checkAd

    Auf dem Weg nach Westen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.09.04 15:57:30 von
    neuester Beitrag 10.10.04 19:07:45 von
    Beiträge: 112
    ID: 903.815
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 3.615
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 15:57:30
      Beitrag Nr. 1 ()
      Es war 1984,ich war 19 und lebte als Nordländer schon das 4.Jahr in Karl-Marx-Stadt(heute Chemnitz),da meine Eltern die Wahnsinnsidee hatten,von der Küste ins öde Sachsenland zu ziehen.
      Naja,meine Berufsausbildung mit Abitur wollte ich so nicht fortführen und habe das Abi gecancelt um nur die Berufsausbildung abzuschliessen.
      Für mich war ohnehin klar,dass ich mein Leben wohl nicht in der DDR fortführen werde.
      Nach bestandener Berufsausbildung machte ich mich sogleich daran,meinen Ausreiseantrag zu verfassen und abzugeben.
      Was folgte war ja klar.Ablehnung mit dem Hinweis,ich brauchte mit einem derartigen Ersuchen bei den Behörden nicht wieder aufzutauchen.
      Na klasse,was war also zu unternehmen ?? In der DDR bleiben ?? Wohl kaum.
      Irgendwie wird das schon klappen,dachte ich mir und machte mich in meinem Trabbi auf den Weg nach Berlin zur ständigen Vertretung der BRD.
      Dort angekommen holte mich ein netter Herr am Empfang ab.
      In seinem Zimmer angekommen gab er mir den Hinweis,dass wir zwar unter 4 Augen aber dennoch nicht allein hier sind.
      Das hatte ich erwartet,doch war dies für mich kein Hinderungsgrund,mein Anliegen bzgl.der Ausreise vorzutragen und um Hilfe der Bundesregierung hierbei zu bitten.
      Leider konnte mir der nette Herr keine Hilfe in Aussicht stellen.
      Er räumte lediglich ein,mein Anliegen an das Bundesinnenministerium und an das Ministerium für innerdeutsche Angelegenheiten weiterzuleiten.
      Naja,so richtig zufriedenstellend empfand ich meinen Besuch in Berlin nicht.
      Beim Verlassen der ständigen Vertretung kam dann auch gleich ein Vopo hinter mir hergestürmt und wollte meine Personalien.Bereitwillig gab ich ihm meinen Ausweis und musste ihm meine Personalien nochmal klar und deutlich ansagen.
      Vielleicht hatte er ja ein Problem mit Druckschrift,wer weiss das schon.
      Also machte ich mich eher nicht so zufrieden wieder auf den Weg nach Karl-Marx-Stadt.
      Zuhause angekommen verfasste ich gleich einen neuen Ausreisantrag in dem ich nun auch den Besuch in Berlin dokumentierte.
      Dieser sollte am nächsten Tag dann abgeschickt werden,doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 15:58:49
      Beitrag Nr. 2 ()
      Am nächsten Morgen,kurz vor der Frühstückspause kam mein Chef zu mir und meinte,das warten 2 Herren auf Dich und sollte mitkommen.
      Oha dachte ich mir,das geht ja zügig.In der Hoffnung,das nun Bewegung in mein Ausreisebegehren kommt ging ich auf die beiden Anzugträger zu.
      Ich sollte mich umziehen und mitkommen,es gäbe einen Sachverhalt zu klären.
      Naklar komme ich da mit,dachte ich mir und beeilte mich.
      Während ich mich umzog,wich der eine Stasimann nicht von meinem Spind.
      Meinen Ausweis bräuchte er mal kurz,woraufhin ich ihm diesen ohne irgendwelche Hintergedanken übergab.
      Schliesslich stieg ich in den bereitstehenden Wartburg der 2 Herren ein.
      Der eine sicherte die Türen,offenbar um mich an einer Flucht zu hindern.
      Warum sollte ich denn aber abhauen ?? Und wohin ??
      Die Fahrt ging auf den Kassberg.Ziel war eine alte Villa,die von aussen komplett sichtgeschützt war.
      Die 2 Herren brachten mich ins 1.OG und dort sass ich dann erstmal 2 Stunden,ohne das etwas passierte.
      Dann kam ein superfreundlicher Herr,machte so richtig auf Kumpel,setzte sich an den Schreibtisch und meinte,was ich denn da für Dummheiten angestellt hatte.
      Leider war ich nicht dumm genug nicht hinter seine aufgesetzte Fassade zu schauen.
      Also konnten wir auch gleich zum Thema kommen.
      Natürlich drehte es sich um meinen Besuch in der ständigen Vertretung.
      Ich hatte nichts zu verbergen und gab bereitwillig Auskunft.
      Während dieser Vernehmung liess der freundliche Herr,dem die Freundlichkeit zunehmend abhandenzukommen schien,ein Tonband mitlaufen.
      Zwischenzeitlich verschwand er immer mal wieder für 1-2 Stunden.
      Als er nun die letzten Informationen von mir aufgenommen hatte,kam er mit einem Protokoll wieder,welches ich unterschreiben sollte.
      Wie zu erwarten war,hatte er den Inhalt meiner Aussagen sehr fein verändert und so formuliert,dass ich nur im Sinn hatte,der DDR zu schaden und zwar vorsätzlich.
      Als ich ihm dann mitteilte,dass ich dies so nicht unterschreiben werde,war es mit seiner Freundlichkeit vollends dahin.
      Er redete heftig auf mich ein und sprach Drohungen aus,die mich allerdings nicht beeindruckten.Kurz darauf verliess er das Zimmer und kam wenig später mit einem Kollegen zurück.
      Dieser Kollege trug einen Rollkragenpullover,krempelte sich die Ärmel hoch und stütze sich auf die Armlehen meines Stuhles und kam mit seinem üblem Mundgeruch ganz nah an mich heran.
      Er meinte,warum ich seinem Kollegen denn solche Probleme bereiten würde und
      dies wohl unweigerlich grossen Ärger für mich bedeuten würde.
      Dieser sehr unangenehme Mensch konnte mich allerdings nicht beeindrucken und ich hatte mich bereits auf eine Auseindersetzung mit den beiden vorbereitet.
      Schliesslich wäre es nicht das erste Mal,dass ich mich gg.mehr als einen zur Wehr setzen müsste,doch genau in diesem Moment schoss mir ein,was mache ich denn,wenn ich mich gg.die 2 erfolgreich zur Wehr gesetzt habe.
      Ich kam hier doch garnicht raus,also schien eine körperliche Auseinandersetzung
      nicht die beste Lösung zu sein.So beschloss ich,mir zwar nicht einfach so auf die Rübe hauen zu lassen,allerdings auch einer Eskalation entgegenzuwirken.
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 15:59:46
      Beitrag Nr. 3 ()
      Also lockerte ich meine etwas provokante Art und Weise und fragte,wie wir denn auf einen Nenner kommen könnten.
      Schliesslich wurden wir uns über die Formulierung des Protokolls einig und der 2.Herr verliess das Zimmer mit der Aussage,er hoffe nicht,dass ihn seine Kollege nochmals rufen müsste.Mein Gedanke war,wenn ich diese Type mal draussen erwische,dann.... .
      Der 1.Herr verschwand ebenfalls mit dem abgeänderten Protokoll und liess mich wieder 1 Stunde dort sitzen.
      Schliesslich kam er dann wieder und ich eröffnete ihm,dass ich nun mal langsam los müsste,es war inzwischen 21 Uhr und ich war mit meiner Freundin verabredet.
      Er lachte und meinte,ob ich gehen kann,entscheidet der Staatsanwalt,worauf ich ihm entgegnete,was denn der Staatsanwalt mit dieser Angelegenheit zu tun hätte.
      Daraufhin teilte er mir mit,dass ein Ermittlungsverfahren gg.mich eingeleitet wurde.
      Ermittlungsverfahren für was ?? Wo war das Problem,mir war absolut nicht klar,worauf er hinaus wollte.Naja,aber der Staatsanwalt wird ihm wohl klarmachen,dass es hier nichts zu ermitteln gibt,dachte ich mir.
      Denkste,wiederum 1-1,5 Stunden später erschienen 2 Typen in Uniform und befohlen mir in barschem Ton,meine Taschen zu lehren und die Schnürsenkel aus den Schuhen zu entfernen.
      Dann legte mir der erste Handschellen an und band mir die Hände auf dem Rücken zusammen.Der zweite setzte mir einen völlig verdunkelte Brille auf,deren Seiten auch mit einer Art Scheuklappen zu waren.
      Oh Mann,dachte ich,was soll das denn werden.Der erste riss mir schliesslich die Brille zunächst wieder runter und raunzte den anderen an...“Jetzt doch noch nicht“.Sie begleiteten mich die steile Treppen hinunter ,verfrachteten mich in einen PKW Lada und stülpten mir die Brille im Fahrzeug wieder auf.
      Warum sollte ich nicht sehen,wo es hingeht ?? Ich habe es nicht verstanden.
      Die Fahrt ging allerdings höchsten 100-200 Meter und plötzlich hörte ich,wie sich ein offenbar riesiges Metalltor öffnete.Der Wagen fuhr wieder ca.20 Meter und ich vernahm erneut die Öffnung eines sicher sehr grossen Metalltores.
      Nach weiteren etwa 50 Metern war die Fahrt zu Ende und man nahm mir die Brille ab.Mich umgaben etwa 4 Meter hohe Mauern und ich stand vor einem vergitterten superhässlichen Gebäude und plötzlich waren viele Uniformierte um mich herum.
      Mir wurde befohlen,mich mit dem Gesicht an die Wand zu stellen.
      In der Eingangstür lehnte ein Uniformierter und betrachtete mich abschätzig,während er mit dem Ledergurt in seine Hände schlug.
      Na gut,dachte ich,jetzt krieg ich wahrscheinlich erstmal ordentlich was abgräumt,aber dem war nicht so.
      Sie kommandierten mich in einem sehr rauhen Ton durch diverse vergitterte Gänge mit hässlichen gelben Fliesen in diesem immer unwirklicher erscheinenden Gebäude.
      Bislang kannte ich derartige Räumlichkeiten nur aus Filmen.
      Wie ich später erst erfahren habe,war dieses Gebäude ein altes Hitler-Zuchthaus und offensichtlich wurden hier seither auch kaum Veränderungen vorgenommen.
      Ok,ok,dachte ich,erstmal auf so eine Zelle und dann mit ggf. anderen Inhaftierten abchecken,was hier eigentlich los ist.
      Meine persönlichen Sachen musste ich in den sogenannten Effekten abgeben und mir einen Anstalts-Trainingsanzug anziehen.
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:01:15
      Beitrag Nr. 4 ()
      Dann führte man mich wieder durch verschiedene Gänge bis in das 3-geschossige Zellenhaus.Es herrschte absolute Stille,in den Freiräumen zwischen den Etagen waren Stahlgitter gespannt,offenbar um Suizide zu verhindern.Es sah alles sehr,sehr kalt und gespenstisch aus.
      Im 1.Obergeschoss stand eine Zellentür offen und diese Zelle war für mich vorgesehen.Kaum in der Zelle, schepperte auch schon die Tür ins Schloss,ich hörte einen grossen Schlüsselbund 2 mal scheppern und wie die Tür mit 2 grossen Riegeln verriegelt wurde. Die Zellentür hatte in der Mitte eine Klappe.
      Oh Shit,dachte ich mir,keine Sau war hier.die Zelle war ca.8 qm gross,links und rechts jew.eine Holzpritsche an der Wand,ein WC und ein Waschbecken.
      Unter dem vergitterten Fenster,welches mit Glasbausteinen zugebaut war,standen ein Holztisch und 2 Holzstühle.
      Irgendwie kam mir alles wie ein schlechter Traum vor,der sicher morgen zu Ende ist.Inzwischen war ich auch irgendwie erschöpft ,es war inzwischen sicher 2 od.3 Uhr nachts,und war froh,dass ich mich nun etwas zur Ruhe begeben konnte.
      Da ging die Klappe der Tür auf und es fragte mich ein Schliesser,ob ich noch etwas essen wolle.Ich antwortete,ja,ein,zwei Brötchen wären nicht schlecht,worauf der Schliesser in barschem Ton erwiderte,Brötchen gibt’s hier nicht und schon war die Klappe wieder zu.
      Kaum hatte ich mich nun hingelegt,ging die Tür wieder auf und es standen 2 Schliesser vor der Tür und befahlen mir wieder in diesem barschen Ton......
      Duschen !!! Na ok,dachte ich mir,vielleicht nicht der schlechteste Gedanke.
      Einer der Schliesser führte mich an das andere Ende des Ganges und sperrte eine Zellentür auf, hinter dieser verbarg sich der “Duschraum“.
      Der Boden und die Wände waren wieder mit diesen hässlichen gelben Fliesen versehen,das Fenster war mit Holzbrettern vernagelt und die Duschen sahen sehr,sehr alt aus.Oh Shit,dachte ich mir,hier wird doch wohl wirklich Wasser aus der Leitung kommen und drehte ganz zaghaft den Wasserhahn auf.Es kamen tatsächlich spärliche Wassertropfen aus dem Hahn und ich war supererleichtert.
      Schliesslich wurde ich wieder in meine Zelle verfrachtet und hoffte nun,recht bald einschlafen zu können.Tatsächlich war ich der Annahme,dass sich dieses offensichtliche Missverständnis morgen sicher aufklären wird.
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:03:25
      Beitrag Nr. 5 ()

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1900EUR +2,98 %
      InnoCan Pharma: Ist das die nächste Milliarden-CBD-Übernahmestory? mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:08:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      moin 12er,
      mach weiter und lass dich nicht von hohlblocksteinen stören... ;)
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:13:26
      Beitrag Nr. 7 ()
      @#5
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:40:48
      Beitrag Nr. 8 ()
      5+7! Fresse! :mad:
      Ich will jetzt wissen wie es weiter geht!:cry:

      Ich vermute im nächsten Kapitel bekommt V12
      eine eiserne Maske angeschmiedet und muß die nächsten
      35 Jahre in Einzelhaft verbringen!:eek: Irgendwann gelingt
      ihm aber die Flucht! Die DDR gibt es nicht mehr!
      Depressionen, hervorgerufen durch die
      ungewohnte westliche Lebensweise und diese blöde Maske treiben ihn schließlich in die Alkoholsucht!:( Erst Heinz, sein heutiger Lebensgefährte, zeigt ihm, daß es auch Westen Liebe gibt und außerdem befreit er ihn von dieser
      Maske mit einer FLEX! Und so leben die 2 noch heute in Mannheim als erfolgreiche Betreiber eines Nagel- und
      Sonnenstudios! :)
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:45:36
      Beitrag Nr. 9 ()
      Idioten :mad:


      mach weiter!
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:48:53
      Beitrag Nr. 10 ()
      zwölfer,

      wie gehts weiter ???
      klasse geschrieben :)


      die gespannt,
      auf die fortsetzung wartende leserin ;)
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 16:52:57
      Beitrag Nr. 11 ()
      @hete

      quatsch :mad:
      der 12er sitzt immernoch und denkt, dass es die ddr noch gibt.

      jetzt hast du ihm alle illusionen geraubt :(:cry:
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 17:17:31
      Beitrag Nr. 12 ()
      Hollywood ist schon brutal schnell! :eek:

      Avatar
      schrieb am 14.09.04 17:27:09
      Beitrag Nr. 13 ()
      Glücklicherweise fand ich sofort Schlaf.
      Am nächsten Morgen wurde ich durch einen hetfigen Schlag an die Zellentür und den Ruf „Waschen“geweckt.
      Kurze Zeit später ging dann wieder die Türklappe auf und mir wurde eine Tasse Tee,2 Scheiben Brot,ein Stück Margarine und ein Klecks Marmelade hereingereicht.
      Appetitlich sah das ganze zwar nicht aus,aber ich hatte inzwischen echt Hunger und schlang schliesslich die Brotscheiben rein.
      Kurze Zeit später wurden der Plastikteller und die Tasse samt Besteckt wieder eingesammelt.
      Aus Filmen wusste ich,dass Häftlinge auch so eine Art Freigang haben müssten und ich hierbei möglicherweise Kontakte knüpfen könnte um herauszufinden,was hier eigentlich los ist.
      Das mit der Freistunde war auch korrekt,doch mit Kontakten war es Pustekuchen.
      Man führte mich kurze Zeit später ins Ergeschoss hinunter,durch einen Gang in die Freigangzellen.Insgesamt waren dort 8-9 Zellen,die etwa 15 qm gross waren und ca.4 Meter hoch.An den Wänden war grauer,sehr rauher,alter Putz und über den Zellen wieder so ein Drahtgitter gespannt.Darüber standen ein-zwei Wachposten,die mit Maschinengewehren bewaffnet waren.
      Die Freistunde dauerte ca.15 min.,es war ein nasskaltes Wetter mit leichtem Schneeregen und es schien,als ob es garnicht richtig hell werden würde.
      Wieder in meiner Zelle angekommen,war ich informationstechnisch keinen Schritt weiter.Ich hatte weder einen anderen Häftling gehört,noch gesehen.
      Nur irgendwas musste doch hier passieren.Die können mich doch nicht wegen garnichts hier einsperren und dann hier hocken lassen.
      Der Tag verging sehr schleppend und es passierte nichts mehr.
      Das gibt’s doch nicht,dachte ich mir,es hiess doch,dass ich innerhalb von 24 Stunden dem Haftrichter vorgeführt werden sollte,oder waren es 48 Stunden ??
      Ich wusste es nicht mehr,jedenfalls schien der Haftrichter als Einziger diese Situation beenden zu können.
      Irgendwann,mitten in der Nacht konnte ich dann endlich einschlafen,worüber ich froh war,denn der nächste Tag musste ja das Ende dieser unsäglichen Geschichte bringen.
      Am nächsten Morgen die gleiche Prozedur :
      An die Zellentür kloppen,“Waschen“ rufen,dann Frühstück und Freistunde.
      Kurz vor Mittag öffnete sich dann endlich die Tür und ich wurde aufgefordert mitzukommen.Haftrichtertermin.
      Wieder mal durch diverse Gänge und oberhalb der Gittertüren der verschiedenen Gangabschnitte prangte jew.eine rote und eine grüne Lampe.
      Dann endlich sah ich den ersten Mitgefangenen,er musste mit dem Gesicht zur Wand stehen und nach unten schauen,bis ich an ihm vorüber war.
      Na wenigstens bin ich nicht der Einzige hier,war ein spontaner Gedanke,wenn auch keine Beruhigung.
      Endlich wurde das Zimmer des Haftrichters erreicht.Es war sehr dunkel.Vor den Fenstern waren schwarze!! Gardinen,natürlich zugezogen.
      Der Haftrichter war eine superhässliche,schrullige Frau mit einer dunklen Brille.Sie war ziemlich korpulent und hatte eine Stimme wie ein Typ.Ihr schräg gegenüber sass eine nicht weniger hässliche Frau um die 50 an der Schreibmaschine.
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 17:28:39
      Beitrag Nr. 14 ()
      Die Haftrichterin fragte meine Personalien ab und begann mir dann den § 219
      Strafgesetzbuch der DDR vorzuhalten.
      Und zwar hätte ich mich des Verbrechens der ungesetzlichen Verbindungsaufnahme strafbar gemacht.
      Der Vorwurf des § 219:
      (1)Wer zu Organisationen,Einrichtungen oder Personen,die sich eine gegen die staatliche Ordung der DDR gerichtete Tätigkeit zum Ziele setzt,in Kenntnis dieser Ziele oder Tätigkeit in Verbindung tritt,wird mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren, Verurteilung auf Bewähung oder mit Geldstrafe bestraft.
      (2)ebenso wird bestraft
      1.Wer als Bürger der DDR Nachrichten,die geeignet sind,den Interessen der DDR zu schaden,im Ausland verbreitet oder verbreiten lässt oder zu diesem Zweck Aufzeichnungen herstellt oder herstellen lässt.

