine und mittlere Unternehmer kommen kaum noch über die Runden, obwohl sie gute Produkte anbieten, die sich gut verkaufen liessen. Ein Handwerksmeister schildert, er müsse 18 Stunden am Tag arbeiten, um seinen Betrieb erhalten zu können. Mitarbeiter entlassen will er nicht. Eine Krankenversicherung für sich selbst kann er sich schon lange nicht mehr leisten.

      Klassenkampf von oben oder Klassenkampf von unten? Sind das die Alternativen, vor denen die Menschen in der Welt heute stehen? Die Menschheit hat sich anderes errungen: Menschen- und Bürgerrechte, gemeinschaftliche, selbstverwaltete und selbstverantwortliche Selbsthilfe in Genossenschaften, eine soziale Sicherung nach dem Prinzip der Solidargemeinschaft und des Generationenvertrages, die soziale Marktwirtschaft mit sozialen und gemeinwohlorientierten Prinzipien in der Betriebs- und Volkswirtschaft waren echte Alternativen.

      In Deutschland leben viele Millionen tüchtiger und kluger Menschen. Was wäre, wenn sich die mehr zusammentun, direktdemokratisch, unabhängig und frei von irgendwelchen «Führern» an die Errungenschaften vorheriger Generationen anknüpfen und Antworten für die Probleme unserer Zeit entwickeln?



      Artikel 10: Zeit-Fragen Nr.47 vom 18. 11. 2002, letzte Änderung am 19. 11. 2002
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:40:42
      Beitrag Nr. 1.331 ()
      Editorial: Dreschen die Hedge-Fonds jetzt auf die Devisenmärkte ein ? (20.11.2002)

      Die Neigung der Rohstoff- und der Finanzmärkte zu hohen Schwankungen (Volatilität) zieht aller Erfahrung nach die Spekulation an. Es sind beileibe keine kleinen Leute, die sich auf eigene Faust engagieren. Vielmehr handelt es sich um große Kapital-Pools, unter denen inzwischen die Hedge-Fonds herausragen. Sie sollen über Kapital in Höhe von etwa 700 Milliarden US-Dollar verfügen. Doch das ist nur ein Bruchteil dessen, was sie theoretisch an den Märkten einsetzen könnten. Das reale vorhandene Kapital dient ihnen nur als Grundlage für die Hebeleffekte, die ihnen die Märkte für Derivate (Terminkontrakte und Optionen) bieten.

      Nun hat die Volatilität an den Aktien- und den Anleihemärkten in jüngster Zeit stark abgenommen. Es ist also wieder relative Ruhe eingekehrt, die zugleich ein Schwinden der Risikoscheu anzeigt. Mit den abnehmenden Schwankungen verringern sich zwangsläufig auch die Chancen der Terminfonds, sehr kurzfristige Bewegungen für Engagements mit hochprozentigen Gewinnaussichten zu nutzen. Sie wandern von diesen Märkten ab und sorgen damit für ein weiteres Schwinden der Volatilität.

      Doch da die Terminfonds nie untätig bleiben, suchen sie sich neue Betätigungsfelder, die ein großes, "unentdecktes" Potential für Volatilität bergen. Es kann sein, dass sich diese Fonds nun von den Rohstoffmärkten angezogen fühlen. Aber dort sind bereits in vielen Fällen extreme Bewegungen unter reichlicher Beteiligung der Spekulation zu verzeichnen.

      Bleiben als große Gruppe nur noch die Währungen. Hier herrschen nach Ansicht vieler Ökonomen und Strategen noch gravierende Ungleichgewichte in der Bewertung. So wird zum Beispiel anhand der Kaufkraftparität nachgewiesen dass der amerikanische Dollar gegenüber dem Euro noch immer um bis zu 20 Prozent überbewertet ist. Auch das britische Pfund scheint im Verhältnis zum Euro überbewertet zu sein. Beim Yen ist klar, dass der Regierung in Tokio Terraingewinne besonders gegenüber dem US-Dollar ein Dorn im Auge sind.

      Es gibt also viel zu tun für die Terminfonds. Und wenn sie mit ihrem enormen Kapital erst einmal in das fein ausbalancierte Netz des Währungsgefüges einzudringen beginnen, kann binnen kurzer Zeit alles durcheinandergeraten. Wehe dem, der glaubt, dies hätte keine weitreichenden Konsequenzen ökonomischer und letztlich auch politischer Art.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:43:05
      Beitrag Nr. 1.332 ()
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:44:28
      Beitrag Nr. 1.333 ()
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:48:05
      Beitrag Nr. 1.334 ()
      MDAX

      Intradaykursstand : -1,15% auf 3.068 Punkte

      Wochenchart als Kurz Update.

      Die mehrwöchige Kurserholung ist an den von uns benannten charttechnischen Widerstand bei 3.161 Punkten herangelaufen. Dort prallt der MDAX nach unten ab.

      [IMG ]http://boerse-go.de/charts2002/a20202a/ero153.gif[/IMG]
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:59:19
      Beitrag Nr. 1.335 ()
      Deutsche Tulpenzwiebeln
      ++ Realsatire ++
      Von Claus Vogt
      In jedem zukünftigen Buch über spekulative Exzesse wird die traurige und für die Verantwortlichen unsäglich peinliche Episode „Neuer Markt“ einen prominenten Platz erhalten. Die Dimension der Verblendung und die Geschwindigkeit des Absturzes rücken das Geschehen in die Nähe der Tulpenzwiebelblase, eine der ältesten und irrwitzigsten, gutdokumentierten Spekulationsblasen. Trotz der Entscheidung der Deutsche Börse AG, den Neuen Markt abzuschaffen, hat er in finanzmarkthistorischem Sinn Unsterblichkeit erlangt. Generationen von zukünftigen Anlegern werden ungläubig erschaudern oder schallend lachen bei der Vorstellung, daß ausgerechnet das beginnende Informationszeitalter von einem massenhysterischen Spekulationsrausch begleitet wurde.

      Wir werden bereits jetzt zwischen Lachen und Weinen hin- und hergerissen beim Lesen der „Frankfurter Erklärung“, dem von der Deutsche Börse AG vorgelegten neuen Regelwerk, das für mehr Transparenz sorgen soll. Wir sehen darin ein lehrbuchmäßiges Beispiel für das Abdecken des sprichwörtlichen Brunnens, nachdem bereits so viele Kinder hineingefallen sind, daß der Schacht randvoll und somit ungefährlich geworden ist. Wir sind tief beeindruckt vom „Timing“ der Verantwortlichen, die während der heißen Phase der völlig außer Rand und Band geratenen Spekulation offensichtlich keinen Handlungsbedarf ausmachen konnten, abgesehen von einer zum Glück fehlgeschlagenen Initiative, die Dax-Werte an die Londoner Börse abzugeben und sich in Frankfurt auf die ihrer Meinung nach zukunftsträchtigen „New Economy“-Werte zu spezialisieren. Erst nachdem der Nemax von seinem im März 2000 erreichten Höchststand um sagenhafte 96 Prozent gefallen ist, kam es zu einem Sinneswandel. Wie so oft in den letzten Jahren liefert uns die Realität Begebenheiten, die wir eigentlich nur im Kabarett genießen wollen.

      Das Entstehen einer Spekulationsblase kann nicht durch Regelwerke und Gesetze verhindert werden. Auch wenn wir uns wie eine gesprungene Schallplatte anhören: Die notwendige, aber allein nicht hinreichende Bedingung für das Entstehen einer Spekulationsblase im Zeitalter der Notenbanken ist eine von diesen zu verantwortende Politik des leichten Geldes.

      ++ Politik ist nicht die Lösung, sondern das Problem ++

      „Wir leben nicht im Jahr 1929, und wenn sich Politik, Währungshüter und Wirtschaftsakteure auch nur halbwegs besonnen verhalten, wird es keine mit der damaligen Ausnahmesituation vergleichbare Entwicklung geben“ schrieb Bernd Wittkowski in einem Kommentar für die Börsen-Zeitung vom 10. Oktober. Nachdem sich die genannten Gruppen während der Bubble-Jahre nahezu unisono so gar nicht besonnen verhalten haben, wieso sollten sie ausgerechnet jetzt damit beginnen? Bereits 1996 wurde innerhalb der US-Notenbank die Spekulationsblase erkannt und diskutiert. Anschließend wurde nicht nur nicht eingegriffen, sondern alles getan, um diese absurd irrationale Entwicklung zu rationalisieren. Jetzt stehen dieselben Entscheidungsträger vor den Trümmern ihrer platzenden Spekulationsblase und die Börsen-Zeitung erhofft sich von eben diesen Akteuren die Lösung der von ihnen selbst geschaffenen Probleme. Wir erkennen leider nicht die geringsten Anhaltspunkte, die diese optimistische Erwartung rechtfertigen könnten.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 22:00:46
      Beitrag Nr. 1.336 ()
      Die Tulpen-Hausse (1630-37)

      Die Geschichte der Börse beschränkt sich nicht nur auf das 19. und 20. Jahrhundert. Bereits von Griechen und Römern sind riskante Finanzgeschäfte und -krisen übermittelt. Die ersten börsenähnliche Veranstaltungen gab es im 12. Jahrhundert in Italien. So versammelten sich z.B. im Jahre 1111 Wechsler, Kaufleute und Makler zum gemeinsamen Handel auf der Piazza San Martino in Lucca (Italien). Im 14. Jahrhundert berichtet die Geschichte bereits von einem ausgeprägtem Börsenwesen in Pisa, Venedig, Florenz oder Genua. Im Jahr 1409 entstand der erste nordeuropäische Handelsplatz in Brügge. Auf diesen Handelsplatz soll auch der Name "Börse" zurückgehen, da sich der Ort des Zusammentreffens der Händler nach der Überlieferung in der Nähe des Hauses der Patrizierfamilie "van der Beurse" befand. Noch im 15. Jahrhundert folgten Börsen in London (um 1450), Antwerpen (1460), Lyon (1462) oder Toulouse (1469). Um das Jahr 1500 enstanden dann in Augsburg und Nürnberg die ersten deutschen Börsen. Weitere in Köln, Hamburg und Frankfurt folgten einige Jahrzehnte später.

      Auch die Aktiengesellschaft ist keine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Bereits im Jahr 1407 wurde die genuesische Staatsbank Casa di San Giorgo als Aktiengesellschaft erwähnt. Noch älter sind Staatsgläubigervereine, die dem Staat gegen bestimmte Privilegien Darlehen gaben. Diese Gesellschaften wurden bereits 1234 erstmalig erwähnt. Aus dem gleichen Jahrhundert stammen Berichte über ein Silberbergwerk in Siena (Italien) sowie der Mühlen in Toulouse (Frankreich) mit ähnlicher Gesellschaftsform. Insbesondere von den Unternehmen, die aufgrund des hohen Investitionsbedarfs nur schwer durch wenige Betreiber finanziert werden konnten - wie Banken, Bergwerke, Reedereien oder Mühlen - wurden in den folgenden Jahrhunderten vermehrt Anteilsscheine herausgegeben. Zwar unterlag die Abtretung der Anteile in dieser Zeit noch strengen Vorschriften, dennoch können diese Unternehmen als die Vorgänger der heutigen AG angesehen werden.

      So alt wie die Geschichte der Börse ist auch die Geschichte der Spekulationen und Finanzkrisen. Zu den ältesten Spekulationsblasen der Geschichte gehört die holländische Tulpenzwiebel-Hausse der Jahre 1634 bis 1637. So seltsam es heute klingen mag, um diese Frühlingsblume rankt sich eine der bekanntesten Finanzkrisen der Geschichte:

      Die Tulpe stammte ursprünglich aus der Türkei und wurde angeblich von Carlos Clusius, dem Präfekt des botanischen Gartens "Hortus Botanicus" in Leiden, im Jahr 1593 in die Niederlande gebracht. Im Frühjahr 1594 blühte im besagten botanischen Garten die erste Tulpe und markierte damit den Beginn der Tulpenhausse in den Niederlanden. Doch zunächst wurde die Blume aus der Gattung der Liliengewächse trotz ihrer exotischen Herkunft als eher langweiliger Schmuck für den Garten angesehen. Erst, als holländische Züchter Anfang des 17. Jahrhunderts begannen, die verschiedenen Arten von Tulpen zu kreuzen und so aus einfarbig roten, weißen oder gelben Blumen bunte Feuerwerke zauberten, wurde die Tulpe zum Kultobjekt. Schon bald genossen die Züchter ein hohes Ansehen und es entstand ein regelrechter Wettbewerb um besonders schöne und ausgefallene Züchtungen.

      Da es nie sehr große Mengen einer bestimmten Zwiebelart gab, schossen die Preise in die Höhe. Kostete eine Zwiebel am Anfang der Hausse noch einen Gulden, so musste wenig später bereits 1.000 Gulden und mehr gezahlt werden. Jeder in Holland wollte sich seinen Teil an der Tulpenhausse sichern. Schon bald gab es ein Tulpen-Gesetz zum Schutz der Händler (allein die Beschädigung von Tulpenzwiebeln wurde mit Gefängnis bestraft), Tulpen-Notare, Tulpenzwiebel-Versteigerungen, usw. An den holländischen Börsen wurden Zwiebeln seltener Züchtungen schon bald parallel zu Aktien gehandelt. Die Spekulanten suchten sich dabei in teilweise handgemalten Katalogen die gewünschte Tulpensorte aus und erwarben Kontrakte, die zum Kauf einer gewissen Menge Zwiebeln zu einem bestimmten Preis nach Ablauf von drei, sechs oder neun Monaten berechtigten. Mit diesen Optionsgeschäften konnte der Kapitaleinsatz innerhalb weniger Wochen verzehnt- oder auch verfünfzigfacht werden.

      In den Jahren 1636/37 hatte das Tulpenfieber seinen Höhepunkt erreicht.. Noch bevor die Zwiebel ihre Blüte zeigte, wechselte sie bereits mehrmals den Besitzer. Egal ob Adeliger, Bauer oder Dienstmädchen - jeder handelte mit Tulpenzwiebeln. Teilweise wurden Haus und Hof verkauft, um Geld für weitere Investitionen in die gewinnbringenden Tulpengeschäfte zur Verfügung zu haben. Kostete eine Tulpenzwiebel der seltenen Sorte "Semper Augustus" im Jahr 1624 noch 1.200 Niederländische Gulden (NLG), so musste im Jahr 1625 schon 3.000 NLG dafür bezahlt werden. 1636 zahlte ein Käufer für eine Zwiebel dieser Art 4.600 Gulden, einen neuen Wagen und zwei graue Stuten mit Zaumzeug und Geschirr. Eine Zwiebel der sehr seltenen Sorte "Vizekönig" wechselte für 24 Wagenladungen Korn, acht Mastschweine, vier Kühe, vier Fässer Bier, 1.000 Pfund Butter sowie einige Tonnen Käse den Besitzer. Im Jahr 1637 tauschte schließlich ein Brauereibesitzer 3 seltene Ziebeln gegen seine Brauerei in Utrecht ein - ein Gegenwert von rund 30.000 NLG (!). (Zum Vergleich: Ein Amsterdamer Grachtenhaus kostete zu dieser Zeit ca. 10.000 NLG).

      Doch damit war der Höhepunkt der Tulpenhausse erreicht. Die ersten Ängstlichen verkauften und lösten damit eine Lawine aus. Die Tulpen-Blase platzte und die Kurse stürzten ins Bodenlose. Nicht wenige Kaufleute mussten aufgrund ihrer nun wertlosen Tulpenkontrakte Konkurs anmelden. Die Wirtschaft kam in ganz Holland auf Jahre zum Erliegen. Zu den Opfern gehörte auch Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669), "der" Rembrandt, dessen Gemälde heute auf Auktionen Unsummen einbringen. Nicht nur, dass seine Tulpen-Kontrakte wertlos waren, auch seine Malerwerkstatt bekam in den Folgejahren kaum Aufträge, da die Niederländer das Geld für wichtigere Dinge als Gemälde brauchten. Schließlich musste Rembrandt Konkurs anmelden. 1657 wurde sein Haus versteigert. Rembrandt selber starb verarmt im Jahr 1669.

      Wer frühzeitig den Trend erkannt hatte, konnte ein Vermögen machen. Gewinne über 1.000 Prozent waren keine Seltenheit. Doch wer nicht rechtzeitig den Zug verlassen hatte, musste Kursverluste von rund 90 Prozent und mehr verkraften. Trotzdem lernten die Menschen nichts aus dieser Spekulationsblase. Zwar waren zumindest die Holländer die kommenden Jahrzehnte vom Spekulationsfieber geheilt, doch schon Anfang des 18. Jahrhunderts folgten die nächsten großen Börsen-Skandale in England und Frankreich.

      07.05.2001 08:43
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 22:02:28
      Beitrag Nr. 1.337 ()
      Dummheit oder Kalkül?

      Von Helmut Harff

      Es gibt viele Synonyme für Leute, die über etwas reden, wovon sie nichts verstehen. Da heißt es, der redet wie der Blinde von der Farbe, oder der hat soviel Ahnung wie die Kuh vom Eierlegen. Beides scheint auch auf die amtierende rot-grüne Regierung in Berlin zuzutreffen. Zumindest, wenn man sich die Stümpereien bei Steuer- und Altersvorsorgepolitik betrachtet.

      Da sollen die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes – in ihrer Mehrheit noch immer keine Millionäre – für ihr Alter privat vorsorgen. Die Riesterrente soll es genauso richten wie das private Wohneigentum. Das leuchtete auch vielen ein und sie legten ihr Geld brav an.

      Doch nun sind die Staatskassen so leer gewirtschaftet, dass um jeden Preis Geld her muss. Das holen sich Herrscher und Herrschende seit Urzeiten, in dem sie die Steuern erhöhen. Auch das verstehen noch viele Bürger.

      Doch warum erst eine Steuererhöhung von 15 Prozent für Spekulationsgewinne verkündet wird, wenig später nur noch von 7,5 Prozent die Rede ist, Fonds davon ausgenommen wurden, dann aber wieder gleichbehandelt werden sollen, und das alles doch nur geredetes Blech sein soll, versteht inzwischen keiner mehr. Da reden wohl wirklich welche von der Farbe und haben ein leeres Steuersäckel vor dem Kopf.

      Vielleicht ist es aber noch viel schlimmer? Vielleicht wissen die sogar, wovon sie im Kanzleramt reden? Vielleicht starten sie nur einen Versuchsballon nach dem anderen, um zu testen, wie das dumme Stimmvieh am leichtesten um seine Altersversorgung zu prellen ist? Wenn das der Fall ist, ist es Zeit, mit dem Murren aufzuhören. Dann muß lautstark protestiert werden. So laut, dass die Schröder, Clement & Co nicht mehr nur Bahnhof verstehen.



      [ Mittwoch, 20.11.2002, 09:07 ]
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 22:07:09
      Beitrag Nr. 1.338 ()
      Mike D. Simon


      Kommentar vom 20.11.2002

      Die Fakten stimmen bedenklich

      In den USA findet derzeit eine intensive Debatte über die Wahrscheinlichkeit einer sogenannten "Douple-Dip"-Rezession statt. Die Diskussion dreht sich vor allem darum, wie es dem Verbraucher geht. Das Verhalten der Konsumenten ist sehr wichtig, da die US-Konjunktur primär vom privaten Verbrauch und nicht von den Unternehmens-Investitionen getragen wird.

      Keiner weiß genau, wie sich die Verbraucher in den kommenden Monaten verhalten werden, doch stimmen einige Fakten bedenklich. Zunächst einmal ist unklar, woher die amerikanischen Bürger in Zukunft noch das Geld für teure Anschaffungen nehmen wollen, denn sparsam waren sie in der Vergangenheit nicht.

      Es wird generell akzeptiert, dass die hohen Ausgaben der Privathaushalte in jüngster Zeit vor allem aus dem Immobilienbesitz finanziert wurden. Viele Eigenheimbesitzer nutzten steigende Immobilienpreise und sinkende Zinsen, um ihre Hypotheken neu zu finanzieren und zogen damit Cash aus ihren Eigenheimen. Ende August hatten die Refinanzierungen schon einen Anteil von 72,1 Prozent an allen neuen Hypotheken.

      Eine weitere Bubble

      Es ist zweifelhaft, dass der Trend zur Refinanzierung so weiter gehen kann. Zum einen dürften die Zinsen nicht mehr sinken, da Alan Greenspan sein Munition inzwischen weitgehend verschossen hat. Zum anderen ist es unwahrscheinlich, dass die Immobilienpreise noch zulegen können. Schon jetzt sprechen immer mehr Experten von einer "Bubble" bei den Immobilienpreisen.

      Die Diskrepanz zwischen dem Mietindex (der die Kosten für Mieten anzeigt) und dem Immobilienindex (der die Kosten von Hauskäufen auswertet) ist bedrohlich groß. Das heißt, mieten ist schon viel billiger als kaufen. Die Gefahr für den Immobilien markt steigt mit jedem Tag den die Preise weiter steigen. Je stärker eine Blase, um so lauter platzt sie - das hat nicht zuletzt die Nasdaq gezeigt, die bei 5.000 Punkten geplatzt ist.

      Eine weitere Gefahr für den Immobilienmarkt stellt die steigende Arbeitslosigkeit dar. Arbeitslosigkeit hat sinkende Einkommen und zunehmende Hypotheken-Ausfälle zur Folge. Die Menschen können die Zinsen nicht mehr bezahlen. Mit 4,77 Prozent ist die Verzugsquote von Hypotheken so hoch wie seit zehn Jahren nicht. Die Bush-Regierung beteuert zwar weiterhin das es fundamental gut um die Konjunktur bestellt ist, aber die CEOs der großen Konzerne teilen diese Meinung scheinbar nicht. In der vergangenen Woche traf sich der `Business Roundtable`, eine Vereinigung der CEOs der 200 größten Firmen, und äußerte sich besorgt. 60 Prozent der Mitglieder des Roundtable planen im kommenden Jahr weitere Stellen abzubauen, und 80 Prozent geben an, dass sie ihre Investitionen nicht anheben wollen.

      Fazit

      Fazit: Insgesamt bietet sich in den USA ein zweiseitiges Bild. Die Regierung sagt, dass alles im Lot ist viele Daten deuten aber auf Gefahren für die Wirtschaft hin. Ein letztes Beispiel: Laut dem Chef des großen Paketservices Federal Express laufen momentan in Vorbereitung auf Weihnachten weniger Pakete als erwartet durch das FedEx system, und deuten darauf hin das die Verbraucher ihre Gürtel enger schnallen.

      Was die Börse angeht sollte man auch beachten das wir uns aus technischer Sicht noch immer klar in einem `bear market` befinden. Zwar sind Rallyes möglich, aber das Risiko ist groß.

      © 20.11.2002 www.stock-world.de
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      schrieb am 20.11.02 22:33:40
      Beitrag Nr. 1.339 ()
      02.33 Marktbericht vom 21.11.2002
      Autor: Uwe Warmbein

      Eine mehrjährige Dürre

      Kürzlich sah ich einen Bericht im Fernsehen über den Untergang einer frühen südamerikanischen Kultur, den ich sehr aufschlussreich fand. Ob es die Mayas oder Inkas betraf - ich weiß es nicht mehr. Das ist auch unerheblich.

      Das plötzliche Verschwinden der damaligen Hochkultur gab bisher immer noch viele Rätsel auf. Erich von Däniken liebäugelte sogar mit Außerirdischen. Ein Forscher hatte die Idee, dass der Zusammenbruch dieser Kultur etwas mit ihren Lebensgrundlagen zu tun haben müsste und arbeitete sich jahrelang durch meteorologische Wetteraufzeichnungen aus vergangenen Jahrhunderten.

      Er fand einen ersten Hinweis auf seine Theorie. Genau zu dem geschichtlichen Zeitpunkt des Verschwindens dieser Kultur, gab es eine mehrjährige Dürreperiode in Südamerika. Weitere Nachforschungen in Schlammproben aus dortigen Gewässern bestätigten diese Annahme.

      Auf der Suche nach weiteren extremen Wetterverhältnissen zu dieser Zeit, stieß er auf ein anderes Phänomen. In Nordeuropa herrschte zu dieser Zeit extreme Kälte. Er vermutete einen Zusammenhang und suchte weiter, obwohl seine Theorie der archäologischen Gemeinde als wenig stichhaltig vorkam.

      Hilfe fand er bei einem Wissenschaftler, welcher computersimulierte Wettermodelle erstellt. Es stellte sich heraus, dass aufgrund von extremer Kälte auf der nördlichen Halbkugel, sich der Niederschlagsgürtel der tropischen Zone - also auch Südamerika - für mehrere Jahre weiter zum Südpol verlagerte. Weitere Beweise über diese mehrjährige Wetter-Anomalie fand er schließlich in Eisproben, welche von arktischen Forschern wissenschaftlich untersucht wurden.

      Somit verschwand eine Hochkultur binnen weniger Jahre, weil der ausbleibende Regen ihnen die Lebensgrundlage entzog. Ausgrabungen förderten weitere interessante Details zu Tage. So fand man die zertrümmerten Schädel einer ca. 30köpfigen Großfamilie, die offensichtlich einen hohen Rang in der Gesellschaft einnahm (Priester oder Herrscher). Man hatte diese offensichtlich geopfert oder erschlagen, weil sie nicht in der Lage waren, die Lebensbedingungen des Volkes zu gewährleisten. Das konnten sie auch gar nicht - wir wir jetzt wissen - vielleicht hatten sie Versprechungen gemacht, die sich als haltlos herausstellten.

      Aus diesem Bericht ergeben sich auch für uns interessante Schlussfolgerungen:

      Eine Hochkultur, die mehrere Jahrhunderte existierte, kann binnen kurzer Zeit verschwinden.

      Extreme Ereignisse (hier Wetterlagen) finden statt und führen zu totaler Instabilität von Systemen und sogar zu ihrem Zusammenbruch.

      Regierungen und Herrscher sind hilflos, solchen Ereignissen zu begegnen.

      Es gibt Menschen, die sich gegen vorherrschende Ansichten sträuben und näher an der Wahrheit sind als der Mainstream.


      Was hat dies alles mit uns zu tun?

      Geschichtlich gesehen, befinden wir uns ebenfalls in einer Phase der `Hochkultur`, wir nennen sie die westliche Zivilisation oder die 1. Welt.

      Man kann die globale kulturelle und wirtschaftliche Vernetzung durchaus mit dem globalen Wetter vergleichen. Waren- und Geldströme rasen um den Erdball wie Hoch- und Tiefdruckgebiete. Extreme Entwicklungen an einem Ort unseres Planeten haben sicherlich auch Katastrophen an anderer Stelle zur Folge.

      Wir leben in einer Zeit, in der sich für uns ungewohnte Dinge zu entwickeln scheinen. Manch einer setzt sich intensiv damit auseinander, andere spüren es dumpf in ihren Eingeweiden.

      Auch heute gibt es Menschen, die sich gegen den Mainstream (vorherrschende Meinung) stemmen und einer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontinuität sehr kritisch gegenüber stehen.

      Auch heute haben wir es mit Regierungen zu tun, die der Dinge offensichtlich nicht Herr zu werden scheinen. Nun werden sie wahrscheinlich nicht einem Gott geopfert, sollten sie sich als unfähig erweisen, aber sie werden sicherlich hinweggefegt werden von extremen Ereignissen.

      Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird täglich Zeuge von extremen Ereignissen. Fanatisierte Gläubige metzeln Volksgruppen anderer Religion nieder, Toleranz weicht der Gewalttätigkeit , ein Jahrhundert-Hochwasser bricht in die heile Welt der Deutschen ein, das ehemals reiche Land Argentinien stürzt in die Armut und kann seine internationalen Schulden nicht bezahlen, usw.

      Unser globales Finanzsystem steht mittlerweile auf einem sehr porösen Fundament. Das Wachstum des Bruttosozialprodukts hält nicht mehr Schritt mit dem Wachstum der staatlichen und kommunalen Verschuldung.

      http://www.staatsverschuldung.de

      http://www.brillig.com/debt_clock

      Die Sozialsysteme stehen vor dem Kollaps. Weltweit schwebt das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit über den Köpfen der Menschen - für Bewohner der 1. Welt ein ungewohntes Gefühl. Terrorismus bleibt nicht mehr beschränkt auf nationale Aktivitäten. Bereicherung und Korruption sind zum Lieblingsspiel gewisser Kreise avanciert. Die staatliche Abgabenlast wird mittlerweile als unerträglich empfunden. Finanzoperationen, die auf Derivate gegründet sind, haben schwindelerregende Höhen erreicht:

      Derivatives trading outside exchanges grew 15 percent to a record $128 trillion in the first half of the year, driven by contracts pegged to interest rates, the Bank for International Settlements said earlier this month. The market is more than four times global gross domestic product as measured by the World Bank.

      Quelle: Bloomberg 19.11.02

      Stabile Verhältnisse? Im Gegenteil.
      Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten extremer Ereignisse ist groß.


      In den kommenden Jahren sollte man sein Augenmerk nicht darauf legen, ob man 7% oder 10% Rendite erwirtschaften kann, oder sogar 15%. Auf extreme Ereignisse kann man sich schlecht vorbereiten. Man weiß nicht was, wann und wo. Wichtig erscheint mir jedoch, dass man den Schalter im Kopf umlegt, viele Dinge ergeben sich dann von selbst.

      Vermeiden Sie unnötige Ausgaben, häufen Sie keine neuen Schulden an und versuchen Sie alte Schulden abzubauen. Sollten sie selbständig sein, expandieren Sie nicht jetzt, sondern stärken Sie Ihre Eigenkapitalbasis. Versuchen Sie das Bewusstsein dafür in Ihrer Familie und in Ihrem Umfeld zu stärken. Es ist schwer und unbequem für jemanden, der sich damit nicht beschäftigt, diese Dinge anzunehmen. Lassen Sie nicht locker - jetzt scheint es vielleicht noch nicht dringlich zu sein, aber es wird wichtig werden. Tragen Sie Sorge, eine finanzielle Reserve zu haben, bauen Sie diese aus, wenn Sie können. Vermeiden Sie Risiko. Und vor allem - misstrauen Sie Bearmarket-Rallies.




      Der DOW JONES INDEX sieht wenig vertrauenserweckend aus. Die Tiefs der letzten zwei Jahre liegen jeweils unter dem vorhergehenden Tief. Ein relativer Hochpunkt liegt unter dem Niveau des vorherigen Hochs. Dies signalisiert Schwäche, nicht Stärke. Der 38 Wochen-Durchschnitt hat im Herbst 2001 ein langfristiges Verkaufsignal gegeben. (Vergleiche hierzu auch das Special Nr. 13 und unter der Rubrik Charts `The Bigger Picture`).

      Im folgenden will ich Ihnen einige Werte aus dem DOW präsentieren mit Charts vom April 2002 und von heute, um Ihnen die Kraft und Bedeutung der obigen gleitenden Durchschnitte zu verdeutlichen.

      Home Depot (HD) notierte noch Mitte April über seinem 38 Wochen MA bei 50$. Heute - ein halbes Jahr später hat die Aktie mehr als 50% verloren und notiert bei 24$. Der 38MA (entspricht ca. 200 Tage-Linie) zeigt steil nach unten. Weitere Kursverluste sollten also nicht überraschen.






      Generell Motors notierte im April 2002 bei 60$ und unternahm einen zweiten Versuch, den 200 Wochen MA nach oben zu durchbrechen. Dieser Versuch ist gescheitert. Heute haben wir Kurse um 35$, also ebenfalls eine Halbierung.







      Große Firmennahmen, die uns in der Vergangenheit begleitet haben und teilweise Weltmarktführer sind, bleiben von der großen Baisse nicht verschont. Intel Corp. hat noch viel zu korrigieren, schaut man sich die Entwicklung dieser Aktie in den vergangenen Jahren an. Auch hier regieren die gleitenden Durchschnitte. Von den Höchstkursen hat der Wert bereits 75% eingebüßt. Eine mehrjährige Dürre dürfte den Kurs auch weiter nach unten drücken.






      SBC Communications hatte im April ein Major Top gebildet. Es war klar, dass weitere Verluste folgen würden. Heute notiert dieser Wert bei 25 $ und hat seitdem weitere 30% abgegeben. Auch der letzte Versuch, den 38 MA zu durchbrechen, ist kläglich gescheitert. All diese Aktien haben das vorgemacht, was dem DOW noch bevorsteht.






      Wo liegt das Geld auf der Straße?

      Bei den Werten, die einen Abwärtstrend wie wir ihn bei den oben genannten Aktien finden, erst beginnen. Hierzu gehören die Konsumwerte. Philipp Morris hatte in jüngster Vergangenheit bereits einen Schwächeanfall, baldige Genesung scheint hier nicht in Sicht. Bei Walmart steht ein Cross-Over des 38 MA mit dem 200 MA kurz bevor. Bei IBM sieht es nach einer Operation am offenen Herzen aus, die Komplikationen verspricht.

      Alle diese Werte versprechen gute Gewinne auf der Shortseite. Sie brauchen nur die Augen aufzumachen und sich zu bücken. Lange Laufzeiten und etwas Vertrauen in den Bärenmarkt genügen, um ein gutes Geschäft zu machen. Stöbern Sie selbst in den Charts etwas herum, es werden sich noch wesentlich mehr aussichtsreiche Kandidaten finden.








      Auch die europäische Chemie-Industrie wird auf der Shortseite demnächst einiges zu bieten haben. Stellvertretend seien hier BASF, NOVARTIS, ROCHE und SCHERING genannt. Dies hängt fundamental mit der sich weiter zuspitzenden Dollarschwäche zusammen. Ein Cross-Over der gleitenden Durchschnitte dürfte demnächst anstehen.






      Wie weit kann die Bearmarket-Rally noch laufen?

      Dazu möchte ich Ihnen heute die Zielbestimmung mittels Fibonacci-Bögen (Arc=Bogen) etwas näher bringen. Die normalen Retracements, die gewöhnlich unter Verwendung von horizontalen Linien dargestellt werden, lassen sich auch als Fächer (Fan-Lines) und als Kreisbögen darstellen. Die beiden letzten Verfahren haben den Vorteil, dass sie auch die zeitliche Dimension berücksichtigen.

      Das Werkzeug `Fibonacci-Arc` benutzt man wie folgt:

      Man möchte die möglichen Korrekturziele eines vergangenen Trends ermitteln. Dazu zieht man das Werkzeug vom Endpunkt der Bewegung (A) zum Anfangspunkt (B). Das Werkzeug zeichnet dann die Retracements als Bögen in den Chart ein.




      Demnach sind zwei Korrekturziele wahrscheinlich (50% und 61,8%). Im Bild sind diese visualisiert durch blaue Kreise. Nimmt man noch das Hilfsmittel der Fibonacci-Zeitzonen zu Hilfe, kann man sogar den ungefähren Zeitpunkt einer möglichen Umkehr (Ende der Rally) bestimmen.




      Der erste mögliche Umkehrpunkt fällt in die 2 Dezemberwoche. Dies würde gut mit den Untersuchen zu den Goldminen (siehe letzter Marktbericht) passen. Allerdings gibt es in den nächsten Tagen ebenfalls einen Umkehrpunkt. Ich vermute, dass die Kurse bis zu diesem Zeitpunkt fallen, um dann nach Norden zu drehen bis Mitte Dezember. Auf jeden Fall scheint mir das Ende der Rally nicht mehr fern.


      ###



      Veränderungen im Musterdepot

      Kauf: Keine
      Verkauf:
      Ab Dezember werde ich die Positionen im Musterdepot häufiger kommentieren, um dem Wunsch einiger Leser nachzukommen. Die Puts auf US-Aktien (Wal-Mart, Johnson& Johnson, Goldman Sachs) sind als längerfristige Investments gedacht. Hier mache ich mir keine Sorgen, sie werden noch ein gutes Plus abwerfen. Zu den Goldminen habe ich mich bereits ausführlich geäußert.

      Die Aktualisierung des Musterdepots kann aus Zeitgründen erst am Montag erfolgen. Der Ausdruck des Marktberichts über einen Drucker dürfte wieder normal funktionieren.

      Ich wünsche viel Erfolg und bedanke mich für Ihr Interesse.

      stockmove




      http://www.stockmove.de
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 22:52:22
      Beitrag Nr. 1.340 ()
      Eine riskante SKS oder das Spiel der Spiele

      von Jochen Steffens

      Im Moment reden alle von SKS, die Schulter-Kopf-Schulter Formation. Selten habe ich so viel über diese Formation gelesen. Eine SKS ist eine (übrigens eher seltene) Chartformation, so benannt, weil sie so aussieht wie der oberere Teil einer menschlichen Silhouette. Sie wird gebildet, wenn es nach einem längeren Kursanstieg zu einem Hoch kommt. Dieses Hoch ist dann die linke Schulter. Es geht etwas runter und kommt dann zu einem erneuten Anstieg, der das letzte Hoch übertrifft. Das ist dann der Kopf. Es geht wieder Abwärts. Danach geht es wieder aufwärts etwa bis zur Höhe der ersten Schulter, es bildet sich die rechte Schulter. Wenn dann die sogenannte Nackenlinie, eine Linie, die man durch die Tiefs zwischen den Schultern und dem Kopf ziehen kann, gebrochen wird, ist dies eine der verlässlichsten Chart- Formationen. Das daraus errechenbare Kursziel hat eine Eintrittswahrscheinlichkeit von bis zu 90 %.

      Da das Kursziel viel niedriger liegt als die Nackenlinie nennt man diese Formation auch Top oder Umkehrformation. Vorangegangene Trends enden gerne mit dieser Formation. Und genau solche oder ähnliche Formationen sind im Moment überall zu finden: In den Langfristcharts der großen Indizes, aber auch in den aktuellen Tagescharts des Dax und im Dow.

      Aber die Überschrift sagt es ja: "riskante SKS" Es gibt noch ein paar andere Faktoren, die stimmen müssen, damit eine SKS eine richtige SKS ist. Das zu erklären würde aber hier zu weit führen. Die SKS, die aber aktuell seit Mitte Oktober im Dax zu sehen ist, ist aus einem ganz anderen Grund "riskant". Denn Sie wissen ja, an den Börsen passiert selten das, was alle erwarten. So eine klare SKS, die sich gerade innerhalb der Seitwärtsbewegung bildet, ist nämlich ein geeignetes Fressen für finanzstarke Institutionelle. Diese wissen: Wird die Nackenlinie gebrochen, werden viele Stop-Loss ausgelöst und auch andere werden verkaufen.

      Was spricht also dagegen den Dax zu shorten? (Shorten bedeutet: Sie leihen sich Aktien und verkaufen diese. Fällt der Markt kaufen Sie diese billiger wieder zurück und geben sie dem Verleiher wieder. Die Differenz ist dann Ihr Gewinn. So kann man von fallenden Aktienkursen profitieren.) Wenn man nun sehr viele Aktien shortet, also verkauft, kann man einen Markt natürlich in eine bestimmte Richtung bewegen. Was in dem Zusammenhang an dieser SKS so interessant ist? Das Problem ist, wenn man sehr viele Aktien shortet, muss man sie ja irgendwann wieder zurückkaufen. Das würde dann aber dazu führen, dass der Kurs schnell wieder steigt. Man versaut sich also sozusagen seinen eigenen Gewinn.

      Um das "Zurückkaufen" geht es. Hat man einen Markt im größeren Umfang geshortet und der Markt ging runter, braucht man natürlich auf diesem niedrigen Kurslevel Marktteilnehmer, die bereit sind dort noch ihre Aktien zu verkaufen, damit man die eigenen Shortpositionen durch Käufe wieder glattstellen kann. Hier kommt die Nackenlinie wieder ins Spiel. Bricht diese, werden, wie gesagt, viele dies zum Verkaufen nutzen. Das heißt, eine große Menge an Aktien steht zum Kauf. Die finanzstarken Marktteilnehmer können große Mengen Aktien zurückkaufen, ohne dass es den Kurs nach oben treibt. Eine sichere Sache um viel Geld zu verdienen. Deswegen neige ich dazu, einer so klaren SKS, die in aller Munde sind nicht zu vertrauen. In diesem Fall ist es etwas besonderes, da auch noch die untere Linie der Seitwärtsbewegung in Nähe der Nackenlinie liegt.

      Das ist heute die Diskussion unter den Tradern. Wird ein möglicher Bruch der Nackenlinie wirklich bedeuten, dass die Kurse nachhaltig wegbrechen? Oder werden Marktteilnehmer, die über genügend Markt bewegendes Kapital verfügen, versuchen den Markt (natürlich auch unter Berücksichtigung der allgemeinen Markttendenz, zudem sehen diese Möglichkeit natürlich auch mehrere etc) unter die Nackenlinie zu drücken? Darauf kann man spekulieren. Wenn man ein solches Verhalten beobachtet, kann man sich entsprechend positionieren, zum Beispiel mitshorten. Viel wichtiger ist allerdings, sich nicht direkt nach dem Bruch der Nackenlinie aus dem Markt drängen zu lassen, sondern den Markt zu beobachten, ob es zu starken Käufen kommt.

      Das ist der Grund, warum ich sowohl bei Aktien wie auch bei Indizes solchen sehr symmetrischen und augenfälligen SKS`s, die zudem in aller Munde sind, nicht traue. Das heißt nicht, dass ihr Kursziel nicht eintreffen kann, ich bin einfach nur vorsichtig.

      Ich hoffe, ich konnte einen kurzen Einblick in die Vielschichtigkeit des Spiels der Spiele an den Börsen geben. Aber diese Spiele haben zumeist nur kurzfristige Effekte. Langfristig sind Börsen zum Glück anderen Faktoren wie den wirtschaftlichen Einflüssen deutlich mehr unterworfen.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 22:54:56
      Beitrag Nr. 1.341 ()
      Deflation – süß oder sauer?

      von Jochen Steffens

      Das US-Arbeitsministerium hat mitgeteilt, dass 40 % aller Güter und Dienstleistungen jetzt billiger als vor einem Jahr sind. Brillen, Fleisch, Eier, Fisch, Telkommunikation, neue Autos, Möbel, Kleider, und so weiter – bei ihnen gibt es schon Deflation.

      "Deflation ist real", so das MONEY-Magazin.

      Die Gefahr einer Deflation ist so offensichtlich, dass sogar Ed Yardeni – Chefanalyst bei Prudential Securities – das sehen muss. Aber Vorsicht – Yardeni bemerkt einen Trend immer erst dann, wenn es zu spät ist, davon zu profitieren. Oder wenn dieser Trend niemals eintritt. Also Vorsicht, wenn Yardeni von einer drohenden Deflation spricht.

      Im Barron`s Magazin gab es vor einigen Wochen einen Artikel von Yardeni, der ein Krieg&Frieden Modell vorstellte. Preise steigen in Kriegszeiten, so die Aussage des Artikels; und sie fallen normalerweise wieder, wenn der Krieg vorbei ist.

      Mal sehen. Ja, sie fielen nach dem Krieg von 1812 (USA gegen Großbritannien) und nach dem Bürgerkrieg 1862–65 ... und nach dem Ersten Weltkrieg. Aber was ist das – nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen sie, und seitdem ging es immer weiter aufwärts!

      Aha! Das war der Effekt des Kalten Krieges, so die Ansicht von Yardeni, und jetzt, wo dieser "Krieg" vorbei ist, können wir mit fallenden Preisen rechnen. Dies sei "eine Konsequenz des zunehmenden Wettbewerbs auf den Märkten, der durch Frieden, Freihandel, industrieller Deregulierung und neue Technologien und Produktivität gefördert würde."

      Aber keine Sorge, so Yardeni weiter, denn es gibt zwei Sorten von Deflation: Süß und sauer. In der süßen Version "können Gesellschaften den Druck auf die Preise durch Produktivitätssteigerungen auffangen."

      In der sauren Version schlägt der intensive Wettbewerb auf die Profite durch, was die "Unternehmen zwingt, die Löhne zu senken und so die Produktivität zu erhöhen. Das Konsumentenvertrauen fällt – die Arbeitslosigkeit steigt. Die Konsumausgaben fallen wegen der sich verschlechternden Situation am Arbeitsmarkt, und es herrscht eine Stimmung des Abwartens vor. Schließlich fallen die Preise."

      Nicht dass ich das bevorzugen würde – aber ich schätze, dass uns die zweite Sorte Deflation bevorsteht. Die Amerikaner sind tief verschuldet; und das Rückzahlen von Schulden ist niemals "süß".

      Die Stimmung der Konsumenten wurde durch die steigenden Immobilienpreise oben gehalten, und durch den leichten Zugang zu Hypotheken, und die 0 %-Autofinanzierungen, und durch die niedrigen Preise im Einzelhandel. Aber jetzt ist bei den Immobilienpreisen das Top erreicht (mehr dazu weiter unten ...), und die Autoumsätze gehen zurück ... und die Aktien von Einzelhändlern fallen, weil sich die Konsumenten zu fragen beginnen, ob sie nicht auf noch niedrigere Preise warten sollen.

      Natürlich erwarte ich die "saure" Variante der Deflation alleine schon deshalb, weil Yardeni und jede Menge anderer Analysten die süße Variante prognostizieren.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 22:57:32
      Beitrag Nr. 1.342 ()
      Mittwoch, 20. November 2002

      Die Schieflage der Pensionsfonds

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Vielleicht erinnern Sie sich – vor einigen Wochen habe ich über die Pensionsfonds-Verpflichtungen der größten amerikanischen Unternehmen geschrieben, und darüber, dass diese ein zunehmend großes Problem werden.

      Die Pensionsfonds der größten US-Gesellschaften sind um Milliarden unterfinanziert, was sich jetzt negativ auswirkt. Letzte Woche gab SBC Communications bekannt, dass dadurch vom Gewinn des nächsten Jahres 1 bis 2 Milliarden Dollar abgeschöpft würden.

      Am Tag nach dieser schockierenden Nachricht berichtete Honeywell, dass die für die Wiederauffüllung der Pensionsfonds notwendigen Zahlungen den Gewinn 2003 um 235 bis 335 Millionen Dollar belasten würden.

      Zum Glück für ihre Pensionäre können SBC und Honeywell die Pensionsfonds wieder auffüllen, ohne Bankrott zu gehen. Aber nicht alle Gesellschaften können das, und dann muss die "Pension Benefit Guarantiee Corporation (PBGC)" einspringen, die dazu verpflichtet ist. Es handelt sich um eine Regierungsinstitution.

      David R. Francis vom "Christian Science Monitor" hat die PBGC auf ihre finanzielle Gesundheit hin untersucht. Um es vorwegzunehmen: Die PBGC könnte in noch deutlich schlechterem Zustand sein, aber sie SOLLTE wahrscheinlich in einem viel besseren Zustand sein.

      Nochmal die Fakten: 360 von 500 im S& P 500 enthaltenen Unternehmen haben unterfinanzierte Pensionsfonds für ihre Angestellten. Laut Credit Suisse First Boston beträgt die Unterfinanzierung rund 243 Milliarden Dollar. Wie ich bereits mehrmals geschrieben habe, könnte dieser Betrag in den nächsten Quartalen schwer auf den Gewinnen und den Cash Flows der betreffenden Gesellschaften lasten. Das ist eine schlechte Nachricht. Die ANDERE schlechte Nachricht ist, dass der letzte Garant der Pensionszahlungen, die staatliche Organisation PBGC, nicht gerade flüssig ist. Also was passiert, wenn zwei oder drei große Unternehmen in den "Unternehmenshimmel" kommen, bevor sie ihre Pensionsfonds wiederaufgefüllt haben? Die PBGC muss dann einspringen ... wenn sie das kann.

      Die PBGC garantiert den Angestellten die Renten – bis zum Höchstbetrag von 42.954 Dollar für einen 65jährigen Arbeiter, der dieses Jahr in Renten geht. Wenn jetzt mehrere Pensionsfonds nicht zahlen können, dann gibt das ein großes Problem für die PBGC – und vielleicht auch für den amerikanischen Steuerzahler.

      "Bis jetzt ist die PBGC in relativ guter finanzieller Verfassung", so Francis. "Per 30. Juni hatte sie Mittel (versicherungsmathematisch gemessen) von 4,8 Milliarden Dollar. Ende 2000 waren es noch 9,7 Milliarden Dollar. Dieser Betrag wird wahrscheinlich weiter schrumpfen, wegen den Unternehmenspleiten. Ende 2001 zahlte die Agentur die Renten von 268.000 Personen. Jetzt schon für fast 400.000.

      Mit anderen Worten, die 4,8 Milliarden vom 30. Juni könnten mittlerweile auf 3 Milliarden Dollar geschrumpft sein. Das ist nicht sehr beruhigend, wenn man sieht, dass die Unterfinanzierung der Pensionsfonds der S&P 500 Unternehmen bei den oben genannten 243 Milliarden Dollar liegt.

      Keine Sorgen, sagt Jeffrey Speicher, Sprecher der PBGC. Die PBGC haben genug Geld, um "für die vorhersehbare Zukunft" die Renten bezahlen zu können.

      Zuerst einmal meine ich dazu, dass die Zukunft niemals so vorhersehbar ist, wie solche Leute, die die Phrase "vorhersehbare Zukunft" nutzen, glauben. Zweitens bezweifle ich – auch wenn die Zukunft vorhersehbar wäre –, dass die PBGC zahlungsfähig bleiben wird, ohne dass der Steuerzahler einspringt. Weil die PBGC eine staatliche Institution ist, kann sie nicht Pleite gehen. Aber sie könnte eines Tages den amerikanischen Staat um einen sehr, sehr großen Betrag bitten müssen.

      Aber keine Sorge, das wird nicht passieren, außer in der UN-vorhersehbaren Zukunft.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:06:12
      Beitrag Nr. 1.343 ()
      Bundeskabinett


      Kommentar: Träum weiter


      Von Bernd Ziesemer


      Steuerberater müsste man sein. Oder Wirtschaftsprüfer. Mit ihren gestrigen Finanz- und Haushaltsbeschlüssen sichert die Bundesregierung in beiden Branchen auf Monate viele, viele Arbeitsplätze. Natürlich nicht mit Absicht, sondern durch die gewohnte Mischung aus Eile, Schlamperei und Kurzsichtigkeit: Gerhard Schröder dreht an so vielen Stellschrauben des Steuer- und Umverteilungsstaats gleichzeitig, dass seine Fachleute selbst von vielen Folgen überrascht sein werden.



      Heerscharen von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern sind spätestens seit heute auf der Suche nach Umgehungsmöglichkeiten und Schlupflöchern, Interpretationsspielräumen und Vermeidungsstrategien. Danach schwärmen die Berater zu ihren Kunden aus: Konzerne strukturieren sich um, Privatanleger überprüfen ihre Portfolios, Kapitalgesellschaften ändern ihre Investments. Am Schluss wird es wie immer sein, wenn überkomplizierte staatliche Regeln auf die gnadenlose Kreativität des Marktes treffen: Nicht die besonders Reichen bluten, sondern die besonders Dummen. Von mehr Gerechtigkeit keine Spur.

      Die Sozialdemokraten und die Grünen werden dafür sorgen, dass den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern auch im weiteren Jahresverlauf nicht die Arbeit ausgeht. Kaum hat Hans Eichel sein Haushalts- und Finanzpaket auf den Weg gebracht, werden bereits die nächsten Überraschungen geschnürt. Die beiden SPD-Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück betreiben die Wiedereinführung der Vermögensteuer, die sich in ihrer unrühmlichen Vergangenheit als besonders bürokratisches Arbeitsbeschaffungsprogramm für die Finanzämter erwiesen hat. Anderen Sozialdemokraten ist eine Erhöhung der Erbschaftsteuer besonders wichtig, während ihre grünen Koalitionsfreunde lieber weiter an der Ökosteuerschraube drehen würden. Auch die nochmalige Verschiebung der Einkommensteuersenkung wird von den vereinigten Linken bereits heftig gefordert. Wer ernsthaft glauben sollte, dass wir mit dem gestrigen Kabinettstück bereits das gesamte Folterinstrumentarium der nächsten Jahre gesehen haben, dem muss man leider sagen: Träum weiter.

      Ob im Gesundheitsbereich, bei der Rente oder beim Staatshaushalt: die gestrigen Koalitionsbeschlüsse basieren auf vielen schönen Annahmen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht eintreffen werden. Was ist, wenn das Wirtschaftswachstum 2003 noch schwächer ausfallen wird, als die Regierung bisher annimmt? Worauf müssen wir uns einstellen, wenn die Hartz-Reform nicht zur bereits eingeplanten Reduzierung der Arbeitslosenzahlen führt? Die Antwort auf beide Fragen kann nach unseren Erfahrungen der letzten Wochen nur heißen: Wir müssen mit weiteren Belastungen für die Bürger und für die Unternehmen rechnen. Es sei denn, der Kanzler wirft doch noch das Ruder um 180 Grad herum. Bis zu den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen herrscht Ruhe vor dem Sturm. Spätestens im März werden wir sehen, was als Nächstes auf uns zukommt. Leider muss man befürchten: Es wird nichts Gutes sein. Außer vielleicht für die Steuerberater. Die Wirtschaftsprüfer. Und vielleicht die Konkursverwalter.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 20. November 2002, 20:11 Uhr
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      schrieb am 20.11.02 23:10:43
      Beitrag Nr. 1.344 ()
      Bald flächendeckende Meldungen über Zinsen und Veräußerungsgewinne


      Eichel schafft gläsernen Steuerbürger



      Für Steuersünder und Sozialbetrüger wird es eng: Bundesfinanzminister Hans Eichel will flächendeckende Kontrollmitteilungen über Kapitalerträge an Finanz- und Sozialbehörden einführen. Der Schritt zum gläsernen Steuerbürger ist kaum noch zu verhindern: Der Bundesrat muss nicht zustimmen.




      asr/sm/ke BERLIN/DÜSSELDORF. Das Bundesamt für Finanzen in Bonn wird immer mehr zur Superbehörde von Hans Eichel im Kampf gegen Steuerhinterziehung. Künftig sollen dort Kontrollmitteilungen über sämtliche Kapitaleinkünfte und private Veräußerungsgewinne der Bürger zusammenlaufen und an die zuständigen Finanzämter weitergeleitet werden. Das ergibt sich aus dem Entwurf des neuen Steuervergünstigungsabbaugesetzes.

      Darin heißt es, dass nicht nur die Finanzbehörden, sondern auch Sozialleistungsträger vom Bundesamt Kontrollmitteilungen über Kapitaleinkünfte und Veräußerungsgewinne erhalten sollen. Damit dürfte es insbesondere den Sozial- und Arbeitsämtern wesentlich leichter fallen, Vermögen von Leistungsempfängern aufzuspüren. Auch Krankenversicherungen können prüfen, ob Rentner, die auch aus Vermögenserträgen Kassenbeiträge zahlen müssen, vollständige Angaben machen.

      Mit dem neuen System von Kontrollmitteilungen, das für sich genommen nicht vom Bundesrat gebilligt werden muss, sollen nicht nur künftige Tricksereien verhindert, sondern auch Steuer- und Sozialbetrug aus der Vergangenheit aufgespürt werden, hieß es im Finanzministerium. Falls die Finanzämter auf Grund der Meldungen vermuten, dass frühere Erträge nicht versteuert wurden, können sie vom Steuerpflichtigen auch Auskünfte über vergangene Jahre verlangen, hieß es in Eichels Umfeld. Bei begründetem Verdacht auf Steuerverkürzung sei auch die Bank dem Finanzamt zur Auskunft verpflichtet.

      Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DStG) begrüßte die Pläne als wirksames Instrument zur Bekämpfung des Steuerbetrugs. Zugleich betonte sie, dass die Finanzbeamten durch die Abarbeitung der flächendeckenden Kontrollmitteilungen keineswegs überfordert würden. Da die Meldungen auf elektronischem Wege beim Bundesamt für Finanzen eingingen und von dort an die zuständigen Heimatfinanzämter gelangten, sei dort nur wenig Verwaltungsaufwand zu erwarten. „Die meisten Bearbeiter sind technisch bereits so gut ausgestattet, dass sie die Meldungen direkt am Bildschirm überprüfen können“, sagte DStG-Chef Dieter Ondracek dem Handelsblatt.

      Neben Zinseinkünften stehen vor allem Veräußerungsgewinne aus Wertpapiergeschäften im Visier der Steuerbehörden. Unlängst hatte der Bundesfinanzhof (BFH) hier ein erhebliches Vollzugsdefizit bei der Steuererhebung festgestellt. Solche Spekulationsgewinne seien zwar einkommensteuerpflichtig. Faktisch würde die Steuer aber nur von ehrlichen Steuerbürgern gezahlt, da es den Behörden an Kontrollmöglichkeiten fehle, so die obersten Finanzrichter.

      Doch damit soll jetzt Schluss sein. Veräußerungsgewinne aus Wertpapiergeschäften werden ab dem 21. Februar mit 15 % besteuert. Die bisherige Freigrenze wird von 512 auf 500 Euro gesenkt. Für Aktien greift das Halbeinkünfteverfahren, so dass sich der Steuersatz faktisch halbiert. Für Investmentfonds gilt: Veräußerungsgewinne sind beim Anleger grundsätzlich steuerpflichtig, unabhängig davon, ob diese Gewinne ausgeschüttet oder thesauriert werden und ob diese Gewinne beim Anleger zum Privat- oder Betriebsvermögen gehören. Das Halbeinkünfteverfahren wird in dem Umfang angewandt, in dem die Gewinne aus Aktiengeschäften des Fonds resultieren, heißt es in den Erläuterungen zum Gesetzentwurf. Details müssten abschließend noch geklärt werden, hieß im Bundesfinanzministerium. Hier sei man noch im Gespräch mit der Investmentfondsbranche.

      Das Bundesfinanzministerium will in jedem Fall sicher stellen, dass ein Anleger, der in Fonds investiert, steuerlich nicht besser oder schlechter gestellt wird, als ein Anleger, der direkt in Wertpapiere investiert. Auf Ebene des Fonds werden Veräußerungsgewinne nicht besteuert. „Eine Doppelbesteuerung soll vermieden werden“, stellte die Parlamentarische Staatssekretärin Barbara Hendricks (SPD) klar.

      Damit der Anleger seine Steuererklärung ordnungsgemäß ausfüllen kann, werden Banken verpflichtet, ihren Kunden die erforderlichen Daten zur Verfügung zu stellen.

      Quelle: Handelsblatt


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 20. November 2002, 09:20 Uhr
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:19:15
      Beitrag Nr. 1.345 ()
      Vermehrte Schließungen von Hedge-Fonds wegen magerer Renditen


      Hedge-Fonds geht das Geld aus



      Schwache Performancewerte und launische Anleger haben eine zunehmende Zahl von Hedge-Fonds zur Aufgabe getrieben.


      vwd NEW YORK. Nach einer am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Aufstellung von Credit Suisse First Boston Tremont Index LLC wurden in diesem Jahr bereits 223 der 1 757 in der so genannten TASS-Datenbank geführten Hedge-Fonds geschlossen. Daraus errechne sich eine Schließungsquote von 12,7 Prozent verglichen mit 4,8 Prozent im Vorjahr und 1,6 Prozent im Jahr 2000. CSFB/Tremont ist ein Joint Venture zwischen Credit Suisse First Boston und Tremont Advisers, die die Datenbank TASS betreiben.

      Nach dem Boom der vergangenen Jahre, als viele Fondsmanager neue Hedge-Fonds auflegten, sei nun Ernüchterung eingetreten. Schwache Renditen machten es den Managern zunehmend schwieriger, neue Gelder einzusammeln. Nach Meinung von CSFB/Tremont-President Oliver Schupp wird die Schließungsrate noch steigen, insbesondere bei kleinen Fonds, da diese ihre Kosten nicht alleine durch die Verwaltungsgebühren von p.a. ein bis zwei Prozent der Anlagegelder decken könnten. Ein Großteil des Verdienstes stamme aus der Performance-Beteiligung von 15 bis 20 Prozent. Blieben Kursgewinne aus, werde es naturgemäß eng für die Fonds.

      Selbst größere Fonds, die üblicherweise mit den Verwaltungsgebühren alleine gut wirtschaften könnten, hätten jetzt zu kämpfen und erwögen wegen der heftigen Verluste im Jahresverlauf eine Schließung. Denn die meisten Hedge-Fonds seien verpflichtet, das verlorene Geld zurückzugewinnen, bevor sie wieder Performancegebühren erhöben. Laut Schupp verlieren 80 Prozent der in der Datenbank registrierten Fonds derzeit Geld. Branchenweit erwartet er für dieses Jahr die Schließung von 700 bis 800 Hedge-Fonds.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 20. November 2002, 10:33 Uhr
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:20:43
      Beitrag Nr. 1.346 ()
      US-Konkurs als großer ABS-Betrugsfall?

      Schwere Vorwürfe gegen National Century - Systemisches Risiko im Markt für verbriefte Forderungen


      ku New York - Der Fall um den Konkurs des US-Krankenhausfinanzierers National Century scheint sich zu einem größeren Betrugsfall im Bereich Asset Backed Securities (ABS) auszuweiten. Darauf deuten jedenfalls Vorwürfe des Chicagoer Kreditinstituts Bank One hin, das für einen Teil der von National Century aufgelegten Anleihen im Volumen von insgesamt 3,3 Mrd. Dollar als Treuhänder fungiert. Die nicht-börsennotierte National Century war bis zum Konkurs Anfang dieser Woche einer der größten Finanzierer im amerikanischen Gesundheitswesen. Die Gesellschaft hatte sich darauf spezialisiert, Forderungen aufzukaufen, zu bündeln und als Asset Backed Securities zu verbriefen. Die Gesellschaft war im Oktober in Schwierigkeiten geraten, nachdem sie auf Notreserven zugreifen musste, die für den Fall unterhalten werden, dass erwartete Zahlungen, die als Sicherheiten für die Anleihen dienen, ausbleiben. Die Ratingagentur Moody`s hatte darauf hin die Bonitätsnote der Bonds um nicht weniger als 12 Stufen gesenkt, Fitch hatte das Rating sogar komplett zurückgezogen ...
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:23:48
      Beitrag Nr. 1.347 ()
      Leitartikel:



      Ökonomen in der Sinnkrise

      Von Stephan Lorz

      Der zunehmende Einfluss angelsächsischen Denkens auf die kontinentaleuropäische Finanzwelt macht auch vor der Zunft der deutschen Volkswirte nicht Halt. Einerseits sorgt er zwar dafür, dass die bislang als markt- und praxisfern geltenden Ökonomen klassischer Prägung etwas stärker als zuvor die aktuellen Entwicklungen und das Verhalten der Marktakteure in ihre Betrachtungen einbeziehen. Zum anderen aber werden sie, wenn sie sich ganz an den "aktuellen Rand" begeben, auch in immer stärkerem Maße von der Finanzwelt vereinnahmt und von ihr regelrecht instrumentalisiert. Schließlich sollen sie die Sicht der Marktakteure bestätigen und ökonomisch untermauern - nicht erschüttern.
      Speziell die Bankenvolkswirte werden von den Analysten und Händlern immer wieder zu entsprechendem Denken angehalten und dabei - wie in den USA üblich - an der kurzen Leine gehalten. Denn die Märkte verlangen schnelle und damit notgedrungen eher oberflächliche Bewertungen, dafür aber mit eindeutigen Signalen. Daumen rauf, Daumen runter - Volatilität ist schließlich gut für die Vermittler von Marktgeschäften. Denn vor allem die Dynamik bringt den Profit. Die Zweiteilung des volkswirtschaftlichen Research bei der Deutschen Bank in Global Markets (marktnah) und DBResearch (eher fundamental orientiert) ist Ausdruck für diese Dichotomie der ökonomischen Analyse.

      Und so werden fast im Wochentakt die Prognosen den neuesten Konjunkturindikatoren angepasst. Beständigkeit, die eine Richtschnur auch für die Märkte sein kann (und sollte), weil sie manche Wahrnehmungen am aktuellen Rand relativiert und auf ihre tatsächliche Bedeutung reduziert, ist nicht mehr angesagt. Stattdessen bestimmt Aktionismus den Alltag. Einzelnen Konjunkturindikatoren und Stimmungsindizes wird dabei größere Bedeutung beigemessen als den Fundamentaldaten insgesamt, obwohl klar ist, dass viele dieser Indikatoren vorläufig sind, immer wieder drastisch revidiert werden müssen oder auf Umfragen beruhen, die nicht repräsentativ sind. Und so können etwa neueste Daten über das Konsumentenvertrauen der Universität Michigan an den Märkten Abermilliarden an Dollar bewegen, obwohl nur 500 Haushalte die Fragen beantworten, die ein 285-Millionen-Volk bewegen. Dabei hat die jüngste Vergangenheit gezeigt, dass viele der darauf basierenden Voraussagen nicht viel wert waren. Doch der Hunger der Märkte nach irgendwie "neuen" Informationen nimmt darauf keine Rücksicht. Die Akteure beißen zu - und die Volkswirte machen mit.

      Bundesbank-Chefökonom Hermann Remsperger hat erst unlängst die Indikatorgläubigkeit der Volkswirte kritisiert und auf die mangelnde Qualität der darauf aufbauenden volkswirtschaftlichen Analysen hingewiesen. Er wundere sich, mit "welch hohen Ansprüchen Konjunkturprognosen vorgetragen werden, obwohl wir doch wissen, wie begrenzt und revisionsanfällig unsere Kenntnisse über die Vergangenheit sind". Stattdessen, so Remsperger, entfachten kleine Unterschiede hinter dem Komma regelrechte Prognosewirbel. Gerade die Volkswirte, denen diese Unzulänglichkeiten bekannt sind, so möchte man hinzufügen, sollten sich deshalb zurückhalten. Die Fehlermargen der eigenen Prognosen sind schließlich in der Regel deutlich größer als die durch neue Indikatordaten heraufbeschworene Vorhersagekorrektur.

      Doch die Entwicklung geht noch weiter: So ist oft nicht der aktuelle Wert des Konjunkturindikators Maßstab der Beurteilung, sondern dessen Abweichung von der selbst erstellten oder im Konsens abgebildeten Prognose. Je extremer also die Prognose etwa des Verbrauchervertrauens vorher ist, umso größer ist die Chance einer Abweichung - und umso deutlicher können die Märkte darauf reagieren. Früher war es die Aufgabe der Händler, solche "Erwartungen" zum Besten zu geben, um sich dann selbst danach zu richten. Inzwischen wird dies mit geradezu wissenschaftlicher Akribie in immer stärkerem Maße von Volkswirten übernommen und in die Öffentlichkeit getragen. Mehr und mehr wird die ökonomische Analyse damit selbstreferentiell, beschäftigt sich nur noch mit sich selbst.

      Es wäre nun eigentlich Aufgabe der Volkswirte, diese Entwicklungen in ihrer Zunft zu diskutieren. Doch sie sehen sich derzeit auch auf anderen zentralen Feldern bedroht - ebenfalls von US-Ökonomen. Schon länger hinterfragen jene nämlich das Konzept des "homo oeconomicus", des rational handelnden Marktteilnehmers, das die klassische Wirtschaftswissenschaft wie ein roter Faden durchzieht und damit eine der Existenzgrundlagen für das Fach darstellt. Die Verleihung von Nobelpreisen für diese neueren Forschungen adelt deren Kritik gewissermaßen. Und erst vor kurzem hat der Wissenschaftsrat den Volkswirten empfohlen, mehr empirische Forschung zu betreiben und stärker als bisher auch Erkenntnisse aus der Soziologie und Psychologie aufzunehmen; ein Affront für viele Wirtschaftswissenschaftler, die es sich in ihren Theoriegebäuden bequem eingerichtet haben.

      Insofern stecken die Ökonomen derzeit in einer Sinnkrise. Eine Hinwendung zu den (Finanz-)Märkten erscheint nötig und sinnvoll, auch und vor allem für die stark theoriegeprägten Fachbereiche. Allerdings sollte das, wie die Beispiele aus der Finanzwelt zeigen, mit der nötigen Distanz geschehen. Marktakteure dürfen die Ökonomen nicht werden, auch wenn vielen, die gerne ihre Lehrsätze in TV-Talkrunden verkünden, marktnahe Erfahrungen nicht schaden würden.




      Börsen-Zeitung, 21.11.2002
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      schrieb am 20.11.02 23:25:00
      Beitrag Nr. 1.348 ()
      Prognos: Wachstumsschwäche setzt sich fest

      Halbierung der Arbeitslosigkeit bis 2020 nicht zu schaffen -
      Beschäftigung im Bankgewerbe sinkt weiter


      lz Frankfurt - Große Wachstumssprünge sind nach Ansicht des Prognos-Instituts in Basel in den nächsten 20 Jahren in Deutschland nicht zu erwarten. Die demografische Entwicklung wird die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf im Schnitt 1,9 % beschränken, sagte Prognos-Experte Michael Schlesinger bei der Vorstellung des "Deutschland-Report 2002 - 2020" ...
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      schrieb am 20.11.02 23:26:21
      Beitrag Nr. 1.349 ()
      Elektroindustrie kann für 2003 keine Zeichen einer Erholung erkennen

      Verlagerung ins Ausland nimmt wieder zu - Investitionsstau in Europa


      po Frankfurt - Mehr als verhalten fällt der erste Ausblick der deutschen Elektroindustrie in das nächste Jahr aus. Selbst unter günstigsten Bedingungen sei keine Rückkehr zu einer nachhaltigen Belebung absehbar, betont Gotthard Graß, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Bei Umsatz und Produktion sei selbst das gedrückte Niveau von 2002 kaum zu erreichen. Die Branche werde unter der Nullline bleiben, "es kann aber auch deutlich schlechter werden". Graß begründete die skeptische Haltung mit den Ausrüstungsinvestitionen, die in Deutschland dieses Jahr erheblich um 7 % sinken dürften. Auch für 2003 sei hier ein kräftiges Minus zu erwarten. Die verständliche Zurückhaltung der Investoren und Verbraucher berge die Gefahr, "dass wir uns in eine weitere Rezession regelrecht hineinsparen", sagte Graß ...
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      schrieb am 20.11.02 23:45:38
      Beitrag Nr. 1.350 ()
      Börsianer befürchten eine Deflationsspirale

      Rot-grüne Fiskalpolitik gilt als zusätzliche Belastung für die Wirtschaft. Auch die Europäische Zentralbank steht in der Pflicht


      von Beatrix Wirth


      Berlin – Buhmann Schröder: Von allen Seiten bekommt der Kanzler sein Fett weg – auch von den Börsianern. Am Tag der Kabinettsberatungen über die geplanten Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen ließ sich am Dax ablesen, was Investoren vom Regierungskurs halten. Wieder einmal tauchte der deutsche Aktienindex deutlich tiefer ab als die europäische Konkurrenz. Darin spiegeln sich Befürchtungen, die Volkswirte mit einem Wort zusammenfassen: Deflation. „Deutschland hat nun alle Kriterien erfüllt, die üblicherweise für eine starke Deflationsgefahr sprechen“, sagt Véronique Riches-Flores, Chefökonomin für Europa bei der Société Générale. „Der Wechselkurs ist zu hoch, die Preise für Aktien und Immobilien fallen, die Konsumentennachfrage kollabiert, die Kreditvergabe sinkt, die Geldpolitik ist restriktiv. Das einzige, was bislang noch gefehlt hatte, war die nun eingeschlagene strenge Fiskalpolitik.“


      Unter Deflation verstehen Volkswirte einen anhaltenden Preisverfall. Er führt dazu, dass die Verbraucher ihre Anschaffungen auf später verschieben in der Hoffnung, die Waren dann noch billiger zu bekommen. Dies kann eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang setzen: Bei den Unternehmen sinken der Absatz und die Gewinne, Investitionen werden zurückgestellt, Löhne gekürzt oder gleich Mitarbeiter entlassen – woraufhin der Verbrauch noch stärker zurückgeht. „Die Deflation nährt die Rezession und diese wiederum die Deflation“, beschreibt Joachim Fels von Morgan Stanley den Teufelskreis. Allenfalls für die Rentenmärkte eröffnet dieses Szenario interessante Perspektiven. Für die konjunktursensiblen Aktien wäre es jedoch eine Katastrophe – selbst wenn eine Deflation in Deutschland keine Rezession, sondern „nur“ ein anhaltend schwaches Wirtschaftswachstum zur Folge hätte, wie die Ökonomen von Schroder Salomon Smith Barney (SSSB) meinen.
      welt.de
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      schrieb am 20.11.02 23:49:18
      Beitrag Nr. 1.351 ()
      600 000 Jobs im Handwerk in Gefahr

      Die Branche klagt über schweren Umsatzeinbruch – ZVEI: Beschäftigung ist auf dem Tiefststand


      Mit der wirtschaftlichen Lage im Handwerk geht es abwärts
      Foto: ddp
      Berlin - Die wirtschaftliche Lage im Handwerk und in der Elektro-Industrie ist trostlos. Das ist das Fazit der jüngsten Konjunktur-Prognosen beider Branchenverbände, die in Berlin und Frankfurt vorgestellt wurden.


      Allein in diesem Jahr könnten durch Kaufzurückhaltung und Wirtschaftsflaute voraussichtlich fast 300 000 Arbeitsplätze wegfallen, sagte Handwerks-Präsident Hanns-Eberhard Schleyer anlässlich der Präsentation einer neuen Konjunktur-Analyse seines Verbandes. Im kommenden Jahr würden mindestens 100 000 weitere Jobs abgebaut. Je nachdem, wie die Belastungen für Bürger und Betriebe durch die rot-grüne Regierung ausfalle, könne diese Zahl aber auch auf bis zu 300 000 steigen. Schleyers Angaben zufolge rechnet der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) für dieses Jahr mit einem Umsatzrückgang von rund 4,5 Prozent. Im kommenden Jahr werden die Einbußen demnach voraussichtlich ein bis drei Prozent betragen.


      Mit seiner aktuellen Prognose ist der ZDH pessimistischer als noch vor wenigen Wochen. Damals hatte der Verband noch ein Umsatzminus für 2002 von gut drei Prozent vorausgesagt, nachdem er ursprünglich ein Minus von knapp einem Prozent erwartet hatte. Schon im Jahr 2000 hatte das Handwerk mit einem kleinen Minus abgeschlossen, 2001 lag der Rückgang bei rund zwei Prozent. Die Beschäftigung war im vergangenen Jahr um 200 000 gesunken. Inzwischen habe der Stellenabbau ein bislang nicht gekanntes Ausmaß erreicht, sagte Schleyer. Ende 2001 beschäftigte das Handwerk rund 5,7 Millionen Menschen.


      Der ZDH hatte in seiner Konjunkturumfrage 22 000 Handwerksbetriebe befragt. Fazit: Mit einem kurz- und mittelfristigen Aufschwung wird nicht gerechnet. 28 Prozent der Firmen in West- und 31 Prozent in Ostdeutschland planen, sich schon in diesem Winter von weiteren Mitarbeitern zu trennen. Viele kleine und mittlere Unternehmen wollen ihre ohnehin niedrigen Investitionen noch weiter zurückzufahren.

      600 000 Jobs im Handwerk in Gefahr (2)

      Auch die deutsche Elektro-Industrie hat nach Einschätzung ihres Zentralverbandes wegen der weltweiten Konjunkturschwäche ein weiteres trübes Geschäftsjahr vor sich. Die Aussichten hätten sich auch wegen schlechterer politischer Rahmenbedingungen eingetrübt, sagte Gotthard Graß, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Allerdings werde der Umsatz 2003 auch bei einer besseren weltweiten Konjunktur und politischen Kurskorrekturen unter dem des laufenden Jahres liegen.


      Für das laufende Jahr bekräftigte der Verband frühere Prognosen, die für die Branche ein Umsatzminus von vier Prozent auf 154 Milliarden Euro voraussagen. Bis Ende September habe der Umsatzrückgang sechs Prozent auf 113 Milliarden Euro betragen. Die Produktion werde wegen gut gefüllter Lager und der Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland deutlicher zurückgehen. „Die Beschäftigung in der deutschen Elektrotechnik- und Elektronikindustrie wird, so steht zu befürchten, bis Jahresende auf 840 000 zurückgehen. Das wäre der tiefste Stand seit 1960“, sagte Graß. Von Oktober 2001 bis September 2002 seien rund 40 000 Arbeitsplätze abgebaut worden.


      Eine der Hauptursachen für die sich verschärfende Krise der Branchen ist nach Einschätzung der Verbände die Wirtschaftspolitik der Regierung. Die geplante Erhöhung der Steuern, Abgaben und Sozialbeiträge sei „Gift für die Wirtschaft“. DW
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:51:30
      Beitrag Nr. 1.352 ()
      Konjunktur


      Am Tropf der Schwarzarbeit

      Durch positive Rückflüsse in die legale Wirtschaft wird die Schwarzarbeit zu einer wichtigen Konjunkturstütze.





      Während in Deutschlands Wirtschaft die Angst vor der Rezession umgeht, hat die Schwarzarbeit Hochkonjunktur. Das Wachstum der Schattenwirtschaft sichert nach Ansicht des Ökonomen Friedrich Schneider durch Rückflüsse in die legale Wirtschaft „Arbeitsplätze und Steuern“. Diese Effekte bezifferte Schneider für 2002 auf 245 Milliarden Euro oder etwa 70 Prozent der mit Schwarzarbeit erzielten Umsätze.

      „Ein Großteil der Leistungen fließt wieder zurück in die legale Wirtschaft, etwa wenn ein Schwarzarbeiter sein Material im Baumarkt kauft“, erklärte der Schwarzarbeit-Experte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des Wirtschaftsmagazins Impulse.

      Bekämpfung derzeit wenig sinnvoll

      Deswegen werde die von der Bundesregierung angestrengte Bekämpfung der illegalen Arbeit die Wirtschaft unter den derzeit herrschenden Rahmenbedingungen weiter abwürgen, prognostizierte Schneider.

      Die Schattenarbeit werde im kommenden Jahr Deutschlands verlässlichste Konjunkturstütze sein. Nach Schneiders Prognosen wird sie 2003 um mindestens das Dreifache der offiziellen Wirtschaft steigen, für die laut Herbstgutachten ein Wachstum von 1,4 Prozent vorhergesagt wird. Sie werde um mindestens 15 bis 20 Milliarden auf 365 bis 370 Milliarden Euro wachsen.

