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    Wird "Geiz ist geil" der Todesstoß für Deutschland? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.01.03 15:33:33 von
    neuester Beitrag 26.01.03 19:40:27 von
    Beiträge: 37
    ID: 682.640
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      schrieb am 14.01.03 15:33:33
      Beitrag Nr. 1 ()
      Japan macht es vor: Die erste Volkswirtschaft mit dauerhaft hoher Sparquote und 12 Jahren Stillstand sowie aktuell deutlicher Rezession!

      Ob wir Japan toppen können?

      ----------------------

      HANDEL

      Geiz ist gefährlich

      Durch anhaltende Rabattschlachten versucht der geplagte deutsche Einzelhandel, seine eigene Krise zu bewältigen - und schadet damit nicht nur sich selbst.

      Fürs Geschäft stellt Peter Schütte gern alles auf den Kopf - auch sich selbst. Dem Inhaber eines Modehauses für Damenoberbekleidung in Oldenburg kam die Idee, seine Kunden mit einem Kopfstand zu begeistern. Und jeden, der es ihm gleichtat, belohnte Schütte mit einem Rabatt von 20 Euro. Egal was er kaufte, egal wie viel er kaufte.

      Innerhalb von zehn Tagen lockte Schütte mit der Akrobatik-Aktion mehr als 200 Menschen in seinen Laden, die sich das Kunststückchen zutrauten. Sogar eine dreiköpfige Familie rückte an und kassierte auf einen Schlag 60 Euro Nachlass. Um 28 Prozent konnte der Manager seinen Umsatz steigern. "Durch die gute Stimmung im Laden haben die Leute wie verrückt gekauft. Manche haben hier über 1000 Euro liegen lassen", sagt er.

      Doch sein Erfolg kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es seiner Branche so schlecht geht wie selten zuvor. Noch nie haben die Deutschen so lustlos geshoppt. Das Thema Kaufzurückhaltung beschäftigt mittlerweile sogar die deutschen Feuilletons, die ausgiebig über das Ende des "Konsumismus" philosophieren und eine ernsthafte Störung der "jahrhundertealten Liebesbeziehung Ware/Käufer" wittern.

      Seit zehn Jahren ist der Umsatz im hiesigen Einzelhandel nicht mehr so stark eingebrochen wie 2002. Ein Minus von 2,5 Prozent musste die Branche verkraften. Allein im November - der bereits dem Weihnachtsgeschäft zugerechnet wird - erlitt der Einzelhandel einen Umsatzrückgang von sechs Prozent. "Damit war der November der schlechteste Monat in einem ohnehin miserablen Jahr", sagt Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Der Verlust schmerzt umso mehr, als das Weihnachtsgeschäft bis zu 90 Prozent des Jahresgewinns ausmachen kann - etwa beim Handelskonzern Douglas.

      "Die goldenen Jahre sind für alle Zeiten vorbei", sagt Pellengahr. Schon im vergangenen Jahr strich die Branche mehr als 30 000 Stellen, über 10 000 Geschäfte gingen Pleite. Der Trend setzt sich fort. Rund 80 Prozent der westdeutschen Bundesbürger wollen einer Forsa-Umfrage zufolge in diesem Jahr noch weniger Geld für Einkäufe und Reisen ausgeben als 2002. Fast zwei Drittel aller Deutschen beabsichtigen, ihr Budget für Urlaub und Reisen drastisch zu kappen - obwohl die Preise zwischen 8 und 20 Prozent gesunken sind.

      Die Deutschen tragen ihr Geld lieber aufs Konto. Lag die Sparquote am verfügbaren Einkommen 1999 noch bei 9,8 Prozent, so stieg sie in den ersten drei Quartalen 2002 auf 10,7 Prozent. "Es herrscht einfach nicht die richtige Grundstimmung für zügelloses Konsumieren", sagt Rainer Wezel vom Institut für angewandte Verbraucherforschung.

      Die Gründe sind so vielfältig wie nahe liegend. "Bei aktuell 4,22 Millionen Arbeitslosen und der Ungewissheit, wie sich die Steuer- und Abgabenbeschlüsse der Bundesregierung auswirken, sinken natürlich die Hoffnungen der Verbraucher", sagt Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg. "Hinzu kommt der hysterische Eindruck, alles sei durch den Euro teurer geworden, auch wenn es meist nachweisbar nicht stimmt."

      Die Abgabenbeschlüsse der Regierung entziehen dem privaten Konsum mindestens 21 Milliarden Euro in diesem Jahr, wie der Bund der Steuerzahler jüngst vorgerechnet hat. Ein Single mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2500 Euro hat demnach aufs Jahr gerechnet bis zu 1015 Euro weniger in der Tasche. Bei einem allein verdienenden Familienvater mit zwei Kindern und dem gleichen Einkommen sind es sogar bis zu 1077 Euro weniger. Ende des Monats werden die meisten zum ersten Mal sehen, was ihnen in Zukunft fehlt.

      Da ist es kein Wunder, dass der Slogan der Elektronikkette Saturn, "Geiz ist geil", vielen Bundesbürgern aus dem Herzen spricht. Längst ist die Fahndung nach dem günstigsten Preis zum Vergnügen geworden. "Die Franzosen lieben die Vielfalt, die Engländer den Service und die Deutschen den Preis", sagt Wolfgang Twardawa, Marktingleiter bei der GfK.

      Tag für Tag kann er 12 000 repräsentativ ausgewählten Deutschen in ihre Einkaufskörbe schauen. Über 1000 Einzelhändler versorgen ihn täglich mit Daten über ihren Verkauf. Damit ist die GfK in der Lage, den deutschen Verbraucher relativ genau zu charakterisieren. Ergebnis: "Die Discounter haben 2002 um zehn Prozent zugelegt. Die Aldisierung zeigt sich auf breiter Front", sagt Twardawa.

