Karriere ENDE--KLOSTER ANDECHS Geh` mit Gott, aber geh` - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 05.07.04 20:44:19 von
neuester Beitrag 15.07.04 23:45:53 von
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05.07.2004
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KLOSTER ANDECHS
Geh` mit Gott, aber geh`
Als Anselm Bilgri, Prior im Kloster Andechs und wohl geschäftstüchtigster Mönch der Republik, vor einem Jahr die Wahl zum Abt verlor, zog er sich enttäuscht ein Jahr zurück. Jetzt hängt er nach Streitigkeiten mit seinen Ordensbrüdern die Kutte an den Nagel und wird Unternehmensberater.
München - Alle Mönche im Kloster sollen eins sein in Christus - so steht es in der Regel des heiligen Benedikt. Im oberbayerischen Kloster Andechs aber kann von frommer Eintracht seit längerem schon keine Rede mehr sein.
"Zunehmende Entfremdung vom Gemeinschaftsleben"
Prior Anselm Bilgri
Nach erbitterten Streitigkeiten mit Hausverboten, Strafanzeigen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zog der bekannteste Mönch von Andechs jetzt die Konsequenzen: Pater Anselm Bilgri hängt die Kutte an den Nagel und wird Unternehmensberater.
Der neue Abt Johannes Eckert gab die Entscheidung am Montag auf einer Pressekonferenz in der Mutterabtei St. Bonifaz in München bekannt. Vor einem Jahr waren die beiden Benediktiner-Patres gegeneinander angetreten, um Klostervorsteher zu werden. Die Mönche wählten den erst 35 Jahre alten Johannes Eckert. Pater Anselm, der die Brauerei und die Gastbetriebe ausgebaut und das Kloster bundesweit bekannt gemacht hatte, nahm sich daraufhin ein Jahr Auszeit.
Daraus wird er jetzt nicht zurückkehren. Auf Grund "einer zunehmenden Entfremdung vom Gemeinschaftsleben" verlasse er das Kloster, teilte er in einer persönlichen Erklärung mit, die der Abt verlesen ließ.
Vom Wirt zum Klostermanager
Bilgri genoss in fast 28 Jahren in der Mönchskutte, davon 18 Jahre als Andechser Cellerar (Verwalter) und 10 Jahre als Prior (Klosterleiter), das volle Vertrauen des vor einem Jahr aus Altersgründen ausgeschiedenen Abtes Odilo Lechner. Die Arbeitsaufteilung war klar geregelt und funktionierte all die Jahre prächtig: Lechner war der geistliche Führer der Abtei, Bilgri sorgte für den wirtschaftlichen Erfolg auf dem "Heiligen Berg". Er baute die berühmte Klosterbrauerei aus, die zuletzt mit sieben Sorten rund 115.000 Hektoliter Bier im Jahr produzierte.
Machtkampf gewonnen:
Johannes Eckert
Bekannt machte der heute 50-Jährige mit dem spitzbübischen Lachen das Kloster auch wegen zahlreicher in Lizenz vertriebener Lebensmittel. Egal, ob Andechser Brot, Käse, Schnupftabak, Senf oder Likör: "Wo Andechs draufsteht, ist auch Andechs drin", lautet das Motto für diesen Wirtschaftszweig - und die Verbraucher greifen gerne zu. Von jedem verkauften Glas Senf bleiben ein paar Cent im Kloster.
Zudem schuf Bilgri zwischen Bremen im hohen Norden und Burghausen im südöstlichsten Zipfel Bayerns zehn urige "Andechser"-Gaststätten, wo das süffige Klosterbier ausgeschenkt wird. Nicht nur die 24 Mönche, sondern auch 200 Mitarbeiter leben davon - die Abtei kommt ohne Zuweisungen aus der Kirchensteuer aus und kümmert sich in München um zahlreiche Obdachlose.
