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    Ist hier jemand konservativ im Board? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.01.02 00:18:26 von
    neuester Beitrag 12.01.02 17:48:50 von
    Beiträge: 32
    ID: 532.707
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     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:18:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      Mich würde mal interessieren, ob es hier jemanden gibt, der von sich sagen würde, er sei konservativ. Mich interessiert vor allem, was das sein könnte, was einen konservativ denkenden Menschen auszeichnet.

      Was bedeutet es heute, in Zeiten allgemeinen Umbruchs und allg. Auflösung, konservativ zu sein. Bedeutet das, etwas zu bewahren , z.B. einen "Wertekanon" in neue Zeiten hinüberretten zu wollen. Das würde aber bedeuten, daß aus dieser Perspektive doch die Welt sich in eine negative Richtung bewegen würde. Aber gerade die konservativen Parteien haben doch jahrzehntelang den technologischen Wandel vorangetrieben.

      Also was bedeutet heute noch konservativ?

      "Laptop und Lederhose" also eine plakativ-griffige Formel für eine Versöhnung von Tradition und Moderne, bei der jeder weiß, daß irgendwann die Lederhose ein Requisit sein wird, wenn sie es nicht schon längst ist.

      Die technologische Entwicklung räumt alle traditionellen Zusammenhänge asb, und schafft etwas völlig neues.
      In manchen teilen auch eine neue Archaik des Zusammenlebens.

      Aber wie sieht das jemand mit einer konservativen Brille?


      Gruß
      H.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:21:11
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bisschen spät für solches Gesabbel, oder?
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:23:23
      Beitrag Nr. 3 ()
      1. dem Glücklichen schlägt keine Stunde.
      2. Du darfst diesen Thread getrost verlassen.(In Deinen darf ja auch nur ein handverlesenes Publikum posten)

      Gibt noch bestimmt was Wichtiges zum BVB zu posten.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:39:06
      Beitrag Nr. 4 ()
      Bin auch schon weg, keine Angst. Dennoch wurde die Empfindlichkeit auf Postings meinerseits lächelnd zur Kenntnis genommen.
      World`s End ist ein gutes Buch zu diesem Thema, falls Du Zeit hast und es noch nicht kennst, kann ich es Dir wärmstens empfehlen(wenn Du überhaupt von Schwarzgelben Buchempfehlungen in Empfang nimmst:D).
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:41:39
      Beitrag Nr. 5 ()
      Zum Thema BVB nehme ich an.:laugh:

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      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:48:18
      Beitrag Nr. 6 ()
      @körschgen

      Du magst auch Worlds End? :confused: :laugh:
      Laß Dich bloß nicht von kpk erwischen. :D

      jem
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:50:52
      Beitrag Nr. 7 ()
      Dann eben nicht.


      Je mehr BVB-Threads, je mehr Beleidigungen und geistige Systemabstürze der User, je mehr Sperrungen und Anzeigen....
      Ganz einfach.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:51:16
      Beitrag Nr. 8 ()


      als konservativ:hör ich mir alles an,erlaube mir
      meine eigene Meinung kundzugeben und sage nein,
      wenn es keinem passt.

      mein Chef sagt,ich bin ein verbaler Sadist.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:54:06
      Beitrag Nr. 9 ()
      @jem:
      Wer ist kpk? Worlds End habe ich während der Feiertage gelesen, nachdem ich meine Märklin-Eisenbahn um den Christbaum fahren liess.:laugh: Sehr gutes Buch.:D
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:56:17
      Beitrag Nr. 10 ()
      Beispiel:

      Warmduscher
      Autobahnrechtsfahrer
      Gelbbremser
      WTC-Treppenläufer
      Teepuster....
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:56:42
      Beitrag Nr. 11 ()
      Ich denke das fast jeder von uns, mit zunehmendem Alter, die Tendenz konservativer zu werden, zunimmt.
      Man hat z.B. gegenüber jüngeren, entgegengesetzte Positionen
      im Puncto Politik, Musik, Gesellschaft usw.
      Konservativ bedeutet aber nicht immer Stillstand - man kann konservativ sein (siehe obere Beispiele...Politik usw.)und sich trotzdem mit den modernsten Techniken und Dingen befassen.

      Ein schwieriges und doch interessantes Thema wie ich finde.

