Wie geht es weiter mit Biotech? - 500 Beiträge pro Seite

[epicuraul]

Was ist los mit Biotech? So könnte man schon fragen, wenn man die endlosen Heilsversprechen von vor über 2 Jahren in Erinnerung hat.
Der Index läuft seitdem seitwärts. Immerhin, angesichts der Verluste an anderen Hihg-Tech Märkten. (war eigentlich hauptsächlich Amgen zu verdanken)
Stellen sich 2 Fragen:

1. Warum sind die Kurse nicht gestiegen, so wie es versprochen wurde?
2. Wie geht es jetzt weiter mit Biotech?
Nun, bei beiden Antworten kann man nur spekulieren.

zu 1.) Ich glaube, es ist müßig, mit dem schlechten Marktumfeld zu argumentieren, denn Gold ist ja auch gestiegen und Amgen zumindest nicht deutlich gefallen.
Der Hauptgrund liegt, so denke ich, bei der FDA. Während die Prüfungszeiten von 93 bis 99 kontinuierlich bis auf 12 Monate gesunken sind, stehen wir momentan wieder bei fast 2 Jahren. Das zehrt, denn die Gewinne lassen auf sich warten.
Ein weiterer Grund könnten die niedrigen Zinsen sein, die die Biotechs auf ihre hohen Barreserven bekommen. Man denke an MLNM, die noch 1,5Mrd in Cash haben.
Und der letzte Grund dürfte psychologischer NAtur sein. Zu viel Euphorie war im Markt, zu viel Geld bezahlt. Das muss erstmal ausgeglichen werden.

zu 2.) Wenn die Gründe, warum Biotech nicht steigt, stimmen, dann könnte man daraus ableiten, was passieren muss, damit es wieder los geht.
Bekommt die FDA nach 16 Monaten endlich wieder einen Commissioner, könnten die Eilverfahren wieder zunehmen.
Zudem ist die Prüfungszeit von 24 Monaten nur wirksam für Zeit, in der sie von 12 auf 24 steigt. Danach dürfte wieder alles seinen Gang gehen, eben nur mit ein Jahr Verzögerung.
Sollten die Zinsen wieder steigen, werden die Biotechs in jedem Fall davon profitieren, da sie mehr sparen als ausgeben.
Und zum psychologischen: Bringen die ersten großen Player, wie MLNM wieder ein paar Medikamente an den MArkt, dann wird sich das Bild wesentlich aufhellen und das GEld könnte wieder in den Sektor fließen.

Alles in Allem werden wir noch ein paar Monate warten müssen, bis Biotech wieder profitabel wird. Ich wette auf Ende dieses Jahres, da Anfang 2003 viele Medikamtente auf den MArkt drängen und zuvor genau aus diesem Grund einige Übernahmeschlachten gekämpft werden.

Hab ich was übersehen?
-nach langer Zeit- euer epicuraul

[epicuraul]

Wenn es bald wieder losgehen könnte mit den Biotechaktien, dann sollten wir schon jetzt ein Auge auf gute Kandidaten werfen.

Nun, bevor man sich aufmacht und irgendwelche Nebenwerte aus der Ecke rauskramt, sollte man sich die großen Player anschauen. Denn wenn Geld in den Sektor zurück fließt, dann zuerst in diese Firmen.

Nun was sind da die Kandidaten?
Von den ganz großen (wie Amgen) sollten wir zunächst auch Abstand nehmen, da sie schon den Charakter von Phamakonzernen haben, und die kämpfen ja zur Zeit mit einigen Problemen.
Bleibt also der Bereich, wo die MK zwischen 1 und 10Mrd $ liegt. Hier werden die Fonds zuerst zuschlagen, wenn es wieder los geht.

Ein erster heißer Kandidat ist Vertex.
MK: 2,3Mrd $
Umsatz 01: ca. 170Mio $
Verlust 01: ca. 65 Mio $
Cash: ca. 740Mio $
Infos unter: http://biz.yahoo.com/p/v/vrtx.html

Den 2- Jahreschart kann man unten sehen.