PS:
zuviel Karriere ist Karriere ENDE
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KLOSTER ANDECHS
Geh` mit Gott, aber geh`
Als Anselm Bilgri, Prior im Kloster Andechs und wohl geschäftstüchtigster Mönch der Republik, vor einem Jahr die Wahl zum Abt verlor, zog er sich enttäuscht ein Jahr zurück. Jetzt hängt er nach Streitigkeiten mit seinen Ordensbrüdern die Kutte an den Nagel und wird Unternehmensberater.
München - Alle Mönche im Kloster sollen eins sein in Christus - so steht es in der Regel des heiligen Benedikt. Im oberbayerischen Kloster Andechs aber kann von frommer Eintracht seit längerem schon keine Rede mehr sein.
"Zunehmende Entfremdung vom Gemeinschaftsleben"
Prior Anselm Bilgri
Nach erbitterten Streitigkeiten mit Hausverboten, Strafanzeigen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zog der bekannteste Mönch von Andechs jetzt die Konsequenzen: Pater Anselm Bilgri hängt die Kutte an den Nagel und wird Unternehmensberater.
Der neue Abt Johannes Eckert gab die Entscheidung am Montag auf einer Pressekonferenz in der Mutterabtei St. Bonifaz in München bekannt. Vor einem Jahr waren die beiden Benediktiner-Patres gegeneinander angetreten, um Klostervorsteher zu werden. Die Mönche wählten den erst 35 Jahre alten Johannes Eckert. Pater Anselm, der die Brauerei und die Gastbetriebe ausgebaut und das Kloster bundesweit bekannt gemacht hatte, nahm sich daraufhin ein Jahr Auszeit.
Daraus wird er jetzt nicht zurückkehren. Auf Grund "einer zunehmenden Entfremdung vom Gemeinschaftsleben" verlasse er das Kloster, teilte er in einer persönlichen Erklärung mit, die der Abt verlesen ließ.
Vom Wirt zum Klostermanager
Bilgri genoss in fast 28 Jahren in der Mönchskutte, davon 18 Jahre als Andechser Cellerar (Verwalter) und 10 Jahre als Prior (Klosterleiter), das volle Vertrauen des vor einem Jahr aus Altersgründen ausgeschiedenen Abtes Odilo Lechner. Die Arbeitsaufteilung war klar geregelt und funktionierte all die Jahre prächtig: Lechner war der geistliche Führer der Abtei, Bilgri sorgte für den wirtschaftlichen Erfolg auf dem "Heiligen Berg". Er baute die berühmte Klosterbrauerei aus, die zuletzt mit sieben Sorten rund 115.000 Hektoliter Bier im Jahr produzierte.
Machtkampf gewonnen:
Johannes Eckert
Bekannt machte der heute 50-Jährige mit dem spitzbübischen Lachen das Kloster auch wegen zahlreicher in Lizenz vertriebener Lebensmittel. Egal, ob Andechser Brot, Käse, Schnupftabak, Senf oder Likör: "Wo Andechs draufsteht, ist auch Andechs drin", lautet das Motto für diesen Wirtschaftszweig - und die Verbraucher greifen gerne zu. Von jedem verkauften Glas Senf bleiben ein paar Cent im Kloster.
Zudem schuf Bilgri zwischen Bremen im hohen Norden und Burghausen im südöstlichsten Zipfel Bayerns zehn urige "Andechser"-Gaststätten, wo das süffige Klosterbier ausgeschenkt wird. Nicht nur die 24 Mönche, sondern auch 200 Mitarbeiter leben davon - die Abtei kommt ohne Zuweisungen aus der Kirchensteuer aus und kümmert sich in München um zahlreiche Obdachlose.
PS:
zuviel Karriere ist Karriere ENDE
KLOSTER ANDECHS
Geh` mit Gott, aber geh` (2)
"Ein klerikaler Rudolf Mooshammer"
Aber Pater Anselm schrieb auch Bücher, veranstaltete Manager-Seminare und bekam im Bayerischen Fernsehen eine eigene Talk-Show. Die Münchner Schriftstellerin Renate Just verspottete den Medienstar sogar als "gwamperten Gesellschaftslöwen unter den Benediktinern, ein klerikaler Rudolf Mooshammer".