      Nicht nur das. Da wird mal eben bei www.guenstiger.de verbeigeschaut, ob der DVD-Player nicht doch noch irgendwo billiger zu haben ist als beim Discounter in der Stadt. Manche Händler verscherbeln beim Online-Auktionshaus EBay ihre Ware knapp über dem Einkaufspreis, wenn sie sie im Laden nicht loskriegen.

      Überhaupt macht der Online-Handel dem klassischen Einzelhändler zu schaffen. Werden die Prognosen des HDE wahr, dürfte die Branche im letzten Jahr etwa 60 Prozent mehr als 2001 umgesetzt haben - insgesamt rund acht Milliarden Euro. Zwar entspricht das nur 1,6 Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel. Aber der Anteil wächst. "Wir haben es zunehmend mit einem `hybriden multioptionalen` Verbraucher zu tun, der längst nicht mehr dem Händler an der Ecke die Treue hält", so Twardawa.

      Mit immer aberwitzigeren Rabattaktionen "will der klassische Einzelhandel retten, was zu retten ist", sagt der Konsumexperte. "Die Lager sind voll, die Leute kaufen schleppend. Irgendwie muss man ja Kasse machen", jammert HDE-Sprecher Pellengahr.

      Ein Möbelhaus in der Nähe Hamburgs zahlt bereits fünf Prozent Rabatt - als "Kindergeld" getarnt -, wenn die Eltern ihre Zöglinge mit in den Laden schleppen. Saturn macht - obwohl der Kunde dort laut Eigenwerbung ohnehin schon durch die "Dauertiefpreisebene" flaniert - alle CDs um 20 Prozent billiger. Windiger Anlass: der 20. Geburtstag der Silberscheiben.

      Schon bald, so sind sich alle Experten einig, wird der Rabattexzess kontraproduktiv - und der geschürte Geiz gefährlich. "Ende Januar wird der Höhe- und Schlusspunkt dieser Aktionen erreicht sein", glaubt Pellengahr. "Doch das Lehrgeld wird enorm sein."

      Die Botschaften seien zwiespältig, weil den Kunden ständig das Gefühl beschleicht, vorher zu viel bezahlt zu haben. "Außerdem ist es sehr schwer zu vermitteln, warum der Kunde nach einem lang anhaltenden Rabattangebot danach wieder den Normalpreis zahlen soll", sagt Verbraucherforscher Wezel.

      Zudem schmälern Rabatte die ohnehin schon dürftigen Renditen. "Wenn ein Händler seine Ware einigermaßen sauber kalkuliert und gleich zu Jahresbeginn mit Rabatten startet, treibt er sich doch selber in den Konkurs", glaubt Franziska Wiethold, Vorstandsmitglied für Handel bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Eine Konzentration auf wenige Große - meist Discounter - sei die Folge. Außerdem, so Wiethold, würde jeder Rabatt vollkommen sinnlos, wenn ihn am Ende jeder gewährte.

      Derlei trifft die gesamte Volkswirtschaft. Immerhin hängen 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom privaten Konsum ab. Schwächelt der, wird von dort auch kein Impuls auf Wachstum und Beschäftigung ausgehen. Dass mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gerade das erste von sechs Instituten die Wachstumsprognose nach unten korrigiert hat, "hängt auch mit der Kaufunlust der Deutschen zusammen", sagt Gustav-Adolf Horn vom DIW.

      Eine unheilvolle Abwärtsspirale könnte in Gang gesetzt werden. Die Einzelhändler senken ihre Preise weiter, die Umsätze sacken ab, die Investitionen müssten zurückgefahren werden. Über kurz oder lang kämen die Einzelhändler nicht umhin, weiteres Personal abzubauen. "Wir haben bereits jetzt deflationäre Tendenzen", sagt Wirtschaftsforscher Horn. "Wenn `Geiz ist geil` die neue Kernbotschaft ist, weiß man, was die Stunde geschlagen hat."



      Quelle: www.spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:39:08
      Beitrag Nr. 2 ()
      Siehe auch "Die Schizophrenie der Deutschen und ihre Folgen": Thread: Die Schizophrenie der Deutschen und ihre Folgen
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:42:24
      Beitrag Nr. 3 ()
      na und?

      solange man keine schulden hat und geld fließt ist deflation doch total geil?

      oder watt??:lick:
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:46:01
      Beitrag Nr. 4 ()
      "...und einen sicheren Arbeitsplatz hat", goldmaki. Denn Deflation vernichtet Unternehmensgewinne und damit Unternehmensexistenzen.

      Des weiteren wird die Deflationsphase irgendwann abgelöst von einer Inflationswelle, da Rohstoffe als Sicherheitshafen sowie die übergroße Geldmenge im Verhältnis zum BIP irgendwann "zurückschlagen" werden.

      Wer sich in jeweiligen Phasen richtig positioniert, kann es ohne Blessuren überstehen, aber ob er an dem Schicksal seiner Freunde und Nachbarn seine Freude findet, ist fraglich. Die Mehrheit wird definitiv verlieren.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:47:04
      Beitrag Nr. 5 ()
      hat doch so ein scheiss politiker vorgeschlagen.

      die leute sollen sparen und das geld dem staat geben. der will es dann verteilen.

      die leute geben es freiwillig aber nicht her, deshalb bekommen wir demnächst noch eine kleie steuererhöhung.

      mehrwertsteuer

      oder was weis der teufel.

      gruss

      :D :D :mad: :mad: :cry: :cry: :confused: :confused: :eek:

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      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:49:45
      Beitrag Nr. 6 ()
      @Wavetrader:

      ich gebe ja gerne zu, dass ich mich seit meinem Studium nicht mehr sehr intensiv mit VWL beschäftigt habe.

      Aber kann es sein, dass Du Deflation mit Rezession verwechselst? Scheint übrigens auch im in #1 zitierten Artikel verwechselt worden zu sein.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:50:35
      Beitrag Nr. 7 ()
      strong buy for gold

      please take a look at the gold board..........:kiss:
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:57:09
      Beitrag Nr. 8 ()
      Die Mehrwertsteuererhöhung wird kommen!!
      Nun, wo man andere Steuererhöhungen im Sack hat, fehlt nur noch diese, wenn auch ordentlich dementiert wird.