      Was ich nun jedoch nicht verstand,worin genau jetzt mein Verbrechen lag.
      Meine Vermutung war,dass ich die ständigen Vertretung der BRD in Berlin um Unterstützung bei meinem Ausreiseersuchen bat.
      Also bot ich der Haftrichterin an,morgen nochmals nach Berlin zu fahren und dem Herrn dort mitzuteilen,dass seine Unterstützung i.S.Ausreise nicht notwendig ist.
      Die Haftrichterin entgegnete mir,dass ich mich dann erneut strafbar machen würde.
      Nun musste ich komplett an mir zweifeln,war ich wirklich zu dämlich zu kapieren,worum es geht ?? Warum mache ich mich erneut strafbar,wenn ich dem Westen mitteile,dass ich doch keine Unterstützung brauche und die Sache alleine durchziehe ??
      Die Anwort auf diese Frage wurde erst Monate später klar.
      Auf jeden Fall merkte ich schnell,hier geht mal garnichts und du kommst hier auf die Schnelle ganz gewiss nicht raus.
      Die hässliche Dame eröffnete mir anschliessend noch,was ich überhaupt erlauben würde,die kostenlose Schul-u.Ausbildung in Anspruch zu nehmen,jahrelang auf Kosten der DDR Leistungssport zu betreiben um dann der DDR auf eine solche Art u.Weise den Rücken zu kehren.
      Ich dachte bei mir......halt doch das Maul du alte Plärre,was weißt du denn schon.
      Das dieses Eingesperrtsein wohl noch Monate oder vielleicht sogar Jahre dauern könnte,entfachte plötzlich heftige Wut und Verzweiflung in mir.
      Es schien mir sinnvoll,hier zunächst mal nichts mehr zu sagen und auf jedenfall meine Wut unter Kontrolle zu halten.
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 19:18:33
      Beitrag Nr. 15 ()
      mir ging es ähnlich,allerdings hatte ich mich bei der ersten Vorladung so mit Knoblauch präpariert das sie mich nach 10 Minuten rausgeschmissen haben :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 19:20:53
      Beitrag Nr. 16 ()
      Zurück auf meiner Zelle musste ich mir in Ruhe Gedanken machen,wie die ganze Geschichte hier nun weitergehen soll.
      5 Jahre Knast für Nichts und wieder Nichts ?? 5 jahre ?? Was für eine Zeit,das sind 5 mal Sommer,5 mal Weihnachten,5 mal Sylvester,wie soll man das denn aushalten ??
      Diese Vorstellung machte mir erhebliche Sorgen und es schwirrten mir tausende, ungeordnete Gedanken durch den Kopf.
      Dabei war es eigentlich egal,ob 2,34 od.5 Jahre,ich war gerade mal 1 1/2 Tage in diesem Loch und das kam mir schon ewig vor.
      Keiner konnte mir sagen,was hier eigentlich gespielt wird.Man hat ja niemand zu Gesicht bekommen.
      Mit diesen Gedanken musste ich versuchen umzugehen,ich hatte ja zunächst mal keine andere Wahl.Plötzlich schoss mir jedoch der Gedanke ein,dass der Westen doch eigentlich Bescheid wissen müsste.Die konnten sich doch sicher denken,was die Stasi nach dem Besuch in Berlin mit mir hier anstellen würde.
      Dieser Gedanke gab mir Zuversicht.Eine kleine Hoffnung an die man sich klammern konnte.
      Der Rest des Tages wollte einfach nicht vergehen.Irgendwie ging jedoch auch dieser Tag zu Ende.
      Am nächsten Tag war dann grosses erkennungsdienstliches Programm.
      Man machte Fotos von mir und protokollierte meine Fingerabdrücke.
      Irgendwie kam ich mir jetzt tatsächlich wie ein Schwerverbrecher vor,nur das Verbrechen war für mich nach wie vor nicht erkennbar.
      Es vergingen 2 od.3 Tage an denen garnichts passierte.
      Der Gedanke eines längeren Aufenthaltes hier wollte und sollte mir nicht in den Kopf und so zwang ich mich nur kurzfristig zu denken.
      Auf meine Bitte,mir doch meine Zigaretten aus den Effekten zu besorgen,wurde dann nach endlosen Bitten endlich entsprochen.
      Na wenigstens mal was zu rauchen,ohne Nikotin war ja auch schon Plage genug.
      Es waren nicht mehr viel Zigaretten drin,also sollte ich mir die verbliebenen gut einteilen,sozusagen als jew.Highlight des Tages.
      Um diese endlos erscheinende Zeit ein wenig zu vertreiben entschloss ich mich,mir ein Trainingsprogramm aufzustellen und dies täglich durchzuziehen.
      Also machte ich Liegestütze,Rumpfheben und Kniebeugen und das Ganze in diversen Abwandlungen.
      In der Freistunde lief ich die ganze Zeit kleine Runden durch den Käfig,schliesslich wollte ich,wenn mich der Westen irgendwann hier rausholt,fit sein für die erste od.zweite Bundesliga.
      Am 4.od.5.Tag wurde ich zur Hafttauglichkeitsuntersuchung abgeholt.
      Die Ärztin entgegnete mir ziemlich kalt,als sie gesundheitliche Fragen durch mich beantworten liess.Dann musste ich meinen Oberkörper freimachen und sie hörte mich ab.Sie stellte fest,dass ich wohlgeformte Muskeln hätte und fragte mich,ob ich Sport triebe,worauf ich ihr entgegnete..ja Fussball.
      Ach meinte sie,das hätte sie jetzt aber nicht gedacht.Sie vermutete meine sportlichen Aktivitäten eher im Schwimmen oder in der Leichtathletik.
      Ihre Hände glitten auf einmal ganz eigenartig über meinen Oberkörper und sie wurde mit dem Abhören ewig nicht fertig.
      Avatar
      schrieb am 14.09.04 19:23:01
      Beitrag Nr. 17 ()
      Oh mann,dachte ich,was gibt das denn jetzt ??
      Die Frau war schätzungsweise Mitte bis Ende 30 und aus meiner Sicht
      nicht unbedingt unattraktiv.Was mach ich denn,wenn die jetzt auf einmal was von mir will ?? Wir waren allein in dem Untersuchungsraum und der Schliesser stand draussen vor der Tür.
      Sie untersuchte mich weiter ausgiebig und befahl mir,die Hose auch noch auszuziehen.Die Unterhose könnte ich anbehalten.
      Sie prüfte meine Reflexe und was weiss ich alles noch.In jedem Fall dauerte die Untersuchung für meinen Geschmack reichlich lange und ob das betatschen in dieser Form wirklich notwendig war,war mir auch nicht klar,zumindest hat mich bislang noch keiner der diversen Sportmediziner,bei denen ich regelmässig zu Untersuchungen antreten musste so untersucht.
      Irgendwie fühlte ich mich dieser Ärztin ausgeliefert.Was wenn die auf einmal an mir rumfummelt,ich sie zurückweise und sie plötzlich um Hilfe schreit ??
      Mir hätte da drin doch mit 100przentiger Sicherheit keiner geglaubt.
      Im Gegenteil,da hätten die Herrschaften doch eine Geschichte gehabt,mich zu kriminalisieren.
      In diesem Moment ging glücklicherweise die Tür auf und der Schliesser fragte,ob sie denn bald fertig wäre.
      Oh mann,noch nie und nie wieder habe ich mir eine solche Schliesserfratze herbeigewünscht.
      Die Untersuchung war beendet und der Schliesser brachte mich wieder auf meine
      Zelle.
      Am nächsten Tag war Samstag und ich wusste heute und morgen wird hier wieder garnichts passieren.Oh mann,dachte ich Wochenende war doch immer Action bei uns und ich hocke hier.Ein nerviger und schmerzlicher Gedanke und wie soll ich das WE nur rumbringen ??
      Irgendwie verging es dann doch.
      Inzwischen war fast eine Woche vergangen und irgendwie tat sich nichts.
      Was wollen die denn hier mit mir anstellen ?? Irgendwann muss es doch auch mal so eine Art Prozess und Verhandlung geben.Genau und einen anwalt bräuchte ich ja auch.
      Dann endlich,es war der 8.od.9.Tag wurde ich zu einem sogenannten Vernehmer abgeholt.Dieser Typ war die Freundlichkeit in Person.Er war Leutnant in zivil und für Ossiverhältnisse recht gut gekleidet.Erst später wurde mir die ganze Stasitaktik klar.Eine Woche absolute Kommunikationssperre sollte dann die Häftlinge mitteilsam machen.Nur,was konnte ich dem Herrn Leutnant mitteilen,was ich nicht schon mitgeteilt hätte ?
      Positiv an der Vernehmung war,dass mir der gute Herr Leutnant immer eine Tasse Kaffee und Zigaretten anbot.Ich antwortete schliesslich auch bereitwillig auf seine
      Fragen,was hatte ich denn auch zu verbergen.Das Einzige vielleicht,dass meine Eltern über mein Vorhaben informiert waren und diese Information musste ich dem Herrn Leutnant vorenthalten.Schliesslich begriff ich langsam,wie der Hase läuft und im Zweifel hätten die meine Eltern gleich mit eingesperrt.
      So gingen gut und gerne 2 weitere Wochen ins Land.
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 09:25:52
      Beitrag Nr. 18 ()
      zwölfer :)

      gehts noch weiter :rolleyes:
      ganz im geheimen,
      die ärztin hat ja einen guten geschmack,
      aber du warst ihr ja hoffnunglos ausgesetzt
      das war ja fast schon, eine art von misshandlung :eek:
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 09:44:29
      Beitrag Nr. 19 ()
      Weitermachen.

      Ist ja wie bei meinem Bekannten, über den erschien vor 2 Wochen ein Buch.
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 11:04:23
      Beitrag Nr. 20 ()
      Ist ja wie bei meinem Bekannten, über den erschien vor 2 Wochen ein Buch.
      ...quatsch. das buch über sonny barger is schon älter... :laugh:
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 13:18:06
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 13:54:46
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 14:44:16
      Beitrag Nr. 23 ()
      ...für mich ist das hier niedergeschriebene die Erzählung eines Stück Lebens, eines persönlichen Kampfes um ein Stück Freiheit, mit allen Ängsten, Gedanken, Zweifeln die ein solcher Alleingang mit sich bringt, wo man sich etwas erträumt, von dem man nicht weiß wie es endet, wo man landet...

      es ist aber auch die Beschreibung eines Stück Lebens, wo jemand den Mut gefasst hat sein Leben und seine Lebensverhältnisse zu verändern, weil er die Gegebenheiten nicht mehr ertragen kann... und nur in einer Unerträglichkeit des Seins entsteht Mut zu einem Risiko .... man weiß nichts, außer dass man so nicht weiterleben möchte...

      V-12 ... ich finde es ebenso mutig Deine Gedanken und Gefühle aus dieser Zeit hier öffentlich zu machen, eigentlich wollte ich es gar nicht kommentieren .... wenn es da nicht so unsensible Gestalten gäbe die sich offensichtlich in gar keine Ernsthaftigkeit hineinversetzen können... lass´ Dich nicht entmutigen weiterzuschreiben wenn Du möchtest .... es sind wahrscheinlich Leute die sich auch im Fernsehen nur Sitkoms anschauen...


      P.S. ... ich weiß hier fehlen 2 Postings ... und das finde ich auch in Ordnung, ich hoffe dieses kann so stehen bleiben, danke...
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 14:49:18
      Beitrag Nr. 24 ()
      ...für mich ist das hier niedergeschriebene die Erzählung eines Stück Lebens, eines persönlichen Kampfes um ein Stück Freiheit, mit allen Ängsten, Gedanken, Zweifeln die ein solcher Alleingang mit sich bringt, wo man sich etwas erträumt, von dem man nicht weiß wie es endet, wo man landet...

      Das ist die Geschichte von Hornzipfel auch.
      Aber da sind Deine Kommentare mitnichten positiv.

      Kannst Du uns das mal erläutern :confused:
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 14:50:54
      Beitrag Nr. 25 ()
      #22
      :laugh: Muahahahahahahahaha :laugh:
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 14:53:54
      Beitrag Nr. 26 ()
      @Deflorist ... auch auf die Gefahr hin dass mein Posting gelöscht wird...

      in wiefern Hornzipfel um seine Freiheit gekämpft hat wenn er heute verheiratet ist .... das müsstest Du mir mal erklären ....

      außerdem hebt sich diese Lebensgeschichte hier wohlwollend ab von dem Sex-Einheitsbrei an dem man hier fast zu ersticken droht ...

      ich hoffe diese Erklärung reicht Dir aus, wenn nicht ist es mir auch egal...

      ansonsten gilt, man sollte diesen Thread hier nun wirklich nicht mit abgedroschenen Themen zumüllen, auch nicht mit persönlichen Feindschaften...
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 16:55:41
      Beitrag Nr. 27 ()
      #20 Karl Karl Karl.... :laugh:

      Wo ist jetzt eigentlich der 12ender?

      vertrieben?
      Avatar
      schrieb am 15.09.04 16:57:53
      Beitrag Nr. 28 ()
      @V-12,

      sehr treffend und sachlich geschildert.

      Respekt !
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 09:45:00
      Beitrag Nr. 29 ()
      -9-
      Als mich dann eines Tages der Vernehmer zu einer erneuten Vernehmung abholen liess,lag auf dem Tisch ein Stift und ein Blatt Papier,sowie ein Verzeichnis mit Rechtsanwälten.Mir wurde gestattet,Kontakt zu einem Anwalt aufzunehmen und eine Seite an eine private Adresse meiner Wahl zu schreiben.
      Mit dem anwaltsverzeichnis konnte ich nichts anfangen,da ich einen ganz bestimmten Anwalt im Auge hatte.Die Seite schrieb ich schliesslich an meine Eltern.Angaben zum „Verbrechen“ und über die Haftanstalt waren natürlich tabu.
      So schrieb ich eben das übliche...es geht mir gut ect.
      Gleichzeitig bat ich meine Eltern,Kontakt zu einem Anwalt aufzunehmen,von dem ich wusste,dass dieser sich ausschliesslich mit Ausreisefällen befasst.
      Der Brief wurde natürlich erst vom Vernehmer gelesen,bevor er versendet wurde.
      Nun könnte ich wöchentlich eine DIN A4-Seite an diese Adresse schicken,gleichzeitig eröffnete man mir,dass mich eine Person pro Monat hier in der Haftanstalt besuchen könnte.
      Eigentlich war klar,dass diese Person meine Mutter sein würde,doch ich entschied mich für meinen Vater,da ich der Auffassung war,dass meine Mutter die ganzen Gegebenheiten hier doch zu sehr mitnehmen würde.
      Ca.eine Woche später erhielt ich dann einen Brief von meinen Eltern,der etwa 5 Tage zuvor verfasst wurde.Sie hatten Kontakt zu dem gewünschten Anwalt aufgenommen und mitgeteilt,dass dieser bereits um eine Besuchserlaubnis ersucht hat.Mir war klar,dass ich mich auf meine Eltern zu 100% verlassen konnte und diese zeilen gaben mir Zuversicht.Meine Mutter gab mir in diesem Brief zu denken,dass sehr wichtig für mich wäre,mich hier in der Haftanstalt absolut unter Kontrolle zu haben.Natürlich war mir klar,worauf sie hinaus wollte,doch war mir meine ausweglose Situation hier drin sofort klar und ich hatte bis dahin nicht einmal den
      leisesten Gedanken,mich gegen die Schliesser in irgendeiner Form aufzulehnen.
      Sicher hatte sich fast ausnahmlos jeder Schliesser hier eine ordentliche Tracht
      Verdient,doch selbst für den Fall,dass ich hier geschlagen werden würde,war mir klar,dass ich mich nicht wehren würde.
      Unglaublich,es waren inzwischen sicher 5-6 Wochen vergangen und ich habe noch keinen weiteren Häftling zu Gesicht bekommen.Die Zellen links und rechts von mir waren belegt,von hier vernahm ich des öfteren Klopfgeräusche und klopfte aus irgendwelche Zeichen zurück.Irgendwann kam mir dann doch mal der Gedanke,dass diese Klopfzeichen eine Bedeutung haben müssten und schliesslich kam ich drauf.Es war das Alphabet.Na supergenial,dachte ich,eine Möglichkeit der Kommunikation war also gefunden.
      Hehe,war das genial,ich konnte mich unterhalten,dauerte zwar etwas lange,aber Zeit hatte ich ja.
      Schnell fand ich heraus,dass es den Zellennachbarn ähnlich ergangen war,wie mir.
      Der links von mir war bereits 12 Wochen hier und wartete auf seinen „Prozess“.
      So erfuhr ich auch,dass ich hier in einer reinen Stasi-U-Haft gelandet war und sich hier offenbar nur Häftlinge mit politischem Hintergrund aufhielten.
      Irgendwann klopfte er mir...Abort pumpe leer..ja,meine pumpe auch leer,klopfte ich zurück.Es dauerte ein wenig,bis ich kapierte,was er denn will.
      Schliesslich pumpte ich mit der Klobürste das Wasser aus dem Klo,er tat das gleiche und so konnten wir uns durch den WC-Schacht unterhalten.
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 09:45:59
      Beitrag Nr. 30 ()
      Diese Art der Kommunikation war zwar etwas „flüssiger“,doch schallte dies offensichtlich im Zellentrakt und die Schliesser kamen natürlich sofort gerannt und machten Wallungen.
      Natürlich war auch das Klopfen untersagt,aber das haben die halt so schnell nicht mitbekommen.
      Irgenwie wurde es für mich durch diese neu entdeckte Kommunikationsmöglichkeit etwas heller in diesen unsäglichen Räumlichkeiten.
      Mir war nun klar,dass ich mit dieser unglaublichen Geschichte nicht der Einzige war und irgendwie verlieh mir dieses Bewusstsein neue Zuversicht.
      Ausserdem konnte es ja nun nicht mehr so lange dauern,bis ich meinen Vater und meinen Anwalt sprechen konnte.Zwischenzeitlich hatte ja auch schon eine unglaubliche Zeit von ca.6 Wochen hier verbracht.Wie habe ich das nur ausgehalten ?? Irgendwann wurden mir die Besuchstermine für meinen Vater und meinen Anwalt mitgeteilt.Die Zeit bis dahin verging nun irgendwie etwas schneller.
      Doch in diese Zuversicht hinein,kam plötzlich vom meinem Zellennachbar keine so gute Nachricht.Er hatte seinen Prozess zwischenzeitlich hinter sich gebracht und wurde zu 2 Jahren und 8 Monaten Gefängnis verurteilt.
      Uuuhh,das war ein Schlag.Leider kann ich heute nicht mehr genau sagen,was ihm vorgeworfen wurde,doch projizierte ich dieses Urteil natürlich auch auf mich.
      2 Jahre u.8 Monate,Scheisse.....das ist richtig heftig.
      Soweit ich mich recht erinnere,war er ein klassischer § 214-Beeinträchtigung der Tätigkeit staatlicher Organe.
      Mir wurde natürlich sofort klar,dass dieses ganze Theater hier nicht als Disziplinarmassnahme zu verstehen war,nein,die Stasi machte tatsächlich ernst.
      Mit der Vorstellung möglicherweise ein ähnliches Urteil zu erwarten,konnte ich ehrlich gesagt nicht umgehen.
      Na in jedem Fall wurde die aufkeimende Zuversicht jäh gestoppt.
      Dann endlich der Besuchstermin meines Vaters.Man geleitete mich wieder durch das halbe Gebäude und endlose Gänge,bis wir an dem sogenannten „Sprechzimmer“ angelangt waren.In diesem Zimmer stand ein grosser Tisch mit einer senkrecht stehenden Glasplatte in der Mitte.Es durften keine Angaben zur „Tat“ und zur Haftanstalt gemacht werden.Also führten wir ein recht belangloses Gespräch und mein Vater berichtete von meiner Freundin,die sich seit meiner Verhaftung fast ausschliesslich bei meinen Eltern aufhielt ,meinem Fussballverein und Freunden,die sich immer wieder nach mir erkundigt hatten.
      Schliesslich fragt er mich,ob ich wirklich nichts anderes gemacht hätte,als ich ihnen nach meiner Rückkehr aus Berlin berichtet hatte.Natürlich nicht Vater...entgegnete ich ihm.Nach ca.30 min.war die Besuchszeit zu ende.Mein Vater konnte noch etwas Geld beim Schliesser für mich hinterlegen.Das mitgebrachte Obst und div.andere Sachen musste er wieder mitnehmen.Naja,wenigsten konnte ich mich nun zum „Einkauf“anmelden und Zigaretten kaufen.Dies war für mich schon so eine Art Hafterleichterung.Doch Pustekuchen,wie ich dann erfuhr,musste der Vernehmer erst die Genehmigung erteilen,dass ich etwas kaufen kann.
      Also wieder nix zu rauchen.
      Eines Morgens dann geht die Zellentür und ein Häftling wird zu mir in die Zelle gesperrt.Ach du Scheisse,dachte ich...Was ist das denn für einer ?? Wie sieht der denn aus?? Kaum noch Zähne.....Shit,das ist sicher ein Krimineller.
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 12:34:30
      Beitrag Nr. 31 ()
      zwölfer :kiss:

      bin schon gespannt, wie es weiter geht...

