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    Möllemann-Partei formiert sich - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.07.03 10:59:46 von
    neuester Beitrag 01.07.03 22:24:13 von
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      schrieb am 01.07.03 10:59:46
      Beitrag Nr. 1 ()
      Der Herausgeber der radikalliberalen Zeitschrift "eigentümlich frei" plädiert für ein Zweckbündnis mit Konservativen und Nationalliberalen, um die freiheitliche Bewegung in der BRD zu bündeln und die Vision der Möllemann-Partei trotz dessen tragischem Tod Wirklichkeit werden zu lassen.


      aus: http://www.eifrei.de:


      Neue Partei:
      Rudi Möllemann
      Die Möllemann-Partei nach Jürgen W. Möllemann – ein gewagtes Plädoyer
      von André F. Lichtschlag

      Ja, es ist wahr. Ich hatte einige Hoffnung in Jürgen W. Möllemann und seine mögliche neue Partei gesetzt. Verrückt, nicht wahr? Seit langem vertrete ich antipolitische, antistaatliche, radikale Positionen. Und nun hatte ich Hoffnung in einen älteren Politiker gesetzt? Wäre ich also zu politischen Kompromissen bereit gewesen, um einige libertäre Forderungen auch einmal umzusetzen, anstatt in libertären Wolkenkuckucksheimen zu verharren und weiter zum Amüsement meiner Freunde zu theoretisieren? Ja! Ich war bereit dazu, trotz aller wohlbegründeten Bedenken gegen jedwede Politik. Ich war es, weil es Jürgen W. Möllemann gab. Und nun denke ich weiter, weil es ihn gegeben hat.

      Viele Libertäre werden die folgenden Gedanken verachten. Nun, es soll ein Diskussionsvorschlag sein. Der Beginn einer Debatte, eine Vision, eine Provokation. Here we go...

      Jürgen W. Möllemann: Dieser eine Mann hatte das Charisma und das Durchsetzungsvermögen ganzer Hundertschaften, ja eine Kraft, die Tausend andere nicht zusammen aufbringen. Er hatte vor allem Mut, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen. Und er hatte sich mehr und mehr libertären Positionen angenähert, nicht zuletzt durch seine intensive Zusammenarbeit mit und sein großes Vertrauen in seinen politischen Berater Fritz Goergen, der, ehemals führend in der Friedrich-Naumann-Stiftung, später Leiter des wohl besten Wahlkampfes war, den diese Republik je gesehen hat: FDP-NRW 2000. Goergen entwickelt seit Jahren schon Strategien, um radikalliberale Ideen vom Kopf auf die Füße zu stellen.

      Ein libertärer Stratege in Verbindung mit dem mutigsten und charismatischsten Kopf der gesamten politischen Klasse – es war eine zu verlockende Perspektive, liberal-freiheitliche Ideen diesseits von Sektiererei womöglich doch in die Tat umsetzen zu können. Alles schien zu stimmen: Die neue Partei sollte „von oben“ gegründet werden – mit einem fertigen Konzept und nicht zuletzt mit viel Geld.

      Es sollte ein (in weiten Teilen libertäres) fertiges Programm zusammen mit einem zumindest fast kompletten Personaltableau (und im Hintergrund mit bereitstehenden Geldgebern) präsentiert werden, dem sich dann die potenziellen Mitglieder hätten anschließen können – oder nicht. Postenschacher von Profilneurotikern und endlose Programmdiskussionen sollten von vorneherein vermieden werden. Demokratischer Schnickschnack war nicht erwünscht, weiß doch jeder aufgeklärte Liberale, dass Demokratie die Herrschaft des Pöbels ist; ein nicht immer gutes Entscheidungsfindungssystem, kein Ideal.

      Basisdemokratie – das war strukturell gesehen das Greuel der geplanten Möllemannpartei. Nun ist genau diese Basisdemokratie das Ideal der Grünen, der letzten und bisher einzigen neuen Partei, die Anfang der 80er Jahre in das Machtkartell der Altparteien einbrechen konnte. War also die neue Möllemannpartei schon im Ansatz ein Gegenentwurf zu diesen Grünen?

