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    Rot-Grün erhöht Entwicklungshilfeausgaben um 7 % - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.05.03 11:44:39 von
    neuester Beitrag 11.06.03 13:54:30 von
    Beiträge: 43
    ID: 734.045
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      Avatar
      schrieb am 20.05.03 11:44:39
      Beitrag Nr. 1 ()
      www.bundesregierung.de (englische version)


      Anscheindend hat der Bund noch immer zu viel Geld...

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 11:55:03
      Beitrag Nr. 2 ()
      Das dürfte im Zusammenhang mit dem Irak stehen.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:07:19
      Beitrag Nr. 3 ()
      Blue Max,

      bei so einem wie Dir muss ich auch mal wieder was schreiben.
      Auch wenn ich mir vorgenommen habe, gesellschaftlichen Abschaum im Board zu ignorieren.
      Deutschland braucht bestimmt keinen wie Dich, der auch noch den Ärmsten der Ärmsten Gelder verweigern will.
      Laut UN haben die Industriestaaten die Verpflichtung, die ärmsten Statten mit 0,7 % des BIP zu unterstützen.
      Deutschland hat dies bis jetzt noch nicht einmal mit einer sozialdemokratischen Führung geschafft, das ist traurig genug.
      Zum Glück haben derartige Egoisten wie Du kein Mitbestimmungsrecht.
      Armes Deutschland
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:12:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      @sellermandrive

      Schade, dass Du nur alle 200 Tage mal hier schreibst,
      während gewisse Halbhirne locker 25 Postings täglich exkretieren!:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:18:42
      Beitrag Nr. 5 ()
      Wieviel % des BIP bezahlen denn beispielsweise GB, USA, Kuwait, Saudi-Arabien oder Frankreich ?

      Jede Wette, das D deutlich mehr bezahlt !

      Ganz abgesehn davon, dass Westdeutchland schon seit 13 Jahren Billionen an Entwicklungshilfe für Ostdeutschland zahlt.

      :mad:

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      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:22:52
      Beitrag Nr. 6 ()
      #3

      0,7% von einem negativen Betrag - unser BIP war in I/03 negative - ergibt einen negativen Betrag.

      Erhält Deutschland jetzt eine Rückzahlung nach den UN Richtlinien?
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:28:51
      Beitrag Nr. 7 ()
      @Adam Riese

      Der war gut! :laugh:
      Hast Du schon einmal eine Modifikation Deines Nicknamens in Erwägung gezogen?
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:30:05
      Beitrag Nr. 8 ()
      DBrix

      Manch mir einen Vorschlag?
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:30:44
      Beitrag Nr. 9 ()
      Rot-Grün kürzt in D bei den Aermsten (Arbeitslosen, Sozialhilfeempfänger, Rentner etc.) und verprasst gleichzeitig 7 % mehr im Ausland für Entwicklungshilfe.

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:33:12
      Beitrag Nr. 10 ()
      #8

      Gerne. Ich brauche aber ein wenig Bedenkzeit.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:45:19
      Beitrag Nr. 11 ()
      Blue Max,
      Du hast recht, andere Länder kommen ihren Verpflichtungen auch nicht nach (traurig genug), Deutschland bildet allerdings mit einigen anderen Statten das Schlusslicht. Lediglich die skandinavischen Länder zahlen mehr als gefordert.(Saudi-Arabien ist kein Industriestaat)
      Allerdings handelt es sich um das BSP und nicht um das BIP.
      Adam Riese, nur als Vorbemerkung: dieses kann auch nicht negativ sein. Handelsbilanzen sind etwas anderes.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:45:20
      Beitrag Nr. 12 ()
      @ Blue Max

      Wenn man sich ein wenig mit der Materie befasst,
      und betrachtet, welche Projekte in jenen Ländern gefördert werden,
      in denen wirklich die Ärmsten der Armen leben;
      Wenn man dann liest, dass es Leute gibt,
      die diesen Menschen nicht ein mal das Wenige an Bildung,
      Bewässerungsanlagen, Schutzimpfungen gönnen,
      die unserer Land dort fördert,
      dann reicht der "mad"-Smiley nicht mehr aus.



      P.S.: Schon mal was von care-Paketen oder Marshall-Plan gehört?
      Wer waren noch einmal die Empfänger?
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:52:17
      Beitrag Nr. 13 ()
      DBrix,
      das beruhigt mich ja, dass die Welt nicht nur noch von Idioten besiedelt ist.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 12:58:09
      Beitrag Nr. 14 ()
      @6:

      Wenn man nur verbohrt genug ist und lange genug Frau Merkel zuhört, dann glaubt man ganz sicher, dass wir ein NEGATIVES Bruttoinlandsprodukt haben.

      Das heißt, dass die Summe aller von Inländern geschaffener Sach- und Dienstleistungen (ohne Vorleistungen) UNTER NULL liegt. Ja, ja, so weit ist es unter Rot-Grün gekommen!!!!

      Übrigens finde ich es richtig, mehr Entwicklungshilfe zu leisten. Das Geld ist besser angelegt als für Bomben, die man über den Entwicklungsländern abwirft, wie es uns die hier erwähnten anderen westlichen Nationen vor machen.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:20:39
      Beitrag Nr. 15 ()
      #3

      "auch noch den Ärmsten der Ärmsten Gelder verweigern will."

      hier schwingt aber jemand die Moralkeule!!:cry:

      Vorweg: Gelder, die man woanders verteilt, nimmt man hier jemand weg. Das ist bei der aktuellen Abgabenlast für uns alle ohnehin eher eine Form der Ausbeutung als sozial.:mad:

      Und dann dieser Mythos von den sogenannten Armen, ohne danach zu fragen, warum diese Länder arm sind. (Sprechen wir mal speziell von Afrika - dem Sinnbild für Armut)

      In der Regel kommen dann Argumente, die das kapitalistische Wirtschaftssystem dafür verantwortlich machen.

      Das ist jedoch wenig stichhaltig, denn sonst hätten die ostasiatischen Länder ihren Wohlstand auch nicht erarbeiten können.

      Nein, Armut hat primär ihre Wurzeln in den Qualitäten der herrschenden Eliten und kulturellen Voraussetzungen, und erst ganz zuletzt am Welthandel ect.

      Afrika hat nach den islamischen Staaten die unfähigsten Eliten, und die Mentaltität der Bevölkerung ist nicht auf disziplinierte Kapitalakummulation ausgerichtet.

      Folglich kann dort kein Wohlstand im westlichen Sinne entstehen, und eine Vielzahl von Entwickungsprojekten ist darum gescheitert.
      Afrikaner haben nun einmal, und das sollen wir Westler endlich mal akzepieren, andere Prioritäten in der Lebensgestaltung, die materiellen Wohlstand zwar willkommen heißt, jedoch nicht unbedingt die damit verbundene selbstquälerische Arbeitsethik unserer oder auch z.B. chinesischer Kultur.

      Afrikaner können ihre Probleme durchaus selbst lösen. Sie sind weder dumm noch hilflos - nur sehen ihre Lösungen oft komplett anders aus, als es uns gefällt.
      Entwicklungshilfen haben hingegen die bedauerliche Tendenz, zu einem großen Teil in den Taschen der Eliten zu versickern, denn wie sonst könnte z.B. his former Excellency Mr. President of Kenya, Daniel Arap Moi 7 Milliarden $ gebunkert haben, was in etwa den Auslandsschulden von Kenya entspricht ?

      Jetzt hier einen anderen Board-User moralisch runter zu machen, bei aller Fragwürdigkeit von Entwicklungshilfepolitik, die oftmals vorhandene, kleine Probleme erst potzenziert hat, ist reichlich deplaziert.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:34:25
      Beitrag Nr. 16 ()
      Fraglich bleibt, wieso reiche Staaten wie Saudi-Arabien, Kuwait und andere kaum Geld für Entwicklungshilfe bereitstellen ?!

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:34:49
      Beitrag Nr. 17 ()
      Und bitte nicht einen GANZ WESENTLICHEN
      Aspekt der Entwicklungshilfe vergessen:

      Sie bietet engagierten deutschen Menschen
      die Möglichkeit, exotische Länder abseits der
      ausgetretenen Touristenpfade kennenzulernen.

      Wer mal mit einem japanischen Geländewagen
      über die Pisten Borneos zu Stammesdörfern
      gefahren ist, um die Eingeborenen davon zu
      überzeugen, dass jetzt die Hilfe naht, der
      wird unbedingt ein Befürworter der
      Entwicklungshilfe sein. :)
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:35:47
      Beitrag Nr. 18 ()
      Afrika ?!

      Viele Staaten in Afrika geben lieber Milliarden für Rüstung und Kriege aus, und schauen zu wie die Bevölkerung verhungert.

