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    Gesundheitssystem in Großbritannien - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 30.09.03 11:55:37 von
    neuester Beitrag 30.09.03 19:03:20 von
    Beiträge: 7
    ID: 781.212
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      schrieb am 30.09.03 11:55:37
      Beitrag Nr. 1 ()
      EINE MELDUNG UND IHRE GESCHICHTE

      Geduldig bis zum Tod

      Eine alte Frau ruft den Krankenwagen - und nichts passiert.


      Sie wollte keinem zur Last fallen. Als Lady hat man bescheiden zu sein, nicht fordernd, allenfalls bittend. Clarice Burgin, aufgewachsen in Derby im Herzen Englands, hat das als junges Mädchen so gelernt, sie ist immer eine Lady gewesen, und jetzt, mit 86 Jahren, würde sich daran nichts mehr ändern. Nur keine Umstände machen.
      Man kann das altmodisch nennen, aber Tatsache ist, dass Mrs. Burgin ihre neun Kinder in diesem Sinne erzogen hat, sehr britisch eben. Der Einzige, bei dem das mit der Zurückhaltung nicht so geklappt hat, der auch mal laut werden kann, ihr Sohn Stephen nämlich, der jüngste, machte gerade Urlaub in Spanien. Es war Mitte August an einem Samstag, als die stille Mrs. Burgin ihren Sohn Stephen sehr gebraucht hätte.

      Es ging ihr nicht gut. Schon am Morgen hatte sie sich schlapp und fiebrig gefühlt, das Atmen fiel ihr schwer. Aber deswegen gleich jemanden anrufen? Mrs. Burgin zögerte.

      Vor ein paar Jahren war sie in eine betreute Wohnung nach Ripley gezogen, rund 15 Kilometer vom Zentrum der Stadt Derby entfernt. Der Pfleger, der sonst regelmäßig vorbeischaute, würde heute, am Samstag, nicht kommen, deshalb telefonierte Mrs. Burgin dann doch Hilfe herbei. Dorothy, ihre Tochter, erschien gegen elf, sah die Blässe auf dem Gesicht, fühlte den Schweiß, sagte: "Du bist krank, Mum", und rief kurz nach Mittag die Hausärztin an.

      Es dauerte noch einmal eine Stunde, bis die Ärztin erschien, eine Lungenentzündung diagnostizierte und die alte Frau ins Krankenhaus einweisen wollte. "Muss ich wirklich?", fragte Mrs. Burgin, aber sie wehrte sich nur matt. Für 14.18 Uhr verzeichnet der Computer des East Midlands Ambulance Service den Anruf: Ein Krankenwagen solle Mrs. Burgin ins Derby City General Hospital bringen.

      Der East Midlands Ambulance Service ist zuständig für vier Grafschaften: Derbyshire, Nottinghamshire, Leicestershire und Rutland. Der Dienst hat 1515 Mitarbeiter, 421 davon sind für den Patiententransport zuständig, 84 besetzen die Leitstelle. Es gibt 533 Fahrzeuge sowie zwei Helikopter.

      Dorothy, die Tochter, sagte den anderen Geschwistern Bescheid. Auch Stephen, der Spanien-Urlauber, erhielt einen Anruf nach Benidorm.

      Von Mrs. Burgins Haus bis zum Hospital sind es etwa 15 Kilometer, von Benidorm nach Derby rund 1400, die Anfahrt zu den Flughäfen nicht eingerechnet. Nachdem er mit Dorothy telefoniert hatte, stellte sich Stephen vor die Ferienanlage des Aparthotels Europa und wartete auf den Bus.


      Stephen, 41, und seine Freundin hatten sich den ersten Urlaub seit langem geleistet, eine Woche in der Bettenburg von Benidorm, mehr war nicht drin. Zu Hause betreibt Stephen einen kleinen Reinigungsservice, da kann man nicht lange fortbleiben.

      Um 16.40 Uhr ging sein Flug nach Birmingham, kurz vorher telefonierte er noch mal: "Alles klar bei euch?" Sein Bruder war dran: "Mum ist noch zu Hause, der Krankenwagen war noch nicht da." "Dann mach denen Dampf", sagte Stephen.

      In der Wohnung in Ripley saßen mittlerweile die anderen acht Geschwister beisammen. Jeder konnte jetzt sehen, wie schwach die Mutter war, dazu brauchte man keinen Arzt mehr.

      Der Krankenwagen kam nicht.

      "Wir sind gleich bei Ihnen", sagte der freundliche Mann vom Notruf. "Höchstens noch eine Viertelstunde. Sie sind Nummer zwei auf der Liste."

