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    Info-Thread zu Weltverschwörungswahn, Sekten, Psychogruppen etc. - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.07.02 10:34:54 von
    neuester Beitrag 26.10.02 18:08:41 von
    Beiträge: 50
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      schrieb am 28.07.02 10:34:54
      Beitrag Nr. 1 ()
      Nachdem in letzter Zeit immer wieder illustre Gestalten mit absonderlichen Theorien hier im Board versuchen auf Dummenfang zu gehen, eröffne ich diesen Thread für alle jene, die zu faul sind, sich zu diesen Themen selber zu informieren. :D


      Von Diskussionen, Small-Talk etc. in diesem Thread
      bitte i…
      :mad:

      WELTVERSCHWÖRUNGS-WAHN

      #1 Einleitung
      #2 Enttäuschte Esoteriker suchen Sündenböcke
      #3 Alte und neue Sündenböcke: Juden, Freimaurer und Ausserirdische
      #4 Jan van Helsing: Science-fiction mit politischem Anspruch
      #5 «Verschwörungstheorien» passen immer und überall
      #6 Wirkungen und Funktionen des Konspirationismus
      #7 Renaissance des Verschwörungsdenkens
      #8 Strategien gegen den Weltverschwörungsglauben
      Literatur
      #9 Zusammenfassung / Literatur / Quellen

      Einleitung

      Die sogenannten «Weltverschwörungstheorien» erleben zur Zeit eine Renaissance. In ihnen mischen sich esoterische und politische Ideen, die der Feindbestimmung dienen. Sie transportieren oft rassistische, antisemitische und negationistische Inhalte und erinnern stark an (vor-)nationalsozialistische und totalitäre Ideologien. Ohne Aufklärung über die Hintergründe, Wirkungsweisen und möglichen Folgen dieser wahnhaften Geschichtsbilder setzen sich solche Mythen leicht in den Köpfen der Menschen fest.

      Weltverschwörungstheorien sind meist von einer stark irrationalen und mythischen Denkweise geprägt. Politische Verhältnisse und deren Regelung werden nicht aus sozio-ökonomischen Fakten abgeleitet, sondern aus mythischen, angeblich göttlichen oder biologistisch-rassistischen Lebenszusammenhängen, die als überzeitliche Prinzipien für den Lauf der Welt bestimmend seien. Grundbausteine dieses Denkens sind völkisch-nationale, pseudoreligiöse und rassistisch-chauvinistische Kategorien. Ein stereotypes Freund-Feind-Denken liegt dieser esoterischen Geschichtsinterpretation kategorisch zugrunde. Man könnte hier von einer «politischen Esoterik» sprechen, die, wenn deren Vertreter an die Macht kommen, zur esoterischen Politik mutiert.

      Von der Französischen Revolution bis zur russischen Oktoberrevolution 1917 waren es vor allem Klerikale, Monarchietreue, rechtskonservative und völkische Gruppen, die behaupteten, dass Juden, Freimaurer und Bolschewiken an einem geheimen Plan zur Übernahme der Weltherrschaft arbeiten würden. Deren «Bibel», die Protokolle der Weisen von Zion, gelten bis heute als das meistgelesene Buch nach der Bibel. Sowohl für die stalinistische Terrorherrschaft in der Sowjetunion als auch für die deutschen Nationalsozialisten war der Verschwörungsmythos essentiell zur Erringung und Erhaltung der Macht. Nach 1945 tauchten die Protokolle vor allem in arabischen Staaten auf und avancierten zur ideologischen Kampfschrift gegen den neuen Staat Israel. Der rassistische Antisemitismus wandelte sich zum politischen Antizionismus, der sich heute auch in vielen europäischen und amerikanischen «Verschwörungstheorien» wiederfindet - von esoterischen Okkultautoren bis hin zu gewaltbereiten Milizionären in den USA.
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      schrieb am 28.07.02 10:36:02
      Beitrag Nr. 2 ()

      Enttäuschte Esoteriker suchen Sündenböcke

      Besonders seit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben «Verschwörungstheorien» in Europa und in den USA heute wieder Hochkonjunktur und bilden einen eigenen Bereich der Esoterik. Als sich das Feindbild des Kommunismus auflöste, tauchten alte Sündenböcke wieder aus der Mottenkiste der Geschichte auf.

      Während Neuheidentum, neogermanischer Runenkult, Okkultismus und magische Praktiken auf kleinere Kreise beschränkt bleiben, ist der sogenannte «Konspirationismus», der Glaube an eine überzeitliche Macht, die die Geschicke der Welt lenkt, von grosser politischer Relevanz, weil nicht zu hinterfragende Behauptungen mit politischen Forderungen verknüpft werden. In der Schweiz, in Österreich und in Deutschland haben esoterische Buchhandlungen längst eigene Abteilungen für Anhänger von Verschwörungstheorien eingerichtet. Auf Esoterik-Messen findet man die einschlägigen Bücher oft gleich neben neuheidnischer Runenmagie und okkulten Werken. In den jüngsten «Verschwörungstheorien» kommt manchmal die Enttäuschung zum Ausdruck, dass das versprochene «Goldene Zeitalter», das «New Age», nicht eingetreten ist. Daran muss doch jemand schuld sein! Während manche Verschwörungsautoren in Juden, Freimaurern und anderen mehr oder weniger geheimen Gesellschaften die Sündenböcke sehen, orten sie andere in okkulten Mächten oder ausserirdischen Wesen. Kritik an der Machtkonzentration multinationaler Konzerne wird mit religiöser Science-Fiction, altbekannten Rassentheorien und ewiggestrigen Geschichtsklitterungen verknüpft. Besonderen Auftrieb bekommt dieses Denken durch die Weltuntergangsprophezeiungen zur Jahrtausendwende. Endzeitsekten propagieren die Ankunft des Antichristen samt seinen Verbündeten und rufen zum kollektiven Selbstmord auf.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 10:37:22
      Beitrag Nr. 3 ()

      Alte und neue Sündenböcke: Juden, Freimaurer und Ausserirdische

      Der Verschwörungwahn weitet sich manchmal zu wahrhaft kosmischen Ausmassen aus und geht weit über die verquere Geschichtsklitterung rechtsextremer Negationisten hinaus. In der rechtsextremen Verschwörungsliteratur wird der Nationalsozialismus als fehlgeschlagener Versuch gedeutet, die «jüdisch-freimaurerisch-bolschewistische Weltverschwörung» zu bezwingen. Die Leugnung, Verharmlosung oder Relativierung des industriellen Massenmordes an den europäischen Juden wird in einen phantastischen Kontext eingebettet, der die absurden Argumente NS-naher Autoren glaubhaft machen will. So wird die Geschichte des 20. Jahrhunderts einfach umgeschrieben und die gesamte Evolution gleich mit. In dieser Diktion sollen vor 50`000 Jahren Ausserirdische durch genetische Manipulation die Menschen geschaffen haben, die ihnen beim Bergbau als Sklaven helfen sollten. Die Verschwörungstheoretiker behaupten, dass seither ganze Legionen von Aliens auf unserem Planeten gelandet seien. Auch heute noch sollen sie zu Millionen unter uns leben und Politik, Wirtschaft und Technik kontrollieren. Seit Ende des letzten Weltkrieges mehrten sich die Behauptungen unheimlicher Begegnungen der dritten Art. Während die einen behaupten, von den Aliens entführt und sexuell missbraucht worden zu sein, schwärmen die anderen von einer riesigen Verschwörung der US-Regierung, die angeblich abgestürzte UFOs samt deren Insassen in unterirdischen Basen versteckt hält. CIA, Vatikan, Club of Rome, die Bilderberger, Illuminati, Templer und die Freimaurer, hinter denen wiederum die Juden stecken sollen, würden nun die Technik der Aliens zur Manipulation und Kontrolle der Menschheit nutzen. Mikrowellenstrahlung, Strichcode-Botschaften, «künstliche» Krankheiten wie AIDS dienen ihnen als Mittel zur Errichtung einer NWO, einer neuen Weltordnung. Die geheimnisvollen «schwarzen Männer» mit ihren «schwarzen Hubschraubern» leben in parallelen Welten, die wir nicht wahrnehmen können. Sie seien die Sturmtruppen des ZOG, des «Zionist Occupied Government». Sie verständigen sich durch geheime Nachrichten, die in bestimmten Symbolen wie auf dem Dollarschein, in den Logos internationaler Organisationen und durch subliminale Blitzbefehle in Werbespots enthalten sind. UFO-Entführte und Weltraum-Fans gründen Alien-Sekten, denen tausende Anhänger folgen - in der Hoffnung, eines Tages im Raumschiff oder per Energieübertragung in eine bessere Welt gebeamt zu werden. Massenselbstmorde wie bei den Sonnentemplern sind die Folge. Während die guten, weissen Aliens der Menschheit Glück und Liebe bringen und uns vor der Naturzerstörung und der atomaren Gefahr warnen wollen, arbeiten angeblich die kleinen grauen Männchen - die «Greys» - mit den mächtigen Verschwörern zusammen.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 10:38:23
      Beitrag Nr. 4 ()

      Jan van Helsing: Science-Fiction mit politischem Anspruch

      Einer der bekanntesten Autoren dieses Genres ist der erst 32jährige Jan van Helsing, der mit richtigem Namen Jan Udo Holey heisst. Der Deutsche verkaufte allein von seinem ersten Buch Geheimgesellschaften, das 1993 erschien, über 100.000 Exemplare und sicherte sich einen Ehrenplatz in den okkulten Bestseller-Charts. Seine Bücher wurden auch in englischer und französischer Sprache aufgelegt. Van Helsing schreibt die teuflische Weltverschwörung den «khasarischen» Juden «türkisch-hunnischer Abstammung» und ihren geheimen Verbündeten (Trilaterale Kommission, Council on Foreign Relations, Bilderberger usw.) zu. Er hofft auf die «reichsdeutsche UFO-Flotte», die von den Nazis bei Kriegsende in die Antarktis und nach Südamerika gebracht worden sein soll. In der hohlen Welt unter den Polen und im unterirdischen Himalaya-Reich Agarthi planen jetzt die blonden und blauäugigen Arier-Aliens zusammen mit den «Reichsdeutschen» den Endschlag gegen die bösen Verschwörer, die mit den «grauen» Aliens verbündet sind. Ihr Ziel ist das neue Lichtreich auf Erden, im «Land des Mitternachtsberges» - in Deutschland. Helsing behauptet auch, dass das Judentum 1933 Deutschland den Krieg erklärt hat und die Polen 56.000 Deutsche ermordet hätten, weshalb Hitler 1939 in Polen einmarschierte. Ein Jude sei am Holocaust mit schuld, weil er das Gas für die Konzentrationslager produzierte, das damals der heutige Papst Johannes Paul II. an die Nazis geliefert haben soll. Helsing behauptet dabei, dass die heutigen Juden zumeist gar keine sind, sondern Khasaren aus Zentralasien. So macht er die Juden zu Nichtjuden und versucht, sich so vor dem Vorwurf des Antisemitismus zu schützen.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 10:39:14
      Beitrag Nr. 5 ()

      Verschwörungstheorien passen immer und überall

      Bei den Weltverschwörungstheorien geht es nicht um tatsächliche Komplotte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, mit deren Hilfe Veränderungen herbeigeführt oder Machtverhältnisse verschoben wurden. Das Verschwörungsdenken ist absolut und lässt keine Kritik zu, denn jeder Widerspruch zu den Behauptungen wird systemimmanent als Teil der Verschwörung interpretiert. Man muss zwischen denen unterscheiden, die Weltverschwörungstheorien aus politischem Kalkül (Sündenbockstrategie) in die Welt setzen und jenen, die deren Schriften Glauben schenken. Es sind keineswegs nur pathologische Spinner oder fanatische Paranoiker, die an diese Wahnideen glauben. Oft findet man unter den Anhängern von solchen «Theorien» besonders kritische Menschen, die sich Gedanken über Geschichte und politische Zusammenhänge machen. Verschwörungstheoretiker schreiben gerne voneinander ab und benutzen Quellen, die auch 200 Jahre alt sind. Wer einige dieser Bücher liest, kann tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass eine Weltverschwörung existiert, weil so viele Autoren immer wieder die - im entsprechenen historischem Kontext und Zeitgeist gekleidete - gleiche Behauptungen aufstellten. «Verschwörungstheorien» sind so wandelbar, dass sie auf die behaupteten jüdischen Zusammenhänge hinter der Französische Revolution genauso passen wie auf angebliche ausserirdische Ursachen des Golfkriegs 1991.

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      Avatar
      schrieb am 28.07.02 10:40:04
      Beitrag Nr. 6 ()

      Wirkungen und Funktionen des Konspirationismus

      Weltverschwörungsmythen sind komplexe psychologisch-politisch-soziale Denkstrukturen, die auf dem Freund-Feind-Schema basieren, sie dienen als politisch-ideologisches Instrument für gesellschaftliche Gruppierungen, die die Macht behalten oder erringen wollen. Anfangs wird eine Weltverschwörung behauptet, die von bestimmten Feinden organisiert wird. Diese höchst unterschiedlichen Feinde werden mit Hilfe der «Verschwörungstheorie» zu einer einheitlichen Feindgruppe vereint, gegen die dann mit einer Gegenverschwörung vorgegangen werden soll. Das Ziel ist die absolute Macht der Gegenverschwörer und die Vernichtung der Verschwörung und ihrer Träger. Der deutsche Politologe Armin Pfahl-Traughber (1993) hat Ansätze zu einer Theorie über die Wirkung der Weltverschwörungsmythen entwickelt. Er zeigt auf, dass diese Mythen meist in Krisen- oder Umbruchszeiten entstehen, wenn alte Konfliktlinien sich auflösen, entwickeln sich neue. Verschwörungstheoretiker denken in einer Welt aus schwarz-weissen Feinbildern, Freunde und Feinde sollen klar unterscheidbar sein. Die Weltgeschichte wird zum manichäischen Kampf zwischen Gutem und Bösem. Durch gezielte Desinformation werden die Menschen manipuliert und für die Notwendigkeit einer starken Hand gegen die übermächtigen Verschwörer überzeugt. Immer wieder beschwören die modernen Paranoiker die Demokratie, die sie aber gleichzeitig als Produkt der Verschwörung verdammen. Sie beanspruchen Werte und Ziele der Freiheit und der Demokratie und wollen deren Gegenteil. Politik vermischt sich hier mit Religion zu einem sinnstiftenden Amalgam der Welterklärung.