      die total begeisterte leserin grüßt :)
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 12:49:07
      Beitrag Nr. 32 ()
      Glücklicherweise stelle sich schnell heraus,dass er ebenfalls aus politischen Motiven in Haft gekommen war.Gegen sein „Delikt“musste ich mir ja schon wie ein Schwerverbrecher vorkommen.
      Er hatte seinem Ausreiseersuchen Nachdruck verliehen,in dem er den Behörden mitteilte,wenn sie ihn nicht ausreisen liessen,würde er sich direkt an Erich Honecker wenden.Ein sogenannter klassischer § 214 also.Beeinträchtigung der Tätigkeit staatlicher Organe.
      So richtig wundern konnte ich mich darüber inzwischen nicht mehr.
      Wie sich herausstellte,war er auch ca.8 Wochen in Einzelhaft und hatte die nahezu gleiche Prozedur hinter sich.
      Der Junge hatte allerdings einen ganz entscheidenden Nachteil .....er war auch Raucher und hatte natürlich auch keine Zigaretten.So ein Mist aber auch.
      Naja,auf jeden fall gab es nun eine Menge zu erzählen,was die Zeit zunächst schneller vergehen liess.Inzwischen hatte ich mir eine „Uhr“ gebaut um wenigstens einigermassen die Zeit abzuschätzen.
      Die Uhr war der Wasserhahn und das Waschbecken,am Waschbecken hatte ich mir halbstündliche Markierungen gemacht und den Wasserhahn etwa sekündlich tropfen lassen.Durch unsere Klopfunterhaltung mit der Nachbarzelle wussten wir,dass die Zigaretten hatte und gewillt waren uns welche zu geben.Nur wie ??
      Die Schliesser waren natürlich nicht bereit diese an uns weiterzuleiten.
      Nach langen Überlegungen hatten wir schliesslich einen genialen Plan.
      Der Weg zur „Freistunde“ war ja schliesslich für alle der Gleiche,wenn sich auch die Reihenfolge,welche Zelle wann geht,täglich zu ändern schien.
      Man musste,bevor man in die Freikäfige gelangte durch eine Zelle in der auf der rechten Seite Jacken hingen,die man zum „Freigang“ anziehen konnte ,gehen.
      Dort sollten die Jungs auf der Ablage die Ziggis deponieren.Die Wachposten stand jew.nur am Ein-u.Ausgang der Zelle.
      Also der Plan war geschmiedet und sollte am nächsten Tag in die Tat umgesetzt werde.Wir wurden also zur „Freistunde“abgeholt und bemerkten auf dem Hinweg,dass keine Ziggis da waren......Hoffentlich sind die Jungs in diesem Schwung(Es gab nur 8-9 „Freikäfige“ )mit dabei und kommen vielleicht kurz nach uns ...dachte ich.Die Freistunde war zu Ende und ich erklärte meinem Zellenkumpel,dass er vor mir gehen soll und nicht so schnell durch die Durchgangszelle stürmen sollte.Wir erreichten schliesslich diese Durchzelle und was sehe ich auf der Ablage stehen ??? Eine ganze Schachtel „Salem ohne Filter“
      Mein Zellenkumpel,der Depp,hatte natürlich die Hosen voll und lief zu schnell durch diese Durchgangszelle und so musste ich kurzfristig umdisponieren.
      Also stiess ich mir natürlich absolut versehentlcih den Kopf am Türrahmen,schrie kurz ..Aua....,rieb mir mit der rechten Hand die Rübe und griff mit der Linken die Zigaretten.Die 2 Wächter haben nichts mitbekommen.
      Auf unserer Zelle angekommen,riesengrosse Freude über die Ziggis und natürlich,dass wir dieses nahezu perfekt ausgeklügelte Stasisystem überlistet hatten.Diese Zigaretten,obwohl überhaupt nicht meine Marke,waren ein Genuss.
      Riesenfreude auch in der Nachbarzelle,dass diese Aktion geklappt hat.
      2 od.3 Tage später stand nun der Termin mit meinem Anwalt an.
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 12:51:54
      Beitrag Nr. 33 ()
      SAg mal, V-12, und nimm mir die Frage bitte nicht übel: Stimmt das alles? :eek: Oder ist es - hoffentlich, bitte! - nur erfunden? :(
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 13:00:51
      Beitrag Nr. 34 ()
      sag´ mal @Wilma, nimm´ mir die Frage nicht übel .... ist Deine Frage wirklich ernst gemeint ???? .... und sage mir bitte sie ist nur erfunden...

      ...ehrlich, was glaubst Du eigentlich was dort damals abging ???

      ..Ähnlichkeiten zu noch heute, auch in unserem westlichen "System" möglichen und tatsächlichen Ereignissen sind nicht frei erfunden...
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 13:07:58
      Beitrag Nr. 35 ()
      sorry @Wilma und @V-12 .... mich nervt einfach immer nur die Tatsache alles anzuzweifeln was nicht in die eigene Vorstellungskraft passt... ich wollte hier nicht unterbrechen...
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 13:27:17
      Beitrag Nr. 36 ()
      ....wichtig ist doch nun wirklich nicht wie sich ein jeweiliges System durch Medien representiert, sie werden immer zusehen dass alles durch Gesetzte legimitiert ist....

      wichtig ist doch ganz einfach nur, wie jeder einzelne die Auswirkungen von Ideologien seines Staates als persönlich Betroffener erlebt .... und daran auch zerbrechen kann im schlimmsten Fall...

      hoffentlich lesen hier auch genug verbohrte Parteiangehörige jeder Ausrichtung mit .... einfach nur ... um vielleicht sich mal zu Gemüte zu führen was Ideologien so an persönlichem Leid anrichten können...
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 13:58:53
      Beitrag Nr. 37 ()
      Man führte mich wieder in so ein sogenanntes Sprechzimmer,in dem mein Anwalt bereits auf mich wartete.Gleich eingangs teilte er mir mit,dass er in seiner Eigenschaft als Unterhändler von Rechtsanwalt Vogel aus Ost-Berlin hier ist.
      Dieser Name war mir ein Begriff und in dem Wissen von RA Vogel vertreten zu werden,machte sich eine gewisse Erleichterung breit.Mir war bekannt,dass dieser bereits sehr erfolgreich derartige Ausreisangelegenheiten abgewickelt hatte.
      Der Vorwurf durch die Staatsnwaltschaft war für meinen Anwalt eher nicht so von Interesse.Auch das Strafmass wäre eher von sekundärer Bedeutung.Wichtiger wäre,dass wir die andere,sprich die Ausreiseangelegenheit,zum Erfolg brächten.
      Hierauf entgegnete ich ihm,dass das Strafmass für mich schon relevant sei und ich mir irgendwie überhaupt nicht vorstellen kann,hier 3,4 od.5 Jahre zu verbringen.
      So dramatisch würde es wohl nicht werden,meinte er und sah die Wichtigkeit dbzgl.hauptsächlich darin,den Staatsanwalt vom Vorwurf des Verbrechens abzubringen und die Angelegenheit als Vergehen zu bewerten.
      Der Unterschied war,dass beim Vorwurf des Verbrechens eine Haftstrafe
      Von nicht unter 2 Jahren zu erwarten war.
      Für meinen Geschmack ging der Anwalt mit dem Strafmass etwas lässig um und mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar,wie das mit der Ausreise denn funktionieren sollte,solange ich hier drin bin .
      Der Besuchstermin dauerte höchstens 20 min.und dann war der Anwalt wieder verschwunden.
      Mein Gedanke war,dass man ggf.eine Strategie für den „Prozess“schmiedet oder Ähnliches,von nichts dergleichen war die Rede.Er meinte nur,wir sehen uns dann beim „Prozess“.
      So richtig wusste ich danach nicht,was ich davon halten sollte.Einersits war ich beruhigt,dass mein Fall über den Tisch von RA Vogel läuft,andererseits war ich doch mit der Lässigkeit im Umgang mit dem Strafmass etwas in Sorge.
      Die 2 Jahre u.8 Monate für den aus der Nachbarzelle hatte ich nach wie vor im Hinterkopf.Ein für mich nach wie vor unfassbarer Zeitraum.
      Naja,abwarten,es ist ja nichts entschieden,vielleicht kann der Anwalt ja die Angelegenheit ja doch in die richtigen Bahnen lenken.

