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    Das amerikanische Wirtschaftswunder der 90er Jahre fand nie statt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.03.02 09:10:16 von
    neuester Beitrag 15.04.02 11:34:08 von
    Beiträge: 55
    ID: 562.687
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      schrieb am 08.03.02 09:10:16
      Beitrag Nr. 1 ()
      Amerikas Zahlen sind seit langem falsch

      Von Fredmund Malik

      Wer das Wirtschaftsgeschehen in den USA, wo die meisten Irrungen der letzten Jahre in Ökonomie und Management ihren Ursprung haben, nüchtern analysierte, kam früh zum Ergebnis, dass die US-Wirtschaftszahlen seit langem nicht stimmen konnten und es heute noch immer nicht tun. Der sich über längere Zeit allwissend gerierenden Analystenzunft hätte das eigentlich auffallen müssen.

      Man wäre damit allerdings gezwungen gewesen, die Schönrednerei und Schönrechnerei einzustellen. Es hätte praktisch die gesamte Beurteilung und Bewertung von Aktien in ein anderes Licht gerückt, den Überbewertungen die Basis entzogen und viele Menschen, die sich in gutem Glauben an den Analystenmeinungen orientierten, vor Schaden bewahrt.

      Das viel gepriesene und naiv bestaunte amerikanische Wirtschaftswunder der 90er Jahre hat nie stattgefunden. Es war ein Medienereignis - sonst nichts. Insbesondere sind die amerikanischen Wachstumsraten schon in ihrer offiziellen und veröffentlichten Form keineswegs größer als in früheren Perioden, wie jeder Vergleich seit dem Zweiten Weltkrieg beweist.

      Dazu kommt, dass sie durch den statistischen Effekt des sogenannten "Hedonic Price Indexing" massiv aufgebläht waren. Das ist ein Paradebeispiel für exzellente Statistik und miserable Ökonomie, wie man das im zahlengläubigen Amerika häufig beobachten kann, von wo es durch die Medien unkritisch übernommen und rund um die Welt verbreitet wird.

      Der dramatische Preiszerfall bei Computern und sonstigem IT-Equipment sollte durch das "Hedonic Price Indexing" korrigiert und in Einklang gebracht werden mit der ebenso dramatischen Verbesserung der Leistungskraft auf dem IT-Sektor. Der Effekt dieses "New Paradigm"-Gedankens war, dass die IT-Investitionen mit dem Zwanzigfachen ihres ökonomischen Wertes in die Berechnung des US-Sozialproduktes eingingen, was die scheinbar phantastischen Wachstumsraten kreierte.

      Real wurde dadurch selbstverständlich kein einziger Dollar mehr Volkseinkommen produziert, aber man hatte eine schöne Statistik. Hätte man gleiches in Deutschland getan, und den wirtschaftlichen Wert der Automobilproduktion mit der dramatisch gestiegenen Leistungskraft der Motoren in PS gemessen nach oben korrigiert, wäre Deutschland mit Abstand an der Spitze der weltwirtschaftlichen Entwicklung.

      Es gab nie ein Produktivitätswunder, außer in dem kleinen Segment der Herstellung von Computern. Professor Robert Gordon von der Northwestern University in Chicago ist einer der wenigen klarsichtigen Analytiker der publizierten Produktivitätszahlen.

      Wie Gordon immer wieder gezeigt hat, gab und gibt es keine quantitative Evidenz für die Behauptungen steigender Produktivität in der US-Wirtschaft. Einmal mehr glauben nur gewisse Consulting-Firmen, die sich schon in anderen Fragen massiv getäuscht haben, an das Märchen von der Produktivitätssteigerung und propagieren es weiterhin mit dem Eifer von mittelalterlichen Dogmatikern.

      Das wahre Produktivitätswunder der letzten zehn Jahre hat sich weitgehend unbemerkt in der deutschen Automobilindustrie abgespielt, die Anfang 90er Jahre weit zurück lag und heute weltführend ist.

      Die amerikanischen Gewinne waren kreativer Buchhaltung, zum Schluss bis an die Grenze der Fälschung von Bilanzen - und darüber hinaus - zu verdanken, aber nicht realer Wirtschaftsleistung. Sie sind erstens durch falsche Verbuchung von Stock Options einschließlich der daraus resultierenden Steuervorteile entstanden, zweitens durch die Aktivierung von Software-Ausgaben statt deren sofortige Abschreibung, drittens durch die mit den Stockoptions verbundenen tiefen Löhne und viertens durch Finanzmarktmanöver, wie etwa die Aktienrückkaufprogramme. Weitere Tricks kommen täglich zum Vorschein.

      Die Börsenhausse war nie auf echte Wertschöpfung gestützt, sondern auf die exorbitante Verschuldung aller amerikanischen Wirtschaftssegmente, zuletzt mit einem Faktor von eins zu drei. Das heißt, dass für jeden Dollar zusätzliches Sozialprodukt rund drei Dollar zusätzliche Schulden erforderlich waren, um die realwirtschaftlich eher lahme US-Wirtschaftsmaschinerie nochmals zu bescheidenen Leistungssteigerungen zu bringen. Die öffentliche Verschuldung Amerikas steigt nach wie vor und ist heute höher als zu jedem früheren Zeitpunkt.


      Die gesamten amerikanischen Wirtschaftszahlen der letzten fünf Jahre sind falsch oder wurden falsch interpretiert und medienmäßig propagiert. Das Handeln der Menschen ist damit in eine falsche Richtung gesteuert worden, was wiederum eine massive Fehlallokation der Ressourcen zur Folge hatte. Dies führt jetzt, nachdem die Illusion einer stetigen Aufwärtsentwicklung der Konjunktur aufgegeben werden muss, zu massiven Korrekturnotwendigkeiten, deren Vollzug viel Zeit beanspruchen wird, vielleicht so viel, wie in Japan.

      Die Meinung, dass die amerikanische Wirtschaft so erfolgreich sei wegen ihres besonders guten Managements und ihrer fortschrittlichen Corporate Governance ist falsch - und die naive Nachahmung amerikanischer Denkweisen und Methoden in Europa und Asien ist gefährlich. Es gäbe vieles von Amerika zu lernen; Management und Wirtschaftspolitik gehören aber nicht dazu.


      Zur Person:
      Fredmund Malik gilt als einer der international renommiertesten Management-Consultants und -Lehrer. An der Elite-Uni St. Gallen lehrt der Professor seit 1978 Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Unternehmensführung, seit 1984 leitet er außerdem das Management Zentrum St. Gallen. Der gebürtige Österreicher berät zahlreiche Unternehmen in Fragen des General-Mangement, der Strategie sowie der Personalentwickung und hat als wissenschaftlicher Autor über 150 Schriften zu aktuellen Management-Themen verfasst. Regelmäßig gibt er die "Malik on Management"-Letters heraus.


      (Artikel aus dem Manager Magazin)
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 09:27:10
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sehr guter Beitrag. Genau so sieht es aus.
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 09:37:25
      Beitrag Nr. 3 ()
      Würde zu dem Beitrag ein Datum geschrieben, könnte man es wenigstens zeitlich einordnen. Inhaltlich gleichlautende Beiträge kursieren im Board schon mindestens seit 2000. Zumindest ist es immer der gleiche einsame Ökonom, der so tut, als wären alle außer ihm blöd. Die offiziellen Zahlen für z.B. das Bruttoinlandsprodukt und damit dessen Wachstum beruhen nämlich meines Wissens auf tatsächlichen Warenverkehr und nicht auf irgendwelche Produktivitätsindeces. Auch die Arbeitsmarktzahlen der USA sind einigermaßen transparent.

      Ich habe auch den schweren Verdacht, daß diejenigen, die diese Beiträge von Herrn Malik immer und immer wieder ins Netz stehen, im Grunde genauso wenig kapieren, was der Mensch da schreibt, wie ich. Es hört sich einfach nur toll an, daß das Wirtschaftswachstum eines Jahrzehnts nur eine Täuschung sein soll. Welche Zahlen da nun eigentlich nicht stimmen sollen und was es bedeutet, weiß aber wohl kaum einer, und darauf käme es an. Wenn mal jemand, der fit ist in VWL, in einfachen Worten erklären könnte, was es überhaupt mit diesen Malik-Artikeln auf sich hat, würde das vermutlich weit mehr helfen als jedes unreflektiertes Verbreiten dieser Artikel.
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 10:09:29
      Beitrag Nr. 4 ()
      Der Artikel ist vom 26.2.2002 , also noch recht frisch. Ich weiss nicht, welchen Ökonomen du meinst, der schon seit längerer Zeit solche Theorien verbreitet. Ich habe zwar kein VWL studiert, aber ich glaube ich verstehe ganz gut, was er da meint. Es ist natürlich immer schwierig, sich mit solchen Thesen, die der öffentlichen Meinung total widersprechen, auseinanderzusetzen. Das als Humbug abzutun, ist aber zu einfach. Ich behaupte auch nicht, dass alles, was Herr Malik da schreibt, korrekt ist, aber man kann es doch zumindest mal als Denkanstoß nehmen, um ein paar Gegebenheiten zu hinterfragen.

      Zahlen zu Arbeitslosigkeit, Inflation und allen anderen Wirtschaftsindikatoren, die gerade in den USA große Beachtung geniessen, lassen sich beliebig zu Tode manipulieren. Es gibt dafür einige gute Quellen im Internet, ich werde mal ein paar Artikel zusammenstellen.

      Noch etwas am Rande: Auf dem Höhepunkt der Börsen-Hausse hat sich auch kaum jemand vorstellen können und wollen, dass das alles in einem riesigen Knall mal zusammenbricht und Marktindizes um 90% fallen können.

      Jetzt sind wir schlauer.
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 10:24:02
      Beitrag Nr. 5 ()
      @for4zim

      das Bruttoinlandsprodukt und damit dessen Wachstum beruhen nämlich meines Wissens auf tatsächlichen Warenverkehr und nicht auf irgendwelche Produktivitätsindeces.

      DL, Inflation (=BIP real), etc. nicht vergessen.

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      schrieb am 08.03.02 13:33:21
      Beitrag Nr. 6 ()
      Danke für den Artikel Daysleeper, im Gegensatz zu For4Zim stoße ich heute das erste mal auf diese These. Mir stellen sich aber ähnliche Fragen.

      Das offizielle Wirtschaftswachstum der USA wird ja nicht aus Bilanzen errechent. Proffessor Malik hat zweifelsohne recht was das vorgegebene Wachstum der Unternehmen angeht. Wir haben ja ein Platzen er Internetblase erlebt ähnlich wie in Asien die Imobilienpreise irgendwann zusammengebrochen sind. Daß es in USA nicht zur großen Krise kam oder kommt schreibe ich übrigens der hier weiterverbreiteten Derivatkultur zu, die ja sonst gerne und überall gescholten wird.

      Arbeitslosenzahlen lassen sich bis zu einem gewissen Grad schönen, aber das wird überall gemacht. Ich kann es nicht beschwören aber die USA sind hier imoh kein besonders mieses Beispiel. Die Reagonomics waren IMHO jedenfalls real.

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 13:52:38
      Beitrag Nr. 7 ()
      #276 von antigone 30.11.01 10:23:03 Beitrag Nr.: 5.006.066 5006066
      vielleicht ein hinweis darauf, warum die legende entstanden und aufrechterhalten werden musste/muss.....


      Andre Gunder Frank:

      Überdehnung der US-Ökonomie & Militärisch-Politischer Rückstoß?


      »Wenn der IWF recht hätte, dann könnte irgendwann um die Mitte nächsten Jahres ein globaler ökonomischer Wiederaufschwung beginnen. Aber für die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, Japan, lautet die Prognose viel schlechter. Japan befindet sich jetzt zum vierten Mal in zehn Jahren in der Rezession, und zwar einer verlängerten; sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr wird eine Schrumpfung des BSP erwartet. Die Ökonomen sind sich darüber einig, daß die Probleme Japans (und die anderer >National<-Ökonomien) sehr ernst sind und von den Instanzen der Wirtschaftslenkung weit radikaleres Handeln erfordern als bisher aufgebracht worden ist.« (Zitiert nach einem Bericht des Economist.)

      Die Vorhersagen des IWF und auch jene der OECD und der US-Regierung liegen jetzt nicht richtig und haben nie richtig gelegen, wie jeder Vergleich zwischen ihren veröffentlichten (und auch ihren unveröffentlichten?) Vorausschätzungen und dem anschließenden wirklichen Weltgeschehen beweist. Sie sind immer über-optimistisch gewesen, weil Über-Optimismus in ihre Instrumente der Erhebung und Vorausschätzung eingebaut ist, und sei es deswegen, weil ihnen politisch-ökonomische Gründe die Vermeidung von Realismus und unrealistische Prognosen auferlegen. Denn sie sind dazu bestimmt, einesteils als sich selbst erfüllende Prophezeiungen zu wirken und sollen anderenteils dazu dienen, die politische Unterstützung für die Fortdauer ihrer Existenz zu erhalten. Der IWF - de facto ein Arm des US-Finanzministeriums, aber niemandem gegenüber verantwortlich außer dem US-Finanzministerium selbst - verfügt allerdings über einige Macht, Vorhersagen zu treffen; diese sind zu Teilen self-fulfilling für amerikanische und einige andere Interessen des Big Business: Sie können zum Versenken von Währungen, Wirtschaften und Einkommen insbesondere in der »dritten« und nun auch der einstigen »zweiten« Welt führen, auf deren Kosten sich die Wirtschaften der Ersten Welt - durchaus die erste, doch in einem anderen Sinn - zur Erzielung eines Großteil ihres eigenen relativen Wohlstandes stützen (siehe weiter unten).

      »Noch niemand hat bisher die Vermutung vorgebracht, daß Amerika unter einer Deflation leidet, die eine Abwärtsspirale fallender Preise, schrumpfender Nachfrage und finanzieller Engpässe auslösen kann: ein Teufelskreis, den Amerika zuletzt in den 1930ern erlebte. Policymakers, die weise sein wollen, werden jedoch das Risiko nicht ignorieren.« (Zitiert nach einem Bericht des Economist.)

