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    Die Schizophrenie der Deutschen und ihre Folgen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.06.02 22:12:56 von
    neuester Beitrag 14.01.03 15:34:55 von
    Beiträge: 11
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      schrieb am 10.06.02 22:12:56
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ständiges Meckern über den Euro, obwohl es nur bestimmte Bereiche wie Gastronomie betrifft und die Gesamtteuerung ständig am Sinken ist (Inflation inkl. Mieten, Strom etc. bei nur 1,5%). Deutschland will nun liebsten, daß die Preise jedes Jahr sinken und Rabatte alltäglich werden. Der Kater über die verlorene D-Mark sitzt tief. Pychologisch verständlich, rational gesehen schädlich. Andere Länder wie Frankreich dagegen feiern die Euroeinführung durch einen kleinen Konsumrausch, was bald vorbei sein wird!

      ABER

      Gehaltsforderungen werden "passend" zur Konjunktur immer höher geschraubt, 6,5% ist völlig normal, Angebote von Arbeitgebern von 3,1% werden als Unverschämtheit hingestellt. Im Bau wird der erste große Streik seit 50 Jahren vorbereitet, eine Branche, die seit 1996 jährlich 5-10%(!) an Umsatz und Beschäftigten verliert! Einzige Legitimation wäre: Konsumkraft steigern, klappt auch meistens. Nur leider fließen von den Gehaltserhöhungen zur Zeit weniger als 50% in die freie Wirtschaft, denn der Rest jetzt wird gespart oder es kassiert der Staat, der es nicht weitergeben kann (Sparpolitik!)

      Liebes Volk, ihr müßt Euch für eines von beiden entscheiden! Entweder satte Gehaltserhöhungen und dafür baldige WIRKLICHE Inflationierung des Euros. ODER: Fast absolute Preisstabilität und dafür Nullrunden.

      Die unerquickliche Alternative wäre, daß wir doppelt verlieren. Dafür ein paar Gedankengänge:

      Mögliches Szenario:

      -> Gewerkschaften setzen ihre Forderungen größtenteils durch. Die Deutschen bleiben aber im Konsumstreik, gleichzeitig nimmt der Preisdruck also immer mehr zu, da eine fortdauernde Konjunkturschwäche auf die Umsätze schlägt.

      -> Was wird mit dem Einzelhandel passieren? Die Pleite-Meldungen werden zunehmen, ohne Frage. Unmittelbare Folge: Weitere Monopolisierung der Handels-Landschaft, die den Grundstock für spätere Preisexplosionen legt (s.u.). Weitere Konsequenz: Mehr Arbeitslose belasten den Staat doppelt, da er weniger Steuereinnahmen, mehr soziale Ausgaben zu tragen hat.

      -> Deutschland hat sich gegenüber der EU wie alle anderen Ländern auch verpflichtet, den Staatshaushalt auszugleichen! Das bedeutet, über 30 Milliarden Euro Einsparungen im Haushalt bis 2004, das sind einige % am Gesamthaushalt. Weitere Folge: Nachfragefunktion des Staates nimmt ab, daher hier keine Impulse für Wirtschaftsaufschwung zu erwarten.

      -> Durch die deflationären Tendezen steigt zudem der REAL-Zins für Kreditnehmer (Unternehmen, privat Haushalte, Staat). D.h. nichts anderes, als daß die Investitionsbereitsschaft weiter abgewürgt wird und die privaten Häuselbauer ihre Schulden später zurückzahlen werden. Eltern können ihren Kindern nicht mehr den gewohnten Konsum finanzieren, Schüler, die 15 h/Woche jobben, werden bald Alltags-Bild sein, von Studenten rede ich erst gar nicht. Ein vorübergehnder Gewinner: Renter, die von der Preisstabilität profitieren, aber nur vorübergehend (s.u.) Sämtliche weiteren Assets außer Rohstoffe werden verlieren, Immobilien, Anleihen etc.