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:38:41
      Beitrag Nr. 19 ()
      deswegen verhungern lassen?
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:42:10
      Beitrag Nr. 20 ()
      #19

      Nein. Aber Gelder besser an Hilfsorganisationen statt an korupte Despoten verteilen.

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:44:20
      Beitrag Nr. 21 ()
      theoretisch in Ordnung!

      aber wenn ohne dem Despoten nichts geht ...muss man "freundlich" zu ihm gesonnen sein!

      ...

      ist jemand da der was von der Materie versteht?

      ..

      oder alles nur Theoretiker!
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:45:18
      Beitrag Nr. 22 ()
      Hallo Denali,
      sehr wohl darf man diese Aspekte nicht vergessen und doch bieten Sie Grundlage für eine undifferenzierte Kritik an Entwicklungshilfen.
      Für den kleinen Bürger, der durch Spenden helfen will, sind Anteile, die davon in Marketing und Verwaltung der Hilfsorganisationen fließen, eher abschreckend.
      Auch ist mir klar, dass Eliten speziell in Afrika eine Politik betreiben, die despotisch ist. Und trotzdem sind dort vor Ort Entwicklungshelfer und Menschenrechtsorganisationen, die wertvolle Beiträge leisten.
      Man sollte nicht immer nur an unsere Problemchen denken.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 13:49:29
      Beitrag Nr. 23 ()
      # 17

      Volltreffer !!! :D :D

      So mancher Idealist kommt jedoch geläutert wieder heim. Die zuhause gebliebenen Idealisten wundern sich dann jedoch über diese merkwürdige Wandlung vom Idealisten zum "Rassisten".:mad:

      Dennoch: Wer einmal einen Scheck über z.B. 10000 Euro (nicht das eigene Geld, versteht sich;)) in einem Dorf Afrikas dem Chief aushändigen durfte, all die Dankbarkeit und Freudentänze ect. erlebte, der will diesen Kick immer wieder haben :D ;) :D
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 14:23:24
      Beitrag Nr. 24 ()
      @15: Ich bezweifle, dass Arap Moi die sieben Milliarden aus Entwicklungsgeldern bekommen hat. SO viel Entwicklungshilfe bekommt ein einziges Land denn doch nicht.

      Hier im Board reden viele über etwas, wovon sie tatsächlich NULL Ahnung haben. Es werden einfach die üblichen Vorurteile ausgepackt, der Applaus des Pöbels ist dann sicher.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 14:25:31
      Beitrag Nr. 25 ()
      #22

      klar, Entwicklungshilfe hat auch so manches Gutes.

      Allerdings zeigen grade die besten Absichten Jahre später die negativsten Auswirkungen.

      Allein das Problem der Bevölkerungsexplosion hätte es nie gegeben ohne Entwicklungshilfe. Und hierin liegt der Hauptfaktor für die verelendeten Massen um die Großstädte.

      Oder die Vernichtung von Wäldern, Überweidung von Savannen, zunehmende Resistenz von Krankheitserregern sowie deren steigende Aggressivität. Überall trägt Entwicklungshilfe dazu bei, vorhande Probleme noch zu verschäfen.

      Schlimmste Mißstände hingegen, wie z.B. millionenfache Genitalverstümmelung bei Frauen, werden praktisch kaum angegangen. Auch Familienplanung, Empfängnisverhütung ect. sind nur Randthemen, die jedoch entscheidend für die Zukunft Afrikas sind.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 14:45:51
      Beitrag Nr. 26 ()
      Diese sogenannten "arme Staaten " was machen die eigentlich.
      Die geben ihr ganzen gled für Waffen aus und führen Krieg .
      Aber die roten Laller hier im Board finden das OK, wir sollen ruhig witer Entwicklungshilfe leisten und die Neger können Kreig führen.

      Die sollen den Kit von der Wand fressen das ist mir scheissegal, wir haben momentan nichts zu verschenken.

      Wenn es in D wieder hoch geht kann man über Entwicklungshilfe sprechen.

      " DIE ÄRMSTWEN DER ARMEN" so ein saublödes geschwätz.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 14:49:18
      Beitrag Nr. 27 ()
      weitweg...wenn Du mehr weist als cih wäre es nett ein paar Zeilen zu schreiben...

      es gilt:

      Posting21 vorletztet Satz!

      MFG
      Mannerl
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 14:53:44
      Beitrag Nr. 28 ()
      Auch wenn wir hoch verschuldet sind: Entwicklungshilfe ist auch eine Art Wiedergutmachung für die billigste Rohstoffausbeute in diesen oftmals unterentwickelten Ländern.

      Diese Art der Humanität sollten wir uns leisten können und dürfte nicht zu einer Diskussion führen über für und wider.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 14:57:00
      Beitrag Nr. 29 ()
      "Entwicklungshilfe ist auch eine Art Wiedergutmachung für die billigste Rohstoffausbeute in diesen oftmals unterentwickelten Ländern."

      Wer beutet hier wenn aus ? Zb die OPEC-Abzocker, die ihr Erdöl völlig überteuert an uns verschachern ?

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:03:52
      Beitrag Nr. 30 ()
      hier ist ein link zu einer spiegel-grafik. da koennt ihr sehen, wie wenig deutschland für entwicklungshilfe ausgibt.

      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,grossbild-17188…

      ueberdies wird entwicklungshilfe oft als wirschaftshilfe gewährt. somit ist die entwicklungshilfe auch eine wirtschaftsförderung für deutsche unternehmen.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:07:11
      Beitrag Nr. 31 ()
      #30

      Aber gemessen am BSP 2,7 mal soviel wie die USA !

      Und zudem waren die Zahlen von 2000, wo es D wirtschaftlich wesentlich besser ging als jetzt in 2003.

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:11:15
      Beitrag Nr. 32 ()
      #31
      na die usa würde ich mir nicht als beispiel nehmen. die interessieren sich doch einen dreck für die restliche welt, es sei denn, es gibt ein paar ölquellen zu erobern
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:28:28
      Beitrag Nr. 33 ()
      Ein Problem ist es, lieber Blue Max,
      dass Du von dem Gegenstand, über den Du Dich hier auslässt,
      keine, aber auch gar keine Kenntnis hast.

      Sonst würdest Du z.B. wissen, dass Saudi-Arabien einer der größten Spender von Auslandshilfe weltweit ist.

      Entwicklungshilfe durch Europäische Länder läuft vollkommen anders,
      als Du es Dir vorstellst:

      Jedes Europäische Land konzentriert seine Hilfe auf wenige Empfängerländer.
      Das ist so abgesprochen. Die Deutschen sind also nicht weltweit aktiv, sondern in Togo,
      Tansania und wenigen anderen Ländern.
      Im Mittelpunkt Deutscher Entwicklungshilfe steht immer der Grundsatz: Hilfe zur Selbsthilfe.
      Es wird nicht die Palastwache irgendwelcher Diktatoren per Scheck finanziert,
      sondern konkrete, dezentrale Projekte, wie z.B. der Bau einer Schule oder die Verbesserung einer Bewässerungsanlage.

      Die Leute, die solche Projekte als Entwicklungshelfer betreuen,
      leisten für kleines Geld unter schwierigen Bedingungen Knochenarbeit.
      Sie haben unseren Respekt verdient.

      Zugegeben: Respekt ist in diesem Board ein Fremdwort:(
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:31:51
      Beitrag Nr. 34 ()
      #33

      "Es wird nicht die Palastwache irgendwelcher Diktatoren per Scheck finanziert,
      sondern konkrete, dezentrale Projekte, wie z.B. der Bau einer Schule oder die Verbesserung einer Bewässerungsanlage."

      Klar, die deutsche Entwicklungshilfe finanziert dort den Bau von Schulen, und das so eingesparte Geld des vor Ort ansässigen Despoten wird dann für Waffen oder für die Privatschatulle des Despoten benutzt.

      So gesehen finanziert die Entwicklungshilfe dann indirekt die Palastwache und die goldenen Badewannen...

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:39:45
      Beitrag Nr. 35 ()
      Statt langer, vergeblicher Worte:
      http://www.ded.de
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:45:14
      Beitrag Nr. 36 ()
      Quelle: www.konservativ.de

      Lord Peter Bauer Leistungshemmende Wirkungen einer Politik der Geschenke - »Wir müßten alle noch in der Steinzeit leben, denn die Welt erhielt damals keine Zuwendungen von außen«

      --------------------------------------------------------------------------------

      von Lord Peter Bauer

      Entwicklungshilfe ist eine Politik von Geschenken und dubiosen Krediten, die Regierungen reicher Staaten an Regierungen armer Länder vergeben. Der Begriff Hilfe ist irreführend. Er verschleiert die Realität und versucht, Kritiker zu entwaffnen. Denn niemand kann gegen Hilfe für die Armen und Benachteiligten sein. Der Gebrauch des Begriffes Hilfe hat es den Befürwortern dieser Politik ermöglicht, eine Monopolstellung beim Thema Mitgefühl für sich zu beanspruchen. Kritiker gelten von vornherein als Ignoranten. Hilfszahlungen von Regierung zu Regierung werden grundsätzlich nicht mehr in Frage gestellt.