      Verschwörungstheoretiker können mit einem Koch verglichen werden, der Kraut und Rüben vermischt, um daraus ein Käsefondue zu machen. Manche arbeiten dabei mit Tricks, andere überzeugen durch ihre wissenschaftliche Form. Doch allen ist eines gemeinsam - die Unlogik ihrer Argumente. Feindbilder, die gar keine sind oder die sich sogar gegenseitig widersprechen, werden als einheitlicher Block dargestellt. Historische Fakten werden verschwiegen oder umgedreht. Einerseits wird eine perfekte Verschwörung behauptet, andererseits sei sie angeblich mit simplen Mitteln von den vorgeblichen «Aufklärern» zu durchschauen. Magische Kräfte und ausserirdische Wesen müssen herhalten, wenn Unvereinbares vereint werden soll. Millionen Verschwörer - so wird unterstellt - ziehen an einem gemeinsamen Strang. Doch jeder weiss, wie schwer es ist, selbst in einer Familie zu einer gemeinsamen Meinung zu kommen.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 10:40:46
      Beitrag Nr. 7 ()

      Renaissance des Verschwörungsdenkens

      Der Einfluss vor allem rechtsextremer Verschwörungstheorien auf die esoterisch-okkultistisch interessierte Leserschaft wird immer grösser und dringt in viele Bereiche des ehemaligen New Age ein. So wird die Esoterik zum bedeutendsten Einfallstor für rechtsextreme Ideologien für weite Kreise der Bevölkerung. Verschwörungsmythen werden weithin bekannt, was weder Skinheads, Neonazis, Negationisten und neuheidnische Runenkundler mit ihren Anschauungen erreichen. Heute ist der Mythos von der «jüdischen Weltverschwörung» im deutschen Sprachraum seit dem Ende des Kalten Krieges so präsent wie noch nie seit 1945. Manche Parallelen zu den Entwicklungen der Zwischenkriegszeit, als eine alte Ordnung zusammenbrach und eine neue sich noch nicht etabliert hatte, sind deutlich. Der Pluralismus unserer heutigen gesellschaftlichen Realität und die politischen Entscheidungsprozesse sind unüberschaubar geworden - für die meisten Bürger nicht mehr einsehbar. Viele fühlen sich verloren in einer Welt, die sie nicht mehr verstehen können, ja die die meisten nicht einmal mehr ansatzweise durchschauen.

      Herablassende Belehrungen gegenüber den «dümmlichen Irrationalisten», wie sie gelegentlich von verstaubten Lehrstühlen herab oder von dogmatischen Intellektuellen geübt werden, sind wirkungslos, ja kontraproduktiv. Die Verführungskraft der Weltverschwörungsmythen muss verstanden, ja auch gefühlsmässig erfasst werden. Erst dann kann eine Aufklärungsarbeit beginnen, die die Menschen anspricht und sie die Abstrusität, aber auch die politischen Absichten dahinter erkennen lässt.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 10:42:22
      Beitrag Nr. 8 ()

      Strategien gegen den Weltverschwörungsglauben

      «Verschwörungstheorien» sind eine Herausforderung für Demokratie, Vernunft, Menschlichkeit und Toleranz. Ihre Abstrusität bewahrt viele Menschen nicht davor, an sie zu glauben; im Gegenteil gerade weil sie so absurd sind, werden sie geglaubt. Sie bestechen durch ihre scheinbare Logik, und genau darin liegt ihr Widersinn. Daher ist es notwendig, zuallererst die innere Unlogik dieser Mythen zu enthüllen. Das kann zwar mit entsprechendem historischen Vorwissen für die meisten dieser modernen Mythen en bloc geschehen, nicht jedoch für den Einzelnen, der von einer Weltverschwörung überzeugt ist. Er glaubt ja, dass gerade seine «Verschwörungstheorie» die richtige ist und dass sie gar keine ist, sondern eben Realität.

      Polizei und Justiz

      Selbstverständlich muss es ein Strafrecht geben, um die schlimmsten Auswüchse der Verschwörungsesoterik, der Verführung von Menschen und gefährlichen politischen Strömungen zu bekämpfen. Es braucht wirkungsvolle Verbote von Tatbeständen wie Volksverhetzung, Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Propaganda und Negationismus, wie er vor allem bei den Weltverschwörungstheorien zu finden ist. Diese Bedrohungen der Demokratie müssen streng überwacht und verfolgt werden. Die Demokratie muss sich gegen Bedrohungen der Freiheit und der pluralistischen Gesellschaft zur Wehr setzen.

      Doch eignen sich diese Mittel zumeist nur bei den wirklichen Verführern, selten bei den Verführten. Anhänger von «Verschwörungstheorien» sind sich oft gar nicht bewusst, dass die Ideen, die sie vertreten, dieselben sind, wie sie auch von Neonazis propagiert werden. Sie sehen ihr «kosmisches» Feindbild im Zusammenhang von Weltzeitaltern, von göttlichen oder satanischen Kräften, die sich eben in bestimmten Organisationen und Personen verkörpern. Für sie sind die «Illuminati» real existent, die Verschwörung eine wirkliche, die schuld ist an den ökologischen Katastrophen, sozialen Missständen und anderen Übeln dieser Welt. Sie sind desorientiert, verunsichert und auf der Suche nach Sinn und Identität. Ihnen muss mit Verständnis und Aufklärung begegnet werden.

      Aufklärung und Beratung

      «Verschwörungstheorien» sind ein Ausdruck des religiösen Pluralismus unserer Zeit. Das Monopol der christlichen Kirchen auf Gott ist längst gefallen. Viele klagen über einen Mangel an sinnstiftenden Ritualen der Kirchen und wenden sich dem spirituellen Supermarkt zu. Angesichts der Geschichte und des gegenwärtigen konservativen und repressiven Zustands der katholischen Kirche ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Menschen abwenden. Von einer glaubwürdigen und ernstzunehmenden Kirche, die die Aufgabe der Aufklärung und Beratung übernehmen könnte, sind wir derzeit noch weit entfernt. Hinzu kommt, dass sich Anhänger der Verschwörungsesoterik ja ganz bewusst von den christlichen Kirchen abwenden, gerade weil sie darin - neben anderen - ein Feindbild sehen, das es zu bekämpfen gilt.

      Es braucht Beraterinnen und Berater, die von der Esoterikszene ernst genommen werden, die nicht nur verteufeln, sondern Gefühle und Wünsche derjenigen verstehen, denen sie eine demokratische und solidarische Alternative bieten wollen. Derzeit lässt sich das notwendige Wissen über Sekten, Kulte, esoterische Praktiken und Lehren nur entweder selbst erlernen oder auf einschlägigen Pro-Esoterik-Kongressen direkt erfahren. Nützlich ist sicher, Ashrams, Erleuchtungsseminare und Runenkultzeremonien zu besuchen, um zu wissen, wovon man spricht. Kurse oder Lehrgänge, in denen sich esoterisches Wissen und okkulte Lehren - mit entsprechendem kritischem und didaktischem Hintergrund erlernen lassen, gibt es leider noch kaum. Nur kirchliche Sektenberater, spezialisierte Journalisten und interessierte Wissenschaftler verfügen heutzutage über das Wissen, das notwendig ist, um Gefährdete seriös zu beraten. Denkbar sind etwa Sekten- und Esoterik-Beratungsstellen, die mit entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern besetzt sein müssten. (Vgl. in diesem Zusammenhang die Rubrik «Forum» in dieser TANGRAM-Nummer.)

      Schule und (politische) Bildung

      Ein weiteres Mittel der frühzeitigen bzw. prophylaktischen Aufklärung besteht in der Bildung, sowohl in Schulen und Universitäten als auch in der Erwachsenenbildung. Lehrpersonen werden immer mehr gezwungen sein, sich mit der neuen Multireligiosität auseinanderzusetzen. Nicht nur weil die Schüler von ihren Eltern schon früh einschlägig beeinflusst werden, sondern auch weil sich immer mehr junge Leute aus eigenem Antrieb für Esoterik interessieren und fasziniert sind von der abenteuerlichen Welt der bunten Sinnsuche. Daher kommt der Bildungsarbeit besonders in den staatlichen und privaten Schulen grosse Bedeutung zu. Statt das Bildungssystem auszuhöhlen, braucht es eine es eine neue Bildungsoffensive, die vor allem den so unbeliebten Bereich der politischen Bildung neu aufarbeitet. In den vergangenen Jahren wurde das Gewicht zu sehr auf gute Infrastrukturen und Lerntechniken, zu wenig auf menschliche Werte gesetzt. Wir brauchen wieder vermehrt Raum für sinngebenden Unterricht in dem (wie der UNESCO-Bericht zur Bildung für das 21. Jahrhundert fordert) gelernt wird zusammen zu leben, Verständnis füreinander zu entwickeln und die gegenseitige globale Abhängigkeit zu erfassen und in welchen grundlegende Werte wie Pluralismus, Menschenwürde der Respekt für den Friede vermittelt werden.

      Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialpolitik

      Eine weitere Gegenstrategie ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Verminderung der Kluft zwischen Armen und Reichen, die gerade drastisch nicht nur innerhalb der europäischen und nordamerikanischen Industrienationen, sondern auch zwischen diesen und der sogenannten Dritten und Vierten Welt wächst. Eine sinnvolle Wirtschafts- und Sozialpolitik ist die unerlässliche Voraussetzung für jede demokratische Gesellschaft, die nicht durch krasse Verteilungsunterschiede innerlich gespalten sein darf. Wenn es wieder Parteien, Bewegungen oder gesellschaftliche Instanzen gibt, die glaubwürdig für die Rechte der ärmeren und teilweise ausgebeuteten gesellschaftlichen Schichten eintreten, werden sich die Hoffnungen dieser Menschen nicht an esoterischen Ideen festmachen, die als politischer Bumerang unsere Demokratie zu zerstören suchen.

      Die moderne «Heimatlosigkeit» erstreckt sich nicht nur auf Religion und Sinnsuche, sie ist oft auch ganz konkret auf die erzwungene Mobilität bezogen, mit der viele Menschen nicht zurecht kommen. Eine nachhaltige regionale Entwicklung kann den Menschen wieder Hoffnung auf Zukunft und Lebensqualität vermitteln. Wer eine Chance hat, in seiner Gemeinde und in seiner Zukunft sinnvoll mitzugestalten, fühlt sich weniger von anonymen Kräften bedroht oder bedrängt. Wo Wohlbefinden und Zufriedenheit zumindest ansatzweise möglich sind, verringert sich die ideologische Notwendigkeit, aus Angst und Unzufriedenheit entstandene Weltverschwörungsmythen nachzubeten.

      Das «innere Umfeld»

      Zum Wohlbefinden zählt für viele Menschen auch spirituelle Geborgenheit. Doch ist es oft überfordernd, auf der Suche nach neuen Antworten den Überblick zu wahren und das Angebot beurteilen zu können. Die Kriterien, die Erich Fromm zu autoritärer bzw. humanitärer Religiosität entworfen hat, können auch in diesem Zusammenhang als Orientierungshilfe dienen: Kennzeichen der autoritären Religion ist, dass sich der Mensch dem göttlichen Willen unterwirft, den ein Führer, Guru oder esoterischen Lehrer vermittelt. Der zunehmend kritiklose Gehorsam macht für Manipulationen aller Art anfällig. Ein wesentliches Merkmal ist dabei auch die Betonung der Hierarchie, die sich gesellschaftspolitisch im Prinzip niederer und höherer «Rassen» oder spiritueller Entwicklungsstufen auswirkt.

      Im Gegensatz dazu wäre eine humanitäre Religion dadurch gekennzeichnet, dass der Mensch selbständig an seiner spirituellen Entfaltung arbeitet und dabei auch sein kritisches Denken integriert, wodurch seine eigenständige Urteilskraft gefestigt und kultiviert wird. Diese Einstellung fördert ein solidarisches, egalitäres, mitweltbewusstes Handeln fördern. Innerhalb und ausserhalb der etablierten, staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften ist die Pflege einer solchen Religiosität dringend notwendig.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 10:46:39
      Beitrag Nr. 9 ()

      Zusammenfassung

      Weltverschwörungstheorien sind Weltanschauungen, die Politik, Okkult-Esoterik und science-fiction-artige Fantasien verbinden. Sie werden seit der Aufklärung als politisches Kampfinstrument gegen Demokratie, Freiheit und Frieden eingesetzt. Im 19. Jahrhundert versuchten sich die Monarchien und die katholische Kirche gegen neue soziale und politische Bewegungen mit Weltverschwörungstheorien an der Macht zu halten. Juden, Freimaurer und sozialistische Gruppen wurden zu einem gemeinsamen Feindbild hochstilisiert. Später übernahmen völkische, rassistische und rechtsextreme Kreise dieses Konzept und gelangten damit an die Macht. Die «Protokolle der Weisen von Zion» sind die Bibel der Verschwörungstheoretiker. Auch die Sowjetunion und arabische Staaten verwendeten diese Sündenbockstrategie, die sich vor allem gegen Juden bzw. gegen den neuen Staat Israel richtete.

      Heute - besonders seit dem Fall des Eisernen Vorhangs - wird die Weltverschwörungsparanoia vor allem von rechtsextremen und neonazistischen Organisationen aus Europa und den USA mittels Büchern, Broschüren und auch im Internet weltweit verbreitet. Die Inhalte sind oft rassistisch und negationistisch. Innerhalb des Rechtsextremismus stellen die Weltverschwörungstheorien neben der Skinhead-Bewegung, dem Neonazismus, dem esoterisch-okkulten Neuheidentum und der «Neuen Rechten» ein bedeutendes Mittel dar, antidemokratische Ideen und rassistische Inhalte auf scheinbar neue Weise zu verbreiten.

      Als Massnahmen gegen diese Entwicklungen muss die Aufklärung und Beratung sowie die politische Bildung an den Schulen verstärkt werden, aber auch Polizei und Justiz müssen über geeignete Mittel und Wissen verfügen, um diese Bedrohungen der Demokratie zu bekämpfen.

      Literatur

      (Die Liste umfasst verwendete Werke und einige ausgewählte weiterführende Bücher zum Thema)

      Awadalla, El, 1997. Heimliches Wissen. Unheimliche Macht. Sekten, Kulte, Esoterik und der rechte Rand. Wien: Folio.

      Bellmund, Klaus / Kaarel Siniveer, 1997. Kulte, Führer, Lichtgestalten. Esoterik als Mittel rechtsradikaler Propaganda. München: Knaur.

      Bieberstein, Johannes Rogalla von, 1976. Die These von der Verschwörung 1776-1945. Frankfurt a.M.: Peter Lang.

      Cohn, Norman, 1969. Die Protokolle der Weisen von Zion. Der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung. Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch.

      Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, 1997. Das Netz des Hasses. Rassistische, rechtsextreme und neonazistische Propaganda im Internet. Wien: DÖW/Deuticke.

      Freund, René, 1995. Braune Magie? Okkultismus, New Age und Nationalsozialismus. Wien: Picus.

      Gugenberger, Eduard / Schweidlenka, Roman, 1993. Die Fäden der Nornen. Zur Macht der Mythen in politischen Bewegungen. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik.

      Heller, Friedrich Paul / Anton Maegerle, 1995. Thule. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten. Stuttgart: Schmetterling.

      Holzer, Willibald I., 1994. «Rechtsextremismus - Konturen, Definitionsmerkmale und Erklärungsansätze.» In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus. Aktualisierte und erweiterte Auflage, Wien: Deuticke, S. 12-96.

      Kursbuch 1996/12. «Verschwörungstheorien».

      Lüthi, Urs, 1992. Der Mythos von der Weltverschwörung. Die Hetze der Schweizer Frontisten gegen Juden und Freimaurer - am Beispiel des Berner Prozesses um die «Protokolle der Weisen von Zion». Basel: Helbing & Lichtenhahn.

      Pfahl-Traughber, Armin, 1993. Der Antisemitisch-Antifreimaurerische Verschwörungsmythos in der Weimarer Republik und im NS-Staat. Wien: Braumüller.

      Pipes, Daniel, 1998. Verschwörung: Faszination und Macht des Geheimen. München: Gerling Akademie Verlag.

