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    Qualitätszeitungen in der Krise - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.03.03 09:30:40 von
    neuester Beitrag 02.04.03 10:07:52 von
    Beiträge: 26
    ID: 707.318
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      schrieb am 13.03.03 09:30:40
      Beitrag Nr. 1 ()
      Am Tropf
      Die Krise der Werbewirtschaft schlägt auf überregionale Zeitungen durch und gefährdet Qualitätsjournalismus

      Von Markus Brauck

      Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Zeitungsbranche so etwas wie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Es gab genug Geld, die Leser blieben bei der Stange, und die Wochenendausgaben der großen Tageszeitungen wogen pfundschwer. Eine ganze Branche träumte von expansivem Erfolg, und alle wollten dabei sein. Bei der Financial Times dachte man, es wäre schön, eine deutsche Ausgabe auf den Markt zu bringen. Also tat man es. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) wollte ihr angestaubtes Image erneuern, dazu in Berlin originell auftrumpfen und Sonntagsleser mit einer Neugründung erfreuen. Also tat man es. Die Süddeutsche wollte nicht mehr nur das Blatt aus Bayern sein und deshalb in Nordrhein-Westfalen mit einer Regionalausgabe Leser erobern. Also tat man es. Schöne Zeiten waren das, so um das Jahr 2000 herum. Aufbruchstimmung.

      Derzeit herrscht Abbruchstimmung. Und das nun schon seit gut zwei Jahren. Mittlerweile hat sich die erfolgsverwöhnte Branche an Hiobsbotschaften gewöhnt. Hunderte Journalisten wurden gefeuert, Tausende bangen um ihren Arbeitsplatz. Keine gute Ausgangsposition, um mutige und originelle Zeitungen zu machen. Keine gute Zeit auch für übermütigen Journalismus, für den etwa die mittlerweile eingestellten "Berliner Seiten" der FAZ standen. Kein Raum für die Kür. Die Blätter ziehen sich auf die Plicht zurück. "Die meisten Zeitungen werden wieder auf den Stand vom Ende der 90er Jahre zurückfallen", sagt Journalistik-Professor Siegfried Weischenberg. "Und viele werden froh sein, wenn sie nicht tiefer fallen."

      Die Zeitungsbranche kränkelt nicht. Sie ist in Teilen abgestürzt. Richtig hart hat es jetzt die überregionalen Zeitungen getroffen. Seit dem Herbst trudeln im Wochentakt Meldungen über Entlassungen und Finanznöte bei Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Süddeutscher Zeitung, Frankfurter Rundschau und Welt ein. Sie leiden besonders unter dem Totaleinbruch des Stellenmarktes, der bis dato - vor allem für die Marktführer FAZ und SZ - einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkam und für die kleineren immer noch einen Gutteil ihrer Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft ausmachte.

      Doch die Mehrzahl der rund 350 deutschen Zeitungen mit gut 1600 Lokalausgaben und mehr als 15 000 Redakteuren kommt mit einem blauen Auge aus der Krise. Hier wird schon seit Jahren mit minimalem redaktionellen Aufwand produziert. Dass dabei wegen der hohen Arbeitsbelastung journalistische Qualität häufig zwangsläufig auf der Strecke blieb, nahmen viele Verleger billigend in Kauf. Sie konzentrierten sich auf die Ausweitung des lokalen Angebots - häufig mit der Maßgabe, dass Quantität letztlich Qualität ersetzen könne. Zumindest wird die Qualität einer Zeitung nicht mehr ausschließlich journalistisch definiert. Der erfolgreiche Verleger Dirk Ippen etwa empfiehlt, der Zeitung ein Image zu geben, dass die Leser "schlicht und einfach veranlasst, mehr zu lesen, die Zeitung zu kaufen".

      Das Vorbild für eine solche Art von Zeitung ist das Fernsehen, das heute mit Trailern und Eigenwerbung durchsetzt ist, damit die Zuschauer hängen bleiben. Das so etwas funktioniert, zeigen die TV-Sender und immer mehr Tageszeitungen. Was auf der Strecke bleibt, wenn das Marketing die Herrschaft übernimmt, ist letztlich der Tiefgang. Die Krise der Branche ist damit eine Krise des Qualitätsjournalismus.

      Das war schon am Scheitern der Zeitungsneugründung Die Woche zu beobachten, ganz zu Beginn der Krise. Das Blatt war journalistisch gut gemacht, was auch die Konkurrenz zugestand. Es fand seine Leser - keine Massen, aber immerhin. Eingegangen ist es letztlich, weil die Anzeigenerlöse weit hinter dem zurückblieben, was die Zeitung einigermaßen wirtschaftlich gemacht hätte. Auch die Neugründung Spiegel-Reporter wurde ja deshalb eingestellt, weil die erhofften hohen Werbeeinnahmen ausblieben. Und die Berliner Seiten der FAZ waren zwar publizistisch erfolgreich, brachten dem Mutterblatt aber keineswegs die erhoffte Zahl von 30 000 bis 40 000 neuen Abonnenten. Letztlich waren es nur rund 2000. Auch in den Boomjahren konnte der Beweis, dass Leser für besseren Journalismus auch mehr Geld ausgeben, nicht erbracht werden. Letztlich war der Boom allein vom boomenden Werbemarkt - wenn man so will - subventioniert.

      Die Abhängigkeit des Qualitätsjournalismus von der Werbewirtschaft - und damit von der Konjunktur - könnte sich in Zukunft noch bitter rächen. Selbst wenn die Wirtschaftskrise ausgestanden sein wird, so warten auf die Branche immer noch große strukturelle Probleme. Das Internet steckt zwar selbst in der Krise, aber als Markt für Rubrikenanzeigen wie den Auto- oder Stellenmarkt ist es nach wie vor eine gefährliche Konkurrenz für die Zeitungen. Und ob die Werbung nach der Krise wieder so stark in die Tageszeitungen geht wie vorher, ist mehr als fraglich. Das hängt auch damit zusammen, dass sich die Tageszeitungen schwer tun, junge Leser bei der Stange zu halten - und damit die werberelevanten Gruppen der Zukunft.