Der Schein trügt: Hinter den Mauern von Kloster Andechs tobte ein Machtkampf
"Die Entscheidung für den Austritt hat Pater Anselm getroffen, das war nicht meine Entscheidung", betonte Abt Johannes. Für Andechs sei das ein "schmerzlicher Einschnitt": Pater Anselm habe die Wirtschaftsbetriebe ausgebaut, "in den Medien unserem Kloster ein Gesicht gegeben und viele Themen in die gesellschaftliche Diskussion gebracht. Dafür sind wir ihm sehr dankbar."
Er habe den 50-jährigen Prior auch nicht entmachtet, sondern ihn auf eigenen Wunsch entlastet, erklärte der Abt. Im Übrigen sei ein Benediktiner-Kloster kein Unternehmen und kein Verein, sondern eine geistliche Gemeinschaft. Die Mönche verbrächten viel Zeit im gemeinsamen Gebet.
Geschäftstüchtige Klosterbrüder
"Den Entschluss zum Ausscheiden aus dem Kloster habe ich im Zuge einer zunehmenden Entfremdung vom Gemeinschaftsleben unseres Klosters gefasst", erklärte Pater Anselm jetzt. Als er dem Abt das mitteilte, da habe er ihn "als offenen und hörbereiten Oberen erlebt". Der Abt wolle die Trennung "für alle Beteiligten optimal gestalten".
Nach 25 "erfüllten und glücklichen Jahren" als Mönch sei er nun dabei, sich "eine neue Existenz in München aufzubauen. Ich werde in den Bereichen Lebens- und Unternehmensberatung, Seminare und Kurse, Vorträge und Publikationen tätig sein", erklärte Pater Anselm. Wenn es das Kirchenrecht zulasse, wolle er auch weiterhin als Priester und Seelsorger tätig bleiben.
Mehr zum Thema
· Kloster Andechs: Kirche siegt über Kommerz (02.07.2004)
· Kloster Andechs: Machtkampf unter Mönchen (28.06.2004)
Ob das geht, ließ Abt Johannes offen. Auch die Form der Verbindung Pater Anselms zu den Benediktinern steht in den Sternen. Ob ein Dispens aus Rom nötig sei und ob er weiter als Priester tätig sein kann, ließ der Abt offen. Über einen Nachfolger als Prior (stellvertretender Abt) sei noch nicht entschieden.
Spekulationen über einen Kurswechsel bei Brauerei, Gastwirtschaften und Orff-Festspiele dagegen wies er zurück. Das Kloster Andechs bleibt eine Symbiose von geistlichem Zentrum, benediktinischer Gastfreundschaft und kulturellem Zentrum. "Da braucht es keine Akzentverschiebung."
Geh` mit Gott, aber geh` (2)
"Ein klerikaler Rudolf Mooshammer"
Aber Pater Anselm schrieb auch Bücher, veranstaltete Manager-Seminare und bekam im Bayerischen Fernsehen eine eigene Talk-Show. Die Münchner Schriftstellerin Renate Just verspottete den Medienstar sogar als "gwamperten Gesellschaftslöwen unter den Benediktinern, ein klerikaler Rudolf Mooshammer".
Der Schein trügt: Hinter den Mauern von Kloster Andechs tobte ein Machtkampf
"Die Entscheidung für den Austritt hat Pater Anselm getroffen, das war nicht meine Entscheidung", betonte Abt Johannes. Für Andechs sei das ein "schmerzlicher Einschnitt": Pater Anselm habe die Wirtschaftsbetriebe ausgebaut, "in den Medien unserem Kloster ein Gesicht gegeben und viele Themen in die gesellschaftliche Diskussion gebracht. Dafür sind wir ihm sehr dankbar."