      Zwei extreme Ausprägungen dieses Szenarios lauten:

      1. Zunächst verliert eine Minderheit weiterhin 50% (1 Mio. neue Arbeitslose und Leute unter der Armutsgrenze), der Rest schlägt sich mit -5% durch, einige wenige werden gewinnen. Wir nähern uns der 1/3-2/3-Gesellschaft, die durch die Informations-Asymmetrie beschleunigt wird (gesellschaftliche Spaltung zwischen informierten, medial gut versorgten und diensleistungs-orientieren Menschen und `dem Rest`)

      2. Alle bis auf die Schuldner verlieren nach dem Wohlstands-Crash später durch eine später aufkommende starke Inflation, da es bei einer Deflation zu massiven Zinssenkungen von seiten der immer stärker unter Druck geratenenden EZB kommen wird und damit einer potentielle Geldaufweichung durch übermäßige Kredit-Aufblähung unausweichlich ist, die durch Währungsstärke nicht aufgefangen werden kann (Importpreise, Stichwort verabeitende Industrie. Rohstoffepreise haben sich in der Deflation Anfang der 30er Jahre verdoppelt!).

      Auch wenn das jetzt noch überhaupt kein Thema ist, tendiere ich für einen hohe Wahrscheinlichkeit des Szenario 2, denn: Wir werden einen gigantische Inflationszunahme genau deshalb sehen, weil anders die Schulden nicht mehr ausgelöscht werden können, die Unternehmen und den Staat in D. übermäßig belasten.

      Die bittere Realität ist, daß unsere Schuldenberge keine Deflation erlauben!

      Dies waren nur einige grobe Aspekte der weiteren Entwicklung des Wohlfahrtsstaates Deutschland, dem sogar unser allseits beliebter Finanzminister bescheinigt hat, seit 30 Jahren über den Verhältnissen zu leben.

      Der einzige Ausweg wäre ein radikaler Umbau: Mehr Investitionen, Forschung, Elitenbildung, weg mit alten Subventionen, Deutschlands Stärken fördern und nicht die schwachen Strukturen am Leben erhalten. Zusammenlegung von Behörden, straffe Kostenrichtlinien für den Bund. Kein neues Aufrüsten der Bundeswehr, statt dessen schrittweiser Umbau in kleine Berufsarmee, alle Europa-Synergie-Effekte nutzen, einfaches Steuersystem und und und...! Alles bekannte Rezepte, ich weiß. Die Wahrscheinlichkeit dieser energischen Fitness- und Schlankheitskur angesichts der allgemeinen politischen Behäbigkeit tendiert wohl tragischerweise gegen Null.

      Fazit: Deutschland WIRD ca. 10% Wohlstand und Lebensqualität verlieren. Entweder weil uns eine kommende Inflations die Vermögenswerte vernichten wird oder weil sich die Deutschand ihr Land kaputtsparen werden (und müssen), damit also wieder mehr arbeiten und weniger Freizeitparke besuchen werden. Es ist unmöglich, diese Entwicklung zu verhindern. In der gegenwärtigen Debatte um die Wirtschaft, egal ob in Zeitungen, Parteien oder Unternehmen wird die Schizophrenie der Denkweisen sichtbar, die einen Ausdruck für die Ausweglosigkeit des "weiter so" darstellt. Deutschland kann nur auferstehen, wenn es sich auf seine alten Tugenden des Wirtschaftswunders besinnt, unsere derzeitigen Tugenden sind es nicht wert, irgendwo auf der Welt erwähnt zu werden...
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      schrieb am 10.06.02 22:30:12
      Beitrag Nr. 2 ()
      Da hast Du Dir wirklich Mühe gemacht und ich stimme ebenfalls dem zweiten Szenario zu. Auch ich bin der Meinung, dass alle verlieren werden - nur die Schuldner nicht und dies wird die einzige Möglichkeit sein, die Staatshaushalte zu sanieren.
      Ein Hauptaugenmerk dürfte auf die politische Entwicklung fallen. Wie werden die Wähler reagieren, wenn sie nicht mal eine Eigenbeteiligung im Gesundheitswesen von ein paar Euro gewillt sind zu tragen. ( So hat Schröder ja die Wahlen gewonnen )
      Werden wir wieder die Rattenfänger sehen ?
      Werden wir dem Messias Schröder o.ä. vertrauen ?
      Werden wir uns ganz abwenden ?
      Werden wir den Frust an Minderheiten ausleben ?
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 22:38:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      Habe mich bei den sozialen Aspekten nicht ausführlich geäußert, aber zweifellos ist es ebenso interessant. Ich denke, man gar nichts ausschließen! Weder ein Erstarken dunkelbrauner Ideen und isolationistischer Tendenzen, noch einer wachsenden Kritik am Kapitalismus selbst, noch das Ende des unbesiegbar scheinenden sozialen Friedens in Deutschlands...