      Erinnern wir uns: Im Lauf der 70er Jahre und quasi als Nachgeburt von 1968 sprossen allerorten Basisinitiativen und Kleinparteien aus dem Boden: rote oder grüne Initiativen, mit radikal-sozialistischen oder konservativ-ökologischen Zielen: hier die Kommunistische Partei Deutschlands / Marxisten-Leninisten (KPD/ML), gegründet 1968; die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), gegründet 1970; der Kommunistische Bund (KB), gegründet 1971; der Kommunistische Bund Westdeutschland (KBW), gegründet 1972 – und viele weitere sozialistische Kleingruppen, die mehr oder weniger bei der Gründung der Grünen eine Rolle spielten.

      Und dort waren es etwa die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), gegründet 1965; die Grüne Liste Umweltschutz (GLU), gegründet 1977; die Grün-Alternative Liste (GAL), gegründet 1978; die Grüne Aktion Zukunft (GAZ), gegründet 1978 – und viele weitere ökologische Kleingruppen, die ebenfalls mehr oder weniger bei der Gründung der Grünen dabei waren.

      Alleine, das hatte man inzwischen feststellen müssen, hatte man keine Chance. Selbst ein Verbund der ökologischen Listen hier und der sozialistischen Kaderparteien dort wäre jeweils auf sich alleine gestellt gescheitert (und etwa die Sozialisten selbst waren sich aus ihren unterschiedlichen Gruppierungen kommend nicht gerade grün. Erst die Auflösung in einer Sammlungspartei mit Partnern aus kulturell ganz anderen Zusammenhängen sorgte hier für die nötige Toleranz und Bereitschaft etwa zur Zusammenarbeit von Ex-Putztrupplern mit Ex-KPDlern, von Fraktionen einer Denkrichtung, die sich zuvor jahrelang bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen bekämpften). Man versuchte es gemeinsam, um des Erfolges willen.

      Und das gelang: Aus dem Geflecht der unterschiedlichen Gruppierungen, die während etwa eines Jahrzehnts entstanden waren, sollte nun mittels einer ökosozialistischen Sammlungspartei ab 1979 der Durchbruch gelingen, basisdemokratisch – mit endlos langen Personal- und Programmdiskussionen. Die chaotischen ersten Parteitage der Grünen sind heute Legende. Wer Anfang der 80er Jahre regelmäßig die Tagesschau gesehen hat, wird die Bilder stillender Ökomütter im Kampfgeschrei gegen sozialistische Geiferer nicht vergessen haben.

      Diesen Beginn wollten sich die Strategen der neuen Möllemann-Partei ersparen. Die Grünen konnten einen solchen medialen Supergau nur deshalb durchstehen, weil sie von einer Sympathiewelle der Journalisten getragen wurden, die insbesondere in den öffentlich-rechtlichen Medien selbst der hysterischsten Unflätigkeit immer noch etwas „Richtungsweisendes und Klärendes“ abgewinnen wollten. Einer Möllemannpartei hätte bei gelinde gesagt sehr viel kritischeren Medien bereits ein einziger Grünen-Parteitag für immer das Genick gebrochen. Der Plan war also geradezu genial, all dies zu verhindern. Nun ist er Geschichte. Mit dem tragischen Tod Jürgen W. Möllemanns ist die Option einer Parteigründung „von oben“ verloren gegangen. Ein charismatischer Kopf wäre zwingend nötig gewesen, um nach außen und innen die Weisung und die Weisheit der Führung zu begründen.

      Ist nun mit diesem einmaligen Konzept auch gleich die Idee einer neuen Partei gestorben? Nun, schauen wir uns einmal um in Europa. Überall finden wir dort eine nationalkonservative, radikalliberale und politisch unkorrekte Kraft in den Parlamenten, etwa die Freiheitliche Partei Österreichs unter Jörg Haider, die Liste Pim Fortuyn in den Niederlanden unter ihrem inzwischen tragischerweise ermordeten Namensgeber, die Schweizer Volkspartei unter Christoph Blocher, Forza Italia unter Silvio Berlusconi oder die Fortschrittspartei in Norwegen unter Carl I. Hagen – um nur wenige zu nennen. Stets sind es sowohl ausgesprochen liberale und libertäre als auch nationalistische und konservative Elemente, die diese Parteien mit charismatischen Führerpersönlichkeiten prägen.

