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    Nach EM.TV jetzt auch bei "Kirch - ALLES AUS!" - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.03.02 03:08:10 von
    neuester Beitrag 27.03.02 09:32:31 von
    Beiträge: 2
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      schrieb am 27.03.02 03:08:10
      Beitrag Nr. 1 ()
      Im Zusammenhang mit EM.TV wurde der Name Kirch schon oft genannt, als hintergründiger Lenker der Marionette Haffa.
      Schon früh vermuteten wir hier am Board , dass mit dem Niedergang von EM.TV auch das Ende des Kirch-Reichs bevorstehen würde.
      Nun ist es definitiv soweit. Kirch wird sein Reich verlieren, und EM.TV steht danach wahrscheinlich sehr einsam da, da sich die neuen Eigentümer dem Erhalt dieser Firma nicht verpflichtet fühlen werden.
      Kirch ist ein klassischer Unternehmertyp, der seine Masche solange anwandte, bis er mehr wollte als sie hergab. Hahn war es offensichtlich, der diese Gier in ihm weckte.
      Das typische Nachfolgeproblem eines solchen Gründervaters konnte er nicht lösen. Sein designierter Nachfolger Hahn hatte das Geschäft nicht aufgebaut und die Seele dieses Geschäfts nicht verstanden. Hahn ist auf die Blase EM.TV hereingefallen. Er wandte die Bewertung von EM.TV auf Kirchs Firmen an und Kirch wurde bewusst, dass er das Geld nun umsonst und mit Begeisterung von den Kapitalanlegern holen konnte, was er bisher zu hohen Zinsen und mit Bettelei von den Banken holen musste. Dazu brauchte es aber einige Zeit, um das Kirch-Reich überhaupt Börsenprospekt-fähig zu gestalten.
      Um bis dahin schon mal einkaufen zu können, kam Hahn auf die irre Idee mit den Ausstiegsoptionen für Springer und Murdoch zu Boompreisen. Der Zusammenbruch des Börsenbooms machte die Rechnung zunichte.
      Dank an die Financial Times für diesen informativen Artikel!

      profitgenius



      Aus der FTD vom 27.3.2002 www.ftd.de/kirch
      Das Ende des Paten Kirch
      Von Thomas Clark, Hamburg, und Sven Clausen, München
      Leo Kirch steht vor dem Nichts. Nach fast 50 Jahren verliert der Medienmogul sein Lebenswerk, weil der bodenständige Franke nie den Schritt zum Konzernchef vollzogen hat - und den falschen Leuten vertraute.

      Leo Kirch knipst das Licht aus. Leise verlässt er sein Büro. Es ist spät geworden. Wieder einmal verlässt er als einer der Letzten die Zentrale seines Medienkonzerns, das weiße, sterile Gebäude im Münchner Vorort Ismaning, gegenüber einer Schreinerei und einem Bauernhof.
      Draußen wartet ein Fahrer mit dem Firmen-Audi. Kirch lässt sich nicht aus Statusgründen chauffieren, er muss. Die schwere Diabetes, an der er seit Jahrzehnten leidet, hat vor allem sein Augenlicht angegriffen. Seitdem kann der 75-Jährige noch nicht mal seine eigenen Filme sehen. Jetzt gehören sie ihm eh bald nicht mehr.
      Vorbei an Rübenfeldern und hässlichen Industriebauten fährt der Wagen mit Kirch Richtung Innenstadt, mitten durch Unterföhring. Hier sitzen Premiere, Pro Sieben, Kabel 1, die Pro Sieben Sat 1 Media AG, Beta Digital und zahlreiche andere Kirch-Firmen. Auch das berühmt-berüchtigte Filmlager ist hier. Wohltemperiert, bei zwölf Grad Celsius. Unterföhring ist "Kirch Village". Selbst ein Weg ist nach einer Kirch-Firma benannt: die Betastraße. Die Hälfte der Firmengebäude gehört hier direkt oder indirekt dem Münchner Medienmogul. Gehörte.
      Als Leo Kirch vergangene Woche immer wieder spätnachts nach Feierabend an seinem Fernseh-Satellitendorf vorbeigefahren ist, wusste er schon, was alle anderen noch nicht glauben konnten: Dieses Reich wird bald anderen gehören - den Banken und Murdoch, den Hollywood-Studios und Berlusconi. Aktionären an der Börse, die er so hasst. Denn Leo Kirch war ein Unternehmer vom alten Schlag. Und dürfte sich jetzt sagen: Hätte ich es doch bleiben können. Denn schief gegangene Abenteuer in der modernen Medienwelt waren es, die ihn jetzt den Kopf kosten.

