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    Dick und Doof - wie Deutschland jetzt ist und wie es sein sollte!! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.06.04 13:59:32 von
    neuester Beitrag 02.07.04 23:58:05 von
    Beiträge: 28
    ID: 875.059
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      schrieb am 29.06.04 13:59:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo @all,

      dieser Artikel ist im aktuellen BrandEins erschienen. Deshalb kann ich ihn nicht verlinken, da er noch im Abonnentenbereich liegt. Daher kann ich euch die folgende "Bleiwüste" nicht ersparen.

      ABER ES LOHNT SICH DIESEN ARTIKEL KOMPLETT ZU LESEN!!!!!


      brand eins 5/2004

      Dick und Doof

      Weniger Menschen, weniger Produktion = mehr Elend. Mit dieser falschen Gleichung wird der Umbau im Land verhindert. Dabei könnte der Rückbau auch ein Ausbau sein.

      Text: Wolf Lotter Foto: Mark Borthwick


      WENN DIE IRRTÜMER VERBRAUCHT SIND;
      SITZT ALS LETZTER GESELLSCHAFTER UNS DAS NICHTS GEGENÜBER.
      Bert Brecht, Die Nachgeborenen


      01 DIÄTFEHLER

      • Nachts, wenn die Mächtigen nicht schlafen können, denken sie vielleicht über wahre Größe nach.
      Dann kann es sein, dass sie den Blick verträumt nach oben richten, in die endlosen Weiten des nächtlichen Horizonts. Dort oben ist die Welt noch in Ordnung. Da schrumpft nichts, da geht nichts ein, da gibt es keine Grenzen, nur Wachstum. Da wird nicht diskutiert, da wird expandiert, und das seit mehr als elf Milliarden Jahren. Es einmal richtig krachen lassen – und schon ist das Wachstum da, und zwar für immer.
      Was, fragen die Mächtigen, machen wir falsch?
      Nun ja, erstens: Deutschland ist nicht das Universum. Hier kracht nichts, hier knirscht es bloß. Da wächst nicht viel. Und nicht nur nachts sehen viele, am Himmel wie auf Erden, schwarz. Aber es lässt sich auch nicht behaupten, dass gar nichts wächst: Der Bürger setzt auf Wachstum – ganz individuell. Schon 49 Prozent der Gesamtbevölkerung sind übergewichtig, rund ein Prozent mehr als im Vorjahr.
      Jahr für Jahr versprechen die meisten Dickies sich und ihren Lieben, jetzt aber wirklich ernst zu machen mit dem Abspecken. Und sie versuchen es. Doch ein Jahr später sind die alten Pfunde wieder drauf und ein paar neue noch dazu. Hier ein staatlich subventioniertes Fabrikchen, da ein Häppchen Ausnahmen, danach eine dünne Schnitte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und zum Hauptgang ein fettes, großes Stück Selbstbetrug. Vor kurzem veröffentlichte der »MIT Technology Review« eine Geschichte, die die letzten Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft widerspiegelt. Alle bisherigen Diäten und Mittel zum Abnehmen seien weitgehend für die Katz, wird dort sinngemäß ein Forscher zitiert. Man müsse in einen weit bedeutenderen Bereich des menschlichen Körpers vordringen, um nachhaltiges Abnehmen zu ermöglichen: das Gehirn.

      02 DAS FRESSVERHALTEN VON SOZIALSTAATEN

      Wer kann, denkt nach – dann dämmert’s schon: Es muss wohl an den Zielen liegen. Diäten und Sparprogramme haben eines gemeinsam: Sie sollen im Ergebnis schlanker und beweglicher machen, leistungsfähiger und agiler. All das sieht unterm Strich zudem besser aus. Und klappt doch meist nur für ein Weilchen. Denn sehnsüchtig erwartet der Vielfraß den Tag X, an dem die Diät endet. Dann wird wieder alles verdrückt, was er greifen kann. Der Sozialstaat des Industriezeitalters ist ein geborener Vielfraß. Umverteilen, ausgeben, verfuttern, und all das im wachsenden Umfang – das ist seine Natur.
      Als Anfang Mai Regierungsmitglieder wie Joschka Fischer vom Ende des Sparkurses träumten, konnte man für einige Stunden, bis zum gequälten Dementi des Kanzlers, erkennen, wie das Fressverhalten erwachsener Sozialstaaten funktioniert. Was dicker macht, ist seelisch gleichsam eine Erleichterung.
      Vor diesem tückischen Effekt warnen Ernährungswissenschaftler und einige wenige Volkswirte seit Jahr und Tag. Da hilft keine F.-X.-Mayr-Kur und keine Agenda 2010. Kalorienzählen bringt nichts. Die Ernährung muss umgestellt werden.
      Wer ständig altes Wachstum will – also Industrie und Arbeitsplätze,

      damit der Sozialstaat Gebührenzahler hat – der stirbt an

      Herzverfettung.
      Dass die Deutschen immer dicker werden, wird nach heute gesichertem Wissensstand zumindest keine Platzprobleme mit sich bringen. Denn die deutsche Gesellschaft schrumpft mangels Nachwuchs deutlich. Die berühmt-berüchtigte demografische Entwicklung beschreibt die zwei Seiten, die jede Medaille hat: das Wachsen und das Schrumpfen. Und sie zeigt wie keine andere, dass das eine ohne das andere nicht funktioniert.
      So steigt die Lebensdauer der Bürger deutlich an: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug die Lebenserwartung 46 Jahre. Am Ende des Jahrhunderts hatte die – aus dem statistischen Mittelwert für Frauen wie Männer – wahrscheinliche Lebenswartung um 32 Jahre zugenommen. Selbst bei zurückhaltenden Prognosen, die keine massiven Fortschritte in der Medizin berücksichtigen, wird der Durchschnittsdeutsche im Jahr 2050 gut 83 Jahre alt. Das ist die Seite des Wachsens.
      Der Sozialforscher Meinhard Miegel beschreibt das Szenario in seinem Standardwerk „Die deformierte Gesellschaft“ so: „Mit der Anzahl der 79-Jährigen, die im Jahr 2040 in Deutschland leben werden, könnte – gleichnishaft – ganz Niedersachen bevölkert werden (…)“, während die Zahl der über 89-Jährigen noch locker genügen würde, um die heutige Bevölkerung von Hamburg – 1,8 Millionen – zu ersetzen.
      Auf der anderen Seite steht ein massives Schrumpfen: Die letzte Generation, die noch so viele Kinder aufzog, wie in ihrem eigenen Geburtsjahrgang geboren wurden, kam im Jahr 1892 zur Welt. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist das Verhältnis von Erwachsenen zu Kindern konstant geblieben: Nur 65 Prozent des Nachwuchses, den man bräuchte, um die Gesamtbevölkerung von 82,3 Millionen Bundesbürgern zu erhalten, kommt tatsächlich auf die Welt. Setzt sich dieser Trend fort, dann hat sich die Gesamtbevölkerung bis zum Jahr 2080 halbiert – ein Gesamtverlust, der der 80-fachen Einwohnerzahl einer Großstadt wie Hannover entspricht.