      Ich und James Tobin (Autor des Vorschlags der Tobin-Steuer) haben schon Mitte der 80er Deflation öffentlich vorhergesagt, »weise« Ideologen haben dieses Risiko ignoriert (nicht wirklich das Risiko, aber dessen notwendige Folge) und ihre Politik zur Bekämpfung der Inflation fortgesetzt. Nichtsdestoweniger sind seitdem die Rohstoffpreise scharf und beständig gefallen. Darüber hinaus wirkt weltwirtschaftlich betrachtet eine Inflation der jeweiligen nationalen Währungen (Pesos, Rubel) und in der Folge deren scharfe Abwertung gegenüber der Weltwährung Dollar de facto im Verhältnis als beträchtliche Deflation im Rest der Welt. Das hat ihre Preise herabgedrückt und ihre Exporte für diejenigen verbilligt, die deren Waren - im Wert der Währungen der Exportländer ausgedrückt - mit Dollars kaufen, also in erster Linie Verbraucher, Produzenten und Kapitalanleger in den Vereinigten Staaten und von (!) den Vereinigten Staaten aus. Diese (Besitzer von Dollarvermögen) können - was kaum je erwähnt wird - den Rest der Welt aufkaufen mit Dollars, die lediglich das Drucken und das In-Umlauf-Bringen »kosten«, was für die in Amerika Ansässigen praktisch eben keine Kosten bedeutet. (Die $100-Dollar-Note ist das weltweit verbreitetste Bar-Zahlungsmittel; die ganze russische Wirtschaft wird damit am Laufen gehalten und es befinden sich zweimal [jetzt?] dreimal so viele außerhalb wie innerhalb der USA in Umlauf.) Der amerikanische Aufschwung, Wohlstand und daran anschließend der »ausgeglichene« Bundeshaushalt der Jahre 1992-2000 während der Regierung Clinton waren entgegen populistischen Behauptungen jener Regierung nur ein zeitliches Zusammenfallen. Der 8 Jahre andauernde Wohlstand der Vereinigten Staaten ruhte ganz auf dem Rücken der schrecklichen Depression, Deflation und merklicher Zunahme der Armut im Rest der Welt (während dieses einen Jahrzehnts sank die Lebenserwartung in Rußland um 10 - zehn - Jahre, die Säuglingssterblichkeit, Trunksucht, Verbrechen und Selbstmord nahmen zu wie nie zuvor in Friedenszeiten. Seit 1997 sank das Einkommen in Indonesien auf die Hälfte herab und war Ursache für die sich seither fortschleppende politische Krise).

      Dies alles führt unter anderem zu folgenden Konsequenzen: Die USA exportieren von hier nach draußen die Inflation, die ansonsten durch die hohe Geldversorgung und -vermehrung im nationalen Kreislauf entstehen würde, weswegen es sich bei der niedrigen Inflationsrate im eigenen Lande keineswegs um das Wunder der »richtig angepaßten« Geldpolitik der FED handelt. Die USA sind in der Lage gewesen, zweierlei zugleich zu erreichen, nämlich einmal ihr Haushaltsdefizit und das Defizit ihrer Handelsbilanz mit billigem Geld abzudecken, während sie zum andern, bedingt durch Deflation/Abwertung anderswo in der Welt, wie ein Magnet spekulatives Finanzkapital - sowohl in amerikanischem als auch in ausländischem Besitz - angezogen haben. Dieses Kapital hat US Treasury Certificates gekauft (und dadurch das Ansteigen des US-Haushaltsdefizits angehalten), ist in die Wertpapiere der Wall Street gegangen und hat damit den Bullenmarkt und zuletzt die Blase der 1990er gefüttert. In der Folge hat dieses Kapital sowohl den spekulativen und auf Vermögensillusionen gegründeten Wohlstand von Amerikanern und anderen Aktienanlegern erhöht, gestützt und verbreitet, was wiederum vermöge dieses illusorischen »Wohlstandseffekts« erhöhten Verbrauch und erhöhte Investitionen angetrieben hat.

      Der darauf folgende und gegenwärtig anhaltende Bärenmarkt ist dennoch ein sattes Profitgeschenk für Unternehmen, die ihre Aktien zu Hausse-Preisen ausgegeben und verkauft haben und nun ihre eigenen Aktien zu Schnäppchenpreisen zurückkaufen können (wenn sie noch genügend Cash Flow haben?). Für sie stellt dies enorme Gewinne auf Kosten der Kleinaktionäre dar, die nun notgedrungen ihre auf Tiefpreise abgesunkenen Anteile verkaufen (müssen?).

      Der Wohlstand in den USA steht jetzt auf des Messers Schneide einer nicht nur im Innern instabilen enormen Unternehmens- und Verbraucherverschuldung (Kreditkarten, Hypotheken und andere). Die Vereinigten Staaten sind auch immens verschuldet gegenüber ausländischen Vermögensinhabern von US Treasury Certificates und Wertpapieren der Wall Street und gegenüber anderen Forderungen und Eigentumstiteln, sowohl bei ausländischen Zentralbanken, die ihre Reserven in US Dollar gehalten haben, als auch bei anderen Inhabern von US-Schuldverschreibungen (wie Fannie Mae und anderen quasi-staatlich garantierten Schuldverschreibungen). Das Fazit dieser Lage ist, daß genau die Politik der USA, die so viel zur Destabilisierung in vielen Bereichen der Welt beigetragen hat (z. B. bei der Destabilisierung Südostasiens, wodurch das japanische ökonomische und finanzielle System noch mehr unterhöhlt wurde als es ohnehin schon vor den Ereignissen des Jahres 1997 war), nun den Moment heraufbeschwört und wahrscheinlich macht, daß besonders die japanischen und europäischen Gläubiger der US-Schuld ihre Eigentumstitel versilbern müssen, um ihre eigenen instabiler werdenden ökonomischen und finanziellen Systeme zu stützen.


      Die Ökonomie der Vereinigten Staaten seit Volcker

      Eine andere größere Folge ist, daß die US- (und mit ihnen die Welt!-)Wirtschaft sich nun in einer Zwangslage befinden, aus der sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit weder durch den Rückgriff auf keynesianische Kreditschöpfung noch auf makroökonomische Wirtschaftspolitik zur Stützung der amerikanischen und westlichen bzw japanischen Wirtschaft in einer Form befreien kann, wie sie Carter und Reagan angewandt haben. Der militärische Keynesianismus, als Monetarismus nach der Methode von Friedman und Volcker und der Angebotsmethode auf Basis der Laffer-Kurve verkleidet, wurde 1977 von Carter begonnen und 1979 mit voller Kraft in Gang gesetzt, als der von Carter ernannte Paul Volcker die FED leitete. Dieser Volcker kehrte im Oktober 1979 die Geldpolitik der Federal Reserve von hoher Geldversorgung und niedrigem Geldzins vollständig um mit dem Versuch einer drastisch verminderten Geldversorgung und hohem Zins (auf 20 Prozent Geldzins!), um den Dollar aus seiner Hinfälligkeit in den 1970ern zu retten und ausländisches Kapital in die armen USA zu ziehen. Damit hatte er dann auch Erfolg. Zur selben Zeit begann Carter dann mit dem militärischen Keynesianismus im Juni 1979 durch Aufhebung der Detente von Nixon und Breschnew und dem zweiten kalten Krieg, der mit der Einführung von um 3 Prozent (inflationsbereinigt) steigenden Militärausgaben für alle NATO-Mitglieder und dem »zweigleisigen« Stationierungsvorhaben von schnellen ballistischen (d.h. hochfliegenden) Pershing-Raketen und langsamen (in niedriger Höhe fliegenden) Cruise Missiles in Deutschland begann und eine stärkere Stellung im Rüstungs(kontroll)wettlauf mit der Sowjetunion bewirken sollte.

      Die angebliche Wiederauslösung des kalten Kriegs durch die sowjetische Invasion in Afghanistan im Dezember 1979 ist von Anfang an ein US-Mythos gewesen, weil Carter diesen bereits im Juni 1979 (gleich nach Paraphierung des SALT-2-Abkommens ) begonnen hatte und die Sowjets erst im Dezember 1979 in Afghanistan einmarschierten. Ich persönlich habe immer die Auffassung vertreten, daß dieser Einmarsch eine sowjetische Reaktion, die sich zum Teil auf die - wie sich herausstellte: falsche - Annahme gründete, daß die USA die Eskalation bereits auf die höchstmögliche Stufe gehoben hätten.

      Die Hoch-Eskalation der USA kam unerwartet, sollte aber zum Teil (so mein Argument) dazu dienen - wie auch der Schwenk zu einer rechten Wirtschaftspolitik - der Herausforderung durch Ted Kennedy bei der bevorstehenden Kandidatennominerung der Demokratischen Partei den Wind aus den Segeln zu nehmen. Brzezinski enthüllt uns nun, daß er die Lage in Afghanistan bewußt geschürt und umzudrehen versucht hat, um die Sowjetunion zu einer Reaktion zu provozieren und damit eine Gegenvergeltungsmaßnahme der USA zu rechtfertigen, was ihm ja auch gelungen ist.

      In einem Wort, der zweite kalte Krieg und der Militärkeynesianismus wurden von Carter begonnen (im Vereinigten Königreich wurde der Thatcherismus 1976 vom Labour-PM Callaghan eingeführt). Star Wars und Reaganomics waren nur deren Fortsetzung und Eskalation. Das erstere Vorhaben wurde dafür entworfen, die SU in den Bankrott zu zwingen und das Letztere, um nicht nur die USA, sondern auch die ganze westliche - also auch die europäische und japanische - Weltwirtschaft nach der Rezession von 1979-1982 zu stützen. Beide politische Vorhaben waren zwar erfolgreich, doch wurde der Bankrott der USA selbst nur vermieden, weil die Zwillingsdefizite in Handel und Haushalt durch den Kapitalzufluß aus Schuldendiensten ausgeglichen wurden, die den lateinamerikanischen Ländern abgezwungen wurden (ein Ergebnis wiederum der von Volcker durch Heraufschrauben der Geldzinsen von nahezu nichts auf 20 Prozent hervorgerufen worden war). Hinzu kamen massive Kapitalzuflüsse aus Europa und Japan - besonders zum Kauf von Treasury Certificates. Damit erfolgte die Verwandlung der USA vom größten Gläubiger der Welt, die sie noch 1985 waren, in den größten Schuldner seit dem Jahre 1986.

      Ohne diese Entwicklungen wären die Vereinigten Staaten mit einer endlosen Inflation zahlungsunfähig geworden, so wie es der SU widerfuhr, welche allerdings niemanden hatte, der für ihre Zahlungsverpflichtungen Sicherheit leistete. Darüber hinaus wurden die Außenhandelsguthaben der SU in den 1980ern nach dem scharfen Rückgang der Weltmarktpreise für Öl und Gold zunichte gemacht, aus denen die SU 90 Prozent ihrer Deviseneinnahmen bestritt. Als Nettoimporteur von Öl haben die USA - wenngleich auch nicht die dort ansäßigen Ölinteressen - umgekehrt daraus einen Vorteil gezogen.

      Warum erzähle ich diese alte Geschichte jetzt? Weil heute und morgen die USA für sich und ihre Verbündeten dasselbe tun müßten, es jetzt aber nicht können! Die USA könnten (sollten? müssen??) nun versuchen, eine Ausgabenleistung großen Ausmaßes für sich und ihre Alliierten (jetzt abzüglich Japans, aber plus Rußland) zu wiederholen, um mit diesen Aufwendungen die gegenwärtige Rezession, die sich zur Depression zu vertiefen droht, abzuwenden. Die USA würden dann erneut zu einem riesigen keynesianischen Defizit umschwenken und dafür (mit dem 11. September als Vorwand für wahrscheinliche militärische Ausgaben) reflationierende Maßnahmen anwenden. Außerdem könnten die USA, um ihre jetzt enorme und noch wachsende Auslandsverschuldung zu begleichen, auf eine inflationäre Verringerung dieser Belastung durch den anwachsenden Schuldendienst verfallen. Doch auch das letztere Vorgehen könnte - im Unterschied zur oben zusammengefaßten vorangegangenen Periode - nicht die Erzeugung eines weiteren Super-Handelsbilanzdefizits verhindern. Besonders dann nicht, wenn die Binnennachfrage weiter sinkt, dagegen der Druck der Exporteure auf den »Nachfragemarkt der letzten Zuflucht« weiter steigt.

      Jedoch wird es diesmal keine Kapitalzuflüsse aus dem Ausland zur Rettung der US-Ökonomie geben. Der Abwertungsdruck auf den Dollar gegenüber anderen Währungen wird vielmehr im Gegenteil den Zunder für eine Kapitalflucht aus den USA liefern, die Flucht des Anlagekapitals sowohl aus US-Staatsanleihen als auch aus Wall-Street-Papier, mit einschneidenden Kursverlusten an den Aktienbörsen im Gefolge. Das Resultat werden weiterer Preisverfall und Deflation im Weltverhältnis zu Weltbedingungen sein, obwohl die US-Ökonomie im Inland eine Inflation erlebt.

      Der Preis des Öls ist noch eine andere Mücke in der politisch-ökonomischen Salbe, deren Ausmaße und Bedeutung im umgekehrten Verhältnis dazu steht, wie heilsam oder schädlich die Salbe selber ist. Und die ist heute wenig heilsam und bereits am Verderben. Der Weltölpreis ist immer ein zweischneidiges Schwert gewesen, dessen beide Seiten mit Hilfe erfolgreicher alternativer Maßnahmen der Wirtschafts- und Preispolitik stumpfer gemacht werden konnten. Auf der einen Seite benötigen Ölförderländer und ihre Unternehmensinteressen einen Mindestpreis für Produktion und Distribution ihres Öls, statt es unter der Erde zu lassen und weitere produktive Investitionen in die Ölförderung auf bessere Zeiten zu verschieben. Daher ist ein hoher Ölpreis wirtschaftlich und politisch existenzwichtig für Staaten wie Rußland, den Iran und besonders Saudi-Arabien, aber auch für die Ölinteressen in den USA.

      Auf der anderen Seite ist ein niedriger Ölpreis gut für Öl importierende Länder und deren Verbraucher, deren Verbrauch auch die Produkte anderer Öl importierender Länder einschließt, womit zum Beispiel in den USA die makroökonomische Politik gestützt wird. Dieser Tage scheint der Ausgleich von hoch und niedrig bei ungefähr US$ 20 für ein Faß zu liegen - zum gegenwärtigen Dollarkurs! Niemand scheint jedoch zur Zeit in der Lage zu sein, den Ölpreis auf diesem Niveau festzuschreiben. Der gegenwärtig ausgetragene Konflikt um den Ölpreis, seit langem nicht mehr allein eine Sache innerhalb der OPEC, ist entstanden zwischen den OPEC-Staaten, die nur noch etwa 40 Prozent der Weltversorgung verkaufen und anderen Erzeugern, darunter Rußland, die heute 60 Prozent der Weltversorgung bestreiten. Dieser Marktanteil umfaßt aber auch die USA, die sowohl ein bedeutender Erzeuger als auch ein großer Aufnahmemarkt für Öl sind, wenngleich dieser sich immer mehr nach Ostasien verlagert. Eine Rezession in beiden Märkten und ein daraus resultierender Verfall der Nachfrage nach Öl zieht dessen Preis nach unten.