      Reinalter, Helmut, 1995. «Die Rolle von `Sündenböcken` in den Verschwörungstheorien.» In: Niewiadomski, Józef, Palaver, Wolfgang: Vom Fluch und Segen der Sündenböcke. Thaur: Kulturverlag.

      Reinalter, Helmut / Franko Petri / Rüdiger Kaufmann, 1998. Das Weltbild des Rechtsextremismus. Die Strukturen der Entsolidarisierung. Innsbruck, Wien: Studienverlag.

      Quelle

      Franko Petri

      Franko Petri arbeitet an der Universität Innsbruck für den interdisziplinären Senatsarbeitskreis Wissenschaft und Verantwortlichkeit. Er studierte Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Medienkunde in Österreich und Neuseeland. Als freier Autor und Journalist widmete er sich in zahlreichen Publikationen dem Thema Esoterik und Rechtsextremismus.

      Dieser Beitrag beruht auf dem kürzlich publizierten Werk Weltverschwörungstheorien. Die neue Gefahr von Rechts von Eduard Gugenberger, Franko Petri und Roman Schweidlenka, erschienen 1998 im Deuticke-Verlag Wien. Das Buch untersucht die historischen Wurzeln der Weltverschwörungstheorien und analysiert deren neueste Erscheinungsformen, wie sie vor allem im deutschen Sprachraum verbreitet sind, geht aber auch auf die ehemalige Sowjetunion, die USA und Verschwörungstheorien im Internet ein. Das letzte Kapitel widmet sich ausführlich den Strategien gegen den Weltverschwörungsglauben.

      TANGRAM Nr. 6, S. 57-62, dem Bulletin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR, Bern

      © März 1999. Sekretariat EKR, CH-3003 Bern, Tel. 031-324 13 31; Fax: 031-322 44 37; ekr-cfr@gs-edi.admin.ch

      http://www.infosekta.ch/is5/texte/petri1999_1.html
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:01:22
      Beitrag Nr. 10 ()

      Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem
      Terroranschlag auf das WTC vom 11. September 2001

      #10 Einleitung
      #11 Nostradamus
      #12 Die Zahl "23" und Die Zahl "911"
      #13 Der Teufel in der Explosionswolke
      #14 Flug Nummer Q33NY
      #15 4000 Juden
      #16 applaudierende Palästinenser
      #17 Hürbine
      #18 Das gefundene Touristen-Foto
      #19 Was stimmt ?

      Einleitung

      Die unfaßlichen Bilder des 11. September 2001 in New York und Washington haben jeden von uns erschüttert und jeder wird angesichts solcher Bilder nach Erklärungen suchen. Das ist begreiflich. Öffentliche, vor allem vorschnelle Erklärungen können allerdings auch die Angst und Unsicherheit steigern, vielleicht Panik hervorrufen: Wer in einem vollbesetzten Kino Feuer ruft, darf sich nicht wundern, daß er für die Folgen verantwortlich gemacht werden kann.

      Solche Panikmache kann man zur Zeit im Internet lesen: Dort werden unterschiedliche Weltverschwörungstheorien herumgereicht. Die Empfänger der Kettenbriefe prüfen offenbar weder den Wahrheitsgehalt noch fragen sie kritisch nach der Motivation des Kettenbriefschreibers und - was das Schlimmste ist - sie geben die Pamphlete gedankenlos weiter.

      Dabei sind Motive meist einfach zu erkennen: Extremisten aller Couleur versuchen im Windschatten der großen Verunsicherung ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Regierungen oder Behörden werden Lügen unterstellt oder bestimmte Bevölkerungsgruppen zu den Schuldigen erklärt.

      Solche Ketten-Mails sind in aller Regel leicht zu erkennen:

      - Die Informationen sind mangels Quellenangabe nicht überprüfbar.
      - Sofern eine Quelle angegeben ist, ist diese mit normalem Aufwand nicht überprüfbar.
      - Es wird aufgefordert, diese "wichtige" Nachricht an alle Kollegen und Bekannten weiterzuleiten.

      Methodisch unterscheiden sich die Verschwörungstheorien kaum, inhaltlich stehen gegenwärtig folgende Behauptungen im Vordergrund.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:05:20
      Beitrag Nr. 11 ()

      Nostradamus

      Michel de Nostredame (1503-66), genannt Nostradamus. Ein Wahrsager, der sich auch heute großer Beliebtheit erfreut. Besuchen Sie mal wieder Ihren Buchhändler, er wird Ihnen diesbezüglich weiterhelfen. Das Grundschema seiner Wahrsagungen ist einfach. Man formuliere sehr ungenau, irgendwann wird irgendwer beweisen, dass es stimmt ... In diesem Fall ist Nostradamus übrigens nur sekundär beteiligt.

      Der Text lautet:
      In the City of God there will be a great thunder, two brothers torn apart by chaos, while the fortress endures, the great leader will sucumb. The third big war will begin when the big city is burning. Nostradamus

      Sinngemäss übersetzt:
      In der (einer) Stadt von Gott gibt es ein großes Donnern, zwei Brüder (die zwei Türme vom WTC) reißen weg im Chaos weil die Festung (Pentagon) ausdauert, der große Anführer will ... Der dritte Weltkrieg beginnt, wenn die große Stadt brennt. [Schreibfehler und Übersetzungsfehler wörtlich übernommen]

      Der kanadische Schüler Neil Marschall schrieb diesen Text. Er wollte damit einzig und allein beweisen, dass jede allgemeine Vorhersage irgendwann irgendwo irgendwie eintrifft. Was ihm offensichtlich gelungen ist.

      Quelle: http://fury.com/article/925.php
      Quelle: http://www.snopes2.com/inboxer/hoaxes/predict.htm
      Quelle: http://www.ed.brocku.ca/~nmarshal/nostradamus.htm
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:06:00
      !
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      schrieb am 28.07.02 11:08:15
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      schrieb am 28.07.02 11:09:01
      Beitrag Nr. 14 ()

      Die Zahl "23"

      In Hackerkreisen gilt die Zahl "23" als besonders mystisch. Sie haben vielleicht nie davon gehört. Aber seit heute ist Schluss mit "unwissend": Die Zahl "23" ist es! Diese Zahl wird mit allen möglichen und unmöglichen Dingen in Verbindung gebracht; näheres finden Sie zum Beispiel in Wilson: Das Lexikon der Verschwörungstheorien. Und weil man mit Zahlen gut rechnen kann, gibt es jede Menge Mails, die sich auf die "23" beziehen.

      Zum Beispiel ist 11.09.2001:
      11 + 09 + 2 (00) + 1 = 23

      Allerdings könnten Sie auch rechnen, wie wir das in der Schule gelernt haben:
      1+1+9+2+0+0+1 = 14

      Der Trick dahinter ist einfach. Sie nehmen irgend eine Information, sagen wir, Ihr Geburtsdatum. Und nun streuen Sie Rechenzeichen und Rechenregeln, bis das Ganze "23" ergibt. Das geht beim besten Willen mit Ihren Geburtsdatum nicht? Ok, nehmen Sie noch die Geburtsstunde und die Minute hinzu. Passt immer noch nicht? Hat nicht Tante Kläre immer erzählt, dass der Geburt die vorzeitigen Wehen um xx:yy Uhr vorausgingen? Rechnen Sie nochmal! Klappt immer noch nicht? Haben Sie wirklich alle denkbaren Rechenregeln getestet?

      Update: Vermehrt tauchen nun auch Mails mit anderen Zahlenspielen auf: Zum Beispiel die Fünf (14 -> 1 + 4 = 5, die Zahl des Pentragramms) oder die Zahl Elf. Bei letzterer Zahl gibt es allerdings keinen besonderen Symbolgehalt.

      Die Zahl "911"

      Die Angriffe auf das WTC in New York und auf das Pentagon geschahen am 11. September 2001. Nun schreiben die Amerikaner das Datum in der Reihenfolge Monat/Tag/Jahr. Also 9/11/2001 oder 9/11/01.

      Wenn wir nun in dieser Schreibweise Tag und Monat zusammenschreiben, steht da nun "911". Dies ist die allgemeine Notrufnummer in Amerika (und nicht nur dort). Also das, was der deutsche Handy-Nutzer unter "112" kennt.

      Die Frage, die wir uns bei dieser Verschwörungstheorie stellen sollten: Was ändert es? Genauer: Ob das Datum Zufall oder bewusst gewählt war: Wo ist hier die Verschwörung? Wo ist das Geheimnis?
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:11:05
      Beitrag Nr. 15 ()

      Der Teufel in der Explosionswolke

      In dieser Mail wird zum Anschlag auf das WTC behauptet, dass in den Qualmwolken ein Teufelsgesicht zu sehen gewesen sei.

      Tatsächlich gibt es Fotos der Qualmwolken, die eine Art "Gesicht" erkennen lassen. Den Gegentest kennen Sie aus Kindertagen: Im Sommer legen Sie sich auf den Rücken, schauen in die Wolken. Wer als erster ein Gesicht sieht, hat gewonnen!

      Ich möchte Sie ganz direkt fragen: Legen Sie in diese Bilder nicht ein ganz persönliches Bild vom Teufel hinein? Und: Müssten Sie dieses persönliche Bild dann nicht ausführlicher erläutern, um überhaupt verstanden werden zu können? Mit dem kurzen Text einer Mail können Sie die Verwirrung nur vergrössern.

      Bilder:
      http://www.authorisedcollection.com/forum/files/28189-DevilW…
      http://9news.com/newsroom/13294.html
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:13:34
      Beitrag Nr. 16 ()

      Flug Nummer Q33NY

      Es gab vier Todesflüge. Die Flugnummern waren: AA 011, AA 077, UA 093, UA 175. AA steht für American Airlines, UA steht für United Airlines. Also kein Q3-Flug. Aber wen kümmert`s?

      Q33NY steht ja irgendwie für NY: New York. Und damit kann man was machen. Die Flugnummer eines der beiden Flugzeuge, die in das WTC gecrasht sind, war (so behauptet unser unbekannter Autor) `Q33NY`.

      Gib diese Flugnummer in Word ein, stelle eine große Schriftgröße ein (z.B. 48), markiere die Flugnummer und wechsle die Schriftart auf Wingdings. (Zitat) Die Schriftgröße hat natürlich keine Bedeutung; es soll nur jeder lesen können. Sparen Sie sich die Arbeit, sie sehen



      Wir sehen ein Flugzeug, zwei beschriebene Blätter, das Totenkopfsymbol, den (jüdischen) Davidstern.
      Die beschriebenen Blätter sind diesmal keiner Blätter; die Blätter denken Sie sich bitte als Hochhäuser: Das kann man vom Leser schon erwarten!

      Bei solchen Theorien müssen Sie vom Ende her denken: Erst bauen Sie die Symbole. Dann finden wir die Entsprechung in der Buchstabenkodierung (ASCII-Code). Und das ist Q33NY.

      Wen kümmert`s, dass die vier Flugzeuge andere Codes hatten?

      Quelle: http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=82671…
      Quelle: http://www.welt.de/daten/2001/09/21/0921ku283417.htx
      Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,158516,00.h…
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:15:23
      Beitrag Nr. 17 ()

      4000 Juden

      Diese Mail-Kette gibt es derzeit nur in englischer Sprache. Es ist wohl eine Frage der Zeit, bis die uns erreicht. 4000 Juden also, die im WTC arbeiten, nahmen sich angeblich am 11.09.2001 frei. Weil, wie der unbekannte Autor uns suggerieren möchte, die Juden vorab informiert waren. Und ganz nebenbei möchte er uns natürlich auch suggerieren: Nicht nur informiert, beteiligt! Diese Theorie ist so dümmlich, dass eigentlich nicht einmal der dümmste Bauernfänger mit dieser Geschichte bei uns auf Bauernfang gehen könnte. Warten wir ab.

      Quelle: http://groups.google.com/groups?selm=3bab886a.0%40news1.mweb…
      Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,158516,00.h…
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:18:52
      Beitrag Nr. 18 ()

      Applaudierende Palästinenser

      In dieser Mail wird folgender Text verbreitet: Traurige Wahrheit: CNN hat Palästinenser in den Nachrichten gezeigt, die nach dem Terrorakt in Amerika auf den Straßen gefeiert haben. Nun stellt sich aber heraus, dass das Filmmaterial aus dem Jahre 1991 ist. (Zitat) Klingt verschwörungstechnisch gut. Stimmt aber nicht:

      Der brasilianische Student Marcio A.V. Carvalho hörte diese Geschichte von seiner Professorin. Diese hätte entsprechende Videobänder.

      Dies veröffentlichte er in
      http://www.indymedia.org/front.php3?article_id=63454&group=w…
      Seine Professorin konnte die behaupteten Videobänder
      nicht vorlegen. Der Student entschuldigte sich öffentlich.

      Quelle: http://groups.google.com/groups?selm=Gc5q7.55%24RZ4.3667%40n…
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:22:24
      Beitrag Nr. 19 ()

      Hürbine

      Anonym veröffentlicht im Usenet seit geraumer Zeit ein deutschsprachiger Mensch seine Thesen unter Nutzung von Remailern als Hürbine von Pleuselspink. Selbige(r) Hürbine ist Computer-Profi. Es kennt sich brilliant im Usenet aus. Die Postings sind lesbar. Das war`s dann aber auch. Die Computerprofis spekulieren derweil über Hürbine. Wie weit sind die Texte Spinnerei?

      Jedenfalls hat Hürbine am 9. Septemer 2001 einen Text etwa um 15:00 MESZ in verschiedene Newsgroups (Usenet) gepostet, nachträglich wird dieser Text interessant:
      ---
      Streitkräne! Dorfbodenkrebs verschwiegener Gabeln! Freikot-Ereiferer wachsender Gaulhappen! Franziskanerpolster verschmiegener Seide!
      Hünger!
      Fraglich, wer deifrig Schnaken spurverwickelt. Fraglich, wohin windeseilend Postkoten boten. Fraglich weiterschwargent, wohin entgörnte Kirmesstrategen Markenschmalz vermutigten.
      Habt Ihr`s entfasst? StopelQ warf Liebreizsäuseln entwider freiwerkend Nutznetzgehör. Man fand off`ne Ohren jenseits der StopelbrüQQe: Friedlicht und Kriegeslund gaben dort Hände zweiernander. Nicht Friednis sollt Ihr entstreben, Hünger hürbinialer Weisheit; gleichsam sollt Ihr des Krieges Kämpelzuder blasen. Darinnen, inzwischen Sturmheisig Luchterzunder, Wahrheit entläd sich des Hüngers Ideal: Frieg.
      [Verkantigung]
      Das Hürchiv meisenkaiserlicher Verschriebnis hoptixiert! Das Hürchiv semikolonialem Kaffeeschrecks! Auswurf weismachender Buchpinne! [http://www.faberman.de/huerbine.php] (Zitat)
      ---
      Der Text wurde vor oder direkt während der Attacke auf das WTC abgesetzt. Der Text durchlief mehrere Anonymiser/Remailer, brauchte also weitere Zeit.