      N8

      bodin
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:57:49
      Beitrag Nr. 12 ()
      kpks Lieblingsautor ist genau wie meiner T.C. Boyle.
      Allerdings sind wir uns noch nie einig geworden, ob Worlds End jetzt gut ist oder nicht.
      Ich mag das Buch sehr , während kpk das eines seiner schwächeren findet. Weil ich dieses Buch mag, wurde ich von kpk schon aufs übelste beschimpft und beleidigt, deshalb meine Warnung.
      jem

      P.S. Viel Spaß mit Deiner Eisenbahn. :D
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 00:59:30
      Beitrag Nr. 13 ()
      Lies mal Owen Meany.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 01:04:20
      Beitrag Nr. 14 ()
      Letztes Posting war natürlich für körschgen bestimmt.

      @all
      Und konservativ?

      Heißt das nicht langweilig und verspießt zu sein?

      Werte erhalten?

      Welche Werte?

      Nur selektiv?

      Okay, aber wie sind dann die Selektionskriterien?

      Neuerungen in der Psyche gibt es eh nicht. Wir leben da immer noch auf den Bäumen und werden dort auch bleiben.
      Neuerungen in der Moral wird es immer geben. Alles zu bewahren ist Schwachsinn, sonst würden wir heute noch Hexen verbrennen.
      Also was bewahren? Wie findet da ne Auswahl statt? Konservativ ist doch ne Ausrede, wenn man die Freiheit und Lebendigkeit nicht ertragen kann.

      Nur mal so.

      jem
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 01:04:59
      Beitrag Nr. 15 ()
      @körschgen
      Hab ich schon. Auch ein gutes Buch. :)
      jem
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 01:25:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      Wow,Frohlein Körschgen,#2 ist ja richtig gut! Weiter so!
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 01:41:50
      Beitrag Nr. 17 ()
      Na gut - jetzt haben sich hier die Fankurven eingefunden, und die sind im herkömmlichen Sinne (was Erziehung alter Schule zur Höflichkeit angeht) nicht konservativ. Andererseits hat irgendwer bei RAN mal gesagt, daß das Fußballpulikum in Deutschland extrem konservativ sei.

      Also viele hantieren mit diesem Begriff, und er scheint als Worthülse auf alles anwendbar. Wenn man heute konservativ-klassisch investieren,konsumieren, wählen und was weiß ich noch alles kann, (auch im Bierverbrauch ist der Deutsche eher konservativ) was sagt das dann noch aus?
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 02:57:08
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ich denke "konservativ" oder "progressiv", ich glaube das sind die Gegensätze um die es geht, beschreiben nur die Herangehensweise an neue Dinge.

      "konservativ" heisst demnach: Alles Neue muß gegen das Alte abgewägt und eingestuft werden.

      "progressiv" dagegen heisst: Alles Neue ist dem Alten gegenüber vorzuziehen.

      Kurz gesagt, der "Koservative" sagt "ja aber", der "Progressive" dagegen sagt "versuchen wir`s einfach".

      Fortschritte und Neue Dinge werden durch beide Herangehenweisen nicht verhindert, sie werden nur anderst bewertet und angenommen.

      Aus diesem Grund werden "Alte" eher "konservativ", weil sich aus der Erfahrung heraus gezeigt hat, dass das "ja aber" ein sicherer Weg durchs Leben ist.

      Die Jugend ist dagegen durchweg "progressiv", was ungemein wichtig für die Entwicklung neuer Ideen ist.

      Fazit: "konservativ" und "progressiv" sind unentbehrliche Positionen in jeder Gesellschaft. Ohne diese Gegenpole würden beide Herangehensweisen ins Chaos führen.

      HG
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 03:15:54
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ja, hangglider,
      wenn das Neue gegen das Alte auch wirklich abgewägt und eingestuft wird. In der Theorie klingt das schön, aber ist das die übliche Herangehensweise?

      Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine sogenannte konservative Einstellung (i.S. von auf Überliefertem beharrend) in vielen Fällen nicht mehr ist, als ein Widerstand gegen Neues und Unbekanntes. Denn Neues löst naturgemäß Ängste aus, vor allem, wenn dieses nicht mit der (allgemeinen) Erwartung übereinstimmt. Und wie schütze ich mich am besten vor der Gefahr, die meine (vermeintliche) Sicherheit bedroht und ein Umdenken erfordert? Doch dadurch, dass ich es von mir fern halte, vielleicht sogar noch verteufle - auf jeden Fall verhindere, dass ich mich damit auseinander setzen muss. Dazu gibt es genügend Beispiele in der Geschichte, wo neue Ideen auf ernsthafte Hindernisse in den Köpfen der Leute stießen, gefürchtet und lange bekämpft wurden, bis sie sich dann etablieren konnten. Egal ob neues Weltbild, technologische Errungenschaften, moralische oder gesellschaftliche Erneuerungen.

      Das heißt natürlich nicht im Umkehrschluss, dass man alles Althergebrachte über Bord werfen und jedem Neuen jubelnd hinterher laufen sollte. Nur dieses sofortige Abwehren halte ich für bedenklich und behindert die persönliche genauso wie die gesellschaftliche Entwicklung.

      Grüße
      Linea :)
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 03:40:15
      Beitrag Nr. 20 ()
      Ich sehe das eher Allgemein.

      Man spricht z.B. von einer konservativen Behandlung von Sportverletzungen, und meint damit, Gymnastik, Massage usw.
      Nicht die Operation oder extreme Medikamente.
      Ich meine aber, das ist eher progressiv, angesichts der Medikamentengläubigkeit der Allgemeinheit.
      Ich habe das Gefühl, da dreht sich etwas um.

      Da sind wir dann wieder bei der Sichtweise.
      Die Einordnung Alt oder Neu ist oft sehr abstrakt, und extrem den Moden unterworfen. (Ich weiss noch, Schlaghosen: modern, out, modern)

      Was ich festgestellt habe, insgesamt gesehen wird man echt ruhiger mit den Jahren.
      Wie man das nun nennen will, sei dahingestellt.

      HG
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 05:37:52
      Beitrag Nr. 21 ()
      ich würde mich als konservativen anarchisten bezeichnen.
      wenn ich etwas gefunden habe, was gut ist, will ich, daß es erhalten bleibt. was natürlich trotzdem eine offenheit für gutes neues beinhaltet. aber wenn neu nicht besser bedeutet, bleibe ich lieber beim gewohnten guten.

      :)iguana
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 06:15:39
      Beitrag Nr. 22 ()
      Sehr geehrter Herr Heizkessel,
      Konservativ sind Menschen die vor Mitternacht ins Bett gehen, ab 6:00 Uhr posten, in Bayern wohnen, zur Arbeit gehen und jeden mit Sie anreden.
      Hochspekulative Investments wie BLDP oder ENER würden solche Menschen nie eingehen.
      Beleidigende zynische Postings liegen diesen Menschen fern.
      Ich wünsche einen schönen Tag.
      NobbiSorglos:D:D:D
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 07:16:24
      Beitrag Nr. 23 ()
      Thema: Nein
      #1 : Ja
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 10:29:08
      Beitrag Nr. 24 ()
      Konservativismus

      lateinisch

      Konservatismus

      eine sich am geschichtlich Gewordenen orientierende Einstellung.
      Die konservative Haltung darf nicht mit der reaktionären
      verwechselt werden, wenn beide auch häufig ineinander
      übergehen. Der Konservativismus begreift Geschichte als
      fortwirkende Vergangenheit und ist bemüht, ihren Kräften auch in
      moderner Form zur Wirksamkeit zu verhelfen. - Die konservative,
      historisch-organische Staatsauffassung entwickelte sich zu Beginn
      des 19. Jahrhunderts durch Edmund Burke, der im Staat eine
      Institution sah, die auf der Verbindung von Tradition und der
      Wirksamkeit der gegenwärtig Lebenden in Verantwortung
      gegenüber den zukünftigen Generationen beruhe; er stellte die
      zeitgemäße, reformerische Weiterentwicklung überkommener
      Einrichtungen der (Französischen) Revolution entgegen. Als
      Vertreter deutscher konservativer Gedankengänge im 19.
      Jahrhundert bemühte sich F. J. Stahl um die Kontinuität sittlicher
      Werte auf der Grundlage von Gewaltenteilung und Verfassung
      gegen die Willkür von Seiten der Fürsten wie auch seitens des
      souveränen Volks. Diese gegen überspitzten Nationalismus und
      revolutionären Umsturz gerichtete Haltung bestimmt auch die Politik
      der modernen konservativen Parteien.
      Quelle: wissen.de

      Ich meine, Konservatismus schliesst Offenheit für das
      Moderne keinesfalls aus, ja sogar das Gegenteil ist der Fall.