      Aber sowohl reflationierende als auch inflationäre Maßnahmen in den USA mittels keynesianischer Ausgabenmaßnahmen vermögen dem Ölpreis nicht länger, nicht heute und nicht morgen, einen Boden einzuziehen. Nur eine Nachfrage, die von einer echten Erholung gebildet würde, was die Wirtschaftspolitik derzeit nicht leisten kann, ein künftiger Aufschwung der Weltwirtschaft sowie eine Drosselung der Ölförderung könnten den Ölpreis wieder anheben oder wenigstens ein weiteres Fallen des Ölpreises verhindern - und seine deflationäre Sogwirkung auf das Fallen anderer Preise. Eine weitere Deflation hingegen wird die Belastung der ohnehin immens überschuldeten Ökonomien in den USA, Rußland und Ostasien, die einiger europäischer Länder und der Dritten Welt nicht zu erwähnen, vergrößern.

      So geht von der politischen Ökonomie des Öls noch eine zusätzliche deflationäre Wirkung aus. Dies wird - es beginnt bereits - das auf Ölexporte angewiesene Rußland beträchtlich schwächen. Doch dieses Mal werden diese Wirkungen auch die Ölinteressen in den USA und ihre Partner in Übersee erfassen, besonders Saudi-Arabien und den Persischen Golf. Tatsächlich hat auch der niedrige Ölpreis in der saudischen Ökonomie in den 90ern einen Übergang von Boom zu Flaute bewirkt. In der Mittelklasse hat dies bereits zu Arbeitslosigkeit und erheblich fallenden Einkommen geführt, die zur Ausbreitung von Unzufriedenheit geführt hat und sich gerade zu einer Zeit verstärkt, in der die saudische Monarchie mit stabilitätsgefährenden Problemen eines Generationenübergangs konfrontiert ist. Obendrein würde ein niedriger Ölpreis neue Investitionen unattraktiv machen und zur Verschiebung sowohl von Investitionen als auch neuer Ölproduktion führen. Die möglichen Gewinne von Neuerschließungen und neuen Pipelines in Zentralasien würden entfallen.

      All diese gegenwärtigen Schwierigkeiten und Entwicklungen drohen nun, der US-amerikanischen politischen Ökonomie und Finanz im heimischen Bereich wie auf internationaler Ebene den Boden zu entziehen (oder werden es tun?). Schutz bieten den Vereinigten Staaten allein noch die zwei Säulen, die vor langer Zeit mit der »Neuen Weltordnung« von Bush Senior nach seinem »Golfkrieg« gegen den Irak und nach Auflösung der Sowjetunion 1991 errichtet worden sind. Bush Junior versucht sich nun an der Konsolidierung der neuen Weltordnung seines Vaters (ohne Zweifel auch mit dem Letzteren als einer Macht hinter dem Thron). Ein Anfang dazu ist der Krieg gegen Afghanistan (und vielleicht einmal noch gegen den Irak) und die Bemühung von Bush-Putin, nun auch eine Entente USA/Rußland zu bauen - oder eine Achse?


      Zwei Säulen

      Die beiden Säulen dieser neuen Weltordnung bleiben dieselben: 1) der Dollar als internationale Reservewährung und Zahlungsmittel und 2) die stetige Bereitschaft der Militärmacht der USA, dem Rest der Welt zu zeigen, wer der Herr ist. Abgedeckt wird das durch den Vorwand »humanitärer Interventionen«, mit der auf diesem Rest der Welt bis zur Zerstörung herumgetreten wird wie im Krieg der NATO gegen Jugoslawien, und mit der »Verteidigung der Zivilisation« durch die Vernichtung zweier ihrer wertvollsten Errungenschaften, des internationalen Rechts und seiner Institutionen außen und der freiheitlichen Demokratie und der Bürgerrechte innen.

      Freilich steht die Dollarsäule nun unmittelbar vor dem Einsturz, wie schon nach dem Vietnamkrieg, wenngleich sie seither durch drei Jahrzehnte der Ausbesserungsarbeiten standgehalten hat. Wie wir aber gesehen haben, gehen den USA nun die Stützmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Dollarsäule aus. Einziger Notbehelf wäre nun kurzfristiges Geldpumpen und -drucken von immer mehr US-Dollars zur Bedienung der Schulden, womit eine bedrohliche Inflation erzeugt würde. Diese würde zugleich die Standfestigkeit der Säule unterhöhlen und soviele Risse entstehen lassen, daß die Unterstützung, die für diese Säule erzwungen wird, nur noch mehr geschwächt würde.

      Damit bliebe die Militärsäule als einzige zur Stützung der politischen Ökonomie und Gesellschaft der USA übrig. Aber diese und das Vertrauen darauf birgt ihre eigenen Gefahren. Sichtbar demonstriert wurde dies bereits in den Fällen Irak, Jugoslawien und nun Afghanistan, aber auch für alle anderen, denen damit bedeutet wird, wie man nach den Regeln der USA in ihrer neuen Weltordnung zu spielen hat, wenn man nicht dasselbe Schicksal wie jene Länder erleiden will. Nun geht aber die politische Erpressung zur Teilnahme an der neuen Weltordnung nach US-Bedingungen weiter und greift über auf Verbündete, insbesondere der NATO und Japan. So wurde es durchexerziert im Golfkrieg (die andern Staaten zahlten die Aufwendungen der USA, so daß dabei noch ein Nettogewinn heraussprang), im Krieg der USA gegen Jugoslawien, in den die NATO-Mitgliedsstaaten zur Teilnahme hineingeschmeichelt wurden, und nun durch den Krieg gegen Afghanistan als Teil eines »Pronunciamento«, in dem die Ausdrucksweise (von John Foster Dulles aus der Frühzeit des kalten Krieges) verwendet wird: »Ihr seid entweder für uns oder gegen uns«. Dennoch kann dieses Sich-Verlassen auf die Strategie der militärisch-politischen Erpressung die Vereinigten Staaten in den Ruin treiben, wenn die einstürzende Dollarsäule dieser zweiten keine Stütze mehr gewährt. Somit kann dies sehr wohl mit dem Begriff von Paul Kennedy die »Überdehnung« der USA nach sich ziehen oder nach der Bezeichnung von CIA und Chalmer Johnson den »Rückstoß« auslösen.

      In einfachem Deutsch zusammengefaßt sind den Vereinigten Staaten nur noch zwei Vermögen übriggeblieben, zwar beide für die ganze Welt ausschlaggebend, aber vielleicht ebenso ungenügend. Diese beiden Vermögen sind der Dollar und die militärisch-politische Macht. Für das erste Vermögen steht fest, daß die Kettenbriefpyramide der spekulativen Blase und des Ansaugens von Kapital sei es aus dem Ausland oder aus den Kleinanlegerschichten in den USA zusammengefallen ist.

      Die zweite Säule kommt nun verstärkt zur Anwendung, um weltweit der neuen Ordnung Geltung zu verschaffen, am augenfälligsten vielleicht derzeit in dem Versuch einer Entente zwischen Rußland und den Vereinigten Staaten statt (oder zur Erreichung?) einer Verteidigung gegen eine Entente zwischen Rußland/China (und vielleicht Indien?). (Der Krieg der NATO gegen Jugoslawien stieß Bewegungen gegen die letztere Variante an, der Krieg gegen Afghanistan befördert die erste Variante.)

      Gott/Allah möge verhüten, daß irgendeine davon noch ihr heiliger Krieg gegen den Islam uns alle in die Luft sprengt oder andere dazu provoziert, das zu besorgen.

      Wie auch immer, die imperiale politische und militärische Erpressung der USA könnte zum Rückstoß gegen die Vereinigten Staaten selber führen - nicht jedoch wegen deren Stärke, sondern aus Schwäche.

      ----------
      Dieser Kommentar war zunächst nur als Beitrag zum Forum des World System Network bestimmt. Der Redaktion schien er aber so wichtig, daß wir ihn hier auch deutsch zugänglich machen.

      http://www.studien-von-zeitfragen.de/Weltfinanz/Blowback/blo…
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 13:57:28
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ich hatte eigentlich auf einen Kommentar eines in VWL gebildeten Users gehofft, der mir die Sache verständlicher macht.
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 18:53:12
      Beitrag Nr. 9 ()
      Mmmmmhh naja, als im Grundstudium befindlicher VWLer bin ich da nun noch nicht gerade gebildet, aber auf diesem Themengebiet schreibe ich mir deutlich mehr Kompetenz zu als bei der Steuerpolitik :laugh:

      Ich will mal versuchen die Kernthes ein wenig zu verdeutlichen. Ich glaube, der den miesten unverständliche Knackpunkt liegt in folgenden Absätzen:

      "Dazu kommt, dass sie durch den statistischen Effekt des sogenannten "Hedonic Price Indexing" massiv aufgebläht waren. Das ist ein Paradebeispiel für exzellente Statistik und miserable Ökonomie, wie man das im zahlengläubigen Amerika häufig beobachten kann, von wo es durch die Medien unkritisch übernommen und rund um die Welt verbreitet wird.

      Der dramatische Preiszerfall bei Computern und sonstigem IT-Equipment sollte durch das "Hedonic Price Indexing" korrigiert und in Einklang gebracht werden mit der ebenso dramatischen Verbesserung der Leistungskraft auf dem IT-Sektor. Der Effekt dieses "New Paradigm"-Gedankens war, dass die IT-Investitionen mit dem Zwanzigfachen ihres ökonomischen Wertes in die Berechnung des US-Sozialproduktes eingingen, was die scheinbar phantastischen Wachstumsraten kreierte."


      Dazu muß man sich erst einmal klarwerden, was "hedonic price indexing" eigentlich ist. Der hedonic price indice wird in den USa seit 1963 offiziell verwendet. Beispielhaft für seine Grundidee ist hier der Bereich Häuserbau bzw. Wert von Grundstücken. Diese Werte werden nicht nur von der Quadratmeterzahl und material des verwendeten Hauses bestimmt. Hier spielen noch andere Faktoren eine Rolle, im wesentlichen die Verkehrslage, das soziale Umfeld, das Durchschniottseinkommen der Stadt usw. Der Grundstückswert setzt sich dann aus all diesen Faktoren zusammen. Ein recht theoretisches Modell.

      Proffessor Malik kritisiert im Grunde, daß dieses System auch in der übrgien Industrie mit unrealistischen Faktoren auch für die Preisfeststellung angewand wird und sich hier auch von den tatsächlichen Marktpreisen entfeernt. Beim BSP wird in Outputgrößen gerechnet. Das heißt entscheidend ist, was ein Produkt im Einsatz für die Volkswirtschaft leistet, das ist dann Produktivität. Die Kritik ist nun, daß die Produktivität von z.B. Computern unreal hoch angesetzt wird und grundsätzlich mit dem 20fachen ihres Einkaufspreises angesetzt wird.

      Zur Verdeutlichung, wenn man heute einen PC in einer Stunde herstellt, und vor 10 Jahren dafür auch eine Stunde gebraucht hat, ist man heute produktiver, weil der neue PC ja auch wesentlich mehr leistet. Malik setzt hier an und sieht keine Rechtfertigung für den Spread von Bewertungen von Computern und ihren am Markt bezahlten Preisen. Ich neige hier dazu, ihm zuzustimmen, wenn sich das ganze wirklich so simpel darstellt. Im Prinzip wird hier das Potential des PCs bewertet sobald er produziert ist. Bei gleichem Preis und leistungsfähigerem Computer bedeutet das Deflation. Dabei ist der Nachteil aber, daß gar nicht feststeht, ob das Potential ausgeschöpft wird.

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 19:30:35
      Beitrag Nr. 10 ()
      Wieso konnte die USA ihr enormes Finanzdefizit Anfang
      der 90 er Jahre innerhalb von 10 Jahren ausgleichen
      und ihre Staatsschulden gewaltig abbauen ???? (davon
      können wir in Deutschland nur träumen) ??????
      Wieso hat die USA fast keine Arbeitslosigkeit ????
      (unter 5 %, Deutschland über 10 %) ?????
      Wieso hatte die USA in den letzten 10 Jahren ein
      durchnittliches Wirtschaftswachtum von ca 5 % (
      Deutschland nur 1, 5 %) ?????
      Auf alle Fälle ihat sich die Wirtschaft in den USA in
      den letzten 10 Jahren weit besser entwickelt wie in Europa
      (und insbesondere Deutschland) Wer das Gegenteil behauptetet
      , ist wohl etwas bescheuert !!!!
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 20:01:36
      Beitrag Nr. 11 ()
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 20:09:36
      Beitrag Nr. 12 ()
      @Donizetti
      Beantworte lieber meine Fragen !!!
      Wieso konnte die USA das Finanzdefizit total abbauen
      und Finanzüberschüsse erzielen ?? Weil die Wirtschaft
      in den USA so schlecht läuft !!! Oder wie oder was ???
      Und Deutschland hat offenbar so eine gute Wirtschaft;
      deshalb sind wir so hoch verschuldelt !!! Oder wie oder was ????
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 20:46:14
      Beitrag Nr. 13 ()
      Danke Herr Bucket für ihre Erläuterungen! :D

      @Laura: Lass es sein! Dieser Sräd hier ist nicht dein Schlachtfeld. Du rastet schon wieder aus, weil du annimmst man würde hier rote Wirtschaftspolitik verteidigen. Darum gehts nicht. Hier gehts um ein paar ökonomische Zusammenhänge, die man eben nicht auf einem Bierdeckel am Stammtisch skizzieren kann.
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 00:13:33
      Beitrag Nr. 14 ()
      Für diese Artikel (und noch einige mehr) empfehle ich den Thread

      Die amerikanische Verschuldungsmaschine

      (wird dort sehr ausführlich diskutiert).

      Gruß ATDT
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 09:16:10
      Beitrag Nr. 15 ()
      @Laura

      Wieso konnte die USA das Finanzdefizit total abbauen
      und Finanzüberschüsse erzielen


      Konnte sie ja gerade nicht.

      Vgl. D und USA: Unter den Blinden ist der Einäugige König, wobei mir nicht klar ist, wer hier wer ist. :D
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 14:11:44
      Beitrag Nr. 16 ()
      Bitte Herr Daysleeper. Es war mir ein Vergnügen :D

      Laura, wenn sich die Privathaushalte überschulden profititert der Staat da kurzfristig in Form von höheren Steuereinnahmen oder? Ist nur die Frage, wie lange das funktionieren kann und wird. Im Moment sieht es allerdings nicht gerade nach einem Kollaps aus.

