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    Schröder: "Bild sagt die Wahrheit" - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.09.02 06:40:35 von
    neuester Beitrag 20.09.02 06:54:31 von
    Beiträge: 2
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      schrieb am 20.09.02 06:40:35
      Beitrag Nr. 1 ()
      ... "und die Erde ist eine Scheibe" :laugh:

      Schröder war gestern in Hannover in Topform ! Die Stimmumg war genial und auffällig viele junge Leute hörten sich die Rede von Schröder an.
      Avatar
      schrieb am 20.09.02 06:54:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      19.09.2002 11:28

      Medienwahlkampf


      Bild´ Dir meine Meinung

      Der Springer-Chefredakteur Kai Diekmann lässt Europas größte Zeitung manchmal wie ein Hilfsorgan des Stoiber-Wahlkampfteams aussehen – und erblickt eine Kampagne des Kanzleramts.
      Von Hans Leyendecker



      (SZ vom 19. September 2002) - Wieder ein sehr guter Tag für Edmund Stoiber - in Bild zumindest. Am gestrigen Mittwoch bekommt sein Kontrahent, der Kanzler, tüchtig Dresche.

      Auf Seite eins oben tadelt Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher weltexklusiv Gerhard Schröders „Sonderweg“ in der Irak-Frage, gleich unterhalb des Busens der Schlagersängerin Michelle, die das Massenblatt so gern zeigt. Ebenfalls auf der Titelseite: „Neueste Umfrage“ des Allensbach-Instituts: Erneut führt Schwarz-Gelb. Auf Seite zwei oben dann über sechs Spalten eine wichtige „Neue Niederlage für Müntefering“. Drunter sorgt sich Genscher wegen Schröder um „Deutschlands Ansehen“. Nebenan rät Franz Josef Wagner dem hochverehrten George W. Bush, den deutschen Regierungschef beim nächsten Anruf in der Telefonleitung „verhungern“ zu lassen. Und unten genießt der „Mobilcom- Chef...seine Millionen“. Er ordert, wie die Leser erfahren, im Restaurant Wein für 250 Euro die Flasche. Ausgerechnet dessen Firma hat der Kanzler der Bosse Kredit versprochen.

      „Warum hilft der Staat nur den Großen?“ hatte Bild schon am Dienstag getitelt. Um bankrotte „Handwerker, kleine Mittelständler“ kümmere „sich keiner“. Hat am selben Tag auch CDU-General Laurenz Meyer erkannt. Der Kandidat hingegen kümmert sich in seiner bayerischen Heimat rührend um Mittelständler, etwa die von der Maxhütte.

      Nicht nur am gestrigen Mittwoch lief es für Stoiber in Europas auflagenstärkster Zeitung (4,2 Millionen Exemplare) glänzend. Aus der Perspektive eines regelmäßigen Lesers des Massenblattes gesehen, war Stoibers Wahlkampf alles in allem Spitze: Beide TV-Duelle mit Schröder hat der Kandidat laut den eigens angeworfenen Ted-Umfragen mit 75 Prozent und 79,8 Prozent klar gewonnen: „Stoiber Sieger“ titelte das Blatt großformatig. „Sexverbrechern“ hat der CSU-Chef im Blatt den Kampf angekündigt, strahlend durfte er sein Programm für die ersten hundert Tage vortragen.

      Dagegen ist die SPD – meist völlig ratlos: „Ernüchterung macht sich breit“; „Kein Tag mehr ohne schlechte Nachricht!“; Steuereinnahmen „knicken weg wie morsche Fichten“; Arbeitslosenzahlen „zum Fürchten“. Wenn Bild über die vergangenen Wochen alles in allem die Stimmung im Lande richtig wiedergegeben hat, wird Stoiber am Sonntag klar gewinnen. Wenn es anders kommen sollte: Kann das vielleicht daran liegen, dass die Macher am Hamburger Axel-Springer-Platz all die Zeit die Realität durch einen Sehschlitz betrachtet haben? Nach dem Motto: Schröder oder wir?

      Bild-Chefredakteur Kai Diekmann kennt den Vorwurf, er mache eine Kampagne gegen Rot-Grün zu Genüge. Gelangweilt winkt der 38-Jährige ab. Vor ihm auf dem Schreibtisch liegt der neue Stern mit dem Titel „Ich oder...äh? Schröder und Stoiber im Vergleich“. Wenn Bild so was gemacht hätte, da wäre vielleicht was los in der Republik, sagt der Boulevard-Journalist. Er kann die Kollegen, die dann „losjaulen“ würden, alle aufzählen: „Sechzehn Jahre waren Spiegel, Stern oder Süddeutsche die bösen Buben, nun wird eben Bild verteufelt“, sagt Diekmann, der so die Regierungszeit seines Trauzeugen Helmut Kohl mal kurz Revue passieren lässt. Kritisieren „wir Fehlentscheidungen, heißt es sofort Kampagne“, sagt der Chefredakteur weiter – aber er könne damit leben, „weit über den 22. September hinaus“.

