Wenn Trump doch auf Kurs ist
Turnaround-Aktien: Mit diesen drei US-Blue Chips können Sie nach Corona abräumen
Die USA leiden unter konstant hohen Corona-Fallzahlen. Gleichzeitig setzt der US-Präsident Donald Trump auf eine Rückkehr zur Normalität. Kehrt diese ein, könnten Anleger mit diesen US-Blue-Chip-Aktien auf der richtigen Seite sein. Markus Wessel aus dem Hause Smart Investor stellt Ihnen die drei Top-Chancen vor.
Den Gürtel enger geschnallt
Besonders drastische Folgen hatte Corona für die Gastronomie. Nachdem der normale Restaurantbetrieb oftmals komplett eingestellt werden musste, sahen sich zahlreiche Gastronomen in ihrer Existenz bedroht. Wie es genau weitergeht, können auch die Verantwortlichen bei der weltgrößten Fast-Food-Kette – McDonald’s – nicht mit Sicherheit vorhersagen.
Allerdings steht fest, dass der Burgerbrater selbst diese Krise dank seiner Finanzkraft und hohen Kundenbindung überleben wird – die Marke steht wie nur wenige andere für den „American Way of Life“. Mehr noch: Die weltweit 39.000 Restaurants setzen auf gleichbleibende Qualität, hohe Effizienz in den Abläufen und ein äußerst attraktives Preisniveau. Letzteres wird gerade in Zeiten, in denen viele Verbraucher den Gürtel enger schnallen müssen, zu einem Vorteil.
Einbußen beim Frühstücksverkauf
Zudem hat McDonald’s sein bewährtes Drive-Thru-Geschäft in der Pandemie weiter verbessert und die Wartezeiten verkürzt. Im zweiten Quartal entfielen auf diesen Bereich fast 90 Prozent des Gesamtumsatzes, der im Jahresvergleich dennoch um 29 Prozent einbrach. Der Gewinn je Aktie ging im selben Zeitraum sogar um fast zwei Drittel zurück. Das lässt sich mit dem deutlichen Rückgang in der wichtigen Frühstücksschicht erklären, die zuvor fast 40 Prozent des Konzerngewinns eingefahren hatte. Wer im Homeoffice arbeitet, frühstückt meist nicht außer Haus.
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Allerdings zeichnet sich hier eine Trendwende ab: Im Juli sei in den USA wieder ein leichtes Wachstum auf vergleichbarer Fläche erzielt worden, so McDonald’s. Gleiches gelte für einige internationale Märkte wie Kanada und Australien. In China sollen in diesem Jahr wie geplant 400 neue Restaurants eröffnen.
CEO Chris Kempczinski kündigte nun an, man wolle in der zweiten Jahreshälfte die Marketingausgaben deutlich steigern und zeitgleich weitere Neuheiten auf seinen Menüs einführen. McDonald’s investiert schon länger in digitale Angebote und den Ausbau seiner Lieferdienste – nicht zuletzt deshalb konnte der Fast-Food-Riese wichtige Marktanteile hinzugewinnen. Die Aktie sollte vor diesem Hintergrund ihre Aufholjagd fortsetzen.
Aus dem Tiefschlaf erwacht
Die Geduld von IBM-Aktionären wurde immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Während andere Techkonzerne Umsatzund Gewinnrekorde in Serie aufstellten, schien „Big Blue“ in einem Tiefschlaf zu verharren. Nicht nur nahmen die Erlöse immer weiter ab – bei vielen Megatrends wie Cloud Computing und anderen Web Services schien man der Konkurrenz zudem nur noch hinterherzulaufen.
Die eigenen Aktionäre vertröstete der Vorstand derweil mit steigenden Dividenden und Aktienrückkäufen, während der Aktienkurs über viele Jahre bestenfalls stagnierte – eine klassische Value-Falle („Value Trap“). Inzwischen mehren sich allerdings die Anzeichen, dass dem Tanker IBM die operative Wende gelingen kann. Zu verdanken wäre dies dem seit 2019 amtierenden CEO: Arvind Krishna. Der neue Kapitän – um beim Bild des Tankers zu bleiben – fädelte 2019 die vermutlich wegweisende Übernahme des Open-Source-/ Cloudspezialisten Red Hat ein. Zuvor hatte er bereits IBMs Cloudsparte geleitet. Zugleich holte Krishna Red Hats Vorstandschef, Jim Whitehurst, an seine Seite.
CEO Krishna setzt auf Hybrid-Cloud-Lösung
Dieses Duo könnte nun die langersehnte Trendwende einleiten. Schon das zweite Quartal, in dem COVID-19 vieles durcheinanderbrachte, bescherte dem Konzern ein beschleunigtes Wachstum seiner Cloudumsätze von 30 Prozent auf 6,3 Milliarden US-Dollar. Darüber hinaus erzielte man einen Free Cashflow von 2,3 Milliarden US-Dollar. Krishna setzt auf die sogenannte Hybrid-Cloud-Lösung, eine Kombination aus lokaler IT-Infrastruktur mit Private-Cloud-Diensten und Public Clouds wie „Amazon Web Services“.