      Gefahr droht uns übrigens noch von ganz anderer Seite. Wir sollten für die Weltwirtschaft beten, daß sich Japan nicht ruckartig erholt. Wenn sich der Zinsspread zwischen Japan und den USA aufhebt, dürfte es kurzfristig zu Turbulenzen an den amerikansichen Finanzmärkten kommen!


      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 15:22:34
      Beitrag Nr. 17 ()
      Malik spricht in seiner Kolumne auch das Problem der Stock Options an. Zu dieser Angelegenheit gibt es einige Untersuchungen von Bill Parish http://www.billparish.com/20011128msftupdate.html. Es ist ziemlich abenteuerlich was da behauptet wird, aber ich habe im Internet keine Quellen dafür gefunden, dass seine Darlegungen irgendwie Schwachsinn wären oder irgendwo widerlegt worden sind. Man muss also davon ausgehen, dass es stimmt.

      Microsoft hat in den letzten 2 Jahren 15 Mrd.$ an Gewinn eingefahren. Darauf hat die Firma allerdings keinen Cent Steuern bezahlt. Das kommt daher, dass Microsoft gezahlte Gehälter in Höhe von 22 Mrd.$ von der Steuer absetzen konnte. Der Knackpunkt: Diese Gehälter flossen nicht in Form von Bargeld, sondern nur in Form von Aktienoptionen. Das Unbegreifliche: Diese Aktienoptionen tauchen nicht in der Microsoft-Bilanz auf, wirken also nicht gewinnmindernd. Die Katastrophe: Diese Aktienoptionen werden von den Altaktionären "bezahlt", in dem einfach neue Microsoft-Aktien ausgegeben werden, um die Mitarbeiter zu bezahlen.

      Die Zusammenfassung: Microsoft macht nicht einen Cent Gewinn, sondern produziert in Wirklichkeit Mrd.$-Verluste, wenn, ja WENN es ordentliche Bilanz- und Steuervorschriften geben würde.

      Das Ganze führt natürlich zu weiteren schweren Problemen in der Wirtschaft, mit denen man sich mal auseinandersetzen müßte.....
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 17:58:27
      Beitrag Nr. 18 ()
      Daysleeper, da habe ich aber wirklich miene Zweifel.

      Zum einen halte ich es für nicht möglich, daß MSFT seine Gehälter ausschließlich in Stock Options bezahlt.


      Aber trotzdem dazu:
      Die Stock Options werden von den Aktionären in der Tat von Dilution bezahlt. Inwieweit die der Markt wahrnimmt oder nicht, ist ne andere Frage.

      Statt Fremdkapital aufzunehmen, wird hier Eigenkapital erhöht. Das macht letztendlich dann weniger Gewinn pro Aktie. Aber wenn die Angestellten da einwilligen, sich entsprechend zu beteiligen ist das ok. Und nochmal, 22 Mrd. Gehalt nur in Aktienoptionen????? Halte ich für schlecht möglich! Da werde ich mir die Bilanz noch einmal ansehen! Was natürlich möglich wäre, daß der Verfasser die Gewinne meint, die mit diesen Optionen erzielt wurden. Die bezahlt dann aber nicht MSFT sondern der Markt! Es wäre ja nicht so, daß MSFT die Aktien am Markt kaufen müßte oder eigene Aktien abgeben, dafür gibt es ja die genehmigte Kapitalerhöhung. Das ist dann zwar inflationär zu Lasten des Anteiles einer Aktie am Unternehmen, wenn du so willst, aber das wird vom Markt bewertet und auch von Analysten berücksichtigt. Und Marktbewertung ist ja eh ein Thema für sich... Lass MSFT um 90 % fallen, dann ist der potentielle "Verlust" auch nur noch ein Xtel des Ursprungbetrages - Oportunitätskosten nennt man sowas. Aber das sind keine realen Verluste! Mit dem Bialnzgewinn hat das nun wirklich nichts zu tun. Wenn du so willst, ist der MSFT Angestellte der Gelackmeierte, weil er nicht bares in der Hand hält sondern eine Aktie - was natürlich auch mit Chancen und Risiken verbunden ist. So kann aus dem Gelackmeierten auch mal der große Gewinnner werden.

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 18:07:36
      Beitrag Nr. 19 ()
      Also nochmal auf den Punkt gebracht. Die Gehälter zahlt nicht Microsoft in diesem Fall sondern der Markt dann, wenn der angestellte seine Aktie bezieht und wieder verkauft! WEnn es Stock Options mit Zuzahlungen gibt, hat MSFT sogar noch Einnahmen! Wenn der Angestellte sich darauf einläßt ist das doch ok. Was hier als eigentliche Verluste betrachtet wird, sind Oportunitätskosten , die aber auf die Anteilseigner abgewälzt werden. Diese wiederum müssen eine genehmigten Kapitalerhöhunhg im voraus zustimmen.Abgesehen davon halte ich hier eine Berechnung der OpKo für seeeeeeeehrr schwer und kaum objektiv durchführbar.Man kann jetzt zwar über die Marktkapitaliserung einen fiktiven aktienkurs mit weniger Aktien für den gleichen Firmengewinn runterrechnen. Heir müßten dann aber wieder die Opoprtunitätskosten der fest zuzahlenden Gehälter, die den absoluten Gewinn schmälern würden eingerechnet werden. Nur würden diese Gehälter nicht so hoch sein, wie vor zwei Jahren der Gewinn aus Stock Options.


      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 18:38:24
      Beitrag Nr. 20 ()
      @day-sleeper

      ok, dann muß man erstmale den begriff wirtschaftswachtum neu definieren.
      das mit der deutschen automobilindustrie stimmt grundsätzlich auch was ihre wettbewerbssituation angeht.

      das mit der us-computer und softwareindustrie allerdings auch.

      das ein schweizer oder östereicher so schreibt ist auch klar aus seiner gedankenwelt heraus.
      die quirlikeit eines us-boys paßt ja nicht in seine birne und wenn der nicht solangsam gestellt wird wie er hat der gute einen wettbewerbsnachteil.
      das trifft auch für professoren zu.

      also was ist wachstum. darüber denke ich schon lange nach.
      die steigerung des bruttosozialprodukts zu nehmen ist gelinde schwachsinn.

      machen wir ein gesetz, das jeder dem anderen den hinter abputzen muß und der andere darf dafür eine rechnung stellen, so haben wir einen imensen anstieg des bruttosozialprodukts
      es werden mehr steuern eingenommen. wenn man für das hinterabputzen dann noch ein diplom braucht schafft man auch noch jede menge arbeitsplätze.

      tja nur geht es dem volk dann besser?
      ich behaupte mal nein. aber die zahlen stimmen.

      und jetzt mal eine behauptung:
      ich glaube das das wachtum was wir in europa haben durch genau diese zwangsregulierungen erzeugt wird.
      es ist nicht ein effekt aus angebot und nachfrage sondern aus gesetz und zwangsnachfrage aufgrund des gesetzes.
      will heißen die leute wollen das produkt nicht sie bekommen es aufgezwungen.

      das ist in den usa anders. wachtum resultiert hier aus freiwilligem angebot und freiwilliger nachfrage.
      insoweit ist das usa-wachtum qualitativ besser.
      es mehrt den wohlstand der ja sowieso immer nur subjektiv erfahren werden kann.

      wenn man die reinen zahlen sieht kann man wachtum an den stückkosten festmachen.
      wieviel mußte ich vor einem jahr investieren um 1 kg aluminium zu erzeugen,
      einen ford marke xyz zu erzeugen
      einen panzer zu erzeugen
      einen computer zu erzeugen
      ein kilo bananen zu erzeugen.
      das immer bezogen auf endverbrauchsgüter.
      anlagen, maschinen, dienstleistungen, staatskosten spiegeln sich ja in diesen preisien wieder.

      hierbei geht es nicht um die erzielten preise sondern die erzeugungskosten.

      die differenz zwischen preisen und erzeugungskosten beschreibt den wohlstan des erzeugers (mengenabhängig natürlich).

      ein anderer ansatz wäre zu beurteilen wie lange muß ich für ein produkt arbeiten.
      wirtschaftswachtum habe ich dann, wenn ich in diesem jahr weniger zeit aufwenden mußte um meinen warenkorb zu erarbeiten als im letzten jahr.
      hier immer nur bezogen auf das was ich netto in der tasche habe.
      und es wäre ggf. auf produkte einzuschränken die ich freiwillig kaufe und nicht aufgrund eines gesetzes kaufen muß.

      ich glaube wenn du diese kennzahlen für wirtschaftwachtum nimmst, dann schneiden die usa immer besser ab wie wir.
      nur diese zahlen will ja keiner hören. hier haben wir nämlich in ganz europa negative wachtumszahlen.
      so muß ein arbeiter bei audi um das auto zu kaufen was er baut verglichen mit einem autobauer in den usa oder japan am längsten arbeiten.

      warum wohl?

      was die managemtqualitäten angeht. die position der us-unternehmen gibt ihnen recht global gesehen.
      wenn unser managenet soviel besser ist, warum sind wir dann nicht die mächtigsten??????ß
      hier gilt nur der erste ist der beste. zu lamentieren nutzt da wenig.
      auch ein prof. kann das bild nicht ändern.

      so long1




      hier könnte man


      das bedeutet,
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 18:40:19
      Beitrag Nr. 21 ()
      Entscheidend für den Unternehmenswert von Microsoft ist
      zugekünftig zu erzielende Free-Cash Flow ( nach Investitionen). Der Free-Cash-Flow war in den letzten
      10 Jahren bei Microsoft hervorragend; insofern war Microsoft
      immer in der Lage eigene Aktien zu günstigen Kursen zurückzukaufen, die wieder bei der Ausübung der Optionen
      verwendet werden können .
      Wieso jetzt Microsoft durch Aktienoptionen in eine finanzielle Schieflage
      kommen soll, wie hier behauptet, ist mir wiederum
      total unbegreiflich !!! Aber ja, es ist ja so schön
      den Teufel an die Wand zu malen. Hauptsache, man kann die
      USA Wirtschaft schlecht reden !!!!!!
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 18:59:11
      Beitrag Nr. 22 ()
      @LauraGerhard

      Schon mal überschlagen, wie hoch ein jährlich konstanter FCF bei versch. Diskontierungszinssätzen sein müsste, um $346 Mrd. Marktkapitalisierung zu rechtfertigen? :D
      Avatar
      schrieb am 09.03.02 21:36:43
      Beitrag Nr. 23 ()
      Laura, für Stock Options werden in der Regel keine Aktien zurückgekauft! Dafür gibt es genehmigte Kapitalerhöhungen, und die sind gängige Praxis!

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 13:40:16
      Beitrag Nr. 24 ()
      Nehmen wir an, ich wäre MSFT-Angestellter und würde monatlich 10.000$ in Stock-Options als Verdienst erhalten. Diese Stock-Options sollen einen angenommenen Ausübungspreis von 10$ haben. Bei einem gegenwärtigen Aktienkurs von angenommenen 60$ hätte diese Call-Option einen inneren Wert von 50$ (aktueller Aktienkurs minus Ausübungspreis). Angenommen ich übe diese Option sofort aus, habe ich einen sofortigen Gewinn von 50.000$ erzielt und in Wirklichkeit 60.000$ in diesem Monat verdient. Was sollte dann in der MSFT-Bilanz auf Kostenseite zu meinem Gehalt stehen? Ich verstehe ihrer Argumente Herr Bucket, auch wenn ich nicht wirklich viel Ahnung von der Materie habe. :D Man möge sich aber mal den eklatanten Unterschied zu einer "normalen" Softwarefirma vor Augen halten, die vielleicht mit MSFT konkurriert, und ihren Angestellten nur normale Bar-Gehälter zahlt und diese Kosten natürlich voll in der Bilanz auftauchen. Der unverständliche Wahnsinn bei der Sache ist auf jeden Fall, wieso MSFT berechtigt ist, diese 50.000$ (auf die ich als Angestellter eine Capital-Gains-Tax zahlen muss) von der Steuer absetzen kann und somit der Unternehmensgewinn steuerfrei bleibt!

      Der Wert von 22 Mrd.$ für Options in 2 Jahren scheint mir gar nicht soooo unwahrscheinlich zu sein. MSFT hat wohl so ca. 50.000 Angestellte, das würde pro Nase 220.000$ machen. Wenn man davon ausgeht, dass viele Angestellte sicher Millionengehälter beziehen könnte das im Durchschnitt schon hinkommen.

      The Independent" schrieb 1998:


      Like most US technology companies, Microsoft has had to promise big stock options in order to attract the caliber of employee it needs to stay competitive. Its own chief financial officer has admitted that but for payment in stock yet to be exercise, the company`s wage bill - its main cost - would be two to three times higher than it is. The effect has been to establish a potential liability running to some $34 billion, or eight times annual net income.

      Some of this liability has been hedged, either by buying Microsoft stock directly, or by selling put options in the market - that is selling investors the right to put their shares in Microsoft on the company at a predetermined price. But a large and undefined part of it appears not to have been.

      Microsoft has also been selling put options in its own stock on a grand scale. You may well ask what a serious commercial company is doing speculating in its own stock, but actually they do it all the time before these days - a process we have come to know as share buybacks.

      In theory, selling a put option is no different. But in practice it may very well be, since Microsoft actually books the money it earns from selling options in its own shares. Last year it earned hundreds of millions of dollars in this manner. If the stock plunges through the value of the option, as it is almost bound to in a crash, then Microsoft has to fund the difference. Again this would seem a highly dangerous and speculative activity for a company whose business is not that of investment banking but one of designing and selling computer software.

      ...