      Problemfall 325-Euro-Jobs

      Dennoch müsse die Schattenwirtschaft zurückgedrängt werden, erklärte der Ökonom aus Österreich: „Denn die Subventionierung der regulären durch die Schattenwirtschaft funktioniert nur so lange, wie ausreichend Steuern und Abgaben legal erwirtschaftet werden.“

      Dieses Verhältnis sei aber längst aus den Fugen, erklärte Schneider. Die Aufstockung der 325-Euro-Jobs in Teilbereichen sei allerdings der falsche Weg. Ein Eindämmen der Schwarzarbeit sei nur möglich, wenn in allen Branchen, vor allem in der Gastronomie und im Handwerk, die 325-Euro-Grenze falle.
      (sueddeutsche.de/AP)
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:53:56
      Beitrag Nr. 1.353 ()
      bluemoons:


      Weshalb Anpassung der Deutschen Volkswirte an den
      angelsächischen Aktionismus?

      Aktionismus kennen wir doch seit Jahrzehnten -

      von unseren Regierungen.


      mfg
      thefarmer
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:58:10
      Beitrag Nr. 1.354 ()
      US-Aktienmarkt schwankt zwischen Bullen und Bären

      20. November 2002 Der Bärenmarkt hätte am 9. Oktober, als Standard & Poor`s 500 Index und Dow Jones Industrial Average auf den tiefsten Stand seit 1997 fielen, zu Ende sein können. Trotzdem tun sich die Investoren schwer damit, den Beginn eines neuen Bullenmarkts auszurufen.

      Sie befinden sich in einem Niemandsland, denn nicht jede Kursentwicklung kann eindeutig den Bullen oder den Bären zugesprochen werden, erklärt Jeffrey Hirsch, Herausgeber des Stock Trader`s Almanac. Nach dem Bärenmarkt von 1973 und 1974, bei dem der S&P 500 fast 50 Prozent und der Dow 45 Prozent verloren haben, begann der nächste nachhaltige Bullenmarkt erst 1982, meint Hirsch.

      Warten auf den nächsten klaren Trend

      Möglicherweise müssen sich die Investoren auch diesmal einige Jahre gedulden. "Die Indizes werden sich eine Weile lang seitwärts bewegen", prognostiziert Matthew Kelmon, Fondsmanager bei Kelmoore Investment Co. in Palo Alto, Kalifornien. "Aber das heißt nicht, dass mit Aktien in dieser Zeit kein Geld zu machen ist." Er setzt auf Unternehmen wie Microsoft Corp., Merck & Co. und Philip Morris Cos.

      Einige Investoren gehen davon aus, dass US-Aktien in den nächsten Jahren eher an die Entwicklung der 70er als an die der 90er Jahre anknüpfen werden. Damals legte der S&P 500 pro Jahr 5,8 Prozent zu. In den 90er Jahren brachte es der Leitindex auf einen jährlichen Anstieg von 15,3 Prozent.

      Die acht Jahre, die auf den Bärenmarkt von 1974 folgten, waren eine "Handelsspannenperiode", erklärt Sam Burns, Analyst bei Ned Davis Research. Den steilsten Anstieg verzeichnete der US- Aktienmarkt vom 27. März 1980 bis zum 28. November 1980, als der S&P 500 Index 43 Prozent kletterte, angeführt von RadioShack Corp. Allerdings musste die Benchmark über die Hälfte davon in den darauffolgenden 21 Monaten wieder abgeben.

      Oft handelt es sich nur um spekulative Erholungsbewegungen

      Seit seinem Allzeithoch im März 2000 hat der S&P 500 Index 41 Prozent verloren. Ob die aktuelle Aufwärtsbewegung anhält, seit dem 9. Oktober konnte der Leitindex 16 Prozent zulegen, ist fraglich. Die Bilanzskandale, in die große Unternehmen verstrickt waren, und die Interessenkonflikte, die den Analysten der Wall Street nachgesagt werden, haben das Vertrauen in den Aktienmarkt schwer erschüttert. Auch die Kriegsgefahr im Nahen Osten und die Angst vor weiteren Terroranschlägen auf US-Ziele dürften eine Erholung verhindern.

      Als "Bremsfaktor" sehen einige Investoren auch die Aktien, die die Rally der letzten sechs Wochen getragen haben. Der Kurs des Glasfaserherstellers Corning Inc. ist seit dem 9. Oktober 208 Prozent gestiegen. Die Kurse von Sprint Corp. und Solectron Corp. haben sich im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt. Doch im Vergleich zu ihren Allzeithochs im März 2000 haben alle drei über 90 Prozent an Wert verloren.

      "Diese arg gebeutelten Werte sind nicht zwangsläufig die, die man im Portefeuille haben will", warnt George Mairs, Präsident von Mairs & Power Inc. Dem kann Liz Ann Sonders, Fondsmanagerin bei U.S. Trust Co., nur zustimmen. Sie setzt auf Unternehmen, die neue Produkte auf den Markt bringen und ihre Preise anheben können. "Charakteristisch für die aktuelle Ertragslage ist, dass die Unternehmen unfähig sind, ihre Preise anzuheben."

      Technologiekollaps ist die Bärenmutter

      Vor mehreren und miteinander konkurrierenden Bärenmärkten warnt Donald Coxe, Chairman und Vorstandsvorsitzender von Harris Investment Management in Chicago. Die Technologieaktien bilden seiner Ansicht nach einen Bärenmarkt für sich. Sie waren der Antriebsmotor der "bulligen" 90er Jahre, zählen seitdem aber zu den Schlusslichtern. "Der Technologiekollaps ist die Bärenmutter", meint Coxe.

      Darüber hinaus gebe es noch einen breiteren Bärenmarkt, dem die zyklischen Werte zuzuordnen. Dieser "Bärenvater" sei eine rezessionsbedingte Abschwungphase. "Ich befürchte, dass sich der Markt von seinem Tief am 9. Oktober nicht so schnell erholen wird. Wenn doch, dann sind es mit Sicherheit nicht die Technologiewerte, die ihn da rausholen. Denn ihre Kursgewinne kann man nicht ernst nehmen."

      Text: Bloomberg
      Bildmaterial: AP
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      schrieb am 21.11.02 22:38:00
      Beitrag Nr. 1.355 ()
      OECD: US-Konjunkturwachstum schwächer


      Die Organsiation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD teilt am Donnerstag mit, dass die Wirtschaftserholung in den USA sich abgeschwächt habe, und auch wenn die Wirtschaft sich im Jahr 2004 erholen sollte, müsse sie sich doch einer Reihe ernsthafter Herausforderungen stellen.

      "Der jüngste Rückgang der Industrieproduktion und der Beschäftigung könnten einen betonteren, immenenten Rückgang der Aktivität siganlisieren, besonders wenn private Haushalte ihre Aktivität einschränken," hieß es im November Economic Outlook der OECD.

      Bis Mitte 2003 könnte die US-Zentralbank den Leitzins auf dem aktuellen 40-Jahrestief belassen. Der aktuelle November Ausblick rechne allerdings damit, dass der Ölpreis nicht wieder stark ansteigen wird. Ein Anstieg des Ölpreises sei aber besonders durch einen drohenden Irakkrieg möglich.

      Die OECD rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum in den USA im Jahr 2002 bei 2.3% und im Jahr 2003 bei 2.6% liegen werde. Im Jahr 2004 soll sich das Wachstum auf 3.6% beschleunigen.

      Die OECD schätzt, dass das Handelsbilanzdefizit im Jahr 2004 5.25% des Bruttoinlandsproduktes ausmachen werde, was deutliches Abwärtsrisiko für den Dollar generiere.[/b9

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 22:39:12
      Beitrag Nr. 1.356 ()
      FX Analytics: Wie lange steigt der Dow Jones noch?


      David Solin, Partner und technischer Analyst von FX Analytics, empfiehlt den Anlegern, nicht in die Long-Seite "reingezogen" zu werden, da er weiterhin einen wichtigen Hochpunkt im Dow Jones Industrial erwartet. Der Dow Jones wird laut Solin vermutlich zurück auf die Septembertiefs bei 7,197.49 Stellen fallen und möglicherweise sogar darunter. Jeder Hochpunkt, der nun markiert werde, erhöhe die Zahl der bullishen Anleger, so Solin. Ein Hochpunkt der Bullenquote sei gleichzeitig oft ein Signal für einen wichtigen Hochpunkt im Markt, hieß es. Widerstände sieht der Analyst im Dow Jones bei 8,925 bis 8,955 Stellen. Zuletzt steigt der Index um 202.38 Stellen auf 8,825 Punkte.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 22:49:49
      Beitrag Nr. 1.357 ()
      Dividendenrendite Deutschland



      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 22:58:35
      Beitrag Nr. 1.358 ()
      Editorial: Über Schmerzen, Reformen und Moral (21.11.2002)

      "No pain, no gain." Das ist ein alter Börsianerspruch. Er will sagen, dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß, auch den Angstschweiß, gesetzt haben. Michael Hartnett, der europäische Chefstratege von Merrill Lynch, Frankfurt, hat ihn vor einigen Wochen zunächst mit Blick auf die Verhältnisse am deutschen Aktienmarkt in "No pain, no pain" abgewandelt, was, etwas frei übersetzt, bedeuten sollte "Um Gottes willen nichts, was wehtut!" Gemeint waren Reformen, aber gewiss nicht das, was die Regierung Schröder jetzt als Reformen zu verkaufen sucht.

      Doch Hartnett hatte nicht nur den deutschen Aktienmarkt im Auge, als er von Schmerzen sprach. Er wollte weiter greifen und hatte dabei das ökonomisch immer weiter verfallende Japan im Blick, wo diverse Regierungen seit nunmehr gut einer Dekade längst überfällige strukturelle Reformen entweder scheuen und durch massiven innerparteilichen Widerstand davon abgehalten werden, das Richtige zu tun. Die Regierungen in Tokio wollten und wollen sich noch durchmogeln, um nur ja niemandem weh zu tun.

      Hartnett sieht Parallelen zwischen Japan und Deutschland. Und damit ist er gewiss nicht allein. Warum wir ihn hier zitieren, liegt zum einen an seiner bildhaften, lebendigen Sprache. So spricht er auch vom "Last Chance Saloon", in dem sich Deutschland befinde. Zum anderen ist er einflussreicher Beobachter und Analytiker einer der führenden internationalen Investmentbanken. Daher gelangen seine Betrachtungen auf ungezählte Bildschirme und Schreibtische von sogenannten Entscheidungsträgern in aller Welt.

      Beschlüsse dieser Entscheidungsträger werden nicht ausbleiben, ob Hartnett oder andere diese angeregt haben oder nicht. Die Folge dieser Beschlüsse wird sein, dass künftig Kapital einen Bogen um Deutschland herum macht und bereits vor Ort befindliches abfließt.

      Das wird man in der Anfangsphase dieses schwer zu bremsenden Prozesses nicht merken, doch wenn er sich beschleunigt, kommt das böse Erwachen. Deutsche Bundesanleihen ("Bunds") werden eines nicht zu fernen Tages als Richtgröße (benchmark) für Staatsanleihen in Frage gestellt. Die Regierung in Berlin wird höhere Zinsen auf Anleihen zahlen müssen als andere Länder aus der Region, die eine solide Politik verfolgen und ihren Staatshaushalt in Ordnung halten. Nur so wird Deutschland noch das dringende benötigte Kapital erlangen können. Auch deutsche Unternehmen bekommen die Folgen zu spüren. Am Kapitalmarkt werden sie Risikoaufschläge hinnehmen müssen. Und die deutschen Banken sind ohnehin bereits so in Nöten, dass sie Kredite eher kündigen müssen, als neue vergeben zu können.

      Dies alles riecht intensiv nach Japan. Es scheint, als liefe jetzt auch in Deutschland alles nach Murphy’s Gesetz, wonach schief geht, was nur schief gehen kann. Aber da sind keine finsteren Mächte am Werk, sondern eine Regierung, die, ohne Berücksichtigung von eher zufällig zustande gekommenen Überhangsmandaten, mit einer Mehrheit von sage und schreibe nur rund 6000 (in Worten: sechstausend) Stimmen an die Macht gekommen sein soll.

      Dass sie mit diesen lausig wenigen Stimmen an die Macht gelangen konnte, ist formal unbestreitbar. Es ist aber zu fragen, ob sie damit unter Berücksichtigung aller Umstände moralisch für sich beanspruchen kann, für das deutsche Volk zu handeln. Die Antwort auf diese Frage fällt nicht schwer, wenn man sich erinnert, dass sie die wahre Finanzlage des Landes vor den Wahlen vertuscht und den Eindruck zu erwecken versucht hat, es sei alles unter Kontrolle.

      Ein Rechtsstaat ist per definitionem weder gut noch böse oder moralisch oder amoralisch. Doch eine Regierung, die nach einem modernen Staatsverständnis eine auf Zeit gewählte Treuhänderin der Staatsangelegenheiten (res publica) ist, kann in Sachen Moral ein denkbar schlechtes Vorbild geben. Aber: Eine Opposition, die sich inzwischen auf die fragwürdige Behauptung zurückzieht, sie sei nur dazu da, eine Regierung zu kritisieren und deren Schwächen aufzudecken, ohne Alternativen darlegen zu müssen, ist in diesen schwierigen Zeiten auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Termimmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:06:01
      Beitrag Nr. 1.359 ()
      Deutschland vor erneuter Rezession

      Die deutsche Wirtschaft droht im Winter erneut in die Rezession abzurutschen. Diesen düsteren Ausblick haben Volkswirte führender Banken in einer Umfrage der Financial Times Deutschland (FTD) gegeben.

      "Wir bekommen eine kleine Rezession zum Jahreswechsel", sagte Holger Schmieding, Europa-Chefvolkswirt bei der Bank of Amerika, dem Finanzblatt. Auch andere Bankexperten rechnen damit, dass die Wirtschaft im vierten Quartal 2002 und im ersten Quartal 2003 schrumpft. Zwei aufeinander folgende Quartale mit rückläufiger Wirtschaftsleistung gelten als Rezession.

      Bestätigen sich die Prognosen, rutscht Deutschland tiefer in die Krise als befürchtet. Die meisten Experten waren bisher von einer langsam wachsenden Wirtschaftsleistung oder einer Stagnation ausgegangen.

      Die Schuldigen für die Misere sind schnell ausgemacht. Der Großteil der Schuld wird der Bundesregierung angelastet. "Der Abgabenschock zum Jahreswechsel belastet den Konsum vor allem im ersten Quartal", sagte HSBC-Volkswirt Hessler der FTD. Die Unsicherheit über die geplanten Maßnahmen führe aber schon jetzt dazu, dass Privatleute weniger konsumierten und Firmen Investitionen einschränkten.

      BIP im dritten Quartal gestiegen

      Die latente Gefahr eines Irak-Kriegs wird ebenfalls als dämpfend für die Konjunktur gesehen. Zudem werde der Export durch die Euro-Aufwertung seit Jahresbeginn sowie die schlechte Verfassung der Weltwirtschaft gebremst, so die Volkswirte.

      Sollten die Prognosen der Bankexperten eintreten, käme es in Deutschland zu einem Double Dip, also zwei kurz aufeinander folgende Rezessionen, die durch ein kurze Frist mit steigender Wirtschaftsleistung unterbrochen wird.

      Nach der Rezession im Winter 2001 war die deutsche Wirtschaft zuletzt wieder auf einen leichten Wachstumspfad zurückgekehrt. Im ersten Quartal legte die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent zu.

      Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstagmorgen bekannt gab, lag die Wachstumsrate im zweiten Quartal bei 0,2 Prozent (revidiert von zuvor 0,3 Prozent) und von Juli bis September bei 0,3 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich für das dritte Quartal ein Wachstum von 0,9 Prozent. Die Daten entsprechen den Erwartungen der Analysten.

      © 21.11.2002 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:16:50
      Beitrag Nr. 1.360 ()
      Roland Leuschel

      Ist das Ende der zweiten Kursrallye im aktuellen Bärenmarkt (2000 – 2012) eingeläutet ?

      « Versuchen Sie weiterhin die Markterholungen mit den ihn bekannten Werten auszunutzen. Ich glaube in diesem Oktober 2002 wird wieder eine Kursrallye starten, die eine Aktie wie Allianz auf 120 katapultieren könnte, nur vergessen Sie dabei nicht, Ihren Gewinn glattzustellen (von jetzt 80 auf 120 wären es 50%). », so endete meine letzte Kolumne vom 9. Oktober.

      Nun ich hoffe, Sie haben Ihre Gewinne « glattgestellt » ; denn die Allianz fiel sogar unter 80 und stieg auf 125. Auch andere Empfehlungen (wie IBM von 55 auf 80) konnten rund 50% zulegen. Auch das Ende der ersten Rallye kündigte ich Ende August in meiner Kolumne « Das brutale Ende der Kursrallye des Down Jones an der Fall Street » rechtzeitig an und meine Erfahrungen aus den 70er Jahren : In den Perioden des Tradings muss der Anleger die Börse wie eine kalte Dusche nach der Sauna ansehen : Schnell rein und schnell wieder raus !

      Es gibt mehrere Gründe, die für ein Ende der derzeitigen Kursrallye plädieren, und gute Argumente, warum mittelfristig (3 bis 6 Monate) neue Tiefststände an den Börsen erreicht werden können. Vielleicht steht uns sogar eine « finale Ausverkaufsorgie » bevor. Dann können Sie wieder in aller Ruhe Ihre Value Stocks für die nächste Rallye, und die kommt bestimmt, einkaufen, denn der Bärenmarkt dauert noch ungefähr 10 Jahre. Es braucht halt seine Zeit, bis die fundamentalen Ungleichgewichte abgebaut sind und die Normalität an die Börsen zurückkehrt (unter Anlegerforum.at können Sie meinen ausführlichen Vortrag beim Salzburger Anlegerforum vom 9.11.2002 abrufen).

      Warum also kurzfristig Kasse machen, obwohl Berufsoptimisten, die zu erwartende Korrektur als grosse Chance ansehen : « Die Zeit zum Aktienkauf ist aus historischer Sicht gekommen. Auch die niedrigen Zinsen und das politische Umfeld sprechen dafür. », Artikel von Heiko Thieme in der FAZ vom 11.11. unter dem Titel « Grünes Licht für Aktien ». Was das politische Umfeld anbetrifft, dürfte dieses Argument eher ein Karnevalsscherz zum 11.11. sein. Schon ein paar Tage später schrieb dieselbe FAZ auf der ersten Seite in einer Kolumne : « Wäre Deutschland ein Unternehmen und die Regierung der Vorstand, dann hätte die Staatsanwaltschaft gute Gründe, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung einzuleiten. » Dem wäre nichts hinzuzufügen. Doch der ehemalige Finanzminister und Vorgänger von Hans Eichel, Oskar Lafontaine, schrieb am 17.11. in der Bild Zeitung : « Es ist als wäre Heinrich Brüning wieder auferstanden, jener Reichskanzler, der mit seiner Sparpolitik Massenarbeitslosigkeit verursachte und Hitler den Weg bereitete. » In der Tat ist das die einzige Befürchtung, die ich auch hege ; denn mit Wirtschaftsrezessionen wird man immer fertig, sie gehören zur Natur der Wirschaftsentwicklung, und wir haben zum Beispiel in Belgien im Jahre 2001 die 34. Rezession seit der Schlacht von Waterloo gehabt, und das Land existiert immer noch. Wovor wir uns allerdings fürchten müssen, wäre eine Weltwirtschaftskrise II, Massenarbeitslosigkeit und konsequenterweise politischen Veränderungen. Vergessen wir nicht, dass im letzten Jahrhundert in zwei Ländern für mehrere Jahre der Aktienbesitz sogar verboten war – Sovietunion und Deutschland. Es gibt auch Aktienexperten mit ausgezeichnetem Ruf, die auf Grund fundamentaler und charttechnischer Analyse noch erheblich tiefere Kurse in diesem Bärenmarkt sehen. So zeichnete der bekannte schweizerische Experte Felix Zulauf auf dem bereits erwähnten, gut besuchten 4. Salzburger Forum eine Situation, wonach der Standard & Poor`s 500 charttechnisch in die Gegend von 220 (heutiger Stand rund 900) fallen könnte, glaubt aber, dass bei 300 die Baisse ausgestanden sei.

      Wir riskieren eine Weltwirtschaftskrise II, und es braucht nur die Immobilienblase in den USA oder Grossbritannien zu platzen, dann kann die letzte Stütze der Weltkonjunktur, der Konsum in USA, einbrechen, und der Staat hat bereits sein Pulver verschossen. Die Notenbank ist sowieso nur noch Zuschauer, wie uns die japanische Entwicklung seit Jahren lehrt. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger, Joseph E. Stiglitz, schreibt messerscharf dazu : « Wie mit einem Zauberstab hat es die amerikanische Regierung fertiggebracht, den in 10 Jahren kumulierten Haushaltsüberschuss von 3.000 Milliarden Dollar in ein titanisches Defizit von 2.000 Milliarden in einigen Monaten zu transformieren… Indem sie sich in ein riesiges Steuererleichterungsprogramm lanciert hat, hat die Regierung ähnliche betrügerische Buchhaltungsmethoden angewandt wie Enron… Europa wird Amerika in die Rezession folgen und so den amerikanischen Abschwung verstärken und eine Weltkrise auslösen. » - Trends Tendances 17. Oktober 2002.

      Fazit : Erhöhen Sie wieder Ihre Cash-Position und berücksichtigen Sie dabei die Aufteilung 75% in Euro und 25% in Dollar. Aktien-Engagements sollten auf die Untergrenze von 30% limitiert bleiben. Vergessen Sie auch nicht ein paar Goldbarren in Ihr Portefeuille zu legen. Irgendwann können die Notenbanken kein Gold mehr verkaufen, da sie keine Bestände mehr haben (ein schlimmes Beispiel in der langen Geschichte der Verschleuderung von « Volksvermögen »). Dann könnte die zweitgrösste Wirtschaftsmacht der Welt, China, ein Anlageproblem für ihre Reserven haben : Japanische Yen mögen sie nicht, der amerikanische Dollar könnte einbrechen, und der Euro ist nur eine Art Lückenbüsser, Gold dagegen können die Chinesen physisch in ihr Reich repatriieren. Dann, und ich hoffe es wird nie der Fall sein, werden in ein paar Jahren zwei Dinge bei 4.500 stehen : der Dow Jones und die Feinunze Gold.

      Roland Leuschel


      21.11.2002
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:23:25
      Beitrag Nr. 1.361 ()
      Privatschulden so hoch wie nie zuvor

      Mitten in der Wirtschaftskrise stecken die Deutschen so tief in den Miesen wie nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte. Nach einer Schätzung der Inkasso-Unternehmen sind zwei Millionen Haushalte überschuldet, vor allem junge Leute leben immer stärker auf Pump.



      Berlin - "So schlimm war es noch nie" - diese Aussage konnte Dieter Plambeck, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU), bei einer Pressekonferenz am Donnerstag gleich mehrfach wiederholen.
      Da sind zum einen die privaten Schulden: Nach den Berechnungen des Verbandes lasten inzwischen auf jedem Haushalt 40.000 Euro Schulden. Zwei Millionen Haushalte stecken gar so tief in der Schuldenfalle, dass sie ihre Kredite nicht mehr abzahlen können.

      Der Verband erwartet für 2002 daher rund 30.000 Insolvenzen von Verbrauchern und ehemals Selbständigen - doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. 800.000 Offenbarungseide, 6,1 Prozent mehr als 2001, würden von den Gerichten registriert. Viele Schuldner sind nach Angaben des Verbandschefs gerade einmal volljährig - "sie konsumieren aber wie nach 20-jährigem Berufsleben".

      Durch die private Schuldenmisere wird auch die Zahlungsmoral immer schlechter - und dies, verbunden mit anhaltender Konjunkturschwäche, treibt die Zahl der Firmen-Insolvenzen auf ein rekordverdächtiges Niveau. Nach BDIU-Berechnungen werden dieses Jahr rund 41.500 Unternehmen Pleite gehen - fast ein Drittel mehr als noch 2001. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden werde sich auf fast 50 Milliarden Euro summieren. 650.000 Arbeitsplätze gingen durch indirekte oder direkte Auswirkungen der Insolvenz-Welle verloren.

      Der Verbandschef forderte daher - neben einer Kampagne zur Verbesserung der Zahlungsmoral - ein gesellschaftliches Bündnis gegen Überschuldung. Als Vorbild solle die Hartz-Kommission dienen. "Dieses Problem", sagte Plambeck", "können wir nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung in den Griff bekommen."

      Quelle : Spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:26:34
      Beitrag Nr. 1.362 ()


      Deutschland
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:29:54
      Beitrag Nr. 1.363 ()
      Die ungebremste Staatsverschuldung -
      was kann passieren?



      +++ Aufbau der Schulden: Wenn ein Staat keine oder geringe Schulden hat, kann er jahrzehntelang Schulden aufbauen, ohne dass dies fühlbare Folgen für die Bürger hat. Außer den eigentlichen Staatsausgaben können auch die Zinsen aus neuen Schulden bezahlt werden. Die Bürger gewöhnen sich an überhöhte Staatsausgaben. Deutschland 1955-1995.


      +++ Reformstau: Die Zinsen können nicht mehr aus der Neuverschuldung bezahlt werden, sondern allgemeine Steuermittel werden eingesetzt. Folge sind staatliche Sparprogramme, Steuererhöhungen und härtere Verteilungskämpfe. Schwarzarbeit breitet sich aus. Reformen, die Geld kosten, unterbleiben. Wechselnde Regierungen versuchen sich an demselben Problemen. Deutschland heute.


      +++ Der geschwächte Staat: Finanzierungsprobleme führen dazu, dass einige Gesetze nur noch auf dem Papier stehen; dem Staat entgleitet teilweise die Kontrolle. Aus verbreiteter Schwarzarbeit entwickelt sich eine komplette Schattenwirtschaft. Zudem wird das staatliche Gewaltmonopol durch mafiose Strukturen ausgehöhlt. Italien in den 80er Jahren.


      +++ Finanzkrise: Die ausländischen Gläubiger der Staatsanleihen zweifeln, ob die laufenden Anleihen pünktlich und vollständig zurückgezahlt werden können. Die Zinsen schießen in die Höhe, Währung und Börsenkurse stürzen ab. Argentinien 2001/2002.


      +++ Wirtschaftskrise: Die Störung greift auf die private Wirtschaft über. Konkurswelle, Massenentlassungen. Deutschland Ende der 20er Jahre.


      +++ Staatskrise: Gigantische Einnahmeausfälle machen es dem Staat unmöglich, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Verelendung des Teils der Bevölkerung, der sein Einkommen vom Staat bezieht: Rentner, Beamte, Soldaten, Arbeitslose, die Beschäftigten im Gesundheitswesen. Begünstigt werden radikale, autoritäre politische Strömungen. Zunehmende Bereitschaft zur Anwendung von Gewalt nach innen und außen. Deutschland Anfang der 30er Jahre; Russland Mitte der 90er Jahre.


      Mit dieser Darstellung soll keineswegs behauptet werden, dass Staatsverschuldung geradewegs in die Staatskrise führt. Auch waren in den oben genannten historischen Situationen viele andere Faktoren beteiligt, in Russland etwa die Schwäche des Staatssozialismus. Aber Staatsverschuldung begünstigt derartige Entwicklungen.
      staatsverschuldung.de
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:31:56
      Beitrag Nr. 1.364 ()
      Spiralwirkung


      Auffällig oft werden im Zusammenhang mit der Staatsverschuldung bildhafte Ausdrücke gebraucht: Es ist die Rede von der Schuldenfalle, einem Schneeballsystem, einer Schuldenlawine, dem alles verschlingenden Moloch Schulden, von einer Spirale, die sich immer schneller dreht usw. Selbst die Deutsche Bundesbank greift in ihrem Monatsbericht März 1997 zu einer Metapher: "Die Verschuldung nährt sich aus sich selbst heraus."


      Damit ist eine Entwicklung gemeint, die seit den 80er Jahren bei uns in Gang ist: Jahr für Jahr sind die Zinsen höher als die gesamte Neuverschuldung ("Primärüberschuss"). Sehr deutlich wird das beim Vergleich der Jahre 1980 und 2000. Das bedeutet: Es werden neue Schulden nicht gemacht, um Straßen zu bauen. Vielmehr werden neue Schulden aufgenommen, um die Zinsen der alten Schulden zu bezahlen. Das führt dazu, dass die Gesamtverschuldung und damit die Zinsen des nächsten Jahres noch höher sind als im laufenden Jahr. Dann werden für die Zinsen wieder neue Schulden gemacht und so weiter und so weiter...

      Es trifft also zu: Die Schulden sind zum Selbstzweck entartet.
      Unsere Staatsfinanzen stecken in einem Teufelskreis!
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:33:00
      Beitrag Nr. 1.365 ()
      Der Teufelskreis der Schulden


      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:45:16
      Beitrag Nr. 1.366 ()
      Pläne zur Rettung der Wirtschaft

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Gegen Ende des letzten Jahrtausends hatte die amerikanische Wirtschaft den Zustand fast vollständiger Perfektion erreicht. Jeder war auf den amerikanischen dynamischen Kapitalismus neidisch. Soweit man sehen konnte, wurde alles immer besser, ohne Unterbrechung – dank der neuen Technologien, dank Kaufen und Liegenlassen und dank der erleuchteten Führung der amerikanischen Zentralbank.

      Aber jetzt, kaum zwei Jahre später, merken wir, dass doch irgendwas schief gelaufen sein muss. Jetzt scheint jeder der Ansicht zu sein, dass man den Kapitalismus irgendwie wieder verbessern muss.

      Präsident Bush könnte das tun, das schrieb jedenfalls David Ignatius in der Wochenendausgabe des International Herald Tribune. Ignatius meint, dass Bush dass auch schon längst getan hätte, wenn ihm nicht diese Leute von der Demokratischen Partei dazwischengefunkt hätten.

      Und vorgestern hat Alan Greenspan gesagt, dass er die Dinge wieder richten könnte. Natürlich, er hat die Zinsen schon 12 Mal gesenkt. Es stimmt auch, dass der Zinssatz für Interbanken-Tagesgeld bei 1,25 % liegt, und damit 2,35 % unter der Inflationsrate. Banken können sich damit zu real negativen Zinsen Geld leihen. Und es stimmt auch, Greenspan gab das zu, dass trotz seiner Anstrengungen der letzten zwei Jahre die Investitionen der Firmen schwach bleiben. Derzeit gibt es eine Situation, in der "fast jeder nichts macht".

      Aber das bedeutet nicht, dass er nichts mehr machen kann, meint Greenspan, der bestbekannteste öffentliche Angestellte seit Pontius Pilatus.

      Und jetzt kommt auch noch John Crudele von der New York Post ins Spiel. Wenn dieser Mann sein Gehirn noch nicht vollständig verloren hat, dann hat er es bestimmt am falschen Platz. Er bietet seinen eigenen Plan, um die Wirtschaft wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

      Wie?

      Er will den Leuten erlauben, aus Altersvorsorgefonds und Pensionsfonds Geld rauszuziehen, das sie dann in den Konsum stecken können, und das soll keine steuerlichen Benachteiligungen nach sich ziehen.

      Das wirkliche Problem in Amerika ist, dass in der Vergangenheit zuviel konsumiert wurde. Heute haben die Konsumenten deshalb zu viele Schulden und nicht genug Ersparnisse.

      Aber man solle sich keine Sorgen um Morgen machen, so Crudele, "wenn Amerika heute mit Problemen konfrontiert ist." Crudele glaubt, dass die wirkliche Arbeitslosenrate bei 10 % liegt – "wenn man die Leute, die sich offiziell gar nicht registrieren lassen, weil sie zu entmutigt sind, mit einbezieht." Und er glaubt, dass die Nation mehr Konsumausgaben braucht. Um sicher zu gehen, dass diese Ausgaben auch effektiv sind, schlägt er vor, dass der Kongress den Leuten sagen sollte, was sie kaufen können.

      Zum Beispiel – so Crudele in seinen Halluzinationen – könnten die Leute dazu ermutigt werden, mehr in die Luftfahrtindustrie zu investieren ... wenn dieser Industriezweig versprechen würde, mehr Jobs zu schaffen.

      Fast alle amerikanischen Fluggesellschaften leiden darunter, dass ihre Ausgaben im Verhältnis zu den Umsätzen zu hoch sind. Was daran gut wäre, wenn die Ausgaben durch noch mehr Personal weiter steigen würden – das erklärt Crudele nicht. Aber das ist das Gute an so einem Plan, der "die Wirtschaft retten" soll. Oder sogar den Planeten. Man kann die Details anderen überlassen.

      Das wirkliche Problem solcher Vorschläge ist, dass die Autoren nicht die Genialität des Kapitalismus verstehen – oder anerkennen. Nur weil die Leute nicht reich werden, muss mit dem Kapitalismus nicht etwas falsch sein.

      Aber die Größe des Kapitalismus ist nicht, dass er Leute reich macht, sondern dass er sie bescheiden macht.

      Natürlich passiert das nicht über Nacht ... und niemals ohne Schmerzen. Erwachsene weigern sich zu lernen, wie 9jährige. Statt aus ihren Fehlern zu lernen, hangeln sie sich von einer Illusion zur nächsten, bis schließlich der Wahnsinn – und ihr Geld – weg sind.

      "Die Investoren sind davon überzeugt, dass die Politik alle Probleme lösen kann", so Stephen Roach, "von Deflation über Spekulationsblasen bis hin zu geopolitischen Bedrohungen (Irak und Terrorismus)."

      Auch diese Illusion wird zerstreut werden – früher oder später. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Die Entwicklung hin zu Bescheidenheit ist nichts Schlechtes für eine Nation. Im Gegenteil, diese Entwicklung ist moralisch sehr gut, und sie ist unterhaltend.

      __________________________


      Die Dementis von J.P. Morgan

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Dass die Konsumenten nicht mehr so können, wie sie vielleicht wollen, zeigt sich jetzt. Home Depot, ein großer Heimwerkermarkt in den USA, hat gestern angekündigt, dass die Umsätze weniger stark als erwartet steigen werden. Auch Wal-Mart hatte am Montag Ähnliches verkünden müssen. Und die Umsätze im Einzelhandel gingen letzte Woche zurück.

      Die Konsumenten kaufen nicht mehr so sorglos wie zuvor. Der Aktienkurs von Home Depot verlor deutlich, es ging 3,69 Dollar auf 24,91 Dollar bergab. Das bedeutete für den Dow Jones ein Minus von 25 Punkten, weil Home Depot ein Schwergewicht ist.

      Jetzt aber zu einem immer wiederkehrenden Thema: Die Gerüchte um die finanzielle Situation von J.P. Morgan.

      Ja, es stimmt, der Bankgigant macht das, was er am ZWEIT besten kann: Er verneint, dass er in einem operativen Bereich substantielle Verluste erlitten hat. Was dieser Bankgigant am besten kann: Hohe Verluste produzieren. Diese große Bank scheint sich selbst in den Fuß zu schießen.

      "Warum bei diesen Dementis die Alarmglocken läuten sollten", so die National Post, "ist alleine deshalb so, weil J.P. Morgan so viele Dementis herausgebracht hat."

      Stimmt. Als letztes Jahr die Enron-Krise ausgebrochen war, hat J.P. Morgan die Auswirkungen auf das eigene Geschäft – wegen der abzuschreibenden Kredite – niedrig geredet. Der Vorstandsvorsitzende von J.P. Morgan, William Harrison, bestand darauf, dass Enron kein großes Risiko für sein Haus darstelle. Nichts hätte weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Das Enron-Debakel war nicht nur für die Bilanzen von J.P. Morgan schlecht, sondern auch für den Ruf des Bankhauses. Denn J.P. Morgan verneinte zunächst auch, dass die Dividende gekürzt würde – dann später wurde die Möglichkeit einer Dividendenkürzung eingeräumt. Und jetzt dementiert J.P. Morgan wieder etwas – nämlich Gerüchte, dass im Geschäft mit Gold-Derivativen hohe Verluste angefallen seien.

      Am 6. November machten diese Gerüchte die Runde, und die Aktie von J.P. Morgan fiel um 6 %. An diesem Tag ließ J.P. Morgan mitteilen, dass diese Gerüchte "falsch und unverantwortlich" seien.

      Diese Gerüchte sind nicht neu, aber sie sind wieder neu aufgekommen. Angesichts der Fehlentwicklungen und Dementis bei J.P. Morgan wäre es nicht überraschend, wenn diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen würden.

      Theoretisch sind Banken wie J.P. Morgan mit Derivaten so positioniert, dass sie per saldo "marktneutral" sind oder nur ein geringes Risiko eingehen. Aber Märkte sind Märkte und Menschen sind Menschen, und große spekulative Positionen kommen manchmal auch bei Finanzinstituten vor.

      "Wenn man den Analysten glauben kann", so die National Post, "dann hat sich J.P. Morgan beim Gold mit Derivaten auf fallende Kurse festgelegt." Deshalb kommen von Zeit zu Zeit Gerüchte über hohe Verluste bei J.P. Morgan auf, seit der Goldpreis wieder steigt. Aber vergessen Sie nicht – das sind nur "falsche und unverantwortliche" Gerüchte. J.P. Morgan hat öffentlich versichert, dass die eigenen Positionen "Stresstests" unterzogen worden seien, und dass man sich keine Sorgen machen müsse, auch nicht wenn das "worst-case"-Szenario eintreffen würde. Wow, was für eine Erleichterung! Und natürlich würde die Bank auch mehr Details über ihre Goldgeschäfte veröffentlichen – aber leider sind das Betriebsgeheimnisse.

      Aber es gibt einige Punkte, die Sorgen machen. "Nehmen Sie irgendeinen hochspekulativen Sektor, und man kann sicher sein, dass man dort jede Menge Banker von J.P. Morgan treffen wird", so Apogee Research vor einigen Monaten.

      "Besonders im Derivate-Markt ist J.P. Morgan stark vertreten. Gemessen am nominalen Wert hält J.P. Morgan fast 2/3 der Gold-Derivate in den USA."

      Die Bilanzsumme von J.P. Morgan beträgt 2/3 der Bilanzsumme von Citigroup. Gleichzeitig hält J.P. Morgan viermal so viele Gold-Derivate wie Citigroup. Vielleicht tickt hier keine größere Zeitbombe – aber ich wäre nicht überrascht, wenn die Bank darüber zumindest etwas stolpern würde.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:54:45
      Beitrag Nr. 1.367 ()
      DSW fordert mehr Transparenz


      Vorstände kassieren unverhältnismäßig ab


      Die Vorstandsgehälter deutscher Spitzenmanager sind einer Studie zufolge oft nicht angemessen an die Ergebnisentwicklung ihrer Unternehmen gekoppelt.





      rtr/dpa BERLIN. "Die Gehälter der Vorstände in Deutschland sind zwar im internationalen Vergleich angemessen und längst nicht so hoch wie etwa in England oder den USA," sagte am Donnerstag in Berlin der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker. Im Verhältnis zur Ergebnisentwicklung der einzelnen Unternehmen seien die Anpassungen der Vorstandsbezüge aber oft nicht angemessen und zu hoch.

      Als Beispiel nannte Hocker die Deutsche Telekom, wo die durchschnittliche Vorstandsvergütung nach DSW-Schätzungen von 2000 bis 2001 um etwa 50 Prozent gestiegen sei, während das Ergebnis je Telekom-Aktie aber gleichzeitig um gut 95 Prozent eingebrochen sei. Explizite Kritik äußerte die DSW auch an den Vorstandsgehältern bei der Deutschen Bank und Fresenius Medical Care. Die genannten Unternehmen hätten auch im Hinblick auf die Transparenz ihrer Informationen nicht gut abgeschnitten, sagte DSW-Geschäftsführerin Jella Benner-Heinacher.

      Bei einem Großteil der Dax 30-Unternehmen sei kein direktes Verhältnis zwischen der Kennzahlen-Entwicklung und der Veränderung der Vorstandsvergütungen festgestellt werden können. Der DSW hält einen Anteil der variablen Vergütungen von mindestens 60 % für empfehlenswert. „Nicht nur der Aktionär, sondern auch der Manager soll im eigenen Portemonnaie spüren, wenn es dem Unternehmen schlechter geht“, hieß es. "Wir sehen daher dringenden Handlungsbedarf", sagte Hocker. Er forderte mehr Transparenz und Information für die Aktionäre über die Vorstandsgehälter und Obergrenzen etwa bei Aktienoptionsprogrammen, Prämien oder Tantiemen.

      In einer persönlichen Befragung hatte die DSW die durchschnittliche Vergütung der Vorstände der Dax-Unternehmen für die Jahre 2000 und 2001 unter die Lupe genommen und mit den Veränderungen wichtiger Kennzahlen wie Ergebnis je Aktie und Dividende im gleichen Zeitraum verglichen. 29 der 30 Unternehmen hätten geantwortet, allerdings mit unterschiedlicher Qualität, sagte Benner-Heinacher. Bei 40 % seien die Antworten ohne wesentliche Aussagen gewesen.

      Der Studie zufolge sanken die durchschnittlichen Vorstandsbezüge 2001 auf 1,36 Millionen Euro von 1,65 Millionen Euro im Jahr 2000. Spitzenverdiener sind nach der DSW-Liste die Vorstände der Deutschen Bank. Pro Vorstand wurden danach im Jahr 2000 im Schnitt 7,95 Mill. € und im folgenden Jahr 6,62 Mill. € gezahlt. Ohne diese auch für den Dax außergewöhnlich hohe Vergütung hätten die durchschnittlichen Gehälter der Vorstände bei 1,4 Mill. € gelegen und seien 2001 auf 1,1 Mill. € 2001 zurückgegangen. Dabei sind die Unterschiede im Jahr 2001 sehr groß: Schlusslicht in der Rangliste der 30 Unternehmen waren demzufolge die Topmanager von Infineon mit Gehältern von je etwa 233 000 Euro. Die Vorstandsmitglieder des Münchner Chipkonzern hatten noch im Jahr 2000 den Schätzungen zufolge mit durchschnittlich 5,7 Millionen Euro das zweitgrößte Gehalt verdient. Auf einen VW-Vorstand entfallen dagegen mehr als 2 Mill. €.

      In einem sehr guten Verhältnis stand die Entwicklung des Ergebnisses und der Vorstandsgehälter nach Auffassung der DSW bei BMW, der Deutschen Post, Henkel, Hypo-Vereinsbank, RWE und SAP.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. November 2002, 17:18 Uhr
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 00:00:32
      Beitrag Nr. 1.368 ()
      Investitionsschwäche in Deutschland lähmt

      Rückläufige Ausgaben bremsen das BIP im 3. Quartal - Nur geringer Wachstumsbeitrag von den Exporten


      ks Frankfurt - Die anhaltende Investitionsschwäche in Deutschland hat das gesamtwirtschaftliche Wachstum im 3. Quartal gehemmt. Der Privatkonsum hingegen hat umfänglich, der Außenbeitrag etwas zu der 0,3 %igen Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beigetragen. Mit dieser Wachstumszahl bestätigte das Statistische Bundesamt (Destatis) die vorläufigen Angaben der Deutschen Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht (BZ vom 19. November). Die magere BIP-Zunahme im 3. Quartal folgt einem leicht nach unten auf + 0,2 % revidierten Wachstum im 2. Quartal. Die Ausrüstungsinvestitionen sind Destatis zufolge innerhalb der Berichtsperiode um 1,1 % zurückgefallen und damit noch stärker als im 2. Quartal mit - 0,7 %. Die Bauinvestitionen haben sich nach dem massiven Einbruch im 2. Quartal um 5,1 % noch um 0,4 % abgeschwächt ...
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 00:11:57
      Beitrag Nr. 1.369 ()
      Aus dem neoliberalen Gruselkabinett
      Reinhard Jellen 21.11.2002

      Wenn die Titanic evakuiert wird, und die Rettungsboote für die erste Klasse klar gemacht werden, kann dies für die Passagiere der dritten heißen, dass man soeben im Begriff ist, ihnen ein Freibad zu spendieren.

      Manche Worte sind so gut, dass sie Sprichworte werden, und daran ist nur das eine schlecht, dass man, sobald sie sprichwörtlich geworden, ihren Sinn vergisst. Beispiel: Wenn zwei das gleiche sagen, muss es deswegen noch lange nicht dasselbe sein. Das rührt bekanntlich daher, dass alles seine zwei Seiten hat. Wäre dies nicht nur bekannt, sondern auch erkannt, würde es den Wohlhabenden, die meinen, dass, was ihnen nützt, den anderen auch nicht schaden kann, nicht so leicht fallen, ihre partikularen Gelüste als Menschheitsinteressen zu verkaufen.






      So verheißt z.B. die vielbeschworene Rede vom "Rückzug des Staates" zwar für alle das gleiche, bedeutet aber mitnichten für jeden dasselbe: Für die einen verspricht der Abbau des Staates ein Heidengeschäft, weil damit profitable, im Staat verankerte Rechte verhökert werden, die den "happy few" nur allzu gerne verlustig gehen, weil sie sich ohnehin Besseres leisten können. Diese nehmen im übrigen aber gerne dann einen starken Staat in Anspruch, wenn es um die Sicherung bzw. um den Ausbau ihrer Profite geht (siehe die Debatte um das Copyright). Für die anderen bedeutet ein schwacher Staat den Verlust des Rechts auf staatliche Hilfe, für die man in Zukunft mehr Geld ausgeben muss, auch wenn man sich kurzfristig Steuern spart. Freilich muss dann ein starker Staat für die passenden Repressionsinstrumente sorgen, die diesen Rechtstransfer gewährleisten. Nimmt man auf der einen Seite Staat weg, wächst also auf der anderen Staat hinzu; und das kommt den einen zugute, den anderen nicht. Das gleiche für alle bedeutet eben nicht für jeden dasselbe: Wenn die Titanic evakuiert wird, und die Rettungsboote für die erste Klasse klar gemacht werden, kann dies für die Passagiere der dritten heißen, dass man soeben im Begriff ist, ihnen ein Freibad zu spendieren.

      Ein wesentliches Merkmal der Struktur des gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels ist der sowohl von Politik als auch von Wirtschaft betriebene, direkte Austausch politischer Entscheidungsfindung (die bislang im Rahmen der repräsentativen Demokratie nationalstaatlich koordiniert war) durch wirtschaftliche Prozesse, die zum Nutzen von transnationalen Unternehmen von überstaatlichen Instanzen wie der WTO, Weltbank oder IWF erzwungen werden. Bemerkenswert ist hierbei, dass weder die Konzerne noch die Institutionen über irgend eine demokratische Legitimation verfügen und die Beschlüsse über solch schwerwiegende Maßnahmen ohne öffentliche Debatte geführt werden.


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      In einer Epoche, in welcher der Akkumulationsmodus des Kapitals von der Erwirtschaftung des Profits aus Erlösen der Produktion weitgehend abgekoppelt und auf den "shareholder value" ausgerichtet wurde, ist gleichzeitig die Tendenz zur Suspendierung der politischen Souveränität durch eine sich zunehmend totalitär gebärdende Ökonomie zu beobachten, die sich nicht mehr dem politische Mehrheiten beschaffenden Staatsbürger zu stellen braucht, sondern seinen Vorständen und bestenfalls seinen Aktionären noch Rechenschaft schuldig ist. Die Folgen sind eine immer hemmungslosere Ausdehnung des Prinzips der Profitmaximierung auf bislang kommerziell ungenutzte Gebiete, die Einschränkung der staatlichen Gestaltungshoheit in wirtschafts- und sozialpolitischen Belangen und damit einhergehend die Verringerung der Möglichkeiten der Bürger, regulativ auf die politischen Vorgänge einzuwirken. Gleichzeitig finden die Vorbereitungen für diesen Prozess quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt:

      Entweder werden die Informationen über solche Prozesse der Bevölkerung gleich vorenthalten (wie beim "Haager Übereinkommen über die Zuständigkeit in Zivilsachen, vgl. Muss Deutschland bald amerikanische Copyrightstandards durchsetzen?) oder sie werden in den Medien verschleiert, indem zwar die Fakten genannt, die elementaren Zusammenhänge und Konsequenzen aber ausgeblendet und/oder Neben- zu Hauptschauplätzen erklärt werden.

      Es scheint, als wären die Mächtigen zu der Übereinkunft gekommen, dass Gerechtigkeitslücken, die das ökonomische System schafft, durch Demokratiedefizite geschlossen werden sollen. Die hausgemachten Probleme der Marktwirtschaft sollen durch einen potenzierten Kapitalismus kuriert werden, und ausgerechnet der Markt, der für die gravierenden aktuellen Gerechtigkeitsmängel verantwortlich ist, soll zum Moderator sozialer Gerechtigkeit, mithin also der Bock zum Gärtner gemacht werden.

      Ein vorläufiger Höhepunkt dieser neoliberalen Götterdämmerung sind die Verhandlungen über das GATS-Abkommen, deren erfolgreicher Abschluss nicht unbedingt rosige Aussichten für die Bevölkerung der 144 WTO-Mitgliedsstaaten verspricht. Trotzdem sind sie bislang kaum in das öffentliche Bewusstsein gedrungen. Kein Wunder: Sie finden Hinter verschlossenen Türen statt, und in den offiziellen Medien finden sie trotz ihrer gesellschaftlichen Relevanz kaum Beachtung. Von Maria Mies ist das GATS deswegen zutreffend als "das MAI durch die Hintertür" bezeichnet worden

      Das GATS (General Agreement on Trade in Services, zu deutsch: Allgemeines Abkommen über den Dienstleistungsverkehr), nicht zu verwechseln mit dem GATT (Allgemeines Abkommen über Zölle und Handel, das 1948 zwischen den USA und Westeuropa vereinbart und 1996 durch die WTO abgelöst) wurde 1994, im selben Jahr wie die WTO, ins Leben gerufen.

      Während die WTO - eine globale Institution mit gesetzgebender und richterlicher Kompetenz, die immerhin befähigt ist, Nationalstaaten maßzuregeln, die gegen ihre Bestimmungen verstoßen - sich um den kommerziellen Austausch von Waren kümmert, soll in der Obhut des GATS der Handel mit Dienstleistungen liegen. Wie bei der WTO ist den Machern des GATS nicht an einer weltweiten Einführung von sozialen und ökologischen Mindeststandards gelegen, sondern es geht um die Gewährleistung der reibungslosen Erweiterung der Wertschöpfungskette in bislang dem Prinzip der Profitmaximierung nicht unterworfenen (da staatlich subventionierten) Dienstleistungen: Mit dem GATS sollen multinationalen Unternehmen bindende und unumstößliche Verwertungsrechte auf sämtliche Dienstleistungsbereiche zur öffentlichen Grundversorgung in den WTO-Mitgliedsstaaten garantiert und die Domäne der öffentlichen Dienstleistungen womöglich gar illegalisiert werden.

      Dies würde u.a. das Bildungs- und Gesundheitswesen, Kinder- und Altenbetreuung, die Energie- und Wasserversorgung, Abfallwirtschaft, Umweltschutzdienste, Transport, Post, Museen, Büchereien, Versicherungen, Tourismus, Presse, Funk und Fernsehen betreffen. Besonders die Bereiche Gesundheit, Bildung und Wasserversorgung versprechen hierbei für die Konzerne einen überaus saftigen Milliarden-Bissen. Mit anderen Worten: kraft der GATS-Verhandlungen soll ein Regularium beschlossen werden, um die Deregulierung im Sinne der wirtschaftlich mächtigsten Akteure regulieren zu können.

      Was das für das Gros der betroffenen Bevölkerung bedeuten kann, lässt sich anhand des Buches Global Brutal von Michel Chossudovski (vgl. Global Brutal, Globale Armut im späten 20. Jahrhundert) studieren, der dem Schicksal jener Länder Asiens, Lateinamerikas, Afrikas und des ehemaligen Ostblocks, aber auch Staaten wie Kanada nachgegangen ist, die in den Sog der von WTO, IWF und Weltbank verordneten und den GATS-Bestimmungen analogen "Strukturanpassungsmaßnahmen" geraten sind und in das kalte Wasser einer durchgehenden Deregulierung und Liberalisierung sämtlicher gesellschaftlicher Segmente geworfen wurden und somit auch die dürftigste Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Grundgütern zu einer Nebenfolge von Geldvermehrungsprozessen herabsetzt. Was es z.B. bedeutet, wenn in Peru 1990 über Nacht die Preise für Treibstoff um 2968 Prozent und für Brot um 1150 Prozent steigen, kann man sich vielleicht mit ein wenig Gänsehaut vorstellen:



      --------------------------------------------------------------------------------

      Viele Länder erlebten eine Schockbehandlung, doch das Ausmaß der wirtschaftlichen Manipulation in Peru war beispiellos. Die sozialen Konsequenzen waren vernichtend: Während ein Landarbeiter in den Nordostprovinzen Perus im August 1990 umgerechnet 7,50 Dollar im Monat verdiente - das Äquivalent von einem Hamburger und einer Limonade -, lagen die Verbraucherpreise in Lima höher als in New York. Das Realeinkommen sank im Lauf des August um 60 Prozent (...). Mitte 1991 belief sich das Niveau des Realeinkommens auf weniger als 15 Prozent seines Werts von 1974 (...).





      Gewiss ist das ein krasses Beispiel, aber es wirft auch ein Licht auf die Dimensionen, welche die Dinge annehmen könnten, wenn die Leute für ihre Konzepte eine legale Handhabe bekommen würden, die von der Vollkaskomentalität der Bevölkerung und dem falschen Festhalten an überkommenen gesellschaftlichen Besitzständen reden und von den Menschen Flexibilität, Eigenverantwortung und Risikobereitschaft fordern.

      In einer Zeit, in der die Gewerkschaften als assoziierte Arbeitnehmerschaft mit dem Klischee des absoluten Anachronismus zu kämpfen haben und die kläffenden Pudel des Feuilletons schenkelklopfend vor einer "Engelen-Keferisierung der Republik" warnen, tun sich 34 Unternehmen (u.a. Allianz, Bertelsmann, Commerzbank, Daimler Chrysler, IBM, Telekom, Vivendi) und 37 Verbände der Dienstleistungsindustrie zu einem European Service Forum zusammen, um ihre Liberalisierungsforderungen auf den Treffen mit der sogenannten 133er-Kommission (die sich aus der EU-Kommission und den Wirtschaftsministern der einzelnen Länder zusammensetzt) wirkungsmächtig stellen zu können, aus denen sich wiederum das Fundament der GATS-Verhandlungen speist. Dabei schadet es ihrem Ansinnen sicher wenig, wenn das "European Service Forum" über den Verlauf der GATS-Runden, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, anscheinend durch die EU bestens informiert wird, während Parlamentarier der EU und Abgeordnete des Europäischen Parlaments nur unzureichender Unterrichtung erfreuen.

      Laut Scott Sinclair, dem Autor des Buches "GATS. How the WTO`s service negotiations threaten democracy", verfolgen die Initiatoren der GATS-Verhandlungen drei Strategien : Erstens soll den Konzernen der Zugang zu fremden Dienstleistungsmärkten geöffnet werden. Zweitens sollen die heimischen Regierungen davon abgehalten werden, diesen Zugang des freien Markts durch nationale Vorschriften zu reglementieren, und zum Dritten soll es den Nationalstaaten unmöglich gemacht werden, überhaupt den Dienstleistungssektor zu subventionieren. Alles in allem haben wir es also durchaus mit einer Jammer und Schaudern erweckenden Palette von Maßnahmen aus dem neoliberalen Gruselkabinett zu tun, die leider nicht von Doktor Frankenstein, sondern von Denkern im Umkreis solcher Menschenfreunde wie Margret Thatcher und Ronald Reagan ersonnen wurden. Und wer das in Ordnung findet und von der Kreativität des Marktes schwärmt, der braucht sich nicht wundern und auch nicht beklagen, wenn eines Tages die charmante Anwesenheit von Geschlechtsorganen durch reizende Sinnsprüche á la "This penis is sponsored by Levis" tattooweise ergänzt wird, denn das wäre nur die Konsequenz daraus und würde dann vermutlich auch nicht mehr das Schlimmste sein.

      Bis zum 31.03.03 soll jedes WTO-Mitglied sein Verhandlungsangebot aufgrund der Basis der an ihn gerichteten Forderungen erstellen. In Kanada sind Städte und Gemeinden dazu übergangen, Widerstand gegen das GATS zu proklamieren. So hat z.B. Vancouver eine Resolution gegen das GATS verabschiedet.

      Es ist nämlich kein Naturgesetz, dass der gegenwärtige technologische Fortschritt, der beachtlich ist und grundsätzlich der ganzen Menschheit zugute kommen könnte, der Korrektur durch einen ebenso beachtlichen Rückschritt in der Politik bedarf, der einer Minderheit Milliarden-Profite zusichert, während der Rest der Menschen zu darben hat. Sondern es ist das vorläufige Ergebnis eines gesellschaftlichen Kampfes, der bislang ohne großen Widerstand von oben gegen unten geführt wird. In einem Moment, in dem die Vokabel "Klassenkampf" im öffentlichen Bewusstsein allenfalls noch als Mythos, als Un- und Schimpfwort für "marxistische Fossilien" Verwendung findet, erstrahlt dieser in Gestalt eines verschärft auf allen gesellschaftlichen Ebenen geführten, neoliberalen "Klassenkampfs von oben" in neuem Glanz. Zwar scheint heute vielen die Frage Brechts nach den Eigentumsverhältnissen als anachronistisch und fern aller Realität. Tatsächlich wird sie aber ausgerechnet von denen auf die Tagesordnung gesetzt, die sie seit 1989 für obsolet erklärt haben. Denn:



      --------------------------------------------------------------------------------

      Was ist die Aneignung der öffentlichen Dienste, der Kommunikationsmittel und Medien, des Wassers, des geistigen Eigentums, der biologischen Ressourcen, die Aneignung der Renten, der Krankenversicherung - was ist das anderes als das Stellen der Eigentumsfrage durch das Kapital.
      Leo Mayer




      Deswegen kann die beste Antwort auf die Ambivalenzen und Widersprüche in der Globalisierung nur der globalisierte Widerspruch jener sein, die unter dieser Entwicklung zu leiden haben und ihr eine andere Richtung geben wollen. Der Kampf gegen das GATS-Abkommen ist dabei nicht nur ein Schritt in die richtige Richtung, sondern eine Maßnahme, ohne die der Kampf bereits entschieden ist, bevor der Mehrheit der Menschheit gewahr geworden ist, dass er überhaupt schon begonnen hat.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 00:29:17
      Beitrag Nr. 1.370 ()
      21.11.2002 13:38

      40.000 Euro im Schnitt


      Riesiger Schuldenberg lastet auf den Deutschen

      Die privaten Haushalte sind verschuldet wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik.





      Im Schnitt lasten dieses Jahr nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) auf jedem Privathaushalt fast 40.000 Euro reine Konsumentenkredite — ohne Hypothekenverpflichtungen.

      Zwei Millionen Haushalte seien überschuldet und könnten ihre Kredite nicht mehr abbezahlen, sagte BDIU-Präsident Dieter Plambeck am Donnerstag in Berlin.

      Rekord an Unternehmenspleiten

      Schlechte Zahlungsmoral und anhaltende Konjunkturschwäche bescherten Deutschland außerdem einen neuen Rekord an Unternehmenspleiten. Der Verband rechnet für 2003 noch mit einer Verschärfung der Lage.






      Der Teufelskreis aus Privatverschuldung, nachlassender Zahlungsmoral und Firmenpleiten müsse durchbrochen werden, sagte Plambeck. „So kann es nicht weitergehen.“

      In einem Zehn-Punkte-Programm fordert der BDIU als Kernpunkt ein breites Bündnis gegen Überschuldung nach dem Vorbild der Hartz-Kommission zur Arbeitsmarkt-Reform.

      An einem Runden Tisch sollten Vertreter von Wirtschaft, Politik, Gläubigern sowie Verbraucher- und Schuldnerorganisationen eine gemeinsame Strategie erarbeiten, wie der schlechten Zahlungsmoral und der Schuldenmisere beizukommen sei.

      Schlimm wie nie

      Nach Berechnungen des BDIU werden dieses Jahr rund 41.500 Unternehmen Pleite gehen - fast ein Drittel mehr als noch 2001 (32.278). Der Verband geht von einem volkswirtschaftlichen Gesamtschaden von fast 50 Milliarden Euro aus.







      „So schlimm war es noch nie“, sagte Plambeck. 650.000 Arbeitsplätze würden verloren gehen. Außerdem erwartet der BDIU 30.000 Insolvenzen von Verbrauchern und ehemals Selbstständigen - doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.

      „Die anhaltende Pleitewelle überrollt den Mittelstand - das Herz der deutschen Wirtschaft und unseren größten Arbeitgeber“, sagte Plambeck. Fast jedes dritte Pleiteunternehmen komme aus dem Baugewerbe.

      Kleinstbetriebe machen mehr als die Hälfte der Pleiten aus

      Grund für die schlechte Lage der Unternehmen sei neben einer oft zu dünnen Eigenkapitaldecke vor allem die schlechte Zahlungsmoral: 69 Prozent der Inkasso-Unternehmen sagten in der BDIU-Herbstumfrage, dass die Zahlungsmoral im vergangenen halben Jahr weiter abgenommen habe.

      Vor allem mittlere und kleine Betriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern seien von der schlechten Lage betroffen. „Sie machen über die Hälfte aller Pleiten aus“, sagte Plambeck.

      „Die großen Namen - Krich, Babcock, Holzmann - schlagen in der Statistik nicht in dem Maße zu Buche, wie über sie berichtet wird. Die kleinen Unternehmen aber: Sie sterben leise und haben so gut wie keine Lobby.“

      (sueddeutsche.de/dpa)
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 01:32:16
      Beitrag Nr. 1.371 ()
      Zitat des Tages:
      "Die verborgene Hand des Markts wird ohne verborgene Faust nicht funktionieren. Ohne McDonnell Douglas kann McDonald`s nicht erfolgreich sein. Die verborgene Faust, die dafür sorgt, dass die High-Tech-Unternehmen von Silicon Valley überall auf der Welt ungehindert florieren können, heißt US Army, Air Force und Marine Corps."

      Thomas Friedman, diplomatischer Chefkorrespondent der New York Times
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 10:51:09
      Beitrag Nr. 1.372 ()
      Bellwether company makes terrible internal announcement.
      by John W Perry

      23 November 2002 02:30 UTC


      This has not yet reached the newswires but a friend of mine at KLA-Tencor
      has told me that meetings were held this week wherein a FIFTY percent
      revenue decline is being forecast by upper management.

      KLA-Tencor is one of those companies that don`t make the news much like
      Intel or IBM and yet KLA-Tencor sells to *all* chipmakers (including Intel
      and IBM). In a sense, they are actually a more primary barometer than
      the chipmakers themselves.

      Apparently, Asian buyers are cancelling and Intel and IBM are pushing back
      purchase plans indefinitely. KLA-Tencor has *never* announced a loss but
      they are certain to for the next four quarters according to my friend`s
      account of the meetings. They make equipment which is pivotal to spotting
      defects on chips and account for the extraordinary reliability of microchips.

      Thus, if one is putting "two and two together to make four", it appears that
      the next calendar year will not only feature sharply reduced consumer
      spending but also, that business investment, where everybody was thinking
      this was "the bottom", is actually about to drop to *precipitously* lower
      levels.

      As LW`ers know from my recent posts, I feel that the stock market rally is
      purely an artifact of the interest rate cut along with the last of refi
      cashout money being spent. Only recently has evidence surfaced of consumers
      turning tail. While not being inclined to speculation, I have to say that
      bears who are so inclined can expect 2003 to be *the* banner year for
      investments in reverse index funds, put options, put leaps, and so on.

      Optimism is peaking on Wall Street but the real world is delivering anything
      but optimistic signals. The "bottom" lies ahead, not behind.



      John Perry

      ----------------------------

      Gruss Mic :)
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:36:01
      Beitrag Nr. 1.373 ()
      Staat der Wohlfahrt
      von Andrea Noll
      ZNet Kommentar 24.11.2002


      Kennen Sie den Witz von dem Mann, der einen Freund auf der Straße trifft u. stöhnt: “O Gott - du glaubst gar nicht, wieviel fette Wurst ich tagtäglich verdrücken muss, um meine Frau u. die Kinder von der Wurstpelle sattzukriegen!” ‘Brosamen vom Tische des Reichen’ - mühsam ernährt sich das deutsche Eichhörnchen - sprich, wir alle. Glücklich, wer Daimler-Chrysler-Aktien besitzt - fette Aktienpakete - Porsche oder Krauss-Maffei-Wegmann - Sie wissen schon, jener berüchtigte Waffenschmied aus München (Paul Celan in seiner ‘Todesfuge’: “Der Tod ist ein Meister aus Deutschland”). Wir andern müssen uns mit der mageren Wurstpelle unseres abgespeckten Sozialstaats begnügen. Einst durchpflügte das stolze Schiff ‘Wohlfahrtsstaat’ die wütenden Wogen des westeuropäischen Kapitalismus (Sie erinnern sich: sichere Jobs, ein funktionierendes Sozialversicherungssystem, staatliche Infrastruktur u. richtige, echte Staatsunternehmen wie Post u. Bahn). Die Sache funktionierte von der Nachkriegs-Ära bis Anfang der 80ger Jahre...

      ‘Wohlfahrtsstaat’ - per definitionem ein ideales Versorgungsmodell, bei dem der Staat umfassende Verantwortung für das Wohl seiner Bürger akzeptiert -, in den verschiedenen europäischen Ländern hatte das Modell unterschiedliche Gesichter. In Großbritannien war’s die ‘garantierte Grundversorgung’, in Frankreich stand ‘nationale Solidarität’ auf dem Programm, Schweden ging am weitesten u. leistete sich einen Wohlfahrtsstaat, der den Bürgern eine quasi umfassende soziale Versorgung garantierte - einige egalitäre Aspekte u. ein Schuss Sozialismus inbegriffen. Wir hier in Deutschland (bzw. in der damaligen Bundesrepublik) genossen eine Mischung aus alledem. Aber so stolz das Schiff auch segelte, so fehlkonstruiert war es. Die Hauptsache - das Steuerrad - fehlte nämlich. Von wirklicher Demokratie bzw. wirklicher ‘Mitbestimmung’ für uns Passagiere keine Rede - weder am Arbeitsplatz, noch auf kommunaler, viel weniger auf Länder- u. Staatsebene. “Beiß nie die Hand, die dich füttert!” so lautete unser kollektives Mantra. Haltet euch fern von politischen Querulanten u. Gewerkschaftern. Tut, was die daoben wollen, laßt sie in Ruh’ arbeiten, u. stiftet ab u. zu euer kleines Kreuzchen. “Beiß nie die Hand...” Was passierte: der kapitalistische Wind blies unser Schiff mitten hinein in die frostige Nebelbank des Neoliberalismus: die Rechte der Arbeiter dereguliert, die Sozialsysteme massivst abgebaut, die Arbeitslosigkeit nach oben geschraubt (wen wundert’s, bei zehntausenden abgebauter Stellen allein im Zuge der Post- u. Bahn-Privatisierung). Aber wer glaubt, damit sei die Talsohle durchschritten, irrt fatal. Am Horizont dräut bereits GAT...

      Anorexia

      Unser früherer Kanzler Helmut ‘King’ Kohl, der Deutschland 16 Jahre lang ‘regierte’, provozierte 1993 einen Mini-Volksaufstand, als er uns de facto alle miteinander u. kollektiv zu einem übersättigten Haufen Faulpelze erklärte. Kohl, ein Mann gut u. gern seine 170 Kilo schwer u. praktisch am Esstisch festgewachsen, hatte damals tatsächlich die Chuzpe, das arbeitende Deutschland als “kollektiven Freizeitpark” zu beschimpfen. (Hintergrund: Gewerkschaften hatten Arbeitszeitverkürzungen angeregt). Der Ausdruck ‘kollektiver Freizeitpark’ wurde prompt zum offiziellen ‘Unwort des Jahres 1993` gekürt. Aber zu Kohls Gunsten muss gesagt werden, seine verzerrte Weltsicht ist durchaus typisch für uns Deutsche. Insbesondere was unsere ökonomische Realität angeht, leiden wir an einem äußerst verzerrenden Knick in der Optik - man könnte die Krankheit auch als ‘Paradoxes Wahrnehmungssyndrom’ bezeichnen. Wir sehen unsere fetten deutschen Konzern-Katzen (fat cats), u. was ist unsere erste Reaktion: “Oh Gott - wie unterernährt, die armen Miezen! Praktisch kurz vorm Verhungern!” Dabei werden Deutschlands Großunternehmen gemästet wie Weihnachtsgänse - mit Subventionen u. Vergünstigungen aller Art. Und was das Wort ‘Steuern’ heißt, haben diese Leute schon längst vergessen können. Und - sind sie’s zufrieden? Kein Gedanke. Erst kürzlich hat Josef Ackermann von der ‘Deutschen Bank’ wieder angedeutet, entweder die Bundesregierung verhalte sich etwas kooperativer, oder das Symbol deutschen Wohlstands werde sich leider gezwungen seh’n, das Land Richtung London zu verlassen. Und das deutsche Volk zittert. Durch die Massenmedien noch bestärkt in seiner widersinnig verzerrten Wahrnehmung, sieht es die Katastrophe bereits herannahen u. unsere ‘ausgemergelten’ nationalen Wirtschaftsgiganten mit knurrendem Magen Richtung Ausland entflieh’n. In Wirklichkeit ist die Situation genau umgekehrt: Immer mehr Arbeitende - oft zehntausende auf einen Schlag - werden ‘gedunloppt’, das heißt, rausgeschmissen, damit Fusionen besser flutschen u. Aktien Flügel bekommen. Dennoch nehmen wir unsere ‘verschlankte’, mit Hungerlöhnen abgespeiste Arbeiterschaft oftmals immer noch als überfütterten Dickwanst-Verein mit Vollkaskomentalität wahr - kurz: als Fall für die Diätklinik.

      Die Arbeitslosenquote in Deutschland liegt mittlerweile bei knapp unter 10 Prozent - 1982 lag sie noch bei 6,7 Prozent (allein in den ‘neuen Bundesländern’ haben wir inzwischen um die 20 Prozent Arbeitslose; dabei kennt man das Problem dort überhaupt erst seit 1989). Im Jahr 2000 ‘beauftragte’ der Deutsche Bundestag die derzeitige Bundesregierung mit der Erstellung des ‘Ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung’. Fazit des Berichts: “Die Bestandsaufnahme (...) der Entwicklung in Deutschland (...) macht in fast allen Lebensbereichen deutlich, dass soziale Ausgrenzung zugenommen und Verteilungsgerechtigkeit abgenommen hat”. Wie sehr der Kapitalismus bereits die Axt an unsern Sozialstaat gelegt hat, verdeutlichen die Report-Daten bzgl. der Sozialhilfeentwicklung: Seit 1973 stieg die Zahl der ‘Bezieher’, laut Bericht um 400 Prozent - die ‘neuen Bundesländer nicht mitgerechnet. Die Sozialhilfequote bei Kindern unter 18 habe sich seit 1982 verdreifacht - wieder nur die ‘alten Bundesländer’ gerechnet.

      ANOREXIA. Wer an dieser oft tödlich endenden Störung leidet, krankt an einer Fehlwahrnehmung des eigenen Körpers. Magersüchtige können vor dem Spiegel steh’n - nur Haut und Knochen - u. erblicken darin eine überernährte, adipöse Person - jemand, der dringend abgespeckt gehört. Arbeitende in Deutschland arbeiten immer mehr und bekommen immer weniger. Die Leistungen der Sozialversicherungen gehen zurück, Rente inbegriffen. Nichtsdestotrotz nehmen sich Deutschlands Arbeitende nach wie vor häufig als krass privilegiert u. ‘überbezahlt’ wahr - “uns geht’s zu gut!’ - als Belastung für die Arbeitgeber bzw. als fatalen Ballast für das ohnehin schon halb abgesoffene Sozialstaatsschiff. Noch weit drastischer die Situation der mittlerweile 4 Mio Arbeitslosen. Das neue sogenannte ‘Hartz-Konzept’ behandelt sie quasi als Verbrecher. Und immer mehr Menschen zwingt man in Jobs, von denen man nicht leben u. nicht sterben kann, in Zeitarbeit u. unterversicherte sogenannte Macjobs. Überall in Westeuropa das gleiche Bild des Grauens. Sei es nun der Post-Thatcherismus Großbritanniens oder das verheuchelte holländische ‘Polder-Modell’, sei es der Ausverkauf des nationalen Sektors in Frankreich oder die Axt an die einst so widerstandsfähige schwedische Wohlfahrtsstaats-Fichte.

      Die Europäische Gemeinschaft, die EU, bietet im Grunde überhaupt keine soziale Agenda - jedenfalls keine funktionsfähige (derzeit findet unter dem sattsam bekannten (Konservativen) Valéry Giscard d’Estaing ein ‘EU-Verfassungskonvent’ statt, wobei eine Art ‘Konstitution’ für das amorphe Staatengebilde EU entworfen werden soll - wie’s derzeit aussieht, eher eine Veränderung zum Schlechteren hin). Die meisten (wenngleich nicht alle) nationalen Gewerkschaften sind antiquiert - lahme Schnecken, die es nicht schaffen werden, sich auf EU-Ebene effektiv zu reorganisieren. Manche versuchen’s erst gar nicht, lassen sich lieber von ihren nationalen Regierungen zu faulen Kompromissen ‘überreden’. Die ‘EU der Gewerkschaften’ gegen die ‘EU der Konzerne’ - das ist wie ein Rennen zwischen einem VW u. einem Porsche. Erst kürzlich hat jemand die deutschen Gewerkschaften als ‘suizidal’ bezeichnet - zumindest stellen sie ‘eine Gefahr für sich selbst’ dar. Schwer zu beantworten die Frage, ob zumindest die Linke es schaffen wird, sich auf europäischer Ebene zu reorganisieren. Hier in Deutschland setzen wir große Hoffnung in die PDS. Gerade erst (als Partei) mit einem Fußtritt zum deutschen Bundestag hinausbefördert (siehe ZNet-Artikel: ‘German luck’ von Boris Kagarlitsky), scheint sich die Partei inzwischen berappelt zu haben. Auf ihrem jüngsten Parteitag hat sie es geschafft, ihren linken Flügel, ihre basisdemokratischen Ansätze, neu zu stärken. Die PDS - ohnedies eher heterogenes, pluralistisches Projekt u. Jahrmarkt der Möglichkeiten denn rigide Partei - enstand 1990, als Teile der alten DDR-SED mit Teilen der sozialistischen Bewegung Westdeutschlands verschmolzen. Die ‘Partei des Demokratischen Sozialismus’ - sie kombiniert auf vorteilhafte Weise die miesen Erfahrungen von beiden Seiten der ‘Mauer’. Wir im Westen mussten die bittere Erfahrung machen, dass (repräsentative) Demokratie nicht funktioniert, die im Osten machten die bittere Erfahrung, dass Sozialismus (Marke ‘Honecker’) nicht funktioniert. Also wurden beide miese Erfahrungen in einem dialektischen Prozess fusioniert, u. heraus kam als Synthese das Konzept des ‘demokratischen Sozialismus’: Demokratie am Arbeitsplatz, Demokratie auf kommunaler Ebene, Demokratie in den Länderparlamenten u. möglichst auch auf Bundesebene, u. das kombiniert mit möglichst viel Sozialismus - auf diese Weise soll dem Sozialstaat neues Leben eingehaucht werden. Auf ihrem Oktober-Parteitag zitierte die PDS Pierre Bourdieu - inzwischen leider verstorben - u. seine Neoliberalismuskritik (die ‘Höllenmaschine’). Man kam zu folgender Überzeugung: “Es ist zu prüfen, ob und wie basisdemokratische Modelle der Bürgermitbeteiligung (Bsp. Porto Allegre) auf Deutschland übertragbar und neu umzusetzen sind” (zitiert aus ‘Beschluss der 1. Tagung des 8. Parteitags’, 12.-13. Okt. 2002 in Gera). Bleibt zu hoffen, dass diese Modelle auch auf europäischer Ebene ‘übertragbar’ u. ‘umsetzbar’ sind (immerhin hat die PDS einige Sitze im EU-Parlament).

      Wohlfahrt

      Gut möglich, dass der europäische Wohlfahrstaat am Ende ist - nicht so die Wohlfahrt! Nach wie vor gibt es Leute, die sehr wohl ‘wohl fahren’. Die westeuropäischen Regierungen haben lediglich ihre Agenda ausgetauscht. Anstatt also das Wohl der Mehrheit ihrer Bürger im Auge zu haben (was die Schaffung einer Infrastruktur für halbwegs anständige, versicherte Jobs, von denen man auch runterbeißen kann, bedeuten würde, den Erhalt sozialer Dienstleistungen u. sozialer Standards sowie Hilfen für arme Familien u. die Bekämpfung der Obdachlosigkeit), richtet sich das Augenmerk der westeuropäischen Regierungen inzwischen zusehends auf die ‘Bedürftigkeit’ Konzern-Europas, auf die Stillung des Riesenappetits unserer Großunternehmen - mittels Steuererleichterungen u. Subventions- bzw. Vergüngstigungshäppchen aller Art. Inzwischen muss man wohl schon von ‘Konzern-Wohlfahrt’ sprechen - im Gegensatz zu ‘Bürger-Wohlfahrt’. Unternehmen, die nicht einen einzigen müden europäischen Cent an Steuern (im wahrsten Sinne des Wortes:) beisteuern, werden ohne Ende subventioniert, während man von steuerzahlenden Bürgern andererseits verlangt, den Gürtel enger zu schnallen.