      Entwicklungshilfe gibt es seit den späten vierziger Jahren. Damals betrug sie nur einige hundert Millionen Dollar pro Jahr, heute hingegen liegt die gesamte westliche Hilfe für die Dritte Welt bei weit über fünfzig Milliarden Dollar jährlich. Wenn in Parlamenten über Entwicklungshilfe debattiert wird, so wirkt dies wie ein Seminar der Entwicklungshilfe-Enthusiasten. Die einzige Kritik - die nach political correctness erlaubt ist - lautet, die Zahlungen seien zu niedrig. Überall im Westen ist die Entwicklungshilfe heute fester Bestandteil der staatlichen Budgets.

      Der Begriff Dritte Welt definiert sich geradezu durch die Entwicklungshilfe. Er bezeichnet die Empfängerländer - den sogenannten Süden. Die Entwicklungshilfe ist eine Quelle des Nord-Süd-Konflikts und nicht dessen Lösung. Die Zahlungen der Industriestaaten an die Entwicklungsländer führten zu einer Politisierung in Fragen der Verteilung und Verfügung bei den Empfängern. Dies hat sowohl dem Westen wie auch den unterentwickelten Ländern letztlich geschadet. Es kam zu tragischen und bizarren Anomalien.

      Besonders paradox war die britische Hilfe an Argentinien im Rahmen eines UN-Programms. Sie wurde auch noch gewährt, als der Falkland Krieg schon voll im Gange war und Argentinien, wie sich zeigte, teure und hochentwickelte Waffen gegen die britischen Streitkräfte einzusetzen vermochte.

      Auch die Regierung des Irak erhielt - ungeachtet ihrer früher sehr großen Einnahmen aus dem Öl-Export - ebenfalls viele Millionen Dollar westliche Hilfe, die sie unter anderem für den Aufbau ihres militärischen Arsenals verwendete. Dies sind nur zwei Beispiele unter vielen.

      Besonders negativ für die Menschen in den Empfängerländern wirkt sich aus, wenn westliche Hilfsgelder auch an Regierungen gezahlt werden, die die Schuld an der Armut tragen. In manchen Staaten, die Entwicklungshilfe erhalten, werden die produktivsten Gruppen verfolgt und ethnische Minderheiten unterdrückt oder vertrieben; der Handel wird behindert und mitunter das ganze Handelssystem zerstört; oder es kommt zur Beschlagnahme von Eigentum und zu gewaltsamer Kollektivierung; oder wirtschaftliche Kontrollen behindern den Außenhandel, beschränken die Mobilität im Inneren und erschweren die Verbreitung neuer Ideen oder Produktionsmethoden. Wenn solche Staaten trotzdem westliche Hilfe erhalten, dann wirkt dies wie eine Ermutigung zur Fortsetzung ihrer Mißwirtschaft.

      Schuld an dieser Fehlsteuerung von Hilfsgeldern trägt die verbreitete Übung, sich am Pro-Kopf-Einkommen der Empfängerländer zu orientieren. Die größten Ströme an westlicher Hilfe werden so hauptsächlich den Regierungen von Ländern gewährt, die ihre Einwohner in Armut halten. Dies ermutigt die Herrschenden geradezu darin, ihre Politik der Verarmung und Verelendung der Massen (um einen marxistischen Terminus zu zitieren) fortzusetzen.

      Zu den häufigsten Argumenten für die Entwicklungshilfe zählt die Behauptung, daß arme Länder ihre Situation ohne Gaben von außen nicht verbessern könnten. Westliche Zahlungen werden vielfach als unerläßlich für den Fortschritt der armen Länder angesehen, weil diese nicht selbst das benötigte Kapital erwirtschaften könnten. Der Kreislauf von Armut und Stagnation könne, so heißt es, nur durch Eingriff von außen durchbrochen werden. Nobelpreisträger Paul Samuelson formulierte es so: »Sie (die rückständigen Nationen) können ihre Köpfe nicht über die Wasseroberfläche erheben, weil ihre Produktion so niedrig ist, daß sie nichts für eine Kapitalbildung sparen können, die ihnen eine Hebung des Lebensstandards ermöglichen würde.«

      Tatsächlich jedoch erheben sich in der gesamten Menschheitsgeschichte zahllose Individuen, Familien, Gruppen oder ganze Völker aus der Armut in die Wohlhabenheit - ohne Zuwendungen von außen und oft in relativ kurzer Zeit. Im Fernen Osten, in Südostasien oder in Nord- und Südamerika gibt es dafür zahlreiche Beispiele. Wenn das Argument vom entwicklungshemmenden Kreislauf richtig wäre, dann müßten wir alle noch in der Steinzeit leben, denn die Welt erhielt damals keine Zuwendungen von außen.

      In den "Tiger-Staaten" und in Lateinamerika können wir beobachten, wie rasch es unterentwickelten Ländern aus eigener Kraft gelingen kann, zu Schwellenländern zu werden und schließlich in den Kreis der Industrienationen aufzurücken. Wenn die Menschen motiviert sind und wenn sie nicht durch eine falsche Politik behindert werden, dann sind sie in der Lage, ihr Los zu verbessern. Sie können bescheidene Summen - sogar bei kleinen Einkommen - sparen, um Investitionen in Landwirtschaft und Handel oder zum Kauf von Werkzeugen zu tätigen. Kapital ist das Ergebnis wirtschaftlicher Leistung und nicht dessen Voraussetzung!

      Erfolgreiches wirtschaftliches Handeln hängt von persönlichen, kulturellen und politischen Faktoren ab von der Fähigkeit der Menschen, von ihrem Verhalten, ihren Motivationen sowie den Institutionen, die die Rahmenbedingungen schaffen. Wo diese günstig sind, wird Kapital gebildet oder - ohne Zutun des Staates vom Ausland angezogen.

      Im Grunde ist es eine verabscheuenswürdige Verächtlichmachung, wenn unterstellt wird, die Völker der Dritten Welt würden westliche Hilfe erflehen, weil sie ohne diese Zuwendungen aus eigener Kraft nichts erreichen könnten. Solche Behauptungen geben uns ein Gefühl der Überlegenheit selbst dann, wenn wir bei realistischer Sicht die Schäden erkennen müßten, die der Westen gerade durch seine Hilfsprogramme in der Dritten Welt angerichtet hat.

      Es muß daran erinnert werden, daß viele Milliarden an staatlicher Hilfe an Länder wie Äthiopien oder den Sudan - und viele andere afrikanische Länder gezahlt wurden, ohne irgendeine Verbesserung zu bewirken. Wenn eine nachhaltige Überwindung der Armut mit der westlichen Hilfe nicht erreicht wird, so bleibt die Frage, ob wenigstens wirtschaftlicher Fortschritt damit erzielt werden kann. Doch schon die psychologische Wirkung ist fatal. Ausländische Subventionen verstärken den Glauben, daß wirtschaftlicher Erfolg nicht durch eigene Anstrengung, sondern nur durch Kräfte von außen erreicht werden könne. Dies lähmt die Eigeninitiative. Die Aussicht auf Hilfsgelder spornt Regierungen an, ihre Situation durch Betteln und Betrügen ausländischer Spender zu verbessern. Notwendige Änderungen im eigenen Land unterbleiben.

      Anders als das Manna vom Himmel, das ohne Unterschied auf die gesamte Bevölkerung herabfällt, gehen Entwicklungshilfegelder meist an staatliche Einrichtungen in der Dritten Welt. Dies fördert die Macht der Regierungen, der Herrschenden - im Verhältnis zum Rest der Gesellschaft. Ausländische Hilfsgelder stabilisieren daher mitunter Regierungen, deren Politik der eigenen Bevölkerung schadet. Die Hilfsgelder sind es, die es solchen Regierungen ermöglichten, an der Macht zu bleiben und ihre destruktive Politik fortzusetzen. Das öffentliche Leben wird dadurch zusätzlich politisiert.

      Es entsteht der Eindruck, das Glück der Menschen hänge von der Regierung und deren Beschlüssen - und besonders von den Verbindungen zum Ausland - ab. Der »Wetteinsatz« beim Kampf um die Macht wird größer. Die Menschen orientieren sich an politischen und administrativen Entscheidungen, statt sich auf wirtschaftliche Initiativen und Leistungen zu konzentrieren. Energie und Ressourcen werden so verschleudert.