      03 KALORIEN UND KANNIBALISMUS

      Nichts gegen Hannover: Aber auch nach diesem scheinbar gewaltigen Aderlass wäre die Bundesrepublik nichts weiter als ein ganz normal bevölkertes Land der Ersten Welt. Das ist es heute keineswegs. Pro Quadratkilometer drängeln sich 231 Menschen – mehr als sonstwo auf dem europäischen Kontinent. In Frankreich, das nicht gerade als Inbegriff der öden, menschenleeren Steppe gilt, teilen sich nur 109 Bürger denselben Platz. In Dänemark leben 124 Menschen auf einem Quadratkilometer, in Polen 122. Das genügt auch. Was wäre so schlimm daran, nicht ständig angerempelt zu werden?
      Im Grunde gar nichts. Aber der Sozialstaat, dessen Bestand von den Machthabern um jeden Preis gefordert wird, verlangt immer neues Futter in Form von Beitragszahlern. Zudem baut das totale, auf Pump finanzierte Umverteilungssystem auf Vollbeschäftigung. Die aber war ein vergängliches historisches Phänomen, das nur in hoch industrialisierten Staaten erreicht werden kann – und auch nur auf begrenzte Zeit.
      Der Sozialstaat kann mit dieser Einschränkung nicht leben. Er braucht unbegrenztes Wachstum, sowohl in der Produktion als auch in der Zahl der Arbeitsplätze, deren Wertschöpfung ein mächtiger Staat hin- und hertransferiert.
      Die Tatsache, dass Deutschland wurde, was es ist, nämlich Europas am dichtesten besiedelte Nation, liegt an der Sogkraft, den die Industrialisierung ausübte. Zuwanderung und massive Geburtenförderung galten damals wie heute als entscheidende Kriterien für den Aufstieg.
      Sonderkonjunkturen nach den Kriegen gaukelten vor, dass sich die Spirale endlos nach oben drehen ließe. Der Sozialstaat, der die industrielle Explosion durch die Absicherung der wichtigsten Grundrisiken moderieren sollte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer gewaltigen Fressmaschine. Das alles ist längst bekannt, bleibt aber folgenfrei, weil die Köche der fetten Brühe – Politik, Verbände und große Teile der Industrie – gar kein anderes Rezept anbieten können.
      Der größte Teil der Bürger verhält sich, wie es ihm beigebracht wurde: Bei Mutti schmeckt’s am besten. Jeder Versuch, daran zu drehen, auch nur mal den Vorschlag zu wagen, den Nachtisch ausfallen zu lassen, führt dazu, dass die verfressene Meute den Köchen die Teller um die Ohren knallt.
      Schließlich kann man, bevor man hungert, das Schrumpfen der Bevölkerungszahl durch ein Zuwanderungsprogramm ausgleichen. Daran glauben alle fest, die nicht rechnen wollen. Die Berliner Sozialwissenschaftlerin Charlotte Höhn, Leiterin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, hat vor zwei Jahren Folgendes ausgerechnet: Um die Alterung in Deutschland durch Zuwanderung auszugleichen, müssten jährlich 3,4 Millionen Zuwanderer ins Land kommen – und hoch qualifizierte noch dazu, denn sie sollen den Sozialsystemen mehr geben als nehmen. Angesichts von 200 polnischen Informatikern, der Ausbeute der einst groß aufgeblasenen Greencard-Aktion der Bundesregierung, also ein nicht gerade Erfolg versprechendes Konzept.
      Selbst wenn es sich erfüllen ließe, passierte laut Höhn Folgendes: „Bis zum Jahr 2050 hätte die Bundesrepublik dann 300 Millionen Einwohner. Das bedeutet, dass das Land vollkommen verstädtert wäre. Und 80 Prozent aller Bürger wären Zuwanderer oder ihre Familienangehörigen.“ Das ist, klar und deutlich auf den Nenner gebracht, der Preis der Fortschreibung des Sozialstaats, wie wir ihn kennen.