      Auf jeden Fall wird das Volk sein Ventil suchen, hoffen wir nur, daß es glimpflich über die Bühne geht und die derzeitige geistige Verfassung der Deutschen nur eine Wohlstandskrankheit ist und kein wachsendes Geschwür, das auf eine Schwäche im Immunsystem wartet.
      Avatar
      schrieb am 14.06.02 20:05:51
      Beitrag Nr. 4 ()
      Die (vorübergehende, aber schädliche) Deflationsphase kommt mit gewaltigen Schritten auf uns zu!

      ----------
      Deutsche Inflation sinkt weiter

      Das Statistische Bundesamt ermittelte den Verlauf des Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte in Deutschland im Mai 2002. Die Lebenshaltungskosten stiegen auf Jahressicht um 1,1 Prozent, nach 1,6 Prozent im April. Im Vergleich zum Vormonat blieb der Index unverändert. Die Schätzung für Mai 2002 auf Grund der Ergebnisse aus sechs Bundesländern wurde damit leicht nach unten korrigiert.


      Entscheidend für das niedrige Monatsergebnis ist die überdurchschnittlich hohe Teuerungsrate von 3,5 Prozent, die vor einem Jahr für den Mai 2001 ermittelt wurde. Dieser Preisanstieg wirkt sich im Jahresvergleich nicht mehr aus (sogenannter Basiseffekt).


      Aktuell wirken die Heizöl- und Kraftstoffpreise wieder preissteigerungshemmend. Sie lagen im Mai um 5,5 bzw. 4,6 Prozent unter dem Niveau des Vormonats. Die Jahresteuerungsrate für Nahrungsmittel betrug nur noch 0,4 Prozent.


      Für das frühere Bundesgebiet ergab sich im Vorjahresvergleich eine Preissteigerungsrate von 1,1 Prozent. Im Vergleich zum April 2002 hat sich der Index nicht verändert. Für die neuen Länder lag die Teuerungsrate gegenüber Mai 2001 bei 0,8 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat sank der Index um 0,1 Prozent.


      Der für europäische Vergleichszwecke berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI für Deutschland hat sich auf Jahressicht um 1,0 Prozent erhöht. Im Vergleich zum Vormonat blieb der Index unverändert. Die Schätzung vom 24. Mai 2002 wurde damit sowohl für die Jahres- als auch für die Monatsrate leicht nach unten korrigiert.
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      schrieb am 15.06.02 12:25:33
      Beitrag Nr. 5 ()
      Streiks beim Bau - wie schon oben erwähnt. Aus den Vorbereitungen ist jetzt Wirklichkeit geworden!

      ----------

      Quelle: www.spiegel.de

      TARIFSTREIT

      Ab Montag Streik auf Deutschlands Baustellen

      Im Tarifkonflikt des Baugewerbes kommt es von Montag an zum ersten bundesweiten Streik der Nachkriegszeit. Bei der Urabstimmung stimmten 98,6 Prozent der Mitglieder für den Arbeitskampf, teilte die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) am Samstag in Frankfurt mit.