      Das muss man sich mal vorstellen! Eine Softwarefirma macht hochspekulative Geschäfte mit Derivaten und verbucht die Prämie aus dem Verkauf der Put-Optionen als Einnahmen, die in der Bilanz landen. Ein weiterer Artikel beschreibt, wie MSFT 8 Mrd.$ Verlust mit dem Verkauf von Put-Options gemacht hat, weil der Aktienkurs eben nicht wie erwartet, gestiegen sondern gefallen ist. :eek:
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 15:26:18
      Beitrag Nr. 25 ()
      Einen wunderschönen guten Tag Herr Days_leeper :D

      Na wie soll man liquide Mittelzuflüsse denn sonst buchen? Da Microsfot in deisem Fall einfach die Aktien drucken kann , wenn du so willst, also keine realen Kosten hat... (außer hat diesen Oportunitätskosten...). Der Wertverfall wird hier wie schon einmal gesagt, den Aktionären aufgebürdet. (die das allerings auch erstmal schnallen müssen :laugh: )

      Warum war so etwas möglich? Weil die Prgrammierer sich genauso haben blenden lassen von der Marktsituation wie alle anderen Anleger auch. Wenn sie ihre Optionen sofort cashwirksam gewandelt haben, in diesem fall sind hier zwei Schritte notwendig, erst Wandeln und dann Verkaufen am Markt, haben sie eben einen guten Schnitt gemacht, den der Markt bezahlt hat. Im übrigen verkauft MSFt hier keine Put Optionen, die müßte es ja erstmal haben... sondern begibt einen short call, ist also Emitent, wenn du so willst. Und das sollte sich gerade in er jetzigen Situation durchaus nicht als Nachteil erweisen. ;)

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 15:27:44
      Beitrag Nr. 26 ()
      Ups da hab ich wohl ungründlich gelesen...

      mmhh das guck ich mir später noch mal genauer an ;)

      MfG
      IngmaR (KCD)
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 15:43:29
      Beitrag Nr. 27 ()
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 16:59:43
      Beitrag Nr. 28 ()
      Ich danke für Ihr Verständnis Herr Day_Sleeper :D

      Nunja, hier hat man wohl eine Möglichkeit gesehen Dilution zu begrenzen. Die Einnahmen die man hieraus erzielt, sind natürlich erst einmal Erträge, was auch sonst? Natürluich sieht des dann so aus, das bei Abgabe der Aktien die Differenz zum Beuzgspreis im Zweifelsfall auch als Aufwand gebucht werden muß. Als außenstehender würde ich sagen, die Company war halt sehr von sich überzeugt. Hat alledings angesichts der Marketcap schon n bissel was von Größenwahn und sollte nicht marktüblich sein :laugh::laugh::laugh:

      Letztendlich wird der Markt hier wieder einmal doppelt geschröpft. Nicht schlecht Herr Gates, nicht schlecht. zumal man in der Company ja eingiermaßen den Einblick haben dürfte, wann es mit dem großen Run und positiven Outlooks vorbei ist. Dann hören natürlich auch die shrt puts auf. Das kriegt jetzt bald schon wieder insderwissens charakter :laugh::laugh::laugh:.



      MfG
      IngmaR (KCD)
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 17:18:39
      Beitrag Nr. 29 ()
      Lassen wir den ganzen Options-Verbuchungsscheiss beiseite, da bleibt immer noch die Frage, warum in Teufels Namen kann MSFT dass von der Steuer absetzen und somit den ganze Unternehmens"gewinn" ( was für eine Ironie, dieses Wort :laugh: ) steuerfrei kassieren?

      :confused:

      Da soll sich noch mal einer über das Unternehmens-Steuerrecht in Deutschland aufregen. :D
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 17:35:36
      Beitrag Nr. 30 ()
      Also wenn MSFT die "Einnahmen" aus den Short Puts als Erträge bucht, dann ist das ein Ertrag und muß versteuert werden. Da hier von buyx backl gesprochen wird, nehme ich an, das MSFT hier wirklich wandelt. Ich habe keine Ahnung wie hier die Besteuerung bemessen.

      Inwieweit man bei Stock Options das ganze steuerrechtlich geltend machen kann in den USA, weiß ich nicht. Da gehts dann wieder um Steuerrecht und ich hab da keine Ahnung, wie ich ja vor kurzem gelernt habe :)

      Aber letztendlich sieht es doch hier zulande auch so aus, daß große Unternehmen wie Eon neuerdings keine Körperschaftssteuer mehr zahlen dank des Genossen der Bosse :laugh:

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 17:38:37
      Beitrag Nr. 31 ()
      doch, auf dem Papier(Klo)

      Habe aus Zeitgründen nur die Überschrift gelesen
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 18:10:16
      Beitrag Nr. 32 ()
      Hier noch mal was von Prof. Malik:

      1. Das vielgepriesene und naiv bestaunte amerikanische Wirtschaftswunder hat nie stattgefunden. Es war ein Medienereignis - sonst nichts. Insbesondere sind die amerikanischen Wachstumsraten schon in ihrer offiziellen und veröffentlichten Form keineswegs grösser als in früheren Perioden, wie jeder Vergleich seit dem Zweiten Weltkrieg beweist. Dazu kommt aber, dass sie durch den statistischen Effekt des sogenannten "Hedonic Price Indexing" massiv aufgebläht waren.

      2. Es gab nie ein Produktivitätswunder, ausser in dem kleinen Segment der Herstellung von Computern. Professor Robert Gordon von der Northwestern University in Chicago ist einer der wenigen klarsichtigen Analytiker der publizierten Produktivitätszahlen. Wie er gezeigt hat, gab und gibt es keine quantitative Evidenz für die Behauptungen steigender Produktivität.
      Einmal mehr glauben nur gewisse Consultingfirmen, die sich schon in anderen Fragen massiv getäuscht haben, an das Märchen von der Produktivitätssteigerung.

      3. Die amerikanischen Gewinne waren kreativer Buchhaltung - zum Schluss bis an die Grenze der Fälschung von Bilanzen - zu verdanken, aber nicht realer Wirtschaftsleistung. Sie sind erstens durch falsche Verbuchung von Stock Options einschliesslich der daraus resultierenden Steuervorteile entstanden, zweitens durch die Aktivierung von Software-Ausgaben statt deren sofortige Abschreibung, drittens durch die mit den Stockoptions verbundenen tiefen Löhne und viertens durch Finanzmarktmanöver, wie etwa die Aktienrückkaufprogramme.

      4. Die Börsenhausse war nie auf echte Wertschöpfung gestützt, sondern auf die exorbitante Verschuldung aller amerikanischen Wirtschaftssegmente, zuletzt mit einem Faktor von eins zu drei, das heisst für jeden Dollar zusätzliches Sozialprodukt waren rund drei Dollar zusätzliche Schulden erforderlich. Im übrigen sei hier darauf hingewiesen, dass es auch das vielgepriesene amerikanische Haushaltswunder nie gab. Die öffentliche Verschuldung Amerikas steigt nach wie vor und ist heute höher als zu jedem früheren Zeitpunkt.

      5. Die gesamten amerikanischen Wirtschaftszahlen der letzten 5 Jahre sind falsch oder wurden falsch interpretiert und medienmässig propagiert. Das Handeln der Menschen ist damit in eine falsche Richtung gesteuert worden, was wiederum eine massive Fehlallokation der Resourcen zur Folge hatte. Dies führt jetzt, nachdem die Illusion einer stetigen Aufwärtsentwicklung der Konjunktur aufgegeben werden muss, zu massiven Korrekturnotwendigkeiten, deren Vollzug viel Zeit beanspruchen wird.

      6. Die Meinung, dass die amerikanische Wirtschaft so erfolgreich sei wegen ihres besonders guten Managements und ihrer fortschrittlichen Corporate Governance ist falsch - und die naive Nachahmung amerikanischer Denkweisen und Methoden in Europa und Asien ist gefährlich.
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 18:15:31
      Beitrag Nr. 33 ()
      Das steht doch schon in #1.

      :confused:
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 18:19:26
      Beitrag Nr. 34 ()
      Ist schon klar, mir gefiel aber diese prägnante Darstellung anhand einer Aufzählung besser. :cool:
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 19:03:02
      Beitrag Nr. 35 ()
      @day_sleeper,

      glaub nicht alles 1:1 was Du liest.

      Ohne den Text von Malik (eher Wirtschafts-Roman als Wirtschafts-Analyse) hier detailliert auseinanderzunehmen, weise ich einmal nüchtern auf einige Widersprüchlichkeiten hin:

      1) USA hat durchschnittlich wesentlich höhere Kapitalrenditen als D - und zwar auf Unternehmensebene, wo also die offizielle Statistik keine Rolle spielt, sondern international annähernd standardisierte Berechungsmethoden angewandt werden.

      2) Der US-amerikanische Staat ist tatsächlich gesundet. Dazu gibt es eindeutige Kennziffern. Sollten diese auch "erlogen" sein, wieso gibt es dann keine Diskussion z.B. über den immensen Militärhaushalt und wie kann man dann ohne mit der Wimper zu zucken, schnell 40 Mrd $ in einem Jahr zusätzlich für Terrorbekämpfung ausgeben. In D dürfte mittlerweile die kurzfristige Notfallfinanzierungsmöglichkeit im 3stelligen Millionenbereich angelangt sein.

      3) Wieso entwickelt die gesamte europ. Wirtschaft keine eigene Kraft, um wenigstens einmal die amerik. Wirtschaft zu stützen ? Stattdessen wird an Peinlichkeit nicht zu überbieten von unseren "mächtigen" Männern auf ein möglichst rasches Anziehen der US-Wirtschaft gehofft.

      4) Übrigens scheint diese US-Wirtschaft jetzt tatsächlich anzuziehen - und zwar aus interner Konsumstärke und ohne Hilfe eines schwächeren US$ !

      5) Wieso kann die USA bei so stabilem US$ derartige Handelsbilanzdefizite problemlos tragen ?

      6) Eine Statistikanpassung ist nicht grundsätzlich zu verurteilen. Denken wir an unswere eigene Arbeitsmarktstatistik. Das hedonistische Prinzip speziell könnte für "wahre Wohlfahrtsmessung" wirklich ein Fortschritt sein.



      So day_sleeper, das soll nicht heißen, daß in USA alles in Butter ist (in den Slums sollten keine Leute wohnen, die tüchtig arbeiten, Gesundheitssystem) und sicher ist unsere D-Wirtschaft insgesamt und in manchen Sektoren speziell sehr wettbewerbsfähig (woher sonst die Rekordüberschüsse).

      Aber Malik ist ansatzweise töricht, wenn er gerade die volkswirtschaftlichen Aggregate zur Beurteilung heranzieht, denn da ist die USA derzeit unter den großen Wirtschaftsmächten allein und unbestreitbar Weltklasse.

      Und übrigens: Wenn die Amis einen Importstopp für deutsche/ausländische Autos einführen, dann können wir mit der persönlichen Spendenkasse kleppern und Goldzähne einschmelzen gehen.

      Und übrigens 2: Die Amis haben dann höchstens das Problem, wegen Fachkräftemangel, nicht schnell genug die Autoproduktion hochfahren zu können.

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 19:08:56
      Beitrag Nr. 36 ()
      @Sharez

      zu 1) Und wie errechnen sich Kapitalrenditen? Etwa aus kreativ errechneten Bilanzdaten?

      zu 2) Und welche sollen das sein? Wenn ein Land über dumme Gläubiger verfügt, was sit daran gesund?

      zu 3) Wegen USA: Import>Export vielleicht?

      zu 4) Wie kommst Du darauf? Doch nicht etwa aufgrund irgendwelcher Sentimentindikatoren?

      zu 5) Wie lange solltest Du lieber fragen.
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 19:44:36
      Beitrag Nr. 37 ()
      Nachtrag

      zu 2) Mit der gigantischen Notenpresse des Herrn Greenspan.
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 20:08:27
      Beitrag Nr. 38 ()
      Sharez, ich glaube nie alles blind, was ich lese. Aber ich habe keine Lust mit jemandem zu diskutieren, der schreibt, "Wer SPD wählt, kommt direkt in die Hölle." Geh` weiter in deinem albernen und niveaulosen Sräd spielen. :D
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 21:37:33
      Beitrag Nr. 39 ()
      Sharez
      Endlich jemand hier im Thread, der kluge Fragen stellt !!!

      USA kann sich das hohe Handelsbilanzdefizit locker leisten,
      da dem US-Handeldefizit enorme ausländische Kapitalimporte in
      den USA gegenüberstehen !! Daher ist ja die US Währung trotz des
      hohen Handelsbilanzdefizites so stark. Da die US Wirtschaft
      so gut läuft , versucht ja auch die Industrie in aller Welt in den
      USA zu investieren . Ich denke nur an sie europäische Pharma-,
      Automomobilindustrie usw., die ihre Investionen in den
      USA immer mehr verstärken möchte.