      04 WAS DER BAUER NICHT KENNT

      Es ist kein Wunder, dass das niemand hören mag – und dass die Bürger gern an die dicke Lüge glauben, der Sozialstaat würde bloß ein wenig „umgebaut“.
      Wer das glaubt, glaubt an fast alles, zum Beispiel an die Rückkehr des Wachstums durch Industrie und Vollbeschäftigung und damit auch an eine zweite Blüte des Sozialstaats. Und vor allem glaubt er, dass die Politik das auch ermöglicht. Die Gläubigkeit in die Fähigkeiten der Politik, das Unvermeidliche zu verhindern, machte selbst den Vatikan neidisch.
      Das Institut für Demoskopie in Allensbach hat im Auftrag des Deutschen Studienpreises der Körber-Stiftung im März dieses Jahres eine repräsentative Umfrage unter dem Titel „Mythos Markt?“ durchgeführt.
      Danach schreiben die meisten Deutschen der Politik die größte Kompetenz bei der Lösung von Wachstumsschwäche und Arbeitslosigkeit zu. „Ein Weg zwischen Scylla und Charybdis“, schreibt Allensbach-Demograf Edgar Piel lapidar im Vorwort der Studie: „Die Vorstellungen, die die Bevölkerung zur Lösung der Wirtschafts- und Arbeitsmarktprobleme im Kopf hat, ist paradox, buchstäblich in sich widersprüchlich. Auf der einen Seite fordert die Mehrheit, dass der Staat die Bedingungen für die Wirtschaft und für die Unternehmen verbessert. Das, so hoffen 57 Prozent, würde dazu beitragen, dass neue Arbeitsplätze entstehen. Auf der anderen Seite fordern exakt ebenfalls 57 Prozent, dass der Staat misstrauisch darauf achtet, dass die soziale Gerechtigkeit keinen Schaden nimmt. Sonst, bitte, soll er eingreifen und die Wirtschaft regulieren.“
      Mit anderen Worten: fressen ohne Reue und nicht nur das, auch ohne jede Veränderung der Grundzutaten. Denn in derselben Studie findet sich auch die Einstellung der Deutschen zu wissensorientierten Technologien und Verfahren, deren Akzeptanz und letztlich Beherrschung die Grundlage für den Umstieg vom Industrie- zum Wissenssystem bilden. Hier zeigt sich nochmals dramatisch, wie das Denken der Deutschen dem vergangenen Industriezeitalter verhaftet ist. Zwar könnten, meint eine Mehrheit von 62 Prozent, Wachstum und neue Arbeitsplätze vor allem im Dienstleistungsbereich entstehen, und dabei seien Computer, Telekommunikation und Energiewirtschaft weit viel versprechendere Trümpfe bei einem nötigen Aufschwung als alte Industrien oder das Baugewerbe. Doch gleichzeitig bestätigt sich, so die Allensbach-Forscher, eine bereits Mitte der neunziger Jahre durchgeführte Umfrage, bei der sich die Deutschen als Weltmeister in Sachen Technikfeindlichkeit, insbesondere gegenüber Computern und neuen Medien, bewiesen. Nur eine Minderheit von 36 Prozent glaubt, dass Wirtschaft, Wachstum und Arbeitsmarkt durch den Fortschritt von Technik und technische Neuentwicklungen gelindert oder gar gelöst werden könnten: „Die meisten bezweifeln das“, so Piel. Da passt ins Bild, dass 65 Prozent der Deutschen glauben, dass die Zukunft der Ökonomie den Konzernen gehört, den Industriebrocken also. Auf Selbstständigkeit und kleine Unternehmensformen setzen ganze fünf Prozent.
      Vorwärts nimmer, rückwärts immer.
      Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht – und so kann den Kostgängern des Sozialstaats, die daran glauben, dass mehr, egal wovon, immer besser ist, auch getrost Aufgewärmtes serviert werden.
      Von ganz links bis ganz rechts im gesellschaftlichen Spektrum gilt als wichtigste Maßnahme gegen das „Aussterben der Deutschen“, also die Annäherung an das normale Maß anderer, die massive Förderung von Geburten.
      Grüne Politiker wettern gegen den „Gebärstreik“ und sind sich darin mit Christdemokraten einig. Die SPD wiederum findet das völlig in Ordnung, stellt aber die Schaffung möglichst vieler Kindertagesstätten und Lehrerstellen in den Vordergrund – ein Mitnahmeeffekt: Denn die als Stammwähler ausgemachten Berufsgruppen Kindergärtner und Lehrer sollen auch künftig etwas haben von der Aufrechterhaltung des „Industriestandorts Deutschland, den wir wieder und wieder stärken müssen“, wie SPD-Chef Franz Müntefering vor kurzem wieder klar machte: „Wachstum suchen, mit allem, was möglich ist“, so lautet sein Credo. Reaktionär ist das, aber kein seltener Standpunkt.
      In Bayern bedient sich Edmund Stoiber unter stärkerer Betonung des Heimat- und Schollegedankens fast genau derselben Worte. Kein Wunder: Ohne Sozialstaat wären die Apologeten der Industriegesellschaft arbeitslos, denn etwas anderes können sie nicht. Der neue Sozialtrend zu Kind und Herd hat seine Entsprechung im Industrie-Kapitalismus. Auch in dessen zentraler Doktrin, der Economy of Scale, geht es darum, die Stückzahl zu erhöhen, um mehr herauszuschlagen.
      Statt Umbau ist Ausbau angesagt. Notwendig wäre, da sind sich theoretisch alle einig, eine Konzentration auf Know-how, Wissen, Bildung und Kreativität. Dennoch konzentriert sich alles auf die gewohnte Kost. Bestand und Ausbau des gegenwärtigen Systems – im Regierungserklärungs-Sprech von Kohl bis Schröder unter dem Schlagwort „Stabilität und Wachstum“ bekannt – , das sind Dogmen, an denen nicht gerührt werden darf. Gemeint ist bei näherem Hinsehen immer industrielles Wachstum. Denn das ist systemkompatibel.
      Ein „Illusionistentheater“ hat das Meinhard Miegel genannt, eine Schmierenkomödie, die aber „den Niedergang des tradierten Sozialstaats nicht aufhalten kann. Seine empfindliche Schwäche ist der Zwang zu Expansion…,bis er platzt“. Die Grenzen des Wachstums sind erreicht – und das gilt eben innerhalb des alten Systems, das sich nicht mehr von selbst weiterentwickeln kann: „Der Sozialstaat neigt ganz besonders zur Größe – er wird von den Begünstigten sowohl physisch als auch psychisch konsumiert“, sagt Miegel. Mit anderen Worten: Der Sozialstaat frisst sich selbst.

      05 GESTÖRTER HORMONSPIEGEL

      Unter 82,5 Millionen potenziellen Kannibalen gelten Debatten über Ernährungsgewohnheiten als besonders unfein. In der angloamerikanischen Wirtschaftswissenschaft ist der Begriff des Shrinkings, des Schrumpfens, ganz natürlich in der Nachbarschaft des geplanten Rückbaus alter zu Gunsten neuer Strukturen definiert, der Transformation.
      Danach kann man hier zu Lande lange suchen. Denn der nötige Rückbau von industrieller Infrastruktur wird – wenn überhaupt – verschämt, geradezu verstohlen vorgenommen.
      Industrieunternehmen, Staat, Länder und Gemeinden lassen bei Wirtschaftsexperten höchstens mal nachrechnen, was das sukzessive Entfernen überflüssiger Plattenbauten im Osten kostet. Der dringend nötige Umbau und Rückbau industrieller Anlagen und dazugehöriger Infrastruktur wird von Politikern, die von der neuen Realität unter Kostendruck gesetzt werden, meist als ökologische Maßnahme verkauft. Was nicht sein darf, kann nicht sein – und dieser Etikettenschwindel setzt sich in Trends fort.
      Etwa dem der Anti-Aging-Industrie. Milliarden setzen findige Mediziner und Wellness-Manager mittlerweile mit der Angst der Menschen vor Veränderung, und sei sie noch so natürlich, um. Der menschliche Organismus beginnt ab der Mitte des dritten Lebensjahrzehnts allmählich abzubauen, und noch mal rund 30 Jahre dauert es, bis der Schrumpfungsprozess offensichtlich wird. Verantwortlich dafür ist ein normaler biologischer Prozess, bei dem die körpereigene Produktion von Wachstumshormonen sukzessive verlangsamt wird. Die Lösung wider die Natur ist einfach: Wachstumshormone schlucken. Besonders populär ist dabei das Wachstumshormon DHEA (Dehydroepiandrosteron). Mediziner setzen dieses Mittel ein, um bei bestimmten Dispositionen Schwankungen des Hormonspiegels auszugleichen. Doch längst wird das für 25 Euro pro 60 Stück in Internet-Apotheken angepriesene Wachstumshormon nicht für diesen, seinen eigentlichen Zweck verkauft.
      Silberhaarige Herren jenseits der 60 versuchen sich damit auf das Level von 30-Jährigen zu dopen. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie hat den Preis dafür in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2003 genannt: Bei der unkontrollierten Zuführung von Wachstumshormonen bestehe die Gefahr, dass auch Tumorzellen vermehrt wachsen. So lernen nicht wenige Anwender der Wachstumspillen die andere Seite des Anti-Aging kennen.