      So funktioniert das Schema des Neoliberalismus, und es wird solange funktionieren, wie die Leute zulassen, dass es funktioniert - solange sie nämlich nicht aus ihrem Selbstbetrug aufwachen und die Realität wahrnehmen, wie sie tatsächlich ist - u. sich nicht mehr auf das verlassen, was die Massenmedien u. unsere Politiker ihnen in paradoxer Verzerrung vorgaukeln. Ein Bekannter eines Freundes von mir arbeitet für ein großes deutsches Transport- unternehmen. Kürzlich erreichte ihn ein bitterböser Brief seines Arbeitgebers: “Wir bitten Sie dringend, zur Einhaltung ihrer vertraglichen Pflichten, auf Ihren Gesundheitszustand zu achten und ihn zu erhalten”, stand da wörtlich. Soll wohl heißen: Wenn du dich nochmal krankmeldest, lieber Mitarbeiter, fliegst du! Der Mann hat über 20 Jahre lang für die Firma geschuftet u. dabei seine Gesundheit ruiniert. Würde er den Brief wörtlich nehmen, müsste er auf der Stelle seinen harten, gesundheitsschädlichen Job kündigen. Schizophrener Zynismus. Erinnert irgendwie fatal an das Schicksal von Boxer, dem Pferd in Orwells ‘Animal Farm’ (‘Farm der Tiere’), oder nicht? Erst, wenn die Menschen begreifen, wie sehr sie reingelegt werden, werden sie aufwachen u. hoffentlich so richtig wütend. Und dann werden sie sich vereinen, sich organisieren u. endlich bereit sein, für echten Sozialismus u. echte Demokratie zu kämpfen - für einen echten Staat der Wohlfahrt eben.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:06:20
      Beitrag Nr. 1.374 ()
      am 25.Nov02 Sender ARD

      Norbert Blüm bekommt laut Schätzungen vom
      Bund der Steuerzahler eine Pension von
      ca. 10.000 Euro pro Monat


      Norbert Blüm der immer das Rentensystem
      auf dem Solidaritätsprinzip predigte zockt selber ab.

      Reporter fragt Norbert Blüm ob er nicht eine
      Grundrente für gerechter halte.
      Norbert Blüm sagt dann bekommt ein Fauler genausoviel
      wie einer der Leistung bringt.

      Bei 10.000 Euro Pension muss Norbert Blüm aber gar
      keine Leistung erbringen da würde doch eine Grundrente
      reichen der hat doch in seinem Berufsleben genügend
      verdient und angespart.

      ein Putzfrau müsste ca. 400 Jahre in die Rentenkasse
      einzahlen um die Pension von Norbert Blüm zu erhalten.

      Dies hat nichts mehr mit Generationenvertrag
      und Solidaritätsprinzip zu tun.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 19:38:32
      Beitrag Nr. 1.375 ()
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 19:40:54
      Beitrag Nr. 1.376 ()
      Investors Intelligence Sentiment - zu bullish? (2)





      21.11.02 49.4% 24.7%


      Vom 14.11.02 bis zum 21.11.02 ist die Bullenquote auf nahe dem 50% Level stagniert. Gleichzeitig ist aus dem Lager der Bären ein Teil in das Lager der neutral eingestellten Advisor abgewandert.

      Langsam dürfte der Überhang an bullishen Stimmen im Sinne eines Kontraindikators wirksam werden! Man sollte mit Vorsicht im Markt agieren. Allerdings wohlwissen, daß sich das Marktsentiment nicht selten sehr träge bewegt.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 19:49:48
      Beitrag Nr. 1.377 ()
      Editorial: "Wehe dem, der sich zu früh freut"u (25.11.2002)

      Hier und da sind in der westlichen Hemisphäre Anzeichen für eine Stabilisierung der Wirtschaft zu erkennen. Das wird jetzt von den Kommentatoren an den Aktienmärkten gefeiert. Doch sie kommen spät, denn die Börsen haben inzwischen sieben Wochen lang ununterbrochen Terraingewinne geboten. Die frohlockenden Kommentare sind also nachgeschoben. Sie begründen lediglich in Nachhinein schon etwas seit längerem Gegebenes.

      Doch selbst wenn man akzeptiert, was diese Kommentatoren verbreiten, muss man doch feststellen, dass nach wie vor als positiv bezeichnet wird, was die pessimistischen Erwartungen nicht oder nicht ganz erfüllt. Man kann daher nur von relativ Positivem sprechen. Dabei ist aber noch zu berücksichtigen, dass die Erwartungen von den Meinungsmachern, also vornehmlich von gewissen, zum notorischen Optimismus verpflichteten Politikern und Investmentbanken in Kenntnis der Stimmungsmechanismen gezielt heruntergedrückt worden sind.

      Wenn bei den Konjunkturzahlen Jahresvergleiche angestellt werden, so wird häufig unterschlagen, dass die Basiswerte bis jetzt noch aus der Zeit nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 stammen und somit sehr niedrig sind. Da kommen leicht ansehnliche Zuwächse zusammen. Vergleicht man die jüngsten Zahlen jedoch mit Daten aus Zeiträumen des laufenden Jahres, so sieht das Bild schon wesentlich trüber aus.

      Merrill Lynch hat mit Blick auf die Konjunktur in den USA ein ganz nett anmutendes Bild bemüht: "Kinder bewegen sich wackelnd, bevor sie gehen können. Und bevor sie richtig laufen können, müssen sie erst mal gehen lernen." Die Wirtschaft verhalte sich ähnlich. In der Frühphase einer Erholung taumle sie, doch jetzt scheine sie den Punkt überwunden zu haben, an dem ein Rückfall in die Rezession gedroht habe.

      Abgesehen davon, dass diese Investmentbank die Gefahr einer neuerlichen Rezession stets verneint hat und nun im tatsächlichen oder vermeintlichen Nachhinein doch bekennt, dass diese Gefahr bestanden hat, fehlt beim Bild von dem noch auf wackeligen Füßen stehenden Kleinkind noch etwas Wesentliches: Kinder fallen aller Erfahrung nach hin. Und wer es mit Märkten zu tun hat, weiß nur zu genau, dass selbst Abschwünge von gelegentlichen Erholungen unterbrochen worden. Das ist so normal wie das Ein- und das Ausatmen.

      Bis auf weiteres gilt: Wehe dem, der sich zu früh freut.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 20:06:04
      Beitrag Nr. 1.378 ()
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 20:15:25
      Beitrag Nr. 1.379 ()
      Und noch ein Nachtrag zur Deflation

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ups. Ich glaube, ich lag falsch. Deflation ist doch kein Problem. Wieso ich das auf einmal weiß? Nun, es stand in der Zeitung.

      "Unwahrscheinlich", sagte Michael Moskow, Präsident der lokalen Fed in Chicago. Das Risiko einer Deflation sei "extrem klein", fügte Ben Bernanke von der gleichen Institution hinzu. "Außerordentlich entfernt", stimmte der oberste Fed-Vorsitzende, Alan Greenspan, mit ein.

      Die offiziellen amerikanischen Zentralbanker scheinen sich einig zu sein: Deflation ist nichts, über das man sich Sorgen machen muss. Aber warum hat die Fed dann vor kurzem die Leitzinsen um überraschend starke 50 Basispunkte gesenkt?

      Ach das ... nun ... das war nur eine Versicherung gegen einen "schwachen Punkt" in der Wirtschaft – so Bernanke in einer Rede.

      Die Fed-Offiziellen scheinen alle das gleiche Skript gehabt zu haben. Nur einen oder zwei Tage vorher hatte auch Alan Greenspan davon gesprochen, dass die Wirtschaft "einen schwachen Punkt" getroffen hätte.

      Währenddessen hat eine von der Fed in Auftrag gegebene Umfrage unter 35 prominenten Volkswirten gezeigt, dass die Erwartungen für das wirtschaftliche Wachstum zurückgehen. Die Ökonomen glaubten einmal, dass im 4. Quartal ein Wachstum von 2,6 % drin wäre. Aber bei der letzten Umfrage halbierten sie diese Prognose. Und für das gesamte nächste Jahr erwarten sie "nur" 2,6 % Wachstum.

      Natürlich könnten sie falsch liegen – nach oben oder nach unten. Aber jetzt, wo eine Deflation von den Fed-Offiziellen gleich dreimal verneint worden ist, scheint sie fast unabwendbar zu kommen. Die Japanisierung der US-Wirtschaft impliziert laut Stephen Roach, dass die Wachstumsraten gefährlich niedrig werden.

      Die Finanzpresse hat das japanische Beispiel schließlich doch aufgegriffen. Fed-Offizielle werden jetzt routinemäßig gefragt: "Nun, wie kam es, dass die Japaner eine Deflation nicht vermeiden konnten? Und wird sich die Fed besser als die japanische Zentralbank verhalten?"

      Bernanke wartete nicht auf diese Frage. Er gab die Antwort bereits vorher: Die Japaner hätten Deflation vermeiden können, wenn sie höhere Inflationsraten angestrebt hätten, so seine Einschätzung. Und weiter: "Machen Sie sich keine Sorgen darüber, dass die USA den gleichen Weg gehen werden. Sogar wenn wir die Zinsen auf Null senken [die realen Zinsen sind teilweise schon unter Null], gibt es noch jede Menge anderer Dinge, die die Zentralbank tun kann. Geld drucken, zum Beispiel. Ausreichende Injektionen von Geld werden eine Deflation immer umkehren."

      Bernanke fährt fort: "In den 1930ern beendete Roosevelt die Deflation, indem er den Dollar gegenüber dem Gold um 40 % abwertete." Er hätte hinzufügen können, dass die Deflation erst nach der größten Depression der amerikanischen Geschichte endete, nachdem 10.000 Banken dicht gemacht hatten und einer von drei Arbeitern den Job verloren hatte.

      Ist es nicht beruhigend zu hören, dass die Fed die Deflation besiegen kann, indem sie den Dollar und die US-Wirtschaft zerstört?

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 20:17:48
      Beitrag Nr. 1.380 ()
      Dienstag, 26. November 2002

      Nur eine Bärenmarktrallye ...

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Wal-Mart und Home Depot könnten in diesen Tagen Probleme haben, kaufbereite Shopper anzuziehen – die New Yorker hat solche Probleme nicht. Die Investoren kaufen wieder alle möglichen Aktien, besonders gerne die glitzernden High Tech-Aktien ... Moment Mal, werden die eventuell knapp? Der Dow Jones stieg letzte Woche um 225 Punkte, das war die siebte Woche in Folge mit einer positiven Performance. Der Nasdaq-Composite legte letzte Woche 4 % zu.

      "Das Verschwinden der Angst und die neue Risikofreude sind unverwechselbare Charakteristika des jetzigen Marktes", so das Magazin Barron`s. "Junkbonds sind im Vergleich zu den US-Staatsanleihen deutlich teurer geworden, die Risikoprämien haben sich demnach verringert." Tja, im Moment steigt im Verhältnis zu den amerikanischen Anleihen fast alles. Die selbe "Die Wirtschaft erholt sich"-Täuschung, die zu den steigenden Aktienkursen führt, führt am Staatsanleihenmarkt zu Verkäufen. Die Rendite der 10jährigen T-Bonds steht mittlerweile bei knapp 4,2 %.

      Aber obwohl die Aktien- und Anleihenmärkte eine Wirtschaftserholung "kommen sehen", gibt es dafür noch keine harten Fakten. Die Ergebnisschätzungen fallen zum Beispiel noch schneller, als die Aktienkurse steigen. "Das erwartete Gewinnwachstum für die im S&P 500 enthaltenen Technologiegesellschaften ist für das vierte Quartal auf 17 % zurückgenommen worden – am 1. Oktober lag die Schätzung noch bei 32 %", so Barron`s. "Die Technologieunternehmen haben einen Anteil von rund 5 % an den Gesamtgewinnen der im S&P 500 unterhaltenen Unternehmen (gemessen an den Gewinnschätzungen für nächstes Jahr), aber ihr Anteil an der Marktkapitalisierung liegt bei 15 %." Angesichts des ernüchternden Gewinnausblicks für Technologieunternehmen kommt Barron`s zu dem Fazit, dass die Investoren "durch das falsche Ende des Teleskops sehen, wenn sie eine fundamentale Erholung in dieser Gruppe sehen."

      Seit dem 9. Oktober hat der S&P 500 über 20 % zugelegt. Die jubelnden Bullen erklären bereits, dass es sich um einen neuen Bullenmarkt handelt, während die Bären sagen, dass es sich um eine klassische – wenn auch spektakuläre – Bärenmarktrallye handelt.

      Comstock Partners sind auf der Bärenseite zu finden und meinen, "dass der S&P 500 auch im Frühjahr 2001 um 22 % gestiegen sei, und von Ende 2001 bis Anfang 2002 sei es um vergleichbare 24 % nach oben gegangen." Beide Entwicklungen liefen letztlich aus und der Bärenmarkt ging weiter.

      "Ist die derzeitige Rallye an der Wall Street anders als die zwei zuvor?" Dies fragt sich Stephen Roach von Morgan Stanley. "Oder ist sie nur eine Bullenfalle – eine Rallye, die angesichts eines möglichen zweiten Rückfalls in die Rezession einfach nicht weitergehen kann?"

      Ich denke, dass das zweite richtig ist. Und wenn dies keine Bärenmarktrallye ist, dann SOLLTE es zumindest eine sein. Die Aktien sind immer noch teuer – aber sie sind schon wieder sehr beliebt geworden. Mit anderen Worten, der irrationale Übermut wächst wieder.

      Nehmen wir nur den Index der Halbleitertitel (SOX). "Trotz dem jüngsten Anstieg von 38 % notiert der SOX immer noch 75 % unter seinem Top vom März 2000", so die Financial Post. "Aber unter fundamentalen Gesichtspunkten ist der Halbleitersektor alles andere als günstig bewertet. Der SOX spiegelt ein KGV von 535 wider, und das erst für nächstes Jahr. Für das laufende Jahr lässt sich kein KGV errechnen, weil die durchschnittliche Gesellschaft dieses Sektors in diesem Jahr Verluste gemacht hat." Also ein geschätztes KGV `03 von 535! Sind das die Bewertungen, die einen neuen Bullenmarkt begründen?

      Auch der Preis für einen Platz am "Big Board" der New Yorker Börse bleibt hartnäckig hoch. Normalerweise fiel dieser Preis während früherer Bärenmärkte, so Michael Santoli vom Barron`s Magazin. "Der letzte Platz wurde Anfang des Jahres für 2,5 Millionen Dollar verkauft. Das ist noch nicht Mal 6 % unter dem Spitzenwert von 2,65 Millionen Dollar (1999 erreicht), obwohl der Dow Jones um 25 % und der marktbreitere S&P 500 um fast 40 % gefallen sind."

      Das alles spricht meiner Meinung nach dafür, dass der endgültige Boden noch NICHT erreicht ist.

      investorverlag
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      schrieb am 26.11.02 20:21:41
      Beitrag Nr. 1.381 ()
      Ineffizienter Markt

      Von Edward Chancellor

      In diesem Jahr gab es einen Rekord an Unternehmenspleiten in den USA. Aber dank dem Einsatz von Derivaten (dem "Hedgen" von Kreditausfallrisiken) konnten die US-Banken ein Debakel vermeiden. Einige Leute meinen, dass Derivate eine bessere Risikoverteilung ermöglichen, was das Wachstumspotenzial für die Weltwirtschaft erhöhen soll. Alan Greenspan meint sogar, dass Derivate die Messbarkeit von Risiken verbessern.

      Allerdings finde ich, dass Derivate auch die maßlose Kreditexpansion der späten 1990er unterstützt haben. Sie haben das Verwenden von Analysemethoden gefördert, die zu einer nie gesehen Volatilität an den Finanzmärkten geführt haben.

      Laut der Vereinigung Britischer Banken ist der Marktwert von Kredit-Derivaten in den letzten 5 Jahren von 180 Milliarden Dollar auf über 2 Billionen Dollar gestiegen. Die meisten Institutionellen (zumeist US-Häuser) haben jede Menge Papiere gekauft. Netto-Verkäufer waren Versicherer und Rückversicherer (meist aus Europa). Die Banken konnten sich dadurch gegen Kreditausfälle absichern, weshalb sie die nominalen Kreditausfälle von fast 200 Milliarden Dollar recht gut verkraften konnten.

      Was gut für die Banken ist, ist auch gut für die Wirtschaft – so Charles Gave von einem kleinen Analystenhaus. In der Vergangenheit fanden die Banken am Ende eines jeden Wirtschaftszyklus immer faule Kredite in ihren Bilanzen, so Gave. Dadurch wurde die Kreditvergabe eingeschränkt, was sich multiplizierte. Sogar gesunde Unternehmen erhielten schwieriger Kredite. Die Unternehmen wurden deshalb dazu gezwungen, Kosten einzusparen und Leute zu entlassen. Das war früher so. Dank den Kredit-Derivaten können sich die Banken absichern (ihre Kredite "hedgen"). Gave räumt allerdings ein, dass dieses gute Szenario nur dann funktioniert, wenn die "Risikokäufer" des Finanzsystems weiterhin zur Risikoübernahme bereit sind.

      Es gibt einige Gründe, warum dies nicht mehr der Fall sein wird. Zuerst einmal haben die Versicherungsgesellschaften für ihre Risikoübernahme zuwenig erhalten. Der Vorstandsvorsitzende eines großen europäischen Rückversicherers sagte letztens, dass seine Branche "naives Kapital" für die Banken bereitgestellt hätte. Die Banken waren zwar nie perfekt, wenn es darum ging, die Ausfallrisiken von Krediten einzuschätzen. Aber zumindest wussten die Leute, die diese Risiken einschätzten, dass sie ihren Job verlieren könnten, wenn sie daneben lägen.

      Aber sobald die Banken ihre Kreditausfallrisiken absichern konnten, ging ihr Interesse an der richtigen Einschätzung der Kreditausfallrisiken zurück. Es ging nur noch darum, Kredite zu vergeben und danach Zinsen und Tilgung zu kassieren. Wenn der Schuldner nicht zahlte, dann war man ja abgesichert. Es war klar, dass die Qualität der Schulden sinken würde. Die Banken begannen eine Kreditexpansion. Ein anderer Grund, warum die Versicherer nicht mehr so gerne Kredite versichern, ist die Tatsache, dass ihre Ressourcen dazu kaum noch ausreichen. Die Versicherer übernahmen die Risiken, als ihre eigenen Bilanzen durch die steigenden Aktienkurse sehr gut aussahen. Damals erhöhten die Versicherer den Anteil der Aktien in ihren Portfolios von den traditionellen 10 % auf rund 50 %. Ihre wichtige Rolle bei der Absicherung der Kreditausfallrisiken war deshalb eng mit der Entwicklung des Aktienmarktes verknüpft.

      Studenten des japanischen Bankwesens werden wissen, dass das die Grundlage sowohl für einen wundervollen Boom als auch für einen schrecklichen Abschwung ist. Im Bärenmarkt mussten die Versicherer Aktien verkaufen. Viele haben sich danach aus dem Geschäft der Absicherung von Kreditausfallrisiken zurückgezogen.

      In der Vergangenheit wurden Banken für ihren Anteil an der Schuld von Kreditausfällen verantwortlich gemacht. Als Kreditgeber hatten sie dennoch gewisse Vorteile. Sie kannten ihre Kunden gut, und Kredite gab es gewöhnlich für langfristige Kunden. Aber durch die Kredit-Derivate wurde die Einschätzung der Kreditausfallrisiken den Banken weggenommen, und in die Hände der Versicherer gelegt. Diese hatten jedoch kein direktes Verhältnis zu den Kreditnehmern, weshalb sie auf uniforme Methoden der Analyse von Kreditausfallrisiken zurückgreifen mussten. Die Risiken wurden und werden durch technische Methoden analysiert. Während des Bullenmarkts reichte es den Kreditgebern aus, wenn die Marktkapitalisierung des Kreditnehmers stieg. Deshalb konnten die Telekom-Gesellschaften zwischen 1998 und Ende 2001 über 1 Billion Dollar an Krediten erhalten. Aber umgekehrt sieht es genauso aus: Fallende Aktienkurse implizieren, dass das Kreditausfallrisiko steigt, was die Versicherungskosten erhöht. Deshalb wird es eine Gesellschaft mit fallendem Aktienkurs schwer haben, eine Versicherung zu finden, die mögliche Kreditausfallrisiken absichert. Das könnte zu einem Teufelskreis führen: Wenige Kredite – sinkender Aktienkurs – noch weniger Kredite – usw.

      Das Potenzial der Kredit-Derivate, die wirtschaftliche Zyklik zu verringern, ist wunderbar. Vielleicht sind die jüngsten Probleme nur Kinderkrankheiten. Aber wenn Kredit-Derivate in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen sollen, dann müssen sie faire Preise haben. Die Versicherer müssen bessere Analysemethoden zur Einschätzung der Kreditausfallrisiken entwickeln.

      Die Versicherer müssten mehr Ressourcen zur Verfügung haben. Und sie müssten ihre Position gegenüber den Banken, die die Kredite vergeben, verbessern. Die Balance zwischen diesen beiden muss sich ändern.

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 20:40:57
      Beitrag Nr. 1.382 ()
      Euro-Sentiment:



      Bullenlager wächst weiter

      Wechsel von lang- in mittelfristig orientierte Händler


      gol Frankfurt - Wer geglaubt hat, dass sich mittelfristig orientierte Händler von der im Markt vorherrschenden negativen Euro-Stimmung anstecken lassen, musste eine herbe Enttäuschung hinnehmen. Die jüngste Sentiment-Erhebung zeigt klar: Europäische Ex- und Importeure haben die nachgebende Tendenz der Einheitswährung in der vergangenen Woche genutzt, um sich günstig einzukaufen. Noch vor einigen Wochen wäre ein im Wochenvergleich um 1,6 % tiefer notierender Euro mit Skepsis begrüßt worden. Der Bull/Bear-Index konnte somit vom jüngsten Zulauf des Bullenlagers deutlich profitieren und stieg auf das höchste Niveau seit August.
      Bei der Einzelanalyse fällt auf, dass der Zuwachs in erster Linie von Importeuren getragen worden ist. Da sie zu den natürlichen Bullen zählen, dürften ihre Käufe allerdings mehr passiver Natur gewesen sein. Gleiches gilt spiegelbildlich für Exporteure. Daneben stellt sich natürlich die Frage, warum der Euro trotz solider mittelfristiger Nachfrage wieder so deutlich unter die Parität zurückgefallen ist. Da sich Kassahändler mit neuen Positionen derzeit weitgehend zurückhalten, kann es sich hierbei nur um das Angebot eines oder mehrerer langfristig agierender Marktteilnehmer handeln. Derartige Verkäufe wurden erstmals am Dienstag beobachtet und wiesen bis zuletzt ein nahezu identisches Muster auf.

      Bislang ist diese Umverteilung von lang- in mittelfristig orientierte Hände relativ problemlos verlaufen, wobei auch bei tieferen Kursen noch mit guter Nachfrage gerechnet werden kann. Problematisch wäre es indes, wenn alle noch anstehenden Käufe abgewickelt werden könnten. In diesem Fall wäre mit keinerlei Aufwärtsdynamik mehr zu rechnen - schlimmstenfalls könnte der mittelfristige Aufwärtstrend sogar kippen. Glücklicherweise ist der Euro aber von diesem Punkt (ca. 98 US-Cent) noch ein gutes Stück entfernt.



      Börsen-Zeitung, 26.11.2002




      Zurück
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 20:53:48
      Beitrag Nr. 1.383 ()
      24.11.2002

      Was ist schon passiert? Es ist doch nichts passiert ...



      Unkenntnis und Naivität

      Werte und Schulden

      Rallies in Perspektive

      Bear Market voll intakt




      Wenn über die Börse diskutiert wird, höre ich fast immer: Es ist ja nichts passiert; wir stehen heute dort, wo die Börse 1997 stand. Das ist doch kein Problem ...

      Das ist ein schwerer Irrtum. Er zeugt von krassen Lücken im ökonomischen Verständnis der Finanzmärkte und von bedenklicher Naivität.

      Von den Höchstständen im März 2000 aus gerechnet sind an der Wallstreet rund 10 Billionen Dollar vernichtet worden. Man sagt, nur Papierwerte; solange die Börse nach oben ging, hat man anders geredet; damals meinte man, dass es echte Werte seien. Und jene - ich habe dazugehört - , die zu dieser Zeit schon sagten, dass das alles Papiergewinne seien und keine echte Substanz, sind belächelt oder beschimpft worden.

      Aber darauf kommt es nicht an; das wirklich Wesentliche ist etwas ganz anderes: Die heute vernichteten und vorher geschaffenen 10 Bio Dollar sind nicht aus dem "blauen Himmel" heraus entstanden, sondern benötigten für ihre "Produktion" zwischen 3 und 5 Bio Dollar Kredit.

      Die "Werte" sind verschwunden; die Schulden sind aber geblieben. In dem Masse ist die reale Nettoverschuldung angestiegen. Schulden dieser Art werden nicht mit den "niedrigen Zinsen" von 0,75% FED-Funds bedient, sondern mit 5 - 7% mindestens, in Wahrheit - abhängig von der Bonität des Schuldners - wesentlich höher. Im Verhältnis zu den niedrigeren Vermögensständen sind auch die relativen Zinsbelastungen massiv gewachsen.

      Das alles zeigt noch nicht seine Spuren in der sogenannten Liquidität, weil die Abschreibungen in den Bilanzen noch nicht vollzogen wurden. Wenn nicht ein Wunder an der Börse passiert, sind die Wertberichtigungen auf Ende des Jahres unausweichlich und von selten verzeichneter Grössenordnung.

      Die Baisse ist in vollem Gange. Wer sich von den Marketing-Abteilungen der Wallstreet-Industrie und den Zweckoptimisten der Bubble-TV`s beindruckt fühlt, braucht nur eine Langfrist-Chart irgendeines der hochgelobten Indices anzusehen - das gibt eine Perspektive für die "tollen" Erholungen der letzten paar Wochen, und Grund zur Nüchternheit. Was sich durch die "Erholung" geändert hat, ist die Fallhöhe des nächsten Kursrückganges. Sie ist deutlich grösser geworden.



      http://www.mom.ch/cgi-bin/mhsnews/titel/news.pl?FUNC=SHOW&R…
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 10:44:38
      Beitrag Nr. 1.384 ()
      Plusminus Wirtschaftsmagazin

      Altersvorsorge:
      Was sind unsere Lebensversicherungspolicen noch wert?

      Das Grundproblem: Viele Versicherungsunternehmen haben bis zum Jahr 2000 an den Börsen kräftig Aktien gekauft. Der drastische Kursverfall bringt sie nun in Bedrängnis, da sie die Papiere nicht rechtzeitig verkauft haben. Die Folge: große Verluste. Doch in vielen Büchern sind die Verluste noch nicht realisiert, die Aktienbestände sind weiterhin mit höheren Werten eingetragen. Warum? Der neue Paragraf 341 b des Handelsgesetzbuches erlaubt den Unternehmen, die Verluste erst dann abzuschreiben, wenn sie dauerhaft sind. Vereinfacht gesagt: Solange jemand bescheinigt, dass die Aktien wieder steigen, passiert so gut wie nichts.

      Eine Studie der Rating-Agentur Morgen & Morgen belegt, dass zum Jahresabschluss 2001 mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen den Paragraf 341 b genutzt hat, um die Bilanz besser aussehen zu lassen. Doch aus den ehemals stillen Reserven werden nun stille Lasten. Der Branchendienst Map-Report konstruierte dazu ein Szenario: Bei einem Dax-Stand von 3.200 Punkten, sind alle Reserven auf Aktien weg, bei einem Stand von gut 2.800 summieren sich nach groben Schätzungen die stillen Lasten auf rund 20 Milliarden Euro. Konsequenz: das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin prüft derzeit genau die Kapialreserven. Bei einer vermuteten Schieflage werden die Unternehmen zu einer detaillierten Berichterstattung aufgefordert. Rund 20 der 118 deutschen Lebensversicherer stehen derzeit unter genauer Beobachtung. Noch hält sich die Behörde bedeckt.

      Erfolgsgeschichte Lebensversicherung

      Dr. Thomas Steffen, Bafin:
      "Die deutsche Lebensversicherung in Deutschland ist eine echte Erfolgsgeschichte. Wir hatten in den letzten 50 Jahren seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland keine einzige Pleite. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass es dabei bleibt. Mit uns als Aufsicht wird es keine Bilanztricks geben. Wir werden mit den Unternehmen ganz genau kooperieren, um dort sehr viel Wahrheit und Klarheit reinzubekommen. Falls es im einzelnen Fall in Zukunft - und das sage ich sehr abstrakt und theoretisch - zu besonderen Notfällen kommen sollte, dann werden wir dafür sorgen, dass Bestände im Sinne der Versicherten übertragen werden auf andere Unternehmen. Notfalls gibt es auch eine Auffanglösung in Deutschland mit fünf Milliarden Euro, die bereit wäre, solche Unternehmen aufzufangen und die Verträge zu Gunsten der Versicherten zu sichern."

      Manche finanzschwache Lebensversicherer brauchen dringend frisches Geld. Per Gesetz dürfen sie aber keine Darlehen aufnehmen. So schönen manche Unternehmen ihre Bilanzen, wie zum Beispiel mit Hilfe so genannter Finanzrückversicherungsverträge.

      Dazu Marco Metzler, Fitch Ratings, London:
      "Finanzrückversicherungsverträge finden auch zunehmend in deutschen Lebensversicherungen Anwendung. Generell ist es ein Vertrag zwischen einer Rückversicherung und einem Lebensversicherer, bei dem die Finanzkomponente im Vordergrund steht. Ökonomisch gesehen wird ein Darlehen gewährt an den Lebensversicherer gegen Abtretung zum Beispiel zukünftiger Gewinne aus den Lebensversicherungsverträgen. Ökonomisch gesehen ist es ein Darlehen, jedoch bilanztechnisch und juristisch nicht, so dass man letztendlich das Ausmaß dieser Finanzierung nicht aus dem Jahresabschluss entnehmen kann."

      Pump auf die Zukunft

      Ein Pump auf die Zukunft: so genannte Step-Down-Anleihen. Sie bringen im ersten Jahr einer langen Laufzeit einen sehr hohen Zins. Danach fällt der Zins rapide ab. Konkreter Fall: der Direktversicherer Hannoversche Leben. Eine Schutzgemeinschaft für Versicherte prangert an: "Es wurden im Jahre 2001 Step-Down-Anleihen im Volumen von 600 Millionen Euro erworben." Das sind knapp sieben Prozent der gesamten Kapitalanlage der Hannoverschen. Und auch dieser Trend ist erkennbar: Die Lebensversicherer gehen auf der Suche nach höher verzinsten Anlageformen immer mehr Risiken ein.

      Ganz neu: so genannte Kreditderivate. Banken tragen für vergebene Kredite ein Risiko. Wird es ihnen zu hoch, schnüren sie daraus ein neues Produkt und reichen die Kreditrisiken weiter zum Beispiel an Lebensversicherer. Die bekommen dafür bis zu vier Prozent höhere Zinsen als auf herkömmliche Anleihen. Der weltweite Markt der Kreditderivate explodiert geradezu und wird 2002 fast zwei Billionen US Dollar erreichen, so eine Studie der Vereinigung Britischer Banken. Die Großinvestoren sind dabei die Versicherer. Viele dieser Kreditderivate gelten als riskant. So hat sich im April die deutsche Aufsichtsbehörde eingeschaltet mit einem Rundschreiben: Die Übernahme von Kreditrisiken durch Kreditderivate im Rahmen der Kapitalanlage ist grundsätzlich als versicherungsfremdes Geschäft unzulässig, es sei denn... Und dann kommen die Ausnahmen.

      Dr. Thomas Steffen, Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht:
      "Kreditderivate sind ein relativ junges Instrument. Sie sind Chance und Risiko zugleich. Kreditderivate bedeuten, dass Kreditrisiken hier übertragen werden. Wir als Aufsicht haben den Versicherungsunternehmen Vorgaben gegeben, wir verlangen eine externe Kreditbewertung, und wenn diese vorliegt und auch ausreichend ist, sind wir bereit solche Derivate auch zu akzeptieren. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, schreiten wir ein, und das sind die Maßstäbe, die wir den Versicherungsunternehmen vorgegeben haben."

      Einige Experten halten die Versicherer jedoch für zu unerfahren, die Risiken der Kreditderivate richtig einzuschätzen und vielleicht ist es auch schon zu spät. Denn die Gesellschaften haben wohl bereits kräftig eingekauft. Das amerikanische Branchenblatt "The Banker" schrieb im Mai: "Deutsche Lebensversicherer wurden als auffällig große Käufer besonders riskanter Tranchen des Kreditderivatebereichs beobachtet." Mit Bilanzkosmetik und riskanten Anlagen versuchen wohl einige Lebensversicherer, über ihre schwache Situation hinwegzutäuschen. Kein Wunder, denn eine aktuelle Studie der Agentur Fitch Ratings kommt zu dem Ergebnis: Mehr als die Hälfte der 75 untersuchten deutschen Gesellschaften werden bei der Sicherheitsmittelausstattung, also ihrer Finanzstärke, mit "schwach" eingestuft. Nur einige wenige verfügen über sehr gute Reserven und können die versprochenen Überschusszinsen lange weiterbezahlen.

      Hitliste der Lebensversicherer

      Die Top drei:

      Asstel
      Lebensversicherung von 1871
      Hamburg Mannheimer
      Die drei Schwächsten:
      Dialog
      Familienfürsorge
      Mannheimer
      Letztere hat jetzt gemeldet, dass sie 2003 nur noch den gesetzlichen Mindestzins von 3,25 Prozent bezahlen kann. Weitere werden wohl folgen.

      Übrigens: Für Verträge, die zwischen 1994 und 2000 abgeschlossen wurden, gilt ein gesetzlicher Mindestzins von vier Prozent. Wer in Zukunft Lebensversicherungs-Policen abschießen möchte, sollte sich die Finanzstärke eines Unternehmens genau anschauen.

      Doe Fitch Ratings-Studie zur Finanzstärke der deutschen Lebensversicherer kann - in deutsch - abgerufen werden unter http://www.fitch-studie.de oder kostenlos als Hardcopy bestellt werden bei:

      Fitch Deutschland GmbH
      Friedrich-Ebert-Anlage 18
      60325 Frankfurt
      Tel. 069 / 76 80 76-0
      Fax. 069 / 76 80 76-20
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 11:03:37
      Beitrag Nr. 1.385 ()
      Zu Lebensversicherungen!

      http://www.fitch-studie.de
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 11:12:35
      Beitrag Nr. 1.386 ()
      Tatsächlich wie Weimar (1)
      Überall wird gegenwärtig die Parallele zwischen dem Ende der Weimarer Republik und der Gegenwart diskutiert. Ich halte dies nicht nur für legitim, sondern auch für erforderlich. Denn wer die Börsenkrise 1929 bis 1932 anspricht, muss auch Weimar ansprechen. Das heißt natürlich mitnichten, dass uns ein ähnliches Schicksal wie damals blüht, denn Geschichte wiederholt sich nur für diejenigen, die sich standhaft weigern, aus ihr zu lernen. Die anderen erkennen jedoch ihren „Reim“ – und können sich ihren eigenen darauf machen. In dieser Woche möchte ich daher ein paar sehr subjektive Versatzstückchen zu dieser Thematik liefern.

      (1) Schon der Anfang der Story ist äußerst bezeichnend, wie nämlich unsere Öffentlichkeit damit umgeht. Zum Anfang der Woche konnte man in allen Medien lesen: Oskar Lafontaine habe Gerhard Schröder mit Reichskanzler Brüning verglichen. Darauf sofort ein Aufschrei – hin bis zur Forderung nach einem Parteiausschluss Lafontaines. Wer hingegen des Lesens mächtig ist (und willig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden), hat sofort gemerkt, dass diese Interpretation Lafontaines nicht stimmt. Lafontaine hat die gegenwärtige Politik der Regierung wie der Unternehmerverbände mit der fatalen Brüningschen Sparpolitik verglichen. Doch sich damit auseinander zu setzen, ist natürlich diffizil. Viel einfacher ist es hingegen, zu personifizieren (Lafontaine gegen Schröder). Denn das bringt nicht nur erstens mehr Leser und eine höhere Einschaltquote, sondern bietet zweitens auch eine treffliche Möglichkeit, das eigentliche Problem sofort wieder unter den Tisch fallen zu lassen.

      Nun ist entweder Schröder doof oder Lafontaine ein Stänkerer, doch mehr hat sich in den Köpfen nicht festgesetzt. Schade. Dabei geht es nämlich um die schwierigsten Fragen seit langer Zeit: Jetzt den Sparkurs aussetzen? Wie groß sind die Risiken und was können wir damit erreichen?

      Tatsächlich wie Weimar (2)
      Die Wirtschaftspolitik steht gegenwärtig zweifelsohne vor einer prinzipiell ähnlich problematischen Situation wie in der Endphase der Weimarer Republik in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Denn um ökonomisch angemessen auf die gegenwärtige Situation zu reagieren, muss sie alles, was in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren heilig war und stets als richtig verkauft wurde – praktisch von einem auf den anderen Tag ersatzlos über den Haufen werfen. Geht das überhaupt? Soll man das wirklich machen? Die Fragen sind identisch und das Zögern nur zu verständlich.

      Zum Anfang der 30er Jahre lag eine verheerende Inflation gerade einmal zehn Jahre zurück, die im Zuge eines faktischen Staatsbankrotts im Anschluss an den Ersten Weltkrieg beinahe alles hinweggerafft hatte. Und die Lehren aus dieser Lektion hießen: Nie wieder Inflation! Der einzig gute Staatshaushalt ist ein ausgeglichener Staatshaushalt. Kein Wunder also, dass damals niemand für ein öffentliches Defizit und eine Inflationierung der Wirtschaft plädieren konnte.

      In den vergangenen zwanzig Jahren haben wir im Vergleich dazu stets gelernt, wie schädlich öffentliche Defizite für eine Volkswirtschaft sind, und dass der einzig gangbare Weg derjenige der Budgetkonsolidierung ist. Dieses Ziel ist sogar als so wichtig erachtet worden, dass man es – gleichsam als „Preis“ für die Einführung des Euro – in den Maastricht-Statuten festgeschrieben hat. Nun jedoch geraten wir in eine Krise, die durchaus größeres Ausmaß hat (und auch noch annehmen kann), in der eigentlich (!) ein Gegensteuern des Staates erforderlich wäre. Eigentlich! Doch damals wie heute: Das wirtschaftspolitische Dogma des vergangenen Jahrzehnts lastet auf Politik und Gesellschaft, so dass jede Entscheidung zu seiner plötzlichen Abschaffung einen heroischen Akt erfordert – und in einer Demokratie, in der alle heute schon wissen, dass sie es hinter besser und auf jeden Fall richtig gewusst haben, vielleicht sogar völlig unmöglich ist.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 21:14:32
      Beitrag Nr. 1.387 ()
      Zitat des Tages:
      "Wenn jemand dir sagt, das er durch harte Arbeit reich geworden ist, frag ihn durch wessen harte Arbeit?"

      Don Marquis
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 21:20:19
      Beitrag Nr. 1.388 ()
      Zitat des Tages:
      "Wieviel Unabhängigkeit ist erreicht, wenn die Masse der arbeitenden Frauen und Mädchen die Borniertheit und den Mangel an Freiheit zuhause eintauscht gegen die Borniertheit und den Mangel an Freiheit in der Fabrik, den Ausbeutungsbetrieben, im Kaufhaus oder Büro?"

      Emma Goldman
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 21:55:24
      Beitrag Nr. 1.389 ()
      Szenario I: Der Irak stellt sich quer


      Von Georg Watzlawek


      Formal liegt die Entscheidung über Krieg und Frieden in den Händen der Uno-Inspekteure – doch die Hauptkontrahenten im Irak-Konflikt kümmert das nicht.




      Formal liegt die Entscheidung über Krieg und Frieden in den Händen der Uno-Inspekteure – doch die Hauptkontrahenten im Irak-Konflikt kümmert das nicht. „Ohne Zweifel arbeitet die Zeit für uns“, sagte Iraks Staatschef Saddam Hussein vor zwei Wochen der ägyptischen Zeitung Al-Usbou. „Wir müssen noch etwas Zeit schinden, und die amerikanisch-britische Koalition bricht auseinander.“ George W. Bush blieb die Antwort nicht lange schuldig: „Wenn er sein Arsenal (an Massenvernichtungswaffen) leugnet, läutet er sein letztes Stündchen ein“, sagte der US-Präsident in Prag. „Null Toleranz“ ist Washingtons Maßgabe: Sollten nur leise Zweifel daran bleiben, dass Saddam sich zu 100 Prozent an die Regeln hält, gibt es Krieg.

      Noch ist es Spekulation, ob und wann aus der Rhetorik Ernst wird. Doch bezweifeln fast alle Experten, dass Saddam seine Ausweglosigkeit erkannt hat. Nur solange eine US-Armee zur Invasion bereitstehe, zeige Saddam Kooperationswillen, um dann zum Katz-und-Maus-Spiel zurückzukehren, warnt Irak-Experte Kenneth Pollack vom Washingtoner Thinktank Brookings. Schon am 8.Dezember kann es zum Schwur kommen: Bis dahin muss Bagdad laut Uno-Resolution 1441 einen Bericht über alle Einrichtungen vorlegen, die für Entwicklung oder Bau von ABC-Waffen oder Raketen geeignet sind. Wahrscheinlich wird der Irak kistenweise Unterlagen über Fabriken anschleppen, die mit biologischen und chemischen Verfahren arbeiten, aber behaupten, dass sie zivilen Zwecken dienen.

      Dann müssten die Uno-Inspekteure das Gegenteil beweisen und versteckte Anlagen aufspüren. Selbst mit modernster Ausrüstung ist das so schnell nicht machbar. Nach eigenen Angaben benötigen die Inspekteure mindestens ein Jahr, um allein bekannte Produktionsstätten zu überprüfen – von geheimen Laboren, die sich in jedem LKW-Container oder in Keller der 5-Millionen-Stadt Bagdad verstecken können, ganz zu schweigen.

      So viel Zeit wird Bush der Uno nicht lassen. Schon jetzt fällt es ihm schwer, den Druck aufrechtzuerhalten – zu wankelmütig ist die öffentliche Meinung daheim und im Ausland. Das Zeitfenster für einen aussichtsreichen Feldzug gegen den Irak ist zudem eng. Sollte der Krieg nicht noch im Januar beginnen, wird es spätestens im März zu heiß: Zwar kann das den US-Bombern nichts anhaben, wohl aber Soldaten, die sich mit Schutzanzügen gegen ABC-Angriffe wappnen müssten. „Wenn die USA nicht in diesem Winter in den Krieg ziehen, wird es schwer, die Drohkulisse aufrechtzuerhalten“, warnt Pollack.

      Gleichzeitig sind die militärischen und diplomatischen Vorbereitungen so weit, dass es im Januar losgehen kann. Binnen 30 Tagen, so das Pentagon, seien genug Kräfte für eine Offensive vor Ort. Vieles deutet also darauf hin, dass die USA bis Ende des Jahres einen Bruch der Uno-Resolution durch den Irak konstatieren. Offen ist nur, wie sich der Sicherheitsrat dazu stellen wird. Aber selbst wenn Frankreich, Russland und China die Beweislage zu dünn ist, können sie die USA nicht mehr aufhalten. Das gibt Streit, doch kann sich Bush auf die Uno-Resolution berufen: Sie verlangt zwar Konsultationen vor einem Angriff, aber keine Resolution. Sicher wäre den Falken in Washington eine breite Koalition lieber; sie lassen aber keinen Zweifel, zur Not auch mit einer eigenen „coalition of the willing“ loszuschlagen.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 27. November 2002, 15:24 Uhr
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 22:14:00
      Beitrag Nr. 1.390 ()
      Tatsächlich wie Weimar (3)
      In der Wirtschaft führt kein Weg daran vorbei, dass jede Ware, die verkauft werden soll, von irgendjemandem gekauft werden muss. Dazu braucht man allerdings nur vordergründig „Geld“ als Medium des Austausches, entscheidend sind vielmehr: Einkommen, Vermögen und Kredit. Eine Volkswirtschaft, in der diese drei Größen nicht wachsen, kann in keinem Fall wachsen.

      Einkommensstagnationen der Haushalte sind Gift für jede Wirtschaft. Unternehmensverbände, die sich zusammenschließen, um die Lohnzuwächse insgesamt (!) zu begrenzen, handeln ebenso wirtschaftlich dumm wie Verbände, die eine Rücknahme der Staatstätigkeit anmahnen. Rational ist es nur, die Lohnzahlungen des eigenen (!) Unternehmens zu mäßigen, die der anderen (!) jedoch zu maximieren.

      Haushalte, deren Einkommen über Kürzungen von Zusatzzahlungen wie Weihnachtsgeld rückläufig sind, können ihr Konsumniveau folglich nur dann aufrecht erhalten (oder steigern), wenn sie ihr Vermögen angreifen oder zusätzlich Kredite aufnehmen. Ist dieses Vermögen jedoch durch einen Sturz der Aktienkurse auf eine eiserne Reserve geschrumpft, dann ist diese Variante wenig wahrscheinlich.

      Wenn Banken keine Kredite vergeben wollen, dann können Haushalte auch keine Kredite aufnehmen. Zudem: In einer Situation, in der die Preise stagnieren und effektiv sogar sinken (Sonderangebot, die statistisch nicht erfasst werden) und man zudem täglich mit dem Verlust des Arbeitsplatzes rechnen muss, werden nur die wirtschaftlich Naivsten ihre Kredite ausweiten. Sie werden dann auch als erste den persönlichen Bankrott anmelden.

      Fazit: Ohne Eingriff von außen wird eine derartige Wirtschaft in eine Abwärtsspirale eintreten. Sie kann nur hoffen auf: expansive Staatstätigkeit, positive Ertragserwartungen der Unternehmen und Impulse aus dem Ausland. Doch Hoffnung alleine macht starr und verbittert.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 22:23:58
      Beitrag Nr. 1.391 ()
      26. November 2002 Grundtendenz abwärts - Baisse!

      Heute haben wir Kalendertag 47 (1,618^8) seit 10.10.02. Morgen 27.11.02 kommt der Handelstag 34 seit 10.10.02 (Fibo). Es ist zu erwarten, daß die Märkte einen Richtungswechsel vornehmen werden. Bye bye Rally. Der Bär wird wieder in kraftvoller Manier die Führung übernehmen.

      Am 4. Dezember 2002 haben wir ein besonderes Ereignis. Eine totale Sonnenfinsternis sichtbar in der südlichen Hemisphere. Siehe >Solar-Eclipses<. Am gleichen Tag kommt ein Fibodatum an, nämlich 55 Tage seit 10.10.02. Bekanntlich sind es Vorboten für eine gravierende Veränderung zum Negativen in der Wirtschaft und Politik.

      Das Jahr 2003 wird geprägt von Kapitalvernichtung, Arbeitslosigkeit und Pleiten in einem nie gekannten Ausmaß.
      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/chart_special.ht…
      <Fundamentals> >DJIA/SPX Analyse<
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 22:27:54
      Beitrag Nr. 1.392 ()
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 22:52:44
      Beitrag Nr. 1.393 ()
      Dow, S&P 500 und Nasdaq unter der Lupe
      ++ Dow Jones ++

      Von Claus Vogt

      Die von uns erwartete kurzfristige Korrektur bis maximal 8000 Punkte, gefolgt von einem zweiten Aufwärtsschub, der über die Oktober-Hochs bei 8600 führt, ist eingetreten. Der Tiefpunkt lag bei 8160, das Hoch bei 8840. Danach kam es erneut zu leicht rückläufigen Kursen. War das schon alles? Nicht zuletzt aufgrund unseres Gesamtmodelles glauben wir das nicht. Wir betrachten die gesamte Bewegung seit Ende Oktober als Konsolidierung des steilen Anstieges von den Oktober-Tiefs. Die rückläufigen Umsätze passen gut zu dieser Interpretation. Wir prognostizieren folglich einen weiteren Anlauf nach oben bis in den Bereich der Widerstandszone, die wir zwischen 9000 und 9500 Zählern sehen. Die ebenfalls Widerstand darstellende, fallende 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft bei rund 9200. Kurse oberhalb dieser Linie betrachten wir als Verkaufskurse, insbesondere wenn sie mit schwachen Umsätzen und zunehmendem Optimismus einhergehen sollten. Stop Loss-Marken empfehlen wir etwas unterhalb von 8000 Punkten zu setzen, da der langfristige Abwärtstrend intakt und das Risiko hoch sind.


      ++ S&P 500 ++

      Auch der S&P 500-Index befindet sich seit einigen Wochen in einer Konsolidierung, deren Kursspanne bisher nur gut 6 Prozent beträgt. Die erste Widerstandszone, die wir nach den Oktober-Tiefs bei rund 900 Punkten ausgemacht haben, hat sich damit als wichtig erwiesen. Die auch für diesen marktbreiten Index deutlich rückläufigen Umsätze beurteilen wir positiv, weil sie typisch für eine Konsolidierung sind. Wir rechnen in den nächsten Wochen mit einer Wiederaufnahme der Bearmarket-Rallye. Als Kursziel betrachten wir weiterhin die Widerstände bei 960 bis 1000 Zählern. Die fallende 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft jetzt innerhalb dieser Zone bei rund 980. In Analogie zu dem für das Dow-Jones-Gesagte betrachten wir Kurse oberhalb der fallenden 200-Tage-Durchschnittlinie (wie fast immer) als Ausstiegsgelegenheit. Sinnvolle Stop Loss-Marken sehen wir knapp unter 850 Zählern (Schlußkurse).


      ++ Nasdaq Composite ++

      Diesen Chart finden wir derzeit ganz besonders interessant. Hier läßt sich nämlich eine potentielle Bodenbildung erkennen, eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Wenn unser Gesamtmodell eindeutig bullish wäre und die US-Börsen fundamental unterbewertet, dann würde uns dieser Chart außerordentlich optimistisch stimmen. Unter den gegenwärtigen Umständen müssen wir aber vorsichtig bleiben. Wir werden also zunächst abwarten, wie das Überschreiten der möglichen Ausbruchslinie bei etwa 1425 Zählern aussehen wird. Falls es zu einem überzeugenden Ausbruch mit erheblich zunehmenden Umsätzen kommen sollte, würde sich ein Kursziel von rund 1700 ergeben. Aber selbst in diesem Fall würden wir vor dem Hintergrund unseres nicht sehr positiven Gesamtmodells nicht rundum bullish werden. Bekanntlich gibt es auch immer wieder charttechnische Fehlsignale. Als letztes Beispiel hierfür erinnern wir uns an den Ausbruch des Nikkei aus einem schönen Doppelboden im März dieses Jahres. Nur die von uns ausdrücklich empfohlene Beachtung von Stop Loss-Marken schützte vor herben Verlusten. Falls wir hingegen an der Nasdaq ein mühsames Überschreiten der 1425 mit schwachen Umsätzen erleben sollten, wäre das bereits ein klarer Hinweis, daß es sich nicht um eine Bodenformation handelt, sondern um eine Bullenfalle. Die fallende 200-Tage-Durchschnittlinie und die nächste Widerstandsmarke befinden sich bei 1500 Zählern.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
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      schrieb am 27.11.02 23:07:25
      Beitrag Nr. 1.394 ()
      Die Schulden-Generation

      von Porter Stansberry

      Während der gesamten Geschichte sind die wichtigsten und offensichtlichsten Trends oft vollständig ignoriert worden, weil die Änderungen, die sie ankündigten, einfach unvorstellbar waren ...

      Beispiele von großen, problematischen Trends, die von den "Eliten" ignoriert wurden, sind zu zahlreich um sie hier alle aufzuzählen. Aber bedenken Sie: Kam die massive Inflation der 1970er Jahre wirklich ohne signifikante Warnung in der vorhergehenden Dekade? Es wurde kaum angeprangert, dass die USA 1971 den Goldstandard aufgaben. Es gab auch keinen großen Aufschrei der Massenmedien, als US-Präsident Nixon 1972 Preiskontrollen einführte. Warum sahen so wenige Leute so klar, welche großen und offensichtlichen Warnungen vor einer enormen Inflation es gab? Natürlich sind nicht alle neuen Trends schlecht. Aber viele werden kaum beachtet. Nehmen Sie zum Beispiel den Bullenmarkt der 1990er. Der Börsengang von Netscape 1995 war der Beginn der Manie ... fünf Jahre vor dem Erreichen des Tops. Wenige Leute sahen dies 1995 voraus. Selbst Bill Gates erwähnte in seinem 1994 geschriebenen Buch "The Road Ahead" das Wort Internet überhaupt nicht. Der größte Trend, den wir gerade sehen, kann mit einem Wort charakterisiert werden: Schulden. Seit 1992 gab es eine enorme Verschiebung des Schuldenmachens vom öffentlichen in den privaten Sektor. Die Neuverschuldung des Staates ging zurück – in den Clinton-Jahren wurden sogar Überschüsse erzielt –, während die private Verschuldung in den USA so schnell wächst wie nie zuvor.

      1992 verschuldete sich die US-Regierung um etwa 300 Milliarden Dollar, die Privaten liehen sich 200 Milliarden Dollar. Seitdem hat sich die Neuverschuldung der Privaten jedes Jahr mit Ausnahme des Jahres 2000 erhöht, mittlerweile sind es 1 Billion Dollar pro Jahr. 1992 betrug die Neuverschuldung von Regierung und Privaten ZUSAMMEN rund 500 Milliarden Dollar, dieser Wert hat sich mehr als verdoppelt. Ein schnelles Schuldenwachstum ist noch nicht zwingend ein Problem. Wenn man das geborgte Geld klug investiert, wenn sich dadurch neue Möglichkeiten für die Wirtschaft eröffnen und die Schulden in gesunder Relation zum Bruttoinlandsprodukt bleiben, dann können Schulden sogar sinnvoll sein. Aber das ist nicht passiert. Stattdessen hat jeder Dollar, der seit den 1960ern geliehen wurde, weniger als einen Dollar zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Heute trägt jeder neue Schuldendollar nur noch 0,54 Cents zum amerikanischen Wirtschaftswachstum bei (das impliziert, dass die US-Wirtschaft mit 2,5 % pro Jahr wächst – und dieser Wert muss auch erst einmal erreicht werden). Der größte Teil der neuen Schulden der 1990er wurde dazu genutzt, die massive finanzielle Spekulation in den Unternehmen und bei Hypotheken anzuheizen. Jetzt, wo die Werte dieser Märkte deflationieren, bleiben trotzdem die Schulden. Der Anteil der Schulden an den Werten steigt deshalb. Die gesamten Schulden als Anteil vom Bruttoinlandsprodukt stehen derzeit bei fast 300 % –1982 waren es noch 150 %.

      Leider sagt selbst diese hohe Schuldenlast noch nicht alles über die zukünftigen Verpflichtungen, die aus dieser Last erwachsen. Weil der Aktienmarkt durch den Bärenmarkt arg gelitten hat, haben auch die US-Pensionsfonds sehr leiden müssen, da diese am Aktienmarkt investiert haben und es immer noch tun. Staatliche Pensionsfonds haben in den letzten 2 Jahren rund 70 % an Wert verloren (von 80 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 25 Milliarden Dollar heute). Obwohl ich nicht die kompletten Zahlen für die Unternehmens-Pensionsfonds habe, glaube ich, dass die Relationen dort auch nicht viel anders aussehen werden (beide Arten von Pensionsfonds nutzen oft auch die gleichen Fondsmanager). Währenddessen müssen die Unternehmen hohe Beträge aufbringen, um die unterfinanzierten eigenen Pensionsfonds wieder aufzufüllen. SBC hat zum Beispiel angekündigt, dafür im nächsten Jahr 2 Milliarden Dollar bereitzustellen, was die Gewinne entsprechend belasten wird. Raytheon hat angekündigt, in den nächsten Jahren 500 Millionen Dollar für den gleichen Zweck bereitzustellen. Analysten schätzen, dass rund 10 % der Gewinne der im S&P 500 enthaltenen Untenehmen für die Auffüllung von unterfinanzierten Pensionsfonds bereitgestellt werden müssen.

      Dann gibt es in den USA natürlich noch einen größeren Pensionsplan, der ebenfalls unterfinanziert ist – die soziale Sicherheit. Dieses Thema ist allerdings ziemlich umfangreich – jedenfalls ist es sehr schwer, es in ein paar Paragraphen anzureißen. Kurz gesagt – es gibt zwei Komponenten von privaten Schulden. Schulden der Konsumenten und Schulden der Unternehmen. Der Anstieg der Konsumentenschulden ist nicht schwer auszumachen – wer lebt nicht gerne über seine Verhältnisse? Auf der anderen Seite ist es schwieriger zu verstehen, warum auch Unternehmen ihre finanzielle Vernunft aufgeben. Unternehmensmanager haben die Bilanzen so getrimmt – legal und teilweise auch illegal –, dass die Gewinne nach Möglichkeit immer etwas über den Schätzungen lagen und die Aktienkurse deshalb stiegen. Aktienoptionspläne für die Manager waren ein großer Anreiz, große Risiken einzugehen. Wenn die Risiken mit Erfolg belohnt werden, konnten diese Manager persönlich große Gewinne einfahren. Wenn es daneben ging – konnten sie immer noch unbehelligt das Unternehmen wechseln. Nehmen wir General Electric (GE), die größte amerikanische Gesellschaft überhaupt. Seit 1992 ist GE ein Netto-Schuldner. Wieso ist Amerikas beste Gesellschaft seit 10 Jahren ein Netto-Schuldner? Nun, wenn man sich ansieht, wie die Gesellschaft ihr Geld verdient, dann ist die Antwort auf diese Frage leicht zu finden. Rund 50 % der Schulden von GE sind kurzfristiger Natur. Dank des exzellenten Kreditratings von GE (ein "AAA") ist es kein Problem, 90tägige Schulden aufzunehmen. Die Gesellschaft nutzt diese Schulden, die nur relativ niedrige Zinszahlungen erfordern, um damit Kreditkarten mit relativ hohen Zinszahlungen zu finanzieren. GE Capital hat in den letzten drei Jahren 43 Milliarden Dollar ausgegeben, um Kreditkartenschulden, die hoch verzinst werden, aufzukaufen. Und jetzt wird es spannend: Seit 1997 hat General Electric 15 Mal weniger als drei Wochen vor Quartalsende diese übernommenen Kreditkartenschulden wieder verkauft. Dadurch konnte die Gesellschaft ihre Ertragsprognosen so präzise erfüllen.

      Währenddessen ist der gesamte Schuldenberg von GE weiter gestiegen. Heute sind die Schulden von GE viermal so hoch wie das Eigenkapital. Warum nimmt GE solche Risiken auf sich? Weil die mit Schulden finanzierten Übernahmen das Umsatzwachstum von GE in den Jahren 1985–2000 zu 40 % begründet haben. Das sagt jedenfalls Jeanne Terrile von Merrill Lynch (die sich übrigens unmittelbar nach der Studie über die Schuldenpraxis von GE zur Ruhe setzte). Noch mal ... es geht hier um Amerikas beste Gesellschaften. Als sich die Gewinnmargen in den 1980ern und 1990ern verschlechterten, begannen die Unternehmen, mit ihren Bilanzen zu tricksen. Während dieser Zeit haben sich die Fundamentals eigentlich verschlechtert, ohne dass sich dies in den ausgewiesenen Gewinnen widergespiegelt hätte.

      Seit 1975 haben die Kapitalausgaben den Cash Flow überstiegen, was bedeutet, dass die Schulden oder das Eigenkapital schneller als die Gewinne gestiegen sind. Und dann ist da noch der Rückgang der genutzten Kapazitäten, der auch ein Symptom für eine platzende Kreditblase ist.

      Eine gesunde Volkswirtschaft wächst wegen einer durch Ersparnisse begründeten Nachfrage. Wenn sich das Verhältnis zwischen Sparen und Investieren verschlechtert, dann gibt es Probleme. Wenn man sich das abstrakter vorstellt, ist es einfacher. Stellen Sie sich eine Familie vor. Was wäre, wenn diese Familie jede Kreditquelle in den nächsten 6 Monaten anzapfen würde? Ihr Konsum würde explodieren, die Nachfrage würde erheblich steigen – aber irgendwann würde die Nachfrage zurückgehen. Am Ende würde eine geringe Nachfrage und große Schulden bleiben. Diese Familie würde lange Zeit nur noch das Notwendigste nachfragen, weil sie ihre Finanzen wieder in Ordnung bringen will.

      Genau das ist in Amerika in den letzten 10 Jahren passiert. Die Sparrate ist von 5 % (was schon nicht viel ist) auf negative Werte in den späten 1990ern gefallen. Die Leute gaben mehr aus, als sie verdienten, hauptsächlich wurde dies durch Hypotheken finanziert. Jetzt ist fast der Punkt erreicht, an dem es für die Konsumenten (und die meisten Unternehmen) so nicht weitergehen kann. Die Summe der Hypotheken, die die Konsumenten aufgenommen haben, ist wirklich einmalig. Seit 1992 ist die Neu-Aufnahme von Hypotheken von rund 200 Milliarden Dollar pro Quartal auf über 600 Milliarden Dollar im letzten Quartal gestiegen. Das ist ein beeindruckender Schuldenzuwachs ...

      Lassen Sie mich auf die gesamte Konsumentenverschuldung hinweisen, die neben Hypotheken auch Autofinanzierungen beinhaltet. 1992 mussten von den Konsumenten durchschnittlich 16 % des verfügbaren Einkommens für diesen Schuldendienst aufgewendet werden. Heute sind es über 25 %. Das heißt, dass die überwältigende Mehrheit der heutigen Konsumenten den größten Teil ihres Einkommens für Steuern, Zinsen und Schuldenzurückzahlungen verwenden muss. Die zukünftige Nachfrage wird deshalb schwach sein ... und das könnte überraschend lange so bleiben.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 23:09:27
      Beitrag Nr. 1.395 ()
      Aktien unter 10 Dollar bevorzugt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Es ist schwer zu glauben – aber in weniger als zwei Monaten hat sich die Psychologie der Investoren drastisch verändert. Von Angst hin zu Gier. Anfang Oktober schien der Bärenmarkt unverwüstlich zu sein, es gab Prognosen, denen zufolge der Dow Jones auf 5.000 Zähler fallen würde. Jetzt ist die Angst von Anfang Oktober nur noch eine entfernte Erinnerung, und der Optimismus steht derzeit wieder in voller Blüte.

      Michael Martin, ein Freund von mir, der Broker bei R.F. Lafferty ist, kam gestern mit einem Zettel in der Hand in mein Büro und sagte: "Sieh Dir das an! ... Fast alle der am meisten gehandeltsten Aktien an der Nasdaq kosten weniger als 10 Dollar pro Aktie ... Die Käufer wollen die optisch niedrigen Aktien kaufen, die spekulativen Werte."

      Ich sah mir die Liste an und sah sehr schnell, dass ganz oben die alten Highflyer der späten 1990er Jahre standen. Namen wie JDS Uniphase, Brocade, Ciena, Juniper Networks und Vitesse Semiconductor standen ganz oben. Die Investoren haben die Vorsicht offensichtlich aufgegeben, es scheint darum zu gehen, möglichst schnell einen großen Gewinn zu machen. Das Großartige an solchen Aktien ist, dass sie sehr schnell eine Menge zulegen können – aber auch das Gegenteil ist möglich. Derzeit steigen sie, und das "dumme Geld" hat sich selten brillanter gefühlt als jetzt.

      Die Gier ist wieder im Markt – und das sagt mir, dass diese Bärenmarktrallye wahrscheinlich bald wieder vorbei ist.

      "Ich weiß, ich weiß, die Technologieaktien steigen", schreibt Karim Rahemtulla, der Kopf von "Forward Profit Strategy", einem Trading-Dienst. "Aber ist diese Tech-Rallye real? Natürlich steigen die Technologieaktien. Aber sind die Aktien die Preise wert, die für sie gezahlt werden? Das ist die wirkliche Frage, die man sich stellen sollte. Und wenn man sich diese Frage stellt, dann wird man diese Antwort erhalten: NEIN!"

      "Ich kaufe nicht in dieser Rallye, weil sie fundamental absolut unbegründet ist", so Karim weiter. "Diese Rallye basiert nur auf Hoffnung, und ich wette, dass diese Hoffnung sich nicht bewahrheitet."

      "Ich habe immer gedacht, dass Ebitda für Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen steht", so Alan Abelson scherzhaft im Barron`s Magazin. "Jetzt hat mir ein alter Freund gesagt, dass das nicht stimmt. Ebitda steht auf Englisch – auf Deutsch passt es nicht ganz – für Ergebnis vor "Investigation, termination, deposition and arrest". Jetzt weiß ich Bescheid.

      Zum Schluss noch eine traurige Nachricht: Wegen "schwierigen Herausforderungen im Geschäft" streicht America Online (AOL) die Weihnachtsfeier für seine 18.000 Angestellten. Das Leben innerhalb von AOL ist nicht mehr so festlich wie noch vor einigen Jahren. Wie ironisch. AOL führte die "dot.com"-Blase vor wenigen Jahren an. Nun, man kann halt nicht ewig wie ein 21jähriger feiern. Statt der Weihnachtsfeier hat AOL seinen Mitarbeitern "besondere Sozialleistungen für die Angestellten" versprochen. Hey, das klingt nach einer ziemlich wilden Zeit!
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 23:24:30
      Beitrag Nr. 1.396 ()
      Deutsche Lebensversicherer:
      Wie ist die Zukunft zu finanzieren?


      http://www.fitch-studie.de/fitch-studie%20deutsch.pdf
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 23:26:29
      Beitrag Nr. 1.397 ()
      Altersvorsorge
      Was sind unsere Lebensversicherungspolicen noch wert?

      BR | 26.11.2002 | 21.55
      Autor: Reinhard Weber


      Das Grundproblem: Viele Versicherungsunternehmen haben bis zum Jahr 2000 an den Börsen kräftig Aktien gekauft. Der drastische Kursverfall bringt sie nun in Bedrängnis, da sie die Papiere nicht rechtzeitig verkauft haben. Die Folge: große Verluste. Doch in vielen Büchern sind die Verluste noch nicht realisiert, die Aktienbestände sind weiterhin mit höheren Werten eingetragen. Warum? Der neue Paragraf 341 b des Handelsgesetzbuches erlaubt den Unternehmen, die Verluste erst dann abzuschreiben, wenn sie dauerhaft sind. Vereinfacht gesagt: Solange jemand bescheinigt, dass die Aktien wieder steigen, passiert so gut wie nichts.

      Eine Studie der Rating-Agentur Morgen & Morgen belegt, dass zum Jahresabschluss 2001 mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen den Paragraf 341 b genutzt hat, um die Bilanz besser aussehen zu lassen. Doch aus den ehemals stillen Reserven werden nun stille Lasten. Der Branchendienst Map-Report konstruierte dazu ein Szenario: Bei einem Dax-Stand von 3.200 Punkten, sind alle Reserven auf Aktien weg, bei einem Stand von gut 2.800 summieren sich nach groben Schätzungen die stillen Lasten auf rund 20 Milliarden Euro. Konsequenz: das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin prüft derzeit genau die Kapialreserven. Bei einer vermuteten Schieflage werden die Unternehmen zu einer detaillierten Berichterstattung aufgefordert. Rund 20 der 118 deutschen Lebensversicherer stehen derzeit unter genauer Beobachtung. Noch hält sich die Behörde bedeckt.

      Erfolgsgeschichte Lebensversicherung

      Dr. Thomas Steffen, Bafin:
      "Die deutsche Lebensversicherung in Deutschland ist eine echte Erfolgsgeschichte. Wir hatten in den letzten 50 Jahren seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland keine einzige Pleite. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass es dabei bleibt. Mit uns als Aufsicht wird es keine Bilanztricks geben. Wir werden mit den Unternehmen ganz genau kooperieren, um dort sehr viel Wahrheit und Klarheit reinzubekommen. Falls es im einzelnen Fall in Zukunft - und das sage ich sehr abstrakt und theoretisch - zu besonderen Notfällen kommen sollte, dann werden wir dafür sorgen, dass Bestände im Sinne der Versicherten übertragen werden auf andere Unternehmen. Notfalls gibt es auch eine Auffanglösung in Deutschland mit fünf Milliarden Euro, die bereit wäre, solche Unternehmen aufzufangen und die Verträge zu Gunsten der Versicherten zu sichern."

      Manche finanzschwache Lebensversicherer brauchen dringend frisches Geld. Per Gesetz dürfen sie aber keine Darlehen aufnehmen. So schönen manche Unternehmen ihre Bilanzen, wie zum Beispiel mit Hilfe so genannter Finanzrückversicherungsverträge.

      Dazu Marco Metzler, Fitch Ratings, London:
      "Finanzrückversicherungsverträge finden auch zunehmend in deutschen Lebensversicherungen Anwendung. Generell ist es ein Vertrag zwischen einer Rückversicherung und einem Lebensversicherer, bei dem die Finanzkomponente im Vordergrund steht. Ökonomisch gesehen wird ein Darlehen gewährt an den Lebensversicherer gegen Abtretung zum Beispiel zukünftiger Gewinne aus den Lebensversicherungsverträgen. Ökonomisch gesehen ist es ein Darlehen, jedoch bilanztechnisch und juristisch nicht, so dass man letztendlich das Ausmaß dieser Finanzierung nicht aus dem Jahresabschluss entnehmen kann."

      Pump auf die Zukunft

      Ein Pump auf die Zukunft: so genannte Step-Down-Anleihen. Sie bringen im ersten Jahr einer langen Laufzeit einen sehr hohen Zins. Danach fällt der Zins rapide ab. Konkreter Fall: der Direktversicherer Hannoversche Leben. Eine Schutzgemeinschaft für Versicherte prangert an: "Es wurden im Jahre 2001 Step-Down-Anleihen im Volumen von 600 Millionen Euro erworben." Das sind knapp sieben Prozent der gesamten Kapitalanlage der Hannoverschen. Und auch dieser Trend ist erkennbar: Die Lebensversicherer gehen auf der Suche nach höher verzinsten Anlageformen immer mehr Risiken ein.

      Ganz neu: so genannte Kreditderivate. Banken tragen für vergebene Kredite ein Risiko. Wird es ihnen zu hoch, schnüren sie daraus ein neues Produkt und reichen die Kreditrisiken weiter zum Beispiel an Lebensversicherer. Die bekommen dafür bis zu vier Prozent höhere Zinsen als auf herkömmliche Anleihen. Der weltweite Markt der Kreditderivate explodiert geradezu und wird 2002 fast zwei Billionen US Dollar erreichen, so eine Studie der Vereinigung Britischer Banken. Die Großinvestoren sind dabei die Versicherer. Viele dieser Kreditderivate gelten als riskant. So hat sich im April die deutsche Aufsichtsbehörde eingeschaltet mit einem Rundschreiben: Die Übernahme von Kreditrisiken durch Kreditderivate im Rahmen der Kapitalanlage ist grundsätzlich als versicherungsfremdes Geschäft unzulässig, es sei denn... Und dann kommen die Ausnahmen.

      Dr. Thomas Steffen, Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht:
      "Kreditderivate sind ein relativ junges Instrument. Sie sind Chance und Risiko zugleich. Kreditderivate bedeuten, dass Kreditrisiken hier übertragen werden. Wir als Aufsicht haben den Versicherungsunternehmen Vorgaben gegeben, wir verlangen eine externe Kreditbewertung, und wenn diese vorliegt und auch ausreichend ist, sind wir bereit solche Derivate auch zu akzeptieren. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, schreiten wir ein, und das sind die Maßstäbe, die wir den Versicherungsunternehmen vorgegeben haben."

      Einige Experten halten die Versicherer jedoch für zu unerfahren, die Risiken der Kreditderivate richtig einzuschätzen und vielleicht ist es auch schon zu spät. Denn die Gesellschaften haben wohl bereits kräftig eingekauft. Das amerikanische Branchenblatt "The Banker" schrieb im Mai: "Deutsche Lebensversicherer wurden als auffällig große Käufer besonders riskanter Tranchen des Kreditderivatebereichs beobachtet." Mit Bilanzkosmetik und riskanten Anlagen versuchen wohl einige Lebensversicherer, über ihre schwache Situation hinwegzutäuschen. Kein Wunder, denn eine aktuelle Studie der Agentur Fitch Ratings kommt zu dem Ergebnis: Mehr als die Hälfte der 75 untersuchten deutschen Gesellschaften werden bei der Sicherheitsmittelausstattung, also ihrer Finanzstärke, mit "schwach" eingestuft. Nur einige wenige verfügen über sehr gute Reserven und können die versprochenen Überschusszinsen lange weiterbezahlen.

      Hitliste der Lebensversicherer

      Die Top drei:

      Asstel
      Lebensversicherung von 1871
      Hamburg Mannheimer
      Die drei Schwächsten:
      Dialog
      Familienfürsorge
      Mannheimer
      Letztere hat jetzt gemeldet, dass sie 2003 nur noch den gesetzlichen Mindestzins von 3,25 Prozent bezahlen kann. Weitere werden wohl folgen.

      Übrigens: Für Verträge, die zwischen 1994 und 2000 abgeschlossen wurden, gilt ein gesetzlicher Mindestzins von vier Prozent. Wer in Zukunft Lebensversicherungs-Policen abschießen möchte, sollte sich die Finanzstärke eines Unternehmens genau anschauen.
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 23:32:59
      Beitrag Nr. 1.398 ()
      Experten betrachten jüngste Erholung an der Wall Street mit Skepsis


      US-Analysten fürchten neue Bilanzskandale



      Von Anette Kiefer


      Händler und Investoren an der Wall Street können sich Ende der Woche vorläufig beruhigt den Thanksgiving-Truthahn schmecken lassen: Bereits sieben Wochen in Folge verzeichnen die Indizes der New Yorker Börsen steigende Kurse und markieren damit die längste Gewinnspanne der vergangenen vier Jahre. Auf Grund der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche rechnen Marktbeobachter zudem mit einem ruhigem Handel an der New York Stock Exchange (Nyse), so dass sich die steigende Tendenz weiter fortsetzen könnte.





      NEW YORK. Dennoch beurteilen Analysten großer US-Bankhäuser die nähere Zukunft noch immer sorgenvoll. Sie befürchten, dass die jüngsten Kursgewinne nicht den Beginn eines längerfristigen Trends anzeigen, sondern lediglich eine zeitweise Erholungsphase – die zudem schon fast abgelaufen ist. „Ich glaube nicht daran, dass wir zurzeit einen neuen Bullenmarkt sehen“, sagt etwa Jeffrey Saut, Chef-Marktstratege bei Raymond James. „Die bequemen Gewinne sind bereits eingefahren, und im Moment sollten die Anleger eher wieder verkaufen und ihre Profite mitnehmen.“

      Analyst Danny Seitz von Instinet warnt zudem davor, dass eine Reihe von Großunternehmen in den kommenden Monaten mit weiteren schlechten Nachrichten den Markt erneut belasten könnte. „Historisch gesehen gibt es zwei Indikatoren für Bilanzprobleme: Änderungen im Verhältnis von Forderungen und Verkaufszahlen, und rapide Zuwächse im Betriebskapital“, erklärt Seitz. „Wenn sich beide dieser Warnzeichen zeigen, kann das ein gesteigertes Risiko von Unregelmäßigkeiten in der Buchführung bedeuten, oder zumindest auf einen strauchelnden Betrieb hinweisen, der voraussichtlich unterdurchschnittliche Ergebnisse einfahren wird.“

      Bei 14 Großunternehmen hat Seitz` Rechercheteam jüngst beide Warnzeichen identifiziert. Darunter sind der Lebensmittelriese Hershey Foods, der Animationsstudiobetrieb und Softwareproduzent Pixar sowie Circuit City Stores, eine Elektronikfachmarkt-Kette .

      Weihnachtsgeschäft ist entscheidend

      In welche Richtung der Markt letztendlich in den kommenden Monaten dreht, wird sich nach Meinung der Experten im Dezember entscheiden. Der durchs Weihnachtsgeschäft stärkste Verkaufsmonat des Einzelhandels könnte die Bilanzen des vierten Quartals und des Gesamtjahres noch abfedern; andererseits nutzen viele Unternehmen das Jahresende traditionell für Warnungen über bevorstehende Probleme und teilen ihre Erwartungen für die kommenden Quartale mit. Zudem erwarten Analysten deutliche Marktimpulse vom Uno-Ultimatum an den Irak, das im kommenden Monat ausläuft. „Wenn wir eine schnelle Lösung im Irak-Konflikt sehen, würde das der Konjunktur helfen“, kommentiert Ed Yardeni, Chef-Investmentstratege bei Prudential Securities. „Allein in Spareinlagen sind zurzeit rund 2,7 Billionen Dollar Liquidität untergebracht. Dieses Geld könnte beginnen, in die Wirtschaft zurückzufließen, sobald die Anleger wieder ein besseres Gefühl haben, was die allgemeine Lage angeht.“

      Hoffnung schöpfen die Prudential-Analysten daneben aus einer Statistik, die berechnet, wie viele Aktien sich aktuell oberhalb ihres gleitenden Kursdurchschnitts befinden. „Vor der Verlustperiode im April und Mai lagen drei Viertel der Nyse-Aktien über dem Durchschnitt, und vor der Gewinnstrecke von Anfang Oktober nur eine von zehn“, erklärt Analyst Ralph Acampora. „Zurzeit notiert rund ein Viertel der Aktien überdurchschnittlich. Daher glauben wir, dass die Rally noch ein wenig Aufwärtspotenzial besitzt.

