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Die Bullen wehren sich gegen die Korrektur – vergeblich - Seite 3
US-Wirtschaft wird nicht schadlos davonkommen
Die US-Regierung versucht derweil zu beschwichtigen. Laut US-Handelsminister Wilbur Ross könnten wegen des Coronavirus sogar etliche Arbeitsstellen in die USA zurückkehren. Und nach Einschätzung von Larry Kudlow, dem Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, hat die Pandemie keinen wesentlichen Einfluss auf die amerikanische Wirtschaft. Die USA stünden sogar bereit, China wegen eines zu erwartenden Wirtschaftsabschwungs zu helfen. Jedoch sollte Peking kein Entgegenkommen bei den Sonderzöllen erwarten. Dies seien verschiedene Angelegenheiten, so Kudlow.
Goldman Sachs allerdings hat für die US-Wirtschaft die gleiche Vorhersage getroffen wie für China. Die US-Wirtschaft könnte demnach also im 1. Quartal 2020 auch um 0,4 Prozentpunkte langsamer wachsen. Immerhin schaffte sie im 4. Quartal 2019 erneut ein Wachstum von 2,1 %, wie gestern bekanntgegeben wurde – genauso viel wie im Quartal zuvor.
Allerdings stiegen die Ausgaben der privaten Haushalte mit 1,8 % nicht mehr so stark wie im Sommer mit damals 3,2 %. Zugleich lieferte der Außenhandel mitten im Zollkonflikt der USA mit China zwar noch einen Wachstumsbeitrag von 1,5 Prozentpunkten, allerdings geht dieser weniger auf einen Exportanstieg zurück, sondern auf einen Einbruch der Importe. Und das sind keine guten Zeichen für die Stärke der Binnenwirtschaft. – Schon zum Wachstum im 3. Quartal 2019 war ich skeptisch, weil diese zu einem Großteil durch Staatsschulden erkauft wurde (siehe „Das Wachstum der USA überrascht nur auf den ersten Blick positiv“).
Eilen die Notenbanken wieder zu Hilfe?
Bleiben noch die Argumente der Bullen. Sie könnten darauf hoffen, dass die Notenbanken wieder einspringen. Und das könnte auch den Kurssprung der Aktienmärkte nach der vorgestrigen WHO-Meldung begründen. Die Wetten am Geldmarkt auf eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) bis zum Jahresende haben jedenfalls bereits zugenommen. Wie an den Geldmarktsätzen abzulesen ist, sehen Investoren die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschrittes aktuell immerhin schon bei 50 %, nach zuvor 30 %. Für 2021 stellen sich die Investoren gleichzeitig nicht mehr darauf ein, dass die EZB die Zinsen anhebt. Derartige Spekulationen waren zuvor in Folge stabiler Konjunkturdaten aufgekommen.
Ich persönlich glaube aber nicht daran, dass die Notenbanken helfen werden. Denn die Belastungen durch die Pandemie werden vorübergehend sein. Und in der Industrie könnte es anschließend zu Aufholeffekten kommen. Daher würden Zinssenkungen oder andere Maßnahmen eher verunsichern, statt zu helfen.
Aber letztlich wird dies auch davon abhängen, wie stark sich die Pandemie noch ausbreitet und wie lange die Belastungen dadurch anhalten. Das kann aktuell niemand vorhersagen. Mit Prognosen von 0,4 Prozentpunkten weniger Wachstum muss man sich bislang um die Wirtschaft auch keine größeren Sorgen machen. Vielmehr sollte man sich als Anleger und Trader nun freuen, dass endlich eine bereinigende Korrektur an den Aktienmärkten angelaufen ist.
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Während ich diese Zeilen schreibe, haben auch Dow Jones und S&P 500 neue Korrekturtiefs erreicht. Warten wir nun ab, wie nachhaltig diese sind…
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)