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    Abspaltung des Ostens die allerletzte Hoffnung fuer den Osten - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.09.04 21:29:34 von
    neuester Beitrag 20.09.04 23:51:27 von
    Beiträge: 5
    ID: 906.028
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      schrieb am 20.09.04 21:29:34
      Beitrag Nr. 1 ()
      Mutige Kolumne !!
      Aber waeren die Ostdeutschen wirklich bereit sich abzuspalten und ihr Schicksal in die eigenen Haende zu nehmen. Im Moment scheint nichts undenkbar, mal sehen wenn erstmal ueber diese Moeglichkeit ernsthaft diskutiert wird.

      ----
      Kolumne: Im Osten nichts Neues
      Von Wolfgang Münchau

      Die Probleme der ostdeutschen Wirtschaft sind im Rahmen eines einheitlichen Staates nicht mehr lösbar.


      Der frühere Bundeskanzler Ludwig Erhard soll nach dem Bau der Mauer einmal gefragt haben, wie viel es denn kosten würde, die damalige DDR der Sowjetunion abzukaufen. Erhard war ein Mensch mit der Tendenz, alles auf das Ökonomische zu reduzieren. Ein ähnlich denkender Ostdeutscher könnte nach den katastrophalen Wahlergebnissen vom Wochenende die Frage stellen: Welchen ökonomischen Wert hätte die Unabhängigkeit unseres Landes?

      Wer die wirtschaftlichen Probleme des Ostens wirklich lösen möchte, kommt zunächst um eine Erkenntnis nicht herum. Die deutsche Wiedervereinigung ist ökonomisch gescheitert, und sie droht politisch zu scheitern.


      Das ökonomische Scheitern hat nichts mit fehlenden Reformen zu tun oder mit den Strukturrigiditäten der deutschen Wirtschaft. Was auch immer man in den deutschen Talkshows hört: Die Genesung des Ostens ist mit Mitteln innerstaatlicher Wirtschaftspolitik wie etwa Reformen oder Transfers nicht mehr zu gewährleisten. Die Sache ist gelaufen.



      Schlüsselfaktor Wechselkurs


      Der wichtigste Grund dafür ist, dass die schnelle staatliche Wiedervereinigung dem Osten die effektivste Möglichkeit eines nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwungs genommen hat: die Fähigkeit, den Anpassungsprozess mit einer geeigneten makroökonomischen Politik zu begleiten - Zins- und Wechselkurspolitik sowie einer autonomen Haushaltspolitik. Genau so machten das andere Schwellenländer wie Polen, Tschechien, China und Mexiko - und vor allem aber auch Westdeutschland in den 50er Jahren.


      Der wichtigste - vom konservativen Deutschland immer heruntergespielte - Faktor für den Aufschwung des Westens war die Unterbewertung der D-Mark im Währungssystem von Bretton Woods. Bei der Wiedervereinigung geschah genau das Gegenteil: Ostdeutschland trat dem Westen mit einem überbewerteten Wechselkurs bei.


      Was der Osten heute bräuchte, ist eine reale Abwertung. Sie kann im Prinzip über zwei Mechanismen erfolgen. Ein Weg ist eine nominale Abwertung der eigenen Währung, die nicht durch einen Anstieg der Inflation kompensiert wird. Das geschah etwa, als Großbritannien Anfang der 90er Jahre aus dem Europäischen Wechselkurssystem ausschied.


      Ländern ohne eigene Währung oder mit einem festen Wechselkurs bleibt dagegen nur der Weg über Lohnverzicht - wie in den Niederlanden, wo sich die Sozialpartner in den 80er Jahren auf das so genannt Polder-Modell einigten. Für Ostdeutschland ist das aber auch keine Antwort. Das Polder-Modell funktioniert eben - wenn überhaupt - nur für Länder, nicht für Regionen innerhalb von Ländern. Zwischen Ost- und Westdeutschland herrscht, im Gegensatz zu den Niederlanden und ihren Nachbarn, ein hoher Grad an Mobilität von Arbeitskräften. Wenn im Osten weniger verdient wird, ziehen die qualifizierten Kräfte in den Westen. Ein Land kann sich auf Kosten seiner Nachbarn besser stellen. Einer Region wird man ein derartiges Verhalten nicht zugestehen, und das aus gutem Grund.


      Ostdeutschland stehen beide Möglichkeiten einer realen Abwertung nicht zur Verfügung. Aber ohne dieses Instrument ist ein Anpassungsprozess äußerst schwer. Das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt im Osten bei ungefähr zwei Dritteln vom Durchschnitt des Westens. Um den Stand des Westens in 15 Jahren zu erreichen, müsste Ostdeutschland jedes Jahr um ungefähr fünf Prozent wachsen. Mexiko, Polen oder die frühe Bundesrepublik haben gezeigt, dass solche Raten erreichbar sind. Allerdings nur mit einer eigenständigen Wirtschaftspolitik.