Er habe den 50-jährigen Prior auch nicht entmachtet, sondern ihn auf eigenen Wunsch entlastet, erklärte der Abt. Im Übrigen sei ein Benediktiner-Kloster kein Unternehmen und kein Verein, sondern eine geistliche Gemeinschaft. Die Mönche verbrächten viel Zeit im gemeinsamen Gebet.
Geschäftstüchtige Klosterbrüder
"Den Entschluss zum Ausscheiden aus dem Kloster habe ich im Zuge einer zunehmenden Entfremdung vom Gemeinschaftsleben unseres Klosters gefasst", erklärte Pater Anselm jetzt. Als er dem Abt das mitteilte, da habe er ihn "als offenen und hörbereiten Oberen erlebt". Der Abt wolle die Trennung "für alle Beteiligten optimal gestalten".
Nach 25 "erfüllten und glücklichen Jahren" als Mönch sei er nun dabei, sich "eine neue Existenz in München aufzubauen. Ich werde in den Bereichen Lebens- und Unternehmensberatung, Seminare und Kurse, Vorträge und Publikationen tätig sein", erklärte Pater Anselm. Wenn es das Kirchenrecht zulasse, wolle er auch weiterhin als Priester und Seelsorger tätig bleiben.
· Kloster Andechs: Kirche siegt über Kommerz (02.07.2004)
· Kloster Andechs: Machtkampf unter Mönchen (28.06.2004)
Ob das geht, ließ Abt Johannes offen. Auch die Form der Verbindung Pater Anselms zu den Benediktinern steht in den Sternen. Ob ein Dispens aus Rom nötig sei und ob er weiter als Priester tätig sein kann, ließ der Abt offen. Über einen Nachfolger als Prior (stellvertretender Abt) sei noch nicht entschieden.
Spekulationen über einen Kurswechsel bei Brauerei, Gastwirtschaften und Orff-Festspiele dagegen wies er zurück. Das Kloster Andechs bleibt eine Symbiose von geistlichem Zentrum, benediktinischer Gastfreundschaft und kulturellem Zentrum. "Da braucht es keine Akzentverschiebung."
Die Kirche sollte sich besser aufs Armutsgelübde besinnen, und sich von Ihrem Besitz zugunsten der Armen dieser Welt trennen.
SINNSUCHE UND RELIGION
Urlaub im Kloster nervt Mönche und Nonnen
Immer mehr Menschen entdecken Klöster als Alternative zum Strandurlaub. Die Sinnsuche in der Ordenszelle steht vor allem bei gestressten Managern und Stadtneurotikern hoch im Kurs. Doch Mönche und Nonnen fürchten inzwischen um die gebotene Ruhe im Gotteshaus - manche flüchten schon vor den weltlichen Besucherhorden. mehr...
GLAUBE
Trip zum Ego
Der Andrang von gestressten Städtern auf deutsche Klöster überfordert Nonnen und Mönche: Viele sehen ihre Religiosität in Gefahr.
So richtig ausgelassen feiern konnten die Bierseligen im bayerischen Benediktiner-Kloster Andechs noch nie: "Singe im Gesangsverein, in diesem Haus muss Ruhe sein", mahnt ein Schild die Zecher in der Braustube, und Ordner achten darauf, dass der Anstand gewahrt bleibt. Dennoch konnte sich das Kloster in den vergangenen Jahren zum Mekka der Biertrinker entwickeln.
Vater des Erfolgs war der lebensfrohe Pater Anselm Bilgri, 50, viele Jahre des Klosters Cellerar. Er verdoppelte den Bierausstoß der Klosterbrauerei auf 115 000 Hektoliter und steigerte den Umsatz auf rund 20 Millionen Euro im Jahr. Und Pater Anselm wagte noch mehr: Er trat als Talkmaster im Fernsehen auf, schrieb ein Buch für Manager und lotste weltliche Gäste zu Tausenden auf den heiligen Berg.
