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    Tomorrow Internet AG - Ein Revolutionär - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.02.00 17:59:05 von
    neuester Beitrag 13.02.00 00:11:26 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 11.02.00 17:59:05
      Beitrag Nr. 1 ()
      Eine kurze Analyse der Tomorrow Internet AG.

      Ich habe in diesem Board mehrere Beiträge zu Tomorrow Internet AG gelesen. Einige Zitate von verschiedenen Usern:

      „Das Unternehmen ist so genial, da muß man dabei sein. Ich verstehe nicht, warum der Kurs so billig ist. So tolle Meldungen, bald die Nr. 1 nach Zugriffszahlen in Deutschland, Fernsehsendungen, etc etc. was will man mehr.“

      „Vor allem finde ich auch, daß - für einen internet-Wert - noch nicht soooviel Phantasie im Kurs drinnen ist, wie es bei anderen net-Werten der Fall ist. Nur: tommorrow ist nicht IRGENDEIN Wert, sondern eben eine der bestebesuchten Deutschlands...“

      „naja, falsch machen kann man damit auf alle Fälle nicht viel auf Sicht von einigen Jahren. Übrigens halte ich ein Kurzziel von 5 Jahren auf 1000E absolut nicht übertrieben.“

      Das ist im Moment so der größte Teil der Boardbeiträge. „Die Wahnsinnsrakete geht ab“ oder „Die 1000%ige Chance“, dazu ein paar Pressemitteilungen reinkopiert und schon haben wir einen schönen Push, wo auch fleissig immer alle draufklicken.

      Ich habe mir jetzt mal die Arbeit gemacht und meine Gedanken zu der Tomorrow Internet AG niedergeschrieben, welche ich schon seit der Pre-IPO Phase beobachte.

      Für meine Kurzanalyse nehme ich mal die Revolutionärstheorie von Max Otte, die ist hier ganz praktikabel.

      Was muss die Tomorrow Internet AG erfüllen, um ein BlueChip des deutschen Internetbereiches zu werden? Die genannten Kurzziele von 1000 Euro nehmen schließlich klare BlueChip Dimensionen an.

      1. Hat das Unternehmen ein Produkt, eine Technologie oder eine Vision, welche die gegenwärtigen Wirtschaftsabläufe in einer Branche oder insgesamt radikal verändern kann?

      2. Ist das Unternehmen ein Pionier in diesem Bereich oder ist es nur auf einen Zug aufgesprungen?

      3. Hat das Unternehmen signifikante Wettbewerbsvorteile durch neue Technologien, einen Markennamen, gutes Management und ein gute Chance, diese Wettbewerbsvorteile zu verteidigen?

      Die Tomorrow Internet AG ist ein Content-Provider im General Interest Bereich. Das heisst, die Angebote richten sich nach eigenen Angaben an den neuen Normaluser. Wer die Seiten von Tomorrow kennt, weiss das dieses Angebot ziemlich oberflächlich ist und nicht gerade dazu animiert öfter diese Seiten zu besuchen (ich rede von www.tomorrow.de). Schauen wir uns mal die Entwicklung dieser Zahlen an:

      Oktober 1999: 4.423.598 PI
      November 1999: 6.621.215 PI
      Dezember 1999: 7.908.900 PI
      Januar 2000: 5.150.759 PI

      Nach einem Hype, wahrscheinlich wegen des Börsenganges sind die Zahlen im eigentlichen Hauptbereich (da dieser den aufzubauenden Markenmarken darstellt) rückläufig.
      Eine Markenname (Punkt 3) ist es insofern nicht, da die Domain www.tomorrow.de nicht ansatzweise den Wert des Unternehmens darstellt. Die PI sind einfach zu gering. Tomorrow als Hülle hätte relativ gesehen nicht den Wert den eine Yahoo oder Amazon hätte.

      Die Leute schauen sich das eben an und gehen dann auf die richtigen Special Interest Seiten, wie Sport1.de oder Ricardo beispielweise ist. (Zu Ricardo komme ich gleich).