      Oft wird übersehen, daß es in den meisten Entwicklungsländern keinen ausreichenden staatlichen Apparat gibt, der den Armen effektiv Hilfe bringen könnte. Eine empfangende Regierung gerät in Schwierigkeiten, selbst wenn sie die Unterstützungsgelder tatsächlich dafür verwenden wollte, den Armen zu helfen. Besonders kompliziert wird dies in multi-kulturellen Ländern, in denen die Interessen verschiedener Religionsgemeinschaften, Völker und Stämme sowie lokale Gebräuche zu berücksichtigen sind. Oft fehlen auch die einfachsten technischen Voraussetzungen und die Infrastruktur für eine sinnvolle Verteilung an wirklich Bedürftige.

      Der wahre Teufelskreis aber liegt darin, daß die westliche Hilfe letztlich der Armut nicht entgegenwirkt, sondern sie eher noch fördert. Je schädlicher die Politik ist, je intensiver die Regierenden die Wirtschaft ihres Landes ruinieren, umso aussichtsreicher wird der Ruf nach Hilfe. In Äthiopien und im Sudan - um diese augenfälligen Beispiele noch einmal hervorzuheben - war die destruktive Politik der Regierungen in den achtziger Jahren für das Massenelend verantwortlich, doch gerade dies feuerte den Westen an, immer mehr Entwicklungshilfe zu leisten.

      Heruntergewirtschaftete Regime halten sich dadurch länger an der Macht. Auch im früheren Ostblock konnte dieses seltsame Phänomen beobachtet werden: Die Hilfsgelder aus dem Westen verzögerten den Kollaps und verdeckten die schlimmsten Auswirkungen destruktiver Politik (vgl. Botho Kirsch und Karl Ludwig Bayer über das langsame Sterben des Sowjet-Systems - in dieser Ausgabe).

      Der Westen tut gut daran, solchen unbequemen Wahrheiten heute ins Auge zu zu schauen und Konsequenzen für seine Politik gegenüber der Dritten Welt zu ziehen. Wir stehen nicht mehr unter dem Zwang, zur Verhinderung kommunistischer Einflußnahme die Regierungen in den Entwicklungsländern korrumpieren zu müssen. Seit dem Zusammenbruch des Sowjetsystems sind wir frei in der Entscheidung, das Richtige zu tun.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 15:52:23
      Beitrag Nr. 37 ()
      #22
      "Man sollte nicht immer nur an unsere Problemchen denken."
      Wo lebst Du eigentlich?

      Bei 5 Mio. Arbeitslosen und gewaltiger Neuverschuldung von dt. Problemchen zu reden ist schon gewagt.

      In der jetzigen Situation die Entwicklungshilfe zu erhöhen ist eine weitere Fehlentscheidung der Rot/Grünen Versagertruppe.
      Die nächste Steuererhöhung wird kommen.

      Natürlich bin ich für Entwicklungshilfe keine Frage, nur diese gerade JETZT zu erhöhen halte ich für falsch.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 18:19:41
      Beitrag Nr. 38 ()
      Die Linken können Menschen mit anderer Meinung nur noch beleidigen.
      Das ist ein gutes Zeichen!
      Die rote Götterdämmerung steht bevor.
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 18:30:47
      Beitrag Nr. 39 ()
      Freunde, seid nicht so knausrig! 1% vom Netto-Sozialprodukt muß drin sein! Und davon sind wir meilenweit entfernt!

      Für jeden Scheiß ist Geld da, nur bei der Entwicklungshilfe nicht. Was nutzt uns unser Geld, wenn weite Landstriche veröden und sich die afrikanischen Völker trotz Aids sich ungehemmt vermehren?!
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 18:46:11
      Beitrag Nr. 40 ()
      @MrGangster:

      Die Rechten können nur noch in die Opferrolle schlüpfen.
      Das ist ein gutes Zeichen!
      ...

      CB
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 18:49:59
      Beitrag Nr. 41 ()
      Deutsche Entwicklungshilfe hat ein breites Spektrum.

      Wer genauer hinschaut, findet Idealisten die sich wirklich um die Verbesserung der Lebensverhältnisse von Menschen kümmern, die sich nicht selbst helfen können.

      Aber auch "Urlauber", die sich das Leben in fremden Ländern auf Staatskosten gemütlich machen. Ich habe in meiner Arbeit selbst genug von denen kennengelernt.

      Richtige "Entwicklungshilfe" aber wäre ein Ausstieg aus Agrarsubventionen. Denn hier wird systematisch den ärmeren Ländern die Geschäftsgrundlage für den Export entzogen. In einem Gebiet in dem sie konkurrenzfähig wären.

      An dieses Thema trauen sich die Herren aber nicht dran.

      Ebro
      Avatar
      schrieb am 20.05.03 19:38:45
      Beitrag Nr. 42 ()
      Ebro,

      stimme dir zu.

      Wobei ich die Formulierung
      "Menschen, die sich nicht selbst helfen können"
      nicht wählen würde.

      Sie haben sicher nicht das know how und die Mittel
      der westlichen "Experten", aber im Rahmen ihrer
      Möglichkeiten können sie sich durchaus helfen.

      Und wenn sie das NICHT können, dann helfen ihnen
      auch eine Handvoll Experten nicht weiter.

      Hinter der Entwicklungshilfe (so wie sie praktiziert wird)
      steht das typisch westliche Helfersyndrom.
      Gepaart mit Überheblichkeit (schließlich weiss man
      alles besser als die armen Eingeborenen) und zudem
      auch noch gepaart mit Schuldgefühlen, man
      sei fürs Elend der Dritten Welt mitverantwortlich.

      Eine höchst fatale Mischung.

      Die ganze Entwicklungshilfe gehört abgeschafft und
      das dafür zuständige Ministerium samt seiner
      Bürokratie gleich mit.
      Da wird Geld sinnlos verpulvert.

      Sinnvoll, wie du richtig schreibst, wäre eine
      Abschaffung von Agrarsubventionen. Auch
      Handelsbarrieren wie z.B. Importquoten für
      Textilien müssten fallen.
      Avatar
      schrieb am 11.06.03 13:54:30
      Beitrag Nr. 43 ()
      Zum Thema Entwicklungshilfe (geklaut aus
      board von boerse-online).
      Ein langer Riemen aus der ZEIT, aber
      äußerst aufschlussreich. :D

      Forum-Name:
      rich Eingefügt am:
      11.06.2003 12:56:44


      Beitrag:

      DIE ZEIT
      17/2003

      Äthiopien

      DER INSZENIERTE HUNGER

      In Äthiopien gibt es Wasser genug - doch die Entwicklungshelfer der UN reden der Welt eine Dürrekatastrophe ein

      Von Lutz Mükke

      Die drei Minuten vom Empfangstresen im Parterre bis zu seinem Büro im sechsten Stock des UN-Hochhauses in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba genügen Wagdi Othman, um alles Wichtige zur aktuellen Ernährungslage des Landes zu sagen: Ausbleibender Regen führe bei den Bauern im Hochland zu Dürre und Missernten, bei den Nomaden im Flachland zu hohen Verlusten unter den Viehbeständen. „Wenn wir nichts tun, werden in diesem Jahr Millionen Äthiopier verhungern.“ Der 42-jährige Othman ist der Sprecher des UN-Welternährungsprogramms (WFP), des größten und wichtigsten Nahrungsmittelverteilers in Äthiopien. Und damit man die Dramatik auch ja richtig einschätzt, fügt er hinzu: „Wir stehen vor einer noch größeren Hungerkatastrophe als 1984.“

      Die Bilder aus Äthiopien gingen damals um die Welt und sind vielen Menschen im Gedächtnis geblieben: weit aufgerissene Kinderaugen in riesig wirkenden Kinderschädeln; apathisch wirkende junge Mütter mit dürren Babys auf den Armen; Auffanglager voll hungernder Menschen, die in entlegenen Dörfern aufgebrochen sind, um einem Gerücht zu folgen, das irgendwo Essen verhieß.

      In Stapeln aufgeschichtet, liegen 64 Seiten starke Hochglanzmappen griffbereit neben Othmans Schreibtisch. In düsteren Farben prognostizieren sie anhand von Schaubildern, Zahlenkolonnen und Tabellen eine „Hungerkatastrophe Äthiopien 2003“, die alle bisherigen Desaster übertreffe – auch die Hungersnot von 1984. Damals, schreibt das WFP, starben eine Million Menschen. Heute seien fast alle Regionen des Landes von gigantischen Ernteeinbußen betroffen. Allein in den Regionen Amhara, Oromiya und Somali seien über neun Millionen Menschen von der akuten Hungersnot bedroht. Auf die Ziffer genau listet das Pressematerial auf, dass Äthiopien in diesem Jahr 1 441 142 Tonnen Nahrungsmittel und 75 109 559 Dollar an Nothilfe benötigt, um das Überleben eines Fünftels der Gesamtbevölkerung zu sichern.