      Es war zwischenzeitlich Mai und wir hörten die Vögel draussen zwitschern.
      Offenbar war auch ganz gutes Wetter,die Bäume wurden inzwischen sicher wieder grün und wir dachten,es Blick nach draussen durch die Glasbausteine wäre auch mal nicht schlecht.
      Also gut,zu den Mahlzeiten wurde uns ja immer Besteck hereingereicht und wir hatten ca.15 min.Zeit,ehe uns das Besteck wieder abgenommen wurde.
      Da ich grösser war als der Zellenkumpel baute ich mich also mit dem Rücken zur Zellentür auf um den Sehschlitz für die Schliesser zu verdecken und schmierte seine Brote mit.Der Zellenkumpel sägte in dieser Zeit den Putz aus den Glasbausteinen und beseitigte immer wieder alle Spuren.
      Diese Aktion dauerte ca.eine Woche und wir hätte fast den ersten Glasbaustein herausnehmen können.Doch eines Morgens,Kumpel war beim Sägen,ich beim Brotschmieren,ging die Zellentür auf und unser Vorhaben wurde entlarvt.
      Oje,das gibt richtig Ärger....dachte ich.
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 14:39:03
      Beitrag Nr. 38 ()
      Und es gab Ärger.Meine Zellenkumpel und ich wurden von je 2 Schliessern ziemlich rabiat in Einzelarrestzellen verbracht.
      Diese Zelle war ca.3-4 qm gross und abgedunkelt.In der Zelle war ein 2.Gitter,welches Waschbecken u.WC nochmals abtrennte.Ohne Schliesser war also nicht mal das Klo erreichbar.Auf dem Boden war ein Holzstreifen von ca.1 x 2 Meter auf dem ich zu stehen hatte.
      Sitzen od.liegen war absolut untersagt.Man hätte durchaus auch noch andere Etablissements,wenn ich mich nicht an die Regeln halten würde.
      Also stand ich da wie ein Doofer und hatte Hunger.Alle paar Minuten glotze ein Schliesser durch den Sehschlitz.
      Dann,nach ca.2-3 Stunden ging das Licht an und irgendein Oberwachtmeister befragte mich,was wir inder Zellen denn vorgehabt hätte.
      Ich antwortete ihm,dass wir nur mal das Grün draussen und die Sonne sehen wollten.seiner Auffassung nach planten wir angeblich die Flucht.
      Was für ein Schwachsinn...dachte ich mir,hier gab es kein Entkommen und ausserdem....wo sollten wir denn hin.Draussen lauerte doch im Prinzip auch ein Gefängnis und sich in der DDR zu verkriechen ist doch absoluter Nonsens.
      Naja,ein paar Stunden später tauchte er wieder auf und wollte wissen,ob ich denn nun mit der Wahrheit rausrücken wolle.
      Als Antwort konnte ich ihm allerdings wieder nur das Gleiche sagen.
      Diese Steherei wurde langsam richtig anstrengend und Hungr machte sich auch immer breiter.Nach meinen Schätzungen musste es inzwischen später Nahmittag sein.Die werden mich doch nicht die ganze Nacht hier stehen lassen...dachte ich.
      Zwischendurch fing ich an zu zählen,um einigermassen ein Zeitgefühl zu bekommen.Nach etwa 3 Stunden,ging dann endlich die Bude auf und ich sollte mitkommen.ein Schliesser verbrachte mich wieder auf die alte Zelle und mein Zellenkumpel war schon da.Es war inzwischen tatsächlich Abend und die Spezialisten hatten in der Zwischenzeit einen Verputzer in die Zelle geschickt,der die Glasbausteine wieder fest verankert hatte.Meinem Zellenkumpel war es natürlich genauso ergangen.Es gab dann sogar noch was zu essen für uns.
      Am nächsten Tag wurden wir innerhalb des Zellentraktes verlegt.
      D.h.auf verschiedene andere Zellen.Seither habe ich den Burschen nie wieder gesehen.
      Ich landete im 3.Geschoss auf einer Zelle mit 2 anderen Häftlingen.
      Deren Haft hatte natürlich auch politische Hintergründe.
      Der eine davon war ein richtiger Witzbold,wohin gegen der andere eher ein miesepetriger Oberlehrertyp war.Der Witzige war ca.25 Jahre alt,der andere vielleicht 22-23.Von dem Witzigen weiss ich noch,dass er über die Tschechei abhauen wollte und dort von Grenzern aufgegriffen wurde.
      Auf jeden Fall haben wir uns von Anfang an gleich gut verstanden und nachdem auch die erste Nacht vorbei war(Nachts waren die Klogeschäfte angesagt,auch eine echte Hürde,vor Anderen auf die Schüssel zu gehen) schien man hier miteinander einigermassen auszukommen.
      Dem Oberlehrertypen machte es allerdings nichts aus,seine“Geschäfte“tagsüber zu erledigen. Egal,man musste ja eh damit umgehen.
      Er wurde allerdings recht schnell,wenn auch unfreiwillig zum Spassvogel.
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 15:14:50
      Beitrag Nr. 39 ()
      Überhaupt vergingen die Tage auf dieser Zelle recht schnell.
      Die Stimmung war auch recht gut und das hatte folgenden Grund.
      Wir waren jetzt auf der Seite des Freigangs untergebracht und hörten nachmittags fröhliche Stimmen und viel Gelächter aus den Freigangkäfigen.
      Wie wir durch Klopfzeichen erfahren hatten,mussten diese Häftlinge Abschiebehäftlinge sein,die offenbar kurz vor der Abschiebung in denWesten standen.Wir diskutierten natürlich pausenlos über diese Thema und jeder stellte andere Thesen dazu auf.
      Wir redeten uns ein und glaubten natürlich auch daran,dass wir wohl auch bald in diesen so ersehnten Bereich gelangen werden.
      Diese Denke hob die Stimmung bei uns natürlich enorm,wobei wirklich nichts darauf hindeutete,dass es wirklich so kommen wird.
      Schliesslich rückte mein Prozesstermin immer näher.
      Am Tag des Termin,brachte mir ein Schliesser meine Zivilklamotten und befahl mir,diese anzuziehen.Kaum drin in den Sachen,fühlte ich mich schon fast als freier Mann. Man brachte mich in die unterste Etage und legte mir in einem Nebenraum wieder Handschellen an,diesmal allerdings ohne die Hände auf den Rücken zubinden.
      Man führte mich ausserhalb des Zellenkomplexes und ich konnte tatsächlich die Sonne sehen und spüren.Dieses Gefühl,nach nun fast 4 Monaten war gigantisch.
      Der Weg führte quer über das Anstaltsgelände,durch die Kriminellen-U-Haft.vorbei an ca.20 inhaftierten,offenbar kriminellen Frauen,bis in das Gerichtsgebäude.
      Dort platzierte man mich zunächst in einem separaten Raum.Die Verhandlung vorher schien sich in die Länge zu ziehen.
      Während ein Schliesser bei mir sitzen blieb und mich zu bewachen hatte,kam schliesslich der andere wieder und beide führten mich einen endlos langen Gang hinab.Am Ende des Ganges konnte ich bereits meine Freundin und meine Eltern stehen sehen.Sie stürmten natürlich sofort auf mich zu,wurden allerdings sofort von 2 Uniformierten beiseite gerissen.Es blieb also bei einem flüchtigen Blickkontakt.
      Nun war ich dann in dem Gerichtssaal angekommen,mein Anwalt war bereits da und begrüsste,ohne mir in meiner Sache Neuigkeiten nennen zu können.Er teilte jedoch mit,dass meine Freundin nun ebenfalls beabsichtigte die DDR zu verlassen und er sie,mein Einverständnis vorausgesetzt,ebenfalls anwaltlich vertreten werde.Natürlich war ich einverstanden.
      Der Richter betrat den Saal und man hatte sich zu erheben.Meine Freundin u.meine Eltern waren zwischenzeitlich auch im Saal.Der Richter verlas kurz um welche Strafsache es sich handelte und forderte danach meine Angehörigen auf,den Saal zu verlassen,da dieses Verhandlung nicht öffentlich sei.
      Nach etwas bla,bla hatte der Richter verschieden Fragen,von denen ich nicht wusste,was die mit dieser Angelegenheit zu tun hätten.Z.B.hatte ich in meinem Zimmer die US-und GB-Flagge von der Decke hängen und er wollte wissen,was ich damit aussagen wollte.Danach zitierte er was ich mal auf einen Briefumschlag geschrieben hatte.......Doch einmal wird es anders sein,dann knasten wir die Bullen ein.Er fragte,ob ich den Verfasser dieser Zeilen kenne,was ich natürlich bejahte und mich als Verfasser zu erkennen gab.Was ich damit ausdrücken wollte,interessierte ihn.Ich erklärte ihm,dass der Inhalt des Briefumschlages der Bescheid über den Entzug meiner Fahrerlaubnis auf 3 Monate war und meine Zeilen aus reinem Frust verfasst waren und keine weiteren Hintergründe hatten.
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 16:45:04
      Beitrag Nr. 40 ()
      Der Richter versuchte natürlich mich mit völlig lächerlichen Vermutungen in die kriminelle Ecke zu schieben,was ihm allerdings nicht gelang.
      Die eigentliche Verhandlung war eine Farce,eine Verteidung war praktisch nicht möglich und meinen Anwalt schien das nicht sonderlich zu stören.
      Schliesslich sollten wir kurz den Saal verlassen und man würde uns dann zur Urteilsverkündung wieder hereinrufen.
      Wieder wurde ich in einen Nebenraum geführt und kurze Zeit später wieder hereingeführt.
      Das Urteil 1 Jahr Gefängnis ohne Bewährung.
      Im ersten Moment grosse Erleichterung doch im 2. blankes Entsetzen.
      Insgeheim hatte ich gehofft,den Gerichtsaal als freier Mann verlassen zu können.
      Die hatten mich tatsächlich zu 12 Monaten Knast verurteilt,ich konnte es nicht fassen und wieder ohne mir einen plausiblen,nachvollziehbaren Grund dafür zu nennen.Ich hatte noch kurz die Gelegenheit mit meinem Anwalt zu sprechen,der das Urteil als sehr knapp empfand und nicht wusste,ob die Zeit reichen würde.
      Zu einer Erklärung hierzu kam er dann leider nicht mehr,da mich die 2 Schliesser sofort wieder abführten.Dabei konnte ich noch einen kurzen Blick auf meine Angehörigen,die immernoch draussen auf dem Gang standen,erhaschen und ab gings wieder in meine Zelle.Sie riefen mir nach,ich solle durchhalten und ich antwortete....keine Sorge,ich mach das schon....und schon war ich ausser Reichweite.
      Die Zivilkleidung wurde dann auch sofort wieder eingesammelt.
      Kurze Lagebesprechung mit den beiden Mithäftlingen auf der Zelle,die ja beide noch auf ihren „Prozess“warteten.Keiner konnte sich so recht einen Reim auf die Aussage des Anwalts machen.Nagut,dachte ich,die etwa 4 Monate,die ich nun bereits hier war werden ja zur Haftzeit angerechnet,also sind es ja „bloss“ noch
      8 Monate.Irgendwie war mir jedoch klar,das ich diese Zeit durchstehenden werde.
      Es hätte ja auch um einiges schlimmer ausgehen können.
      Auf diese Art versuchte ich diesem unsagbaren Urteil etwas Positives abzugewinnen,was mir nach und nach dann auch gelang.
      Nach etwa 2 od.3 Tagen wurde ich dann schliesslich wieder verlegt.
      Man brachte mich wieder zu den Effekten und ich erhielt meine privaten Sachen wieder und sollte meine Zivilkleidung anziehen.
      Hehe,dachte ich geht’s jetzt vielleicht zu denen,die nachmittags immer so fröhlich bei der „Freistunde“ waren ?? Na das wäre ja der Hammer,wenn es jetzt bald in Richtung Westen geht.
      Man verbrachte mich ohne Handschellen wieder in Richtung Gerichtsgebäude,allerdings war der Weg diesmal in der Kriminellen-U-Haft zu Ende.Man brachte mich ins 3.und letzte Geschoss dieser Krimi-U-Haft in die letzte Zelle am Gangende.Alles war sehr,sehr schmutzig.
      In die Zelle kamen nach und nach noch 4 weitere Häftlinge.
      Nach kurzer Lagebesprechung war klar,dass es alles aus politischen Gründen Verurteilte waren.Wir beschlossen zunächst,die unheimlich verdreckte Zelle mit unseren begrenzten Möglichkeiten so herzurichten,dass man es hier ein paar Tage aushalten kann.Der Platz war sehr eng,denn es standen 2 Metalldoppelstockbetten und ein normales Gestell in dieser vielleicht 8 qm grossen Zelle.
      Avatar
      schrieb am 16.09.04 16:47:43
      Beitrag Nr. 41 ()
      -16-
      Es gelang uns schliesslich nach endlosem Putzen,wenigstens das Waschbecken und das WC einigermassen brauchbar hinzubekommen.
      Zwischenzeitlich war es auch abend.Die Schliesser belächelten uns wegen unseres „Putzwahns“,was uns allerdings kaum tangierte.
      Nun ja,wir berieten nun,was die nun wohl mit uns vorhaben.Die Sache mit den fröhlichen Freigangsleuten wusste auch ein anderer Inhaftierter zu berichten und so spekulierten wir darauf,dass wir sicher morgen zur Freistunde ebenfalls nachmittags in die Käfige gebracht werden.
      Der Weg dorthin schien uns allerdings recht weit und uns war klar,dass wenn wir dort hingeführt werden,muss es einen anderen Weg geben,als den,den wir gekommen sind.Naja,das hier alles möglich ist,bewiesen ja schon unsere Urteile.
      Im Vergelich zu den anderen war ich offensichtlich sehr gut weggekommen.
      Einer hatte 18 Monate,ein anderer 14 und einer 2 Jahre und 2 Monate wegen versuchter Republikflucht.An den 4.kann ich mich nicht mehr erinnern.
      Am nächsten Tag dann fiel die Freistunde wg.Regen aus und wir waren mit unseren Vermutungen keinen Schritt weiter.Ein Schlieser fragte nach,ob wir Federballschläger flechten wollten,als Entlohnung lockten 10 od.15 Pfennige/Stck.
      Mit dem Geld könnten wir Zigaretten,Keks ect.kaufen.Wir willigten ein,schliesslich waren wir fast alle Raucher und hatten natürlich keine bzw.nur noch spärliche Vorräte und ausserdem konnte man die Zeit damit totschlagen.
      Wir schafften so jeder ca.10-15 Stck.am Tag.Immerhin 1-1,50 pro Tag.
      Zigaretten gab es schon ab 1,6/Packung.
      Am nächsten Tag dann die Ernüchterung zur Freistunde.Diesmal war zwar tatsächlich ein grösserer Freihof und auch nicht von oben vergittert,doch es war eben nicht der Erhoffte.Unsere Theorie schien dahin.Auf dem Freigelände waren ca.20-30 Inhaftierte und wie sich schnell herausstellte,kamen alle von drüben aus der Stasi-U-Haft.Warum wurde wir Politische immer noch von den „Krimis“
      isoliert ?? Was hatte das zu sagen ??
      Auf dem Freigelände traf ich dann den aus der Nachbarzelle,der mir die Zigaretten
      auf der Ablage hinterlegt hatte,als wir die Stasi supergenial ausgetrickst hatten.
      Er war sehr gross und kräftig und 3 Jahre älter als ich.Wir verstanden uns von Anfang an bestens und hockten fortan immer bei der Freistunde zusammen.
      Er erzählte,dass er auch Leistungssport(Gewichtheben) betrieben hatte und wir uns auf dem früheren Sportgelände sicher das ein od. andere Mal über den Weg gelaufen waren.Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand,dass er später in einer sehr dramatischen Situation unfreiwilliger Hauptdarsteller werden würde.
      Es verging eine Woche ohne einen Anschein,was nun mit uns passieren sollte.
      Da wir eine Aussenzelle hatten,bei der uns die Sicht nach draussen durch eine Milchglasdrahtscheibe,die schon reichlich demoliert war,versperrt wurde,verschafften wir uns den Ausblick,indem wir eine Ecke aus dem Glas herausbrachen und diese immer wieder schön angestellt haben,sodass die Schliesser davon nichts mitbekamen.Dann war es soweit,ich konnte es nicht fassen,ich verbrachte meinen 20.Geburtstag in der Krimi-U-Haft in Karl-Marx-Stadt.
      Es war ein echter Scheisstag und er ging irgendwie nicht rum.Mir schwirrten tausende Gedanken durch den Kopf und ich war sehr schweigsam an diesem Tag.
      Den anderen gelang es irgendwie nicht,mich abzulenken.Hoffentlich ist dieser Tag bald rum...dachte ich nur.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 10:19:34
      Beitrag Nr. 42 ()
      Meine Gedanken waren bei meinen Angehörigen und Freunden draussen.
      Was werden sie heute machen ?? Mein 20.sollte ursprünglich mal eine grosse
      Fete werden.Naja,irgendwann wurde es auch an diesem Tag Nacht und ich konnte dann auch einschlafen,schlieslich hatte ich auch superviele Federballschläger bespannt.
      An den nächsten Tagen war natürlich wieder unsere möglicherweise kurz bevor stehende Abschiebung beherrschendes Thema.Es passierte allerdings nichts ungewöhnliches und schon garnichts,was auf ein nahes Ende der Haftzeit hindeutet.
      Eines Tages dann,wir waren inzwischen etwa 3 Wochen hier,hiess es ...Sachen packen...Oha,dachten wir jetzt geht es doch los.
      Mit gemischten,allerdings eher leicht optimistischen Gefühlen packten wir unsere paar persönlichen Dinge und warteten ab,was nun passieren würde.
      Die Schliesser holten uns ab und verbrachten uns ins Erdgeschoss der Krimi-U-Haft in eine sehr grosse Zelle.Hier waren schätzungsweise 20-25 Häftlinge.Die meisten davon waren offensichtlich Kriminelle,zumindest unterschieden diese sich schon äusserlich drastisch von uns.Zum einen durch die Klamotten und zum anderen sahen diese Leute ziemlich verwildert aus.
      Oje,grosse Ernüchterung machten sich bei uns breit,nach einer kurzfristigen Abschiebung sieht das nicht aus.Die Zustände in dieser Zelle waren eine einzige Katastrophe.Wie lange werden wir hier wohl zubringen müssen.. ??
      An den Gedanken,hier möglicherweise auch Wochen verbringen zu müssen,konnte sich wirklich niemand von uns gewöhnen.Die Krimis hingen hockten sich gleich an den einen Tisch und spielten Skat,als wenn nichts wäre.Unglaublich,was sich hier abspielt,wir standen eher etwas verschüchtert in der Ecke und wurden von den Krimis herablassend beäugt.Alle paar Minuten wurde 2-3 Häftlinge aus der Zelle geholt und kamen kurze Zeit später zurück.
      Nun war auch ich dran und wurde zu einem Anstaltsarzt geführt.
      Dieser überprüfte mich auf Kopfläuse und stellte aus der Distanz den allgemeinen Gesundheitszustand fest.Das wars,und ab ging es wieder zurück auf diese unglaubliche Zelle.
      Schliesslich gab es Mittagessen,...Eintopf..
      Die Krimis stürzten sich regelrecht darauf,während von uns kaum einer einen Brocken hinter bekam.Etwa 1-2 Stunden später nahm diese Horrorveranstaltung zunächst doch ein Ende.Wir wurden jew.zu zweit aus der Zelle geholt und man legte uns draussen Handschellen an,d.h. es wurden jew.2 Häftlinge an ein Handschellenpaar geschlossen.Nachdem nun alle ordentlich verkettet waren,ging es wieder durch diverse Gänge bis hin zu einem bereitstehenden LKW.
      Natürlich waren die Fenster vergittert und mit Milchglas versehen.Ein hinaussehen war natürlich unmöglich.Aufgrund meines recht guten Orientierungssinnes konnte ich jedoch einigermassen verfolgen,wohin der LKW fuhr.Irgendwann verlor ich dann allerdings den Faden,da wir in eine Gegend fuhren,die ich nicht kannte.
      Wir waren dann auf einem Bahngelände angekommen welches sich in der Nähe des Hauptbahnhofes befunden haben musste.
      Wir wurden eine lange steile Treppe hinunter gebracht und befanden uns praktisch unter den Gleisen.Hier war es sehr dunkel und alle paar Meter eine kleine Lampe an der Decke.Die Gänge schienen endlos und wir hatten gut 10 min.Fussmarsch durch diese Katakomben.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 10:20:55
      Beitrag Nr. 43 ()
      Dann wurde es heller am Gangende und man konnte Bahnhofsdurchsagen hören.
      Plötzlich standen wir mitten auf dem Hauptbahnhof,der um diese Zeit von vielen Menschen frequentiert war.
      Einerseits war ich froh,endlich mal andere Gesichter zu sehen und hielt Ausschau nach evtl.Bekannten,andererseits schämte ich mich ziemlich,da ich ja an einen total tätowierten Typen gekettet war.Wir wurden äusserst abschätzig von den vorbeihastenden Leuten betrachet.
      Was würden die Menschen hier sich nur denken ??...waren meine Gedanken.
      Wir wurden auf ein Gleis ziemlich ausserhalb des grossen Getümmels verbracht.
      Dort standen wir schön aufgereiht und warteten ca.30-40 min.,bis ein Zug auf diesem Gleis einfuhr.Die letzten 2 Waggons hatten ganz kleine,vergitterte Fenster aus Milchglas.In diese Waggongs wurden wir schliesslich verbracht.Die kleinen Transportzellen waren für jew.4 Häftlinge ausgelegt.
      Wir wurden nach einem uns nicht ersichtlichen Schema auf diese Zellen verteilt.
      Keiner wusste natürlich wo es hingeht,klar war lediglich,in den Westen geht´s nicht.Auf meine Zelle kamen noch 2 Politische und dann ein Typ der Kategorie
      2 Meter auf 2 Meter.Er war schätzungsweise 28-30 Jahre alt und hatte eines sogenannte Knastträne unter dem Auge tätowiert.Der Typ war ein Tier.Er hatte sehr dunkle Augenränder und irgendwie sah man ihm die Brechstange zwischen den Zähnen an.Ich war damals bestimmt niemand,der Ärger freiwillig aus dem Weg gegangen war,doch mit diesem Typen würde ich mich nicht anlegen wollen. Während wir 3 noch dämlich in dieser Zelle standen,setzte er sich und fragte,ob wir Zigaretten hätten.Einer von bot ihm eine an.Kurze Zeit später,fragte er wohin den unserer Reise geht,was wir ihm natürlich nicht beantworten konnten.
      Er sollte nach Berlin zu Gericht gebracht werden.Er sass bereits im Gefängnis in Waldheim und verbüsst dort eine 6 Jährige Haftstrafe wegen Gefangenenbefreiung von der er bereits 4 Jahre abgesessen hatte.
      Er erzählte,dass es im Knast wohl Ärger gab und er nun erneut wegen Gefangenenmeuterei verurteilt werden sollte.Er ging davon aus,dass es wohl nochmal 2-3 Jahre Nachschlag geben würde,allerdings sah er das ziemlich entspannt.Wir hatten es hier also mit einem erfahrenen Knacki zu tun,der auch nicht das erste mal einsass und so fragten wir ihn aus,was im Knast so abgeht.
      Was er so von sich gab,klang ja nicht gerade erbaulich.Offensichtlich ging es im Knast ziemlich rabiat zu.Für ihn war das alles selbstverständlich.
      Irgendwann bat er nochmal um eine Zigarette.Keiner von uns hatte allerdings noch Streichhölzer.Er wummerte also ziemlich heftig gegen die Zellentür bis ein Schliesser kam und uns zusammenscheissen wollte.Der Schliesser erblickte den Typen und fragte plötzlich ganz sanft,was denn los sei.Der Typ meinte nur...Besorg mir mal Feuer ...und der Schliesser gab ihm tatsächlich eine Schachtel Streichhölzer.Wir sassen da und schauten uns an,wir konnten nicht glauben,was wir da eben erlebt haben.Etwas später wurde uns klar,dass der Typ dem Schliesser mit ziemlicher Sicherheit eine gebrettert hätte,hätte dieser Stress gemacht.
      Dem Typen schien irgendwie alles egal zu sein und dem Knast in Waldheim war er offensichtlich so eine Art Chef im Ring.Er berichtete uns von verschiedenen Zuchthäusern,in die man uns möglicherweise verbringen wird.
      Bautzen,Brandenburg,Naumburg,Bützow,Cottbus....ect.
      Er wusste zu berichten,dass in diesen Zuchhäusern wohl sehr viele Politische einsitzen würden.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 10:23:23
      Beitrag Nr. 44 ()
      Aus seinen Erzählungen wurde klar,dass Bautzen und Brandenburg sicher nicht die beste Lösung für uns wären.Inzwischen waren wir nach diversen Zwischenstopps irgendwo bei Dresden auf einem Abstellgleis angelangt.
      Hier standen wir schätzungsweise 2-3 Stunden.Das Fenster liess sich leicht ankippen und so konnten wir durch die Seiten einen Blick nach draussen erhaschen.
      Der Bär wollte dann auch mal schauen und brach die 2 Stahlriegel von dem Kippfenster herunter,so dass man nun freien Blick nach draussen hatte.
      Hinter dem Bahngelände konnte wir ein paar Leute auf der angrenzenden Landstrasse beobachten,die sich offensichtlich dort trafen um gleich gemeinsam in den Urlaub zu fahren.Zumindest deuteten die mit Dachgepäckträgern versehenen
      Fahrzeuge darauf hin.....Das sind echte Glückspilze ....dachten wir und uns wurde wieder klar,dass es bei uns wohl noch eine Weile dauern wird,bis auch wir wieder mit Freunden eine Urlaubsreise machen könnten.
      Es wurde langsam dunkel und unsere Waggongs wurden wieder an einen anderen Zug angekoppelt.Die Reise ging also weiter.Nach etwa 1-2 Stunden waren wir in Bautzen angekommen.Hier wurden einige Häftlinge aus den Zellen geholt und für uns begann das grosse Zittern.Nach Bautzen wollte nachdem,was wir hierüber erfahren hatten nun wirklich niemand.
      Es dauerte eine ganze Weile,bis sich der Zug wieder in Bewegung setzte.
      Durchatmen bei uns,niemand musste raus.
      Die Fahrt ging also weiter,es war inzwischen dunkel draussen.
      Nächste Station war Cottbus,auf der Bahnhofsuhr war es kurz nach 24 Uhr.
      Die anderen 2 Politischen wurden bereits aus der Zelle geholt und ich dachte mir......Scheisse,ich fahre wohl weiter,doch die Zellentür ging nochmal auf und auch offenbar war Cottbus auch mein Bestimmungsort.
      Wir wurden wieder angekettet und wieder ging es durch die Katakomben bis wir auf einem entlegenen Güterbahnhof angelangt waren.
      Hier stand wieder so ein LKW bereit,der uns nun weitertransportieren sollte.
      Die Fahrt dauerte nicht lange ,der LKW hielt an und wir hörten plötzlich wie sich grosse Gittertore in Bewegung setzten.
      Der LKW fuhr noch ein Stück weiter und hielt schliesslich an.
      Wir mussten aussteigen und was wir da erblickten,schien so unwirklich,so kalt.
      Man vernahm Geräusche eine Kreissäge, sah diese grossen vergitterten Gebäude,die kreuzförmig angeordnet und im Erdgschoss miteinander verbunden waren und ringsum etwa 4 Meter hohe Mauern.
      Die Beleuchtung des Geländes war äusserst spärlich.Aus dem Schornstein eines Gebäudes,aus dem man auch das Kreissägengeräusch vernahm,stieg weisser Rauch auf.Diese Kulisse sah einem KZ,wie man es aus dem Geschichtsbüchern kannte,absolut ähnlich.
      Mir lief es eiskalt den Rücken runter.Wir mussten uns in Reih und Glied aufstellen.
      Die Krimis machten sich über uns lustig und riefen immer wieder.....traue keinem Ersttäter....und was weiss ich noch.
      Wir schauten uns alle etwas ungläubig an und uns war natürlich klar.
      ....hier ist für uns vorläufig Endstation,nichts ist,mit kurzfristiger Ausreise.
      Man brachte uns in eine grosse sogenannte Transportzelle und isolierte uns zunächst von den Krimis.Hier standen schätzungsweise 20 3-etagige Stahbetten
      mit schmutzigen Decken und hier sollten wir unsere erste Nacht in Cottbus verbringen.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 13:56:31
      Beitrag Nr. 45 ()
      Auf diesen verdreckten Betten wollte natürlich kaum einer schlafen.
      Erschöpft waren wir natürlich alle.Ich setzte mich schliesslich an einen Tisch und versuchte irgendwie im sitzen zu schlafen.
      Am nächsten Morgen wurden wir in ein Kellerverliess gesperrt,in dem sich bereits einige Krimis aufhielten und munter Karten spielten.
      Sie waren reichlich belustigt,als sie uns sahen und machten ihre Witzchen über uns.Das ekelerregende Frühstück,was uns hereingereicht wurde konnte ich wirklich nicht anrühren,obwohl ich reichlich Hunger hatte.Dieses verdreckte Kellerloch sorgte dafür,dass sich mein Hunger schlagartig verflüchtigte.
      Eine Tasse von dem bereitstehenden Malzkaffee reichte mir völlig.
      Kurze Zeit später wurden einige der Krimis wieder abtransportiert,ihre Reise an den Bestimmungsort wurde offenbar nur kurzzeitig unterbrochen.
      Uns Politische holte man kurz darauf ab und wir wurden zu den sogenannten Effekten verbracht.Auf dem Weg dorthin konnten wir unser zukünftiges Zuhause erstmals bei Tageslicht betrachten.Einladend sahen die roten Backsteingebäude wirklich nicht aus.Vergitterte Fenster,teilweise mit Blickschutz versehen und unerklärliche Beschriftungen unter den Fenstern wirkten wie bereits erwähnt,wie ein KZ aus Hitlers Zeiten.
      Umgeben waren wir von meterhohen Mauern,welche gelegentlich durch hohe Metallgitterzäune unterbrochen waren.Dahinter waren Hundelaufanlagen ehe erneut meterhohe Metallgitterzäune mit Wachtürmen den äusseren Abschluss des Geländes markierten.
      Bei den Effekten erhielten wir Sträflingskleidung,Anstaltsunterwäsche(lange Unterhosen)Zahnputz-u.Rasierutensilien,sowie Teller,Tasse und Besteck.
      Unsere Zivilkleidung und unsere persönlichen Sachen wurden hier aufbewahrt.
      Nachdem wir alle unsere braunen Uniformen mit gelben Streifen an den Armen und auf dem Rücken verpasst bekommen hatten,mussten wir draussen vor dem Gebäude antreten.An uns kam eine Kolonne bereits längerer Inhaftierter vorbei.
      Einer aus unseren Reihen erkannte darin seinen Schwager und stürmte sofort auf ihn zu und umarmte ihn.Plötzlich sprangen 2 Schliesser dazwischen und schlugen auf die beiden mit ihren Gummiknüppeln ein und trennten sie sofort.
      Bei dieser Aktion bekamen wir gleich einen kleinen Vorgeschmack,was uns hier erwartet.Wir wurden auf die sogenannte Zugangsstation verbracht.
      Die Zellen waren mit zusätzlichen Gittern,die WC und Waschbecken vom übrigen Raum trennten,versehen.Das Fenster war durch das Gitter ebenfalls nicht zu erreichen,jedoch war es wenigstens nicht aus Milchglas.
      In der Zelle standen ein Doppelstockbett und eine einfache Liege.
      Einen Schrank für unsere Utensilien gab es ebenfalls.Eine Grundreinigung war auf jeden Fall auch erstmal nötig,aber man hatte darin ja bereits einschlägige Erfahrung.Bevor nun jeder seine Geschichte berichten konnte,wurden wir auf den Gang vor den Zellen geholt.
      Der für den Zugang zuständige Leutnant erklärte uns,was wir hier zu tun und zu lassen hätten.Mein Bekannter aus der U-Haft in Karl-Marx-Stadt,der ehem.Gewichtheber, musste die Knastordnung verlesen.
      Danach befragte uns der Leutnant hierüber und erhielt natürlich keine ausreichenden Antworten.Der Gewichtheber musste die Anstaltsordnung also nochmal vorlesen.Wieder reichten ihm die antworten nicht und er sollte noch mal lesen.Als dieser sich weigerte,war die Hölle los und der Leutnant wollte mit seinem Schlagstock wieder zuschlagen.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 13:58:26
      Beitrag Nr. 46 ()
      Der Gewichtheber hielt jedoch den Schliesser fest und drückte seine Arme nach unten,sodass es ihm unmöglich war zuzuschlagen.Jedoch eilten ihm sofort 4-5 Schliesser zur Hilfe und man pferchte uns in unsere Zellen.
      Schliesslich prügelten sie zu dritt auf den Gewichtheber ein.Er gab jedoch keinen Laut von sich.Später führten sie ihn ab auf die Arrestzellen im Untergeschoss des Zellentraktes.Wir waren reichlich erschüttert von diesem Zwischenfall und sollten den Gewichtheber so schnell nicht wieder zu Gesicht bekommen.
      Spätestens jetzt hatten wir unsere Situation hier begriffen und es war schnell klar,nur die Fresse halten macht Sinn,die prügeln einen hier drin notfalls tot und
      niemand würde sich dafür interessieren.Ausserdem war klar,hätte der Gewichtsheber zurückgeschlagen,hätte es mit Sicherheit Nachschlag gegeben und die Ausreise hätte er sich sicher abschminken können.
      Am nächsten Tag kam der Schliesser und fragte,wer Kartoffeln schälen wollte.
      Es meldeten sich fast alle und wir wurden in die Katakomben des Zellenhauses gebracht.Hier unten stank es wie die Pest,wir standen im Wasser .
      Es standen einfache Holzhocker bereit.Es war sehr dunkel und natürlich dreckig wie sonstwas.Jede Menge Ratten huschten an uns vorbei.
      Naja,ich dachte so bei mir,was der Mensch alles so aushalten kann.
      Die meisten Kartoffeln waren schon halb verfault und wir mussten ohnehin da meisten wegschneiden.Na immerhin konnten wir so dafür sorgen,dass uns keine faulen Kartoffeln zum Frass vorgesetzt wurden.
      Wir sassen also dort im halbdunkeln und jeder erzählte seine Geschichte.
      Auf diese Art und Weise erfuhr ich von wirklich ganz üblen Tragödien.
      Einer beispielsweise wurde samt Ehefrau eingesperrt und zu 18 Monaten verurteilt.
      Er hatte 2 Kinder,diese sollten bei den Grosseltern bleiben,wurden dort jedoch
      Von der Stasi abgeholt und in ein Kinderheim verbracht.Seine Frau erlitt in der
      U-Haft mehrere Nervenzusammenbrüche und war offenbar auch extrem körperlich angeschlagen,da sie in der U-Haft 15-20 Kg abgenommen hatte.Er war äusserst besorgt um seine Frau und hatte sie zuletzt beim gemeinsamen Prozess gesehen.
      Er selbst war inzwischen auch das reinste Nervenbündel und da er mit auf meiner Zelle war,versuchten wir ihn immer wieder aufzubauen,was uns allerdings nur schwerlich gelang.
      Es würde wohl noch eine Zeit dauern,bis er Briefkontakt zu seiner Frau aufnehmen kann.Inzwischen war fast eine Woche vergangen und es war wahnsinnig heiss auf unserer Zelle.Die Schliesser liessen uns in dieser Zeit einigermassen in Ruhe.
      Doch damit sollte es plötzlich vorbei sein.Ein berüchtigter Schliesser,sein Spitzname war „RT“ für Roter Terror“war offenbar aus dem Urlaub zurück und zeigte uns dann gleich mal,wie es ab sofort lang zu gehen hatte.
      Nahezu täglich zestörte er die frisch gebauten Betten und machte uns klar,wie diese ordnungsgemäss auszusehen hatten.Auch unsere Utensilien aus den Schränken
      Warf er ständig zu Boden und meinte,dass die Schränke nach einem bestimmten Schema einzuräumen wären.Der RT war eine richtig miese,hinterhältige Fratze und freute sich immer wenn er uns richtig drangsalieren konnte.Er wartete regelrecht darauf,dass ihm einer widersprach,damit er ihm den Gummiknüppel überschmettern konnte.Wir taten ihm den Gefallen nicht.Ich war von mir sehr überrascht,mit welcher Ruhe ich all diese Dinge hinnahm,selbst ohne den Gedanken zu haben,ihm jetzt mal ordentlich eine abzuräumen.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 14:09:11
      Beitrag Nr. 47 ()
      Das Zuchthaus Cottbus