      06 VERDAUUNGSSTÖRUNGEN

      Jedem Einerseits folgt ein Andererseits, jedem Extrem sein radikaler Gegenpol.
      Während die meisten von Umbau und Änderung nichts wissen wollen und lieber bei großen Rationen bleiben, formieren sich am Rand der Gesellschaft immer deutlicher jene, die als einzigen Ausweg aus dem Dilemma die Nahrungsverweigerung predigen. Ausstieg, Askese, Verzicht gelten dabei als Grundtugenden.
      Neu ist das nicht.
      Die erste massive Verzichtserklärung begann vor hundert Jahren, mit dem Aufstieg der Wandervogel-Bewegung, eine Gegenreaktion auf die zunehmende Technisierung und Kommerzialisierung des Alltags. In den zwanziger Jahren hingen mehrere zehntausend Jugendliche dem seltsamen Naturkult an, der sich vor allem dadurch auszeichnete, dass er Fortschritt und Wachstum grundsätzlich ablehnte. Je weniger ein Wandervogel besaß, desto angesehener war er unter seinesgleichen.
      Heute findet Askese anderswo statt. Mitten im Zentrum der Wachstumsgesellschaft.
      So registrieren Trendforscher seit Mitte der neunziger Jahre das Phänomen der so genannten „Downshifters“, einer Schicht bewusster Konsumverzichter. Bemerkenswert ist deren gesellschaftlicher Standort: In mittleren Jahren, beruflich etabliert, mit wenig freier Zeit, aber hohem verfügbaren Einkommen. Die Downshifters sind dabei eigentlich die Elite der Wachstums- Armee – ihr Wohlstand und sozialer Rang fußt auf engagiertem Mitziehen. Aber irgendwie fühlt sich diese Schicht von dem sie umgebenden Wohlstand nicht mehr richtig angetörnt.
      Die Ersten hier zu Lande, die dieses geistige Verdauungsproblem erkannten, sind die Autoren Werner Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert.
      Küstenmacher ist eigentlich evangelischer Pfarrer, Moderator von Kindersendungen, Zeichner und wirkte bis vor drei Jahren als Autor von Werken wie „Die 3-Minuten-Bibel“. Seiwert wiederum ist gefragter Zeitmanagement-Coach. Im Oktober 2001 erschien die erste Auflage ihres gemeinsamen Buches „Simplify Your Life“. Anfang dieses Jahres ging der Frankfurter Campus Verlag in die 12. Auflage. Weit mehr als eine Million Exemplare wurden bisher abgesetzt, ein einmaliger Erfolg. Das Geschäft mit Lizenzausgaben für China, Russland, Japan, Großbritannien läuft eben erst an.
      „Simplify Your Life“ hat den wenig systemfreundlichen 68er- Slogan „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ auf harmonische Füße gestellt. Entrümple dein Leben. Schreibtisch organisieren, überflüssige Kleidung und Möbel entsorgen, Versicherungen kündigen – damit wird das Leben übersichtlicher. „Immer weniger Menschen sind bereit, die Zeit und Kraft raubende Komplexität des modernen Lebens zu akzeptieren“, behauptet der Verlag in seinem Werbetext.
      Dagegen werden „einfache Techniken“ und „verblüffend neue Methoden“ aufgefahren. Die münden in Anregungen wie „Entkrampfen Sie Ihre Beerdigung“ oder „Sieben Wege, das Nein beziehungsorientiert zu verkaufen“.
      Der Wandel und seine Widersprüche – ein Fall für den Sperrmüll.

      07 IRRTUM GRÖSSE

      Wem vor schierem Wachstum graut, der setzte immer schon aufs genaue Gegenteil – Schrumpfen bis zum Kern.
      Verzicht gehörte zu den Grundtugenden der frühen Ökologiebewegung. Die wurde ganz entscheidend von zwei Veröffentlichungen geprägt: dem 1972 erschienenen Report des Club of Rome mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“ und dem ein Jahr später nachgelegten Buch „Small is beautiful“ des deutschbritischen Ökonomen Fritz Schumacher.
      Beide Werke konzentrieren sich auf den Umstand, dass endloses Wachstum auf natürliche Grenzen – die der industriellen Produktion zugrunde liegenden natürlichen Rohstoffe, der Ressourcen – stoßen musste. „Die Party ist vorbei“, heißt das bei Schumacher, einem Schüler des österreichischen Ökonomen Leopold Kohr, der den bis heute populären Slogan „Small is beautiful“ erfand.
      Auch für Kohr, der 1983 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, war der Zusammenbruch der industriellen Gesellschaft nur eine Frage der Zeit. Doch anders als sein Schüler oder der Hauptautor von „Grenzen des Wachstums“, Dennis Meadows, war für Kohr nicht das Nachschubproblem entscheidend, sondern die Komplexität des Systems. Größe an sich, also das Resultat von Wachstum, war für ihn verwerflich. „Die zu große Größe ist das zentrale Problem der menschlichen Existenz, im sozialen wie im physischen Sinn.“
      Kohr glaubte und lehrte beispielsweise, dass ein Staat mit mehr als 12 bis 15 Millionen Menschen nicht mehr funktionieren könne. Konzerne verglich Kohr stets mit Sauriern – unter nachdrücklichem Hinweis auf deren evolutionäres Schicksal. „Slow“ und „small“ seien die wichtigsten Faktoren im Kampf für das menschliche Maß. In seinem bereits Anfang der fünfziger Jahre fertig gestellten Hauptwerk „The Breakdown of Nations“ (auf Deutsch als „Das Ende der Großen“ erschienen) stellte Kohr fest, dass sich der auf Wachstumsproduktion ausgerichtete Nationalstaat, der Mitte des vergangenen Jahrhunderts in ganz Europa auch Sozialstaat war, nicht mehr weiterentwickeln könne. Zwar könnten neue Technologien eine Zeit lang die schlimmsten Krisen überbrücken helfen, doch auch sie verschleierten lediglich, dass der industrielle Nationalstaat, ausgerichtet auf schieres Wachstum, an seiner eigenen Komplexität zugrunde gehen müsste.