      Dennoch bleibe die Situation vorläufig angespannt, sagen Analysten. „Die Bewertungen vieler Titel sind immer noch zu optimistisch, weil sie sich auf die Hoffnung stützen, dass die Wirtschaft sich sehr robust präsentiert – und das kann ich noch nicht erkennen“, sagt Jeffrey Saut. „Die besten Chancen auf Gewinne haben zurzeit die Anleger, die sich nicht an ganzen Sektoren orientieren, sondern ihre Kandidaten einzeln aussuchen.“

      Zu seinen jüngsten Zukäufen zählen der Öltitel British Petroleum und Tabakgigant Philip Morris; daneben empfiehlt er den Versicherer Allstate zum Kauf: „Der Hauptteil ihres Geschäfts stammt aus Auto-und Hausratsversicherungen, die anders als Gebäudeversicherer zurzeit einem niedrigeren Risiko ausgesetzt sind.“ Die Analysten von Prudential Securities raten außerdem zum Kauf von Titeln des Buchhändlers Barnes & Noble und des Sportschuhgeschäfts Footlocker.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 27. November 2002, 07:58 Uhr
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 23:37:49
      Beitrag Nr. 1.399 ()
      17.09.2002 17:22

      Kommentar


      Risiko Lebensversicherung


      Bei der Altersvorsorge setzen fast alle Deutschen auf die Lebensversicherung. Jetzt müssen sie um ihre Ersparnisse bangen. [/b]

      Von Thomas Öchsner



      (SZ vom 18.9.2002) - Am liebsten legen die Deutschen ihre Ersparnisse fürs Alter in einer Lebensversicherung an. Jeder Einwohner hat statistisch gesehen mindestens einen Vertrag. Die Police fürs Leben gilt als unerschütterliche Reserve für schlechte Zeiten. Doch seit sich die Berichte über Schieflagen bei Versicherern häufen, sehen immer mehr Sparer ihre private Altersvorsorge in Gefahr.

      Die Sorgen sind berechtigt. Zahlreiche Gesellschaften haben über ihre Verhältnisse gelebt. Ihre Kunden müssen dies nun ausbaden.

      Um das Geld ihrer Kunden möglichst gewinnbringend anzulegen, kaufen die Versicherer Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Investmentfonds und Immobilien. In den vergangenen Jahren sanken die Zinsen – und die Aktienkurse brachen weltweit ein. Die Reserven vieler Gesellschaften schmolzen und schmelzen deshalb dahin wie Schnee in der Sonne.

      Das liegt nicht allein an den Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Einige Versicherer haben sich kräftig verspekuliert – mit den Milliarden, die ihnen die Kunden anvertraut hatten in der Hoffnung, dafür Sicherheit zu bekommen.

      Wie unerfahrene Kleinanleger

      Statt den Aktienanteil, wie es sich für einen soliden Investor gehört, Schritt für Schritt zu erhöhen, hat die Branche das Gewicht der Risikopapiere binnen sechs Jahren mehr als verdoppelt. Wie unerfahrene Kleinanleger sind zahlreiche Gesellschaften am Ende der Börseneuphorie zu spät und zu teuer in Aktien eingestiegen, ohne in irgendeiner Weise auf einen Börsencrash vorbereitet zu sein.

      Gefördert wurde diese abenteuerliche Strategie durch den verstärkten Rendite-Wettbewerb: Die Kunden wollen hohe Garantien und hohe Erträge; schließlich haben auch Verbraucherschützer und die Stiftung Warentest jahrelang gepredigt, auf die Höhe der Auszahlungen zu achten.

      Versicherer ließen deshalb ihre Vertreter noch in einer Zeit, in der die Zinsen schon unter fünf Prozent lagen, Renditen von bis zu sieben Prozent versprechen. Und die sind nur über mehr Aktienanlagen zu erreichen, die sich im Idealfall zugunsten der Versicherten auflösen lassen. Vor allem bei einigen kleineren Unternehmen ist dies jetzt gründlich schief gegangen.

      Lobbyisten beschönigen Ausmaß der Krise

      Die Erträge der Versicherer bestehen aus zwei Teilen. Erstens schreibt der Staat den Unternehmen vor, ihren Kunden einen Garantiezins von derzeit 3,25 Prozent zu zahlen. Zweitens werden die Versicherten an den variablen Überschüssen beteiligt, deren Höhe vom Ertrag der Kapitalanlagen abhängt.

      Im vergangenen Jahr haben die Unternehmen bundesweit ihre Überschussbeteiligung reduziert. 2002 gilt eine erneute Senkung als sehr wahrscheinlich. Das ganze Ausmaß der Krise ist weitaus größer, als die Lobbyisten der Versicherungen öffentlich zugeben wollen.

      Die kirchliche Versicherung „Familienfürsorge“ hat wegen ihres Niedergangs traurige Berühmtheit erlangt; sie dürfte kein Einzelfall bleiben. Mittlerweile sind die Reserven von 28 Versicherern so geschrumpft, dass sie in diesem Jahr möglicherweise nicht einmal den gesetzlich festgelegten Garantiezins zahlen können. Ein miserables Zeugnis für eine Branche, die ihre Produkte in der Werbung am liebsten als sicherste Anlage der Welt darstellt.

      Zeitbombe tickt

      Zwar soll keines der Unternehmen vor der Pleite stehen. Die Finanznöte dürften aber noch zunehmen, weil in den Bilanzen vieler Lebensversicherer eine Zeitbombe tickt.

      Daran ist die Versicherungslobby selbst schuld. Sie hat durch massiven Druck auf die Bundesregierung erreicht, dass Kursverluste bei Aktien nicht sofort in der Bilanz berücksichtigt werden müssen. Knapp die Hälfte von mehr als 100 deutschen Lebensversicherern hat diese Sonderregelung weidlich ausgenutzt, um ihre Lage zu schönen. Um so höher werden die Abschreibungen in diesem Jahr ausfallen, nachdem die Aktienkurse weiter gefallen sind.

      Die Versäumnisse sind auf allen Seiten groß: Die Versicherer haben zu viel versprochen und nicht rechtzeitig damit angefangen, ihren Kunden reinen Wein einzuschenken. Die Verbraucherschützer haben bei ihren Hitlisten zu wenig darauf geachtet, ob die Unternehmen über genügend Finanzreserven verfügen, um ihre Verpflichtungen langfristig erfüllen zu können.

      Die staatliche Versicherungsaufsicht, der es bislang auch an gut ausgebildetem Personal fehlte, hat sich viel zu spät eingeschaltet. Sie muss in Zukunft die Geldanlage sorgfältiger kontrollieren und – wie dies etwa in Großbritannien vorgeschrieben ist – einen Nachweis verlangen, dass die Unternehmen einen vorübergehenden Kurssturz überleben können.

      Auf magere Renditen einstellen

      Aus der Krise werden vor allem die großen Versicherer gestärkt herauskommen. Sie haben schon jetzt einen Rettungspool gegründet, um die Verträge der Konkurrenten in Zahlungsnot zu übernehmen. Viele kleine Anbieter werden verschwinden oder geschluckt.

      Die Kunden müssen sich vorerst auf magere Renditen einstellen, zumal ein Aufschwung an den Aktienmärkten oder ein deutlich höherer Zinssatz derzeit nicht in Sicht ist. Umso wichtiger ist es, in ausreichendem Umfang privat vorzusorgen, sofern dies das eigene Einkommen zulässt. Die Lebensversicherung sollte dabei neben der Riester-Rente, der eigenen Immobilie oder anderen Geldanlagen nur ein Teil sein. Denn absolute Sicherheit und eine hohe Rendite gibt es nicht.
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 23:39:32
      Beitrag Nr. 1.400 ()
      Fondsmittel
      US-Anleger fliehen weiter aus Aktienfonds


      27. November 2002 Im Oktober haben US-Investoren netto 7,7 Milliarden Dollar aus Aktienfonds abgezogen. Nach Angaben des Investment Company Institute (ICI) übertrafen die Abflüsse damit den fünften Monat in Folge die Zuflüsse.

      Im gleichen Zeitraum verzeichnete der Dow-Jones-Index einen Anstieg von 10,6 Prozent. Das ist der größte Monatsgewinn für das amerikanische Börsenbarometer seit Januar 1987. Am 9. Oktober war das Börsenbarometer auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren abgerutscht.

      "Die Leute verlieren ihren Glauben an langfristige Kapitalanlagen, da die Börse immer weiter nach unten geht", kommentierte F. Dennis DeStefano, Finanzberater bei DeStefano Wealth Management in Maui, Hawaii, die Entwicklung.

      Putnam verzeichnet den höchsten Mittelabfluss

      Unter den 25 größten Fondsanbietern am stärksten von dem Kapitalabzug betroffen war Putnam Investments. Die Tochterfirma von Marsh & McLennan Cos. verzeichnete nach Angaben von Financial Research Corp. in Boston Kapitalabflüsse von 1,7 Milliarden Dollar. Seit Jahresbeginn hat Putnam damit 13,3 Milliarden Dollar an Anlagekapital verloren.

      Den größten Zustrom an Kapital verzeichnete American Funds, der drittgrößte Fondsanbieter der USA. Im Oktober flossen 1,8 Milliarden Dollar mehr in Fonds der Gesellschaft, als abgezogen wurden.

      Rentenfonds bleiben weiter „in“

      Seit Jahresbeginn wurden ICI zufolge insgesamt 27 Milliarden Dollar aus US-Aktienfonds abgezogen. Die Investoren sind aus Aktienfonds ausgestiegen und haben sich stattdessen Anleihen zugewandt. Diese Entwicklung hat die Einnahmen der Fondsanbieter geschmälert, denn die Gebühren für Aktienfonds sind höher als bei Anleihefonds.

      Im Oktober sind netto 6,3 Milliarden Dollar in Rentenfonds geflossen. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Zufluss insgesamt auf 126 Milliarden Dollar. Seit Dezember letzten Jahres haben Anleihefonds jeden Monat einen Zufluss verbuchen können.

      Text: Bloomberg
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 23:41:35
      Beitrag Nr. 1.401 ()
      Mittwoch, 27. November 2002

      Die Schulden-Generation

      von Porter Stansberry

      Während der gesamten Geschichte sind die wichtigsten und offensichtlichsten Trends oft vollständig ignoriert worden, weil die Änderungen, die sie ankündigten, einfach unvorstellbar waren ...

      Beispiele von großen, problematischen Trends, die von den "Eliten" ignoriert wurden, sind zu zahlreich um sie hier alle aufzuzählen. Aber bedenken Sie: Kam die massive Inflation der 1970er Jahre wirklich ohne signifikante Warnung in der vorhergehenden Dekade? Es wurde kaum angeprangert, dass die USA 1971 den Goldstandard aufgaben. Es gab auch keinen großen Aufschrei der Massenmedien, als US-Präsident Nixon 1972 Preiskontrollen einführte. Warum sahen so wenige Leute so klar, welche großen und offensichtlichen Warnungen vor einer enormen Inflation es gab? Natürlich sind nicht alle neuen Trends schlecht. Aber viele werden kaum beachtet. Nehmen Sie zum Beispiel den Bullenmarkt der 1990er. Der Börsengang von Netscape 1995 war der Beginn der Manie ... fünf Jahre vor dem Erreichen des Tops. Wenige Leute sahen dies 1995 voraus. Selbst Bill Gates erwähnte in seinem 1994 geschriebenen Buch "The Road Ahead" das Wort Internet überhaupt nicht. Der größte Trend, den wir gerade sehen, kann mit einem Wort charakterisiert werden: Schulden. Seit 1992 gab es eine enorme Verschiebung des Schuldenmachens vom öffentlichen in den privaten Sektor. Die Neuverschuldung des Staates ging zurück – in den Clinton-Jahren wurden sogar Überschüsse erzielt –, während die private Verschuldung in den USA so schnell wächst wie nie zuvor.

      1992 verschuldete sich die US-Regierung um etwa 300 Milliarden Dollar, die Privaten liehen sich 200 Milliarden Dollar. Seitdem hat sich die Neuverschuldung der Privaten jedes Jahr mit Ausnahme des Jahres 2000 erhöht, mittlerweile sind es 1 Billion Dollar pro Jahr. 1992 betrug die Neuverschuldung von Regierung und Privaten ZUSAMMEN rund 500 Milliarden Dollar, dieser Wert hat sich mehr als verdoppelt. Ein schnelles Schuldenwachstum ist noch nicht zwingend ein Problem. Wenn man das geborgte Geld klug investiert, wenn sich dadurch neue Möglichkeiten für die Wirtschaft eröffnen und die Schulden in gesunder Relation zum Bruttoinlandsprodukt bleiben, dann können Schulden sogar sinnvoll sein. Aber das ist nicht passiert. Stattdessen hat jeder Dollar, der seit den 1960ern geliehen wurde, weniger als einen Dollar zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Heute trägt jeder neue Schuldendollar nur noch 0,54 Cents zum amerikanischen Wirtschaftswachstum bei (das impliziert, dass die US-Wirtschaft mit 2,5 % pro Jahr wächst – und dieser Wert muss auch erst einmal erreicht werden). Der größte Teil der neuen Schulden der 1990er wurde dazu genutzt, die massive finanzielle Spekulation in den Unternehmen und bei Hypotheken anzuheizen. Jetzt, wo die Werte dieser Märkte deflationieren, bleiben trotzdem die Schulden. Der Anteil der Schulden an den Werten steigt deshalb. Die gesamten Schulden als Anteil vom Bruttoinlandsprodukt stehen derzeit bei fast 300 % –1982 waren es noch 150 %.

      Leider sagt selbst diese hohe Schuldenlast noch nicht alles über die zukünftigen Verpflichtungen, die aus dieser Last erwachsen. Weil der Aktienmarkt durch den Bärenmarkt arg gelitten hat, haben auch die US-Pensionsfonds sehr leiden müssen, da diese am Aktienmarkt investiert haben und es immer noch tun. Staatliche Pensionsfonds haben in den letzten 2 Jahren rund 70 % an Wert verloren (von 80 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf 25 Milliarden Dollar heute). Obwohl ich nicht die kompletten Zahlen für die Unternehmens-Pensionsfonds habe, glaube ich, dass die Relationen dort auch nicht viel anders aussehen werden (beide Arten von Pensionsfonds nutzen oft auch die gleichen Fondsmanager). Währenddessen müssen die Unternehmen hohe Beträge aufbringen, um die unterfinanzierten eigenen Pensionsfonds wieder aufzufüllen. SBC hat zum Beispiel angekündigt, dafür im nächsten Jahr 2 Milliarden Dollar bereitzustellen, was die Gewinne entsprechend belasten wird. Raytheon hat angekündigt, in den nächsten Jahren 500 Millionen Dollar für den gleichen Zweck bereitzustellen. Analysten schätzen, dass rund 10 % der Gewinne der im S&P 500 enthaltenen Untenehmen für die Auffüllung von unterfinanzierten Pensionsfonds bereitgestellt werden müssen.

      Dann gibt es in den USA natürlich noch einen größeren Pensionsplan, der ebenfalls unterfinanziert ist – die soziale Sicherheit. Dieses Thema ist allerdings ziemlich umfangreich – jedenfalls ist es sehr schwer, es in ein paar Paragraphen anzureißen. Kurz gesagt – es gibt zwei Komponenten von privaten Schulden. Schulden der Konsumenten und Schulden der Unternehmen. Der Anstieg der Konsumentenschulden ist nicht schwer auszumachen – wer lebt nicht gerne über seine Verhältnisse? Auf der anderen Seite ist es schwieriger zu verstehen, warum auch Unternehmen ihre finanzielle Vernunft aufgeben. Unternehmensmanager haben die Bilanzen so getrimmt – legal und teilweise auch illegal –, dass die Gewinne nach Möglichkeit immer etwas über den Schätzungen lagen und die Aktienkurse deshalb stiegen. Aktienoptionspläne für die Manager waren ein großer Anreiz, große Risiken einzugehen. Wenn die Risiken mit Erfolg belohnt werden, konnten diese Manager persönlich große Gewinne einfahren. Wenn es daneben ging – konnten sie immer noch unbehelligt das Unternehmen wechseln. Nehmen wir General Electric (GE), die größte amerikanische Gesellschaft überhaupt. Seit 1992 ist GE ein Netto-Schuldner. Wieso ist Amerikas beste Gesellschaft seit 10 Jahren ein Netto-Schuldner? Nun, wenn man sich ansieht, wie die Gesellschaft ihr Geld verdient, dann ist die Antwort auf diese Frage leicht zu finden. Rund 50 % der Schulden von GE sind kurzfristiger Natur. Dank des exzellenten Kreditratings von GE (ein "AAA") ist es kein Problem, 90tägige Schulden aufzunehmen. Die Gesellschaft nutzt diese Schulden, die nur relativ niedrige Zinszahlungen erfordern, um damit Kreditkarten mit relativ hohen Zinszahlungen zu finanzieren. GE Capital hat in den letzten drei Jahren 43 Milliarden Dollar ausgegeben, um Kreditkartenschulden, die hoch verzinst werden, aufzukaufen. Und jetzt wird es spannend: Seit 1997 hat General Electric 15 Mal weniger als drei Wochen vor Quartalsende diese übernommenen Kreditkartenschulden wieder verkauft. Dadurch konnte die Gesellschaft ihre Ertragsprognosen so präzise erfüllen.

      Währenddessen ist der gesamte Schuldenberg von GE weiter gestiegen. Heute sind die Schulden von GE viermal so hoch wie das Eigenkapital. Warum nimmt GE solche Risiken auf sich? Weil die mit Schulden finanzierten Übernahmen das Umsatzwachstum von GE in den Jahren 1985–2000 zu 40 % begründet haben. Das sagt jedenfalls Jeanne Terrile von Merrill Lynch (die sich übrigens unmittelbar nach der Studie über die Schuldenpraxis von GE zur Ruhe setzte). Noch mal ... es geht hier um Amerikas beste Gesellschaften. Als sich die Gewinnmargen in den 1980ern und 1990ern verschlechterten, begannen die Unternehmen, mit ihren Bilanzen zu tricksen. Während dieser Zeit haben sich die Fundamentals eigentlich verschlechtert, ohne dass sich dies in den ausgewiesenen Gewinnen widergespiegelt hätte.

      Seit 1975 haben die Kapitalausgaben den Cash Flow überstiegen, was bedeutet, dass die Schulden oder das Eigenkapital schneller als die Gewinne gestiegen sind. Und dann ist da noch der Rückgang der genutzten Kapazitäten, der auch ein Symptom für eine platzende Kreditblase ist.

      Eine gesunde Volkswirtschaft wächst wegen einer durch Ersparnisse begründeten Nachfrage. Wenn sich das Verhältnis zwischen Sparen und Investieren verschlechtert, dann gibt es Probleme. Wenn man sich das abstrakter vorstellt, ist es einfacher. Stellen Sie sich eine Familie vor. Was wäre, wenn diese Familie jede Kreditquelle in den nächsten 6 Monaten anzapfen würde? Ihr Konsum würde explodieren, die Nachfrage würde erheblich steigen – aber irgendwann würde die Nachfrage zurückgehen. Am Ende würde eine geringe Nachfrage und große Schulden bleiben. Diese Familie würde lange Zeit nur noch das Notwendigste nachfragen, weil sie ihre Finanzen wieder in Ordnung bringen will.

      Genau das ist in Amerika in den letzten 10 Jahren passiert. Die Sparrate ist von 5 % (was schon nicht viel ist) auf negative Werte in den späten 1990ern gefallen. Die Leute gaben mehr aus, als sie verdienten, hauptsächlich wurde dies durch Hypotheken finanziert. Jetzt ist fast der Punkt erreicht, an dem es für die Konsumenten (und die meisten Unternehmen) so nicht weitergehen kann. Die Summe der Hypotheken, die die Konsumenten aufgenommen haben, ist wirklich einmalig. Seit 1992 ist die Neu-Aufnahme von Hypotheken von rund 200 Milliarden Dollar pro Quartal auf über 600 Milliarden Dollar im letzten Quartal gestiegen. Das ist ein beeindruckender Schuldenzuwachs ...

      Lassen Sie mich auf die gesamte Konsumentenverschuldung hinweisen, die neben Hypotheken auch Autofinanzierungen beinhaltet. 1992 mussten von den Konsumenten durchschnittlich 16 % des verfügbaren Einkommens für diesen Schuldendienst aufgewendet werden. Heute sind es über 25 %. Das heißt, dass die überwältigende Mehrheit der heutigen Konsumenten den größten Teil ihres Einkommens für Steuern, Zinsen und Schuldenzurückzahlungen verwenden muss. Die zukünftige Nachfrage wird deshalb schwach sein ... und das könnte überraschend lange so bleiben.

      Investorverlag
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      schrieb am 28.11.02 00:18:46
      Beitrag Nr. 1.402 ()
      - von vwd Korrespondent Peter Trautmann -



      Frankfurt (vwd) - Die Reden der Fed-Herren Greenspan, Moskow und Bernanke haben der geldpolitischen Diskussion in den USA eine neue Dimension verliehen. Es wirkte schon sehr abgestimmt, wie vor allem Fed-Chairman Alan Greenspan und das neue Fed-Board-Mitglied Ben Bernanke, ein international reputierter Geldtheoretiker, die Zuversicht streuten, dass die Wahrscheinlichkeit einer Deflation in den USA sehr gering sei und die US-Notenbank jederzeit die Mittel habe, selbst bei Nullzinsen einem solchen Prozess entgegenzuwirken. Konjunkturoptimisten mag das beruhigt haben, die Pessimisten hingegen dürften weiter verunsichert sein.



      Stephen S. Roach von Morgan Stanley, der bereits seit langem vor den Gefahren einer weltweiten Deflation warnt, sieht die Fed nach diesen Reden zwar vielleicht nicht am Beginn einer Schlacht, zumindest aber doch in der Offensive gegen das Alptraum-Szenario Deflation. Und für diese Offensive sieht sich die US-Notenbank bestens gerüstet. Vor allem Bernanke hat explizit eine Reihe von Instrumenten genannt, mit denen die Fed die drohende Gefahr der Deflation abwenden will, sollte dies tatsächlich notwendig werden. Denn bei Leitzinsen von 1,25 Prozent besteht wenig Spielraum und noch weniger psychologisches Stützungspotenzial.



      Dabei scheint es darauf hinauszulaufen, dass die Fed ähnlich vorgehen wird, wie dies bereits jetzt die Bank of Japan seit geraumer Zeit mit zweifelhaftem Erfolg tut: nämlich über den Ankauf von Staatstiteln, um so möglichst großen Einfluss auf das gesamte Renditespektrum zu haben bzw erwünschte Renditen zu erzwingen. Die Politik, die dahinter steht, kann letztlich in eine Monetisierung der Staatsverschuldung münden, was vielleicht sogar im Interesse des Treasury ist. Ob jedoch die mit einer solchen Politik verbundene Inflationierung und Enteignung der übrigen Staatsgläubiger wünschenswert ist, ist aus deren Blickwinkel fraglich.



      Roach stellt zudem einen weiteren Punkt in der Rede Bernankes heraus, der die internationale Gemeinschaft aufhorchen lassen sollte. Als erster offizieller US-Vertreter hat Bernanke auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, über eine Dollar-Abwertung Inflation zu importieren. Sicherlich, Bernanke hat gleichzeitig eingeräumt, dass er einen solchen Schritt weder vorhersagen noch empfehlen werde, dennoch hat er auf die mögliche Effizienz einer solchen Maßnahme verwiesen: So habe zwischen 1933 und 1934 eine Dollar-Abwertung von 40 Prozent mit dazu beigetragen, eine Defaltionsrate von 10,3 Prozent in eine Inflation von 3,4 Prozent umzuwandeln.



      Die offensive Herangehensweise der Fed dürfte zudem noch einen anderen Hingrund haben. Es scheint so, als ob die US-Notenbank ihren Druck auf die EZB und selbst auf die Bank of Japan verstärken will, um diese zu (noch) expansiveren Maßnahmen zur Konjunkturbelebung zu drängen. Dabei werden ihr aber wohl kaum die 25 oder 50 Basispunkte reichen, die jetzt bereits für die EZB-Rat-Sitzung am 5. Dezember erwartet werden. Vielleicht wird damit eine Dollar-Abwertung eine realistische Alternative, würde sie es doch der EZB erlauben, schneller ihr Preisstabilitätsziel zu erreichen. Ob dies aber den Exporteuren der Eurozone gefallen wird, ist mehr als zweifelhaft.


      vwd/25.11.2002/ptr/hab
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      schrieb am 28.11.02 00:28:35
      Beitrag Nr. 1.403 ()
      Lebensversicherer leben vom Prinzip Hoffnung
      - von vwd Mitarbeiterin Monika Lier -



      Köln (vwd) - Der Marktführer Allianz Lebensversicherungs-AG hat es vorgemacht, nun dürften die anderen folgen. Um anderthalb Prozentpunkte auf 5,3 Prozent senken die Stuttgarter die Überschussbeteiligung für 2003. Ob dieses Niveau angesichts der Entwicklung von Aktien und festverzinslichen Papieren zu halten sein wird, oder ob 2003 die nächste Kürzungsrunde ansteht, bleibt abzuwarten. Die wenigsten Versicherer haben ihre Überschussbeteiligung für 2003 schon deklariert. Allgemein wurde auf die Mannschaft von Gerhard Rupprecht und die dortige Entwicklung des Verkaufsargumentes Nummer eins für die Lebenspolicen geschielt.



      Nach Meinung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wird die Überschussbeteiligung für 2003 eine Fünf vor dem Komma ausweisen, also nur um rund einen Prozentpunkt sinken. Damit dürfte die Verzinsung des Sparanteils noch gut über dem liegen, was die Kapitalanlagen einbringen. 2001 betrug die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen 6,13 Prozent, die Überschussbeteiligung war leicht höher. Das macht grundsätzlich keine Probleme, weil die jährliche Verzinsung auch von Verbesserungen gegenüber der Kalkulation des Vertrages profitiert. Und zwar dann, wenn die Verwaltung weniger kostet und mehr Versicherte sterben, als der Aktuar berechnet hat.



      Nun aber birgt das Auseinanderklaffen von Überschussbeteiligung und Nettorendite Schwierigkeiten. Denn die Differenz ist inzwischen wegen Bilanzierungshilfen größer geworden als ausgewiesen. So haben Victoria und Gothaer-Konzern vergangene Woche auch die Überschussbeteiligungen um 1,8 bzw um 0,5 und 1,3 Prozentpunkte gekürzt. Die Differenz zur erwarteten Nettoverzinsung können sie jedoch nur unter einem Prozentpunkt halten, weil sie 2002 das gemilderte Niederstwertprinzip nach Paragraf 341 b HGB anwenden und so Aktien und Fondsanteile nicht auf die niedrigeren Marktwerte abschreiben.



      Die Gothaer plant bei einem DAX-Stand unter 4.000 Punkten sogar eine konzerninterne Kapitalmaßnahme. Auch die Allianz will die Möglichkeiten des 341 b HGB nutzen. Die Nettoverzinsung werde bei "fünf plus X" liegen, meint Rupprecht und verweist darauf, dass man 2002 nicht nur stille Lasten lege, sondern ebenso über stille Reserven verfüge. Erholen sich die Aktienmärkte 2003 nicht, werden viele Versicherer die 2002 vermiedenen Abschreibungen auf Grund der von den Wirtschaftsprüfern geforderten Aufgreifkriterien nachholen müssen.



      Für Analysten ist längst klar, dass die 2002 verdiente Nettoverzinsung erheblich niedriger liegen wird. Die letzte Branchenstudie der WestLB Panmure rechnet beispielsweise schon mit einer negativen Nettoverzinsung für Anlagebestände mit hohem Aktienanteil. Um die Nettoverzinsung optisch hoch zu halten, wird möglicherweise zum Instrument der Wertaufholung - etwa bei Immobilien - gegriffen.



      Immerhin hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) dieses Jahr erstmals die Überschussbeteiligungen branchenweit kontrolliert. Wer dort hohe Quoten ausweist, ohne über die nötigen stillen Reserven oder eine entsprechend freie Rückstellung für Beitragsrückerstattung zu verfügen, wird seine Aussagen nach unten korrigieren müssen. Branchenkenner gehen davon aus, dass die stillen Reserven der Assekuranz im Aktienbereich auf durchschnittlich Null geschmolzen sind und bei manch einem Unternehmen längst die stillen Lasten überwiegen.



      Warum also zahlt die Assekuranz ihren Versicherten mehr, als sie selbst verdient? Die Überschussbeteiligung ist nach wie vor das zentrale Verkaufsargument. Da kann man denn auch verstehen, warum die Victoria in diesen Tagen bei ihrer Kürzung auf 5,0 bis 5,2 Prozent von "Gewinnbeteiligung" und "Gesamtverzinsung" spricht. Hier wurden nämlich einfach die Schlussgewinnanteile mit eingerechnet, damit die Quote höher scheint als sie ist.



      Aber nicht allein Versicherer mit großem Aktienanteil, auch Gesellschaften mit hohem Bestand an festverzinslichen Wertpapieren drohen weitere Kürzungen. So wird die Debeka, deren Aktienbestand unter einem Prozent liegt, zwar für 2003 ihre bereits im August angekündigten 6,8 Prozent halten können. Doch für 2004 wird wegen des Auslaufens von Langläufern die Rücknahme eingeräumt, sofern sich die Zinslandschaft nicht ändert. Mehr als fünf Prozent lassen sich mit festverzinslichen Papieren eben gegenwärtig nicht erwirtschaften.



      Die Verzinsungen der Lebensversicherungen werden eben wie andere Anlageformen volatiler. Einen Zeitraum von 23 Jahren mit konstant 6,0 Prozent wie es von 1958 bis 1981 der Fall war, wird die Allianz nicht mehr hinbekommen. Auch wenn Rupprecht nun einräumt, dass die aktuelle Kürzung einen Spielraum eröffnet, den man auf jeden Fall erbringen könne. Mit Interesse dürften Kunden und Marktbeobachter verfolgen, ob die Volatilität auch dann noch gilt, wenn sich die Märkte und insbesondere die Zinslandschaft wieder verbessern.


      vwd/27.11.2002/§lie/har/bb
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 00:41:44
      Beitrag Nr. 1.404 ()
      FinanzNachrichten.de, 27.11.2002 12:33:00

      Japan: Gefahr für die Weltwirtschaft?


      Kenneth Courtis, Verwaltungsdirektor bei der US-Investmentbank Goldman Sachs Group, sieht eine Gefahr durch die japanische Wirtschaft. Sollte sich die japanische Regierung nicht um die Verschuldung des Finanzwesens kümmern, so könnte dies aufgrund der Größe der japanischen Volkswirtschaft eine deutlich negative Aufwirkung auf die Weltkonjunktur haben. Im Vergleich zu Thailand, wo die Asienkrise startete, ist Japan von der Größe des Landes her weit signifikanter.

      "Die Korrektur im Technologiesektor ist noch nicht vorüber," warnt Courtis und sagte, dass faule Kredite im japanischen Finanzwesen, die von Technologieunternehmen stammen, einen sehr großen Betrag ausmachen. Sollte die Nachfrage nun ein Zwischenhoch finden, so könnte das Volumen der ausfallenden Kredite in diesem Sektor erneut zunehmen, was die Probleme schüren würde.

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 00:50:43
      Beitrag Nr. 1.405 ()
      FinanzNachrichten.de, 27.11.2002 10:09:00

      State Street: Weltwirtschaft hängt von den USA ab


      Alan Brown, Chefinvestment-Strategist bei State Street Global Advisors (SSgA), rechnet nicht mit der baldigen Rückkehr zu zweistelligen Erträgen bei den weltweiten Aktienmärkten. Eine solch vorteilige Börsenkursentwicklung soll es bestenfalls erst im nächsten Jahr geben.

      State Street ist der weltgrößte institutionelle Vermögensverwalter und managt $707 Milliarden.

      Europa leide an "sklerotischem Wachstum," während Japan durch eine Deflation und das angeschlagene Bankensystem negativ beeinfluss wird. Die Wachstumsperskeptiven liegen alleinig in den USA, die erneut der Hauptmotor für die Weltwirtschaft sein werden.

      Der U.S. Standard & Poor`s 500 Index legte um 20% zu, seitdem er Anfang Oktober erstmals seit fünf Jahren die Marke von 800 Punkten unterschritt.

      Sollten die Verbraucherausgaben erneut nachlassen, könnte der Index erneut auf seine Tiefststände zurückfallen, andernfalls rechnet der Experte mit einer Tradingrange zwischen 850 und 1000 Punkten, bis sich deutlichere Zeichen einer Wirtschaftserholung im nächsten Jahr herauskristalisieren.

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 01:15:30
      Beitrag Nr. 1.406 ()
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 21:01:21
      Beitrag Nr. 1.407 ()
      Schweiz
      Braucht es noch Bauern?

      Seit etwa 15 Jahren bestimmt die Globalisierung die Weltwirtschaftsentwicklung: Ein rücksichtsloser Welthandel, welcher das Ziel hat, überall auf der Welt Geld zu scheffeln. Bis jetzt sind unsere Nationalstaaten ein wichtiger Schutz, mit dem Auftrag, die eigene Bevölkerung vor einem ungehemmten Zugriff von aussen zu bewahren. Mit den Schlagworten Liberalisierung, Strukturwandel oder Privatisierung sollen nun diese Schranken auch in unserem Land eingerissen werden. Besonders die USA und die EU verfolgen eine starke Öffnungspolitik; dabei verlangen sie, dass alle Grenzen geöffnet und keine Schutzzölle mehr verlangt werden. Ihre grosse Zauberformel ist: «Der Markt soll überall spielen.»

      Auch wenn die USA uneingeschränkten Zugang zu allen Märkten verlangen, achten sie selbst darauf, dass ihre Wirtschaft geschützt bleibt: Besonders lebenswichtige und anfällige Wirtschaftszweige haben sie nach dem 11. September durch Schutzzölle und Subventionen gesichert, so die Landwirtschaft und die Stahlproduktion. Wieso geht unsere Regierung nicht auch diesen Weg? Und das in einer Zeit, in welcher wir tagtäglich mit neuen Meldungen von Betriebsschliessungen oder -verkäufen ins Ausland überrollt werden. Und uns einige Wahnsinnige auch in Kriegsbeteiligungen verwickeln wollen.

      Unsere Landwirtschaft, die uns mit Nahrungsmitteln versorgt und unsere Eigenständigkeit gegenüber fremden Mächten sichert, darf nicht zum Spielball von Gewinninteressen und Spekulationen werden. Seit 10 Jahren aber drängt der Bundesrat auf eine Öffnung des Schweizer Marktes und zerstört so auch die einheimische Landwirtschaft zugunsten ausländischer Grosskonzerne. Die bilateralen Verträge mit der EU haben zur Folge, dass wir unsere Schutzzölle leichtfertig aufgegeben haben.

      Seit 1995 sind wir Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO). Über diese Mitgliedschaft wurde das Volk weder befragt noch über deren Inhalte und Wirtschaftsstrategien informiert. Der Chef der WTO, S. Pantichpakdi, meinte diesen Sommer in einer norwegischen Zeitung: «Norwegen sollte sich seiner Bauern entledigen und sich statt dessen mit importierten Lebensmitteln versorgen. In Norwegen seid ihr so reich, dass ihr die Nahrungsmittel, die ihr braucht, kaufen könnt.» Deutlicher kann er damit wohl kaum die Strategie der WTO zur Sprache bringen. Und am 13. Oktober hörte man doch M. Bötsch, Leiter des Bundesamtes für Landwirtschaft, in der Radiosendung «Input» ins gleiche Horn blasen, indem er meinte, dass sich wirtschaftlich die Schweizer Landwirtschaft nicht lohne. Es wäre günstiger, die Schweiz würde sich die Lebensmittel im Ausland beschaffen und für die Pflege der Landschaft Gärtner statt Bauern anstellen. Im Gespräch war man sich wenigstens einig, dass die Abschaffung der Bauern kein Thema sei; denn sie besässen den Schutz der Verfassung. Aber wie lange noch?

      Am 1. Januar 1995 löste die WTO unser vorheriges Gatt-Abkommen ab. Einen Teil dieses neuen Abkommens ist ein Schiedsgericht mit dem Namen DBS. Anders als das Gatt, das ein Geschäftsvertrag zwischen Nationen war, erhält nun die WTO eine überstaatliche Macht. Entscheidungen, die vom DBS getroffen werden, sollen über den nationalen Gesetzen der WTO-Mitgliedstaaten, also unserem Bundesgericht, stehen. Alle Mitgliedsländer und so auch die Schweiz müssen nun die WTO-Vereinbarungen befolgen und in nationales Recht umsetzen. Dies wird nun von Bötsch und diversen Politikern gehorsam an uns Bürgern vorbei befolgt. Verlangen wir von unseren Politikern den Austritt aus der WTO, spätestens vor ihren Wiederwahlen. Denn die Globalisierung ist keine zwangsläufige Entwicklung, kein Naturgesetz. Sie ist von Menschen gemacht und kann auch von Menschen aufgehalten werden.

      Toggenburger Frauen für eine ehrliche Informationspolitik;Heidi Bohl, Steintal, Hilde Knaus, Wildhaus, Lilly Künzli, Ebnat-Kappel



      Artikel 16: Zeit-Fragen Nr.48 vom 25. 11. 2002, letzte Änderung am 26. 11. 2002
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 21:06:38
      Beitrag Nr. 1.408 ()
      Tauschkreise - ein Modell mit Zukunft?
      Eine alte Idee erfreut sich auch in Österreich neuer Beliebtheit


      lb. In einer Zeit, in der von namhaften Wirtschaftsexperten ein weltweiter Finanzkollaps für die allernächste Zukunft als wahrscheinlich angenommen wird, denken immer mehr Bürger über Alternativen zum bestehenden Geldsystem nach. Eine ganz konkrete Möglichkeit, sich unabhängiger vom immer unsicherer werdenden Geld zu machen, ist die Teilnahme an einem «Tauschkreis». Die Idee geht auf Sozialreformer des 19. Jahrhunderts zurück und wurde bei uns in letzter Zeit in Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der argentinischen Wirtschaft einer grösseren Öffentlichkeit bekannt: Nachdem die offizielle Währung plötzlich nichts mehr wert war, griffen die argentinischen Bürger zur Selbsthilfe und versorgten sich über Tauschkreise mit dem zum Leben Notwendigen. Was weniger bekannt ist: Auch in Österreich gibt es mittlerweile in jedem Bundesland «Talentebörsen» bzw. «Tauschkreise» (Kontaktadressen siehe unten).

      Ursprünglich wurde Geld als Hilfsmittel zum Tausch erfunden und gleichzeitig als Wertaufbewahrungsmittel genutzt. Heute ist es zu einem Steuerungs- und Machtinstrument geworden, bei dem es wenige grosse Gewinner und viele Verlierer gibt. Wer ein Haus baut, bräuchte nur ungefähr die Hälfte des Kapitals, wenn es keinen Zinseszins gäbe. Neben den eigenen Zinsleistungen muss nämlich auch die Schuldzinsleistung der Ziegelfabrik, des Betonmischwerkes, des Handwerksbetriebes usw. mitgezahlt werden. Auf diese Weise gehen etwa 50 Prozent des Geldes verloren.

      Weitere Nachteile des Geldes sind hinlänglich bekannt: Inflation, Armut in der Dritten Welt, Globalisierung, Umweltprobleme, Arbeitslosigkeit und damit verbundene sinkende Lebensqualität. Dies alles steht in engem Zusammenhang mit der Geldwirtschaft.

      Ein regionaler Tauschkreis bietet die Möglichkeit, diesen wirtschaftlichen und sozialen Problemen eine konkrete Alternative entgegenzusetzen.

      Tauschen statt kaufen?
      Der Tauschkreis kann das Geld nicht vollständig ersetzen. Er bietet aber die Möglichkeit, Waren und Dienstleistungen zu tauschen, ohne dafür Geld zu zahlen.

      Der Tauschkreis hat folgende Vorteile:

      Es werden Austauschmöglichkeiten für Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, geschaffen.
      Vernachlässigte Fähigkeiten und Kreativität können sinnvoll eingesetzt werden.
      Der regionale Markt wird gestärkt.
      Die Solidarität der Menschen wird gefördert.
      Die Abhängigkeit vom Geld wird gemildert.
      Der Tauschkreis ist Hilfe zur Selbsthilfe und stärkt das Selbstvertrauen - besonders bei Arbeitslosigkeit.
      Die lokale Gemeinschaft und persönliche Kontakte werden gefördert, und damit wird auch der Isolation und Vereinsamung vorgebeugt.
      Die öffentliche Meinungsbildung bezüglich der bestehenden Wirtschaftsform, ihren Auswirkungen und Alternativen wird gefördert.
      •Er bietet eine beispielhafte Alternative zum jetzigen Geldsystem.
      Jeder einzelne hat Talente und Fähigkeiten!

      Talentetausch im Tauschkreis Niederösterreich
      Warum nicht seine Talente einsetzen? Im Tauschkreis besteht die Möglichkeit, einfach das eigene Talent gegen das eines anderen einzutauschen: Sie bieten selbstgemachte Marmelade an, arbeiten bei jemandem regelmässig im Garten oder gehen für jemanden regelmässig einkaufen und «erwerben» sich dadurch ein Talent-Guthaben. Sie lassen sich massieren, holen Getreide vom Biobauern oder lassen sich einen Seidenvorhang anfertigen und «bezahlen» mit Talenten von Ihrem Guthaben.

      Jeder Teilnehmer verfügt im Tauschkreis über ein «Talente-Konto». Auf diesem werden «Käufe» und «Verkäufe» mittels der Buchungsaufträge gutgeschrieben bzw. abgebucht. Im Tauschkreis Niederösterreich zum Beispiel erhalten Sie 200 Talente als Einsteigerbonus und geniessen zunächst 15000 Talente Kreditlimit. Sie können also etwas kaufen, auch wenn Sie selbst noch nichts angeboten haben. Wer Talent hat, hat Kredit.

      Die Angebote und Nachfragen (= Markteinträge) erscheinen zweimonatig in der Marktzeitung. Interessierte nehmen wie bei einer Zeitungsannonce Kontakt miteinander auf. Kommt ein Handel zustande, wird der Preis von den beiden Partnern festgelegt und der Buchungsauftrag ausgefüllt. Vom Buchungsauftrag gibt es zwei Quittungen, von denen je eine der Zahlende und eine der Begünstigte erhält. Für die Zusendung des Originals an die Buchhaltung ist der Begünstigte verantwortlich. Mit der Marktzeitung wird auch eine Teilnehmerliste mitgesendet. Auf dieser sind die Kontostände der Teilnehmer ausgewiesen, damit volle Transparenz gegeben ist.

      Ein Tauschmittel ist nur so gut wie sein Kreislauf!

      Je mehr Talent als Tauschmittel eingesetzt wird, desto besser funktioniert das System. Je mehr gehortet wird, desto weniger kommt der Austauscheffekt zum Tragen.

      Der Erfolg hängt von allen ab!
      Der Erfolg des Talent-Experimentes hängt von der Zahl der Teilnehmer und ihren Aktivitäten ab. Es ist wie mit dem Telefon: Je mehr Leute einen Anschluss haben, desto nützlicher ist es. Weil unsere Talente Tauschmittel sind, funktioniert es nur in einem Kreislauf auf der Basis der Bereitschaft zum Geben und Nehmen. Wer Talent anhäufen oder schnell seinen Kredit aufbrauchen will, soll lieber nicht mitmachen. Wer aber gerne erleben möchte, wie positiv sich ein gesundes Tauschmittel auf die Lebensqualität auswirkt, der soll seine Talente nutzen!


      --------------------------------------------------------------------------------
      Kontaktadressen
      Burgenland
      Talente-Tauschkreis Südburgenland

      Hannelore Mohnke

      8380 Neumarkt a. d. Raab Nr. 44



      Kärnten
      Talente-Tausch Klagenfurt

      Georg Buss

      Troppauer Strasse 4, 9020 Klagenfurt



      Niederösterreich
      Sylvia Körbler, Regionalgruppe Waldviertel

      Waldsiedlung 201/5, 3532 Rastenfeld

      Dr. Markus Distelberger

      Jubiläumssstrasse 1, 3130 Herzogenburg

      ra.distelberger@telering.at



      Oberösterreich
      Talente-Experiment Linz

      Ursula Mikulaschek

      Dinghoferstrasse 27, 4020 Linz



      Salzburg
      Talente-Tauschkreis Salzburg c/o Moltinger, Eichetsiedlung Finkenweg 39,

      5020 Salzburg



      Steiermark
      TALENT-Tauschkreis Graz

      Madeleine und Frank Bernzen

      Mantscha-Waldweg 8, 8010 Graz



      Tirol
      Talentetauschverein Imst

      Peter Fleischmann

      Rathausstrasse 14/III, 6460 Imst



      Vorarlberg
      Talente-Tauschkreis Vorarlberg

      Weidenweg 2, 6850 Bödele



      Wien
      Nachbarschaftsbörse Wiener Hilfswerk

      Martin Oberbauer

      Bürgerspitalgasse 4-6, 1060 Wien

      Wiener Talentetauschkreis

      Tel.: 01-512 16 21




      Artikel 11: Zeit-Fragen Nr.48 vom 25. 11. 2002, letzte Änderung am 26. 11. 2002
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 21:33:20
      Beitrag Nr. 1.409 ()
      DAX Volatilitätsindex (VDAX) - Update


      Aktueller Stand : 33,24 Punkte

      Tageschart.

      Der VDAX fällt immer deutlicher ab, gleichzeitig tritt der DAX selbst auf der Stelle. Dieses Pattern unterstreicht die offensichtliche technische Underperformance vom DAX.


      Avatar
      schrieb am 28.11.02 21:37:25
      Beitrag Nr. 1.410 ()
      Quo vadis Dax und Nemax?
      ++ Dax ++

      Von Claus Vogt

      Die deutsche Börse hat das von uns vor einem Monat genannte Minimumkursziel von 3500 Punkten in der Zwischenzeit mit 3443 Zählern bereits fast erreicht. Da sich der Index in nur fünf Monaten halbiert hatte, rechnen wir schon deshalb mit einer etwas ausgeprägteren und länger andauernden Bearmarket-Rallye. Der Abstand zur deutlich fallenden 200-Tage-Durchschnittlinie ist noch immer sehr groß und der Pessimismus in Deutschland spürbar größer als in den USA – zu Recht allerdings. Wir gehen davon aus, daß sich der Dax einer Fortsetzung der Bearmarket-Rallye in den USA anschließen wird. Als Kursziel sehen wir den Bereich zwischen 3650 und maximal 4000 Punkten an. Die 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft bei rund 4150. Schlußkurse unter 3000 Zählern an zwei aufeinanderfolgenden Tagen sollten vorsichtshalber zur Glattstellung von bestehenden Positionen führen.


      Quo vadis Dax und Nemax?
      ++ Nemax und Gold ++

      Auch am Neuen Markt gehen wir von einer Fortsetzung der laufenden Bearmarket-Rallye aus, zumal die steil fallende 200-Tage-Durchschnittlinie bei knapp 700 Punkten verläuft, also noch immer weit über dem aktuellen Kursniveau. Eine Bodenbildung läßt sich noch immer nicht erkennen, und die fundamentalen Bewertungen deuten ebenfalls nicht auf einen beginnenden Bullenmarkt hin.

      Gold

      Gold befindet sich eindeutig in einem Aufwärtstrend. Trotz sechsmonatiger Konsolidierung notiert das Edelmetall noch immer über der steigenden 200-Tage-Durchschnittlinie. Die Konsolidierung kann jetzt als ein großes Dreieck angesehen werden, typischerweise eine den Trend bestätigende Formation. Aus charttechnischer Sicht wird der von uns erwartete Ausbruch über die wichtige Widerstandszone zwischen 330 und 340 US-Dollar pro Unze immer wahrscheinlicher.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 21:55:58
      Beitrag Nr. 1.411 ()
      Das Kapital: Die Erholung hat die Wall Street längst antizipiert

      Da muss die Fed aber mächtig daneben liegen. Gemäß ihrem jüngsten Beige Book war in der US-Wirtschaft nicht viel los gegen Ende Oktober und Anfang November. Dennoch ist den Händlern am Mittwoch mal wieder das Blut aus dem Hirn geschossen .

      Vor allem der Chicagoer Einkaufsmanagerindex und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wurden ekstatisch begrüßt. Dabei meint die Fed, dass die Industrie unter anderem in Chicago schwach ist. Derweil bleibt die Arbeitsnachfrage in fast allen Bezirken mäßig. Zudem sind die laufenden Ansprüche erneut gestiegen, was auf höhere Arbeitslosigkeit hindeutet. Die Gebrauchsgüteraufträge liegen noch um drei Prozent unter dem Juli diesen Jahres - und übrigens auch um drei Prozent unter dem Juli 1997. An der Wall Street ist das schon ein Grund zu feiern - kosten Aktien doch nur das 50fache der von S&P berechneten Kerngewinne.

      Die ökonomische Realität indes ist anders. Die volkswirtschaftlichen Gewinne sind im dritten Quartal mit einer Jahresrate von 14,1 Mrd. $ geschrumpft, nach dem Rückgang von 12,6 Mrd. $ im zweiten Quartal. Zu Recht weist die Dresdner Bank darauf hin, dass die Preise, welche die US-Firmen außerhalb der Finanzindustrie pro realer BIP-Einheit erzielen können, im dritten Quartal um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen sind, nach 0,6 Prozent im zweiten Quartal. Die Ökonomen meinen, dass Deflation für den US-Unternehmenssektor bereits Realität ist.


      Derweil sind die Lohnstückkosten seit dem Frühjahr wieder leicht am steigen. Solange die Wirtschaft alles in allem nur so dahintrottet und die Lücke zur Potenzialproduktion steigt, können die Lohnstückkosten ohnehin kaum schnell genug sinken, um den Preisdruck auszugleichen. Insofern bleibt den Firmen nichts übrig, als zu entlassen. Das wiederum macht sich im Konsumklima bemerkbar, das so gedrückt ist wie seit 1994 nicht mehr. Und woher soll Nachfrage kommen, wenn Konsumenten wie Firmen in Schulden ersticken, die Kapazitätsauslastung sogar wieder sinkt und die Sparquote trotz der Steuergeschenke um vier Prozentpunkte unter ihrem Nachkriegsschnitt liegt?


      Klar: Es gibt Zeichen für eine kurze zyklische Erholung, etwa die Seefrachtpreise, die maßgeblich von den aufstrebenden Wirtschaften Asiens geprägt werden, wo es wegen der rekordniedrigen Zinsen gut läuft. Natürlich sind Sondereffekte im Spiel. Aber immerhin werden 98 Prozent des Welthandels auf dem Seeweg abgewickelt. Nur ist die Erholung an der Börse nach dem jüngsten Anstieg von 21 Prozent im S&P 500 schon zu einem guten Teil antizipiert. Vielleicht sind noch zehn Prozent drin. Aber bei derlei Bewertungen ist das Risiko inzwischen enorm.

      Quelle FTD
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 22:04:08
      Beitrag Nr. 1.412 ()
      Geld kann immer gedruckt werden

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Nach dem großen und glanzvollen Bullenmarkt der späten 1990er – es ging um Aktienkäufe und Schuldenmachen ... Lügen und Betrügen ... und um Leben, als ob es kein morgen geben würde – kam eben dieses "morgen". Es ging bergab, die Aktienkurse brachen ein, die Unternehmensgewinne verschwanden, es gab eine Rezession ... und Titanen unter den Industriebossen wurden in Handschellen abgeführt.

      Alan Greenspan entschied, dass es Zeit sei, der Nation ein Erholungsprogramm mit 12 Schritten zu verordnen. Monat für Monat senkte er die Leitzinsen, bis nicht mehr viel übrig war, was man senken konnte. Die kurzfristigsten Zinsen notieren derzeit nur noch bei 1,25 % ... während die Inflationsrate bei rund 3 % steht. Effektiv pumpt die Zentralbank damit das Geld bereits zu real negativen Zinssätzen in die Wirtschaft.

      Und wo ist die Erholung? Die Unternehmensgewinne sind im letzten Quartal weiter gefallen, sogar noch schneller als im Quartal zuvor. Die Insolvenzen stiegen im dritten Quartal, mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Die Weihnachtssaison könnte für den Einzelhandel hart werden. Und den US-Bundesstaaten brechen die Einnahmen weg – die Gouverneure sprechen bereits von der "schlimmsten Haushaltskrise" seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie sehen – nicht nur in Deutschland gibt es Haushaltsprobleme.

      Noch immer werden neue Kredite relativ leicht vergeben. Aber es könnte für die Schuldner zu spät sein. Das Wasser ist hoch, und es beginnt, Strudel zu bilden. Die Konsumenten haben laut USAToday "so viele Schulden angehäuft, dass es sogar bei niedrigen Zinssätzen schwer ist, den Schuldendienst zu bedienen." Gleichzeitig hat Freddie Mac, eine große US-Hypothekenbank, das Limit für Hypotheken von 300.700 Dollar auf 322.700 Dollar angehoben. Freddie Mac gibt sich alle Mühe, die Wohltaten von Schulden möglichst vielen zukommen zu lassen.

      Aber jetzt, wo Greenspan sein 12-Punkte-Programm beendet hat ... und die realen Zinssätze bei weniger als Null stehen ... was jetzt?

      Ben Bernanke, einer der sieben Gouverneure der Fed, sagte: "Die US-Regierung hat eine Technologie, die man Notenpresse nennen könnte, und diese Technologie erlaubt es, so viele Dollar wie möglich zu drucken, zu fast keinen Kosten."

      "Es gibt praktisch kein Limit für das, was wir vom Geldangebot ins System injizieren können", fügte Greenspan höchstpersönlich hinzu.

      Technisch korrekt: Die Fed könnte immer eine Flotte von Helikoptern mieten und 100 $-Scheine über Manhattan abwerfen lassen. Aber eine solche Geldpolitik kann es nicht ohne Nachteile geben.

      Geld muss grundsätzlich wertvoll sein, das bedeutet, dass das Angebot begrenzt ist. Das ist das grundsätzliche Problem, dass sich allen Zentralbanken oder Regierungen stellt. Die Manager der Geldmenge können einfach mehr drucken, wenn sie es für notwendig erachten – aber niemals soviel, dass die Illusion der Sicherheit zerstört wird.

      Ich erinnere daran: Die US-Wirtschaft produziert weniger, als sie konsumiert. Die Differenz wird durch Fremde in ausländischen Ländern finanziert. Wenn diese Fremden einmal zu der Ansicht kommen sollten, dass der Dollar nicht das ist, für das er gehalten wird, dann werden sie Dollar gegen andere Währungen (z.B. den Euro) tauschen. "Was die USA ausländischen Staaten schulden, das bezahlen sie auch – zumindest teilweise", bemerkte Charles de Gaulle 1965, also 37 Jahre vor Greenspan und Bernanke, "mit Dollar, die sie einfach drucken können, wenn sie wollen."

      De Gaulle war einer der Gründe, warum der Goldstandard des US-Dollars aufgegeben wurde. De Gaulle tauschte Dollar gegen Gold, was zum Zusammenbruch des Goldstandards führte. Nixon gab den Goldstandard auf, und der Goldpreis begann zu steigen. In den 12 Jahren bis 1980 zog der Goldpreis jedes Jahr um 30 % an – eine solche Performance hat es bei Aktien in einer 12-Jahres-Periode niemals gegeben.

      Allerdings kauften Goldfans auch noch zu Höchstkursen, also Anfang 1980 zu 800 Dollar. Das bedauerten sie in den folgenden 22 Jahren. Jetzt steigt der Goldpreis wieder vorsichtig ... und die Goldanhänger haben weniger Geld und mehr Erfahrung. Auch wenn der Dollar nicht mehr durch Gold gedeckt ist – auf dem freien Markt kann man immer noch Dollar gegen Gold tauschen. Greenspan und Bernanke sind der Grund, warum man darüber nachdenken sollte, genau dies zu tun. Zentralbanker sind genauso wie Goldanhänger Menschen. Wenn sie eine Währung managen können, dann können sie auch Fehler machen. Mehr dazu weiter unten ...
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 22:07:08
      Beitrag Nr. 1.413 ()
      Fondsmanager verkündet Ende des Bärenmarktes

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Am Montag hat Bill Miller, ein vielgepriesener Fondsmanager, verkündet, dass der Bärenmarkt beendet sei. Dienstag fiel der Dow Jones um 173 Punkte. Millers Fonds, der "Legg Mason Value Trust Fund", hat in den letzten 11 Jahren besser als der S&P 500 abgeschnitten. Das macht Miller zu einem Experten, oder? Nun, ... ja und nein.

      Millers Fonds mag zwar besser als der S&P 500 abgeschnitten haben, aber er hat immer noch seit dem Top im März 2000 über 40 % Verlust eingefahren. Der Markt scheint Experten nicht sehr zu mögen ... sobald jemand zum "Experten" wird, kann man sicher sein, dass der Markt ihn zum Idioten machen will.

      Miller ist kein Idiot – jedenfalls noch nicht –, aber er neigt zu diesem Optimismus in Bezug auf Aktien, der Leute dazu veranlasst, sehr hohe Kurse für Aktien zu akzeptieren. Und Miller hat einige sehr, sehr hohe Kurse akzeptiert in den letzten Jahren, für Aktien wie Amazon oder Tyco. Deshalb haben seine Kunden seit März 2000 soviel Geld verloren.

      Wenn Sie 40 % Ihres Geldes durch den Kauf von teuren Aktien verloren hätten, würden Sie dann auch das Ende des Bärenmarktes verkünden? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Miller das verkündet, wovon er hofft, dass es eintritt. Prognose und Wunsch fallen zusammen. Er verkündet das Ende des Bärenmarktes, weil er HOFFT, dass dies der Fall sein wird.

      Ich persönlich brauche nicht zu "hoffen", ich kann versuchen, meine Lageeinschätzung möglichst objektiv abzugeben. Ich sage nur das, was ich sehe. Und was ich sehe, ist ein teurer Markt, der eher fallen als steigen sollte. Auch wenn das Konsumentenvertrauen im November von 79,6 auf 84,1 Zähler gefallen ist, und das US-Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal wegen Sonderfaktoren um 4 % gestiegen ist.

      Die Anleihenkurse kommen hingegen weiter zurück. Noch vor wenigen Wochen schrieb ich über die Möglichkeit einer "Spekulationsblase am Anleihenmarkt". Obwohl die Bondpreise seitdem gefallen sind, ist die These einer solchen Spekulationsblase noch nicht widerlegt. Die Aussichten für eine solche Entwicklung sind noch da.

      Ein klassisches Merkmal einer Spekulationsblase ist die weitverbreitete Ignoranz über den wirklichen Wert von dem, was man kauft (deshalb zahlten Investoren beim Börsengang von TheStreet.com im Mai 1999 71 Dollar pro Aktie, obwohl damit dem Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 1,5 Milliarden Dollar zugestanden wurde).

      Nach diesem Kriterium der weitverbreiteten Ignoranz hätte sich der Anleihenmarkt bereits für eine Spekulationsblase qualifiziert. Laut einer Umfrage von Vanguard Group verstehen nur sehr wenige Bond-Käufer den Zusammenhang zwischen Kurs und Rendite und damit den Zusammenhang zwischen steigenden Zinsen und steigenden Kapitalverlusten. Laut einem Online-Test von Vanguard wussten 70 % der Befragten nicht, dass sich Anleihenkurse und Zinssätze in die entgegengesetzten Richtungen entwickeln.

      In den ersten 9 Monaten dieses Jahres flossen satte 116 Milliarden Dollar in Rentenfonds (Quelle: Investment Company Institute). Die Tatsache, dass eine Menge "dummes Geld" in den Anleihenmarkt gepumpt wird, ist noch kein zwingendes Zeichen für eine Spekulationsblase am Anleihenmarkt. Aber es ist auch nicht gerade ein ermutigendes Zeichen ...

      Nicht dass dies irgendjemand beunruhigen würde – aber die Öl-Lagerbestände in den USA fallen seit drei Wochen in Folge. Das Öl-Angebot steht derzeit 11 % unter dem Wert von vor einem Jahr (Quelle: American Petroleum Institute). Laut einem Ölanalysten ist das Öl-Angebot in jeder größeren Kategorie geringer als das Angebot des Vorjahres. Das macht einem kein warmes und gemütliches Gefühl, angesichts des einbrechenden Winters. Mir wird schon etwas kalt.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 22:15:32
      Beitrag Nr. 1.414 ()
      Auszug aus Investorverlag

      von James Davidson
      Sie wollen zum Beispiel je eine Million Aktien von GeneMax und einer anderen kleinen Gesellschaft kaufen, und der zuständige Broker hat von beiden Unternehmen keine Aktien. Dann kann er auf eigene Rechnung oder auf die eines anderen Kunden diese Aktien kaufen und sie Ihnen verkaufen. Der Broker hat dann einen "elektronischen Kredit" für diese Aktien. Ihm eröffnet sich die Möglichkeit des Leerverkaufens solcher Papiere, die er gar nicht selber hat. Das soll ihm die Möglichkeit geben, Preissprünge zu vermeiden, die bei großen Kaufaufträgen auftreten würden. Das ist die Theorie.

      Die Wirklichkeit ist etwas hässlicher. Es ist verbreitet, dass die effektive Aktienzahl kleinerer Unternehmen viel größer als die wirkliche ist, weil die Broker Aktien leer verkaufen können, die sie eigentlich gar nicht haben. In einigen Fällen kann deshalb ein Mehrfaches der eigentlich vorhandenen Aktien umgesetzt werden. Das erklärt die manchmal schwache Performance von kleinen Titeln. Ihre Aktienkurse fallen, weil das Angebot an Aktien dieser Gesellschaften künstlich multipliziert werden kann, durch Leerverkäufe. Skrupellose Broker und Market Maker können den Kurs so nach unten manipulieren.

      Das muss geändert werden. Es hält nicht nur Investoren davon ab, solche Aktien zu kaufen, sondern es schadet auch der gesamten Wirtschaft. Aber die Finanzpresse schreibt kaum darüber. Es gibt nur wenige Zeilen im Wall Street Journal zu diesem Thema, sonst fast nichts.

      Es ist tatsächlich so obskur, dass manche tatsächlich kaum wissen, worüber sie eigentlich sprechen.

      Wenn das tatsächlich so ist, dann zeigt das die Notwendigkeit dazu, dieses Thema mehr zu beleuchten. Auch ich sage weise deshalb auf dieses Problem hin. Ehrliche und ordentliche Kapitalmärkte sind enorm wichtig für jede Volkswirtschaft.
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 22:35:23
      Beitrag Nr. 1.415 ()
      Tatsächlich wie Weimar (4)
      Mögliche Parallelen haben natürlich nicht nur wirtschaftliche, sondern auch rein politische Komponenten. In den USA sind die Notenbank und die Treasury relativ frei in ihren Entscheidungen, einer Krise der Wirtschaft entgegenzusteuern. Und beide Institutionen haben davon regen Gebrauch gemacht. Selten waren Geld- und Fiskalpolitik so expansiv wie derzeit in den USA.

      In Europa hingegen sind sowohl der Notenbank als auch dem Fiskus die Hände gebunden. Der Euro ist eine junge Währung, die sich ihr Vertrauen erst verdienen muss, weswegen die EZB diese Währung viel knapper hält als die Federal Reserve in den USA ihren Dollar. Und den nationalen Fiskalpolitiken sind durch das Drei-Prozent-Kriterium weitere expansive Tätigkeiten bei Strafe untersagt.

      Und in diesem ganzen Schlamassel begibt sich nun auch noch die Bundesregierung auf einen Weg, der unserem Land noch niemals gut bekommen ist, nämlich auf den deutschen Sonderweg. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Welcher Irrsinn muss ansonsten so vernünftige Menschen wie den Kanzler und den Außenminister dazu gebracht haben, sich in der Irak-Frage derart öffentlich gegen die USA zu stellen? Ich halte es auch für falsch, was die USA tun. Doch was bewirkt die Bundesregierung mit ihrer öffentlichen Haltung anderes als eine zunehmende Abkehr von unserem Land?

      Alle Welt redet heute von Schröders Wahlbetrug. Meine Meinung hierzu ist: Hätte er doch nur betrogen! Dann wäre uns politisch viel erspart geblieben. Und damit wirtschaftlich auch.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 22:51:27
      Beitrag Nr. 1.416 ()
      Editorial: Die Deflation ist lebendig und wohlauf (28.11.2002)

      Auch wenn es inzwischen langweilig klingen mag: Deflation ist in der westlichen Hemisphäre unverändert eine Gefahr. In Teilen Asiens grassiert sie bekanntlich schon seit einer Weile, und je mehr dort kostengünstig produziert und am Weltmarkt angeboten wird, desto stärker wird sie aus Asien „exportiert“. China bildet mit seinen enorm billigen Arbeitskräften und zunehmend hochwertigen Erzeugnissen inzwischen die Hauptquelle der Deflationsgefahr.

      Inzwischen ist weitgehend unbestritten, dass die Notenbank in den USA ihren Leitzins zuletzt mit 50 Basispunkten vor allem deshalb überraschend stark gesenkt hat, weil sie die Deflationsgefahren klar sieht. Sie hat ihr bis zuletzt eine geringe Wahrscheinlichkeit eingeräumt. Aber was sollte sie auch tun? Alarm schlagen? Das hätte die Märkte in ihrer ohnehin höchst nervösen und labilen Verfassung mit Sicherheit erschüttert.

      Stephen Roach, der Chefökonom von Morgan Stanley, ist der Ansicht, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Deflation zunächst in den USA weiter erhöht. Die Notenbank in Washington habe bisher genau das unternommen, was sie unter diesen schwierigen Bedingungen unternehmen musste. „Lasst uns hoffen, dass es noch nicht zu spät ist“, erklärt Roach.

      Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang, dass Notenbankpräsident Greenspan vor einer Woche, wohl wie immer bewusst etwas schwammig, laut über unkonventionelle geldpolitische Schritte nachgedacht hat. Sie zielten auf die Deflationsgefahr ab, obgleich Deflation noch immer zu den offiziell beflissen gemiedenen Unwörtern zählt.

      Bei aller offenen und verdeckten Diskussion über die Deflation darf nie vergessen werden, dass die hohe Verschuldung teils der öffentlichen Hände, teils der Unternehmen und teils der Verbraucher die Urquelle der Deflationsgefahren ist. Mit den Schulden wurden unter anderem Überkapazitäten geschaffen. Für den industriellen Bereich ist dies unbestritten.

      Mit Blick auf Deutschland sind zudem Überkapazitäten am Arbeitsmarkt in Form extrem hoher Arbeitslosigkeit geschaffen worden. Auch das hat mit Schulden zu tun, denn die Arbeitslosigkeit wurde und wird mit hohem staatlichen Aufwand (ist gleich Schulden) subventioniert, zumal eine vernünftige Arbeitsmarktpolitik in weite Ferne gerückt zu sein scheint.

      Die Deflation in der westlichen Hemisphäre könnte als nächstes frische, von externen Einflüssen freie und damit hausgemachte Impulse von einer Zusammenbruch der glühend heiß gelaufenen Immobilienmärkte in Großbritannien und in den USA erhalten. Dazu nur noch am Rande: In London kursieren Prognosen, nach denen der Aktienmarkt dort um 50 Prozent einbrechen könne, falls der britische Immobilienmarkt kippen sollte.


      Arnd Hildebrandt

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      Terminmarktwelt
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      schrieb am 28.11.02 23:08:26
      Beitrag Nr. 1.417 ()
      HANDELSBLATT, Donnerstag, 28. November 2002


      2003 keine Verbesserung


      Deutsche Konsumlaune sinkt auf neuen Tiefpunkt


      Angesichts des herrschenden Pessimismus werden die Verbraucher Volkswirten zufolge mit ihren Ausgaben die lahmende Wirtschaft wahrscheinlich kaum ankurbeln.



      Reuters FRANKFURT. In diesem Monat hätten die Menschen ihre künftige Einkommenslage so pessimistisch eingeschätzt wie zuletzt kurz nach der Rezession 1993, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Donnerstag mit. "Den Verbrauchern wird mehr und mehr klar, dass sie im kommenden Jahr mit zusätzlichen finanziellen Belastungen zu rechnen haben, die ihre ohnehin schon knappen Haushaltsbudgets weiter beschneiden werden", sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Dabei sei die Kauflaune schon jetzt auf dem Tiefpunkt der seit 1980 laufenden Umfrage.

      Der Indikator für die Einkommenserwartungen rutschte im November auf minus 24,5 (Oktober minus 7,4) Punkte. Auf Basis der November-Daten sank der GfK-Konsumklimaindikator für Dezember mit 5,5 nach revidiert 6,0 Zählern auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Aus der monatlichen Befragung von 2000 Personen im Auftrag der EU-Kommission errechnet die GfK jeweils das Konsumklima für den Folgemonat.

      Bessere Stimmung nicht in Sicht

      Bürkl erwartet auch für Anfang 2003 keine Verbesserung: "Wenn mit den ersten Lohn- und Gehaltsabrechnungen des kommenden Jahres die tatsächlichen Einbußen durch die gestiegenen Sozialversicherungsbeiträge sichtbar werden, könnte die Konsumstimmung einen weiteren Rückschlag erleiden." Volkswirte warnten zwar davor, von dem Stimmungseinbruch auf einen Rückgang des privaten Verbrauchs in gleicher Größenordnung zu schließen, sehen aber keine Wachstumsimpulse vom Konsum. "Mich hat überrascht, dass der private Konsum im dritten Quartal doch recht gut war", sagte Andreas Scheuerle von der DekaBank. Der private Verbrauch, auf den in Deutschland rund 60 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen, hatte maßgeblich zum BIP-Wachstum von 0,3 % zum Vorquartal beigetragen.

      "Der Arbeitsmarkt ist schwach, die Konjunkturaussichten sind trübe und die Politik erscheint konzeptionslos", sagte Scheuerle. "Das veranlasst die Menschen eher, die Groschen beiseite zu legen, als sie auszugeben." Volker Nitsch von der Bankgesellschaft Berlin verwies auf die ständig steigende Sparquote in Deutschland. Die hohen Lohnabschlüsse und die niedrige Inflation könnten den Verbrauch stützen. "Aber wegen der Steuerbelastungen wird von den Zuwächsen nur noch wenig übrig bleiben", sagte der Volkswirt.


      Aktuelle Konsumlaune auf dem Tiefpunkt

      Angesichts der Sorgen um die Zukunft zögerten die Verbraucher mit größeren Ausgaben wie selten zuvor. Der Indikator für die Bereitschaft, langlebige Güter wie Fernseher oder Kühlschränke zu kaufen, sank der GfK zufolge mit minus 55,4 Punkten wieder auf das Umfragetief vom April 2002. Auch wenn die Stimmung schlechter als die Lage sei, seien die Aussichten für das Weihnachtsgeschäft ungünstig, sagte Bürkl mit Blick auf den Einzelhandel.

      Die Branche hatte zuletzt aber von einem guten Start in die umsatzstärkste Jahreszeit berichtet, nachdem der Handel bislang unter der Konsumflaute zu leiden hatte. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels meldete am Donnerstag auf Basis einer Umfrage unter Mitgliedsunternehmen für Oktober einen nominalen Umsatzrückgang um 3,1 % zum Vorjahresmonat und ein Minus von 3,8 % in den ersten zehn Monaten 2002. Auch andere Bereiche bekamen die Zurückhaltung der Konsumenten zu spüren. So setzte der Reisekonzern TUI im dritten Quartal in Deutschland gut zehn Prozent weniger um als im Vorjahr.

      Pessimismus der Verbraucher spiegelt allgemeine Stimmung wider

      Der Umfrage zufolge haben die Verbraucher inzwischen mit Blick auf die Konjunktur jede Zuversicht verloren. Der Indikator für die Konjunkturerwartungen brach auf minus 25,7 (plus 1,5) Punkte ein. Bürkl betonte allerdings, dass die Einschätzung der Verbraucher gerade hier stark durch die Medienberichterstattung zur Wirtschaftslage geprägt sei. "Der Indikator spiegelt vor allem das wider, was auf die Bürger an Informationen einströmt", erläuterte Bürkl. Auch bei Unternehmen hat zuletzt der Pessimismus zugenommen. So hatte das Ifo-Institut im November den sechsten Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindexes gemeldet.
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 23:10:16
      Beitrag Nr. 1.418 ()
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 23:25:03
      Beitrag Nr. 1.419 ()
      "Durch das Geld vernichtet die Demokratie sich selbst, nachdem das Geld den Geist vernichtet hat."
      (aus wellenreiter)
      Avatar
      schrieb am 29.11.02 21:48:11
      Beitrag Nr. 1.420 ()
      Tatsächlich wie Weimar? (5)
      Es ist erschreckend, mit welcher Einmütigkeit heutzutage von den Bürgern der politische Diskurs abgelehnt wird. Was die Leute wollen, sind einfache Lösungen, um einmal die Metapher vom "starken Mann" nicht zu benutzen, sie damit jedoch trotzdem benutzt zu haben. Oder Hartz, Rürup – die Kommissionen des nüchternen Spezialistentums, das erinnert alles an Platos Herrschaft der Weisen. Plato, ein weiterer Feind der offenen Gesellschaft, alles nachzulesen bei Popper. Geschrieben in den schicksalsträchtigen Jahren des Zweiten Weltkriegs.

      Kann eine freiheitliche Gesellschaft, die – zumindest hierzulande – von Beginn an stets auf das "Mehr" geeicht ist, einen Sparprozess, wie er uns jetzt bevorsteht, bewältigen, ohne daran zu zerbrechen? Ich habe schon seit zehn Jahren Angst, und bisher ist diese Angst nicht gewichen, eher größer geworden. Doch wird es wieder einen Extremismus geben, wie wir ihn schon einmal hatten?

      Ich bin ziemlich sicher – nein. Die guten Jahre der Stabilität waren zu lang, welch ein Glück! Wir sind alle viel zu sehr verwurzelt mit dem System. Am schlimmsten trifft es die Jungen. "Ausgerechnet wir", schreibt jemand aus eigener Erfahrung, "die nie gegen das System aufbegehrt haben, werden jetzt von ihm verstoßen."

      Es wird sicherlich ein Hauen und Stechen werden, doch ein Hauen und Stechen innerhalb der bisherigen Grenzen. Die Systemfrage hingegen wird man wohl kaum stellen. Es sei denn, die ökonomischen Realitäten würden sich grausam verschlechtern. Doch darauf deutet gegenwärtig glücklicherweise wenig hin.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


      Mehr von Bernd Niquet finden Sie in seinem neuesten Werk: " Das Orwell-Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration", Allitera Verlag, München 2002, 124 Seiten, 11 Euro, ISBN 3-935877-67-6. Jetzt überall im Buchhandel.

      In den nächsten Jahren werden alleine in Deutschland Vermögenswerte in Höhe von mehr als einer Billion Euro vererbt. Bernd Niquet wirft einen Blick hinter die Fassade der Erbengeneration, findet dabei jedoch kaum Zukunftstauglichkeit, sondern vielmehr nur eine neurotisch enthusiasmierte Geselligkeit, deren Gravitationszentrum aus zwanghaften Grillfesten, penibler Rasenkultur, sorgfältiger Wagenpflege und verzärtelten Vierbeinern besteht.

      Reinhard Mey würde diese Leute sicherlich „Gartennazis“ nennen und der Volksmund verharmlosender „Spießbürger“. Bernd Niquet zeigt jedoch auf, das wir genau an dieser Stelle bereits heute einen Blick in unsere weitere wirtschaftliche Zukunft werfen können – in der nicht nur unsere Gesellschaft hoffnungslos vergreist sein wird, sondern überdies auch die Hunde gegenüber den Menschen bereits deutlich die Mehrheit bilden werden. Ein sattes „Prosit“ auf die Sicherheit unserer Renten!



      [ Freitag, 29.11.2002, 12:33 ]
      Avatar
      schrieb am 30.11.02 01:31:49
      Beitrag Nr. 1.421 ()
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 17:20:36
      Beitrag Nr. 1.422 ()
      Japan: Keine Wirtschaftserholung?


      Ein Berater des japanischen Premierministers warnte die Regierung am Montag, dass die Bankenreform der Wirtschaft schwaden und dass im nächsten Jahr eine Wirtschaftserholung ausbleiben könnte.

      "Ein Szenario ist, dass die Wirtschaft sich in einer V-Form erholen wird," sagt Taichi Sakaiya, ein früheres Kabinettsmitglied. "Aber die Frage bleibt offen, ob sie fallen wird, wie ein Bungee-Springer, der an einem abgetrennten Seil hängt."

      Heizo Takenaka, der Wirtschaftsminiser von Premier Junichiro Koizumi, versucht die uneinbringlichen Kredite des Bankensystems zu bereinigen und ihre Überwachung zu erhöhen.

      Es wird erwartet, dass Kredite teurer werden und dass sich die Zahl der Insolvenzen erhöhen wird, aber die Regierung hofft darauf, dass sich die Wirtschaft erholen wird, sobald das Problem mit den faulen Krediten gelöst ist.

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 17:22:23
      Beitrag Nr. 1.423 ()
      Wirtschaftsexperten fürchten Irak-Krieg
      Politiker schätzen die Kosten einer Auseinandersetzung auf 200 Milliarden Dollar
      Düsseldorf/Frankfurt - Unter Ökonomen wächst die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen eines Irak-Krieges. Im Falle eines längeren Krieges am Golf könnte die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise geraten, warnt die Westdeutsche Landesbank (WestLB) im Rahmen ihrer aktuellen Deutschlandprognose 2002/2004. „Die gesamtwirtschaftliche Produktion in den USA wie in Europa würde für mindestens sechs bis neun Monate stagnieren oder leicht sinken“, schreiben die Experten. Nach Schätzungen der WestLB dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA 2003 in diesem Fall nicht mehr als ein Prozent wachsen, in der EU etwa 0,5 Prozent und in Deutschland sogar leicht schrumpfen.


      Politiker und Wissenschaftler in den USA schätzen die Kosten eines Irak-Krieges auf mindestens 200 Mrd. Dollar. Auch die frühere Wirtschaftsberaterin von Ex-US-Präsident Clinton und heutige Dekanin der London Business School befürchtet schwere wirtschaftliche Folgen: „Eine lange Militäraktion würde die amerikanische Wirtschaft wohl wieder in eine Rezession zurück stürzen.“


      Den WestLB-Experten bereitet vor allem der Ölpreis Sorge, der im Fall einer längeren kriegerischen Auseinandersetzung auf über 35 Dollar je Barrel steigen könnte. Dies würde die Verbraucherpreise nach Berechnungen der WestLB in der Folge um bis zu einen Prozentpunkt erhöhen. An den Aktienmärkte könnte sogar der Absturz unter die Tiefs von Anfang Oktober drohen.