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      schrieb am 26.06.02 11:04:50
      Beitrag Nr. 6 ()
      Wir sind immer noch in der ersten Phase, der Deflations-Spirale. Wie in der Kolumne "Heard in New York" ausgeführt, sind die Reallöhne in den USA wieder deutlich am Sinken! Ausbeutung durch unbezahlte Überstunden nimmt zu, in Deutschland droht ähnliches!

      24.06.02: Deutsche Inflation sinkt

      Das Statistische Bundesamt ermittelte den vorläufigen Verlauf der Inflationsrate auf Basis der Preisdaten aus sechs Bundesländern für Juni 2002. Auf Jahressicht stiegen die Lebenshaltungskosten um 0,9 Prozent, nach 1,1 Prozent im Mai. Im Vormonatsvergleich blieben die Verbraucherpreise unverändert.


      Begründet wurde die geringe Inflation mit sinkenden Energie- und Lebensmittelpreisen sowie den hohen Preissteigerungen im Vorjahr.


      Der für europäische Vergleichszwecke harmonisierte Verbraucherpreis-Index erhöhte sich um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem er im Mai um 1,0 Prozent gestiegen war. Verglichen mit dem Vormonat ergab sich ein Preisrückgang von 0,1 Prozent.


      25.06.02: Frankreichs Inflation geht zurück
      Das Nationalen Statistikamt (INSEE) ermittelte die endgültige Veränderung der französischen Verbraucherpreise für Mai. Auf Monatssicht stiegen die Lebenshaltungskosten um 0,1 Prozent, nach einem Anstieg von 0,5 Prozent im Vormonat.


      Gegenüber dem Vorjahr erhöhten sich die Verbraucherpreise um 1,5 Prozent, nach einer Inflationsrate von 2,1 Prozent im April 2002. Der zu EU-Vergleichszwecken harmonisierte Verbraucherpreisindex stieg leicht von 108,3 im April auf 108,4 Zähler.

      Quelle: Codi
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 09:38:31
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wo wird das noch hinführen?

      Großhandel mit -10% !!

      ---
      Neueste Meldung von finance online Freitag, 28.06.2002, 09:33

      Deutscher Großhandelsumsatz sinkt im Mai

      Das Statistische Bundesamt ermittelte den Verlauf des Großhandelsumsatzes für Mai 2002. Demnach setzte der deutsche Großhandel auf Jahressicht nominal (in jeweiligen Preisen) 9,9 Prozent weniger um, nach einem Anstieg um 1,3 im April und einer Abnahme um 2,6 Prozent im Mai 2001. Real (in konstanten Preisen) fiel der Umsatz um 8,3 Prozent, nachdem er im Vormonat noch um 2,2 Prozent gestiegen und im Mai 2001 um 6,5 Prozent gesunken war. Allerdings gab es im Mai 2002 zwei Arbeitstage weniger als im Vorjahr.

      Gegenüber dem Vormonat sank der kalender- und saisonbereinigte Umsatz nominal um 3,0 Prozent, nach einer Zunahme um 1,0 im April und einem Rückgang um 0,6 Prozent im Mai 2001. Real verringerte sich der Absatz um 2,3 Prozent, gegenüber einer Erhöhung um 1,3 Prozent im April und einer Abnahme von 0,8 Prozent im Vorjahresmonat.

      In den ersten fünf Monaten des Jahres 2002 wurden im Großhandel nominal 5,4 Prozent und real 4,7 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum umgesetzt.
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 09:44:40
      Beitrag Nr. 8 ()
      Freitag, 28. Juni 2002 Berlin, 09:40 Uhr

      Miese Laune im Einzelhandel

      Pleitewelle im Mittelstand. Große Konzerne suchen ihr Heil im Ausland

      Von Henning Kruse

      Berlin - Deutschen Einzelhändlern bleibt derzeit nichts erspart: Die Teuro-Debatte hat die Kundschaft vergrault, Politiker rufen zum Boykott von Preistreibern auf, der Tarifkonflikt treibt womöglich die Kosten in die Höhe - und nun haben die Nitrofen-Funde auch noch einem der letzten Wachstumsträger, den Ökolebensmitteln, einen schweren Schlag versetzt.