      Diese Parteien als Vertreter des politisch Unkorrekten sind programmatisch die spiegelbildliche Antwort auf inzwischen gesellschaftsdominierenden Ideen der Ökosozialisten. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet im Ursprungsland aller ökosozialistischen neuen Parteien der 80er Jahre eine parteipolitische Antwort bisher ausgeblieben ist. Ausgerechnet in Deutschland, in jenem Land, wo der Ökosozialismus am stärksten die gesamte Gesellschaft prägt, fehlt jeder neue Widerstand, zumindest in den Parlamenten – noch.
      Programmatisch sind die nötigen Antworten sehr schnell in der Antithese zur rotgrünen heutigen Mehrheitsmeinung gefunden. Stehen die Ökosozialisten gerade in Deutschland für sozialistischen Etatismus (sie haben es geschafft, dass Sozialleistungen heute als Anspruch betrachtet werden: als Anspruch, auf Kosten anderer zu leben), für diskriminierenden Feminismus (kein Mensch regt sich mehr über perverse Frauenquoten in der Politik oder diskriminierende Frauenparkplätze in der Tiefgarage auf), für spaßbremsenden Ökofanatismus (Deutschland ist zum Amüsement aller anderen zum Volk der ernsthaften Müllsortierer und Zurückbringer klebriger alter Cola-Dosen geworden), für Zentralismus (die Ökosozialisten sind die Vorreiter einer zentralen Politikgleichschaltung aus Brüssel, EU-Außenminister Fischer lässt grüßen, langfristig wird die Stärkung der UN auf dem Weg zum Weltstaat angestrebt) sowie für zeigefingerschwingenden Antifaschismus (für die falsche Meinung geht man in der BRD ins Gefängnis und das Büßergewand ist Pflichtkleidung für die Deutschen). Ohne die Grünen wäre eine allgegenwärtige gesellschaftliche Gleichschaltung hin zur feministisch-etatistisch-ökofanatisch-zentralistisch-antifaschistischen Republik niemals möglich gewesen.

      Nun ist es höchste Zeit zum Widerstand. Und die fünf Grundpfeiler einer solchen Bewegung liegen auf der Hand: Kehren wir den rotgrünen Spieß einfach um: Die neue Kraft wird für Freiheit und Selbstverantwortung (und damit für radikalen Staatsabbau auch im Bereich „Soziales“ oder im Bereich Bildung) stehen, die traditionelle Familie wieder als die Keimzelle der Gesellschaft betrachten und offen sein für die neue Männerbewegung (die wir in der nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift vorstellen werden), für Lebensfreude und Zukunftsoptimismus werben (und den Umweltminister in den gelben Sack stecken und ihm eine seiner klebrigen Dosen hinterherwerfen), für Föderalismus und Subsidiarität streiten (hier ist das Buch „Klartext“ von Jürgen W. Möllemann wegweisend; vom Staatsbürger zum Stadtbürger, angestrebt wird nur noch eine Steuer, welche nur die Gemeinden erheben dürfen) und für ein nationales Selbstverständnis auch als Deutsche (für Meinungsfreiheit und für die Abschaffung des gesinnungsschnüffelnden Verfassungsschutzes) eintreten.

      Den neuen Parteien überall in Europa, die ähnliches schon heute fordern, wird gerne „Populismus“ vorgeworfen. Hieraus spricht die Angst der ökosozialistischen Besitzstandswahrer, die insgeheim ahnen, dass alle aufgezeigten Antworten auf ihren stickigen Meinungsmief in Wirklichkeit sehr populär sind – wenn man sich denn nur endlich traut, sie offen auszusprechen.

      Wie im Fall der Grünen kommt auch heute der Widerstand bei näherer Betrachtung aus zwei Richtungen. Auch die neue Möllemann-Partei, so sehr sie sich vielleicht auch gewehrt hätte, sie hätte sowohl aus einer radikal freiheitlichen, libertären Richtung als auch aus einer konservativ-nationalen Richtung Zulauf erhalten. Ein Blick in das Diskussionsforum der Homepage von Jürgen W. Möllemann genügt, um dies zu erkennen.