      Ironischerweise liegt der Ausweg aus der Krise des Qualitätsjournalismus im Erhalt der Qualität. Nur wenn es den Tageszeitungen gelingt, weiterhin mehr Hintergründe, Themenschwerpunkte und Meinungsartikel anzubieten als alle anderen Medien, wenn sich die Tageszeitungen mehr als alle anderen Zeit für die Reflexion nehmen und damit ihr Kerngeschäftjenseits der schnellen Übermittlung von Nachrichten betreiben, haben sie eine Chance.

      Allerdings kostet genau diese Qualität viel Geld. Ob dies in Zukunft wieder hauptsächlich im Anzeigengeschäft verdient wird ist eine offene Frage. An ihr wird sich auch entscheiden, ob Leser langfristig mehr für ihre Zeitung bezahlen werden.



      Das macht mich sehr sehr traurig.
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 09:44:16
      Beitrag Nr. 2 ()
      der witz ist, daß die frankfurter rundschau mit derzeit ca, 1200 arbeitsplätzen nur durch einen umgehenden kredit bzw. bürgschaft der hessischen landesreigierung gerettet werden kann.

      also von einer regierung, deren partei seit generationen von diesem blatt gandenlos niedergemacht worden ist.

      ich hoffe, herr koch, weiß, was zu tun ist.

      gruss

      hahnebüchen
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 09:57:33
      Beitrag Nr. 3 ()
      Der Herr Koch, der von der TAZ generell durch den Fleischwolf gedreht wird? Was hat denn dieser granatenmäßige Neuverschulder mit SZ, Welt oder FTD zu tun?


      Gruß
      gewinnnix



      PS: Übrigens hat der Herr Koch noch nie was gewußt. Der hat einen Aussitzarsch, so groß wie Hessen. :D
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 10:01:19
      Beitrag Nr. 4 ()
      Und dann würde mich noch interessieren, wo Du so rumliest?! :)
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 10:06:20
      Beitrag Nr. 5 ()
      Aktueller Qualitätsjournalismus aus der FR :D



      Absurd
      Sterne lügen nicht


      Bekanntlich hat jeder reine Verstandesmensch so seine kleine emotionale Schwäche. Bei mir ist es eine mir selber rätselhafte Neigung zum Übersinnlichen. Also gehe ich regelmäßig zu Astrologen, Hellsehern, Kartenlegern, Pendlern und Glaskugelguckern; besonders gern zu -innen. Just an jenem Tag im Dezember 2000, an dem George Bush jun. nach all dem Trouble um die Stimmzettel in Florida zum Wahlsieger ausgerufen wurde, besuchte ich meine Lieblings-Sterndeuterin.

      Jedenfalls war sie es bis dahin.

      Da ich auch politisch interessiert bin, fragte ich sie nach Erledigung privater Angelegenheiten (Liebschaften, Restlebenszeit etc.), was die Welt wohl mit dem Texaner im Weißen Haus erleben werde. Dass ich wie gewöhnlich ein kleines Tonbandgerät im Jackett versteckt hatte, wusste sie natürlich nicht. Gleich als Erstes wollte ich wissen, wie sich unter Bush die transatlantischen Beziehungen entwickeln würden. Man hört auf dem Band, wie die Astrologin - nennen wir sie Gabi - mit ihren Aszendenten und Häusern raschelt. Dann sagt sie mit fester Stimme: "Ich sehe die schwerste Krise in der Geschichte der Nato. Die kann man in ein paar Jahren den Hasen geben." Gabi ist Rheinländerin und drückt sich oft etwas volkstümlich aus.

      Natürlich hört man mein skeptisches Stirnrunzeln nicht, jedenfalls hake ich nach, und sie sagt: "Amerika unter Bush wird agieren wie eine Hegemonialmacht alten Stils. So ungefähr wie das Imperium Romanum." Gabi ist nicht ungebildet, hat mal Kunstgeschichte studiert.

      "Aber, aber", höre ich mich sagen, und es klingt schon ziemlich unwirsch.

      "Es wird Krieg führen gegen Irak. Bush will diesen Kerl in Bagdad abservieren, wie heißt er gleich?" "Saddam Hussein", helfe ich aus. "Aber wenn, dann doch bestimmt nur mit einem Mandat der Vereinten Nationen." Meine Ungläubigkeit ist nicht zu überhören.

      "Auch die Vereinten Nationen sind Bush und seiner Administration wurscht", stellt Gabi nach einigem Aszendenten-Rascheln fest. "Die schlagen auf eigene Faust los, im Alleingang, nur mit den Engländern."
      Eine Weile schweigen wir. "Gibt es denn kein Veto im Sicherheitsrat?", frage ich, und meine Stimme schwankt zwischen wütend, weil ich hier meine Zeit verschwende und besser mit dem Thema nie angefangen hätte, und herablassend.

      "Doch", erwidert Gabi, "sogar mehrere. Aber auch das ist den USA egal. Übrigens, es wird eine Achse von Neinsagern von Peking über Moskau nach Berlin und Paris geben. Und das alte Europa spaltet sich." "Jetzt machen Sie aber mal Schluss, Frau Gabi!", sage ich empört.