      "Der Einzelhandel befindet sich in der schwersten Krise der Nachkriegszeit", heißt es unisono bei den Handelsverbänden. Karstadt-Chef Wolfgang Urban hält die triste Situation für geradezu beispiellos in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Angesichts der ungewissen Perspektiven lehnt er es rundweg ab, eine Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Jahr abzugeben. Der Kaufhof-Vorstandsvorsitzende Lovro Mandac erwartet sogar, dass die Umsätze im deutschen Einzelhandel in den kommenden drei bis fünf Jahren kaum noch steigen. Doch längst nicht alle Handelsunternehmen müssen Trübsal blasen. Parfümerien und Kosmetikanbieter wie Douglas profitieren vom steigenden Gesundheits- und Wellness-Bewusstsein der Kunden. Das Gleiche gilt für Apotheker und Drogerien. Und auch der Versandhandel spürt nach einer leichten Schwächephase Anfang des Jahres wieder einen deutlichen Aufwind, auch wenn die Spezialkataloge deutlich besser laufen als die Hauptkataloge. Hinzu kommt das weiterhin anziehende Geschäft mit E-Commerce. Der Versandhändler Otto konnte sich erneut als zweitgrößter Online-Händler der Welt hinter Amazon positionieren. Auch der größte deutsche Handelskonzern Metro kann wegen seines starken Auslandsgeschäfts - hier macht Metro bereits 45 Prozent seiner Umsätze - die Krise auf dem Heimatmarkt (minus 1,5 Prozent im ersten Quartal) vergleichsweise gut wegstecken.

      Die größten Gewinner sind aber ohne Zweifel die Discounter Aldi, Lidl und Co. Wegen der niedrigeren Preise wechselten viele Verbraucher zu den Billiganbietern - zum Leidwesen klassischer Einzelhändler wie Edeka, die prompt stagnierende Umsätze meldeten. Nach Angaben der Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Bonn konnten die Billigketten ihren Anteil am Gesamtumsatz von 33 Prozent im Gesamtjahr 2001 auf 36,5 Prozent im ersten Quartal 2002 erhöhen. Die Anbieter langlebiger Güter hat die Kaufzurückhaltung dagegen voll erwischt. Die verunsicherten Verbraucher kaufen nur noch Dinge des täglichen Bedarfs, die Mehrheit schiebt größere Anschaffungen auf die lange Bank. Dies trifft besonders Möbelhäuser, Baumärkte und Textilgeschäfte, die teilweise zweistellige Umsatzeinbrüche hinnehmen mussten. Aber auch die klassischen Waren- und Kaufhäuser stecken in einer tiefen Krise. Bei den Karstadt-Häusern ging der Umsatz in den ersten Monaten um über acht Prozent zurück, bei Kaufhof waren es mehr als sechs Prozent. "Man muss die Leute einfach in die Läden zwingen", seufzte bereits ein resignierter Handelspräsident.(Anm.:!!)

      Die Strategen in den Konzernzentralen grübeln nun über vertrauensbildende Maßnahmen. Erstes Ergebnis: Mit einer Flut von Sonderangeboten sollen Kunden zurückgewonnen werden. Karstadt-Quelle räumte einen Tag bei Vorlage einer "Bild"-Zeitung zehn Prozent Rabatt auf einen Artikel ein, andere Händler wie Douglas und Deichmann zogen nach. Die Edeka-Gruppe startete nach 20 Jahren erstmals wieder eine bundesweite Werbekampagne, um ihre "Knüllerpreise" bekannt zu machen. Auch die Metro-Tochter Real verstärkte ihre Preis- und Marketingaktivitäten. Der Tengelmann-Discounter Plus brüstet sich damit, seit Jahresanfang 1800 Preise gesenkt zu haben. Besonders heftig zum Rotstift greift der Textilhandel. Hier machen Ketten wie die spanische Mango und Zara sowie H&M aus Schweden der schwerfälligen deutschen Konkurrenz immer mehr zu schaffen.