      Die eigentliche -offene- Frage ist: Hat der Mensch, der sich "Hürbine" nennt, etwas vorab gewusst? Oder hat dieser Mensch von Krieg, von Frieden geredet, so wie wir alle das in verschiedenen Situationen tun? Die Antwort kenne ich nicht; vielleicht lautet sie "Frieg". ;-)

      Ein Hürbine-Archiv hat ein netter Mensch unter
      http://www.faberman.de/huerbine.php angelegt.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:25:49
      Beitrag Nr. 20 ()

      Das gefundene Touristen-Foto

      Es gibt unterschiedliche Versionen dieser Mail mit ganz ähnlichem Inhalt:

      In den Trümmern des WTC sei ein Fotoapparat gefunden worden. An die Mail angehängt ist ein JPEG-Bild. Es zeigt einen jungen Touristen auf der Aussichtsplattform des WTC, quasi zufällig sieht man ein anfliegendes Flugzeug.

      Anscheinend ein erschuetterndes Dokument. Aber nur auf den ersten Blick. Tatsächlich ist es eine Fälschung. Die Besucherplattform öffnete immer um 9:30 Uhr. Der erste Anschlag galt dem Nordturm: 8:45 Uhr, der zweite dem Südturm: 9:03 Uhr. Die Besucherplattform befand sich auf dem Südturm. Selbst wenn man unterstellt, dass der zweite Anschlag zu sehen sei (und man glauben will, dass da jemand 17 Minuten nach dem ersten Anschlag ganz entspannt steht) dann ist die Situation falsch wiedergegeben: Das zweite Flugzeug flog in einer Kurve; das Flugzeug befand sich in erheblicher Schräglage. Im Bild ist eine Boing-757 sichtbar. Beide WTC-Maschinen waren allerdings vom Typ Boing-767.

      Quelle (mit Bild): http://www.urbanlegends.com/ulz/lastmoment.html
      Quelle (ohne Bild): http://bzarchiv.berlin1.de/archiv/010927_pdf/BZ010927_068_01…
      Quelle (mit Bild; PDF): http://bzarchiv.berlin1.de/archiv/010927_pdf/68.pdf
      Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,159734,00.h…
      Quelle: http://derstandard.at/standard.asp?channel=WEBSTANDARD&resso…
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:33:54
      !
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      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:36:03
      !
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      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:36:47
      Beitrag Nr. 23 ()

      Was stimmt?

      Internationaler Tag des Friedens

      Am 11. September 2001 sei der "Internationale Tag des Friedens" gewesen. Das ist korrekt. Dieser Tag wird jährlich festgelegt, ist also kein feststehender Kalendertag.

      UNO-Generalsekretär Kofi A. Annan hielt am 10. September eine Rede mit dem Titel "Ein Tag, an dem die Waffen ruhen und die Gewalthandlungen unterbleiben sollen, Erklärung zum Internationalen Tag des Friedens, 11. September 2001" (Zitat)

      Quelle: http://www.uno.de/presse/2001/unic380.htm

      US-Band und die explodierenden Tuerme des WTC

      Tatsächlich plante die HipHop-Band "The Coup" eine CD, deren Cover die explodierenden Türme des WTC zeigen sollte. Das Layout war weit vor dem 11. September gestaltet worden, denn der Entwurf konnte im Internet angesehen werden. Falsch ist aber die per Mail verbreitete Behauptung, die US-Band habe den Anschlag auf das WTC vorausgesagt.

      Die damalige Internetadresse war http://www.girlieaction.com/coup/coup-index.html
      Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,157006,00.html

      Was eigentlich ist Nimda?

      Nimda ist eine Kombination aus Computervirus und Internet-Wurm. Er greift Windowsrechner und auch Webserver (die Windows in einer der Windowsversionen nutzen) an. Er nutzt gleich mehrere bekannte Sicherheitslöcher: Übertragung per Mail, dabei auch Infektion, ohne dass der Nutzer aktiv werden muss Übertragung über Webbrowser bei Betrachten eines infizierten Webservers Übertragung über gemeinsame Laufwerke eines Windows-Netzwerkes.

      Quelle: http://www.cert.org/advisories/CA-2001-26.html
      Quelle: http://www.heise.de/newsticker/data/pab-18.09.01-000/
      Quelle: http://www.heise.de/newsticker/data/hos-19.09.01-000/

      Nimda 1: Der Name

      Rückwärts gelesen, bedeutet Nimda: Admin. Also der Administrator. Wahlweise sind daran die Russen, die Hacker, die Juden, die Chinesen Schuld. Was natürlich grober Unfug ist. Der Virus wurde von Virenexperten so getauft.

      Quelle: http://de.news.yahoo.com/010918/71/1z4u2.html

      Nimda 2: Die Zeit

      Nimda sei exakt eine Woche nach den Anschlägen auf das WTC in New York gestartet. Das ist korrekt. Die massenhaften Attacken begannen am 18. September 2001, irgendwann nach 15:00 Uhr. Hier bei Klug Suchen! gab es die erste Attacke exakt um 15:53:18 Uhr. Verschiedene deutsche Webmaster haben das zusammengetragen:

      Quelle: http://www.heise.de/newsticker/forum/go.shtml?read=1&msg=204…

      Nur: Was sagt das? Im Moment ist der (bzw. die) Programmierer noch nicht bekannt. Mithin kann nicht gefragt werden.

      Was können Sie tun?

      Wenn Sie eine Mail erhalten, die Ihnen erklärt, dass das Ganze eine Verschwörung (von wem auch immer) sei, werden Sie die Mail vielleicht etwas verwundert lesen. Aber Sie sollten spätestens misstrauisch werden, wenn Ihr Bekannter Ihnen erzählt, er hätte selbst eben erst diese Mail erhalten und wollen Ihnen nun ...

      Sie sollten sich Ihrer Verantwortung bewusst sein. Prüfen Sie mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln diese Aussagen! Verbreiten Sie nur Informationen, die Sie selbst überprüft haben!

      Bedenken Sie auch: Wenn Sie etwas gesendet haben, können Sie es nicht mehr zurückrufen! Deshalb: Überlegen Sie erst einmal: Die Stärke in unserem demokratischen Staat ist gerade, dass wir sagen können, was wir denken. Sagen Sie also, was Sie denken! Aber plappern Sie nicht gedankenlos irgendwas irgendwie nach! Denn gerade in den offenen demokratische Gesellschaften gilt: "Was immer Du tust, bedenke das Ende!"

      Im Usenet können Sie heute jede Menge Verschwörer (und einige wenige Nachdenkliche) finden, zum Beispiel in einer Kopie unter

      de.alt.soc.wtc-attentat
      de.alt.soc.verschwoerung
      de.talk.tagesgeschehen

      Jede Menge Hoaxes (glaubwürdige Lügen) finden Sie unter
      www.tu-berlin.de/www/software/hoax.shtml

      ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

      Quelle: http://www.klug-suchen.de/wtc/#waskoennen
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:37:06
      Beitrag Nr. 24 ()
      so viele gequirrlte Scheiße auf einen Haufen hab ich selten gelesen,

      war übrigends gestern in men in Black II mit Guerilla zusammen ( er glaubt immer noch an deren Existenz, genauso an derer der Hero Turtles ) !!!
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:52:32
      Beitrag Nr. 25 ()
      Junge, Junge....man kann selbst aus Scheiße Gold machen.

      Okay, manche Zahlen haben gewiße Bedeutungen. So steht etwa die 8 für Unendlichkeit, die 3 für die Familie, 4 für die Elemente, 12 für Mitternacht und 7 aus 49 für Lotto. Aber daraus irgendwelche verschwörungstheorien abzuleiten, ist Unsinn. Selbst die Mullahs haben das doch nicht mit Okkultismus verbunden. Ziel war es doch schlicht, die westliche Zivilisation am Beispiel der Vereinigten Staaten ins Mark zu treffen. Das hätte an jedem x-beliebigen Tag geschehen können.

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 12:04:57
      Beitrag Nr. 26 ()
      Neustes Gerücht:
      Idi Armin am Gardasee entdeckt :D:D:D:D
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 12:14:37
      Beitrag Nr. 27 ()
      hallo liebe wannabes und pseudointellektuelle.. jeder der sich mit diesem thema beschäftigt.. egal ob er dafür oder dagegen argumentiert.. ist dumm
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 12:24:37
      Beitrag Nr. 28 ()
      Architekturstudenten sind dumm!? Ok, damit kann ich leben.

      Hey ich und Verschwörungstheoretiker, nein Danke. Ich wollte nur darauf hinweisen mit was sich ein Architekturstudent so alles auseinandersetze muß und habe nur erläutert wofür die Zahlen stehen!!!

      Wir müssen uns zwangsläufig mit dieser symbolischen Bedeutung von Zahlen auseinandersetzen.
      Wenn ein Architekt diese Symbolik nicht beherscht, dann wird er wohl kaum ein Gotteshaus bauen können. Kennst Du vielleicht Islamische Moscheen mit Doppelturmfassade wie es die Christen seit der frühen Romanik gebaut haben???Moscheen entwickeln sich meiner Kenntnis nach um ein Zentrum. (Früher mehr Glauben als Wissenschaft, gell)

      Warum baut man also Doppelturmfassaden bzw. Zwillingstürme wie das Worldtrade Center, die Twinntowers in Kualar Lumpur oder die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt. Das sind reine Symbole der Macht. Die 11 steht hier für die beiden Türme die praktisch die Überschreitung der Vollendung bedeuten (wir sind die Besten und wichtiger als Gott).Wer in Italien früher etwas zu sagen hatte, baute als Ausdruck seiner Macht einen Turm, den Campanile. Wer noch mehr zu sagen hatte baute einen noch grösseren Turm usw.

      Also die Zahlen-Symbolik hat ihre Berechtigung und nichts mit Verschwörungsquatsch zu tun.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 12:25:00
      Beitrag Nr. 29 ()
      Herrschaften ! :mad:

      Es ist doch immer wieder betrüblich für mich, sehen
      zu müssen, wie manche User ihre mangelnde Lese- und
      Begriffsfähigkeit öffentlich zur Schau stellen ... :cry:

      Besonderes Lob für unübertroffene Ignoranz gebührt:

      User @masterotu

      für: nicht-gelesen-haben,-aber-Senf-dazugeben-müssen :p

      und

      User @klatschi

      für: nicht-lesen-wollen,-aber-Urteil-abgeben-müssen

      Den Rest verschone ich wegen offensichtlicher Blindheit (siehe #1),
      Behinderte-Mobben könnte mir später als Sünde ausgelegt werden ... :D

      Gue :)
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 12:43:57
      Beitrag Nr. 30 ()
      sicher ist die Bedeutung der Zahl 911,
      es handelt sich hier um eines meiner Autos,
      deutsche Wertarbeit,das Beste,das je gebaut wurde!!!!
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 12:58:17
      Beitrag Nr. 31 ()
      hannes,

      Porsche 911, gutes Beispiel!!!
      Endlich jemand der mal was begreift wo zu dieser ganze Zahlenmüll gut ist.
      Stürmer im Fussball tragen auch die 11, oder???

      KARNEVAL beginnt am 11.11 um 11 Uhr 11 Minuten. Eben der Beginn der Sündenzeit. Nicht mehr und nicht weniger.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 13:13:50
      Beitrag Nr. 32 ()
      4711=Kölsche Wasser
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 13:21:03
      Beitrag Nr. 33 ()
      oswald11:eek: ist auch so`n Sündenfall! Glaubt Ihr mir jetzt endlich!? :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 13:29:23
      Beitrag Nr. 34 ()
      #33 oswald11 ist ein sehr geringes Übel,der Untergang Allens ist der President der USA,sein Name Bush!!
      Dieser Mann ist Zerstörung Pur!!
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 13:37:23
      Beitrag Nr. 35 ()
      @21 Thierri,
      danke, die Entschlüssler sind mit dem Nerven am Ende!
      Selbst einfache Botschaften raffen sie nicht mehr..:D
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 13:41:28
      Beitrag Nr. 36 ()
      Sacht ma Jungs, könntet ihr nich ma `n paar andre Threads vergewohltätigen ...? :eek:
      Wenn ick sonst eenen uffmache, traut sich keener rin, außer for4zim, :)
      und ausjerechnet hier tummelt sich nu die Elite der WO-Jehirnakrobaten :p
      womit hab ick det nur verdient ...?! :cry:
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 00:43:19
      Beitrag Nr. 37 ()
      ...Er hofft auf die «reichsdeutsche UFO-Flotte», die von den Nazis bei Kriegsende in die Antarktis und nach Südamerika gebracht worden sein soll. In der hohlen Welt unter den Polen und im unterirdischen Himalaya-Reich Agarthi planen jetzt die blonden und blauäugigen Arier-Aliens zusammen mit den «Reichsdeutschen» den Endschlag gegen die bösen Verschwörer, die mit den «grauen» Aliens verbündet sind. Ihr Ziel ist das neue Lichtreich auf Erden, im «Land des Mitternachtsberges» - in Deutschland....

      Ich weiß nicht warum mich dieser Abschnitt irgendwie an einen blonden blauäugigen Bayern errinert, der unbedingt Reichs ähhh Bundeskanzler werden will... :D
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 00:51:35
      Beitrag Nr. 38 ()
      .. und auf den Kaiser..:D
      nicht auf den (falsch),

      sondern auf den einzigen
      Sonnenkaiser in Zipangu..:)
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 10:23:18
      Beitrag Nr. 39 ()

      Pentagon: Propaganda-Krieg mit Falschmeldungen?

      Der Kampf gegen den Terror soll offenbar auch auf dem Informationssektor verstärkt werden - mit zweifelhaften Mitteln: Das Pentagon will eine riesige Propaganda-Aktion starten und gezielt Falschinformationen im Ausland streuen.
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,183193,00.html
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 10:43:40
      Beitrag Nr. 40 ()
      #39 Wie soeben bekannt wurde, handelt es sich dabei um eine Falschmeldung ... :D
      Avatar
      schrieb am 30.07.02 00:34:38
      Beitrag Nr. 41 ()


      http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,grossbild-1…


      Hijacking suspects
      Flight 175: Marwan Al-Shehhi, Fayez Ahmed, Mohald Alshehri, Hamza Alghamdi and Ahmed Alghamdi
      Flight 11: Waleed M Alshehri, Wail Alshehri, Mohamed Atta, Abdulaziz Alomari and Satam Al Suqami
      Flight 77: Khalid Al-Midhar, Majed Moqed, Nawaq Alhamzi, Salem Alhamzi and Hani Hanjour
      Flight 93: Ahmed Alhaznawi, Ahmed Alnami, Ziad Jarrahi and Saeed Alghamdi


      http://news.bbc.co.uk/2/hi/world/middle_east/1559151.stm


      desinformation:

      wie das pentagon am 30.02.2002 mitteilte,
      sind alle aufzeichnungen der überwachungskameras auf den airports,
      von denen aus die 19 hijackers die flieger als passagiere betraten, verschütt gegangen.

      diese ist unrichtig.

      richtig ist, dass fotos vom hijacker "atta" vorliegen, der stellvertretend für die anderen 18 hilackers
      als beweis dafür dient, dass die anderen genau so wie atta durch die überwachungskameras gegangen sind.

      unbekannte drahtzieher haben sich für fotos vom kleinen airport portland entschieden,
      da auf den grossflughäfen die überwachungskameras überlastet sind und es wahrscheinlich nicht möglich ist,
      unter den vielen anständigen passagieren die hijackers auszumachen.

      zur sicherheit und zum schutz vor us-anthraxanschlägen
      sind alle aufzeichnungen aller überwachungskameras der betreffenden airports

      vernichtet worden und stehen unter quarantäne.