      :D Das Kind hat auch eien Namen: EUROPÄISCHE STEUERANGLEICHUNG !!!
      In fast allen Ländern ist die Umsatzsteuer höher, nur mit dem Unterschied, daß andere Steuern dazu extrem geringer sind, was sich dann irgendwie fast ausgleicht.
      Nur Deutschland erhöht die MWS , ohne andere Steuern zu senken !
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:57:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      Rainer6767, ich habe nichts verwechselt. Japan ist allerdings in einer Rezession (sinkendes BIP) UND Deflation (negative Inflationsrate). Häufig (wenn auch nicht immer) geschehen beide Phasen gleichzeitig.

      Wenn Horn von deflationären Tendenzen spricht, dann meint er sicher Deflation für bestimmte Konsumgüterbereiche.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:59:25
      Beitrag Nr. 10 ()
      Übrigens, gegen Deflation hab ich nix.
      Ist doch gut , wenn ich mein Haus in 2-3 Jahren für 50000 €
      bekomme !:D :D :D ;)
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:00:40
      Beitrag Nr. 11 ()
      ... mussten 2,5 Prozent Umsatzrückgang verkraften...

      Geradezu lächerlich, bei sowas von Kaufzurückhaltung oder "Einbruch" zu sprechen.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:02:16
      Beitrag Nr. 12 ()
      Viele unbedarfte Menschen sagen, dass Deflation doch eigentlich gut für den Geldbeutel sei. Sie wissen es eben nur nicht besser. Ein Historiker meinte einmal, dass den Deutschen im "Volksgedächtnis" die Hyperinflation der 20er stärker in Erinnerung geblieben ist als die Deflation der 30er. Er hatte offensichtlich recht.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:04:51
      Beitrag Nr. 13 ()
      tja goldmaki,

      das geht daneben. es wird uns von mediamarkt, saturn und konsorten wirklich massiv eingehämmert, daß alles noch billiger geht. mal eine frage an dich: diese unternehmen wollen und müssen zum überleben auch geld verdienen. die antwort mal vereinfacht: also, wenn man keine rendite mehr erwirtschaften kann um leben zu können, muß man kosten sparen. wo spart der unternehmer zuerst kosten? richtig beim personal. das predigt schließlich jeder dahergelaufene unternehmensberater. so es gibt mehr arbeitslose, die finanziert werden müssen und zwar von anderen versicherungsbeiträgen der arbeitnehmer und arbeitgeber. die folge ist, deren einkommen bzw. gewinne sinken, sie geben weniger geld aus. deshalb erhalten deren lieferanten weniger aufträge und damit weniger umsatz und gewinn. es folgt eine entlassungswelle auch bei den lieferanten usw. usw. usw.

      wenn so etwas wirklich eintritt, und die gefahr besteht zur zeit, dann gute nacht. wir wachen mindestens einjahrzehnt später erst wieder auf. also ich bin ehr für alles wird teurer als für alles billiger.

      die billigkampagnen gehören in die mülltonne. nebenbei wer will eigentlich billig!!!!! preiswert ist das richtige wort!!!!!!
      billig ist ramsch.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:05:40
      Beitrag Nr. 14 ()
      beides ist katastrophal!

      schaut mal in den Link im Thread von VIPROM in Finanzstrategien!
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:05:47
      Beitrag Nr. 15 ()
      SenfDazuGeber, ist es nicht, denn denk mal an die dünnen Margen. Umsätze und das Preisniveau haben im Einzelhandel einen irren Gewinn-Hebel, sowohl nach oben als auch nach unten. Im übrigen war das nur der Anfang, wenn du dir die Rabattorgien allein für den Anfang DIESES Jahres ansiehst.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:09:06
      Beitrag Nr. 16 ()
      Was derzeit in Deutschland geschieht ist offenbar ganz im Sinne der Sozialdemokraten:



      "Weniger für den privaten Konsum - und dem Staat das Geld geben, damit Bund, Länder und Gemeinden ihre Aufgaben erfüllen können", forderte Müntefering in einem Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag".
      Wer nun mit einem schrillen Schrei krampfhaft sein Sparschwein umkrallt, für den hat Müntefering aufmunternde Worte parat: Schließlich liege doch "auch eine Herausforderung" darin, den privaten Konsum zurückzuführen. Der Staat jedenfalls brauche das Geld, um handlungsfähig zu sein, hierzu müsse sich die Politik bekennen.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:12:01
      Beitrag Nr. 17 ()
      OnlineTrader, dazu muss man sagen, dass in Japan die Menschen jahrelang durch 500 Mrd. Euro-Konjunkturprogramme zum Investieren und Konsumieren theoretisch sogar genötigt wurden. Ohne Erfolg.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:17:35
      Beitrag Nr. 18 ()
      @Online Trader:

      Man könnte natürlich auch versuchen, Müntefering positiv zu interpretieren. Will`s mal versuchen:

      Unstrittig dürfte sein, dass die öffentliche Verschuldung (inklusive Rentenansprüche) unserem Gemeinwesen das Genick brechen wird. Eigentlich schon gebrochen hat. Also muss diese Verschuldung drastisch gesenkt werden.

      Der Abbau der Staatsverschuldung darf aber nicht zu Lasten von Investitionen bzw. Sparen gehen (ist ja das Gleiche), also bleibt nur Konsumverzicht.

      Damit ist ja noch keine Aussage darüber getroffen, wer genau auf Konsum verzichten muss. Eine Reduktion von Sozialtransfers wird bspw. fast vollständig auf den Konsum durchschlagen.

      @Wavetrader: Okay.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 16:25:30
      Beitrag Nr. 19 ()
      Also, ich muß mich in diese Diksussion einmischen. Ich selbe habe ein Einzelhandelsgeschäft (speziell Wohnraumbeleuchtung). Meine Branche mußte 2002 ein Minus von 40% minus hinnehmen. (Richtig gelesen : vierzig Prozent!). Und das ist krass.

