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[MrMax]

Wenn die Gier zum Crash führt

Liebe stern-Leser!

Bei uns in der Redaktion geht es morgens nicht anders zu als in zigtausenden Büros: Die Kolleginnen und Kollegen stellen ihre Computer an, schenken sich einen Kaffee ein, checken ihre E-Mails - und schauen dann, was heute an den Börsen von Tokio über Frankfurt bis New York so abgeht.

Auf den Fluren oder in der Kantine wird über die Frage, ob man Infineon zeichnen soll, inzwischen so leidenschaftlich diskutiert wie über Merkel, Rühe und Koch.

Deutschland ist im Börsen-Fieber. Neun Millionen Bundesbürger haben bereits Aktien oder Fondsanteile gekauft, 20 Prozent der Bevölkerung wollen in den nächsten zwei Jahren zuschlagen.

Auch wenn man keiner von diesen cleveren Milchbubis ist, die mit irgendeiner schrägen Internet-Idee mehrfache Milliardäre werden: So wie der norwegische Postbote würde es schon jeder von uns gerne machen. Der dreifache Vater hat seit 1991 das Kindergeld angelegt, insgesamt 10000 Mark, und ist heute 36-facher Millionär.

Im Prinzip ist es ja auch eine gute Sache, dass die Deutschen, die über Jahrzehnte ein Volk von Sparbuchbesitzern waren, jetzt die Aktie entdecken. Sie schaffen damit rascher Vermögen und eine bessere Altersvorsorge. Und sie ermöglichen jungen Unternehmern mit guten Ideen einen Blitzstart, der mit teuren Bankkrediten kaum realisierbar wäre.

Zur Zeit aber erleben wir, dass sich die Börse in Teilen zu einem Tollhaus entwickelt. stern-Reporter Rüdiger Jungbluth schreibt in unserer Titelgeschichte (Seite 30 in der Printausgabe), dass bei vielen Anlegern die Jagd nach schnellen Kursgewinnen den gesunden Menschenverstand vernebelt hat. Sie kaufen Anteile von Firmen, deren Produkte sie nicht kennen und deren Aussichten sie nicht beurteilen können. Die Folge: Manche Unternehmen am Neuen Markt, der Börse für Wachstumsfirmen, weisen mittlerweile abenteuerliche Bewertungen auf. Bei vielen Aktien aus dem Internet- und Telekommunikationsbereich werden die Kurse durch nichts anderes getrieben als die Erwartung noch höherer Kurse - gewaltige Kapitalverluste sind programmiert.

Der Dramatiker Arthur Miller fühlt sich an die Situation vor dem Börsen-Crash von 1929 erinnert, bei dem sein Vater ein Millionenvermögen verlor. "Die Menschen ändern sich nicht sehr", sagte er den stern-Reportern Claus Lutterbeck und Sven Michaelsen, die ihn in seiner New Yorker Wohnung interviewten (Seite 212 in der Printausgabe). "Es ist immer die gleiche Geschichte: Gier. Ich verstehe das ja auch. Die Aussicht, ohne Arbeit viel Geld zu machen, ist einfach zu verlockend."

Fachleute warnen ebenfalls immer lauter: Für Bundesbankpräsident Ernst Welteke ist die Sorge, dass sich "eine gefährliche Spekulationsblase gebildet hat, nicht unbegründet". Die "Financial Times Deutschland" schreibt: "Wer nicht zu den Gläubigen gehört, der ahnt: Die Zinsnadel der Geldwächter wird hinreichend spitz sein, die Blase anzustechen. Sie sollten sich nicht scheuen, es zu tun."

Gut wäre es, wenn die Luft ganz langsam entweichen würde. Tut sie es jedoch mit einem Knall, was zu befürchten ist, hieße das Crash. Und der träfe nicht nur die Zocker, sondern die gesamte Konjunktur - und damit auch Arbeit und Wohlstand von Menschen, die nicht vom Börsen-Fieber profitiert haben. Das ist die Kehrseite der Medaille und macht den derzeitigen Boom so gefährlich.


Herzlichst Ihr

Thomas Osterkorn
Chefredakteur

[MrMax]

(Aktuelles Editorial aus dem "STERN")

[Cutter_Slade]

Dem ist wohl nicht viel hinzuzufügen...
Die Hoffnung höret nimmer auf, dann hoffen wir mal auf in langsames Entweichen, aber hoffen und harren...

[nom@m]

wie wahr wie wahr

[joetrader]

gut daß ich erst ein Jahr dabei bin
wie recht er hatte!

trotzdem
auf zu neuen Höchstständen!
der Countdown läuft schon!

Joe