      Strenge Diät, null Protz
      Der Wagen fuhr stets weiter in Richtung Herzogpark, wo die Kirchs wohnen. Auch dort zeigt sich die Eigenart Kirchs, die Mischung aus Machtmensch und bodenständigem Unternehmer: Zwar wohnen die Kirchs in einer noblen Gegend, für seine Mittel haust der Medienzar jedoch bescheiden. Keine Spur von demonstrativer Protzigkeit, wie sie beispielsweise Kirchs einstiger Mitarbeiter Thomas Haffa pflegt, der zu Fall gekommene Shootingstar von EM.TV. Haffa wohnt in einem Prachtbau, Kirch in einer kleinen Villa.
      Eine Etage reichen ihm und seiner Frau Ruth. Seit 49 Jahren ist er mit ihr verheiratet. Sie hat ihn gepflegt, als er vor zwei Jahren eine schwere Herzoperation hatte. Sie berät ihn bei seiner strengen Diät. "Ohne die Ruth würde es den Leo schon lange nicht mehr geben", sagt ein enger Vertrauter. Auch sie ahnte wohl schon seit rund 14 Tagen, dass Kirch bald nicht mehr Kirch gehört. Dass es nach 48 Jahren Aufbauarbeit plötzlich heißen wird: Das war’s.
      Was für das Ehepaar Kirch schon seit einigen Tagen klar ist, macht die meisten in der Branche fassungslos bei dem Gedanken, dass es schon bald eine Fernsehlandschaft ohne das Schwergewicht Kirch geben könnte. Ohne Kirch, den Visionär. Jenen Mann, der sich in der Öffentlichkeit so gerne rar gemacht hat und von dem doch jeder wusste, dass er das Geschäft mit Filmrechten in Deutschland erfunden hat. Was alte Kirch-Kenner allerdings noch vielmehr verwundert, ist die Frage: Wie konnte er es so weit kommen lassen? Ausgerechnet Kirch, der studierte Mathematiker, der immer alle Zahlen im Kopf hatte statt in der Aktentasche; der bis heute jeden Deal auswendig rezitieren kann und damit regelmäßig seine Gegenüber verblüfft. "Für mich war es lange Zeit unerklärlich, wieso dieser beste Unternehmer, den ich in der Medienbranche kannte, sich dermaßen übernimmt", sagt ein früherer Berater kopfschüttelnd.

      Spieler ohne Geld
      Na gut, Kirch war schon immer ein Spieler. Und er hatte nie Geld. Seit seinem Beginn im Jahre 1954 musste er sich von den Banken Geld pumpen, um seine Visionen vom lukrativen Filmhandel zu verwirklichen. Doch es ist ein Unterschied, ob ein kleiner Filmkaufmann, der gerade mal ein paar Leute anstellt, alles aufs Spiel setzt, oder ein Mann, der 10.000 Menschen beschäftigte. Kirch, so viel ist gewiss, hat den Übergang vom mittelständischen Firmenpatriarchen zum Konzernherrn geistig niemals vollzogen. Ein Freund des Hauses zog einst einen Vergleich zu Mario Puzos Bestseller "Der Pate", um die eigenartigen Mechanismen der Kirch-Gruppe zu beschreiben: Loyalität ging über alles, und Charisma war der Kitt, mit dem Kirch seine Mitarbeiter ein Leben lang an sich zu binden wusste.
      Doch Leo Kirch war nicht dumm. Er wusste, dass er als Mitglied der so genannten Gründergeneration einer aussterbenden Gattung angehörte. Er wusste, dass sich die Kirch-Gruppe einer Rundumerneuerung stellen musste, um für das 21. Jahrhundert gerüstet zu sein. Kirch, der Dunkelmann, war bereit, Licht in seine Geschäfte kommen zu lassen, wenngleich zögerlich. Er selbst wollte sich weiterhin aus dem Scheinwerferlicht halten, aber einen anderen ließ er sich darin sonnen: Dieter Hahn.

      Ausnahmetalent Hahn
      Als der bullige, blonde Hahn vor zehn Jahren zu Kirch kam, war er gerade 32 Jahre alt. Kirchs Anwalt Ronald Frohne hatte den studierten Juristen als Ausnahmetalent empfohlen. Kirch setzte ihn auf den Chefsessel des Deutschen Sportfernsehens. Hahn gehörte zu jenen, die "nicht gleich Panik bekamen, wenn sie keinen Waschzettel von Kirch hatten und nicht wussten, was der Meister wollte", wie es ein Vertrauter ausdrückt. "Er konnte Kirch lesen und traute sich Sachen, die andere nie gewagt hätten."
      Im Frühjahr 1996 traute er sich sogar, bei der Fifa für die weltweiten Übertragungsrechte der Fußball-WMs 2002 und 2006 mitzubieten und bekam den Zuschlag. Es war der erste Milliardendeal des Dieter Hahn, und es sollte sein einzig lukrativer bleiben.

      Für Sport nicht allzu viel übrig
      Leo Kirch selbst, ein Freund der klassischen Musik und der bildenden Künste, hat für Sport nicht allzu viel übrig. Er liebt sein Produkt Film, das runde Leder lässt ihn ziemlich kalt. Bestechend fand er jedoch die Argumentation des jungen Hahn: Der Sportrechte-Handel würde in Zukunft ebenso boomen wie das Geschäft mit Spielfilmrechten. Kirch möge sich nur die Einschaltquoten im TV ansehen. Diese Sportverbände hätten gar nicht realisiert, auf welchen Werten sie saßen.
      Kirch war überzeugt. Und von Hahn so beeindruckt, dass er ihn nach dem WM-Deal direkt in die Geschäftsführung der Kirch-Gruppe holte. Dort war der junge Kronprinz für Kommunikation und Strategie verantwortlich. Sein Credo: Kirch für die Börse rüsten.