      08 TRENNKOST

      Was Kohr von den Schrumpf-Theoretikern unterschied, war eine ganz wesentliche Idee: Quantitatives Wachstum, also die Stückzahl- Doktrin der Industriegesellschaft, die sich selbst unausweichlich bis zu einer nicht mehr bekömmlichen Größe aufschaukelte, sollte seiner Ansicht nach durch qualitatives Wachstum ersetzt werden. So könnte eine Ökonomie entstehen, die aus Forschung und Neugierde zu Neuem führt, meinte Kohr. Weder ohnmächtiges Mitwachsen noch verzweifeltes Aussteigen, sondern der Wandel, die Transformation, ist die Lösung. Wo Bildung und Wissen wachsen, muss nicht mehr die fette Kost von gestern verlangt werden. Trennkost ist angesagt.
      Dazu müssen die Energien aber auch auf Qualität gelenkt werden. Erkenntnisse gibt es genug. Bei den wissensorientierten Hightech-Dienstleistungen, zu denen etwa Forschung und Entwicklung, Telekommunikation und Datenverarbeitung gehören, wuchs die Zahl der Arbeitsplätze in den Ländern der EU zwischen 1996 und 2001 jährlich um 6,1 Prozent.
      Seit Mitte der neunziger Jahre verliert Deutschland jährlich fünf Prozent seiner Industriearbeitsplätze – doppelt so viel wie in anderen EU-Staaten, die sich allerdings bereits vor Jahren vom Dogma des industriell betriebenen Sozialstaats, der Illusion der Arbeitsplatzmaschine, verabschiedet haben.
      In der Republik Irland hat die intensive Förderung der wissensorientierten Dienstleistungen – und das Ende der staatlichen Intervention zu Gunsten von alten Industriearbeitsplätzen – dazu geführt, dass die Transformation nun auch wieder Produktionsarbeitsplätze schafft. Die allerdings werden weder vom Staat gefördert noch verwaltet, auch nicht von staatsnahen Konzernen. Die Menschen, die in diesen neuen Industriejobs arbeiten, haben auch verstanden, dass die neue Zusammenstellung der Kost bekömmlich sein kann.
      Doch das elend langsame Tempo des Wandels in Deutschland, fürchtet die Berliner Zukunftsforscherin Beate Schulz-Montag, ist vor allem ein Wahrnehmungsproblem der richtigen Chancen: „Natürlich gibt es Wachstum – Wissensdienstleistungen wachsen weiter enorm. Nur wird eben transferiert. Doch das sieht man nicht. Man sieht nur die Industriebrachen im nördlichen Nordrhein-Westfalen oder in Ostdeutschland. Und dann festigt sich eine seltsame Haltung, nämlich die, es gäbe im Land ein festgelegtes Quantum an Arbeit, das geringer wird. Dass neue Märkte entstehen, wird nicht mehr wahrgenommen.“
      Die Schönrederei politischer und industrieller Lobbys, sagt die Gesellschafterin des Zukunftsinstituts Z_Punkt, ist dabei das größte Problem: „Politiker verkaufen Menschen, die es nicht besser gelernt haben, Arbeitsplätze und Sicherheit, die sie nicht versprechen können – das ist das ganz normale kurzfristige Wahlkampfkalkül.“
      Ursache und Wirkung sind eins: Ein Land, in dem die meisten nicht gelernt haben, auf Neues zu setzen – auf Visionen, neue Lebenskonzepte wie Technologien gleichermaßen – ist, auch wenn es hart klingen mag, im internationalen Vergleich ungebildet. Dick und doof schrumpft es um alte Werte herum. „Wer sich Bildung und Innovation so verweigert, der ist natürlich auch nicht reif für selbstbewusste Bürger- und Zivilgesellschaften. Bildung, mit allen Mitteln und auf allen Ebenen, ist die einzige Chance, selbstbewusst zu werden. Menschen mit weniger Bildung haben nicht nur weniger Möglichkeiten, sie sind auch mutloser“, meint Schulz-Montag.
      Gesundschrumpfen? Weiterwachsen wie bisher? Alles Schnee von gestern, sagt die Wissenschaftlerin: „Rückbau und Wachstum sind überholte Begriffe, es geht um Transformation. Allerdings würde es bei uns schon einer Revolution gleichkommen, die Realität zur Kenntnis zu nehmen.“
      Die Grenzen des Wachstums liegen im Kopf, dort, wo Forscher längst das Entscheidungszentrum aller Diätprobleme ausgemacht haben.
      Gewachsen und geschrumpft wird immer, alles bleibt in Bewegung – was nicht heißt, dass alles gut wird. Das kann man auch im Weltall beobachten, wenn man will. Da blähen sich, in all dem ewigen Wachstum, ganz normale Sterne zu riesigen Gebilden auf, die sich nicht satt fressen können an all der Materie ringsum. Rote Riesen sind das, die für Wachstum alles tun. Das Ende vom Lied: Unter ihrem eigenen Gewicht brechen die Giganten zusammen.
      Das nennt man Schwarzes Loch.
      Das Nichts. --
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 14:27:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 14:35:21
      Beitrag Nr. 3 ()
      @ Kabbes

      Uups :eek:

      Ändert aber zum Glück nichts am Inhalt :D
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 14:37:15
      Beitrag Nr. 4 ()
      Bei dick und doof fällt mir immer der hier ein:




      :eek:
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 14:53:43
      Beitrag Nr. 5 ()
      Die schlichte Dümmlichkeit von Connor kennt wirklich keine Grenzen. Wann schmeisst einer den Deppen hier endlich raus?