      Eigentlich war auf Bild, das von Heinrich Böll „Regierungsorgan par excellence“ genannt wurde, früher immer Verlass: Immer druff, immer gegen Links. Was heißt da Kampagne? Der Verleger Axel Cäsar Springer konnte „Feuer frei!“ und „Feuer einstellen!“ anordnen. Die Journalisten parierten. In dem konservativen Kronberger Kreis trafen sich einst Strategen der Union mit Springer-Generälen und trugen ihre Wahlkampf- Konzepte vor. Nach der Wahl wiederum gab es Manöverkritik durch Verlagsleute. Seltsamerweise hat das die Bild-Leser selten davon abgehalten, mehrheitlich die anderen zu wählen. „Bild’ dir meine Meinung“ hat nie funktioniert.

      Schröder war einst der Lieblingssozi von Bild, und als er 1998 Kanzler wurde, witterten einige neue Allianzen. Kolportiert wird der Spruch des Medienkanzlers, er setze auf „Bild, Bild am Sonntag und Glotze“. Dann aber kam es im Hause Springer zu Personalrochaden, die junge, tüchtige, nassforsche, gegelte Leute an die Spitze brachten. Nach einer Weile war die Welt wieder in rechter Ordnung, dann fuhr auch Bild die erste Kampagne gegen Rot-Grün. Bei einem Foto von einer Demonstration wurde dem grünen Jürgen Trittin fälschlicherweise ein Bolzenschneider zugeordnet, in Berichten über die wilde Jugend des Joschka Fischer dekorativ der RAF-Stern gezeigt.

      Die wechselseitige Zuneigung zwischen Bild und Regierungszentrale nahm deutlich ab, was eigentlich nichts Schlimmes ist; es gab dann noch viele Aufs und Abs. Es kam zu Auseinandersetzungen, in die sogar Rechtsanwälte eingeschaltet wurden. In der Affäre um die Bonusmeilen, die Bild am Schluss Pluspunkte brachte, hat die SPD eine nur schwer nachvollziehbare Konfrontationsstrategie gefahren. Seit einer Weile hat Schröder das Gefühl, Bild wolle ihn aus dem Amt schreiben und wer das Blatt aufmerksam liest, kann diesen Eindruck durchaus nachvollziehen.

      Diekmann kennt das alles und er winkt wieder ab. „Hunde jaulen, wenn man sie tritt, und sie wedeln mit dem Schwanz, wenn man sie füttert“, bemüht er ein chinesisches Sprichwort. So sei auch das „Verhältnis der Politik zur Presse“. Mancher im Kabinett, der entschwundene Rudolf Scharping voran, hat Bild gut gefüttert. Auch über Renate Künast und einige andere darf er sich nicht beklagen.

      Der Anti-Regierungskurs von Bild hat andere Gründe. Diesmal hat kein Verleger Feuerbefehle gegeben – es scheint vielmehr so (was Diekmann energisch bestreitet), dass einige junge Neoliberale sich an den Achtundsechzigern und linken Lieblingsgegnern abarbeiten. An denen, die nach dem Marsch durch die Institutionen ganz oben angekommen sind. Ein Hauch Konterrevolution also.

      Es gibt viele sportive Elemente. Auch Eigensinn. Auf beiden Seiten. Unterm Strich bleibt, dass Bild im Wahlkampf manchmal den Kanzler schlechter und oft den Herausforderer besser aussehen ließ, als es der Stoff hergab. Als Rot-Grün bei einzelnen Meinungsforschungs-Instituten schon die Trendwende geschafft hatte, meldete Bild auf Seite eins: „Gleicher Trend bei allen Umfragen - Rot-Grün ohne Mehrheit“. Als der frühere SPD- Minister Volker Hauff differenziert erklärte, dass ein Tempolimit den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren würde, rauschte er auf die Frontpage: „Kanzler- Berater: Tempolimit auf allen Autobahnen“. Wenn so etwas in Serie passiert, darf man argwöhnisch werden.

      Diekmann hat natürlich eine ganz andere Sicht. Die SPD habe das Feinbild Springer herausgekramt, um Wahlkampf zu machen, die wollten Bild instrumentalisieren, glaubt der Meinungsmacher. In der Szene kursiert eine Notiz des stellvertretenden Regierungssprechers Béla Anda, der früher mal bei Bild war: „Man muss wohl entscheiden, wie man in den nächsten Wochen mit Bild & Co umgeht – draufhauen oder Interviews geben. Beides geht nicht – oder müsste als besonders raffinierte Strategie erklärt werden“, schrieb er.

      So sind sie – die Sozen. Jammern und teilen heimlich aus. Kohl-Freund Diekmann kann so tun, als packe ihn der rechtschaffene Zorn. War er es nicht, der neulich im Hamburger Presseclub den Stoiber so hart anpackte, dass der Kandidat ganz verwirrt dreinschaute? Und auf den Ted war ja noch nie wirklich Verlass. Nach dem Sieg von Schröder im September 1998 hatten laut Ted-Umfrage 85,4 Prozent von 211 629 Lesern für die Große Koalition gestimmt. Rot-Grün übernahm dann die Macht. Ob das mit dem „Sieger“ Stoiber ähnlich sein wird?


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