      Das Angebot setzt sich zur Zeit aus folgenden Angeboten zusammen:

      Zahlen für Januar 2000
      Tommorrow 5.150.759 PI
      TV Spielfilm 11.848.225 PI
      MAX 5.963.274 PI
      Amica 3.689.175 PI
      Fit for Fun 1.124.565 PI
      Cinema 2.195.715 PI
      Playground 10.418.097 PI
      Techno.de 536.057 PI
      Ricardo 34.652.538 PI
      Sport.de 1.130.749 PI

      Ausser den letzten beiden Angeboten sind alle Seiten originärer Content von Tomorrow, bzw. von der Verlagsgruppe. Wie das Verhältnis oder die Verträge zwischen den Print- und Onlineredaktionen, bzw. Gesellschaften sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich gebe aber zu Bedenken, daß dies ein Unsicherheitsfaktor ist.

      Alle Angebote sind, wie ich schon gesagt habe, General Interest. Und abhängig von der Printredaktion. Diese Abhängigkeit ist nur mit dem massiven Aufbau einer eigenen Redaktion zu beenden, dieses ist aber ein großer Zeit- und Geldaufwand. Ehrlich gesagt, kann ich mir schwer vorstellen, welche Phantasie ein Lifestyle Angebot wie MAX hat. Keine hohe Bindung des User (stickiness genannt). Explodierende PI und damit Umsätze erwarte ich hier nicht . Das gleiche mit den anderen Angeboten. Auf Platz zwei bei den eigenen Angeboten ist Playground, eine halbschmuddelige Community mit Nacktbildern, nicht sehr interessant für Werbekunden, die dieses schließlich finanzieren sollen. Vermarktet werden die Seiten zusätzlich von DoubleClick, ich weiss allerdings nicht ob Tomorrow eine eigene Werbeabteilung hat. Ich nehme es mal an.

      Ricardo und sport.de sind zwei zugekaufte Angebote, d.h. es gibt hier Vermarktungsverträge untereinander. Tomorrow vermarktet diese beiden Seiten, bekommt dafür einen Kick-Back (Umsatz) und darf zusätzlich die Page-Impressions ausweisen. Ich weise darauf hin, daß die Pageimpression von diesen Angeboten nicht soviel Wert sind, wie eigens erzeugte. Den grossen PI-Sprung den Tomorrow im Januar gemacht hat, ist übrigens nur auf Ricardo zurückzuführen. Wenn die Verträge auslaufen gibt es vier Szenarien:

      1. Die Verträge werden zu den gleichen Konditionen weitergeführt.
      2. Die Verträge werden zu neuen Konditionen geschlossen, das Verhältnisses des Kick-Backs zugunsten Tomorrows verbessert sich.
      3. Die Verträge werden zu neuen Konditionen geschlossen, das Verhältnisses des Kick-Backs zugunsten Ricardo verbessert sich.
      4. Die Verträge laufen aus und werden nicht weitergeführt.

      zu 1.) Alles bleibt wie gehabt.

      zu 2.) Die Umsätze von Tomorrow erhöhen sich, die PI werden weiterhin zu dem IVW Angebot gezählt. Da Ricardo aber einen sehr erheblichen Teil der PI beisteuert, ist er auch ein Kandidat für andere Vermarkter, was eher zu Szenario 3 führen würde, wenn die Verträge denn weitergeführt werden.

      zu 3.) Der Umsatz geht zurück. Die PI bleiben in der ivw-Auswertung drin.

      zu 4.) Tomorrow hat einen riesigen Einbruch in den PI und in den Umsätzen.

      Die gleichen Punkte gelten auch bei sport.de, nur haben die nicht so ein Umsatz- und PI-Gewicht wie Ricardo. Deshalb hohes Risiko für den Bereich Vermarktungspartner.

      Alles in allem hat Tomorrow weder ein Produkt noch eine Technologie die revolutionär ist. Bei den General-Interest Seiten ist die Konkurrenz sehr hoch und die Markteintrittsbarriere sehr gering. Auch die Vermarktungsgemeinschaften sind aufgrund des Gewichts ein nicht abzuschätzendes Risiko. Die Vision der führende Content-Anbieter im deutschsprachigen Raum zu werden, hat wohl so jeder General-Interest-Anbieter. Dies ist nichts besonderes. Der Vorteil, der massiven Printwerbung in den Zeitschriften des Milchstrasse Verlag ist kein Vorteil mehr , wenn beispielsweise Sat1, Pro Sieben oder irgendein anderer Sender agressiv auf dem Markt auftritt. Davon abgesehen, daß man mit der Werbung nur zum größten Teil die gleiche Leserschaft erreicht. Was sich Anfang als Vorteil dargestellt wurde, kann ein großer Nachteil werden. Durch die Verlagsabhängigkeit, ist der Weg für wertvolle und fruchtbare Kooperationen oft verschlossen, wie z.B. mit einem Fernsehsender, weil die alle selber General Interest Angebote haben, bzw. planen.