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      Avatar
      schrieb am 29.06.04 14:59:32
      Beitrag Nr. 6 ()
      @Connor

      Momentan bist auch Du dick und doof. Konnte mich noch gut an die Zeiten erinnern, da warst Du noch Dünn und doof! Was eine erholsame Zeit für das Board:D
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 16:59:00
      Beitrag Nr. 7 ()
      War irgendwie klar, dass das Interesse an Wahrheiten und Visionen hier mehr als gering ist. :rolleyes::(
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 19:50:59
      Beitrag Nr. 8 ()
      die Deutschen sind in ihrer Einzigartigkeit bewundernswert, denn nur sie bringen es fertig über Nacht dick und doof zu werden :laugh:
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 23:03:36
      Beitrag Nr. 9 ()
      Das brand eins ist - wie immer - weit abseits des Mainstream und legt den Finger immer wieder auf die Wunden unserer Gesellschaft.
      Habe den Artikel allen Freunden und Bekannten zu Lesen gegeben und die Resonanz war pures Staunen; tja, es geht auch anders!

      ABSOLUT EMPFEHLENSWERTER ARTIKEL UND ABSOLUT EMPFEHLENSWERTES MAGAZIN!
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 23:08:17
      Beitrag Nr. 10 ()
      @ LunkwillFook

      Hier scheint das aber auf keinerlei Interesse zu stossen. Scheinbar sind in diesem Board alle NUR auf Krawall aus, aber nicht zum ernsthaften Denken bereit.

      Gruß
      Libertus
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 23:23:08
      Beitrag Nr. 11 ()
      Libertus, vielleicht liegt es einfach daran, dass viele User hier nicht so ewig lange Beiträge lesen wollen, aus welchen Gründen auch immer.

      Zum Punkt
      03 KALORIEN UND KANNIBALISMUS
      ...kann ich nur sagen: Warum reden wir immer über Duetschland? Deutschland ist nur ein Teil von Europa und muss nicht ewig nur aus Deutschen bestehen. Wenn es der demographische Faktor so will, dann besteht Deutschland in ein paar Jahrzehnten halt zu 80 % aus Ausländern. Und?
      Die Welt verändert sich, sie verändert sich schneller als früher.
      Aber wie sah es noch vor 60 Jahren in Deutschland aus? Krieg und Elend herrschte vor und im letzten Kriegsjahr sind die meisten Menschen in Deutschland gestorben. Warum jammern wir dann heute immer noch auf so hohem Niveau, wo wir in einem Wohlstandsland leben? Es sind doch erst 60 Jahre her...
      Avatar
      schrieb am 29.06.04 23:26:32
      Beitrag Nr. 12 ()
      Atti

      du solltest den ganzen Artikel lesen. Außerdem werde ich als Nicht-Deutscher wohl kaum etwas gegen Ausländer haben. :D
      Avatar
      schrieb am 30.06.04 21:40:58
      Beitrag Nr. 13 ()
      #11
      Der demografische Faktor will garnichts. Die Frage ist, was wollen die Deutschen!
      Wollen sie das babylonische Chaos in dem die Menschen sich nicht mehr untereinander verstehen und Deutschland auf das wirtschaftliche Niveau eines Entwicklungslandes zurückfällt.
      Oder wollen sie einen bindenden Staat mit einem gemeinsamen Staatsverständnis, mit gemeinsamer Geschichte und kulturellem Erbe.
      Wieviele Beweise brauchen die Multikultiträumer eigentlich noch, um zu begreifen das ihr ersatzsozialistes Weltbild nicht funktioniert.
      Es gibt wohl kein Land in der Welt, in dem die angestammt Bevölkerung derart nachlässig mit seiner eigenen Identiät und Zukunft wirtschaftet. Aber wer seine Heimat so verachtet hat wohl nichts besseres verdient als heimatlos zu werden, und unter zu gehen.
      Avatar
      schrieb am 30.06.04 22:52:52
      Beitrag Nr. 14 ()
      #13: Toller Beitrag! :look:
      Avatar
      schrieb am 30.06.04 23:01:12
      Beitrag Nr. 15 ()
      # 13 diese Frage stellt sich in einem globalisierten Deutschland doch nicht :D
      Avatar
      schrieb am 30.06.04 23:29:14
      Beitrag Nr. 16 ()
      wem verfasser des letzten satzes aus 1 :

      Das kann man auch im Weltall beobachten, wenn man will. Da blähen sich, in all dem ewigen Wachstum, ganz normale Sterne zu riesigen Gebilden auf, die sich nicht satt fressen können an all der Materie ringsum. Rote Riesen sind das, die für Wachstum alles tun. Das Ende vom Lied: Unter ihrem eigenen Gewicht brechen die Giganten zusammen.
      Das nennt man Schwarzes Loch.

      empfehle ich bei gelegenheit ein kleines aber informatives studium der palnetarischen wissenschaften,bevorzugt möchte ich dabei die lehren von herrn prof.dr.lesch der universitätssternwarte münchen ansprechen...

      ein roter riese frisst keinerlei materie ringsrum...weil da gar keine ist.
      die roten riesen tun auch nicht alles um zu wachsen.sie tun eigentlich überhaupt nichts...sie sind einfach vorhanden und wachsen von ganz allein.
      sie brechen auch am ende nicht unter ihrem gewicht zusammen sondern implodieren aufgrund der extremen schwerkraft der restelemente zu einem quasar.
      mit einem schwarzen loch hat das ganze überhaupt nichts zu tun.

      mfg
      derarbeitslose
      forscher der theoretischen physik
      (u.a. von bild der wissenschaft mit einer urkunde für hervorragende beiträge zu brennenden themen der wissenschaft ausgezeichnet)
      Avatar
      schrieb am 30.06.04 23:46:25
      Beitrag Nr. 17 ()
      ps :
      nur der vollständigkeit wegen möchte ich noch ansprechen das unser zentralgestirn (der stern "sonne") genau das gleiche machen wird und dabei allein durch seine strahlung die oberfläche der erde mal eben auf 500 grad anheizt...

      allerdings laut neusten berechnungen erst in 10 hoch 35 jahren...:D
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 00:02:57
      Beitrag Nr. 18 ()
      Vielen Dank Libertus für # 1, ein Spitzenbeitrag.;)

      Auszug:

      „Die Vorstellungen, die die Bevölkerung zur Lösung der Wirtschafts- und Arbeitsmarktprobleme im Kopf hat, ist paradox, buchstäblich in sich widersprüchlich. Auf der einen Seite fordert die Mehrheit, dass der Staat die Bedingungen für die Wirtschaft und für die Unternehmen verbessert. Das, so hoffen 57 Prozent, würde dazu beitragen, dass neue Arbeitsplätze entstehen. Auf der anderen Seite fordern exakt ebenfalls 57 Prozent, dass der Staat misstrauisch darauf achtet, dass die soziale Gerechtigkeit keinen Schaden nimmt. Sonst, bitte, soll er eingreifen und die Wirtschaft regulieren.“

      Da wundert man sich immer, warum die Regierung so schlechte Poltik macht. Tja, würde sie gute Politik machen, wäre ihr der Zorn der verträumten Deutschen genauso sicher, wie wenn sie schlechte Politik macht. Nur, schlechte Politik zu machen ist viel einfacher.