      Kräftige Rinder und Kamele an gut gefüllten Wasserstellen

      Täglich empfängt der ehemalige BBC-Korrespondent Othman in seinem klimatisierten Büro derzeit Journalisten aus aller Welt, auf dass sie die alarmierenden Zahlen hinaustragen. Nur durch ihre Berichte kommt die internationale Hilfsmaschinerie richtig in Gang. Von den Medien hängt es mit ab, wie viele Millionen Dollar in den kommenden Monaten nach Äthiopien fließen werden. Die USA, Großbritannien und die Niederlande hätten angesichts der Prognosen bereits umfangreiche Hilfen zugesichert, sagt Othman. Deutschland halte sich bedauerlicherweise noch zurück.


      Nach zweitägiger, 600 Kilometer langer Fahrt mit Tempo 25 über nicht enden wollende Straßen und Pisten fällt das zerklüftete äthiopische Hochland abrupt in die weite Ebene der somalischen Halbwüste. Mit der Talfahrt steigen die Temperaturen. Die Berge bleiben als monumentale Silhouette zurück. Der klapprige Bus biegt auf den holprigen Platz von Jigjiga ein, der Hauptstadt des somalischen Teils Äthiopiens, der im Volksmund seit der Kolonialzeit Ogaden genannt wird.

      Jigjiga ist ein Nest: einige pompöse Verwaltungsgebäude, ein geschäftiger Markt, schäbige Hotels und Bars, eine Militärstation – alles zusammengekittet von zahllosen Lehmhäusern mit Wellblechdächern. Christen und Muslime haben die Stadt untereinander aufgeteilt. Links der Hauptstraße wohnen die einen, rechts die anderen. Durch die Straßen fahren Militärjeeps und quietschende Garis, die landesüblichen Pferdekarren. Mittags können die Temperaturen hier bis auf über 40 Grad Celsius steigen. Am Stadtrand haben seit zehn Jahren ein paar tausend Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem benachbarten Somalia in einer Zeltstadt Zuflucht gefunden. Zur Grenze sind es nur zwei Autostunden. Der Schmuggel mit dem nahen Somalia blüht. Daran ändern auch die nach dem 11. September eingerichteten Militärposten nichts, die an der Straße in Richtung Somalia jedes Fahrzeug kontrollieren. Zehntausende Soldaten sandte die äthiopische Regierung, Busenfreund der USA, in den letzten Monaten in den Ogaden, um die 1500 Kilometer lange Grenze zu kontrollieren und unter dem Vorwand des „Kampfes gegen den Terror“ Militäraktionen auf dem Territorium des alten Erzfeindes Somalia durchzuführen.

      Im WFP-Papier wird die karge, von Dornenbüschen überzogene Somali-Region als eines von der Hungersnot am schlimmsten gebeutelten Gebiete beschrieben. 1,1 Millionen Menschen seien davon betroffen. Allein im Gebiet um Jigjiga sollen 264000 vom Hungertod gefährdete Somali auf Hilfe hoffen. Von ausgezehrten Kühen und Kamelen ist die Rede. „Die gegenwärtige Wassersituation ist für Mensch und Tier wegen zweier ausgefallener Regenzeiten alarmierend“, heißt es.

      Zu sehen ist davon weit und breit nichts. Trotz Trockenzeit ziehen Tausende kräftiger Rinder, Kamele, Ziegen und Schafe durch die flimmernde Ebene der Halbwüste. Wie in einer biblischen Szenerie sammeln sich um die gut gefüllte Wasserstelle „Oman“ viele hundert Tiere in guter Verfassung und mit prallen Höckern. Bauern und Nomaden aus dem Umkreis zweier Tagesmärsche berichten, es gebe keine wirkliche Not.

      Der 22-jährige Faisal Achmed, in zerfetztem Adidas-T-Shirt und Sandalen aus Autoreifen, und seine beiden hoch aufgeschossenen, drahtigen Brüder erzählen in der sengenden Mittagshitze, sämtliche ihnen bekannte Tränken führten Wasser. Niemand von ihrer weit in der kargen Ebene verstreuten Familie leide derzeit Hunger. „Und in der nächsten Zeit bleibt das auch so“, sagen die Achmed-Brüder und lachen optimistisch; sie berufen sich dabei auf die Sterne, aus denen die Ältesten ihres Clans das Wetter lesen. Dann treiben sie ihre stampfende und blökende Rinderherde weiter den staubigen Hang hinunter, dem schlammig-braunen Wasser entgegen.


      In Jigjiga ist die Hitze des Tages lauer Abendluft gewichen. Im kleinen Garten des Africa Hotel nippt Mohammed Beul an einer Flasche Mineralwasser, Somali-Musik dudelt aus einer knisternden Lautsprecherbox. In Jigjiga kennt man den schweigsamen Mann mit der tief ins Gesicht gezogenen Schirmmütze unter dem Spitznamen Pilot. Gesprächig wird Beul erst, als er das Stichwort „Nahrungsmittelhilfe“ hört. In der somalischen Halbwüste als Nomade aufgewachsen, spülte das Leben den heutigen Rentner zuerst in die Sowjetunion, später in die USA und dort in die Air Force zur Jagdfliegerausbildung. Er blieb schließlich in San Diego hängen, besucht aber von dort aus immer wieder seine alte Heimat. „Sie schreiben über die derzeitige Hungerkatastrophe? Da sind Sie hier falsch.“ Beul nippt am Mineralwasser. „Ich habe in den letzten beiden Monaten den Ogaden durchquert. Es gibt hier und da Probleme, aber von einer Katastrophe habe ich nichts gesehen.“

      Als draußen im fahlen Licht der Hotelbeleuchtung ein großer weißer Toyota Land Cruiser mit dem Aufkleber „WFP“ hält, sagt Beul: „Schreiben Sie doch über die da!“ Zwei gut gekleidete Herren steigen aus dem Cruiser. „Die fahren die größten Autos, stecken die dicksten Gehälter ein, und die wenigsten haben auch nur annähernd eine Ahnung vom Leben der Nomaden.“ Beul ist voller Verachtung für die Hilfsorganisationen, die seit Jahren in so genannten Feeding Centers kostenlos Getreide an nomadisch lebende Somali seines Clans verteilen. „Das führt mittlerweile dazu, dass die Nomaden ihre Wanderrouten ändern und dort hinziehen, wo gerade kostenlos Getreide verteilt wird. Das meiste davon wird an die Tiere verfüttert oder weiterverkauft. Außerdem gewöhnen sich meine Leute an Getreide als Nahrung. Das Zeug ist wie eine Droge für sie. Es zerstört ihre Ernährungsweise, denn früher haben sie ausschließlich von ihren Tieren gelebt.“

      Plötzlich fängt Beul an zu lachen: „Hören Sie das? Ihre Hungerkatastrophe fällt gerade ins Wasser.“ Laut krachen schwere Regentropfen auf das Vordach des Hotels. Es regnet die ganze Nacht, den kommenden Morgen und die nächsten Tage. Kein Stern ist mehr zu sehen.


      Auch in Dire Dawa fällt Regen. Die Stadt, die eine halbe Tagesreise von Jigjiga entfernt liegt, wurde 1902 auf Geheiß des äthiopischen Kaisers Menelik als Handelszentrum an der Eisenbahnstrecke Addis Abeba–Dschibuti errichtet und ist heute Äthiopiens zweitgrößte Metropole. Jeden Tag rumpeln die Züge im Schneckentempo über den rostigen, schmalspurigen Schienenstrang in Richtung Dschibuti, an den Golf von Aden. Die Gleise verlaufen direkt hinter der heruntergekommenen Zollstation von Dire Dawa.