      Wie ich schon oben aufgeführt habe, ist die Tomorrow Internet AG also kein Pionier auf irgendeinem Bereich. Wenn ich mich irren sollte, führe man den Gegenbeweis an.

      Kommen wir zum Management. Das kann man derzeit nicht beurteilen, dass Management muss sich erst noch beweisen, dafür sind die noch nicht lange an der Börse. Tomorrow hat einzig bewiesen, dass Sie eine gute IPO-Kampagne gemacht haben. Ich muss nur leider sagen, dass ich bisher keine fundamentale Analyse der Tomorrow Internet AG von Banken oder Presse gelesen habe.

      Alleine von der Flexibilität und des Einfallsreichtums des Management und des Teams kommt es drauf an, wie sich Tomorrow fundamental weiter entwickeln wird.

      Die Frage der Bilanz habe ich mich mal aussen vorgelassen, dies kann man erst im Laufe der Entwicklung feststellen, bzw. wenn ich mal Zeit habe und das Interesse besteht, kann ich mir die Bilanz mal anschauen und etwas darüber schreiben. Zeit ist Geld. Und Zeit habe ich sehr wenig.

      Zusammenfassend ist eine Investition in Tomorrow sehr riskant. Ich halte die Aktie tendenziell für überbewertet halte. Aber vielleicht bin ich ja auch, wie Bernd Niquet so schön ausführte, ein hirnloser Aktienopa, der die Geilheit der Neuen Zeit nicht begriffen hat.

      Zum Abschluss noch ein amüsanter Beitrag aus dem Board:
      „Tomorrow Internet und Consors sind Kooperation eingegangen. Consorsboard wird beiTomorrow zu lesen sein.“

      Na, wenn das hochinteressante und inhaltlich sehr wertvolle Consors-Board, jetzt auch bei Tomrrow zu finden ist, dann stehen einem Kursziel von 1000 Euro nichts mehr im Wege.
      Avatar
      schrieb am 11.02.00 18:00:44
      Beitrag Nr. 2 ()
      Titel muss natürlich heissen:

      Tomorrow Internet AG. Ein revolutionär?
      Avatar
      schrieb am 11.02.00 18:55:55
      Beitrag Nr. 3 ()
      Lysander -

      ich finde es absoult klasse, daß Du Dir die Mühe machst, ein Unternehmen auf Herz und Nieren durchzuprüfen. Von solchen Posts brauchen wir viel mehr!

      Ich werde Dir bald auf Deinen Post einige Kommentare geben.

      Max
      Avatar
      schrieb am 11.02.00 19:03:44
      Beitrag Nr. 4 ()
      Lysander --

      nachdem ich nur Deine brilliante Analyse gelesen habe, kann ich Dir sagen, daß ich zustimme.

      1. Tomorrow ist eine gute Seite und hat ein gutes Konzept

      2. Das Management muß sich noch beweisen

      3. Die Konkurrenz ist hart, die Unsicherheitsfaktoren sind groß.

      Wir können also überhaupt nicht sagen, wie es mit der Aufrechterhaltung der Wettbewerbsvorteile ist. Ähnlich übrigends auch mit EM.TV, obwohl sich EM.TV schon länger bewiesen hat und ein sehr gutes Management hat.

      Tomorrow gehört zur 2. Generation der reinen Internet-Unternehmen. Wo es schon für die erste Generation schwer ist, Geld zu verdienen, wird es für die zweite Generation noch schwerer. Dazu gehören z.B. Go2Net in USA und freenet.de in Deutschland. Dies sind gute Unternehmen, aber der Markt wird enger und härter.

      Schauen wir mal. Tomorrow ist zwar ein interessantes, aber auch ein riskantes Investment. Ein echter Revolutionär - da stimme ich Dir zu - ist es nicht.

      Max
      Avatar
      schrieb am 13.02.00 00:11:26
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hallo Leute,
      unter www.goldsack.de (Fieberkurve) findet Ihr aktuelle infos zur Tomorrow Internet AG.
      Gruss MacReu


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