      "Fakten, Fakten, Fakten", erwidert sie ungerührt. "Dieser Öl-Kaufmann ist ein Weltenbeweger. Kein Stein bleibt auf dem andern. In Irak will er die Demokratie einführen, mit Gewalt. Und danach überhaupt im arabischen Raum."
      "Damit brächte er doch die ganze Region noch mehr gegen Amerika auf", sage ich heftig, "die Amis würden ja Terror und Blutvergießen ohne Ende riskieren. Sehen Sie doch noch mal genau nach."
      Gabi raschelt wieder. Beugt sich über Mars, Saturn und Jupiter. Und bleibt dabei. "Das einzige, was Bush liest, ist die Bibel. Er liest nicht mal die Briefe, die ihm dieser Saddam Hussein schreibt."
      "Vielleicht sollte sich die Astrologie doch aus der Politik heraushalten", höre ich mich zischen, "das ist ja alles komplett absurd.

      PETER HENKEL

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      Avatar
      schrieb am 17.03.03 16:47:19
      Beitrag Nr. 6 ()
      Das Streiflicht. Am Wochenende musste auf das Beste der Süddeutschen Zeitung verzichtet werden. Die SZ-Redaktion erklärte sich außerstande, den Weltenlauf mit gespitzter Zunge zu kommentieren angesichts der internen Krisensituation. Aus Protest gegen die Einstellung der NRW-Beilage der SZ wollten sie den Lesern die möglichen Folgen weiterer Einschnitte in die Substanz der Zeitung drastisch vor Augen führen. Das ist hiermit gelungen. Was fehlt (taz)erklärt sich mit dem gefährdeten "Streiflicht" solidarisch und bietet notfalls Exil.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 17:43:17
      Beitrag Nr. 7 ()
      zeitungen:confused:





      ´du treibst dich auch überall rum:laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:27:14
      Beitrag Nr. 8 ()
      Wegen der Anzeigen.
      Rehteiljäger, weißt schon. :lick:


      Bei der Bild schau ich mir immer die Möpse an, weil das Viagra doch so teuer ist. :D
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:30:52
      !
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      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:41:08
      Beitrag Nr. 10 ()
      Also @Manuela,
      hier geht`s um Qualität. Trotzdem ein netter Versuch. :)
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:44:23
      Beitrag Nr. 11 ()
      :eek:
      dann kauf doch PFIZER:D

      die einzige die mir gefällt ist die FTD,der rest iss nix.
      in der FTD ist zu allem und jedem was zu finden;)
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:48:36
      Beitrag Nr. 12 ()
      Ne, wirklich nicht! Das Amizeugs geht doch meist schon beim Auspacken kaputt. :D Oder meinste die Aktie?
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 20:11:59
      Beitrag Nr. 13 ()
      wie,hast schonmal ausgepackt!?:D

      na ja....pfizer.......viagra:rolleyes:

      noch gehts so:lick:
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 21:05:53
      Beitrag Nr. 14 ()
      #3

      Du weisst doch: Koch ist der "brutalstmögliche Aufklärer"
      Da muss er die FR doch mögen
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:00:47
      Beitrag Nr. 15 ()
      Kennst Du das neue Mittel von Bayer schon? :eek:




      #14
      ist der wohl auch Hauptschullehrer? :confused:
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 15:18:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      Levitra nennt Bayer laut FTD http://www.ftd.de/ub/in/1047031824056.html?nv=rs seinen Unterbuchsenzerstörer.


      Dazu eine unkonventionelle Qualitätslösung:


      Das Streiflicht
      (SZ)Unter der Dusche, schon fünf Minuten, schon so lange rinnt das Wasser heiß, so heiß, wie es nur geht, den ehedem schweißigen Körper hinunter, da geschieht etwas Phänomenales, der Körper empfindet die extreme Temperatur – es ist schon eine extreme Temperatur! – nur als lau, ja, ein lauer Frühlingsregen, der aus dem Duschkopf schnürt, und er, der Körper, verlangt nach noch heißerem Wasser, nach hartem, beißendem, schneidendem Nass, und erhält er es, so ist er überhaupt nicht zufrieden, im Gegenteil, mit Gänsehaut und leichtem Zittern zeigt er an, dass er jetzt friert. Wieso zum Teufel friert er jetzt? Was will er denn noch? Das ist unmöglich, dieses Begehren muss in den Tod führen, schon ist der Schauer geysirheiß, der Körper aber scheint aus Eis, aus flammendem Eis.
      Raus aus der stickigen Kabine! Bloß raus! Das geheimnisvolle gefährliche Verlangen versickern lassen, ein paar Tage nicht duschen, sich nicht vom Schweiß befreien, das ist doch nicht so schlimm, so ein bisschen Schweiß, oder? Nein, ist nicht schlimm. Ist ganz natürlich. Und Schweiß riecht auch gar nicht. Schweiß riecht definitiv nicht. Schweiß besteht zu 99 Prozent aus feinem, klarem, klarstem Wasser, dazu aus Salzen, Mineralien, Aminosäuren. Was manchmal ein wenig stinkt, sind Bakterien, die sich auf einer bestimmten Sorte von Schweißdrüsen niederlassen, zum Beispiel auf denen in der Achselhöhle. Ja, 400 Schweißdrüsen befinden sich dort, die gern ein paar Bakterien aufnehmen, und, Wunder der Natur, welch verschiedene Düfte dabei entstehen können! Säuglinge werden immer milchig-sauer riechen, Senioren eher süßlich und junge Männer ledrig-streng.
      Doch auch das ist gut so, das Strenge, absolut sinnvoll ist es, gewollt von wem auch immer. Gerade haben Biologen aus Pennsylvania jungen männlichen Probanden, die vier Wochen kein Deo hatten benutzen dürfen, jeweils einen Abstrich vom Unterarm genommen und jenes kaum sichtbare Sekret auf die Oberlippe weiblicher Testpersonen aufgetragen, und das Ergebnis war eine ausgesprochen gute Laune bei jenen Damen, die überdies so viele lutei nisierende Hormone wie kurz vor dem Eisprung aufbauten. Die Wissenschaftler sprechen nun von einer „chemischen Kommunikation“ – über den Geruch koordinierten Männer und Frauen ihre Fortpflanzung. Mit anderen Worten: Die Weiber fliegen auf den Schweiß der Kerle. Natürlich werden sie das nie und nimmer zugeben. Sie können es gar nicht zugeben, denn sie wissen noch nicht, dass es so ist, und auch die Kerle ahnen nichts, dabei ist alles von wem auch immer schon seit Jahrtausenden angelegt. Oder warum sind all die Weiber auf wundervollste Weise genau so klein, dass sie bis zu den Achseln all der Kerle reichen, bis zu den betörenden Achseln? Das ist perfekt, ja merkt Ihr, wie perfekt das eingerichtet ist?