      Doch nicht nur im Textilbereich steht schon jetzt fest, dass der regelrechte Käuferstreik gravierende Folgen für den Einzelhandel haben wird. Eine neue Konsolidierungswelle steht bevor. Besonders mittelständische Unternehmen mit einer dünnen Kapitaldecke wird es treffen. 8000 Pleiten prognostiziert der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in diesem Jahr. Aber auch bei den großen Handelskonzernen wird es wohl zu einer weiteren Marktbereinigung kommen. Die Konzerne dürften sich aber vermutlich auf das Herauspicken attraktiver Standorte beschränken. Spektakuläre Übernahmen sind nicht in Sicht, auch wenn Metro-Chef Hans-Joachim Körber bereits angekündigt hat, die Krise im Einzelhandel für weitere Übernahmen zu nutzen.

      Immer drängender wird für viele Händler das Problem der Überkapazitäten bei ihren Verkaufsflächen. Pro Jahr kommen nach Schätzungen des Handelsverbandes BAG zwischen einer halben und einer Million Quadratmeter hinzu. Auf jeden Einwohner entfallen schon jetzt 1,3 Quadratmeter Verkaufsfläche - Raum, der sich kaum noch wirtschaftlich nutzen lässt. Immer mehr Unternehmen werden darum vermutlich dem Beispiel Metro folgen und ihr Heil im Ausland suchen. Während in Deutschland der Markt für Konsumgüter weit gehend gesättigt ist, bieten besonders die Märkte in Osteuropa ungenutzte Wachstumschancen. Die mehrheitlich zur Edeka-Gruppe gehörende Ava etwa eröffnet im Herbst in Moskau ein Einkaufszentrum. Oder man schaut sich wie Karstadt nach anderen Geschäftfeldern um: Zusammen mit der US-Kette Starbucks will der Konzern bis 2005 gut 200 Coffee-Shops in Deutschland eröffnen.

      http://www.welt.de/daten/2002/06/28/0628un340945.htx
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 10:45:55
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ich glaube, sowas nennt man Marktwirtschaft, oder?
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 22:39:40
      Beitrag Nr. 10 ()
      http://www.welt.de/daten/2002/07/18/0718wi345107.htx

      Mai-Umsatz in Kneipen und Gaststätten bricht ein

      Die "Teuro"-Debatte und die Konjunkturflaute haben die Umsätze im Gastgewerbe weiter einbrechen lassen
      Wiesbaden - Die Erlöse lagen im Mai 6,2 Prozent unter ihrem Vorjahresniveau. Rechnet man die Preiserhöhungen heraus, wären die Umsätze sogar um 9,8 Prozent geschrumpft, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. In den ersten fünf Monaten gingen die Erlöse um 2,6 Prozent zurück.

      Die Debatte um saftige Preisaufschläge im Zuge der Euro-Einführung spiele dabei eine besondere Rolle, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Hausen. "An der Tankstelle und bei Nahrungsmitteln lässt es sich schwer sparen, aber bei den Ausgaben im Gastgewerbe haben die privaten Haushalte Spielraum." Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage wollten viele Menschen ohnehin kürzer treten.

      Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga schiebt die Flaute in der Branche dagegen auf die schwache Konjunktur. Die Preise für wichtige Produkte wie Fisch und Gemüse seien im ersten Quartal dieses Jahres noch stärker gestiegen als die in den Restaurants. dpa
      Avatar
      schrieb am 14.01.03 15:34:55
      Beitrag Nr. 11 ()


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