      In dem Gebäude links mit Blick auf die Giebelseite,war im obersten Geschoss zu meiner Zeit der Zugang.
      Im Gebäude ganz links war mein späterer Aufenthalt,hier waren die sogenannten EB´s(Erziehungsbereiche).
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 14:18:22
      Beitrag Nr. 48 ()
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 14:24:22
      Beitrag Nr. 49 ()
      von denen jährlich ca. 1200 durch "Freikauf" in die Bundesrepublik Deutschland gelangten.

      tja so kann man auch geld verdienen :(
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 14:24:47
      Beitrag Nr. 50 ()
      ....und soll ich Dir mal was ganz schlimmes sagen @V12 ???? ...

      ich habe kurz nach der Wende ein Ehepaar aus Bauzen kennengelernt ... durch eine Bekannte ... beide unheimlich nett, wir haben uns angefreundet...

      erst nach ein paar Wochen erzählten sie mir freiwillig bei der Stasi gewesen zu sein ... sie war mittlerweile in psychiatrischer Behandlung, ihre eigene Vergangenheit machte ihr absolut zu schaffen, die Aufarbeitung hat auch das Eheleben stark belastet...

      aber es kam noch schlimmer .... ich wurde zu ihnen nach Hause eingeladen und da war auch ein sehr netter alter Herr zu Gast, der Vater meiner Bekannten .... ich habe mich prima mit ihm unterhalten, er hatte auch sehr viel Humor....

      und was war er zu DDR-Zeiten ???? .... Schließer im Gefängnis von Bauzen....

      für mich ist zwar keine Welt zusammengebochen, aber wenn ich Deine Geschichte jetzt so lese frage ich mich echt ob ich ein gestörtes Wahrnehmungsverhältnis habe..

      P.S. aber ich habe durch meine Stasi-Bekanntschaft auch viel über die internen Druckmittel erfahren die dort innerhalb der " Belegschaft" ausgespielt wurden .... es sind einfach Dinge die man kaum real verarbeiten kann...
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 14:30:00
      Beitrag Nr. 51 ()
      @Schabrackchen,sei mir nicht böse,aber für ehem.Stasimitarbeiter habe ich seither nur tiefste Verachtung übrig und dabei interessieren mich deren heutige Ausreden absolut nicht.Sie waren sich seinerzeit sehr wohl bewusst,was sie den Menschen antun.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 14:48:12
      Beitrag Nr. 52 ()
      aus Deiner Sicht kann ich das absolut verstehen .... wenn ich alles das hätte durchstehen müssen, ich wäre wohl auch unversöhnlich...

      ..aber aus meiner Sicht, man hat im Westen mit Sicherheit mehr über solche Maßnahmen gehört als bei euch im Osten ... ich habe erst mal nur diese Menschen beurteilt wie ich sie kennengelernt habe, ich wußte ja nichts von dieser Vergangenheit, aber ehrlich ... auch jetzt wo ich es weiß .... sie sind wirklich nett in meinen Augen...

      sie sprechen mit gegenüber auch sehr frei über diese Dinge, auch ohne sie im Nachhinein gut zu heißen, sie kannten es einfach nicht anders als ihrem Staat zu dienen...

      P.S. ... wir haben uns jetzt schon eine ganze Weile nicht gesehen muß ich zugeben, sie sind zwar oft in Berlin, aber zu mir kommen sie eigentlich nicht mehr, warum auch immer.... aber sie denken immer an meinen Geburtstag, am Telefon verstehen wir uns wunderbar...

      das Kuriosum bei der ganzen Geschichte ist noch, fast meine ganze Familie arbeitet beim Verfassungsschutz, eigentlich bin ich die einzige die dort nicht arbeitet....

      was mich daran so wahnsinnig stört ..... zwei Geheimdienste die immer gegeneinander gearbeitet haben, heute ist das alles nur noch Geschichte und keiner macht sich mehr wirklich Gedanken um die Opfer dieser Feindseligkeiten ... plötzlich ist alles nur noch ein trauriger Irrtum oder gar ein Witz gewesen...

      aber wir müssen lernen damit zu leben glaube ich .... und es geht auch .... man muß miteinander sprechen...
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 15:00:35
      Beitrag Nr. 53 ()
      ...mein nachbar zwei häuser weiter ist 82, ein wirklich netter mensch, ruhig, hilfsbereit, alles. so ein richtig netter opi, würde man sagen.

      und irgendwann hat er mir dann mal erzählt, dass er bei der waffen-ss war... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 15:08:22
      Beitrag Nr. 54 ()
      #33, 34 Mausel, du darfst dich ruhig empören ... entnimm meinen Worten das Entsetzen ... Allerdings habe ich schon öfter gedacht: DAS darf doch nicht wahr sein. Auch "hier im Westen"! :(
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 15:09:18
      Beitrag Nr. 55 ()
      die alten stasikader sitzen doch immer noch an der macht dort drüben ...

      sind ja schließlich für diverse verwaltungstätigkeiten und andere höhere ämter ausgebildet ...

      auch wenn einige ausgemustert wurden konnte und kann man die meisten gar nich so schnell ersetzen ...

      müßte man ja die halbe bevölkerung der ehemaligen ddr oder sogar noch mehr austauschen ...

      wie sollte das denn gehen ...

      und so stasiausgebildete machen doch immer noch so manchen das leben dort drüben schwer hab ich mal gehört ...

      hinter deren psychotricks kommt man als normal bürger gar nich so schnell dahinter ...

      redet euch nur mal alle ein es wär wirklich alles vorbei ...

      ich hab mit genügend von dieser sorte hier im westen zusammen gearbeitet ...

      fast alle meinten im grunde hät sich nich viel geändert ...

      und den gleichen psychoterror wie drüben haben die gleich mitgebracht ...
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 15:14:15
      Beitrag Nr. 56 ()
      @Karl ... Du kannst darüber denken wie Du willst, aber man sollte es diesem netten OPI hoch anrechnen sich überhaupt geoutet zu haben...

      wenn es um Schuld geht .... dann dürfte ich meinen Eltern heute noch nicht verzeihen was sie mir in meiner Jugend angetan haben, aber es gab Erziehungsnormen, da habe nicht nur ich drunter gelítten ... sondern meine ganze Generation...

      es war schon immer schwer, in welcher Generation auch immer, gegen den Strom zu schwimmen, alles sollte immer nach außen harmonisch sein, keiner wagte es auszubrechen aus einer Doktrin .... die Erkenntnis etwas falsch gemacht zu haben kam ja immer erst viel später....

      schlimm finde ich nur, wenn es heute noch Menschen gibt die selbst schlimmste Verbrechen immer noch gut heißen und immun sind gegen jede Zweifel und Erkenntnis...

      es hat sich auch in der Verbrechenbekämpfung als hilfreich erwiesen Täter und Opfer zusammenzuführen, es ist leicht etwas Anonymes zu verachten oder auch zu hassen, wenn man die Betroffenen kennenlernt und auch die Lebensumstände und Lebensgeschichten kennt ... da sieht das alles schon ganz anders aus....
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 15:18:44
      Beitrag Nr. 57 ()
      #52 @Wilma ... ich empöre mich doch nicht, über manche Blauäugikeit muß ich mich nur wundern ... denn es ist ja schon genug berichtet worden....

      ...und ich gebe Dir recht, im Westen ist nicht alles beim Besten ( deshalb ist ja auch die Meinungsfreiheit so wichtig.... ) .... aber was nützt die Meinungsfreiheit wenn sie niemand ernst nimmt....
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 15:45:47
      Beitrag Nr. 58 ()
      ansonsten gilt, man sollte diesen Thread hier nun wirklich nicht mit abgedroschenen Themen zumüllen

      ich wollte hier nicht unterbrechen

      Danke Schatz, sehr rücksichtsvoll :kiss:
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:01:48
      Beitrag Nr. 59 ()
      W:0
      Kann man Mausel nicht wenigstens so lange sperren,
      bis V12 seine Geschichte ferig geschrieben hat :confused:
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:16:50
      Beitrag Nr. 60 ()
      #55 Mausel, bin nicht blau-, sondern grünäugig! :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:16:52
      Beitrag Nr. 61 ()
      ...ich denke, mich mit meinen Beiträgen innerhalb des Themas bewegt zu haben, was man von euch beiden nicht gerade behaupten kann...

      #57 ...Du hast es gerade nötig Herr @Hetfield...
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:19:30
      Beitrag Nr. 62 ()
      V-12, sag doch mal schnell, ob du wenigstens zum Schluß glimpflich davon- bzw. weggekommen bist. Dann kann man das Ganze mit viel mehr innerer Ruhe lesen.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:21:01
      Beitrag Nr. 63 ()
      wenn es heute noch Menschen gibt die selbst schlimmste Verbrechen immer noch gut heißen und immun sind gegen jede Zweifel und Erkenntnis...

      aber man sollte es diesem netten OPI hoch anrechnen sich überhaupt geoutet zu haben...

      Also kann man ruhig KZ-Wächter oder Stasimann gewesen sein ... solange man das später nicht mehr gut findet und sich outet, ist alles ok :bash: :bash:
      Du hast den Schuss echt nicht gehört, Mausel :mad:
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:22:24
      Beitrag Nr. 64 ()
      #60
      Nein! Sie haben ihn erschossen! :(


      Sorry - konnte mich nicht zurückhalten :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:22:42
      Beitrag Nr. 65 ()
      Nö, Wilma, ist nicht gut ausgegangen. V12 ist auf der Flucht erschossen worden :(
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:23:23
      Beitrag Nr. 66 ()
      Hete war 18 Sekunden schneller :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:37:26
      Beitrag Nr. 67 ()
      #61 kpk .... ich habe schon Reportagen von ehemaligen britischen und amerikanischen Fliegern aus dem 2. Weltkrieg gesehen, die damals, als sie die Bomben fallen ließen auf Deutschland geradezu fast einen inneren Organsmus verspürt haben .... aus dem Grund für eine gute Sache gearbeitet zu haben....

      in dem Interview, ca. 45 jahre später, war ihnen klar viele Unschuldige Menschen auf dem Gewissen zu haben .... und sie haben sich fast alle vom Krieg distanziert, ihn zumindest bedauert .... und waren absolut für Friedensverhandlungen und Annäherung ehemaliger Feinde...

      @kpk... wie blöd bist Du eigentlich .... hast Du noch nie in Deinem Leben etwas bereut ???? .... warst oder bist Du immer der meinung alles richtig gemacht zu haben , auch aus der Sicht einer jahrelangen Entfernung und neu erlangten Erkenntnissen ???? .... ich frage mich wer von uns beiden den Schuss nicht gehört hat....
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:42:53
      Beitrag Nr. 68 ()
      mausel kannst du nicht einfach mal jemand respekt zeigen, der sich mit dem thread offensichtlich mühe gibt, und deine klappe halten?
      hier geht es um ne geschichte, und nicht um deine dämlichen befindlichkeiten. es müssen nicht in jedem thread die mauselfestspiele stattfinden.
      lies einfach mal mit und sei still.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:44:45
      Beitrag Nr. 69 ()
      @mausel: falscher Thread!

      Schreibst Du hier: Thread: Wer ist hier der Oberpichler?

      Mit Deinem fundierten Wissen zu diesem Thema, gesammelt
      in zahlreichen Selbstversuchen, solltest Du eine Bereicherung
      für diese Diskussion sein!
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 16:45:02
      Beitrag Nr. 70 ()
      geh´ mal einfach mit gutem Beispiel voran @Heizkessel .... was hältst Du davon...

      außerdem ist es nicht Dein Thread, sondern der von V-12 .... er kann sich gerne bei mir beschwerten, aber Du bitte geh´ mir von der Pelle, danke...
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 18:12:50
      Beitrag Nr. 71 ()
      posting #48 bis #68 könnte man eigentlich gut in folgendem thread unterbringen damit die story von v-12 nich seinen fluß verliert.

      Thema: Kommentare zur Geschichte ...... [Thread-Nr.: 905413] ...... (extra von v-12 eröffnet)