      Was stinkt, ist! :laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 12:56:24
      Beitrag Nr. 17 ()
      Das Streiflicht

      (SZ) Neunter Kriegstag. Vom Fußball her ist das Phänomen vertraut, dass neben dem TV-Moderator ein nicht mehr ganz junger Herr sitzt und Dinge vorbringt wie „war’n Ball wie ein Strich“ oder „Die Jungs müssen über die linke Flanke kommen“. Was sagt der Militärexperte anderes? Flanke, Vorstoß, Treffer. Leider fordert ein zweiter Experte sogleich: Erst die Treffer! Dann der Vorstoß! Ein dritter rät von Vorstößen generell ab. So trägt das alle Kanäle verstopfende Kriegsexperten-Wesen zu den Wirren dieser Zeit noch bei, weshalb eine Übersicht dringend geboten scheint.

      Im Krieg schlägt zuerst die Stunde des Militärs im Ruhestand. Ihn erreicht der Anruf der Sendeanstalt, als er im Hobbykeller gerade die Schlachtflotte von Scapa Flow nachbastelt. Kurz danach steht er im Studio und erklärt, soldatisch knapp („Häuserkampf schlecht für Panzereinsatz“), dank seiner Kontakte zur Militärspitze wisse er genau, dass die Jungs über die rechte Flanke kämen. Bedauerlicherweise hat der pensionierte General einen natürlichen Feind. Das ist der Friedensforscher. Er operiert von SPD- dominierten Hochschulen aus und hat seit seiner Ernennung zum Professor schon immer jegliche militärische Bewegung einschließlich des Morgenappells im Kasernenhof für undurchführbar erklärt („Ich kann nur vor den Folgen warnen“). Da er noch nie recht behalten hat, gerieten seine Ausführungen praktischerweise in Vergessenheit, so dass er sie aufs Neue vorbringen kann. Den Begeisterten wiederum ängstigen die Folgen des Krieges nicht, da er sie nicht begreift. Dieser Expertentyp, meist ungedienten Journalistenkreisen entstammend, hat Wichtigeres zu sagen: „Sie müssen den Gegner taub, blind und stumm bomben.“ Oder: „Der Apache ist eine Killermaschine.“ Die Frau lässt man über so schöne Dinge übrigens besser gar nicht erst reden.

      Über all dies kann der Veteran nur lächeln. Er hat doch schon alles gesehen. Steht auf Du mit alten Schlachtrossen wie dem Kongo- Müller, hat die Ödnis der Schnee-Eifel durchstreift, war ’56 Gefährte des Rückzugs. Ihn überrascht gar nichts mehr, weshalb leider auch er niemanden mehr überrascht mit seiner Klage, die Lehren von damals würden mal wieder nicht gezogen. Der grantelnde Veteran ist Einzelgänger, ganz im Gegensatz zum Wichtigtuer. Dieser, von Beruf vielleicht stellvertretender Leiter des Instituts für ballistische Studien, vermag seine Expertise der militärischen Lage so perfekt anzupassen, als habe er es schon immer gesagt. Rollt am Freitag der Vormarsch, verkündet er: Donnerstag stehen sie vor Bagdad. Führen die Marines am Donnerstag unschöne Häuserkämpfe in staubigen Wüstennestern, sagt er: Das war doch zu erwarten; nur Laien könnten glauben, der Krieg sei ein Computerspiel. Damit hat der Experte etwas Richtiges gesagt. Nur gemerkt hat er es nicht.
      Avatar
      schrieb am 29.03.03 07:22:17
      Beitrag Nr. 18 ()
      eldungen +++ letzte meldungen +++ letzte meld

      + + + Tommy Franks, Oberkommandierender der US-Streitkräfte im Irakkrieg, hat sich beim Rasieren geschnitten. Kurz nach Beginn des Angriffs habe es neben seiner Unterkunft Artelleriefeuer gegeben und er sei mit dem Messer abgerutscht, melden US-Fernsehstationen. "Das erste amerikanische Blut", erklärte Franks bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Kuwait. "Das ist aber kein Omen", lachte der General live in die Kameras von FOX, CBS, NBC, ABC und CNN.
      + + + Das erste deutsche Opfer des Krieges ist Reiner Calmund. Der Manager von Bayer Leverkusen verirrte sich am Donnerstag morgen in der Kölner Innenstadt, nachdem die Amerikaner die private Nutzung der Weltraumsatelliten beendet hatten. Damit fiel auch das GPS-Navigationssystem für Autos aus. Calmunds Limousine rammte mehrere Mülltonnen, überfuhr einen Dackel und kollidierte schließlich mit einem Laternenpfahl. Auf der von sechs Rettungskräften gehaltenen Spezialtrage der Kölner Feuerwehr gab der beleibte Manager einem Express-Reporter dennoch ein Kurzinterview: "Is nur en Cholesterinschaden. Wir spielen am Samstach trotzdem." + + + Chemical Ali, der Befehlshaber über die irakischen C-Waffen, wurde vom Bagdader Frauenmagazin al-imraa (die Frau) zum bestgepflegten Schnurrbartträger des Monats März gewählt. + + + Eine Pause nach der Eroberung einer feindlichen Stellung an der Südgrenze des Irak nutzten britische Gurkhas am Donnerstagmorgen für ihren Lieblingssport. Die "unerschrockensten Nahkämpfer der Welt" (N 24) vergewaltigten rund ein Dutzend irakische Soldaten.
      + + + Angela Merkel wird als erste deutsche Politikerin nach dem Sieg der Amerikaner in den Irak reisen. Das verlautete aus der Berliner CDU-Parteizentrale. "Mit ihrer Erfahrung als Trümmerfrau wird sie der befreiten Bevölkerung wertvolle Tipps zum Wiederaufbau geben", erklärte ein CDU-Sprecher. + + + Der Mailänder Nobel-Schuhmacher Vito Artioli hat George W. Bush die Freundschaft gekündigt. Bis vor kurzem belieferte er sowohl Bush als auch den irakischen Diktator Saddam Hussein mit teuren Designerschuhen. Beide zeigten dabei eine deutliche Vorliebe für Schuhe mit Krokodilmuster. Durch den Irakkrieg geht Artioli nun ein wichtiger Kunde verloren. + + + Vor der amerikanischen Botschaft in Paris ist ein Hund von einem Spezialkommando der französischen Polizei in die Luft gesprengt worden. Offensichtlich hatte der Pudel das Handy seiner Besitzerin verschluckt. Ein Klingelton aus dem Bauch des Tieres ließ die Sicherheitsorgane vermuten, dass es sich um eine lebende Terrorbombe handelte. + + + Rudolf Scharping hat den Kriegsbeginn verpasst. Der ehemalige Bundesverteidigungsminister antwortete am Donnerstagmorgen auf Fragen von Journalisten vor dem Berliner Reichstag: "Wie? Ist es schon soweit?" + + +