      Im allgemeinen Sprachgebrauch ist es nicht "in",
      konservativ zu sein. Einem konservativen Menschen
      ordnet man vorab angestaubte Ansichten zu, ohne
      die eigentlichen Ansätze der konservativen Haltung
      zu berücksichtigen, die -auch historisch gesehen-
      immer mit Blick auf die Zukunft ausgerichtet waren.

      Allerdings stimme ich auch denen zu, die für sich
      eine ganz persönliche Definition von Konservatismus
      herausfinden und ganz subjektiv das positive Alther-
      gebrachte von der negativen Modernität und umgekehrt
      unterscheiden.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 10:50:22
      Beitrag Nr. 25 ()
      Fasse mal bis hierhin kurz zusammen. Der konservative Mensch versucht seine Zukunft anhand der geschichtlichen Bezüge und Erfahrungen zu gestalten. Das lässt sich aber eher auf eine anthropologische Tatsache, (der Mensch hat Angst vor Neuem, oder ist zu faul etwas Neues zu versuchen)als auf ein starres Konzept zurückführen.
      Man kann also gleichzeitig Anarchist und dabei aber konservativ sein. Das erinenrt mich an jemanden, der mal anlässlich einer Diskussion über Comix behauptete, "Asterix Leser sind doch konservativ."

      Also der konservative Mensch unterliegt im Gegensatz zum Reaktionär (schönes Wort :D) wie Jedermann einem Wandel. Wenn ich mir vorstelle vor 150 Jahren wäre ich konservativ gewesen, dann währen meine Ansichten wahrscheinlich pro Monarchie (den der Regent ist ja von Gott eingesetzt), für das Dreiklassenwahlrecht, gegen die Eisenbahn und gegen die Emanzipation der Arbeiter, und der Frau sowieso gewesen.

      Vergleicht ich das mit den Meinungen heutiger konservativer Politiker, dann finde ich, daß die Konservativen auch nicht mehr das sind, was sie mal waren.:D
      Avatar
      schrieb am 12.01.02 02:18:30
      Beitrag Nr. 26 ()
      @heizkessel: tja da sieht man mal wieder - kein spruch ist wahrer als "alles ist relativ".

      :)iguana
      Avatar
      schrieb am 12.01.02 06:36:01
      Beitrag Nr. 27 ()
      Ja, alles relativ -
      und damit nicht (mehr) so einfach einzuordnen. Vielleicht ist das heute der Unterschied zu früher. Damals war vorgegebene Weltsicht (hatte was): Man wusste, was gut oder böse ist und wo man hingehört. Man war also dem Dilemma der Entscheidung mehr oder weniger aus dem Weg. Konservativ war klar definiert, genauso wie andere Begriffe.

      Anders ausgedrückt, nie waren wir so frei wie heute. Von ist klar, aber zu was? Und da steht man so.... frei und einsam und versucht ganz schnell wieder sicheren Boden zu gewinnen. Findet sich in irgendwelchen Gruppen und schafft sich dazu noch ein paar Außenseiter - stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Und dazu belegt man sein Leben noch mit irgendwelchen Worten, denn was wir benennen, schafft Realität. Tja und ganz befriedigt einem das ja doch nicht ....

      ...und da steht man so ...