      http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/threadpag…

      oder zumindest alle zukünftigen postings.
      schönen dank im vorraus.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 18:28:38
      Beitrag Nr. 72 ()
      Diese Einstellung war mit Sicherheit nicht die Schlechteste und man hatte so weitgehend Ruhe vor übermotivierten Schliessern.
      Ich dachte mir .....wenn ich irgendwann im Westen bin,müssen die immer noch hier in dem Dreckloch auf und ab rennen.
      Die Zeit hier auf dem Zugang verging sehr schleppend,da kaum etwas passierte.
      Zum Kartoffeln schälen wollte sich kaum noch jemand freiwillig melden und so wurden immer andere dazu abkommandiert.
      Irgendwann mussten auch wir uns wieder zu den Ratten in den nassen Katakomben gesellen.
      Nach etwa 3 Wochen wurden wir dann auf die einzelnen EB´s(Erziehungsbereiche)verteilt.Wie man sich als Neuling dort am besten verhält,darüber hatten wir ja auch ausreichend Schauergeschichten gehört.
      Naja ich wurde dem EB 6 Zelle 203 wenn ich mich recht erinnere zugeteilt.
      Der Schliesser sperrt die Zellentür auf und die Zelleninsassen schliefen alle.
      Also ging ich mit meinen Knastutensilien hinein und warte ab,was passiert.
      Nach und nach erhoben sich die Häftlinge aus den Betten und begrüssten mich erstaunlich freundlich.Wie sich schnell herausstellte,waren es 4 Politische und 2 Krimis.Der Boss der Zelle kam sofort auf mich zu und erklärte mir,wie hier der übliche Ablauf aussieht.Ganz gross empfand ich,dass er mich fragte,ob ich Zigaretten bzw.Tabak hätte.Leider waren meine Vorräte aufgebraucht.
      Er nahm dies wortlos zur Kenntnis.Von einem anderen Mithäftling erfuhr ich,dass der Zellenboss bzw.Stubenälteste der Bandleader einer in der DDR sehr bekannten Band war.Natürlich war mir der Name der Band ein Begriff.
      Auf der Zelle war ich mit Abstand der Jüngste.
      2 waren etwa Anfang 40,der Bandleader war etwa Mitte 30,der Lange war 25 ein Krimi war 24 und der andere auch Mitte 30.
      Auf den ersten Blick schien es mir,dass alle einigermassen erträglich waren.
      Es hätte durchaus schlimmer kommen können.Zur Freistunde kam der Stubenälteste auf mich zu und drücke mir ein Päckchen Tabak und Papier in die Hand und meinte...hier,damit du was zu rauchen hast....und ging weiter.
      Unglaublich,dachte ich mir,was wirde es denn damit auf sich haben.
      Wann hatte ich zuletzt echte Menschlichkeit erlebt ?? Bisher war mir immer nur klar,hier kannst du wahrscheinlich niemanden trauen,schliesslich war inzwischen bekannt,dass es von Schnüfflern und Verrätern im Knast nur so wimmelte.
      Wenn es darauf ankam,waren sowieso alle aus politischen Gründen hier.
      Zurück auf der Zelle gab es dann erstmal einen gemütlichen Tee.
      Alle Zelleninsassen setzeten sich an die Tische,die in der Mitte des Raumes zu einem grossen Tisch zusammengestellt waren.
      Tee trinken war so eine Art Highlihgt,denn die Zubereitung ausserhalb genehmigter Zeiten war natürlich verboten.Der Lange war von Beruf Elektriker und hatte einen sogenannten Dröhner gebaut.Dieser bestand aus 2 kleinen Metallplättchen die parallel mit Isoscheiben verschraubt wurden und einem langen Kabel.
      Der lange stellte sich auf den Tisch und hielt die blanken Kabelenden an die Stromzufuhr der Neonlampe an der Decke und einer hielt den Dröhner in den Teepott und superschnell kochte das Wasser.Jeder hatte nun seine Tasse Tee und was zu rauchen und nun konnte in Ruhe meine Geschichte besprochen werden.
      Der Musiker lauschte auch aufmerksam und rauchte genüsslich eine Pfeife.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 18:31:19
      Beitrag Nr. 73 ()
      Irgendwie war es richtig gemütlich und ich war froh,auf so nette Mithäftlinge getroffen zu sein.
      Abends dann,so gegen 10 mussten wir zur Nachtschicht ausrücken.
      Gearbeitet wurde im VEB Pentacon Dresden,die hochwertige Kameras für den Westexport herstellten.Der Arbeitsbereich befand sich auf dem Gefängnisgelände und wurde hauptsächlich von zivilen Meistern des VEB Pentacon betreut.
      Ich war ja ausgebildeter Maschinenbauer und Werkzeugmacher und so wurde ich den beiden älteren Mithäftlingen in die Reparaturwerkstatt zugeteilt.
      Schnell merkte ich,dass dies wohl einer der besten Jobs hier war.Wir hatten keine Normen zu erfüllen sondern immer nur dafür zu sorgen,dass die defekten Werkzeuge wieder zügig repariert wurden.
      Die anderen waren in der Stanzerei und zum Entgraten eingeteilt.Sie hatten heftige Normen zu erfüllen und wenn sie es nicht schafften,wurde zunächst der Einkauf gekürzt und ansonsten drohte sofort Arrest.
      Verletzungen in diesen Bereichen waren mangels Arbeitsschutz an der Tagesordnung.
      In der Stanzerei hat auch so mancher Häftling einen Finger oder manche sogar eine Hand verloren.Die Zustände dort waren eine Katastrophe.
      Obwohl wir keine Normen zu erfüllen hatten,waren wir äusserst wichtig für die Produktion.Denn wenn die Stanzwerkzeuge defekt waren,stand logischerweise auch solange die Maschine still.
      Die zivilen Meister waren eigentlich auch ganz umgänglich und so hatten wir während der Arbeit weitgehend unsere Ruhe.
      Eines Tages traf ich dann dort auch den Gewichtheber wieder.Er war Maurer un die hatten neben unserer Werkstatt ihren Lagerraum.Seine Augen hatten noch gelbe Ränder.Wie er erzählte hatte die Schliesserschweine ihn noch ordentlich verdroschen und ihn anschliessend für etwa 3 Wochen in eine Arrestzelle im Keller gesperrt.Alles in allem hat er diese Geschichte ohne grössere Verletzungen überstanden und hatte dies wohl inzwischen ganz gut verdaut.
      Er war allerdings der Ansicht,wieder genauso zu handeln,wenn ihm dies erneut passieren würde.Ein echter Hartriegel.
      Der erste Arbeitstag war morgens 6 Uhr beendet und wir wurden von den Schliessern zum Frühstück abgeholt.
      Es ging quer durch das Gelände in einen grossen Speiseraum in dem schätzungsweise schon etwa 100 Häftlinge sassen.
      Es roch nicht besonders verlockend und es gab das Übliche....Brot,Marmelade und einen Zipfel Teewurst,die überhaupt nicht geniessbar war und dazu natürlich diesen wiederlichen Malzkaffee.
      Anschliessend ging es auf die Zelle und für uns war erstmal Nachtruhe angesagt.
      Plötzlich hörten wir auf dem Gang einen lauten Schrei....Zäääählung brüllte ein Schliesser und schon ging die Zellentür auf.Wir hatten uns alle in Reih und Glied aufzustellen und der Stubenälteste hatte Meldung zu machen.
      Herr Leutnant ich melde Verwahrraum 203 mit 7 Häftlingen zu Zählung angetreten.
      Das wars.Dieses Szenario sollte sich nun täglich 2 mal wiederholen.
      Jeder legte sich in seine Kiste und wir konnten bis irgendwann nachmittags schlafen.
      Avatar
      schrieb am 17.09.04 22:14:43
      Beitrag Nr. 74 ()
      #63 Dann ist jedenfalls die Ich-Form der Geschichte "unecht". Wollte das eigentlich nur hinterfragen; danke.
      Und nun bitte keine dummen Kommentare hierzu. Es tut der Sache keinen Abbruch; ich weiß nur gern genau, ob jemand über sich oder über andere spricht/schreibt.
      Avatar
      schrieb am 18.09.04 11:22:21
      Beitrag Nr. 75 ()
      -24-
      So vergingen die Tage,ohne grössere Vorkommnisse.
      Eines Tages,unglaublich aber wahr,durften wir auf einem staubigen Hartplatz neben dem ArbeitsbereichVolleyball spielen.Wir konnten es kaum fassen,da diese Bereiche eigentlich den Krimis vorbehalten waren.Warum wir diese Ausnahmeregelung geniessen konnten,war für uns nur zu erahnen.Es musste mit unserem Musiker zusammenhängen.Offenbar war unser „Erzieher“Leutnant grosser Fan von der Gruppe Magdeburg und soweit ich weiss,erhielt er diverse signierte Platten von ihm.Auf unserem EB tummelte sich ohnehin reichlich Ostprominenz.
      So war bespielsweise nahezu ein komplette Forschungsabteilung von Carl-Zeiss-Jena inhaftiert.Einige Ärzte,ein Opernsänger und noch 2 Mitglieder der Gruppe Magdeburg,die waren jedoch auf dem Nachbar-EB.
      Wir hatten relativ wenig Krimis bei uns,die Quote dürfte etwa 75-25 betragen haben.Einmal pro Woche durfte man einen Brief an eine genehmigte Adresse schreiben und auch von dieser Briefe empfangen.Besuch war normalerweise auch alle 2 Monate möglich,sowie vierteljährlich der Empfang eines Paketes .
      Dies waren natürlich alles Kann-Bestimmungen,die von der Lust u.Laune des EB-Leutnants abhängig waren.
      Natürlich wurden alle Briefe vom Leutnant zuerst gelesen bevor sie weitergeleitet wurden oder eben nicht.Angaben zur Tat und den Verhältnissen hier waren weiterhin tabu.
      In den Briefen an meine Angehörigen entwickelten wir so eine eigene Sprache,die für Aussenstehende auf den ersten Blick nicht zu identifizieren war.
      So war das Thema Ausreis beispielsweise der Garten meiner Tante.Hingen die Blätter der Bäume herab,gab es nichts Neues vom Anwalt.
      Es war natürlich unser aller Hoffnung,dass hinter den Kulissen die Ausreisebemühungen des Herrn RA Dr.Vogel auf vollen Touren läuft.
      Eines Tages geisterte das Thema Amnestie durch die EB´s.Die DDR wurde 35 und mit einer solchen Amnestie war durchaus zu rechnen.
      Wir hatten natürlich alle grosse Bedenken,dass wir im Falle einer Amnestie in die DDR entlassen werden könnten.
      Für jeden von uns war klar,das wäre der Supergau und unser weiteres Leben wäre nahezu im Eimer.Wir wären dann so eine Art Freiwild für die Stasi.
      Auf unserem EB war auch ein Mithäftling,den man bereits seine 3.Haftstrafe aus politischen Motiven absass.Er wurde jedes mal wieder in die DDR entlassen und es war nicht klar,warum er nicht vom Westen freigekauft werden konnte.
      Natürlich wurde auch jeder Einzelne von uns von diesem Schicksal bedroht.
      Dass wir in den Westen kommen,war keineswegs sicher und die „Erzieher“ nutzen jede Gelegenheit,um uns dbzgl.zu verunsichern.Ja,Psychoterror waren deren Stärke.
      Oft wurden Häftlinge zu Einzelgesprächen zum EB-Leutnant hereingerufen und kamen reichlich depressiv zurück.Eines Tages wurde ein Mithäftling,der als zweifelsfrei Politischer galt vorne durchdas Gefängnistor in die DDR entlassen.
      Er hatte seine Strafe von 2 Jahren und 9 Monaten vollständig abgesessen.
      Mit grosser Bestürzung hatte wir diese Geschichte aufgenommen und natürlich endlose Fantasien entwickelt,warum augerechnet er in die DDR entlassen wurde.
      In so einer Phase,verstärkte der EB-Leutnant unsere Verunsicherung mit diversen Einzelgesprächen aus den klar wurde,dass wir den gleichen Weg gehen werden.
      Avatar
      schrieb am 18.09.04 11:24:32
      Beitrag Nr. 76 ()
      Diese Psychospielchen beherrschten die Aufseher perfekt.Das drückte natürlich heftigst auf die Stimmung unter uns.Die Lage war dann oft tagelang recht angespannt und jeder wirkte irgendwie gereizt.Gespräche unter uns wurden seltener und oberflächlich,weil jeder mit sich selbst zu tun hatte.
      Doch irgendwann nachts,es war absolut still,das Licht war schon lange aus.....
      der Ruf aus den Effekten.....Transpoooort......,was soviel bedeutete,dass für einige Häftlinge die Ausreise unmittelbar bevorstand.
      Oft gelang es noch ein par Namen zu erhaschen,bis die Schliesser in den Effekten auftauchten und für Ruhe sorgten.
      In den Effekten wurden nachts die privaten Utensilien der Häftlinge gerichtet,die am nächsten Tag verlegt werden sollten.Waren es relativ wenige Namen,konnten man davon ausgehen,dass der Transport nach Karl-Marx-Stadt(bei uns nur Kalle-Malle genannt)in die Abschiebehaft gehen würde.Von dort aus wurde dann der Transport in den Westen abgewickelt.
      Es kam allerdings auch immer mal wieder vor,dass ein Transport nur die Verlegung in andere Haftanstalten zur Folge hatte.
      Naja,am nächsten Morgen war klar,dass von uns bei diesem Transport keiner dabei war.Grosse Ernüchterung,unser Musiker hatte eigentlich die Info über seine Frau,dass es bei ihm bald losgehen sollte.Er hatte schliesslich nahezu 2 Jahre abgesessen und nur noch ein halbes Jahr vor sich.Dieser Mann,der eine unheimliche Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte und eigentlich unser aller Ruhepol war,wirkte in letzter Zeit sehr angespannt und man merkte,dass die psychischen Belastungen auch bei ihm langsam die Grenzen erreichten.
      Er war das Vorbild an Menschlichkeit und hatte für fast jeden,der mit einem Problem zu ihm kam ein Herz und half,so es ihm möglich war.
      Bei diesem Transport war von unserem EB nur ein Häftling (von ca.100)dabei.
      Es war uns jedoch klar,dieser Transport geht nach Kalle-Malle,was wiederum unsere Stimmung etwas aufheiterte,denn es war seit längerer Zeit mal wieder ein Transport.Die Tage gingen dahin und von Amnestie hatte man erstmal nichts mehr gehört,so stellte sich langsam wieder der normale Knastalltag ein.
      Irgendwann hatten der Musiker und einige andere Wein angesetzt.
      Einen grossen Eimer mit Brot,Wasser,Obst und was weiss ich noch.
      Das Zeug sollte nun geniessbar sein.Nach der Arbeit kamen die Jungs schon leicht angedröhnt auf die Zelle und schleusten noch etwas von diesem „wunderbaren Wein“ auf die Zelle.Die Brühe schmeckte echt zum Kotzen,aber sie schoss tatsächlich direkt in die Rübe.Zur Zählung musten ich den Musiker stützen,er schwankte gewaltig und schaffte seine Meldung mit schwerer Zunge nur sehr mühsam.Der Schliesser wollten wissen,ob beim ihm alles klar wäre,worauf er entgegnete...ja,allerdings wäre er sehr müde.
      Offensichtlich hatte der Schliesser nichts mitbekommen.
      Die Nacht wurde noch recht spassig,fast alle von unserer Zelle gaben sich die Klinke der Klotüre in die Hand und riefen nach.......Uuuulf.
      Trotzdem hatten wir eine Superstimmung auf der Bude und selten so ausgiebig gelacht.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 13:18:57
      Beitrag Nr. 77 ()
      -26-
      Am nächsten Tag ging es uns richtig mies.Wir hingen alle mächtig in den Seilen.Dieser Superwein war offenbar sehr schwer verdaulich.
      Nach der Arbeit konnten wir uns je nach Laune des Leutnants immer etwa 1 Stunde bis zum Einschluss auf dem EB (ein EB umfasste ca.12 Zellen) frei bewegen.
      Wir lagen jedoch alle auf unseren Betten und waren immer noch reichlich angeschlagen.Trotzdem waren wir der Ansicht,nochmal neuen „Wein“ anzusetzen.
      Bis Weihnachten wäre der sicher wieder trinkfertig,wirklich geniessbar würde der wohl ohnehin nie werden.Am nächsten Tag während der Freistunde waren auffallend viele Krimis im Freihof.Ein ziemlich heftig tätowierter Krimi kann zu mir und bot mir Tätowierbesteck im Tausch gegen 2 Schachtel Zigaretten an.
      Er konnte nicht fassen,dass ich sein Angebot dankend ablehnte und reduzierte schliesslich auf 1 Schachtel.Schliesslich musste ich ihm etwas deutlicher klarmachen,dass ich an seinen Tätowierzeug nicht interessiert war.
      Der Bursche war reichlich nervig und war schlecht wieder loszuwerden.
      Was sollte ich machen ?? Ihn durch den Hof schubsen und eine Eskalation riskieren ?? Bei den Krimis waren solche Auseinandersetzungen an der Tagesordnung und ich musste jederzeit mit einem Angriff von dem Typen rechnen.
      Schliesslich entschied ich mich ihm die Hand hinzustrecken,er griff nach meiner Hand und ich drückte zu.Da ich sehr grosse Hände habe,verschwand sein kleines Pfötchen in meiner Hand,er verzog sein Gesicht vor Schmerz und verstand,dass es nicht unbedingt billig werden würde,sollte er sich mit mir anlegen.
      Die Situation wurde auf diese Art ohne grosses Aufsehen entschärft und ich war diesen Typen los.Vor deratigen Auseinandersetzungen hatten wir alle reichlich Schiss,denn die Aufseher warteten doch nur darauf,dass sich ein Politischer in eine Schlägerei verwickeln liess.Schuld hätten ohnehin immer die Politischen gehabt.
      Es kam auch des öfteren vor,dass einige unliebsame Politische in eine reine Krimizelle gesperrt wurden und dort sich selbst überlassen waren.
      Hier gab es dann richtig auf die Mütze, ohne dass die Schliesser einschritten.
      Dies war eine tolle Methode der Schliesser,die aufmüpfigen Politischen zu disziplinieren.Glücklicherweise blieb mir und meinem näheren Umfeld eine solche Behandlung erspart.
      Am nächsten Tag auf dem Freihof war der Anteil an Krimis nochmal deutlich grösser.Hier liefen Typen rum,solche hatte ich zur bisher noch nie gesehen.
      In einer Ecke bildete sich eine kleinere Ansammlung an Häftlingen in deren Mitte ein etwa 50-jähriger Krimi sass.Er war hier nur auf der Durchreise zurück nach Brandenburg.Er verbüsste dort eine 15 jährige Haftstrafe ,von der er wohl schon 12 Jahre abgesessen hatte und hatte sich gerade noch einmal 2 ½ Jahre Nachschlag abgeholt.Dieser Typ berichtete eine Schauergeschichte nach der anderen über das Zuchthaus Brandenburg.Äusserer Ring,mittlerer Ring,innerer Ring und so weiter.
      Im inneren Ring waren die Häftlinge sich angeblich selbst überlaasen,hier würden fast ausnahmslos Langsträfler mit 15 Jahren aufwärts sitzen und es würde sich wohl kaum einer der Wärter trauen,sich mit diesen Häftlingen anzulegen.
      Inwieweit seine Geschichte der Wahrheit entsprach,konnte sicher keiner sagen,klar war jedoch,dass ein Typ wie der sich von keinem Schliesser etwas sagen lassen würde. Die 2 ½ Jahre Nachschlag interessierten ihn offenbar nicht die Bohne.
      Der Typ hatte irgendwie mit seinem Leben abgeschlossen und wäre sicher in
      Freiheit nicht mehr zurecht gekommen.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 13:21:06
      Beitrag Nr. 78 ()
      Als wir nachts dann in unseren Betten lagen,war dieser Typ nochmal Gesprächsstoff bei uns.Was war das nur für eine unglaubliche Person.
      Wie selbstverständlich er über die übelsten Vorkommnisse erzählte,war für uns irgendwie nicht zu fassen.Ja Brandenburg war in der Tat berühmt berüchtigt,hierzu hatten wir auch schon die übelsten Geschichten gehört.
      Natürlich auch vom „Gelben Elend“ Bautzen.Hierzu sollte ich später noch einen
      heftigen Augenzeugenbericht bekommen.
      Nach diesen ganzen Storys schien es uns hier in Cottbus ja noch einigermasen erträglich zu ergehen,was unseren Aufenthalt hier trotzdem nicht angenehmer machte.
      Ein od.zwei Tage später kam es auf unserem EB wieder zu einer Entlassung in die DDR.Dieser Häftling behauptete zwar immer,auch ein Politischer zu sein,doch seine ganze Art und Weise und seine Tätowierungen verrieten,dass er wohl doch ein Ostbrot war.Seine Entlassung zurück in die DDR war insofern keine Überraschung für uns.
      Zur Freistunde dann sollte Wäschetausch sein.
      Die Sachen waren zwar alle nummeriert,doch man erhielt sowieso nie seine Unterwäsche zurück.Ausserdem war das Zeug mit Sicherheit nicht richtig sauber.
      In der Wäschekammer arbeiteten ausschliesslich Krimis,die nicht unbedingt den Eindruck machten,als wären sie in puncto Sauberkeit recht penibel.