      In Wahrheit ist Deutschland inzwischen zum kranken Mann Europas mutiert, da immer noch marode Industrien durch Staatssubventionen am Leben gehalten werden, wie z.B. die
      Holzmann AG, der Steinkohlebergbau, der seit Jahrzehnten
      mit Milliarden von Subventionen künstlich am Leben gehalten
      wurde und immer noch wird.
      In den USA funktioniert noch die Marktwirtschaft, indem
      auch Großunternehmen wie Enron vom Markt verschwinden, wenn sie versagen und
      nicht wie in Deutschland künstlich durch Subventionen weiter
      am Leben gehalten werden !!!
      Aber diese Zusammenhänge kapieren natürlich die linkslastigen
      Ideologen in diesem Thread nicht !!!!!!
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 21:56:40
      Beitrag Nr. 40 ()
      Dr. Kurt Richebächer, früher Chefökonom der Dresdner Bank, hielt die folgende Rede auf einem Seminar der EIR-Nachrichtenagentur am 5. November 2001 in Berlin. Wir haben den Text hier etwas gekürzt. Die ganze Rede wird in einem EIRNA-Bericht zusammen mit den anderen Beiträgen veröffentlicht werden.
      Wahn und Wirklichkeit
      Die tatsächliche Lage der amerikanischen Wirtschaft
      Meine sehr verehrten Damen und Herren,
      -- à propos Generationen. Ich bin groß geworden in einer Zeit, als die Volkswirte die Aufgabe hatten, nachzudenken. Sie müssen bedenken: Die alte Generation hatte wenig Statistik zur Verfügung, und schon das zwang zum Denken. Aber besonders unter amerikanischem Einfluß hat die Statistik so sehr um sich gegriffen, ist so überwältigend geworden, daß das Denken vollkommen aufgehört hat. Das intellektuelle Niveau in der ökonomischen Diskussion ist heute für mich das niedrigste seit 200 Jahren (vor etwas über 200 Jahren erschien Adam Smith mit seinem Wealth of Nations). Die Amerikaner haben schon in den 20er Jahren die Theorie aufgegeben. Es gibt nicht einen großen amerikanischen Nationalökonomen; es gibt jede Menge Nationalökonomen aus England, aus Schweden, aus Österreich -- aber nicht einen aus Amerika. Nun zur Sache.
      Nach herrschender Meinung hat die amerikanische Wirtschaft in den vergangenen Jahren eine große Renaissance erlebt, die Wunder der Produktivität und der Gewinne vollbracht hat. Ich habe die Sache immer im Auge behalten, und ich habe festgestellt, daß die Wunder im Grunde nur in der Statistik, aber überhaupt nicht in der Wirtschaft stattgefunden haben.
      Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Gewinnentwicklung der letzten Jahre ist die mieseste der gesamten Nachkriegszeit. Jetzt werden Sie fragen: "Wie ist denn das möglich?" Das kann ich Ihnen sehr einfach sagen: Es gibt in dieser Sache zwei Zahlenreihen -- "Reihe" ist schon übertrieben: es gibt eine Reihe, und das andere ist Stückwerk. Also: Das worauf jeder schaut, was Schlagzeilen macht, das sind die Berichte der Unternehmen. Und diese Berichte sind in einem Maße frisiert, daß sie keinerlei Beziehung zur Realität haben. Die Amerikaner sind heute an dem Punkte, wo die Unternehmen sogenannte Pro-forma-Gewinne mitteilen. Pro-forma-Gewinne sind errechnete Gewinne, bei denen jede beliebige Kostenart weggelassen wird, vor allen Dingen Zinskosten und Abschreibungen, die ausgegliedert werden nach dem Motto, diese Kosten spiegelten nicht die organische Entwicklung wider. Vodafone machte neulich Schlagzeilen: "Gewinnanstieg 40%." Das war aber nur der "EBITDA-Gewinn", das heißt Einnahmen ohne Zinsen, ohne Steuern, ohne Abschreibungen, ohne Amortisation.
      Außerdem müssen Sie eines bedenken: Warum führen die amerikanischen Unternehmen alle diese Akquisitionen und Mergers durch? Das Ziel besteht darin, Gewinne zu kaufen. Die wollen keine Synergien. Die wollen Gewinne kaufen, und diese werden dann dem eigenen Gewinn zugeschlagen. Das macht man zehn Mal im Jahr. Dann wird das extrapoliert, und Sie erhalten die wunderschönsten Gewinnkurven und bewundern die ungeheure Rentabilität der amerikanischen Wirtschaft. Mich stört, daß nicht ein Mensch aufsteht und sagt: "Das ist doch alles Quatsch."
      Denn es gibt eine andere Zahlenreihe. Und das ist die Zahlenreihe, an die ich mich als Volkswirt halte. Das ist die Zahlenreihe der amtlichen Statistik, der amtlichen Sozialprodukt- und Einkommensstatistik. Die kommt jeden Monat heraus und ist sehr ausführlich. Da können Sie, aufgeteilt nach 20 Branchen, in Details die Zahlen haben -- und dies sind die Zahlen, nach denen ich mich richte.
      Tatsache ist folgende: Die amerikanischen Gewinne sind scharf angestiegen von 1990, der Rezession, bis 1994. Mehr als 50% dieses Gewinnanstiegs von insgesamt 66% kam von Zinssenkungen. Der Rest kam von fallenden Abschreibungen, die ihren Grund darin hatten, daß die amerikanische Wirtschaft Ende der 80er Jahre aufgehört hatte zu investieren. Und das übersetzte sich jetzt in sinkende Abschreibungen, sinkende Zinsen und explodierende Gewinne. Aber der Gewinnanstieg hörte bereits im Jahre 1994 auf.
      In den nächsten fünf Jahren bis 2000 stiegen die Gewinne nur noch um 22%. Wie gesagt, das sind die amtlichen Gewinnzahlen. Und danach hatten die Amerikaner in den vergangenen fünf, sechs Jahren für eine "Hochkonjunktur" die mieseste Gewinnentwicklung aller Zeiten. In den Jahren 1998/99 gab es eine leichte Besserung. Aber seit dem 3. Quartal vergangenen Jahres erleben wir den steilsten Gewinnsturz aller Zeiten -- im übrigen auch bei den Gewinnen, welche die Unternehmen berichten. Denn diese Unternehmen haben in der Vergangenheit, aus ihren Akquisitionen, gewaltige Aktivposten in Form von "Goodwill" gebildet. Sie haben ja alle anderen Fabriken aufgekauft zu Überpreisen. Die mußten sie irgendwie in der Bilanz unterbringen, und das geschah, indem man sie auf die Aktivseite als einen immer größeren Posten "Goodwill" einsetzte. Und da nun die Gewinne einfach verschwinden, muß man den "Goodwill" abschreiben. Sie wissen, Nortel hat 49 Mrd. "Goodwill" abgeschrieben und andere Unternehmen 10 Mrd. Es sind unglaubliche Zahlen, sofern sie sich um die Wahrheit bemühen. Aber es gibt kaum jemanden, der sich um die Wahrheit bemüht.
      Was ist mit dem Produktivitätswunder? Produktivitätswunder und Gewinnwunder sind ja in unseren Vorstellungen eng miteinander verkoppelt. Das eine Wunder fand so wenig statt wie das andere. Mir fiel als erstes auf: Es waren ja immer die Zahlen über den gewaltigen Investitionsboom. In den letzten Jahren lag die Investitionsquote der Amerikaner bei 35% der Wachstumsrate. Auf der anderen Seite gab es Null Ersparnisbildung, zusammenbrechende Ersparnisbildung. Für mich ist es logisch ein Unding, daß man zugleich einen Investitionsboom und zusammenbrechende Ersparnisse haben kann. Das ist nicht möglich, denn ich kann nur investieren, wenn ein anderer spart und mir dadurch die Ressourcen freigibt für meine Investition. Das war also von vorneherein ein totaler Unfug. Aber niemand nahm Anstoß daran, denn, wie gesagt, theoretisches Denken ist völlig abhanden gekommen.
      Als nächstes fielen mir die Computerinvestitionen auf. Es wird dauernd gesagt, gewaltige Computerinvestitionen bringen Produktivität. Ja, das tun sie auch. Aber wie? Ich verglich nominale Ausgaben für Computer und reale Ausgaben in den beiden Sozialproduktrechnungen. In der nominalen Statistik haben die Investitionsausgaben der amerikanischen Unternehmen für Computer in der Zeit von 1997 bis 2000 34 Mrd. Dollar betragen. Das ist gar nichts für eine Volkswirtschaft von 10000 Milliarden Dollar BIP. Aber in der Realrechnung des Sozialprodukts stehen keine 34, sondern 214 Mrd. Dollar. D.h. in der Realrechnung wurden aus einem für Computer ausgegebenem Dollar fast sieben Dollar. Wie ist das möglich?
      Hedonischer Preisindex und andere Operationen
      Die Amerikaner haben in den 80er Jahren beschlossen, bei der Berechnung der Investitionsrate mehr und mehr Qualitätsverbesserungen zu berücksichtigen, und das nennen sie den hedonischen Preisindex. Beim Computer war das nun schon seit Jahren im Gang, aber ab 1995 begann eine förmliche Explosion in den Computerleistungen. Ich bin da ein totaler Laie, aber es geht wohl um Memory (Speicherkapazität) und um Geschwindigkeit und alle diese Dinge. Das explodierte. Und mit der Computerleistung explodierte die Berechnung der Investitions- und Produktionszahlen für Computer: Sie versiebenfachte sich. Aus 34 Mrd. wurden in der Statistik 214 Mrd. Diese 214 Mrd. machten 20% des realen Sozialproduktwachstums aus. Das war also schon ein dicker Posten.
      Der zweite Schlag kam dann vor zwei, drei Jahren. Da beschlossen die amerikanischen Statistiker, daß Software-Ausgaben eigentlich nicht als Kosten, sondern als Investitionsausgaben zu betrachten seien. Das gab noch einmal 70 Mrd. in die Sozialproduktrechnung hinein. Sie müssen bedenken: Kosten gehen nicht ins Sozialprodukt. Ins Sozialprodukt gehen nur Endausgaben. Aber als Investitionsausgaben gehen sie nun ins Sozialprodukt, und insgesamt ergab sich dann aus hedonischem Preisindex plus Kapitalisierung der Software -- auf dem Papier -- ein Investitionsboom von 25% des Wachstums oder 1% des Sozialprodukts.
      Dann gab es eine dritte Operation. Im Jahre 1995 empfahl die Boskin-Kommission Verbesserungen der Berechnung der Inflationsraten unter stärkerer Berücksichtigung etwaiger Qualitätsverbesserungen. Da ging es sehr kompliziert zu. Insbesondere die Mieten wurden plötzlich ganz niedrig. Auf diese Weise kamen weitere 0,8% Sozialprodukt zustande.
      Wenn Sie jetzt diese drei Dinge zusammenrechnen, dann kommen Sie zu dem Ergebnis, daß im Grunde der ganze Investitionsboom überhaupt nicht stattgefunden hat, außer in diesen statistischen Veränderungen.
      Ich persönlich habe vor allen Dingen auch den hedonischen Preisindex abgelehnt. -- Die Idee scheint ja plausibel zu sein: Mehr Leistung muß berücksichtigt werden. Allerdings sind diese hedonischen Dollars, die immerhin eine gute Portion des Wachstums ausmachten, Dollars, die kein Mensch ausgibt, kein Mensch einnimmt und keiner sieht. Es sind Dollars ohne jede Spur von wirtschaftlicher Wirkung. Und deswegen habe ich diese Behandlung immer als groben Unfug betrachtet. Aber es führte zu diesen phantastischen Zahlen, nicht nur beim Sozialprodukt, sondern auch bei der Produktivität. Denn jede statistische Berechnung, die das Sozialprodukt erhöht, geht mit gleicher Menge von Dollars in die Produktivität hinein. Und so hatten sie plötzlich nicht nur ein Wachstumswunder, sondern auch das berühmte Produktivitätswunder.
      Noch ein anderer Punkt: Die Amerikaner bauen keine Fabriken mehr. Der Investitionsboom fand nur auf dem beschriebenen Wege in Computern statt. Das hat nun aber zu einer gewaltigen Veränderung in der ganzen Investitionsstruktur geführt. Es wird immer weniger kurzfristig investiert, und langfristig überhaupt nicht mehr. Das erhöht zwar am Anfang das Sozialprodukt über Bruttoinvestitionen, aber dann kommen die Abschreibungen, und die schießen immer schneller in die Höhe, je länger dieser Prozeß dauert. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo die Abschreibungen in Amerika die Investitionen überholt haben. Amerika hat heute negative Nettoinvestitionen, und das gesamte Sozialprodukt, ohne Abschreibungen, ist längst im Minus. Das amerikanische Sozialprodukt ist in den letzten drei Jahren um 14% gestiegen, aber die Abschreibungen sind um 34% gestiegen. Das heißt, Amerika ist hauptsächlich damit beschäftigt, seine Abschreibungen zu verdienen. Das bringt in der Statistik auch noch Wachstum, obwohl es eigentlich nur darauf hinausläuft, alte Maschinen zu ersetzen.
      Produktivitätswunder hat nie stattgefunden
      Was nun die Gewinne betrifft, so muß man bedenken, daß natürlich der hedonische Preisindex keinen einzigen Dollar in die Kasse bringt. Da kommt kein Gewinn zustande. Die Kapitalisierung der Software dagegen ging voll und ganz in die Gewinne. Denn plötzlich werden Kosten weggenommen und als Investitionsausgaben aktiviert. Das hat die Gewinne erhöht. Bemerkenswert ist, daß die Gewinnentwicklung trotz dieser Verschönerung einfach katastrophal ist.
      Insofern stellt sich die Frage: Wieso verlaufen die Gewinne so schlecht? Eine einfache Antwort ist: Das Produktivitätswunder hat nie stattgefunden. Es hat eben nur in der Statistik stattgefunden, aber nicht in der Wirtschaft. Es gab statistischen Zuwachs, aber keinen echten Produktivitätszuwachs für die Unternehmen.
      Prosperität kommt nicht von Produktivitätswundern, sondern sie kommt vom Sparen und vom Investieren. Die industrielle Prosperität hatte ihren Grund darin, daß man riesige Fabriken bauen mußte, um diese Maschinen herzustellen. Bedenken Sie, was man investieren mußte, um die Elektrizität herzustellen. D.h. die Prosperität kommt vom Investieren, und nicht ohne weiteres von der Produktivität. Wenn ich zusätzlich Produktivität erhalte, dann ist das prima. Aber die Prosperität kommt von der Kapitalbildung, die stattfindet: vom Bau der Fabriken und dem Bau der Maschinen. Es ist die Tätigkeit, die Einkommen entstehen läßt. Die Prosperität kommt von der Einkommensbildung und nicht automatisch von der Produktivität. Die Kapitalausgaben sind somit der Kernpunkt bei all diesen Dingen. Und die sind eben in Amerika minimal, wenn sie diesen statistischen Hokuspokus wegnehmen.
      Der andere Punkt ist der, daß in meinen Augen diese berühmte Shareholder-Value-Kultur die schlimmste Mißkultur darstellt, die es je im wirtschaftlichen Denken gegeben hat. Akquisitionen und Mergers sind schließlich kein Ersatz für Kapitalbildung und Investitionen. Diese Unternehmen haben en masse diese Akquisitionen betrieben, um nicht zu investieren. Ich sage immer: "Restrukturing" und "Downsizing" und all diese schönen Worte sind bloß Synonyme für "Nichtinvestieren". Und aus diesem Grunde fehlt es in den USA an Kapitalbildung. In einem Lande, wo nicht gespart wird, kann es ja auch gar keine Kapitalbildung geben, höchstens auf dem Papier.
      Und daher bin ich der Meinung, daß diese Technik, die so gerühmt wird für ihre Produktivität, gar keine Profite generiert. Wenn Sie heute die Nasdaq-Unternehmen nehmen und all die Abschreibungen berücksichtigen, dann haben diese Unternehmen seit 1995 keinen Pfennig verdient. Sie sind alle in den roten Zahlen. Das waren Scheingewinne in der Vergangenheit, die sie großenteils aus dem Aktienmarkt geholt haben. Sie haben ihre Gewinne im Aktienmarkt gemacht, haben dann andere Unternehmen gekauft, und die Gewinne wurden aufeinandergetürmt. Das waren alles Papiergewinne, Scheingewinne, keine Gewinne aus Produktion und Produktivität. Es war alles Betrug.
      Und insofern sehe ich das Problem in der Technik. Die Amerikaner haben geglaubt, das muß doch eine wunderbare Technik sein, für die man so wenig tun muß. Da kann man 50% mehr produzieren, von heute auf morgen, und dann sind wir alle reiche Leute. Wir haben geglaubt, daß diese Technologie besonders gut sein muß, weil sie so wenig kostet. Aber das ist der Grund, warum sie auch keinen Gewinn bringt. Gewinne können nur über Ausgaben entstehen. Ich sage immer: Die Hauptgewinnquelle sind kapitalisierte Ausgaben. Und wenn ich keine kapitalisierten Ausgaben habe, kann ich keine Gewinne machen. Und diese Quelle fließt nicht bei dieser neuen Technik. Sie fließt auch nicht von dieser neuen Shareholder-Value-Kultur, die ja andere Transaktionen vorzieht.
      Ich lese immer wieder, was die amerikanische Notenbank alles unternimmt: neun Zinssenkungen, demnächst die zehnte Zinssenkung. Und dann sage ich: Aber liebe Leute, allmählich ist es doch Zeit, einmal darüber nachzudenken, warum diese Zinssenkungen überhaupt keine Wirkung haben -- abgesehen davon, daß sie im Moment den Aktienmarkt hochtreiben. Nebenbei gesagt, die Aktien werden immer teurer, da die Gewinne nämlich noch viel schneller als die Aktienkurse gefallen sind. Im Transportsektor zahlen sie das 800fache für die Gewinne, vielfach sind ja gar keine Gewinne mehr da, und bei Utilities (Versorgungsunternehmen für Wasser, Strom etc.) bezahlen sie das 60fache. Bei Dow-Jones-Firmen zahlen sie das 35fache, und das bezieht sich wohlgemerkt auf die frisierten Gewinne.
      Die Gewinne sagen mir, wohin die Wirtschaft geht, nicht der dämliche Index von der Michigan University über die Stimmung der Konsumenten. Nicht der Konsument, wie die Amerikaner glauben, sondern die Gewinne und die Investitionen der Unternehmen sind entscheidend. Der Konsum kommt dann von selber.
      Die andere erstaunliche Sache: Alle Rezessionen der Vergangenheit hatten ein und dieselbe Ursache. Steigende Inflationsraten zwangen die Notenbank, die Bremse zu ziehen, und es kam zu drastischen Kreditrestriktionen. Scharf rückläufige Kredite führten zum Abschwung. Das ist die Ursache einer jeden wirtschaftlichen Rezession der Nachkriegszeit in Amerika und in Europa gewesen. In Amerika hat aber überhaupt keine Verlangsamung der Kreditexpansion stattgefunden. In den Boom-Jahren lag die Kreditexpansion des privaten Sektors in Amerika, also der Unternehmen und der Konsumenten, bei über einer Billion Dollar pro Jahr. Bis 1997 waren die Kredite um etwa 700 Mrd. Dollar gewachsen. Seit 1998 wachsen sie pro Jahr um über 1000 Mrd. Dollar. Aber diese tausend Mrd. Dollar bringen gar nichts mehr. Das Komische ist: Sie haben ein scharf rückläufiges Wirtschaftswachstum, sie haben zusammenbrechende Gewinne, sie haben zusammenbrechende Investitionen, aber sie haben eine Geld- und Kreditexpansion, die alle Rekorde schlägt.
      Die breite Geldmenge wächst um 13,5% -- Kreditwachstum von 1000 Mrd. Dollar im privaten Sektor -- im finanziellen Sektor ist auch noch eine gewaltige Kreditausweitung im Gange. Wir haben die tollste Kreditausweitung aller Zeiten, und dennoch bricht die Wirtschaft einfach zusammen.
      Es wäre nun an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, wie es denn überhaupt zu dieser scharfen Konjunkturabschwächung kommen konnte, während die Kredite und die Geldmengen in unvermindertem Tempo weitergeflossen sind. Wie ist das möglich?
      Ich will Ihnen sagen, warum: durch den Zusammenbruch der Gewinne. Das ist die einzige plausible Erklärung. In Amerika fehlt kein bißchen Geldmenge, kein bißchen Kredit. Früher, also in den normalen Zeiten, kam auf einen Dollar Wachstum des Sozialprodukts 1,6 Dollar Kreditausweitung. Wir waren schon in den Jahren 1998/99 bei vier, fünf Dollar Kreditausweitung pro Dollar zusätzlichem Sozialprodukt. Heute sind wir bei Milliarden Dollar für nichts. Für mich lautet die ganze Frage daher nicht: "Wie können wir die Kredite ankurbeln?" Ja, wohin wollen sie denn noch mit den Krediten? Wir sind heute bei tausend Milliarden. Wollen sie morgen auf 1500 Milliarden gehen?
      Der Punkt ist: Die Kredite gehen nicht in die Wirtschaft. Und sie gehen nicht vom Unternehmen in die Wirtschaft, weil die Unternehmen nichts mehr verdienen. Deswegen sehe ich keine Besserung in dieser Beziehung. Der einzige, der bis jetzt noch immer mehr gepumpt hat und die Konjunktur noch einigermaßen hochgehalten hat, war der Konsument. Und die Amerikaner sind ganz stolz darauf, daß der Konsument sein Haus immer mehr bis zum Schornstein verschuldet. In Amerika ruft man seine Bank an und sagt: Der Wert meines Hauses ist wieder um 10% gestiegen, ich möchte meine Hypothek um 10% erhöhen. Drei Tage später haben Sie 30000 Dollar auf dem Konto. So einfach geht das. Abertausende von Amerikanern haben das in den letzten Wochen und Monaten gemacht. Und darauf sind die Amerikaner auch noch stolz.
      Wo ist die Prosperität, wenn sie darin besteht, daß die Konsumenten ihre Ausgaben nur steigern können, indem sie ihre Haus beleihen? Das ist doch Schwachsinn. Ökonomisch ist das unglaublich. Wenn Sie sich die Statistik ansehen, dann stellen Sie fest, daß der amerikanische Konsument seit 20 bis 30 Jahren eine rapide steigende Verschuldung auf sein Haus besitzt. Ich habe noch die Generation der Amerikaner gekannt, die stolz darauf waren, wenn die Hypothek abbezahlt war. Heute sind sie stolz darauf, wenn sie sie erhöhen können. Und das steigt und steigt und steigt.
      Für mich ist das nun beim besten Willen kein Zeichen von Wohlstand. Es ist das Gegenteil. Greenspan ist im Kongreß gefragt worden: "Sagen Sie mal, ist das nicht problematisch, steigende Häuserpreise, steigende Hypotheken?" Und da sagt Greenspan: "Och, solange die Häuserpreise weitersteigen, steigt ja auch die Equity, das Eigenkapital." Der fand gar nichts dabei. Man muß sich das vorstellen: Die Häuserpreise erlauben steigenden Konsumkredit, und das wiederum soll die Konjunktur retten.
      Heute morgen war von Lösungen die Rede. Ich gehöre zu denjenigen, die sagen: "Die Leute, die uns das eingebrockt haben, sind nicht in der Lage, uns da wieder herauszubringen." Und nebenbei gesagt: Es ist viel schwieriger, als wir glauben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Sehen Sie sich Japan an. Da wird immer gesagt, die Japaner weigerten sich, zu restrukturieren. Das Problem Japans besteht darin: Die haben sich in den Bubble-Jahren ihre Investitionsdynamik zerstört. Endgültig zerstört. Aber auf der anderen Seite: Die Konsumenten sparen. Bei Nullzins muß ich ja noch mehr sparen als vorher, um meinen Lebensabend zu sichern. Im Grunde krankt Japan daran, daß es seine Investitionsdynamik nicht mehr in den Griff bekommt. Aber es hat Konsumenten, die noch sparen. Und wir haben sie in gemilderter Form ebenfalls. Wir haben immer noch Sparer, aber immer weniger Investitionen.
      Die Amerikaner und die Angelsachsen im allgemeinen sind in dieser Beziehung der krasse Gegensatz. Die sparen überhaupt nicht, investieren auch nicht, aber sie haben Kreditsysteme, die bis zum Exzeß darauf eingerichtet sind, Konsumkredit zu finanzieren. Die amerikanischen Banken schicken jedes Jahr in Milliardensummen Kreditkarten aus. Jeder Amerikaner bekommt jedes Jahr mindestens 50 Kreditkarten. Und jede Kreditkarte hat eine Kreditlinie.
      Die Besonderheit Amerikas besteht also darin, daß es ein Kreditsystem hat, das voll und ganz auf Konsumkredit ausgerichtet ist. Und die Scheinprosperität der Amerikaner besteht darin, daß sie immer weniger sparen, immer weniger investieren, immer mehr konsumieren. Die alten Ökonomen nannten diesen Prozeß Kapitalkonsum. Und das führt zwangsläufig zum wirtschaftlichen Niedergang. Aber die Amerikaner haben soviel dämliche Europäer und Japaner und andere Asiaten, die ihnen das Geld immer jeden Tag von neuem schicken. Insofern geht das weiter. Wenn Sie genau hinsehen, stellen Sie fest: Der Anstieg des Lebensstandards in den USA hat seinen alleinigen Grund in den Auslandskrediten. Das ist die einzige Möglichkeit, den Lebensstandard zu erhöhen. Denn der Durchschnittslohn des Amerikaners geht seit 1973 beständig zurück, und der Reallohn des Amerikaners liegt heute mindestens 25% unter dem Standard von 1973.