      In meinem Bereich bzw. Region sind breits etwa 60% meiner Wettbewerber Konkurs. Trotzallem habe auch ich etwa 30% weniger Umsatz. Was habe ich wohl gemacht ? Richtig : Ein Drittel des Personals entlassen. Scheiß Spiel!

      Schuld daran ist auch das "Geiz ist geil" Marketing.Die Idee war ja klasse, denn jetzt denkt jeder Saturn und MediaMarkt seien günstig.

      Was kann man tun ?

      Eigentlich recht einfach. Ändere das Steuerrecht so ab, dass sämtliche Schuldzinsen (auch Konsumkredite und Hypothekenzinsen) steuerlich geltend gemacht werden können. Die Mehrwertsteuer wird (vielleicht auch nur befristet) auf 5% gesenkt. Die dadurch gesparten Sozialkosten (Arbeitslose, Sozialhilfe) werden Dir dann als Staat in den Gesamtrechnung noch Geld einbringen.

      Aber nein, Herr Clement unser Geilominister, sorry Superminister, meint mit einer längeren Öffnungszeit seien die Probleme gelöst. Tja typisch unsere Regierung : Wir reformieren nur da wo es uns nichts kostet. Kostet nicht und bringt nichts !

      Klasse. (Gibt es hier etwa noch einen der diese Provinzpartei SPD aus längst überholten Zeiten noch wählt ?) Leider sind die Alternativen in Deutschland auch nicht prickelnd.

      P.S. Sollte sich in Posting #1 beschriebenes Szenario bestätigen, wandere ich aus !

      stevee
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 17:20:53
      Beitrag Nr. 20 ()
      Hallo stevee,
      auch ich bin selbständig im Einzelhandel, aber eine Herabsetzung der MwSt bringt in meinen Augen nichts, wenn die Grundstimmung zum Kauf derart im Keller ist, wie momentan.
      Wenn der Kunde nicht kaufen will, dann kauft er auch nicht bei 11% weniger oder 20%.Die Leute kaufen doch nicht jetzt mehr, weil jetzt vieles billiger ist, sondern sie kaufen die Sachen da, wo es billiger ist.

      Und der Umsatzrückgang von 2,5% hört sich natürlich nicht so dramatisch an, aber darin sind dann auch die Umsatzzuwächse der Billigläden enthalten und deine(mein Beileid) minus 40% sind darin versteckt.(@SenfdazuGeber).
      Und das führt dann zu Entlassungen...

      Die Idee der verlängerten Ladenöffnungszeiten ist ja nicht gerade eine Idee der SPD, wer fordert den diese mit dem unglücklichen Hinweis auf die USA? Rund um die Uhr hilft wieder nur den Großen, die es sich leisten können und das Geld wird dadurch auch nicht mehr zum Ausgeben, es wird nur anders verteilt, es bringt nichts, da gebe ich dir Recht.

      Karo
      PS übrigens glaube icht nicht, dass die Lage allgemein so mies ist, wie die Stimmung hier im Lande es darstellt.
      Wir reden uns auch kaputt, soll nicht heissen, dass ich den Ernst der Lage verkenne, aber ich jammere nicht, weil ich mir dies Jahr wieder keinen Urlaub erlauben kann, sondern ich greife an.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 17:32:11
      Beitrag Nr. 21 ()
      @karo1:

      Zu Zwecken der geistigen Hygiene: Niemand fordert längere Ladenöffnungszeiten. Weder CDU, SPD, FDP noch Grüne.

      Es geht um die Frage, ob die Ladenöffnungszeiten gesetzlich geregelt sein müssen. Oder ob Vater Staat seinen "Kindern", also erwachsenen Bürgern, zutraut, dies selbst zu entscheiden.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 17:59:57
      Beitrag Nr. 22 ()
      @Rainer6767

      Die Ladenöffnungszeiten in jetziger Form, führen aktuell zu einer längeren Öffnungszeit in Deutschland, als in den Ländern, in denen die Zeiten freigegeben sind (einzigste Ausnahme : Lebensmitteldiscounter, aber für Aldi stelle man sich ja auch drei Stunden in die Schlange, wenn es sein muß). Somit gebe die Dir recht. Jedoch ist dies auch eine Mentalitätssache.

      Im mediterranen Raum schließt man flux mittags von 12-15 Uhr (mancherorts 12-18 Uhr) um dann abends noch mal drei Stunden zu öffnen. 90% der Geschäfte in den Niederlanden haben um 18 Uhr geschlossen, in Belgien sind Montags fast alle Fachgeschäfts geschlossen .... usw. Die Leute leben mit dieser Regelung.

      Aber wir Deutschen sind ein regelfreundiges Volk. Jeder wird es Dir übelnehmen, warum gerade Du (als Geschäft) jetzt nicht offen hast, obwohl DU (als Käufer) gerade frei hast und in der Stadt bist. So ist der Deutsche.

      Also gehst Du zu den Großen (denn Du ärgerst Dich), die dann bald öffnen können, wann die wollen, denn schließlich gibt es keine "Kleinen" mehr.

      Freiheit ? geistige Hygiene ? Denk mal nach.

      stevee
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 18:07:08
      Beitrag Nr. 23 ()
      @steeve:

      Also sind wir Deutschen so unreif und dumm, dass wir eine gesetzliche Regelung brauchen? Die Spanier und Belgier sind klüger, reifer? In Spanien und Belgien gibt es also keine kleineren Läden mehr?


      Völlig unabhängig davon: Mit welchem Recht forderst Du die Beibehaltung eines bevormundenden Gesetzes, das Deine wirtschaftliche Existenz schützt? Lass die Kunden entscheiden, wann und bei wem sie einkaufen. Und wenn deren Entscheidung eben ist, bei den Großen einzukaufen, dann gehst Du halt pleite. Schade für Dich (ohne Ironie), aber noch lange kein Grund, die Kunden zu bevormunden.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 18:51:23
      Beitrag Nr. 24 ()
      @Rainer6767,

      arrogant bist du nicht oder?

      warum dann überhaupt noch gesetzliche Regelungen, es könnte doch der mündige Bürger alles selbst entscheiden.