Seit Montag vergangener Woche ist Schluss mit den weit gespannten Ambitionen des Paters. Ein Jahr lang hatte er sich mit dem asketischen Abt Johannes Eckert, 35, herumgeplagt, dem das alles viel zu weit wegführte vom lieben Gott. Jetzt schmiss Pater Anselm hin und verkündete, dass er sein Heil draußen in der Welt als Managerberater suchen wolle.
Was sich auf den ersten Blick wie ein Machtkampf zweier Brüder in besonders pittoresker Umgebung ausnimmt, ist nur ein Beispiel für eine Debatte, die zunehmend in 250 deutschen Ordenshäusern geführt wird - nämlich in jenen, die sich in den vergangenen Jahren für Laien und fürs Geschäft weit geöffnet haben.
Vor allem Urlaub im Kloster wird immer beliebter. Doch je mehr stressgeplagte Manager und Großstadtneurotiker auf der Suche nach dem Sinn des Lebens vorübergehend in Klosterzellen ziehen, desto brennender stellt sich den Nonnen und Mönchen selbst die Sinnfrage: Wie viel Weltlichkeit verträgt die klösterliche Gemeinschaft? Ist die Spiritualität in Gefahr?
Die Nachfrage nach Klosteraufenthalten boomt. Rund 10 000 Broschüren mit dem Titel "Kloster auf Zeit" verschickten die Ordensgemeinschaften in Deutschland vergangenes Jahr, allesamt nur auf Anfrage. Besonders beliebt seien die Benediktiner, so Arnulf Salmen von den Ordensgemeinschaften in Deutschland - wegen der meist barocken Gemäuer, des reglementierten Tagesablaufs und der traditionellen Kutten: "Die Leute mögen das."
Weil das Geschäft mit Pilgerreisen nach Israel wegen der Sicherheitslage daniederliegt, hat das Bayerische Pilgerbüro etwa einen neuen Trip zum spirituellen Ego ins Programm aufgenommen. Eine Woche im Rheingauer Kloster Tiefenthal - Thema "Spiritualität der Mystikerinnen aus dem Mittelalter" - kostet bei Vollpension im Doppelzimmer 428 Euro, inklusive geistlicher Betreuung. "Die Nachfrage", so der stellvertretende Geschäftsführer Jürgen Neubarth, "ist groß."
"Früher fuhren die Leute in den Aschram, heute kommen sie zu uns", sagt Bruder Benjamin aus der Abtei Königsmünster im sauerländischen Meschede. Er spüre eine "nicht spezifizierte religiöse Suchbewegung". 23 000 Übernachtungen zählte die Abtei im vergangenen Jahr. "Die Menschen", so Bruder Benjamin, "haben das Bedürfnis nach Verortung."
"Ora et labora" (bete und arbeite), lautet die Ordensregel der Benediktiner. Deshalb kommen vor allem immer mehr Manager in ihre Klöster, um sich mental wieder auf Vordermann bringen zu lassen. Aus Brüdern wie dem Andechser Bilgri oder Anselm Grün aus dem Kloster Münsterschwarzach wurden spirituelle Stars: Managertrainer, die sich mit Mitarbeiterführung, Unternehmenseffizienz und Sinngehalt der Arbeitswelt auseinander setzten - bis die Mönche sich immer häufiger anhören mussten, sie würden zu weltlich und gefährdeten damit das Klosterleben.
Pater Anselm Grün, 59, der rund 130 Bücher wie die Managerfibel "Menschen führen - Leben wecken" auf den Markt gebracht hat, schloss mit seinen Brüdern deshalb jüngst einen Kompromiss: Zwar erhält er jede Menge Einladungen zu Vorträgen, unter anderem von DaimlerChrysler, doch mehr als zwei Termine pro Woche sind nun nicht mehr drin. Und über Nacht bleibt er auch nicht mehr weg. "Man muss das richtige Maß finden, sonst besteht die Gefahr, dass sich das verselbständigt", meint Grün.