      Quelle: Neue Solidarität Jg.28 Nr.46 21.11.2001
      http://www.solidaritaet.com
      Wenn Sie die Neue Solidarität 4 Wochen kostenlos zum Kennenlernen beziehen möchten, teilen Sie uns bitte Ihre Anschrift mit: nrw@bueso.de
      Avatar
      schrieb am 10.03.02 22:11:11
      Beitrag Nr. 41 ()
      Laura, du liegst wie immer 100% daneben. Auch lasse ich mich nicht von dir als linken Ideologen beschimpfen, weil eigentlich jeder hier begreifen sollte, dass es nicht um links/rechts geht. Bush päppelt mit Subventionen seine Wirtschaft ebenso hoch, wenn es ihm opportun erscheint, so wie es in Deutschland und der EU auch geschieht. Oder was hat er mit seiner Stahlindustrie gemacht? Er erhebt Importzölle auf Stahl, stützr damit seine kranke Stahlindustrie mit ein paar tausend Arbeitsplätzen, und schädigt damit u.a. massiv seine einheimische Automobilindustrie, die von billigem Stahl abhängig ist.

      Und jetzt verzieh` dich endlich. Du bist doch eh nur auf Randale aus und nicht auf eine Diskussion, wie du ja in den anderen Sräds immer unter Beweis stellst.
      Avatar
      schrieb am 11.03.02 00:21:15
      Beitrag Nr. 42 ()
      @alle,

      leute seht doch nicht auf die zahlen.
      die versuchen heute das wachstum für das nächste jahr zu bestimmen und wenn sie glück haben liegen sie nur um 50% daneben.

      also die ganzen statistiken sind mit verlaub für den arsch.
      jedes land grenzt anders ab, jedes ermittelt die zashlen anders und und und.
      deswegen glaube nur der statistik die du selber fälschst.

      also sehen wir auf die strukturen:
      und da liegt die usa meilenweit vor allen anderen.
      vielleicht ein paar kleine staaten ausgenommen, die aber keine wirtschaftmacht darstellen.

      weiterhin habne die usa für ihre eliten die besten ausbildungssysteme.
      d.h. die personalrecouren sind hervorragend.
      die stimmung im land ist hervorragend. siehe 11. sept.01
      die anlagentechnik ist hervorragend wenn man von der stahlindustrie mal absieht.
      die rüstung ist wohl die beste der welt.

      die kohle ist da und fließt weiter dorthin.

      also wie will man ie usa fertig machen?????

      und die usa sind sich dessen bewußt und lassen sich auch nicht verunsichern. (zu recht)

      leute träumt weiter.

      so long1
      Avatar
      schrieb am 11.03.02 00:35:06
      Beitrag Nr. 43 ()
      Also jetzt mal friedlich day_sleeper:

      Ich finde den Beitrag grundsätzlich interessant und diskussionswürdig. Deshalb auch meine Einwände. Daß Du alles 1:1 glaubst, nehme ich hiermit zurück. Die Überschrift ist natürlich etwas reißerisch, aber diese Methode nutze ich schließlich auch gerne, wie Du weißt ;).
      Natürlich stimmen die Fakten in meinem Thread zur SPD im Gegensatz zu Maliks Thesen mit der Realität überein - sogar ohne - trotz Verlockung - auf die Kölner Aktualitäten einzugehen.

      Nun zur Sache:
      Wissen kann ich natürlich auch nicht, ob die blendenden heutigen und gestrigen Daten in den USA nicht auf Kosten der Zukunft gehen. Und Du wirst zu jeder Frage Wissenschaftler finden, die bis hin zu völlig konträren Standpunkten vertreten.

      Nur scheinen mir gerade bei diesem Thema Dauer und objektiv erfassbare ökonomische Sachlage eine sehr klare Sprache zu sprechen. Einem Zeitraum von mindestens 10 Jahren gebe ich mehr Gewicht als den Meinungen zweier oder einiger weiterer Ökonomen. Insbesondere weil die Zukunft sehr stark von nur sehr langsam änderbaren Strukturen abhängt. Und da siehts in D zumindest schlecht aus:
      - Demographie
      - öffentliche Haushalte
      - Sozialsysteme
      - Bürokratie/Änderungswille
      - Arbeitsmarktorganisation (wohl noch am schnellsten lösbar).

      Einige dieser Strukturschwächen haben die Amis nicht und müssen deren Beseitigung daher auch nicht aus dem Wirtschaftskreislauf finanzieren.

      Zudem haben sie m.E. mehr strukturelle Stärken bzw. Reserven: Besonders erwähnen möchte ich nochmals die Militärausgaben. Das ist nicht zu unterschätzen, bedenkt man, daß auch in D der Verteidigungshaushalt früher bei ca. einem Viertel des Gesamthaushalts lag und wir quasi ohne andere Stärken aufzubauen, diese Reserve auf den heute oft kritisierten Minimalbetrag abgebaut haben.


      Zudem kann man ja hier gerne Statistik nach dem Motto: "Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast" als irrelevant brandmarken. Die Masse der professionellen Wirtschaftssubjekte aber als so gutgläubig und naiv hinzustellen, wie es von manchen Postern geschieht, halte ich aber doch für vermessen. Es gibt noch anderswo Schlaumeier als nur auf w:o, das ist zumindest erwägbar.


      Und zum Thema Automobilindustrie:
      Genau das ist ja die Stärke der Amis !! Während wir ständig noch wettbewerbsfähiger produzieren müssen (und dafür Stress, Gesundheit und die Sozialsysteme aufs Spiel setzen) kaufen die Amis unsere Fahrzeuge eben nach der Art: Wenn die Deutschen sich so anstrengen, dann nehmen wir ihnen doch einfach diese dafür relativ preiswerten Autos ab. In diesem "Teufelskreis des Wettbewerbs/Globalisierung" liegen die Amis vorn. Bei annähernd Vollbeschäftigung können sie anders optimieren. Sie sind es, die eigentlich viel breiter handelstheoretische Vorteile nutzen: So wie wir Arbeitskräfte aus Osteuropa nutzen, nutzen sie die Europäer.
      Und wir freuen uns als alte Exportvergötterer.