      Wieviel Steuern er zahlt,
      ob rechts vor links oder links vor rechts im Strassenverkehr. Warum bei rot halten...?
      oder die freiwillige Selbstverpflichtung der Verpackungsindustrie zum Dosenpfand.

      ob er seine Kinder in die Schule schickt ect ect.

      Für mich haben gesetzliche Regelungen auch etwas mit sozialen Verhältnissen und damit auch mit dem Miteinander zu tun.

      Wenn ich mit meinen Kunden spreche sind diese eigentlich recht zufrieden mit der jetzigen Regelung der Öffnungszeiten.

      Es gibt sicherlich genügend gesetzliche Regelungen, die überprüfenwerts sind ob ihrer Entbehrlichkeit..

      Karo
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 19:01:12
      Beitrag Nr. 25 ()
      @karo1:

      Warum soll ich arrogant sein, wenn ich fordere, dass erwachsenen Menschen die Freiheit gewährt wird zu entscheiden:
      -Wann sie ihre Läden öffnen wollen (Inhaber)
      -Wann sie arbeiten wollen (Verkäufer)
      -Wann sie einkaufen wollen (Kunden)

      Im Zusammenspiel dieser drei Gruppen wird sich ein faktischer Kompromiß ergeben. Wozu die gesetzliche Regelung?

      Es geht auch, verdammt noch mal, nicht darum, ob die Kunden mit der jetzigen Regelung zufrieden sind oder nicht. Es geht darum, ob in diesem Bereich eine gesetzliche Regelung notwendig ist.

      Der Einwand, dass ich, wenn ich eine Regelung als unsinnig betrachte, wohl gegen alle Regelungen sein muss, ist mir zu dumm, um darauf zu antworten.
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 19:08:57
      Beitrag Nr. 26 ()
      kaufte nach weihnachten ein paar langlauf - skischuhe.

      1. kaufhof - 64,95 €
      2. karstadt - 30,00 € - sind gesenkt worden.
      3. 2 tage später war ich dann bei sport hoffmann in hezogenaurach durch zufall - die selben schuhe gesnkt auf 10 € .

      geiz ist geil - oder kaufen wenn es billig ist - eigentlich das selbe spiel wie mit den aktien.

      das möchte doch hier jeder können - und billiger gehts immer - man brauch doch nur geduld.

      andererseits verbilligen sich ständig auch auf geschäftlicher ebene die ein kaufspreise.
      dank eu tauchen bei mir immer öfter spanier , italiener und franzosen auf die gute ware zu sensationellen preisen anbieten.da bist du als deutscher echt gearscht wenn ein mitbewerber asus einem anderen eu land plötzlich das selbe produkt 30 prozent billiger anbietet.

      z.b. sattelauflieger für lkw .

      preis 1998 ca. 30 000 €
      preis 2000 ca. 25 000 €
      preis 2002 ca. 21 000 €

      noch fragen.

      das problem ist nur das nun bei sinkender nachfrage der preis kaum zu drücken ist . da geht nichts mehr.
      und nun - jetzt kommen die arbeitslosen .

      siehe 1932 !!!
      :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 20:25:34
      Beitrag Nr. 27 ()
      Rainer,

      deine Art scheint mir schon etwas arrogant..:laugh: sorry, aber darauf will ich nicht weiter eingehen.

      Mit deinem Argument ein Gesetz bevormundet die Bürger kannst du jedes Gesetz als unsinnig betrachten.

      Auch meine achso dummen(s.o.arrogant) Beispiele. Warum bevormundet der Staat mich und zwingt mich meine Kinder zur Schule zu schicken?
      Jedes Gesetz welches Rechte einräumt beschneidet auch wieder andere Interessen.

      Und um andere(verschiedene) Interessen geht es bei den Ladenöffnungszeiten und um nichts anderes.

      Es geht sicherlich nicht um Bevormundung.

      "Es geht auch, verdammt noch mal, nicht darum, ob die Kunden mit der jetzigen Regelung zufrieden sind oder nicht. Es geht darum, ob in diesem Bereich eine gesetzliche Regelung notwendig ist."

      Es geht also nur um die gesetzliche Regelung??
      Im Grunde sind alle zufrieden die Kunden, die Verkäufer, sie wollen nicht am Wochenende noch mehr arbeiten!! Ich kenne jedenfalls keinen.
      Die Ladeninhaber, nunja die, die vielleicht andere für sich arbeiten lassen und den Hals nicht vollkriegen, die sind wahrscheinlich nicht zufrieden.

      Warum gibt es Sozialgesetze,Arbeitsgesetze... warum soll der kleine Einzelhändler nicht auch im gewissen Rahmen geschützt werden oder willst du nur noch bei Handelsketten einkaufen.

      Es lebe die Vielfalt, der Handelsketten... oderwie? Es läuft praktisch auf eine Monopolisierung durch die Handelsketten hinaus... na dann frohes Einkaufen und nicht dass du dich dann später durch deren Preise, Service, und der Vielfalt naja... irgendwie so .. bevormundet fühlst.


      Geiz ist geil


      Karo
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 21:41:48
      Beitrag Nr. 28 ()
      schaut mal, obwohl ihr beide die Probleme dieses LAnd erkennt, zankt ihr über so etwas banales wie Ladenöffnungszeiten! :rolleyes:


      Meiner Meinung nach war es kein Zufall, ausgerechnet dort eine Gesetzesvorlage der SPD zu sehen, lenkt es doch von den wirklichen Problemen unserer Zeit schön ab!