      :)
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 11:50:06
      Beitrag Nr. 42 ()
      "Es findet keinerlei Zensur mehr statt
      nur wenn der Staat es dringend nötig hat
      und auch die Kunst und Wissenschaft sind Frei
      das Nähere bestimmt die Polizei."
      (Erich Weinert, Weimarer Republik) :D
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 15:24:06
      Beitrag Nr. 43 ()
      Was und wem soll man heute noch glauben?

      Scientology - Neuer Verfassungsschutzskandal?

      http://www.suedwest-aktiv.de/landundwelt/im_brennpunkt/artik…


      SCIENTOLOGY / Neues Buch von Renate Hartwig
      Die härteste Kritikerin mag nicht mehr

      Sie war es, die das Thema Scientology auf die Tagesordnung gesetzt hat. Sie war eine der schärfsten Kritikerinnen dieser Organisation. Jetzt zieht sich Renate Hartwig mit der Begründung zurück, auch der Verfassungsschutz arbeite mit unsauberen Tricks.

      HELMUT PUSCH

      Rügt die Arbeit des Verfassungs- schutzes: Renate Hartwig.
      Elf Jahre lang galt sie unter Fachleuten als kompetenteste Fachfrau in Sachen Scientology. Als die einzige, die nicht nur vor der umstrittenen Organisation warnte, sondern auch belegen konnte, was sie sagte. Jetzt ist damit Schluss: Gestern hat Renate Hartwig in Berlin ihr neues Buch "Die Schattenspieler" vorgestellt - keine neuen Enthüllungen über die Scientologen, gleichwohl aber ein gesellschaftpolitisch brisantes Buch.

      Das Thema Scientology werde seit Jahren von Interessengrupen missbraucht, lautet der Vorwurf. Sektenkritiker hätten sich statt aufzuklären mit der diffusen Angst vor der umstrittenen Organisation ihre Pöstchen gesichert. Auch der Verfassungsschutz habe nach dem Zusammenbruch des Ostblocks dank der inneren Bedrohung Scientology seine weitere Existenz gesichert und dabei auch nicht vor Manipulation zurückgeschreckt. In Sachen Scientology habe der Rechtsstaat seinen Namen nicht verdient, behauptet Renate Hartwig. Behördenwillkür, selbsternannte Richter, Rufmord und Erpressung seien an der Tagesordnung. Zustände, an denen die streitbare Autorin aus Nersingen bei Ulm keine Mitschuld mehr tragen will.

      Welche Töne von einer Frau, die in vorderster Linie marschierte, um Scientology zu bekämpfen? "Mir ging es nie um das Bekämpfen von irgendwem. Ich habe immer Aufklärung gefordert. Ich wollte, dass sich der Rechtstaat mit diesem Phänomen befasst und ermittelt, ob das alles rechtens ist oder kriminell." Die Antwort steht auch elf Jahre nach ihrem ersten Auftritt immer noch aus. Schlimmer noch seien aber die Folgen, die diese Rechtsunsicherheit gezeitigt hat. "Scientologe zu sein, ist heute ein Stigma. Kinder und Minderjährige müssen darunter leiden, dass ihre Eltern Scientologen sind." Eine Diskriminierung, die Renate Hartwig nicht einmal dann verantworten wollte, wenn geklärt wäre, dass Scientology gefährlich ist. Nur: Das ist eben nicht geklärt.

      Die Sektenkritiker der Kirchen, die Fachleute in Behörden, die sektenpolitischen Sprecher der Parteien - sie alle hätten daran kein Interesse gehabt, lautet ihr Vorwurf. Denn nichts sei profitabler als eine vage Bedrohung. Von Firmen-Chefs schreibt sie, die keine Angst vor Scientology hätten, wohl aber vor selbsternannten Sektenfachleuten, die es sich gut bezahlen ließen, dass die Firma nicht mit Scientology in Verbindung gebracht wird.

      Renate Hartwig deckt eine "Geschäftsidee" des US-Millionärs Robert S. Minton auf, der deutsche Sektenbeauftragte bezahlte, damit sie ihm dabei helfen, in Amerika eine 80 Millionen Dollar schwere Entschädigungsklage gegen Scientology zu gewinnen. Ursula Caberta etwa, Leiterin der Hamburger Zentralstelle Scientology, soll 75 000 Dollar angenommen haben. Die Staatsanwaltschaft hatte auch Klage wegen Vorteilsnahme im Amt erhoben. Das Verfahren wurde aber gegen 7500 Euro Bußgeld eingestellt. Der schwerste Vorwurf geht aber an den Verfassungsschutz. Dieser habe nicht nur von unhaltbaren Zuständen in der Kritikerszene gewusst, die Schlapphüte aus Köln hätten das Spiel auch mitgespielt und täten dies noch - wenn etwa ein Verfassungsschützer sich im Internet als Aussteiger ausgibt und behauptet, Scientology habe ihn zu kriminellen Handlungen gezwungen.

      Auch Renate Hartwig ist vor Jahren einer Agentin aufgesessen, einer Frau, die behauptet hatte, die Scientologen hätten ihr den Auftrag gegeben, die Kritikerin mit einer Autobombe zu töten. Heute ist sich Renate Hartwig sicher, dass diese Frau ihr vom Verfassungsschutz zugeführt wurde, um mit dieser erfundenen Mordgeschichte Stimmung gegen Scientology zu machen. "Es ging nie um Aufklärung. Es ging immer nur darum, den Auftrag zur Beobachtung zu bekommen", sagt die Autorin heute. Und hinter vorgehaltener Hand habe ihr ein Beamter mal vorgerechnet, dass das Thema Scientology 20 Planstellen sichere.
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 15:43:36
      !
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      Avatar
      schrieb am 12.08.02 21:23:04
      Beitrag Nr. 45 ()
      Ausgerechnet Bonn bleibt verschont. Alles bloss purer Zufall? Ich kann daran nicht glauben:

      72h-Niederschlag (mm) Mo, 12.08.2002 20:00 MESZ
      Avatar
      schrieb am 24.09.02 01:09:41
      !
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      Avatar
      schrieb am 26.10.02 14:25:43
      Beitrag Nr. 47 ()
      #40 von puhvogel

      - schön !!! :)

      .
      Avatar
      schrieb am 26.10.02 17:10:54
      Beitrag Nr. 48 ()
      guter Thread zum nachlesen...
      Avatar
      schrieb am 26.10.02 18:03:41
      Beitrag Nr. 49 ()

      Verschwörungen, Vertuschungen, Fakes - Erkundungen im Grenzland von Vernunft und Paranoia

      Das Verschwörungsdenken blüht: kaum ein Übel der Welt, dem nicht von einer Minderheit angelastet wird, dass es durch eine Gruppe von Verschwörern verursacht oder ausgelöst ist. Ob AIDS oder Rassenhass, Staatsverschuldung und Sittenverfall, oder Außerirdische, die mit der US-Regierung unter einer Decke stecken und Menschenexperimente durchführen, stets sind in den Augen einiger Menschen Verschwörer am Werk, die das Gemeinwesen zwecks eigener Interessen ausbeuten und in der Regel nichts weniger als die Weltherrschaft anstreben - und nebenbei noch für ungeklärte Fälle von Kennedy bis Barschel, von Hitler bis Watergate verantwortlich sind.

      Wird die Welt wirklich bald durch eine geheime Gruppe übermächtiger Verschwörer regiert - oder reagiert die Bevölkerung auf ein immer komplexeres globales Geschehen nur mit immer simpleren Schuldzuweisungen und erschafft so moderne Mythen und Märchen? Die Grenze zwischen berechtigter Panik und haltloser Paranoia, zwischen facts und phantasy ist nicht immer leicht zu ziehen...

      Wenn Agent Fox Mulder die Augen aufreißt und seiner Partnerin, Agentin Scully, einen verzweifelten Blick zuwirft - worauf diese vielsagend die schöne Stirn in Falten zieht -, dann wissen die Zuschauer von "Akte X": SIE haben wieder zugeschlagen oder stecken zumindest dahinter. Wer SIE genau sind, bleibt auch nach mehr als hundert Folgen der "Ungeklärten Fälle des FBI" im Dunkeln, aber dass irgendwer dahinterstecken muss, hinter all diesen mysteriösen Ereignissen - und nicht nur irgendwer, sondern eine machtvolle Struktur oder Organisation - das ist klar. Zumindest für den Agenten Mulder. Denn der findet Beweise über Beweise, und da, wo keine zu finden sind, findet er Beweise dafür, dass sie vernichtet wurden.

      "Ein Paranoiker", so der Schriftsteller William S. Burroughs, "kennt immer alle Fakten" - der unermüdlich Fakten aufdeckende Agent Mulder wäre insofern der perfekte Paranoiker - und tatsächlich ohne die skeptische, erdgebundene Frau Doktor Scully an seiner Seite spätestens in Folge drei im Irrenhaus gelandet. So aber wurde er zu einem der beliebtesten Fernsehhelden und die "X-Files" zu einer der weltweit erfolgreichsten TV-Serien der 90er Jahre. Ein postmoderner Don Quichotte, der nicht nur den alten aussichtslosen Kampf kämpft - in diesem Fall gegen die Windmühlenflügel mysteriöser Verbrechen und Vertuschungen - sondern der auch weiß, dass die mit der Aufdeckung dieser Fälle beauftragten Agentur, und damit er selbst, ebenfalls ein Teil der Vertuschung sind. Insofern wird aus dem Puzzle, das Mulder und Scully zusammentragen, nie ein ganzes Bild - und wenn, dann zeigt es nicht, wer SIE wirklich sind, denn SIE haben das Bild manipuliert. Nur eines zeigt sich wieder und wieder: dass es eine Große Verschwörung geben muss, die hinter all dem steckt.

      Mulders Dilemma

      Mulders Dilemma ist ein doppeltes: einerseits hat sich die ganze Welt (einschließlich aller Geheimdienste, Militärs und möglicher extraterrestrischer Zivilisationen) gegen ihn und seine Ermittlungen verschworen - und diese Verschwörung ist so mächtig und universell, dass sie niemals aufgedeckt werden kann. Andererseits aber kann niemand, nicht einmal seine Vertraute Scully, seine verrückten Theorien widerlegen - denn jeder Beweis gegen sie, funktioniert gleichzeitig auch für sie. Zumindest für Mulder. SIE stecken wieder dahinter .... nichts ist, wie es scheint - gegen derlei doppeltes Blendwerk kämpfen selbst Superhelden vergeblich.

      "Wem es gelingt, dir falsche Fragen einzureden, dem braucht auch vor der Antwort nicht zu bangen", hieß es in Thomas Pynchons großem Verschwörungs-Roman "Die Enden der Parabel" in den 70er Jahren - für die Agenten der ausgehenden 90er ist diese fatale Erkenntnisfalle täglich Brot. Und es ist vielleicht kein Zufall, dass mit Mulder und Scully zwei Fernsehfiguren zu Superhelden wurden, die untentrinnbar in ein Spiegelgefecht von Wahrheit und Lüge, Manipulation und Realität verwickelt sind. Sie markieren das Ende der klassischen Aufklärung - dem Glauben, dass sich eine objektive Wahrheit, eine eindeutige Realität von außen erkunden lässt. Die Agentur, in deren Auftrag die beiden nach Wahrheit suchen, ist selber Teil des Problems - und wie der Beobachter in der Quantenphysik kann Mulder den Dingen nur auf die Spur kommen, indem er selbst Teil des Experiments wird.
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      Verschwörung ist die Schattenseite der Kooperation
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      Es gibt viele Verschwörungstheorien, aber keine allgemeine Theorie der Verschwörung - was unter anderem damit zu tun hat, dass Verschwörung etwas so Allgemeines, Selbstverständliches ist, dass es dazu gar keine große Erklärung braucht. Dass A und B eine Absprache treffen, um sich gegenüber C einen Vorteil zu verschaffen, gehört auf allen Ebenen des gesellschaftlichen und natürlichen Lebens zur alltäglichen Praxis - und ebenso alltäglich ist es, dass A und B, um ihren Vorteil gegenüber C zu vergrößern, diesen über ihre Absprachen im Dunkeln lassen. Mit dieser geheimen Absprache sind schon alle Ingredienzen einer Verschwörung komplett - ob in der Natur zwei Parasiten einander zuarbeiten, um einen dritten beim Beutemachen auszustechen, ob im Geschäftsleben mit diskreten Absprachen die Konkurrenz ausgetrickst wird, oder in der Politik, wo Nachrichten- und Geheimdienste ebenso unverzichtbar sind wie im Privatleben Klatsch und Intrigen.

      Verschwörung, so scheint es unter dieser allgemeinen Perspektive, ist nicht nur eine Art soziologischer Standard, sondern auch eine evolutionäre Norm, eine Verhaltensform, die allen gesellschaftsfähigen Gruppen, von der Bakterienkolonie bis zur Staatengemeinschaft, eigen ist. Tatsächlich gehört es zu den aufregendsten Entdeckungen der neuen, post-darwinistischen Biologie, dass die Evolution des Lebens nicht allein auf dem Prinzip der Konkurrenz, dem berühmten Survival of the Fittest, beruht, sondern dass das genau entgegengesetzte Prinzip, das der Kooperation und Symbiose, hinzukommen muss, um die Evolution voranzubringen. Verschwörung - Konspiration - wäre dann so etwas wie die Schattenseite dieses neu entdeckten Kooperations-Prinzips, und vielleicht ist das der Grund, warum das Thema Konspiration noch nicht ins rechte Licht der Wissenschaft gerückt ist und bis heute keine allgemeine Theorie der Verschwörung existiert. Die kollektiven Antennen des Fernsehvolks sind da sensibler, denn es hat mit Mulder und Scully zwei investigative Verschwörungsforscher und Desinformations-Experten als heimliche Helden des Informationszeitalters installiert. Und es hat auch von der Realität der Verschwörung eine ziemlich eindeutige Meinung.

      Das Verschwörungsdenken blüht

      Im September 1996 ergab eine Umfrage unter 800 erwachsenen Amerikanern, dass 74 Prozent - praktisch also drei von vier Bürgern - glauben, dass die US-Regierung regelmäßig in geheime und verschwörerische Aktivitäten verstrickt ist. Verwechseln diese zutiefst misstrauischen US-Bürger einfach nur Fernsehen und Realität ? Auch wenn das Ergebnis einer solche Umfrage in Deutschland, wo man der Obrigkeit traditionell eher mit Blauäugigkeit statt mit Misstrauen begegnet, weniger drastisch ausfallen würde, sind diese drei von vier Durchschnittsamerikanern, die ihre Regierung ruchloser, verbrecherischer Aktivitäten verdächtigen, keineswegs alle verrückt oder paranoid. Dieselbe Studie ergab, dass nur 29% an Zauberkräfte glauben und ganze 10% davon überzeugt sind, dass Elvis Presley lebt.

      Ziemlich normale Zeitgenossen also - und doch hegen Dreiviertel von ihnen Ansichten über den Staat, wie sie noch vor hundert Jahren allenfalls von einer Handvoll Anarchisten und Berufszynikern geteilt wurden. Sie wissen sehr wohl zwischen Nachrichten und "Akte X" zu unterscheiden - doch sie ahnen, dass selbst die verrücktesten Fälle von Mulder und Scully nicht völlig fiktiv sind - und die offiziellen Fakten der Nachrichten längst nicht mehr wahr. Dass die Parteien und Vater Staat für Demokratie und Gerechtigkeit sorgen und die Polizei dein Freund und Helfer ist - derlei fromme Denkungsarten, wie wir sie noch auf der Schule lernten, müssen aus dieser Perspektive als hoffnungslos naiv gelten. Stattdessen zieht sich der Verdacht, von einer korrupten, kriminellen Clique regiert zu werden, durch das gesamte politische Spektrum und alle Schichten.