      Bleibt die Frage, wie finanzieren die Amis das langfristig ? Tja, die Frage stelle ich mir auch. Die plausibelste Antwort für mich liegt darin, daß internationales Wirtschaften weder bilateral noch statisch ist. Und jetzt kommt auch der Wachstumsbereich (Dynamik)IT/Dienstleistungen ins Spiel. Da sind die Amis führend und haben sogar die Japaner stark abgehängt. Offenbar reicht dieses extrem umsatzstrake Quasi-US-Monopol (Microsoft, Oracle, Sun, IBM, EDS, AOL, HP, Compaq, Dell, Intel, AMD plus Beratungsunternehmen etc.) aus, um trotz Importüberschüsse das Vertrauen in die Zukunft (und damit in $ sowie Kapitalimporte) zu rechtfertigen.

      Vergleicht in D SAP mit dem Rest der Wirtschaft. Man fragt sich dann, warum es in D nur SAP gibt, während die beiden anderen Wirtschaftsgrößen USA und Japan massenhaft kapitale Firmen im Wachstumssegment besitzen ? Hier die Antwort: In weiten Teilen unserer bundesrepublikanischen Meinungsführerschaft wurden noch Ende der 80er Jahre Computer als arbeitsplatzvernichtende Monster angesehen. Der Gentechnologie erging es nicht besser. So müssen wir halt weiter Metallwaren exportieren und einige unwesentliche Fakten umdeuten bzw. unsere Augen davor verschließen.

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 11.03.02 00:38:05
      Beitrag Nr. 44 ()
      Na Long,
      da hatten zwei ... einen gedanken zur gleichen zeit.

      Gruß
      Sharez
      Avatar
      schrieb am 11.03.02 13:20:31
      Beitrag Nr. 45 ()
      @Long1

      also die ganzen statistiken sind mit verlaub für den arsch.

      Nicht nur die, sondern die USA wohl auch (siehe Schulden, Defizit in der Handelsbilanz, etc.). ;)

      die personalrecouren sind hervorragend

      Und die Kapazitätsauslastung gering.

      die stimmung im land ist hervorragend.

      Ach ja? Wenn dem so wäre, dann müsste man wohl kaum über eines der ärmsten Länder der Welt herfallen.

      die anlagentechnik ist hervorragend

      Kann sein, aber "andere Mütter haben auch schöne Töchter". Trotzdem gilt: Import>Export.

      die rüstung ist wohl die beste der welt

      Was natürlich sehr wichtig ist, um sich die eigene Arroganz gegenüber dem Ausland erlauben zu können (siehe auch Stahlprotektionismus).

      die kohle ist da und fließt weiter dorthin.

      In erster Linie fliessen aber USD ins Ausland (Import>Export). Wenn dann das Ausland so dumm ist und die USD wieder in die USA schickt, um sie in Anleihen und Aktien zu investieren, dann kann man nichts machen. Problematisch wird die Sache aber schon dann, wenn die Gewinne wieder abgezogen werden.
      Avatar
      schrieb am 11.03.02 18:43:27
      Beitrag Nr. 46 ()
      Ja Day-sleeper, wenn jemand wie ich positive Fakten
      zur USA bringt, dann ist dies für Dich alles Unsinn,
      da für Dich das Motto gilt: was nicht sein kann , was nicht
      sein darf !!!
      Hast Du vielleicht schon mal nachgedacht, warum die Amerikaner
      so konsumfreudig sind und im Vergleich zu uns so wenig
      sparen ??? Wahrscheinlich nicht !!! In den USA bekommt
      man jederzeit einen Job und man braucht sich im Vergleich zu uns nicht davor fürchten arbeitslos zu werden !!! In Deutschland ist der Arbeitsmarkt vor lauter Regelungen (Kündigungungsschutz und, und ...) total zugemauert. In Deutschland bekommt z.B. niemand der über 50 Jahre ist, mehr
      einen Job, da über 50 jährige praktisch unkündbar sind und
      daher von den Unternehmen nicht mehr eingestellt werden !!
      Nicht so in den USA !!! In Deutschland stinkt es gewaltig
      und nicht in den USA, da wir eine total unfähige rot/grüne
      Regierung haben, die total willfährig Gewerkschaftspolitik betreibt und daher reformunfähig ist!!!
      Avatar
      schrieb am 11.03.02 20:05:44
      Beitrag Nr. 47 ()
      Ich frage mich, wann ich mit welcher Äußerung die USA kritisiert habe? Bist du echt so dämlich, dass du nicht begreifst, dass es gar nicht um Kritik an den USA geht? Ich stelle keine einzige der dort erbrachten Wirtschaftsleistungen in Abrede. Aber es wird doch mal erlaubt sein, das System zu hinterfragen! Und da kommst du mit der ewigen Leier von Rot/Grün daher, die überhaupt nichts zur Sache tut.

      Auf den Schwachsinn vom "konsumfreudigen" Amerikaner, der keine Angst um seinen Job haben muss, geh` ich am Besten gar nicht erst ein. Das ist einfach lächerlich.
      Avatar
      schrieb am 11.03.02 20:42:06
      Beitrag Nr. 48 ()
      Das mit dem "konsumfreudig" ist gar nicht so falsch. Ich empfehle, einmal mit normalverdienendem amerikanischem Besuch bei uns einkaufen zu gehen. Das ist etwa so wie wenn wir in der dritten Welt billig einkaufen (leicht übertrieben aber tendenziell stimmt es).

      Natürlich kann man das wieder sehr positiv für uns interpretieren, nämlich im Sinne niedrigen Preisniveaus oder exportfördernd schwachen Euros.

      Dennoch stand Deutschland noch besser da, als auch wir für unsere Mark vor Jahren deutlich mehr bekamen. Der Wechselkurs ist trotz aller Einflüsse in den meisten Fällen immer noch ein Indikator für Stärke. Frag die Argentinier und andere.

      Und es heißt, daß die Amis auch in der Währung noch erhebliches Potential/Reserven haben. Sollte dort die Arbeitslosigkeit entgegen dem jüngsten trend doch stärker zunehmen, dann sinkt eben der US$ etwas. Da "Schwäche" im Weltwirtschaftsvergleich mehr eine relative als absolute Aussage darstellt, wird dann evtl. auch Malik sich umschauen, wenn unsere Schwächen bei fallendem $ weiter zunehmen.

      Sollen wir den Amis erklären, daß es für sie sinnvoll wäre, unsere Strukturen zu übernehmen. Sollen sie sich totlachen?

      Sharez
      Avatar
      schrieb am 12.03.02 06:52:31
      Beitrag Nr. 49 ()
      @day_sleeper
      Ja , was findest Du jetzt eigentlich am Wirtschaftssystem
      der USA jetzt so schlecht und welches Wirtschaftssystem
      findest Du gut, was sich auch in der Realität bewährt
      hat.
      In den USA gibt es in allen Bereichen noch Marktwirtschaft;
      was bei uns in vielen Bereichen nicht mehr der Fall ist
      (wie z.B. Arbeitsmarkt, Landwirtschaft usw.), was natürlich
      zu Fehlentwicklungen führen muß, was wir alle jetzt
      in Deutschland beklagen !!!
      Das es in den USA auch sehr reiche Leute gibt und auch sehr
      arme Leute gibt, aber andererseits es auch ein sehr wohlhabender Mittelstand in den USA gibt, ist logischerweise
      die Konsequenz des Wirtschaftssystems Marktwirtschaft.
      Im Sozialismus sind alle Bürger mit Ausnahme der Parteifunktionäre gleich arm; den besten Anschaungsunterricht hat uns ja insofern die frühere DDR geliefert !!!
      Avatar
      schrieb am 13.03.02 03:39:23
      Beitrag Nr. 50 ()
      @zoolander
      danke für das reinstellen dieses artikells
      Avatar
      schrieb am 15.04.02 10:56:56
      Beitrag Nr. 51 ()
      Zur Kenntnisnahme für die Interessierten ;):)



      http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…

      Deutsche Statistik soll sich bei der Inflationsberechnung den in USA und Frankreich üblichen Methoden annähern


      Mehr Wachstum durch bessere Preismessung


      Weniger Inflation und höheres Wachstum – diese Aussicht gefällt Politikern. Bundesfinanzminister Eichel hat jetzt offenbar einen Weg dorthin gefunden: ein neues Preismessverfahren. Es soll bei PC beginnen. Während Ökonomen die Pläne begrüßen, wittern Landeswirtschaftsminister Belastungen und die CSU Schönfärberei.


      HANDELSBLATT, 15.4.2002
      ari/jab/pbs/uhl DÜSSELDORF/BERLIN. Die Qualitätssprünge bei Computern durch leistungsstärkere Prozessoren, größere Arbeitsspeicher und Festplatten sind enorm – gleichzeitig werden die Geräte immer billiger. Wie hoch der Preisrückgang unter Ausschaltung der Qualitätsfortschritte tatsächlich ist, soll ab diesem Sommer auch in der deutschen Inflationsstatistik mittels einer neuen Preismessmethode deutlich werden. Dies ist ein Bestandteil der Pläne von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD zur Verbesserung der deutschen Konjunkturstatistik.

      Mit dem so genannten hedonischen Verfahren werden technische Güter, die einem raschen Wandel unterliegen, in bestimmte Qualitätsmerkmale zerlegt. Deren Einfluss auf den Preis werden mittels Regressionsrechnungen analysiert.

      Nach einem Schreiben von Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes, das dem Handelsblatt vorliegt, dauert es aber rund zwölf Monate bis zur Einführung eines hedonischen Teilindexes. Der Arbeitsaufwand sei enorm. Den Anfang macht das Amt mit PC – Ergebnisse dürften zur Jahresmitte vorliegen. Bis 2004 soll die neue Methode für Pkw, EDV und Haushaltsgeräte eingeführt werden. Das Statistikamt fordert dafür aber mehr Stellen und Mittel für die externe Beschaffung zusätzlicher Daten – ein Problem angesichts der leeren Kassen des Bundes.

      Das inländische Wachstum könnte im Zuge der neuen Preismessmethode nach von Bankvolkswirten geteilten Schätzungen des Bundesfinanzministeriums um 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte höher liegen. Allerdings muss das Verfahren dann auch bei den Erzeuger-, Import- und Exportpreisen angewandt werden. Das Wachstumsplus im Inland könnte jedoch zum Teil durch außenwirtschaftliche Effekte wieder aufgezehrt werden. Da Deutschland bei Technologieprodukten wie EDV Nettoimporteur ist, werden die realen Werte für solche Importgüter durch die neue Inflationsberechnung ebenfalls höher. Folge: Der deutsche Außenbeitrag – die wachstumsrelevante Differenz zwischen Ex- und Import – wird geringer, erläutert ein Regierungsstatistiker.

      Eichel will das neue Verfahren, das USA und Frankreich in Teilbereichen bereits einsetzen, möglichst rasch in Zusammenarbeit mit Bundesbank und Statistischem Bundesamt übernehmen. „Das war überfällig“, sagt Rolf Schneider, Leiter der Konjunkturanalyse der Dresdner Bank. Bisher werde das deutsche Wachstum im internationalen Vergleich tendenziell zu niedrig ausgewiesen. „Wir haben hier das konservativste Inflationberechnungsverfahren“, moniert auch Ulrich Beckmann, Leiter des Research-Büros Frankfurt der Deutschen Bank.

      Hans-Artur Bauckhage (FDP), Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz, ist von Eichels Vorstoß dagegen wenig begeistert: „Die Vergleichbarkeit innerhalb Europas geht verloren. Und es entsteht eine bürokratische Mehrbelastung für die Unternehmen, bei denen die Daten erhoben werden.“ Der CSU-Haushaltspolitiker Bartholomäus Kalb spricht sogar von „Statistik-Manipulation“: „Das wäre bekanntlich nicht das erste Mal, dass Rot-Grün mit Tricksereien die eigene Bilanz verbessern will.“

      „Mit Schönfärberei hat das überhaupt nichts zu tun“, sagte dagegen eine Sprecherin des Finanzministeriums. „Wir müssen das auch aus europäischen Gründen machen“. Einer Änderung des Preisstatistikgesetzes bedarf es nicht, bestätigte Wolfgang Buchwald, Abteilungsleiter Preise beim Statistischen Bundesamt. Das Gesetz schreibt keine bestimmte Methode vor.

      Bei der Europäischen Zentralbank wird der Vorstoß offen aufgenommen: „Wir begrüßen eine weitere Harmonisierung auf europäischer Ebene“, so eine Sprecherin. „Es wäre gut, wenn bei den Preisbereinigungsverfahren zur Berechnung des realen Wachstums insbesondere die in den USA gebräuchlichen Methoden berücksichtigt werden“.

      HANDELSBLATT, Montag, 15. April 2002, 06:01 Uhr

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 15.04.02 10:58:26
      Beitrag Nr. 52 ()
      :laugh:

      Frei nach der Devise: Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast! :D Endlich haben es auch die Deutschen begriffen. :D
      Avatar
      schrieb am 15.04.02 11:08:46
      Beitrag Nr. 53 ()
      Die Problematik ansich haben wir ja schon erörtert...

      Das Argument mit der Vergleichbarkiet ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber wenn man zu der Überzeugung gelangt ist, daß diese Art der Preisberechnung unrealistische Auswüchse hat, verbietet sich so etwas natürlich!

      By the way... Day_Sleeper, du einer Meinung mit der CSU? :eek::laugh:

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 15.04.02 11:23:25
      Beitrag Nr. 54 ()
      Aber Ingmar, du weisst doch, dass ich kein Brett vor dem Kopf habe, im Gegensatz zu manch anderen hier. :rolleyes:

      Dieses hedonistic price indexing und anderen Statistik-Sauereien, dass die Amerikaner sehr exzessiv betreiben ist schon eine zutiefst merkwürdige Sache. Aber klar ist auch, dass irgendwann mal Herr Waigel auf diese Idee gekommen wäre, von daher ist die CSU-Kritik natürlich Blödsinn.
      Avatar
      schrieb am 15.04.02 11:34:08
      Beitrag Nr. 55 ()
      Das ist eine infame bolschewistische Unterstellung und Propagandalüge :laugh::laugh::laugh::laugh:

      :kiss:

      MfG
      Ingmar (KCD)


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