      Wie steht es nun um diese beiden Richtungen momentan in diesem Lande? Die Situation erinnert sehr stark an jene Ende der 70er Jahre kurz vor Gründung der ökosozialistischen Sammlungspartei Die Grünen. Viel ist bereits entstanden oder in der Entstehung begriffen. Diesseits meines eher satirischen Überblicks „Ein Versuch, Stirner und Rand auf die Füße zu stellen“ (siehe eifrei 32) sind auch ganz nüchtern ernsthafte und reale politische Fraktionen aus der liberalen und libertären Richtung zu vermelden: etwa das Liberale Forum Deutschlands (***.liberales-forum.de), gegründet 1995; die Freien Liberalen (***.freie-liberale.de.vu), gegründet 2000; Die Freien (***.diefreien.net), gegründet 2002; die Pro Bürger Partei (***.pro-buerger-partei.de), gegründet 2003 – und viele weitere liberale und libertäre Kleingruppen, die mehr oder weniger bereit sind, zukünftig auch mit anderen zusammenzuarbeiten.

      Auf der anderen Seite finden wir im eher nationalkonservativen Spektrum etwa die Freiheitliche Deutsche Volkspartei (***.fdvp.de), gegründet 2000, die Freiheitliche Initiative Deutschland (***.freiheitliche-initiative.de), gegründet 2002, die Freiheitliche Jugend (***.freiheitlichejugend.de), gegründet 2002 oder die Jungen Konservativen (***.junge-konservative.de), gegründet 2003 – sowie viele weitere Kleingruppen, die ebenfalls mehr oder weniger bereit sind, zukünftig auch mit anderen zusammenzuarbeiten.

      Dazu kommen nun die Gruppen, die sich direkt aus dem Möllemann-Projekt bzw. aus den JWM-Freundeskreisen bilden werden und die selbst noch nicht oder nicht mehr einer eher nationalen, konservativen oder liberalen, libertären Grundströmung zuzuordnen sind. Auch die Reste der Deutschen Partei, der Bayernpartei, der Republikaner, des Bundes Freier Bürger, der Statt-Partei und der Schill-Partei sind auf der Suche.

      Sollte und könnte also eine neue Partei, nachdem in Struktur und Strategie die Antithese mit Jürgen W. Möllemann gestorben ist, nun in Analogie zu den Rot-Grünen als nationalkonservativ-radikallibertäre Sammlungspartei entstehen?

      Revolutionärer Sozialismus und konservativer Ökologismus schließen einander ideologisch aus. Aber beide waren sie die ideologischen Kinder ihrer Zeit, gewachsen über viele Jahre in und nach der Opposition zur Adenauer-Ära. Nur gemeinsam konnte ihnen in der rotgrünen Partei Die Grünen der Durchbruch gelingen. Und leider gelang er nur allzu durchschlagend. Die Grünen wurden überall in Europa eine mehr oder weniger erfolgreiche, teils mehr grüne, teils mehr rote Kraft, die aus den Parlamenten nicht mehr wegzudenken ist.

      Kaspar Rosenbaum hat (in eifrei 29) darauf hingewiesen, dass auch Nationalismus und Liberalismus einander widersprechen, ja ausschließen. Aber in der BRD ist nun einmal der Bezug auf die Nation ebenso politically incorrect wie das nachhaltige Eintreten für persönliche Freiheit. Auch wenn sich also konservativer Kollektivismus und libertärer Individualismus widersprechen mögen, so sind sie beide Kinder ihrer heutigen Zeit, im Widerstand spürbar gewachsen gegen den ökosozialistischen Mainstream. Und doch sind sie beide alleine zu schwach. Wenn also allein kein Erfolg möglich ist, weil der Gegner übermächtig ist – warum dann nicht im Bündnis? Warum akzeptieren wir nicht wie einst der Öko im Wollpulli und der revolutionäre Sozi in Lederjacke (der später Minister wurde): Gemeinsamkeit macht stark. Es gibt einen natürlichen Verbündeten. Der Zeitenlauf will es so!

      Wer mich kennt, der weiß, wie schwer es mir fällt, für eine gemeinsame Strategie etwa mit Nationalisten – besser: mit „Nationalen“ – zu plädieren. Ich habe noch bei jedem Fußball-Länderspiel gegen die „deutsche Mannschaft“ gejubelt (nicht nur für die Färöer, auch für Holland!) und werde immer das Rheinland als meine Heimat ansehen... Aber müssen nicht heute im Rückblick die Sozen wie die Ökos mit ihren ideologischen Erfolgen mehr als zufrieden sein? Beide? Und wenn nun das neue Bündnis auch Erfolg hätte? Na dann ist es eben am Ende wieder selbstverständlich, dass man in diesem Land stolz ist, ein Deutscher zu sein. Und dann sind eben auch Familienwerte wieder selbstverständlicher als heute. Wenn gleichzeitig dann die Staatsquote auf 10 Prozent gesenkt wurde und die ökofeministische Hysterie verschwunden ist, dann ist z.B. der neue Nationalstolz ein Opfer, welches ich bereit bin mitzutragen. (Und dann gäbe es auch wirklich wieder etwas, worauf man stolz sein könnte.)