      Politiker und Großkapital sind freilich nicht die einzigen, die einem derart massiven Vertrauensschwund ausgesetzt sind. Unter der Gattung homo sapiens gibt es wohl kaum eine Gruppe, die nicht schon zum Objekt angstvoller Verdächtigungen und Vorwürfe einer anderen Gruppe geworden ist. Das reicht von Großgruppen wie Nationen, Rassen, Religionsgemeinschaften über Berufsklassen wie Gebrauchtwagen-Händler, TV-Mechaniker oder Zahnärzten bis zur Straßen-Gang oder dem Dorf-Clan nebenan. Das Verschwörungsdenken blüht - und es gibt weder ein Weltübel noch ein Lokalproblem, das nicht irgendeiner bestimmten Gruppe angelastet wird.

      Historisch wurden zum Beispiel zuerst die Juden, später die Ketzer und danach die Hexen über lange Jahrhunderte als Inkarnation der Weltübel und "Anti-Christ" schlechthin betrachtet. Nach der Französischen Revolution kamen dann die Freimaurer, Kommunisten und Kapitalisten sowie die Geheimdienste dazu. Hitler kombinierte zwei der beliebtesten Hassgruppen zur "jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung", hetzte seine willigen Vollstrecker damit zum Weltkrieg und wurde zum schreckensreichsten Verschwörungstheoretiker des Jahrhunderts. Seitdem sind Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten potentieller Hassgruppen noch viel größer geworden - und weil der menschliche Geist offenbar die Angewohnheit hat, alles, was er permanent in einer bestimmten Perspektive wahrnimmt, in dieser Perspektive zu vergrößern, lässt sich das Böse im Prinzip überall entdecken. Man muss nur lange genug hinsehen.

      Insofern überleben auch Verschwörungstheorien jede Kritik - als populäre Dämonologie teilen sie diesen erhabenen Zustand mit ihrem klassischen Zwitter, der Theologie. Dass Gott überall ist, lässt sich mit wissenschaftlichen Experimenten so wenig beweisen wie man die These widerlegen kann, letztlich und allerletzten Endes habe das Böse doch die Kontrolle über die Welt. Hängen also die zahlreichen Zeitgenossen, die ihren Regierungen, Finanzämtern, Institutionen, Wissenschaftlern, Medien, kurz: allem und jedem misstrauen, nur einer Art materialisiertem Aberglauben an, der nicht mehr Teufel, Dämonen und Übersinnliches für alle Missgeschicke verantwortlich macht, sondern leibhaftige Personen oder Gruppen?

      Auch wenn jeder Verschwörungstheoretiker die These von sich weist, dass es sich bei seinem Fall um eine Glaubensangelegenheit handelt und sogleich Fakten, Dokumente, Beweise präsentiert, sind die strukturellen Parallelen zwischen altem Dämonenglauben und neuem Verschwörungsdenken nicht zu übersehen. Sie reduzieren eine komplexe, unbegreifbare Realität auf ein simples Ursache-Wirkungs-Schema.

      Verschwörung als Verhaltensnorm

      Für den Autor und Psychologen Robert Anton Wilson, der in den 70er Jahren zusammen mit Robert Shea die zum Kultroman und Welt-Bestseller avancierte Verschwörungs-Trilogie "Illuminatus" schrieb und im letzten Jahr unter dem Titel "Everything under control" ein Kompendium der Konspiration vorgelegt hat ( Lexikon der Verschwörungen) , sind Verschwörungen als " ganz normale Fortsetzung ganz normaler Geschäfts- und Wirtschaftspraktiken mit ganz normalen Absichten" unserem Gesellschaftssystem "eingeboren": "Im Prinzip", so Wilson, "verhält sich jedes einzelne Individuum als Verschwörer, wie beim Poker."

      Wenn sich im Prinzip jedes Individuum als Verschwörer verhält und dies eine ganz normale Fortsetzung ganz normaler Geschäftspraktiken mit ganz normalen Mitteln darstellt - Verschwörungen als etwas durch und durch Selbstverständliches sind -, warum gibt es dann in den meisten Ländern Gesetze dagegen ? Weil es eben meist doch nicht so ganz normal und mit ganz normalen Mitteln zugeht.

      Der Vorsitzende des Ausschusses für Drogen, Gesetzesvollzug und Außenpolitik des US Senats, John Kerry, war entsetzt, als bei der Untersuchung der Iran-Contra-Affäre 1992 aus den Akten erfuhr, dass der Geheimdienst CIA Drogen ins Land schmuggelte und die Narco-Dollars aus diesen Geschäften zur Finanzierung seiner Operationen verwendete:

      "Was wir zuerst fanden, konnten wir einfach nicht glauben, nein, das ist einfach zu unglaublich. Ich glaub das nicht. Und dann wird es an einer anderen Stelle von jemandem erhärtet - Detail für Detail : die Macht des Narco-Dollars, der ganze Länder kauft und ganze Rechts-Institutionen - auf beiden Seiten der Revolutionen, und der die Geo-Politik in einer Weise ändert mit der wir wirklich nichts zu tun haben wollen. Und das geschieht nicht nur in Mittelamerika, sondern es geschieht auch im fernen Osten und es geschieht im Bekaa-Tal. Ist es wahr, oder ist es nicht wahr, dass nahezu alle politischen Gruppen, ob revolutionär oder nicht, Profite aus Drogengeschäften nutzten, um Waffen zu kaufen und ihre Operationen zu finanzieren ?" (zit. nach A.v.Bülow: Im Namen des Staats, München 1998)

      Dass der Chef des Geheimdiensts CIA auf diese entsetzte Frage wahrheitsgemäß "Ja, Sir", antwortet, "da Ihr Senat uns die Gelder, die wir zur Stabilisierung unseres geopolitischen Einflusses in insgesamt 50 Ländern benötigen, niemals bewilligen würde, sind wir gezwungen, andere Einnahmequellen zu erschließen. Drogengeschäfte bieten sich wegen der hohen Profitraten da ebenso an wie der Waffenhandel, vor allem wenn wir beide Konfliktparteien damit beliefern..." - mit einer solchen Antwort ist nicht zu rechnen. Nicht weil sie falsch wäre - zu den Punkt für Punkt erhärteten Details, die den Ausschussvorsitzenden Kerry sprachlos machten, sind mittlerweile viele weitere, sorgsam recherchierte Beweise hinzugekommen - sondern weil diese Wahrheit mit der nationalen Sicherheit kollidieren würde.

      Hier berühren wir einen weiteren, für eine Theorie der Verschwörungstheorie wesentlichen Punkt: es ist nicht in erster Linie der überforderte, zu naivem Sündenbock-Denken neigende Bürger, der den Nährboden für das Wuchern von Verschwörungstheorien abgibt, es sind die von chronischer Paranoia befallen Staaten und Machteliten. Oder anders ausgedrückt: wenn heutzutage drei Viertel der Bevölkerung ihrer Regierung misstrauen, dann trauen die Regierungen ihrer Bevölkerung erst recht nicht mehr über den Weg.

      Paranoia als Staatsstil

      Lauschangriff, Videoüberwachung, Urinkontrollen sind nur einige aktuelle Stichworte - darüber hinaus hat jeder Staat Gesetze gegen Verschwörung und verfügt über Behörden und Sonderstäbe, die Tag und Nacht jeder Art von Subversion auf der Spur sind. Folgen wir dem englischen Historiker R.J.Blackburn, dann sind Stämme, Nationen, Staaten ohne Geheimdienste gar nicht lebensfähig, weil es immer einen anderen Stamm gibt, vor dem man sich abgrenzen oder schützen muss - und weil auch im Inneren potentielle Feinde, die am Stuhl der jeweils Herrschenden sägen, stets eine Bedrohung darstellen. Das Verschwörerische ist also nicht nur dem Wirtschaftsleben, sondern auch dem Leben der Staaten eingeboren - und dies sorgt für eine grausame Ironie: der Hang zur Bekämpfung von Verschwörungen führt nicht zur Eindämmung konspirativen Verhaltens, sondern produziert und fördert es geradezu.

      Mulders Dilemma - dass die Agentur zur Aufdeckung von Vertuschungen selbst zur Vertuschung beiträgt - ist nicht eingebildet, sondern Realität. Sein Schlachtruf "Trau keinem" ist längst insofern von der Wirklichkeit übertroffen - nicht von irgendeinem Phantasten, sondern einem der mächtigsten Staatsmänner des Jahrhunderts: "Ich traue niemandem. Nicht einmal mir selbst!" bekundete Josef Stalin - und setzte damit das definitive Diktum für den paranoischen Staatsstil des 20. Jahrhunderts.

      Stalin traute in der Tat nicht einmal mehr seinen engsten Mitarbeitern und nach den mörderischen Säuberungsaktionen, mit denen er Mitte der 30er Jahre jede Opposition in Partei und Militär eliminiert hatte, trauten die verbliebenen Genossen ihm ebenfalls nicht mehr. Hinter jeder Kritik, jedem Widerspruch und noch hinter jedem kleinen Witz argwöhnte der Diktator eine Verschwörung - und so verlegten sich seine Mitarbeiter aufs Köpfenicken und Speichellecken. Auch als er sämtliche Nachrichten über eine bevorstehende deutsche Invasion als "fragwürdige Quellen" oder "britische Provokationen" abtat und seine Militärs anwies, nichts zu unternehmen. Als die deutsche Wehrmacht innerhalb von zehn Monaten 3,2 Millionen Mann an der russischen Grenze zusammengezogen hatte, tat Stalin Berichte über eine bevorstehende Aggression als "grundlose Panikmache" ab.

      Sein Vertrauen in den Nicht-Angriffs-Pakt mit Hitler war ebenso grenzenlos wie sein Misstrauen gegen innere Feinde und Desinformation - und seine Angst in die Falle eines britischen Komplotts zu geraten. "Es gibt wenige Völker", so ein Historiker des 2. Weltkriegs, "die vor einer anstehenden Invasion besser gewarnt waren als die Sowjetunion im Juni 1941". Dennoch schränkte Stalin nach der erfolgten Invasion Juni die Gegenmaßnahmen noch weitere acht Stunden ein - notgelandete deutsche Aufklärungsflugzeuge wurden sogar repariert und mit vollem Tank zurückgeschickt. Bis zu diesem Zeitpunkt hielt Stalin den deutschen Angriff noch für eine Aktion eigensinniger oder von den Briten gesteuerter deutscher Generäle, die sich über Hitlers eigentliche Wünsche hinwegsetzten. Stalins Glaube an diese eingebildeten Verschwörungstheorien hatte dazu geführt, dass er die reale Verschwörung gegen sein Land völlig ignorierte. So konnte der deutsche Generalstab in seinem Tagebuch festhalten, dass die Sowjetarmee in keiner Weise verteidigungsbereit war und "taktisch an der gesamten Front überrascht" wurde (vgl. Daniel Pipes. Verschwörung, Faszination und Macht des Geheimen, München 1998, S. 297 ff.).

      "Wem es gelingt, dir falsche Fragen einzureden, dem braucht auch vor der Antwort nicht zu bangen", hätte Stalin zu diesem Zeitpunkt die richtigen Fragen zugelassen, und rechtzeitig ein Bollwerk an seiner Westgrenze errichtet, wäre der 2. Weltkrieg sehr viel anders verlaufen. Sein Verhalten offenbart einen weiteren Aspekt einer Theorie der Verschwörung: die Verstrickung in Verschwörungstheorien kann die Wahrnehmung der Realität so stark beeinträchtigen, dass die wirkliche Gefahr von Verschwörung völlig aus dem Blick gerät. Der isolierte Machtmensch im Kreml glaubte wirklich niemanden mehr, nicht seinen Untergebenen noch den gleichlautenden Geheimdienstberichten aus aller Welt - nur einem Menschen schenkte er noch Vertrauen, und der furchtbaren Ironie der Konspiration, dass der Versuch ihrer Eindämmung ihre Ausbreitung fördert, wird mit dieser Konstellation das Sahnehäubchen aufgesetzt: der einzige Mensch, dem der Paranoiker Stalin noch traut und dem gegenüber er nie sein Wort gebrochen hat, war ausgerechnet Hitler.

      "Der äußere Schein trügt" - diese Grundregel des Verschwörungsdenkens hatte der sowjetische Diktator so verinnerlicht, dass er die Wolkenkratzer der deutschen Angriffsmaschinerie für Potemkinsche Dörfer hielt - und Hitler für einen Ehrenmann. Über die Parallelen der beiden Groß-Diktatoren ist bereits viel geschrieben worden, die verschwörungstheoretische Sicht offenbart hier weitere interessante Aspekte. Ein wichtiger Grund, warum Stalin die Hitler-Gefahr übersehen konnte, war, dass er schon einen leibhaftigen Gott-Sei-Bei-Uns und Urheber alles Bösen hatte: seinen ehemaligen Kampfgenossen Leo Trotzki, dessen Vasallen er auch nach Trotzkis Ermordung überall im Land am Werke sah.

      Für Stalin schien die Gefahr eher von innen zu kommen und diese eingebildete Verschwörungstheorie unterdrückte alle Nachrichten über reale Verschwörungen von außen. Bei Hitler indessen lief es verschwörungstechnisch genau umgekehrt: er benutzte und instrumentalisierte eine eingebildete Verschwörung von außen - die angeblichen Gefahren der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung - zum Aufbau eines realen Verschwörungssystems im Inneren und entfesselte den Weltkrieg. Und wie es so ist in den seltsamen Schleifen des paranoiden Denkens, scheint er als Drehbuch und Anleitung eben jene Verschwörungstheorie benutzt zu haben, zu deren definitiven Ausrottung er anzutreten vorgab: "Die Protokolle der Weisen von Zion"

      Hitler als "Schüler der Weisen von Zion"

      1864 hatte der Rechtsanwalt Maurice Jolly ein Pamphlet gegen die despotische Herrschaft Napoleons III. verfasst, das, um die Zensur zu täuschen, als Dialog von Montesquieu und Machiavelli ausgegeben wurde. Letzterer vertritt in diesem Dialog die Ansicht, die Menschheit sei nur durch eine umfassende, totalitäre Herrschaft zu retten, während Montesquieu die liberalen Ansichten des Autors vertrat. Jolly musste die Veröffentlichung mit 15 Monaten Gefängnis und 200 Franken Geldstrafe bezahlen und beging enttäuscht vom Leben später Selbstmord. Dass seine geistreiche Schrift zur Basis einer der verhängnisvollsten Fälschungen der Weltgeschichte werden sollte, hat er nicht mehr erlebt.

      1898 verfasste der in Paris lebende jüdische Russe Elie de Cyon, eine beißende Satire auf den neuen russischen Finanzminister Witte und benutzte dazu lange Passagen aus Jollys Dialog. Die russische Geheimpolizei Ochrana, die auch in Paris Verschwörungen gegen das Zarenreich auf der Spur war, geriet in Besitz des Papiers und schrieb es zu einem Lehrbuch zur Eroberung der Weltherrschaft um. Ausgegeben als Dokument einer jüdischen Geheimregierung und unter dem Titel "Die Protokolle der Weisen von Zion" war aus Jollys Plädoyer für Demokratie und Toleranz eine antisemitische Hetzschrift geworden.