      Allerdings räumt die WestLB diesem Szenario nur eine Wahrscheinlichkeit von 33 Prozent ein. Für realistischer halten es die Ökonomen, dass eine Auseinandersetzung im Irak nur kurz stattfindet oder ganz ausbleibt. In diesem Fall dürften ein sinkender Ölpreis sowie eine Wende am Aktienmarkt zusammen rasch zu einer deutlichen Verbesserung des globalen Konjunkturklimas führen, heißt es in der Studie. „Eine Auseinandersetzung am Golf würde den erwarteten Aufschwung auf jeden Fall verzögern“, meint hingegen Jörg Krämer, Chefvolkswirt von Invesco. Ähnlich wie bereits während des Golfkriegs Anfang der 90er Jahre dürfte nach Einschätzung des Ökonomen noch mehr als ein steigender Ölpreis vor allem ein rapide sinkendes Verbrauchervertrauen die Konjunktur stark belasten.


      Auch die Vorstandschefs großer amerikanischer Unternehmen und Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) warnen bereits seit Wochen vor den negativen Folgen eines Waffengangs im Nahen Osten. Erst jüngst hatte der IWF seine Prognosen für das Wachstum in Amerika von 3,4 auf 2,6 Prozent im kommenden Jahr gesenkt. Py/as




      Artikel erschienen am 2. Dez 2002
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 01:25:24
      Beitrag Nr. 1.424 ()
      Es geht uns besser als wir denken!
      :eek:

      Deutschland gibt es zweimal
      Kommentar im Bayerischen Rundfunk - von Heiner Müller vom 09.11.2002
      Es gibt da ein Land - es heißt Deutschland - und in dem geht es ziemlich schrecklich zu. Ein fürchterlicher Staat greift mit Krakenarmen nach den unschuldigen Bürgern und saugt die letzten Steuergroschen aus ihnen heraus. Für Kranken- und Rentenversicherung müssen die Menschen Haus und Hof verkaufen. "Wir schuften nur noch für den Staat", teilen uns die Schlagzeilenmacher mit und erklären im übrigen, dass es furchtbar enden wird.
      Aber da gibt es noch ein zweites Land. Es heißt Deutschland. Und in diesem Land gibt es einen Lebensstandard, um den uns fast die ganze Welt beneidet. Ärztliche Versorgung und Renten sind auf hohem Niveau, die Straßen sind so breit sie sonst nirgends und die Menschen kaufen in Läden ein, in denen es 47 verschiedene Tiefkühlpizzas gibt. Manche machen Zweit- und Dritturlaub und die relativ höchsten Zulassungszahlen liegen bei den Autos, die 30.000 Euros aufwärts kosten.
      Da haben wir also unser Deutschland. Und weil es das Land eben doch nur einmal geben kann, müssen wir uns jetzt von diesen Schwarzweißbildern lösen, müssen etwas differenzierter hinschauen.
      Zum Beispiel zu den Steuern. Deutschland ist - auch wenn es viele nicht glauben wollen - alles andere als ein Hochsteuerland. Die Steuerquote, das ist der Anteil sämtlicher Steuern am Bruttosozialprodukt, beträgt bei uns gute 23 Prozent. Und dieser Anteil der Steuern an unserer gesamten Wirtschaftsleistung hat sich auch in den letzten 30 Jahren so gut wie nicht verändert. 1970 lag die Steuerquote bei 23,5 Prozent, ging mal rauf auf 24 und mal runter auf 22 Prozent und heute ist sie eben wieder bei 23 Prozent. Wie vor 30 Jahren.
      Ja, werden Sie jetzt vielleicht sagen, da muss man aber auch noch die Sozialversicherung dazu rechnen und die ganzen Gebühren und Abgaben. Lässt sich machen. Nur, die Tabellen des Statistischen Bundesamts und der OECD zeigen auch hier, dass Deutschland kein Abgabenstaat ist. Mit 45 Prozent befindet sich Deutschland fast ein Prozent unter dem EU-Durchschnitt. Nachbarn wie die Niederlande, Frankreich oder Österreich liegen deutlich höher, von den skandinavischen Ländern ganz zu schweigen.
      Anders sieht es hingegen in Amerika und Japan aus. Dort muss man fast ein Drittel weniger für Steuern und Sozialversicherung zahlen als in Deutschland. Zum Vorbild taugen diese Länder dennoch nicht. Denn Japan, das in den 90-er Jahren die Steuerbelastung deutlich gesenkt hatte, fällt seit Jahren von einer Krise in die nächste. Und zu den niedrigen Sätzen für Steuer und Sozialversicherung in den USA fällt mir, neben den Suppenküchen und den überfüllten Gefängnissen, nur immer wieder der Brief einer Austauschschülerin ein, die ihre Eltern in Deutschland bat Geld zu schicken. In der Klasse wurde nämlich gesammelt, damit eine Mitschülerin die dringend notwendige Augenoperation bekommen konnte.
      Ich denke, wir sollten uns wieder mehr darauf besinnen, dass der Staat und die Solidarsysteme nicht unsere Feinde sind. In unserer republikanischen Verfassung geht es nicht mehr darum Fron zu leisten und Abgaben zu zahlen an irgendwelche "Fürsten" und Schmarotzer. Was wir heute zahlen, was wir abgeben von unserem Lohn oder Gehalt, damit finanzieren wir unser gemeinschaftliches Leben. Und dass die eine dabei lieber mehr Altenpfleger hätte als Flughäfen und der andere sich vielleicht Straßen und dafür weniger Lehrer wünscht, das alles lässt sich durch Wahlen mal besser, mal schlechter regeln.
      Die Qualität unseres Lebens jedenfalls wird bestimmt durch die beiden Säulen: Durch unseren privaten Lebensstandard und durch die öffentlichen Leistungen. Und wenn der Bund der Steuerzahler noch so oft vorrechnet, dass wir das halbe Jahr für "den Staat" arbeiten würden, dann kann ich nur erwidern: Meine Frau und ich empfinden es als ein hohes Maß an Lebensqualität, dass wir für unsere Kinder einen Arzt rufen können, wann immer es notwendig ist. Und dass dieser Staat außerdem Schulen betreibt und Feuerwehrautos und Theater, Sozialstationen, Polizei, Sportplätze und vieles mehr.
      Damit komme ich zum Schluss und zum letzten großen Rätsel unserer Zeit. Warum hat ausgerechnet eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung so ein verschämtes Verhältnis zum Staat? Warum steht sie gerade in diesen Wochen der unsäglichen Medienkampagne so gelähmt gegenüber? Warum startet die SPD keine Aktion, in der sie aufzeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich eben kein Hochsteuerland ist, sondern eher am unteren Durchschnitt liegt? Und in der sie die Frage stellt, ob die Deutschen wirklich mit Amerika tauschen wollen? Mit einem Land, in dem zwar die Staatsquote um ein Drittel niedriger ist als bei uns in dem aber deswegen auch Armut, Krankheit und Kriminalität in einem für uns kaum vorstellbaren Ausmaß herrschen.
      Auch unsere größeren Unternehmen sollten hier etwas ehrlicher zu den Kolleginnen und Kollegen sein! Diese wissen durch ihre globale Vernetzung genauestens Bescheid, jammern aber gehörig mit. Stellt doch mal die Frage nach Qualität, Zuverlässigkeit, Produktivität, Sicherheit, Infrastruktur, Bildungsstand der Beschäftigten usw.
      Über 50 Jahre sind wir gut damit gefahren, indem wir von unserem hohen Lebensstandard einen Teil an den Staat, an die Gemeinschaft abgegeben haben. Es müsste doch gerade die SPD, die Solidarität und Gerechtigkeit in ihrer Tradition trägt, dafür sorgen, dass unser Gemeinwesen nicht immer stärker diskriminiert wird, sondern weiterhin funktionsfähig bleibt. Denn einen armen Staat können sich nur die Reichen leisten.
      |rb| 2002-12-03
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 10:58:26
      Beitrag Nr. 1.425 ()
      @sharedancer - alles in Ordnung was in dem Artikel steht. Das Problem ist, dass wir, im wesentlichen bedingt durch die Globalisierung, diese hohen Standarts nicht mehr im bisherigen Umfang finanziern können. Der Mittelstand und seine Arbeitnehmer stehen gewaltig unter Druck und es besteht die Gefahr, dass viele Kühe, die wir für unsere Sozialsysteme pfelgen und melken müssen, geschlachtet werden.
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 11:23:23
      Beitrag Nr. 1.426 ()
      Genau das ist das Problem, wir haben die Globalisierung,
      wir werfen sämtliche europäische Länder in einen Topf,
      wir leisten uns eine Sozialstaat bester Güte und wir wundern uns das wir kein Geld mehr haben (zumindest der Staat und grosse Teile der Bevölkerung).
      Eichel bekommt halt nicht immer die Milliarden aus Verkäufen (Telekom,UMTS), das war übrigends auch für viele
      ne teure Zusatzsteuer:laugh:
      Und er kam mit den Milliarden schon nicht hin.
      Das jetzige Desaster ist doch wohl nicht überraschend,denn die Bahn, tja, die kriegen sie nicht los halt.
      Und weitere Telekoms bringen auch nicht mehr das Geld.
      Das Problem ist in Deutschland, dass im Grunde keiner mehr
      wirklich Lust hat zu arbeiten, weil ihm alles weggenommen wird um so mehr er tut.Wer nicht arbeitet (oder schwarz)
      dem gehts doch so schlecht auch nicht.Ganz zu schweigen
      von unseren Sozialhifeempfängern.
      Neue Waschmaschine?? kein Problem
      Kleidergeld? na klar
      Das beste fand ich die Forderung nach einem kostenlosen Internetzugang für Sozialhilfeempfänger
      :mad:
      Wenn man so mal in die Chaträume guckt, zu jeder Tageszeit,
      Niveau Talkshow im RTL und das den ganzen Tag.Das sind doch keine Leute, die arbeiten gehen.
      Man kann sich schon Sorgen machen....
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 16:07:27
      Beitrag Nr. 1.427 ()
      Das ist der ANFANG vom CRASH in AMERIKA
      ------------------

      ftd.de, Sa, 7.12.2002, 13:52
      United-Chef rechnet mit Konkursantrag am Wochenende

      Die Geschäftsführung der US-Fluggesellschaft American Airlines hat die Belegschaft gebeten, angesichts massiver Verluste im kommenden Jahr auf Lohnerhöhungen zu verzichten. Derweil hält United-Chef Glen Tilton einen Konkursantrag für sein Unternehmen für immer wahrscheinlicher.






      "Wir haben einen Kapitel-Elf-Antrag seit Monaten vorbereitet", erklärte Tilton in einer telefonischen Nachricht an die Mitarbeiter. "Kapitel Elf wird der wahrscheinlichere Ausgang. Er ermöglicht es uns, zu restrukturieren und gleichzeitig unsere Kunden weiter zu bedienen", betonte er am Freitag.

      Ein Konkursverfahren im Rahmen des Kapitel Elf des US-Konkursrechtes erlaubt es einem Unternehmen, seine Geschäfte unter Aufsicht eines Konkursrichters fortzuführen und eine Sanierung anzustreben.


      United wird möglicherweise bereits an diesem Sonntag oder Montag einen Konkursantrag stellen, berichteten US-Medien, doch bestätigte die Gesellschaft dies nicht. Der Verwaltungsrat United- Mutter UAL Corporation wollte sich am Samstag treffen. Dann könnte nach Ansicht von Branchenkennern eine Entscheidung über einen Konkursantrag fallen.



      United will Kosten sparen


      "Wir brauchen mehr Kosteneinsparungen, und Arbeitsplatzregeln müssen auf den Tisch", betonte der Konzernchef. United hat die höchsten Tarif- und Betriebskosten aller US-Fluggesellschaften. Die Hilfsbehörde für die Airlines, ATSB, hatte in dieser Woche einen Antrag auf eine staatliche Kreditgarantie von 1,8 Mrd. $ abgelehnt. Die Aktien der UAL waren am Freitag nochmals um 17 Prozent auf nur noch 83 Cent gefallen, nachdem sie am Vortag um 68 Prozent eingebrochen waren.


      United verhandelt mit Citigroup, J. P. Morgan, der Bank One und der Finanzsparte von General Electric über einen Kredit von 1,5 Mrd. $, berichtete die "New York Times". Sie will damit während eines Konkursverfahrens weiter operieren. Die Lufthansa, die mit United zur 14 Fluggesellschaften umfassenden "Star Alliance" gehört, könnte zu einem späteren Zeitpunkt in die Finanzierung einbezogen werden, erklärte die Zeitung.


      Es wäre der größte Fluglinien-Konkurs aller Zeiten. United kontrolliert 20 Prozent des gesamten US-Flugverkehrs und wichtige Transatlantik- und Pazifik-Strecken. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren vier Mrd. $ Verluste verbucht. Sie kommt täglich auf knapp 1800 Flüge, beschäftigt 83.000 Mitarbeiter und hat einen Jahresumsatz von 16 Mrd. $. Die United-Mitarbeiter halten 55 Prozent der Aktien. Sie würden bei einem Konkursverfahren ebenso wie die anderen Aktionäre ihr gesamtes Investment verlieren.



      UA-Flugzeuge sollen in der Luft bleiben


      Die Luftfahrtgesellschaft wird auf jeden Fall weiter fliegen, hatte Tilton schon vorher versichert. Die schwache US-Wirtschaft, die Terroranschläge vom 11. September, der starke Einbruch im Flugverkehr, niedrige Flugpreise und die immer härtere Konkurrenz der Billigfluglinien haben United schwer zu schaffen gemacht. Es werden in den kommenden Tagen 920 Mio. $ Schulden fällig.


      United kann in einem Konkursverfahren Tarifverträge streichen und so von den Mitarbeitern viel größere Konzessionen fordern. Die Gläubiger dürften ebenfalls in großem Stil zur Kasse gebeten werden. United könnte so ihre Schulden abbauen, die Kosten drastisch senken und möglicherweise nach geraumer Zeit saniert aus einem Konkursverfahren herauskommen.


      Zu drastischen Maßnahmen greift derzeit auch eine zweite US-Fluggesellschaft. American Airlines hat ihre Mitarbeiter zum Verzicht auf Loherhöhungen aufgefordert. Dies würde 130 Mio. $ einsparen, teilte das Unternehmen am Freitag in Dallas mit. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres meldete die größte Fluggesellschaft der Welt einen Verlust von drei Mrd. $. Vorstandschef Donald Carty sagte, American müsse vier Mrd. $ einsparen. Die Hälfte davon sei durch Kündigungen von Mitarbeitern, dem einmotten von Flugzeugen und stornieren von Neubestellungen erreicht worden.
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 16:10:44
      Beitrag Nr. 1.428 ()
      zwei drittel der us wirtschaft hängt an der nadel der konsumenten
      die aber haben SHULDEN
      die sind froh die schulden zu tilgen und können keine:
      häuser
      autos
      und
      und
      und
      mehr kaufen


      und die firmen entlassen aus kostengründen, somit fallen die konsumenten weg
      EIN KREISLAUF der zum CRASH führt
      andy

      p.s.
      DOW JONES 4000 in KÜRZE
      Avatar
      schrieb am 08.12.02 22:53:19
      Beitrag Nr. 1.429 ()
      D I E M A L I K - K O L U M N E

      Bluff statt Leistung



      Von Fredmund Malik

      Amerikas Wirtschaft stöhnt unter der Last einer anhaltenden Investitionsschwäche. Um die wahren Bilanzen zu kaschieren, werden Statistiken geschönt, wo es nur geht. Jetzt wird das wahre Ausmaß des "Western-City-Syndrom" deutlich - tolle Fassaden und dahinter nichts als Bruchbuden.

      Größter Investmentboom in der US-Geschichte, solides Wachstum der Wirtschaft, Amerika investiert in die Zukunft: So hat es jahrelang geklungen. So stand es in allen Zeitungen; so ist es schon zum Frühstück über das Fernsehen gekommen.


      So wurde es naiv geglaubt, führte zum Nachäffen jeden US-Management-Unfugs, und das alles ist noch immer Grund für wirtschaftliche Minderwertigkeitskomplexe in Deutschland. In Wahrheit ist es ein Riesenbluff und ein Meisterwerk der Zahlenschönung. Nicht nur Corporate America führt eine kreative Buchhaltung, auch Public America tut es.

      Gemäß Zahlen der NIPA (National Income Product Accounts), die vom US-Department of Commerce veröffentlicht werden, stiegen die so genannten Nonresidential Fixed Investments von 1995 bis 2000 um real rund 533 Milliarden Dollar. Das sind stolze 65 Prozent. Während desselben Zeitraums stieg den offiziellen Zahlen zufolge das GDP (Gross Domestic Product) um 22,2 Prozent..........

      http://www.manager-magazin.de/koepfe/mzsg/0,2828,206667,00.h…
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 00:02:10
      Beitrag Nr. 1.430 ()
      AMERKIA
      da fällt mir nur ein spruch ein
      HOCHMUT kommt vor dem FALL
      gute nacht
      andy
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 21:45:23
      Beitrag Nr. 1.431 ()
      Editorial: Bahn frei für Dollar-Schwäche (09.12.2002)

      Am Freitag ist jenseits des Atlantiks Bemerkenswertes geschehen. Das Ereignis mit den wohl gravierendsten Langzeitfolgen scheint uns der Rücktritt von Finanzminister O’Neill und des Wirtschaftsberaters Lindsay zu sein.

      Beide waren in ihren Funktionen Verfechter der „Politik eines starken Dollar“. Diese Politik ist seit längerem nicht mehr sinnvoll, sondern hinderlich. Die schwache Konjunktur steht auf schwindenden Pfeilern. Die Industrieproduktion sinkt tendenziell, was ihren Anteil an der gesamten Wirtschaftstätigkeit in den USA zunehmend schmälert. Dafür steigt die Bedeutung des Konsums, der inzwischen 70 Prozent der Wirtschaftstätigkeit ausmacht.

      Doch auch der Konsum steht auf wackeligen Beinen, wie nicht zuletzt die jüngsten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt zeigen. Es werden nicht nur unzureichend neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern es verschwinden in steigendem Umfang auch bestehende. Die Arbeitslosigkeit wächst, und damit schrumpft die Zahl der „aktiven“, also besonders ausgabenfreudigen Verbraucher.

      Da ist es höchste Zeit, einen stützenden Pfeiler einzuziehen, und das kann in der gegenwärtigen Situation nur der Export sein. Folglich spricht vieles, wenn nicht gar alles dafür, dass der Nachfolger O’Neills die „Politik eines nicht so starken Dollar“ verfolgen wird. „Nicht so stark“ deshalb, weil es kein Offizieller wagen kann, für einen schwachen Dollar zu plädieren, ohne ein weit über den Devisenmarkt hinausgehendes Desaster auszulösen.

      So wird O’Neills Nachfolger seine Vorstellungen der Öffentlichkeit wahrscheinlich als eine solide und vernünftige
      Dollar-Politik verkaufen. Im Klartext würde dies bedeuten, dass versucht wird, den Greenback langsam und bedächtig abzuwerten. Dies schon deshalb, um die Verantwortlichen in den anderen Währungsblöcken nicht zu reizen.

      Denn: Wie man es dreht und wendet, die bereits seit Jahresbeginn zu beobachtende Schwäche des Dollar ist nichts anderes als eine kompetitive Abwertung. Sie soll den USA auf einem nicht mehr wachsenden, sondern schrumpfenden Weltmarkt Wettbewerbsvorteile bringen. Also geht es an die Substanz und nicht mehr um die Verteilung von Wachstum.

      Sollten der Euroraum und Japan Nachteile zu spüren beginnen, könnten sie mit den USA in einen Abwertungswettbewerb oder –wettlauf eintreten, um für sich selbst zu retten, was noch zu retten ist. Behaupte da einer nur noch, von Deflationsgefahren könne keine Rede sein.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 00:47:56
      Beitrag Nr. 1.432 ()
      S&P Core Earnings

      Von Claus Vogt

      Im Juni berichteten wir an dieser Stelle über die weitverbreitete Berechnung von „Unternehmensgewinnen“, die stark von den Vorgaben der US-GAAP (United States Generally Accepted Accounting Principles) abweichen, nämlich fast immer höher sind. Wir sprachen damals auch über den von der Rating-Agentur Standard & Poor‘s angekündigten Plan, eine neue Gewinngröße zu publizieren, was wir damals für einen ersten Schritt in die richtige Richtung hielten. Wir haben Standard & Poor‘s damit offensichtlich unrecht getan. Die im vergangenen Monat vorgelegten Ergebnisse, von der Rating-Agentur „Core Earnings“ genannt, legen, wie wir erfreut erkennen mußten, noch schärfere Maßstäbe an als US-GAAP. Insbesondere berücksichtigen sie Mitarbeiteroptionsmodelle und Pensionskassenverpflichtungen und kommen deshalb auf deutlich geringere Gewinne als alle anderen derzeit üblicherweise verwandten Berechnungsmethoden inklusive US-GAAP. Standard & Poor‘s ist hiermit also nicht nur einen Schritt in die richtige Richtung gegangen, sondern erweist sich als klarer Schrittmacher. Wir zollen dem Unternehmen höchsten Respekt für diese mutige Vorgehensweise.
      Damit verfügen wir jetzt allerdings für einen Index wie den S&P 500 über eine sehr breite Spanne von Gewinnen und daraus resultierenden Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV):


      Berechnungsmethode Gewinn pro Aktie (US$) KGV

      US-GAAP 26,74 37
      S&P Core Earings 18,48 54
      Pro forma-Gewinne 41,59 24



      Welche Methode ist denn nun die richtige? Wie so oft im Leben gibt es Argumente für und gegen jede dieser Vorgehensweisen. Pro forma-Gewinne verschweigen mehr als sie enthüllen und wurden von uns schon mehrfach kritisiert und als ungeeignet verworfen. Sie zeichnen ein sehr einseitiges, extrem optimistisches Bild der Ertragslage eines Unternehmens. Core Earnings hingegen scheinen in das andere Extrem zu verfallen. Da Gewinne eine sehr zyklische Größe darstellen, ergibt sich in Rezessionen wahrscheinlich ein zu pessimistisches Bild. Allerdings gehören die Verpflichtungen, die sich aus Mitarbeiteroptionsprogrammen und aus Pensionskassen ergeben, unzweifelhaft in die Gewinn- und Verlustrechnung der Unternehmen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit also irgendwo zwischen Core Earnings und US-GAAP Earnings. Da nur für letztere historische Zeitreihen existieren, werden wir ihnen wie bisher schon den zentralen Platz in unseren Modellen einräumen. Mit 26,74 US-Dollar pro Aktie verdienten die im S&P 500-Index enthaltenen Unternehmen während der vergangenen zwölf Monate übrigens ungefähr soviel wie Ende 1994. Damals notierte der Index bei etwa 460 Zählern, also rund 50 Prozent unter dem aktuellen Niveau.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 00:49:34
      Beitrag Nr. 1.433 ()
      Die Renaissance der Mittelmäßigkeit

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Anstatt zu fallen – wie letzte Woche berichtet – scheint die Arbeitslosigkeit zu steigen (Eric Fry hat mehr Details, siehe nächsten Beitrag ...).

      Unter den Leuten, die ihren Job verloren haben, war auch der US-Finanzminister, Paul O`Neill, und der Wirtschaftsberater Lawrence Lindsay. Ich persönlich vermisse beide ... O`Neill, weil es so witzig war, ihm zuzuhören, und Lindsay, weil ... hm, ... es machte einfach Spaß, ihn anzusehen.

      Als O`Neill den Job übernahm, sagte er, dass er für diese Aufgabe das gleiche Verlangen nach exzellenter Arbeit mitbrachte, das seine ganze Karriere gekennzeichnet hatte. Er tat mir leid; denn nach dem Boom der späten 1990er brauchte die Volkswirtschaft keine Exzellenz, sondern Mittelmäßigkeit. Ich ging davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage wieder ihrem Mittelwert annähern würde – nach der Übertreibung nach oben ... genauso wie seine Karriere.

      Aber solche Entwicklungen sind niemals sicher oder stetig. Einen Tag sieht ein exzellenter Trend unsterblich aus: Die Aktien scheinen immer teuer bleiben zu können ... die Konsumenten scheinen willig zu sein, weiterhin mehr Geld auszugeben, als sie verdienen ... und Finanzminister und Zentralbanker sehen wie Genies aus. Aber dann, am nächsten Tag ... mahlen die Meilensteine der Geschichte weiter ... sie reduzieren alles: Kurs-Gewinn-Verhältnisse, den Ruf von Personen und Bilanzen. "Asche zu Asche", das ist der Weg der Welt.

      Die Konsumenten geben weiter fleißig Geld aus – aber die letzten Umsätze im Einzelhandel zeigen, dass sie eventuell zu zögern beginnen. Sogar Finanzierungen zu 0 % können sie nicht mehr dazu veranlassen, sich ein neues Auto zu kaufen. Aber die Immobilienpreise steigen im Durchschnitt immer noch. Dennoch: Das Netto-Vermögen der Haushalte insgesamt fällt derzeit mit einer Jahresrate von 1,8 Billionen Dollar, laut Fed.

      Die Summe der Hypotheken steigt derzeit mit fast 13 % pro Jahr – viermal so schnell wie das Wachstum der gesamten Wirtschaft, das Wachstum der Inflation und das Wachstum des persönlichen Einkommens. Auch das muss einmal zur Mittelmäßigkeit zurückkommen ... aber wann? CNN warnt neue Hypothekennehmer vor den "schmutzigen Geheimnissen" der Hypothekenbanken. Die Konsumenten, die ihre monatlichen Zahlungen reduzieren wollen, werden in den USA zu Hypotheken mit "negativer Amortisierung" überredet. Bei diesen Hypotheken werden durch die monatlichen Zahlungen noch nicht einmal die anfallenden Zinsen gedeckt. Die Schuldenlast wächst damit stetig, ohne dass der Schuldner neues Geld erhält.

      Andere "schmutzige Geheimnisse" werden meiner Meinung nach ans Licht kommen, wenn diese Hypothekenblase irgendwann platzen wird. Viele Leute werden sich dann fragen, was sie gedacht haben. Warum erhöhten sie ihre Hypotheken, wo sie sie doch eigentlich abbezahlen sollten? Warum kauften sie Aktien, als sie sie eigentlich verkaufen sollten?

      Und dann, wenn die Geheimnisse ans Licht kommen ... wenn die KGV`s kollabiert sind ... wenn die exzellenten Vorstandsvorsitzenden von gestern und meisterhafte Zentralbanker zu inkompetenten Stümpern geworden sind ... dann wird die Mittelmäßigkeit wieder populär sein.

      Bei mir und meinen Kollegen ist Mittelmäßigkeit immer modern. Während wir nach Exzellenz bei Käse und Wein suchen, ist es bei Aktien, Geschäften und Politik das Mittelmäßige, das Normale, das wir suchen. Nicht, dass wir Mittelmäßigkeit besonders mögen würden. Ich mag auch nicht die Idee, zu sterben ... aber ich habe gemerkt, dass die Dinge so funktionieren.


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      Dienstag, 10. Dezember 2002

      Bärenmarktrallye vorbei?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan

      Die Kursgewinne an der Wall Street scheinen gestoppt zu sein. Gestern ging es besonders mit den Technologiewerten rasant bergab. Während die Aktien fallen, gibt es schlechte News von der wirtschaftlichen Front. Bereits letzten Freitag wurden die neuesten Arbeitsmarktzahlen gemeldet: Die US-Arbeitslosigkeit stieg von 5,7 % auf 6,0 %, die Wirtschaft baute netto 40.000 Arbeitsplätze ab.

      Währenddessen haben in den letzten 3 Monaten die amerikanischen Arbeitgeber den Abbau von weiteren 400.000 Jobs angekündigt, womit die Zahl der insgesamt in diesem Jahr angekündigten Arbeitsplatzverluste auf 1,3 Millionen gestiegen ist (Quelle: Challenger, Gray & Christmas). Angesichts dieses schockierenden Trends war es nicht überraschend, dass in den 12 Monaten bis zum 30. September 2002 eine Rekordzahl von 1,55 Millionen Amerikanern persönlichen Bankrott anmeldete (+7,7 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum).

      Wenn sich die Wirtschaft tatsächlich so schön erholen würde, wie die Analysten derzeit sagen, dann sollte die Arbeitslosigkeit doch eigentlich fallen, oder? Irgendetwas stimmt doch nicht ...

      "Die weiterhin schwache Wirtschaftslage und das enttäuschende Bild beim Arbeitsmarkt sind die zwei großen Gründe, die uns davon überzeugen, dass der starke Anstieg der Aktienkurse in den letzten beiden Monaten nicht mehr als eine Bärenmarkt-Rallye war", so Alan Abelson in der aktuellen Ausgabe des Barron`s Magazins. "Aber abgesehen von den Fundamentals stört mich am Markt die Rückkehr der Spekulationsblasen-Mentalität ... die letzten Rückstände dieser Ära sind noch nicht vollständig abgebaut ..."

      Während wir hier Ihnen oft unsere Meinung über die Inflation/Deflation-Debatte geben, gibt auch der Goldmarkt seine Antwort auf diese Diskussion. Das gelbe Metall sagt zwar nicht viel, aber es kann ein sehr interessantes Bild malen. Und dieses Bild scheint inflationär zu sein. Gold stieg letzte Woche per saldo um 9 Dollar auf 327,10 Dollar pro Unze ... plötzlich wird der Goldmarkt sehr interessant.

      Ein Abschiedswort an den US-Finanzminister Paul O`Neill. Ich werde seinen Charme, seine Intelligenz, und besonders seine makroökonomischen Erkenntnisse vermissen. So wie diese: "Der beste Weg, um Armut zu beseitigen, ist, die Einkommen der Leute zu erhöhen."

      Während seiner relativ kurzem Zeit an der Spitze des amerikanischen Finanzministeriums war O`Neill nicht so ineffektiv, wie er unsichtbar war ... außer dann, wenn er seinen Mund öffnete. Jim Grant bemerkte dazu vor rund 1 1/2 Jahren: "Der Finanzminister hat die Presse mit Aufrichtigkeit und direkten Worten überrascht. Obwohl er für manche Indiskretionen harsch kritisiert worden ist, hat er eigentlich nur die Dinge beim Namen benannt. Er hat Pik (Farbe beim Kartenspiel) Pik genannt. Allerdings gibt es ein Problem mit O`Neill: Er neigt auch dazu, Herz Pik zu nennen, oder Kreuz Pik zu nennen, oder Karo als Pik zu bezeichnen."

      Von Zeit zu Zeit erschien O`Neill in der Öffentlichkeit, um eine geistlose Bemerkung über den Dollar abzugeben. Aber sonst schien er nicht viel zu machen. Leider geriet der Dollar unmittelbar nach dem Amtsantritt von O`Neill in einen Abwärtstrend. Das war wahrscheinlich nur Zufall. Immerhin kann man dem Mann sicherlich nicht vorwerfen, dass Amerika jeden Tag rund 1,5 Milliarden an ausländischen Kapitalimporten benötigt, um seine Defizite zu finanzieren.

      "Ehrlich gesagt, tut es mir leid, Mr. O`Neill gehen zu sehen", schreibt Alan Abelson. "In Bezug auf die Wirtschaft lag er selten richtig, er hatte keine Ahnung davon; aber er hatte zumindest niemals Zweifel."

      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 00:58:23
      Beitrag Nr. 1.434 ()
      Freut Euch nicht zu früh, Anleger!


      Haben Sie heute schon die Zeitungen gelesen? Wer gut gelaunt war, wird die Schlagzeilen als „eher positiv“ interpretieren:





      Eine Kapitalanlage-Beilage trägt den Titel „Chancen 2003“, das Handelsblatt bringt eine große Analystenerhebung mit der Prognose, dass die Unternehmensgewinne 2003 und 2004 „kräftig wachsen werden, allerdings von einer niedrigen Basis.

      Amerika freut sich auf John Snow (Name passt zur Jahreszeit), weil der neue Finanzminister das Wachstum ankurbeln soll. Und hierzulande mag sich mancher über die Head-line freuen, dass der Kanzler mit dem Rücktritt droht – angeblich. An der einen oder anderer Stelle sind Formulierungen zu lesen wie „Tiefpunkt erreicht“ oder „Talsohle dürfte durchschritten sein“, zum Beispiel bei den Unternehmensgewinnen. Sind das etwa Signale für eine Trendwende?

      Gerade die Privatanleger möchte ich davor warnen, jetzt schon – übermütig! – auf eine Erholung der Wirtschaft zu setzen. Denn die ist längst noch nicht sicher; das gilt auch für die allseits erhoffte Wachstumsbeschleunigung der Weltlokomotive USA. Und meine Skepsis basiert nicht allein auf der Kriegsgefahr in Mittelost.

      Untersuchungen haben übrigens schon vor Jahren belegt, dass Trends meist länger dauern, als es die Marktteilnehmer erwarten. Relativ günstige Nachrichten können in diesen Tagen noch nicht als Trendwende gelten, sie werden auch rasch wieder von schlechten Lageberichten oder Prognosen in Frage gestellt. Wer in der Vergangenheit glaubte „schlimmer geht’s nimmer“, ist meist schwer enttäuscht worden. Die kommenden Tage und Wochen, vielleicht sogar Monate werden uns noch viele widersprüchliche Nachrichten bescheren.

      Deshalb bekräftige ich zu Beginn der Prognosesaison meine Empfehlung, weiter am Ball, aber auch vorsichtig zu bleiben, denn Sie wissen ja: „The trend is your friend.“ Ein neuer, stabiler Trend ist nicht in Sicht – weder in der Wirtschaft, noch an der Börse.

      Machen Sie’s gut – bis morgen!


      HANDELSBLATT, Dienstag, 10. Dezember 2002, 14:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 01:19:32
      Beitrag Nr. 1.435 ()
      Editorial: „Das Gute kommt nur zu dem, der warten kann ...“ (10.12.2002)

      Die bedeutenden Aktienmärkte der westlichen Hemisphäre stehen am Scheideweg. Entweder fangen sie sich jetzt unmittelbar, oder die Indizes testen ihre langjährigen Tiefs, mit dem hohen Risiko, diese zu unterschreiten.

      In den vergangenen acht Wochen konnten vor allem im Technologiesektor Terraingewinne erzielt werden, die normalerweise ausreichen, um Anleger über zwei oder drei Jahre hinweg zufrieden zu stellen. Die Kurssteigerungen haben Aktien im allgemeinen, die bei kritischer Betrachtung selbst auf ihren zyklischen Tiefs noch viel zu hoch bewertet waren, wieder extrem teuer werden lassen.

      Wohlgemerkt: Es steht eine möglicherweise Jahre dauernde Phase bevor, in der die Unternehmensergebnisse im Durchschnitt extrem mäßig wachsen. Die Analysten werden ihre Prognosen für 2003 und 2004 daher noch kräftig nach unten revidieren müssen.

      Im Gegensatz zu den Ausblicken vieler Strategen auf das neue Jahr sind die Nachwirkungen der in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre entstandenen spekulativen Blase an den Aktienmärkten noch lange nicht ausgestanden. Dies zeigen unter anderem die weltweit nach wie vor viel zu hohen Produktionskapazitäten und die hohen Schulden einer Vielzahl von Unternehmen. Sie zehren nachhaltig an den Ertragsmargen, da sie nicht mit einem Streich, sondern nur in einem langen, mühsamen, die Nerven der Anleger strapazierenden und letztlich deflationären Prozess beseitigt werden können.

      Daher lautet die Devise des „Smart Money“: Verkaufen, wann immer sich eine Gelegenheit bietet und geduldig ausharren, bis die letzten Aufrechten kapitulieren. Sagte nicht ein Weiser einmal, das Gute komme nur zu dem, der warten könne?


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 01:20:57
      Beitrag Nr. 1.436 ()
      9.12.2002 Bafin-Chef: Keine Bankenkrise in Sicht

      Menschen und Märkte

      Bafin-Präsident Jochen Sanio hat Befürchtungen über eine drohende Bankenkrise in Deutschland zurück gewiesen. „Die Stabilität des Finanzsystems ist nicht in Gefahr, welche Gerüchte derzeit auch immer an den Finanzmärkten umgehen“, sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt. Von einer Systemkrise des Sektors könne keine Rede sein. Allerdings stehe die Branche vor einem schwierigen Strukturwandel, der unter anderem eine zügige Konsolidierung erforderlich mache. As (Welt, 9.12.02)

      Kommentar: Wenn schon so vehement eine Bankenkrise ausgeschlossen wird, dann ist zu befürchten, daß an den Gerüchten tatsächlich etwas dran ist. Zudem muß jedem, der unser System kennt, klar sein, daß eine Bankenkrise nur ein Frage der Zeit ist. In einem System, das von explodierenden Schulden lebt, muß es zwangsläufig immer größere Ausfälle von Schuldnern geben, womit die Kredite der Banken und damit das persönliche angelegte Vermögen gefährdet wird. Bei der Bank angelegtes Geld ist gar kein reales Geld, sondern nur ein “Geldversprechen”, also ein Versprechen der Bank, dieses bei Bedarf in Geld auszuzahlen. Wer diesen Unterschied nicht erkennt, muß in Zukunft teures Lehrgeld zahlen.

      Kommentar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 01:28:46
      Beitrag Nr. 1.437 ()
      MALIK AKTUELL

      08.12.2002

      Update: Navigationshilfen und Orientierungsmarken II


      - Zinsen
      - Edelmetalle
      - Konjunkturprognosen
      - Allgemeine Stimmung
      - Anti-Amerikanismus



      1. Zinsen: Die Senkung des Leitzinses durch die EZB ändert an meiner mittelfristigen Zinsprognose nichts, die ich in der letzten "Aktuell"-Ausgabe am 30. 11. 02 gemacht habe. Die Zinsen werden, wie ich dort schon sagte, nicht von den Notenbanken, sondern im Markt gemacht. Viele Irrtümer und Fehleinschätzungen liessen sich vermeiden, wenn man nur schon das kompromisslos akzeptieren würde, was in Oekonomenkreisen keineswegs der Fall ist.

      Die Zinssenkung hat denn auch an der Börse so gut wie keine Wirkung gehabt. Sie wird auch in der Realwirtschaft verpuffen, denn diese Rezession ist ja gerade nicht auf eine Politik des teuren Geldes zurückzuführen. Sie ist entstanden trotz der niedrigsten Zinsen, die es je gab; das macht sie auch so gefährlich.

      Die nächsten Jahre werden durch Liquiditätsknappheit charakterisiert sein und durch fallierende Schuldner; das werden die Gründe sein, warum die Zinsen steigen.

      2.Edelmetalle: Ich möchte meine Aussagen zu Gold (und Silber) konkretisieren. Die wahrscheinlichste Variante scheint mir ein nochmaliger Preisrückgang zu sein, bei Gold auf rund 200$ oder knapp darunter und bei Silber auf etwa 3.50$ oder ebenfalls knapp darunter. Würde Gold über 360$ per Wochenschlusskurs steigen, würde ich meine Position überdenken. Es könnte dann sein, dass es keinen Rückgang mehr gibt. Solange das nicht der Fall ist, sind die obigen Marken meine Orientierungshilfen.

      3. Konjunkturprognosen: Praktisch sämtliche Konkjunkturprognosen, die zu Beginn von 2002 gemacht wurden, mussten inzwischen deutlich, teils drastisch nach unten revidiert werden. In "Aktuell" habe ich während des gesamten Jahres die Meinung vertreten, dass es keine Erholung geben werde.

      4. Allgemeine Stimmung: Die Aktienerholung seit Oktober hat zu einen Höhenflug an Optimismus bei Investoren und der Wallstreet-Industrie geführt. Über 90% glauben, dass der Boden hinter uns liege und ein neuer Bullmarket begonnen habe.

      Fortune Magazine ist fast euphorisch. In seinem "Investor Guide" für 2003, wo die "10 Hottest Stocks" empfohlen werden, kann man lesen, dass das eine "golden opportunity for investors" sei, und weiter die Weisheit "There is no wrong time to be in the market." Das ist ein sicheres Zeichen, dass die Baisse nicht vorbei ist, sondern gerade erst begonnen hat.
      Das Makabre ist, dass die Fortune-"10 Hottest Stocks" des Jahres 2002 im Durchschnitt 12% im Minus liegen.

      5. Anti-Amerikanismus: Eine weitere Orientierungsmarke für die Navigation durch die vor uns liegenden Jahre wird eine massive Zunahme der anti-amerikanischen Haltung rund um die Welt sein. In ihrer Erscheinungsform wird sie höchst undifferenziert sein und alle denkbaren Dimensionen aufzeigen: religiöse, wirtschaftliche, politische, soziale, kulturelle, die Ablehnung des American Way of life, of doing business, of being American. Präsident Bush wird vermutlich - egal ob es Krieg gibt oder nicht - in 15 - 18 Monaten schlechte oder jedenfalls viel schlechtere Ratings haben als jetzt.

      Das sind die Wegmarken, von denen ich zur Zeit ausgehe. Wenn sich etwas Markantes ereignen sollte, was zum Überdenken dieses Szenarios Anlass gibt, wird man das in "Aktuell" erfahren.



      http://www.mom.ch/cgi-bin/mhsnews/titel/news.pl?FUNC=SHOW&RE…
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:14:50
      Beitrag Nr. 1.438 ()
      10. Dezember 2002 Grundtendenz abwärts - Baisse!

      Die Richtung des Aktienmarktes zeigt nach Süden. Große Unsicherheit hat die Ablösung des US Finanzministers in die Märkte gebracht. Bush hat mittlerweile erkannt, daß die US Ökonomie in trübes Fahrwasser geraten ist. Nicht nur Greenspan ist mit seinem Latein am Ende, die führenden Wirtschaftswissenschaftler haben auch keine wirkungsvolle Lösung parat. Man spielt weiter mit der Geldmengenausweitung und will 300 Milliarden Dollar für ein Wirtschaftsprogramm bereitstellen. Das wäre kurzfristig wieder inflationär und löst garantiert nicht die Verschuldungsprobleme. Es dauert eben seine Zeit, bis eine Finanzblase in sich zusammenfällt. Das wird garantiert der Fall sein. Am 16. Dezember 2002 kommt ein wichtiges Fibo-Datum an. 55 Tage seit 21.10.02 und 144 Tage seit 24.7.02 Achten Sie auf GOLD, ein fulminanter Ausbruch nach oben steht bevor!

      Das Jahr 2003 wird geprägt von Krieg, Kapitalvernichtung, Arbeitslosigkeit und Pleiten in einem nie gekannten Ausmaß. 2003 wird ein “Chaos-Jahr”!

      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/chart_special.ht…
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:20:40
      Beitrag Nr. 1.439 ()
      Referenzfall Japan? (2)

      Beginnen wir mit den rationalen Aspekten der gestern hier vorgestellten Horxschen These von der „Goldenen Rezession“: „Was wäre“, schreibt Horx, „wenn die Goldene Rezession kein Ausrutscher, keine Krise oder Phase, sondern die Zielgerade unserer ökonomischen Mentalität wäre? Ihre Wohlstandswellness schmeckt uns ungleich besser als die revolutionäre Aufgeregtheit der New Economy. Sie erspart uns das Gewusel einer globalen, offenen Konkurrenzgesellschaft mit ihren fiebrigen Märkten und ihrer hektischen upward mobility.“

      Zuerst möchte man applaudieren, zumindest ich, denn genauso fühle ich das auch. Doch schaltet man den Verstand ein, kommen sofort Zweifel: Denn erstens läuft der Begriff von der „Zielgerade unserer ökonomischen Mentalität“ auf ein Ende der Geschichte heraus, das es jedoch nicht erst seit Francis Fukuyama niemals geben kann. Und zweitens: Ist ein Schneeballsystem wie eine kapitalistische Wirtschaft überhaupt kompatibel mit einem derartig stationären Gleichgewicht, wie Horx es sieht?

      Meine entschiedene Antwort lautet: Nein! Da Kapital stets nur gegen Zins ausgeliehen werden kann, folgt einerseits, dass im Investitionsprozess immer mehr herauskommen muss als hineingesteckt wird, und andererseits, dass diese Phantasie stets erhalten bleiben muss, um das System nicht in die Abwärtsspirale zu befördern. Stationäre Gleichgewichte werden zwar stets von den Ökonomen entwickelt, um gleichsam einen kontemplativen Ruhepunkt im dynamischen Marktgeschehen zu erreichen. Doch in der Wirklichkeit hier eine Entsprechung zu sehen, würde bedeuten, die Theorie mit der Realität zu verwechseln.

      Aus dieser Perspektive sieht also alles danach aus, dass sowohl Japan, das sich derzeit in der Rezession befindet, als auch Europa und Amerika letztlich nur zwei völlig andere Zukunftsszenarien offen stehen: Entweder Rückkehr zu neuem Wachstum oder die Abwärtsspirale nach unten. Tertium non datur.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:21:34
      Beitrag Nr. 1.440 ()
      Britischer Immobilienmarkt vor dem Kollaps?

      (Instock) Derzeit mehren sich die warnenden Stimmen, die vor einem Einbruch des britischen Immobilienmarktes warnen. Hauseigentümer freuen sich über jährliche Preiszuwächse von 30 Prozent und mehr.

      Je länger die Phase starker Preissteigerungen anhalte, desto größer sei die Gefahr einer Korrektur bei der Preisbildung und auch des Konsums, warnte Marian Bell, Mitglied im Geldpolitischen Ausschuss der Bank of England, bereits am Montag. Eine abrupte Entwicklung dürfte vor allem das Bankensystem auf der Insel in Bedrängnis bringen. Auch die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung dürften dann schnell verfliegen.

      Standard & Poor`s erkennt nun ebenfalls ein "erhebliches Schadenpotential" und setzt Großbritannien erstmals auf seine Liste der Länder, deren Bankensystem gefährdet ist. Dort sind die Briten in guter Gesellschaft, denn auch sechs andere Länder, darunter Irland, Spanien und die USA, werden als potentielle Gefahrenherde genannt.


      [ Mittwoch, 11.12.2002, 14:54 ]
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:32:01
      Beitrag Nr. 1.441 ()
      ZITAT
      Armut ist der beste Schutz vor Besitzverlust.

      Dieter Hildebrandt (*1927), deutscher Kabarettist und Schauspieler
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:43:36
      Beitrag Nr. 1.442 ()
      11.12.2002 Aussichten für Bankaktien immer düsterer

      Rating-Herabstufung der Hypo-Vereinsbank gilt als Menetekel für gesamte Branche – Kostenspirale dreht sich weiter

      von Jörg Eigendorf und Michael Fabricius

      Frankfurt/Berlin - Die deutschen Großbanken steuern ungebremst dem zweiten Krisenjahr entgegen. Kaum eins der Institute vermittelt den Anlegern derzeit den Eindruck, die schwierige Finanzlage im Griff zu haben. Im Gegenteil. Selbst eine allseits erwartete Herabstufung durch eine Ratingagentur reicht derzeit aus, um viele Analysten in Katastrophenstimmung zu versetzen. Nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) am Montagabend die Einstufung für unbesicherte Verbindlichkeiten der Hypo-Vereinsbank von A auf A- (langfristige) und von A-1 auf A-2 (kurzfristige) gesenkt hatte, kamen Horrorszenarien auf. „Jetzt muss damit gerechnet werden, dass die Bank um eine weitere Stufe auf BBB-Niveau fällt – wenn es das Management nicht schafft, die Profitabilität zu erhöhen“, heißt es in einem Statement der Crédit Agricole Indosuez Cheuvreux. Nur eine Stufe unter diesem Niveau würde die Bank den Investment-Grade-Status verlieren und in die Klasse risikoreicher Hochzinsanleihen fallen.

      Die Sorge ist berechtigt. Denn S&P begnügte sich nicht damit, die Hypo-Vereinsbank-Bonität um eine Stufe zu verringern, sondern setzte den Ausblick gleich wieder auf „negativ“. Damit liegt die Hypo-Vereinsbank auf gleicher Augenhöhe mit der Commerzbank.

      ... Die Analysten stimmt aber vor allem der langfristige Trend sorgenvoll. „Es ist enttäuschend, wenn man sieht, wie S&P die Hypo-Vereinsbank seit 1998 kontinuierlich nach unten gestuft hat“, so Crédit Agricole. Damals schmückte die Bank ein doppeltes A.

      Diese Entwicklung trifft ein Kreditinstitut wie die Hypo-Vereinsbank, die jährlich rund 40 Mrd. Euro refinanzieren muss, in ihren Grundfesten. Nach Berechnung der Unternehmensberatung Oliver Wyman & Co für die WELT dürfte eine Herabstufung von AA- auf A- ein Kreditinstitut wie die Hypo-Vereinsbank allein für Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr rund 70 Mio. Euro pro Jahr kosten. Für kurzfristige Verbindlichkeiten könnten noch einmal mehr als 50 Prozent hinzukommen. ... (Welt, 11.12.02)
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      Wandelanleihe bereitet der Allianz Kopfzerbrechen

      Die Allianz prüft nach Informationen aus Finanzkreisen eine Reihe von Möglichkeiten, um die Rückzahlung einer Anfang 2003 fällig werdenden Wandelanleihe zu finanzieren

      München - Auch ein Verkauf von Aktien der Deutschen Bank wird für möglich gehalten. Die Allianz wollte sich nicht äußern.

      Zwar kann der 1998 begebene und im Februar fällige Schuldtitel eigentlich in Aktien der Deutschen Bank gewandelt werden, doch liegt der aktuelle Kurs der Deutschen Bank mit 46,30 Euro klar unter dem damals vereinbarten Bezugspreis von 71,85 Euro. Dass sich die Anleihegläubiger auf einen Tausch einlassen, scheint deshalb wenig wahrscheinlich. Daher muss die Allianz Kapital und Zinsen in bar zurück zahlen und sich den Kreisen zufolge über ein Finanzierungsvolumen von einer Milliarde Euro Gedanken machen.

      Eine Möglichkeit wäre es, eine neue Wandelanleihe zu begeben oder Aktien der Deutschen Bank direkt zu verkaufen, hieß es in Bankenkreisen. Die Allianz hält rund 4,5 Prozent an der größten deutschen Geschäftsbank. Ein Fondsmanager in London sagte, die Allianz wolle Geld am Markt aufnehmen, werde aber alles tun, um den Eindruck zu vermeiden, sie müsse das tun. ... (Welt, 11.12.02)
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      Schuldenberg bedroht Bondsmärkte

      Experten erwarten durch wachsende Haushaltsdefizite Turbulenzen bei Staatsanleihen

      von Holger Zschäpitz

      ... Den Rentenmärkten droht heftiges Ungemach“, sagt Adolf Rosenstock von Nomura. „Die Gefahr steigender Staatsdefizite ist noch nicht erkannt. Schon bald könnte eine Diskussion über die weltweit mangelnde Haushaltsdisziplin die Kurse ins Wanken bringen“, so der Volkswirt.

      Denn ein Ende des Schuldenmachens ist auch angesichts der schwachen Konjunktur längst nicht in Sicht. Weltweit häufen die Regierungen immer neue Verbindlichkeiten auf, die durch die Ausgabe neuer Staatsanleihen finanziert werden. Vorreiter im Schuldenmachen ist dabei nicht der viel gescholtene deutsche Finanzminister Hans Eichel, sondern die USA. Erst zu Wochenbeginn verkündete der amerikanische Präsident George W. Bush mit der Ernennung des neuen Finanzministers John W. Snow zur Ankurbelung der Konjunktur ein weiteres umfassendes Steuersenkungs- und Ausgabensteigerungsprogramm. Das dürfte verheerende Auswirkungen auf das US-Haushaltsdefizit haben. Schon jetzt rechnen Experten für dieses Jahr mit einem Fehlbetrag von 300 Mrd. Dollar. „Die ausufernde Ausgabenpolitik und steigende Defizite vieler Regierungen werden den Anleihe-Anlegern zunehmend Kopfzerbrechen bereiten“, meint Rosenstock.

      An den Märkten ist oftmals schon von einem Paradigmenwechsel bei den Staatsausgaben die Rede. Denn Miese machen ist weltweit wieder politikfähig geworden. Noch bis zum neuen Millennium gingen die Defizite mit Ausnahme von Japan weltweit zurück. Im Jahr 2000 erwirtschafteten Deutschland und die USA beispielsweise noch kräftige Budgetüberschüsse.

      Für die Besitzer von Staatsanleihen dürften damit die goldenen Jahre erst einmal vorbei sein. So hat Andy Bevan, Bondsstratege bei Goldman Sachs, in einer Studie einen engen Zusammenhang zwischen Haushaltsverschuldung und Anleihekursen festgestellt. Für jeweils 240 Mrd. Euro, die der Schuldenberg in den wichtigen Industrieländern steigt, klettern die Renditen von Staatsanleihen um 62 Basispunkte. Dies kommt bei zehnjährigen Titeln einem Kursverlust von immerhin fünf Prozent gleich.

      Rosenstock rechnet mit Turbulenzen vor allem an den US-Rentenmärkten. Bei den Renditen von US-Treasuries erwartet er im kommenden Jahr einen Anstieg von vier auf fünf Prozent. Da die Schuldenproblematik in Europa wegen des nach wie vor halbwegs intakten Stabilitätspaktes schon ab dem kommenden Jahr etwas nachlassen werde, dürften die zehnjährigen deutschen Titel dagegen nur um 40 Basispunkte auf 4,8 Prozent klettern.

      Doch eine Unbekannte gibt es weiterhin. Sollte die Weltwirtschaft nämlich in einer kollektiven Rezession oder Deflation versinken, könnten die Bondsrenditen sogar noch weiter fallen. Dies zeigt das Beispiel Japan. Trotz überbordender Schulden und einer regelrechten Emissionsschwemme gingen die Renditen der zehnjährigen Staatstitel in den vergangenen Jahren immer weiter zurück. (Welt, 11.12.02)

      Kommentar: Wem es angesichts obiger Meldungen immer noch nicht klar ist, wie instabil unser System ist, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Da werden Banken in der Bonität imer weiter Richtung riskanter Schrott-Anleihen abgewertet, wissen die Lebensversicherer nicht, wie sie ihren Verbindlichkeiten nachkommen sollen und Staatsanleihen geraten ebenfalls immer weiter unter Druck. Da sich die Schulden und damit die Probleme im System exponentiell, also mit steigender Geschwindigkeit, entwickeln, ist der Zusammenbruch vorprogrammiert. Die Kapitalkosten können bald nicht mehr geleistet werden, das System gerät in eine Deflationsspirale. In solch einem System kann es keinen “Aufschwung” geben, weil allein die Zinslasten jede Entwicklung im Keim ersticken. Wenn nicht unsere Verantwortlichen noch im letzten Moment stabiles Geld einführen, wird alles in Armut, Elend, Bürgerkrieg und Krieg enden.

      Kommentar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:51:51
      Beitrag Nr. 1.443 ()
      IFW senkt Konjunkturprognose

      von Jochen Steffens

      Das Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) hat seine Konjunkturprognose Deutschland für das Jahr 2003 gesenkt. So sei nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1 % zu rechnen. Bisher war das IfW von einem Wachstum um 1,8 % ausgegangen. Für das laufende Jahr rechnet das Institut mit einem Wachstum von 0,2 %. Auch das Staatsdefizit ist bewertet worden. Dieses Jahr soll das Staatsdefizit bei 3,6 % liegen, im nächsten Jahr jedoch auf 3 % sinken
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:55:38
      Beitrag Nr. 1.444 ()
      Die neue Fed-Politik

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Viele Leute verfolgen die Märkte, um Gewinne zu machen. Mir hingegen geht es hauptsächlich um Unterhaltung und moralische Instruktion. Und in den letzten Tagen fühlte ich mich so, als ob ich "Vom Winde verweht" sehen würde.

      Nicht, dass etwas Außergewöhnliches passiert wäre. Es war ein Tag, wie es viele gibt. Aber es baut sich derzeit eine Spannung auf. Fed-Gouverneur Ben Bernanke hat etwas Erstaunliches gesagt – dass die Fed bereit ist, den Dollar zu zerstören, um die Wirtschaft zu retten. Wie um Himmels willen wird das wohl ausgehen, frage ich mich?

      Die amerikanische Volkswirtschaft ist eine Konsumenten-Volkswirtschaft. Sie wird von Leuten, die Dinge kaufen, getragen – zumindest wird das geglaubt. Je mehr diese Leute kaufen, desto stärker demnach die Volkswirtschaft. In einem Abschwung ist die Politik der Fed deshalb simpel – sie muss einfach dafür sorgen, das die Konsumenten das Geld haben, um weiter zu kaufen.

      Die Fed hat natürlich kein Geld. Sie kann aber den Leuten mehr Kredit zugänglich machen, die Kredit fälschlicherweise als "Geld" sehen und es ausgeben. Aber was ist das für ein merkwürdiges "Geld", das die Fed schafft?

      Bernanke sagt uns, dass die "US-Regierung eine Technologie hat, die man Druckerpresse nennt", und das damit soviel Geld wie gewünscht gedruckt werden kann. Aber was ist das für ein Geld, das – wie Luft oder Wasser – unbegrenzt verfügbar ist?

      Tatsächlich wird jedoch kaum Papiergeld gedruckt. Das meiste Geld, das die Fed schafft, ist elektronisches, virtuelles Geld.

      Vom Zweiten Weltkrieg bis in die Mitte der 1990er Jahre brauchte die amerikanische Konsumenten-Volkswirtschaft rund 1,40 Dollar an neuem Kredit, um das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,00 Dollar zu erhöhen. Aber je mehr von diesem merkwürdigen "Geld" man ins System steckt, desto weniger wirkt es sich aus. Seit 1998 hat die Fed 9,1 Billionen Dollar an neuem Kredit geschaffen, was "nur" 2 Billionen Dollar zusätzliches BIP geschaffen hat. Also braucht man derzeit 4,50 Dollar, um 1 Dollar mehr Output zu erreichen. Was passiert mit dem restlichen Geld? Seit Mitte 2000 scheint es hauptsächlich in aus China importierte Güter zu gehen, und in den amerikanischen Immobilienmarkt. Die Waren aus China werden billiger, während die Häuser in den USA teurer werden. Deshalb fühlen sich die amerikanischen Konsumenten ganz gut dabei, sich zu verschulden und mehr auszugeben ... ihr größter Besitz, das eigene Haus, steigt schließlich im Wert. Der Konsument denkt sich, dass sein Geldangebot der Preis ist, den er für sein Haus erhalten könnte. Aber was wäre, wenn er plötzlich bemerken würde, dass seine Nachbarn Probleme haben, ihr Haus zu verkaufen? Was wäre, wenn sein "Geldangebot" um 10 % fallen würde? Was würde es ihm dann nützen, wenn die Fed die Druckerpresse betätigt und neuen Kredit schafft? Wie viele Billionen von neuem Kredit wären notwendig, um einen Rückgang der Hauspreise auszugleichen?

      Was würde mit dem Dollar passieren? Und mit der Wirtschaft? Den Aktienkursen? Gold? Dem Währungssystem? Dem Leben, wie wir es kennen?

      Ich weiß es nicht. Aber ich warte darauf, es herauszufinden.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 23:58:36
      Beitrag Nr. 1.445 ()
      Mittwoch, 11. Dezember 2002

      Wo kommt das Wirtschaftswachstum her?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan

      Was ist zu Wochenbeginn mit dem neuen Bullenmarkt passiert? Wiederholen Sie: "Es ist nur eine gesunde Korrektur."

      Je höher die Aktien im Oktober und November stiegen, desto mehr Leute drängte die Börse die Leute, wieder Aktien zu kaufen. "Sicher ist der Markt tief genug gefallen", sagten sie sich. "Und außerdem erholt sich die Wirtschaft wieder." Wenn das nicht genug Gründe für eine Kauforder waren, dann würden sich die Leute sagen: "Schau! Die Unternehmensgewinne ziehen wieder an!"

      Märkte machen Meinungen – und die Bärenmarktrallye, die Anfang Oktober begann, machte viele Stimmungen bullish. Leider hat sich in der realen Welt seit dem 9. Oktober nicht so viel geändert.

      Die Aktienkurse sind höher als vor zwei Monaten, aber ebenso die Arbeitslosigkeit. Die Unternehmen haben Probleme, Geld zu verdienen; das bedeutet, dass sie nicht gerade in Eile sind, wenn es ums Investieren in neue Ausrüstungen oder neue Angestellte geht. Wir scheinen in der Mitte einer "Durchwurschtel-Wirtschaft" zu sein.

      "Weniger schlechte volkswirtschaftliche Daten sind nicht das gleiche wie starke volkswirtschaftliche Daten", beobachtet Andrew Kashdan von Apogee Research. "Und ein Aktienmarkt, der mit einem durchschnittlichen KGV von 49 bewertet ist (der S&P 500, Berücksichtigung der Kernergebnisse) , diskontiert sehr starke volkswirtschaftliche Daten." Kashdan betont, dass sich das "starke" 4 %ige Wachstum beim US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal verdächtig wenig bei den Unternehmensgewinnen ausgewirkt hat. Tatsächlich hat sich die gesamte sogenannte Erholung nur schwach bei den Gewinnen ausgewirkt. Und wie die amerikanischen Arbeitsmarktzahlen von letzter Woche zeigen, hat sich die Erholung auch am Arbeitsmarkt kaum positiv ausgewirkt.

      "Steigende Unternehmensgewinne sind die Basis einer nachhaltigeren Aktienmarktrallye", so Kashdan, "und die BIP-Daten sind sehr aufschlussreich in Bezug auf diesen Punkt – sie stützen die Bärenseite. Das 4 %ige Wachstum (annualisiert) beim BIP im dritten Quartal hört sich ziemlich gut an – bis man genauer hinsieht. Die Gewinne aus laufender Produktion fielen um 14,1 Milliarden Dollar, nach einem Rückgang von 12,6 Milliarden Dollar im zweiten Quartal. Der Cash Flow aus der derzeitigen Produktion – also die Mittel, die für Investitionen bereitstehen – fiel um 12,2 Milliarden Doller ... Das bedeutet, dass es meiner Ansicht nach viel zu früh ist, um zu sagen, dass wir in einer gesunden Expansion sind."

      Wenn die Gewinne angesichts eines starken Zuwachses beim BIP nicht gestiegen sind – was denn sonst? Die Antwort: Der Konsum ... der große amerikanische Zeitvertreib. Vom 4 %igen Wachstum kamen 2,9 Prozentpunkte durch die Expansion der persönlichen Konsumausgaben zustande.

      "Wenn der Konsum ein Selbstläufer wäre, dann wäre alles nicht so schlecht. Aber leider muss man irgendwann einmal Geld verdienen, um es ausgeben zu können ... Stärke ohne Gewinne ist deshalb keine gute Basis für einen nachhaltigeren Bullenmarkt", so Kashdan weiter. "Gier ist gut – das verkündete Gordon Gekko im Film `Wall Street` von 1987. Jetzt kommt der `The Economist` und verkündet, dass Krieg besser ist. Das britische Magazin reiht sich in den Chor derer ein, die den gefährlichsten Mythos von allen heraustrompeten. Das Magazin schreibt: `Die meisten Kriege in Amerikas Geschichte haben dank der massiven Verteidigungsausgaben die Wirtschaft stimuliert`. Ich kann Ihnen nur raten, nicht alles zu glauben, was Sie in der (Finanz-)Presse lesen. Und ich rate Ihnen, sich vielleicht selbst zu fragen, warum man noch keinen Analysten gehört hat, der eine logische Schlussfolgerung dieser Aussage fordern würde: Dauernder Krieg für dauerndes Wachstum."

      Letzte Woche schrieben wir viel über die Inflation/Deflation-Debatte ... mein Kollege Bill Bonner rechnet kurzfristig eher mit einer Deflation, ich eher mit einer Inflation. Aber an einem Punkt stimmen wir überein: Diese ganze Debatte ist eine Zeitverschwendung ... na ja, nicht ganz.

      Strikt gesehen wäre dann auch Sex, bei dem kein Kind gezeugt wird, eine Zeitverschwendung. Die Deflation/Inflation-Debatte mag zwar nicht soviel Spaß machen, aber sie ist immerhin ein gutes Theater. Außerdem kommen durch diese Debatte manchmal ein oder zwei gute Aspekte auf, von Zeit zu Zeit.

      Auch wenn die Schlussfolgerungen ungewiss sind, dann ist die Debatte an sich bereits wertvoll. Mehr zu sinnlosen Debatten über die Deflation weiter unten ...


      investorverlag
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      schrieb am 12.12.02 00:02:03
      Beitrag Nr. 1.446 ()
      Die Fed im Inflationsfieber

      von Paul Kasriel

      "Der weltgrößte Schuldner (die USA) verspricht, die Schulden mit billigeren Dollars zurückzuzahlen." Im Endeffekt ist es das, was der Fed-Gouverneur Ben Bernanke am 21. November der Welt verkündet hat. Er sagte, dass die Fed den US-Dollar unbegrenzt drucken könnte. Deshalb sollte man keine Angst vor Deflation haben. Die Fed hat implizit versprochen, dass sie bis zu ihrem letzten Atemzug die Druckerpresse anwerfen will, um eine drohende Deflation zu bekämpfen.

      Ich finde es nun bemerkenswert, dass der Repräsentant der Zentralbank der weltgrößten Schuldnernation öffentlich so eine Ankündigung machen kann. Ich finde es hingegen nicht bemerkenswert, dass diese Zentralbank solche Gedanken im Geheimen pflegt. Immerhin ist ein bisschen (oder vielleicht, jede Menge) Inflation nicht genau das, was Schuldner brauchen, um sich von ihrer Schuldenlast zu befreien? Ist es nicht ein geringerer Eingriff in den Lebensstandard, wenn man seine Schulden mit Dollar, die weniger Kaufkraft haben, zurückzahlen kann?

      Als eine Nation von Netto-Schuldnern wollen wir Amerikaner Inflation. Und diese Fed will diesen Wunsch erfüllen – anders als die Zentralbanker der "Alten Ära". Wenn das Volk Inflation will, so soll es Inflation erhalten. (Japan ist eine Netto-Gläubiger Nation. Die Gläubiger – besonders die ohne große Ausfallrisiken – bevorzugen deshalb eher fallende als steigende Preise. Kann das etwas damit zu tun haben, dass sich die Welt Sorgen um die fallenden Konsumentenpreise in Japan hat, während das den Japanern selbst gar nicht so große Sorgen bereitet?)

      Derzeit bekommt man in den USA für 3-Monats-Festgeld 1 3/8 % Zinsen. Gleichzeitig stiegen die Konsumentenpreise im Oktober um 2,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Ein Investor erhält derzeit deshalb eine negative "reale" Rendite, von rund 60 Basispunkten. Ein globaler Investor könnte besser dran sein, wenn er sein Geld in vergleichbaren Anlagen in ausländischer Währung anlegen würde. Zum Beispiel kann man mit britischen Pfund eine positive "reale" Rendite von 1,64 % erzielen – das sind 229 Basispunkte über dem vergleichbaren US-Investment.

      Sogar in Japan, wo die 3-Monats-Zinsen um die 0 % stehen, kann man deflationsbereinigt "real" 0,76 % verdienen – was 141 Basispunkte über der vergleichbaren realen US-Rendite liegt. Und nachdem, was Fed-Gouverneur Bernanke gesagt hat, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Anlagen in ausländischer Währung inflationsbereinigt ein noch besseres Investment sein werden. Wenn ein globaler Investor Kapital "parken" will, dann gibt es für ihn bessere Währungen als den US-Dollar. Und wenn sich das nur marginal auswirken wird, dann wird der Dollar fallen, was die amerikanische Inflationsrate wegen der teureren Importe nach oben ziehen wird. Derzeit liegt der Spread (Zinsabstand) zwischen einer "normalen" US-Anleihe (T-Note) mit Fälligkeit 15.2.2011 und einer inflationsgeschützten Anleihe mit fast gleicher Fälligkeit (15.1.2011) bei rund 1,45 Prozentpunkten. Die inflationsgesicherte Anleihe sichert den Ertrag des Investors gegen einen steigenden Konsumentenpreisindex ab. Dieser Index stand zuletzt bei 2,03 % – aber angesichts der jüngsten Rede von Ben Bernanke (der mehr Dollars drucken will) könnte sie durchaus steigen. Sollte man also nicht die inflationsgeschützte Anleihe kaufen und dafür die "normale" Anleihe verkaufen? Ist es nicht wahrscheinlich, dass sich der Spread zwischen den beiden noch vergrößern wird, da die Fed eine Inflation heraufbeschwört?

      Der Rest der Welt finanziert die Defizite der USA mit rund 1,5 Milliarden Dollar pro Tag. Auch in den 1990ern erhielten die USA große Kapitalimporte, aber dieses Kapital wurde dazu genutzt, um das potenzielle reale Wirtschaftswachstum der Zukunft zu fördern. Wenn das funktioniert hätte, dann wäre der amerikanische Lebensstandard schneller gewachsen als die Kapitalimporte. Das hätte es den Amerikanern ermöglicht, Zinsen und Dividenden für die Kapitalimporte zu bezahlen, ohne den eigenen Lebensstandard absenken zu müssen. Weil die globalen Investoren davon überzeugt waren, dass ihr Geld in den USA so wachstumsfördernd angelegt würde, was ihnen Dividenden in "ehrlichen" Dollar gebracht hätte, waren sie mehr als glücklich, in Amerika zu investieren.

      Aber jetzt wird ein geringerer Prozentsatz der Kapitalimporte investiert. Stattdessen wird der größte Teil der täglichen 1,5 Milliarden Dollar Kapitalimporte von den Amerikanern dazu genutzt, sich größere Autos, größere Häuser und Cruise Missiles (Raketen) zu kaufen. Das sind nicht die Dinge, die die Produktivität und damit den zukünftigen Lebensstandard erhöhen. Wie können deshalb die Amerikaner ihre Schulden – die in Dollar fällig sind – bezahlen, ohne ihren Lebensstandard senken zu müssen? Und hier kommt Ben Bernanke ins Spiel – die Schulden werden einfach mit Dollar bezahlt, die weniger wert sind. Inflation ist die Lösung, laut Bernanke.

      Die amerikanischen Konsumenten könnten sehr wohl Druck auf die Fed ausüben, dass diese die Notenpresse anwirft und fleißig Dollar druckt. Aber was werden die ausländischen Investoren, die rund 24 % von Amerika besitzen, tun, wenn sie bemerken, dass ihre Investments mit "unehrlichen" Dollar zurückbezahlt werden sollen?

      Sie werden aus Dollar-Investments fliehen.

      investorverlag
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      schrieb am 12.12.02 00:19:32
      Beitrag Nr. 1.447 ()
      Avatar
      schrieb am 12.12.02 00:34:13
      Beitrag Nr. 1.448 ()
      Irak-Krieg kann die USA zwischen 100 Milliarden und 1,9 Billionen US-Dollar kosten

      Florian Rötzer 10.12.2002
      Schätzungen möglicher Kriegskosten gehen weit auseinander; viel Geld kostet die USA nach einer Berechnung aber auch der Nahostkonflikt und die Unterstützung Israels

      Rechnen kann man bekanntlich viel und mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Daher fällt verrechnen leicht, zumal wenn man bestimmte Interessen hat. Die Bush-Regierung hatte dem Kongress gegenüber einmal Kosten in Höhe von 40 Milliarden Dollar für einen natürlich schnellen und erfolgreichen Krieg gegen den Krieg genannt. In einem anderen Bericht wurden jetzt hingegen Kosten zwischen 99 Milliarden und 1,9 Billionen Dollar ausgerechnet. Und würde man dann noch die laufenden Kosten für die Unterstützung Israels hinzurechnen, könnte die Sache für die USA wirklich teuer kommen - sieht man einmal vom Rest der Welt ab.






      Ob die Regierung mittlerweile die Kosten für verschiedene Szenarien realistisch gerechnet hat, weiß man nicht. Der Golfkrieg 1991 soll 61 Milliarden Dollar gekostet haben. Die Amerikaner mussten aber in Wirklichkeit viel weniger aufbringen, weil die Alliierten, darunter Deutschland, bis auf 8 Milliarden Dollar alles bezahlt haben. Und Glück hatte die US-Regierung eigentlich auch noch, da die wirtschaftlichen Folgen, etwa die gestiegenen Ölkosten, kurzfristig und relativ geringfügig waren.





      Schätzungen im Kongress für einen neuen Krieg gingen von Kriegskosten zwischen 40 und 200 Milliarden aus ( Milliarden-Budget für Bush und Rumsfeld). Lawrence B. Lindsey, ein Berater des Weißen Hauses, hatte im September mögliche Aufregung im Vorwahlkampf zu glätten gesucht und gesagt, die Kosten würden sich auf höchstens 1 bis 2 Prozent des US-amerikanischen Bruttosozialproduktes belaufen. Das entspräche 100 bis 200 Milliarden Dollar ( Kriegskosten sind Peanuts). Die jährlichen Rüstungsausgaben des Pentagon liegen alleine schon bei 350 Milliarden Dollar. Die Ausgaben für den Krieg würden die schon bestehende Verschuldung nicht wesentlich erhöhen, ein Krieg sich auch kaum wirtschaftlich niederschlagen, so Lindsey.

      Vor allem Kosten, die nach dem Krieg entstehen, wurden nicht berücksichtigt


      Der Bericht War with Iraq: Costs, Consequences, and Alternatives, der eben von der angesehenen American Academy of Arts and Sciences (AMACAD) veröffentlicht wurde, kommt allerdings zu anderen Ergebnissen, vornehmlich wenn man unerwünschte Szenarien stärker mit einbezieht. Im schlimmsten Fall, so William Nordhaus von der Yale University, könnten sich die Kosten auf bis zu 1,9 Billionen Dollar addieren. Das sind immerhin über fünf Mal mehr als die 270 Milliarden Dollar, die das Congressional Budget Office für den schlimmsten Fall eines drei Monate dauernden, auch mit Bodentruppen geführten Krieges und einer fünfjährigen Besetzung ausgerechnet hatte.

      Nordhaus ist die verfügbaren Berechnungen der Kriegskosten durchgegangen und hat festgestellt, dass man beim Starren auf den schnellen Krieg, den die US-Regierung natürlich propagiert, vornehmlich Kosten außer Acht gelassen hat, die nach dem Krieg entstehen können. So setzt Nordhaus eine längere Besetzung und friedenserhaltende Missionen auf 75 bis 500 Milliarden Dollar an. Dazu könnten Gelder für den Wiederaufbau von über 100 Milliarden und für humanitäre Hilfe mit mindesten 10 Milliarden kommen. Im besten Fall geht Nordhaus von etwa 99 Milliarden Dollar aus, die die USA aber weitgehend alleine aufbringen müssten, wenn sie ohne UN-Resolution handeln (für den Irak soll der Krieg hingegen 230 Milliarden Dollar allein aufgrund zerstörter Infrastruktur gekostet haben). Jetzt schon haben die USA ein Defizit von 150 Miliarden Dollar, Tendenz weiter steigend. Bush plant trotz höher Ausgaben weitere Steuersenkungen, was zudem die Staatsverschuldung verstärkt und nicht notwendigerweise zur wirtschaftlichen Stabilität betragen muss. Insgesamt betragen die öffentlichen Schulden 6,330,682,270,007.28 Dollar.

      Wirtschaftlich könnte ein Krieg sich das ganze Jahrzehnt auswirken und im besten Fall zu einem Gewinn von 17 Milliarden oder im schlechtesten Fall zu einem Verlust von 400 Milliarden aufgrund der Turbulenzen in den Ölmärkten und einer aus steigenden Rohölpreisen sowie sinkendem Produktivitätswachstum folgenden Rezession führen, die sich natürlich auch global auswirken würde:


      "Die Gefahr, in eine Rezession zu geraten, ist real, besonders wenn man davon ausgeht, dass die amerikanische Wirtschaft Ende 2002 sehr langsam gewachsen ist."




      Die Auswirkungen erhöhter Verteidigungsausgaben werden vermutlich nur einigen Rüstungskonzernen zugute kommen. Zumindest im ersten US-Golfkrieg hat sich die Erhöhung der Rüstungsausgaben um 0,3 Prozent des Bruttosozialprodukts nicht positiv auf die Wirtschaftsausgewirkt ausgewirkt, das Bruttosozialprodukt ist um 1,3 Prozent gesunken.

      Ein anderer Beitrag des Berichts von Steven Millar (Harvard University) warnt davor, dass ein Krieg nicht notwendig billig und schnell zu gewinnen sein wird. Hussein habe beispielsweise nun genügend Zeit gehabt, sich auf einen Angriff vorzubereiten. Vor allem kritisiert er, dass die US-Regierung bislang eher von "rosigen Szenarien" auszugehen scheint, aber nicht - öffentlich - erläutert, was passiert, wenn der Krieg in eine Katastrophe ausartet. Carl Kaysen (MIT), John Steinbrunner (University of Maryland) und Martin Malin (AMACAD) warnen hingegen vor der Abkehr der US-Regierung vom internationalen Recht und den internationale Institutionen. Besonders die militärische Orientierung der Bush-Regierung, die keine ebenbürtige Macht neben sich dulden will, fördere eben jene asymmetrischen Reaktionen auf die globale Macht der USA, die diese Strategie eigentlich bekämpfen will.

      Kostenstelle Mittlerer Osten


      Und es gab noch eine weitere Kosteneinschätzung der amerikanischen Politik im Hinblick auf den Mittleren Osten, d.h. auf die Unterstützung Israels. Insgesamt habe die USA, so der Wirtschaftsberater Thomas Stauffer in einem Vortrag an der University of Main, der im Auftrag des US Army War College die Analyse vorgenommen hat, an die 1,6 Billionen Dollar seit 1973 an Israel gezahlt. Das sei doppelt soviel, wie der Vietnam-Krieg gekostet habe.