Die Zahl der Gäste im Kloster Münsterschwarzach haben die Brüder ebenfalls abgebaut, nur noch vier Wochen pro Jahr sind die Tore für Sinn-Touristen offen. Grün: "Man kann die Öffnung nicht beliebig weitertreiben, sonst verlieren wir unsere Identität."
Für die Klöster sei das eine "Gratwanderung", sagt Pater Karl Geißinger vom Salesianer-Kloster in Benediktbeuern im Voralpenland. Mit bis zu 3000 Tagesgästen seien die Kapazitäten dort erschöpft. Seminare wie "Spirituelle Kompetenz für Führungskräfte" etwa veranstaltet das Kloster jetzt seltener. Geißinger: "Uns fehlt der Freiraum." Gerade in gut bezahlten Kursen für Manager wittert er Gefahr. "Wenn Menschen kommen, die Methoden suchen und nicht den Sinn", werde ein Kloster zu einem Unternehmen - bei dem die Nachfrage irgendwann das Produkt bestimme.
ANDREAS ULRICH
Urlaub im Kloster nervt Mönche und Nonnen
Immer mehr Menschen entdecken Klöster als Alternative zum Strandurlaub. Die Sinnsuche in der Ordenszelle steht vor allem bei gestressten Managern und Stadtneurotikern hoch im Kurs. Doch Mönche und Nonnen fürchten inzwischen um die gebotene Ruhe im Gotteshaus - manche flüchten schon vor den weltlichen Besucherhorden. mehr...
GLAUBE
Trip zum Ego
Der Andrang von gestressten Städtern auf deutsche Klöster überfordert Nonnen und Mönche: Viele sehen ihre Religiosität in Gefahr.
So richtig ausgelassen feiern konnten die Bierseligen im bayerischen Benediktiner-Kloster Andechs noch nie: "Singe im Gesangsverein, in diesem Haus muss Ruhe sein", mahnt ein Schild die Zecher in der Braustube, und Ordner achten darauf, dass der Anstand gewahrt bleibt. Dennoch konnte sich das Kloster in den vergangenen Jahren zum Mekka der Biertrinker entwickeln.
Vater des Erfolgs war der lebensfrohe Pater Anselm Bilgri, 50, viele Jahre des Klosters Cellerar. Er verdoppelte den Bierausstoß der Klosterbrauerei auf 115 000 Hektoliter und steigerte den Umsatz auf rund 20 Millionen Euro im Jahr. Und Pater Anselm wagte noch mehr: Er trat als Talkmaster im Fernsehen auf, schrieb ein Buch für Manager und lotste weltliche Gäste zu Tausenden auf den heiligen Berg.
Seit Montag vergangener Woche ist Schluss mit den weit gespannten Ambitionen des Paters. Ein Jahr lang hatte er sich mit dem asketischen Abt Johannes Eckert, 35, herumgeplagt, dem das alles viel zu weit wegführte vom lieben Gott. Jetzt schmiss Pater Anselm hin und verkündete, dass er sein Heil draußen in der Welt als Managerberater suchen wolle.
Was sich auf den ersten Blick wie ein Machtkampf zweier Brüder in besonders pittoresker Umgebung ausnimmt, ist nur ein Beispiel für eine Debatte, die zunehmend in 250 deutschen Ordenshäusern geführt wird - nämlich in jenen, die sich in den vergangenen Jahren für Laien und fürs Geschäft weit geöffnet haben.
Vor allem Urlaub im Kloster wird immer beliebter. Doch je mehr stressgeplagte Manager und Großstadtneurotiker auf der Suche nach dem Sinn des Lebens vorübergehend in Klosterzellen ziehen, desto brennender stellt sich den Nonnen und Mönchen selbst die Sinnfrage: Wie viel Weltlichkeit verträgt die klösterliche Gemeinschaft? Ist die Spiritualität in Gefahr?