      Und hätte das neue Bündnis nicht seinen Reiz? Eine Koalition von Anarcho-Dandys und Cyberpunks mit Männerbewegten und Familientreuen? Individualisten, bayrische Separatisten und Deutschnationale in einem Boot gegen den scheinbar unaufhaltsamen Zug in den Brüsseler und UN-Zentralismus? Warum nicht auch zusammen mit Monarchisten, wie es das polnische Pendant (die Unia Polityki Realnej) der europaweit entstehenden libertär-freiheitlich-konservativ-nationalen Partei erfolgreich vormacht? Märchenkönig Ludwig statt Gartenzwerg Thierse! Wagen wir den Aufstand aller Anständigen gegen die Zumutungen der nervtötend moralisierenden und dabei kleptokratisch plündernden politischen Klasse.

      Natürlich würde auch die libertäre Seite Kompromisse eingehen müssen, um Ziele zu erreichen. Etwa im Bereich „Mehr Freiheit und Selbstverantwortung“ werden Forderungen nach Abbau des Wohlfahrtsstaates und nach Wegfall des Ständestaates eher konsensfähig sein als nach Aufhebung der Drogenprohibition. Die Abschaffung der Frauenbeauftragten wird eher durchgesetzt werden als die Abschaffung des Bundeskanzleramtes. Und die klebrige Cola-Dose wird früher wieder dahin geschmissen werden, wo sie hingehört (in den Müll, nicht ins Geschäft), als die staatliche Rente (die ebenso in den Müll gehört). Konservative Mitstreiter werden vielleicht mehr noch als bei freien Drogen mit der libertären Forderung nach freier Einwanderung Probleme haben. Andererseits: Erklären wir ihnen, dass man es auch anders herum formulieren und sehen kann: freie Drogen selbstverständlich nur auf eigene Kosten, auch der Folgekosten. Freie Einwanderung ebenso! Keine Eingliederungshilfe, keine Sozialhilfe auf „unsere“ Kosten, nichts. Kommen werden dann die Fleißigen statt der Schmarotzer. Wäre diese Forderung unpopulär?

      Am Ende würde – auch hier war Jürgen W. Möllemann ein Visionär – die neue Kraft sich in einem weiteren Punkt grundlegend von der ehemals neuen ökosozialistischen Partei unterscheiden. Diese wollte und will überall in Europa nur mitregieren. Die neue freiheitliche Bewegung dagegen will selbst regieren. Pim Fortuyn war kurz davor, Regierungschef zu werden, bevor er erschossen wurde. Haider kurz davor, bevor er Fehler machte. Und Silvio Berlusconi hat es mit Forza Italia geschafft. In Italien ist der Meinungsumschwung mit Händen greifbar, Gewerkschaften und Ökosozialisten befinden sich dort in der Defensive. Steuern werden gesenkt, nicht erhöht. Verkrustete Strukturen werden dereguliert statt weiter betoniert. Und Optimismus und Spritzigkeit verdrängen Larmoyanz und Klebrigkeit.

      Und in Deutschland? Die Grünen haben dieses Land sehr stark verändert – hin zum schlechteren, in eine ökologistisch-sozialistische Bananenrepublik, deren rotgrüne political correctness bisher noch jede Innovation hin zu mehr Freiheit verhindert hat und die sich wie Mehltau über dieses Land gelegt hat. Wie damals, in den 70er Jahren, aber wächst der Widerstand. In den Medien wird plötzlich die Verfassung kritisiert und die etatistischen Volksvertreter werden verlacht und als reformunfähig geoutet. Es ist viel in Bewegung.