      Gegenüber hat die kirchliche Hilfsorganisation Hararghe Catholic Services ihre unscheinbare Zentrale. Hier arbeitet Doktor Paulo Pironti, der in der Entwicklungshelfer-Community Äthiopiens als ausgewiesener Nomadenspezialist gilt. Der hagere Italiener lebt seit 18 Jahren in Äthiopien. Von einem kleinen schmucklosen Arbeitszimmer aus regiert der Agrarwissenschaftler zusammen mit dem ansässigen Bischof über 80 Entwicklungshelfer, die sowohl mit Nomaden im Tiefland als auch mit Bauern im Hochland arbeiten. „Eine Hungerkatastrophe haben wir hier im Tiefland nicht. Das sind dramatisch zugespitzte Prognosen, die eintreten können oder auch nicht.“ Pironti schüttelt den Kopf. „Das Problem ist, dass viele der so genannten Experten und Politiker in Addis nie aus ihren klimatisierten Büros herauskommen. Sie haben keine Ahnung vom Leben der Nomaden und geben deshalb jedes kranke Kamel gleich für eine Katastrophe aus.“

      Eine Renaissance des Islams, mit Geld aus Saudi-Arabien

      Pirontis Gesicht nimmt wütende Züge an. Er holt tief Luft, zündet sich eine Zigarette an, dann sagt er: „Seit mehr als zwanzig Jahren wird Getreide nicht nur hergebracht, um Bedürftigen zu helfen, sondern um die Produktionsüberschüsse der hoch subventionierten Bauern in den USA, Kanada und Westeuropa abzubauen. Oder warum sonst gibt man uns nicht Bargeld? Dafür könnte ich hier in der Region doppelt so viel Getreide kaufen, weil die Preise niedriger sind und die langen Transportwege wegfallen würden.“ Immer wilder gestikuliert er. Warum engagiere sich der Westen denn so für Äthiopien? Weil das Land ein strategisches Bollwerk sei zwischen dem islamischen Sudan und Somalia und gegenüber der arabischen Halbinsel!

      Doch auch Äthiopien scheint bedroht: Während der christlich-orthodoxe Bevölkerungsanteil im Land schwindet, erlebt der Islam hier eine Renaissance. Den Bau zahlreicher neuer Moscheen, islamischer Schulen und Krankenhäuser in vielen Landesteilen ermöglicht vor allem Geld aus Saudi-Arabien. Was die offiziellen Statistiken lange verschwiegen, wird nun offensichtlich: Etwa die Hälfte aller Äthiopier sind Muslime.

      „Grund genug für die USA, nach dem 11. September noch mehr Militär- und Nahrungsmittelhilfe nach Äthiopien zu pumpen, um die christliche Regierung zu stützen. Da achtet niemand so genau darauf, wo diese Hilfsgüter dann landen.“ Pironti kommt hinter seinem Schreibtisch hervor und greift zur nächsten Zigarette. „Gar keine Zweifel, es gibt hier hungernde Menschen und große Not. Die Frage muss aber lauten, warum das noch immer so ist. Wenn Sie Ihre Hungergeschichte haben wollen, dann fahren Sie doch weiter nach Mieso. Dort hatten einige Dörfer Totalausfälle bei der letzten Ernte. Denen geht es wirklich schlecht. Von dort kommen die Hungerbilder im Fernsehen. In diese Gegend fahren die meisten Journalisten, auch der Präsident war schon für ein paar Stunden da.“

      Draußen regnet es Blasen, die Straßen sind leer gefegt, die Leute haben in Cafés Unterschlupf gefunden oder stehen dicht gedrängt in Hauseingängen und unter Vordächern. Es riecht nach feuchter Erde.


      Kurve für Kurve winden sich die Serpentinen bis auf 2500 Meter die steilen Berge hinauf. Mit Tempo 30 wühlt sich der Allrad durch die im Regen und Schlamm abgesoffene Straße in Richtung Mieso. Die Heizung ist defekt, den Blick in die tiefen Täler versperren dicke Wolken. Es ist kalt.

      Hier an der Straße im Dorf Melkahora lebt der Bauer Aliye Mumed. Der Mann verlässt seine runde Lehmhütte und eilt den Besuchern über sein morastiges Feld entgegen. Er fröstelt und schiebt nur kurz seine Hand zum Gruß unter dem dicken bunten Baumwollumhang hervor. Regen rinnt sein zerfurchtes Gesicht herunter. Wir hocken uns unter eine Akazie. Die 2,5 Hektar Land können ihn, seine Frau und die vier Kinder nicht ernähren. Das Wetter habe nicht mitgespielt. Freut er sich über den jetzigen Regen? Der 53-Jährige schluckt: „Der Regen ist gut für unsere beiden Ochsen. In einer Woche gibt es wieder Gras. Ansonsten hilft er uns nicht.“ Inzwischen sind Mumeds Nachbarn herbeigeeilt. Über die Hilfslieferungen, die sie erhalten, sagt einer: „Pro Kopf kriegen wir zehn Kilo Mais im Monat. Wir essen seit Monaten nichts anderes. Aber das Schlimmste daran ist, dass man diesen komischen Mais aus dem Ausland nicht säen kann. Er ist steril!“

      Aliyes Nachbarn beginnen zu schimpfen: Ohne Saatgut seien sie dauerhaft von den Hilfslieferungen abhängig. Aliye Mumed reckt seine von der Arbeit kräftigen Hände zum Himmel und lässt sie dann hilflos fallen: „Schauen Sie mein Feld an! Es ist gepflügt, alles ist bereit. Jetzt könnte ich anfangen zu säen! Vielleicht hätte ich dieses Mal Glück.“ Er verstummt, macht ein beklommenes Gesicht und kehrt, als der Regen stärker wird, in seine Hütte zurück.

      Getreide, das als Nahrungsmittelhilfe nach Äthiopien geliefert wird, ist aus verschiedenen Gründen kaum keimfähig. Manche Sorten sind generell nicht zur Aussaat geeignet, andere sind aus so alten Lagerbeständen, dass ihre Keimfähigkeit verloren ging, wieder andere sind thermisch vorbehandelt.

      Die äthiopische Regierung hat das Saatgutproblem zwar erkannt, aber sie macht daraus ein Geschäft. Sie hat ein „Landwirtschaftliches Paket-Programm“ aufgelegt, das den Bauern Saatgut und Dünger auf Kreditbasis verkauft. Doch gerade den Bauern, die wirklich Not leiden, hilft das Paket wenig. Nicht nur durch die Rückzahlungsraten begeben sie sich in gefährliche Abhängigkeiten, sondern auch mit dem Saatgut. Denn dabei handelt es sich um hochgezüchteten Hybridsamen von der amerikanischen Firma Pioneer Hi-Bred International, der gerade mal für eine Saison reichlich Ernte verspricht. Er kann sich nicht selbst vermehren und muss Jahr für Jahr neu angekauft werden.

      Anderthalb Stunden nach dem Start in Addis Abeba setzt das kleine Passagierflugzeug der Ethiopian Airlines zur Landung in Bahir Dar an. Im gleißenden Sonnenschein glitzert die riesige, 3500 Quadratkilometer große Wasserfläche des Lake Tana. Hier entspringt der Blaue Nil. Alles Land ringsherum ist dicht besiedelt. Aus der Luft ist gut zu sehen, wie die Bauern auf ihren handtuchgroßen Feldern jede Fläche nutzen. Vom Flughafen der Stadt Bahir Dar aus, berühmt für die bis zu tausend Jahre alten orthodoxen Klöster der Gegend, sind es noch 100 Kilometer bis Debre Tabor, einer kleinen Stadt in der Amhara-Provinz Süd-Gondar.

      Hier arbeitet Klaus Feldner. Von der Veranda seines Hauses blickt der Landwirtschaftsexperte, der für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) das Projekt „Integrierte Ernährungssicherung Süd-Gondar“ leitet, auf seinen von Blumen überquellenden Garten. Auch seine Region ist nach offizieller Lesart von der Hungersnot stark betroffen. Der bärtige Franke schüttelt ungläubig den Kopf, nachdem er die Zahlen und Statistiken der prognostizierten Katastrophe studiert hat. „Es sind ja wieder ein paar Distrikte mehr als ernährungsunsicher eingestuft worden. Ich habe es in meinen sieben Jahren hier noch nicht erlebt, dass auch nur ein einziger wieder aus dieser Statistik herausgenommen wurde. Dieser Status bleibt dann bestehen, egal, ob es gute oder schlechte Erntejahre sind. Hier in den Dörfern gibt es mal einzelne Familien, die in Not geraten. Aber es ist nie das ganze Dorf.“ Feldner ist sich „ganz sicher, dass Äthiopien sich nicht nur selbst ernähren, sondern sogar Getreide exportieren könnte. Das Potenzial dieses Landes ist riesig.“

      Nach 36 Jahren Arbeit als Entwicklungshelfer steht Feldner kurz vor der Pensionierung. Süd-Gondar ist sein letztes Projekt und sein „erster Erfolg“, wie er sagt: die Getreidesorte Triticale, eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen. An der südafrikanischen Universität Stellenbosch in zwei tropentauglichen Varianten gezüchtet, holte Feldner Triticale in den Neunzigern noch einmal nach Äthiopien, nachdem frühere Bemühungen der äthiopischen Regierung gescheitert waren, andere Triticale-Züchtungen hier heimisch zu machen. Inzwischen verbreitet sich das Korn mit den langen Grannen unabhängig von den GTZ-Bemühungen rasant auf den kleinen Feldern der amharischen Bauern. Denn Triticale kann die Ernteerträge mehr als verdoppeln und pflanzt sich selbst fort. Um Feldners Meisterstück zu begutachten, machten sich sogar einige äthiopische Minister und Botschafter der EU-Staaten aus dem fernen Addis Abeba auf den Weg nach Debre Tabor.