Arg gebeutelt fiel die Aktie von fast 100$ bis auf 16$. Mittlerweile hat sie sich wieder verdoppeln können.
Ganz nebenbei ist nun auch ein sehr guter Doppelboden zu erkennen. Dieser dürfte auch halten. Interessanterweise konnte die Bodenbildung in den letzten Tagen endgültig abgeschlossen werden. Auch wurde der über 1-jährige Abwärtstrend eindeutig durchbrochen.
Vertex war ein Star des Jahres 2000 und vielleicht ist es schon wieder ein Star, ohne dass wir es groß merken.
Fundamental hat Vertex nach wie vor ein erstklassiges Forschungsteam und eine pralle Pipeline.
Wer nach dem Ausbruch nicht selbst überlegt einzusteigen, sollte den Wert aber auf jeden Fall im Auge behalten.

epicuraul

[perry2]

@ epicuraul,
dem Doppelboden von Vertex messe ich nicht allzu viel Bedeutung bei. Da die Kursentwicklung vieler Bios ähnlich verläuft, haben zahlreiche Werte zwei markante Tiefs aufzuweisen.
Aussagekräftiger ist da wohl schon die relative Stärke, mit der sich die Aktie seit Wochen allen Unkenrufen zum Trotz behauptet. Neben der sehenswerten Technologie ist es wohl vor allem das Vertrauen ins Management, das in Enron-Zeiten die Institutionellen bei Vertex zugreifen lässt.
Insgesamt war wohl das Hauptübel der gesamten Branche, dass nahezu jeder Anleger in Biotechnologie eine Lizenz zum Geld drucken gesehen hat. Solch hohe Erwartungen werden selten erfüllt. Frug man einen "Börsenkenner" zum Jahreswechsel 2000/ 01, welche Branche die beste Performance erwarten lässt, wurde in 8 von 10 Fällen Biotech genannt. Wer sollte da noch einsteigen - es waren ja schon alle drin. Die Vertrauenskrise der letzten 18 Monate ließ bei Kleinanlegern jeder Branche gegenüber Skepsis aufkommen und damit für Fonds die Mittelzuflüsse versiegen. Die Folgen sind bekannt. Es braucht seine Zeit, bis man Medikamentenentwickler wieder als Geheimtipp handelt, weil die Erwartungen sich in Grenzen halten. Dann ist auch kein Anleger mehr so enttäuscht, nur weil sich die Markteinführung eines Medikaments wegen zusätzlicher Tests um 12 Monate verschiebt.
Tipp in der Euro a. S. übrigens "neurocrine bioscience". Chart ähnlich dem von Vertex.
Grüße von Perry.

[epicuraul]

perry, ich gebe dir in dem punkt recht, was die marktpsychologie angeht. charttechnisch stimme ich mit dir nicht überein.

zum 1.: klar, die skepsis muss wieder her, sonst laufen die aktien nicht mehr. momentan sieht es damit ganz gut aus. biotech hinkt bei der aufwärtsbewegung der märkte chronisch hinterher. ein zeichen für skepsis.
auch werden schlechte nachrichten hart bestraft, zahlen über den erwartungen hingegen kaum bemerkt. und solche zahlen gibt es nun immer mehr.
die stimmung ist zur zeit nicht sehr gut, das stimmt positiv.

zum 2. die hohe relative stärke und der ausgeprägte doppelboden haben etwas miteinander zu tun. andere biotechgrößen (mlnm, abgx)haben ihre abwärtstrends noch nicht so eindeutig verlassen können.
deine behauptung, dass der doppelboden bedeutungslos sei, nur weil er sich bei anderen biotech auch zeige, ist schlicht falsch. erstens zeigt er sich bei den großen biotechs nicht. und zweitens wäre so ein massives auftreten von doppelböden ein zeichen, das bedeutsamer nicht sein könnte.

und zum schluss eine bemerkung zu tipps aus tollen börsenzeitungen: schall und rauch. die haben auch keine ahnung, was da vor sich geht. das sind kleine redakteure, die vielleicht wissen, wie "aktie" geschrieben wird und schreiben fleißig (ohne nachdenken) von irgendwelchen bankanalysten ab. Nun, bei bankanalysten findet man alle denkbaren meinungen.
ob neurocrine gut ist oder nicht, hängt bestimmt nicht von EaS ab.

so weit so gut.
epicuraul