Die Nachfrage nach Klosteraufenthalten boomt. Rund 10 000 Broschüren mit dem Titel "Kloster auf Zeit" verschickten die Ordensgemeinschaften in Deutschland vergangenes Jahr, allesamt nur auf Anfrage. Besonders beliebt seien die Benediktiner, so Arnulf Salmen von den Ordensgemeinschaften in Deutschland - wegen der meist barocken Gemäuer, des reglementierten Tagesablaufs und der traditionellen Kutten: "Die Leute mögen das."
Weil das Geschäft mit Pilgerreisen nach Israel wegen der Sicherheitslage daniederliegt, hat das Bayerische Pilgerbüro etwa einen neuen Trip zum spirituellen Ego ins Programm aufgenommen. Eine Woche im Rheingauer Kloster Tiefenthal - Thema "Spiritualität der Mystikerinnen aus dem Mittelalter" - kostet bei Vollpension im Doppelzimmer 428 Euro, inklusive geistlicher Betreuung. "Die Nachfrage", so der stellvertretende Geschäftsführer Jürgen Neubarth, "ist groß."
"Früher fuhren die Leute in den Aschram, heute kommen sie zu uns", sagt Bruder Benjamin aus der Abtei Königsmünster im sauerländischen Meschede. Er spüre eine "nicht spezifizierte religiöse Suchbewegung". 23 000 Übernachtungen zählte die Abtei im vergangenen Jahr. "Die Menschen", so Bruder Benjamin, "haben das Bedürfnis nach Verortung."
"Ora et labora" (bete und arbeite), lautet die Ordensregel der Benediktiner. Deshalb kommen vor allem immer mehr Manager in ihre Klöster, um sich mental wieder auf Vordermann bringen zu lassen. Aus Brüdern wie dem Andechser Bilgri oder Anselm Grün aus dem Kloster Münsterschwarzach wurden spirituelle Stars: Managertrainer, die sich mit Mitarbeiterführung, Unternehmenseffizienz und Sinngehalt der Arbeitswelt auseinander setzten - bis die Mönche sich immer häufiger anhören mussten, sie würden zu weltlich und gefährdeten damit das Klosterleben.
Pater Anselm Grün, 59, der rund 130 Bücher wie die Managerfibel "Menschen führen - Leben wecken" auf den Markt gebracht hat, schloss mit seinen Brüdern deshalb jüngst einen Kompromiss: Zwar erhält er jede Menge Einladungen zu Vorträgen, unter anderem von DaimlerChrysler, doch mehr als zwei Termine pro Woche sind nun nicht mehr drin. Und über Nacht bleibt er auch nicht mehr weg. "Man muss das richtige Maß finden, sonst besteht die Gefahr, dass sich das verselbständigt", meint Grün.
Die Zahl der Gäste im Kloster Münsterschwarzach haben die Brüder ebenfalls abgebaut, nur noch vier Wochen pro Jahr sind die Tore für Sinn-Touristen offen. Grün: "Man kann die Öffnung nicht beliebig weitertreiben, sonst verlieren wir unsere Identität."
Für die Klöster sei das eine "Gratwanderung", sagt Pater Karl Geißinger vom Salesianer-Kloster in Benediktbeuern im Voralpenland. Mit bis zu 3000 Tagesgästen seien die Kapazitäten dort erschöpft. Seminare wie "Spirituelle Kompetenz für Führungskräfte" etwa veranstaltet das Kloster jetzt seltener. Geißinger: "Uns fehlt der Freiraum." Gerade in gut bezahlten Kursen für Manager wittert er Gefahr. "Wenn Menschen kommen, die Methoden suchen und nicht den Sinn", werde ein Kloster zu einem Unternehmen - bei dem die Nachfrage irgendwann das Produkt bestimme.
ANDREAS ULRICH
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