      AM TICKER: MIR / taz 7010



      N24 finde ich unter aller Kanone.
      Und so wie es aussieht wird es noch schlimmer. Stichwort: Saban
      Avatar
      schrieb am 29.03.03 07:39:41
      Beitrag Nr. 19 ()
      cut:D
      Avatar
      schrieb am 29.03.03 07:59:10
      Beitrag Nr. 20 ()
      @Hand
      Noch einen? :D
      Avatar
      schrieb am 29.03.03 08:06:44
      Beitrag Nr. 21 ()
      einer geht noch.....einer geht noch.....einer geht noch rein:D
      Avatar
      schrieb am 29.03.03 08:19:48
      Beitrag Nr. 22 ()
      + + + George W. Bush geht auch während des Krieges früh zu Bett und schläft weiterhin ruhig, verlautete aus dem Weißen Haus. + + + Eine Kerze, die im Fenster eines Wuppertaler Mehrfamilienhauses zur Mahnung gegen den Krieg aufgestellt worden war, entflammte am Samstag eine Wohnzimmergardine. Das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder. + + + In Rudolf Scharping wächst langsam ein Wutgefühl, wie der ehemalige Verteidigungsminister der Wartezimmer-Zeitschrift Das Goldene Blatt anvertraute: "In mir wächst langsam ein Gefühl von Wut." + + + Ein Doppelgänger Saddam Husseins wurde am Samstag beim Schwimmen im Euphrat beobachtet. Ob es sich um ein Ablenkungsmanöver der irakischen Führung handelte, war nicht zu erfahren. + + + Die Sprengung des weltweit eintausendsten verdächtigen Koffers wurde in Stuttgart gefeiert. Die zuständigen Spezialkräfte der Stuttgarter Polizei waren zu einem Hotel in der Innenstadt gerufen worden, in dessen Lobby das herrenlose Gepäckstück entdeckt worden war. Nach der Sprengung fanden die Beamten einige verkohlte Wäschestücke. + + + Angela Merkel hat am Dienstag einen Friseurtermin, teilte die CDU-Parteizentrale in Berlin mit. + + + Der Oberkommandierende der US-Streitkräfte im Irakkrieg, Tommy Franks, wäre am Sonntag beinahe von seinem Dienstwagen überrollt worden. Wie ein Pressesprecher der US-Army erklärte, habe sich das Gefährt nach einem elektronischen Kurzschluss von allein in Bewegung gesetzt und sei auf den General zugesteuert. Franks habe sich durch einen beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit gebracht. Sabotage sei völlig ausgeschlossen, hieß es. + + + Ein Virus namens "Rumsfeld" macht im Internet Furore. Öffnet ein Nutzer die ihm zugesandte Mail, aktiviert der Virus ein verstecktes Humorprogramm. Der Computer beendet sämtliche Programme und lacht nur noch dreckig. + + + Pastor Fliege will trotz allem weitermachen. + + + Arbeitslose müssen künftig im Kriegsfall auch einen Job als "menschliches Schutzschild" annehmen. Das geht aus einem vertraulichen Papier des Wirtschaftsministeriums hervor, das der Hamburger Illustrierten Der Spiegel vorliegt. + + + "Unsere Freiheit wird auch in Bagdad verteidigt", erklärte der deutsche Verteidigungsminister und Hindukusch-Experte Peter Struck am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Berlin. + + + Auf einem Hoteldach in der Bagdader Innenstadt ist es zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen einem amerikanischen und einem chinesischen Reporter gekommen. Anlass zu dem Streit sei die Frage gewesen, ob gerade der zweite oder dritte Golfkrieg stattfinde. Das teilte der US-Sender CNN mit, der gleichzeitig seine strikte Neutralität in dem Fall betonte. + + + Das erste Opfer des Krieges ist der Satz: "Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war." + + +
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 08:45:42
      Beitrag Nr. 23 ()
      Qualitätsfresse oder Qualitätspresse, das macht keinen Unterschied.
      Ein Landsmann:
      http://www.richardrogler.de/