      Tja die Freiheit - Leid und Chance

      Grüße
      Linea :)
      Avatar
      schrieb am 12.01.02 11:25:51
      Beitrag Nr. 28 ()
      Da mich das Zitat "Asterix-Leser sind doch konservativ" (!? ;) ) aus Posting 25 in literarische Werte-Verwirrung gestürzt hat, möchte ich noch meine Gedanken in meiner Eigenschaft als Politologe zum Besten geben. (Da ich noch nicht ganz wach bin, bitte ich zu entschuldigen, falls es unübersichtlich wird.)
      Ich kann nur zustimmen, daß die Verwendung von politisch befrachteten Begriffen im Leben sehr relative Bezüge haben kann.
      Dies hängt aber auch ganz von dem sozialen Umfeld und dem System ab, in dem man lebt und meine familiäre Teil-Herkunft aus Südosteuropa ist auch die Begründung, warum ich mich hier eigentlich nie an innerdeutschen politischen Diskussionen beteilige.
      Beispielsweise hat um 1990 der Sturz der kommunistischen Regierungen und Parteien in Osteuropa die politischen Kommentatoren weltweit bei der Verfassung der Texte in große Probleme gestürzt, denn die "Konservativen", die am "alten System" festhalten wollten, waren in diesen Staaten ja nun plötzlich die Ex-Kommunisten, deren System untergegangen war. Die "Progressiven" und "Revolutionäre" hingegen waren dort die "Liberalen", die "Weg-von-Rußland-Nationalisten" sowie die "Monarchisten" und diese drei letztgenannten waren nun die eigentlichen "Demokraten".
      Also zum Teil eigentlich eine völlige Umkehrung der Begriffsverwendung wie im Westen Europas.

      Damit zusammen hängt der Umstand, daß ich hier oft von vielen nicht in eine der typisch deutschen Denkschubladen der Politik einzuordnen bin. Einerseits wünsche ich mir in der Innenpolitik eine soziale Marktwirtschaft, die "typisch sozialdemokratisch" wäre, andererseits würde ich mir außenpolitisch eine Haltung wünschen, die in Deutschland als "konservativ" betrachtet wird und nicht soviel Rücksicht auf jeweilige Regierungen nähme, die fälschlicherweise als "politisch verwandt" eingestuft werden.
      Beispiel: Die deutschen sozialdemokratischen Regierungen der 70er und frühen 80er Jahre versuchten gegenüber Osteuropa den schön gedachten "Wandel durch Annäherung" zu den kommunistischen Regierungen, was ja auch tatsächlich Erleichterungen für die Menschen diesseits und jenseits des "Eisernen Vorhangs" brachte. Dabei wurde aber völlig übersehen, daß diese Regierungen nur sich selbst repräsentierten und als sie stürzten, mußte die SPD plötzlich bemerken, daß sie fast gar keine Kontakte zu den oppositionellen Politikern gehabt hatte, die jetzt die neuen Regierungen führten. Teilweise mußte man sich erst darüber informieren, wer denn solche Leute wie Vaclav Havel, Mazowiecki oder Constantinescu waren, weil die der SPD völlig unbekannt waren. Eine Katastrophe für die Politiker der SPD und auch der Grund, warum so viele Menschen im Osten oder Früh- und Spätaussiedler bei den Wahlen jeder deutschen Partei mit einem "S" im Namen mit Mißtrauen gegenüberstehen.
      Auf der anderen Seite können sie aber auch nicht verstehen, wieso man "aus wirtschaftlichen Gründen" auf der "rechten Seite des Parteienspektrums" soviel Rücksicht auf Länder wie China nimmt, so daß beispielsweise damals ein Außenminister Kinkel voller Angst verhindern wollte, daß der Dalai-Lama ihm eine Begrüßungs-Schärpe umhängt. Für jemanden aus dem Osten Europas kann die westliche Politik immer noch sehr rätselhaft sein und man hält sich darin besser zurück oder wählt dann halt das, was "die Westler" als "konservativ" betrachten, denn man weiß ja, wie die "konservativen Kommunisten" regiert haben und das Gegenteil davon ist eben der Konservatismus im Westen. Also muß der ja "gut" sein, nicht?
      Na, alle Klarheiten restlos beseitigt? ;)
      Bin ich für Euch jetzt eher progressiv oder konservativ?
      Bye, Auryn

      P.S.: Aber ich hätte da noch ein oder zwei Fragen an die "Reichsdeutschen": Mir gibt übrigens auch sehr zu denken, daß es in Deutschland kein "konservatives" Kabarett gibt - oder gibt`s das nur bei "Mainz bleibt Mainz ..." im Karneval? Wieso ist eigentlich so etwas immer nur "Linken" wie Dieter Hildebrandt möglich? Sind die "Konservativen" Deutschlands für so etwas zu humorlos oder zu dämlich? Und wieso wurde eigentlich Dieter Hildebrandts "Scheibenwischer" in den 80er Jahren mal bei laufender Sendung nur im "Freistaat Bayern" ausgeblendet? Ist bayrischer Humor anders als "restdeutscher Humor"?
      Avatar
      schrieb am 12.01.02 11:50:08
      Beitrag Nr. 29 ()
      Hm, das war wohl wieder zuviel "doublethink" für den frühen Samstag morgen. Naja, dann vielleicht morgen eine Antwort. Bis dann.
      Avatar
      schrieb am 12.01.02 12:08:56
      Beitrag Nr. 30 ()
      Zu deiner Frage - der Rest ist mir zu lang (lese ich (vielleicht) heute nachmittag).