Diesem Segment wird eine besonders dynamische Entwicklung vorhergesagt. Red Hats Open-Source-Architektur soll beide Cloudumgebungen verbinden und IBM dadurch neue Absatzmöglichkeiten eröffnen, beispielsweise für seine anderen Dienste und hochprofitablen „z15-Mainframes“. Allerdings dürften Amazon und Microsoft der Big Blue nicht kampflos das Feld überlassen.
Da überdies in den angestammten Sparten wie der Beratung und dem Storage-/ Großrechnergeschäft die Erlöse weiter rückläufig sind, werden die Erfolge der neuen Cloud- und KI-Strategie erst allmählich sichtbar. Immerhin scheint auf dem aktuellen Kursniveau bereits (zu) viel Skepsis eingepreist zu sein. Geht Krishnas Plan auf, steht die IBM-Aktie vor einer Neubewertung.
Das Gesicht der Pandemie
Sie sind das Gesicht dieser Pandemie: Die weißen Atemschutzmasken, die zunächst überall fehlten und nun in Stückzahlen von mehreren Hundert Millionen produziert werden. Der US-Mischkonzern 3M ist der weltweit größte Hersteller der sogenannten N95, die mit der hierzulande bekannten FFP2-Maske in ihrer Funktion vergleichbar ist.
Bis zu zwei Milliarden Masken sollen in diesem Jahr die 3M-Fabriken verlassen. 800 Millionen waren es bereits im ersten Halbjahr. Allerdings hat der Boom bei professioneller Schutzausrüstung und in anderen Segmenten wie bei den Reinigungsprodukten der Marke „Scotch-Brite“ oder bei biopharmazeutischen Filtern nicht ausgereicht, um einen Umsatz- und Gewinnrückgang zu verhindern. Mit einem Umsatzminus von zwölf Prozent auf 7,2 Milliarden US-Dollar und einem Ergebniseinbruch von 16 Prozent auf 1,78 US-Dollar je Aktie kam man dennoch vergleichsweise gut durch das „Corona-Quartal“ (April bis Juni).
Pro und Contra des 3M-Geschäfts
Als klassischer, global aufgestellter Industriekonzern leidet 3M in vielen seiner Sparten unter der schwachen Weltkonjunktur. Sowohl das Automotive-Geschäft als auch 3M-Produkte für Gewerbebetriebe, die Gastronomie und den Handel verzeichneten in der ersten Jahreshälfte eine rückläufige Nachfrage. Sogar die bekannten Post-it-Klebezettel wurden in der Corona-Krise weniger gekauft.
Gleiches galt für viele andere Einmalartikel. Für 3M spricht die weiterhin überdurchschnittliche Profitabilität: Mit einer operativen Marge von zuletzt 19,6 Prozent belegt man im Peergroup-Vergleich einen Platz im Spitzenfeld, für den Anleger in der Vergangenheit oftmals bereit waren, einen Bewertungsaufschlag zu bezahlen. Diese Prämie ist inzwischen verschwunden.
Auf dem aktuellen Kursniveau billigt der Markt dem 3M-Papier lediglich ein KGV von rund 17 zu. Dabei hat Firmenchef Mike Roman schon 2019 wichtige Weichenstellungen vorgenommen, deren Fortschritte ohne die Pandemie vermutlich im laufenden Jahr auf der Ergebnisseite sichtbar geworden wären.
Neben einer Verkleinerung der Segmente von fünf auf vier sind vor allem die milliardenschweren Zukäufe in 3Ms Gesundheitssparte und der Verkauf von Randaktivitäten ein wichtiger Hebel für perspektivisch steigende Gewinne. Auch der im zweiten Quartal erzielte Free Cashflow von 1,5 Milliarden US-Dollar (plus 18 Prozent) ist ein Hinweis auf die wahre Ertragskraft des Konzerns. Da Roman für den Juli von einer erfreulichen Belebung des Geschäfts auf einer breiten Basis berichtete, könnte der Zeitpunkt für ein 3M-Investment nun gekommen sein.
Fazit
Das Coronavirus bleibt das größte Risiko für viele Unternehmen und Geschäftsmodelle. Gelingt es möglichst bald, die Infektionszahlen einzudämmen und somit weitere Einschränkungen zu verhindern, sollten diese US-Blue-Chips zu den Gewinnern zählen. Der Gefahr eines zumindest kurzfristigen weiteren Rückschlags sollten sich Anleger aber stets bewusst sein.
Autor: Marcus Wessel
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