checkAd

    Das Kapital: Anschnallen für die Winterrally - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.09.02 23:26:45 von
    neuester Beitrag 23.09.02 08:42:49 von
    Beiträge: 3
    ID: 636.938
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 399
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 22.09.02 23:26:45
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der FTD vom 23.9.2002
      Das Kapital: Anschnallen für die Winterrally

      Durchatmen. Die nächsten Wochen könnten noch happig werden. Das Risiko ist groß, dass die US-Märkte ihre Juli-Tiefs testen, wenn nicht gehörig unterschreiten. Erfahrungsgemäß ist neben dem September auch der Oktober geradezu prädestiniert für Börsenstürme.

      Was das für den Dax bedeutete, will man lieber nicht quantifizieren - schon gar nicht nach dem hauchdünnen Wahlausgang. Dass die Dividendenrendite in Europa mittlerweile über den Geldmarktzinsen liegt, ist nur ein kleiner Trost. Der alte Kontinent wird bekanntlich zurzeit mit Bezugsrechten überschwemmt. HSBC schätzt, dass sie 2002 knapp zwei Prozent der Marktkapitalisierung absorbieren könnten.

      Und während die europäischen Börsen nunmehr bezahlbar sind, ist das für die US-Märkte nicht gesagt - auch wenn die meisten Strategen das behaupten und nun sogar wieder auf die Schwergewichte setzen. Wer sich den Spaß macht, einen Blick auf die Umsatzbewertung der 20 größten US-Aktien zu werfen, kann da nur schmunzeln.


      Aber jedes Risiko birgt auch Chancen. Die Wahrscheinlichkeit für eine stramme Winterrally ist gar nicht schlecht. Es gibt gleich mehrere Faktoren, die dafür sprechen. Erstens setzen die purzelnden langfristigen Zinsen enorme Mittel frei. So nutzen die US-Haushalte die steigenden Häuserpreise, um ihre Immobilien noch höher zu beleihen - zu besseren Konditionen. Die zusätzlichen Kredite werden teilweise auf 250 bis 300 Mrd. $ geschätzt, nach 150 Mrd. $ im Vorjahr.


      Typischerweise fließt mehr als die Hälfte davon in den Konsum. Und das Gros der Refinanzierung wird für das dritte Quartal erwartet. Morgan Stanley meint zwar, dass die Banken jetzt eher 90 als 30 Tage brauchen, bis die Gelder ausgezahlt werden. Trotzdem ist der Konsum bereits angesprungen, wie auch die wöchentlichen Einzelhandelszahlen zeigen.


      Der zweite wichtige Faktor ist die Bank von Japan (BoJ). Natürlich zeugt der Schritt, den taumelnden Banken Aktien abzukaufen, von Verzweiflung. Auch ist es richtig, dass damit das Problem der notleidenden Kredite und die generelle strukturelle Schwäche Japans nicht beseitigt werden. Auf ein Gesamtpaket gegen die Deflation wartet man vergebens.


      Immerhin verspricht die Rhetorik der BoJ neues Geld - trotz der gescheiterten Auktion von Staatsanleihen. Die Notenbank will so viel Liquidität bereitstellen, wie es auch immer notwendig ist. Das deutet darauf hin, dass sie die Aktienkäufe nicht sterilisieren will, das heißt, durch gegenläufige Geschäfte wieder einsammelt. Wenn dem so ist - und jede Yen-Schwäche wäre ein guter Indikator dafür - erinnerte das stark an die Zeit vom September 2001 bis April 2002, als die japanische monetäre Basis um 26 Prozent gestiegen ist. An die damaligen Aktien-Charts wird sich jeder liebend gerne erinnern wollen.


      Drittens, ganz banal: Aktien nähern sich schon jetzt überverkauftem Terrain, vor allem in Europa. Und vielleicht hilft die EZB nach den deutschen Wahlen ja endlich nach.


      Die Schwierigkeit liegt natürlich in der zeitlichen Abstimmung, und durch die geopolitischen Risiken (Öl) wird sie noch erschwert. Aber dieses Spiel wird beherrschen lernen müssen, wer sich in den nächsten Jahren an der Börse engagiert. Denn die letzten Blasen sind noch längst nicht geplatzt. Als nächste sind die Immobilien-, Schulden- und Konsumblasen in den USA an der Reihe.



      Havas


      Schon der Pop-Soziologe Vance Packard sah Werbung als die Kunst, auf den Kopf zu zielen und die Brieftasche zu treffen. Jüngstes Beispiel: Die Zahlen von Havas. Wegen der Sparbemühungen hat die Werbeagentur in den ersten sechs Monaten vor Goodwill 50 Mio. Euro verdient. Verglichen mit der miserablen zweiten Hälfte des Vorjahrs stieg die operative Marge von 8,9 auf 11,2 Prozent.


      Obwohl die Franzosen anders als etwa WPP oder Publicis nur ein einziges Agenturnetz haben, haben sie Marktanteile gewonnen. Der organische Umsatzschwund lag deshalb mit 5,4 Prozent unter dem Sektorenschnitt. Dabei scheint die Aktie mit einem laufenden KGV von13,8 und einer Dividendenrendite von fünf Prozent relativ günstig.


      Bloß ist Havas ein Musterbeispiel dafür, wie KGVs und Renditen täuschen können. Angesichts der Nettoschulden von 743 Mio. Euro zeugt die stabile Dividende vor allem von Übermut. Und Havas druckt Aktien, was das Zeug hält. Deren Zahl hat sich seit 1997 fast verdreifacht. UBS schätzt, dass Mitarbeiteroptionen selbst im laufenden Krisenjahr 30 Mio. Euro kosten werden. Auch ist es in der kaufwütigen Werbebranche üblich, bei Übernahmen einen Gutteil erst später als Prämien zu zahlen.


      Trotz schwacher Konjunktur dürften letztere diesmal 37 Mio. Euro kosten. Nach Investitionen, Steuern et cetera meint UBS, dass von 305 Mio. Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nur 7 an freiem Cash übrig blieben. Der Konsens traut Havas 342 Mio. Euro Ebitda zu. Aber selbst dann müsste man bei einem Börsenwert von immer noch 1,06 Mrd. Euro nicht nach dem Portemonnaie greifen.



      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 23.09.02 02:38:02
      Beitrag Nr. 2 ()
      @informaticus
      "selig sind die geistig armen ,aber reich an glauben"
      Avatar
      schrieb am 23.09.02 08:42:49
      Beitrag Nr. 3 ()
      und wer ist hier geistig arm? Du selbst? Der FTD-Redakteur?


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Das Kapital: Anschnallen für die Winterrally