      1903 wurden die "Protokolle" erstmals in einer St. Petersburger Zeitung abgedruckt und der Zar war so beeindruckt, dass er Auszüge in 362 Moskauer Kirchen verlesen lies. Doch immerhin verbot Nikolaus II. die weitere Verwendung, als eine Untersuchungskommission den Text kurz darauf als Fälschung entlarvte. Seitdem ist die Weltverschwörungstheorie der "Protokolle" dutzendfach als Fälschung ausgewiesen und auch von Gerichten als solche bewertet worden, was ihre Verbreitung unterdessen nicht aufhielt.

      Der Autokönig Henry Ford, der eine Bolschewisierung Amerikas durch das liberale Judentum fürchtete, druckte die Thesen des Pamphlets im großen Stil nach - doch ihren großen Siegeszug trat die Theorie von der jüdischen Weltverschwörung erst im nationalsozialistischen Deutschland an. Hitler zitierte 1921 erstmals aus den Protokollen und von da an tauchten sie in seinen Reden immer wieder auf. Dass es sich bei den Dokumenten, die in den deutschen Ausgaben als Protokolle des Zionistenkongresses in Basel, 1897, ausgegeben werden, um eine Fälschung handelt, weiß zwar auch Hitler genau. Doch wie für jeden Verschwörungstheoretiker wirkt auch für Hitler jeder Beweise gegen seine Theorie gerade für sie - wie er im ersten Band von "Mein Kampf" deutlich zu verstehen gibt.

      Nach seiner Machtübernahme sorgte Hitler dafür, dass der Inhalt der Protokolle zum Gemeingut in Deutschland wurde. Die Behauptung, eine jüdischen Weltverschwörung habe schon die Revolutionen in Frankreich und Russland ausgelöst und unterwandere nun mit Demokratie und Liberalismus den Rest der Welt unterwandere, wurde zum Lehrstoff an Schulen. Noch über dem gerade besetzten Frankreich ließen die Deutschen Flugblätter mit Thesen aus den "Protokollen" abwerfen. Dies zeigt, welche zentrale Rolle diese fiktive Verschwörungstheorie für Erziehung und Agitation im Dritten Reich spielte. Noch interessanter aber ist die oben schon angesprochene Tatsache, dass sich Hitler, - anders als Stalin, der wegen einer fiktiven Verschwörung die reale übersah - eine fiktive Verschwörung zum Hauptfeind erkor, um exakt nach ihrem Modell eine reale Welteroberungs-Strategie zu schmieden. So wurde Hitler, wie Hannah Arendt in ihrer Analyse über die Ursprünge totalitärer Herrschaft schreibt, zu einem "Schüler der Weisen von Zion":

      "Die totalitären Bewegungen adaptieren die organisatorischen Mittel der Geheimgesellschaften, und entleerten sie gleichzeitig der einzigen Substanz, die solche Methoden rechtfertigen und zweckmäßig erscheinen lassen können, nämlich des Geheimnisses und der Notwendigkeit, es zu hüten..... Die Nazis begannen mit einer ideologischen Fiktion einer Weltverschwörung und organisierten sich mehr oder weniger bewußt nach dem Modell der fiktiven Geheimgesellschaft der Weisen von Zion." (Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, München 1986, S. 595)

      Die Frage, ob sich die Nazi-Elite nicht nur unbewusst nach dem Muster der fiktiven Geheimloge von Zion organisiert hat, sondern gezielt von realen Geheimgesellschaften wie dem Germanen-Orden "Thule" gesteuert wurden, ist mittlerweile Gegenstand von ausgefeilten Verschwörungstheorien. So versucht sich ein junger Antiquar aus Süddeutschland unter dem Pseudonym Jan van Helsing in einem mehrbändigen Werk über "Geheimgesellschaften und ihre Rolle im 20. Jahrhundert" an dem Nachweis, dass alle jemals aufgedeckten Verschwörungen nur zur Tarnung der Illuminaten dienen, hinter denen eigentlich die Rothschild-Familie steckt, die alle Nationen und so auch die "Marionette Hitler" in Kriege treibe und sie zwingt, sich bei ihren Banken zu verschulden.

      Das krude Werk, das wegen einiger an die "Protokolle" und "Mein Kampf" erinnernde Passagen in Deutschland auf dem Index für jugendgefährdende Schriften steht, stellt die Nazis dennoch als verrückte Hass-Fanatiker dar - die freilich nur untergeordnete Werkzeuge einer Jahrhunderte umfassenden Super-Verschwörung von Rothschild & Rockefeller-Plutokraten waren. In etwas avancierter Form wird eine ähnliche These auch in dem aktuellen Konspirations-Bestseller "Das schwarze Reich" vertreten. Der Autor E.R.Carmin schreibt:

      "Weder der erste noch der zweite Weltkrieg, weder der Kommunismus noch das Dritte Reich Adolf Hitlers waren Betriebsunfälle der Geschichte. ... Okkult-esoterische Machtgruppen standen hinter dem Experiment eines auf rein spirituell-magischer Basis aufgebauten Dritten Reichs ebenso wie hinter dem nicht zuletzt mit vatikanischer Hilfe beendeten kommunistischen Experiments im Ostblock." vgl. (E.R.Carmin: Das schwarze Reich - Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert, 4. Auflage, München 1999)

      Auf 900 Seiten und mit einem umfangreichen Anmerkungsapparat versucht der Autor zu beweisen, dass die Nazis nicht nur, wie Hannah Arendt meint, die Organisationsstruktur einer Geheimgesellschaft übernommen, sondern auch bewusst oder unbewusst, die Inhalte und Zwecke einer Geheimgesellschaft weiter betrieben haben: die der Illuminaten.

      Die Illuminaten

      Der Illuminaten-Orden wurde am 1. Mai 1776 in Ingolstadt von dem Freimaurer, Theologie-Professor und ehemaligen Jesuiten Adam Weishaupt gegründet. Der "Encyclopedia Britannica" zufolge gelang es den Illuminaten rasch, viele Freimaurerlogen unter ihren Einfluss zu bringen und eine bedeutende Position in der Bewegung der republikanischen Freidenker zu erringen. Die Errichtung einer neuen kosmopolitischen Weltordnung ohne Staaten, Fürsten und Klassen, wie sie den Illuminaten vorschwebte, zog auch viele bedeutende Männer, wie etwa Goethe oder Herder, an. Doch die ganze Bewegung kam abrupt zu einem Ende, als sie 1784 von der bayerischen Regierung verboten wurde.

      Für viele geht die Geschichte der Illuminaten mit ihrer offiziellen Auflösung 1785 allerdings erst richtig los, zählte doch eben dieses Verschwinden und die Operation im Verborgenen zu ihren eigentlichen Prinzipien, wie sie Weishaupt und sein Mitbruder Adolph Freiherr von Knigge in ihren "Instructiones" benannt hatte :

      "Wenn nur die Zwecke erreicht werden, so ist es gleichgültig, unter welcher Hülle es geschieht, und eine Hülle ist immer nötig. Denn in der Verborgenheit beruht ein großer Teil unserer Stärke. Deswegen soll man sich immer mit dem Namen einer anderen Gesellschaft decken. Die Logen der unteren Freymauererei sind indessen das schicklich Kleid für unsere höheren Zwecke...."

      Das war Wasser auf die Mühlen von frommen Verschwörungsjägern wie dem Abbé Barruel, der 1806 eine fünfbändige Horror-Studie vorlegte: über ein Komplott von Freimaurern, Illuminaten und Juden als Auslöser der Französischen Revolution - und als heimliche Unterwanderer der katholischen Kirche, die schon von 800 jüdischen Priestern und Bischöfen infiltriert sei. Dem Freimaurer-Historiker Albert G. Mackey zufolge hatten die Illuminaten mindestens 2000 Mitglieder in Freimaurerlogen in ganz Europa, doch Mackey betont, dass der Baron von Knigge, eines der einflussreichsten Illuminaten-Mitglieder und frommer Christ, sich schwerlich so für den Orden eingesetzt hätte, wenn die Abschaffung des Christentums das Ziel gewesen wäre.

      Abbé Barruel indessen brachte die Illuminaten mit islamischen Sufi-Orden, ketzerischen Tempelrittern und einer weltweiten jüdischen Verschwörung in Verbindung - und legte damit das paranoische Basiswerk vor, dank dem die erleuchteten Logenbrüder der Illuminaten nach ihrem offiziellen Verschwinden erst richtig Karriere machten und auch nach 200 Jahren Konspirologie immer noch ihr Unwesen treiben. Zwar ist ein Baron von Knigge heute allenfalls noch durch ein berühmtes Handbuch für gute Manieren ein Begriff - dass sich freilich hinter dem Namen des distinguierten Freiherrn der dämonische Drahtzieher und Pionier einer bis heute andauernden Weltverschwörung verbirgt, ist einer der typischen Kicks in der Zwielichtzone des Verschwörungsdenkens. Nichts ist, wie es scheint.

      Das schielende Auge Gottes

      Fragt ein Laie einen Verschwörungsexperten, was es mit diesen mysteriösen Illuminaten auf sich hat, wird dieser an einer bestimmten Stelle und zur Abkürzung der endlosen Erklärung eine Dollarnote zücken. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - und es zeigt auf jedem amerikanischen Dollar eine Pyramide, deren Spitze ein Dreieck mit einem strahlenden, magischen Auge bildet: das "Great Seal" der Vereinigten Staaten.

      Es ist das Siegel des Weishauptschen Illuminaten-Ordens. Der Sockel der Pyramide zeigt die Jahreszahl 1776: das Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Es ist Gründungsjahr des Illuminaten-Ordens. Darunter steht : Ordo Novus Seculorum - die Neue Weltordnung. Das erklärte Endziel der Illuminaten - und gerade im jüngsten Golfkrieg hat ihr Bruder George Bush den Begriff wieder ins Spiel gebracht, als im Namen der Neuen Weltordnung der zuvor von der CIA aufgepeppte Saddam Hussein abgestraft wurde. Aber nur ein bisschen, wie Verschwörungsexperten wissen, damit nämlich Israel weiter an der anglo-amerikanischen Kandare bleibt und das eigensinnig mit Saddam Handel treibende Frankreich endgültig seinen Einfluss im Nah-Ost-Schach verliert. Öl und der Illuminaten-Dollar hängen bekanntlich zusammen.... noch Fragen?

      Ja. Ist nicht das Auge im Dreieck einfach nur das alte ägyptische und später auch christliche Symbol für die Ewige Wachsamkeit Gottes ? Um diesen Einwand zu entkräften, bedarf es schon einer Lupe - aber tatsächlich: das Auge hat einen Zinken, es schielt. Und warum ? Es ist nicht Gott, sondern das Allsehende Auge der Gnosis, das esoterische Symbol der Wissenden und Erleuchteten - der Illuminaten eben, die die Welt mittlerweile fast unter das Joch ihrer Währung und Zinsforderungen gebracht haben.

      Je komplexer die Verhältnisse werden, desto umfassendere und gleichzeitig simplere Erklärungsmuster werden gebraucht. Unter einer veritablen Riesenverschwörung, die alles erklärt, geht heute nichts mehr - die angeblich seit über 200 Jahren verborgen operierenden Illuminaten sind dafür nur ein Beispiel. In ihrer diabolischen Verschlagenheit stellen sie die finstersten Dämonen des guten alten Aberglaubens weit in den Schatten.

      M. Bröckers. 19.05.2000

      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/8169/1.html
      Avatar
      schrieb am 26.10.02 18:08:41
      Beitrag Nr. 50 ()

      Das Internet, Nährboden für Konspiration und Garant dezentraler Kontrolle, und die Geldverschwörung

      Je komplexer die Verhältnisse werden, so die Schlussfolgerung des vorhergehenden Kapitels, desto umfassendere und gleichzeitig simplere Erklärungsmuster werden gebraucht. Unter einer veritablen Riesenverschwörung, die alles erklärt geht, heute nichts mehr.

      Ist aber nicht eigentlich längst "alles unter Kontrolle" - beherrscht von einem Dutzend Finanzmagnaten und Bankkonzernen, die Staaten und Regierungen wie die Puppen tanzen lassen können, weil sie an ihrem Tropf hängen? In Deutschland kommen mittlerweile fast 50% des gesamten Staatshaushalts nicht mehr der Bevölkerung zugute, sondern gehen als Schuldzinsen an die Banken. Die Hälfte von jeder Steuermark: ab durch den Schornstein. In anderen Ländern sieht es noch viel dramatischer aus. Wie immer man das System nennt, das dahinter steckt - es läuft auf eine fatale Katastrophe hinaus. Und die Schere zwischen Arm und Reich geht ständig weiter auseinander. Der Verdacht, dass tatsächlich bald alles unter der zentralistischen Kontrolle einiger Finanzmogule steht, kann da nicht länger einfach als wilde Verschwörungstheorie abgetan werden.

      Dennoch glaubt Robert Anton Wilson zum Beispiel nicht, dass wir auf ein System totaler globaler Kontrolle zusteuern. Die Ursache dafür sieht er ausgerechnet in jenem Medium, dass sich in jüngster Zeit zu einem ganz neuen Nährboden für die Ausbreitung von Verschwörungstheorien entwickelt hat: dem Internet:

      "Ich glaub, es ist die revolutionärste Entwicklung, der dramatischste Schritt, seit das Leben einstmals vom Wasser auf das Land gewandert ist. Internet bedeutet die Abwesenheit von Kontrolle über das ganze System als einzige Möglichkeit das System aufrechtzuerhalten. Keine kleine Truppe von Verschwörern kann jemals das Netz kontrollieren. Der einzige Weg, das Netz als Ganzes aufrecht zu erhalten, ist die Dezentralisierung der Kontrolle. Ich denke, das Internet zwingt zur Dezentralisierun,g und deshalb sehe ich die Welt im 21. Jahrhundert eher auf ein anarchistisches als auf ein faschistisches System zusteuern. Ich meine kein total anarchistisches Chaos, aber eher in diese Richtung, als zu einem Faschismus der Kontrolle und der strikten Hierarchien."

      Das Internet, in dem das Verschwörungsdenken einen unglaublichen Nährboden gefunden hat, setzt das Individuum gleichzeitig in die Lage, sich besser ein eigenes Bild von realen Verschwörungen und falschen Theorien zu machen - und sogar jene wirkliche Verschwörung zu knacken, die nach der Liberalisierung von Telefon-, Energie,- und anderen Monopolbetrieben jetzt am dringendsten ansteht: das Geldmonopol.

      Die Geldverschwörung

      Schon zu Beginn des Jahrhunderts hatten findige Ökonomen entdeckt, wo der eigentliche Haken der kommunistischen und der kapitalistischen Wirtschaftssysteme liegt. Die Kommunisten lähmten den Markt, indem sie das natürliche Prinzip der freien Konkurrenz völlig ausschalteten, und die Kapitalisten lähmten ihn fast ebenso, weil sie Konkurrenz zwar zuließen, aber Investitionen durch teures, mit Zinsen belastetem Geld erschwerten - und so auf Dauer nicht dem freien Unternehmer, dem Wettbewerb, der Evolution, sondern stets nur den Geldbesitzern Vorteile verschafften.