      Wir sind da nicht alle so. Die Welt würde das nicht aushalten. :D
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 09:48:47
      Beitrag Nr. 24 ()
      Das Streiflicht
      (SZ)In Gerhart Hauptmanns Bauernkriegsdrama „Florian Geyer“ sagt gegen Ende einer ungefähr: Wie prächtig hat sich der ganze Handel angelassen und wie gar gewaltig, aber wie kläglich ist er geendet. So weit ist es noch nicht, aber auf die hochgemuten Erwartungen, die ein rasches Ende des Irak-Kriegs prognostizierten, hat sich mittlerweile der Mehltau einer gewissen Ernüchterung gelegt. Damit wird eine zumindest im „alten Europa“ längst geläufige Erfahrung bestätigt, dass Kriege meist nur deshalb geführt werden, weil man dazu neigt, die eigenen Kräfte weit zu über- und die des Gegners ebenso weit zu unterschätzen. Hätte man, so lässt sich daraus folgern, von Anfang an eine einigermaßen realistische Sicht gehabt, wären vermutlich sehr viele Kriege gar nicht erst begonnen worden.
      Im Zeitalter von Hightech schien jegliche kriegerische Auseinandersetzung beherrsch- und kalkulierbar zu sein. Wer über lasergesteuerte „smart-bombs“ sowie eine von Anfang an bestehende totale Luftüberlegenheit gebot, der konnte guten Mutes in den Krieg ziehen. Für die eigene Siegesgewissheit lieferte überdies der in jeder Hinsicht weit unterlegene Gegner jede nur wünschbare Garantie. Also konnte man das Vorhaben als eine bloß chirurgische Operation verharmlosen, die zwar mit einem unvermeidlichen Minimum an Verlusten, aber ohne politische Kollateralschäden das beabsichtigte Ergebnis bescherte. In dieser Perspektive hatte der Irak- Konflikt für manchen die zwar perverse, aber dennoch beruhigende Anmutung jener Kolonialkriege, wie sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts gang und gäbe waren. Damals kämpften beispielsweise die Franzosen mit Hotchkiss- Maschinengewehren überaus erfolgreich gegen allerlei Völkerstämme im nördlichen Indochina, die sich mit Stinkbomben, Böllern und Papierdrachen gegen die Segnungen der Zivilisation zur Wehr setzten.
      Trotz der weiterhin tapferen Siegeszuversicht, die der Oberbefehlshaber der US-Truppen, Präsident George W. Bush, wie sein notorischer Verteidigungsminister Donald Rumsfeld unverdrossen zur Schau stellen, wird den amerikanischen Volksvertretern in Senat und Kongress bange. Deshalb haben sie sich jetzt mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, zu einem Tag der nationalen Einkehr aufzurufen. Mit Fasten und Beten soll Segen und Schutz „der göttlichen Vorsehung für das Volk der Vereinigten Staaten“ wie dessen Streitkräfte während des Irak-Konflikts erfleht werden. Das historische Vorbild für dieses Verlangen, auf das man sich dabei beruft, ist ein Appell von Präsident Abraham Lincoln, der während des amerikanischen Bürgerkriegs 1863 das Volk aufgefordert hatte, „vor Gott Buße für die Sünden der Nation“ zu tun. Wie so oft, so ist auch hier das Gleiche aber nicht das Selbe.



      Operation
      Zieht ein Heer von Ärzten nach Bagdad? Leider nein, auch wenn die USA den Krieg "Operation irakische Freiheit" nennen.

      "Ihr behandelnder Arzt wird Sie gerne schriftlich oder mündlich auf den geplanten Eingriff vorbereiten und Sie über spezielle Verhaltensregeln im Vorfeld aufklären", heißt es im Ratgeber Netdoktor. Ohne Frage - das hat US-Chirurg Dr. Bush getan. Doch hat er weder die "Einwilligung des Betroffenen" eingeholt, wie es die Ärztebibel Pschyrembel befiehlt, noch auf die UN-Ethik-Kommission gehört, die schwere Nebenwirkungen befürchtet.
      Wir merken: Der Begriff Operation ist ein Euphemismus - auch wenn es eine alte Form der Beschönigung ist. Die Lexika übersetzen Operation schlicht mit "Verrichtung", abgeleitet vom lateinischen operari (= arbeiten, sich abmühen). Operationen werden im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert vorgenommen. Zunächst ist es nur die Umschreibung für einen Arbeitsvorgang. Schon bald gelangt das Wort in die Medizinersprache.Doch Operationen blieben keine Sache der Werktätigen und der schneidenden Zunft: Operiert wird in der Mathematik, der Psychologie, der Sprachwissenschaft, der Informatik und - dem Militärwesen. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts sprechen Soldaten von Operationen, was die "zielgerichtete Bewegung eines militärischen Verbandes" bedeutet (dtv).
      Zu Recht empören sich viele über verharmlosende militärische Begriffe wie Konflikt oder Operation. Dennoch: Manchmal sind Analogien aufschlussreich. So bemerkte SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi: "Ein verantwortungsvoller Arzt macht keine Operation, wenn er glaubt, der Patient könne auch auf andere Weise genesen." Vielleicht ist das Wohl des Patienten aber auch zweitrangig, wie Kritiker der USA vermuten. Dann heißt es am Ende des Krieges: "Operation gelungen, Chirurg saniert", wie Gesundheitsökonom Gerhard Kocher spottete. (wow) / FR
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      schrieb am 31.03.03 21:12:58
      Beitrag Nr. 25 ()
      Die ARD mit Phönix und das ZDF mit Arte gibt es nicht umsonst. Das ist auch gut so.