      Israel ist der größte Empfänger amerikanischer Auslandshilfe. Allein im Haushaltsjahr 2003 wird Israel 2 Milliarden Dollar für militärische und 720 Millionen Dollar für wirtschaftliche Hilfe erhalten. Um die drei Milliarden Dollar hat es auch früher jährlich bekommen. Zudem hat Ägypten 117 Milliarden Dollar und Jordanien 22 Milliarden an Hilfe im Austausch für die Unterzeichnung der Friedensverträge erhalten, die politisch auch, so Stauffer, zum "gesamten Unterstützungspaket" für Israel gehören.

      Dazu aber kommen weitere Kosten. Nach dem Krieg 1973 hatte Präsident Nixon Israel wieder mit Waffen ausgestattet, was zu einem Ölembargo gegen die USA führte, wodurch die USA angeblich 420 Milliarden Dollar (im Wert von 2001) verloren haben sollen. Die Verteuerung des Öls habe zusätzlich 450 Milliarden gekostet. Nach dieser Erfahrung haben die USA die strategische Ölreserve eingerichtet, die mindestens 130 Milliarden verschlungen haben soll.

      Einen Teil der Militärhilfe, der eigentlich zum Kauf amerikanischer Waffen gedacht sei, stecke Israel in den Erwerb eigener Hardware, was den Verlust von 125.000 Jobs zur Folge habe. Zudem können mit dem Pentagon verbundene Rüstungskonzerne auch Systeme von Israel kaufen. Mit der finanziellen und technischen Unterstützung der USA sei Israel ein großer Rüstungsproduzent geworden. Die Hälfte der exportierten Industriegüter sind Waffen. Dadurch wird Israel zugleich ein Konkurrent der USA. Manchmal werden auch amerikanische Waffenverkäufe von Israel blockiert, wie der Verkauf von F-15 Kampfflugzeugen an Saudi-Arabien in den 80er Jahren. Auch die weiteren Handelsrestriktionen, die die USA wegen der Unterstützung Israels treffen, würden jährlich 5 Milliarden Dollar oder 70.000 Arbeitsplätze an Verlusten bringen.

      Prekär sind die Berechnungen Stauffers auch allein schon deswegen, weil Israel gerade von der US-Regierung weitere vier Milliarden Militärhilfe wegen der gestiegenen Ausgaben im Kampf gegen die Intifada bzw. die Selbstmordanschläge und einen Kredit über acht Milliarden für die kränkelnde Wirtschaft gefordert hat.

      Natürlich, alle Berechnungen dieser Art sind Milchmädchenrechnungen, die nur aufgrund der Annahme bestimmter Voraussetzungen funktionieren, niemals aber wirklich alle Faktoren mit einbeziehen können. Je kürzer der Zeithorizont, desto schiefer wird bei der Einschätzung von Kriegskosten die Rechnung. Im Fall von Irak wäre beispielsweise auch wichtig gewesen, einem Krieg die Kosten eines weiteren "containment" mitsamt Sanktionen gegenüberzustellen. Zudem kann eine Berechnung von Kosten eines internationalen Konflikts und dessen Folgen für ein einzelnes Land angesichts der wirtschaftlichen Verflechtungen kaum als realistisch gelten. Überdies findet ein Krieg nicht nur in einem Land statt, sondern hat Auswirkungen auf viele Konfliktzonen auf der ganzen Welt, in diesem Fall eben besonders auf den Nahen Osten, aber auch auf den gesamtem Mittleren Osten und auf alle Länder mit muslimischen Bewohnern. Vermutlich aber dürfte Krieg trotz mancher kurzfristiger Erfolge stets die teuere Lösung bleiben, zumal Konflikte in aller Regel dadurch nicht gelöst, sondern nur neue geschaffen werden.
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      schrieb am 12.12.02 00:36:26
      Beitrag Nr. 1.449 ()
      Zuwächse in der US-Autoindustrie sind Vergangenheit
      Kolumne


      Von Marc Faber

      Wenn Aktien sich schlecht halten während eine Industrie blüht, ist Vorsicht geboten. Ich denke in dieser Beziehung insbesondere an die amerikanischen Automobilhersteller. Bis vor kurzem hatten wir Rekordverkäufe dank Null-Zinssätzen auf Autodarlehen. Trotzdem stehen die Aktien von Ford und General Motors nicht nur auf einem Zwölfmonatstief, sondern auch auf einem tieferen Niveau als im letzten Rezessionsjahr 1990. Damals lag der Dow Jones auf rund 2500 Punkten.

      Somit sollte es klar sein, dass die Börse große Bedenken über die Dauerhaftigkeit des gegenwärtigen Automobilbooms und der Finanzlage der amerikanischen Autoindustrie hat - und das mit Recht. Denn so gut die Auto-Verkäufe sich auch entwickelt haben mögen, die Finanzlage ist prekär: Dem Jahresbericht von General Motors für 2001 zufolge hatte der Branchenführer nicht fundierte Verpflichtungen für Pensionen und Krankenversicherungen in Höhe von 61 Mrd. Dollar, verglichen 34 Mrd. Dollar im Jahre 1999. Und falls die Börse in den nächsten Jahren sich nicht wesentlich verbessert, werden diese Verbindlichkeiten noch stark steigen. Deshalb ist es höchst wahrscheinlich, dass General Motors, wie in übrigen auch sehr viele anderen Gesellschaften, in Zukunft große Beiträge an ihre Pensionskassen leisten werden müssen, was natürlich auf ihre Gewinnsituation drücken wird.

      Die langfristige Perspektive für die Autoindustrie wird durch einen weiteren Punkt verschlechtert. In diesem Jahr werden die amerikanischen Autoverkäufe rund 17 Millionen Fahrzeuge betragen. Im Vergleich dazu beliefen sich die Verkaufszahlen vor 1995 auf jährlich rund 14,5 Millionen. Gleichzeitig stieg die Besitztumsrate von Autos von rund 90 Prozent der Haushalte im Jahre 1990 auf heute 99,8 Prozent. Und nachdem zwei Drittel aller Fahrzeuge in den vergangenen fünf Jahren gekauft wurden, ist das durchschnittliche Alter der Autobesitzer stark gefallen, was in Zukunft zu einer geringeren Ersatzkaufrate führen wird. Nach Angaben von Experten in der Autobranche könnte die amerikanische Bevölkerung daher zwischen 30 und 50 Prozent weniger Autos in den nächsten fünf Jahren kaufen und immer noch ihren Transportbedarf vollends bedecken.

      Offensichtlich rechnet die Börse fest damit, dass die Nachrichten aus der Branche in Zukunft entsprechend schlecht ausfallen werden. Bemerkenswert ist allerdings, dass nicht nur Autoaktien tiefer als im Jahre 1990 bewertet werden, sondern dass auch viele andere Aktien tiefer als vor zehn Jahren notieren, was natürlich die immer noch sehr optimistischen Prognosen von Analysten und Anlagestrategen in Frage stellt. Ich habe Anfang Oktober darauf hingewiesen, dass der Zeitraum zwischen Oktober und April in der Vergangenheit immer sehr günstig für die Börse war. Aber angesichts der immer noch schwachen Wirtschaft, der stark deflationären Tendenzen, der ungünstigen Gewinnlage der Unternehmen, der immer noch stark wachsenden Verschuldung der Konsumenten und der hohen Bewertungen von Aktien ist es wahrscheinlich, dass wir nach der gegenwärtigen Erholungsphase wieder neue Tiefpunkte erreichen werden. Künstlich tiefe Zinssätze haben meiner Meinung nach das endgültige Börsentief lediglich verschoben, aber sicher nicht aufgehoben.

      Marc Faber: Der Fondsmanager und Publizist ist als Skeptiker unter den Börsianern bekannt.
      Avatar
      schrieb am 12.12.02 00:46:04
      Beitrag Nr. 1.450 ()
      ein anderes Thema, trotzdem interessant

      Risikostrukturausgleich:
      Warum Wettbewerb der Krankenkassen nicht erlaubt wird
      Autoren: Christiane Cichy, Jürgen Magister


      Jedes Jahr aufs Neue treten sie in den Wettkampf um die Gunst der Versicherten: die gesetzlichen Krankenkassen. Dazu gehören die AOK, die Ersatzkassen wie Barmer und DAK und die Betriebskrankenkassen. Da alle Leistungen der Kassen gesetzlich festgelegt und somit nahezu gleich sind, ist der Wettlauf um mehr Mitglieder nur mit einem günstigeren Beitragssatz zu gewinnen.

      Und da haben die Betriebskrankenkassen die Nase vorn. Denn sie haben mehr junge und zahlungskräftige Mitglieder als die anderen Kassen. Die AOK ist mit besonders vielen Alten und Geringverdienern schlechter dran. Doch das darf nicht sein.

      Die Ausgangsbedingungen der Teilnehmer müssen angeglichen werden - das nennt man Risikostrukturausgleich. Jede Kasse muss ihre Beitragseinnahmen offen legen. Dann werden die Ausgaben für die Versicherten mit Hilfe grober Richtwerte wie Alter und Geschlecht geschätzt. Sind die Einnahmen höher als die geschätzten Ausgaben, muss der Überschuss an den Risikostrukturausgleich abgeführt werden. So zahlten die Betriebskrankenkassen 2001 rund 7,1 Mrd. Euro und die Ersatzkrankenkassen 5,8 Mrd. Euro ein. Sind die Einnahmen geringer als die geschätzten Ausgaben bekommt die Kasse das fehlende Geld aus dem Risikostrukturausgleich. Das ist bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen so. Sie bekamen mit 11,9 Mrd. Euro das meiste Geld von den anderen Kassen.


      Ein Beispiel:

      Eine dieser Kassen ist die BKK Mobil Oil. Obwohl sie ihre Kunden kostengünstig über Call-Center betreut und kein Filialnetz unterhält , musste sie ihren Beitragssatz von 11,2 auf 12,8 Prozent erhöhen. Dies steht aber in keinem Zusammenhang mit der Wirtschaftlichkeit der Krankenkasse. Jan Bollhorn, Vorstand der BKK Mobile Oil: "65 Prozent unserer Beitragseinnahmen fließen in den Risikostrukturausgleich. Ohne Risikostrukturausgleich würden wir einen Beitragssatz von 4,1 Pozent haben."

      Neuer Verteilungsschlüssel schützt Krankenkassen

      Trotz dieser enormen Wettbewerbshilfen sind viele AOKs immer noch Schlusslicht. Und die meisten Betriebskrankenkassen laufen nach wie vor an der Spitze - trotz der starken Belastung. Deshalb hat die Bundesregierung beschlossen, die Kontrahenten für den Wettbewerb noch mehr anzugleichen.

      Eine neue Regelung im Sozialgesetzbuch soll deshalb den Risikostrukturausgleich verschärfen. Zukünftig werden dann die Ausgaben der Kassen nicht mehr geschätzt. Sondern die konkreten Behandlungskosten der kranken Versicherten werden erfasst und die Unterschiede zwischen den Kassen ausgeglichen. Für diese Umverteilung der Kosten ist ein gigantischer Verwaltungsaufwand nötig. Zum Schutz der Versicherten? Für Prof. Graf von der Schulenburg von der Uni Hannover ist die Lageklar: "Nein. Geschützt werden hier ganz eindeutig Krankenkassen, die sonst bei einem echten Wettbewerb verschwinden würden".

      Einheitskasse für alle oder Wettbewerb

      Derzeit sind 400 einheitliche Kassen am Start und das ohne Wettbewerb. Da wäre doch die Einheitskasse die ökonomisch effizientere Lösung. Dann entfielen wenigstens die Kosten für die Gleichmacherei und für die Verwaltungen so vieler Kassen.

      Die andere Alternative: Ein echter Wettbewerb um Beiträge und Leistungen - ohne Risikostrukturausgleich. Sicher würde dann die eine oder andere Kasse pleite gehen, weil sie einen zu hohen Beitragssatz fordern muss. Na und? Die Versicherten können ja wechseln, denn die Kassen müssen jeden aufnehmen, egal ob gesund oder krank, jung oder alt. Früher oder später würden sich so Gesunde und Kranke auf die wettbewerbsfähigen Kassen aufteilen. Prof. Graf von der Schulenburg: "Deswegen würden wir in einem echten Wettbewerb keinen Risikostrukturausgleich brauchen." Echter Wettbewerb wäre also im Interesse der Versicherten: Denn nur die Kassen mit einem günstigen Beitragssatz und umfangreichen Leistungen werden im Rennen bestehen.
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      schrieb am 12.12.02 00:58:56
      Beitrag Nr. 1.451 ()
      Sich absichern, andere sichern

      Lebenshaltung in einer unsicheren Zeit


      Wer viele Informationen sammelt und auswertet, den beschäftigen auch Fragen der Vorsorge. Immer wieder wurde in Zeit-Fragen von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, den neuen kriegerischen Auseinandersetzungen, an denen nun auch die mitteleuropäischen Staaten beteiligt sind, und den Gefahren der neuen Biowaffen berichtet. Es kündigen sich Szenarien zukünftiger Bedrohungen an. Doch an vielen Orten haben sich Bürger, Behörden und Vereine schon länger Gedanken darüber gemacht, wie sinnvoll Vorsorge getroffen werden kann. Dabei ist sowohl der Einzelne gefordert als auch die Gemeinde oder der Staat. Zeit-Fragen hat immer wieder verschiedene Aspekte der Vorsorge thematisiert, zuletzt und auch in dieser Nummer die Frage der Seuchenprävention und des Zivilschutzes.

      Rl. Man muss kein Pessimist sein, um Gründe zu erkennen, die es notwendig machen, jetzt für einige Lebensbereiche Vorsorge zu treffen. Neben der schlechten wirtschaftlichen Lage ist vor allem der drohende Dauerkrieg durch die USA ein Faktor, der eine vorausschauende Planung der näheren und alltäglichen Lebensbereiche über einen längeren Zeitraum sinnvoll erscheinen lässt.

      Die Wirtschaftsmacht Nummer eins, die USA, sind extrem hoch verschuldet, sowohl als Staat als auch bei den Privathaushalten. Ausserdem verschlingt die amerikanische Kriegsführung gigantische Summen, die real nicht erwirtschaftet sind und einen Wirtschaftseinbruch erwarten lassen. Aber auch die grossen europäischen Wirtschaftsländer Frankreich und Deutschland können die wirtschaftlichen Stabilitätskriterien, die sie sich selbst gesetzt hatten, nicht mehr erfüllen. Das heisst, ihre Staatsverschuldung ist über die zu verantwortenden Grenzen gestiegen und wird weiter steigen. In diesem Zusammenhang forderte die französische Verteidigungsministerin Michelle Alliot-Marie sogar, den Militäretat aus den Berechnungen für die Stabilitätskriterien herauszunehmen (vgl. Der Spiegel vom 2. Dezember), was nichts anderes heisst, als dass die Staaten ungedeckt Schulden für Waffen und Kriege aufnehmen wollen, ohne dass diese Schulden durch eine verantwortbare Wirtschaftspolitik begrenzt würden.

      Die steigende Verschuldung der Industriestaaten wird wahrscheinlich nach einer Phase der Deflation, wie sie zurzeit in Japan herrscht - die Preise bleiben stabil, aber es gibt kein Wirtschaftswachstum -, in eine Inflation kippen, da die immensen Staatsschulden in aller Regel durch die Notenpresse beglichen werden. Die Bürger werden dann sowohl um ihr Erspartes betrogen als auch um den Wert ihrer Arbeit, denn sie bekommen für ihre Arbeit nicht mehr den entsprechenden Gegenwert.

      Neben den sich deutlich abzeichnenden wirtschaftlichen Gefahren nimmt die Gefahr einer terroristischen oder kriegerischen Bedrohung, die durch den amerikanischen Feldzug rund um die Welt forciert wird, zu. Dass die US-amerikanische Regierung Impfseren in aller Welt zusammenkauft, spricht eine deutliche Sprache über die angenommenen Szenarien möglicher Anschläge oder Kriegsführungsoptionen.

      Vorsorge zu betreiben heisst, einen Blick in diese mögliche nähere und mittlere Zukunft zu werfen. Man kann von optimistischen oder pessimistischen Szenerien ausgehen. Doch es ist sinnvoll, davon auszugehen, dass die Situation in den nächsten Jahren nicht mehr mit der der 90er Jahre des Booms und der Sorglosigkeit vergleichbar sein wird.

      Im Falle einer wirtschaftlichen Depression, das heisst einer anhaltenden Rezession, die zum Schrumpfen der Wirtschaft führt, wie sie sich zurzeit abzeichnet, muss man über die Vorstellung normalerweise anzunehmender Einkommenseinbrüche hinausgehen und unter Umständen auch von Arbeitslosigkeit oder von einem wesentlich geringeren Lohn ausgehen. Das hat Folgen für alle Bereiche des alltäglichen Lebens.

      Wer längerfristig Vorsorge treffen will, kauft sich Sachwerte, die auch in Krisenzeiten sinnvoll sind. Auf jeden Fall ist es, bei Aussicht auf sinkende Einkommen, sinnvoll, Schulden zu begleichen, um eine zusätzliche Belastung zu vermeiden.

      Mittelfristig kann man sich schon heute für den alltäglichen Bereich überlegen, welche Kleidung zum Beispiel lange hält und funktionsgerecht ist oder welche Gegenstände im Haushalt unentbehrlich sind oder häufig gebraucht werden. Auch Fragen der Gesundheit sollten überdacht werden. Kann ich heute schon Dinge in Hinblick auf meine Gesundheit erledigen, die später eventuell schwieriger zu erledigen sind? Überdenkt man den Alltag, fallen einem viele Dinge ein, auf die man in Zeiten des Überflusses weniger achtet - man konnte sie ohnehin jederzeit kaufen.

      Aber auch auf kurzfristige Krisen sollte man vorbereitet sein. Lebensmittel sollten für einige Tage vorhanden sein. Ein Vorrat an lagerfähigen Nahrungsmitteln und Dingen des täglichen Gebrauchs waren noch vor wenigen Jahren Bestandteile eines staatlich ausgearbeiteten und empfohlenen Notvorrats. Diese Dinge müssen nicht in einer staubigen Kammer verfallen, man kann sie langsam im alltäglichen Leben umsetzen und durch neue Vorräte ersetzen.

      Wer für sich selbst sorgt, denkt auch an seine Freunde und Verwandten. Man kann natürlich auch nähere Verwandte in die Planung des Notvorrats einbeziehen, doch sinnvoll ist es, zugleich im Gespräch die eigenen Überlegungen zu erläutern und so zur Eigenaktivität anzuregen - vielleicht beginnt man sogar, gemeinsam zu planen.

      Über diesen engeren Kreis hinaus stellt sich dann die Frage, wie man im gesellschaftlichen und politischen Bereich wirken kann, um die beschriebenen Szenarien überhaupt abzuwenden und die eigene Vorbereitung damit letztlich überflüssig zu machen.



      Artikel 4: Zeit-Fragen Nr.50 vom 9. 12. 2002, letzte Änderung am 9. 12. 2002
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      schrieb am 12.12.02 22:19:02
      Beitrag Nr. 1.452 ()
      "Investieren in Inflation"

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Nach vielen schwachen Tagen stiegen die Kurse am Dienstag wieder. Aber ich bezweifle, dass das eine größere oder längere Erholung eingeleitet hat. Das größte Problem mit Bärenmarktrallyes ist die Tatsache, dass es keinen guten Grund für sie gibt. Deshalb neigen sie dazu, so schnell zu verschwinden, wie sie aufgetreten sind. "2003 könnte das Jahr sein, in dem die Gewinnschätzungen der Analysten einmal glaubwürdig sind", schreibt Michael Santoli im Barron`s Magazin.

      Andererseits könnte 2003 das dritte Jahr in Folge sein, in dem die Analysten mit ihren Gewinnschätzungen falsch liegen. Und wäre es nicht interessant, wenn die Aktienkurse das dritte Jahr in Folge fallen würden ... aber das könnte NIEMALS wirklich passieren, oder?

      "Derzeit liegt die Konsensschätzung für den addierten Gewinn pro Aktie der S&P 500 Gesellschaften für das nächste Jahr bei rund 55 Dollar, was 14 % über dem Wert für dieses Jahr liegt", so Santoli. "Am 1. Oktober wurde noch ein Plus von 17,8 % erwartet." Merken Sie sich diese 55 Dollar ... es könnte lange dauern, bis Sie diese Zahl wieder sehen, zumindest in einem Satz mit den "operativen Gewinnen der S&P 500 Gesellschaften".

      Heute fliege ich übrigens nach Nicaragua, um mir dieses zentralamerikanische El Dorado anzusehen. Aber bevor es losgeht, schreibe ich noch ein wenig über Inflation.

      Um meine Meinung noch mal klarzumachen: Ich rechne mit einem Wiederauferstehen der Inflation, nicht weil ich glaube, dass die Fed sie "schaffen" wird, sondern weil ich glaube, dass die Fed sie nicht verhindern wird. Währungen verlieren an Wert. Und sie verlieren noch schneller an Wert, wenn es Zentralbanken gibt, die sie davon abhalten sollen, an Wert zu verlieren.

      Um mit einem thermodynamischen Gesetzt zu sprechen: Alles tendiert zur Unordnung. Und Papiergeld tendiert zu Inflation, die den Wert des Papiergelds verringert. Oder, um mit Bill Bonner zu sprechen: "Mittelmäßigkeit ist immer modern. Während wir nach Exzellenz bei Käse und Wein suchen, ist es bei Aktien, Geschäften und Politik das Mittelmäßige, das Normale, das wir suchen. Nicht, dass wir Mittelmäßigkeit besonders mögen würden. Ich mag auch nicht die Idee, zu sterben ... aber ich habe gemerkt, dass die Dinge so funktionieren."

      Genauso ist es bei Währungen und Inflation. Der Dollar war viel zu lange zu exzellent. Jetzt will die Fed ihn mittelmäßig machen. Ich glaube, die Fed wird dabei "erfolgreich" sein. Wir sollten Mittelmäßigkeit erwarten. Das bedeutet, dass der Dollar fallen und die Inflation steigen wird.

      "Trotz der `Garantie` der Fed, eine Deflation abzuwenden, gibt es keine Versicherung, dass sie eine substantielle Inflation schaffen wird", so Bill Gross. "Aber eine bestimmte Fed und ein ausgabenfreudiger Kongress, der in den nächsten 24 Monaten ein fiskalisches Defizit von 500 Milliarden Dollar kreieren könnte, sind eine kraftvolle Kombination – und die deflationären Auswirkungen Chinas sollte man nicht vergessen."

      Obwohl einige Finanzmärkte beginnen, einen Hauch von Inflation zu spüren, sind die meisten Finanzmärkte noch so bewertet, als ob wir eine Deflation – oder zumindest, eine nicht-inflationäre Wirtschaft – bekommen werden. Eine Rendite von 4,0 % bei den 10jährigen US-Anleihen schreibt nicht gerade "Inflation!" Wenn eine signifikante Inflation zurückkehren sollte, dann sind die Bonds immer noch teuer, der Dollar ist teuer, Gold ist billig und andere Rohstoffe sind auch billig.

      Mit anderen Worten, es ist nicht zu spät, um "in Inflation zu investieren". Zum Beispiel könnten Investoren, die Angst vor Inflation haben, einige ihrer Papier-Dollar in Gold tauschen, das von den Älteren noch "reales Geld" genannt wird. Oder sie könnten normale Anleihen verkaufen und inflationsgesicherte Anleihen kaufen.

      Paul Kasriel erklärte dazu gestern an dieser Stelle: "Derzeit liegt der Spread (Zinsabstand) zwischen einer "normalen" US-Anleihe (T-Note) mit Fälligkeit 15.2.2011 und einer inflationsgeschützten Anleihe mit fast gleicher Fälligkeit (15.1.2011) bei rund 1,45 Prozentpunkten. Die inflationsgesicherte Anleihe sichert den Ertrag des Investors gegen einen steigenden Konsumentenpreisindex ab. Dieser Index stand zuletzt bei 2,03 % – aber angesichts der jüngsten Rede von Ben Bernanke (der mehr Dollars drucken will) könnte sie durchaus steigen. Sollte man also nicht die inflationsgeschützte Anleihe kaufen und dafür die "normale" Anleihe verkaufen? Ist es nicht wahrscheinlich, dass sich der Spread zwischen den beiden noch vergrößern wird, da die Fed eine Inflation heraufbeschwört?"

      _____Gute Frage. Hasta luego ...
      ______________________________________



      Weitere Zinssenkungen könnten schädlich sein

      Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich dem Zinssenkungstanz der amerikanischen Fed und der Bank of England angeschlossen. Ich möchte Ihnen zeigen, warum die derzeit auf 40 Jahres-Tief stehenden Zinsen die aktuellen britischen und amerikanischen Wirtschaftsprobleme verschärfen könnten, statt sie zu beseitigen.

      Lassen Sie mich mit einer Annahme beginnen: Kein Geschäft – außer es ist durch ein gesetzmäßiges Monopol geschützt – hat die Macht, seinen eigenen Verkaufspreis frei festzulegen. Stattdessen bestimmen die Kunden des Geschäftes auf dem freien Markt, wo der Verkaufspreis liegen wird. Es sind die Konsumenten, die zeigen, wie viel sie dafür zahlen wollen, was die Gesellschaft anzubieten hat.

      Am freien Markt gibt es die seltenste Form der Demokratie: Jeder Dollar ist genau eine Stimme. Wenn eine Gruppe von Leuten Zugang zu mehr Dollar hat als man selbst, dann kann man durch diese Gruppe überstimmt werden. Diese Gruppe kann den Preis in die Höhe treiben, nicht nur den Preis eines Gutes, sondern auch den Preis von Ressourcen wie Rohstoffen, Bürogebäuden, Arbeit.

      Wenn diese "Extra- Dollar", die einer Gruppe einen Vorteil gegenüber einer anderen Gruppe verschaffen, am Markt verdient wurden, ist dies fair. Wenn diese "Extra-Dollar" aber aus Quellen außerhalb des Marktes stammen, dann ist es nicht nur unfair, sondern dadurch wird letztlich sogar das Wirtschaftswachstum gefährdet. Der negative Effekt ist leicht erkennbar, wenn wir von Bilanzfälschungen, Schutzzöllen und Subventionen reden. Aber was die Leute nicht erkennen, ist die Tatsache, dass dieser negative Effekt auch dann eintritt, wenn sich Leute neu gedrucktes Geld leihen.

      Während der Spekulationsblase der späten 1990er waren die Leute mit den "Extra-Dollar" die Technologie- und Telekomgesellschafen, die "dot.coms", die neu an die Börse gebrachten Firmen und die Banker und Juristen, die davon profitierten. Die Leute in ehrlichen, produktiven Bereichen hatten das Nachsehen, außer sie hatten Geld übrig, mit denen sie Aktien von diesen Hype-Unternehmen kaufen konnten.

      Das führte dazu, dass im Endeffekt alleine in den USA 500 Millionen Meilen Fiberglaskabel gelegt wurden, gleichzeitig aber manche Medikamente knapp wurden; es wurden Milliarden für Mobilfunklizenzen ausgegeben, die überhaupt nicht genutzt wurden, gleichzeitig sind grundlegende Verkehrsprobleme so problematisch wie immer.

      Als die Spekulationsblase schließlich unter ihren eigenen Widersprüchen zusammenbrach, zeigte sich die Überkapazität in manchen Industrien, was jetzt weithin verstanden wird. Aber was immer noch nur wenige Leute verstanden haben, ist die Tatsache, dass die neuen Gesellschaften der Boom-Ära ihre neuen Dollar nur durch einen Kredit-Boom erhalten hatten; ein Boom, der von den Zentralbanken zumindest toleriert, im schlimmsten Fall sogar enthusiastisch gefördert wurde. (Danke, Mister Greenspan!)

      Was haben die Zentralbanken in der letzten Zeit als Heilmittel angewendet, ... und warum scheint es nicht gewirkt zu haben?

      Nun, die Leute mit den "ehrlichen" Dollar haben ihr "Wahlrecht" zurückerhalten, und es von den Betrügern mit ihren unverdienten Dollar weggenommen. Die Struktur der Volkswirtschaft tendiert nicht mehr so übermäßig zu den kapitalintensiven, technologisch befriedigten Gesellschaft. Aber was hat diese ersetzt? Wieder eine Gruppe von Leuten, die mit "unehrlich verdienten" Dollar abstimmt: Die allmächtigen Konsumenten!

      Trotz privater Schulden auf Rekordniveau ruht die Hoffnung der gesamten US-Wirtschaft nun darauf, dass die Konsumentenausgaben ein effektiver Ersatz für die verlorenen Dollar der Spekulationsblase sein werden ... und dass die angeschlagenen Unternehmen genug von diesen Extra-Dollar einsammeln können, um ihre Gläubiger wenigsten halbwegs zufrieden stellen zu können. Da jeder von uns ein Konsument ist – hingegen nur relativ wenige für WorldCom, Enron & Co. gearbeitet haben bzw. von diesen Unternehmen profitiert haben – sieht das weniger wie ein großer Diebstahl als vielmehr wie ein unschuldiges Herumspielen mit unseren Finanzen aus. Dennoch ist nur wenigen Konsumenten beigebracht worden, sich Sorgen wegen übermäßigen Konsums zu machen, weshalb dieses Herumspielen kaum bemerkt und überdacht wird ... aber übermäßiger Konsum ist immer noch verantwortlich für das Wachsen von potenziell schadenden Ungleichgewichten. Um einen Beweis für fehlgeleitete Investments während des Booms zu erhalten, muss man sich nur die Firmensitze der Boom-Unternehmen ansehen ... oder die Büroleerstände im Zentrum von London.

      Heute können die Leute mit nicht selbst verdienten Dollar "abstimmen", in welchen Sektoren der Wirtschaft investiert werden soll. Da dies keine "ehrlichen" Dollar sind, wird dadurch ein Keil zwischen Produktion und Konsum getrieben; die "ehrliche" Nachfrage wird relativ weniger bewertet, das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wird gestört.

      Noch schlimmer – während es noch Hoffnung gibt, dass die Boom-Gesellschaften zufälligerweise ohne Rechtfertigung für ihre Existenz enden könnten, verhalten sich die Boom-Konsumenten wie 5jährige Kinder, die von ihren Eltern heute belohnt werden für dubiose Versprechen eines besseren Verhaltens in der Zukunft. Die High Tech- und Telekomspekulationsblase mag geplatzt sein, aber die Konsumenten führen dazu, dass viele Ressourcen außerhalb der Reichweite von vielen Unternehmen platziert werden, wodurch deren Gewinnaussichten schmelzen.

      Kein Gewinnaussicht bedeutet keine Investitionen und damit keine Expansion in die Lücken, die die gescheiterten Boom-Gesellschaften hinterlassen haben – trotz der Flut von leichtem Geld. Das bedeutet weniger Einkommen für Arbeiter, Lieferanten und Aktionäre. Das bedeutet, dass wir alle noch mehr von Krediten abhängig werden könnten – dieses Mal, um unseren Lebensstandard zu halten, der eigentlich durch die Boom-Jahre nur künstlich nach oben gepusht wurde.

      Die Nachfrage nach Krediten steigt, obwohl die Kreditwürdigkeit der Nachfrager immer geringer wird. Und die US-Zentralbank sucht immer neue Wege, noch mehr "unverdiente" Dollar ins Systems zu schleusen – obwohl genau diese Dollar die Wurzel aller Probleme waren. Das ist der Grund, warum "leichtes Geld" zu harten Zeiten führt ... und warum wir nicht sinnlos immer weitere Zinssenkungen von der Fed, der Bank of England oder der Europäischen Zentralbank fordern sollten – auf künstlich niedrige Zinsniveaus.
      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 13.12.02 00:18:53
      Beitrag Nr. 1.453 ()
      Bei Maklern bricht Endzeit-Stimmung aus
      Schnigge steht vor Zahlungsunfähigkeit. Börsenumsätze stark rückläufig. Experten sehen kein Ende der Abwärtsspirale


      von Michael Fabricius und Holger Zschäpitz


      Berlin - Die Börsenbaisse fordert immer neue Opfer. Dabei geht es längst nicht mehr nur um schrumpfende Depots oder geprellte Anleger. Inzwischen stellt sich für immer mehr Marktteilnehmer die Existenzfrage. Besonders betroffen: Die Börsenmakler. Jüngstes Beispiel ist der Düsseldorfer Broker Schnigge. Nach gescheiterten Verhandlungen über einen Einstieg finanzkräftiger Investoren musste der Makler am Donnerstag Insolvenz anmelden. „Der Vorstand sieht sich nicht dazu in der Lage, anstehende Zahlungen zu leisten. Es muss von einer Überschuldung im Konzern ausgegangen werden“, teilte Schnigge mit.


      Die Branche droht auszusterben. Denn unter den insgesamt 25 börsennotierten Finanzdienstleistern steht Schnigge nicht allein mittellos da. Auch Kling Jelko, Ahag, Knorr Capital und German Brokers mussten in diesem Jahr bereits beim Insolvenzrichter vorsprechen. Und sie werden nicht die letzten sein. Fast alle Maklerfirmen schreiben rote Zahlen. Die Reserven schmelzen dahin. Schuld ist die Aktienflaute, die dramatische Ausmaße angenommen hat. Lagen die monatlichen Handlesumsätze an allen deutschen Börsen Anfang Januar 2000 noch über 600 Mrd. Euro, wechselten im vergangenen Monat nur noch Papiere im Gesamtwert von rund 260 Mrd. Euro den Besitzer. „Die Maklercourtage hängt nun einmal direkt vom Volumen ab. Da bekommen alle Broker Probleme“, sagt Fritz Nols, Vorstandssprecher des Bundesverbandes der Wertpapierhandelsfirmen.


      Doch damit nicht genug. Gleichzeitig schnappt Kollege Computer den Maklern die Aufträge weg. Über das elektronische Handelssystem Xetra werden inzwischen mehr als 50 Prozent der Aufträge abgewickelt. Vor drei Jahren waren es noch weniger als 30 Prozent. Und neuerdings versuchen auch noch die Banken mit internen Handelsplattformen wie Xetra Best, die Makler aus dem Geschäft zu drängen.


      Mit neuen Betätigungsfeldern versuchten Schnigge & Co. zwar, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Sie beteiligten sich in großem Stil an noch nicht börsennotierten Unternehmen, um von einem späteren Börsengang zu profitieren. Dies wurde jedoch zu einem Bumerang für die Branche. Einerseits brach der Neuemissionsmarkt zusammen. In diesem Jahr schafften gerade noch fünf Unternehmen in Deutschland den Sprung an die Börse. Andererseits verloren die Beteiligungen permanent an Wert und belasten nun über hohe Abschreibungen die Bilanzen der Maklerfirmen. Auch bei Schnigge erwies sich das als Krisenverstärker. Und bei Kling Jelko wurden sogar sämtliche Reserven von den verlustreichen Beteiligungen aufgefressen. „Für viele wird das neue Geschäftsfeld zum Sargnagel“, sagt Nols.


      Wenig erfolgreich verlief auch der Vorstoß vieler Maklerfirmen in das Asset Management oder Investmentbanking. Bei der Vermögensverwaltung blieben die Kunden aus, wie selbst Verbandssprecher Nols einräumt. Auch das Investmentbanking brachte nichts als Kosten.


      Panisch rudern die Gesellschaften daher zurück. So stellt beispielsweise Concord Effekten am heutigen Freitag das Research komplett ein. Andere Anbieter verkaufen hektisch ihr Tafelsilber. „Das Gebot der Stunde lautet: verkleinern, verkleinern und nochmals verkleinern“, sagt Nols.


      Nur wer es rechtzeitig schafft, die Kosten schneller zu senken als die Einnahmen einbrechen, hat eine Chance. Doch kaum ein Analyst wagt es noch, Prognosen für die schwächelnde Branche abzugeben. Als letzter Mohikaner hat Johannes Thormann, Analyst von der WestLB, mit der Nols AG noch ein Maklerhaus unter Beobachtung – und auch das nur, weil die Bank als Designated Sponsor zu einer jährlichen Analystenstudie verpflichtet ist.


      Für Anleger ist in diesem Sektor wenig zu holen. Selbst wenn die Börse wieder anlaufen sollte, drohen die Makler wegen der elektronischen Konkurrenz unter die Räder zu kommen. Nols räumt ein: „In der Finanzkette sind die Makler nun einmal das schwächste Glied in der Kette“.


      Artikel erschienen am 13. Dez 2002


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      Achtung Bären, bald wird`s bullish.......;) ;) ;) :laugh: :laugh: :laugh: :laugh:


      H_S
      Avatar
      schrieb am 13.12.02 16:29:25
      Beitrag Nr. 1.454 ()
      13.12.02 Argentinien setzt offenbar Schuldenzahlung aus

      Argentinien muss noch in dieser Woche eine bereits verspätete Schuldenrückzahlung von 700 Mill. Dollar an die Weltbank leisten. Andernfalls riskiert das hochverschuldete Land, dass die Bank die Auszahlung weiterer Kredittranchen einstellt.

      Reuters BUENOS AIRES. Kabinettschef Alfredo Atanasof verwies am Donnerstag darauf, die Regierung ziehe eher einen Zahlungsverzug vor, als die ohnehin schwindenden Devisenreserven zur Schuldenzahlung einzusetzen. „Ich sage Ihnen noch einmal: Wenn Argentinien all seine Schulden von heute bis Mai zahlt (...) würden wir all unsere Devisenreserven aufbrauchen. Und die Regierung ist nicht gewillt, das zu tun“, sagte Atanasof am Donnerstag vor Journalisten.

      Die Weltbank ist eine der wenigen noch übrig gebliebenen Geldquellen des mit rund 140 Mrd. Dollar verschuldeten Landes. Sollte Argentinien am Freitag den Betrag, der sich mit Zinsen und anderen Zahlungen auf 840 Mill. Dollar summiert, nicht überweisen, stellt die Bank alle noch auszuzahlenden Tranchen bereits bestehender Kreditzusagen von insgesamt rund zwei Mrd. Dollar ein. Die Überweisung war ursprünglich im Oktober fällig gewesen.

      Die argentinische Regierung argumentiert indessen, der Verlust der zwei Mrd. Dollar an weiteren Krediten als Strafe für den Zahlungsausfall wiege leichter, als die Zahlung von insgesamt 3,6 Mrd. Dollar, was rund ein Drittel der argentinischen Währungsreserven ausmacht. Dieses Geld muss das Land der Weltbank noch bis Ende 2003 zurückzahlen. Kabinettschef Atanasof fügte aber hinzu, die Regierung prüfe die Überweisung der anstehenden Zahlung noch.

      Die Gelder der Weltbank sind vornehmlich für soziale Programme und die Infrastruktur Argentiniens gedacht. Sollte das seit vier Jahren in einer Rezession steckende Land also diese Finanzquelle verlieren, wäre das ein harter Schlag für die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas, die unter anderem unter einem starken Wechselkursverlust ihrer Landeswährung leidet. (Handelsblatt.com, 13.12.02)

      Kommentar: Eine Aussetzung der Schuldenzahlung ist für Argentinien, wie für alle überschuldeten Länder der einzige Weg, um überhaupt lebensfähig zu bleiben. Inzwischen sind die Kapitalkosten so hoch, daß der Schuldenberg nie abgetragen werden kann. Jeder Dollar, der in den Schuldendienst fließt ist damit nur hoffnungslos verlorenes Geld. Dabei braucht Argentinien auch keine Angst davor zu haben, keine internationalen Kredite mehr zu bekomen - keine Land der WElt hat irgendwelche internationalen Kredite nötig. Allein die Arbeitskraft der Bevölkerung, wie auch seine Rohstoffvorkommen bestimmt darüber, wie sich ein Land entwickelt - internationale “Hilfs”-Kredite führen nur in die Schuldenfalle. Argentinien ist ein sehr reiches Land, mit Öl, allen Rohstoffen, wie einer fleißigen Bevölkerung. Am besten es koppelt sich unter diesen ausbeuterischen Bedingungen völlig vom Weltmarkt ab und baut erst mal das eigene Land auf - Nationalökonomie vor Welthandel, wie das Keynes auch schon einmal darlegte.
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      Riester-Rente reicht nicht aus

      Trotz der Riester-Rente drohen künftigen Rentnern nach einer Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) wachsende Versorgungslücken bis hin zu Altersarmut. Die heute unter 45-Jährigen müssten mindestens 8 Prozent ihres Bruttoeinkommens - besser noch mehr - fürs Alter ansparen, um ihren Lebensstandard zu halten.

      HB/dpa BERLIN. „Riester reicht nicht“, erklärte das DIA am Donnerstag in Berlin. Das Institut ist ein Ableger der Deutschen Bank, die auch Altersvorsorgeprodukte anbietet.

      Für die Riester-Rente sollen die Beschäftigten schrittweise bis zu 4 Prozent ihres Bruttoverdienstes abzweigen. Dabei erhalten sie Zuschüsse vom Staat. „Riester ist Pflicht“, erklärte DIA-Berater und Rentenexperte Meinhard Miegel. Allerdings reiche die Riester-Rente alleine nicht aus. Die heute unter 45-Jährigen müssten insgesamt „mindestens das Doppelte“ - also 8 Prozent und mehr - für die zusätzliche Altersvorsorge ausgeben.

      Die DIA-Experten gehen davon aus, dass sich die gesetzliche Rente deutlich schlechter entwickelt als die Regierung voraussagt. DIA- Sprecher Bernd Katzenstein warf der Regierung vor, die Lage schönzurechnen und die Menschen in falsche Sicherheit zu wiegen. Bis Ende 2002 würden nur 3 bis 3,5 Millionen einen Vertrag über eine private Riester-Rente abschließen. Dies liege auch an den illusorischen Regierungsprognosen. „Wir haben einen Reform- und Wahrheitsstau in Deutschland“, sagte Katzenstein.

      Als heuchlerisch kritisierte das DIA Vorschläge, das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre zu erhöhen. Die meisten Menschen würden nicht bis zu dieser Altersgrenze im Job bleiben. Eine Erhöhung des Rentenalters sei daher nichts anderes als eine „Rentenkürzung auf dem kalten Weg“. Die Schuld für seine „Minirente“ werde dann aber auf den Einzelnen abgeschoben, der die Altersgrenze nicht erreicht habe.

      Nach Angaben des DIA geht es dem Gros der heutigen Rentner so gut wie noch nie in der Geschichte Deutschlands. Dies werde sich ändern. Der sinkenden gesetzlichen Rente stehe ein wachsender Geldbedarf der Alten gegenüber. So gehen die Experten davon aus, dass künftige Rentner sehr viel stärker selbst ihre Pflege- und Gesundheitskosten bezahlen müssen, weil die arbeitende Generation die wachsenden Kosten nicht mehr schultern kann. Als Folge fehlten den Rentnerhaushalten im Jahr 2020 rechnerisch im Durchschnitt 518 Euro monatlich, um ihre Kosten zu decken, heißt es in der Studie. (Handelsblatt.com, 12.12.02)

      Kommentar: Was die wenigsten wisen: Die Riester Rente wird nie ausbezahlt werden. Die Laufzeit ist so hoch, daß vorher das Gesamtsystem am Ende ist. Vielmehr wird damit nur versucht, die momentanen Löcher zu stopfen - was allerdings hoffnungslos ist, was jeder wissen sollte, der das zinssystem kennt.

      Kommentare von Günter Hannich
      (GELDCRASH)
      Avatar
      schrieb am 13.12.02 16:33:18
      Beitrag Nr. 1.455 ()
      In der Wirtschaftskrise boomt die Schwarzarbeit

      Schwarzarbeit wird in Deutschland zunehmend zu einem Massenphänomen und erreicht in diesem Jahr einen Rekordwert


      Berlin - Einer neuen Studie zufolge wächst die Schattenwirtschaft 2002 auf ein Volumen von 350 Mrd. Euro (Vorjahr: 336 Mrd. Euro) – das entspricht 16,5 Prozent des offiziellen Bruttoinlandsprodukts (BIP). „Das ist eine dramatische Entwicklung“, sagte Friedrich Schneider, der die Studie im Auftrag des Zweckverbunds Ostdeutscher Bauverbände (ZVOB) erstellte. „Schwarzarbeit ist mit Abstand die boomendste Branche in Deutschland.“

      Schneider, Volkswirtschaftsprofessor in Linz, erwartet für 2003 einen weiteren Anstieg der Schattenwirtschaft hier zu Lande um sieben Prozent auf 380 Mrd. Euro. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, für die weder Steuern noch Sozialversicherungsabgaben abgeführt werden, wächst seit langem. 1975 entsprach das Volumen der Schwarzarbeit nur 5,75 Prozent des BIP, jetzt steuert der Wert auf die 17-Prozent-Schwelle zu. Damit liegt Deutschland zwar im Mittelfeld der OECD, weist aber eine deutlich höhere Rate auf als Nachbarländer wie die Schweiz (9,48 Prozent), Österreich (10,69 Prozent) oder Frankreich (15 Prozent).

      Durch die boomende Schwarzarbeit entgehen dem deutschen Fiskus und den Sozialversicherungen in diesem Jahr 70 Mrd. Euro. Man könne davon ausgehen, dass in Deutschland weit mehr als neun Millionen Beschäftigte zumindest teilweise in der Schattenwirtschaft tätig sind. „Wenn eine Parallelwirtschaft etwa 16,5 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Landes ausmacht, dann sind das keine Peanuts mehr“, sagte Schneider. Eine Trendwende sei angesichts der geplanten weiteren Abgabenbelastungen und der Streichung von Vergünstigungen nicht in Sicht. Auch die im Hartz-Konzept vorgesehene Gründung von so genannten „Ich-AGs“ durch Arbeitslose sei keine Lösung: „Ohne einen legalen Job ist es oft gar nicht möglich, schwarz zu arbeiten“, sagte Schneider. Wer heute beispielsweise unter der Hand Auto-Reparaturen durchführen wolle, brauche oft Werkzeuge, die meist nur in regulären Werkstätten vorhanden seien. Nur 16 Prozent der Schwarzarbeit werde von Arbeitslosen oder Frührentnern geleistet.

      Berlin ist deutschlandweit die Hauptstadt der Schwarzarbeit. Hier entspricht das Volumen der Schattenwirtschaft mit geschätzten 17,6 Mrd. Euro in diesem Jahr mehr als 21 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im benachbarten, wirtschaftlich schwächeren Brandenburg liegt die Quote dagegen nur bei 15,4 Prozent. Die am stärksten von Schattenwirtschaft betroffene Branche ist die Bauwirtschaft. In der Hauptstadt kommt mittlerweile auf einen regulären Bauarbeiter ein Schwarzarbeiter.

      Abhilfe könnte laut Schneider die Möglichkeit eines legalen, gering besteuerten Nebenverdienstes für Beschäftigte bringen. Zudem solle der Staat im Wohnungsbau nicht Sachleistungen, sondern nur noch den Faktor Arbeit fördern. Gae (Welt, 12.12.02)

      Kommentar: Die drastische Zunahme der Schwarzarbeit ist ein deutliches Zeichen dafür, daß gravierende Fehlentwicklungen im Land bestehen. Inzwischen sind die Steuer- und Abgabenbelastungen so groß, daß sich viele Privatleute (bei sinkender Kaufkraft) und Unternehmen gar keine regulären Aufträge leisten können. Dabei ist zu beachten, daß erst unser System mit seinen explodierenden Kapitalkosten dazu führte, daß die Abgaben in solch unrealistische Dimensionen gestiegen sind.

      Kommentar v. Günter Hannich
      Avatar
      schrieb am 15.12.02 12:57:47
      Beitrag Nr. 1.456 ()
      Neue Milliarden-Löcher in staatlichen Haushalten
      Bundesbank: Kein Aufschwung in Sicht. Institute senken Konjunktur-Prognosen abermals


      Berlin - Neue Steuerausfälle in Milliardenhöhe und mögliche Mehrausgaben für Zinsen gefährden den Bundeshaushalt 2003 ebenso wie die Finanzen von Ländern und Kommunen. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute korrigieren ihre Voraussagen zum Wirtschaftswachstum in 2003: Die Wachstumserwartungen liegen nur noch zwischen 0,7 und maximal 1,0 Prozent. Auch die Bundesbank rechnet nicht mehr mit einem Aufschwung in nächster Zeit.


      Nach Informationen der WELT am SONNTAG senkt jetzt auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) seine Wachstumsprognose für 2003 von 1,75 auf nur noch 1,0 Prozent. Am Montag wird auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) seine Wachstumsprognose absenken.


      Finanzminister Eichel hat dagegen für seine Haushaltsplanung 2003 noch ein Wachstum von 1,5 Prozent unterstellt. Jeder Prozentpunkt weniger Wachstum reduziert die Staatseinnahmen um bis zu fünf Milliarden Euro.


      „Die Beschlüsse aus den Koalitionsverhandlungen haben die Stimmung in der Wirtschaft maßgeblich verschlechtert", begründet der Konjunkturexperte des IW, Jörg Beifuß, die neuen Prognosen. Ob die Neuverschuldung 2003 unter der Maastrichter Drei-Prozent-Hürde liegen werde, sei nun „äußerst fraglich" , warnt sein Kollege vom IWH, Udo Ludwig.


      Vor allem die Lage der Kommunen nimmt immer dramatischere Züge an: „Wir haben die dramatischste Finanzsituation seit Gründung der Bundesrepublik", klagt Gerd Landsberg, Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Teilweise würden selbst Personalkosten der Städte und Gemeinden über Kredite finanziert: „Als private Unternehmen wären wir längst pleite."


      Auch die Bundesbank betrachtet die Entwicklung mit Sorge. Während das Kreditwachstum im Euro-Raum im laufenden Jahr knapp fünf Prozent beträgt, kam das Kreditwachstum - bereinigt um Wohnungsbaukredite - völlig zum Erliegen. „Diese Entwicklung signalisiert keinen Aufschwung für die nächste Zeit", sagt Bundesbank-Vorstandsmitglied Franz-Christoph Zeitler.


      Die CDU-Chefin Angela Merkel sagte zu den neuen Schätzungen, die Bundesregierung gehe einen „vollkommen falschen Weg: Immer mehr Steuern und immer weniger Wachstum."


      Neue Lasten drohen unterdessen auch bei Zinsen für Kredite am internationalen Kapitalmarkt: Rating-Agenturen schließen nicht mehr aus, Deutschland künftig die höchste Bonitätseinstufung AAA zu verwehren. „Die Auswirkungen für Deutschland wären sehr, sehr negativ", sagt Dresdner- Bank-Chefvolkswirt Michael Heise. Nach Schätzungen der Deutschen Bank dürfte der Schuldendienst damit um rund eine Milliarde Euro jährlich teurer werden.

      cos/rgr/ur


      .....................


      Alles wird gut !



      :D :D :D :D


      H_S:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 20:11:25
      Beitrag Nr. 1.457 ()
      13. Dezember 2002 Grundtendenz abwärts - Baisse!

      Die Richtung des Aktienmarktes zeigt weiter nach Süden. Heute zeigte der Verbrauchervertrauens-Index der Uni Michigan die Marke 87. (84,6VM) Am 16. Dezember 2002 kommt ein wichtiges Fibo-Datum an. 55 Tage seit 21.10.02 und 144 Tage seit 24.7.02 Achten Sie weiter auf GOLD, der Ausbruch wurde heute über die Marke 328 hinaus, wie angekündigt vollzogen. Nächstes Ziel 353. Südafrikanische Goldminen sind zu empfehlen: GOLD FIELDS, HARMONY GOLD, DURBAN ROODEPORT DEEP, AFRIKAANDER LEASE, RANDGOLD Resources, etc.

      Das Jahr 2003 wird geprägt von Krieg, Kapitalvernichtung, Arbeitslosigkeit und Pleiten in einem nie gekannten Ausmaß. 2003 wird ein “Chaos-Jahr”!

      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/chart_special.ht…
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 20:46:05
      Beitrag Nr. 1.458 ()
      Eine Liste

      von Geov Parrish
      Working for Change / ZNet 09.12.2002


      Ich bestehe darauf: Ich will umfassende Rechenschaft über jede einzelne Waffe in diesem Land - und dabei meine ich nicht den Irak. Der Irak ist mir sowas von schnurz. Der Irak liegt am andern Ende der Welt; für Amerika geht von seinem Territorium keine Gefahr aus. Zudem liegt die irakische Ökonomie darnieder, und der Irak wurde viel effektiver ent-rüstet als jedes andere Land in der Geschichte der Welt. Jeder Schritt, der dort getan wird, wird exakt registriert von unzähligen ausländischen Geheimdiensten bzw. Staaten. Und der Irak weiß das auch ganz genau. Jeder Schritt in Richtung Bedrohung eines andern Landes wäre für ihn instant-suizidal. Uns Amerikanern droht Gefahr von diversen Seiten. Der Irak ist keine dieser Seiten. Von all den Diktatoren, die Amerika ‘ausgebildet’ hat u. die zur Plage des Planeten mutiert sind, ist er (Saddam Hussein) unser kleinstes Problem.

      Was ich will, ist eine Liste unserer Waffen.

      Schließlich zahlen wir dafür - und zahlen und zahlen und zahlen. John W. Snow, Präsident von CSX (US-Frachtkonzern) u. gestern gerade erst zum neuen US-Finanzminister ernannt worden (anstelle von Paul O’Neill (Ex-Chef von Aluminium-Alcoan), der über seine lose Zunge gestolpert ist), war Mitte der 90ger sehr kompromisslos, als es um einen ausgeglichenen Staatshaushalt ging (klasse - hat uns grade noch gefehlt: ein weiterer konzern-amerikanischer Titan bzw. Ford-Regierungs-Veteran in Dabbeljus Kabinett!). Jedenfalls bin ich gespannt, was der frischgebackene Finanzminister Snow zu unserm riesigen klaffenden (Finanz-)Loch zu sagen hat, das sein neuer Boss genau da aufgerissen hat, wo noch vor 18 Monaten ein schöner fetter Staatshaushaltsüberschuss glänzte. Dieses Geld - Ihr Geld und mein Geld - wurde fast ausschließlich in Waffen investiert bzw. für deren Anwendung bereitgestellt. Und genau darüber will ich jetzt Auskunft.

      Die USA haben bewiesen, sie sind nicht nur eine Gefahr für ihre direkten Nachbarn sondern auch für andere Länder überall auf der Erde - siehe Irak, siehe Afghanistan, Kosovo, Serbien, Pakistan, Sudan, Haiti, Somalia, Bosnien, Panama, Libyen und Grenada. All diese Länder sind von den USA im Laufe der letzten 20 Jahre bombardiert bzw. malträtiert worden. Und ist es nicht die US-Außenpolitik, die sich mittlerweile offiziell ‘das Recht vorbehält’, weltweit überall u. zu jedem Zeitpunkt mit militärischen Mitteln loszuschlagen - Gründe sind egal u. auch, ob irgendwelche Verbündete oder internationale Institutionen mitmachen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt toben in der Welt ungefähr fünf dutzend Kriege gleichzeitig. In praktisch jedem dieser Konflikte versorgen die USA mindestens eine Partei mit Waffen. Amerika besitzt das älteste u. gleichzeitig umfangreichste Atomwaffenprogramm der Welt. Niemand außer den USA hat es bisher gewagt, diese Waffen gegen eine Zivilbevölkerung einzusetzen: das bleibt die stolze Leistung von Hiroshima u. Nagasaki. US-Waffen sind mittlerweile überall auf der Welt im Schwange - vom geistes- kranken Massenmörder, über die Dschungel-Guerilla bis hin zur kleptokratischen Diktatur. Und es ist die US-Regierung - bzw. deren Botschaften u. Konsulate rund um den Globus - die a priori finanziell dafür gradesteh’n: sie finanzieren die Vermarktung dieser Waffen, geben Kreditzusicherungen, finanzieren den Handel u. wickeln anschließend auch noch den Deal ab. Die USA trainieren u. finanzieren Geheimdienste u. Geheimpolizei-Einheiten rund um den Globus - auch in etlichen Ländern, in denen staatliche Folter u. staatlicher Mord an der Tagesordnung sind. Und wir zahlen brav die Zeche. Also endlich her mit der Liste!

      Ich will sie in drei Wochen haben.

      Ich will Auskunft über jede einzelne Waffe, über jede einzelne potentielle Waffe, in den Händen unserer US-Regierung. Nein, nicht nur die Waffen des Pentagon interessieren mich oder die des Verteidigungsministeriums. Ich will Auskunft über jede einzelne Behörde bis hinunter zum Staatlichen Münzamt bzw. zur Kongress-Bibliothek. Und wenn es nur die Hilfsarchivarin aus der Medizin- Abteilung der Bibliothek ist, die ein CS-Spray im Handtäschchen bei sich trägt, weil sie Angst vor der dunklen Tiefgarage hat - man muss mich darüber informieren. Ich will genau Bescheid wissen - nicht nur über die Waffen in Regierungsbesitz; auch über die, die jede(r) einzelne Staatsangestellte potentiell in Besitz haben könnte, will ich eine genaue Liste erstellt haben. Über jede Feuerwaffe, die John Ashcroft besitzt, will ich informiert sein bzw. über die seiner Leute (ohnehin alles Fans der NRA*). Noch über den letzten C3-Sommerpraktikanten will ich Bescheid wissen. Das schließt natürlich getarnte Waffen wie Nagelfeilen oder Küchengewürze mit ein (durch geschickte Mischung verschiedendster Gewürze u. unter gezieltem Einsatz von Nasenspray kann deren Wirkung nämlich bis hin zu Augenrötungen führen!). Gebt mir die Liste - ich brauch’ eine lückenlose Liste. Und tippt sie gefälligst sauber ab - und bitteschön ohne Tippfehler.

      Aber damit bin ich längst noch nicht zufrieden. Denn nicht nur die Regierung Amerikas stellt eine Bedrohung der Welt dar sondern auch die Konzerne Amerikas. Zudem wird uns immer wieder bewiesen (fragen Sie Mr. Snow!), dass die US-Regierung im Grunde eine Drehtür (für Leute aus dem Konzernbusiness) ist - mit angeschlossenem Geschäftsbesprechungssaal. Sowieso alles die gleiche Bagage. Wenn Coca-Cola keine Invasionstruppe ist (und eine globale Bedrohung), wer dann! Also endlich her mit der Liste aller Waffen u. potentieller Waffen im Besitz der amerikanischen Geschäftswelt! Und ums ganz klar zu sagen, ich meine damit jede Firmenkörperschaft, die hier in den USA tätig ist, ganz gleich, ob ihre Eigentümer nun US-Bürger sind oder nicht. Ja, genau euch mein’ ich, Jungs von ‘Air Botswana’! Deren sämtliche Angestellte interessieren mich nämlich, Subunternehmen sowie sämtliche Angestellte dieser Subunternehmen (speziell die Coca-Cola Abfüllanlage in Ouagadougou). Schließlich kann man nie vorsichtig genug sein.

      Ich geb’ euch drei Wochen Zeit. Und wehe, es bleiben Fragen offen. Listet bittet alles in alphabetischer Reihenfolge auf, und selbstverständlich benötige ich einen Index.

      Dass ihr nicht kooperieren werdet, ist mir völlig klar. Einiges, was auf meiner Anfragen-Liste steht, wird sicher ungeklärt bleiben. Das Pentagon z.B. ‘verliert’ ständig Milliarden Dollar an Steuergeldern u. weiß einfach nicht, wo die hingekommen sind. Aber diesmal bestehe ich darauf: ich will Auskunft über jede einzelne Aktenklammer (schließlich kann man damit ja jmd. das Auge ausschießen). Die Aktenklammern des Pentagon kosten $90 das Stück, die können sicher mehr als nur Papier zusammenheften (obwohl’s unter Atomkriegsbedingungen natürlich heiß her geht u. die das aushalten müssen). (Ich bestehe auf der ganzen Liste), auch wenn’s mühsam wird. Auch etliche Konzerne werden wohl nicht voll kooperieren - und auf ihr Geschäftsgeheimnis pochen oder sonst irgendeine lahme Ausrede erfinden.

      Wiesel.

      Auch die muss man natürlich einer Inspektion unterziehen - ganz klar. Unangekündigte Besuche (am Waldhain), am besten mit ein oder zwei Kampfbataillonen in Reserve. Und falls sie sich sträuben sollten, werden wir das im Sinne einer chronisch nichtkooperativen Verweigerungshaltung werten. Hab’ ich übrigens schon erwähnt, dass ich mir das Recht vorbehalte, jede beliebige Maschine am Himmel von Kentucky abzuschießen? Bzw. am Himmel von Indiana oder Ohio bzw. am Himmel über bestimmten Gebieten von West Virginia? Bestimmt werden die auch daran noch was zu mäkeln haben. Aber was will man schon von Leuten erwarten, die derart machtfixiert sind, dass ihnen die Sicherheit ihres eigenen Volks schnurzegal ist. Diese Leute haben Amerika in ein Land verwandelt, das von Milliarden von Menschen weltweit aus tiefstem Herzen gehasst wird (u. unter diesen Menschen sind eben mit großer Sicherheit auch welche, die ebenso massen-selbstmörderisch veranlagt sind wie unsere eigenen machtbesessenen, mammon-verseuchten Taugenichtse an der Regierungsspitze). Wir sind es aber - Sie und ich - die das Risiko tragen. Wir sind es, die spazierengeh’n u. plötzlich fliegt uns ein Hotel um die Ohren. Oder wir arbeiten in einem dieser Bürotürme, und plötzlich stürzt er ein. Ja, wir sind die ‘Kollateralschäden’. Und das Ganze stellt man uns dann auch noch in Rechnung. Brav lassen wir uns alles auf die Steuerkarte setzen u. vom Lohn abzieh’n. Wir zahlen die Zeche für das Gemetzel - jetzt und später. Aber bei dem ganzen miesen Geschäft kann man uns doch wenigstens eins überlassen: die Liste.

      Drei Wochen.

      Anmerkung d. Übersetzerin

      *NRA (National Rifle Association) US-Vereinigung der Waffenfreunde mit Charlton Heston als Präsident
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 21:16:34
      Beitrag Nr. 1.459 ()
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 21:42:10
      Beitrag Nr. 1.460 ()
      Die Unternehmensgewinne werden sich 2003 nicht erholen ...

      von Martin Weiss

      Nach einer achtwöchigen Erholungsrally gingen Dow, Dax, Nasdaq und EuroStoxx die zweite Woche in Folge mit bisweilen herben Verlusten, vor allem bei den Autoaktien, aus dem Handel! US Unternehmen und Investoren kämpfen nunmehr schon seit drei Jahren mit einer schwierigen Wirtschaftslage und einem beinahe nervtötenden Bärenmarkt.

      Aber, die Frage ist und bleibt, wird sich dies 2003 ändern, zum Besseren hin? Um die Beantwortung der Frage vorweg zu nehmen: Nein!

      Denn, die jüngsten Daten zeigen klar auf, daß die Firmen sich auf ein noch schwieriger werdendes Umfeld mit einem noch "hartnäckigeren Gegner" einstellen müssen. Auf den Punkt gebracht, dieser "Gegner" heißt Deflation!

      Denn, schon im November diesen Jahres gingen die Produzentenpreise insgesamt um 0,4 % zurück, um 0,3 %, wenn man Energie und Nahrung aus der Berechnungsgrundlage herausnimmt. Was besonders auffällt ist aber, daß speziell bei Wirtschaftsgütern wie Autos, Computer oder Sportartikeln die Preise drastisch einbrechen.

      Und, zurückgehende Preise zerstören die Möglichkeit, höhere Preise durchzusetzen, im Gegenteil, die Firmen haben einfach nicht mehr die Option, die Preise anzuheben. Und genau dies führt wiederum dazu, daß die operativen Gewinnmargen gleichfalls zurückgehen.

      Und, liebe Leserin, lieber Leser, erschwerend kommt noch hinzu, daß sich dies ebenfalls nicht positiv auf das Ausgabeverhalten der Verbraucher auswirkt!

      Denn, nachhaltig fallende Preise halten die Verbraucher eher von Käufen ab, immer mit der Hoffnung verbunden, das gleiche Wirtschaftsgut später noch billiger ergattern zu können. Zudem ist es so, daß die Lagerbestände ansteigen. Die Lagerbestände bei Produzenten, Groß- und Einzelhändlern waren im Oktober um 0,2 % größer als im September 2002, auf dem höchsten Stand in diesem Jahr!

      Die Firmen haben schlichtweg Probleme, die bestehenden Bestände abzuverkaufen, und nun haben sie noch billigere Neuware im Bestand, was folglich dazu führen wird, daß bei den Altbeständen noch größere Preisabschläge und noch größere Margen- und Gewinnerosionen hingenommen werden müssen.

      Liebe Leserin, Liebe Leser, als Fazit bleibt insofern festzuhalten: Trotz der bullischen Kommentare der Wall Street Brokerhäuser werden sich auch in 2003 die Unternehmensgewinne nicht signifikant erholen. Sprich, der breite Aktienmarkt hat sehr, sehr wenig Luft für einen anhaltenden Kursanstieg!!!

      Apropos Anstieg, in der vergangenen Woche überwand der Goldpreis die 330 $ pro Unze Schallmauer. Und, dieser Aufwärtstrend, einhergehend mit einem anziehenden Euro im Verhältnis zum US Dollar, dürfte auch im nächsten Jahr intakt bleiben.

      Denn, es gibt viele Gründe, die klar für das Edelmetall sprechen. Unter anderem sehen japanische Investoren vor dem Hintergrund der dramatischen Probleme Nippons Gold als letzte sichere Anlage. Des weiteren steigt die Nachfrage aus dem Nahen und Mittleren Osten vor dem potentiellen Irak-Krieg ebenfalls an. Zudem wird in bälde in China eine eigene Goldbörse die Pforten für Investoren öffnen.

      Und, liebe Leserin, lieber Leser, für Sie heißt dies, daß es noch nicht zu spät ist, auf den "Goldzug" aufzuspringen!

      ________________________________________


      Ein spannender Kampf

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die letzte Woche sah einen deutlichen Anstieg beim Gold ... und neue Tiefs beim Dollar.

      Warum steigt der Goldpreis so stark? Tja, das ist sehr interessant. Fed-Gouverneur Ben Bernanke hat der Welt angekündigt, dass die Fed den Willen und die Kraft hat, den Dollar zu zerstören (wir berichteten darüber). Das ist so, als ob er in eine Wildwest-Bar gegangen wäre und dort gesagt hätte, dass er jeden im Raum im Kampf besiegen könnte. Ist es da verwunderlich, dass der Markt gegen ihn antreten will?

      Lassen Sie uns ein paar Drinks nehmen und sehen, was als Nächstes passieren wird:

      Alle Zentralbanker der Welt scharen sich sofort um die beiden, um den Kampf zwischen Bernanke und dem Markt zu verfolgen. Die Zentralbanker setzen ihr Geld auf Bernanke und die Fed. Sie glauben, dass diese die Deflation besiegen werden. Allerdings hat es ihr Kollege Mieno in Tokio nicht geschafft, was sie einräumen ... aber die Japaner können einfach nicht hart austeilen; jeder weiß das.

      "Es ist ganz einfach", so Milton Friedman vom anderen Ende der Bar, "man muss nur Geld drucken."

      Nun ... ja. Genau so, wie man einen kalten Winter vermeiden kann, wenn man sich im Oktober in den Kopf schießt. Jeder weiß dass das stimmt, aber wer wird schon abdrücken?

      Wenn ich die Wahl zwischen einer milden Deflation und dem Risiko einer Hyperinflation hätte ... dann würde ich sagen, dass ein bisschen Deflation gar nicht so schlecht ist. "Vielleicht sind die Japaner doch nicht so dumm", sagt eine ruhige Stimme in der Ecke.

      "Nein, das sind doch nur Dummköpfe", schreit Paul Krugman, prominenter Ökonom für die New York Times, zurück. "Die Japaner müssen den Schuldnern versprechen, dass es in der Zukunft Inflation geben wird!"

      Bernanke, der vielleicht mehr Mut als Verstand hat, hat es den Amerikanern klar gemacht, dass es nicht sein Fehler sein wird, wenn das Preisniveau in der Zukunft nicht stabil bleiben wird. Er kann Deflation jederzeit bekämpfen. Und was ist mit der Inflation? Nun, er meint, dass ein bisschen Inflation gut ist ... und dass er Inflation kontrollieren kann. Ich würde sagen, Bernanke hat dem Markt den Fehdehandschuh hingeworfen. Und der Markt hat ihn aufgehoben. Der Raum wird plötzlich sehr still ...

      ________________________________-




      Montag, 16. Dezember 2002

      Regression zum Mittelwert

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die Kleinaktionäre ziehen sich vom Aktienmarkt zurück – daran kann auch die jüngste Rallye nur wenig ändern. Dieses Jahr wird das dritte Jahr in Folge sein, in dem die Aktienkurse gefallen sind (außer es passiert noch etwas Dramatisches vor dem Jahresende). Die Leute haben es zunehmend satt. In den USA sind dieses Jahr 350 Fonds geschlossen worden.

      Die Analysten haben dies – natürlich – nicht vorausgesehen. Fast alle von ihnen haben zu Jahresbeginn prognostiziert, dass der Dow Jones am Jahresende höher stehen würde. Ed Yardeni zum Beispiel nannte am Jahresanfang ein Kursziel von 1.260 Zählern für den S&P 500. Dieses Kursziel hat er im Jahresverlauf viermal reduziert ... und jetzt liegt seine Prognose bei 900 Punkten, ungefähr dem aktuellen Niveau.

      Aber was ist das? Der Templeton Dragon Fonds von Mark Mobius hat dieses Jahr um 17,5 % zugelegt. Was ist der Grund? Nun, dieser Fonds investiert hauptsächlich in chinesischen Aktien.

      Auch ich kann die Zeitungen von Morgen nicht schon heute lesen. Deshalb weiß ich nicht, was die Börsen machen werden. Niemand WEISS das. Ich habe gelernt, mit Ignoranz leben. Und zwar so, wie Männer mit vollschlanken Frauen leben – glücklich und komfortabel.

      Alles, was ich weiß, ist, dass die Dinge das sind, was sie sind. Wenn sie anders sind, als sie eigentlich sind, dann stehen die Chancen gut, dass sie wieder das werden, was sie eigentlich sind – früher oder später. Ich warte deshalb darauf, dass alle Dinge zu ihrem Mittelwert (Sie können es auch "fairen Wert" nennen) zurückkommen – und ich werde selten enttäuscht. Schließlich sind außergewöhnliche Dinge per Definition ungewöhnlich, und wie Schneestürme im Spätfrühling und das Managen von Papierwährungen können sie nicht von Dauer sein.

      "Die Regression zum Mittelwert" ist allerdings weder simpel noch zwangsläufig. Ich denke langfristig, um herauszufinden, was Dinge wirklich sind bzw. wo sie hingehören ... aber was ist "langfristig"? Langfristig sind wir alle tot, wie Keynes betont hat. Was ist mit Aktien? Wenn die Aktien langfristig zum "fairen Wert" tendieren, wo ist dieser Wert? Mein Freund Steve Sjuggerud ist dieser Frage nachgegangen, mit folgendem Ergebnis:

      "Die Aktienmärkte werden in fünf Jahren 41 % tiefer stehen als heute."

      Seine Begründung: "Weil auch ich nicht in die Zukunft sehen kann, kann ich nur davon ausgehen, dass die Märkte in fünf Jahren mit ihrem historischen Durchschnittswert bewertet sein werden. Natürlich können die Märkte in fünf Jahren deutlich höher oder tiefer stehen, als die empirischen Daten der Vergangenheit vorschlagen."

      "Ich habe die drei am öftesten getesteten Indikatoren benutzt: Das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs/Buchwert-Verhältnis und das Kurs/Umsatz-Verhältnis (KUV). Die historischen Durchschnittswerte dieser drei Indikatoren liegen bei 16, 2 und 1. (Ich bin hier etwas großzügig und vernachlässige die Nachkomma-Stellen)."

      "Meine Annahme beruht darauf, dass diese Bewertungen in fünf Jahren wieder erreicht sein werden. Ich habe zudem angenommen, dass die Umsätze, Gewinne und Buchwerte in den nächsten 5 Jahren um 6 % pro Jahr steigen werden, was wiederum ungefähr dem historischen Durchschnittswachstum pro Jahr entspricht. Das Ergebnis: Der S&P 500 wird in 5 Jahren bei 530 Punkten stehen – das sind 41 % weniger als der aktuelle Wert von rund 900."


      investorverlag
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 21:46:53
      Beitrag Nr. 1.461 ()
      "Animalische Instinkte" und die Wirtschaftslage

      von Andrew Kashdan

      Das "Bärenlager" ist in den letzten Wochen kleiner geworden, weil die Aktienkurse gestiegen sind und die Wirtschaftsindikatoren wieder etwas Leben gezeigt haben. Aber ich bin nicht dazu bereit, jetzt ins "Bullenlager" zu wechseln. Weniger schlechte volkswirtschaftliche Indikatoren sind nicht das selbe wie gute Wirtschaftszahlen. Und die Aktien des S&P 500 sind immer noch mit einem durchschnittlichen KGV von 49 (auf Basis der "Kernergebnisse" der 12 Monate bis 30.6.02) bewertet. Dies nimmt bereits eine sehr starke Wirtschaftserholung voraus.

      Ich denke, dass irgendjemand die überschwänglichen Investoren vor den signifikanten Risiken warnen sollte, so dass sie sich für eine neue Abwärtsrunde entsprechend positionieren können. Ein Kommentar in der Financial Times letzte Woche betonte, dass die Daten über den Immobilienmarkt, die Auftragseingänge und die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt eine extrem schwache Basis für steigende Aktienkurse seien. Ich muss diesem Artikel voll und ganz zustimmen.

      Vielleicht mit Ausnahme der Auftragseingänge sind dies völlig unzureichende Indikatoren zur Beschreibung der Gesundheit der Volkswirtschaft. Aber das würde man niemals aus den Kommentaren der Bullen-Analysten herauslesen, die ihre optimistischen Prognosen gerade auf diese meiner Ansicht nach wackligen Fundamenten begründen.

      Nehmen wir zum Beispiel Charles Wolf Junior, ein Ökonom bei gleich zwei Häusern, der sich im Wall Street Journal darüber beklagt, dass die Medien "schlechte Prognosen hervorheben". Wolf argumentiert, dass hingegen die Zeichen für eine Erholung der US-Wirtschaft zahlreich seien, ein Grund seien zum Beispiel "die Haushaltsdefizite der öffentlichen Hand, die sich auf 2–3 % des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) belaufen – hauptsächlich wegen erhöhter Ausgaben fürs Militär. Diese hätten einen stimulativen Effekt auf die Wirtschaft, ohne das Risiko einer Inflation." Ich habe keinen Zweifel daran, dass diese Defizite das BIP erhöhen werden, da Staatsausgaben per Definition das BIP erhöhen. Aber es sind immer noch die Unternehmensgewinne, die das Blut einer nachhaltigen Erholung am Aktienmarkt sind.

      Der Anstieg beim amerikanischen BIP – im dritten Quartal stieg es um satte 4 % auf Jahresbasis, nach 1,3 % im zweiten Quartal – hört sich zunächst ziemlich gut an. Bis man sich die Komponenten ansieht, und die Hinweise für Schwäche am Ende des Quartals bemerkt (besonders den Kollaps bei den Autoverkäufen). Und was ist mit den Gewinnen? Im dritten Quartal sind die Gewinne aus laufender Produktion um 14,1 Milliarden Dollar gefallen, nach einem Rückgang von 12,6 Milliarden Dollar im zweiten Quartal. Der Cash-Flow aus laufender Produktion – die internen Mittel, die für Investitionen bereitstehen – ist um 12,2 Milliarden Dollar zurückgegangen. Es ist normal für Gewinne und Investitionen – die beide der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum sind –, dass sie in einer Wirtschaftserholung erst mit einiger Verspätung reagieren. Deshalb ist der Rückgang der Gewinne für sich genommen noch kein Grund für Panik. Was allerdings Sorgen bereiten könnte, ist die Tatsache, dass die Gewinne länger gefallen sind, als fast alle US-Ökonomen prognostiziert haben. Das bedeutet, dass es meiner Ansicht nach erheblich zu früh ist, um von einer "gesunden Erholung" zu sprechen.

      Bedenken Sie bitte auch, dass die Gewinne in nominalen und nicht in realen (inflationsbereinigten) Dollar angegeben werden, das Wirtschaftswachstum jedoch in realer Größe. "Reale Größen sind für die spezifischen Einkommens-Seiten nicht zu ermitteln, weil es dafür keine entsprechenden Preisindizes gibt, wie auf der Produktionsseite den Produzentenpreisindex", so Kenneth Patrick vom US-Handelsministerium. Dennoch weiß ich, dass es Inflation immer noch gibt, und der Dollar deshalb seine Kaufkraft verliert. Deshalb sind Gewinn-Vergleiche mit nominalen Größen noch ernüchternder.

      Wenn die Gewinne fallen, dann ist es klar, woher der Anstieg beim BIP kommen muss – vom privaten Konsum. Von den 4 Prozentpunkten Wachstum kamen 2,9 % vom Zuwachs der privaten Konsumausgaben. Staatsausgaben fügten 0,58 Prozentpunkte zu. Die nächstgrößte Komponente kam vom Anstieg der Lagerbestände.

      Wenn der Konsum sich selbst ständig weiterverstärken könnte, wie viele Volkswirte (und Konsumenten!) glauben, dann wäre dies nicht schlimm. Aber leider leben wir in keiner Fantasie-Welt, sondern in einer Welt, in der man irgendwann einmal das Geld, das man ausgibt, auch verdienen muss. Egal, welchen Maßstab man nimmt – die amerikanischen Konsumenten haben es übertrieben. Das bedeutet nicht, dass sie ihren Konsum nicht noch weiterhin übertreiben können, aber die Risiken sind präsent. Solange die Gewinne und die Investitionen nicht wieder steigen, rechne ich mit fallenden Aktienkursen. Kursgewinne ohne steigende Unternehmensgewinne sind keine gute Kombination.

      Charles Wolf Junior beruft sich in seinem eben angesprochenen Artikel auf den "animalischen Instinkt der amerikanischen Manager" – was für ihn ein Grund für Optimismus ist. Diese Phrase vom "animalischen Instinkt" – ursprünglich ein Zitat von Keynes – wird oft von Leuten genutzt, denen die Gründe für einen Abschwung nicht klar sind und die denken, dass die Wirtschaft nur eine psychologische Stimulanz braucht.