      Ich habe versucht, es in meinem Thread: Grenzen der Belastbarkeit der arbeitenden Bevölkerung...
      zu beschreiben, die arbeitslosen Einkommen dieses Landes bringen uns an den Rand des Ruins.
      Also Sozialkosten und Zinsdienste für Schulden.

      Was auch eine Partei nur bedingt ändern kann!
      OK, das erste kann man deregulieren, schafft damit aber im Moment nur noch mehr Nachfrageausfall.
      Das zweite erscheint uns zu selbstverständlich, und würde bestimmt nie angefaßt. Nach Überlegungen viele "Spinner",
      die ich gelesen habe, liegt am Zinsfuß ein Großteil der Probleme unserer gesättigten Geldgesellschaft.
      Der Zinsanteil, in allem was den Geldumlauf angeht,
      wächst wie alles überproportional. Deswegen auch jedes Jahr die höheren Steuern, wegen unser höheren Staatsschulden.
      Wenn jetzt zusätzlich deflationäre Tendenzen auftreten,
      und dem System Geld zusätzlich entzogen wird, weil es gehortet wird,
      ist ein 1929 und schlimmer wirklich nicht mehr weit!
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 20:32:52
      Beitrag Nr. 29 ()
      Der Artikel passt, auch wenn er übertrieben einseitig betrachtet und durch den Interviewstil an objektiver Betrachtung der Lage verliert. Fast beschleicht mich das Gefühl, der Autor empfindet eine leise Genugtuung am Schicksal der Charaktere.

      15.01.03

      Wie geil ist Geiz?

      Generation Orientierungslos: Wenn Sparsamkeit überlebenswichtig wird

      von Roland Mischke

      Lena Ventzki (21) hat immer gern in Cafés gesessen, mit Freunden geplaudert und dabei einen Latte Macchiato nach dem anderen getrunken. Zurzeit ist kaum ein gewöhnlicher Kaffee drin. „Das geht zu sehr ins Geld“, sagt die Berlinerin. Im Herbst will sie ihr Medizinstudium anfangen, „obwohl es uns an den Kragen geht. Ich kriege keine Jobs oder nur lausig bezahlte. Mein Auto habe ich gerade unter Wert verkauft, damit ich meine Miete bezahlen kann, 280 Euro warm. Und leisten kann ich mir fast gar nichts mehr. Das gab’s in meinem Leben noch nie.“

      Lena kommt aus etablierten Verhältnissen, die Mutter Sängerin, der Vater im Medienbetrieb. „Aber bei denen läuft jobmäßig auch nicht viel, sie müssen ans Ersparte.“ Lenas Jugend bisher: reiten, modische Kleidung, hübsches Moped, Schauspielunterricht, zum 18. Geburtstag eine Lebensversicherungspolice, nach dem Abitur Jobben und Shoppen in New York, ein buntes Autochen – „das alles war normal, das hatten alle in der Klasse. Wir dachten, das würde immer so weitergehen“.

      Blickt Lena ins neue Jahr, öffnet sich kaum eine rosige Perspektive. Lena hat Angst. Existenzangst. „Wir stehen erst am Anfang unseres Lebens, aber manchmal haben wir das Gefühl, es sei alles schon gelaufen. So vieles, was man uns versprochen hat – materielle Sicherheit, die Krankenkasse übernimmt alles, die Rente ist sicher – ist auf einmal nicht gewährleistet. Dinge, die wir früher selbstverständlich gekauft haben, sind beinahe unerschwinglich. Darauf hat uns niemand vorbereitet“, sagt sie.

      Bestandsaufnahme zur Zeitenwende. Eine Generation, die struktureller Arbeitsplatzvernichtung in ungeahntem Ausmaß ausgeliefert ist wie einer Naturkatastrophe, dem Postkapitalismus, Weltwirtschaftsrezession und Regierungsmurkserei – diese Generation sieht sich als Verlierer. Und blickt neidisch zur Vorgänger-Generation Golf. „Ich wäre gern so um 1970 geboren“, mault Lena, „dann hätte ich zehn fette Jahre mehr gehabt. Stattdessen erwartet uns sinkender Lebensstandard. Ich finde das nicht gerecht.“

      Lena und ihr Freund David Roth (22) wohnen bei einer arbeitslosen Mittdreißigerin, die mal in der IT-Branche jemand war und nie geglaubt hätte, ihre stuckverzierte Altbauwohnung im Stadtteil Schöneberg mit unordentlichem Jungvolk teilen zu müssen. Der Alltag ist simpel strukturiert: Man steht früh auf, backt Restbrötchen auf, tunkt noch mal die Rooibush-Teebeutel mit Vanillegeschmack vom letzten Abend in die Tassen und tauscht Tipps in der gemeinsamen Küche aus. Vormittags wird telefoniert: Jobsuche. „Aber weil so viele Jobs brauchen, gehen Anbieter mit der Bezahlung immer weiter runter. 3,50 Euro pro Stunde sind schon normal“, sagt David. Der zukünftige Webdesign-Student hat in einer Schreinerfirma geschuftet, Überstunden nicht berechnet und seinen Abschied bekommen, als er mit dem Chef mal reden wollte. „Der wollte Ruhe. Nach mir konnte er unter 20 Leuten auswählen.“ Lena arbeitet auf Abruf für einen Catering-Service. Ihre Erfahrung: „Sicher ist nichts, ,hire and fire‘ üblich. Die Stimmung ist versaut, alle belauern einander. Als Jobber hat man das Gefühl, überall zu stören und überzogene Ansprüche zu stellen.“