      cut :D

      + + + Peter Scholl-Latour hat drei Doppelgänger. Das ließ das Bundeskriminalamt in Wiesbaden verlauten. Im Auftrag des BKA hatte ein Marburger Pathologe Fernsehbilder ausgewertet und war zu dem Schluss gekommen, dass der sympathische Apokalyptiker ohne die Doubles seine Dauerpräsenz auf allen Kanälen nicht durchhalten könnte. + + + Ein Kriegsreporter des amerikanischen Propagandasenders FOX, der mit den US-Truppen in den Irak einmarschierte, ist während eine Live-Reportage an seinen eigenen Worten erstickt. + + + Die für den 31. März in New York vorgesehene Konfettiparade zu Ehren der heldenhaften US-Soldaten wurde auf den 10. Oktober verlegt. + + + Rudolf Scharping überlegt zurzeit, ob er gegen den Krieg ist. Er gehe davon aus, dass er im Laufe der Woche langsam zu einer Entscheidung kommen könne, teilte der ehemalige Verteidigungsminister in Berlin mit. + + + Auf einer Straße vor der südirakischen Stadt Basra wurde ein dreirädriges Auto eines Pizzalieferservice von einem amerikanischen Panzer überrollt. Wie der Lieferwagen der italienischen Firma "Alberto" ins Kampfgebiet kam, ist noch unbekannt. + + + An der Antikriegsliedfront kam es am Montag zu einem peinlichen Missverständnis. Für eine Sammel-CD verschiedener Musiker, deren Erlös an die Unicef gehen wird, sollte Hartmut Engler ein Friedenslied beitragen. Der Pur-Sänger lieferte aber stattdessen eine Eloge auf den US-amerikanischen Präsidenten ab. Titel: "Vati". + + + Ein Amerikaner irakischer Abstammung wurde in Denver, Colorado zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er an einer Tankstelle mit irakischen Banknoten zahlen wollte, die das Porträt Saddam Husseins zeigen. + + + Das vermisste dänische U-Boot wurde nicht - wie zunächst vermutet - von den 200 polnischen Soldaten gekapert, sondern sank auf den Grund des Persischen Golfs, weil die Remoulade zu schwer war. + + + Im Bundeskanzleramt in Berlin fiel am Sonntag eine Blumenvase zu Boden und zerbrach. Ein Terroranschlag extremistischer Islamisten wird jedoch ausgeschlossen. + + + Der französische Präsident Jacques Chirac hat am Montag einen "Krieg gegen den Tabak" erklärt. Er habe zunächst massive Luftschläge angeordnet, bevor sich Bodentruppen in Bewegung setzten, erklärte der Präsident, der sichtlich darüber erfreut war, auch endlich irgendjemandem den Krieg erklärt zu haben. + + + Angela Merkel wurde zum traditionellen Truthahnessen an Thanksgiving ins Weiße Haus eingeladen, teilte die CDU-Parteizentrale in Berlin am Montag mit. Merkel werde als einzige Deutsche an dem Galadiner teilnehmen. + + + Kerzen werden in Deutschland knapp. Aufgrund der vielen Mahnwachen und Lichterketten gebe es derzeit Engpässe bei der Versorgung, teilte der Zentralverband der deutschen Kerzenhersteller in Nürnberg mit. + + +
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      schrieb am 02.04.03 10:07:52
      Beitrag Nr. 26 ()
      Wahrheitsfackeln wider Pfadfinderleuchten
      Trotz aller Unkenrufe: Die US-amerikanischen Qualitätszeitungen verstehen auch im Krieg ihr Handwerk

      Von Dietmar Ostermann / FR

      Glaubt man ihren zahlreichen Kritikern, dann sind die US-Medien in diesen Kriegstagen wieder ganz in Fahnentuch gehüllt. Gleichgeschaltet, gnadenlos patriotisch und subjektiv, lautet im Ausland und bei Kriegsgegnern daheim nicht selten das pauschale Urteil. Gut für die Propagandamaschine von George W. Bush also, journalistisch aber und als Quelle unabhängiger Information wertlos. Tatsächlich befremdet der häufig bei amerikanischen Medien in Kriegszeiten anzutreffende Mangel an kritischer Distanz. Oder die vergleichsweise knappe Abhandlung von politischem Dissens und zivilen Opfern in Irak. Vom Pfadfinderleuchten in den Augen jener bei den Truppen "eingebetteten" TV-Reporter ganz zu schweigen, die in den ersten Kriegstagen bei der wilden Spazierfahrt durch die irakische Wüste im Panzer offenkundig einen Mordsspaß hatten.

      Und wurde nicht soeben mit dem Rausschmiss von Starreporter Peter Arnett bei NBC im amerikanischen Medienstadl nun auch die Grenze von der Selbstzensur zum Berufsverbot überschritten? Weil Arnett, der über den Irak-Krieg aus Bagdad berichtet hatte, dem irakischen Staatsfernsehen ein Interview gab und darin die US-Militärstrategie für gescheitert erklärte, darf der Pulitzer-Preisträger bei NBC seit Montag nicht mehr auf die Mattscheibe. Die Kollegen und Gesinnungsjäger vor allem beim konservativen Kampf-TV Fox News hatten den Sender erfolgreich eingeschüchtert und Arnett abgeschossen, dessen Berichterstattung aus Bagdad schon vor zwölf Jahren die US-Regierung verärgert hatte. Arnett hat zwar wieder einen neuen Job: Er berichtet künftig für den in London erscheinenden, kriegskritischen Daily Mirror. Doch um die journalistische Meinungsfreiheit ist es im US-Fernsehen derzeit nicht gut bestellt.

      Dennoch gilt: Wer sich über diesen Krieg und seine Hintergründe bestmöglich informieren will, der kommt ohne US-Medien nicht aus. Den Fernseher samt CNN kann man zwar getrost ausschalten. Mindestens die beiden großen Qualitätszeitungen der Ostküste aber muss lesen, wer über das Kriegsgeschehen und die Vorgänge in Washington informiert sein will. Vielleicht nicht nur. Aber eben auch.