      Notrufe fallen in drei Kategorien: "lebensbedrohlich", "nicht lebensbedrohlich" und "dringender Anruf eines Arztes". Wenn es um Leben und Tod geht, ist die Ambulanz innerhalb von acht Minuten vor Ort, normalerweise jedenfalls. Bei dringenden Anrufen eines Arztes sollen die Krankenwagen nicht mehr als 15 Minuten brauchen, so will es die Vorschrift. In fünf Prozent der Fälle darf es etwas länger dauern.

      Die Burgin-Kinder ließen sich vertrösten. Sie riefen noch einmal an, ließen sich wieder vertrösten, bekamen von der Hausärztin die Direktwahl des Ambulanz-Notrufs und versuchten es abermals. Doch als Stephen um 19 Uhr am Abend in Birmingham sein Handy einschaltete und das Gepäck vom Band pflückte, war seine Mutter immer noch zu Hause, immer noch Nummer zwei auf der Liste, angeblich.

      Die Notrufnummer führt in ein Callcenter, bei jedem Anruf war ein anderer Mitarbeiter dran. Keiner wusste, was die anderen zugesagt hatten und warum der Krankenwagen nicht gekommen war, aber alle waren freundlich: "Eine Viertelstunde noch, dann sind wir da."

      Warum also haben die Kinder ihre Mutter nicht einfach ins eigene Auto gesetzt? In zehn Minuten hätten sie im Krankenhaus sein können.

      "Wissen Sie", sagt Stephen, "so sind wir nicht erzogen. Es kann ja sein, dass es diesmal stimmt mit den 15 Minuten. Außerdem hätten wir den Einsatz bezahlen müssen, wenn der Krankenwagen vergebens kommt." Lieber keine Umstände machen.

      Abends, um Viertel nach zehn, nach acht Stunden und 1500 Kilometern, traf Stephen am Krankenhaus ein - 30 Minuten früher als seine Mutter.

      Clarice Burgin ließ sich keinerlei Groll anmerken, sie bedankte sich höflich bei den Krankenschwestern, dann wollte sie nur noch schlafen. Am nächsten Tag erlitt sie einen Schlaganfall und fiel ins Koma. Wenig später starb sie.

      Nun ja, sagt der Sprecher des East Midlands Ambulance Service, so etwas könne durchaus vorkommen: Wenn ein Notruf der Kategorie "lebensbedrohlich" eingehe, "dann kann die Bearbeitung von ärztlichen Einweisungen zurückgestellt werden". Er hat sein Bedauern ausgedrückt, eine Untersuchung versprochen und eine Entschuldigung auch. Und im Fernsehen sagte der Sprecher, dass er persönlich bei Stephen anrufen werde - "sobald die Sendung zu Ende ist".

      Bis heute hat sich niemand bei Stephen gemeldet.

      ANSBERT KNEIP



      Zum Glück ist es bei uns noch nicht so weit wie in England.
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 12:03:50
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bei uns bleibt jeder 2. Mord unentdeckt!

      Grund: Autopsien sind zu teuer!!!
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 12:26:28
      Beitrag Nr. 3 ()
      @Fuller81
      "...Zum Glück ist es bei uns noch nicht so weit wie in England..."
      Noch nicht.
      Aber viele Politiker schielen doch schon nach den "großartigen"
      Systemen in anderen Ländern.
      Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis wir in Deutschland für
      viel höhere KK-Beiträge solche "Spitzenleistungen" am eigenen
      Leib erleben dürfen. :(
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 16:24:21
      Beitrag Nr. 4 ()
      bei uns ist es fast genau so weit.
      der unterschied ist nur:
      die tommies zahlen nichts, zahlt der staat trotz niedrigerer steuern
      und ich jeden monat ca €500 an die techniker kasse.
      in england könnte ich mich privat für die hälfte dieses preises versichern.
      ausserdem ist in gb die kindersterblichkeit und der sterbealterdurchschnitt besser als bei uns
      nur die ärzte verdienen viel weniger.

      was meint ihr wohl welche berufsgruppenlobbyisten dieses system bei uns verhindern?
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 17:27:16
      Beitrag Nr. 5 ()
      Klar, in GB sind das Gesundheitssystem und die Eisenbahn schlechter als in D.

      Aber was kosten die Systeme in D im Vergleich zu GB ?

      Und obendrein wächst in GB die Wirtschaft seit Jahren und die Arbeitslosigkeit in GB ist extrem niedrig.

      :mad:

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      schrieb am 30.09.03 17:33:10
      Beitrag Nr. 6 ()
      Im Ausland ist immer alles besser

      sagen unsere Politiker

      warum wandern sie nicht aus:confused:
      Avatar
      schrieb am 30.09.03 19:03:20
      Beitrag Nr. 7 ()
      Die Engländer die viel Geld haben, lassen sich oft in Deutschland operieren.
      In England ist auch die Strom- und Abwasserwirtschaft viel schlechter als in Deuschland.
      Die haben aber dafür einen Flugzeugträger u. ä.


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