      Insofern hatten wir unsere Unterwäsche ohnehin immer selbst gewaschen und uns natürlich die langen Unterhosen gekürzt.Sofern und ein Schliesser beim Kürzen der Unterhosen erwischt hätte,wäre sicher min.1 Woche Arrest fällig gewesen,doch gelang es nicht nicht.
      Die Tage vergingen ohne grössere Auffälligkeiten und dann eines Tages,wir waren gerade von der Nachtschicht auf unserer Zelle zurück.Die Zählung war vorbei,wir hörten noch,wie der Schliesser draussen das grosse Ganggitter verschloss und waren im Begriff einzuschlafen.Etwa 30 min.später vernahmen wir wieder Bewegung auf dem Gang.Das grosse Ganggitter wurde auf und wie verschlossen.
      Mit festen Schritten näherte sich jemand unserer Zellentür.Wir sahen,dass dieser jemand durch den Sehschlitz blickte und kurze Zeit später die Tür aufschloss.
      Ein Schliesser stand in der Tür und hatte eine DIN A 4-Mappe vor sich.
      Er rief den Nachnamen des Musikers.Dieser erhob sich natürlich aus seinem Bett und musste Vornamen und Geburtsdatum ansagen.Der Schliesser daraufhin.....
      Sachen packen.....Dann schaltete er das Licht ein und verschloss die Zelle wieder.
      Es war klar,für den Musiker brach jetzt die letzte Phase seiner Haft an,bald würde er es geschafft haben.Wir freuten uns natürlich alle sehr für ihn,wenngleich wir ihn mit grosser Sicherheit vermissen würden und er eine nicht zu schliessende Lücke in unserer Zellengemeinschaft hinterlassen würde.
      Der Musiker packte seine Sachen und verteilte an uns verschiedene seiner Habseligkeiten,die er sicher nicht mehr brauchen würde.
      Er war völlig aufgelöst und lief in der Zelle sehr nervös hin und her und verabschiedete sich tausendmal von uns.
      Etwa eine Stunde dauerte es,bis der Schliesser wieder erschien und ihn abholte.
      Die Zelle wurde wieder verschlossen und das Licht gelöscht.
      Weg war er,der Musiker.Mit unserer Nachtruhe war es natürlich vorbei und wir diskutierten über seine bevorstehende Entlassung und dass er wohl nun bald im Westen sein würde und diese ganzen nervlichen Belastungen bald los ist.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 14:00:58
      Beitrag Nr. 79 ()
      -28-
      Die nächsten Tage war die Stimmung auf unserer Zelle ziemlich gereizt.
      Unser Ruhepol war weg,der Schlichter,wenn es mal Streit gab und die Person,die es irgendwie durch seine pure Anwesenheit verstand,Zuversicht auszustrahlen,obwohl sein Nervenkostüm sicher am angespanntesten war.
      Schliesslich war er schon etwa 2 Jahre hier.
      Keine Frage,wenn es einer verdient hatte hier endlich rauszukommen,dann er.
      Die Stimmung bei uns sollte sich an den folgenden Tagen wieder normalisieren und es stand am Wochenende mein erster Besuchstermin an.
      Hierfür gab es eine besondere Uniform ohne Häftlingsstreifen.
      Man führte mich mit einigen anderen Häftlingen quer durch das Anstaltsgelände in Richtung Ausgang zu den Besucherzellen.
      Meine Mutter besuchte mich.Körperkontakt,hierzu zählte natürlich auch die Hand reichen,war strengstens untersagt und hätte unweigerlich zum Abbruch des Besuches geführt.Wir sassen etwa 1,5 Meter auseinander und in der Mitte des Tische war eine Glasplatte montiert.Meine Mutter zeigte mir einen Ring und gab mir zu verstehen,dass das meiner war.Natürlich kapierte ich sofort,dass das mein Verlobungsring sein sollte.Meine Freundin hatte zwischenzeitlich auch die Ausreise beantragt und hierzu war es offenbar wichtig,dass wir verlobt waren.
      Die Pflanzen im Garten würden sich allmählich entwickeln,was soviel bedeutete,dass sich in Sachen Ausreise etwas zu tun schien.
      Genaueres war jedoch noch nicht zu erfahren.Die 60 min.waren sehr schnell vergangen und wir unterhielten uns ansonsten nur über belanglose Dinge.
      Ich erklärte meiner Mutter,dass es mir gut geht und ich hier ganz ordentlich zurecht komme.
      Ihre grosse Besorgnis verriet mir,dass ich scheinbar richtig scheisse ausgesehen habe.Ein Wunder war dies ja wohl auch nicht,die letzten Vitamine hatte ich ja inzwischen etwa vor 7 Monaten zu mir genommen.
      Nach dem Besuch übergab mir der Leutnant ein paar Dinge,die meine Mutter mir mitgebracht hatte.Eine Pfeife,Pfeifentabak,etwas Schokolade und Zigaretten.
      Wir setzten uns wieder zu einer gemütlichen Runde zusammen und ich gab eine Runde guten Pfeifentabak aus dem Westen aus,der Lange machte mit dem Dröhner ein schönes Teechen zurecht und wir besprachen meinen Besuch ausgiebig.
      Es gab zwar keine wirklich guten Nachrichten,doch beruhigend war,dass mein Anwalt offenbar am Ball war.Die Hälfte meiner Haftzeit war ja inzwischen rum und so langsam durfte ich mir wohl auch Hoffnung machen,dass ich vielleicht auch bald auf Transport gehen würde.Es hiess,die Hälfte bis 2 Drittel müsste man bis zum Freikauf in etwa absitzen.Bestätigt hat sich dies bis dahin jedoch eher selten.
      Der Musiker z.B. sass auch deutlich länger als erwartet.
      Am nächsten Tag ging ich zum Leutnant,um mir den nächsten Besuchstermin geben zu lassen.In 4 Wochen sollte mein nächster Besuchstermin sein.
      Mit dieser Aussage war allerdings auch so gut wie klar,dass ich in den nächsten
      4 Wochen hier nicht rauskommen sollte.
      Andererseits freute ich mich,dass der nächste Besuch schon in 4 Wochen sein sollte.Die Zeit verging jetzt irgendwie schleppend.Der Sommer neigte sich auch langsam dem Ende und die Gedanken,dass bald Weihnachten wäre schossen uns immer öfter in den Kopf.Jeder hatte vor dieser Zeit Schiss,doch egal,irgendwie würden wir auch diese Zeit rumbringen.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 14:49:15
      Beitrag Nr. 80 ()
      In den nächsten Woche wurde uns im Arbeitsbereich ein echter Krimi zugeteilt.
      D.h.er war eigentlich dem Maurertrupp,die neben uns ihr Lager hatten,zugeordnet.
      Auf den ersten Blick sah man ihm seine kriminelle Vergangenheit an.Er hatte die übliche Knastträne und dem Auge tätowiert und sein Körper war auch nahezu vollständig mit irgendwelchen Gebilden zutätowiert.Selbst seine Augenlider waren tätowiert.Alles in allem eine unglaubliche Gestalt.Er war äusserst gesprächig und es stellte sich schnell heraus,dass er aus meiner Heimatstadt stammte und er in dem gleichen Boxclub,in dem ich mal einige Zeit trainierte,auch im Training war.
      Warum auch immer,er war mir vielleicht auch dadurch irgendwie sympathisch.
      Er war 28 Jahre alt und hatte bisher mit Unterbrechungen schon etwa 8 Jahre in verschiedenen Haftanstalten verbracht.Es waren hauptsächlich Gewaktdelikte,die ihn immer wieder hinter Gitter brachten.Er sass jetzt eine 4 ½ -jährige Strafe ab und wurde aus der Haftanstalt Luckau nach Cottbus verlegt.Dort hätten einige Schliesser erhebliche Spielschulden(sie spielten Poker) an ihn und nach seinen Erzählungen gelang es ihm dadurch mehr und mehr,dass sich diese Schliesser ihm unterwarfen.Schliesslich sahen sie sich wohl gezwungen,ihn in eine andere Haftanstalt zu verlegen.An seinen Aussagen hatte ich keinerlei Zweifel.
      Er liess deutlich erkennen,dass ihm alles egal war und sollte ihn ein Schliesser zu sehr nerven,er mit Gewalt antworten würde.
      Vor derartigen Häftlingen hatte selbst die Schliesser grossen Respekt und sahen zu,Konflikte mit solchen Häftlingen zu vermeiden.
      Gegen Typen,wie er einer war,waren wir die reinsten Weicheier,was uns zwar hin und wieder reichlich störte,doch hatten wir andere Ziele,als derart verschärfte Krimis.Andereits war es doch auch mal ganz lustig anzusehen,wie die Schliesser vor einem Typen wie ihm kuschten.Waren wir jedoch mal Zeuge von einer solch peinlichen Situation für einen Schliesser,bekamen wir dies promt durch wilde Filzungen in unseren Zellen zu spüren.Sie warfen alles durcheinander,räumten unsere Schränke aus und warfen unsere paar Habseligkeiten quer durch die Zelle.
      Oft nahmen sie uns auch persönliche Dinge ,wie Bilder von Angehörigen ect.ab.
      Solche Aktionen nahmen wir inzwischen ohne grosse Aufregung zur Kenntnis und räumten unseren Kram eben wieder ein.
      In unserem Arbeitsbereich hatten wir uns inzwischen in einem kleinen Nebenraum ein paar Hanteln gebaut und konnten so immer mal etwas Krafttraining machen,was natürlich strengstens untersagt war.
      Der Krimi war mit grosser Begeisterung dabei und der Zivilmeister liess uns weitgehend in Ruhe,solange wir unsere Arbeit ordentlich erledigten.
      Irgendwie war es schade um den Burschen,da er meiner Ansicht nach garnicht so ein schlechter Kerl zu sein schien.
      Ich konnte mir nicht so recht erklären,wie so jemand so extrem abdriften konnte.
      Zugegebenermassen war er leicht reizbar und es gab immer mal wieder Momente in denen er kurz davor stand auszurasten.Die Gründe hierfür schienen mir irgendwie nicht nachvollziehbar und es war harte Arbeit,ihn vor irgendwelchen Aktionen gegen Schliesser od.Zivilmeister abzuhalten.Irgendwie gelang es mir doch,ihm klarzumachen,dass Arrest auch nicht so toll wäre und wir halt in dieser Zeit nicht quatschen und trainieren könnten.Zumindest für den Moment schien er es dann einzusehen und kriegte sich wieder ein.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 15:45:36
      Beitrag Nr. 81 ()
      -30-
      Möglicherweise hatten ihn die langen Knastaufenthalte so leicht reizbar gemacht.
      In jedem Fall musste es in dem Knast zuvor einige Vorkommnisse gegeben haben,denn die Schliesser hatten reichlich Respekt vor ihm.Da wir sehr oft beisammen hingen,obwohl er nicht auf unsrer Zelle war,vermutete ich,dass die Schliesser ihren Frust an mir auslassen würden,doch liessen sie mich weitgehend in Ruhe.Er fragte mich auch ständig,ob ich irgendwas brauchen würde,er könnte mir dies sicher besorgen.Unglaublich,er kümmerte sich um mein Wohlergehen,als wäre ich sein kleiner Bruder.Inzwischen konnte ich ihn auch richtig gut leiden und versuchte ihn irgendwie von seiner Bahn abzubringen und ihm andere Werte zu vermitteln.Vielleicht wäre es mir ja gelungen,hätte ich mehr Zeit gehabt.
      Allerdings hätte es wohl sehr viel Zeit gebraucht.Er meinte immer,ich solle ihn mal sein Ding durchziehen lassen,das wäre schon okay so.
      Natürlich konnte ich mir nicht vorstellen,was an einem Leben im Knast okay sein sollte.Auf der sportlichen Schiene schien mir allerdings ein Ansatz,denn er war äusserst ehrgeizig.Schliesslich stemmte er einige Kilos weniger als ich,was ihn sehr motivierte.Auch meinte er,wäre es kein Schaden,wenn sein Oberkörper so aussehen würde,wie meiner.Damals war ich tatsächlich noch ganz gut in Form und war schliesslich vor nicht allzulanger Zeit mal stärkster Schüler in unserem Stadtbezirk in Karl-Marx-Stadt.Also stellte ich ihm einen Trainingsplan auf,der Schnellkraft und Muskelaufbau zum Ziel hatte.
      Im Zweifel war er für eine Boxkarriere als Amateur noch nicht zu alt,schliesslich hatte er ja einige Trainingserfahrung.Naja in jedem Fall ging er richtig motiviert zur Sache.Eines Tages erschien er nicht mit zur Arbeit und keiner konnte sagen,wo er abgeblieben war.Angeblich wurde er aus der Zelle zu einem Leutnant abgeholt und tauchte nicht wieder auf.Später holte man seine Sachen aus der Zelle.
      Etwa eine Woche später sah ich ihn beim Marsch in den Essensraum in einer anderen Kolonne vorbeimarschieren.Man hatte ihn also auf ein anderes EB verlegt.
      Die Gründe hierfür waren nicht ersichtlich.
      Schade eigentlich,wo wir uns doch ganz gut angefreundet hatten.
      Seither hatte ich ihn nie wieder gesehen.
      Auf unserer Zelle war nach dem Abgang vom Musiker auch wieder Normalität eingekehrt und mein Besuchstermin rückte näher.
      Eines nachts dann wieder der Ruf aus den Effekten.....Transpoooort.
      Es war also wieder soweit,für einige sollte das Haftende nahen.Die Namen,die gerufen wurden,konnten wir leider nicht verstehen und so wurde die Nacht wieder spannend.War jemand von uns dabei,......bin ich dabei...dachte sich nun jeder.
      Morgens dann,wir hatten sicher alle nur einen ganz leichten Schlaf,Schlüsselgerassel an dem Ganggitter.Unsere Zellentür wurde aufgeschlossen und der Name des einen 40-jährigen aufgerufen.......Name,Vorname,Geb.Datum...
      ...Sachen packen.Für die Nichtaufgerufenen natürlich wieder der freie Fall in ein ganz tiefes Loch.Es ging wieder eine gute Seele von unserer Zelle,wieder wurde ein Lücke hinterlassen.Es war einer von den beiden,die mit in meinem Arbeitsbereich waren und wir verstanden uns bestens.Wir freuten uns natürlich für ihn,da auch seine Frau im berüchtigten Frauengefängnis in Hoheneck einsass und wahrscheinlich auch für sie das Haftende nahte.Er verabschiedete sich von uns und dann wurde er auch schon abgeholt.Weg war er und wieder Depristimmung auf der Bude.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 18:28:35
      Beitrag Nr. 82 ()
      -31-
      Sehr schwer war dieser Abgang für den 2. 40-jährigen,der auch mit in meinem Arbeitsbereich war.Für ihn war der beste Kumpel weg und er konnte sich kaum vorstellen,wie er hier seine Zeit weiter durchstehen sollte.Seine Nervenkostüm
      war an die Grenzen der Belastbarkeit gestossen und ich hatte reichlich Mühe ihn immer wieder aufzumuntern und ihm klarzumachen,dass er mit hoher Sicherheit wohl als nächster gehen wird und dies sicher nicht mehr allzulange dauern wird,schliesslich hatte er schon deutlich mehr als die Hälfte seiner Strafe abgesessen.Der Musiker war inzwischen schon etwa 3 Wochen weg,er musste es inzwischen geschafft haben.Der verbliebene,andere 40-jährige bekam dann plötzlich heftige,gesundheitliche Schwierigkeiten und wurde auf die Krankenstation verlegt.Nun war ich in meinem Arbeitsbereich ganz allein,nur die 2 Elektriker von nebenan waren noch mit da.Zum Glück schaffte ich das Reparaturpensum auch allein und so konnte ich dafür sorgen,dass dieser Posten inzwischen nicht durch einen anderen Häftling belegt wird und der 40-jährige seinen Posten nach seiner Rückkehr von der Krankenstation möglicherweise verliert.
      Hätte man ihn in die Stanzerei versetzt,hätte er sicher einen Nervenzusammenbruch erlitten.
      Glücklicherweise war er nach nicht mal 2 Tagen von der Krankenstation zurück obwohl er noch nicht genesen war.Die unsagbaren Zustände dort hatten ihn dazu getrieben,dass er sich als beschwerdefrei meldete und man ihn zurück auf unsere Zelle brachte.Auf unserem EB waren auch 2 Ärzte,die sich seiner Beschwerden während des Zellfreigangs annahmen und ihm so gut es eben möglich war halfen,die Beschwerden zu lindern.Keine leichte Sache ohne Medikamente.
      In jedem Fall war er sichtlich erleichtert,dass er wieder bei uns war und die Erfahrung auf der Krankenstation hatte ihm irgendwie Nervennahrung gegeben.
      Dort wollte er ganz gewiss nicht wieder hin.
      Es war Sonntag,mein Besuchstermin.Meine Freundin kam mich diesmal besuchen
      Es war eine Ewigkeit her,als wir uns zuletzt gesehen hatten.Sie sah klasse aus,auch wenn es mir so schien,als hätte sie eben erst geweint.Sie liess sich jedoch nicht anmerken,wie hart es für sie war,mich hier so zu sehen,mich nicht berühren und küssen zu können.
      Wir sprachen über die vielen Freunde und Verwandten,die sich immer wieder nach mir erkundigten.Natürlich kam die Sprache auch auf den vermeintlichen Garten.
      Die Gewächse würden gedeihen,meinte sie ohne mir jedoch einen konkreten Termin für die Ernte nennen zu können.Sicher schien lediglich,dass es wohl auf jeden Fall klappen würde.Woher nahm sie nur diese Sicherheit,dachte ich mir und versuchte genauere Angaben zu erfahren,was sie zu dieser Aussage verleitet hatte.Was genau hatte der Anwalt gesagt ??? Sie konnte nicht wissen,warum diese Angaben so wichtig für mich waren,schliesslich wusste sie ja nicht,dass ich inzwischen einige Entlassungen in die DDR miterlebt hatte.
      Die Frage konnte leider nicht mehr für mich ausreichend geklärt werden.Der Besuchstermin war zu Ende,wir sassen am äusseren Tischende und ich nahm die Gelegenheit war,auf sie zuzugehen und sie zu umarmen und zu küssen.
      Natürlich sprang gleich ein Aufseher dazwischen und brachte uns auseinander.
      Sicher würde das Konsequenzen für mich haben,die ich allerdings gern in Kauf nahm.Min.1 Woche Arrest,Schreib-u.Besuchsverbot schien mir sicher.
      Zurück auf meiner Zelle passierte jedoch garnichts.Hatte das was zu bedeuten ??
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 18:29:50
      Beitrag Nr. 83 ()
      -32-
      Das wollte ich natürlich gleich am nächsten Tag checken.Gab es schon einen neuen Besuchstermin ?? Ich meldete mich also beim Leutnant an,nahm einen ordentlichen Anschiss und den Hinweis,was mir blüht,sollte ich das nochmal machen entgegen und erhielt tatsächlich einen neuen Besuchstermin in ca.
      4 Wochen.Einerseits war ich doch froh,dass Konsequenzen ausblieben,doch war offensichtlich auch klar,dass ich min.weitere 4 Wochen hier verbringen würde.
      Also ging es abends wieder zur Nachtschicht und der übliche Trott ging weiter.
      Meinen 40iger Spezi hatte ich weitgehend wieder optimistisch gestimmt und seit er gesundheitlich auch wieder einigermassen auf dem Posten war,war er auch wieder besser drauf.Irgenwie schien ich inzwischen für die gute Stimmung auf der Bude verantwortlich zu sein.MeinHumor kam bei den anderen ganz gut an und ich war auch immer öfter derjenige,der zum gemütlichen Beisammensitzen anregte.
      Die anderen folgten diesem Ansinnen bereitwillig und irgendwie gaben die kleinen gemütlichen Momente uns allen neue Kraft.
      Irgendwann abends,es war alles ruhig und wir mussten bald zur Nachtschicht ausrücken hörte wir aus den Arrestzellen unglaubliche Schreie.
      Er schrieh immer wieder ......Kalauke du Schwein,komm doch rein und verprügel mich weiter........ich kann dir doch jetzt nichts mehr tun.
      Diese Schreie drangen uns durch Mark und Knochen,zwischendurch winselte er immer wieder,wie ein Häufchen Elend.Es stellte sich heraus,dass es der Häftling aus EB 10 sein musste,dem bei einem Fluchtversuch durch eine Mine ein Bein abgerissen wurde.Man hatte ihn in der Zelle mit Handschellen an die Gitter geschlossen.Eine gängige Methode der Schliesser auf den Arrestzellen.
      Er schrie immer wieder wie am Spiess und plötzlich herrschte Totenstille.
      Offenbar hatten sie ihm eine Spritze verpasst,die ihn ruhig stellte.
      Er war der Klassiker,der sicher aus politischen Gründen inhaftiert war,doch mit absoluter Sicherheit niemals in den Westen entlassen werden würde.
      Seine Verletzung bei der Flucht war sein Hinderniss.Niemals hätte die DDR riskiert,dass so jemand mit dem ihm widerfahrenen im Westen an die Öffentlichkeit geht.Aus der Arrestzelle war schliesslich nichts mehr zu hören,da stimmter der Opernsänger das „Cottbuslied“ (die Melodie war von den Moorsoldaten)und wir sangen durch die Gitter mit in denNachthimmel..........