      Inseln des Wohlstands


      Im Gegensatz zu Großregionen sind Kleinregionen oder Städte grundsätzlich in einer besseren Lage. Ein Beispiel ist Luxemburg, dem in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gleich zwei Umwälzungen gelungen sind: von Kohle und Stahl hin zu den Finanzdienstleistern und dann schließlich zu Hightech-Sektoren wie der Satellitentechnik.


      Man sollte sich allerdings hier nichts vormachen. Auch wenn Dresden es schaffen sollte, wird der Osten insgesamt eine unterentwickelte Region bleiben. Mit dem Ende der Eigenstaatlichkeit fehlen dem Osten die effektiven Mittel für das Aufschließen zum Westen. Durch milliardenschwere Transfers lassen sich die ökonomischen Konsequenzen dieses Desasters überdecken, aber nicht lösen. Mit ordnungspolitischen Maßnahmen, so wie zuletzt von Altkanzler Helmut Schmidt gefordert, lässt sich einiges an Aktivität generieren. Es wird aber bei weitem nicht ausreichen.


      Man muss sich also darauf einstellen, dass der Osten auf sehr lange Sicht unterentwickelt bleibt. Daher ist damit zu rechnen, dass auch die politische Landschaft im Osten langfristig anders aussieht.


      Der Aufstieg der NPD in Sachsen ist nicht vergleichbar mit einer ähnlichen Lage in Baden-Württemberg in den späten 60er oder der Republikaner in den 80er Jahren. CDU und SPD werden im Osten langfristig schwächer sein, und der Grad der politischen Radikalisierung wird zunehmen.


      Wenn die Menschen im Osten ihre wirtschaftlichen Probleme wirklich lösen wollen, dann bleibt ihnen keine Wahl, als sich vom Westen unabhängig zu machen. Ich glaube nicht, dass sie dazu bereit sind. Die Eingangsfrage nach dem ökonomischen Wert der Unabhängigkeit bleibt unbeantwortet. Es wird also so weitergehen wie bisher. Weiter bergab.

      http://www.ftd.de/pw/de/1095597903005.html?nv=skyx
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 22:26:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      "Der wichtigste Grund dafür ist, dass die schnelle staatliche Wiedervereinigung dem Osten die effektivste Möglichkeit eines nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwungs genommen hat: die Fähigkeit, den Anpassungsprozess mit einer geeigneten makroökonomischen Politik zu begleiten - Zins- und Wechselkurspolitik sowie einer autonomen Haushaltspolitik. Genau so machten das andere Schwellenländer wie Polen, Tschechien, China und Mexiko - und vor allem aber auch Westdeutschland in den 50er Jahren."

      Mein Reden seit Jahren. Die Menschen hatten nie das Gefühl über das was im Osten passiert bestimmen zu können. Deswegen bekommt die PDS immernoch soviel Zulauf, es ist eine Ostpartei und es wurde nicht klar genug, daß der Sozialismus wirtschaftlich versagt hat, wie es bei einem Weiterexistieren des Ostens als eigener Staat, eindeutig geworden wäre.
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 23:29:24
      Beitrag Nr. 3 ()
      Newnoise
      warum wurde dann Kohl und nicht Lafontaine gewählt, damals?
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 23:36:23
      Beitrag Nr. 4 ()
      Stella

      Darum ja.
      Avatar
      schrieb am 20.09.04 23:51:27
      Beitrag Nr. 5 ()
      Wenn die Menschen im Osten ihre wirtschaftlichen Probleme wirklich lösen wollen, dann bleibt ihnen keine Wahl, als sich vom Westen unabhängig zu machen. Ich glaube nicht, dass sie dazu bereit sind. Die Eingangsfrage nach dem ökonomischen Wert der Unabhängigkeit bleibt unbeantwortet. Es wird also so weitergehen wie bisher. Weiter bergab.


      na klar doch, jetzt wo kaum noch industrie im osten ist, wo vieles dem westen gehört, sei es land, sei es betriebe. wo mio der jungen, gut ausgebildeten arbeitnehmer den osten gen westen verlassen haben, wo die überalterung im osten sehr hoch ist(sachsen anhalt bei 43 jahre im durchschnitt)
      hat man superchance sich vom westen loszusagen und das dann auch noch zu bestehen.
      was für ein spinner dieser autor des artikels doch sein muss


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