      Zinsnotorische Kontoüberziehungen sind bei dem jungen Paar üblich. Der Bioladen um die Ecke hat beide längst als Kunden verloren. In U- und S-Bahnhöfen steuern beide jene abgerissenen Männer an, die von Fahrgästen Tickets erbetteln, die noch gültig sind und für ein Drittel des Preises weiterverkaufen. „Da lässt sich immer ein Euro sparen.“ Zeitungen werden nicht mehr gekauft, Teile davon liegen in öffentlichen Verkehrsmitteln herum, und man kann einen Rentner, der sein gelesenes Blatt zusammenfaltet, um Weitergabe bitten. „Der freut sich dann und erzählt, dass es nach dem Krieg noch schlimmer war“, sagt Lena. Am meisten gegeizt wird bei der Kleidung. Es kommt nicht mehr darauf an, „stylish“ zu sein, wenn alle ausgeleierten Pullover mit Wollnoppen und Vaters abgelegte Cordhosen auftragen. Parka und Palästinensertuch sind wieder da, obwohl niemand demonstriert. „Viele Freundinnen stricken, um zu sparen“, sagt Lena.

      http://www.welt.de/data/2003/01/15/32969.html
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 21:54:15
      Beitrag Nr. 30 ()
      @all
      Was die Ladenzeiten angeht bin ich für eine völlige Freigabe.
      Man schaue sich die USA an! Die Mehrzahl der Läden hat NICHT rund um die Uhr auf. Sogar viele Discounter schließen um 22Uhr oder sogar früher (je nach Region).
      Das pendelt sich schon ein; der Besitzer des Beleuchtungsgeschäfts wird schnell feststellen, daß es wenig Sinn macht, seinen Laden morgens um 6Uhr zu öffnen usw.

      Wir sollten mal endlich davon wegkommen, alles regeln zu müssen. Vieles regelt sich von selbst!

      @die Einzelhändler hier im Thread
      Ihr werdet mir doch sicherlich recht geben, daß es legitim ist, sagen wir mal mein neues Auto, das in Dänemark 25% günstiger angeboten wird, auch dort zu kaufen.
      Genauso legitim ist es, die Butter nicht bei Aldi, sondern im Sparmarkt zu kaufen, weil die dort gerade im Sonderangebot ist.
      Wir müssen feststellen, daß sich das Einkaufs- und Informationsverhalten der Konsumenten drastisch geändert hat. Das hat mit freiem Wettbewerb und besseren Informationsmöglichkeiten (Internet) zu tun.
      Wir müssen auch feststellen, daß dort, wo das leider noch nicht der Fall ist, es teilweise zu deutlichen Preis- und Leistungsverzerrungen kommt. Auf deutsch gesagt: die Preise sind im internationalen Vergleich zu hoch!
      Das stellt man immer wieder fest wenn man z.B. in die Apotheke geht.

      Die Deutschen holen jetzt das nach, was andere schon seit Jahren praktizieren - nämlich freier Wettbewerb!
      Und diejenigen, die meinen, das verhindern zu können, indem Marktbarrieren oder Kartelle wie im Gesundheitswesen aufgebaut oder verteidigt werden, werden ein böses Erwachen erleben!

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 22:02:24
      Beitrag Nr. 31 ()
      Zu #19:

      "Schuld daran ist auch das "Geiz ist geil" Marketing.Die Idee war ja klasse, denn jetzt denkt jeder Saturn und MediaMarkt seien günstig. "

      MediaMarkt ist nicht günstig. Konnte jedenfalls einen Humax F 1 Digital SAT-Receiver im Versandhandel erheblich günstiger bekommen (trotz 10 EUR Versandkosten).
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 22:36:32
      Beitrag Nr. 32 ()
      # 29

      Der Artikel passt, auch wenn er übertrieben einseitig betrachtet und durch den Interviewstil an objektiver Betrachtung der Lage verliert. Fast beschleicht mich das Gefühl, der Autor empfindet eine leise Genugtuung am Schicksal der Charaktere.

      Also ich empfinde nicht nur eine leise Genugtuung am Schicksal dieser verwöhnten Söhnchen/Töchterchen, denen man bis jetzt immer nur Zucker in den Allerwertesten geblasen hat! :laugh:


      PS: war jetzt echt fies von mir, gell :D
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 23:14:10
      Beitrag Nr. 33 ()
      Also ich weiß nicht, das einzige was mich bei dem Artikel befällt ist Grauen.

      Ich hatte mir schon öfters ausgemalt, was wäre wenn
      ( Deflation, 1929...)
      Aber das wir da schon so nah dran sind hätte ich echt nicht gedacht!

      Hat jemand von euch ähnliche Beispiele oder ist das eher ( noch ) auf Deutschlands Norden beschränkt?
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 23:31:47
      Beitrag Nr. 34 ()
      #32, Ignoranz

      Ne ne ist doch nicht fies von Dir - solange es eben Dir nicht so ergeht. Na ja, mal ganz unter uns: es ist doch nun wirklich nicht entscheidend, woher man seine so erfolgreiche Arroganz - oh Entschuldigung - seine erfolgreiche Laufbahn beginnt. Ja, manche haben halt Pech gehabt, möglicherweise können sie sich ja noch nicht einmal so richtig in dieser "Gesellschaft" artikulieren, ja so was gehört ja nun wirklich nicht in die deutsche Managerriege. Die ja ach so erfolgreiche und fast alleinige...

      Ronald
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 00:13:06
      Beitrag Nr. 35 ()
      @ gezwirbelt

      Gut gekontert!

      Aber im Ernst, ich bin nicht arrogant. Ich bin Baujahr 1960 und für uns (das sage ich einfach mal so) war es halt nicht normal, das man mit 20 ein Auto oder ähnliche Scherzchen hatte. Ich konnte mir einen Roller erst mit der Abfindungskohle vom Zivildienst leisten. Wenn ich eine leise Häme nicht unterdrücken konnte dann lag das daran das ich

      1.) nach dem Genuß eines Bieres schon leicht einen im Tee hatte
      2.) gerade diese eh schon privilegierten Bürgersöhnchen nicht besonders leiden kann.

      Trotzdem glaube ich, das gerade diese "Opfer" wieder auf die Füße fallen werden (Daddy wirds mit Beziehungen schon richten). Andere (alleinerziehende Mütter z. Bsp.) sind viel übler dran. Im Übrigen bin ich eher Malocher als "white-collar"- Täter.