      Freie Marktwirtschaft, so der Theoretiker und kurzzeitige Wirtschaftsminister der Münchner Räterepublik, Silvio Gesell, kann nur mit "Freigeld" erreicht werden, einem zinslosen Geld, das nur als Medium des Tausches, nicht aber zur Schatzbildung taugt, denn es wird durch Aufbewahrung nicht mehr, sondern weniger wert. Praktische Versuche mit solchem Geld in Kommunen und Landkreisen hatten damals zu einer extremen Belebung der Geldzirkulation und des Investitionsklimas geführt - Daten die jeden Ökonomen in Entzücken versetzten.

      Doch Gesells brillante Ideen verschwanden fast so schnell wieder von der Bildfläche wie die Münchner Räteregierung. In den 40er Jahren wurden sie zwar von dem renommierten amerikanischen Wirtschaftsprofessor Irving Fisher noch einmal aufgegriffen, doch über ein kleines Senats-Hearing kam sein bahnbrechender Vorschlag von "stamp money" nicht hinaus. Die, wie man es nennen könnte, reale "Verschwörung des Geldes" läuft seitdem unangefochten weiter, und nicht nur das: Obwohl jeder Geld benutzt und bei jedem Einkauf, bei jeder Rechnung Zinsen bezahlt, weiß doch kaum jemand von dieser Verschwörung beziehungsweise hält den Zusammenhang von Geld und Zins für so naturgegeben wie den von Wasser und Feuchtigkeit. Tatsächlich werden Banken, die Geld zu hohen Kosten in die Zirkulation bringen, durch das Internet tendenziell überflüssig, wenn die User sich auf ihr eigenes Geld einigen und es - dank Verschlüsselungssoftware - fälschungssicher zirkulieren lassen würden.

      Schlechte Nachrichten für die Illuminaten, wenn es sie denn gibt, und für alle, die nach zentralistischer Kontrolle streben. So wie der weltweite Vertrieb der kostenlosen Verschlüsselungssoftware "Pretty Good Privacy" von den amerikanischen Geheimdiensten nicht verhindert werden konnte, so wenig wird sich verhindern lassen, dass die Benutzer damit unentschlüsselbare, absolut geheime Emails verschicken und künftig eigene, nicht nur fälschungssichere, sondern auch zinsfreie Zahlungsmittel entwickeln. Damit werden zum einen Operationen im Verborgenen in einem Ausmaß möglich, von denen selbst die perfidesten Geheimlogen-Gründer aller Zeiten nur träumen konnten, aber andererseits werden reale Großverschwörungen wie die des Big Money einfach unterminiert. Wen würde morgen noch der teure Dispo-Kredit auf der Bank interessieren, wenn die Internet-Community zinsloses Geld anbietet? Wenn die Illuminaten, sei es in Form des Rothschild-Clans, des Rockefeller-Mobs, der SS-CIA-Mafia-Vatikan-Connection, des Council on Foreign Relations oder der Trilateralen Kommission, tatsächlich zweihundert Jahre gearbeitet haben, um die Papierscheine, die seit Bruder Roosevelts "New Deal" das erleuchtete Siegel tragen, als Währung ihrer heimlichen Weltregierung zu etablieren, dann hätte ihnen das World Wide Web einen schweren Strich durch die Rechnung gemacht. Im Laufe des gerade angebrochenen Millennium werden sie auf diesem mörderischen Geld, unter dessen Zinslasten Milliarden Menschen ächzen, möglicherweise schlicht und ergreifend sitzen bleiben - und das Schöne ist: es bräuchte zu dieser Befreiung der Marktwirtschaft vom Kapitalismus, außer einem Spekulationsverbot mit Grund und Boden, nicht einmal eine Revolution.

      Wenn im anbrechenden Internet-Zeitalter zentralistische Kontrolle tendenziell unmöglich wird und selbst reale Verschwörungsbastionen wie das Geldmonopol unterminiert werden können, zeigt sich damit ein weiterer allgemeiner Grundzug von Verschwörungen: Sie sind selten so superclever und übermächtig, wie ihre Theoretiker annehmen. Wenn aber die eine Megaverschwörung, die mit ihren Tentakeln die ganze Welt umschlingt, nur in der Einbildung von schlichten Gemütern existiert, folgt daraus freilich nicht, dass auch alle anderen Verschwörungstheorien nur Phantastereien sind. Das zeigen aufgedeckte Verschwörungen wie die 1981 enttarnten Aktivitäten der rechtsradikalen Loge Propaganda Due - P 2 -, die mit 950 ihrer Agenten sämtliche Schlüsselstellungen Italiens einschließlich der Regierung übernommen hatte.

      Im Namen des Staates

      Ähnlich wie bei den historischen Illuminaten, die angeblich erst nach ihrer offiziellen Auflösung richtig aktiv wurden, ist für viele heutige Verschwörungsexperten mit der Verurteilung oder dem Tod der Drahtzieher von P2 - der "Bankier Gottes" Roberto Calvi fand sich bekanntlich auf Mafia-Art selbstgemordet unter einer Londoner Brücke - nicht beendet. Sie verweisen unter anderem auf Silvio Berlusconi, der 1978 als Bau-Unternehmer nicht nur ins Mediengeschäft einstieg, sondern zufällig unter der Mitgliedsnummer 1816 auch bei P2 registriert war. Den Ausweis habe man ihm unaufgefordert zugeschickt und er habe ihn gleich weggeworfen, behauptet Berlusconi heute.

      Wie glaubhaft das ist, mag daran gemessen werden, dass er seinen Aufstieg zum Medienmonopolisten Italiens vor allem zwei hohen Polit-Funktionären verdankt, die aufs engste mit der P2 und der Mafia verbandelt waren: Bettino Craxi und Giulio Andreotti (vgl. Jürgen Roth: Die Mitternachtsregierung, Hamburg 1990). Der Ex-Sozialistenführer und der Ex-Ministerpräsident wurden wegen ihrer Verstrickung in mafiose Verschwörungen als Bauernopfer vor Gericht gebracht, obwohl sie, wie ein Kenner der Materie schreibt, nur getan hatten, "was vom Beginn des nachfaschistischen Italiens an der große Ziehmeister CIA jenseits des Atlantiks den italienischen Politikern aller Coleurs ans Herz gelegt hatte." Nämlich zur Abwehr der kommunistischen Weltverschwörung auf die von der CIA gelegten Verbindungen zur organisierten Kriminalität und zur Mafia zurückzugreifen. Also auf jene über die ehrenwerte Gesellschaft und den Vatikan führende Connection, auf der die amerikanischen Geheimdienste nach Kriegsende auch schon ihnen nützliche SS- und Nazi-Größen heimlich nach Südamerika geschleust hatten.

      Die Struktur, die der P2-Skandal als einer der am besten dokumentierten Verschwörungsfälle der letzten Jahrzehnte offenbarte, ist noch skandalöser als die Fälle von Geldwäsche, Korruption und Terroranschlägen, für die P2-Mitglieder verantwortlich gemacht wurden: Alle diese Verbrechen geschahen nicht aufgrund von Aktivitäten einiger raffgieriger Krimineller, sondern auf Initiative, unter Beteiligung und Billigung amtlicher Institutionen, also im Namen des Staats.

      So lautet auch der Titel eines Buchs, dessem Autor, Andreas von Bülow, man sicher kein paranoisches Verhältnis zur Staatsmacht unterstellen kann. Er war Bundesminister für Wissenschaft und Forschung und Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Als im KoKo-Untersuchungsausschuss zur Kommerziellen Koordinierung in der DDR immer dann, wenn die Rede auf die schmutzigen Geschäfte der westlichen Geheimdienste kam, gnadenlos abgeblockt wurde - weil die "innere Sicherheit" mal wieder nur durch eine Vertuschung der Verschwörung gewährleistet werden konnte -, begann der Abgeordnete von Bülow auf eigene Faust zu recherchieren. Das Ergebnis ist alarmierend, denn, so von Bülow: "Herausgekommen ist ein erschreckendes Gemälde der systematischen operativen Verschränkung geheimdienstlicher, also staatlicher Operationen mit dem organisierten Verbrechen, dem Drogenhandel und dem Terrorismus." ( vgl. Andreas v. Bülow: Im Namen des Staats - CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste, München 1998)

      Wenn die amerikanische Drogenverfolgungsbehörde DEA 75 Prozent aller großen Drogengeschäfte nicht weiterverfolgen kann, weil sie auf die schützende Hand der CIA stößt, wenn die im Geheimdienstslang so genannten "netten Hurensöhne der USA" wie der Iraker Saddam Hussein oder der Panama-General Noriega jahrelang mit Waffen und Schwarzgeld ausgehalten werden, um bei strategischem Bedarf dann als böse Dealer oder "Wiedergänger Hitlers" vorgeführt zu werden, wenn in nahezu allen Bürgerkriegen - ob in Nicaragua, in Ruanda, in Afghanistan oder im Nahen Osten - westliche Geheimdienste im Waffengeschäft tätig sind, wenn nur diese wenigen Beispiele der lange Liste zutreffen, die von Bülow dokumentiert, dann ist tiefes Misstrauen gegen unsere demokratischen und gar so menschenrechtskonformen Regierungen keine Paranoia, sondern durchaus angebracht.

      Es handelt sich hier nicht um Verschwörungstheorien, sondern um echte Nachrichten über tatsächliche Machenschaften, die nur kraft Autorität der paranoischen Staaten, die um ihre "inneren Sicherheit" fürchten, im Schatten bleiben müssen. Insofern wundert dann auch nicht mehr, warum die Staats- und Regierungschefs bei ihren globalen Treffen sich meist über nichts Vernünftiges - zum Beispiel über ein Ende der Klimazerstörung durch die Industrienationen - einigen können, es jedoch fast jedes Mal zu einer gemeinsamen Erklärung zur Bekämpfung der internationalen Drogen- und Terrorismusgefahr reicht. Der Satan, den diese Teufelsaustreiber da mit Inbrunst zum neuen Weltübel ausrufen, stammt zu einem guten Teil aus ihrer eigenen Produktion.

      Das Grenzland zwischen kritischem Verdacht und pathologischer Paranoia ist ein Minenfeld

      Dass die Geheimdienste der westlichen Staaten aufs engste mit der organisierten Kriminalität und dem illegalen Waffen- und Drogenhandel verstrickt sind, diese Tatsache mag bestens belegt und hundertfach dokumentiert sein - zu einer Aufdeckung dieser Verschwörung wird es dennoch nicht kommen. Weil die Staaten um ihre "innere Sicherheit" fürchten, halten sie Staatsanwälte und Gerichte von der Verfolgung ab. Und verhalten sich damit ähnlich wie Stalin, der sich wegen eingebildeter Verschwörungen gegen reale Machenschaften nicht verteidigte. Aus hysterischer, eingebildeter Angst um ihre "innere Sicherheit" lassen sie die realen Gefahren organisierter Kriminalität außer Acht. Sie vertrauen auf völlig irrationale Weise, so wie Stalin Hitler vertraute, weiterhin der Mafia, den Drogenkartellen und der Internationale des Waffenschmuggels und der Korruption.

      Der konspirative Meister, den die braven Zauberlehrlinge der inneren Sicherheit einst riefen, um Verschwörungen zu verhindern, ist ihnen längst über den Kopf gewachsen. Das Dilemma des fiktiven FBI-Agenten Mulder, dass seine Agentur zur Aufdeckung von Verschwörungen selbst an ihnen beteiligt ist, ist in der gesellschaftlichen Wirklichkeit mehr als nur ein nettes, mysteriöses Vexierspiel - es hat fatale Konsequenzen. Allein der Iran-Contra-Deal wurde auf 80 Milliarden Dollar geschätzt, der Drogenumsatz in USA beläuft sich auf 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Diese Unsummen aus illegalen Geschäften bedrohen nicht nur die Volkswirtschaften, sondern durch Korruption - die beamtete Cousine der Konspiration - auch die Rechtsstaaten in aller Welt.

      Wie werden wir diese bösen Geister los? Indem wir dissonante Wahrnehmungen - und wem klingt zum Beispiel die Behauptung, dass unsere Regierungen mit dem internationalen Drogen- und Waffenhandel Hand in Hand arbeiten, nicht einigermaßen schräg - erst einmal zulassen. "Nichts ist, wie es scheint" - diesen Ersten Hauptsatz der Verschwörungsdynamik gilt es stets zu beachten, auch wenn er sich beim zweiten Hinsehen als falsch offenbart, weil alles ganz normal ist. Aber das zweite Hinsehen ist wichtig, die veränderte Perspektive. Wenn die erste Frage aller Philosophie lautet "Warum überhaupt etwas ist und nicht nichts?" setzt die Konspirologie sogleich noch den entscheidenden Nachsatz hinzu "Und wer steckt dahinter?" - und fundiert damit "Kritik" als eine Kategorie der Wahrnehmung.

      Was ist wahr, was ist falsch, was ist Information, was Desinformation, was objektiver Tatbestand, was subjektive Projektion, wie hängen Beobachter und Beobachtetes zusammen? Der konspirologische Denkraum ist eine Schule der Wahrnehmung. "Am Anfang aller Wissenschaft", sagt der Psychoanalytiker Jacques Lacan, "steht die Hysterie" - die Angst vor der Welt, vor dem Unfassbaren, dem schrecklichen Ereignis aus heiterem Himmel ist der Antrieb aller Neugier und Wissensbedürftigkeit. Das konspirologische Denken hat sich von diesem angstgetriebenen Eifer noch einiges bewahrt - und wir haben gesehen, in welch paradoxe Fallen, in welchen irrationalen Wahn, unreflektiertes Verschwörungsdenken führen kann.

      Das Grenzland zwischen kritischem Verdacht und pathologischer Paranoia ist ein Minenfeld. Gleichwohl lohnt es sich nicht nur, es zu betreten, die realen Verschwörungen und ihre gefährlichen Konsequenzen für die Gesellschaften zwingen sogar dazu. Es ist an der Zeit, das Verschwörungsdenken, dieses Schmuddelkind der Erkenntnistheorie, in den Status einer kritischen Wahrnehmungswissenschaft zu erheben und eine allgemeine Theorie der Verschwörungstheorien zu entwerfen, die als Wegweiser in diesem Minenfeld dienen kann.

      Wenn die oben geäußerte Vermutung stimmt, dass die von der neuen Biologie entdeckte Erweiterung des evolutionären Kampf ums Dasein - das Evolutionsprinzip der Kooperation - in Form der Konspiration eine Art Schattenseite ausgebildet hat, dann könnten wir jetzt auch schon so etwas wie einen kategorischen Imperativ, ein Grundgesetz für alle Verschwörungen angeben. Wenn alle Lebewesen von der Bakterie bis zum Blauwal gezwungen sind, nicht nur Nutznießer und Profiteur ihrer Lebenszusammenhänge zu sein, sondern auch Spender und Unterstützer, wenn individuelle, partikulare Interessen also, um weiter voranzukommen, sich immer kooperativ, symbiotisch in das Gesamtnetzwerk einbinden müssen, dann sollte dieses evolutionäre Grundgesetz auch für Verschwörungen gelten. Sie funktionieren auf Dauer nur, wenn sie nicht nur den Verschwörern sondern auch dem Ganzen zugute kommen: Aus Parasiten müssen Symbionten werden.

      M. Bröckers 26.05.2000

      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/8195/1.html


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