      Den Deutschen fehlt einfach die Kompetenz für Wahlentscheidungen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Und so sieht dann die Regierung eben zwangsläufig aus.
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 09:17:05
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ich möchte den Thread nicht zu einer astronomischen Diskussion machen, zumal der BrandEins-Text mal wieder hochinteressant war. Ich werde auch den Multiplikator geben:laugh:, aber zu

      #16

      muß ich meine Ansicht kundtun. Entweder in München wird anderes gelehrt als in Hamburg oder in den fast 20 Jahren seit meinem Astronomiestudium hat sich sehr viel verändert oder Du hast da Einiges verwechselt:eek: Was ich gelernt habe, bzw. erinnere, ist Folgendes:

      Rote Riesen tun nicht "eigentlich gar nichts", sondern verbrennen Wasserstoff zu Helium, und dehnen sich nach Aufbrauchen des Wasserstoffes aufgrund unterschiedlicher Drücke aus. Aus unserer, dann ehemaligen, Sonne wird nach dem Stadium "Roter Riese" ein "weißer Zwerg" und kein Quasar.

      Vor 20 Jahren war man der Ansicht, daß die Sonne noch ca. weitere 10 Mrd Jahre lebt, hast Du eine Quelle für Deine 10 hoch 35 Jahre.....:confused:
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 09:37:35
      Beitrag Nr. 20 ()
      #16 DerArbeitslose....Herr Prof. Dr. Harald Lesch ist wirklich ein interessanter Zeitgenosse, wenngleich mir seine Sendung im BR doch teils zu oberflächlich war. Aber sie war ja auch für Laien gedacht.

      PS: Die Marktpreise auf Mallorca sind nach einer seiner Sendungen drastisch in den Keller gefallen :D
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 10:09:32
      Beitrag Nr. 21 ()
      na gut... is ja auch schon fast 20 jahre her...
      aber ich habe lesch live erlebt und das ist nicht zu toppen !
      selten hab ich jemand erlebt der einen so von einem thema faszinieren kann das einen erst mal gar nicht interessiert,ein großartiger verkäufer...

      ich habe auch versucht den zusammenhang oder vergleich zum eigentlichen thema hier aufzunehmen weil er recht gut ist,aber eben leider absolut falsch,auf beiden seiten...

      wie gesagt verbrennt der rote riese selbstverständlich wasserstoff zu helium etc...aber um auf den vergleich zu kommen muss man betonen : sein eigenes ! nicht das der umgebung oder der planeten... und das ist der wichtige punkt um den es hier geht.
      er schadet nur sich selbst bzw. vergeudet seine eigene energie dazu sich selbst zu zerstören... was einem aussenstehenden ja eigentlich egal sein kann... (sehr guter vergleich zur politik)... wenn er damit nicht am ende doch die oberfläche eines nahen planeten aufwärmen würde...:D
      ...und da kann man nochmal sehr schön den vergleich oder bezug zum eigentlichen thema hier aufnehmen...es existieren ja bereits wissenschaftlich ernsthafte theorien darüber,in diesem fall die erde auf eine größere umlaufbahn zur sonne zu dirigieren um der gefahr zu entgehen... also das unumgängliche übel,die ursache selbst zu akzeptieren aber wenigstens die auswirkungen auf unsere gesellschaft zu begrenzen.:D
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 10:09:49
      Beitrag Nr. 22 ()
      Der Artikel in #1 zeigt ja einige seit Jahrzehnten verdrängte Wahrheiten auf.

      Nur leider hat er einen Schönheitsfehler: Er wird unglaubwürdig, weil er mit falschen Zahlen argumentiert.

      Wenn man den Bevölkerungsverlust durch Zuwanderung ausgleichen wollte, passierte angeblich folgendes:
      Bis zum Jahr 2050 hätte die Bundesrepublik dann 300 Millionen Einwohner.

      Da diese Aussage von einer Bevölkerungswissenschaftlerin kommt, kann ich mir nur vorstellen, dass sie unter unrealistischen Prämissen zu Stande gekommen und aus dem Zusammenhang gerissen ist. Mich würde die genaue Quelle dieser Aussage interessieren.

      Die folgende einfache Rechnung kann jeder nachvollziehen:

      Seit 30 Jahren haben wir nur noch 35% der Kinderzahl, die wir brauchten, um die Bevölkerungspyramide ausgeglichen zu halten. Um dieses Defizit auszugleichen und die Alterspyramide zu einem Zylinder mit Spitzhut zu machen, müssten z.B. jährlich 50% eines Jahrgangs (z.B. der 20jährigen) zuwandern - oder z.B. jährlich 5% der 20-30jährigen. Anders ausgedrückt: Um das Defizit der letzten 3 ahrzehnte auszugleichen, brauchten wir eine Zuwanderung von 50% der 0-30jährigen mit derselben Altersstruktur wie diese.
      Da die Zuwanderer auch Kinder bekommen/mitbringen, würde sich die Zuwanderungsquote in den nächsten Jahren verringern.

      Einen Zuwachs der Bevölkerungszahl gäbe es dann nur durch die steigende Lebenserwartung. Ein Zuwachs auf 300 Mio. würde also einem Anstieg der Lebenserwartung auf über 150 Jahre entsprechen.
      Bei realistischen Annahmen über den Anstieg der Lebenserwartung (bei sich verschlechternden Lebensbedingungen) käme vielleicht ein Anstieg der Bevölkerungszahl auf 100 - 120 Mio. heraus; dies entspräche einer zukünftigen Lebenserwartung von 80 Jahren.

      Ob eine solche Zuwanderung (ca. 350.000 p.a.) erstrebenswert ist, muss man natürlich diskutieren.