      Vielleicht soviel, dass schon in kurzer Zeit sogar eine neue freiheitliche, nationale, konservative und libertäre Kraft von den Medien mitgetragen werden würde und nicht gegen diese aufgebaut werden müsste. Dann würde ein zwingender Grund für die Parteigründung „von oben“ plötzlich entfallen. Und dann wird Deutschland eben nicht zu Beginn, sondern diesmal zuletzt eine neue Partei in ihr Parteiensystem integrieren, eine Kraft, die zuerst von den Menschen und dann auch von den Medien gefordert und gefördert wird.

      Der Schrei nach Widerstand in der bürgerlichen Presse, ja selbst in Medien wie dem „Spiegel“ wird zunehmend lauter. Vielleicht war der tragische Tod Jürgen W. Möllemanns für manchen Journalisten ein Fanal, jetzt das Neue und den Mut nicht mehr niederzuschreiben. Die Blockierer nicht mehr vor den Innovativen zu schützen. Frische Luft hineinzulassen.

      Ziel wird es nicht nur sein, die politisch-ökonomische Verfassung dieser Republik grundlegend zu verändern. Hier werden sich vor allem die Libertären mit ihrem Programm für Freiheit und Wohlstand einbringen können. Es wird auch einen Kulturkampf geben müssen in einem Land, in dem die alleinerziehende Lesbe oder der nichtsnutzige Bettler längst zum Ideal erkoren wurden. Hier gilt es Gegenbilder zu entwerfen von heroischen Unternehmern, von Machern, von Familienvätern. Setzen wir das Leistungsideal der heute dominierenden Beamten- und Schmarotzermentalität entgegen.

      Die politische Klasse wird die neue freiheitliche Kraft in jedem Fall in die extremistische Schmuddelecke stellen. Jürgen W. Möllemann hat zu Lebzeiten erfahren, dass auch Liberale davor nicht gefeit sind. Selbst die angedachte neue Möllemann-Partei als ausschließlich liberales Projekt „von oben“ wäre bei aller angedachten Abgrenzung nach „rechts“ im Verfassungsschutzbericht gelandet – das ist so sicher wie die nächste Steuererhöhung. Es war auch bereits vorbereitet, denn Möllemann wurde im jüngsten NRW-Verfassungsschutzbericht erstmals erwähnt. Und die „Antifaschisten“ – die hinter ihrer Maskerade die schlimmsten Faschisten sind und als Schutzstaffel und Sturmabteilung die Straßen für die ökosozialistische politische Klasse säubern – werden die neue Kraft ohnehin als „Faschisten“ denunzieren. Nun, dann geben wir ihnen, was sie suchen. Verehren wir wieder Helden statt das Gewöhnliche. Helden, geprägt von Schönheit, Zukunft, Fleiß und Leistung. Und verachten wir die Fratzen dieser heruntergewirtschafteten Gegenwart mit ihrer Mixtur aus Hässlichkeit, Niedergang, Verlogenheit und Bettlertum. Silvio Berlusconi statt Bärbel Höhn!

      In Deutschland wird die freiheitlichlibertäre und nationalkonservative Kraft – die weltweit nahezu überall schon existiert – von unten wachsen müssen. Lasst also weiter tausend libertäre Blumen blühn! Schaut auf die Jahreszahlen: Kurz vor der endgültigen Parteigründung der Grünen schossen noch einmal verstärkt Projekte aus dem Boden. Und heute? Aktion Letztes Hemd, BürgerForum, Projekt Neue Wege, Möllemann-Freundeskreise, es brodelt, hörbar, sichtbar! Die neue Kraft ist vermutlich viel näher am Start, als viele jetzt noch ahnen.

      Am 24. Dezember 1979 starb Rudi Dutschke einen tragischen Tod. Er war der große Vorreiter der Sammlungspartei Die Grünen, die kurz darauf am 12. Januar 1980 gegründet wurde. Am 5. Juni 2003 starb Jürgen W. Möllemann ebenfalls einen tragischen Tod. Wird auch er in die Geschichtsbücher eingehen als Vorreiter einer neuen Kraft, deren Gründung er selbst nicht mehr miterleben durfte?
      Avatar
      schrieb am 01.07.03 11:42:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      Also, mit Nationalisten zu paktieren, geht mir dann als Liberaler doch entschieden zu weit. Außerdem glaube ich nicht, dass man auf diese Elemente groß angewiesen ist. Wäre besser, die zum echten Liberalismus zu bekehren zu versuchen.