      Gruß Ignatz
      Avatar
      schrieb am 20.01.03 23:45:37
      !
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      Avatar
      schrieb am 26.01.03 19:40:27
      Beitrag Nr. 37 ()
      Aus der FTD vom 27.1.2003

      Deutsche schränken Konsum drastisch ein

      Von Christiane Karweil, Berlin

      Der private Verbrauch in Deutschland droht heftig einzubrechen. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstitutes Forsa für die Financial Times Deutschland hervor.

      Demnach wollen 70 Prozent aller Befragten als Reaktion auf die Anfang Januar in Kraft getretenen Steuer- und Abgabenerhöhung den Konsum einschränken. Nach Bekanntwerden der geplanten Erhöhungen im November hatten erste Umfragen bereits darauf schließen lassen, dass es zu einem weiteren Rückgang des ohnehin schon schwachen privaten Konsums in Deutschland kommen würde. Die Umfrage der FTD deutet allerdings darauf hin, dass es zu einem sehr viel heftigeren Rückgang kommen wird, als dies einige Ökonomen zunächst vermutet hatten.

      Zu Anfang des Jahres wurden die Renten- und Krankenversicherungsbeiträge erhöht sowie die Beitragsbemessungsgrenze für die Renten- und Arbeitslosenversicherung heraufgesetzt. Aus der FTD-Umfrage geht hervor, dass rund ein Drittel der befragten Erwerbstätigen vom Ausmaß der Erhöhungen überrascht waren; 35 Prozent gaben an, die Abgaben seien höher als erwartet ausgefallen. Nur vier Prozent sagten, dass sie mit mehr gerechnet hatten. Das Berliner Umfrageinstitut Forsa hatte zwischen dem 23. und 25. Januar 2003 1014 Erwerbstätige befragt.

      Schon im Vorjahr Konsum eingeschränkt

      Neben den gestiegenen Sozialabgaben drückt die nächste Stufe der Ökosteuer und die Erhöhung der Tabaksteuer auf den Geldbeutel der Verbraucher. Während 70 Prozent der Befragten infolgedessen billigere Produkte kaufen oder auf Dinge verzichten wollen, gaben 42 Prozent an, in Zukunft weniger sparen zu wollen. Besonders niedrigere Einkommensgruppen wollen künftig auf Konsum verzichten - aber auch diejenigen, die von der Höhe der Abgaben überrascht worden waren.

      Da allerdings 26 Prozent aller Befragten das volle Ausmaß der Abgabenerhöhung noch nicht kennen - zum Teil haben sie die Lohn- und Gehaltsabrechnung noch nicht erhalten - könnte auch das Ausmaß des Konsumverzichts noch zunehmen.

      Schon im Vorjahr haben die Deutschen den Konsum eingeschränkt: Der private Verbrauch ging 2002 um 0,5 Prozent zurück. Das war der erste Rückgang seit 1982. Auch 2003 rechnen Ökonomen damit, dass der private Verbrauch die Achillesferse des deutschen Wirtschaftswachstums bleibt. "Wir sind noch nicht am Ende angekommen", sagte Ulrich Beckmann von der Deutschen Bank.

      Analysten senken Prognosen

      Die schlechte Entwicklung des Konsums schlägt sich in den Prognosen der Analysten nieder. Die Ökonomen der Deka-Bank hatten ihre Prognose bereits nach Bekanntwerden der Abgabenerhöhung für das erste Quartal von 0,3 Prozent Zuwachs auf null Prozent herunter revidiert. Jetzt gehen auch die Ökonomen von HSBC Trinkaus & Burkhardt von einer Stagnation im ersten Quartal aus. Die Deutsche Bank prognostiziert für diesen Zeitraum sogar einen Rückgang um 0,4 Prozent. Damit steigt die Rezessionsgefahr.

      Die Ökonomen könnten ihre Prognosen bald noch weiter nach unten revidieren: Neben dem Abgabenschock spiegeln sich die schlechte Situation am Arbeitsmarkt und der drohende Irak-Krieg im privaten Verbrauch. "Beginnt der Krieg, werden wir im März noch einen weiteren Rückgang erleben", sagte Ulrich Kater von der Deka-Bank. Auch Lothar Heßler von HSBC Trinkaus & Burkhardt zeigt sich wenig optimistisch: "Der Konsum wird extrem schwach bleiben."

      Fatale Konsequenzen

      Für das deutsche Wirtschaftswachstum hat diese Entwicklung fatale Konsequenzen. "Wenn der private Verbrauch nicht in Schwung kommt, bleiben wir weiter von den Amerikanern abhängig", sagte Kater. So hat die Deka-Bank die Wachstumsaussichten für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das laufende Jahr auf 0,7 Prozent herunterrevidiert - vor der Abgabenerhöhung waren die Ökonomen noch von 1,7 Prozent Wachstum ausgegangen.

      Überdies schürt die anhaltende Diskussion über diverse Steuerrechtsänderung das Misstrauen unter der Bevölkerung: "Im Zweifel geht es zu Lasten des Konsumenten" umreißt Beckmann die Stimmung unter den Verbrauchern.

      Wie am Freitag bekannt wurde, schlägt sich die schwache Nachfrage in nachlassendem Teuerungsdruck nieder. Nach den vorliegenden Ergebnissen aus fünf Bundesländern schätzen Ökonomen, dass die Preise im Januar gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,6 Prozent gestiegen sind. Der Anstieg gegenüber dem vergleichbaren Dezemberwert ist vor allem auf die erhöhten Energiepreise sowie auf Steuererhöhungen zu Jahresanfang zurückzuführen. Ohne diese Effekte bleibt der Preisanstieg weiter gering. Daran wird sich auch in den nächsten Monaten wenig ändern, wenn die Konjunktur schwach bleibt und der Euro weiter aufwertet. Für Aufwärtstrieb könnte einzig der im Zuge des möglichen Irak-Kriegs steigende Ölpreis sorgen.

      © 2003 Financial Times Deutschland


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