      Währenddessen hat die Europäische Zentralbank (EZB) auch die Zinsen gesenkt, um 50 Basispunkte. Die EZB scheint die 12 Zinssenkungen in den USA zu bewundern. Aber vielleicht liegt sie genauso falsch wie die Fed – schließlich hat auch Europa mit den Folgen einer geplatzten Spekulationsblase zu kämpfen.

      Hätte die EZB die Leitzinsen lieber nicht senken sollen? Ich weiss es nicht. Sicher ist ihr erstes Ziel, die Inflation davon abzuhalten, über 2 % pro Jahr zu steigen. Gleichzeitig soll die Inflation davon abgehalten werden, auf 0 % zu fallen, und theoretisch haben die europäischen Zentralbanker ihren Job relativ gut gemacht: Die Inflationsrate in Euroland lag im Oktober bei 2,2 %, im Juni waren es noch 1,8 %.

      Den europäischen Politikern würde es ebenso wie ihren amerikanischen Kollegen sehr gefallen, wenn die EZB ihre Probleme mit einem Knopfdruck lösen könnte; deshalb auch die weitverbreitete Kritik an der Inaktivität der Zentralbank. Aber Fakt ist, dass es keinen Leitzins gibt, der für alle EU-Mitgliedsstaaten perfekt wäre. Die Lage ist in Deutschland anders als in Irland. Die Flexibilität der Fiskalpolitik der EU-Mitgliedsstaaten wird durch den Stabilitätspakt eingeschränkt – so sinnvoll dieser auch ist, er verhindert "deficit spending" in einer konjunkturellen Krisensituation.

      Joachim Fels und Elga Barsch von Morgan Stanley glauben, dass es eine "dunkle Seite der EZB-Zinssenkung" geben könnte. Ihre Sorge ist, dass die EZB einen Vertrauensverlust erleiden würde, wenn die Inflation hartnäckig über der Marke von 2 % bleiben sollte und die Aktienmärkte wegen eines exzessiven Geldmengenwachstums wieder steigen würden. Zudem würde dann das unkluge Verhalten von Regierungen und Gewerkschaften nicht bestraft, was notwendige Reformen verhindern würde.

      Ist es möglich, dass eine Zinssenkung gar nicht so gut ist, wie sie eigentlich sein sollte? Ich bin mir da nicht sicher, aber Europa scheint Japan und den USA zu folgen, und wir werden es sicherlich herausfinden.
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 21:51:21
      Beitrag Nr. 1.462 ()
      Mr. Champion

      Nach der Baisse ist vor der Hausse!
      „Die Party soll man verlassen, wenn es am schönsten ist!“ - hätten wir uns dieses Sprichwort zu Herzen genommen, wäre uns einiger Ärger erspart geblieben. Denn „The first rule of investing is not to lose money. The second rule is not to forget the fist rule.“ - doch wir haben es vergessen! Nach dem Motto: „Wenn´s um Geld geht, gibt es nur ein Schlagwort: Mehr!!!“ hofften wir auf eine ewig dauernde Hausse, nach dem Motto „Only the sky is the limit!“ Doch seit März 2000 verließ uns das Glück. „Ein Mann kann zwischen mehreren Methoden wählen, sein Vermögen loszuwerden: Am schnellsten geht es am Roulette-Tisch, am angenehmsten mit schönen Frauen und am dümmsten an der Börse.“ Denn „Wer den Absprung nicht schafft, muß durchs Tal fahren“ - nur wann ist das „Tal der Tränen“ durchschritten? Seit nunmehr fast drei Jahren sind „vielleicht, hoffentlich, möglich, es könnte, nichtsdestoweniger, obwohl, zwar, ich glaube, wahrscheinlich, das scheint mir... die nützlichsten Wörter an der Börse. Wie oft haben wir gesagt „Ich kann nicht mehr aussteigen; mein Verlust ist schon zu groß!“ und gleich nochmal zu den günstigen Preisen in die gleiche Aktie investiert. Dagegen verstießen wir gegen zwei der wichtigsten Grundregeln der Börse „Never catch a falling knife“ und „Dopple niemals eine Verlustposition“ Schmerzhaft mussten wir lernen, dass „ein Kurs auch auf Null fallen kann“. Nun wissen wir „Kein Unternehmen kann so schwach sein, daß es durch ein gutes Management nicht wiederbelebt werden könnte. Kein Unternehmen kann so stark sein, daß es durch ein schwaches Management nicht zerstört werden könnte.“ Aber „Aus Schaden wird man klug!“
      „Jedes böse Erwachen setzt einen tiefen Schlaf voraus“ und wir haben lange geschlafen. Auch die Analysten mussten lernen: „Man kann entweder einige Investoren dauernd täuschen oder alle von ihnen für kurze Zeit hinters Licht führen, aber niemals alle immerfort verdummen“. Aber wenigstens saßen wir alle im gleichen Boot, denn „Wer die gleichen Aktien kauft wie alle anderen, hat auch die gleiche Performance“.
      „Kaufe, wenn es mehr Aktien als Idioten an der Börse gibt und verkaufe, wenn es mehr Idioten als Aktien an der Börse hat“, denn „Wenn die Nacht am schwärzesten , ist der Morgen am nächsten!“

      Wer auf die alten Weisheiten und Börsengurus hört, liegt immer richtig. Insofern danken wir Warren Buffett, André Kostolany, Jesse Livermore, Graf Wallenberg, John Templeton oder Abraham Lincoln für alles was wir von ihnen lernen konnten. Hätten Sie uns doch nur genauer gesagt, wann welche Regel gilt...

      boerse.de
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 22:06:55
      Beitrag Nr. 1.463 ()
      Jetzt spinnen sie total

      Dümmer und widerwärtiger als das Vorhaben der Zinsabgeltungssteuer ist nur noch die öffentliche Zustimmung, den dieser Vorschlag innerhalb einer degenerierten Gesellschaft erhält. Die Gründerväter dieser Republik sind einmal mit dem Ansatz der Gerechtigkeit angetreten, jeden nach seiner Leistungsfähigkeit zu besteuern und deshalb auch diejenigen, die überproportional verdienen, deutlich stärker heranzuziehen als diejenigen, die wenig verdienen. Das ist der Hintergrund des progressiven Steuertarifs.

      Dass es nun eine Regierung schafft, in nur wenigen Jahren all das über den Haufen zu werfen, und dafür auch noch Beifall von der Opposition bekommt, treibt mir Tränen der Wut und Hoffnungslosigkeit in die Augen. Zukünftig werden also nur noch Arbeitseinkommen der vollen Progression unterworfen, die Eigner des Produktivkapitals zahlen ja schon seit diesem Jahr nur noch die halbe Steuer, und nun werden auch noch die Rentiers mit 25 Prozent pauschal wegkommen, wohingegen die Krankenschwester mit Nachtdienst weiterhin deutlich mehr zahlt.

      Die Umverteilung von unten nach oben geht also unvermindert weiter. Die Arbeitnehmer werden nun nicht nur die Großaktionäre subventionieren, sondern auch noch die Eigner sämtlicher Zinspapiere. Wie so etwas allerdings das Budget sanieren soll, bleibt völlig zweifelhaft. Da wollte man zuerst den Reichen an den Beutel, doch anstatt ihn wenigstens anzuritzen, schüttet man ihn jetzt auch noch voll. Und lastet der Arbeit immer mehr auf. Ganz abgesehen davon, dass man so ganz nebenbei Kriminalität legalisiert und auf den Rücktransfer hinterzogener Gelder wartet wie ein kleines Kind auf den Weihnachtsmann. So ruiniert man nicht nur die Staatsfinanzen, so ruiniert man eine gesamte Gesellschaft. Stünde der Vergleich mit Weimar nicht bereits im Raum, dann müsste man ihn spätestens jetzt machen.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 16.12.02 22:58:23
      Beitrag Nr. 1.464 ()
      Krisengewinnler


      Wirtschaft Flop — Aldi Top

      Lebensmitteldiscounter wie Aldi wachsen zurzeit zweistellig. Und wildern weiter beim traditionellen Einzelhandel.
      Von Stefan Weber






      (SZ vom 17.12.20) — Die Bemerkung kommt einer Kampfansage an den gesamten Lebensmitteleinzelhandel gleich: Im nächsten Jahr, so teilte Hartmuth
      Wiesemann, Verwaltungsratsmitglied der Aldi-Nord-Gruppe, eher beiläufig mit, werde sein Unternehmen einen speziellen Typ von Scannerkassen einführen.

      Diese seien in der Lage, Obst und Gemüse zu wiegen. Mit der neuen Technik öffnet sich für Aldi ein weiteres Betätigungsfeld: der Verkauf von nicht abgepackter Ware.

      Supermärkte, SB-Warenhäuser und andere Verkäufer werden dies schmerzlich zu spüren bekommen. Ebenso wie der etablierte Textil- oder Elektronikhandel schon seit längerem merkt, dass Aldi nicht mehr nur Lebensmittel verkauft.

      Die Fachzeitschrift TextilWirtschaft führt den Discounter bereits auf Platz sieben der umsatzstärksten Verkäufer von Textilien und Bekleidung, und im deutschen PC-Handel gehört Aldi zu den führenden fünf Adressen.

      Briefmarkenalben und Teleskope

      Wie Aldi wildern auch andere preisaggressive Filialisten immer stärker in einstmals fremden Revieren. So verkauft Lidl derzeit unter anderem Briefmarkenalben und Teleskope, und bei der Tengelmann-Tochter Plus waren vor kurzem sogar Wohnwagen und Fertighäuser zu haben. Die Resonanz, so heißt es, sei sehr gut gewesen.

      Bei der Sortimentsgestaltung seien der Phantasie auch in Zukunft keine Grenzen gesetzt, meint Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub. Warum, so fragt er, sollten eines Tages nicht auch Finanzprodukte auf diesem Weg abzusetzen sein?

      Immer größere Märkte

      Es ist schick geworden, nicht nur den Lebensmittel-Einkauf bei Discountern zu erledigen. Während der gesamte Einzelhandel in diesem Jahr voraussichtlich verzeichneten die Discounter im ersten Halbjahr 2002 ein Umsatzplus von gut zehn Prozent. Ihr Marktanteil im Lebensmittelhandel beträgt inzwischen knapp 35 Prozent – gegenüber 24,8 Prozent vor zehn Jahren, wie das EHI-EuroHandelsinstitut errechnet hat.

      Verloren haben im gleichen Zeitraum vor allem Supermärkte sowie klassische Tante-Emma-Läden. Auch gemessen an der Verkaufsfläche sind die 13400 Discounter seit kurzem die Nummer eins unter allen Vertriebsformen im Lebensmittelhandel. Denn die neu eröffneten Märkte werden immer größer. Seit 1992 hat sich die durchschnittliche Verkaufsfläche um knapp 50 Prozent auf 580 Quadratmeter erhöht.

      Nach Einschätzung von Tengelmann-Chef Haub geht es den Discountern vor allem deshalb gut, weil es der Wirtschaft schlecht geht. Er ist überzeugt, dass Plus und seinen Mitbewerbern noch viele gute Jahre bevorstehen, weil ein Konjunktur-nominal erneut 2,5 Prozent weniger umsetzt, klingeln die Kassen von Aldi, Lidl und Co.

      Nach einer Statistik der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) Aufschwung nicht in Sicht ist. Die Sorge um den Arbeitsplatz und die Furcht vor höheren Steuern und Abgaben führen dazu, dass die Konsumenten beim Einkauf noch stärker auf den Preis achten. Statt teure Markenartikel zu kaufen, greifen sie öfter zu preiswerten No-Name-Artikeln. Deren Qualität ist oft nicht wesentlich schlechter.

      Ulrich Lehner, Vorsitzender der Geschäftsführung des Henkel-Konzerns, hat für das große Vertrauen, das die Verbraucher den Discountern entgegenbringen eine klare Begründung: „Die Kunden glauben, dass die Handelsmarken ohnehin alle von Markenartikel-Herstellern produziert werden.“

      Für sein Unternehmen weist er dies zurück. In anderen Fällen ist es jedoch kein Geheimnis, dass Markenartikler, wie beispielsweise der Gebäckhersteller Lambertz oder der Süßwarenanbieter Haribo (sogar unter eigenem Namen) für Discounter fertigen.

      Strenge Kostendisziplin

      Neben hohen Umsätzen sorgt auch die strenge Kostendisziplin der Discounter dafür, dass sich deren Ertragskraft zuletzt deutlich verbessert hat. Am besten verdient der Marktführer.

      Nach Schätzung der Lebensmittel-Zeitung haben sich die Umsatzrenditen der beiden Aldi-Gruppen (die Nord-Gruppe betreibt bundesweit etwa 2300 Märkte; im Süden sind es 1500 Filialen) von vier Prozent im Jahr 2000 auf fünf bis 5,5 Prozent im vergangenen Jahr erhöht.

      2002 dürfte sich der Wert weiter in Richtung sechs Prozent bewegt haben. Zum Vergleich: Der Bundesverband des deutschen Lebensmitteleinzelhandels nennt für die Branche im Jahr 2001 eine Umsatzrendite von lediglich 0,5 Prozent.

      Der Erfolg des Marktführers Aldi, der knapp die Hälfte des Discounter-Umsatzes von rund 45 Milliarden Euro (2001) abwickelt, verschärft den Konkurrenzkampf der Billiganbieter untereinander. Vor wenigen Wochen war es der Branchenzweite Lidl, der den Marktführer wieder einmal mit Preis-Attacken reizte. Aldi hat diese Angriffe bisher immer mit weiteren Rotstift-Aktionen gekontert.

      Mit dieser Taktik hat die Gruppe schon einmal einen Mitbewerber die Lust genommen, mit Niedrigpreisen zu werben: Wal-Mart hat vor zwei Jahren klein beigegeben.
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 16:35:40
      Beitrag Nr. 1.465 ()
      16.12.02 Kassen-Mitarbeiter sollen auf Urlaubsgeld verzichten

      Es sollten nur noch 13 statt bisher knapp bis zu 14 Monatsgehälter ausgezahlt werden

      Berlin - Der Präsident des Bundesversicherungsamtes hat die Ersatzkassen aufgefordert bei den Personalkosten zu sparen und den rund 50.000 Beschäftigten das Urlaubsgeld zu streichen. Der Präsident des Amtes, Rainer Daubenbüchel, sagte der „Bild am Sonntag“, es sollten nur noch 13 statt bisher knapp bis zu 14 Monatsgehälter ausgezahlt werden. Die Kassen seien nach dem Beitragssicherungsgesetz gezwungen, wirtschaftlich zu handeln und jede Sparmöglichkeit auszunutzen. Das müsse auch für das Personal gelten. „Wir werden auf die Ersatzkassen einwirken, die Tarifverträge zu kündigen“, fügte Daubenbüchel hinzu. ... (Welt, 16.12.02)

      Kommentar: An der Meldung wird deutlich, wie der Druck auf die Löhne immer weiter zunimmt. Entgegen allen Tarifforderungen der Gewerkschaften wird es nun in der Summe zu einer drastischen Absenkung der Arbeitseinkommen kommen. Der Hintergrund sind die explodierenden Kapitalkosten, die anders als durch Absenkung des Volkseinkommens gar nicht mehr finanzierbar sind. Die Folgen sind jedoch verheerend: Wenn das breite Einkommen sinkt, geht auch die Kaufkraft und infolgedessen der Umsatz der Unternehmen zurück, die dann noch mehr Löhne senken und Personal abbauen müssen...
      ______________________________

      Institute sehen Aufschwung nun frühestens im Sommer

      Zwei weitere Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum deutlich nach unten korrigiert und erwarten frühestens für nächsten Sommer einen moderaten Aufschwung. Damit haben die meisten der sechs führenden Institute ihr gemeinsames, weniger als zwei Monate altes Gutachten revidiert.

      Reuters BERLIN. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) sagten am Montag für 2003 ein Wachstum von 1,1 % voraus, für 2002 nur 0,2 %. Andere Institute hatten ihre Prognosen vorige Woche zum Teil noch stärker korrigiert. Im gemeinsamen Gutachten war von 1,4 % für 2003 und 0,4 % für 2002 die Rede. Die Bundesregierung rechnet mit 1,5 % für 2003.

      Das IWH erwartet frühestens für die zweite Jahreshälfte eine Wende, und dieser „moderate Aufschwung“ könne sich dann 2004 fortsetzen. Als Grund für die negative Korrektur nannte das IWH fehlende Impulse der Binnenwirtschaft. „Die Signale für die deutsche Wirtschaft stehen vorerst auf Stagnation“, erklärte das IWH. Die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtere sich weiter, da die Hartz-Vorschläge keinen nachhaltigen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit leisteten und grundlegende Reformen ausblieben. Eine akute Deflationsgefahr bestehe nicht; dem wirke auch die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) entgegen.

      Nach Einschätzung des RWI erhält die Konjunktur ihre Anregungen im kommenden Jahr vor allem aus dem Ausland. Die gesamtwirtschaftliche Produktion werde sich zunächst nur zögerlich beleben und erst in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewinnen. Die Konsumausgaben stiegen kaum, da die Arbeitnehmer mehr Steuern und Abgaben zu zahlen hätten, so die Forscher. Das RWI rechnet damit, dass Deutschland mit 2,8 % des BIP im nächsten Jahr die EU-Defizitgrenze wieder unterschreitet. ... (Handelsblatt.com, 16.12.02)

      Kommentar: Es ist schon interessant, wie die “Experten” immer wieder den nüächsten “Aufschwung” prophezeien, der dann genausowenig kommt, wie der letzte vorhergesagte. Warum soll es überhaupt noch einen “Aufschwung” geben? Wie soll das gehen, wenn die Wirtschaft hoffnungslos überschuldet ist, wenn die Leute immer weniger Kaufkraft haben? Leider wird mit solchen Meldungen Zweckoptimismus gestreut, der die Hoffnung bei der Masse am Leben erhält. Besser werden kann es allerdings erst, wenn auch der allerletzte erkennt, daß unser System hoffnungslos zum Zusammenbruch führen muß.

      ______________________________





      Finanznachrichten:

      Finanznachrichten-Archiv:
      1999 1-3/00 4-5/00 6/00 7/00 8/00 9/00 10/00 11/00 12/00
      01/01 2-3/01 4-7/01 8-10/01 11/01-01/02 3-4/02 -21.5.02 -6.02 -16.8.02 8-10/02 11/02 -3.12.02

      Entwicklung/Hintergrundinfos

      Schuhputzer muss ein ungemein einträglicher Beruf sein. Die Anfänge solcher Karrieren kennen wir aus den Biografien deramerikanischen Tycoons. Das zweite Kapitel verblüfft mit derEinleitung: "Als ich dann meine erste Million hatte ..." (Welt, 2.1.)

      16.12.02 Kassen-Mitarbeiter sollen auf Urlaubsgeld verzichten

      Es sollten nur noch 13 statt bisher knapp bis zu 14 Monatsgehälter ausgezahlt werden

      Berlin - Der Präsident des Bundesversicherungsamtes hat die Ersatzkassen aufgefordert bei den Personalkosten zu sparen und den rund 50.000 Beschäftigten das Urlaubsgeld zu streichen. Der Präsident des Amtes, Rainer Daubenbüchel, sagte der „Bild am Sonntag“, es sollten nur noch 13 statt bisher knapp bis zu 14 Monatsgehälter ausgezahlt werden. Die Kassen seien nach dem Beitragssicherungsgesetz gezwungen, wirtschaftlich zu handeln und jede Sparmöglichkeit auszunutzen. Das müsse auch für das Personal gelten. „Wir werden auf die Ersatzkassen einwirken, die Tarifverträge zu kündigen“, fügte Daubenbüchel hinzu. ... (Welt, 16.12.02) Kommentar: An der Meldung wird deutlich, wie der Druck auf die Löhne immer weiter zunimmt. Entgegen allen Tarifforderungen der Gewerkschaften wird es nun in der Summe zu einer drastischen Absenkung der Arbeitseinkommen kommen. Der Hintergrund sind die explodierenden Kapitalkosten, die anders als durch Absenkung des Volkseinkommens gar nicht mehr finanzierbar sind. Die Folgen sind jedoch verheerend: Wenn das breite Einkommen sinkt, geht auch die Kaufkraft und infolgedessen der Umsatz der Unternehmen zurück, die dann noch mehr Löhne senken und Personal abbauen müssen...

      Institute sehen Aufschwung nun frühestens im Sommer

      Zwei weitere Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum deutlich nach unten korrigiert und erwarten frühestens für nächsten Sommer einen moderaten Aufschwung. Damit haben die meisten der sechs führenden Institute ihr gemeinsames, weniger als zwei Monate altes Gutachten revidiert.

      Reuters BERLIN. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) sagten am Montag für 2003 ein Wachstum von 1,1 % voraus, für 2002 nur 0,2 %. Andere Institute hatten ihre Prognosen vorige Woche zum Teil noch stärker korrigiert. Im gemeinsamen Gutachten war von 1,4 % für 2003 und 0,4 % für 2002 die Rede. Die Bundesregierung rechnet mit 1,5 % für 2003.

      Das IWH erwartet frühestens für die zweite Jahreshälfte eine Wende, und dieser „moderate Aufschwung“ könne sich dann 2004 fortsetzen. Als Grund für die negative Korrektur nannte das IWH fehlende Impulse der Binnenwirtschaft. „Die Signale für die deutsche Wirtschaft stehen vorerst auf Stagnation“, erklärte das IWH. Die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtere sich weiter, da die Hartz-Vorschläge keinen nachhaltigen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit leisteten und grundlegende Reformen ausblieben. Eine akute Deflationsgefahr bestehe nicht; dem wirke auch die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) entgegen.

      Nach Einschätzung des RWI erhält die Konjunktur ihre Anregungen im kommenden Jahr vor allem aus dem Ausland. Die gesamtwirtschaftliche Produktion werde sich zunächst nur zögerlich beleben und erst in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewinnen. Die Konsumausgaben stiegen kaum, da die Arbeitnehmer mehr Steuern und Abgaben zu zahlen hätten, so die Forscher. Das RWI rechnet damit, dass Deutschland mit 2,8 % des BIP im nächsten Jahr die EU-Defizitgrenze wieder unterschreitet. ... (Handelsblatt.com, 16.12.02) Kommentar: Es ist schon interessant, wie die “Experten” immer wieder den nüächsten “Aufschwung” prophezeien, der dann genausowenig kommt, wie der letzte vorhergesagte. Warum soll es überhaupt noch einen “Aufschwung” geben? Wie soll das gehen, wenn die Wirtschaft hoffnungslos überschuldet ist, wenn die Leute immer weniger Kaufkraft haben? Leider wird mit solchen Meldungen Zweckoptimismus gestreut, der die Hoffnung bei der Masse am Leben erhält. Besser werden kann es allerdings erst, wenn auch der allerletzte erkennt, daß unser System hoffnungslos zum Zusammenbruch führen muß.
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      Eichel: Debatte um Bonität ist aufgebauscht

      Eichel: „Ich kenne keine solche Ankündigung“


      Berlin - Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat die Debatte um eine mögliche Herabstufung der Bonität Deutschlands durch führende Rating-Agenturen als „aufgebauscht“ bezeichnet. „Ich kenne keine solche Ankündigung“, sagte Eichel. Vize-Regierungssprecher Hans Langguth betonte, die Bundesregierung erwarte keine negativen Auswirkungen der Diskussion. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte, die Experten würden „alsbald wieder anders über uns reden“. Die Debatte sei Ausdruck der gegenwärtigen Stimmungslage in Deutschland. Die Rating-Agenturen Standard & Poor`s (S&P) und Fitch schließen unter anderem wegen wachsender Staatsverschuldung auf längere Sicht nicht aus, dass Deutschland seine Spitzenbonität verliert. Dies würde die Kreditaufnahme an den Finanzmärkten für die Bundesregierung stark verteuern. Aktuell bestehe aber kein Anlass zum Handeln. Volkswirte werteten die Spekulationen über eine niedrigere Bonität als generellen Fingerzeig an die Wirtschaftspolitik der Regierung. Die Debatte sei „rein hypothetisch“. DW (Welt, 14.12.02)

      Kommentar: Schon allein die Diskussion darüber, daß einer der besten Schuldner weltweit, der deutsche Staat, in der Bonität abgestuft werden könnte, zeigt, wie kritisch sich unser System bereits entwickelt. Dabei muß im Zinseszinssystem zwangsläufig jeder Schuldner bankrott werden, weil sich die Kapitalkosten viel schneller vergrößern als die zur Bedienung nötigen Einkommen.

      Kommentare von Günter Hannich
      Geldgrash.de
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 17:46:48
      Beitrag Nr. 1.466 ()
      Flucht in Rohstoffe?

      Von Claus Vogt

      Der CRB-Commodity-Index ist gewissermaßen der Dow Jones der Warenterminmärkte. Er setzt sich zusammen aus 17 gleichgewichteten Komponenten: Weizen, Mais, Bohnen, Rinder, Schweine, Kaffee, Kakao, Zucker, Orangensaft, Gold, Silber, Platin, Rohöl, Heizöl, Erdgas, Kupfer und Baumwolle. In der durch zuerst hohe Inflationsraten und darauf folgend hohe Inflationserwartungen geprägten Zeit von etwa 1970 bis Ende der 1980er war dieser Index in aller Munde. Nachdem ab etwa 1980/81 eine ausgeprägte Phase rückläufiger Inflationsraten einsetzte (trotz hoher Inflationserwartungen), schwand nach und nach das breite Interesse an den Rohstoffen. In unserem Indikatoren-Arsenal spielt dieser Index nach wie vor eine wichtige Rolle und leistet uns gute Dienste bei der Einschätzung und Prognose der US-amerikanischen Notenbankpolitik.

      Seit Ende 1980 befindet sich der CRB-Index in einem langfristigen Abwärtstrend. Das letzte zyklische Tief im Oktober 2001 lag etwas über seinem Vorgänger von 1999 und leitete einen steilen Aufwärtstrend ein. Dieser führte bis an eine Abwärtstrendlinie, die im Bereich der Hochs des Jahres 2000 verläuft. Aus charttechnischer Sicht befindet sich dieser Index somit an einer langfristig sehr wichtigen Marke. Ein Anstieg über 235 Punkte würde mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Trendwende signalisieren, also den Beginn eines langfristigen Aufwärtstrends, der in diesem Bereich allgemein als Inflation bezeichnet wird. Kürzerfristige Charts sowie die Analyse einzelner Komponenten des Index sprechen für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung und somit für einen Ausbruch nach oben in den nächsten Monaten. Daraus ergeben sich selbstverständlich Chancen für Unternehmen, die von steigenden Rohstoffpreisen profitieren.

      Allerdings sehen wir die Bedeutung dieser Analyse als sehr viel weitreichender an, da sie auf inflationäre Gefahren hinweist. Zu diesem Szenario passen natürlich die in den USA seit Jahren deutlich wachsenden Geld- und Kreditmengen sowie die weltweit aus dem Ruder laufenden Staatshaushalte. Außerdem hat die US-Notenbank keinen Zweifel daran gelassen, vor keiner inflationären Maßnahme zurückzuschrecken, auch nicht vor von ihr als unkonventionell bezeichneten. Der politische Wille, die selbstverschuldeten Probleme per Inflation „zu lösen“, ist unzweifelhaft vorhanden. Es mehren sich die Zeichen einer erfolgreichen Umsetzung dieses Konzeptes. Die hohe Popularität, die das Deflationsszenario in den vergangenen Monaten erfahren hat, hat uns aus massenpsychologischer Sicht heraus zusätzlich für gegenläufige Anzeichen sensibilisiert. Vielleicht handelt es sich ja nur um ein inflationäres Zwischenspiel, dem eine Deflationswelle folgt. Oder wir steuern auf ein Szenario zu, in dem beide Tendenzen gleichzeitig, aber in verschiedenen Sektoren wirken. Beispielsweise könnten sich in Bereichen mit untragbar hoher Schuldenlast die deflationären Tendenzen durchsetzen. Aufgrund der herben Verluste, die die Aktienmärkte schon beschert haben und die den Immobilienmärkten vielleicht noch bevorstehen, könnte es zu einer Art Flucht in die relativ knappen realen Güter der Rohstoffmärkte kommen.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 17:55:53
      Beitrag Nr. 1.467 ()
      Vorschlag mit Folgen

      Die Diskussion über die korrekte Verbuchung von Aktienoptionen gibt es schon seit Jahren. Bislang ist es den Firmenchefs immer gelungen, Regeln durchzusetzen, die eine weitgehend Ergebnis schonende Erfassung ermöglichen. In Anbetracht der jüngsten Bilanzskandale zeichnet sich jetzt aber eine "fairere" Darstellung ab. Im folgenden Artikel stellen wir die geplanten Änderungen sowie die potenziellen Auswirkungen auf die Unternehmensergebnisse vor.

      Die Ausgabe von Optionen an Vorstände und Mitarbeiter war gerade in den Boomzeiten der Aktienmärkte beliebt. Für die Bezugsberechtigten war das - zumindest so lange die Aktienkurse stiegen - ein einträgliches Geschäft. Sie waren deshalb zu Zugeständnissen beim Gehalt bereit, was bei den Firmen zu geringeren Personalausgaben führte - ein guter Deal für beide Seiten.

      Bilanzexperten beklagten aber schon seit langem, dass die Nichterfassung der ausgegebenen Optionen in der Gewinn- und Verlustrechnung eine Verzerrung bei den Ergebnisausweisen darstellt. Die Kritik ist gerechtfertigt: Denn Firmen, die keine Bezugsrechte ausgeben, haben wegen der höheren Personalkosten grundsätzlich mit niedrigeren Gewinnmargen zu kämpfen.



      Die bisherige Praxis

      Unternehmen, die nach IAS bilanzieren, müssen Optionen derzeit überhaupt nicht erfolgswirksam erfassen. Nach US-GAAP gibt es zwei Möglichkeiten der Darstellung.

      Nahezu alle Unternehmen, die nach US-GAAP bilanzieren, nutzen die Ergebnis schonende Bilanzierungsvariante nach APB 25. Demnach müssen Optionen zu ihrem inneren Wert bei der Ausgabe bilanziert werden. Der innere Wert errechnet sich aus der Differenz zwischen dem Aktienkurs bei der Bezugsrechtsausgabe und dem Bezugspreis für die Option. Fast ausnahmslos liegt der Bezugspreis über dem Aktienkurs. Der innere Wert liegt damit genauso wie der zu verbuchende Aufwand bei Null.

      Die Alternativregelung (SFAS 123), die bislang kaum Anwendung findet, sieht die Erfassung der Optionen zu ihrem "Fair Value" vor. In den "Fair Value" fließt neben dem inneren Wert auch der Zeitwert (quasi die Chance, dass die Option zum Ausübungszeitpunkt einen inneren Wert hat) ein. Er liegt daher grundsätzlich über dem inneren Wert.

      Schonfrist abgelaufen

      Vor allem bei Firmen, die IAS anwenden, dürfte die "Schonfrist" bald vorbei sein. Das für die Bilanzierungsregeln zuständige International Accounting Standard Board (IASB) hat Anfang November einen Vorschlag vorgelegt, der vorsieht, dass IAS-Bilanzierer künftig weitgehend identisch mit SFAS 123 buchen.

      Die neue Regelung soll für Geschäftsjahre ab dem 01.01.2004 gelten und Optionsprogramme erfassen, die seit dem 07. November 2002 (der Vorlage des Vorschlags des IASB) aufgelegt wurden. Die in den Boomzeiten des Aktienmarkts aufgelegten Optionsprogramme werden damit nicht mehr erfasst.

      Die US-GAAP-Bilanzierer dürften von der härteren Gangart nicht verschont bleiben. Der für diese Rechnungslegung zuständige Ausschuss hat bislang schon die Bilanzierung nach SFAS 123 bevorzugt. Der Druck, APB 25 künftig nicht mehr zuzulassen, wird durch den Vorstoß des IASB erheblich steigen. Zudem gibt es Druck vom Aktienmarkt, dem unter anderem Amazon schon nachgegeben hat. Der Online-Händler will ab 2003 Aktienoptionen ergebniswirksam erfassen.

      Die Auswirkungen

      Werden die neuen Regeln wie geplant umgesetzt, wird das bei Unternehmen zu einer Ergebnisbelastung führen. Da die IAS-Bilanzierer derzeit nicht verpflichtet sind, Details zu Optionsplänen offen zu legen, lassen sich die Auswirkungen nur grob abschätzen. Zudem lässt sich nur schwer einschätzen, ob die Pflicht zur aufwandswirksamen Verbuchung die Firmen bei der Ausgabe von neuen Optionen bremst.

      Die Analysten der HypoVereinsbank schätzen für den DAX und den EuroStoxx ein Revisionsrisiko für die Unternehmensgewinne für 2004 von lediglich 3 bis 4 Prozent. Gerade in der Technologiebranche fallen die Abweichungen aber erheblich höher aus, weil dort die Ausgabe von Optionen weitaus ausgeprägter ist. So hätte Nokia laut HypoVereinsbank in 2001 bei Anwendung der vorgesehenen Neuregelung einen um 30 Prozent geringeren Gewinn je Aktie ausgewiesen, bei SAP wären es 15,7 Prozent weniger gewesen.

      Noch stärker sind die Auswirkungen bei einer erfolgswirksamen Verbuchung von Aktienoptionen in den USA. Nach Berechnungen von Merrill Lynch würden die Gewinne der S&P-500-Unternehmen in 2001 um 21 Prozent und in 2002 um 10 Prozent niedriger ausfallen. Für die im Index enthaltenen Technologietitel ergäbe sich gar ein Abschlag von 39 Prozent, für das laufende Jahr von unglaublichen 71 Prozent.

      Die Aktienkurse könnten durch diese dramatischen Auswirkungen auf die Ergebnisse zumindest in Einzelfällen unter Druck kommen. Zwar ändert sich am operativen Geschäft der Firmen nichts, zwei- oder dreimal so hohe KGVs dürften von den Anlegern aber kaum akzeptiert werden.


      © 17.12.2002 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 18:01:31
      Beitrag Nr. 1.468 ()
      Technische Analysten sind
      skeptisch: "Die Tiefs der Baisse
      liegen noch vor uns"


      Technische Analysten überwiegend skeptisch für 2003
      / Deutsche Telekom einer der Favoriten

      ham. FRANKFURT, 16. Dezember. Der Deutsche
      Aktienindex Dax wird im kommenden Jahr nach den
      Prognosen einiger technischer Analysten neue Tiefstände
      erreichen. "Die Tiefs der Baisse liegen noch vor uns", sagt
      Wieland Staud. Der technische Analyst von Staud Research
      schließt für 2003 nicht aus, daß der Dax "zumindest
      vorübergehend auch Niveaus erreicht, die mit einer 1
      beginnen". Klaus Tafferner von Concord Effekten formuliert
      etwas vorsichtiger, aber von der Tendenz her ähnlich: "Das
      Risiko auf mindestens einen Test der Jahrtausendtiefstände,
      vielleicht sogar ein Unterschreiten dieses Tiefs ist hoch."

      Die Marke von 2519 Punkten - das Tief des Jahres 2002 und
      in der Zone gelegen, in der sich der Dax in den Jahren 1994
      und 1995 überwiegend bewegte, ist für alle technischen
      Analysten eine wichtige Unterstützung. Bricht der Index
      nachhaltig durch diese Marke, ist ein weiterer deutlicher
      Abschlag für den Dax aus technischer Sicht nahezu
      ausgemacht. Holger Galuschke von der SEB Bank erwartet
      dann, daß der Dax im gesamten Jahr 2003 zwischen 2180
      und 2980 Punkten schwanken wird. Staud argumentiert vor
      allem mit der Stimmung unter den Anlegern, die für einen
      nachhaltigen Aufschwung bereits viel zu positiv sei.
      Tafferner macht seit Mai 2002 eine vierteilige
      Abwärtsbewegung aus (Teil 1 und 3 gehen abwärts, Teil 2
      und 4 etwas aufwärts), in der die nach der Theorie von Elliott
      noch notwendige fünfte Welle bislang fehlt, in welcher der
      Dax den Tiefstand der dritten Welle noch unterbietet. Für
      dieses Szenario nennt Tafferner ein Kursziel für den Dax
      von 2032 Punkten. Mögliche Zeitpunkte für den
      Abwärtsrutsch sind nach Tafferners Analyse entweder Mitte
      August/Anfang September 2003 oder schon der Februar.

      Niemals hat der Dax, den es zurückgerechnet bis 1959 gibt,
      stärker von einem Höchststand verloren als zwischen März
      2000 und Oktober 2001 (minus 69 Prozent). "Der einzige
      vergleichbare Kursrückgang waren die Verluste zur Zeit der
      Kuba-Krise", stellt Staud fest. Danach habe es immerhin
      zwanzig Jahre gedauert, bis der Dax sich aus seiner
      Seitwärtsbewegung befreit habe und 1982 zu einem
      immerhin fast zwanzig Jahre andauernden Aufschwung
      angesetzt habe. Angesichts des großen Vertrauensverlustes,
      den die Anleger erlitten haben, rechnet Staud zwar mit dem
      Erreichen des Tiefs der laufenden Baisse in 2003, aber auf
      Sicht der nächsten drei bis fünf Jahre "mit einer
      unerquicklichen Seitwärtsbewegung". "Pate stehen die
      siebziger Jahre."

      Doch nicht alle technischen Analysten sind dermaßen
      skeptisch. Holger Galuschke nennt lediglich die Marke von
      3266 Punkten als Hürde, die der Dax überspringen müßte,
      damit sich das technische Bild bessert. Als nächsten
      Widerstand nennt der technische Analyst der SEB Bank die
      obere Begrenzung des langfristigen Abwärtstrends, die
      derzeit bei 3700 Punkten verläuft. Sollte der Dax den
      Abwärtstrend überwinden können, hält Galuschke in 2003
      Niveaus für den Dax von immerhin 5350 Punkten für
      möglich. Tafferner nennt folgende Kursziele nach erfolgter
      Trendwende für den Dax in 2003: Sollte der Index zuvor die
      Marke von rund 2600 Punkten verteidigen, sind als
      Höchststand 4500 Punkte drin. Dreht der Dax erst unter
      2600 Punkten, prognostiziert Tafferner 3500 Punkte als
      Höchststand für 2003. Staud hält mehr als das Erreichen des
      gebrochenen Aufwärtstrends bei rund 4200 Punkten für
      extrem unwahrscheinlich.

      In besonders schwacher technischer Verfassung sind für
      Staud zum Jahreswechsel die Aktien der Versorger (RWE
      und Eon) und der Chemie, aber auch die Aktien des
      Finanzsektors (Allianz und Münchener Rück sowie
      Hypo-Vereinsbank und Commerzbank). Sollte der Dax
      hingegen den langfristigen Abwärtstrend hinter sich lassen,
      dürften nach Ansicht von Galuschke Telekomaktien zu den
      Hauptgewinnern des Jahres 2003 gehören. "Die Deutsche
      Telekom ist einer der Hauptfavoriten", sagt der Analyst.
      "Sollte der Kurs über 13,20 Euro steigen, hat die Aktie
      Kurspotential bis 20,80 Euro."

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2002, Nr. 293 / Seite 23
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 18:32:03
      Beitrag Nr. 1.469 ()
      Ein spannender Kampf, Teil 2

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Noch ist es nicht richtig zur Sache gegangen ... aber es wird spannend ...

      Wenn Sie meinen gestrigen Artikel an dieser Stelle gelesen haben, dann wissen Sie, dass ich gerade von einer der besten Kneipen-Kämpfe der Gerichte berichte – im übertragenen Sinn.

      Auf der einen Seite der Fed-Gouverneur Ben Bernanke, zusammen mit dem Rest der Fed-Gang ... unterstützt von einem Mob von Keynesianern und Monetaristen ... besonders von Paul Krugman und Milton Friedman. Diese Gruppe betrat die Kneipe, als ob sie Ärger suchen würde.

      "Ich kann jeden hier besiegen", schien Bernanke zu sagen. Deflation sei kein Problem, so Bernanke weiter; er habe eine Druckpresse! Und die Inflation sei auch unter Kontrolle.

      Und wer würde das nicht glauben? Die Kunstfertigkeit der Zentralbanker ist so weit fortgeschritten, dass sie Papiergeld fast perfekt managen können, oder nicht? Inflation, Deflation, Geschäftszyklen, Panik, Angst, Gier – diese Gegner verstecken sich doch schon hinter der Bar, oder?

      Wer wird es wagen, gegen Bernanke und seine Gang anzutreten? Aus ihren Taschen hängen schließlich Nobelpreise wie dreckige Taschentücher hervor ... diese Gang scheint fast unschlagbar zu sein. Aber dann stellte Mr. Markt seinen Drink weg ... und alles wurde mucksmäuschenstill. Ende letzter Woche gab es eine Überraschung: Der Produzentenpreisindex fiel im November unerwartet stark, das war der stärkste Rückgang seit 6 Monaten.

      Auch der Dollar fiel. Das ist nicht überraschend, denn seine Wächter (die amerikanische Zentralbank) hat angekündigt, dass sie lieber den Dollar zerstören will, als die Preise fallen zu lassen. Oh là là ... der Dollar fiel gegenüber dem Euro auf ein neues 3-Jahres-Tief.

      Bernanke mag denken, dass er den Dollar kontrollieren kann – aber was ist mit den Leuten, die die Dollar besitzen? Werden die abwarten und ruhig bleiben, während die Fed den Dollar ruiniert? Schon jetzt suchen Dollar-Besitzer nach Alternativen. Sie wissen noch nicht, wie der Kampf ausgehen wird, aber sie wollen nicht von einem Barhocker getroffen werden, um das Ergebnis herauszufinden.

      Das Gold stieg deutlich über die Marke von 330 Dollar – ein 5,5 Jahres-Hoch. Wenn Bernanke gegen die Deflation gewinnt, dann kann er immer noch gegen die Inflation verlieren. In beiden Fällen sieht Gold wie ein guter Platz aus, auf dem man sitzen kann, während man die Ereignisse verfolgt.

      Ich persönlich weiß nicht, wie der Kampf ausgehen wird. Aber ich habe das Gefühlt, dass Ben Bernanke einen großen Tritt in den Hintern bekommen wird – auf die eine oder auf die andere Art.

      _________________________________

      Japan: Bankenkrise könnte 650.000 Arbeitsplätze kosten

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Immer in dieser Jahreszeit blicken einige Menschen gen Norden, auf der Suche nach Santa Claus, der mit seinem von Rentieren gezogenen Schlitten vorbeischaut und unter den Mädchen und Jungen Geschenke verteilt.

      Manchmal besucht der Weihnachtsmann auch die Wall Street – dann kommt es zu einer kleinen Zeremonie, die als "Santa Claus Rally" bekannt geworden ist. Dann bekommen auch die größeren Kinder, die nicht artig waren, etwas Gutes.

      Die New York Times zitiert Hans Kunnen, Analyst bei Colonial First State in Australien mit den Worten: "Es gibt wenig gute News aus den USA, und es ist nicht zu erwarten, dass das Weihnachsgeschäft dort sehr gut werden wird – also könnte Santa Claus enttäuschen." Der Weihnachtsmann könnte sich dieses Jahr vielleicht auf den Südpol konzentrieren (kurioserweise wird Weihnachten auf der Südhalbkugel ja in der Mitte des Sommers gefeiert).

      "Die Institutionellen haben ihre Bücher für dieses Jahr schon geschlossen", so Bryan Pisborowski von Prudential Financial. "Die Volumina sind schon deutlich ausgetrocknet."

      Seit dem Ende der jüngsten Bärenmarktrallye hat der Dow Jones rund 5 % verloren. Was könnte dazu geführt haben, dass der Weihnachtsmann dieses Jahr wegbleibt? Haben der neue Finanzminister und ein fallender Dollar am Nordpol zu Entlassungen geführt, so dass die Produktion von Geschenken dort ins Stocken geraten ist? Vielleicht hat der alte Graubart Angst vor fehlgeleiteten Raketen, die eigentlich den Irak treffen sollen? Vielleicht wartet er auch auf einige Unternehmensergebnisse, die diese Woche anstehen – und die vage Hoffnung geben könnten, dass die Unternehmensgewinne wieder auf breiter Front deutlich steigen ... nein, das kann es nicht sein, jeder weiß, dass das nicht drin ist. Meine Vermutung ist, dass der Rot-Weiß-Gekleidete zuletzt jede Menge Gold gehortet hat, und Goldaktien gekauft hat ... intraday ist der Goldpreis schließlich schon auf über 336 Dollar pro Unze gestiegen, so dass der Weihnachtsmann jetzt jede Menge Geld verdient hat und in Urlaub gefahren ist. Er hat schließlich noch 9 Tage Zeit, bevor sein 24-Stunden-Job des Geschenkverteilens richtig losgeht, also vielleicht wäre eine solche Erholung gar nicht schlecht.

      Wenn nicht ... nun, dann gibt es immer noch den oft zitierten "Januar-Effekt". Das ist die Zeit, wenn die Leute all die Geschenke umtauschen, die sie nicht wollen ... und wenn sie ihre Kontostände checken und das, was noch da ist, umgehend in den Konsum stecken ... dann werden neue Videospiel-Konsolen und überteuerte Aktien gekauft.

      Der Nikkei hat das erste Mal seit einer Dekade 9 Tage in Folge im Minus geschlossen. Und vor einer Dekade stand der Nikkei noch auf atmosphärischen Höhen, auf die selbst der Weihnachtsmann stolz gewesen wäre. Jetzt notiert der Nikkei nur noch magere 2 % über seinem 19-Jahres-Hoch ... und nur noch 17 Punkte entfernt vom Dow Jones, den er bald auf dem "Rennen zum Boden" überholt haben könnte.

      "Wenn Du etwas Krasses lesen willst", schrieb mir unser Londoner Korrespondent Sean Corrigan gestern Morgen, "dann schau Mal, was in Japan passiert. Wenn man die faulen Kredite dort alle abschreiben würde, um die Finanzwelt dort wieder zu revitalisieren, dann könnte das 650.000 Jobs innerhalb eines Jahres kosten." Diese Zahl, so die japanische Zeitung "Asahi Shimbun", bezieht sich auf ein Szenario, in dem die 13 führenden japanischen Banken alle ihre faulen Kredite abschreiben. Die Regierung rechnet damit, dass aus diesen 650.000 Arbeitsplatzverlusten rund 220.000 Langzeitarbeitslose entstehen werden ...

      ________________________________________


      Die Natur betrügen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Den folgenden Artikel habe ich vor fast genau einem Jahr geschrieben. Damals fragte ich mich schon, ob die Senkung der Leitzinsen der richtige Weg sei.

      Lesern, die allerdings nichts mehr über Zinssenkungen lesen wollen, können sich diesen Beitrag sparen. Außer der Tatsache, dass ich das erkläre, was nicht einer von 100 Ökonomen zu verstehen scheint: Warum Zinssenkungen nicht immer funktionieren. Doch lesen Sie selbst – falls Sie Interesse daran haben: Nicht, dass ich das Geheimnisvolle aus dem Markt nehmen wollte. Ich würde das genauso wenig wollen, wie ich Frauen in leblose Mannequins verwandeln will. Das war nie meine Absicht. Statt die Dinge einfacher zu machen, versuche ich, sie komplexer zu sehen, wie ... nun, wie das Leben selbst.

      Sehen Sie, nicht alle Rezessionen entstehen aus den gleichen Gründen. Eine Analyse von HSBC formulierte es so, wie "The Prudent Bear.com" auf den Punkt brachte: "Diese Analyse wies auf den Unterschied zwischen geplanten und ungeplanten Rezessionen hin. HSBC definiert eine geplante Rezession als eine, bei der harte Maßnahmen im Kampf gegen eine Inflation ergriffen werden, so wie es zu Beginn der 1980er der Fall war. Eine ungeplante Rezession ist demnach analog mit zusammenbrechenden Erwartungen des privaten Sektors in Bezug auf Wirtschaftswachstum und Gewinne verbunden. Aus wirtschaftspolitischer Sicht kann man einen solchen Trend nur schwer wieder umkehren."

      1959 schien Alan Greenspan laut Prudent Bear ähnlich zu denken: "Wenn die Aktienkurse einmal einen bestimmten Punkt erreicht haben, an dem es schwierig ist, sie weiterhin logisch zu bewerten, dann werden Aktien – wie in den späten 1920er Jahren – nicht für langfristige Investments gekauft, sondern einfach in der Spekulation auf kurzfristig noch höhere Kurse. Wenn dann die Kurse nachhaltig kippen, wird das eine Panikreaktion nach sich ziehen, die durch eine Politik des leichten Geldes [u.a. Zinssenkungen] weder aufgehalten noch umgekehrt werden kann."

      In den heutigen Märkten gibt es keine Anzeichen von "Panikreaktionen". Die Investoren sind ruhig und zuversichtlich. Sie stehen fest auf dem Boden ... aber der Boden unter ihnen gibt nach.

      Alan Greenspan, der jetzt der mächtigste Zentralbanker der Welt ist, versucht, die Wirtschaft mit einer Politik des leichten Geldes wieder in Schwung zu bringen. Aber die ersten 10 Zinssenkungen haben offensichtlich nicht durchschlagend gewirkt. Die HSBC-Analyse zeigt uns, warum ... und auch, warum die jüngste Zinssenkung daran nichts ändern wird: Weil die Fed die Spekulationsblase am Aktienmarkt weder geschaffen hat, noch sie beendet hat. Kann sie sie wieder auflegen lassen?

      Es gibt "geplante" Rezessionen – die dadurch verursacht werden, dass eine übermäßige Inflation in einer "überhitzten" Wirtschaft bekämpft werden soll. Und es gibt ungeplante Rezessionen – die spontan auftreten, wenn Unternehmen und Firmen zu realisieren beginnen, dass sie zu viel Geld in zu viele Projekte investiert haben, und das sich dies wahrscheinlich nicht auszahlen wird. Sie können in Panik fallen – oder auch nicht. Aber sie verkaufen auf jeden Fall. Ravi Suria erklärt dazu im "Grant`s Interest Rate Observer": "Die Überkapazitäten, die durch überschüssiges Kapital geschaffen wurden, sind eine hoch deflationäre Kraft. Zusammen mit hohen Fixkosten werden sie die Ergebnisse für eine lange Zeit unten halten."

      "Die Fed wird nicht dazu beitragen, dass Investitionen zurückkommen. Warum? Es war nicht die Fed, die die Investitionen des jüngsten Booms gefördert hat. Es war das Geld, das von den Kapitalmärkten kam. Die Fed lieh den Unternehmen kein Geld ... es waren die Kapitalmärkte." Die aggressivsten Industrien der USA – die, die den Boom der späten 1990er anführten – liehen sich ohnehin nie Geld zu den Leitzinsen, die die Fed vorgab (Fed Funds Rate). Die Fed konnte den Kredit nur für die Banken billiger machen – diese wiederum gaben diesen Vorteil nicht an die Unternehmen weiter, im Gegenteil: Die Kreditkosten für Telekomgesellschaften verdoppelten sich sogar.

      Und es sind nicht nur die Herausgeber von "Junk Bonds" (Anleihen mit relativ geringer Bonität der Emittenten), die mehr für Fremdkapital zahlen müssen.

      "In den letzten 6 Monaten hat Ford mehr an absoluten Zinszahlungen erbringen müssen als in den 6 Monaten zuvor", so Suria weiter. Trotz der Tatsache, dass die Fed die Leitzinsen um 300 Basispunkte gesenkt hat.

      Unternehmen müssen mehr zahlen, wenn es zu einer ungeplanten "Pause" kommt, weil die Gläubiger das Gleiche sehen wie die Schuldner: Nämlich dass die Gläubiger vielleicht niemals ihr Geld wiedersehen werden.

      In einem Boom macht sich darüber kaum jemand Sorgen. Die Investoren sind gierig, und sie geben jede Menge leichtes Geld, indem sie Neu-Emissionen zeichnen und Kapitalerhöhungen mitmachen. Zu Beginn eines Booms tendieren die Investoren dazu, aus den richtigen Gründen in die richtigen Projekte zu investieren. Dann, ermutigt, investieren sie aus den falschen Gründen in die richtigen Projekte – sie bezahlen zu viel für ihre Investments. Und schließlich investieren sie aus den falschen Gründen in die falschen Objekte – sie bezahlen Mondpreise für Aktien von Unternehmen, die niemals profitabel werden können.

      Die einzige Lösung für dieses Problem ist es, der Natur ihren Lauf zu lassen. Die Investoren sollen das bekommen, was sie verdienen, wie ich in diesem Zusammenhang zu sagen pflege. Schlechte Investments brauchen eine Bestrafung durch einen zynischen, unerbittlichen Bärenmarkt. Unprofitable Gesellschaft müssen profitabel werden oder Pleite gehen.

      Eine Politik des leichten Geldes macht die Situation schlimmer – sie verschiebt nur das böse Ende und macht es noch schmerzhafter. Das ist der Grund, warum die 0 %-Zinspolitik in Japan in den letzten 5 Jahren nichts Gutes gebracht hat; sie hat nur geholfen, die notwendige Korrektur zu verzögern und den (größeren) Schmerz über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Chris Wood schreibt in seinem Greed & Fear Report dazu Folgendes: "Die Strategie des ehemaligen Maestro [Greenspan], die amerikanischen Konsumenten weiterhin in Schulden und neuen Konsum zu treiben, ist eine Strategie, die scheitern muss. Dadurch wird einfach nur auf Kosten der Zukunft gelebt ... mit anderen Worten, stärkerer Konsum heute bedeutet schwächeren Konsum Morgen." In einer "geplanten Rezession" erhöht die Zentralbank die Leitzinsen, weil sich dies sofort negativ bei den zinssensitiven Industrien (Autos, Immobilien) auswirkt. So wird die Volkswirtschaft insgesamt etwas "abgekühlt". Wenn die Zinsen dann wieder gesenkt werden, führen die Automobilindustrie und der Immobilienmarkt eine gesunde Erholung an.

      "Das kann diesmal nicht passieren, weil der Auto- und der Immobilienmarkt gar nicht heruntergegangen sind", so Wood.

      "Die Strategie von Greenspan sollte deshalb als Versucht, die natürliche Entwicklung und die Geschäftszyklen zu beschummeln, betrachtet werden", so das Fazit von Wood. "Es gibt nichts Natürlicheres, als dass die amerikanischen Konsumenten nach einer dekadelangen Shopping-Orgie etwas zurückhaltender werden. Aber wie jeder Versuch, zu beschummeln, wird dies nicht funktionieren ..."

      P.S.: Bitte beachten Sie, dass ich diesen Artikel am 14.12.2001 – also vor einem Jahr – geschrieben habe. Ich bin selbst erstaunt, dass ich einfach die Jahreszahl auf "2002" ändern könnte, und er wäre immer noch aktuell. Ihr Autor, Bill Bonner.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 18:41:41
      Beitrag Nr. 1.470 ()
      Euro-Sentiment:



      Rally reißt Spekulanten mit

      Optimisten unzureichend positioniert


      gol Frankfurt - Seit Anfang Dezember hat der Euro gut 4 % an Wert gewonnen. Diese Entwicklung ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass die Einheitswährung mittlerweile ein Niveau erreicht hat, das zuletzt im Januar 2000 gehandelt wurde.
      Im gleichen Zuge hat sich die Stimmung, gemessen am Bull/Bear-Index, praktisch nicht verändert. Die mittelfristig orientierten Händler blieben demzufolge weitgehend untätig.

      Die jüngste Euro-Rally hat dagegen vor allem kurzfristig agierende Marktteilnehmer mitgerissen, die zunächst auf eine steigende Wachstumsdifferenz zwischen Euroland und den USA und somit auf fallende Kurse gesetzt hatten. Sie mussten während der vergangenen zwei Wochen ihre Short-Positionen wieder eindecken. Sie waren es auch, die damit der Aufwärtsbewegung die starke Dynamik verliehen haben.

      Sie werden genauso wenig wieder als Euro-Anbieter auf den Plan treten wie einige mittelfristige Händler. Diese hatten bereits vor vier Wochen auf den vorübergehend deutlichen Einbruch der Kurse mit Verkäufen reagiert. Auf der anderen Seite sind die Optimisten nicht ausreichend positioniert. Sonst hätte es im Rahmen der zuletzt steigenden Kurse schon längst Gewinnmitnahmen geben müssen. Ein Optimist, der seine Gewinne in der 51. Kalenderwoche am Dreijahreshoch nicht mitnimmt, wird dies vermutlich auch nicht in der noch verbleibenden Zeit des Jahres tun.

      Der Markt wird daher während der nächsten beiden Wochen durch diejenigen angetrieben werden, die noch "short" im Euro sind. Aber auch die Marktteilnehmer, die nicht genügend Euro im Bestand haben bzw. gegen einen fallenden Dollar noch nicht ausreichend abgesichert sind, müssen allmählich aktiv werden. Aus diesen Gründen sollte sich die Erfolgsstory der europäischen Einheitswährung zumindest bis zum Jahresende fortsetzen.



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      Börsen-Zeitung, 17.12.2002
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 19:00:57
      Beitrag Nr. 1.471 ()
      te


      Boom im Pfandhaus

      Mittelständler und Privatleute beleihen bei Geldbedarf zunehmend ihre Wertgegenstände.







      Die deutschen Pfandleiher haben im Herbst ihre Umsätze um fast 19 Prozent gesteigert. Klaus Germann, Geschäftsführer des Zentralverbands des deutschen Pfandkreditgewerbes (ZdP), sagte gegenüber sueddeutsche.de, es handle sich um eine „außergewöhnlich hohe Zunahme“. Während normale Kreditinstitute unter der wirtschaftlichen Flaute litten, gehe es für das Pfandleihgewerbe seit Jahren stetig nach oben, im Durchschnitt um rund fünf Prozent.

      Für das Gesamtjahr 2002 geht Germann für die 170 Verbandsmitglieder von einer sechsprozentigen Umsatzsteigerung aus. Etwa 1,7 Millionen Kreditverträge werden bis Jahresende erwartet. Der Verband führt die verstärkte Nachfrage unter anderem auf die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe zurück. Für mittelständische und ausländische Kunden gebe es bei kurzfristigem Geldbedarf oft keine Alternative zum Pfandhaus, sagte Germann.

      „Weniger in der Tasche“

      Als weiteren Impuls für das Wachstum der Branche wertet Germann konjunkturelle Probleme sowie die Verunsicherung der Verbraucher durch den Euro: „Die Menschen haben plötzlich gemerkt, dass sie weniger in der Tasche haben.“

      Nach wie vor gering ist nach Angaben des ZdP die Verfallquote bei den ausgegebenen Krediten. Nur etwa acht Prozent der Darlehen werden nicht zurückgezahlt, wodurch eine Versteigerung des hinterlegten Pfandes notwendig wird.

      (sueddeutsche.de)
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 19:03:04
      Beitrag Nr. 1.472 ()
      Kommentar


      Sicherheit mit Vorbehalt

      Der Vorsprung der Lebensversicherung vor der Aktienanlage ist gering geworden.


      Von Martin Reim


      (SZ vom 18.12.2002) - Knapp fünf Prozent garantierte Rendite – die Besitzer von Lebens- und Rentenversicherungen können auf den ersten Blick damit zufrieden sein, was die Branche im Schnitt für das kommende Jahr ausschütten wird.

      Angesichts der gesunkenen Inflationsrate ist halbwegs zu verschmerzen, dass auch die so genannten Überschussbeteiligungen niedriger ausfallen werden als zuletzt. Zudem bringen die meisten festverzinslichen Angebote deutlich weniger ein als fünf Prozent. Und wer auf Aktien gesetzt hat, würde sich wohl schon über Verluste in dieser Höhe freuen.

      Hohe Kosten für Verwaltung und Provision

      Doch die Angaben der Assekuranzen täuschen in mehrfacher Hinsicht. Im Vergleich zu anderen Investments müssten die Zahlen viel niedriger ausfallen.

      Zum einen beziehen sich die Rendite-Angaben nur auf den so genannten Sparanteil einer Police. Der Rest der einbezahlten Gelder geht für Verwaltung, Provision und gegebenenfalls für Todesfallschutz drauf. Richtig gerechnet, läge die Durchschnittsrendite demnach bei knapp vier Prozent und damit unter dem derzeitigen Niveau einer zehn Jahre laufenden Bundesanleihe.

      Kein Grund zum Neid

      Noch wichtiger: Die Assekuranzen tun schon im zweiten Jahr hintereinander so, als ob manche Verluste durch die Börsen-Baisse nur vorläufig seien. Eine Gesetzesänderung machte es möglich. Bei realistischer Darstellung käme also eine nochmals niedrigere Rendite heraus – wie niedrig, darüber schweigen die Gesellschaften.

      Außerdem sollten Versicherte beachten, dass der Preis für die Ausschüttung hoch sein kann. Wer aus den oft jahrzehntelang laufenden Verträgen aussteigt, drückt die Rendite möglicherweise bis in den Minusbereich. Manche Police könnte fast schon mit dem Aktienjahrgang 2002 mithalten.

      Grund zum Neid auf Lebensversicherte besteht also nicht unbedingt. Denn auch die Aussichten für kommendes Jahr sind flau. Die Zinsen sind so niedrig wie fast nie zuvor in der Nachkriegszeit, und es ist nicht erkennbar, warum sie stark steigen sollten. Auch gibt es in den Portfolios der Assekuranzen hoch verzinsliche Papiere früherer Zeiten, die auslaufen, so dass per saldo weniger zu holen ist.

      Stille Lasten statt stiller Gewinne

      Ein massiver Aufschwung an der Börse könnte zwar mildernd wirken, doch wer glaubt daran? Außerdem müssten erst einmal die versteckten Verluste aufgeholt werden. An der Existenz solcher stillen Lasten lässt sich denn auch am deutlichsten ablesen, in welcher Krise die Branche steckt.

      Früher stritt man darum, ob die Versicherer ihre unsichtbaren Gewinne ausweisen und den Kunden zugänglich machen sollten. Mittlerweile hat sich die Diskussion ins Gegenteil verkehrt.
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 19:04:47
      Beitrag Nr. 1.473 ()
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 21:13:25
      Beitrag Nr. 1.474 ()
      Heard in New York: Ausblick auf 2003
      17.12.2002 20:44:00



      Ich habe mich seit ca. 4 Wochen nicht zu Wort gemeldet, da sich an meiner letzten Einschätzung nichts verändert hat. Der Dollar begann seitdem zu sinken (Ziel für 2003 ist mindestens 1,0800 vs. dem Euro) und die Zinsen begannen am langen Ende der Zinsstrukturkurve anzuziehen. Nur der Aktienmarkt war in der Lage sich der "Schwerkraft" des Marktumfeldes zu entziehen.
      So beschäftigen die Marktteilnehmer zum Jahresende die selben Themen, welche (zumindest) das erste Quartal 2003 bestimmen werden. Kriegsangst, steigende Rohstoffpreise (welche jedoch nicht in steigende Ertragsmargen münden) und ein fallender Dollar. Diese Themen werden wohl den Albtraum der Investoren wahr machen : 4 negative Handelsjahre in Folge. Selbst während der großen Depression der 30er Jahre fiel der Markt nur 2,7Jahre (der gegenwärtige Baermarkt dauert schon länger) -1929 bis 1932, 1933 gab es eine kräftige Rallye. Auch der Baermarkt des Nikkei von 1990-92 wurde 1993 von einem Rallyejahr unterbrochen.

      Gold konnte in 2002 glänzen und wird dies in der ersten Jahrehälfte (Ziel ca. $ 360/Feinunze) weiter tun. Öl vielleicht durch einen Krieg getrieben kurzfristig steigen, dann jedoch wegen der lustlosen Nachfrage schnell wieder sinken. Ein steigender Ölpreis verstärkt paradoxer Weise die deflationären Tendenzen weiter. Die Preissteigerungen der Rohstoffe können bei der Kauf- Zurückhaltung der Konsumenten nicht mit einer Margenerhöhung weiter gegeben werden. So sinkt, nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse, nur das verfügbare Einkommen. Dies führt zu einer weiter sinkenden Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in der Wirtschaft, was die Steuereinnahmen weiter fallen lässt. Spiegelbildlich steigen die Haushaltsdefizite der öffentlichen Hand. Die steigenden Abzüge (Kranken- und Renten- versicherung) schmälern die verfügbaren Einkommen weiter.

      In den USA sind in 2002 PKW auf Kosten der Zukunft verkauft worden, was in 2003 zu einem beträchtlichen Nachfrageausfall führen wird. Der Häusermarkt hat ein Preis- und Sättigungsniveau erreicht, das gefährlich wird. In 2002 verkauften immer mehr Amerikaner ihre Aktien, nahmen Hypotheken auf und kauften Häuser. Diese wurden als Anlage mit "garantiertem" Werterhalt gesehen. Nun steigen aufgrund von lokalen Haushaltsdefiziten die jährlich zu leistenden Grundsteuern. Steigende Zinsen werden die Hypotheken potentieller Käufer verteuern, was diese vom Erwerb abschreckt und die Häuserblase wird beginnen den Konsum zu belasten. In der Presse wird berichtet, das Amerikaner "House-rich" und "Cash-poor" seien. Häuserreich, aber ohne liquide Mittel. Dies kann bei der kleinsten, negativen Einkommensveränderung dazu führen, dass Hypotheken nicht zurückgezahlt werden können. Der Stand von "notleidenden" Hypotheken (90 Tage oder länger keine Zinsen oder Tilgungsleistungen) hat ein Rekordhoch erreicht.

      Die Problematik der unterfinanzierten Pensionskassen ist zwar von der Finanzpresse bereits angesprochen worden, nur wenige Firmen haben bis jetzt jedoch begonnen ihre Löcher zu stopfen. Dies wird zu weiteren Ertragsschmälerungen der großen Konzerne führen - außer ihre Aktienpositionen steigen stark an. Der Arbeitsplatzabbau der US-Industrie hat jedoch noch nicht begonnen. Im Vergleich mit der Vergangenheit untypisch, sind es in dieser Rezession zuerst und vermehrt die Schreibtischangestellten (Wall Street) und nicht die Fliessbandangestellten (GM, Ford) welche ihre Jobs verloren. Die Steuerpolitik der Bushregierung wird hier nicht helfen. Die Einberufung zum Militär sowie die Tatsache, das Universitäts- Abgänger nicht in der Statistik berücksichtigt werden, beschönigt die Arbeitslosenquote von 6% (8Jahreshoch).

      Die Überzeugung der privaten Anleger, wie auch der Fondsmanager, dass das Schlimmste am Markt hinter uns liegt, programmiert eine Enttäuschung fast vor. Diese könnte dann zu der Kapitulation führen, welche in der ersten Hälfte des Jahre immer wieder herbeigeredet werden sollte. Die Zinssenkung der europäischen Zentralbank, hilft kaum den stockenden Konsum in der EG zu beflügeln. Vor allem in Deutschland ist "Angstsparen" weiter zu beobachten. Im Gegensatz dazu wird in den USA weiter konsumiert - fast aus Trotz könnte man meinen. So begegnen sich im Konsum und im Sparverhalten die Gegensätze = Deutsche (Zweckpessimisten) und Amerikaner (Zweckoptimisten). Doch die Geschäft in New York, sind nicht sehr voll. Noch auffälliger ist, das die Restaurant leerer sind und Geschäfte immer länger leer auf neue Mieter warten müssen.

      11 Zinssenkungen haben den Aktienmarkt nicht drehen können, sollte die 12te der FED den Fluch gebrochen haben ? Hat sich bezüglich der Anlageempfehlungen der Investmentbanken wirklich etwas geändert, oder sind die Anleger einfach nicht mehr bereit hinzuhören? Aktiengesellschaften in den USA (z.B. CocaCola) wollen keine Aussagen (Guidance) mehr zu den Quartalsergebnissen der kommenden Perioden abgeben. Warum? Lieber ein Schock, als dauernde Enttäuschungen? Als es nach Oben ging konnte nicht genug veröffentlicht werden !

      Die Korrektur der Aktienblase ist meiner Meinung nach noch nicht abgeschlossen. Der Zyklus dauert an und wird auch 2003 zu einer schmerzhaften Kurskorrektur führen. Anleger sollten sich der Risiken bewusst sein und ihr Pulver noch trocken halten. Stop/Loss Niveaus müssen bei steigenden Kursen aktiv nachgezogen werden. Die hohe Volatilität wird disziplinierten Investoren, welche ihre Investments täglich aktiv verfolgen, mit Ertragspotential "verwöhnen"! Nur diese Strategie wird jedoch in 2003 erfolgreich sein : Investitionsinstrument wählen, sofort nach Erwerb Stop/Loss Order platzieren, Stop/Loss Niveau bei steigendem Kurs nachziehen. Gewinner laufen lassen, Verlieren keine Träne nachweinen. Steuerüberlegungen müssen bei Verkäufen absolut sekundär sein !.

      Viel Glück und frohe Weihnachten.

      Gruss aus New York, Jerry

      http://www.finanzen.net/news/news_d...sp?NewsNr=94936
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 23:17:22
      Beitrag Nr. 1.475 ()
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 02:39:35
      Beitrag Nr. 1.476 ()
      #1473 bluemoons

      Der entscheidende Satz des Artikels scheint im letzten Absatz zu stehen:
      "...1946 alles begann, nachdem ihre Söhne aus dem Krieg zurückgekehrt waren. Mutter Anna sagte ihnen damals: »Je schlechter es den Leuten geht, desto besser geht es uns.«"
      :eek: :(
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 02:40:58
      Beitrag Nr. 1.477 ()
      #1473 bluemoons

      Der entscheidende Satz des Artikels scheint im letzten Absatz zu stehen:
      "...1946 alles begann, nachdem ihre Söhne aus dem Krieg zurückgekehrt waren. Mutter Anna sagte ihnen damals: »Je schlechter es den Leuten geht, desto besser geht es uns.«"
      :eek: :(
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 19:58:59
      Beitrag Nr. 1.478 ()
      17. Dezember 2002 Grundtendenz abwärts - Baisse!

      Am Fibo-Datum 16.12.2002 konnte der Markt sich wieder einmal austoben. Schon ein Tag danach tritt wieder die Lethargie in den Vordergrund. Die Umsätze sind in dieser Jahreszeit nicht aussagekräftig. Kleine Orders könne schon größere Bewegungen auslösen. Gold konnte heute über die Marke 340 USD/Ounce im frühen Handel steigen. Das nächste Ziel liegt bei 353 USD/Ounce. Die Minenaktien haben sich gut entwickelt. Wir haben Sie rechtzeitig auf diese Gelegenheit hingewiesen. Siehe >Gold und Minen< Der Krieg gegen Sadam Hussein und den Irak wird für die Amerikaner große Verluste bedeuten. Bush, der Kriegstreiber wird die westliche Welt gegen sich haben und den Terrorismus geradezu herausfordern. Krieg ist “Idiotenkram” mit verheerenden Folgen für den Initiator.

      Das Jahr 2003 wird geprägt von Krieg, Kapitalvernichtung, Arbeitslosigkeit und Pleiten in einem nie gekannten Ausmaß. 2003 wird ein “Chaos-Jahr”!



      http://www.evotrade.de/Handel/Chart_Special/chart_special.ht…
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 20:22:52
      Beitrag Nr. 1.479 ()
      Fitch Ratings ist skeptisch für 2003


      Die Kreditrating Agentur Fitch Ratings zeigt sich trotz erster Anzeichen einer Erholung skeptisch gegenüber einer Besserung der Investitionsbereitschaft der Unternehmen im nächsten Jahr. Die Wachstumsrate der Investitionen werde im Jahr 2003 im "mittleren einstelligen Bereich" liegen, wobei die niedrigen Vergleichswerte aus den Vorjahren unterstützend wirken sollen. Eine deutliche Erhöhung sei nicht zu erwarten, bis nicht die Unternehmen wieder wachsende Gewinne erwirtschaften. Das Wachstumspotential werde begrenzt bleiben, da Hersteller von Endprodukten sich weiterhin den schwierigen konjunkturellen Bedingungen stellen und sich im Wettbewerb um den Verbraucher bewähren müssen. Daraus folgern die Analysten, dass der Preisdruck weiterhin die Gewinnspannen verringern wird, da Unternehmen sich verstärkt auf die Maximierung der Produktivität ihrer vorhandenen Systeme konzentrieren werden.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 20:23:51
      Beitrag Nr. 1.480 ()
      Der ifo-Index fällt erneut


      Die Stimmung in der deutsche Wirtschaft hat sich im Dezember erneut verschlechtert. Zum siebten Mal in Folge ist der Geschäftsklimaindex gesunken. Wie das ifo-Institut heute mitteilte, sank der Geschäftsklimaindex für Westdeutschland von 87,3 auf 87,1 Punkte.

      Insbesondere die Stimmung zur aktuellen Lage hat sich eingetrübt. Hier sank der Index von 79,0 auf 76,8 Zähler. Der Index der Geschäftserwartungen stieg dagegen von 95,8 auf 97,9 Punkte an.

      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 20:31:43
      Beitrag Nr. 1.481 ()
      Drittgrößte Pleite in der US-Geschichte

      (Instock) Der Konkurs des hierzulande recht unbekannten Finanzkonzerns Conseco (OTC: CNCE.OB) ist der drittgrößte Firmenzusammenbruch der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte nach Worldcom und Enron. Der mit rund 6,5 Milliarden Dollar verschuldete Konzern beantragte am Mittwochabend Gläubigerschutz nach Chapter 11.

      Die siebentgrößte Versicherungsgesellschaft der USA beschäftigt derzeit etwa 13.000 Mitarbeiter und verfügt über Vermögensbestände in Höhe von 52,2 Milliarden Dollar. Ursache der Krise ist die agressive Expansionspolitik des Unternehmens seit den frühen 90er Jahren. Der mittlerweile angehäufte Schuldenberg wurde Conseco nun zum Verhängnis, da eine Umschuldung misslang.


      [ Mittwoch, 18.12.2002, 11:13 ]
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      schrieb am 18.12.02 20:43:48
      Beitrag Nr. 1.482 ()
      ( BW)(LA-BLANCHARD-&-CO) Barrick Gold Corp. And J.P. Morgan Chase & Co. Accused by Blanchard and Company Of $2 Billion Illegal Gold Market Manipulation

      Business Editors

      NEW ORLEANS--(BUSINESS WIRE)--Dec. 18, 2002--An anti-trust lawsuit filed today accuses Barrick Gold Corp., Toronto, and J.P. Morgan Chase & Co., New York City, of "unlawfully combining to actively manipulate the price of gold" and making (US)$2 billion in short-selling profits by suppressing the price of gold at the expense of individual investors.
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      schrieb am 18.12.02 21:45:53
      Beitrag Nr. 1.483 ()
      Conseco meldet Insolvenz an

      von Jochen Steffens

      Etwas untergegangen, aber nicht uninteressant ist folgende Nachricht: Der US-Finanzdienstleister Conseco hat den Antrag auf Gläubigerschutz gestellt. Es handelt sich hierbei um die drittgrößte Insolvenz in der USA. Interessant ist, dass unter anderem auch faule Kredite der Hypothekenbank Green Tree Financial das Unternehmen belastet haben. Conseco hatte Green Tree für 6 Mrd $ übernommen. Green Tree war der größte amerikanische Kreditgeber für "Mobile Homes" und billigen Fertighäusern. Dieser Kauf erwies sich im Nachhinein als sehr schlechtes Geschäft und führte mit zu den hohen Schulden der Conseco.

      Dabei geschieht diese Insolvenz nicht gerade unerwartet. Die Aktie brach im Laufe dieses Jahres bereits um 99 % auf 4 Cent ein. Trotzdem, es ist einer der großen Finanztitel die straucheln. Vielleicht erinnern Sie sich, ich hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Baisse gerne mit einer Finanz- und Bankenkrise endet. Hier scheint jedoch noch einiges auf uns zuzukommen.
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      Kein Problem – sagt Bernanke

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Gestern war ein guter Tag für den Fed-Gouverneur Ben Bernanke und die "Fed-Gang". Der CRB-Index (der die Preise von diversen Rohstoffen misst) stieg auf ein 21-Monats-Hoch. Deflation sei kein Thema, um das man sich Sorgen machen müsse, so die Bloomberg-Kolumnistin Caroline Baum.

      Dazu kommt eine Studie von Merrill Lynch, die uns mitteilt, dass die Hausbesitzer weiterhin fleißig das Volumen ihrer Hypotheken erhöhen. Merrill Lynch sagt, dass die Hunderte von Milliarden Dollar, die die Hausbesitzer durch Refinanzierungen erhalten haben, genug sein sollten, um die Wirtschaft noch ein paar Monate weiterlaufen zu lassen.

      Die amerikanischen Konsumenten sind notorisch verschuldet. Aber mit der Hilfe des leichten Geldes der Fed erhöhen sie ihren Schuldenberg noch weiter.

      Und es gibt weitere gute News für Bernanke: "Viele Leute sparen nicht für ihren Ruhestand", so die Zeitung Arizona Republic. "Die Hälfte der Arbeiter zwischen 25 und 64 hat keinerlei Ersparnisse", so die Zeitung.

      "Unsere Ersparnisse sind ein Desaster", so der Vorsitzende der "Allianz für Sicherheit im Ruhestand", offensichtlich kein ernsthafter Ökonom. Denn wie jeder Keynesianer und jeder Monetarist weiß, ist Sparen das Schlimmste, was Leute mit ihrem Geld machen können. Sie müssen ihr Geld ausgeben, um die Wirtschaft am Laufen zu erhalten – sogar wenn sie kein Geld haben! (Ich hoffe, Sie bemerken meinen leichten Sarkasmus).

      Viele der heutigen Konsumenten stehen schon bis zum Hals in Schulden – ein Großteil davon Hypotheken. Die Fed hat in den letzten Jahren soviel leichte Kredite ermöglicht, dass es schwer war, zu widerstehen. Und nebenbei – wenn alles so einfach schien, warum sollte man sich nicht ein größeres, schöneres Haus gönnen?