      Leo dachte strategisch
      Börse? Kirch hasste das ganze Klimbim rund um Quartalszahlen und Analysten mit ihren kurzlebigen Statements. Leo dachte langfristig. Als Georg Kofler 1997 die Pro-Sieben-Gruppe an die Börse brachte, musste der quirlige Südtiroler noch heftig gegen den Widerstand des Filmpaten ankämpfen. Doch mit zunehmender Zeit wurde dieser unsicher. War seine Abneigung vor dem Parkett wirklich gerechtfertigt? Oder anachronistisch in einer modernen Medienwelt?
      "Leo Kirch hat beeindruckt, was Thomas Haffa mit seinem Verkaufstalent schaffte", erinnert sich ein Manager bei Kirch. Als die Blase EM.TV platzte, waren für die Kirch-Gruppe die Weichen für den Börsengang bereits gestellt. Mit feurigen Versprechungen hatte Dieter Hahn während der Boom-Zeit für dreistellige Millionenbeträge kleine Häppchen des Kirch-Imperiums an Investoren verteilt. Sein Köder für die Investoren war der Gang aufs Parkett: Wenn EM.TV schon so viel wert sei, wie viel dann erst Kirch, so das Argument Hahns. Und das Beste kam zum Schluss: Ohne Börse - Geld zurück.
      Mit solchen Ausstiegsoptionen ging Hahn sehr locker um. Springer wurde im Zuge der Fusionsverhandlungen zwischen der Pro-Sieben-Gruppe und Sat 1 (wo Springer Großaktionär war) ein Ausstiegsrecht eingeräumt, ebenso Murdoch bei seinem Einstieg in Premiere.


      Kein Geld, viel Glauben
      Nur dadurch konnte Leo Kirch in den vergangenen drei Jahren Milliarden Investorengeld verprassen - das er heute zurückzahlen müsste. Sein Reich wurde auf Pump vergrößert. Kirch, der bislang in seiner Karriere jeden Pfennig von den Banken erbetteln musste, war sich dessen bestimmt bewusst. Trotzdem ließ er Dieter Hahn gewähren, der immer weiter Baustellen öffnete, anstatt sie zu schließen. Kauf der Fußball-Bundesliga: 1,5 Mrd. Euro. Einstieg beim Formel-1-Veranstalter: 1,55 Mrd. $.
      Mittlerweile ist Kirch aufgewacht - doch zu spät. Er hat bemerkt, dass er auf den falschen Mann gesetzt hat, dass der widerwillige Sprung zum modernen Unternehmen, zum börsennotierten Konzern, ihm, dem Haudegen alter Schule, prompt den Kopf gekostet hat.

      Zu spät aufgewacht
      Trotzdem käme Kirch niemals auf die Idee, Dieter Hahn demonstrativ zu feuern, um das Vertrauen der Banken zurückzugewinnen. Hahn war sein auserkorener Nachfolger, sein Firmen-Sohn. Niemals würde er ihm gegenüber illoyal werden. Dazu steht Kirch zu sehr zu seiner eigenen Verantwortung - er ist ein streng gläubiger Katholik. Der bodenständige Franke würde andere nie verraten. Lieber hofft er darauf, auch mit 75 Jahren noch eine zweite Chance zu bekommen.
      Er gibt sich weder wütend noch bitter, noch frustriert. Im Gegenteil: Als er jüngst zur Abschieds-Party von ZDF-Chef Dieter Stolte nach Mainz kam, gab er sich in bester Plauderlaune. "Er wirkt, als wäre er gerade vom Urlaub gekommen", sagte ein Teilnehmer des Festes. "Der Leo wird bei einem Austritt aus der Kirch-Gruppe gleich am nächsten Tag was Neues anfangen", prophezeit ein Kenner und fügt hinzu: "Der kann gar nicht anders. Wenn er sich jetzt zur Ruhe setzt, würde er seinen 76. Geburtstag nicht mehr erleben."
      Avatar
      schrieb am 27.03.02 09:32:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Der Artikel zeigt das Dillemma vieler Patriarchen auf: Unfähig die Zeichen einer geänderten Zeit zu erkennen und unfähig abzutreten zerstören sie selbst ihr Lebenswerk. Sicher hat Hahn die meisten Fehler gemacht - aber mit voller Rückendeckung Kirchs.

      Der Triumpf ob unserer Weitsicht (schließlich haben wir die Entwicklung schon vor über einem Jahr im Zusammenhang mit der Formel-1-Übernahme vorausgesagt) hat einen sehr schalen Nachgeschmack. Die neuen Herren Murdoch und Berlusconi werden alles dran setzen, die (medien-)politischen Strukturen zu ihren Gunsten zu ändern. Und das hat nicht nur medienpolitische Auswirkungen.

      Du wirst mir nicht böse sein, wenn ich diesen ftd-Artikel samt deinem Kommentar auch in "meinem" Kirch-Thread poste.

      Gruß, rv


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