      Und Berlusconi ist bestimmt kein Liberaler. Der ist ein Etatist, der nach dem Motto "der Staat bin ich" regiert, und dabei möglicherweise mit der Mafia paktiert. Und auch Haider ist nicht gerade ein Ausbund an Liberalismus. Noch nicht einmal Fortuyn, der nicht gerade durch liberale Forderungen (z.B. Drogen) aufgefallen ist.

      Also, Querfront ja, aber bitte ohne rechtes Gesocks!
      Avatar
      schrieb am 01.07.03 13:01:02
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ich glaube, Lichtschlag will weder mit rechtsextremen Spinnern wie etwa DVU paktieren, noch ist er ein Berlusconi-Fan. Berlusconi nimmt er nur als Beispiel, wie gut die Chancen stehen, die bestehende Parteienlandschaft aufzumischen, wenn die Zeit dafür reif ist und die Bevölkerung die Nase voll vom alten Parteiensystem hat.

      Dass Berlusconi mit seiner Inkarnation der Verfilzung von Politik und Wirtschaft kein Libertärer ist, dürfte jedem klar sein.
      Avatar
      schrieb am 01.07.03 18:11:24
      Beitrag Nr. 4 ()
      Stimmt, dafür ist Berlusconi jemand, der den Korruptionssumpf seines persönlichen Involviertseins gerade mit dem zarten Pflänzchen völlig neuer Gesetze der Totalimunität, angriffssicher gegen Staatsanwaltschaften und Richtergremien abschottet. Davon hat die Bevölkerung übrigens auch schon die Nase voll, sie geht dagegen nämlich in Massen auf die Straße, um ihren lautstarken Protest zu bekunden.

      TT
      Avatar
      schrieb am 01.07.03 21:35:16
      Beitrag Nr. 5 ()
      "Familie als Keimzelle der Gesellschaft"

      Da hört der Spass bei mir auf! "Familie" als Wert ist für mich minimalkollektivistischer Konservativ-Sozialismus und keinen Deut besser als größere Zwangskollektive, ob Lebensborn oder Staat oder sonstwas.

      Als klassischer Liberale kann ich nur mich selbst als Keimzelle einer Gesellschaft betrachten, einer Gesellschaft, die ich mir selbst aussuche und niemand sonst.

      Wer auf Familie steht, bitte sehr. Jeder nach seiner Facon. Aber ohne Lenkung und Umverteilung von oben, egal ob Staat, Kirche oder links- bis rechtssozialistischen Menschheitsbeglückern!

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      schrieb am 01.07.03 21:47:31
      Beitrag Nr. 6 ()
      #5....Stimme zu. Wahr ist aber auch, daß die Familie eine säkuläre Stellung innerhalb einer funktionierenden Gesellschaft einnehmen muß.
      Avatar
      schrieb am 01.07.03 22:24:13
      Beitrag Nr. 7 ()
      Ich glaube, die meisten von uns würden allein schon aus unserer genetischen Steuerung heraus gerne eine Familie gründen, auch ohne dass Staat und andere Obrigkeiten hier regulierend eingreifen, wahrscheinlich sogar viel eher. Wer nämlich Verantwortung auf den Staat weiterdelegieren kann, der muss zwangsläufig den Wert der eigenen Familie geringer schätzen. Verantwortung für die eigenen Kinder ("die staatlichen Schulen sind ja für Erziehung da" ) oder die alten Eltern ("wozu haben die in die Rentenkasse eingezahlt, also ab ins Altenheim" ).

      In einer freien Gesellschaft ohne bevormundenden Staat gibt es weitaus weniger "sozial schwache" und entmündigte Menschen, denen der natürliche Instinkt für Familienzusammenhalt systematisch aberzogen wird.

      Aber auch Mutanten (Familienmuffel wie ich) sehen nicht ein, dass unser Geld zugunsten (im Endeffekt zu-un-gunsten) derer umverteilt wird, die viele Kinder in die Welt setzen. Auch diese Mutanten haben das Recht, selbst zu bestimmen, wem sie mit ihrem erarbeiteten Wohlstand beglücken wollen, ob die Familie eines anderen oder andere Bedürftige oder auch nur, in dem ich konsumiere und damit andere Leistungsträger (wie z.B. Familienväter) belohne.


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