      Cottbus heisst diehie öde Stätte,
      wooo ein Zuchthaus aufgebaut,
      der politihischen Gefangnen jahrelanger Aufenthalt....
      Refrain...
      Das ist das Zuchthaus Coootbus,
      Symbol des Sozialiiiimus ..........in Aktion.

      Über die erste Strophe kamen wir nie hinaus,da die Schliesser inzwischen wie die wilden auf und abliefen um die Sänger u.Mitsänger zu erwischen.
      Es gelang ihnen nie.
      Kurze Zeit später mussten wir zur Nachtschicht ausrücken.Es wurde eine ganz normale Schicht,ohne weitere Vorkommnisse.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 18:32:03
      Beitrag Nr. 84 ()
      -33-
      2 Tage später,wir kamen aus der Nachtschicht und waren alle irgendwie müde und erschöpft.Die Zählung war vorbei und wir legten uns zur Ruhe.Es war noch dunkel draussen,allerdings kündigte sich der Morgen bereits an.
      Geräusche im Flur vernahm ich schon fast im Halbschlaf.Plötzlich jedoch Schlüsselgerassel draussen am Ganggitter,auf einmal hatte ich heftig Herzklopfen.
      Man hörte feste Schritte,offenbar ging ein Schliesser bis zu unserer Zellentür und blieb davor stehen.Er schaute durch das Guckloch und schon drehte sich der Schlüssel im Schloss.
      Er schaute auf seinen Schreibblock und dann rief er tatsächlich meinen Namen.
      ....Vorname,Geburtsdatum.......Sachen packen !!!
      Mein Herz klopfte unglaublich,sollte es jetzt tatsächlich losgehen ???
      Sollte diese unsägliche Zeit jetzt für mich zu ende sein ??
      Ich konnte es nicht fassen.In Windeseile packte ich mein Zeug zusammen,verteilte meine Habseligkeiten an die anderen Jungs und sass zur Abholung bereit.
      Schnell verabschiedete ich mich von den anderen und rief noch schnell meinem Kumpel in der Nachbarzelle zu,dass ich jetzt auf Transport gehe.
      Für meinem 40-jährigen Spezi brach schon wieder eine Welt zusammen und ich
      versprach ihm,sobald ich im Westen bin,würde ich Kontakt zu seinen Verwandten aufnehmen und den zuständigen Behörden über seinen sehr angeschlagenen Gesundheitszustand berichten.Ich machte ihm klar,dass ich ihm von draussen doch eher helfen könnte als hier drin.Für den Moment schien es ihn zu beruhigen.
      Wir umarmten uns zum Abschied und ich musste mich draussen auf dem Gang vor die Zellentür stellen.
      Aus unserem EB waren 3 weitere Häftlinge zum Transport aus den Zellen geholt.
      Es ging los Richtung Effekten.Unsere privaten Sachen waren schon in Kartons verpackt und wir mussten unsere persönlichen Sachen,die wir bei uns hatten mit in die Kartons packen.Die Knast-u.Bettwäsche wurde eingesammelt.
      Oh Shit,hoffentlich machen die kein Theater wegen den gekürzten Unterhosen...waren meine Gedanken.Doch niemand bemerkte etwas.
      Bis auf die normale Knastuniform mussten wir alles dort abliefern.Peinlich genau wurde alles auf Vollständigkeit geprüft.
      Nachdem das Prozedere in den Effekten soweit abgeschlossen war,wurden wir auf die Transportzellen,in denen wir schon unsere erste Nacht in Cottbus verbracht hatten,geführt.Es dürften sich so in etwa 20 Häftlinge hier befunden haben.
      Die Stimmung war verhalten gut.Natürlich deutete alles auf einen Transport nach Kalle-Malle hin,doch es konnte ebenso nur um eine Verlegung in ein anderes Zuchthaus gehen.Unter den 20 hier versammelten Häftlingen waren auch 3 od.4 aus Bautzen,die man offensichtlich einen Tag zuvor hierher gebracht hatte.
      Einige von uns wurde auf den Gang herausgerufen.Dort wurde uns ein ordentlicher Kurzhaarschnitt verpasst.Der „Friseur“war natürlich ein Krimi,
      dementsprechend sahen wir dann auch aus.Dann wurde die Zelle aufgesperrt und wir hatten uns auf dem Gang in Reih und Glied aufzustellen.
      Ein Leutnant der Stasi in Zivil baute sich vor uns auf und teilte uns mit,dass wir in eine andere Strafvollzugseinrichtung verlegt würden.Sollte jemand bebsichtigen zu fliehen,würde sofort von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.
      Auf die Frage eines Häftlings,wohin wir verlegt würden,meinet er nur,dass würden wir schon sehen.Dann wurden wir auf den bereitstehenden Häftlings-LKW verfrachtet und los ging die Reise.Zumindest weg aus Cottbus.
      Avatar
      schrieb am 19.09.04 18:34:46
      Beitrag Nr. 85 ()
      -34-
      Leider war von der Aussenwelt nichts mehr zu sehen und man konnte nicht mal ahnen,wo der LKW entlang fuhr.Wir schwebten zwischen Hoffen und Bangen.
      Irgendwann waren wir offenbar auf einer Autobahn.Es konnte die Autobahn Richtung Berlin,hier wäre das Zuchthaus Brandenburg eine mögliche Station,Richtung Leipzig,hier war Naumburg als Knaststation denkbar oder eben die Autobahn Richtung Kalle-Malle sein.
      Der LKW verlangsamte seine Fahrt,verliess scheinbar die Autobahn und ich musste meinen Orientierungssinn schärfen.
      Alle anderen 19 Mithäftlinge starrten gespannt auf mich,da ich der einzige war,der aus Kalle-Malle war und den Weg einigermassen nachvollziehen konnte.
      Der LKW fuhr genauso,wie ich es voraussagte.Dioch dann bog er links ab,obwohl er rechts hätte abbiegen müssen.Unruhe machte sich unter den anderen breit während ich mich weiter konzentrierte,da ja schliesslich mehrere Wege zum Ziel führen konnten.Na also,ich hatte den Faden wieder und die Fahrtrichtung schien wieder zu stimmen.Jetzt müsste er nur noch einmal links einbiegen,dann sofort rechts und wir müssten eigentlich vor dem grossen schweren Eisentor der Stasi-U-Haft Karl-Marx-Stadt stehen.
      Der LKW fuhr genauso,wie ich es vorausgesagt hatte.Es gab für mich keinen Zweifel,wir mussten an dem von uns so lange ersehnten Ziel sein.
      Wir stiegen aus,alle starrten auf mich und ich nickte einfach nur mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.Wir waren tatsächlich in Kalle-Malle.
      Man brachte uns wieder in dieses superhässliche,abschreckende Gebäude,das allerdings zunehmend seinen Schrecken verlor.
      Man brachte uns allerdings nicht in den linken Trakt,in dem die U-Haft war,sondern in den rechten Trakt,der irgendwie viel freundlicher wirkte,obwohl dieser nicht viel anders aussah.Man verteilte uns ohne erkennbares Schema auf die verschiedenen Zellen.Welch eine Erleichterung,wir waren tatsächlich in Kalle-Malle.
      Unglaublich,sollte unser Haftende tatsächlich bevorstehen ??
      Die Schliesser hier waren auf einmal superfreundlich und fragten uns nach irgendwelchen Anliegen.Total sprachlos nahmen wir dies zur Kenntnis.
      Noch am selben Tag ging ein Schliesser durch die Gänge und wir konnten die üblichen Dinge von seinem prall gefüllten Einkaufswagen kaufen.
      Irgendwie erschien uns alles wie ein Traum.
      Am nächsten Tag wurden wir dann offenbar gezielt auf verschiedene Zellen verteilt.
      Ich kam auf eine Zelle im Ergeschoss mit 4 weiteren Häftlingen.
      Einer war aus Bautzen,einer aus Naumburg und die anderen 2 waren auch aus Cottbus.Der Typ aus Bautzen war ein ehemaliger Physiker und war ca.6 Jahre in Bautzen und offensichtlich war es der Stasi gelungen,den Mann geistig zu brechen.
      Er stammte aus Stralsund er war beim dem Versuch,mit einem selbstgebauten
      U-Boot zu flüchten geschnappt worden.Bei einem Test des U-Bootes tauchte er offenbar zu früh wieder auf und wurde kurze Zeit später von den Grenzern festgenommen.Jemand,der sowas drauf hatte,musste eigentlich fit im Kopf sein.
      Doch bei seinen Erzählungen brach er immer wieder ab und verlor zwischendurch den Faden.Keine Frage,die Haft hatte den Mann kaputt gemacht.
      Die Verlegung auf unsere Zelle war scheinbar auch ein Versehen,oder Taktik.
      Auf jeden Fall wurde er noch am selben Tag wieder auf eine andere Zelle verlegt.
      Wir waren sicht sicher,ob man ihn wirklich in den Westen entlassen würde.
      Man legte uns dann einen richtigen Deppen auf die Zelle.
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 10:32:26
      Beitrag Nr. 86 ()
      -35-
      Dieser Typ stammte aus der Nähe von Dresden und war wegen versuchter Republikflucht zu 20 Monaten verurteilt.Er hatte sich kurzfristig bei einem Ungarnurlaub dazu entschlossen abzuhauen.Mit seinem PKW fuhr er dann also Richtung Grenzgebiet und neben ihm sass seine völlig ahnungslose Freundin.
      Irgendwann griffen ihn dann die ungarischen Grenzer auf und er wurde samt Freundin verhaftet.Seine Freundin,die absolut nicht vor hatte in den Westen zu flüchten,wurde dann auch zu 16 Monaten Haft verurteilt.
      Bedanken hierfür konnte sie sich hautsächlich bei ihrem dämlichen Freund.
      Aus seinen ganzen Erzählungen wurde uns schnell klar,dass der Typ nicht alle auf der Latte hatte.Er ging tatsächlich davon aus,dass ihn im Westen wirklich eine Art Schlaraffenland erwarten würde.Irgendwie schien ihm auch die Zeit im Knast absolut nichts ausgemacht zu haben.Naja egal,lange Zeit hätten wir ja wohl nicht mehr mit ihm auszuhalten.
      Am Nachmittag dann hiess es Freistunde und tatsächlich wurde wir zur Freistunde in die Käfige der Stasi-U-Haft verbracht.Wir schauten an den kalten,grauen Mauern mit den vergitterten Glasbausteinfenstern hoch und dachten an die „armen Schweine“die das,was wir nun fast hinter uns hatten, noch vor sich haben.
      Jetzt waren wir die fröhlichen Gefangenen,genauso ,wie wir es damals in der
      U-Haft vermuteten.Es stimmte also,dass die Abschiebehäftlinge in die gleichen Freigangkäfige zur Freistunde gebracht wurde.Zurück auf der Zelle passierte dann nichts mehr.So verging etwa eine Woche und es passierte rein garnichts.
      Was war los ?? Wir wurden zunehmend unruhiger,sollte ausgerechnet auf der Zielgeraden auf politischer Ebene etwas passiert sein,was die Transporte zum stoppen brachte ?? Naja,wir wollten den Teufel nicht gleich an die Wand malen,doch ungewöhnlich war dies offenbar schon.Schliesslich fanden wir überall Hinweise von ehemaligen Gefangenen hier,wie der Ablauf so aussehen wird.
      Diese Infos waren z.B.in ein Bettgestell geritzt und danach waren wir bereits einige Tage in Verzug.Dann schien uns der Grund urplötzlich einzufallen.Der 7.Oktober war doch Staatsfeiertag in der DDR.Vorher kommen wir hier bestimmt nicht raus.
      Diese Vermutung verschaffte uns zunächst etwas Beruhigung,denn es schien uns ein sehr plausibler Grund aus Sicht der DDR zu sein.
      Dann am 9. Tag in Kalle-Malle passierte endlich etwas.Wir hörten draussen im Zellentrakt reichlich Schlüsselrasseln und Zellentüren wurden geöffnet und wieder verschlossen.Aus unserer Zelle wurde auch einer abgeholt.Er wurde zu einem Notar in der Haftanstalt geführt und musste notariell bestätigen,dass er für den Kindesunterhalt seines Kindes aus dem Westen aufkommen wird.Alle,die also irgenwas zu beurkunden hatten,sei es der Hausverkauf ,Scheidung Kindesunterhalt oder was auch immer mussten ihre schriftlichen Erklärungen hierzu vor dem Notar abgeben.Dies zog sich auch den nächsten Tag noch hin.Am 11.Tag wurden wir dann nochmals frisiert,zumindest die,bei denen es angebracht schien.
      Glücklicherweise blieb ich diesmal verschont.Nachmittags war dann nochmal duschen angesagt und dann ging es zum Fototermin.
      Natürlich war uns jetzt klar,in den nächsten Tagen sind wir hier raus und die Stimmung unter uns war klasse.Nicht mehr lange und wir könnten dieses finstere Kapitel abschliessen.
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 10:34:33
      Beitrag Nr. 87 ()
      -36-
      Am 12.Tag erfolgte der sogenannte Abkauf.Geld ,was wir bei der Verhaftung bei uns hatten und die sogenannte Rücklage,die von unserem Arbeitslohn im Knast einbehalten wurde,musste vollständig ausgegeben werden.
      Wir wurden in einen Bereich im obersten Geschoss verbracht und hatten dort eine kleine Auswahl aus Produkten der DDR. Zigaretten,Keks,Schokolade,Socken,Reisetaschen,Koffer und was weiss ich noch, standen zur Auswahl.
      Ich kaufte mir diese Reisetasche und Zigaretten,schliesslich musste ich ja irgendwie mein bischen Zeug unterbringen.
      Am 13.Tag wurden wir dem Arzt vorgeführt.Eine Untersuchung gab es nicht,er fragte nur,ob wir reisefähig wären.Was für eine Frage .
      Später an diesem Tag wurden uns in den Effekten unsere Zivilkleidung und unsere persönlichen Sachen ausgehändigt.Unfassbar,wir konnten unsere Knastkleidung ablegen.Wir fühlten uns nun sensationell,in unseren Zivilklamotten ging es wieder auf die Zelle.Ganz sicher,morgen musste es dann losgehen.
      Am 14.Tag dann,wurden wir einzeln aus der Zelle geholt und zu einem Oberleutnant der Stasi gebracht.Dieser offerierte uns,dass unserem Ausreiseersuchen nun stattgegeben wurde und händigte uns den Entlassungschein aus.Auf diesem fand sich das erst kürzlich geschossene Foto wieder.
      So,nun waren alle angekündigten Abläufe erledigt.Es konnte nun nur noch Stunden dauern,bis es losgehen würde.Und dann,etwa gegen 15 Uhr (meine Uhr ging tatsächlich noch) vernahmen wir wieder Bewegung draussen im Zellentrakt.
      Alle paar Minuten wurden die Zellentüren auf-und wieder verschlossen.
      Dann der Erste aus unserer Zelle.Sein Name wurde aufgerufen.......
      Vorname,Geburtsdatum.....raustreten !!So ging das eine ganze Weile.
      Schliesslich war ich der Letzte in der Zelle.Für einen Moment wieder ein äusserst beklemmendes Gefühl.Es würde doch jetzt nicht noch etwas schief gehen ??
      Überhaupt war es im Zellentrakt auch auf einmal ruhig geworden,oder kam mir das nur so vor ?? Doch dann......Zellentür auf....der Schliesser rief meinen Namen...
      ...Vorname,Geburtsdatum...raustreten.
      Etwa 5 Meter vor dem Eingang des Zellenhauses,stand nochmal ein Stasityp in Zivil mit einer grossen Liste und fragte nochmal Name,Vorname...ect ab.
      Dann ging es durch ein-zwei schmale Gänge,deren Gitter nicht verschlossen waren.
      An jedem Gitter standen jedoch zwei Stasimänner in Zivil.Schliesslich gelangte ich ins Freie und was erblicke ich ????
      Der Hammer, 2 Westreisebusse mit HU od.HO-Kennzeichen stehen mitten im Knastgelände.Unglaublich !!! Ich sollte in den hinteren einsteigen.
      Im Bus absolutes Schweigen,jeder starrte irgendwie zum Fenster raus.
      Jetzt bloss keinen Fehler mehr machen und bis zur Grenze schön die Klappe halten,dachte ich mir.Schliesslich waren alle,für den Transport bestimmten Häftlinge im Bus.Auf der hintersten Reihe sassen offensichtlich 2 Stasitypen und vorne stieg plötzlich der Anwalt,Herr Dr.Vogel ein.
      Er richtete eine kurze Ansprache an uns und bat uns im Interesse der vielen anderen,noch in den Zuchthäusern sitzenden Mithäftlinge,uns im Westen möglichst nicht in der Öffentlichkeit über das Erlebte zu äussern.
      Die DDR reagierte in der Vergangenheit sehr sensibel auf derartige Presseberichte und stoppte so des öfteren diese Transporte.
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 10:35:55
      Beitrag Nr. 88 ()
      -37-
      Mit grossem Beifall wurde Dr.Vogel aus dem Bus verabschiedet und ein weiterer Stasimann stieg vorne zu.
      Der Bus setzte sich in Gang.Zum ersten mal konnte ich mir dieses unsägliche Gelände von draussen ansehen.Vorbei an dem U-Haftgebäude mit seinen Freigangkäfigen.Ein grosses Eisentor öffnete sich und wir verliessen das Stasigelände.Der Bus fuhr den Kassberg hinunter in Richtung Autobahn.
      Auf denStrassen liefen ganz normale Menschen und ich dachte.......wenn ihr wüsstet..
      Vor uns fuhr Dr.Vogel in einem dunklen Mercedes der S-Klasse und hinter uns ein ziviler PKW-Lada mit Stasibesatzung.
      Kein Ton wurde im Bus gesprochen,niemand wollte jetzt noch irgendwie auffällig werden.Es war wettermässig ein recht freundlicher Herbsttag,der 10.Oktober.
      Der Bus fuhr vorbei an Gera,Jena,Erfurt bis zum Grenzübergang Herleshausen.
      Auf 2 Spuren standen jede Menge West-PKW im Stau,die auf ihre Grenzabfertigung warten mussten.Der Bus hingegen fuhr auf der ganz rechten Spur,die abgesperrt war an dem Stau vorbei.Schliesslich hielt er etwas abseits von den Grenbzabfertigungsstellen an und die 3 Stasitypen verliessen den Bus.
      Der Zivil-Lada und der Mercedes von Dr.Vogel machten kehrt und der Bus fuhr ein paar Meter bis zum Schlagbaum weiter.Dieser öffnete sich ohne lange Wartezeit und wir setzten uns wieder in Bewegung.Verhaltener Jubel wollte sich breit machen,doch der Busfahrer gab zu bedenken,dass wir noch auf Ostgebiet wären.
      Dann,wenn die Strasse anfangen würde,wären wir da......zaghaftes Gelächter machte sich breit.Und dann war es soweit,die Strassen waren auf einmal hell erleuchtet und grenzenloser Jubel brach im Bus aus.Wir konnten es nicht fassen,wir waren tatsächlich in der Freiheit angekommen.Es spielten sich unglaubliche Szenen ab.Alle lagen sich irgendwie in den Armen und jubelten.
      Der Bus hielt kurz nach der Grenze an und wir wurden von Abgesandetn der Bundesregierung herzlichst in der BRD begrüsst.Der Leiter des Notaufnahmelagers Giessen erklärte uns,dass wir nun weiter nach Giessen fahren und man dort einen kleine Emfang vorbereitet hätte.Man erkundigte sich,ob jemand ärztliche Hilfe benötigte und händigte uns eine kleine Marschverpflegung aus.
      Die Reise ging schliesslich weiter,der Busfahrer liess Musik über die Anlage laufen und wir genossen einfach dieses Fahrt.
      Ich war eher etwas der stille Geniesser,schaute zum Fenster raus und konnte es nicht fassen,dass jetzt tatsächlich alles vorbei war .
      Vergebens versuchte ich ein paar kleine Tränen der Erleichterung zu unterdrücken.
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 13:46:40
      Beitrag Nr. 89 ()
      Ich kann nur sagen, daß V-12 die traurige Wahrheit über dieses Thema absolut realistisch wiedergegeben hat. Respekt!
      Ich komme selber aus dem ehemaligen Sperrgebiet (500 Meter Zone) und weiß, wie es ist, wenn die Stasi einen von vorne bis hinten bespitzelt. Mein Vater war auch wg. eines politischen Vergehens in Haft und seither standen wir ständig auf der " Abschußliste".
      Auf jeden Fall toll geschrieben, V-12!
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 16:29:29
      Beitrag Nr. 90 ()
      Avatar
      schrieb am 23.09.04 18:39:18
      Beitrag Nr. 91 ()
      Etwas verspätet habe ich nun endlich auch die Geschichte fertig lesen können. WOW! Super geschrieben V-12. Vielen Dank für diese klasse Erzählung.

      Für mich DER Thread auf WO seit langem. Sollte wirklich jeder gelesen haben.
      Avatar
      schrieb am 23.09.04 19:44:17
      Beitrag Nr. 92 ()
      @Talon Vielen Dank !!
      Für alle Interessierten hier der Link zum Buch von dem Musiker:
      http://www.3dverlag.de/sachbuecher.html

      Habe heute sein Buch erhalten und es weitgehend gelesen.
      Er beschreibt "seine" Geschichte etwas ausführlicher.
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 08:15:17
      Beitrag Nr. 93 ()
      sollte es wirklich zu einem buch oder film kommen, fehlt noch eine schlußzusammenfassung:

      - v12 zug schließlich nach trallala, heiratete und lebt heute glücklich als toilettentechniker mit 5 kindern in trallala
      - der musiker wurde eine große nummer in der fußgängerzone von düsseldorf, wo er auch heute noch jeden tag anzutreffen ist
      - der gestörte zellenkumpan ließ sich einen vollbart wachsen und sitzt heute als sprecher im bundestag

      usw....
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 08:17:45
      Beitrag Nr. 94 ()
      - der gestörte zellenkumpan ließ sich einen vollbart wachsen und sitzt heute als sprecher im bundestag
      :laugh::laugh::D
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 08:19:02
      Beitrag Nr. 95 ()
      hi 12er :D

      habe gestern das Buch mal angefangen. nach 30 seiten bin ich eingeschlafen :cry:
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 09:49:28
      Beitrag Nr. 96 ()
      Maxx,liess mal die Seite 177 !!
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:21:31
      Beitrag Nr. 97 ()
      12er! Da fehlt ein richtiger Schluß! Wie ging das im Westen weiter? Wie hast du dich anfangs ernährt? Wann hast du deine Freundin/Eltern wieder gesehen?
      Hast du die Freundin geheiratet? Was zieht einen, wenn man so viel durchgemacht hat, ausgerechnet in die hässlichste Stadt Europas?
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:26:54
      Beitrag Nr. 98 ()
      Was zieht einen, wenn man so viel durchgemacht hat, ausgerechnet in die hässlichste Stadt Europas?
      ...heimweh. er wollte sich wohl wenigstens ein bisschen wie im knast fühlen, ausserdem stinkts dort ja auch immer... :rolleyes:;)
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:34:06
      Beitrag Nr. 99 ()
      Hehe Ihr Banausen,ich wohne doch in der schönen Pfalz,habe nur das Büro in MA.:p
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:38:58
      Beitrag Nr. 100 ()
      ...zwölfer, aber freigänger funktioniert doch normalerweise umgekehrt, die müssen im knast pennen ud dürfen tagsüber raus ins schöne..? :confused::D
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:42:54
      Beitrag Nr. 101 ()
      Karl,das Kapital Knast wurde glücklicherweise vor ca.20 Jahren beendet,Du alte KL-Nase.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:46:16
      Beitrag Nr. 102 ()
      :eek: Datt wird ´n hunderter-Thread!!! :eek:

      Aber absolut lesenswert !!! :)
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:47:11
      Beitrag Nr. 103 ()
      stimmt schon, aber sowas wie zuchthaus wurde im strafgesetzbuch auch schon vor jahrzehnten abgeschafft. und trotzdem wurde eine stadt wie mannheim nicht abgerissen und steht heute noch... ;) :cry:
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:48:28
      Beitrag Nr. 104 ()
      Naja,aber KL is ja auch nicht wirklich schön.:p
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:50:38
      Beitrag Nr. 105 ()
      kl ist sogar brunzhässlich. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 10:57:30
      Beitrag Nr. 106 ()
      Nachdem ich das Aufnahmelager in Giessen verlassen hatte,bin ich zu Bekannten nach Trier und habe dort 3 Jahre gelebt.Das ist ne richtig schöne,gemütliche Stadt.
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 11:42:31
      Beitrag Nr. 107 ()
      jetzt lass dir doch mal nicht alles aus der nase ziehen.......


      und dann?
      wann ist deine freundin raus gekommen?
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 11:54:41
      Beitrag Nr. 108 ()
      mr.,eine Vereinbarung zw.Ost u.West sah vor,dass Ehegatten u.Kinder,sowie eheähnliche Partner von freigekauften Häftlingen innerhalb von 6 Monaten ausreisen dürfen.Sie musste nahezu die vollen 6 Monate warten und durfte dann schliesslich ausreisen.Wir sind heute noch zusammen.Meine Eltern mussten noch etwa 3 Jahre auf ihre Ausreise warten.

      In der Zwischenzeit trafen wir uns 2-3 mal im Jahr in der CSSR.
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 11:58:42
      Beitrag Nr. 109 ()
      vau ,mir drängt sich der verdacht auf , dass du das nicht geschrieben hast. :D
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 12:01:27
      Beitrag Nr. 110 ()
      Ja,sorry,für die diversen Rechtschreib-u.Tippfehler,habe es geschrieben und ohne nochmals Korrektur zu lesen direkt gepostet.
      Avatar
      schrieb am 24.09.04 14:38:48
      Beitrag Nr. 111 ()
      @Hetfield,nach etwa 14 Tagen im Westen hatte mir ein Bekannter einen Job in einer Glasfirma versorgt.Mein erster Verdienst waren damals DM 1.200 netto.Dafür musste ich den ganzen Tag die Sprossen für Isoglasprossenfenster einbauen.Scheiss Job,aber egal,besser als arbeitslos.Naja,Knete verdienen war eben mörderwichtig,schliesslich hatte ich ausser meiner Reisetasche nix.Leider habe ich dadurch den Sprung wieder hin zum Profisport verpasst und wenn man da einmal den Anschluss verpasst hat,ist man eben raus.
      Avatar
      schrieb am 10.10.04 19:07:45
      Beitrag Nr. 112 ()
      Heute vor 20 Jahren war Ankunft in Giessen und der Knastspuk vorbei.Unglaublich !!


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Auf dem Weg nach Westen