Mehr als Rohstoffe: China läuft dem Westen in Afrika den Rang ab
Während der Westen Afrika vor allem als Heimat von Millionen potenzieller Flüchtlinge und als Absatzmarkt für Waffen sieht, baut China entschlossen seine Wirtschaftsbeziehungen aus. Die Volksrepublik ist inzwischen der größte Handelspartner des Kontinents und hat es nicht nur auf Rohstoffe abgesehen.
60 Mrd. Dollar-Paket beschlossen
Einen bösen Kommentar zur westlichen Afrika-Politik konnte man in diesen Tagen auf Twitter lesen. Während man China vorwirft, nur an die Rohstoffe kommen zu wollen, muss man konstatieren, dass das Land wenigstens dafür bezahlt, während sich Europa einst die Rohstoffe einfach genommen hat. Auch wenn diese Aussage etwas übertrieben wirkt, steckt da doch jede Menge Wahrheit drin. China nimmt die afrikanischen Führer jedenfalls ernst und sieht den Kontinent als riesigen Absatzmarkt. Allein 2017 belief sich das Handelsvolumen zwischen Beijing und dem Kontinent auf satte 170 Mrd. Dollar. Damit waren die Ostasiaten erneut der wichtigste Handelspartner des Kontinents – vor den USA und der alten Kolonialmacht Frankreich. Auf dem China-Afrika-Gipfel in Beijing schnürte man ein neues 60 Mrd. US-Dollar-Paket. Darin enthalten sind 15 Mrd. Dollar als Hilfe und zinsloses Darlehen, eine Kreditlinie von 20 Mrd. Dollar, einen 10 Mrd. Milliarden Dollar schwerer Spezialfonds für die gemeinsame Entwicklung sowie ein 5 Mrd. Dollar schweres Paket, um Exporte aus Afrika nach China zu fördern. Darüber hinaus sollen chinesische Konzerne in den kommenden drei Jahren weitere 10 Mrd. Dollar auf dem Kontinent investieren. Nur mal zum Vergleich: die deutsche Wirtschaft hat jüngst beschlossen, ihre Aktivitäten in Afrika zu verstärken. Im ersten Halbjahr betrug das Volumen glatt 1,09 Mrd. Euro. Deutschland gehört damit nicht einmal mehr zu den Top-10-Investoren in Afrika.
Chinas Konzerne sichern sich den Nachschub
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China nimmt Afrika also ernst und sieht es vor allem als riesigen Absatzmarkt an. Auf der anderen Seite ist es der unerschlossenste Kontinent, was Rohstoffe betrifft. Dementsprechend ist es logisch, dass die Chinesen hier derzeit einen Deal nach dem anderen eintüten. China ist seit knapp zwei Jahrzehnten der größte Verbraucher von Industriemetallen auf dem Globus. Inzwischen hat man sogar Kredite im Volumen von mehr als 130 Mrd. Dollar direkt an afrikanische Staaten gewährt. Aktiv sind aber vor allem Staatskonzerne, die sich beispielsweise direkt in Rohstoffunternehmen einkaufen oder Abnahmevereinbarungen treffen. Glencore beispielsweise hat erst im März eine Kobalt-Deal mit dem chinesischen Batteriehersteller GEM abgeschlossen. Demnach werden die Eidgenossen etwa ein Drittel ihrer Produktion der Jahre 2018 bis 2020 an die GEM-Gruppe verkaufen. Der Batteriekonzern kauft konkret 52.800 an Kobalt-Hydroxit (mehr hier).