      Wut auf die Entwicklungshelfer in Schlips und Kragen

      Für diesen Erfolg musste der bullige 60-Jährige allerdings sehr unorthodoxe Wege gehen: Um monatelange Wartezeiten am Zoll, Einfuhrkosten und nervenraubende Debatten mit der Regierung über den Nutzen von Triticale zu umgehen, schmuggelte er kurzerhand Saatgut und Ausrüstung nach Äthiopien. Auch mit der orthodoxen Kirche Äthiopiens legt sich Feldner immer wieder an, weil die den streng gläubigen Bauern im amharischen Hochland an unzähligen Feiertagen verbietet, auf ihren Feldern zu arbeiten. „Hier dürfen die Bauern nur rund 120 Tage im Jahr arbeiten.“

      In seinen staubigen Arbeitsklamotten ist Feldner der lebendige Gegensatz zu den Katastrophen-Managern in Addis Abeba, einer, der sich noch in „Gummistiefelprojekten draußen in der Pampa“ abmüht. Ihn ärgert, dass sich die Entwicklungshilfe in Äthiopien immer mehr „verakademisiert“. Stetig vermehrten sich die hoch qualifizierten Wissenschaftler, die in Schlips und Kragen als Berater in der Hauptstadt die Schreibtische bevölkern. „Was fehlt, sind Leute, die noch selbst einen Pflug in die Hand nehmen können“, bemängelt Feldner.

      Dem Welternährungsprogramm wirft er Doppelmoral vor. Er hält es für viel zu regierungsnah, außerdem verfolge es mit dem regelmäßigen Ausrufen von Hungerkatastrophen auch eigene Interessen, welche die Weltöffentlichkeit kaum wahrnehme. „Würde es keine Hungerkatastrophen geben, könnte das WFP seine riesige Organisation nicht mehr finanzieren. Für jede verteilte Tonne Nahrungsmittel bekommen die Geld. Darum haben sie ein starkes Interesse, Krisensituationen aufzubauschen. Äthiopien, Südsudan und Bangladesch waren in den letzten Jahrzehnten die immer sprudelnden Geldquellen für das WFP.“


      Ohne einflussreiche Freunde könnte Feldner in Süd-Gondar allerdings nichts bewegen. Einer, den er auf seiner Seite weiß, ist der hochrangige Regierungsbeamte Jonas Bekele.* Ein Anruf Feldners genügt, und Bekele ist zu einem Interview bereit. Schlüsselpositionen wie seine sind fast ausnahmslos mit Mitgliedern der alles beherrschenden Regierungspartei Revolutionäre Demokratische Front der äthiopischen Völker (EPRDF) besetzt. Sie alle sind der offiziellen Linie verpflichtet. Bekele aber sagt Dinge, die von Regierungsangestellten höchst selten zu hören sind und die den kleinen Mann mit den stechenden Augen den Job kosten können. Das Wetter sei nicht schuld an der momentanen Nahrungsmittelknappheit, sagt Bekele, vielmehr seien „nach Jahrzehnten der Nahrungsmittelhilfe mittlerweile fünf bis sechs Millionen Äthiopier permanent abhängig davon. Das hat in Süd-Gondar zu einer Nehmermentalität unter den Bauern geführt, die zerstörerisch ist. Wir haben uns an die Hilfe gewöhnt wie an die aufgehende Sonne. Unter den Bauern hier kursiert seit Jahren der Spruch: Wir beten für Regen in Kanada.“

      Mit Kritikern macht die Regierung kurzen Prozess

      Seine Mitarbeiter kichern, Bekele aber verzieht keine Miene. „Wir müssen unsere Bauern wieder in die Lage versetzen, dass sie sich selbst ernähren können“, fährt der Ökonom fort. „Die Aufgabe der Hilfsorganisationen darf nicht sein, den einfachen Leuten Brot zu bringen. Die Helfer sollten sie befähigen, es selbst zu backen. In den letzten 20 Jahren sind gewaltige Summen Entwicklungshilfegelder verschleudert worden. Das muss ein Ende haben!“ Viele Hilfsorganisationen verstärkten das Problem, das sie eigentlich lösen sollten. Denn deren Funktionäre zögen ihre Existenzberechtigung aus dem Organisieren der Nahrungsmittelhilfe, argumentiert der Staatsbeamte. Ein gewaltiger Vorwurf – den der 141 Mitglieder starke Dachverband der katholischen Hilfsorganisationen in Äthiopien teilt. Dort geht man davon aus, dass sich mittlerweile ein Drittel der 325 im Land registrierten Hilfsorganisationen ausschließlich mit der Verteilung von Lebensmitteln beschäftigt. Die in Sonntagsreden und Konzeptpapieren viel gepriesene „nachhaltige Entwicklung“ und „Hilfe zur Selbsthilfe“ blieben auf der Strecke.

      Bekele berichtet von enormen Getreideüberschüssen, die in verschiedenen Landesteilen Äthiopiens immer wieder produziert würden. Die letzte Rekordernte habe es 2001 gegeben. Von solchen Überschüssen profitieren jedoch weder die notleidenden Menschen noch die produzierenden Bauern. Zum einen weil es kein funktionierendes Vermarktungssystem gibt. Zum anderen weil auch in guten Jahren Nahrungsmittelhilfe ins Land strömt. Von den pro Jahr durchschnittlich 800000 Tonnen importierten Getreidelieferungen landen nach Expertenschätzungen zwischen 20 und 40 Prozent zu Spottpreisen auf den Märkten der Städte und Dörfer. Kein Bauer kann mit diesen Dumpingpreisen konkurrieren. In vielen Regionen wird deshalb einfach kein Getreide mehr angebaut. Stattdessen gedeihen auf riesigen Flächen in Ostäthiopien die Büsche der Kaudroge Khat, deren amphetaminähnliche Wirkstoffe (Kathamine) am Horn von Afrika in ganzen Landstrichen die Menschen in freudige Lethargie versetzen.

      Die grünen Blätter der Droge versprechen den Bauern neben schönen Stunden jenseits aller Sorgen auch satte Gewinne. Denn der Khat-Markt wächst sowohl innerhalb Äthiopiens als auch auf der arabischen Halbinsel, in Europa und den USA. In den vergangenen Jahren avancierte Khat – neben Kaffee, Öl- und Hülsenfrüchten sowie Vieh – zum wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgut des Landes.


      In ihren öffentlichen Verlautbarungen und Konferenzen beteuern die Regierungsvertreter in Addis Abeba immer wieder, dass man von der Nahrungsmittelhilfe loskommen müsse. Doch stattdessen wird die Hilfsindustrie immer perfekter kontrolliert. Denn für die derzeitige Regierungspartei EPRDF, die unangefochten allein herrscht und über ein weit verzweigtes Wirtschaftsimperium verfügt, ist Nahrungsmittelhilfe keine Notlösung, sondern ein wahrer Segen. Von den seit 1984 bis heute importierten 14 Millionen Tonnen Getreide profitierten die Machthaber.

      Große Handels- und Transportfirmen, die die Nahrungsmittelhilfe im Land verteilen und sich im Besitz der Regierungspartei befinden, verdienen an jeder Tonne Nahrungsmittel bis zu 150 Dollar. Je nach Ausmaß der proklamierten Notsituation fließen so oft dreistellige Millionensummen Jahr für Jahr in die Kassen der Partei. Zudem nutzt die EPRDF Nahrungsmittelhilfe als ein Belohnungssystem, um ihre Anhänger bei der Stange zu halten.

      In die Region Tigre etwa, das Gebiet, aus dem die EPRDF-Führungsspitze stammt, werden rund 30 Prozent der Nahrungsmittel geleitet, obwohl in Tigre lediglich zehn Prozent der Gesamtbevölkerung leben und die Hilfsbedürftigkeit als nur „durchschnittlich“ eingeschätzt worden war. Dies fand eine Studie des Grain Market Research Project 1998 heraus. Mehr noch: Nur 22 Prozent der Hilfe kommen überhaupt bei Bedürftigen an; die meisten Nahrungsmittel landen einfach dort, „wo von jeher viel hingeflossen ist“. Das sind Orte, wo „Regierung und Hilfsorganisationen langfristig in Personal, Kontakte, Büros und Fahrzeuge investiert haben“. Einen „signifikanten Zusammenhang zwischen Nahrungsmittelmangel und Empfängern von Hilfsgütern“ konnte das amerikanisch-äthiopische Wissenschaftlerteam nicht feststellen.