      Schade, dass ein ansonsten anregender Artikel sich selbst durch unrealistische Annahmen entwertet.
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 10:38:35
      Beitrag Nr. 23 ()
      #21...Und was macht man, wenn man die Erde auf eine größere Umlaufbahn gebracht hat? Die ehemalige Sonne schrumpft zu einem weißen Zwerg zusammen, der, ähnlich wie ein schwarzes Loch, eine immense Gravitation aufweist, aber vollkommen unnütz ist für weiteres Leben auf der Erde oder gar in diesem Sonnensystem, da ja sämtliche Energie verbraten wurde. Wenn wir weiter existieren wollen, dann sollten wir das Geheimnis der Kernfusion gelüftet haben. Aber bis dahin vergehen ja noch bis zu 4 MIlliarden Jahre. Ich denke, da wird auch Rot-Grün keiner Innovation mehr im Wege stehen.
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 10:45:38
      Beitrag Nr. 24 ()
      @rv: Du solltest erst mal richtig lesen, bevor Du andere Leute kritisierst, und einen Artikel als unglaubwürdig abqualifizierst. Ich lese da, dass es um die Frage geht:

      Um die Alterung in Deutschland durch Zuwanderung auszugleichen,...

      Wollte man die Alterung der Gesellschaft durch Zuwanderung stoppen, so würde das in der Tat zu einer gewaltigen Bevölkerungsexplosion führen, ohne dass ich eine genau Zahl für 2050 prognostizieren möchte. Ich sehe aber keinen Grund, an den Zahlen der Frau Höhn zu zweifeln.

      Was Du hier vorrechnen willst, verstehe ich überhaupt nicht. Du willst eine (wie auch immer definierte) "optimale" Kegelform der Bevölkerungspyramide aufrechterhalten, oder was? Wenn die Form konstant bleibt, aber die Pyramide immer höher, dann altert die Bevölkerung auch. Ausserdem passen die Zuwanderer ihre Geburtenrate sehr schnell an die in Deutschland übliche an, viel schneller als die meisten Leute glauben. Nur die Zuwanderer, die in Ghettos leben, und sich absolut nicht integrieren lassen, haben signifikant andere Geburtenraten als die herkömmliche deutsche Bevölkerung.
      Deshalb ist es ein Trugschluss zu glauben, dass sich die notwendige Zuwanderungsrate wieder verringern müsste.

      Es müssen also Konzepte entwickelt werden, wie man damit umgeht, dass die Bevölkerung immer älter wird. Da stimme ich eindeutig mit dieser Frau Höhn überein, dass sich dies Problem nicht durch Zuwanderung lösen lässt. Man wird nicht drumrumkommen, wieder über längere Lebensarbeitszeit etc. nachzudenken.

      Und es muss darüber nachgedacht werden, was man in der Gesellschaft ändern muss, damit wir Kinderfreundlicher werden, und es in unserer Gesellschaft wieder mehr Kinder gibt.

      Wenn man nur den Bevölkerungsschwund durch Zuwanderung ausgleichen will, so führt das selbstvertändlich per Definition zu einer konstanten Bevölkerungszahl und nicht zu einer wachsenden. Eine Zuwanderung in der Höhe, dass die Bevölkerung konstant bleibt, hatten wir übrigens in den letzten 30 Jahren auch schon. Meines Wissens ist sie bisher sogar in der Regel noch leicht gestiegen.

      Ich finde den Artikel absolut lesenswert.
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 15:52:22
      Beitrag Nr. 25 ()
      flitztass,

      ich habe lediglich die in dem Artikel verbreitete Zahl (Geburtenrate seit 30 Jahren 65% vom ,,Soll") genommen, und die Folgen eines Ausgleichs für dieses Defizit berechnet.

      Bei einer Geburtenzahl von 700.000 (kannst du beim statistischen Bundesamt finden) fehlen uns also in jedem Jahrgang seit 3 Jahrzehnten ca. 380.000 Menschen (etwas mehr als ich vorher grob geschätzt hatte). Wenn wir also jährlich 380.000 junge Erwachsene einwandern lassen, gleichen wir das Defizit in deren Jahrgängen aus. Da diese aber Kinder mitbringen (das werden wir ja wohl nicht verbieten) und zumindest in der ersten Zeit eine höhere Reproduktionsrate haben als die autochtone Bevölkerung (so sagt jedenfalls die bisherige Erfahrung), würde sich diese Zuwanderungsrate in Zukunft etwas verringern. Jedenfalls könnte man auf diese Weise jeden Jahrgang auf ca. 1,08 Mio ,,auffüllen".

      Damit hätten wir im eingeschwungenen Zustand (,,im Jahre 2050") eine Bevölkerungspyramide, die in den jüngeren und mittleren Jahrgängen knapp 1,1 Mio Personen umfasst (700.000 hier geborene und 370.000 zugewanderte) - bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren also ca. 90 Mio Personen. Selbst wenn bis 2050 niemand mehr sterben würde, würde also die Bevölkerung bis dahin nur um etwa 50 Mio ansteigen, also auf ca. 130 Mio. Wie und unter welchen Vorraussetzungen die 300 Mio errechnet wurden (z.B. unter Annahme einer Form der Bevölkerungspyramide wie vor 100 Jahren) weiß ich nicht. Vielleicht kannst du mir das ja vorrechnen.

      Dass die Sozialleistungen gekürzt werden müssen (auch die Rentenbezüge) ist unbestritten, aber auch dann kommen wir ohne massive Zuwanderung nicht aus - selbst, wenn wir sofort die Reproduktionsquote auf über 2 Kinder/Frau erhöhen.
      Ich habe niemals behauptet, dass wir allein auf Zuwanderung und ,,weiter so" setzen sollten. Es ist nur bedauerlich, wenn um des Effektes willen mit falschen Karten gespielt wird.
      Avatar
      schrieb am 01.07.04 15:57:41
      Beitrag Nr. 26 ()
      Übrigens flitztass, dem zweiten Teil deines Postings stimme ich im Wesentlichen zu. Wir werden eine längere Lebensarbeitszeit :( und wieder mehr Kinder brauchen, aber auch Zuwanderung.
      Avatar
      schrieb am 02.07.04 22:33:31
      Beitrag Nr. 27 ()
      Zuwanderung?

      Igitt, das ist doch was für Sozialisten.:(
      Avatar
      schrieb am 02.07.04 23:58:05
      Beitrag Nr. 28 ()
      hab mir den artikel angetan, weil er von libertus gepostet wurde.

      2 anmerkungen:

      1. persönlich ist mir die grundprämisse der nationalstaatlichen betrachtung zu eng.

      im zuge der globalisierung werden sich die nationalstaaten mit ihren fragwürdigen regierungen zum glück auflösen und individuen werden sich selbst regieren.

      2. besonders schön finde ich die analyse der paradoxen grundhaltung eines großteils der deutschen bevölkerung. leider werden die gründe hierfür nicht erforscht.
      m.e. liegen die in der erziehung durch staatliche schulen, universitäten und medien.


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