      Da ein Konservativer im Grunde genommen mit dem Bestehenden zufrieden ist und auch Neuerungen skeptisch gegenübersteht kann er sich auch nicht überzeugend über die bestehenden Verhältnisse lustig machen - diese Gabe ist nur den "Progressiven" (den Begriff verbinde ich aus irgendwelchen Gründen immer mit dem großartigen Vertigo-Label) gegeben, sie können sich aus vollem Herzen und mit grenzenloser Phantasie mit den immer bestehenden Mängeln des menschlichen Zusammenlebens und der ewig währenden Verwerfungen menschlichen Organisierens befassen und diese durch den Kakao ziehen - sie leben zwar wie der Konservative in der gleichen Realität - da ihre Ideale aber (logischerweise) keine zu verteidigendes Beispiele in der Vergangenheit aufweisen müssen sich ihre kabarettistischen nicht an Realitäten messen lassen - dem Konservativen werden sofort Mängel des Bestehenden entgegengehalten werden und so überläßt er den Progressiven (dieses) Feld !
      Avatar
      schrieb am 12.01.02 13:28:49
      Beitrag Nr. 31 ()
      @Auryn
      Das wurde Dieter Hildebrandt auch mal gefragt, warum es eigentlich kein Kabarett von rechts gibt. Er hatte auch keine Erklärung.

      Wissen tuts wohl keiner. Vielleicht sind die Konservativen nur zu doof oder zu unkreativ.

      Den Ansatz von eiderdieb finde ich ganz gut. :)
      Politisches Kabarett ist eigentlich immer sehr staatskritisch. Zur konservativen politschen Grundausrichtung gehört aber eine gewisse Obrigkeitsgläubigkeit, was es schon einmal schwer macht.

      Zudem ist Kabarett auch eine Form von Kunst.
      Künstler sind in der absoluten Mehrheit aber regelmäßig eher links eingestellt. Das Phänomen gibts also nicht nur beim Kabarett, sondern allegemein bei Künstlern.
      Künstler sind kreativ. Kreativ kannst Du aber nur sein, wenn Du eine gewisse anarchistische Grundeinstellung hast. Freiheit und Lebendigkeit sind die Eltern jedes kreativen Gedanken.
      Kunst ist es weiter, wenn Du es schaffst etwas neues zu machen, was in der Form noch nicht da war. Etwas neues zu schaffen ist aber genau das, was der Konservative mit großer Skepsis betrachtet. Könnte auch ein Ansatzpunkt sein.

      Sehr komisch. Ich weiß, warum das so ist, aber ich kanns nicht in Worte fassen.

      Gruß

      jem
      Avatar
      schrieb am 12.01.02 17:48:50
      Beitrag Nr. 32 ()
      Kann mich da eierdieb & jem nur anschliessen, hab aber die gleichen Probleme bei einer exakten Beschreibung des Phänomens.
      Als Stichworte: Wo sollte das konservative Kabarett mit seiner Kritik ansetzen, da ja eine gewisse Grundzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen vorhanden ist? Die Kritik würde wohl regelmäßig nicht weiterreichen als die einer x-beliebigen tumben karnevalistischen Büttenrede - ein Niveau, daß selbst ein durchschnittlicher CDU-Wähler wohl nicht das ganze Jahr über ertragen kann:D (kurzgefasst: Satire versus "Humor" )

      Wenn ich micht richtig entsinne, gab es in den 80ern mal Versuche, konservative Kabarettisten und Liedermacher aufzubauen, die sind neben der fehlenden Begabung dann zwangsläufig auch am mangelndem Publikum gescheitert und fristeten eine kümmerliche Existenz auf CDU-Parteitagen u.ä.
      Es scheint also auch keinen Markt dafür zu geben.

      Gruß
      kpk


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