      Unmittelbar nach Veröffentlichung dieser brisanten Ergebnisse veranlasste die äthiopische Regierung die sofortige Beendigung des Forschungsprojektes. Kurz zuvor war es noch als leuchtendes Beispiel der Kooperation zwischen Äthiopien, der amerikanischen Entwicklungshilfebehörde USAid und der Michigan State University gefeiert worden. „Wir wurden von sehr hochrangigen äthiopischen Politikern persönlich unter Druck gesetzt, die Ergebnisse unserer Studie zu überarbeiten und einige an der Arbeit beteiligte äthiopische Kollegen gegen linientreue Funktionäre auszuwechseln“, sagt Thom S. Jayne, Professor für Agrarökonomie an der Michigan State University und damaliger Betreuer des Projektes. „Als wir beidem nicht nachkamen, weil wir weder unsere Ergebnisse noch unsere Mitarbeiter anzweifelten, mussten wir das Land verlassen“.

      Der Amerikaner wundert sich bis heute, warum die Ergebnisse seiner Studie international so wenig Beachtung fanden. Seine Erklärung: „Die geostrategische Lage Äthiopiens war auch vor dem 11. September schon von so großer Bedeutung für den Westen, dass die Politökonomie alles dominierte. Die äthiopische Regierung beherrscht die Hilfsorganisationen voll und ganz. Von den westlichen Gebern wird das geduldet, weil es offenbar nur darum geht, dass die Macht in Äthiopien in der Hand der jetzt herrschenden christlichen Elite bleibt.“

      Allerdings scheint es dieser Elite statt um christliche Werte lediglich um blanke Machterhaltung zu gehen. Mit kritischen Geistern macht die äthiopische Regierung generell kurzen Prozess. Zahllose politische Gegner verschwinden ohne Gerichtsverfahren in den Gefängnissen, Regierungsgegner werden hingerichtet, Studentenproteste niedergeknüppelt, unliebsame Entwicklungshelfer des Landes verwiesen, äthiopische Journalisten eingesperrt.


      Wegen der Teilnahme an den Studentenprotesten 2001 war auch einer der prominentesten Oppositionellen Äthiopiens, der Ökonom und Bürgerrechtler Berahanu Nega, inhaftiert worden. Zum Interviewtermin im Sheraton Hotel Addis Abeba, wo die Übernachtung anderthalb Jahresgehälter eines Durchschnittsäthiopiers kostet (150 Dollar), verspätet sich Nega, weil er auf den 50 Metern der herrschaftlichen Marmorlobby von einem halben Dutzend Sympathisanten freudig begrüßt wird. Der kleine agile Mann entschuldigt sich für die Unpünktlichkeit, bestellt ein Wasser und kommt schnell zur Sache: „Folgt einer Trockenheit automatisch eine Hungerkatastrophe? Natürlich nicht. Das hat strukturelle Ursachen. Zum Beispiel die, dass nach wie vor der Staat den gesamten Grund und Boden besitzt. Privatinvestitionen etwa in Bewässerungssysteme oder neue Produktionsweisen unterbleiben deshalb. Unsere Bauern produzieren mit Holzpflügen wie vor 3000 Jahren. Der durchschnittliche Bauer bewirtschaftet heute lediglich einen Hektar Land, und das gilt für 85 Prozent der 65 Millionen Äthiopier.“

      Nega steht kurz auf, geht ein paar Schritte, um sich Luft zu machen, setzt sich wieder und fährt fort: „Unsere Regierung will nichts ändern, sie will weder die Landprivatisierung noch Industrialisierungsstrategien. Warum? Vielleicht weil sie nur so ihre Macht erhalten kann. In den Städten hat sie ihre Anhängerschaft längst verloren.“ Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland, glaubt der 45-jährige Nega, trage nicht zur Lösung dieser Probleme bei, sondern zementiere sie. Die Geberländer und die Hilfsorganisationen sollten ihr Augenmerk auf die Demokratisierung Äthiopiens legen. „Eine nachhaltige Entwicklung kann ja nur von innen kommen.“

      Alle Fernsehteams drehen dieselben Hungerbilder

      Die Vertretung der EU hat ihren Sitz in Addis Abeba zwischen Stadtzentrum und Flughafen hinter dem großen Stahltor der einstigen DDR-Botschaft. Obwohl die EU an der Erstellung der offiziellen Prognosen über die drohende Hungerkatastrophe beteiligt war, sieht man hier das Zahlenwerk eher kritisch – jedenfalls, solange niemand namentlich zitiert wird. Die Zahlen seien schon deshalb „nur eingeschränkt glaubwürdig“, weil es in weiten Teilen des Landes gar keine funktionierende Verwaltung und somit keine verlässliche Datenerhebung gebe, merkt ein mit der Materie vertrauter Mitarbeiter an. Die zwei Dutzend Teams, die aus Mitarbeitern der äthiopischen Regierung, der UN sowie der Hilfsorganisationen bestanden und auf deren Arbeit sich das Zahlenwerk stützt, habe die Lage im November 2002 in einer Art „Raus aus den Geländewagen, rein in den Geländewagen“-Umfrage eingeschätzt. Anschließend hätten die Verantwortlichen beim Abfassen des Berichts „um die Millionen, die hungern werden, gefeilscht“. Zudem sei der Bericht auch Ausdruck des Verteilungskampfes um die jährlich zu vergebenden Hilfstöpfe. Seit Monaten rollt bereits eine Hilfswelle für Hungernde im südlichen Afrika. Um da überhaupt noch wahrgenommen zu werden, brauche es dramatische Zahlen.

      Die Vertreter der äthiopischen Regierung und des Welternährungsprogramms plädierten sogar dafür, die Weltöffentlichkeit mit einer noch höheren Zahl von Hungernden zu konfrontieren, die Leute der EU wollten niedrigere. „Irgendwie einigte man sich“, erzählt der Mitarbeiter.


      „Hilfsorganisationen und Medien haben eines gemeinsam: Sie leben von Katastrophen“, urteilt Hans-Josef Dreckmann. Bevor er 2001 nach Deutschland zurückkehrte, arbeitete er 13 Jahre lang als Afrika-Korrespondent für die ARD. Er kennt Äthiopien. „Das Reizwort Äthiopien ist ein wirksames Druckmittel auf zahlungskräftige Regierungen, weil sich viele Menschen immer noch an die verheerende Hungerkatastrophe von 1984/85 erinnern“, sagt der heute 64-Jährige. „Damals haben die äthiopische Regierung und die internationale Gemeinschaft es zugelassen, dass im Norden des Landes Zehntausende verhungerten. Dieses unbeschreibliche Sterben konnte man seinerzeit zum ersten Mal hautnah im Fernsehen miterleben. Diese Bilder waren ein Schock, und Äthiopien spielt diese Erfahrung seither immer wieder als Joker aus. Auch für die Hilfsorganisation ist es leicht, mit dem Symbol Äthiopien die Öffentlichkeit zu mobilisieren.“

      Sein letztes einschneidendes Erlebnis mit Hungerkatastrophen in Äthiopien hatte Dreckmann im Jahr 2000, als „über Nacht plötzlich schreckliche Bilder aus Äthiopien auf den Fernsehbildschirmen“ erschienen. Einmal mehr hatte das Welternährungsprogramm für die Publicity gesorgt und Fernsehteams eingeflogen, deren Bilder ihre Wirkung nicht verfehlten. BBC, Reuters, CNN – die Großen der Branche berichteten. „Äthiopien 2000“ wurde zum Selbstläufer: Die Heimatredaktionen forderten von ihren Afrika-Korrespondenten Berichte an über das, was sie bereits im Fernsehen gesehen hatten. Die Schlagzeilen der Boulevard-Presse überschlugen sich. Dreckmann: „Alles spielte sich nur in dem kleinen Ort Gode im Ogaden ab. Aber die Bilder im Fernsehen waren so verdichtet, dass man den Eindruck bekommen musste, ganz Äthiopien versinke wieder im Hunger. In Gode drehten praktisch alle Fernsehteams dieselben Hungerbilder und hatten dieselben Interviewpartner. Die Einzelsituation wurde aufs Land hochgerechnet. Und es kursierten Zahlen von mehr als zehn Millionen Hungernden.“

      Diese Übertreibung ging selbst der WFP-Chefin Catherine Bertini zu weit. Doch ihr Statement „Das ist keine Hungerkatastrophe“ verhallte nun ungehört, die Katastrophenberichterstattung war längst auf Touren, eine differenzierte Darstellung drang nicht mehr durch. Als der Korrespondent Dreckmann dem Ansinnen der ARD-Heimatredaktion nicht folgte, für eine quotenträchtige Katas


      (Schluss fehlte leider)


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