      Die Immobilienpreise sind in den 1990ern doppelt so schnell wie die Einkommen gestiegen. 20 % der berufstätigen Amerikaner geben nun 35 % ihres Bruttolohnes – rund die Hälfte des Netto-Lohns – für ihre Hypothekenzahlungen aus. 1990 lag der Anteil dieser Leute noch bei lediglich 6 %.

      Laut Reuters hat die Zahl der faulen Kredite ein Rekordniveau erreicht ... und nächstes Jahr soll sie sich verdoppeln. Wie können diese armen amerikanischen Hausbesitzer weiterhin die gesamte Weltwirtschaft auf ihren Schultern tragen?

      Kein Problem, sagt Bernanke. Wir werden ihnen einfach noch mehr Geld leihen.
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      Nachwirkungen des Booms

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Trotz der Ankündigung, dass der Nasdaq 100 neu gewichtet werden soll – der Schwerpunkt soll von den Technologiewerten weg gehen –, und trotz der Tatsache, dass neue wirkliche Bullenmärkte selten mit den Highflyern des vorherigen Bullenmarktes beginnen, sind es die High Techs, die die jüngste Erholung angeführt haben.

      Deshalb sollte man sich fragen, wem der jüngste Kursanstieg bei den High Techs zu verdanken ist ... Santa Claus oder vielleicht doch dem Bären, der sich verkleidet hat? Denken Sie Mal drüber nach. Beide haben ungefähr die gleiche Körperform ... Gewicht ... Umfang. Hmmm ...

      Während in den USA die Konsumenten weiterhin Kapital aus ihren Häusern ziehen (in Form erhöhter Hypotheken, Beleihungen zu 100 % sind weiter nahezu problemlos möglich), um die Weihnachtsgeschenke zu bezahlen, fallen die Löhne. Weil sich die Leute wegen den Steigerungen bei den Immobilienpreisen "reicher" fühlen, steigt der Prozentsatz des Einkommens, den die Amerikaner für ihre Häuser ausgeben müssen. Offizielle Zahlen zeigen, dass z.B. in Detroit die Preise für Häuser um 21 % gestiegen sind. Während die Einkommen nur um 13 % gestiegen sind.

      "Lohn-Kollaps", so eine Schlagzeile bei Newsday.com. Der Artikel erzählt die Geschichte von drei Leuten in der Gegend von New York, die vorher Top-Jobs hatten und jetzt "Pullover oder Mobilfunkgeräte verkaufen, Daten in Computer eintippen oder sogar Flyer auf der Straße verteilen."

      "Leute mit Jobs sollten froh sein, dass sie welche haben", so Charlene Ruiz, ehemaliger Beraterin bei US Trust, die jetzt für 7,25 Dollar pro Stunde in einem Café in Manhattan arbeitet. "Wenn ich weiterhin für diesen Lohn arbeite", so Ruiz, "werde ich niemals meine Schulden abbezahlen können." Laut dem Artikel hat sie 20.000 Dollar Kreditkartenschulden ... und 4.000 Dollar Steuerschulden. Das US-Arbeitsministerium hat mitgeteilt, dass der Anteil der eigentlich überqualifizierten Teilzeitarbeiter mittlerweile bei 18,3 % aller Teilzeitarbeiter steht – das sind 4,2 Millionen Menschen.

      "Das ist eine Nachwirkung des letzten Booms", so Dan Denning, Herausgeber von "Strategic Investment". Das ist der Anfang eines langen Wegs der Ernüchterung, auf dem einige Amerikaner ihren Lebensstandard sinken sehen werden, ihre Einkommen werden stagnieren, und ihre Aussichten für einen frühen Ruhestand schwinden. Der Arbeitsmarkt sagt uns etwas: Amerika beginnt jetzt für seine Sünden – Überkonsum- zu bezahlen. Die Amerikaner werden das vielleicht nicht mögen. Und wer weiß, was sie dagegen tun werden ...

      In Atlanta wurden in den 12 Monaten bis Ende Oktober 61.800 Jobs abgebaut – damit ist die Stadt laut US-Arbeitsministerium an der negativen Spitze. "Tourismus, Transportindustrie und Technologiesektor sind eine dreifache Herausforderung", so ein Artikel in der New York Times. "Hotels sind wie Pilze aus dem Boden geschossen, als die Stadt ein führender Platz für Messen und Veranstaltungen wurde. Der Flughafen von Atlanta gehörte zu den lebhaftesten der Welt. Und ohne großes Trara wurden in Atlanta mehr Jobs im High Tech-Sektor geschaffen als in jeder anderen amerikanischen Stadt." "Ich wünschte, ich wäre niemals hierhin gezogen", so laut der Times ein gewisser Mr. van Black, seit 17 Jahren bei Nortel Networks. Dieser Mann zog im April 2000 mit seiner Frau und zwei Kindern von St. Louis nach Atlanta ... und weil er Manager war, ließ er Hunderte von Arbeitern ebenfalls umziehen. Anfang 2001 waren die meisten von diesen bereits entlassen ... und Juli 2001 war er es auch. "Es war wirklich wie vom Schlaraffenland zur Hungersnot in wenigen Monaten."

      Überraschenderweise zeigen die jüngsten Umfragen unter Investoren, dass der Anteil der Bullen bei 50 % liegt. Der Anteil der Bären hingegen liegt bei nur 24 %. Das Vertrauen in das "Bernanke-Team" (siehe oben) ist stark. Der Bär hat noch jede Menge Investments zu zerstören, bevor seine Arbeit erledigt ist.

      Trotz der jüngsten Rally am Aktienmarkt können sich Goldinvestoren, die an diesem Edelmetall festgehalten haben, freuen. Der Goldpreis steht nun bei rund 337 Dollar pro Unze. Aber Gold ist kein wirkliches Investment, so meine Meinung. Es ist eher eine Versicherung, die sich auszahlt, wenn die Investments anderer Leute schlecht laufen.
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      schrieb am 18.12.02 23:20:51
      Beitrag Nr. 1.484 ()
      Beunruhigende Entwicklung

      von Doug Casey

      Ich hoffe, dass ich nicht Recht habe – aber ich habe das Gefühl, dass sich weltpolitisch gerade das Schlimmste seit dem Zweiten Weltkrieg zusammenbraut. Die historische Uhr sagt mir, dass wir ungefähr 1936 haben. Der Wind wird stärker und signalisiert, dass er sich zu einem Hurrikane steigern könnte. Wie viel von den folgenden Fakten wussten Sie vorher?

      Der amerikanische Verteidigungsetat liegt bei 396 Milliarden Dollar (zum Vergleich: Der deutsche Verteidigungshaushalt bei rund 21 Milliarden Dollar). Das sind ungefähr 5000 Dollar für jeden amerikanischen Haushalt. Relevant ist das Verhältnis zu den Militärausgaben anderer Länder. Und Fakt ist, dass diese 396 Milliarden Dollar signifikant mehr sind, als die Verteidigungshaushalte ALLER anderen Länder der Welt ZUSAMMEN. Das ist noch bizarrer, wenn man bedenkt, dass in den USA nur etwa 4 % der Weltbevölkerung leben.

      Zum Vergleich, hier ein paar andere Verteidigungshaushalte: Russland 60 Milliarden Dollar, China 42 Milliarden Dollar, Japan 40,4 Milliarden Dollar; Großbritannien 34 Milliarden Dollar, Saudi-Arabien 27,2 Milliarden Dollar, Frankreich 25,3 Milliarden Dollar und Deutschland mit den bereits genannten rund 21 Milliarden Dollar. Es folgen Brasilien (17,9 Mrd.), Indien (15,6 Mrd.), Italien (15,5 Mrd.), Südkorea (11,8 Mrd.) Iran (9 Mrd.), Israel (9 Mrd.) und Taiwan (8,2 Mrd.).

      Diese Zahlen lassen den amerikanischen "Krieg gegen den Terror" in einem ganz anderen Licht erscheinen. Nehmen wir Israel: Dieser Staat ist von feindlich gesinnten Staaten umgeben und kämpft gleichzeitig einen Guerillakrieg innerhalb der eigenen Grenzen. Die israelischen Verteidigungsausgaben liegen bei 9 Mrd. Dollar. Frankreich und Großbritannien, die beide enge historische Beziehungen zu ihren Ex-Kolonien haben, kommen zusammen nur auf einen relativ geringen Bruchteil der US-Verteidigungsausgaben. Wohin geht das Geld des amerikanischen Verteidigungshaushalts? Ich glaube nicht, dass sich viele Leute darüber Gedanken machen. Aber 75 % davon wären unnötig, wenn die US-Regierung ihre Truppen aus den ÜBER 100 LÄNDERN der Welt zurückholen würde, wo sie derzeit stationiert sind.

      Das Problem, zuviel Militär zu haben, ist vergleichbar mit einem Hammer: Ziemlich schnell sieht alles wie ein Nagel aus. Natürlich gehen nicht alle US-Militärausgaben direkt zum US-Militär. Die USA gaben Somalia vor der desaströsen Somalia-Mission 1991 rund 1 Milliarde Dollar Hilfe – davon 154 Millionen Dollar in Waffen. Es wird geschätzt, dass die US-Regierung den Taliban und anderen afghanischen Gruppen im Kampf gegen die Sowjets rund 3 Milliarden Dollar Militärhilfe zukommen ließ. Und Sie werden ganz bestimmt nicht hören, dass Bush zugeben wird, dass der alleine 2001 (vor den Anschlägen am 11. September) das afghanische Regime mit 125 Millionen Dollar unterstützt hat. Dann wurde auch Saddam Hussein in den 1980ern in seinem Kampf gegen die Iraner unterstützt. Und die Iraner kämpften mit amerikanischen Waffen, die noch aus der Herrschaft des Shah übrig geblieben waren. Man könnte das den "Bumerang Effekt" nennen.

      Repressiven Regimen Waffen zu geben, nach dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund", ist nachweislich eine Formel für ein Desaster.

      "Im Krieg gegen den Terrorismus werden wird die Bösen jagen, egal wo sie sind, egal wie lange es dauert", so Bush. Wenn der Krieg wirklich gegen den Terrorismus gerichtet sein soll, dann bräuchte Bush die US-Soldaten nicht in ferne Regionen zu schicken, er könnte zu Hause beginnen:

      - In Florida lebt seit den 1990ern General Jose Guillermo Garcia. Er war Kopf der Militärregierung in El Salvador in den 1980ern, als Todesschwadronen – die im Zusammenhang mit der Armee standen – Tausende von Leuten ermordeten.

      - General Prosper Avril, der Diktator von Haiti, der die blutenden Opfer seiner Folterungen im Fernsehen zeigen ließ, wurde nach seiner Entmachtung auf Veranlassung der US-Regierung in die USA ausgeflogen.

      - Thiounn Prasith, der UN-Botschafter des Pol Pot-Regimes, lebt heute im Bundesstaat New York.

      - General Mansour Moharari, der die berüchtigten Gefängnisse des Shahs von Persien leitete, wird im Iran gesucht, lebt aber unbelangt in den USA.

      - General Pervez Musharraf, der derzeitige Diktator von Pakistan, der gegen eine demokratisch gewählte Regierung putschte, könnte sich dieser Liste eventuell anschließen – wenn er irgendwann einmal zur Amtsaufgabe gezwungen werden würde. Vielleicht wird dies bald der Fall sein, wenn man bedenkt, dass die islamistischen Parteien bei den jüngsten Parlamentswahlen in Pakistan die eindeutigen Gewinner waren.

      Wenn Bush zu Hause beginnen würde, dann könnte er auch die "School of the Americas" in Georgia schließen lassen. Dort wurden bis jetzt ungefähr 60.000 lateinamerikanische Polizisten und Soldaten trainiert. Es ist bekannt, dass für den Kampf gegen oppositionelle Gruppen dort Techniken wie Folter, Exekution und die Verhaftung der Angehörigen empfohlen werden. Diese Techniken würde man "Terror" nennen, wenn sie nicht von amerikanischen "Alliierten" durchgeführt würden.

      Die Washington Post hat einen interessanten Artikel über eine Einheit von bolivianischen Soldaten gebracht – diese 1.500 Mann werden komplett von der US-Botschaft in Bolivien finanziert. Die USA zahlen diesen Soldaten rund 100 Dollar im Monat, das sind 50 % mehr, als sie in der bolivianischen Armee erhalten. Merken Sie sich das, wenn Sie auch eine eigene Armee haben wollen. Diese Soldaten rennen durch den Dschungel und sollen dort den Drogenabbau der lokalen Farmer verhindern. Gelegentlich quälen, verstümmeln oder töten sie dabei ein paar dieser Farmer. Die Einheimischen mögen das natürlich überhaupt nicht – und sie wissen, wer diese Soldaten finanziert. Und sie werden sich das merken.

      Das US-Justizministerium hat ein sogenanntes TIPS-Programm (Terrorism Information and Prevention System) gestartet. Es geht darum, dass 12 Millionen US-Bürger Mitglieder werden sollen, die ihre Beobachtungen in Bezug auf mögliche Terroristen in den USA zentralen Meldestellen mitteilen sollen. Es geht darum, "verdächtige Personen" zu bespitzeln.

      Die Amerikaner haben sich oft gefragt, wie die Deutschen es geschafft haben, so viele Leute für die Gestapo und die SS zu finden. Fakt ist jedoch, dass es immer, in allen Gesellschaften, Leute für solche Jobs gab und gibt. Auch in den USA würde es so viele Leute geben, wie es in Deutschland in den 1930ern dafür gab. Das macht mir etwas Angst. Mein lokaler "TIPS"-Spitzel könnte über mich berichten, dass ich "zu wenig Respekt für die Autorität hätte". Oder vielleicht wird über mich dann gemeldet, dass ich "lache, wenn ich die Phrase `homeland security` höre." Denken Sie, dass ich spaße? Versuchen Sie einmal, einen entsprechenden Witz an einem US-Flughafen zu machen.

      Die positiven Reaktionen der US-Bevölkerung auf das TIPS-Programm sind ein Beweis dafür, dass jetzt die Zeit gekommen sein könnte, in der die Ratten aus ihren Löchern kriechen werden. Selbst der nette amerikanische Nachbar mit Kind und Hund, der Samstags Sport macht, könnte der gleiche Typ sein wie die Deutschen, die in den 1930er Jahren höflich in jüdischen Geschäften einkauften, sich dann aber in der Reichskristallnacht an der Zerstörung und Plünderung der Geschäfte durch die SA beteiligten.

      Eine hysterische Maßnahme der Regierung war es, 300 Panzer-Bataillone der Armee für die "homeland defense" bereitzustellen. Ich möchte gerne wissen, wie Panzer INNERHALB der USA zur Erhöhung der Sicherheit genutzt werden sollen.

      Natürlich kann das nur eine Maßnahme ohne praktische Folgen sein. Aber ich kann Ihnen Folgendes sagen: Eine Sache, die ich an Amerika sehr gemocht habe, war die Tatsache, dass in den Straßen keine bewaffneten Soldaten herumliefen, wie in vielen Staaten der sogenannten Dritten Welt.

      Was mir wirklich Angst macht, ist der Zusammenhang der verstärkten Militärpräsenz in den USA mit dem Wunsch von Ashcroft, "Internierungslager" zu errichten, für US-Bürger, die im Verdacht stehen "feindliche Kämpfer" zu sein. Das wäre praktisch so, dass man seine Rechte vergessen könnte, wenn man angeklagt wird, zu dieser neuen Klasse von Kriminellen zu gehören. Man würde für die Dauer dieses "Spiels" einfach weggeschlossen.

      Das Fehlen eines klaren Prinzips der Bush-Administration wird durch die Schaffung des "Department of Homeland Security" demonstriert. Diese Institution wird ein Budget von 37 Milliarden Dollar haben (noch mal zum Vergleich: Der deutsche Verteidigungshaushalt liegt bei rund 21 Milliarden Dollar), und wird mit FBI und CIA konkurrieren – darum, wer die Möchtegern-"Prätorianische Garde" sein wird.
      investorverlag.de
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      schrieb am 19.12.02 19:01:04
      Beitrag Nr. 1.485 ()
      Editorial: Orkan-Warnung für den internationalen Devisenmarkt (19.12.2002)

      Schon jetzt lässt sich mit wohl hoher Treffsicherheit voraussagen, dass 2003 an den Rohstoff- und den Finanzmärkten wesentlich von der Entwicklung an der internationalen Devisenfront geprägt wird.

      Der US-Dollar steht aller Voraussicht nach vor einer erheblichen Abwertung besonders gegenüber dem Euro und anderen europäischen Währungen. Was mit dem Yen geschieht, ist hingegen völlig offen. Es hängt wesentlich davon ab, ob japanische Anleger weiterhin ihr Heil in Übersee suchen, weil dort durchweg sehr viel höhere Renditen erzielt werden können als an den heimischen Finanzmärkten.

      Es zeichnet sich ab, dass die zu erwartende Abwertung des US-Dollar entscheidend von asiatischen Zentralbanken vorangetrieben wird. In diesem Fall muss von strategischen Entscheidungen zur Streuung der Devisenportefeuilles gesprochen werden, die nicht durch kurzfristige Erwägungen oder Einflüsse über den Haufen geworfen werden.

      Die Zentral-Banker in Asien wissen nur zu gut, wie schlecht es um die fundamentale Situation des Greenback steht. Sie sind offenbar nicht mehr bereit, die Risiken zu tragen.

      EZB-Präsident Duisenberg hat kürzlich bestätigt, dass asiatische Zentralbanken begonnen hätten, in beachtlichem Umfang auf Euro lautende Wertpapiere zu erwerben.

      Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seinem 2002 erschienenen Jahresbericht für 2001 dargelegt, dass Ende vergangenen Jahres nur 13 Prozent der globalen Währungsreserven in Euro, aber 68 Prozent in US-Dollar angelegt waren.

      Aus den Zahlen des IWF schließt Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW), dass asiatische Zentralbanken rund 55 Prozent aller Währungsreserven im Wert von 1300 Milliarden Dollar halten. Etwa 75 Prozent dieser Reserven dürften nach Schätzung der Investmentbank aus US-Dollar bestehen, aber höchstens 10 Prozent aus Euro.

      Sollten die Euro-Reserven 2003 auf nur 15 Prozent erhöht werden, würde dies nach Berechnungen von DrKW Nachfrage nach der Einheitswährung allein aus diesem Grund in Höhe von 65 Milliarden Euro bedeuten. Zu Lasten des US-Dollar natürlich.

      Dabei sind die Folgewirkungen oder Sekundäreffekte noch nicht einmal bedacht, denn wenn das private Kapital bemerkt, was die asiatischen Zentralbanken im Schilde führen, kann ein Sturm losbrechen, der nicht nur die gewohnte Landschaft der Devisenmärkte völlig verändert.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 19:38:52
      Beitrag Nr. 1.486 ()
      Ich küsse den Kanzler weiter!

      Hallo, ich bin es noch mal, Fatty Egomahn von gestern. Da ich gestern den ganzen Tag nur auf der Couch gelegen habe, weiß ich natürlich noch nicht, wie mein Statement so angekommen ist. Interessieren tut mich das schon, weshalb ich morgen auch wieder zum Briefkasten gehen werde. Denn das Schicksal unseres Landes liegt mir schon etwas am Herzen. Nur die Vereinigung finde ich scheiße, deswegen habe ich auch nichts dafür gezahlt – jedenfalls beinahe nichts. Keine erhöhten Sozialversicherungsbeiträge, keine Rentenerhöhung für Millionen, die keine Mark eingezahlt haben, keine Krankenkassenerhöhung und auch sonst nichts. Schließlich bin ich Erbe und habe einfach aufgehört, zu arbeiten. Denn das lohnt für mich nicht mehr. Da lebe ich doch lieber vom Kapital, denn hier kostet mich die Einheitsscheiße nur den Soli – und den zahle ich wirklich aus der Portokasse.

      Es wäre ja auch noch schöner, wenn man Kapitalisten wie mich zu solchen Sachen herangezogen hätte. Sollen die Arbeiter und Angestellten das doch lieber alleine zahlen, schließlich waren sie es doch, die die Einheit gewollt haben. Und außerdem sind Arbeiter und Angestellte keine scheuen Rehe, wir Kapitalisten hingegen schon. Was die Politik gemacht hat, ist daher mehr als konsequent, und es sind wieder einmal nur die Habenichtse, Arbeitslosen und Asylanten, die da herumkritteln, weil niemand von denen bereit ist, den fairen Preis für die Wohltaten, die er von meinem Geld empfangen, auch ehrlich zu bezahlen.

      Nur in einer einzigen Sache habe ich mich fürchterlich geschnitten, doch glücklicherweise ist es noch einmal gut gegangen. Denn 1998 habe ich natürlich Kohl gewählt und dieses Jahr Stoiber, weil ich nicht will, dass der Sozialismus hier einzieht und man mir deshalb mein Geld wegnimmt. Was ich jedoch nicht beachtet habe, ist, dass der Schröder sich für mich viel besser eingesetzt hat als alle anderen Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik vorher: Die ganzen CDU-Bonzen haben mir nämlich immer ungefähr 50 Prozent von meinen Zinsen und Dividenden weggenommen, mal etwas mehr und mal etwas weniger.

      Doch als dann der Schröder drankam, kam auch plötzlich das Halbeinkünfteverfahren, so dass ich seitdem nur noch die Hälfte bezahlen muss, nicht mehr annähernd 50 Prozent, sondern nur noch etwa 25 Prozent. Und das macht schon ein paar Millionen im Jahr aus. Ärgerlich war nur, dass die Zinsen meiner Bundesanleihen weiterhin so hoch besteuert wurden. Doch das ist ja glücklicherweise mit der Abgeltungssteuer jetzt auch vom Tisch. Und seitdem mache ich mir jetzt jeden Morgen ein lustiges Spiel: Wenn ich um 10 Uhr aufgewacht bin und dann so gegen 11 Uhr noch sehr müde im Bademantel die Zeitung aus dem Briefkasten hole, dann kommt immer die Krankenschwester von nebenan nach Hause, weil die Nachtschicht gerade vorbei ist. Und dann ziehe ich ihr immer eine lange Nase und mache mich lustig darüber, dass sie nicht nur immer arbeiten muss, wenn ich schlafe und sich mein Vermögen so schön und kontinuierlich weiter vermehrt, sondern dass diese dumme Kuh dafür auch noch viel mehr Steuern zahlen muss als ich.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 19:42:16
      Beitrag Nr. 1.487 ()
      Daniel Evensen


      Kommentar vom 19.12.2002

      Fast so schlimm wie ein Krieg

      Was ist fast so schlimm wie der Irak-Krieg? Das Warten auf den Krieg und die damit verbundene Verunsicherung und Angst. Davon sind in erster Linie natürlich die Menschen im Irak und den Nachbarländern betroffen, die Soldaten der beteiligten Truppen und deren Angehörige. Wer kann noch ruhig schlafen, wenn er ahnt, dass er bald indirekt oder direkt in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt ist?

      Aber auch die Investoren leiden zunehmend unter der Aussicht auf eine bevorstehende militärische Auseinandersetzung im Nahen Osten. Die Fachleute sind sich weitgehend einig, dass ein Angriff der amerikanischen Truppen und ihrer Alliierten im Januar starten könnte. Ein passender Anlass wäre das Verletzen von UNO-Resolutionen durch den Irak, der einen unvollständigen Bericht zu den Rüstungsprogrammen des Landes abgegeben hat. Darin stimmen inzwischen alle Experten überein.

      Damit bleibt nur noch die Frage offen, wie die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates reagieren. Möglicherweise gibt es eine letzte Frist für den Irak, um fehlende Informationen zu ergänzen. Es macht sich gegenwärtig aber kaum jemand mehr ernsthafte Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts. Auf der einen Seite steht Saddam Hussein, der offensichtlich weiterhin lügt und betrügt, auf der anderen Seite George Bush, der von vornherein den Krieg als probates Mittel zur Demontage Husseins gesehen hat


      Belastung der Aktienkurse

      Die Marktteilnehmer müssen sich also mit dem Gedanken abfinden, dass in wenigen Wochen ein Krieg beginnen wird. In dieser Situation wird kaum ein privater oder institutionelle Anleger die Furcht verdrängen können, dass es zu einem langen Feldzug und schweren Schäden für die Weltwirtschaft kommt. Da können Experten noch so oft wiederholen, dass ein kurzer Krieg das wahrscheinlichste Szenario ist.

      Die Situation ist vergleichbar mit dem Befund für einen kranken Menschen, dass er operiert werden muss. Dem Patienten werden auch positive Statistiken über die Erfolgsquote der Operation die Angst nicht komplett nehmen. Die schlimmste Leidens-Phase liegt vor dem eigentlichen chirurgischen Eingriff.

      Auf die Börse übertragen bedeutet das: Vor dem eigentlichen Kriegsausbruch wird die Aussicht auf Krieg die Aktienkurse belasten. Davon kann sich kein Investor völlig frei machen. Besserung ist wie bei dem kranken Patienten nach einem erfolgreichen Eingriff zu erwarten.

      Ihr Daniel Evensen

      © 19.12.2002 www.stock-world.de
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      schrieb am 19.12.02 20:14:58
      Beitrag Nr. 1.488 ()
      Der Wertzuwachs von Immobilien schwächt sich weltweit ab



      San Francisco, 16. Dezember (Bloomberg) - Der weltweite Boom am privaten Immobilienmarkt läuft aus. In vielen Ländern in den USA, Europa und Asien steigt der Druck auf die Immobilienpreise. In Zürich fielen die Häuserpreise im dritten Quartal zum ersten Mal seit drei Jahren. Die Hausbesitzer können nicht mehr darauf zählen, den Gewinn aus dem Eigenheimverkauf in den Konsum stecken zu können.

      Derek Meyer träumte davon, sich ein Segelboot und ein Luxus- Hausboot zu kaufen, als er sein Vier-Zimmer Haus in Los Gatos in Kalifornien im Juli für 1,83 Mio. Dollar anbot. Fünfmal musste er den Preis senken, bis er bei weniger als 1,4 Mio. Dollar einen Käufer fand. Das war nur noch ein Plus von neun Prozent gegenüber dem Kaufpreis vor drei Jahren. Aus der Traum vom Segelboot, und das Budget für das Hausboot wurde auch um die Hälfte gekürzt. "Wenn wir das Haus zu dem Spitzenpreis losgeworden wären, hätten wir einen Großteil des Gewinns ausgegeben," erzählt Meyer.

      In Großbritannien fallen die Preise im obersten Segment des Immobilienmarktes, nachdem sie seit 1993 jedes Jahr angezogen haben. In den USA ist der Durchschnittspreis für ein Haus im letzten Quartal zwar um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, aber weniger als in den Vorquartalen. In Asien fallen die Häuserpreise in Korea und Singapur, beziehungsweise klettern weniger stark.

      Dieser Trend könnte sich auch auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Wenn die Häuserpreise sich nach oben bewegen, geben die Eigentümer angesichts der Wertsteigerungen gerne mehr aus. "Wenn das abebbt, werden die Verbraucher weniger konsumieren," schätzt Lyle Gramley, Chef-Wirtschaftsberater bei Schwab Capital Markets. Die Immobilienpreise "sind insbesondere für mittlere Einkommensbezieher sehr wichtig," bestätigt Ian Morris, Chefvolkswirt bei HSBC Securiites Inc. "Der Durchschnittsamerikaner hat mehr Geld in Immobilien stecken als in Aktien. Wenn das aus der Balance gerät, kommt eine Flaute auf uns zu."

      Die äußerst niedrigen Zinsen in den USA und Großbritannien, steigende Einkommen und das größere Interesse der Investoren an Immobilienanlagen angesichts des Kurseinbruchs an den Börsen haben weltweit die Nachfrage nach Wohnobjekten angeheizt.

      Zwischen 1995 und 2001 sind die Häuserpreise in den Niederlanden inflationsbereinigt um 70 Prozent, in Irland um 60 Prozent und in Großbritannien um 42 Prozent gestiegen, geht aus einer Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hervor. In Südkorea haben sich die Eigenheime in diesem Jahr um knapp ein Drittel verteuert, berichtet die Zentralbank. Aber mittlerweile gibt es die ersten Anzeichen für eine Abschwächung. In Großbritannien sind die Preise für Häuser in der Kategorie über eine Million Pfund (1,55 Mio. Euro) dieses Jahr um fünf Prozent gefallen und in der Preisklasse über 5 Mio. Pfund sind sie zehn Prozent gesunken. "Die Bonuszahlungen waren schwach, und bei vielen Banken in der City gab es Entlassungen," erklärt Rupert Sweeting von dem Makler Knight Frank in London die Preisentwicklung.

      In anderen Märkten sieht es ähnlich aus. In Paris kletterten die Preise für Wohnimmobilien im ersten Halbjahr nur noch um sieben Prozent, nach neun Prozent im Vorjahr und zehn Prozent im Jahr 2000. "Im Luxussegment wird in Paris die Nachfrage schwächer," beobachtet Caroline Carely, Abteilungsleiterin in der Notarskammer. "Die Talfahrt an den Börsen hat die Art von Gewinnen zunichte gemacht, mit denen die potenziellen Käufer ihre Luxuseigenheime finanzieren wollten."

      Aber auch im mittleren Preissegment ist der Druck zu spüren. Mark Allen, ein Unternehmensfinanzierer aus Reading in Grossbritannien hat den Preis für sein Drei-Zimmer-Appartement zweimal gesenkt, bis es nach fünf Monaten endlich verkauft war. Den Kauf eines neuen Wagens hat er verschoben und auch ein Skiurlaub im nächsten Jahr steht auf der Kippe. "Wenn ich die Wohnung zum ursprünglichen Preis losgeworden wäre, hätte ich jetzt mit Sicherheit schon ein neues Auto," sagt er.

      Auch in Asien dürfte sich der Markt für Wohnimmobilien abschwächen. "In Korea ist am Immobilienmarkt der Gipfel erreicht. Die Immobilienpreise werden nach unten gehen und das Wirtschaftswachstum belasten," prognostiziert Andy Xie. Der Chefökonom bei Morgan Stanley Asia rechnet mit einem Preisrückgang von etwa zehn Prozent in Seoul im nächsten Jahr.

      In Singapur fallen ebenfalls die Preise. Das Land versucht, aus der schlimmsten Rezession seit vier Jahrzehnten herauszukommen. Im Juli verkaufte die Marketing-Managerin Cindy Koh ihr 2,5 Stockwerke hohes Terrassenhaus für 1,36 Mio. S$ (0,76 Mio. Euro). Das sind etwa 200.000 S$ weniger als sie vor zwei Jahren dafür zahlte.

      http://quote.bloomberg.com/fgcgi.cgi?T=de_newsstory.ht&img=w…
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      schrieb am 19.12.02 20:21:40
      Beitrag Nr. 1.489 ()
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 20:27:21
      Beitrag Nr. 1.490 ()








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      schrieb am 19.12.02 20:29:14
      Beitrag Nr. 1.491 ()


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      schrieb am 19.12.02 20:35:39
      Beitrag Nr. 1.492 ()
      Roland Leuschel

      Das Jahr 2003


      Das Jahr 2003
      Weltwirtschaft: Globale Rezession
      Börse besser als 2002
      Rückkehr der Inflation ?
      Gold auf dem Marsch zu neuen Höchstkursen ?



      Eine Kapitalmarktexpertin und Geschäftsführerin einer der grossen deutschen Investmentfondsgesellschaften hat Mitte Dezember dieses Jahres die Meinung der Fondsmanager auf den Punkt gebracht : « Die Stimmung hat sich seit dem Tief im Oktober deutlich aufgehellt. Und bekanntlich nehmen die Börsen wirtschaftliche Verbesserungen meistens um einige Monate vorweg. » Als Realist frage ich mich « welche wirtschaftlichen Verbesserungen » haben dann die Aktienbörsen Ende 1999 vorweggenommen, als der Dow Jones über 11.500, der Dax über 8.000 und die Nasdaq bei 5.000 lagen ? 67% der Fondsmanager erwarten einen Anstieg der Weltkonjunktur und sind entsprechend optimistisch über die Unternehmensgewinne.

      Ich hoffe Sie haben meine letzte Kolumne vom 21. November (Ist das Ende der zweiten Kursrallye im aktuellen Bärenmarkt eingeleitet ?) gelesen. Zwei Tage später titelte die Financial Times Deutschland ihre Finanzzeitung « An den Börsen sind die Bullen los » und fasste so die Meinung vieler Medien zusammen. Ich fühlte mich in den Bärenmarkt von 1968 bis 1982 zurückversetzt. Auch damals wurden die Anleger konstant von den Medien und von ihren Investmentbanken in die Irre geführt, indem Ihnen der Beginn eines neuen Bullenmarkt angekündigt wurde.

      Mein Szenario für das kommende Jahr sieht anders aus ; denn wenn Optimisten Recht haben sollten, wie zum Beispiel auch die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley, die mit Kurssteigerungen von rund 20% in Europa im kommenden Jahr rechnen, und als Begründung angeben, die Eurozone wird mit 1,4% wachsen, aber gleichzeitig vor dem Ende des Zyklus der bisherigen Zinssenkungen warnen, dann wird der Rentenmarkt schwach und die Zinsen werden ansteigen. Das würde bedeuten, Anleihen werden gegenüber Aktien noch attraktiver ! Ich gehe nach wir vor davon aus, dass die Gefahr einer globalen Rezession noch lange nicht gebannt ist, und zitiere den jüngsten Bericht der Weltbank, der die Gefahren für das Wachstum im kommenden Jahr aufzeigt : sinkendes Vertrauen der Verbraucher als Folge der Finanzskandale bedeutender Unternehmen in Amerika, Schieflage der japanischen Banken und die Schuldenprobleme lateinamerikanischer Staaten. Ich füge hinzu, die Gefahr eines Krieges gehört zu diesen Unwägbarkeiten. Zwei deutsche Wirtschaftsinstitute gehen davon aus, dass in diesem Jahr in Deutschland das Wachstum bei 0,2% liegt, also geringer als letztes Jahr, und dass 2003 mit kaum mehr als 1% gerechnet werden kann. Und am Anfang dieses Jahres sprach die ganze Welt von der Konjunkturerholung… Wir sind also noch lange nicht aus dem Konjunkturtal heraus, aber das bedeutet nicht, dass wir an den Aktienbörsen kein Geld verdienen können. Zunächst einmal werden wir noch neue Tiefstkurse erreichen, und ich wiederhole meine Prognose vom Sommer dieses Jahres (vergleiche auch Interview in der Welt am Sonntag vom 6. Oktober), dass der Dax auf das Niveau von 2.250 – 2.500 zurückfallen kann. Dabei bin ich bei weitem nicht am pessimistischsten. Der bekannte Aktienanalyst Wieland Staud glaubt, dass der Dax « zumindest vorrübergehend ein Niveau erreicht, das mit einer eins beginnt », andere Techniker sehen ein Kursziel für den Dax bei 2.032 entweder im Sommer oder im frühen Herbst.

      Meine Begründung für höhere Kurse Ende 2003 gegenüber 2002 : Nur zweimal seit 1925 ist der Dow Jones in drei Jahren in Folge eingebrochen, 1929 und 1939. Ende 2002 wird es also zum dritten Mal geschehen, aber und das erscheint mir sehr wichtig, ein viertes negatives Börsenjahr hintereinander ist bisher noch nicht eingetreten, und daher extrem unwahrscheinlich. Ausschliessen kann man es dennoch nicht, denn Märkte haben kein Gedächtnis. Ein anderer Grund : Seit es den Dax gibt (1959) hat er in einer Baisse noch nie so viel verloren wie zwischen März 2000 und Oktober 2002 (rund 70%). Der einzige vergleichbare Kursrückgang ereignete sich nach der Kubakrise (1962), dem Jahr in dem ich als Finanzanalyst in Frankfurt begann. Praktisch hatte der Dax bis zum Juli 1982 eine Seitwärtsbewegung. Wenn ich also für Ende 2003 höhere Aktienkurse vorhersehe, dann muss ich gleichzeitig davor warnen, dass wir noch viele Jahre in einer Seitwärtsbewegung bleiben werden, wahrscheinlich bis 2012. Ein Faktor für diese Szenario ist die nach wie vor extrem hohe Börsenbewertung der Aktien. Der Gewinn pro Aktie des Standard & Poors 500 Index in den vergangenen 12 Monaten beträgt 26,74 US-Dollar. Im historischen Vergleich wäre das ungefähr das Niveau von Ende 1994, als der Standard & Poors Index bei 460 lag (heute 900). Aber Standard & Poors hat die Gewinne neu berechnet (sogenannte Core Earnings), und dabei die Verpflichtungen der Unternehmen aus Mitarbeiter-Optionsprogrammen und Pensionskassen berücksichtigt und kommt auf 18,48 Dollar, das heisst die KGV des Standard & Poors 500 wäre bei augenblicklichem Indexstand bei 50. Da auch andere klassische Kennzahlen der Fundamentalanalyse sich auf einem derart hohen Niveau befinden, die eher das Ende eines Bullenmarktes als dessen Anfang signalisieren, werden wir wohl noch einige Jahre mit einer Konsolidierung zu rechnen haben. Den verbliebenen, zahlreichen Bullen bleibt im Grunde genommen nur noch das sogenannte Fed-Modell, das die Unternehmensgewinne mit dem langfristigen Zins für Staatsanleihen vergleicht. Ganz abgesehen davon, dass dieses Fed-Modell wirklich nicht funktioniert und eher eine Schimäre ist (der Nikkei 225 müsste nach diesem Modell bei 30.000 stehen !), rechne ich wegen der enorm steigenden Staatsverschuldung mit höheren langfristigen Zinsen, und damit wäre auch dieses Argument Fed-Modell hinfällig. Ich rechne damit, dass Sir Print A Lot of Money weiterhin die kurzfristigen Zinsen senken wird und notfalls das Geld mit Hubschraubern über den grossen Städten Amerikas abwerfen wird, sodass der Markt einfach zu viel Liquidität bekommt. Da gleichzeitig der jetzt noch boomende Immobilienmarkt in Amerika und Grossbritannien einen Kollaps erleiden könnte, werden die Anleger versucht sein, ihr Glück in Aktien zu suchen, die ja auch Substanzwerte sein können. Die hohen Staatsdefizite und die Kosten eines Krieges könnten die Inflationsraten in der Welt steigen lassen, und eine Renaissance des Goldpreises bewirken.

      Ich empfehle nach wie vor 70 bis 90% in Cash bzw kurzlaufende Triple A Anleihen zu investieren, 3 bis 5% in physisches Gold und wie in diesem Jahr die Zwischenerholungen zu nutzen, um mit Value-Aktien, wie IBM, Allianz, Phillip Morris, Siemens etc., Gewinne einzufahren.

      In der Vergangenheit haben Berufsoptimisten und auch viele Investmentbanken dem Anleger eingehämmert, dass Aktien langfristig Anleihen schlagen. Das stimmt, allerdings nur langfristig. Es ist bemerkenswert, dass ein amerikanischer Stratege James Montier von der DrKW errechnet hat, dass « unter den derzeit herrschenden Bedingungen es 52 Jahre dauern wird, bis die akkumulierten, realen Einkünfte aus amerikanischen Aktien die akkumulierten, realen Einkünfte aus Anleihen übertreffen werden ». Wie die Ergebnisse eines Berufsoptimisten an der Börse ausfallen, sehen Sie an Heiko Thieme, sein Fonds Thieme Fonds International hat seit Jahresbeginn 65% seines Wertes verloren und seit 3 Jahren 85%. Er ist damit unter den 3 schlechtesten der insgesamt 462 Fonds Aktien International. James Montier hat mit Sicherheit nicht an diesen Fonds gedacht, als er seinen Anlagehorizont auf 52 Jahre setzte.

      Roland Leuschel

      P.S. Am 25.1.2003 findet im Künstlerhaus in München das Goldbrief-Seminar statt, auf dem ich ausführlich über den drohenden Kollaps des Weltfinanz- und Rentensystems sprechen werde. Unter anderen wird Johann A. Saiger über die Investitionsmöglichkeiten im Goldsektor berichten. (Information unter der Telefonnummer : 0174 – 84.58.147)


      19.12.2002
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      schrieb am 19.12.02 20:49:29
      Beitrag Nr. 1.493 ()
      Donnerstag, 19. Dezember 2002

      Online-Hypothek in 12 Sekunden

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Anmerkung in eigener Sache: Während ich das schreibe, sitzt Bill Bonner gerade im Flugzeug irgendwo über dem Atlantik, auf dem Weg nach Paris. Mein Kollege Eric Fry genießt derzeit den Strand und die Sonne in Nicaragua ... aus diesem Grund folgt meinem Beitrag ein älterer Artikel von Bill Bonner, ein richtiger Klassiker – der am 13. Dezember 1999 verfasst wurde. Bitte beachten Sie das. Doch in medias res:

      Santa Claus blieb nicht lange an der Wall Street (wenn er es überhaupt war). Gestern ging es wieder bergab. Aber immerhin, es bleibt noch der Immobilienmarkt ...

      "Von Zeit zu Zeit breitet sich weltweit eine Welle des Optimismus wie ein Buschfeuer aus", so Marc Faber von "Strategic Investment" im Mai dieses Jahres. "Die Leute glauben, dass sie am Beginn einer neuen Ära stehen, die ihnen unvorstellbare Reichtümer bringen wird, und zwar für alle ... aber sobald die Spekulanten realisiert haben, dass die Aktien das Top erreicht haben, switchen sie in andere Spekulationsobjekte."

      Faber sprach damals über eine historische Episode: Nach dem Platzen der "Mississippi-Spekulationsblase", die John Law begründet hatte, ging das Kapital von Frankreich nach London, wo gerade die "Südsee-Spekulationsblase" begann. Diese Analogie lässt sich auch auf den heutigen Immobilienmarkt anwenden.

      Die Analysten streiten sich allerdings immer noch darüber, ob wir bei den amerikanischen Immobilienpreisen eine Spekulationsblase sehen oder nicht – Dr. Steve Sjuggerud zum Beispiel meint, dass man sich das Florida der 1920er ansehen sollte, wenn man eine wirkliche Spekulationsblase am Immobilienmarkt sehen will. Meiner Meinung nach sagen die folgenden Schlagzeilen alles:

      "Der Bärenmarkt zerstört Träume vom vorzeitigen Ruhestand."

      "Die Konsumenten verkaufen Aktien, kaufen Immobilien."

      "New Century [US-Hypothekenbank] kündigt Kreditprüfung online in 12 Sekunden an"

      "Eine Umfrage unter 1.103 Haushalten hat herausgefunden, dass 77 % in den letzten 2 Jahren am Aktienmarkt Geld verloren haben", so ein Artikel bei Newsday.com. In diesem Artikel heisst es weiterhin, dass 34 % der Befragten ihren Urlaub verschoben haben, und weitere 30 % haben größere Anschaffungen verschoben.

      "Unter den Aktionären im Alter von 50 bis 70 Jahren haben rund 20 % ihren geplanten Ruhestand nach hinten verschoben, wegen ihren Aktienkursverlusten", so USAToday unter Berufung auf eine Studie. Und weiter: "Von den Ruheständlern, die seit März 2000 Geld am Aktienmarkt verloren haben, mussten sogar 3 % wieder arbeiten gehen." Außerdem haben laut diesem Artikel 15 % aller Arbeiter zwischen 40 und 59 Jahren überhaupt keine Ersparnisse ... und weitere 27 % haben nur 10.000 Dollar oder weniger gespart.

      Investoren, die Angst vor dem Aktienmarkt haben, könnten jetzt einen Kardinalfehler beim Investieren begehen: Sie könnten erwarten, dass sie am Immobilienmarkt auch in Zukunft die glänzenden 29 % pro Jahr verdienen können, die in den letzten 5 Jahren durchschnittlich pro Jahr drin waren. Ein Investor, der 2000 noch 75 % seines Vermögens in Aktien und 25 % in Immobilien investiert hatte, hat jetzt alles was er noch hatte in ein Haus in Kalifornien, in der Nähe des Silicon Valley, für eine halbe Million Dollar investiert. Und er hat aufgehört zu sparen.

      "Ich fühle mich sehr wohl mit dieser Entscheidung", sagt dieser Investor. Bis jetzt hat er Recht gehabt: Im Silicon Valley zogen die Immobilienpreise im Jahr 2000 um 25 % an, in 2001 um 5 %. In diesem Jahr könnten es gesunde 12 % Plus werden. Wie lange wird dieser Trend noch weiterlaufen?

      Nun, lassen Sie uns einen Blick in die Geschichte werfen. Dr. Faber meint dazu: "Bei Immobilien ist es normal, dass die Preise für einige Zeit weitersteigen, wenn es am Aktienmarkt zum Platzen einer Spekulationsblase gekommen ist ... es ist deshalb nicht ungewöhnlich, dass der US-Immobilienmarkt in den letzten 18 Monaten (oder länger) weiter geboomt hat, obwohl die Performance am Aktienmarkt schlecht war. Aber obwohl der Immobilienmarkt eine Zeitlang nach dem Platzen der Spekulationsblase am Aktienmarkt stark bleiben kann, kommt es auch hier irgendwann zu einer Spekulationsblase. Immobilien werden schließlich zur einzigen Alternative zu Aktie."

      Deshalb kam es jetzt laut Yahoo Finance zu der Ankündigung der Hypothekenbank New Century, dass man eine Hypothek online sehr schnell erhalten könnte: Innerhalb von 12 Sekunden würde die Bestätigung kommen.

      Ich habe ein paar Vorschläge für die Programmgestalter von CNBC: Zu Zeiten des Aktienbooms gab es dort eine gewisse Maria Bartiromo, die die Highflyer im High Tech-Sektor kommentierte. Männlichen Zuschauern war sie als "Money Honey" bekannt. Wie wäre es, wenn man ihr jetzt wieder eine Sendung geben würde, über den nächsten Highflyer-Markt (als "Hypotheken Mama")? Vielleicht könnte sie dann wieder eine Spekulationsblase moderieren?

      investorverlag
      ____________________________________
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      schrieb am 19.12.02 21:47:18
      Beitrag Nr. 1.494 ()
      Kommentar


      Besser Krise als Krieg

      Die Angst vor dem Irak-Konflikt lähmt die Wirtschaft. Aber ökonomische Überlegungen rechtfertigen keinen Militärschlag.
      Von Gerd Zitzelsberger



      (SZ vom 20.12.2002) - Keiner gewöhnt sich an die Gefahr: Seit vielen Monaten lebt die Weltwirtschaft mit dem Risiko, dass es zu einem Krieg gegen den Irak kommt. Nicht nur die Militärs, sondern auch die Wirtschaft hatte Zeit, sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten.

      Unzählige Prognosen gibt es mittlerweile, wonach die ökonomischen Auswirkungen einer solchen Militäraktion schon nicht allzu schlimm ausfallen würden – jedenfalls wenn die Alliierten den Krieg schnell gewinnen. Und die Opec hat am Donnerstag nochmals wissen lassen, dass sie einen Ausfall irakischen Öls durch Fördererhöhungen ausgleichen werde.



      » Scharfe Töne gegen Saddam lassen den Ölpreis nach oben schnellen. «



      Dennoch: In dem Ausmaß, in dem die amerikanischen Töne gegen Saddam Hussein schärfer werden, schnellt der Ölpreis nach oben. Am Donnerstag war es erneut ein halber Dollar, um den sich das Barrel Rohöl verteuerte, und seit dem letzten Tiefpunkt Mitte November beträgt der Anstieg mehr als 25 Prozent.

      Preisanstieg auch auf Tankstellen

      Die amerikanische Leitsorte notiert bereits wieder – beinahe wie im September – über 30 Dollar, und Nordsee-Öl nur noch knapp unter dieser Marke. Wenn sich dieses Niveau hält, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Preisanstieg auf die Tankstellen und das Heizöl durchschlägt.

      Beim Öl sieht es jedermann mit freiem Auge, aber es ist eben nicht nur der Energie-Markt, über den das inzwischen wieder höhere Kriegsrisiko einen neuen Schatten geworfen hat. Auch die Aktienmärkte leiden darunter und generell die Bereitschaft, Geld für einen längeren Zeitraum anzulegen, in neue Maschinen und Gebäude zu investieren oder Mitarbeiter anzuheuern.



      » Ein Krieg aus wirtschaftlichen Motiven wäre Imperialismus. «



      Anleger und Unternehmer sind – wer könnte es ihnen verdenken – nicht bereit, beliebig viele Risiken in Kauf zu nehmen. Wenn ein externes hinzukommt, vermindern sie jene Risiken, über die sie selbst bestimmen können. Auch wenn man diese Auswirkungen kaum beziffern kann, verursachen sie einen weitaus größeren Schaden als der hohe Ölpreis.

      Krise schmälert Wachstum

      Es gibt keinen Zweifel: Die Irak-Krise schmälert schon jetzt das Wachstum in Deutschland sowie den anderen westlichen Industriestaaten. Und ein Ende dieser Situation ist nicht abzusehen. Etliche Ökonomen gehen inzwischen soweit, dass sie einen Krieg gegen den Irak als das kleinere Übel für die Wirtschaft ansehen als eine Krise, die sich endlos dahinschleppt.

      Selbst wenn diese Ökonomen recht haben sollten: Wirtschaftliche Überlegungen dürfen nicht dazu führen, Städte zu bombardieren und Menschen zu töten. Wirtschaftliche Überlegungen rechtfertigen keinen Militärschlag gegen Hussein. Ein Krieg aus solchen Motiven wäre Imperialismus.
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 21:52:46
      Beitrag Nr. 1.495 ()
      Altersvorsorge
      Die Rentenkrise verändert die Finanzmärkte

      Von Matthew Lynn, Bloomberg News

      19. Dezember 2002 Die Londoner Regierung hat jüngst neue Pläne für eine Reform des britischen Rentensystems bekannt gegeben. Das Problem: Immer mehr Briten steht ein Ruhestand in Armut bevor. Um dagegen anzugehen, soll das System durch die Vereinfachung sowohl der zur Verfügung stehenden Rentensparprodukte als auch der jeweiligen Besteuerung verbessert werden.

      Politische Waghalsigkeit kann man der Regierung freilich nicht vorwerfen. Konkrete Maßnahmen hinsichtlich obligatorischer Sparpläne sowie eines höheren Renteneintrittsalters sind nicht vorgesehen. Diese gelten bei vielen Experten aber als unabdingbar, wenn die Tendenz zur Verarmung unter britischen Senioren ins Gegenteil verkehrt werden soll.

      Großbritanniens Rentenkrise geht mit erschreckenden Zahlen einher. So muss das Land pro Jahr 27 Milliarden Pfund zusätzlich einsparen, um den derzeitigen Lebensstandard seiner pensionierten Bevölkerung aufrechtzuerhalten, so der Verband britischer Versicherungsgesellschaften. Großbritannien ist kein Einzelfall. In den USA hat einer von fünf älteren Investoren, die seit dem Hoch im März 2000 Geld am Aktienmarkt verloren haben, seinen Ruhestand auf Grund dieser Verluste einstweilen verschoben. Dies geht aus einer Umfrage der American Association for Retired Persons hervor, der größten Lobby für US-Bürger über 50.

      Demographische Schieflage belastet die Pensionsfonds

      Pensionsfonds sehen sich heute weltweit mit den größten Risiken der letzten 30 Jahre konfrontiert, berichtete die Consulting-Firma Watson Wyatt vergangene Woche nach der Befragung von 1.900 Fonds mit einem Vermögen von insgesamt 488 Milliarden Dollar. Angesichts rückläufiger Renditen und einer steigenden Lebenserwartung werden viele Fonds ihren Verbindlichkeiten nur mit Mühe nachkommen können.

      Ein viel zitierter Sachverhalt in Bezug auf die Rentenkrise ist, dass sich die Methoden der Altersvorsorge sowie der Verlauf eines beruflichen Werdegangs in Zukunft wandeln werden. Das Renteneintrittsalter könnte etwa bis auf 70 oder 75 Jahre verlängert werden; dann müssten sich die Arbeitgeber von ihren Vorurteilen gegenüber älteren Beschäftigten trennen. Reiche Industrienationen könnten ihre demographische Schieflage derweil exportieren. Die Europäische Union steht vor der Osterweiterung: Wenn sich der Arbeitsmarkt in Kontinentaleuropa öffnet, werden britische und französische Rentenleistungen zum Teil mit den Steuern junger Polen und Tschechen finanziert, die in das von einem steigenden Durchschnittsalter geprägte Westeuropa übersiedeln.

      Revision der Sparpläne

      Nicht unbedingt auf der Hand liegt indes vielleicht der Gedanke, dass die Rentenkrise auch den Wertpapiermarkt verändern dürfte, denn Investitionen zur Altersvorsorge sind dort schon seit langem eine der größten Geldquellen. Banken und Finanzdienstleister betonen seit Jahren, dass die Fondsverwaltung infolge der demographischen Entwicklung ein wachstumsträchtiges Geschäft ist. Gemäß einer allgemeinen Branchenweisheit werden immer mehr Menschen immer mehr auf die hohe Kante legen müssen, damit sie sich im Alter von 60 oder 65 Jahren mit zwei Dritteln ihres letzten Gehalts zur Ruhe setzen können.

      Diese These könnte sich jedoch als falsch herausstellen. Ein unbezifferter aber hoher Prozentsatz der Bevölkerung will eigentlich gar nicht so viel sparen, weil er es sich entweder nicht leisten kann oder das Geld lieber jetzt sofort ausgeben möchte. Wenn der Strom an Renteninvestitionen in den Wertpapiermarkt abebbt oder immer geringere Wachstumsraten verzeichnet, werden die Gelder möglicherweise auch immer schwieriger zugänglich. Bislang stammten die Gelder zur Altersvorsorge zumeist aus unternehmenseigenen Pensionsplänen. Zurzeit werden diese Pläne jedoch vielerorts abgeschafft. Statt dessen verwalten die Erwerbstätigen die Finanzierung ihres Altenteils jetzt selbst.

      Abkehr von der Aktie

      Ein Großteil der Renteninvestitionen wandert in den Immobilienmarkt. Selbst der britische Premierminister ist mit von der Partie, hat er doch zwei Wohnungen in Bristol erworben. In Europa und den USA kehren die Privatanleger Aktien den Rücken, wollen vom Vertrauen in deren langfristige Widerstandskraft nichts wissen und schichten ihre Ersparnisse statt dessen in den Anleihemarkt um. Eine Folge des Aktienmarktdebakels besteht darin, dass sich die Sparer immer weniger dem Herdentrieb beugen.

      All dies schadet den traditionellen Vermögensverwaltern, schafft aber gleichzeitig Raum für ganz neue Arten der Finanzdienstleistung. Der Zuwachs bei Hedge-Fonds ist zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass die Anleger ihr Geld hier mit dem klaren Ziel der Renditesteigerung investieren. Bisher galt immer das Klischee, dass Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften die Märkte kontrollieren; heute üben die Hedge-Fonds einen zunehmenden Einfluss aus.

      Neue Arten der Vermögensverwaltung

      Da sich die von konventionellen Fondsverwaltern als Finanzierungsquelle gepriesene europäische Aktienkultur nicht einstellen will, stimmen europäische Unternehmen, die ihre neu emittierten Aktien verkaufen möchten, ihre Zeichnungsangebote auf Hedge-Fonds und nicht mehr auf herkömmliche Aktienfonds ab. All diese Trends dürften sich auch künftig fortsetzen. Die Geldströme könnten ohne weiteres aus dem Wertpapiermarkt abwandern, wenn Privatanleger weniger dazu bereit sind, hier zu investieren.

      Innerhalb der Wertpapierbranche könnten durchaus neue Arten von Vermögensverwaltern in den Vordergrund treten, die auf Nischenkunden abzielen. Die Pensionsfonds sind seit Ende des Zweiten Weltkrieges größtenteils in dem irrigen Glauben vorgegangen, dass ihr Einfluss zunimmt. Wenn sie klug sind, werden sie - mitsamt der Finanzprofis, die ihr Geschäft darauf gründen - ihre Einstellung überdenken. Der traditionelle Pensionsfondsmanager könnte sich - ebenso wie der künftige Ruheständler - als ein Opfer der Krise entpuppen.

      Text: Bloomberg
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 21:56:09
      Beitrag Nr. 1.496 ()
      Interview
      „Die Zeichen für eine Dollarschwäche stehen an der Wand“


      19. Dezember 2002 Der Euro ist wieder einmal in Bewegung. Schon seit Jahresbeginn hatte er deutlich zugelegt und im Juli mit Schwung zum ersten Mal seit zwei Jahren die Parität zum Dollar erreicht. Danach atmete er durch und pendelte einige Monate unentschlossen auf dem erreichten Niveau hin und her. Mit Kursen nahe 1,03 Dollar scheint er nun zu einem weiteren Höhenflug anzusetzen.

      Um herauszufinden, ob das so sein könnte, unterhielt sich FAZ.NET mit Hans-Günter Redeker von der BNP Paribas in London. Als Global Head of Foreign Exchange Strategy dürfte er die Finessen des Marktes zur Genüge kennen.

      Im Euro-Dollar haben wir in jüngster Zeit starke Kursgewinne gesehen. Wie würden Sie das begründen?

      Oft wird dafür die „Risikoaversion“ der Marktteilnehmer angeführt. Aber ich denke, man muss tiefer blicken. Nach dem Rückzug des US-Finanzministers Paul O`Neill und der Einsetzung John Snows ist die Idee aufgekommen, dass die Amerikaner ihre „Politik des starken Dollars“ ändern könnten. Das werden sie sicher nicht laut verkünden. Aber wenn man das Wachstumspotenzial der amerikanischen Wirtschaft mit der Geldversorgung vergleicht, dann stellt man fest, dass diese in den vergangenen eineinhalb Jahren extreme Züge angenommen hat.

      Werden hier schon Inflationsängste gespielt?

      Nein, so weit würde ich nicht gehen. Aber wenn man auf der einen Seite hohe Liquidität hat, und es gleichzeitig kaum Investitionsmöglichkeiten bei bestimmten erwarteten Renditen gibt, dann wandert dieses Kapital ins Ausland ab. Das bedeutet eine Währungsabschwächung von dieser Seite. Das ist das Spiegelbild dessen, was wir 1999 im Euro gesehen haben. Damals hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um 50 Basispunkte gesenkt und die Geldmenge und das Kreditangebot sind durch die Decke gegangen. Das hat die folgende Euroschwäche maßgeblich mit begründet.

      Dazu kommt ein Leistungsbilanzdefizit der USA, das eigentlich einen täglichen Mittelzufluss von 1,4 Milliarden benötigt. Wenn dort aber gleichzeitig ein Geldüberhang besteht und die Zahlungsströme teilweise sogar gerade in die andere Richtung gehen, dann gerät der Dollar unter Druck.

      Besteht damit nicht die Gefahr, dass der Dollar massiv abrutscht?

      Ich stelle die These auf, dass wir bis Ende des kommenden Jahres mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent bei 1,10 Dollar je Euro liegen werden. Für ein Dollar-Krisen-Szenario setzen wir eine Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent an. In diesem Falle sehen wir den Euro bei 1,17 Dollar. Wir würden also dahin zurücklaufen, wo wir 1999 bei der Einführung des Euro angefangen haben. Die Zeichen für eine Dollarschwäche stehen an der Wand.

      Das klingt ziemlich dramatisch!

      Das ist dramatisch. Die amerikanische Politik ist nach innen gerichtet. Der US-Präsident will im November 2004, wenn US-Präsidentschaftswahlen anstehen, eine gute ökonomische Bilanz vorlegen, der Wechselkurs interessiert ihn gar nicht. Wenn er glaubt, er brauche eine schwache Währung, dann tut er das.

      Aber er riskiert dabei, dass er die ganzen „Weltfinanzkoordinaten“ durcheinander bringt. Die europäischen und die japanischen Exporteure hätten massive Probleme ...

      Die Amerikaner haben sowohl die Japaner als auch die Europäer wiederholt darauf hingewiesen, dass sie ihre Volkswirtschaften umstrukturieren müssten. Die amerikanischen Ungleichgewichte seien nicht haltbar. Aber statt sich darauf einzulassen, hat sich die deutsche Regierung zum Sklaven der Exportmärkte gemacht und jammert nun zu Unrecht über die Schwäche der Weltwirtschaft.

      Sie hilft auch kräftig, Lohnforderungen der Gewerkschaften mit dem Hinweis auf den „Exportweltmeister“ zu rechtfertigen ...

      Sie können die Inlandsnachfrage nicht nachhaltig stimulieren, indem Sie höhere Lohnforderungen durchsetzen. Das unterminiert die Profitabilität der Unternehmen - und nach einem Jahr backen sie ganz kleine Brötchen. Was wir brauchen, ist eine erfolgreiche Umstrukturierung der Arbeitsmärkte. Es müssen auch Arbeiten mit niedriger Produktivität im eigenen Lande durchgeführt werden können. Dafür brauchen wir eine steile Lohnstrukturkurve, die wir nicht haben.

      Das heißt, die Streiks im öffentlichen Dienst gehen in die falsche Richtung?

      Ja, die gehen in die völlig falsche Richtung. Wenn die Japaner und die Europäer nicht in der Lage sind, ihre Wirtschaft umzustrukturieren, dann beginnen die USA, ihre Deflation zu exportieren. Das passiert über die Währungsseite.

      Mit welchen Folgen?

      Das wird Druck auf den europäischen Exportsektor ausüben, das wird die Gewinne wegbrechen lassen, es wird die Investionentätigkeit reduzieren und die Arbeitslosigkeit drastisch ansteigen lassen.

      .. und die Japaner lösen das Dilemma mit einer Abwertung des Yen?

      Wo sich der Markt am meisten irrt, das ist bei der Yen-Bewertung. Gott und die Welt gehen davon aus, dass der Yen eine schwache Währung ist. Wir stellen uns dagegen und glauben, dass der Yen im ersten Quartal des kommenden Jahres auf Grund der Repatriierung von Vermögenswerten unter starken Aufwertungsdruck kommen wird.

      Was heißt das konkret?

      Der Yen wird gegen den Dollar auf 110 fallen. Damit sind wir, wenn beide Prognosen eintreffen, im Euro-Yen bei 100.

      Ein Blick auf den Schweizer Franken ...

      Der Schweizer Franken wird schwach sein. Der Euro-Franken wird in einem Jahr bei 1,53 liegen und mit Blick auf zwei Jahre deutlich über 1,65. Denn erstens wird die Volkswirtschaft schwach sein auf Grund deflationärer Tendenzen. Zweitens wird das Bankgeheimnis geknackt werden. Die Leistungsbilanzüberschüsse werden dann wie Schnee im Sommerwind dahinschmelzen.

      ... und die osteuropäischen Währungen?

      In einigen Währungen ist noch ein deutlicher Zinsvorsprung da, die Direktinvestitionen in diese Länder hinein werden anhalten und auch überwechseln in Aktieninvestitionen. Das heißt, die Währungen bleiben unterstützt. Die Notenbanken werden mit Zinssenkungen gegensteuern, so dass die Anleihen noch Potenzial haben. In Polen steht allerdings noch ein Referendum aus, bei dem die Mehrheit noch nicht gesichert ist. Das sorgt noch für etwas Unsicherheit.

      Zum Abschluss - sehen sie irgendwelche überraschenden Kursbewegungen am Devisenmarkt voraus?

      Wenn es im Irak zum Krieg kommt und die Entscheidung fällt innerhalb eines überschaubaren Zeitraums, dann dürfte der Dollar vorübergehend davon profitieren. Aber das wäre eine gute Gelegenheit, um den Euro zu kaufen.

      Das Gespräch führte Christof Leisinger.

      Text: @cri
      Bildmaterial: Hans Redeker
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 00:29:34
      Beitrag Nr. 1.497 ()
      @bluemoons
      Ohne Schleimerie: Hier mal ein Danke für deine Mühen. Bei manchen Artikeln (wie etwa dem #1494) wird einem echt mulmig.
      :rolleyes:
      Aber zum Glück kann man ja auch davon profitieren: Wg. Dir bin ich Ende Nov. aufs Öl aufmerksam geworden . . .
      ;)
      Danke, schöne Feiertage und mach bitte weiter
      Gruß
      Apogatte
      (sicher im Namen viele stillen Leser)
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 18:44:39
      Beitrag Nr. 1.498 ()
      Lebensversicherer
      Kunden wird Widerspruchsrecht vorenthalten


      WDR | 17.12.2002
      Autoren: Holger Balodis und Dagmar Hühne


      Jahr für Jahr werden Millionen neuer Versicherungsverträge abgeschlossen. Mit dem Argument „Jetzt Riester-Förderung sichern“ geht die Branche gerade zum Jahresende auf Kundenfang.

      Dabei werden viele Verträge voreilig geschlossen. Nach kurzer Zeit erkennen viele Kunden, dass der Vertrag eigentlich gar nicht „passt“, dass er sie finanziell überfordert oder dass er Nachteile hat, von denen sie bei Vertragsabschluss nichts gewusst haben.

      Relativ wenig bekannt ist, dass in vielen Fällen ein gesetzliches Widerspruchsrecht existiert. Innerhalb eines Jahres nach Zahlung der ersten Prämie kommt der Verbraucher ohne Schaden wieder raus aus dem Vertrag und kann sämtliche Beiträge plus Zinsen zurückverlangen. Ganz wichtig: Er darf keinesfalls „kündigen“ (dann gibt`s nämlich häufig gar nichts zurück!), sondern muss Widerspruch einlegen. Die gesetzliche Grundlage: §5a Versicherungsvertragsgesetz (VVG).

      Voraussetzung für das Widerspruchsrecht ist, dass die Versicherung mit der Police nur eine unvollständige Verbraucherinformation überreicht hat.

      Nach Ansicht des Bundes der Versicherten sowie der Verbraucherzentralen sind nahezu alle derzeit verwendeten Verbraucherinformationen unvollständig, da sie nicht verständlich und ausreichend zum Beispiel über die Kosten eines Vertrages, die wirtschaftlichen Nachteile bei Kündigung und Beitragsfreistellung sowie die großen Gestaltungsspielräume der Versicherung bei der Berechnung der Überschüsse informieren.

      Bei Riester-Verträgen sind beispielsweise häufig so viele verschiedene Kostenkomponenten genannt, dass für den Kunden kaum erkennbar ist, mit welchen Kosten sein Vertrag tatsächlich belastet ist.

      Das Problem: Im Einzelfall wird nahezu jede Versicherung zunächst bestreiten, dass sie nur unvollständig informiert hat. Das heißt: Problemlos kommt nahezu kein Kunde ohne finanziellen Verlust aus dem Vertrag wieder raus.

      So war es auch im Fall von Ingrid Neikes. Ende 1999 hatte sie ein Vertreter der Vereinigten Postversicherung VPV überredet, eine Lebensversicherung abzuschließen. Der Vertreter argumentierte damals mit der geplanten Besteuerung von Lebensversicherungen und behauptete, wer noch 1999 abschließe, falle unter eine „Altfallregelung“ und bleibe auch weiterhin steuerfrei. Von Nachteilen, Risiken und hohen Kosten war jedoch keine Rede.

      Die geplante Besteuerung von Lebensversicherung kam (damals) dann doch nicht, aber Ingrid Neikes saß auf ihrem für sie ungünstigen Vertrag. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt bereits rund 3.000 Mark eingezahlt. Dann machte die Verbraucherin eigentlich alles richtig: Noch im November 2000, also innerhalb eines Jahres nach Zahlung der ersten Prämie, legte sie mit Hinweis auf §5a VVG Widerspruch ein.

      Die VPV-Versicherung lehnte ab und behauptete, dass sie hierzu kein Recht habe, da die VPV-Informationen vollständig und ausreichend gewesen seien. Also bestehe kein Widerspruchsrecht und es gebe kein Geld zurück.

      Im Mai 2001 erhielt die Verbraucherin dann Schützenhilfe durch den Bundesgerichtshof. In zwei Urteilen (AZ IV ZR 138/99 und AZ IV ZR 121/00) gegen die Versicherungen Allianz und Nürnberger erklärte der BGH eine ganze Reihe von Versicherungsklauseln für unwirksam. Betroffen sind vor allem die Klauseln zu Abschlusskosten und Rückkaufwerten.

      Da die Versicherungswirtschaft nahezu identische Vertragswerke benutzt, sind diese Urteile auf fast alle anderen Versicherungsgesellschaften übertragbar. Das heißt: Auch die Klauseln aller anderen Versicherer, die solche Klauseln benutzt haben, sind damit unwirksam. Im Zusammenhang mit §5a VVG leiten Verbraucherschützer hieraus ein generelles Widerspruchsrecht für solche Verträge ab.

      Mittlerweile räumt auch die VPV gegenüber [plusminus ein, dass auch die von ihr verwandten Klauseln unwirksam sind. Ein Recht zum Widerspruch könne man daraus dennoch nicht ableiten. Der Grund:

      Man sei befugt, teilte die Versicherung mit, „unwirksame Bedingungen mit Zustimmung eines Treuhänders durch neue Klauseln zu ersetzen.“ Die Versicherung beruft sich hierbei auf §172,2 VVG. Dort wird das „Treuhänderverfahren“ zum Ersatz unwirksamer Vertragsklauseln erwähnt.

      Nur: Ob eine Versicherung jedoch tatsächlich unwirksame Versicherungsbedingungen rückwirkend und ohne Zustimmung des Kunden ersetzen kann, ist juristisch noch höchst umstritten. Insbesondere ist fraglich, ob dieser Paragraph für Kapitallebensversicherungen überhaupt anwendbar ist. Frank Braun, Geschäftsführer des Bundes der Versicherten (BdV) erklärt, dass Lebensversicherungsklauseln keinesfalls einseitig geändert werden dürften. Die Zustimmung des Verbrauchers sei hierfür zwingend erforderlich.

      Der Bund der Versicherten (BdV) verweist auf zahlreiche Gerichtsurteile, in denen das so genannte „Treuhänderverfahren“ nach §172 VVG für höchst bedenklich oder nicht zulässig erklärt wurde. Es sind dies die Urteile folgender Gerichte:

      Amtsgericht Karlsruhe vom 13.9.2002 (AZ 1 C52/02)
      Amtsgericht Leipzig vom 23.10.2002 (AZ 09 C 2278/02)
      Amtsgericht Hamburg vom 29.8.2002 (AZ 19 C 135/02)
      Amtsgericht Hannover vom 12.11.2002 (AZ 525 C 5344/02)
      Landgericht Frankfurt/Main vom 27.6.2002 (AZ 2/02 O 117/01)
      Landgericht München vom 24.4.2002 (AZ 21 L 13567/01)
      Landgericht Frankfurt/Main vom 18.4.2002 (AZ 2/02 O 79/01)
      Landgericht Dortmund vom 23.11.2001 (AZ 8 O 354/01)
      Die VPV verweist gegenüber [plusminus hingegen auf ein Urteil des OLG Stuttgart vom 6. April 2001 (AZ 2 U 175/00), das die Zulässigkeit des Treuhänderverfahrens bestätigt habe. Zudem sei dieses Verfahren durch die Anweisungen der Aufsichtsbehörde, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (ehemals Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen), voll gedeckt.

      [plusminus bat den Privatrechtler Prof. Dr. Wolfgang Schünemann (Uni Dortmund), einen anerkannten Fachmann für Vertrags- und Versicherungsrecht, um seine Einschätzung.

      Prof. Schünemann hat sich in den vergangen Monaten intensiv mit dem Problem beschäftigt und in zahlreichen Fachzeitschriften hierüber publiziert. Er hält das so genannte „Treuhänderverfahren“ in dieser Form für Kapitallebensversicherungen für nicht anwendbar. Die Versicherungswirtschaft und die Aufsichtsbehörde gehe hier einen Sonderweg, der in keinem anderen Rechtsbereich eine Parallele finde.

      Es gelte aber vielmehr der Grundsatz „pacta sunt servanda“, geschlossene Verträge sind einzuhalten. Und selbstverständlich müsse der Kunde als Vertragspartner nachträglichen Klauselersetzungen wiederum zustimmen. Wenn die Aufsichtsbehörde aber ein solch fragwürdiges Verfahren der nachträglichen Klauselersetzung vorschlage, sei dies ein bedenkliches Zeichen für fehlende Distanz von Behörde und Versicherungsbranche.

      Keinesfalls könne jedoch – einmal vorausgesetzt, das Treuhänderverfahren sei für Kapitallebensversicherungen tatsächlich anwendbar – hiermit das Recht zum Widerspruch nach §5a VVG ausgehebelt werden. Dieses Recht könne dem Kunde nie genommen werden.

      Der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bestätigte hingegen, dass die Rechtsauffassung der VPV aus ihrer Sicht vertretbar sei und unter aufsichtsrechtlichen Gesichtspunkten nicht zu beanstanden sei. Der Verbraucherin teilte die Behörde mit, es stehe ihr jedoch frei, „die Angelegenheit gerichtlich prüfen zu lassen, sofern Sie sich davon Erfolg versprechen.“

      Genau das könnte nach zweijährigem ergebnislosem Schriftwechsel nun passieren. Und dabei stehen die Chancen nach Ansicht des Bundes der Versicherten (BdV) gar nicht so schlecht, doch noch den verlustfreien Ausstieg zu schaffen.

      Schon über 500 Kunden sollen nach BdV-Angaben die zuvor gezahlten Beiträge plus Zinsen erhalten haben, nachdem sie hartnäckig geblieben sind und die Klage eingereicht haben. Zu einem rechtskräftigen positiven Urteil zu Gunsten eines Verbrauchers kam es dabei allerdings erst einmal. Gefällt vom Amtsgericht Hamburg (AZ 12 C 68/01). Der Kunde bekam einen Jahresbeitrag von rund 8.000 Mark plus Zinsen zurück.

      In den meisten Fällen verhindern die Versicherungen jedoch – so der Bund der Versicherten – einen Urteilsspruch, indem sie notfalls noch im Gerichtssaal klein bei geben und die geforderte Summe bezahlen. Damit verhinderten sie ein Urteil, auf das sich andere Verbraucher berufen könnten.


      Weitere Informationen:

      Der Bund der Versicherten bietet einen kostenlosen Download seiner Broschüre „Schnell wieder raus aus unsinnigen Kapitallebens- und Rentenversicherungsverträgen zur Altersvorsorge“ an unter

      http://www.bundderversicherten.de/broschueren/default.htm
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 18:48:14
      Beitrag Nr. 1.499 ()
      Editorial: Weihnachtspause (20.12.2002)

      taurosweb unterbricht mit diesem Tag die Beobachtung der Rohstoff- und der Finanzmärkte für eine kurze Weihnachtspause.

      An einem noch nicht bestimmten Tag „zwischen den Jahren“ werden wir uns wieder zurückmelden, um dann vorliegende neue Aspekte zu erörtern.

      Doch zum Jahresausklang noch dies: Schon jetzt lässt sich sehr deutlich erkennen, dass das Jahr 2003 gravierende Veränderungen im internationalen Währungssystem mit ebensolchen Folgen für die Weltwirtschaft bringen wird. Die Gefahr kompetitiver Abwertungen, die diesmal auch den Euro erfassen dürfte, wächst wegen weltweit anhaltend schwacher Konjunktur und schrumpfender Absatzmärkte immens. Dies verstärkt die schon wirkenden deflationären Kräfte. Nur wer gerüstet ist, kann diese Prozesse einigermaßen unbeschadet überstehen. Dies bedeutet möglichst geringe Schulden und auf der Habenseite möglichst hohe Euro-Guthaben.

      Wir wünschen allen unseren Lesern geruhsame Feiertage.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

      Terminmarktwelt
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 18:50:51
      Beitrag Nr. 1.500 ()
      20.12.02 Nur jeder dritte Deutsche mag den Euro

      Brüssel - Die Deutschen sind Euro-Muffel: Ein Jahr nach der Einführung der gemeinsamen Währung findet der Euro nur bei 27,8 Prozent der Bürger im größten EU-Mitgliedsland Akzeptanz. Die größte Zustimmung findet der Euro im kleinsten EU-Land: 84,2 Prozent der Luxemburger sind zufrieden mit der Währung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der EU-Kommission.

      7,4 Milliarden Banknoten und 38,2 Milliarden Münzen sind in und außerhalb des Euro-Raumes im Umlauf. Im Geldwert: Knapp 333 Mrd. Euro. „Nach einem Jahr bergen die Euro-Preise für uns kein Geheimnis mehr“, sagte EU-Verbraucherschutzkommissar David Byrne. Dennoch sollte die EU alles daransetzen, „damit der Euro im Kopf genauso greifbar werde wie im Portemonnaie“.

      Damit allerdings haben die Europäer noch immer Schwierigkeiten. Weniger als die Hälfte von ihnen „denken“ beim täglichen Einkauf in Euro. Auch in dieser Frage sind die Deutschen am konservativsten: Bei nur etwa 24 Prozent ist der Euro bereits zur selbstverständlichen Währung geworden; bei größeren Anschaffungen denken sogar nur zehn Prozent in Euro. In Irland rechnen dagegen 86 Prozent der Bürger in Euro.

      Einer der Gründe für diese Entwicklung ist nach Ansicht der Kommission die doppelte Preisauszeichnung. Es sei möglich, dass diese Praxis, die zwar im Alltag hilfreich sei, am Ende die „psychologische Umstellung“ auf den Euro erschwere. Aus diesem Grund empfiehlt die Behörde dem Einzelhandel, die doppelte Auszeichnung „spätestens zum 30. Juni 2003 einzustellen“. rid (Welt, 20.12.02)


      Kommentar: Die mangelnde Akzeptanz des Euros zeigt ganz deutlich nach welchem undemokratischen Verfahren die Zwangs-Einheitswährung durchgepeitscht wurde. Dabei ist die Akzeptanz eine Grundvoraussetzung dafür, daß eine Währung überhaupt langfristig funktionieren kann. Daneben ist es auch öknomisch unsinnig und gefährlich, wirtschaftlich völlig ungleiche Regionen unter einen Währungs-Hut zu bringen. Es bauen sich Spannungen auf, welche früher oder später zum Zerfall des Euros führen müssen.

      Kommentar von Günter Hannich
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