      Spätestens seit dem 11. September 2001 gehören die Washington Post und die New York Times weltweit in den Politikredaktionen zur Pflichtlektüre. Nirgendwo sonst gibt es so viele Exklusivberichte aus den Salons und Hinterzimmern der US-amerikanischen Macht. Nicht immer stimmen die oft anonymen Stories, und manchmal lassen sich die Blätter wohl auch bewusst ins Bockshorn jagen. Kaum zu glauben ist jedenfalls, dass die New York Times angesichts einer schon bei Nebensächlichkeiten obsessiv auf Geheimhaltung bedachten Administration geglaubt haben sollte, die ihr in den Monaten vor Kriegsbeginn immer wieder zugesteckten angeblichen Angriffspläne seien tatsächlich echt. Die Washington Post wiederum erweckt zuweilen den Eindruck, mit der schnellen Geschichte nicht immer auf die gründliche Recherche warten zu wollen.

      Beide Zeitungen zusammen aber sind meist ein unverzichtbarer, wenn auch besser nicht unkritisch zu konsumierender Führer durch die aktuellen Vorgänge in Washington. Im Irak-Krieg nun spielen die finanzkräftigen Blätter ihre Stärken und die des auch in den USA krisengeschüttelten Mediums Tageszeitung voll aus: Die täglich sechzehn Seiten zum Kriegsgeschehen in der New York Times sind wahrscheinlich das Umfangreichste, was es in der Branche derzeit zum Irak-Feldzug zu lesen gibt.

      Was da meist exklusiv von einem ganzen Heer an Korrespondenten und Reportern zusammengetragen wird, mag nicht immer die Objektivitätsansprüche kritischer Puristen erfüllen. Auch über die Ausgewogenheit der Berichterstattung vor allem in der Washington Post, deren Leitartikler früh und heftig die Kriegstrommel rührten, kann man streiten. Allein schon der Umfang der Berichterstattung beider Zeitungen zum Irak-Krieg aber stellt in den Schatten, was etwa die personell nicht auch nur annähernd konkurrenzfähigen europäischen Zeitungen noch auf die Beine stellen können.

      Auch inhaltlich geht es dabei durchaus vielfältig zu. So gut wie jede in europäischen Medien abgehandelte Kritik an der US-Regierung etwa wird in der einen oder anderen - meist sachlich-berichtenden - Form auch in den amerikanischen Qualitätszeitungen aufgegriffen. Häufig beziehen die Bush-Kritiker auf dem alten Kontinent ihre Anregungen sogar von dort. Es war die Washington Post, die enthüllt hat, dass nicht nur die irakische Regierung Terrormethoden einsetzt, sondern auch verdeckte CIA-Kommandos mit Autobomben und Präzisionsgewehren Jagd auf irakische Führungskader machen.

      Selbst das viel geschmähte Programm der rund 600 "eingebetteten" Frontberichterstatter, das bei den meisten Fernsehsendern lediglich eine unerträgliche Dauerberieselung mit wenig aussagekräftigen Kriegsszenen hervorbringt, hat in den US-Printmedien zu teils eindrucksvollen Reportagen aus den Schützengräben geführt. Mit dem zunehmend blutigen Kriegsverlauf konnte man hier den Stimmungswandel, die Angst, das Abstumpfen und die Verrohung übermüdeter, verdreckter und vom Kampf gezeichneter US-Soldaten nachvollziehen. In einer Geschichte über das fünfte Marineregiment auf der Frontseite der New York Times kam am 29. März beispielsweise ein Sergeant Eric Schrumpf zu Wort: "Wir hatten einen großartigen Tag. Wir haben eine Menge Leute umgebracht." Und: "Es tut mir leid, aber das Huhn war im Weg." Das "Huhn" war eine irakische Zivilistin, die in der Nähe eines irakischen Soldaten stand.

      Ein anderer "eingebetteter" Reporter beschrieb, wie verängstigte US-Soldaten nach dem Anschlag eines Selbstmordattentäters auf mehrere Autos schossen, die sich ihrem Posten näherten. Dabei habe es sich um Zivilisten gehandelt, die das Pech gehabt hätten, dass sie für Paramilitärs gehalten wurden. "Ich fange an, sie zu hassen", wurde an anderer Stelle ein GI zitiert, der überrascht war, dass die Iraker ihren Befreiern nicht wie erwartet zujubeln. Die seien halt krank, "und wir sind die Chemotherapie".
      Über solche Einblicke dürfte das Pentagon kaum erfreut sein. Und viele Kritiker hatten sie schlicht für unmöglich gehalten. "Kein Journalist wird einen amerikanischen Soldaten im Kampfeinsatz interviewen können, ohne dass ein Aufpasser dabei ist", war John MacArthur, Autor des Buchs Die Schlacht der Lügen über die Golfkriegs-Propaganda 1991, noch vor dem Irak-Feldzug überzeugt. "Die Leute sind bereit, rund um die Uhr mit uns zu reden, bis es Zeit ist rauszugehen und Leute zu töten", berichtete demgegenüber jetzt der "eingebettete" New York Times-Reporter Jim Dwyer. Kein Geheimnis wird dabei aus dennoch bestehenden Beschränkungen und Behinderungen gemacht.

      Wie viele Leser solche Berichte erreichen und wie sie wirken, ist eine andere Frage. New York Times und Washington Post haben in der Woche eine Auflage von zusammen gut zwei Millionen Exemplaren. Es gibt andere Zeitungen, die ebenfalls und teils weit kritischer über den Irak-Krieg berichten. Die breite Masse ist das nicht. Die meisten US-Bürger informieren sich ohnehin an der Mattscheibe. Doch wenn sich die Erfahrung aus Afghanistan wiederholt, dann werden es später eher nicht europäische, sondern vielmehr amerikanische Journalisten sein, die in Irak aufwändig den genauen Hergang und die Verantwortlichkeit für fehlgeleitete Bomben und zivile "Kollateralschäden" rekonstruieren. In deutschen Zeitungen wird man dies dankbar aufgreifen und sich öffentlich wundern, warum die Sache in den USA keine Wellen schlägt.


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