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    Kolumne: Mehr Gerechtigkeit bei der Rente - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.11.02 12:27:12 von
    neuester Beitrag 06.11.02 12:35:11 von
    Beiträge: 2
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      schrieb am 06.11.02 12:27:12
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der FTD vom 4.11.2002 www.ftd.de/keese
      Kolumne: Mehr Gerechtigkeit bei der Rente
      Von Christoph Keese

      Die heutigen Beitragszahler werden zu Gunsten einer Generation strapaziert, die längst überversorgt ist.



      Reale Renditen der gesetzlichen Rentenversicherung


      Im deutschen Rentensystem sind inzwischen nur noch drei Dinge sicher. Erstens: Die Beiträge steigen ständig weiter. Zweitens: Wer heute arbeitet, wird später von seiner Rente niemals leben können. Drittens: Eine ganze Generation von Rentnern ist überversorgt. In der politischen Debatte geht es zwar ständig um Gerechtigkeit. Gemeint ist damit aber nur die Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich. Viel zu selten kommt die Gerechtigkeit zwischen Generationen zur Sprache. Bei der Rente kann davon nicht mehr die Rede sein: Die jungen Leute werden gezwungen, Geld zu null Rendite in die Rentenkasse zu pumpen, um die Versäumnisse ihrer Eltern zu finanzieren. Und die haben mit dem Geld ihrer Kinder ein so gutes Auskommen wie noch keine Generation vor ihnen.

      Nach dem Willen der Koalition wird der Rentenbeitrag im nächsten Jahr wohl von 19,1 auf 19,5 Prozent des Gehalts steigen. Das ist schon die optimistische Variante. Eigentlich müsste er auf 19,8 oder 19,9 Prozent klettern. Nur mit Haushaltstricks kann die Regierung ihn drücken. Gleichzeitig steigt die Beitragsbemessungsgrenze von 4500 auf 5100 Euro. Es steigen also gleich beide Faktoren - die Ausgangsgröße und der Multiplikator.



      Große Zusatzbelastung


      Für Angestellte, die die Bemessungsgrenze erreichen oder mehr verdienen, bleiben im Jahr 810 Euro netto weniger übrig. Der Arbeitgeber zahlt noch einmal das Gleiche. Zwei Rechenbeispiele: Ein Konzern mit 10.000 Angestellten über der Bemessungsgrenze zahlt künftig allein für diese Führungskräfte 8,1 Mio. Euro mehr in die Rentenkasse ein. Eine Werbeagentur mit 30 Top-Verdienern und 300 normal entlohnten Angestellten muss zusätzlich rund 50.000 Euro entrichten. Gemeinsam mit seinem Arbeitgeber schickt jeder Gutverdiener nächstes Jahr ein Vermögen an die Rentenkasse. Der Gesamtbeitrag liegt 2003 bei 11.934 Euro. Rendite-Erwartung: im besten Fall null, wahrscheinlich sogar negativ. Wie dramatisch die Renten-Rendite der einzelnen Geburtsjahrgänge gesunken ist, zeigt die Grafik unten.


      Auf der Empfängerseite stehen die heutigen Rentner. Gewinner sind natürlich nicht die Trümmerfrauen, Witwen und Weltkriegsveteranen, also die ersten zwei Geburtsjahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Diese Menschen haben viel gelitten und viel verloren. Sie leben oft allein von der gesetzlichen Rente, die mager ausfällt und nur ein bescheidenes Auskommen sichert. Jeder, der heute arbeitet und Rentenbeiträge zahlt, wird freiwillig und gerne für ihren Unterhalt aufkommen.


      Ganz anders stehen jedoch die Jahrgänge zwischen 1930 und 1945 da, die so genannte Goldene Generation. Auch diese Menschen mussten im Krieg leiden. Das bestreitet niemand. Später aber lebten sie unter außergewöhnlich glücklichen Umständen, nahmen sich enorme Privilegien heraus, belasteten den Staat mit exorbitanten Schulden und hinterließen ein Gemeinwesen, das in weiten Teilen ein Sanierungsfall ist.


      Sie produzierten zwar ständiges Wirtschaftswachstum, lebten aber trotzdem über ihre Verhältnisse. Sie ignorierten das demografische Problem, verhinderten 20 oder 30 Jahre lang wichtige Reformen am Sozialstaat, ließen die Gesellschaft in Regeln erstarren und verabschiedeten sich oft frühzeitig auf Kosten ihrer Kinder in den Ruhestand. Obwohl das Rentenalter eigentlich 65 ist, liegt der Durchschnitt faktisch bei 60 Jahren.



      Wenig Arbeit, goldener Ruhestand


      Nie zuvor hat eine Generation so wenig gearbeitet wie diese - vom Studium bis zur Rente oft weniger als 30 Jahre, meistens zu mageren 35 oder 37 Stunden pro Woche, mit weltweit einmaligen sechs Wochen Urlaub im Jahr und absurd hohem Krankenstand. Die Nettobilanz dieser Generation ist noch nicht geschrieben, aber sie fällt vermutlich bescheiden aus. Sie hat dem Land unter dem Strich wenig hinterlassen. Das ist nicht als individueller Vorwurf gemeint. Viele Mitglieder der Generation haben Außergewöhnliches geleistet. Kollektiv aber hat sie die Kritik verdient.


      Trotzdem genehmigte sich die Generation einen Ruhestand der Extraklasse. Die gesetzliche Rente ist für viele nur ein Trinkgeld. Am meisten bekommt sie aus den üppigen Betriebsrenten, die ihre Arbeitgeber heute in die Knie zwingen. Die Goldene Generation hat derart schamlos zugelangt, dass viele Firmen neuen Mitarbeitern mangels Masse keine Betriebsrente mehr zusprechen können. Damit nicht genug: Den Abschied in die Frührente versüßte zusätzlich das Arbeitsamt, die Staatskasse sprang ihm dabei zu Seite.


      Um das alles zu finanzieren, werden die Jahrgänge nach 1945 wahrscheinlich bis 70 arbeiten müssen, danach eine Hunger-Rente bekommen, vielfach keine Betriebsrente haben und von ihren eigenen Ersparnissen leben. Der Vater hat die Kasse leer gemacht, für den Sohn ist nichts mehr da.


      Gegen diesen Trend müssen die Jungen jetzt protestieren. Die Beiträge dürfen nicht steigen, sondern die Zahlungen an die Goldene Generation müssen sinken. Bis auf Härtefälle sollten Rentner Einbußen hinnehmen. Nur so bleibt den Jungen genug Geld für ihre eigene Altersversorgung. Wenn sie jetzt nicht auf sich selbst achten, stehen sie später ohne Mittel da.



      © 2002 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD, Quelle: Dia 2001
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 12:35:11
      Beitrag Nr. 2 ()
      Stimmt leider so!


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